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Evolition

Hoenn und Tiefen
von
Koautor:  Sas-_-

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Nachtquartier

Ich werde angestupst. Verschlafen öffne ich die Augen. Ein freundliches Gesicht sieht mich an, welches ich zunächst nicht einordnen kann. Mein Sichtfeld ist noch verschwommen und ich blinzle mehrfach um zu erkennen wer da ist. „Chilli?“, nuschle ich schließlich.

„Hey, Kleines“, flüstert sie zurück. „Ihr müsst aufstehen.“

Mühsam rapple ich mich auf, gähne und strecke mich. Schnuff und Scharte kehren auch langsam aus dem Land der Träume zurück und tun es mir gleich. Etwas irritiert sehe ich mich um; da fehlt doch jemand. Gerade als ich fragen will, wo Chief abgeblieben ist, taucht er auf.

„Guten Morgen“, grüßt er uns und grinst.

„Morgen?“, fragt Schnuff zurück und sieht in den Himmel.

Ich muss lachen. „Das war ein Scherz.“ Müsste ich schätzen, haben wir Nachmittag, späten Nachmittag wahrscheinlich sogar.

„Ach so“, antwortet Schnuff immer noch verschlafen.

Nachdem meine Brüder und ich uns sortiert haben, gehen wir los.

„Das Schläfchen hat gut getan“, murmelt Scharte und gähnt noch einmal.

Ich nicke zustimmend. Es war auf jeden Fall erfrischend und ich fühle mich wieder fitter.

„Der weitere Weg wird sehr anstrengend, deswegen haben wir euch auch schlafen lassen, damit ihr wieder zu Kräften kommt“, erklärt Chief. „Aber wir müssen jetzt unbedingt los. Es ist schon spät und im Dunkeln wird es noch schwieriger wie ohne hin schon.“

„Außerdem wartet Leon bestimmt schon“, fügt Chilli noch an und lächelt etwas abwesend.

Ich lege den Kopf schief und sehe sie an.

Ertappt räusperte sie sich. „Los geht’s.“

Verwirrt ziehe ich die Augenbraue hoch und sehe zu Chief, welcher irgendwie wissend grinst und amüsiert den Kopf schüttelt. Ich bin immer noch nicht richtig anwesend und beschließe, mir später darüber Gedanken zu machen.

Wir laufen los. Im Wald sind wir als Gruppe nebeneinander unterwegs. Die Bäume werden immer weniger und der Boden langsam aber sich felsiger. Wir müssen öfter über größere Steine klettern und organisieren uns daher um. Chilli geht vor, ich gehe hinter ihr und nach mir folgt Schnuff. Hinter mir läuft Scharte und Chief geht als Letzter und unterstützt ihn beim Klettern.

Irgendwann sind die Bäume fast gänzlich verschwunden und der Boden wechselt komplett von Erde zu Stein. Wir kommen nur langsam vorwärts, weil es steil bergauf geht und uns ziemlich viel Kraft abverlangt. Chief und Chilli sind geduldig und warten oder helfen uns.

„Boah, ist das anstrengend“, beschwert sich Scharte und lässt sich kurz fallen.

„Ja, deswegen haben wir euch die Pause gegönnt. Selbst für Erwachsene ist es ziemlich kräftezehrend“, erklärt Chief und sieht in die Ferne.

Ich folge seinem Blick. Jetzt, wo wir aus dem Wald heraus und ziemlich weit oben sind, hat man eine unfassbare Aussicht. Irgendwo links sieht man in der Entfernung eine Stadt zwischen Felsen und Bäumen. „Wie heißt der Ort?“, frage ich neugierig.

„Malvenfroh City“, antwortet mir Chief. „Und das“, er deutet nach rechts, „Ist der Schlotberg.“

Ein Berg erhebt sich in der Ferne. Er bildet sich als riesiger Schatten vor dem roten Himmel ab und die Flanken leuchtend golden. Von seiner Spitze steigen Aschewolken auf, die im Licht der untergehenden Sonne dunkelrot glimmen.

Einen Moment sitzen wir alle da und betrachten wortlos das mystisch wirkende Farbschauspiel das uns geboten wird, dann gehen wir weiter.

In setze eine Pfote vor die andere, den Blick stur auf den Boden gerichtet, um nicht doch über irgendeinen Stein oder meine eigenen Füße zu stolpern. Meine hintere Pfote schmerzt seit einiger Zeit wieder merklich und ich bemühe mich, es zu ignorieren.

„Hey, hey, hey!“, brüllt es plötzlich über die karge Landschaft hinweg.

Erschrocken zucke ich zusammen und fiepe. Ich hasse mich dafür, ehrlich …

„Leon!“, ruft Chilli vor mir freudig, beschleunigt ihre Schritte und eilt dem Blitza entgegen.

Ja, ein Elektro-Pokémon, das sieht man. Es ist gelb und stachelig, als hätte es in eine Steckdose gegriffen. Steckdose? Diffus erinnere ich mich, das man dadurch Strom bezieht … und dass man nicht die Finger hinein stecken sollte.

Ich beobachte wie sich die beiden sehr herzlich begrüßen. Sie strecken sich ihre Köpfe entgegen und geben sich eine überschwängliche Kopfnuss, anschließend reiben sie ihre Stirnen aneinander und schließlich ihre Wangen.

Wie Katzen, schießt es mir durch den Kopf. Das Ganze wirkt extrem vertraut und erinnert mich an einige Glaziola die ich manchmal gesehen habe. Meistens habe ich das bei Familienmitgliedern gesehen oder Verlieb … Plötzlich fällt mir Chiefs wissendes Grinsen wieder ein und ich muss kurz los prusten. Freunde, klar.

Leon sieht zu uns herüber und grinst breit. „Hey, ihr Fellnasen“, ruft er freundlich.

„Hey“, antworten meine Brüder und ich gleichzeitig.

„Sei gegrüßt, Leon“, meldet sich Chief hinter uns.

„Abend, Chief.“ Leon grinst immer noch breit. Meine Güte, der Typ scheint eine Frohnatur zu sein. „Los kommt, das Abendessen wartet schon.“

„Abendessen!“, platzt Schnuff heraus und entlockt dem Blitza ein herzliches Lachen.

Wir laufen wieder los und Leon plappert munter, und ungefragt, drauf los. Er erzählt uns, dass das Überleben in den Bergen anstrengend ist – und definitiv nichts für zartbesaitete Pokémon. Er plustert sich irgendwie dabei auf und ich muss kichern.

Chief, der neben mir läuft räuspert sich. Ich sehe ihn an und registriere sein gespielt genervtes Grinsen und das Augenrollen. Beinahe hätte ich gelacht, beiße mir aber im letzten Moment auf die Unterlippe. Ich nicke, um ihn zu zeigen, dass ich ihn verstanden habe.

„Es bietet aber auch viele Vorteile. Andere Pokémon machen uns seltener Nahrung und Revier streitig“, erklärt Leon voller Inbrunst weiter. „Außerdem gibt es hier viele Donnersteine – die brauchen wir ja für unsere Entwicklung.“

Scharte spitzt die Ohren. „Donnersteine? Ist das wie mit den Eissteinen?“

„Ja“, antwortet Chilli und nickt. „Evoli entwickeln sich im Normalfall durch den entsprechenden Stein. Mit Eissteine zu Glaziola, durch Donnersteine zu Blitza und so weiter.“

Ich sehe Chief an. „Wie viele Entwicklungen gibt es denn?“

„Insgesamt Acht“, antwortet er.

„Acht?!“, ruft Scharte erstaunt.

Leon lacht. „Ganz schön viele was? Leider sind die Menschen auch immer auf der Suche nach den entsprechenden Steinen; um ihre gefangenen Evoli zu entwickeln oder andere Pokémon. Hierher kommen sie aber selten, denn sie wissen: wir kämpfen um jeden Donnerstein!“ Wieder plustert sich das Blitza auf.

Tja, das hätten die Glaziola lieber auch machen sollen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass sich die Clans nicht nur in ihrer Elementzugehörigkeit unterscheiden, sondern auch in ihrer Mentalität.

Die Frage ist: Hat das mit der Entwicklung zu tun? Aber wieso sollte sich der Charakter dadurch verändern? Vielleicht ist man kampffreudiger, wenn man weiß, dass die entsprechenden Attribute dafür hoch sind.

Oder es liegt einfach an der Art wie man aufwächst. Chilli scheint ja auch nicht unbedingt rauffreudig zu sein, obwohl sie ursprünglich aus dem Blitza-Clan kommt. Sie ist bei den Flamara groß geworden und scheint sich wohl den dortigen Gepflogenheiten angepasst zu haben.

Während ich vor mich hin sinniere kommen wir in einem Tal an. Spärliche und ungesund wirkende Vegetation ist zusehen. In den Felsen der hohen Berge, die das Tal umgeben, sind Zugänge zu Höhlen. Da die Sonne inzwischen kurz vor dem Horizont steht, füllen langen Schatten den Bereich und lassen ihn irgendwie trostlos und unheimlich wirken.

Leon bleibt stehen und dreht sich zu uns um. „Willkommen beim Blitza-Clan.“

Wie aufs Stichwort, tauchen unzählige Blitzas aus den Höhlen auf. Wir gehen einen schmalen Pfad hinunter und werden freundlich begrüßt. Alle wuseln um uns herum, reden mit Leon oder den Flamara.

Ich fühle mich unwohl mit dem ganzen Trubel. So viele Fremde! Das ist überhaupt nicht meins. Unbewusst halte ich mich nah bei Chief, den das alles recht kalt lässt und mir damit irgendwie Sicherheit vermittelt.

Wir gehen immer weiter und Leon führt uns in eine der Höhlen. Es wird ruhiger, ich atme aus und entspanne mich. Es geht einen Tunnel entlang und wir erreichen eine größere Höhle.

Leon geht hinein und dann einen Schritt beiseite um Chief vor zu lassen. Dieser geht selbstbewusst voran, wir folgen ihm etwas unsicher. Wir gehen auf einen flachen Felsen zu, auf dem sich ein Blitza befindet. Es sieht sehr anmutig und edel aus, wie es da mit erhobenen Kopf liegt; majestätisch irgendwie. Mir muss keiner sagen, dass es sich hier um das Clanoberhaupt handelt, denn das spürt man förmlich.

„Ich grüße dich, Chief“, spricht das weibliche Blitza. Die Stimme klingt zwar alt, aber dennoch erhaben.

Bevor Chief antwortet, senkt er kurz den Kopf.

Ich bin irritiert. Bei Monty hat er das definitiv nicht gemacht. Scheinbar lag ich gar nicht so falsch mit meiner Vermutung, dass sie die Clans nicht nur in ihren Elementtypen unterscheiden.

„Ich grüße dich ebenfalls, Leonore.“

Leonore. Ich sehe zu Leon hinüber, der etwas abseits steht. Er reckt einen Moment wieder die Brust heraus, als er es bemerkt. Ich grinse und er zwinkert mir zu.

Daher weht der Wind also; er ist der Sohn der Anführerin.

Oft werden Namen innerhalb einer Familie weitergegeben, oder ähnliche gewählt. Unsere Großmutter hieß Mistle. Missy heißt unsere Tante und Milly unsere Mutter. Wäre interessant gewesen, welche Namen meine Brüder und ich bekommen hätten, wenn wir geblieben wären. Da man seinen richtigen Namen erst nachdem „erwachsen werden“ bekommt, werden wir wohl jetzt Flamara-Namen erhalten.

Da wird mir plötzlich der Hintergrund für dieses Vorgehen bewusst. Würde man den Jungtieren direkt einen Clan-Namen geben und sie müssten wechseln, hätten sie „falsche“ Namen, also bekommt man erst nach der Entwicklung einen.

Chief, Chilli … Hm. Wir werden wohl Namen mit C bekommen. Ich muss Grinsen, als mir der Gedanke kommt, dass ich meinen Anfangsnamen theoretisch behalten könnte.

„… ansonsten gibt es keine nennenswerten Neuigkeiten.“

Huch. Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich gar nicht mitbekommen habe, was Chief erzählt hat, oder warum.

„Keine Neuigkeiten sind gute Neuigkeiten“, sagt Leonore und nickt. Sie wendet ihren Blick zu meinen Brüdern und mir. „Wie geht es dem Glaziola-Clan?“

Schnuff und Scharte sehen direkt mich an. Warum ich?! Ich kann nicht gut vor Leuten reden, vor Fremden schon gar nicht! Ich hocke da, mit großen Augen und starre das Blitza an. Reiß dich zusammen!

„Ähm … Es gibt nichts Außergewöhnliches zu berichten … Es geht allen soweit gut und … ähm … bis auf die geklauten Eissteine auch keine sonstigen … nennenswerte Ereignisse.“ Unsicher und fragend sehe ich Leonore an.

Die Anführerin nickt. „Nun, der Glaziola-Clan handhabt die Dinge seit jeher etwas …“

Chief räuspert sich hörbar. Ich bin nicht dumm; er scheint das Blitza auf seine Wortwahl aufmerksam machen zu wollen.

Leonore mustert ihn kurz, dann huscht ein unscheinbares Lächeln über ihr Gesicht. „Etwas anders wie wir. Aber es freut mich zu hören, dass alle wohl auf sind.“ Sie neigt ihren Kopf. „Ihr könnt jetzt Essen und dann bringt euch Leon zu eurem Nachtquartier.“ Die Anführerin steht auf, was ihr sichtlich Mühe bereitet. Sie scheint noch älter zu sein wie Monty, trotzdem strahlt sie nicht Gebrechlichkeit aus, sondern puren Stolz. Sie geht davon und lässt uns zurück.

Ein kurzer Moment der Stille setzt ein.

„Essen?“, fragt Schnuff dann ungeduldig und wir brechen in Gelächter aus.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Meine Aufgabe:
Nachdem ihr euch ausgeruht habt geht es weiter bergauf. Wie angekündigt ist der Weg beschwerlich und anstrengend und ihr kommt nicht sehr schnell voran, die Dämmerung setzt langsam ein. Chief und Chilli sind sehr geduldig mit euch, weil sie wissen, dass der Aufstieg auch für ausgewachsene Pokémon anstrengend ist.
Schließlich trefft ihr auf Leon, das Blitza, das euch den sichersten Weg zeigen soll. Es führt euch ins Dorf der Blitza, damit ihr dort die Nacht verbringen könnt.
Das Dorf befindet sich in einem kleinen Tal, hohe Berge umgeben den Ort, wo wenige Bäume wachsen und kleine Büsche stehen. In großen Felsen, die im Tal verstreut stehen, sind Höhlen geschlagen worden. In diesen Höhlen leben die Blitza.
Leon erzählt euch, dass das Überleben in den Bergen anstrengend sein kann, aber auch viele Vorteile bietet. Andere Pokémon machen ihnen seltener Nahrung und Revier streitig, hier gibt es viele Donnersteine, und das Wichtigste: Menschen kommen selten hierher. Meist kommen sie nur wegen der Steine, und der Blitza-Clan ist bereit dafür zu kämpfen. Das hat sich bei den Menschen herumgesprochen und sie suchen lieber woanders nach Donnersteinen.
Die Blitza kommen aus ihren Höhlen oder von woanders her, um die Flamara und euch zu begrüßen. Sie sind alle sehr herzlich und gastfreundlich und bringen euch in eine große Höhle, in welcher der Anführer der Blitza wohnt, dieser ist weiblich und schon sehr alt.
Die Anführerin begrüßt euch und freut sich über euer Hiersein. Sie möchte von Chief und Chilli wissen, wie es dem Flamara-Clan geht und von euch, was der Glaziola-Clan so macht. Auch wenn ihr vielleicht nicht viel zu erzählen habt, hört sie euch aufmerksam zu. Währenddessen gibt es viel Wasser und Beeren zu essen, damit ihr zu Kräften kommen könnt. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sas-_-
2023-04-28T21:46:22+00:00 28.04.2023 23:46


Leon, der alte Angeber, ach, den mag ich 😁 Ich bin ja im Nachhinein grundsätzlich froh, dass ich dir freie Hand bei den Charakteren gelassen habe/lassen werde (weil ich ein fantastisches Genie bin 😌😂)

Ich freue mich auch über die Beschreibungen der Umgebung, der Sonnenuntergang, das Tal, wie die Schatten den Ort ausfüllen 🤩 Einfach toll!

Auch das Extra, dass die Clans verschiedene Mentalitäten haben, das war super. Hab ich mir ja dann später auch gar nicht zunutze gemacht, oder so ... 😂

LG
🏂
Antwort von:  Charly89
29.04.2023 08:02
Ja, die freie Hand hat mir auch gut geholfen 😂 bei der Masse an Charakteren war es schön, einfach im Flow zu schreiben und ich nicht noch viel zu beachten hatte.

Das die Clans unterschiedlich sind, war ja eher ein spontaner Gedanke und nicht mehr, zumindest in dem Moment wo ich das Kapitel geschrieben habe


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