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Der Wächter

von

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Eifersucht

Da nun sogar Edward etwas zu Essen hatte, begannen auch die anderen sich über die Speisen herzumachen. Es schmeckte vortrefflich und sie waren sich sicher, dass diese Mahlzeit, wenn auch einfach, recht kostspielig gewesen sein musste.

Nachdem dann alle Teller leer geputzt waren und auch Edward sein Glas bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken hatte, ließen sie das Essen etwas sacken und entspannten sich ein wenig.

Es klopfte und auf Isaaks „Herein“, kam John zu ihnen. „Ich hoffe es hat gemundet?“

„Danke John, das war wirklich ausgezeichnet“, strahlte Isaak den anderen an.

Sofort hatte Jake wieder schlechte Laune.

„Nur das Beste für den Boss“, schäkerte der Brünette und machte dem Wächter schöne Augen. „Kann ich sonst noch was für euch tun?“

„Ja, da gibt es noch etwas“, begann Isaak und verstärkte seine charmante Art noch weiter. „Erinnerst du dich an den Gegenstand, den ich in einer Bank verstaut habe? Ich benötige den Schlüssel. Es ist wirklich sehr wichtig für mich.“

Durch die sinnliche Betonung des Rotblonden bekam John einen leichten Rotstich im Gesicht und begann zu stammeln: „Ja, ich erinnere mich.“ Schnell senkte er den Blick und hatte offenbar Mühe zu seiner professionellen Art zurückzukehren. „Das ist auch so eine seltsame Geschichte.“

„Was meinst du?“, glühte ihn Isaak ungeniert an.

„Na ja, die Bank, in der du das Schließfach angemietet hast, hatte zwischenzeitlich schwere finanzielle Probleme“, fing er mit seiner Geschichte an und es war ihm anzusehen, wie ungern er diese Informationen preisgab.

Isaaks blaue Augen bewegten ihn dazu dennoch weiterzusprechen: „Du sagtest das dieser Gegenstand dir sehr wichtig sei. Als die Bank dann kurz vor dem Bankrott stand wollte ich dein Eigentum in den Tresor umräumen. Aber…“

„Ja“, fragte der Wächter und legte den Kopf leicht schief. Dann leckte er sich zufällig über die Lippen und befeuchtete diese leicht.

„Ich konnte das Schließfach aber nicht öffnen. Egal was ich versucht hatte, es ging einfach nicht auf. Daraufhin habe ich den Bankleiter rund gemacht und eine Firma kommen lassen, um das Schließfach aufzubrechen. Auch das war erfolglos. Zudem erinnerte sich der Bankleiter nicht mehr daran, das genehmigt zu haben, und dachte, ich wolle die Bank ausrauben. Ehe ich mich versah, wurde ich von der Polizei abgeführt.

Vor der Bank allerdings sahen mich die Polizisten irritiert an und fragten mich, warum ich ihre Handschellen umgelegt hätte? Geistesgegenwärtig ließ ich mir eine Geschichte einfallen und sie nahmen mir die Dinger schnell wieder ab. Sie wussten offenbar nicht mehr, warum sie gerufen wurden. Danach habe ich nie wieder versucht mich diesem Schließfach zu nähern.

Um sicherzustellen, dass dein Gegenstand da blieb wo er war, habe ich die Bank gekauft. Sie ist nun unser firmeneigenes Finanzzentrum. Wir mussten eh mal wieder expandieren.“

„Also ist mein Gegenstand immer noch dort, wo ich ihn zurückgelassen habe?“, fragte Isaak zuckersüß.

„Ja“, brabbelte John und wurde noch röter.

„Würdest du mir bitte den Schlüssel geben?“

„Ja“, hauchte der Brünette mit völlig verklärtem Blick.

Genug war genug und Jake knurrte erbost auf. Mit vor Zorn verengen Augen starrte er den Älteren an und begann zu zittern. Er krallte sich an die Tischplatte und ein leises Knacken war zu hören.

Der Broker erwachte offenbar aus seiner Trance und zuckte zusammen.

Schnell, bevor die Situation brenzlig wurde, legte Bella eine Hand auf Jakes Oberarm und drehte mit der anderen sein Gesicht zu sich. „Bleib ruhig“, maßregelte sie ihn bittend.

Isaak, welcher mitbekommen hatte, dass der Beta kurz davor war, sich auf John zu stürzen, erhob sich schnell und ging auf den Broker zu. Dann legte er ihm einen Arm um die Schulter und dirigierte ihn nach draußen, dabei sagte er geflissentlich: „Weißt du was? Ich komme einfach mit. Wo ist der Schlüssel noch gleich?“

Er schob John aus dem Raum und beide verschwanden.

Sofort stand Edward auf und löste Jakes Finger von der Tischplatte, bevor diese verräterische Abdrücke hinterlassen würden. Der Wolfsjunge knurrte immer noch und bekam kaum etwas mit. Dann hörte er Bellas Stimme und konzentrierte sich darauf: „Jake, beruhige dich. Isaak manipuliert John doch nur. Das ist nur geschauspielert. Ihr beide seid verbunden. Erinnere dich.“

Erbost fuhr der Beta den Vampir an und fragte mit dunkler Stimme: „Was hat dieser Wicht gedacht?“

Anstelle von ihm antwortete Bella: „Ist doch egal was der denkt. Isaak hat sich für dich entschieden.“

Sein Kopf ruckte zu ihr herum und er keifte: „Du meinst, er hat sich an mich gebunden, aber nicht aus freien Stücken. Für ihn war es nur eine Sache der Schuld.“

„Das glaube ich nicht. Und du auch nicht Jake. Isaak ist sich bestimmt nicht einmal bewusst, wie er auf anderer wirkt. Sowas macht Edward auch andauernd. Du gewöhnst dich daran.“

Jake schnaubte und wollte sich Gewissheit verschaffen. Er griff mental nach ihrer Verbindung und drang in den Kopf des anderen ein. Dieser bemerkte seine rabiate Art, war aber gerade zu beschäftigt, um sich um Jake zu kümmern.

Dann hörte der Beta das Gespräch der beiden durch Isaaks Sinne mit.

„Sag mal kennst du diesen Jake, schon länger?“, fragte John nachdenklich.

„Nein, wieso“, erwiderte der Wächter unschuldig.

„Ach nur so. Er kommt mir ein wenig seltsam vor. Ich bin mir nicht sicher, aber hat er mich gerade angeknurrt?“

„Das hast du dir bestimmt nur eingebildet“, lenkte der Rotblonde ab und zog ihn in den Bann seines Lächelns.

„Ja, kann sein“, meinte John fahrig und kramte offenbar in einer Schublade. „Du und er, ihr seid nicht zusammen oder so?“, fragte er dabei bemüht beiläufig.

„Nein, wir sind nur Freunde“, sagte Isaak und gab sich Mühe, noch verführerischer zu sein.

Jake zog sich wütend zurück. Er hatte genug gehört und er schottete sich sofort vor Isaak ab.

Dann sah er zu Bella und schrie: „Er weiß genau was er tut. Diese eklige Schwuchtel flirtet mit dem Fatzke und zwar bewusst.“

„Beruhige dich, Jake“, zischte nun Edward und hielt den Wolfsjungen davon ab aufzustehen. „Lass mich los. Dem Arsch beiße ich den Kopf ab.“ Sie rangelten einen Moment. Dann sah der Vampir zur Tür und zischte: „Sie kommen zurück.“

Sofort sackte Jacob zusammen. Hatte er sich das alles zwischen ihnen nur eingebildet? Verarschte Isaak ihn schon die ganze Zeit, von Anfang an?

Die Tür öffnete sich und Isaak streckte den Kopf herein. Er war sauer und maßregelte die beiden mit einem strengen Blick. „Nicht hier“, flüsterte er ihnen zu und zog die Tür auf.

Dann wandte er sich wieder John zu, der hinter ihm eintrat. „Danke für deine guten Dienste. Wir haben noch was vor und werden jetzt gehen. Also danke für alles, John.“

Diesmal funktionierte der Flirtversuch des Wächters nicht und der Broker sah ihn irritiert an: „Wo wollt ihr denn hin?“ Er deutete auf den Schlüssel in Isaaks Hand und sagte: „Die Bank hat schon geschlossen. Da musst du leider bis Morgen warten. Oder soll ich den Direktor holen? Ist immerhin deine Bank.“

„Nein, nicht nötig“, sagte Isaak und versuchte seinen Charme wiederherzustellen. Das gelang ihm aber nicht wirklich. Jake hatte sich abgeschottet und sah wütend aus. Das verunsicherte ihn zu sehr, um sich konzentrieren zu können.

„Ok, dann gehen wir morgen gemeinsam zur Bank. Glaub mir, mit mir geht das wesentlich schneller“, offenbarte John mit einem Lächeln und sah auf. Erst jetzt bemerkte er den bösen Blick des Wolfsjungen und zuckte etwas zusammen. Er schluckte hart und fragte: „Habt ihr schon einen Platz zum Schlafen?“

„Nein“, sagte Isaak und versuchte Jake zu beruhigen, dessen Blick gefiel ihm nicht. Offenbar ärgerte ihn etwas.

„Wenn ihr wollt, könnt ihr bei mir übernachten“, sagte John und sah dem Wächter tief in die Augen.

„Nein“, knurrte Jacob nun unüberhörbar und verschränkt die Arme vor der Brust. Demonstrativ sah er weg.

„Ok, dann vielleicht das Plaza? Ich kümmere mich gleich darum“, lächelte der Brünette und wuselte zur Tür hinaus.

Kaum, dass die Tür ins Schloss gefallen war, drehte sich Isaak mit besorgtem Gesichtsausdruck zu dem Wolfsjungen und fragte: „Jake, was ist denn in dich gefahren?“

Dieser rümpfte die Nase. Mit einer Bewegung war Isaak vor ihm in die Hocke gegangen und sah ihn von unter her an. „Komm schon, sag mir was dich so verärgert hat?“

Jake holte aus und schlug mit der Faust nach dem verdutzten Wächter. Dieser wich einfach aus und sah ihn irritiert an. Dann knurrte der Beta: „Geh mir aus den Augen, du Monster, und fass mich nicht an.“

Sofort brachte Isaak ein wenig Abstand zwischen sie. „Jake, bitte, was ist denn los?“

Doch dieser verschränkte nur wieder die Arme vor der Brust und sah weg.

In dem Moment ging die Tür auf und John kehrte zurück. „So alles ist vorbereitet. Wir können sofort los.“

Schnell erhob sich Isaak und lächelte ihn gekünstelt an. Er machte sich große Sorgen um den Gestaltwandler und hatte keine Geduld mehr für den Broker.

Dieser bemerkte die geänderte Stimmung und sah etwas unschlüssig zu ihnen. „Störe ich?“

„Ja“, sagte Isaak, doch Jake übertönte ihn mit einem geknurrten: „Nein.“

Dann riss sich Jake zusammen stand auf und sagte mit den Zähnen mahlend: „Wir können los.“ Ohne auf die anderen zu warten ging auf den erstarrten Brünetten zu.

„Na gut, wie Sie wünschen, Mr. Black“, stammelte John fahrig und hielt ihm die Tür auf. Schnell warf er Isaak einen Blick zu. Dieser lächelte immer noch und bestätigte ihren Aufbruch mit einem Nicken.

Schweigend stiegen alle in den Fahrstuhl. Die Stimmung war angespannt und John fühlte sich sichtlich unwohl. Gut so, dachte Jake und grinste fies in sich hinein als er dessen angespannte Muskeln sah.

Schnell führte sie John zu einer vor dem Gebäude parkenden schwarzen Limousine. Auch während der kurzen Fahrt sagte keiner ein Wort. Als sie bei dem Hotel ankamen, stiegen alle aus und folgten dem Broker in das Foyer. Dort ließ er sie kurz warten, während er mit der Empfangsdame sprach.

Keiner der anderen hatte Augen für den prunkvollen Raum. Sie behielten Jake genau im Blick und alle warteten darauf, dass dieser ausrasten würde.

Dann ging es wieder zu einem Aufzug und in das oberste Stockwerk. Dort gab es nur wenige Zimmertüren und auf eine davon ging John zu. Er öffnete sie mit der Chipkarte und schon rauschte Jake an ihm vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Edward und Bella stürzten hinterher. Der Gestaltwandler war aber bereits durch eine weitere, der unzählige Türen, in diesem Raum gerannt, und hatte diese hinter sich zugeknallt.

John zuckte kurz zusammen und sagte kleinlaut: „Willkommen in der Präsidenten Suite.“ Er wandte sich an Isaak und fragte: „Ist alles in Ordnung mit ihm?“

„Jetlag“, nuschelte dieser entschuldigend und nahm dem Broker die Karte ab. „Danke, John. Ich gehe und schau mal nach ihm. Wir sehen uns morgen?“

„Ja, nein, Moment, ich muss noch ein paar Dinge regeln. Ich komme gleich wieder“, sagte der Brünette bemüht, sich nichts anmerken zu lassen, und trabte davon.

Der Wächter lächelte ihm hinterher, dann ging er in das Zimmer und warf die Tür ins Schloss. Wütend schaute er zu Edward und dieser zuckte zurück. Möglichst ruhig sagte er: „John, kommt gleich wieder. Kümmerst du dich bitte darum? Ich habe gerade keinen Nerv dafür.“

Der Vampir nickte und Isaak stürmte auf die Tür zu, hinter der sich Jake versteckte.
 

Jake lag rücklings auf einem großen Bett und starrte die Decke an. Er hörte wie Isaak reinkam und setzte sich auf. Dann sah er seine wütende Miene und zuckte zusammen.

„Was sollte das?“, fauchte der Wächter und schlug die Tür zu. „John hat doch nur seine Arbeit gemacht. Was zum Teufel ist in dich gefahren?“

Bei der Erwähnung von John flammte erneut Zorn in Jacob auf und er sprang auf die Beine. „Dann geh doch zu ihm“, schrie er ihm entgegen.

Das irritierte Isaak so sehr, dass seine Wut völlig verrauchte. „Das verstehe ich nicht.“

„Sag mir, hast du mir die ganze Zeit nur etwas vorgespielt?“, fuhr der Beta fort und funkelte ihn zornig an.

„Nein, wie kommst du darauf?“

„Lüg mich nicht an“, schniefte Jake plötzlich. Seine Gefühle lagen blank und er hasste sich selbst für seine Schwäche.

Isaak verstand die Welt nicht mehr und trat einen Schritt auf den anderen zu. Dieser wich aber zurück. Danach ließ er es bleiben und fragte sanft: „Jake, bitte erkläre es mir? Was habe ich falsch gemacht?“

„Du und er“, stammelte Jacob und Tränen rollten ihm über die Wangen.

„Wir sind nur Freunde. Da ist nie etwas gelaufen. Das schwöre ich dir“, versuchte Isaak die Situation zu retten.

„Das hast du auch zu ihm über uns gesagt“, schrie Jake auf einmal. „Du flirtest doch mit allem, was nicht bei drei auf dem Baum ist.“

„Ich verstehe nicht“, wiederholte der Wächter und versuchte einen Sinn abzuleiten.

„Verarsch mich doch nicht. Du spielst doch nur mit mir“, tobte der andere weiter.

„Bitte, Jake, erkläre es mir. Ich verstehe dich nicht.“

„Alles geht von mir aus. Du gehst überhaupt nicht auf mich zu. Jedes Mal bin ich es, der nach deiner Hand greift, oder zu dir kommt. Ich bin dir doch völlig egal“, brüllte er jetzt noch lauter und begann gleich darauf zu schluchzen.

„Oh.“

„Das ist alles. Mehr hast du dazu nicht zu sagen? Was bin ich für dich? Eine nette Abwechslung? Ein Betthäschen?“

Schneller als Jake reagieren konnte, stand Isaak vor ihm und stieß ihn rücklings auf das Bett. Bevor der Beta richtig auf der Matratze aufkam, war der Wächter auch schon über ihm und sah ihm tief in die Augen. „John bedeutet mir nichts, ebenso wenig wie die Frau im Flugzeug. Du hast keinen Grund eifersüchtig zu sein.“

Der Beta riss sich von den Augen des anderen los und knurrte: „Ich bin nicht eifersüchtig. Runter von mir.“ Dann wollte er ihn wegschieben, aber da hätte er auch versuchen können einen Berg zu bewegen, so wenig Erfolg hatte er dabei.

„Nein, nicht, bevor du mir nicht glaubst“, schmunzelte Isaak und setzte sich einfach auf das Becken des anderen, dann begann er zu erklären: „Jake, versteh doch. Ich wollte dich nicht bedrängen. Wenn du das falsch aufgefasst hast, dann tut es mir leid. Ich wollte dir nur deinen Freiraum lassen. Du hast doch bestimmt, dass wir nur Freude sind und nicht mehr.“

Wütend schaute er wieder auf und sah in den liebevollen Blick in den blauen Augen. Die Worte blieben ihm im Halse stecken und er konnte nicht wirklich denken.

„Sag mir, willst du mehr?“, fragte Isaak nun schüchtern.

Ohne nachzudenken sagte Jake. „Ja.“ Dann lief er rot an und sah schnell weg.

„Ach Jake, du bist noch nicht bereit weiter zu gehen.“ Ein trauriger Unterton schwang in seiner Stimme mit.

„Das bin ich sehr wohl“, erboste sich der Beta und sah erneut auf. Dann weiteten sich seine Augen. Isaak hatte ich zu ihm runter gebeugt und ihre Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander getrennt. Sofort beschleunigte sich sein Puls und er leckte sich über die trockenen Lippen.

Isaak würde ihn küssen, aber wollte er das überhaupt? War er schon soweit? Nein, er konnte es nicht. Noch nicht. Schnell wandte er sich ab und er spürte wie der andere sich wieder aufsetzte. „Was willst du von mir?“, fragte Isaak zuckersüß. Offenbar war er nicht verärgert über sein Zögern.

„Hör auf mit jedem zu flirten“, murmelte Jake überrumpelt.

„Wenn dich das stört, dann lasse ich es. Auch wenn ich im Laufe der Zeit gelernt habe, dass es mit ein wenig flirten leichter ist, meinen Willen durchzusetzen.“

„Darum geht es dir?“, fragte der Beta überrascht.

„Ja. Ich habe kein Interesse mit dieser Stewardess oder mit John intim zu werden. Ich nutze das nur als Mittel zum Zweck.“

„Ist das die Wahrheit?“

„Wir sind verbunden, sieh in meinen Kopf, wenn du mir nicht glaubst“, meinte Isaak und diesmal griff er mental nach Jake und zog ihn in seinen Geist. Überrumpelt ließ der Beta es zu und der Rotblonde ließ alle Barrieren fallen.

Er zeigte ihm die Szene im Flugzeug und diesmal achtete Jake auf die Gefühle des anderen. Isaak war interessiert, aber nicht an der Frau, sondern nur an der Armkette. Die Stewardess sah er nicht einmal genau an. Sie war ihm völlig egal. Sie war einfach nur da und hatte das, was er wollte.

Dann gingen sie zu John über und Jake verstand, dass Isaak auch an diesem überhaupt nicht interessiert war. Das Flirten sollte diesen lediglich verwirren, um leichter an Informationen zu gelangen und später um von Jakes Verhalten abzulenken.

Der Beta wollte sich beschämt zurückziehen, aber der Wächter hielt in fest. Auf einmal sah er sich selbst. Von oben herab betrachtete der Rotblonde den Mann unter sich und Jake spürte dessen Gefühle. Es war überwältigend.

Isaak wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher als ihn zu küssen. Ihn zu streicheln. Ihn zu berühren und einfach nur seine Nähe zu genießen. Er wollte ihn, nur ihn allein. Er hatte sich für Jake entschieden, zeigte es aber nicht. Allein aus Rücksicht hielt er sich zurück. Er wollte Jake so die Möglichkeit geben, sich selbst zu entdecken und alles selbst zu erkunden, was er schon längst wusste. Er würde warten, bis in alle Ewigkeit, dessen war sich der Wolfsjunge sicher.

Dann änderte sich das Bild und sie beide lagen eng umschlungen da und küssten sich innig. Sofort brach der Wächter den Kontakt ab und sah beschämt weg. Er war feuerrot im Gesicht und stammelte: „Tut mir leid, konnte mich nicht beherrschen.“

In dem Glauben zu weit gegangen zu sein wollte er aufstehen, aber Jake griff zu und sagte: „Bleib.“

Dann dachte der Black Junior nach. Isaak hatte es ihm zwar nicht so deutlich gezeigt, aber die Anzeichen waren doch da. Der Wächter steckte immer wieder zurück, um ihn nicht zu verletzen oder zu überfordern. Genau das gefiel es ihm so nicht. Das musste sich ändern.

Jake seufzte und gestand: „Ich bin zwar noch nicht so weit, wie du es gerne hättest, aber ich will auch nicht immer derjenige sein der anfängt. Ich weiß, du nimmst nur Rücksicht, aber können wir da nicht einen Kompromiss finden?“

„Hm…, was genau willst du denn von mir?“, fragte Isaak nachdenklich.

Verlegen wollte sich der Wolfsjunge abwenden, aber hielt sich selbst davon ab. Er musste da jetzt durch. Sie beide mussten an ihrer, wie auch immer gearteten Beziehung, arbeiten. Wie konnte er erwarten, dass Isaak sich änderte, wenn er ihm nicht einmal ins Gesicht sagen konnte, was er eigentlich wollte? Jake zwang sich, den Blickkontakt nicht zu unterbrechen, und schluckte seine Scham hinunter.

„Zeig mir dein wahres Ich. Hör auf Rücksicht zu nehmen und mich wie ein rohes Ei zu behandeln. Zeig mir offen was du willst und versteck es nicht mehr. Flirte mit mir, wenn du das willst, greif nach meiner Hand, wenn du das willst. Oder, ach was weiß ich? Sei einfach ehrlich.“

Isaak sah ihn ungläubig an und hatte einen Kloß im Hals. Jake bemerkte mehr als er geglaubt hatte. Er räusperte sich und dachte kurz nach. Dann fragte er: „Bist du dir wirklich sicher, dass du das willst? Ich würde vielleicht das tun, was ich die ganze Zeit versucht habe zu verhindern; dir zu nahe zu treten. Zu weit zu gehen.“

„Dann ist es eben so. Ich will eine gleichberechtigte Beziehung. Keine, in der der einer immer zurückstecken muss. Es wird bestimmt das eine oder andere geben, über das wir streiten werden, aber hey so ist das Leben nun mal.“

In den blauen Augen funkelte es verschmitzt und Jake musste hart schlucken. Schnell fügte er hinzu: „Das soll natürlich nicht heißen, dass du mir gleich an die Wäsche gehen sollst. Ok. Lass es uns langsam angehen und sei du selbst.“

„Nur wenn du mir versprichst, ich meine es wirklich ernst Jake, dass du mir sagst, wenn du etwas nicht willst.“

„Ich verspreche es“, gelobte der Beta sofort und ohne zu zögern.

„Gut, lass es uns versuchen. Ich bin einverstanden.“ Leise fügte der Rotblonde noch hinzu: „Ich hoffe du weißt, was du entfesselt hast.“

Dann hob er eine Hand über die Brust des anderen. Er wollte ihn streicheln und diesmal würde er sich nicht zurückhalten. Jake verkrampfte sich etwas, als er die Hand auf seiner Brust spürte. Isaak hingegen beobachtete ihn genau. Dann seufzte Jacob und versuchte sich zu beruhigen. Er spürte die sanfte Liebkosung und es gefiel ihm irgendwie. Sofort entwich sämtliche Spannung aus seinem Körper und er konnte diese unschuldige kleine Streicheleinheit genießen.

Isaak ging aber noch einen Schritt weiter er beugte ich vor und Jake spannte abermals die Muskeln an. Er befürchtete, dass er ihn küssen würde und das gefiel ihm nicht. So weit war er noch nicht. Bevor er aber seinen Kopf wegdrehen konnte, spürte er die Lippen des anderen auf seiner Stirn. Sie waren so zart und weich und die Berührung so sanft, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Dann zog sich Isaak zurück und ließ ihn mit einem Chaos von Gefühlen zurück. Er wollte mehr, aber dann doch wieder nicht. Es war zum verrückt werden.

„Beruhige dich. Wir haben alle Zeit der Welt. Wir müssen nichts überstürzen“, schmunzelte Isaak und wartete, bis sich Jake wieder gefangen hatte. Dabei malte er sanfte Kreis auf der stahlharten Brust.

Jake sah auf und ihn traf die ganze Macht der blauen Augen. Er schrak etwas zurück. In den Augen des anderen stand Begierde. Er wollte ihn. Da war aber noch etwas anderes. Eine Art warmer Schimmer. Diesen nahm er jetzt zum ersten Mal bewusst wahr. Die Wärme gab ihm ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Isaaks Blick war eindeutig anders, irgendwie speziell. Etwas, was er nur ihm zeige. Er versank quasi in diesen Augen, und ohne es bewusst zu wollen, seufzte er sehnsüchtig auf.

„Zu viel des Guten?“, frage Isaak und behielt die Körpersprache seines Gegenüber genau im Blick.

„Nein, es gefällt mir“, gestand Jake und wurde rot. Auch diesmal sah er ihn weiterhin an und er wusste, warum dessen flirten, diese Waffe musste man schon beinahe sagen, so ungemein effektiv war. Jake seufzte abermals und sagte: „Solange auch ich den Genuss dieses Blickes komme, darfst du gerne auch anderen den Kopf verdrehen. Sofern du es nicht ernst meinst.“

Isaak gluckste und gestand: „Diesen Blick hat noch keiner außer dir bekommen und das wird auch so bleiben. Vorschlag zur Güte: Sieh genauer hin. Wenn ich mit jemandem flirte, dann wirst du in meinen Augen sehen, ob ich es ernst meine. Oder du siehst einfach in meinem Kopf nach. Ich habe nichts dagegen. Ich mag diese Vertrautheit, wenn unsere Seelen sich berühren.“ Nun wurde auch er rot.

Sie sahen sich tief in die Augen und Jake wusste, dass Isaak die Wahrheit sagte. Er hatte ihn beobachtet und dieser Blick, dem er ihm jetzt schenkte, war anderes als bei den anderen. Bei jenen war sein Blick zwar ebenfalls voll Verlangen, aber auch irgendwie kalt. Es lag keine Wärme darin.

„Gut, halten wir fest, ich soll mich nicht länger zurückhalten. Sag aber nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, wenn ich dich um den kleinen Finger wickle und fordernd werde.“ Er lachte amüsiert auf und stützte sich nun mit beiden Händen auf seiner Brust ab. „Vielleicht ärgere ich dich auch ein wenig, das ist dir hoffentlich klar. Ich kann sehr verspielt sein, wenn ich will.“

Ein fieses Grinsen umspielte seine Mundwinkel und er bewegte leicht sein Becken und drückte es dem unteren entgegen. Sofort wurde Jake rot wie eine Tomate und sein Blut schoss in Bahnen, wo es nichts zu suchen hatte. Der Wächter wiederholte seine Bewegung und konnte spüren, dass er Erfolg hatte. Etwas pochte an seinem Hintern.

Das ging Jake dann doch zu weit und er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ein Finger legte sich über seine Lippen. Isaak bewegte sich nicht mehr und sah ihn einfach nur mit diesem warmen Blick an. Dann säuselte er verführerisch: „Ich werde deine Grenzen aber respektieren. Keine Angst.“

Er ließ sein Finger wieder unschuldige Muster auf der Brust des Wolfjungen ziehen und fragte ernst: „Noch etwas?“

Was meinte er? Jake war immer noch von diesem Blick gefangen. Schnell schüttelte er den Kopf, um seine Gedanken zu entwirren und sagte: „Ja, wir sind nicht nur Freunde. Wir sind mehr und das weißt du auch. Steh dazu.“

„Jake, ich verstecke mich schon mein ganzes Leben, aber dich würde ich niemals verstecken wollen. Bist du dir sicher?“, wurde er gefragt.

„Ja.“

Isaak stieg etwas von Jake herunter und legte sich neben ich. Dann schlang er einen Arm um seine Brust und kuschelte sich an ihn. Der Beta sah ihn einen Augenblick an und legte dann seinerseits einen Arm um ihn. Kurz drückte er ihn an sich und der Rotblonde streichelte erneut über dessen Brust.

Jake seufzte und genoss diesen Moment. Er lag zwar mit einem Mann im Arm da, aber das ging irgendwie in Ordnung, fand er. Jedenfalls solange es Isaak war. Das zauberte ein Lächeln auf das Gesicht des Wächters.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tomasu
2021-01-17T15:13:28+00:00 17.01.2021 16:13
Och mei, ist das süß. ^^

Dann kann ich nur hoffen das die kleinen Berühungen zwischen den beiden für sie einen Wink des Friedens wird


TK
Antwort von:  Drachenlords
07.02.2021 08:11
Das kann man nur hoffen. Bald wird es dann nicht mehr so Unschuldig sein


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