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The Tiger and the Wolf

von

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Ritterlichkeit vs Charisma

Dieses Mal ein Kapitel aus der Sicht von Lydia - viel Spaß beim Lesen!

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Luke hatte sich als außerordentlich interessanter Gesprächspartner und Sitznachbar herausgestellt. Lydia war der reiche und gutaussehende Junge aus Übersee natürlich bereits am ersten Tag ihrer Rückkehr aufgefallen, doch hatte sie sich, wohlweislich, zurückgehalten. Es zeugte von einem gewissen Maß an Mut und Selbstsicherheit, oder Dummheit, wenn man sich mit Jackson anlegte. Wer nicht zu seinen Freunden zählte, wurde als Abschaum betrachtet. Der Brite hatte sich aber nicht abschrecken lassen. Gut, ihm im Rücken saß auch der Direktor und Lydia wusste aus eigener Erfahrung, welch Monster Gerard Argent sein konnte, aber das musste ja nicht für dessen Enkel gelten.
 

Er war kurz und knapp gesagt genau das, was sich jedes Teenie-Mädchen wünschte: gutaussehend, sportlich, intelligent, selbstsicher und steinreich. Sein Sozialstatus war, überspitzt gesagt, weit über dem durchschnittlichen Level eines Quarterbacks oder Lacrossekapitäns. Umso verwunderlicher war es gewesen, als Lydia begriffen hatte, auf wen der Brite ein Auge geworfen hatte: Scott. Luke hätte so viel mehr haben können. Das änderte jedoch nichts daran, dass sie sich für ihn interessierte. Außerdem war Scott kaum in der Lage, eine adäquate Beziehung zu führen, geschweige denn aufrechtzuerhalten: Bereits bei Allison war die Erdbeerblondine mehrmals kurz davor gewesen, ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Diese ganze Romeo und Julia-Romanze mochte zwar auf den ersten Blick nett gewesen sein, doch ihr war bereits früh klar gewesen, dass das nicht gut gehen konnte. Scott und sie verstanden sich gut, genauso wie Allison und sie, und als Lydia auch noch realisierte, dass Luke Taylor sowohl der Sohn von Daniel Taylor, als auch Cousin ihrer besten Freundin war, hatte sie kurzerhand entschieden, sich selbst um diese Angelegenheit zu kümmern. Zumal Jackson es durchaus auch verdient hatte, eine kleine Ohrfeige zu kassieren, nachdem er sie abgeschossen hatte. Aiden hin oder her, sie war natürlich glücklich mit ihrem Seelengefährten, aber man durfte sich durchaus Appetit auswärts holen und ein wenig Rivalitätsgehabe imponierte dem angesagtesten und auch noch immer begehrtesten Mädchen der Beacon Hills High.
 

Lange Rede, kurzer Sinn: Luke und sie hatten beschlossen die Mittagspause in ein nobles Restaurant in der Innenstadt zu verlagern und die Nachmittagsstunden zu schwänzen, da Kunst in seinen Augen ein Fach war, bei dem für ihn sowieso Hopfen und Malz verloren war, und sie sowieso zu gut, um sich mit den langweiligen Grundübungen weiter zu beschäftigen. Dementsprechend saßen sie an einem Tisch für zwei, in einem Nobeletablissement, dessen Speisekarte sich als gehoben, wie auch eklatant teuer herausstellte. Auch hier hatte sich der Brite als Gentlemen erwiesen: ihr die Jacke abgenommen, den Stuhl zurückgezogen und dann wieder herangerückt, und sich sogleich bereiterklärt, sie einzuladen. Das gefiel ihr natürlich, genauso wie der Ausblick auf einen durchtrainierten Oberkörper, dessen Muskeln ansatzweise durch das graue T-Shirt hindurchstachen. Einzig die Zahnspange störte sie, doch das konnte man ausblenden, wenn man denn wollte. Sie wurden auch dementsprechend angestarrt; ihre Kleidung war dem gehobenen Etablissement nicht ganz angemessen, oder besser gesagt der dezent sportliche Stil von Luke, doch beim Anblick der Kreditkarte des jungen Mannes, hatte sich der Kellner fast überschlagen. Auf die Frage ihres Gastgebers hin, ob er das Lokal räumen lassen solle, damit sie ungestört sein konnten, hatte sie lächelnd den Kopf geschüttelt. Bei einem Filet Welllington mit Bratkartoffeln für ihn und Linguine mit Hummersauce mit Riesengarnelen, Petersilie und Zitrone für Lydia selbst, und einer passenden alkoholfreien Getränkeauswahl, unterhielten sie sich. Es war fast schon eine Augenweide, ihrem Gegenüber beim maß- und genussvollen Essen zuzusehen, und nicht dem gierigen Schlingen Aidens beiwohnen zu müssen. Werwölfe hatten einen schier unbändigen Appetit – oder ihrer war einfach ein Schwein, was seine Tischmanieren anging.
 

„Ist das Hugo Boss?“, wollte sie von ihm wissen und nickte dabei in Richtung der College-Jacke, die hinter ihm über der Stuhllehne hing. Natürlich war es nicht Hugo Boss, das war ihr bewusst, doch sie wollte ihn ein wenig aus der Reserve locken und unvorsichtig werden lassen.
 

„Saint Lauren“, antwortete er beiläufig.
 

„Darf ich fragen, was sie gekostet hat?“ Interessiert wanderte ihr Blick von dem Kleidungsstück zu Luke, der nur mit den Schultern zuckte. „Du weißt nicht, was du bezahlt hast?“
 

„Keine Ahnung – Jonathan ist damals einkaufen gewesen und hat sie mitgenommen, weil er weiß, dass ich so einen Stil bevorzuge. Ich habe generell wenig Gefühl, was Kosten angeht. Ich weiß, dass mein Wagen teuer war, da er Technik besitzt, die eigentlich in einem straßenzugelassenen Fahrzeug gar nicht verbaut wird, aber ansonsten…“ Er kratzte sich an der Oberseite seines Unterarms. „Wahrscheinlich mehr als Scotts gesamter Kleiderschrank?“, schlug er ein wenig hilflos vor.
 

„Mit Sicherheit“, schmunzelte sie und nahm einen weiteren Bissen ihres Gerichts zu sich, welches vorzüglich schmeckte. Der Preis war in jedem Fall gerechtfertigt. Mit Jackson war sie zu ihrem Jahrestag einmal hier gewesen, daran erinnerte sie sich noch flüchtig.
 

„Das bedeutet also, die McCalls sind arm?“, schlussfolgerte der Brite. „Also ich meine wirklich arm. Das Haus ist zwar sehr liebevoll und warm eingerichtet, aber… es wirkt alles so alt und so antik, aber nicht positiv antik, sondern mehr minderwertig.“
 

Das Vermögen ihres Gegenübers musste so groß sein, dass ein dementsprechender Realitätsverlust damit einherging. Lydia selbst war nicht arm, keineswegs, und auch sie empfand das Haus von Scott bestenfalls als Notlösung, doch es als minderwertig zu betrachten… nun, er hatte irgendwo recht. Verglichen mit dem Haus von Jacksons Familie oder ihrem eigenen Heim, glich die Bleibe der McCalls einer mittleren Bruchbude. „Durchschnitt würde ich sagen“, schlug sie vor. „Warum interessiert dich das?“
 

„Weil es meine Aufgabe ist, für Scotts Auskommen zu sorgen und auch für das von Melissa“, erklärte er ihr und schnitt sich ein weiteres Stück Filet ab. „Ich bin schließlich sein Freund und dementsprechend verantwortlich für ihn.“
 

Das klang tatsächlich so ritterlich und so steinzeitmäßig, dass sie sich beherrschen musste, ihn nicht auszulachen. Er wirkte tatsächlich wie DER Teenie-Schwarm schlechthin: Ein Bad Boy nach außen, aber mit einem sanften Inneren. In einem anderen Leben hätte er den perfekten Freund abgeben, aber so…
 

„Ist das auch der Grund, warum du vorhin so ausgezuckt bist?“, lenkte Lydia das Gespräch auf den Punkt, der sie besonders interessierte. Ihr war natürlich klar, dass Luke unbeholfen war, vor allem, weil es sich bei Scott um seinen ersten Freund handelte, wie auch das übertriebene Balzgehabe wahrscheinlich einen Minderwertigkeitskomplex verbarg, aber dennoch sprach da die Neugierde aus ihr; eine Neugierde, welche befriedigt werden wollte.
 

Er schien einen Moment zu überlegen. Da war etwas in seinen Augen, hübschen grau-grünen Augen, die sich perfekt in die noble Blässe seines Teints einfügten, das mit sich selbst zu ringen schien. Seine Haltung straffte sich dann ein wenig und sie rechnete schon fast mit einer Abfuhr, als er schlussendlich den Mund öffnete und nickte: „Was zwischen mir und Scott ist, geht niemanden etwas an, höchstens meine engsten Vertrauten. Dieser Jackson glaubt, mit einem Mittelklassewagen und einem etwas höheren Einkommen oder Taschengeld, er wäre der King und diesen Zahn will ich ihm ziehen. Grandpa hat mir außerdem erzählt, dass Jackson und Scott ein relativ durchwachsenes Verhältnis zueinander pflegen, beziehungsweise gepflegt haben – dementsprechend groß ist meine Abneigung ihm gegenüber.“
 

Das entsprach so nicht ganz der Wahrheit, denn Jackson und Scott konnten mittlerweile durchaus miteinander, aber diese Ungereimtheit, oder besser gesagt Lüge, aus der Welt zu schaffen, würde heute weder möglich noch notwendig sein. Es ging viel mehr um die Tatsache, dass dieser Junge, der ein wenig seines Lebens auch ihr gegenüber preisgegeben hatte (sie war eine hervorragende Gesprächspartnerin, und ihr Charisma herausragend), tatsächlich so etwas für Verantwortung für Scott empfand. Wirkliche Verantwortung. Das war erstaunlich.
 

„Ist er dein Freund oder dein Gefährte?“ Letzteres würde nämlich erklären, warum er von seiner festgefahrenen Meinung, und auch seinem Abscheu gegenüber Jackson, ansatzweise bereit war, abzuweichen. Ihr gegenüber hatte Luke seinen Freund nämlich fast wie die fleischgewordene Perfektion präsentiert: Scott sei intelligent, hübsch und liebevoll. Über Melissa waren auch nur positive Worte gefallen, das war ungewöhnlich, denn im gleichen Atemzug hatte er sich über Stiles ausgelassen und das in aller Deutlichkeit.
 

„Freund“, murmelte Luke und kratzte sich erneut am Unterarm.
 

„Du bemühst dich so um einen bloßen Freund?“, fragte sie erstaunt.
 

„Das ist nicht so einfach“, wich er aus. „Er könnte es sein, aber ich weiß es nicht.“
 

„Du weißt es nicht?“ Sie hob die rechte Braue an. „Warum?“
 

„Weil… weil mir mein Seelenmal genommen wurde. Ich kann es nicht sehen, da es von einer Narbe überdeckt wird.“ Sein Tonfall verhärtete sich. „Darum ist es umso wichtiger, Scott zu beweisen, wie ernst es mir mit ihm ist.“ Lukes Augenbrauen wanderten dabei nach unten und er zuckte missmutig mit den Mundwinkeln. „Ich werde auf ihn aufpassen, genauso wie auf seine Mutter.“
 

Lydia hatte Mühe nicht die Augen zu verdrehen. Er klang genau wie das Idealbild eines beschützerischen Freundes, den man sich wünschte, wenn man kein Selbstvertrauen hatte. Eine schlechte Teenie-Romanze. Wenn er nun noch herausfand, dass sein großer Schwarm ein Werwolf war, der unter anderem, seinen geliebten Grandpa in den Rollstuhl befördert hatte, würde das einen kleinen Weltuntergang für ihn bedeuten. Doch das war nicht ihre Aufgabe. Ihre weibliche Intuition riet ihr davon ab, Luke zu sehr mit diesem Thema zu konfrontieren, zumindest jetzt, denn dann würde er sich wahrscheinlich komplett verschließen. Die Tatsache, dass er sich ihr überhaupt anvertraute, war schon ein Zeichen dafür, wie verzweifelt er sein musste. Oder er war ein ebenso guter Schauspieler wie sie, was aber in Anbetracht der ehrlich wirkenden Liebesbekundungen an Scott nahezu ausgeschlossen schien.
 

„Der Traum einer jeder Schwiegermutter, hm?“, erwiderte sie trocken und nahm den Blick von ihm als der Kellner mit der Dessertkarte kam.
 

„Keine Ahnung? Ich weiß ja nicht einmal, was ich Melissa schenken soll, damit sie mich für gut genug erachtet, um mich mit ihrem Sohn wirklich ausgehen zu lassen.“ Der Brite versteckte sein Gesicht gut hinter der Barriere aus Papier und eingeschlagenem Leder, fast so, als wäre es ihm peinlich, darüber zu sprechen.
 

„In welchem Jahrhundert lebst du?“, lachte Lydia kopfschüttelnd. „Du musst ihr gar nichts schenken.“
 

„Sie ist aber die Mutter meines festen Freundes“, gab er leicht nuschelnd zurück. „Ich muss ihr genauso recht sein wie Scott.“
 

„Wir leben im 21ten Jahrhundert – stell dir vor: du könntest sogar mit Scott ganz unverbindlich schlafen, wenn du das möchtest“, verdrehte sie die Augen. Wie konnte man nur so rückständig sein?
 

„Nein.“ Luke erschien wieder hinter der Dessertkarte und schüttelte heftig den Kopf. „Das kann ich nicht, denn das erste Mal sollte etwas Besonderes sein, etwas Einzigartiges. Mit viel Vorbereitung und Ruhe in einer geschützten Umgebung. Ich will keine schnelle Nummer: Ich will Scott und das mit jeder Faser meines Körpers.“ In dem Moment, in dem er zu begreifen schien, was er da gerade von sich gegeben hatte, verschwand er erneut und nur ein Paar brennender Ohrspitze zeugten von der Peinlichkeit und Scham, die ihr Gegenüber wohl gerade durchlebte.
 

Das würde ein hartes Stück Arbeit werden: Aus dem ritterlichen und braven Vorzeigefreund einen normalen Jungen zu machen, dem die Rüstung zwar wahrscheinlich hervorragend stand, aber nicht in Weiß, sondern in Schwarz. Kurz hatte Lydia Luke beim alljährlichen Halloweenball vor Augen, in einer nachtschwarzen Plattenrüstung, mit Umhang und grässlich anmutendem Helm, wie er neben seiner Prinzessin, Scott in einem Rüschenkleid und Diadem, stand. Schmunzelnd verwarf sie diesen Gedanken wieder.
 

„Das klingt zwar furchtbar romantisch, aber wir sind wirklich im 21ten Jahrhundert angekommen. Die Zeiten von Romeo und Julia, Hamlet, Othello und dergleichen sind ehrlich gesagt vorbei, Luke.“ Sie legte zwei Finger auf den oberen Rand seiner Dessertkarte und drückte sie mit sanfter Gewalt nach unten, was er sogar zuließ. „Ein Tiger ist ein Raubtier, kein Schmusekätzchen.“
 

„Wieso… woher weißt du eigentlich von meinem Spitznamen?“ Der Dunkelblonde legte den Kopf schief und schien dabei sogar zu vergessen, betreten zu wirken, denn nun war es Neugierde, die seine Zügen entsprang.
 

„Weil ich gut mit Scott, Stiles und Alison befreundet bin“, erklärte sie ihm schief lächelnd. „Außerdem eine Frau und so etwas wie weibliche Intuition besitze, die deinem Geschlecht wohl ewig verborgen bleibt.“ Dazu strich sie sich einmal durch die langen und glatten Haare. Das zog in der Regel immer und war auch bei Luke nicht anders: Seine ganze Haltung veränderte sich. Er richtete sich leicht auf und für den Hauch einer Sekunde war da ein Zittern seiner Lippen zu erkennen. Zeit, ihm richtig auf den Zahn zu fühlen. „Ein Tiger ist aber ein Einzelgänger, ein Alpha, genauso wie der Alpha eines Wolfsrudels.“
 

Die Tatsache, dass Luke eben nicht verwundert dreinblickte, ließ sie ihre Vermutung bestätigt wissen: Er wusste etwas. Derek hatte sich eine ganze Woche lang den Kopf zerbrochen, wie man, mit humanen Mitteln (auf Intervention Stiles´ hin), herausfinden könne, ob der Brite von seinem Großvater eventuell grob über die Vorgänge in Beacon Hills unterrichtet worden sein könnte. Der verliebte Scott sah ihn sowieso nur durch eine rosarote Brille, Stiles fokussierte sich viel zu sehr auf seine Vergangenheit und Allison war derzeit wohl nicht bereit, sich mehr mit ihrem Cousin zu beschäftigen, als notwendig. Da blieb eben nur sie übrig, oder Jackson, doch dann konnten sie sich gleich „übernatürliche Wesen“ auf die Stirn tätowieren lassen.
 

„Wie meinst du das?“, fragte er und gewann seine Fassung zurück, denn er hatte leicht ertappt bei ihrer Aussage gewirkt.
 

„Scott ist ein Alpha, er ist der Kapitän der Lacrossemannschaft, der geborene Anführer. Ich vergleiche ihn manchmal mit einem Wolf, der sich um sein Rudel, sei es seine Mannschaft oder seine Freunde, kümmert. Ein soziales Wesen, während du…“ Lydia legte eine kurze Kunstpause ein und lächelte innerlich, denn sie wusste genau, dass sie Luke am Haken hatte. „Du bist auch ein Alpha, wahrscheinlich der spätere Kapitän der Fußballmannschaft, wie man bereits hört, aber du bist auch ein Einzelgänger. So wie ich dich einschätze, gibst du nicht gerne die Kontrolle aus der Hand und versuchst im Alleingang sämtliche Hindernisse aus deinem Weg zu räumen. So wird das aber bei Scott nicht funktionieren.“
 

Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als der Kellner sie nach ihren Dessertwünschen fragte und sich beide für Schokoladenravioli mit Zitronen-/Mandarinensorbet entschieden. Kaum, dass sie wieder alleine waren, nestelte Luke an seinen Fingerspitzen herum und zog sich dann am Ohr. Er wirkte nicht nur ertappt, sondern auch nervös, denn Lydia war klug genug vorgegangen, als dass er sich nicht sicher sein konnte, ob sie mehr über ihn wusste, als sie zugeben mochte. Natürlich war das ein Bluff gewesen, doch er schien zu funktionieren.
 

„Warum sollte es nicht mit zwei Führungspersönlichkeiten funktionieren, hm?“, knüpfte er nahtlos an ihre Feststellung an. „Zwei starke Anführer sind besser als ein starker und einer, der sich unterordnet.“
 

„Weil du kein Anführer bist“, riet die Banshee ins Blaue. „Und du dich Scott unterordnen würdest. Er ist schließlich dein Freund, den du beschützen willst, das schließt auch vor dir selbst mit ein. Damit vergeudest du dein Potential. Was machst du denn, nur hypothetisch, bei einem Streit mit Scott, hm?“ Sie legte ihm die Hand auf den Unterarm, der gerade in Reichweit war, da er nach seinem Zitronenwasserglas griff.
 

„Darauf hoffen, niemals mit Scott zu streiten?“, schlug er leicht hilflos vor.
 

„Luke, das ist unrealistisch, sogar bei Seelengefährten. Ich weiß was du machen würdest: nachgeben. Das liegt ebenso in deiner Natur.“ Woher sie das wusste? Sie hatte ein Paar Augen im Kopf und besaß eine gute Menschenkenntnis.
 

„Ich gebe niemals nach“, schnaubte er leise. „Ein Krieger gibt niemals auf. Er steht stolz da, erhobenen Hauptes, während nichts und niemand an ihm vorbeikann.“
 

„Du wirst und das öfter als dir lieb ist. Das ist vollkommen normal in einer Beziehung; Kompromisse sind wichtig und auch notwendig.“ Das war zwar nur die halbe Wahrheit, denn Aiden folgte Lydias Worten kompromisslos, da er sie bedingungslos liebte, aber Aiden war eben auch kein Alpha mehr und selbst als solcher war er niemals Anführer eines Rudels gewesen, nur ein Rädchen in Deucalions Uhrwerk.
 

„Kompromisse verwässern eine grundsätzlich gute Lösung“, erwiderte ihr Gesprächspartner und hielt kurz inne als man ihnen die Nachspeisen brachte. „Ich war noch nie ein Freund von Mitteldingen. Entweder ganz oder gar nicht.“
 

„Dann wirst du es schwer mit Scott haben“, lächelte sie und probierte ihr Gericht, welches ebenso köstlich schmeckte wie der Hauptgang. Die Schokoladenravioli zergingen förmlich auf der Zunge und das Mandarinensorbet besaß eine herrlich fruchtige Note. „Selbstlosigkeit steht dir nämlich auch nicht sonderlich.“
 

„Wie kann es eigentlich sein, dass du mich besser kennst als die meisten Menschen, denen ich begegnet bin?“, wollte er wissen, wobei sich ein amüsiertes Grinsen auf seine Züge stahl. Ah ja, die Zahnspange – ein Problem, noch immer. Sie verschandelte sein hübsches Gesicht tatsächlich in unerträglicher Art und Weise.
 

„Erfahrung“, antwortete sie geheimnisvoll. Luke und Jackson unterschieden sich weit weniger, als sie beide glaubten. Sie war lange genug mit Jackson zusammen gewesen, um zu wissen, wie er funktionierte und das schien bei Luke ähnlich zu sein.
 

„Irgendwie mag ich dich“, stellte er fest.
 

„Kann ich zurückgeben.“
 

Das restliche Gespräch drehte sich um eher belanglose Sachen, wobei Luke sich vornehmlich mit eigenen Interessen zurückhielt und ihr mehr Freiraum ließ. Ein angenehmer Unterschied zu ihrem Exfreund: Er war tatsächlich mehr als nur höflich. Nachdem sie bezahlt hatten (wobei Lydia die Dollarzeichen im Gesicht des Inhabers förmlich aufblitzen hatte sehen können, denn er war persönlich gekommen, um sie zu verabschieden), wurde ihr die Jacke angezogen, die Tür aufgehalten und sie durfte wieder Platz im Mercedes nehmen, der weitaus luxuriöser ausgestattet war als Jacksons Porsche.
 

„Soll ich dich vorher noch zuhause absetzen?“, erkundigte sich der Dunkelblonde und ließ den Motor anspringen.
 

„Nein, ich will mir das Rennen ansehen“, beantwortete sie seine Frage. Das wollte sie wirklich, denn es stand Mensch gegen Werwolf und daraus würde sie weitere Schlüsse ziehen können.
 

„Gut, dann…“ Ein neuerliches Grinsen erschien auf seinen Zügen. „Muss ich mich wohl besonders anstrengen, ihn nass zu machen.“
 

„Wir werden sehen.“ Das würden sie wirklich und sie war auch schon gespannt, wie Scott und Derek reagierten.



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