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Die Verführung

von

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Kapitel 2 oder Draco’s Position

Die Ländereien von Hogwarts sind in das goldene Licht der untergehenden Sonne getaucht. An einzelnen Stellen, dort wo vielleicht ein Stück zerbrochenen Glases auf der Erde liegt, bricht das Licht und fächert sich auf zu einem Farbenspiel aus Gold. Ich beobachte dieses Schauspiel und lasse die Wärme der Strahlen auf mich wirken, obwohl es so gar nicht zu meiner Art und Umgebung passt.
 

Alles um mich herum ist grau, da dort, wo ich stehe nur kahle Steinquader herrschen. Es ist ein Ort in Hogwarts, den ich für mich beanspruche. Hier in dieser kleinen Nische verborgen, kann ich einfach nur ich selbst sein. Ich hoffe und denke, dass mich hier kein Schüler findet, dass dieser Fleck alleine mir gehört, denn er ist mein Refugium. Hierher komme ich immer wieder, wenn ich nachdenken muss und genau das mache ich auch jetzt.
 

Zwei Wochen sind seit meinem Stelldichein mit Potter vergangen. Zwei lange und verwirrende Wochen. Die ersten Tage waren merkwürdig, denn jedes Mal wenn ich ihn sah, schämte ich mich. Röte kroch mir unangenehm in die Wangen und eine Peinlichkeit, wie ich sie nie von mir erwartet hätte, erfüllte mich. Warum, fragte ich mich, doch ich konnte die Antwort nicht finden. Ich war es, der schon längst für den Gryffindor schwärmte, der pubertierend dem Drang nicht widerstehen konnte und Potter bespitzeln musste. Die Szene unter der Dusche, welche er mir damals unbewusst bot, werde ich niemals vergessen können, sie hat mir meine Obsession in all ihrer Bedeutung mit einem Schlag erklärt.
 

Nach der ersten Woche kehrten wir allmählich zu unseren üblichen Streitereien zurück, die Gewohnheit siegte, auch wenn ich sicher bin, er wollte das ebenso wenig wie ich. Ich denke so wie Grabbe und Goyle mich ansprachen, weshalb ich mich so merkwürdig verhielt, so dürften Granger und Weasley ihm auf die Nerven gegangen sein. Alles war so komisch. Alles ist so komisch.
 

Meine Gefühle kreiseln. Toben wirr und unstrukturiert in meinem Inneren. Die Abscheu, die ich so lange für Potter empfand kreuzt sich mit der Lust dieser einen Nacht. Wut, Enttäuschung und Sehnsucht tanzen wild wirbelnd in mir auf und ab, bis ich nicht mehr weiß, ob ich ihn Anschreien oder Küssen soll. Nur eines weiß ich noch mit absoluter Bestimmtheit – diese Nacht hat alles verändert.
 

Ich war es, der ihn verführt hat. Der ihm aufgelauert hat, denn ich wollte ihn schon länger. Nur war ich mir der Tragweite meiner Gefühle nicht wirklich bewusst. Ein bisschen Spaß, eine kleine Herausforderung dachte ich, nicht mehr. Vielleicht habe ich mich selbst belogen, denn ich bin an einem Punkt angelangt, da ich mir selbst nicht länger trauen kann.
 

Leise seufze ich auf und zum ersten Mal seit Minuten blinzle ich wieder. Die Starre meines Körpers löst sich allmählich. Die Sonne ist schon fast hinter dem Horizont verschwunden. Mit der immer stärker werdenden Nacht kommt Bewegung in mich zurück. Es begann mit dem Blinzeln meiner Lider, ging zu einem leichten Strecken über und endet damit dass ich mich vom Fenster abwende. Es ist Zeit in den Schlafsaal zurückzukehren. Wenn Filch mich zur Sperrstunde außerhalb meines Kerkers findet, muss ich wieder nachsitzen und mir drohen lassen, dass er meinem Vater eult. Auf Stress mit meinem Vater kann ich getrost verzichten. In letzter Zeit ist unser Verhältnis eher angespannt.
 

Einmal noch drehe ich mich zum Fenster und sehe den letzten Sonnenstrahl hinterm Horizont versinken. Obwohl dieses Schauspiel wunderschön ist, verspüre ich einen Stich in meinem Herzen. Die zuvor noch sanfte Melancholie, verwandelt sich jetzt in Trauer und Einsamkeit. Auch wenn ich erst 16 Jahre alt bin, meine Gefühle scheinen mich im Moment mit ihrer Last zu erdrücken.
 

Vorsichtig schiebe ich den Wandbehang beiseite, linse hervor, um mein Versteck nicht versehentlich zu offenbaren, und schiebe mich flink und geschickt hervor, als ich niemanden im Gang sehe. Meine Schultern, mein Kreuz straffen sich wie von alleine, nun da ich wieder zurück in der Wirklichkeit bin. Jetzt bin ich wieder Draco Malfoy, Slytherin, Reinblüter und meinem Elternhaus verpflichtet. Mit jedem Schritt den ich gehe, weicht die Verletzlichkeit meiner Seele einer Mauer aus Eis. Doch ich komme nicht weit, vielleicht 10, 20 Meter, dann stolpere ich über irgendetwas und falle.
 

Mein Knie schmerzt, dort wo ich es mir an den Steinquadern aufgeschlagen habe. Meine Hose hat einen Riss und ich sehe Blut. Selbst meine Hände sind aufgeschürft und nachdem ich den ersten Schreck verdaut habe, suche ich die Quelle dieses Übels. Doch egal wie oft ich den Boden absuche, es ist nichts da, über das ich hätte fallen können. Verwirrt lege ich meine Stirn in Falten. Bin ich etwa über meine eigenen Füße gestolpert? Und dann plötzlich, hab ich eine Idee.
 

Mühsam rappel ich mich auf, zucke kurz zusammen, da mein Knie bei der Bewegung noch stärker schmerzt und laufe die wenigen Meter mit weit ausgebreiteten Armen zurück. Die Fingerspitzen die kalte Wand berührend. Ein Windhauch streift mein Gesicht und instinktiv fassen meine Hände nach dem Luftzug. Überrascht weiten sich meine Augen, als ich tatsächlich etwas festes, doch definitiv unsichtbares in Händen halte.
 

„Scheiße!“, flucht eine Stimme heißer und schlagartig befinde ich mich in einem Gerangel wieder, nach dessen Verlauf ich mich abermals auf dem Fußboden befinde. Dieses Mal jedoch auf meinem Hintern. Kräftige Hände drücken meinen Oberkörper hinunter und das Gewicht eines Körpers legt sich auf meinen. Mein Atem stockt. Für eine Sekunde sind sämtliche Gedanken in mir zum Stillstand gekommen und dann mit einem jähen erwachen, kommt Regung in mich.
 

„Runter von mir!“, fauche ich und versuche mich von der Last zu befreien, doch mit den Händen über dem Kopf, kann ich mich nicht wirklich zur Wehr setzen. Mein Gegner ist im doppelten Vorteil, denn während er weiß wer ich bin, kämpfe ich gegen einen unsichtbaren Schatten.

„Sei still“, raunt mir eine Stimme zu und ich höre tatsächlich mit meiner Gegenwehr auf, denn jetzt habe ich die Stimme erkannt.

„Potter!“

„Sch… Sei ruhig.“

„Was soll der Scheiß? Spionierst du mir etwa hinterher?“, meine Stimme überschlägt sich fast vor Zorn, doch liegt es weniger an Potter, als an der Tatsache das ich mich ertappt fühle. Mein Geheimnis, dass ich so intensiv hüte ist noch nicht weitgenug entfernt. Was wenn er mich schon länger beobachtet?
 

Ich weißt nicht, was er gerade macht, doch mit einem leichten Rauschen, gleitet der Umhang von seinem Kopf und ich blicke Potter direkt in seine unheimlich schönen, grünen Augen. Mein Herz setzt aus, für einen winzigen Augenblick nur und dann schlägt es heftiger als jemals zuvor. Die lustvolle Erinnerung an unsere gemeinsame Nacht flammt in mir auf, doch er lässt mir keine Zeit diese Gedanken auszukosten.
 

„Komm mit“, sagt er, packt mich am Arm und zieht uns auf die Füße.

„Was?“, frage ich vollkommen verwirrt.

„Komm mit!“, betont er seine Worte eindringlich und seine Augen richten sich auf die Wände. Ich erröte, als ich die Porträts uns neugierig beobachten sehe. Wie dumm von mir, wie konnte ich die beweglichen Gemälde vergessen? Potter hat Recht, wenn wir heute Abend nicht als DAS Gesprächsthema enden wollen, sollten wir wirklich schleunigst von hier verschwinden und so lasse ich es zu, dass er mich abermals am Arm fasst und mit sanftem Druck hinter sich herzieht. Einige Gemälde folgen uns, aber drei Gänge, zwei Kreuzungen und einen – mir bis dato unbekannten – Geheimgang weiter, hängen wir selbst die letzte penetrante Hexe ab.
 

Potter führt mich in ein altes Klassenzimmer, dass offenbar schon länger nicht mehr benutzt wird. Es ist nicht groß und ziemlich lädiert, wenn man so von zerbrochenen Tischen und Stühlen, zu den rabenschwarzen Flecken an der Wand sieht, doch die Kerzen sind magisch für uns entflammt und für unsere Zwecke dürfte es reichen. Wenn ich nur wüsste was genau unser Zweck sein wird…
 

Als sich die Tür hinter mir schließt und Potter leise ein paar Zauberformeln flüstert, die ich nicht verstehen kann, wird mir schon etwas mulmig. Ich war noch nie mit ihm alleine in so einer Situation und ich weiß nicht, was er von der Verführungsaktion hält. Ob er es bereut? Oder schlimmer, möchte er eine Fortsetzung? Meine Hände werden ganz kalt und feucht. Unbewusst spiele ich mit meinem Umhang, während ich mir die Handflächen dabei abwische und gehe dann dazu über meine Finger ineinander zu verschränken. Als ich es vor Spannung nicht mehr aushalte, drehe ich mich zu Potter um. Schon in der ersten Sekunde bereue ich meine Entscheidung.
 

Er steht an der Tür gelehnt, seine Haltung ist lässig und wirkt auf mich verteufelt sexy. Seine Augen starren mich unverwandt an und das Funkeln darin, lässt mich kurz straucheln. Es war nur ein leichtes Zurückweichen, doch für Potter offenbar das Zeichen auf mich zuzugehen und mich an den Schultern fest zu heben, so als hätte er völlig unbegründet Angst, dass ich hinfallen könnte.
 

„Was…“, stammel ich, „Was willst du?“

„Ich weiß es nicht.“
 

Seine Antwort ist so simpel und doch, so bedeutungsschwer, denn sie hält alles offen. Keiner von uns traut sich allerdings das Thema zu vertiefen und so sehen wir uns einfach nur stumm an. Mehrere Minuten verrinnen und dann bricht der Gryffindormut oder schlichte Neugier aus ihm heraus.
 

„Was hast du da oben gemacht?“
 

Eine Woge der Erleichterung durchflutet mich. Potter hat keine Ahnung von meinem Versteck. Es war reiner Zufall, dass er mich in diesem Gang gefunden hat. Und dann fällt mir plötzlich etwas ein: „Warum warst du dort? Unsichtbar?“
 

Sein Gesicht wird verdächtig rot und er geht ein paar Meter auf Distanz. Wie von selbst gleitet meine rechte Augenbraue fragend nach oben.
 

„Ich… Also… Wir wäre es mit einem Deal? Du sagst mir nicht was du getan hast und ich dir umgekehrt auch nicht.“

„Hattest wohl ein Date, Potter!“ Die Worte rutschen mir heraus, ehe ich sie aufhalten kann und doch bereue ich sie sofort. Obwohl ich sie ausgesprochen habe, verletzen sie mich wahrscheinlich mehr als ihn. Ich möchte nicht, dass er Verabredungen mit irgendwelchen Mädchen hat, dass er zu einem Stelldichein geht oder aber, dass es noch andere Jungs in seinem Leben gibt. Erschrocken über die heftige Eifersucht in mir wende ich mich ab, gehe zum schmutzigen Fenster und sehe in die dunkle Nacht. Dass diese Idee nicht die ideale war merke ich dann, als sein Spiegelbild sich meinem nähert.
 

Lächerlich, doch obwohl ich ein Junge bin, zittere ich als er dicht hinter mir stehen bleibt. Mit einem Mal bin ich so verletzlich. Es spielt keine Rolle mehr, dass ich einst der Verführer, dass ich obsessiv veranlagt war und ich vor kurzem noch der aktive Part in unserem Liebesspiel war, im Augenblick bin ich nur noch schwach.
 

„Hast du“, möchte er wissen, „hast du darüber mal nachgedacht, was wir getan haben?“ Seine Stimme ist so weich und einlullend, dass ich nur bestätigend nicken kann. „Ich auch“, haucht er mir ins Ohr. Die feinen Härchen in meinem Nacken richten sich auf. Ein leises Seufzen flüchtet über meine Lippe.
 

„Ich hab viel in den letzten Wochen darüber nachgedacht.“ Er wird rot, bevor er weiter spricht. „An den tollen Sex. Was du mit mir gemacht hast und,“ er räuspert sich, „dass es das erste Mal war, dass ich Sex mit jemanden hatte.“
 

Er schweigt. Wartet auf mich. Darauf, dass ich ihm ebenso ein intimes Geständnis mache und ich weiß, dass er ein Anrecht darauf hat. Dennoch brauche ich etwas länger bevor ich genug Mut gesammelt habe, um zu sprechen. „Ich war keine Jungfrau mehr.“ Seine Enttäuschung ist spürbar und ich weiß, dass ich meine Aussage ergänzen muss. „Da waren schon zwei, drei Mädchen.“

„Und Jungs?“, unterbricht Potter mich.

„Nein“, schüttle ich den Kopf, „du warst der einzige Kerl für mich.“
 

Weshalb weiß ich nicht, doch Potter wirkt wieder versöhnt, fast so als wäre es ihm wichtig, dass ich außer ihm noch mit keinem anderen Mann im Bett gewesen bin. Ich allerdings weiß, dass ich nicht schwul bin. Andere Männer haben mich bislang immer kalt gelassen. Doch diese Besessenheit, welche ich für Potter empfinde ist angereichert mit der tiefsten aller Magien. Einer vor der kein Mensch, den ich kenne gefeit ist – Liebe.
 

Wann ich sie zum ersten Mal gespürt habe weiß ich nicht mehr. Bewusstgeworden bin ich mir ihrer erst in diesem Moment. Wie konnte das nur passieren? Wie konnte sich die jahrelang gepflegte Feindschaft in solche Gefühle verwandeln? Erst Leidenschaft, bedingungslose Gier nacheinander und jetzt dieses zarte Band? Wie konnte Potter mich nur so verhexen?
 

„Warum ich?“, fragt er und ich werde nervös. Ich war nie gut daran meine Gefühle zu offenbaren, wenn es sich um Zärtlichkeit und Liebe handelt.

„Draco?“, hakt er nach, als ich nach einigen Minuten noch nicht geantwortet habe.

„Ich weiß nicht“, nuschel ich vor mich hin. Es ist noch nicht die Zeit für große Geständnisse und Potter wirkt, als hätte er dies begriffen, denn er fast nicht noch einmal nach. Stattdessen legt er seine Hände um mich, zieht mich in eine wärmende Umarmung.
 

Sein Körper so nah an meinem fühlt sich gut an, doch ist daran keinesfalls etwas sexuelles, es ist pure Geborgenheit. Mein Herz flattert und ich sehe in die schwarze Nacht. Ein Seufzen entringt sich meiner Kehle, es ist geboren aus einem Moment tiefster Zufriedenheit. Hier und jetzt mit Potter, der meinen Rücken wärmt fühle ich mich ebenso daheim, wie in meiner kleinen versteckten Nische. Es ist wundervoll.
 

Unser Schweigen ist nicht unangenehm, im Gegenteil es verstärkt die erwachende Bindung zwischen uns und ich lasse mich einfach von meinen Gefühlen treiben. Sie wogen in mir und machen mich weicher als ich mich jemals gefühlt habe. Ich möchte Potter sagen, dass ich diese Situation so absurd finde, dass ich nicht begreifen kann, was mit unserer Feindschaft geworden ist, doch in diesem wundervollen Augenblick ist all dies unbedeutend. Nichts zählt mehr außer uns beiden und so ist es kein Wunder, dass ich mich nicht wehre, als Potter mich umdreht und in den zärtlichsten Kuss meinen Lebens zieht.
 

Diese Nacht bringt etwas Ungeahntes mit sich. Etwas, dass ich nicht in Worte fassen kann. Doch als ich ganz in Potters Kuss aufgehe, da regt sich in mir eine sanft wogende Brise und es klingt fast wie ein Rauschen der Blätter, die leise flüstern: „Schicksal“.
 

Fortsetzung folgt…
 

Über Kommentare würde ich mich sehr freuen. Liebe Grüße Amunet



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ai-lila
2012-02-05T22:37:33+00:00 05.02.2012 23:37
Hi~~

Wie schön, das auch der liebe Draco sich nicht vor dem Verlieben schützen kann.
Die Beiden sind aber auch ein süßes Paar. ^^

Das war ein schönes romantisches Kapi.
lg deine ai



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