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Trust Issues

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Trust Issues

Wenn ich etwas nicht konnte, dann war es zu vertrauen. Dazu wurde mir damals viel zu deutlich gemacht, dass man am Ende nur verletzt wird, wenn man einer Person zu großes Vertrauen schenkte.

Das eben diese Person ausgerechnet mein Bruder war, machte das alles natürlich umso schlimmer...

Ich konnte seine Beweggründe durchaus verstehen. Natürlich, er wollte mich nicht enttäuschen und noch weniger wollte er, dass ich ihn für einen Verlierer hielt.

Doch die Lügen, die er mir gegenüber aufgetischt hatte, machten alles so viel schlimmer. Ich habe vor allen Anderen mit meinem coolen Bruder angegeben, der mich die ganze Zeit über angelogen hatte...

Natürlich war ich am Ende eine Lachnummer, weil mein sogenannter „cooler Bruder“ eben nur ein Zuschauer war und schon ewig nicht mehr selbst spielte, wovon ich alle Anderen eisern versucht hatte zu überzeugen.

Nach diesem Erlebnis hatte ich mich von allen abgeschottet. Ich wollte mit niemanden etwas zu tun haben...

Mein bester Freund hatte stets versucht, zu mir durchzudringen, was ich lange nicht zugelassen hatte. Ich konnte das Gefühl nicht verdrängen, dass er mich hinter meinem Rücken genau so auslachte, wie alle Anderen...dabei war mir bewusst, dass Yamaguchi vermutlich der treueste Freund war, den man haben konnte.

Es hatte lange gedauert, bis ich mich ihm wieder nähern konnte. Ich war Yamaguchi lange Zeit aus dem Weg gegangen, genau so wie allen Anderen. Ich war der Meinung, dass ich alleine besser dran war. Doch Yamaguchi wäre vermutlich nicht Yamaguchi, wäre er nicht so aufdringlich und hätte keinen Versuch unternommen, um durch ich durchzudringen. Ich war verflucht genervt davon, doch gleichzeitig war ich ihm auch so unendlich dankbar, weil er mir dadurch zeigte, dass ich für ihn kein anderer Mensch war, obwohl ich mich seit diesem Ereignis selbst so fühlte...
 

Wir kannten uns jetzt bereits mehrere Jahre, in denen Yamaguchi immer an meiner Seite war. Vermutlich wäre ich ohne ihn niemals der Volleyballmannschaft der Karasuno beigetreten. Ich war dem Sport in den vergangenen Jahren noch immer aus dem Weg gegangen, weil ich ihn noch immer mit meinem Bruder verband, obwohl ich tief in meinem Inneren durchaus diesen einen, kleinen Funken fühlte.

Anfangs waren wir ein ziemlich wilder Haufen und ich war von den Anderen sehr genervt. Es machte nicht den Anschein, als hätten wir ernsthafte Chancen gegenüber anderen Teams. Vor allem Hinata und Kageyama trieben mich in den Wahnsinn.
 

Ich wollte es zwar nicht zugeben, doch ich merkte mit der Zeit immer deutlicher, dass ich langsam wieder Spaß am Volleyball entwickelte. Es verunsicherte mich dennoch, weil ich die Angst einfach nicht los wurde, dass ich nicht gut genug war... Ich hatte Angst davor, wie mein Bruder zu werden und am Ende nur noch als Zuschauer zu enden...

Vielleicht war das auch der Grund, weshalb ich mich noch immer selbst davor bremste, dass mir die Mannschaft ans Herz wachsen konnte und ich zu viel Spaß beim Volleyball entwickelte...

Doch die Jungs waren genau so aufdringlich wie Yamaguchi, was ich zwar nervig fand, wofür ich aber gleichzeitig auch dankbar war.

Durch den gemeinsamen Sport hatte ich noch viele weitere Jungs kennen gelernt. Vor allem Kuroo und Bokuto waren verdammt anstrengend und nervig. Sie schienen das Potential in mir sofort entdeckt zu haben, welches ich selbst nicht glaubte, überhaupt zu haben, vor allem aber, wollten sie mir deutlich machen, dass ich tatsächlich Spaß am Volleyball hatte, was ich vermutlich einfach nicht wahrhaben wollte.

Als Yamaguchi mir damals deutlich die Meinung gesagt hatte, war ich zunächst verdammt sprachlos. Er war einfach nicht der Typ Mensch, der Anderen so deutlich sagte, was er dachte, doch es wurde deutlich, dass er sich bereits lange Gedanken um mich gemacht hatte. Es bedeutete mir sehr viel, weil es deutlich zeigte, wie wichtig ich ihm war. Auch, wenn ich es nicht so gut zeigen konnte, so war er mir ebenso sehr wichtig und ich war froh darüber, ihn zu haben.

Er war schließlich nicht umsonst mein bester Freund. Ich war einfach nicht der Typ Mensch, der mit Gefühlen und Zuneigung offen umgehen konnte.

Yamaguchi auf diese Weise zu erleben, hatte mich natürlich sehr überrascht, doch gleichzeitig machte es mich sehr stolz, da er nie ein Mensch war, der Anderen die Stirn bot...und ich wusste, dass es umso schwieriger war, wenn man es vor einem wichtigen Menschen tat.
 

Ich konnte es nicht richtig beschreiben, doch irgendwie hatte er mir dadurch geholfen, Hilfe zu suchen, um meine Leidenschaft für den Volleyball richtig zu entdecken. Ich wusste, dass es mir im Grunde Spaß machte, doch irgendetwas hatte mir einfach gefehlt.

Gemeinsam mit Kuroo, Bokuto und Akaashi zu trainieren, hatte mir da sehr geholfen. Ich verbesserte mich sehr in meinem Spiel und vor allem war ich Akaashi dankbar dafür, dass er mich neben diesen beiden Nervensägen unterstützte.
 

Wir hatten schlussendlich sogar unsere Rivalen bezwungen, die uns unsere erste, große Niederlage verschafft hatten. Es war eine so große Genugtuung, ihnen zu zeigen, wie sehr wir uns entwickelt hatten, vor allem ihrem hochnäsigen Captain!
 

Ich war zwar noch immer kein Mensch, der Zuneigung offen zeigte, doch ich fand es in dem Team nicht mehr so zum Kotzen wie damals.... Eigentlich fühlte ich mich sogar langsam von ihnen angenommen, doch es würde mir wohl nie leicht fallen, das so einfach zu zeigen.
 

Wir wollten hoch hinaus, weshalb wir ausgerechnet gegen Shiratorizawa um die Qualifikation für das Frühlingsturnier kämpften. Wir wussten, dass diese Kerle, vor allem aber ihr Captain, wie Monster waren. Aufgeben war keine Option, für sie, ebenso wie für uns.

Vor allem aber ihr Mittelblocker ging mir gehörig auf die Nerven! Der Kerl hatte es sich scheinbar zum Ziel gesetzt, mir das Leben zur Hölle zu machen. Doch diese Genugtuung wollte ich ihm nicht geben. Ich wusste nicht, woher es kam, doch plötzlich überkam mich der Drang, ihm zu zeigen, dass man sich an mir die Zähne ausbiss...doch so wie es aussah, war das dem rothaarigen Monster völlig egal. Der Kerl war wie ein nerviger Teufel, oder eher wie ein aufdringlicher Parasit, der sich fest setzte und sich einfach nicht abschütteln ließ. Eigentlich war ich meist eher ein zynisches Arschloch, doch bei ihm hatte ich das Gefühl, dass ich ihm mit übertriebener Freundlichkeit noch viel mehr auf die Nerven ging, was genau mein Ziel war. Er war zwar vielleicht das Guessmonster, doch ich war ebenso analysierend wie er.

Vermutlich war das auch der Grund, weshalb er von Anfang des Matches an, ein Auge auf mich geworfen hatte.

„Danke, sehr freundlich von dir.“, lächelte ich ihn freundlich an und sah ihm deutlich an, wie er implodierte. „Du bist echt ne verdammte Nervensäge.“

Die Worte des Älteren ließen mich laut lachen. „Komisch. Normalerweise bin ich immer derjenige, der das sagt.“ Es machte mir großen Spaß, ihn auf diese Weise zur Weißglut zu treiben und ich konnte es selbst nicht einmal so deutlich sagen, weshalb ich auf diese merkwürdige Weise seine Nähe suchte. Eigentlich war ich doch immer eine Person, die allen Anderen sogar aus dem Weg ging.
 

Am Ende gingen wir als die Sieger des Matches vom Feld. Yamaguchi war schnell auf mich zugelaufen und hatte mich zu Boden geworfen. „Tsukki! Du warst so toll! Es war beinahe so, als wärst du neu geboren. Du hast endlich den Spaß am Volleyball so richtig entdeckt, oder?!“, quasselte der Grünhaarige voller Adrenalin, während meine Augen den rothaarigen Mittelblockers des gegnerischen Teams fixierten.

„Ja, scheint so.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hypsilon
2023-02-19T08:18:46+00:00 19.02.2023 09:18
Hach, wie schön, dass ich nicht mehr die Einzige bin, die den Tag füttert <3
Mir gefällt dein kleiner OS wirklich wahnsinnig gut und er war eine absolut tolle Überraschung, hab mich mega gefreut.

Besonders gut gefällt mir halt, dass man voll gut in Tsukkis Inneres blicken kann und das über eine so lange Zeitspanne, das macht den ganzen Text sehr lebendig und überzeugend.
Auch das eigentlich komplett offene Ende finde ich super. Es ist ein OS, die müssen nicht immer nen Abschluss haben und können und sollen gerne auch dem Leser mal was zum Nachdenken und Mitdenken geben. So toll. Ich weiß natürlich genau, wie es ausgeht - zumindest maße ich mir das an xDD

Ich liebe es! Danke :-*


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