Zum Inhalt der Seite

Megami Kouhosei Akte 02

TEIL II
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Curriculum 07: Brüder

Und weiter geht's! Bevor hiernach die neue Episode kommt, wird's etwas länger dauern, schätze ich, wegen den ganzen Klausuren, die demnächst anstehen und

zwei Referaten, aber ich hoffe, Ihr könnt Euch gedulden! Jetzt wünsche ich Euch

erst mal viel Vergnügen.
 

Curriculum 07: Brüder
 

Obwohl Rei im Koma lag, arbeitete es in ihm. Er befand sich in einem dunklen Gang, in den von nirgendwo ein Licht hinein drang.

"Hallo? Ist da jemand?"

Seine Stimme klang seltsam jung und scheu in der Finsternis. Der Boden war auch näher. War er geschrumpft? Die Fläche unter ihm warf wie ein Spiegel sein Bild zurück. Er war wieder klein, etwa vier bis fünf Jahre alt. Merkwürdig. An diesen Zeitraum seines Lebens hatte er sich noch nie wirklich erinnern können. Er trug ein weißes Hemd und eine weiße kurze Hose und blickte sich verwirrt um. Zögernd machte er ein paar Schritte nach vorn. Undeutlich vernahm er Stimmen, die in den Schatten, die ihn umgaben, verhallten. Dann begann er zu rennen.

"Ist denn keiner hier? Ich bin allein! Ich will nicht allein sein!"

Aus der Ferne antwortete ihm nur das Echo.

"Ist denn keiner hier? Ich bin allein! Ich will nicht allein sein!"

Augenblick! Das war nicht seine Stimme! Womöglich war das gar kein Echo? Eine neue Hoffnung keimte in ihm auf und er lief durch den schwarzen Korridor, immer weiter und immer weiter, bis er endlich ein Licht am Ende des Tunnels sah. Er gelangte in eine große, hell erleuchtete Halle, in der man eine Wiese und Bäume angelegt hatte. Mitten in der Blütenpracht hockte ein gleichaltriger Junge mit silbernem Haar und schluchzte. Rei kam zögernd näher und streichelte dem anderen Kind über die Wange. Es hob den Kopf und sein Gesicht erhellte sich.

"Mein Bruder....!"

Er hatte nicht nur silbernes Haar, so wie Hiead, sondern auch dessen tiefe, granatfarbenen Augen. Ob sein Freund früher so gewesen war, ohne Misstrauen, ohne Hass, ohne Furcht, ohne Einsamkeit? Aber warum nannte er ihn "Bruder"? Nun wurde seine Vision - oder war es ein Traum? - noch eigenartiger, denn aus dem Schatten eines der Bäume trat eine Frau heraus, die Rei ebenfalls gut kannte: Teela.

"Was machst du denn hier?" entfuhr es ihm, doch sie lächelte beschwichtigend.

"Ich lebe hier. Du doch auch. Tu nicht so, als wüsstest du das nicht, Rei. Und jetzt beeil dich, man wartet schon auf uns."

"Man wartet....? Wer wartet? Was soll das heißen, ich lebe hier? Was ist das überhaupt für ein Ort? Und du? Du bist....doch tot....Aber deine Stimme klingt nicht wie die einer Seele und deine Erscheinung ist auch nicht durchsichtig...."

"Was redest du da? Ich werde erst eine Seele sein, wenn du Pilot der Weißen Göttin bist. Aber das weißt du doch auch."

Sie musterte ihn erstaunt und auch der kleine Hiead sah ein wenig überrascht aus. Während Teela sich verabschiedete, nahm Hiead Reis Hände in die seinen und drückte sie einmal fest.

"Ist dir nicht gut, Brüderchen? Mach dir keine Sorgen! Ich passe schon auf dich auf! Ich beschütze dich!"

"Warum?"

"Dafür wurde ich geschaffen!" erwiderte er mit einem breiten Lächeln und strahlenden Augen.

"Geschaffen? Meinst du nicht ,geboren'?"

"Aber Brüderchen - wir werden nicht geboren. Das hat man mir gesagt, weißt du. Wir werden erschaffen, weil wir die Victims stoppen müssen. Das weißt du doch!"

"Ich....weiß das?"

"Ja!"

Er wusste es....? WAS sollte er denn wissen?!
 

Auf GOA hatte man mittlerweile auch die Lehrer und die Schüler von dem gefahrvollen Zustand des Ersten Piloten in Kenntnis gesetzt. Das dadurch die Stimmung vor allem bei Clay, Roose und Yamagi gedrückt war, war nachzuvollziehen.

"Was für ein Mist!" stieß der lilahaarige Anwärter hervor und fluchte. "Warum musste das passieren?! Er darf nicht sterben!"

"Vorläufig liegt er im Koma", berichtigte Roose leise, "Es ist nicht sicher, dass er sterben wird. Du hast doch gehört, Doktor Croford gibt ihm vier Wochen Zeit, aufzuwachen. Noch ist nicht alles verloren."

Clay steuerte nichts zu dem Thema bei. Er hatte lange am Computer gearbeitet und putzte gerade seine Brille. Er hatte Nachforschungen angestellt über diesen Antares van Windbourg, über den Zero Informationen wollte....und jetzt....Aber weshalb war ihm das so wichtig gewesen? Viel hatte er nicht herausfinden können, er hatte zwar die Schule geschmissen, fing dann aber eine Lehre als Techniker an und wurde auch eingestellt....Über die familiären Verhältnisse hatte er gleichfalls nichts zu verbuchen, seine Kolonie, sein Wohnsektor....alles weg. Entweder interessierte sich dieser van Windbourg nicht für seine Vergangenheit, oder legte großen Wert darauf, dass jemand anderes keine bei ihm fand....Die Daten, die geblieben waren, waren normal, wie etwa die Augenfarbe oder die Größe....aber sie waren auswechselbar, für diesen Mann war es kein Kunststück, seine Identität immer wieder zu verändern....Clay hatte ein ungutes Gefühl dabei. Wenn kaum Daten über diesen Typ existierten, dann....

"Wir sollten Zero besuchen, Jungs." meinte er nach einer Weile.

"Was? Meinst du, die lassen uns so einfach nach GIS?!" donnerte Yamagi.

"Nein. Aber wir können Azuma um Erlaubnis fragen. Gegen einen Krankenbesuch wird er ja wohl hoffentlich nichts haben."

Gesagt, getan. Der Ausbilder erlaubte es ihnen tatsächlich, denn auch wenn er meistens den strengen, bärbeißigen Haudegen herauskehrte, lagen ihm seine Schüler doch sehr am Herzen und er hatte vollstes Verständnis für die Sorge der drei um ihren Freund.

"Der Direktor hat das Ganze abgesegnet. Richtet Nr. 87 einen Gruß von mir aus - und gebt 88 das hier. Es ist für ihn, wenn er aufwacht."

Er reichte Clay einen Umschlag und der Junge verstaute ihn in seinem kleinen Rucksack, in den er die Disketten mit den Daten über Windbourg gepackt hatte. Sie betraten das Shuttle und es flog mit ihnen zum Trägerschiff GIS. Dort wurden sie bereits von Kizna begrüßt, die sich durch ihren Besuch ein wenig ablenken wollte. Erfreut umarmte sie die Jungen.

"Schön, dass ihr gekommen seid. Rei wird eure Gegenwart spüren, da bin ich sicher."

"REI????" kam es zeitgleich aus drei Kehlen.

"Äh....das erkläre ich euch später. Kommt jetzt, es hat lange genug gedauert, Doktor Croford dazu zu überreden, euch reinzulassen."

Während sie die "Gäste" zur Krankenstation geleitete, bemerkte sie den Rucksack und fragte Anwärter 89 danach.

"Das? Nun, Zero hat mich gebeten, ein paar....Nachforschungen anzustellen."

"Nachforschungen? Aber worüber denn?"

"Über einen neuen Techniker bei euch, Antares van Windbourg."

Sie schwieg erstaunt. Bedeutete das, dass Rei diesem Kerl misstraut hatte? Eigentlich kein Wunder, ihr war er auch nicht gerade sympathisch. Schließlich war er der Grund für den Streit zwischen Phil Phleira und Rioroute und dass er allein mit ihrem Partner oben bei der Warp-Säule gewesen war, als er hineinfiel....das gab ihr sehr zu denken. Er war zwar ohnmächtig gewesen, dieser zwielichtige Techniker, doch nach einer Stunde war er wieder an die Arbeit gegangen, sonst war ihm nichts passiert. Natürlich, Phil hatte ihr erzählt, wie entsetzt und betroffen er gewesen war, als er von Reis "Unfall" erfuhr, aber er war vielleicht auch nur ein ausgezeichneter Schauspieler....

"Ich traue ihm ebenfalls nicht." gab sie schließlich zu. "Er ist wie ein Virus, der sich, sobald er sich irgendwo eingenistet hat, ausbreitet wie ein Gift! Hast du etwas gefunden, um ihn zu belasten?"

"Nein. Aber an den wenigen Daten, die ich habe, ist alles austauschbar. Das belastet ihn auch."

In diesem Moment erreichten sie die Krankenstation. Die Ärztin begrüßte sie freundlich und ließ sie ein. Niemand bemerkte die dunkle Silhouette in der Nähe....
 

Rei wandelte wieder durch unzählige Gänge, die er nicht bewusst kannte und die ihm doch vertraut waren. Hiead war an seiner Seite und sie hielten sich gegenseitig an den Händen fest. Dieser kleine Junge, das spürte der junge Pilot, hatte ihn lieb - lieb wie einen Bruder. Aber wie hätte er Hieads Bruder sein können? Endlich öffnete sich eine Tür vor ihnen und wieder stand Teela vor ihnen, aber sie war nicht allein. Auch Elia, Helteage, Megara und Silfee waren anwesend und lächelten ihnen zu. Ganz wie Teela waren sie jedoch keine durchsichtigen, geisterhaften Erscheinungen, sondern wirkten lebendig, echt, greifbar.

"Da seid ihr ja. Ich dachte schon, ihr hättet euch verlaufen."

Unsicher und irritiert schaute er sich um. Ein Labor. Dieser Raum war ein Labor. Vor einer Konsole gewahrte er einen Mann in einem weißen Kittel, der ihm den Rücken zuwandte. Neben ihm beugte sich eine Frau mit einem langen Pferdeschwanz über irgendwelche Aufzeichnungen. Diese Frau....woher kannte er sie bloß? Plötzlich ertönte ein Angstschrei, eine Energiekugel schlug ein und die Geräte fingen Feuer. Hiead warf sich schützend vor ihn, ganz automatisch. Rei schien es, als handele es sich dabei um eine Reflexbewegung, hundertmal geübt, auf Knopfdruck bereit in Gefahrensituationen.

"Ich beschütze dich!" hatte er gesagt. Weil er dafür "geschaffen" worden war....Teela und ihre Kameradinnen bauten mit ihrem EX ein Schutzschild auf und die Trümmerbrocken prallen daran ab. Das zornige Fauchen eines Victims drang an Reis Ohren. Der Mann in dem Kittel hatte sich vor allen aufgebaut und visierte die Kreatur herausfordernd an, während die Frau mit dem Pferdeschwanz verzweifelt seinen Namen rief und wissen wollte, ob es ihm gut gehe.

"Alles in Ordnung, Mrs. Enna!" schrie Silfee gegen das Getöse an. Rei stockte der Atem. Dieser Name....! Ja, natürlich! Wie hatte er das vergessen können?! Diese Frau war seine Mutter!! Aber sie war doch nie in einem Labor gewesen, sie wusste doch gar nichts von den fünf Seelen, nichts von Hiead....! Was ging hier vor?! Dann gab es eine Explosion und alles wurde in ein grelles, weithin sichtbares Licht getaucht.

Verstört öffnete er die Augen. Jetzt war er auf einmal fünfzehn Jahre alt, trug seine Alltagskleidung, die er auch bei seinem ersten Tag auf GOA angehabt hatte und schwebte mitten im Weltraum. Schritte hallten durch die Düsternis. Schritte?! Und wie konnte er im luftleeren All überhaupt atmen?! Die Gestalt kam ihm bekannt vor, doch noch war sie zu weit entfernt, als dass er sie mit Sicherheit hätte identifizieren können. Sein Herz schlug mit rasender Geschwindigkeit und seine Stirn war mit feinen Schweißperlen benetzt. Die Person war nun erkennbar. Ihr Gesicht war ernst und sie hatte weiße Kleidung an, die Rei unwillkürlich an das Gewand eines Engels erinnerte. Die Person war er selbst.

** Hallo Rei. **

"Wer....wer bist du?!"

** Wer ich bin? Aber das siehst du doch. Ich bin du. **

"Du kannst nicht ich sein!"

** Und warum nicht? Meine Kraft war es, die jedesmal die entscheidenden Schläge gegen die Victims ausführte. Deine Kraft war es. **

"Was redest du da? Bist du der Grund für meine Erinnerungslücken?"

** In gewisser Weise. Ich bin der Teil von dir, der weiß. Bewusst weiß. Die Macht ist in dir, aber bevor du sie nicht mit deinem Willen erweckst und sie mit deinen Händen lenkst, wirst du immer wieder vergessen. Ich bin dein Unterbewusstsein. Da alles einen anderen Weg gegangen ist, blieb mir nichts anderes übrig, als kurzzeitig deine Führung zu übernehmen. Hast du den ,Guardian' schon gefunden? **

"Nein...."

Er seufzte schwer und musterte seinen Doppelgänger wie einen vollkommen Fremden. Dieser schmunzelte.

** Dabei ist die Antwort so einfach. Der ,Guardian' ist dein Hüter. Dein Beschützer. Durch seine Adern fließt dasselbe Blut wie durch deine. Er ist dein Bruder. Du kennst ihn. **

"HIEAD?!?!"

** Ja. **

"Ausgeschlossen! Wir sehen uns kein bisschen ähnlich!"

** Brüder müssen sich äußerlich nicht immer ähneln, Rei. Das, was du gesehen hast, sind Erinnerungsfetzen, die tief in dir verschüttet waren. Aber deswegen bin ich nicht hier. Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass du aufwachen musst! Du hast den Kampf gegen den Tod noch nicht gewonnen und es gibt jemanden, dem das sehr recht ist. **

"Du meinst Windbourg? Das weiß ich! Er hat versucht, mich zu töten!"

** Genau. Und er wird es wieder tun. Du bist immer noch in Gefahr, aber dein Körper ist schwach und kann sich nicht wehren. Aber du darfst nicht sterben, denn du bist die letzte Hoffnung der Menschheit, geschaffen, um den Krieg zu beenden! **

"WAS?! Ich....ich....bin....ich bin....'geschaffen'....worden....? Ich bin nicht geboren worden....? Aber....aber das....meine Mutter....was ist mit meiner Mutter?!"

Furcht, Unglaube und Traurigkeit breiteten sich auf seinem Gesicht aus und den jungen Mann in Weiß schmerzte es, seine reale Existenz so unglücklich zu sehen. Er strich ihm sanft über den Kopf und erklärte:

** Bald wirst du alles verstehen....gedulde dich....Ich habe jetzt nur einen Wunsch - wach auf, hörst du? WACH AUF! **
 

Rio lag der Länge nach ausgestreckt auf seinem Bett und starrte lustlos an die Decke. Schon wieder gammelte sein Essen auf dem Tisch vor sich hin. Egal, wie er es drehte und wendete, er liebte Phil Phleira und würde sie niemals verlassen können. Doch wie sollte er ihr beibringen, dass ihr Kindheitsfreund ein Schwindler, ein verfluchter Bastard war? Sie würde ihm nie glauben. Da klopfte es.

"Einmal klopfen, wenn du es bist, Leena, zweimal bei Tune, dreimal bei Erts, viermal bei Kizna, fünfmal bei Hiead, sechsmal bei Ikhny und...."

"LASS DEN SCHEIß, RIO, ODER ICH SCHLAG DIR DIE TÜR EIN!!!!"

"....und einmal kräftig brüllen, wenn du Galew bist. Komm rein."

Der Pilot der Blauen Göttin stapfte herein und warf einen missbilligenden Blick auf den geknickten Rio, der keinerlei Anstalten machte, seinen Mund zu einem Grinsen zu verziehen, wie er es sonst tat.

"Weißt du was, Kleiner? Du siehst wirklich jämmerlich aus!"

"Vielen Dank. Was täte ich nur ohne dich und deine aufmunternden Worte?"

"Ironie steht dir noch weniger! Ich kann's nicht mehr ab! Geh endlich zu Phil Phleira und sprich dich mit ihr aus!"

"Was nützt das? Sie wird mir sowieso nicht glauben."

Gareas setzte sich auf den Bettrand und verschränkte in einer unzufriedenen Geste die Arme.

"Manchmal ist es besser, man redet miteinander. Durch euer Schweigen kann sich nichts ändern, das dürfte dir klar sein. Du bist außerdem nicht der einzige, der glaubt, dass das kein Unfall war. Erts hat beschlossen, van Windbourg ein bisschen mit seinem EX durch die Mangel zu drehen. Und wenn Rei aufwacht, haben wir einen Zeugen."

"WENN er aufwacht...."

"Ich will, dass er wieder zu sich kommt. Ich habe ihn gern und ich finde, er ist ein guter Anführer. Es wäre schade um ihn, in jeder Hinsicht. Ganz wie Yu habe ich das Gefühl, dass wir mit ihm den Krieg gewinnen könnten. Keine Ahnung, warum, ist einfach so. Und du reißt dich jetzt zusammen - was soll First denn denken, wenn er uns so sehen könnte?"

"Warum sollte er sich bei dir aufregen? Du bist schließlich in Top-Form!" erwiderte der Pilot der Agui Keameia mit einem leichten Grinsen, was Galew veranlasste, ihm kräftig auf den Rücken zu klopfen.

"Ja, die Miene ist besser!! Noch nicht perfekt, aber das kriegen wir schon hin! Übrigens ist es keine Top-Form, weil ich hier herumsitze und den aufopferungsvollen Seelenklempner spiele! Wie tief bin ich gesunken!"

"Übertreib nicht so!"

"Spaß beiseite, Rio."

Sein Gesichtausdruck wurde wieder ernst und ruhig und in seine Stimme kehrte der respekteinflößende, reife Ton zurück.

"Du kannst dich nicht ewig in deinem Quartier einsperren. Phil Phleira glaubt an Windbourg, das lässt sich nicht ändern. Noch nicht. Aber sag ihr, dass du sie immer noch liebst und unter dieser Situation leidest, genau wie sie. Ich kenne den Schmerz, jemanden zu verlieren, der einem viel bedeutet. Doch du hast noch eine Chance, das Schlimmste, nämlich den endgültigen Bruch, zu verhindern! Hab Mut! Das ist es, was du jetzt brauchst!"

Rioroute betrachtete lange seinen Gegenüber, versunken in intensives Nachdenken. Endlich brach er die schwermütige Stille zwischen ihnen.

"Ich werde es versuchen."

Damit wandte er sich zum Gehen, doch bevor er aus seinem Quartier verschwand, drehte er sich im Türrahmen noch einmal zu seinem Freund um.

"Noch etwas, Galew...."

"Ja?"

"Danke."

Der grünhaarige Pilot erwiderte das Lächeln und wünschte ihm viel Glück. Dann war er allein.
 

Kizna berührte sacht Reis Wange.

"Clay, Roose und Yamagi sind hier, mein Liebling. Sie kommen dich besuchen. Bitte, wach doch auf, wenigstens für sie! Hörst du mich....?"

Anwärter Nummer 85 legte ihr die Hand auf die Schulter und sie unterdrückte ein Schluchzen.

"Er sieht so friedlich aus", meinte Yamagi im Flüsterton. "Dabei war er früher immer so kindisch und laut...."

"Das war es, was wir gesehen haben", unterbrach ihn der Junge mit der Brille. "Aber.... irgendwie habe ich den Eindruck, auch er hätte, ganz wie Hiead, eine Fassade nach außen getragen....eine, die nicht als solche erkennbar war...."

"Was willst du damit sagen?"

"...."

Roose löste sich von dem Mädchen und trat ans Bett. Er fühlte Reis Temperatur und begutachtete nach der Reihe die einzelnen Geräte, die ihn am Leben erhielten. Er hatte ihn immer gern gehabt, den übermütigen Zero Enna, der sich nichts gefallen ließ, seine Meinung offen sagte und vor Energie und Lebensfreude nur so sprühte. Sollte das wirklich eine Fassade gewesen sein? Das Kindische, Draufgängerische, ja, vielleicht. Wer von ihnen wusste schon, welche Gedanken er des nachts herumwälzte? Er betrachtete das reglose Gesicht, die schlaffen Arme, lauschte den schwachen Atemzügen....ein langer, tiefer Schlaf....

"Wach auf. Oh bitte, wach wieder auf...."

Yamagi wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln, als Roose diese Bitte aussprach. Ja, er hatte ihn gemocht, diesen frechen, sturen und doch irgendwo liebenswerten Kerl....Er durfte einfach nicht sterben! Er durfte nicht!

Clay ergriff Reis Hand, drückte sie einmal und dachte: "Ich bin dir auf die Nerven gefallen, ich weiß. Aber du mir nicht weniger. Ständig musste ich dir etwas erklären, damit du nicht laufend irgendwo angeeckt bist. Aber...."

Eine Träne rann seine Wange hinab und tropfte von seinem Kinn zu Boden.

"....aber du warst mein Freund und bist es noch. Du musst aufwachen, verstehst du? Du hast gesagt, du verlässt dich auf mich. Und jetzt willst du mich hier hängen lassen? Auf keinen Fall, hast du kapiert?!"

"Hallo Jungs."

Überrumpelt drehten sich alle zur Tür, in der Hiead aufgetaucht war, hinter ihm Ikhny. Sie trat sogleich an Kiznas Seite, um sie ein bisschen zu trösten, während ihr Partner von einem zum anderen ging und einen warmen Händedruck austauschte.

Sein Innerstes bangte und hoffte und sein Herz vergoss viele Tränen. Da lag er und rang mit einem schrecklichen, verderblichen Schlaf....und nach vier Wochen würde alles vorbei sein.... Nein! Rei würde diesen Kampf gewinnen, er würde nicht sterben! Er war sein Bruder! Er wollte ihn nicht verlieren, nicht noch einmal!

"Hast du auch nur eine Ahnung davon, wie viele Menschen darum beten, dass zu zurückkehrst? Du darfst uns nicht verlassen, verstehst du? Uns allen, die wir hier versammelt sind, bedeutest du viel, auch denen, die nicht hier sind, denn auch sie sorgen sich um dich. Erts ist bekümmert, Galew, Rio, Leena, Tune und Phil Phleira. Wach auf, bitte....!"

Hieads Gedanken mündeten in totale Stille. Sie waren Brüder. Nachdem er endlich wieder wusste, was er einst vergessen hatte, hatte er sich geschworen, Rei zu beschützen und begonnen, das Band zwischen ihnen, das der Pilot der Ernn Laties selbst geschaffen hatte, zu akzeptieren und zu vertiefen....

Es war ein langer Weg gewesen bis hierhin.

Er würde nicht aufgeben.

Nicht hier und jetzt!
 

~~ KOLONIE L-743 ~~
 

Rome machte einen Spaziergang durch den Park. Ein erneuter Regentag für die Kolonie. Lange schon hatte man keine Berichte mehr über Angriffe der Victims gesendet, doch sie wusste nur zu gut, dass dies lediglich die Ruhe vor dem Sturm war. Bald würde es eine neue Attacke geben und Erts würde erneut in den Kampf ziehen müssen....Wenn sie ihn doch endlich wiedersehen könnte! Die Hochzeit von Arcard und Kyoko musste wundervoll gewesen sein, wie sie Bellarchas Erzählung am Transmitter entnommen hatte. Sie freute sich sehr für die beiden, doch an Liebesglück zu denken, erinnerte sie an ihren eigenen Kummer, und darauf verzichtete sie lieber. Sie wollte sich auf ihre Arbeit konzentrieren, doch Erts schlich sich immer wieder in ihre Gedanken....

Ob er dasselbe empfand? Oder fiel sie ihm nur als Freundin ein, war Liebe gar kein Thema für ihn? Wie mochte es ihm gehen? Sie stieß einen Seufzer aus und hielt plötzlich abrupt inne vor einer Werbetafel, auf der groß und breit ein Tag der Offenen Tür auf GOA und GIS angekündigt wurde. Natürlich, man wollte eventuellen Schülern einen kleinen Vorgeschmack liefern auf die Realität. Das war wichtig, denn zu viele waren idealistisch und stellten sich den Alltag auf der Akademie unbekümmert und leicht vor. Sich anstrengen zu müssen oder gar gegen grausame, monströse Invasoren zu kämpfen, das fiel ihnen erst später ein. Aber ihr persönlich bot dies eine ungeahnte Möglichkeit - sie könnte Erts wiedersehen! Ihn sehen....und ihm endlich gestehen, was sie für ihn empfand! Ein kalter Wind fegte über sie hinweg und der Regen prasselte unaufhörlich auf ihren zierlichen Schirm hernieder.

Rome fasste einen Entschluss....
 

Wer träumt, dem wachsen Flügel.

Die nächste Folge heißt: "Curriculum 08: List"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2004-01-11T14:51:58+00:00 11.01.2004 15:51
Was kann man hierzu noch außer suuuuupeeeer, klasse, toll ........... sagen?
Schreib schnell weiter und mach es genauso gefühlvoll wie bei diesem Kapitel!!!
Dein FF ist einfach perfekt!!!
Erfolgs chancen ein echter Schriftsteller zu werden, stehen zu Hoch um es genau zu sagen :)
Bis zum nächsten Kapitel!!! Deine Jasmin
Von: abgemeldet
2004-01-10T17:42:42+00:00 10.01.2004 18:42
Das ist ein geiler Teil besonders die Stelle:
"Einmal klopfen, wenn du es bist, Leena, zweimal bei Tune, dreimal bei Erts, viermal bei Kizna, fünfmal bei Hiead, sechsmal bei Ikhny und...."
"LASS DEN SCHEIß, RIO, ODER ICH SCHLAG DIR DIE TÜR EIN!!!!"
"....und einmal kräftig brüllen, wenn du Galew bist. Komm rein."
SO geil, echt.
Besonders Gareas^^
Von: abgemeldet
2004-01-09T21:30:32+00:00 09.01.2004 22:30
Ich bins noch mal! Hab ich glatt vergessen zu schreiben! Alles alles gute für die Arbeit! Wirst die Volle Punktzahle erreichen! Ich glaube an dich! Wer so gut schreibt muss einfacj viel können! Also viel Glück!
Von: abgemeldet
2004-01-09T21:26:22+00:00 09.01.2004 22:26
So! ich bins wieder! Der Kritiker! Was soll ich hirzu sagen! Sag es mir! Meiner Meinung nach ist dies wirklich eine total geile fanfic geblieben! Dieser Kapitel war anders als die Anderen! Der Herzschmerz, Die Fragen! Einfach klasse! wenn ich deine Fanfic eher gesagt vortsetzung lese sehe ich bilder vor mir! Es ist Klasse einfach spitze geschrieben! Es wirkt so lebendig! Der Herzschmerz z.B. kommt klasse rüber. Ihre Emotionen haste supi zur Geltung gebracht! Mein Tipp! Schreib weiter so und werd später Autor!
Von: abgemeldet
2004-01-09T19:55:23+00:00 09.01.2004 20:55
SUPI TEIL DIANA!!!!!!!! Ich bin sicher es wird sehr spanned. doch bitte lass zero aufwachen, er draf nicht sterben. Ich hoffe rome und erst kommen zusammen.
Außerdem hoffe ich das es auffliegt das es absicht war und kein unfall.
Ok, mach schnell weiter.
rim
Von: abgemeldet
2004-01-09T18:28:14+00:00 09.01.2004 19:28
die ff ist natürlich wie immer toll geworden.ganz viel glück auch bei dem schulkram. hoffe der nächste teil kommt doch auch wieder ziemlich bald.


Zurück