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Der Wächter

von

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Vergessen

Jake

Kurz nach Sonnenaufgang betraten Jake und Isaak den Holoraum. Nachdem sie sich endlich voneinander trennen konnten, hatten sie die Nacht kuschelnd, als Wölfe, im Wald verbracht. Vor allem Jake tat die kleine Ruhepause gut. Nach dem ganzen Stress der letzten Zeit hatten sie sich diese Erholung mehr als verdient.

Nun aber wurde es Zeit sich der Realität zu stellen.

“Was hast du jetzt vor?”, fragte er seinen Freund, der neben ihm lief. Sie waren auf dem Weg nach New Forks.

“Forks ist mittlerweile vollständig rekonstruiert. Ich gedenke die Einwohner nach Hause zu schicken.”

Nachdenklich runzelte Jake die Stirn. “Du wirst ihnen das Gedächtnis löschen, nicht wahr?”

Neben ihm erklang ein bedeutungsschwere Seufzen. “Ja, es muss sein. Je eher sie ihr normales Leben wieder aufnehmen, desto weniger Störungen gibt es im Rad des Schicksals.”

Ungefragt mischte sich die KI mit in das Gespräch ein: “Sie sollten sich beeilen, werter Wächter. Ich habe ein Kommunique der Regierung abgefangen. Mehrer Fahrzeuge sind auf dem Weg nach Forks, um die Vorfälle des gestrigen Tages zu untersuchen.”

“Na großartig!” Jake warf die Hände in die Luft und drehte sich zu seinem Freund. “Ich dachte, du hast das geregelt. Was machen wir jetzt?”

“Beruhige dich. Das ist alles so von mir arrangiert.” Belehrend hob Isaak einen Finger.

“Eine gute Verschwörung, besteht aus mehreren sich überlappenden Schichten. Wie du weißt, hat Morgana mit Atombomben auf uns geschossen. Die Verlautbarung, dass diese Waffen nicht zum Einsatz kamen, ist eine bewusst von mir inszenierte Falschmeldung.”

Jake schüttelte den Kopf. So ganz konnte er nicht verstehen worauf das hinauslaufen sollte.

Im Gesicht seines Freundes breitete sich ein verschmitztes Grinsen aus. “Die Gerüchteküche brodelt bereits. Die Menschen werden sich wie die Fliegen darauf stürzen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die ersten Pseudowissenschaftler aus ihren Löchern kriechen, um ein Statement zu diesem Thema abzugeben.”

“Und weiter? Was soll uns das nützen?”

“Ganz einfach. Während die Menschen versuchen eine Verschwörung zum Einsatz von Atombomben aufzudecken, wird die Regierung alles leugnen und vertuschen. Dass es nie einen Meteoriten gegeben hat, wird dabei vollkommen untergehen.”

“Ich bin mir nicht sicher, ob das so funktionieren wird. Es gibt keine Bilder, Daten oder sonst etwas zu dem Meteoriten”, warf Jake ein.

Anstelle von Isaak meldete sich die KI zu Wort: “In diesem Punkt irren Sie sich, Wächter Jacob. Die entsprechenden Beweise sind vorhanden. Ich habe sie weltweit auf den primitiven Computern platziert.”

Verblüfft starrte Jake Iassk an. Damit hatte er nicht gerechnet. Wenn er aber so darüber nachdachte, war es klar, dass sein Freund an diese Dinge gedacht hatte, der dachte doch eh immer an alles. Aber warum hatte sein Liebster dann gestern keine Bilder zur Untermalung seiner Geschichte gezeigt? Bestimmt wäre es ein leichtes gewesen das mit in die Rede des Pressesprechers einzubauen.

Bevor er weiter nachbohren konnte, erklärte Isaak ihm: “Das ist ebenfalls Teil meiner kleinen Verschwörung. Aktuell hält die Regierung alle Bilder und Daten unter Verschluss. Heute, im Laufe des Tages wird der Präsident dem Drängen der Öffentlichkeit nachgeben und Bilder veröffentlichen.”

“Warum warten und nicht gleich zeigen?”

“Weil es so glaubwürdiger ist. Lass den Menschen ein wenig Zeit zum Spekulieren und streue dann bewusst kleine Informations-Schnipsel. So kann ich die Aufmerksamkeit aller auf den vermeintlichen Einsatz der Atombomben lenken, ohne einen Finger zu rühren.”

Ergab das einen Sinn? Wenn Isaak das sagte, musste es wohl so ein. Jake seufzte tief. Zum Glück war er kein Politiker. Keinesfalls wollte er sich tagtäglich mit solchen Dingen beschäftigen. Für ihn war nur wichtig, dass ihre Geschichte von den Menschen geschluckt wurde und die übernatürliche Welt nicht Gefahr lief enthüllt zu werden.

Mittlerweile hatten sie den Stadtrand von New Forks erreicht. Wie nicht anders zu erwarten, standen dort einige Männer mit provisorischen Waffen in den Händen. Anscheinend hatte Bellas Vater die Leute nicht davon abhalten können eine Art Bürgerwehr ins Leben zu rufen.

Etwas abseits hatte sich Charlie mit seinen drei Deputies aufgestellt. Sie sahen missmutig zu dem Mob, ihre Hände an den Waffengürteln, schritten aber nicht ein.

Wie denn auch? In dem verschlafenen Nest Forks kam es nie zu größeren Ereignissen, daher war die Polizeipräsenz, wie auch ihre Bewaffnung dementsprechend schwach ausgeprägt. Mehr als vier Angestellte, ein Polizeiauto, zwei Schrotflinten und vier Pistolen wurden nicht gebilligt. Das wusste jeder. Bisher war das aber auch kein Problem gewesen.

Als die Menschen sie entdeckten, hoben sie ihre Waffen. Die meisten hatten einen Baseballschläger oder eine Metallstange vorzuzeigen. Weiter hinten sah Jake auch einen dickeren Mann bewaffnet mit einer Bratpfanne.

“Halt, keinen Schritt weiter”, brüllte ein Mann im Anzug, der ein Metallrohr in den Händen hielt. Offenbar der Anführer dieser Bande Verrückter.

Innerlich konnte Jake nur den Kopf schütteln. Selbst wenn sie alle mit Pistolen ausgestattet waren, stellten sie keinerlei Gefahr für einen Gestaltwandler oder Vampir da. Von Isaak und ihm ganz zu schweigen. Jake bezweifelte sogar, dass er es spüren würde, wenn sie ihn mit ihren Waffen angriffen.

Isaak neben ihm seufzte laut und hob eine Hand. “Schlaft!”, befahl er laut.

Auf seinen magischen Befehl ließen alle Menschen ihre Waffen sinken und legten sich brav auf den Boden. Nur einen Moment später konnte Jake vereinzeltes Schnarchen hören.

Leicht fröstelnd rieb sich Jake über die Gänsehaut an seinen Armen. Obwohl er schon so einiges zu Gesicht bekommen hatte, war es immer noch gespenstisch zu sehen, wie mächtig Isaaks Magie doch war.

“Was hast du mit ihnen angestellt?”, fragte Charlie, der nervös auf sie zukam. Seine Hand zuckte immer wieder zu seiner Waffe, doch bisher hatte er sie nicht gezogen. Ganz anders als seine Deputies. Diese zielten mit ihren Pistolen auf Isaak.

Genervt schnaubte Isaak: “Beruhige dich, Charlie. Sie schlafen nur.”

“Sheriff, das gefällt mir nicht”, beteuerte einer der Deputies. Murmelnd gaben seine Kameraden ihm Recht.

Isaak klärte das auf seine Art. Abermals hob er eine Hand und befahl: “Schlaft!”

Hilflos sah Charlie zu seinen drei schlafenden Deputies herunter. “Hey, das kannst du doch nicht machen. Einen Polizisten anzugreifen ist gegen das Gesetz.”

“Ach wirklich? Ein Gesetz, dass mir verbietet einen Menschen mittels Magie einschlafen zu lassen, ist mir neu”, meinte Isaak und rollte mit den Augen. Heute hatte sein Freund wohl keine Geduld mit den Menschen. Normal war Isaak fast schon krankhaft höflich und zuvorkommend, heute jedoch nicht.

Andererseits, was brachte es mit Leuten zu reden, wenn man deren Erinnerungen anschließend löschen würde. Irgendwie konnte Jake seinen Liebsten schon verstehen in diesem Punkt.

Dennoch konnte er es sich nicht verkneifen nachzufragen: “Alles ok, Schatz? Hat dich irgendwas verärgert?”

Isaak neben ihm zuckte zusammen. “Entschuldige. Ich bin gerade ein wenig gereizt. Über dreitausend Gedächtnisse zu durchwühlen ist eine sehr nervige Angelegenheit, auf die ich gerne verzichten würde. Ich bin froh, wenn ich damit fertig bin.”

Charlie legte sich die Hände auf die Ohren. “Erzählt mir bitte nur das Nötigste. Den Rest könnt ihr für euch behalten.” Er seufzte, ließ die Hände sinken und hob den Blick. “Ich nehme an, ihr wollt mit mir reden? Ansonsten würde ich ja wahrscheinlich wie alle anderen schlafen!” Bei dieser Feststellung deutete er rundum auf die anderen Menschen.

“Ja und nein”, meinte Jake ominös. “Als Bellas Vater, und Sherif, wäre es für uns alle besser dich mit im Boot zu haben. Wenn du bescheid weißt, müssen wir dich nicht mehr belügen und uns irgendwelche Geschichten ausdenken.

Die Entscheidung liegt aber bei dir. Wenn du willst, kann mein Freund dir das Gedächtnis löschen. Dann weißt du nichts mehr, über die übernatürliche Welt.”

Charlie kratzte sich am Kopf. “Edward ist kein Mensch. Ich habe gesehen wie schnell er sich bewegen kann. Wenn ich alles vergesse, muss auch Bella mich belügen.” Begleitet von einem frustrierten Seufzen schüttelte er den Kopf. “Ich möchte wissen, was in Bellas Leben vor sich geht.” Drohend hob er einen Finger. “Nur das Nötigste!”

“Einverstanden”, sagte Jake und streckte seine rechte Hand aus. Charlie schlug ein. Dann mischte sich plötzlich eine wohlbekannte Stimme ein. “Es tut mir Leid, aber das geht nicht. Auch Charlie muss alles vergessen. Die Volturi werden das nicht tolerieren!”, meinte Edward, der zu ihnen gestoßen war.

Genervt rollte Jake mit den Augen. “Wenn ich noch einmal diesen Namen höre, dann gehe ich persönlich nach Volterra und zerstöre diese stinkenden Untoten.” Er hob den Blick und fixierte Edward. “Nach allem was geschehen ist, glaubst du noch immer, dass die eine Bedrohung darstellen? Isaak hat euch bereits versprochen sich um diese Missgeburten zu kümmern, was willst du noch?”

Großspurig konterte der Blutsauger: “Als ob du das schaffen würdest. Du begriffsstutziger Waldschard verstehst einfach nicht, wie mächtig ihre Kräfte sind.”

Nun war es aber genug. Wütend fuchtelte Jake mit einer Hand vor Edwards Gesicht herum. “Isaak hat mir die Zukunft gezeigt. Ich weiß ganz genau, von was ich rede. Schatz, sag doch auch mal was dazu.”

Jake warf den Kopf herum und suchte nach seinem Freund. Während des Gesprächs hatte sich Isaak auf den Boden gesetzt. Mit konzentrierter Miene malte er mit seinen Händen ein kompliziertes Muster vor sich.

Sofort biss sich Jake auf die Unterlippe. Sein Freund wandte offenbar Magie an. Da sollte er besser nicht stören.

Zur Überraschung aller antwortete Isaak: “Bei einem Kampf Jake gegen die Volturi, inklusive aller Wachen, wird Jake, ohne einen einzigen Kratzer, mit einer Wahrscheinlichkeit von einhundert Prozent gewinnen. Vorausgesetzt Jake kämpft als Mensch. In Wolfform beträgt seine Siegchance 0,147 Prozent.”

Dass seine Chancen als Wolf so schlecht standen, hatte Jake nicht erwartet. Durch die Mutation seines Körpers war er als Mensch nun wesentlich stärker. Diese Zahlen zu hören verdeutlichten ihm nochmal anschaulich wie sehr er sich durch Isaak verändert hatte.

“Da das nun geklärt ist, würdet ihr mich bitte meine Arbeit machen lassen? Ich habe echt besseres zu tun als mich um derlei Nichtigkeiten zu kümmern.”

Das hatte gesessen. Selbst Edward würde nun einsehen müssen, wie lächerlich er sich verhielt, wenn Isaak einen Angriff der Volturi als Nichtigkeit abtat.

Ohne weiter auf die anderen zu achten sagte Isaak: “KI, du weißt, was du zu tun hast. Ich beginne jetzt mit dem Löschen der Erinnerungen.”

Augenblicklich erwiderte die KI: “Verstanden. Leite den Transport der Bevölkerung von Forks ein.”

Um die schlafenden Menschen am Boden bauten sich Kraftfelder auf. Wie von Geisterhand schwebten sie in eine aufrechte Position.

Bei diesem Anblick bekam Jake abermals eine Gänsehaut. Nie im Leben würde er der KI über den Weg trauen. Einem Ding das selbständig denken konnte, aber keinen greifbaren Körper hatte, war einfach nur unheimlich.

Von der KI gesteuert bildete sich eine Reihe vor Isaak. Der erste Mensch schwebte vor seinen Freund. Gespenstischer ging es wohl nicht.

Unbeeindruckt, mit noch immer geschlossenen Augen, hob Isaak beide Hände. Er vollzog eine kompliziert anmutende Geste. Wie Jake durch ihre Verbindung wusste, drang sein Liebster in den Geist des Mannes vor sich ein. Mit einer schneidenden Handbewegung hatte Isaak die entsprechenden Gedächtnis-Areale isoliert und gelöscht.

Ein Winken später, schoss der Mann in Richtung Ausgang davon, während der nächste Mensch vor Isaak schwebte.

Aus den Augenwinkeln sah Jake eine Bewegung. Von überallher schwebten weitere Menschen auf sie zu. Sie alle waren von dem bläulichen Kraftfeld der KI umhüllt. Ob mittels Magie oder Betäubungsgas, sie alle schliefen selig und bekamen nicht das geringste mit.

Wenn dieser ganze Spuk vorbei war, musste Jake ein ernsthaftes Wörtchen mit seinem Liebsten wechseln. Er war sich nicht ganz sicher, aber diese Massenabfertigung von Menschen via Art Fließband war bestimmt ethisch nicht vertretbar.

Angelockt von den davonfliegenen Menschen gesellten sich nun auch die anderen Vampire zu ihnen. Aus den Gedanken des Rudels wusste Jake, dass auch diese unterwegs waren.

Natürlich bekam es jeder mit, wenn sein Freund so eine Geistershow abzog. Da Isaak nicht ansprechbar war, würde er hinhalten müssen. Na großartig. Das freute ihn ungemein.

Einen Augenblick staunte Charlie Bauklötze, dann wandte er sich rasch ab und murmelte: “Nur das Nötigste.”

Im Hintergrund hörte Jake, wie Edward seiner Familie berichtete was hier vor sich ging. Gut so, dann musste Jake das nicht machen.

Kurz darauf trat Carlisle vor und sah sich das Spektakel genauer an. “Jake, kannst du mir erklären, wie Isaak ihnen ihr Gedächtnis löscht? Ich meine, lässt er die entsprechenden Hirnzellen verkümmern oder isoliert er ganze Bereiche? Und was passiert mit dem Wissen? Verschwindet es oder wird es lediglich unzugänglich gemacht?”

“Keinen Schimmer, Doc”, brummte Jake. Erstens ging das den Blutsauger nichts an, zweitens wollte er das gar nicht so genau wissen.

Mit einem fiesen Grinsen im Gesicht meinte Rosalie: “Da bekommt der Ausdruck Fast Food eine völlig neue Bedeutung. Man müsste nur zugreifen.” Spielerisch streckte sie eine Hand aus.

Ein schriller Pfeifton erklang. “Warnung, bei jeder körperlichen, wie auch geistigen Beeinträchtigung der Besucher unter meinem Schutz, werde ich umgehend das Gefahrenabwehr-Protokoll aktivieren. Das Individuum Rosalie Cullen gilt hiermit als verwarnt.”

Erschrocken zuckte die Vampirin zusammen. Schnell zog sie ihre Hand zurück, wobei sie kleinlaut stammelte: “Das war doch nur ein Scherz.”

“Ich wurde nicht auf Humor programmiert!”, verkündete die KI vollkommen ernst. “Halten Sie sich in Zukunft mit derlei makaberen Äußerungen zurück.”

Von einem bis zum anderen Ohr feixend warf Jake ihr einen gehässigen Blick zu. Mit dieser Aktion hatte die KI Pluspunkte bei ihm gesammelt.

Mittlerweile waren noch mehr Leute eingetroffen. Während sich Bella zu ihrem Vater gesellte wurde Jake von seinem Rudel umringt.

Schnell erklärte er ihnen, was dieses Schauspiel zu bedeuten hatte. Und anhand ihrer langen Gesichter konnte Jake sehen: Ihnen ging es wie ihm. Was sein Freund da veranstaltete jagte allen eine Heidenangst ein. Nicht wenige fragten sich, ob sie die Nächsten sein würden.

In diesem Augenblick sah Jake John um die Ecke eines der Häuser spähen. Er winkte dem Broker zu.

Sich ruckartig umsehend eilte John auf sie zu. Unschlüssig öffnete er den Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Am ganzen Körper zitternd wusste der Mann wohl nicht, was er denken oder tun sollte.

“Keine Angst, John”, begann Jake mit freundlicher Stimme. “Keiner wird dir ein Haar krümmen, darauf hast du mein Wort.”

“Was hast du mit uns vor?”, fragte John bemüht ruhig. Beschleunigter Puls, ein leichtes Zittern in der Stimme, blasse Haut und der saure Geruch in der Luft sagten Jake, dass John fürchterliche Angst hatte.

Wie aber sollte er ihn beruhigen. Vor allem da sein Freund im Sekundentakt die Bewohner von Forks abfertigte. Am besten er kümmerte sich schnell um diese Situation. Zuvor musste er aber noch etwas erledigen.

Jake wandte sich Carlisle zu. “Doc, euer Haus wurde vollständig wiederhergestellt. Ich halte es für das Beste, wenn ihr, Bella und Charlie zu euch geht. Ihr habt bestimmt so einiges zu bereden.”

Alice drängte sich nach vorn. “Was ist mit unseren Besitztümern. Unsere Garderobe zum Beispiel?”

Wie aus der Pistole geschossen mischte sich Rosalie mit ein: “Und die Autos?”

Na die hatten Sorgen. Während Jake genervt mit den Augen rollte beantwortete die KI gelassen: “Sämtliche Gegenstände wurden vollständig wiederhergestellt.”

Stirnrunzelnd fragte Emmett: “Woher weißt du, was wir alles im Haus hatten?”

Die KI gab ein gedehntes Seufzen von sich. “Wächter Isaak hat kurz vor Morgan le Fays Angriff einen detaillierten Scan des gesamten Areals der Olympic Halbinsel, durch das Wetterkontrollobservatorium veranlasst. Anhand dieser Daten habe ich mit meinen Naniten den Zustand vor dem Angriff rekonstruiert. Abweichungen sind nahezu ausgeschlossen.”

“Du bist dir also nicht zu einhundert Prozent sicher, ob alles so ist, wie es war?”, fragte Alice spitz. “Ich werde jedes Kleidungsstück genauestens untersuchen!”

“Und ich die Autos”, meinte Rosalie vollkommen ernst.

Hochmütig erwiderte die KI: “Machen Sie das. Sollten Sie Abweichungen feststellen, was ich stark bezweifle, werde ich mich darum kümmern.”

Daraufhin schossen die beiden Frauen davon.

Jasper und Emmett seufzten synchron auf. Dann jagten sie ihren Frauen hinterher.

In der Zwischenzeit hatten sich die übrigen Vampire um Bella und Charlie gesammelt. Gemeinsam ließen sie sich von der KI zur Aufstiegsplattform bringen. Damit war eine Gruppe schon mal versorgt. Blieben noch die Wölfe.

“Leute, hier gibt es nichts für euch zu tun. Die KI überwacht bis auf weiteres die Umgebung von Forks und La Push, also benötigen wir gerade keine Patrouillen. Geht und macht euch einen schönen Tag. Sobald Isaak hier fertig ist, kommen wir nach New La Push und besprechen unser weiteres Vorgehen.”

Mental wandte er sich an Sam: “Trommel den Ältestenrat zusammen. Sie sollen entscheiden, ob Isaak dem Stamm das Gedächtnis löschen soll.”

Stirnrunzelnd sah Sam auf. Mental fragte er: “Dein Freund lässt dem Rat die Wahl, warum?”

“Unser Stamm ist seit jeher mit der übernatürlichen Welt verbunden. Isaak sieht in dieser Hinsicht keinen Sinn darin einzugreifen. Die Entscheidung lässt er daher dem Ältestenrat. Nimm bitte als mein Stellvertreter an der Besprechung teil. Da dies eine Angelegenheit des Stammes ist, halten sich die Rudel raus. Das ist meine Meinung dazu.”

Stumm nickte Sam. Dann wandte er sich zum Gehen.

Nachdem sich auch die Wölfe zurückgezogen hatten, blieb nur noch John übrig.

“Komm, lass uns zu Vincent und den anderen gehen. Ich würde nur ungern alles mehrmals erklären.”

Er sah es in seinem Gesicht. Johns Angst schlug in Panik um. Wahrscheinlich dachte er, dass Jake ihm oder Vincent etwas antun wollte.

“Keine Sorge. Ich bin immer noch der Alte”, versuchte Jake John zu beruhigen. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter. “Der einzige Unterschied ist, dass du nun mehr weißt als zuvor.”

Offensichtlich nicht überzeugt, aber auch nicht in der Lage sich gegen Jakes Griff zu wehren, schob er John weg von Isaak.

*

Vincent, sowie die Leute vom Bautrupp hatten sich in einem der Gebäude verschanzt. Schon von weitem sah Jake, wie die Gardinen flatterten, als die Menschen ihm nervöse Blicke zu warfen.

Zum Glück machten sie freiwillig die Tür auf. Nicht auszudenken wie die Menschen reagieren würden, wenn er gezwungen gewesen wäre sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen.

In einem etwas altmodisch anmutenden Wohnzimmer saßen sie nun beisammen. Um die Stimmung etwas aufzulockern hatte Jake Tee, Kaffee und Gebäck bei der KI bestellt.

“Bedient euch”, sagte Jake und deutete auf den Tisch zwischen ihnen.

Keiner rührte sich. Die Menschen waren viel zu verängstigt. Stumm vor sich hin zitternd starrten sie Jake an.

Bei jeder kleinen Bewegung seinerseits zuckten sie zusammen. Das waren keine guten Voraussetzungen für ein ernstes Gespräch. Aber das war nun nicht mehr zu ändern.

Bemüht ruhig begann Jake: “Isaak und ich möchten euch ein Angebot unterbreiten: Wenn ihr wollt, lassen wir euch euer Gedächtnis.”

“Was meinst du damit?”, fragte John, während er sich vorlehnte, in dem Versuch Vincent zu beschützen.

Jake faltete die Hände im Schoss. “Es ist so, dass es Vampire, Gestaltwandler und andere Wesen gibt, ist ein wohlgehütetes Geheimnis. Außer einigen wenigen meines Stammes gibt es meines Wissen nach nur einen einzigen normalen Menschen, der über uns bescheid weiß.”

Jake blinzelte und korrigierte sich: “Ähm … seit heute sind es zwei. Bella und ihr Vater Charlie. Mein Freund ist gerade dabei allen Bewohnern von Forks das Gedächtnis zu löschen. Sie werden sich an nichts erinnern. Weder an die Raketen noch an diesen Ort hier. Die Bewohner von Forks werden einfach normal weiterleben, als ob nie etwas geschehen wäre.”

“Wie ist das möglich?”, stammelte Vincent.

Jake wandte sich ihm zu. “Sagen wir einfach: Isaak ist speziell und kann das. Das Wie müsst ihr nicht wissen. Bitte versteht, das ist eine einmalige Chance. Solltet ihr euch entscheiden euer Gedächtnis zu behalten, dann wird die Welt nicht mehr dieselbe sein.”

Mit piepsiger Stimme fragte Darlyn: “Habt ihr die anderen Menschen auch gefragt?”

“Nein”, gab Jake zu. “Sie hatten keine Wahl. So ist es das Beste. Wissen kann eine Last sein. Daher frage ich euch, was ihr wollt.”

Um seinen Worten den gebührenden Nachdruck zu verleihen, hob er den Zeigefinger. “Damit wir uns recht verstehen. Solltet ihr euch entscheiden euer Gedächtnis zu behalten, dann wird Isaak euch einen Bann auferlegen. Ihr werdet nicht in der Lage sein euer Wissen zu teilen. Reine Vorsichtsmaßnahme.”

“Warum bietet ihr uns das an?”, harkte John nach.

Jake öffnete mit einer einladenden Geste die Hände nach oben. “Weil es für uns einfacher wäre, wenn ihr Bescheid wisst.”

An ihren Gesichtern konnte Jake ablesen, dass die Menschen nicht verstanden, worauf er hinaus wollte. Warum nur musste er dieses schwierige Gespräch führen, sein Freund war eindeutig besser in sowas.

“John”, sprach er den Broker direkt an. “Du hast dich sicher schon immer gefragt, woher Isaak seine Informationen bekommt. Die Antwort ist: Er kann in die Zukunft sehen. Mit allem was du nun weißt, wird es dir leichter Fallen seine Anweisungen auszuführen, auch wenn sie für dich keinen Sinn ergeben.”

Er wandte sich an den Architekten Willhelm Schmidt. “Wenn du weißt, über welche Möglichkeiten und Materialien wir verfügen, kannst du das mit in die Planung der Gebäude einfließen lassen.”

Als nächstes war Christian Blackwood an der Reihe. “Wenn wir offen mit dir reden können, dann kannst du Probleme mit den Behörden frühzeitig erkennen und Maßnahmen dagegen einleiten. Beim Papierkram kann die KI dir dann helfen, was dich bedeutend entlasten würde.”

Mit neutralem Gesichtsausdruck fixierte Jake Frank Stone: “Um ehrlich zu sein, mit der Technik der Wächter, benötigen wir keinen Bauleiter. Daher war ich dagegen dir dieses Angebot zu unterbreiten. Isaak sieht in dir aber Potenzial.”

Jake zuckte mit den Schultern. Wenn es diesem Mann nicht passte, dass er ehrlich war, dann war dem eben so. Er würde ihm keinen Honig ums Maul schmieren.

Seine Augen wanderten weiter zu Darlyn: “Du hast gesehen, zu was dieser Raum fähig ist. Mithilfe des Holoraums kannst du deine Ideen augenblicklich in die Tat umsetzen und sie in Natura von allen Seiten betrachten.”

Als letztens war Vincent an der Reihe. “Ich sage es unverblümt und frei heraus. Dir das Gedächtnis zu lassen erfüllt keinen besonderen Zweck. Du bist mit John zusammen und für uns zu einem Freund geworden. Daher machen wir bei dir eine Ausnahme. Sollte aber John ablehnen, dann wirst auch du alles vergessen.”

Jake breitete die Arme aus. “Ich habe alles gesagt, was ich zu sagen hatte. Die Entscheidung liegt nun bei euch. Lebt mit eurem Wissen oder wählt das Vergessen. Ihr habt Zeit bis Sonnenuntergang.”

Mit diesen Worten stand er auf. Er würde ihnen seine Gesellschaft nicht weiter aufzwingen. Nun hieß es warten. Langweilig würde ihm aber nicht werden. Es gab noch so viel zu tun.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tomasu
2022-04-01T19:06:36+00:00 01.04.2022 21:06
moin moin,

weiß nicht ob ich das vergessen oder das gebannte wissen haben will. villeicht das vergessen, dann vermisse ich nichts an das ich mich nicht erinnern kann.

musste soo schmunzeln wo die beiden Frauen über ihre Kleider/Autos gesprochen haben. so komisch kilesch das es schon wieder lustig ist.

Hab eine gute Zeit

TK
Antwort von:  Drachenlords
03.04.2022 08:48
Schuhu,

ich stelle mir das als eine Recht schwere Frage vor: Vergessen oder nicht.
Hm... ich würde es nicht vergessen wollen, allerdings würde ich dann auch mitspielen wollen ^^
Selbst mir so einen süßes Wölfchen zu Angeln hätte doch mal was ;P

Viel Spass beim nächsten Kapitel und lass es dir gut gehen.

MFG
Drachenlords


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