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Evolition

Hoenn und Tiefen
von
Koautor:  Sas-_-

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Miese Stimmung

„Ich freue mich über deinen Entschluss“, spricht das göttliche Wesen. „Und ich verstehe deine Wut.“

Hätte ich ein Gesicht, würde ich jetzt sarkastisch die Augenbraue hochziehen oder es böse anfunkeln. Ich habe aber im Moment keins und so bleibt mir nur ein abschätziges „Hm“ übrig. Aber ich spüre, dass es Arceus ernst meint; es versteht meinen Frust über die Situation.

„Ich hätte dich nicht in meine Welt geholt, wenn es nicht außerordentlich wichtig wäre und du wärst sicher nicht zu deiner Entscheidung gekommen, wenn ich dir keinen Anreiz dafür gegeben hätte“, erklärt es.

Ehe ich noch etwas sagen kann, beginnt sich das Schöpfer-Pokémon vor mir aufzulösen. Und ich ebenso. Ich fühle, wie sich meine Energie wegbewegt, alles verschwimmt und es wird dunkel.
 

Ich höre etwas. Mein Ohr zuckt und ich öffne blinzelnd die Augen. Es murmelt irgendwo, etwas tief und dann wieder etwas heller. Ich gähne und hebe den Kopf. Das Murmeln wird deutlicher, dass sind Chief und Chilli. Ich bin also tatsächlich zurück in der Pokémon-Welt.

Unter mir bewegt es sich, plötzlich knallt etwas gegen meinen Kiefer. „Hey!“, beschwere ich mich sofort.

„‘Tschuldigung“, nuschelt Schnuff und reibt sich den Kopf.

Schnuff. Mein Herz zieht sich zusammen. Mein Blick wandert zu dem anderen braunen Knäuel neben mir. Scharte. Mich übermannen plötzlich die Emotionen; gute und schlechte gleichermaßen. Ich bin prinzipiell froh hier zu sein, aber die Art, wie man mich dazu gebracht hat stinkt mir.

„Alles gut?“, fragt mich Chilli plötzlich.

Ich sehe auf und erst da wird mir bewusst, dass ich wahrscheinlich ziemlich grantig aus dem Fell schaue. Ich könnte lächeln und so tun als ob, aber ich bin zu frustriert dafür.

„Woah, hättest du in der Nacht so wie jetzt gerade geschaut, hättest du gegen das Kaumalat nicht kämpfen müssen; es wäre schreiend davon gerannt“, zieht Scharte mich.

Ich drehe ruckartig den Kopf und funkle ihn finster an. „Halt die Klappe“, murre ich.

„Schon gut“, schlägt er einen beschwichtigenden Ton an. „Das war ein Scherz, Quietschie.“

„Wir sind alle emotional etwas überlastet im Moment“, mischt sich Chief sich ein, „Da sollte man nicht alles so persönlich nehmen.“

„Schwester?“, fragt es vorsichtig von der Seite.

Ich sehe Schnuff böse an, aber sein Zusammenzucken sorgt dafür, dass ich mich sofort schlecht fühle. „Tut mir leid“, entschuldige ich mich seufzend. „Ich hab‘ nicht sonderlich gut geschlafen.“ Ich sehe auf und zu Chief. „Ich habe das Gefühl, dass ich gar nicht wirklich geschlafen habe“, erkläre ich indirekt an ihn gerichtet.

Der Anführer des Flamara-Clans mustert mich kurz und nickt kaum sichtbar. „Gehen wir erstmal frühstücken“, wendet er sich an alle.

Wir verlassen die Höhle und machen uns auf den Weg. Ich seile mich etwas nach hinten ab. Meine Laune ist wirklich unterirdisch und die Gefahr groß, dass ich etwas sage, das ich entweder nicht so meine oder später bereue. Und mit dem Abschied von Scharte vor Augen, möchte ich das Risiko einfach etwas minimieren, dass das passiert.

„Kleines?“

Ich bleib stehen und sehe auf. Chilli steht vor mir, ihre Sorge ist unübersehbar. Ich seufze. „Ich weiß das du es gut meinst, aber ich … ich bin echt nicht in der Stimmung dafür.“

„Ich verstehe das, aber manchmal hilft reden gerade dann, wenn man es eigentlich nicht möchte“, erklärt sie einfühlsam.

Ich plustere genervt die Wangen auf; was an „ich will nicht“ hat sie jetzt nicht verstanden? Irgendetwas sagt mir, dass mich das Flamara nicht ohne wenigstens ein kleines Gespräch ziehen lassen wird, also ringe ich mir ein paar Worte ab: „Ich … Ich bin schrecklich frustriert im Moment.“

„Wegen Scharte?“, fragt sie vorsichtig.

„Nicht nur. Eher wegen allem irgendwie.“ Ich versuche die Ereignisse in eine Reihenfolge und neutralformuliert zu bekommen. „Ich … Ich hätte irgendwie gern vorher von allem gewusst.“

„Vorher? Dazu müsstest du ein Psiana sein und Seher können“, versucht sich Chilli an einem Witz um mich aufzumuntern.

Und ich muss tatsächlich kurz schmunzeln. „So meinte ich das nicht. Ich hätte gern früher von den Möglichkeiten gewusst“, versuche ich es anders zu vermitteln.

Tatsächlich wird mir in dem Moment bewusst, dass ich irgendwie auch ein wenig sauer auf meine Pokémon-Mutter bin. Warum zu Teufel hat sie uns nie von den anderen Clans erzählt? Dass die Möglichkeit besteht, dass wir uns vielleicht nicht entwickeln können und dann womöglich woanders hinmüssen? Warum hat sie uns derart abgeschottet großgezogen?

Ich merke, wie mein Frustlevel ein fast unerträgliches Maß erreicht. Arceus, der mich irgendwie erpresst hat, die Unwissenheit mit der unsere Mutter uns hat groß werden lassen, Scharte, den wir nun heute zurücklassen … Ich will gerade einfach nicht mehr. Vielleicht hätte ich doch in die Menschen-Welt zurückkehren sollen …

„Es hilft nicht unbedingt, wenn man alle Möglichkeiten vorher kennt“, flüstert Chilli ein wenig traurig und weicht meinem fragenden Blick aus. „Ich wusste von meinen Möglichkeiten, das hat es mir aber weder einfacher noch erträglicher gemacht.“ Sie lächelt niedergeschlagen. „Ich hatte die Option hier zu bleiben und dem Clan womöglich immer eine Last zu sein, oder meine Familie und Freunde zurück zu lassen und in einem anderen Clan einen besseren Platz zu finden.“

Mir wird schwer ums Herz. Chilli weiß warum sie gehen sollte. Und ich versteh was sie meint: alle Optionen zu kennen macht es nicht einfacher sich zu entscheiden. Aber für meinen Disput mit Arceus hilft das nicht, weil die Situation eine völlig andere ist. Ich seufze und sehe das Flamara an. Wir lächeln uns schwermütig zu und gehen schließlich zur großen Höhle um unser Abschieds-Frühstück mit Scharte zu machen.

Die Stimmung ist gedrückt und das liegt nicht nur an meiner Laune; hoffe ich zumindest. Selbst der Vielfraß Schnuff schaufelt nicht so wie sonst in sich hinein. Chief wirft mir einen Blick zu und steht dann auf. Er verabschiedet sich für einen Moment, er müsse noch etwas klären.

Das Flamara geht und kurz danach stehe ich ebenfalls auf. „Ich brauch etwas frische Luft“, murmle ich und gehe unter den skeptischen Blicken der anderen ebenfalls nach draußen.

Kaum, dass ich die Höhle verlassen habe, sehe ich mich um und entdecke Chief unweit von mir. Er deutet mit dem Kopf um die Ecke und verschwindet. Ich trotte ihm hinterher und komme an der etwas abseits und versteckt liegenden Nische an.

„Was ist passiert?“, fragt er mich direkt und sieht mich besorgt an. „So kenne ich dich gar nicht.“

Ich sehe ihn an und ich weiß gerade nicht. Einerseits würde ich ihm gern an den Kopf werfen, dass er mich auch erst seit ein paar Tagen kennt und sein Satz damit einfach mal nichtssagender Quatsch ist, anderseits ist das eigentlich egal, weil es Wichtigeres gibt. Ich atme durch, sehe ihn an und hauche: „Ich war zu Hause.“

Chief runzelt die Stirn. „Du hast dich wieder erinnert?“, fragt er zurück.

„Nein“, ich schüttle den Kopf. „Ich war wirklich zu Hause. Ich war bei meinem Mann und meinem Sohn. Ganz echt, ganz real“, blubbere ich drauf los.

„Aber wie …?“, versucht er nachzufragen.

„Ich war da, in meiner Welt, einen ganzen Tag“, erzähle ich weiter ohne seine Frage zu beachten oder ihn ausreden zu lassen.

Das Flamara stutzt noch mehr. „Einen ganzen Tag? Aber du warst nicht weg.“

„Als ich in meiner Welt eingeschlafen bin, bin ich irgendwo anders aufgewacht. Irgendwo im Nichts und dann … dann … dann war da …“ Ich traue mich kaum, es zu sagen. Es ist so unwirklich, auch wenn eigentlich alles unwirklich ist. Aber das ist einfach so … so … so komplett drüber. Ich hole Luft und sehe das Clanoberhaupt fest an. „Da war Arceus.“

Chief macht groß Augen und sein Mund bleibt offenstehen; er glotzt mich an wie ein Karpador auf dem Trockenem.

Wäre ich gerade nicht so frustriert und genervt, würde ich wahrscheinlich laut los lachen bei seinem Gesicht. Aber ich bin genervt und frustriert, daher sehe ich ihn einfach nur an.

„Arceus?“, fragt er ungläubig.

Ich nicke. Ich erzähle ihm, was mir das Schöpfer-Pokemon erklärt hat: dass es diesen Evoli-Körper extra für mich geschaffen hat und das ich offenbar irgendeine Aufgabe zu erfüllen habe.

„Das ist … unglaublich“, flüstert das Flamara.

Ich sehe ihm an, dass er nachdenkt, aber ich kann mich nicht wirklich konzentrieren, um irgendwas in seiner Mimik zu erkennen. Still hocken wir noch einige Momente in der Ecke, bis er wieder das Wort ergreift.

„Gut. Wie gehabt bleibt das zwischen uns.“ Chief sieht mich eindringlich an und ich nicke. „Wir sollten zurück zum Frühstück“, erklärt er und geht los.

„Ich bin satt und würde gern kurz für mich sein“, sage ich leise.

Das Clanoberhaupt mustert mich. „Okay, aber nicht zu lange.“

Ich warte, bis er außer Sichtweite ist und dann sprinte ich los. Na ja, ich laufe eilig trifft es eher. Durch den Tag zu Hause habe ich fast vergessen, dass ich immer noch gehandicapt bin. Was sehr schmerzhaft war vorhin, als wir zum Frühstück gegangen sind und ich auf die blöde Idee kam, mit meinen Brüdern um die Wette zu laufen.

Heute sind meine vorerst letzten Stunden mit Scharte und die will ich nicht in diesem Gemütszustand verbringen. Ich möchte, dass es trotz aller Traurigkeit, ein guter Abschied wird. Das bin ich Scharte schuldig. Und Chief auch irgendwie.

Ich laufe den Weg entlang und bin glücklich, dass ich meinen guten Orientierungssinn offenbar auch als Evoli besitze. Ich erkenne alles wieder, auch wenn ich erst einmal hier langgelaufen bin. Zielsicher finde ich die Höhle zu der ich wollte. Ich betrete sie und sehe mich um. Nichts, keiner hier; zumindest nicht im Wartebereich.

„Josie?“, frage ich vorsichtig Richtung Behandlungszimmer.

„Oh je“, tönt es aus einem der Räume und im nächsten Moment taucht das Heiteira auf.

„Ich …“, meine Stimme bricht und mir kommen plötzlich die Tränen, weil ich einfach nicht mehr kann.

Das Pokémon kommt zu mir. „Schon gut“, sagt es beruhigend und nimmt mich sanft in seine Arme.

Wahrscheinlich bin ich mental in einem so schlechten Zustand, dass es diesmal nicht gleich funktioniert, denn es dauert kurz, bis die Heilwoge ihre Wirkung entwickelt. Ich schmiege mich an das rosa Wesen und entspanne mich langsam. Ich spüre wie meine finsteren Gedanken sich ein wenig aufhellen.

Nach einer Weile setzt mich Josie wieder ab und ich habe prompt ein schlechtes Gewissen. „Tut mir leid“, sage ich ehrlich und sehe zu der Heilerin auf.

„Wofür entschuldigst du dich?“, fragt es mich verwundert.

„Na ja, weil ich nur wegen der Heilwoge hergekommen bin und so“, gestehe ich. „Das ist irgendwie nicht nett von mir.“

Das Heiteira lacht und strahlt mich an. Es tätschelt mir liebevoll den Kopf. „Wir haben alle unserer Aufgaben. Und wenn wir sie nicht erfüllen, tut sie niemand. Und das wäre doch traurig, oder?“

Ich glotze Josie mit großen Kulleraugen an. Aufgaben, jeder hat seine Aufgaben. Irgendwie hilft mir dieser Satz von Josie gerade mehr, wie ihre Heilwoge zuvor. Josie hat ihre Aufgabe, Scharte hat seine gefunden und ich habe scheinbar auch eine, auch wenn ich noch nicht weiß welche.

Und Arceus hat auch eine. Er ist das oberste Wesen dieser Welt und tut natürlich das, was für diese Welt das Richtige ist. Und wenn das bedeutet sicherzustellen, dass ich meine Aufgabe erfüllen, dann ist das so. So wie Josie mir einfach meinen Kummer genommen hat ohne zu fragen, hat das Schöpfer-Pokémon dafür gesorgt, dass ich zu meiner Aufgabe zurückkehre ohne zu fragen. Ich finde es zwar immer noch nicht gut, aber irgendwie verstehe ich Arceus` Vorgehen nun.

„Danke, Josie“, strahle ich zurück. „Vielen Dank!“ Ich schmiege mich kurz an ihre Seite und dann husche ich davon, zurück zur großen Höhle.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Du hast dich dazu entschieden zurück in die Pokémon-Welt zu reisen.
Arceus sagt, dass er deine Wut und Frustration verstehen kann (und du spürst, dass das auch stimmt), erklärt aber ebenso, dass du wohl kaum einfach so in die Pokémon-Welt gekommen wärst, wenn es dir keinen guten Anlass gegeben hätte.
Alles verschwimmt vor deinen Augen und du gleitet zurück in den Schlaf.
Als du wieder zu dir kommst, hörst du die Stimme von Chief und Chilli, die bereits wach sind. Schnuff und Scharte wachen mit dir zusammen auf. Solltest du recht knatschig auf alles reagieren, werden alle es darauf schieben, dass ihr heute ohne Scharte weiterziehen müsst.
Du hast die Möglichkeit Chief subtil mitzuteilen, dass sich etwas wegen deiner Vergangenheit getan hat, kannst es aber auch lassen.
Ihr geht frühstücken, die Stimmung ist gedrückt, Chief verlässt die Höhle etwas früher. Wenn du möchtest, kannst du ihm folgen und mit ihm über dein Erlebtes sprechen. Solltest du das tun, wird er große Augen machen, denn wer kann schon behaupten einem Gott begegnet zu sein. Chief ist ebenfalls ratlos, was deine Aufgabe sein könnte, du siehst ihm aber an, dass er intensiv darüber nachdenkt und die eine oder andere Idee hat. Solltest du nachhaken, wird er aber ausweichend reagieren. Chief ist ebenfalls noch in Gedanken wegen Schartes Weggang.
Ihr kehrt zurück zu den anderen oder Chief kehrt zurück zu euch, wenn du ihm nicht gefolgt bist. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sas-_-
2023-06-02T16:57:25+00:00 02.06.2023 18:57
💦

Ich hab den Upload verpasst, hoppla.

Also, sehr schöne Umsetzung deiner Knatschigkeit 👍 Deine Emotionen und Gedanken werden sehr gut dargestellt, wie eigentlich immer 🥳

Was ich besonders mochte sind die "zusätzlichen" Inhalte, die dir eingefallen sind. Da wäre das Gespräch mit 🌶️, das mir sehr gut gefallen hat. Und dein kleiner Ausflug zu Josie, das hat alles wunderbar gepasst und ich freue mich, dass du diese Ideen hattest ❣️

Tatsächlich hab ich mir die Interaktion mit Chief und dir anders vorgestellt, aber so ist das mit den Vorstellungen: jemand anderes zerstört sie 🥲🤣😘
Gut gemacht 🤗

LG
🏜️
Antwort von:  Charly89
02.06.2023 20:51
Ja, ich hatte das Bedürfnis Chilli etwas mehr einzubinden. Und thematisch passt es hier einfach unfassbar gut. Und die Idee mit Josie kam mir spontan und ich bin froh, dass das für dich okay ging ^-^

Das Gespräch mit Chief war irgendwie schwierig, keine Ahnung warum. Ich konnte mich irgendwie nicht so richtig darauf einlassen, weil ich gedanklich woanders war und das aber wiederum ganz gut zur Situation passt. Und nachdem ich 2x versucht habe das irgendwie anders zu machen und es Mist wurde, habe ich es gelassen XD


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