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Take Two

Nimm Zwei
von

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Nicht ganz ein Epilog

4. Nicht ganz ein Epilog
 

Draco Malfoy konnte nicht glauben, dass sein Leben noch besser werden könnte. Er war endlich mit seinem Liebsten zusammen; ihre Beziehung zum größten Teil geheim, aber trotzdem das Beste, das ihnen beiden je widerfahren war. Ron, mit dem er jetzt tatsächlich auf Vornamen-Basis war, war endlich nach langer Zeit und vielen hässlichen Kämpfen mit Hermione zusammengekommen. Hermione beweinte noch immer die Tatsache, dass sie Harry ins Schwulsein getrieben hatte, und sie sah Ron nur als Kurzzeitlösung an. Der Rotschopf aber wusste etwas, das die kleine Neunmalkluge nicht wusste: Eine Beziehung mit einem reinblütigen Zauberer oder einer reinblütigen Hexe war etwas fürs Leben, und Ron hatte keinerlei Verlangen, sie jemals wieder gehen zu lassen. Harry war ebenso unwissend was diesen Fakt betraf, aber sehend, dass der Junge Liebeserklärungen ohne Ende machte und sogar schon von der Zeit *nach* ihrem zweiten Jahrestag sprach, ließ Draco wissen, dass Harry auf ewig sein sein würde; selbst ohne ihr kleines Bond.
 

Und gegenwärtig schnitt Draco Gänseblümchenwurzeln für seine Schrumpflösung. Er konnte wirklich nicht glauben, dass sein Leben noch besser werden konnte. Bald sollte er korrigiert werden.
 

Pansy Parkinson, auch bekannt als Pushy Pugface, saß wie immer neben ihm in Zaubertränke und beschwerte sich ununterbrochen darüber, dass die neuen Wunderbaren Warzen Wegmacher © nicht ihr Geld wert waren, "-aber nach nur zehn Minuten sind sie einfach wieder da und ich-"
 

Dracos Augen wurden glasig, versuchend das grausame mentale Bild auszublocken von *wo* genau diese Warzen waren. Harry hatte keine Warzen - nun, er hatte keine in den Stellen, die Draco bis jetzt gesehen hatte.
 

"-und ich werde sicher gehen, sie zu verklagen-" dröhnte Pansys Stimme weiter wie ein lästiges Insekt, das geradezu danach bettelte, zertreten zu werden. Was würde Draco nicht alles geben für ein bisschen mehr Action? Harry war auf der anderen Seite der Kerker. Deswegen waren Liebesbriefe außer Frage. Aber es musste doch etwas geben-
 

Etwas Weiches und Glibberiges landete mit einem feuchten Klatscher auf seinem Tisch, genau neben seinem Schneidbrett. Pansy schien es nicht zu bemerken aufgrund ihres Beschwerde-Monologes über ihre kosmetischen Probleme. Dracos Lippen zuckten als er erkannte was genau in seine Richtung geworfen worden war, und realisierte wer es geworfen hatte. Seitdem er und Harry ein Paar geworden waren, hatten sie ihr eigenes kleines Hobby, sich absichtlich gegenseitig Strafarbeiten zu verschaffen, die sie zusammen ausführten. So konnten sie mehr Zeit miteinander verbringen ohne Misstrauen zu erwecken. Bis jetzt hatte es gut funktioniert.
 

"Professor, Potter hat ein Auge auf mich geworfen!" meinte Draco, innerlich aufgrund der Wortwahl grinsend. Die Slytherin-Seite der Kerker kicherte offen, und Harry schoss einen geübten Todesblick auf ihn.
 

"Zehn Punkte von Gryffindor", sagte Snape gelangweilt, nicht von seinen Papieren aufschauend.
 

Draco grinste (Pansy beschwerte sich noch ein wenig mehr über ihre Orangenhaut). "Es war ein sehr klebriges Auge, Sir", machte der Blonde weiter. Zehn Punkte Abzug waren nicht genug; er musste Harry eine Strafarbeit besorgen. Danach würde er etwas Dummes tun und sich eine für sich selbst verdienen. Sein Pate mochte ihn vielleicht bevorzugen, aber mehr als ein bisschen Kichern und Necken, und man sah sich schneller in einer Strafarbeit als man "Er hat angefangen!" sagen konnte.
 

"Ich denke, Potter hat es verhext, mich auszuspionieren", sagte Draco scheinalarmiert. "Es hat diesen komischen Blick im ... Auge."
 

"Das ist lächerlich, Malfoy!" rief Harry durch den Raum. "Wenn ich dich ausspionieren wollte, würde ich einen magischen Spiegel benutzen!"
 

Draco verschluckte sich.
 

"Nun, Potter", ließ sich die seidige Stimme des Zaubertränkemeisters vernehmen. "Falls dein Motiv nicht das einfache Ärgern von Mr. Malfoy gewesen ist, ist der einzige andere Grund, der mir in den Sinn kommt, dass du seinen Zaubertrank absichtlich ruinieren wolltest indem du Zutaten wirfst. Unglücklicherweise für dich ist deine Zielgenauigkeit nicht ganz so fortgeschritten wie dein grauenvoller Sinn für Augenbekleidungsmode. Strafarbeit heute Abend um exakt sieben Uhr."
 

Draco seufzte in Mitgefühl zu Harrys übertrieben gequälten Stöhnen.
 

"Dämlicher Potter", schniefte Pansy. "Geschieht ihm recht. Er sollte jetzt schon wissen, dass er sich nicht mit uns Slytherins anlegen sollte." Sie zwitscherte in ihrer schrecklichen Stimme als ob sie den besten Witz ihres Lebens gemacht hätte.
 

Draco biss seine Zähne zusammen und zählte bis zehn, um sowohl seinen Ärger zu unterdrücken als auch sicher zu gehen, dass er die nächste Zutat zur exakten Zeit zu ihrem Zaubertrank hinzufügte. Das Gebräu brodelte friedlich, kleine Rauchwölkchen ausstoßend. Draco schnappte sich das Auge, innerlich aufgrund des ekelhaften Gefühls zusammenzuckend, und dann warf er es zurück auf Harry.
 

"Hey, Potter!" rief er, effektiv Snapes Aufmerksamkeit auf sich ziehend. "Fang!"
 

"Accio", äußerte Snape, seinen Zauberstab auf den Augapfel deutend bevor er Harry treffen konnte. Das Organ änderte die Richtung und schoss geradewegs auf den Zaubertränkemeister zu, der das Auge dann zurück in die Speicherkammer sandte; kein Grund gute Zaubertrank-Zutaten zu verschwenden.
 

"Mr. Malfoy", knurrte er leise, einen ernsten Blick Richtung Draco werfend. "Da Sie so darauf aus scheinen Mr. Potter in seiner Strafarbeit beizuwohnen, will ich meine gnädige Ader wieder einmal unter Beweis stellen und Ihren Wunsch erfüllen. Sieben Uhr vor meinem Büro."
 

"Ja, Sir." Der Blonde versuchte unterwürfig und um Verzeihung heischend zu klingen, doch innerlich fühlte er sich nach Feiern zumute. Er würde den gesamten Abend mit Harry verbringen können, und falls er auch nur ein wenig Glück hatte, würde sein Pate sie ihre Arbeit unüberwacht erledigen lassen.
 

"Hm", schniefte Pansy herablassend und schoss Draco einen Blick zu, den sie bestimmt als mitfühlend empfand. "Nach Voldies rechtzeitigem Verscheiden ist Professor Snape einfach nicht mehr derselbe, nicht wahr? Damals hätte er deinen kleinen Streich - der ohnehin nur Payback war - ignoriert, aber jetzt ... Es tut mir so leid, dass du jetzt Potter für einen ganzen Abend ertragen musst."
 

Draco biss sich auf die Zunge um nicht zu sagen, dass es ihm auch sehr leid tat, Pansy für länger als es ihm lieb war, ertragen zu müssen. "Ich weiß dein Mitgefühl zu schätzen", sagte er nur, und er meinte es sogar. Pansy mochte vielleicht die meiste Zeit eine dämliche Binse sein, und sie mochte Harry vielleicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit verfluchen, aber als es darauf ankam, da hatte sie genügend Vertrauen in ihn gehabt, um ihm mit ihrem Leben zu vertrauen - und sie hatte überlebt.
 

Der Rest der Stunde war recht ereignislos. Dracos Zaubertrank war wie immer fehlerfrei; keine Überraschung hier, wenn man bedachte, dass der Blonde während der Sommerpausen von seinem Paten Privatstunden bekam. Nevilles Kessel hatte einige Dellen abbekommen, als sein Zaubertrank wie durch Wunderhand nussgroße Funken in verschiedene Richtungen gesprüht hatte. Snape hatte insgesamt siebzig Punkte von Gryffindor genommen (sechzig vom armen Longbottom), aber er hatte davon abgesehen, noch mehr Strafarbeiten auszuteilen. Sicherlich hatte er die Verbindung gezogen, dass falls er Longbottom eine Strafarbeit mit ihm verpasste, er noch mehr Zeit in seiner Gegenwart verbringen musste als er bereits gezwungen war.
 

*****
 

"Was soll ich bloß anzieh'n? Was soll ich bloß anzieh'n!" murmelte der eitle, gestresste Slytherin, sein Haar in einem Versuch ziehend, seinen rasenden Verstand zurück in Ordnung zu bringen. "Silber ist zu Klischee, grün sieht besser auf Harry aus, blau ist so absolut nicht meine Farbe ..."
 

Die ausrangierten Roben lagen in einem Haufen auf den Fliesen, als Draco in seiner Unterwäsche im kühlen Badezimmer stand, seine Hände in Verzweiflung wringend. Sich für den Tag anzuziehen war schon schwierig genug, aber für diese noch immer zu raren Gelegenheiten, wenn er sich (fast) alleine mit seinem Freund traf, war Draco so eitel wie man nur sein konnte. Für Harry wollte er so gut wie möglich aussehen, selbst wenn das bedeutete, den Zorn aller Slytherin-Jungen heraufzubeschwören, die gerade vor dem Badezimmer standen. Dank des Abschirmungszaubers, den der Junge vorher ausgesprochen hatte, musste er nicht mehr all diese Bedrohungen und Flüche anhören. Nachdem Voldemort und seine Anhänger niedergegangen waren, was Lucius Malfoy Geküsst nach Askaban gebracht hatte, waren die verbleibenden Slytherins nicht mehr beeindruckt wenn die berühmten Worte von Dracos Mund fielen; "Warte nur bis mein Vater davon hört!"
 

Er wusste, er sollte dafür dankbar sein, aber er konnte nicht anders, als in Sorge Richtung Semester-Ende blicken, wenn er für die Schulpause nach Hause fuhr. Draco zitterte bei dem Gedanken an seine Mutter und was sie vielleicht sagen oder tun mochte, wenn sie von der Tatsache Wind bekäme, dass ihr Sohn schwul und in einer Beziehung mit dem Jungen war, der ihr und Lucius' Leben ruiniert hatte. Enterbung wäre noch sein glücklichstes Schicksal.
 

Draco seufzte. Ein Problem nach dem anderen. Kein Grund sich seinen hübschen Kopf zu zerbrechen. Er war noch viel zu jung für seine ersten Sorgenfalten.
 

Nach viel Vorrede entschied sich der Slytherin schließlich dafür, dass Schulroben ausreichen würden. Er wollte seinen Paten schließlich nicht misstrauisch machen, aber nun sah sich der Blonde mit dem nächsten Problem konfrontiert: Welche Schulrobe? Ein Beobachter mochte vielleicht sagen, dass die Roben identisch waren, aber für Dracos geschulte Augen waren sie es nicht. Eine war dunkelschwarz, seinen geschmeidigen Körper umschmeichelnd und sanft um seine Knöchel fallend. Die andere war tiefschwarz, seinen Körper einhüllend und weich um seine Knöchel fallend. Diese Fakten machten den ganzen Unterschied aus, als Draco eine Robe vor sich hielt und seine Reflektion kritisch studierte.
 

"Heißes Date?" fragte eine bekannte heisere Stimme gedehnt, Draco innerlich zum Stöhnen bringend. Warum, oh warum nur war es so schwer, etwas Frieden zu kriegen? Er hatte nur noch vierzig Minuten, um sich zu entscheiden, was er anziehen sollte, und er hatte noch nicht einmal angefangen, sich nach Schuhen und passenden Socken umzuschauen, um Merlins Willen!
 

"Eher eine heiße Strafarbeit", knurrte Draco zu dem (in Gold und Silber gerahmten) Spiegel. "Nun, wenn es dir möglich wäre, mich-"
 

"Warum trägst du nicht die schwarze Robe mit den silbernen Stickereien?"
 

"-weiter zu belästigen?" Draco stieß einen überforderten Seufzer aus. "Zeige dich endlich. Es ist irgendwie unheimlich, eine Konversation mit meiner eigenen Reflektion zu haben."
 

Die Oberfläche des Spiegels wirbelte wieder herum, Gesichtszüge begannen hervorzuwachsen, als der Spiegel seine dritte Dimension annahm.
 

"Nun, lieber Junge", sagte sie sanft, Dracos Lebensbedrohungen aufgrund des Nicknamens ignorierend, "ich habe dich nicht 'belästigt', wie du so unschön gesagt hast. Ich bin mir sehr wohl bewusst, wann ich nicht erwünscht bin, sei unbesorgt."
 

"Nicht das schon wieder", stöhnte Draco müde. "All dein Gerede, dass du mich verlassen und nie wieder zurückkehren willst, ist doch nur leerer Mist. Gib es zu, du genießt es, der verschlagene Spiegel zu sein und verbotene Blicke zu erhaschen, nicht wahr?"
 

"Hmpf", war die nichtssagende Antwort. "Du wirst schon wissen, was ich wert war, wenn ich nicht mehr hier bin, lieber Junge."
 

"Ja, genauso wie ich vermissen werde, dass du mich so nennst", grummelte Draco.
 

"Meine neue Meisterin-"
 

"Du *meinst* es tatsächlich dieses Mal?" Der Junge klang hoffnungsvoll.
 

"-ist weitaus verschlagener als du", fuhr der Spiegel gnadenlos fort. "Du hast deinen Touch verloren, wusstest du das, Lieber? Du bist weich geworden, aber Christine ... Oh, sie ist eine *wahre* Slytherin ..." ihre Stimme verlor sich verträumt.
 

"Ich bin ein ebenso wahrer Slytherin wie jeder andere in diesem Haus!" knurrte der Blonde eingeschnappt. "Ich war gerissen genug, das was ich wollte, innerhalb nur einer Woche zu kriegen!"
 

"Ja", grinste der Spiegel. "Nachdem du die Bestätigung hattest, dass deine kitschigen Gefühle returniert wurden."
 

"Oh, jetzt reicht's aber! Los, mach schon und verlass mich! Sieh' selbst, ob's mich interessiert!"
 

"Ich werde gerne gehen, mein Lieber."
 

"Zieh' endlich Leine", grummelte Draco. Alle verließen ihn! War es etwas, was er gesagt oder getan hatte? Nun ja. Sollten sie ihn doch alle im Stich lassen, solange Harry mit ihm war, war die Welt in Ordnung.
 

"Lebe wohl", seufzte der Spiegel dramatisch. "Und falls du jemals etwas brauchen solltest; ich bin bei Christine, der hübschsten Hexe- nun, da gibt es noch immer ihre Stieftochter, die lebt bei den- aber das ist eine völlig andere Geschichte." Die dünnen Lippen wölbten sich zu einem engen Lächeln. Und dann, mit einem Platscher, war sie weg, Draco seinem noch immer ungelösten Dilemma überlassend.
 

"Vielleicht werde ich die schwarzen Roben mit den silbernen Stickereien nehmen", überlegte er laut.
 

*****
 

Draco kam zu einer überraschenden Aussicht bei Snapes Büro an: Harry war schon dort. Der Slytherin lächelte und formte das obligatorische "Ich liebe dich" mit seinem Mund, bevor er sich neben seinen Freund stellte, Schulter gerade berührend. Harry stupste ihn an und formte die Worte "Lieb' dich mehr" zurück, Dracos Innereien mit Freude und Wärme winden lassend. Bevor der Slytherin jedoch die Chance hatte "Ich lieb' dich noch mehr" zu murmeln, schwang die Türe zu Snapes Büro auf und ein ziemlich zerzauster VGDK Professor stolperte heraus.
 

"Nun, ich seh' dich später, Sev", sagte Lupin sanft, das Lächeln offensichtlich in seiner Stimme, obwohl der Werwolf mit dem Rücken zu ihnen stand. "Lieb' dich."
 

"Ja, ja, ich weiß", sagte Snape rasch, Lupin rausscheuchend. "Ich will nicht-"
 

Sein Grinsen gefror als er Draco und Harry still am Gang stehen sah, für einmal absolut pünktlich.
 

"-dass wir Sie erwischen?" dehnte Draco mit einem engelhaften Lächeln. "Zu spät."
 

Harry musste die Innenseite seines Mundes beißen um sich vom Lächeln abzuhalten. "Punkt sieben Uhr. Wir sind rechtzeitig", sagte er unschuldig, doch Draco wusste, dass er nicht so unschuldig war. Draco kicherte leise aufgrund des beschämten Blicks von Lupin, während der Professor zu den Spitzen seines durcheinander geratenen Haares rot anlief, versuchend, seine Roben auszuglätten.
 

"Zwanzig Punkte von welchem Haus auch immer dieses Bisschen an Information ausläuft", sagte Snape kühl, gekonnt herumdrehend und steif zurück in sein Büro stolzierend. Lupin gab Harry ein nervöses Lächeln und dann floh er praktisch, wie er es schon in dem Moment tun wollte, als er realisierte, dass sie nicht mehr allein waren.
 

"Snape und Remus?" wisperte Harry, mehr schockiert als überrascht.
 

"Severus und Lupin?" meinte Draco ebenso leise, aber eher geschockt über die Tatsache, dass die beiden so unvorsichtig sein konnten. "Was sieht er bloß in ihm?"
 

"Wer?"
 

"Nun?" hörten sie Snapes ungeduldige Stimme schnappen. "Worauf wartet ihr? Eine gravierte Einladung? Kommt endlich rein und um Merlins Willen, schließt die Tür!"
 

Nicht auf die schlechte Seite seines Paten kommen wollend (er war einer der sehr wenigen, die in der Tat zwischen der guten und der schlechten Seite unterscheiden konnten), marschierte Draco schnell in das Büro. Der Raum war wärmer als die meisten anderen Kerkerzimmer. Von dem Türdurchgang, der ins Klassenzimmer führte, konnte Draco ein schwaches Flackern sehen, andeutend, dass dort zumindest ein Feuer am brennen war. Nicht, dass der Zaubertränkemeister ein Feuer im Kamin für die Studenten starten würde, er nahm das Wort 'Strafarbeit' wirklich ziemlich zu seinem Limit.
 

Als Draco jedoch den Zaubertränkemeister wirklich erblickte, ging seine gute Vornahme rasch in Rauch auf. Snapes Kragen war so hochgezogen, dass es unnatürlich aussah, oder ... als ob er etwas zu verbergen hatte. Pech, dass sein Pate so grottenschlecht in Glanzzaubern war.
 

"Haben Sie eine Erkältung, Professor?" fragte der Blonde, still kichernd, eine Braue suggestiv gehoben. Harry versuchte unerfolgreich sein Lachen als ein Husten auszugeben, während sich Snapes Augen noch mehr verengten.
 

"Ich bin völlig gesund", knurrte der Zaubertränkemeister leise, dagegen ankämpfend (und verlierend), in einer hässlichen Ziegelsteinfarbe anzulaufen. "Also, nein, ich werde euch nicht während eurer Strafarbeit wegsterben!" Seine Augen schossen Dolche auf seinen wagemutigen Patensohn, der offensichtlich unbeeindruckt war, da er die Blicke und Worte für das erkannte, was sie waren: Leere Drohungen von einem Wolf, nein, einem Hund, der bellte, aber nicht biss.
 

"Werden Sie nicht zu anmaßend mit mir, Mr. Malfoy. Selbst ich habe meine Grenzen." Dunkle Augen penetrierten seine grauen, aber wobei Studenten wie Neville Longbottom in Furcht gezittert und ihre Hosen nass gemacht hätten, seufzte Draco nur in gespielter Ergebenheit.
 

"Los mit dem Spaß-Part also?" fragte der Blonde, seine Tasche zur Seite gebend.
 

"Was wollen Sie, dass wir tun, Sir?" wollte Harry untertäniger wissen, versuchend, nicht zu grün zu werden bei dem Gedanken an seine letzte Strafarbeit mit Snape wo sie Hunderte von Kröten ausnehmen hatten müssen. Es hatte dem Gryffindor (der, anders als Draco, nicht daran gedacht hatte, undurchdringliche Handschuhe zu tragen) Tage gekostet, die Färbung und den Gestank der Kröteninnereien loszuwerden, und selbst nun sah der Junge noch weise davon ab, nach Mahlzeiten seine Finger zu lecken.
 

"Bevor Mr. Potter hier die Chance hat meinen Büroboden zu kontaminieren, werde ich euch von der Agonie des Unwissens befreien. Aufgrund des unglücklichen Umstandes, dass meine Vorratskammer vollends bestückt ist", (Draco dachte, dass das etwas damit zu tun hatte, dass es in der Tat *so* viele Strafarbeiten gab, sicherstellend, dass es niemals an vorbereiteten Zaubertrankzutaten mangelte), "werdet ihr beide dieses Mal einfach davonkommen. Ihr werdet die Phiolen mit den fertigen Zaubertränken in alphabetische Ordnung bringen, aber denkt bloß nicht, dass ihr noch einmal so leicht davon kommt. Ich erwarte eine neue Lieferung gehörnter Schnecken am nächsten Dienstag." Er schoss einen wissenden Blick zu dem erneut grün anlaufenden Gryffindor. "Nun? Warum steht ihr da noch so rum? Macht euch endlich an die Arbeit! Und vergesst nicht 'praktischerweise' ein Regal!" Er winkte sie von sich weg und drehte sich wieder zu der Tür um, die zum Zaubertrank-Klassenzimmer führte. Draco konnte zwei Kessel am Lehrertisch stehen sehen, mehrere Rollen Pergament verstreut herumliegend. Der Blonde konnte nicht anders als die Fähigkeiten und Grazie seines Paten für ein paar Minuten zu bewundern; der Kessel war ebenso sehr Severus' Element wie der Besen Harrys war.
 

"Draco?"
 

"Hm?" Der Slytherin drehte sich zu Harry um, grinsend wie der dunkelhaarige Junge total überfordert wirkte, drei Phiolen haltend und einen verwirrten Ausdruck tragend. Dann stöhnte Draco auf, als er sah wie winzig und unleserlich Snapes Kralle war. Selbst als ein Pseudo-Familienmitglied hatte Draco noch nicht die Kunst von Snapes Handschrift durchschaut. Sie würden eine Art Lesezauber brauchen, um zu helfen, die Beschriftungen zu verstehen. Die langgezogenen Regale mit den Dutzenden von Zaubertrank-Phiolen mit in die Rechnung einbeziehend, würde die heutige Strafarbeit wahrscheinlich noch länger dauern als ihre Kröten-Ausnahme-Session. Oh Freude.
 

"Ich hoffe, ihr zieht nicht die Verwendung von Magie bei eurer Aufgabe in Betracht", konnte die seidige Stimme des Zaubertrank-Professors gehört werden. "Denn für jeden Hieroglyphen-Zauber, den die Schutzzauber registrieren, werden dem Ausführenden zehn Hauspunkte abgezogen. Nun dürft ihr mit eurem 'Spaß' fortfahren."
 

"Sadistischer Bastard", grummelte Harry, und Draco konnte nicht anders als zustimmen, Familienbande mal beiseite. Was für eine Art Pate würde seinen eigenen Patensohn hinters Licht führen?
 

Ihre Arbeit war anstrengend und beanspruchte haufenweise Zeit, aber keiner wagte etwas außer ein paar Berührungen und gewisperte Worte. Sie waren sich der brennenden Blicke, die Snape durch den Türbogen in ihre Richtung warf, nur zu sehr bewusst, als ob der Professor Angst hätte, sie würden entweder jede Sekunde einen Kampf anfangen, oder versuchen, einige Zaubertränke (für welch dunkle Zwecke er ihnen auch zugedachte) zu stehlen. Harry war noch immer leicht durch Snapes einfache Anwesenheit eingeschüchtert, und Draco erwischte seinen Freund wiederholt mit zitternden Fingern.
 

"Harry", wisperte der Blonde zu dem Jungen, der seine Brillen wie eine Lupe benutzte, um das Gekrakel auf einer Phiole zu entziffern, abwesend vor sich hermurmelnd. "Bitte, sei vorsichtig mit den Phiolen und versuch einfach Se- Snape zu ignorieren. Er ist im anderen Zimmer und kann nichts tun." Draco schnappte sich selber eine Phiole und studierte sie nahe vor seinen Augen. Er hoffte, Harry hatte seinen kleinen Ausrutscher nicht gehört; er hatte seinem Freund noch nicht erzählt, dass der gefürchtetste Zaubertränkemeister in der Tat sein Pate war. Irgendwie scheute er dieses kleine Geständnis mehr als die Enthüllung seiner Spionieraktivität. Was würde Harry sagen? Severus Snape war ja schließlich nicht einer von Harrys Lieblingspersonen, aber Draco hatte ihn ganz lieb gewonnen. Sie würden etwas ausarbeiten müssen.
 

"Ich bin vollkommen entspannt", murmelte Harry nicht sehr überzeugend, aber warf trotzdem ein kurzes Lächeln. Er stellte die Phiole, die sich als Traumloser Schlaftrank entpuppt hatte, auf das erste Regal und schnappte sich dann eine andere. Die Worte vorne sahen aus wie 'Urixzijlnm', aber nachdem das kein Draco bekannter Zaubertrank war, zuckte der Slytherin nur mit den Schultern. Er hatte sein eigenes Rätsel zu lösen.
 

Das Glas klirrte leise als er den noch nicht identifizierten Zaubertrank zurück auf den Tisch stellte. Das würde ewig dauern, da der Junge keinerlei Hoffnungen hegte, dass sein Pate sie gehen lassen würde bevor sie fertig waren.
 

Draco zog an seiner Krawatte, um sie ein wenig zu lockern. Das Büro war stickig und heiß, unglaublich für einen Kerkerraum, da die Hitze von Snapes Feuer durch die Türe wehte, ihn zum Schwitzen brachte.
 

"Hey", wisperte Draco leise um den Zaubertrankmeister nicht zu alarmieren. "Das nächste Mal, wenn du eine Strafarbeit kriegen willst, fang nicht wieder 'was in Zaubertränke an. Das Ausnehmen war schlimm genug, selbst das Reinigen des Trophäenraumes mit Filch klingt nach Spaß mit dem hier verglichen."
 

"Was?" fragte Harry erschrocken und drehte sich abrupt zu seinem Freund um. "Verdammt!" Der Fluch folgte einem klirrenden Geräusch. Draco hob eine amüsierte Braue, seinen nicht so graziösen Gryffindor betrachtend. Er hätte wissen müssen, dass so etwas in der Art früher oder später passieren musste; zumindest hatte Harry die Phiole nicht zerbrochen. Draco kicherte aufgrund von Harrys entsetzten Ausdruck. Der Deckel war zu Boden gefallen als der dunkelhaarige Junge seine Hand gegen ein Regal geschlagen hatte. Kleine Rauchschwaden flogen auf, da es so warm in dem Raum war. Harrys Augen wurden glasig, der Urixzijlnm Zaubertrank (oder was immer es sonst war) lose in seiner Hand.
 

"Harry?" fragte Draco, eine Hand vor des anderen Gesicht wedelnd. Doch Harry reagierte nicht, er schaute nur weiter vage betäubt drein. Draco wunderte sich, was der Zaubertrank war und riss Harrys Hand von unter seiner Nase weg. "Bist du okay?"
 

"Ja", antwortete Harry gemächlich, ein weit entfernter Blick in seinen Augen, sich Draco fragen lassend, was exakt in diesen Zaubertränken war, die Snape da aufbewahrte.
 

"Du bist so ein Schwachkopf, Harry!" fluchte Draco, seinen Kopf schüttelnd. "Nach Voldemorts Tod bist du selbst dein größter Feind."
 

"Ich bin kein Schwachkopf, ich bin heute nur ein wenig tollpatschig. Du hast mich überrascht. Ich dachte, du wolltest mich nicht mehr sehen ..." seine Stimme wurde leiser, und er blinzelte langsam.
 

Draco konnte seinen Ohren nicht trauen. Warum sollte Harry so etwas sagen, geschweige denn denken? Er wollte seinen Freund schnappen und etwas Sinn wieder in ihn hineinschütteln, aber die offene Phiole in dessen Hand hinterließ ihn ein wenig vorsichtig. Der Deckel musste irgendwohin gerollt sein, da der Slytherin ihn nirgends sehen konnte. Magie war außer Frage, und er würde noch dümmer als ein Gryffindor sein müssen, um zu versuchen, die Dämpfe mit seinen Händen vorm Entweichen zu hindern. Harry war der tapfere der beiden; er würde die Phiole halten müssen, da es ohnehin sein Fehler war, dass sie überhaupt offen war.
 

"Wo ist der Deckel?"
 

"Er fiel runter", sagte Harry, machte aber keinen Versuch, danach zu suchen.
 

"Argh!" Draco knirschte mit seinen Zähnen. "Warum schaust du dich dann nicht danach um?"
 

"Weil ich hier stehe und nichts tue." Harrys Stimme war monoton und langsam, was das einzige war, das Draco davon abhielt, seinen Freund anzuspringen und zu versuchen, ernsthaften Schaden anzurichten.
 

'Es ist nicht sein Fehler, dass er völlig starr vor Angst ist wegen Severus', wiederholte Draco in seinem Kopf. 'Jeder hätte die Phiole aufstoßen und die Dämpfe unbekannter Herkunft inhalieren können ... Vergiss nicht, er ist dein Freund. Du kannst ihn nicht erwürgen und es auf temporären Wahnsinn schieben!'
 

"Depp", sagte Draco nur.
 

"Lieb' dich auch", murmelte Harry.
 

"Ich sagte, du bist ein Trottel! Du bist unglaublich! Du hättest das ... ich werd' das nicht mal anfangen zu diskutieren!"
 

"Es gibt da tatsächlich einen Grund, weshalb das eine Strafarbeit genannt wird", knurrte die seidige Stimme des Zaubertränkemeisters von zu nahe um tröstlich zu sein. "Und es sollte nicht gar so viel Gequatsche beinhalten."
 

Draco schnappte leise nach Luft, hoffend, dass sein Pate Harrys Worte der Zuneigung nicht gehört hatte. Andererseits würde es einiges zu berechnen geben.
 

"Ihr sollt beide eure Arbeit machen und hoffentlich - obwohl ich das ernsthaft bezweifle - eure Lektion *lernen*. Das ist weder die Zeit noch der Ort für eure unbedeutsamen Streitereien. Ich hätte besseres von Ihnen erwartet, Mr. Malfoy." Draco zuckte aufgrund des missbilligenden Blickes zusammen. "Nicht, dass ich bei dir überrascht wäre, Potter." Harry blinzelte nicht einmal, bezweckend, dass Snape die Stirn runzelte und Draco grinste. "Warum, bitte erleuchte mich, denkst du ..." seine Stimme verlor sich als sein Stirnrunzeln sich in ein bösartiges Knurren verwandelte, nachdem er die offene Flasche in Harrys Hand sah.
 

"Ich denke, weil meine Gehirnzellen es mir ermöglichen", war die sanfte Antwort des Jungen-Der-Lebte. "Die meiste Zeit zumindest."
 

Snapes Augen schnappten zu Harrys Gesicht, dann flackerten sie kurz zur Beschriftung der Phiole, bevor er böse grinste. Keine Überraschung, dass Snape tatsächlich in der Lage war, sein eigenes Gekrakel zu lesen, aber was war in der Phiole? "Wie ironisch, dass du ausgerechnet das Veritaserum öffnen solltest, nicht wahr, Potter?" wisperte Snape in Schadenfreude.
 

Draco schaffte es sein Nachluftschnappen zu unterdrücken. Er wusste nicht, was ihn mehr überraschte; dass Snape 'Veritaserum' so schreiben konnte, dass es aussah wie 'Urixzijlnm', oder dass Harry wirklich das Unglück hatte, genau dem Wahrheitsserum über den Weg zu laufen. Es sollte zumindest interessant werden, in einer verdrehten, Slytherin Art und Weise. Draco war hin und hergerissen zwischen dem Wunsch, Harrys Würde zu beschützen und seinem Freund selber ein paar Fragen zu stellen. Möglichkeiten existierten schließlich, um erforscht zu werden, und wer war er, sich diesem Gesetz zu widersetzen?
 

"Ist das Inhalieren von Veritaserum ebenso effektiv wie die drei Tropfen zu schlucken, Professor?" fragte Draco, Amüsement in seiner Stimme.
 

Snape grinste höhnisch. "Warum fragen wir nicht Potter hier?"
 

"Weil ich die Frage nicht beantworten kann."
 

Draco schnaubte. Wann hatte er jemals eine Frage des Zaubertränkemeisters beantworten können?
 

"Das hätte ich erraten können", überlegte Snape. "Was würde Potter schon überhaupt wissen?"
 

"Ich weiß viele Dinge", sagte Harry sanft und blinzelte.
 

"Wie zum Beispiel?" lockte Snape zweifelnd. "Hundertundein Wege, Klassen zu stören um deine Professoren zu ärgern?"
 

"Hundertzweiunddreißig Wege", korrigierte Harry ruhig. "Und nicht alle sind um zu ärgern. Die meisten sind dafür da in Strafarbeit zu kommen."
 

Draco schnappte nach Luft, seine Hände zu Fäusten ballend; er konnte Harrys Mund jetzt nicht wirklich stopfen, oder? Snape würde zu viele Fragen stellen; er hatte bereits zu viele Fragen gestellt. Was als harmloser Spaß begann, war zu schnell zu etwas degeneriert, das aus seiner Kontrolle entkam.
 

"Wie lange hält es an?" fragte der Blonde rasch, versuchend, Harry Zeit zu geben, wieder zu sich zu kommen, aber Snape hörte nicht wirklich zu. Er hatte einen berechnenden, leicht zerstreuten Ausdruck auf seinem Gesicht, als ob er nicht fassen konnte, was gerade gesagt worden war.
 

"Du bringst dich selbst *absichtlich* in Strafarbeit?" fragte der Slytherin Hauslehrer ungläubig. "Will ich überhaupt wissen weshalb?"
 

"Wir sollten jetzt wirklich mit unserer Aufgabe weitermachen", fuhr Draco schnell dazwischen. "Andernfalls werden wir überhaupt nicht fertig!"
 

"Ja, absichtlich", sagte Harry, Snapes erste Frage beantwortend. "Und nein, ich denke nicht, dass Sie das gerne ... wissen wollen." Der Junge blinzelte wieder einige Male, ein wenig des gewöhnlichen Glitzerns wieder zurück in seinen Augen.
 

"Warum?"
 

"Weil Sie mich nicht mögen-"
 

"Können Sie mir sagen, was hierauf geschrieben ist, Sir?" sagte Draco schnell, eine beliebige Glas-Phiole in Snapes Gesicht stoßend. Der Zaubertränkemeister stieß seine Hand weg und knurrte zur Warnung.
 

"-aber Sie scheinen Draco zu mögen", fuhr Harry fort als ob er überhaupt nicht unterbrochen gewesen wäre. Er stolperte kurz, sich nicht der Tatsache bewusst, was seine Worte gerade verursacht hatten, und fasste an seine Stirn.
 

"*Draco*?" fragte Snape in einem furchtvollen Wispern.
 

"Das ist sein Name", antwortete Harry, und Draco atmete einen Seufzer der Erleichterung. Nichts war offenbart, er konnte noch immer ganz normal mit seinem Leben fortfahren. Snapes Züge setzten sich zurück zu ihrer normalen unfreundlichen Expression.
 

"Können wir jetzt also wieder zurück an die Arbeit gehen?" Draco hielt unauffällig Ausschau nach dem Deckel der Phiole. Snape nickte kurz angebunden, vage enttäuscht und gleichzeitig erleichtert aussehend, aber dann öffnete Harry seinen Mund, als ob Draco ihm die Frage gestellt hätte.
 

"Ja, Liebster."
 

Sowohl Draco als auch Snape gefroren aufgrund ihres eigenen Grundes. Harry schüttelte seinen Kopf, um ihn zu klären, und rieb seine Augen.
 

"L-" Snape erstickte beinahe an dem Wort, eine Myriade an Gedanken kämpften in seinem Verstand. "Wa-?" brachte er dann seine Fragen auf den Punkt. Er war vollkommen geschockt, Mund offen stehend. Draco hätte gelacht, würde er sich nicht danach fühlen, seinen Kopf gegen die nächste Wand zu schlagen. Nur vor ein paar Stunden hatte der Slytherin nicht geglaubt, dass sein Leben besser werden könnte; jetzt wusste er, dass es immer schlimmer werden konnte, und das auch noch innerhalb weniger Sekunden.
 

Snape schien seine Seh- (Draco winkte wild vor seinen Augen herum) und seine Hörfähigkeit (er schrie ihm auch ins Ohr) verloren zu haben. Das erste Wort, das dem Mund des Lehrers nach fast fünf Minuten entkam war "Warum?" und dann "Was hab' ich nur falsch gemacht?"
 

"Nein", stöhnte Draco.
 

"Bitte, sag', dass es nicht so ist, wie ich denke, dass es ist", bat Snape, wobei es ihn klar juckte, seine Hände in einer nervösen Manier zu wringen. "Alle außer *Potter*! Selbst Longbottom wäre besser gewesen!"
 

"Oh, danke", dehnte Draco, Sarkasmus aus jeder Pore seines Selbsts fließend. "Jetzt bin ich aber erleichtert, dass Nev und ich deinen Segen haben."
 

"Du hättest meinen Segen innerhalb von Sekunden! Aber ... ausgerechnet Potter?"
 

"Ich bin noch immer anwesend, wisst ihr?" sagte Harry sanft. Der Junge stützte sich gegen ein leeres Regal. "Warum würden wir Ihren Segen überhaupt brauchen, geschweige denn wollen, Professor?" fragte er, erschöpft klingend. "Nach Ihren zwanzig Fragen - danke übrigens für deine Hilfe, Draco", (der Blonde grinste verlegen, peinlich berührt), "denke ich nicht, dass da noch viel 'Respekt' für Sie übrig ist, Sir."
 

"Harry ..."
 

"Nun, es ist wahr! Es geht ihn überhaupt nichts an mit wem du zusammen bist, also sollte er seine große Nase da raushalten!"
 

"Zehn Punkte von Gryffindor, Potter. Pass auf deine Wortwahl auf." Snape sah nicht danach aus, als ob es irgendetwas ausmachte, ob Harry nun dieser Regel gehorchte oder nicht; je mehr Punkte der Slytherin Hauslehrer abziehen konnte, umso besser. "Was hat Narcissa über das alles zu sagen gehabt, Draco? Sie muss noch erfreuter gewesen sein als ich es bin."
 

"Mutter weiß es nicht!" sagte Draco rasch. "Und sie darf es auch nicht herausfinden, Severus!"
 

"Was?" stieß Harry verwirrt aus, aber Draco schien ihn nicht einmal zu hören.
 

"Du kannst es ihr nicht erzählen! Sie wird mich umbringen! Und vielleicht sogar Harry; sie ist ziemlich fähig, wenn sie entschlossen ist."
 

"Das sollte ich denken", sagte Snape. "Narcissa kann relativ furchteinflößend sein, wenn sie will."
 

"Furchteinflößend?" schnaubte Draco. "Sie ist absolut böse. Sie würde mich lebendig häuten, falls sie wüsste, dass ich mit dem Jungen zusammen bin, der ihr und Vaters Leben ruiniert hat."
 

Snape zuckte zusammen. "Du bist *mit* dem Jungen zusammen ... Das lässt es so endgültig klingen, so ... irreversibel ..."
 

"Das ist es", grinste Draco. "Nicht wahr, Harry?"
 

"Ich bin mir da nicht mehr so sicher", antwortete Harry verstimmt. "Warum nennst du Snape bei seinem Vornamen und bist so vertraut mit ihm? Es ist unheimlich!"
 

"Er weiß es nicht?" fragte Snape, glücklich, dass er nicht der einzige war, der an diesem Tag mit verstandeslähmenden Offenbarungen umgehen musste. "Warum hast du es ihm noch nicht gesagt ... Draco? Warum, schämst du dich meinetwegen?" wisperte er, den Blonden zum Stirnrunzeln und den dunkelhaarigen Jungen zum Dunkelblicken bringend. Merlin allein wusste, was für Verbindungen Harry von diesem Satz zog. Snape hätte wirklich nicht mehr Andeutungen hineinlegen können. Harry war ja auch nur das mächtigste magische Geschöpf der Erde, warum sollte man da nicht eine vergangene - oder noch besser, gegenwärtige - Beziehung mit seinem Freund andeuten? Snape musste selbstmordgefährdet sein; nach Voldemorts Tod fehlte seinem Leben der Nervenkitzel, offensichtlich.
 

"Oh, halt doch die Klappe", sagte Draco, einen dunklen Blick in Snapes Richtung werfend.
 

"Draco ..." knurrte Harry leise. "Sag' nicht ... ihr zwei? Das ist einfach krank!"
 

"Komm schon!" schnappte der Blonde, am Ende seiner Geduld. "Er ist viel zu alt für mich; er könnte mein Großvater sein!"
 

"Entschuldige bitte?" Snape barst vor Ärger.
 

"Mein Vater?" Snape glühte noch immer vor Wut. "Okay", gab Draco nach. "Mein älterer Bruder." Er schoss Harry einen Blick zu und rollte mit den Augen, die Worte "Midlife Crisis" formend, dass Snape ihn nicht hören konnte.
 

"Also, nachdem das geklärt ist", sagte der Zaubertrankmeister brüsk. "Zurück zu euren Strafarbeiten."
 

"Nichts ist geklärt! Was ist hier los?" verlangte Harry. "Wenn ihr nicht ... nicht", er bebte bei dem bloßen Gedanken, "dann warum ...?"
 

"Du musst jetzt stark sein, Harry", sagte Draco in Mitgefühl, eine Hand auf die Schulter des anderen Jungen legend. "Du magst vielleicht Dunklen Lords gegenübergestanden und sie sogar besiegt und hilflose Kätzchen aus den Fängen des Bösen befreit haben, aber dies wird sogar für dich der ultimative Test sein."
 

"Erspar ihm die Details", murmelte Snape.
 

Harrys Blick flackerte von einer zur anderen Person und er zog eine Grimasse. "Um Professor Snapes Worte zu benutzen: Will ich es überhaupt wissen?"
 

"Nein, aber jetzt ist es sowieso zu spät."
 

Harry schloss seine Augen und bereitete sich auf das Unvermeidliche vor.
 

"Er ist mein Pate."
 

Die Sonne war nicht zusammengebrochen und Ragnarök würde höchstwahrscheinlich auch nicht jeden Moment einbrechen. "Das ist es?" Harry runzelte die Stirn, kurz Draco anblickend, dann Snape und wieder zurück. "Dein *Pate*? Mein Pate ist ein Ex-Einsasse von Askaban, also was ist der große Deal mit einem Spion gewordenen Todesser? Pate", schnaubte Harry sanft. "Es ist eine Erleichterung!"
 

"Genug", sagte Snape mit einer Andeutung seiner gewöhnlichen Strenge. "Nun, da alle alles wissen, werdet ihr fähig sein, zu eurer Arbeit zurückzukehren, oder?"
 

"Severus?" fragte Draco zögerlich. "Du wirst doch niemandem etwas über, du weißt schon, uns erzählen?" Er bewegte seine Hand in Harrys ungefähre Richtung.
 

Snape sah aus, als würde er so etwas niemals auch nur in Erwägung ziehen. "Nichts liegt mir ferner, sei versichert. Ich bin noch immer in der Verleugnungsphase."
 

Draco lachte leise. "Du wirst es Mutter nicht sagen, oder?" bat er, seine Schläfen in Pein reibend. "Ich weiß noch nicht einmal, was ich wegen ihr tun werde. Ich meine, sie wird es irgendwann herausfinden müssen, obwohl ich hoffe, dass das lieber später als früher passieren wird, aber während der Schulpause ... ich will nicht einmal darüber nachdenken."
 

"Hey", sagte Harry leise, zärtlich Dracos Hand in seine eigene nehmend, Snape zum Zusammenzucken bringend. "Wir werden schon was ausarbeiten. Ich wünschte wirklich, ich hätte damals Pettigrew fangen können ... Sirius würde uns beide aufnehmen; er hat genug Platz."
 

"Ich weiß", antwortete Draco. "Und wir brauchen auch noch einen legalen Wächter für mindestens drei Jahre." Er seufzte, einen kalkulierten Blick zu Snape werfend, dann seufzte er noch einmal obendrein.
 

"Du weißt, ich würde dich jede Sekunde aufnehmen-" begann Snape verlegen.
 

"Danke!" rief Draco und warf sich auf einen peinlich berührten Zaubertränkemeister, während sein Freund in Verwirrung und auch ein wenig Eifersucht die Stirn in Falten legte. "Du bist der Beste! Ich würde nicht wissen, was ich tun würde, wenn du nicht willig wärst, mich aufzunehmen! Mutter wird nicht glücklich sein, aber sie kann dir sowieso nichts anhaben, oder?" Draco ließ den Mann endlich los, es ihm möglich machend, wieder ordentlich zu atmen. "Und wenn du schon dabei bist, du kannst doch auch Harry aufnehmen, richtig? Die Dursleys sind ein Haufen von misshandelnden Idioten!"
 

"Ich denke nicht, dass das-" versuchte Harry unwohl dazwischenzuschalten, aber Draco stieß einfach seine Hand mit der offenen Veritaserum Phiole zurück unter seine Nase.
 

"Es ist wahr, oder?"
 

"Es ist wahr", sagte Harry leise.
 

Draco nickte, nahm die Phiole und verschloss sie magisch. Als er sich zurück zu seinem Paten drehte, kämpften die Emotionen des Mannes auf seinem Gesicht um die Vorherrschaft. "Harry ist ein armer kleiner Waise", versuchte der Blonde die Mitleidsmasche; eine riskante Entscheidung bei jemandem wie Snape. "Du kannst ihn nicht mit den gemeinen Dursleys leben lassen, wenn du etwas dagegen tun kannst!" bettelte Draco mit großen runden Augen, wohl wissend, welche Fäden er ziehen musste, damit Snape alle seine Wünsche erfüllte.
 

"In Ordnung", seufzte Snape in Ergebenheit. "Ich werde sehen, was ich für euch beide tun kann. Deine Vormundschaft zu nehmen, Draco, wird kein allzu großes Problem werden, wenn Narcissa erst für ihre Todesser-Verbrechen bestraft wird. Bei Potter ... Harry jedoch ..." Snape seufzte erneut, dem betäubten Gryffindor einen Blick schenkend, "bin ich mir nicht so sicher."
 

"Voldemort ist tot", meinte Draco. "Harry *braucht* nicht mehr bei den Dursleys zu bleiben wegen den Blut Magie Schutzzaubern. Er könnte leben, wo er will. Hölle, er hat den bösen Dunklen Lord umgebracht, aber nach dem Ministerium braucht er noch immer jemanden, der nach ihm sieht. Wie verdreht ist das?"
 

"Sehr. Was schlägst du vor, soll ich dagegen tun?"
 

"Ich weiß nicht. Nimm Harry und mich auf, werd' Minister der Magie und ändere das Gesetz ... Was immer zuerst geschieht." Draco grinste. "Du wirst uns wirklich beide aufnehmen?"
 

"Ich sagte, ich würde tun, was ich kann, aber ja, falls es möglich ist, nehme ich euch beide." Snape zog eine Grimasse. "Dann werde ich nicht einmal mehr meine Potter-freien Ferien haben. Ich bin verflucht."
 

"Ja, das bist du", sagte Draco leichthin. "Aber trotzdem danke. Ich bin mir sicher, Harry wird von den Neuigkeiten höchsterfreut sein. Wenn er wieder zu sich kommt, zumindest." Er schoss einen stirnrunzelnden Blick zu dem Gryffindor.
 

Die Dinge waren wieder in ihrer Ordnung. Und sie waren sogar besser als am Anfang realisierte Draco. Er würde seine Mutter nicht mehr sehen müssen; unglücklicherweise sein Erbe auch nicht. Jedoch gab es Dinge, die mehr wert waren, als das Malfoy-Vermögen. Harry, zum Beispiel. Seine Liebe und sein Seelenwohl ebenso. Und nicht zu vergessen das Potter-Vermögen.
 

Draco dachte, er hörte Snape murmeln, dass Remus nicht so glücklich darüber sein würde, wenn er von dem Eindringen des jungen Paares erfuhr.
 

"Aber auf der anderen Seite", überlegte der Zaubertränkemeister, "wer redete die ganze Zeit über eine Familie starten und Nachwuchs bekommen und ließ mich einen MPreg Zaubertrank nach dem anderen brauen?" Er schoss einen dunklen Blick durch den Türbogen zu den rauchenden Kesseln. "Nun, damit ist jetzt erst mal Schluss. Mehr als zwei Bälger werde ich nicht überleben."
 

-
 

A/N9: 'Christine' aus dem '10. Königreich'.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2005-02-11T17:27:26+00:00 11.02.2005 18:27
Tehee...
Was für ein grandioses Ende!!
Die Sache mit dem Veritaserum PRUST!!!!!!
Das war einfach nur zum Schießen komisch!
Wer dich bestimmt so schnell nicth vergessen, die Story!
Cat
Von: abgemeldet
2004-09-20T14:12:31+00:00 20.09.2004 16:12
oh mann ist das genial. *öach* bei snape wohnen *vorlachenaufdembodenkugel* ^^ ich lach mich schlaüp. ^^
und genialer epi^^
vinchen
Von: abgemeldet
2004-09-19T12:15:32+00:00 19.09.2004 14:15
aber da kommt doch noch was, oder?! ich hoffe doch!

wär sonst schade drum!
Von:  Slytherin-Princess
2004-09-15T16:04:32+00:00 15.09.2004 18:04
wie cool!
*grins*
ich wünsch mir, dass du weiter schreibst!
Ich fands wirklich gut!
Rina
Von:  Najina1
2004-09-15T15:17:08+00:00 15.09.2004 17:17
das kapi war einfach supi.
absichtliches nachsitzen is einfach lustig un dann natürlich das veritaserum zerbrechen lassen passt so richtig.
ich find es sau lieb von unserem sooooooooo beliebten und allseits geliebten zaubertranklehrer die zwei auf zu nehmen. und dann noch mit lupin.
was heißt eigentlich fast epilog?
gehts noch weiter oda net?
lebt bei dir sirius noch?
wegen deiner andeutung im text.
na ja fals du weiter schreibs schreib schnell weiter
wenn net freu mich schon auf eine neue ff von dir.
alla dann
bis dann
Von:  Dunkel-Elfe
2004-09-14T19:40:09+00:00 14.09.2004 21:40
ERSTE!^^^
Wieso erst, nicht ganz Epilog?
Ich hoffe da kommt noch was...

Super der Teil.
Und Sev und Remus^^

Dunkel-Elfe


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