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Abyss

von

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Date

Der Mittwoch kommt schneller, als Enji lieb ist, denn noch immer weiß er nicht, ob das eine gute Idee ist. Seit dem letzten Besuch im Club haben sie ihre Handynummern ausgetauscht, um einander kontaktieren zu können, falls einer von ihnen verhindert ist. Nun, Hawks hat dies anscheinend dazu genutzt, um ihm aus Langeweile zu texten. Nicht oft oder regelmäßig, aber zwischendurch schickt er ihm Nachrichten darüber, was er gerade macht und wie es so bei ihm läuft. Manchmal schickt er ihm auch Fotos von seinem Essen oder wie er mit Kopfhörern über einem Mathebuch hängt. In seinem Status postet er dagegen nichts, was ungewöhnlich für einen so extrovertierten Kerl wie ihn ist.

Enji fasst sich beim Schreiben kurz, während Hawks sich nicht zurückhält und jede Menge Smileys benutzt. Es passt zu ihm.

Für den Abend ist er zunächst unschlüssig, was er anziehen soll , entscheidet dann aber, dass ein Anzug im Kino übertrieben ist. Vor allem da sie kein Date haben. Daher wählt er einen schwarzen Rollkragenpullover und Jeans sowie seine beigefarbene Jacke aus. Er macht sich frühzeitig mit dem Auto auf den Weg, damit er nicht zu spät kommt, und parkt direkt im Parkhaus des Kinos. Danach stellt er sich draußen etwas abseits vom Eingang hin und wartet auf Hawks.

Es ist wirklich lange her, dass er im Kino gewesen ist. Sicherlich einige Jahre. Früher hat er mit Toshinori keinen Superheldenfilm verpasst. Mit Rei ist er seltener im Kino gewesen, nachdem die Kinder da gewesen sind immer weniger. Vielleicht ist das der erste Fehler gewesen. Dass sie sich als Paar aus den Augen verloren haben. Seine Firma spielt da bestimmt auch eine Rolle, schließlich hat er darüber hinaus inklusive seiner Familie alles vernachlässigt. Es ist bitter, daran zurückzudenken, und es gibt ihm das Gefühl, dass er einen sorglosen Abend im Kino nicht verdient hat.

Enji wirft einen Blick auf sein Handy, doch er hat keine neuen Nachrichten. Da Hawks immer noch nicht da ist, scrollt er durch Whatsapp, wobei er die Kontakte seiner Kinder ins Auge fasst. Shouto und Natsuo haben ihn auch weiterhin gesperrt, nur Fuyumis Bild kann er sehen. Es sind immer noch die brennenden Kerzen im schwarzen Hintergrund. Der Anblick lässt sein Herz schwer werden und seinen Daumen, der auf ihrem Bild ruht, zittern. Sie ist die Einzige, die ihm überhaupt noch schreibt, wenn auch sehr selten. Enji hat jedes Mal das Gefühl, er würde ihr damit noch mehr Leid zufügen.
 

„Oi, Endeavor-san!“

Die vertraute Stimme reißt ihn aus seinen trübseligen Gedanken, sodass er aufsieht und reflexartig das Handy in die Tasche steckt. Als müsste er es verstecken. Hawks kommt vor ihm zum Stehen und nimmt einen tiefen Atemzug, der darauf schließen lässt, dass er sich wirklich beeilt hat. Seine Haare sind zerzaust wie immer und er trägt eine schwarze Jeans sowie Jacke mit weißem Shirt darunter. Ein paar silberne Armbänder, die zur Kette mit Feder-Anhänger passen, klimpern, als er gestikuliert.

„Sorry für die Verspätung, hab die erste Bahn verpasst, aber die Werbung dauert ja sowieso mindestens eine halbe Stunde. Sollte also hinhauen. Oh, und übrigens – gut siehst du aus! Dachte nicht, dass ich einen Rollkragenpulli jemals sexy finden könnte, haha…“

Enji blinzelt ihn an, ist von dem Redeschwall kurz erschlagen, doch dann fasst er sich und schnaubt leise.

„Lass den Mist“, brummt er ausweichend.

„Ist mein Ernst. Komplimente sind doch nicht verboten? So, und jetzt lass uns reingehen, damit ich an meine Nachos komme, ja? Was willst du? Oder sollen wir teilen?“

„…bekomme ich etwas ab, wenn wir teilen?“, kommentiert Enji den Vorschlag sarkastisch.

Immerhin weiß er mittlerweile, wie gefräßig der Jüngere, der bei seinen Worten verschmitzt grinst, ist. Scheinbar hat Enji mit seiner Annahme nicht Unrecht.

„Wenn wir eine große Portion Nachos und einen Eimer Popcorn nehmen, dann ja“, erwidert der Blonde lieblich lächelnd.

„Von mir aus“, gibt sich Enji geschlagen und geht dann mit ihm hinein, um die Karten abzuholen, die Hawks reserviert hat.

Er bezahlt diese, hat nicht vor, Geld von dem anderen Mann zu nehmen, welcher ihn von der Seite her mustert, aber nichts sagt. Als sie in der oberen Etage, in der der Film abgespielt wird, sind und Enji bestellt, räuspert sich Hawks.

„Du musst hier nicht alles bezahlen“, kommt es überraschend von ihm.

„Sonst zahle ich auch“, antwortet Enji knapp, weil er von Anfang an davon ausgegangen ist, dass er den Blondschopf einlädt.

„Ja. Sonst bist du auch mein Kunde. Heute bist du ein Freund, der mit mir weggeht. Das ist ein Unterschied“, klärt Hawks ihn auf, was Enji irritiert.

Er hat nicht mit Unterschieden gerechnet, beziehungsweise findet er die Bezeichnung „Freund“ seltsam. Nun, das Paar hinter ihnen findet wohl eher das Wort „Kunde“ seltsam – oder auch abstoßend, wenn man nach ihren Blicken geht. Enji wird unwohl in seiner Haut, denn er kann sich denken, was die beiden sich vorstellen.

„Ich dachte, wir sind Bekannte“, knurrt er ihm zu.

„Ach Schnickschnack! Ich mag dich, du magst mich, wir verbringen Zeit zusammen – jetzt sind wir halt Freunde. Klingt doch schöner? Und jetzt lass mich dir was zurückzahlen, damit ich mich nicht fühle, als würde ich dich ausnutzen.“

Enji mustert ihn einen Moment lang, wobei er das tuschelnde Paar möglichst ignoriert. Hoffentlich gibt das nicht den nächsten Skandal.

„Du kannst nachher mein Parkticket zahlen.“

„Endeavor-san…“

„Spar dir das Geld. Das ist das Einzige, um das ich mir keine Sorgen machen muss“, brummt Enji und drückt ihm den rot gestreiften Eimer mit Popcorn in die Arme.

Hawks blickt ihn mit einem undefinierbaren Blick an, der deutlich macht, dass er nicht weiß, was er dazu sagen soll. Grenzt ja fast an ein Wunder. Wann ist der Kerl schon mal sprachlos? Solange er ihn kennt, kommt das nicht oft vor. Ohne noch etwas zu sagen, gibt er Hawks seine Cola, ehe er die Nachos und sein Bier entgegennimmt.

„Okay. Dann danke“, hört er ihn sagen und ignoriert, dass dessen Blick etwas zu lange auf der Flasche ruht.
 

„Hast du den ersten Film jetzt eigentlich noch gesehen?“, fragt Hawks, als sie auf ihren Plätzen sitzen.

Enji stellt die Nachos auf die Fläche zwischen ihnen und nickt dann. Bis auf die Parallele zu seinem eigenen verpatzten Leben hat ihm Venom gefallen. Es ist die Art von Film, die er früher mit Toshinori geschaut hat.

„Und? Wie fandest du ihn?“

„Gut.“

„Also scheiße“, schlussfolgert Hawks seufzend, woraufhin Enji stutzt.

„Ich sagte doch, dass er gut war.“

„Wirklich? Ich war skeptisch, ob er dir gefällt. Ich meine, ich finde ihn klasse, aber ist halt nicht jedermanns Ding, so Superhelden- und Schurken-Zeug.“

„Ich kannte früher alle Filme dieser Art“, erwidert Enji und blickt ihn an. „Generell mag ich Actionfilme. Ich hatte nur lange keine Zeit mehr dafür.“

„Ach so? Ja, dann ist es doch umso besser, dass wir jetzt hier sitzen.“

Hawks neigt den Kopf und lächelt ihn an. Es wirkt ehrlich, auch wenn Enji nicht versteht, warum er ausgerechnet ihn gefragt hat. Hat wirklich niemand sonst Zeit? Im Endeffekt spielt es wohl keine Rolle und er sollte einfach froh sein, dass jemand mit ihm ins Kino gehen will.

Das hier wird ein schöner Abend und er wird ihn einfach genießen.
 

Wie es eigentlich immer der Fall ist, kann der zweite Film nicht gegen den ersten ankommen. Dennoch ist er definitiv nicht schlecht. Es gibt viel Action und humorvolle Szenen, bei denen sogar Enji schmunzeln muss, während Hawks sein Lachen nicht zurückhält, ebenso wie ein Teil der anderen Kinogäste. Es fühlt sich so normal an, hier mit dem jüngeren Mann zu sitzen, dass er sich ausnahmsweise einmal vollkommen entspannen kann. Es ist anders als allein zuhause zu sitzen, obwohl sie kaum reden.

Ab und zu flüstert Hawks ihm etwas zu, wobei seine Augen jedes Mal funkeln. Er beugt sich dabei zu ihm herüber und berührt seinen Unterarm mit seinem. Die Nähe ist eigentlich nicht der Rede wert, schließlich hat Hawks schon halbnackt auf ihm getanzt. Trotzdem ist das hier irgendwie anders und auf eine Weise, die er nicht benennen kann, deutlich intimer. Enji ist kein Idiot. Daher weiß er, dass er nicht zu viel hineininterpretieren und sich auf den Film konzentrieren sollte.

Als der Film endet, ist er nicht mehr so entspannt wie noch zuvor, was möglicherweise an Hawks‘ gelegentlichen Blicken liegt. Während die ersten Leute ihre Plätze verlassen, bleiben sie beide noch sitzen. Der Blonde streckt sich einmal, ehe er sich ihm zuwendet. Der Eimer mit Popcorn ist natürlich inzwischen leer.

„Und? Dein Fazit?“, fragt er ihn neugierig.

„Der Erste war eindeutig besser“, brummt Enji. „Aber der Zweite hatte viele gute Momente und einen interessanten Gegner. Vielschichtig. In mehr als nur einer Hinsicht.“

Hawks lacht erneut auf.

„Das kann man wohl sagen“, stimmt er ihm zu und neigt den Kopf. „Wollen wir los?“

Enji nickt und erhebt sich, ehe er nach seiner Jacke greift. Der Abend ist damit offensichtlich zu Ende, auch wenn das bedauernswert ist. Er hat sich gut unterhalten. Er mag Hawks. Dieser hat Recht gehabt.

Gemeinsam gehen sie hinaus, wobei Enji überlegt, ob er ihm anbieten soll, ihn nach Hause zu fahren. Es ist spät und dieser wird wohl wieder auf Bus und Bahn zurückgreifen müssen.

„Kann ich noch mit zu dir?“

Irritiert sieht Enji den Jüngeren an, als dieser die Hände in die Jackentaschen schiebt und zu ihm aufschaut.

„Was?“, entkommt es ihm und Hawks zuckt mit den Schultern.

„Na, ob ich noch mitkommen kann. Meine Mitbewohnerin hat heute ihren Freund da und…kannst du dir ja denken, was da abgeht. Dachte, wir könnten noch einen Film auf deiner Couch gucken. Du meintest ja, dass du früher alle Filme kanntest, und na ja…da gibt’s noch ein paar Sehenswerte. Also?“

Enji zögert merklich. Nicht, weil er nicht will, sondern eher weil er sich fragt, ob das eine gute Idee ist. Andererseits, was soll schon dagegen sprechen? Er hat nicht viel getrunken und er hat sich unter Kontrolle. Hawks weiß ohnehin, wo er wohnt, er kennt seinen Namen. Nein, er muss aufhören, Probleme auch da zu sehen, wo keine sind.

„Okay.“

Hawks hebt eine Braue, so als hätte er mit einer Abfuhr gerechnet, doch dann lächelt er ihn an.

„Super! Ich schreibe Mina unterwegs, dass ich nicht nach Hause komme.“

„…wer hat etwas davon gesagt?“

„Ach, jetzt hab dich nicht so! Ich bin ja kein Riese wie du, also reicht mir die Couch vollkommen aus, falls du kein Gästezimmer hast.“

Enji atmet durch, während er mit ihm in Richtung Parkhaus geht. Nun, Diebstahl befürchtet er bei Hawks nicht, immerhin hat dieser ihn schon auf legale Weise gut ausgenommen . Es wäre kontraproduktiv, wenn er etwas tut, das Enji dazu bringt, den Kontakt abzubrechen. Daher sagt er nichts mehr dazu und entscheidet, es einfach darauf ankommen zu lassen.

Dass ihn die ständige Einsamkeit bereits mürbe gemacht hat, ist ziemlich bitter.
 

„Also, was ziehen wir uns rein?“

Hawks lässt sich bei den Worten rücklings auf seine Couch fallen und zieht sogleich zwei Kissen zu sich heran. Wenigstens hat er vorher Schuhe und Jacke ausgezogen. Enji setzt sich in einigem Abstand dazu, schaltet Netflix ein.

„Du wolltest mir etwas empfehlen“, meint er und drückt ihm die Fernbedienung in die Hand. „Such was aus. Ich hole was zu trinken.“

Dabei sieht er ihn fragend an, woraufhin Hawks überlegt.

„Bevor ich Whiskey pur trinken muss, bleibe ich lieber bei Wasser“, erwidert er dann.

Enji zuckt mit den Schultern, denn er hat auch weiterhin nichts anderes da. Schließlich ist er nicht auf Besuch vorbereitet, da Hawks sich – mal wieder – selbst eingeladen hat.

„Ich habe noch Bier da.“

„Nein, ist okay. Wasser ist gut.“

Wenn er das sagt. Enji wird sich jedenfalls einen Drink machen. Vielleicht sorgt das dafür, dass sich seine Gedanken zerstreuen. Er wird nicht übertreiben, denn er will nicht schon wieder Schuldgefühle haben müssen, weil er sich daneben benommen hat.

Als er mit Wasser und Whiskey sowie zwei Gläsern wiederkommt, hat sich Hawks in seiner grauen Decke eingerollt und die Kissen um sich herum platziert.

„Ich hab mal Iron Man rausgesucht. Glaube, der gefällt dir ganz gut. Komm, setz dich! Willst du auch was von der Decke?“, quatscht er sofort wieder los, was Enji schnauben lässt.

„Geht schon.“

Irgendwie ist das Ganze immer noch ziemlich skurril, wenn man bedenkt, woher sie sich kennen. Enji nimmt sein Glas und trinkt einen Schluck, wobei ihn das Brennen in seiner Kehle etwas ruhiger werden lässt. Hawks‘ Blick folgt ihm dabei und obwohl er nichts sagt, ahnt Enji, was er denkt.

„Spar’s dir“, brummt er, woraufhin der Blonde keine Miene verzieht.

„Ich habe nichts gesagt, Endeavor-san.“

„Hn.“

„Außerdem wäre es kontraproduktiv, wenn ich einen Kunden dazu überrede, weniger zu trinken. Auch wenn dieser Kunde mit mir befreundet ist. Wir machen den meisten Umsatz mit Alkohol, weißt du? Aizawa würde mich verprügeln, haha…“

Obwohl er heiter klingt, ist da immer noch etwas in seinen Augen, das Enji nicht loslässt. Vermutlich sollte er es dabei belassen. Es ist seine Sache, wie viel er wann trinkt, solange er niemanden damit verletzt – was er nicht vorhat. Diesmal nicht.

„Es ist nur ein Glas“, murmelt er und setzt sich neben ihn, nachdem er das Licht gedimmt hat.

„Ich urteile nicht. Alles gut.“

„Na dann“, kommt es knapp von ihm zurück.

Hawks lächelt ihn schief an.

„Jetzt sei nicht so. Ich will halt nur nicht, dass du nachher zu viel hast und nichts vom Film mitbekommst. Stell dir vor, ich muss dir die Haare halten !“

„…spinn nicht rum“, erwidert Enji genervt, jedoch versöhnlicher.

Hawks zwinkert ihm zu, ehe er zurück in den Kissenberg sinkt und den Film einschaltet. Enji trinkt noch einen Schluck Whiskey, stellt ihn dann aber auf dem niedrigen Glastisch ab. Er tut es Hawks gleich und lehnt sich zurück, während das Marvel Intro abgespielt wird.
 

Der Film ist genau sein Ding, das steht außer Frage. Enji wäre vielleicht noch gebannter, wenn Hawks nicht so nahe bei ihm liegen würde. Zwischendurch hat er sich auf der Couch viel breiter gemacht, als es für jemanden mit seiner Größe möglich sein sollte. Er benutzt den Berg aus Kissen mittlerweile für seinen Kopf und wenn Enji zur Seite greifen würde, könnte er seine Haare berühren. Was er natürlich nicht vorhat, aber viel Raum ist nicht mehr zwischen ihnen.

Enji fragt sich gerade, ob das Absicht sein kann, als Hawks den Kopf dreht und zu ihm aufsieht. Kaum begegnen sich ihre Blicke, schaut Enji wieder zum Fernseher. Vielleicht zu schnell. Scheiße. Spätestens jetzt wird es unangenehm und Enji verflucht sich. Möglicherweise kann es nicht bei einem Glas Whiskey bleiben, wenn er den Abend überstehen will.

Er will sich gerade zum Tisch vorbeugen, als sich Hawks neben ihm regt.

„Hey.“

Etwas in seinem Ton ist anders, lässt ihn unweigerlich schaudern. Als er ihn wieder ansieht, hat Hawks sich aufgesetzt und etwas zu ihm herübergelehnt. Definitiv zu nah. Enji kann die Sprenkel in seinen Augen sehen, ebenso die dunklen Wimpernkränze, die seine Bernsteine noch mehr betonen. Es wird ihm nicht zum ersten Mal bewusst, wie hübsch der verdammte Bengel ist. Enji muss unweigerlich schlucken, fühlt sein Herz rasen, weil er nicht vor und zurück kann. Wie auch immer das passiert ist, er fühlt sich in der Situation gefangen. Und von Hawks‘ Blick, der irgendwie lauernd wirkt.

Enji räuspert sich, um seine Stimme wiederzufinden.

„Ich sollte-“

Hawks lässt ihn nicht ausreden, sondern packt ihn an seinem Rollkragen und zieht ihn mit mehr Kraft, als er ihm zugetraut hätte, zu sich heran. Enji ächzt innerlich, als ihm bewusst wird, dass sie nur ein paar Zentimeter trennen. Was zur Hölle…?

„Ich glaube, ich sollte dich jetzt flachlegen, Endeavor-san.“

Es dauert zwei Sekunden, bis Enji das Gesagte versteht. Hawks gibt die Worte so endgültig wieder, als wäre das die einzig plausible Möglichkeit, den Abend fortzuführen. Er wird…Moment. Was?! Enji schnappt nach Luft, weil er kurz den Atem angehalten hat, und versucht, zu verarbeiten, was hier soeben passiert.

„Oder wir schauen weiter den Film und tun so, als gäbe es keine sexuellen Spannungen zwischen uns.“

Dabei neigt er den Kopf zur Seite und lächelt ihn beinahe schon unschuldig an, was angesichts der Worte blanker Hohn ist.

„Hawks…“, entweicht es ihm zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Das…ist nicht…“

„Ja?“

„Nein.“

Aus mehreren Gründen. Das Alter, er ist nicht mal geschieden und er sollte nicht…nein. Nein, das hier geht einfach nicht. Darauf ist er nie aus gewesen. Oder? Nein.

„Warum nicht?“, fragt Hawks beinahe schon sachlich nach und ist ihm dabei immer noch so nahe.

„Hawks, ich…nein. Das geht nicht.“

„Ein einfaches Nein reicht mir aber nicht“, erwidert Hawks behutsam und streichelt mit den Fingerspitzen über seine verkrampfte Hand. „Nicht, wenn du mich so ansiehst wie eben. Wenn du dir Sorgen wegen der Kundengeschichte machst…das musst du nicht. Ich will’s. Ich will dich. Es ist in Ordnung.“

Die Berührung sendet ein Kribbeln durch seinen ganzen Körper. Es erinnert ihn daran, wie lange er keinen Sex mehr gehabt hat…und dass es ihm fehlt. Intimität. Nähe. Es scheint so einfach zu sein, dem Drang nachzugeben, doch etwas hindert ihn immer noch. Vor allem das Gefühl, nichts davon verdient zu haben.

Er zuckt zusammen, als die andere Hand Platz an seiner Wange findet, und die Wärme ist so verlockend, dass er sich nicht lösen kann. Hawks streicht mit dem Daumen über den Ansatz seiner Narbe, doch es ist nicht unangenehm. Das hier ist sein Ernst. Er will ihn. Warum auch immer.

Enji weiß nicht, wohin mit sich…und Hawks scheint es zu merken.

„Entspann dich“, hört er ihn murmeln. „Ich helfe dir schon dabei, damit wir uns beide gut fühlen.“

Enji versteht immer noch nicht, warum er das überhaupt will. Als Hawks ihn küsst, tut er dies vorsichtig. Eine sanfte Berührung ihrer Lippen. So als würde der Jüngere befürchten, dass er erneut eine Panikattacke in ihm auslöst. Diesmal nicht. Obwohl Enji überfordert ist und Probleme damit hat, die Situation zu realisieren, will ein Teil von ihm einfach nur nachgeben. Sich gut fühlen. Dieser egoistische Teil überwiegt schließlich.

Trotzdem Enji weiß, dass das hier keine gute Idee sein kann, schlingt er einen Arm um Hawks‘ Taille, um ihn näher an sich heranzuziehen. Der nächste Kuss ist nicht mehr vorsichtig. Er ist voller Verlangen. Und dieses Verlangen geht von ihnen beiden aus.

Enji weiß, dass er verloren ist.



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