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Evolition

Hoenn und Tiefen
von
Koautor:  Sas-_-

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Verwirrung

„Herzchen?“

Ich murre und öffne die Augen. Ich sehe … ein Blitza. Verwirrt runzle ich die Stirn und springe im nächsten Moment panisch auf. Eben habe ich mich noch geborgen gefühlt, doch jetzt … irgendwie ist es kalt. Ich drehe mich im Kreis und sehe mich hektisch um.

Eine Höhle?!

Wo zum Teufel bin ich?!

„Ruhig“, flüstert das Blitza und sieht mich eindringlich an. „Alles ist gut, du bist in Sicherheit.“

Ich atme hektisch und meine Augen huschen wild durch die Gegend.

Meine Gedanken rasen. Ich war … zu Hause. Energisch schüttle ich den Kopf. Nein! Ich habe mich erinnert; an zu Hause. Doch es ist wie beim letzten Mal, nein, sogar noch schlimmer. Ich fühle immer noch alles und das so intensiv, dass es alles andere einfach abblockt.

„Herzchen?“

Ich drehe mich zu dem Blitza um und sehe es wütend an. „Lass das!“, fauche ich außer mir. Was will es überhaupt von mir?

Das Pokémon stutzt und sieht mich mit einer Mischung aus Entsetzen und Verärgerung an, dann folgt Sorge, tiefe Sorge.

Plötzlich fluten die alten Erinnerungen meine neuen, oder umgekehrt – ich bin mir nicht so sicher. Ich erkenne mein Gegenüber endlich. „Verzeih mir, Leonore“, flüstere ich heiser vor Entsetzen.

„Schon gut, das war alles zu viel; ich verstehe das.“ Sie stupst mich leicht. „Ich gehe Chief suchen und du passt auf deine Brüder auf, okay?“

Brüder? Ich blinzle und runzle die Stirn, erneut. Immer noch fühlt sich alles unwirklich an und verschoben irgendwie. Es dauert einen Augenblick … Schnuff! Scharte!

Ich drehe mich um und sehe die beiden, die mich argwöhnisch und besorgt ansehen. Irgendeine Last, die ich zuordnen kann, fällt von mir ab. Es geht ihnen gut!

Ich gehe zu meinen Brüdern. „Ich bin so froh“, seufze ich und lasse mich neben ihnen nieder. Meine Seite schmerzt fürchterlich und nimmt mir kurz die Luft.

„Alles … in Ordnung?“, fragt mich Schnuff leise.

Ich nicke. „Jetzt schon“, keuche ich etwas heiser. Eine glatte Lüge! Es fühlt sich nicht „in Ordnung“ an – okay, aber nicht in Ordnung.

„Wirklich?“ Schnuff runzelt besorgt die Stirn.

„Das blöde Vieh hat mich ganz schön erwischt.“ Ich schließe kurz die Augen um mich zusammeln. Meine Flanke sticht bei jedem Atemzug und mein Rücken schmerzt ebenfalls.

„War ganz schön heftig, oder?“, erkundigt sich Scharte in die Runde.

Wir reden noch eine Weile; erzählen uns was passiert ist und beglückwünschen Scharte, zu seinem gewonnenen Kampf. Die Kälte in mir weicht langsam wieder der Wärme, auch wenn sich diese anders anfühlt.

Leonore taucht wieder auf, gefolgt von den Flamara. Warum auch immer fällt mir ein Stein vom Herzen, als ich Chief sehe.

Chilli begrüßt uns etwas überschwänglich und Leon taucht kurz darauf ebenfalls auf. Was für ein Gewusel!

Mir fällt auf, dass wir etwas abseits sind. Mein Blick schweift durch die Höhle, die mit vielen Blitza und einigen Evoli gefüllt ist; hauptsächlich Alte, Jungtiere und Welpen.

Plötzlich fällt mir Chief ins Auge, der in einiger Entfernung steht. Er sieht mich direkt an und deutet mir mit einem Kopfnicken, dass ich zu ihm kommen soll.

Ohne darüber nachzudenken stehe ich auf und gehe zu ihm.

Als ich bei ihm bin, senkt er den Kopf um mir in die Augen zu sehen. „Was ist los?“

Ich schlucke. Unsicher sehe ich ihn an, suche etwas in seinem Blick, ohne zu wissen was.

„Leonore sagte, dass du dich wie ein völlig anderes Pokémon benommen hast, als du aufgewacht bist“, erklärt er seine Frage.

Plötzlich sprudelt es komplett ungefiltert aus mir heraus. Ich erzähle Chief alles; von meinem Kind, von meinem Mann – von all‘ den Empfindungen und Emotionen. Und ich beginne zu weinen, während ich rede; aus Verzweiflung und weil ich diese Emotionsflut einfach nicht verarbeitet bekomme. Gleichzeitig weine ich, weil das Weinen unfassbar schmerzhaft ist. Jedes Mal, wenn ich Schluchze, zucke ich, weil die Seite so sticht.

Ich bin wie im Tunnel und bemerke erst, das Chief an mich herangerutscht ist, als ich beinahe zur Seite kippe. Er legt eine Pfote auf meinen Rücken und drückt mich leicht an sich.

Ohne darüber nachzudenken nehme ich das stumme Angebot an. Ich vergrabe mein Gesicht in seinem Kragen und drücke mich an ihn. Die Wärme die von ihm ausgeht fühlt sich wohlig an und hüllt mich ein. Ich spüre wie er seinen Kopf sacht auf meinen legt

Chief sagt nichts, lässt mich weinen und schluchzen, und wartet geduldig bis ich mich langsam wieder fange. „Ich glaube dir“, flüstert er schließlich in mein Fell.

Ich löse mich von ihm und sehe zu ihm auf. Da flackert wieder etwas durch seine Augen, was ich nicht einzuordnen vermag, weil es weg ist, bevor ich es ergründen kann. Doch es sah irgendwie nach Verlust aus.

„Weißt du, ich war mir nicht sicher, als du es mir im Wald erzählt hat, aber jetzt glaube ich dir.“ Chief sieht mich aufmerksam an und legt den Kopf schief. „Die Dinge, die du beschrieben hast, also das was du empfunden hast, dass kann ein Jungtier noch gar nicht kennen.“

Ich fühle mich erleichtert, dass er mich nicht als verrückt abstempelt. „Was tun wir jetzt?“, frage ich heiser vom Weinen nach.

„Erst einmal nichts. Wir befassen uns damit, wenn wir bei meinem Clan sind. Und bis dahin, bleibt das bitte zwischen uns.“

Ich nicke.

„Nun komm“, fordert er mich auf.

Schweigend gehen wir zu den anderen zurück.

Schnuff liegt da und schläft tief und fest. Chilli liegt neben ihm und es ist sieht aus, als würde sie über ihn wachen.

„Das war wirklich beeindruckend!“, höre ich Leon loben.

Er steht zusammen mit Leonore und ein paar Jungtieren des Blitza-Clans bei Scharte. Dieser ist sichtlich Stolz und begeistert von der Aufmerksamkeit.

„Und du hast wirklich Dreschflegel eingesetzt?“, fragt eines der Blitza.

Scharte nickt eifrig. „Ja, damit habe ich das Kaumalat zur Strecke gebracht!“, tönt er.

Leonore lächelt ihn an. „Aus dir wird bestimmt ein großer Krieger.“

Wer hätte das gedacht? Scharte, der Hasenfuß, hat das Zeug zu einem außerordentlichen Kämpfer. Nun gut, wer hätte gedacht, dass ich ein Mensch bin? Diese Nacht hat einige Dinge ans Licht gebracht, von denen keiner etwas geahnt hat.

Chief räuspert sich. „Wir sollten das Wenige, was von der Nacht noch übrig ist nutzen und etwas schlafen.“

Zustimmendes Gemurmel setzt ein. Die Jungtiere und Leonore trollen sich davon.

Ich beobachte wie Chilli den schlafenden Schnuff sanft im Nacken packt und hochhebt.

Angeführt von Leon machen wir uns auf den Weg. Wir gehen Richtung Eingang und ich verkrampfe kurz. „Gehen wir raus?“

„Die Drachen sind weg, wir haben sie in die Flucht geschlagen“, erklärt Leon sichtlich stolz. Er bleibt stehen und dreht sich zu mir um. „Außerdem begleite ich euch.“

Ja, da steht er wieder; mit stolzgeschwellter Brust und in die Luft gerecktem Kinn.

Scharte springt übermütig an seine Seite und kopiert die Pose. „Und ich bin auch da!“

Ich gönne Scharte seinen Erfolg, aber sein Getue nervt trotzdem. Ich rolle mit den Augen und höre Chief neben mir amüsiert schnaufen.

Draußen hängt immer noch Dreck und Staub in der Luft und wir beeilen uns zurück zu unserer Gasthöhle zukommen.

„Leon?“, fragt Scharte als wir uns in unser Blätter- und Moosbett kuscheln.

„Hm?“

„Warum haben die Drachen euch angegriffen?“

Das Blitza beginnt zu erzählen, davon, dass das Tal strategisch gut liegt, weil man es nicht weit zu Nahrung und Wasser hat. „Außerdem kommen, wie gesagt, kaum Menschen hierher.“ Um dieses Areal wird immer wieder gekämpft, erklärt er weiter, aber meist verlaufen diese Auseinandersetzungen ohne Verluste, denn keiner hat Interesse daran, Kameraden oder Familienmitglieder zu betrauern.

Schnuff neben mir schläft immer noch tief und fest. Er schnufft leise und dreht sich um.

 „Vor vielen, vielen Jahren hat der Blitza-Clan sich dieses Tal selbst erkämpft!“ Stolz plustert Leon sich wieder auf. „Was eine beachtliche Leistung für Elektro-Pokémon ist, da unsere stärksten Attacken bei Drachen kaum etwas ausrichten“, fügt er noch an.

Ich unterdrücke angestrengt ein Gähnen, weil ich nicht unhöflich wirken möchte und es wahrscheinlich weh tun wird.

„Seitdem greifen die Drachen hin und wieder an, in der Hoffnung, das Tal zurückerobern zu können. Das geht inzwischen schon seit vier Generationen so.“

„Versucht zu schlafen“, wendet sich Chilli an mich und meine Brüder.

„Gehen wir morgen?“, fragt Scharte mit hörbarer Traurigkeit. Ihm gefällt es hier, das merkt man.  Die ganze Aufmerksamkeit und das Lob, das er bekommen hat, dürften nicht unschuldig daran sein.

Chief denkt nach und ergreift das Wort. „Nein, ich denke wir bleiben noch einen Tag. Das heute Nacht war … unerwartet und extrem. Ihr ruht euch morgen ordentlich aus und dann gehen wir übermorgen weiter.“

Ich sehe ein verträumtes Lächeln über Chillis Gesicht huschen.

Mir fallen die Augen zu. Ich höre Scharte neben mir flüstern, dass er ein toller Kämpfer ist und ein großartiger Krieger wird. „Ja, das wirst du“, nuschle ich leise und lächle.

Dann wird es still um mich herum.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Meine Aufgabe:
Als du aufwachst bist du vermutlich durcheinander, traurig und auch erschüttert. Leonore kann das nicht richtig einordnen, meint es aber gut mit dir. Ihr seid in der Zwischenzeit in der Höhle angekommen, deinen Brüdern geht es mehr oder weniger gut. Sie sind erschöpft, Scharte vom Kampf, Schnuff von der Flucht und dem Verstecken.
Leonore beeilt sich Chief zu finden, damit er sich um dich kümmert. Deine Brüder denken, du seist nur wegen dem Angriff der Drachen so durcheinander. Chief nimmt dich zur Seite, um mit dir über deine Erinnerungen zu sprechen. Du hast entschieden, dich ihm anzuvertrauen und erzählst ihn, woran du dich erinnerst. Chief findet, dass deine Erinnerungen sich sehr real anhören, und du Gefühle, Handlungen und Geschehnisse abrufen kannst, die du in dem Alter noch nicht kennen solltest. Er teilt dir mit, dass er dir zwar glaubt, die Sache aber vorerst noch unter Verschluss halten möchte. Er würde sich näher damit befassen, sobald ihr beim Flamara-Clan angekommen seid.
Ihr kehrt zu deiner Familie zurück. Schnuff schläft tief und fest, Scharte hingegen wird von Blitza umringt, die ihn zu seinem ersten Kampf feierlich beglückwünschen, darunter auch Leonore und Leon. Sein Dreschflegel sei sehr eindrucksvoll gewesen und er würde bestimmt ein großer Krieger werden. Scharte ist sichtlich stolz darüber und freut sich über so viel Aufmerksamkeit. Begeistert erzählt er von seinem Kampf.
Die Nacht ist zwar nicht mehr lange, aber alle legen sich noch mal hin um ein wenig zu schlafen und sich auszuruhen. Chilli nimmt Schnuff und trägt ihn, damit er nicht aufwacht. In eurer Höhle will Scharte wissen, warum die Drachen überhaupt angegriffen haben.
Leon, der euch gewichtig begleitet hat, erklärt, dass das hin und wieder vorkommt. Das Tal sei strategisch gut gelegen, man hat es nicht weit zu Nahrung und Wasser und es ist für Menschen schwierig zu erreichen. Um dieses Areal werden immer wieder Kämpfe ausgetragen, meist verlaufen diese allerdings ohne Verluste, denn keine der Pokémon hat Interesse daran Kameraden und Familienmitglieder zu betrauern. Vor vielen, vielen Jahren hat der Blitza-Clan sich dieses Tal selbst erkämpft, was für Elektro-Pokémon sehr erstaunlich ist, da ihre Hauptattacken wenig gegen Drachen-Pokémon ausrichten können. Seitdem greifen die Drachen hin und wieder an, in der Hoffnung, das Tal zurückerobern zu können. Dieser Kampf schwelt nun seit vier Generationen.
Chief und Chilli schicken euch ins Bett, ihr sollt euch gut ausruhen. Eigentlich hatten sie vor, dass ihr morgen weiter zum Flamara-Clan wandert, aber Chief entscheidet, dass ihr euch morgen zu Kräften kommen sollt. Schließlich war die Situation für euch unerwartet und extrem gewesen.
Du und Scharte legt euch hin und versucht zu schlafen. Scharte ist noch immer aufgedreht und flüstert leise zu sich selbst. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sas-_-
2023-04-28T22:37:15+00:00 29.04.2023 00:37
🌈

Deine Reaktion auf Leonore, dass du sie zuerst als Blitza und Pokémon beschrieben hast zu dem du keinen Bezug hast, das war sehr gut gemacht. Das hat dein Durcheinander gut wiedergegeben. Genauso schön fand ich das Gespräch mit Chief und wie er für dich da war als es dir mit deinen Erinnerungen so schlecht ging.

Ein schönes und natürlich auch trauriges Kapitel. Ist gut geworden 💚

LG
🍂
Antwort von:  Charly89
29.04.2023 08:14
Ich habe versucht mir vorzustellen, wie es wäre, wenn ich aufwache und plötzlich ein Pokémon vor mir stehen würde. Gehirn sagt: Error 😂


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