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Spiel ohne Limit

von

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Kaum hatte sie das Café verlassen, zogen dunkle Wolken über den hell strahlenden Himmel. Der allmonatliche Platzregen kündigte sich an; beinahe so pünktlich wie Seto Kaibas Erscheinen. Rin wusste, dass die langsam schleichende Regenfront kein genaues Uhrwerk war. Konnten sich Wolken binnen Minuten zusammenschließen und ein Unwetter hervorrufen, dass kaum mehr Zeit blieb, sich davor in Sicherheit zu flüchten. Umso mehr fühlte sich die junge Frau darin bestätigt, die nächste Stunde lieber in den sicheren Hallen der Kaiba Corporation zu verbringen und ihre Gliedmaßen zu schonen, bevor sie wieder auf die - wie nannte es Lumina so schön - Jagd ginge. Durch die Drehtür hindurch gezwängt, vorbei an hastigen Angestellten, die nur noch ihren Feierabend herbeisehnten, kreuzte Rin deren Blicke. Sie sah es deutlich in ihren Gesichtern. Die Fassade, die von ihnen fiel, die Erleichterung und Entspannung der Gesichtsmuskeln, sobald sie aus der Tür getreten waren. Vor Kurzem hatte sie noch genauso dreingeblickt. Wenn sie endlich die stickigen Büroflächen des Call Centers verlassen konnte. Für Rin erschien diese Zeit nur noch wie ein verblasstes Bild, das immer undeutlicher wurde. Sie war gänzlich im Hier und Jetzt angekommen. Den Blick über die riesige Anzeigetafel schweifend, sah sie die aktualisierte Spitzenplatzierung - die top dreißig. Jene Duellanten, die es in die nächste Runde schaffen könnten; in die Rooftop-Battles. Allein der Name entlockte der jungen Frau ein schiefes Grinsen. Es stand fest, dass die nächsten Runden von der Kaiba Corporation geleitet wurden, dass sie sich auf ein paar spannende Duellplätze freuen konnte. Aus vorherigen Turnieren wusste sie, dass außergewöhnliche Schauplätze und spannungsgeladene Effekte zu Seto Kaibas Spezialgebiet gehörten und sicher auch dieses Jahr ihre Berechtigung haben dürften. Leicht verdunkelte sich ihr Blick. Die Punkte ihrer Gegner verrieten ihr, dass sie noch einen sehr weiten Weg vor sich hatte - und die Hälfte der Zeit war bereits um. Wenn sie nicht bald die richtigen Gegner fand, würde es dieses Jahr nichts mehr für sie werden. Rin war bewusst, dass dies niemand von ihr verlangte, besonders Lumina holte sie gerne auf den Boden der Tatsachen zurück und riet ihr, alles nicht so verbissen zu sehen. Aber Rin konnte nicht anders. In ihr hatte sich der Wille zu Siegen eingebrannt. Sie wollte es jedem beweisen, der sich ihr in den Weg stellte - dass sie das Zeug zu gewinnen hatte. Mit einem Seufzer wandte sie sich ab und steuerte die Schließfächer der Mitarbeiter an. "Frau Yamamori?", eine tiefe Stimme drängte sich in ihre Gedanken, dass sich die junge Frau zu dieser umdrehte. Ein Mann mit Schnurrbart und dunkelgrünem Haar war zu ihr geeilt. "Für Sie wurde ein Paket abgegeben. Es liegt in Ihrem Postfach für Sie bereit." "Vielen Dank, Isono", entgegnete Rin, bevor sich der Mann flüchtig vor ihr verbeugte und wieder seiner Wege ging. Rin sah ihm kurz hinterher, während sie feststellen musste, vorher noch nie einem Mann begegnet zu sein, der für so viele Dinge verantwortlich war und diese scheinbar alle gleichzeitig ausführen konnte. Sie setzte ihren Weg fort, vorbei an der Glastür, in Richtung Schließfächer. An einer der hintersten Reihen blieb sie stehen, öffnete ihren Schrank und verstaute ihre DuelDisc mitsamt Jacke darin. Sie überlegte, vielleicht erst nach dem Schwimmen in ihr Postfach zu sehen, doch letztendlich siegte die Neugier und sie lief bis ans Ende der Schließfächer, dass sie nur noch von den hundert Briefkästen - die eher wie Miniaturausgaben einer Zeitmaschine aussahen - ihren ausmachen musste. Mit einer ihrer duzend Karten öffnete sich das Fach mit einem metallischen Klicken. Ihre Augen begutachteten das kleine quadratische Päckchen, welches mit einer rot gepunkteten Schleife versehen war. Dahinter befand sich ein dicker Umschlag auf dem die Initialen der Kaiba Corporation versehen waren. Vorsichtig griffen ihre Finger nach dem Päckchen und holten es vorsichtig heraus. Sie begann zu lächeln, als sie das kleine Schild entdeckte - Damit ich dich nie wieder im Regen stehen lassen muss Rin öffnete das Päckchen und staunte nicht schlecht. Der Gegenstand darin hatte die Größe und Form eines Füllers. Statt einer Spitze ragte schwarz weißer Stoff hervor, der an die Form einer sich öffnenden Blüte erinnerte. Am unteren Ende war ein kleiner Knopf, dass Rin nicht anders konnte als ihn zu betätigen und beinahe aufgeschrien hätte als sich mit einer Wucht der Füller entfaltete. Der Stoff platzte regelrecht auf und offenbarte seine wahre Gestalt. Breit grinsend betrachtete Rin den Regenschirm. Er war überraschend groß, größer als die handelsüblichen Schirme, von denen bisher keiner das Domino-City-Gewitter überlebt hatte. Als sie ein weiteres Mal den Knopf drückte, faltete er sich wie zu Beginn zusammen, dass ihn Rin wieder problemlos in das Päckchen verstauen konnte. Sie nahm sich fest vor, Yamato noch vor Mitternacht zu schreiben. Er musste extra in die Firma gekommen sein, in der Hoffnung, Rin irgendwie abzupassen. Die letzten zwei Wochen hatte sich überhaupt keine Gelegenheit ergeben, sich zu treffen, dass Rin bereits ein schlechtes Gewissen hatte, auch wenn Yamato in dieser Beziehung sehr gelassen und verständnisvoll reagierte. Auf den ersten Blick hatte sie ihn nicht so geduldig eingeschätzt. Sie empfand es als Stichelei Seitens ihres Schicksals, dass sie jemandem wie ihm gerade jetzt begegnet war.

Mit derselben Vorsicht steckte sie das Päckchen zurück in ihr Postfach und verschloss dieses. Um den Umschlag ihrer Firma würde sie sich anschließend kümmern, vermutlich waren dies nur ihre Gehaltszettel. Während sie durch die Flure lief, drehte sie ihre Haare zu einem fransigen Dutt und band ihn mit dem Haargummi aus ihrer Hosentasche fest. Die Flure des dritten Untergeschosses waren so verlassen wie es Rin vermutet hatte. Die privaten Schwimmhallen der Kaiba Corporation wurden genauso intensiv genutzt wie die übrigen Freizeitbeschäftigungen der Anlagen. Diese Leute verpassen hier die besten Sachen Rin war es nur Recht. Sie genoss regelrecht die Stille um sich herum. Der starke Kontrast zu den Duellarenen und der Innenstadt taten ihr gut, dass sie für ein paar Minuten abschalten konnte. Zu den Umkleidekabinen gelangend fand sie ihren persönlichen Schrank, der mit Badeanzug, Handtüchern, Duschbad und Badeschuhen versehen war.

Ich frage mich, woher die meine Konfektionsgröße haben...lieber nicht darüber nachdenken Ihre Wangen begannen zu glühen, hastig griff sie nach dem schlichten Stoff, der lediglich durch einen weit ausgeschnittenen Rücken ins Auge stach. Wie sie geahnt hatte, war der Badeanzug perfekt auf ihren Körper angepasst, dass sie diesen Gedanken hastig beiseite schob und sich lieber dem Schwimmbecken zu wandte, in dem hunderte von Leute Platz gefunden hätten. Mit einem Sprung tauchte sie in das kühlende Wasser, dass für einen Augenblick ihr Körper mit Kälte überzogen wurde, die bis in ihre Fußspitzen wanderte. Allmählich gewöhnte sie sich an die Temperaturen, dass sie Arme und Beine in Bewegung setzte und ihre Bahnen zu schwimmen begann. Die Form des Beckens erinnerte sie stark an die Schulzeit. Damals hatte sie nicht viel für den Sport übrig gehabt und sich lieber mit den Kampfsportarten auseinandergesetzt - sehr zum Leidwesen ihrer Eltern, die ihre Tochter lieber in Gymnastik oder Leichtathletik gesehen hätten, so wie es in ihrer Familie üblich war. Dabei fiel ihr ein, dass sie ihre Mutter noch zurückrufen musste. Sie würde sonst nur wieder wochenlang sauer auf sie sein, weil sie an ihrem Geburtstag nicht erreichbar gewesen war. Ihr grummelte der Magen. Rin wusste, dass mit dem Telefonat die übliche Fragerei beginnen würde. Ihr bliebe danach keine Wahl als ihrer Mutter zu sagen, dass sie ihren alten Job wieder einmal hingeschmissen hatte und nun endlich ihren Traumjob ausüben konnte. Noch hatte sich die junge Frau nicht dazu durchringen können ihren Eltern von der Neuigkeit zu erzählen. Sie wusste nicht, wie sie darauf reagierten, dass ihr Traum wohl endgültig geplatzt wäre. Rin wusste, dass sie insgeheim gehofft hatten, dass sie von selbst zur Vernunft käme und doch irgendwann einen anständigen Beruf ergreifen würde.

Ob früher oder später - sie werden es eh nie akzeptieren. Also was soll`s

Sie schloss die Augen und versuchte dem leisen Rauschen des Wassers zu folgen, das sie mit ihren eigenen Bewegungen verursachte. Langsam verschwanden die Muskelschmerzen, wenn auch nur solange sie im Wasser wäre. Sie tat einen tiefen Atemzug und drehte sich auf den Rücken. Ihre Lider öffneten sich, ihr Blick ging über das Mosaik an der Decke. Rin musste schmunzeln. Die Steine bildeten einen weißen Drachen mit eiskaltem Blick, aus dessen Maul eine Lichtkugel austrat. Der blauäugige Drache war auf den Anlagen allgegenwärtig und erinnerte sie daran, warum sie diese aufgegeben hatte. Manchmal vermisste sie ihre geliebten Kreaturen, die sorgfältig in ihrem Sonderdeck in der Vitrine verstaut worden waren. Ihre besten Duelle hatte sie mit den drei weißen Drachen bestritten. Jahre hatte sie gebraucht bis sie das Geld zusammengekratzt hatte, um sie schließlich in ihren Händen halten zu können. Viele mühselige Stunden hatte sie als Kellnerin eines Maid-Cafés zubringen müssen bis sie endlich den Spieleladen betreten durfte und nach den Karten aus dem verschlossenen Glasschrank verlangen konnte. Sie war damals mit Lumina unterwegs gewesen. Beide hatten sie denselben Job ertragen, um ihre Lieblingskarten ersteigern zu können. Ihre beste Freundin hatte sich den schwarzen Magier in der goldenen Sonderedition ausgesucht, während Rin nur Augen für ihre Drachen hatte. In Rin stiegen die Erinnerungen an zahlreiche Duelle zurück, an denen sie tagelang mit Lumina in einem Zimmer eingesperrt war und beide lediglich mit einer Kiste Cola und einem Jumbopack Tiefkühlpizza ausgestattet waren. Sie hatten sich in ihrer Schulzeit viel duelliert. Wöchentlich, täglich, stündlich. Sogar über Videokonferenz als Lumina zurück in ihr Heimatland geflogen war und ihre Großeltern besucht hatte. Rin dachte gerne daran zurück. Neben dem ständigen Leistungsdruck in der Schule und Zuhause waren die Duelle mit Lumina genau die Ablenkung, die sie gebraucht hatte.

Rin stieg aus dem Wasser und setzte sich an den Beckenrand. Ihre Füße ließ sie über den Rand des Wassers gleiten. Sie sah hinauf auf die Wanduhr. Es war kurz nach sieben, ihre Freundin müsste aus der Unibibliothek zurückgekehrt sein. Lumina steckte gerade mitten im Prüfungsstress, dass sie die meiste Zeit zum Lernen aufopferte und es daher nicht schlimm war, wenn Rin die meiste Zeit von Zuhause fern blieb. Manchmal passten sie sich zum Frühstück ab. Da Rin von beiden der Frühaufsteher war, bereitete sie oft ein paar Pancakes vor und hielt eine halbe Kanne Kaffee für die Schwarzhaarige bereit, die sich manchmal dazu aufrappeln konnte, noch die letzte viertel Stunde zusammen mit Rin am Frühstückstisch zu sitzen. Rin wusste wie schwer es Lumina fiel, aus dem Bett zu steigen, darum schätzte sie es umso mehr, wenn sie es dann doch tat. Denn oft trafen sie sich erst weit nach Mitternacht. Wenn Rin nach Hause kehrte und Lumina bereits auf der Couch eingeschlafen war, stand jedes Mal eine fertige Mahlzeit auf dem Fenstersims - und wenn es nur eine Tütensuppe war. Rin entschied sich zurück zu den Umkleiden zu gehen und sich für den Rest des Tages frei zu geben. Für heute hatte sie bereits genug Punkte gesammelt. Diesmal würde sie eine Ausnahme machen und den Abend für sich nutzen. Sie beeilte sich aus den nassen Sachen herauszukommen, überlegte kurz ob sie den Badeanzug zum Reinigen mit nach Hause nehmen sollte, bevor sie sich gewahr wurde, wo sie sich eigentlich befand und die nassen Sachen einfach im Duschraum bei den Wäscheleinen aufhing. Sie erhaschte einen kurzen Blick auf ihr Spiegelbild. Ihre feuchten Haare hatten von der Hochsteckfrisur leichte Wellen bekommen, dass sie etwas von einem gewollten Strandlook hatten. Der Anblick hatte es Fremdes, auch wenn sie eigentlich ganz süß aussah. Sie wischte sich die verschmierten Stellen des Maskaras unter ihren Augen weg, bevor sie die Schwimmhalle verließ. Beinahe hätte sie ihre Geschenke im Postfach liegen gelassen. Das Prasseln an den Glasscheiben erinnerte sie daran.

Ich sollte Yamato ein Bild schicken Wie ein Kind begannen ihre Augen zu strahlen als sie nach draußen kam und der Regenschrim sein volles Potenzial entfaltete. Als er vollkommen vom Regen durchtränkt wurde, bildeten sich dunkelgrüne Ranken, die sich über die gesamte Außenfläche erstreckten. Schnell griff sie nach ihrem Smartphone und schickte Yamato ein Bild mitsamt Gruß. Sie hoffte, ihm bald persönlich dafür danken zu können. Gerade wollte sie ihr Tempo anheben, als der Muskelkater sie daran hinderte. Ab morgen wieder definitiv mehr Sport Stattdessen steuerte sie schlürfend die nächste Bushaltestelle an. Heute schien man mit ihr gnädig sein zu wollen. Keine fünf Minuten später tauchte ihr Bus auf, noch bevor sich eine Pfütze unter ihren Füßen bilden konnte. Geradezu dankend ließ sie sich auf den ersten freien Platz fallen und lehnte sich entspannt zurück. Sie sah zur Seite, aus dem Fenster, das durch die fetten Regentropfen keine richtige Sicht nach draußen zuließ. Der starke Geruch von Männerparfüm ließ sie aufblicken. Vor ihrem Platz stand ein schlacksiger Kerl mit schulterlangem Haar und sah zu ihr herunter. "Bist du die Duellantin, die für die Kaiba Corporation antritt?" "Ich glaube", Rins Stimme änderte sich schlagartig in den Duell-Modus, "dies bedarf keiner Antwort." Dabei drehte sie leicht ihren linken Unterarm, dass die Initialen deutlich zu sehen waren. Der Kerl vor ihr begann breit zu grinsen. "Ich hab gehört, du sollst Hanabi und Kim geschlagen haben?" "Wenn du von den beiden Großmäulern aus Südcity sprichst, dann ja." "Dann", er baute sich vor ihr auf, dass sie sich erhob, "mach`dich auf deine erste Niederlage bereit." Er reckte seinen Hals, dass Rin zum ersten Mal der kleine grüne Stein auffiel, der um eine lederne Kette geflochten war. Ein Duellant von Paradius Inc. "Ich liebe es, wenn ihr Kerle so eine Ankündigung macht", Rin begann zu grinsen, "umso schöner wird der Moment, in dem ich ihre arroganten Mäuler gestopft habe." Der junge Mann wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht, seine Chaos-DuelDisc fuhr automatisch aus, dass Rin dem nichts mehr hinzuzufügen hatte und ihre Karten sprechen ließ.



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