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Morgenstern

von

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Einziges

Einziges
 

Ich beobachte dich, schon seit Jahrzehnten. Hast du es eigentlich irgendwann mal bemerkt? Oder war es dir egal? Du hast dir zumindest nie was anmerken lassen. Ich kenne dich seit meiner Kindheit, mit elf Jahren habe ich dich, wie so viele andere Schüler vor und nach mir, kennengelernt. Und genau wie so viele andere Schüler habe ich dich gehasst. War das eigentlich deine Absicht oder war es ein reiner Selbsterhaltungstrieb? Am Anfang habe ich dich nur als das gesehen, was ich als Kind sehen wollte, einen unfairen, arroganten, parteiischen Lehrer, der in mir nur meinen Vater gesehen hat, sehen wollte, was denn eigentlich? Ich habe dich nie gefragt.
 

Die Zeit und meine Ansichten haben sich langsam geändert, im Nachhinein betrachtet, hätte ich wohl ohne dich nicht mal mein erstes Schuljahr überlebt. Du hast mich immer beschützt, aber wohl eher aus falsch verstandenem Verantwortungsgefühl als aus irgendetwas Anderem. Aber egal, ich habe überlebt und mein Blick ist schärfer geworden. Es hat sehr lange gedauert, es hat mich viele Jahre gekostet aber irgendwann wurde aus dem Blinden ein Sehender.
 

Heute erinnere ich mich an Dinge, die ich damals zwar gesehen aber nicht bemerkt habe, nicht bemerken wollte oder die ich einfach nicht verstanden habe, nicht verstehen wollte. Warum ist mir damals nie aufgefallen, was für ein unsicherer Mensch du gewesen bist? Und immer noch bist. Mir ist nie aufgefallen, dass man dich Tagsüber nie außerhalb des Schlosses gesehen hat. Immer warst du innerhalb der schweren, dunklen Schlossmauern. Hast dich durch die Schatten bewegt, warst ein Teil davon. Damals haben wir alle geglaubt, dass du das so wolltest, dass du mit den Ängsten der Menschen gespielt hast, wie hätten wir ahnen können, dass es deine eigenen Ängste waren, die dich in den Schatten getrieben haben?
 

Sie ist hässlich, dass es graut

Wenn sie in den Himmel schaut

Dann fürchtet sich das Licht

Scheint ihr von unten ins Gesicht

So muss sie sich am Tag verstecken

Will das Licht doch nicht erschrecken

Lebt im Schatten bis der Schein vergeht

Sieht einen Stern im Zwielicht prangen und fleht

Mal mir Schönheit auf die Wangen


 

Der Tag, der mein Denken, der meine Sicht veränderte, war gleichzeitig der Tag, an dem ich den Glauben an meinen Vater und meinen Paten verloren habe. An dem ich gesehen habe, was sie dir immer und immer wieder angetan haben. Du hast mir nicht geglaubt, du hast mich nicht mal zu Wort kommen lassen aber trotzdem bekam deine Fassade in meinen Augen langsam Risse. Nur hauchdünne Risse, so fein wie eine Haarspitze aber sie waren da. Doch damals sah ich nicht über deine Fassade hinweg, war geblendet von dem Hass, der Wut und der hässlichen Fratze, die mich immer wieder höhnisch angrinste.
 

Ich wurde älter, die Risse wurden breiter aber noch war ich zu gefangen in den Ansichten, die die Gesellschaft und meine Freunde vorgaben. Aber ich stellte mir immer öfters Fragen wenn ich dich sah. Warum sah man dich immer nur in den untersten Kerkern von Hogwarts? Nur weil da das Tränkeklassenzimmer und dein Büro war? Oder weil die Schlangen hier unten lebten? Doch selbst die Schlangen sah man im Sommer im Freien, am See, auf dem Quidditchfeld, am Wald, einfach nur draußen, die Sonne genießen. Selbst die Lehrer waren draußen, nur du nicht. Ich sah dich oft an einem Fenster in Hogwarts stehen, im Schatten verborgen und mit seltsamen Blick die Menschen draußen betrachtend. Damals habe ich es nicht verstanden, dachte, du wolltest einfach nichts mit den Schülern oder den anderen Lehrern zu tun haben wollen. Habe mich mit meinen Freunden zusammen sogar über deine Scheu vor dem Licht und der Sonne lustig gemacht. Heute weiß ich es besser.
 

Meine Sicht bröckelte in dieser einen Nacht im Dezember. Den ganzen Tag hatten wir draußen im Schnee gespielt, wie kleine Kinder und erst, als wir völlig durchgefroren waren, waren wir hinein an die warmen, gemütlichen Kamine gegangen. Hatten es uns mit einer Tasse Kakao und in Gesellschaft unserer Freunde gemütlich gemacht. Nur mich quälte irgendwann die Ruhelosigkeit also zog ich mich wieder an und ging wieder nach draußen. Und dort sah ich dich, von dir völlig unbemerkt und du hättest mich wohl auch verflucht wenn du es bemerkt hättest. Aber ich sah dich, wie du durch den frisch gefallenen Schnee gegangen bist. Wie deine Finger sanft über eingefrorene Zweige strichen, wie du dich sogar dazu hast hinreißen lassen einen Schneeball zu formen und in den schwarzen See zu werfen. Ich sah die Sehnsucht in deinen Augen als du zum Schloss gesehen hast, die hell erleuchteten Gemeinschaftsräume und ich begriff, dass du dein Exil nicht freiwillig gewählt hattest.
 


 

Morgenstern ach scheine

Auf das Antlitz mein

Wirf ein warmes Licht

Auf mein Ungesicht

Sag mir ich bin nicht alleine


 

Wir verbrachten die gesamten Nacht draußen, ich sorgsam versteckt unter meinem Tarnumhang und noch sorgsamer darauf achtend, dass ich keine verräterischen Spuren im Schnee hinterließ. Und du? Du hast scheinbar einfach die Nacht genossen, die Freiheit außerhalb der Mauern von Hogwarts. Einfach nur der Enge des Schlosses entkommen und, wie es mir schien, Kraft für den nächsten Tag in dem steinernen Gefängnis zu sammeln. Damals habe ich mich ernsthaft gefragt, warum du nicht einfach tagsüber raus gegangen bist. Erst viele Jahre später habe ich den Mut aufgebracht dich zu fragen, die Antwort war damals sehr traurig gewesen.
 

Die Nacht ging zu ende, ein heller Schein war am Horizont aufgegangen aber es war nicht die Sonne, es war ein Stern. Ich kannte ihn, als kleines Kind habe ich die Geschichte des Morgensternes gehört und seitdem war ich jede Nacht aufgestanden um mir etwas von ihm zu wünschen. Meine Wünsche wurden nie erfüllt bis zu meinem elften Geburtstag plötzlich ein Halbriese in mein Leben stolperte. Du sahst den Stern lange an, ich habe gesehen wie sich deine Lippen bewegten aber ich habe kein Wort verstanden. Was hast du dir damals von ihm gewünscht? Du hast es mir bis heute nicht gesagt.
 

Hässlich, du bist hässlich

Du, du bist hässlich


 

Der Tag, an dem meine alte Sicht völlig in sich zusammen brach und mich blind zurück ließ. Der Tag des Endkampfes und der Tag, an dem du eigentlich sterben solltest. Du hast so sehr an deiner Aufgabe festgehalten, dass du mir deine tiefsten Erinnerungen übergeben hast. Ich habe sie zwar gesehen aber die komplette Bedeutung habe ich erst Monate später begriffen, in diesem Moment war es allerdings auch nicht nötig, dass ich es komplett verstehe. Ich hatte genug verstanden um zu tun, was alle von mir erwarteten, von mir verlangten. Im Nachhinein betrachtet hatte ich mehr Glück als Verstand, dass ich diesen Tag wirklich überlebte.
 

In den nächsten Monaten und Jahren verlor ich dich aus den Augen, zum ersten Mal seit fast sieben Jahren sah ich dich nicht mehr jeden Tag, meine Gedanken schweiften irgendwann von dir weg. Ich musste mein eigenes Leben erst mal wieder in geregelte Bahnen bekommen aber dann, diese eine Nacht. Die Trennung von Ginny hatte mich nicht schlafen lassen, wieder war es eine Nacht im Dezember und wieder ging ich durch frisch gefallenen Schnee. Aber diesmal alleine. Warum ich in dieser Nacht ausgerechnet an dich denken musste? Ich weiß es nicht, vielleicht war es der weiße, unberührte Schnee, vielleicht war es das Glitzern auf der Wasseroberfläche des kleinen Sees in dem Park aber höchstwahrscheinlich war es der Morgenstern, der mich mit seinem Schein so überraschte, dass ich ihn Minuten lang nur anstarren konnte. War dein Wunsch eigentlich in Erfüllung gegangen?
 

Ich bin allein zur Nacht gegangen

Die späten Vögel nicht mehr sangen

Sah Sonnenkinder im Gewimmel und so

Rief ich in den gestirnten Himmel


 

Ich dachte damals, dass es einfach sein sollte dich zu finden. Du warst schließlich ein Kriegsheld, dein Name völlig rehabilitiert. Nun, es sollte doch länger dauern als ich jemals gedacht habe. Meine erste Anlaufstelle war Hogwarts, ich war sehr überrascht als ich erfuhr, dass du deine Stelle nie wieder angetreten hast. Hast du das Unterrichten wirklich so sehr gehasst?
 

Die nächste Stelle, an der ich suchte, war das Ministerium. Kingsley war mehr als überrascht, dass ausgerechnet ich nach dir fragte aber er musste mich enttäuschen. Nach deiner Entlassung aus dem St. Mungo hatte dich keiner mehr gesehen, man hatte dir den Merlin-Orden per Eule zustellen müssen weil du der öffentlichen Einladung nicht gefolgt bist. Es gab keine Reaktion, erzählte mir Kingsley, nicht die geringste Reaktion. Also fiel das Ministerium auch raus.
 

Es dauerte bis ich auf die letzte Idee kam und schließlich in Malfoy-Manor stand. Der Hausherr war wenig erfreut mich zu sehen aber ein dezenter Hinweis, dass nur meine Aussage ihn und seine Familie vor Askaban bewahrt hatte, war genug damit er mir die Tür nicht vor der Nase zuschlug. Er musste mich allerdings auch enttäuschen, selbst er wusste nicht wo du bist. Es gab keinen Kontakt, von einer einsamen Eule zum Geburtstag mal abgesehen.
 

Diese Eule war es schließlich, die mich zu dir führte. Wozu war ich denn Auror geworden wenn ich nicht eine einfache Eule zurückverfolgen konnte?
 

Morgenstern ach scheine

Auf die Liebste meine

Wirf ein warmes Licht

Auf ihr Ungesicht

Sag ihr sie ist nicht alleine

Morgenstern ach scheine

Auf die Seele meine

Wirf ein warmes Licht

Auf ein Herz das bricht

Sag ihr, dass ich weine


 

Eine hässliche Gegend, kalt, grau, trist und überragt von einem übermächtigen Schornstein, der einen in seiner Größe förmlich noch kleiner machte als man eh schon war. Die Luft war stickig und irgendwie feucht, der nahe Fluss war deutlich zu riechen. Die Häuser drängten sich an der Straße entlang, winzige, dunkle Gärten, nur wenige Fenster waren erleuchtet. Wie konntest du hier leben? Wie konnte irgendjemand hier leben? Und warum hatte ich an dieses Haus nicht gedacht? Ich hatte es in deinen Erinnerungen gesehen und doch war ich nicht auf die Idee gekommen hier zu suchen.
 

Das letzte Haus auf der rechten Seite, so war es mir gesagt worden doch als ich davor stand, erinnerte nichts an dich. Das Haus unterschied sich in keinster Weise von seinen Nachbarn, irgendwie erinnerte mich die Straße an den Ligusterweg, nur wesentlich dunkler, herunter gekommener und trister. Warum lebst du hier?
 

Dich zu finden hatte ich geschafft, dich zu sprechen war unmöglich. Du hast schlicht und einfach auf nichts reagiert. Ich habe geklopft, geklingelt, gerufen, ich habe Briefe geschickt, und Eulen, ich habe versucht dich an zu flohen und zum Schluss sogar in dein Haus zu apparieren, alles umsonst. Es gab keinerlei Möglichkeiten mit dir Kontakt aufzunehmen. Damals habe ich mich gefragt, warum du dich so vor der Welt versteckst? Warum du jeden Kontakt abgebrochen hast? Heute weiß ich es.
 

Denn du, du bist hässlich

Du bist einfach hässlich

Der Mensch ist doch ein Augentier

Schöne Dinge wünsch ich mir

Doch du, du bist nicht schön, nein


 

Es war Zufall, dass ich dich doch sah. Die Gedanken hatten mich nicht schlafen lassen und so war ich, wieder einmal spazieren gegangen und irgendwann nach Spinner's End appariert. Noch nie war ich nach Einbruch der Dunkelheit hier gewesen und freiwillig würde ich es wohl auch nicht nochmal tun. Die alten Gaslaternen werfen verzerrte Schatten, lassen die Gegend noch düsterer erscheinen und doch setzte ich meinen Weg fort. Ich bin den Weg schon so oft gegangen, dass ich ihn blind gehen könnte und immer bin ich ihn umsonst gegangen. Heute nicht.
 

Es ist wohl Schicksal, dass immer Schnee liegt wenn wir die Nacht draußen verbringen aber damals war ich ihm dankbar. Frische Fußspuren vor deinem Haus, welche den Vorgarten durchqueren und sich dann Richtung Fluss wenden. Die Größe würde zu dir passen, der Abstand nicht. Denn der Mensch, der diese Spuren hinterlassen hatte, war geschlichen, teils gestolpert, das hatte nichts mit deinem korrekten, stechenden Schritt gemeinsam. Aber doch war ich mir sicher, dass du es warst also folgte ich den Spuren.
 

Ich fand dich, am Fluss, langsam durch den Schnee gehend und ich nahm allen Mut zusammen, zeigte mich und erinnere mich heute noch an dein absolut geschocktes Gesicht. Du brachtest kein Wort raus, hast mich einfach nur angestarrt und ich habe zurück gestarrt, denn vor mir stand nicht mehr der Mann, den ich seit meiner Kindheit kannte. Vor mir stand eine Karikatur dieses Mannes, alt, abgekämpft, das Gesicht entstellt und ohne das tiefe Feuer in seinen Augen. Was war nur mit dir passiert?
 

Morgenstern ach scheine

Auf die Liebste meine

Wirf ein warmes Licht

Auf ihr Ungesicht

Sag ihr sie ist nicht alleine


 

Es hat fast zwei Jahre gedauert bis du mit mir geredet hast. Jede verdammte Nacht bin ich zu dir nach Hause gekommen und habe gewartet, mir die Beine in den Bauch gestanden und mir im Winter den Arsch abgefroren. Ich habe dich verfolgt wenn du das Haus vor meiner Ankunft verlassen hast und ich stellte fest, dass du eine Vorliebe für Schnee hattest. Als ich es dann mitten im Sommer am Fluss für dich schneien ließ, hast du das erste Mal mit mir geredet.
 

Aus einem Gespräch wurden sehr, sehr viele Gespräche. Erst am Fluss, dann gemütlich vor deinem Kamin, bei Tee und Gebäck und irgendwann bei Rotwein. Es hat gedauert, du wolltest am Anfang nichts erzählen also habe ich geredet. Und da du mich nicht aufgehalten hast, habe ich einfach erzählt, meine Kindheit, meine Schulzeit, dass ich dir damals gefolgt bin und meine verzweifelte Suche nach dir. Du hast nur zugehört, immer im gleichen Sessel sitzen, mit dem Rücken zum Kamin und das Gesicht im Dunkeln. Schließlich hatte ich nichts mehr zu erzählen, schweigend saß ich da und starrte nachdenklich in die Flammen als deine Stimme erklang. Leise, brüchig, so dünn wie Papier, nichts erinnerte mehr an den Mann von früher und je länger ich dir zuhörte, umso mehr begriff ich, dass es diesen Mann nicht mehr gab.
 

Die Dunkelheit war immer dein Freund, dein einziger Freund und dein Schutz. Kinder können sehr grausam sein und deine Kindheit war noch grausamer als meine, das verstand ich langsam. Du wurdest zu Hause unterrichtet, weil dein Vater nicht wollte, dass man über sein abnormales Kind redete. Du warst ein sehr einsamer Junge. Und Hogwarts, nun, das Kapitel kannte ich so auch noch nicht und es hat mich mehr als erschüttert. Langsam begann ich zu begreifen warum du den Schatten und die Nacht vorzogst. Es hat sich nichts geändert als du erwachsen wurdest, es wurde noch schlimmer, du hast dich immer mehr zurück gezogen. Hast angefangen die Gesellschaft, die dich immer so abstoßend fand, zu meiden bis du nichts anderes mehr kanntest als Kälte, Dunkelheit und Einsamkeit. Es war am Ende dieser Nacht als deine Stimme mit einem unterdrückten Schluchzen verstummte. Warum ich es damals tat, wusste ich nicht aber es ging nicht anders, ich überbrückte den Abstand zwischen uns und nahm dich einfach in die Arme. Wer hätte auch ahnen können, was daraus noch wurde?
 

Und der Stern will scheinen

Auf die Liebste meine

Wirr die Brust mir bebt

Wo das Leben schlägt

Mit dem Herzen sehen

Sie ist wunderschön


 

Licht fällt auf mein Gesicht während ich am Fenster stehe, kalte Luft dringt in das Zimmer ein und eigentlich ist es zu kalt um am offenen Fenster zu stehen. Die Luft riecht nach Schnee aber es ist keine Wolke am Himmel zu sehen, wir werden wohl noch etwas auf Schnee warten müssen. Hinter mir erklingt ein Geräusch, ich muss mich nicht umdrehen um zu wissen, dass du es bist. Mein Blick richtet sich nach oben, der Morgenstern steht hell und klar am Himmel.

„Wünscht du dich weit weg?“

Nein, warum sollte ich auch? Ich bin da, wo ich bin glücklich. Das Rascheln von Stoff, leise Schritte und dann dünne Arme, die mich an einen warmen Körper ziehen und mich gleichzeitig in eine Decke hüllen. Warum schläfst du nicht? Keine Antwort, dein Blick geht zum Fenster raus zum hell leuchtenden Stern. Und ich stelle die Frage, die mich seit fast dreißig Jahren quält. Was hast du dir in dieser Nacht in Hogwarts vom Morgenstern gewünscht?
 

Wieder keine Antwort, stattdessen die Frage, „warum ich?“

Warum du nicht? Du glaubst mir nicht, du wirst mir vielleicht irgendwann glauben. Du bist nicht schön, es wäre eine Lüge so etwas zu sagen und deswegen lasse ich es. Du warst nie schön und der Biss der Schlange hat sein übriges dazu beigetragen, dass es noch schlimmer geworden war. Hässliche, dunkle Adern, die dein Gesicht und deinen Oberkörper bedecken, der Weg, den das Gift genommen hatte bevor man es bekämpfen konnte. Es gibt keinen Weg sie weg zu machen und sie waren der ausschlaggebende Grund, warum du dich vor allem und jedem zurückgezogen hast. Bis ich kam.

„Warum ich? Du könntest jeden haben, du bist ein Held.“

Ja, bin ich, genau wie du. Aber du entsprichst nicht dem Bild des Helden. Ein starker, attraktiver Mann, den Frauen lieben und Männer verehren können. Ich passe wohl eher in das Bild aber es ist mir mittlerweile egal. Und warum du? Warum nicht? Ich löse mich von dir, du siehst mich fragend und abwartend an. Mein Blick geht über dein Gesicht, bleiche, fleckige Haut, durchzogen von diesen wirklich hässlichen Adern, schmale Lippen, eine viel zu große Hakennase und Augen, die früher mal von einem beeindruckenden Schwarz waren und jetzt nur noch ein dunkles, trübes Grau aufwiesen. Nein, du bist wirklich nicht schön, du bist hässlich und das wissen wir Beide.
 

Vor fast zwanzig Jahren habe ich dich kennengelernt, vor fünf Jahren habe ich dich nach dem Krieg wieder gefunden, vor zwei Jahren habe ich dich in dieser schicksalhaften Nacht einfach umarmt und vor einem Jahr sind wir hier in dieses Haus gezogen, zusammen, als Paar. Weit weg von anderen Menschen, mit einem riesigen Garten mit einem Teich und hohen Mauern, die dich vor neugierigen Blicken abschirmen. Du verlässt das Grundstück nie.

„Warum ich?“

Immer dieselbe Frage? Die Antwort bleibt auch dieselbe, warum nicht? Ich sehe dich nicht mehr nur mit den Augen, ich habe tiefer gesehen und ich werde behalten, was ich da gesehen habe. Ich gehe jetzt wieder ins Bett, kommst du mit? Du nickst, bleibst aber stehen. Bleib nicht zu lange da stehen, es ist kalt. Wieder ein Nicken bevor ich zurück ins Bett gehe. Ich sehe deinen Blick, der hoch zum Himmel geht und höre leise deine Stimme, warm, sanft und so unendlich dankbar.

„Vielen Dank.“

Dann kommst du zu mir unter die warme Decke, erwiderst die Umarmung und schließt einfach die Augen. Die Frage, warum ich, wirst du mir nie wieder stellen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, es hat gefallen. =) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lexischlumpf183
2021-12-29T15:39:04+00:00 29.12.2021 16:39
Hi, muss mich erstmal entschuldigen, ich hab ein Großteil deiner FF bei meinen Favoriten. Ich liebe deine Storys, bin aber der schlechteste Kommentierer ever. Ich weiß, dass das nicht schön is aber sobald ich eine nicht abgeschlossene story favoritisiere lese ich sie auch gern und freu mich wenn es weitergeht. ab und zu gibt es auch ein Kommentar, zwar meist in Emoji Form, aber die drücken oft besser aus was ich meine, als Worte. Also sei sicher das du eine treue Leserin hast die sich super freut wieder was von dir zu lesen und die FF sehr gefühlvoll fand. Bin totaler HP Fan 😃. Dein Schreibstil is echt super, nich so ewig lange Beschreibungen von z. B. Steinen oder Klamotten aber alles drin was rein muss 👍 (liebe 😍😍😍😍 geliebtes Haustier und geliebter Ehemann 😍😍❤❤)
Antwort von:  demona1984
29.12.2021 18:40
Hi,

Niemand muss sich entschuldigen, keiner wird zu einem Review gezwungen. Es freut mich als Schreiberling natürlich immer sehr wenn man ein Feedback bekommt aber ich weiß auch so, dass ich viele treue Leser habe. =)

Vielen lieben Dank. =)

Tata.
Von:  Raven_Blood
2021-12-19T13:08:29+00:00 19.12.2021 14:08
Ein wunderschöner kleiner OS :)
Er hat mich sofort gefesselt und ich bin doch etwas traurig das es so schnell zu Ende war ^^

Dein Schreibstil ist wunderschön, die Gedanken und Gefühle konnte selbst ich fühlen.
Du hast es wunderbar rüber gebracht und ich bin doch froh das du daraus ein kleines Happy End gemacht hast, denn am Anfang hatte ich wirklich das Gefühl das unser Sev einfach nicht mehr auftauchen würde und dieses Ende irgendwie offen bleiben würde.

Einfach wunderschön :)


Ich wünsche dir schöne Feiertage und schonmal frohe Weihnachten <3
Antwort von:  demona1984
19.12.2021 17:14
Hi,

leider sind die Songfics immer so schnell gelesen weil es so kurz ist. Aber es passt einfach von der Länge her. :)

Severus hat sich am Anfang sehr rar gemacht, das ist wahr aber Harrys Geduld - und die der Leser - wurde ja belohnt. =) Das Ende bleibt ja trotzdem irgendwie offen aber ich denke mit dem Ende kann man leben.

Vielen, vielen Dank. =)

Dir auch ein paar schöne Feiertage und ein schönes Fest.

Tata.
Von:  Kiwilicious
2021-12-19T11:25:24+00:00 19.12.2021 12:25
Das Ende ist wie Zuckerwatte, weich und süß ^_^
Vielen Dank für diesen Oneshot.
Bin wirklich überrascht und froh, von dir wieder zu lesen.
Ich oute mich nämlich mal als Langzeit Fan und bin begeistert von deinen Geschichten, ich habe nie bessere FF's gelesen als von dir. Umso mehr freut es mich, wieder Neues von dir lesen dürfen.
Hoffentlich machst du weiter.
Ganz liebe Grüße von Kiwi
Antwort von:  demona1984
19.12.2021 17:09
Hi,

das ist ein schöner Vergleich. =)

Ui, ein Langzeit-Fan, das freut mich sehr und entschuldige, dass ich so wenig schreibe. Leider hängt die Blockade sehr fest, ich schreibe erst seit ein paar Wochen wieder etwas. Aber so langsam komme ich wieder rein, ich hoffe, dass es nächstes Jahr besser wird. :)

Ich wünsche ein schönes Fest. =)

Tata


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