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Im Dornwald

von

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In Dornwald

Der Osterhase zieht sich erneut einige Dornen aus seinem Fell. Ihn als genervt zu bezeichnen, ist mittlerweile eine Untertreibung. Missmutig starrt er auf die herausgezogenen Dornen, dann wirft er sie einfach achtlos irgendwo hinter sich.

“Hey! Pass doch auf!”, tönt es vom Sandmann.

“Pass du doch auf!”, gibt der Osterhase zurück.

“Gebt beide einfach Ruhe und lauft”, mischt sich nun auch noch Santa in die Unterhaltung ein.

Nur die Zahnfee schweigt. Er verfügt nicht mehr über genug Nerven, um sich mehr als unbedingt nötig mit seinen Brüdern auseinanderzusetzen. Mit ihrem meist recht kindischen Verhalten reizen sie ihn sowieso äußerst schnell. Nimmt man dazu noch ihre derzeitige Situation, war es mit seiner Geduld noch schneller zu Ende.

Nach diesem Debakel kurz vor Halloween hatte er eigentlich darauf gehofft, seine Brüder erst einmal für eine ganze Weile nicht mehr wiederzusehen. Natürlich hatte er nicht so ein Glück und sie standen nach knapp sechs Wochen wieder vor seiner Tür. Er hätte einfach ‘Nein’ sagen und ihnen die Tür vor der Nase zuknallen sollen. Doch natürlich hat er es nicht getan. Leider hat sein Pflichtgefühl gesiegt und ihn somit eingebrockt, mit seinen nervigen Brüdern durch einen Wald voller dornartiger Gewächse zu irren, um nach einem Relikt zu suchen, das ihnen dabei helfen soll, den Mann im Mond von der Erde fernzuhalten. Nur wie genau dieses Relikt aussieht und was es eigentlich ist, nun das konnte Santa ihm leider nicht sagen. Santas Angaben waren äußerst vage, auch mit der Information, woher er meint, dass dieses Relikt ihnen helfen soll, wollte er nicht rausrücken. In diesem Moment hätte die Zahnfee bereits erkennen müssen, dass etwas mit der ganzen Sache nicht stimmt. Er hat nichts dagegen, wenn Santa oder in seltenen Fällen auch einer der anderen beiden mit Ideen ankommen, wie sie noch effektiver gegen den Mann im Mond vorgehen können, und dafür auch Zeit und Energie zu investieren, so im Generellen, aber wovon er nichts hält, ist es für nichts und wieder nichts unnötig, seine Zeit zu verschwenden. Darum bevorzugt er es auch zunächst selbst über das, was auch immer seine Brüder für nützlich halten, zu recherchieren, denn wie heißt es so schön? - Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

Nur in diesem Fall kam die Recherche etwas knapp oder genauer gesagt war die Recherche gar nicht vorhanden, da Santa der Meinung war, dass sie unbedingt jetzt in diesem Moment, als sie vor seiner Tür standen, los müssen, da sie sonst keine Chance mehr haben würden, rechtzeitig da zu sein, denn man könnte das Relikt nur zu ganz bestimmten Bedingungen erlangen und die seien bald. Mittlerweile bereut die Zahnfee aber zugestimmt zu haben mitzukommen, denn zum einen glaubt er nicht mehr daran, dass sie hier überhaupt irgendetwas finden würden, selbst wenn sie noch genug Zeit hätten, was die Zahnfee aber bezweifelt, und zum anderen, weil seine Brüder ihm tierisch auf die Nerven gehen. Bei den Strapazen, die sie hier gerade durchleiden müssen, ist ihm das Vorhandensein oder auch Nicht-Vorhandensein des Relikts zu diesem Zeitpunkt vollkommen egal. Sie haben den Stein und solange der Osterhase es nicht verbockt, wird das den Mann im Mond effektvoll davon abhalten, auf die Erde zurückzukehren.
 

Es ist ein schmaler Trampelpfad, der sie durch den Wald führt und gerade mal breit genug für eine Person ist. Rechts und links wachsen dünne wie tot wirkende Bäume und dichtes Dornengestrüpp. Dornenranken ziehen sich an den Bäumen hinauf und an ihren Ästen entlang, ragen teilweise auch ziemlich weit hinunter Richtung Weg auf ihrem Weg auf die andere Seite des Pfades. Die Zahnfee benutzt sein Zepter, um die Dornenranken so weit es geht von sich zu schieben, und achtet dabei zumindest ein wenig darauf, dass sie beim Wegziehen des Zepters nicht unbedingt seine Brüder treffen. Das allerdings nicht unbedingt, weil er seine Brüder vor Schaden bewahren will, sondern mehr, weil er keine Lust auf die darauffolgenden Meckereien hat. Sie sind sich ja schon jetzt ständig am Beschweren.

Es ist mittlerweile die Zahnfee, die vorne läuft. Anfangs hat noch Santa die Führung übernommen, doch nachdem sich der Osterhase und der Sandmann auf einer Art kleinen Lichtung mal wieder in die Haare (oder im Falle des Osterhasens ins Fell) bekommen haben und Santa versucht hat zu schlichten, was es aber eigentlich nur noch schlimmer gemacht hat, ist die Zahnfee, genervt wie er war, einfach allein weitergegangen. Als er sie nach einigen Metern immer noch hat argumentieren hören und es nicht klang, als wären sie hinter ihm, hat er mit seinem Zepter einfach gegen einen Baum geschlagen und die drei haben tatsächlich aufgehört zu diskutieren und sind der Zahnfee hinterher. Das hat zwar nicht dafür gesorgt, dass diese Diskussionen gänzlich zum Erliegen gekommen sind, aber wenigstens laufen sie dabei weiter und entschließen sich nicht dazu, einfach mitten auf dem Pfad stehen zu bleiben. Die Zahnfee ist sich bereits jetzt sicher, dass er sie, sollten sie sich doch noch dazu entscheiden, für ihre Diskussionen stehen zu bleiben, einfach zurücklassen würde und sich selbst einen Weg hinaus aus diesem Wald suchen würde, denn darauf hat er nun wirklich überhaupt keine Lust. Er kann es wirklich nicht erwarten, wieder aus diesem Wald rauszukommen. Bisher sieht es allerdings nicht so aus, als wäre das bald so weit. Noch kann er nichts anderes als Bäume und Dornengestrüpp sehen. Vor einiger Zeit hatte er noch gehofft, irgendwelche Spuren zu finden, irgendetwas, dass ihm sagt, dass das, was sie suchen, wirklich hier ist, oder dass überhaupt etwas hier ist außer Bäume und Dornengestrüpp und noch mehr Bäume. Noch nicht einmal einen Bach konnte er ausmachen, aber vielleicht ist auch gerade, dass, dass es hier kein Wasser zu geben scheint, der Grund, warum es hier so tot aussieht. Die Zahnfee konnte auch keine Spuren von Tieren entdecken und auch keine Anzeichen dafür, dass es hier einmal Tiere gegeben hätte. Es wirkt fast so, als wäre dieser Wald schon immer so gewesen. Dazu noch diese Stille, die nur durch ihre Schritte auf dem mit Blättern und Zweigen bedeckten Weg unterbrochen wird.

Die Zahnfee hätte gerne einmal den Weg verlassen, allerdings lässt das dichte Dornengestrüpp, das die gesamte Länge des Pfades auf beiden Seiten säumt, das nicht zu. Es bleibt ihnen also sowieso nichts anderes übrig, als dem Pfad weiter zu folgen oder aber umzukehren und den Weg wieder zurückzugehen. Die Zahnfee wäre Letzterem nicht abgeneigt, doch er befürchtet, dass seine Brüder das nicht zulassen werden und geht deswegen einfach immer weiter voran - mit der Hoffnung, dass sie irgendwann doch noch etwas finden werden, und sei es nur der Ausgang aus diesem Wald.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lost_Time
2022-12-06T10:05:47+00:00 06.12.2022 11:05
Ich muss hier unbedingt ein Kommentar hinterlassen. Ich bin ja erst vor einiger Zeit auf das JCU aufmerksam geworden, aber finde die Wächter echt sehr interessant als Charaktere. Die Story ist echt hübsch geworden. Besonders der Anfang mit dem Dialog zwischen Osterhasen und Sandmann fand ich sehr unterhaltsam. Dass es dann überging und sich mehr auf die Zahnfee fokussierte gefiel mir auch.
Schade, dass man nicht erfährt, was genau sie denn da nun suchen. Wobei, so wie es beschrieben wird, hab ich fast das gefühl sie stecken in einem Loop fest. Nur Dornen, nur schmaler Weg. Vielleicht gibt es da von dir ja noch eine Auflösung, würde mir zumindest sehr gefallen. ^^

Viele Grüße
Lost_Time
Antwort von:  lula-chan
07.12.2022 14:11
Vielen Dank. Das freut mich sehr.
Wer weiß, wer weiß ...

LG lula


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