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The Tiger and the Wolf

von

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Gibt es Dämonen überhaupt?

Scott stand vor der Tierarztpraxis von Dr. Deaton. Stiles hatte ihn angerufen, er solle sofort kommen. Derek und er hatten wohl Erica und Boyd gefunden. Die Tatsache, dass sie sich bei dem Druiden befanden, war ein schlechtes Zeichen. Der junge Alpha malte sich bereits die schlimmsten Szenarien aus. Erica und Boyd waren so etwas wie Freunde geworden. Natürlich nicht so wie Stiles, Lydia, Isaac oder Allison, aber doch irgendwo zu ihnen zugehörig. Seitdem Derek sich in seiner Alpharolle wirklich einfand, hatten auch die beiden sich ein wenig verändert.
 

Drinnen erwartete ihn ein kochender Derek, bei dem Stiles alle Hände voll zu tun hatte, um ihn zu beruhigen. Seine Augen glühten förmlich, während er, wie ein getretener Hund, wütend umherstapfte. Bevor Scott auf sich aufmerksam machen konnte, ging die Tür zum Behandlungszimmer auf und Deaton kam heraus, der ein Paar fleckiger Einweghandschuhe abstreifte. Er wirkte sichtlich erschöpft.
 

„Erica wird es schaffen und Boyd habe ich ein Mittel zur Beruhigung gegeben. Die Heilung setzt bereits ein. Es wird aber ein paar Tage dauern, bis sie sich wieder erholt haben.“ Dabei wanderte sein Blick in Richtung Scott, den er begrüßte.
 

„Kann mich wer aufklären, was überhaupt los ist?“, verlangte der Dunkelhaarige.
 

„Gleich“, meinte Stiles und wandte sich seinem Gefährten zu. „Du gehst jetzt nach drinnen und bleibst in der Nähe der beiden. Das ist wichtig.“ Damit schob er Derek ins Behandlungszimmer und zog die Tür hinter ihm zu. Leise seufzend fuhr er sich durch die Haare.
 

„Ich denke, ich kann Scott auch über die neusten Geschehnisse aufklären, Stiles. Du könntest mal einen Moment frische Luft vertragen, hm?“, schlug Deaton sanft vor. „Und auch etwas Flüssigkeit. Hol dir doch einen Schluck vom Wasserspender. Ich schicke Scott gleich nach, ja?“
 

Der Sohn des Sheriffs nickte kurz angebunden, warf seinem besten Freund einen schwer zu deutenden Blick zu und verschwand dann nach draußen. Sein Gang war gebeugt, er ließ die Schultern hängen und zitterte am ganzen Körper. Scott wollte ihm schon nachlaufen, da wurde er mit sanfter Gewalt, in Form einer Hand auf seiner Schulter, zurückgehalten.
 

„Lass ihn. Er hatte alle Hände voll zu tun, Derek von einer Dummheit abzuhalten“, erklärte ihm der Druide ruhig.
 

„Was ist denn überhaupt los?“ Scott warf seinem Chef einen fragenden Blick zu.
 

„Sie haben Erica und Boyd vor gut einer Stunde in meine Praxis gebracht. Beide waren dem Tod näher als dem Leben, vor allem Erica.“ Deaton machte ein ernstes Gesicht.
 

„Was?“, platzte es aus dem Werwolf heraus. „Sie meinen, die beiden…“ Er schaute am Druiden vorbei, in Richtung des Behandlungszimmers.
 

„Ich habe bereits vorhin gesagt, dass sie über den Berg sind, aber es war knapp.“ Er straffte seine Haltung und zwang sich zu einem schiefen Lächeln. „Glück im Unglück, würde ich sagen. Sie haben sie zufällig in der Lagerhalle gefunden, in der ihr euch mit dem Darach gemessen habt.“
 

„Sie meinen…“ Scotts Augen wurden größer.
 

„Nein, ich denke nicht, obwohl das Muster, zumindest bei Erica passen würde.“
 

„Das Muster?“
 

„Erica war ähnlich gefesselt wie ich damals, nur mit dem Unterschied, dass man sie mit einer Stahlkette knapp über dem Boden aufgehangen und in regelmäßigen Intervallen Strom hindurchgeleitet hat. Sie konnte sich nicht verwandeln, um sich zu befreien, war aber stark genug, sich regelmäßig hochzuziehen, damit sie sich nicht selbst stranguliert.“
 

Dem Werwolf wurde der Mund trocken, während er den Ausführungen des Veterinärs lauschte. Das klang eindeutig nach ihrer verrückten Lehrerin. Sie hatte das gleiche Spiel bei Deaton abgezogen und auch bei ihm war sein Leben auf Messers Schneide gestanden. Das würde bedeuten, dass Miss Blake noch irgendwo da draußen herumgeisterte und auf Rache sann.
 

„Nein, so wie du denkst, ist es nicht“, riss ihn Deaton aus seinen Gedanken. „Boyd hat man mit Nägeln, die vorher in eine Mischung aus Eisenhut und Eberesche getaucht worden sind, an die Tür des Lagerhauses geschlagen. Auch er war nicht in der Lage sich zu befreien.“ Für einen kurzen Augenblick herrschte Stille im Raum und Scott brauchte erneut, bis er begriff, was sein Gegenüber ihm da gerade gesagt hatte. „Ich denke aber nicht, dass beide als Opfer dienen hätten sollen.“
 

„Aber…“, begann der junge Alpha, wurde jedoch sogleich unterbrochen.
 

„Es geht nicht um die körperlichen Wunden, die man ihnen zugefügt hat. Diese werden bald verheilt sein. Das was mit Erica und Boyd passiert ist, hat eine geistige Narbe hinterlassen. Beide waren gezwungen zuzusehen, wie der andere langsam stirbt, ohne helfen zu können.“ Der Druide war bei jedem Wort leiser geworden, bis seine Stimme nur mehr einem Flüstern glich.
 

„Dann war es Gerard“, schlussfolgerte Scott.
 

„Ich weiß es nicht.“ Deaton zuckte ratlos mit den Schultern.
 

„Wer denn sonst?“
 

„Boyd und Erica sind von einer einzelnen Person angegriffen worden.“
 

Scott schüttelte ungläubig den Kopf. „Das kann nicht sein. Beide sind mittlerweile ausgebildete Werwölfe. Selbst ein Profijäger bräuchte Hilfe.“
 

Das konnte tatsächlich nicht sein, denn Erica und Boyd waren durchaus in der Lage, sich ihrer Haut zu erwehren, nicht so wie zu Beginn. Derek hatte sich große Mühe gegeben, seine Schützlinge vorzubereiten und ihnen zu ermöglichen, auch gegen größere Gefahren alleine zu bestehen, oder zumindest so lange ausharren zu können, bis er und das restliche Rudel auftauchten.
 

„Ich weiß nicht einmal, ob es ein Jäger war.“ Die Augenbrauen des Druiden wanderten dabei nach unten und er schien angestrengt über etwas nachzudenken.
 

„Wie meinen Sie das?“
 

Deaton ließ Scott los und setzte sich in den Drehstuhl hinter dem Empfangstresen. Er wischte sich mit seinem Hemdärmel über die Stirn und legte dann die Hände im Schoß zusammen. „Boyd hat von einem Dämon oder einem dämonenähnlichen Wesen berichtet, das sie beide überfallen hat. Es habe gelb glühende Augen besessen und eine Maske getragen, die das Gesicht verdeckt, sofern es überhaupt ein Gesicht besitzt. Dazu sei es pechschwarz angezogen gewesen.“
 

„Ein Dämon? Gibt es so etwas überhaupt?“ Dem Alpha standen die Fragezeichen ins Gesicht geschrieben. Er hatte schon viel gesehen bisher, Werwölfe, einen Kanima, eine Banshee, gefallene Druiden und dergleichen. Natürlich war es naheliegend, dass auch Dämonen existieren konnten, doch warum sollte einer von ihnen es genau auf Erica und Boyd abgesehen haben?
 

„Nun, es ist nicht gänzlich auszuschließen. Die Frage ist aber eher, ob es wirklich ein Dämon war oder nicht. Trotz allem waren Boyd und Erica in der Lage, es für eine kurze Zeit in Schach zu halten. Die Lagerhalle ist jedoch präpariert worden. Laut Derek war die Luft erfüllt von Eisenhut. Das hat sie zusätzlich geschwächt. Boyd meinte, sie hätten es noch kurz auf die Brüstung hinauf verfolgen können, doch hatten sie dabei bereits große Mühe. Das Wesen sei förmlich geflogen“, klärte ihn Deaton in seiner gewohnt ruhig-analytischen Art auf.
 

„Sie denken also nicht, dass es Gerard war?“, schlussfolgerte Scott.
 

„Ich denke, dass es sich hierbei um eine äußerst gefährliche Person oder Wesenheit handelt“, wurde der Werwolf korrigiert. „Dass die ganze Angelegenheit etwas mit Gerard zu tun hat, steht außer Frage.“
 

„Sie glauben, es sei ein normaler Mensch gewesen?“ Erneut folgte ein Kopfschütteln seitens Scott. „Kein Mensch ist in der Lage, es mit zwei Werwölfen zeitgleich aufzunehmen, zumal Erica und Boyd keine Omegas sind. Auch mit guter Vorbereitung nicht.“
 

„Du selbst hast am eigenen Leib erfahren, was gute Vorbereitung ausmacht. Denk an Allisons Mutter oder an den Angriff auf das Police Departement. Wir haben es hier mit einem äußerst klugen Gegner zu tun.“ Deaton rückte nach seinen Ausführungen näher an den Empfangstresen heran, wo eine Flasche Mineralwasser stand, von der er einen Schluck nahm.
 

Tatsächlich erinnerte sich Scott noch äußerst schmerzhaft daran, was Victoria Argent mit ihm angestellt hatte. Sie war dabei eiskalt vorgegangen und hatte sich nahezu perfekt vorbereitet. Fast wäre er gestorben, hätte ihn Derek nicht gerettet.
 

„Wie hat man sie denn in die Lagerhalle gelockt?“, wollte er wissen.
 

„Beide haben eine Nachricht erhalten, der jeweils andere würde sich im Lagerhaus treffen wollen.“ Deaton richtete sich wieder ein wenig auf und drehte die Mineralwasserflasche in den Händen.
 

„Ich denke, dass Gerard das alles eingefädelt hat, denn das wäre genau sein Stil, nur halte ich Ihre Theorie, dass es sich um einen simplen Menschen handelt, für…“ Der Werwolf suchte nach den richtigen Worten. „Warum sollten denn die Augen leuchten? Eine Maske schränkt zusätzlich ein. Niemand ist außerdem so beweglich, dass er vor einem Werwolf fliehen kann.“
 

„Vor zwei geschwächten Werwölfen durchaus. Ich weiß nicht, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege, aber es könnte auch sein, dass man uns glauben machen will, wir hätten es mit einem übernatürlichen Wesen zu tun, obwohl dem nicht so ist. Egal wer oder was es ist, eine gute Vorbereitung scheint notwendig gewesen zu sein, zumal ich auch nicht glaube, dass man Erica und Boyd töten wollte.“
 

„Aber gerade haben Sie doch gesagt, dass beide knapp dem Tod entronnen sind?“ Scott war nun zugegebenermaßen verwirrt.
 

„Ja, aber wenn man sie hätte töten wollen, wäre das auch deutlich schneller und unkomplizierter möglich gewesen. Vielleicht soll auch das nur eine falsche Fährte sein? Das sind alles nur Mutmaßungen natürlich.“ Der Veterinär stand auf und rollte mit den Schultern. „Ich werde mir die ganze Sache noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Inzwischen wäre es vielleicht ganz gut, wenn du dich um Stiles kümmerst.“
 

„Und Derek?“ Die Augen des Werwolfs wanderten in Richtung des Behandlungszimmers.
 

„Braucht Stiles, um seine Mitte wiederzufinden. Die Situation hat ihn schwer getroffen. Es ist wahrscheinlich das Beste, wenn du deinen besten Freund wieder soweit aufbaust, dass er seinem Gefährten eine Stütze sein kann.“
 

„Ist gut“, nickte Scott und verschwand nach draußen. Er hörte auf Deatons Rat, war er ihm doch längst so etwas wie ein väterlicher Mentor geworden, zumal er selbst nicht wusste, wie er mit Derek umgehen sollte. Was sagte man überhaupt in einer solchen Situation?
 

Ihm schlug kühle Abendluft entgegen, als er nach draußen trat und Stiles beobachtete, wie dieser, die Arme eng um den Körper geschlungen, von einem Bein aufs andere trat. Er wirkte noch immer völlig fertig und fröstelte. Im fahlen Schein des Freilichts wirkte er noch blasser als sonst.
 

„Hey, Bro“, begann Scott sanft und umarmte seinen besten Freund von hinten. „So schlimm?“
 

„Derek ist völlig ausgezuckt. Er ist der Meinung, dass es Gerard gewesen ist“, berichtete Stiles leise, ohne sich zu seinem Freund umzudrehen, aber er wehrte sich auch gegen die Umarmung nicht.
 

„Und was ist daran so schlimm?“ Zu diesem Schluss war Scott schließlich auch bereits gelangt.
 

„Weil er etwas unternehmen will und Derek nicht gerade für seine ruhige Art bekannt ist.“ Etwas an Stiles´ Tonfall war alarmierend.
 

„Das soll heißen?“
 

Scott konnte von der Seite aus beobachten, wie Stiles sich auf die Unterlippe biss und dabei noch ein wenig mehr zitterte. Er lehnte sich gegen seinen besten Freund und schloss die Augen. Seine Finger wanderten automatisch auf die warmen Werwolfsäquivalente.
 

„Dass er total kopflos agieren will. Ich hatte alle Hände voll zu tun, es ihm auszureden.“
 

„Was auszureden?“
 

„Nichts. Er wird es nicht machen.“
 

„Stiles…“ Scott schlang seine Arme noch ein wenig fester um seinen besten Freund. „Was ist denn los? Du hast Derek doch sonst auch immer beruhigt bekommen?“
 

„Das hier ist etwas anderes. Er hat Angst erneut zu versagen, so wie damals, als Erica und Boyd fast wegen Deucalion gestorben wären. Derek gibt sich die Schuld an der ganzen Situation, weil er nicht gut genug auf sie aufgepasst hat.“ Stiles drehte sich nun doch zu Scott herum und in den karamellbraunen Augen spiegelte sich Unsicherheit, wie auch ein Anflug von Schuld, wider.
 

„Niemand hat das kommen sehen. Zumal, wenn Boyd tatsächlich Recht hat, und es sich um eine Art Dämon handelt…“ Scott ließ das Ende bewusst offen und starrte seinem Freund fest entgegen. Er wollte Stiles nicht noch mehr verunsichern als ohnehin schon.
 

„Tu mir einfach einen Gefallen, ja?“
 

„Hm?“
 

„Pass auf dich auf, Bro, okay?“
 

„Werde ich“, versicherte ihm Scott.
 

„Wenn sie wieder auf den Beinen sind, befrage ich sie. Bis dahin sollten wir Erica und Boyd die nötige Ruhe gönnen. Deaton meinte, sie können über Nacht hierbleiben. Den Rest übernehmen wir. Du konzentrierst dich morgen auf dein Date, okay?“
 

„Stiles, es ist vielleicht nicht der beste Zeitpunkt um…“, begann Scott, wurde aber sogleich abgewürgt.
 

„Tus für mich. Wenn jemand etwas davon wissen könnte, dann Luke. Versuche etwas aus ihm herauszubekommen, unauffällig natürlich. Sollte Gerard tatsächlich so etwas wie eine neue Geheimwaffe haben, dann wird sein Liebling es wohl mitbekommen.“
 

„Ich werde es versuchen“, nickte ihm Scott zu und bette seine Stirn an der seines besten Freundes. „Wir bekommen das hin, Stiles. Du weißt, dass ich für dich da bin, oder?“
 

„Ich weiß, Scott.“ Tatsächlich erschien so etwas wie ein Lächeln auf Stiles Lippen. „Gehen wir wieder rein, bevor man uns noch für ein Pärchen hält.“
 

„Da würde mir Derek den Kopf abreißen, hm?“
 

„Höchstwahrscheinlich.“



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