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Blue Moon

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, auch hier als frühzeitiges Geburtstagsgeschenk an meine Leser…ein weiteres Kapitel
Bzw. habe ich ein Geschenk wieder von Saicke erhalten, die mir wieder ein tolles Fanart gemacht hat. Checkt die Charaktere-Seite und seht, wie ich mir Bardocks und Kakarotts erstes Treffen vorstelle, mit Radditz als Zuschauer. Es ist super.

Ich bin momentan mehr motiviert, hier zu schreiben als zu der anderen dbz-ff.
Ich finde die vielen saiyanischen Charaktere, besonders Bardock und Radditz so interessant
Und wenn ich über die Haupt-Charaktere schreibe und sie mir im Kinder-Alter vorstelle, ende ich damit, dass ich „Ach, wie niedlich…“ aufquietsche und sofort weiter tippe
Außerdem geht „Wie zähme ich…“ allmählich dem Ende entgegen, während ich hier noch viele Idee habe, die ich mit reinbringen will.
In Zeiten von Langeweile und Corona schenke euch was zum Lesen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, der Gedanke „Wie sind sich Bardock und Gine begegnet“ hat mich nicht losgelassen, wodurch sich kurzfristig folgendes Kapitel ergeben hat. Das Tatakai bzw. die Abschlussprüfung der Rekruten spielt dabei eine große Rolle.
Es spielt ca. 15 Jahre in die Vergangenheit, Gine ist 15 Jahre alt und Bardock 17.
Dem aufmerksamen Leser wird bei dieser Altersangabe die Augenbraue verblüfft heben, weil Radditz um einiges jünger bei seiner Prüfung/Ausbildung ist. Da es aber in der Vergangenheit spielt, wo die Saiyajins noch nicht so sehr auf Scouter-Ergebnisse geachtet haben und es noch mehr Krieger gab, hatte die damalige Generation mehr Zeit zum Aufwachsen, bevor der Ernst des Lebens begann.

BTW…dieses Kapitel ist das längste, was ich in meiner 13-jährigen Laufbahn geschrieben habe. Aber ich wollte halt die Gine/Bardock-Spezial-Episode in einem Kapitel schaffen und es nicht teilen
Weil Feiertag ist und Corona; viel Spaß beim Lesen von 45 Seiten

Ich möchte außerdem auf das neueste Fanart von Saicke aufmerksam machen, was ich auch unter "Charaktere" hochgeladen habe
Bardock und Bulma, die gemeinsam ein mittagsschläfchen halten (so beschrieben in Kapitel 3)
Perfekt umgesetzt
Wenn ihr Bardock-Fans seid, dann bewertet es bitte und kommentiert es Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, wäre das hier eine Anime-serie, wäre dieses Kapitel das Staffelfinale von Staffel 1.
Deswegen ein Kapitel in Extra Länge; mein neuer Rekord, fast 50 Seiten
Viel Spaß beim Lesen
P.S. Am 31.10.2020 gibt es einen Blue moon. Denkt an mich. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Am 05.11.19 begann die FF „Blue Moon“, Staffel 1 mit der Ankunft/Geburt von Bulma
Am 05.11.2020 startet die 2. Staffel, mit Ankunft von Radditz und Vegeta
Viel Spaß beim Lesen der neuen Kapitel, wo Bulma und Vegeta nun keine unschuldigen Kinder mehr sind, sondern allmählich erwachsen werden
Ich sollte bald mal die Alters-Empfehlung höher setzen…es wird nicht familiengerecht…Lemon-warnung im Verlauf der Story Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ach Leute...mit Corona und ohne irgendeine Freizeitbeschäftigung (keine Adventsmärkte, kein Sport) bleibt mir nur das Schreiben in meiner Freizeit, um nicht durchzudrehen...
Ich schätze, alle zwei Wochen könnt ihr mit einem neuen Kapitel rechnen, solange sich nichts an der Situation ändert
Viel spaß beim lesen. Möge es euch von dieser Scheiße da draußen etwas ablenken Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Frohes Neujahr, hoffen wir mal, es wird alles besser.
Ich fange damit an, indem ich euch ein neues Kapitel zum lesen geben Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich begrüße euch zu einen spannenden Kapitel mit Szenen, auf die ihr schon lange gewartet habt.

Am Ende müsst IHR eine große Entscheidung treffen, aber dazu später.

Bei dem folgenden Kampf habe ich mich an viele Originalszenen gehalten sowie Dialoge (vielleicht bekommt ihr auch ein Déjà-Vu)

Er ist überraschend lang geworden, aber dadurch hoffentlich gut vorstellbar Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Angesichts des letzten Cliff-Hangers, habe ich mich daher bemüht, das neue Kapitel schnell fertig zu machen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Sooo, da bin ich wieder. Ich habe euch nicht vergessen, aber das Wetter war schön, man konnte draußen mehr unternehmen und die Freizeit war dadurch etwas knapper. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Und wieder bin ich pünktlich und starte am 05.11 mit einem neuen Abschnitt/ eine neue Staffel.
Hätte nicht gedacht, dass ich innerhalb so kurzer Zeit (genau 2 Jahre geht diese Story schon) so verdammt viele Kapitel und Wörter heraushaue:
Deshalb vergebt mir bitte, wenn ich für die nächsten Kapitel eine etwas längere Pause mache.
Ich muss jetzt erst mal planen, wie es weiter gehen soll. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hah, ich habe es noch geschafft, in diesen Monat was zu posten
Guten Rutsch ins neue Jahr Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Jubiläum

05.11.2019-05.11.2022

3 Jahre Blue Moon und es geht auch garantiert weiter…ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Aber liebe Leser, ich nähre mich dem Schlimmsten an, was einem kreativen Autor passieren kann: eine unkreative Phase. Im Gegensatz zu sonst habe ich nur sehr grobe Pläne, was die zukünftigen Kapitel angeht und dabei laufen unsere Figuren in eine gefährliche Phase ein. Ich darf mir hier keinen Fehler erlauben, sonst poste ich etwas, was später zu Widersprüchen führt.

Normalerweise habe ich immer einen vorausschauenden Plan und brauchte nur Zeit, um es aufzuschreiben und an den Worten zu feilen. Nun muss ich aber sehr genau überlegen, wie es weiter gehen kann.

Ich will euch daher warnen, dass die Zeitabstände zum Posten länger werden können: das Schreiben wird für mich in solchen Momenten nicht mehr zum Hobby, sondern zur Arbeit und Arbeit habe ich schon genug. Die Lust am Schreiben ist mir daher etwas abhandengekommen.

Mein Jubiläums-Kapitel, welches immer den Beginn einer neuen Staffel markierte, wird dieses Mal nicht auf diese Weise kommen. Die jetzige Staffel „Freezer“ ist so aufwendig, dass es ich nicht geschafft habe, sie innerhalb eines Jahres fertig zu schreiben.

Aber angesichts der bereits fertigen Arbeit (63 Kapitel mit durchschnittlich 30 Seiten Inhalt, über eine halbe Million Wörter, innerhalb von 3 Jahren) muss ich mir keine Trägheit vorwerfen lassen und kann mir auch eine Pause gönnen.

Ich hoffe, die Wertschätzung für freie Autoren und ihre kostenlose Arbeit steigt in Zukunft mehr.
Deshalb liebe Schwarzleser, etwas mehr sichtbare Wertschätzung, wenn euch meine Arbeit gefällt. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
21.03.2023…und wieder ein Jahr älter.
Kurzer Rückblick auf die vergangenen 12 Monate: was soll ich sagen?
Ich lebe, Corona hat mich nicht untergekriegt.
Russland steht noch nicht vor unserer Tür. SO kalt wie befürchtet war der Winter auch nicht; ich konnte meine Rechnung bezahlen.
Angesichts dessen bin ich merkwürdig positiv gestimmt. Es kommt selten so schlimm, wie die Medien es einen sagen. Lasst uns mal hoffen, dass es so weiter geht…aber aufwärts, nicht rückwärts.
Für die nächsten Monate habe ich mir einiges vorgenommen: so viele Termine, wo ich hin will und keine Pandemie mehr, die mich daran hindert.
Ich denke, es wird ein gutes Jahr…schlimmer als 2020-2022 kann es ja nicht werden. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Liebe Leser, wieder ist der 5.11 da und natürlich fühle ich mich verpflichtet, zum Jubiläum von vier Jahre „Blue Moon“ ein Kapitel zu posten.
Leider immer noch kein Finale oder Staffelanfang: Freezer ist es mir wert, mir Zeit zu lassen.
Im letzten Jahr hatte ich noch gezweifelt, wie viel ich bis heute schreiben würde. Es erschien mir alles sehr groß und ich wusste nicht, wie es weitergehen soll.
Immerhin, die Schreibblockade ist ein wenig besser geworden, denn:
Das Ergebnis der letzten 12 Monate sind immerhin 76.867 Wörter, in 5 Kapitel macht das durchschnittlich eine Anzahl von 15.373 Wörter: kurz gesagt, ich habe zwar nicht viele Kapitel gepostet, aber jedes hatte im Durchschnitt 33 Seiten.
Macht insgesamt also 165 Seiten innerhalb eines Jahres...kein schlechtes Ergebnis.
Am Anfang steht nur eine wage Idee, eine Szene…Dies alles auszuarbeiten und auf Papier zu bringen, mit dem vorherigen Kapitel anzuknüpfen, Fehler auszumerzen und Formulierungen zu finden, braucht halt Zeit.
Ich bedanke mich daher für all die treuen Leser, welche die Story seit 4 Jahren verfolgen und geduldig auf jedes neue Kapitel warten.
Ich verspreche euch, ich werde auch weiter schreiben und versuche nie mehr als 2-3 Monate zwischen den Kapiteln verstreichen zu lassen

Bleibt mir weiterhin treu, ich freue mich über jedes Review.
Aber bitte seht es mir nach, wenn ich nicht all zu häufig posten kann. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, liebe Leser,
wie angekündigt und wie in den letzten Jahren üblich, gibt es zum 21.3 wieder ein neues Kapitel.
Leider habe ich es nicht dahin geschafft, wo ich eigentlich hinwollte. Kampfszenen ziehen ein Kapitel in die Länge, weshalb ich nach 50 Seiten Schluss machen musste, bevor es zu anstrengend zum Lesen wird. Aber ich bin schon am nächsten dran, es sollte bald kommen.
Ich möchte wissen, was euch gefällt und was euch bewegt hat. Gerne kann man das auch nachträglich für alte Kapitel schreiben.
Schreibt mir, warum ihr immer noch geduldig auf Neue Kapitel monatelang wartet, welche Szenen euch nach dem Lesen immer noch im Gedächtnis hängen bleiben, was eure Lieblingsszenen sind.
Wenn ich mir seit vier Jahren unentgeltlich die Mühe machen, logisch, grammatikalisch sauber und kontinuierlich zu schreiben, dann könnt ihr euch auf diese Weise erkenntlich zeigen. Komplett anzeigen

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Der blaue Mond

Der Mond war blau.

Nach acht Jahren leuchtete der Vollmond über Planet Vegeta auf und dann war er blau?!

Bardock, Unterklassekrieger der Saiyajins, verstand dieses seltsame Naturphänomen nicht, aber jetzt war nicht die Zeit, um in den Himmel zu starren.

Etwas stimmte mit Gine nicht; das konnte er spüren.

Er rannte durch den Wald und vermied es, in den Himmel zu schauen. Die blauen Schatten, die das Licht des neuen Mondes auf die Erde warf, beunruhigten ihn. Nach acht Jahren gab es wieder einen Vollmond, allen Saiyajins war es verboten nach draußen zu gehen, damit es zu keiner unkontrollierten Zerstörung kam und ausgerechnet heute musste Gine ihr zweites Kind bekommen.

Er stürmte auf die fensterlose Jurte zu, ein großes, blickdichtes Zelt, das einsam im Wald stand.

Er konnte ihr Schreien hören.
 

„GINE?!“ rief er laut, kaum dass er herein stürmte.

„Was bei allen Monden?“ rief eine ältere Frau erbost auf. „Männer haben bei einer Geburt nichts verloren. Verzieh dich, Junge.“

„Etwas stimmt nicht. Der Vollmond ist blau und Gine ist…“ begann der Krieger schwer atmend, aber die ältere Frau mit den grauen Strähnen im Haar unterbrach ihn mit einer Handbewegung.

„Dummer Junge, es ist nur ein blauer Mond. Manchmal kommt es vor, dass der Mond rot oder blau leuchtet. Sieh es als gutes Vorzeichen an, dass heute dein Kind geboren wird.“

Ruhig wusch sie das blutige Laken in einer Schüssel aus.

Bardock konnte sich nicht beruhigen, besonders nicht, als der Geruch des Blutes in seine Nase drang. Es war Gines Blut. Er starrte auf den dunklen Vorhang, der mit alten, weißen Symbolen bemalt war und den Raum abtrennte.

Dahinter lag Gine, seine Gefährtin.

Plötzlich hörte er ein lautes, schmerzerfülltes, weibliches Schreien.

Er zuckte zusammen. Er wünschte sich bei ihr zu sein, aber die Tradition verbot es.

Die ältere Frau, die ein rituelles, langärmeliges Gewand in dunkelblau trug, verziert mit drei goldenen Streifen am Ärmeln, sah ihn mitleidig an.

Sie wusste, dass der junge Krieger mit der gebärenden Frau den Bund eingegangen war: Sarang- der Wunsch, bis zum Tod mit jemanden zusammen zu bleiben. Nur deshalb ignorierte sie seine Anwesenheit, obwohl es Männern verboten war, in einen solchen Moment anwesend zu sein.

„Noch einmal, komm schon, Gine!“ konnten die beiden den Befehl hinter den Vorhang hören. „PRESSEN!“

Ein tiefes Brüllen ließ beinahe das Zelt erzittern.

Dann hörten beide das hohe Kreischen eines Neugeborenen.

Bardock sank dankbar auf die Knie.

Es war geschafft. Vielleicht war der blaue Mond doch ein gutes Omen.
 

Der Vorhang öffnete sich und eine jüngere Saiyajin trat heraus. Ihr Gewand war im selben Stil wie der Älteren, allerdings hatte es nur einen goldenen Streifen am Ärmel.

Sie war blass und sah die ältere Frau hilfesuchend an.

„Ehrwürdige Mutter, das Kind…“ sagte sie und verstummte, als sie die Anwesenheit des Mannes bemerkte.

„Was ist mit ihr? Es lebt, ich kann sein Schreien hören“ sprach die Ältere ungeduldig.

„Es ist…ungewöhnlich.“

Bardock sah alarmiert hoch und sprang auf.

In diesen Moment kümmerte er sich nicht um die Traditionen und trat hinter den Vorhang.

Dahinter befand sich ein Bettgestell, blutbefleckte Laken lagen drauf und aufgerichtet, mit einem Bündel in der Hand und halb nackt lag sein Weib.

Gine hatte Tränen der Erleichertung in den Augen und beruhigte das Neugeborene.

Vorsichtig trat Bardock näher.

„Sieh dir deine Tochter an. Sie ist so wunderschön“ sprach sie zu ihm und rückte das Tuch zur Seite, das sein zweites Kind bedeckte.

Bardock zuckte zusammen.

Also das hatte die Hebamme mit „ungewöhnlich“ gemeint.

Das Haar und die Augen der Kleinen waren blau.

Eine solche Farbe kannte er vom strahlenden Himmel, schimmernden Wasser und einigen Blumen, aber noch nie hatte es einen Saiyajin mit solcher Haar- und Augenfarbe gegeben.

Er schaltete seinen Scouter an.

Auch das noch…die Kampfkraft lag gerade mal bei Fünf.

Was immer mit ihren Haare und Augen passiert war; sie besaß noch nicht mal die Kraft, sich deswegen zu wehren.

Was würde mit seiner Tochter geschehen?

Gine sah auf und erkannte die Sorge in Bardocks Augen.

„Bardock, was ist los? Ich weiß, ihr Aussehen ist ungewöhnlich, aber ich versichere dir, sie ist dein Kind“ sagte sie aufgeregt.

Bardock griff nach ihren Händen und berührte dabei indirekt seine Tochter.

„Natürlich ist sie meines. Wir beide haben den Sarang geschworen. Niemals wärst du mir untreu. Ich vermute, es liegt an dem blauen Mond, dass sie so aussieht. Aber was sollen wir tun? Auch wenn sie ein Mädchen ist, mit ihrer niedrigen Kampfkraft und ihrem andersartigen Aussehen…was wird sie erwarten?“

Das Volk der Saiyajins war relativ klein; nur mehrere tausend und Mädchen waren aufgrund der Seltenheit ihrer Geburt ein kostbares Gut. Trotzdem konnte es geschehen, dass man seine Tochter eine Missgeburt nennen würde und ihren Tod verlangte.

Vielleicht würde sie als Dienerin oder Zweit-Frau erniedrigt werden.

Furcht kroch in das sonst so tapfere Herz von Bardock. Auch Gine schien langsam zu verstehen, was ihr ungewöhnliches Aussehen in der strengen Welt der Saiyajins bedeutete.

Wenn sie wenigstens stark wäre…

„Werden sie sie mir wegnehmen?“ flüsterte sie ängstlich und sah zum Vorhang hin. Noch waren die Hebammen nicht eingetreten. Wegen dem Mond konnten sie auch keine Meldung zum Palast machen. Der Befehl lautete schließlich, dass niemand nach draußen gehen durfte.

„Bardock, es ist doch nicht ihre Schuld. Der Mond…es muss am Mond liegen. Vielleicht werden sie ihr verzeihen. Sie ist so hübsch…schau wie ruhig sie geworden ist“ Gine schaute zärtlich auf ihr Baby, das angefangen hatte, an ihrer Brust zu trinken

Bardocks Gehirn raste.

Er musste diesen Moment ausnutzen und seine Familie beschützen. Noch wusste niemand von ihr, außer den Anwesenden.

Man könnte das Baby für eine Missgeburt halten, eine Mutation.

Er war bereits auf einigen Missionen gewesen und wusste von der Sitte, Halblinge, die aus den Vergewaltigungen stammten, zu töten.

Das Erbe der Saiyajins war rein zu halten und zu schützen; das war die oberste Regel jedes Truppenführers.

Aber hier ging es um einen reinrassigen, weiblichen Saiyajin…

Gine liebte dieses Kind bereits und hatte eine Bindung zu ihm aufgebaut. Auch er musste zugeben, dass diese fremden blauen Augen eine Saite in ihm zum Schwingen brachte.

Seine Tochter… er würde sie beschützen.

Entschlossen sah er seine Frau an.

„Sie ist dein zweites Kind. Könntest du sie alleine aufziehen?“ flüsterte er.

Gine nickte.

„Ich werde die Laken um sie wickeln und den Frauen sagen, dass ich es umbringen werde. Schhh“ er stoppte mit einen Finger den empörten Aufschrei seiner Frau.

„Das ist eine Lüge. Schrei ruhig, sei wütend, damit sie es glauben. Während du dich reinigst, fliege ich los und hole Radditz aus seinem Bett. Er wird mit der Kleinen an einen geheimen Ort warten, damit ich dich holen kann. Wir werden sagen, dass wir unsere Tochter töten mussten und du trauerst und Einsamkeit brauchst. In Wirklichkeit werden wir uns ein Zuhause weit weg vom Dorf aufbauen und dort heimlich mit ihr leben“ erklärte er.

Gines Augen fingen an zu leuchten und sie lächelte hoffnungsvoll.

„Schau nicht so glücklich. Denk daran, du musst traurig und wütend wirken, beinahe wahnsinnig. Dann werden sie uns eher in Ruhe lassen“ erklärte er und nahm das Neugeborene auf seine Arme.

Gekonnt wickelte er es in ein einigermaßen sauberes Stück Stoff ein, damit es warm gehalten wurde.

Das Baby schmatze empört, hörte aber auf, als es an einer anderen warmen Brust gedrückt wurde.

Bardock atmete tief durch.

Er sah sie zu seiner Frau hin, die ihren Kopf unbeugsam aufgerichtet hatte.

Beide nickten sich entschlossen zu.
 

Gine stimmte ein furchtbareres Geheul an, während Bardock mit harten, finsteren Blick durch den Vorhang trat.

Die beiden Frauen sahen furchtsam auf.

„Ich werde mich um diese Missgeburt kümmern. So etwas hat keinen Platz in unserer Welt“ sagte er grimmig. „Kümmert euch um mein Weib, bis ich wieder zurück bin.“

Die Frauen verneigten sich, murmelten ihr Beileid und stürmten hinter den Vorhang zur klagenden Frau.

Bardock trat aus der Jurte und hielt den Blick gesenkt und das Baby an sich gedrückt, um ja nicht den verführerischen Anblick des Mondes ausgesetzt zu werden.

Erst als er unter den Bäumen stand, wagte er einen erneuten Blick auf seine Tochter.

Wie sollte er sie nennen?

Er hatte ja noch nicht mal geahnt, dass es ein Mädchen werden würde.

Der Ruf des nachtaktiven Burag-Vogel ertönte durch den Wald.

„Bulaahh, Bulaahh“

„Was für ein hässliches Geräusch für so einen schönen Vogel“ lachte Bardock leise und das Baby, davon angesteckt, gluckste auf.

„Na, gefällt dir das?“ flüsterte Bardock und grinste. „Dann wird das dein Name. Ein ungewöhnlicher Name für eine ungewöhnliche Schönheit. Bulma…so sollst du heißen.“

Erste Worte

Ein Jahr später…

Bardock kontrollierte seine Ausrüstung.

Der neue Scouter funktionierte ausgezeichnet, seine Rüstung saß gut, seine Vorräte würden für den Hinflug schon ausreichen und sein Herz klopfte aufregt. Zum ersten Mal nach langer Zeit würde er den Planeten verlassen, um mit seinen Kameraden auf Mission zu gehen. Er packte die letzten Sachen ein und schnürte den Sack zu.

„Vater, wann gehst du?“ fragte ihn sein Erstgeborener, der sich ins Zimmer reingeschlichen hatte.

Beeindruckt von seinem kampfbereiten Vater in seiner Rüstung, stand Radditz am Eingang.

„Ich fliege gleich los“ erklärte Bardock und sah auf seinen Sohn herab. Der sonst so vorlaute Bengel sah untypisch still aus. Er schien etwas auf dem Herzen zu haben, was er aber nicht mitteilen konnte.

Bardock setzte sich auf das Bettgestell und bedeutete ihn mit einer Handbewegung, näher zu kommen.

„Ich hab etwas für dich. Hier, das ist mein alter Scouter, den kannst du haben“ sagte er leise.

Radditz konnte das Strahlen nicht unterdrücken, als sein Vater ihm persönlich den Scouter befestigte und ihm erklärte, wie er ihn nutzen konnte.

Bardock lächelte kurz wegen seiner Aufgeregtheit, wurde dann aber ernst.

Behutsam legte er eine Hand auf die kleine Schulter.

„Hört zu, Sohn, ich werde versuchen, so schnell wie möglich wieder zu kommen. Aber solange bist du für das Haus verantwortlich. Du musst auf deine Mutter und deine Schwester aufpassen“ erklärte er.

Radditz nickte. Ihm war der Wichtigkeit seiner ersten eigenen Mission bewusst, die er mit kindlichem Ernst erfüllen wollte.

„Man hat nach Gine verlangt. Schon bald muss sie ihre Aufgabe für den Stamm erfüllen und wird tagsüber nicht hier sein. Dann ist es umso wichtiger, dass du deine Schwester beschützt. Wenn der Scouter fremde Energien zeigt, versteckst du dich mit ihr im Wald; wie wir es geübt haben“ wiederholte Bardock.

Wieder nickte Radditz.

„Gut, dann mach ich mich auf den Weg, du kleiner Scheißer“ lachte Bardock und strubbelte ihm zum Abschied über den Kopf.

Verlegen fing Radditz an, sein langes Haar zurecht zu glätten, während sein Vater seinen Reisesack schulterte und nach draußen ging.

Auf einem Felsen saß Gine und säugte ihre Tochter. Bardock beugte sich zu ihr runter.

Während er ihr einen Kuss auf die Lippen drückte, verdrehten sich ihre Saiyajinschweife für einen schnellen Moment.
 

Gine winkte ihren Mann hinterher, der sich beeilen musste, um pünktlich die Startrampe zu erreichen. Aber er war ein schneller Flieger; er würde es schaffen.

Sie schaute zum wolkenbedeckten Himmel und seufzte.

In wenigen Tagen musste sie ihre Aufgabe beim Essensdienst antreten und ihre Kinder alleine lassen. Erst in den Abendstunden würde sie wieder heimkommen.

Der weite Weg zum Dorf würde sich jetzt als hinderlich erweisen.

Sie sah sich um.

Bardock und sie hatten nach der Nacht des blauen Mondes ihre Sachen gepackt und sich eine neue Hütte in den Bergen gebaut. Radditz hatte den ungeplanten Umzug gut eingesteckt, obwohl ihm die seltsame neue Schwester zuerst komisch vorkam.

Behutsam hatte sie ihm den Grund für ihren Umzug erklärt. Radditz hatte unverständlich die blauen Haare berührt und ihren blauen Saiyajinschweif.

„Sie sieht komisch aus“ hatte er gelacht, aber keinen Fehler darin gesehen.

Bardock war daraufhin strenger vorgegangen.

„Sie ist eine von uns und niemand nimmt uns etwas weg. Das ist deine kleine Schwester und du wirst sie beschützen“ hatte er ihn angeblafft.

Das Gerücht, dass Gine wegen den Verlust ihres Kindes halb wahnsinnig geworden war, hatte dafür gesorgt, dass sie von Besuch verschont geblieben waren.

Niemand hatte sich um das kleine Paar mit ihren Sohn gekümmert, dass sich außerhalb des Dorfes eine neue Wohnstätte gebaut hatte und nur Bardock hatte ihre Essensrationen abgeholt. Sie hatten die ruhige, friedliche Zeit gut für die Aufbau der Hütte nutzen können. Es war klein und einfach gehalten, aber die zwei Stockwerke waren sorgsam aufgebaut worden. Die Außenwände waren mit Lehm verputzt und innen waren die Räume teilweise durch helle Vorhänge abgetrennt worden. Die Kochstätte im Erdgeschoss besaß zwei Herdplatten und einen großen Ofen und im Haus stand ein breiter Tisch aus einer Steinplatte mit einfachen hölzernen Stühlen. Dank der kleinen Quelle hatten sie frisches Wasser und sie hatten einen kleinen, flachen Badeteich angelegt.

Radditz hatte sein eigenes kleines Zimmer und konnte immer noch jeden Tag zu seinen gleichaltrigen Freunden laufen, auch wenn der Weg länger war. Noch war er zu jung und zu schwach, um fliegen zu können.

„Das wird dich nur stärker machen, wenn du jeden Tag die Strecke rennst“ hatte Bardock ihn motiviert.

Sie seufzte.

Bardock vermisste seine Kampfeinsätze. Sie waren es, die ihm seinen Lebenssinn gaben.

Als er sich wieder zum Einsatz gemeldet hatte, hatte man auch nach ihr gefragt. Sie konnten die zusätzlichen Rationen gut gebrauchen, bei der Menge, die ihre Männer aßen.

„Radditz, passt du auf Bulma auf, während ich das Mittagessen zubereite?“ fragte sie ihren Sohn, der mit seinem neuen Scouter spielte.

Der kleine Saiyajin grummelte wegen der langweiligen Aufgabe, kam aber zu ihr und nahm seine Schwester auf die Arme.

„Geht in den Schatten und spielt dort“ sagte sie und strich ihm zum Abschied über die Wange.

„Mit ihr kann man doch nicht spielen“ murrte Radditz unzufrieden und setzte sich mit Bulma unter einen Baum.

Sie war so langweilig.

Er stupste sie mit seinem Schweif an und sofort fing sie an zu giggeln und danach zu greifen, aber er war schneller. Kaum dass er ihre kleinen Finger spürte, entzog er sich ihr.

Trotz ihres Versagens lachte sie hell.

Radditz musste zugeben, dass er dieses Geräusch mochte, aber eigentlich wollte er am liebsten zu seinen Freunden eilen und seinen neuen Scouter zeigen.

Ihm wurde plötzlich klar, dass die Spielzeit mit ihnen in den nächsten Tagen zum Erliegen kommen würde. Wenn seine Mutter arbeiten war und auch sein Vater nicht da war, dann musste er auf die kleine langweilige Schwester aufpassen und konnte nicht zum Spielen fort.

„Mist“ grummelte er.

Aber vielleicht konnte er ja Bulma mitnehmen?

Er könnte sie bei der Mutter abladen, die nicht arbeiten musste; da gab es eine im Dorf, die war nett und kümmerte sich gerne um die Kinder der berufstätigen Mütter.

Er beugte sich über sie und schnitt Grimassen.

Bulma giggelte hell auf.

„Los, Bulma, sag mal „Radditz““ forderte er sie auf.

„´Adits“ kam es aus ihren Mund.

„Nicht schlecht, noch mal: Radditz“ wiederholte er.

„Brrraditz“ brabblete Bulma vergnügt.

Radditz gab nicht auf und wiederholte geduldig die Worte.
 

Als Gine zum Essen rief, konnte Bulma den Namen ihres großen Bruders richtig aussprechen, genauso wie die Worte „Mama“, „Essen“ und „Lecker“.

Gine war verwundert, dass ihr Baby so schnell lernte, aber auch sehr stolz.

Sie legte Radditz seine Portion auf den Teller und fing an, Bulma mit einem Brei zu füttern.

„Mutter, kann ich nicht mit Bulma ins Dorf gehen und sie einer der Mütter zum Betreuen geben?“ fragte Radditz vorsichtig.

Gine seufzte und stellte das Schlüsselchen Brei wieder auf den Tisch, um ihren Sohn anzusehen.

„Radditz, ich weiß, dass wir viel von dir verlangen, aber… du hast dich mittlerweile an Bulmas Ausshen gewöhnt, aber für die anderen wird es schwieriger sein. Wir sind ihre Familie, aber andere Saiyajins werden sie nicht akzeptieren. Sie könnten ihr wehtun“ erklärte sie ihrem Erstgeborenen ihre Sorgen.

Radditz blieb das Essen im Hals stecken.

„Pass auf deine Schwester auf“ hatte sein Vater befohlen. Der Befehl klingelte in seinen Ohren.

„Bulma wird irgendwann größer und selbstständiger werden, aber trotzdem wird sie immer eine Ausgestoßene bleiben. Zu ihrem eigenen Schutz sind wir hierher gezogen. Du hast gute Chancen, eine hohe Position als Krieger zu erhalten, sobald du dich bewiesen hast. Du wirst gehen und reisen können, wohin du willst. Aber deine Schwester wird nie diese Chance erhalten“ sprach Gine weiter.

„Haare kann man färben, aber ihre Augen…zudem ist sie recht schwach für eine Saiyajin. Sie wird nie so stark werden wie du.“

Radditz schluckte das Stück Fleisch in seinem Mund runter und sah auf seine lächelnde Schwester.

Er wollte nicht, dass sie Schmerzen hatte.

Er wollte, dass sie immer so lächelte wie jetzt.

Wenn er deswegen in den nächsten Jahren weniger Zeit für seine Freunde hatte…er seufzte, sah aber seine Mutter aufmunternd an.

„Ich werde Bulma alle Wörter beibringen, die ich kenne“ sagte er, um von dem Kummer in ihren Augen abzulenken.
 

Drei Monate später kam Bardock von seiner Mission zurück. In seinem Reisesack hatte er ein paar Geschenke für seine Familie und interessante Lebensmittel von fremden Planeten.

Er landete ein paar Meter von der Hütte entfernt und checkte zur Sicherheit die Gegend, bevor er zu Fuß die letzten Meter ging.

Der Scouter zeigte ihm an, dass seine Familie draußen im Garten saß.

Radditz entdeckte ihn durch seinen eigenen Scouter als erstes und rannte aufgeregt auf seinen Vater zu. Respektvoll hielt er vor ihm inne und sah neugierig auf seinen Reisesack.

„Vater, was hast du uns mitgebracht?“ fragte er begeistert.

Doch bevor Bardock antworten konnte, hörte er ein lautes „PAPAAA“.

Mit großen Augen sah er zu, wie seine kleine Tochter humpelnd, aber selbstständig auf ihn zu lief und laut nach ihm rief; ein breites Lächeln in ihrem Gesicht und leuchtende Augen.

Bardock fühlte einen plötzlichen Stich in seinen Herzen und fasste sich an die Brust, während er gleichzeitig ratlos auf die kleine, auf ihn zu eilende Gestalt starrte.

Mitten auf dem Weg stolperte Bulma über ihre kurzen, pummeligen Beine und fiel um.

Die Älteren Anwesenden zuckten zusammen.

Aber Bulma stand eigensinnig auf und rannte den letzten Rest zu ihrem geliebten, wartenden Vater zu, bis sie an seinem Bein ankam und sich dort festhielt.

„Na, wenigstens bist du keine Heulsuse“ murmelte Bardock erleichtert.

Bulma setzte sich auf seinen Fuß und klammerte sich an sein Bein fest, während sie laut seinen Namen rief.

Fassungslos schaute Bardock auf seine Gefährtin, die lächelnd und ruhig als letztes zu ihm kam.

„Sie kann reden? Und laufen? Wie lange war ich fort gewesen?“ fragte er.

„Lange genug. Die nächsten Tagen kannst du dich um die Kinder kümmern und ich schlafe aus“ sagte sie und küsste ihn auf den Mund.

„So viel Spaß und du willst nicht daran teilnehmen“ spottete Bardock.

Er nutze seinen freiem Arm, um seine Gefährtin näher an sich zu ziehen und verlängerte die Begrüßung.

Radditz streckte abfällig die Zunge raus angesichts dieses ekligen Benehmens. Warum mussten sich die Erwachsenen immer küssen?

„Hört auf damit. Was gibt es zu essen?“ wollte er wissen und klammerte sich an die freie Seite seines Vaters, während Bulma ebenfalls lauthals nach seiner Aufmerksamkeit verlangte.

Bardock löste sich genervt von den Lippen seiner Frau.

„Also gut, lass uns reingehen, dann zeige ich euch, was ich mitgebracht habe“ sagte er und stapfte, mit Radditz auf den einen und Bulma auf den andere Fuß, ungehindert, aber mit vorsichtigen Schritten zur Hütte. Die paar Kilos mehr störten ihn da auch nicht mehr.

Begeistert hielten sich seine Kinder an ihm fest, während Gine breit lächelnd ihrer Familie folgte.

Großer Bruder

Mittlerweile waren zwei Jahre seit dem Blaumond vergangen und Bulma hatte sich so weit entwickelt, dass sie selbstständig auf ihren stämmigen Beinen stehen und laufen konnte. Auch die Kontrolle um ihren kleinen Affenschweif wuchs.

Ungeachtet der ungelenken Koordination betrachte sie ihre Umgebung mit neugierigen Blicken und verfolgte alles, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Ihr Vokabular entwickelte sich von Tag zu Tag und sie nutzte es, um ihrer Familie zu belabern.

Radditz bemühte sich, ein guter Bruder zu sein, aber trotzdem sehnte er sich immer öfters danach, Zeit für sich selbst zu haben.

Das Aufpassen wurde immer stressiger. Kaum hatte er einen Moment den Blick von ihr abgewandt, schon baumelte Bulma in den Bäumen oder verschwand im Wald.

Im Aufspüren war er dadurch sehr gut geworden, aber langsam wurde es nervig.

Gine bemühte sich, ihren Sohn seinen Freiraum zu lassen und beeilte sich, um früh nach Hause zu kommen.

Sobald er seine Mutter ankommen sah, überreichte Radditz ihr das strampelnde Kind und verschwand im Wald, um sich entweder mit seinen Freunden zu treffen oder alleine zu trainieren.

Erst wenn er ahnte, dass das Abendessen fertig war, kam er zurück.

Gine war eine junge, belastbare Frau, aber auch sie merkte allmählich, wie dieser Alltag mit Arbeit, Haushalt und Kindern an ihre körperlichen Grenzen ging.

Bardock befand sich oft auf Reisen und auf die Hilfe ihrer Stammes-Schwestern konnte sie nicht zählen. Man wunderte sich außerdem, warum man Radditz so selten im Dorf sah.

Kinder seines Alters hatten noch keine Pflichten und nutzen ihre Zeit zum Spielen mit Gleichaltrigen. Ein wichtiger Prozess, um soziale Regeln zu lernen.

Am späten Abend hatte Gine sich an ihren Lieblingsplatz am Fenster zurückgezogen, Bulma an ihre Brust gelegt und eine Decke über sich gezogen.

Müde schaute sie zum sternenübersäten Himmel. Die Luft war kühl und sie kuschelte sich tiefer in die Decke.

Sie sehnte sich nach Bardock und seiner Umarmung, aber vor allem sehnte sie sich nach ein paar Stunden Schlaf zusätzlich.

Normalerweise teilten sich die Saiyajin-Frauen ihre Arbeiten. Während einige sich um die Zubereitung von Essen kümmerten, waren die anderen mit der Betreuung der Kleinkinder beschäftigt.

Seit einigen Jahren gab es die Möglichkeit, Brutkästen zu nutzen, eine neue Technologie eines fremden Planeten. Mütter konnten ihre Kinder nach der Geburt bis zu drei Jahre darin verbringen lassen und sich so ungestört um andere Pflichten kümmern. Nach dem Ausbrüten waren die Kinder schon selbstständig genug; mussten nicht mehr getragen und vor sich selbst beschützt werden, konnten sich eigenständig erleichtern und feste Nahrung zu sich nehmen.

Für das kleine Volk der Saiyajins, die jede helfende Hand brauchte, die nicht mit Kinderaufzucht beschäftigt war, war es eine nützliche Erfindung.

Gine drückte ihr Kind näher an sich.

Sie hielt nichts von dieser neuen Sitte, die damit auch zugleich verhinderte, dass die Mütter und Kinder eine Bindung zueinander aufbauten. Sie hatte es bei Radditz nicht getan und für Bulma sah sie es auch nicht ein.

Vielleicht sahen einige Frauen es als tröstlich an, weil eine geringe Bindung auch weniger Schmerzen bei Verlust bedeutete. Aber sie hielt sich in diesem Fall an die Tradition.

Sie seufzte und ihre müden Augen schlossen sich.

Bei Radditz Erziehung war es damals einfacher gewesen, sie hatte mehr Unterstützung gehabt durch ihren Wohnplatz im Dorf.

Aber sie hatte sich für dieses Opfer entschieden. Was waren schon ein paar Stunden Schlaf weniger, wenn man dafür diese Frieden hatte?

Sie konnte den Atem ihrer Tochter an ihrer Brust spüren; ihre wohltuende Wärme.

Eine Welt ohne Bulma war für sie nicht mehr vorstellbar und sie wusste, dass es ihren Männern genau so ging.

Die Zeiten würden sich bessern.

Sie streichelte ihr Kind über den Rücken und hörte Bulmas leises Schnarchen.

Ihre Tochter war so schlau.

Wie schnell sie sprechen lernte, schneller noch als bei Radditz. Sie konnte sogar die ersten Symbole der Saiyajin-Sprache lesen, die er ihr beibrachte. Dafür haperte es noch mit dem Laufen und Klettern, aber das Nacheilen des großen Bruders war ein Ansporn. Die Bindung zwischen den Geschwistern wurde immer stärker, aber Radditz brauchte auch seinen Freiraum. Bulma hing ihm manchmal zu sehr an den Füßen.

Gine war froh, dass ihr Sohn so viel Verantwortung auf sich nahm. Nicht viele Kinder in seinem Alter wären so selbstlos.

Wer weiß, in ein paar Monate konnte Bulma vielleicht bei ihrem Bruder schlafen und Bardock und Gine hatten ihre Bettstätte wieder für sich.
 

Einige Tage später….

„Raddiiiitz, warte auf mich“ rief Bulma mit quengelnder Stimme und wankte ihrem großen Bruder hinterher.

Radditz sah sie genervt an.

„Nein, Bulma, du gehst zurück ins Haus und wartest dort“ befahl er und schnappte sich das kleine Mädchen, um es sich unter den Arm zu quetschen und wieder in die Hütte zu bringen.

Er hatte Hunger und wollte nach Beeren und Früchte suchen, da konnte er seine kleine, schwache Schwester nicht gebrauchen.

Wenn sie nicht auf ihn hören wollte, musste er sie halt festbinden. Das hatte schon öfters funktioniert.

Er schnappte sich ein Seil und band es um den großen Stammbalken im Haus. Das Ende verband er um Bulmas Pummelbauch.

„Bleib schön hier, dann gibt es auch ein paar süße Beeren, verstanden“ sagte er streng.

Bulma zog eine Schnute.

„Aber ich will mit dir mit, Nii-chan.“

Ihre großen blauen Augen sahen ihn flehend an, aber Radditz blieb dank seines knurrenden Magens hart.

Er drehte sich um und verließ die Hütte, ohne hinter sich zu sehen.
 

Bulma setzte sich unzufrieden auf den Boden und verschränkte die kleinen Ärmchen. Sie zog einen Schmollmund.

Radditz-nii-chan war so gemein.

Warum ließ er sie im langweiligen Haus zurück?

Lieber wollte sie mit in den Wald gehen.

Dort gab es wilde Tiere, an die sie sich anschleichen konnte.

Bunte Schmetterlinge.

Tolle Bäume zum Rumklettern.

Glitzernde Steine und toll duftenden Blumen.

Für Bulma war der Wald ein großer Spielplatz, nur für sich und ihren geliebten Bruder.

Sie atmete tief ein und aus.

Der Knoten, den der ungeübte Radditz um ihren Bauch geschlungen hatte, lockerte sich.

Interessiert sah sie nach unten und fing an, mit ihren kleinen Fingern am Knoten herum zu spielen.

Ehe man sich versah, hatte sie den Knoten gelöst.

Freudig sprang sie auf und lief nach draußen, den Spuren von Radditz folgend.
 

Im dichten Wald wurde der ausgetrampelte Weg der Kinder immer schmaler und Bulma hatte ihren Bruder immer noch nicht gefunden. An den üblichen Plätzen war er nicht und die ihr bekannten Büsche waren leer geerntet.

Bulma rief laut nach ihrem Bruder, während sie den bekannten Weg verließ und tiefer in den Wald ging. Sie wollte nicht eher weg, bis sie bei Radditz war.

Leise summte sie eine selbsterfundene Melodie, während sie über die Wurzel der Bäume sprang.

Plötzlich hörte sie ein Rascheln in den Büschen.

Freudig hob sie den Kopf und rannte los. Das konnte nur ihr Bruder sein.

Doch als sie die Äste vorbei schob, war es nicht seine Gestalt, sondern die eines großen Tieres, dass ihr unruhig entgegensah.

Es lief auf vier kurzen, aber starken Beinen, hatte einen kurzen Rüssel, dunkelrotes Borstenhaar mit schwarzen Spitzen und zwei gefährlich aussehende Hauern schauten aus seinem Maule. Der dicke, runde Körper war groß genug, dass ein kleines Wesen wie Bulma darauf reiten konnte.

Allerdings sah das Tier nicht so friedliebend aus, dass so etwas jemals passieren würde.

Es schnaufte und trat mit gesenkten Hauern auf Bulma zu. Sein starker, tierischer Geruch brannte in Bulmas Nase.

Ängstlich wich sie einen Schritt zurück.

Sie wusste nicht, was es war, aber es war nicht nett.

Sie drehte sich um und rannte durch die Büsche.

Sie hörte ein lautes Quieken hinter sich. Ein schnelles Umdrehen des Kopfs und sie konnte das rote Tier erkennen, dass sich zu ihrer Verfolgung aufgerafft hatte.

Bulma kreischte laut auf und rannte, so schnell sie konnte. Der Abstand verringerte sich.

Ihre Beine wurden schwerer, der Atem brannte in ihrer Lunge und sie konnte das herannahende, wütende Gequieke hören.

Eine hervorstehende Wurzel wurde ihr Verhängnis und sie stolperte; fiel zu Boden.

Ihre Knie und Handinnenflächen schlugen auf und fingen an zu bluten, aber Bulma bemerkte den Schmerz nicht.

Zitternd vor Angst drehte sie sich um und sah dem roten Übel ins Gesicht, das immer näher kam.

Tränen der Furcht bildeten sich, während sie angststarr auf den Schmerz wartete.

Sie konnte die wilden, kleinen, schwarzen Augen des Ungeheuers erkennen.

Kurz vorm Aufprall hörte sie ein lautes Schreien.

Ein heller Blitz traf das Tier und warf es zur Seite. Die Wucht war stark genug, dass es in die Büsche fiel.

Bulma sah zum Verursacher des Angriffes hin.
 

Radditz stand keuchend zwischen den Bäumen, seine Handfläche immer noch erhoben.

Er hatte das ängstliche Schreien seiner Schwester gehört und war ihr gefolgt.

Als er den Verfolger erkannte und seinen niedrigen Abstand zu Bulma, den er nicht rechtzeitig erreichen würde, hatte er nur eine Lösung gesehen.

Zum ersten Mal hatte er, verursacht durch die Angst und den Zorn, einen Energiestrahl abgefeuert.

Der ungeübte Angriff verursachte einen hohen Energieverlust und er atmete schwer, aber dafür konnte er das Tier von Bulma abbringen.

Leider war der Angriff nicht stark genug.

Das Scrofa, ein bulliges Waldwesen, schüttelte sich und kletterte aus den Büschen heraus. Der massige Körper hatte den Angriff ohne große Blessuren überstanden.

Der Schmerz hatte das Tier noch wütender gemacht.

Aber sein Ziel war nun der etwas größere Zweibeiner mit dem langen, stacheligen Fell.

Es stampfte mir seinem Vorderhuf auf und nahm Anlauf. Den massiven Kopf gesenkt und zum Stoßen bereit, rannte es auf Radditz zu.
 

Der Junge ging in die Knie, bereit zum Abfedern und ließ den Angreifer nicht aus den Augen.

Für Erwachsene waren Scrofas Leckerbissen, die sie mit Leichtigkeit erledigen konnten, aber ein kampfbereiter Eber war für Kinder gefährlich. Der stämmige Körper konnte Knochen brechen, wenn er mit voller Fahrt den zarten Körper traf und seine gebogenen Hauern tiefe Wunden schlagen

Sein Instinkt half dem kampfunerfahrenen Saiyajin. Er sorgte dafür, dass sein Körper mit Adrenalin überflutet wurde und er keine Erschöpfung spürte. Statt eines Fluchtinstinkts, wurde sein Kampfinstinkt geweckt. Dies war Radditz erster ernsthafter Gegner.

Ohne dass er es wusste, lächelte er.
 

Das Scrofa war schnell, sobald es anfing zu laufen, aber mit den kurzen Beinen konnte es schlecht die Richtung wechseln und Haken schlagen.

Im Gegensatz zum agilen Saiyajin, der oft mit seiner Schwester Fangen spielte.

Kurz vor dem Aufprall sprang Radditz hoch. Der ungeschützte Rücken lag unter ihm. Der Junge konnte noch nicht fliegen und in Ki-Angriffe war er ungeübt, aber er erinnerte sich an das Gefühl seines ersten Blitz-Angriffs.

Durch seinen Willen formte sich das restliche Ki in seiner rechten Hand und er konnte einen weiteren, wenn auch schwächeren Energiestrahl abfeuern.

Das Tier schrie schmerzhaft auf. Der Angriff war stark genug, um die Haut zu verbrennen, aber er gelangte nicht tiefer ins Fleisch.

Radditz landete und sah hinter sich ein wirklich zorniges Waldtier, dass jetzt nur noch ans Töten dachte.

Ihm war klar, dass er eine lebenswichtige Stelle treffen musste, wenn er sich und seine Schwester retten wollte. Schnell genug flüchten; mit Bulma auf dem Rücken: unmöglich.

//Kehle…// dachte er.

Das war die einzige Möglichkeit, denn der Bauch war zu dicht am Boden und solange er das Tier nicht auf den Rücken drehte, erreichte er nicht die empfindlichen Innereien.

Er wünschte, er hätte ein Messer dabei. Er wusste nicht, wie er den massigen, kurzen Hals durchtrennen sollte.

Das Scrofa stürmte auf ihn zu und der erschöpfte Saiyajin konnte nur knapp zur Seite weichen.

Solange er keinen Plan hatte, war es die einzige Möglichkeit, das Tier zu beschäftigen.

Er konnte Bulmas blauen Haarschopf nicht sehen. Vielleicht war seine Schwester so schlau gewesen, weg zu rennen. Verstecken wäre wegen der feinen Nase des Scrofas keine gute Idee.

//Wenn ich mich von ihm angreifen lasse...und ihn dann aufhalte…käme ich nah genug an seine Kehle, um sie mit einem Ki-Angriff zu verletzten. Oder ich muss einen Faustschlag mitten zwischen die Augen landen, dann könnte es ihn betäuben//

Egal welchen Weg er wählte, er müsste einen körperlichen Schaden und Schmerzen dafür in Kauf nehmen.

Das Scrofa wendete, stampfte kraftvoll mit den Vorderhufen auf und quickte aggressiv.

Radditz stellte seine Beine auseinander und ging in die Knie; die Hände griff bereit um das Tier festzuhalten.

„Das wird wehtun…“ murmelte aber. „aber danach bist du dran.“

Doch bevor das Scrofa zum Angriff lief, traf ihn ein Stein an der Schläfe.
 

Fassungslos sah Radditz, wie Bulma mit zittrigen Beinen zwischen den Bäumen stand; ihre Hand mit Steinen gefüllt.

„FINGER WEG VON MEINEM BRUDER!“ rief sie kreischend und warf weitere Steine auf das Scrofa.

„Du kleine Idiotin“ fluchte Radditz.

Doch Bulma überraschte ihn, als sie etwas in seiner Richtung warf.

„Radditz, nimm das und komm nach“ befahl Bulma und lief hinter die Bäume. Das Scrofa drehte sich zu ihr um und lief ihr nach.

Ihr Bruder griff nach dem Teil, was Bulma geworfen hatte und im Dreck gelandet war.

Überrascht starrte Radditz auf den gespaltenen Feuerstein, der eine grobe Klinge bildete. Der Keil hatte keinen Griff; er würde aufpassen müssen, dass er sich nicht selbst in die Hand schnitt. Aber die scharfen Kanten würden sich wie ein Messer einsetzen lassen können.
 

Bulma rannte auf den Baum mit den tief hängende Ästen zu und kletterte an den Zweigen hoch.

Rechtzeitig, denn das wilde Tier war dicht hinter ihr und boxte mit seinen harten Schädel gegen den Stamm. Bulma klammerte sich mit Händen und Affenschwanz an den Stamm und tat ihr Bestes, um nicht runter zu fallen.

Wütend rammte das Scrofa seine spitzen Hauer in den Stamm und schüttelte dann seinen kräftigen Kopf. Doch seine Kraft reichte nicht aus, den Baum zu fällen oder das zweibeinige Lebewesen runter zu schütteln. Als es erneut Anlauf nehmen musste, bemerkte es irritiert, dass seine spitzen, aber unebenen Vorderzähne im Holz fest steckten.

Radditz wusste, dass dies der beste Moment war.

Während das Scrofa mit Bulmas Jagd beschäftigt war, hatte er sich angeschlichen.

Jetzt, wo das Tier seinen Kopf nicht drehen konnte, stürmte er aus den Hinterhalt und klammerte sich an seinen Hals; das provisorische Messer fest in seinen Händen.

Ohne zu zögern oder loszulassen, rammte er den scharfen Keil in die Kehle und zog es durchs Fleisch.

Das Scrofa wehrte sich und versuchte ihn abzuschütteln, aber es konnte seinen Kopf nicht drehen. Das Blut spritze auf den Boden. Die Wut verwandelte sich in Todesfurcht.

Radditzs Arme und Hände schmerzten, aber er ließ nicht los. Die scharfen Kanten der Klinge bohrten sich auch in seine Handinnenfläche.

Erleichtert hörte er den Todesschrei. Bald würde der Kampf zu Ende sein.
 

Nach einigen Minuten knickten dem Scrofa die Beine ein. Der hohe Blutverlust hatte es geschwächt.

Radditz wusste, dass es sich nicht mehr erholen würde und kletterte runter. Er riss den Keil aus dem Fleisch und sah dem Tier beim Verbluten und Sterben zu. Eine tiefe Zufriedenheit erfüllte ihn.

Er hatte heute seinen ersten Feind getötet. Das Scorfa hätte seine Schwester getötet und ihn verletzt, aber er hatte gewonnen. Bulma und er waren am Leben. Er spürte keinen Schmerz, trotz der tiefen Schnitte in seiner Hand. Stattdessen fühlte er Euphorie.

Er sah nach oben, wo Bulma sich immer noch ängstlich am Baumstamm klammerte.

„Komm runter, Bulma. Er kann dir nichts mehr tun“ sagte er ruhig.

Bulma warf einen vorsichtigen Blick nach unten und erschrak beim gebotenen Anblick.

Radditz war blutüberströmt, aber er lächelte selbstbewusst. Sein Gegner atmete noch, konnte sich aber nicht mehr rühren. Eine Blutlache bildete sich zu seinen Füßen.

Der ungewohnte Geruch von Metall und Tod drang in Bulmas Nase und sie jammerte leise.

„Bulma, du brauchst keine Angst zu haben. Komm runter“ befahl ihr Bruder, aber sie schüttelte den Kopf. Sie hatte noch immer Angst.

Radditz seufzte, steckte sich den Keil in den Gürtel und kletterte hoch, wo er Bulmas kleine, verkrampfte Finger vorsichtig vom Holz löste und sie dann auf seine Arme nahm.

Er war so erschöpft, dass er sie kaum tragen konnte. Mit letzter Kraft brachte er sie auf den Boden und setzte sie etwas weiter weg vom sterbenden Tier ab.

Beide setzten sich auf den Boden und ruhten sich aus.

„Wir müssen nach Hause. Bald wird es dunkel und Mutter wird kommen. Wenn sie uns so sieht…“ er starrte auf seine blutbefleckten Hände. Bulma war mit Dreck beschmiert und ihre Haut hatte einige blutige Kratzer abbekommen.

Unzufrieden schaute er auf den toten Leib. Es war zu groß zum Tragen.

Er hätte es gerne mit nach Hause gebracht und seinen Eltern gezeigt. Vater hätte ihn gelobt und Mutter könnte einen guten Braten daraus machen…aber er wusste, sobald die Nacht anbrach, würden andere Jäger rauskommen. Wahrscheinlich war morgen nichts mehr vom Fleisch übrig.

„So eine Verschwendung von guten Essen“ murmelte er unbefriedigt.

Bulmas leises Weinen brachte ihn wieder zurück in die Realität.

Er beugte sich zu ihr runter.

„Das hast du gut gemacht“ lobte er sie. „Woher hattest du den Keil?“.

„Gefunden“ schniefte sie. „Radditz, ich will nach Hause.“

„Ja, lass uns gehen. Vielleicht können wir uns noch sauber machen, bevor uns Mutter so sieht“ sagte Radditz müde und griff nach ihrer Hand. Er war zu erschöpft, um sie selber zu tragen. Die Kinder machten sich auf den Weg zurück.
 

Radditzs Hoffnung wurde zerstört.

Als die beiden in der Abenddämmerung die Hütte erreichten, war Gine bereits da und krank vor Sorge. Als sie ihren blutbefleckten Sohn sah, kreischte sie auf.

Sie rannte zu ihren Kindern und untersuchte sie hastig. Bulma warf sich ihr weinend in die Arme.

Stockend erzählte Radditz, wie ein Scrofa sie attackiert und er es erledigt hatte.

„Vielleicht kannst du das Fleisch noch holen?“ fragte er hoffnungsvoll seine Mutter.

„Wenn euch ein männliches Scrofa angefallen hat, können wir froh sein, dass ihr am Leben seid. Außerdem stinken die Eber furchtbar. Ihr werdet euch erst mal waschen und ich werde eure Wunden reinigen“ sagte seine Mutter streng.

„Wir sind Saiyajins. Was uns nicht umbringt, macht uns stärker“ wiederholte er den Lieblingsspruch seines Vaters.

„Ihr seid kleine Kinder und wärt heute beinahe gestorben. Ihr werdet jetzt baden. Raus aus den Klamotten.“

Dieser Abend endete damit, dass Gine ihre Kinder badete und eine Heilsalbe auf Bulmas Kratzer auftat und Raddditz Handinnenfläche verband. Sie selbst konnte sich nur dadurch beruhigen, dass beide Kinder bei ihr im Bett schliefen und sie ihr leises Atmen hörte.
 

Drei Tage später kam Bardock von seiner Mission zurück.

Dieses Mal kamen ihm seine Kinder aber nicht entgegen.

Leicht beunruhigt trat er ins Haus ein und sah seine Kinder gelangweilt am Tisch setzen. Ihre Gesichter leuchteten bei seinem Anblick auf und sie liefen auf ihn zu.

„Warum seid ihr hier drin und nicht draußen?“ fragte er.

Radditz zog eine Schnute.

„Mutter hat uns Hausarrest gegeben. Dabei habe ich Bulma von einem Scrofa beschützt. Ich habe meinen ersten Gegner getötet“ erzählte er aufgeregt. Die Worte über seinen ersten Ki-Angriff und seinem ersten Sieg sprudelten aus ihm heraus. Bardock bemühte sich, ihm zu zuhören, während er die Verletzungen seines Sohnes betrachtete. Nichts Ernstes und einen Eber zu töten in seinem Alter…nicht schlecht. Er tätschelte ihm den Kopf.

„Gute Arbeit….und das Fleisch?“

Radditz verschränkte mürrisch die Arme „Mutter hat es nicht geholt. Sie hat gesagt, es würde nicht schmecken.“

„Wenn man hungrig ist, schmeckt alles. Und du, Bulma? Zeig mir deine Kampfnarben.“

Bulma hob ihre kleine Händchen und erleichtert erkannte Bardock nur leichte Kratzer, die am verheilen war.

„Gut, da ich wieder da bin, ist der Hausarrest aufgehoben. Geht nach draußen spielen“ erklärte er.

„Bringst du mir das Fliegen bei? Und wie kann ich mein Ki kontrollieren? Ich will viel stärkere Angriffe abfeuern. Können wir kämpfen?“ redete Radditz aufgeregt.

Der erste Sieg hatte ihn hungrig nach mehr gemacht. Er wollte noch stärker werden.

„Gut, ich zeig es dir. Lass uns nach draußen gehen. Was ist mir dir, Bulma?“ Seine quirlige Tochter war so seltsam still.

„Bulma redet seitdem viel weniger“ sagte Radditz leise. Er hatte das Geschehen gut überstanden, aber Bulma hatte seitdem Alpträume. Nachts konnte er ihr Weinen hören und wie seine Mutter sie zu beruhigen versuchte.

„Hm“ Bardock nahm seine Tochter auf den Arm und sah ihr prüfend in die Augen.

„Hast du Angst gehabt?“ fragte er leise.

Bulma nickte.

„Es ist nicht verkehrt, Angst zu haben. Sie macht uns vorsichtiger. Aber du darfst dich davon niemals kontrollieren lassen. Du hast gelernt, dass der Wald gefährlich sein kann. Dein Bruder hat dich beschützt, aber du kannst nicht immer darauf vertrauen, dass er da ist. Bulma, du musst vorsichtiger werden. Wenn du schwach bist, musst du stärker werden. Und wenn du stark bist, darfst du niemals vergessen, deinen Kopf zu nutzen. So wie ich Radditz verstehe, hast du das getan. Du warst mutig und schlau. Und solange du bei deiner Familie bist, kann dir nichts passieren“ erklärte er.

Bulma verstand nicht den ganzen Sinn von den Worten ihres Vaters, aber seine bekannte, dunkle Stimme und sein starker, sicherer Blick beruhigten sie. Sie legte ihre Ärmchen um seinen Hals und schmiegte sich an ihm.

Bardock drehte sich zu seinen Sohn um.

„Also dann, Radditz, ich zeige dir, wie du dein Ki konzentrierst. Lass uns etwas in die Luft jagen.“

„Jaaaa“ Radditz sprang erfreut in die Luft, seine Fäuste vorfreudig geballt.

Bardock ging mit seinen Kindern nach draußen; Bulmas Atem an seinem Hals und Radditz an seiner Seite.
 

Als Gine am Abend von ihrer Arbeit heimkam, waren ihr Mann und ihr Sohn dreckbeschmiert, aber Bulma lächelte wieder.

Bardocks und Gines Entscheidung

Zwei Monate nach dem Wald-Unfall und dem erledigten Scrofa…
 

Bardock lag entspannt auf dem Rücken, im Schatten eines Baumes und kaute auf einen Grashalm.

Da es momentan keine Missionen für ihn gab, nutze er seine freie Zeit bei seiner Familie; wenn auch etwas unfreiwillig.

Normalerweise würde er in solchen Momenten trainieren oder sich mit seinen Kameraden auf einen Drink treffen.

Aber Gine, die arbeiten musste, hatte ihm seine Tochter mit den Worten „Du warst bei ihrer Zeugung beteiligt, also kümmerst du dich mit um die Aufzucht“ in den Arm gedrückt und war zu ihrer Arbeitsstätte ins Dorf geeilt.

Bulma lag jetzt eingerollt auf seiner Brust und hielt ihr Mittagsschläfchen.

Er kaute gelangweilt auf den Grashalm.

So eine ruhige Zeit zum Entspannen war nicht schlecht und es störte ihn auch nicht groß, auf die Kinder aufzupassen. Für viele andere Krieger wäre es eine unpassende Aufgabe, die sie in ihrem Stolz verletzt hätte.

Er grinste.

In seinem Fall hatte er auch keine andere Wahl, da er gerne noch länger mit seiner Frau schlafen wollte. Endlich war sein Bett wieder frei, weil Bulma und Radditz sich das Bett im Kinderzimmer teilten. Er und Gine mussten sich nicht mehr mitten in der Nacht nach draußen schleichen, um dort ungestört Sex miteinander zu haben.

Aber auf Dauer war dieser Frieden nichts für ihn. Er war kein Hausmann.

Schon bald würde es in seinen Fingern anfangen zu jucken und sein Herz würde sich wieder nach einem Kampf sehnen. Der Adrenalinschub von Kampf und Zerstörung war für Saiyajins eine Droge, von der sie nicht loskamen.

Er warf einen Blick auf seinen beschäftigten, schwitzenden Sohn. Radditz würde bald ebenfalls davon kosten.
 

Radditz hatte bei der Nachricht, dass sein Vater für die nächsten Tagen zu Hause bleiben würde, freudig große Augen gemacht und ihn um Training angebettelt. Er wollte seinen Ki-Strahl weiter entwickeln.

Also hatte er ihm einige Aufgaben gegeben.

Während Bardock ohne seine Rüstung unter dem Baum lag, seine Tochter auf ihn liegend, sah er dabei zu, wie Radditz Holz mit bloßen Fäusten spaltete.
 

Bulma war durch ihr eigenes Training erschöpft eingeschlafen.

Bis vor wenige Minuten hatte sie noch mit bunten Steinen gespielt und er hatte ihr damit das Zählen beigebracht. Sie hatte sich die Zahlen schnell gemerkt und konnte sogar kleine Rechenaufgaben lösen. Sie kapierte schneller als ihr Bruder in ihrem Alter.

Bardock rechnete nach.

Bulma war etwas älter als zwei Jahre und Radditz etwas älter als sechs Jahre. Mit zehn oder elf Jahren wäre er alt genug für sein erstes Tatakai, einen öffentlichen Kampf mit anderen Gleichaltrigen, um seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
 

Ein Tatakai fand nur einmal im Jahr statt. Nach erfolgreichen Bestehen würde man Radditz als Erwachsenen der 1. Stufe ansehen und auf die ersten Missionen schicken. Je höher seine Position bei diesem Schaukampf, desto besser für seine Karriere.

Es war die rechte Zeit, ihn allmählich dafür vorzubereiten.

Seine Finger glitten über Bulmas kleinen Körper, die nur mit einer Windel bekleidet, auf ihn lag. Sein Herzschlag hatte sie in den Schlaf gewiegt und er konnte ihr leises Schnarchen hören.

Er berührte ihre zarte, helle Haut und glitt vorsichtig zu ihrem blauen Affenschweif herunter. Bedächtig streichelte er das seidige Fell.

Mittlerweile war ihre Kampfkraft auf etwa 30 gestiegen, ein Effekt der starken Schwerkraft des Planeten, der ihren Körper entsprechend formte. Aber diese körperliche Entwicklung war langsam im Vergleich zu den von männlichen Saiyajins. Sie würde nie eine Kriegerin werden.

Normalerweise hatten die Neugeborene eine Kampfkraft von 50.

Radditz besaß aktuell ein Level von etwa 300.

Damit war er etwas besser als der Durchschnitt, aber es gab einige Wunderkinder, die stärker waren.

Er hatte gehört, dass der Thronfolger bei seiner Geburt eine Stärke von 100 besessen hatte. Als erstes Kind auf diesen Planeten war er in einem Brutkasten aufgezogen worden: Die neue Technologie, von der Gine sich weigerte, sie zu nutzen und in der Neugeborene bis zu drei Jahren verbleiben konnten.

Prinz Vegeta hatte die Maximalzeit darin verbracht und war mit einer Stärke von 500 aufgewacht.

Bardock überlegte. Der Junge musste jetzt vier oder fünf Jahre alt sein und war vermutlich stärker als der ältere Radditz. Wenn der Prinz nach seinem Vater kam, war er damit ebenfalls ein arrogantes, aber starkes Exemplar seiner Gattung.

Zwei von der Sorte auf einen Planeten…ob das gut gehen würde? Nachher war der Planet zu klein für diese beiden Alphas. Würde ihn nicht wundern, wenn in ein paar Jahren, der Jüngere den Älteren herausfordern würde; wie es die Sitte war.

Bardock sah auf seine Tochter und hoffte, dass er sie vor der Entdeckung durch andere Männer schützen konnte.
 

Es gab einen natürlichen Unterschied in der Kampfkraft zwischen den muskulösen Männern und den schwächeren, grazileren Frauen, aber in seltenen Fällen gab es ebenbürtige Kriegerinnen; jedenfalls in der Unterklasse.

Ausnahme war die Mittel- und Eliteklasse: sie hatten bislang immer nur aus Männern bestanden. An ihren Stärke-Level kam keine Frau ran.

Er sah nachdenklich nach oben zum Blätterdach, dass den wohltuenden Schatten spendete.

Was die Stärke anging, kam Radditz nach ihm und Bulma glich ihrer Mutter. Das wäre kein Problem angesichts ihrer anderen Fähigkeiten…wenn nicht ihr Aussehen wäre.

Was sollte man da tun?

Er wusste nicht, wie ihre Chancen für die Zukunft aussah.

Ja, sie schien sich geistig schnell zu entwickeln, aber ihr Aussehen und ihre mangelnde Stärke… hatte sie eine Zukunft in den Reihen der Saiyajins?

Ein altes Sprichwort sagte: „Der Nagel, der hervorsteht, gehört eingeschlagen.“

Ausnahmefällen wurden nur toleriert, wenn sie nützlich für den Stamm waren.

Sollte Bulma deswegen ihr ganzes Leben in Einsamkeit und Isolation verbringen, nur ihre engste Familie um sich?

Radditz würde irgendwann sein eigenes Leben haben; seine eigene Gefährtin und Familie. Wahrscheinlich würde er im Dorf oder sogar in der Nähe des Königspalastes leben.

Was ihn anging…jede Mission, egal wie harmlos sie sich anhörte, hatte ihr Risiko. Wer wusste schon, ob er von der nächsten lebend wiederkommen würde.
 

Bardock beschloss, seiner Tochter nicht das Fliegen beizubringen. Je mehr sie an diesem Ort gebunden war, desto besser für sie. Radditz würde nicht ewig den Aufpasser spielen wollen.

Er musste aber sorgen, dass sie die nächsten Jahre zu beschäftigt war, um auf den Gedanken zu kommen, den Wald zu verlassen.

Wie, das musste er mit Gine planen. Vielleicht hatte sein Weib eine Idee.

„Vater, ich bin mit Holz hacken fertig“ Radditz Stimme weckte ihn aus seiner nachdenklichen Dösigkeit und er richtete sich auf.

Schwer atmend stand Radditz neben einen Haufen Brennholz.

„Hattest du keine andere Aufgabe für mich, um mich zu trainieren?“ fragte er vorwurfsvoll.

Während er das Holz hackte, hatte er oft neidisch zu seinem Vater gesehen, der mit seiner Schwester faulenzte.

Bardock grinste. „Klar, hatte ich die. Aber letztendlich brauchen wir Feuerholz. Also warum nicht beide Aufgaben kombinieren“ erklärte er.

Radditz erkannte, dass es logisch war, aber trotzdem hatte er das leichte Gefühl, dass sein Vater ihm seine eigenen Aufgaben übertrug.

„Ich habe Hunger. Können wir was jagen gehen?“ fragte er ungeduldig.

Bardock streckte seinen verkrampften Hals und gähnte.

Essen war eine gute Idee. Langsam knurrte ihm auch der Magen.

„Lass uns in den Wald gehen und ein paar Biester jagen“ sagte er zu seinem Sohn.

„Und Bulma?“ Radditz deutete auf seine kleine Schwester, die verschlafen ihre Augen öffnete.

„Hm, vergessen, einer muss ja auf sie aufpassen“ murmelte Bardock und sah seinen Sohn bedeutungsvoll an, aber Radditz schüttelte ablehnend den Kopf. Heute hatte er keine Lust dazu. Er wollte trainieren, jagen, kämpfen, aber nicht seine kostbare, seltene Zeit mit seinem Vater fürs babysitten verschwenden.

„Gut, dann kein Jagen, lass uns nach ein paar Früchte suchen. Die Khakis werden allmählich reif. Und heute Abend, wenn deine Mutter da ist, gehen wir nachts raus und jagen etwas für die nächsten Tage“ beschwichtigte Bardock ihn.

Radditz Augen leuchteten aufgeregt auf.

Nachts zu jagen war noch spannender und gefährlicher.
 

Bardock nahm Bulma auf seine Schulter und sie schlang behutsam ihren Saiyajinschweif um seinen Hals, so dass es aussah, als trüge er einen blauen, schmalen Schal. Ihre kleinen Finger griffen nach seinem dichten Haarschopf, während sie gähnend-schläfrig die hohe Aussicht auf den Schultern ihres Vaters betrachtete.

Bardock ging mit seinem Sohn an der Seite den Waldpfad entlang.

„Wieso muss ich überhaupt solche Sachen tun wie Holz hacken und Löcher graben?“ fragte Radditz murrend seinen Vater. „Ich will wissen, wie ich meinen Ki-Strahl verstärke.“

„Zuerst muss dein Körper wachsen und stärker werden. Dann sind deine Zellen eher bereit, den Energieverlust zu verzeihen, der sich bei Ki-Angriffen bildet. Zuerst musst du lernen, zu gehen, bevor du anfängst zu rennen. Je stärker du körperlich wirst, desto stärker wird auch dein Ki“ erklärte Bardock ruhig und stoppte den Überschwang seines ungeduldigen Sohnes. „Und erst, wenn du deine Energie einigermaßen in Zaum halten kannst, bringe ich dir Fliegen bei.“

„Toll. Wird Bulma auch fliegen lernen?“ fragte Radditz neugierig mit einem Blick auf seine immer noch schläfrige Schwester.

„Nein…und ich will nicht, dass du es ihr beibringst“ sagte Bardock ernst. Als er Radditz ratlose Miene sah, fügte er hinzu.

„Du glaubst, es ist jetzt anstrengend, auf sie aufzupassen? Was denkst du, wird passieren, wenn sie auch noch fliegen kann?“

„Ja, das könnte schwierig werden“ murmelte Radditz zustimmend.
 

Das Vater-Sohn-Gespann fand einiges an Früchten und Beeren und Bardock hatte das Glück, einen Perdix-Vogel zu sichten und mit einem Ki-Strahl abzuschießen. Der scheue Vogel im Tarnkleid war nicht besonders groß, aber sein Fleisch war sehr lecker.

Radditz rannte aufgeregt zu der Stelle hin, wo er den Vogel abstürzen sah. Er fand den toten Körper und brachte ihn zu Bardock. Der kleine, aber gut gezielte Ki-Strahl hatte den Vogel getötet, ohne sein Fleisch zu stark zu verbrennen.

Zu sowas wollte er auch fähig sein.

„Wenn du eigenständig jedes Tier in diesem Wald fangen und töten kannst, darfst du am Tatakai teilnehmen“ versprach sein Vater.

Radditz nickte erfreut.

Er hatte von den älteren Kindern über die Tatakais gehört, war aber bislang noch nie bei einem dabei gewesen; nicht mal als Zuschauer.

Bei diesem jährlichen Spektakel gab es auch viel zu Essen, aber das Wichtigste war, dass die Teilnehmer dazu eine Rüstung wie die Großen bekämen und sie danach auch behalten durften, ebenso einen Scouter: Die Teilnahme am Tatakai bedeutete der erste Schritt zum Erwachsenen-Werden und wurde durch das Tragen der Erwachsenen –Kleidung auch symbolisch gezeigt.

Bislang musste Radditz noch die einfache, braune Tunika der Kinder tragen. Wenigstens hatte er schon mal einen Scouter, aber den konnte er nur für das Messen von Power-Levels nutzen, nicht als Kommunikator. Diese Funktion hatte sein Vater ausgeschaltet.

Sie verließen mit reicher Beute den Wald.
 

Nachdem sie ihren Hunger gestillt hatten, ließ Bardock seinen Sohn noch ein Feld mit bloßen Händen graben, um seine Hände zu trainieren.

Als am Abend Gine heimkam und sich um Bulma kümmern konnte, löste Bardock sein Versprechen ein und ging mit seinem Sohn jagen.

Er wusste, dass Radditz durch das Training bereits sehr müde war, aber gegen die Erschöpfung anzukämpfen, würde ihn für Notsituationen besser trainieren.
 

Einige Stunden später, mitten in der Nacht…

Nach erfolgreicher Jagd in der Dunkelheit, kehrten Bardock und sein Sohn heim. In einer Höhle, die Bardock einst hinter dem Haus mit Hilfe einer Ki-Attacke gebohrt hatte und die man mit einem schweren Felsen sicherte, verstauten sie ihre Beute.

Schnell wuschen sie sich das Blut im kalten Wasser des kleinen Teichs ab und schlichen sich ins Haus.

Als Bardock die Umrisse seiner Gefährtin unter dem Laken sah, entledigte er sich vorfreudig seiner Kleidung und huschte unter die Decke.

Als er ihren warmen, ebenfalls nackten Körper umarmte, drehte sie sich mit gespielten Murren um und zog ihre Nase kraus.

„Uhh, wer ist dieser stinkende Ozaru, der in mein Bett will?“ fragte sie.

„Was für eine nette Begrüßung für deinen Gefährten, der gerade deine Vorratskammer aufgefüllt hat“ sagte Bardock trocken, aber er grinste.

Gine gab ihm einen Kuss auf die Nase.

„Das hast du gut gemacht. Was ist mit Radditz?“ fragte sie und kuschelte sich tiefer in seiner Umarmung.

„Der ist so müde, der wird dir in den nächsten Tagen keinen Ärger machen“ erzählte Bardock und drückte einen Kuss auf ihre Schulter.

„Gut, Bulma hat dagegen eine Weile gebraucht, bis sie endlich eingeschlafen ist“ sagte Gine leise.

Sie öffnete ihre Augen und sah ihn ernst an.

„Ich mache mir Sorgen um sie“ gab sie zu. „Was sollen wir in der nächsten Zeit mit ihr tun? Wie bereiten wir sie auf die Zukunft vor?“

Bardock wurde nun auch ernst.

„Das habe ich mir auch schon überlegt. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, die sie unersetzlich für den Stamm machen würde. Aber ich weiß nicht, wie…“ überlegte er.

„Sie ist körperlich nicht die Stärkste, aber wenn sie andere Fähigkeiten hätte? Ich habe mir in letzter Zeit Gedanken gemacht und vorsichtig die Ohren gespitzt. Es wird ständig nach Personal für den Palast und für den Raumhafen gesucht. Hätte sie dort eine Stelle...“ Gine ließ den Satz offen.

Bardock überlegte und ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen.

„Der Palast ist zu gefährlich. Die Typen sind arrogant und nehmen sich, was sie wollen. Schlimmstenfalls tritt sie den König über den Weg und er pulverisiert sie, weil sie anders aussieht. Er hat schon Leute getötet, weil er die überbrachten Nachrichten nicht mochte. Im Raumhafen wird zwar ständig Personal gesucht, aber dazu müsste sie sich erst qualifizieren. Wie soll sie das lernen?“

Gines Fachgebiet war das Ausnehmen und Zubereiten von Lebensmittel und Bardock hatte zwar einiges durch seine Reisen aufgeschnappt, überließ Reparaturen von seiner technischen Ausrüstung aber den Ingenieuren.

Ein weiteres Problem war, dass die wenigen Bücher und Schriften der Saiyajins nicht öffentlich zugänglich war, sondern in den königlichen Archiven gesichert wurde. Die Saiyajins waren kein Volk der Schriften, sondern überlieferten vor allem mündlich. Seltene schriftliche Zeugnisse wurden daher nicht dem gemeinen Volk gezeigt.

„Was ist mit anderen Büchern und Technologien? Wenn du auf deinen Missionen bist…könntest du nicht so etwas mitbringen?“ fragte ihn Gine aufgeregt.

„Vieles werden Sachen sein, die weder sie noch ich verstehe. Fremde Sprachen und Symbole, unbekannte Technologie…wir verstehen andere Sprachen nur dank der Scouter, aber lesen…“ entgegnete Bardock zögernd.

„…aber wenn sie so etwas kennt, wird ihr das einen Vorteil geben. Wissen…das kann ihre Stärke werden“ entschied Gine.

Bardock überlegte. Er bezweifelte, dass Bulma so schlau war, dass sie unbekannte Schriften entziffern konnte. Anderseits beruhte die Schrift der Saiyajins auf eine allgemeine Symbolik, die oft im Universum genutzt wurde.

Er zuckte mit den Schultern. Ein Versuch war es wert. Er hatte jedenfalls keine andere Idee.

„Gut, ich sehe zu, was ich finden kann“ beruhigte er sie.

Gine gab ihm einen Kuss auf die Nase. Sie schloss die Augen und kuschelte sich an ihn.

„Danke, dass wir darüber gesprochen haben. Jetzt schlaf.“

„Wir haben endlich unser Bett wieder für uns und du denkst ans Schlafen?“ flüsterte er in ihr Ohr und seine Hand glitt von ihren Rücken zu der Wurzel ihres Saiyajinschweifs und zog leicht daran.

Gines Augen öffneten sich einen Spalt und sie keuchte auf.

„Dabei war ich doch heute ein wirklich guter Partner. Ich habe geduldig unseren Sohn trainiert und auf unsere Tochter aufgepasst. Du solltest da mehr Energie haben“ murmelte er und biss in ihr Ohr.

Gines Hände fingen an, über seine Brust zu gleiten.

„Entschuldige, ich versuch es noch mal...“ Kicherte Gine auf. „Oh, du mein starker Krieger. Bebend erwarte ich deine Ankunft. Voller Verlangen will ich dich spüren. Nimm mich, du …uahaaha“ ihr Kichern kippte in Lachen um, als Bardock sie fester an sich zog und sie in ihren Hintern kniff.

„So viel zu meinem Wunsch, ein ehrfürchtiges, gehorsames Weib zu bekommen“ flüsterte Bardock grinsend. „Was habe ich nur angestellt, um DICH zu bekommen?“

Gine hob ihr Bein und legte es um seine Hüfte. Sie nahm seinen Kopf in die Hände und sah ihn tief in die Augen.

„Du bekommst das, was du verdienst“ flüsterte sie und küsste ihn hingebungsvoll.

Gute Nachrichten und Farbenspiel

Wenige Tage später erhielt Bardock eine neue Mission und verließ den Planeten

Die Saiyajins nutzen den Einsatz ihre Stärke nicht unentgeltlich, sondern gegen Bezahlung. Sei es das Ausrotten einer Monster-Plage, das Bekämpfens eines Feindes oder um einen Planeten bewohnbar zu machen…wer ihre Dienste bezahlen konnte, wurde als Dienstherr akzeptiert.

Im Falle eines Krieges zählte keine Loyalität: Wenn der andere einen höheren Preis bezahlte, wurde auch mal die Seite gewechselt.

Wehe, wenn man nicht den vertraglichen Lohn bezahlte: diejenigen, die den Fehler gemacht hatten, lebten nicht lange.

Wenn Bardock auf einen Handelsplaneten Zwischenstation machte oder eine Zivilisation auslöschte, sah er sich nach wertvollen Gegenständen für seine Tochter um.

Seine Kameraden interessierten sich für Essen, Alkohol, Wertgegenstände oder Edelmetalle, die sie eintauschen konnten.

Er aber sammelte Bücher, elektronische Kleinteile, Werkzeuge und andere interessante Kleinigkeiten, die er in seinen Reisesack verstaute.
 

Einige Wochen später erreichte er erfolgreich seinen Heimatplaneten und kehrte heim.

„Gine, ich bin wieder da. Ich habe dir die neuen Töpfe mitgebracht, die du wolltest“ rief Bardock zur Begrüßung.

Sein Scouter zeigte ihm an, dass sein Weib die Einzige in der Hütte war. Die Kinder spielten im Wald.

Gine befand sich am Herd und konzentrierte sich aufs Essen.

„Wie schön“ rief sie und nahm das Fleisch von der heißen Platten. Bardock räumte die restlichen Sachen aus seiner Tasche auf den Tisch. Das Material sollte Bulma für die nächsten Monate beschäftigen.

Gine eilte auf ihn zu und umarmte ihn. Beide nutzen die Zweisamkeit für eine hingebungsvolle Begrüßung. Ihre Saiyajinschweife verdrehten sich ineinander.

„Ich habe auch eine Überraschung für dich“ murmelte sie an seinen Mund und nahm seine große Hand, um sie auf ihren Bauch zu legen.

Bardocks Finger nutzen die Gelegenheit und streichelten über ihre schlanke Mitte.

Gine sah ihn bedeutsam an.

Er stutze. Irgendwas wollte sie ihm sagen…

Seine Augen wurden groß, als seine Finger eine ungewöhnliche Rundung an ihrem Bauch ertastete.

„Du bist schwanger?!“ rief er überrascht aus.

Gine nickte mit breitem Lächeln.

Bardocks Umarmung wurde enger.

Saiyajins bekamen nicht oft Kinder, weil Schwangerschaften eine große Belastung für die Körper der Frauen waren. Ob es an der hohen Schwerkraft lag oder weil die Männer oft unterwegs waren und früh im Kampf starben…hohe Kinderzahlen in einer Familie waren selten. Bereits zwei Kinder zu haben, galt als großes Glück.

Dass Gine ihm sogar nun ein drittes Kind schenkte, zeigte Bardock, dass die zierliche Frau mehr auf dem Kasten hatte, als ein Scouter messen konnte.

„Die Kinder wissen es noch nicht. Ich wollte, dass wir beide es ihnen sagen“ erklärte Gine.

Ihr Kopf lehnte an seine starke Brust. Sie konnte sein Kinn auf ihren Kopf spüren und wie seine warmen, muskulösen Arme sie an seine Brust pressten.

Sie war sehr glücklich über ihre erneute Schwangerschaft, aber sie spürte, dass sich ihr Partner auch Sorgen machte.

„Wir sollten darüber sprechen, ob ein Brutkasten nicht doch eine gute Möglichkeit für dich ist“ murmelte Bardock. Gine sah ihn entrüstet an.

„Ich halte nichts von diesen blöden Kapseln; das weißt du“ sagte sie.

„Nicht für lange, aber vielleicht ein halbes Jahr? Bulma wird zur Geburt noch jünger sein als Radditz damals bei ihrer. Sie wird dir noch nicht viel helfen können. Die Frauen aus dem Dorf werden sich wundern, wenn ein Neugeborenes nicht in ihrer Mitte aufwächst. Wenn es dagegen noch im Brutkasten schläft, werden sie es eher verstehen“ erklärte er seine Gründe.

Er wusste, dass er ihr nicht groß helfen könnte. Männer halfen nicht bei der Geburt oder der Erziehung; das war Frauensache. Seine Vorgesetzten würden ihn auf weitere Missionen schicken und einige konnten Monate dauern. Gine brauchte Hilfe.

Gine zog einen Schmollmund, ließ sich aber Bardocks Worte durch den Kopf gehen. Es wäre tatsächlich angenehmer, wenn ihr neues Kind noch etwas „Reifen“ könnte. Gerade die ersten Monate waren am anstrengendsten. Außerdem hatte sie Angst, dass Bulma sich sonst als Kind ersetzt fühlen würde. So konnte ihre Tochter sich auf ihre neue Rolle als große Schwester vorbereiten. Radditz wäre sowieso genervt von einem schreienden Baby. Das letzte hatte ihn schon genug traumatisiert…dass er selber in diesem Alter oft genug geschrien hatte und seinen Eltern keinen Schlaf gegönnt hatte, interessierte ihn heute nicht.

„Einverstanden, aber nicht länger als ein Jahr“ gab sie nach.

Beruhigt gab Bardock ihr einen Kuss auf die Stirn und zog sie wieder an seine Brust.

„Gut, dass ist aber auch dann unser letztes Kind“ sagte er, ein wenig besorgt wegen ihrer Fruchtbarkeit. Noch mehr Saiyajin-Kinder und er bekäme Probleme, sie alle durchzufüttern. Er war schließlich nicht der König.

Gine grinste.

„Du weißt, es gibt nur eine Möglichkeit, um das wirklich zu verhindern…schnipp, schnapp“ sagte sie mit süßer Stimme. „Oder willst du, dass ich wegen der Pille meine Lust auf dich verliere.“

Bardock zuckte zusammen.

Die starken Körper der Saiyajins mit einem wirksamen Immunsystem reagierten nicht auf die bekannten Verhütungsmittel. Für Frauen gab es nur eine hochdosierte Pille, die aber viele unangenehme Nebenwirkungen hatte und wegen den geringen Schwangerschaften auch nur selten genommen wurde. Da riskierte man lieber eine Schwangerschaft mehr.

Für Männer gab es zur Verhütung nur einen anderen Weg, der ebenfalls nur vereinzelt eingesetzt wurde. Aber bei drei Kinder und einer jungen, hübschen, willigen und fruchtbaren Gefährtin, mit der er noch viele Jahre schlafen wollte, hatte er keine andere Möglichkeit.

„Scheiße, also eine Vasektomie“ murmelte er und bekam ein wenig Angst. Er hasste Ärzte und ihre Instrumente, besonders die Spritzen. Vielleicht konnte er den Eingriff auch ohne Betäubung aushalten und wenn er nicht hinsah…

„Was ist eine Vasektomie?“ fragte eine neugierige, hohe Stimme.

Die Erwachsenen drehten sich ertappt um.

Im Hauseingang standen Bulma und Radditz.
 

Gine erholte sich als Erste von der Überraschung und drückte sich aus Bardocks Umarmung raus.

„Kinder, wir haben tolle Nachrichten für euch“ sagte sie freudestrahlend.

„Es gibt Fleisch zum Abendessen“ versuchte Radditz zu erraten. „Oder warte…Fisch? Oder beides?“

„Papa hat Geschenke mitgebracht?!“ freute sich Bulma mit einem Blick auf den vollen Tisch.

„Wir bekommen Familienzuwachs“ löste Gine breit lächelnd ihr Rätsel auf.

Die Kinder sahen sie unbeeindruckt an.

„Und was gibt es jetzt zum Abendessen?“ fragte Radditz.

Seine Prioritäten waren klar definiert.
 

Geduldig erklärte Gine, dass in ihren Bauch ein Baby heranwuchs.

Wie es entstanden war, das wollte sie den Kindern aber noch nicht mitteilen.

Bardock setzte sich gelangweilt an den Tisch und überließ Gine die Erläuterung. Das war eindeutig Frauensache; da hielt er sich zurück.

Bulmas Augen leuchteten nun aufgeregt bei dem Gedanken an ein kleineres Kind. Sie wäre nicht mehr die Jüngste.

Radditz dagegen befürchtete, dass er weniger zu Essen bekäme.

Bulma sah wieder zu ihrem Vater hin.

„Und was ist jetzt eine Vasektomie?“ fragte sie neugierig. So ein Wort hatte sie noch nie zuvor gehört und ihr Vater so ungewöhnlich ernst bei der Erwähnung aus.

Bardock zuckte zusammen. Wie sollte er das seiner Tochter erklären?

„Das bedeutet, dass euer Vater eine große Entscheidung für unsere zukünftige Familienplanung trifft“ wich Gine aus.

Bardock lenkte Bulma mit seinen Mitbringsel von weiteren Fragen an und Gine servierte das Abendessen.
 

Bardock musste drei Tage später wieder fort. Er hoffte aber, seinen Vorgesetzten davon zu überzeugen, ihn zu Gines letzten Trimester auf den Planeten bleiben zu lassen.

Aufgrund der Lüge, dass Gines letzte Schwangerschaft nicht gut verlaufen war, hatten sie vielleicht noch einen Mitleids-Bonus.

Gine meldete ihre Schwangerschaft offiziell bei den Hebammen an; eine Pflicht für alle Saiyajin-Frauen.

Es war Tradition, dass die erstgebärenden, unerfahrenen Frauen einige Monate in einem Frauenhaus verbrachten, wo sie über den Verlauf der Schwangerschaft informiert wurden, aber auch über Kinder-Erziehung, medizinischen Grundkenntnisse, Nahrungszubereitung und bestimmten Haushalts-Methoden. Frauen wie Gine, die bereits eine Schwangerschaft hinter sich hatten, waren davon befreit.
 

Seit einigen Jahren hatten die Frauen die Möglichkeit, zwischen zwei Geburtsmethoden zu wählen.

Die erste war die traditionelle Geburt in einer Jurte, einsam im Wald, nur von zwei Hebammen begleitet. Kind und Mutter durften nach erfolgreicher Geburt nach Hause. Das Kind wuchs bei seinen Eltern und in der Gemeinschaft auf, bis es sich in einem Tatakai bewährte und als Erwachsener der ersten Stufe betrachtet wurde.

Die zweite konnte man in der neuen Geburtsstation in der Hauptstadt buchen: einem hellen, klinischen Gebäude, wo die Säuglinge sofort nach der Geburt in einen Brutkasten weiter wuchsen. Dort wurde ihre Kampfkraft gemessen und ihre Zukunfts-Chancen berechnet, bis sie nach einigen Monaten (je nach Kampfkraft) an ihre Eltern abgegeben wurden; zusammen mit einem Plan für die weitere Zukunft. Ausgehend von der ersten Messung konnte die Entwicklung der Kinder so weit berechnet werden, um zu wissen, ob es sich später als Krieger eigneten oder nicht. Je nah Kampfkraft wurden sie dann besonders gefördert oder gleich für andere Berufe ausgebildet.

Noch hatten die Frauen die Wahl, aber der gesellschaftliche Druck wuchs, sich für das zweite, moderneres Geburtshaus zu entscheiden. Damit stand auch die Tradition des Tatakai auf einer schmalen Klippe.
 

Als Gine sich pflichtbewusst meldete, gratulierten ihr die anwesenden Frauen und wünschten ihr, angesichts der letzten Schwangerschaft, alles Gute.

Gine nahm mit schlechten Gewissen die Glückwünsche der Hebammen an.

Aus Neugier und wegen der Überredung einer anderen, schwangeren Frau wählte sie die neue, zweite Methode für die Geburt aus. Allerdings bat sie darum, dass ihr Kind nicht länger als ein Jahr in der Brutkapsel verbringen sollte, egal wie hoch die Kampfkraft war.
 

Bulma verbrachte die nächsten Wochen mit der Erkundung des neuen Spielzeugs, dass ihr Vater ihr mitgebracht hatte.

Radditz interessierte sich nicht dafür. Für ihn war es langweiliger Kram, der nicht mal Lärm machte oder explodierte, also was sollte man damit. Da es aber seine kleine Schwester beschäftigte, beschwerte er sich nicht, sondern nutze seine freie Zeit ohne sie.

Er hielt sich öfters im Dorf auf oder versuchte eigenständig im Wald zu jagen.

Bulma aber fühlte sich durch dieses einzigartige Geschenk ihres Vaters herausgefordert. Er hatte zugegeben, dass er selber nicht genau wusste, was man mit den Sachen machen konnte.

Etwas zu kennen, was selbst ihr kluger Vater nicht wusste…Bulma war neugierig und studierte die Dinge genau. Sie wollte ihren geliebten Vater Stolz machen.

So, wie sie früher mit ihrem Bruder im Wald seine Bewohner und Pflanzen untersucht hatte, führte ihr Wissensdurst dazu, dass sie sich ohne Scheu und mit Geduld mit den neuen unbekannten Sachen beschäftigte.

Zuerst war alles eine unbekannte, graue Masse; besonders die Bücher.

Aber in einigen befanden sich interessante Bilder und Zeichnungen. Je länger sie sei ansah, desto mehr Details erkannte sei. Dann sah sie, dass sich einige Symbole und Zeichen denen ähnelte, die ihre Eltern ihr beigebracht hatte und sie erkannte einen gewissen Sinn in den Worten. Je länger sie reinschaute, desto mehr formten sie sich zu lesbaren Worten zusammen.

Oft nahm sie sich eines der Bücher nach draußen, setzte sich in den Sand und malte die Zeichen aus den Büchern ab. Sie kopierte die Symbole so gut es mit ihren mageren Möglichkeiten ging und prägte sie sich tief ein.

So kam es, dass Bulma langsam, aber kontinuierlich lesen und schreiben lernte.
 

Einige Wochen später…

Der Bauch wuchs, aber Gine fühlte sich noch fit.

Trotzdem war sie dankbar, dass man ihre Arbeitsstunden gekürzt hatte, damit sie mehr Zeit zum Ruhen hatte.

Sie bereitete das Mittagsessen zu und blickte manchmal zum großen Esstisch, an dem Bulma sich mit ihren Büchern beschäftigte.

In letzter Zeit war ihr Mädchen so still geworden, dass sich sogar Radditz Sorgen machte. Niemand, außer ihrem Vater, konnte sie von ihren Büchern lösen.

Ihre Haare waren in der Zeit länger geworden und fielen wie ein blauer Schleier um ihren Kopf.

// Wie seltsam, unsere Haare sind dicker und lockiger, aber ihres ist so seidig glatt. Auch ihre Haut ist heller als bei uns. Vielleicht ist es ganz gut, dass sie zur Mittagszeit im Schatten ist, aber etwas Zeit sollte sie schon draußen verbringen// sorgte sich Gine.

Sie sah, dass Bulmas Kittel schon sehr kurz und abgetragen war und kam auf eine Idee.

„Bulma, sollen wir etwas interessantes Spielen?“

Ihre Tochter sah neugierig vom Lesen auf.
 

Kinder trugen einfache Hemden und Hosen, die mit einem breiten Band passend gegürtelt wurden.

Die Kleidung wurde aus einer etwas groben, aber festen Pflanzenfaser gefertigt, die sich leicht färben ließ. Am liebsten nutzte man Braun. Der Farbstoff stammte von den Blättern und Nuss-Schalen eines verbreiteten Baums, war damit leicht verfügbar und hatte den Vorteil, dass man den verursachten Schmutz vom Spielen nicht so genau sah.

Wenn die Erwachsenen in ihren eigenen Wänden waren, trugen sie oft ebenfalls solche Kleidung, weil sie bequemer waren als die Rüstungen; allerdings hatte ihre Kleidung buntere Farben.

Gine hatte einige Ballen ungefärbten Stoff vorrätig.

Sie nahm Bulma mit in den Wald und in den Garten und gemeinsam sammelten sie verschiedene Pflanzen und Früchte.

Dann stellte Gine draußen im Garten mehrere Bottiche auf, in denen sie die Pflanzen einlegte, mit heißem Wasser aufgoss und ein bestimmtes Salz einfügte. Mit einem glatten Ast rührte sie die Brühe um und legte dann kleine Stücke vom Stoff rein.

„So, jetzt warten wir noch eine Weile, dann müssen wir es in sauberen Wasser ausspülen und auf der Leine trocken und dann…dann siehst du, was du erschaffen hast“ erklärte Gine ihrer Tochter.
 

Wenig später hatte sich der Stoff, je nachdem in welchen Bottich er gebadet hatte, in Braun, Gelb und Hellblau verändert.

„Je nachdem, welche Pflanzen du nimmst und wie lange du es drin lässt, bekommst du andere Ergebnisse. Braun ist sehr simpel und funktioniert immer. Andere Farben sind schwieriger“ erklärte Gine. Sie gab ihr den Beutel mit dem Salz. „Das dient der Farbfixierung, damit die Farbe nicht vom Stoff runter geht. Ich gebe es dir. Du darfst das Färben selber versuchen. Von deiner Lieblingsfarbe machen wir dann deine neue Tunika.“

Bulmas Augen leuchteten vor Neugier.

„Kann man auch andere Dinge zum Färben nutzen? Was ist mit Tieren, Gesteinen und Metallen?“ fragte sie und dachte an die bunte Tier- und Pflanzenwelt.

Gine zuckte die Schultern.

„Ich denke schon. An anderen Orten benutzen sie andere Dinge und können tolle Farben auf den Stoff bringen. Man hat dort sogar noch weicheren Stoff als das, was wir haben. Aber dafür ist der Färbeprozess auch komplizierter. Mit dieser Methode hat schon meine Mutter und deren Mutter selber gefärbt“ sagte sie und deutete auf die umliegenden Bottiche.

„Also, nutze aus, was du finden kannst. Vielleicht entdeckst du ja einen neuen Farbton“ forderte sie ihre Tochter auf.
 

Mit einem kleinen Messer und einem Körbchen bewaffnet, stürmte Bulma die nächsten Tage durch den Wald und sammelte auf, was sich finden ließ.

Sie schnitt frische Pflanzen und nutze sie oder trocknete und pulverisierte sie zu Staub, grub Wurzeln aus, fing rot und blau schimmernde Insekten und sammelte farbige Erde und Steine.

Sogar Radditz wurde von ihrer Sammelwut angesteckt und half ihr beim Suchen, fand aber das Kochen und Warten langweilig und hörte schon bald wieder damit auf.
 

Zwei Wochen später…

Bardock kehrte mit hungrigen Magen heim.

Es hatte geklappt. Aufgrund seiner erfolgreichen Mission und weil sein Vorgesetzter wusste, dass Gines letzte Geburt kompliziert verlaufen war, hatte er den Mittelklasse- Krieger dazu überreden können, ihn in Gines letzten Monat auf den Planeten zu lassen.

Es war noch eine Weile dahin, bis es soweit war, aber er wollte planen, so gut es möglich war.

Als er seine Hütte erblickte, stutzte er.

Was war denn hier passiert?

Entlang der Bäume waren Leinen aufgespannt und in der Sonne leuchteten Wimpel und Stoffquader in verschiedene Farben, aufgereiht und sortiert nach ihren Farbtönen.

Sie leuchteten in der Sonne und ließen seine Hütte wie einen geschmückten Tempel wirken.
 

Die Saiyajins waren keine Künstler. Sie kannten die Grundfarben, differenzierten aber nicht nach ihren Abstimmungen: Rot, Gelb, Grün, Blau, Braun, Schwarz, Weiß… mehr Vokabeln waren nicht nötig.

Bardock war einst auf einen Planeten gewesen, wo die Bewohner sich sehr stark für Mode interessierten und sich auf die Herstellung besonderer Stoffe und Mode-Accessoires spezialisiert hatten.

Dort hatte er gelernt, dass dieses Volk für jeden Farbton einen eigenen Namen hatte. Sie machten so strenge Unterschiede, dass Farben wie Türkis, Cyan, Marino und Petrol eigenständige Farben waren, während es für ihn einfach nur Blau war.

Es lag an diese Erfahrung, dass Bardock in der Lage war, die Farbe des Kleides zu erkennen, in der Bulma auf ihn zugerannt kam.

Kaum ein anderer Saiyajin hätte sonst gewusst, wie diese unübliche, grelle Farbe hieß, die man noch nicht mal in der Vegetation dieses Planeten fand.

Ihr Kleid war rosa.
 

Ihre Haare waren seit seiner Abwesenheit wieder ein Stück länger geworden und sie hatte sie sich mit einem Band zum Zopf gebunden.

Aufgeregt drehte sie sich vor ihren Vater und zeigte ihm stolz ihr Lieblingswerk. Sie liebte diese neue Farbe.

Wie versprochen hatte ihre Mutter ihr daraus ein einfach geschnittenes Kleid geschneidert. Ein hellblaues Band war um ihre Mitte gebunden.

Zufrieden sah sie die erstaunte Miene ihres Vaters, der sich die, nach ihrer Grundfarbe sortierten Stoffe ansah und zog ihn mit zum Haus.

„Bleib hier stehen. Ich habe ein Geschenk für dich“ befahl sie ihm und rannte zur Hütte.

Gine kam ihr entgegen und begrüßte lächelnd ihren Gefährten.

„Wie findest du Bulmas neues Kleid?“ fragte sie fröhlich.

„Es…ist…ROSA?!“ stammelte Bardock, immer noch unter Schock.

„Oh, so heißt also der Farbton? Ich habe es „Helles Rot“ genannt, aber Rosa ist besser. Es sieht sehr hübsch zu ihren Haaren aus“ redete Gine munter weiter.

„Was ist so verkehrt an Braun?“ fragte Bardock stirnrunzelnd. Schlimm genug, dass seine Tochter ein anderes Aussehen hatte. Musste sie denn jetzt auch noch eine Farbe tragen, die kein Saiyajin auch nur anfassen würde?! Er konnte nur hoffe, dass Radditz davon nicht angesteckt wurde. Wenn er seinen Sohn ebenfalls in so einer grellen Farbe sah, konnte er sich gleich einsargen lassen.

Gine grinste bei seiner geschockten Miene. Es machte Spaß, ihren sonst so stoischen, beherrschten Gefährten aus der Ruhe zu bringen.

„Da bin ich mal gespannt, wie du Bulmas Geschenk findest“ neckte sie ihn.

Bardock überkam ein ängstliches Schaudern.

Das erste Geschenk seiner Tochter und es war….

//oh, bitte nicht, lass es nicht Rosa sein…// flehte er in Gedanken.

Er befand sich in einer Zwickmühle.

Die Gefühle seiner Tochter verletzen und das Geschenk ablehnen?

Oder es annehmen und den Spott seiner Kameraden ertragen?

Bulma kam wieder. Hinter ihrem Rücken versteckte sie etwas.

„Mach die Augen zu und lass dich überraschen“ strahlte sie ihn an.

Ergeben schloss Bardock die Augen, während er in Gedanken seine Möglichkeiten durchging.

Er konnte es nicht. Er konnte doch nicht die Gefühle seines kleinen Mädchens verletzen…was immer es auch war, er musste ein Mann sein und es ertragen, egal wie groß der Spott später sein würde.

„Mach die Augen wieder auf“ hörte er ihre hohe Stimme.

Er öffnete die Augen.
 

Bulma präsentierte ihm auf ihren Händen ein schmales Stück Stoff in einer dunkelroten Farbe, ähnlich wie Blut.

Bardock fiel ein Stein vom Herzen. Rot, die Farbe von Blut, war eine angesehene Farbe bei den Saiyajins. Je dunkler, desto besser.

Er ging in die Knie und nahm es würdevoll entgegen; so wie Bulma es ihm mit hochheiligen Ernst entgegen streckte. Ihr erstes, selbstgemachtes Geschenk an ihren Vater…

Er hatte auch schon eine Idee, wozu er es nutzen konnte.

Er faltete es etwas schmaler und band es sich um den Kopf.

Das Stirnband würde ihm gute Dienste leisen.

„Mama hat mir gesagt, was deine Lieblingsfarbe ist“ erklärte Bulma stolz.

Bardock warf einen schnellen Blick zu seiner Gefährtin, die gespielt unschuldig in den Himmel starrte.

Er richtete ihn wieder auf sein kleines Mädchen und strich ihr behutsam über den Kopf.

„Das hast du schön gemacht“ lobte er sie. „Hast du für deine Mutter und deinen Bruder auch etwas gefertigt?“

„Ja, für Mama gab es einen blauen Rock, den ich auch selber genäht habe, Und für Radditz habe ich ein rotes Band geflochten. Er trägt es immer um seinen Arm“ erzählte Bulma stolz.

Sie nahm die Hand ihres Vaters und zog ihn mit, um ihm ihre Arbeiten zu zeigen.

Bardock warf zum Abschied noch einen letzten mürrischen Blick zu seiner Gefährtin.

„Für den Streich büßt du noch“ konnte Gine lesen, aber sie kicherte furchtlos als Antwort.

Die Geburt zweier Jungen

„WIE KANN DAS PASSIEREN! UNMÖGLICH!“

Wütend ließ König Vegeta seine Fäuste auf seinen Schreibtisch fallen, so dass die gewaltige Mamor-Platte brach. Dokumente flogen umher, Schreibutensilien kullerten über den Boden und durch den Lärm aufgeschreckt, stürmten die Wachen durch die Tür.

Sie sahen den König mit zusammengebissenen Zähnen und knurrend über den Überresten seines Tisches stehen.

„Räumt den Dreck weg“ befahl er den Wachen und verließ stampfend den Raum.

Er musste sich bewegen, musste diese Enge seiner Räumlichkeiten verlassen und nachdenken.

Kaum hatte er sein Gemach verlassen, als sich Nappa, sein stärkster Mittel-Klasse-Krieger an seine Fersen heftete. Der gleichaltrige Krieger kannte das Gemüt seines Herrschers und verkniff sich jede Frage. Er wusste, sein König brauchte einen Moment um sich zu beruhigen und würde sich gegebenfalls an ihn richten.
 

Der König marschierte durch die Gänge.

Jede Wache stand bei seinem Anblick stramm und hielt den Blick furchtsam gerade.

Die schlechte Laune ihres Herrschers war unübersehbar; dabei war der Mann schon an gewöhnlichen Tagen kein angenehmer Zeitgenosse.

König Vegeta achtete nicht auf seine Umgebung. Zu sehr war er mit seinen Gedanken beschäftigt und diesem unverfrorenen Affront.

Er hatte Könige geknechtet, Rassen ausgelöscht und Planeten vernichtet.

Wer es wagte, sich ihm und seinen Krieger in den Weg zu stellen, hatte immer den Kürzeren gezogen.

Wer hätte gedacht, dass eine Bedrohung aus seinen eigenen Reihen stammen würde?!

Eine Kampfkraft von 10.000, als Neugeborenes?!

Als er den Bericht las, hatte er zweimal nachsehen müssen, weil er seinen Augen nicht traute. Das konnte doch nur ein Schreibfehler sein. Vielleicht waren die Scouter kaputt? Aber wenn nicht…

Sein Spion hatte ihm die Meldung bestätigt und er war dementsprechend gereizt.

Ein Säugling, dass stärker war als der ältere Thronerbe!

Dass nicht mal zur königlichen Familie gehörte!

Der Herrscher knurrte wütend.

Nappa vergrößerte aus Vorsicht den Abstand zu ihm.
 

Sein Weg führte den König zu einem weißen, kuppelförmigen Gebäude.

Abgesehen von den Spalierstehenden Wachen, liefen nur die in weißen Gewändern gehüllten Ingenieuren herum, die beim Anblick ihres Herrschers schnell das Weite suchten.

König Vegeta kümmerte sich nicht um das Kleinvieh, sondern betrat eine Kontrollbrücke. Die dort arbeitenden Forschern konzentrierten ihren Blick auf den Raum unter sich, der mittels dicker, durchsichtiger Fenster abgetrennt war.

Beim Geräusch der sich öffnenden, elektronischen Tür drehten sich ein paar um und keuchten furchtsam auf.

Sofort verbeugten sich alle Ingenieure vor ihrem strengen Gebieter.

Ungeduldig winkte er ab und rief den Leiter der Abteilung zu sich.

„Wie sehen die Ergebnisse aus?“

„Sehen Sie selbst, Majestät. Der Junge macht sich großartig.“

Die Männer näherten sich dem Fenster und sahen nach unten.

In einem abgesicherten Raum stand ein kleiner Junge in blauer Overall, mit weißen Handschuhen und Schuhen, inmitten grüner Leichenteile und zeigte ein siegeslustiges Lächeln.

„Wie lautet seine aktuelle Kampfkraft?“ wollte der König wissen.

„Bei etwa 3.500, Majestät. Für ein fünfjähriges Kind ist das eine außerordentliche Leistung“ erklärte der Abteilungsleiter. Der Herrscher grunzte nur abfällig.
 

Bis zum gestrigen Tag war er mit der Leistung seines Sohnes sehr zufrieden gewesen.

Bis er diese Nachricht erhalten hatte…schon war alles anders und ein Powerlevel von 3.500 erschien ihm schwach.

Verdammte 10.000!

König Vegetas Hände ballten sich vor unterdrückten Zorn zu Fäusten.

„Er kämpft gegen die Pflanzenmänner? Wie viele schafft er derzeit gleichzeitig? Gibt es noch stärkere Gegner?“ fragte er.
 

Die Pflanzenmänner, auch Saibamen genannt, waren eine Spezies, die sie von einem Eroberungsfeldzug mitgenommen hatten; minderintelligente Wesen mit grünen, gedrungenen Körpern, die eine ähnliche Kampfkraft wie Unterklasse-Saiyajins aufwiesen.

Zuerst hatte man überlegt, sie als Fußvolk bei Eroberungen einzusetzen, aber die Saiyajins kämpften lieber selbst als es andere zu überlassen.

Dafür hatte der König eine andere nützliche Möglichkeit für sie gefunden: als Sparringspartner für seinen Sohn.

Seitdem er aus seiner Brutkapsel geschlüpft war, hatte der Thronerbe täglich gegen sie gekämpft und getötet. Seinen ersten Kampf mit drei Jahren gegen einen Pflanzenmann hatte er instinktiv bestritten; knurrend und mit roher Gewalt. Diesen Kampf hatte er erfolgreich, wenn auch schwer verletzt, gemeistert und seinem Vater bewiesen, dass er das Talent zum Elitekrieger besaß.

Jede Verletzung machte ihn stärker; jeder Fehler wurde nur einmal gemacht.

Auf diese Weise konnte sein Sohn ungehindert seine Kraft einsetzen und das Töten üben; ohne sich gegenüber anderen Saiyajins zurückhalten zu müssen. Früher als Gleichaltrigen lernte er das Kämpfen gegen stärkere Gegner und erzielte dadurch große Fortschritte, die sich im Steigen seines Powerlevels bemerkbar machten.
 

„Momentan habend die Saibamen eine Kampfkraft von 900-1.000. Durch unsere Züchtungen werden sie aber immer stärker. Wir gleichen den Schwäche-Unterschied durch die Anzahl aus. Prinz Vegeta hat eben fünf von ihnen gleichzeitig erledigt und wir wollten die gleiche Anzahl noch mal reinschicken“ erklärte der Abteilungsleiter und unterbrach König Vegetas Gedanken.

Auf ein Signal von ihm, drückte sein Untergebener auf einen Knopf.

Eine Tür öffnete sich und fünf Saibamen stürmten auf den kleinen Jungen zu.

König Vegeta sah ausdruckslos zu, wie der Junge sie einzeln umbrachte.

Das war zu wenig. Der Junge musste schneller und stärker werden. Das war seine einzige Chance, um sich nicht einholen zu lassen.

„Schickt sofort noch mal zehn rein. Falls er die auch tötet, sollen sich ein paar der Wachen mit ihm duellieren. Das Trainingspensum wird verdreifacht“ befahl er und drehte sich um.

„Wollen Sie nicht mit ihm sprechen?“ wagte ein weiblicher Ingenieur einzuwerfen.

„Wieso das?“ knurrte er genervt und verließ den Raum.
 

König Vegeta marschierte zurück zum Palast; Nappa still in seinem Fahrwasser.

Er versuchte, seinen Gedanken und seinen Puls zu beruhigen und blieb auf einem ruhigen, abgeschiedenen Balkon stehen. Nachdenklich schaute er nach unten auf seine Stadt.

Die weißen, runden Häuser leuchteten in der Sonne, aber seine Gedanken beschäftigten sich mit der Zukunft und nicht mit der Aussicht.

Der Kleine konnte gefährlich werden; für ihn und seinen Sohn.

Wenn er bereits jetzt so ein Powerlevel aufwies, würde er in ein paar Jahren…er konnte es sich kaum vorstellen, wie stark er dann wäre.

Am liebsten würde er in die Babystation marschieren und das Baby töten, solange es sich noch nicht wehren könnte.

Aber was würde sein Volk dann denken?

Das Töten eines saiyanischen Kindes, dessen Stärke ein neues Zeitalter einläuten könnte?

Eine so offensichtliche Reaktion aus Furcht und das von ihrem Anführer?! Beschämend!

Seine politischen Gegner könnten dieses Anzeichen von Schwäche für einen Putsch nutzen.

Dafür hatte er gerade keine Zeit. Er hatte Wichtigeres zu tun als sich mit dem Bekämpfen von Möchtegern-Königen zu beschäftigen.

Nein, so verführerisch der Gedanke war, er konnte ihn nicht töten, aber er war gezwungen Maßnahmen treffen, solange er noch die Zeit dazu hatte.

Der Prinz war fünf Jahre älter; mit mehr Kampferfahrung und einem intensiveren Training könnte er den Kräfte-Vorsprung einholen. Mehr Saibamen, mehr Training, mehr Schmerz ….

Aber war Stärke alles?

König Vegeta strich sich geistesabwesend über seinen Bart.

Die Erkenntnis traf ihn, dass man manche Gegner nicht mit purer Gewalt aus dem Weg räumen konnte. Dies war bislang die bevorzugte Lösung der Saiyajins gewesen, aber die Situation war komplizierter. Sie verlangte Fingerspitzengefühl.

Er sah seinen Sohn als sicheren Thronanwärter an, aber im Falle eines stärkeren Konkurrenten…sollte man vielleicht besser seinen Kopf einsetzen und nicht seine Muskeln.

Vielleicht war Training nicht alles. Am Ende war Prinz Vegeta vielleicht der stärkste Saiyajins, aber das Universum war groß. Eine Arroganz, die nur auf Kraft beruhte, konnte sich schnell in ein zweischneidiges Schwert wenden und einen selbst verletzen, sobald er auf eine unbekannte, mächtigere Rasse traf.

Der König erkannte damit auch seinen eigenen Fehler: er selbst stand doch ebenfalls unter dem Zwang aufzupassen, dass sein Stolz ihm nicht in die Quere kam und ihn impulsiv handeln ließ.

Der Prinz brauchte mehr als nur Stärke: List und Tücke; Strategiedenken und Wissen; Selbstdisziplin und Weitblick. Er musste seine Männer führen und ihren Fähigkeiten gemäß einsetzen. Er musste nach gegebener Situation vielleicht sogar lächeln und den Kopf neigen, in gespielter Demut.

Diese Fähigkeiten besaß Prinz Vegeta nicht.

Noch nicht.

Aber er würde es lernen.
 

Der König lächelte.

Ein Plan formte sich in seinen Kopf, der ihn beruhigte und einen neuen Weg zeigte.

Er würde den Vater des betreffenden Jungen befördern und ihn einen hohen Posten in seiner Nähe geben. Er war nicht besonders stark, aber wohl recht gebildet; vielleicht eine Position als Kanzler ohne Befehlsgewalt.

Auf diese Weise hatte er Vater und Sohn immer im Blick.

Behalte deine Freunde nah, aber deine Feinde noch näher…

Ein Fehler und Vater und Sohn würden beide dafür bezahlen. Niemand würde den König Vorbehalte machen können, wenn er seine Untergebene für ihr Versagen bestrafte.
 

Da die Mutter des Jungen gestorben war, würde das Baby garantiert die nächsten drei Jahre im Brutkasten verbringen.

Damit hatte er drei Jahre Ausbildungszeit für den Prinzen gewonnen.

Das nächste Tatakai fand in einigen Monaten statt und Prinz Vegeta würde es ohne Probleme dominieren. Die älteren Kinder waren kein Gegner für ihn.

Mit dieser öffentlichen Zuschaustellung seiner Kraft wäre er als Krieger akzeptiert und erhielt das Recht, den Planeten für Missionen zu verlassen.

Dadurch konnte der Prinz neue Erfahrungen sammeln. Das Kennenlernen von andere Alien-Rassen mit unterschiedlichen Eigenschaften würde ihn auf verschiedene Situationen vorbereiten.

Zusätzlich brauchte er Lehrer für eine höhere Bildung; nicht nur fürs Lesen, Schreiben, Rechnen.

Der König überlegte fieberhaft, welche Männer in seinem Gefolge dafür geeignet waren. Notfalls musste er noch einige Lehrer von anderen Planeten anfordern. Aber das sollte kein Problem sein. Diese kenntnisreichen, klugen Männer würden den Prinzen bilden und formen.

Ja, Klugheit und Stärke, in perfekter Kombination.

Prinz Vegeta hatte die Unterstützung des Königs, Essen, Ausrüstung, Lehrer, Ärzte, aber was hatte der Junge?

NICHTS und er würde dafür sorgen, dass es so blieb.

Was nütze ein großes Talent, wenn es brach lag?

Prinz Vegeta würde die nächste Generation anführen; niemand sonst.

Dieser Sayajin namens Broly würden ihnen dienen oder sterben.

Seine Kraft würde im Dienst der königlichen Familie stehen und ihnen nützen.

König Vegeta lachte laut auf.

Sein Plan war genial.

Zuversichtlich drehte sich König Vegeta um und sah zu seinen treuen Leibwächter Nappa hin, der seine Umgebung wachsam im Auge behielt.

Ein Gedanke kam auf.

Krieger oder nicht, als kleines Kind brauchte Prinz Vegeta immer noch einen Begleiter und Aufpasser.

Alleine konnte er ihn nicht wegschicken. Jemand musste ein Auge auf ihn haben; jemand, der stark genug war um ihn Paroli zu bieten. Der erfahren war und loyal.

Wer wäre dafür besser geeigneter als sein stärkster Mittelklasse-Krieger?

Nappa wäre darüber nicht erfreut, aber seine Meinung interessierte den König nicht.
 

Erleichtert sah Nappa, dass sich die Stimmung des Königs deutlich verbessert hatte, obwohl sein Lachen einem Angst einflößen konnte.

Die schlechte Laune hatte vermutlich mit dem Wunder-Kind zu tun, von dem er gehört hatte. Aber König Vegetas entspannte Miene sagte dem erfahrenen Krieger, dass dieser Knabe nicht mehr als Problem angesehen wurde.

Vorfreudig sah Nappa seinen Befehlshaber an.

„Nappa, als mein treuster Krieger, habe ich eine ehrenvolle Aufgabe für dich“ begann er bedeutungsvoll. Sein Lächeln war unheilvoll.

Über Nappas Haut lief ein erwartungsvolles Zittern. Er kniete sich hin, den Befehl abwartend.

„Du wirst ab sofort der neue Begleiter des Kronprinzen sein“ befahl der König. „Sei sein Leibwächter, sein Ratgeber, sein engster Vertrauter. Hab ständig ein Auge auf ihn.“

Es dauerte einige Sekunden, bis Nappa begriff.

Er sollte ein Babysitter werden?

Er sah überrascht hoch.

„Ich soll den kleinen Rotzbengel…äh, den Prinzen begleiten?“ fragte er fassungslos nach.

König Vegetas Grinsen wurde breiter. Er nickte.

„Ihr werdet bestimmt wundervolle Freunde“ prophezeite er spottend.

Nappa fragt sich verzweifelt, welchen Fehler er in letzter Vergangenheit verbrochen hatte.
 

„Also das ist unser neuer kleiner Bruder, Kakarott“ sagte Radditz und starrte nachdenklich auf die mannshohe Brutkapsel, die in einer Ecke des Hauses stand.

In dem eiförmigen durchsichtigen Behälter schwamm in einer hellblauen Flüssigkeit ein Säugling mit schwarzen Haaren und Affenschwanz.

Seine kleine Schwester stand neben ihn und war von diesem Anblick tief beeindruckt.

Fasziniert blickte sie auf den schlafenden Jungen.

Ihr Vater stand mit verschränkten Armen hinter ihnen, während Gine damit beschäftigt war, einen Vorhang anzubringen, damit der Junge einen geschützten, dunklen Bereich im Haus erhielt.

„Er sieht ja nicht gerade schlau aus“ murmelte Radditz; leider zu laut, weshalb er eine Kopfnuss von seinem Vater erhielt.

„Ist er wenigstens stark?“ fragte er und während er sich über die Beule am Kopf strich, nutzte er schnell seinen Scouter.

Das Ergebnis war ein Kampflevel von Zwei.

„Oh Shit…“ sagte Radditz, wieder zu laut und hörbar für alle.

Dafür erhielt er eine weitere Kopfnuss.
 

Bardock rieb sich deprimiert über die Augen.

Ein Kampflevel von Zwei und dass bei seinem letzten Kind.

Er hätte mit der Vasektomie besser warten sollen.

Bulmas schwache Kampfkraft konnte er entschuldigen, da sie ein Mädchen mit blauen Haaren war. Sie war eine außergewöhnliche Saiyajin; da konnte er das schwache Level verzeihen.

Radditz hatte leider Recht: der Kleine sah nicht besonders gewitzt aus und sein Level war kaum vorhanden.

Es wurde nur schlimmer mit seinem Nachwuchs, nicht besser.

Die größte Demütigung war Kakarotts Bettnachbar gewesen, ein Junge mit einem Kampflevel von 10.000 und dabei war sein Vater auch nur ein Unterklasse-Krieger.

Wenigstens hatte sein Sohn dem Bengel zum Heulen gebracht, das war ja wenigstens etwas.

Bardock konzentrierte seinen Blick wieder auf den schlafenden Säugling.
 

Gine sprang vom Hocker und sah stolz auf ihr Werk. Der Vorhang sah gut aus.

Als sie sich zu ihrer Familie umdrehte, fiel ihr Bardocks säuerliche Miene auf.

Angesichts Radditzs Bemerkungen über Kakarotts Kampfkraft, erkannte sie auch den Grund.

Sie wurde wütend.

Bardock schien gerne zu verdrängen, dass es zu seiner Kindheit keine Scouter gegeben hatte.

Ihre Generation hatte einige Jahre Zeit gehabt bevor sie ihre Fähigkeiten in einem Tatakai oder Ähnliches oder Beweis stellen mussten. Aber wegen den blöden Scoutern fingen die Saiyajins schon an, die Säuglinge auszusortieren ohne ihnen eine Chance zur Entwicklung zu geben.

Hätte Bardock zur jetzigen Zeit die Chancen bekommen wie damals?

Wäre seine Kampfkraft außergewöhnlich hoch gewesen?

Gine bezweifelte das. Sie kannte ihren Gefährten schon seit Jahren. Sie hatte miterlebt, wie er in vielen Kämpfen an seine Grenzen gekommen war und sie überwunden hatte.

Er hatte nie aufgegeben, egal was stärkere Krieger zu ihm gesagt hatten und ihnen bewiesen, dass Unterklasse-Krieger nicht schwächer sein mussten als höhere Klassen.

Also sollte er seinen Sohn gefälligst ebenfalls diese Chance geben!

Gine trat zu ihrer Familie und verschränkte wütend die Arme vor der Brust.

„Hör gefälligst auf, ihn so abfällig anzusehen, Bardock“ zischte sie gereizt. „Manche Kinder entwickeln sich schnell, andere langsam. Wir werden unseren Sohn diese Möglichkeit geben. Wenn du so sehr auf Stärke bedacht bist, dann geh doch auf einen Planeten mit ständigen Vollmond und lebe dort als Ozaru, du blöder Riesenaffe.“

Bardock zuckte zusammen bei ihren Vorwurf und die Kinder drehten vorsichtig ihre Köpfe zu ihren Eltern um. Gines ungewöhnlicher böser Blick und ihre wütende Stimme ließen nichts Gutes erwarten.

„Gine, ich habe doch nichts gesagt“ rechtfertigte er sich.

„Aber gedacht; das habe ich dir angesehen.“

„Äh, naja, du musst doch zugeben, eine so niedrige Kampfkraft…“ Bardocks Einwand verstummte angesichts Gine wütender Blick.

„Als ob du bei deiner Geburt besser gewesen wärst“ warf sie ihm vor.

„Woher soll ich das wissen? Bei meiner Geburt gab es doch noch keine…“

„EBEN!“ unterbrach sie ihm. „Das ist der Punkt und deine Eltern haben dich auch nicht im Wald oder auf einen einsamen Planeten ausgesetzt.“

„Gine, beruhige dich, ich will ihn doch nicht aussetzen. Wie kommst du…“

„Dass wir ein weiters Kind haben, sollte ein freudiges Ereignis sein und du machst es kaputt“ unterbrach sie ihn ein weiteres Mal und langsam füllten Tränen ihre Augen. „Mein Körper schmerzt von der Geburt, in meinen Brüsten sammelt sich Milch und drückt unangenehm und ich darf mein Baby nicht in den Arm nehmen. Stattdessen schwimmt es in dieser blauen Brühe und du… du freust dich nicht.“

Sie schniefte und wischte sich die Tränen ab, die an ihren Wangen herabrollten.

Ihre Familie sah sie besorgt an. Bardock war wie erstarrt und wusste nicht, was er tun sollte.

Gien fing an, sich ihres unkontrollierten Gefühlsausbruchs zu schämen und dass sie vor ihren Kindern anfing zu weinen. Die Tränen wollten aber nicht aufhören. Sie drehte sich um und lief aus dem Haus.

Radditz und Bulma sahen ihren immer noch geschockten Vater strafend an.

Was fiel diesem ungehobelten Klotz ein, ihrer Mutter so zu verletzen?!

„Papa“ begann Bulma langsam und sah ihren bestürzten Vater drohend an. „du solltest dich sofort bei Mama entschuldigen.“

„Ja, aber; wieso…“ stammelte Bardock. Er kapierte nicht, welcher Wirbelsturm gerade hereingebrochen war und seine Gefährtin in ein Häuflein Elend verwandelt hatte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sie zum letzten Mal weinend gesehen hatte.

„Wenn du ihr nicht sofort folgst, habe ich dich nicht mehr lieb“ drohte seine Tochter, weil ihr Vater sich immer noch nicht bewegte.

„Und Mutter wird dir nichts mehr zum Essen machen und du darfst draußen schlafen“ fügte sein Sohn hinzu.

„Kleine Kinder sollten sich nicht in Dinge einmischen, von denen sie keine Ahnung haben“ knurrte Bardock, fing aber endlich an, sich zu bewegen und eilte nach draußen.
 

Die Kinder drehten beruhigt ihren Kopf wieder zu ihrem schlafenden Bruder.

„Ehrlich gesagt, ich bin enttäuscht. Ich dachte, ich bekäme einen Bruder, gegen den ich kämpfen kann“ sagte Radditz seine Meinung geradeheraus. Er sah zu seiner schweigsamen Schwester hin und wartete auf ihre Antwort.

Sie wollte es nicht laut sagen, aber sie war auch enttäuscht.

Nicht wegen seiner Schwäche, sondern weil Kakarott schwarze Haare hatte.

Es hatte sogar die gleiche zerstrubbelte Form wie die von Vater.

Sie rieb nachdenklich eine Strähne ihres blauen Haars zwischen den Fingern.

„Seine Haare sind schwarz. Warum bin ich die einzige in der Familie, die blaue Haare hat?“ fragte sie ihren Bruder.

Der zuckte ratlos mit den Schultern.

„Du bist auch die einzige, die blaue Augen hat“ fügte er ehrlich hinzu. „Ich habe bislang keinen Saiyajn mit der Farbe gesehen.“

Ein Umstand, der Bulma nicht tröstete.

Radditz verschränkte seine Arme hinter seinen Kopf und drehte sich gelangweilt ab.

„Ist doch egal“ sagte er. „Wenn Kakarott geschlüpft ist, kannst du ja mit ihm spielen. Es gibt endlich jemand in der Familie, der sogar schwächer ist als du.“

Bulma horchte auf.

So hatte sie es noch nicht gesehen.

„Wann kommt er denn raus?“ fragte sie neugierig.

Wieder zuckte Radditz mit den Schultern.

„Vielleicht in sechs Monaten, vielleicht in einem Jahr. Da sind sich unsere Eltern noch nicht sicher. Wahrscheinlich wollen sie erst wissen ob du ein guter Babysitter bist. Schließlich bist gerade mal drei Jahre alt.“

„Mama sagt, ich wäre sehr reif für mein Alter. Außerdem werde ich bald vier“ erwiderte Bulma. „Und du bist erst sieben, also spiel dich nicht so auf.“

Radditz lächelte spöttisch.

„Egal, solange der kleine Schwächling kein anständiges Powerlevel erreicht, interessiert er mich nicht. Du kannst dich um ihn kümmern. Er wird dir bei der Schwäche ja keinen Ärger machen. Du brauchst mich dann ja nicht“ sagte er mit einem Blick auf seinen Scouter. „Da habe ich Besseres zu tun.“

Der Scouter zeigte für Bulma einen Wert von 95 an. Normalerweise waren Kinder ihres Alters mindestens doppelt so stark.

Damit war für Radditz das Thema abgeschlossen und er verließ die Hütte.

Bulma konzentrierte ihren Blick wieder auf ihren kleinen Bruder.

Sie hatte jetzt einen großen und einen kleinen Bruder. Dass Kakarott so schwach war, fing ihr an zu gefallen. Radditz hatte sich immer beschwert, weil sie zu langsam für ihn war.

Aber für Kakarott wäre sie die große, starke, schlaue Schwester.

„Mein kleiner Bruder…“ flüsterte sie und lächelte.

Die Bedeutung von Nahrung

Vier Monate nach Kakarotts Geburt…

Die Sonne ging allmählich unter und Gine war von der Arbeit zurückgekehrt. Bardock war zurzeit wieder auf Mission; ein kleiner Planet sollte mit Hilfe der Saiyajin bewohnbar gemacht werden.

Gine stand am Herd und schnitt das runde, große Stück Fleisch in dünnere Scheiben zurecht, die sie anschließend auf das heiße Eisengitter ihres Grills legte.

Bulma und Radditz spielten auf den Boden mit bunten, runden Steinen und versuchten, sie in einen kleinen, auf die Seite gelegten Becher zu schießen. Bulma war zwar geschickter, aber Radditzs Schüsse hatten mehr Kraft, weshalb er in Führung lag. Ihre Finger schmerzten und sie konnte nicht mehr so stark schnippen wie sie wollte. Radditz triumphierte und bekam seine Steine als erstes in den Becher.

„Okay, Kinder, Essen ist gleich fertig“ rief Gine mit einem Blick auf die gebräunten Steaks. „Tisch decken, Hände waschen und hinsetzen.“

Die Kinder taten wie befohlen und Gine tischte das gegrillte Fleisch sowie das gekochte Wurzelgemüse auf.

„Mama, wann kommt Kakarott aus seiner Kapsel?“ fragte Bulma ungeduldig. „Ich will mit ihm spielen.“

„Was ist mit mir?“ fragte Radditz beleidigt.

„Du hast doch kaum Zeit für mich. Ständig bist du unterwegs. Nur abends bist du da“ beschwerte sich seine Schwester.

„Ich will ja auch nicht die ganze Zeit bei dir sein“ erwiderte ihr Bruder trotzig. „Das ist langweilig.“

„Etwas Zeit müssen wir ihm noch geben. Aber du hast Recht. Ich möchte Kakarott auch gerne auf den Arm nehmen. Er ist so süß“ schwärmte Gine mit einem Blick auf ihren schlafenden, jüngsten Sohn.

Die Kinder fingen an zu essen. Mit Stirnrunzeln sah Gine dabei zu, wie Bulma ihr Steak an Radditz weiter reichte und er ihr dafür sein Gemüse gab.

„Radditz, hör auf, Bulma das Fleisch weg zu essen. Iss dein Gemüse“ befahl sie.

„Ich esse es ihr nicht weg. Wir tauschen. Bulma mag das Gemüse eh lieber“ rechtfertigte sich der Junge.

Bulma nickte zustimmend. „Das Fleisch ist hart. Gemüse ist besser“ sagte sie kurzangebunden.

„Du meinst „zäh“? Hast du Probleme beim Kauen? Tun dir die Zähne weh?“ sorgte sich Gine.

Bulma schüttelte den Kopf. „Ich mag das Fleisch nicht so. Je mehr ich kaue, desto mehr füllt es den Mund und ich kann es nicht schlucken. Vogel und Fisch ist besser“ versuchte sie zu erklären. Sie wollte nicht die Kochkunst ihrer Mutter kritisieren, aber die Steaks, die es oft gab, schmeckten ihr einfach nicht; zu zäh und trocken. Das weiße, zarte Fleisch von Vögeln und Fischen, dass schnell durchgebraten und nicht so trocken war und auf der Zunge zerfiel, war ihr lieber. Deshalb tauschte sie ihre Steaks bei Radditz ein; der freute sich mehr darüber und sie bekam sein Gemüse und war damit auch satt.

„Aber das Gemüse ist sehr lecker“ versuchte sie ihre Mutter zu beruhigen.

Gine war nicht beruhigt.

Saiyajins waren Omnivoren, aber besonders rotes Fleisch und süße Früchte mochten sie am liebsten: Nahrung mit vielen Proteinen und Kohlenhydraten.

Ihr Magen und Immunsystem war abgehärtet und der Stoffwechsel hoch, so dass sie hohe Mengen an Nahrung benötigten und auch gut verwerten konnten. Ihr starker Kiefer und die gesunden Zähne zermalmten die Nahrung, egal in welchem Zustand.

Bardock und Radditz bevorzugten ihre Steaks halbroh mit blutigem Kern, während Gine sie für sich und ihre Tochter gut durchbriet, damit es bekömmlicher war.

Gine erinnerte sich an Bulmas Essensverhalten in den letzten Monaten und ihr fiel auf, dass Bulma weiches Essen bevorzugt hatte.

Sie überlegte. Angesichts Bulmas Auffassungsgabe, ihrer kulinarischen Vorlieben und weil Gine plante, ihren jüngsten Sohn in ein paar Monaten aus der Kapsel zu nehmen, war es die rechte Zeit, ihrer Tochter das Kochen beizubringen. Sie lernte schnell und war verantwortungsvoll und würde nicht mit dem Messer und Feuer unvorsichtig spielen, sondern es richtig einsetzen.

Dann konnte Bulma den Brei für Kakarott vorbereiten und vielleicht für ihren älteren Bruder bereits am Mittag ein ordentliches Essen zubereiten. Damit das Fleisch weicher und zarter wurde, musste es längere Zeit bei niedriger Temperatur kochen und dafür hatte Gine am Ende des Tages selten Lust und Zeit.

Saiyajins liebten es zu essen, aber der Umstand des Kochens fanden die meisten nur lästig. Die königliche Familie war wohl die Einzige, die Ansprüche an ihr Essen stellten. Diese hatten aber ihre eigenen Bediensteten, die sich den ganzen Tag mit dem Kochen beschäftigen durften. Das gemeine Volk war ungeduldiger und bevorzugte eine schnelle Gar- und Grillmethode. Durch das Grillen bei hoher Temperatur wurden mittels Abtötens der möglichen Krankheitserreger das Fleisch bekömmlicher, aber auch zäher.

Radditz weigerte sich, kochen zu lernen. Für ihn war das Frauenarbeit. Gine freute sich auf den Tag, wenn ein hungriger, einsamer Radditz lernen musste, für sich selbst zu sorgen. Wahrscheinlich würde er etwas jagen und das Fleisch roh essen. Hoffentlich bekäme er eine Lebensmittelvergiftung; das würde ihm etwas Respekt vor der Arbeit seiner Mutter einflößen.

„Bulma, ab morgen bringe ich dir das Kochen und Ausnehmen bei. Dann kannst du mir mehr im Haushalt helfen und für deine Brüder kochen“ erklärte Gine ihrer Tochter.

Radditz Gesicht hellte sich auf. „Dann kann Bulma zur Mittagszeit kochen, wenn du noch weg bist?“ fragte er erfreut. Gine nickte und wandte sich ihrer noch kritischen Tochter wieder zu.

„Du dürftest dann jeden Tag entscheiden, was auf den Tisch kommt“ lockte Gine ihre Tochter.

„Und Radditz muss dann für mich die Sachen aus dem Wald holen?“ fragte Bulma und lächelte bei den Gedanken, ihren großen Bruder herumzukommandieren.

Gine nickte. „Wir werden uns darum kümmern, dass du alles hast, damit du nach deiner Vorstellung kochen kannst“ bekräftigte sie.

Radditz kniff misstrauisch die Augen zusammen.

„Moment, soll das heißen, es wird nachher nur noch Gemüse geben?“ fragte er ängstlich.

„Wenn es Bulmas Entscheidung ist, ja. Aber am Abend koche ich dann ja wieder“ beruhigte seine Mutter und Bulma lächelte.

Selber am Herd stehen hörte sich spannend an. Sie konnte dann kochen, was ihr am meisten schmeckte und sie durfte Mutters Töpfe und wertvolle Messer benutzen.
 

In den Wochen darauf brachte Gine ihrer Tochter den Umgang mit den Kochmessern bei.

Sie hatte verschiedene, scharfe Messer im Haus, die für die Kinder eigentlich tabu waren.

Bulma durfte zum ersten Mal eines ihrer kostbaren, scharfen Messer benutzen, auch wenn es anfangs nur das Obst- und Gemüsemesser war.

Bardock und Gine hatten ihre Kinder schon früh das Erkennen von essbaren Pflanzen beigebracht und die Kinder hatten durch das tägliche Spielen und Sammeln im Wald diese Kenntnisse vertieft. Aber der Prozess des Ausnehmens von getöteten Tieren hatte bislang immer Gine übernommen.

Am Anfang fühlte Bulma Angst und Ekel.

Der Geruch von frischem Blut und die toten Augen der Beute erinnerten sie manchmal unangenehm an den Vorfall mit dem Scrofa, von dem sie einst gejagt wurde. Der Hauch des Todes war ungewohnt für sie. Aber geduldig und behutsam erklärte ihr Gine jeden Vorgang und nahm Bulma die Angst. Sie zeigte ihr, wie man die Haut abzog, die Federn der Vögel und die Schuppen der Fische entfernte, die Gedärme entnahm und das Fleisch und Knochen zerteilte und welches Messer je nachdem dafür das Richtige war.

Je öfter Bulma ihr dabei zusah und half, desto weniger Ekel verspürte sie; bis sie das kalte Fleisch nicht mehr mit dem lebenden Tier in Einklang brachte. Trotzdem bevorzugte sie das Sammeln und Zubereiten von Obst, Gemüse, Pilze und Kräuter. Dafür musste niemand sterben und es floss kein Blut.

Besonders wichtig war ihr eine Zubereitungsmethode zu finden, bei der das Fleisch weich und zart wurde und nicht mehr so tierisch stank. Da Radditz sich lauthals beschwerte, wenn es zu wenig Fleisch auf den Tisch gab, musste sie es trotzdem kochen.

Die kostbaren Metalltöpfe, die Bardock von seiner Reise mitgebracht hatten, waren daher ihr bevorzugtes Kochutensil. Diese Töpfe bestanden aus einem besseren Metalllegierung, nahmen die Hitze besser auf und hielten das Essen länger warm, ohne den Geschmack zu beeinflussen. Je länger sie das Fleisch bei schwacher Hitze darin schmorte, desto zarter wurde es. Kräuter, Gewürze und wildes Gemüse halfen ihr dabei, den Geschmack und Geruch ansprechend zu ändern.
 

Bulma bekam die Idee, die oft benötigten Kräuter selber anzubauen, anstatt sie mühsam im Wald zu suchen.

Sie sammelte Blüten mitsamt den Samen ein oder buddelte sie mit ihren Wurzeln aus, um sie hinter dem Haus, in einer geschützten, sonnigen Ecke anzupflanzen. Einige Kräuter fingen an auszuschlagen, andere gingen ein.

Warum einige Pflanzen besser wuchsen als andere, verstand sie nach der Untersuchung der verdorrten Überreste: sie vertrugen keine Sonne oder sie hatten zu wenig Wasser erhalten. Also pflanzte sie weitere Setzlinge im Schatten der Hütte und der Felsen, in der feuchteren Erde am Badeteich und am Rand des Waldes, wo sie schon bald ausschlugen.

Weil diese Versuche so gut klappten, sammelte sie auch die Samen der Früchte und pflanze sie ein.

Zufrieden sah sie auf die ersten Triebe; bemerkte aber, dass sie noch sehr viel Zeit zum Wachsen benötigen würden. Wenn es aber soweit war, könnte sie entspannter die Kräuter, Früchte und Beeren einsammeln und musste nicht mehr mit den wilden Tieren des Waldes konkurrieren.

Bulma wusste nicht, dass sie die ersten Schritte der Landwirtschaft befolgte und welche Symbolik es für ihre Rasse hatte.
 

Die Saiyajins waren ein Volk, dessen Überlebenstriebe so überzeugend waren, dass sie andere Lebensaufgaben in den Schatten stellten

Ihre Hauptziele im Leben waren das Essen, Schlafen, Kämpfen wie Jagen und das Verbreiten ihrer Gene. Daraus bestand der Sinn eines Saiyajins: dem Befolgen eines Urinstinktes eines jeden Lebewesens, aber in verstärkter Form.

Der gewünschte Tod sollte in einem glorreichen Kampf stattfinden und nicht aus Altersschwäche geschehen.

Natürlich gab es individuelle Unterschiede: es gab Charaktere, die sich nicht von ihrem Urinstinkt leiten ließen, sondern neue Wege gingen. Aber waren sie nicht vorsichtig, wurden sie schnell als Außenseiter ausgestoßen. Der Konsens des Volkes war es, dass der individuelle Charakter sich dem Wohl des Volkes unterzustellen zu hatte. Eigenmächtige Entscheidungen wurden daher nicht gerne gesehen. Der Gruppenzwang und die hierarchischen Strukturen beherrschten das Denken der Saiyajins.

Eine höhere Ordnung als den König gab es für sie nicht. Es gab keinen Gott und man glaubte nicht an die Kraft der Ahnen. Der Tod war das endgültige Ende; danach zerfiel der Körper zu Staub und dem Krieger wurde kein anderes Denkmal gesetzt, als dass seine Nachkommen Geschichten über ihn erzählten.

Der tierische Instinkt des Ozarus beherrschte sie selbst in ihrer humanoiden Form.

Kunst und Kultur waren im Vergleich zu anderen Rassen nur archaisch und rudimentär: von ihrer Rasse waren keine Gedichte, Skulpturen, komplizierte Malereien oder andere Kunstwerke zu erwarten.

Die meiste Zeit drehten sich die Gedanken ums Essen.

Nahrung bedeutete Energie, um weiter kämpfen zu können. Kampf bedeutete Leben.

Nur durch den Kampf durchfloss sie das Gefühl, wahrhaftig am Leben zu sein und das Leben mitsamt seinem Schmerz und seiner Freude zu spüren.

Um Nahrung zu erhalten, musste gejagt, getötet und bei einem schlechten Angebot von Beute auch gesammelt werden.

Obwohl der Planet Vegeta einige fruchtbaren Ecken besaß, gab es keine gezielte Landwirtschaft.

Die Saiyajins sahen diese Methode als unwürdig für ein Volk von Krieger an. Im Dreck zu wühlen erinnerte sie an ihre unrühmliche Vergangenheit, als sie noch in Höhlen gewohnt und sich mit den Fellen ihrer Beute bekleidet hatten.

Sklaven für die Bebauung zu nutzen, wurde aber ebenfalls abgelehnt. Die stolzen Krieger befürchteten den Verrat derjenigen, die ihre Eroberungszüge überlebt hatten. Ihre eigene Geschichte, bei der sie ihre Heimat erobert hatten, hatte sie gelehrt, die Rache von Überlebenden zu vermuten. Wären sie an deren Stelle, würden sie sich schließlich auch nicht ergeben, sondern auf den richtigen Moment für einen Rückschlag warten.

Also warum den Verrat riskieren, der garantiert kommen würde?

Darum wurden Rassen immer komplett vernichtet oder auf andere Planeten verkauft.

Fremden Rassen war der Zugang zu Planet Vegeta zum Schutz der eigenen Bevölkerung nicht erlaubt.

E gab niemanden, von dem die Saiyajins die Pflege und Anbau des Bodens lernen wollten. Um ihre eigenen Ressourcen zu sparen, tauschten sie die eroberten Reichtümer hauptsächlich gegen Lebensmittel von anderen Planeten ein, die dank ihrer landwirtschaftlichen Pflege eine bessere Qualität aufwiesen als das wild wachsende Obst und Gemüse der Saiyajins.

Die kostbarsten, wohlschmeckendsten Lebensmittel wurden für das Königshaus und die Elitekrieger abgezweigt. Die restlichen Nahrungsmittel wurden von den Zubereitung-Einheiten aufgeteilt und an die Bewohner abgegeben; die Menge entschied sich nach ihrer Stellung in der Hierarchie-Ordnung.
 

Durch das tägliche Üben mit ihrer Mutter und dem eigenständigen, ungehemmten Kochversuchen, dessen Ergebnisse der genügsame Radditz immer aufaß, wurde Bulma in die Geheimnisse der Küche eingeführt.

Aus Neugier experimentierte sie öfters mit den Lebensmitteln, als ihre Mutter es aus Sparsamkeit und Gewohnheit tat und suchte nach neuen Geschmacksrichtungen. Sie fügte oder ließ bestimmte Zutaten weg, schnitt sie entweder sehr klein oder grob, probierte verschiedene Temperaturen und Schnitttechniken aus.

Egal wie die Ergebnisse ausfielen, der ständig hungrige Radditz verschlang es und gab dazu seine kritische Meinung ab.

Die Geschwister fingen wieder an, gemeinsam im Wald zu wandern, auf der Suche nach neuen Ideen und Beute.
 

Radditz hatte immer noch die Worte seines Vaters im Ohr: Wenn er jedes Tier im Wald eigenständig erlegen konnte, durfte er am Tatakai teilnehmen.

Dann bekäme er eine Rüstung wie die Erwachsenen und dürfte danach in seinen ersten großen Krieg ziehen. Sein Ziel war es, eine hohe Position unter den Unterklasse-Krieger einzunehmen. Vielleicht, eines Tages, wäre er sogar so stark wie ein Mittelklasse-Krieger.

Er wusste, dass sein Vater, obwohl ebenfalls als Unterklasse-Krieger eingeordnet, eine dafür ungewöhnlich hohe Kraft besaß, die er sich durch seine Kämpfe, seine Hartnäckigkeit und durch fleißiges Training erworben hatte.

Bardock war sein Vorbild. Ihn wollte er übertreffen.

Seitdem er seine Schwester vor dem Scrofa gerettet hatte, war er durch sein Training, der hohen Schwerkraft und dem spielerischen Kämpfen mit seinen Freunden stärker geworden. Er konnte seinen Energiestrahl besser steuern und wirksamer abfeuern.

Aber die Scrofas waren nicht die stärksten Tiere im Wald: es gab noch Größere, Stärkere, aber auch Kleinere, Scheue und gefährlich Giftige.

Neben den Landbewohnern und Vögel des Waldes, existierten noch die Bewohner eines großen Süßwassersees, von den einige scharfe Zähne hatten. Sie hatte Bardock mit zu der Aufgabe gezählt.

Bardocks Aufgabe war nicht so leicht zu erfüllen, wie sie sich anfangs angehört hatte. Radditz würde fürs Jagen der Beute nicht nur bloße Kraft brauchen, sondern auch Geschicklichkeit und Geduld: eine schwere Erkenntnis für den Jungen.

Bulmas Küche profitierte von Radditz Jagdversuchen. Selbst wenn er alleine loszog und keinen Erfolg hatte, brachte er wenigstens ein paar Früchte oder ihre Lieblings-Fische mit; kleine silbrig glänzende Fisch mit rosa Bauch und weißem Fleisch.
 

Bulmas Kochversuche und ihre Experimentierfreude sollten sich drei Monate später als sehr nützlich für ihre Familie erweisen…
 

Gine war mit drei weiteren Saiyajin- Frauen beschäftigt, ein totes Phantus, eins der größten Landbewohner des Planteten zu zerlegen, als sie von draußen lautes Gebrüll hörten.

Eine dieser Stimmen hörte sich erstaunlich nach Bardock an.

Sie entschuldigte sich bei ihren Kolleginnen und rannte nach draußen, um sich den Ursprung des Lärms anzusehen.

Wie sie es sich gedacht hatte, stand Bardock draußen vor der Halle und bellte Befehle.

Weitere Unterklasse-Krieger waren damit beschäftigt, große, undurchsichtigen Kisten vorsichtig von einem Transport-Gleiter abzuladen.

„Borgos, hör gefälligst auf zu fressen und mach deine Arbeit. Geh und hilf Panbukin“ rief Bardock ungeduldig und half seinen Kameraden Toma, die letzte Kiste abzuladen.

Der angesprochene Krieger stopfte sich schnell sein Trockenfleisch in den Mund und erledigte grummelnd seine Arbeit.

„Bardock, du bist zurück? Was machst du hier?“ rief Gine und eilte auf ihren Gefährten zu.

In der Öffentlichkeit war die Zurschaustellung von Zärtlichkeiten verpönt und Gine wusste, dass ihr Gefährten sich gerade vor seinen Kameraden genieren würde; darum unterließ sie ihre sonst herzliche Begrüßung und blieb vor ihm stehen. Sie winkte den Kameraden ihres Mannes zu.

Bardock zeigte auf die verschlossenen Kisten.

„Wir sind doch gerade auf diesen Sumpfplaneten Moors, um ihn für so ein Alien-Volk bewohnbar zu machen. Der Planet besteht größtenteils aus sumpfigem Wasser und Mangroven und wir sind damit beschäftigt, die Bäume zu fällen und die Tiere zu töten. Eines davon ist hier drin“ erklärte er.

Toma, sein ältester Freund, ein großer Saiyajin mit kurzem Zopf und kantigen Gesichtszügen, trat näher.

„Da drin sind die gefährlichsten Biester des Planeten. Zwei Männer hat es bereits erwischt, weil sie unvorsichtig waren“ erzählte er und bückte sich, um eine der Kisten zu öffnen.

Das erste, was Gine sah, war eine Menge schleimig-graues Wasser.

Toma griff mit beiden Händen hinein und holte das tote Wesen hinaus.

Gine schrie auf. Ihre Haare standen bei seinem Anblick zu Berge.

Es schien sich nur um ein Stück, nicht um das komplette Tier zu handeln. In Wirklichkeit musste dieses Tier meterlang sein; zu groß und lang für die Kisten.

Sein Körper war rund geformt und so dick, dass ein Mann es kaum mit seinen Armen umfassen konnte; die Haut schuppig-glatt, grau und mit Schleim bedeckt.

Ein glitschiges, fischiges Wesen, ähnlich den kleinen Aalen, die es auf ihren Planeten auch gab.

Aber ausgehend von seinem Kopf…

„Diese Dinger müssen ja riesig sein“ flüsterte sie erschrocken.

Die Männer nickten.

„Sie verstecken sich im Wasser und warten auf ihre Beute. Entweder ziehen sie sie nach unten ins Wasser und ertränken sie oder sie reißen große Wunden auf. Der Geruch von Blut zieht dann weitere von ihnen an. Die glitschige, nasse Haut macht es schwierig, sie anzugreifen“ erklärte Toma und drehte den Kopf, so dass Gine sein rundes Maul sehen konnte.

In seinem roten Maul waren mehrere Reihen von spitzen Zähnen, kreisförmig angeordnet, sichtbar.

Gine zuckte angewidert zusammen. Dieser Kopf, dieser Schleim und sein Geruch…so stinkig, fischig-faulig, wie schmutziges, abgestandenes Wasser.

„Das ist ja widerlich“ schimpfte sie. „So was bringt ihr hierher?“

„Nur die toten. Lebend wollen wir sie hier auch nicht haben“ sagte Toma grinsend.

„Und wieso bringt ihr es zu uns? Moment, das kann doch nicht euer Ernst sein?! Wir sollen DAS DA kochen?“

„Falls das überhaupt möglich ist“ meinte Bardock. „Wir haben versucht, sie selbst zuzubereiten, aber diese Dinger sind so schleimig; selbst gegrillt unter hohen Temperaturen wurde es nicht besser. Der König findet, dass wir aber die Möglichkeit nutzen sollten. Giftig sind sie ja nicht. Wenn wir eh schon die Dinger töten müssen, könnten wir vielleicht auch gleichzeitig was zum Essen haben. Ihr von der Zubereitungs-Einheit sollt dafür einen Weg finden.“

Nichts fürchteten Saiyajins mehr als eine Hungersnot und die Verschwendung von Essbaren wurde als Sakrileg angesehen. Wenn man also für das Töten einer Art angeheuert wurde, sah man zu, dass deren Tod nicht allzu sinnlos war.

Gines Einheit hatte deswegen auch die seltene Pflicht, neuartige, mögliche Lebensmittel zu testen.

„Ist es denn wirklich möglich, diese Dinger zuzubereiten? Gibt es eine Methode auf ihren Heimat-Planeten?“ fragte Gine zweifelnd und strich vorsichtig über das tote Fleisch. Ihre Finger waren sofort mit einem glibbrigen Schleim bedeckt. Angeekelt wischte sie sich ihre Finger an ihrem Rock ab.

„Der Planet wird nicht von intelligenten Lebewesen bewohnt. Die neuen Bewohner wollen die Dinger ausgerottet haben, weil sie sie fürchten. Wie, auf welche Weise, ist ihnen egal“ erzählte Toma.

Drei Saiyajins, die zu Bardocks engsten Kampfgefährten gehörten, kamen näher.

Selypa, eine der wenigen kämpfenden Frauen, hatte kurze Haare und immer ein spöttisches Lächeln auf den Lippen.

Dann gab es noch Panbukin, ein stämmiger, kleiner Krieger mit dünnem Bart und Borgos, ein stiller, großer Mann, der ständig am Kauen war. Alle trugen die Rüstung der Krieger und einen Scouter.

„Gine, was macht dein Jüngster“ fragte Selypa interessiert. „Bardock hat uns nicht viel über ihn erzählt.“

„Liegt daran, dass der Kleine ja auch noch immer in der Kapsel ist“ knurrte Bardock. „Oder hast du ihn schon rausgenommen?“ fragte er erschrocken seine Gefährtin.

„Wie hoch war noch mal seine Kampfkraft? Zwei?“ fragte Panbukin höhnisch.

„Wie viele Kinder hast du noch mal? Null?“ entgegnete Bardock trocken.

„Gibt es überhaupt eine Frau, die mit dir Kinder will?“ gab Selypa ihren Senf dazu.

Die beiden Krieger lächelten spöttisch bei Panbukins Geknurre und verletzten Stolz.

„Kakarott ist noch in der Kapsel; deswegen kann ich dir noch nicht viel über ihn sagen“ wechselte Gine das Thema, bevor noch ein Streit ausbrach. „Bardock hat mir eure Beute gezeigt.“

„Ja, wir nennen sie Schleimaale. Der Name ist Programm“ erzählte Selypa. Mit missmutiger Miene sah sie auf den toten Leib. „Ich glaube ja nicht, dass man daraus etwas machen kann. Aber das ist ja jetzt deine Aufgabe. Unser Team darf sich wieder für drei Tage ausruhen, bevor wir wieder losfliegen müssen. Bis der Planet fertig ist, dürften noch mal sechs Monate vergehen. Leider hat er keinen Mond“ fuhr sie fort.

„Bardock, wir gehen jetzt los und essen und trinken was. Willst du auch mit oder bleibst du bei deinen Weibchen?“ fragte Toma.

Bardock sah Gine fragend an, aber sie schüttelte den Kopf.

„Ich werde mich mit den anderen meines Teams beraten, was wir mit den Schleimaalen machen können. Du kannst erst mal losziehen. Hol mich doch am Abend ab; dann können wir gemeinsam nach Hause gehen“ schickte sie ihren Gefährten los.
 

Die nächsten Tage verbrachten Gine und ihr Team mit den Versuchen, die Schleimaale essbar und auch schmackhaft zuzubereiten: erfolglos.

Langsam wuchs der Druck des Königs. Er wollte Ergebnisse sehen und Versagen war für ihn kein akzeptables Ergebnis.

Der zu erobernde Planet besaß nicht viele Rohstoffe. Das Holz wollte der Auftraggeber behalten. Die Sayajins durften nur die Überreste der Lebewesen mitnehmen. Um ihren Profit zu steigern, war es deswegen wichtig, dass Gines Team Erfolg hatte. Es war eine seltene Möglichkeit für sie zu glänzen und ihrem Volk einen großen Nutzen zu bringen.

Gine hatte eine Kiste mit den Überresten mitgenommen, um sie zu Hause weiter zu untersuchen.

Radditz hatte einen neugierigen Blick reingeworfen und gleich klargestellt, dass er davon niemals etwas essen würde. Auch Bulma hatte sich davor geekelt und sich geweigert, es anzufassen. Bardocks Ruhepause war vorbei und er musste wieder los. In diesem Fall war er aber auch keine Hilfe.

Müde und mutlos saß Gine am Esstisch; ihren Kopf auf der Steinplatte des Tisches gelegt. Sie hatte keinen Plan mehr, was sie damit noch machen könnte. Wenn man nur irgendwie diesen Schleim entfernen könnte…das Fleisch selbst könnte schmackhaft sein; ähnlich wie bei normalen Aalen und Fischen.

„Dieser Geruch…dieser Schleim…wie werde ich ihn los?“ murmelte sie verzagt und massierte sich die Schläfen.

Bulma sah versteckt hinter dem Vorhang, wie ihre erschöpfte Mutter am Tisch saß.

So hatte sie ihre Mutter noch nie erlebt. Diese ungewohnte Mattigkeit ihrer sonst so fröhlichen Mutter machten ihr Angst.

Wie konnte sie ihr helfen?

Sie schlich sich zu ihrer Sammlung von Büchern, die ihr Vater mitgebracht hatte. In letzter Zeit war nichts Neues hinzugekommen, aber dank ihres Studiums konnte sie bei jedem wiederholten Lesen mehr verstehen. Sie suchte nach Zeichnungen und Symbolen, die etwas mit Aalen oder Würmer zu tun hatte. Die Saiyajins wussten nicht, wie man mit den Schleimaalen umging, aber vielleicht jemand von einem anderen Planeten?
 

Am nächsten Tag, als Gine wieder zu ihrer Arbeitsstätte fort war, nahm Bulma ihren Mut zusammen und öffnete vorsichtig die Kiste. Mit angeekelter Miene entnahm sie ein kleines Stück und fing an, zu experimentieren.

Zur Mittagszeit kam Radditz von seiner Runde aus dem Wald wieder; zwei Vögel in braunen Federkleid lagen über seine Schulter.

„Hey, Bulma, ich habe zwei Perdix-Vögel für uns gefangen. Die magst du doch auch so gerne“ strahlte er.

Bulma drehte sich ertappt um. Sie stand am Herd; alle Töpfe waren im Kochraum verteilt und ein merkwürdiger, fischiger Geruch hing in der Luft.

„Radditz, hast du Hunger?“ frage Bulma mit listigem Lächeln.

„Öh, ja. Du hast schon gekocht? Was gibt es denn?“

„Eine Überraschung.“

Bulma füllte eine Schale mit einer dicken Suppe und reichte sie ihrem Bruder.

Sie versuchte, ein unschuldiges Lächeln zu zeigen, während sie seinen Gesichtsausdruck genau im Auge behielt. Der ständige Hunger ihres Bruders war dieses Mal sehr nützlich. Er würde ein gutes Versuchskaninchen abgeben.
 

Die Suppe mit den vielen Gemüse und Kräuter wurde verschlungen. Die gegrillten Stücke, die mit wilden Zwiebeln angerichtet waren, wurden kritisch begutachtet: Für Radditz sah das helle Fleisch mit den roten Adern komisch und irgendwie giftig aus und der Geruch war seltsam scharf, weil sie es mit Meerrettich gewürzt hatte. Dafür aß er von dem Rübenbrei, in dem sie kleine, gebratene Aal- Stückchen versteckt hatte und mit einer braunen Soße, die sie aus dem Konzentrat der Suppe gekocht hatte, verziert hatte.

„Nicht schlecht“ sagte er zum Abschluss. „Das Fleisch war zwar zart, aber bisshafter als Fisch. Es war auch mehr dran. Von welchem Fisch stammt es? Muss ein großer gewesen sein…Pistris?“

„Äh, das willst du nicht wissen“ sagte Bulma rätselhaft, die mit spitzen Fingern und geschlossenen Augen von den gegrillten Stücken probiert hatte.

Das Aussehen war gewöhnungsbedürftig, aber vom Geschmack her musste sie Radditz rechtgeben. Es war zarter als das Fleisch von Landwesen und hatte einen leicht salzigen Geschmack, der gut zu dem Gemüse passte.

Sie lächelte zufrieden.

Wenn ihre Mutter am Abend wieder da wäre, würde sie ihren erfolgreichen Versuch zeigen.

„Doch nicht etwa von Cetes? Das wäre zu groß und zu selten; davon bekommen wir nichts. Das geht immer an die Elite“ versuchte Radditz weiter zu raten.

Bulma zeigte ihrem Bruder ein geheimnisvolles Lächeln.

„Ich will es mal so sagen: Vor einigen Tagen hast du noch geschworen, es niemals zu essen. Heute hast du es getan“ sagte sie und sah freudig auf Radditz ratlose Miene, der verzweifelt versuchte sich zu erinnern.

Dann, plötzlich, durchzuckte es ihn und er stand hastig auf.

Als er die Kiste mit den schleimigen Überresten öffnete und er den niedrigen Stand an Flüssigkeit und Fleisch sah, wusste er Bescheid.

Mit gesträubten Affenschweif und großen Augen drehte er sich langsam zu seiner immer noch grinsenden Schwester um.

„Erraten“ flötete sie selbstzufrieden.
 

Als Gine am Abend heimkam, gab Bulma ihr den Rest der Suppe zu kosten, die sie auf dem Herd warmgehalten hatte. Gine probierte auch das kalt gewordene Fleisch, von dessen Anblick sie sich nicht so ekelte wie die Kinder.

Radditz war ein ständig hungriges Kind und ließ normalerweise keine Reste übrig. Es war das erste Mal seitdem sie ihre Tochter das Kochen beigebracht hatte, dass sie eines ihrer Gerichte kostete.

Sie war beeindruckt davon, wie gut es schmeckte.

Stolz sah sie ihre Tochter an. Die schlaue, geschickte Bulma kam ganz nach ihr.

„Nicht schlecht, der Geschmack“ sagte sie kauend. „Würde bestimmt gut zu Alkohol schmecken. Wie hast du es zubereitet?“

Bulma öffnete eines ihre Bücher und zeigte ihrer Mutter ein Bild, dass dem Schleimaal sehr ähnlich sah. Sie zeigte mit ihrem Finger auf einen Punkt nahe dem Kopf.

„Da ist so ein Pfeil dran mit einer Beschriftung. Ich glaube, es heißt „Drüse“. Das scheint der Grund zu sein, warum diese Aale so schleimig sind“ erklärte sie. „Wenn ich das Buch richtig verstehe, kann man den Schleim zerstören, wenn man die Aale über längere Zeit trocknet. Ich habe zuerst das Fleisch vorsichtig über ein Feuer mit viel Rauch gehalten. Ich habe draußen eine Feuerstelle aufgebaut und dazu ein tiefes Loch gegraben, damit sich viel Rauch über eine Stelle bildet. Fürs Feuer habe ich die Kieferzweige genommen, weil der Rauch würziger und dichter ist. Dann konnte ich die Haut mit dem Messer abziehen. Sie ist so fest, dass man vielleicht Schuhe darauf machen kann oder Taschen. Es fühlt sich an wie Leder. Dass Fleisch habe ich dann gekocht oder weiter gegrillt, bis es sich rot und dann schließlich weiß gefärbt hatte“ erklärte Bulma aufgeregt ihr Verfahren.

Übers Gines Gesicht huschte ein Ausdruck von Erleichterung, Freude und Anerkennung. Sie hob ihre Tochter hoch und drehte sie in der Luft herum; vor Freude jauchzend.

„Das ist der Durchbruch, Bulma. Gut gemacht. Sie werden so beeindruckt sein, wenn ich morgen zeige, was man damit machen kann.“
 

Am Abend brachte Gine den neugierig wartenden Kindern einen Sack voller Geschenke mit. Die anderen Saiyajins waren so beeindruckt von dem Verfahren und dem neuen, überraschend schmackhaften Lebensmittel gewesen, dass sie ihr Früchte, Gewürze, neue Messer und Töpfe und andere Lebensmittel geschenkt hatten, damit sie weiter an neuen Rezepten arbeiten konnte.

Bulmas Idee, die Haut wie Leder zu verarbeiten, sollte auch verfolgt und getestet werden.

Gine konnte nicht sagen, dass ihre unbekannte, totgeglaubte Tochter die Methode gefunden hatte und nahm für sie stellvertretend das Lob und die Anerkennung an.

Gine brachte ihrer Tochter Zeichenmaterial zum Malen und Schreiben mit. Radditz bekam für seine Aufgabe als mutige Tester neue Schuhe und Zubehör, dass ihm beim Jagen und Angeln helfen sollte.

Mit leuchtenden Augen betrachteten die Kinder ihre Geschenke.
 

Die nächsten Tagen verbrachte Radditz damit, seine neue Ausrüstung auszuprobieren. Endlich konnte er den scheuen, kleineren Tieren Fallen stellen. Manche waren zwar nicht essbar, aber sie besaßen ein seidig glattes Fell, dass man gut eintauschen konnte. Mit der neuen Angelrute ging das Fischen ebenfalls leichter.

Bulma half ihrer Mutter beim Testen und Zubereiten für weitere Rezepte. Am besten schmeckte ihnen eine Version, in der sie den Aal räucherten, in kleine Stücke schnitten, in einen Teig wälzten und in Öl frittierten.
 

Ein paar Tage später kam Bardock mit seinem Team wieder zurück und brachte eine weitere Ladung Schleimaale mit. Kaum angekommen, lobten ihn die ersten Saiyajins bereits für seine kluge Gefährtin, die die neue Zubereitung und die tollen Rezepte entwickelt hatte und luden ihn zur Verkostung ein.

Gesättigt und leicht betrunken kam Bardock erst in der Nacht in sein Heim an.

Gine war noch in der Küche am Aufräumen und damit die einzige, die ihn begrüßte.

Still und leise begrüßten sie sich auf ihre übliche Art: mit einer langen Umarmung, einen tiefen Kuss und eine Verdrehung ihrer Saiyajin-schweife.

„Willst du was essen?“ flüsterte Gine.

Bardock schüttelte den Kopf. „Ich bin heute reichlich bewirtet worden. Jeder hat mich zu meiner tollen Köchin beglückwünscht“ erzählte er und lächelte stolz.

Gine grinste.

„Wer hätte gedacht, dass diese ekligen Biester so gut schmecken können. Bulma hat den Trick durchschaut, wie man sie zubereitet. Wohl auch dank der Bücher, die du von den Reisen mitgebracht hast“ freute sie sich.

„Hm, dann hatten wir ja eine gute Idee mit diesen fremden Schriften und dem Lernen. Mit der Aktion der Aale hast du dir bei den Kriegern und beim König eine Menge Respekt verdient. Würde mich nicht wundern, wenn man unsere Essensrationen hochschraubt“ sagte er zufrieden.

Leise unterhielten sie sich und merkten nicht, dass eines der Kinder noch nicht schlief.
 

Beim Geräusch des ankommenden Vaters war Bulma hochgeschreckt und hatte sich hinter den Vorhang versteckt. Zufrieden hatte sie die gute Stimmung zwischen ihren Eltern beobachtet und das Gespräch belauscht.

Wie sie es sich erhofft hatte, war ihre Mutter wieder glücklich und entspannt.

Alles schien gut.

Doch es gab einen Punkt, der Bulma missfiel; der ihr einen eifersüchtigen Stich versetzte.

Wenn sie die Worte ihres Vaters richtig verstanden hatte, glaubte jeder, dass ihre Mutter den entscheidenden Hinweis gegeben hatte.

Was war mit ihrer Anerkennung?

Sie fand es schön, dass die bescheidene Gine, ihre liebevolle Mutter, auch mal im Mittelpunkt stand, aber trotzdem…sie wollte auch Aufmerksamkeit; nicht nur von ihrer Familie.

War es falsch, sich für ihre Idee feiern zu lassen?

Ging das nicht, weil sie ein Kind war?

Ihre Mundwinkel sanken enttäuscht nach unten.

Sie schlich sich wieder ins Bett, dass sie mit Radditz teilte und kuschelte sich auf ihre Seite ein.

Sie war froh, dass die Krise abgewendet war, aber dieser düsteren Schatten der Enttäuschung verschwand nicht aus ihrem Herzen.

Die Sorgen von liebenden Müttern

Nachdem ein Jahr seit Kakarotts Geburt vergangen war, beschloss Gine, dass es an der Zeit war, ihren Jungen endlich aus der Brutkapsel zu nehmen.

Sie sehnte sich danach, ihren Jüngsten zu umarmen und die Zeit erschien richtig.

Bulma war eine schlaue, verantwortungsvolle Vierjährige, die gut kochen konnte. Ihre Kampfkraft war höher als die von Kakarott und ihr älterer Bruder Radditz war auch da.

Bardock befand sich immer noch auf den Planeten Moors, um die letzten Schleimaale zu erledigen, darum konnte er an diesem Tag nicht anwesend sein. Aber ihr Gefährte war eh kein emotionaler Mann, der sich darum scherte. Für ihn war Kakarotts wahre Geburt vor einem Jahr geschehen und der heutige Tag kümmerte ihn nicht groß. Die Geburtstage von Saiyajins wurden sowieso nicht gefeiert, sondern nur gezählt.

Bulma und Radditz waren damit die einzigen Zuschauer, als Gine auf ein paar Knöpfe an der Kapsel drückte. Die Nährflüssigkeit wurde abgelassen und sie konnte die Kapsel öffnen und den Jungen entnehmen. Da er bereits ein Jahr alt war, war er größer und schwerer als bei seiner Geburt. Sein Geruch war noch etwas chemisch angehaucht, aber darunter konnte sie seinen Baby-Geruch erahnen; wie an dem Tag, als sie ihn zum ersten Mal auf den Arm hatte. Sie nahm ihn auf ihre Arme und küsste ihn auf die Stirn.

„Na komm, Kakarott, mach deine Augen auf“ flüsterte sie sanft. Ihre Hand strich durch sein verstrubbeltes Haar und streichelte über seinen Rücken.

Langsam öffneten sich die Augen des bislang schlafenden Jungen.

Erstaunt sah er in die lächelnden Gesichter seiner Familie.

Dann fing auch er an zu lächeln.

Glücklich drückte Gine ihren Sohn an sich.
 

So wundervoll und erfüllend die zweite Geburt von Kakarott war, so nervig und anstrengend sollten sich die nächsten Tage erweisen.

Es schien, als hätte Kakarott durch seinen langen Schlaf zu viel Energie in seinen Körper gespeichert, die er jetzt loswerden wollte. Sein Körper schien von Spannung und Energie zu bersten und wollte sie unbedingt loswerden.

Nach einem Tag hatte der Kleine angefangen, seine Glieder zu testen und zu bewegen. Er krabbelte durchs ganze Haus, wischte mit seinem wild zuckenden Saiyajinschweif alles weg, was sich in seiner Nähe befand und steckte sich jedes Kleinteil, das in seine Finger kam, in den Mund.

Gine, Bulma und Radditz waren pausenlos damit beschäftigt, ihn von dem Balken des Hauses zu fischen und ihm die Steine aus den Fingern zu nehmen, bevor er darauf beißen konnte.

Bekam Kakarott aber nicht seinen Willen, fing er sofort an, laut zu schreien und zu weinen. Sein schrilles Weinen verursachte bei den älteren Anwesenden Kopfschmerzen. Nur das Essen von Brei und getrockneten Früchten beruhigte ihn für eine kurze Weile.

Nach einer Woche hatten Bulma, Gine und Radditz dunkle Augenringe aus Schlafmangel und Erschöpfung.

„Mir reicht’s. Mein Vorschlag: wir lassen Kakarott einfach machen. Wenn er Glück hat, überlebt er. Wenn nicht, können wir wieder schlafen. Soll er doch im Wald aufwachsen“ schlug der genervte Radditz vor.

„Radditz, sprich nicht so über deinen Bruder“ belehrte Gine ihn müde, die erschöpft auf einen Stuhl saß; den Kleinen auf ihren Arm. Kakarott war gerade mit dem Lutschen an einem getrockneten Fruchtstück beschäftigt.

„Können wir ihn nicht wieder in die Kapsel zurück packen?“ fragte Bulma, die entkräftet ihren Kopf auf die Tischplatte gelegt hatte.

„Das geht auch nicht mehr“ erklärte Gine.

„Vielleicht können wir ihn an ein kinderloses Paar abgeben“ schlug Radditz gönnerhaft vor, fügte dann aber nach. „Obwohl…die werden ihn uns einen Tag später wieder zurück geben.“

„Es wird schon besser werden“ beruhigte Gine ihre Kinder. „Hoffe ich…“
 

Eine weitere Woche verging, in der Kakarott die Geduld und Energie seiner Familie prüfte.

Radditz überlegte öfters, den Kleinen als Köder für seine Jagd zu nutzen. Der Gedanke, ihn zu fesseln und als eine Art Angelköder zu nutzen, erschien ihm tröstlich, wenn sein Geschrei wieder zu laut wurde.

Bulmas Geduldfaden war zum Zerreißen gespannt. Sie hatte auf einen Spielkameraden gehofft und musste jetzt einen wild krabbelnden Kind hinter herjagen. Kakarott hatte außerdem eines ihrer

kostbaren Bücher in die Finger bekommen und es aus lauter Lust am Zerstören auseinander gerissen. Gut, dass sie es bereits auswendig kannte, trotzdem war sie sauer.

Gine war sich sicher, dass diese Seite nur von den Genen ihres Gefährten stammen konnte. Sie hatte nie seine Eltern kennen gelernt und wusste daher nicht, wie Bardock als Kind gewesen war. Aber so schlimm wie Kakarott war sie bestimmt nicht gewesen und keines ihrer anderen Kinder.

„Wenn der Kerl endlich wieder hier ist, darf er sich um seinen Sprössling kümmern“ murmelte sie gereizt.
 

Die drei versuchten eine Lösung zu finden.

Gine versuchte es mit Sanftmut; redete beruhigend auf ihren Sohn ein und sang ihm Lieder vor.

Es half ihm manchmal, sich zu beruhigen. Meistens war er aber zu agil und unkonzentriert und hörte nicht auf seine Mutter, weil ihn andere Dinge ablenkten, denen er hinterher krabbelte.

Bulma probierte es mit Essen und Spielen.

Zwar liebte Kakarott süße Früchte, aber nach deren Genuss hatte er zu viel Energie und war nicht mehr zu bändigen. Fütterten sie ihn aber mit einem Brei aus zerkochten und zerstampften Bataten, wurde er satt und träge. Dafür verursachte er aber furchtbar stinkende Windeln.

So etwas übel Riechendes hatte Bulma noch nie in der Nase gehabt und sie war einiges von den Schleimaalen gewöhnt. Gine war die einzige, die sich an ihn ran traute, um ihm die Windeln zu wechseln.

Sie experimentierten mit der Zugabe von grünem Gemüse. Das half zwar etwas, aber nach einer zu hohen Menge wurde Kakarotts Auswurf grün, dünnflüssiger und noch gärender.

Langsam machte sich Gine Sorgen um den Vorrat an Windeln. Waschen half nicht viel; sie brauchte gleich neuen, sauberen Stoff.

Um ihn zu beschäftigen, nähte Bulma aus ihren selbstgefärbten Stoffen kleine Bälle, die ihr Bruder hinterher jagen konnte. Hatte er einen in seinen Fingern, wurde der Ball mit Fingern und Zähnen ungeduldig auseinander gerissen und die Überreste in der Luft verteilt. Aber lieber ihre Stoffe opfern als ihre Bücher.

Raddditz, der Ungeduldige, sah es als Übung an. Was einen nicht umbringt, mach einen stärker.

Nun, dann sollte Kakarotts Training halt früher beginnen.

Er ließ Kakarott oft „zufällig“ am Rand des Waldes spielen und hoffte darauf, dass eines der wilden Tiere ihn schnappte. Aber der Gestank von Kakarotts Windeln hielt sie wohl davon ab.

Er hielt zu seinem kleinen Bruder während der Aufsicht öfters Abstand; ließ ihn selbstständig Bäume erklimmen und am Wasser pantschen und hoffte darauf, dass er nach dem Austoben schnell einschlief.

Dem kleinen Glückspilz passierte nichts. Weder fiel er ins Wasser noch stürzte er ab.

Sein Überlebensinstinkt war stark genug, um ihn brenzlige Gefahren erkennen zu lassen.

Es schien ihm sogar zu gefallen, eigenständig die Umgebung zu entdecken. Besonders gut gefiel ihm Bulmas Kräutergarten, wo er sich durch die Erde buddelte und neugierig an den Pflanzen roch und sie probierte.

Bulma schrie daher öfters ihren älteren Bruder an, weil er seine Aufsicht so vernachlässigte und ihr Garten darunter litt.

Kakarott hatte gute Laune und lachte viel; im Gegensatz zum Rest seiner Familie.

Die Nerven der drei lagen blank.
 

Einen Monat nach Kakarotts zweiter Geburt kam Bardock von seiner Mission wieder. Die Ausrottung der Schleimaale war fast vollendet.

Als er in sein Heim kam, hielt Kakarott zufällig sein Mittagsschläfchen und die drei restlichen Familien-Mitglieder nutzen die Pause, um ihre Energiereserven aufzufüllen. Sie wussten aus Erfahrung, dass Kakarott nach seinem Mittagsmahl und dem Nickerchen wieder voller Energie sein würde.

Erschöpft hatten Bulma und Radditz ihre Köpfe auf der Tischplatte aufgelegt und ihrer Mutter den Liegeplatz am Fenster überlassen.

Beim Geräusch des heimkommenden Vaters öffneten sich ihre Augen nur einen Spalt.

„Was ist los? Warum faulenzt ihr alle hier herum?“ fragte Bardock laut.

Keiner stand auf, um ihn zu begrüßen?

Alle drei stöhnten nur auf; zu entkräftet für eine erklärende Antwort.

Bardock legte seinen Reisesack ab und sah im Topf auf dem Herd nach, was es zu essen gab. Das immer noch schmutzige Geschirr sagte ihm, dass seine Familie erst kürzlich gegessen hatte. Im Topf befand sich aber nur noch der Rest einer faden Pampe; die wollte er nicht probieren.

Hielten sie denn hier alle ein Verdauungs-Schläfchen oder warum rührte sich niemand?

Nicht mal Gine setzte sich auf; blieb liegen und sah ihn nur aus schmalen Augen an.

In einen Korb, der auf den Boden stand, sah er ein Bündel aus zerrupftem Stoff heraus schauen. Als er reinschaute, sah er das schlafende Gesicht seines jüngsten Sohnes.

Hm, dann war der Kleine also jetzt offiziell auf der Welt.

Bardock erkannte nicht die Ursache für die Müdigkeit seiner Familie und machte den Fehler, ungeduldig nach ihrer Aufmerksamkeit zu verlangen.

„Gine, hast du heute kein Fleisch gebraten? Ich bin hungrig und das Herdfeuer ist fast aus. Radditz, hast du gejagt? Ist die Kammer wenigstens voll? Ihr schlagt euch den Bauch voll und macht Nickerchen, während ich auf Mission bin. Bulma, kochst du mir wenigstens etwas?“

Die Kinder erhoben sich langsam; genervt, aber gehorsam. Radditz ging nach draußen, um etwas vom erlegten Wild zu holen und Bulma entfachte das Feuer wieder aus seiner Glut und legte eine Pfanne drauf.

Gine sah ihren Gefährten böse an.

Kaum kam der Mistkerl nach Hause, schon bellte er Befehle?!

Sah er nicht, wie müde seine Kinder waren? Glaubte er tatsächlich, sie würden hier alle Däumchen drehen und hätten keine eigenen Aufgaben? Den ganzen Tag waren sie auf den Beinen gewesen und ausgerechnet dann, als sie sich eine Pause gönnten, kam er an.

Der Faulpelz konnte sich sein Essen auch selber machen!

Gines Geduld war am Ende. Ihre Liebe zu ihren Mann war momentan auf „Pause“ gedrückt.

Dieser egoistische Blödmann; sie könnte ihn...sie grinste gehässig.

Langsam erhob sie sich von ihrem Platz.

„Bulma, dein Vater wird auch selber in der Lage sein, sich etwas vom Fleisch zu grillen. Du brauchst jetzt nicht am Herd zu stehen. Stattdessen werden wir in den Wald gehen und schauen, dass wir etwas als Nachtisch finden“ sagte sie mit falschen Lächeln.

Sie zeigte auf den schlafenden Kakarott.

„Es wird für dich kein Problem sein, solange etwas Zeit mit deinem jüngsten Sohn zu verbringen?! Dazu hattest du ja bis jetzt keine Gelegenheit. Gut, ich verlasse mich auf dich“ sprach sie mit unschuldig klingender Stimme.

Bardock runzelte die Stirn. Er war endlich von seiner Reise zurück und seine Gefährtin überließ ihn ein Kind, anstatt ihn wie sonst mit einem Kuss und einen warmen Mahl zu begrüßen?

Aber es war tatsächlich das erste Mal, dass er Kakarott außerhalb der Brutkapsel sah und solange es nur ein Kind war…der erfahrene Krieger ahnte nicht die Falle und nickte bestätigend.

Gine schnappte sich Bulmas Hand und zog sie mit sich fort, raus aus der Hütte, solange sie noch Zeit hatten.

Um Radditz machte sie sich keine Sorgen. Er würde bei der Abwesenheit seiner Mutter und Schwester wahrscheinlich ahnen, was los war und ebenfalls verschwinden.
 

Bardock nahm den Korb und stellte ihn auf den Tisch ab.

Nachdenklich sah er auf den Kleinen. Sein Scouter sagte ihm, dass sich seine Kampfkraft nicht auf wundersamer Weise verbessert hatte.

Er legte seinen Scouter ab und stöhnte enttäuscht auf. Gähnend setzte er sich an den Tisch und wartete darauf, dass Radditz etwas vom Fleisch brachte. Das Feuer hatte sich schon erholt und wärmte die Pfanne an. Sein Magen knurrte und er wollte ebenfalls ein Schläfchen halten. Gut, dass er nach dieser erfolgreichen Mission ein paar Tage mehr frei hatte. Eine neue Mission stand noch nicht an.

Er hörte ein leises Schmatzen und sah dabei zu, wie Kakarott langsam seine Augen öffnete.

Er öffnete sein Mund und gab ein leises, unverdächtig süßes Gähnen von sich.

Bardock beugte sich über den Korb und beobachtete seinen Sohn.

Als Kakarott über sich ein unbekanntes Gesicht sah, weiteten sich seine Augen. Er legte den Kopf schief und sah neugierig hoch.

Bardock starrte unbeirrt zurück.

Kakarott hatte sich an die Gesichter und Stimmen von Gine, Radditz und Bulma gewöhnt. Auch als er in seiner Brutkapsel noch geschlafen hatte, hatte er ihre Stimmen gehört und erkannte diese drei als seine Familie an. Aber der selten anwesende Bardock wurde von ihm noch nicht als Teil seiner Familie anerkannt. Nur sein Instinkt, der die Zusammengehörigkeit durch den Geruch erkannte, sagte ihm, dass er kein Feind war.

Aber das bedeutete nicht, dass er ein Freund war…

Kakarott strampelte die Decke fort, die ihn bedeckt hatte und lachte unschuldig.

Bardock legte den Kopf schief. Sein ständiger Argwohn wurde durch das naiv wirkende Lächeln getäuscht. Langsam hob er seine Hand, um den pummeligen, kleinen Körper zu berühren. Der kleine, nackte Bauch sah aus, als könnte er eine Streicheleinheit vertragen.

Sofort schnappten kleine Finger nach seiner Hand.

Kakarott hielt sich an den kräftigen Fingern des für ihn Fremden fest. Sein kleiner Saiyajinschwanz schlang sich um den muskulösen Arm und nutzte ihn, um sich daran entlang zu hangeln.

Ehe Bardock sich versah, sprang ihn Kakarott ins Gesicht.
 

„Vater, ich habe dir etwas von den abgehangen Scrofa gebracht. Gegrillt schmeckt es ganz gut und du kannst…“ sagte Radditz, als er in die Küche zurück kam.

Er verstummte im Satz und sah mit großen Augen, wie der kleine, windelbedeckte Kakarott sich im Gesicht und in den Haaren seines Vaters fest hielt und Bardock brüllend versuchte, ihn abzuschütteln. Seine Mutter und seine Schwester waren nicht zu sehen.

Agil wich Kakarott den packenden Händen aus. Es schien ihm großen Spaß zu machen, den Mann als Kletterbaum zu nutzen.

Radditz schaltete schnell: er ließ das Fleisch fallen und rannte raus.

„RADDITZ, HILF MIR! NIMM IHN WEG! NIMM IHN WEG“ brüllte Bardock.

Aus den Augenwinkeln sah er einen leeren Türrahmen und das auf den Boden liegende Fleisch.

Sein Sohn war geflohen und hatte ihn im Stich gelassen.

Bardock knurrte und versuchte, nach dem kleinen Wirbelwind zu greifen, der ihn nicht loslassen wollte.
 

Radditz rannte ohne schlechtes Gewissen in den Wald hinein.

Er musste seine Mutter und seine Schwester finden. In ihrer Gegenwart war er sicher. Bardock würde es nicht wagen, ihn unter den Augen seiner Gefährtin zu bestrafen.

Radditz ahnte, dass es die Rache seiner Mutter war, worunter Bardock jetzt zu leiden hatte.

Mitleidslos grinste er.

Er war wirklich an der Zeit, dass sich sein Vater alleine um seinen jüngsten Spross kümmerte.

Radditz fand eine Spur und folgte ihr.

Er kletterte auf einen hohen Magoni-Baum, mit starken, belaubten Ästen und süßen, roten Früchten.

Er konnte die Umrisse seiner Schwester und seiner Mutter auf einer Blumenwiese erkennen.

Beruhigt schnappte er sich beiläufig eine der Früchte, suchte sich einen Platz auf einem dicken Ast und lehnte sich an den mächtigen Stamm. Zufrieden aß er die Frucht auf und schloss entspannt die Augen.
 

Bardock verlor die Geduld.

Kleine Finger kratzten über seine Haut, zogen an seine Haare und eine stinkende Windel war unwillkommen nahe an seiner Nase.

Wurde Zeit, dass hier zu beenden.

Er hörte auf, vorsichtig zu sein und setzte mehr Kraft ein. Seine Finger fanden den kleinen Saiyajinschwanz von Kakarott und drückten unbarmherzig fest zu.

Kakarotts Energie war damit wie ausgelöscht. Seine Finger verloren an Kraft und sein Körper erstarrte.

Mit einem leisen Stöhnen fiel der Junge nach hinten. Bardock zog ihn an seinem Schwanz hoch und verhinderte den Fall.

Verärgert sah er auf den kleinen Satansbraten, der kaum seine Augen offen halten konnte. Dieser kraftlose Zustand war neu für ihn. Bardock grinste beim Anblick seines wehrlosen Gegners.

„Deine Geschwister und deine Mutter waren zu nett zu dir und haben dich verwöhnt, was? Wird Zeit, dass du Disziplin lernst oder ich mache mit dir das, was bereits unsere Vorfahren mit unerwünschten Kindern gemacht haben: Ich stecke dich an einen Stock und brate dich. Oder willst du lieber gekocht werden?“ höhnte Bardock und hob seinen Sohn höher an. Er lachte grimmig.

Bardock musste zugeben, dass ihn der Lebenswille seines Jüngsten beeindruckte. Sich ohne Zögern auf einen starken Gegner zu stürzen…nicht schlecht. Nervig zwar, aber trotzdem, den Kampfeswillen musste er anerkennen. Dessen ungeachtet musste man ihm schnell seine Position in der Familie beibringen, sonst würde der Bengel jeden auf den Kopf herumtanzen.

Wie es eben erst zu beweisen war…

Wahrscheinlich war Gine wirklich zu nett ihm gewesen und der Junge hatte ihre lasche Haltung ausgenutzt.

Er hielt den Jungen an seinen Schwanz hoch, so dass sein Kopf Richtung Boden hing. Eine schlechte Position für ein Kind, das vor kurzem erst gegessen hatte.

Kakarott erbrach sich.

Ein roter Brei landete auf Bardocks Hose und Schuhe.

Sein Lachen erstarb.

„Shit“ entfuhr es ihm.

Er drehte den Jungen um und nahm ihn auf die Arme. Seine Nase krauste sich bei dem üblen Gestank.

„Bad und frische Kleidung für mich. Bad und frische Windel für dich“ schlug er dem Jungen vor und ging mit ihm nach draußen zum Badeteich.

Das Kind lachte; wieder in guter Stimmung. Sein Instinkt hatte den Neuen als Stärkeren anerkannt, dem er sich fügen musste. Er ahnte aber, dass er ihm nicht feindlich gestimmt war…fürs erste jedenfalls.
 

Gine und Bulma verbrachten ihre freie Zeit auf einer Blumenwiese und flochten aus Langeweile Blumenketten. Gines geschickte Finger hatten den ersten Kranz schnell fertig geflochten und setzen ihn auf Bulmas Kopf.

Eine Krone aus gelben und weißen Blüten zierte Bulmas blauen Schopf.

Gine lächelte gut gelaunt. Sie konnte sich vorstellen, was Kakarott seinem Vater antat und es kümmerte sie nicht. Sie würde erst am Abend mit ihrer Tochter heim kommen, nicht früher.

Bulma kaute verbissen auf ihre Lippen, während sie ungeschickt versuchte, die Blumenstengel miteinander zu verknoten. Ihre Gedanken waren nicht bei ihren Bruder und Vater, sondern bei einem anderen Thema.

Schon zu lange brodelte die Frage in ihr.

Heute, endlich, hatte ihre Mutter Zeit für sie und sogar gute Laune. Gine hielt ihr Gesicht in die Sonne, die Augen geschlossen und genoss die Ruhe der Umgebung.

Deswegen traute sich Bulma, zu fragen.

„Mama, darf ich ins Dorf?“
 

Gines Augen öffneten sich abrupt und sie starrte auf ihre Tochter herab, die ihren Blick unsicher erwiderte.

Hastig brach es aus ihrer Tochter heraus: „ Ich bin schon älter als Radditz, als er alleine ins Dorf gehen durfte. Trotzdem darf ich nicht weg. Ich weiß, ich muss auf Kakarott aufpassen, aber Papa ist ja jetzt auch da. Kann ich nicht mit ihm ins Dorf?“

„Hast du mit deinem Bruder darüber gesprochen?“ fragte Gine tonlos. Ihre gute Laune war dahin.

Bulma schüttelte den Kopf.

„Nein, aber ich weiß, dass er sich mit anderen Saiyajins trifft und spielt. Er erzählt mit aber nie, was sie spielen. Ich will mitmachen. Ich will auch andere Saiyajins treffen. Ich will wissen, wie sie aussehen. Gibt es im Dorf auch Mädchen?“ die Worte sprudelten aus ihr heraus.

Der Wunsch, den Wald zu verlassen, war schon lange in Bulma gewachsen und wurde heute ausgesprochen.

Sie wusste, dass sie anders aussah. Radditz hatte es oft genug erwähnt. Aber sie war doch auch schlau und verantwortungsbewusst. Sie half im Haushalt und war ein liebes, braves Kind.

Wenn ihr starker Vater sie beschützte, konnte ihr doch nichts geschehen?

Das müsste doch möglich sein?

Sie verlangte doch nie etwas.
 

Gine schluckte.

Ihre Augen waren schockgeweitet, während sie auf ihre erwartungsvolle Tochter blickte. Sie ahnte, wie sich Bulma fühlen musste, wenn Radditz sie alleine ließ und sie nicht mitnahm. Selbst ihre Eltern nahmen Bulma nicht mit ins nächste Dorf und ließen sie oft alleine zurück.

Aber Bulma ahnte nicht, wie brutal die Saiyajins mit Schwächeren umgingen.

In ihrer Kultur gab es strenge Regeln und Hierarchien, besonders für die Männer.

Der Stand eines Saiyajins wurde von seiner Stärke bestimmt.

In alter Zeit mussten sie sich bereits als Kinder langsam hochkämpfen, um mehr Nahrung und Weibchen zu erhalten.

Die Schwächsten erhielten nichts.

Wer zu lange der untersten Reihe angehörte, strebte danach, aufzusteigen. Wenn es keine schwächeren Saiyajins gab, wurde der Frust an andere Rassen ausgelassen.

So begannen die Saiyajins, andere Rasen anzugreifen und ihren Kampftrieb so auszuleben; anstatt sich in ihrer eigene Rasse weiter zu bekämpfen. Die Nahrung wurden an alle verteilt, aber je höher der Stand, desto besser die Qualität und höher die Menge.

Alte Verhaltensweisen ließen sich nicht so leicht ändern.
 

Gine war zwar für eine Saiyajin relativ schwach, aber sie war eine Frau und damit für das Überleben der reinrassigen Saiyajins wichtig. Weil es mehr Männchen als Weibchen gab, wurden die Mädchen immer bevorzugt behandelt und mussten sich nicht denselben Kämpfen aussetzen wie die Jungen.

Die Frauen hatten das freie Recht, ihren Partner zu wählen und auch zu verlassen.

Gine hatte auch darüber nachgedacht, dass selbst die blauhaarige Bulma damit immer noch unter den Schutz des obersten Gesetzes des Stammes stehen könnte.

Aber dann hatte sie sich an Selypas Geschichten erinnert.

Selypa, eine von Bardocks Kameraden, war eine der wenigen Frauen, die mit den Kriegern reiste und selber kämpfte. Dadurch hatte sie oft miterlebt, wie die Unterklasse-Krieger sich an Frauen fremder Rassen vergingen. Auf ihren Heimatplaneten Vegeta waren diese Männer nichts, nur unterster Abschaum und hatten daher keine Chance, von einer Saiyajin-Frau ausgewählt zu werden. Aber verglichen mit den schwächeren Rassen anderer Planeten gehörten sie plötzlich zu den Starken. Sie nutzen den Kräfteunterschied auf brutale Art aus und gehörten zu den blutrünstigsten Eroberer.

Gine war einerseits von diesen Geschichten geschockt, anderseits aber nicht überrascht. Sie hatte immer von den tierischen Trieben ihrer Rasse gewusst und selbst gespürt. Aber es gab einige, die sich besser unter Kontrolle hielten und ihre Kräfte gezielter nutzen konnte, während andere immer noch wilde Barbaren wie zu Urzeiten waren.

Das war das dunkle Gesicht der Saiyajins; ihre animalische Seite, ihr wilder Trieb.

Dagegen konnte sie nichts machen, nur akzeptieren.

Auch Bardock hatte diese Seite, die er seinen Kindern bislang kaum gezeigt hatte. Vergewaltigungen hatte er nicht nötig, weil er von einem Weibchen erwählt wurde, dass treu zu ihm stand. Aber als Truppenführer gehörte es zu seinen Aufgaben, die Gene der Saiyajins zu schützen.

Halblinge, Kinder die aus Vergewaltigungen stammten, könnten von anderen Rassen als Werkzeuge des Kriegs missbraucht und auch gegen die Saiyajins eingesetzt werden. Darum und um das Erbe der Saiyajins rein zu halten, hatten Truppenführer die Pflicht, Schwangere und Kinder zu töten, die in Verdacht standen, Saiyajin-Blut in sich zu tragen.

Bardock hatte keine Lust, Zivilisten zu töten und hielt daher ein strenges Reglement auf seine Männer. Lieber bestrafte er seine Männer hart als ihren Mist aufzuräumen.

Der junge Radditz dachte von den Saiyajins als stolzes Kriegervolk und war noch zu jung, um von der grausamen Seite der Erwachsenen zu wissen.

Aber was würden Unterklasse-Krieger wie in Selypas Geschichten mit jemand Schwachen machen wie Bulma?

Ein Mädchen, eine Saiyajin, die anderes aussah?

Würden sie sie als eine der ihren Anerkennen oder diese rare Möglichkeit einer untypischen Saiyajin für das Ausleben ihre Triebe ausnutzen?

Gines Herz fing an zu rasen, als diese Gedanken in ihren Kopf zunahmen.

Was würde passieren, wenn weder Bardock noch Radditz auf Bulma aufpassten? Und selbst wenn, sie waren nur zu zweit und es gab so viele Männer, die ihnen ebenbürtig waren; selbst ohne an die wenigen Elitekämpfer zu denken

Vor ihrem geistigen Auge sah Gine ihr kleines Mädchen, wie sie von mehreren, gesichtslosen Saiyajins umzingelt wurde. Sie stürzten sich auf sie und zerrissen sie bei lebendigem Leib. Ihr tonloser Schrei erzitterte ihr Herz.
 

Gines Atem wurde hastig, während die Panik in ihr zunahm.

Nie zuvor hatte sie solche Furcht verspürt. Die Bilder einer gequälten Bulma ließen sie nicht los.

Lag es an dem Schlafmangel oder an ihrer starken Bindung zu ihrer Tochter, dass sie solche Angst verspürte?

Ihre Hände griffen nach Bulmas Schultern und hielten sie fest. Ihre Finger bohrten sich in Bulmas kleinen Körper.

„Nein“ rief Gine laut. „ Du darfst niemals den Wald verlassen. Versprich es mir, Bulma!“
 

Bulmas Augen wurden vor Schreck groß, angesichts der untypischen Reaktion ihrer Mutter.

Hatte sie einen Fehler gemacht?

Sie wünschte sich, sie hätte den Mund gehalten. Ihre Mutter sah so aufgelöst aus und ihr Griff tat allmählich weh.

Gine schüttelte sie weiter.

„Bulma, du musst es mir versprechen. BULMA!“

Ein Versprechen war für die stolzen Saiyajins ein wichtiger Akt.

Sein Wort zu brechen, bedeutete seine Ehre zu beschmutzen.

Bulma wusste, wenn sie dieses Versprechen gab, durfte sie nicht mal heimlich den Wald verlassen, um andere Saiyajins zu sehen.

Ihre Augen füllten sich langsam mit Tränen.

Sie wollte doch nur, was die anderen auch hatten.

Aber sie wollte auch, dass ihre Mutter glücklich war und sie liebte.

Gines panischer Gesichtsausdruck machte ihr Angst.
 

Radditz hörte den lauten Ruf seiner Mutter und öffnete alarmiert die Augen. Etwas war falsch.

Er erhob sich und sah sich nach ihr und Bulma um. Er konnte beide noch auf der Blumenwiese erkennen und dass Gine vor seiner Schwester hockte.

Die Körperspannung seiner Mutter sagte ihm, dass etwas vor sich ging. Sie wirkte aggressiv und wütend.

Zwar verstand er wegen der Entfernung kaum ihre Worte, aber seine Mutter schien wegen etwas sehr wütend zu sein.

Misstrauisch kniff er die Augen zusammen und sprang über die Äste näher ans Geschehen, während er versuchte, Gines Worte zu verstehen.
 

Gine ließ ihre Tochter nicht los.

Zu wichtig war es, dass sie das Versprechen bekam.

Bulmas Leben und Sicherheit hing davon ab.

Sie konnte ihrer Tochter nicht sagen, dass ihr eigenes Volk zu solchen Grausamkeiten fähig war.

Aber sie musste gewarnt werden.

„Ich will, dass du mir versprichst, den Wald nicht ohne unsere Erlaubnis zu verlassen. Solltest du andere Saiyajins außer deiner Familie treffen, dann wirst du dich verstecken. Hast du mich verstanden, Bulma? Dann schwöre! Schwöre bei deinen Blut. Schwöre auf deinen Namen und deine Ehre“ beschwor sie ihre Tochter streng.

Ein Schwur auf Blut, Namen und Ehre war das höchste Versprechen, dass ein Saiyajin geben konnte. Zu alter Zeit glaubte man, dass das Blut eines ehrlosen Saiyajins anfing zu kochen, bis er starb. Die Namen der Ehrlose wurden vergessen und aus der Erinnerungen ihrer Stammes-Brüder ausgeschlossen.

Tränen kullerten Bulmas Wange hinunter und aus ihrer Nase lief Schleim. Verängstigt durch die heftige Reaktion ihrer Mutter, schwor Bulma stockend, niemals den Wald ohne die Erlaubnis ihrer Eltern zu verlassen und sich beim Anblick fremder Saiyajins zu verstecken.
 

Bardock saß unter seinem Lieblingsbaum und kaute auf einem Stück Scrofa-Filet. Er trug eine saubere Hose und behielt seinen ruhig spielenden Jüngsten im Blick.

Kakarott hatte nach dem Bad eine neue Windel bekommen und turnte auf den angewinkelten Beinen seines Vaters herum.

Nachdenklich schaute Bardock in Richtung Wald.

Wie lange würde es dauern, bis seine Gefährtin und seine Kinder wieder zurück kamen?

Seine Wut war mittlerweile wieder verflogen und er sah den Streich mit Humor.

Kakarot kam eindeutig nach ihm. Soweit er wusste, war er selbst auch kein ruhiges Kind gewesen. Das lag in der Natur seiner Linie, sein Vater und Großvater waren auch nicht besser gewesen.

„Ein paar Mal auf die Rübe hauen und er lernt schon seinen Platz“ murmelte er leise. Bei Radditz hatte es auch nicht geschadet. Der war damals auch ein kleiner, vorlauter Rotzbengel in dem Alter gewesen. Gine wusste bloß nichts von seinen Erziehungsmethoden, weil er sie gerne anwendete, wenn sie nicht hinschaute. Sie mochte es nicht, aber es war das einzige Mittel, womit man Saiyajins-Jungs beikam. Sie erkannten letztendlich nur die Stärkeren an. Mädchen waren da einfach anders; sanfter und ruhiger. Deswegen war die Bindung zwischen Gine und ihre Tochter wohl auch so stark. Er selbst hatte keine so starke Gefühle zu seinen Kindern, aber er war auch viel unterwegs, da konnte sich kaum etwas entwickeln.

Saiyajins musste immer mit den plötzlichen Tod rechnen; ihren eigenen und denen ihrer Lieben. Um Trauer und Leid zu sparen, hielten sie ihren Kreis an Lieben klein. Manchmal standen einem Krieger die Kameraden, mit denen er in zahlreichen Schlachten gekämpft hatte, näher als seiner engsten Familienmitglieder, die er wegen seiner Reisen kaum sah.

Bardock wusste, dass er gute, treue Kameraden hatte, aber er traute ihnen nicht so weit, dass er ihnen von Bulma erzählen könnte. Dafür war ihm ihr Leben zu wichtig. Einer der Idioten müsste sich nur mal zu stark betrinken oder von einem Elitekrieger gefoltert werden und das Geheimnis wäre ausgeplaudert. Zu gefährlich.

Das plötzlich eintretende Gefühl von Nässe auf seinem Bein holte Bardock aus seinen ernsten Gedanken.

Er schaute auf Kakarott, der sich auf seinem Oberschenkel fest klammerte.

„Hast du mir gerade aufs Bein gesabbert?“ fragte er stirnrunzelnd seinen Sohn.

Das Kind lächelte und brabbelte unverständliche Worte.

Angeekelt nahm Bardock den Kleinen auf den Arm und stand auf.

Bevor er zu einer Standpauke einsetzen konnte, hörte er ein Geräusch aus dem Wald und drehte den Kopf.

Er sah Gine ankommen, ihre Tochter an ihrer Hand und Radditz ein paar Schritte hinter ihnen.

Alle drei hatten eine verschlossene, bedrückte Miene und Bulmas Augen waren gerötet.

Leise schniefte sie.
 

Die bedrückte Stimmung hielt an, als Gine wortlos das Abendessen kochte.

Bardock traute sich nicht, nachzufragen. Die Luft fühlte sich an, als wäre sie kurz vor dem Explodieren und das tränenverschmierte Gesicht seiner Tochter verursachte kleine Stiche in seiner Brust.

Er konnte es nicht ertragen sie weinen zu sehen. Er war dann innerlich wie erstarrt; genauso wie damals als Gine plötzlich nach Kakarotts Geburt angefangen hatte zu heulen.

Radditz schien auch nicht zu wissen, was er tun sollte und klopfte ihr nur sanft auf die Schulter. Was bei seinen Freunden sonst funktionierte, hatte leider nicht denselben gewünschten Effekt bei ihr.

Zwar hatte sie mit dem Weinen aufgehört, aber immer wieder sog sie den Rotz hoch und ihre Miene war kummervoll.

Erst als das Essen beendet war und die stille, betrübte Bulma mit ihren großen Bruder in ihrem Zimmer verschwunden war, bedeutete Gine ihren Gefährten, nach draußen zu gehen.

Während die Kinder sich auf ihre Bettstätte einkuschelten und Radditz seine Schwester beruhigend im Arm hielt, erzählte Gine ihren Partner von den letzten Wochen.

Abseits vom Haus, außer Hörweite, schilderte sie ihm von Bulmas Begehren und wie sie ihr das Versprechen abgenommen hatte.

Erst jetzt traute sich Gine, selber zu weinen und gab die harte Haltung auf. Es tat ihr weh, das weinende Gewicht ihrer Tochter zu sehen. Sie konnte ihren Schmerz ebenfalls spüren.

Aber es ging nicht anders.

Bardock umarmte seine Gefährtin und ließ sie seine Wärme spüren.

Beruhigend wiegte er sie in seinen Armen.

„Du hast das Richtige getan“ stimmte er ihr zu. „Du hast es getan, um ihr Leben und ihre Zukunft zu schützen. Aber das nächste Mal musst du nicht die einzige Böse in der Familie sein. Ich bin auch da. Du kannst ruhig auf mich bauen. Nicht nur wegen Bulma, sondern auch wegen Kakarott. Warum hast du mich nicht früher zu Hilfe geholt?“

Gine schniefte und wischte sich die Tränen aus den Augen.

„Ich wollte dir nicht zur Last fallen. Du sollst dich auf deine Arbeit konzentrieren. Ich wollte wenigstens mein Haus und meine Familie unter Kontrolle halten“ gab sie ihr Versagen zu.

Bardock küsste sie auf die Stirn.

„Dummes Weib“ murmelte er und schloss sie wieder fest in seine Arme, sein Saiyajinschweif legte sich um ihre Taille. „Hab mal mehr Vertrauen in deinen Partner.“
 

Einen Monat später war die Eroberung des Planeten Moors fast abgeschlossen; zur Zufriedenheit der Kunden.

Ein Raumschiff mit dem königlichen Wappen landete im Raumflughafen auf Planet Vegeta.

Ein sechsjähriger Junge und ein großer Krieger traten heraus und machten sich auf den Weg zum Palast…
 

„Diese widerlichen Viecher sollen sterben. Alle“ schimpfte Prinz Vegeta laut, während er durch die Gänge des Palastes marschierte. Sein treuer Begleiter Nappa folgte ihm und versuchte, ihn zu beruhigen.

„Ach; komm schon, Prinz Vegeta. So was kann mal passieren. Es sind schon einige Männer von diesen Viechern ins Wasser gestoßen worden“ sagte er.

Vegeta drehte sich beleidigt zu ihm um.

„Ich bin der Prinz der Saiyajins. Es interessiert mich nicht, was mit Unterklasse-Krieger passiert. Das sollte meine erste Mission sein? Schädlinge zu bekämpfen? Eine bessere Mission gibt es nicht?“ beschwerte er sich. Endlich trug er die Rüstung eines Kriegers und aufgrund seiner Stellung und Stärke sogar mit den Umhang eines Befehlenden. Auf der Brust prangte das königliche Wappen.

Doch was für eine Mission bekam er? Gegen welche Gegner durfte er seine Stärke beweisen?

Ein Schaudern überkam den jungen Prinzen bei der Erinnerung, wie sich diese schleimigen Wesen um ihn gewunden hatten. Der Geruch des stinkenden, fauligen Wasser schien immer noch an ihn zu kleben. Selbst das heiße Bad und die frischen Kleider halfen ihm nicht über diese Schmach hinweg.

„Ausrotten; diese ekligen Biester. Zum Glück ist es bald soweit“ murmelte er. Nie wieder wollte er solch widerlichen Kreaturen sehen.

„ Naja, so gut ist das auch nicht. Ich habe gehört, dass die Unterklasse sie ganz lecker findet“ erzählte Nappa, der seinen letzten Kommentar gehört hatte.

Prinz Vegeta sah ihn ungläubig an. Es gab Saiyajins, die solche Wesen aßen? Wie hungrig und verzweifelt musste die Unterklasse sein?

„So etwas würde ich noch nicht mal kurz vor dem Verhungern essen“ sagte er laut und sein Saiyajinschweif sträubte sich schon bei dem Gedanken.

Nappa erzählte ihm nicht, dass er bereits in einer Kneipe frittierte Teigbällchen mit Aal-Füllung gegessen hatte. Das Zeug war sogar richtig lecker gewesen; zusammen mit einem Glas starken Bier. Dieses Thema Aale sollte man besser beenden.

Wie er es bereits befürchtet hatte, war das Kinderhüten eine anstrengende Aufgabe. Der kleine Prinz war ein arroganter, starker Rotzbengel, der gerne Befehle missachtete. Dummerweise konnte sich Nappa deswegen nicht beim König beschweren. Der war genauso schlimm wie sein Sohn und sah Arroganz nicht als Problem an.

Nappa beschloss, das Thema zu wechseln.

„Ich habe bereits von einer neuen Mission gehört“ sagte er. Der Prinz sah ihn neugierig an und wartete auf mehr Informationen.

„Auf einen Planeten gibt es eine Revolution und der dortige Herrscher will eine kleine, elitäre Söldnertruppe engagieren. Nur ein paar Elitekrieger sollen dort hin fliegen; nicht mehr als acht Personen. Zwei davon sind wir. Der König selbst will auch mit.“

„Vater fliegt mit mir auf eine Mission?“ fragte Prinz Vegeta erstaunt.

Nappa lächelte bei seiner interessierten Miene.

„Ihr kennt euren Vater. Er will auch etwas Spaß haben und er möchte ihn gemeinsam mit euch erleben“ erklärte er. „Hat vielleicht auch damit zu tun, um den dortigen Herrscher unter Druck zu setzen. Vielleicht machen wir ja beide Seiten alle.“ Nappa grinste vorfreudig.

Vegeta lächelte. Seine erste Mission mit seinem Vater, dazu Tod und Zerstörung von richtigen Gegnern.

Das hörte sich gut an.

Zufrieden marschierte er weiter, bis er den königlichen Trakt erreichte. Hinter dieser Türe durften nur Mitglieder der königlichen Familie hinein.

Vegeta warf seinem Begleiter noch einen letzten Blick zu.

„Dann werde ich Vater und den anderen Krieger auf diesen Planeten beweisen, wie stark ich bin und Ehre für mein Volk bringen“ sagte er zum Abschied.

Nappa nickte und verabschiedete sich mit einer leichten Verbeugung, die rechte Faust an seiner Brust schlagend. Auch er freute sich schon auf die neue Mission.

Außerdem, dass er endlich frei hatte und was trinken konnte.

Vielleicht sollte er noch ein paar Aal-Bällchen essen, solange es noch welche gab.
 

Als Vegeta durch den einsamen Flur schritt, hörte er plötzlich das klagende Geschrei eines Babys.

Genervt verzog er das Gesicht. Es gab im Palast aktuell nur ein Neugeborenes und das war sein Bruder Tarble, der kleine Schwächling.

Er schritt zur Tür, hinter der er das Gekreische ausmachte und trat ein.

Warum waren keine Diener da, um den Quälgeist zu stoppen?

Im kühlen, dunklen Gemach, dass mit feinen, weißen Vorhängen abgetrennt war, sah er die Wiege stehen; aus glatten, weißen Stein und mit goldbestickten Kissen gefüllt.

Er trat näher und betrachtete ausdruckslos den kleinen Wicht, der ihm selber und seinem Vater so ähnlich sah, aber so untypisch schwach war. Tarble hörte auf zu weinen, schluchzte aber leise und sah misstrauisch zur fremden Person hinauf.

„Tse, wo ist deine Amme?“ murmelte Vegeta; erwartete aber keine Antwort von dem drei Monate alten Baby.

„Ich habe sie fortgeschickt. Ich kümmere mich um deinen Bruder“ sagte eine weibliche, müde Stimme.

Erschrocken drehte Vegeta den Kopf und erkannte hinter den Vorhängen eine Bettstätte mit einer weiblichen Silhouette drauf.

Eine grazile Hand, geschmückt mit goldenen Armreifen schob den Vorhang zur Seite und Vegeta konnte ihr Gesicht erkennen.

Er senkte respektvoll den Kopf; seine rechte Faust vor der Brust haltend.

„Sei gegrüßt, Mutter.“

Die Frau stand langsam auf und ging leichtfüßig zu ihren Söhnen.

Sie trug eine weiße, kurzärmelige Tunika, die mit einem goldverzierten Gürtel und einer juwelenverzierten Spange zusammengehalten wurde. Ihre langen, schwarzen Haare wurden mit einem goldenen Reif aus dem Gesicht zurück gehalten.

Sie berührte beinahe beiläufig Vegetas Gesicht mit ihrer kühlen Hand und sah prüfend in seine Augen. Vegeta verzog keine Miene angesichts ihrer kalten Finger oder ihrer unüblichen Neugier.

Ihre schwarzen Augen mit den dichten, langen Wimpern zeigten nur einen Wimpernschlag Schmerz, bevor sich die Frau ihrem jüngsten Sohn zu wandte und beruhigend nach seiner Hand griff.

Tarbles Händchen packte ihren Finger und der Kleine fing an zu lächeln. Auch auf dem Gesicht der Königin zeigte sich ein sanftes Lächeln.

„Ich habe die Amme fort geschickt, um eine Weile mit Tarble allein zu sein. Die letzten Momente bevor…“ sie verstummte.

Vegeta wusste, dass sein Vater plante, den kleinen Schwächling fort zuschicken, auf einen weit entfernten Planeten.

Aber warum wurde seine Mutter jetzt so sentimental? Sie sollte doch die Traditionen ihres Volkes kennen?

Desinteressiert drehte er sich um.

„Vegeta?“ Ihre sanfte Stimme hielt ihn zurück. „Willst du ihn denn nicht wenigstens halten? Nur einmal? Er ist dein Bruder!“

Vegeta drehte sich um und versuchte, seine ehrliche Meinung mit dem Respekt vor seiner Mutter zu zähmen. Er hatte nicht das Bedürfnis, den Mickerling zu berühren. Er konnte nicht reden; nur schreien, war schwach und das Paradebeispiel eines unnützen Säuglings.

Der Kleine würde eh bald verschwinden, bevor er zu einer Last wurde.

Warum fragte sie ihn so etwas Dummes?

„Ich habe nicht den Wunsch dazu“ sagte er kurzangebunden.

Er drehte sich wieder um und verließ das Gemach, bevor das Schreien wieder anfing.

Erst als die Tür geschlossen war, erlaubte sich die Königin, ihren Schmerz offen in ihrem Gesicht zu zeigen. Sie hielt sich eine Hand vor dem Mund, um ihr Schluchzen zu unterdrücken.

Niemand sollte sie so hören und sehen; nicht mal ihr eigener Sohn. Er würde sie nur wegen ihrer Schwäche verurteilen. Sein kalter Blick, als er seinen Bruder angesehen hatte…wie sein Vater.

Sie verfluchte ihre eigene Erschöpfung; die körperliche und seelische.

Seit Tarbles Geburt war ihr Körper stark angeschlagen war und hatte sich noch immer nicht erholt.

Zusätzlich fühlte sie seit seiner Geburt eine tiefe Trauer, weil sie keine Bindung zu ihrem ältesten Kind aufgebaut hatte und er nicht zu ihr. Sie kannte nun den Unterschied zwischen einer normalen Geburt mit einer gesunden Beziehung und der Perversion dessen, was im neuen Krankenhaus stattfand.

Warum nur hatte sie sich überreden lassen, ihren ersten Sohn in einer Brutkapsel aufwachsen zu lassen?

„Du bist die Königin; du hast eine Vorbildfunktion. Wenn der Prinz auf diese Weise aufwächst und dann auch noch stark daraus hervorgeht, werden die anderen Saiyajins deinem Beispiel folgen“.

Mit dem Argument hatte ihr Gemahl sie überzeugt.

„Diese Art der Geburten wird die Frauen entlasten und hilfreich für unser Volk sein. Wir müssen uns von den veralteten Traditionen lösen“ hatte er hinzugefügt.

Was hatte es gebracht?

War seine Stärke es wert, dass der Junge nie die Wärme seiner Mutter gespürt hatte?

Sein Vater zeigte ihm nur reservierte Aufmerksamkeit. Weder spielte noch berührte er sein Kind.

Nur kämpfen, das tat er manchmal mit ihm. Sie hatte davon gehört, dass er plante, mit seinem Ältesten einen Planeten zu erobern.

Tarble hatte er nach seiner Geburt nur kalt angesehen und nach einem Blick auf sein Powerlevel entschieden, dass so jemand nicht in seine Familie gehörte. Er war schwer enttäuscht gewesen, dass er kein Genie wie Broly bekommen hatte.

Die Königin biss sich wütend auf die untere Lippe.

Ja, sie wusste, weshalb er so unbedingt ein weiteres Kind haben wollte. Sie war nicht dämlich. Wochenlang hatte er sie bedrängt, bis sie endlich schwanger wurde.

Aber König Vegeta hatte nicht erhalten, wonach er sich gesehnt hatte und die zweite Geburt würde wahrscheinlich ihren Untergang herbeiführen.

Ihre Kräfte schwanden, anstatt wieder zuzunehmen. Sie ahnte deren Bedeutung.

Sie hatte sich entschlossen, ihren jüngsten Sohn die fehlende Aufmerksamkeit zu schenken, die Prinz Vegeta verwehrt wurde. Ihre letzte Lebenszeit würde sie für ihren Sohn nutzen.

„Ach, Tarble, ich gebe dir all meine Wärme und Zuneigung. Wenn dein Vater und dein Bruder dich auch nicht wollen; du wirst dieses Geschenk von mir bekommen. Mein letztes Geschenk, bevor ich….“ Sie hustete, bevor sie ihren Satz beenden konnte.

Auf ihrer Handinnenfläche klebte Blut.

Sie atmete schwer, während sie auf das Blut starrte.

Zu wenig Zeit.

Warum hatte sie nur so wenig Zeit?

Sie suchte nach einem dunklen Tuch, um sich das Blut weg zu wischen und versteckte es.

Niemand sollte von ihrem baldigen Ende erfahren.

Mitleid konnte sie eh nicht erwarten und auf die verlogenen Totenklagen verzichtete sie gerne.

Nein, sie würde verlangen, dass Tarble bei ihr blieb, solange es möglich war.

Niemanden sonst, außer den Dienerinnen, würde sie erlauben, in ihr Gemach zu treten.

Sie wollte ihren Gemahl nicht mehr sehen; nie wieder. Er konnte schreien und befehlen, so laut es seine Stimme zuließ: sie war immer noch die Königin. Ohne ihre Erlaubnis durfte niemand in ihre persönlichen Gemächer eintreten.

Ein alter Funke aus Stolz leuchtete in ihren Augen auf und sie streckte sich; spürte einen Teil ihrer alten Kraft wieder und hob unbeugsam den Kopf.

Noch war sie die Königin der Saiyajins. Sie würde den Tod mit einem Lächeln entgegen sehen und nicht zurück weichen.

Aber ihr erster Sohn….bekäme sie noch genug Zeit für ihn? Könnte sie sein Herz heilen?

Sie nahm ihren Jüngsten aus der Wiege und legte ihn an ihre Brust. Tarbles Lächeln erfreute ihr Herz. Bei seinem Anblick musste sie ebenfalls unbewusst lächeln. Dieses Gefühl, diese Bindung fühlte sich so wundervoll an, aber für Prinz Vegeta war es fremd.

Mehr noch, er schien es als Gift und Schwäche zu fürchten.

Wie konnten sie sich nach all dieser verlorenen Zeit nur wieder nähern, wenn er ihre Berührungen nur kalt über sich ergehen ließ? Als sie ihn beiläufig gestreichelt hatte, hatte er keine Regung in seiner Mimik gezeigt, sondern es nur stumm über sich ergehen lassen

Respektvolle Kälte war das einzige Gefühl, was er ihr entgegen brachte.

Nachdenklich schaute sie in den dunkel werdenden Abendhimmel, während sie den schläfrigen Tarble an sich drückte

Ihr ältester Sohn erschien ihr so weit entfernt, beinahe wie ein Fremder.

Sie wünschte sich nichts mehr, als ihn ebenfalls zu umarmen, fürchtete aber seine Zurückweisung und Ablehnung.

Was sollte sie nur tun?

Eine unerwartete Enthüllung

Drei Monate nachdem Kakarott aus seiner Brutkapsel entlassen war, hatte er sich durch die Führung seiner Familie, besonders seines Vaters, an das Leben draußen angepasst.

Er lachte ungewöhnlich viel für ein Saiyajin-Kind, war sehr neugierig und besaß immer noch einen großen Bewegungsdrang.

Bardock, der wegen Kakarotts Lebhaftigkeit gezwungen war, mehr Zeit in seinem Heim zu verbringen, war davon nicht angetan. Ständig musste man den kleinen Wirbelwind im Blick behalten.

Wenn er nicht mit Kinderhüten dran war, nahm er seinen ältesten Sohn zur Seite und trainierte mit ihm. Bulma war oft eine heimliche Beobachterin ihrer Kämpfe.

„Papa, wann bringst du mir das Kämpfen bei?“ fragte sie ihn eines Abends ungeduldig.

Bardock zuckte zusammen.

„Mädchen kämpfen nicht. Nur die Jungs“ wich er ihrer Forderung aus.

Bulma zog einen Schmollmund.

„Aber ich will auch so stark wie Radditz werden“ verlangte sie.

Radditz grinste stolz, aber Bardock schüttelte entschieden den Kopf.

„Das wird nie passieren. In ein paar Jahren kommt Radditz in seinen Wachstumsschub. Er wird größer und stärker werden; ein echter Vollblut-Saiyajin. Dein Powerlevel ist zu niedrig, Bulma. Konzentriere dich lieber aufs Kochen und pass auf deinen kleinen Bruder auf“ befahl er streng.

Bulma war deutlich anzusehen, wie unzufrieden sie war. Sie warf einen hilfesuchenden Blick zu ihrer Mutter, aber diese schüttelte den Kopf.

„Du hast gehört, was dein Vater gesagt hat“ stimmte sie Bardock zu.

Bulma war kurz davor, wieder anzufangen zu weinen. Das war so unfair.

Bardock verdrehte die Augen. Er musste unbedingt wieder auf eine Mission. Dieses Leben mit Kindern war ja anstrengend wie sonst was. Wenn er wenigstens neue Bücher für seine Tochter bekäme; dann wäre sie abgelenkt. Aber zurzeit gab es keine Mission für ihn und damit auch keinen Zugang zu neuen Schriften.

Der einzige lohnenswerte Krieg, für den man die Saiyajins bezahlte, hatte sich der König selbst geschnappt und war mit seinem Sohn und ein paar Elitekrieger hingeflogen.

Seit diesem Tag nahm er Radditz fürs Training zu einem Steinbruch in den Bergen mit, wo Bulma ihnen nicht folgen oder beobachten konnte.

Damit war das Thema für ihn erledigt.

Bulma würde nicht das Kämpfen lernen, genauso wenig wie das Fliegen.
 

„Was soll das heißen, es gibt immer noch keine neue Mission?“ fragte Bardock genervt. „Es kann doch nicht sein, dass im ganzen Universum Frieden herrscht. Wo sind wir denn?“

Der Mittelklasse-Krieger winkte ihn beiläufig ab.

„Keine Sorge, so was passiert schon nicht. Wir halten die Augen und Ohren offen und wissen von manchen Konflikten. Aber solange es sich noch nicht lohnt, ziehen wir auch nicht los. Also verschwinde, wir melden uns schon, wenn es was gibt.“

Bardock knurrte gereizt, drehte sich wortlos um und verließ den Raum.

Da hatte er sich extra zur Hauptstadt Sadala begeben und bei seinem arroganten Vorgesetzten angefragt und wozu? Eiskalt abgekanzelt!

Seine Kameraden Toma, Selypa, Panbukin und Borgos warteten vor dem Gebäude.

Bei der missmutigen Miene ihres Anführers war ein Nachfragen, wie es gelaufen war, unnötig.

Toma deutete auf eine Kneipe und versuchte, seinen Freund aufzumuntern.

„Lass uns was essen und trinken, Bardock. Dann haben wir halt etwas Freizeit, na und? Die kann man auch gut mit etwas anderem verbringen als kämpfen.“

Bardock warf ihm einen irritierten Blick zu. „Was für ein Saiyajin bist du und was hast du mit meinen Freund Toma gemacht?“

Toma zuckte nur gelassen mit den Schultern und Selypa schüttelte abfällig den Kopf. Langsam setzte sich die Truppe in Bewegung, in Richtung der angedeuteten Kneipe.

„Da hat der Kerl eine hübsche Gefährtin, ein nettes Heim und zwei kleine Kinder und will so schnell wie möglich den Planeten verlassen. Gibt es Stress mit Gine oder was ist dein Problem?“ fragte Selypa laut.

Panbukin schnaubte amüsiert, während Borgos wie üblich, still seinen Kameraden folgte.

„Wäre ich an Bardocks Stelle, würde ich unsere Heimat gar nicht verlassen“ sagte der runde Saiyajin mit dem dünnen Bart und warf seinen Anführer ein spöttisches Lächeln zu. „Aber anscheinend weiß Bardock nicht, wie man mit Frauen umgeht. Hat Gine endlich die Schnauze voll von dir?“

„Der Satz kommt ausgerechnet von dir? Du hast doch die größten Frauenprobleme.“ Bardock knurrte genervt. „Mir fällt die Decke auf dem Kopf; das ist mein Problem.“

Seine Kameraden wussten nicht, dass er es sogar mit drei Kindern zu tun hatte, anstatt zweien.

„Kakarott ist geschlüpft und hält uns in Bewegung“ erklärte er.

„Ahh, der kleine Schwächling“ erinnerte sich Toma. „Der tanzt dir auf der Nase herum? Das will ich sehen. Wir waren bislang nie bei dir eingeladen, seitdem du und Gine so plötzlich umgezogen seid.“

„Und das werdet ihr auch nicht. Ich teile doch nicht mein kostbares Fleisch mit einen Haufen Halunken wie euch“ knurrte Bardock warnend.

Kurz vor dem Eingang der Kneipe stoppte er.

„Ich gehe. Ich wollte nur wissen, wann wir von hier wegkommen, aber das wird vermutlich noch einen Monat dauern. Esst und trinkt für mich mit. Ich muss los“ verabschiedete er sich von seinen Kameraden und bevor sie ihn stoppen konnten, flog er auch schon los.

Nachdenklich sah Toma ihn hinterher.

„Na, da hat unser sonst so beherrschter Anführer ja Probleme. “Mir fällt die Decke auf dem Kopf“, hah. Ich wette, Bardock hat Probleme mit Babysitten“ spottete Selypa.

„Ganz ehrlich, ich bin neugierig. Ich weiß, er hat es uns strengstens verboten, ihn zu besuchen, aber …sollten wir Gine nicht zur Geburt ihres zweiten Sohnes gratulieren“ fragte Panbukin betont unschuldig, aber mit gemeinem Grinsen. Seine Kameraden stutzten, dann lächelten sie ebenfalls.

„Du hast Recht“ stimmte Toma ihm zu „Schwacher Power Level hin oder her; der Kleine ist ein Saiyajin. Bei unserem kleinen Volk ist das schon Etwas. Lass uns ein Geschenk besorgen und Gine beglückwünschen.“

„Dann lass uns auch einen guten Tropfen für den Vater besorgen, auch wenn er ihn nicht verdient“ sagte Selypa trocken. „Bevor sich Bardock auf uns stürzt, sollten wir ihn vorher mit Alkohol abfüllen und beruhigen.“

Borgos grunzte zustimmend.

„Oh, wie ich mich schon auf seine genervte Miene bei unserem Anblick freue“ frohlockte Panbukin.
 

Die spontane Idee wurde sofort umgesetzt. Schnell besorgten sie ein paar seltene Leckereien im Laden nebenan, die man hauptsächlich in der Hauptstadt finden konnten und flogen los.

Sie kannten den ungefähren Standort von Bardocks Heim. Die genaue Lage würde ihr Scouter ihnen schon anzeigen. Bardocks Powerlevel war hoch genug, so dass sie ihn genau lokalisieren konnten.
 

Bardock landete vor seiner Hütte und trat ein. Er schlich sich an und überraschte seine Gefährtin beim Abwaschen.

Sie kicherte auf, als sie seine Umarmung und seine Lippen an ihrem Hals spürte.

„Wo sind die Kinder?“ murmelte Bardock in ihr Ohr. Sein Griff um ihren Bauch wurde fester und er drückte sie an sich.

„Kakarott schläft und Bulma und Radditz sind draußen im Wald spielen“ sagte sie leise. Sie drehte ihren Kopf zu ihm und streckte sich ihm entgegen. Ihre Lippen fanden seine.

Bardock ließ sich Zeit beim Küssen.

„Das heißt, wir haben unsere Ruhe?“ fragte er zur Sicherheit nach und lächelte vorfreudig.

Gine lächelte zurück.

„Für eine gute Stunde, bestimmt“ schlussfolgerte sie.

Bardocks Lächeln vertiefte sich. Endlich mal wieder Zeit für sich und seine Gefährtin. Er küsste sie wieder. Seine Hände strichen über ihren Bauch. Sie könnten …

„Hey, Bardock, so tief fällt dir die Decke wohl doch nicht auf den Kopf, was?“ fragte plötzlich eine amüsierte, männliche Stimme.

Bardock und Gine zuckten überrascht zusammen.

Mit großen Augen und einem unguten Gefühl im Magen drehte sich Bardock um.

Im Türrahmen stand Toma und grinste ihn an. Hinter ihm konnte er den Rest seiner Kameraden erkennen; ebenfalls breit grinsend.
 

„Was zur Hölle tut ihr hier?“ fragte Bardock stockend. Das durfte doch wohl nicht wahr sein?

Ohne Erklärung trat Toma ein, dicht gefolgt von den anderen dreien und stürmte auf Gine zu.

„Gine, wie schön, dich mal wieder zu sehen. Wir wollten dich schon so lange beglückwünschen. Endlich ist Kakarott da und bringt euch so viel Freude“ sagte er freudestrahlend und griff nach Gines Händen.

„Über die Definition von „Freude“ sollten wir uns noch mal unterhalten, wenn du ihn kennen gelernt hast“ sagte Bardock tonlos und war körperlich erstarrt, während er hastig überlegte. Wie könnte er seinen besten Freund rauswerfen?

Schockerstarrt ließ Gine das Händeschütteln über sich ergehen. Ihre Augen waren nervös geweitet und ihr Gesicht bleich. Die anderen Saiyajins schienen es nicht zu bemerken, während sie Gine ebenfalls zu ihrem Jüngsten beglückwünschten und ihr einen Korb mit Früchten überreichten.

Nervös schaute Bardock zur Tür.

Wenn bloß Bulma nicht hereinkam? Vielleicht konnte er die Männer abkanzeln und wegschicken? Oder er konnte sich rauschleichen und seine Tochter warnen? Oder wenigstens Radditz …wenn er ihn fand und Bescheid sagen konnte, damit er Bulma fand und sich mit ihr versteckte? Die Gedanken sprangen wild in seinen Kopf herum.

Bevor er aber auch nur einen Schritt in Richtung Tür wagen konnte, war Toma plötzlich an seiner Seite und legte einen Arm um ihn.

„Der alte Griesgram hat uns so lange abgewiesen, da dachten wir, wir überraschen euch. Bardock muss sich auch nicht um seine Vorräte sorgen. Wir waren so fürsorglich und haben etwas zu Essen mitgebracht“ sagte er freudestrahlend.

„Nein, was für eine nette Idee“ hauchte Gine kraftlos. Sie warf ihren Gefährten einen sorgenvollen Blick zu.

Bardock deutete ein Nicken an. Gine machte sich dieselben Sorgen wie er.

Einer musste hier raus und schnellstens Bulma warnen.

„Gut, ich will nicht so sein. Ich habe da noch etwas in meiner Kammer; das kann Gine für euch braten“ sagte er mürrisch und wand sich aus Tomas Umarmung.

Aber bevor er einen Schritt zur Tür machen konnte, meldete sich sein Scouter.

Jemand näherte sich der Tür.

„Oh bitte, lass es Radditz sein“ flüsterte er.

Jemand, der nur eine Kraft von 105 besaß.

„Komm bloß nicht rein“ bat er leise.

Die unverkennbaren Umrisse seiner Tochter erschienen im Türrahmen.

Bardock erstarrte.

Sein Herz setzte aus.

Die Zeit schien stehen zu bleiben.
 

Ausgerechnet Borgos, der stille Krieger, der sich nur fürs Essen interessierte und nie das Maul aufmachte, bemerkte sie zuerst. Vielleicht, weil er sich nicht auf Gine konzentrierte und ihm dadurch Bardocks geschockte Miene auffiel.

Er sah ein kleines Mädchen an der Türschwelle stehen, in einem rosa Kleidchen, mit langen, blauen Haaren und großen, geweiteten blauen Augen; ein paar Früchten auf ihren Arm; vor Furcht wie erstarrt. Ihre Haare waren zu einem Zopf gebunden und mit einer rosa Schleife verziert. Der hellblaue Saiyajinschweif, der hinter ihren Rücken hervorschaute, war aus Schock steif und aufgebauscht.

„Wie süß…“

Die anderen Saiyajins horchten auf, als sie die seltene, tiefe Stimme von Borgos im Raum hörten und sahen sich um.

Nun fiel auch ihnen der Neuankömmling auf.

Ihre Blicke fielen auf das fremde, kleine Mädchen. Eine solche Gestalt hätten sie niemals in Bardocks Haus vermutet.
 

Bulma ließ die Früchte fallen und schrie entsetzt auf, angesichts all dieser fremden Gesichter, die sie anstarrten. Das waren alle Saiyajins und ihre Gesichter waren so ungewohnt finster, trotz der perplexen Miene, die sie gerade zeigten.

Ihr fielen die Worte ihre Mutter ein und ihr Versprechen.

Sie drehte sich um und rannte weg.

Bardocks Hand klatschte wie von selbst gegen seine Stirn und er verzog genervt das Gesicht.

Das war die dümmste Reaktion, die seine sonst so gewitzte Tochter jemals gezeigt hatte.
 

„Wer oder was war das denn?“ fragte Toma überrascht.

„Ein kleines Mädchen?“ fragte Selypa verblüfft.

„Eine Saiyajin, eindeutig, aber mit blauen Haaren?“ rief Panbukin perplex aus.

„Süß…“ Wiederholte Borgos seinen letzten Kommentar.

Die andere Saiyajins starrten ihn verwirrt an.

„Wie redest du über meine Tochter?“ rief Bardock wütend aus.

Jetzt klatsche sich Gine fassungslos gegen die Stirn. War sie denn heute nur von Idioten umzingelt?

Vielleicht hätte man noch ausweichen können; hätte behaupten können, dass dieses Mädchen eine Waldelfe wäre oder anderen Unsinn.

Aber jetzt war eindeutig geklärt, dass dieses unbekannte Mädchen Bardocks Tochter war.
 

„Moment mal…deine Tochter?!“ rief Toma entsetzt auf. „Du hast eine Tochter? Mit wem? Gine, wusstest du das? Oh, sie ist vermutlich auch deine? Na, ja, bei den Haaren hätte ich gedacht…“stammelte er und verstummte bei Bardocks wütender Miene.

Selypas Mund stand weit offen.

„Der Kerl hat noch ein Kind? Ein Mädchen? Und das verschweigt er uns jahrelang? Wie alt ist sie denn?“ stotterte sie betroffen.

Panbukin erholte sich als erstes. Er verschränkte abschätzig die Arme vor der Brust.

„Na, da ich der einzige bin, der zählen kann, würde ich sagen…Vier oder Fünf Jahre, nicht wahr? Ich vermutete, das ist deine „Totgeburt“, wegen der dich alle bemitleidet haben und ihr euch entschlossen habt, aus dem Dorf zu ziehen?“ schlussfolgerte er.

Borgos nickte nur bedächtig mit dem Kopf.

„Sehr hübsches Mädchen“ waren die einzigen Worte, die er zur Bombe, die gerade geplatzt waren, mit beitrug.

Bardock hatte das dringende Bedürfnis, ihn zu schlagen. Eigentlich wollte er ihnen alle eine Kopfnuss verpassen. Und einen Tritt in den Hintern. Und einen Hieb in den Magen…

„Was ist denn hier los?“ fragte eine kindliche Stimme verblüfft.

Bardock verdrehte die Augen und sah zum Neuankömmling.

Und da war ja sein Ältester; leider viel zu spät. Hätte er nicht vor Bulma eintreffen können?

Radditz schaute in die betroffenen Gesichter der Erwachsenen. Er fühlte, dass die Stimmung seltsam aufgeladen war. Sein Vater sah ihn so wütend an, dass der Junge schluckte und die einzige richtige Schlussfolgerung traf. Er drehte sich um rannte ebenfalls weg.

Sollten sich doch die Erwachsenen alleine um ihren Mist kümmern.

Erst als Radditz die schützenden Schatten der Bäume erreichte, fiel ihm ein, weshalb die Erwachsene so außer sich sein konnten.

Es musste an Bulma liegen! Sie hatten sie gesehen!

Radditz Hals wurde trocken und er schaltete seinen Scouter ein.

Er musste dringend seine Schwester finden.
 

Langsam erholten sich Bardocks Kameraden von dem Schock.

Anklagend schauten sie ihren Anführer an.

„Du hast uns jahrelang belogen“ warf ihm Selypa vor.

„Darum wolltest du also, dass wir dich nicht besuchen“ erkannte Toma.

„Ja, darum meine Frage: Wer von euch Vollidioten hatte denn diese tolle Idee“ knurrte Bardock gereizt.

Gine winkte ab. „Das ist gerade nicht wichtig“ seufzte sie. „Wir müssen uns über Bulma unterhalten.“

„Bulma? Was ist denn das für ein komischer, unsaiyanischer Name“ bemängelte Panbukin.

Bardocks Knurren wurde tiefer. Seine Augen strahlten eine Mordswut aus.

„Du redet hier über den Namen, den ich persönlich für meine Tochter ausgesucht habe“ erklärte er mit zusammengebissenen Zähnen. Seine Armen waren vor der Brust verschränkt, damit er nicht in der Versuchung kam, seine eigenen Kameraden zu erwürgen.

Toma, dessen Beine sich wackelig anfühlten, setzte sich auf einen Stuhl. Er massierte sich die Schläfen und versuchte, die neuen Erkenntnisse zu verarbeiten.

„Dann hast du sie also auch als deine Tochter anerkannt?“ sagte er zerstreut. „Aber warum hast du uns denn nie ein Wort gesagt. Wenigstens mir, deinen ältesten Freund…“ er verstummte und sah ihn tadelnd an.

Bardock verdrehte die Augen und strich sich über seinen verspannten Nacken.

„Nimm das nicht persönlich, Toma“ brummte er.

Seine anderen Kameraden bekamen ebenfalls das Bedürfnis sich zu setzen und rückten sich die Stühle zurecht. Bardock setzte sich seufzend an das Tischende und ließ die unwillkommenen Gäste nicht aus den Augen.

Gine bemerkte, dass sich die Stimmung allmählich beruhigte und nahm aus dem hohen Schrank eine Anzahl an Bechern und einen verschlossenen Krug heraus.

Etwas Alkohol wurde allen jetzt guttun.

Sie schenkte jeden ein Glas ein und wartete darauf, dass alle etwas tranken.

Dann meldete sie sich zu Wort.

„Wir haben nach Bulmas Geburt beschlossen, dass wir sie heimlich aufziehen. Ihr Aussehen war so ungewöhnlich; dazu war sie noch so schwach…welche Chancen hätte so jemand in unserer Macht orientierten Gesellschaft? Bei unseren strengen Regeln? Zu ihrer Sicherheit durfte niemand etwas über sie erfahren“ erklärte sie ihre Handlung.

Die Saiyajins schauten nachdenklich in ihre Gläser.

Toma stürzte seinen Becher herunter und bedeutete Gine, ihm nachzuschenken. Dann wandte er sich an seinen Freund.

„Ich verstehe es“ sagte er. „Du hast getan, was du tun musstest, um deine Familie zu schützen. Aber Verdammt, Bardock, nach all den Jahren…wir kennen uns, seitdem wir kleine Bengel waren. Wir haben schon miteinander gekämpft und gejagt, bevor wir in unserem Tatakai aufeinander trafen und du mich besiegt hast. Warum hattest du kein Vertrauen in mich? Ich hätte euch helfen können! Vielleicht beim Umzug in den Wald? Beim Aufbau eures neuen Heims? Oder bei irgendetwas anderem...Glaubst du, ich würde dich verraten“ warf er ihm vor.

Bardock drehte seinen Becher nachdenklich in den Händen, bevor er zu einer Antwort ansetzte.

„Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich das Recht habe dich um Hilfe zu bitten“ sagte er langsam. „Ich habe es als eine Familienangelegenheit angesehen. Wir wissen alle, wie hoch der Stand der Mädchen in unserem Stamm ist. Wegen der geringen Kinderzahlen werden die Weibchen ständig belagert. Selypa bekommt häufig Angebote von anderen Kriegern und wird unter Druck gesetzt, nicht mehr auf Mission zu gehen. Sogar Gine wird bei der Arbeit angebaggert, obwohl jeder weiß, dass sie mir den Sarang geschworen hat. Was würde man mit einer …was könnte man Bulma alles antun, obwohl sie ein Mädchen ist?“ Bardock biss sich auf die Zunge bevor er das Wort „beeinträchtigte Saiyajin“ in den Mund nahm.

Er sah seine Tochter nicht als schwach oder degeneriert an, aber er kannte das oberflächliche, arrogante Gehabe seiner Stammesgenossen.

Die anderen sahen versunken in ihre Becher.

„Ein Elitekrieger könnte sie als Zweitfrau beanspruchen“ meldete sich Panbukin, der rational Denkende zu Wort. „Sie wäre ihm untergeordnet und nicht mehr als eine Dienerin, die er nebenbei vögeln würde. Niemand würde für sie Schutz ergreifen. Oder man würde sie töten, weil man sie als Schande unserer Rasse ansähe. Vielleicht würde man sie sterilisieren, damit sich ihre Gene nicht verbreiten. Einige könnten auf die Idee kommen, sie als Sklavin zu verkaufen oder sie für ihre Triebe zu nutzen als eine Art…“

„IST JA GUT, WIR HABENS ES JA KAPIERT“ brüllte Selypa ihn wütend an. Sie beugte sich zu Gine, deren Miene bei Panbukins Worte immer bleicher geworden war und strich ihr beruhigend über den Rücken.

Sogar der stille Borgos hatte eine grünliche Gesichtsfärbung eingenommen.

Die Saiyajins nahmen einen weiteren großen Schluck vom scharf gebrannten Alkohol.

„Wenn wir dazu nicht etwas essen, liegen wir gleich betrunken unter dem Tisch“ wechselte Toma das Thema.

„Ich verstehe es auch“ meldete sich Selypa zu Wort. „Würde es um meine Tochter gehen, ich würde sie beschützen. Mit Zähnen und Klauen. Der Gedanken, dass einer dieser stinkenden Mistkerle, die mich öfters angrapschen, eine Hand an sie legen könnten...“ Sie fauchte wütend auf.

Gine legte dankend ihren Kopf auf ihre Schulter. Selypa legte ihr wortlos eine Hand auf den Oberschenkel.

Panbukin strich sich nachdenklich über seinen Kopf.

„Ich versuche zu verstehen, was du und Gine für das Mädchen plant. Klar, hier im einsamen Wald ist es sicher. Aber irgendwann wird sie älter werden…und wir Saiyajins leben nicht ewig. Was plant ihr für ihre Zukunft? Sollen sie und Radditz eure Linie fortführen?“

Bardock verschluckte sich an seinem Schnaps. „Red keinen Unsinn. Von Inzest bin ich kein Freund.“

„Ich nehme sie“ meldete sich Borgos zu Wort.

„Nur über meine Leiche“ knurrte Bardock ihn an.

„Hört sich nach einem Heiratsversprechen an“ grinste Panbukin. „Also Borgos, du musst nur Bardock killen, dann ist der Weg zu seiner Tochter frei.“

„Ich werde euch allen den Kiefer brechen, wenn ihr nur ein Wort über sie verliert“ Bardocks Stimme wurde laut.

„Reg dich ab, du alter Zausel, wir ziehen dich doch nur auf“ beruhigend hob Panbukin die Hände. „Merkst du nicht, dass wir alle bereits die Entscheidung gefällt haben, deine Tochter zu beschützen?“

Bardock verstummte und sah jeden seinen Kameraden tief in die Augen. Sie alle hatten denselben, entschlossenen Blick und das leichtsinnige Lächeln; als ob sie kurz vor einer lebensgefährlichen Schlacht ständen.

„Falls du uns nicht vertraust, bin ich bereit, einen Schwur auf Blut, Namen und Ehre zu leisten“ sprach Toma es an.

Bardock zuckte betroffen zusammen. „Es ist nicht so, dass ich euch nicht vertraue. Mann, ihr wisst, dass ich euch mein Leben anvertraue. Aber hier geht es um mein kleines Mädchen…sie ist so winzig und klein und stur und wenn sie mich anlächelt, dann…“ er verstummte. Ihm wurde bewusst, dass seine Wangen schamhaft gerötet waren und seine Kameraden ihn angegrinsten.

Bardock, der harte Unterklasse-Krieger, der niemals Furcht zeigte, egal wie stark seine Gegner waren. Der hartnäckig weiter kämpfte und jede Grenze überwand. Der im größten Trubel immer einen kühlen Kopf behielt und nur das arrogante Lächeln eines kampfliebenden Saiyajins zeigte.

Dieser Krieger liebte seine Tochter abgöttisch, auch wenn er es ihr nur schwer zeigen konnte.

Aber für seine Gefährtin und seine Kameraden war es offensichtlich.

„Hört auf zu grinsen und fangt an zu schwören“ befahl er, peinlich berührt.

„Ich, Toma, schwöre auf meinen Namen, auf mein Blut als Saiyajin und auf meine Ehre als Krieger, dass ich die Existenz von Bulma, Bardocks Tochter, keinen anderen mitteilen werden“ fing Toma als erstes an. Die anderen wiederholten seinen Schwur.

Zufrieden schaute sie zu ihrem Anführer hin, der sich ein selbstgefälliges Lächeln nicht verkneifen konnte. Er hatte tatsächlich die besten Kameraden unter diesen Haufen wilder Affen gefunden.

Gine klatschte abschließend in die Hände.

„So, dann werde ich mal etwas Fleisch auf den Grill legen, bevor uns der Alkohol zu Kopf steigt. Bardock, du solltest nach Bulma und Radditz sehen.“

„Oh, verdammt.“ Jetzt erst fiel dem Krieger ein, dass beide Kinder in den Wald verschwunden waren.

Ein lautes Weinen war plötzlich in der Stille zu hören.

Kakarott war aufgewacht.
 

Bardock drückte Selypa den aufgewachten Kakarott in die Arme und stürmte in den Wald.

Er versuchte, die Spuren seiner Kinder zu finden, aber das Training im Verwischen von Spuren trug dummerweise Früchte: es war schwierig, bei ihren leichtfüßigen, vorsichtigen Schritten eine passable Spur zu finden.

Die wilden, großen Tiere mit ihren Powerlevel verwirrten seinen Scouter, so dass er ihre Spur nicht aufnehmen konnte.

Wenigstens wusste er damit, dass er damals mit seiner Entscheidung hier her zu ziehen, richtig gelegen hatte. Auf diese Weise würden Fremde sie nicht finden können.

Bardock erinnerte sich an einen hohen Baum mit einer kleinen Höhle drin, die Radditzs Lieblingsversteck war und machte sich auf die Suche.

Am Baum angekommen, fand er auf dem Stamm leichte Spuren, als ob jemand hochgeklettert war. Er lag anscheinend richtig mit seiner Vermutung.

„Radditz, ich bin es“ rief er laut hinauf. „Ist deine Schwester bei dir?“

Nach einigen Sekunden des Wartens kam Radditz wuscheliger Kopf hervor, der misstrauisch nach unten schaute.

Bardock winkte ihn beruhigend zu.

„Ja, Bulma ist hier“ rief ihm Radditz zu.

Erleichtert schwebte Bardock hoch.
 

Im großen Stamm befand sich eine kleine, geschützte Einbuchtung, die von belaubten Ästen versteckt wurde, groß genug für zwei Kinder; die Radditz sich mit weichem, trocknem Gras ausgepolstert hatte. Tief in seinem Inneren saß Bulma, die Knie angezogen.

Nach dem Schrecken des plötzlichen Besuches, hatte Radditz sich auf die Suche nach Bulma gemacht, sie gefunden und in sein Geheimversteck geführt.

Bulma sah mit großen Augen ihren Vater an. Ihre Augen waren vom Weinen noch etwas gerötet, obwohl Radditz sein Bestes gegeben hatte, um sie zu beruhigen.

Bulma hatte Angst. Bekamen ihre Eltern jetzt Ärger wegen ihr? Diese anderen Saiyajins hatten furchterregend ausgesehen. Viel zu spät hatte sie sich an die Anweisung ihrer Mutter erinnert, fremden Saiyajins aus dem Weg zu gehen.

Sie ärgerte sich immer noch, dass sie so unaufmerksam gewesen war und einfach ins Haus getreten war. Sie hatte nicht auf die fremden Stimmen geachtet, sondern war mit ihren Gedanken und Träumereien abgelenkt gewesen.

„Keine Sorge, Bulma. Alles ist in Ordnung“ ihr Vater hielt ihr seine Hand hin. Sein Blick war wie gewohnt fest und stark, sein Lächeln beruhigend. „Sie werden dir nichts tun. Ich werde dich beschützen.“

Vorsichtig erhob sie sich und griff nach der Hand ihres Vaters. Er zog sie an seine Brust.

„Bisschen langsam mit deiner Reaktion, was“ spielte er auf ihre Flucht an und lachte leise.

„Tut mir leid“ flüsterte sie in seine Brust. Ihre Hände hielten sich an ihm fest.

Bardocks Hand strich sanft über ihre Haare und er drückte ihr einen leichten Kuss auf den Kopf.

Ihm selbst war ein Stein vom Herzen gefallen, als er sie in der Baumhöhle sitzen sah.

Er wuschelte kurz über Radditz Haare und nickte ihm aufmunternd zu.

„Gute Arbeit“ sagte er leise. Sein Sohn hatte ohne Anweisung richtig geschaltet und seine Schwester gesucht, gefunden und sich toll mit ihr versteckt gehalten.

Radditz nickte ernst.

„Wer waren die Leute bei uns im Haus?“ fragte er.

Bardock seufzte. „Keine Sorge, das sind Freunde von mir. Ich habe ihnen von Bulma erzählt und sie haben geschworen, dicht zu halten. Komm, lass uns gehen.“
 

Langsam wurde es dunkel.

Die drei erreichten die Hütte und hörten schon weitem den Krach und das Geschrei.

„DAS IST DAS KIND EINES TEUFELS: EINDEUTIG BARDOCKS SOHN!“ hörten sie eine laute männliche Stimme. Ein hohes Kreischen war zu hören.

„ER BEISST! NIMM IHN WEG!“

Die Kinder sahen fragend ihren Vater an.

„Kakarott freundet sich gerade mit meinen Kameraden an“ sagte Bardock kopfschüttelnd. „Vermutlich habe ich morgen keine Kameraden mehr.“

„Was einen nicht umbringt…“meinte Radditz trocken „Sollen wir noch ein wenig warten, bis Kakarott sich ausgetobt hat?“

„Wenn die mitbekommen, dass wir hier draußen stehen und sie mit ihm alleine gelassen haben, bin ich tatsächlich am Arsch. Lass uns gehen“ aufmunternd sah er Bulma an, die er auf seinen Arm trug.

Immer noch hielt sie sich am Riemen seiner Rüstung fest; ängstlich darauf bedacht, ihn nicht los zu lassen.

Als sie eintraten, sahen sie dabei zu, wie die Frau mit den kurzen Haaren und der Mann mit dem kleinen Zopf am Hinterkopf versuchten, Kakarott abzuschütteln, der abwechselnd über sie sprang und kletterte.

Ein etwas dickerer Mann saß erschöpft am Tisch, den Kopf auf die Tischplatte gelegt und murmelte unentwegt „Ich will keine Kinder…niemals.“

In einer Ecke des Hauses saß ein großer Mann mit den Rücken zu ihnen, die Knie angezogen und schunkelte wortlos hin und her. Es fehlte nicht viel und er würde anfangen, am Daumen zu lutschen.

Gine war die einzige, die sich nicht aus der Ruhe bringen ließ und sich um das Essen kümmerte.

„KAKAROTT, SEI STILL!“ brüllte Bardock.

Sofort hörte das kleine Kind auf, über den Krieger Toma zu steigen und hielt erschrocken inne.

Selypa nutzte diesen Moment aus, griff nach ihm und setzte ihn in sein Körbchen rein.

Schwer atmend traten die beide zwei Schritte zurück und beobachteten den Kleinen misstrauisch, der jetzt so gehorsam seinen Vater ansah.

„Endlich, er ist wieder da“ stöhnte Panbukin erleichtert auf. „Lass uns nie wieder allein…mit ihm…“

„Ich habe es mir überlegt: ich will die nächsten fünf Jahre keine Kinder haben und der mögliche Vater darf auf keinen Fall aus Bardocks Linie stammen. Diese Energie kann nur von ihm kommen. Das kann unmöglich auch Gines Kind sein“ stöhnte Selypa und ließ sich auf einen der Stühle sinken.

„Normalerweise würde ich mich jetzt anbieten, denn ich bin nicht mit ihm verwandt“ sagte Toma schwer atmend. „Aber der Fortbestand unserer Rasse ist mir gerade sowas von egal. Vielleicht entscheide ich mich sogar für eine Vasektomie.“

„Gute Idee, ich mache dann auch einen Termin. Ich weiß nicht, ob Borgos sich vom dem Trauma erholen wird. Kakarott hat ihn gebissen; in seinen Schweif“ sagte Panbukin stirnrunzelnd und sah zu seinem Freund hin, der deprimiert in seiner Ecke hockte.

Alle drei drehten den Kopf zu ihrem Anführer und sahen ihn misstrauisch an.

Was hatte er da bloß produziert?

Und wie schaffte er es, die Kontrolle über diesen Rotzbengel zu behalten?

Bardock verzog keine Miene. Jetzt wussten seine Freunde, warum er so schnell wie möglich auf eine neue Mission wollte.

Ihre Blicke fielen auf das kleine Mädchen, dass schüchtern seinen Kopf an Bardocks Brust versteckte.

„Ohhh, Toma, sieh dir die Kleine an. Ist sie nicht goldig?!“ strahlte Selypa mit einem Lächeln, bei dem man beinahe ihre letzten Worte über das Kinderkriegen vergessen konnte.

„Im Vergleich zu Kakarott; da würde ich sogar Radditz goldig nennen“ murrte Toma und zwinkerte Radditz verschmitzt zu. Es war Jahre her, dass er den Jungen gesehen hatte, aber die Haarpracht war seitdem noch länger geworden. Radditz blieb wachsam an der Seite seines Vaters und sah die Neuankömmlinge misstrauisch an.

„Vorsicht, Selypa, das ist eine Falle“ stöhnte Panbukin, der nicht mehr die Kraft besaß, sich zu erheben. „Wie bei dem Kleinen. Sie lockt dich an mit ihrem unschuldigen Lächeln und dann springt sie auf dich…“

„Jetzt hör auf, zu jammern“ unterbrach Bardock ihn. „Was sollen meine Kinder denken? Dass ich einen Haufen Waschlappen als Kameraden habe?“

In Gedanken machte er sich ein Memo: Sollte einer seiner Kameraden in Zukunft aufmüpfig werden, hatte er eine neue Bestrafung für sie: Zwei Stunden Babysitten auf Kakarott. Nach einer Stunde würden sie ihn um Gnade anbetteln.

Er beugte den Kopf zu Bulma und deutete auf die neuen Gesichter.

„Bulma, schau her. Das sind Selypa, mein bester Freund Toma, der dicke Mann heißt Panbukin und das Häufchen Elend in der Ecke ist Borgos. Sag Hallo.“

„Wen nennt du hier dick? Das ist Muskelmasse“ kam der erschöpfte Einwand, der von allen ignoriert wurde.

Bulma sah vorsichtig die Fremden an und winkte mit ihrer Hand.

„Hallo“ hauchte sie schüchtern und versuchte zu lächeln.

Toma, Selypa und sogar der sonst so mürrische Panbukin mussten zugeben, dass die Kleine wirklich niedlich war. Die großen, hellen Augen und das seidige, blaue Haar gaben ihr einen unverwechselbaren Charme.

Sogar der traumatisierte Borgos traute sich aus seiner Ecke raus.

Vorsichtig umringten sie das Mädchen, dass sich auf den Armen ihres Vaters sicher fühlte und den Moment nutzte, andere Saiyajins kennen zu lernen.

Sie waren alle groß, muskulös, trugen eine Rüstung und sie hatten schwarze Augen und Haare.

Sie machten einen ähnlichen Eindruck auf sie wie ihr Vater: Stark, mutig, unbezähmbar, aber mit einer versteckten Sanftmut in den Augen.

Erleichtert sah Gine dabei zu, wie Bardocks Kameraden behutsam mit Bulma umgingen.

Sie war froh, dass sie neue Verbündete gefunden hatten. Aber letztendlich machte es keinen Unterschied in Bulmas Erziehung. Bardocks Freunde hatten den Schwur aus Loyalität zu Bardock geleistet. Aber auch sie waren der Meinung, dass es besser für das Mädchen war, wenn sie abgeschieden aufwuchs.

Totenfeier

Die Wochen vergingen. Der Herbst kam.

Auf den Planeten Vegeta sank die Temperatur nur um ein paar Grad. Trotzdem reagierte die empfindliche Natur darauf, indem sich die Blätter verfärbten und abfielen. Die Nächte wurden länger.

Für Bulma begann das fünfte Lebensjahr.

Sie verbrachte diese Jahreszeit mit dem Bestaunen der prächtigen Laubfärbung, dem Sammeln von Nüssen und Trocknen von Früchten. Sie nutze das Malzeug, dass ihre Mutter ihr für ihren guten Einfall mit den Schleimaalen geschenkt hatte, um das Farbenspiel des Laubes abzumalen. Bei ihren Versuchen, die Beeren und Früchte für das Färben ihre Stoffe zu nutzen, konnte sie einige schöne Ergebnisse sammeln und neue Farben in ihrer Sammlung einfügen.

Kakarott hatte großen Spaß daran, mit dem trockenen Laub zu spielen. Sobald er einen Laubhaufen sah, sprang er hinein; ungeachtet, ob ein Tier es gerade als Winterquartier nutzen wollte oder nicht.

Nachdem er einen Zusammenstoß mit einem Igel hatte, wurde er vorsichtiger. Bulma musste ihn einige Stacheln aus dem Hintern ziehen, aber damit hatte er seine Lektion erhalten.

Ihr großer Bruder stellte ein paar Fallen mehr auf, um die Vorratskammer zu füllen.

Der Winter wurde selten eisig; dafür waren die Temperaturen auf den Planeten zu hoch.

Aber viele Tiere hielten Winterruhe und versteckten sich dazu besser.

Es konnte vorkommen, dass es für wenige Tage überraschend schneite; je nach Lage des Windes und ihr Standort nahe der Berge lag dafür ungünstig. Sollten sie eingeschneit werden, könnte ihnen bei ihrer einsamen Lage niemand helfen.

Radditz schaute nach, dass genug Feuerholz trocken gelagert wurde und hielt als nächster Mann im Haus einen wachsamen Blick auf seine jüngeren Geschwister.

Seit vier Wochen befand sich Bardock wieder auf Mission.

Wie es ihm angekündigt worden war, hörten die Kriege und Gefechte in ihrer Galaxy nicht auf und man benötigte die Hilfe der Saiyajins. Das bedeutete reiche Beute für sein Volk.

Gine musste mit ihrer Truppe Sonderschichten fahren, um die neuen Rationen zu trocknen und die Vorratskammern zu füllen.

Nebenbei musste sie zusehen, dass alle Vorbereitungen für den Winter in ihrem eigenen Heim abgeschlossen wurden: genug warme Decken und Kleidung besorgen; neue Schuhe für alle, alle Ritzen im Haus mussten abgedichtet werden, das Dach auf Löcher kontrollieren, Medikamente für den Notfall aufstocken…angesichts all der Arbeit war sie sehr froh, dass Kakarott sich momentan so gut benahm. Ohne Bardocks Hilfe war es schwierig, all die Arbeit unter den Hut zu bekommen.
 

Prüfend sah sich Bardock auf dem Schlachtfeld um.

Von seinen Gegnern stand keiner mehr aufrecht.

Er tippte an seinen Scouter und schaltete den Funk an.

„Bericht! Wie sieht die Lage bei euch aus?“ fragte er sein Team.

Jeder beantwortete die Frage positiv.

„Gut; wir treffen uns im Basislager.“

Ohne einen letzten Blick auf die Leichen seiner Opfer zu werfen, flog er los.

Ihr Lager hatten die Saiyajins in einer kleinen Stadt am Rande des Schlachtfeldes errichtet.

Die Bewohner hatten das fremde Volk, dass als Söldner angeheuert worden war, trotz ihres komischen Aussehens als „Gäste“ akzeptiert. Der Aufenthalt der Saiyajins an diesen Ort bedeutete Schutz und Sicherheit vor der Rebellenarme, weshalb sich viele Flüchtlinge und Händler an diesen Ort zurückgezogen hatte. Die Stadt brummte von Leben.

Am bewachten Eingangstor grüßte er mit einem Kopfnicken die Wachen, schwache Unterklasse-Saiyajins, die ihn wortlos vorbeiließen.

Bardock marschierte durch die Menge. Die Einheimischen; kleine Wesen mit schuppiger, violetter Haut und gelben Augen, machten ihm breitwillig Platz.

Bardock sah sich auf den aufgestellten Ständen nach Geschenken für seine Familie um. Hauptsächlich wurde Schmuck und Nahrung angeboten; nicht gerade das, was er für Bulma suchte. Aber einige der weit gereisten Händler hatten auch exotische, unbekannte Dinge bei sich, die vermutlich noch nicht mal von diesem Planeten stammten.

Sein Scouter alarmierte ihn, dass eine höhere Kampfkraft sich ihm näherte.

Eine Kampfkraft, die er kannte.

So war es für ihn keine Überraschung, als Toma ihn mit einem Schulterklopfen begrüßte.

„Noch nicht in der Schenke? Was suchst du?“ fragte ihn sein bester Kamerad.

„‘ne Kleinigkeit für Bulma“ murmelte Bardock.

Er wünschte, er hatte es nicht gesagt, denn sofort glitt ein breites Grinsen über das Gesicht seines Freundes.

„Ahhh, für unsere süßes, kleines Vögelchen“ strahlte der Vollidiot an.

„Kein „unser“! Sie gehört dir nicht, du Blödmann. Und hört auf, so zu lächeln“ grummelte Bardock.
 

Seit dem Tag, an dem seine Kameraden von Bulmas Existenz erfahren hatte, wurde er ständig nach ihr gefragt. Natürlich nicht offensichtlich, denn immerhin durfte niemand von ihr wissen.

Nach dem ersten Besuch fing Toma damit an, dass er ihn zum Abschied ein paar süße Früchte mitgab, damit er sie seinem „Vögelchen“ geben konnte.

Borgos, der sonst so Schweigsame, machte plötzlich das Maul auf um ihn zu fragen, wie es dem „Vögelchen“ gehe. Selypa sah ihn dann auch immer so gespannt an und wollte mehr hören.

Sogar Panbukin fragte, womit er Frauen eine Freude machen konnte. Gut, vielleicht ging es Panbukin dabei nicht um Bulma, sondern um das erfolglose Werben einer Saiyajin, weil der Kerl immer noch keine abgekriegt hatte, aber trotzdem…er vermisste die Gespräche, in denen es nur ums Töten, Kämpfen, Fressen und Trinken ging. Und manchmal über Frauen; wenn Selypa nicht in der Nähe war.

Nachdem Bardock rausgerutscht war, dass Bulma keine verfressene Saiyajin war, die nur ans Essen dachte und lieber las, wurde es noch schlimmer.

Jetzt schleppten die Typen ständig irgendwelchen Schrott an und fragten, ob „er“ es brauchen könnte.

Nein, tat er nicht, er wusste schon, was seine Tochter mochte.

Der einzige Grund, warum diese übergriffigen Idioten ihn nicht zu Hause besuchten, hieß Kakarott.

Wer hätte gedacht, dass der Bengel mit der niedrigen Kampfkraft einen so guten Abschreckungsgrund bieten würde.

Alleine der Name, den er manchmal beiläufig aussprach, verursachte ein Zittern und ein Ausbruch an Angstschweiß bei seinen Kameraden, den er nur spöttisch belächeln konnte.
 

Bardock wandte sich wieder dem Händler zu und zeigte wortlos auf zwei schmale, in Leder gebundene Bücher.

Der Händler formte mit seinen Fingern ein Angebot; Bardock schüttelte den Kopf, handelte ihn runter und gab ihm die entsprechende Menge an Münzen.

Neugierig sah Toma dabei zu, wie Bardock die Bücher in seinen Reisesack einpackte.

Ein wissendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, dass er sofort stoppte, als ihn Bardock misstrauisch ansah. Betont unschuldig legte er einen Arm um die Schulter seines Kameraden und zog ihn mit.

„Komm, lass uns was essen gehen. Ich habe Hunger“ forderte er ihn auf.

„Nimm den Arm weg oder ich breche ihn dir“ war Bardocks Antwort, aber sein Magen fing auch schon an zu knurren.

Die beiden machten sich auf den Weg zu ihrer bevorzugten Schenke.

Beim Eintritt erkannte der Wirt seine neuen Stammkunden und zeigte ihnen sofort einen freien Tisch in der Ecke, von dem die Saiyajins aus dem Raum im Blick hatten. Beide setzten sich mit dem Rücken zur Wand.

Wortlos wurde ihnen jeweils ein großer Krug mit Bier hingestellt, sowie eine Schüssel mit Nüssen.

Beide nahmen einen tiefen Schluck.

Toma strich sich den Schaum vom Mund und nahm sich eine Handvoll Nüsse.

„Also hast du wieder ein paar Bücher für sie gekauft“ begann er das Gespräch.

Bardock leerte sein Glas.

Er gab nur ein tiefes Grummeln als Antwort ab. Ihm gefiel nicht, wie Toma wieder anfing zu grinsen. Wo waren die Achtung und der Respekt seiner Kameraden hin?

Früher hatten sie ihn gefürchtet; jetzt grinsten sie ihn aus heiterem Himmel an.

All die hart erarbeitenden Angst vor ihm; dahin. Sogar die Angst vor Kakarott schien größer zu sein.

Stattdessen glaubten nun die andere Saiyajins, dass er einen Vogel hatte; nicht nur im übertragenen Sinn.

„Ich glaube ja, dass Selypa dein Vögelchen irgendwann heimlich in einen Sack packt und entführt. Oder Borgos“ fuhr Toma gedankenverloren fort.

„Solange ich Kakarott als Wachhund habe, wird sich keiner an sie herantrauen“ murmelte Bardock. „Können wir mal das Thema wechseln? Wie sieht es an der Front aus? Hast du deine Gegner erledigt?“

„Ohhh, machst du dir Sorgen um mich? Keine Sorge, ich habe die gegnerische Einheit bereits komplett eliminiert. Sorgen machen mir nur diejenigen, die sich in den Bergen verstecken. Einzeln können wir sie nicht herauslocken. Wir müssen ihnen eine Falle stellen“ antwortete Toma.

Mit seinem Bierkrug und den Nüssen formte er auf den Tisch eine Formation, die von der Kellnerin mit einer Platte gegrillten Fleisch unterbrochen wurde. Toma orderte sofort weiter Nachschub.

Die Männer stürzten sich hungrig auf ihr Mahl.

Kaum hatte sich die Platte geleert, als Bardock die Ankunft der letzten drei Teamkameraden beobachtete. Selypa, Panbukin und Borgos setzten sich zu ihren Freunden hin.

Die Kellnerin musste nun öfters herlaufen, um den Bedarf an Bier und Gegrillten zu stillen.

Erst als der größte Hunger gestillt war, fingen die fünf an, ihren neuen Formationen zu besprechen, bis sie alle von derselben Nachricht durch ihren Scouter unterbrochen wurde. Zuerst gab es einen hohen Signalton, dann sprach eine elektronische verformte Stimme:

„Achtung: Alle Saiyajins habe sich sofort in ihre Pods zu begeben. Rückflug zur Heimatstation!“

Bardock konnte es kaum glauben. Sie waren noch lange nicht fertig. Sie konnten doch nicht mitten drin abhauen?! Was war los? Es gab doch keine Bedrohung auf diesen Planeten, mit dem sie nicht fertig wurden. Fliehen oder eine Mission vor Beenden zu unterbrechen, war eine Schande für einen Saiyajin.

„Wieso? Wir sind mit unserer Mission noch nicht fertig?“ wagte er zu fragen.

Die Antwort kam prompt.

„Königlicher Befehl. Alle Saiyajins müssen in ihren Missionen pausieren und zur Heimatbasis zurückkehren.“

„Jetzt sag mir, wieso? Was ist los in unserer Heimat?“ fragte Bardock beunruhigt.

„Staatsbegräbnis. Die Königin ist gestorben.“
 

Bei einem königlichen Befehl und dazu noch wegen diesem Anlass, waren Beschwerden nutzlos. Jeder erwachsene Sayajin wusste, was zu tun war.

Die Bewohner des Planeten sahen erstaunt dabei zu, wie die Saiyajins, ohne eine Stellungnahme abzugeben, in ihren Pods Richtung Heimat verschwanden.

Auf ihre Frage, wann sie wieder zurückkehren würden, erhielten sie keine Antwort.
 

Der Tod war der ständige Begleiter der kriegerischen Saiyajins und damit etwas Alltägliches. Um ihren Alltag nicht mit Begräbnissen zu verschwenden, trauerten die rauhen, unspirituellen Wesen kaum um ihren Kameraden. Sie glaubten nicht an Seelen oder den Schutz der Ahnen.

Wenn ein Saiyajin starb, verweste sein Körper; fertig.

Es wurden keine Gedenksteine errichtet, man hielt keine Trauerreden, es wurden keine Schweigeminuten abgehalten und selten Tränen vergossen.

Eine Ausnahme machte man nur beim Tod eines legendären Kriegers.

In diesem Fall versammelten sich seine Familie und engsten Kameraden, um auf sein Wohl zu speisen, zu trinken, zu lachen und zu singen. Man erinnerte sich an seine Taten und erzählte davon den jüngeren Generationen, damit die Erinnerung an diesen Krieger weiterlebte.

Die Königin gehörte nicht zu dieser Klasse, aber sie war immerhin die Herrscherin gewesen.

Ein Staatsbegräbnis bedeutete, dass alle Saiyajins verpflichtet waren, ihr die letzte Ehre zu erweisen. Im Gegenzug würde sich der König um den Leichenschmaus kümmern.

Dies war eine Sache der Würde und Prestige der Königsfamilie.
 

Kaum war Bardock auf Planet Vegeta angekommen, flog er mit Höchstgeschwindigkeit zu seinem Heim. Die Feier sollte zum Sonnenuntergang stattfinden und er musste sich noch umziehen.

In der Hütte angekommen, überraschte er Bulma dabei, wie sie an Radditz neue Kleidung abmaß und umnähte.

Dunkles Grau, wie die Farbe von Asche.

Er nickte seinen Kindern nur zu und rannte die Treppe hoch, wo er sich das Zimmer mit Gine teilte.

Sie war dabei, seine Kleidung zu sichten.

„Da bist du ja endlich. Geh dich schnell noch baden, ich lege dir schon die Sachen zurecht“ wies sie ihn an.

Er knurrte, genervt von der Hetze, gab ihr einen schnellen Kuss auf den Mund und zog sich seine Sachen aus.

Er schnappte sich ein Handtuch und rannte nackt nach draußen zum Badeteich.

Mit dem Handtuch um die Hüfte kam er nach kurzer Zeit wieder ins Zimmer; die Haare noch feucht.

Gine hatte ihm eine dunkelgraue Hose, saubere Schuhe und eine neue, weil kaum benutzte Rüstung bereitgelegt.

Er mochte die Brustpanzer mit dem breiten Schulterpolster nicht; er bevorzugte die mit dem Riemen.

Aber in diesem Fall mussten alle Saiyajins ihre besten Rüstungen tragen, zusammen mit aschfarbener Kleidung.

Gine hatte sich schon umgezogen: dunkelgraue, enge Hose, darüber einen hellgrauen Rock und ihren sauberen Brustpanzer. Sie bürstete sich die Haare.

„Willst du dein Stirnband nicht abnehmen?“ fragte sie stirnrunzelnd, als sie beobachtete, wie er das Handtuch um seine Hüfte löste um sich die feuchten Haare trocken zu rubbeln. Sein Band hatte er während des Badens um den Oberarm geschlungen.

„Wieso? Hat doch die Farbe von Blut. Sollte damit noch erlaubt sein. Außerdem glaube ich nicht, dass es jemand groß kümmern wird“ wiegelte er ab, richtete sein Stirnband zurecht und fing an, sich anzuziehen.

„Naja, im Kampf ist sie ja nicht gestorben. Ich habe gehört, dass sie lange krank war“ entgegnete sie.

„Was für ein jämmerlicher Tod“ entfuhr es Bardock.

Ein jeder Krieger sehnte sich nach dem Tod auf dem Schlachtfeld. Lieber jung, aber ruhmreich sterben, als alt und krank werden, war die Devise. Kein Mann wollte im Bett sterben.

Natürlich waren die Frauen eine Ausnahme davon; weil sie seltener am Kämpfen teilnahmen. Darum erinnerte sich aber auch kaum ein Sayajin an die Namen seiner Großmütter oder anderen weiblichen Verwandten. Der Tod auf dem Schlachtfeld, nach langen, ruhmreichen Kämpfen, war die einzige Möglichkeit, in der Welt der Saiyajins unsterblich zu werden.

Eine andere Möglichkeit gab es in ihrer Kultur nicht, in der ihre Geschichte weder schriftlich dokumentiert noch Denkmäler gebaut wurden. Die mündlichen Überlieferungen waren der einzige Weg, ihre Geschichte der nachfolgenden Generation zu vermitteln.

„Was ist mit Kakarott? Müssen wir ihn mitnehmen?“ fiel ihm die Frage ein.

„Nein, Kinder unter drei Jahren müssen nicht teilnehmen. Bulma wird auf ihn aufpassen“ erklärte Gine.

„Was hast du ihr erzählt? Weiß sie über das Begräbnis Bescheid?“

Gine schüttelte den Kopf.

„Ich habe ihr nur gesagt, dass wir für eine Nacht in die Hauptstadt müssen und es einen Tag dauern wird, bis wir wiederkommen. Sie hat nur traurig genickt und gesagt, dass sie es alleine schaffen wird.“

Bardock zuckte zusammen. Bei einer Feier dieser Größe und so vielen Saiyajins auf einen Haufen, wusste er, dass der Leichenschmaus bis zum nächsten Tag laufen konnte. Man sah alte Freunde und Familienmitglieder wieder und nutzte den Moment, um Neuigkeiten auszutauschen.

Sprach man über den einen Tod eines Kriegers, kam das Thema auf den nächsten Tod eines anderes Kriegers und so weiter, und so weiter. Ehe man sich versah, fingen die sonst so wortkargen Saiyajins an, zu quatschen, zu schwärmen; es wurde viel getrunken, man sang, Streits wurden vom Zaun gebrochen…vor Tagesanbruch würden sie jedenfalls nicht zurück sein.

„Ich habe ihr noch etwas von meiner Reise mitgebracht“ versuchte er sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. „Wenigstens bekommen wir bei der Feier ´ne Menge zu essen“ lenkte er ab.

Gien seufzte und verschränkte missbilligend die Arme vor der Brust.

„Na toll, die ganzen Vorräte, die wir die letzten Wochen gesammelt haben, gehen dafür drauf. All die harte Arbeit“ beschwerte sie sich.

„Müsst ihr eigentlich bedienen? Wäre ja unfair, wenn die Frauen oder die Nahrungs-Einheit mit dem Kochen beschäftigt ist…?“ begann Bardock, aber Gine winkte ab.

„Nein, kochen und bedienen wird ein Volk, dessen König unserem Herrscher noch was schuldet. Hat wohl was mit seiner letzten Mission zu tun. Mir selber gefällt es ganz und gar nicht, dass Fremde Zugang zu unserer Küche und unseren Vorräten haben. Ich hoffe, wir werden nicht vergiftet. Aber die Lebensmittel müssen wir stellen; das stört mich gewaltig.“

„Ich wette, König Vegeta sieht das als Geschenk und freiwilliges Opfer seiner Bürger zum Wohle seiner Königin an“ spotte Bardock. „Wie sehe ich aus?“

Er präsentierte sich seiner Gefährtin.

Sie nickte. „Sauber. Jetzt las uns losfliegen. Der Weg zur Hauptstadt ist weit von hier und ich bin keine gute Fliegerin.“

„Keine Sorge. Ich trage dich.“

Bardock, Gine und Radditz flogen los.

Bulma hielt Kakarott im Arm und sah ihnen besorgt nach, bis sich der Anblick der drei in kleine Punkte am Horizont verwandelt hatte.
 

Die Hauptstadt Sadala hatte sich vorbereitet.

Entlang der langen Hauptstraße waren Fackeln aufgestellt worden, um den Weg zu beleuchten; auch wenn es aufgrund der Dämmerung noch nicht komplett dunkel war.

Große weiße Banner mit dem roten Königswappen hingen an den Gebäuden herunter.

Die Saiyajins hatten sich entlang der Hauptstraße aufgestellt.

Leises Gemurmel war zu hören.

Bardock, Gine und Radditz hatten einen Platz weit vorne ergattert, wo die Prozession enden würde.

Eine leere Bühne stand am Ende der Straße. Dahinter konnte man die weite Ebene erkennen; das golden gebleichte Gras und die wenigen Bäume. Dank der klaren, kalten Luft konnte man die Umrisse der weit entfernten, mächtigen Berge erkennen, die sich wie ein dunkles Band am Horizont entlang schlängelten.

Radditz spürte die Kälte kaum. Hinter sich konnte er die Körperwärme seiner Eltern spüren, aber er war von dem Anblick schräg vor sich abgelenkt.

Auf einem Balkon, vom dem das königliche Banner hing, stand der König mit wehenden Umhang und stoischer Miene; sein Sohn an seiner Seite. Beide sahen streng, mit verschränkten Arme auf ihr versammeltes Volk herunter. Im Hintergrund standen ein paar Wachen und wichtige Minister.

Radditzs Herz machte einen Sprung. Er hatte den Prinzen beim letzten Tatakai vor ein paar Monaten kämpfen gesehen. Obwohl seine Gegner vier-fünf Jahre älter gewesen waren und größer und schwerer, hatte es keiner geschafft, ihn zu besiegen. Am Schluss hatte Prinz Vegeta sogar drei Gegner gleichzeitig geschlagen. Die Stärke des Jüngeren beeindruckte den jungen Radditz.

Er sehnte sich nach seinem Tatakai.

Vielleicht, eines Tages, würde man ihn so ähnlich respektieren wie Prinz Vegeta und er dürfte unter seinem Befehl kämpfen.

„Wo ist König Vegetas zweiter Sohn? Ich sehe nur den älteren“ hörte er einen Erwachsenen fragen.

„Ich habe gehört, dass der König ihn bereits zu einem weit entfernten Planeten geschickt hat, um den Schwächling aus den Augen zu haben“ antwortete sein Nachbar. „Die Königin soll sich bis zuletzt geweigert haben, den Jungen rauszugeben.“

„Pfft, so viel Aufwand für einen Schwächling. Wenigstens eines ihres Kinder hat es zu etwas gebracht.“

Auch Gine hörte das Gespräch.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte sie zum Herrscher hoch.

Weder er, noch sein Sohn sahen besonders trauernd aus, aber das war auf einer Saiyajin-Beerdigung in der Öffentlichkeit auch nicht zu erwarten. Trotzdem fand sie seine Haltung zu seinem Sohn kalt und herzlos. Hatte er wirklich seinen zweiten Sohn fort geschickt, ohne sich von seiner Mutter verabschieden zu lassen?

Sie legte unbewusst ihre Hände auf die Schultern ihres Sohnes, der vor ihr stand.

Peinlich berührt starrte Radditz sie an und schüttelte schnell die Hände ab.

Die Saiyajins in ihrer Umgebung drehten die Köpfe zur Straße runter. Sie konnten das Schlagen der Trommel hören. Die Prozession näherte sich.

Die lang gezogenen Trommelschläge einer dicken Trommel verursachten ein ungewohntes Beben im Körper des jungen Radditz.

Aufgeregt passte sich sein Herzschlag dem Geräusch an, pochte im gleichen Takt.

Mit großen Augen starrte er auf die vorbei ziehende Bahre, die von vier Saiyajins in grauen Umhängen feierlich getragen wurde.

Obendrauf lagen die zierlichen, blassen Überreste einer Frau in einem grauen, ärmellosen Kleid und einen fast friedlichen Gesichtsausdruck. Ihre langen, glatten Haare umrahmten sie ein wie ein Schleier.

Die Saiyajins schwiegen bedrückt bei ihrem Anblick.

Die eingefallenen Wangen, die ungewöhnliche Blässe und dünnen Arme sagten jeden wissenden Beobachter, dass diese Frau nach einer langen Krankheit gestorben war.

Sie war nicht in einem glorreichen Kampf gestorben. Unangenehm erinnere ihr Anblick die Saiyajins daran, dass man auch aufgrund anderer Ursachen sterben konnte und ihr Körper Schwächen hatte.

Diese Art des Todes und ihr zweiter Sohn warfen einen Schatten auf ihren Nachlass.

Heute Abend würde sich ihr Volk an sie erinnern.

Man würde darüber sprechen, wie sie einst eine junge, schöne Frau gewesen war, die zwar nicht zu den Stärksten ihrer Generation gehörte, aber wunderbar tanzen konnte. Dank ihrer grazilen Bewegungen und ihre Schönheit hatte sie die Aufmerksamkeit des damaligen Prinzen gewonnen.

Unter ihrer strategischen Führung hatte es einige erfolgreiche Siege gegeben.

Aber vor allem wurde sie durch die Geburt ihres Erstgeborenen unsterblich.

In naher Zukunft würde der Ruhm von Prinz Vegeta auch auf sie abstrahlen.

Sie würde in die Geschichten der Saiyajins eingehen als die Mutter von Prinz Vegeta, dem Wunderkind, dem Stärksten seiner Familie.

Die Kleinigkeiten wie der unfähige Sohn, ihre Krankheit oder den letzten Ehestreit würde man nur unter vorgehaltenen Mund flüstern.

„Hab gehört, sie hatte den König seit der Geburt des Jüngsten nicht mehr an sich rangelassen. Er hat getobt und versucht, ihr Zimmer einzutreten und sie hat ihn mit Gegenständen beworfen“ flüsterte ein Saiyajin seinem Nachbarn zu. Der grinste.

„Man, selbst Könige habe Probleme mit ihren Frauen, was?“

„Stell dir mal lieber vor, wie König Vegeta beworfen wird und erfolglos abziehen muss“ kicherte der andere hämisch.

Bardocks Mundwinkel zuckten nur kurz amüsiert

Anscheinend hatte jede Familie ihre Probleme.

„Haltet die Klappe; was gehen uns die Probleme andere Familien an“ warnte er die beiden leise.

Man wusste nie, ob einer von Königs Vegetas Schergen in der Nähe waren, der sich bei seinem Herrscher einschleimen wollte.

Die Bahre wurde auf die Bühne getragen. Die Saiyajins setzten ihre Last bedächtig ab und verließen den Platz.

Die Trommel hörte auf zu schlagen.

Für einen Moment war es gespenstisch still.

Alle Saiyajins sahen auf die Umrisse der aufgebahrten Frau; hinter ihr das Licht der rotglühenden Abendsonne, die langsam versank.

Dann, für einen kurzen Moment, war die Ebene rot beleuchtet, so dass sie aussah, als würde sie brennen. Die Berge schienen zu glühen und goldenen Spitzen zu haben.

Dann versank die Sonne und Dunkelheit bereitete sich aus.

Ein lautes Brüllen entfuhr der Kehle des Königs und tausend weitere Kehlen antworteten auf seinen Ruf.

Das langgezogene Brüllen der versammelten Saiyajins schreckte die umgebenen Tiere auf.

Vögel flögen erschrocken gen Himmel.

Radditz wurde mitgerissen und brüllte, so laut er mit seiner dünnen Stimme konnte.

So etwas hatte er noch nie gespürt. Diese Kraft und Gemeinschaft der Saiyajins an einem Ort erfüllten ihn mit Stolz.

Die Saiyajins nahmen Abschied von ihrer Königin.

Dann hob König Vegeta seine Hand.

Er feuerte einen greller Energiestrahl auf die sterblichen Überreste seiner Gefährtin, die sofort zu Asche verbrannten und vom Wind fort getragen wurde.

So wurde die Königin wieder ein Teil dieser Welt.

Der König brüllte ein weiteres Mal laut auf und schlug sich gegen die Brust. Stolz sah er auf sein Volk herab, dass den Gruß erwiderte. Er nickte zufrieden.

Dann wurde zum Leichenschmaus eingeladen.
 

„Prinz Vegeta, wollt ihr noch mehr von dem Gegrillten haben? Was diese Fremden gekocht haben, schmeckt ganz gut“ fragte Nappa.

Der Prinz schob seine halb geleerte Schüssel zur Seite.

„Nein, ich bin satt“ sagte er mit unzufriedener Miene und stand von seinem Platz auf.

Überrascht starrte ihn Nappa an und warf einen schnellen, wachsamen Blick auf den abgelenkten König.

„Prinz, wo wollt ihr hin?“ zischte er mit unterdrückter Stimme.

„Ich werde mich zurück ziehen“ sagte der Junge kalt. „Ich bin müde und das ganze Gelaber nervt mich.“

„Gut, dann begleite ich euch“ antwortete Nappa und legte den Knochen ab, um ebenfalls aufzustehen, doch Vegeta stoppte ihn mit einer Handbewegung.

„Ich werde schon selber in meine Gemächer zurück finden, vielen Dank“ sagte er sarkastisch. „Bleib ruhig hier. Ich…muss alleine sein“ sagte er zögernd.

Nappa sah dem Abgang des Jungen stirnrunzelnd nach. Er seufzte.

Vielleicht war es besser, wenn der Junge alleine war. All die lärmenden Erwachsenen mussten anstrengend für ihn sein. Seit einer Stunde war der Junge dem Beispiel seines Vaters gefolgt und hatte sich unter die Männer begeben, mit ihnen gegessen und getrunken. Aber er hatte nicht gelacht und kein Wort zu den Gesprächen beigetragen.

Nappa rieb sich nachdenklich den Nacken. Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte.

Der Junge war ein Stiller, der seine Gedanken für sich behielt. Trauerte er um seine Mutter oder war es ihm egal? Vielleicht war er wirklich nur müde?

Nappa beschloss, dem Jungen die gewünschte Einsamkeit zu gönnen und konzentrierte sich wieder auf sein Mahl. Zu seinem Glück befanden sich außerdem zwei hübsche Saiyajin-Frauen auf den Weg zu ihm.

Das schien heute ein guter Tag für ihn zu werden.

Nichts befeuerte die Leidenschaft der Saiyajins so an wie der Tod. Dann sehnten sie sich nur noch mehr nach dem Leben.
 

Prinz Vegeta ging durch die einsamen Gänge.

Alle Saiyajins waren auf den Straßen und aßen, tranken, lachten.

Dieser Lärm kotzte ihn an.

Bis zum Abschluss hatte er durchgehalten, aber nun quälten ihn pochende Kopfschmerzen.

Er sah sich prüfend um, aber niemand war in der Nähe.

Schnell stieg er auf ein Fensterbrett und entschwebte nach draußen, hoch in die Luft; weit fort von der Menge, den Lärm und den Lichter.

Er sehnte sich nach Einsamkeit, Stille und Dunkelheit und flog durch die Nacht, auf der Suche nach einem geeigneten Ort.

Er flog in Richtung Berge und ließ sich nicht vom kalten Wind abbringen. Störrisch flog er weiter, den Blick konzentriert nach vorn gerichtet. Unter ihn endete die weite Ebene und der Wald fing an.

Vegetas Gedanken wanderten zu dem bleichen Gesicht seiner Mutter; bevor es zu Asche verbrannte.

Sie hatte ausgehen, als würde sie schlafen; als hätte sie endlich ihren lang ersehnten schönen Traum gefunden. Als wäre sie vom Schmerz erlöst worden.

In den letzten Wochen hatte sie oft nach ihn gefragt, aber er war ihr ausgewichen.

Bei den seltenen Besuchen hatte er die Erschöpfung in ihrem Gesicht gesehen und den Geruch des nahenden Todes an ihr gewittert. Es hatte ihn abgeschreckt, besonders weil sie so bemüht gewesen war, dass er näher kam. Ständig hatte sie die Hände nach ihm ausgeschreckt und gesagt, dass sie ihn berühren wollte. Er hatte sich geweigert.

Hatte sie Angst vor dem Tod gehabt? Wollte sie, dass er sie davor beschützte? Lag es an dem baldigen Ende, dass sie sich so plötzlich für ihn interessierte?

Er hatte nicht verstanden, was sie von ihm wollte und war auf Abstand gegangen.

Er war froh gewesen, dass sein Vater ihn mit auf Mission genommen hatte.

Sie war nicht mehr seine Mutter gewesen. Seine Mutter war eine stolze, schöne Frau gewesen, mit einer sicheren Stimme und festen Blick, die niemals gebettelt hatte. Er hatte die letzten Überreste davon in ihr gesehen, wenn sie seinen Vater angeschrien hatte; Tarble beschützend an der Brust gedrückt.

Vegeta hielt an.

Unter sich sah er einen glatten, dunklen See liegen.

Er konnte die Tiefe des Wassers nicht erahnen.

Endlich hatte er die ersehnte Stille gefunden.

Er atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Das mulmige Gefühl in seinem Magen verschwand aber nicht.

Warum fühlte er sich so?

Er war nicht glücklich, aber auch nicht traurig!

Sie war tot und er wusste nicht, ob er um diese Frau trauern konnte. Nach seiner Geburt hatte sie ihn weggegeben und er war zum Kämpfen gezwungen gewesen. Nie war sie aufgetaucht und hatte ihn beim Training beobachtet. Wenn er sie mal im Palast gesehen hatte, war ihr Rücken das einzige gewesen, was sie ihm gezeigt hatte; konzentriert in einem Gespräch oder anderswie abgelenkt; keinerlei Beachtung für ihn. Bei den wenigen gemeinsamen Abendessen war es kalt und förmlich zugegangen.

Dann, plötzlich, nach Tarbles Geburt, hatte sie sich verändert.

Die Bilder erschienen vor seinen geistigen Augen, wie sie ihre Hand nach ihm ausstreckte, seinen Namen rief, Tränen in den Augen.

Warum hatte sie geweint?

Nur weil er sich umgedreht hatte und ihr SEINEN Rücken gezeigt hatte?

Er biss sich auf die Lippen.

Es geschah ihr Recht; er hatte auch kein Interesse an ihr, so wie sie nie an ihm gehabt hatte.

Warum sonst hatte sie sich so viel mehr um Tarble gekümmert; hatte ihn gegen Vater beschützt; obwohl er ein unfähiger Schwächling war.

Er aber musste um Anerkennung kämpfen. Er hatte sie sich verdient. Er war stark geworden, weil man ihn alleine ließ. Deswegen würde er noch stärker werden, weil er nicht mehr hoffte. Er hatte sich damals abgefunden, dass seine Mutter sich nicht für ihn interessierte.

Ihr Gesinnungswandel geschah doch nur aus Angst; erbärmlich.

Wut sammelte sich in seinem Bauch und er spürte den Drang zu schreien oder etwas zu zerstören.

Er formte sein Ki in seiner Hand.

Er grinste.

Der tiefe See unter ihm kam gerade recht.
 

Bulma konnte nicht schlafen. Nachdenklich sah sie aus dem Fenster, während sie in ihrem Bett war; Kakakott an ihrer Seite. Ihr kleiner Bruder schlief tief und fest und manchmal konnte sie ein hohes, leises Schnarchen hören, dass sie zum Lächeln brachte.

Heute war die erste Nacht, in der sie die Älteste im Haus war und die Verantwortung trug und der Gedanke machte ihr Angst.

Hoffentlich passierte nichts. So viele Gefahren gingen ihr durch den Kopf und hielten sie vom Schlafen ab. Wann kamen bloß ihre Eltern wieder?

Sie schloss die Augen, kuschelte sich tiefer in die Kissen und versuchte, sich zu entspannen. Der plötzliche Lärm von auffliegenden Vögeln in Panik riss sie aus ihrer Anstrengung.

Sie sah zu Fenster raus.

Sie wusste aus Erfahrung, dass die Vögel solchen Lärm nur bei Gefahr veranstalteten, um ihre Artgenossen zu warnen.

Was passierte da draußen?

Sie stand auf und bemerkte in der Ferne einen roten Lichtschein.

Brannte der Wald?

Alarmiert behielt sie den Blick in diese Richtung. Der flackernde Lichtschein, der Lärm der Tiere…

Angst kroch in Bulma hoch. Ihr Herz klopfte panisch schneller.

Sie sah auf den schlafenden Jungen runter.

Es war ihre Aufgabe, ihren kleinen Bruder zu beschützen.

Sie konnten nicht hierbleiben. Was, wenn das Feuer sie erreichte?

Oh, wenn sie doch nur fliegen könnte!

Sie nahm Kakarott auf den Arm und wickelte ihn in die Decke ein.

Sie musste sich vergewissern, aber das konnte sie nur, wenn Kakarott sicher war.

Sie rannte nach draußen, hinters Haus, zum kleinen Badeteich. Dort, nahe an den Felsen der Berge, versteckte sie ihren Bruder. Immer noch schlief der kleine Chaot zufrieden.

Falls es ein Waldbrand war, hoffte sie, dass er in der Nähe von Wasser sicher war.

Entschlossen sah sie zum roten Lichtschein über den Wald. Sie musste etwas näher rangehen.

Wenn es ein Feuer war, warum sah sie keine Funken fliegen und spürte keine Hitze?

Es musste also etwas anderes sein.

Ohne sich von der Kälte der Nacht oder der drohenden Gefahr abbringen zu lassen, rannte sie in den Wald hinein.
 

Sie folgte dem immer stärker werdenden Licht und ahnte, woher es kam: vom großen See, aber warum sollte es ausgerechnet dort brennen, wo Wasser war?

Sie erreichte das Ufer.

Erschrocken hielt sie inne.

Es schien, als ob der See brennen würde?!

Über den See schwebte eine kleine Gestalt mit wehenden, roten Umhang.

Erschrocken versteckte sich Bulma hinter einem Baumstamm und versuchte, mehr zu erkennen.

Ein kleiner Saiyajin feuerte ziellos Ki-Strahlen ins Wasser. Die rote Energie tauchte das aufspritzende Wasser in rote und goldene Funken.

Der Wind bauschte auf; wirbelte die Tropfen höher. Das Wasser dampfte. Der Saiyajin drehte sich um.

Bulmas Augen wurden groß.

Der Saiyajin war klein, männlich und jung, besaß stachliges abstehendes, schwarzes Haar und trug einen Brustpanzer.

Sie konnte sein lautes Lachen hören, als er einen weiteren Ki-Strahl abfeuerte.

Plötzlich spürte sie, wie die Erde erbebte.

Der Junge hielt in seinem Angriff an und schaute grinsend auf das aufgewühlte Wasser.

Von seinem erhöhten Standort aus konnte er die Umrisse des nahenden, großen Wesens erkennen, dass an die Oberfläche auftauchte

Ein riesiger Fisch tauchte aus dem Wasser auf und sprang hoch; versuchte den Angreifer, der seine Ruhe gestört hatte, zu vernichten.

„Der König des Sees“ hauchte Bulma fasziniert.

Bardock hatte ihr und Radditz davon erzählt; ein riesiger Fisch, der tief im See lebte und den man nur selten sah. Er war meterlang, stromlinienförmiger Körper mit dunklen Schuppen und mächtigen Flossen, ein langes, Zähnen besetztes Maul.

Der Junge musste mit seinen Angriffen den Zorn dieses Wesens erregt haben.

Sie wollte ihn anschreien, ihn warnen, aber sie erinnerte sich plötzlich an das Versprechen, dass sie ihrer Mutter gegeben hatte. Sie hielt sich rechtzeitig die Hand vor dem Mund.

Doch mit großen Augen sah sie dabei zu, wie der Junge nur lachte und seine Hand hob. Ein mächtiger, roter Energiestrahl wurde erbarmungslos auf das nasse Wesen abgefeuert.

Bulma konnte ein schmerzerfülltes, tiefes Brummen hören.

Sie konnte sich nicht rühren, ihre Beine verweigerten ihr den Dienst.

Sie konnte nur in ihrem Versteck bleiben und fassungslos dabei zusehen, wie der Junge seinen Gegner attackierte. Das aufspritzende Wasser und Blut schien ihn nicht zu berühren; so schnell und geschickt flog er. Ein breites Grinsen auf den Lippen; keinerlei Furcht in den Augen.

Bulma bekam Angst, Angst vor diesen Jungen.

Gleichzeitig war sie so fasziniert, dass sie nicht den Blick abwenden konnte.
 

Das Brummen des Seekönigs wurde leiser, er starb. Er hatte keine Chance gehabt gegen dieses Kind.

Mit einem letzten Aufbäumen sank er zu Wasser, eine hohe Welle entstand, aufspritzende Tropfen stiegen in Richtung Himmel und fielen zurück ins Wasser.

Bulmas Herz schlug aufgeregt. Für einen Moment schien die Zeit langsamer zu vergehen.

Der Junge hatte mit dem wahnsinnigen Lachen aufgehört, stand still in der Luft, die Fäuste geballt, einen entschlossenen Blick, während sein Mantel hinter ihm im Wind peitschte.

Er sah so stark aus, als könnte er alles erreichen. Der Inbegriff eines Saiyajins, wie ihr Vater es vorlebte.

Aber auch unglaublich einsam.

Dieser Anblick brannte sich in ihre Netzhaut ein.

Der Junge wischte sich etwas von seinem Kinn und flog fort, ohne sich um die Leiche seines Gegners zu kümmern.

Bulma trat einen Schritt aus dem Schatten der Bäume heraus und sah ihm nach.

Ja, er machte ihr Angst, aber er war auch unglaublich faszinierend.

Sie blickte zum Seekönig, der leblos in der Mitte des Sees lag.

Jetzt, wo der Angreifer verschwunden war, kühlte die Luft wieder ab, das Wasser beruhigte sich und Bulma konnte das leise Rufen der Vögel hören. Die Gefahr war vorbei.

Kopfschüttelnd sah sie auf den riesigen Fischleib.

Warum hatte er ihn getötet, wenn er ihn nicht aß? Wieso hatte er überhaupt in den See geschossen? Wusste er über den Seekönig Bescheid? Wie konnte ein Junge nur so viel Energie besitzen? All diese Ki-Angriffe…

Verschiedene Gedanken schossen ihr durch den Kopf, darunter auch der, dass Radditz es bestimmt interessieren würde, wer den Seekönig erledigt hatte. Vielleicht kannte er den Jungen ja…

Aber dann stutzte sie.

Wenn sie Radditz und ihren Eltern von dem fremden Jungen erzählen würde, könnten ihre Eltern auf die Idee kommen, tiefer in die Berge zu ziehen, um sich besser zu verstecken.

Sie erinnerte sich an ihr Versprechen.

Der eigentliche Wortlaut war gewesen.

„Ich verspreche, den Wald nicht zu verlassen. Wenn ich andere Saiyajins sehe, verstecke ich mich.“

Daran hatte sie auch gehalten, aber jetzt erkannte sie ein Schlupfloch.

Was, wenn jemand SIE im Wald fand, BEVOR sie sich verstecken konnte.

Dann könnte sie einen anderen Saiyajin treffen und dabei gleichzeitig ihr Versprechen halten?!

Diese Idee ließ Bulma nicht los, als sie sich umdrehte und schnell nach Hause eilte.

Was sie heute gesehen hatte, würde sie für sich behalten.

Lebenspläne

Der Winter kam.

Auf dem Planeten Vegeta bedeutete es lange Nächte, in denen die Temperaturen kurz über dem Nullpunkt sanken und tagsüber sah man nur eine fahle Sonne hinter einer grauen Wolkendecke. Es wehten kalte Winde über kahle Landschaften. Manchmal war es morgens frostig, aber Schnee würde es in diesem Jahr nicht geben. Stattdessen regnete es oft.

Bardock hasste den Regen.

Nach der Trauerfeier der Königin und dem anschließenden Festgelage, waren er, Gine und Radditz erst am anschließenden Morgen wieder losgeflogen. Völlig verkatert hatte er sich nach der Ankunft mit seiner Frau ins verdunkelte Schlafzimmer zurückgezogen und den Rest des Tages nur geschlafen. Auch Radditz war völlig erledigt gewesen und hatte sich in sein Bett zurückgezogen. Bulma sorgte solange fürsorglich um Kakarott und passte auf ihn auf, während sich die anderen ausruhten. Am Abend bereitete sie ein leichtes Abendmahl zu und kochte einen Tee für ihre Eltern.

Am nächsten Tag entdeckte Radditz bei seiner morgendlichen Jagd-Runde die Leiche eines riesigen Fischmonsters im See und berichtete aufgeregt seinem Vater davon.

Bardock war überrascht gewesen, den toten Seekönig vorzufinden und konnte sich nicht vorstellen, wie er erledigt worden war. Die Brandwunden konnten nur von einem Ki-Angriff stammen.

Aber alle Saiyajins waren zum Todeszeitpunkt in der Hauptstadt gewesen, außer Bulma und die kleinen Kindern. Von denen konnte es keiner gewesen sein. Außerdem hätte kein Saiyajin das seltene Fleisch des Seekönigs im Wasser liegen gelassen und damit verschwendet.

Dieses Geschehen beunruhigte den misstrauischen Krieger, weshalb er nach der Beendigung seiner Mission regelmäßig im Wald patrouillierte und Ausschau nach anderen Saiyajins hielt. Allerdings fand er keine Spur. Sein Scouter zeigte ihm auch nichts an.
 

Seine letzte Mission war erfolgreich verlaufen.

Wegen der plötzlichen Abreise der Saiyajins aufgrund der Trauerfeier, hatten sich die Rebellen aus ihrem Versteck heraus getraut. Als die Saiyajins so plötzlich wieder zurückkamen, wurden sie überrascht und konnten sich nicht schnell genug verstecken.

Damit war die Mission überraschend schnell beendet worden und Bardock hatte über den Winter Pause.

Gine war die Einzige, die tagsüber zu ihrer Arbeit bei der Nahrungsverteilung fliegen musste und Bardock für einige Stunden allein bei den Kindern ließ.

Weshalb Bardock den ständigen Regen noch mehr hasste, denn dann verbrachte er seine Zeit in seiner Hütte und musste drei Kinder beschäftigen. Da ging öfters mal was zu Bruch:

Die Kinder spielten Fangen und Verstecken und dass der Boden aus Lava bestand, weshalb sie über Stühle, Tische und Balken kletterten. Waren sie glücklich und lachten, hatte der Krieger seine Ruhe, aber wehe, die Kinder fingen sich an zu streiten: dann erreichte der Lärmspiegel ihres Schreiens ungeahnte Ausmaße, die ihm Kopfschmerzen bereiteten.

Normalerweise musste ein Krieger keine Kinder hüten. Im Dorf würden alle Kinder zusammen spielen, beaufsichtigt von zwei-drei Mütter und den ältesten Kindern, so dass die Männer sich zurückziehen konnten, um zu trinken, trainieren und die Köpfe einzuschlagen.

Aber hier in der Einsamkeit, ohne Nachbarn, gab es keine andere Möglichkeit.

Bardock sehnte sich nach einem einsamen, harten Training, konnte aber gerade Kakarott nicht unbeobachtet lassen. Langsam fing Kakarott an, auf zwei Füße zu stehen. Er stellte sich gerne auf die Beine auf und zog an alles, was er in die Finger bekam: Eigentlich durften sie zurzeit nichts aus Ton im Haus haben, nur Metall und Holz. Das einzig Zerbrechliche wäre dann aber Kakarotts Kopf. Darum hatte Gine ihren Gefährten eingebläut, den Jüngsten immer im Auge zu behalten.

Bardock versuchte im Haus zu trainieren; mit Liegestützen, Sit-Ups und anderen Übungen. Seine Kinder halfen ihm, indem sie während der Liegestütze auf seinem Rücken saßen und Bulma laut mitzählte. Oder er nutzte zum Gewichtheben seine beiden ältesten Kinder. Bulma schien es zu gefallen. Sie jauchzte dann laut auf und tat so, als würde sie schweben.

Manchmal traute sich Toma zu einem Besuch herbei. Dann brachte er einen guten Tropfen zum Trinken für die Männer mit und für die Kinder Spielzeug wie Murmeln, Bälle oder ein Seil zum Springen. Dann briet Bardock ein paar Steaks an und die Männer konnten in Ruhe essen, während die Kinder ihr neues Spielzeug ausprobierten.

Das einzig Schöne im Winter waren die langen Nächte.

Der Winter wurde traditionell zum Ausruhen genutzt und für lange Schläfchen.

Wenn die Luft so kalt und klar war, dass man die Sterne sehen konnte, kuschelten sich alle drei Kinder in ein Bett ein und Bardock und Gine hatten Zeit für sich. Dann kuschelte sich das Pärchen auf der Fensterbank im Erdgeschoss in eine Decke ein und genoss die Aussicht, die Ruhe und lange Umarmungen.

Aber wehe, sie waren zu früh im Bett und die Kinder schliefen noch nicht fest. Dann schlichen sich Radditz und Bulma, mit Kakarott im Arm, ins Zimmer ein und wollten zu ihren Eltern ins Bett. Natürlich hob Gine ihre Decke dann einladend hoch und Bardock musste an die äußerte Ecke des Bettes rutschen, damit alle fünf Saiyajins Platz hatten. Diese Nächte waren unruhig, weil ständig ein Kinderarm oder -Bein ihn in seine Weichteile boxte. Warum konnten Kakarott und Radditz nicht so bewegungslos schlafen wie ihre Schwester? Aber warum hatte seine Tochter so kalte Füße? Wie Eiszapfen bohrten sie sich dann in seinen Körper und er musste ihre kleinen Füße in seinen Händen aufwärmen.

Für Radditz begann im Winter sein 10. Lebensjahr. Damit konnte Bardock und Gine überlegen, ob er beim nächsten Tatakai teilnehmen sollte, dass wie üblich im Frühsommer stattfand. Gine war dagegen und wollte noch ein Jahr warten, aber Bardock wusste, dass sein Sohn darauf brannte. Er hatte sich in den letzten Monaten stark ins Zeug gelegt, um seine Aufgabe zu erfüllen und war ein sehr guter Jäger geworden. Vielleicht lag es daran, dass er in frühen Jahren schon Verantwortung für Bulma getragen hatte, anstatt seine Zeit mit Unsinn zu verbringen. Der Junge war verantwortungsvoll, geduldig, stark und gerissen. Bardock sah gute Chancen für ihn. Er versuchte Gine zu überzeugen. Sobald der Regen weniger wurde, könnte er sich für ein Spezial-Training mit dem Jungen in die Berge zurückziehen und ihn auf den Kampf vorbereiten.

Gine wusste, wie sehr Radditz sich die Teilnahme wünschte, aber sie wollte ihren Jungen noch nicht ziehen lassen. Nach einem erfolgreichen Tatakai wäre er ein Erwachsener der ersten Stufe und könnte auf eine Mission außerhalb des Planeten geschickt werden. War er dafür nicht noch zu jung?

„Verglichen mit den Nervensägen im Dorf und in der Hauptstadt, ist dein Radditz schon viel weiter“ war sogar Toma der Meinung, den Bardock eines Abends für dieses Thema eingeladen hatte.

Die Männer überzeugten Gine, ihre Zustimmung zu geben.

Als Gine kurz nach draußen ging, um aus der Fleischkammer Nachschub für die Männer zu holen, nutzte Toma den ruhigen Moment für eine Warnung aus.

„Radditz hat gute Chancen, aber ich bin besorgt, weil er so wenige Freunde hat. Er verbringt zu viel Zeit hier. Wenn sich die andern in Gruppen zusammen tun und sich auf ihn stürzen, kann das ein Nachteil werden“ sagte er.

Bardock zuckte nur mit den Schultern.

„Die Schwächlinge nutzen immer diese Taktik und am Ende bekämpfen sie sich selbst. Letztendlich sind wir Saiyajins doch sowieso Einzelkämpfer. Radditz muss lernen, auf seine eigene Kraft vertrauen. Wenn er schneller angreift, nützt auch die Gruppen-Strategie nichts. Wir kennen das doch aus unseren Missionen, wenn sich unsere Gegner in Rudel zusammen tun und sich dann im Kampf gegenseitig behindern.“ Er nahm einen Schluck von seinem Bier und fing dann an zu grinsen.

„Der einzige, der ihn später als Kamerad unterstützen könnte, ist Kakarott. Vielleicht wird der Junge ja noch stark genug, dass die beiden zusammen agieren können.“

Toma warf einen nachdenklichen Blick in Richtung Decke, wo das Kinderzimmer lag und die jüngere Generation schon schlief.

„Tja, das klappt aber nur, wenn Kakarott ein anständiges Kampflevel erreicht, sonst bleibt er ein Klotz am Bein. Außerdem weißt du nicht, wie stark ihre Geschwisterrivalität ausfallen wird.“

„Solange Bulma als Zwischenpuffer agiert, sehe ich gute Chancen. Normalerweise gibt es bei Brüdern immer Rivalitäten und Revierstreitigkeiten, aber mit ihr…sie hat einen beruhigenden Einfluss auf die beiden“ erzählte Bardock.
 

Wie erwartet, freute sich Radditz bei der Nachricht, dass er am nächsten Tatakai teilnehmen sollte.

„Darf ich wirklich? Ich habe ja schließlich nicht jedes Tier im Wald getötet...“

„Egal. Keine Ahnung, wer den Seekönig umgebracht hat, aber bis die nächste Generation heranwächst, wird es mindestens 20 Jahre dauern. SO lange brauchst du nicht zu warten. Bis ich wieder auf Mission muss, werden wir beide gegeneinander kämpfen. Du bist stark, aber du brauchst mehr Praxiserfahrung. Aber denk daran, du darfst Bulma nichts über das Tatakai erzählen“ befahl Bardock.
 

Wie Bardock es sich erhofft hatte, wurden die Regentage nach der Wintersonnenwende seltener und er nutzte diese Zeit, um mit seinen Sohn in die Berge zu fliegen. Dort musste Radditz gegen seinen Vater kämpfen, bis er völlig erschöpft war und dann setzte Bardock noch eine Schippe drauf. Die Eigenschaft der Saiyajins, nach einem Kampf mit vielen Verletzungen stärker zu werden, war die beste und schnellste Möglichkeit zu wachsen.

Bardock trieb ihn an, denn sobald die ersten Knospen anfingen zu sprießen, würde es nicht mehr lange dauern und man würde ihn auf die nächste Mission schicken. Dann könnte er seinem Sohn nicht mehr helfen. Er wusste, dass die anderen Väter ihre Söhne auf dieselbe Art und Weise für das Tatakai vorbereiteten. Oft war Radditz nach dem Kämpfen so abgezehrt und gelähmt, dass Bardock ihn für den Rückflug auf seine Schulter nehmen musste. Wie ein nasser Sack transportierte er seine Sohn dann über seine Schulter nach Hause und warf ihn dort auf sein Bett.

Bulma wusste nicht, wieso ihr Vater ihren Bruder so antrieb und sah ihn oft bei seiner Ankunft vorwurfsvoll an. Besorgt kümmerte sie sich um die Verletzungen ihres älteren Bruders. Sie verstand nicht, wieso weder Gine noch Radditz ihm keine Vorwürfe wegen den Verletzungen machte. Stattdessen winkte Radditz nur beim Anblick seiner neuen Narben lachend ab und sah vorfreudig aus dem Fenster, während sie seine Wunden verband.

„Radditz, ich verstehe das nicht. Wieso beschwerst du dich nicht? Soll ich Vater sagen, dass er damit aufhören soll?“ fragte Bulma ihn eines Abends, als sie stirnrunzelnd die neuen Verletzungen begutachtete. Bardock hatte den bewusstlosen Radditz erneut auf dessen Bettstätte geworfen und Bulma befohlen, ihren Bruder wieder aufzupäppeln, damit er am nächsten Tag wieder einsatzbereit war.

„Hör endlich auf, so herum zu heulen. Ich habe kein Problem damit“ murrte Radditz, genervt von ihrer Quengelei. „Vater tut das nur, damit ich stark werde. Stark genug für...“ er biss sich rechtzeitig auf die Zunge.

„Wofür?“ fragte Bulma misstrauisch. Lauernd sah sie ihren Bruder an, der seinen Blick betont unschuldig zum Fenster richtete.

„Du verschweigst mir etwas?! Was ist es? Was sagst du mir nicht? Radditz, das ist unfair. Ich kümmere mich schließlich seit Wochen um dich und du sagst mir nicht, warum“ warf ihn Bulma vor.

Radditz zog verbissen eine Schnute.

Bulma kamen die Tränen hoch.

„Du bist gemein. Ich dachte, du vertraust mir“ schluchzte sie.

„Das tue ich ja, aber es gibt Dinge, davon darfst du nichts wissen“ erwiderte er stur.

Bulma zog rechtzeitig den Rotz hoch, der kurz davor war, aus der Nase zu rinnen.

Dann konnte sie es aber nicht mehr zurückhalten. Die ersten Tränen flossen ihre Wange herunter.

„Du bist gemein. Ich hasse dich“ heulte sie auf. „Duuu…schnief…bist blöööd.“

Radditz verschränkte die Arme vor der Brust und verdrehte die Augen. Könnte er seine Beine bewegen, wäre er längst weggerannt. Dieser Anblick war nicht zu ertragen. Er hielt diese Tränen und die Vorwürfe nicht lange aus.

„Also gut, ich sage es dir, aber du darfst unseren Eltern davon nichts erzählen. Versprochen?“

Bulma nickte und wischte sich die Tränen und den Rotz ab. „Versprochen“ schniefte sie.

„Ich werde am nächsten Tatakai teilnehmen“ verkündete Radditz stolz.

„Was ist ein Tatakai?“ fragte Bulma verdutzt.

„Das ist ein öffentlicher Kampf, eine Art Prüfung für die Jungen. Zuerst gibt es eine Prüfung für Geschicklichkeit, um die Schwächsten auszusortieren. Danach folgt ein Kampfturnier, um die Stärke zu bestimmen. Ich bekomme dann auch eine Rüstung wie Vater, weil ich danach quasi erwachsen bin. Vielleicht darf ich danach sogar den Planeten verlassen und bei einem richtigen Krieg mitmachen“ erzählte Radditz vorfreudig.

„Oh, das klingt spannend“ antwortete Bulma staunend. Radditz genoss ihre bewundernde Blicke.

„Ja, so ein Tatakai findet auch nur einmal im Jahr statt. Viele Krieger werden da sein, um die neue Generationen bei ihren ersten Kampf anzufeuern. Es gibt dann auch viele Stände mit leckerem Essen und am Ende des Tatakais wird ein großes Feuer angezündet und es wird gesungen und getanzt…“

„Toll“ staunte Bulma mit großen Augen. “Dann warst du schon bei einem Tatakai?“

„Bislang nur als Zuschauer, weil ich ja noch zu jung war. Ich will unbedingt eine hohe Position im Turnier erlangen. Nichts ist peinlicher, als bei der ersten Prüfung schon rauszufallen und im nächsten Jahr zu wiederholen. Wer es dann auch nicht schafft, darf kein Krieger werden. Das darf mir nicht passieren. Darum trainiert mich Vater auch so streng. Wusstest du, dass er damals sein Tatakai gewonnen hat? Er war so hartnäckig und weigerte sich aufzugeben, so dass sein letzter Gegner seine Kraft verbrauchte und zuerst umfiel.“

„Wow“ hauchte Bulma ehrfurchtsvoll. „Dann werden wir auch da sein, um dich anzufeuern, nicht wahr? Als Zuschauer kann ich ja mitkommen.“

Radditz schluckte. Jetzt wurde ihm klar, wieso sein Vater ihm befohlen hatte, Bulma NICHTS davon zu erzählen.

„Ich…ich glaube nicht, dass du mitkommen darfst“ sagte er zögernd.

Bulmas vorfreudiges Lächelnd schwand.

„Du weißt doch, mit deinen Haaren…aber Vaters Freunde werden mich anfeuern und Mutter und Vater und Kakarott…“

„Also alle, außer ich, dürfen sich deinen Kampf ansehen?!“ stellte sie tonlos fest.

Bulmas Hände verkrampften sich wütend in ihr rosa Kleid. Also lief es letztendlich wieder darauf aus, dass man sie alleine ließ. Sogar Kakarott durfte an Radditz großen Tag dabei sein.

Aber sie nicht! Nur weil ihre Haare und Augen so anders aussahen!

Die versiegten Tränen fingen wieder an zu fließen, aber nun waren es Tränen der Wut.

„Bulma, bitte, hör auf zu weinen“ flehte Radditz mit schlechtem Gewissen. „Ich weiß, es ist unfair. Ich hätte dich ja auch gerne dabei, aber…“ er verstummte.

„Aber was? Aber Vater und Mutter verbieten es? Ich darf noch nicht mal verkleidet mit, sondern darf an diesem Tag alleine auf euch warten? Das plant ihr doch, oder?“ machte ihn Bulma wütend Vorwürfe. „Ihr habt Spaß und dürft tolle Sachen essen und ich bleibe hier! So wie immer. Ich werde hier niemals wegkommen.“

Sie stand auf, wischte sich entrüstet die Tränen aus dem Gesicht und rannte aus dem Zimmer, die Treppe runter und verließ das Haus, darauf achtend, dass ihre Eltern im Erdgeschoss nicht ihr verheultes Gesicht sahen.

Sie wollte alleine sein. Niemand sollte ihr folgen.

Radditz sah ihr traurig nach; ohne sich rühren zu können.

Gine kaum kurz darauf ins Kinderzimmer und sah ihn prüfend an. Das schlechte Gewissen war deutlich im Gesicht ihres Sohnes zu sehen.

„Radditz, was ist los? Warum war Bulma so wütend? Weint sie etwa?“ fragte sie. Weder sie noch Bardock hatten was vom Gespräch mitgehört, weil sie zu beschäftigt mit Fummeln gewesen waren.

„Wir sollten Bulma besser für eine Weile alleine lassen“ murmelte der Junge und rieb sich gedankenverloren über seine Arme.

Er freute sich so sehr auf seinen Kampf. Bulma musste es akzeptieren, dass sie nicht mitkommen konnte. Er würde nicht für sie darauf verzichten.
 

Bulma rannte durch den Wald, bis sie zum See ankam. Dank der klaren Nacht spiegelten sich die Sterne im dunklen Wasser und reflektierten das Licht.

Aufgebracht schaute sie ins dunkle Wasser, das wie ein schwarzer Spiegel ihr Bild reflektierte und ihr ihre Sünden offenbarte.

Ihre dämlichen, blauen Augen und ihre dummen, blaue Haare. Sogar ihr Affenschweif war blau.

Ihre Haare hatten immer noch nicht aufgehört zu wachsen. Ihre Mutter hatte ihr oft staunend die Haare gebürstet und erzählt, dass bei Saiyajins die Haare einen individuelle Form und Länge annahmen und sie deswegen normalerweise nicht geschnitten werden mussten. Bislang war deswegen keine Schere an Bulmas Haare gekommen. Sie reichten ihr dadurch bis zum Hintern, weshalb sie ihre langen Haare immer mit einer Schleife zum Zopf hoch band.

Grimmig griff sie nach einem Bündel Haare.

Andere Farbe und anderes Verhalten…nun, ihr Körper war wirklich unsaiyanisch. Nicht nur das Aussehen, auch ihre Schwäche. Aber wenigstens war sie stärker als Kakarott…bis jetzt.

Sollte ihr kleiner Bruder in Zukunft stärker werden, könnte er aber diesen blöden Ort verlassen.

Sie nicht.

Sie war gebunden, wegen eines Versprechens, ihre Schwäche und wegen dieser DUMMEN, BLAUEN HAARE UND AUGEN!

Sie schrie aufbracht laut auf und stampfte mit den Füßen auf den Boden.

Warum sie?

Warum hatte sie nur dieses komische Aussehen bekommen? Diesen blöden Körper?!

Sie setzte sich ins kalte Gras und vergrub ihren Kopf zwischen die Knie, um ungehindert ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Sie schluchzte laut.

Sie erinnerte sich an den fremden Jungen vor ein paar Wochen, der damals über diesen Ort geflogen war und den See in Brand gesetzt hatte

Er war so stark gewesen….diese Ki-Angriffe und wie gut er fliegen konnte… dieses selbstbewusste Lächeln, als ob ihn niemand aufhalten könnte.

ER war FREI gewesen!

Oh, wie sie ihn in diesen Augenblick beneidete und wünschte, wie er zu sein.

Warum war sie so und nicht SO…?

Irgendwann hörten die Tränen auf. Bulma stand trotzig auf.

Sie würde doch sowieso von niemanden eine Antwort auf ihre Fragen bekommen.

Außerdem wurde ihr langsam kalt. Es ging nicht anders, sie musste wieder nach Hause gehen.

Sie wusch sich das verheulte Gesicht mit dem kalten Wasser sauber und sah missmutig ihr Spiegelbild mit den geröteten Augen an.

Sie griff nach der kleinen Gürteltasche, die sie sich selbst gemacht hatte, um ihre kostbarsten Sachen immer bei sich zu tragen. Dazu gehörte auch ein kleines, scharfes Messer, dass ihre Mutter ihr geschenkt hatte.

Bulma sah grimmig ins Wasser, als sie mit einer Hand nach ihren Zopf griff und mit der anderen Hand das Messer zückte.

Gegen ihre Augenfarbe konnte sie nichts tun und ihren Schweif wollte sie behalten, aber das….diese Länge ging ihr sowieso auf die Nerven.

Zeit für eine Veränderung!
 

„Bin wieder da“ murmelte sie bei ihrer Heimkehr.

Gine, die am Küchentisch auf ihre Tochter gewartete hatte, hörte es und kam ihr entgegen.

„Bulma, ein Glück, wo warst du….oh nein, was hast du gemacht?“ Mit großen Augen, eine Hand erschrocken vor dem Mund haltend, starrte Gine entsetzte auf Bulmas neue Frisur.

Sie hatte sich das Haar abgeschnitten, aber so kurz, dass es gerade noch so, in unregelmäßigen Strähnen, bis an ihr Ohrläppchen reichte.

„Nein, bitte nicht. Oh Bulma!“ hauchte Gine entsetzt auf.

Diese schönen, glatten, seidigen Haaren; alles verloren.

Wie lange hatte sie diese Masse sorgsam gekämmt und gepflegt; durch ihre Hände gleiten lassen und sich an der Pracht erfreut. Für Gine war es ein entspanntes Hobby gewesen, die Haare ihre Tochter zu bürsten. Sogar Selypa hatte sie um diese Tätigkeit beneidet und angefragt, ob sie mal Bulmas Haare anfassen könne. Diese seltene Farbe und Seidigkeit hatte sie ebenfalls fasziniert.

Aber nun standen sie widerspenstig von ihrem kleinen Kopf ab und Bulmas blaue Augen sahen störrisch ihre Mutter an.

„Was ist los? Was ist passiert? Ist mit Bulma alles in Ordnung?“ fragte Bardock alarmiert und stürmte die Treppe hinunter, mit Radditz im Schlepptau. Misstrauisch wegen Bulmas Reaktion hatte der Krieger seinen Sohn ausgefragt und der Junge hatte es nicht gewagt, seinen Vater anzulügen.

Mit großen Augen starrten sie auf Bulmas neue Frisur.

„Vielleicht kann man sie ja wieder ankleben?“ fragte Radditz vorsichtig.

„Wohl kaum oder siehst du ihren Zopf irgendwo?“ fragte Gine tonlos.

Mit zitternden Händen strich sie über Bulmas Kopf und versuchte ihre Haare glatt zu streichen. Aber Bulma wiedersetzte sich der Berührung ihre Mutter und blockte sie ab.

„So, jetzt habe ich diese dummen Haare abgeschnitten. Da es meine sind, kann ich damit machen, was ich will“ sagte sie entschlossen. „Sogar eine Glatze kann ich mir schneiden, aber dafür ist es gerade zu kalt.“

„Jetzt hör aber auf, Bulma“ sprach Bardock ein Machtwort. „Deine langen, blauen Haare sind…waren wunderschön. Es ist doch nicht deine Schuld, dass unser Volk deswegen so engstirnig ist. Es bringt doch nichts, sie so kurz zu schneiden. Du hast immerhin noch blaue Augen und einen blauen Schweif.“

„Ihre schönen Haare“ jammerte Gine laut auf. „All die Jahre gewachsen und nun so kahl.“

Bulma zog eine störrische Schnute.

Bardock kratzte sich am Kopf. Er verstand, was seine Tochter ihnen sagen wollte. Sie war wütend und enttäuscht, weil sie nicht zu Radditz Tatakai durfte. Aber mit so einer Kurzschluss-Reaktion bestrafte sie doch vor allem sich selbst.

Bardock kniete sich vor seiner Tochter hin, um auf derselben Augenhöhe mit ihr zu sprechen.

„Bulma…Radditz hat mir gesagt, dass er dir sein Geheimnis erzählt hast. Du weißt jetzt, warum er so hart trainiert. Das Tatakai ist sehr wichtig für ihn. Es tut mir leid, aber deine Aktion wird nichts daran ändern. Du kommst nicht mit“ sagte er leise.

Bulma verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust und sah ihm tief in die Augen.

Bardock wusste, dass seine Tochter stur sein konnte und einen festen Willen besaß. Aber gegen seinen Dickkopf kam sie nicht an. Das musste Bulma auch akzeptieren, denn die schwarzen Augen unter den zusammengezogenen Augenbrauen wankten nicht. Sie musste als erstes den Blick abwenden.

„Aber meine Haare schneide ich mir, wie ich will“ sagte sie und versuchte damit, das letzte Wort zu behalten. Sie lief an ihrem Vater vorbei, die Treppe hoch in ihr Zimmer, in ihr Bett, wo sie sich die Decke überm Kopf zog.

Bardock stand auf und kratzte sich genervt den Kopf.

„Jetzt zieh nicht so ein Gesicht, Gine. Wenigstens weiß Bulma Bescheid und wir müssen sie nicht anlügen. Soll sie sich die Haare schneiden, wie sie will“ sagte er zu seiner Gefährtin, die immer noch enttäuscht aussah.

„Ihre schönen Haare“ sagte sie kopfschüttelnd. „Jetzt sieht sie aus wie ein…selbst Borgos hat da eine bessere Frisur auf dem Kopf.“

Bardock warf einen Blick auf Radditz, der neben seiner Mutter stand und immer noch mit offenem Mund staunte.

Bardocks Mund verzog sich zu einem spöttischen Grinsen.

„Wir haben doch noch Radditz. Wenn dir Bulmas Frisur nicht gefällt, schneiden wir von ihm die Haare ab und fertigen daraus eine Perücke für sie“ sagte er fies grinsend. „Lang genug sind sie ja. Dann haben sie endlich einen Nutzen.“

Empört sah Radditz ihn an und legte abwehrend seine Hände auf seinen Kopf.

„Finger weg von meinen Haaren“ rief er aus und rannte ebenfalls schnell nach oben.

Leise vor sich hin kichernd, setzte sich Bardock an den Küchentisch. Gine fand das nicht witzig und setzte sich ihm gegenüber.

„Glaubst du, damit hat sich das Thema erledigt?“ fragte sie stirnrunzelnd.

Bardock hörte mit dem Grinsen auf und wurde wieder ernst.

„Ja, hat es“ bekräftigte er. „Bulma weiß jetzt, warum ich Radditz so trietze. Sie wird uns auch nicht mehr fragen, ob sie mit darf. Diese Diskussion ist beendet.“
 

Am nächsten Tag bat Gine ihre Tochter, ob sie ihr wenigstens die Haare auf gleichmäßige Höhe schneiden könne. Bulma war einverstanden und nahm sich danach zwei Bänder. Sie band sich zwei kurze Zöpfe, die wie Antennen von ihrem Kopf abstanden.

Schlecht gelaunt sah sie ihrem Vater und großen Bruder beim Frühstücken zu und wie die beiden danach zum Training losflogen.

Bardock hielt die schweigende Kritik aus. Er würde nicht in seiner Entscheidung schwanken, egal wie böse Bulma ihn anstarren würde. Sie verkleidet mitzunehmen, würde nicht funktionieren. Ähnlich wie bei der Begräbnisfeier, würden sehr viele Saiyajins an einem Ort versammelt sein.

Die Gefahr war zu groß.

Radditz tat es leid, dass Bulma diese Chance nicht erhalten würde, aber hier ging es vor allem um ihn. Viel zu lange hatte Bulma die Sonderrolle in der Familie gehabt. Das Tatakai war seine große Chance; die wollte er sich nicht nehmen lassen.
 

In den nächsten Tagen blieb Bulma stur und sprach kein Wort. Sie versuchte ihre Eltern und ihren großen Bruder zu bestrafen. Der einzige, zu dem sie sprach, war Kakarott.

Aber das einzige, was sie verursachte, war Gines traurige Miene.

Bardock besaß einen unnachgiebigen Willen und sie erkannte letztendlich, dass sie niemanden umstimmen würde.

An dem Tag, an dem Radditz Tatakai stattfand, würde sie alleine in der Hütte bleiben.

Bulma erkannte, dass es bei Kakarotts Tatakai genauso ablaufen würde und bei jedem anderen großen Fest, zu dem sich sonst alle Saiyajins versammeln würde.

Sie wurde nicht als eine der ihren angesehen.

Angesichts dieser traurigen Wahrheit, konnte sie mit dem Rede-Streik aufhören. Er brachte nichts.
 

Die Regentage wurden weniger und die Temperaturen stiegen langsam an. Schon bald sprossen die ersten grüne Triebe. Damit lag der Winter in den letzten Zügen und Bardock erhielt die Nachricht, dass er bald wieder losfliegen würde. Es gab eine neue Mission für ihn und sein Team.

Er besprach mit seinem Sohn einen Trainingsplan, damit der Junge auch alleine trainieren konnte.

Radditz blieb fleißig und flog dazu in den Steinbruch in den Bergen, wo er seine Ruhe hatte und kam erst abends zurück

Gine war wie immer tagsüber beschäftigt.

Damit ließ man Bulma alleine auf Kakarott aufpassen.

Weil die Sonne heller und wärmer strahlte, nahm Bulma ihren kleinen Bruder gerne mit an den See, wo es ein kleines, flaches Ufer mit weichem, feinem Sand gab. Sie konnte ihre Bücher lesen und Kakarott im Sand spielen lassen.

Nach einer Woche am selben Ort und demselben Ablauf, war Bulma gelangweilt. Sie hatte jedes ihrer Bücher in dieser Zeit dreimal durchgelesen und kannte sie auswendig.

Heute wollte sie versuchen, Kakarott das Zählen und Sprechen beizubringen, aber ihr Bruder hatte bereits nach 10 Minuten keine Lust mehr gehabt und buddelte lieber Löcher in den Sand.

Bislang sprach der Kleine nur wenig, aber er schien ein guter Zuhörer zu sein. Jedenfalls konnte ihm Bulma alles erzählen, ohne zu befürchten, dass er es ihren Eltern weiter sagte.

Bulma behielt ihren Bruder im Blick und wartete darauf, dass er sich genug ausgetobt hatte. Sobald er sein erstes Schläfchen gehalten hätte, würde sie mit ihm heimgehen, wo sie sein Mittagsessen schon vorbereitet hatte.

Bulma dachte über ihre Zukunft nach. Sollte so ihr Leben aussehen?

Auf ihren kleinen Bruder aufpassen, bis er groß genug war?

Danach sollte sie wohl ihr Leben hier bei ihren Eltern verbringen; jedenfalls schien das Bardocks Plan zu sein.

Sie schüttelte sich bei dem Gedanken, ihr Leben lang nur diesen kleinen Teil der Welt zu sehen. Aber sie war zu schwach, zu auffällig und leider konnte sie nicht fliegen.

Wenn es doch nur eine Möglichkeit gab….verärgert stand sie auf.

„Komm, Kakarott, schlaf jetzt mal “ sprach sie zu ihren Bruder und legte ihn in den Schatten. Ermattet schlief der Kleine schnell ein und Bulma konnte ihren Frust mit ein paar Schritte um den See auslaufen.

Sie war so wütend auf ihre Eltern, die ohne ihre Mitsprache ihr Leben schon verplant hatten.

Gut gemeint, hin oder her, sie wollte mitreden.

Gereizt stampfte sie auf und konnte ein aufbrausendes, leises Schreien nicht verhindern.

„Das ist so unfair. Es ist mein Leben. Meins. Ich will es selber entscheiden“ schrie sie über den See.

Der See blieb still, eine ruhige Fläche.

Ein paar Vögel flogen über die glatte Fläche und sie konnte den Wind in den Bäumen rauschen hören.

Dass lange Seegras schaukelte sanft im Wind.

Eine idyllische Aussicht, für die Bulma heute keine Muße hatte. Sie hatte keine Lust zum Zeichnen, zum Lesen und zum Kochen. Sie wollte etwas Neues erleben und lernen.

Sie wollte mit Hoffnung in die Zukunft sehen.

Sie strich sich über ihre Haare, die wie zwei Pinsel vom Kopf standen.

„Wenn ich doch nur stärker wäre…“ murmelte sie und sah bedrückt auf ihre Schuhe.

„Eine Kampfkraft von 110 will stärker werden? Dann streng dich mal an, du Schwächling“ hörte sie plötzlich eine höhnische Stimme.

Erschrocken sah sie nach oben.

Über ihr schwebte ein junger Saiyajin. Ein roter Umhang umwehte ihn, ein grüner Scouter befand sich an seinem Ohr.

Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und grinste spöttisch auf sie herab.

Bulmas Augen wurden groß.

Sie kannte ihn.

Das war der Junge, der den Seekönig getötet hatte.

Der fremde Junge

Drei Wochen zuvor…

Prinz Vegeta konnte den Winter nicht leiden.

Ganz egal, dass er in dieser Jahreszeit geboren wurde und die Wintersonnenwende sein siebtes Lebensjahr einläutete. (Es interessierte eh niemanden, wie alt er war; nur wie stark er war)

Der Winter war langweilig.

Sein Vater hatte ihn weitere Missionen bis zum Beginn des Frühlings verboten und sogar sein Training mit dem Saibamen zurückgefahren.

Stattdessen musste der junge Prinz seine Zeit mit dem Lernen von Lesen, Schreiben und Rechnen verbringen. Ein älterer, weißhaariger Saiyajin namens Gurki war als sein Lehrer auserkoren worden.

Vegeta war von diesem neuen Unterricht gelangweilt, den er täglich einige Stunden bekam.

Das schlimmste war die Neuigkeit, die Nappa ihn verraten hatte: dass diese Art von Unterricht nur der Anfang war. Sein Vater suchte nach weiteren Lehrern, die ihn noch mehr langweiliges Zeug beibringen sollten.

Konnte man es dem ungeduldigen Jungen verdenken, dass er anfing, den Unterricht zu schwänzen?

Es war eine Herausforderung, Nappa zu entkommen, aber nicht unmöglich.

Er musste nur schnell genug weg sein, bevor sein Scouter ihn registrieren konnte. Dazu nutzte er mal einen schnellen Angriff auf Nappas Ohr, um den Scouter zu beschädigen oder andere Ablenkungsmanöver.

Solange Nappa mit Fluchen beschäftigt war, konnte er schnell aus dem nächsten Fenster springen und hämisch grinsend fortfliegen.

Sein Lieblingsziel war der See, den er einst nach der Beerdigung seiner Mutter gefunden hatte.

Der Anblick des glatten Wassers, in dem sich die Berge spiegelten, beruhigte ihn, ebenso die Stille des Ortes. Hier hatte er seine Ruhe.

Natürlich kannte er seine Pflichten und Aufgaben. Er wusste, dass sein Vater seine Gründe für diesen langweiligen Unterricht hatte. Aber er brauchte diese kurzen Ruhepausen, um nicht auszurasten.

Hier gab es niemanden, der ihn zu irgendwas antrieb, nur die endlosen Weiten des Himmels.

Hier war er kein Prinz, kein Krieger und stand unter keiner Beobachtung.

Er blieb über den See schweben, bis der kalte Wind ihn auskühlte und er wieder zurückfliegen musste. Er wollte nicht, dass Nappa ihn hier fand.

An einem Tag flog etwas Seltsames an ihm vorbei; wehte verheißungsvoll in der Luft. Er fing es schnell mit seiner Hand ein.

Stirnrunzelnd sah er, dass es blaue, seidige Fäden waren, wie er sie noch nie gesehen hatte.

Neugierig betrachtete er sie und roch daran.

Stammten sie von einem Tier? Aber welches Lebewesen auf diesen Planeten hatte ein Fell in dieser Farbe? Besonders zu dieser Jahreszeit wäre eine solche Farbe zu auffällig. Er warf einen schnellen Blick auf die Landschaft, die grau und kahl unter ihm lag. Ein blaues Tier würde da sofort auffallen.

Der Geruch war ihm unbekannt, aber nicht unangenehm. Er merkte ihn sich genau.

Er ließ diese Fäden wieder los und sah zu, wie der Wind sie fortwehte.

Sollte er jemals dieses Tier finden und fangen, könnte man ihn einen Mantel aus seinem schönen Fell machen.
 

Eine Woche später war er wieder so sehr genervt von seinem furztrockenen, langweiligen Unterricht, dass er es nicht mehr aushielt. Er warf einen Seitenblick nach hinten, wo Nappa breitbeinig die Tür bewachte. In diesem Raum gab es keine Fenster. An der Wand stand sein Lehrer und schrieb abgelenkt etwas an die Tafel.

Vegeta drehte sich um. Mit einem gezielten Ki-Strahl attackierte er Nappas Scouter, verpasste den geblendeten Krieger einen Tritt in den Magen und rannte raus; fort aus diesem einengenden Gefängnis.

So schnell er konnte flog er aus der Hauptstadt raus.

Schwer atmend hielt er über dem See an und sog die kalte Luft ein.

Plötzlich hörte er ein lautes, hohes Schreien.

Alarmiert schwebte er tiefer und suchte nach seinem Ursprung.

An einem Ufer sah er jemanden stehen, der laut über den See rief.

Er konnte Wörter verstehen wie „mein Leben“ und „Selber entscheiden“.

Er schaltete seinen Scouter an. Wer immer es war, er besaß nur eine Kampfkraft von 110.

Er konnte die Konturen eines Saiyajin-Schweifes, wütend wedelnd, erkennen.

Vegeta grinste höhnisch.

Es schien sich um einen schwachen Saiyajin zu handeln. Vermutlich ausgesetzt, weil seine Eltern diese Niete im Winter nicht beköstigen wollten.

Ihn zu quälen könnte ein witziger Zeitvertreib sein.

Er flog zu ihm rüber.

Gerade als er über ihn stehen blieb, konnte er die Worte hören: „Wenn ich doch nur stärker wäre“.

Er lachte höhnisch auf.

„Eine Kampfkraft von 110 will stärker werden? Dann streng dich mal an, du Schwächling.“

Erschrocken sah der kleine Saiyajin zu ihm nach oben.

Strahlend blaue Augen waren weit aufgerissen.

Vegeta zuckte erstaunt zusammen.

Jetzt erst fiel ihm auf, dass die kurzen Haare, de zu zwei Zöpfen zusammengebunden waren und widerspenstig vom Kopf abstanden, ebenfalls blau waren. Dazu trug der kleine Saiyajin eine Tunika in einer seltsamen blassen, hellroten Farbe.

Beide Saiyajins sahen sich wortlos an.

Vegeta war irritiert von diesem Anblick und versuchte, einen logischen Zusammenschluss für diese Erscheinung zu finden.
 

Bulma sah staunend hoch; ihr Körper wie erstarrt.

Ausgerechnet der Junge, an den sie öfters gedacht hatte, schwebte über ihr und sah sie prüfend an.

Das, was sie befürchtet und gehofft hatte, war eingetreten: ein anderer Saiyajin hatte sie gefunden.

Der Junge schwebte tiefer, so dass sich die beiden Kinder nun in Augenhöhe befanden; Bulma am Uferrand und der Junge über dem Wasser schwebend.

Beide betrachteten sich ungeniert.

„Äh, hallo?“ hauchte Bulma und hob zitternd ihre Hand als grüßende, friedliche Geste.

Der Junge hob arrogant seinen Kopf und sah sie strafend an.

„Bist du ein Saiyajin?“ fragte er hochmütig.

Bulma nickte.

Ein Mundwinkel hob sich spöttisch nach oben.

„Mit den Haaren und der schwachen Kampfkraft? Was für eine Fehlleistung bist du denn?“

Bulmas Augen weiteten sich empört, dann verengten sie sich zu wütenden Schlitzen.

Sie nahm ihre Hand runter.

„Und was für ein arroganter Trottel bist du?“ fragte sie wütend.

Der Junge knurrte und deutete auf das Symbol auf seiner Brust.

„Weißt du nicht, was das ist?“ fragte er verärgert.

Bulma sah sich das seltsame Zeichen genauer an. So eines hatte sie noch nie gesehen. Es war jedenfalls kein Buchstabe.

Sie schüttelte den Kopf.

Der Junge schnalzte abschätzig mit der Zunge.

„Also auch noch völlig verblödet“ hörte sie ihn murmeln.

Jetzt reichte es ihr. Dieses Treffen verlief nicht so, wie es sich Bulma gewünscht hatte.

Sie hatte genug davon, dass jeder Saiyajin so auf sie herabsah. Dabei war der Junge vor ihr nicht mal größer. Wenn man von seiner hochstehenden Frisur mal absah, war er sogar kleiner als sie. Vielleicht war er sogar jünger.

//Toll, der ist jünger als ich und trotzdem zehnmal stärker// dachte sie traurig.

Sie drehte sich um. Mit dem Blödmann wollte sie nicht sprechen.

Sie kam aber nicht weiter als zwei Schritte, da er plötzlich vor ihr landete und den Weg versperrte.
 

Vegeta konnte es nicht fassen.

Schwach, blauhaarig, komischer Modegeschmack und keine Ahnung über die Königsfamilie.

Wie interessant.

Er versperrte dem Kleinen den Fluchtweg.

Angesichts der blauen Haare und der Fährte, die der Wind in seine Richtung wehte, wurde ihm klar, dass er den Besitzer des „blauen Fells“ gefunden hatte.

Aber etwas anderes wurde bei dem frischeren, stärkeren Geruch ebenfalls deutlich.

„Du bist ein Mädchen?“ fragte er stirnrunzelnd.

Sie nickte zögerlich.

Schmallippig betrachtete Vegeta sie.

Mädchen…bislang hatte er keinen Kontakt zu ihnen gehabt.

Er wusste nur dass, was sein Vater und Nappa ihm erzählt hatten: sie waren schwächer als Jungs und man musste nett zu ihnen sein, weil sie wichtig waren. Wieso hatten sie ihm nicht erklärt; nur dass er noch zu jung war, um den Grund zu erfahren.

Er legte den Kopf schief und betrachtete ihren zierlichen, narbenlosen Körper, der eindeutig noch nie in einen Kampf in Mitleidenschaft gezogen worden war.

Jup, Mädchen waren richtig schwach.
 

Bulma mochte seinen Blick nicht.

So, als ob sie wertlos war oder nichts weiter als eine kurzweilige Ablenkung, so wie ein interessantes Insekt.

Sie war immerhin auch eine Saiyajin.

Sie war Bulma, Tochter von Bardock, dem stärksten Unterklasse-Krieger und sie würde sich nicht so behandeln lassen.

„Geh mir aus den Augen, du Dreckskerl oder ich verhaue dich“ fauchte sie und nutze den Fluch, den sie zufällig von Tante Selypa bei ihren letzten Besuch gelernt hatte.

Der Junge lachte laut auf.

„Hast du eigentlich eine Ahnung, wie stark ich bin?“ fragte er grinsend.

„Nein, aber ich habe dich kämpfen gesehen“ antwortete Bulma stirnrunzelnd. „Damals, in der Nacht, als der See brannte…du hast den Seekönig getötet.“

„SeeKÖNIG! Hah, mit so einem Titel benennst du einen so schwachen Gegner? Das war er nicht wert. So; das hast du also gesehen. Dann weißt du ja, zu was ich fähig bin. Hast du Schwächling dir wenigstens das Fleisch unter den Nagel gerissen?“ fragte er.

Bulma schüttelte den Kopf. “Hätte ich gerne, aber ich wäre nicht drangekommen.“

„Jämmerlich“ murmelte der Junge und hob wieder arrogant den Kopf.

Bulma seufzte auf.

Heute war nicht ihr Tag. Diese ständige Kritik wegen denselben Gründen ging ihr auf die Nerven. Der Kerl sollte sie in Ruhe lassen.

Sie zwängte sich an ihn vorbei.

„Hey, dreh mir nicht den Rücken zu. Ich bin noch nicht fertig mit dir“ widersprach er und fasste sie an ihrem Oberarm an. Sie zuckte bei seinem harten Griff zusammen. Aus eigener Kraft konnte sie sich nicht lösen.

„Ich muss zu meinem Bruder“ murmelte sie entschuldigend. „Er wacht gleich auf und wird hungrig sein.“

„Du hast noch einen Bruder? Hat er auch blaue Haare?“ fragte er neugierig und ließ sie los.

Bulma schüttelte den Kopf und lief los. Sie konnte hören, wie er ihr folgte.

Ein Entkommen schien nicht möglich sein. Solange er nicht sein Interesse an ihr verlor, klebte er an ihr. Bulma biss sich auf die Lippen. Das war nicht gut. Allmählich bekam sie Angst.

Was wollte er von ihr? Was konnte er ihr antun?

Was, wenn er sie an ältere, größere Saiyajins verriet? Er selber war auch sehr viel stärker als sie.

Aber er war so seltsam selbstbewusst und furchtlos, als kümmere er sich nicht um die Erwachsenen.

Als müsste er nichts auf diesen Planeten fürchten.

Bulma hielt an dem Baum an, unter dem Kakarott schlief.

„Hm, er hat ja ganz normale Haare“ sagte der Junge unzufrieden und drückte auf seinen Scouter.

Beim Ergebnis seines Powerlevels lachte er laut auf.
 

Vegeta konnte nicht glauben, dass es einen zweiten Saiyajin gab, der so schwach wie Tarble war.

Hah, vielleicht war der Kleine mit den Strubbelhaaren sogar noch schwächer.

Das Mädchen sah ihn böse an.

Er zuckte nur mit den Achseln. Was er gesagt hatte, war nur die Wahrheit.

Er sah dabei zu, wie sie ihn vorsichtig auf den Arm nahm. Verschlafen öffnete das Kleinkind die Augen und blinzelte ihn schläfrig an.

Sie drehte sich zu ihm.

„So, hast du genug über uns gelacht? Dann lass uns in Frieden. Wir stören hier niemanden und wollen von niemand gestört werden“ sagte sie kühl zu ihm.

„Willst du mir damit sagen, dass ich abhauen soll?“ fragte Vegeta grinsend.

Sie nickte hoheitsvoll.

Sein Grinsen verbreitete sich.

„Hey, Mädchen, warum fängst du nicht gleich an, mir Befehle zu erteilen? Vielleicht bin ich ja so nett und verschwinde dann ja“ fragte er gespielt unschuldig.

Kein Saiyajin sollte es wagen, ihm Befehle zu erteilen. Ganz besonders nicht eine solche Mutation. Wenn sie es wirklich wagen würde…er würde sie in der Luft zerfetzen, zusammen mit ihren Bruder.

Sie sah ihn stirnrunzelnd an.

„Du siehst aber nicht nett aus“ antwortete sie nur und drehte sich um, um durch den Wald zu gehen.

Vegeta ließ ihr einen Vorsprung. Nur ein paar Schritte, so dass sie glauben sollte, dass er sie wirklich ziehen lassen würde.

Dann machte er einen großen Sprung und landete vor ihr.

Sie versuchte, an ihm vorbei zu gehen, aber er stellte sich ihr in den Weg.

Ihr Gesicht verzog sich wütend und ihre blauen Augen strahlten heller.

Vegeta grinste amüsiert bei dem Anblick wie sie versuchte, ihr Temperament zu zügeln. Sie beschimpfte ihn jetzt nicht mehr. Sie wusste genau, dass sie schwächer war. Beschützend hielt sie ihren Bruder im Arm.

Was würde das Mädchen wohl tun, um ihn auszuweichen?

Eigentlich sollte er ihr längst seinen Namen und Titel sagen und dabei zusehen, wie sie vor ihm auf die Knie fiel. Sie kannte das Königswappen nicht, aber was ein Prinz war, sollte sie doch wohl wissen?

Aber anderseits war es bei einem Schwächling wie ihr nicht nötig, mit seiner Position zu prahlen.

Komisch, dass sie es trotz des Stärkeunterschiedes trotzdem wagte, ihm Widerstand zu leisten. Jeder andere mit ihren Powerlevel wäre bei seinem Anblick sofort auf den Knie gefallen und würde ihn um Gnade anbetteln. Würde darum betteln, dass er ihn ignorieren und am Leben lassen würde.

Selbst bei ihrem schwachen Powerlevel sollte ihr Instinkt sie warnen, dass man sich mit ihm nicht anlegen sollte.
 

Bulma war genervt, hungrig, ängstlich und wütend.

Eine schlechte Kombination, um ruhig zu bleiben.

Der Junge ging ihr gerade gehörig auf die Nerven, aber jetzt musste sie sich nicht nur um ihr Leben, sondern auch um das von Kakarott Sorgen machen.

Zudem war es gerade erst Mittag. Radditz und Gine würden erst am Abend zurückkehren.

Die drei Kinder waren vermutlich die einzigen Saiyajins in diesem Wald. Sie könnte so laut schreien, wie sie wollte. Niemand würde sie hören.

Sie atmete tief durch.

„Ich habe keine Ahnung, wie alt du bist, aber du benimmst dich verdammt kindisch“ sagte sie hochnäsig.

Er lachte abfällig.

„Ich glaube, wir sind beide gleich alt“ antwortete er.

„Oh, du bist auch fünf Jahre alt?“ fragte Bulma erstaunt. Sie hatte gedacht, er wäre junger.

Der Junge sah sie stirnrunzelnd an.

„Ich bin sieben“ antwortete er.

Bulma sah auf seine Höhe, verzog kurz erstaunt das Gesicht und hob dann eine Hand, um seine Höhe mit ihrer zu vergleichen.

„Aber wir sind fast gleich groß?“ rief sie schockiert aus.

Das passte nicht in ihre Logik.

Ältere sollten doch auch größer sein, oder nicht? Radditz war jedenfalls immer ein gutes Stück größer als sie gewesen.

„Ich wachse ja auch noch“ fauchte der Junge sie böse an.

Jetzt war es Bulma, die amüsiert grinste. Sie konnte an seinem Tonfall hören, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte.

„Vielleicht bekommst du ja nicht genug zu essen?“ fragte sie gespielt naiv.

„Ich esse genug und nur das Beste“ prahlte er.

„Vielleicht nicht, denn dann wärst du größer als ich“ sagte sie im süßen Tonfall.

Er knurrte.

„Du hast eine große Klappe für eine Missgeburt mit komischen Haaren“ entfuhr es ihm.

Bulmas Augen weiteten sich entsetzt. Wie konnte er es wagen?!

Wieder atmete sie tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. Sie schluckte die aufkommenden Tränen herunter. Langsam verstand sie ihre Eltern und ihre Entscheidung. Wenn sich alle Saiyajins so benahmen, nur weil ihre Haar- und Augenfarbe anders war…Aber sie würde vor ihm garantiert nicht weinen, niemals. Lieber biss sie sich die Zunge ab.

„Dann geh doch, wenn mein Anblick deine Augen beleidigt“ sagte sie gespielt arrogant. Sie würde ihm nicht zeigen, wie stark er sie mit seinem Kommentar verletzt hatte.

„Vielleicht tue ich das ja“ sagte er stirnrunzelnd.

„Gut, dann tue es doch und kündige es nicht nur an, du Schlappschwanz“ entfuhr es Bulma wütend. Wieder endete der Satz mit einem Wort, das sie von Tante Selypa gelernt hatte.

„Nö, lieber nicht. Es macht zu viel Spaß, dich zu nerven“ sagte er plötzlich fies grinsend.

Laut stöhnte Bulma genervt auf.

Kakarott fing an, unruhig zu werden. Ob es an der gereizten Spannung in der Luft lag oder weil er Hunger hatte, war nicht ersichtlich, aber er fing leise an zu weinen.

Genervt sah der fremde Junge ihn an.

„Das stört. Bring ihm zu Schweigen“ befahl er kalt.

Bulma verdrehte die Augen. Der Typ hatte ja keine Ahnung von Kindern. Vermutlich hatte er keine jüngeren Geschwister. Jup, ein verwöhntes Einzelkind; das war er.

Sie strich Kakarott beruhigend über den Rücken.

„Ist schon gut, wir gehen jetzt nach Hause und dann gebe ich dir dein Essen“ murmelte sie. Sie fing an, eine beruhigende Melodie zu summen und Kakarott hörte mit dem Wimmern auf.

Vorsichtig ging sie ein paar Schritte an den namenlosen Jungen vorbei, der sie stirnrunzelnd dabei beobachtete, wie sie summend Kakarott beruhigte.

Ließ er sie in Ruhe? Konnte sie mit Kakarott fliehen?

Sie erinnerte sich an Radditz Lektion, niemals Angst zu zeigen und immer ruhig zu bleiben. Raubtiere sahen den Geruch von Angst als Startsignal, um loszulegen.

Sie musste ihr nervös schlagendes Herz beruhigen und dabei half ihr das Streicheln von Kakarott.

Es lenkte sie etwas ab.

Sie konzentrierte sich auf den kleinen Pfad vor sich und ging unbeirrt weiter.

Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der Junge hinter ihr blieb, sich aber nicht bewegte.

Langsam beschleunigte sie ihren Schritt, bis sie hinter den Bäumen verschwinden konnte.
 

Vegeta sah ihr hinterher, wie sie in den Wald verschwand. Besonders ihr Kleid in der auffälligen Farbe leuchtete noch eine Weile.

Glaubte sie tatsächlich, sie konnte vor ihm fliehen?

Er ließ sie sich absichtlich in Sicherheit wiegen, damit sie ihn zu ihrem Lager führen konnte.

Sein Vater und Nappa hatten ihn beigebracht, wie man jagte.

Langsam schwebte er nach oben und flog durch die Baumkronen.

Wie er es sich gedacht hatte, war es kein Problem, ihr zu folgen. Es gab noch nicht genügend dichtes Laub, hinter dem sie sich verstecken konnte.

Vegeta wusste nicht, wieso er ihr hinterherflog, anstatt wieder zurück zum Palast zu kehren.

Aber sie war eindeutig spannender als der langweilige Unterricht, der ihn dort erwartete.

Sie gab Widerworte, verbeugte sich nicht, hatte keine Ahnung über das Königswappen, besaß faszinierende Augen und Haare…sie war für den jungen Prinzen ein reizvolles Geheimnis, dass er zu lösen gedachte.

Was war sie und woher kam sie?

Er sah, wie sie zu einer kleinen Hütte rannte, die am Fuße der Berge stand.

Er blieb in der Luft stehen und begutachtete seine Position.

Eine abgelegene Ecke. Die Hütte wurde durch einige hohe Nadelbäume mit ihren immergrünen Nadeln gut von oben verdeckt. Vermutlich wäre er niemals hier gelandet, wenn er sie nicht gejagt hätte.

Wer immer diese Hütte auch gebaut hatte, wollte in Abgeschiedenheit leben.

Er flog näher und landete vor der Hütte.

Einfacher Stil, brauner Lehm an der Fassade, viel Holz…so bauten die Saiyajins ihre Häuser in den Dörfern. Die Häuser in der Hauptstadt waren hochstöckiger, mit runder Kuppel und weißem Kalk verkleidet. Ein Kind konnte diese Hütte nicht allein gebaut haben. Es mussten noch mehr Saiyajins hier wohnen. Sein Scouter zeigte ihm aber keine weiteren Powerlevel an. Sie waren also alleine.

Als Prinz der Saiyajins trat er selbstbewusst ein. Keiner würde es wagen, ihm den Eintritt zu verwehren. Wenn ein Mitglied der Königsfamilie einem die Ehre gab, hatte man ruhig zu sein, sich zu verbeugen und das beste Essen aufzutischen.

Er trat in einen großen Raum ein, von dem er aus die Küchenzeile, den Esstisch und eine einfache Treppe sah, die ins Obergeschoss führte. Der Raum wurde mittels heller Vorhänge abgeteilt. An den Wänden standen gefüllte Regale aus grob bearbeitendem Holz.

Vegeta rümpfte die Nase.

Diese Hütte wies auf einen Unterkrieger hin.

Kein Schmuck an den Wänden, keine Verzierungen, alles war zweckmäßig. Es gab einige gemütliche Ecken, die mit Kissen und Decken gepolstert waren, aber ansonsten war es eine schlichte Behausung.

Er sah zum Mädchen hin, die ihn noch nicht bemerkt hatte. Sie hatte ihren Bruder auf den Boden abgesetzt und sich einen Schemel an den Herd geschoben. Sie sprang drauf, um einen besseren Blick und Handhabung für den dicken Topf auf den glimmenden Herd zu erhalten.

Angewidert zuckte er mit den Schultern.

Dieses Haus war unter seiner Würde. Das Essen würde da auch nicht besser sein.

Er hatte zwar Hunger aber da könnte er besser im Palast essen.

Er drehte sich um.

In dem Moment hob Bulma den Deckel des Topfes hoch.

Ein konzentrierter Geruch von Brühe drang durch den Raum.

Vegetas Nase zuckte interessiert und er hielt in seiner gehenden Bewegung inne.

Irritiert drehte er seinen Kopf.

Das roch ja lecker?!
 

Bulma sah zufrieden in den Topf.

Heute Morgen, bevor sie mit Kakarott das Haus verlassen hatte, hatte sie das Essen vorbereitet.

In dem Topf hatte sie Gemüse, Gewürze, Kräuter, Fleischbrocken und eine große Menge an Flüssigkeit geschüttet. Diese war jetzt durch das langsame, lange Köcheln verdampft und hatte sich in eine sämige Brühe verwandelt. Das beigefügte Fleisch war damit schön zart geworden.

Sie schnappte sich noch etwas von den dünnen Wurzeln, die nur eine geringe Garzeit benötigten, schnitt sie klein und warf sie mit in den Topf rein.

Prüfend schnupperte sie am austretenden Dampf.

Es sah gut aus, aber vielleicht sollte sie noch ein paar Bataten reintun. Kakarott hatte schon die ersten Zähne bekommen und konnte Weiches und Halbfestes gut essen.

Sie sprang vom Hocher herunter und sah sich Auge in Auge mit dem fremden Jungen.

Sie kreischte erschrocken auf.

Der Junge hob nur eine Augenbraue und fing dann an zu schweben, um einen prüfenden Blick in den Topf werfen zu können.

„Das sieht ja nicht schlecht aus…und es riecht gut“ bemerkte er. Anerkennend nickte er ihr zu.

„Also gut, ich probiere es“ stimmte er zu.

Bulma sah ihn mit schmalen Augen an.

Sie konnte sich nicht erinnern, ihn eingeladen zu haben. Anderseits gab es wirklich genug, da sie kein großer Esser war. Dann musste sie halt am Abend noch mal kochen, wenn Radditz wieder von seinem Training kam und er ihr den schweren Felsen vor der Vorratskammer wegrollen konnte.

Es wäre vermutlich besser für sie, wenn der Fremde gute Laune hatte. Rausschmeißen konnte sie ihn eh nicht; dazu fehlte ihr die Kraft. Dazu war sie noch beunruhigt, weil er ihr gefolgt war.

Der fremde Junge machte sich bereit, sich an den Tisch zu setzen. Wahrscheinlich wartete er darauf, dass Bulma ihn auch noch bediente, aber noch war das Essen nicht fertig.

Stirnrunzelnd sah sie ihn an.

Es war das erste Mal, dass sie Gastgeberin war. Sie versuchte sich vorzustellen, wie ihre Mutter die Situation händeln würde. Dabei fiel ihr Blick auf Kakarott, der wieder mal versuchte, sich auf seine Beine zu stellen. Mit wackeligen O-Beinen hievte er sich an einem der Hocker hoch und tapste mit seinen Fingern auf den Tischrand.

Schnell eilte sie zu ihm und nahm ihn hoch.

„Das Essen ist noch nicht ganz fertig. Ich muss auch noch den Tisch vorbereiten. Hier“ sie hielt ihm den strampelnden kleinen Bruder entgegen.

Der Junge sah sie unwissend an.

„Jemand muss solange auf ihn aufpassen. Ich kann ihm nicht den Rücken zudrehen. Sonst stellt er nur wieder was an“ erklärte sie ungeduldig.

Der Junge bekam wieder diese Stirnfalte, die sein Missfallen ausdrückte.

„Was hat das mit mir zu tun?“ fragte er unbeteiligt.

„Willst du was zu essen oder nicht? Mein Vater sagt immer: Wer nicht arbeitet, bekommt auch nichts zu essen. Komm, wir spielen Vater-Mutter-Kind. Ich bin die Mutter, die das Essen zubereitet und du der Vater, der sich um das Kind kümmert“ entschied Bulma ungeduldig und drückte ihm den Kleinen in die Arme.

Automatisch hielten seine Arme den Kleinen fest.

Fassungslos sah er auf ihn herab und dann wieder in ihr Gesicht.

„Vater?! Ich bin ganz bestimmt nicht der Vater von einem kleinen Schwächling! Hey, das kannst du nicht machen“ rief er entrüstet auf, aber Bulma hatte sich schon wieder auf ihren Hocker begeben, um den Eintopf fertig zu kochen. Lächelnd warf sie einen kurzen Blick nach hinten. Sie fing an zu grinsen.

Der Junge hielt mit langen Armen Kakarott von sich weg. Sein Blick zeigte pures Missfallen.

Kakarott fing wieder an zu strampeln.

„So ein schwaches Baby ist nicht mein Sohn“ hörte sie ihn murmeln. „Was ist überhaupt für ein bescheuertes Spiel?“

Jetzt hörte er sich fast schon wie Bardock an.
 

Vegeta setzte den Schwächling auf den Boden ab, der sich hinhockte und dümmlich in die Hände klatschte.

Was war das für ein bescheuerter Säugling? Warum lachte er ihn so breit an?

Machte er sich über ihn lustig?

Er war Vegeta, Prinz der Saiyajins und kein Babysitter!

Er drehte sich zur Blauhaarigen um, die gerade näherkam. In den Händen hielt sie Besteck und Becher, das sie auf den Tisch verteilte.

„Hey, Mädchen, ich bin ein mächtiger Krieger“ betonte er.

Sie sah ihn nur fragend mit ihren blauen Augen.

„Und?“ fragte sie unbeeindruckt.

Vegeta fing an zu stammeln.

Sie hatte doch gesehen, mit welchen Gegnern er es aufnehmen konnte.

Warum glaubte sie, dass ein Krieger auf Kindern aufpassen sollte?

Und was war das für ein blödes Spiel namens Vater-Mutter-Kind?

Sie war jetzt die Mutter, oder was?

Soweit er sich erinnern konnte, hatte seine Mutter nie in der Küche gestanden. Aber gut, sie war ja auch die Königin gewesen. Wer weiß, wie furchtbar ihr Selbstgekochtes geschmeckt hätte.

Er wollte dem Mädchen gerade befehlen, sich selbst um ihr Balg zu kümmern, als sie sie einen tönernen Krug schnappte und nach draußen verschwand.

Sie ließ ihn alleine mit dem Kleinen zurück?!

Mit offenem Mund starrte er ihr hinterher.

Sie war verrückt; eine andere Möglichkeit gab es nicht.

Deswegen zog man sie hier auf.

Blauhaarig, blauäugig, schwach und durchgeknallt…ihre Eltern mussten sie ja echt lieben, wenn sie sie noch nicht ausgesetzt hatten.

Eine Erkenntnis traf ihn.

Vermutlich hatte er Recht und das war der Grund, warum man in dieser abgeschiedenen Ecke gezogen war.

Um sie zu verstecken! Niemand wusste von ihr!

Darum hatte er noch nie von einer Saiyajin mit blauen Haaren und Augen gehört.
 

Bulma kehrte mit einem Krug frisch geschöpftem Wasser zurück.

Immer noch war der fremde Junge im Haus, Kakarott zu seinen Füßen, der neugierig an seinem Mantel zog, aber unbeachtet blieb.

Er warf ihr finstere, nachdenkliche Blicke zu und hatte die Arme vor der Brust verschränkt, aber wenigstens war er still und tat ihrem Bruder nichts zu Leide.

Sie schenkte ihm einen Becher mit dem frischen Wasser ein und eilte beschäftigt zum Topf zurück.

Mittlerweile müsste es durch sein.

Sie servierte ihm die erste Schüssel.

Er schnappte sich einen Löffel und wollte ungeduldig anfangen zu essen, als sie ihn mit einer hektischen Handbewegung stoppte.

„Noch nicht essen“ befahl sie.

Misstrauisch sah er sie an. „Wieso?“

„Eine Familie isst immer zusammen“ erklärte sie.

„Wir sind aber keine Familie“ beschwerte er sich keifend.

„Aber Vater, wie kannst du das sagen, nachdem wir sogar ein Kind haben?“ sagte Bulma in leidenden, vorwurfsvollen Ton, wie Gine es manchmal tat, wenn sie Bardock ärgern wollte.

Er knurrte sie an. Eine dicke Ader erschien auf seiner Stirn.

Sie lächelte ihn fröhlich an. Dass sie nicht aus lauter Angst vor ihm kroch, schien ihn zu überraschen. Seine Augen wurden groß und er hörte mit dem Knurren auf.

Sie nutze seine Verblüfftheit aus, eilte schnell wieder zum Herd, um ihre und Kakarotts Portion zu holen. Sie setzte sich ihm gegenüber, mit ihren Bruder auf ihren Schoss, um ihn zu füttern. Ab und zu warf sie einen vorsichtigen Blick nach vorne.

Der fremde Junge schaufelte sich hungrig den Eintopf hinter die Kiemen.

Es schien ihm zu schmecken.
 

Vegeta war überrascht von dem Geschmack dieser Speise.

Sie war warm und würzig. Selbst das billige Fleisch schmeckte überraschend zart und köstlich.

Er war zwar immer noch ein wenig sauer wegen diesem blöden Spiel, zu dem sie ihn gezwungen hatte, aber kochen konnte sie.

Schnell hatte er seine Schüssel geleert und sah hungrig zum dampfenden Topf hin.

„Du kannst dir ruhig den Rest noch nehmen“ sagte sie, weil sie seinen ungeduldigen, hungrigen Blick bemerkte.

Er sah sie unzufrieden an.

Eigentlich sollte sie ihn bedienen, aber da sie immer noch nicht über seine Stellung aufgeklärt war und den Kleinen auf den Schoss hatte, gab es keine andere Möglichkeit.

Er stand auf und holte sich selbst eine weitere Portion.

Er ließ sich bei seiner zweiten Portion Zeit und warf versteckte Blicke zu seinem Gegenüber.

Was für eine komische Situation war das denn hier?

Vegeta hatte noch nie mit anderen Kindern gespielt; mit Mädchen schon gar nicht. Sein einziger Kontakt zu anderen Kindern war das Tatakai gewesen, wo er die älteren Jungen alle besiegt hatte. Danach hatte er aber zu keinem weiteren Kontakt mehr gehabt. Ansonsten war er nur von erwachsenen Männern umgeben.

Es war das erste Mal, dass er so ein Mahl hatte. Ein einfaches Mahl, nur ein Gang, mit simplen Wasser zum Trinken und mit zwei anderen Kindern und sie spielten Vater-Mutter-Kind…Vegeta erkannte, dass das Mädchen ihre Familiensituation spiegelte.

Familie bedeutete für sie, dass der Vater auf die Kinder aufpasste und die Mutter kochte und dann alle zusammen aßen.

So etwas kannte er nicht. Seine Familienessen waren anders, einsamer, stiller.

Selbst als seine Mutter noch lebte, hatte sie sich nicht alle an einen Tisch versammelt. Sein Vater war ständig am Arbeiten und unterwegs gewesen und sie hatte ebenfalls ihre Pflichten gehabt. Er hatte daher immer alleine mit Nappa gegessen. Selten hatte es ein „Familienessen“ gegeben: ein langer Tisch, wo die drei Familienmitglieder saßen, mit großen Abstand zueinander und dann still ihr Mahl zu sich nahmen.

Er verdrängte die Erinnerung an das letzte gemeinsame Mahl und konzentrierte sich wieder auf seine Schüssel. Er nahm anschließend noch eine dritte Portion und kratzte den Topf leer.

Erst als er am Tisch saß, fiel ihm auf, dass er damit mehr gegessen hatte als sie und dass es der letzte Rest war.

Nappa hatte ihm erzählt, dass man den Weibchen immer zuerst das letzte Essen anbieten musste. (Eine komische Sitte, die er nicht verstanden hatte. „Oh, du wirst es verstehen, wenn du älter bist“ hatte der Krieger nur grinsend erzählt. „Sobald du anfängst, dich für Mädchen zu interessieren, wird es dir klar sein. Je besser die Stimmung der Weibchen ist, desto besser auch für dich.“)

„Hm, Mädchen, willst du auch noch was?“ fragte er sie grummelnd und schob die Schüssel einladend in die Mitte.

Die Blauhaarige sah erstaunt auf, schüttelte aber zu seinem Erleichtern mit dem Kopf.

„Ich bin satt“ sagte sie zur Begründung.

Satt?! Jetzt schon? Er dagegen könnte noch einen Nachtisch vertragen.

„Wir haben noch ein paar getrocknete Früchte. Soll ich sie holen?“ fragte sie. Sie schien sein Bedürfnis nach einem Nachtisch anzusehen oder wollte vielleicht auch etwas Süßes haben.

Er nickte.

Sie stand auf, nahm ihren Bruder dabei mit und legte in einem etwas abgenutzten, geflochtenen und gepolsterten Korb hinein.

Sie nahm ihren Hocker zu Hilfe, um aus dem Regal einige blickdichte Dosen zu holen und legte ihren Inhalt auf den Teller.

Kurz machte sie Halt bei dem Kleinen und gab ihm ein gelbes Fruchtstück zum Kauen und Lutschen, bevor sie den Teller zwischen sich auf den Tisch stellte. Rote, orange und gelbe getrocknet Früchte in verschiedenen Größen lagen einladend drauf. Die beiden Kinder nahmen sich abwechseln vom Nachtisch.
 

Bulma sah misstrauisch zu, wie der fremde Junge mit zufriedener Mine die letzten Reste aß.

Er hatte einigermaßen gute Laune und die gereizte Spannung zwischen ihnen hatte sich auch beruhigt. Trotzdem blieb sie misstrauisch.

Was würden ihre Eltern und Raddditz sagen, wenn sie wüssten, dass ein fremder Saiyajin uneingeladen in ihrem Haus war.

Sie würden ihr garantiert Vorwürfe machen.

„Hey, Mädchen, wie ist dein Name?“ fragte er sie plötzlich.

Bulmas Augen wurden überrascht größer.

Stimmt, bislang hatten sie sich noch nicht vorgestellt.

„Äh, Bulma und das ist Kakarott“ stotterte sie überrascht. „Und dein Name?“
 

„Veg…“ Vegeta biss sich auf die Zunge. Selbst wenn sie das Königswappen nicht kannte, sie musste ja wenigstens den Namen ihrer Heimat kennen.

Was, wenn sie wusste, dass nur der König und Prinz dessen Namen trugen?

Noch wollte er nicht, dass sie von seiner Titel erfuhr. Irgendwie war diese Anonymität spannend und vielleicht auch mal nützlich, wenn es jemand auf diesen Planeten gab, der ihn nicht kannte.

„Also Veg-chan?“ hakte Bulma nach, weil er so plötzlich verstummte.

Sie konnte nicht glauben, dass dieser eingebildete Junge so einen kurzen Namen hatte. Sie bekam das Gefühl, dass er ihr etwas verschwieg.

Sie schluckte schuldbewusst, als ihr klar wurde, dass sie einen Fremden einfach ihren Namen und den ihres Bruders verraten hatte.

Auf keinen Fall durfte er die Namen der anderen Familienmitglieder wissen. Dann wüsste er, aus welcher Familie sie stammte.

„Einfach nur Veg“ murmelte ihr Gegenüber. Er hatte wieder die Arme vor der kleinen Brust verschränkt und wich ihrem Blick aus.

„Aber „Veg-chan“ hört sich netter an.“

„Ich bin aber nicht nett“ fauchte er sie an.

„Aber kleiner als ich“ beharrte Bulma.

„Bin ich nicht. Dafür aber älter, also kein „-chan“, verstanden!“

Bulma schenkte ihm ihr schönstes Lächeln, mit dem sie sonst ihre Eltern überzeugte.

„Veg-chan“ rief sie freudestrahlend.

„Mädchen“ brummte er genervt und wieder erschien diese dicke, wütende Ader auf seiner Stirn.

Er stand vom Tisch auf und drehte sich um.

Bulma blieb sitzen und sah ihm hinterher.

Hatte sie ihn nur deswegen schon so beleidigt, dass er endlich ging?

Oder tat er es, weil es eh nichts mehr zum Essen kam?

Er warf ihr einen letzten Blick zu.

Dann nickte er und verkündete: „Wir sehen uns wieder.“

Alarmiert von dieser Ankündigung sprang sie auf und rannte ihm hinter.

Sie konnte ihn noch erwischen, als er gerade in der Luft schwebte.

„Warte, Veg-chan“ rief sie laut. „Du darfst niemanden von uns erzählen, versprich es. Bitte“ flehte sie.

Er hob den Kopf und sah sie nachdenklich an.

Dann nickte er leicht, drehte sich wieder um und flog in hoher Geschwindigkeit fort.

Erleichtert sank Bulma zu Boden und hielt eine Hand an ihr nervös klopfendes Herz.

Sie hatte das Gefühl, das sie heute einer großen Gefahr entkommen war. Noch größer als damals bei dem Scrofa-Angriff und sie hatte es dieses Mal alleine geschafft.

Aber dann erschrak sie sich ein weiteres Mal.

Was bedeutete es, dass er wieder kommen wollte?

Steine tanzen

Als am Abend Gine von ihrer Arbeit und Radditz von seinem Training heimkamen, war Bulma mit ihrem kleinen Bruder im Haus und spielte mit ihm. Radditz wunderte sich zwar, dass seine Geschwister keine Reste vom Mittagsmahl übrig gelassen hatten, aber Bulma schob die Schuld Kakarott zu.

„Er hatte sooo einen Hunger und hat alles aufgefuttert“ log sie.

Gine stellte sich an den Herd und Radditz nahm ein Bad, um sich den Staub und Schweiß abzuwaschen. Später beim gemeinsamen Abendessen warf Bulma ihnen vorsichtige Blicke zu.

Keiner von ihnen stellte ihr eine Frage wie ihr Tag verlaufen war. Keiner schien zu bemerken, dass Heute etwas Unglaubliches geschehen war.

Bulmas Herz klopfte nervös.

Sollte sie ihnen davon erzählen, dass sie einen Freund gefunden hatte?

Jedenfalls sah sie Veg-chan fürs erste als Freund an.

Aber dann dachte sie an die Geheimnisse ihrer Familie: an Radditz Tatakai, an Bardocks Freunde, wie Gine das Lob für die Zubereitung der Schleim-Aale kassiert hatte…Geheimnisse, Lügen, Verrat. Angesichts des Verhaltens ihrer Vorbilder hatte sie auch das Recht, etwas geheim zu halten!

Nein, sie würde ihnen nichts darüber erzählen.

„Kakarott, das bleibt unser Geheimnis. Nur für uns“ flüsterte sie später im Bett ihren Bruder zu und rieb aufgeregt ihre Nase an die ihres Bruders, der fröhlich lachte.

Sie kuschelte sich in ihr Kissen. Ihr Herz fing aufgeregt an zu klopfen, als sie die Bilder des Tages vor ihrem geistigen Auge abrief.

Endlich hatte sie Kontakt zu jemanden, der sogar ungefähr in ihrem Alter war.

Sie hatte zwar keine Ahnung, wann sie ihn wiedersehen würde, aber er war in seiner Haltung, wiederzukommen, so überzeugend gewesen, dass es vermutlich schon bald geschehen würde.
 

Am ersten Tag erschien er aber nicht.

Ständig sah Bulma zum Himmel hinauf, während Kakarott wieder im Sand am Seeufer spielte. Auch zur Mittagspause kam er nicht und als es anfing zu dämmern, wurde ihr klar, dass er heute nicht erscheinen würde.

Ungeduldig wartetet sie auf ihn am zweiten und dritten Tag, aber er kam nicht.

Am vierten Tag ging sie ungeduldig und beinahe hoffnungslos wieder zum See.

Warum kam er denn nicht?

Sie brachte Kakarott bei, nach flachen, glatten Steinen zu suchen, die man zum Flitschen über dem See nutzen konnte.

Gine hatte ihr dieses Spiel gezeigt und sie war recht geschickt darin.

Radditz hatte kein Talent dafür, weil er zu viel Kraft aufwand. Mit einem dicken Plumps versanken die Steine nur im Wasser, anstatt über die Wasseroberfläche zu gleiten.

Bulma hatte aber schnell gelernt, wie man die Steine halten musste, damit sie mehrfach übers Wasser tanzten.

Zufrieden sah sie zu, wie ein Stein sechsmal über die Oberfläche flitschte.

„Interessantes Spiel“ bemerkte eine Stimme, die von oben kam.

Sie hob den Kopf und sah ihn über sich schweben.

„Veg-Chan“ rief sie freudestrahlend.
 

Vegeta landete neben ihr.

Bulma war so vertieft in ihr Spiel gewesen, dass sie seine Ankunft nicht bemerkt hatte.

Aber ihr freudestrahlendes Lächeln zu seiner Begrüßung gefiel ihm.

Er hob den Kopf und lächelte arrogant.

„Hast mich wohl vermisst, was? Ohne mich war es bestimmt langweilig“ sagte er selbstgefällig.

Sie stutzte und ihre Miene kräuselte sich.

„So ein Quatsch, ich kann auch mit Kakarott spielen“ antwortete sie verbissen und verschränkte störrisch die Arme vor ihrer Brust.

Vegeta warf dem Betreffenden einen Seitenblick zu. Der Kleine saß im Sand, lutschte am Daumen und sah die älteren Kinder mit großen Augen an.

„Ja, ich sehe schon, was für eine spannende Gesellschaft du hast“ murmelte Vegeta.

„Wo warst du die letzten Tage?“ fragte Bulma ihn neugierig und beendete ihre störrische Haltung.

Zu froh war sie, dass er wieder da war.

Vegeta runzelte die Stirn.

„Hatte Probleme, zu entkommen“ beantwortete er rätselhaft ihre Frage. Dann grinste er aber selbstbewusst. „Aber ich habe es geschafft.“
 

Zur selben Zeit, im königlichen Palast.

„Prinz Vegeta, bitte kommt zurück“ flehte Gurki laut.

„Psst, sei leise oder willst du, dass der König erfährt, dass der Junge wieder den Unterricht schwänzt“ zischte Nappa ihm zu.

„Ist ja gut. Hast du eine Spur von ihm“ fragte Gurki, der Lehrer des Prinzen.

Nappa schüttelte den Kopf.

„Der Scouter zeigt ihn nicht an. Er ist vermutlich schon zu weit fort. Verdammt“ fluchte der Krieger. „Was sollen wir nur tun? Wenn der König erfährt, dass wir nicht auf den Thronfolger aufpassen können, werden wir noch bestraft.“

„Es ist nur deine Schuld. DU sollst darauf aufpassen, dass er am Unterricht teilnimmt“ gab ihm Gurki die Schuld.

„Hey, hey, weißt du eigentlich, wie stark er ist? Noch bin ich etwas stärker, aber der Kleine ist gerissen und schlüpfrig wie ein Schleimaal. Mach du mal lieber einen besseren Unterricht, dann schlafe ich auch nicht mit offenen Augen ein“ gab Nappa die Kritik zurück.

„Wieso ist es meine Schuld? Der Junge ist klug, aber so störrisch und arrogant und…“ fing Gurki an, aber Nappa hob eine Hand, um den Sermon zu unterbrechen.

„Ich habe eine Idee“ sagte er langsam. „Wir sagen einfach gar nichts. Wenn der Junge entwischt, tun wir halt einfach so, als wäre er noch da. König Vegeta ist eh ständig beschäftigt. Er wird nie vorbei kommen um zu sehen, was der Prinz so treibt. In ein paar Wochen geht es eh wieder auf Mission. Der Junge kommt eh wieder. Warum also dieser Stress und ihm hinterherjagen?“

Gurki runzelte die Stirn.

„Das ist keine Lösung. Das ist Verdrängung. Was, wenn der König nach dem Wissensstand des Prinzen fragt? Nach Tests und Ergebnissen oder gar den Jungen selbst befragt. Prinz Vegeta ist zwar ein schneller Lerner, aber was sein Allgemeinwissen angeht, hat er Lücken“ entgegnete er.

Nappa winkte lässig ab. „Ach, dann finde doch eine Lösung. Es ist ja dein Unterricht und deine Pflicht“ gab er ihm das Problem weiter.

Nappa stemmte die Fäuste in die Hüfte und lachte laut auf.

Seine Idee war doch genial. Solange man nicht laut herum rief, dass der Prinz verschwunden war, kümmerte sich momentan doch eh niemand um ihn. Der Junge kam eh wieder zurück, sobald er Hunger hatte. Dann würde er den kleinen Hosenscheißer schon schnappen und ihn eine gehörige Tracht Prügel verabreichen, solange er dazu noch in der Lage war.

Gurki schüttelte den Kopf, während er dem großen Krieger hinterher ging.

Nappa hatte gut reden; er war ein starker Krieger der Mittelklasse und damit unentbehrlich. Aber er, Gurki, war recht schwach und alt. Seine größte Stärke war sein recht umfangreiches Wissen, weil er früher viel gereist war.

Aber sollte er sich nicht als nützlich erweisen, würde der König ihn nicht gebrauchen können.

Bestenfalls würde man seine Rationen kürzen, schlimmstenfalls…

Er strich sich beunruhigt über den grauen Bart.

Er musste sich etwas einfallen lassen, wie der dem Prinzen etwas lehren konnte, ohne dass er ständig abhaute.

Vielleicht an den Stuhl fesseln?
 

„Also, was spielst du da?“ fragte Vegeta.

Bulma zeigte ihm die flachen Steine und in welcher Haltung man sie halten und werfen musste, damit sie übers Wasser tanzten.

Neugierig und darauf bedacht, es besser zu tun, nahm Vegeta einen Stein und warf ihn mit voller Kraft.

Der Stein flog über den See und landete in den Bäumen.

„Zu weit“ kritisierte Bulma . „Weniger Kraft und achte auf deine Haltung.“

Vegeta errötete, versuchte es ein weiteres Mal.

Der Stein plumpste mit lautem Klatschen ins Wasser. Wasser spritze hoch. Kakarott lachte erfreut und klatschte in die Hände.

Vegetas beschämte Röte nahm zu und hektisch wiederholte er den Versuch.

Weitere Steine plumpsten ins Wasser.

Vegetas Augenlid zuckte genervt und er warf einen schnellen Seitenblick zu Bulma, die sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen konnte.

„Das ist ein verdammt blödes Spiel“ keifte er sie wütend an. „Kennst du nur so doofe Spiele?“

Bulmas Grinsen verbreitete sich. Veg-Chan benahm sich genau wie Radditz, wenn er etwas nicht so gut konnte, wie seine jüngere Schwester. An diese Art von Wutausbrüchen war sie gewohnt.

Sie nahm einen der letzten Steine, gab ihn Veg-Chan und stellte sich hinter ihm, um seinen Arm zu führen.

„Dein Handgelenk muss anders sein…so …weniger Kraft…weniger Kraft…sag mal, wie stark bist du eigentlich?“ staunte Bulma.

Sie hatte Schwierigkeiten, seinen Arm auch nur ein wenig herunterzudrücken und seine Haltung zu korrigieren.

Vegeta lächelte nur kurz selbstgefällig, wurde dann aber ernst. Noch nie war er so berührt worden und dann auch noch von einen Mädchen?!

Er schluckte nervös.

Sie war so nah, dass er ihren Geruch in der Nase hatte.

„Jetzt ganz vorsichtig werfen“ flüsterte sie und ihr Atem streifte seine Wange.

Zögerlich warf Vegeta den Stein.

Gebannt sahen die Kinder dabei zu, wie er dreimal aufs Wasser auftitschte, bevor er versank.

Vegeta fing breit an zu grinsen und drehte seinen Kopf zu Bulma.

„Siehst du? Ich wusste, ich kann es“ prahlte er.

Bulma erwiderte sein Lächeln.

Als Vegeta es sah, kam ein merkwürdiges Gefühl in seiner Brust auf. So etwas hatte er noch nie gefühlt. Sein Herz schlug einen Takt schneller und ihm wurde so warm. Bekam er Fieber?

Er wollte sich abzulenken und ging einen Schritt von ihr weg, um einen Stein vom Boden zu klauben und den Wurf zu wiederholen.

Wieder schaffte er drei Sprünge.

Bulma, die erkannte, dass er den Trick kapiert hatte, stellte sich neben ihm und warf ebenfalls.

Ihr Stein tanzte sogar siebenmal übers Wasser. Triumphierend sah sie ihn an

Vegetas Miene wurde verbissen und er versuchte, es ihr gleichzutun, bis der Vorrat am Steinhaufen leer war.

Anschließend suchten die Kinder am Strand gemeinsam nach weiteren Steinen und ließen sie flitschen, bis Vegeta fünf Sprünge schaffte, aber es Bulma dann langweilig wurde.

Stattdessen wollte sie nun im weichen Sand spielen und eine Skulptur bauen, so groß wie sie. Also buddelten sich alle drei Kinder durch den Sand, warfen ihn auf einen Haufen und verzierten ihn mit Steinen und Seegras, bis er eine seltsame Form annahm.

„Und wie nennen wir jetzt diese Skulptur?“ fragte Vegeta und sah mit schief gelegtem Kopf auf den großen Sandhaufen. Egal aus welcher Darstellung, es sah aus wie…ein Haufen Sand, Steine, Zweige und Seegras obendrauf.

Bulma überlegte. „Wie wär es mit „Darstellung einer wunderschönen Saiyajin, die Steine übers Wasser tanzen lässt“?“

„Hm, ich hätte es „Großer Haufen Dreck“ genannt.“

„Du hast keine Ahnung von Kunst, was?“ fragte Bulma trocken

„Natürlich nicht, ich bin ein Saiyajin“ antwortete Vegeta, ebenfalls trocken.

Kakarott warf einen Stein auf die Skulptur und lachte, als der Sand anfing, sich aus seiner Form zu lösen

„Siehst du…sie gefällt ihm auch nicht“ bemerkte Vegeta.

Bulma klopfte sich den Sand von ihrem Kleid. Die Kritik von Jungs an ihrer Kunst nahm sie nicht ernst.

Radditz verstand ja auch nie ihre Bilder. Nur Gine wusste sie zu schätzen. Bardock…er legte bei Betrachtung nur den Kopf schief und versuchte zu erraten, was sie gemalt hatte und lag damit fast immer daneben.

„Lasst uns die Hände waschen und zurückgehen. Ich habe Hunger“ sagte sie laut. „Das Essen müsste jetzt fertig sein.“

Vegeta nickte.

Na endlich, ihm knurrte auch der Magen.

Komisch, das fiel ihm aber erst jetzt auf.
 

In Bulmas Heim angekommen, wiederholte sich der Ablauf wie bei Vegetas erstem Besuch.

Er musste seinen Blick auf Kakarott halten, während Bulma die letzten Tätigkeiten an ihrem Eintopf tat.

„Aber nenn mich nicht „Vater“ oder sage, dass er mein Kind ist“ knurrte Vegeta und rümpfte die Nase. “Ich tue das nur, damit ich was zu essen bekomme.“

„Natürlich, Papa.“

„Hey?!“

Heute gab es wieder weichgegartes Fleisch mit dicken Speckstreifen, viel Kohl und dazu salzige, weiche Bataten.

Vegeta rümpfte die Nase beim Geruch des Kohls, doch zu seiner Überraschung war er weder so bitter noch so streng riechend, wie er es gewöhnt war.

Beim Essen überlegte er. Wenn er Bulma ab und zu etwas mitbrachte, konnte sie ihm daraus etwas kochen. Das Essen würde dann bestimmt noch besser schmecken. Er war neugierig, was sie mit edleren Lebensmitteln anstellen konnte.

Normalerweise brachten Saiyajins bei Besuchen immer etwas zu Essen mit. Es war ein Friedenszeichen und bedeutete, dass man nicht da war, um den anderen die Nahrung zu klauen.

Bislang hatte Vegeta diese Tradition nie befolgt. Als einer, der am Ende der Nahrungskette stand, gehörte ihm ein Teil jeder Nahrung, die ein Saiyajin jagte. Er hatte es nicht nötig, ein Gastgeschenk zu bringen, weil ihm sowieso ein Anteil zustand. Jeder Unterklasse-Saiyajin konnte gegen ihn froh sein, wenn er sein schwaches Leben gegen Jagdbeute eintauschen konnte

Aber Bulma war so schwach, dass sie vermutlich nicht so viel Fleisch vorrätig hatte und stattdessen ein billiges Lebensmittel wie Kohl häufig essen musste. Vermutlich hatte sie schon mal diese rätselhafte Schleimaale probiert, von dem Nappa ihm erzählt hatte, dass es die Unterklasse aß.

Er schüttelte sich bei der Erinnerung an diese widerlichen Viecher. Er war froh, dass sie endlich ausgerottet waren.

„Alles in Ordnung? Schmeckt es dir?“ fragte Bulma.“Heute war Kohl-Tag, weil Kakarott ihn zum Verdauen braucht.“ Sie nahm ihn auf die Arme und klopfte sachte auf seinen Rücken

Ihr kleiner Bruder ließ ein hörbares Bäuerchen raus.

Langsam schlossen sich seine Augen schläfrig. Bulma legte ihn in sein Körbchen, das langsam zu klein für ihn wurde und deckte ihn zu.

„Hilfst du mir noch beim Abwasch?“ fragte sie Veg-Chan.

Der Junge hob missbilligend die Augenbraue.

Es lag ihm auf der Zunge, sie zu fragen, was sie sich denn denke: er sei Prinz Vegeta, ein mächtiger Krieger und…aber er stoppte sich.

Abfällig sah er zur Seite und ignorierte ihre Frage.

„Es gibst sonst keinen Nachtisch“ versuchte ihn Bulma zu überzeugen, aber Vegeta lachte nur.

„Deine armseligen Früchte? Hah, das ist doch gar nichts gegen echte Süßigkeiten. Das nächste Mal bringe ich dir welche mit“ prahlte er.

Bulmas Augenbrauen zogen sich zusammen.

Ihr gefiel Veg-chans überhebliches Verhalten nicht, aber die Aussicht auf neue Delikatessen machte sie neugierig.

„Versprochen?“ fragte sie.

Veg-chans Mundwinkel zogen sich nur ein wenig höher.

„Vielleicht“ sagte er und stand auf, um aus dem Haus zu marschieren

Er ließ sich zu keinen voreiligen Versprechen hinreißen.

Vielleicht, wenn er Lust dazu hatte, würde er ihr ein paar von den Keksen mitbringen, die die Palastköche mit dem kostbaren Zucker zubereiteten…aber nur, wenn er Lust dazu hatte.

So wortkarg und plötzlich er gekommen war, so verschwand er auch wieder; ohne eine Bemerkung, wann er wieder kommen würde.

Der Unterschied zwischen Jungs und Mädchen

Die Tage vergingen, aber Bulmas neuer Freund erschien nicht. Ungeduldig verbrachte sie ihre Tage am See und hielt nach ihm Ausschau, bis sie zur Mittagspause mit Kakarott heimging, ihn fütterte und sich bis zum Abend mit anderen Dingen beschäftigte.

Sie hoffte, dass Bardock ihr bald neue Bücher brachte, denn ihr war furchtbar langweilig.

Kakarott erwies sich als nicht besonders spannende Gesellschaft. Das fiel auch den anderen Familienmitgliedern auf.

„Sag mal, spricht Kakarott mit dir?“ fragte Radditz, während er mit Bulma darauf wartete, dass ihre Mutter das Abendessen fertigkochte.

„Nicht viel. Eigentlich brabbelt er mehr“ antwortete sie.

Die Geschwister sahen zu ihrem kleinen Bruder herab, der auf dem Fußboden saß und mit einem Stofftier spielte, dass Bulma ihm in den letzten Tagen aus Langweile genäht hatte.

Es sollte ein Arietes, ein langbeiniges, schlankes, Pflanzen fressendes Säugetier mit kurzem Geweih darstellen. Normalerweise hatte dieses Tier ein dunkelbraunes Fell mit beigen Tupfen, aber sie hatte sich für grünen Stoff entschieden; das fand sie schöner. Mit schwarzem Garn hatte sie versucht, ein Gesicht zu formen und alte Stoffreste zur Füllung genutzt.

Gine war begeistert von der Idee gewesen, aber Radditz fand das Stofftier unmännlich und dass es aussah wie ein Seestern.

Als Antwort hatte Bulma ihm nur die Zunge rausgesteckt. Hauptsache, Kakarott fand es toll.

Bislang hatte Kakarott kaum ein richtiges Wort gesprochen, obwohl seine Geschwister, besonders Bulma mit ihm übten.

„Kakarott scheint einer von der langsamen Sorte zu sein“ murmelte Radditz. „Bulma hat früher gesprochen.“

„Mädchen sind ja auch schlauer als Jungs“ bemerkte Gine. „Sie lernen schneller. Du hast auch eine Weile gebraucht, bis du richtig sprechen konntest.“

Radditz zog einen Flunsch.

„Kakarott ist vielleicht einmal zu viel auf den Kopf gefallen“ murmelte er.

„Was?!“ alarmiert sah Gine auf.

„Nichts, nichts“ beruhigte Radditz sie hastig und hob abwehrend die Hände.

Verdammt, sein Vater hatte doch gesagt, dass es ein Geheimnis war.

Schnell wechselte er das Thema.

„Weißt du, wann Vater wiederkommt? Es sind nur noch knapp zwei Monate bis zum Tatakai. Wäre toll, wenn ich davor noch mit ihm trainieren kann“ fragte er.

Gine runzelte die Stirn, immer noch beunruhigt durch Radditz vorherigen Kommentar.

„Ich weiß es nicht. Aber er wird sich bestimmt bemühen, ein paar Wochen vor dem Tatakai nach Hause zu kommen“ beruhigte sie ihren Sohn.

Radditz atmete erleichtert aus.

„Wann ist Kakarott auf den Kopf gefallen?“

Radditz zuckte zusammen.

Er war noch nicht vom Haken.
 

Der Frühling kam in schnellen Schritten. Neue Blätter und Blumen schossen über Nacht und schon bald war Bardocks Hütte von frischen Grün umgeben. In der Luft lag der Geruch von Blumen und Bulma konnte morgens und abends das Jubilieren der Vögel hören.

Es war jetzt acht Tage her, seitdem sie Veg-chan zuletzt gesehen hatte.

Heute hatte sie beschlossen, mit Kakarott zu Hause zu bleiben. Veg-Chan wusste eh, wo sie wohnte, da musste sie nicht mehr am See auf ihn warten.

Die Kinder genossen das Licht, die Wärme und den Geruch des Frühlings.

Weil Kakarott so gerne buddelte, nahm Bulma ihn in ihren kleinen Garten mit, wo er die Erde umgraben durfte.

Zufrieden sah sie auf die Sprossen ihrer Pflanzen und die jungen Triebe ihrer Obstbäume. Zu ihrem Glück war nichts angeknabbert worden.

„Hier, riech mal“ sie zerrieb ein paar Blätter eines Kräuterstrauchs zwischen ihren Fingern und ihr kleiner Bruder schnupperte vorsichtig daran. Ihm gefiel der Geruch. Es erinnerte ihn an den Brei, den seine Schwester für ihn machte. Vorwitzig streckte er die Zunge aus und leckte die Krümel auf. Bulma kicherte. Das kitzelte.

„Ist das jetzt Kannibalismus?“ fragte eine Stimme.

Bulma drehte sich um.

„Hi, Veg-Chan“ sagte sie mit verhaltenem Lächeln. „Lange nicht mehr gesehen. Wie wäre es mal mit einer Vorankündigung.“

Ihre Begrüßung war ruhiger als beim letzten Mal und in ihren Augen funkelte gut sichtbar Angriffslust. Ständig diese plötzlichen Besuche…zwar war es schön, ein Spielkamerad zu haben, aber irgendwie auch anstrengend, für seine Belustigung zu sorgen. Sie hatte schließlich auch Pläne und Pflichten. Ihre Mutter freute sich darüber, dass sie ihr einen Teil der Hausarbeit abnahm und sei es auch nur das Fegen der Böden. Heute hatte sie sich vorgenommen, ihren Garten von Unkraut zu befreien.

Der Junge stöhnte genervt auf.

„Was willst du? Eine Parade, die mich ankündigt? Ich muss vorsichtig sein oder willst du, dass man mir hierher folgt und dich findet?“ fragte er und zog dabei leicht an ihren blauen Zopf. „Es darf niemand misstrauisch werden, deshalb bleibe ich unberechenbar.“

Bulma zuckte schmerzhaft zusammen und schlug seine Hand weg. Mittlerweile waren ihre Haare wieder etwas länger geworden und hingen in zwei kleinen Zöpfen von ihrem Kopf herab.

Veg-Chan lächelte spöttisch.

„Ein gewisser Rhythmus wäre schon hilfreich“ murmelte sie und rückte ihren Zopf zurecht.

„Zu gefährlich“ entgegnete er. „Ich bin ständig von Saiyajins umgeben, die wissen, wie man einen verfolgt.“
 

Bulma schien mit seiner Antwort nicht zufrieden zu sein, aber zum Glück war Vegeta heute nicht mit leeren Händen gekommen. In seiner Hand hielt er einen kleinen, gut gefüllten Beutel.

Anpreisend hielt er ihn vor ihrer Nase.

„Hör auf, sauer zu sein und du darfst etwas sehr Leckeres probieren“ lockte er sie.

Bulma zog eine nachdenkliche Schnute. Dann, zögerlich, nickte sie.

„Gut, dann hör auf im Dreck zu spielen wie dein kleiner Schwächlings-Bruder und komm mit“ befahl Vegeta und zeigte auf den kleinen Sitzplatz, den man vor dem Haus mit Hilfe ein paar großer Steine gebaut hatte.

„Hör auf, Kakarott als schwach zu beschimpfen“ beschwerte sich Bulma und nahm ihren Bruder auf den Arm.

„Ich beschimpfe ihn nicht. Er IST schwach. Das ist eine Tatsache“ bemerkte Vegeta ruhig.

Bulma blies schmollend die Backen auf, aber folgte ihm.
 

Die Kinder setzten sich auf die kleinen Felsen.

Bulma und Kakarott sahen gespannt dabei zu, wie Vegeta seinen Beutel öffnete und einen kleinen, runden Fladen hervorholte.

„Das ist ein Keks“ erklärte Vegeta wichtigtuerisch und gab jeweils einen an Bulma und ihren Bruder weiter.

Neugierig besah und roch Bulma an diesem neuen Lebensmittel.

Es roch süßlich, die Konsistenz war fest und krümelig. Vorsichtig biss sie ein Stück ab und kaute darauf herum. Der Keks zerbröckelte weich auf ihrer Zunge und hinterließ einen buttrigen, sanft-süßen Geschmack.

Selbstzufrieden sah Vegeta, wie Bulmas Augen groß wurden und sie einen weiteren Bissen nahm.

Nappa hatte Recht gehabt. Mit Süßigkeiten konnte man bei Mädchen großen Eindruck schinden.

Die Kekse bestanden aus Zutaten, die man von anderen Planeten einfuhren mussten; darunter Butter, Zucker und eine seltene Pflanze namens Vanille. Daraus zubereitete Süßigkeiten waren eine Delikatesse, die nur wenige Auserwählte essen durften und damit eine gute Möglichkeit für die weit reisenden Männchen die isolierten Weibchen zu beeindrucken.

Vegeta hatte oft beobachtet, wie Nappa mit ein paar Keksen sofort die gewünschte Aufmerksamkeit mehrere Saiyajin-Frauen einfing. Bislang hatte er seine Kekse stets eifersüchtig für sich behalten und niemandem etwas abgegeben, aber heute war er großzügig und teilte. Er wusste, welchen Eindruck die neue Süßigkeit auf die beiden Landeier machen würde.

Die beiden Jüngeren hatten ihre Kekse schnell verputzt und sahen nun flehend mit großen Augen auf den gut gefüllten Beutel in seiner Hand.

Vegeta genoss die bettelnden Blicke.

„Wollt ihr mehr?“ fragte er gespielt unschuldig, aber seine Mundwinkel zogen höhnisch nach oben. Die beiden nickten heftig mit dem Kopf.

Ahhh, diese Möglichkeiten, die er jetzt hatte, nachdem sie davon gekostet hatten. Da wusste man ja nicht, was man alles verlangen konnte.

„Was gebt ihr mir dafür?“ fragte er.

Bulma und ihr dümmlicher Bruder sahen ihn unwissend an.

„Was meinst du damit? Warum willst du nicht teilen?“ fragte Bulma.

„Warum sollte ich? Wenn ich meine Kekse mit euch teile, habe ich doch weniger“ erklärte Vegeta selbstgefällig. „Wenn du also etwas von mir willst, solltest du etwas anbieten.“
 

Bulma sah ihn bei diesen Worten nachdenklich an.

Bislang hatte sie sich nie um ihre Nahrung streiten müssen. Wenn ihre Brüder hungrig waren, gab sie ihnen gerne das Fleisch ab und nahm dafür ihr Gemüse. (Eine für ihre Eltern unverständliche Aktion, mit der sie einen schlechten Handel machte)

Aber wenn Radditz mal etwas Gutes im Wald fand wie süße Magoni-Früchte oder ihre Lieblingsbeeren, hatte er ihr immer etwas abgegeben, ohne eine Gegenleistung zu verlangen oder sie gierig alleine zu futtern. Auf dieselbe Weise teilte sie ihre Fundsachen mit ihren Brüdern und Eltern und bot sie freiwillig an.

Das Veg-Chan nun so ein Theater um seine Süßigkeiten machte…ihre Augen wurden schmal, während eine Erkenntnis sie durchzuckte.

Der erste Keks war ein Köder gewesen, aber alle anderen Kekse sollten kosten. Kakarott war bereits in die Falle getapst und krabbelte zutraulich auf Vegeta zu. Hoffnungsvoll zog er an seinen Umhang und bat mit großen Augen und leichten Gebrabbel um mehr.

Mit kaltem Lächeln entriss Vegeta ihm den Umhang aus den kleinen Händen und konzentrierte seinen Blick auf Bulma.

Ihre Augenbrauen zogen sich verärgert nach unten. Ihr Mund wurde schmal.

Sie musste zugeben, dass Kekse sehr lecker waren, obwohl sie bereits drei Ideen hatte, wie man sie besser machen konnte. Zum Beispiel durch Zugabe von süßen Beeren oder Nüssen…allerdings kannte sie nicht die Zutaten, aus denen Kekse bestanden und hatte sie bestimmt nicht vorrätig. So etwas konnte sie leider nicht nachmachen. Aber sie hatte keine Lust, in irgendeine Abhängigkeit von Veg-Chan zu geraten.

Ihr gefiel seine selbstgefällige, erpresserische Miene nicht. Und das, nachdem sie ihm bereits zweimal bei sich eingeladen hatte, wo er sich reichlich von ihrem Mittagsmahl bedient hatte.

Hatte sie eine Gegenleistung verlangt?

Schnell überlegte sie, wie sie ihn austricksen konnte.

Wenn er nicht freiwillig teilte, sollte sie ihm vielleicht eine Lektion erteilen. Jedenfalls würde sie nicht auf sein Spiel eingehen und sich erpressen lassen.

Sie zuckte gelangweilt mit den Schultern.

„Ich denke, ich habe nichts, was dich interessiert. So ein Pech“ sagte sie und setzte eine desinteressierte Miene auf. Sie nahm ihren Bruder auf den Arm, der sehnsüchtig seine Hände nach den gut riechenden Beutel ausstreckte. Ein verlangendes Jammern kam aus seinen Mund.

„Kakarott ist noch kleiner als ich und besitzt ebenfalls nichts. Du wirst deine Kekse also alle behalten können. Ist das nicht super“ sagte sie eisig.

Verächtlich warf sie Veg-chan einen letzten Blick zu und ging langsam wieder in Richtung ihres Gartens, während sie versuchte, den strampelnden Kleinen zu beruhigen. Kakarott verstand nicht, warum man ihn von der Köstlichkeit ausschloss. Traurig behielt er den Beutel in den Händen des älteren Jungen im Blick und hoffte auf ein Wunder.

Leider hatte Bulma außer den getrockneten Früchten und einigen alten Nüssen nichts zum Beruhigen dabei. Verglichen mit den Keksen waren sie nur ein schwacher Trost.

Sie setze Kakarott auf das frische Gras, der mürrisch anfing, es auszuzupfen.
 

Unzufrieden sah Vegeta dabei zu, wie die Kinder anfingen, ihn zu ignorieren.

Das verlief nicht so, wie er es geplant hatte. Anfangs hatte er auch vorgehabt, die Kekse zu teilen, aber dann war ihm bewusst geworden, wie dämlich es war, seine teuren, seltenen Delikatessen mit andere zu teilen.

Dann hatte er schließlich weniger.

Also war ein Tausch doch gerechtfertigt?

Sie konnte doch kochen oder hatte bestimmt irgendetwas anderes, was ihr wichtig war?

Dann hätte er etwas von ihr was er mitnehmen könnte.

Er wäre auch großzügig gewesen und hätte etwas anders angenommen, wie einen Kniefall zum Beispiel. Genau, wenn die beiden geschworen hätten, ihm treu zu dienen, hätte er die Kekse sogar ganz abgebeben.

Er nahm sich einen Keks raus und wedelte sichtbar mit dem Beutel.

„Gut, dann esse ich jetzt die Kekse ganz alleine auf“ rief er laut.

Kakarott wurde auf ihn aufmerksam und wedelte besitzergreifend mit seinen Ärmchen, aber er wollte nicht seine Aufmerksamkeit wecken, sondern die seiner Schwester. Aber die ignorierte ihn weiterhin und buddelte an den Pflanzen herum.

Verdammt, er war doch wirklich interessanter als dieses Grünzeug?!

Hatte er es verbockt? War sie jetzt wütend auf ihn?

Genervt biss er vom Keks in seiner Hand ab und zermalmte die bröselige Süßigkeit mit seinen Zähnen, aber der sonstige Hochgenuss wollte sich nicht einstellen.

Kakarott fing dafür an, wehleidig an zu schreien. Bulma pflückte einige lange, dickstielige Gräser ab und legte sie in seinen offenen Mund. Überrascht fing er an, daran zu nuckeln. Sie konzentrierte sich wieder auf das Unkraut zu ihren Füßen.

Vegeta knurrte verärgert.

Das lief nicht so ab, wie er es wollte.

Er stampfte zu ihr und warf ihr den Beutel demonstrativ vor die Füße.

„Gut, du hast gewonnen. Wenn du halt nichts hast, kannst du es auch so haben“ murrte er.

Langsam drehte sich Bulma zu ihm um. Ihre Augen waren eisig. Sie bückte sich, um den Beutel zu nehmen und hielt ihm diese vors Gesicht.

„Auf deine Almosen verzichten wir. Wir kommen auch ohne aus“ sagte sie ruhig.

Vegeta zuckte zusammen. Es schien, als hätte er ihren Stolz verletzt.

„Es ist kein Almosen“ sagte er leise. „ Es ist ein Geschenk.“

„Warum dann dieses großspurige Theater? Was wolltest du von mir als Gegenleistung?“ fragte Bulma beleidigt.

Vegeta spürte, wie seine Wangen rot wurden. Beschämt wandte er den Blick ab und murmelte unverständliche Worte.
 

Bulma verstand kein einziges Wort, dass er aus zusammengepressten Lippen hervor brachte, aber es könnte sich um eine Entschuldigung oder um eine Erklärung handeln. Vielleicht aber auch nur um Gefasel, um abzulenken.

Ihr war jedenfalls der Appetit vergangen. Sie öffnete den Beutel und gab einen Keks an ihren Bruder ab. Glücklich griff er danach und fing an, ihn zu zermümmeln. Einen weiteren für ihn behielt sie in der Hand. Sie hielt Veg-Chan den Rest entgegen.

„So, das reicht uns aus. Den Rest kannst du haben“ sagte sie, aber der Junge hob abwehrend die Hand und wich sogar einen Schritt nach hinten aus, um Abstand zwischen sich und den Keksen zu bringen. Fest entschlossen schüttelte er den Kopf. „Ich will sie nicht. Behalte sie.“

„Bist du dir sicher? Nicht, dass du Kakarott nachher beschuldigst, er hätte sie alle aufgegessen“ wandte Bulma mit schmalen, misstrauischen Augen ein.

„Mir egal. Ich will, dass du welche isst und nicht nur dein Bruder“ entgegnete Veg-Chan.

„Brauche ich nicht. MIR reichen die Früchte und Beeren, die ich hier bekomme“ wies Bulma sein Geschenk störrisch ab.

Veg-Chan knurrte genervt auf.

„Fein, mach doch, was du willst. Dann gehe ich jetzt“ sagte er und drehte sich um, doch Bulma konnte die Enttäuschung in seinem Gesicht sehen. Auch wenn er es nicht laut sagte, schien ihm sein Verhalten Leid zu tun.

„Willst du nicht mit uns spielen?“ fragte sie und stoppte ihn in seiner Bewegung.

Misstrauisch drehte er seinen Kopf.

„Dann willst du, dass ich noch bleibe?“ fragte er vorsichtig.

Bulma zuckte mit den Achseln und drückte ihrem Bruder den Keks aus ihrer Hand zu, der sich sehnsüchtig danach streckte. Dann konzentrierte sie ihren Blick wieder auf den älteren Jungen vor sich.

„Du bist leider spannender als Kakarott“ begründete sie ihre Entscheidung.

Geschmeichelt rieb er sich über die Nase.

„Gut, dann bleibe ich hier. Aber wir spielen nicht in der Erde. Das ist unwürdig für einen Saiyajin“ bestimmte er, wieder selbstbewusst.

Bulma verdrehte die Augen.

„Gut, ich habe eine andere Idee, was wir spielen können“ schlug sie vor.
 

Bulma nahm Kakarott wieder auf die Arme, da sie so schneller zu Fuß waren und führte Vegeta durch den Wald zu ihrer Lieblingsstelle.

Ein großer Chene-Baum mit mächtigem Stamm breitete seine frischen, grünen Blätter aus. In ein paar Wochen würde er wunderbare, große, weiße Blüten bilden und im Herbst konnten sie viele essbare Nüsse von ihm sammeln.

Bulma setzte Kakarott ab und zeigte auf den Baum.

„Wir spielen „Jäger und Beute““ verkündete sie.

Vegeta hob interessiert eine Augenbraue. Das Spiel hört sich schon mal gut an.

„Der Baum ist der Treffpunkt. Einer ist der Jäger. Während er sich vor dem Baum stellt, die Augen schließt und bis 60 zählt, verstecken sich die anderen im Gebüsch“ fing Bulma an zu erklären.

„Schon verstanden: Der Jäger gewinnt, wenn er alle findet“ unterbrach Vegeta sie ungeduldig.

Ja, das Spiel hörte sich wirklich spannend an. Er war ein guter Jäger.

„Genau, aber damit die Beute auch eine Chance zum Gewinnen hat, gibt es folgende Regel. Der Jäger ruft, sobald er fertig gezählt hat, laut „Achtung, ich komme.“ Ab da muss die Beute bis 100 zählen. Danach ist es ihr erlaubt, sich bis zum Baum zu schleichen. Wenn sie den Stamm berührt und ruft „Ich bin frei“, hat die Beute gewonnen.“

Vegeta runzelte die Stirn.

„Wäre es nicht realistischer, wenn der Jäger gar nichts ruft und die Beute aufspürt?“ fragte er.

„Realistischer ja, aber nicht lustiger. Die Beute muss sich ein gutes Versteck suchen und schnell genug sein, um bis zum Baum zu kommen. Wenn sie sich dusselig anstellt und vom Jäger gesehen wird, bevor sie den Stamm erreicht…“

„Kann der Jäger sie einholen und sich schnappen. Verstehe“ sagte Vegeta mit leuchtenden Augen.

Bulma nickte.

„Wir haben deswegen die Regel „Ab 100 Sekunden, dann erst zum Baum rennen“, damit sich keiner in der Nähe des Baumes versteckt. Sonst hat der Jäger keine Zeit zum Suchen und schon ist die Beute am sicheren Ort. Fliegen ist übrigens nicht erlaubt und das Versteck muss in der Nähe sein“ fügte sie hinzu. „Weil Kakarott noch so klein ist, bilden er und ich ein Team gegen dich.“

Vegeta konnte ein höhnisches Grinsen nicht unterdrücken.

Die beiden wollten es gegen ihn aufnehmen? Hah!

Er würde Bulma beweisen, was für ein guter Jäger er war und wenn er sich versteckte, würden sie ihn nicht finden. Er glaubte nicht, dass sie ihn finden oder fangen könnte. Er war schneller.

Ein plötzlicher, leichter Ruck nach hinten, ließ ihn perplex den Kopf drehen, wo er den Kleinen dabei beobachtete, wie er an seinem Umhang nuckelte.

„Finger weg…äh, Mund weg“ herrschte Vegeta ihn an und zog empört seinen Umhang aus den kleinen Fingern. Kakarott sah traurig drein und die ersten enttäuschten Tränen kullerten aus seinen Augen.

„Sag mal, heult der Kerl wegen allem?“ fragte Vegeta fassungslos und wich einen Schritt zurück. „Was für eine Heulsuse!“

Bulma bückte sich seufzend und strich ihren Bruder beruhigend über den Kopf.

Vegeta sah angeekelt auf die speichelbefeuchtete Ecke seines schönen Umhangs.

Eigentlich war der für das Spiel sowieso unpraktisch. Die Farbe war zu leuchtend und er könnte im Gebüsch hängen bleiben. Dann würde Bulma ihn doch finden.

Er zog sich die Rüstung aus und legte sie am Baum ab. Nur noch im blauen Overall bekleidet, dehnte er seinen Nacken.

„Wer fängt zuerst an?“

„Wir“ bestimmte Bulma.
 

Bulma zählte und rief dann laut das vereinbarte Startsignal.

Sie sah sich um.

Sie ahnte, dass die Suche nach Veg nicht leicht werden würde, trotz ihrer eigenen Erfahrung in diesem Spiel. Aber sie besaß eine Geheimwaffe: Kakarotts Hunger und seine Super-Nase.

„Okay, Kakarott, finde Veg-chan, dann darfst du alle Kekse selbst essen“ motivierte sie ihren Bruder.

Der horchte auf und nickte fröhlich.

Ehe sich Bulma versah, krabbelte der Kleine flink ins Gebüsch, so dass Bulma ihn kaum folgen konnte.

Sie hatte schon immer vermutet, dass ihr Bruder jedes Wort verstand, dass sich übers Essen handelte.

Sie konnte ein verärgertes Brüllen hören und rannte schnell weiter. Sie erwischte Veg dabei, wie er versuchte, Kakarott von seinem Bein abzuschütteln, an dem sich der Kleine hartnäckig klammerte.

„Geh weg von mir, du kleines Aas“ rief Veg erzürnt auf und schüttelte hastig sein Bein, aber er hatte nicht mit Kakarotts Hartnäckigkeit und seiner Gier nach Keksen gerechnet. Störrisch hielt er sich am Bein fest.

„Wir haben dich gefunden“ überraschte ihn Bulma.

Veg-chan warf ihr erboste Blicke zu.

„Nimm die Kakerlake von meinem Bein. Das ist unfair. Wie habt ihr mich so schnell gefunden?“ fragte er entrüstet.

„Tja, die kleine Heulsuse hat eine großartige Spürnase“ erklärte Bulma lächelnd und zog Kakarott von Vegs Bein fort.

Der Junge grummelte missmutig.

„Gut, jetzt bin ich dran, euch zu suchen“ bestimmte er.
 

Vegeta zählte und rief laut „Achtung, ich komme.“

Suchend sah er sich um. Ohne seinen Scouter auf Jagd zu gehen, war ungewohnt.

Er musste sich auf seine Sinne konzentrieren.

Ein leises Rascheln im Gebüsch ließ ihn aufhorchen und er nahm die erste Spur auf.

Hinter einem großen Busch erwischte er Kakarott dabei, wie er gedankenversunken einen Schmetterling beobachtete, der über ihn flatterte.

Veeta konnte es nicht fassen, wie dämlich sich der Kleine nach seiner vorherigen erfolgreichen Jagd auf ihn nun anstellte.

Es lockte ihn in den Fingern, ihm einen Ki-Strahl in den Hintern zu jagen, aber dessen Schwester würde das bestimmt nicht gerne sehen.

Eines Tages, wenn Kakarott älter war, würde er auf einen Planeten landen, dumm in der Luft gucken und dann...dann würde er ihm einen Ki-Strahl in den Hintern jagen.

„Ich habe dich gefunden“ sagte er und stupste Kakarott an, der abgelenkt versuchte, den Schmetterling zu fangen. Der Kleine lachte überrascht laut auf und klatschte in die Hände.

„Na, ich hoffe, deine Schwester ist eine größere Herausforderung“ murmelte Vegeta und machte sich wieder auf die Suche. Er musste nach ihrer Tunika Ausschau halten. Diese seltsame Farbe sollte hier im Wald ziemlich auffallen.

Einige Minuten vergingen und er hatte immer noch keine Spur von ihr gefunden.

Nervös blieb er in der Nähe des Baumes stehen. Mittlerweile war so viel Zeit vergangen, dass sie bestimmt versuchen würde, sich dem Baum zu nähern, um das Spiel zu gewinnen. Kakarott hatte sich zu ihm gesellt und kletterte über die Wurzeln.

Es wäre leichter, wenn er schweben würde. Aber das war genauso verboten wie den Scouter zu nutzen. Vegeta war nicht unzufrieden mit diesem Spiel: es war ein gutes Training, um unter anderen Umständen das Jagen zu üben.

Aus den Augenwinkeln sah er etwas aufblitzen.

Alarmiert rannte er los und schlug die Äste zur Seite. Er hatte es gesehen, dieses blasse Rot, wie nur sie es trug…

Vegeta sah es von weitem durch das Grün des Gebüsches verräterisch durchschimmern.

Vorfreudig lächelte er.

Gleich hatte er sie.

Er grabschte nach dem Stoff…und hielt plötzlich ein Kleid in den Händen.

Verdattert sah er auf das Kleidungsstück.

Wo war die Besitzerin?

Hatte sie sich in Luft aufgelöst?

„Ich bin frei“ hörte er plötzlich ihr Rufen und alarmiert rannte er zum vereinbarten Baum zurück.

Da stand Bulma, die Hände am Baumstamm, ein siegreiches, gewitztes Lächeln im Gesicht…und bis auf ihr Höschen unbekleidet.
 

Bulma genoss das fassungslose Gesicht von Veg-Chan.

Wie geplant, hatte er Ausschau nach ihrem Kleid gehalten.

Was er nicht wusste…sie hatte es als Köder genutzt, um ihn vom Baum weg zu locken. Während seines Zählens war sie schnell ins Gebüsch gesprungen und hatte sich ausgezogen. Vorsichtig war sie über den Boden zurück gerobbt, um sich in der Nähe des Baumes zu verstecken und darauf zu warten, dass sich Veg unvorsichtigerweise entfernen würde.

Der Vorsprung hatte gereicht, um sich aus ihrem eigentlichen Versteck hervor zu trauen und das Spiel zu gewinnen. Sie war sehr stolz auf ihre Idee mit dem Ablenkungsmanöver.

Veg rannte eilig auf sie zu.

„Bist du bescheuert?“ fragte er fassungslos. „Du kannst dich doch nicht ausziehen. Du vulgäres Mädchen! Das ist…das ist…“ stammelte er, während er ihr Kleid in den Händen hielt.

Bulma legte den Kopf fragend schief.

„Hast du noch nie jemanden nackt gesehen?“ fragte sie ahnungslos.

Sie hatte ihre Eltern und Brüder ständig nackt gesehen: beim gemeinsamen Baden, beim Umziehen oder im Sommer, wenn es zu heiß für Kleidung war.

Außerdem war sie nicht richtig nackt: sie hatte noch ihre Unterwäsche an.

Veg errötete peinlich berührt.

„Auch nicht beim Baden mit deiner Familie?“ fragte sie neugierig nach.

„Nein!“ antwortetet er beschämt.
 

Vegeta wusste nicht, wo er hinsehen sollte. Seine Wangen brannten.

Kannte sie denn keine Scham?

Sich nur in Unterwäsche zu präsentieren?

Und was sollte das Gerede, noch nie jemanden nackt gesehen zu haben?

Im Palast gab es ein großes, herrschaftliches Bad dank der heißen Quelle direkt darunter. Aber er hatte nie mit seinen Eltern gemeinsam gebadet. Es waren Diener anwesend, aber sie hatten ihn gewaschen und nicht selber gebadet. Sie waren nur Diener.

Vegeta hielt sich die Hand vor die Augen, weil Bulma ihren Zustand immer noch so ungewohnt locker nahm und sich nicht bedeckte.

„Bitte zieh dir etwas an“ flehte er und streckte ihr das Kleid entgegen.

Bulma zuckte mit den Achseln und nahm ihre Kleidung entgegen.

Neugierig sah Vegeta durch die halboffenen Finger und begutachtete schnell den unbekannten, weiblichen Körper, während sich Bulma ihr Kleid über den Kopf zog.

Mädchen waren ja ganz anderes gebaut als Jungs!

„Du bist ja komisch, dass du noch nie nackte Leute gesehen hast“ stellte Bulma fest und zog ihre Arme durch die Ärmel. Veg war doch schließlich älter als sie und hatte bestimmt mehr gesehen...aber keine nackten Mädchen.

„Ich bin nicht komisch. DU bist komisch“ entgegnete Vegeta.

Bulma warf ihm einen kurzen grimmigen Blick zu. Dann grinste sie gemein.

„Willst du noch mal gucken?“ fragte sie und zog den Kleidersaum hoch.

Sofort wandte Vegeta den Blick ab und schrie entrüstet auf.

Bulma fing an zu lachen.

„Dann wirst du also nicht mit uns baden?“ fragte sie kichernd und sah sich nach Kakarott um, der sich etwas weiter entfernt hatte. Sie sprang zu ihm runter.

„Ganz bestimmt nicht“ antwortete Vegeta, schnappte sich seinen Brustpanzer und folgte ihr. „Es sei denn, ihr habt eine heiße Quelle.“

Bulma, die Kakarott auf die Beine half und ihn an der Hand führte, sah ihn überrascht an.

„Was ist eine heiße Quelle?“ fragte sie neugierig.

„Das ist warmes Wasser, das aus der Erde kommt“ erklärte Vegeta besserwisserisch.

„Oh, wir haben nur einen Badeteich, aber da ist das Wasser meistens kalt. Aber wir haben ein paar Bottiche, die sind groß genug für mich und Kakarott. Da macht Mutter mir aufgewärmtes Wasser rein…“ Bulma verstummte abrupt. Sie hatte sich doch vorgenommen, Veg nichts über ihre Familie zu sagen. Er hatte zwar versprochen, ihr Geheimnis zu bewahren, aber er durfte trotzdem nicht ihre Namen oder mehr über sie wissen.

Vegeta erkannte, weshalb Bulma betroffen schwieg und riss das Thema an sich.

Prahlerisch marschierte er voran; die Nase wieder stolz erhoben; glücklich ein Thema zu haben, von dem er mehr wusste und so von seiner Blamage ablenken konnte.

„Ha, das Wasser aus der heißen Quelle muss nicht aufgewärmt werden. Bei mir gibt es verschiedene Becken und eines ist so groß, dass man darin schwimmen kann“ erklärte er. „Die Luft ist deshalb auch im Winter angenehm warm. Es gibt dort Bänke mit Kissen, damit man sich zwischendurch ausruhen kann. Ihr dagegen müsst wahrscheinlich in so einem kleinen Tümpel baden, was? Ist das dein Badeteich?“ fragte Vegeta, als sein Blick auf einen kleinen Tümpel fiel und er ging ein paar Schritte näher. Das Wasser sah klar und sauber aus. Er bückte sich, um die Temperatur zu prüfen.

„Nein, Veg, bleib weg. Geh nicht zu nah ran“ rief Bulma alarmiert aus. Sie war mit dem langsamen, quengeligen Bruder abgelenkt gewesen und hatte nicht bemerkt, wohin Veg gegangen war.

Sie kannte den Tümpel. Er war nicht zum Baden da.

Vegeta wurde durch ihre Warnung überrascht. Was war das Problem?

Plötzlich spürte er einen kleinen Stich an seiner Hand, die im Wasser war.

Ahnungslos zog er sie raus.

An seinem Unterarm, an der Stelle, wo sein Handschuh endete, befand sich ein langer, weißer Wurm und biss sich an ihm fest.

Vegetas Augen wurden groß, als er den in der Luft schlingenden, dünnen Körper sah, der sich in seiner Haut bohrten.

Das war…das sah aus…wie ein Wurm…wie ein Schleimaal?!

Sein altes Trauma holte ihn ein.

Vegeta kreischte entsetzt auf.

Dann wurde ihm schwarz vor Augen.
 

„Veg-Chan? Veg, bist du okay?“ fragte eine besorgte weibliche Stimme.

Vegeta spürte eine sanfte Hand, die eine Haarsträhne aus seiner Stirn strich und sie wohltuend kühlte.

Langsam öffneten sich seine Augen und er konnte Bulmas Gesicht über sich erkennen.

Erleichtert lächelte sie ihn.

"Endlich wachst du auf. Du hast so laut geschrien und dann bist du ohnmächtig geworden" berichtete sie ihm und streichelte ihn über den Kopf.

"Ich bin nicht ohnmächtig geworden!" entgegnete Vegeta stirnrunzelnd.

Er war ein Krieger. Er wurde nicht bewusstlos!

"Du bist umgekippt und warst nicht mehr ansprechbar. Ich konnte das Weiße deiner Augen sehen" erklärte Bulma und nahm ihre Hand weg.

Vegeta atmetet tief durch.

"Ich bin nicht ohnmächtig geworden!" wiederholte er und sein Tonfall machte deutlich, dass über dieses Thema nicht mehr diskutiert wurde.

Er versuchte sich aufzurichten und die Situation zu begreifen.

Er lag mit seinem Kopf auf Bulmas Schoß, sein Umhang war wärmend über ihn gelegt worden. Bulma musste ihn unter den Baum gezogen haben und hatte fürsorglich ihre Beine als Kissen für sein königliches Haupt angeboten.

Kakarott dagegen…ob es die Eifersucht auf die schwesterliche Zuneigung war oder er auch ein Kissen wollte; jedenfalls hatte der kleine Saiyajin seinen Kopf auf Vegetas Schoß abgelegt und die Augen geschlossen. Vegeta konnte sein leises, hohes Schnarchen hören.

Vegeta ließ sich wieder auf Bulmas gemütlichen Schoß zurück sinken und versuchte sich zu erinnern.

„Dieses Viech…es sah aus wie ein Aal“ murmelte er. „Aber diese Dinger sind doch tot.“

„Oh, du meinst die Schleimaale. Nicht so richtig“ sagte Bulma langsam und sah verlegen zur Seite.

Vegeta sah sie erstaunt an und Bulma fing zögerlich an zu erzählen…
 

Kurz vor der Ausrottung der Schleimaale des Planeten Moors, war Bardock mit einer der letzten Ladungen nach Hause gekommen.

Während des Abendessens hatten sich Bardock und Gine darüber unterhalten, dass es doch eigentlich schade war, dass diese neue Delikatesse bald nicht mehr existieren würde. Aber die neuen Bewohner des Planeten wollten sie nun mal ausgerottet haben.

Bulma hatte von ihren Buch aufgesehen und eine Idee ausgesprochen: Was wäre, wenn man die Aale hier auswildern würde?

Bardock lehnte ab; zu gefährlich. Er hatte gesehen, wie gerissen und stark diese riesigen Aale waren.

Bulmas zweite Frage aber ließ ihn stutzen.

Galt das auch für die Jungtiere?

Bulma stürmte mit weiteren Fragen auf ihre Eltern ein.

Was war mit Eiern?

Hatte Gine beim Ausnehmen einiger Aale den Laich entdeckt?

Würde man diesen Laich in einem geschützten Bereich, ohne Zufuhr zu großen Gewässern, mit eingeschränkter Nahrung aussetzen, könnte man vielleicht ungefährliche Schleimaale züchten?

Bardock und Gine sahen ihre Tochter erstaunt an.

Auf so eine Idee zu kommen?! Kein Sayajin hatte bislang daran einen Gedanken verschwendet.

Nachdenklich kratzte sich Bardock das Kinn. Er wusste von einigen Planeten, wo man Tiere züchtete und nicht jagte und das galt auch für Fische. Eine gute, praktische Idee.

Man konnte die Tiere mästen und einfacher fangen.

Die Idee, ständig eine Nahrungsquelle in der Nähe zu haben, war verführerisch. Zudem war ein Teich unauffällig. Außerdem gab es keine Raubtiere, die sich für diese Nahrung interessieren würden, da der Schleim die Aale vor Fressfeinden schütze.

„Wir können es doch mal ausprobieren?“ sah er seine Gefährtin fragend an.

„Aber nur in einem kleinen Tümpel, weit weg von unserem Badeteich. Ich will nicht, dass unser Badewasser verschmutz wird“ sagte Gine und dachte angeekelt an den Schleim. „Du musst eine Stelle finden, wo die Aale nicht ins laufende Gewässer können. Nicht, dass sich diese Viecher hier sonst ausbreiten. Buddel doch mit Radditz nach einem Teich. Ich schaue nach einem Körper mit Laich drin und schmuggle es hier her. Aber sollten die Viecher zu groß werden, müsst ihr sie erledigen.“

Gesagt, getan.

Bardock und Radditz suchten nach einer kleinen Wasserstelle im Wald ohne Zugang zu fließenden Gewässern und vergrößerten sie und Gine beschaffte den Laich.

Lange Zeit tat sich nichts.

Die kleinen, grauen Kugeln mit den schwarzen Punkten blieben über dem Winter starr im Wasser.

Die Familie gab die Hoffnung fast auf.

Doch im Frühling, mit Anstieg der Temperaturen, fingen die Kugeln an sich zu regen. Die schwarzen Pünktchen innen drin wurden groß und brachen aus. Die kleinen, schwarzen Würmer wurden größer und blasser. Die Familie beobachtete die Entwicklung neugierig.

Ob es am der neuen Umgebung lag oder an dem Futter: sie verhielten sich anders. Sie produzierten kaum Schleim, nur eine dünne Schicht, um geschmeidig zu bleiben. Sie fraßen die Insekten und kleine Amphibien und wurden nur langsam größer.

Schnappte mal einer der Aale nach Bulma und Radditz, konnten sie die weichen Mäuler leicht von der Haut lösen und wieder zurück ins Wasser werfen.

Bislang hatte Bulma sie nur einmal gekocht, weil alle neugierig waren, ob sie auch schmeckten.

Sie besaßen eine elastische, zarte Textur. Sie waren so klein, dünn und zart, dass man sie mit ihren Knochen essen konnte. Sie trocknete einige Aale und sie zerfielen zu kleinen Flocken, mit denen Bulma ihre Suppen würzen konnte.

Das Experiment schien erfolgreich zu sein.

Jetzt mussten die Aalen nur noch wachsen, damit man mehr von ihnen hatte.
 

Vegeta sah sie fassungslos an.

Bulma hatte ihm ehrlich die Geschichte erzählt, ohne aber die Namen ihrer Familie zu nennen.

„Jetzt bin ich mir sicher…du bist wahnsinnig. Hättest du keinen Schweif, würde ich sagen, du bist keine Saiyajin“ sagte er langsam.

Er versuchte sich aufzurichten.

„Wie könnt ihr diese Viecher hier auswildern und züchten? Weißt du, wie gefährlich sie sind?“

Ein Schauern überkam ihm, als er sich erinnerte, wie eines der großen Biester ihn einst ins Wasser gezogen hatte. Seitdem hasste er alles Schleimige, was sich schlängelte.

Bulma legte ihre Hand auf seine Schulter und drückte ihn wieder runter.

Vegs bleiches Gesicht machte ihr immer noch Sorgen. Er sollte sich noch mehr ausruhen.

„Weißt du, wie lecker sie schmecken und wie schön es ist, eine Fleischquelle in der Nähe zu haben? Ich bin zu schwach und zu ungeschickt, um die Fische im See zu jagen, aber die Aale…das schaffe ich“ erklärte sie ruhig.

Vegeta wollte gerade beginnen, ihr von der Gefahr zu berichten, doch sie stoppte ihn mit einem Finger, den sie bestimmend auf seine Lippen legte.

„Ich weiß mehr über sie, als du glaubst. Ich habe entdeckt, wie man sie zubereiten kann“ offenbarte sie ein großes Geheimnis.

Er sah sie erstaunt und dann nachdenklich an.

„Ich kann dir doch Fleisch bringen“ bot er zögerlich an. „Dann brauchst du diese Mistdinger nicht.“

Bulma lächelte, angetan von diesem netten Angebot. Aber dann schüttelte sie den Kopf.

„Die Aale sind bislang die einzigen Tiere in diesem Wald, die ICH eigenständig jagen kann. Nimm mir das bitte nicht weg“ bat sie. Radditz hatte so oft mit seinem Jagerfolg angegeben und wie er eigenständig die Vorratskammer auffüllte. Ihr Garten und die Aale waren das wenige, was sie zur Lebensmittelbeschaffung einbringen konnte.

Veg sah sie eine Weile nachdenklich an.

„Und diese Dinger schmecken tatsächlich?“ fragte er mit misstrauischem Stirnrunzeln. „Ich habe sie aber bislang nicht gegessen oder hast du sie in den Eintopf versteckt?“

Bulma schüttelte den Kopf.

„Ich kann sie aber demnächst…“ bot sie an, aber der Junge schüttelte hastig den Kopf. „Kein Bedarf.“

Er hob seinen Arm und betrachtete die kleine, kreisrunde, rote Wunde auf der Haut. Sie blutete nicht mehr. Trotzdem erinnerte er sich an den schmerzhaften Stich.

„Ich verstehe es nicht, aber wenn du dafür genug zu essen hast…gut…aber ich bleibe dabei: Niemals esse ich sie. Ich finde sie widerlich“ gab er zu.

Bulma fasste nach seinen Arm und besah sich die kleine Wunde.

Mit großen Augen beobachtete Vegeta, wie sie seinen Arm zu ihren Mund führte und einen Kuss auf die Wunde drückte.

Bulma desinfizierte die kleine Wunde mit ihrem Speichel, wie es ihre Mutter oft bei ihr getan hatte. Als sie einen Blick zu Veg warf, hatte der Junge eine Gesichtsfarbe angenommen, wie sie es nur von Bardocks Stirnband kannte.

„Sollen wir zur Hütte zurück kehren und was essen?“ fragte sie und ließ seinen Arm los. „Oder willst du dich noch etwas hier ausruhen?“

„Äh…lass uns noch etwas hier bleiben. Kakarott schläft doch noch“ antwortete Veg und schloss hastig die Augen. Er faltete seine Hände auf seinen Bauch und wackelte mit seinem Kopf auf ihren Schoß um eine bessere Position zu finden.

Der Junge musste zugeben, dass es gerade sehr angenehm war. Er konnte die Wärme von Kakarott an seinem Bein spüren und Bulma roch so gut.

Bulma lehnte sich zurück an den Baumstamm.

Langsam wurde der Kopf des Jungen schwer und vermutlich würden ihr bald die Beine einschlafen. Aber anderseits war ihr angenehm warm durch seine Körperwärme und es war ein wunderbarer, friedlicher Moment.

Langsam schlossen sich auch ihre Augen.

Sie bemerkte darum nicht, wie Vegeta kurz darauf die Augen öffnete und sie grüblerisch beobachte.
 

Früher Abend…

Kaum war Vegeta im Palast angekommen, wurde er auch schon von seinem Leibwächter erwartet.

„Prinz Vegeta, na endlich seid ihr wieder da. Soll Gurki einen Herzanfall bekommen? Lange hält er es nicht mehr aus“ begrüßte ihn Nappa.

„Dir scheint es ja nichts mehr auszumachen“ wunderte sich Vegeta bei Nappas entspannter Miene.

Der Riese rieb sich über den Nacken.

„Na, es wird ja auch sein Kopf sein, der zuerst rollen wird“ lachte er.

Nappa wunderte sich, dass der Kleine nicht in sein Lachen mit einstimmte. Er mochte seinen Lehrer doch auch nicht. War das nicht der Grund, warum er schwänzte?

Stattdessen marschierte der Junge an ihm vorbei.

„Nappa, folge mir. Ich muss mit dir sprechen“ befahl er.

Nappa verdrehte die Augen.

Der Junge hatte schon das befehlshaberische Verhalten seines Vaters drauf: Befehle zu erteilen, ohne jemanden dabei in die Augen zu sehen.

Vegeta ging in sein Zimmer und verwundert folgte ihn Nappa.

Die Dienerschaft hatte bereits begonnen, das Abendessen aufzutischen. Unwirsch bedeutete der Prinz ihnen, sie alleine zu lassen.

Vegeta setzte sich an den gefüllten Tisch. Statt aber reinzuhauen, sah er nachdenklich auf seinen Teller. Dann wandte er sich an den Muskelprotz, der geduldig vor ihm stand und sehnsüchtige Blicke aufs Essen warf. Die Elitekrieger bekamen tolle Sachen. Es roch so gut.

„Nappa, warum sehen Mädchen so anders aus?“

Nappas Kopf sprang überrascht zum Prinzen um.

Was war denn das für eine Frage? Wo kam die denn her?

„Äh, was genau meint ihr?“ fragte er vorsichtig nach.

Vegetas Augenbrauen zogen sich nachdenklich nach unten.

„Mädchen sehen anders aus. Sie haben keinen…wieso? Warum haben sie einen anderen Körper“ fragte er zögerlich.

Nappa schluckte nervös.

Für diese Art von Gespräch war der Prinz Vegeta noch zu jung. Oder lag es daran, dass er so stark war? War er reifer als Gleichaltrige, die sich darum noch keine Gedanken machte? Er konnte sich jedenfalls nicht erinnern, dass er in seinem Alter auch nur einen Blick auf die Mädchen geworfen hatte.

Vielleicht lag die Schuld an ihm oder an einem anderen Krieger? Hatten sie in seiner Gegenwart sich irgendwie darüber unterhalten? Aber er konnte sich nicht erinnern…

Der Junge musste irgendwie ein Mädchen gesehen haben, wenn er ihn deswegen fragte.

Nervöse Schweißtropfen perlte langsam seinem massigen Nacken herunter.

„Prinz Vegeta, warum spart ihr eure Fragen nicht für morgen auf? Gurki wird sie euch bestimmt alle erklären“ versuchte er hastig den Kelch der Aufklärung weiter zureichen.

Vegeta sah ihn unzufrieden an.

„Ich will es aber jetzt wissen“ bestimmte er.

Nappa fluchte leise auf.

„Los, sag schon, Nappa! Wieso sind Mädchen so zickig? Mal nett und dann wieder gemein? Warum sehen sie so anders aus? Warum wollen sie bestimmen? Wieso muss ich nett zu ihnen sein? Wir sind doch stärker, dann sollten wir doch bestimmen, wo es langgeht?“ fragte der Prinz ihn.

Nappa atmete tief durch. Irgendetwas musste er den Prinzen was sagen, aber für seine Aufklärung war er jedenfalls noch viel zu jung.

„Wir müssen zu den Mädchen und Frauen nett sein, weil nur sie in der Lage sind, Kinder zu bekommen“ fing er vorsichtig an.

„Wieso?“ war Vegetas sofortige Frage.

Nappa zuckte zusammen. Seine Finger fingen an, nervös durch seine kurzen Haare zu raufen.

Verdammt, das war die blödeste Frage überhaupt. Sobald er anfing, die zu erklären, würde alles aufeinander kommen. Der weibliche Körper mit all seinen Wundern…halt, der Junge war erst sieben. SIEBEN!

Seine Fingernägel glitten an seiner Wange herunter und hinterließen rote Striemen der Frust.

Vegeta sah ihn ungeduldig an. Er wollte sofort eine Antwort hören.

Nappa wünschte sich weit weg.

„Prinz, wollt Ihr wissen, warum sie anders aussehen oder warum sie sich anders verhalten?“

„Beides!“

Nappa stöhnte auf.

„Ich wusste nicht, dass Ihr euch schon für Mädchen interessiert. Gibt es da jemanden…?“ fragte er vorsichtig nach, aber Vegeta sah ihn so böse an, dass er in seiner Frage inne hielt.

„Das geht dich nichts an. Ich will wissen, wie man sie versteht“ befahl er.

„An dem Tag, an dem ich die Frauen verstehe, werden mich alle Männer als Gott anbeten“ murmelte Nappa. “Könntest Ihr bitte etwas spezifischer sein? Habt Ihr mit jemanden gesprochen oder…?“ er ließ die Frage offen und sah neugierig den Jungen an.

Der biss sich auf seine Lippe und seine Wangen verfärbten sich verlegen.

Nappa legte den Kopf schief. Seine Neugier wuchs. „Ich kann euch nicht helfen, wenn Ihr mir nichts sagt.“

„Ich habe ihr Kekse gegeben und sie war beleidigt“ murmelte Vegeta.

Nappa runzelte überrascht die Stirn. Einerseits, weil der Junge tatsächlich seine Süßigkeiten geteilt hatte. Anderseits, weil es nicht funktioniert hatte.

„Hm, komisch. Wieso war sie denn beleidigt?“ wunderte er sich.

Vegeta verschränkte die Arme vor der Brust.

„Weil Mädchen doof sind“ keifte er beleidigt.

Nappa hob beruhigend die Hände

„Habt Ihr dazu irgendetwas gesagt? Vielleicht habt Ihr sie damit beleidigt?“

Der Junge murmelte etwas unwirsch.

Nappa hob eine Hand an sein Ohr und bedeutete ihm, lauter zu sprechen.

„Entschuldigt, aber…höh?“

„Ich habe gesagt, ich will davon etwas von ihr“ beichtete Vegeta unter zusammengepressten Lippen. Die Röte auf seinen Wangen vertiefte sich.

Nappa stöhnte auf. Seine Handfläche klatsche gegen seine Stirn.

„Prinz, lernt ihr denn nichts von mir?“ fragte er fassungslos. „Das erste Geschenk muss ohne Gegenleistung sein. Beim ZWEITEN Geschenk könnt ihr anfangen, etwas zu verlangen.“

„Das habe ich doch gemacht. Der erste Keks war frei. Aber beim zweiten Keks war sie beleidigt“ erklärte Vegeta.

„Das war zu früh“ belehrte ihn Nappa. “Frauen…Mädchen…sind wie Fische. Wenn Ihr sie angeln wollt, braucht ihr einen Köder und viel Geduld.“ Mit seinem Gleichnis zufrieden, nickte Nappa stolz.

„Wenn ich Fischen gehe, reicht eine Ki-Attacke“ entgegnete Vegeta und stützte mürrisch seinen Kopf auf den Tisch ab. Mit Nappas Antwort war er eindeutig nicht zufrieden.

„Ihr wollt den Fisch doch im Ganzen haben und nicht in kleinen Stücken zerteilt! Ihr müsst behutsam vorgehen“ enthüllte Nappa.

Vegeta nickte leicht mit dem Kopf. Das schien ihm einleuchtend.

„Gut, aber wieso sehen jetzt Mädchen anders aus und dürfen schwach sein? “ war seine nächste Frage.

Nappa atmete tief durch.

„Ich mache euch einen Vorschlag. Wenn Ihr nicht wollt, dass Gurki es euch erzählt und es unbedingt von mir erfahren wollt, dann werde ich es euch sagen. Aber nicht jetzt. Dafür seid ihr eindeutig zu jung. Wenn ihr vierzehn oder fünfzehn Jahre alt seid, dann…dann werde ich euch jede Frage in jeder Einzelheit beantworten“ verhandelte er.

Prinz Vegeta sah ihn durchdringend an, aber Nappa war jetzt seltsamerweise sehr ruhig. Der Muskelprotz hatte verstanden, dass der Junge neugierig war, aber seine Fragen von jemand beantwortet haben wollte, dem er vertraute und einen gewissen Einfluss auf die Damenwelt zutraute. Gurki fiel dabei raus, aber er, Nappa, schien der Geeignetste zu sein und konnte damit den Zeitpunkt bestimmen.

„An meinem vierzehnten Geburtstag“ bestimmte der Junge. Nappa nickte.

Vegeta hob befehlshaberisch eine Hand und bedeutete dem Krieger, den Raum zu verlassen.

Schnell verließ er den Raum und schloss die Tür. Erleichtert lehnte er sich an die Wand.

Da war er gerade noch so davon gekommen.

Nachhilfe

Gurki saß an seinem Schreibtisch, den Kopf in seinen gestützten Händen haltend und verzweifelnd am Überlegen, was er mit Prinz Vegeta anstellen sollte.

Heute hatte der Junge wieder seinen Unterricht geschwänzt, war noch nicht mal erschienen und auf Nappas Unterstützung konnte der greise Saiyajin nicht zählen.

Keiner der Wachen kümmerte sich um den Verbleib des Prinzen, wenn der Junge nicht zu seinem theoretischen Unterricht erschien. Sie sahen das Kämpfen und Trainieren als einzigen notwendigen Unterricht für einen Saiyajin an und zu dieser Art von Unterricht erschien der Prinz schließlich immer.

Keiner dieser Idioten erkannte, wie weitsichtig König Vegeta in der Erziehung seines Sohnes plante, aber was sollte man von diesem tumben Hohlköpfen auch erwarten: sie hatten sich zu oft gegenseitig auf den Kopf gehauen und konnten ihr Gehirn nicht mehr richtig nutzen.

Gurki seufzte und sah sich seine Aufzeichnungen an.

Bislang hatte der König noch keinen Bericht zum Lernerfolg seines Sohnes verlangt, aber das könnte noch kommen. Oder der König selbst würde den Prinzen befragen.

Und dann?

Gurki schluckte nervös.

Man würde ihm die Schuld an Prinz Vegetas mangelnden Wissensstand geben.

Wenn er Glück hatte, musste er nur den Palast verlassen und seine Rationen würden gekürzt werden.

Wenn er Pech hatte…er fasste sich sorgenvoll an den Hals. Er wollte noch gerne seinen Kopf auf den Schultern behalten; das war ein guter Platz.

Mittlerweile beherrschte der Junge neben der Saiyajin-Schrift auch das Lesen und Schreiben der allgemeinen Sprache, die in der Galaxie gesprochen wurde. Auch das Rechnen von einfachen Mathematik-Aufgaben und die Geschichte der Saiyajins hatte er drauf.

Der Junge hatte was in der Birne, aber er war dummerweise nicht davon überzeugt, dass er mehr lernen müsste. Er glaubte, diese Grundkenntnisse würden ausreichen.

Bei Diskussionen nach dem Warum zeigte sich, dass Prinz Vegeta bereits gut argumentieren konnte und nicht unbedingt auf seine unglaubliche Stärke zurückgreifen musste.
 

Die Diskussionen mit dem Jungen liefen meist so ab:

Gurki versuchte ihn zu überzeugen, dass ein Anführer seine Gruppe anweisen und leiten können musste. Dazu war ein strategisches Denken notwendig. Also musste er mehr über Geschichte und Politik lernen.

Der Prinz erwiderte darauf nur patzig, dass er am liebsten alleine kämpfte und selbst Gegner in Gruppen ihn nicht besiegen konnten, wie sein Training mit dem Saibamen es bewies.

Er war so stark und schnell, dass er einfach jeden Anführer zuerst vernichten würde und dann die führungslosen Gegner. Das war seine bevorzugte Strategie.

Was das Anweisen der eigenen Leute anging…

Jeder Saiyajin, der zu blöd und zu schwach war, in einem Kamp zu überleben, hatte es nicht anders verdient. Nur die Harten kamen in den Garten.

Kultur und Geschichte fremder Planeten?

Was interessierte ihn das? Er würde diese Kulturen früher oder später vernichten, wenn sie sich ihm in den Weg stellten.

Aber was war mit anderen Sprachen, die er verstehen müsste?

Wozu gab es Scouter, die ein Übersetzungsprogramm hatten? Außerdem...man erinnerte sich an die vorherige Antwort. Früher oder später wäre diese Sprachen eine tote Sprache. Warum sollte er seine Zeit fürs Lernen einer toten Sprache verschwenden?

Aber was war mit den Naturwissenschaften?

Bei dieser Frage sah ihn der Junge nur mit einer hochgezogenen Augenbraue stumm an, bevor er langsam darauf antwortetet, dass es ihn nicht interessierte, warum Vögel wie Vögel aussahen, solange sie essbar war.

Daraus bestand doch die Natur: Töten oder getötet werden. Fressen oder gefressen werden.

Und er, Prinz Vegeta, stand am Ende der Nahrungskette.
 

Gurki verschränkte die Hände vor seinem Kopf.

Man musste dem Jungen zugutehalten, dass er genug Fantasie für Gegenargumente fand. Aber leider erkannte er nicht, dass Wissen in jeglicher Form nützlich war.

Gurki erinnerte sich, wie der König ihn in den Palast geholt hatte und wie beeindruckt er von dessen Plan zur Erziehung des Prinzen gewesen war. Endlich mal ein Saiyajin, der sein Gehirn einsetzte, wobei es nicht ums Kämpfen, Töten und Zerstören ging. Eine Ausbildung für einen zukünftigen König der Saiyajins, die sich nicht nur auf die Stärke konzentrierte; brillant.

Gurki war sehr froh über seine Stellung, die ihm ein angenehmes Leben im Palast ermöglichte. Er war mittlerweile zu alt zum Kämpfen geworden. Es war sowieso selten, dass ein Sayajin ein Alter über 60 Jahre erreichte, aber er hatte es durch seine Gerissenheit und Erfahrung immer geschafft, dem Tod zu entkommen, weniger wegen seiner Stärke. Auf diese Erfahrung baute der König, aber der Prinz weigerte sich, es anzuerkennen.

Allerdings wusste Gurki dank der Gerüchteküche der Dienerschaft, dass der König gerade anderweitig beschäftigt war, um nach einem Bericht zu fragen und es hatte nicht mit der Arbeit zu tun. Nachdem die Königin gestorben war, nutzte der König seinen neuen Single-Zustand gehörig aus. An einer neuen Beziehung war er wohl nicht interessiert, aber angesichts der Menge an Frauen, mit denen er flirtete oder schlief, konnte man sich vorstellen, dass er sich einen Harem aufbauen wollte.

Gut, dass der Junge davon nicht viel mitbekam; jedenfalls hoffte der Lehrer es.

Er kratzte sich durch die grauen, dürren Haare und konzentrierte sich wieder auf sein Hauptproblem: Prinz Vegetas mangelnde Motivation.

Wie konnte er sie steigern?

Er dachte an die Interessen des Prinzen und seinen Charakter.

Der Junge war eigenwillig, hochmütig, arrogant, pochte auf seine Vormachtstellung, gab Wiederworte, hielt sich für etwas Besseres…der Lehrer fing an zu grinsen.

Vielleicht sollte er den Stolz des Prinzen ausnutzen.

Er fing an zu schreiben.
 

Vegeta lümmelte sich gelangweilt auf seinem Stuhl; er saß an einem kleiner Tisch mit Schreibutensilien drauf und vor sich an der Wand war eine große Tafel befestigt.

Nappa lehnte an der Wand und wartete ebenfalls auf die Ankunft des Lehrers.

Seine Augen hingen schläfrig und gelangweilt auf Halbmast. Er konnte sich Besseres vorstellen als heute wieder dieser eintönigen Stimme zuzuhören. Sollte der Prinz heute wieder fliehen wollen, würde er Vegeta heute freiwillig entkommen lassen; dann hatte er ebenfalls einen freien Tag.

Der große Saiyajin grinste bei diesem Gedanken.

Vegeta spielte teilnahmslos mit den Stiften, während seine Gedanken zu seinen Spielkameraden abdrifteten. Er war wirklich froh, dass er Bulma gefunden hatte.

Mit ihr und ihren kleinen Bruder zu spielen war so viel besser als das hier. So schläfrig wie Nappa aussah, könnte er gleich wieder entkommen. Der Riese würde es vermutlich nicht mal bemerken, wenn er sich an ihm vorbei schleichen würde.

Vegeta gähnte.

Auch wenn die Treffen bei Bulma Spaß machten, sehnte er sich mal wieder nach einem harten Kampf, den er gewinnen könnte oder eine Mission auf einen fremden Planeten. Vielleicht konnte er etwas Interessantes dann für die blauhaarige Saiyajin mitbringen. Sie wäre dann bestimmt schwer beeindruckt von seiner Stärke und Erfahrung.

Vegeta lächelte zufrieden bei diesen Gedanken.

Er warf einen Seitenblick zu Nappa.

Es würde nicht mehr lange dauern, vielleicht nur noch ein oder zwei Jahre und er wäre stärker als sein Schatten. Vielleicht hätte er seinen Aufpasser schon längst übertroffen, wenn er seine Zeit nicht mit diesem Unsinn hier verbringen müsste.

Der Lehrer Gurki trat endlich ein; einen Stapel Papier unter seinem Arm und ein seltsam zufriedenes Lächeln auf den Lippen.

Vegetas Augen verengten sich misstrauisch. Er konnte sich nicht erinnern, wann sein Lehrer so glücklich ausgesehen hatte.

Gurki legte den Stapel Blätter auf dem Tisch des Prinzen.

„Das, mein Prinz“ verkündete er mit einem breiten Lächeln „sind eure Hausaufgaben.“

Der Prinz sah verdattert ins Gesicht seines Lehrers, dessen Schnurrbart durch das breite Lächeln beinahe seine Ohren berührte.

Was waren denn Hausaufgaben?

Gurki erklärte es ihm grinsend.

„Da Ihr der Meinung seid, dass ihr alles Notwendige wisst und Ihr meinen Unterricht nicht besuchen müsst, werdet Ihr mir euren Wissensstand damit beweisen können. Beantwortet einfach jede Frage richtig. So, lasst euch Zeit und lest euch alles gut durch. Ich erwartete, dass Ihr mir die Antworten in drei Tagen vorlegen könnt. Ich gehe jetzt wieder.“ Beinahe leichtfüßig hüpfte der alte Mann aus dem Raum, beglückt über seinen Plan.

Nappa sah ihm mit großen Augen nach. Er konnte sich nicht erinnern, Gurki jemals so lächelnd gesehen zu haben.

Der Prinz las sich die ersten Fragen durch. Einige konnte er beantworten wie die Mathematik-Aufgaben, andere Fragen aber verstand er nicht. Er blätterte sich die Fragen durch.

Das sollte er alles beantworten können?!

„Nappa, komm her!“ befahl er seinen Begleiter zu sich und reichte ihm einen der Fragebögen.

Der Krieger nahm es entgegen und las es sich durch. Mit einer unbeweglichen Miene, die er sich jahrelang antrainiert hatte, reichte er sie wieder zurück.

„Und? Was ist das Problem?“ fragte er, als wüsste er die Antwort. Dabei verstand er keine einzige der Fragen. Wer sollte so was wissen?

Vegeta zog überrascht eine Augenbraue hoch.

„Soll das heißen, du kennst die Antworten?“ fragte er zweifelnd

Nappa grinste triumphierend, verschränkte die Arme vor der Brust und fragte höhnisch „Was denn, Ihr nicht? Jeder Saiyajin kennt die Antwort. Aber von so einem kleinen, dummen Bengel kann man das wohl nicht erwarten.“

Der Krieger verstand allmählich, was Gurkis Plan war und provozierte den Prinzen noch mehr. Das sah nach einem lustigen Streich aus.

Zufrieden sah er auf die erschütternde Miene des Prinzen.

Gut, dass der Junge keine Kameraden hatte, die ihm sagen konnte, dass es kaum einen gab, der die Antworten wüsste.

Er musste auf jeden Fall die Wachen warnen, dass sie den Prinzen das nicht verraten durften.

Grinsend sah er auf den Jungen herunter, der konzentriert, aber auch zweifelnd und fragend auf das Papier starrte und sich Antworten erhoffte.
 

Vegeta nutzte seinen unerwarteten freien Tag und flog zu Bulma.

Unzufrieden dachte er an den Berg Hausaufgaben, der in seinem Zimmer auf ihn wartete. Er war im Palast herumgeschlichen und hatte die Dienerschaft gefragt, aber sie hatten nur den Kopf geschüttelt, höhnisch gelächelt oder abgewinkt. Keiner konnte oder wollte ihm helfen.

Was sollte er jetzt tun?

Die Fragen unbeantwortet lassen und damit zugeben, was für ein Dummkopf er war?

Wenn das sein Vater erfuhr…Vegetas Herz klopfte stark.

Nein, das war doch peinlich. Er war doch der Prinz. Ein Elite-Krieger! Er MUSSTE der Beste sein!

Aber einige der Fragen waren so unverständlich formuliert, dass er nicht mal den blassesten Schimmer hatte, worum es eigentlich ging.

Das hatte der Mistkerl Gurki absichtlich gemacht.

Er wollte ihn bloßstellen!

Wie konnte er sich dagegen wehren?

Ihn umbringen durfte er ja leider nicht.

Also die nächsten Tage sich in die Bibliothek zurückziehen, jedes Buch durchschlagen bis er endlich die Antwort wusste?

Vegetas Mundwinkel sanken unzufrieden nach unten.

Das hörte sich scheißlangweilig an!

Dann sollte er den heutigen Tag genießen, denn es könnte der letzte sein.

Wenn er in drei Tagen keine richtigen Antworten abgab, würde Gurki ihn bei seinem Vater verpetzten und der würde seinen Unterricht verdoppeln, sowie die Bewachung, damit er nicht mehr schwänzen konnte. Auf die Belehrungen konnte er verzichten.

Schon bald erreichte er die Berge und landete vor der Hütte.

Eine schnelle Überprüfung mit dem Scouter ergab wie üblich nur zwei schwache Powerlevel innerhalb des Hauses. Niemand war ihm gefolgt; niemand versteckte sich in der Umgebung: die Kinder waren wieder unter sich.

Er trat ein.
 

„Hallo Veg-chan“ begrüßte ihn Bulma lächelnd.

Sie saß auf dem Teppich, zusammen mit Kakarott. Der Junge kreischte aufgeregt und lachte; ein seltsames Stofftier zu seinen Füßen.

„Was macht ihr da?“ fragte Vegeta und trat näher.

„Ich versuche, Kakarott das Sprechen beizubringen. Meinen Namen hat er schon fast“ erzählte sie ihm.

„Bulääääh“ krähte der Junge.

Vegeta zog eine Augenbraue hoch. Das klang eher nach dem üblichen Geschrei als nach ihrem Namen.

„Gib besser gleich auf. Der Kerl ist hoffnungslos. Da kannst du deine Zeit besser nutzen“ ärgerte er sie und setzte sich mit auf den Teppich; seinen Umhang hinter sich schlagend.

Der rote Stoff bauschte sich anregend auf und Kakarott krabbelte sofort darunter. Vegeta nahm das Stofftier neugierig in die Hand und ignorierte das Kind hinter sich, dass seinen Mantel als Zeltersatz nutze. Er wusste mittlerweile, dass Bulma es nicht gerne sah, wenn er den Kleinen abfällig behandelte. Er versuchte zu erkennen, welches Tier er da in der Hand hielt.

„Hübsch, nicht wahr? Habe ich für meinen Bruder gemacht“ sagte Bulma und sah ihn erwartungsvoll an.

Irgendwie war Veg heute ruhiger als sonst, als ob ihn etwas bedrückte. Er lächelte sonst ja auch wenig, aber heute war eine düstere Aura um ihn.

„Du bist heute früh da“ bemerkte sie, weil ihr Freund immer noch schwieg.

Veg zuckte mürrisch mit den Schultern und griff hinter seinen Rücken, wo er einen Beutel mit Keksen hervorholte, an dem Kakarott bereits gierig begonnen hatte zu grabbeln.

„Hier, für dich“ meinte er und reichte es an ihr weiter. Kakarott kroch unter dem Mantel hervor und ließ den Beutel nicht aus den Augen.

Bulma kam da auf einen Gedanken, holte einen Keks aus dem Beutel und warf in ihren Bruder zu.

Mit seinem weit aufgerissen Mund fing der Kleine ihn auf. Sie warf einen weiteren Keks weiter weg und hungrig krabbelte der Jüngste aus dem improvisierten Zelt heraus auf der Suche nach der Süßigkeit.

Vegeta beobachtete die „Wildtier-Fütterung“.

„Sein Instinkt, wenn es ums Essen geht, ist echt unglaublich, sogar für einen Saiyajin. Vielleicht wird er ja wenigstens ein guter Jäger“ murmelte er.

Bulma sah bedrückt, dass Veg immer noch nicht lächelte und reichte ihm einen Keks.

Beide knabberten schweigsam an der Süßigkeit. Kakarott krabbelte zu ihnen und setzte sich neben sie. Bulma gab ihm auch noch einen Keks ab.

Sie warf einen nachdenklichen Seitenblick zu Veg.

Wie konnte sie ihn aufmuntern?

Bis zum Mittagessen dauerte es noch eine Weile und ein neues, lustiges Spiel fiel ihr gerade nicht ein.

Etwas Weißes blitzte neben Veg auf und neugierig griff sie danach. Es war ein gefaltetes Stück Papier, das ihm wohl gerade aus der Tasche gefallen war.
 

Vegeta war so sehr in sein Problem vertieft, dass zu Hause auf ihn wartete, dass er nicht bemerkte, wie Bulma nach etwas griff, das neben ihm lag.

Erst Bulmas aufgeregtes Keuchen holte ihn aus seinen Gedanken. Verblüfft sah er, wie sie mit leuchtenden Augen eines der Aufgaben-Blätter in der Hand hielt.

„Wow, Veg-Chan, was ist das?“ fragte sie ihn neugierig. „Ein Rätsel? Wie interessant.“

Bevor Vegeta sich versah, rannte Bulma zum Tisch, suchte sich einen Graphitstift und fing an, auf dem Papier zu kritzeln.

Alarmiert stand Vegeta auf und folgte ihr.

„Warte, nicht! Was machst du da?“ versuchte er sie aufzuhalten.

Er hatte vergessen, dass er ein Aufgabenblatt ja bei sich getragen hatte. Wenn er das so vollgekritzelt abgab, würde er noch Ärger bekommen.

Zu seiner Überraschung kritzelte Bulma aber nicht, sondern schrieb eine Antwort hin. Vegeta drehte den Kopf und entzifferte die Schrift, die überraschend deutlich und sauber war für einen Saiyajin der Unterschicht.

Er stutze. Diese Antwort erschien ihm richtig.

Er konnte sich jetzt sogar erinnern, dass Gurki ihm davon erzählt hatte. Es ging um die physikalischen Gesetze der Schwerkraft und Bewegung oder so ähnlich… es war furchtbar langweilig gewesen.

Verblüfft setzte er sich neben Bulma und sah dabei zu, wie sie eine Aufgabe nach der anderen löste.

Woher wusste das jüngere Mädchen, dass doch keinen Zugang zur königlichen Bibliothek oder Privatlehrer hatte, so viel über Naturwissenschaften?

Erst als Bulma die letzte Frage beantwortet hatte und irgendeine Formel dazu geschrieben hatte, sah sie vom Blatt auf. Ihre Augen leuchteten hell und auf ihren Lippen lag ein triumphierendes Lächeln.

„Hast du noch mehr so lustige Rätsel“ fragte sie aufgeregt Vegeta.

„Woher weißt du das überhaupt?“ erkundigte er sich und deutete auf die Formeln und Antworten. „Wer hat dir das alles beigebracht?“

Hatte Nappa Recht und alle Saiyajins wussten diese Dinge?

Vegeta fühlte sich unbehaglich bei dem Gedanken, dass er dämlicher war als ein Saiyajin der Unterklasse. Bislang war er davon überzeugt gewesen, sogar zu den Klügsten zu gehören.

„Lesen und schreiben? Hm, meine Eltern haben mir das beigebracht. Aber das meiste habe ich dank der Bücher gelernt“ erklärte sie ihm.

Vegeta stutzte und sah sich um.

„Welche Bücher?“ fragte er. Er sah hier jedenfalls keine stehen. Die Regale in der offenen Küche waren mit Gefäßen, Dosen, dunklen Flaschen, Töpfen und Geschirr gefüllt.

Normalerweise waren die Saiyajins keine belesene Rasse. Deswegen wurden die wenigen Schriften und Bücher ja auch in der königlichen Bibliothek gelagert und nur die Elite und Ingenieure mit königlicher Erlaubnis besaß einen Zugang dazu.

Bulma sprang von ihrem Stuhl auf und griff nach Vegetas Hand. Sie zog den Jungen mit sich und führte ihn ins obere Geschoss, wo er bislang nie gewesen war.

Auf der Etage gab es einen Flur, der zu drei, mit hölzernen Wänden und Türen abgetrennten Räumen führte. Eines davon war das Kinderzimmer, das andere das Elternschlafzimmer und der kleinste Raum wurde als Kleider- und Abstellkammer genutzt.

Das große Kinderzimmer hatte Gine mit Vorhängen in kleine Bereiche abgeteilt, damit Radditz und Bulma jeweils ihren eigenen, privaten Raum hatten. Jeder Abschnitt besaß sein eigenes Fenster mit dunkelgrünen Vorhängen davor, der Fußboden war mit einfachen, groben Teppichen bedeckt. In Bulmas Abschnitt standen ihr Bett, eine Truhe für ihre Kleidung und diverse, gut gefüllte Regale an den Wänden.

Vegeta staunte, als er die mit fremdartigen Büchern und Kleinkram gefüllten Regale sah. Einiges sah aus wie fremde Technologie und Werkzeuge. Es lagen bunte Steine, selbst gemalte Bilder und getrocknete Blumen darin, aber den meisten Platz nahmen die Bücher in unterschiedlichen Einfassungen ein.

„Woher hast du die?“ fragte er und nahm eines in die Hand. Er blätterte es durch und legte es schnell wieder zurück. Die Symbole dieser Schrift waren ihm unbekannt.

„Mein Vater bringt sie mir immer mit“ berichtete sie ihm. Ihre Stimme klang seltsam niedergeschlagen und Vegeta warf ihr einen prüfenden Blick zu. Er bemerkte Bulmas traurigen Blick, mit dem sie die Bücher betrachtete.

„Magst du die Bücher nicht?“ fragte er. Er konnte es verstehen; es gab da sehr viel bessere Geschenke, die man von einer Reise mitbringen konnte.

Bulma schüttelte den Kopf.

„Ich mag sie sehr. Sie sind mein größter Schatz. Aber in letzter Zeit sehe ich sie mit anderen Augen. Manchmal habe ich das Gefühl…sie sind wie ein Versuch, mich davon abzuhalten, nach draußen zu gehen“ erklärte sie stockend.

Weil ihr Freund schwieg, versuchte sie, es genauer zu erklären.

Sie verdrehte eine Haarsträhne um ihren Finger.

„Wegen meinem Aussehen darf ich nicht in die Öffentlichkeit. Vater gibt mir daher alles Mögliche an fremden Schriften und Technologien, damit ich abgelenkt bin. Ich habe mir vieles selbst beigebracht, weil ich viel Zeit mit den Büchern verbracht habe. Wenn man allein ist...“ Sie stockte.

Wenn man ein Außenseiter ohne Freunde war, hatte man viel Zeit zum Lesen. Es tat ihr weh, an die Beweggründe ihrer Eltern zu denken und ihre eingeschränkte Freiheit.

Vegeta dachte über ihre Worte nach.

„Also sind diese Bücher wie eine Art Fessel oder ein Zeichen der Unfreiheit. Einerseits erfährst du etwas über die Außenwelt, aber anderseits darfst du es nicht mit eigenen Augen sehen“ überlegte er laut. „Als ob man dir einen Teller mit leckeren Essen vor die Nase hält, aber sagt, dass du davon nicht essen darfst.“

Bedrückt, aber auch beeindruckt von seinem Einfühlungsvermögen, nickte Bulma.

Sie selbst würde nicht von „Fessel“ sprechen, aber es fühlte sich ein wenig so an.

Vegeta verschränkte die Arme vor sich und nickte leicht.

In dem Fall war er ja doch nicht doof. Er konnte die Schriften nicht lesen oder verstehen, aber wenigstens konnte er die Welten sehen, aus denen sie kamen. Er war stark und mächtig und kaum jemand konnte ihn aufhalten. Dieser Planet lag ihm zu Füßen und schon bald würden andere folgen.

Sein Blick schweifte über die Bücher und er erinnerte sich, wie schnell Bulma die Aufgaben gelöst hatten. Er dachte an den Berg mit ungelösten Aufgaben, der zu Hause auf ihn wartete. Eine Idee tauchte in seinem Kopf auf. Er lächelte zufrieden.

Wer hätte gedacht, dass Bulma ihm dabei helfen konnte? Angesichts dieser willkommenen Lösung dachte er nur nebenbei an die Neuigkeit, dass ihr Vater ein starker, oft angefragter Krieger sein musste, wenn er so oft auf Reisen war. Ein einfacher Unterklasse-Krieger kam nicht an solche Sachen ran.

War er vielleicht ein Mittelklasse-Krieger?

Er warf einen Seitenblick auf den nebenliegenden, abgetrennten Bereich, wo er hinter dem Vorhang ein Bett erkennen konnte. Der Geruch sagte ihm, dass dort normalerweise ein junger, männlicher Saiyajin schlief. Sie musste noch einen weiteren Bruder haben. Vermutlich konnte er aber nach draußen in die Öffentlichkeit gehen, weshalb er ihn nie gesehen hatte. Was bedeuten würde, dass er stärker als Kakarott und schwarzhaarig, im Gegensatz zu Bulma, war.

Er drehte seinen Kopf schnell wieder zu Bulma. Unbeabsichtigt hatte er heute mehr über ihre Familie erfahren. Er war neugierig, aber auch vorsichtig. Er wusste nicht, ob es eine gute Idee war, mehr über Bulmas Familie zu erfassen. Es wäre ihm lieber, sie würde es ihm freiwillig erzählen. Aber er hatte ihr bislang auch nichts über seine erzählt. Es erschein ihm wie ein Tabu, dass keiner von ihnen aus unterschiedlichen Gründen ansprechen wollte.

Darum verdrängte er den Geruch ihrer Familienmitglieder aus seinem Gedächtnis und folgte Bulma wieder ins Erdgeschoss, wo Kakarott gerade lauthals anfing zu schreien, weil man ihn allein gelassen hatte. Bulma nahm ihn tröstend auf die Arme und sofort hörte der Kleine auf.

Vegeta räusperte sich und hielt ihr das Aufgabenblatt vor.

„Wenn dir das schon Spaß gemacht hat…ich habe noch viel mehr von diesen Rätseln“ sprach Vegeta es wie nebenbei an. „Ich kann sie ja morgen mitnehmen.“ Er faltete das nun kostbare Dokument mit den wichtigen Lösungen und steckte es unter seinen Brustpanzer.

Bulma sah ihn interessiert und vorfreudig an.

„Gerne“ strahlte sie, angetan von dieser Herausforderung ihres Wissens. Es war eine lustige Ablenkung, die ihr Spaß machte.

Vegeta drehte sich um, damit sie sein schadenfrohes, fieses Lächeln nicht sehen konnte.

Er konnte es sich nicht verkneifen, bei dem Gedanken, wie Gurki in drei Tagen reagieren würde.

Oh, wie er sich auf diesen Tag freute.
 

Den nächsten Tag brachte Vegeta nicht nur den Stapel Hausarbeiten mit, sondern auch Mappen mit neuem, weißem Papier, seine Stifte und einige seiner Lehrbücher. Damit Kakarott die älteren Kinder nicht beim Lernen nervte, hatte er die Idee gehabt, einige Streifen Trockenfleisch mitzubringen, an die der Kleine nuckeln konnte. Auf diese Weise konnte er und Bulma ungestört ihre Zeit am großen Tisch verbringen, dessen Fläche von Büchern, Papier und Snacks (man musste ja zwischendurch etwas Nervennahrung haben) bedeckt war.

Vegeta hatte die Nacht zuvor nachgedacht.

Natürlich wäre es angenehm, wenn Bulma ihm die Arbeit abnahm, aber Gurki müsste dann nur ein paar Fragen stellen und bei Vegetas Stottern wäre klar, dass der Prinz sie nicht gelöst hatte.

Wie groß wäre dann die Scham?

Außerdem würde man ihn fragen, wer stattdessen die Aufgaben gelöst hatte und er wollte Bulma nicht verraten.

Nein, er musste gerissener vorgehen und vorbereitet sein.

Zu seinem Glück brannte Bulma darauf, ihm an ihr Wissen teilhaben zu lassen. Sie lachte nie abfällig über seine Fragen, sondern erklärte es langsam und mit einfachen Vergleichen, die er endlich verstand. Je mehr er kapierte, desto mehr Aufgaben konnte er selbst lösen und es fing ihm sogar an, Spaß zu machen. Bulmas Augen, die ihn bei jeder gelösten Aufgabe strahlend anschauten, sowie ihr erfreutes Lächeln, motivierten ihn noch mehr. Sein Herz fing dann an, schneller zu klopfen, obwohl er nicht kämpfte.

Bulma hatte ebenfalls ihren Spaß.

Bislang hatte sie sich noch nie mit jemanden aus ihrer Familie über Biologie, Physik, Mathematik oder Ähnliches unterhalten können. Keinen interessierte es.

Aber Veg war anders; klüger, belesener. Sie sah ihn damit in einem ganz neuen Licht.

Die schönen Stifte und das helle Papier und die interessanten Bücher, die er ihr mitbrachte und die sie behalten durfte, taten ihr Übriges.

Was für nützliche Geschenke. Viel besser als Kekse.

Kakarott war ein wenig eingeschnappt, weil sich niemand um ihn kümmerte und mit ihm spielte.

Die Fleischstreifen schmeckten ihm zwar, aber oft musste er die Zeit allein auf den Teppich, in Sichtweite seiner Schwester verbringen, wo er einsam mit seinem Kuscheltier spielte.

Zu Bulmas Glück konnte er sich deswegen aber abends nie bei ihrer Mutter darüber beschweren, weil er so immer noch nicht richtig sprechen konnte. Niemand verstand sein Gebrabbel.
 

Drei Tage später…

Vegeta legte den Stapel Hausarbeiten sauber in eine Mappe ab, klemmte sie sich unter den Arm und machte sich auf den Weg zu Gurkis Gemächer. Er bemühte sich um ein eine traurige Miene und unterdrückte seine Schadenfreude.

Nappa und Gurki würden Augen machen.

Nappa, der außerhalb der königlichen Gemächer auf ihn gewartet hatte, sah den jungen Prinzen prüfend an.

Dessen Miene war undurchdringlich, aber da war so ein Funkeln in den Augen…vielleicht Tränen?

Vegeta grüßte ihn nur mit einem leichten Nicken und schritt voran. Der Erwachsene folgte ihm schweigsam. Eine Frage nach dem Stand der Arbeit wagte er nicht zu stellen.

Nappa glaubte nicht daran, dass Vegeta diesen gewaltigen Stapel komplizierter Fragen komplett lösen konnte. Er hatte ihn die letzten Tage nicht gesehen, aber vermutlich hatte sich der Junge entweder in seinem Zimmer oder in der Bibliothek zurückgezogen, um zu lernen und zu heulen.

Gurki würde ihm bei nur einer einzigen falschen Antwort die Ohren langziehen und er, Nappa, müsste…der Riese seufzte. Vermutlich würde man den Prinzen mit noch mehr Unterricht bestrafen und er musste ihn weiterhin bewachen.

Nappa war gelangweilt. Er sehnte sich nach einer Außenmission.

Die freien Tage hatte er mit der Aufsicht und Kämpfen bei dem Rekruten verbracht und wieder mal seine Stärke bewiesen. Keiner hatte es geschafft, ihn zu verletzen. Es war eine lustige Spielerei gewesen, mit der er seine Position als Krieger wieder hervorgehoben hatte. Er wusste von den abfälligen Bemerkungen hinter seinem Rücken wegen seinem Job als „Babysitter“.

Wehe diesen Typen, wenn sie zu laut waren. Er hatte gute Ohren und keine Geduld.

Zu schade, dass diese Art von Vergnügen ab heute vorbei war.

Er folgte den Prinzen zu Gurkis persönlichen Gemach. Ohne einzuklopfen traten beiden ein.

Gurki sah von seinem Schriftstück auf, an dem er gerade schrieb.

„Ahh, Prinz Vegeta, Ihr seid aber früh hier“ begrüßte er den Jungen mit jovialem Lächeln.

Er freute sich schon drauf, den Prinzen als Dummkopf beschimpfen zu können und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er blickte vorfreudig auf die gefüllte Mappe, die der Prinz ihm entgegenhielt.

Er streckte die Hand aus und stutzte, als er dessen Miene gewahr wurde: Keine Angst, kein schlechtes Gewissen, sondern ein selbstsicheres Lächeln und berechnende, kalte Augen.

Misstrauisch nahm er die Mappe an sich und öffnete sie.

Nappa hatte sich einen Stehplatz nahe der Tür gesucht und blickte wachsam auf die beiden Saiyajins, den Alten und den Jungen. Er hatte ein merkwürdiges Gefühl im Magen, besonders als er Vegetas Gesicht bei der Übergabe gesehen hatte. Diese kalte Vorfreude beunruhigte ihn.

Sein Instinkt sagte ihm, dass vermutlich heute jemand Schmerzen erleiden würde und er wollte es nicht sein. Es war Gurkis Plan mit den Hausarbeiten gewesen. Er hatte es gewagt den Prinzen zu provozieren; also konnte er selbst die Suppe auslöffeln, die er sich eingebrockt hatte.

Nappa ließ den Alten nicht aus den Augen, dessen Gesichtszüge sich langsam von „Selbstsicher“ zu „Panische Angst“ veränderten.

Immer wieder wechselten die Augen vom Papier zum Jungen und zurück, wischten eilig durch das Geschriebene, während sich sein Kiefer immer weiter öffnete.

Fassungslos starrte der Lehrer den Prinzen an. Seine Hände fingen an zu zittern.

„Das…das ist unmöglich. Wie kann das sein? Alles korrekt…“ stammelte der alte Mann.

Vegetas Grinsen vertiefte sich, aber es erreichte nicht seine Augen.

Nappas Überraschung war groß. Vielleicht ein paar Richtige, damit hatte er gerechnet, aber alles?!

Gurki sprang auf und stützte sich auf dem Tisch ab.

„Jemand muss euch geholfen haben. Das könnt ihr nicht allein gelöst haben!“ warf er ihm wütend vor.

Vegeta blieb bei dem Vorwurf ruhig. Sein Kopf hob sich arrogant. Obwohl Gurki größer war, hatte er das Gefühl, als würde der Junge auf ihn herabsehen.

„Wer denn? So, dann glaubst du also, dass es einen gibt, der genau so viel weißt wie du? Vielleicht sogar mehr?“ fragte er in gespielt unschuldigen Ton.

Gurkin erbleichte.

Bislang war jeder, er selbst auch, davon ausgegangen, dass er zu den klügsten Köpfen der Saiyajins gehörte. Dieser Status hatte ihm diese Position gebracht, obwohl er nicht mehr kämpfen konnte. Falls das nicht mehr stimmte, war er obsolet, verzichtbar, veraltet, überflüssig...kurz, man würde ihn hier nicht mehr brauchen.

Er überlegte schnell.

„Beweist, dass Ihr diese Aufgaben gelöst habt“ verlangte er und gab ihm ein Aufgabenblatt von dem Stapel, den er gerade frisch vorbereitet hatte.

Vegeta zögerte nicht, nahm sich einen von Gurkis Stifte, las sich die Fragen kurz durch und schrieb die Antworten hin.

Gurki wurde weiß wie ein Laken. Seine Reaktion sagte Nappa, dass sie Richtig waren.

Beeindruckt schaute er den Prinzen an.

Nicht nur stark, sondern auch klug…dieser Prinz würde ein prächtiger König werden.

Ein mulmiges Gefühl stieg in Nappa auf, als er die neue Generation beobachtete; ähnlich Furcht. König Vegeta würde sich zwar über die Neuigkeiten freuen, aber…für wie lange?

Ein starker, kluger Nachwuchs könnte auch ihm, den amtierenden Herrscher gefährlich werden, denn König Vegeta liebte seine Position und würde sie nicht freiwillig abgeben.

Vegeta achtete nicht auf seinen Leibwächter, seinen Schatten und sah damit seine zwiespältige Mimik nicht.

Sein Blick war auf Gurkis Gesicht konzentriert, um nichts von seinem Schock zu verpassen: die ängstliche Miene, das Stottern, das Zittern, der Geruch von Angst…fort war die höhnische Miene.

Gurki war auf seinen Platz verwiesen wurden.

Aber noch war Vegeta nicht mit ihm fertig.

Beiläufig strich er über beschriebene Papier, während er den Alten genau im Auge behielt.

„Die Idee der Hausarbeiten gefällt mir, Gurki“ lobte er in sanfter, trügerischer Stimme. „Es war eine angenehme Herausforderung und wie du weißt, mag ich Herausforderungen.“

Gurki fiel auf die Falle herein, die er mit seinem Lob vorbereitete. Sein Zittern stoppte.

Hoffnungsvoll sah er den Prinzen an. Vielleicht würde er heute doch nicht aus dem Palast rausfliegen.

„Ich denke, wir sollten in Zukunft so weiter verfahren“ sprach Vegeta weiter, ein tückisches Funkeln in den Augen. „Du wirst mir einmal die Woche einen solchen Stapel machen und ich werde die Aufgaben lösen, bevor der neue Stapel kommt. Auf diese Weise erhalten wir beide, was wir wollen. Du hast den Beweis in den Händen, dass ich fleißig lerne und ich muss nicht mehr deinen langweiligen, überflüssigen, einschläfernden Unterricht ertragen.“

„Aber Prinz, was soll ich dann in der Zwischenzeit tun?“ fragte Gurki erstaunt. Sollte er sich ständig in seinem Zimmer verstecken, damit niemand erfuhr, dass er ohne Beschäftigung war?

Er würde sonst als nichts anderes angesehen als ein unnützer Esser; ein Parasit!

Saiyajins hassten Parasiten.

„Mir aus dem Weg gehen“ war Vegetas kalte Antwort und bestätigte damit Gurkis Befürchtung.

Damit war die Angelegenheit für den Prinzen erledigt. Endlich konnte er wieder selbst über seine Zeit verfügen, wie er es wollte. Die nächsten Tage würde er mit einem neuen Trainingsplan verbringen, bis er endlich wieder auf Mission durfte.

„Ich erwarte morgen die nächsten Aufgaben. Sollten sich aber darunter Fragen befinden, die über den normalen Wissensstand eines Saiyajins heraus gehen, werde ich dich für deine Unverfrorenheit, mich herauszufordern, bestrafen“ waren seine letzten Worte an den Alten, bevor er den Raum verließ.

Vegeta wusste nicht, wie schlau Bulma genau war, aber selbst, wenn sie die Antworten kannte, würde er sie vielleicht nicht verstehen. Sollte man herausfinden, dass der erst siebenjährige Prinz Antworten zu hochkomplexen Fragen kannte, würde man misstrauisch werden. Manchmal war es besser, wenn man sich bedeckt hielt. Zu viel Aufmerksamkeit von den falschen Leuten konnte er nicht gebrauchen.

Nappa warf noch einen letzten Blick auf den bleichen, zitternden Mann, der sich hinsetzen musste und mit leerem Blick auf die Papiere starrte.

Gurki und auch er hatten heute selber eine Lektion erhalten: Prinz Vegeta war nicht zu unterschätzen. Wer den Fehler machte und ihn wie ein kleines Kind behandelte, würde es bitter bereuen.

Nappa verließ den Raum und folgte Vegeta, ein Grinsen auf den Lippen.

Diese Show hatte ihn beeindruckt. Er würde das Geheimnis von Prinz Vegetas Klugheit aber für sich behalten.

Dieser Junge war dazu bestimmt, König zu werden.

Damit war seine Position als Leibwächter und Schatten nur noch vorteilhafter geworden.

Je mehr der Prinz ihm vertraute, desto höher würde später seine Belohnung sein.

Er musste schließlich auch an seine Zukunft denken und eine gute Beziehung zum zukünftigen König würde ihn da sehr nützen.

Diese Position an des Prinzen Seite sollte ihn kein anderer streitig machen.

Die Welt von oben

Die Sonne versank und färbte den Himmel rot.

Müde und erschöpft kehrte Radditz von seinem Training heim. Er wusch sich und zog sich saubere Kleidung an und konnte es kaum erwarten, dass seine Mutter das Abendessen fertig zubereitete.

Sein Magen knurrte laut und deutlich. Ermattet legte er sich auf die Polsterbank und beobachtete unter halboffenen Lidern seine jüngeren Geschwister.

Kakarott saß auf dem Teppich und spielte mit seinem Plüschtier und Bulma las wieder in einem Buch. Erleichtert von der friedlichen Ruhe im Haus, entspannte sich der Junge.

Es war nicht mehr lang; nur noch vier Wochen bis zum Tatakai und sein Trainingserfolg stagnierte.

Wann kam sein Vater wieder?

Mit seinen Freunden konnte er nicht kämpfen. Niemand wollte seine Stärke und Taktiken schon vorab offenbaren. Einige trainierten mit ihren älteren Brüdern oder Vätern.

Er beobachtete Kakarott, der sich nun auf den Teppich herum kugelte und sich den Fuß in den Mund steckte, um an seine Zehen zu nuckeln. Er sah so dämlich dabei aus, dass er Mitleid mit ihm bekam.

In ein paar Jahren würde er seinem Bruder beim Training fürs Tatakai helfen, damit er keine Schande über sich und die Familie brachte. Er bezweifelte, dass sein Vater viel Geduld mit ihm zeigen würde; da musste er als großer Bruder aushelfen.

„Bulma, hilft du mir?“ fragte Gine vom Herd aus. „Radditzs Magenknurren ist so laut, dass ich befürchte, er wird sich gleich auf seinen Bruder stürzen.“

Bulma legte ihr Buch beiseite und eilte zu ihr.

„Als ob mir der kleine Stinker schmecken würde“ gab Radditz zurück.

Radditz Blick glitt nun zu seiner Schwester, wie sie neben ihrer Mutter stand und beim Schneiden und Kochen half.

In letzter Zeit sprachen sie wenig miteinander. Früh morgens verließ er das Haus und er kehrte erst abends erschöpft zurück und besaß nicht mehr die Kraft, mit ihr zu spielen. Kaum war er im Bett, schlief er auch schon fest ein.

Bulma war aber seltsamerweise trotzdem gut gelaunt; dabei war ihre einzige Gesellschaft nur der schweigsame, kleine Bruder. Selbst das nahende Tatakai, zu dem die ganze Familie außer ihr hingehen würde, schien sie nicht mehr zu kümmern.

Er seufzte.

Keine Ahnung, mit was sich seine kleine Schwester gerade beschäftigte, aber wenn es niemanden störte und sie dadurch gute Laune hatte…gut so. Er wollte sich ohne schlechtes Gewissen auf sein Turnier konzentrieren können.

„Mutter, hast du Neuigkeiten von Vater?“ fragte er laut.

„Ja, er hat eine kurze Nachricht geschickt, dass er die nächsten Tage kommen will“ rief sie ihm zu.

Erleichtert und vorfreudig ballte Radditz seine Fäuste und lehnte sich zurück ins Polster.

„Dann kann ich noch mit ihn fürs Tatakai trainieren, super“ sagte er erfreut.

Er bemerkte Bulmas sorgenvollen Blick nicht, den sie ihm zuwarf.
 

Bulma konzentrierte sich wieder aufs Schneidebrett.

Wenn ihr Vater bald zurückkam, musste sie unbedingt Veg warnen.

Zwar vermutete sie, dass Bardock und Radditz wieder tagsüber in die Berge fliegen würden, aber sicher war sicher. Sie wollte nicht, dass ihre Familie und ganz besonders nicht ihr überfürsorglicher Vater von ihrem Freund erfuhren. Er würde vielleicht Spuren von ihm finden, wenn sie sich im Haus aufhielten.

Besser war es, wenn sie ihre Zeit draußen im Wald verbrachten.
 

Am nächsten Tag war Bulma in der Küche beschäftigt und bereitete kleine Snacks vor, die sie in Dosen umfüllte.

Ein Klopfen überraschte sie und als sie den Kopf drehte, sah sie Veg im Türrahmen stehen.

Sie begrüßte ihn lächelnd und verschloss die letzte Dose. Sie schleppte die vorbereiteten Speisen zum Tisch, wo sie alles in ein Tuch zusammenband.

„Was wird das?“ fragte Veg neugierig.

Stolz stemmte Bulma ihre Hände in die Hüften.

„Das ist unser Mittagessen. Ich habe nämlich einen Plan für heute“ verkündete sie. „Heute gehen wir in die Berge.“
 

Vegeta zog fragend eine Augenbraue hoch.

Erwartete Bulma jetzt Begeisterungsstürme?

Was sollte an dem Plan so besonders sein?

Sie schien zu bemerken, dass er mit ihrem tollen Plan noch nicht warm wurde und fing an zu erzählen, während sie die Zipfel des Tuches zu einem Knoten verschlang.

„Mein Vater kehrt bald zurück, um meinen großen Bruder für sein Tatakai vorzubereiten. Er ist ein starker, kluger Krieger und ein guter Jäger und deshalb müssen wir vorsichtiger werden. Wir dürfen auf keinen Fall Spuren hinterlassen. Man kann ihn nicht anlügen. Ich denke, es ist besser, wenn wir die nächsten Tage nicht mehr im Haus verbringen, sondern im Wald.“

Vegeta nickte verstehend. Er hatte sich schon gedacht, dass ihr Vater einen hohen Rang besaß. Garantiert Mittelklasse.

„Aber warum willst du dann in die Berge?“ fragte er stirnrunzelnd.

„Weil ich da noch nie war. Ich glaube, damit ich nicht sehe, wo der Wald endet. Jedenfalls haben meine Eltern und mein Bruder mir immer davon abgeraten, in diese Richtung zu gehen. Sie haben gesagt, dass dort besonders gefährliche Tiere leben. Aber du kannst uns ja beschützen. Du bist viel stärker als wir es sind“ erklärte sie ihm.

Für einen kurzen Moment war Vegeta von ihrem Lob über seine Stärke geschmeichelt. Dann fiel ihm etwas auf.

„Uns?“ fragte er stirnrunzelnd nach. „Du willst Kakarott mitnehmen?“

Er drehte den Kopf und sah zum Kleinkind hin, das gerade überraschend friedlich in seinem, mittlerweile zu klein geratenen Körbchen schlief. Seine Füße schauten aus dem Korb heraus, während er noch mit dem Kopf und Oberkörper gerade so reinpasste.

Vegeta wandte sich wieder zu Bulma, die nur zustimmend nickte.

„Ich lasse Kakarott nicht allein hier“ bestimmte sie.

Vegeta seufzte genervt auf.

Bulma nahm seine Hände in die ihre und drückten sie bittend. Mit großen Augen sah sie ihn flehend an.

„Och, komm schon. Bitte, Veg-chan, führe mich zu den Bergen. Wir müssen ja auch nicht ganz nach oben. Ich will nur mal sehen, wo der Wald endet. Ich will die Welt von oben sehen“ bat sie ihn.

Vegeta musste sich zusammenreißen. Dieser Blick war nicht fair.

Ihre ungewöhnlichen, blauen Augen strahlten ihn an, so dass er sein Spiegelbild in ihren Pupillen erkennen konnte. Er wusste nicht, seit wann er sich an ihr ungewöhnliches Aussehen gewöhnt hatte; jedenfalls fiel es ihm nicht mehr unangenehm auf. Ihre seidigen Haarsträhnen reflektieren das Licht und glänzten in der Sonne wie schimmerndes Wasser. Wenn ihr blauer Saiyajin-Schweif aufgeregt vor sich hin wedelte, war er von diesem Anblick fasziniert. Es juckte ihn dann in den Finger, über diese weich aussehenden Haare zu gleiten.

Bulma bemerkte sein Zögern und sah es als Chance an.

Sie kam ihm noch näher. Mit großen, erwartungsvollen Augen sah sie zu ihm hoch und klimperte mit den Wimpern; der Mund schmollend gespitzt.

„Komm schon, bitte, bitte“ wiederholte sie mehrfach. Aus Erfahrung mit Radditz und Gine wusste sie, dass dieser Ausdruck sehr hilfreich war, um zu bekommen, was sie wollte.

Vegeta seufzte erneut auf.

Dann nickte er.

Bulma jauchzte glücklich auf.

Vegeta sah hilfesuchend zur Zimmerdecke. Was für eine Wahl hatte er schon?

Wenn er es nicht tat, gingen die beiden allein los und dann würde mit Sicherheit etwas schief gehen. Besser, er behielt die jüngeren Kinder im Blick.

„Aber nur bis zu einem geeigneten Aussichtspunkt“ verhandelte er.

Bulma nickte; viel zu glücklich über seine Zusage, als dass sie noch verhandeln wollte.

Sie schnappte sich den Beutel mit den Leckereien und rannte zu Kakarott hin und weckte ihn auf. Verschlafen öffnete er die Augen. Bulma hob ihn vorsichtig hoch, aber sie bemerkte, dass sie nicht beides tragen konnte. Ihr Bruder war größer und schwerer geworden. Vorsichtig setzte sie ihn wieder ab.

Sie drehte sich zu Veg um.

„Du musst ihn tragen“ befahl sie.

Vegeta schnaubte abfällig und schüttelte den Kopf.

Bulma seufzte. „Du bist doch stärker als ich, oder?“ fragte sie langsam und sah ihn strafend an.

Vegeta nickte langsam; skeptisch, worauf sie wohl hinauswollte.

„Tja, Kakarott ist schwerer als der Beutel. Also musst du als der Stärkere auch das Schwerste tragen.“

Vegeta verzog mürrisch den Mund und schritt zu den Kindern hin. Mit einer Hand nahm er das Kleinkind hoch, mit der anderen den Beutel und verglich das Gewicht.

Jup, Kakarott war ein kleiner, gut genährter Brocken.

Er gab Bulma den Beutel und steckte sich den Jungen unter dem Arm.

„Gut, gehen wir“ befahl er, aber Bulma stoppte ihn empört.

„Du kannst ihn doch nicht so tragen?! Das ist nicht gut für seinen Hals“ beschwerte sie sich.

„Und wie dann?“ stöhnte Vegeta genervt auf.

Bulma zeigte ihn, wie die richtige Haltung war, aber Vegeta schüttelte den Kopf.

„Vergiss es, so trage ich ihn nicht. Er ist ja noch nicht mal mein Bruder. Lass ihn hier!“

„Du kennst ihn nicht. Du weißt nicht, was er anstellt, sobald man ihn nicht mehr beobachtet“ antwortete Bulma.

Zweiflerisch sah Vegeta auf das unschuldig lächelnde Gesicht ihres Bruders.

Der und gefährlich?

„Oh, glaub mir. Es sind schon einige auf dieses Gesicht hereingefallen. Aber er hat es faustdick hinter den Ohren. Hmm….“ Bulma sah Vegeta nachdenklich an.

Wenn er ihren Bruder nicht auf den Arm halten wollte, er ihn aber tragen musste…sie sah dabei zu, wie Kakarott an Vegetas roten Umhang zupfte, während sein Besitzer ihn strafend ansah. Ihr Blick fiel dann auf ihren Beutel, den sie aus einem Stück Stoff zusammengeknotet hatte.

Das brachte sie auf eine Idee.

Sie bückte sich und legte Kakarott auf den Mantel, zog die Zipfel über ihn und verknotete sie.

„Hey, was machst du dahaaa…“ Veg drehte erschrocken den Kopf und sah dabei zu, wie Bulma aus seinem Umhang eine Art Tragerucksack für Kakarott baute, so dass er gesichert auf seinem Rücken saß.

„Tadaaa“ Bulma präsentierte stolz ihre Lösung.

„Oh nein, nein, auf keinen Fall“ Vegeta schüttelte ablehnend den Kopf.

Das konnte doch nicht ihr Ernst sein?!

Bulma grinste und nahm den Beutel an sich.

„Los, lass uns los gehen“ sagte sie und verließ hastig das Haus.

Vegeta hatte keine andere Wahl als ihr zu folgen.

Mit großen Schritten folgte er ihr, während er hinter sich Kakarotts glückliches Glucksen hörte. Dem Kleinen gefiel sein neuer Platz auf seinem Rücken.

„Hey, Bulma, nimm ihn weg. Du kannst ihn tragen, aber ich…das ist unter meiner Würde“ beschwerte er sich laut.

Bulma blieb stehen und sah ihn strafend an.

„Du wirst mal ein furchtbarer Vater“ stellte sie fest.

Vegeta stöhnte genervt auf. „Fang jetzt nicht wieder mit „Vater-Mutter-Kind“-Spielen an. Bitte nicht! Außerdem…wir sind Saiyajins“ sagte er stirnrunzelnd.

„Und?“ Bulma hob fragend ihre Augenbraue.

„Wenn ein Vater sein Kind nicht tötet, gilt er damit bereits als guter Vater“ sagte er trocken.

Er dachte dabei kurz an seinen jüngeren Bruder, der von Glück sagen konnte, dass sein Vater ihn nur verbannt hatte. Manche Minister waren der Meinung gewesen, dass der König mit der Entscheidung sehr gnädig gewesen war.

Bulma sah ihn nachdenklich an und drehte eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern.

„In dem Fall habe ich den besten Vater auf der Welt“ stellte sie fest.

Vegeta, der vor sich eine blauhaarige Saiyajin-Mutantin sah und ihren Schwächlings-Bruder auf den Rücken truf, nickte zustimmend.

„Damit hast du vermutlich sogar Recht“ musste er zugeben.
 

Wütend stampfte Vegeta voran, Bulma hinter sich. Er konzentrierte sich nur auf den Weg vor sich, während er in Gedanken seine Situation verfluchte. Der Wald lichtete sich, der Weg wurde steiler und felsiger, aber sein Tritt war fest und sicher.

Verdammt, er verschwendete viel zu viel Zeit mit diesen beiden. Wenn ihn jemand so sah…er hatte gerade ein Kleinkind auf dem Rücken, gewickelt in seinen Umhang.

Seinen wunderschönen, königlichen, majestätischen Umhang.

Sobald er zu Hause war, würde er den Mantel verbrennen. Der stank danach doch nur noch nach Baby-Windel, uähhh.

Er war ein Prinz.

Der PRINZ!

Der einzig wahre Prinz der Saiyajins, der stolzen Krieger-Rasse.

Er war stark, schlau, schnell, hartnäckig...ein perfekter Krieger, aber kein BABYSITTER!

Jetzt, wo er nach seinem taktischen Sieg über Gurki seine Zeit nach Belieben planen konnte, sollte er sich besser wieder auf sein Training konzentrieren.

Bulma hatte ihm erzählt, dass ihr Vater zurückkehren würde, der mit seinen geübten Sinnen einen Eindringling erkennen könnte.

Also die perfekte Zeit, um mal ein wenig Abstand zu den beiden zu bringen. Ein, zwei Besuche pro Woche, mehr nicht, um sich zu entspannen und mit Bulma seine Hausaufgaben durchzugehen, aber sonst stand Training an. Bald müssten doch auch wieder die ersten Außeneinsätze starten.

Genau, ein neuer Trainingsplan und schon bald wäre er stärker als Nappa und würde den Riesen gehörig in den Arsch treten…

„VEEEEG!! WARTE“ eine laute, schrille Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.

Er sah hinter sich und erkannte erschrocken, dass sich der Abstand zu Bulma rapide vergrößert hatte. Er war zu sehr in seinen Gedanken abgelenkt gewesen. Er blieb stehen und wartete darauf, dass Bulma ihn einholte. Sie schnaufte und rang nach Atem.

„Du….uff…bist zu schnell“ beschwerte sie sich keuchend.

Vegeta deutete ungeduldig auf die Umrisse des Berges, den sie sich nur unwesentlich genähert hatte.

„Wenn wir heute noch da drauf wollen, müssen wir uns beeilen. Was kann ich dafür, dass du nicht fliegen kannst“ beschwerte er sich über das langsame Tempo.

Bulma sah ihn böse an, während sie sich auf ihren Knien abstütze und sich langsam ihr Atem erholte.

„Was kann ich dafür, dass meine Beine so kurz sind und mir niemand das Fliegen beibringt“ schnaubte sie. Neidisch sah sie zu Kakarott, der freudestrahlend und entspannt in seinem improvisierten Beutel saß.

Gut, dass sie ihn nicht tragen musste. Schade, dass sie nicht getragen wurde.

Vegeta verdrehte die Augen.

„Dein Powerlevel ist so niedrig, dass du wahrscheinlich keine Energie zum Fliegen hast“ stellte er fest.

Wenn sie heute noch ihr Ziel erreichen wollte, gab es nur eine Möglichkeit…gut, dass er die Hände frei hatte. Bulmas Idee mit seinem Mantel hatte doch noch einen Vorteil…

Bulma richtete sich auf; ihr Atem wieder ruhiger.

Plötzlich umschlang Vegs Arm ihre Hüfte und drückte sie an sich. Überrascht schaute sie in das nahe Gesicht.

„Halt dich an mir fest. Das dauert mir alles zu lange“ befahl er.

Er ging in die Knie und mit einem Satz sprang er in die Luft und flog los.

Bulma schrie erschrocken auf und umklammerte seinen Hals. Sie drückte ihren Kopf an seine Brust, während sie fühlte, wie kalter Wind sie umwehte. Kakarott lachte laut auf. Ihm schien es zu gefallen.

„Was machst du daaaaa?!“ rief sie ängstlich. Ihre Augen blieben furchtsam geschlossen.

Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, aber plötzlich spürte sie, wie der kalte Luftzug um ihre Ohren stoppte. Vegs Körper war warm und sie schmiegte sich eng an ihn.

„Äh, wir sind da. Du kannst mich loslassen“ hörte sie seine Stimme.

Verblüfft riss sie ihre Augen auf. Veg lächelte sie überheblich an, während sich die Kinder auf einem Felsplateau befanden. Bulma bemerkte nun auch den Boden unter ihren Füßen. Sie stürzte sich aus seiner nun gelockerten Umarmung und strich sich verlegen ihr Kleid zurecht.

Sie konnte Vegs amüsiertes Feixen hören.

Bulma schnaubte verärgert, aber bevor sie ein Wort der Beschwerde sagen konnte, deutete Veg wortlos an ihr vorbei

Sie drehte sich um. Ihre Augen wurden groß bei diesem Anblick

Unter ihr erstreckte sich der Wald, aber sie konnte am Horizont das Ende sehen. Sie sah eine Landschaft in verschiedenen Grün-Tönen und wie sie sich allmählich in eine fahle grün-gelbe Ebene endete.

Bulmas Mund stand staunend offen. Noch nie war sie so hoch gewesen und hatte einen solchen Ausblick erlebt.

Es war nicht mit dem Sitz auf den Schultern ihres Vaters oder dem Kletterbaum von Radditz vergleichbar. Über ihr erstreckte sich der weite, blaue, grenzenlose Himmel.

Veg stellte sich neben sie und deute mit dem Finger auf etwas am Horizont.

„Siehst du diese hohen Gebäude dort? Das ist Sadala, die Hauptstadt der Saiyajins“ erklärte er.

Bulma kniff die Augen zusammen, um die Umrisse besser erkennen zu können.

„Kommst du von dort?“ fragte sie neugierig.

Veg nickte.

Bevor ihn Bulma ausfragen konnte, deutete er auf eine andere Ecke, näher am Wald.

„Dort, wo der Rauch herkommt: Da ist das nächste Dorf, von deiner Hütte aus. Trotzdem noch eine große Entfernung zu Fuß“ sprach er. „Dein Zuhause ist ungefähr dort um die Ecke, nahe den Bergen.“

Bulma schwieg und bemaß die Entfernung. Ihre Finger verkreuzten sich nachdenklich, während sie die Landschaft betrachtete.

„Danke, Veg“ sagte sie leise.

Der ältere Junge warf ihr einen erstaunten Blick zu. Warum lächelte Bulma so traurig?

„Danke, dass du mich hierher gebracht hast …und dass du mich besuchst“ erklärte sie.

Sie hatte bei dem neuen Anblick eine Erkenntnis erhalten: Die Welt war unglaublich groß.

Früher hatte sie sich oft vorgestellt, dass sie nur in eine bestimmte Richtung gehen müsste, um andere Saiyajins zu treffen, aber nun sah sie die weite Entfernung. Die Hauptstadt war nur als Umriss erkennbar. Zu Fuß könnte es Tage dauern und zuerst müsste man den Weg aus dem Wald finden.

Bulma fühlte sich bei den Ausblick auf die unten liegende Welt klein und unscheinbar; wie ein Außenseiter, der nicht ins Bild passte. Aber mit Veg an ihrer Seite…war es tröstlicher, erträglicher.

Er zeigte und erzählte ihr Dinge über die Saiyajins, von denen ihre Eltern sie behüten wollte.

Sie errötete; dieses Zugeständnis war ihr peinlich, aber Veg machte sich nicht über sie lustig. Er lächelte nicht mal spöttisch. Stattdessen war da ein seltsamer, unbestimmter Ausdruck in seinen Augen.

Zögernd öffnete er den Mund.

Doch bevor er ein Wort sagen konnte, meldete sich Kakarott zu Wort.

Er strampelte und jaulte empört auf.

Vegeta kniff genervt die Augenbrauen zusammen und murmelte etwas Gemeines; aber leise genug, damit Bulma es nicht verstand.

Bulma lächelte. Was immer da gerade für eine seltsame, befangene Stimmung zwischen ihr und Veg aufkam, sie war vorbei.

Sie hob den Beutel hoch, den sie fast vergessen hatte.

„Komm, lass uns was essen, bevor wir wieder zurückfliegen“ schlug sie vor und deutete auf eine sichere, felsige Stelle, wo sie sich hinsetzen konnten.

Vegeta lächelte sie spöttisch. Fliegen anstatt gehen?!

„So, dann hat dir der Flug ja doch gefallen?“ stichelte er.

Sie schmunzelte und ging voran.

„Mir nicht, aber Kakarott. Vielleicht wirst du ja doch ein guter Vater“ neckte sie zurück und holte die Snacks raus.

Vegeta verzog missbilligend das Gesicht. Der Gedanke an eigene Kinder war ihm suspekt.

„Nimm endlich diesen Floh weg“ bat er und warf einen nervösen Blick nach hinten, weil Kakarott beim Anblick des Essens anfing, wild zu strampeln.
 

Die Kinder genossen in Ruhe die Snacks, wobei Vegeta wachsam die Umgebung im Auge behielt. Er hatte sich zwar eine Ecke gesucht, die kaum einsehbar war, aber ohne den Schutz der Bäume waren Bulma und Kakarott für Scouter oder die Augen für Raubtieren leichter zu erkennen.

„Wenn dein Vater kommt, muss ich meine Besuche anders planen. Ab sofort komme ich regelmäßig nur an bestimmten Tagen und zu einer bestimmten Uhrzeit und wir treffen uns am See“ bestimmte er.

Bulma nickte.

„Erinnerst du dich an die Ecke, wo wir uns das erste Mal getroffen haben? An dem Ufer, wo wir mit den Steinen gespielt haben? Lass uns da immer zur Mittagszeit treffen. Zu der Zeit ist Kakarott müde und meine Familie ist dann garantiert aus dem Haus“ plante sie. Sie hatte noch eine Idee.

„Sollte einer von uns mal nicht kommen können, machen wir ein geheimes Zeichen auf den Boden. So…“ sie formte aus kleinen Steinen auf den Boden ein Symbol. „Dann weiß der andere Bescheid.“

Vegeta nickte und merkte es sich.

Nachdem die Snacks und das mitgebrachte Wasser aufgebraucht waren, band Bulma ihren Bruder wieder in Vegs Umhang, was er zähneknirschend zuließ.

Dann legte sie ihre Arme um seinen Hals und er seine Arme um ihre Taille und mit einem aufmunternden Nicken ihrerseits, flog er sie wieder zurück.

Dieses Mal drosselte er das Tempo und flog niedriger, so dass Bulma entspannt blieb und setzte sie sicher vor der Hütte ab.

Dann flog er zurück, um den Nachmittag mit seinem Training abzuschließen.
 

Früher Abend…

Vegeta zog zufrieden einen neuen, frischen Overall an und trocknete sich mit einem Handtuch kurz den Rest Schweiß ab. Seinen durchlöcherten Panzer und den „zufällig“ verbrannten Umhang, der nur noch in Fetzen herabhing, warf er in den Müll.

Das Training und die Zerstörung von 20 Saibamen hatte ihn aufgemuntert. Stolz auf seinen Erfolg, verließ er das Trainingszentrum und machte sich auf den Weg zum Palast.

Ein warmes Bad, ein reichhaltiges Mahl und vielleicht ein paar der Hausaufgaben…Vegeta kam nicht dazu, weitere Pläne zu machen, da ihn jemand von hinten am Schlawittchen packte und hochhob, so dass er über den Boden baumelte.

„Und wo waren wir, mein Prinz?“ fragte eine dunkle Stimme, deutlich verärgert.

Vegeta drehte langsam den Kopf und sah direkt in Nappas angepisste Miene.

„Trainieren“ antwortete der Junge selbstsicher, aber auch verärgert, weil er ohne seinen Scouter so hinterrücks überrascht worden war.

„So?!“ gab der Riese ungläubig zurück.

„Ich habe eben zwanzig Saibamen der neuesten Generation Platt gemacht“ prahlte der Junge und verschränkte keck die Arme vor der Brust.

„Nett. Aber wo warst du am Vormittag?“

Vegeta kniff die Augen zusammen und sah den Muskelprotz drohend an.

„Nappa, wie ich meine Zeit einteile, geht dich nichts an. Du kennst mein Abkommen mit Gurki“ knurrte er.

„Ja, ja, aber wenn dein Vater auf mich zukommt und fragt, wo du bist, sollte ich wenigstens eine gute Antwort parat haben, oder nicht?“ knurrte Nappa zurück und „vergaß“ eine respektvolle Anrede.

Als er heute zufällig den König über den Weg gelaufen war, hatte der sich gewundert, warum er nicht an des Prinzen Seite war. Nappa hatte Blut und Wasser geschwitzt und schließlich behauptet, dass der Prinz sich bei Gurki befand und über Bücher saß und es für ihn zu langweilig zum Bewachen war.

Der König hatte ihn drohend angesehen und ihn umgehend auf seinen Posten zurück befohlen. Nappa hoffte, dass der König nicht erfuhr, dass der Prinz oft ohne Begleitung verschwand und er keine Ahnung hatte, wo er sich dann aufhielt.

Der Junge lachte nur schadenfroh über Nappas Furcht vor dem König.

Belehrend hielt Nappa seinen dicken Zeigefinger unter dessen Nase, während der Junge in seiner anderen Hand vor ihm baumelte.

„Lach nicht! Noch bist du nicht stärker als ich oder dein Vater. Also etwas mehr Respekt“ verlangte er.

Vegeta kniff verärgert die Augen zusammen, empört über Nappas Forderung. Ohne zu zögern hob er seinen rechten Fuß und traf Nappas Kinn. Der kräftige Tritt auf die empfindliche Stelle veranlasste ihn unbewusst dazu den Griff an Vegetas Kragen loszulassen. Der Junge fiel, landete auf den Füßen und stieß sich vom Boden ab, um behände über Nappas Rücken auf seine Schultern zu klettern und sich dann an seinem Hals und Kopf festzuhalten. Seine Beine verkreuzten sich über dessen Hals und seine Finger griffen nach Nappas kurzem, schwarzem Haar. Leicht zog er daran und der Riese jammerte auf.

„DU sollest dich besser zurückhalten“ warnte Vegeta ihn grinsend. „So viel stärker bist du nämlich nicht und ich bin viel schneller als du. Deine dicken Muskeln stehen sich selbst im Weg. Willst du die letzten deiner Haare verlieren?“

Nappa versuchte, nach den Jungen auf seinen Schultern zu greifen, doch Vegeta reagierte schneller und verstärkte den Druck um dessen Hals mit seinen Beinen, wodurch der Krieger der Atem genommen wurde. Sofort ließ er seine Arme als nachgebende Geste und stumme Niederlage sinken. Vegeta lockerte den Druck, damit Nappa wieder Luft holen konnte.

Langsam hob Nappa den Kopf und sah hoch in das höhnisch lächelnde Gesicht des jungen Prinzen. Trotz Größen- und Altersunterschied musste er zum Jungen hinaufsehen und es hatte nicht nur mit seiner derzeitigen Position zu tun. Eine Mischung aus Verärgerung und Anerkennung glitt über das Gesicht des Riesen. Langsam fing er an zu lächeln; seine Muskeln entspannten sich.

Für seine Zukunft war es besser, sich mit der neuen Generation anzufreunden, als sich auf die alte zu verlassen und gehorchen. Ein neuer Wind wehte auf.

Er drehte den Kopf wieder zur Straße.

„Na gut, Prinz Vegeta, ich werde euren Vater nichts von ihren Alleingängen sagen“ stimmte er zu und machte sich auf den Weg zum Palast, den Jungen immer noch auf den Schultern.

Vegeta klopfte ihm lobend auf die Schädeldecke.

„Brav, Nappa, dann darfst du deine Haare noch eine Weile behalten.“

Der Erwachsene verdrehte die Augen, verkniff sich aber jeden Kommentar.

Sie schlenderten durch die Straßen, Vegeta immer noch auf Nappas Schultern, von denen er eine gute Aussicht hatte. Beide hatten keine Eile in den Palast zurück zu kehren, sondern genossen die Emsigkeit der vollen Straßen der Hauptstadt. Weil Vegeta im Moment keine Insignien trug, erkannte ihn kaum jemand als den Prinzen. Die umhereilenden Saiyajins beachteten das seltsame Paar kaum, sondern waren mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt.

Die ersten Lichter fingen an zu brennen und Vegeta konnte den Geruch der Garküchen und Tavernen riechen, wo sich viele Saiyajins zum Essen versammelten. Auch sein Magen knurrte.

Er klopfte den Riesen auf den Kopf, um ihn zu bedeuten, sich zu beeilen.

Nappa gehörte zu den größten Männern auf diesen Planeten und konnte sich besser durch die Menge bewegen, die ihm breitwillig Platz machten. Je näher sie dem Palast kamen, desto weniger Leute befanden sich auf ihren Weg. Der Palast mit seinen hohen Türmen und Mauern befand sich etwas abseits der belebten Straßen, auf einer Anhöhe und damit von weitem sichtbar.

Doch bevor das ungleiche Paar auch nur den Eingang des Tores erreicht hatte, hörten sie eine männliche, spöttisch Stimme rufen.

„Nappa, seit wann hütest du Flöhe?“

Der Krieger stoppte in seinen Gang und drehte sich verärgert um.

Welches Spatzenhirn wagte es, sich über ihn lustig zu machen?

Doch als er ein ihm bekanntes Gesicht sah, verformten sich seinen Lippen mitsamt Bart zu einem Grinsen.

Ein Saiyajin-Krieger mit rotem Stirnband und einem grünen Reisesack über der Schulter stand ihm gegenüber.

„Pass auf, wie du über ihn redest, Bardock! Der Kleine ist dein zukünftiger König.“

Bardock hob eine Augenbraue und betrachtete den Jungen, der auf Nappas Schultern ruhte und ihn mürrisch entgegenblickte. Der Blick und die Frisur erinnerten ihn tatsächlich an den König. Er hatte sich schon gewundert, warum Nappa, ein eingefleischter Junggeselle, ein Kind trug.

„Solange er mir noch nicht mal bis zum Bauchnabel geht, werde ich ihn nicht mit „Majestät“ anreden“ sprach Bardock, an Nappa gewandt.

Nappa fühlte, wie sich der Junge verspannte und seine Finger fester in sein Haar griffen.

„Prinz Vegeta ist ein außergewöhnliches Kind und wird mal ein guter König“ sprach er hastig und hoffte, den Jungen damit zu beruhigen. „Wie viele Kinder sind in seinem Alter schon Krieger?“

Bardock schmunzelte.

„Krieger der ersten Stufe und damit noch lange nicht erwachsen. Der Kleine soll erst mal Haare auf die Brust bekommen, bevor er Männer in die Schlacht führt“ entgegnete er.

Nappa hörte Vegetas leises Knurren und bangte um seine Frisur.

„Was machst du eigentlich hier?“ fragte er den Krieger mit dem roten Stirnband und wechselte damit schnell das Thema.

Bardock deutete mit einem Kopfnicken auf ein Gebäude zu ihrer Seite.

„Hab meinen Bericht für die letzte Mission abgegeben“ erklärte er.

„Und jetzt?“

„Fürs erste Pause. Das Tatakai findet bald statt und mein Sohn nimmt zum ersten Mal teil. Danach gehst es wieder los.“

Nappa grinste. „Und du machst dich über mich lustig, während du selbst Kinder hüten musst.“

„Sollen wir wetten, wie lange du noch Haare auf den Kopf hast? Hey, Knilch, spielt Onkel Nappa schön mit dir oder gehst du irgendwann auch mal auf eine ernsthafte Mission, ohne dass ein Erwachsener dir den Hintern abputzen muss?“ fragte Bardock an Vegeta gewandt.

Vegeta knurrte leise; sein Griff in Nappas Haare wurde fester und der Riese kniff unwillkürlich seine Augen zusammen bei diesem plötzlichen Schmerz.

„Vorsicht, Bardock, oder wir stehen uns irgendwann mal gegenüber“ knurrte er ihn warnend an.

Bardock schmunzelte nur, seine Haltung blieb entspannt. Er fürchtete den Mittelklasse-Krieger nicht.

„Oh, ich denke nicht, dass ein einfacher Unterklasse-Krieger wie ich es wert bin, dass der große Nappa sich darum kümmern muss…unsere Wege werden sich wohl kaum in naher Zukunft kreuzen“ sagte er leise, aber sein Blick war ernst. Weil beide in unterschiedlichen Klassen eingeordnet waren, unterschieden sich ihre Missionen. Es war lange her, dass Bardock einst unter Nappas Kommando gekämpft hatte. Bardock war mittlerweile selber Anführer einer Truppe und Nappa…war beschäftigt.

Beide Krieger wussten: sollte Nappa den Unterklasse-Krieger herausfordern, würde er sich auf einen harten Kampf einlassen. Bardock war dafür bekannt, nicht nachzulassen und bis zum bitteren Ende durchzuhalten. Darum war sein Name auch bei den Elite-Kriegern geläufig.

Nappa atmete tief durch und beruhigte sein aufsteigendes Temperament.

Männer in seiner Position mussten mit solchen Sprüchen umgehen können, ohne handgreiflich zu werden, sonst zeigte das nur mangelnde Selbstbeherrschung und verursachte damit einen größeren Gesichtsverlust. So etwas sollte er gerade dann nicht zeigen, wenn der Prinz bei ihm war.

„Grüße an die Familie“ sagte er mit falschem Lächeln und drehte sich um, marschierte mit langsamen, selbstgefälligen Schritten wieder in Richtung Palast; stolz auf seine Selbstbeherrschung.

„Als ob die wüssten, wer du bist“ gab Bardock zurück, laut genug, dass der Riese und der Prinz es hören konnte.

Nappa warf ihm einen wütenden Blick zu, aber der Unterklasse-Krieger wandte sich bereits ab, ging zwei Schritte und sprang dann in die Luft, wo er sich fliegend entfernte.

Nappa grummelte verärgert und schritt zum Palasttor, wo man sie breitwillig durchließ.

„Wer war der Kerl? Dieser Bardock? Warum hast du jemanden von der Unterklasse das durchgehen lassen?“ fragte plötzlich der Prinz.

Nappa hob den Kopf.

Interessant, der Junge schien gemerkt zu haben, dass Bardock kein gewöhnlicher Krieger war.

„Bardock ist für einiges bekannt. Abgesehen von seinen Markenzeichen, dem roten Stirnband, hat er unter den Unterklasse-Kriegern das höchste Powerlevel. Er könnte in die Mittelklasse aufsteigen, aber…“ Nappa verstummte.

Vegeta zog neugierig an Nappas Haare. „Aber?“ verlangte er zu wissen.

Nappa stupste die kleine Hand von seinen Haaren weg und sah sich vorsichtig um. Gut, sie waren allein. Man wusste nie, ob die Wachen mithörten und spionierten.

„Aber er hat den Sarang geschworen.“

Vegeta sah ihn neugierig an.

Nappa kratzte sich an die Wange; unsicher, ob er den Jungen mehr darüber sagen sollte.

„Hat Gurki euch über den Sarang aufgeklärt?“

„Er hat mir gesagt, dass es der höchste und seltenste Schwur ist; noch größer als ein Schwur auf Blut, Name und Ehre“ erinnerte sich Vegeta.

Nappa nickte und fuhr weiter aus. „Richtig, der Eid kann abgewandelt auch unter Kampfgefährten ausgetauscht werden, aber traditionell ist es ein Gelöbnis zwischen Mann und Frau. Beide schließen ein Bündnis: füreinander da zu sein, treu zu sein und keinen anderen Partner zu akzeptieren. Mittelklasse-Krieger dürfen keinen Sarang zu Frauen schwören. Unsere Aufgabe ist das Führen der Männer und das Kämpfen. Der Krieg ist unser Gefährte und wir dürfen uns nicht ablenken lassen. Wir sollen uns nur auf unsere Gegner konzentrieren und uns heldenhaft in die tödlichsten Kämpfe reinstürzen. Bardock müsste für einen Aufstieg seinen Schwur ignorieren und das wäre ehrlos. Er will seine Gefährtin und seine Familie nicht für eine höhere Klasse verstoßen. Darum ist er unter den Kriegern auch so bekannt. Er hat eine große Klappe, aber er weiß, was er tut und er tut es mit Ehre“ erklärte er den Prinzen.

Nappa musste es leider zugeben: er hatte Respekt vor Bardock. Sein scharfes Mundwerk war zwar schwer zu ertragen, aber seine kämpferischen Erfolge und sein Ehrgefühl imponierten ihn.

Der Junge schwieg, während er nachdachte. Nappa spürte, dass gleich weitere Fragen kommen würden und verlangsamte seinen Schritt.

„Das heißt, du wirst keine Gefährtin haben, Nappa? Was ist mit meinen Eltern? Haben sie sich den Sarang geschworen?“ fragte Vegeta.

Nappa knirschte mit den Zähnen. Der Jungen kam einer unangenehmen Wahrheit sehr nahe.

„Ich kann Frauen haben, so viel ich will, aber ich werde mich nicht um die Blagen kümmern, die dadurch entstehen. Das ist der Vorteil der Mittelklasse. Hauptsächlich ist es die Unterklasse, die sich den Sarang schwört. Für Mittel und Elite-Klasse ist es einfach unnötig.“

„Kapier ich nicht“ gab der Prinz ehrlich zu. „Wieso brauchen sie den Sarang nicht?“

Nappa stöhnte auf.

„Prinz, erinnert Ihr euch an unser Versprechen, euch alle Fragen zu Männern und Frauen an eurem 14. Geburtstag zu beantworten? Das Thema gehört dazu. Setzt es mit auf die Liste“ sprach er leidend.

Vegeta zupfte kurz und schnell ein paar Haare aus. Nappa jaulte auf.

„Es geht nicht anders. Das eine hat mit den anderen zu tun und wir haben eine Abmachung“ wich er Vegeta stummer Aufforderung aus.

Zu seinem Glück nickte der Bengel nur unzufrieden und trat mit seinen Fersen gegen seine Brust.

„Gut, dann setze ich es mit auf die Liste. Jetzt bring mich in meine Gemächer. Hüha, Nappa“ befahl er.

Die neue Bürde erduldend (und damit war nicht nur das physische Gewicht des Kindes gemeint) schritt Nappa zu den privaten Gemächern von Prinz Vegeta.

Er war froh, einige unangenehme Wahrheiten der Saiyajins fürs erste für sich behalten zu können. Prinz Vegeta war als siebenjähriges Kind noch zu jung für diese Art von Wissen.
 

Der Sarang entstand aus der Notwendigkeit der Unterklasse, ihre Partner vor Zugriffe zu beschützen.

Vor Generationen bekämpften sich die männlichen Saiyajins untereinander um die Ressourcen, darunter Nahrung und gebärfähige Weibchen.

Je stärker das Männchen, desto mehr Weibchen wollten seinen Schutz und starke Nachkommen mit ihm zeugen.

Feste Bindungen gab es nicht.

Kinder wurden gemeinsam von den Frauen aufgezogen, bis die Jungen erwachsen wurden. Die Mädchen profitierten vom Rang ihrer Mutter oder eines Partners, der sich für sie interessierte. Die Männchen mussten sich ihren Rang erkämpfen.

Es gab aber auch Fälle, wo sich die Starken für die Weibchen anderer Saiyajins interessierten, obwohl diese mit ihren schwächeren Partner glücklich war.

Es kam untereinander oft zu tödlichen Kämpfen und Vergewaltigungen, weil einst noch das unbeherrschte Gesetz des Stärkeren galt. Die gierigen Starken töteten die schwache Konkurrenz, um an ihre Weiber zu kommen, ungeachtet ihres Willens und nahmen sich, was sie wollten.

Um sich davor zu schützen, entwickelte sich der Brauch des Sarang.

Pärchen, die genau wussten, dass sie nur einen Partner akzeptieren würden, schworen sich einen heiligen Eid, bis zum Tod nur mit diesem einen Partner zusammen zu sein.

Für das Männchen bedeute es eine Verpflichtung, sich um die Partnerin zu kümmern, ihr Nahrung zu besorgen und ihre Kinder als die seinen zu akzeptieren und zu beschützen. Dafür wusste er um ihre Treue und dass die Kinder garantiert von ihm war.

Für das Weibchen war es eine Versicherung, dass ihr Partner sie nicht für andere Frauen verlassen würden und sie und ihre Kinder seinen Schutz genießen würden.

Der Sarang war ein Zeichen an all die Mitkonkurrenten, dass diese Frau ihre Wahl getroffen hatte und es kein Umstimmen gab, weder friedlich noch gewaltsam.

Wer es wagte, diesen Schwur zu stören, erhielt damit nicht nur einen, sondern zwei Gegner.

Der gewaltsame Tod eines Sarang-Partners zog die Rache des Überlebenden auf den Täter auf sich. Nur Blut konnte das vergossene Blut sühnen.

Wütende, von Rache erfüllte Saiyajin-Frauen waren die furchterregendsten Wesen, die ein Saiyajin-Mann kannte.

Krieger der Mittelklasse nutzen zur heutigen Zeit keinen Sarang. Es war ihnen offiziell sogar verboten, damit sie frei und ungehindert reisen konnten; ohne Verpflichtung sich um Weib und Kinder zu kümmern.

Sie durften natürlich mit Frauen schlafen und Nachwuchs zeugen. Waren die Kinder stark und wurden von den Kriegern als ihre Söhne anerkannt, erhielten sie einen höheren Rang, genau wie ihre Mütter und damit auch höhere Rationen. Die Mütter kümmerten sich selbst um die Aufzucht der Kinder, bis sie alt genug für die Ausbildung waren. Die Erzeuger hatten nicht das Recht, ihnen da rein zu reden. Die Mädchen erhielten den Rang ihrer Mutter und gingen ab einem gewissen Alter ihre eigenen Wege.

Die Elite-Krieger, die seltenen Kämpfer, deren Powerlevel über 8.000 lag, hatten es nicht nötig, einen Sarang zu schwören.

Ihre Position war unantastbar und kein anderer Saiyajin war so dämlich, ihr Weib anzutatschen. So etwas endete immer tödlich. Für deren Frauen bedeutete es eine unsichere Position, da sich Elite-Krieger oft mehrere Frauen gleichzeitig hielten und keine damit „ die Eine, bis zum Tode“ war.

Die Position der Königin war eine Ausnahme.

Um die Erbfolge der Königsfamilie nicht zu gefährden, wählte der König nur eine Frau aus, die ihm Treue schwor. Als Königin besaß sie eine gewisse Befehlsgewalt und diente dem König als engste Vertraute. Es würde zu Streitigkeiten kommen, wenn mehrere Frauen des Königs sich diesen Posten teilen würden, darum gab es immer nur EINE Königin.

Erwies sie sich als unfruchtbar oder zeugte keine starken Kinder, hatte er das Recht, sie zu verstoßen. Trotzdem durfte sie sich danach keinen neuen Gefährten nehmen, um keine Streitereien über die Rangfolge innerhalb der Königsfamilie zu erzeugen.

Selbst wenn das nicht der Fall war und die Königen Kinder gebar, durfte der König sich Mätressen nehmen. Kam es zu dem Fall, dass deren Kindern stärker als der Thronfolger war, entschied das alte Recht des Stärkeren über die Nachfolge.

Nappa wusste, dass König Vegeta keinen Sarang geschworen hatte.

Kein König hatte es nötig. Warum nur einer Frau die Treue schwören, wenn man sich dadurch die Freuden mit anderen Frauen versagte? Kein Elite-Krieger hatte jemals das Bedürfnis verspürt, sich nur an eine einzige Frau zu binden. So was war bislang noch nie passiert.

Es war die Pflicht eines jeden Elite-Kriegers, seine Gene zu verbreiten, so oft es ging und eine mächtige Linie von Nachkommen zu bilden.

Im aktuellen Fall hatte der König bereits einen starken Nachfolger gezeugt. Seine Mätressen hatten bislang auch keine Kinder geboren und sollte es dazu doch noch kommen, würde er sie vermutlich nicht als seine Kinder anerkennen. Keines wäre stark genug.

Ein Wunderkind wie den ersten Prinzen gab es nur alle 100 Jahre.

Aber ein extremes Wunderkind wie Paragus Sohn, Broly, gab es nur alle 1.000 Jahre.

Das alles gehörte zu den Fakten, die ein Kind noch nicht hören sollte, weshalb Nappa sie fürs Erste verschwieg.

Tatakai - das erste Turnier

Bardock war wieder da.

Wie von Gine angekündigt, stand er am Abend plötzlich auf der Schwelle.

Bulma war heilfroh, dass sie vorher noch mit Veg alles besprochen hatte.

Ihr Vater hatte für sie und dem Rest der Familie Mitbringsel in seinem Reisesack mitgebracht, die sie gebührend bewunderten: etwas neues Werkzeug und drei neue Bücher mit interessanten Bilder für Bulma, für ihre Brüder gab es Süßigkeiten und für Gine ein paar neue, scharfe Messer.

Die nächsten Tage merkte Bulma aber keine großen Veränderungen in ihren Tagesablauf.

Bardock hatte zwar frei, aber seine Freizeit nutze Radditz für sich aus.

Vater und Sohn verschwanden nun morgens zur selben Zeit und kamen erst abends wieder; oft mit Beute im Schlepptau.

Erst, wenn alle Familienmitglieder ihr abendliches Bad genossen hatten, kehrte Ruhe im Haus ein und Bulma und Kakarott durften auch etwas von der spärlichen Zeit ihres Vaters beanspruchen.

An diesem Abend waren Bardock und sein ältester Sohn wieder verschwitzt und dreckig vom Training und Jagen heimgekommen.

Während sie die Beute in der Vorratskammer verstauten, bereitete Gine das Bad vor.

Das bedeutete, dass sie warmes Wasser auf den Herd aufgesetzt hatte, damit es gerade die Jüngsten etwas wärmer hatten. Auch wenn die Temperaturen angenehm sommerlich waren, sollten sie sich nicht verkühlen. Etwas davon füllte sie in einen großen Bottich, in den sich Bulma und Kakarott reinsetzten, während die Erwachsenen im tieferen, kühleren Wasser des Badeteichs saßen. Später würden sie das restliche warme Wasser für den abschließenden Waschgang nutzen. Um den Teich hatte Gine kleine Öl-Lichter aufgestellt, deren Geruch die Insekten vergraulte und der Kerzenschein den Teich anheimelnd beleuchtete.

Bulma und Kakarott plantschen im Bottich, während ihre Eltern und Radditz ruhig im Wasser des Teiches saßen.

Bulma bemerkte mit einem leichten Zittern, dass ihr Badewasser allmählich abkühlte. Sie war froh, dass sie nicht im noch kälteren Wasser sitzen musste. Am Tag war es zwar ganz angenehm, aber nicht zur kühleren Abendzeit.

Sie griff nach der Kanne neben sich und fühlte noch etwas warmes Wasser in ihren Bottich rein.

Sie erinnerte sich, wie Veg ihr von seiner heißen Quelle geschwärmt hatte. Das hörte sich sehr angenehm an. So etwas zu haben…

„Papa, können wir nicht nach einer warmen Quelle suchen?“ überlegte sie laut.

Ihr Vater hatte ihr auch geholfen, als sie die Idee mit der Züchtung der Schleimaale vorgeschlagen hatte und einen entsprechenden Teich gebuddelt. Vielleicht ließe sich ja deswegen auch was machen?

Bardock stöhnte sehnsüchtig auf und auch Gine seufzte.

Eine heiße Quelle direkt am Haus wäre wundervoll, aber leider nicht so einfach zu realisieren.

„Es gibt offensichtliche Anzeichen für heiße Quellen. Entweder riecht es stark nach Schwefel, es dampft in der Gegend oder der Boden ist wärmer und es wachsen deshalb nur bestimmte Pflanzen dort“ erklärte Gine ihrer Tochter. „Manchmal hat man aber auch Pech und die Quelle ist einfach nur heiß und du kannst nicht darin baden, weil du dich sonst verbrühst.“

„Wir haben uns damals beim Bau der Hütte auch auf die Suche gemacht, um eine wilde, heiße Quelle zu finden“ erinnerte sich Bardock. „Leider ohne Erfolg.“

Er legte den Kopf in den Nacken und sah nachdenklich in den sternenübersäten Himmel.

Saiyajins liebten ein gutes, heißes Bad und wenn einer eine natürliche, heiße Quelle fand, musste er sich bemühen, dass sie geheim blieb. Die meisten Quellen waren aber bereits bekannt. Der starke Geruch des Schwefels sorgte dafür, dass man sie nur schlecht geheim halten konnte.

Was Bulma nicht wusste und keiner der Älteren ihr sagen wollte: es gab einige öffentliche Bäder, wo Saiyajins warme Quellen besuchen konnten. Das Königshaus hatte in seinem Palast sogar eine luxuriöse, persönliche Quelle, die sogar heilsam sein sollte.

Aber obwohl Bardock nach seinen Missionen manchmal in der Hauptstadt die Badeanstalt besuchte, damit Bulma nicht das Blut an ihm roch und Gine und Radditz das kleine Bad im nächsten Dorf, wollten sie Bulma nichts davon sagen: es wäre eine weitere Stätte der Saiyajins gewesen, von der sie ausgeschlossen wäre; eine weitere selbstverständliche Erfahrung für alle Saiyajins außer ihr.

Also waren ihre Besuche dort selten. Stattdessen traf sich die gesamte Familie in ihrem kleinen Badeteich und nutze dies für ihre gemeinsame Familienzeit. Es war eine der wenigen Möglichkeiten, die Saiyajins zur Stärkung der Familienbindung nutzten.

„Das ist schade“ murrte Bulma, die nichts vom Opfer ihrer Familie ahnte. „Können wir nicht eine riesige Wanne bauen und das Wasser darin erhitzen? So wie der Topf auf dem Herd?“

„Dann brauchen wir eine riesige Wanne, viel Wasser und eine Menge Holz zum Befeuern“ wandte ihr Vater ein.

Bulma überlegte. Kakarott klatsche ins Wasser und Bulma war von seinem Anblick abgelenkt.

„Hm, und wie wärs mit einer kleinen Wanne, wo man eng zusammen sitzt. So wie ich und Kakarott“ schlug sie vor.

„Klingt auch eng“ wandte Radditz ein.

„Hm, könnte aber auch gemütlich sein“ warf Gine ein und lächelte ihren Gefährten verschmitzt zu.

Sie setzte sich näher zu ihren Gefährten und drückte sich an ihn.

„Stell dir mal vor, wie wir beide gemeinsam ein heißes Bad genießen. Wäre das nicht himmlisch?“ ihre Augen blitzten schelmisch.

Er lächelte wölfisch zurück.

Dann rieb er sich nachdenklich das Kinn.

„Eine hohe, dichte Wanne, die vielleicht für einen Erwachsenen oder zwei Kinder passt, hm, man bräuchte dazu eine Art Ständer, wo die Wanne drauf steht. Den könnte ich aus feuerfesten Ziegeln bauen. Darunter hat man dann das Feuer, dass das Wasser beheizt...“ überlegte er laut.

„Oh, Bardock, das hört sich toll an“ freute sich Gine und legte ihren Kopf an seine Brust.

Bardocks Stirn runzelte sich.

„Schon, aber ich werde für jedes Bad frisches, sauberes Wasser besorgen müssen. Die Quelle fließt zu langsam; das heißt, ich muss das Wasser aus dem See holen…dazu immer einen Vorrat an Feuerholz…dann warten bis das Feuer das Wasser stark genug erwärmt hat…das hört sich nach viel Arbeit an“ fiel ihm auf.

„Aber ein heißes Bad nach deinem Training…das wäre doch toll. Natürlich dürftest du erst ins Bad; wenn du dich zuvor im kalten Badeteich sauber gemacht hast, sonst sitzen wir in deiner verschwitzen Brühe“ versuchte Gine ihn zu überzeugen.

Er sah sie spöttisch an.

„Verstehe ich das richtig: nach einem harten Arbeitstag, soll ICH das Wasser holen, damit IHR ein heißes Bad habt?“ fragte er nach.

Gines Augenlider wurden schmal. Sie setzte sich auf Bardocks Schoß und verschränkte ihre Hände hinter seinen Nacken. Ihre Brüste schwangen anregend vor seinem Gesicht und lenkten ihn ab.

„Nun“ hauchte sie „du bist doch der Stärkste hier, dann wirst du das bisschen Gewicht einer schweren, mit Wasser gefüllten Wanne ja wohl tragen können. Radditz kann Feuerholz schlagen und Bulma das Feuer bewachen, bis das Wasser warm ist. Jeder tut sein Teil der Arbeit.“

„Hm, und was machst du dann, mein liebes Weib?“ fragte Bardock spottend.

„Ich genieße ein heißes Bad mit meinen Gefährten und schrubbe dir sogar den Rücken“ grinste sie ihn an. Ihre Hände fingen an, seinen Nacken und Schultern zu massieren und ihre nassen, festen, kleine Brüste drückten sich gegen seine harte Brust.

Er stöhnte auf und verdrehte die Augen; hin- und hergerissen von dem guten Gefühl und der Sorge der anstehenden Arbeit.

„Du anstrengendes Weibsbild“ beschwerte er sich unter zusammengebissenen Zähnen. „Ständig hast du eine neue Aufgabe für mich.“

Gine grinste katzenhaft. Sie wusste, sie hatte ihn überzeugt.

Radditz schaute verlegen zur Seite.

Mussten seine Eltern sich ständig so peinlich benehmen?

Gut, sie taten es nur, wenn sie unter sich waren. Trotzdem fühlte er sich gerade sehr unwohl.

Er schaute zu Bulma und Kakarott, die gelangweilt in den Himmel sahen und keine Ahnung hatten, was ihre Eltern gerade taten. Er kletterte aus dem Wasser und schnappte sich sein Handtuch.

„Komm, Bulma, lass uns reingehen“ fordert er seine Geschwister auf und nahm sie schnell mit ins Haus.

Zufrieden lächelnd sah Bardock den Kindern hinterher. Seine Hand glitt zu Gines Rücken und streichelte sie; seine Finger pressten sie näher an ihn.

„Es ist wirklich praktisch, einen Sohn zu haben, der weiß, wann er verschwinden muss“ sagte er zu seiner Gefährtin. „Das lässt für die Zukunft hoffen. Einen Stubenhocker, der mir auf die Tasche liegt, wird er schon mal nicht werden.“

Gine lächelte und verstärkte den Druck ihrer Finger auf Bardocks festen Nacken. Sie beugte sich zu ihm vor und berührte seine Lippen mit ihren.

Sie hatte gerade keine Lust, über die Kinder zu reden.

Bardock erwiderte den Kuss.

Für einen kurzen Moment durchzuckte ihn die Frage, woher Bulma von der Existenz heißer Quellen wusste.

Hatte sie davon in ihren Büchern gelesen?

Aber schon bald verschwanden alle Gedanken aus seinem Kopf und er konzentrierte sich auf seine Gefährtin.
 

Am nächsten Tag trafen sich Vegeta und Bulma wieder an ihrem Lieblingsplatz am Ufer des Sees.

Beide saßen unter einem Baum mit tiefhängenden Ästen und hellgrünen, langstieligen Blättern, die einen erquickenden Geruch verbreiteten und dadurch Insekten abhielten.

Beide hatten Glück, dass sie heute ohne Anhängsel zusammen waren: Gine hatte beschlossen, Kakarott an andere Kinder zu gewöhnen und ihn für heute probeweise mit ins Dorf genommen, wo er mit anderen gleichaltrigen Kindern spielen sollte. Es war wichtig für das zukünftige Sozialverhalten, dass er mit anderen Kindern in Kontakt kam. Bislang hatte sie aber den Stärkeunterschied befürchtet, der zu Konflikten führen könnte. Anderseits musste Kakarott langsam in die Gesellschaft eingeführt werden, damit er die Regeln der Saiyajins lernte.

Bulma hatte ein paar Snacks zum Treffpunkt mitgebracht, ebenso Vegeta und seine neusten Hausaufgaben, die sie zusammen besprachen.

Vegeta genoss die friedliche Stimmung; besonders die Abwesenheit von Kakarott. Dadurch konzentrierte sich Bulma nur auf ihn.

Als sie die Hausaufgaben abgeschlossen hatten, lehnte sich Bulma an den Baumstamm und sah nachdenklich auf das ruhige Wasser. Vegeta tat es ihr gleich. Seine Augenlider flackerten müde.

„Veg, wie funktioniert das Tatakai? Wie läuft das ab? Was ist das eigentlich?“

Er drehte überrascht den Kopf und bemerkte nun Bulmas traurige Miene, mit der sie auf den See starrte.

Er erinnerte sich, wie sie ihm erzählt hatte, dass ihr älterer Bruder dieses Jahr daran teilnehmen würde; sie aber nicht zusehen durfte.

„Es ist eine langweilige Angelegenheit“ sagte er grimmig.

Überrascht von dieser Antwort drehte sie den Kopf und erwiderte seinen Blick.

Radditz war deswegen aufgeregt, aber warum gefiel es Veg nicht?

Anhand seiner Rüstung wusste sie, dass er es schon bestanden hatte.

Vegeta fuhr sich durch die Haare und fing zögerlich an zu erklären.

„Die Prüfungen beim Tatakai variieren von Jahr zu Jahr. Mal sind es Einzelkämpfe oder in Zweier-Teams oder Gruppenkämpfe. Kommt darauf an, wie stark der Jahrgang vertreten ist. Zum Schluss endet es damit, dass die restlichen Kämpfer gegeneinander antreten, um den Stärksten heraus zu finden.“

„Was für eine Art von Kampf hattest du?“

„Alle gegen alle, zur gleichen Zeit. In meinem Fall haben sich alle gegen mich verbündet und versucht, mich zu besiegen. Ich habe gegen 49 ältere und größere Kämpfer gewonnen“ erzählte er stolz.

„Aber warum findest du es langweilig?“ fragte Bulma verblüfft.

„Weil der Stärkeunterschied zu meinen Gegnern zu groß war. Es gab keinen anständigen Kämpfer“ erklärte er schlechtgelaunt.

Vegetas Laune war immer wie verhagelt, sobald er sich an diesem Tag erinnerte.

Auch er war damals aufgeregt gewesen.

Aber es endete bitter.
 

Es war der erste Tag gewesen, an dem er dem Volk offiziell vorgestellt werden sollte; so wie die anderen älteren Kinder. Es war ihre Chance, den Erwachsenen zu zeigen, dass sie zum Kämpfen bereit waren; der erste Schritt um als Erwachsener zu gelten.

Auf dem Gelände, ein traditioneller Platz außerhalb der Hauptstadt, versammelten sich die Saiyajins.

Der Mittelpunkt war die Arena, ein steinernes, rundes, zum Himmel geöffnetes Bauwerk, mit hohen Zuschauerrängen und in der Mitte der Kampfplatz.

Um das Bauwerk waren Stände und Lagerfeuer aufgebaut worden, wo die Saiyajins Essen und Getränke ausschenkten, sowie einige Marktstände für hübsche Kleinigkeiten, für die sich die Frauen interessierten.

Vegeta war damals nicht mit den anderen Jungen in einem Warteraum geführt worden, sondern hatte seinen eigenen, privaten Raum erhalten, wo er mit Nappa bis zum Beginn der Feierlichkeiten ausgeharrt hatte.

Er erinnerte sich, wie die jungen Kämpfer aufgerufen wurden; wie sie sich auf dem Innenhof versammelt hatten, umgeben von den brüllenden Zuschauern. Er war der letzte gewesen, den man in die Arena aufgerufen hatte und das Gebrüll war ohrenbetäubend gewesen.

Die Stimmung war aufgeheizt und Vegeta genoss selbstbewusst die nervösen, ängstlichen Gesichter seiner Gegner, die ihre Gefühlsregungen nicht verbergen konnten.

Er war ruhig und beherrscht gewesen, trotz seines jungen Alters und obwohl er der Kleinste gewesen war: während die Kinder staunend in die Ränge geguckt hatte, hatte er den Moment genutzt und seine Gegner gedanklich aussortiert.

Wer war der Stärkste, wer waren die Schwächsten?

Ein Gong ertönte, Stille breitete sich aus und der König begrüßte die Teilnehmer und Zuschauer und erklärte dann die kurzen Regeln.

Ein weiterer Gongschlag und es begann.

Jeder gegen jeden, alle gegen alle, so lauteten die Regel, aber es zeigte sich schnell: alle auf Vegeta.

Die Schwächsten duckten sich und hofften auf ein schnelles, gnädiges Ende, die Klügsten warteten auf eine günstige Gelegenheit, die Stärksten rannten ungeduldig auf ihn zu und griffen an und die Geschicktesten hofften auf eine Lücke, die sie ausnutzen könnten.

Er war stärker, schneller, listiger und gnadenloser.

Nachdem er den letzten Gegner kalt lächelnd aus dem Ring getreten hatte, war die Stimmung in der Arena für einen kurzen Moment gespenstisch ruhig.

Dann, langsam, nach leisem Gemurmel, brandete Beifall auf, aber Vegeta hatte das Gefühl, dass etwas seltsam war. Irritiert sah er die Zuschauer an, deren Gesichter merkwürdig enttäuscht aussahen. Doch sein Vater sah kaltblütig lächelnd von der Tribüne runter, ein stolzer Zug um den Mund; also schien alles in Ordnung zu sein.

Vegeta nahm mit siegreich gestrecktem Arm und geballter Faust den Beifall an.

Erst als er wieder in seinem privaten Warteraum zurückkehrte, wo Nappa ihn zufrieden erwartete, stellte er die Frage nach dem Warum.

Warum waren die Saiyajins so zögerlich mit ihrem Applaus gewesen?

Nappa war zusammengezuckt und Vegeta hatte geahnt, dass seine Beobachtungen richtig waren und bedrängte ihn weiter. Was verschwieg der Riese ihm?

Schließlich erzählte er es ihm…

Normalerweise dauerte ein Tatakai den ganzen Tag, aber dieses Turnier war innerhalb einer Stunde beendet gewesen.

Die Saiyajins hatten sich auf lange, spannende, ausgewogene Kämpfe gefreut, stattdessen war es zu einer Machtdemonstration der Königsfamilie verkommen.

Viele Familien waren enttäuscht, dass ihre Jungen keine richtige Demonstration abgeben konnten.

Andere waren sauer, weil sie nicht wie sonst aus Spaß auf die Jungen hatten wetten können.

Die Quoten waren zu eindeutig gewesen. Jeder mit einem Scouter hatte gesehen, dass die Differenz von Vegeta zu den anderen Kindern zu hoch war.

Es machte keinen großen Unterschied aus, ob ein Kämpfer mit einem Powerlevel von 580 gegen einen mit 650 kämpfte: Angesichts dieser kleinen Differenz konnten Taktik, Durchhaltevermögen und Erfahrung und manchmal etwas Glück entscheidend sein.

Aber keiner der Jungen war stärker als 800 gewesen, während Vegeta damals bereits die 3.000-Grenze erreicht hatte. Eine zu hohe Differenz, die selbst die älteren Kinder nicht aufholen konnten.

Der Sieger war damit schon entschieden gewesen, bevor der Kampf begonnen hatte.

Der Sinn des Tatakai war damit hinfällig gewesen. Nun begannen sich die ersten Saiyajins sogar zu fragen, ob man überhaupt noch ein Tatakai führen sollte.

Natürlich hatte Vegeta es selbst auch gespürt: Selbst die Saibamen aus seinem üblichen Training waren eine größere Herausforderung als die jungen Saiyajins.

Aber er hatte gedacht, das wäre der Sinn eines Tatakais: seine Stärke vor dem Stamm zu beweisen und das hatte er getan.

Warum machte man ihm dann diese stummen Vorwürfe?

Was dachte sich denn dieses dumme Volk?

Sollten sie nicht froh sein, dass er, der Prinz, so stark war?

Es war doch nicht seine Schuld, dass ihre Kinder so schwach waren und sich so leicht besiegen ließen.

Hätte er Nachsicht zeigen sollen? Das wäre doch eine größere Schmach für die Verlierer gewesen.

Nappa hatte beruhigend die Hände gehoben und darauf gewartet, bis der Junge seinen Frust herausließ. Erst als der Prinz schwer atmend, immer noch erzürnt, nun aber still war, konnte Nappa weitersprechen.

„Stark zu sein ist kein Fehler“ hatte der Riese ihm ruhig erklärt. „Aber, das ist nicht das Entscheidende in einem Tatakai. Jeder Saiyajin kann kämpfen, aber erst in einem richtigen, ernsthaften Kampf wie es der Tatakai darstellen soll, gegen einen gleich starken Gegner, kann ein Krieger zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Pure Kraft? Oder Stratege? Jemand, der sich nur aufs Glück verlässt? Oder ist er einer, der die Zähne zusammen beißt, den Schmerz besiegt und weiter macht. Es ist für die Zuschauer jedes Jahr ein spannendes Ereignis, aber das heute…das war kurz und schnell. Zu schnell.“

„Aber Vater…er sah so zufrieden mit mir aus“ sagte Vegeta leise und unsicher.

Nappa nickte. „Eure Stärke hat ja auch seine Position bewiesen. Jeder seiner Konkurrenten wird es sich dreimal überlegen, ob er es mit der Königsfamilie aufnehmen will. Ihr seid sogar stärker als die meisten Erwachsenen und habt noch lange nicht die Grenze erreicht. Niemand weiß, wie mächtig Ihr noch werden könnt.“

Vegeta ballte frustriert die Hände zusammen.

„Das heißt, wenn ich einen richtigen, ebenbürtigen Gegner gehabt hätte…jemanden, mit dem ich mich wahrlich hätte messen können und der Kampf länger verlaufen wäre…wären die Leute zufrieden gewesen?“

Nappa zuckte mit den Schultern. „Vielleicht.“

Vegeta knurrte enttäuscht.

Der Tag verlief nicht so, wie er es sich erhofft hatte. Der Sieg hat einen bitteren Beigeschmack bekommen.

Es war ihm zwar lieber, Nappa erzählte ihm die bittere Wahrheit als süße, mitleidsvolle Lügen, aber dadurch war ihm der Spaß an dieser Sache genommen worden.

Sein Vater hatte ihn erfolgreich für seine Zwecke benutzt; deswegen war er so zufrieden gewesen.

Wie es seinen Sohn damit ging, interessierte ihn nicht.

Darum also hatte sich der König für eine Battle Royal entschieden: um jeden Zuschauer zeigen zu können, wie stark der junge Prinz war. Eine eindeutige Demonstration.

Für Vegeta war das ein Schlag gegen seinen Stolz gewesen, der besonders in den nächsten Tagen litt.

Sein Vater erklärte ihm, dass seine erste Mission auf den Planeten Moors gehen würde, um dort die Schleimaale auszurotten.

Die erwachsenen Krieger sahen das jüngste Mitglied der Mannschaft misstrauisch an und wussten nicht, ob er sich als Klotz oder Hilfe erweisen würde, angesichts seines jungen Alters und seiner Unerfahrenheit. Viele von ihnen lächelten ihn falsch an und verbeugten sich, machten sich aber hinter seinem Rücken um den „kleinen Spielzeug-Soldaten“ lustig.

Vegeta war ein Kind und in vielen Dingen unwissend, aber er war nicht dumm. Er redete nicht viel, sondern hörte lieber zu, beobachtete und zog seine Schlüsse.

Die Erwachsenen, die es wagten, ihn anzulügen, würden es eines Tages bereuen. Er vergaß es nicht.

Vegeta gab es ungern zu, aber Typen wie Bardock, die ihm furchtlos und ehrlich ihre Meinung in sein Gesicht sagten, waren ihn da lieber als Heuchler.

Einer der Gründe, warum er Bulma mochte. Sie wusste zwar nichts über seinen Rang, kannte aber seine Stärke.

Trotzdem blieb sie furchtlos und beugte sich nicht: Eigenschaften, wie sie nur ein wahrer Saiyajin zeigte.
 

Bulma sah dabei zu, wie Veg mürrisch seine Arme vor der Brust verschränkte und auf das Wasser starrte; seine Augenbrauen waren spitze, missbilligende Pfeile.

Sie verstand den Grund für seinen Groll nicht, aber sie war froh, dass er vor ihr nicht mit dem Tatakai angab.

Sie erhielt dadurch das Gefühl, als ob sie auf dieses Erlebnis auch gut verzichten könnte. Gleichzeitig verspürte sie das Bedürfnis, den Jungen neben sich zu trösten. Sie rückte näher an ihn heran und lehnte ihren Kopf vertrauensvoll an seine Schulter.

Sie spürte, wie er sich ein wenig verspannte; unsicher, wie er auf diesen Körperkontakt reagieren sollte. Beide atmeten langsam und vorsichtig ein und aus und warfen sich vorsichtige Blicke aus den Augenwinkeln zu.

Als Vegeta ihr kleines, verschwörerisches Lächeln sah, hüpfte sein Herz für einen Augenblick und er wandte hastig den Blick ab. Trotzdem konnte er ihre Wärme an seiner Seite spüren und ihm gefiel, wie vertrauensvoll sie sich an ihm schmiegte. Unwillkürlich blähte sich seine Brust stolz auf.

Bulma schloss entspannt die Augen. Sie wusste, dass Veg auf sie aufpassen würde.
 

Am Abend kehrte Bulma alleine wieder heim.

Kaum war die Hütte in Sichtweite, als sie lautes Kinderschreien hörte. Alarmiert eilte sie den Rest des Weges hinauf und fand ihre Mutter dabei, wie sie erfolglos versuchte, Kakarott zu beruhigen.

Sie presste das weinende Kind hilflos an sich und versuchte ihn wie üblich mit süßen Worten und ein paar getrockneten Fruchtstücken zum Aufhören zu bringen, aber erfolglos.

Als Kakarott seine Schwester an der Türschwelle stehen sah, hörte er sofort mit dem Weinen auf.

„Mulaah, mulaah“ flehte er leise.

Gine stutzte, dass ihr jüngster Sohn so plötzlich aufhörte und folgte seinem Blick, wo sie ihre Tochter sah. Erleichtert stöhnte sie auf.

„Gut, du bist hier, Bulma. Bitte halte mal deinen Bruder. Ich glaube, er hat dich heute sehr vermisst“ seufzte sie und Bulma nahm ihr den Jungen ab.

Langsam bildete sich ein Lächeln in Kakarotts Gesicht.

„Hat er endlich aufgehört? Es ist so still?“ Bardock tauchte plötzlich in der Eingangstür auf.

Gine warf ihm und ihren ältesten Sohn, der hinter seinen Vater stand, böse Blicke zu.

Die beiden hatten sich während Kakarotts Heultirade im Wald versteckt.

Kopfschüttelnd schaute sie auf Kakarott, der nun beruhigt an seinen Daumen nuckelte, während ihn Bulma festhielt.

„So geht das nicht, Bardock“ beschwerte sich Gine und der Krieger zuckte mit schlechtem Gewissen zusammen. Doch Gine meinte nicht seine Flucht, sondern etwas anderes.

„Heute war Kakarotts erster und vermutlich letzter Tag in einer saiyanischen Kinder-Gruppe. Er hat die ganze Zeit nur geschrien und die anderen Kinder attackiert und gebissen. Die Mütter, die heute fürs Aufpassen zuständig waren, haben mich beim Abholen mit bösen Blicken zugeworfen.“

Bardock nahm Bulma das Kind aus den Armen und hob ihn hoch.

„Ist das wahr, Kakarott? Hast du jeden zum Heulen und Zittern gebracht? Das ist mein Sohn!“

Kakarott quietschte und lachte auf.

„Ja, toll, dann kannst du deinen Sohn die nächsten Tage mal mitnehmen. Ich denke, er ist viel zu sehr auf Bulma fixiert, weil die beiden in letzter Zeit so oft zusammen gewesen waren“ ärgerte sich Gine. „Wir haben uns zu sehr darauf verlassen, dass Bulma immer auf ihn aufpasst und jetzt haben wir den Salat. Wir müssen etwas tun.“

Bardock zuckte erschrocken zusammen und beeilte sich, den Jungen wieder an Bulma zurückzugeben. Kakarott strampelte lachend auf und rief wieder „Mulaah, Mulaah“.

„Das hat er heute wohl die ganze Zeit geschrien“ erzählte Gine. „Aber niemand wusste was „Mulaah" und „Veg-Veg“ bedeuten.“

Bulma zuckte leicht zusammen. Ihr war es klar. So ein Mist!

„Hm, endlich mal die ersten Worte und dann so ein Unsinn“ murmelte Radditz.

„Es scheint sich bei dem einen Wort jedenfalls um Bulmas Name zu halten und dann müssen wir aufpassen. Was, wenn sich die andere wundern, was "Mulahh" bedeutet und Kakarott ihnen das erzählt“ sorgte sich Gine. „Er ist noch sehr unschuldig, aber er fängt an zu sprechen und eh wir es versehen, hört er nicht mehr auf und erzählt von Dingen, die andere nicht wissen sollten. Das könnte gefährlich werden.“

Gine massierte sich die Schläfen, um die ersten Kopfschmerzen zu vertreiben. Sie hatte gehofft, dass Kakarott Freunde finden würde oder wenigstens in der Gruppe beschäftigt war, aber er war noch zu jung. Aber wenn er noch mehr Zeit mit seiner Schwester verbrachte, würde die Fixierung auf sie nicht besser werden. Außerdem war sie der Meinung, dass Bulma nicht ihre ganze Zeit mit Babysitten verbringen sollte. Sie war schließlich auch noch ein Kind und sollte ihre Kindheit genießen.

Hilfesuchend sah sie ihren Gefährten an.

Knurrend kratzte er sich den Kopf und kniff die Augen zusammen. Als er sie wieder öffnete, nickte er entschlossen.

„Gut, ich nehme ihn mit, wenn ich mit Radditz trainiere“ stimmte er zu. „Bis zum Tatakai passen wir auf ihn auf. Vielleicht lernt er ja was von uns, wenn er beim Kämpfen zusieht.“

Gine nickte zustimmend. Nicht wegen Bardocks unrealistischer Hoffnung, aber zufrieden, dass ihr Gefährte half.

„Gut, ich werde nachfragen, ob man meine Stunden reduzieren kann. Dann kann ich früher nach Hause kommen“ sie bückte sich und streichelte ihre Tochter aufmunternd über die Wange.

„Bulma, du machst das toll, aber ich finde, etwas Zeit für dich brauchst du auch. Ich werde dann bald früher Zuhause sein und dann können wir drei etwas gemeinsam machen.“

„Und Radditz und Papa?“ fragte Bulma neugierig.

Gine verdrehte die Augen und warf den Mann und dem Jungen böse Seitenblicke zu.

„Dein Papa ist nach dem Tatakai wieder unterwegs und Radditz wird auch bald aus dem Haus sein. Bis dahin könnten sie ein bisschen Zeit mit ihrer Familie verbringen, aber das den Männern zu erzählen…das trifft nur auf taube Ohren.“

Bardock und Radditz machten noch nicht mal den Anschein, als würde ihnen das leidtun.

Bulma sah erschrocken zu ihrem großen Bruder und dann wieder zu ihrer Mutter.

„Was soll das heißen, Radditz ist bald aus dem Haus? Sehe ich ihn nie wieder?“ fragte sie besorgt. Auch wenn sich die Geschwister in letzter Zeit wenig gesehen hatten, war Radditz doch ein Teil ihres Lebens. Was sollte sie tun, wenn er nicht mehr im Bett nebenan schlief?

Gine kratzte sich verlegen die Wange und Radditz und Bardock wichen Bulmas traurigen Blick beschämt aus. Sie waren zu feige gewesen, das Mädchen darüber zu informieren.

„Wenn Radditz das Tatakai besteht, dann ist er ein Krieger der 1. Stufe. Dann kommt er zu den Rekruten und wird ausgebildet“ erklärte ihr Vater. „Die Rekruten wohnen in einer Ausbildungsbasis auf dem nächstgelegenen Planeten. Die Ausbildung dauert im Durchschnitt drei Jahre, aber erst im zweiten Jahr dürfen die Jungen wieder auf den Planeten Vegeta zurückkommen. Das erste Jahr dient der Ausbildung des Körpers, das zweite dem Gehirn, das dritte der Erfahrung.“

Interessiert über diese neue Information sah Bulma ihren Vater an. Radditz machte dagegen ein mürrisches Gesicht. Über die Ausbildung hatte er sich noch keine großen Gedanken gemacht, aber es würde noch härter als sein jetziges Training werden. Besonders das zweite Jahr bereitete ihm Sorgen.

Zwar war er dann wieder in der Heimat und könnte seine Familie manchmal sehen, aber jeden Tag musste er neben seinen Training auch Dinge wie lesen, schreiben, rechnen lernen

Das hörte sich langweilig und anstrengend zugleich an.

Lesen!

Ihn überkam ein Schaudern bei den Gedanken, ein Jahr nur mit Lesen zu verschwenden. Seine Mutter und Bulma beherrschten es gut und hatten es ihm beigebracht, aber niemals würde er seine Freizeit freiwillig mit einem Buch verbringen.

Radditz besaß damit einen Vorteil gegenüber Gleichaltrigen, die sich bislang noch gar nicht damit beschäftigt hatten. Trotzdem forderte es ihn nicht heraus, sein Wissen zu vertiefen. Stundenlang still da zusitzen, nur mit einem Buch vor der Nase…er hatte keine Ahnung, wie seine Schwester die Geduld dazu aufbringen konnte.

Besorgt sah er Bulma an und befürchtete anhand ihrer traurigen Miene einen weiteren Heulanfall, aber Bulma beherrschte sich.

„Dann werde ich also nicht mehr mit Radditz spielen können“ stellte sie enttäuscht fest.

Wie sie es befürchtete hatte: ihre Familie ließ sie allein. Ihr Vater war ständig auf Mission, Radditz würde bald verschwinden und ihre Eltern überlegten, ihr auch noch Kakarott weg zu nehmen.

Zwar plante ihre Mutter früher heim zu kommen, aber würden sie dadurch mehr Zeit miteinander verbringen oder wäre sie mit anderen Dingen beschäftigt?

„Vielleicht kann ich euch manchmal besuchen“ versuchte Radditz sie aufzumuntern, aber er bemerkte wie Bardock eine ablehnende Grimasse zog. Anscheinend war das nicht möglich und er sollte seiner Schwester keine falschen Versprechen geben.

Bulma nickte nur bekümmert und schien ihm auch nicht zu glauben.

„Ich bin müde. Ich gehe ins Bett“ sagte sie zu ihrer Mutter gewandt.

„Was ist mit Abendessen?“ fragte Bardock besorgt und sah dabei zu, wie sein kleines Mädchen die Treppe hoch hing.

„Kein Hunger“ hörte er sie murmeln.

Bardock und Gine warfen ihrem Sohn stumm einen befehlenden Blick zu. Als er nicht reagierte, räusperte sich Bardock drohend und deutete mit einem Nicken nach oben. Radditz verstand endlich und eilte nach oben ins Kinderzimmer, um seine Schwester zu trösten und wenigstens noch etwas Zeit mit ihr zu verbringen.
 


 

Drei Tage vor dem Tatakai…

Bulma fand es seltsam, die Tage nun ohne Kakarott zu verbringen, weil ihr jüngster Bruder nun von ihrem Vater mitgenommen wurde. Es war stiller, einsamer, ruhiger und sie konnte ihre Zeit verplanen, wie sie es wollte. Lesen, im Garten arbeiten, mit den fremden Maschinen und Werkzeug spielen, dass ihr Vater mitgebracht hatte, neue Rezepte ausprobieren und es selbst essen…

Ein wenig eifersüchtig war sie aber schon, dass sie nicht zu Radditz Trainingsplatz mit durfte. Zu gerne hätte sie wenigstens gesehen, wie die beiden gegeneinander kämpften. Vielleicht hätte sich ihr Vater erbarmt und ihr ein paar Tricks beigebracht…aber sie erinnerte sich noch zu gut an seine Absage, als sie ihn vor einem Jahr deswegen mal gefragt hatte.

Auch das Fliegen wollte man ihr nicht beibringen.

Sie wanderte durch den Wald, beobachtete das Wachstum ihre kleinen, weißen Schleimaale und fing ein paar für das Abendessen.

Während sie schon mal ein paar Gerichte für das Abendessen vorkochte, dachte sie über die Möglichkeiten nach, sich einen eigenen Trainingsplan zu erstellen. Sie wusste aber nicht, womit sie anfangen sollte.

Ihre Familie war der Meinung, dass sie zu schwach für ein Training war; eine zerbrechliche Saiyajin. Sogar die Freunde ihres Vaters und Veg waren dieser Meinung.

Ihre Komplexe wegen ihres schwachen Körpers erhöhten sich dadurch nur.

Missmutig rührte sie im großen Topf und schnitt Früchte klein, die sie in eine Schüssel aufschichtete.

Gut, dann war sie halt klein, schwach und blau, aber dafür konnte sie Dinge, die weder Radditz noch Veg verstanden.

Sie konnte gut kochen, gärtnern, half Veg bei seinen Hausaufgaben, hatte vor kurzem das störende Geräusch in Onkel Tomas Scouter erfolgreich repariert, für ihren Vater ein Set neuer, roter Stulpen eingefärbt, für Tante Selypa ein rosa Trikot genäht, weil sie von der Farbe ihrer Tunika so begeistert war…trotzdem war sie unzufrieden, weil es für die Saiyajins nur wichtig war, wie stark jemand war und das sein Aussehen „Normal“ war.

Zählten denn all die anderen kleinen Dinge nichts? Sie war immer der Meinung gewesen, dass sie auch eine wichtige Aufgabe in ihrer Familie erfüllte. Ihre Mutter freute sich doch, dass sie sich um Kakarott kümmerte und das Essen koch. Trotzdem nahm man ihr den einzigen, ständigen Begleiter weg. Radditz würde sie auch bald verlassen und Vater mit seinen Kameraden wieder ins All verschwinden, während ihre Mutter im Dorf ihre Arbeiten erledigte.

Wer blieb denn dann noch übrig?

Nur Veg, aber den sah sie nur noch einmal in der Woche.

Sie erschrak bei dem Gedanken, dass sie ganz allein wäre, wenn Veg auch verreisen würde.

Er hatte manchmal solche Andeutungen gemacht: dass er schon auf Missionen gewesen war und sich auf seine nächste freute.

Bulma biss sich auf die Lippen und verdrängte mit aller Macht die Tränen, die langsam bei dem Gedanken aufstiegen, dass sie vielleicht bald einsam vor sich hinvegetieren würde.

Dann, trotzig, schüttelte sie den Kopf.

Das könnte ihrer Familie so passen: sie würde sich nicht von ihnen abhängig machen.

Eines Tages wäre sie stark und selbstständig und würde diesen Ort verlassen.

Sie würde in die Hauptstadt gehen, andere Saiyajins sehen und vielleicht sogar mal den Planeten verlassen. Sie stellte sich vor, wie sie all die fremden Planeten besuchen würde, von denen sie in ihren Büchern las; die fremden Rassen sehen würde, neue Dinge erkunden würde…ihr Herz schlug aufgeregt bei diesem Gedanken.

Sie hatte ihr Lebensziel gefunden.

Dort draußen würde sie ihren Platz finden, aber nicht hier. Sie würden sich mit diesem kleinen Ort nicht zufriedengeben. Sollten die anderen Saiyajins so engstirnig sein, wie ihre Eltern es behaupteten, dann hatte sie vielleicht keinen Platz auf diesen Planeten.

Sie hörte, wie jemand vor der Haustür landete und aufgeregtes Gemurmel. Neugierig verließ sie ihren Platz am Herd und ging nach draußen.

Ihre Eltern und Radditz standen draußen und ihr großer Bruder präsentierte stolz seine neue Kleidung.

Anstelle des üblichen, braunen Hemdes und Hose trug er eine neue, braune Rüstung mit ausladendem Schulterpolster, schwarze Shorts und neue, weiße Stiefel. Prahlerisch drehte er sich vor seiner Schwester, während seine Eltern unbemerkt genervt mit den Augen rollten.

Sie sahen dabei zu, wie Bulma vorsichtig Radditz neue Kleidung berührte und hofften darauf, dass ihre Tochter kein neues Verlangen entwickelte, ebenfalls mit zum Tatakai zu kommen. Radditz Prahlerei könnte wie Öl in das Feuer ihres Trotzes sein. Aber zu ihrer Überraschung blieb ihre Tochter entspannt, lobte den neuen Panzer und wie gut er ihrem Bruder stand.

Bardock und Gine blieben misstrauisch. Das verlief zu gut.

Bardock entschied sich, Bulma abzulenken, bevor der kleine Idiot Radditz sich wieder verplapperte und seine Tochter wieder einen Wutanfall bekam und sich ihre Haare abschnitt: ihre Haare waren endlich wieder länger geworden und so sollte es bleiben.

„Schau mal, Bulma, was wir auch noch mitgebracht haben“ er deutete auf eine metallene Wanne, die hinter ihm stand. Neugierig trat Bulma näher und betrachtete sie. Der Rand war so hoch, dass sie sich auf Zehenspitzen stellen musste, um reinzugucken. Innen war sie mit einer seltsamen, schwarzen Folie bedeckt. Die Wanne war groß genug, dass ein großer Erwachsener wie ihr Vater mit angezogenen Knien oder drei Kinder in ihrer Größe sich reinsetzen konnten.

„Wir haben letztens über die Idee mit der Wanne für heißer Bäder gesprochen“ erklärte ihr Vater. „Ich habe mit Toma und den anderen daran gearbeitet. Mal sehen, ob es funktioniert. Die Folie verhindert, dass Wasser ausläuft und damit man nicht direkt auf dem heißen Metall sitzt. Das könnte sonst einem den Hintern verglühen. Ich werde noch den Ofen bauen, auf dem die Wanne drauf sitzt und dann kannst du mit deinem Vater gemeinsam baden. Na, hört sich das nicht toll an? Dann werden wir immer zuerst im frischen Wasser baden.“

Als Oberhaupt der Familie stand ihm natürlich diese Position zu: er würde als Erstes im sauberen, heißen Wasser baden.

Stolz präsentierte er seiner Tochter sein Geschenk.Jetzt war es nur Gine, die ihre Augen verdrehte. Warum mussten männliche Saiyajins ständig angeben?

Bulma legte den Kopf schief und verstand nicht, warum ihr Vater darauf so stolz war. Schließlich hatte sie bislang immer warm gebadet, dank den Bottichen in ihrer Größe.

Sie blieb daher ruhig und sagte nur „Aha…“.

Bardock zuckte zusammen bei der überraschend kühlen Reaktion seiner Tochter und Gine konnte sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen.

Gut so, Männern durfte man es nicht zu leicht machen, sonst hoben sie wegen der heißen Luft in ihren Köpfen von allein ab.

„Freust du dich nicht?“ fragte Bardock enttäuscht, der auf eine ähnliche Reaktion gehofft hatte, wie sie es für Radditz Rüstung gezeigt hatte.

„Doch, es ist toll…glaube ich. Aber ich bade lieber mit Mama“ stellte Bulma fest. „Oh, ich habe schon das Abendessen auf den Herd. Ich muss den Topf runternehmen“ fiel ihr ein und sie rannte schnell wieder ins Haus.

Verblüfft, enttäuscht und mit offenem Mund sah Bardock seiner Tochter hinterher.

Nach einer erklärenden Antwort sehnend, drehte er sich zu seiner Gefährtin um, die leise schadenfroh kicherte.

„Tja, Bardock, deine Tochter kommt ins Trotzalter. Sie will nicht mehr so viel Zeit mit ihrem Vater verbringen“ erklärte Gine mit hämischem Lächeln. „Zum Glück ist sie nur auf dich sauer. Mich mag sie noch“ fügte sie hinzu und genoss Bardocks erschüttertes Gesicht.
 

Tag des Tatakai…

Radditz, Gine, Bardock und Kakarott; alle in ihrer besten Kleidung beziehungsweise saubersten Rüstung, flogen bereits früh am Morgen los.

Bulma war mit ihnen aufgestanden, um Radditz Glück zu wünschen und wenigstens gemeinsam mit ihrer Familie zu frühstücken.

Radditz bemerkte bei ihrer Umarmung, wie traurig und enttäuscht sie aussah, auch wenn sie niemanden mehr die Ohren volljammerte.

Er erkannte: Bulma verkniff es sich, damit er kein schlechtes Gewissen bekam und sich auf seinen ersten großen Kampf konzentrieren konnte. Fest umarmte er seine kleine Schwester und drückte dann ihre Schultern, während er ihr tief in die Augen sah.

„Ich verspreche dir, ich werde siegreich sein“ gelobte er. Er würde sich nicht mit einem Platz in der Mitte zufriedengeben, sondern nach der Spitze streben.

All die Opfer in den letzten Wochen, zu denen er auch seine Schwester zählte, sollten nicht umsonst sein.

Sie nickte ihm zu und zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln.

Doch es verschwand in dem Moment, als ihre Familie fortflog und sie allein ließ. Müde setzte sie sich an den unaufgeräumten Küchentisch und spielte mit den Krümeln. Sie stellte sich vor, wie sich alle Saiyajins an einem Ort versammelten und die neuen Krieger anfeuerten.

Wie ihr Bruder sich gegen andere Gleichaltrigen schlug.

Wie stolz ihre Eltern auf ihn waren und wie jeder sie für ihren tapferen Sohn lobte.

Niemand wusste aber von der blauhaarigen Tochter, die alleine zu Hause einsam am Küchentisch saß.

Sie strich sich schnell die erste Träne weg, die verräterisch hochkam und konzentrierte sich aufs Saubermachen, um sich abzulenken. Sie erledigte den Abwasch, räumte die schmutzigen Sachen auf und kehrte den Boden. Als aber nichts mehr zu erledigen war, konnte Bulma nichts anders tun, als sich erschöpft auf das Sofa fallen zu lassen und leer an die gegenüberliegende Wand zu starren.

Sie hatte auf gar nichts Lust. Sie fühlte sich schlapp und energielos und nichts, gar nichts, konnte sie von diesem Platz bewegen.

Sollte ihre Familie doch Spaß haben. Sie würde hier vor sich hinmodern.

Ihre Augen schlossen sich langsam, während ihr Körper kraftlos in die Kissen versackte.

„Steh auf, Bulma, lass uns raus gehen“ befahl eine herrische Stimme.

Erschrocken öffnete sie die Augen und sah Veg vor sich stehen, die Arme vor der Brust verschränkt, der Blick mürrisch.

„Warum bist du hier? Ich dachte, du wärst auch…“ stammelte Bulma erschrocken.

„Ich hab’s dir doch gesagt: es ist eine stinklangweilige Veranstaltung. Da bin ich lieber hier. Komm, ich habe auch etwas zum Essen mitgebracht. Wenn alle unterwegs sind, können wir wieder in die Berge fliegen und dort wieder picknicken“ überredete er sie und zeigte ihr den Beutel mit Leckereien, die er für sie aus der königlichen Küche gestohlen hatte.

Langsam kam das alte Funkeln in ihre blauen Augen wieder zurück und ihre Lippen formten sich wieder zu einem Lächeln. Nun wieder energiegeladen, sprang Bulma auf und nahm die Hand, die Veg ihr entgegenstreckte.

Er nahm sie in seine Arme, sie schlang ihre Hände um seinen Nacken und gemeinsam flogen sie los in Richtung der Bergkette.
 

Später Abend, Ende des Tatakai…
 

Ein paar Kilometer vor ihrer Hütte landeten Bardock, Radditz und Gine, die den schlafenden Kakarott auf den Arm trug, im Wald und gingen zu Fuß weiter. Es war Bardocks Idee, den letzten Rest des Weges zu Fuß zu gehen, damit der aufgeregte Radditz sich etwas beruhigen konnte.

Der Tag war lang gewesen und der Junge vibrierte geradezu vor Adrenalin. Etwas Bewegung und die frische Waldluft würden ihn vielleicht beruhigen, bevor sie zu Hause ankamen.

Radditz war mit Kratzern, blauen Flecken und Staub bedeckt, seine Haare waren verfilzt, seine neue Rüstung sah etwas lädiert aus, aber das kümmerte den Jungen nicht. Nur ein einziger Gedanke beherrschte ihn.

Er hatte gewonnen.

Er, Radditz, Bardocks Sohn, war der Gewinner des diesjährigen Tatakai. Sein Name würde damit in die Annalen eingehen und seiner Meinung nach, war dies erst der Anfang.

Es gab nur zwei Kleinigkeiten, die seinen Sieg trübten: Bulma war nicht da gewesen, um seinen Sieg zu beobachten und Prinz Vegeta ebenfalls nicht. Zu gerne hätte er den Prinzen beeindruckt, aber aus unerklärlichen Gründen war er nicht aufgetaucht. Sein Vater wusste aber, dass der Prinz auch beim letzten Turnier nicht zugesehen hatte: es schien ihn nicht groß zu kümmern, wer die Sieger waren, da er sie trotzdem nicht als Konkurrenz sah, angesichts seiner immensen Stärke.

Egal, er hatte gewonnen.

Bardock sah grinsend dabei zu, wie sein Sohn neben ihm aufgeregt durch den Wald hüpfte, während Gine ihnen folgte. Auch er war sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Für Radditz Zukunft sah es erfolgversprechend aus.

„Hast du gesehen, wie ich ihn ausgetrickst habe“ sprudelte es zum wiederholten Mal aus Radditzs Mund, während er haarklein die Aktionen beschrieb, die zum Sieg führte. Sein Vater nickte geduldig, obwohl er innerlich die Augen verdrehte. Er war da gewesen und hatte alles gesehen; was brauchte er da die zigmaligste, blumige Beschreibung. Der Junge sollte das lieber seine Schwester erzählen und ihn nicht mehr volllabern. Aber man hatte nur einmal sein Tatakai im Leben, also blieb er unüblich geduldig.

„Aber eines ist seltsam…“ fiel Radditz etwas auf. Fragend sah er seinen Vater an. „Mein letzter Gegner, dieser Tales…warum sieht er dir und Kakarott so ähnlich?“

Bardock zuckte zusammen und aus den Augenwinkeln sah er vorsichtig nach hinten zu seiner Gefährtin, deren böse Blicke Brandlöcher in seinen Rücken brannte. Zeitgleich mit Radditzs Frage war ihre Stimmung gekippt und sie starrte ihn misstrauisch an.

Radditz wusste nicht, dass seine Eltern sich den Sarang geschworen hatten und Untreue damit vom Tisch war, aber er sollte es besser noch mal betonen, sonst würde seine Gefährtin noch das Schlimmste von ihm vermuten.

„Radditz, ich habe in meinen Leben nur drei Kinder gezeugt: dich und deine Geschwister und damit bleibt es auch“ fing er an. „Aber mein Vater und mein Großvater…nun, zu ihrer Zeit war das Leben anders, härter, kürzer und man hat jede Gelegenheit genossen, die sich gegeben hat. Von einer festen Partnerin weiß ich nichts, nur, dass sie genommen haben, was sie kriegen konnten.“

Radditz sah ihn unverständlich an.

Bardock seufzte und kratzte sich den Kopf.

„Es kann gut sein, dass wir alle zur selben väterlichen Linie gehören“ erklärte er. Aus dem Augenwinkel sah er beruhigt, dass sich seine Gefährtin wieder entspannt hatte.

„Also ist Tales so etwas wie mein Cousin…muss ich nett zu ihm sein, weil wir zur selben Familie gehören?“ fragte Radditz bestürzt.

Bardock lachte laut und schallend auf.

„Niemals. Nur die Kraft zählt, nicht das Blut“ feixte er. „Wenn Tales dich herausfordert, kannst du ihn mit voller Kraft besiegen. Nimm keine Rücksicht auf deinen Gegner, selbst wenn es dein eigener Bruder ist. Das ist es, was einen saiyajinischen Krieger ausmacht. Es gibt keine freiwillige Unterwerfung“ er klopfte seinem Ältesten kräftig auf die Schulter.

Radditz erwiderte das Grinsen seines Vaters.

Vorfreudig ballten sich seine Fäuste.

Schon bald würde er seinen Einberufungsbescheid erhalten und auf den nächstgelegenen Planeten zur weiteren Ausbildung fliegen.

Dort, so plante er es jedenfalls, würde er seine Position als bester Rekrut ausbauen.

Harte Kämpfe erwarteten ihn. Einige Verlierer des Turniers hatten ihn bereits als den Stärksten anerkannt, andere würden weiterhin versuchen, ihn anzugreifen, um sich eine bessere Position zu sichern. Er hatte es nun mit Gegner über und unter ihm zu tun, gegen die er sich durchsetzen musste.

Seine Gedanken wanderten zu seinem letzten Gegner, diesen Tales, gegen den er nur knapp gewonnen hatte. Sein Gesicht war dem von Kakarott sehr ähnlich gewesen, bloß dass ihm sein unschuldiges Lächeln und die fröhlichen Augen gefehlt hatten. Der Junge war stärker gebräunt gewesen, ein gut trainierter Körper in violetter Rüstung, seine Augen wachsame Schlitze und er hatte den Fehler gemacht, Radditz mit einem höhnischen Lächeln heraus zu fordern. Irgendetwas an seiner Haltung hatte Radditz unglaublich provoziert und den Entschluss gefestigt, den miesen Scheißkerl zu besiegen.

Radditz sah zu seinem Vater hoch.

Vielleicht lag es auch an dessen Ähnlichkeit mit dem Jungen, dass er so stark auf Tales reagiert hatte. Bardock war sein großes Ziel, den er eines Tages übertreffen wollte.

„Was ist, Bengel?“ knurrte Bardock, dem Radditz grüblerischer Blick zu ihm aufgefallen war.

„Vater…Bardock, eines Tages bin ich stärker als du“ Radditz Stimme war voller Selbstbewusstsein.

Gine stutzte bei der veränderten Anrede und Bardock zog arrogant einen Mundwinkel hoch.

Mit dem Bestehen des Tatakais hatte Radditz den ersten Schritt auf den Weg des Kriegers gemacht, was bedeutete, dass er alle Männer in seiner Umgebung als potenzielle Konkurrenten betrachtete. Das galt sogar für Brüder und den eigenen Vater.

Radditz nannte ihn nun bei seinen Namen, als Zeichen, dass er seinen Vater damit auch als Gegner ansah.

Ein gefährliches Funkeln erschien in Bardocks Augen.

Der Junge sollte nicht glauben, dass sein Vater ihn bei einem ernsthaften Kampf verschonen würde. Freiwilliges Aufgeben oder Mitleid gab es nicht bei den Saiyajins; jede Herausforderung wurde ernst genommen und sogar der eigene Sohn nicht verschont, wenn er glaubte, er wäre stark genug, seinen Erzeuger heraus zu fordern. Wer den Entschluss gefasst hatte, zu kämpfen, musste es durchziehen, genau so, wenn man eine Herausforderung annahm. Das einzige, worauf der Verlierer hoffen durfte, waren leichte Verletzungen, die schnell heilten. Der Tod fand selten statt, aber manchmal konnte man schon einige Tage oder Wochen ausfallen.

Radditz würde demnächst merken, wie sehr sein Vater sich bislang zurück gehalten hatte.

Die neue Generation strebte immer danach, die alte zu übertreffen und es gab kein deutlicheres Zeichen dafür, als ein Sieg über den Vater.

Das war einer der Gründe, warum die neuen Rekruten fürs erste Jahr den Planeten verlassen musste, weil sie zu diesem Zeitpunkt begannen, ein ungezähmtes Reviergehabe zu zeigen und es dann sehr viel Ärger mit den jüngeren, schwächeren Kindern in den Familien gab.

Auf den Planeten Yasai, mehr Asteroid als Planet nachdem er schon einige Generationen kämpfender Saiyajins ertragen musste, würden sie daher lernen, ihre Instinkte besser zu beherrschen. Wer im richtigen Jahr geboren wurde, hatte sogar die Chance, dort zum ersten Mal die Verwandlung in einen Ozaru zu erleben.

Gine behielt ihre beiden Männer wachsam im Blick. Ihr war das kurze Zucken in Bardocks Körper bei Radditz Kampfansage aufgefallen, auch wenn er jetzt wieder locker neben seinem Sohn schritt. Sie kannte ihren Gefährten und ahnte seine Gedanken. Besorgt behielt sie die beiden im Blick; bereit im Notfall einzugreifen. Es war ein guter Tag gewesen und so sollte er auch enden; sie brauchte jetzt kein albernes, überflüssiges Revierverhalten.

Kakarott bewegte sich in ihren Armen und öffnete verschlafen die Augen. Ob er auch kurz die Gefahr gespürt hatte? Leise fing der Junge an zu murren.

Bardock hörte das Geräusch, drehte den Kopf zu ihr und warf ihr ein aufmunterndes, seitliches Nicken zu. Er forderte sie stumm auf, das Tempo zu beschleunigen und ihm zu folgen.

Er rannte los und seine Familie folgte ihm. Geschickt sprangen sie über die Äste.

Schnell erreichten sie ihr Zuhause, dass sie still und dunkel erwartete. Im Haus brannte kein Licht und leise schlich sich die Familie rein.

Gine und Radditz gingen ins Kinderzimmer, wo sie Bulma schlafend in ihrem Bett fanden. Vorsichtig legte Gine ihren jüngsten Sohn neben ihrer Tochter, der sich, entspannt von ihrem bekannten Geruch, an sie schmiegte, so dass seine Mutter beide Kinder zudecken konnte. Gine konnte ein glückseliges Lächeln nicht unterdrücken, als sie die beiden friedlich schlafenden Gesichter ihrer Kinder vor sich sah und strich sanft über Bulmas Wange. Sie war froh, dass ihre Tochter diesen Tag so gut überstanden hatte.

Währenddessen war Radditz damit beschäftigt, so leise wie möglich aus seinen schmutzigen Klamotten zu steigen. Als er sich mit der Hand durchs staubige Haar fuhr, zog er eine Grimasse. Er brauchte unbedingt ein Bad, auch wenn es ein kaltes war.

Bevor er den Raum verließ, fiel ihm ein kleiner Beutel auf seinem Bett auf. Neugierig öffnete er ihn und fand zwei rote, geflochtene Bänder drin, ähnlich derselben Farbe, wie er es bereits um seinen Arm trug. Schnell warf er einen Blick auf seine schlafende Schwester. Seine Mutter hatte das Geschenk nicht bemerkt, weil sie zu sehr vom Anblick ihrer Kinder abgelenkt war.

Vorsichtig strich Radditz mit seinen Finger über das sorgfältig bearbeitende Band. Sein erstes, was er vor Jahren von ihr erhalten hatte und seitdem ständig um seinen Oberarm trug, war mittlerweile etwas verblichen und aufgeraut, doch er trug es immer, weil es ihr erstes Geschenk an ihm gewesen war. Nun hatte sie ihm sogar zwei Bänder geschenkt, am Tag seines großen Sieges.

Vorsichtig nahm er das alte Band ab und verstaute es in seinen Sachen. Nach dem Bad würde er sich das eine wieder um seinen Arm, aber das andere um den Oberschenkel schlingen.

Wenn er bald auf Yasai war, hatte er immer etwas bei sich, dass ihn an seine Familie erinnerte und an den Grund, warum er sich heute so angestrengt hatte.

Abschied und Einsamkeit

Es war wieder Zeit, Abschied zu nehmen.

Obwohl die ersten Tage nach Radditz Tatakai noch fröhlich verliefen, Radditz Prahlereien über seinen Sieg weniger wurden und die Familie viel Zeit miteinander verbrachte, lag Radditz Abreise wie eine herannahende Wolke über Bulma. Bald würde sie sich von ihrem großen Bruder für eine lange Zeit verabschieden. Selbst wenn er danach sie besuchen kommen würde, war die unschuldige Zeit, in der sie einst gemeinsam spielten, vorbei. Radditz war nun ein halber Erwachsener.

Also machte sie das Beste daraus, indem sie die letzten Tage mit ihrem großen Bruder verbrachte, der endlich wieder Zeit für sie hatte.

Zu ihrem Glück war sie so schlau gewesen, mit ihrem Freund Veg ein geheimes Zeichen vereinbart zu haben, so dass er, sollte er zum See kommen und sie nicht finden, Bescheid wusste. Der Kreis aus Steinen würde ihm sagen, dass sie beschäftigt war. Diese Zeit wollte sie für Radditz nutzen.

Radditz fühlte ähnlich und genoss die letzten Tage mit seiner Familie. Ein Jahr Abwesenheit in der Fremde erschien für den Jungen noch als eine sehr lange Zeit.

Was würde ihm dort auf Yasai erwarten?

Wie anstrengend würde die Ausbildung werden?

Würde er dort Kameraden finden, die ihn ähnlich unterstützen wie Onkel Toma und die anderen seinen Vater? Könnte er auch eines Tages ein Team anführen?

Nachts lag er oft noch wach in seinem Bett und drehte sich unruhig umher.

Tagsüber war es die Anwesenheit seiner Geschwister, die ihn von seinen Zweifeln ablenkte.

Gemeinsam spielten sie Fangen und Verstecken an ihrem Lieblingsbaum oder trollten durch den Wald, so dass Bardock und seine Gefährtin einige Stunden für sich hatten, bevor der Krieger wieder auf Mission musste.

Die Familie traf sich aber immer gemeinsam zum Essen und abends heizten sie das Wasser in der neuen Badewanne an, so dass sich die Familienmitglieder abwechselnd im warmen Wasser des Bottichs oder im kühleren Wasser des Teiches erfrischen konnten.
 

Doch jede schöne Zeit muss enden.

Radditz Abreisetag kam und sein Vater würde ihn zum Raumhafen bringen, wo ein großes Raumschiff die neuen Rekruten zum Planeten Yasai fliegen würde.

In seiner geputzten Rüstung und mit einem brandneuen Scouter ausgerüstet, verabschiedete sich Radditz von seiner Schwester und seiner Mutter. Am linken Oberarm und Oberschenkel trug er die neuen roten Bänder von Bulma.

Eine letzte Umarmung, ein trauriger Blick, ein aufmunterndes Lächeln…dann flogen Vater und Sohn los. Radditz erlaubte sich keinen Blick zurück. Er war kein Kind mehr und musste sich nun wie ein Krieger verhalten. Sobald er den Raumhafen erreichte, würde er all seine Ängste und Sorgen unterdrücken und stattdessen ein selbstsicheres Grinsen aufsetzen. Keiner würde seine Nervosität oder Aufregung zeigen; nur kampfbereite, starre Mienen wie die Erwachsenen.

Sie waren nun Krieger, zwar erst am Anfang ihrer Laufbahn, aber dies war der Weg, den sie gehen würden, ohne zu wanken, bis sie in einem glorreichen Kampf starben.
 

Bulma und Gine, die Kakarott auf den Arm hielt, sahen den beiden Kriegern hinterher, bis sie nur noch kleine Punkte am Horizont waren.

Gine sah zu ihrer stillen Tochter runter.

„Bulma, jetzt wo dein Bruder für eine längere Zeit fort ist, kann Kakarott ja in seinem Bett schlafen. Allmählich wird er auch größer und schwerer, dann hast du wieder mehr Platz in deinem Bett“ schlug Gine vor und justierte den Griff um Kakarotts kleinen Hintern. Der Junge wurde bald drei Jahre alte und angesichts der Menge, die er aß, wuchs er fleißig weiter und wurde schwerer. Seine Arme und Beine wurden länger. Gine wollte schon bald damit beginnen, ihm eigene Kleidung zu nähen, damit er nicht mehr nur in Windeln herumlief. Immer öfter balancierte er auf seinen Füßen und lief die ersten Schritte. Auch die ersten, deutliche Worte wie „Hunger“, „Mama“ und „Bulma“ konnte er aussprechen.

Bulma nickte. Der Gedanke, ihr Bett wieder für sich zu haben, hatte was. Der kleine Bruder wurde größer und strampelte im Schlaf.

„Kannst du dann in dein Zimmer gehen und Radditz Seite aufräumen? Nicht, dass sich Kakarott an etwas verletzt. Du kannst das alte Bettzeug zum Badeteich bringen, dann waschen wir es mal gründlich aus“ sprach Gine weiter. Kakarott fing auf ihren Arm ungeduldig an zu strampeln und sie stöhnte beim Versuch, den schweren Brocken zurückzuhalten. „Ruhe, mein Kleiner, du hattest dein Frühstück. Ohhh, jetzt hat er wieder zu viel Energie. Wenn dein Vater zurück ist, kann er mit dir was machen…dich herumscheuchen und umgekehrt“ schimpfte Gine leise und nahm den Jungen mit ins Haus. Bulma folgte ihr und ging die Treppe hoch in das Kinderzimmer, wo sie neugierig die Vorhänge vor Radditz Zimmerseite zur Seite schob. Sie schmiss das Bettzeug auf den Boden und sah nach, ob sich etwas unter dem Bett befand. Altes Spielzeug, einzelne Schuhe und anderen Nippes sammelte sie auf einen Haufen. Sie öffnete die Truhe, die vor Radditz Bett stand und in der sie nie hereinschauen durfte. Sie beinhaltete Radditz persönlichen Besitz: seine Kleidung, sein Angel- und Jagdzeug, etwas Spielzeug. Neugierig wühlte sie sich durch, auf der Suche nach etwas Nützlichem. Radditz würde es ja nicht mehr merken, wenn sie etwas nahm. Beim Durchkramen fiel ihr tatsächlich etwas in die Hände, was ihre Augen interessiert aufleuchten ließ: Radditz alter Scouter.

Der Scouter, den er einst von seinem Vater geschenkt bekommen hatte, war mittlerweile sehr benutzt. Die Knöpfe an der Kontrollpaneele hakten und waren voller Kratzer, das Kommunikationsmodul war kaputt, die Reaktionsgeschwindigkeit beim Messen war langsam und ein kleiner Riss zog sich durchs grüne Glas. Radditz war froh gewesen, dass er einen neuen, unbenutzten Scouter der neusten Generation erhalten hatte, der schneller reagierte und einen besseren Sound beim Übertragen hatte. Er hatte den alten Scouter achtlos in die Kiste geworfen und keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwendet.

Andächtig nahm Bulma das Gerät heraus und drehte es in ihren Händen. Sie hatte immer versucht, einen Scouter in die Finger zu bekommen, aber weder Radditz noch ihr Vater hatten es zugelassen.

Nur Onkel Toma hatte ihr mal seinen gegeben, weil sie gesagte hatte, dass sie seinen Wackelkontakt reparieren konnte. Nach langem, hartnäckigem Becircen mit großen Augen war der Mann eingeknickt und hatte ihr seinen Scouter kurz überlassen. Während sie ihn aufgeschraubt hatte, hatte der Krieger sie aber nicht aus den Augen gelassen. Er schien seinen voreiligen Fehler bemerkt zu haben und verhinderte, dass das neugierige Mädchen mehr über die Technologie erfuhr oder gar unbeabsichtigt eine Kommunikation startete.

Bulma besah sich den alten Scouter. Vielleicht konnte sie diesen auch wieder reparieren? Schnell packte sie den Scouter in ihre Gürteltasche. Sie würde sich später ein gutes Versteck ausdenken müssen, damit keiner aus ihrer Familie darüber stolperte. Niemand durfte davon erfahren.

Sie nahm den Haufen mit Radditz altes Zeug vom Boden und ließ es achtlos in die Kiste fallen. Kaum hatte sie das benutzte Bettzeug auf den Arm genommen, als sie schwere Schritte über die hölzerne Treppe hörte und ihr Vater hereinschaute.

„Alles in Ordnung?“ brummte er.

Bulma blinzelte und bemühte sich um eine unschuldige Miene.

„Ja, ich soll Radditz Bettzeug zum Teich bringen…hat Mama gesagt“ sagte sie.

Bardock nickte. „Ich soll die Matratze zum Auslüften nach draußen bringen. Die ist zu schwer für dich“ erklärte und schritt an ihr vorbei, um mit einer leichthändigen Bewegung die Matratze vom Bettgestell zu nehmen. Er ließ Bulma voran gehen, die mit großem Ernst die ihr anvertrauten Aufgabe unter den wachsamen Augen ihres Vaters lösen wollte. Bardock schmunzelte bei ihrem ernsthaften Blick und schritt vorsichtig hinter ihr; bereit jederzeit einzugreifen, sollte sie stolpern.
 

Drei Tage später musste auch Bardock sein Heim verlassen. Die Missionen hatten sich durch die Pause angesammelt; viele saiyajinische Kämpfer hatten wegen dem Tatakai ihrer Söhne keine Missionen annehmen können und wegen der knappen Anzahl an Kriegern war die hohe Anzahl an Aufträgen kaum bearbeitet worden.

Die Saiyajins durften sich nicht von anderem Söldner den Rang ablaufen lassen. Sie waren nicht die einzige Rasse im Universum, die gut im Töten und Vernichten war.

Bardock wusste nicht, wie lange er fortbleiben würde; dabei hatte ihm die kurze Zeit nur mit seinen Frauen gut gefallen. (Kakarotts Anwesenheit ignorierte er, so gut es ging)

„Es wird vermutlich über ein halbes Jahr dauern, bevor wir wenigstens für eine kurze Pause zurück dürfen und dann geht es über den Winter weiter“ murmelte er, als er mit seiner Gefährtin die letzte Nacht im gemeinsamen Bett verbrachte. Sie besprachen die nächsten Monate, die Gine alleine mit den Kindern verbringen würde. Ohne ihn und Radditz als die größten Esser im Haus, könnte Gine ihre Arbeitsstunden verringern und mehr Zeit mit den Kindern verbringen. Sie würde weniger Vorräte benötigen und müsste daher nicht mehr so lange arbeiten.

Gine lag auf seiner nackten Brust und kreiste mit ihrem Finger nachdenklich über seinen Brustkorb, spürte den starken Schlag seines Herzens; ein dünnes Laken bedeckte ihre schweißfeuchten Körper nach ihrer hitzigen Vereinigung.

„Ich werde noch mal versuchen, Kakarott in eine Kindergruppe unterzubringen. Aber sollte das nicht klappen…dann muss er die nächsten Jahre bei Bulma zu Hause verbringen“ erzählte sie ihren Plan.

Bardocks Hand strich über ihren Rücken und verweilte über ihren nackten Hintern. Beide führten träge Streicheleien im selben Tempo aus; genossen die Wärme ihres Gegenübers für einen langsamen Abschied, da es am nächsten Morgen dafür keine Zeit geben würde.

„Bei unseren letzten zwei Kindern weiß ich wirklich nicht, was du dir dabei gedacht hast“ nuschelte Bardock und seine Augenbrauen zogen sich düster zusammen bei den Gedanken an seine Sorgenkinder. Kakarotts Kampfkraft wuchs kaum. Mit dieser Schwäche konnte man ihn kaum in die Öffentlichkeit lassen. Er würde der Schwächste von allen sein und nur getreten und getrietzt werden. Vielleicht war es wirklich besser, wenn er wie seine Schwester abseits des Stammes lebte.

Auf diese Weise würde er wenigstens überleben.

Gine küsste seine Brust. „Gib die Schuld nicht mir. Kakarott kommt eindeutig nach dir.“

„Bezweifele ich. Ich denke, er ist eine Mutation…zwar nicht so offensichtlich wie Bulma, aber…kann es sein, dass der Wahnsinn aus deiner Familie sich nun in meinen letzten Nachkommen verfestigt?“

Gien warf ihm einen zweifelnden Blick zu. „Was meinst du damit?“

„Deine Eltern waren schon komisch“ brummte Bardock.

„Du meinst, weil sie sich nicht gegenseitig umbringen wollten wie deine und ich in einem liebevollen Umfeld aufgewachsen bin, wo wir nett zueinander waren?“

Bardock hob spöttische eine Augenbraue und schmunzelte. „Siehst du...total wahnsinnig für saiyanische Verhältnisse“

„Vielleicht sind es aber die anderen, die wahnsinnig sind und ich komme aus eine der wenigen Familien, wo wir noch alle Tassen im Schrank haben“ konterte Gine.

Bardock unterdrückte ein Lachen.

Bevor Bardock etwas weiteres Abfälliges über ihre Eltern sagen konnte, kniff sie in seine Brustwarze und zwirbelte mit einem fiesen Grinsen fest daran. „Schön lieb sein oder ich zeige dir den Unterschied zu einer gemeinen Saiyajin“ flüsterte sie.

Bardock verzog schmerzhaft das Gesicht.

Wann würde er endlich lernen, keine Diskussionen mehr mit seinem Weib zu führen...letztendlich nutze sie jeden fiesen Trick, um zu gewinnen.

Gine ließ seine Brustwarze los und drückte stattdessen einen Kuss drauf.

„Ich weiß, dass du auch eine nette Seite hast, sonst hätte ich mich nie für dich entschieden. Kakarott hat das von uns geerbt und ich finde es schön“ murmelte sie an seiner warmen Brust.

Dann beugte sie sich zum ihm hoch. Kurz bevor ihre Lippen aufeinandertrafen, hauchte sie „Nur weil jemand schwächer ist, heißt das nicht, dass diese Person schwach ist.“

Ihr Blick wurde ernst; für Bardock ein Zeichen, dass die sonstige, spielerische Neckerei vorüber war.

Bardock sah in die sorgenvollen Augen seiner Gefährtin und ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Gine sah oft vorausschauender, als er es tat. Ihre Worte waren eine Warnung: er sollte niemanden unterschätzen, denn auch ihn hatte man oft unterschätzt. Wer zu lange an der Spitze war, glaubte, es gäbe keinen anderen über ihn. Seine Kinder könnten ihn überraschen, aber auch seien Feinde, wenn er sie falsch einschätze.

Seine Hand presste sich an ihre Wange, sein Daumen strich über die zarte Haut und sie schmiegte sich an ihn; ließ seine Wärme auf sie übergehen.

„Ich werde zurückkommen“ versprach er, so wie er es immer vor einer Mission tat.

Sie lächelte traurig. „Ich werde auf dich warten“ antwortete sie wie üblich.
 

Am nächsten Morgen flog Bardock früh los, um mit seinem Team für längere Zeit den Planeten zu verlassen. Auch ihn verabschiedeten Bulma und Gine gemeinsam, bis sie seine Gestalt nicht mehr am Horizont ausmachen konnten. Bulma fiel aus den Augenwinkeln auf, wie ihre Mutter bemüht lächelte, aber ihre Augen sahen traurig aus. Bei jedem Abschied wusste Gine nicht, ob sie ihren Gefährten wieder sehen würde. Alles was sie tun konnte, war warten und hoffen.

Es war noch früher Morgen und Gine musste heute nicht zur Arbeit erscheinen. Stirnrunzelnd sah sie auf den schläfrigen Kakarott.

„Bulma, sollen wir heute anfangen, die ersten Kleidungsstücke für Kakarott zu nähen? Du könntest wieder den Stoff färben“ schlug sie ihre Tochter vor, die noch nachdenklich in den Himmel starrte.

„Äh, ja, kann ich machen. Ich werde dann noch kurz in den Wald gehen, um eine neue Zutat zu holen. Die Tiaco-Früchte sind reif und ich frage mich, ob ich aus ihrer Schale eine neue Farbe herausholen kann. Ich bin gegen Mittag wieder zurück. Äh, Mama, morgen bist du wieder bei der Arbeit, oder? Soll ich dann wieder auf Kakarott aufpassen?“

Gine seufzte. „Nein, ich werde es morgen noch mal versuchen, ihn in eine Kindergruppe zu integrieren. Aber wenn das nicht klappt…dann muss Kakarott seine Kindheit hier verbringen.“

„Finde ich gut“ antwortete ihre Tochter, zufrieden bei dem Gedanken, sich nicht von ihrem jüngsten Bruder trennen zu müssen. Ohne sich umzudrehen, lief sie in den Wald.

Was Gine nicht wusste: Bulma würde an einen geheimen Platz am See ihren Steinkreis entfernen um ihren Freund Veg zu bedeuten, dass sie an ihren üblichen Tag und Treffpunkt auf ihn warten würde.

Um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, kam sie gegen Mittag mit einer Handvoll Tiaco-Früchte zurück, faustgrößen Früchte mit harter, oranger Schale und begann, diese als Zutat für eine neue Färbung zu nutzen.

Zusammen mit einer Mischung aus andere Zutaten erschuf sie eine Sammlung diverse Farben, die einem Sonnenuntergang ähnelten oder den Tiaco-Früchten selbst: ein Farbspektrum aus orangen Farbtönen, zart pastellig bis dunkel.

Bulma war damit sehr zufrieden: in Kombination mit schwarz und dunkelblau leuchtete die Farbe noch mehr. Kakarott würde sich so nicht mehr so leicht verstecken können, wenn sie Verstecken im Wald spielten. Gine traute sich nicht, ihr zu sagen, dass diese Farbe zu grell für das simple, konservative Farbempfinden der Saiyajins war.

Am nächsten Tag würde sie Kakarot in seiner üblichen Windel abgeben. Die neue Kleidung wäre erst mal nur für zu Hause im Privaten geeignet.
 

Am nächsten Morgen wartete Bulma geduldig darauf, dass ihre Mutter mit Kakarott auf den Arm sich auf den Weg zu ihrer Arbeit machte.

Sie spülte noch schnell das Geschirr ab und räumte es weg und dann lief sie auch schon freudig zum See. So lange hatte sie Veg nicht mehr gesehen und heute hatten sie wieder einen Tag nur für sich.

Vielleicht konnten sie ja noch tiefer in die Berge fliegen oder er hatte wieder interessante Rätselfragen oder neue Bücher für sie, die sie gemeinsam am See lesen konnten. Eifrig machte sie Pläne, bis sie schwer atmend am See ankam. Sie verlangsamte ihren Schritt und schnappte nach Luft, während sie zu ihrem üblichen Treffpunkt schritt. Die tiefhängenden Äste mit dem dichten Laub verdeckten sie, als sie am Stamm des Baumes setzte. Während sie wartete und darauf hoffte, dass Veg auch wirklich kam, besah sie sich ihre Tunika. Allmählich wurde sie immer kürzer und blasser. Sie sollte sich auch mal wieder neue Kleider schneidern. Ungeduldig sah sie immer wieder in den Himmel, ob sie eine bekannte Gestalt sah. Die mangelnde Kommunikation war manchmal lästig. Aber wenn sie es schaffen würde, den Scouter zu reparieren und Veg ihr zeigen könnte, wie sie ihn damit anrufen könnte…sie lächelte freudig bei den Gedanken, mit Veg reden zu können, wann immer es sie verlangte. Aber so wie es aussah, brauchte sie ein paar Ersatzteile und sie hatte keine Ahnung, wo sie die her holen sollte. Veg musste ihr da auch helfen.

Gelangweilt stand sie auf und schritt zum Ufer.

Bei den Gedanken an ihren genialen Plan, überkam sie ein glückliches Schaudern.

Sie war traurig, dass sie sowohl ihren Vater wie großen Bruder für längere Zeit nicht mehr sehen würde, aber so musste sie sich nicht mehr sorgen, dass Bardock von ihren Freund erfuhr. Sie hoffte darauf, dass Kakarott sich so schlecht benahm, dass er bei ihr blieb. Ihre Mutter plante, auch mehr Zeit zu Hause zu verbringen. Gine war netter als ihr Vater. Vielleicht, eines Tages, könnte sie Veg mitnehmen und Gine würde sehen, dass andere Saiyajins sie auch akzeptierten….dass sie selber einen Freund gefunden hatte…ein Wunsch für die ferne Zukunft. Aber erst mal musste sie sich auf die Gegenwart konzentrieren.

Zusammen mit Veg und Kakarott wäre sie also weniger allein und wenn ihr Scouter funktionierte…bei den Gedanken, was die Kinder dann alles machen könnte, tänzelten ihre Füße wie von selbst über den Sand.

Lachend drehte Bulma Kreise. Ihr kleiner Saiyajinschweif zuckte aufgeregt und verhinderte, dass sie die Balance verlor. Der Saum ihres Kleides flatterte bei jeder Umdrehung, während das Mädchen leichtfüßig über den Boden tanzte. Fröhlich summte sie eine ausgedachte Melodie, die in ihren Kopf spukte und beobachtete, wie ihre Füße Spuren im Sand hinterließen.

Sie war so abgelenkt von diesem Anblick, dass Vegeta lautlos am Ufer landen konnte und ihr stirnrunzelnd zusah.

Er wollte schon laut fragen, ob sie nun endgültig übergeschnappt war, aber Bulmas anmutige Bewegungen und ihr breites Lächeln hielten ihn davon ab. Stattdessen sah er weiter fasziniert zu.

Erst als Bulma ihn bei einer Pirouette sah und von selbst anhielt, räusperte er sich verlegen, um seine Ankunft zu verkünden. Bulma rannte mit fröhlichen Lächeln auf ihn zu.

Vegeta schluckte. Sein Hals war merkwürdig trocken geworden bei ihren Anblick. Es waren nur zwei Wochen seit dem Tatakai gewesen, seitdem er sie nicht mehr gesehen hatte, aber es kam ihm länger vor.

Wie sehr würde sie von ihm beeindruckt sein, wenn er von seinen Neuigkeiten erzählte? Seine kleine Gestalt streckte sich unwillkürlich bei den Gedanken an ihren ehrfurchtsvollen Blick.

Er erlaubte sich ein vorfreudiges Schmunzeln. Bulma stutzte, als sie beim Näherkommen seine zufriedene Miene sah und legte überrascht den Kopf schief.

„Hey, Veg, ist was Gutes passiert oder freust du dich, mich zu sehen?“ strahlte sie ihn an.

Vegeta bemühte sich wieder um ernste Miene und hob die Nase.

„Heute alleine, ohne die kleine Nervensäge? Gut“ sagte er.

Er ging schnurstracks unter den Baum, wo der Schatten angenehm war und Bulma folgte ihm.

„Hat dein Bruder das Tatakai bestanden?“ fiel ihm die Frage ein.

„Ja, er ist vor kurzem losgeflogen auf diesen Planeten, wo er weiter ausgebildet wird“ erzählte sie und seufzte. „Jetzt werde ich ihn für mindestens ein Jahr nicht mehr sehen. Mein Vater ist auch schon wieder fort.“

Vegeta nickte. In seinem Fall war die gewöhnliche Ausbildung nicht nötig gewesen. Stattdessen hatte er seinen persönlichen Lehrer wie Nappa und gleich eine richtige Mission bekommen.

„Also, warum hast du gelächelt?“ unterbrach Bulmas Stimme seine Gedanken. „Freust du dich, wieder mit mir zu spielen?“ sie schmunzelte selbstbewusst.

Vegeta räusperte sich und bemühte sich um eine undurchdringliche Miene, aber dann platzte es aus ihm raus.

„Ich habe eine neue Mission bekommen. Eine richtig gefährliche auf einen fernen Planeten“ erzählte er und seine Augen leuchteten aufgeregt. Nappa hatte ihm erzählt, dass es dort einen heftigen Krieg gab und die kleine Truppe Saiyajins sich richtig austoben durften.

„Ich werde endlich mal mit voller Kraft kämpfen können. Wenn ich wieder zurückkomme, bin ich bestimmt stärker“ prahlte er.

Bulmas Augen wurden groß. Ein kaltes Schaudern überkam sie.

Veg verließ sie?!

Genau wie ihr Vater und Radditz!

Sie erinnerte sich an die traurige Miene ihrer Mutter, ihre Sorge. Warum verließen die Saiyajins ihre Familie ohne einen Gedanken an die zu verschwenden, die sie zurück ließen? Warum war ihnen der Kampf so wichtig?

Bulma wurde wütend.

Vegs selbstgefällige Miene bei seiner Nachricht erzürnte sie. Warum sollte sie sich für ihn freuen?

Er rieb ihr doch unter die Nase, dass er den Planeten verlassen durfte, während sie hier bleiben musste, isoliert in diesem Wald; einsamer als je zuvor.

Vegeta stutzte bei Bulmas verkniffenen Mund. Ihre Augenbrauen waren missmutig zusammen gezogen. Das war nicht die Reaktion, die er erwartet hatte.

Bulma drehte sich um und ging zum Ufer zurück; ließ ihn unter dem Baum einsam stehen.

„Hey, was soll das?“ fragte Vegeta aufgebracht, folgte ihr und hielt sie an ihrem Arm fest.

Bulma drehte sich wütend um und riss ihren Arm aus seinen Griff.

„Was das soll? Was willst du? Soll ich mich für dich freuen, weil du reisen und dir den Kopf einschlagen darfst? Und ich soll hier auf dich warten, oder was?“ schrie sie ihn entrüstet an.

„Äh, ja“ stimmte Vegeta ihr unsensibel zu. Wohin sollte sie auch gehen? Natürlich würde sie noch hier sein, wenn er wieder von seiner Mission zurückkam. Auch wenn es vermutlich eine längere Zeit dauern würde…in ihrem Zustand konnte Bulma nirgendwo hin. Sie würde immer hier auf ihn warten.

„Du….du…“ Bulma war so wütend, dass ihr die Worte fehlten.

Diese eingebildete, selbstgefällige Überzeugung, dass sie nichts Besseres zu tun hatte, als auf ihn zu warten…das er das Highlight ihres Lebens wäre…was fiel diesem eingebildeten Sackgesicht ein?

„Blödmann“ keifte sie „Glaubst du, das ist meine Bestimmung? Hier zu sein und auf dich zu warten? Was glaubst du, wie ich mich fühle? Ständig wollt ihr Dummköpfe kämpfen, habt nichts anderes im Kopf, ihr blöden Saiyajins.“

Vegeta verdrehte genervt die Augen.

„Du bist doch selbst ein Saiyajin“ murrte er und verstand nicht, warum sich Bulma so aufregte.

„Ach, jetzt bin ich eine Saiyajin und keine „Missgeburt mit komischen Haaren“?“ rezitierte sie ihn.

Vegeta zuckte beschämt zusammen. Es war langer her, ihr erstes Treffen, als ihm diese Worte rausgeschlüpft waren. Er hatte sich dafür nie entschuldigt und sie auch fast vergessen, aber Bulma…sie erinnerte sich immer noch daran. Dabei fand er ihre Haare jetzt sogar schön und einzigartig.

Er strich sich durch seine eigenen Haare, überfordert von Bulmas unverständlicher Reaktion.

„Hört mal, Bulma, keine Ahnung, warum du so ausflippst. Alles, was ich dir sagen wollte, ist, dass ich für einige Monate nicht mehr auf diesen Planeten bin. Vielleicht sogar länger, wenn ich sofort weitere Missionen nach erfolgreichen Bestehen bekommen. Ich wolle mich verabschieden und…“ er verstummte. Er hatte gedacht, sie würde stolz auf ihn sein. Diese Mission war eine große Sache. Dieses gegnerische Volk war stark und technologisch gut ausgerüstet. Es würde gefährlich werden und er hoffte darauf, gegen starke Gegner zu kämpfen, um sein Powerlevel zu steigern. Er würde vielleicht sogar endlich eine Pause von diesem theoretischen Unterricht erhalten und sich nur aufs Kämpfen konzentrieren können.

Dass man ihm endlich diese Chance gab…es zeigte seinen Rang. Man nahm ihn ernst. In seinem Alter so eine Mission…sollte sie ihn da nicht anhimmeln, ihn bewundern? Stärke war das Symbol der Saiyajins und ein starker Saiyajin sollte geschätzt werden.

„Warum glaubst du, dass ich mich freue?“ wandte Bulma ein. Ihre Augen glitzerten verräterisch, aber sie schluckte die Tränen herunter. „Ich finde es dämlich. Dumm. Was ist schon so toll daran, andere Völker zu vernichten? Warum sollte man darauf stolz sein?“

Vegetas Augen wurden groß. Bulma stellte das Dasein der Saiyajins in Frage. Anscheinend war sie doch keine richtige Saiyajin, wenn sie das nicht verstand oder es lag daran, weil sie so schwach war.

Sie hatte keine Ahnung über das Bedürfnis der Männer, ihre Kraft auszuprobieren, vom Adrenalinrausch und den Stolz, den man verspürte, wenn der Gegner im Staub lag.

Er fühlte sich in seinen Stolz getroffen.

Was fiel ihr ein, seinen Erfolg so geringschätzig zu behandeln?

„ICH bin STOLZ darauf“ erwiderte er in scharfen Tonfall. Seine Arme überkreuzten sich vor der Brust und seine Finger hielten sich hart an seinen Oberarmen fest. Der leichte Schmerz, den seine Finger verursachten, ließ ihn die Kontrolle behalten.

„Dann geh doch, du Trottel. Geh und fliege los, kämpfe und töte. Aber glaub ja nicht, dass ich auf dich warte oder dich dafür bewundere“ schrie ihm Bulma entgegen und drehte sich um.

Mit eiligen Schritten lief sie auf den Rand des Waldes zu.

„Fein, das tue ich. Glaub ja nicht, dass ich auch nur einen Gedanken an dich verschwenden werde“ rief er ihr wütend hinterher.

Er blieb an seinen Platz stehen; weigerte sich, ihr hinterherzulaufen. Er nahm seine Arme runter, seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er knirschte mit den Zähnen.

Was dachte sich diese dumme Göre, sich so über den Lebenssinn der Saiyajins aufzuregen?

Vegeta war innerlich verletzt, dass Bulma ihn nicht mit dem Respekt bewundert hatte, den er sich vorgestellt hatte.

Er knurrte.

Mädchen waren dämlich und verstanden das halt nicht.

Gut, dann würde er jetzt verschwinden und für eine lange, lange Zeit nicht mehr hier her kommen.

Irgendwann würde sie ihn vermissen. Er war schließlich ihr einziger Freund und sie hatte nur noch ihren dämlichen, kleinen Bruder. In ein paar Jahren, wenn er in Stimmung war, würde er hierher zurückkommen und ihr großzügig erlauben, sich auf Knien bei ihm zu entschuldigen. Vielleicht würde er ihr dann für diese Unverschämtheit verzeihen.

Sie würde ihn bestimmt vermissen.

Ein letzter Blick auf den dichten Wald, in dem Bulma verschwunden war…dann drehte sich Vegeta um und flog zurück zum Palast.
 

Bulma versteckte sich im Gebüsch. Sie saß unter einem dichten Busch und hatte ihren Kopf auf ihren angewinkelten Knien abgelegt. Sie schniefte und strich die Tränen weg.

Sie war unglaublich wütend auf Vegs Beschränktheit und verletzt.

Wieso war ihm nicht aufgefallen, wie unsensibel er sich ihr gegenüber verhalten hatte?

Gut, dann sollte er halt verschwinden und sie alleine lassen.

Sie würde auch ohne ihn zurechtkommen.

Sie griff in die Gürteltasche, wo sich der alte Scouter befand. All die Pläne, die sie geschmiedet hatte…vorbei, fürs erste. Dann würde sie halt selber versuchen, den Scouter zu reparieren. Sie würde Materialien sammeln und ausprobieren.

Stur strich sie die letzten Tränen weg und ging wieder nach Hause.

Wenigstens auf ihre Mutter und Kakarott konnte sie sich verlassen.

Sie würde schon zurecht kommen.

Die Gefühle hinter der grimmigen Maske

 

 

Die folgenden Monate verbrachte Bulma allein oder in der Gesellschaft ihrer Mutter und ihres kleinen Bruders.

Gine hatte nach dem zweiten kläglichen Versuch beschlossen, Kakarott in keine Kindergruppe mehr zu bringen…es sei denn, es geschah ein Wunder und der Junge wurde entweder sehr viel stärker oder ruhiger und unterwürfiger, aber die Chancen standen schlecht dafür.

Stattdessen verbrachte der Jüngste seine Zeit in der Gesellschaft der weiblichen Mitglieder seiner Familie, was vielleicht zu seinem Besten war. Denn weder Bulma noch Gine besaßen das arrogante, aggressive Verhalten der saiyanischen Männer, wodurch der Junge weder Hunger noch Angst noch Schmerzen und Erniedrigung erleiden musste. Niemand nahm ihm sein Essen weg, bedrohte oder verletzte ihn. Stattdessen wurde er geherzt und liebkost, wie es andere gleichaltrige Kinder selten erlebte.

Mit jedem neuen Tag lernte er mehr Worte und das Sprechen fiel ihm leichter.

Während sie seinen Lernfortschritt überwachte, dachte Bulma mit leichten Unbehagen daran, wie nahe sie einer Katastrophe entkommen war.

Was wäre geschehen, wenn Kakarott unbekümmert von Veg erzählt hätte?

Ihr Bruder hatte ein offenes Gemüt und kannte keinen Argwohn. Fröhlich erzählte er brabbelnd, was er sah oder dachte.  Zu ihrem Glück fing ihr kleiner Bruder erst dann mit dem Sprechen an, als sie sich mit ihrem Freund gestritten und getrennt hatte. Zwar erinnerte sich Kakarott an den Jungen mit dem großartigen Umhang, aber sein mangelnder Wortschatz verhinderte, dass er nach ihm und, noch viel wichtiger, nach den leckeren Süßigkeiten fragen konnte. Es waren die Erinnerungen an die süßen Kekse, ihr Geruch und Geschmack, die er mir Veg verband. Seine Fragen danach und nach Veg verstand Gine aufgrund seines Gebrabbels nicht und Buma lenkte ihn in diesen Momenten schnell ab. Sie hoffte darauf, dass Kakarott den Jungen mit dem Umhang bald vergessen würde.

Der Gedanke an Veg schmerzte sie. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr Freund so gemein zu ihr sein könnte. Jegliche Gewissensbisse, dass sie sich anders hätte verhalten können, ignorierte sie. Sie hatte keine Lust darauf, ständig den anderen nachzugeben.

„Du kannst nicht ins Dorf, du kannst nicht zum Tatakai, du darfst keine Freunde haben, du bist schwach und blauhaarig…bleib schön hier und warte auf uns“. Das war die Kernaussage, die jeder ihr befahl. Immer dieselben Sätze und ständig verlangte man, dass sie nicken und brav nachgeben sollte.

Darauf hatte sie keine Lust und sie sehnte sich nach einem Verbündeten, der sie verstand. Sie hatte geglaubt, dass Veg dieser Verbündeter wäre, aber leider…er war wie die anderen.

Ging wohin er wollte und verließ sich darauf, dass sie auf ihn wartete.

Bulma verdrängte ihren Schmerz in die hinterste Ecke ihres Herzens und versuchte sich abzulenken.

Sie sehnte sich nach etwas Neuen, auch wenn ihr das Spielen mit ihrer Mutter Spaß machte und sie oft allein durch den Wald streifen durfte, solange sie pünktlich zum Essen wieder daheim war.

Da sie aber nicht fliegen konnte und für eine Saiyajin recht langsam war, war ihr Gebiet zum Ausschwärmen begrenzt und die Bücher aus ihrer Sammlung kannte sie auswendig.

Den alten Scouter schaffte sie auch nicht zu reparieren. Sie überlegte, was sie unternehmen könnte, aber der Mangel an Möglichkeiten und die friedliche Stimmung, die gerade in der kleinen Familie herrschte, bremsten sie. Nichts trieb sie zur Eile an, ihre Ziele sofort zu erfüllen.

Eines Tages saß sie nachdenklich unter einen Baum nahe dem Hause und sah Kakarott bei seinen Versuchen zu, das Zählen mit Hilfe von Kieselsteinen zu lernen. Der Junge biss sich konzentrierte auf die Lippen, während er mit Händen und Füßen versuchte, die Aufgaben zu lösen.

Bulma seufzte bei seiner Schwerfälligkeit.

Das Sprechen klappte, aber Zählen, Lesen, Schreiben…das würde dauern. Kakarott ließ sich zu leicht ablenken, wie in diesen Moment, wo ihre Mutter mit einem Korb nasser Wäsche von der Rückseite des Hauses kam und sie anfing, auf die Leine zu hängen.

„Ich helfe dir“ rief Kakarott und stellte sich neben seiner Mutter hin, um ihr die nassen Kleidungsstücke anzureichen, damit sie diese leichter anspannen konnte.

Bulma verdrehte die Augen. Kakarott half gerne im Haushalt, wenn er dadurch den langweiligeren Unterricht seiner Schwester entkam. Mit schmalen Augen sah sie dabei zu, wie er mit tapsigen, kleinen Händen nach den Stücken griff, sie ausschüttelte und weiter reichte.

Sie erkannte: Sie war nicht die einzige, die ein Außenseiter der Saiyajins war.

Kakarott war auf den besten Weg dorthin, ebenfalls einer zu werden.

Er besaß das Aussehen, aber nicht die notwendige Stärke. Was würde passieren, wenn er eines Tages ins Dorf oder in die Hauptstadt ging, wo die aggressiveren Männer lebten? Wer würde ihm das Kämpfen beibringen, damit er sich wehren konnte?

Weder Radditz noch Bardock waren hier und sie war momentan noch körperlich stärker, aber Kämpfen…wer sollte ihm helfen?  Auch Vaters Teamkameraden waren nicht mehr auf den Planeten, sondern mit ihm unterwegs. Ihr Scouter funktionierte nicht und mit Veg hatte sie sich gestritten.

Sie seufzte erneut und Gine drehte den Kopf, um nachzusehen, weshalb ihre Tochter wieder grübelte.

„Was ist los, Bulma?“ fragte sie besorgt und trat zu ihrer Tochter, nachdem sie das letzte Wäschestück hingehängt hatte. Sie setzte sich zu ihr hin auf den trockenen Boden.

Bulma wandte grummelnd den Kopf ab, aber Gines freundliches Gesicht und ihr besorgter Blick brachen ihren sturen Wall.

„Was soll mit Kakarott geschehen, wenn ihn niemand das Kämpfen beibringt?“ brach es aus ihr heraus.

„Kakarott ist doch erst drei“ beruhigte Gine sie.

„Hat Papa denn Radditz nicht das Kämpfen beigebracht, als er so alt war?“

Gine druckste herum. Es stimmte, Radditz hatte früher angefangen.

Da Bardock aber oft unterwegs war, war es kein kontinuierliches Training gewesen. Hier und da mal kleine Übungen. Vieles hatte Radditz durch das Spielen mit seinen Freunden erfahren und sich selbst beigebracht; eine Möglichkeit, die Kakarott nicht besaß.

Bulma verschränkte die Arme vor der Brust. „Siehst du…ich mache mir Sorgen, dass jemand meinen Bruder weh tut.“

Kakarott krabbelte zu seiner Mutter auf den Schoß. Die Worte und Sorgen seiner Schwester waren für ihn unverständlich.

Ihm ging es doch gut. Er war satt und ihm war warm. In seinen Leben gab es keine Sorgen.

Gine drückte ihn liebevoll an sich. Kakarott legte seinen Kopf beruhigt an ihrer Brust und schloss die Augen. Ihre Hände strichen sanft durch das strubbelige Haar, während sie überlegte.

„Dann bringe ich es ihm bei. Euch beiden, wenn du es auch lernen willst“ beschloss sie.

Bulma sah sie mit großen Augen sprachlos an.

„Was denn? Hast du gedacht, ich kann nicht kämpfen? Natürlich ist dein Vater stärker, aber das bedeutet nicht, dass ich keine Tricks darauf habe. Du kennst doch Selypa? Jede saiyanische Frau hat ein paar Kniffe drauf, wie sie sich gegen die stärkeren Männer behaupten kann und Selypa hat mir die besten davon verraten. Das war sehr nützlich, als ich auf meiner ersten Mission war“ erzählte Gine lachend.

Bulmas Augen wurden noch größer und ihr Mund öffnete sich staunend.

„Du…du warst auf einer Mission? Außerhalb des Planeten?“ wunderte sie sich.

Gine grinste. „Was glaubst du, wie ich deinen Vater kennen gelernt habe? Ach ja, das war eine lustige Begegnung.“ Erinnerungen stürmten auf sie ein, von denen einige nicht so lustig waren, wie sie ihrer Tochter glauben lassen wollte.

„Woher soll ich das wissen? Ihr habt mir nie davon erzählt“ fragte Bulma vorwurfsvoll, aber dann siegte die Neugier. „Wie war das so? Auf was für einen Planeten warst du? Was hast du über Papa gedacht, als du ihn zum ersten Mal gesehen hast?“

Gine schmunzelte bei Bulmas bittendem Gesicht. Sie setzte sich bequemer hin, denn so wie es aussah, würde das eine längere Geschichte werden.

 

Das erste Treffen

Gine rannte eilig durch den Raumflughafen auf der Suche nach den Treffpunkt der Prüflinge.

Der neue Brustpanzer, den sie erhalten hatte, drückte während des Laufens ungewohnt eng an ihre Brust, aber wenn er sie dafür beschützte…sie würde sich schon daran gewöhnen. Hastig sah sie sich in der unbekannten, riesigen Halle um, bis sie vor einem offenen Tor ein großes Raumschiff und davor eine Gruppe junger Saiyajins sah.

Das musste es sein!

Sie rannte dorthin und sah einen ältere Frau in Rüstung an einen Tisch sitzen, ein Klemmbrett und eine geheimnisvolle Holzbox vor sich.

„Melde mich zur Tatakai-Prüfung, Madam“ begrüßte Gine die Frau respektvoll.

„Name, Alter und Tätigkeit?“ fragte diese gelangweilt.

„Gine, 15 Jahre, Nahrungseinheit!“

Die Frau strich ihren Namen durch und hielt ihr die Box hin, in der sich eine kleine Öffnung befand.

„Zieh! Dazu gibt es später Informationen“

Gine streckte ihre Hand rein, ertastete mehre kleine Kugeln und zog eine heraus. Es war eine dunkelrote, glatte Kugel, die in ihre Handfläche passte. Gine sah die Frau fragend an, aber die deutete nur mit dem Kopf zu den anderen Prüflingen; eine stummen Aufforderung, sich zu ihnen zu gesellen. Langsam ging Gine zu den anderen Prüflingen hin und sah sich vorsichtig um.

Die Frauen waren in der Minderheit, hauptsächlich waren junge Männer im Alter von fünfzehn bis siebzehn Jahre versammelt, die den Neuankömmling finster beobachteten.

Gine schluckte und sah sich nach einer einsamen Ecke um, wo sie niemanden störte.

In diesen Moment war die junge Frau sich unsicher, ob es eine gute Idee gewesen war, sich für ihre Tatakai-Prüfung eine Außen-Mission auszusuchen. Frauen mussten im Gegensatz zu Männer nicht kämpfen, aber bis zu ihrem fünfzehnten Lebensjahr wurde auch von ihnen eine Tatakai-Prüfung verlangt. Ohne diese galt sie nicht als wahre Erwachsene.

Sie hätte auch auf den Planeten bleiben können um dort eine Aufgabe zu erledigen, aber dies könnte ihre einzige Chance sein, ihn jemals zu verlassen und etwas anderes als die übliche Heimat zu sehen.

Nur einmal, wenigstens einmal, wollte sie etwas wagen…ihre Eltern waren deswegen besorgt, aber sie hatten sie nicht umstimmen können. Jede weibliche Saiyajin hatte das Recht, ihre eigene Art der Prüfung  auszusuchen und je gefährlicher sie war, desto größer die Anerkennung. Um die Ehre ging es ihr aber nicht, nur um die Befriedigung ihrer Neugier.

Wie sahen andere Welten aus? Was würde sie erleben?

Sie sah sich vorsichtig um.

Viele der jungen Männer waren heute wegen ihrer Abschluss-Prüfung hier. Sie hatten längst ihre Tatakai-Prüfung hinter sich und auch ihre Ausbildung-Jahre als Rekruten. Diese Prüfung hatte den Hintergrund, herauszufinden, für welche Position sie geeignet waren: ob man sie als Einzelkämpfer, im Team und als Anführer einer Gruppe einsortieren konnte, außerdem ob sie überhaupt für das Attackieren fremder Rassen und Lebensräumen geeignet waren. Noch waren sie alle der Unterklasse zugeordnet, aber wer weiß…einige könnten das Talent für die Mittelklasse besitzen.

Am Ende dieser Prüfung waren sie anerkannte saiyanische Krieger; bereit auf Befehl Planeten zu erobern, Völker zu vernichten oder zu beschützen, je nach Auftrag.

Gines Herz klopfte nervös bei den bedrohlichen Blicken der jungen, kampfbereiten Männer. Sie waren ungewöhnlich aggressiv, nachdem sie die letzten Jahre eine harte Ausbildung erleiden mussten. Keiner wollte Angst zeigen, gleichzeitig waren sie die Anwesenheit junger Frauen nicht mehr gewohnt und von dem Anblick der wenigen Frauen irritiert. Einige sahen Gine geradezu lüstern an; beäugten mehr oder weniger unauffällig ihren Hintern und  überlegten, ob sie die einsam stehende Saiyajin ansprechen sollten, während andere sich bemühten, sie zu ignorieren.

Gine knetete nervös ihre gefalteten Händen, in denen sie ihre Kugel verbarg und hielt unbehaglich den Kopf gesenkt. Sie hoffte darauf, dass schnell der Abflug kam, bevor ihr einer dieser testosterongefüllten, bedrohlichen Muskelberge zu nahe kam. Das harte Training und der Wachstumsschub, den die Jungen ab dreizehn Jahre bekamen, hatten zu gestählten Muskeln geführt, die von den jungen Saiyajins in ihrer engen und knappen Kleidung vorgeführt wurden. Nur zu gerne würden sie die Früchte ihrer Arbeit einer hübschen Saiyajin vor die Nase halten, in der Hoffnung auf Lob und Anerkennung.

„Kopf und Rücken gerade halten! Wenn dir jemand zu nahe kommt, musst du ihn anschnauzen. Du siehst gerade aus wie köstliche Beute“ sagte eine schneidende, weibliche Stimme.

Gine hob den Kopf.

Eine von den wenigen, jungen Frauen, eine Saiyajin mit kurzen Haaren und auffälligen Ohrringen hatte sich zu ihr gesellt und baute sich neben sie auf. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und verteilte giftige Blicke zu jedem Mann, der es wagte, zu ihnen rüber zu schauen. Schnell wandten diese den Blick ab.

Gines Nachbarin grinste selbstbewusst.

„Äh, danke“ Gine sah die Neue mit großen Augen an.

„Bleib besser erst mal in meiner Nähe“ sagte diese. „Wir Weiber müssen doch zusammen halten, sonst werden wir von diesen Macho-Schweinen unterdrückt. Ich bin Selypa.“

„Gine.“

„Ganz schön mutig von dir, eine Außen-Mission als Tatakai anzunehmen und dann auch noch mit der Abschluss-Prüfung der Rekruten. Die Typen sind mitten in der Brunst und haben daher erst recht keinen Bock auf uns. Wir lenken sie ab. Pass bloß auf, dass dir keiner von denen zu nahe kommt. Die grabschen gerne“ gab Selypa den Rat.

Gine verzog angeekelt das Gesicht. „Danke für den Rat. Daran hatte ich nicht gedacht. Ich wusste nicht, dass es zusammen mit dem Abschluss-Jahrgang losgeht, als ich mich angemeldet habe. Erst als ich die Info bekam, wo ich heute hinkommen sollte, da…naja, egal. Wird schon.“

„Ja, keine Ahnung, was die sich dabei gedacht haben. Hey, sieht so aus, als kommt der Prüfer. Lass uns nach vorne gehen. Und denk dran…schön bei mir bleiben.“

Die jungen Saiyajins stellten sich unaufgefordert in einer Reihe auf, während sie abwartend den Mittelklassekrieger beäugten, dessen Augen auf sein Klemmbrett gerichtet waren. Zusammen mit der Frau vom Tisch schritt er die Reihen entlang und befragte jeden Teilnehmer nochmal nach seinen Namen.

„Selypa, Krieger!“ meldete sich Gines neue Freundin selbstbewusst. Gine sah sie überrascht an.

Der Mittelklasse-Krieger beäugte sie misstrauisch. Es kann nur selten vor, dass Frauen die Tatakai-Prüfung zum Krieger ablegten. Als Ausnahme, wegen ihres schwächeren Körpers, brauchten sie nicht gegen die Jungen zu kämpfen und konnten ihre Tatakai-Prüfung in einem älteren Alter begehen.

„Fashas Tocher?“ fragte der Krieger mit schmalen Augen.

Selypa nickte grinsend.

Der Krieger schüttelte den Kopf und murmelte leise genervt „Ein weiteres verrücktes Weib in der Linie wahnsinniger Weiber…warum immer ich“ während er ihren Namen durchstrich und zu den restlichen Prüflinge marschierte.

„Meine Familie ist bekannt dafür, dass die Frauen sich fürs Kämpfen interessieren und selbst aufs Schlachtfeld ziehen“ flüsterte Selypa stolz ihrer Nachbarin zu.

Bevor Gine sie fragen konnte, stellte sich der Mittelklasse-Krieger vor die Gruppe und rief laut „Achtung!“

Die jungen Saiyajins standen Parlier und sahen ihn aufmerksam an.

„Die heutige Prüfung dient dazu, euch Maden endlich in die Freiheit zu lassen. Wenn ihr überlebt, seid ihr alle vollständige Erwachsene und anerkannte Mitglieder unserer stolzen Rasse. Doch zuvor werdet ihr beweisen, wie selbstständig ihr seid, indem wir euch für einen Monat auf einen einsamen Planeten absetzen“ begann der Krieger mit lauter Stimme zu erklären. Sein Blick war streng.

„Dreißig Tage, so lange werdet ihr dort überleben, bis wir euch wieder abholen. Auf diesen Planeten werdet ihr auf den gefährlichsten Gegner eines Saiyajins treffen….“ Ein fieses Lächeln umspielte den Mund des Kommandanten, während er die ahnungslosen Blicke der Jugendlichen betrachtete.

„…andere Saiyajins“ gab er die Lösung.

Er deutete auf die Frau neben sich, die immer noch die Holzbox trug, aus der Gine ihre Kugel gezogen hatte.

„Ihr habt alle ein Los gezogen. Alle Saiyajins mit der gleichen Farbe sind in einem Team. Die Farben waren ungleichmäßig verteilt, das heißt, die Gruppen werden unterschiedlich groß besetzt sein. Falls ihr meckert, wenn ihr nur ein kleines Team seid…die Realität ist unfair. Akzeptiert das. Eure Kameraden sind eure beste Chance, diesen Kampf zu überleben. Eure Kugel soll euch so viel wert sein wie eurer Leben. Verliert sie nicht, denn sonst geltet ihr als „tot“. Wer es also schafft,  andere Kugeln neben seiner zu erhalten, gilt als Sieger über diese Saiyajins.“ Beim letzten Satz grinste der Kommandant unheilvoll.

Bei seinen Worten warfen sich die Anwärter misstrauische Blicke zu. Sie verglichen ihre Kugel vorsichtig mit denen der anderen oder verbargen sie vor fremden Blicken. Sie bekamen eine Ahnung, was sie auf dieser Mission erwarten würde.

Man würde versuchen, sich gegeneinander die Kugeln abzujagen und dann mit den meisten „Leben“ zurück zu kehren. Einige würden sich mit ihren Team-Kameraden verbünden, aber es gab Einzelkämpfer, bei denen man mit Verrat rechnen konnte. Diese waren so sehr auf eine Vormachtstellung bedacht, dass so etwas wie das Wort „Team-Arbeit“ nicht in ihrem Vokabular vorkam.

„Das Raumschiff wird jetzt warm gelaufen. Solange habt ihr Zeit, eure Kameraden zu suchen und euch kennen zu lernen. Der Flug bis zum Planeten dauert vier Stunden. Falls es Fragen gibt….STECKT SIE EUCH SONSTWOHIN! ICH BIN NICHT EUER KINDERMÄDCHEN!“

Mit diesen warnenden Worten drehte sich der ungeduldige Kommandant um und schritt zum Raumschiff, das brummend zum Leben erwachte; seine Assistentin folgte ihm.

Gine sah Selypa fragend an. Diese zeigte ihr eine rote Kugel. Gine lächelte erfreut und zeigte ihr ihre eigene rote Kugel. Sie waren in einen Team.

„Los, lass uns mal sehen, mit welchen VolIidioten wir zusammen gesteckt wurden“ sprach Selypa und sah sich in der Menge um.

Schnell fanden sie die betreffenden „Vollidioten.“

Zu ihrer Gruppe gehörten neben den jungen Frauen noch vier junge Männer.

Ängstlich blieb Gine schön in Selypas Nähe, während sich das neue Team gegenseitig bemusterte. Die Männer waren eindeutig nicht erfreut, mit zwei Frauen in einer Mannschaft zusammen gesteckt zu sein. Viele andere Teams waren ohne so einen Klotz am Bein davon gekommen.

„Sollen wir uns mal vorstellen oder wollen wir den gesamten Flug bis zu diesen Planeten schweigend verbringen“ meldete sich einer der Männer als erstes zu Wort. Die anderen nickten zustimmend.

„Gut, mein Name ist Toma“ stellte er sich vor. Gine beäugte die kräftige, hohe Gestalt und das markante Gesicht. Sein Haar war am Hinterkopf zu einem kleinen Zopf gebunden. Sein Blick über die Frauen war wohlwollend und selbstbewusst, was man unterschiedlich bewerten konnte. Er schien sich jedenfalls nicht über die Anwesenheit der Frauen zu stören. Das Lächeln, das er Gine zuwarf, war selbstsicher. Er war schon mal nicht schüchtern. Verschreckt versteckte sie sich hinter Selypas Rücken. Tomas Nachbar, ein etwas kleinerer, dennoch gut trainierter Krieger mit strubbeligen, wilden Haaren und einer auffälligen, kreuzförmigen Narbe auf der Wange, warf ihr einen grimmigen Blick zu. Seine Lippen waren verärgert zusammen gepresst und seine Arme steif vor der Brust verschränkt.

Gine fragte sich, wieso dieser Krieger so schlechte Laune hatte und besonders sie so scharf ansah. Er sah vermutlich die Frauen als Störfaktor an. Schnell wandte sie den Blick ab und sah zu einem der etwas harmloser aussehenden Saiyajins.

„Panbukin“ sagte der nächste in der Runde; ein rundlicher, kleinerer Kämpfer mit Topfschnitt.

Gine und Selypa nannten ihre Namen und dann sahen alle aufmerksam den nächsten in der Reihe an, der größte Saiyajin in ihrer Truppe, dessen Haare schon anfingen, sich in der Mitte zu lichten.

„Borgos“ sagte er leise, der Blick schüchtern gesenkt; ein seltsamer Kontrast zu seiner bulligen Gestalt und dem flächigen, augenbrauenlosen Gesicht. Seine Stimme klang rau und tief, als er würde er sie nicht oft benutzen.

Nun waren alle Augen auf den letzten Krieger gerichtet, dessen böser Blick immer noch auf Gine konzentriert war. Nun durch die erwartungsvolle Stille gestört, räusperte er sich und sagte seinen Namen.

„Bardock!“

Gine blinzelte. Die Stimme hatte was…er klang tief und leicht rau. Der heisere Unterton verursachte einen leichten Schauer über ihren Nacken. Aus Neugier hätte sie gerne mehr von dieser Stimme gehört.

Einige Sekunden später bereute sie ihren Wunsch, denn Bardock sprach zwar, aber was er sagte…das war nicht nett.

„Also wir sind die Pechvögel, die sogar zwei Frauen in der Gruppe haben?!“ begann Bardock und warf den Frauen wieder erboste Blicke zu. „Die werden uns doch nur behindern, wenn wir die Angriffe der andere abwehren müssen. Was habt ihr schon drauf?“

„Hey, Arschloch, wie wär es, wenn wir das gleich klären“ zischte Selypa wütend und ballte ihre Faust. „Ich trete dir in den Hintern und verpasse dir ein paar neue Narben.“

„Versuchs doch“ knurrte Bardock.

Toma stellte sich zwischen die beiden Streithähne.

„Ganz ruhig, ganz ruhig…das ist der falsche Weg“ versuchte er zu schlichten. „Vielleicht erzählen uns die Frauen etwas von sich und wir über uns und dann können wir schon mal mit der Planung beginnen?“

Panbukin nickte. „Kling gut. Also Gine, was kannst du gut?“ Der dickere Saiyajin sah sie neugierig an.

Etwas überfordert von der plötzlichen Aufmerksamkeit fing Gine stotternd an zu erzählen.

„Äh, ja, ich habe die letzten Monate bei der Nahrungseinheit verbracht und den Umgang mit den Messern gelernt. Ich kann dank meiner guten Nase leicht Essbares von Nicht-Essbaren unterscheiden und es zubereiten. Ich denke, ich bin eine gute Jägerin und Köchin, aber das kommt auf die Tierwelt an, wo man uns hinschickt.“

Sie errötete. Sie war nicht besonders stark oder schnell, aber sie konnte fliegen, klettern und sich gut verstecken. Sie hoffte darauf, dass sie in keinen Kampf einbezogen würde, denn das würde sie nicht schaffen: nicht, wenn die Gegner andere Saiyajins waren. Dazu war sie zu schwach.

„Super“ lobte Toma sie unerwartet mit einem strahlenden Lächeln. „Dann werden wir uns keine Sorgen machen müssen, dass wir verhungern. Auf einen fremden Planeten kann es dauern, bis man herausfindet, was man essen kann. Wenn wir jemanden in unseren Team haben, der sich damit auskennt, müssen wir keinen Hunger leiden und haben mehr Energie zum Kämpfen.“

Mit diesen Worten sah er Bardock bedeutungsvoll an, aber der erwiderte nichts darauf. Er schien nicht von Gines Nützlichkeit überzeugt zu sein.

Nun meldete sich Selypa selbstsicher zu Wort. „Ich komme aus einem Clan, wo auch die Frauen in die Schlacht ziehen. Ich habe schon nebenbei erfolgreich gegen einige Männer gekämpft. Auf mich muss niemand aufpassen, aber jeder sollte vor mir Angst haben.“

Bardock lachte spöttisch auf und Selypa kniff verärgert die Augen zusammen.

Toma wedelte beschwichtigend mit den Händen. „Gut, dann zu uns. Wir haben alle die Grundausbildung geschafft. Ich weiß, dass Borgos der Älteste ist, der aus unbekannten Grund immer die Abschlussprüfung verhaut. Ich schätze mal…Lampenfieber“ der große Saiyajin errötete ertappt. Toma ging nicht weiter auf seine Peinlichkeit ein und deutete auf seinen Kameraden neben sich. „Bardock und ich sind alte Freunde und ich bin sehr froh, dass ich mit diesem Sturkopf in einem Team bin. Ohne mich ist er verloren….“

„Hey“ Bardock sah ihn empört an, aber Toma sprach unbeirrt weiter. „…aber er ist ein toller Kämpfer, vermutlich der Stärkste in unserem Jahrgang. Was mich zum Zweitstärksten macht. Panbukin….gehobenes Mittelmaß, was?“

Panbukin schaute betreten zur Seite und biss die Zähne zusammen. Mehr Zustimmung zu dieser Einschätzung gab es nicht.

Toma klatschte in die Hände. „Gut, dann wäre das ja geklärt. Die schwächsten werden immer zusammen bleiben und sich gegenseitig beschützen, während die Stärksten auf die Jagd nach unseren Gegner gehen“ beschloss er.

Gine blinzelte ihn verblüfft an. „Das verstehe ich nicht“ rutschten ihr die Worte heraus.

Bardock stöhnte leise genervt auf und sie sah ihn mit schmalen Augen an.

Konnte der Kerl sich mal beruhigen? Gut, jetzt waren Frauen in deinen Team, komm runter! Man musste sie doch nicht mit bösen Blicken rösten!

„Es ist so sicherer, damit euch keiner der andern Prüflinge eure Kugeln abjagt. Hast du nicht gehört, was der Kommandant gesagt hat? Wenn du deine Kugel verloren hast, giltst du als tot. Und eine tote Saiyajin wird nicht als vollständig erwachsen angesehen“ erklärte er höhnisch.

„DAS habe ich sehr wohl verstanden“ erwiderte Gine ruhig. Sie würde sich von ihm nicht auf die Palme bringen lassen. „Ich meine aber, warum ihr glaubt, dass ihr die anderen Saiyajins jagen müsst.“

Bardock verstummte und auch die andere blinzelten sie verständnislos an.

Gine seufzte auf und erinnerte sie an die Worte des Kommandanten. „Als erstes hat er gesagt, dass wir einen Monat dort auf den Planeten verbringen müssen, um zu zeigen, dass wir selbstständig agieren können. Das heißt also, eine fremde Fauna und Flora, auf die wir uns einstellen müssen. Ein simpler Überlebenskampf. Aber mit diesen Kugeln haben sie den Druck auf uns erhöht. Ja, einige sehen das als Aufforderungen, so viele Kugeln wie möglich zu sammeln, aber das heißt nicht, dass sie gewinnen. Davon hat der Kommandant nichts gesagt. Man wird ja nicht automatisch abgeholt, wenn jemand alle Kugeln hat, sondern nur nach Ablauf der Frist“ brachte sie das Problem auf den Punkt.

Die Männer blinzelten sie verdutzt an und versuchten sich an den genauen Wortlaut zu  erinnern

Panbukin keuchte auf. „Sie hat Recht. Er hat nicht gesagt, dass wir uns gegenseitig jagen müssen. Nur, dass man als „Sieger“ über die kugellosen Saiyjains gilt und sie damit theoretisch getötet hat. Aber der erste Satz war schon der Hinweis: „Überlebenskampf und 30 Tage.“ Es geht darum, in dieser Welt zu überleben. Wir gewinnen schon, wenn die Frist mit unseren eigenen Kugeln durchhalten. Wir brauchen keine zusätzliche.“

Toma strich sich gedankenverloren übers Kinn. „Du hast Recht. Das ist ein Marathon, kein Sprint. Zudem sind die Verlierer ja nicht richtig tot. Man kann sich immer noch wehren und sich die Kugeln wieder zurück jagen. Jemand, der anfangs zu hastig ist und nur kämpft, ohne sich um Nahrung und Schlaf zu kümmern, wird auch schneller erschöpft sein. Für den werden die 30 Tage dann sehr lang sein. Wenn wir uns dagegen ein gutes Versteck aufbauen und unsere Kräfte schonen…“ er sah Gine gedankenverloren an. „Jemand mit deinen Fähigkeiten kann dann unser Joker sein.“

Bardock grummelte, aber er verkniff sich ein weiteres Wort. Nun fing auch er an zu zweifeln, ob er den Kommandanten richtig verstanden hatte. Vermutlich hatte der Mistkerl absichtlich die Aufgabe so unverständlich erklärt. Eine Prüfung mit Hinterhaken…das würde passen.

„Das riecht nach Gurki“ knurrte er. „Diese Art von Manipulation hat  bestimmt er sich ausgedacht. Deswegen sind auch die Frauen zugelassen.“

Toma schlug sich gegen die Stirn. „Na klar, unseren „geschätzten Lehrer“ hat es nie gefallen, wie wir seinen Unterricht ignoriert haben. Er hat sich bestimmt eingemischt und dem Kommandanten diese Aufgabe vorgeschlagen."

Bardock fluchte leise. „Wie viele von der Nahrungseinheit sind noch dabei?“ er sah Gine anfordernd an.

„Äh, ich habe nicht viele gesehen“ stotterte sie, überrascht von seiner Zustimmung.

„Ich war schon länger da als du und habe mich umgehört. Es sind nur zwei weiteren Frauen da, die wissen, wie man am besten Essen zubereitet. Die anderen drei sind wie ich und haben eine Küche nie betreten“ erklärte Selypa.

„Die Teams sind ungleich verteilt. Manche Gruppen sind größer, manche nur Paare. Wenn die Idioten nicht erkannt haben, welchen Vorteil sie in ihrem Team haben, werden sie diese Frauen nur unzureichend schützen. Vermutlich denken sie wie Bardock…“ überlegte Toma leise.

Bardock zog einen Flunsch. „…die denken, dass die Frauen als erstes von den Gegnern „getötet“ werden und daher eine Bürde sind.“

Gine stimmte Toma zu. „Ja, hier sehe ich eine gewisse Problematik. Die Frauen werden es sich merken, wenn ihre Teamkameraden sie im Stich lassen und ihnen später auch nicht mehr helfen, wenn sie Hunger haben. Manche könnten aber auch auf die Idee kommen, die Frauen als Köder einzusetzen.“

Selypa nickte zustimmend. „Wenn die Männer es verkacken und das Vertrauen flöten geht, werden die erst mal damit beschäftigt sein, diese Frauen zu beschwichtigen. Ahh, so viele Möglichkeiten, wie man sie hinterrücks angreifen kann…ich sehe es schon vor mir.“

Panbukin atmete erleichtert auf. „Allmählich sehe ich ein ganz anderes Bild. Dann habe ich doch Hoffnung, dass ich diese Prüfung bestehe. Wir sind auf der sicheren Seite, wenn wir uns bis zum Ablaufen der Frist verstecken und gut auf unsere Kugeln aufpassen.“

Bardock sah ihn bei diesem feigen Gedanken stirnrunzelnd an. Toma, der seinen Freund am besten kannte, klopfte ihn auf die Schulter.

„Kurz  vor der Ankunft des Raumschiffes wird die Stimmung aufgeheizt sein. Die Verlierer werden panisch sein und die Gewinner erschöpft. Wenn wir dann ausgeruht und frisch sind, können wir Pluspunkte sammeln und von einigen ihre Kugel abgreifen“ beruhigte er seinen Freund.

Bardock nickte. Sein Blick glitt wieder zu der zierlichen Schwarzhaarigen, die das Lob ihrer Kameraden für ihre gute Beobachtung entgegen nahm. Mit einem selbstischeren Lächeln erwiderte sie seinen Blick. Sein Stirnrunzeln vertiefte sich, aber das laute Gebell des Kommandanten verhinderte erneute abfällige Kommentare.

„ALLES EINSTEIGEN; IHR SCHWACHMATEN! NÄCHSTER HALT IST TODARI!!“

 

Der Hinflug

Nachdem das Raumschiff die Umlaufbahn des Planeten Vegeta verlassen hatte, durften die jungen Saiyjains ihre Plätze verlassen und sich die Beine vertreten.

Gine zog alleine los, weil Selypa sich in den dicken, flauschigen Sessel zurück gelehnt und die Augen geschlossen hatte: die Kriegerin wollte sich ausruhen, solange noch Zeit war. Auch andere Saiyajins nutzten den Flug, um ihre Kräfte zu schonen. Gine traute sich nicht, einen ihrer neuen Kameraden zu fragen und beschloss, alleine einen Spaziergang zu wagen. Noch befanden sie sich unter den schützenden Blicken des Kommandanten, der ein Vorpreschen nicht dulden würde. Die Prüfung hatte noch nicht begonnen und sollte einer es wagen, die Gegner jetzt auszuschalten, würde er hart bestraft werden.

Gine wanderte neugierig durch die engen Gänge und sah aus einem großen Fenster nach draußen.

Was für ein merkwürdiges Gefühl, im Weltall zu sein. Draußen war eine unendliche Leere und kleine Lichter zeigten ihr weit entfernte Sterne an.

Gine konnte unter ihren Füßen das Vibrieren der Motoren spüren und das leise Brummen hören. Ihr Herz fing aufgeregt an zu klopfen bei den Gedanken, so viele Tage auf einen fremden Planeten verbringen zu müssen. Neben den unbekannten Tieren und Pflanzen müsste sie sich ausgerechnet vor ihrer eigenen Rasse verstecken. Sie hoffte, dass sie gute Team-Kameraden abbekommen hatten, aber gerade die Ablehnung von diesem Bardock machte ihr Sorgen. Er schien sie nicht leiden zu können und war auch nicht davon überzeugt, dass Gine sich nützlich machen konnte.

Sie seufzte.

„Na, Schätzchen, hast du dich verlaufen? Soll ich dir Gesellschaft leisten?“

Gine drehte alarmiert den Kopf zu dem Besitzer dieser tiefen, bedrohlichen Stimme.

Ein großer, junger Saiyajin mit hochstehenden, kurzen Haaren hatte sich neben ihr aufgebaut; unbemerkt durch ihre Grübeleien und ließ nun seinen Blick gefällig über ihren Körper gleiten. Der Kerl grinste sie anzüglich an und stemmte einen Arm beiläufig an der Wand ab, so dass ihr der Fluchtweg abgeschnitten wurde.

„Wie sieht’s aus, Süße, bevor wir landen, können wir uns ja ein wenig unterhalten? Vielleicht können wir ja eine Abmachung treffen? Jemand Hübsches wie du braucht einen Beschützer. Ich gehöre zu den Besten. Auf meinen Schutz kannst du bauen“ prahlte er.

Gine machte einen vorsichtigen Schritt rückwärts, während sie den Typen nicht aus den Augen ließ. Sie verfluchte den Umstand, dass sie zu den kleinsten Frauen gehörte. Jeder Mann konnte auf sie herabsehen. Aus diesen Gründen hatte Gine schon früh gelernt, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten, aber auf diesem beengten Raumschiff…warum war sie nur allein losgegangen?

„Ich denke, dass ich genug Schutz durch meine Kameraden habe“ erwiderte sie behutsam.

Der Mann legte den Kopf schief. „Ach, die Knalltüten“ winkte er ab. „Glaub mir, keiner von denen kann mir das Wasser reichen. Ich werden sie alle besiegen und mir ihre Kugeln holen.“

„Das will ich sehen“ meldete sich eine spöttische Stimme hinter ihnen. Der fremde Saiyajin drehte erschrocken den Kopf und sah, dass sich Bardock unbemerkt angeschlichen hatte. Der gleichgroße Krieger hatte die Arme verschränkt und sah die beiden finster an.

„Verschwinde, Aikon, oder ich werde bei unserer nächsten Begegnung weniger gnädig sein. Erinnere dich, wie du beim letzten Mal vor mir im Staub gekniet hast“ knurrte Bardock. Der Saiyajin namens Aikon knurrte und schritt an Bardock vorbei.

„Das ist noch nicht das Ende“ drohte er leise, als er sich auf derselben Höhe wie Bardock befand und schritt betont langsam den Gang entlang.

Bardock ließ ihn nicht aus den Augen bis er endlich um die Ecke verschwand. Gine atmete erleichtert auf. Doch sie zuckte zusammen, als Bardock seinen Kopf drehte und sie weiter düster anstarrte.

„Los, zurück auf deinen Platz!“ befahl er und deutete mit den Daumen hinter sich. Ohne ihre Antwort abzuwarten, drehte er sich um und schritt voran. Gine folgte ihm bekümmert und hielt den Kopf gesenkt. „Äh, Bardock, ich…danke, dass du dazwischengefunkt bist, aber ich…ich wollte nicht, dass er...“ Gine stotterte. Kein anständiger Satz wollte sich in dieser bedrückten, eisigen Stimmung bilden.

Bardock blieb plötzlich stehen, so dass sie seinen Rücken rammte.

„Hör zu“ sie konnte wieder seine dunkle, raue Stimme hören. Der Krieger sah sie nicht dabei an; hielt den Blick stur gerade. „Du hast es anscheinend immer noch nicht mitbekommen, aber das ist für Frauen kein Spiel hier. Ihr seid von Männern umzingelt, die gerade einen Hormonstau haben. Wenn du also nicht ins nächste Gebüsch gezerrt werden willst, bleibst du besser in unserer Nähe.“

Gine blinzelte eingeschüchtert. „Aber…das ist doch ein Verbrechen?“

Gegen den Willen einer Saiyajin-Frau zu handeln und sich ihr aufzuzwängen, wurde streng bestraft.

„Auf Planet Vegeta-sei ja, aber wir sind auf den Weg zu einem fremden Planeten ohne Regeln und Gesetze der Alten. Da gilt nur „Die Starken fressen die Schwachen“. Also keine Alleingänge mehr! Du bleibst in meiner Nähe“ die letzten Worte waren streng wie ein Peitschenknall und eindeutig ein Befehl.

Gine rieb sich die Nase, die sie an seinen festen Rücken gestoßen hatte und lief Bardock mürrisch hinterher.

Sie war gewarnt worden, aber seinen Tonfall und seine Art störten sie. Sie würde sich in den nächsten Wochen lieber bei Selypa und den anderen aufhalten, bloß um nicht weiter Bardocks Anwesenheit „genießen“ zu dürfen. Auch wenn er der Stärkste seines Jahrgangs war…mehr Zeit als nötig wollte sie nicht mit ihm verbringen.

 

 

Die Ankunft

Das Raumschiff landete auf einen dicht bewaldeten, grünen Planeten und spuckte die jungen Saiyajins aus.

„Los, los, ihr Faulpelze. Jeder schnappt sich einen Rucksack. EINEN, MEHR NICHT! Überall ist die gleiche Ausrüstung drin. Hat jeder einen? Die Prüfung beginnt in drei…zwei…eins…FANGT AN, WEICHEIER!“

Mit diesen Worten wurde Gine ins kalte Wasser der Tatakai-Prüfung gestoßen. Sie umklammerte den Riemen ihres Rucksacks und rannte eilig zu ihren Teamkameraden, die die anderen Gruppen wachsam im Blick behielten.

Das startende Raumschiff wirbelte Staub auf und laut lachte der Kommandant zum Abschied. „WIR SEHEN UNS IN 30 TAGEN…WENN IHR DANN NOCH LEBT! HA, HA,HA!“

Seliypa nahm Gines Hand und zog sie mich sich ins grüne Dickicht.

„Beeilen wir uns. Die Stimmung ist aufgeheizt und gleich fangen die ersten an zu kämpfen“ trieb Selypa ihre Freundin an.

Gine konnte bereits das Zischen von Ki-Attacken und das Aufschreien einiger Saiyajins hören.

„Wir fliegen“ befahl Bardock „wir müssen so viel Abstand wie möglich zu den anderen bekommen, solange die damit beschäftigt sind, sich gegenseitig zu verletzen.“

Sie sprangen in die Luft und fingen an zu fliegen; warfen keinen Blick zurück wo die ersten Kämpfe stattfanden.

Gine bemühte sich, nicht den Anschluss zu verlieren. Ihre Kameraden waren schnell. Die ersten Minuten konnte sie noch folgen, aber ihre Kraft reichte nicht aus, um das Tempo auf längere Zeit durchzuhalten.

Bardock, an der Spitze, drehte den Kopf. Seine Augen verengten sich, als er Gines Position an letzter Stelle sah, mit schwer atmendem Gesicht. Er ließ sich zurückfallen, bis sie auf einer Höhe waren.

Ehe Gine sich versah, umschlang Bardocks Arm ihre Taille.

„Zu langsam“ knurrte er und drückte sie an sich. Gine kam kaum dazu, ein Wort der Entschuldigung zu sagen, als Bardock auch schon mit Schwung losflog und sie mitgezogen wurde.

 

 

Tag 1

Sie flogen, bis auch Panbukin, Borgos und Selypa keine Kraft mehr hatten und landeten im dichten Dschungel. Sie waren umgeben von fremden Pflanzen, neue Gerüche und explodierenden Farben. So viele Eindrücke prasselten auf Gine ein, die sich überfordert umsah. Sie konnte das Schreien wilder Tiere hören.

„Bauen wir uns ein Lager und sehen uns an, was in den Rucksäcken drin ist“ gab Bardock den Ton an und schritt vorwärts. „Los“ trieb er die anderen ungeduldig an, die sich immer noch umsahen.

„Wir könnten uns doch einen Baum als vorläufiges Nest aussuchen“ schlug Gine vor und deutete auf einen der hohen Bäume mit dickem Stamm, von Lianen und Moos überwuchert. Wenn es um das Finden eines geeigneten Versteckes ging, hatte sie Erfahrung.

„Wer weiß, was auf den Boden fleucht. Dort oben wäre es sicherer.“

Bevor Bardock ein Wort sagen konnte, stürmte sie los, sprang geschickt über dicke Wurzel und kletterte am Stamm hoch. Sie konnte die schweren Schritte der anderen hinter sich hören, aber sie konzentrierte sich auf ihre Umgebung, bis sie fand, was sie suchte: Ein Baum mit breiten Stamm, dessen Äste weit gegabelt waren, während das dichte Blätterdach einen schütze. Sie sprang darauf zu, schnappte sich ein paar der Lianen und fing an, ein paar der Äste damit zu biegen. Die anderen landeten neben ihr und sahen dabei zu, wie Gine ein Nest aus Blättern, Schlingpflanzen, Blumen und Ästen webte, bis sie eine dichte, wohlriechende Wand um den Stamm erschaffen hatte.

Die Männer sahen sie beeindruckt an und Selypa ließ sich erschöpft in die Mitte sinken.

„Das gehört zu den Dingen, für die ich kein Talent habe…hätte nicht gedacht, dass es so nützlich sein kann“ murmelte sie und öffnete neugierig den Rucksack. Die andern taten es ihr gleich.

Gine lächelte über das Lob und warf Bardock einen triumphierenden Blick zu, aber der ignorierte sie und war mehr mit dem Inhalt seines Beutels beschäftigt.

„Tse, der Proviant darin reicht gerade mal für zwei Tage. Kein Scouter, nichts nützliches“ knurrte er.

Gine war nicht seiner Meinung. Mit großen Augen sah sie auf das wunderschöne, scharfe Messer in ihrer Hand. Es war zu klein und zu zierlich, um es als Waffe gegen einen muskelbepackten Saiyajin einzusetzen, aber sehr gut, um kleine Tiere damit auszuweiden und Fleisch zu schneiden. Fachmännisch prüfte sie die Klinge, die aus einem ungewöhnlichen Metall bestand und zwei verschiedene Schneiden hatten.

„Oh, wie schön, eine Decke“ sagte Selypa und zog ein grob-kratziges Gewebe heraus.

„Toll, das heißt, die Nächte werden kalt“ brummte Toma. Dann zwinkerte er Selypa zu. „Ich könnte dich ja wärmen?“

Sie schnaubte verächtlich. „Pfft, keine Sorge, ich kuschle mich an Gine.“

„Was? Mein Körper ist doch viel wärmer. Ihr könnt euch beide an meinen heißen Körper pressen, wie es euch gefällt. So eng wie es hier ist, könnten wir…Hey!“ Toma wich lachend das Messer aus, dass Selypa auf ihn warf.

Borgos hatte sich ein Stück Trockenfleisch geschnappt und kaute darauf, während Panbukin den Inhalt schön sauber neben sich verteilte und genau prüfte.

Toma lehnte sich entspannt an den Stamm und griff sich ebenfalls etwas von seinem Proviant. Nachdenklich drehte er in seinen Händen, bevor er anfing, es zu zerkauen.

„Hm, kaum Proviant, dafür etwas Werkzeug, um zu jagen und zu kochen. Es sieht so aus, als wären wir auf den richtigen Pfad, dank Gines Erkenntnis“ sprach er mit vollem Mund.

Die anderen nickten.

„Also werden wir uns erst mal zurückziehen und unsere Kräfte schonen“ fasste Panbukin zusammen.

Gine sagte kein Wort, erlaubte sich aber ein zufriedenes Lächeln. Aus den Seitenwinkeln schaute sie nach Bardock, der sich ebenfalls an den Baumstamm lehnte und unbeeindruckt kaute. Als sich ihre Blicke trafen, sah er zuerst weg. Weder sagte er etwas, noch ändert er seine unzufriedene Miene.

Gine beschloss, ihn zu ignorieren und kuschelte sich in ihre Decke, während sie langsam auf ihrem Trockenfleisch kaute.

 

 

Tag 5

 

Mittlerweile war die Truppe weitergewandert und hatte sich ein besseres Lager in einer Bergkette gesucht. Mit Hilfe ihre Ki-Strahlen hatten sie sich eine Höhle in den Felsen gebohrt und die Öffnung durch Äste und Laub getarnt.

Gine hatte veranlasst, dass sie nach einem Ort suchen mussten, wo sie ungestört ein Feuer machen konnten, aber auch frisches Wasser in der Nähe hatten. Ein paar Tage ohne Nahrung auszukommen war nicht das Problem, aber ein Mangel an Flüssigkeit war lebensgefährlich. Zu ihrem Glück waren die Rekruten auf solche Situationen vorbereitet worden und wussten nach welchen Hinweisen sie schauen mussten. Die klare, kleine Bergquelle in der Nähe ihres Lagers und der versteckte Ort ließen in Gine ein Gefühl der Sicherheit aufkommen. Vom erhöhten Standort aus konnten die Männer gut die Umgebung im Auge behalten und im Dschungel befanden sich einige große Tiere, die essbar waren. Besonders Toma und Bardock erwiesen sich als geschickte Jäger. Dank der Möglichkeit, ein Feuer zu machen, konnte Gine das Fleisch braten und es damit bekömmlicher machen. Feuer war notwendig, denn nur durch das hohe Erhitzen konnte sie sicherstellen, dass Bakterien abgetötet wurden; das galt auch fürs abgekochte Wasser zum Trinken. Hygiene war neben Nahrung und Wasser ein wichtiger Punkt, um die nächsten Wochen in der Fremde zu überleben.

 

Tag 7

Gine hatte sich zum ersten Mal aus dem Lager getraut, begleitet von Borgos, Panbukin und Selypa. Heute wollten sie im Dschungel nach weiteren Zutaten suchten, die sie für eine gesunde Ernährung benötigten. Nur Fleisch und Wasser jeden Tag war zu eintönig.

Gine achtete besonders auf den Boden, um nach Pilzen und Kräuter zu suchen, während die geschickte Selypa in den Bäumen verschwand. Borgos und Panbukin hielten Wache und behielten die schwache Gine im Auge, während sie sich nach kleinen Vögeln als Fleischbeilage umsahen.

Einige Tiere im Dschungel hatten scharfe Zähne und Krallen gezeigt; dabei waren sie auch noch doppelt so groß wie ein ausgewachsener Saiyajin. Auch wenn Gine hier stärker war als auf Planet Vegeta, dank der schwächeren Schwerkraft…trotzdem, mit ihrem Küchenmesser und ihren bloßen Fäusten hatte sie keine Chance gegen diese fremde Spezies.

Man musste zudem ständig mit der Gefahr andere Saiyajins rechnen.

Gine war froh über ihre Erfahrung, die sie bei der Nahrungseinheit gesammelt hatte: sie war dadurch in Kontakt mit einheimischen und außerirdischen Tieren gekommen und hatte durch die Anleitungen ihrer Lehrerinnen profitieren können. Die biologischen Wesenszüge waren bei vielen Arten gleich, egal von welchen Planeten:

-          wer scharfe Zähne und Krallen hatte, war ein Fleischfresser und Jäger.

-          Wer stumpfe Zähnen, ein unscheinbares Fell besaß und sich gut tarnen konnte, ein harmloser Pflanzenfresser

-          Wer ein außergewöhnlich, farbintensives Äußeres besaß, ob Schuppen oder Fell, war in den meisten Fällen giftig und warnte mit seinen Farben

 

Ähnlich war es mit den Pflanzen: was süßlich roch, hatte einen hohen Zuckergehalt und konnte gefahrlos gegessen werden. Bei bitteren bestand die Gefahr, dass es giftig war. Trotzdem war sie dafür verantwortlich, das Risiko so gering wie möglich zu halten. Alles, was sie fand, musste unter heißen Wasser gekocht oder wenigstens kurz gegrillt werden, um mögliche Schädlinge zu vernichten.

Selypa sprang von den Bäumen herunter; in ihren Armen eine Handvoll unterschiedlicher Früchte, die die Saiyajins vorsichtig untersuchten. Ihre gute Nase und Borgos widerstandsfähige Konstitution beim Probieren sagte ihnen, das sie ungefährlich waren. Borgos hatte in seinem Leben wegen ständigen Hungers so einiges ausprobiert und gegessen und daher ein gutes Immunsystem und Geschmackssinn entwickelt; besser als das eines normalen Saiyajin.

Sie kletterten wieder in die Baumkrone und sammelten mehr davon, bis sie mit vollen Armen zurück ins Lager gehen konnten.

 

Tag 11

 

Gine kratze mit einem Stein einen weiteren Strich an die Felsenhöhle, um die Tage zu zählen. Die Zeit floss zäh dahin. Noch nicht mal die Hälfte war geschafft und allmählich fingen sich die Männer an zu langweilen.

Ihre Position war gesichert, jeder wusste was zu tun war: wer jagen musste, Wache halten, Fleisch ausnehmen, Wasser abkochen und Kleidung waschen…Selypa und Gine hatten sich geweigert, diese Aufgabe für die Männer zu übernehmen. Sie waren ein Team, aber nicht ihre Mütter. Jeder war selbst für seine Reinigung verantwortlich.

Gine erhob sich und schritt nach draußen. Sie hatte ihre Aufgaben fürs erste erledigt und langweilte sich. Dem Stand der Sonne nach war es erst Mittag. Selypa war am Rand der Höhle und sah nach unten, wo Toma gerade gegen Borgos kämpfte; ein kleiner Trainingskampf gegen die Langweile. Panbukin versuchte es erfolglos gegen Bardock, aber der war eindeutig gelangweilt und wich ihm nur aus, bis den pummeligen Saiyajin die Puste ausging. Wegen einem leichten Tritt hinter die Schienbeine verlor er den Halt und fiel hin. Bardock setzte seinen Fuß auf die Brust ab und hielt ihm vom Aufstehen ab, so dass sein Gegner sich nur hilflos auf den Boden wälzen konnte.

„Er ist echt stark“ murmelte Selypa leise, die Gines Ankunft nicht bemerkt hatte und biss sich nachdenklich auf einen Fingernagel. Gine sah dabei zu, wie Bardock seinen Gegner vom Aufstehen abhielt und wandte den Blick ab. Ihr gefiel das nicht.

„Wie stark bist du, Selypa? Könntest du es mit Panbukin aufnehmen?“ fragte sie und unterbrach Selypas Beobachtungen.

Die lachte auf. „Natürlich. Soll ich es dir beweisen? Aber gegen Borgos wird es schwerer und Toma und Bardock sind in einer ganz anderen Liga.“ Selypa bemerkte, dass Gine von der Veranstaltung nicht beeindruckt war. Sie grinste.

„Wie sieht es aus? Willst du auch kämpfen?“

Gine sah sie erschrocken an und hob abwehrend die Hände, doch Selypa fuhr belustigt fort. „Nur ein kleiner Freundschaftskampf. Meine Muskeln jucken und brauchen Bewegung. Ich kann dir beibringen, wie du dich wehren kannst.“

Gine überlegte, dann nickte sie. „Aber nicht hier…ich will nicht, dass die Männer uns zusehen und über mich lachen.“

Die Frauen standen auf und verließen ihren Platz auf der Suche nach einem ungestörten Ort. Während Gine vorsichtig die steilen Felsen runtersprang, fiel ihr aus den Seitenwinkeln auf, dass Bardock sie beobachtete. Er sah ihren Weggang mit Stirnrunzeln nach.

 

Tag 15

 

Dank des neuen täglichen Trainings mit Selypa verging die Zeit schneller. Die Freundin zeigte Gine, mit welchen gemeinen Tricks man die gegnerische Kraft ausnutzen konnte, was die Schwachpunkte waren und wie man sich am besten bewegte.

Wegen ihrer Neugier waren nun seit kurzem auch Panbukin und Borgos eingeweiht, die sich als Übungspersonen zur Verfügung stellten, damit Gine ihre neuen Techniken ausprobieren konnte. Hochheilig hatten sie der jungen Frau versprechen müssen, auf keinen Fall die anderen Kameraden darüber zu informieren: Gine fürchtete ihren Spott und vor allem Bardocks Verachtung.

Nichts konnte man ihm recht machen. Kein einziges, nettes Wort glitt über seinen Lippen.

 

„Ich denke, die beiden wissen trotzdem Bescheid, auch wenn sie nicht fragen“ sagte Selypa unbekümmert, die Wache hielt, während Gine über der Quelle hockte und versuchte ihre Kleidung und sich selbst zu waschen.

„Schön für sie, aber ich will trotzdem nicht, dass sie mich stören“ stöhnte Gine, während sie ihren Rock heftig schrubbte.  Eine Menge Dreck und Staub hatte sich darauf angesammelt.

Sie wusste, dass sich Selypa und die anderen köstlich über ihre Versuche amüsierten. Auf noch mehr Zuschauer und schlechte Sprüche konnte sie verzichten.

Selypas Grinsen verbreitete sich.

„Das heißt, du willst niemanden mit deinen neuen Fähigkeiten beeindrucken? Männer mögen Frauen, die sich wehren können…jedenfalls richtige Männer“ dachte sie laut.

Gine stoppte in ihren Bewegungen und warf ihr einen scheelen Seitenblick zu.

„Ich will niemanden beeindrucken“ sagte sie und fuhr mit dem Säubern fort.

„Ach, und umgekehrt? Dann beeindrucken dich starke Typen nicht? Die meisten Frauen würden auf Toma und Bardock springen…stark, gutaussehend, groß, muskulös, wild…“ Selypa stoppte mit ihren Ausführungen, als Gine spöttisch auflachte. „Das interessiert mich nicht“ sagte sie abfällig.

Seylpa blinzelte sie überrascht an, so dass Gine erklärend hinzufügte. „Ich will einen netten Mann und keinen Grobian, der nur Kämpfen im Kopf hat.“

Jetzt war es Selypa, die spöttisch grinste. „Das ist in unsere Rasse eine Seltenheit.“

Gine stoppte abermals und richtete sich auf.

„Das ist ja das Problem“ ärgerte sie sich. Der unterdrückte Zorn in ihr war übermächtig, so dass sie wütend fortfuhr. „Sieh dich doch mal um. Diese Prüfung ist doch der Beweis. Ohne meine Idee wären die Typen damit beschäftigt, sich selbst zu verletzen, wo sie dann damit enden, blutend auf den Boden zu liegen und wilde Raubtiere anzulocken. Benutzen die mal ihr Gehirn?! Ich sag dir, manchmal glaube ich, dass die schwächsten Saiyajins auch die intelligentesten sind. Wenn die Männer sich aber weiterhin nur auf Kraft und Abschlachten konzentrieren, werden wir wohl in ein paar Generationen aus lauter Dummheit aussterben. Toma und Bardock ärgern sich momentan und sind ungeduldig, weil wir uns verstecken. Am liebsten würden sie davon stürmen und jeden angreifen. Panbukin bleibt geduldig und versteht, warum wir uns besser verstecken sollten. Borgos…“

„Borgos ist alles egal, solang er was zu futtern hat“ beendete Selypa den Satz. Sie hockte nachdenklich auf einen Felsen und sah dabei zu, wie Gine mit blitzenden Augen weitersprach. Es war ein ungewohnter Anblick, die sonst so ruhige Saiyajin so aufgebracht zu sehen.

„Es ist mir zu verdanken, dass wir unsere Kräfte schonen und bislang unverletzt geblieben sind. Ich kümmere mich um das Essen. Ich sorge mich darum, dass niemand davon krank wird. Aber trotzdem gilt nur der als wichtig, der die meisten Gegner platt macht. Ich wette, die Hälfte der Rekruten liegt halb tot am Landungsplatz und hofft darauf, dass das Raumschiff kommt, bevor sie verbluten oder aufgefressen werden. Das sind die Vollidioten, die zuerst angegriffen haben und nun keine Kraft und keinen Proviant mehr haben.“

„Das heißt, du magst Panbukin am liebsten?“ fragte Selypa verwirrt. „Überlegst du dir, ihn als Gefährte zu nehmen?“

Gine schnaubte. „Ich sagte dir doch, ich will einen netten Mann. Ich will keinen aus dieser Truppe!“

„Nicht mal den Stärksten?“ fragte Selypa gespielt unschuldig.

„KEINEN! Bardock soll mir vom Leib bleiben“ fauchte Gine.

„Wie kommst du darauf, dass ich von Bardock sprach?“ Selypa lächelte gerissen.

Gine stutzte, ließ sich aber nicht beirren.

„Du hast doch gesagt, der Stärkste und das ist nun mal Bardock. Aber seine Stärke ist mir egal. Er ist ein grober Klotz, der mich anschweigt und böse anfunkelt. Immer nur mich! Was hat der Kerl für ein Problem? Einfacher Frauenhass kann es ja nicht sein; dich scheint er allmählich zu akzeptieren.“

Selypa zuckte mit den Schultern.  Sie verstand es auch nicht. Jeder außer Bardock hatte akzeptiert, dass Gine nicht die Stärkste war, aber sich trotzdem nützlich machen konnte. Sie war eine Bereicherung fürs Team.

Für Gine war das Thema damit erledigt und sie wrang ihren Rock aus, während sie leise vor sich hin murrte.

Ein Knacken, das Rollen eines Steines, ließ beide Frauen aufhorchen. Alarmiert sahen sie sich um.

„Wenn einer der Typen uns gerade bespannt…“ Selypa ballte ihre Fäuste. Gine war gerade nur in ihrer Unterwäsche zu sehen. Selypa hatte jeden ihrer Kameraden unglaubliche Schmerzen versprochen, der ihre Privatsphäre stören würde.

„Bleib hier, ich sehe nach“ sagte sie zu ihrer knapp bekleideten Freundin und schwebte hoch.

Schutzbedürftig hielt Gine den nassen Rock vor ihrer Brust und sah sich misstrauisch um. Das kalte Wasser fröstelte sie und unter ihren dünnen, bauchfreien Top spürte sie, wie sich ihre Brustwarzen erhärteten.

Sie fühlte sich beobachtet.

Sie horchte nach einem verdächtigen Geräusch. Es war auffällig still…nur das leise Plätschern des Baches war zu hören.

„Wer ist da?“ flüsterte sie leise und sah sich um, duckte sich fluchtbereit.

Aber weder sah noch hörte sie etwas.

Nichts rührte sich.

„Ich habe nichts gefunden“ meldete Selypa, die wieder runter schwebte. „aber in diesem dichten Dickicht ist das auch schwierig. Blöd, dass wir keine Scouter haben. Komm, lass uns dahinten zu den Felsen gehen. Ich habe eine bessere Sicht dort und du kannst deine Sachen in der Sonne trocknen.“

Gine folgte ihre Freundin, aber nicht ohne noch einen letzten Blick in Richtung Gebüsch zu werfen, wo sie immer noch das Gefühl beschlich, von Blicken verfolgt zu werden.

 

Tag 16

 

„Ich gehe los und suche nach weiteren dieser leckeren Pilze. Die haben gegrillt ganz gut geschmeckt“ sagte Gine zu ihrer Freundin und steckte sich ein Messer an ihren Gürtel.

Selypa nickte als Zeichen, dass sie verstanden hatte und machte schwer atmend weiter ihre Crunches, während Panbukin ihr assistierte und ihre Füße festhielt.

„Ich komme mit“ brummte eine Stimme.

Erschrocken drehte Gine den Kopf und sah, dass Bardock nicht mehr schlief, sondern sich erhoben hatte und zu ihr gesellte

„Das wird nicht nötig sein“ sagte sie hölzern. „Ich finden den Weg schon zurück.“

„Tse“ Bardock ließ sich nicht abbringen und schritt auf sie zu, obwohl er ein dabei Gesicht machte, als hätte er die letzten Tage nur Salat gegessen.

Gine atmete tief durch. Sie verlangte nicht von ihm, sie zu begleiten aber wenn der Idiot sich nicht aufhalten ließ…

„Schön, meinetwegen“ grummelte sie und stampfte schlechtgelaunt voran.

 

Schweigend marschierten sie durch den Dschungel.

Gine sagte kein Wort; ihre Lippen waren so fest zusammengepresst, dass sie dünn wirkten. Sie durchsuchte die Gegend, ohne einen Blick auf ihren stummen Begleiter zu werfen und bückte sich nur, um ein paar Kräuter und Pilze abzuschneiden.

Das beiläufige Räuspern und Hüsteln von Bardock ignorierte sie, bis…bis sie schließlich doch davon so genervt war und ihn strafend ansah.

„Wirst du krank oder warum machst du so komische Geräusche?“

 Bardock blinzelte verdutzt. „Äh, ich…grmpf.“ Er wandte mürrisch den Blick ab.

Gine verdrehte genervt die Augen. Der Kerl war nicht fähig, auch nur ein nützliches Wort zu sagen.

Sie strafte ihn mit Nichtbeachtung und sprang geschickt über einige Wurzel. Ein großer Baumpilz hatte ihre Aufmerksamkeit gewonnen und sie schwebte den Stamm hoch.

Sie setzte das Messer an der Wurzel an und fing an, daran zu schneiden.

Ein leises Knacken von brechenden Ästen drang an ihr Ohr. Nicht nur sie hörte es.

„GINE, PASS AUF!“ rief Bardock und flog auf sie zu, schnappte sie und riss sie weg, bevor ein mit scharfen Zähnen besetztes Maul nach ihr schnappen konnte.

Unbewusst krallten sich Gines Finger in Bardocks Brustpanzer, während der Krieger sie auf seinen Armen trug und mit ihr hochschwebte.

Beide sahen auf das übergroße, katzenartige Raubtier, dessen dunkelgrünes, mit schwarzen Punkten versehenes Fell gut im Dickicht tarnte. Die großen, gelben, geschlitzten Augen sahen hungrig die zwei kleinen, schwebenden Zweibeiner an.

Das Raubtier ging in die Knie, spannte seine Muskeln an. Sein Schweif peitschte angriffsbereit. Dann, wie eine gespannte Drahtfeder, sprang es zu ihnen hoch. Bardock hob eine Hand und schoss einen Energiestrahl ab. Getroffen landete das Katzenwesen auf einem der Äste, wo es geschickt wendete und einen erneuten Angriff startete. Bardock wich im Fluge aus.

Gine fluchte in Gedanken. Bardock hielt sie fest an sich gedrückt und konnte sich so weder richtig verteidigen noch fliegen. Sie selbst besaß zu wenig Power für Energieattacken.

„Bardock, du musst mich runterlassen, sonst kannst du nicht kämpfen“ rief sie.

„Vergiss es, ich lass dich nicht los“ knurrte der Krieger „Diese Viecher sind wendig und schlau. Es wird dich zuerst angreifen und ins Dickicht verschleppen.“

„Aber wie willst du…“

„Sei still und lass mich nachdenken…“ unterbrach er sie.

Viel Zeit dazu hatte er nicht, denn ihr Gegner schien sich von der ersten Attacke bereits erholt zu haben. Das Raubtier sprang geschickt näher, indem es die großen Bäume und Äste wie Stufen nutzte.

Bardock weigerte sich immer noch, sich von Gine zu trennen, weshalb er sich umdrehte und mit ihr tiefer in den Wald flog, in entgegen gesetzter Richtung zum Lager, wo ihre Kameraden waren.

„Wenn ich über die Bäume fliege, sind wir Freiwild. Sollten andere Saiyajins uns sehen, haben wir es dann mit größerem Gegner zu tun als mit diesem Kätzchen“ sprach Bardock, mehr zu sich selbst als zu Gine.

Gine konnte das Fauchen hinter sich hören. Das „Kätzchen“ ließ sich nicht abschütteln.

Sie stemmte sich gegen Bardocks Brust und trommelte dagegen, weil er seinen Griff nicht lockerte.

„Wenn wir uns trennen und ich mich als Köder anbiete…“ schlug sie vor.

„Vergiss es“ seine Augen funkelten sie wütend an. „Ich lass nicht zu, dass du als Katzenfutter endest. DU BLEIBST BEI MIR!“ die letzten Worte hörten sich so überraschend streng und besitzergreifend an, dass Gines Widerstand erlahmte und sie ihn nur verblüfft anblinzelnd konnte.

Bardock schien nun ernsthaft wütend zu sein. Dagegen war seine sonst mürrische Miene der reinste Sonnenschein.

Er stoppte im Flug, drehte sich um und hob seinen rechten Arm. Energie sammelte sich, wurde heller, ein leises Sirren war zu hören.

Das Biest schien davon nicht beeindruckt zu sein. Es stürmte auf die Beute zu.

Der Energiestrahl, den der wütende Bardock nun auf es abschoss, war nicht mit der Kraft des ersten zu vergleichen. Ein greller Lichtstrahl traf das Raubtier und verbrannte es.

Der rauchende Leichnam fiel zu Boden.

Bardock atmetet schwer, aber dann langsam, schlich sich ein triumphierendes Grinsen über seine Lippen. Er landete auf den Boden. Mit unterschiedlichen Gefühlen sahen die beiden auf die gebannte Gefahr. Jetzt, wo Bardock sich allmählich entspannte, lockerte sich sein Griff, so dass Gine sich hinstellen konnte. Auch ihr Herz schlug wieder ruhiger, während sie sich unbewusst an Bardocks Seite schmiegte. Der Krieger hatte immer noch seinen Arm locker um ihre Hüfte geschlungen.

Langsam drehten sie den Kopf zueinander und sahen sich wortlos an.

Gine schluckte. Was wäre geschehen, wenn sie allein in den Dschungel gegangen wäre?

„Wir…wir sollten verschwinden. Wenn andere von diesen Kampfgeräusche gehört haben…wir sind nur zu zweit“ schlug sie langsam vor.

Bardock nickte nur und holte tief nach Atem; schnappte nach Luft und beruhigte seinen Puls.

Er griff nach Gine und nahm sie wieder auf seine Arme. Um Energie zu sparen, flog er nicht, sondern sprang schnell und geschickt über die Bäume. Erst als sie nahe dem Lager waren, landete er auf den Boden.

Gine wartete darauf, dass er sie runterließ, doch das geschah nicht. Fragend sah sie in sein Gesicht und bemerkte seinen stolzen Blick und den arroganten Zug seiner Mundwinkel: Bardock schien furchtbar stolz auf sich selbst zu sein und auf Lob von ihr zu warten.

Sie atmete tief durch und rang um Selbstbeherrschung. Ihren Fehler zuzugeben, fiel ihr schwer aufgrund ihres eigenen Stolzes.

„Danke, dass du mich gerettet hast“ sagte sie leise.

Bardocks Nase hob sich überheblich, sein halbes Lächeln wurde ein Stück länger. Trotzdem schien es nicht genug; er ließ sie immer noch nicht los zu sein und wollte noch mehr Lob hören.

Darauf konnte er lange warten.

„Warum bist du nicht in Richtung des Lagers geflogen, damit Toma und die andere uns helfen konnten?“ fragte sie ihn.

Er stutzte, blinzelte kurz verblüfft. Seine gute Laune verflog, sein Mund wurde wieder schmal.

„Als ob die mir hätte helfen können“ knurrte er. „Ich bin stärker ohne diesen Ballast am Bein.“

„Warum hast du mich dann nicht losgelassen, wie ich es vorgeschlagen habe? Bin ich nicht noch schlimmerer Ballast?“ fragte Gine.

Viel zu lange brodelte in Gine das Gefühl der Missachtung. Bardock hatte ihr heute geholfen. Nicht zum ersten Mal, wie ihr plötzlich auffiel. Er schien also doch kein schlechter Kerl zu sein, aber warum verhielt er sich dann manchmal so bescheuert? Sie wollte darauf eine Antwort wissen.

Überfordert öffnete und schloss Bardock den Mund. Er stammelte, suchte sichtbar nach Worten.

„Ich…ich habe dich gerettet. Solltest du davon nicht beeindruckt sein?“

Gine hob unbeeindruckt eine Augenbraue. „Ich stehe mehr auf Grips als auf Muskeln. Typen mit einem Gehirn finde ich sexy. Starke Saiyajins gibt es doch überall“ sie winkte ab. “Aber finde mal einen netten Mann in dieser Meute…alles was ich will, ist EIN GUTER MANN“ sie betonte die letzten Worte und sah ihn strafend an. Bardock blinzelte irritiert, während ihre Worte in sein Gehirn drangen.

Nun schien ihm Gines Körper in seinen Armen zu viel zu sein: wie eine brennende Kartoffel ließ er sie hastig los. Gine schaffte es gerade noch so auf den Füßen und nicht auf den Hintern zu landen.

Verdutzt sah sie Bardock bei seinen Bemühungen zu, ihr eine Antwort zu geben. Eine sich verstärkende Röte erschien auf seinen Wangen und Bardock wich betroffen ihrem Blick aus.

„Ich…gah, ich muss los…Jagen“ stammelte er und flog in die entgegengesetzter Richtung des Lagers, als ob ihn ein Rudel Katzenmonster jagen würde.

Gine sah ihm kopfschüttelnd hinterher.

Mit leeren Händen ging sie wieder ins Lager zurück.

 

Tag 21

 

Stirnrunzelnd sah Gine auf ihr Schlaflager. In den letzten Tagen war es immer das gleiche.

„Selypa, bist du es, die mir ständig Früchte hinlegt?“ fragte sie ihre Freundin, die ihre Schlafstätte neben ihr aufgebaut hatte. Die beiden Frauen befanden sich im hinteren Teil der Höhle, wo sie abgrenzt zu den Männern schliefen und ihre Decken und Rucksäcke lagerten.

Selypa, die gerade dabei war, den Belag aus Gräsern zu erneuern, sah sie erstaunt an. „Nein, wieso sollte ich?“ Sie hob den Kopf und sah, dass sich auf Gines Decke drei runde, kleine, lila-schwarze Früchte befanden, von denen die Frauen wussten, dass sie köstlich schmeckten.

„Die würde ich erst recht nicht mit dir teilen, sondern selbst essen“ sagte die Schwarzhaarige ehrlich.

„In den letzten Tagen ist es so, dass ich unter meiner Decke gut riechende Blumen oder Früchte finde“ erzählte Gine. „Immer, wenn ich abends mein Lager aufbaue und die Decke zurück schlage, zack, ist da was.“

Selypa blinzelte überrascht, dann fing sie langsam an zu grinsen. Sie zog Gine zu sich und hockte sich mit den Rücken zu den Männern, die ihre Schlafstätte im vorderen Bereich der Höhle hatten, damit ihnen ja niemand zuhörte.

„Heimlicher Verehrer?“ flüsterte sie Gine fragend zu.

Gine zuckte zusammen. Daran hatte sie nicht gedacht. Die Frauen warfen vorsichtig einen Blick hinter sich, wo die Männer am Eingang der Höhle saßen. Leises Gemurmel war von Panubukin und Toma zu hören, während Borgos und Bardocks Augen träge auf Halbmast lagen.

Schnell drehten sie ihren Kopf wieder zurück, bevor einer von ihnen auf sie aufmerksam wurde.

„Es muss einer von ihnen sein“ wisperte Selypa. „Was glaubst du, wer ist es? Panbukin? Toma?“

Gine zuckte ratlos mit den Achseln. „Sie sind aber eigentlich ziemlich selbstbewusst und haben kein Problem damit, mich anzusprechen“ flüsterte sie „Das sieht eher nach dem Versuch von jemanden aus, der schüchtern ist.“

„Also Borgos? Vielleicht ist es aber trotzdem einer der anderen und er will nur nicht, dass die anderen Männer davon Wind bekommen. Er will keine Konkurrenz und versucht, auf heimliche Wiese mit dir in Kontakt zu treten.“ Sie sah Gine neugierig an. „Wen wünscht du dir denn als Verehrer?“

Gine warf wieder vorsichtig einen Blick nach hinten. Ihr Blick fiel auf Bardock, der schläfrig an der Felsenwand lehnte.

Seit dem Tag mit dem Raubtier wich er ihr aus.

Er sprach nicht mit ihr, erteilte ihr keine direkten Befehle und wich jeden ihrer Versuche aus, mit ihm zu sprechen. Erwischte sie ihn dabei, wie er sie beobachtete, wich er ihrem Blick aus. Manchmal glaubte sie, ihn dabei erröten zu sehen.

War er es, der ihr heimlich diese Geschenke reinlegte?

Tat ihm sein vorheriges großspuriges Verhalten leid oder gab es ein anderes Motiv?

Selypa fiel auf, wie lange Gine den Krieger anstarrte und stupste sie verschwörerisch mit ihren Ellbogen an.

„Also Bardock, der gerissene Hund, was?“ grinste sie.

Gine spürte eine unangenehme, verräterische Wärme in ihre Wangen aufsteigen.

„Ich weiß es nicht“ blockte sie ab. „Ich kann ihn am schwersten einschätzen.“

Selypa nickte zustimmend.

„Er ist geheimnisvoll und kein großer Redner. Ich mag das. Aber ich habe gehört, wie er mit Toma und Panbukin spricht. Bei ihnen hat er eine spitze Zunge. Uns gegenüber hält er sich wohl zurück.“

Gine hob argwöhnisch eine Augenbraue hoch. „Er hält sich bei uns zurück?“

Selypa zuckte mit den Schultern. „Für seine Maßstäbe schon.“

Gine warf einen weiteren prüfenden Blick nach hinten, bevor sie sich schnell wieder umdrehte.

„Ich bin verwirrt“ gab sie ehrlich zu. „Aber solange mein Verehrer sich nicht zu erkennen gibt, akzeptiere ich den guten Willen und seine Geschenke.“

Selypa zuckte mit den Schultern. „Was willst du sonst auch machen? Solange die Prüfung läuft, sollte das Team zusammenhalten. Gefühle stören uns gerade nur.  Eine Liebeserklärung könnte die ganze Gruppendynamik durcheinanderwerfen.“

„Denke ich auch“ stimmte Gine zu und kuschelte sich in ihre Decke. „Das Beste ist, ich konzentriere mich fürs erste auf Überleben. Beziehungen und so ein Kram können warten, bis wir wieder auf unseren Heimatplaneten sind.“

Sie biss von einer Frucht ab und genoss das süße Aroma.

Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Bardock so aufmerksam, rücksichtsvoll und geheimnisvoll war und ihr heimlich Geschenke machte. Aber wer immer es auch war…dies war nicht der richtige Zeitpunkt für Liebeleien.

Gine wollte ebenfalls ihre Tatakai-Prüfung bestehen. Sie war nicht hier, um mit jemanden anzubandeln.

 

Tag 25

„Jetzt beginnt der Endspurt“ verkündete Toma am Morgen des 25. Tages. „Wir haben bislang unsere Ruhe gehabt und niemand konnte uns aufspüren. Das Raumschiff wird uns in fünf Tagen an derselben Stelle abholen, wo man uns auch abgesetzt hat. Wir sollten dorthin losziehen, uns wieder ein Versteck in den Baumkronen basteln und dann mit der Jagd beginnen. Die Saiyajins, die am Anfang erfolgreich waren, sind entweder erschöpft oder sie haben eine Menge Kriegsbeute gesammelt, die wir ihnen abjagen können.“

„Wir?“ fragte Panbukin nach. „Wieso das Risiko wagen? Wir gewinnen auch, wenn wir uns am 30. Tag auf den Weg machen und unsere eigenen Kugeln vorzeigen.“

„Ich bin Tomas Meinung“ stimmte Selypa zu. „Nur mit der eigenen Kugel ankommen…das ist schwach. Man sieht, dass wir nichts riskiert haben. Außerdem… Kommen wir erst am letzten Tag zum Landeplatz, sehe ich die Gefahr, dass wir von anderen aufgelauert werden. Besser, dem zuvor zu kommen.“

Bardock grunzte zustimmend. Borgos nickte; er wollte ebenfalls kämpfen.

Selypa grinste gerissen. „Ich habe bereits eine Idee, wie wir unsere Gegner herauslocken können. Wir müssen nur aufpassen, dass wir unsere Kraft nicht gegen kugellose, wertlose Saiyajins verschwenden, sondern uns auf die konzentrieren, die schon was gesammelt haben. Wenn ich und Gine dann in ihrer Nähe sind und sie provozieren, sie anheizen…“

„Nein“ wand Bardock ein „das ist zu gefährlich. Wenn Gine ihre Kugel verliert, ist sie draußen.“

Selypa lehnte sich zurück und sah ihn hochmütig an. „Dann solltest du dein Bestes geben, damit so was nicht passiert und sie beschützen.“

Bardocks Augenbrauen zogen sich steil nach unten. Wortlos sah er Gine an und wartete auf ihre Ablehnung, aber zu aller Überraschung stimmte Gine dem Plan zu.

Sie hatte mit Selypa in den Nächten gemeinsam überlegt, welche Fallen sie aufstellen könnten, um die eigenen Chancen zu verbessern. List, anstelle von roher Gewalt, würde ihnen allen dabei helfen, ihre Kräfte zu sparen und Verletzungen zu meiden.

Sie war bereit.

„Wir kennen uns alle gut genug, sodass ich ehrlich sagen kann, dass ich euch vertraue. Ich weiß, dass wir uns nicht gegenseitig im Stich lassen werden“ fing sie an. „Ich bin bereit, mich als Köder anzubieten, wenn wir so unsere Gegner herauslocken können. Das ist sicherer, als ohne Scouter durch den dichten Dschungel zu marschieren und sich zuerst angreifen zu lassen.“

Mit festem, entschlossenem Blick sah Gine in die Runde. Ihr Blick verweilte etwas länger bei Bardock.

Sie sah, dass er mit ihrer Entscheidung nicht zufrieden war, sie aber akzeptieren musste.

Langsam nickte er als Zeichen seines Einverständnisses

 

Tag 26

 

Gine rannte durch den Wald.

Sie musste sich nicht um eine schauspielerische Darstellung von Angst bemühen.

Sie konnte die Blicke der versteckten Saiyajins spüren, während sie über die Wurzeln sprang und sich panisch umsah.

Adrenalin rauschte durch ihre Adern, ihr Saiyajin-Schweif war gesträubt und ihr Körper verströmte ein feines Aroma von Furcht und Aufregung. Sie war umzingelt. Sie wusste nicht, wann ihre Verfolger sie angreifen würden und ob sie ihre Leute, die in ihren Verstecken warteten, rechtzeitig erreichen konnte. Ihre Sinne waren gespannt und in Alarmbereitschaft.

Ein fremdes Knurren aus dem Gebüsch sagte ihr, das nicht nur Saiyajins ihre Fährte aufgenommen hatten: die nach Furcht riechende Beute hatte auch die eingeborenen Jäger aufgeweckt.

Das Knurren kam näher.

Dann sprang eines aus dem Gebüsch, ein wolfsähnliches Tier mit reißerischeren Gebiss und roten Augen, ein schlanker, brauner Körper, der sich auf Schnelligkeit spezialisiert hatte und auf langen Pfoten sich schnell näherte.

Gine schrie entsetzt laut auf.

Er war nicht allein.

Drei weitere sprangen aus dem Gebüsch, folgten ihm und versuchten Gine zu umzingeln, die schnell einen Baum hochsprang und an den Ästen hochkletterte.

Zu ihrem Glück waren diese Raubtiere anders als das letzte Katzenartige, das gut klettern konnte.

Sie versuchten, hochzuspringen, doch rutschen sie an den glatten Stamm ab. Gine war weit oben in Sicherheit. Sie schnappte hastig nach Atem und versuchte, Energie zu sammeln.

Zum Glück konnte sie fliegen. Sie fing an zu schweben und ließ die vier Raubtiere unter sich nicht aus den Augen, die sie knurrend beobachteten.

Gine streckte ihnen die Zunge raus.

Eines der Tiere war ungeduldig und versuchte hochzuspringen. Er kam nicht ansatzweise nach oben, doch bevor es landen konnte, kam ein greller Energieblitz aus dem Gebüsch und grillte es.

Die drei restlichen Jäger rissen den Kopf herum und stellten sich in Alarmbereitschaft auf.

„Brauchst du Hilfe, Kleine?“ ein großer, braungebrannter Saiyajin mit langer Mähne schwebte hervor und hob die Hand. Ohne eine Antwort abzuwarten, feuerte er drei weitere, schnelle Energieblitze ab.

Eines der Raubtiere wurde getroffen, die zwei andere wichen aus und rannten jaulend zurück ins dichte Dickicht

Gine atmete erleichtert auf.

„Mann, Tarro, jetzt hast du uns den Spaß verdorben“ murrte jemand.

Gine sah nach oben, wo drei weitere Saiyajins herabschwebten und Gine bedrohlich angrinsten.

Der Sprechende, ein Saiyajin in blaugrauer Rüstung und mit Irokesen-Frisur, schüttelte in gespieltes Bedauern den Kopf. „Ich hätte zu gerne gesehen, ob die Kleine entkommen wäre. Hey, Schwester, du scheinst ja lieber zu fliehen als zu kämpfen, was? Ich wette, du hast deswegen immer noch deine Kugel.“

Die vier Saiyajins schwebten näher und umzingelten Gine.

Der Mann namens Tarro streckte verlangend die Hand aus.

„Los, die Kugel her“ befahl er. „Ich habe dich gerettet, da steht sie mir zu.“

Gine schüttelte störrisch den Kopf. „Habe ich nach Hilfe gerufen? Ich hatte alles unter Kontrolle.“

Die Männer lachten auf.

„Die Kugel“ wiederholte Tarro „oder wir müssen dich härter anpacken.“

„Oh, dagegen hätte ich nichts“ der Irokese leckte sich hungrig über die Lippen und ließ seine Augen über Gines schlanken Körper wandern.

„Halt dich zurück, Chaya“ knurrte Tarro warnend.

Gine bemühte sich um ein gleichgültiges Gesicht.

Tarro schien der Anführer zu sein und so etwas wie Ehrgefühl zu besitzen, aber dieser Chaya war wohl anders. Die zwei anderen Krieger sahen schwächer aus, waren aber in Alarmbereitschaft.

Sie hatte gegen keinen von ihnen eine Chance.

Gine riss die Augen auf und keuchte gespielt ängstlich auf, während sie aufs Gebüsch zeigte.

Alarmiert wandten die vier Saiyajins den Kopf dorthin. Kamen die Raubtiere mit Verstärkung zurück?

Doch erst als sich nach wenigen Sekunden angespannten Wartens nichts zeigte, beruhigten sie sich und drehten ihre Köpfe wieder zur jungen Frau zurück…die in der Zwischenzeit geflohen war.

„Los hinterher“ befahl Tarro und die Männer flogen los, wütend, dass sie auf diese Finte hereingefallen waren.

Schnell hatten sie die junge Frau eingeholt und umzingelt. Dieses Mal ließen sie sie nicht aus den Augen.

„Wenn du sie mir nicht freiwillig gibst, hole ich sie mir halt selbst“ beschwerte sich Tarro und griff nach Gine. Sie wich geschickt zur Seite aus und trat seinen ausgestreckten Arm zur Seite.

„Fass mich nicht an“ fauchte sie.

„Oder was?“ Tarro lachte spöttisch auf.

„Oder du hast gleich ein Loch anstelle eines Gesichts!“

Tarro drehte überrascht den Kopf. Bardocks Faust traf ihn mitten ins Gesicht und brach ihm die Nase.

Dank Gines Kameraden waren nun ihre Gegner umzingelt. Die Saiyajins stürmten aufeinander zu, während Gine schnell zur Seite schlich und sich hinter einen Baum versteckte, um niemanden in der Schusslinie zu stehen.

 

Tag 29

 

Nach einem weiteren, erfolgreichen Sieg gegen eine kleine Gruppe, die aus zwei Männern und einer Frau bestanden hatte, zog sich Gines Team in ihr Versteck zurück.

Die letzten gesammelten Vorräte wurden aufgebracht, denn angesichts des morgigen, letzten Tages brauchten alle ihre Kraft.

„Die letzte Gruppe war ein Reinfall“ murrte Selypa. „Nur Arbeit, aber keine Belohnung. Sie hatten ihre Kugeln schon lange verloren. Außer der blöden, eingebildeten Schlampe ein paarmal welche zu knallen, hat sich die Sache echt nicht gelohnt. Naja, Ellery wird mich jedenfalls nicht mehr so blöd anmachen und mit ihrem Freund angeben, haha“ schadenfroh lachte sie.

Panbukin sagte nichts, sondern polierte zufrieden seine Kriegsbeute der letzten Tage, drei Kugeln in verschiedenen Farben, während Borgos wie üblich stumm sein Mahl aß.

Nachdenklich sah Gine auf ihre Kugeln: Zusätzlich zu ihrer eigenen hatte sie zwei weitere bekommen, eine gelbe und eine weiße.

Sie war der Meinung, dass sie keine verdient hatte und wäre auch nur mit ihrer eigenen roten Kugel zufrieden gewesen, aber Bardock hatte drauf bestanden.

„Schließlich rennst du die ganze Zeit herum, lockst die Kerle heran und lenkst sie ab“ hatte er gemurmelt und sich den Kopf gekratzt.

„Aber du hast sie besiegt“ hatte sie eingewendet und ihm die Kugeln entgegengestreckt.

Er hatte sanft ihre Finger darüber geschlossen und den Kopf geschüttelt, als Zeichen der Ablehnung. Gine kam es vor, als hätte er ihre Hände etwas länger als nötig berührt, doch es war Bardocks Blick gewesen, der sie von weiterem Widerspruch abgelenkt hatte: er war überraschend zärtlich gewesen.

In diesen Moment überkam sie das Gefühl, als wollte er ihr etwas sagen, etwas Bedeutsames, dass ihr ganzes Leben verändern könnte.

Die Zeit schien langsamer zu fließen, ihre Augen versanken in seine. Vom nahen erkannte sie, dass Bardocks Augen ein tiefes, dunkles Braun hatten, in deren schwarze Pupillen sie sich spiegelte.

Tomas Rufen störte die beiden in ihrer Versunkenheit und verlegend hatte sie den Blick abgewendet. Als sie dabei zusah, wie Bardock sich den Hinterkopf kratzte und mürrisch zu seinem Freund schritt, glaubte sei abermals diese süße Röte auf seinen Wangen zu sehen.

Ihre Gedanken sprangen zu den letzten Geschenken ihres heimlichen Verehrers.

War es doch Bardock?

Zuerst heimlich die Früchte, jetzt als offenes Geschenk die Kugeln?

Zwar hatte es keine heimlichen Geschenke mehr gegeben, seitdem sie ihr Lager in den Bergen abgebrochen hatte, aber Gine fiel auf, wie oft Bardock sich in ihrer Nähe befand.

Selypa erwischte sie wiederrum öfters dabei, wie sie den Krieger unbewusst heimlich beobachtete.

 

 

Tag 30

Gine kniete auf den Boden und hielt sich ein paar Äste mit Laub über den Kopf, um ihren Körper zu verstecken, während sie das Plateau vor sich im Auge behielt.

Sie wusste, dass sich ähnlich wie sie, andere Saiyajins in den umliegenden Bäumen versteckt hielten, bis das Raumschiff ankommen würde.

Noch war es früher Morgen und die Luft war still und frisch. Kein Vogel war zu hören.

Sehr verdächtig.

Ein Rascheln ließ ihren Blick auf eine bestimmet Stelle fallen. Sie sah, wie sich eine kleine Gruppe herausschleppte: fünf Saiyajins, die eindeutig verletzt waren und sich erschöpft in den Schatten einiger Felsen fallen ließen.

Ihnen war es egal, ob man sie sah oder nicht, denn sie hatten eindeutig nichts mehr zu verlieren.

Mitleid überkam Gine, als sie die staubigen, enttäuschten Gesichter erkannte.

Nun, wo sich die ersten getraut hatten, folgten weitere Verlierer, die sich in gebührenden Abstand in den Staub sinken ließen und darauf warteten, dass sie abgeholt wurden.

Gine drehte sich um robbte zurück, um den anderen Meldung zu erstatten.

 

Im Versteck…

„So, die andere fangen also an, sich zu versammeln?!“ wiederholte Panbukin.

„Dann sollten wir auch losgehen?“ Selypa sah fragend in die Runde.

Toma zuckte ablehnend mit den Achseln. „Wir bekommen es doch mit, wenn das Raumschiff landet. Vorher müssen wir doch nicht los.“

„Tja, die Frage ist auch…wann landet es? Wir sind vor 30 Tagen zur Mittagszeit angekommen, dann sollte es auch zur selben Zeit uns wieder abholen“ überlegte Panbukin.

„Oder der Kommandant zieht es in die Länge. Nach dem Motto „Ich habe den Tag, aber nicht die Uhrzeit festgelegt“. Dann kommt er erst gegen Abend. Könnte zu dem Kerl passen…“ meldete sich Bardock zu Wort. „Was sagst du dazu, Gine?“

Gine war abgelenkt und hörte seine Frage nicht. Sie dachte an die erschöpften Saiyajins, die ihre Prüfung nicht geschafft hatten, ihre traurigen Gesichter, ihre zerstörte Hoffnung.

Was würde mit ihnen passieren?

Sie würden in den Reihen der Krieger den niedrigsten Rang einnehmen und müssten härter arbeiten als alle anderen, um sich zu beweisen. Vielleicht würden einige von ihnen sogar einsehen, dass richtige Kämpfe auf fremden Planeten nichts für sie waren und eine Position als Wachposten oder Jäger auf den Heimatplaneten besser für sie wäre.

Sie hatte das Glück gehabt in einer netten Gruppe zu landen. Sogar Bardock war nicht so schlimm, wie sie anfangs geglaubt hatte. Sie hatten sie akzeptiert, sie beschützt und anerkannt.

Aber wäre das Außenmissions-Leben etwas für sie?

Ständig unterwegs zu sein, auf fremde Planeten nach Nahrung für die Krieger zu suchen und zubereiten und vielleicht sogar stärker in Kämpfen eingebunden zu werden?

In dieser Prüfung war es gegen unbewaffneten Saiyjains gegangen, ohne Tötungsabsicht, aber in einer richtigen Mission sah der Befehl anders aus: fremde Völker sollten vernichtet oder unterjocht werden, unschuldige Wesen ausgerottet werden. Selbst wenn sie nur in der Versorgungseinheit helfen würde, wäre sie mitverantwortlich für die Massaker. Sie half den Saiyajins dabei, bei Kräften zu bleiben, damit sie unermüdlich attackieren konnten. Damit würde auch an ihren Händen Blut kleben. Dabei hatte sie sich als Kind geschworen, niemals…

„Gine!“

Bardocks drängende Stimme riss sie aus ihren Überlegungen.

Sie sah auf und bemerkte die fragenden Gesichter ihrer Kameraden.

„Was ist los? Du sahst so traurig aus?“ fragte Selypa.

„Äh, nichts. Was ist?“ sie winkte ab.

„Wir denken, es ist besser, wenn wir hierbleiben und nach dem Raumschiff Ausschau halten und erst dann zum Landungsplatz gehen. Vorher wird die Prüfung nicht als beendet angesehen und wir könnten angegriffen werden“ fasste Toma den Plan zusammen.

„Alles klar“ Gine nickte.

 

Die Krieger packten ihre Sachen zusammen und verschnürten sie ordentlich in ihre Rucksäcke.

Gine besah sich das gesäuberte Messer, bevor sie es ins Futteral zurücksteckte.

Ob sie es später behalten durfte? Es hatte ihr gute Dienste geleistet.

„Alles in Ordnung?“ Bardock stand plötzlich neben ihr und kniete sich zu ihr hin. Sein breiter Oberkörper schirmte sie vor den Blicken der andere ab, die aber noch mit ihren eigenen Aufräum-Arbeiten beschäftigt waren.

„Ja, sicher“ beruhigte Gine ihn und konzentrierte sich darauf, den Rucksack vollzupacken.

„Du sahst vorhin so seltsam aus. Wenn du Angst hast…“ begann er leise zu sprechen, aber Gine sah ihn strafend an.

„Das hat damit nichts zu tun. Ich habe bloß nachgedacht“ wiegelte sie ihn ab.

Sie hatte die letzten 30 Tage in einen fremden, tödlichen Dschungel verbracht und überlebt und jetzt, kurz vor dem Ziel, sollte sie Angst haben? Das Gegenteil war der Fall, aber sie wollte Bardock nicht darüber erzählen, wie sie über ihre Zukunft dachte. Das ging ihn nichts an.

Bardock schien an ihrem Tonfall zu bemerken, dass sie nicht darüber sprechen wollte.

Verlegen kratzte er sich den Hinterkopf, während er offensichtlich nach den richtigen Worten für ein anderes Gesprächsthema suchte. Anscheinend war seine Besorgnis nur ein Vorwand für etwas anderes gewesen.

„Gine, ich…weißt du, ich habe nicht so viel Erfahrung damit, aber ich…äh“ er stotterte.

Gine blinzelte ihn verblüfft an. Was immer Bardock zu ihr sagen wollte, es hatte nichts mit Befehlen zu tun, die konnte er klar und deutlich aussprechen.

War er es?

Wollte Bardock gerade zugeben, dass er ihr heimlich Geschenke gemacht hatte?

Das unverwechselbare Sirren von sich aufbauenden Ki alarmierte die empfindlichen, kampferfahrenen Sinne von Bardock und Toma und ehe sich Gine versah, riss Bardock sie in seine Arme und sprang mit ihr zur Seite.

Das Versteck in der dichten, blickgeschützten Baumkrone, die Gine wie am Anfang der Prüfung vorbereitet hatte, wurde von mehreren, gleichzeitigen Angriffen in seine Einzelteile zerlegt. Nur den schnellen Reaktionen von Toma und Bardock war es zu verdanken, dass keiner der Gruppe verletzt wurde, sondern rechtzeitig ausweichen konnte.

In Alarmbereitschaft rappelten sie sich auf und sahen sich um.

Gine erkannte die Gesichter von Torra und Chaya, denen sie vor einigen Tagen die Kugeln geraubt hatten, aber da waren noch mehr Saiyajins. Einen von ihnen erkannte sie ebenfalls: das war dieser Aikon vom Raumschiff, der sie belästigt hatte.

Insgesamt zwölf kampfbereite, starke Saiyajins umzingelten sie.

„Gefunden“ schnurrte Chaya siegessicher. Er behielt Bardock im Blick, der sich schützend vor Gine aufgebaut hatte.

„Rache ist Blutwurst“ knurrte Torra, dessen Nase immer noch sehr eingedellt war und sah Bardock dabei finster an.

„Hey, hey, Bardock gehört mir“ mischte sich Aikon ein.

„Schnauze, ich bin zuerst dran. Mich hat er am Schlimmsten getroffen“ erwiderte ein anderer Saiyajin mit vielen Narben und Dellen in seinem Gesicht.

„Du hast ja nicht viele Freunde“ murmelte Gine trocken, die sich hinterrücks an Bardocks Rücken drückte und die hinteren Gegner für ihn im Blick behielt. Sie konnte ein leichtes Beben spüren wie es nur von unterdrückten Lachen kam.

„Endlich wird diese Prüfung mal lustig“ hörte sie ihn antworten.

Sie spürte mehr als dass sie es sah…er lächelte.

 

Es entwickelte sich ein erbitterter Kampf.

Die Saiyajins stritten so heftig gegeneinander, dass die Kugeln und die Prüfung nebensächlich wurden: ihre Motivation waren Wut und die Vernichtung ihrer Gegner.

Das Blut rauschte heiß durch ihre Adern und verwandelte den Wald in ein Schlachtfeld.

Gine schien die einzige zu sein, die sich nicht in einen Blutrausch fallen ließ. Sie versuchte einen Überblick zu behalten, rannte, sprang und flog an den Rand des Schlachtfeldes, um weder ihren Freunden im Weg zu sein noch von dem Gegner eingekesselt zu werden.

Geschickt wich sie einigen schwachen Ki-Strahlen aus. Sie waren nicht tödlich, aber schmerzhaft.

Als sie den Kopf drehte, sah den Verursachenden; Aikon.

Ein schneller Blick zur Seite: Bardock war mit Chaya und Torra gleichzeitig beschäftigt. Aikon folgte ihren Blick und sah sie siegessicher an.

„Heute wird uns niemand stören“ verkündete er und stürmte auf sie zu.

Gine schlug Haken und rannte los; versuchte sich durch das Gebüsch zu schlagen und ein Versteck zu suchen.

Sie kam nicht weit. Aikon landete vor ihr und schnitt ihr den Weg ab.

Gebieterisch streckte er die Hand aus. „Los, her damit oder du bereust es.“

„Fass mich an und du bereust es“ fauchte Gine zurück.

Aikon knurrte bedrohlich und trat auf sie zu. Ehe Gine ihn ausweichen konnte, schnappte er sich ihr Handgelenk und hielt sie in einen stahlharten Griff fest. Gine wehrte sich, so gut sie konnte, versuchte ihn zu treten und mit der freien Hand zu schlagen, aber Aikon schnappte sich einfach das andere Handgelenk und drehte es ihr auf den Rücken. Durch den Schwung wurde sie mit ihrem Rücken an seine Brust gepresst. Aikon hielt ihre beiden Handgelenke in seiner großen Faust zusammen, während er die andere Hand über ihren Körper wandern ließ. Dabei ließ er sich viel Zeit und prüfte besonders die Gegend um ihre Hüfte und Brüste.

„Finger weg, Perversling“ Gine wand sich unbehaglich in seinen Griff und versuchte auf seine Füße zu treten und seine Knie zu treffen.

Aikon packte kurz härter zu und sah sie warnend an. „Ich bin nur auf der Suche nach den Kugeln.“

„Ja, klar, als ob ich sie da versteckt hätte!“

Aikon grinste sie überheblich an.

„Netter Versuch, aber ich denke, ich weiß, wo sie sind. Bei der engen Kleidung gibt es nicht viele Verstecke“ seine Finger wanderten höher und Gine sah verdrossen zu, wie sie über ihre Oberweite in Richtung Kragen wanderten; bereit da reinzugreifen. Als ob sie die Kugeln in ihren Büstenhalter versteckt hätte: unter ihrem Rock gab es eine geheime Tasche, da waren die Kugeln besser aufgehoben.

Das Gefühl seiner rauen, übergriffingen Finger, der nahe Körperkontakt zu diesem fremden großen Mann, sein beißender Geruch nach Schweiß, verursachten ihr Ekel. Schon zupften zwei Finger an ihrem Brustpanzer und zogen das dehnbare Material weiter, so dass er ungehindert von oben reinschauen konnte. Er konnte sich ein wölfisches Grinsen nicht verkneifen, als er die zarten Rundungen sah.

Mit Schaudern spürte Gine, wie sich an ihren Rücken eine Erektion aufrichtete.

„Nette Kugeln“ hörte sie ihn murmeln; seine Augen waren wie festgeklebt mit ihrem Brustansatz beschäftigt und er senkte neugierig den Kopf.

„Die falschen Kugeln“ zischte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und biss fest in seinen Hals.

Der plötzliche Schmerz überraschte Aikon. Schreiend ließ er Gine los, deren spitzen Zähne sich tief in seine empfindliche Haut gegraben hatten. Brüllend vor Schmerz hielt er sich eine Hand an den blutenden Hals.

Gine nutze das aus und rannte fort, doch sie hörte hinter sich das wütende Brüllen. Ihre Angst wurde größer.

War Aikon schon vorher gefährlich gewesen, war er nun eine zornige Gefahr, die sich nicht mehr zurückhalten würde und keine Kontrolle mehr kannte.

Gine kam nicht weit, da stellte sich Aikon ihr auch schon wieder in den Weg. Das Blut tropfte seinen Hals entlang, während er sich eine Hand drauf presste und sein Gesicht war wutverzehrt.

„Keine Gnade mehr“ knurrte er und griff blitzschnell nach ihrem Arm. „Dafür wirst du bezahlen.“

Gine kreischte angsterfüllt auf.

„Lass sie los oder ich reiße dir den Arm ab“ befahl eine bekannte Stimme.

Schwer atmend landete Bardock bei ihnen, einige blutenden Schrammen entlang den Armen und im Gesicht. Seine grimmigen Augen ließen Aikon nicht los. Als sein Blick über die grobe Faust glitt, die Gines zartes Handgelenk festhielt, verhärtete sich sein Kiefer.

Aikon zog Gine an seine Brust. Er ließ seine blutbefleckte Hand neckisch über ihren Hals wandern, während er Bardock höhnisch angrinste.

„Nicht mehr so mutig, wo ich dein Weibchen in meine Hand habe? Hehe. Keinen Schritt weiter oder das Täubchen verliert ein paar Federn.“ Er lachte gehässig.

„Du kennst die Gesetze“ knurrte Bardock. Seine Fäuste ballten sich, während er hilflos dabei zusehen musste, wie Aikon ihren Körper respektlos betatschte.

„Die Heimat ist weit und ich hatte seit Monaten keine Frau mehr in meiner Nähe“ entgegnete Aikon. „Mit so was muss man rechnen, wenn man Frauen für diese Art von Prüfung zulässt.“

Bardock knurrte gereizt, seine Augen wanderten zu Gine, die in Aikons Armen noch zierlicher und kleiner erschien. Sein Blick wurde besorgt.

Gines Herz schlug schneller. Sie wollte nicht, dass sie zu einem Druckmittel gegen Bardock wurde.

Was würde Aikon mit ihr anstellen, nur um ihn zu verletzen?

Aber noch mehr Angst hatte sie um Bardock.

Wie seltsam; bislang hatte er sie beschützt, aber jetzt verspürte sie das Bedürfnis, ihn vor Schaden zu bewahren und das in ihrer Situation.

Aikons Faust umschloss fest ihr Handgelenk, während die andere trügerisch sanft über ihren Nacken und ihre Wange entlang glitt. Er genoss sichtlich das Missfallen, das er in Bardocks Augen verursachte.

Gine versuchte ein aufmunterndes Lächeln, damit ihr Kamerad nicht mehr länger seinen Gegner, sondern sie ansah. Er musste sich beruhigen, sich beherrschen, damit sie irgendwie aus dieser prekären Situation rauskommen könnte. Er durfte sich jetzt nicht von seiner Wut blenden lassen und auf Aikons Provokation reinfallen.

„Warum bist du immer da, wenn ich in Schwierigkeiten gerate?“ versuchte sie zu scherzen; ein zittriges Lächeln auf den Lippen und gespieltes Selbstbewusstsein.

Sie konnte seine Aufmerksamkeit auf sich lenken.

„Keine Ahnung“ murmelte Bardock leise und ließ ihren Blick nicht los. „Mein Körper bewegt sich dann wie von selbst.“

Aikon lachte laut höhnisch auf; er genoss diese Situation immer mehr.

Gines Augen wurden groß bei Bardocks Geständnis. Der Wunsch, bei ihm zu sein, sich in seine beschützenden Arme zu schmeißen, sprudelte in ihr hoch.

Bardock wand den Blick von ihr ab und konzentrierte sich wieder auf Aikon, der seine freie Hand spielerisch leicht, aber eindeutig drohend an ihren Hals legte.

Die Männer taxierten sich wortlos, die Anwesenheit der jungen Frau wurde nebensächlich, während sie überlegten, wie man am besten angreifen könnte.

Gine überlegte fieberhaft, wie sie sich wieder rauswinden konnte, damit sie nicht länger als Geisel missbraucht wurde. Aikon hielt seinen Hals leider nicht mehr vor ihrer Nase für einen weiteren Biss, aber…sie hatte dieses Mal eine Hand frei. Ein prüfender Blick aus dem Augenwinkel bemaß die Entfernung: Aikon war groß und presste sie an sich. Mit ihrer Größe reichte sie ihn kaum bis zur Brust. Seine Rüstung schütze besonders den Oberkörper und war, wie bei vielen saiyanischen Rüstungs-Varianten im unteren Bereich eher mager ausgestattet, wo es mehr um Bewegungsfreiheit ging. Er trug knappe, enge Shorts, die unter den geteilten Panzerplatten sichtbar waren.

Alles in ihrer Griffweite…

Eine Erinnerung an ihre letzten Trainingsstunden mit Selypa tauchte in ihren Kopf auf.

 

Flashback

Selypa stand belehrend vor ihr.

„Also, du weißt ja, dass wir Saiyajins unsere Kraft verlieren, wenn jemand unseren Schweif drückt. Männer haben aber noch schwerer, weil sie ZWEI Schwänze haben“ betonte sie.

Panbukin horchte auf. Er und Borgos standen neugierig an der Seitenlinie, während sie die Frauen beobachteten.

„Moment, Selypa, du willst Gine doch nicht etwas zeigen, wie…das ist unfair. So was macht man nicht“ wand er ein. Borgos wurde bleich und nickte heftig.

Selypa drehte den Kopf und sah ihn finster an.

„Red keinen Schwachsinn, du Fettblase! Unfair?! Wenn Frauen und Männer gegeneinander kämpfen, ist es per se schon unfair, weil Männer größer und stärker sind. In einen Kampf zählt nur, wer am Ende überlebt.“ Panbukin machte sich betroffen klein und zog den Kopf ein und Borgos wich einen Schritt zurück. Selypas zickischer Tonfall und ihre feurigen Augen machten ihnen Angst.

 Sie drehte den Kopf wieder zu Gine und fuhr streng fort „Stich ihnen mit deinen Finger die Augen aus. Zerfetze ihnen die Hoden. Tritt sie in die Weichteile. Kratze sie. Beiß sie. Es ist egal, wo sie ihre Muskeln haben, bestimmte Schwachstellen können sie nicht trainieren. In solchen Momenten musst du erbarmungslos zupacken…“ sie ballte ihre eigene Faust, um es zu betonen „…und ihr Lieblings-Körperteil zerdrücken wie eine überreife Frucht. Zeig keine Gnade.“

Flashback Ende

 

„Zeig keine Gnade“ feuerte sich Gine selbst an und ließ ihre freie Hand schnell nach unten gleiten, wo sie unter den offenen Panzerplatten glitt und die stoffbedeckte Beule fand. Aikon hatte einen Fehler gemacht und sah Gine nicht als Gegner an, sonst hätte er nicht seine Lektion vergessen, einen Gegner niemals so nahe an sich heran zu lassen, so dass er einen Schwachpunkt hätte attackieren können.

Gine unterdrückte ein angewidertes Schaudern und Bardock und Aikon begriffen zu spät, was sie vorhatte: sie packte so fest zu wie sie konnte und drückte stark Aikons Hoden und Glied zusammen.

Es war egal, wie schwach Gine war: angesichts dieses sensiblen, empfindlichen Körperteiles reagierten alle Männer gleich.

Aikon kreischte ungewöhnlich hoch auf. Seine Augen verdrehten sich und er wurde bleich.

Seine Beine sackten kraftlos zusammen und er ließ Gine los, um seine Hände schützend über sein Geschlechtsteil zu legen. Mit leisen Jammern rollte er sich zusammen, während Gine ihn keine Beachtung schenkte und auf Bardock zu rannte.

Unbewusst öffnete er seine Arme und zog sie an seine Brust während er seine Augen nicht von der eingerollten, kläglichen, weinerlichen Gestalt abließ. Von Hochmut keine Spur mehr.

Ausgerechnet die schwächste Teilnehmerin hatte ihn in seine Schranken verwiesen.

Erleichtert drückte sich Gine an in und sog sein holziges Aroma ein. Seine warmen Arme legten sich schützend um sie und strichen beruhigend über ihren Rücken.

„Gine?“

„Hm?“

„Auch wenn ich es als Mann nicht sagen dürfte, aber…Gute Arbeit.“

Sie grinste ihn zufrieden an.

„DIE PRÜFUNG IST BEENDET! SAMMELT EUCH!“

Das laute Rufen des Kommandanten beendete die Prüfung.

Weder Gine noch Bardock wollten sich gerade loslassen, weshalb die beiden langsam, jeweils einen Arm um die Hüfte des anderen, zum Plateau zurückschritten, ohne einen Blick hinter sich zu werfen.

 

 

Abreise

 

Gine kaute auf einen Riegel aus geröstetem Getreide und getrockneten Früchten, während sie nach draußen sah, um ein letztes Mal die Schönheit der Galaxien in sich aufzunehmen.

Die meisten Teilnehmer lagen erschöpft in ihren Sitzen und schliefen, weshalb sie die einzige auf den Gang war. Viele hatten nicht bestanden; ihre Gruppe war die einzige, wo alle Teilnehmer ihre Kugeln behalten hatte und noch welche zusätzlich bekommen hatten.

Mit großem Erfolg hatte sie ihre Prüfung bestanden: sie war nun eine vollwertige, anerkannte Saiyajin.

Doch wie sollte es weiter gehen?

Diese Prüfung hatte ihr gezeigt, wo ihre Stärken und Schwächen lagen und ihr verraten, was sie tun musste.

Sie freute sich schon auf ihre Heimat. Das erste, was sie tun würde, wäre in ein Badehaus zu gehen und sich ein heißes Bad zu gönnen.

„Gine, kann ich mit dir sprechen?“ Bardock näherte sich ihr vorsichtig.

Sie nickte und kaute unbeirrt weiter auf ihren Riegel, während Bardock versuchte, sich zu sammeln. Dass sie jetzt allein und ungestört waren, half ihm anscheinend. Wohl auch der Umstand, dass sie gemeinsam einen gefährlichen Gegner besiegt hatten und in beiden noch das stolze Gefühl des Siegers loderte. Gine fühlte sich ungewohnt selbstbewusst und stark.

„Unser Team hat mit den besten Ergebnissen abgeschlossen. Wir haben die meisten Punkte gesammelt“ begann Bardock zu sprechen. „Naja, in den letzten Tagen habe ich gemerkt, dass wir alle ein gutes Team sind und ich will das nicht verlieren. Ich denke, gemeinsam könnten wir viel erreichen.“

Gine schluckte den Rest des Riegels runter. Ihre Aufmerksamkeit stieg, während sie Bardocks hoffnungsvolle Blicke registrierte. Er sprach weiter.

„Ich habe den Kommandanten gesagt, dass ich mit diesem Team weiterarbeiten will und ich würde mich freuen, wenn du dabei bist. Was sagst du? Wir alle gemeinsam?“

Erwartungsvoll sah er sie an.

Gine blinzelte überrascht. Mit dieser Anfrage hatte sie ehrlich gesagt nicht gerechnet.

Sie fühlte Enttäuschung in sich aufsteigen. Sie hatte gedacht, gehofft, er wollte sie etwas anderes fragen. Hatte sie Bardocks Reaktionen so falsch eingeschätzt?

Die Stille zog sich länger hin und Bardock fing sichtbar an, sich unbehaglich zu fühlen, weshalb Gine beschloss, ehrlich zu antworten.

„Ich werde keine Außen-Missionen mehr annehmen. Ich will in unserer Heimat bleiben“ antwortete sie. „Das war das letzte Mal, dass ich Vegeta-sei verlassen habe.“

Jetzt war Bardock der Überraschte.

„Aber wieso? Wir sind doch ein eingespieltes Team. Ich muss zugeben, ohne deine Beobachtungen und dein Essen hätten wir früh Probleme bekommen. Überleg mal…gemeinsam könnten wir so viel entdecken und…“

„Zerstören? Töten? Vernichten?“ unterbrach sie ihn kühl. „Denn das ist die Hauptaufgabe in allen Außen-Missionen. Wie du ja schon anfangs richtig bemerkt hast, bin ich nicht die Stärkste. Für Missionen dieser Art bin ich keine Hilfe und ehrlich gesagt, will ich es auch nicht. Ich denke, eine Arbeit bei der Nahrung-Einheit passt besser zu mir.“

Bardock blinzelte sie verdutzt an, aber sie zuckte nur locker mit den Schultern.

„Ich will eine Aufgabe, die ich gut beherrschen kann. Eine Aufgabe, die ich mit Stolz erfüllen kann ohne fremdes, intelligentes Leben zu vernichten. Ich sehe mich daher eher dort als bei euch. Tut mir leid, Bardock, aber ich lasse mich nicht umstimmen. Diese Prüfung hat ihren Sinn und Zweck erfüllt und mir meine Grenzen gezeigt. Ich weiß jetzt, was meine passenden Aufgaben sind.“

Mit diesen Worten ging sie an ihn vorbei, ließ den sichtbar erschütterten Mann stehen.

In ihr brodelte es. Sie fühlte eine unerwartete Wut und Verletzlichkeit in sich. Sie hatte etwas anderes von Bardock erwartet, aber ganz bestimmt kein Job-Angebot.

Es fühlte sich an, als hätte sie ihre Gefühle, ihr Herzklopfen, ihre Anerkennung für ihn sinnlos verschwendet. Bardock sah sie nicht so; nicht als Frau. Romantische Gefühle seinerseits hatte sie sich nur eingebildet.

Toma kam ihr entgegen und zog überrascht eine Augenbraue hoch.

„Nanu, Gine, ganz allein hier? Wo ist Bardock? Ich dachte, er wollte zu dir?“

Sie deutete mit dem Daumen hinter sich. „Den Gang runter, da findest du ihn“ antwortete sie kühl.

Ihre schlechte Stimmung war offenkundig. Tomas Verwunderung angesichts ihrer verhagelten Laune wuchs, aber er fragte nicht nach, sondern ging den Gang weiter.

„Was hat der Vollidiot jetzt wieder angestellt?“ konnte sie ihn aber murmeln hören.

Gine tat noch ein paar Schritte und blieb dann stehen.

Die Wut kochte in ihr und sie konnte sich nicht beruhigen

Sie hatte ernsthaft geglaubt, dass Bardock sie mochte, aber anscheinend hatte er sie nur deswegen so oft gerettet, weil er eine Köchin für seine Missionen brauchte und sie seine Zustimmung fand.

So ein Vollidiot.

Sie musste es ihm ins Gesicht sagen, dass sein Angebot eine Beleidigung war.

Sie drehte sich um und rannte zurück.

Bevor sie in die nächste Umbiegung trat, hörte sie eine aufgeregte männliche Stimme sprechen.

„Mann, Bardock, du hast ja echt keine Ahnung von Frauen“ hörte sie Toma genervt sprechen.

Gine blieb stehen und sah vorsichtig um die Ecke, wo sie den mürrischen Bardock angelehnt an einer Wand stehend sah, während Toma auf ihn einsprach.

„Was kann ich dafür…“ begann der Krieger Einspruch zu erheben, aber Toma stoppte ihn mit einer Handbewegung.

„Ne, komm mir nicht so. DU hast es verbockt. Wenn du einer Frau nicht klipp und klar sagen kannst, dass du sie magst, versteht sie es nicht. Echt jetzt! „Ich will mit dir in ein Team sein?!“ Das hört sich nicht nach einer Liebeserklärung an. Kein Wunder, dass sie so wütend aussah.“

„Von Liebe habe ich auch nichts gesagt“ wandte sein Freund empört ein und eine tiefrote, verlegene Gesichtsfarbe bildete sich. „Tse, ich und verliebt.“

„Klar liebst du sie, sonst hättest du dich nicht bereits am Anfang so scheiße benommen. MIR war sofort klar, dass du Interesse an ihr hattest, so wie du sie mit deinen Augen nicht losgelassen hast. Regelrecht verschlungen hast du sie.“ Tomas Hände fuhren aufgebracht durch seine Haare, damit er nicht in Versuchung kam, seinen besten, aber auch unbeholfenen, schüchternen Freund eine zu scheuern.

Gine, bislang unentdeckt, sah die beiden mit großen Augen an.

Bardock war in sie VERLIEBT!?

Sie sah dabei zu, wie der sichtbar verlegene Krieger sinnlos versuchte, seine stoische Haltung zu bewahren, während er von seinem Freund kritisiert wurde.

„Nicht zu vergessen die Geschenke. Die Hilfs-Aktionen und die Früchte und Blumen in ihrem Bett. Oder wie du Panbukin und Borgos eingebläut hast, sie nicht zu bedrängen. Von wegen „Gut gemeinter Rat des Anführers“. Deine Eifersucht war offen sichtbar. Selbst mich hast du immer wütend angefunkelt, nur weil ich mit ihr gesprochen habe“ fuhr Toma weiter.

„Ich, äh…“

„Dabei hatte sie kein Interesse an uns, weil ihr simple Stärke egal ist. Hah, aber so konntest du sie auch nicht beeindrucken. Der Stärkste des Jahrgangs zu sein, war ihr egal. Ich denke, die Gaben, die Früchte waren eindrucksvoller als deine Siege. Ich habe gemerkt, dass sie dich in Verdacht hatte und ihr gefiel diese Seite von dir.  Du hattest sie fast. Also, wie konntest du es so VERBOCKEN?“

„Keine Ahnung“ grummelte Bardock und strich sich beschämt mit einer Hand durchs Gesicht. „Ich dachte, es wäre offensichtlich.“

„Wir drehen uns hier im Kreis. Ich habe dir doch gesagt: es ist besser, es zu sagen“ erwiderte Toma.

„Wieso sagen, wenn Taten genug für sich sprechen? Wieso muss ich ihr sagen, dass sie…dass sie die süßeste, niedlichste Saiyajin ist, die ich je gesehen habe“ presste Bardock genervt aus. „Dass ich ihren Geruch mag und ich das Gefühl liebe, wenn sie in meinen Armen liegt und ich sie dann nicht loslassen will. Dass sie mich in meinen Träumen verfolgt und ich nur an sie denken kann.“

Gine hielt sich schnell eine Hand vor den Mund, um nicht aufgeregt zu quietschen. Sie konnte ihren Blick nicht von Bardocks Gesicht abwenden. Seine geröteten Wangen, seine zusammengepressten Lippen, die warmen Augen und dann diese wunderschönen Worte, die er mit seiner tollen, rauen Stimme offenbarte…ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Ihre Beine fühlten sich wackelig an und sie musste sich an der Wand abstützen.

Sie hörte dabei zu, wie er weitersprach.

„Ich will das nicht sagen, geschweige denn fühlen, aber ich kann es nicht verhindern“ beichtete Bardock seinen Freund. „Ich hab’s versucht. Ich dachte, wenn ich kalt und mürrisch bin, ist das besser für uns beiden. Aber wenn sie mich dann so verletzt ansah, habe ich mich wie der größte Mistkerl gefühlt. Und dann seit dieser Sache damals…“

„Du meinst, wo du die Frauen heimlich belauscht hast? Worauf du beschlossen hast, netter zu sein, weil du ihre Meinung über dich gehört hast?“

Bardocks Kopf wurde leuchtend rot und konnte einer glühenden Alarmglocke Konkurrenz machen.

Gine erinnerte sich, dass sie sich beobachtet gefühlt hatte…und dass sie dort nur halb bekleidet in ihrer Unterwäsche gewesen war. Jetzt wurde sie auch rot.

„Ich, ja…ähm…jedenfalls…egal“ stammelte Bardock. „Was soll ich tun?“

Toma zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich habe dir gesagt, was du meiner Meinung nach tun sollst. Ist nicht mein Problem, wenn du zu feige bist“ sprach er genervt.

Bardocks Hände krallten sich unentschlossen in seinen Haare.

„Aber was, wenn ich jetzt auf Außen-Missionen bin und kaum noch auf Vegeta-Sei? Dann werden doch andere Männer die Situation ausnutzen. Gine wird jemanden treffen, sich verlieben und ich bin außen vor“ fragte er. Seine Augen bekamen einen panischen Glanz bei diesem Gedanken.

„Ich dachte, wenn sie immer in meiner Nähe ist, kann ich ihr langsam näher kommen…es lief doch gut in den letzten Tagen…und dann sagt sie so was. Wie sollte ich damit rechnen? Aber ich kann doch nicht auf Vegeta-Sei abhängen, nachdem ich die Prüfung für Außen-Einsätze bestanden habe. Die sind die besten; die will ich nicht verlieren.“

„Hey“ Toma bemerkte, wie aufgewühlt sein Freund war und legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter. „Selbst bei Außen-Missionen kommen wir regelmäßig zurück zur Basis und bleiben eine Weile zur Erholung dort. Du kannst sie also treffen und hast immer noch eine Chance bei ihr. Aber dazu musst du die Arschbacken zusammenkneifen, der Erste sein und ihr sagen, was du fühlst. Sollte sie darüber lachen, weißt du wenigstens, wo du stehst und kannst dich wieder auf deine Arbeit konzentrieren. Aber ehrlich gesagt…ich sehe gute Chancen für dich. Warum sonst war sie so wütend? Wut ist besser als Gleichgültigkeit.“

Bardock ließ sich die hilfreichen Worte seines Freundes durch den Kopf gehen und atmete erleichtert auf.

„Ja, du hast Recht“ murmelte er leise, aber der Gedanke an seine zukünftige Offenbarung schien ihn immer noch zu ängstigen; er ließ traurig den Kopf hängen. Bardock schien nicht zu glauben, dass Gines Antwort positiv ausfallen würde.

Für Gine war es das erste Mal, dass sie Bardock so voller Gefühle sah; ohne seine übliche grimmige Maske. Am liebsten wollte sie zu ihm rennen und seinen Kopf an ihre Brust drücken; ihm sagen, dass alles gut war. Stattdessen lehnte sie sich an die Wand und versuchte ihr heftig schlagendes Herz zu beruhigen. Sie konnte spüren, wie ihre Wangen brannten.

Von Tomas Seite aus war alles gesagt. Ungeduldig schnaufte der Krieger beim Anblick seines niedergeschlagenen Freundes und machte kehrt.

„Ich gehe ne Runde pennen“ sagte er zum Abschied und ging den Flur hinauf.

Gine erschrak, als sie sah, wie er in ihre Richtung kam und sah sich hastig nach einem Versteck um.

Warum war nie eine Topfpflanze zum Verstecken da, wenn man eine mal brauchte?

Sie wusste, so rot wie sie gerade aussah, war es deutlich, was sie alles mit angehört hatte.

Sie wich ein paar Schritte zurück, suchte nach einer Abzweigung, aber zu spät: Toma kam um die Ecke und sah sie.

Seine Augen wurden groß bei ihrem Anblick.

Zu ihrer Überraschung sagte er aber kein Wort, schmunzelte nur. Beim Vorbeigehen gab er ihr einen leichten, beiläufigen Schubs in Richtung Bardock.

„Du bist jetzt dran“ hörte sie ihn auffordernd murmeln. Gine sah ihm hinterher, wie er pfeifend den Flur herunter schritt.

Dann drehte sie sich entschlossen um und schritt um die Ecke.

Bardock hob den Kopf, rechnete mit der Rückkehr seines Freundes. Seine Pupillen weiteten sich erschrocken, als er sie nun plötzlich im Gang stehen sah, mit ihren geröteten Wangen und dem entschlossenen Blitzen in ihren Augen.

„Gine, was…hast du gelauscht?“ keuchte er.

Bevor er vor Scham im Boden versinken konnte, war Gine bei ihm, packte ihn an seiner Rüstung und zog ihn zu sich runter. Bardock war so überrascht, dass er ihren Griff folgte.

Ehe er sich versah, drückte Gine ihre Lippen auf die seine.

Für beide war es der erste Kuss, doch ihr Instinkt sagte ihnen, was zu tun war.

Ihre sensiblen Lippen glitten übereinander und nahmen den Geschmack des jeweils andere auf. Vorsichtig kosteten sie sich gegenseitig.

Bardocks Hände zuckten unkontrolliert und er drückte Gine enger an sich, so dass ihre Körper sich ineinander schmiegten.

Gine war die erste, die den Kuss löste und Bardock ließ wiederwillig von ihren Lippen ab.

Keuchend sah er sie an. Seine Augen glänzten hoffnungsvoll.

Gine hob eine Hand und streichelte zart über seine Wange.

„Ich würde mich sehr freuen, wenn du mich demnächst besuchen kommst. Wir könnten gemeinsam essen gehen“ hauchte sie.

Bardock blinzelte verblüfft. Ohne auf seine Antwort zu warten, gab sie ihm noch schnell einen Abschiedskuss auf die Wange. Dann warf sie ihm ein breites, fröhliches Lächeln zu und verschwand mit einer leichtfüßigen Drehung hinter die Ecke; nicht ohne ihm noch selbstbewusst zu zuzwinkern.

Leichtfüßig und glücklich sprang Gine den Gang hinunter.

Sie hatte sich noch nie so gut gefühlt.

 

 

 

 

 

 

Bulma sah ihre Mutter abwartend an, die versonnen vor sich hinlächelte. Kakarott war mittlerweile aus Langeweile eingeschlafen und hatte seinen Kopf in ihren Schoss gelegt. Im Laufe der Geschichte war das Tageslicht schwächer geworden und Bulma merkte, wie ihr Magen hungrig knurrte.

Doch die Geschichte war so spannend gewesen, dass sie keine Pause verlangt hatte.

„Das war es also? So sind du und Papa ein Paar geworden?“ fragte sie nach.

Gine lachte neckisch und winke ab. „Ach, so schnell doch nicht. Da gab es noch ein paar Treffen mehr. Aber es war der Anfang unseres gemeinsamen Lebens, ja.“

Nachdenklich lehnte sich Bulma an den Baumstamm und beobachtete ihre Mutter, die versonnen über Kakarotts Kopf strich, dessen Frisur dem ihres Gefährten so glich.

Diese Geschichte hatte ihr mehr über ihre Eltern verraten und ihre Meinung neu beeinflusst: die Rolle, die ihre Mutter damals in dieser Mission gespielt hatte, war wichtiger als gedacht gewesen. Ähnlich wie Radditz hatte Bulma auch gedacht, dass die Krieger am Wichtigsten wären. Aber auch Gine war unterschätzt worden und hatte gezeigt, wie wichtig sie für das Überleben und den Sieg war. Ihre Rolle wurde anfangs gering geschätzt und sie hatte sich durchsetzen müssen, mit Erfolg.

Bulma war beeindruckt und fühlte eine tiefere Verbindung zu ihrer Mutter. Sie sah sie aus einem neuen Blickwinkel an.

„Weißt du…“ Gine sah Bulma an, ein sanftes Lächeln im Gesicht und ein nostalgisches Glänzen in den Augen. „Durch diese Reise habe ich gemerkt, wie sehr der erste Eindruck täuschen kann. Ich habe fast zu spät erkannt, dass Bardock eine sanfte, sensible Seite hat, die er aus Vorsicht vor andere versteckt hielt. Seine Absichten sind mir erst später klar geworden, aber wenigstens nicht zu spät. Er kann halt nicht gut mit Worten umgehen, aber wenn wir unter uns sind, dann…dann öffnet er sich und zeigt ein Gesicht, dass niemand kennt. Nur ich…und du…“ Sie lächelte gedankenverloren in ihren Erinnerungen.

Auch Bulma erinnerte sich an Begebenheiten, die jetzt in einem neuen Licht erschienen.

Wegen ihrem Aussehen und ihre Schwäche hatte sie sich immer als unwürdig empfunden. Auch wenn ihr Vater deswegen nie ein Wort verlor, hatte sie oft das Gefühl bekommen, dass ihr Vater sich einen Sohn wie Radditz gewünscht hatte anstelle einer Tochter wie Bulma.

Radditz war stark, Radditz war selbstständig. Um Radditz musste man sich keine Sorgen machen, er durfte allein in den Wald und ins Dorf gehen. Niemand musste auf ihn Rücksicht nehmen wie auf die empfindliche Bulma. Er war kein Sonderfall, sondern ein normaler Saiyajin.

Sie erinnerte sich, wie ihr Vater sich geweigert hatte, ihr das Kämpfen beizubringen. Sie hatte sich zurückgewiesen gefühlt. Als ob sie es nicht wert gewesen wäre.

Wenn ihr Vater mal da war, wollte sie sich an ihm klammern und bitten, niemals loszulassen; wollte seine Aufmerksamkeit. Gleichzeitig wich sie ihn aber aus, weil sie seine Ablehnung fürchtete.

Was, wenn er sie fortstoßen würde, weil sie minderwertig war?

 Also blieb sie auf Abstand; traute sich immer weniger, sich ihm zu nähern und blieb lieber bei ihrer Mutter. Sie konnte sich Gines Liebe gewiss sein, aber ihrem Vater umgab oft eine unsichtbare Mauer, die sie trennte.

Aber so, wie Mutter von ihm erzählte…ihr Vater hatte sich sofort in Gine verliebt, es aber trotz seiner sonst so großen Klappe nicht geschafft, es ihr zu beichten. Er hatte gehofft, dass seine Taten für sich sprechen würden, weil er es mit Worten nicht aussprechen konnte.

Bulma sah nachdenklich in den Himmel.

So viele Erinnerungen tauchten aus ihrem Gedächtnis hervor, die Ähnlichkeit zu Gines Geschichte hatten: kleine Episoden, wie ihr Vater schweigsam war und mürrisch aussah, aber dann überraschende liebevolle Gesten zeigte. Wie er sie immer in den Arm nahm, wenn sie ihr Mittagsschläfchen gemeinsam gehalten hatten oder im Winter in das Elternbett gekuschelt hatten; wie er seinen Nachtisch an ihr abgab und ständig das rote Stirnband trug.

Wie er mit ihnen gespielt hatte, wenn die Regenzeit zu lang und die Langeweile zu groß wurde.

Wie er sie gesucht hatte, als sie beim ersten Treffen von Onkel Toma und den anderen erschrocken geflohen waren und heulend im Baum saß, mit schlechten Gewissen. Doch bei seinem Anblick, seinem beruhigenden Lächeln, hatte sie sich beschützt gefühlt und ihn nicht mehr losgelassen.

Ihr wurde klar, wie sehr ihr Vater sie liebte und beschützen wollte, von dem, was da draußen war.

Selbst Gine wusste Bescheid über die tierische Seite der Saiyajins, aber Bardock, der Erfahrene, besaß ein größeres Wissen über die Gefahren, die hier lauerten. 

Deswegen war er so streng!

Seine Regeln dienten ihrem Schutz vor Dingen, die so schrecklich waren, dass er es nicht mal aussprechen konnte.

„Ach ja, Männer sind Idioten“ hörte Bulma ihre Mutter seufzen. Gine stupste den schlafenden Kakarott an, damit er seinen Kopf von ihrem Schoss nahm und sie sich erheben konnte. Es wurde Zeit, das Abendessen vorzubereiten.

„Alle Männer?“ fragte Bulma nach, die sich nun an einen anderen Jungen mit mürrischer Miene erinnerte. Sie folgte ihrer Mutter ins Haus.

Gine grinste kurz, aber dann wurde sie ernst.

„Mir ist schon aufgefallen, dass erschreckend viele Männer wie Bardock ihre Gefühle tief in sich hineinfressen. Es beginnt wohl mit der Ausbildungszeit, wenn sie von ihren Müttern und Schwestern getrennt werden. Waren sie anfangs noch fröhliche Kinder, sind sie danach ernster und verschlossener. Ich denke, um sich vor den anderen Jungs keine Blöße zu geben. Sie trauen sich nicht, Gefühle zuzulassen. Alles, was sie schwach wirken lässt, ist schlecht. Also ist Sanftmut Schwäche. Jemanden zu sagen, dass man ihn liebt, bedeutet, dieser Person sein Herz zu Füßen zu legen. Was aber passiert, wenn diese Person das Herz zertritt und darüber lacht?“

„Das ist nicht nett“ murmelte Bulma, die in ihren Kopf die Vorstellung bekam, wie Bardock vor Gine kniete und ihr ein rotes, pochendes Herz zu Füßen legte.

Gine nickte. „Genau. Man muss schon sehr mutig sein, um jemanden seine Liebe zu gestehen, wenn man nicht weiß, wie der andere fühlt. Deswegen verstehe ich auch heute, warum dein Vater so lange gezögert hat. Er hatte auf ein Zeichen von mir gehofft. Nachdem er es erhalten hatte, wurde vieles leichter.“ Sie erinnerte sich kichernd, wie sprachlos er sie angesehen hatte, nachdem sie ihn geküsst und dann verheißungsvoll verschwunden war. Seine Miene war zu köstlich gewesen; die Gefühle wie Hoffnung, Staunen, Freude so offensichtlich.

Bulma half ihrer Mutter beim Zubereiten, während ihr müder Bruder sich auf dem Sofa einrollte.

„Was ist mit Radditz?“ fragte Bulma erschrocken. „Wird er auch anders sein, wenn er wieder zurückkommt?“

„Tja…“ Gine nahm sich Zeit für ihre Antwort. „Ich befürchte schon. Gegenüber den anderen Jungs wird er sich um eine starke, selbstbewusste Fassade bemühen. Diese Maske wird man irgendwann nicht mehr los, wenn man nicht aufpasst. Wenn Radditz wieder nach Hause kommt…wird er etwas Zeit zum Eingewöhnen gebrauchen. Du darfst dann nicht verletzt sein, wenn er sich etwas anders benimmt, okay? Er meint das dann nicht so.“

Gine bemerkte, wie traurig Bulma aussah und versuchte sie zu beruhigen.

„Dein Vater und dein Bruder lieben dich sehr, aber es ist ihnen peinlich, es laut auszusprechen. Du musst einfach mehr darauf achten, wie sie sich in deiner Gegenwart benehmen. Ob sie dir wortlos helfen, zum Beispiel. Das sagt schon vieles aus. Ein Saiyajin hilft meistens nicht unentgeltlich. Wenn er dir hilft, will er etwas von dir. Wenn er aber nichts verlangt, dann tut er es, weil er dich mag.“

„Etwas verlangen…eine Gegenleistung…“ murmelte Bulma nachdenklich.

„Was gibst du mir dafür?“ hörte sie in ihren Kopf eine selbstbewusste, junge Stimme fragen, deren Besitzer sie arrogant anlächelte. Sie erinnerte sich, wie Veg ihr zum ersten Mal die Kekse geschenkt hatte und dann eine Gegenleistung verlangt hatte.

Spontan verglich sie Veg und seine Taten mit dem neuen Wissen, dass sie heute erhalten hatte.

Diesen Spruch mit der Gegenleistung hatte er nur einmal gemacht. Danach hatte er ihr öfters Kekse als Geschenk mitgebracht, war mit ihr in die Berge gewandert und geflogen, hatte sogar Kakarott getragen und war bei ihr gewesen, als ihre Familie sie allein gelassen hatte…Bulma schluckte, als sie Bardock und Veg unwillkürlich miteinander verglich.

Diese mürrische Haltung, die verschränkten Arme, diese zur Schau gestellten Schroffheit…und darunter dieser weiche Kern; diese kleinen Beweise von Liebenswürdigkeit.

Jetzt wurde ihr auch klar, warum sie so schnell ihre Angst vor Veg verloren hatte und sich mit ihm angefreundet hatte. Unbewusst hatte sie gespürt wie sehr sich die beiden ähnelten.

Mit schlechten Gewissen dachte Bulma an ihren Streit mit Veg. Jetzt tat es ihr leid, dass sie sich wegen so etwas Dummes gestritten hatten.

Seit einigen Wochen hatten sie sich nicht mehr gesehen Er hatte ihr erzählt, dass er auf eine lange Reise gehen würde. Aber für wie lange? Wochen, Monate, Jahre?

War ihr Streit ihr letztes Treffen gewesen und würde er nie wieder hier erscheinen?

Nun fing sie an, ihn stärker zu vermissen.

Sie nahm sich vor: eines Tages, wenn sie Veg wieder traf, würde sie ihm sagen, wie sehr sie ihn mochte.

Wenn er wirklich ihrem Vater so ähnelte, hatte er die ganze Zeit auf diese Worte gewartet.

 

 

 

 

Die Kinder wachsen und gedeihen

Wie Gine es angekündigt hatte, brachte sie ihren Kindern die Grundlagen des Kämpfens bei.

Das wichtigste waren die Techniken, die sie selbst von ihrer Mutter, ihren Tanten und ihren Freundin Selypa gelernt hatten, denn diese richteten sich gezielt gegen kräftigere Gegner.

Man nutzte den Schwung oder die entstehenden Lücken der gegnerischen Attacken aus, hebelte Griffe aus, attackierte gezielt die Schwachstellen und wich dem Gegner aus.

Ausweichen war die erste Lektion, die Gine ihren Kinder beibrachte, indem sie flache, vom Seewasser glatt geschliffene Steine nahm und diese auf ihre Kinder warf mit der Aufgabe, ihnen auszuweichen oder aufzufangen. Die natürliche Agilität der Kinder wurde damit auf eine höhere Stufe gebracht.

Sie brachte ihnen „Janken“ bei, eine Technik, die auf drei Figuren basierte, die ihre Hände bildeten: Stein, Schere und Papier. Eine simple Technik, die leicht zu erlernen war und als Angriff oder Abwehr eingesetzt werden konnte.

Außerdem zeigte sie ihnen ein paar Katas; eine Abfolge von Schritten, die einen Kampf darstellten und den Kinder die Grundtechniken des Kämpfens beibrachten.

Faust- und Handkantenschläge, Tritttechniken, Knie- und Ellbogenschläge, Gleichgewichtsübungen…Gine hatte keine Ahnung über Energie-Angriffe oder ausgefallene Techniken, aber sie konnte ihnen die Grundlagen ordentlich beibringen und durchexerzieren, bis sie automatisch abliefen.

Bulma erkannte nach einigen Wochen anstrengenden Trainings, dass Kämpfen nicht so leicht war, wie es aussah.

Wie oft hatte sie früher Radditz zugesehen, wenn er gegen Bardock kämpfte oder alleine trainierte. Sie hatte geglaubt, sie wüsste, was zu tun war; dass sie eine gewisse Ahnung durchs Zugucken erreicht hätte. Doch in der Praxis war es härter als gedacht und ausgerechnet ihr kleiner Bruder zeigte hier das größere Talent.

Den schnellen Steinen ausweichen, mit seiner Schwester Janken zu spielen, Katas üben…Kakarott hatte seinen Spaß und mit Staunen sah Gine ihn dabei zu, wie er motiviert alles nachahmte.

Das neue, tägliche Training half dabei, seinen Übermut zu bremsen und abends war er schnell müde und schlief friedlich ein. Endlich hatte sie einen Weg gefunden, den Überschuss seiner Energie abzubauen. Nur für das Lernen von Zahlen und Buchstaben zeigte er keine Begeisterung, aber dafür hatte man auch später noch Zeit.

Sie bemerkte aber auch, wie unzufrieden Bulma mit ihrem mangelnden Erfolg war. Dabei stellte sie sich nicht ungeschickt an, aber Kakarotts Eifer und sein Erfolg schienen sie zu bedrücken.

Der kleine Bruder war geschickter und schneller und wich jedem ihrer Angriffe aus.

In einer ruhigen Minute erklärte Gine ihrer Tochter, dass jeder sein eigenes Talent besaß. Sie war belesen und klug und Kakarott im Lernen von Kampftechniken geschickter. Sie musste sich deswegen nicht unterlegen fühlen, doch Bulmas Dickkopf wollte nicht hören.

Das junge Mädchen hoffte darauf, ähnlich stark zu werden wie ihr großer Bruder, doch nach einigen Wochen musste sie einsehen, dass Kämpfen tatsächlich nicht zu ihren Talenten gehörte.

Wenn sie selbst gegen einen Dreijährigen nicht bestehen konnte, wie sollte sie eine Chance gegen Größere, Stärkere haben?

Doch das Training machte Spaß und es war etwas typisch „Saiyanisches“, deswegen hörte sie nicht damit auf. So etwas ähnliches machten andere Kinder ihres Volkes auch, deswegen wollte sie es auch tun.

Beständig trainierten die Kinder morgens und abends fleißig unter der Aufsicht ihrer Mutter und spielten nachmittags. Sie rannten durch die Wälder, Bulma zeigte ihren Bruder die Plätze von Beeren und Früchten, sie balancierten auf Felsen, kletterten auf Bäume und Kakarott lernte, wie man Schleimaale aus dem Tümpel fing.

Während des heißen Sommers lernte Kakarott das Schwimmen und im Herbst, als Bulmas sechstes Lebensjahr begann, wie man Kastanien und Bataten in der Glut röstete. Bulma lieh sich das Angelzeug aus Radditzs alter Spielzeugkiste und schaffte es damit, Fische zu fangen. Oft saßen die Geschwister dann still und einträchtig nebeneinander, während sie konzentriert ins Wasser starrte und auf einen guten Fang hofften, den Bulma dann oft am Ort grillte.

Als der Winter kam und es kälter wurde und sie mehr Zeit im Haus verbrachten, nähten Bulma und Gine neue Kleidung. Kakarott erhielt Hosen und Hemden aus den neuen orangen Stoff, den Bulma für ihn gefärbt hatte. Für sich selbst nähte sie natürlich wieder eine neue rosa Tunika, aber auch ein weißes, besticktes Kleid, Trainingskleidung sowie einen hellgraue Umhang mit Kapuze, den sie auch für ihren Bruder machte. Die Kapuze half, ihre auffälligen Haare zu verdecken, wenn sie im kahlen Wald unterwegs waren; die Tarnfarbe des Mantels versteckte sie besser.

Ihre Begegnung mit Veg war ihr eine Lehre gewesen: damals hatte sie Glück gehabt, aber was wenn ein nicht so netter Saiyajin sie fand?
 

Nach einem halben Jahr Abwesenheit tauchte eines Tages ihr Vater wieder auf; im Schlepptau sein Team.

Er konnte nur für wenige Tage bleiben, aber er hatte eine Überraschungsfeier geplant. Gemeinsam mit seinen Kameraden wollten sie gemeinsam die Wintersonnenwende, die längste Nacht auf Vegeta-sei, feiern.

In ihrem Gepäck befanden sich nicht nur Leckereien und alkoholische Getränke, sondern auch reichlich Geschenke für die Kinder, aber auch für Gine.

Bulma freute sich, sowohl von ihren Vater als auch von seinem Kollegen viele neue Bücher und Schriftrollen zu erhalten. Teilweise unbekannte Symbole, aber interessante Bilder befanden sich drin.

Kakarott erhielt von seinem Vater ein ungewöhnliches Geschenk: einen rotbraunen Stab, der sich auf Kommando verlängern konnte und unglaublich stabil war. An seinen Spitzen befanden sich matte, goldene Ringe, in die Verzierungen reingebrannt waren.

Bardock hatte ihn in einen alten, zerstörten Tempel gefunden. Normalerweise kämpften Saiyajins ohne Waffen und verließen sich nur auf ihren gestählten Körper, nur die Schwächeren nutzen auch Waffen. Bardock hatte bei seinen Fund an seinen schwachen Sohn gedacht. Vielleicht konnte er ihn zum Jagen nutzen.

Gine freute sich, ihre alten Freunde zu bewirten, deren Delikatessen von ihr und Bulma kunstgerecht zubereitet wurden. Die Erwachsenen erfreuten sich am Alkohol, die Kinder an den Süßigkeiten, alle an dem guten Essen; es wurde viel gelacht und von lustigen Begebenheiten während ihrer Reise erzählt, wobei man auf eine kinderfreundliche Sprache zugunsten der jüngeren Zuhörer achtete.

Bardock wunderte sich etwas über das gute, stillere Benehmen seines jüngsten Sohnes, der niemanden angriff, sondern neugierig sein Geschenk untersuchte und stets an der Seite seiner Schwester war.

Gine behielt die Ursache für sein ruhigeres Gemüt, das neuen Training, für sich: sie ahnte, dass ihr Gefährte es missverstehen würde, wenn er es erfuhr. Eigentlich waren es die Väter, die ihren Söhnen das Kämpfen beibrachten, nicht die Mütter. Es könnte seinen Stolz verletzten.

Zusätzlich brachte sie auch ihrer Tochter die Grundlagen der Selbstverteidigung bei. Das war zwar nicht unüblich, aber da Bulma nicht in der Öffentlichkeit lebte, sah er vielleicht keinen logischen Grund dafür. Er war manchmal zu übervorsorglich, wenn es um seine Tochter ging.

Mutter und Kinder behielten ihr gemeinsames Geheimnis schön für sich und verrieten dem Vater kein Wort, noch zeigten sie ihm ihre Trainingserfolge. Für den erfahreneren, starken Krieger wäre es auch nur harmlose Kinderspielerei gewesen, die er nicht ernst nahm.

Nach acht Tage Pause bei seiner Familie musste Bardock auch schon wieder weiter reisen.

Er tat es mit guten Gefühl: seine Gefährtin schien Haus und Kinder gut unter Kontrolle zu halten. Alle waren gesund und wohlgenährt und er hatte die freien Tage entspannt genießen können.
 

Weitere Monate vergingen, der Tagesablauf blieb gleich.

Kakarot und Bulma wurden größer.

Der Junge hatte großen Spaß dabei, das Geschenk seines Vaters auszuprobieren. Die Fähigkeit des Stabes, sich zu verlängern, war für die Kinder, die nicht fliegen konnten, recht nützlich.

Sie schafften es, einige sehr große Raubvögel damit zu erledigen und trauten sich in die Berge, wo der Stab als Kletterhilfe diente.

Kakarott lernte durch Versuche, wie man den Stab als Waffe einsetzen konnte.

Wenn Bulma Steine auf ihn warf, wehrte er sie geschickt damit ab und auch zum Angreifen lohnte sich der Stab. Er war hart wie Metall, dabei so leicht wie Holz.

Kakarotts fleißiges Training führte dazu, dass er allmählich stärker wurde als seine Schwester und auch seine Mutter Schwierigkeiten bekam, sich im Randori, dem Übungskampf, gegen ihn zu behaupten. Ihr Sohn war flink und nutzte seine kleine Größe und den toten Winkel seiner Mutter gut aus. Er kopierte ihre eigenen Angriffe und formte etwas neues.

Sie hatte es schon damals geahnt: Von allen Kindern ähnelte Kakarott am stärksten seinen Vater; nicht nur im Aussehen. Dieses Talent, seine Freude sich gegen einen zu messen, seine Sturheit nicht aufzugeben, trotz geringere Kampfkraft…wer weiß, zu was für einen Krieger er sich entwickeln würde.

Diese Erkenntnis machte ihr Hoffnung für seine Zukunft.

Was Bulma anging, war sie froh, dass ihre Tochter gelernt hatte, wie man schnell einem Gegner auswich und abhaute. Attackieren war für sie nicht wichtig, sondern verteidigen und weglaufen; das müsste im Notfall ihre bevorzugte Technik werden.
 

Mit viel Geduld schaffte es Bulma, ihren Bruder das Lesen beizubringen und die ersten Zahlen. Nachdem das geschafft war, gab sie entnervt auf. Kakarott hatte einfach kein Interesse am Lesen und Schreiben. Wenn er eine Geschichte hören wollte, musste seine Schwester ihm eine vorlesen.

Wenn Bulma unter ihren Lieblingsbaum am See saß und ihre Bücher las, sah sie manchmal in den Himmel und hoffte, dort eine Gestalt zu sehen.

Doch Veg erschien nicht.

Mittlerweile war ein Jahr vergangen seit ihrem Streit und sie hatte weder eine Nachricht erhalten noch ihn zu Gesicht bekommen. Er hatte ihr erzählt, dass er auf eine lange Reise gehen würde, aber nicht wie lange. Oder war er vielleicht immer noch wütend und würde nie wieder zu ihr kommen?

Sie bereute ihren Streit und ihre Worte.

Sie hätte nicht gedacht, dass sie sich so schnell von ihrem ersten Freund trennen würde.

Ihre Versuche, den Scouter zu reparieren, stagnierten. Aber selbst, wenn sie es schaffen würde, wusste sie nicht, wie sie Vegs Scouter erreichen konnte.
 

Ein paar Wochen später, nachdem Kakarott in sein viertes Lebensjahr eintrat, erschien Bardock wieder, mit Radditz im Schlepptau.

Sein erstes Rekrutenjahr war zu Ende und nun folgte sein zweites Jahr auf Vegeta-Sei, weshalb er nun wieder öfters seine Familie sehen konnte.

Als die Geschwister sich nach dieser langen Zeit wiedersahen, waren alle drei etwas verdutzt.

Radditz war, genau wie seine Geschwister, ein gutes Stück gewachsen.

Bulmas Haare waren wieder länger geworden und sie trug sie in einen hohen, geflochtenen Zopf.

Kakarott trug Hemd und Hose in einen grellen Orange, mit schwarzen Gürtel und konnte fließend sprechen.

Das erste, was Kakarott zu seinem großen Bruder zu Begrüßung sagte, war: „Wer bist du?“

„Ich bin dein großer Bruder“ antwortete Radditz überrascht.

Kakarott legte den Kopf schief und sah nachdenklich hoch in das spöttisch grinsende Gesicht seines größeren Gegenübers.

„Kann mich nicht erinnern“ antwortete Kakarott und sah seine Schwester fragend an. „Ich habe einen Bruder?“

Radditz Augenlid zuckte genervt und er stöhnte ungläubig auf, aber Bulma nickte bestätigend. „Ja, das ist unser großer Bruder Radditz.“

„Und was will er hier? Unsere Süßigkeiten aufessen?“ fragte Kakarott misstrauisch und sah den älteren Jungen mit schmalen Augen an.

Radditz wandte sich empört an seine Schwester. „Ist der Kerl noch ganz dicht oder zu oft auf den Kopf gefallen? Wie kann er mich vergessen?“

Gine, die amüsiert lächelnd zugesehen hatte, mischte sich ein.

„Nimm es nicht so schwer, Radditz. Kakarott hat die meiste Zeit bei Bulma verbracht und in dem Alter erinnert man sich noch nicht so gut. Da kann so etwas mal passieren.“

Radditz brummte verärgert, aber das Mittagsmahl, zu dem er gerade passend kam, lockerte seine Stimmung wieder auf.

Nach dem Mittagessen forderte Kakarott, der dem Neuankömmling immer noch nicht wohlgesinnt war, gleich zu einem Kampf heraus.

Radditz feixte, nahm aber an. Sein Scouter zeigte ihn den Powerlevel seines Gegners an: 132.

Ein riesiger Schritt verglichen mit dem Anfangswert von 2, aber noch schwach verglichen mit Gleichaltrigen und angesichts seiner eigenen Stärke sinnlos. Radditz hatte mittlerweile ein Powerlevel von knapp 900 erreicht.

Seine Eltern und seine Schwester sahen dabei zu, wie er geschickt die Angriffe von Kakarott auswich und ihn mit einem gezielten Schlag in den Magen außer Gefecht setzte. Der „Kampf“ dauerte nur Minuten.

Trotzdem fiel Bardock dabei auf, wie geübt sich sein Jüngster bewegt hatte, auch wenn es nicht gegen den Älteren reichte. Er warf seiner Gefährtin einen fragenden Blick zu, die ihn richtig interpretierte und zustimmend nickte; ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen.

Da Bardock wegen seiner Mission kaum dagewesen war, hatte sie die Aufgabe übernommen, seinem Sohn die Basics beizubringen.

Bardock erkannte, dass er sowohl seine Pflicht zu lange vernachlässigt hatte als auch Kakarott unterschätzt hatte, aber er hatte keine Kontrolle, für wie lange er unterwegs war. Die Außen-Missionen nahmen kein Ende. Er konnte froh sein, dass Gine sich dem Kleinen angenommen hatte, aber er sollte zusehen, dass er ihn auch trainierte. Anscheinend konnte der Kleine es doch noch zu etwas bringen, solange er hart an sich arbeitete.

Den Kampfinstinkt eines Saiyajins besaß er jedenfalls.

Einfach so den älteren, stärkeren Bruder herauszufordern, obwohl es sinnlos war…selbst jetzt, wo er geschlagen auf den Boden war, versuchte Kakarott verbissen, wieder aufzustehen.

Stolz sah Radditz zu seiner restlichen Familie hin, während er seinen Fuß auf Kakarotts Rücken abstellte und ihn so vom Aufstehen abhielt.

Seine Eltern sahen zufrieden aus, aber Bulma sah ihn mit großen Augen und offenen Mund empört an.

„Radditz, geh von Kakarott runter“ kreischte sie.

Ihr großer Bruder lachte nur höhnisch und sah grinsend zurück auf den am Boden Liegenden.

„Erst wenn er aufgibt. Na los, Kleiner, ich will es hören. Sag es!“

„Niemals“ erwiderte der Jüngere störrisch und versuchte mit aller Kraft vom Boden aufzukommen.

Radditz spielte mit ihm, ließ in seinem Druck nach, nur um danach stärker wieder zuzutreten, so dass der Jüngere stöhnend im Staub landete.

Radditz lachte gehässig. Er gehörte zu den Besten seiner Generation und der Kleine dachte wirklich, er hätte eine Chance gegen ihn.

Bulma konnte nicht mit ansehen, wie Radditz seinen Bruder behandelte und wollte auf ihn zustürmen, doch es war ihr Vater, der sie zurück hielt. Er schüttelte ablehnend den Kopf.

„Aber Papa…“

„Kakarott muss lernen, wie stark die meisten Saiyajins sind; wie groß der Unterschied zu ihm selbst. Es ist eine harte Lektion und es ist besser, wenn er sie durch Radditz jetzt lernt, als später in einem schlimmeren Kampf. Erst wenn er seine Grenzen kennt, kann er sie überwinden und wird noch härter an sich arbeiten.“

Bulma drehte besorgt ihren Blick wieder zu ihren Brüdern. Ihr gefiel der überhebliche Gesichtsausdruck von Radditz nicht; wie boshaft er seinen kleinen Bruder behandelte.

Sie erinnerte sich, was ihre Mutter einst über die grimmigen Masken der Saiyajins erzählt hatten und dass Radditz sich auch verändern würde.

Ihre Wangen bliesen sich empört auf und wurden aus Entrüstung rot.

Ganz egal, was ihr Vater sagte, ihr reichte es.

„Radditz, du Vollidiot, hör sofort auf damit oder ich spiele nie wieder mit dir“ rief sie laut.

Ihre Augen sprühten Funken.

Ihre Eltern sahen sie verblüfft an und auch Radditz blinzelte verdattert.

Dann, langsam, nahm er seinen Fuß von Kakarotts Rücken, so dass er sich vorsichtig wieder erheben konnte.

Bulma, die seine Wut in den Augen sah, reagierte schnell und rief ihm laut zu. „Du hörst auch auf, Kakakrott, oder ich koche dir nichts mehr.“

Sie warf ihren Brüdern noch einen letzten warnenden Blick zu, bevor sie sich umdrehte und stampfend wieder ins Haus ging.

Kakarott und Radditz wussten nicht, wie sie darauf reagieren sollten, wollten aber auch nicht, dass ihre Schwester sauer auf sie war. Radditz strich sich verlegen durch die Haare und Kakarott kratzte sich ahnungslos den Kopf. So wütend hatten sie ihre Schwester noch nie gesehen.

Gine schmunzelte und Bardock brummte amüsiert.

„Damit ist klar, wer in dieser Generation das Sagen hat“ murmelte er seiner Gefährtin zu.

Gine lachte leise.
 

Im vergangen Jahr hatte Radditz mit den andere frischen Rekruten ihre Zeit auf den Planeten Yasai damit verbracht, Befehlen zu gehorchen, gegeneinander zu kämpfen und gegen ihre Kommandeure zu verlieren; ältere, erfahrene Soldaten, die keine Samthandschuhe nutzten und unbarmherzig die junge Generation trietzten. Nur so lernten die Jungs, ihre Wut im Zaun zu halten und ihre Aggressivität zu beherrschen.

Ihre erste Lektion hieß Selbstbeherrschung, die zweite „Befehle folgen“.

Täglich wurde stundenlang trainiert; es gab Hindernisläufe und anstrengende Übungen mit vielen Wiederholungen. Die Jungen lernten, ihre Instinkte zu verfeinern und ihre Kräfte besser zu kontrollieren, während sie durch das harte Training stärker wurden.

Jetzt, wo er wieder zurück auf dem Heimatplaneten war, würde Radditz in einer Kaserne, weit entfernt von seiner Familie wohnen. Er erhielt aber manchmal freie Tage, die er für Besuche nutzen wollte.

Zu seinem neuen Stundenplan gehörte nun auch täglicher Unterricht in Geschichte, Mathematik, Geografie, Taktiken und Rassekunde: hier trennte sich die Spreu vom Weizen; denn wer es schaffte, sein Hirn zu nutzen, konnte später auch andere anführen oder wichtige, geheime Missionen annehmen.

Radditz hatte seinen Lehrer bereits bewiesen, dass er die Grundlagen wie Lesen, Schreiben und einfaches Rechnen beherrschte, weshalb er diese Fächer nicht mehr belegen musste.

Dafür erkannte er schnell, wie kompliziert und anspruchsvoll die anderen Fächer waren. Die Geschichte der Saiyajins fand er interessant, aber andere Rassen interessierten ihn nicht viel.

Dinge, die fürs Überleben notwendig war, eignete er sich notgedrungen an, aber die Mechanik-Klasse, wo die Rekruten lernen sollten, ihre Ausrüstung selber zu reparieren, trieb ihn an seine Grenzen.

Seinen Scouter eigenständig zu reparieren oder seinen Pod im Falle eines Unfalls…er wusste, es war wichtig, aber seine groben Finger schafften es kaum, ein Kabel richtig zu verlöten.

Auf der Suche nach Hilfe kam ihm nur einer in den Sinn: seine geschickte, kleine Schwester.

Als er Bulma die Ersatzteile und die komplizierte Anleitung vorlegte, schnappte diese sich interessiert ihr eigenes Werkzeug, las sich die Anleitung geschwind durch und schaffte es, alles wieder richtig zusammen zu setzen.

Sie versuchte ihm, es zu erklären, aber oft war es zu komplex und er zu ungeschickt, um ihren Anweisungen zu folgern. Ihre kleinen Finger und ihr schlaues Hirn kamen mit dem Zeug besser zurecht.

Kakarott ging ihn bei seinen Besuchen aus dem Weg oder stellte sich wachsam in die Ecke, mit misstrauischen Blick und leichten Knurren; unzufrieden über den Besuch und wie nahe er seiner geliebten Schwester war. Es störte ihn gewaltig, wenn Radditz und Bulma am großen Küchentisch saßen, die Köpfe zusammen gesteckt, versunken in diesen langweiligen Zeug und ihn ignorierten.

Radditz hatte kein Problem damit, Bulmas Arbeit als seine Eigene auszugeben.

Er tröstete sich damit, irgendwann in einen Team zu landen, wo es schon einen richtigen Mechaniker gab. Wichtig war es seine Ausbildungszeit zu bestehen und dann später als Krieger zu arbeiten. Solange nahm er das Lob seiner Lehrer ohne schlechtes Gewissen an.

Er wusste nicht, wie sehr er Bulma damit geholfen hatte, eine Blaupause über den Scouter vorbeizubringen und sie einige der übrig gebliebene Teile für sich behalten hatte.
 

Bardocks Plan, seinen jüngsten Sohn allmählich zu trainieren, wurde ein Riegel vorgeschoben.

Dafür gab es zu viel zu tun.

Die Saiyajins hatten zu viele Aufträge erhalten und gierig hatte der König alle angenommen, was dazu geführt hatte, dass die Koordination der Krieger unausgewogen war. Es gab zu wenig Soldaten und zu viele Aufträge. So waren einige Saiyajins unvorbereitet in gefährliche Missionen geschickt worden.

Die Folge waren Verluste; einige Einheiten waren vernichtet worden und andere Teams mussten die Mehrarbeit ausgleichen, während der Nachwuchs noch nicht bereit war, um nachfolgen zu können.

Nur einer aus der jungen Generation schien bereit zu sein.

Der Erfolg von Prinz Vegeta geisterte durch die Gerüchteküche.

Der Junge hatte ein Powerlevel von 5.000 erreicht und man hörte Gerüchte, dass er sein eigenes Team zusammenstellen wollte: ein Elite-Team, ihm direkt unterstellt.

Bardock hatte dafür kein Interesse und konzentrierte sich mit seinem Team auf seine eigenen Aufgaben.

Ein Schritt nach dem anderen.

Kakarotts Ausbildung konnte noch etwas warten.
 

Im Winter, als Radditz sein zwölftes Lebensjahr erreichte, wurde er übermutig.

Auch er hatte von den Gerüchten über Prinz Vegeta gehört und er hoffte auf seine Aufmerksamkeit. Seine Noten waren gut, seine Lehrer lobten ihn, aber es würde nicht ausreichen, damit ein Elite-Krieger ihn anerkannte.

Er müsste etwas Größeres leisten, aber das war schwierig, wenn man noch nicht auf eine Mission gehen durfte.

Als er über seinen Scouter zufällig hörte, dass sein Vater zurückkehrte, bekam er eine Idee.

Er flog zur Basis, wo die Pods landeten und begrüßte seinen Vater, der erstaunt über das Empfangskomitee war.

„Bardock, kämpf gegen mich“ forderte Radditz selbstsicher seinen Vater heraus, kaum aus dem Pod ausgestiegen.

Seit seinem Tatakai hatte er nicht mehr gegen seinen Vater gekämpft und er war von seinem Trainingserfolg überzeugt.

Ein öffentlicher Kampf gegen den stärksten Unterklasse-Krieger würde ihm die gewünschte Aufmerksamkeit bringen.

Er traute sich nicht zu, ihn zu besiegen, dafür war er noch zu jung und zu schwach, aber ein lang gezogener, hartnäckiger Kampf könnte schon als Beweis ausreichend sein. Er musste dafür sorgen, dass Gerüchte mit seinem Namen ans Ohr des Prinzen drangen.

Bardock blinzelte nur kurz, dann schlich sich ein spöttisches Grinsen in sein Gesicht.

Er zeigte wortlos in eine Richtung, wo es unbewohnt war und die beiden flogen los. Bardocks Teamkameraden und andere Saiyajins, die zufällig anwesend waren, flogen neugierig hinterher.

Einen Kampf anzusehen machte fast so viel Spaß, wie selber daran teil zunehmen.

Jeder ahnte, dass Bardock dem überheblichen Jungen eine Lektion erteilen würde und es mit anzusehen könnte lustig werden.
 

Bardock und Radditz landeten auf einem brachen Feld, von Geröll und Felsen umgeben.

Toma und seine Kameraden landeten abseits, etwas erhöht und sahen auf die beiden Kämpfer runter: Radditz in sprungbereiter Position, Bardock entspannt mit gekreuzten Armen und überlegenem Lächeln.

„Der Kleine ist durstig nach Blut, aber wenn er nicht aufpasst, trinkt er sein eigenes“ lachte Panbukin.

Toma strich sich nachdenklich das Kinn.

„Ich denke, er weiß es auch. Keine Ahnung, was er beweisen will. Für einen ernsthaften Kampf ist der Junge noch zu nass hinter den Ohren.“

„Ach, lass die beiden ihren Spaß haben. In ein paar Minuten ist eh alles vorbei“ sagte Selypa und zuckte gelangweilt mit den Schultern. Wie üblich grunzte Borgos nur.

Einige andere Saiyajins stellten sich zu ihnen und sahen auf die Kämpfer.

„Sollen wir wetten?“ fragte einer.

„Pffft“ sein Nachbar lachte spöttisch. „Jeder weiß doch, wie es enden wird.“

Ein junger Saiyajin mit dunklem Teint und strubbeligen Haaren, in einem hellgrauen, langen Mantel gekleidet, gesellte sich neugierig zu ihnen und beobachtete besonders interessiert den Kämpfer in seinem Alter.
 

Radditz warf einen schnellen Seitenblick auf die Zuschauer und lächelte zufrieden.

Je mehr zusahen, desto mehr würden später darüber reden.

Radditz wusste, dass er in die Gefahr lief, sich lächerlich zu machen, aber dieses Risiko musste er eingehen. Auch ein schlechter Ruf konnte nützlich sein, damit sein Name bekannt wurde.

Bardock fiel auf, wie interessiert Radditz auf die Zuschauer sah und hob erstaunt eine Augenbraue.

Was plante sein Ältester?

Er schmunzelte und hoffte auf eine interessante Überraschung.

Mal sehen, was der Junge in den letzten Jahren gelernt hatte.
 

Radditz, als der Herausforderer und Jüngste, begann als Erstes anzugreifen.

Er stürmte auf seinen Vater zu und attackierte besonders sein Gesicht mit den sensiblen Schwachpunkten. Doch der wich mit schnellen, fast beiläufigen Kopfbewegungen aus.

Radditz erhöhte sein Tempo, fing an zu schweben und gleichzeitig zu treten.

Nun musste Bardock seine eigenen Hände und Arme nutzen, um sich zu verteidigen und auch seine Füße bewegten sich langsam vom Platz fort.

Die Kämpfer tänzelten leichtfüßig über den Boden. Die Geräusche ihre Tritte und Schläge und das heftige Ausatmen dabei, hallten bis zu den Zuschauern.

Bardock schmunzelte, amüsiert über die Anstrengungen seines Sohnes: eine deutliche Verbesserung zu früher, dann konnte er mal sein Tempo auch erhöhen. Immer nur verteidigen war langweilig.

Er blockte die Fäuste ab und verpasste Radditz einen Kopfstoß gegen die empfindliche Nase.

Er stöhnte schmerzhaft auf und Blut spritzte heraus.

Radditz verkniff sich weiteres Gejammer und drückte schnell eine Hand gegen den Nasensteg, die zu seinem Glück nicht gebrochen war. Doch die sensible, schmerzende Stelle lenkte ihn ab und Bardock war plötzlich vor ihm und verpasste ihn einen Kniestoß gegen die Brust.

Radditz keuchte und schnappte nach Luft, als ein unglaublicher Schmerz sich durch seinen Brustkorb und Magen zog.

Bardock ließ sich nicht von seinem Erfolg ablenken und suchte nach weiteren Schwachpunkten seines Gegners. Der Größenunterschied war unvorteilhaft für den größeren Bardock, der tief in die Knie gehen musste, um den kleineren Körper zu treffen. Lieber kämpfte er gegen gleich- oder größere Gegner.

Er holte mit einem Fußfeger aus, doch Radditz sprang hoch und versuchte den Schwung auszunutzen, um Bardock einen kräftigen Schlag unters Kinn zu versetzen.

Der konnte seinen Kopf noch rechtzeitig nach hinten zurückziehen, so dass der Schlag ziellos nach oben verlief. Radditz hatte diesen Schlag aber als Finte genutzt, damit Bardock den Blick von ihn abwenden musste und trat mit voller Kraft gegen Bardocks Bauch.

Die Wucht war stark genug, den Krieger einen Meter fortzuschleudern, aber der verstärkte sofort seinen Stand in den Boden und hielt sich selbst mit seinen Füßen vom weiteren Schlittern ab.

Radditz flog auf ihn zu. Er wusste, er durfte sich keine Pause gönnen und musste ihn attackieren, damit Bardock sich nicht auf ihn stürzen konnte. Angriff war die beste Verteidigung.

Er plante eine weitere Finte, sprang auf seinen Vater zu, beide Füße in seine Richtung, als ob er ihn treten wollte.

Bardock spannte sofort seinen Körper an, um den Tritt abzublocken und verstärkte seinen Stand im Boden.

Doch bevor Radditz Füße ihn berührten, nutze dieser geschickt seinen Saiyajinschweif, schlang ihn um Bardocks Oberarm und konnte so seinen Schwung verändern. Plötzlich erhielt Bardock einen Fußkick gegen seinen Hinterkopf, der recht schmerzhaft war.

Er knurrte und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf.

Radditz rollte sich in der Luft ab und landete hinter Bardock.

An der wütenden Miene seines Vaters erkannte er, dass er einen guten Treffer gelandet hatte und übermütig grinste er.

Langsam wurde sein Atem schwer durch die hohe Belastung und er keuchte, aber der Kampf war noch zu kurz: er musste länger durchhalten.

Bardock, der seine Energie besser einteilte, war dagegen noch nicht mal am Schwitzen.

Radditz biss die Zähne zusammen und mobilisierte seine Energie: einen guten Treffer ins Gesicht…,wenn er den landete, konnte er schon von Erfolg sprechen.

Doch plumpe, direkte Angriffe würden keine Wirkung zeigen; Bardock würde ihnen ausweichen.

Eine weitere Finte musste her.

Er bewegte sich kreisförmig auf Bardock zu, umrundete ihn mit schnellen Schritten.

Bardock blieb unbewegt, leicht in die Knie, die Fäuste geballt und lauschte auf die Geräusche seines Gegners.

Das Geräusch eines Sprunges: Radditz stürzte sich von hinten auf Bardocks Rücken, der anscheinend ungeschützt war. Doch der Krieger hatte dem jüngeren selbst eine Falle gestellt und damit gerechnet.

Bardock ließ sich auf alle Vieren fallen, seine Hände pressten sich in die Erde und er drückte seinen Unterkörper und Beine wie eine Sprungfeder ab, so dass sein Fuß kraftvoll den Jüngeren traf, der in der Luft schwebte.

Radditz, der aber oft genug gegen seinen gerissenen Vater gekämpft hatte, hatte so etwas schon vermutet und kreuzte schnell die Arme vor der Brust, um den Tritt abzuschwächen.

Er landete sicher auf der Erde, ignorierte die schmerzenden, rot leuchtenden Arme und stürzte sich sofort auf den Gegner, der noch halb auf den Boden lag. Doch Bardock war gut in Form und langsam wurde ihm warm; das machte ihn noch besser.

Aus seiner Position in den Handstand zu gehen und sich abfedernd nach oben zu drücken und wieder auf die Füße zu landen, war für ihn kein Problem.

Als Radditz nach seinem Gesicht trat, konnte er bereits mit seinem rechten Arm locker abwehren.

Radditz grinste, sein Blut kochte und er war in der richtigen Position für seinen eigenen Plan.

Anstatt sofort wieder zurückzuspringen, schnappte er den erhobenen Arm von Bardock, den er für die Abwehr seines Kicks erhoben hatte.

Mit seinem ganzen Gewicht hängte er sich an den rechten Arm, behinderte damit eine weitere Nutzung und nutze den Schwung aus, während er sich darüber drehte. Seine eigenen Beine und Arme umklammerten und blockierten Bardocks Angriffsarm, aber als Saiyajin konnte er noch ein weiteres Körperteil zum Angriff nutzen.

Wie eine Peitsche schwang sein Saiyajinschweif auf Bardocks Gesicht zu.

Der ältere Krieger sah wie in Zeitlupentempo den Schatten auf sich zu kommen.
 

Für die Saiyajins war ein Angriff mit dem Schweif die Verhöhnung in höchster Form.

Da es sich um ihren Schwachpunkt handelte, bedeutete das Schlagen eines Gegners mit diesem sensiblen Körperteil die höchste Missachtung ihm gegenüber.

Einem Gegner den eigenen Schwachpunkt so unter die Nase zu reiben, sagte aus, dass der Stärkeunterschied zu groß war und es sich leisten konnte, ihn so zu präsentieren, weil sein Gegner ihn eh nicht schnappen könnte.

Ein Schlag mit dem Saiyajinschweif ins Gesicht…das war die größte Demütigung, die ein Saiyajin im Kampf gegen einen anderen erleiden konnte.
 

Radditz lächelte triumphierend, während er den Kopf nach hinten drehte, sein Körper an Bardocks Arm, sein Schweif kurz vor dessen Gesicht, der symbolische Sieg zum Greifen nahe…und dann fing Bardock mit seiner anderen Hand den Schlag auf.

Trotz der geringen Distanz war der Ältere schneller gewesen und nun hielt er Radditzs Schwachpunkt in den Händen.

Der Junge erbleichte.

Seine Strategie war nicht aufgegangen und jetzt passierte das, was all denen blühten, die sich für stärker hielten und ihre empfindlichste Stelle den Gegner präsentierten.

Er sah Bardocks kalten Blick, den fiesen hochgezogenen Mundwinkel und ahnte, dass er keine Gnade zu erwarten hatte.

Bardock drückte zu.

Ein tonloser Schrei kam über Radditz Lippen, dann ein leises Keuchen. Seine Kraft verließ ihn und er konnte sich nicht mehr halten.

Er fiel auf den Boden und landete im Staub.

Im Hintergrund konnte er das Johlen der Zuschauer hören.

„Ganz großer Fehler, Junge“ hörte er die frostige Stimme seines Alten und er ahnte, wie wütend dieser war.

Ein Schlag mit dem Schweif; ins Gesicht!? Der Junge war überheblich geworden!

Bardocks Augenbrauen waren düster zusammengezogen, sein Kiefer verhärtet, der Mund schmal.

Bardock ließ seinen Griff kurz locker und presste dann wieder stärker zu. Ein neuer Schmerz wanderte durch Radditz Körper, den er bis in die Haarspitzen fühlen konnte.

Radditz fühlte sich wie gelähmt, während unangenehme Schauer über sein Rückgrat liefen und er keuchte schwer. Seine Finger krallten sich in die Erde und er versuchte aufzustehen.

Unmöglich, sein Körper weigerte sich, ihm zu gehorchen.

„Ich warte auf eine Entschuldigung, Radditz, sonst werde ich DAS…“ bei diesen Worten drückte Bardock besonders fest zu; Radditz stöhnte schmerzvoll auf. „…den ganzen Tag tun. Das will ich dir nicht raten. Ich habe Hunger und will nach Hause. Wenn ich jetzt meine Zeit damit verschwenden muss, dich zu disziplinieren, werde ich richtig sauer.“

„Tut…tut mir leid, Vater“ stammelte Radditz und zitterte.

„Hm? Hast du was gesagt?“ Bardock legte den Kopf schief und tat so, als würde er lauschen.

Radditz keuchte auf beim nächsten brennenden Schmerz und er holte tief Luft.

„Ich sagte…ES TUT MIR LEID.“ Seine geschriene Entschuldigung war laut zu hören und drang bis zu den lachenden Zuschauern.

„Das will ich dir auch geraten haben“ knurrte Bardock und ließ nun den Schweif los.

Die Spannung wich aus Radditz Körper und er fiel nun komplett in den Staub.

Er hörte die leisen Schritte, wie sein Vater sich entfernte, doch ihm fehlte die Kraft, seinen Kopf oder den Rest seines Körpers zu erheben.
 

Erst einige Atemzüge später schaffte er es, sich wieder aus dem Staub erheben.

Sein Vater war mittlerweile verschwunden, ebenso der Großteil der Zuschauer.

Nur einer war noch da und trat auf ihn zu.

Radditz klopfte sich den Staub von den Armen und ignorierte ihn, während er langsam versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.

„Das war ja jämmerlich“ sagte Tales und grinste höhnisch auf den staubbedeckten Altersgenossen herunter.

Radditz brummte nur und stellte sich langsam auf.

„Hast du tatsächlich gedacht, du kommst gegen ihn an? Dein Vater ist echt stark, aber du dagegen…du hast nur eine große Klappe und bist größenwahnsinnig“ sprach Tales weiter.

„So wie du?“ erwiderte Radditz kühl.

Radditz musterte den Gleichaltrigen, der sich in den langen, weiten Mantel geworfen hatte, in der Hoffnung, er würde damit eindrucksvoller aussehen und verdrehte genervt die Augen.

„Tse“ Tales hob überheblich den Kopf und Radditz wandte wieder den Blick ab.

Der Langhaarige klopfte sich den letzten Staub von den Beinen und kämmte sich kurz mit den Fingern die Haare. Langsam bildete sich ein Grinsen auf den Lippen.

Argwöhnisch sah Tales ihn an.

Warum regte sich sein Rivale so wenig auf?

Er war vor anderen Saiyajins so gedemütigt worden; das würde jetzt bestimmt die Runde machen?!

Tales tat gelangweilt, zuckte mit den Schultern und schüttelte abfällig den Kopf.

„Tja, es war ein überraschend schöner Tag für mich. Der große Radditz landet im Staub und bettelt um Gnade. Wenn ich das geahnt hätte…ich hätte eine Kamera mitgebracht“ er grinste breit. „Eines Tages wirst du vor mir so im Staub liegen und betteln.“

Radditz ließ sich nicht provozieren, blieb ruhig und dehnte seinen verspannten Nacken. Diese Nonchalance ging dem Dunkelhäutigen auf die Nerven.

Warum reagierte sein Rivale nicht?

Radditz behielt sein Pokergesicht und zeigte nicht, wie sehr Tales ihn nervte. Seit ihrem Tatakai, wo Tales gegen ihn verloren hatte, forderte der Kerl ihn ständig heraus: ohne Erfolg.

Jetzt glaubte er, er könnte sich an seine Niederlage weiden, während er selbst immer verlor?

Er sollte sich lieber um seine eigene Probleme kümmern.

Was ihn anging…langsam bildete sich ein schiefes Lächeln in Radditz Gesicht.

Sein Plan war aufgegangen.

Klar hatte er verloren und diese laute Entschuldigung war peinlich und die Schmerzen würden ihn noch ein paar Tage begleiten…aber er war fürs erste DAS Gesprächsthema.

Er lachte leise und genoss Tales verblüffte Miene.

„Weißt du, Tales, es ist kein Wunder, dass du nie gegen mich ankommst. Du nutzt DAS hier nicht“ spottete Radditz und deutete auf seinen Schädel. „Ich habe nie geplant, gegen meinen Vater zu gewinnen.“

„Häh, aber wieso…was sollte das denn?“ Tales verstand die Welt nicht mehr.

Radditz lachte leise. „Du hast anscheinend vergessen, was das Wichtigste an einem Tatakai ist. Es geht nicht nur ums Siegen, sondern darum, wie man sich in einen Kampf hält.“

„Pfft, doch, klar weiß ich das“ spielte sich Tales eilig auf, aber er verstand es immer noch nicht.

Radditz rümpfte die Nase. Er verstand es eindeutig nicht und er würde den Teufel tun, es ihm zu erklären. Er drehte sich um und flog langsam los, während Tales ihm unzufrieden nachstarrte und verbissen nachdachte.
 

Der Flug war schmerzhaft und Radditz musste sich stark konzentrieren, während er sich seine Rippen hielt.

Zum Glück gab es in der Kaserne eine Krankenstation, da würde man ihm schon helfen, sonst würde er die nächste Tage ausfallen.

Vermutlich hatte die Nachricht dort auch schon die Runde gemacht; Scouter sei Dank und die ersten würden ihn spottend grinsend begrüßen.

Egal, die würde er ignorieren.

Radditz lächelte.

Sein Körper und sein Stolz waren verletzt, aber was Tales nicht sah, war die Leistung, die er gegen seinen Vater erbracht hatte.

Die älteren, erfahrenen Saiyajins hatten es gesehen: Radditz hatte Mut gezeigt, indem er einen deutlich stärkeren Saiyajin herausgefordert hatte.

Ähnlich wie beim Tatakai, wo Gleichstarke sich mehr bemühen mussten, um zu siegen und ihre Kampftaktiken entscheidend waren, konnte man an seinen Kampf sehen, wie hoch sein Potential und seine Entschlossenheit waren.

Zudem sein Schneid: seinen Vater mit dem Schweif ins Gesicht zu attackieren?!

So viel Größenwahn war schon fast wieder imposant.

Bescheidene Saiyajins gab es in ihrer Rasse nicht und wenn doch, dann wurden sie übersehen.

Und Übersehen; das wollte Radditz vermeiden.

Seit heute war sein Name bekannter geworden; so wie er es geplant hatte.

Der zweite Mond

Der zweite Mond
 

Radditz Plan ging auf.

Auch wenn er Spott über seine Niederlage ertragen musste, konnte er doch den Kopf hochhalten. Seine öffentliche Herausforderung hatte seinen Namen bekannter gemacht.

Für Bardock war es dagegen eine Begebenheit, die er bald vergaß; mit Ausnahme von Radditz überheblichen Angriff. Er redete nicht darüber und hätte Gine es nicht von ihren Kollegen erfahren, wüsste sie nichts über den öffentlichen Vater-Sohn-Kampf.

Tales, Radditz selbsternannter Rivale, verstand erst spät den Plan, als er hörte, wie die Kommentare immer lobender statt höhnischer wurden. Nervös musste er miterleben, wie man Radditz höher bewertete als seine eigene Leistung, dabei waren die Jungen fast gleich stark.

Er verstand auch nicht, wie Radditz so gut in den Mechanik-Kursen war und diese schwierigen Aufgaben lösen konnte.

Trotzdem gab er nicht auf und folgte störrisch den langhaarigen Saiyajin. Für ihn war Radditz der größte Konkurrent und er strebte danach, ihn zu besiegen.

Die Monate vergingen im ähnlichen Ablauf wie zuvor…
 

Dank Radditz unerwarteter Hilfe schaffte Bulma es, seinen alten Scouter zu reparieren und für sich zu nutzen. Der Bauplan und die Ersatzteile, die sie ihm gestohlen hatten, halfen ihr, ihn wieder zum Laufen zu bringen.

Zum ersten Mal hielt sie einen Scouter an ihrem Ohr und drückte vorsichtig auf den Knopf.

Mit großer Freude sah sie auf die Zahlen, die sich auf den grünen Bildschirm bildeten.

Sie probierte den Scouter an sich selbst aus: 140.

Dann sah sie damit nach draußen, wo Kakarott gerade Holzstämme mit bloßen Fäusten spaltete.

Bei ihm zeigte der Scouter einen Wert von 193 an. Er näherte sich damit schon den 200 an, dabei war er halb so alt wie sie.

Schmallippig ging sie wieder an ihren Schreibtisch.

Ihr Bruder hatte es dank Mutters Training schnell geschafft, sie zu überholen.

Aber wie Gine es ihr erklärt hatte: jeder hatte seine eigenen Stärken.

Keiner aus ihrer Familie hätte den Scouter reparieren können, aber sie hatte es geschafft.

Sie konnte stolz auf sich sein.

Der Scouter konnte nicht nur die Kampfstärke messen und lokalisieren, sondern besaß auch eine Funk-Funktion. Aber dafür benötigte sie die Seriennummer einer Scouter.

Die beiden einzigen Seriennummern, die sie kannte und bereits abgespeichert hatten, waren die von Radditz und Bardock, die sie sich heimlich gemerkt hatte. Sollten die beiden sich in einen bestimmten Umkreis nähern, konnte ihr Scouter sie warnen.

Es war bloß schade, dass sie nicht die Nummer von Veg kannte, sonst hätte sie sich bei ihm melden können. Immer noch gab es keine Nachricht von ihm und er war nicht bei ihr aufgetaucht.

Zufrieden mit sich selbst, versteckte sie den Scouter wieder unter einer losen Planke unter ihrem Bett.

Noch wusste sie nicht, wie sie ihn nutzen sollte, aber für die Zukunft könnte ein funktionierender Scouter mal nützlich werden.
 

Im Herbst, kurz nach Beginn von Bulmas achten Lebensjahr, kam ihr Vater überraschend wieder nach Hause.

Freudig rannten die Kinder auf ihn zu. Kakarott war dabei schneller als seine ältere Schwester und überholte sie.

Sie klammerten sich jeweils an eines von Bardocks Beine und umarmten ihren Vater, der beiden Kindern kurz über die Haare wuschelte.

„Wie sieht es aus? Helft ihr eurer Mutter bei den Vorbereitungen?“ fragte er.

Ahnungslos blinzelten sie ihn an.

„Oh, gibt es wieder ein Festessen?“ fragte Kakarott vorfreudig.

Bardock schnaubte und nahm seinen Reisesack von den Schultern.

„Schön wär‘s. Nein, der Vollmond kommt. Wir müssen alle Fenster abdecken“ erklärte er und holte aus dem Sack dunkle, dicht gewebte Decken. „Kommt, bringen wir die mal eurer Mutter.“

„Also nichts zu essen“ stöhnte der Junge enttäuscht auf.
 

Gine freute sich über die neuen, behelfsmäßigen Vorhänge.

Jedes Fenster musste abgedeckt werde und heute durften die Kinder bei ihren Eltern schlafen. Bereits vor Sonnenuntergang machten sich alle bettfertig. Nach einem warmen Bad holten sich die Kinder ihre übrig gebliebenen Decken, Kissen und Kuscheltieren und bauten sich ein kuscheliges Nest auf dem Bett ihrer Eltern. Es endete damit, dass sich die Kinder in der Mitte, die Eltern an der Seite ins Bett legten; Bulma an der Seite ihres Vaters, Kakarott bei ihrer Mutter. Gine hatte ein paar Kerzen in alten Gläsern angezündet, die den Raum in sanftes Licht tauchten. Die doppelten Vorhänge ließen kein Lichtstrahl herein und dämpften die Geräusche von draußen. Bulma fühlte sich wie in einer kleinen, sicheren Höhle, abgeschirmt von der Außenwelt.

Ihr Vater trug eine weiche, dunkle, kurze Hose und hatte sein Stirnband abgenommen; ihre Mutter trug ein anschmiegsames, dunkelrotes, kurzes Nachtkleid. Beide lagen auf der Seite, den Blick zueinander und den Kindern in der Mitte zugewandt.

Kakarott fand es gemütlich. Nach dem anstrengenden Tag mit seinem Training, dem warmen Bad und ein reichhaltiges Abendessen, schlummerte er schnell an.

Bulma aber nicht.

Sie fand es auch unglaublich gemütlich wieder mal bei ihren Eltern zu schlafen, war aber nicht müde.

Stattdessen hatte sie eine Menge Fragen und da nun alle Arbeit getan war und ihr Vater direkt neben ihr lag, konnte er ihre Fragen auch beantworten.

„Papa, warum schlafen wir heute alle zusammen in einem Bett?“

„Damit niemand auf dumme Ideen kommt und sich den Vollmond ansieht“ brummte Bardock.

„Warum?“

„Weil du entweder zu einer platten Saiyajin wirst oder du deine Familie plättest“ erklärte Bardock.

Bulma sah ihn mit großen Augen erschrocken an und Bardock beeilte sich, hinzuzufügen.

„Aber keine Sorge, das passiert nur, wenn du in den Vollmond schaust.“

„Aber was passiert dann?“

„Tja, dann verwandeln wir Saiyajins uns in den Ozaru…ein riesiges, instinktgesteuertes Wesen.“

„Und was bedeutet das?“

Bardock verdrehte genervt die Augen und Gine kicherte leise.

Bulma war wissbegierig, aber Bardock war nicht gut im Erklären. Er wusste, wieso sich Saiyajins verwandeln konnten, aber die wissenschaftliche Erklärung hatte ihn nie groß interessiert. Sie bekam Mitleid mit ihm und wechselte ihn ab.

„Der Ozaru ist die alte, tierische Seite in uns“ fing sie an zu erklären. „Wenn ein Saiyajin den Vollmond direkt ansieht, reagiert unser Schweif, das letzte sichtbare Überbleibsel unseres alten Wesens und wir reagieren darauf. Der Körper wächst und wird riesig und behaart. Im Ozaru-Modus ist ein Saiyajin zehnmal stärker, aber auch wilder und unkontrollierter. Er hört auf nichts mehr außer auf seinen Instinkt.“

Bulma staunte mit offenem Mund. „Der Vollmond ist schuld daran? Aber warum verwandele ich mich nicht, wenn ich die Mondsichel sehe? Das ist doch auch Mondlicht.“

„Aber es ist nicht stark genug. Es muss Vollmond sein und der Saiyajin muss einen Schweif besitzen, sonst funktioniert es nicht. Das Problem ist…nur die wenigstens können sich beherrschen, sobald sie verwandelt sind. Darum ist es bei uns auch verboten, in solchen Nächten nach draußen zu gehen. Unsere Heimat wäre ganz schnell zerstört, wenn wir uns alle verwandeln würden.“

Gine sah ihren Gefährten auffordernd an. Sie selbst hatte sich noch nie verwandelt und jeden Vollmond auf Vegeta-sei gehorsam in einem dunklen Raum verbracht.

Aber Bardock hatte die Verwandlung auf einigen Planeten bereits ausprobiert.

Bardock räusperte sich und konnte sich ein selbstbewusstes Grinsen nicht verkneifen, als er stolz von seinen Erfahrungen berichtete.

„Wenn man den Vollmond ansieht…man ist wie gebannt und kann den Blick nicht abwenden. Es ist wie ein Weckruf. Plötzlich wird dir heiß und du wirst wütend. Eine unglaubliche Kraft durchströmt dich und du willst jeden vernichten, der sich dir in den Weg stellt. Nur die Krieger mit der höchsten Selbstkontrolle ist es erlaubt, sich zu verwandeln. Wenn sich zu viele Saiyajins als Ozaru verwandeln, besteht die Gefahr, dass wir uns gegeneinander attackieren, anstatt den Feind.“

Bardock schmunzelte bei seiner Erinnerung. „Am nächsten Tag wacht man auf und fühlt sich wie nach einem Kater. Nur die wenigstens können sich an die Nacht erinnern. Der Rest meines Teams hat nach so einer Vollmond-Nacht immer Probleme, sich wieder zu sammeln und wir haben einen Riesenhunger.“ Er lächelte nostalgisch. „Eigentlich ist es besser als ein Kater.“

„Was ist ein Kater?“

„Äh…wenn du älter bist, darfst du mal was von Mutters Obstbrand kosten. Dann weißt du, was das ist“ lenkte Bardock ab und streichelte ihr über die Haare.

Bardock konnte sich ein unbescheidenes Lächeln nicht verkneifen. Er gehörte zu den wenigen Unterklasse-Krieger, die sich schon öfters verwandelt hatten und er mochte das Gefühl während und nach der Verwandlung. Es war primitiv, ursprünglich und man hatte nur den Kampf im Kopf.

In diesen Momenten verstand er am besten, was es hieß, ein Saiyajin zu sein.

„Ich bin von unserem Team der erste, der sich erholt und ich kann mich am besten erinnern“ gab er an.

Gine verdrehte die Augen und machte sich über ihn lustig. „Natürlich, Bardock, du erinnerst dich nicht, wann deine Kinder geboren wurden, aber an jeden Kampf im Ozaru-Modus. Bulma, eine Lektion für dich: wenn ein Saiyajin mit etwas angibt, glaub ihm nicht. Meistens übertreibt er nur. Heiße Luft, mehr nicht.“

Bulma nickte gehorsam.

„Hey, was soll das heißen?“ tat Bardock empört. „ich weiß genau, dass Bulma am letzten Vollmond geboren wurde. Das heißt, vor acht Jahren und einen Monat. Außerdem erinnere ich mich an jeden meiner Kämpfe.“ Er kitzelte seine Tochter und sie quietschte vergnügt auf.

Bulma hörte zum ersten Mal, dass sie beim letzten Vollmond das Licht der Welt erblickte und folgte interessiert den Worten ihrer Eltern.

„Hm, wann sind Radditz und Kakarott geboren?“ fragte Gine mit schmalem Lächeln.

„Keine Ahnung, wen interessierts“ gab Bardock trocken zurück. „Nee, warte, Kakarott im Sommer und Radditz im Winter. Der Junge wird ja bald dreizehn…egal. Was den Ozaru angeht, sage ich die Wahrheit. Ich kann mich ziemlich gut erinnern, was ich im Ozaru-Modus getan habe“ versuchte er seine Frauen zu überzeugen. Gine blieb skeptisch.

„Was denn?“ fragte Bulma neugierig.

Bardock verstummte. Er wollte seiner kleinen Tochter nicht erzählen, wie er in diesem Zustand andere zertrampelt und vernichtet hatte.

Gine rettete ihn, indem sie schnell weitersprach und die Aufmerksamkeit auf sich lenkte.

„Aber die beste Kontrolle haben nur die Elite-Krieger. Es heißt, sie können sogar noch sprechen und taktisch denken“ sagte sie hastig.

Bardock brummte abfällig. „Die Elite…tse.“

Bulma kuschelte sich tiefer in ihr Kissen und streichelte über den Arm ihres Vaters, den er locker um sie gelegt hatte.

„Und wie verwandelst du dich zurück?“ fiel ihr ein.

„Solange man dem Ozaru nicht den Schwanz abschneidet oder den Mond zerstört, hört die Verwandlung erst beim Mond-Untergang auf. Also wenn das Mondlicht schwächer wird. Sich von selbst zurück zu verwandeln geht also nicht. Man verspürt auch nicht das Bedürfnis dazu. Sobald man sich ausgetobt hat und das Mondlicht fort ist, wird man müde und schläft ein. Wenn ich wieder aufwache, bin ich wieder in meiner üblichen Form“ erzählte Bardock.

Bulma schwieg nachdenklich. In der Stille konnte die Familie das leise Schnarchen von Kakarott, aber auch ein weit entferntes Brüllen hören.

Bulma blinzelte ihren Vater ängstlich an und er streichelte sie beruhigend.

„Keine Sorge, die Wächter patrouillieren, damit niemanden etwas geschieht.“

„Wächter? Sind sie stark?“

„Die Wächter sind eine Sondertruppe der Saiyajins, die sich freiwillig den Schweif abgeschnitten haben, damit sie sich bei Vollmond nicht verwandeln. Sie sind die einzigen, die in solchen Nächten nach draußen dürfen. Finden sie einen wilden Ozaru, wissen sie genau, wo seine Schwachpunkte sind und attackieren seinen Schweif. Wenn ein Saiyajin nach Vollmond zu Hause bleibt und nicht mehr rausgeht, weiß man, dass es aus Scham geschieht. Ein Saiyajin ohne Schweif…den hat man ihn aus Strafe abgeschnitten. Bei Kindern ist man nachsichtiger. Unfälle passieren und der Schweif wächst in der Kindheit auch nach, aber die Eltern sind verantwortlich und können bestraft werden. Darum schlaft ihr beiden ja auch heute hier.“

Beruhigt kuschelte sich Bulma wieder an seiner Seite und Bardock drückte sie an sich. Sein Saiyajinschweif strich sanft über ihre Beine.

„Ich mag Papa, wie er ist“ murmelte sie leise und ihre Lider schlossen sich müde.

„Ich auch“ stimmte Gine ihr zu und Bardock zwinkerte ihr verschmitzt zu. Sie rückten näher aneinander, die Kinder zwischen sich und ließen ihre Schweife locker ineinander verknoten.

Hier, in diesem Raum, abseits von der Welt, fühlten sie sich sicher und geborgen.
 

Radditz öffnete müde die Augen.

Der Boden unter ihm war hart und in seinen Kopf drehte sich alles. Er blinzelte ziellos umher und versuchte sein Blickfeld zu schärfen.

Er lag in einem Trümmerfeld, in einer Art Krater und über ihn ging allmählich die Sonne auf.

Er hielt sich den Kopf. Der Schwindel nahm allmählich ab, ebenso die schwarzen, kleine Punkte vor seinen Augen. Sein Mund fühlte sich trocken an und versuchte Speichel zu sammeln. Er räusperte sich.

„Na, auch endlich aufgewacht?“ weckte ihn eine junge Stimme aus seiner Benommenheit.

Überrascht sah Radditz nach oben, wo am Rand des Kraters jemand stand und auf ihn herabsah.

Er brauchte einen Moment, um die Umrisse der Person klarer zu erkennen.

Verschränkte Arme, herablassendes Lächeln, Sturmfrisur, ein Mantel, der im Wind wehte, das Königswappen auf der Brust…

„Prinz Vegeta“ stammelte Radditz und versuchte eiligst, sich auf die Knie zu stellen und zu verbeugen.

Er senkte demütig den Kopf und hörte, wie der Prinz zu ihm runtersprang und vor ihm anhielt.

„Erinnerst du dich?“ wurde er gefragt.

Radditz Kopf schmerzte, aber er wusste wieder, wo er war.

„Eine Wüste auf Vegeta-Sei…ich gehöre zu denen, die sich zum ersten Mal in den Ozaru verwandeln durften…mein erster Vollmond“ stotterte er.

„Sehr gut“ hörte er die spöttische Stimme von Prinz Vegeta. „Langsam kommts. Aber an unseren Kampf erinnerst du dich nicht mehr?“

Radditz sah erstaunt auf.

Er hatte gegen den Prinzen gekämpft?

Ging es ihm deswegen so schlecht?

Der Prinz sah höhnisch auf ihn herunter, aber er schien nicht zu scherzen.

Radditz konnte sich an keinen Kampf erinnern, aber vermutlich hatte er verloren. Allmählich fing sein Körper an, sich bemerkbar zu machen. Er war ungewöhnlich steif und jede Bewegung schmerzte.

Prinz Vegeta lachte leise.

„Ihr Unterklasse-Krieger…ihr lasst euch so leicht von ein bisschen Mondlicht verführen und vergesst euch so schnell“ höhnte er. „Keiner von euch war in der Lage, sich zu kontrollieren. Egal, du hast gut gegen mich durchgehalten, aber mit mehr Selbstbeherrschung deinerseits hätte ich länger Spaß gehabt. Auch wenn du der letzte warst, konnte ich dich schnell ausknocken. Wie ist dein Name?“

Hastig senkte Radditz wieder seinen Kopf und sah auf die Stiefel seines Kronprinzen.

„Radditz, Sir! Sohn von Bardock.“

„Radditz…hm. Hast du Interesse, mit mir zu reisen? Unter meinem Kommando zu dienen? In meinem Team ist wieder Platz. Du würdest diesen Planeten verlassen und neue Welten sehen, die kein Saiyajin zuvor betreten hat“ machte Vegeta ihm das verführerische Angebot.

Radditz schluckte.

Das war der Moment, auf den er so lange hingearbeitet hatte.

Rum und Ehre…schon bald würde er nicht mehr mit seinem Vater verglichen werden, sondern sein Name allein würde strahlen und für sich stehen.

„Es wäre mir eine Ehre, Sir.“

Radditz hörte leises amüsiertes Lachen.

„Man wird sich bei dir melden“ sagte der Prinz zum Abschied, bevor er sich umdrehte und fortflog.

Radditz holte rasselnd nach Luft und stand langsam auf.

Die letzten Stunden kamen ihm wie ein Traum vor.

War das wirklich passiert?

Langsam konnte er sich wieder erinnern.

Zuerst die Nachricht, dass er zu den Auserwählten gehörte, die sich verwandeln durften…eine kurzfristige Mitteilung und plötzlich standen die Jungen in der Wüste…

Das Gefühl von Macht und Wut, als er zum ersten Mal den Vollmond sah…dann dieses seltsame Gefühl, als würde er träumen, während er gegen die anderen kämpfte, bis ein besonders starker Ozaru in blauer Rüstung plötzlich vom Himmel fiel und jeden besiegte….

Das Angebot von Prinz Vegeta, dass er gerade angenommen hatte…

Radditz ballte die Fäuste und schrie siegesfreudig auf.

Das war bislang die beste Nacht seines Lebens gewesen.

Er lachte laut auf. Freude durchströmte ihn.

Erst als sein Magen laut knurrte, hörte er mit seinem Siegestanz auf.

Radditz schwebte hoch und sah sich suchend um.

Er hatte keinen Scouter dabei, aber die Rauchfahnen am Horizont zeigten ihn, wo das Lager war.

Er flog in diese Richtung.
 

Das Lager bestand aus mehreren Zelten, Lagerfeuern und ein paar Bänken und Tischen.

Kaum war Radditz gelandet, als sein Kommandant ihn schon von der Liste durchstrich und wortlos auf die kochenden Töpfe zeigte.

Erleichtert schnappte sich Radditz eine Schüssel und holte sich eine Portion dampfendes Gulasch und ein paar kleine Brote.

Kaum saß er am Tisch, stürzte er sich auf Essen.

Nie hatte das fade Essen und die trockenen Brote der Kasernen besser geschmeckt und schnell war die erste Portion verputzt.

Auf den Tischen standen mit frischem Wasser gefüllte Krüge und Schalen mit frischem Obst, von denen er sich bediente, bevor er sich eine weitere Portion Gulasch hörte.

Radditz war so auf sein Mahl konzentriert, dass er kaum bemerkte, wie die anderen Rekruten kamen und sich zu ihm setzten. Jeder war mit dem Auffüllen seiner Energiereserven beschäftigt.

Erst als er seine zweite Portion verschlungen hatte und nach einer Frucht greifen wollte, die ihn ein anderer wegschnappte, fiel ihm sein Nachbar auf.

Verblüfft blinzelten sich Tales, der seine Hand zuerst auf die orange Frucht hatte und Radditz an.

Jetzt erst erkannten sie, wer ihr Nachbar war.

Tales erholte sich als erstes und knurrte „Meins“, während er die Beute hastig verschlang.

Radditz war zu gut gelaunt und zu müde, um sich von ihm provozieren zu lassen und nahm eine andere.

In erschöpfter Stille verspeisten sie ihr Mahl.

Erst als der letzte Krümel verschlungen war, räusperte sich Tales und fragte vorsichtig „Fühlst du dich auch so seltsam?“

Radditz blinzelte ihn fragend an.

Tales zuckte mit den Achseln. „Du weißt schon…einerseits müde, anderseits euphorisch. Irgendwie…als ob man einen guten Traum hatte, sich aber kaum daran erinnern kann.“

„Hm, so gut gelaunt wie nach einem guten Traum…ja, so geht es mir auch“ stimmte Radditz ihm zu, überraschend friedlich gestimmt dank seiner guten Nachrichten. Er konnte sich ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen, was Tales auffiel.

„Du grinst wieder so komisch. Gegen wen hast du jetzt gekämpft und verloren?“ fragte er misstrauisch.

Radditz zuckte kurz zusammen bei der Erwähnung seiner Niederlage gegen seinen Vater, aber er erholte sich schnell und antwortete arrogant. „Gegen Prinz Vegeta.“

Gegen den Prinzen zu verlieren, war keine Schande; das konnte er zugeben.

Der Dunkelhäutigen stutzte.

„Was? Gegen den Prinzen? Er war auch hier?“ flüsterte er und sah sich eilig um, ob ihnen auch niemand lauschte.

Radditz senkte ebenfalls die Stimme.

„Ja, er will mich in seinem Team haben. Anscheinend habe ich ihn beeindruckt“ gab er selbstgefällig an.

Tales Augen wurden groß.

„Du weißt schon, dass die Untergebenen des Prinzen wie die Fliegen wegsterben? Der einzige, der mit ihm mithalten kann, ist Nappa. So stark musst du erst mal werden.“

Tales war zwar selbstbewusst und wollte auch eine hohe Position erreichen, aber unter Prinz Vegeta zu dienen…da war das Risiko zu hoch, zu schnell zu sterben.

„Dann muss ich halt aufpassen und nicht sterben“ gab Radditz als Antwort.

Tales verdrehte die Augen. Das Selbstbewusstsein seines Rivalen war manchmal eher in Richtung „Naivität“ oder „Dummheit“ einzuordnen.

„Überleg mal…wenn der Prinz es befiehlt, bin ich ganz schnell aus der Rekruten-truppe raus. Ich bin direkt drin in der Praxis, bei den richtigen Missionen. Wenn ich in seinen Team bin, gibt es nur Vorteile: Die spannendsten Missionen, die schnellsten Raumschiffe, die beste Ausrüstung, ein hoher Sold…vermutlich brauche ich auch keine Abschlussprüfung. Stattdessen kann ich direkt auf dem Schlachtfeld stärker werden“ freute sich Radditz.

„Oder darauf sterben“ erwiderte Tales trocken.

Radditz winkte lässig ab.

„Ich habe sein Angebot angenommen. Die Chance lass ich mir nicht entgehen“ freute er sich sichtlich.

Tales blickte wieder auf seinen Teller und stützte nachdenklich seinen Kopf ab.

Wenn Radditz als erstes die Basis verließ und ständig unterwegs war…dann verlor er seinen Rivalen. Gegen wen sollte er sich messen? Alle anderen waren doch schwächer?

Wer wusste schon, wo er mit dem Prinzen in welcher Ecke des Universums landen würde.

Ehrlich gesagt, rechnete Tales nicht mit, dass sich Radditz lange behaupten würde. Er wusste schon von vielen Kriegern mit höheren Powerlevel, die unter Prinz Vegetas Kommando gestorben waren. Den Prinzen kümmerte es nicht, ob seine Untergeben überlebten. Jeder war auf sich selbst gestellt.

Ein wenig eifersüchtig und eingeschnappt war er aber auch: Warum hatte man ihm nicht das Angebot gemacht?

Er war immerhin fast genau so stark wie Radditz und durfte auch den Vollmond erleben.

Er hätte abgelehnt, aber wenigstens fragen…hatte der Prinz ihn nicht gesehen?

„Bevor du geht’s, will ich noch einen ernsthaften Kampf gegen dich“ knurrte er warnend seinen Nachbarn an.

Radditz nickte und grinste ihn siegesbewusst an.

Er fühlte sich fantastisch.

Was sein Vater wohl zu den Neuigkeiten sagen würde?
 

„Du bist WAS?!“

Bardocks Familie, die um ihn zum Mittagessen versammelt waren, sahen ihn bei seiner herrischen Frage mit großen Augen an und stoppten beim Essen. Bardock sprach nicht zu ihnen, sondern mit jemand über den Scouter.

„Nein, du hörst mir…Radditz, das ist kein Spiel, das ist gefährlich…was soll das heißen „Halt dich da raus“? Ich bin dein Vater….Oh bitte entschuldige, dass ich dich „wahren Krieger“ nicht mehr befehligen kann. Hey, noch bin ich stärker als du…willst du das auch deiner Mutter sagen?...Du Feigling, ich werde nicht für dich…Hallo? HALLO?“

Mit einem Knurren riss sich Bardock den Scouter vom Ohr und legte ihn heftig auf den Tisch ab. Am liebsten wollte er ihn an die Wand knallen.

„Was ist los? Was ist mit Radditz“ fragte Gine besorgt.

Bardock stützte den Kopf in seinen Händen auf und stöhnte genervt.

„Der Kerl wird bald die Basis verlassen, um unter Prinz Vegetas Kommando zu dienen. Dieser VOLLIDIOT!“ schimpfte er. „Ausgerechnet unter dem größten Troublemaker der Saiyajins. Radditz kann uns jetzt schon leidtun, aber er wollte ja nicht auf mich hören. Dieser sturer Idiot.“

Kakarott und Bulma warfen sich wortlos einen Blick zu.

Sie verstanden den Wutausbruch ihrs Vaters nicht, waren aber froh, dass er nicht auf sie so wütend war.

Was hatte Radditz angestellt?

„Moment, jetzt schon auf Mission? Ist Radditz dafür nicht noch etwas zu jung? Sollte er nicht erst mal in kleinen Missionen Erfahrung sammeln?“ fragte Gine alarmiert. Sie versuchte sich an die Geschichten und Gerüchte über den Prinzen zu erinnern.

Sie wusste, er war stark, aber um seine Kameraden kümmerte er sich nicht.

„Oh, Radditz, du und dein Ehrgeiz“ stöhnte sie auf. Sie erkannte, was ihr Sohn plante.

„Du sagst es. Das wird nicht gut gehen. Vermutlich bekommen wir in den nächsten Monaten die Todesmeldung“ gab ihr Bardock Recht.

Jetzt erschraken auch seine anderen beide Kinder.

„Was?! Radditz wird sterben? Wieso? Was ist los?“ fragte Bulma panisch.

Bardock erkannte seinen Fehler. Er hätte nicht vor den Kindern so übertreiben sollen. Schnell versuchte er sie zu beruhigen.

„Wir wissen es nicht, wir sind nur besorgt. Prinz Vegeta…er ist stark, sogar stärker als ich. Aber deswegen wird er auch auf die gefährlichsten Missionen geschickt. Radditz hat nicht annähernd seine Stärke, also weiß ich nicht, wie er da überleben soll. Ob ich Nappa fragen soll? Aber ich hasse den Kerl…“ Bardock seufzte und massierte sich die Stirn.

Warum musste diese ruhige, gemütliche Vollmond- Nacht mit so einer Nachricht enden?

Schon wieder ein Vollmond mit einem üblen Nachgeschmack.

Eine neue Technik und Reise zum Meer

Die Jahreszeiten wechselten sich ab, Monate vergingen.

Zur Überraschung aller, überlebte Radditz bereits zwei Jahre lang unter der Führung durch Prinz Vegeta und war noch nicht tödlich verunglückt.

Der junge Prinz war auf weite Reisen durchs All geschickt worden und Nachrichten kamen nur spärlich an, aber wie man hörte, schlug sich Radditz gut durch.

Bardock nahm es mit Gelassenheit hin. Er hatte gehört, dass der König den Prinzen getadelt hatte wegen der „zu häufiger Dezimierung seiner Untergebenen“. Wahrscheinlich war es nicht Radditzs eigene Leistung, sondern der Prinz agierte weniger halsbrecherisch.
 

Der Sommer kam und die zehnjährige Bulma saß im Schatten eines großen Baumes, während sie an einem groben Steintisch saß und zufrieden auf die Schriftrolle sah, die sie endlich entziffert hatte.

Sie stammte vom selben Planeten wie Kakarotts Stab, der sich auf Kommando ein- und ausziehen konnte.

Die fremden Schriftzeichen zu entziffern und die Sprache zu übersetzen hatte lange gedauert, aber stur hatte sie durchgehalten und damit ihre Zeit im letzten Winter verbracht.
 

„Was liest du da, Nee-chan?“ fragte Kakarott neugierig, der mit dem Holz-Stapeln fertig war und näherkam. Bulma sah sein verschwitztes Gesicht und schenkte ihm einen Becher Wasser ein, den er durstig austrank.

„Ich bin mit der Chiffrierung fertig. Sieh mal, diese Bilder. Sie ähneln uns Saiyajins, aber ohne Schweif. Die Figuren, die sie bilden, ihre Haltung…es erinnert mich an die Katas, die Mama uns beigebracht hat“ erklärte Bulma und deutete auf die betreffenden Zeichnungen. „Ich wollte daher unbedingt wissen, was drinsteht. Es scheint sich um Kampf-Techniken zu handeln.“

Interessiert lehnte sich Kakarott vor.

„Was genau steht denn da?“ fragte er wissbegierig.

Bulma freute sich, dass ihr Bruder mal Interesse fürs Lernen zeigte, auch wenn die Ursache dafür mehr im Erlernen neuer Techniken lag.

„Äh, ich denke, man spricht es „Kame“ aus. Wenn ich diese Schrittfolge richtig interpretiere, könnte es sich um eine Ki-Attacke handeln. Allerdings nennen sie es nicht „Ki“, sondern haben einen anderen Namen. Ich habe echt eine Weile gebraucht, bis ich kapiert habe, worum es in diesem Text geht. Gut, dass ich so viele Bücher mit unterschiedlichen Schriften habe, das hat geholfen.“

Bei dem Begriff „Ki-Attacke“ leuchteten Kakarotts Augen auf.

Bislang hatte er noch nie eine solche Attacke ausprobiert, weil Gine es nicht beherrschte und Bardock ihn als talentlos ansah.

„Das hört sich toll an. Sollen wir es ausprobieren? Was muss ich machen?“ fragte er aufgeregt seine Schwester.

Sie schmunzelte, stand auf und nahm den betreffenden Teil der Schriftrolle mit.

„Stell dich dorthin“ dirigierte sie ihren Bruder auf eine freie Fläche, etwas entfernt von der Hütte. „Beine breit aufstellen, Rücken gerade. Die Fußspitzen deuten nach außen und du musst leicht in die Knie gehen. Deine Arme gehen in einen weiten Kreis zurück, dann hältst du sie eng an der Hüfte. Schulter und Rücken sind gerade. Hände sind offen, aber zu Klauen geformt. Als ob du etwas halten würdest. Kopf zur Seite. Das ist wohl die „Kame“- Stellung.“

Sie verglich Kakarotts Stellung mit den Piktogrammen auf der Rolle und korrigierte ihn.

„Gut, jetzt heißt es „Hame“. Was genau die Figur macht, verstehe ich nicht. Ihre Hände scheinen zu leuchten. Und bei der dritten Stellung „Ha“, gehen die Arme und Hände gestreckt nach vorne“ Bulma ahmte die Bewegungen grob nach und sah nachdenklich auf die Bilder, die ihr unverständlich blieben.

Wie sollte man dadurch das Ki konzentrieren? Was war das Geheimnis hinter diesen Attacken?

Zu dumm, dass sie dieses Geheimnis weder durch ihren Bruder, ihren Vater oder durch Veg erfahren hatte.

Kakarott kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich.

„Kame-Hame-HA“ murmelte er und schob seine Hände mit einem Ruck nach vorne, als wollte er etwas von sich wegschieben.

Eine kleine Leuchtkugel bildete sich zwischen seinen Händen und schoss auf den vorliegenden Felsen, der sofort zersprang.

Erschrocken sahen die Kinder auf den Trümmerhaufen.

„Das…das gibt es doch nicht. Wie hast du denn das geschafft?“ fragte Bulma verblüfft.

„Keine Ahnung“ stammelte Kakarott und sah erstaunt auf seine Hände. „Ich habe plötzlich so eine Art von Wärme gespürt und mit vorgestellt, sie aus meinen Händen zu pressen.“

Die beiden Kinder sahen sich erschrocken an.

Dann kreischten sie freudig auf.

„Los, nochmal“ feuerte Bulma ihn an.

Kakarott wiederholte die Stellung und murmelte dieselben Worte. Es schien, als würden sie ihm helfen, sich besser zu konzentrieren.

Beim Ausstoß des „Wortes „HA!“ presste er Atemluft und diese seltsame Wärme aus seinem Körper.

Wieder bildete sich eine kleine, helle Lichtkugel, die ziellos in den Wald flog und verglühte.

„Versuche, besser zu zielen. Vielleicht kannst du die Kugel sogar steuern“ schlug Bulma ihn vor.

Kakarott versuchte es noch zweimal, die Kugeln flogen wieder in den Wald und verursachten Brandspuren an einigen Bäumen, aber dann wurde er müde und er fühlte sich ausgelaugt.

Erschöpft musste er sich auf den Boden hinsetzen.

Bulma erkannte, wie sehr Ki-Attacken einen Ungeübten auslaugten.

Eine alte Erinnerung kam in ihr hoch, als sie noch sehr klein gewesen war: Radditz, wie er sie mit einem Ki-Strahl vor einem angreifenden Biest rettet und wie müde er danach war.

Langsam erinnerte sie sich auch, wie sie mal ihren Vater und Radditz bei einem Training begleitet hatten, um seinen Ki-Strahl zu stärken. Sie war damals noch sehr jung gewesen, nur Zuschauerin, aber ein paar von Bardocks Erklärungen waren hängen geblieben.

„Jetzt will ich es mal ausprobieren“ freute sie sich.

Während Kakarott hungrig sein Mittagessen verschlang, um seine Energiereserven wieder aufzufüllen, wiederholte Bulma seine Bewegungen.

Aber sie verspürte keine Wärme in ihren Fingern und es bildete sich auch keine Lichtkugeln.

„Komisch, dabei machst du alles genau wie ich“ wunderte sich ihr jüngerer Bruder, der sie genau beobachtet hatte.

Bulma sah traurig auf ihre kleinen Finger.

Sie verstand die Ursache.

Wie ihre Eltern und es auch ihr Scouter gesagt hatten: Sie war zu schwach; ihr Powerlevel zu gering.

Darum bildete sich auch keine Energiekugel.

Kakarott hatte fürs Kämpfen eindeutig das bessere Talent.

Sie dagegen…sie würde vermutlich nicht mal das Fliegen lernen können, selbst wenn es ihr jemand beibringen wollen würde.

„Ist schon okay“ sagte sie eilig, mehr um ihren Bruder als sich selbst zu beruhigen. „Ich habe halt kein starkes Ki. Mutter hat auch dieses Problem. Du dagegen…wenn wir noch etwas üben und es unseren Eltern zeigen, werden sie von den Socken sein.“

Kakarott nickte, aber dann stutzte er. Er sah nachdenklich in den Himmel.

„Ich finde es aber doof, wenn nur ich es zeige und du nicht“ murmelte er verdrossen.

Bulma setzte sich zu ihm.

„So ist das halt. Ich bin schwächer als der Durchschnitts-Saiyajin. Du auch, aber du trainierst jeden Tag fleißig. Eines Tages wirst du bestimmt auch ein Krieger werden wie Radditz“ erklärte sie ruhig.

Mittlerweile hatte sie sich an die Tatsache gewöhnt und konnte ruhig darüber hinwegsehen.

Doch das Gesicht ihres kleinen Bruders verschloss sich unzufrieden.

„Ich will aber nicht wie Radditz werden. Er ist doof“ schimpfte er und sprang auf. „Ich will auch nicht, dass Mama und Papa darüber erfahren, sonst muss ich noch weg von hier. Das ist unser Geheimnis.“

Unruhig marschierte er im Kreis.

„Wieso denkst du das?“ fragte Bulma. Wie seltsam, ihren sonst so fröhlichen Bruder so unwirsch zu sehen.

Vorbei war die Freude über seinen Erfolg. Stattdessen schien ihn etwas zu bedrücken.

Kakarott blieb stehen. Er wagte nicht, seine Schwester anzusehen, als er leise murmelte.

„Ich mag das Training mit Vater nicht.“

Bulmas Augen wurden groß. Sie schwieg und wartete auf weitere Erklärungen, aber Kakarott strich sich nur verdrossen die Arme und zog einen Flunsch.
 

Bardock hatte pflichtbewusst das Training von Kakarott übernommen, wann immer er von einer Mission zurückkam.

Dabei behandelte er Kakarott wie einst Radditz: genau wie seinen älteren Bruder trainierter er ihn ohne falsches Mitleid und forderte seine Grenzen heraus.

Bardock übersah dabei, dass sein jüngster Sohn weder die Stärke des älteren noch seinen machthungrigen Charakter besaß. Kakarott hatte kein Interesse daran, der Stärkste zu werden oder jemanden Schmerzen zuzufügen. Bardocks Versuche, ihn zu provozieren, ihn mit seiner Schwäche zu verspotten und dadurch wütend zu machen, glitten unbehelligt an ihm ab.

Bardock war der Meinung, es lag an der Verweichlichung durch Gine und Bulma und vielleicht an dem heftigen Fall auf dem Kopf in Kakarotts Kindheit, dass der Junge so sanft war und trieb den Jungen deswegen noch härter an. Es geschah nur zu seinen Besten, wenn er etwas Ausdauer aufbaute. Früher oder später musste der Junge sein Tatakai absolvieren.

Kakarott folgte seinen Anweisungen und hielt das harte Training aufgrund seiner Sturheit durch, aber den meisten Spaß beim Kämpfen hatte er bislang nur gehabt, wenn er mit seiner Mutter und Bulma trainierte. Aber Gine konnte ihn nichts mehr beibringen und Bulma war schon lange keine ebenbürtige Gegnerin mehr.

Trotzdem vermisste Kakarott den Spaß, wegen dem er einst das Kämpfen begonnen hatte.

Er sah seine Schwester bestimmend an. „Unsere Eltern sollen davon nichts wissen.“

Kakarott war vielleicht naiv, aber nicht blöd.

Er wusste, wie schwach seine Schwester war und dass es einer der Gründe war, warum sie nicht den Ort verlassen durfte.

Aus Mitleid und Liebe hatte er sich bislang geweigert, den Wald zu verlassen, um mit seinen Eltern das nächste Dorf zu besuchen.

Wenn Bulma nicht mitdurfte, wollte er auch nicht gehen.

Der Umstand, dass er jetzt eine Ki-Attacke gelernt hatte, würde die Geschwister weiter entfernen.

Vielleicht würde man ihn auch zu den Rekruten fortschicken und Bulma wäre dann ganz allein an diesem Ort. So war es bei Radditz gewesen.

Eines wusste der Junge…wie Radditz wollte er nicht werden. Also wollte er alles vermeiden, um mit ihm verglichen zu werden oder denselben Weg zu gehen.

Bulma verstand seine Gründe nicht.

Kakarott hatte es bislang nicht geschafft, die Anerkennung seines Vaters zu erringen, aber anscheinend war es ihm auch nicht wichtig. Radditz an seiner Stelle hatte es nicht erwarten können, Bardock von seinem ersten Ki-Angriff zu erzählen und mit ihm zu üben.

Aber die unterschiedlichen Charaktere ihrer Brüder waren für sie schon lange ersichtlich.

Kakarott ging gelassen seinen Weg, ohne sich von anderen etwas rein reden zu lassen.

Da es seine Leistung war, konnte sie sich auch nicht über seinen Wunsch hinweg entscheiden.

Wie er da stand, mit verschränkten Armen und bittender Miene, ein trotziger Zug um den Mund und ein trauriger Blick.

Sie verstand es nicht, aber sie verspürte plötzlich den Wunsch ihn zu trösten.

Sie beugte sich zu ihm runter und umarmte ihn.

Beruhigend strich sie ihm über den Rücken.

„Wenn du es nicht willst, sage ich nichts. Versprochen. Dann lass uns beide heimlich deine neue Spezial-Attacke üben“ murmelte sie in sein Ohr. Sie ahnte, wie wichtig so etwas für seine Zukunft werden könnte

Kakarott schlang seine Arme um sie und drückte sich an sie.

„Nur du und ich“ bekräftigte er.

Dann sah er zu ihr hoch und fragte neugierig.

„Stehen denn noch mehr neue Techniken in deinen Büchern?“

Bulma lachte auf, beruhigt durch seine bessere Laune.

„Noch viel mehr. Ich habe gerade erst angefangen, sie zu übersetzen.“
 

Sie räumten die Felsensplitter zur Seite und versteckten alle Hinweise, damit ihre Mutter, wenn sie wieder heimkam, nichts von Kakarotts Erfolg erfuhr.

Trotzdem merkte die sensible Gine beim gemeinsamen Abendessen, was für eine seltsame Stimmung zwischen den Kindern herrschte.

„Ist irgendetwas Aufregendes passiert?“ fragte sie beiläufig.

Bulma und ihr Bruder warfen sich einen Blick zu und schüttelten dann synchron den Kopf.

„Nein, nichts“ sagte Kakarott eilig.

Bulma versuchte, das Thema zu wechseln.

„Es ist ziemlich warm heute, findest du nicht. Ob es noch wärmer wird?“ fragte sie unschuldig.

Gine schmunzelte, ging aber auf das Ablenkungsmanöver ein.

„Leider ja. Wir haben noch das Glück, so nahe den Bergen und im Wald zu wohnen. Bei meiner Arbeitsstätte war es noch wärmer. Die Luft glühte und der Wind fühlte sich warm an. Ständig war alles voller Staub. Das Bad vorhin hat mir gutgetan, aber ich werde wohl bald Hitzefrei bekommen“ erklärte sie.

Alle paar Jahre passierte es, dass es ungewöhnlich heiß im Sommer wurde. Die Saiyajins verbrachten die heißen Tage tagsüber in geschützten, dunklen Räumen und kamen erst zur Dämmerung aus.

Für diese Zeit verschob sich der Tagesablauf, weil man die heißen Mittagsstunden mit Schläfchen verbrachte und so die Dörfer und Städte wie ausgestorben wirken.

„Damit das Essen nicht schlecht wird, muss es schnell verarbeitet und ständig gekühlt werden. Unsere Kühlkammern sind aber voll und neue müssen erst mal gebaut werden. Deswegen überlegt man, uns solange pausieren zu lassen“ sprach Gine weiter.

Bulma warf ihren Bruder einen Seitenblick zu.

„Wirst du dann die ganze Zeit wieder zu Hause sein?“ fragte sie.

Gine zuckte mit den Schultern und überlegte. Der Plan, diese Zeit nur am selben Ort zu verbringen, war etwas langweilig.

„Ich könnte…“ sagte sie langsam „Aber vielleicht ist das auch eine gute Gelegenheit für…sollen wir das Meer sehen?“ hatte sie die Idee.

Ihre Kinder blinzelten sie verständnislos an.

Bulma war die erste, die ihre Augen aufriss und aufgeregt kreischte.

„Das Meer? Wirklich?“

Sie hatte davon gelesen, eine Menge von Wasser, die bis an den Horizont reichte und nicht mit dem See vergleichbar war. Aber einmal gesehen ist besser als tausendmal gelesen.

Kakarott hatte zwar keine Ahnung, was das Meer war, aber ließ sich von der Aufregung seiner Schwester anstecken.

Gine lächelte verschmitzt und sah auf ihre aufgeregten Kinder.

Bulma war zehn und Kakarott erreichte bald sein siebtes Lebensjahr; ein gutes Alter, um mit ihnen eine Reise zu machen. Sie sollten wenigstens etwas von ihrer Heimat sehen, nicht immer nur dieselbe Gegend. Da aufgrund Bulmas Aussehens die Dörfer und die Hauptstadt wegfielen, war eine einsame Ecke, wo kaum einer hinkam, genau richtig.

Sie kannte da eine Stelle, an der sie einst oft mit Bardock gewesen war und wo man auch zu Fuß hingehen könnte.

Die Kinder waren folgsam und recht ausdauernd, dann könnten sie zu dritt die Reise durch die Berge bis zum Meer machen. Fliegen wäre natürlich leichter, aber Gine war nicht stark genug, ihre Kinder zu tragen plus die Ausrüstung.

Bardock würde vermutlich bald zurückkehren, aber solange in der Hitze auf ihn zu warten…nein, sie würde ihm aber eine Nachricht hinterlassen.

„Es wäre aber schon eine Reise von zwei Tagen nur bis zum Meer. Wir müssen durch die Berge wandern und eine Nacht dort verbringen, aber dann wären wir am nächsten Tag dort. Ich kenne eine schöne Ecke, wo wir ungestört sind.“

Kakarott schien sich unter dem Wort „Meer“ noch nicht viel vorstellen zu können. Um ihn zu motivieren, fuhr sie fort. „Wir nehmen das Angelzeug mit. Es gibt dort sehr viele leckere Fische und Meeresfrüchte. Wir werden am Strand unser Lager aufstellen und die kühlere Luft und das Wasser genießen.“

Bei dem Gedanken an neue Delikatessen leckte sich Kakarott, ungeachtet seines gerade verspeisten Abendessens, die Lippen. Interessiert nickte er.

Damit wurde die Sache beschlossen.

Die Familie würde sich das türkis-blaue Meer von Vegeta-sei ansehen.
 

Wenige Tage später…die Temperaturen stiegen an.

Eine Hitzewelle überzog das Land und die Sonne glühte vom wolkenlosen Himmel.

Wie angekündigt, bekam Gine für die Hitzezeit frei. Ihre Arbeit wurde fürs erste nicht benötigt.

Bulma und Kakakrott waren aufgeregt. Ihre erste Reise außerhalb des Waldes sollte stattfinden.

Besonders Bulma freute sich, endlich das Meer zu sehen und für eine längere Zeit mal ihren Wohnort zu verlassen.

Das war nicht mit den Picknicks zu vergleichen, die sie früher mit Veg gemacht hatte.

Jedes Kind musste einen Rucksack tragen, wobei Gine die größte Last trug.

Sie deckten alle Fenster gut ab und schlossen alles gut zu, damit kein Tier ins Haus kam und es drinnen kühl blieb. Zur Sicherheit, falls Bardock in der Zwischenzeit zurückkehren würde, hatte Gine ihm eine kryptische Nachricht hinterlassen, die nur er entziffern konnte.

Mit den ersten Sonnenstrahlen, als die Luft noch frisch und klar war, machte sich die dreiköpfige Gruppe auf.

Gine führte die Gruppe an. Sie kannte geheime Pfade und Abkürzungen und schnell befanden sie sich in den Bergen. Sie zogen durch enge Schluchten und steilen Pfaden vorbei und machten an kleinen Bergquellen Pause, um ihre Wasservorräte aufzufüllen.

Gine passte auf, dass sich ihre Kinder nicht überanstrengten, aber sie musste ein gewisses Tempo vorlegen. In alter Zeit war es bei den Saiyajins üblich gewesen, mit den Jahreszeiten zu reisen. Es steckte den Kindern in den Genen, eine Wanderung ausdauernd zu ertragen.

Um schnell an ihr Ziel zu gelangen, mussten sie mit der Sonne reisen. In der Dunkelheit war es für sie zu gefährlich.

Wie geplant kamen sie zur Abenddämmerung bei der Felsennische an, wo Gine mit ihren Kindern übernachten wollte.

Der Reiseproviant wurde verspeist und die drei kuschelten sich nahe der geschützten, von der Sonne aufgewärmten Wand aneinander.

Am nächsten Morgen ging es nach einem schnellen Frühstück weiter. Der Weg wurde steiler und felsiger, aber die hohen Felsen spendeten auch Schatten, so dass die Wanderer nicht ungeschützt in der Sonne laufen mussten. Gine war auch für den Sichtschutz dankbar, obwohl Saiyajins für gewöhnlich nicht in dieser Ecke flogen. Aber man wusste ja nie und für das Wohl ihrer Kinder musste sie wachsam sein.

Zur späten Mittagsstunde wechselte sich die Umgebung: es wuchsen mehr schiefe, hohe Nadelbäume und Gine konnte den leicht salzigen Geruch in der Luft schmecken.

An einer Aussichtsstelle hielt sie an und sah zufrieden runter.

„Dort hinten, wo es nur noch das tiefe Blau gibt, da ist das Meer“ erklärte sie und deutete runter. „In unserem Tempo werden wir zur Abendzeit dort sein. Also kommt, nicht schlapp machen, bald sind wir da“ motivierte sie ihre müden Kinder.

Der Weg führte sie abwärts.

Neugierig schnupperte Kakarott und auch Bulma bemerkte, wie anders die Luft roch: irgendwie würziger, frischer.

Die Vogelstimmen klangen hier anders und da war ein anders Geräusch, das immer lauter wurde.

„Ich glaube…das sind Wellen“ rief Bulma erfreut auf. „Wir sind fast da.“

Die Kinder verspürten neue Kraft bei den Gedanken und eilten los. Gine kam gerade noch so hinterher. Sie rannten durch den Wald, der plötzlich aufhörte.

Stattdessen lag vor ihnen ein weißer, langer Sandstrand und eine unvorstellbare Menge an Wasser, die verheißungsvoll in der Sonne glitzerte und in sanften Wellen brach.

„So viel Wasser“ staunte Kakarott ehrfürchtig und auch Bulmas Mund stand bewundernd offen.

„Es sieht so aus wie dein Haar“ wunderte sich Kakarott und verglich das Wasser mit dem Haar seiner Schwester. Das Meer war heller und türkiser als der trübe See, den er gewöhnt war.

Gine lächelte bei dem Anblick der staunenden Kinder und sah sich dann suchend um, bis sie sich wieder orientiert hatte.

„Gleich sind wir da. Da hinten ist eine windgeschützte, schattige Stelle, wo wir unser Zelt gut aufstellen und auch ein Lagerfeuer anzünden können“ sagte sie und führte die Kinder dorthin.

Diese konnten es kaum erwarten, ins Wasser zu springen, aber erst musste das Zelt zwischen den Bäumen aufgestellt und die Rucksäcke ausgepackt werden.

Erst dann erlaubte Gine ihren Kindern loszurennen, nachdem sie ihnen aber noch Vorsicht eingebläut hatte. Sie wusste, dass es an dieser Stelle nicht tief war und ihre Kinder hatten bereits im See schwimmen gelernt. Trotzdem war die Brandung im offenen Meer gefährlicher und tückischer.

Nachdem die Kinder gehorsam genickt hatten, gab es kein Halten mehr.

Mit einem Schwung wurde die Kleidung vom verschwitzen Körper gerissen und nackt rannten sie ins die erfrischenden Fluten.

Laut kreischend plantschten sie im Wasser. Gine setzte sich in den Schatten und ruhte sich aus, während sie ihre Kinder nicht aus den Augen ließ.

Nach einer Weile rief sie sie wieder zu sich. Es gab noch ein paar Dinge zu erledigen, bevor die Sonne unterging. Es musste noch Feuerholz gesammelt werden, Trinkwasser aus einer Quelle in der Nähe geholt werden und die verschwitzte, dreckige Kleidung konnte dort auch gleich gewaschen werden.

Am Lagerfeuer brieten sie sich die ersten Salzwasser-Fische, die Kakarott durch seine Angel gefangen hatte. An dünn angespitzten Stöcken aufgespießt, verbreiteten sie ein angenehmes, salziges Aroma, genau wie das Lagerfeuer selbst.

Müde legten sich Gine und die Kindern nach dem Essen in ihr Zelt, das auf einem weichen Boden aus wohlriechenden Kiefern- und Piniennadeln errichtet war.

Das Geräusch der sanft schlagenden Wellen lullte sie schnell in den Schlaf.
 

Die nächsten Tage genossen die drei ihre freie Zeit am Strand.

Sie liefen den feinen Sandstrand entlang, sammelten Muscheln und Treibholz, fingen Fische und kleine Krebse.

Kakakott nutzte den weichen Sand sowie einen kleinen Felsen im Wasser, um seine Beine und sein Gleichgewicht zu trainieren. Er war immer als erstes in den frühen Morgenstunden wach und führte immer noch regelmäßig die Katas durch, die ihm seine Mutter beigebracht hatte.

Eigentlich hätte er gerne auch seine neue Ki-Attacke geübt, aber sie sollte ja ein Geheimnis bleiben.

Gine zeigte Bulma, wie man das graue Fleisch der Muscheln und eine bestimmte Algensorte für eine herzhafte Suppe nutzen konnte.

Aus dem umliegenden Wald sammelten sie auch Nüsse und einige, für Bulma neue Früchte, die hier noch süßer und saftiger schmeckten als in ihrem bekannten Wald.

Während der heißen Mittagsstunden, wenn die Sonne zu stark brannte und der Sand zu heiß wurde, pausierten sie im Schatten der Felsen und Bulma und Gine nutzten diese Zeit, um Kakarott Nachhilfestunden im Rechnen zu geben oder sie schliefen.

Wegen Gines Warnung über die gefährliche Strömung schwammen sie nicht zu weit nach draußen, sondern blieben nahe am Strand, wo sie sich in die Wellen warfen, bis ihre Lippen vom Salz brannten.

Am Abend duschten sich in der kleinen Quelle ab, die wie ein Wasserfall aus einer Anhöhe schoss und das Salz und den Sand des Tages weg spülte.

Schon nach wenigen Tagen war die Haut der Kinder golden gebräunt und in Bulmas Haaren erschienen helle Strähnen.

Abends bestaunten sie das Spektakel der untergehenden Sonne, die wie ein roter Feuerball ins Meer versank und die Wolken in faszinierenden blaue, rote und goldene Töne tauchte, bevor es dann dunkel wurde.

Nach einen weiteren Tag voller Spiele und Entspannung lagen die Kinder müde im offenen Zelt, während Gine es sich es noch am glimmenden Lagerfeuer gemütlich gemacht hatte.

In einen Topf hatte sie eine Suppe aus kleingeschnittenen Algen, Kräutern und Muscheln vorbereitet, die über Nacht einwirken konnte und für den nächsten Tag bestimmt war.

Zufrieden legte sie den Deckel drauf und lehnte sich zurück, um auf das nun dunkle Wasser vor sich zu schauen. Der Wind blies eine angenehme Brise zu ihr hinauf.

Sie gähnte und stand auf, um auch ins Zelt zu gehen, doch dann spürte sie eine Präsenz.

Horchend und aufmerksam sah sie in die Luft.

Sie konnte das leise, sirrende Geräusch ausmachen, das ein Saiyajin verursachte, wenn er ihn hohen Tempo flog.

Schnell sah sie auf das noch glimmende, verräterische Lagerfeuer.

Se hockte sich hin und wollte eine Ladung Sand rüber schaufeln, um es zu löschen, als eine bekannte Stimme sie stoppte.

„Ich bin es, Gine.“

Erleichtert atmete sie auf und drehte ihren Kopf, um ihren Gefährten anzusehen.

Bardock kam auf sie zu, sein Reisesack über die Schultern.

Gine ließ sich beruhigt wieder auf ihren Platz sinken. Für einen kurzen Moment hatten ihre Beine ihre Kraft verloren, bei dem Gedanken, ob ein Fremder sie gesehen hatte.

„Ich habe deine Nachricht gelesen und mich schnell auf den Weg gemacht. Du hast mir ja geschrieben, dass du an der alten Stelle bist. Aber wirklich…zelten mit den Kindern? Ihr seid zu Fuß hierher gelaufen?“ begrüßte Bardock sie und setzte seinen Reisesack auf den Boden auf.

In der letzten Hitzezeit waren er und Gine hierhin geflogen und hatte ihre Zweisamkeit ebenfalls zeltend verbracht. Aber das war vor Geburt der Kinder gewesen.

Er setzte sich hinter Gine hin und legte seine Beine an ihrer Seite ab.

Sie drehte ihren Kopf und hob ihren Mund ihm einladend entgegen. Bardock nahm diese an und küsste sie.

„Hat doch gut geklappt“ sagte sie und beendete damit ihren Kuss.

Sie lehnte sich an Bardocks breite Brust und genoss das warme Feuer und die frische Brise nun noch mehr.

Endlich war ihr Gefährte wieder da.

Bardock drehte den Kopf und sah das Zelt unter den Nadelbäumen stehen, wo zwei Paar kleine Füße herausschauten.

„Die Kindern schlafen ja schon“ murmelte er leise.

Gine kicherte. „Sie sind ja auch gut müde, nachdem sie den ganzen Tag gespielt haben.“

Sie legte ihre Hände auf seine Oberschenkel ab und streichelte sie.

„Seit wann bist du hier?“ fragte sie und verkniff sich die stumme Frage, für wie lange er blieb.

Fürs erste wollte sie die gemeinsame Zeit mit ihm genießen.

Bardock legte seine Arme um sie und drückte sie noch näher an sich.

„Nicht lange. Ich bin sofort nach Ankunft zu euch geflogen, habe das verriegelte Haus und deinen Brief gesehen, mich schnell gebadet und umgezogen und meine Campingsachen eingepackt und dann bin ich auch schon zu euch geflogen“ fasste er kurz zusammen.

„Neuigkeiten von Radditz?“ erkundigte sich Gine.

Bardock schüttelte den Kopf. „ Er lebt, mehr habe ich nicht gehört.“

„Naja, das kann man immer noch als gute Nachricht gelten lassen“ sagte sie leise, aber mit leichtem Kopfschütteln. Ihr ältester Sohn meldete sich nicht bei ihr. Er schien zu beschäftigt zu sein.

Bardock brummte zustimmend und legte seinen Kopf auf ihrer Schulter ab, nachdem er noch schnell einen Kuss auf diese drückte.

Sanft fuhren seine Daumen über Gines Bauch, die es dank der dünnen Kleidung sehr genau spüren konnte. Ein angenehmes Schaudern durchfuhr sie.

„Ich bin froh, dass du es geschafft hast. Die Kinder werden sich auch freuen, wenn sie dich morgen sehen“ flüsterte sie. „Es ist so lange her. Deine Missionen scheinen dich immer weiter fort zu führen.“

Bardock hörte die leise Kritik in dieser Feststellung und gab ihr schnell noch einen tröstenden Kuss auf die Wange. Sein Schweif legte sich um ihre Taille.

Sie hatte Recht. Zuletzt war er vor vier Monaten dagewesen und musste nach drei Tagen wieder abreisen.

Jetzt hatte er wegen der Hitzezeit etwas länger frei, aber danach wäre er auch wieder für längere Zeit fort.

„Ich hätte da einen Vorschlag“ fing er zögernd an. „Eine Idee, die mich schon länger verfolgt…“ er stoppte und Gine sah ihn neugierig und abwartend an.

Bardock holte Luft und fuhr schnell fort. „Willst du nicht mal wieder auf eine Mission mit uns gehen? Ich würde mich auch darum kümmern, dass es nichts Gefährliches wäre. Vielleicht Personenschutz oder ähnliches. Wir könnten dann endlich mal wieder für eine längere Zeit zusammen sein.“

Gine war nicht die einzige, die sich daran störte, ihren Gefährten zu selten zu sehen.

„Wir haben momentan zu viele Missionen und zu wenige Krieger, aber vieles davon ist Kleinscheiß. Trotzdem nehmen wir diese Aufträge an, wenn sie gut bezahlt werden. Einige Planeten rüsten ihre eigenen Streitkräfte ab und verlassen sich auf uns als Söldner Nummer Eins im Universum“ berichtete er.

Gine lachte spöttisch auf. Es gab tatsächlich Lebewesen, die so dämlich waren?

„Hey, es ist wahr. Einige Planeten verkleinern tatsächlich ihre Arme und stellen dafür eine Garnison Saiyajins ein“ erklärte Bardock bei ihrem zweifelnden Blick.

„Nicht sehr schlau. Wenn Planeten dieser Art sich gegeneinander bekriegen, stehen sich später die Saiyajins gegenüber. Für wen soll man dann kämpfen?“ fragte Gine irritiert.

„Für den, der am meisten zahlt“ grinste Bardock

Gine verdrehte die Augen. „Das fehlt noch, dass wir uns in einen Bürgerkrieg hereinziehen lassen und gegenseitig umbringen. Wenn wegen unserem gierigen König so etwas Dämliches passiert, dezimieren wir uns ja noch mehr“ ärgerte sie sich.

„Du machst dir zu viele Sorgen. Warum sollten wir uns einem fremden Volk mehr verpflichten als unserem eigenen? Sollte es aber tatsächlich geschehen, dass Saiyajins gegen Saiyajins kämpfen, kannst du gerne zum König gehen, ihn anschnauzen und mit deiner Bratpfanne verprügeln. Ich halte dich nicht auf“ erklärte Bardock.

„Ach ja?“ irritiert legte sie den Kopf in den Nacken und sah zu ihm hoch. Er würde sie nicht aufhalten?

„Klar, ich habe ja noch Bulma, die für mich dann kochen kann, nachdem er dich in einen Aschehaufen verwandelt hat“ sagte Bardock trocken „Umpf“

Ohne zu zögern hatte Gine ihn für diesen Kommentar ihren Ellbogen in seine ungeschützte Seite hineingestoßen und Bardock die Luft ausgepresst.

„Das ist nicht komisch, Bardock. Wenn diese Völker mal bemerken, wie abhängig sie sich von den saiyanischen Streitmächten machen, könnten sie auf die Idee kommen, uns auszurotten. Was, wenn sie sich verbrüdern und auf uns Jagd machen?“ fuhr sie ihn zischend an.

„Hm, kling wie ein schönes Schlachtfeld für jeden von uns.“

„Würdest du auch so denken, wenn der Krieg unser Heimat erreicht und unsere Kinder bedroht?“

Bardock zuckte zusammen. Daran hatte er nicht gedacht.

Gine nickte zustimmend, aber dann wurde ihr verärgerter Blick besorgter.

„Du bist zu selbstsicher geworden. Es ist lange her, dass du einen Kampf verloren hast. Jetzt glaubst du, es gibt keinen ernsthaften Gegner mehr für dich. Aber mit der richtigen Menge an Waffen und einer Strategie sind wir alle in Gefahr. Wir sind nicht unsterblich und haben auch unsere Schwächen“ erinnerte sie ihn.

Bardock hauchte einen Kuss in ihren Nacken. Seine Zunge fuhr schnell über ihre Haut und schmeckte das Salz.
 

„Siehst du, deshalb brauchen wir dich wieder in unserem Team. Du bringst uns auf den Teppich und siehst die Dinge aus der Perspektive, die uns fehlt“ schmeichelte er.

Gine verpasste ihm einen weiteren Ellbogenstoß in die Seite, worauf er leise aufstöhnte.

„Lenk nicht ab, das ist ein großes Thema. Du willst wirklich Bulma und Kakarott für eine Weile alleine lassen?“ fragte sie ihn stirnrunzelnd.

Bardock zuckte sorglos mit den Schultern.

„In Bulmas Alter war ich auch oft alleine, weil meine Eltern ständig unterwegs waren. Bis zum Herbst dauert es noch Monate. Kakarott braucht keine Windel mehr, kann jagen, sie hat ihren Garten und im Wald gibt es auch genug zum sammeln. Sie kann kochen und es gibt genug Lebensmittel, also werden sie nicht verhungern. Ich denke schon, dass sie selbstständig genug sind um für eine kurze Weile alleine zurechtzukommen. Überleg doch mal: Du bist tagsüber auch oft nicht dagewesen und da waren die Kinder sogar noch jünger und sind trotzdem unverletzt geblieben“ versuchte er sie zu überzeugen.

Nachdenklich starrte Gine wieder ins Feuer.

„Na komm schon, Gine. Lockt dich nicht das Fernweh? Ich würde mich auch darum kümmern, dass wir eine Zweier-Kabine während des Fluges bekommen“ köderte er sie und fuhr mit seinen Lippen ihren Nacken entlang. Gine verkniff sich ein Keuchen, als sie seine warmen Lippen an ihren empfindlichen Nacken spüre.

„Wahrscheinlich eine schallgeschützte, nicht wahr?“ fragte sie ironisch.

„Na klar, oder willst du, dass wir die anderen eifersüchtig machen? Ich habe damit kein Problem, Tomas und Panbukins angepisste Miene am nächsten Morgen zu sehen“ entgegnete er mit schadenfroher Mine. „Uff.“

Wieder hatte Gine ihm einen Ellbogenstoß verpasst, dieses Mal in die andere Seite.

„Warum werde ich heute eigentlich die ganze Zeit von meinem eigenen Weib verprügelt“ wundert sich Bardock trocken.

„Weil du es nicht anders verdienst“ erwiderte sie scharfzüngig. „Du braucht tatsächlich jemanden, der dich zurück hält. Deine Kameraden halten es sonst nicht mehr lange mit dir aus.“

Bardocks Mundwinkel zogen sich siegessicher nach oben. „Heißt das, du kommst mit?“ fragte er.

Gien blinzelte ertappt. Bardocks Idee gefiel ihr tatsächlich. Sie war aber nicht überzeugt, wie sie es ihren Kindern beibringen sollte. Das schlechte Gewissen meldete sich bei den Gedanken, ausgerechnet Bulma zu erzählen, dass beide Elternteile für eine Weile fort sein würden, während sie versteckt im Wald hocken musste.

„Wie sagen wir es Bulma?“ flüsterte sie zaghaft.

Bardock stöhnte auf. Daran hatte er nicht gedacht.

„Wir locken sie mit Geschenken?“ fragte er zweifelnd.

Bestechung…na, ob das noch funktionierte?

Gine zuckte mit den Schultern. Sie wusste auch keine Lösung.

„Ich würde gerne wieder mit euch reisen“ gab sie zu und streichelte wieder verstärkt über Bardocks Oberschenkel. „Aber ich werde es nur dann tun, wenn es keine Killer-Mission ist und Bulma einverstanden ist.“

Bardock legte seufzend den Kopf in den Nacken und sah zum Sternenhimmel hinauf.

Er dachte nach.

Er senkte seinen Kopf und flüstere an Gines Ohr. „Was hältst du von dem Plan? Wir verbringen hier erst mal eine nette Familienzeit am Strand und am letzten Tag, wenn alle entspannt und glücklich sind, fragen wir sie? Sie ist doch sehr eigenständig und willensstark. Vielleicht gefällt es ihr ja, das Haus für sich zu haben?“

Gine zuckte mit den Schultern.

Etwas anderes fiel ihr auch nicht ein.

Aber Sorgen und Pläne wollte sie jetzt gerne verdrängen um etwas entspannte Zeit mit ihren Geliebten zu genießen.

Sie lehnte sich zurück und streckte Bardock ihre Lippen entgegen, die er sofort mit seinen in Empfang nahm.
 

Bulma hörte das schmatzende Geräusch von küssenden Lippen.

Damit war das Gesprächsthema wohl beendet und ihre Eltern nutzen ihre Münder für etwas anderes.

Sie verkniff sich die Tränen und rieb sich schnell über die Augen, während sie auf ihren schlafenden Bruder an ihrer Seite starrte, der im Gegensatz zu ihr nicht bei Vaters Stimme aufgewacht war.

Sie hatte alles mit angehört.

Der Gedanke, ihre Eltern für eine Weile nicht sehen, ängstigte sie tatsächlich.

Was, wenn ihnen beiden etwas auf ihrer Mission passierte und sie nie wieder zurück kamen?

Oder alles klappte und sie wagemutiger wurden und noch längere, gefährlichere Missionen an nahmen? Sie überfallen wurden?

Bulma machte sich keine Sorge um sich selbst oder Kakarott, aber um die Sicherheit ihrer Eltern.

Sie dachte daran, wie ihre Mutter gesagt hatte, dass ihre Entscheidung von ihrer Zustimmung abhängig war.

Sie war froh darüber, aber sie konnte sich nicht entschließen, wie sie sich entscheiden sollte.

Denn auch wenn sie am liebsten ihre Eltern ständig bei sich hatte…diese waren genauso freiheitsliebend und unabhängig wie ihre Tochter.

Sie erinnerte sich, wie Gine ihr einst erzählt hatte, wie sie und Bardock sich kennen gelernt hatten.

Bulma wusste nicht, wieso genau Gine sich geweigert hatte, auf Außen-Mission zu gehen, aber sie wusste, wie sehr ihre Mutter ihren Gefährten liebte.

Sie dachte an die traurigen Blicken bei ihren Abschiede und wie sie immer Bardock hinter her sah.

Ihn mal für eine längere Zeit zu begleiten, ohne die Kinder…Bulma gönnte ihren Eltern dieses Glück.

Also musste sie selbstlos sein und ihr eigenes opfern.

Sie überzeugte sich selbst, dass ihr Vater stark genug wäre, sich selbst und ihre Mutter zu beschützen.

Zum Herbst, spätestens zum Winter würden sie zurückkehren und sie wäre ja nicht allein, sie hatte Kakarott als Begleitung.

Vielleicht könnten die Kinder ja weitere Techniken aus ihrer entzifferten Schriftrolle ausprobieren?

Oder selber den Weg durch die Berge zum Meer gehen? Bulma hatte sich den Weg genau gemerkt.

Bulma fühlte sich alt und eigenständig genug, um den Haushalt selbst zu schmeißen.

Sie dachte an die erste ängstliche Nacht vor vielen Jahren, als sie zum ersten Mal allein auf Kakarott aufpassen musste.

Damals hatte sie viel mehr Angst vor Gefahren gehabt. Sie hatte sogar befürchtet, dass der Wald brennen würde, dabei war es damals nur Veg gewesen.

Ach, Veg…wie schön wäre es, wenn sie jetzt noch Kontakt zu ihm hätte. Sie hätte sich in dieser Zeit ungestört treffen können.

Bulma bemerkte, wie Schritte ans Zelt kamen und schloss schnell die Augen.

Sie stellte sich schlafend und hörte dabei zu, wie die zwei Erwachsenen ins Zelt kamen.

Sie roch ihren Vater, der sich neben sie legte, spürte seinen warmen Körper und seinen Saiyajinschweif, den er um sie legte.

Bulma lächelte traurig, während sie sich an ihren Vater kuschelte, während Gine sich an Kakarott presste.

Sie gönnte ihren Eltern das Glück. Sie hatten so viel für sie getan.

Wenn sie ihnen nun etwas schenken konnte und sei es nur ihr Segen für eine Reise, wollte sie es gerne tun.

Das erste Abenteuer von Kakarott und Bulma

Zum ersten Mal machten Bulma und Kakarott Urlaub am Meer und hatten dabei unbändigen Spaß.

Als sie am nächsten Morgen erwachten und plötzlich ihr Vater mit ihnen im Zelt war, weitete sich die schöne Zeit aus. Bulma spielte ein überraschtes Gesicht vor, als sie ihn sah und zeigte nicht, dass sie seine Ankunft in der Nacht mitbekommen hatte sowie das Gespräch ihrer Eltern.

So verbrachte die kleine Familie noch zwei weitere Wochen am Meer und überstanden damit die Hitzezeit.

Mit Bardock tobten sie im flachen Wasser und der Krieger warf sie spielerisch in die Wellen.

Kakarott musste in dieser Zeit nicht gegen ihn kämpfen und durfte einen seltenen Spaß mit seinen Vater erleben.

Bardock hatte keine Lust, seine wenige freie Zeit mit dem Trainieren des jüngsten, untalentierten Sprosses zu verschwenden. Zudem verfolgte er das heimliche Ziel, seine Kinder in eine entspannte, fröhliche Stimmung zu versetzen, damit sie die spätere Neuigkeit besser verkraften würden.

Sie spielten zusammen kleine Spiele wie Bulma auf den Schultern ihres Vaters und Kakarott auf denen seiner Mutter und die gegnerischen Teams versuchten sich gegenseitig ins Wasser zu ziehen.

Weil Bardock als besserer Jäger weiter ins Meer fliegen konnte, schleppte er abends große Fische mit scharfen Zähnen und roten Schuppen an, die Bulma und Gine entschuppten und ausnahmen.

Wenn die Kinder zuerst im Zelt schliefen, schlichen sich Bardock und Gine weiter hoch zu den Klippen hinauf, wo sie ungestört aufs stille Meer schauen konnten und in süßer Umarmung versanken.

Die Kinder lachten viel und genossen die Zeit, aber als nach zwei Wochen ein frischer Wind aus neuer Richtung aufkam und das Ende der Hitzezeit verkündete, bestellten Gine und Bardock ihre Kinder abends ans Lagerfeuer. Ihre Miene war ernst. Sie wollten etwas Wichtiges mit ihnen besprechen.

Bulma bemühte sich um eine unschuldige Miene und hörte ihren Eltern dabei zu, wie sie über den Wunsch eine Reise zu zweit erzählten. Sie fragten ihre Kinder, ob sie in dieser Zeit alleine zurechtkommen würden. Ihr Tonfall war vorsichtig und Gine sah ihre Kinder, besonders ihre Tochter bittend an.

Kakarott riss erstaunt die Augen und sah fragend seine Schwester an. Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte und wollte sich nach Bulma richten.

Diese schluckte. Die Ankündigung ihrer Eltern war keine Überraschung für sie und sie hatten in den letzten Nächten viel darüber nachgedacht, wie sie bei ihrer Anfrage reagieren sollte.

Sie spielte ein falsches, entspanntes Lächeln vor.

„Dann wären nur wir beide alleine zu Hause? Das ist kein Problem. Das kriegen wir hin“ sagte sie fröhlich und gab ihren Eltern damit ihren Segen.

Bardock atmete erleichtert auf, doch Gine stutzte. Das verlief überraschend einfach.

„Aber dafür bringt ihr uns auch tolle Geschenke mit“ fuhr Bulma in gespielten strengen Ton fort.

Bardock schmunzelte und nickte und Gines Misstrauen sank. Bulma war kooperativ und dafür musste nur eine kleine Belohnung drin sein. Bulmas Täuschung ging auf.

Nun konnten Gine und Bardock entspannt ihre Reise planen.
 

Ein paar Tage später erhielt Bardock die Nachricht, dass sein Wunsch bewilligt worden war. Er durfte mit seinen Team und Gine die Leibwache für eine Karawane von Weltraum-Händlern übernehmen, die ihre Ware auf einen fremden Planeten verkaufen wollten. Die Saiyjins sollten sie hin und wieder zurück begleiten und beschützen und eine Frau wie Gine wäre dann nützlich. Die Reise würde, wenn alles klappte, an die drei Monate dauern. Die Eltern konnten dann zum Herbst wieder zurück sein.

Gine und Bardock waren ehrlich zu ihren Kindern und besprachen mit ihnen die Details der Reise. Die Kinder sollten wissen, dass ihre Eltern garantiert zurückkommen würden.

Je bessere Erfahrungen sie mit der ersten Abwesenheit ohne Erwachsene machten, desto eher wären sie bereit, ihre Eltern auch für eine zweite oder dritte Reise gehen zu lassen.

Für Gine war der Abschied am Schlimmsten. Sie konnte sich nur schwer von ihren Kindern trennen und mit Bardock fort fliegen. Immer wieder warf sie sorgenvolle Blicke nach hinten, selbst als der Wald schon weit hinter ihnen lag.

Ihre Kinder waren frohgemut und entspannt gewesen, aber was, wenn etwas unerwartetes passierte?

Kakarott war nicht besonders stark, Bulma sah fremdartig aus und sie hatten keine anderen Freunde, die zwischendurch mal nach dem Rechten sehen konnten, denn diese waren auf der gleichen Mission.

„Entspann dich, Gine, und vertrau den beiden“ brummte Bardock ungeduldig.

„Das sagt du so leicht. Ich werde meine Kinder für drei Monate nicht sehen können. Sie haben keinen Scouter, also kann ich sie auch nicht anrufen und nach dem Stand der Dinge fragen“ schimpfte Gine.

Bardock verdrehte die Augen.

„Ich war in ihren Alter auch öfters alleine …“

„Ja, aber du warst doch bestimmt stärker als Kakarott jetzt. Beziehungsweise haben sich doch die anderen Frauen um die elternlosen Kinder gekümmert, wenn deren Eltern auf Mission waren. So ganz alleine warst du also nicht“ unterbrach ihn Gine.

„Ja, aber nur fürs Essen und das macht Bulma schon selbst. Sie hat jahrelange Erfahrungen damit, ihre Brüder durch zu füttern“ versuchte Bardock sie zu beruhigen.

„Wenn Radditz wenigstens noch auf Vegeta-Sei wäre, dann könnte er mal vorbei sehen“ ärgerte sich Gine über die Abwesenheit ihres ältesten Sohnes. Bardock hatte versucht, ihn per Scouter anzurufen, ihn aber nicht erreichen können. Es war sowieso sinnlos. Wo immer er auch war, er hätte es niemals rechtzeitig zurück zur Heimat schaffen können, selbst wenn ihm der Prinz die Erlaubnis und eine schnelle Kapsel erteilt hätte.

„Komm jetzt, wir haben die Mission angenommen. Wir können nicht kneifen. Wir müssen den beiden vertrauen“ trieb Bardock sie an und streckte seine Hand auffordernd nach ihr aus.

Gine atmete schwermütig aus, nahm aber dann zögernd seine Hand an. Seine starken Finger schlossen sich sanft und er schenkte ihr ein optimistisches Lächeln. Dann beschleunigte er seinen Flug und zog sie mit sich, damit sie noch rechtzeitig zum Raumschiff ankamen.
 

Bulma und Kakarott sahen ihren Eltern nach, bis sie am Horizont verschwanden.

Bulma atmete erleichtert auf.

„Jetzt haben wir das Haus und den Wald für uns“ rief sie laut und streckte ihre Arme in den Himmel.

„Yeah“ stimmte ihr Bruder ihr fröhlich zu. „Und was machen wir?“

Bulma lächelte ihn gerissen an.

„Erinnerst du dich an die Schriftrolle, aus der ich deine neue Spezial-Technik habe? Wir können die uns doch mal weiter ansehen.“
 

Drei Tage später…

Kakarott hatte seine neue Technik nicht über den Urlaub verlernt. Sie funktionierte sogar noch besser. Mit seiner Schwester war er am See und wenn er sich stark konzentrierte, konnte er seine Ki-Kugel bis über den See schicken.

Doch nach vier Attacken war er zu müde und musste eine Pause machen. Hungrig aß er sein Mittagsmahl, das die Kinder mitgenommen hatten. Es reichte kaum aus um seinen Energiebedarf zu stillen, also musste er gleich noch eine weitere Portion frisch erjagen.

Bulma sah nachdenklich auf die Schriftrolle, ihr Scouter offen an ihrer Seite.

Kakarott war verwundert gewesen, dass sie einen besaß und hatte ihr versprechen müssen, es niemanden zu verraten.

Mit diesen Scouter konnte sie vielleicht die neue Technik erlernen: das Ki lesen.

Jedenfalls verstand sie diese Lektion so.

Es handelte sich um eine Technik, bei der es um Sensibilität und nicht auf Stärke ankam. Man konnte damit die Energien von Lebewesen spüren.

„Ich verstehe nicht, was daran so toll sein soll“ unterbrach Kakarotts Stimme ihre Gedanken, der mit vollem Mund sprach und ihre Konzentration störte. „Du hast doch einen Scouter. Damit kannst du doch schon so erkennen, ob sich dir jemand nähert. Was musst du dann diese Technik lernen?“

„Aber genau darum geht es ja“ belehrte Bulma ihn. „Wenn ich es richtig verstehe, ist es auch der erste Schritt, seine eigene Energie zu kontrollieren. Vielelicht bekommen wir dadurch ein besseres Gefühl für diese Kraft. Außerdem habe ich eine Idee. Der Scouter misst Lebensenergie, aber er reagiert nur ab einen bestimmten Level. Was wäre, wenn wir unser eigenes Ki unterdrücken würden? Mich würde dann kein Scouter finden und du könntest Gegner irre führen. Sie würden dich für schwächer halten und unterschätzen. Außerdem kann ein Scouter kaputt gehen oder hat nur eine bestimmte Reichweite. Wenn wir aber lernen, das Ki zu lesen, sind wir unabhängiger.“

Kakarott überlegte. Eine Idee kam auf.

„Wenn ich das nächste Mal gegen Radditz kämpfe…ich könnte ihn täuschen und glauben lassen, er wäre stärker. Aber in Wirklichkeit wäre ich stärker als er denkt….und wenn ich ihn dann mit meiner neuen Geheimtechnik angreife…oh, das ist gut. Du hast Recht, das wäre bestimmt nützlich“ stimmte er ihr zu. Die Niederlage gegen seinen großen Bruder tat ihm immer noch weh.

Bulma nickte. „Darum der Scouter, damit wir überprüfen können, ob wir die Technik richtig anwenden. Theoretisch müsste unser Level niedriger erscheinen, sobald wie die Technik beherrschen. Ich konnte ihn auch bei deinen Kame-Hame-Ha einsetzen. Deine erste Attacke war sehr stark und hatte ein Level von 340. Bei den nächsten Angriffen nahm aber die Stärke ab. Vermutlich, weil du bei jedem Angriff Ki verlierst und schwächer wirst. Ki-Lesen scheint so etwas wie die Basis zu sein, um seine Energie auch besser einzusetzen. Es ist die Grundlage für spätere Spezial-Attacken wie Ki-Angriffe.“

Kakarott nickte, nun von der Idee überzeugt. Er stand auf und klopfte sich die schmutzigen Hände ab.

„Okay, dann lies mal weiter. Ich gehe mir noch schnell etwas jagen und dann will ich diese Technik lernen“ sprach er und verschwand im Wald.

Kopfschüttelnd sah Bulma ihm nach und richtete ihre Aufmerksamkeit dann wieder der Schriftrolle und ihrem Scouter zu.

Es ging hier nicht nur um Kakarott. Diese Technik hatte sie ausgewählt, weil es sich nach etwas anhörte, was sie auch erlernen konnte.

Das Wichtigste schienen ein ruhiger Geist, Feingefühl und Selbstkontrolle zu sein.

Nun, sie war überzeugt, dass sie davon reichlich besaß.
 

Die nächsten Tage verbrachten die Kinder mit Meditationen unter ihrem Lieblingsbaum im Wald. Unter dem geschützten, grünen Dach herrschte eine besonders friedliche Stimmung und der alte Baum schien eine beruhigende Kraft auszustrahlen.

Die ungeduldigen Kinder mussten sich stark beherrschen, um eine Weile ruhig am Stamm zu sitzen, die Augen geschlossen und auf ihren Atem lauschend.

Doch ähnlich wie früher, als sie das Jagen lernten, passte sich ihr Körper an. Ihr Puls wurde langsamer, bei jedem Atemstoß konnten sie ihren Körper besser spüren. Ihre Sinne schärften sich und nach einer Woche hatte Bulma das erste Mal das Gefühl, etwas Warmes in ihren Bauch zu spüren.

Laut Schriftrolle war der Bauch die Quelle, wo das Ki am stärksten zu spüren war.

Der zweite Schritt war, die Hauptpunkte, wo das Ki am stärksten floss, ebenso stark zu spüren: Die Stirn, das Herz beziehungsweise die Brust, Oberschenkel und die Füße.

Kakarott und Bulma legten sich ins Gras, um ihre innere Kraft genauer zu erspüren oder standen für Stunden gerade auf einer Stelle. Sie lernten ein neues Gefühl in Körperspannung kennen. Es war, als ob sie jede Zelle ihres Körpers, ihre Haut, Muskeln und Organe, neu kennen lernten.

Nach drei Wochen seit Abwesenheit ihrer Eltern, fingen sie an, ihre Fortschritte mit den Scouter zu messen.

Tatsächlich zeigte sich bei beiden ein geringerer Wert, wenn sie vorher eine kurze Zeit meditiert hatten.

„Siehst du? Ich wusste, es würde funktionieren“ freute sich Bulma und sah auf die Anzeige ihres Scouters. Heute morgen hatte es bei Kakarott einen Wert von 260 angezeigt, aber jetzt lag der Wert nur noch bei 190. Ein geringer Unterschied, aber sie waren auf den richtigen Weg

„Ja, aber es immer noch ganz schön schwer, das Ki zu spüren und zu kontrollieren. Bei meinen Kame-Hame-Ha ist es recht einfach. Ich presse einfach meine Kraft aus den Händen. Aber hier…es fühlt sich manchmal an, als würde ich in warmem Wasser liegen. Ich kann es spüren, aber das Wasser nicht nach meiner Vorstellung lenken“ beschrieb es Kakarott nachdenklich.

Bulma nickte zustimmend.

„Wir könnten ja schon mal mit den nächsten Schritt beginnen: das Ki eines anderes zu lesen und zu erspüren. Wir können es doch so machen, dass sich einer von uns versteckt und der anderen muss ihn suchen, quasi erspüren“ schlug sie vor.

„Also so wie das „Jäger und Beute“-Spiel? Aber wie sollen wir dem anderen Bescheid geben? Laut rufen? Das könnte bei den Raubtieren nicht sehr sicher sein. In letzter Zeit sind sie wieder vermehrt aufgekommen. Vermutlich, weil die Temperaturen niedriger sind und sie nun auch tagsüber rauskommen können. Oder weil Vater und Radditz nicht mehr im Wald jagen“ sprach ihr Bruder besorgt. Leider gab es im Wald immer noch ein paar gefährliche, wenn auch seltene Raubtiere, die er nicht besiegen konnte. Dazu müsste er eine Kampfstärke von 500 aufweisen, um Bulma und sich selbst wirklich sicher zu beschützen.

„Außerdem will ich wissen, wie stark meine Ki-Attacke ist. Bislang habe ich den Strahl immer nur über den See gelenkt, ohne etwas zu treffen, weil du es verboten hast“ murrte er.

„Weil es über Wasser nun mal ungefährlicher ist. Willst du den Wald abfackeln? Oder sollen andere Saiyajins auf uns aufmerksam werden? Auch wenn das Dorf zu Fuß weit entfernt ist, können der Krach und das Licht auf uns aufmerksam machen. Oder wenn ein Scouter die Kraft misst. Dank meines Scouters weiß ich jetzt ja, dass so etwas möglich ist“ belehrte Bulma ihren ungeduldigen Bruder. Er zog einen Schmollmund und sie bekam Mitleid mit ihm. Sie konnte ihm nur schwer etwas abschlagen, wenn er sie so ansah.

Sie überlegte und fand einen Kompromiss.

„Ich erinnere mich“ begann sie langsam „ wie früher Radditz und Vater zu einem geheimen Platz in die Berge geflogen sind, damit sie für Radditz Tatakai trainieren konnten. Irgendeine Schlucht. Da scheint man gut versteckt zu sein. Dank Mutter wissen wir jetzt ja, wie man schnell in die Berge kommt. Wir sind an diese Stelle nicht vorbei gekommen, aber ich habe auf den Rückweg gehört, wie Mutter mit Vater darüber getuschelt hat und wie er in eine Richtung gedeutet hat. Ich denke, ich kenne ungefähr die Ecke, wo es sein könnte. Wir finden dort bestimmt hin.“

Kakarott sah sie mit großen Augen an. „Der geheime Trainingsplatz von Radditz?! Wie toll! Lass ihn uns suchen. Wir gehen noch mal in die Berge, wie Mama es uns beigebracht hat“ sagte er erfreut und aufgeregt.

Er konnte es kaum erwarten, mit seinem Kame-Hame-Ha auf einen Felsen zu schießen.

Endlich wurde das Training, nach all der Meditation, mal wieder aufregender.
 

Am nächsten Tag packten die Kinder ihre Rucksäcke, so wie sie es vor ein paar Wochen schon mal getan hatte. Kakarott nahm auch seinen Stab mit, um sich im Notfall verteidigen zu können.

Der Anfang des Weges war ihnen bekannt und als sie erneut den Pfad betraten, den ihre Mutter ihnen gezeigt hatte, ging Bulma prüfend voran. Sie hatte sich den Weg am besten gemerkt und auf den Rückweg heimliche Markierungen an den Felsen angebracht. Kleine weiße Steine, die sie vom Strand mitgenommen hatte und hier unüblich waren, markierten für den geübten Beobachter den Weg. Sie kamen nur langsam voran, weil sie ständig ihre Umgebung im Blick behielten mussten, auch wenn Bulmas Scouter bei Gefahr durch Saiyajins ausschlagen würde. Hier in den Bergen lebten die gigantische Himmelsherrscher: fleischfressenden Vögel mit schwarzen Gefieder und meterlangen Flügel und spitzen Schnäbel. Ihre Nester hatten sie oben in den Bergspitzen gebaut und zum Jagen flogen sie tiefer. Sie waren gefährlich und lautlos und bis der Scouter anschlug, wären die Kinder schon längst in den Krallen dieser Jäger gefangen.

Zur Nachmittagsstunde kamen sie an die Stelle an, wo sich Bulma an die Gegebenheit mit ihren Eltern erinnerte hatte. Prüfend sah sie in die angegebene Richtung.

Für Radditz und Bardock, die beide fliegen konnten, war die Entfernung wohl nur ein kurzer Sprung, aber für die beiden nicht-fliegenden Kinder bedeutete der neue, unbekannte Weg eine ungeahnte Gefahr. Weder wussten sie, wie lange sie noch zu gehen hatten, noch wie gefährlich und uneben der Weg war.

„Sollen wir wirklich dorthin gehen?“ fragte sie zaghaft ihren Bruder und sah auf den schottrigen Abhang runter. Es gab keinen andern Weg als dort runter. Die Schatten der Felsen wirkten bedrohlich, ebenso die scharfen Kanten der Steine.

„Schade, dass wir kein besseres Schuhwerk haben“ ärgerte sich Bulma und sah auf ihre Füße, die in dünnen Lederschuhen steckten.

„Na los, komm schon“ rief Kakarott ungeduldig und sprang als erstes runter. Seine Füße schlitterten über das rohe Geröll. Bulma sah ihren Bruder ängstlich nach.

„Kakarott, nicht so schnell, warte“ rief sie und sprang ihm nach. Die ersten Meter schaffte sie es, das Gleichgewicht zu halten, aber dann rutschte sie aus. Mehr auf ihren Hintern als auf ihren Füßen landete sie unten. Die scharfen, spitzen Steine bohrten sich in ihre Haut und ihr Rücken und Hintern taten ihr weh.

Mit schmerzhaften Keuchen sah sie auf ihre Hände und Knien, die mit blutenden Kratzern übersät waren.

„Oh nein, Bulma, bist du in Ordnung?“ besorgt eilte Kakakrott zu ihr. Nun tat es ihm leid, so ungeduldig gewesen zu und ohne ihre Erlaubnis als erstes runter zu springen.

„Gut, dass ich unser Verbandszeug mitgenommen habe. Aber ich dachte, du wärst der erste, der es benutzt“ versuchte Bulma ihn mit einem Lächeln zu beruhigen, aber alles schmerzte.

Mit Stöhnen nahm sie ihren Rucksack ab, der wenigstens ihren Rücken beschützt hatte und suchte nach dem Verbandszeug. Kakarott wollte seinen Fehler wieder gut machen und begann, ihre Handflächen mit seiner Zunge zu säubern und zu desinfizieren.

Während er ihre Hände mit einem sauberen Tuch verband, sah Bulma sorgenvoll nach oben zum steilen Abhang, von dem sie runter gekommen waren.

Wie sollten sie da wieder hochkommen?

Kakarott hatte zwar seinen ausziehbaren Stab dabei, aber der Boden war uneben und voll mit Geröll. Der Stab würde nicht fest genug stehen, um die Kinder nach oben zu transportieren.

Also einen neuen Weg suchen?

Erst mal war es wichtig, den geheimen Trainingsplatz von Radditz zu finden und darauf zu hoffen, dass eine Wasserquelle in der Nähe war.

Langsam wurde es Bulma mulmig in ihren Bauch.

Was hatten sie da angestellt?

Sie hatte gedacht, es würde nur eine ähnliche, nette Reise werden wie zuvor mit ihrer Mutter, aber nun schien sich die Reise zu einen Problem zu entwickeln.

Sie hatte sich mit ihren Eltern oder ihrem älteren Bruder im Hintergrund immer beschützt gefühlt, aber heute waren sie und Kakarott alleine unterwegs. Selbst ihr Scouter, den sie mitgenommen hatte nützte ihr nicht viel, denn wen sollte sie im Falle eines Notfalls anrufen?

Bulma schluckte, während eine unangenehme Erkenntnis in ihr hochkam.

Sie hatten sich in eine Bredouille rein manövriert und musste zusehen, dass sie da wieder alleine heraus kamen.
 

Nachdem ihre Hände verbunden, ihre Knie gesäubert und der gröbste Schmutz von der Kleidung abgeklopft war, sahen sich die Kinder orientierungslos um.

„Lass uns in diese Richtung gehen“ schlug Kakarott vor und deutete auf einen schmalen Pfad durch hohe, glatte Felsen. „Das muss ja die richtige Richtung sein. Ich habe von oben gesehen, dass es weiter hinten eine seltsame Ecke gab, wo die Felsen abgeschliffen aussahen. Wenn Radditz dort seine Ki-Attacken geübt hat, kann es dazu geführt haben, dass die Felsen glatter aussehen“ kombinierte er.

Bulma war von seiner Beobachtung beeindruckt.

„Einverstanden. Dann mal los“ stimmte sie ihm zu und folgte ihren Bruder.
 

Der Weg durch die glatte, hohe Felsenwand war schmal. Ein großgewachsener, muskulöser Saiyajin hätte keinen Platz gehabt, aber die dünnen Kinder schafften es trotz ihres Gepäcks locker durch.

Staunend sah Bulma nach oben. Die Wälle waren so hoch, dass sie kaum das Sonnenlicht durchließen. Die Luft hier unten war kühl und ein eisiger Luftzug fuhr durch sie hindurch.

Zitternd rieb sie ihre Arme. An die Mitnahme von wärmerer Kleidung hatte sie auch nicht gedacht, weil sie das warme Wetter von Wald und Strand gewohnt war.

Weiter vorne sah sie helles Licht und Kakarott ging zielstrebig darauf zu.

Bulma stützte sich an den glatten Wänden ab, während sie ihm folgte.

Plötzlich stutzte sie, als ihre Finger eine seltsame Unebenheit streiften und sie sah zur Seite. In der Wand befand sich ein eingeschliffenes, merkwürdiges Symbol.

Sie hielt an und besah es sich genauer. Es hatte Ähnlichkeit mit dem saiyanischen Alphabet, aber es wirkte wie drei Buchstaben übereinander. Vorsichtig glitt sie mit ihren Finger die Konturen nach. Die Ränder waren glatt und sauber; es konnte also keinen natürlichen Ursprung haben.

Wie war dieses Zeichen in dieser engen Felsenschlucht gelandet?

„Bulma, wo bleibst du? Komm, ich sehe da hinten etwas“ rief Kakarott ihr laut zu, der bereits am Ausgang angekommen war.

Bulma drehte erschrocken ihren Kopf. „Ich komme schon.“

Sie verdrängte fürs erste diese seltsame Begebenheit und eilte ihrem Bruder nach.
 

Kaum hatte sie die enge Schlucht verlassen, wurde sie vom blendenden Sonnenlicht begrüßt.

Staunend sah Bulma runter.

Unter ihnen befand sich eine kleine, offene Ebene, von glatten Felswänden umgeben, wie ein Kessel.

Der Boden war mit Wildblumen und hohen Gras bedeckt, vereinzelt wuchsen einige krumme, kleine Nadelbäume.

Von ihrem Standort sah sie an zwei Punkten glitzernde Wasserfälle, die aus den hohen Wänden verheißungsvoll runter flossen und sich in schmalen Bächen auf die Ebene versammelte.

„Glaubst du, das ist es?“ fragte Kakarott sie neugierig.

„Ich weiß nicht, ich habe es mir immer etwas anders vorgestellt. Mehr…felsiger und wilder. Hier sieht es so ruhig und friedlich aus. Nicht so, als hätte hier öfters mal ein Saiyajin herum getobt“ sagte sie zweifelhaft.

„Auf jeden Fall können wir hier gut Pause machen. Es wird bald dunkel und hier sieht es sicher aus. Lass uns in der Nähe des Wassers unser Lager aufstellen und morgen weiter gehen“ bestimmte Kakarott. „Ich habe Hunger und Durst und du musst dich auch ausruhen.“

Gemeinsam gingen sie vorsichtig den schmalen Pfad hinunter, bis sie die Ebene erreichten.
 

Sie verbrachten die Nacht dort.

Bulma wusch ihre Wunden aus und verband sie neu und Kakarott kümmerte sich um den Aufbau eines Lagerfeuers. Sie aßen ihren Proviant und schliefen, eng aneinander gekuschelt, nahe dem Feuer ein.

Am nächsten Morgen machten sie sich auf die Suche nach einem Ausgang aus diesem friedlichen Tal. Es sah schön aus, aber es war nicht geeignet für Kakarotts Training. Es täte ihm leid, all diese schönen Blumen mit seinem Kame-Hame-Ha zu zerstören. Sie gingen das Tal entlang auf der Suche nach einer erneuten Felsspalte, wo sich die Kinder durchzwängen konnten und fanden auch eine.

Sie liefen den halben Tag die engen Schluchten entlang und Bulma und Kakarott wollten es lieber nicht laut aussprechen, aber… sie verirrten sich.

Mittlerweile waren sie sich nicht mehr sicher, ob sie in der richtigen Richtung unterwegs waren, weil sie kaum die Sonne sahen. Sie konnten sich an nichts mehr orientieren. Öfters mussten sie in einer Sackgasse umdrehen und sich einen anderen Weg suchen.

Kakarott nutze seinen ausfahrbaren Stab, um von weiter oben eine neue Richtung zu finden.

Aber selbst wenn er sich am Stand der Sonne orientieren konnte: was nützte es, die Richtung zu wissen, wenn kein begehbarer Weg dorthin zu finden war.

Also mussten sie Umwege eingehen und wechselten dabei öfters die Richtungen.

Die Kinder bedauerten ihre Entscheidung und ihre Unfähigkeit zu fliegen. Der Proviant nahm ab und allmählich wurden sie unsicher, ob sie wenigstens den Zwischenplatz, zum friedlichen Tal, zurück finden würden.

Während Bulma sich an den engen Wänden abstützte, fanden ihre Finger öfters weitere, eingeschliffene Zeichen darin.

Wer hatte sie verursacht?

Was bedeuteten sie?

Dieses Rätsel versuchte sie nebenbei zu lösen, während sie ihrem Bruder folgte.

Dann, als sie die Hoffnung beinahe aufgegeben hatte, erreichten sie eine Schlucht, die nach einem Trainingsplatz aussah.
 

Mit neuer Hoffnung betrachteten sie den Ort.

Die Felsen waren seltsam gerundet und teilweise geschmolzen, viele Brandspuren und feinster Geröll waren zu sehen.

Ergebnisse von Ki-Angriffen?

Ein quadratisches Feld war besonders sauber abgeteilt und mit Sand bedeckt. Dank der windgeschützten, schattigen Stelle waren immer noch alte Fußspuren darin zu erkennen. Der geübte Kakarott sah darin Spuren von zwei Kämpfern, die hier gegeneinander angetreten waren.

An einer Wand abgestützt sahen sie einen hölzernen Unterstand mit einer grob errichteten Bank aus einem Baumstamm, mit den Resten einer Feuerstelle. Bulma ging neugierig näher. Dort gab es eine Ecke mit einer Ansammlung von Steinkohle, mit denen man gut ein Feuer errichten konnte.

Kakarott fand eine kleine Quelle in der Nähe, außerdem mehrere gleichförmige Steine in ähnlicher Größe und Schwere, die man mittels eines umschlungenen Seils hochheben konnte. Vermutlich hatte sein Bruder diese für sein Muskeltraining passend behauen und umwickelt.

„Ich denke, wir sind hier richtig“ stellte er erleichtert fest.

Die Kinder legten ihre Rucksäcke unter dem Holzdach des Unterstandes ab und sahen sich erst mal ratlos um. Bald ging die Sonne unter und sie machten sich Sorgen wegen der Nahrung.

Bislang hatten sie kaum Tiere in der unbekannten Gegend gefunden und Bulma, die sonst so fleißige Sammlerin, kannte hier kaum eine von den wachsende Pflanzen.

„Wenn ich unser Vater wäre….ich wäre auf alles vorbereitet“ überlegte Bulma laut.

Kakarott blinzelte sie unverständlich an.

„Sieh dich doch mal um: der Unterstand, die Bank, die Steinkohle, die bereit liegt... Papa und Radditz sind hierher geflogen um zu Trainieren. Bestimmt sind sie dabei aber auch öfters hungrig geworden und wollten nicht zu viel Zeit mit Jagen verschwenden.“

„Worauf willst du hinaus?“ fragte ihr Bruder stirnrunzelnd.

„Wäre ich Papa, ich würde hier wie bei uns zu Hause eine Vorratskammer in den Felsen bauen, um einen Vorrat an trocken gelagerten, langlebigen Lebensmittel bereit zu haben. Lass uns mal schauen, ob wir einen Felsen finden, der seltsam aussieht und den man wegschieben kann“ hoffte sie.

Die Kinder sahen sich suchend um.

„Selbst wenn du Recht hast“ fing Kakarott zögerlich an „ warum sollte der Vorrat noch gut sein? Es ist lange her, dass Radditz hier war.“

„Aber Papa ist bestimmt manchmal hierher geflogen. Immer dann, wenn er mal gesagt hat „Ich bin mal weg, mir fällt die Decke auf dem Kopf“. Dann war er garantiert hier alleine am Trainieren. Also sollte es noch etwas geben, was man essen kann. Schau mal, da!“ Bulma deutete auf einen seltsam runden großen Stein, der vor einer Felsenwand stand. Die Schleifspuren daneben zeigten ihr, dass dieser Stein schön öfters hin und her bewegt wurde; immer um dieselbe Stelle rum.

„Ziemlich groß und schwer“ murmelte Kakarott besorgt. Der Stein war größer als sie beide und vermutlich sehr schwer.

„Hol mal deinen Stab“ befahl seine Schwester. „Wenn wir ihn hier unterlegen und uns mit unserem Körpergewicht dran hängen, sollte er sich bewegen.“

Kakarott holte den Stab und zog ihn etwas aus. Sie nutzen ihn als Hebel und schafften es damit, den Stein zur Seite zu rollen.

Eine mannshohe Öffnung wurde sichtbar.

Innen drin sahen sie sich staunend um.

An den Wänden waren Haken angebracht worden, wo ein Topf, ein Grillrost und ein paar Messer in verschiedener Größe hingen. Von den Decken baumelten einige große Brocken mit getrocknetem Fleisch und am Boden standen versiegelte Töpfe.

Bulma öffnete einen und sah getrocknete Bohnen drin. Kakarott roch prüfend am Fleisch. Es sah braun und trocken aus und roch nicht schimmelig.

„Hier in den Töpfen scheint noch alles essbar zu sein. Oh, in den kleinen Topf ist sogar Honig drin. Papa, du alte Naschkatze“ wunderte sich Bulma.

„Hier ist Trockenfisch…oh, da ist Salz und hier in der Ecke ist Essgeschirr“ sah Kakarott. Er öffnete den Korkstöpsel aus einem kleinen Fass und rümpfte die Nase beim bitteren Geruch. „Igitt, was ist das denn.“

Eine hellgelbe Flüssigkeit war drin. Bulma kam näher und roch ebenfalls dran.

„Ich glaube, das ist…Bier…Papa hat hier heimlich getrunken?“ stellte sie mit hochgezogener Augenbraue fest.

Wusste ihre Mutter davon?

Nein, die Frage war doch eher: wollte er, dass Gine davon erfuhr?

Vermutlich nicht.

Sie grinste gerissen.

Die Kinder sahen sich in der gefüllten Höhle erleichtert um. Abgesehen vom Alkohol, an dem sie kein Interesse hatte, gab es hier genug zu Essen.

Ein Problem weniger.
 

Sie machten ein Feuer an und Bulma nutze den Grillrost und den Topf, um eine dicke Suppe aus Bohnen und Trockenfisch zu kochen, den sie mit einem Messer abhobelte. Es war zwar nicht gerade schmackhaft, aber sie waren hungrig und damit nicht wählerisch.

„Wird Papa nicht sauer sein, wenn er wieder zurück kommt und merkt, dass sich jemand aus seinem Vorrat bedient hat“ fragte Kakarott besorgt.

Bulmas Löffel stoppte. „Schon möglich“ stimmte sie ihm zu. „Aber das ist mit egal“ eingeschnappt aß sie weiter.

Kakarott stutzte. Bulma sah beleidigt aus.

„Es ist doch seine Schuld“ fuhr Bulma erklärend fort. „er und Mutter wollten doch unbedingt auf Reisen gehen und ihre Kinder alleine lassen. Dann muss man sich auch nicht wundern, wenn die Kinder eine Abenteuerreise machen. Außerdem will er bestimmt nicht, dass wir verhungern. Also haben wir jedes Recht, uns hier zu bedienen.“

„Bist du sauer auf unsere Eltern? Du hast doch gesagt, es wäre okay?“ fragte er sie vorsichtig.

Bulma schnaubte.

„Was hätte ich auch sonst sagen sollen? Sie wären doch so oder so los geflogen. Ich habe nichts dagegen, wenn sie verreisen, aber ich hasse es, das wir so abgeschieden leben. Ich will auch fliegen können und gehen, wohin ich will. Mama, Papa, Radditz…sie haben so viele Freiheiten. Wie lange haben wir gebraucht, bis wir hierher gefunden haben? An die zwei Tagen! Papa und Radditz haben die Tour früher jeden Tag gemacht, als sie für sein Tatakai trainiert haben“ ärgerte sie sich.

Ihre Hände und Knie schmerzten immer noch, weil sie so lange gelaufen war und sich kaum ausgeruht hatten. Die nächsten Tage würde sie es ruhiger angehen lassen.

Könnte sie doch bloß fliegen…

Kakarott sah besorgt auf seine Suppe.

Bulma hörte sich sehr verletzt darüber an, dass sie so isoliert leben musste.

„Aber ich habe bislang auch nie viel gesehen“ versuchte er sie zu trösten „ich war noch nie im nächsten Dorf gewesen.“

„Wieso nicht?“ fragte seine Schwester. „Wenn Mama dich einlädt, solltest du mal mitgehen.“

Kakarott fing erstaunt an zu stottern. „Aber ich dachte…du fändest es blöd, wenn ich ohne dich gehe.“

Bulma zuckte mit den Schultern. „Klar, ist es blöd und ich würde gerne mit kommen. Aber du sollest nur wegen mir nicht darauf verzichten. Du wirst doch auch mal größer werden und andere Saiyajins treffen wollen, oder? Und sei es nur zum Kämpfen. DU solltest nicht so alleine leben müssen wie ich“ gab sie ihm ihren Segen. „Denk mal an Tatakai. Das ist sehr wichtig für Jungs. Du könntest mir davon erzählen. Auch wie das Dorf aussieht oder die Hauptstadt. Mama und Papa haben mit nie was davon erzählt.“

Sie aß weiter, aber Kakarott sah sorgenvoll in seine Suppenschüssel.

Das Tatakai…eines Tages musste er auch in der Öffentlichkeit kämpfen.

„Ich weiß nicht, ob ich das schaffen werde. Papa hat gesagt, dass ich dazu bis zu meinem 12. Lebensjahr eine Kampfkraft von mindestens 700 erreichen muss, sonst hätte ich keine Chance. Ohne Tatakai darf man kein Krieger werden. Dann müsste ich irgendeine niedrige Aufgabe annehmen und das wäre ehrlos“ murmelte er besorgt. Wenn er wenigstens so schlau wäre wie Bulma, dann würde es noch andere Möglichkeiten geben.

Aber auch wenn er schwach war, so liebte er das Kämpfen. Er wollte wissen, wo seine Grenzen lagen, denn bislang hatte er noch nicht das Gefühl, sie erreicht zu haben.

„Das wird nicht passieren“ sagte Bulma streng. Ihr Bruder sah sie verblüfft an. Erklärend deutete sie mit dem Löffel auf ihn. „Du bist ein Kämpfer, das weiß ich. Eines Tages wirst du ein mächtiger Krieger sein und ich werde dir helfen. Ich werde alles tun, damit du dein Tatakai bestehst“ machte sie ihm Mut.

Beruhigt nickte er und gemeinsam aßen sie den Rest der Suppe auf, bevor sie sich zum Schlafen hinlegten.
 

Die nächsten Tage nutzen sie den Trainingsplatz aus, um ihre neuen Techniken weiter zu üben. Morgens und Abends standen Meditation und Ki-Lesen an, dazwischen Muskel-Training und Kakarotts Spezial-Attacke.

Zum Essen nutzten sie die aufgefüllte Vorratskammer.

Die Vorstellung ihres erzürnten Vaters, weil sie sich daran bedient hatten und zu diesem Platz gekommen waren, ängstigte Bulma nicht.

Im Gegenteil, bei diesem Gedanken musste sie schadenfroh lächeln.

Vielleicht hätte man das Training auch bei ihnen zu Hause oder am Strand durchführen können.

Aber Bulma hatte genug davon, dass jeder in ihrer Familie gehen konnte wohin er wollte, nur sie nicht.

Ihrer Mutter hatte sie einst das Versprechen geben müssen, nie den Wald zu verlassen und sich niemals anderen Saiyajins zu zeigen. Sie ärgerte sich darüber, dass sie früher so leicht zu verängstigen gewesen war und sich zu diesen Schwur hatte überreden lassen. Langsam fing sie an, am Versprechen zu zweifeln und bog es daher um, wie es ihr gefiel.

Zwar hatten sie den Wald verlassen, aber sie waren doch schon vorher mit ihren Eltern durch die Berge gegangen, dann müsste diese also doch erlaubt sein?

Wenn man sie nicht als richtige Saiyajin wahrnahm, musste sie sich dann an die Traditionen halten?

Bulma und Kakakarott waren glücklich und zufrieden damit, dass sie eigenständig diesen Ort gefunden hatten.

Bislang hatten ihn nur Radditz und Bardock genutzt und darum war er so besonders. Hier zu sein war für sie ein Zeichen, die Älteren ausgetrickst zu haben. Das war das Tollste daran.

Wenn ihr Vater also die leere Kammer bei seinen nächsten Besuch bemerkte und sie zur Rede stellen würde, würde sie ihm mit einem gehässigen Lächeln vorenthalten, dass ihre Eltern ihnen nicht verboten hatten, durch die Berge zu gehen.

Sie hatten doch ihre Kinder allein gelassen!

Dann sollte man sich nicht wundern, wenn die Kinder ihre Freiheit nutzten.

Doch nach weiteren drei Tagen verging Bulma der Spaß und sie machte sich Sorgen um den Rückweg. Die Gedanken daran hatte sie bislang ignoriert, aber so konnte es nicht weiter gehen. Die Unsicherheit raubte ihr nachts den Schlaf.

Wie sollten sie den Rückweg zurück finden?

Also ließ sie Kakarott tagsüber alleine trainieren, während sie sich auf den Weg machte und die Gegend erkundete.

Mit einem weißen Stein ritzte sie Markierungen in die Felsen, um ihren Weg nicht zu verlieren.

Öfters kam sie an die eingeschliffenen, unbekannten Symbole vorbei und sie fing an, diese aufzuzeichnen, ebenso die Stelle, wo sie die gefunden hatte. Sie waren immer an engen Orten, auf ihrer Augenhöhe, angebracht worden. Ein erwachsener Saiyajin wäre dazu nicht in der Lage gewesen, zu eng der Platz und zu niedrig.

Also wer hatte sie dort angebracht und was sollten sie bedeuten?

Abends, wenn die Sonne allmählich unterging, nahm sich Bulma einen Stock und schrieb die Symbole in den Sand. Sie versuchte, sie in ihre Einzelteile zu zerlegen und ein Muster zu erkennen, so wie sie es schon früher mit den andere unbekannten Sprachen gemacht hatte.

Auf diese Weise erkannte sie schnell, dass sich die Symbole tatsächlich aus drei Buchstaben des üblichen, sayanischen Alphabets zusammensetzen.

Das einzig logische Wort, was sich dadurch bildete, war „Tsu-Fu-Ru“, ein Wort was sie mal in einem Buch gelesen hatte. Es hatte Radditz gehört und er hatte es mal mitgebracht, als er sie während ihrer Ausbildung besucht hatte, damit sie etwas Mechanisches für ihn reparierte. Während ihrer Reparatur hatte er damit die Wartezeit verbracht, es aufmerksam zu lesen. Es hatte sie neugierig gemacht, aber sie hatte nur kurz reinschauen können, bevor er das Buch wieder mitnahm. Er braucht es, weil es zu einer seiner Lektionen gehörte und er wollte es ihr nicht leihen. Irgendetwas namens "Rassenlehre".

„Tsufuru…was soll das bedeuten“ fragte sie sich leise.

Das geheime Schlosss im Berg

Die Felsenwand war steil, doch das hinderte das kleine, blauhaarige Saiyajin-Mädchen nicht daran, hoch zu klettern.

Bulma keuchte, ihre noch nicht verheilten Wunden an den Knien und Händen schmerzten, aber störrisch kletterte sie weiter, bis sie oben ankam und ihre Füße auf stabilen Boden standen.

Mit einem zufriedenen Seufzen schnappte sie nach Luft und sah sich prüfend um. Vorsichtig schritt sie weiter über den felsigen Boden bis zum Rand und sah hinunter.

Unter sich sah sie das Blumenbewachsene Tal, in dem sie vor einer Woche mit Kakarott übernachtet hatte, bevor sie am nächsten Tag Radditz und Bardocks geheimen Trainingsplatz gefunden hatte.

Nachdenklich setzte sie sich hin und ließ ihre Beine über den Abgrund baumeln.

Während Kakarott die Mittagsstunde für Pausen und Schläfchen nutzte, hatte sie die Gegend erkundet und endlich den Weg zurück zum Tal gefunden…jedenfalls beinahe, sie hatte einen ungefähren Überblick, wo sie sich nun befanden.

Nun, wo sie das Tal mal von oben betrachten konnte, fielen ihr seltsamen Begebenheiten auf. Das Tal war von hohen, glatten Felsenwänden umgeben, die irgendwie unnatürlich wirkten. Außerdem sah sie von ihren erhöhten Standort, wie uneben der Boden war.

Wo waren die großen, üblichen Felsen? Es wirkte wie platt getrampelt.

War das auch der Grund, warum nur hartnäckige, flachwurzelige Blumen wuchsen und kaum Bäume?

Das Tal wirkte irgendwie nicht passend zur umgebenden Landschaft und fiel aus dem Muster raus neben den sonstigen scharfkantigen Felsen und hohen Nadelbäumen.

Bulma sah ratlos ins Tal, wo sie kleine Nagetiere am Gras zupfen sehen konnte. Am klaren Himmel hörte sie das hohe Kreischen eines Himmelsherrschers, aber er war zum Glück weit weg.

Sie seufzte und sog die klare Bergluft ein.

„Da bist du ja“ überraschte sie eine Stimme und Bulma drehte den Kopf. Sie sah dabei zu, wie Kakarott hinter ihr hoch kletterte und sich neben ihr setzte.

„Ich habe mich gewundert, wo du warst, aber ich habe dich gefunden“ verkündete er stolz. „Das Ki-Lesen funktioniert allmählich.“

Bulma erwiderte sein Lächeln.

Ja, allmählich hatten sie den Bogen raus, aber es funktionierte bislang nur auf kurzer Distanz und nur bei starker Konzentration. Ihr Ziel, diesen neuen Sinn so gut zu steuern wie eine Hand oder ihren Saiyajinschweif, hatten sie noch lange nicht erreicht.

„Was siehst du dir da an? Bist du froh, dass wir schon mal wenigstens den Weg zurück zum Tal gefunden haben?“ fragte ihr Bruder und ließ ebenfalls seine Beine baumeln.

„Ich denke nach“ erwiderte sie. „Ich finde, es sieht hier komisch aus. So platt und eben…außerdem diese „Tsufuru“-Zeichen, die ich hier in der Gegend gefunden habe. Anscheinend hat hier früher jemand gelebt. Anders kann ich es mir nicht erklären.“

Nachdenklich drehte Kakarott den Kopf.

„Du hast Recht, das Tal sieht sehr geschützt aus und wäre gut geeignet als Lager mit den beiden Wasserfällen und den schmalen Bach. Aber ich sehe keine Überreste einer Hütte oder Feuerstelle. Außerdem bist du von oben gut einsehbar“ er sah nach oben, wo er von weiten die Schwingen eines Himmelsherrschers sehen konnte, der durch die Luft glitt. „Für einen fliegenden Jäger sitzt du hier in der Mitte des Tals wie auf den Präsentierteller.“

Bulma dachte daran, wie gleichmäßig die Zeichen in die Felsen geritzt waren.

Was, wenn die Bewohner Werkzeuge genutzt hatten, um sich ihr Heim in die Felsen zu hauen?

„Schau mal nach einer Höhle“ befahl sie ihm „Das würde mehr Sinn machen, wenn sich hier jemand im geschützten Felsen ein Heim gebaut hat.“

Kakarotts scharfe Augen glitten über die Felsen, aber er konnte nichts erkennen.

„Ich sehe nichts“ antwortete er schulterzuckend. „Vielleicht irren wir uns ja und wir bilden uns nur was ein?“

„Aber die Zeichen im Felsen…ich habe sie dir doch gezeigt. Du musst zugeben, sie sind ungewöhnlich“ beharrte Bulma.

Kakarott lehnte sich gelangweilt zurück. „Schon, aber wir haben keine Ahnung, was „Tsufuru“ bedeutet und sind wir eigentlich nicht hier, um zu trainieren? Also, wen interessiert.“

Bulma stand auf und holte ihren Scouter aus ihrer Gürteltasche.

Dieses Rätsel ließ sie nicht los und sie fand es interessanter als dieses anstrengende Training.

Keine Ahnung, wie Kakarott es schaffte, jeden Tag so fleißig zu trainieren und diese schweißtreibende Übungen und Katas zu absolvieren. Sie hatte allmählich keine Lust darauf. Zu einer Kriegerin würde sie sich eh nicht mehr entwickeln.

Der Scouter besaß eine Funktion, mit dem sie zoomen konnte. Da sie nicht die scharfen Augen von Kakarott besaß, konnte sie dadurch selbst bis zum Ende des Talkessels schauen.

Aber auch sie fand keinen unnatürlichen Pfad oder eine Öffnung in den Felsen.

Sie grummelte unzufrieden. „So ein Mist.“

Wenn sie doch bloß mehr sehen konnte. Vielleicht, wenn sie den Kontrast anders stellte?

Ungeduldig tippte sie an die Kontrolltaste. Der alte Scouter hakte und reagierte nicht mehr so gut, selbst nachdem sie ihn mit den neuen Einzelteilen repariert hatte.

Mit stärkerem Druck tippte und drehte sie an den kleinen Tasten.

Plötzlich blinkte der Bildschirm wild auf und ein seltsames gelbes, rundes Symbol erschien.

Kakarott sah sie erstaunt an, als er den ungewöhnlichen hohen Ton vernahm, der plötzlich vom Scouter zu hören war.

„Was ist denn jetzt los. Du blödes Ding, sei still“ fluchte Bulma und nahm den Scouter von ihrem Ohr ab. Das Ding vibrierte und wollte nicht aufhören.

Während Bulma fassungslos auf ihren Scouter starrte und wild auf die Tasten tippte, vernahmen Kakarotts feine Ohren ein leises Knirschen aus der Ferne.

Misstrauisch drehte er seinen Kopf und konzentrierte sich auf das Tal unter sich.

„Du Bulma, schau mal“ rief er seine Schwester zu sich, die es wenigstens geschafft hatte, den Ton abzustellen. „Ich glaube, da hinten an der Felsenwand, da…ist das eine Tür?“

Bulma setzte sich vorsichtig wieder den Scouter auf und sah in die Richtung, die ihr Bruder zeigte.

Tatsächlich, in der Ferne, knapp über den Boden, war eine metallene Tür zu sehen, die ihr vorher nicht aufgefallen war.

„Wo kommt die denn her?“ staunte sie.

„Keine Ahnung, aber das sollten wir uns ansehen. Gut, dass ich meinen Stab mitgenommen habe. So sind wir schneller“ sagte Kakakrott aufgeregt. Langsam wurde er auch neugierig.

Er nahm seinen Stab vom Rück und streckte ihn vor sich aus, bis die Spitze den weit entfernten Boden unter sich erreichte.

„Komm, halt dich fest“ befahl er seiner Schwester. „So sind wir schneller dort.“
 

Sie landeten unten sicher an und liefen aufgeregt zu der neu erschienen Tür.

Staunend hielten sie davor an und besahen sich diese ungeahnte Neuigkeit. Die Tür war groß, aus grauen, glatten Metall und im Felsen eingelassen. Bulma strich vorsichtig die Ränder entlang. Irgendwie war die Tür hinter Felsen versteckt gewesen, die sich plötzlich zur Seite geschoben hatte und das zur selben Zeit, als ihr Scouter austickte.

Zufall?

Vermutlich nicht.

„Ich versuche mal, die zu öffnen“ preschte ihr Bruder vor und drückte und zog an der Tür, an der es aber keinen Riegel ab. Egal, wie stark er zerrte, sie verbog sich nicht. Selbst als er mit seinen Stab dagegen klopfte, verursachte er nur hohe, scheppernde Töne, aber keine Reaktion.

„Kakarott, lass mich mal“ stoppte Bulma genervt ihren Bruder und holte ihren Scouter wieder hervor.

„Also ob du stärker wärst als ich“ grummelte er leise.

„Ich glaube eher, dass man hier sein Köpfchen einsetzen sollte“ erklärte sie schnippisch und drückte vorsichtig wieder den Hauptschalter.

Wieder erschien das gelbe Symbol auf ihren Bildschirm. Bulma drehte vorsichtig den Kopf und merkte, wie der Kreis mal größer, mal kleiner wurde. An einer bestimmten Stelle, wenn sie den Blick knapp über die Tür hob, wurde der Kreis kleiner, dicker und fing an zu vibrieren. Sie hielt den Blick also auf dieser Stelle konzentriert. Ein kurzes Klingeln erscholl aus dem Scouter. Staunend sah Kakakott dabei zu, wie grüne Lichter entlang der Tür anfingen zu leuchten.

Dann knirschte es und die Tür glitt zur Seite auf.

„Wow“ anerkennend sah er seine Schwester an. „Wie hast du das geschafft?“

Bulma grinste selbstbewusst. „Mit Köpfchen halt. Los, lass uns mal schauen.“

Vorwitzig stieg sie als erstes durch die dunkle Öffnung.

„Warte, lass mich lieber vorgehen“ warnte ihr Bruder sie und hielt abwehrbereit seinem Stab in den Händen. „Wir wissen nicht, was uns dahinter erwartet.“

Bulma ließ ihn vorangehen.
 

Der Eingang führte in einen dunklen Flur.

Mit mulmigen, misstrauischen Gefühl gingen die Kinder vorsichtig entlang.

Ihre weichen Schuhe verursachten keine Geräusche, aber Bulma bemerkte durch ihre dünnen Sohlen, wie ungewöhnlich gleichmäßig der Boden war.

Das war kein natürlicher Felsenboden.

Natürlich nicht, was sollte man nach dieser Metalltür auch erwarten? Natürlich sah die auch nicht aus.

„Wenn wir bloß mehr sehen könnten“ murrte sie leise. Das Tageslicht vom Eingang wurde schnell von der Dunkelheit verschluckt und sie standen nun hilflos in der Dunkelheit herum, ihre Hände tastend ausgestreckt.

„Licht wird eingeschaltet“ sagte plötzlich eine weibliche, starre Stimme, die von überall her zu kommen schien.

Die Kinder zuckten erschrocken zusammen und erstarrten.

Mit leisem Flackern fingen plötzlich weiße, runde Lampen über ihren Köpfen an zu leuchten und ließen den Flur in fahles Licht erstrahlen.

„Wer war das?“ fragte Kakarott in hohem Flüsterton. Sein Schweif war ängstlich und bauschig aufgestellt.

„Keine Ahnung? Vielleicht lebt hier ja doch einer“ flüstere Bulma zurück.

Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, aber wenigstens sahen sie jetzt etwas.

Vor ihnen lag ein langer Flur, mit glatten, grauen Wänden und einen gleichmäßigen, grauen Fliesenboden.

Vorsichtig strich sie mit ihren Fingern die Wände und Boden entlang. Ihre Finger waren sofort voller Staub.

Sie schnupperte. Die Luft roch staubig und abgestanden, außerdem metallisch.

„Es sieht hier aber nicht so aus, als würde hier jemand leben“ sagte sie misstrauisch und drehte sich prüfend um.

Kakarott roch auch und bestätigte ihre Meinung mit einem Nicken. „Sollen wir weiter gehen oder umdrehen?“ fragte er.

Bulma atmete tief durch. Ihre Miene war grimmig.

„Lass uns vorangehen. Ich will endlich wissen, was Tsufuru bedeutet“ sagte sie und schritt voran.

Ihre Stimme hallte von den glatten Wänden.

„Tsufuru“ wieder meldete sich die seltsame Frauenstimme aus dem Nirgendwo und die Kinder blieben alarmiert stehen.

Das Licht flackerte erneut, wurde stattdessen grün und düster und dann erschien vor ihnen aus der Decke plötzlich ein seltsames, rundes Gerät, aus dem ein schmales Licht rot leuchtete.

Bulma und Kakarott hatten Angst und rührten sich nicht, als ein roter Lichtstrahl kurz über sie glitt.

„Scannen“ sagte die unbekannte Stimme. „Gesicht unbekannt. Iris unbekannt. Körpergröße und Powerlevel als Tsufuru akzeptiert. Scouter der Klasse 2 akzeptiert. Zugang gewährt.“

Das unbekannte Gerät hörte auf zu leuchten und verschwand wieder in der Decke und das Deckenlicht wurde wieder hell, weiß und unschuldig.

Die Kinder starrten mit pochenden Herzen abwartend auf den Flur, aber es passierte nichts mehr.

„Was bedeutet Scannen?“ fragte Kakarott ängstlich seine Schwester nach dem unbekannten Wort.

„Äh, das sie uns geprüft haben. Sie hat was von „Zugang gewährt“ gesagt, dann sind wir wohl willkommen“ hauchte Bulma. Vorsichtig setzte sie ihren Fuß auf die nächste Fliese.

Keine Reaktion.

Das Licht blieb gleich und flackerte nicht, noch erklang die Stimme.

Nun wieder etwas mutiger geworden, schritt Bulma langsam voran.

Kakarott folgte ihr, den Stab verteidigungsbereit in seinen Händen.
 

Sie folgten den Flur, der vor einer weiteren, größeren Metalltür endete.

Bevor sich die Kinder fragen konnten, wie sie die öffnen sollten, glitt sie von selbst lautlos zur Seite.

Der Flur schien endlos zu sein, mit weiteren Türen, die sich von selbst öffneten. Die Luft war kühl, roch aber sauberer. Der metallische Geruch wurde stärker.

Plötzlich hörten die Kinder ein leises Schrubbern und Sirren.

Alarmiert sprang Kakarott vor seine Schwester, den Stab angriffsbereit in den Händen.

„Das ist jemand. Komm raus“ rief er.

Bulmas Herz blieb stehen. Keuchen hob sie ihre Hände, zu Fäusten geballt.

Keine Antwort, stattdessen erschien um die Ecke ein seltsames rundes, kleines Ding, das langsam über den Boden glitt. Bulma hatte noch nie ein so seltsames Tier gesehen. Es erinnerte sie an ein rundes Insekt mit grauem Panzer, mit einem leuchtend grünen Auge.

„Na warte. HAIAHH“ Kakarott sprang laut schreiend darauf zu und schlug zu.

Sein Stab schlug krachend in das unbekannte Objekt, das laut zusammen fiel.

Bulma zuckte erschrocken zusammen und kniff ängstlich die Augen zu.

„Häh, das ist ja kein Lebewesen“ hörte sie die staunende Stimme ihres Bruders.

Nun neugierig geworden, öffnete sie die Augen und schritt an ihm vorbei, um ebenfalls einen Blick darauf zu werfen.

In seinen Einzelteilen zerstreut, konnte sie das unbekannte Ding im Licht der Lampen genauer betrachten. Zahnräder, Kabel und Platinen lagen auf den Boden, die aus dem gespaltenen Körper des Objektes heraus ragten. Leise sirrend versuchte es sich zu bewegen. Bulma sah, wie sich die verbliebenen Zahnräder verbanden, doch dann stoppten die Bewegungen. Das grüne Licht, dass sie für ein Auge gehalten hatte, erlosch.

Bulma bückte sich und berührte vorsichtig die Einzelteile.

„Ich glaube…das ist eine Maschine“ staunte sie. Sie drehte den Körper um und sah, dass auf der Rückseite kleine Rollen und eine weiche Bürste angebracht waren.

Sie drehte nachdenklich den Kopf schief.

„Hat es…den Boden geputzt?“ fragte sie laut.

Kakarott sah sich erstaunt um.

Nun fiel den Kindern auf, wie sauber es hier war, im Gegensatz zum Anfangsflur.

Eine Maschine, die von alleine putzte.

Bulma staunte. So etwas hatte sie noch nie gesehen.

Es juckte sie in den Fingern, diese Maschine mitzunehmen, aber sie war kaputt und vielleicht gab es noch mehr von ihnen. Sie ließ die Überreste wieder auf den Boden zurück.

„Das wird ja immer interessanter“ flüstere sie und ging neugierig um die Ecke, aus der das Ding gekommen war.
 

Kurze Zeit später endete der Flur vor einer noch größeren Tür. Dieses Mal befanden sich aber Warnhinweise darauf, die Bulma aber teilweise lesen konnte. Neben einigen unbekannten rote und schwarzen Symbolen stand drauf:

„Achtung, fahrender Verkehr. Folgen Sie der gelben Linie und bleiben Sie innerhalb der Markierungen!“ las sie laut vor

„Häh?“ verständnislos sah Kakarott seine Schwester an. Bevor er fragen konnte, was das nun wieder bedeuten sollte, glitt das Tor langsam zur Seite.

Staunend sahen sie auf die große Halle, die sich ihnen offenbarte und von mehreren Wegen sternförmig durchzogen war. Auf den Boden sah Buma eine gestrichelte, dicke gelbe Linie. Das musste die Markierung sein. Um ja keinen Fehler zu begehen, schritten sie vorsichtig darauf hinein.

Doch dann konnten sie den Blick nicht von mehr von der Halle abwenden und sahen sich staunend um.

Sie war riesig, rund und schien komplett aus Metall zu sein. An der Decke waren riesige, helle Lampen angebracht, die alles in einen hellen Schein tauchten.

Bulma sah Treppen und Balustraden, die in unbekannte Richtungen führten und ihr fielen andere dieser komischen Putz-Dinger auf, die fleißig über den Boden schrubbten.

Abgesehen von ihnen war es komplett still, nur das leise Sirren von Maschinen war zu hören.

Bulma konnte ihren Herzschlag aufgeregt schlagen hören, während sie sich in der Mitte der Halle suchend umdrehte.

Sie fühlte sich zwiegespalten; sie hatte Angst und war doch freudig erregt. Sie wusste nicht, ob sie weglaufen oder für immer hier bleiben sollte.

„Halloo, ist hier jemand?“ rief Kakarott laut und ungezwungen.

Seine Stimme hallte laut durch die offene Halle.

Ängstlich lauschten die Kinder auf eine Stimme, aber selbst die komische Frauenstimme meldete sich nicht.

Bulma drehte ihren Kopf nach einem Hinweis.

An den Wänden befanden sich Worte, weitere seltsame Sätze, die sie zwar lesen, aber nicht richtig verstehen konnte.

Kantine, Maschinenraum, Wartungsraum 1, Ausrüstungsraum 2, Notausgang, Aufzug, Krankenstation…

Eines hieß „Kommandozentrale“. Nun, das hörte sich wichtig und offiziell an; wusste sie doch, was ein Kommandant war, dank ihres Vaters und die Beschwerden über seinen „unfähigen Kommandanten“.

„Lass uns diese Treppe hoch gehen“ schlug sie vor.
 

Die Treppe wand sich zickzackförmig bis ganz nach oben und endete in einen Raum mit einem großen Fenster, von dem die Kinder staunend nach unten sehen konnten.

In der Kommandozentrale schaltete sich automatisch das Licht ein, als sie den Raum betraten und Bulma sah viele Stühle und kleine Bildschirme davor. Vor ihnen an der Wand befand sich ein besonders großer Bildschirm.

Nachdenklich trat sie näher und sah auf die langen, graue Tische, die voll waren mit Knöpfe und Hebel in allen Farben.

„Lustig, was ist das?“ fragte sich ihr Bruder und fing an, willkürlich auf ein paar Knöpfe zu drücken.

„Kakarott, warte, nicht“ versuchte Bulma ihn aufzuhalten.

Einige der Symbole auf den Knöpfen kamen ihr bekannt vor. Sie erinnerten sie an ihren Scouter und die Baupläne, die sie einst von Radditz erhalten hatte, damit sie etwas für ihn reparierte.

Es schien sich um eine verwandte Technologie zu handeln.

Kakarott reagierte zu spät auf ihre Warnung und drückte auf einen verführerischen, großen, blauen Knopf.

Plötzlich flackerten die Bildschirme.

Mit schlechtem Gefühl im Magen, nervös schluckend, traten die Kinder einen Schritt zurück, näher zum Ausgang.

Der größte Bildschirm, in der Mitte des Raumes, kam sirrend zum Leben. Schwarzweiße Streifen flirrten, dann erschien ein Bild.

Die Kinder keuchten auf.

Ein älterer, erwachsener Mann erschien, mit grünen, kurzen Haar und einem grünen Bart; ein Scouter über seinen blauen Augen.

„Waah, wer bist du? Wie heißt du?“ rief Kakarott nervös auf und griff wieder nach seinen Stab; bereit zuzuschlagen und dann die Fragen zu stellen.

„Kakarott, wage es ja nicht“ stoppte ihn Bulma schrill. Das fehlte ihr noch, dass ihr impulsiver Bruder wieder etwas unbeabsichtigt zerstörte. „Er will was sagen.“

Der Mann sah ernst aus, sein Mund war grimmig zusammen gepresst. Das Gesicht war so groß und nah, dass Bulma kleine Fältchen um seine Augen erkennen konnte. Staunend bemerkte sie seine Haar- und Augenfarbe.

Wer immer das auch war, er schien kein Saiyajin zu sein.

„Hier spricht Kommandant Taya von der Tsufurianischen Luftabwehr. Ich sende diesen Hilferuf an alle unseren Verbündeten und meinen Brüder und Schwestern. Wir werden angegriffen“ begann der Mann unheilvoll an zu sprechen.

„Die Aufgabe meiner Basis ist die Verteidigung unseres Planeten Plant vor Angriffen von außerhalb. Aber heute wurden wir von einem Angreifer aus unserem Inneren überrascht. Momentan ist die gesamte Tsufurianische Armee damit beschäftigt, ihn zurück zu schlagen. Es handelt sich dabei um ein Volk, das vor wenigen Jahren hier gestrandet ist und sich selbst Saiyajins nennt“ fuhr er fort.

„Warte, warte….was?!“ riefen die Kinder überrascht aus.

Bulma drückte zielstrebig auf einen Knopf, auf dem sich das Symbol für „Pause“ befand und tatsächlich stoppte der Mann in seiner Rede.

Es schien sich hier also um einen Aufnahme zu handeln, per Bild.

Bislang hatte sie so etwas nur per Sound durch ihren Scouter gewusst, aber nun…Moment, die faszinierenden technischen Aspekte mussten warten.

Erst mal mussten diese Neuigkeiten verarbeitet werden.

„Er hat was von Tsufurianischer Armee gesagt und von den Saiyajins“ überlegte sie laut.

„Tsufurianer…also das bedeutet das Symbol „Tsufuru“, was du so oft gefunden hast“ erkannte Kakarott.

„Ja, diese Basis scheint ihnen zu gehören. Überleg mal, diese Frauenstimme hat auch was von Tsufuru gesagt. Sie hat auf mich reagiert, weil ich das Wort so laut gesagt habe. Er ist also ein Tsufurianer. Aber was ist Planet Plant? Unser Planet heißt doch Vegeta?“ fragte sie nachdenklich.

Kakarott zuckte mit den Schultern. „Schalt ihn wieder an. Dann wissen wir mehr.“

Bulma drückte erneut auf den Kopf und der Mann, Kommandant Taya, fing wieder an zu sprechen.

„Die Saiyajins wurden vor sieben Jahr von einem Forschungsschiff unseres Volkes gerettet und hier her gebracht. Die Forscher waren auf Erkundungstour und fanden einen Planeten, den die Einheimischen „Sadal“ nannten. Dieser riesige Planet war verdorrt und ausgetrocknet und die wenigen Überlebenden fanden keine Nahrung mehr. Großherzig wurden diese wilden, unzivilisierten Lebewesen daher gerettet, knapp einhundert von ihnen. Sie sind größer als wir Tsufurianer, meistens mit schwarzen Haar und Augen und einem braunen Schweif am Hinterteil. Wir stellten schnell fest, dass sie barbarisch waren. Sie konnten nicht lesen, besaßen keine eigene Schrift und kleideten sich in einfachen, braunen Fellen. Angriffslustig und aggressiv, wie sie waren, gaben wir ihnen einen Lebensplatz in unserer Wüste, weit weg von unseren Städten.

Ein gemeinsames Zusammenleben erschien uns zu gefährlich und wir hatten Recht.

Heute, zur Abenddämmerung, begannen sie, in unsere Städte einzufallen und jeden gnadenlos zu attackieren. Die Wachen dachten, sie könnten sie schnell dank unserer militärischen Überlegenheit ausschalten, doch diese Biester sind widerstandsfähig.“

Neben dem Kopf des Mannes erschien ein kleines, sich langsam vergrößerndes Bild, was kurzzeitig den Kommandanten verdeckte und seine Worte bestätigen sollte. Es zeigte, wie großgewachsene Angreifer, gekleidet in Fell und mit wild zuckenden Saiyajinschweif, kleine Personen attackierten.

Zuerst dachte Bulma, das wären Kinder, aber dann erkannte sie detailliertere Gesichtszüge. Die Personen waren nur kleiner als die Saiyajins, fast in ihrer Kindergröße und sie besaßen Haarfarben in verschiedenen Tönen, mal blau, braun oder grün. Ihre Kleidung war anders, einige trugen Scouter und schossen mit Hilfe unbekannter Metallobjekte Energiestrahlen auf ihren Angreifer.

Keuchend sahen die Kinder von nahem das Gesicht eines Saiyajins: die wilden schwarzen Haare, ein amüsiertes Grinsen, dass aufbleckte und scharfe Eckzähne offenbarte. Der Mann mit der gebräunte, dunklen Haut amüsierte sich sichtlich, während er die kleineren Lebewesen, egal ob unbewaffnet oder nicht, angriff, bis sie sich nicht mehr rühren konnte.

Die Aufnahme wurde wieder kleiner und verschwand im Hintergrund, während Kommandant Taya wieder anfing zu sprechen.

„Wir waren unvorsichtig. Wir dachten, wir könnten diese Rebellion alleine zurück schlagen. Aber dann…dann sahen diese Wilden den Vollmond aufgehen…“ die Stimme des Kommandanten brach und er fing an zu zittern. Er hustete und versuchte wieder eine ruhige Fassung zu wahren.

„Der Mond auf unserem Planeten erscheint nur alle acht Jahre im vollen Kreis. Als die Sayiajins hier ankamen, war der letzte Vollmond noch nicht lange her. Einige von ihnen waren neugierig und fragten nach, wann der nächste Vollmond erschien und man dachte sich nichts dabei, es ihnen zu sagen. Die Saiyajins hatten behauptet, es hätte religiöse Gründe und sie würden ein Mond-Fest feiern. Eine verdammte Lüge. Heute weiß ich, wieso sie es wissen wollten. Kaum haben sie den Vollmond angesehen, haben sie sich verwandelt und unsere Städte vollkommen zerstört.“ Die Stimme von Taya brach; der Mann war sichtlich darum bemüht, nicht zu weinen.

Eine neue Aufnahme erschien nach einen Knopfdruck von ihm und der Anblick zog die Kinder in ihren Bann.

Sie sahen das Bild eines blau leuchtenden, runden Mondes, der über die Stadt aufging und wie die Saiyajins ihn fasziniert ansahen; für einen Moment ignorierten sie ihre Feinde. Dann fingen ihre Körper an zu wachsen, wurden behaart und ihre Gesichter verzogen sich zu denen von wilden Bestien mit Reißzähnen.

Mehrstimmiges, furchtbares Brüllen erscholl aus den Lautsprecher und verursachte bei den Kindern eine Gänsehaut, während sie dabei zusahen, wie riesige, braune Monster jeden zertrampelte, der ihnen im Weg stand. Einige von ihnen trommelten sich auf die Brust und schossen gewaltige Energiestrahlen aus ihren Mäulern.

Bulma erinnerte sich.

Sie hatte schon mal ähnliches Gebrüll gehört, damals vor zwei Jahren, aber in weiter Ferne, während sie sicher und warm zwischen ihren Eltern lag.

„Keine Sorge“ hatte ihr Vater gesagt „Die Wächter sind draußen und kümmern sich um die Ozarus.“

Sie verstand.

„Ozaru“ hauchte sie atemlos. „So sehen die Ozarus aus?!“

Die wilde Seite der Saiyajin, ihr wahres Gesicht, was sie nur bei Vollmond zeigten…so hatte es ihre Mutter ausgedrückt.

Ihre Beine knickten ein und konnten sie nicht mehr halten. Sie sank zu Boden. Aber immer noch konnte sie den Blick nicht von diesen furchtbaren Bildern abwenden.

Ihr Magen drehte sich dabei um, während sie zusah, wie hohe Gebäude in Staub versanken und die Ozarus mitleidslos drüber trampelten.

Ihr traten Tränen in die Augen, als die an die Bewohner darin denken musste und für einen gnädigen Moment verschwamm dadurch ihr Sichtfeld und sie musste diesen Anblick nicht mehr ertragen.

„Wir sind eine der letzten Basen, die unseren Planeten noch verteidigen können“ hörte sie den Kommandanten wieder sprechen. „Wenn diese Nachricht jemanden aus meinen Volk erreicht: Haltet durch. Versteckt euch. Folgt unserem Zeichen und ihr werdet einen Bunker finden. Wir werden euch Zeit verschaffen. Ich sende diese Nachricht auch nach draußen und hoffe darauf, dass andere Rassen die Gefahr sehen, die durch die Saiyajins ausgeht. Wir brauchen eure Hilfe. Nur gemeinsam können wir…“ ein lautes Rumsen unterbrach den Kommandanten in seiner Rede. Man konnte sehen, wie stark der Boden zitterte und er beinahe das Gleichgewicht verlor.

Eine Stimme rief aus dem Hintergrund: „Kommandant, sie sind hier! Sie haben uns gefunden. Drei von den Dinger sind da draußen und zerstören unsere Fahrzeuge. Die Straßen sind bereits zerstört.“

„Zu den Waffen! Zu den Waffen! Schlagt sie zurück! Für Tsufuru und Plant! Für König und Vaterland!“ rief der Kommandant und schnappte sich eine nebenstehende Waffe. Er verschwand aus dem Bild.

Nur noch sein leerer Stuhl war zu sehen, doch das Video lief noch weiter.

Während die Kinder kraftlos auf den Boden knieten, hörten sie im Hintergrund das Brüllen der Ozarus, mehrstimmiges Schreien voller Schmerzen und Angst, das Zischen von Energiekugeln, dann einen riesigen Knall, das Beben der Erde…und dann war es still.

Zu still.

Nur noch der leere Stuhl war zu sehen, eine stumme Anklage. Die Bedeutung war offensichtlich.

Das Bild wurde langsam dunkler, der Ton verstummte, das Video war zu Ende.

Bulma schaffte es gerade noch so, ihren Mageninhalt zu behalten, aber ihre Lippe hatte sie blutig gebissen. Kakarott war bleich wie der Tod.
 

Bulma kniete auf den Boden und konzentrierte ihren Blick auf ihre Hände.

Zwei Hände, fünf Finger an jeder Hand, zehn Nägel, dreizehn kleine Kratzer drauf…sie zählte alles dreimal und lenkte ihr Gehirn mit beiläufigen Informationen ab, um sich Zeit zu geben, das Video zu verarbeiten.

Das platte Tal, dass so seltsam friedlich aussah…wie sah es wohl vor dem Angriff aus?

Die Ozarus, die Saiyajins und die Tsufurianer…

Einst Planet Plant und nun Planet Vegeta…

Diese Basis…

Stöhnend richtete sie sich auf und wischte sich den kalten Schweiß von ihrer Stirn ab. Ihre Beine zitterten und sie setzte sich in einen der Stühle, die eine passende Größe für sie hatte.

Mit neuem Blickwinkel sah sie sich um.

Alles hier hatte die perfekte Größe für sie und Kakarott…weil die Tsufurianer kleiner waren als erwachsene Saiyajins.

Hatte die Basis sie deswegen eingelassen? Sie erinnerte sich an den rotleuchtenden Scan.

Weil sie kleiner und schwächer waren als normale Saiyajins? Oder weil sie ihren Scouter, den sie nach den Originalplänen repariert hatte, trug?

Vielleicht war alles davon der Grund, wenn sie sich an die Stimme erinnerte und was sie gesagt hatte.

Der Scouter…sie hatte nur die Tsufurianer damit gesehen, aber nicht die attackierenden Saiyajins.

Es musste eine Technologie sein, die sie von ihnen gestohlen hatten.

Genau wie ihr Planet.

So, wie es die Saiyajins immer noch taten.

So, wie es ihr Vater und Radditz auch noch taten.

Bulma wimmerte auf.
 

Kakarott richtete sich ebenfalls stöhnend auf und wankte zu ihr hin. Er ließ sich zu ihren Füßen sinken und legte seinen Kopf in ihren Schoß. Seine Augen schlossen sich und er vergrub wimmernd seine Nase in ihren beruhigenden, bekannten Geruch

Langsam streichelte sie über sein Haar.

Für ihren jüngeren Bruder waren diese Bilder auch verstörend gewesen, egal ob er sie so verstand wie sie es tat.

Sie legte den Kopf in den Nacken und sah auf die neutrale Zimmerdecke, während ihre Finger durch sein störrisches Haar fuhren. Langsam beruhigte sich ihr Atem und die kreiselnden Gedanken in ihrem Kopf wurden ruhig.

Sie drehte leicht ihren Oberköper, um auf die Tastatur neben sich zu drücken. Der Bildschirm sprang leuchtend an. Vorsichtig tippte sie ein paar Befehle testweise ein, um mehr über das System zu erfahren. Es verhielt sich tatsächlich so wie sie es sich gedacht hatte.

Die Technologie, die die Saiyajins nutzten, kam von den Tsufurianer.

„Was machst du da“ frage ihr Bruder leise. Seine Augen waren gerötet, aber er hatte sich anscheinend auch wieder etwas beruhigt.

„Ich will wissen, wie lange es her ist…dieser Angriff…und wie lange hier alles still steht“ murmelte Bulma zögerlich.

„Dann lebt hier also niemand mehr?“ fragte er tonlos.

Bulma sah ihn stirnrunzelnd an und blickte dann wieder auf den Bildschirm, wo sie endlich ein Datum fand

„Dieses Video…ist vor 99 Jahren gedreht worden…ich glaube nicht, dass einer überlebt hat. Wir sind über keine Überreste gestolpert. Entweder haben diese Maschinen-Putz-Teile sich darum gekümmert oder… Denk an das Tal, wo wir übernachtet haben. Vermutlich ist es…“ sie verstummte. Vermutlich war dieses friedlich aussehende Tal der Friedhof, wo die Überreste der Tsufurianischen Soldaten lagen.

„So lange her…“ flüsterte Kakarott. „Dann war Papa nicht dabei?“ fragte er hoffend.

Bulma stutzte, auf den Gedanken war sie nicht gekommen, aber ihr Bruder hatte Recht. Es war zu lange her, so alt war ihr Vater nicht. Bedachte man auch das Alter der attackierenden Saiyajins…

„Ich schätze, es muss die Generation seines Großvaters gewesen sein“ bestätigte sie seine Gedanken.

Er atmete erleichtert aus und Bulma wollte ihm nicht erklären, dass ihr Vater dafür wahrscheinlich ähnliches auf anderen Planeten verursacht hatte. Er hatte ihr schließlich selbst gestanden, dass er sich öfters in einen Ozaru verwandelt hatte.

„Sollen wir uns mal umsehen?“ fragte sie. Vielleicht würde diese unbekannte, faszinierende Umgebung sie von dem Untergang ihrer Erbauer etwas ablenken.

Zögerlich nickte Kakarott. „Wo sollen wir denn hin gehen?“

„Gib mir einen Moment.“ Bulma drehte ihren Kopf zum Bildschirm und klickte auf einige der Felder. Das System war neu und unbekannt, aber sehr logisch aufgebaut. Sie fand sich schnell zurecht, auch wenn das neuartige Vokabular ihr noch einige Probleme machte. Aber Bulma lernte schnell.

Nach einer Weile hatte sie nicht nur eine Karte der Anlage gefunden, sondern sogar noch etwas Besseres.

„Ich habe eine Idee. Wir müssen wieder nach unten“ sagte sie und klopfte Kakarott aufmunternd auf die Schultern. Er nahm seinen Kopf aus ihren Schoß und stand auf; folgte ihr aus den Raum.
 

Im Erdgeschoss der großen Halle sah sich Bulma suchend um, bis sie es fand: eine Art großer grauer Schrank, auf dem „Arbeitsdrohnen“ stand.

Sie drückte auf einen gelben Knopf und am Schrank öffnete sich eine Klappe, woraus ein rundes, flaches Objekt heraus fiel; ähnlich groß wie die Putz-Dinger

Staunend sahen die Kinder dabei zu, wie es sich entfaltete und ein kleines maschinelles Männchen bildete, welches gehorsam vor den Kindern salutierte.

„Arbeitsdrohne 33, zu Diensten“ sprach es mit metallisch verzehrter, knarrender Stimme.

„Äh, wir wollen wissen, wie die Basis aufgebaut ist“ versuchte Bulma ihren Wunsch zu erklären.

Der Roboter nickte leicht. „Eine Betriebsführung; verstanden. Bitte folgen.“

Auf kleinen Rollen glitt er die Straße entlang und deutete auf die beiliegenden Wege und erklärte, wohin sie führten. An einer grauen Tür hielt er an.

„Dieser Aufzug führt zu den Untergeschossen eins bis drei. Bitte einsteigen.“

Bulma sah dabei zu, wie er auf den Knopf daneben drückte, die Türen sich teilten und der Roboter sich rein stellte in diesen metallenen Schrank. Die Kinder folgten ihm.

Die Türen schlossen sich und ein Ruck ging durch den Schrank. Erschrocken bemerkte Bulma, wie sie sich nach unten bewegten. Ängstlich hielt sich Kakarott an ihrem Arm fest. Über der Tür sah sie rot leuchtenden Zahlen, die ihr sagten, zu welchem Stockwerk sie fahren würden.

„Untergeschoss eins: Lagerräume! Wünschen Sie eine neue Waffe, Kleidung, Lebensmittel, Büromaterial oder ein Ersatzteil? Hier werden Sie fündig“ wurde ihr erklärt.

„Schön zu wissen. Aber das sehe ich mir lieber später an“ winkte sie ab.

Der Roboter drückte auf einen Knopf und sie fuhren ein Stockwerk tiefer.

„Unterkünfte, Kantine, Krankenstation 2. Haben sie Hunger oder möchten Sie sich ausruhen? In der Kantine haben Sie die Gelegenheit, zu jeder Uhrzeit etwas zu essen. Die Schlafräume sind unterteilt nach Gemeinschaftslager für den einfachen Soldaten bis zum Einzelzimmer für den Kommandanten. Außerdem befinden sich hier Duschen, Gemeinschaftsräume und der Trainingsraum“ erklärte er.

Kakarott sah auf. Diese Worte hörten sich gut ab. Aufgeregt zog er an Bulmas Arm.

„Lass uns hier aussteigen. Ich habe Hunger. Oh, es gibt hier auch einen Trainingsraum?“
 

Der Roboter führte sie in eine kleine Halle, in der in langen Reihen Tische und Bänke standen. Am Ende befand sich eine lange Theke und dahinter ein Raum, über den „Küche“ stand. Zielstrebig fuhr der Roboter hinein.

„Momentan ist kein Personal anwesend für frische Nahrung, aber hier können Sie sich selbst etwas nehmen“ er öffnete einen Schrank, der voller weißer Schachtel waren. Neugierig traten die Kinder näher heran und sahen kleine Bilder drauf, die unbekannte Lebensmittel abbildeten.

„Worauf haben Sie Appetit“ fragte die Drohne den hungrigen Kakarott.

„ÄH, ich weiß nicht. Etwas mit Fleisch“ sagte er zögerlich.

Der Roboter holte eine Packung heraus, öffnete sie, zog einen kleinen, quadratischen Klumpen heraus und legte ihn in einen kleinen Kasten.

„Dieser Apparat kann die dehydrierte Nahrung mittels Mikrowellen und Dampf wieder erwärmen. Stellen Sie nur die Zeit ein, wie auf der Packung angegeben“ erklärte er synchron zu seinen Bewegungen.

Das Gerät fing sirrend an zu leuchten und nach einer kurzen Wartezeit machte es ein klingelndes Geräusch. Dampf breitete sich aus. Die Kinder rochen einen verführerischen Geruch.

Als der Teller heraus genommen wurde, war er kein Klumpen mehr, sondern ein braun geröstetes Stück Braten, mit einer braunen Soße, Gemüse und einer unbekannten, gelben Masse.

„Ich serviere: ein Braten von Porcus in einer geschmorten Wein-Soße, mit gemischten Gemüse und Nudeln“ verkündete der Roboter.

„Keine Ahnung, was es ist, aber es riecht lecker“ freute sich Kakarott, bei dem sich der Speichel im Mund ansammelte. Hungrig nahm er das Tablett an und rannte zurück in die Halle mit den Tischen und Bänken.

„Warten Sie, ich gebe Ihnen noch Besteck“ eilig fuhr der Roboter ihm nach.

Bulma schmunzelte und sah im Schrank nach etwas, was sie zum Essen verlocken würde.

Eigenständig kopierte sie die Bewegungen des Roboters und freute sich, als nach kurzer Zeit ein Teller mit dampfenden Irgendwas vor ihr stand.

„Nudelpfanne mit Gemüse, Ei und Käse“ wurde ihr erklärt. Der Roboter drückte ihr ebenfalls Besteck in den Händen. Staunend bemerkte sie, dass es, wie vieles hier, aus Metall bestand und nicht aus Holz; wie sie es gewohnt war.

„Möchten Sie etwas trinken?“ fragte der Roboter dienstbeflissen. „Wasser, Wein, Bier, Saft?“

„Äh, Saft.“

„Malum, Tiaco, Vera, Ficu…“ der Roboter zählte so viele Früchte auf, von den Bulma kaum eine gehört hatte und nahm sich die erstbeste.

Etwas überfordert von der Auswahl setzte sie sich zu Kakarott hin, der sein Mahl schon zur Hälfte verschlungen hatte.
 

Die Kinder konzentrierten sich auf das unbekannte, aber köstliche Mahl und verdrängten für einen kurzen Moment alles, was mit den ehemaligen Bewohnern dieser Basis und ihrem eigenen Volk zu tun hatte. Keiner von ihnen sprach es an.

Aber dann waren die Teller und Gläser leer und die Arbeitsdrohne 33 stand dienstbeflissen am Tisch bereit, um die Führung fortzusetzen.

Kakarotts nächster Wunsch war der Trainingsraum, also wurden sie dorthin geführt.

Staunend sahen sie sich im Raum um. Alles war weiß und sauber und glänzte.

„Hier sehen sie die Gewichte und Geräte. Da vorne ist das EMS-Gerät und der GR-Raum“ deutete der Roboter.

„Moment, Moment, was ist EMS und GR?“ fragte Bulma verständnislos. Die meisten Geräte waren ihr vom Aussehen klar: sie nutzten schwere Gewichte, um bestimmte Muskelgruppen zu trainieren, aber diese anderen unbekannten Wörter verwirrten sie.

„EMS ist die Abkürzung für Elektro-Myo-Stimulation. Dem Trainierenden werden an bestimmte Stellen des Körpers Elektroden angebracht, die einen leichten elektrischen Impuls aussenden, um besonders tief liegenden Muskelgruppen zu trainieren. Dieses Training dauert relativ kurz, ist aber sehr intensiv. Die Tsufuru-Luftabwehr nutzt viele Möglichkeiten, um innerhalb kurzer Zeit effektiv zu trainieren“ wurde ihr erklärt.

Beeindruckt starrten Bulma und Kakartot das unscheinbare Gerät an.

Der Roboter fuhr nun zu einer kleinen, durchsichtigen Kabine.

„Der GR-Raum. Einstellbar von minus zehn bis plus fünf. Plus fünf bedeutet eine fünffache Verstärkung der Schwerkraft. Die Tsufuru-Luftabwehr dient besonders der Verteidigung vor Invasionen fremder Rassen von außerhalb des Planeten. Darum müssen die Soldaten auf Bedingungen im Weltraum bei niedriger Schwerkraft, aber auch auf die Schwerkraft fremder Planeten vorbereitet werden. Dies ist ebenfalls ein kurzes, aber intensives Training, wo die Testperson für kurze Zeit drin verbleibt und bestimmte Übungen verrichten muss.“

„Wahnsinn“ hauchte Bulma. Kakarott sah sich ehrfürchtig um und verglich diesen technisch hoch entwickelten Raum mit der Trainingsschlucht von Radditz.

Was für ein Unterschied: all die blitzenden Geräte, während sein Bruder mit Steinen trainieren musste.

„Weißt du, was das bedeutet“ hauchte er atemlos seiner Schwester zu.

Ihre Augen blitzten und sie nickte. „Wenn du hier trainierst…du hast ganz andere Möglichkeiten als es Radditz hatte. So wie hier kann kein Saiyajin trainieren.“

„Sie wünschen also ein Trainingsprogramm? Ich empfehle ihnen dann, als Zusatznahrung unseren Proteinshake dreimal täglich“ mischte sich Drohne 33 ein. „Trainingskleidung finden Sie hier im Schrank.“

Er drückte auf einen Knopf in der Wand, wo sich lautlos eine Klappe öffnete. Ein mechanischer Arm reichte ein Bündel Kleidung an.

Bulma und Kakarott bemerkten, wie schmutzig und verschwitzt ihre Kleidung war und nahmen neugierig die neue Kleidung an: weite Hosen und langärmelige Hemden, die man an der Seite mit flachen Knöpfen verschloss.

Der Stoff war weich und blaugrau und passte ihnen gut. Sie mussten nur am unteren Rücken ein kleines Loch für ihren Saiyajinschweif rein reißen.

Anmutig drehte sich Bulma vor dem riesigen Spiegel, der eine Wand des Raumes einnahm.

Die Kleidung war bequem und der Stoff fühlte sich so weich an. Bei der kühlen Raumluft war er angenehm warm und sie war froh, ihre verschwitzte Tunika wechseln zu können Der Schnitt war auch interessant, sehr flexibel. Also das war die Tsufuru-Mode…sie verglich sie mit den einfachen Schnitten der Kleidung, die ihre Mutter ihr beigebracht hatte und erinnerte sich, wie die ersten Saiyajins nur Felle trugen.

Tja, nachdem sie die Tsufurianer umgebracht hatten, gab es niemanden, der ihnen beibrachte, anders zu nähen…

„Lass uns mal sehen, was es hier noch gibt“ sagte sie eilig und verdrängte fürs erste ihre Trauer und ihre Wut.
 

Der Roboter zeigte ihnen die Umkleidekabine und einen großen Duschraum daneben.

Außerdem der Gemeinschaftsraum, in dem einige Regale mit Büchern standen, gemütliche Sessel und Sofas sowie Spieletische mit unbekannten Spiele.

Er führte sie in einen abgelegenen Gang, wo sich die Einzel- und Gruppen-Quartiere befanden und dann wurde es auch schon Zeit für das letzte Untergeschoss.
 

Als sich die Aufzugstür öffnete, überkam die Kinder zuerst ein Geruch von Maschinenöl.

Dann sah Bulma die aufgereihten, riesigen Maschinen und ihr Herz machte einen Sprung.

Während für Kakarott das vorherige Geschoss sein neugewonnener Liebling war, hatte sie das ihre hier gefunden.

Ihren eigenen Schatz.

Ein großes Plakat an der Wand zeigte eine dieser Maschine und darunter die Aufschrift „Kommt zur Tsufuru-Luftabwehr. Beschützt eure Heimat.“

„Was ist das?“ flüsterte sie aufgeregt. „Kann man damit etwa…fliegen?“

„Korrekt“ Drohne 33 nickte bestätigend. „Sie sehen hier die Flugmaschinen vom Typ 1 Basis für kleine Kontrollflüge, acht Stück. Typ 2 Maximum für Transport, zwei Stück. Typ 3 Speed, ein Stück, für schnelle Abwehr und Angriffe in der Troposphäre. Typ 4 Maximum Extra, zwei Stück für Reisen in Exosphäre…“

„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest“ unterbrach Kakarott ihn genervt „dabei sprichst du unsere Sprache. Was ist das hier?“

„Das sind Flugmaschinen“ erklärte ihm Bulma.

„Korrekt“ wieder nickte der Roboter und versuchte es besser zu erklären. „Die kleineren Maschinen dienen Kurzstecken-Flüge. Die große, dickbauchige ist eine Transportmaschine für Truppen und Vorräte. Die pfeilförmige sind die schnellsten und mit Raketen bestückt. Aber die zwei letzten sind die einzigen Flugmaschinen, mit denen man den Planeten verlassen und für Reisen in den Weltraum nutzen kann.

Meinen Informationen nach sollten allerdings doppelt so viele Maschinen hier stehen. Besonders von Typ 3 fehlen in der Auflistung zehn Stück. Ich habe keine Information in meiner Datenbank, wo die verbliebenen Luftgleiter gelagert sind.“

„Vermutlich zerstört“ murmelte Bulma und dachte an die Aufzeichnung über den Ozaru-Angriff. Vermutlich hatte die Luftabwehr alle Flugzeuge des Angriffstyp für den Gegenangriff genutzt. Nur eines war übrig geblieben und stand nun seit Jahren unbenutzt in der Garage. Drohne 33 wusste vermutlich nichts davon, weil es keinen Überlebenden gab, der die Daten hätte aktualisieren können.

Grimmig, aber auch neugierig schritten die Kinder die Reihen entlang und bewunderten die glänzenden, großen Flugzeuge.

„Alles sieht so sauber und gepflegt aus“ staunte Bulma.

„Es ist die Aufgabe der Arbeitsdrohnen, alle Räume und Maschinen für die sofortige Nutzung bereit zu halten“ erklärte Drohne 33 und Bulma kam es vor, als verspürte der Roboter einen Anflug von Stolz für das Lob.

„Kannst du sie fliegen?“ fragte sie.

„Für Flugbegleitung fragen Sie die Flugdrohnen“ der Roboter deutete auf einem Schrank in einer Ecke, der mit „Flugdrohnen“ beschriftet war. „Sie sind in der Lage, alleine zu fliegen, um Reparaturen während des Fluges durchzuführen. Sie können als Unterstützung der Mannschaft genutzt werden, als Flugbegleitung und Trainer. In einen Nebenraum befindet sich auch ein Flug-Simulator. Dieses Basis dient auch der Ausbildung unser tapferen Soldaten.“

Bulma sah erwägend auf die neuen Roboter. Das bedeutete, diese Art von Drohnen konnten ihr auch beibringen, wie man die unterschiedlichen Arten von Flugzeugen steuerte oder es für sie fliegen.

Wie interessant…
 

Die Führung war damit fürs erste abgeschlossen.

Drohne 33 fragte, ob sie für weitere Nutzung noch gebraucht wurde. Die Kinder sahen sich ratlos an. Irgendwie hatten sie sich jetzt an diesen Roboter gewöhnt und wollte nicht alleine in dieser riesigen, leblosen Basis sein oder ihn mit einem andere Roboter ersetzen.

„Äh, kannst du in unser Nähe bleiben, bis wir dich brauchen?“ fragte Bulma vorsichtig. „vielleicht haben wir ja noch eine Frage.“

„Positiv“ bestätigte der Roboter. „ Es befinden sich überall genügend Auflade-Stationen. Ich werde jederzeit bereit sein. Wo möchten Sie als nächstes hin?“

Bulma kratzte sich den Kopf. Tja; wo sollten sie noch hin?

In dieser fensterlosen Basis hatte sie jegliches Zeitgefühl verloren, aber langsam machte sich die Anspannung bemerkbar. Ihr Körper war müde und brachte eine Pause. Auch ihr Bruder sah kraftlos aus.

„Schlafen wäre gut, nicht wahr?“ fragte sie ihn leise und er nickte.

„Ich empfehle ihnen dann ein Zwei-Zimmer-Quartier für Leutnants“ Drohne 33 fuhr voran und die Kinder folgten ihm.
 

Das Quartier befand sich im zweiten Untergeschoß und bestand aus einem kleinen Raum, wo zwei Betten mit weichen Matratzen und Bettwäsche standen, sowie zwei Schränke, in der es Wechselkleidung gab und ein kleines Badezimmer.

Argwöhnisch sah sich Bulma nach Anzeichen vorheriger Bewohner um. Sie wollte nicht das Zimmer von Toten nutzen. Aber vielleicht lag es an den Putz-Robotern oder dieses Zimmer war bislang unbelegt gewesen, aber es gab keine persönlichen Spuren.

Im Badezimmer probierte sie zum ersten Mal eine Dusche aus und war von der Wirkung der Toilette sehr beeindruckt. Die Handtücher waren kuschelig weich und nicht so kratzig-hart wie zu Hause und die Seife duftete auch besser und pflegte ihre Haare. Sie waren plötzlich so glatt; sie konnte sie mit ihren Fingern kämmen.

„Kakarott, das musst du mal ausprobieren. Dieses warme Wasser. Es ist himmlisch“ rief sie aus und sofort kam ihr Bruder ins Badezimmer gelaufen und schmiss sich die Kleidung vom Leib, um sich mit ihr in die kleine Kabine zu stellen.

Bulma wusch ihm die Haare und trocknete ihn anschließend ab.

„Oh was ist das denn?“ staunte sie, als sie ein merkwürdiges Gerät von der Wand nahm und auf einen Knopf drückte. Sofort kam ein warmer Wind raus, der sich angenehm auf Haut und Haar fühlte.

„Ahh, verstehe, für die Haare, zum schneller Trocknen. Super.“

In frischer Kleidung legten sich die sauberen Kinder in die weichen Betten und machten das Licht aus.

Doch in der Dunkelheit wurden die Schatten länger und die Erinnerungen an das Video kehrte zurück.

Das Lachen verging ihnen.

Bulma bemerkte, wie ihr die Tränen in die Augen traten bei der Erinnerung und an den Schmerz des Kommandanten. Sie hatten einst die Saiyajins gerettet und wie dankten diese es?

Sie vernichteten ihre Retter.

Sie schluchzte leise auf.

„Bulma, schläfst du? Kann ich zu dir?“ hörte sie die zögerliche Stimme ihres Bruders.

„Na, klar, komm her.“

Kakarott eilte an ihre Seite und die Kinder kuschelten sich eng aneinander und hielten sich tröstend fest.

„Glaubst du, Mama und Papa wissen davon?“ begann Kakarott sie zu fragen.

„Wovon?“

„Na, von allem“ sagte er düster und verspannte sich in ihren Armen.

Sie seufzte und dachte nach.

„Ich denke schon“ sagte sie zögerlich. „Vor knapp drei Jahren, kurz nach meinem achten Geburtstag, war doch Vollmond und den haben wir doch alle gemeinsam in ihrem Schlafzimmer verbracht. Du bist schnell eingeschlafen, aber ich… Damals habe ich zum ersten Mal gehört, was der Ozaru ist. Aber ich habe es mir nicht vorstellen kann. Sie sehen so schrecklich aus. Papa…er hat mir gesagt, dass er sich öfters in einen verwandelt hat. Er hat nicht gesagt, wo und wieso, aber jetzt verstehe ich es.“

Sie spürte, wie Kakarott leise knurrte und streichelte ihm beruhigend den Rücken.

„Mama weiß bestimmt auch Bescheid. Jetzt verstehe ich, warum sie nie auf eine Außen-Mission wollte, obwohl sie die Befähigung dazu hat. Sie wollte nicht…naja, töten.“

„Ja, das ist nicht Mamas Stil. Sie will niemanden wehtun“ bestätigte Kakarott. „ich auch nicht. Ich will doch nicht Krieger werden. Sie sind so grausam…was haben sie diesen armen Leuten nur getan…“ er fing an zu zittern und schluchzte leise.

Bulma dachte eilig nach.

„Kakarott, wir dürfen niemandem hiervon berichten“ fasste sie den Entschluss.

Kakarott hob den Kopf und sah sie fragend an. Schnell wischte er sich die Tränen weg.

„Erst mal sind wir sowieso die Außenseiter und durften den Wald nicht verlassen. Wir haben Glück gehabt, dass wir so schwach und klein sind, deswegen hat das System gedacht, wir wären Tsufuru. Normale, erwachsene Saiyajins können nicht hierher kommen. Aber diese Basis ist voller Technik, von der die Saiyjains keine Ahnung haben. Wir können sie für uns nutzen. Wer es findet, darf es behalten. Wir haben noch etwa zwei Monate, bevor unsere Eltern zurückkehren. Lass uns die Zeit hier verbringen und nicht in Radditz Schlucht. Das hier ist viel besser. Ich kann so viel lernen und du auch. Wenn du hierdurch stärker wirst als Radditz oder Papa und es mit Hilfe des Ki-lesens versteckst…du könntest sie alle übertrumpfen. Vielleicht darfst du dann deine Missionen selbst aussuchen“ überlegte sie.

„Und wenn nicht?“ fragte er argwöhnisch.

Bulma grinste ihn an. „Wenn nicht…wenn sie dich zum Töten zwingen wollen…dann schnappen wir uns eines der Raumschiffe und verlassen den Planeten Vegeta. Wir suchen uns dann eine Welt, wo du niemanden töten musst.“

Kakarott hob erstaunt eine Augenbraue und dachte nach.

Hoffnungsvoll fing er an zu lächeln und nickte ihr zustimmend zu.

Nun endlich gelang es den Kindern allmählich, ihre Augen zu schließen und einzuschlafen.
 

Am nächsten Tag frühstückte sie wieder in der Kantine.

Drohne 33 zeigte ihnen, was die Tsufurianer üblicherweise zu Frühstück aßen: etwas namens Porridge und weiches, helles Brot, dazu gebratene Eier und Schinken. Er kredenzte ihnen ein seltsames, bittersüßes Getränk namens Milchkaffee, was Bulma sehr schmeckte und etwas namens Kakao, in das sich Kakarott verliebte.

Da Bulma wusste, wie sehr ihr Bruder neue Herausforderungen liebte, begleitete sie ihn zuerst in den Trainingsraum. Sie wollte nicht, dass er sich auf die neuen Geräte ohne Einweisung stürzte und sich selbst durch seinen Übereifer verletzte.

Zuerst probierten sie den GR-Raum aus, der kleine, quadratische Extra- Raum mit den gläsernen Wänden.

Drohne 33 zeigte Bulma und Kakarott, wie man sie von außen und auch von innen einstellte.

„Zuerst die Schwerkraft, dann die Übungszeit, dann ein Trainingsprogramm-Level einstellen. Es wird empfohlen, maximal eine Stunde zu trainieren, da es sonst zu anstrengend für den Körper wird. Vermeiden Sie eine Belastung, die Ihren Körper bricht“ erklärte der Roboter. „Sobald der Trainierende drin ist, muss er den roten Startknopf drücken. Das System startet und der Raum wird so lange versiegelt. Wird die Belastung zu groß, erneut auf den Knopf drücken. Das System fährt dann sofort runter.“

Die Kinder entschlossen sich für den Anfang für ein leichtes Training. Kakarott ging in den Raum und sah abwartend seiner Schwester durch die durchsichtigen Wände dabei zu, wie sie das Programm einstellte.

„Doppelte Schwerkraft, zehn Minuten, Trainingslevel 2. Start“ murmelte sie leise und drückte den Knopf. Kakarott war recht stark, darum hoffte sei, er würde es aushalten.

Der Boden fing an weiß zu leuchten, die Tür wurde mit einem Knirschen versiegelt.

Kakarott atmete heftig aus, als er fühlte, wie eine unsichtbare Kraft auf seinen Körper wirkte. Er fühlte sich schwerer an. Selbst seine Finger nur zu bewegen, war anstrengend.

„Alles in Ordnung?“ hörte er seine Schwester besorgt rufen.

„Das fühlt sich merkwürdig an. Aber ich kann es ertragen“ er hob beruhigend seinen Daumen hoch. Plötzlich bildete sich an einer der durchsichtigen Wände ein Bild und ein kleiner Tsufurianer fing an vorzuturnen.

„Das Training beginnt. Bitte die Übungen nachmachen“ erklärte die Drohne.

Kakarott beeilte sich, die einfachen Übungen nachzumachen. Er ging mehrmals in die Knie, streckte sich, sprang.

Schon nach wenigen Minuten schmerzten seine Muskeln und Gelenke und er war erleichtert, als plötzlich der Vorturner sich verbeugte und „Training beendet“ sagte.

Kakarot machte die Verbeugung nach. (er war sich nicht sicher: vielleicht sah der Mann ihm ja zu und er half ihm beim Training; da sollte er doch die Geste nachahmen)

Schweißüberdeckt verließ er den kleinen Raum. Bulma reichte ihm ein weiches Handtuch und eine Wasserflasche, die aus einem unbekannten, leichten, durchsichtigen Material bestand. Das Wasser war kühl und leicht sprudelig und floss angenehm durch seine Kehle.

„Anstrengend; aber gut“ war sein erstes Urteil über den GR-Raum. „Probieren wir jetzt das andere Ding aus?“ er zeigte auf das EMS-gerät.

Bulma schüttelte den Kopf.

„33 hat mir gesagt, man sollte so etwas besser zum Schluss machen. Das Training wäre anstrengend, ohne dass man es anfangs merkt. Nutz erst mal die Gewichte und diese anderen Geräte. Ich sehe mich auch erst mal um. Wir treffen uns zum Mittagessen.“
 

Der Roboter begleite Bulma zur Kommandozentrale, wo sie sich an einen der Computer setzte und dran machte, alles über den Aufbau der Basis zu lesen.

Sie lernte, dass es verschiedenen Arten von Robotern hier gab. Die Tsufuru waren ein hochtechnologisches Volk gewesen, die leichte Aufgaben an ihre Roboter verteilt hatten. Damit hatten sie Personal gespart.

Neben den Putz-, Flug- und Arbeits-Drohnen gab es auch einige Spezialisten: fast in jedem Raum, der eine besondere Funktion hatte, gab es ihre eigenen „Schränke“ woraus man diese rufen konnte.

In der Krankenstation gab es einige Chirurgen-Roboter sowie etwas, was man „Medi-Tank“ nannte.

Im Trainingsraum könnte sich Kakarott Dummy-Bots rufen, die als Kampf-Partner gedacht waren.

Einige, wie die Putz-Roboter, besaßen eine automatisches Programmierung und hatten sich auch nach dem Untergang der Tsufuru mit der Wartung der Generatoren und Maschinen beschäftig. Darum war hier alles so einsatzbereit und sauber. Bulma erkannte durch eine Karte, wie riesig und kompliziert einst die Basis aufgebaut gewesen war: mit mehreren Straßen, Tunneln und hohen Türmen, die alle durch eigene Generatoren mit Energie versorgt werden mussten. Ihre Energie wurde durch die Sonne gewonnen.

Durch die Angriffe der Ozarus hatte sich die Landschaft geändert, vieles war zerstört und überwachsen worden. So sehr, dass nicht mal mehr die Saiyajins erkannten, was unter dem Berg lag und friedlich vor sich hingeschlummert hatte, bis es zwei neugierige Kinder unbeabsichtigt wieder aufgeweckt hatten. Die wenigen Solarzellen; die verschont geblieben waren, reichten aus, um den Rest der Anlage mit Energie zu versorgen und Belüftung und Wasserversorgung zu gewährleisten.

Nach ein paar Stunden am Computer brannten Bulmas Augen wegen der ungewohnten Arbeit und ihr Nacken war verspannt.

„Ich empfehle eine Pause“ meldete sich die Drohne 33 zu Wort. „ Sie sitzen seit drei Stunden in einer sitzenden Haltung. Das ist nicht gut für ihre Gesundheit.“

Bulma lachte leise auf. Immer mehr kam ihr diese Drohne weniger wie ein Roboter und mehr wie eine fürsorgliche Mutter vor.

Belustigt sah sie ihn an und bekam eine Idee.

„Weißt du was, allmählich mag ich dich. Ich denke, ich werde dir einen Namen geben. „Drohne 33“ ist kein guter Name“ erkannte sie.

„Dies ist die Kurzform meiner Seriennummer. Meine komplette Seriennummer lautet „Arbeitsdrohne Typ 3 für allgemeine Aufgaben, T-452723133.“

„Viel zu lang und kompliziert“ sagte Bulma stirnrunzelnd. „Was hältst du von „Berry“? Hört sich doch netter an.“

„Registriere „Berry“ als neuer Name.“
 

In den nächsten Tagen erkundeten die Kinder die Reste der Basis.

Die Haupthalle, die damals tief in den Berg gebaut worden war, hatte gut den Angriff überstanden, aber viele der Wege und Tunnel, die sie einst mit den Städten verbunden hatte, waren zerstört.

Die einstigen Flure und Tunnel führten letztendlich immer zu zugeschütteten, zerstörten Sackgassen.

Das unbekannte Essen war köstlich und die Lagerräume voll mit der Trockennahrung. Für zwei Kinder war genug drin, um sie ihr ganzes Leben zu versorgen; selbst mit dem Hunger eines Saiyajins würde es ausreichen.

In den Lagerräumen fand Bulma unbekannte Waffen, die ihr durch die dortigen Spezialisten, sogenannte Weapon-Bots, erklärt wurden. Dank einem Schießplatz durfte sie die Waffen auch mal selbst ausprobieren. Mit Kopfschützer und Schutzbrille ausgerüstet, probierte sie einige der kleinen Schusswaffen aus und war erschrocken über den Lärm, den Rückstoß und die Zerstörungskraft.

Diese Waffen waren so mächtig wie Ki-Strahlen.

Das EMS- und der GR-Gerät erwiesen sich als besonders effektiv. Kakarott hatte sich nach dem ersten Training nicht viel dabei gedacht, doch am nächsten Tag bemerkte er einen heftigen Muskelkater. Seine Muskeln schmerzten auf völlig neue Art und Weise und er konnte sich kaum rühren.

Berry, einst als Drohne 33 bekannt, führte ihn zu einer kleinen Krankenstation, wo ein dortiger Spezialist ihm Wärmekompressen, Protein-Shakes und Nahrungsergänzungsmittel verschrieb.

Bulma war auch neugierig geworden und konnte kaum glauben, dass ein kurzzeitiges Training so einen Effekt auf ihren Bruder haben könnte.

Sie probierte auch das EMS aus, nur leicht. Am nächsten Tag verfluchte sie ihren Forschungsdrang, als sie bei jedem Schritt heftige Schmerzen verspürte.

Auch der GR-Raum fand sie sehr anstrengend, obwohl eine geringere Schwerkraft eine gewisse Faszination ausübte. Ihr Körper fühlte sich bei minus zwei so leicht an. Grazil konnte sie hochspringen und mehrere Pirouetten um sich selbst drehen. Auch Saltos gelangen so besser.

Die ersten Wochen in der Basis vergingen schnell.

Jeden Tag gab es etwas Neues zu entdecken, das Essen war klasse, die warmen Duschen und weichen Betten angenehm.

Aufgrund des mangelnden Sonnenlichts, der neuartigen Umgebung und der abgeschiedenen Lage schien es so, als würden sie noch nicht mal auf Vegeta-sei sein.

Das Video vom Kommandanten wollten sie kein weiteres Mal ansehen. Dieses eine Mal hatte ausgereicht, um es sich in ihr Gedächtnis einzubrennen.

Bulma verstand nun zu gut, warum ihre Eltern ihre blauhaarige Tochter versteckt hielten, angesichts der Grausamkeit der Saiyajins.

Aber sie konnte diese Saiyajins nur schwer mit ihren Eltern in Verbindung bringen: Bardock und Gine hatten sich immer fürsorglich um ihre Kinder gekümmert.

Für ihr eigenes Seelenheil trennten die Kinder es darum: einerseits gab es da draußen die furchtbaren Saiyajins, die jeden angriffen und töteten.

Anderseits gab es nette Saiyajins, die sich immer um sie gekümmert hatten, nett zu ihnen war und Geschenke mit gebracht hatte wie ihre Eltern, ihr großer Bruder Radditz und Onkel Toma und die andere von Bardocks Kameraden.

Sie konnten ihre nahe stehenden Freunde und Familie nicht mit den kriegslüsternen Saiyajins in Verbindung bringen. Die einen waren böse, aber die andere waren gut.

Dies war ihre einzige Möglichkeit, nicht wahnsinnig zu werden und anzufangen, ihre Eltern, ihre eigene Rasse und sich selbst zu hassen.

Die Gedanken an die unschuldigen Tsufuru wurden unterdrückt, die Schuldgefühle vergessen, ihre Wut und Trauer ignoriert.

Die ausgestorbene Basis, die manche als Grabmal einer ausgestorbenen Rasse angesehen hätte, verwandelte sich für die Kinder in ein Schloss voller Schätze und gehorsamer Diener.

Es gehörte ihnen, ihnen ganz alleine und Bulma wollte begierig, dass es auch dabei blieb.
 

Sie wusste, eines nahen Tages würden ihre Eltern wieder kommen und dann müssten die Kinder unschuldig in der Hütte auf sie warten.

Aber woher würde sie erfahren, wann es soweit war?

Bulma wollte nicht zu früh ihr schönes Schloss verlassen; dafür war es zu interessant. Sie musste aber auch die Dauer des Rückweges beachten.

Nachdenklich drehte sie sich auf ihren Stuhl in der Kommandozentrale und erzählte Berry von ihrem Wunsch.

„Es wäre möglich, eine Verbindung zum Hauptserver des Raumflughafens aufzubauen, wenn dort noch das alte System benutzt wird“ gab er ihr den Rat.

Verdutzt sah sie ihn an. Der Roboter klinkte sich in den danebenstehenden Server ein und aktivierte wieder den großen Bildschirm.

Mehrere Zahlenreihen liefen in schneller Reihenfolge über den Bildschirm. Berry fing an zu ruckeln und zu leuchten.

„Zugang zum Hauptserver gewährt“ mit diesen Worten änderte sich der Bildschirm und zeigte nun Bilder eines unbekannten Flughafens: Bulma sah Saiyajins in Rüstung oder dunkler Kleidung, die über einen großen Platz liefen. Überall standen kleine, runde Pods oder einige große, runde Raumschiffe bereit.

Bery schaltete weiter, der Bildschirm änderte seine Farbe und Namen und Ziele liefen nun darüber.

„Wow, das ist…fanatisch. War das etwas der Raumflughafen, vom dem meine Eltern geflogen sind und Papa immer wieder landet? So sieht er also aus. Moment, was ist das? Namen und Ziele?“ staunte sie laut.

„Nach welchen Namen soll ich suchen?“ fragte Berry.

„Bardock und Gine“ gab sie ihm die Information.

„Bardock und Gine…beide auf Mission „Candelaber-Karawane zu Planet Minon und zurück begleiten“. Voraussichtliche Ankunft in T minus 38 Tagen.“

Bulma strich sich fassungslos über das Gesicht. Sie hatte Zugriff auf diese Informationen?

Sie wurde ganz aufgeregt.

„Kannst du mir eine Verbindung zu meinen Scouter geben, der sich meldet, wenn sie drei Tagen vor Vegeta-Sei sind?“ fragte sie. Das würde ihnen dann genug Zeit geben, um wieder nach Hause zurück zu kehren.

„Positiv. Seriennummer von Bardocks Scouter wird automatisch gescannt, sobald er betreffendes Raumschiff betritt. Diese Nummer und dazugehörige Reise-Daten kann mit Ihrem Scouter verbunden werden. Nachricht wird eingerichtet. Bei Ankunft minus drei Tage wird eine Nachricht über Ihren Scouter laufen“ meldete der Roboter.

Bulma ließ sich erleichtert in ihren Stuhl sinken. Nun konnte sie die Lebenszeichen ihrer Eltern verfolgen, wo immer sie auch waren.

Ihre Neugier kam hervor.

Wenn sie die Daten aller Saiyajins vor sich hatte, die gerade auf Mission war…

„Informationen, über Radditz, Bardocks Sohn!“ befahl sie.

„Radditz…Mission „Untersuchung des Planeten Mera“. Ankunft auf Vegeta: unbekannt.“

„Wieso das?“ fragte sie irritiert.

„Antwort: Missionsziel noch nicht definiert. Kein Rückzugsbefehl.“

Bulma zuckte mit den Schultern. Sie verstand das alles nicht. Sie hatte seit fast drei Jahren, seit dem letzten Vollmond, nichts mehr von Radditz gehört. Anscheinend lag es daran, dass seine Mission so komisch war und sein Ziel so weit entfernt.

Aber wie sagten ihre Eltern? Hauptsache am Leben.

Sie überlegte, welchen Namen sie noch eingeben konnte. Toma und die andere befanden sich bei ihrem Vater. Wen kannte sie noch?

„Suche nach Veg“ befahl sie zögerlich.

Berrry ratterte und blinkte. „Keine Informationen zu diesen Namen auffindbar. Neuer Name?“

Bulma riss erschrocken die Augen auf.

Er fand diesen Namen nicht!

War Veg tot?

„Äh, wenn er auf keiner aktuellen Mission ist…kannst du mir sagen, was seine letzte Mission war?“ fragte sie besorgt.

„Dieser Name ist nicht im System zu finden. Keine Mission mit Teilnehmer „Veg“ vorliegend“ erklärte Berry.

Bulma strich sich verunsichert übers Kinn.

Veg war doch bestimmt auf eine Mission gewesen. Er hatte es ihr selbst gesagt und seine Rüstung, seine Stärke…eine Erinnerung kam auf, schon sehr alt und schwammig.

Er hatte so seltsam gezögert, als er seinen Namen genannt hatte.

Sie wusste noch, wie besorgt sie gewesen war, ihren richtigen Namen genannt zu haben und beschlossen hatte, nichts über den Rest ihrer Familie zu erzählen.

Veg war schlauer gewesen.

Er hatte seinen wahren Namen nicht genannt.

Enttäuscht ließ sie sich in ihren Stuhl sinken.

Nun hatte sie weder seine Scouter-Nummer noch seinen Namen. Wie sollte sie jemals erfahren, was mit ihren Freund geschehen war?

So plötzlich, wie er sie gefunden hatte, so spurlos war er verschwunden.

Sie ärgerte sich, aber ihre Gedanken schweiften wieder zum Bildschirm, wo wieder Bilder der Kameras liefen, die Berry angezapft hatte.

Berechnend sah sie auf die neuartigen Bilder. Sie konnte hier so viel verfolgen und lernen…eine Sorge sprang auf.

„Berry, wissen die Saiyajins, dass wir eingelinkt sind?“ fragte sie sorgenvoll.

Wenn die Techniker dort erfuhren, dass ein neues Signal aus einer alten Basis sich in ihr System eingelinkt hatte…waren sie gerade wie auf dem Servierteller sichtbar?

„Administratorrechte“ erklärte Berry. „Solange nur Informationen gelesen, aber nicht geändert werden, kann der Server uns nicht erkennen.“

„Dann weiß also niemand von unseren Leser-Rechten?“ fragte sie nach. „Niemand kann uns zurückverfolgen?“

„Positiv“ bestätigte Berry.

Bulma atmete erleichtert auf. Sie sprang von ihrem Stuhl auf und sah zufrieden zum Bildschirm hoch.

Sie hatte Zugriff auf diese Daten und wusste nun, wo immer sie ihr Vater aufhielt. Ihr Scouter würde sie rechtzeitig warnen.

Sie besaß ein Schloss voller neuer Technologie, die denen der Saiyajins überlegen war.

Gefüllt mit Schätzen und Dienern, die alles für sie taten.

Ein Geheimnis, von dem nur ihr loyaler, kleiner Bruder wusste, der es schön für sich behalten würde.

Bulma lachte auf, als ein nie gekanntes Gefühl in ihr hochsprudelte.

Eines, dass sonst nur die Krieger auf dem Schlachtfeld kannten, wenn sie gegen die schwächeren Rassen kämpften.

Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sich Bulma mächtig.

Veränderungen im Laufe der Jahreszeiten

Bulma gähnte und streckte ihren verspannten Körper, der mal wieder zu lange an ihren schönen Schreibtisch mit den hellen Bildschirmen gesessen hatte. Sie blinzelte und beschloss, es für heute zu beenden.

Sie hatte ihre Ziele erreicht: die Tsufuru-Basis war unter ihrer Kontrolle.

Endlich hatte sie das System verstanden und sich selbst und Kakarott als oberster Administrator und damit als uneingeschränkte Herren der Basis eingetragen. Damit musste sie sich nicht sorgen, ob das Überwachungssystem sie Jahre später, wenn sie größer und stärker wären, als Feinde angesehen hätte. So würden sie nicht von Drohnen oder dem Laser-System angegriffen werden.

Ihre Gesichter und Stimmen waren abgespeichert und als kleiner Nebeneffekt lernte das System ihre persönlichen Vorlieben wie Lieblingsessen, bevorzugte Wasser- und Zimmertemperatur kennen, die es passend einstellte.

Sie sah auf den Bildschirm, der mit dem Raumflughafen von Sadala verbunden war und ihr das Ende ihrer Ferien vorausgab: nur noch wenige Tage und ihre Eltern würden ihren Heimatplaneten erreichen. Sie waren mittlerweile auf den Rückweg und es sah nicht so aus, als würde ihnen etwas dazwischenkommen.

Bulma schaute auf den Bauplan der Basis.

Viele Tunnel und Straßen waren damals nach dem Angriff der Saiyajins vor hundert Jahren zugeschüttet gewesen, aber sie hatte einen entdeckt, der recht nahe an ihr Haus heran reichte. Er endete zwar in Bergen, aber von dort müssten sie nur noch eine kurze Weile gehen, um ihr Zuhause wieder zu erreichen. Dieser Gang war in den letzten Tagen von den Bergungsrobotern langsam und vorsichtig geräumt und gesichert worden. Es würde dauern, bis er endgültig fertig war, aber damit war eine sichere, schnellere Heimreise ohne Verirrungen schon mal gewährleistet.

Ein anderes Projekt, was sie begonnen hatte, war die Aufbereitung der Flugbahn.
 

Einst war das Plateau mit einer glatten Bahn ausgelegt und für die Abflüge und Landungen der Flugmaschinen genutzt worden. Diese standen gesichert im dritten Untergeschoß und wurden früher mittels eines großen Aufzugs hoch und runtergefahren.

Doch der Aufzug musste gewartet werden und die Landebahn war unter Felsen zugeschüttet.

Die Flugmaschinen waren zwar sicher in ihrer Garage, aber was nützten sie Bulma, wenn sie diese nicht nach oben bringen konnte?

Also war eine zweite Mannschaft an Bergungs- und Wartungsroboter damit beauftragt worden, Aufzug und Landebahn wiederherzustellen, aber das würde wahrscheinlich Jahre dauern. Da sie keine Aufmerksamkeit erregen wollte, konnte sie die größten Bergungs-Roboter nicht nutzten. Stattdessen ging es nur in kleinen, leisen Schritten voran.

Ihr Traum zu fliegen, würde warten müssen, obwohl sie sich dank der lustigen Lernstunden im Simulator bereit dazu fühlte.
 

Bulma sprang von ihrem Stuhl auf und streckte sich. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich.

In der Ruhe der leblosen Basis, in der kalten Dunkelheit, schien alles still zu stehen.

Alles war dunkel und schwarz.

Doch dann, vor ihrem geistigen Auge, sah sie ein helles Licht, flackernd wie eine Kerzenflamme.

Das war die Aura von Kakarott.

Weil die beiden Kinder die einzigen Lebewesen in der Basis waren, hatte sich ihr sechster Sinn schnell weiterentwickelt: sie konnten auf eine höhere Distanz schnell ihre Aura gegenseitig erspüren, da es keine anderen Lebenskräfte gab, die sie ablenkten.

Das Flackern seiner Aura sagte Bulma, dass ihr Bruder am Kämpfen war, wodurch unwillkürlich seine Kampfkraft stieg und sank, je nach Angriff und erlittenen Schaden.

Sie öffnete ihre Augen und verließ die Kommandozentrale, ihr gehorsamer Diener Berry folgte ihr.
 

Sie fand Kakarott natürlich im Trainingsraum, wo er gegen einen Dummy-Bot in der Größe Maximum kämpfte.

Die Dummy-Bots waren Trainingsroboter mit dick gepolsterten Fäusten und einem dicken Kissen anstelle eines Kopfs. Traf man bestimmte Punkte auf der breiten Brust, leuchteten diese lobend auf, weil man kritische Stellen getroffen hatte.

Nachdem Kakarott gelernt hatte, dass Maschinen keine Lebewesen waren und keinen Schmerz kannte, war er erleichtert und erfreut über seine neuen Gegner gewesen.

Der Dummy in Maximum-Größe war der größte und stärkste, aber auch langsamste der Trainingsroboter, aber für Kakarott war es die Gelegenheit, seine volle Stärke einzusetzen, ohne befürchten zu müssen, seinem Gegner weh zu tun.

Bulma wartete auf den Moment, wenn der komplette Brustkorb anfing wild zu blinken; ein Zeichen für die baldige Niederlage. Der Roboter fing an zu wackeln und stoppte in seinen Bewegungen.

Dann rief sie laut das Stichwort „BEUTE“!

Wie mit ihrem Bruder abgesprochen, hielt er inne und stoppte seinen Angriff. Stattdessen konzentrierte er sich auf sein Ki.

Berry, dem kürzlich ein Update in Form eines Scouters eingebaut wurde, fing an zu messen.

„920…780…520…360…240…“ zählte er laut auf.

„Stopp!“ rief Bulma laut. Kakarott verstand und behielt dieses Level.

Berry wartete noch eine Weile und bestätigte den Powerlevel-Wert von 240, der unveränderlich blieb.

Bulma lächelte zufrieden. Nicht nur das Auffinden einer Aura, auch die Kontrolle über das Ki war bei ihrem Bruder gestiegen.

Dank den neuen Trainingsgeräten und dem nahrhaften Essen, hatte Kakarott sogar eine höhere Kampfkraft entwickelt, als sie Radditz in seinem Alter besessen hatte. Doch durch die Unterdrückung seiner Power würde ihnen niemand auf die Schliche kommen.

Sie selbst hatte nur eine geringe Steigerung ihres Powerlevels aufzuweisen, weil sie die meiste Zeit mit den Computern und Robotern verbracht hatte. Aber ihr Spürsinn im Ki-Lesen war besser geworden; zwar nicht ganz so genau wie bei einem Scouter, aber immerhin…

„Los, ab unter die Duschen und dann essen wir“ befahl sie ihrem kleinen Bruder, der sich den Schweiß abtrocknete. „In drei Tagen kommen unsere Eltern an. Wir müssen heute unsere Sachen packen, morgen den Rest aus Radditz Schlucht holen und dann durch den neuen Tunnel zurück gehen. Ich bin ständig am Überlegen, wie wir unsere Spuren verwischen, damit ja niemand die Basis findet. Deine Kontrolle über dein Ki ist gut geworden. Du musst bloß aufpassen, dass du gegenüber Vater nicht zu viel Kraft zeigst“ lobte sie ihn.

Kakarott sah nachdenklich auf seine Hände. „Ja, ich kenne jetzt das Level, dass ich halten muss. Wenn ich ruhig bleibe, sollte es kein Problem sein.“

Er hob den Blick und sah seine Schwester tadelnd an.

„Wen wir keine Spuren hinterlassen sollen, darfst du auch nichts von hier mitnehmen: keinen Putz-Roboter, keine Kleinteile, kein Werkzeug, nichts!“ erinnerte er sie.

Bulma blies empört die Wangen auf und ließ dann langsam die Luft entweichen.

„Ja, ich weiß“ sagte sie niedergeschlagen und wandte sich zur Tür um, wo eine Bank stand.

Kakarott schlang sich das Handtuch um den Nacken und tupfte sich den Rest Schweiß ab.

Er sah dabei zu, wie sich Bulma hinsetzte und nachdenklich die Hände ineinander verdrehte.

„Ohhh, ich hätte vor Wochen nicht gedacht, dass ich es besser fände, wenn Mama und Papa noch länger auf Mission wären“ sagte sie, niedergeschlagen bei dem Gedanken, ihre schöne Basis für längere Zeit zu verlassen.

Kakarott nickte zustimmend. „Dieser GR-Raum ist echt klasse. Ich kann bereits eine Stunde bei 3 G aushalten. Das Essen ist auch super und diese warmen Duschen…“

„Ja, diese Gemüsegerichte waren so guuut. Dieser Käse, der Reis….keine Ahnung, was das ist, aber es ist so lecker. Das zarte Fleisch und die Nudeln, hach…Das Beste war, ich musste mal für längere Zeit nicht für dich kochen und es gab keinen Abwasch. Stattdessen wurden wir bedient und wir hatten diese weiche Wäsche und flauschigen Handtücher und diese hübsche Kleidung“ sie strich gefällig über den weichen, grauen Stoff ihres langen Hemdes.

„Was soll ich ohne meinen täglichen warmen Kakao bloß machen“ stöhnte Kakarott niedergeschlagen aus.

Die Kinder waren durch die fleißigen Roboter und der modernen Basis auf unbekannte Art und Weise verwöhnt worden. Ihr schönes, fast magisches Schloss zu verlassen, tat da weh.

„Aber die beiden werden bestimmt wieder mal auf eine Mission gehen. Wir sagen ihnen, dass sie dann ruhig länger wegbleiben können“ freute sich Kakarott optimistisch.

Doch Bulma holte ihn aus seinem Traum schnell zurück.

„Erst mal beginnt bald der Herbst, dann ist Winter und damit sowieso Missions-Pause. Weil Papa im letzten Jahr trotzdem auf Mission gehen musste, wird er dieses Mal bestimmt auf seine Pause festgesetzt werden. Die beiden werden also frühestens im Frühling wieder losziehen und das dauert noch Monate. Monate ohne meine Computer und ohne Berry“ murrte sie. Wenigstens würden sich die Roboter solange selbstständig um die anstehenden Reparaturen kümmern.

Kakarott ließ den Kopf hängen. Das bedeutete, er musste stattdessen bald wieder mehr Zeit mit seinem Vater und seinem harten Training verbringen, ohne dabei zu zeigen, wie stark er geworden war.

Sie seufzten beide unglücklich.
 

Am nächsten Tag…

Die Sonne hatte bereits merklich an Kraft verloren, verglichen mit den Tagen an der See; das bemerkten die Kinder, die die letzten Wochen in einer unterirdischen Basis verbracht hatten, als Erstes. Trotzdem mussten sie die Augen zusammenkneifen, weil sie sich so geblendet fühlten.

Sie sammelten ihre restlichen Habseligkeiten ein, die sie auf Raddditz und Bardocks kleinen Trainingsplatz vergessen hatten.

Dann folgten sie den neu aufgeräumten Tunnel in Richtung Heimat. Der schwach beleuchtete Gang wimmelte von leisen sirrenden Robotern, die fleißig den Schutt wegräumten und eisernen Balken zur Stabilisation an den Wänden anbrachten.

Da der letzte Rest immer noch verschüttet war, mussten sie früher als gedacht durch eine gesicherte Öffnung hinaussteigen. Sie kletterten einen engen Gang an eisernen Griffen hinauf und Kakarott öffnete eine knirschende, leicht klemmende Luke. Er stieg als erstes hinaus und half seine Schwester.

Orientierungslos sahen sie sich in der unbekannten Gegend um, doch Bulma war vorbereitet. Neben einer groben Karte, die Berry ihr gezeichnet hatte, trug sie ein kleines, unauffälliges Gerät namens Kompass bei sich. Berry hatte ihn ihr gegeben und ihr seine Funktion erklärt. Es war klein und lautlos und konnte später im selben Versteck landen wie ihr Scouter.

Bulma wusste, sie mussten in Richtung Süden gehen und vorsichtig suchten sie sich einen Weg entlang der richtigen Richtung.

Nach einer Weile kamen sie an einen Hang an und beim Heruntersehen auf den Wald erkannten sie einige bekannte Punkte, wie eine sehr hohe, alte Kiefer in schiefer Form und ein Stück vom See.

Die Kinder erkannten, dass sie fast zu Hause waren.

Mit neuer Kraft marschierten sie den Hang hinunter.

Bevor die Sonne unterging, hatten sie die Hütte erreicht.
 

Zwei Tage später begrüßten sie ihre Eltern, wobei sie versuchten, überrascht auszusehen.

Gine stürmte auf ihre Kinder zu und umarmte sie fest. Ihr Herz schlug voller Freude, ihre Kinder gesund und munter wieder zu sehen.

So sehr sie die Reise und die Gesellschaft ihres Gefährten genossen hatte; im Hinterkopf hatte sie immer die Tage gezählt.

Prüfend glitten ihre Hände über die weichen Gesichter ihrer Kinder auf der Suche nach Mängeln und erleichtert stellte sie fest, keine zu finden.

Im Gegenteil, Bulma und Kakarott waren gewachsen und wirkten nicht ausgemergelt; als hätten sie immer genug zu essen gehabt. Die Gesichter waren gesund gerundet; seltsamerweise war ihre Sonnenbräune bereits verblasst. Bardock hatte Recht gehabt: sie waren alt genug, um eine kleine Abwesenheit ihrer Eltern zu ertragen. Aber irgendwie störte sie der Gedanke. Noch waren sie keine Erwachsene und Gine wollte sie nicht ziehen lassen. (Obwohl Bulma schon so alt war wie Radditz, als er mit seinem Tatakai seine Reife bewiesen hatte, aber bei ihr gab es sowieso keinen Abzug aus dem elterlichen Haus)

„Mama, du erdrückst uns“ stöhnte Bulma auf, weil ihre Mutter sie immer noch nicht aus ihrer kräftigen Umarmung lassen wollte.

„Oh, okay, ich höre schon auf“ stotterte Gine betroffen. Es fiel ihr schwer, loszulassen und einen Schritt zurück zu gehen.

Nun hatte Bardock Zeit und Platz, um auf seine Kinder zuzugehen. Seine Begrüßung war kürzer.

Er streichelte beide Kindern gleichzeitig über die Köpfe und wuschelte über ihre Haare, während er sie prüfend musterte und dann zufrieden grunzte.

Wie er es sich gedacht hatte: seine Brut war gut zurechtgekommen.

Eindeutig sein Nachwuchs.

Selbstgefällig grinste er, besonders weil er Recht gehabt hatte.

Er rümpfte die Nase, als ein wohlriechender Duft zu ihm drang.

„Das riecht gut. Wir sind rechtzeitig zum Essen gekommen?“ staunte er erfreut.

Bulma zuckte unschuldig die Schultern. „Ja, so ein Zufall. Kakarott hatte einen großen Jagderfolg und da habe ich mir gedacht, das sollte man feiern. Schön, dass ihr zufällig heute zurückgekommen seid. Das Essen ist gleich fertig.“

Bulma hatte natürlich gewusst, dass ihre Eltern heute ankommen würden und deswegen mehr gekocht als nur für zwei Kinder. Aber Kakarott war dank seines neuen Powerlevels auch in der Lage gewesen, reiche Beute zu erjagen.

„Oh, das passt ja hervorragend“ freute sich Gine „Aber bevor wir essen, wollen wir euch noch zeigen, was wir für euch mitgebracht haben.“

Bardock rieb sich hungrig den Bauch.

„Äh, können wir nicht zuerst essen?“ fragte er vorsichtig an, doch Gine schüttelte entschieden den Kopf. Sie marschierte ins Haus und nahm den prall gefüllten Rucksack von ihren Schultern.

Stoffballen aus unbekanntem, weichem Gewebe, neue Bücher und kleine geheimnisvolle Kisten kamen zum Vorschein.

Bardock folgte ihrem Beispiel und packte ebenfalls seine Mitbringsel raus.

„Hier, schau mal, Bulma“ aufgeregt lockte Gine ihre Tochter zu sich und holte aus einem kleinen Beutel ein funkelndes Schmuckstück heraus, was sie ihrer Tochter überreichte. An einer silbernen Kette baumelte ein runder Anhänger mit einem hellen, glatten Stein, eingefasst in einem schmalen, silbernen Band.

„Das ist ein Mondstein. Der Händler hat mir erzählt, man nennt ihn so, weil er ähnlich aussieht wie ein leuchtender Mond. Und da er rund ist und wir keinen richtigen Vollmond ansehen dürfen, habe ich mir gedacht, er ist perfekt für dich. Jetzt hast du immer den Mond bei dir“ erklärte Gine freudestrahlend.

Bulma konnte das Geschenk nur mit einem wackeligen Lächeln erwidern.

Vollmond erinnerte sie an die Ozarus und das wiederum führte zu einem Flashback, wie sie die Aufzeichnung gesehen hatte.

Die Ozaru-Saiyajins, die rücksichtlos die Tsufurujins zerstört hatten…

Ihre Mutter meinte es nur gut, aber so richtig freuen konnte sich Bulma über das Geschenk nicht. Sie versuchte ihr Bestes, ihr Unbehagen zu verstecken.

„Wie hübsch“ murmelte sie und versteckte den runden Anhänger in ihrer Hand. „Was gibt es noch?“ wechselte sie schnell das Thema.

Während Gine die anderen Dinge vor ihrer Tochter ausbreitete, holte Bardock mit zufriedenem Lächeln eine seltsame, zusammengerollte, dunkelblaue Stoffbahn hervor. „Die ist für dich“ sagte er zu seinem Sohn „und die ist für mich…“ erklärte er und deutet auf eine Rolle in dunkelrot.

Kakarott faltete die Bahn aus, an deren Ende jeweils ein langes, rundes Stück Holz angenäht war und an diesem ein dickes Seil mit eisernen Haken befestigt war.

„Was ist das?“ fragte er ahnungslos. „Eine Waffe?“

„Tse, nein. Das ist eine Hängematte. Sehr bequem, gute Qualität. Im Sommer kann man damit schön unter den Bäumen schlafen, gerade in den heißen Nächten. Im Winter kann ich sie aber auch in dein Zimmer an die Balken hängen. Komm, ich zeig es dir“ erklärte Bardock und nahm die Hängematten auf den Arm.

Neugierig folgte Kakarott seinen Vater nach draußen.

Bei zwei Bäumen im richtigen Abstand schlang er jeweils um den Stamm das Seil am Endstück und befestigte daran den Haken, so dass die Bahn gespannt dazwischen schwebte.

Vorsichtig, um das Gewicht zu testen, setzte sich Bardock drauf und dann, nachdem nichts zusammenbrach, legte er sich der Länge nach hin.

Er verschränkte die Arme hinter den Kopf und schloss zufrieden die Augen.

Sehr bequem. So ließ es sich aushalten.

Aufgeregt sah Kakarott seinen Vater an. Das sah lustig und entspannend aus.

Das wollte er auch.

Statt aber abzuwarten, bis sein Vater seine Hängematte aufgespannt hatte, entschloss er sich lieber, gleich mit drauf zu springen.

Bardock blieb die Luft weg, als sein Sohn auf seinen Bauch sprang.

„Verdammt, bist du schwer geworden“ stöhnte er überrascht auf.

Kakarott legte sich der Länge über seinen Vater hin und genoss das leichte Schaukeln der Hängematte, die er dadurch verursachte.

Behutsam strich Bardock seinem Jüngsten über den Rücken. Es war merkwürdig, seinen Sohn nach der langen Mission wieder so nahe bei sich zu haben. Auch für Kakarott war der nahe Kontakt zu seinem Vater eine seltene Begebenheit.

„Hey, das sieht ja lustig aus“ Bulma und Gine kamen aus dem Haus angelaufen, um zu sehen, was die beiden da draußen taten.

„Ich will auch mit rein“ rief Bulma neidisch aus und kletterte eilig in die schwankende Matte.

Bardock schaffte es rechtzeitig, sie hinaufzuziehen, bevor das Wackeln sie alle aus dem Gleichgewicht brachte.

Besorgt sah er auf die Seile. Hoffentlich hielten diese das Gewicht aus.

Bulma und Kakarott versuchten sich tretend Platz zu schaffen, während sie nur wenig Rücksicht auf den drunter liegenden Vater nahmen.

Bardock verzog schmerzhaft das Gesicht und kniff die Augen zusammen. So viel zu seiner Entspannungszeit.

„Ist da auch noch Platz für mich?“ hörte er Gine süßlich-neugierig fragen. Erschrocken öffnete er die Augen und sah seine Gefährtin neben ihm stehen.

Er riss die Augen auf, als sie tatsächlich Anstalten machte, ebenfalls mit einzusteigen.

„Nein, warte, Gine, bitte nicht…“ flehte er, während die Hängematte wieder anfing wild zu schwanken. Die zappelnden Kinder, das ungleichmäßig verteilte Gewicht…eine hektische Bewegung zu fiel und es passierte.

Die Hängematte fing an, sich wild zu verdrehen.

Eilig hielten sich die Kinder am Stoff fest, während Bardock seine Hände wiederum losließ, um seine Familie und sich selbst aufzufangen.

Zwecklos.

Er fiel als erstes auf den harten Boden.

Dann folgte das Gewicht seiner Gefährtin, die auf ihn landete und endete mit denen seiner Kinder.

Bardock versuchte sich zu beherrschen und tippte mit den Fingern auf den Erdboden, während er in Gedanken bis zehn zählte; das Gesicht eine mürrische Grimasse.

„Das war lustig“ freute sich Kakarott.

„Oh ja, nochmal“ stimmte ihn Bulma lachend zu.

„Hey, das ist mal ein knackiger Hintern, auf den ich gelandet bin“ freute sich Gine und kniff in den betreffenden Hintern.

Bardock jaulte auf.
 

Der Herbstwind brachte kühle Luft über das Land. Die Kraft der Sonne nahm ab, die Blätter verfärbten sich.

Bardock hatte bis zum nächsten Frühling eine gezwungene Missionspause und Gine begann wieder ihre Arbeit bei der Nahrungs-Einheit.

Während sie dort ihre Aufgaben wieder aufnahm, kümmerte sich Bardock um nötige Reparaturen am Haus und hielt ein Auge auf die Kinder.

Zwar es nicht mehr so nötig wie früher, als die Kinder noch kleiner, jünger, sorgloser waren, aber irgendwas erschien ihm merkwürdig in ihrem Verhalten.

Da war etwas in den Augen seiner Kinder…eine unbekannte Reife, fast Härte. Es dauerte eine Weile, bis er begriff was es war: der Verlust ihrer kindlichen Naivität.

Früher waren ihre Augen immer unschuldig groß und funkelnd gewesen, aber dieser kindliche Glanz fehlte.

Was war in seiner Abwesenheit passiert?

Nachdem die Reparaturen abgeschlossen waren, konnte er seine freie Zeit für sich selbst nutzen.

Im Gegensatz zu seinem großen Bruder, brannte Kakarott nicht gerade drauf, mit seinem alten Herrn zu trainieren. Er sah eher unleidlich aus, wenn sein Vater ihm eine gemeinsame Trainingsrunde vorschlug.

Nun, wenn er nicht wollte...er hatte Besseres zu tun. Dann flog Bardock halt ins Dorf oder in die Hauptstadt, erledigte nebenbei ein paar Besorgungen und kämpfte gegen Toma oder ein paar anderen Herausforderer, die sich ebenfalls während ihrer Winterpause in Form hielten.

Ihm fiel dann auch wieder die alte Schlucht ein, die besonders Radditz früher stark frequentiert hatte. Dort mal in Ruhe einen Tag allein zu verbringen, ohne Nervensägen, nur mit seinem eigenen Training, erschien ihm verlockend.

Weil es ein schöner Herbsttag war, die Kinder mit sich selbst beschäftigt und die Frau aus dem Haus, beschloss er gleich nach dem Frühstück loszufliegen und dort den Tag zu verbringen.

Bulma und Kakarott ahnten nicht, wohin ihr Vater verschwunden war, doch als er zur Mittagszeit plötzlich ankam, mit einem harten Funkeln in den Augen, wuchs ihr Unbehagen.

Warum sah er so ernst aus?

Hatte Bardock etwas gefunden, was zur Tsufurujin-Basis führte und es in Verbindung mit seinen Kindern gebracht?

„Du sagst nichts“ zischte Bulma ihren Bruder zu, der sich ängstlich hinter ihr versteckte „Überlass das Reden mir.“

„Ich war gerade bei Radditz alten Trainingsplatz, mitten in den Bergen…“ begann ihr Vater unheilvoll.

„Ach ja?“ Bulma und Kakarott taten unschuldig, aber langsam perlte der Angstschweiß an ihrer Stirn runter. Sie schafften es kaum, in seine strengen Augen zu sehen und wandten den Blick unsicher ab.

Bardock verschränkte die Arme und sah finster auf die Kinder herab.

„Ja“ knurrte er. „Und als ich nach meine Training Hunger bekam und nach unseren geheimen Vorräten geschaut habe, ist mir was aufgefallen.“

„Vorräte? Du hast heimlich Vorräte angelegt. Also Papa, wirklich, das geht nicht“ tadelte Bulma ihn in den Versuch, ihn abzulenken. „Du kannst doch nicht heimlich, ohne uns, Honig essen.“

„Woher weißt du, dass ich dort Honig versteckt hatte?“ fragte er. Sein Mundwinkel hob sich siegessicher nach oben, als die Kinder erschrocken zusammenzuckten.

Bulma erbleichte und sie hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund.

Sie hatte sich verplappert.

„Äh, ich habe es mir halt gedacht“ stammelte sie. „Weil er doch so süß und lecker ist.“

„So, so“ brummte Bardock, der den Kindern eindeutig nicht glaubte. „Du hast es dir also gedacht? Und du würdest natürlich deinen Vater nie anlügen, nicht wahr?“

„Ähhhhh…“ Bulma und Kakarott sahen sich unsicher an und versuchten Zeit zu schinden.

„Los, jetzt, die Wahrheit“ knurrte Bardock ungeduldig und sie zuckten erschrocken zusammen.

„Also gut, ja, wir waren da. Wir sind in die Berge gegangen und haben uns auf die Suche nach dem Trainingsplatz gemacht“ gab Bulma zu und ihre ängstliche Stimme wurde lauter und empörter. „Du hast es uns ja auch nicht verboten. Und da wir vorher mit Mama in den Bergen waren, habe ich mir gedacht, dass können wir auch allein machen. Tja, wenn du deine Vorräte halt nicht besser versteckst…wir hatten Hunger. An dein Bier sind wir ja nicht rangegangen.“

Erzürnt und selbstgefällig sah sie zu ihrem Vater hoch.

„Zu eurem Glück, denn Bier ist nichts für Kinder“ antwortete Bardock. Seine Augenbrauen waren steil zusammengezogen und böse starrten sich Vater und Tochter gegenseitig an.

Dann, langsam, zog sich sein vorher mürrischer, schmaler Mund amüsiert nach oben und er gluckste leise auf.

„Ich habe doch geahnt, dass irgendwas anders an euch war…euer kleines Geheimnis, eh? Tja, kein Wunder“ lachte er leise. Jetzt wusste er, warum sie reifer wirkten.

Vom Stimmungswechsel überrascht, sahen die Kinder ihn mit großen Augen an.

Bardock schmunzelte.

„Einfach allein losgegangen und unseren heimlichen Trainingsplatz gefunden, ohne wirklich zu wissen, wo man lang gehen muss. Dabei könnt ihr nicht mal fliegen“ Bardock schüttelte den Kopf bei dieser Unbedachtheit.

Einfach war es bestimmt nicht gewesen.

Wer weiß, wie lange die Kinder allein unterwegs gewesen waren und die Nacht dort verbracht hatten, immer in Acht vor den Himmelsherrschern und den eisigen Temperaturen in der Nacht.

Aber sie hatten es durchgezogen und es gefunden; sogar seine versteckten Vorräte.

Bardock war beeindruckt.

„Dann…dann bist du also nicht sauer?“ fragte Kakarott kleinlaut und schaute vorsichtig an Bulmas Rücken vorbei, hoch zu seinem Vater.

Bardock kratzte sich gedankenverloren den Kopf.

„Na ja, anfangs schon, als ich die Spuren gesehen habe…hab zuerst an Nagetiere gedacht, bevor ich die Säbelspuren eines Messers am Fleisch gesehen habe…aber ihr habt es ja zu gegeben und da ihr meine Brut seid und kein Fremder genascht hat…naja, da ist es in Ordnung. Also Kakarott, dann willst du vielleicht doch mal wieder mit mir trainieren? Wenn du jetzt den Weg kennst, kannst du ja auch dorthin gehen“ schlug er vor.

Kakarott blinzelte ihn verblüfft an. Mit dem Angebot hatte er nicht gerechnet.

„Äh, echt? Kann ich auch allein trainieren?“ fragte er vorsichtig an.

Bardock zuckte mit den Schultern. „Mach, was du willst.“

Manchmal war sein Sohn echt hoffnungslos. Anstatt die Chance zu ergreifen, von seinem erfahrenen Vater zu lernen, wollte der Junge lieber solo trainieren?!

Na, der würde seinen Fehler schon irgendwann bemerken.

Bardock schüttelte abfällig den Kopf und verließ das Haus, um wieder zurück zu fliegen.

Selbstgefällig dachte er darüber nach, was für einen guten Instinkt er doch besaß. Hatte er doch richtig bemerkt, dass die Kinder ihm etwas verheimlichten und die richtigen Schlüsse gezogen.

Tja, gegen seinen Spürsinn kam niemand an.
 

Bulma sah ihren Bruder argwöhnisch an.

„Denk nicht mal dran“ warnte sie ihn leise.

„Was meinst du?“ tat ihr Bruder unschuldig und blinzelte harmlos.

Bulmas Augen verengten sich misstrauisch und belehrend hob sie ihren Zeigefinger.

„Der wahre Grund, warum du alleine dorthin willst…du willst dich in die Basis schleichen und dort trainieren“ warf sie ihn vor.

Kakarotts unschuldige Miene täuschte sie nicht, auch wenn er versuchte, unbescholten und verletzt auszusehen.

„Was denn? Es ist nun mal besser dort und wenn Vater nicht dort ist…“ gab er schließlich zu.

„Das ist unfair“ unterbrach sie ihn zischend „und viel zu gefährlich. Was ist, wenn er plötzlich mal nach dir sehen will und dich nicht findet?“

„Du bist doch bloß sauer, weil du dich nicht heimlich wegschleichen kannst“ sagte Kakarott eingeschnappt. Bardock hatte nur ihm das Angebot gemacht, aber Bulma ignoriert.

„Ja, und? Es ist trotzdem unfair. Versprich mir, nicht ohne mich dorthin zu gehen“ zischte sie eifersüchtig.

Kakakott verdrehte die Augen und presste stur die Lippen zusammen. Bulmas Augen blitzten wütend auf und sie fing an, ihn in die Seiten zu piken.

„Versprich es, versprich es, versprich es“ setzte sie ihn unter Druck.

„Autsch, hört auf damit“ Kakarott wollte seine Schwester nicht wehtun, aber langsam ging sie ihm auf die Nerven. Er versuchte zu fliehen, doch sie ließ nicht von ihm ab.

Nach einer Weile hartnäckigen Piksen und Drohungen hatte Bulma es geschafft, ihn zu einem Versprechen zu zwingen, nicht ohne ihre Erlaubnis in die Basis zurück zu kehren.
 

Kakarott durfte also den alten Trainingsort seines Bruders nutzen.

Dank seines ausziehbaren Stabes und ohne die langsame Bulma an seinen Hacken, schaffte er den Weg auch täglich zu Fuß.

Bardock hatte ihn bislang das Fliegen nicht beigebracht, weil er fälschlicherweise glaubte, der Junge wäre zu schwach. Sein Scouter sagte ihm nur einen Powerlevel von 240 an und er wusste nicht, dass Kakarott sogar eine Ki-Attacke beherrschte.

Manchmal sah der Junge sehnsüchtig zu dem hohen Berggipfel hinauf und dachte an die wundervollen Schätze, die darunter verbogen waren.

Doch Bulmas Einwand war richtig gewesen: öfters spürte er die starke Aura seines Vaters, der mal vorbeiflog, um nach seinem Jüngsten zu sehen. Dann konzentrierte Kakarott sich schnell auf seine eigene Aura und unterdrückte sie, damit der Scouter seines Vaters ihn nicht verriet.

Nun, wo er das Ki-Lesen beherrschte, verstand er auch, wie stark sein Vater wirklich war. Während seine Aura einer Kerzenflamme ähnelte, war Bardock wie ein Lagerfeuer: seine Kraft leuchtete heller und stärker.

Eine erschreckende Tatsache, aber endlich konnte er die Kraft einschätzen, auch ohne einen Scouter zu besitzen.

Doch das Ki-Lesen hatte einen Nachteil.

Er war dummerweise zu gut darin, denn eines Tages wunderte sich sein Vater laut: „Wie zur Hölle trainierst du eigentlich? Du wirst ja keine Spur stärker!“

„Äh, doch, klar, werde ich“ entgegnete Kakarott beleidigt. Aber dann fiel ihm ein, dass sein Vater es ja nicht wusste. Schließlich hatten sie in letzter Zeit kaum gekämpft und der Scouter zeigte einen falschen Wert an. Schnell beruhigte er sich und wiederholte unbeirrt seine Kata.

Bardock saß auf einen Felsen, von dem er Kakarotts Übungen zugesehen hatte und strich sich stöhnend übers Gesicht.

Wie sollte das bloß in ein paar Jahren ablaufen, wenn Kakarott zu seinen Tatakai aufbrach? Der Junge wollte schließlich ein Krieger werden. Aber bei dem Level…eine Strategie musste her.

Nachdenklich strich er sich übers Kinn.

„Hast du eigentlich über Radditz letzte Niederlage gegen mich gehört?“ fragte er.

Kakarott hielt inne und sah ihn überrascht an.

„Nee, wann war das?“

„Schon Jahre her. Da war der Junge noch in der Ausbildung. Er hat mich herausgefordert und einen großen Fehler gemacht. Er wollte mich mit seinem Schweif schlagen“ erzählte Bardock.

„Aha. Und?“ Ahnungslos blinzelte Kakarott ihn an. Bardock grunzte genervt auf.

„Hör zu, Kleiner, dass unser Schweif unsere größte Schwachstelle ist, hast du hoffentlich schon kapiert?“

„Ja, habe ich“ entgegnete Kakarott pikiert.

„Gut, dann kannst du dir vielleicht vorstellen, was es für ein Gefühl ist, wenn ein Saiyajin dich ausgerechnet mit dem Schweif ins Gesicht schlägt. Dir seine größte Schwachstelle quasi unter die Nase reibt“ Bardock lächelte kalt bei der Erinnerung an Radditz Versuch.

Kakarott dachte nach und versuchte es sich vorzustellen. „Das wäre eine ziemlich große Verhöhnung“ stellte er fest.

Bardock nickte zustimmend.

„Es ist eine große Schande, wenn ein Saiyajin im Zweikampf so einen Schlag erhält“ erklärte er die Tradition. „Aber wenn du stattdessen schneller bist und so einen Angriff abfängt, hat dein Gegner keine Chance mehr“ erklärte er.

„Verstehe, du willst, dass ich beim nächsten Mal nach Radditz Schweif greife“ rief Kakarott erfreut aus. Auf die Idee war er noch nicht gekommen.

„Nein, du Vollidiot“ blaffte sein Vater ihn wütend an. „Ich will, dass du aus der Geschichte eine Lehre ziehst!“

Kakarott sah ihn verblüfft mit geöffnetem Mund an.

Bardock knurrte. Keine Intelligenzbestie und schwach…das konnte ja heiter werden.

„Ich weiß nicht, ob Radditz aus der Geschichte die richtige Lehre gezogen hat. Du auf jeden Fall schon mal nicht und dabei habe ich dich in deiner Kindheit ähnlich behandelt. Jedes Mal, wenn du mir zu viel Ärger gemacht hast, habe ich deinen Schweif gepackt“ fing er an zu erklären.

„Ich weiß“ unterbrach Kakarott ihn verschnupft „ich kann mich daran erinnern.“ Er rieb anklagend über seinen Schweif, der bei Bardocks letzter Züchtigung ganz verknickt ausgesehen hatte.

Bardock grinste nur hämisch, ohne schlechtes Gewissen.

Wer nicht hören wollte, musste halt fühlen.

„So, aber hast du nie dran gedacht, dass ich es auch getan habe, um dich abzuhärten?“ fragte er rätselhaft.

Sein Sohn schien immer noch nicht zu kapieren, worauf er hinauswollte, also musste er deutlich werden.

„Eine Schwachstelle, über die jeder Bescheid weißt und die jeder Saiyajin hat…das ist tückisch. Zuerst musst du deine eigene Schwachstelle ausmerzen, bevor du die deines Gegners attackierst. Kenne dich selbst und kenne deinen Gegner: das ist der Schlüssel zum Sieg“ verkündete er mysteriös.

Kakarotts Augen leuchteten auf und er sah nachdenklich auf den Schweif in seiner Hand.

Bardocks Mundwinkel zuckte leicht nach oben.

Hatte er es verstanden?

Nun, wie er es schaffte, war seine Sache.

Einen Schwachpunkt auszumerzen, war nie leicht.

Bardock stand auf und wischte sich den Dreck von der Hose.

„Ich fliege dann mal los. Sieh zu, dass du pünktlich zum Abendessen heimkommst“ befahl er seinen Sohn, bevor er in die Luft sprang und fortflog.

Kakarott war mit seinen Gedanken bereits woanders.

Er überlegte, wie er seinen Schweif trainieren und abhärten konnte.
 

Der Winter brach ein, mit unbekannter Kraft. Es fing sogar an zu schneien.

Ob es an der intensiven Hitzezeit gelegen hatte, dass der Winter sich revanchieren wollte?

Bei dem kalten Wetter verbrachte die Familie mehr Zeit zusammen im Wohnzimmer.

Draußen stürmte der eisige Wind und drinnen kuschelten sie sich alle in warme Decken, Kerzen und Ofen verbreiteten Wärme und Licht und warmer Tee heizte innerlich auf.

Eine Möglichkeit, sich die Langeweile zu vertreiben, war das Erzählen von Geschichten und dank der großen Büchersammlung und den neuesten mitgebrachten Werken, gab es viel vorzulesen.

Bulma hatte ein neues Buch bekommen, in dem die schönsten Märchen und Sagen aus der Galaxie gesammelt waren.

Wenn der Abwasch erledigt worden war, bat Kakarott seine Schwester, ihm eine daraus vorzulesen und dann hörte die Familie aufmerksam zu und danach waren Gine und auch Bardock mit dem Erzählen dran. Bardock bevorzugte Geschichten mit einem wahren Kern, die über tapfere Krieger aus der Vergangenheit handelten. In dem Märchenbuch handelten viele Geschichten über hübsche, naive Jungfrauen, mächtige Schätze, furchtbare Monster und tapfere Prinzen.

Wenn er das Wort „Prinz“ nur schon hörte, verzog sich sein Gesicht. Er hatte vor seinem geistigen Auge dann immer Prinz Vegeta vor sich, der kleinen, selbstgefälligen Nervensäge.

Dazu immer diese Frauen, die selten ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen und darauf warteten, von diesen Prinzen gerettet zu werden; nein, das war nichts für ihn.

Bulma schienen sie aber zu gefallen.

Heute hatte er Glück.

In der heute vorgelesenen Sage ging es um einen magischen Schatz.

Sieben Kugeln, die einen Drachen beschworen, der einem dann drei Wünsche gewährte.

Leider war die Sage nur sehr kurz, aber sie brachte einen zum Träumen.

Kakarott, der auf den Teppich lag, sah versunken in die Luft.

„Drei Wünsche…“ murmelte er. „Was würdet ihr euch wünschen? Also ich würde mir als erstes alle meine Lieblingsspeisen wünschen. Ein riesiges Bankett, für mich allein.“

Bardock schnaubte.

„Ein bisschen wenig für einen mächtigen Drachen“ wandte Gine ein. „Wünsch dir doch für jeden Tag hundert neue Speisen. Dann hast du immer was zum Essen.“

„Oh ja“ Kakarott schloss genießerisch die Augen und schien es sich vorzustellen.

Gine schmunzelte und sah ihre Tochter an, die ebenfalls sichtbar nachdachte. „Was würdest du dir wünschen, Bulma?“

„Hm, schwierig…ich habe so viele Wünsche. Vielleicht sollte ich einen Wunsch nutzen, um mir hundert Wünsche zu nehmen.“

„Gerissen, aber ich bezweifle, ob es möglich wäre“ lehnte Gine ab. „Wie wäre es mit Schätzen und Geschmeide, wie in den Märchen davor?“

„Solange es kein Prinz ist…“ brummte Bardock abfällig. Angeekelt schüttelte er sich bei den Gedanken, wie Bulma sich einen Prinzen wüschen würde und plötzlich Prinz Vegeta vor ihr stand.

Huahhh, grausamer Gedanke.

Er schüttelte den Kopf, um diese Horror-Vision zu verjagen.

„Warum verschwendet ihr eure Zeit mit sinnlosen Träumereien?“ sagte er laut. „Diese Dragonballs sind doch nur ein blödes Märchen. Aber der Super-Saiyajin soll wirklich existiert haben. Ein legendärer, goldener Krieger!“

Gine verdrehte die Augen.

Der Super-Saiyajin…das Lieblingsmärchen jedes saiyanischen Mannes. Es gab sogar Idioten, die sich die Haare blichen, aber das Ergebnis sah mehr weiß als golden aus.

Während Bardock seinen gespannten Kindern mehr von der Sage erzählte, schloss sie gelangweilt die Augen. Die Geschichten hatte sie schon oft genug gehört.
 

Wintersonnenwende

In einem Raumschiff weit entfernt im All…

„Nappa!“

Nappa sah von der Karte mit den neuen Zielen auf, die er gerade durchlas und sah fragend zum Prinzen.

„Nappa, heute ist mein 14. Geburtstag!“ erklärte der Prinz und baute sich vor dem sitzenden Riesen auf, so gut es bei seiner geringen Größe möglich war.

Radditz, der gelangweilt aus dem Fenster geschaut hatte, sah neugierig auf.

Der Tonfall des Prinzen ließ nichts Gutes erahnen.

Erwartete er eine Feier?

Wegen seinem Geburtstag?

Die beiden älteren Saiyajins fingen nervös an zu schwitzen. Hatten sie etwas Wichtiges vergessen?

„Du hast mir einst ein Versprechen gegeben, Nappa. Heute ist es soweit. Ich habe es nicht vergessen“ forderte Vegeta ihn bedeutungsvoll auf und setzte sich auf den gegenüberliegenden Stuhl.

Nappa überlegte eilig, um welches Versprechen es ging. Es fiel ihm nicht ein.

„Könnt Ihr mir einen Tipp geben, was ich euch versprochen habe?“ fragte er mit einem unguten Gefühl im Magen.

Vegeta brauchte nur ein Wort zu sagen, dann fiel es dem Muskelprotz wieder ein: „Frauen.“

Nappa erbleichte.

War es soweit?

Langsam erinnerter er sich wieder. Wie schnell die Zeit doch vergangen war. Aus der Sache kam er nicht mehr heraus.

Aber versprochen war versprochen

Radditz sah verblüfft zu beiden hin. Sein Instinkt riet ihm, den Raum zu verlassen, damit die beiden in Ruhe sich unterhalten konnten.

Er kam gerade mal zwei Schritte zur Tür, als Nappa sich zu ihm umdrehte.

„Radditz, wie weit bist du aufgeklärt?“

Radditz kratzte sich verlegen den Kopf.

Er war vor kurzem sechzehn Jahre alt geworden, hatte während seiner Ausbildung einiges nebenbei von den älteren Jungen gehört und sich anderes zusammen gereimt, aber eigene Erfahrungen hatte er noch nicht gemacht, aus mangelnden Gelegenheiten. Sein ungutes Gefühl verstärkte sich bei Nappas strengen Blick und er traute sich nicht, den Älteren anzusehen. Scham und Verlegenheit grummelten in seinen Bauch und färbten seine Wangen rot. Es verlangte ihn, durch die Tür zu gehen.

„Sex, Radditz! Wie ist dein Wissensstand? Wie man mit Frauen redet? Was passiert, wenn ein Mann und eine Frau beieinander liegen?“ wiederholte Nappa ungeduldig, weil er immer noch keine Antwort bekam.

Die beschämte Miene des Jungen sagte ihm alles.

Nappa knurrte.

Der Junge war schon 16 Jahre alt, da sollte er schon mal wissen, wie es abging, sonst würde er von den Frauen zerfleischt werden, sobald sie wieder auf Vegeta-sei zurück waren.

Saiyanische Frauen mochten keine egoistische Liebhaber.

„Ich habe keine Lust, dieses Gespräch zweimal zu führen, also setzt dich hin und höre zu“ befahl er.

Radditz wurde bleich, drehte sich eilig um und versuchte aus dem Raum zu rennen, aber der Muskelprotz war schneller und fasste rechtzeitig seinen Kragen.

„Bardock schuldet mir dafür einen Drink“ knurrte Nappa leise, zog den widerspenstigen Radditz mit sich und zwang ihn, sich neben Vegeta hinzusetzen. „Dafür dass ich seine Aufgabe übernehme, sollte er meine gesamte Rechnung übernehmen, wenn ich mir demnächst die Kante gebe.“

Er strich sich durch die Haare, die in letzter Zeit immer schütterer wurde.

Der beginnende Haarausfall lag an diesen nervigen Jungs. Vielleicht sollte er sich einfach eine Glatze rasieren?

Er setzte sich den Jungs gegenüber. Genervt fuhr er sich mit den Händen übers Gesicht, während die Jungs sich schwer taten, ihre Neugier zu verbergen.

Als Nappa sich seelisch vorbereitet hatte, nahm er die Hände aus dem Gesicht und fing an zu erklären.

„Also, es gibt Männer und Frauen. Frauen sind….also sie haben Brüste und keinen Penis. Stattdessen…oh Mann, ich hasse mein Leben“ stotterte er herum.

„Verständlich, das Leben hasst dich auch, aber DAS interessiert mich nicht. Weiter mit den Frauen…wie fühlen sich Brüste an?“ fragte Vegeta ungeduldig

Nappa stöhnte auf.

Das würde eine lange Nacht werden.
 

Wochen später, auf Vegeta-Sei…

Endlich beruhigte sich das Wetter.

Mit Sorge hatte Bardock auf die sinkenden Vorräte an Brennholz und Nahrung geschaut, aber endlich legte sich der wochenlange Sturm und die Sonne traute sich heraus.

War der Winter besiegt?

Er wollte es hoffen, denn jeder bekam allmählich einen Lager-Koller und wollte wieder an die frische Luft.

Selbst die Kinder fanden den Schnee nicht mehr so aufregend, nachdem sie öfters beim Wegschütten hatten helfen müssen.

Sein warmer Atem hinterließ immer noch Wölkchen in der Luft, aber die Luft war klar und der Himmel eisig-blau. Er zog die fellbesetzte Jacke zu und flog los, um die Lage in der Hauptstadt zu checken und ob es Neuigkeiten gab.

Bulma sah ihn von ihrem Zimmerfenster nach.

„Papa fliegt weg“ informierte sie ihren Bruder. Stirnrunzelnd wandte sie ihren Blick vom Fenster weg zu ihrem keuchenden Bruder, der vor ihr auf dem Teppich lag, die Zähne zusammenbeißend und Schweißperlen auf der Stirn. Er schaffte es kaum, seine Finger zu rühren.

„Bist du dir sicher, dass es funktioniert?“ zweifelte sie und sah auf seinen Schweif, den sie auf seinen Wunsch in ihren Fingern hielt und fest drückte.

„Jaaaa“ stöhnte er auf. „ich kann mich jedenfalls schon etwas mehr bewegen als letzte Woche. Also mach weiter!“

Bulma verdrehte die Augen.

Jungs waren echt dämlich.

Was die alles auf sich nahmen, um stärker zu werden…
 

Bardock traf sich in seiner Lieblings-Taverne mit Toma.

Die Luft war stickig und warm, jeder Tisch war besetzt und dementsprechend war es laut von Gelächter und Gemurmel. In der Mitte des Raumes brannte in einem eisenbesetzten Kessel ein großes Feuer.

Toma hatte ihren Stammplatz gesichert und mit einem Handschlag begrüßten sich die Männer, die sich wochenlang nicht gesehen hatten. Bardock zog sich die Jacke aus und setzte sich ihm gegenüber.

„Was gibt es Neues?“ fragte er und bestellte sich per Handzeichen beim Wirt ein Bier und, nach einem Blick auf die fast leere Schüssel vor Toma, auch eine Schüssel scharfen Eintopf.

Wäre das Essen heute schlecht, würde sein Freund sich weigern, es zu essen.

„Nicht viel“ fing Toma an und löffelte den Rest auf. „Hm, Prinz Vegeta hat wohl den nächsten Planeten unter Kontrolle gebracht und soll mittlerweile eine Kampfkraft über 10.000 erreicht haben. Nicht mehr lange und er überholt seinen Vater. Radditz scheint immer noch zu leben. Panbukin glaubt, dass es bald taut und wir dann auch wieder losziehen können.“

„In dem Alter schon über 10.000…scheiße, der Bengel ist arrogant wie sonst was, aber er führt die Elite auf ein neues Niveau“ staunte Bardock, gegen seinen Willen beeindruckt. „Warum glaubt Panbukin, dass es taut? Hat er die neuesten Wettervorhersagen bekommen?“

„Er sagt, sein rechtes Knie juckt und es wäre ein untrügliches Zeichen“ antwortete Toma trocken.

Bardock lachte auf. „Klar und wenn meine Eier jucken, regnet es.“

„Na, dann waren die letzten Herbstwochen ja echt hart für dich“ scherzte Toma zurück. „Aber du hast ja Gine, die hilft dir beim Kratzen.“

„Oh, erwähn es nicht. Du weißt ja, dass das Kinderzimmer direkt neben unseren liegt. Wir mussten mit aller Kraft still sein.“

Toma kicherte. „Das Problem habe ich als glücklicher Single mit eigener Bude nicht. Gerade bei dem kalten Winter suchen die Frauen einen heißblütigen Mann, der ihnen das Bett wärmt.“

„Dann hatte vielleicht sogar eine Pfeife wie Panbukin mal Glück“ brummte Bardock spöttisch.

Sein Bier und Eintopf wurden ihm vorbeigebracht und Bardock nahm einen kräftigen Zug vom schaumigen Getränk.

„Was machen die Kinder?“ fragte Toma.

Bardock überlegte einen Moment, wie er es am besten ausdrücken sollte.

„Während es meinem ersten Sohn nie schnell genug ging, tänzelt der zweite über die Wiese. Wir werden sein Tatakai herauszögern, so lange es geht. Ich befürchte, man wird ihn sonst abschlachten.“

Toma runzelte die Stirn. „Es ist schon lange niemand mehr einem Tatakai gestorben. Die Wächter passen schon auf. Aber momentan diskutieren die Minister mit den Ältesten, ob man diese Tradition weiterführen soll. Die Scouter-Ergebnisse sind ja oft aussagekräftig und der König will die alten Traditionen langsam abschaffen. Nachdem sein Sohn bereits gestrahlt hat, sieht er wohl keinen Grund für weitere Tatakais.“

Er kannte Bardock schon lange und ebenso seine Schwarzmalerei. So schlimm würde es schon nicht werden. Er musste dem Kleinen mal was zutrauen.

Wenn sich Toma an die Jahre vorher zurückerinnerte, wie der kleine Kakarott unbändig herumsprang und die Krieger ärgerte…so leicht ließ der sich nicht unterkriegen.

Bardock schnaubte.

„Wenn die Scouter-Aussage ausreicht, um das Tatakai zu ersetzen, wird Kakarott niemals zu einem Krieger. Nicht bei einem Wert von 240, der seit langem nicht höher geht. Vielleicht hat er ja seine Grenze erreicht.“

Toma pfiff mitleidig.

240 in dem Alter war wirklich schwach.
 

Ob es am juckenden Knie lag?

Das gute Wetter hielt an und die Kraft der Sonne nahm zu.

Innerhalb weniger Tage waren die Berge an Schnee geschmolzen und hinterließen eine Menge an Wasser. Bäche und Seen waren voll.

Die Aufträge stapelten sich und nun, wo der Himmel so klar war, konnten die ersten begonnen werden.

Bardocks Team gehörte zu den Ersten, die auf eine Mission geschickt wurden. Es war keine, für die Gine Interesse zeigte, aber die beiden Sarang-Partner hatten auch in den letzten Monaten genug Zeit zusammen verbracht.

Beide wussten: Bardock brauchte mal wieder eine lebensgefährliche Mission voller Blut und Kämpfe, um seinen Instinkt auszuleben.

Gine dagegen wollte einen geregelten Arbeitsablauf und abends bei ihren Kindern sein.

Nachdem Bardock wieder seinen Reisesack schulterte und sein Heim verließ, sah Kakarott seine Schwester stumm und flehend an.

Ohne seinen Vater als Störung könnte er die Tage in der Basis verbringen.

Diese war aber unwillig, ihr Einverständnis zu geben.

Zu dumm, dass der Tunnel immer noch nicht fertig war. Um für ein paar Stunden mal zu verschwinden und rechtzeitig wieder heimzukommen, reichte ihr die Zeit nicht.

Dafür war sie zu langsam.

„Oh bitte, bitte, Nee-chan“ flötete Kakarott in ihr Ohr und machte große, bittende Augen. „Ich bin auch immer rechtzeitig zurück. Ich kann dir ja dann Bescheid sagen, wann der Tunnel fertig ist. Dann kannnst du auch wieder mit.“

„Du willst bloß wieder in den GR und deinen Kakao trinken“ murmelte Bulma neidisch.

Kakarott umarmte sie und schmiegte sich an sie.

„Jaaa, und ich könnte dir dann etwas aus der Speisekammer mitbringen. Och bitte, komm schon. Das ist meine beste Chance, es allen zu zeigen.“

Bulma kniff grummelnd die Augen zu. Kakarott hatte Recht und es war gemein vor ihr, ihm ihr Einverständnis nicht zu geben, bloß weil sie eifersüchtig war.

Aber es bedeutete auch, dass sie ihre nächste Zeit allein und langweilig vertrödeln würde, bis ihre Mutter auch mal für längere Zeit fort war. Weder ihr Ki-Sinn noch ihr Scouter könnten sie rechtzeitig vorwarnen, wenn diese auf den Rückweg war. Gine würde sich wundern, wenn ihre Tochter nicht am Abend zu Hause wäre und ihr schlimmstenfalls Hausarrest geben.

So sehr der Neid auch an ihr nagte...letztendlich liebte sie ihren Bruder zu sehr, um ihm das zu verwehren.

Ergebend nickte sie und ignorierte seinen Freudeschrei.

Dann musste sie halt selbst zusehen, wie sie den Frühling verbrachte.

Vielleicht gab es noch ein paar interessante Übersetzungsarbeiten. Sie hatte die alte Schriftrolle noch nicht zu Ende übersetzt, weil die Tsufuru-Basis sie abgelenkt hatte.
 

Der erste Tag allein zu Hause hielt sie es noch durch.

Der zweite war schlimmer.

Am dritten Tag schmiss sie die alte Rolle achtlos in die nächstbeste Ecke. Sie war nur noch sinnlos. Kakarott nutzte lieber die neueste Technologie und sie selbst hatte ihr Interesse an Kampftechniken verloren.

Viel lieber wollte sie an einen Roboter schrauben und erkennen, wie er funktionierte.

Alles andere erschien ihr dröge: wie Bücher wiederholte Male zu lesen, die sie längst auswendig kannte.

Essen vorzubereiten und den Abwasch zu erledigen…

Stoffe zu färben und Kleider zu nähen…

Den Garten vom Unkraut zu befreien…

Ein paar Schleimaale zu fangen und auszunehmen…

Alles langweilig und schon zu oft getan.

Sie sah nach draußen, wo die Sonne schien und die ersten Blätter anfingen zu sprießen. Grummelnd zog sie ihren grauen Mantel an und zog sich die Kapuze über, um ihre blauen Haare zu verstecken.

Solange der Wald nicht sein schützendes grünes Gewand trug, war es sicherer so.

Sie beschloss einen großen Spaziergang zu machen.

Leise vor sich hin murrend, stampfte sie über die nasse Erde. Der Matsch klebte an ihren Schuhen und die Luft roch feucht.

Bulma achtete nicht auf den Weg. Es ging ihr nur um die Bewegung, um ihren Frust durch lange Schritte loszuwerden.

Sie war so sehr auf die Wut und die Vorwürfe gegen den unfairen Rest der Welt konzentriert, dass sie vom plötzlichen Auftauchen einer gigantischen Aura überrascht wurde.

Sie erstarrte.

Kakarotts Ki war wie eine Kerzenflamme, Bardocks ähnelte einem Lagerfeuer, aber das…das war ein Waldbrand.

Sie fing an zu zittern.

Auch die Vögel und Kleintiere schienen instinktiv die Gefahr zu spüren und wurden still.

Mit letzter Kraft versteckte sich Bulma hinter einem Baum und zog sich die Kapuze tief ins Gesicht. Sie rollte sich ein, suchte Schutz am mächtigen Stamm und in den unscheinbaren Falten ihres Mantels und hoffte, dass wer immer da draußen war, sie nicht finden würde.

Sie machte sich ganz klein und unterdrückte ihre eigene Aura.

Der Waldbrand, wie sie die mächtige Aura nannte, nahm ab.

Wer immer die Person war, sie änderte ihren Standort nicht, schien sich aber zu beruhigen bis die Aura schließlich nur noch so klein war wie eine Kerze.

Keuchend holte Bulma Luft und wischte sich den kalten Schweiß ab.

Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so eine Angst verspürt haben.

Es hatte sie überrollt.

Sie hatte nicht nur Macht, sondern auch Wut, Trauer und Schmerz gespürt: Eine verletzte Seele.

Vielleicht es lag es daran, dass sie diese Gefühle in den letzten Tagen selbst verspürt hatte, wenn auch im kleineren Ausmaß. Oder weil die Aura nun so schwach war.

Aber ihre alte Sünde holte sie ein: sie wurde neugierig.

Sie traute sich hinter den Stamm hervor und schlich sich gebückt, im Schutz von Ästen, näher zur Quelle.

Ihre Sinne waren auf Hab-acht-Stellung und führten sie zu dem Versteck der unbekannten Kraft.

Sollte diese Aura noch mal so stark aufflackern, würde es sie wohl lähmen; durch den stärkeren Effekt auf kürzere Distanz. Aber sie ging das Risiko ein.

Sie konnte nur hoffen, dass diese Person sich beruhigt hatte.

Immer noch war die Aura klein und unscheinbar, eine flackernde, traurige Kerzenflamme, die sie anrührte.

Vielleicht, so sprach eine leise Stimme in ihren Kopf, war es ja jemand Bekanntes.

Aber sie war mitten im Wald, weit weg vom See, wo sie sich sonst immer mit Veg getroffen hatte.

Er konnte es nicht sein.

Sie stutzte, als sie leises Schluchzen hörte. Ein hohes, zittriges Seufzen, wie sie es früher von Kakarott und auch von sich selbst kannte: jemand weinte.

Wenn jemand traurig war, konnte es kein Bösewicht sein. In den Märchenbüchern weinten diese nie, sondern wurden nur wütend und grausam.

Mutiger geworden, schlich sich Bulma näher ran.

Sie zog den Ast zur Seite, um einen Blick auf das Häufchen Elend zu werfen, das versunken auf den Boden hockte und den Kopf gesenkt hielt.

Ein kleines Kind mit schwarzen Haaren rieb sich das Tränen-verschmierte Gesicht.

Ein neuer Außenseiter im Wald

Bulma starrte verwundert auf das weinende Kind, das unter einem Baum hockte und sich schluchzend die Augen rieb.

Es war eindeutig ein Saiyajin, gut erkennbar am Schweif, der kraftlos neben ihm lag.

Es trug eine lange, helle Hose, Fellbesetzte Stiefel und eine kurzärmelige, rote Tunika. Die etwas längeren, schwarzen Haare und die großen Augen mit den dichten Wimpern, die tränenfeucht schimmerten, ließen das Kind schwach, aber auch niedlich wirken.

Von der Größe her schätzte sie es im selben Alter wie Kakarott, also etwa acht bis neun Jahre alt.

Hätte Bulma nicht vor kurzem die starke Aura von diesem Ort gespürt, sie wäre niemals auf den Gedanken gekommen, dessen Besitzer HIER zu finden.

Nicht so…und nicht in diesem Alter und dieser Größe…hier musste ein Irrtum vorliegen.

Sie blieb versteckt hinter einem Baum stehen, die Kapuze ihres grauen Mantels immer noch über den blauen Schopf gezogen und kontrollierte die Aura ihres Gegenübers, der sie immer noch nicht bemerkt hatte.

Doch es gab keinen Zweifel: die Stärke hatte rapide abgenommen, aber das war der Eigentümer der „Waldbrand“-Aura. Die Art der Aura, wie sie sich anfühlte, die Farbe…sie irrte sich nicht.

Sie legte den Kopf schief und betrachtete das kleine Häufchen Elend neugierig.

Bislang hatte sie noch nie einen Jungen in diesem Alter so weinen gesehen (Kakarott hatte nicht mehr seit seinem vierten Lebensjahr geweint) deswegen kam ihr der Verdacht auf, es mit einem Mädchen zu tun zu haben. Die großen, schimmernden Augen und die zierliche Gestalt verstärkten diese Mutmaßung.

Während ihrer Betrachtung, drang das flehende Schluchzen ungehindert an ihre Ohren und langsam konnte Bulma es nicht mehr aushalten.

Ob es am selben Alter wie ihr kleiner Bruder lag oder sie genau wusste wie man sich fühlte, wenn man einsam und alleine vor sich hin heulte?

Jedenfalls überkam sie eine Welle des Mitleides, die sie die vorherige Furcht vergessen ließ.

Sie sprang aus dem Dickicht raus und ging auf das weinende Mädchen zu.

Erschrocken hob es den Kopf und hörte auf zu heulen; sah sie stattdessen mit großen Augen erstaunt an.

Mit vorsichtigen, langsamen Schritten, die Hände offen und wehrlos vor sich zeigend, aber die Kapuze tief im Gesicht, kam Bulma näher. Ihr langer Mantel verdeckte den blauen Saiyajinschweif, die Kapuze ihre auffälligen Haare. Nur ihre Augen könnten sie verraten, aber sie hoffte darauf, dass es in diesem Moment nicht auffiel und zog den Saum über die Stirn, soweit es ging.

Vermutlich hatte das Mädchen gerade ganz andere Sorgen.

Bulma wusste, dass sie hiermit das Versprechen brach, das sie einst ihrer Mutter gegeben hatte, aber sie konnte nicht anders.

Sie sah sich selbst, wie sie sich früher im Gebüsch versteckt hatte und darauf gehofft hatte, eine helfende Hand würde ihren Schmerz lindern.

Das fremde Mädchen sah sie misstrauisch an und wischte sich schnell die Tränen aus den Augen, blieb aber auf den Boden sitzen und floh nicht.

Langsam ging Bulma in die Knie und bot ihre Hand an.

„Warum weinst du? Wieso bist du hier?“ fragte Bulma sanft.

Die Kleine zog schniefend die Nase hoch und schüttelte furchtsam den Kopf; die Lippen ängstlich zusammen gepresst.

Die seltsame Kapuzengestalt, die mitten aus dem Gebüsch sprang, schien ihr unheimlich zu sein.

Bulma dachte eilig nach.

Sie war impulsiv aus ihrem Versteck gesprungen, aber nun wusste sie nicht weiter.

Wäre sie an ihrer Stelle: worauf würde sie hoffen; was würde sie sich wünschen?

„Ich…ich will dir nichts tun“ begann sie und hob wieder ihre Hände in friedlicher Geste hoch.

„Ich wohne hier in der Nähe und habe mich gefragt, ob du dich verirrt hast. Kommst du aus dem Dorf? Was machst du hier so tief im Wald?“

„Ich…weiß nicht“ schniefte das Mädchen traurig. „Die andere haben mich geärgert und dann…ich bin wütend geworden….Papa hat gesagt, ich darf nicht wütend werden…aber trotzdem, sie waren so gemein…und jetzt bin ich hier und ich weiß nicht, wo ich hin muss.“ Sie wischte sich schnell die Tränen weg, die wieder hochkamen.

Wieder überkam Bulma eine Welle von Mitleid. Man hatte sie geärgert?

So sehr, dass sie fliehen musste?

Sie streckte instinktiv die Hand aus, um den Haarschopf ihres Gegenübers zu tätscheln.

Sie spürte, wie die Kleine zusammenzuckte und erstarrte.

War sie noch nie gestreichelt worden?

Vorsichtig tätschelte Bulma sie behutsam und allmählich entspannte sich das kleine Mädchen.

„Ruhig, ruhig…Alles wird gut“ flüsterte Bulma sanft und lächelte zuversichtlich. „wir finden schon einen Weg.“

Hoffnungsvoll wurde sie aus großen Augen angeschaut.

Bulma stand auf und bot ihre Hand aufmunternd an.

„Komm, wenn man nicht weiß, wo man ist, sollte man einen hochstehenden Ort suchen. Von oben sieht alles anders aus“ erklärte sie ihren Plan.

Da sie nicht wusste, aus welchem Dorf die Kleine kam oder vielleicht sogar aus der Hauptstadt, mussten sie weiter nach oben zu den Bergen gehen. Vielleicht fand sie dann wieder zurück.

Aber komisch war es schon…wie war sie hierhergekommen?

Geflogen?

Aber müsste sie dann nicht auch den Weg wieder zurück finden?

Oder war sie nur verwirrt oder zu jung, um die richtige Richtung zu finden?

Vielleicht hatte sie auch einfach keine Kraft mehr?

Das fremde Mädchen sah noch unschlüssig auf die angebotene Hand, aber dann, zögernd, griff sie danach. Bulma half ihr beim Aufstehen und zeigte mit der freien Hand zu den Bergklippen.

„Lass uns dorthin gehen. Vielleicht findest du dann wieder Rückweg. Von dort oben kann man bis nach Sadala sehen.“

Die Kleine blinzelte überrascht auf.

„Sadala…da komme ich her“ gab sie zu.

Bulmas Lächeln wurde breiter.
 

Die Augen der Kleinen wurden noch größer. So ein strahlendes, ermutigendes Lächeln hatte sie noch nie gesehen. Es erfüllte sie mit Zuversicht, dass wirklich alles wieder gut werden würde.

Immer noch hielt die Fremde im grauen Mantel behutsam ihre Hand und ließ sie auch nicht los, als sie gemeinsam losgingen. Der warme Hautkontakt war beruhigend.

Plötzlich stutzte das ältere Mädchen und drehte fragend den Kopf zu ihr

„Ach, wie heißt du eigentlich?“

„Ich heiße Broly….“ Mit Zögern wurde der Name ausgesprochen.

Bulma nickte verstehend, doch ihren eigenen Namen nannte sie nicht.

Sie hatte ihre Lektion gelernt: sie würde nur noch dann ihren Namen verraten, wenn sie sicher war, dass sie der betreffenden Person vertrauen konnte.

Ein Fehler wie damals bei Veg, der ihr nie seinen richtigen Namen genannt hatte, im Gegensatz zu ihr, würde ihr nicht mehr passieren.
 

Broly wartete noch einen Moment, doch seine Retterin stellte sich nicht vor.

„Wie heißt du?“ fragte er schüchtern nach.

Doch anstatt einer Antwort bekam er ein trauriges Lächeln und ein leichtes Kopfschütteln.

„Es tut mir leid, aber ich darf dir meinen Namen nicht verraten. Er ist ein Geheimnis.“

„Oh….“ Enttäuscht wandte er den Kopf ab und sah Richtung Boden, während er ihr folgte.

Doch ihre Hand hielt immer noch beruhigend seine und ihre Finger strichen entschuldigend über seine Haut.

Schweigend marschierten sie durch den Wald, immer weiter den steileren Hang hoch, bis die Felsen den Wald verdrängten und der Anstieg beschwerlicher wurde.

Schließlich erreichten sie eine Stelle, von der sie einen guten Überblick über den Wald bis zu seinem Ende hatte. Am Horizont zeigten sich die hohen Türme von Sadala.

„Siehst du“ sagte die Fremde und wieder lächelte sie ihn so unerwartet warm an „ jetzt kannst du deinen Weg wieder zurück finden. Ich hab‘s dir doch gesagt: alles wird wieder gut.“

Ermutigt nickte Broly und traute sich sogar das Lächeln vorsichtig zu erwidern.

Sie ließ seine Hand los und sofort vermisste er den warmen Hautkontakt.

Doch er wollte sich nicht weiter bedürftig diesem Mädchen aufdrängen. Langsam fing er an, hoch zu schweben, während sein Blick auf die weit entfernte Hauptstadt konzentriert war.

Sadala…der Anblick erinnerte an das heutige Geschehen und die Erinnerungen verursachten ihm Bauchschmerzen.

Er wollte nicht dahin zurück, aber leider lag dort sein Haus.

Da war es im Wald friedlicher gewesen und SIE…sie war netter als alle anderen Saiyajins, denen er bislang begegnet war.

Eilig drehte er den Kopf zurück nach unten.

Sie stand immer noch am Felsvorsprung und sah ihm nach. Sie schien darauf zu warten, dass er sicher losflog.

Doch stattdessen schwebte er wieder näher zu ihr runter.

„Darf ich…darf ich dich wieder treffen“ bat Broly schnell, bevor ihn der Mut wieder verließ.

Ängstlich sah er sie an, deren Gesicht zur Hälfte immer noch von der grauen Kapuze verdeckt war.

Sie verneinte seine Bitte nicht, stimmte aber auch nicht zu.

Stattdessen waren ihre Arme nachdenklich vor der Brust verschränkt.

„Ich weiß nicht….“ sagte sie langsam „niemand darf von mir erfahren…“

„Ich werde nichts sagen“ unterbrach er sie hastig. „ich schwöre es auf meinen Namen.“

Sie holte tief Luft und entschied sich schließlich.

„Also gut“ stimmte sie zu und Broly fing an, erfreut zu lächeln.
 

Bulma war von seiner Bitte überrascht, aber sie vermutete, dass Broly ein Außenseiter war, der sich nicht mit den anderen Kindern verstand.

Ein Außenseiter, wie sie es war.

Sie war so niedlich und wie flehend sie Bulma anstarrten…die blauhaarige Saiyajin fühlte sich geschmeichelt. Das kleine Mädchen erinnerte sie an sie selbst, deswegen stimmte sie zu.

Sie wusste, wie Einsamkeit sich anfühlte

„Siehst du die hohe, schiefer Kiefer dort unten?“ fragte sie und deutete auf den betreffenden Baum.

Broly nickte.

„Dann lass das unser Treffpunkt sein. Morgen, wenn die Sonne am höchsten steht, treffen wir uns dort. Aber denk an dein Versprechen“ erinnerte Bulma.

Broly nickte fest. „Ich schwöre auf meinen Namen, Broly, dass ich niemanden von diesem Treffpunkt erzähle.“

Mit einem letzten Lächeln drehte sie sich um und flog nun los, nahm dabei immer mehr an Geschwindigkeit auf, bis sie schnell am Horizont verschwand.

Bulma sah ihr nach und kehrte dann um.

Sie dachte an ihre Mutter, die tagsüber arbeiten war, ihr Vater, der auf langer Mission war und Ihren kleinen Bruder, der nur an sein Training in der Tsufurujins-Basis dachte und Veg und Radditz, die schon seit Jahren nicht mehr hier hergekommen….sie hatten sie wieder alleine gelassen.

Sie rannten ihren Träumen hinterher und ignorierten Bulma.

Sie lächelte grimmig.

Das Schicksal war gnädig gewesen und hatte ihr jemand Neuen zugesandt.

Sie würde niemanden, nicht mal Kakarott, davon erzählen.

Das geschah ihnen Recht. Jetzt war es Bulmas Zeitpunkt, dass sie ungehindert und ohne Rücksichtnahme etwas tat, was sie wollte.
 

Paragus, Minister am Hofe des Königs, drehte unruhig seine Kreise im großen, unbeleuchteten Wohnraum seines Hauses. Abwechselnd knurrend oder seufzend schritt er über den mit Teppichen ausgelegten Boden und sah immer wieder Richtung Tür, in der Hoffnung, dass sie sich öffnen würde.

Immer noch gab es keine Nachricht von seinem Sohn.

Als man ihn heute aus der Sitzung gerufen hatte, weil Broly einen unkontrollierten Wutanfall bekommen und sogar seinen Controller zerstört hatte, ahnte er, zu welchen Problemen es kommen könnte.

Dabei hatte er so sehr gehofft, dass es nicht passieren würde…

Irgendetwas war in der Kindergruppe, wo er seinen Sohn täglich hin sandte, geschehen, aber genaue Informationen konnte keine der Frauen ihn nennen.

Es hatte wohl mit einer Rabaukengruppe von fünf älteren Jungs zu tun, die sich auf den vermeintlich schwächeren Broly gestürzt hatten. Aber anstatt ihre Schläge über sich ergehen zu lassen, wie er es schon so oft getan hatte, war er dieses Mal ausgetickt.

Einer hatte wohl etwas gesagt, was wie ein Trigger gewirkt hatte…

Brolys Kraft war so plötzlich gewachsen, dass der Controller um seinen Hals den Druck nicht mehr stoppen konnte und zerbrach.

Zum Glück hatte der wütende Junge seine Angreifer nur mit einem Schrei an die nächste Wand geschmissen und war dann, ohne einen zweiten Blick auf sie zu werfen, in Richtung Berge geflogen.

Es hätte auch anders enden können…

Paragus seufzte und setzte sich an den Tisch. Er lehnte seinen Kopf in seine Hände und schloss müde die Augen.

Broly…welche Hoffnungen hatte er sich bei seiner Geburt gemacht, damals vor fast neun Jahren.

Seine Gefährtin war bei der Geburt gestorben, doch sie hatte ein machtvolles Erbe hinterlassen.

Da er von Kinderaufzucht keine Ahnung hatte, ließ er den Jungen die ersten drei Jahre seines Lebens in einer Brutkapsel reifen.

Doch der ältere Junge, den er danach auf den Arm nahm, war nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte.

Seine Augen waren sanft, sein Charakter weich und nachgiebig. Zwar besaß er eine unglaubliche Kraft, die selbst die Elitekrieger nicht standhalten konnten, doch weigerte er sich, sie einzusetzen.

Nein, es war er eher so, dass er es nicht konnte, weil ihm die nötige Aggression fehlte.

Paragus hatte einst den Fehler gemacht und versucht, seinen Sohn zu provozieren. Er hatte gedacht, mit ein wenig mehr Wut würde der Junge sich seinen Platz an der Spitze erobern. Er brauchte das übliche saiyanische Selbstbewusstsein; der Wille zum Kämpfen, Stolz und Ehrgeiz.

Doch bei Brolys erstem Wutanfall hatte er seine Idee schnell bereut.

Er hatte das schreiende, unkontrollierbare Kind mit einem Powerlevel über 10.000 kaum stoppen können. Wie ein Berserker hatte Broly um sich gewütet und selbst die Stimme seines Vaters hatte ihn erst in letzter Sekunde aufhalten können. Doch er hatte dafür sein linkes Auge opfern müssen und trug nun als Erinnerung eine Narbe im Gesicht.

Wenn sie nicht an einem einsamen Ort trainiert hätten…wie viele Verletzte oder Tote hätte es geben können?

Doch Brolys Kraft war nicht unbemerkt geblieben: viele Scouter hatten auf seinen Ausbruch reagiert.

Seitdem spürte Paragus den missgünstigen Blick des Königs bei jeder Sitzung auf sich. Paragus hielt daraufhin seinen Kopf noch weiter unten und versuchte nicht aufzufallen.

Wenn die eine Hälfte der Minister ihn auf die unglaubliche Kraft seines Sohnes ansprach und lobte, winkte er bescheiden ab und erzählte von dessen friedlichen, milden Wesen, das sich nicht für eine Führungsposition eignete.

Wenn die andere Hälfte ihn kritisierte, weil Broly sich nicht kontrollieren konnte und entweder sanftmütig oder reißerisch wütend war, senkte er entschuldigend den Kopf und sprach beruhigend vom Kontroll-Halsband.

Dieser enge Reif am Hals reagierte, sobald sein Powerlevel über 1.000 stieg und sandte schmerzhafte Stromstöße aus, die das Nervensystem störten und damit den Ki-Fluss. Zusätzlich hatte Paragus auch einen Transmitter, um das Gerät manuell steuern zu können, ebenso wie die Aufpasser in der Kindergruppe.

Eine Verpflichtung, die der König veranlasst hatte…

Doch heute war der Wutanfall so heftig und unerwartet geschehen, dass es keiner hatte aufhalten können und sein Sohn war immer noch verschwunden, dabei ging die Sonne bald unter.

Paragus seufzte tief.

Er hasste dieses Gefühl, als würde er die Kontrolle über die Situation verlieren.

Damals, bei Brolys erster Messung und seiner plötzlichen Beförderung zum Minister, hatte er angefangen zu träumen.

Was würde passieren, wenn sich Broly unaufhaltsam seinen Weg nach oben bahnte?

Selbst die Position des Königs stand damit in greifbarer Nähe.

Doch stattdessen…ohne eine anständige Kontrolle über seine Kraft und einen gewissen Funken an Ehrgeiz, würde Broly es niemals schaffen.

Paragus dachte an seine eigene Kindheit und an seine gestorbene Gefährtin: beide normale Saiyajins mit einem anständigen, aber gewöhnlichen Power-Level.

Wieso war Broly nur so stark, aber gleichzeitig auch so unsicher?

Lag es an dem Tod seiner Mutter?

Oder war die Brutkapsel schuld daran?

Wenn er sich die anderen Kinder ansah, die darin drei Jahre verbracht hatten…da war zum Beispiel Prinz Vegeta, aber an seinen trotzigen Charakterzügen war eher der König mitschuldig.

Wie der Vater, so der Sohn…

Aber trotzdem...viele Kinder, die zu viel Zeit darin verbrachten, waren vom Charakter schwierig.

Paragus rieb sich die gerunzelte Stirn.

Was geschehen war, war geschehen. Er konnte es nicht mehr rückgängig machen.

Er musste überlegen, wie er sich in naher Zukunft gegenüber den König benahm.

Wenn mehr von diesen „Unfällen“ geschahen, würde der König ihn bestrafen und zwar mit Hochgenuss.

Paragus war kein Narr. Er wusste, dass sich der König bedroht fühlte und auf die passende Gelegenheit wartete, die beiden Saiyajins aus dem Weg zu räumen.

Broly MUSSTE lernen, sich zu kontrollieren.

Entweder keine Wutausbrüche; aber dafür ein stilles, unauffälliges, friedliches Leben in der untersten Schicht der Hierarchie, als schwacher, sanftmütiger Saiyajin.

Oder Kontrolle über seine Kraft, zusammen mit der Willensstärke sie einzusetzen: dann gäbe es keine Gefahr mehr für sie auf diesen Planeten. Der König und der Prinz; selbst zusammen mit den restlichen Elite-Kriegern, könnten sie es mit Broly, den Legendären nicht aufnehmen.

Es wäre der Beginn von Brolys Regentschaft, seiner Ära…Paragus erlaubte sich ein kurzes, ablenkendes Träumen.

Ahhh, Broly auf den Thron und er daneben: als erfahrener, weiser Vater, würde er seinem mächtigen Sohn als Ratgeber zur Seite stehen.

Keine Bücklinge mehr, keine falsche Bescheidenheit…nein, endlich könnte er aufrecht stehen und mit Befehlsgewalt herrschen. Er müsste nie wieder seinen Kopf senken.

Er wäre kein stummer Minister mehr, kein nutzloser Ratgeber ohne Weisungsbefugnis, wie es aktuell seine Position war.

Nein, endlich würde er auch Macht in seinen Händen halten.

Versonnen schaute Paragus zur Decke, ein schmales Grinsen auf den Lippen, dass kaum von seinem Schnurrbart verdeckt wurde.

Seine ehrgeizigen Träume wurden durch das leise Klicken der sich öffnenden Türe unterbrochen, dass seine feine Ohren sofort erfassten.

Sein Kopf schellte zur Tür, wo er seinen Sohn sah, der vorsichtig und leise eintrat und seinen Vater im dunklen Zimmer noch nicht bemerkt hatte.

Erst als er das Licht einschaltete und seinen Vater stumm am Tisch sitzen sah, mit zusammen gezogenen Augenbrauen und düsteren Blick, sah Broly erschrocken, dass er nicht alleine war.

„Ha…Hallo, Vater“ stotterte er furchtsam.

„Broly, endlich bist du wieder da“ murmelte sein Vater und trat auf ihn zu. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“

Paragus kniete nieder und nahm seinen kleinen Sohn unerwartet in den Arm. Broly erstarrte.

Zwar war sein Vater nicht wütend und laut, wie er es erwartet hatte, aber seine Enttäuschung über ihn konnte er trotzdem spüren.

Trotzdem umarmte Paragus ihn?!

Broly fühlte sich, als verdiente er die sanfte Umarmung nicht. In seinen Augen spürte er die ersten Tränen der Erleichterung und Scham.

Aber als er die Hand seines Vaters nahe seinem Hals spürte, verstand er, warum sein Vater ihn umarmte.

Ein neues Kontrollhalsband wurde ihm mit leisen Klicken um den Hals gelegt.

Paragus löste die ablenkende Umarmung und legte seine Hände beschwörend auf den schmalen Schultern von Broly ab. Ernst sah er ihn an.

„Broly, das heute muss dein letzter Ausbruch gewesen sein. Wir dürfen uns keinen weiteren Kontrollverlust mehr erlauben“ erklärte er drängend.

Broly starrte zu seinem Vater hoch, dessen Narbe über dem linken, blinden Auge ihn ständig an seinen Fehler erinnerte. Schuld stieg wieder in ihm auf. Seit dem Tag, als er sich zum ersten Mal in der Wut verloren und unbeabsichtigt seinen Vater verletzt hatte, war ihr Verhältnis kälter geworden.

Er wusste, sein Vater fürchtete ihn ebenfalls, so wie jeder andere Saiyajin, der ihn wütend erlebt hatte.

Dieser Berserker-Modus, diese blinde Wut, die Zerstörungsgewalt, die ihn überkam und er nie unter Kontrolle bekam…

Abscheu oder Angst…das waren die Blicke, mit denen die Saiyajins Broly bedachten.

Brolys Hand befühlte den kalten, engen Metallring um seinen Hals. Er senkte den Blick und wagte es nicht mehr, seinen Vater ins Gesicht zu sehen.

In dieses gespielt sorgenvolle Gesicht, aber im verbliebenen Auge war die Angst gut erkennbar.

„Ja, Vater“ murmelte Broly gehorsam.

Er unterließ es, seinen Vater davon zu erzählen, warum er so ausgerastet war.

Normalerweise machte es ihn kaum etwas aus, wenn die andere ihn schlugen oder traten. Er war zu stark, selbst im sanftmütigen Modus spürte er es kaum.

Aber einer von ihnen hatte über seine tote Mutter gelästert und wie froh sie sein konnte, ihren Schwächlingssohn nicht mehr aufziehen zu müssen.

In diesen Augenblock war er wütend geworden.

Er wünschte sich nichts sehnlicher als die warmen, liebevollen Arme einer Mutter, in die er sich hineinstürzen konnte; so wie er es bei anderen Kindern gesehen hatte.

Eine Liebe ohne Ansprüche, eine Mutter, die ihn akzeptieren würde, so wie er war.

Er vermisste die Frau, die er nie hatte kennen lernen dürfen und beneidete jeden, der eine solche Mutter besaß.

„Gut“ hörte er die erleichterte Stimme seines Vaters und spürte ein abschließendes, aufmunterndes Schulterklopfen.

„Zur Sicherheit wirst du aber nicht mehr in diese Gruppe zurück kehren“ plante sein Vater weiter.

„Du bist mittlerweile älter und reifer. Du kannst im Haus bleiben oder in die königliche Bibliothek gehen. Als mein Sohn kannst du dort die Zeit verbringen, bis ich mit meiner Arbeit fertig bin und ich dich abholen kann.“

Broly hatte keine Probleme damit, nie wieder in die Kindergruppe zu gehen.

Nun, wo auch diese Kinder ihn erlebt hatten, wenn er wütend wurde, würde ihn niemand mehr ärgern, aber auch keiner wagen, ihn anzusprechen oder gar mit ihm zu spielen.

Seine Außenseiter-Position würde sich nur verschlechtern.

Das hatte er schon zu oft erlebt.

„Keine Sorge, Vater, ich kann ruhig alleine zu Hause bleiben“ sagte er leise. „Dann wird auch garantiert nichts mehr geschehen.“

Er konnte die Erleichterung seines Vaters regelrecht spüren, nicht mehr Zeit als nötig mit ihm zu verbringen.

„Sehr schön, Broly. Wie weise von dir. Geh in dein Zimmer. Wasch dich und ziehe dich um. Es war ein langer Tag. Ich werde die noch dein Mahl bringen, bevor du ins Bett gehst“ mit diesen Worten erhob sich Paragus und ging in Richtung Küche.

Broly blinzelte schnell die Tränen weg und ging in sein Zimmer.

Dieser Tag war furchtbar verlaufen, aber es gab einen Lichtblick: die unbekannte, junge Saiyajin im Wald, die bestimmt noch nie von ihm gehört hatte und ihn angelächelt hatte.
 

Als Broly am nächsten Tag zur verabredeten Zeit am verabredeten Ort ankam, sah er sich sorgenvoll um.

SIE war nicht zu sehen.

Hatte sie ihn versetzt?

Ihn angelogen?

„Hallo, Broly. Da bist du ja.“

Plötzlich stand sie hinter ihm, wieder in diesen seltsamen grauen Mantel mit der verdeckenden Kapuze, aber trotzdem konnte er wieder ihr Lächeln sehen.

„Soll ich dir den Wald zeigen? Es gibt da eine Wiese, wo die ersten Blumen blühen“ fragte sie ihn.

Schüchtern nickte Broly, der keine Erfahrung mit Spielen hatte, ihr aber seltsamerweise überall hin gefolgt wäre.

Wen sollte er auch schon fürchten? Niemand auf diesen Planeten war eine Gefahr für ihn.

Er übertraf sie alle an Stärke, sobald er sich bedroht fühlte und wütend wurde.

Wieder streckte sie ihre Hand aus und wartete auf seine.

Mit weniger Zögern als am vergangenen Tag, legte er seine hinein und ließ sich mitziehen, in eine unbekannte Welt.
 

Bulma hatte in der vergangene Nacht lange überlegte, was sie mit dem fremden Mädchen anfangen sollte.

Immer noch hielt sie den zierlichen Broly für ein Mädchen. Aber seine Einsamkeit hatte sie richtig eingeschätzt und eine ähnliche Isolation an ihm bemerkt wie sie und Veg es einst gemeinsam hatten.

Angesichts dieser seltsamen Stärke, die sie gespürt hatte, wollte sie vorsichtig sein.

Sie wollte Broly nicht zu ihrem Haus bringen, wo Kakarott ihn sonst vielleicht entdecken könnte.

Den See mit seinem Strand war für Vegs reserviert. Hier wollte sie kein anderes Kind herbringen.

Also blieben nur ihre Lieblings-Kletterbäume, die Blumenwiese und der Schleimaal-Tümpel. Im großen Wald gab es genug Orte, wo man spielen konnte.

Sie brachte Broly die Namen von Blumen bei und wie man Blumenkränze flocht.

Wo junge Kräuter wuchsen und wo die Trinkstelle einiger Tiere war, die sie heimlich beobachten konnten.

Wie man Verstecken und Fangen spielte und man sich im Kreis drehte, bis einem schwindelig war.

Manchmal saßen sie auch nur unter einem Baum und Bulma erzählte Märchen, die sie einst gelesen und immer noch im Kopf hatte.

Nach zehn Tagen, an denen Broly sich regelmäßig mit Bulma traf und immer mehr Vertrauen zu ihr fasste, konnte er seine Neugier nicht mehr zügeln.

„Warum versteckst du immer dein Gesicht? Warum nennst du mir nicht deinen Namen?“ wagte er zu fragen.

„Weil ich…anders bin“ antwortete Bulma zögernd.

„Ich auch“ antwortete Broly freizügig und sah seinen Gegenüber hoffnungsvoll an.

Er wusste nun, warum sie sich so vertraut vorkamen: sie waren sich ähnlich. Beide Außenseiter.

Er vertraute ihr, seiner geheimnisvollen Waldfee, die so freundlich zu ihm war und hoffte darauf, dass sie nun auch zu ihm Vertrauen fasste.

Zu gerne wollte er ihr Gesicht sehen und ihren Namen kennen.

„Ich verspreche auch, deinen Namen nicht zu verraten. Ich schwöre auf meinen Namen“ beteuerte er ernst. „Ich schwöre auf meinen Namen Broly und auf mein Blut als Saiyajin, dass ich dein Geheimnis wahren werde.“

Sie seufzte, sie dachte nach, sie zögerte, dann…zog sie ihre Kapuze zurück.

Blaue Haare und leuchtend blaue Augen kamen zum Vorschein.

Erstaunt riss Broly die Augen auf.

„Mein Name ist Bulma.“
 

Verwundert, dann aber ehrfurchtsvoll, bestaunte Broly das nun entblößte Gesicht.

Endlich kannte er ihr Geheimnis und wusste auch sofort, weshalb sie hier in der Einsamkeit wohnte.

Nun zeigte sie auch ihren Schweif, der von ähnlich ungewöhnlicher Fabre war wie ihre Augen und Haaren und bislang von ihren Mantel verdeckt worden war.

Er fühlte sich von ihr akzeptiert, weil sie sich offenbart hatte, aber er war auch überrascht, von was für einer fremdartigen Schönheit Bulma war.

„Wunderschön“ hauchte er fasziniert.

Bulma stutzte, aber dann lächelte sie entspannt.

Broly sah sie nicht als Missgeburt an. In seinen Augen sah sie nur Bewunderung, aber keine Abscheu.

Sie war erleichtert.
 

Zwei Wochen nachdem Bulma Broly entdeckt hatte und einen Spielkameraden gewonnen hatte, fiel Kakarott auf, wie abgelenkt seine Schwester wirkte.

Er erkannte es, als sie sich abends im Kinderzimmer aufhielten und Bulma an ihren Schreibtisch saß, den Kopf über eine Zeichnung gebeugt.

Kakarott zog sich seinen Schlafanzug an, als ihm die alte Schriftrolle auffiel, die unaufgeräumt in einer Ecke des Zimmers lag.

Er hob sie auf und legte sie zu seiner Schwester hin.

„Hier ist die Schriftrolle, an der du so lange gesessen hast. Warum lag sie in der Ecke? Hast du sie schon durchgelesen?“ fragte er.

Bulma hob blinzelnd den Kopf und blickte nur kurz und desinteressiert auf das Schriftstück. Schulterzuckend wandte sie sich wieder ihrer Zeichnung zu.

„Leg sie ins Regal. Damit beschäftige ich mich, wenn ich Zeit habe“ murmelte sie.

Kakarott war erstaunt, tat aber wie geheißen.

„Was soll das heißen? „Wenn du Zeit hast“? Was machst du denn gerade so dringendes?“ fragte er neugierig.

Mit schlechten Gewissen dachte er darüber nach, dass er Bulma vernachlässigt hatte, seitdem er ungestört in der Tsufurujin-Basis trainieren konnte.

Der Freiraum gefiel ihm, er konnte seine Zeit einteilen wie er wollte, aber Bulma war anscheinend beleidigt und sauer auf ihn.

Dabei sah es vom Arbeitsstand des Räumkommandos ganz gut aus: bald könnte sie ihn begleiten.

Lange würde es nicht mehr dauern und die Roboter hätten den unterirdischen Gang vollständig freigeräumt, dann könnte sie auch mit einem der Tsufuru-Fahrzeuge schnell und unbemerkt die Orte wechseln.

„Ich hatte eine Technik noch übersetzt namens „Sonnen-Attacke.“ Dabei sammelt man sein Ki im Stirn-Chakra und lässt es dann in einen Blitz raus, so dass es den Gegner blendet. Ganz einfach“ murmelte Bulma. „Aber der Rest hörte sich sehr kompliziert an. Du scheinst ja keine Lust mehr auf diese antike Rolle zu haben, sondern dich mehr für modernes Tsufuru-Training zu begeistern. Also, warum soll ich mir die Arbeit machen?“

Kakarott zuckte kurz zusammen.

Der Tonfall machte ihm deutlich, dass Bulma immer noch beleidigt war.

„Sonnen-Attacke? Das hört sich toll an. Kannst du sie mir morgen zeigen? Lass uns mal gemeinsam wieder trainieren“ machte er ihr das Friedensangebot.

Bulma warf ihm einen kurzen Blick aus schmalen Augen zu, bevor sie sich wieder ihrem Bild zuwandte.

„Keine Lust. Geh doch in die Basis. Ich kann mich auch selbst beschäftigen“ ihre Stimme war kühl.

„Oh, okay“ etwas enttäuscht wandte sich Kakarott ab und schlich in sein Bett. Er legte sich nieder und kuschelte sich ein, konnte aber noch nicht einschlafen.

Stattdessen sah er auf den Rücken seiner immer noch arbeitenden Schwester, die ihn ignorierte.

Warum wollte sie nicht mit ihm trainieren?

Lag es daran, weil er schon so viel stärker war als sie?

„Wir…wir können morgen doch mal wieder einen Spaziergang im Wald machen?“ schlug er stattdessen vor. „Oder wieder „Jäger und Beute“ spielen? Oder etwas anderes, was du entscheidest?“

„Morgen geht es nicht“ wies Bulma ihn ab.

„Oder übermorgen? Oder der Tag danach?“ fragte Kakarott beharrlich weiter, aber allmählich verstand er nicht, warum seine Schwester keine Zeit für ihn hatte.

So lange konnte sie doch nicht beleidigt sein?

Bulma erhob den Kopf nachdenklich, sah aber immer noch nicht zu ihm. Sie schien deutlich nach einer Antwort zu suchend.

Doch heraus kam nur ein „Es geht halt nicht. Vielleicht in ein paar Tagen.“

Enttäuscht murrte Kakarott leise auf und drehte sich um; kuschelte sich tiefer in seine Decke.

Bulma konzentrierte sich wieder auf ihr Bild; eine bunte Zeichnung ihrer Lieblingsvögel, die sie Broly morgen schenken wollte.

Vielleicht sollte sie ihr auch etwas nähen? Vielleicht ein einfaches Kleid?

Sie mochte es, wie sehr sich das kleine Mädchen über die kleinen Aufmerksamkeiten von ihr freute und wie bewundernd sie für ihre Fähigkeiten angesehen wurde.

Broly war niedlich, leicht zu beeindrucken und himmelte sie an. SIE freute sich darüber, Zeit mit ihr zu verbringen.
 

Kakarotts Misstrauen war geweckt.

Er spürte, dass seine Schwester ihm etwas verheimlichte.

Also wollte er herausfinden, was es war.

Nachdem ihre Mutter wie üblich am frühen Morgen zur Arbeit ging, erklärte er kurz darauf seiner Schwester, er würde nun auch wieder den ganzen Tag trainieren gehen. Doch stattdessen legte er sich auf die Lauer und beobachtete das Haus.

Er unterdrückte sein Ki soweit es ging und wurde einst mit dem Wald. Flach legte er sich auf den Boden, geschützt von den dichten Blättern eines Busches und wartete darauf, ob etwas passieren würde.

Tatsächlich sah er kurz darauf, wie Bulma, mit sauber geflochtenen Zopf und einer großen Umhängetasche aus dem Haus trat.

Unbemerkt folgte er ihr.

Trotz der großen Tasche war sie nicht auf Sammel-Suche. Sie ignorierte die jungen Kräuter und Pilze auf ihrem Weg, sondern ging unbeirrt den schmalen Pfad durch die Bäume entlang.

Kakarott achtete auf seine Schritte, damit kein verräterisches Knacken von Zweigen ihn auffliegen lassen würde.

Schließlich hielt Bulma an einen weiß blühenden Baum an, zu dessen Wurzeln sie sich hinsetzte.

Kakarott erwartete, dass sie nun wie üblich ein Buch aus ihrer Tasche ziehen würde, doch auch das tat sie nicht.

Es dauerte nicht lange und plötzlich wusste er, auf was sie wartete…beziehungsweise auf wen.

Ein junger Saiyajin, ungefähr in seinem Alter und Größe landete vor seiner Schwester, die den Neuankömmling entspannt mit einem Lächeln begrüßte.

Kakarott, der geübte Jäger, hatte sich passend zur Windrichtung versteckt, damit sein Geruch ihn nicht verriet. Dafür wehte der Wind in seine Richtung und verriet ihm das wahre Geschlecht des Fremden.

Verblüfft sah er dabei zu, wie Bulma mit dem Jungen sprach, ihm über den Kopf streichelte, ihm ihre Zeichnung schenkte und dann ein Buch herausholte und anfing, vorzulesen, während der Fremde tatsächlich seinen Kopf in ihren Schoss legte und entspannt die Augen schloss.

Das ging ja gar nicht??!

Das war sein Platz, seine Schwester! Sie las IHM vor und nur ER durfte seinen Kopf in ihren Schoss legen.

Wer war der Fremde, dessen Geruch und Gesicht ihm völlig unbekannt war.

Noch ein unbekannter Bruder, den er vergessen hatte, konnte es ja nicht sein.

Erzürnt sprang er aus seinem Versteck und trat auf die beiden zu.

Der fremde Junge öffnete erschrocken seine Augen, richtete sich auf und sah misstrauisch zu ihm hin und Bulma keuchte auf.
 

„Kakarott, was machst du denn hier?“ fragte sie bestürzt. Sie hatte seine Aura nicht gespürt.

Er musste sie ganz unterdrückt haben und war ihr heimlich gefolgt.

Sie merkte, wie Broly sich in Kampfstellung aufstellte und bedroht anfing zu knurren. Schnell legte sie eine Hand auf seine Schulter.

„Schon gut, Broly, das ist kein Feind. Das ist mein kleiner Bruder Kakarott. Er wird uns nichts tun.“

„Kakarott?“ Broly blieb misstrauisch. Bulmas Bruder sah ihn grimmig an, da wollte er seine Vorsicht nicht fallen lassen.

Eifersüchtig betrachteten sich die beiden gleichaltrigen, gleichgroßen Saiyajins.

Bulma wollte gerade das Verhältnis erklären, als Kakarott als erstes die Stille unterbrach:

„Bulma, was macht dieser fremde Junge hier?“

Sie stutzte und blinzelte verblüfft.

„Öh, Junge? Broly ist ein Mädchen?!“

Unsicher sah sie Broly an. Sie hatten nie darüber gesprochen, aber sie war überzeugt gewesen…doch Broly sah sie bei ihrer fragenden Aussage etwas entsetzt an und jetzt fing sie an zu zweifeln...

„So ein Quatsch“ entfuhr es Kakarott und trat auf Broly zu. Ohne zu zögern klopfte er leicht auf seinen Unterleib, auf seinen Schritt. Broly schrie hoch auf und sprang entsetzt zurück.

„Da, eindeutig, ich konnte die Kugeln spüren. Ich habe Recht. Broly ist ein Junge“ stellte Kakarott selbstzufrieden fest.

„NATÜRLICH BIN ICH EIN JUNGE! DAS GIBT DIR ABER NICHT DAS RECHT, MICH DA ANZUFASSEN!“ schrie Broly ihn an.

„Aber ich bin doch auch ein Junge? Was soll´s?“ antwortete Kakarott auf den Vorwurf nur schulterzuckend.

„Hat man dir keine Manieren beigebacht?“ Broly sah entgeistert auf diesen komischen Bruder.

Bulma massierte sich die Stirn, um die aufsteigenden Kopfschmerzen zu vertreiben.

Kakarott hatte ihr Geheimnis entdeckt, Broly war eigentlich ein Junge…gut, dass sie ihm noch kein Kleid genäht hatte.

„Schluss mit dem Geschrei, ich bekomme Kopfschmerzen“ murmelte sie.

Bestürzt sahen die Jungen das ältere Mädchen an und hielten gehorsam die Klappe.

Bulma wiederum sah auf die beiden Jungs, die von ihr eine Erklärung erwarteten.

Sie seufzte. Es ging nicht anders.

Sie musste Kakarottt einweihen.
 

„Also warst du in den letzten Wochen mit IHM beschäftigt?“ fragte Kakarott vorwurfsvoll nach.

Zusammen mit Broly saß er auf den Boden und behielt ihm wachsam im Blick.

Irgendetwas war komisch an den Kerl.

Seine Aura war schwach, aber so seltsam zittrig. Besonders als er so plötzlich aus seinen Versteck ausgetreten war und Broly erschrocken aufgesprungen war…für einen Moment war etwas Wildes, Unzähmbares in seinen Augen aufgeleuchtet.

Jetzt sah er wieder schwach und unschuldig aus, aber Kakarotts Instinkt warnte ihn, vorsichtig zu sein.

Bulma nickte.

Kakarott sah unschlüssig zwischen den beiden hin und her.

Es sah nicht so aus, als würden Bulma und Broly aufhören sich zu treffen und er wollte seinen Eltern nichts davon verraten.

Aber die Situation war unsicher…

„Gut, dann bin ich ab sofort auch dabei, wenn ihr euch trefft“ stellte er stur die Bedingung auf. Erschrocken wurde er angestarrt.

„Wenn ihr euch weigert, erzähle ich es Mama und Papa“ bluffte er.

Broly knurrte leise und Bulma seufzte, doch sie hatte keine andere Wahl.

Sie nickte.

Das gebrochene Versprechen

Broly konnte es kaum glauben.

Sein großer Wunsch nach Freunden hatte sich so plötzlich erfüllt.

Regelmäßig traf er sich alle zwei Tage mit Bulma und Kakarott im Wald. Die einsamen Zwischen-Tage zu Hause verbrachte er mit Träumen und glücklichen Erinnerungen an die vergangenen Tage.

Die beiden Saiyajins, die Ältere und der Gleichaltrige, waren anders als die Kinder, die er bislang getroffen hatte.

Es gab keine Konkurrenzkämpfe unter ihnen, keine kalten Blicke, keine höhnischen Sticheleien, kein Zupfen, Ziepen und beiläufiges Treten: all diese Eifersüchteleien, die er sonst ertragen musste.

Broly freute sich auf jeden Besuch und plante in den freien Tagen, was er ihnen am nächsten Tag als Geschenk mitbringen könnte.

Kakarott freute sich immer über Essen.

Broly besaß trotz jungen Alters, aber aufgrund seines Power-Levels eine hohe Hierarchie-Stellung, genau wie sein Vater: beide bekamen als Sold genug zu Essen geliefert. Bei ihm zu Hause gab es immer Vorräte und er verfügte über ein gewisses Taschengeld. Bevor er zu den Kindern flog, ging Broly oft über den Markt und suchte nach kleinen, tragbaren, frischen Delikatessen, die er mitnehmen konnte. Besonders Süßes liebten sie.

Bulma revanchierte sich, indem sie selbstgemachte Speisen mitbrachte, die von den Kindern unter den grünen Bäumen gegessen wurde.

Um sie zu beeindrucken, musste sich Broly mehr einfallen lassen. Bulma interessierte sich nicht für Schmuck oder Süßigkeiten wie die anderen Mädchen. Die glitzernden Geschenke, die er ihr mitbrachte, wurden nur sanft belächelt und freundlich zurückgewiesen, doch Broly bestand darauf.

Der Junge war tief im Inneren immer noch unsicher. Er wollte die Kinder an sich binden und besonders Bulmas Aufmerksamkeit war ihm wichtig.

Nicht nur ihr Äußeres, auch ihre stolze Haltung und ihr Selbstbewusstsein beeindruckten Broly. Sie war schön, klug und dabei so nett…Bulma entwickelte sich zu seiner wichtigsten Bezugsperson. Vielleicht lag es auch an ihr Fürsorglichkeit: sie war es gewöhnt, sich um ihren jüngeren Bruder zu kümmern und behandelte Broly ähnlich, wie sie es von ihrer Mutter gelernt hatte. Aber diese mütterliche Art erinnerte ihn unbewusst an seine tiefe Sehnsucht nach einer eigenen Mutter. In Bulma fand er so vieles, was ihn anzog: eine Außenseiterin wie er; eine Person, die ihn akzeptierte, ein Vorbild, eine Freundin, große Schwester, Mutterersatz.

Bulma nicht mehr allein für sich zu haben, sondern mit ihren kleiner Bruder zu teilen, erfüllte Broly mit zwiespältigen Gefühlen.

Einerseits sah er den schwächeren Jungen nicht als Gefahr an. Kakarott war zwar immer noch misstrauisch, aber er war nicht gemein und hinterhältig wie die anderen. Er war im gleichen Alter, ungewöhnlich fröhlich und ähnlich wie Bulma wusste er nichts von den gesellschaftlichen Regeln der Saiyajins.

Es führte dazu, dass die Kinder viel sorgloser und entspannter mit Broly umgingen, als er es gewohnt war und es gefiel ihm.

Anderseits drängte sich Kakarott oft zwischen ihnen, beanspruchte ebenfalls Bulmas Aufmerksamkeit und war als ihr Bruder näher mit ihr verbunden.

Dazu war Kakarott neugierig auf Brolys Stärke.

Er forderte ihn oft zu spielerischen Balgereien und freundschaftlichen Randori-Kämpfen auf, aber Broly winkte immer nur erschrocken ab.

Er hatte Angst, dass er sich nicht beherrschen könnte.

Diese Wut in seinem Inneren kam manchmal plötzlich und unerwartet. Er wollte seine neuen Freunde auf keinen Fall verletzen.

Kakarott war aber unerwartet energiegeladen, beharrlich und konnte kaum ruhig sitzen. Er kletterte in den Bäumen, sprang über Äste und forderte Broly auf, es ihm gleich zu tun. Auch wenn es kein Kampf war, suchte Kakarott die Herausforderung mit Broly und wollte sich mit ihm messen.

Broly bevorzugte Bulmas ruhiges Wesen: unbeeindruckt von Kakarotts Gebaren blieb sie lieber auf den Boden sitzen, um zu lesen.

Mit strengen Worten schaffte sie es auch manchmal, den übermütigen Kakarott zu bremsen.
 

Bulma gefiel Brolys stilleres Verhalten ebenfalls. Manchmal war Kakarott wirklich anstrengend.

Dass er nie ruhig sitzen konnte…

Selbst die Sonnen-technik hatte ihn nur einen Tag abgelenkt; so schnell hatte er die Attacke gelernt.

Abwechselnd verbrachte ihr Bruder seine Tage entweder in der Tsufuru-Basis oder begleitete sie, wenn Broly zu Besuch kam. Er wollte seine Schwester nicht mit ihm allein lassen.

Kakarott spürte, dass sie ihm etwas über Broly verheimlichte: diese versteckte, riesige Kraft, die seitdem nicht mehr hervorgebrochen war.

Bislang war der neue Junge schüchtern, lieb und nett gewesen.

Doch Kakarott besaß einen starken Instinkt, der ihn vor Broly warnte und um mehr zu erfahren, versuchte er den Gleichaltrigen heraus zu fordern, was Broly aus Vorsicht ablehnte.

Zu Brolys Glück war Kakarott zwar hartnäckig, aber nicht so aggressiv wie andere Kinder, die sofort mit Gewalt versuchten, ihren Willen durchzuboxen, sondern akzeptierte Brolys Ablehnung.

Heute, nach einer weiteren Absage ließ Kakarott enttäuscht den Kopf hängen und setzte sich abseits in eine Ecke, wo er niedergeschlagen mit der Erde spielte.

Er wollte so gerne mal gegen einen Gleichaltrigen kämpfen. Bulma und Gine waren zu schwach und Bardock wollte er nicht zu viel zeigen.

Gegen einen Gleichaltrigen zu kämpfen, würde ihm sagen, ob er es mit anderen in einem Tatakai aufnehmen könnte oder ob sein eigenes Training Verbesserungen vertragen würde.

Er wollte wissen, wie stark er mittlerweile geworden war.

Er seufzte auf.

Broly und Bulma sahen sich erstaunt an. Sonst akzeptierte Kakarott die Absagen besser.

Der unerfahrene Broly wusste nicht damit umzugehen und bekam ein schlechtes Gewissen, während Bulma sich wieder ihrem Buch zuwandte.

Vorsichtig trat Broly an Kakarott heran und überlegte, was sie stattdessen spielen konnten

Beute und Jäger?

Seil-springen?

Klettern?

„Tut mir leid, Kakarott, aber ich will nicht kämpfen“ widerholte Broly seine Entschuldigung. „aber wir können etwas anders machen. Was wünscht du dir? Soll ich übermorgen wieder diese kleinen Küchlein mitbringen?“

Kakarott sah interessiert auf. Die waren wirklich lecker; mit Honig und Nüssen kandiert und mit einer säuerlichen Fruchtpaste gefüllt.

„Hm, die waren echt gut. So was bekommen wir hier nicht zu essen“ stimmte er zu und langsam bildete sich ein vorfreudiges Lächeln auf sein Gesicht.

Broly nickte stolz. „Ja, in Sadala gibt es die besten Markstände. Das kommt, weil es das Zentrum der Saiyajins ist. Ich bemühe mich auch immer, die Sachen frisch zu euch zu bringen und fliege dann schnell, bevor sie erkalten. Denk mal an diese Grill-Spieße. Die waren sogar noch heiß.“

Kakarott erinnerte sich mit leisem, sehnsüchtigem Stöhnen daran.

Bulma schmunzelte, während sie die Jungen beobachtete, die sich wieder vertrugen. Essen war ihr gemeinsames Lieblingsthema.

Kakarott seufzte sehnsüchtig auf. „Die Grill-Spieße waren wirklich frisch und heiß gewesen“ erinnerte er sich. „Gut, dass du so schnell fliegen ka…“ Kakarott stoppte in seinen Satz.

Seine Augen wurden groß, als er eine Idee bekam.

Broly konnte fliegen.

BROLY KONNTE FLIEGEN!

Warum fiel ihm das jetzt erst auf?

Gut, er war mehr mit dem Abchecken beschäftigt gewesen und hatte nicht so ganz auf diese Kleinigkeit geachtete, aber jetzt…

„Broly, du kannst fliegen“ rief er laut aus und sprang auf. Auf seinem Gesicht lag ein begeistertes Lächeln.

Broly blinzelte ihn verwundert an, weil er diese Tatsache so laut ausschrie und sah fragend zu Bulma hin.

Kakarott folgte seinem Blick und wiederholte seine Aussage in Richtung Bulma.

Sie verdrehte genervt die Augen.

„Ja, ich weiß, Broly kann fliiiiii….“

Bulma wollte gerade teilnahmslos abwinken, als der Blitz sie durchzuckte.

Jetzt verstand sie, was ihr Bruder ihr sagen wollte. Ihr Buch fiel ihr aus den Händen und hastig stand sie auf.

Sie umringten aufgeregt Broly, beide mit denselben erhitzten, leuchtenden Gesichtern und derselben Frage:

„Kannst du uns das Fliegen beibringen?“
 

Bulma verfluchte sich selbst für ihre Nachlässigkeit, aber sie und Kakarott hatten sich längst an den Umstand gewöhnt, dass jeder außen ihnen fliegen konnte. Dadurch fiel es ihnen weniger auf.

Bardock und Gine erlaubten es ihrer Tochter sowieso nicht und ihren Sohn sahen sie als zu schwach an.

Auch Veg hatte sich damals wegen ihrem schwachen Power-Level geweigert und es als Zeitverschwendung angesehen.

Aber seitdem waren Jahre vergangen und die Kinder waren reifer und stärker geworden.

Jetzt lag es im Bereich des Möglichen, besonders nachdem sie durch das Ki-lesen eine bessere Kontrolle über ihre Lebenskraft erlangt hatten.

Broly blinzelte verblüfft und wusste nicht, was er antworten sollte, als seine beiden Freunde ihn mit dieser unüblichen Bitte überfielen.

Die meisten Kinder in seinem Altem konnten fliegen, aber auch nur, wenn es ihnen von ihren Eltern beigebracht wurde. Nur die wenigstens erkannten aus eigenem Antrieb diesen Trick. Auch sein Vater hatte es ihm beibringen müssen.

Er hatte nicht geahnt, beziehungsweise war es ihm nicht aufgefallen, dass die beiden nicht fliegen konnte.

Noch nie hatte man ihn wegen so einer Kleinigkeit, die doch allgemein bekannt war, so ehrfurchtsvoll angesehen.

Broly war tief geschmeichelt und konnte nicht anders als zu nicken. Ihr fröhliches Quietschen und ihre plötzlichen Umarmungen brachten ihn zuerst aus dem Konzept, aber dann genoss er es.
 

Bei seinen nächsten Besuchen konzentrierten sich die Kinder auf ihr neues Thema:

Sie wollten das Schweben und Fliegen erlernen.

Sie trafen sich dazu am See, damit sie ihre Übungen am Ufer machen konnte, wo Sand und Wasser den Fall abmildern würden.

Broly zeigte ihnen denen Kniff, den sie überraschend schnell erlernten: ihre Energie zu spüren und im gesamten Körper zu verteilen. Eine ähnliche Methode nutzten sie auch für das Ki-Lesen.

Um festzustellen, ob sie ihre Energie unter Kontrolle hatten, mussten die Kinder einen Ki-Ball zwischen ihren Händen bilden.

Für Kakarott eine einfache Aufgabe, die er schnell meisterte, aber auch Bulma schaffte es endlich unter Brolys geduldiger Anleitung. Er wusste, wie schwach sie war, aber sie war immerhin noch eine Saiyajin und fürs Schweben würde ihre Energie reichen, wenn sie diese konzentrieren könnte. Schließlich schaffte sie es, eine winzige, aber trotzdem hell leuchtende Kugel zu bilden.

„Das reicht aus“ bestätigte Broly. „Das Schwierigste ist geschafft.“

War dieser Punkt erreicht, ging es um die Vorstellung: man musste sich glaubhaft vorstellen, vom Boden abzuheben.

„Das Fliegen ist wie das Nutzen eines Körperteils, von dem man nicht weiß, dass es existiert“ versuchte Broly den Trick zu erklären und wiederholte die Worte seines Vaters. „Erst wenn euer Gehirn es bemerkt, könnt ihr es später immer besser steuern. Bis es nur noch eine beiläufige Bewegung ist, als würdet ihr eure Arme und Beine gleichzeitig bewegen. Aber das erste Mal ist halt immer am schwierigsten, weil euer Gehirn noch nicht die richtige Verbindung kennt.“

Für Bulma war das logisch, Kakarott verstand es zuerst nicht. Er besaß zwar ein höheres Energie-Level, was ihm den ersten Schritt erleichtert hatte; Bulma aber dafür die bessere Vorstellungskraft.

Doch sie übten fleißig und halfen sich gegenseitig.

Bereits nach dem dritten Unterrichtstag war es beiden möglich, knapp über den Boden zu schweben.

Broly klatschte lobend.

„Der Rest ist relativ einfach. So wie man mehr Energie braucht, um schneller zu rennen, so verbraucht ihr auch mehr, wenn ihr schneller fliegt. Fliegt ihr zu schnell, wird der kalte Wind euch in den Augen tränen, euch auskühlen und der Winddruck kann einen verletzen. Dagegen gibt es noch einen Trick. Ihr lasst einen Teil eurer Energie aus allen Poren raus und bildet damit einen Ki-Schirm um euren Körper. So etwas machen die Krieger auch, um sich gegen feindliche Angriffe zu schützen. Auf diese Weise kann man schwache Ki-Angriffe abprallen lassen.“

Broly führte es vor, stemmte seine Arme eng an seinen Körper und konzentrierte sich: sein Körper war plötzlich von einem hellen Glanz umgeben.

Kakarott und Bulma waren von seinem Wissen beeindruckt.

Darum konnten also einige schneller als andere fliegen oder Angriffe besser überstehen.

Fleißig übten sie weiter und schafften es bald, schneller und höher zu fliegen. Wie von Broly prophezeit, wurde das Kontrollieren, der Wille zum Fliegen, einfacher, je häufiger man es nutzte.

Eine gewisse Höhe war aber die Grenze.

Auch der Stärkste konnte nicht zu hochfliegen, weil es keinen Weg gab, den Sauerstoffmangel und die Kälte der höheren Atmosphären auszugleichen.

Aber für Bulma war dieser Umstand ertragbar, wo sich doch ihr heftigster Wunsch erfüllt hatte: Endlich konnte sie fliegen und die Welt von oben sehen.

Was machte es da schon, wenn sie nicht so schnell und weit nach oben kam wie ihr Bruder und Broly.

Allein die Tatsache, über den See zu schweben, ihre Füße knapp übers Wasser tanzen zu lassen oder leichtfüßig über die dünnsten Äste zu springen, ohne befürchten zu müssen, man könnte abzustürzen…es war fanatisch und erfüllte sie mit einem Glücksgefühl wie damals, als die sie Tsufuru-Basis erobert hatte

Besonders lustig war es, wenn sie gemeinsam losflogen, über den See oder in Richtung Berge, weit ab von Sichtweite der Saiyajins.
 

Beglückt kehrte Broly von seiner letzten Unterrichtsstunde heim.

Immer wieder hatten sich die Kinder von einer Klippe in den Bergen in die Tiefe stürzen lassen, um kurz vor dem Abgrund wieder steil hoch zu fliegen.

Die steilen Hänge und rohe Felsenschluchten waren wie ein natürlich geformter Parcours, indem sie Haken und Rollen schlugen, enge Kurven flogen und ihre Kontrolle verfeinerten, während sie um die Wette flogen. Bulma war zwar langsam, aber geschickt, während Kakarott gerne halsbrecherische Manöver flog.

Zu Hause angekommen, wurde er von der früheren Ankunft seines Vaters überrascht. Er war vor ihm da und wartete im Hauptraum.

Erschrocken sah er seinen Vater an, der ihn misstrauisch und alarmiert betrachtete.

„Broly, wo bist du gewesen? Warum warst du nicht hier?“ fragte Paragus beunruhigt. „Ich habe mir Sorgen gemacht.“

Broly zuckte kurz zusammen.

Sein Vater besorgt?

Aber nicht um ihn, sondern was er anstellen könnte.

Broly dachte an all die schönen Momente der letzten Wochen, sein gut gehütetes Geheimnis und so brach es aus ihm heraus. Seinen Vater konnte er nicht anlügen.

Schon so lange hatte er diesen Drang, von seinem Glück zu erzählen, es zu teilen und auch ein wenig anzugeben.

Er wollte seinen Vater zeigen, dass er kein Versager ohne Freunde mehr war.

„Vater, ich habe Freunde gefunden“ verkündete er stolz.
 

Paragus sah mit großen Augen auf seinen Sohn herab.

Broly und Freunde?

Aber diese strahlenden, glücklichen Augen und das breite Lächeln…er schien die Wahrheit zu sagen.

Impulsiv hob Paragus seinen Sohn hoch in die Luft.

Tiefe Erleichterung überkam ihn.

„Freunde? Das ist fantastisch, Broly“ lobte er ihn.

Broly lachte ihn an. Paragus wurde von dem Lachen angesteckt und freute sich ebenfalls. Beide jubelten lauthals, während Paragus seinen Sohn herumschwenkte.

Freunde…das war ein gutes Zeichen.

Nicht nur, dass Broly in den letzten Wochen keinen Wutausbruch mehr gehabt hatte, aber nun hatte er auch soziale Kontakte zu anderen Kindern gefunden?!

Das war ein gutes Zeichen, vermutlich hing das eine sogar mit dem anderen zusammen.

Wenn Broly sich weiterhin so gut mit seinen neuen Freunden verstand und sich für sie so anstrengte, dann…die Zahnräder in seinem Kopf fingen an zu rattern.

Dann wäre es im Bereich des Möglichen, dass Broly lernte, seine Kraft und Emotionen zu beherrschen.

Dann könnte das geschehen, wovon Paragus schon so lange träumte.

„Ich bin sehr stolz auf dich“ erklärte der Saiyajin und setzte seinen Sohn wieder ab. Lobend strich er ihm über die Haare. „Dann bist du deswegen nicht hier, weil du mit ihnen spielst. Gut, gut…hast du deine Freunde denn auch hier her mal eingeladen? Unser Haus steht ihnen offen. Ihr könnt im Garten spielen oder mit deinem Spielzeug. Die Speisekammer ist auch randvoll“ schlug er vor.

Wer immer diese Kinder auch waren, Broly musste sie sich warmhalten.

Wenn sie das schöne Haus und den grünen Garten sahen; vom guten Essen kosteten, würde sie das noch näher an Broly binden. Endlich lernte sein Sohn, wie man mit anderen Saiyajins umging, ohne Gewalt zu nutzen oder zu heulen.

Broly sah ihn mit großen Augen an.

„Darf ich…?“ hauchte er fragend.

Paragus nickte und strich ihm wieder über den Kopf.

„Ich würde deine Freunde gerne mal kennenlernen“ fuhr er fort. Er war neugierig.

Was für furchtlose Charaktere waren diese Kinder?

Broly hatte in der Mehrzahl gesprochen: wie viele Freunde hatte er gefunden und aus welcher Familie stammten sie?

Er setzte sich hin und klopfte einladend auf seine Schenkel. Vorsichtig folgte Broly der Einladung und setzte sich auf seines Vaters festen Oberschenkel.

„Nun, erzähl mir von ihnen. Mit wie vielen spielst du? Wie verbringst du deine Zeit?“

Broly war zwar angetan von Paragus Interesse, aber auch vorsichtig: schließlich hatte er Bulma versprochen, niemanden von ihr zu erzählen.

„Es ist ein Junge in meinem Alter und seine ältere Schwester“ fing er behutsam an. „Wir spielen alles mögliche…hm, wie Fangen und Verstecken. Oft liest sie uns auch was vor.“

Paragus nickte wohlwollend.

„Willst du sie die nächsten Tage denn mal zu uns einladen?“ wiederholte er die Einladung.

Broly stutzte erschrocken. Sein Vater dachte, seine neuen Freunde wären aus der Stadt oder wenigstens aus einem der Dörfer, aber Kakarott und Bulma wohnten versteckt.

Obwohl sie jetzt fliegen konnten und den Weg innerhalb kürzester Zeit schaffen würden, waren sie bislang noch nie in der Hauptstadt Sadala gewesen. Ihre Eltern würden ihnen das bestimmt nicht erlauben.

Paragus bemerkte, dass er seinen Sohn zu sehr unter Druck setzte. Brolys Lächeln schwand und er wandte den Blick unsicher ab. Schnell versuchte er seine Stimmung zu heben.

„Nun, wir haben ja keine Eile. Ich möchte nur, dass du weißt, wie sehr ich mich für dich freue“ sagte er jovial und mit aufmunterndem Lächeln. „Zwei Freunde und darunter ein Mädchen…ich bin beeindruckt.“

Paragus war beeindruckt und erleichtert: er hatte mit jüngeren Kindern gerechnet, die noch nie von Brolys Ausrastern gehört hatten. Aber ein Altersgenosse und ein Mädchen, die dank ihrer sanfteren Wesen schon immer einen guten Einfluss auf die Jungen gehabt hatten…das ließ hoffen.

Er hatte schon seit langem den Verdacht gehabt, dass Broly weiblichen Einfluss vermisste.

Paragus hatte deshalb auch über eine Amme nachgedacht, aber seine verstorbene Gefährtin war auch seine Sarang-Partnerin gewesen und da sah man es nicht gerne, wenn bei einem Witwer eine ungebundene Frau einzog.

„Treu bis über den Tod hinaus“ war die Forderung des Sarang-Bundes.

Er musste schließlich auch an seine Karriere denken und wollte den Kritikpunkten von König Vegetas nichts Neues hinzufügen. Je weniger Munition er in der Hand gegen ihn hatte, desto besser.

Zudem war er unsicher, ob eine weitere Person im Haus bei Brolys unerwarteten Wutanfällen eine Hilfe war. Schlimmstenfalls konnte sie damit nicht umgehen und heizte die Gerüchteküche weiter auf. Aus diesem Grunde leistete er sich zwar eine Hausangestellte zum Putzen, Waschen und Kochen, aber nach getaner Arbeit verließ diese das Haus.
 

Paragus Vorschlag kam zur richtigen Zeit, denn erst vor wenigen Tagen hatte Kakarott seine Mutter zum ersten Mal ins nahegelegene Dorf begleitet.

Vorher hatte er aber Gine schwören müssen, diesen Weg weder seiner Schwester zu zeigen noch sie jemals ins Dorf mitzunehmen. Ebenso durfte er keinem anderen Saiyajin von seiner Schwester erzählen.

Kakarott hatte stirnrunzelnd den Eid geleistet, war seiner Mutter dann zu Fuß gefolgt und hatte ihr beim Einkaufen geholfen. Neugierig hatte er sich das Dorf angesehen. Während er die Taschen mit Lebensmittel trug, hatte er den Anblick, die Laute und Gerüche eingesogen, um davon seiner Schwester später genau erzählen zu können.

Wie erwartet, hatte Bulma ihn nach allen nebensächlichen Kleinigkeiten gefragt. Was die Saiyajins trugen, wie ihre Häuser aussahen, ob er andere Kinder gesehen hatte…

Kakarott hatte von den einfachen Bauten aus Lehm und Holz erzählt und dem Marktplatz als Mittelpunkt des Dorfes beschrieben, wo die Händler ihre Stände aufgebaut hatten.

Er erzählte von der kleinen Wasserstelle an einer Lehmkuhle, wo die Frauen ihre Wäsche wuschen und die Alten im Schatten alles im Blick behielten.

Viele Kinder hatte er nicht gesehen, aber einige seltsame Fahrzeuge, die Waren anlieferten und dann wieder in die Ferne fuhren, über einfache, staubige Straßen.

Broly hatte während seiner Erzählungen nur still gelauscht und belustigt ihre aufgeregten Gesichter beobachtet. Wenn bereits ein kleines Dorf so aufregend war, welchen Eindruck würde dann Sadala auf sie machen?

Diesen Gedanken hatte ihn seitdem öfters verfolgt und nun hatte auch noch sein Vater sein Einverständnis gegeben. Broly wohnte in einem schönen Haus, zu groß für nur zwei Personen, etwas abseits vom Königspalast in einer ruhigen Ecke.

Die dichten, alten Bäume und die hohen Mauern machten es einem schwer, da reinzusehen.

Er könnte die Kinder heimlich zu sich einladen und abends zur Dämmerung könnten sie wieder zurückfliegen?

Der Gedanke ließ ihn nicht mehr los und als sie sich am nächsten Tag trafen und das Gespräch zufällig wieder auf Kakarotts Besuch fiel, platzte er laut hervor.

„Wollt ihr nicht mit mir nach Sadala fliegen?“

Verdutzt sahen sie ihn an. Broly errötete.

„Ich…ich könnte euch zu mir einladen“ erklärte er. Broly hatte selbst nicht gedacht, wie wichtig ihm ihre Zustimmung war und es war ihm etwas peinlich.

Aber Bulma lächelte ihn zustimmend an, während Kakarott dagegen die Stirn runzelte.

„Was ist mit Bulmas Haaren? Ihren Augen?“ fragte er kritisch.

„Ich trage meinen Mantel mit der Kapuze, dann fällt das nicht so auf. Nur, bis wir bei Broly im Haus sind. Niemand wird uns sehen…“ sagte Bulma schulterzuckend.

„Ich habe im Dorf keinen gesehen, der so einen Mantel trug. Wird das die Saiyajins nicht misstrauisch machen? Du solltest keine Aufmerksamkeit erregen“ widersprach ihr Bruder. „Es ist gefährlich, wenn wir nicht rechtzeitig zurück sind. Momentan ist es lange hell. Wir müssen früh raus und spät zurück, um die Dunkelheit zu nutzen. Wie sollen wir uns hin und zurück schleichen, ohne dass unsere Mutter was merkt?“

Bulma biss sich widerspenstig auf die Lippe.

„Es ist gerade aber auch besonders grün. Wir bleiben schön versteckt in den Gebüschen. Für eine kurze Zeit dorthin zu fliegen, sollte machbar sein. Broly, kennst du einen Weg, wie wir unbemerkt zu dir gelangen können?“

Broly nickte.

„Wir fliegen ja nicht direkt in die Hauptstadt. Ich wohne mehr am Rand und wir haben keine direkten Nachbarn“ versuchte er Kakarott zu überzeugen.

Doch der Junge blieb skeptisch.

Bulma, die jetzt Feuer für den Vorschlag gefangen hatte, musste ihn überreden und zog ihren Bruder mit sich ins Gebüsch.

„Wir sind gleich wieder da“ flötetet sie zu Broly gewandt.

Außer Sicht- und Hörweite, versuchte sie ihren kleinen Bruder für den Vorschlag zu gewinnen.

„Was ist schon dabei?“ fing sie an. „Wir können dank des Ki-Lesens fremden Saiyajins aus dem Weg gehen. Meinen Scouter nehme ich Sicherheit auch mit. Wir sind im Fliegen richtig gut geworden und werden den Flug ohne Probleme schaffen. Broly sorgt dafür, dass wir einen versteckten Weg gehen und wir halten uns dann in seinen geschützten Wänden auf“ versuchte sie ihn zu überzeugen.

Aber Kakarott schüttelte ablehnend den Kopf. „Warum willst du denn unbedingt nach Sadala, wenn wir eh den Tag hinter geschlossenen Wänden verbringen? Warum das Risiko eingehen?“

Bulma stampfte ungeduldig auf.

„Weil ich schon mein ganzes Leben davon träume, mich dieser Stadt zu nähern. Schon seit man mir davon erzählt hat und mir die Türme am Horizont gezeigt hat“ erklärte sie aufbrausend.

„Wer hat dir davon erzählt?“ fragte Kakarott misstrauisch, doch Bulma winkte ab.

„Das ist nicht wichtig. Ich werde Brolys Angebot annehmen. Was ist mir dir?“

Sie erzählte ihm nicht von Veg, an den er sich nicht mehr erinnern konnte und zu ihrem Glück wusste Kakarott auch nichts über den Schwur, den sie einst ihrer Mutter geleistet hatte.

Nur Radditz war Zeuge gewesen, als sie versprechen musste, im Wald zu bleiben.

Ja, sie wusste, sie brach ihren Eid…aber seltsamerweise fühlte sie keine Schuld deswegen.

Ein kurzer Besuch nach Sadala zu Broly und dann schnell wieder zurück…das sollte ja wohl möglich sein.

Kakarott sah den festen Entschluss in den Augen seiner Schwester. Wie so oft bei ihr würde sie es durchziehen, ob mit oder ohne ihm.

Dieser Sturkopf!

Er hatte keine Lust, nach Sadala zu fliegen; es interessierte ihn nicht besonders.

Er war nahe dran, sie allein mit Broly losfliegen zu lassen, aber sein Verantwortungsgefühl ließ das nicht zu. Sollte man die Kinder beobachten, wäre eine Gruppe von drei Kindern vielleicht unauffälliger und harmloser als nur zwei, von denen eines vermummt war.

„Wir sehen es uns einmal an“ stimmte er ihr schließlich zu.

Bulma lächelte siegesbewusst.

Ob mit oder ohne Kakarott, sie wäre trotzdem losgeflogen, aber dank seiner Kooperation machte er sich zum Mithelfer. Nun würde er sie ganz sicherlich nicht verpetzen.
 

Zwei Tage später beschlossen sie, es durchzuziehen.

Broly hatte seinem Vater erzählt, dass er Besuch an diesen Tag erwartete und sich sein Vater nicht einmischen sollte; das wäre peinlich.

Belustigt versprach Paragus, erst nach Einbruch der Nacht heimzukommen.

Bulma hatte vorsichtig nachgeforscht: ihre Mutter hatte momentan viel zu tun; die Jäger brachten reiche Beute, die schnell ausgenommen werden musste und Bardock war mit seinem Team noch für mindestens drei Wochen auf Reisen.

Auf ihren Weg nach Sadala sollten sie also niemanden Bekannten treffen.

Kaum war ihre Mutter zur üblichen Zeit verschwunden und hatte sich von ihren Kindern verabschiedet, als die unschuldig lächelnden Kinder ihre Gesichter verschlossen wie Geheimagenten. Sie rannten in ihr Zimmer und zogen sich die unauffälligen Kleider in braun an, die eine der geläufigsten Farben war, aber auch gut als Tarnfarbe diente.

Bulma setzte ihren Scouter auf und zog sich ihren Mantel an, während Kakarott zur Vorsicht seinen Stab auf den Rücken band. Man wusste ja nie.

Dann flogen sie hinaus, in eine Richtung, die sie sonst stets vermieden hatten.

Unter sich sahen sie dabei zu, wie sich der Wald lichtete. Über den Waldesrand schwebte Broly, der auf sie wartete.

Sie folgten ihm, tiefer schwebend, um nicht entdeckt zu werden und Bulma sah mit großen Augen, wie Sadalas Türme sich aus dem morgendlichen Dunst erhob.

Die Stadt war größer und schöner, als sie es sich hatte vorstellen können. Sie hatte nur eine vage Vorstellung erhalten durch die Überwachungskameras aus der Tsufuru-Basis und dem Video des Ozaru-Angriffs.

Trotzdem zeigten ihr die hellen, hohen Türme, die runden Fenster und Dächer und die breit gepflasterten Straßen noch die Überreste jener zerstörten Zivilisation.

DAS war nichts, was die Saiyajins geschaffen hatten.

Sie hatten die Ruinen erobert und zu ihrem Eigentum gemacht.

Ihren Stempel aufgedrückt durch bunte Banner, die an den Häusern hingen, farbigen Malereien und offen zerstörten Denkmälern, deren Gesichter und Namen unkenntlich waren.

Die einst gepflegten Gärten und Parks waren verwildert; Bäume und Blumen krochen wild hervor, da kein Saiyajin die Lust besaß, sich darum zu kümmern. Hauptsache, die Wege blieben frei und eigentlich gefiel ihnen eine unzähmbare Natur sogar mehr. Viel Grün und wilde Blumen hatte sich dadurch in jeder freien Ritze gebildet und sorgte für schattige, blickgeschützte Stellen und bunte Farbtupfer. Weiß- und Grüntöne waren die Haupt-Farben, die in der Stadt herrschten.

Bulma und Kakarott fühlten die vielen Energien, die in der Hauptstadt versammelt waren, von denen die stärksten von einem großen, prächtigen Gebäude auf einer Klippe kamen, das hoch erhoben und etwas außerhalb des Gewimmels lag.

„Das ist Sadala, Hauptstadt der Saiyajins“ verkündetet Broly stolz. „Da weiter hinten seht ihr die Türme des Raumflughafen, dort vorne ist der Marktplatz und das da hinten ist das Schloss, wo der König lebt und mein Vater arbeitet“ erklärte er und zeigte zum betreffenden Gebäude auf der Klippe.

Jetzt verstand Bulma auch, warum von dort die stärkste Kraft zu spüren war.

Ihr Scouter zeigte ihr kurz einen Wert von 10.350 an, bei dem es sich um den höchsten Powerlevel auf diesen Planeten handeln musste.

Bulma musste ihren Scouter ausschalten, der von den Energien der vielen starken Kriegern überfordert war und Kakarott wurde auch nervös.

Da waren so viele Saiyajins versammelt und die meisten waren stärker als er…er schluckte.

Unbehaglich sah er auf diese fremde Umgebung und bekämpfte den Drang, umzudrehen.

Broly bemerkte, wie sich die Bewunderung in Grenzen hielt und schwebte tiefer.

„Los, ich zeige euch, wo wir hinmüssen.“

Sie landeten und Bulma zog sich ihre Kapuze tief übers Gesicht, während Broly die Kinder anführte. Sie hielten sich dicht an den Mauern und sahen sich vorsichtig um. Oft nahmen sie eine Abkürzung quer durchs begrünte Gebüsch und schlugen sich so durch, bis sie unentdeckt an Brolys Heim ankamen.

Es war ein hübsches, zweistöckiges, halbrundes Gebäude, mit cremefarbenen Außenwänden, einer violetten Tür mit goldenen Beschlägen und einigen bunten Verzierungen an den Rahmen.

Beeindruckt sahen sich die Kinder das Innere an. Im Gegensatz zu ihrer schlichten, zweckmäßigen Möblierung zu Hause, waren die Möbel hier aufwendiger gearbeitet: Dicke Polster und Kissen, geöltes Holz, große, bunte Teppiche, verputzte Wände mit zierlichen Malereien und Marmor- Fliesen am Boden, die das Haus kühlten.

Broly führte sie in sein Zimmer, in dem ein rundes, gemütliches Bett stand, mit vielen bunten Kissen in Blau, Dunkelrot und Grün. Auch hier war der Boden mit einem großen, runden, farbenprächtigen Teppich ausgelegt und an der Zimmerdecke war ein Sternenhimmel gemalt.

Etwas befangen, aber auch neugierig sahen sich die Kinder um, während Broly, stolz und schüchtern zugleich, es zuließ. Aus seinem Schrank zauberte er die größten Schätze aus seinem Spielzeug hervor: durchsichtige, glänzende Murmeln, einen stumpfen Dolch in verzierter Schneide, Figuren aus Holz mit kleinen pelzigen Anhängsel, die Saiyajins darstellen sollten.

Broly war aufgeregt. Zum ersten Mal zeigte er anderen seine Schätze und sein persönliches Reich. Hier kannte er sich am besten aus.

Um Bulma zu beeindrucken, holte er ein hölzernes Kästchen mit Perlmutt-Intarsien hervor, wo goldene, juwelenverzierte Armreifen und Halsketten drin waren. Andächtig berührte Bulma die flachen Goldplatten, in denen runde Edelsteine eingelassen waren.

„Mein Vater hat sie mir geschenkt“ erzählte er. Einige der Schmuckstücke waren massiv, schwer und zu groß für Kinderarme. Paragus Kriegsbeute und ehemaliger Jugend-Schmuck war mehr für Erwachsene ausgerichtet.

Kakarott blieb angespannt und ließ sich nicht ablenken. Nervös behielt er den Raum im Blick und zuckte bei jedem unbekannten Geräusch zusammen.

Er wusste selbst nicht, warum er sich nicht entspannen konnte. Er war schließlich ein normaler Saiyajin, im Gegensatz zu seiner Schwester und hatte nichts zu befürchten.

Aber Kakarott wusste, dass sie hier etwas Unerlaubtes taten. Etwas, was seine Eltern ablehnten und das erfüllte ihn mit Sorge und einem schlechten Gewissen.

Die Tsufuru-Basis war eine Sache; die konnte er für sich behalten, weil seine Eltern nichts davon ahnten. Aber Bulma nach Sadala zu begleiten…das war schlecht; eine eindeutige Missachtung ihrer Anweisung.

Die Kinder spielten mit den Murmeln und Figuren und später zeigte Broly ihnen die Küche, wo einige schon am Vortag zubereitete Speisen auf die Kinder wartete.

Aber obwohl das Essen köstlich war, drängte Kakarott bald zum Aufbruch.

„Wir müssen zu Hause sein, bevor Mutter kommt“ war seine Ausrede.

Broly konnte ihn nicht abbringen und so schlichen die Kinder wieder an den Stadtrand, wo sie sich in die Luft erhoben.

Bulma und Kakarott flogen nach Hause und kamen lange vor ihre Mutter an. Doch Kakarott fand es gut, noch einige Stunden zur Besinnung zu haben. Obwohl sie nicht viel von Sadala gesehen hatten, war es beeindruckend und auch furchteinflößend gewesen.

Auch seine Schwester war schweigsam und hatte sich auf ihr Bett gelegt, wo sie sichtlich nachdachte.

„So, jetzt hast du Sadala mal von nahem gesehen“ sprach Kakarott als Erstes. „Jetzt, wo du weißt, wie es da aussieht, müssen wir kein zweites Mal dorthin.“

Bulma setzte sich empört auf.

„Wir haben kaum etwas gesehen. Die meiste Zeit waren wir bei Broly.“

Kakarott fauchte leise warnend. „Wir haben heute Glück gehabt, aber das heißt nicht, dass wir ab sofort ständig bei Broly untertauchen können. Was, wenn sein Vater mal hereinplatzt?“

„Deswegen hatte ich den Scouter auch dabei. Wenn er stark ist, können wir ihn außerdem spüren“ wandte sie ein.

„Ja, aber…Mutter und Vater haben es uns verboten“ mehr fiel Kakarott als Gegenargument nicht ein.

Bulma grinste nur hämisch. „Was sie nicht wissen…erinnere dich mal an ihre Geheimnisse. Die Ozarus, die Tsfurujins…und was weiß ich noch? War das ehrenvoll? Wir spielen doch nur mit Broly. Er ist so einsam und er freut sich über uns“ tat sie unschuldig ab.

Kakarott erkannte, dass seine Schwester weiterhin vorhatte, nach Sadala zu fliegen. Weil der erste Flug nach Sadala so gut geklappt hatte, war Bulma ermutigt, es öfters zu versuchen.

Beunruhigt wandte er sich ab. Das unheilvolle Grummeln in seinen Magen verstärkte sich.

Ihm fiel keine Lösung ein, sie davon abzuhalten, ohne Gewalt anzuwenden oder ihren Eltern davon zu erzählen.

Finale 1: Blinder Zorn und seine Konsequenzen

Kakarott wälzte sich unruhig auf seinem Bett hin und her.

Er konnte nicht einschlafen, dabei war es bereits mitten in der Nacht.

Doch das unbestimmte Gefühl, dass etwas Falsches geschah, hielt ihn wach.

Er warf einen Blick auf das Nebenbett, wo seine Schwester seelenruhig schlummerte.

Sie war die Ursache seiner Probleme.

Blind für jegliche Gefahren, war Bulma den Verlockungen von Broly und Sadala gefolgt und hatte ihn zwei weitere Male besucht und er konnte nicht anders, als sie zu begleiten. Die Besuche bei Broly waren gut verlaufen, aber gerade das hatte dazu geführt, dass Bulma ihre Vorsicht fallen ließ.

Öfters hatte sie den beiläufigen Vorschlag gemacht, die Hauptstadt selbst zu besichtigen und nicht nur in Brolys geschützten Wänden die Zeit zu verbringen.

Gegen seinen entrüsteten Einwand, ob sie denn jetzt völlig wahnsinnig geworden war, hatte sie nur geschmollt. Mittlerweile konnte sich Kakarott nicht mal mehr während seines Trainings entspannen, weil er ständig befürchtete, Bulma würde einmal ohne ihn losfliegen.

Bulma wusste, dass er gegen ihre Ausflüge war. Sich mitten unter den Saiyajins aufzuhalten, war etwas anderes als eine Reise in die weite, einsame Natur oder in ein abseitsstehendes Haus.

Sie war so sorglos geworden und es schien auch mit Broly zusammen zu hängen.

Schleichartig und unbemerkt hatte sich das Verhältnis der dreien geändert, aber jetzt wo er einsam nachdenkend im Bett lag, wurde es offensichtlicher.

Jahrelang hatten er und seine Schwester eine enge Beziehung zueinander gehabt: sie war seine ständige Begleitung und Spielgefährtin gewesen und gegenseitig hatten sie sich vor der Einsamkeit bewahrt, wenn ihre Eltern unterwegs gewesen waren. Die meiste Zeit war es Bulma gewesen, die ihn gefüttert, gewickelt und bespaßt hatte. In den Erinnerungen seiner bislang kurzen Vergangenheit war sie die stärkste Präsenz in seinem jungen Leben.

Ihre Position als Außenseiter hatte sie ebenfalls verbunden. Sie entsprachen nicht den Standards der Saiyajins. Zu Bulma spürte er ein stärkeres Band als zu Radditz oder seinen Eltern, die nicht diese Art von Problem besaßen.

Bulma glaubte an ihm, hatte ihn beim Training geholfen und dank ihrer Übersetzungsarbeit der fremden Schriftrolle hatte er einige besondere Attacken lernen können.

Das Ki erkennen und unterdrücken, das Kame-Hame-Ha, die Sonnenblitz-Attacke…

Dann ihre heimlichen Ausflüge: Gemeinsam waren sie losgezogen und hatten Radditzs Trainingslager und die versteckte Basis gefunden; Geheimnisse, die ihre Bindung stärkten.

Er stand in ihrer Schuld, weshalb er ebenfalls versuchte, ihre Träume zu erfüllen und ihren Plänen nachgab, aber in letzter Zeit hatte er das Gefühl, als würde…als würde Bulma ihn ausnutzen.

Wie sie ihn gekränkt ansah, sobald er einen Einwand machte und sich dann betont zuckrig an Broly zuwandte…er bekam ein schlechtes Gewissen, gab nach und schon hatte sie wieder beste Laune.

Ja, er hatte sich von ihr abgenabelt und war nicht mehr so anhänglich wie früher. Sein Training, die Jagd…als er stärker wurde als sie, wollte er auf eigenen Füßen stehen. Er hatte es genossen, eigenständig die Umgebung zu erforschen oder nach seinem Willen zu trainieren.

Dinge zu tun, die er wollte und sich nicht mehr nach seiner großen Schwester zu richten.

Sie waren nun mal unterschiedliche Charaktere, mit anderen Vorlieben.

Bulma schien ihm das übelzunehmen.

Ob sie Angst verspürte, verlassen zu werden oder sich einsam fühlte?

Dann kam jemand wie Broly; ein Junge, der alles tat für ihre Aufmerksamkeit und Bulma war geschmeichelt.

Jemand, der genau wie die Geschwister ein Außenseiter in der Welt der Saiyajins war, wodurch sie eine gewisse Zutraulichkeit verspürten.

Aber da war etwas in Brolys Augen, etwas Lauerndes. Kakarott hatte es oft genug gesehen, in Augenblicken, wenn Bulma sich mehr ihren Bruder zuwandte und Broly kurz ignorierte.

Dieser kalte Blick und darin…Eifersucht, Gier, Verlangen?

Broly war nicht so unschuldig, wie er auf den ersten Blick aussah.

Kakarott sah sich nicht als schlau an; er hegte eine Abneigung gegen Lesen und Rechnen fand er langweilig. Aber sein Instinkt, sein Bauchgefühl, war stark ausgeprägt. Dieses Gefühl im Magen warnte ihn davor, Broly zu vertrauen. Der Junge verbarg etwas.

Bulma vertraute dagegen mehr ihrem Gehirn. Sie glaubte, es gab für alles eine Lösung, wenn man gut genug darüber nachdachte. Für jeden seiner Einwände fand sie immer ein passendes Gegen-Argument und hebelte ihn aus.

Ihm gefiel nicht, wie sie Broly an sich band, der alles tat, um sich bei ihr einzuschmeicheln. Natürlich wandte sie sich ihm mehr zu und schloss den kritischen Kakarott aus.

Das störte Kakarott, nicht nur aus Eifersucht.

Zu sehen, wie Bulma und Broly mehr Zeit zusammen verbrachten, miteinander tuschelten, heimlich kicherten…natürlich fühlte er sich ausgeschlossen, aber vor allem sorgte er sich, was die beiden planten. Es roch nach dummen Ideen.

Wenigstens würde sein Vater bald wiederkommen. Dann könnte Broly sie nicht mehr besuchen kommen und Bulma konnte auch nicht fort. Stattdessen musste seine Schwester mal eine Zeit lang die Beine stillhalten, was ihren Übermut etwas zurück stutzen würde.

Kakarott könnte dann nicht in der Tsufuru-Basis trainieren, aber dafür müsste er sich in der Zeit weniger Sorgen um seine Schwester machen.

Wenigstens etwas…
 

Am nächsten Tag erfuhr Bulma, dass ihr Vater schon in drei Tagen wiederkommen würde und für längere Zeit sogar bleiben würde.

Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe.

Natürlich freute sie sich, ihn nach monatelanger Abwesenheit wieder zu sehen, aber die letzten Wochen waren mit Broly so schnell vergangen…deswegen, wäre er wieder hier, müsste sie sich von Broly für die nächste Zeit verabschieden, in die Tsufuru-Basis konnte sie auch nicht und mit Kakarott und Bardock zu trainieren, hatte sie keine Lust noch durfte sie es.

Sie hatte sich vorgestellt, was für verdutzte Gesichter ihre Eltern wohl machen würden, wenn sie ihre neuen Fähigkeiten vorführen würde: Das Schweben und Ki-Lesen.

Wären sie stolz? Beeindruckt?

Aber sie war zu dem Ergebnis gekommen, dass sie darüber nicht erfreut, sondern entsetzt wären. Besonders wütend würden sie werden, wenn sie wüssten, dass es mittlerweile zwei fremde Kinder gab, die von Bulma wussten.

Nicht zu vergessen, das gebrochene Versprechen: sie hatte den Wald verlassen, mehrmals.

Ihr Vater besaß einen hohen Ehrenkodex. Ausgerechnet seine Tochter brach ein Versprechen, ein heiliges auf Blut, Namen und Ehre sogar…er wäre sehr, sehr enttäuscht von ihr.

Nein, sie musste ihre Fähigkeiten weiterhin verstecken und für heimliche Ausflüge nutzen.

Wenn ihr Vater übermorgen ankommen würde, musste sie schnell sein, um ihren Wunsch noch zu erfüllen: Einmal die Hauptstadt Sadala erkunden und mitten unter den Saiyajins zu stehen!

Aber ihr Mantel würde als Verkleidung nicht ausreichen. Sie musste ihr auffälliges Aussehen anders verstecken.

Nur wie…

Gedankenverloren sah sie zu ihrem Bruder, der seine letzte Schüssel vom Frühstück verputzte, bevor er zum Training in die Basis flog.

Die Basis…Berry…die wundersame Technologie dort…Idee!

Sie sprang auf und rannte schnell in ihr Zimmer, bevor Kakarott verschwand.

Sie hatte nicht viel Zeit.

Sie schnappte sich Papier und Stift und schrieb eine Botschaft auf.

Bevor Kakarott das Haus verließ, rannte sie zu ihm.

„Gib das Berry“ keuchte sie und überreichte ihm das gefalteten Stück Papier.

„Was ist das?“ fragte Kakarott überrascht.

„Eine Anweisung. Naja, ich will, dass er etwas für mich sucht…falls es überhaupt existiert“ erklärte sie rätselhaft.

Kakakott sah sie misstrauisch an, steckte den Brief aber in sein Oberteil.

Bulma sah ihm hinterher als er in Richtung Basis flog.

Sie wusste nicht, ob Kakarott ihn lesen würden, aber selbst, wenn, würde er es nicht verstehen: sie hatte den Brief in den alten, geschwungenen Symbolen der Tsufuru geschrieben, die sich etwas von der einfacheren saiyanischen Schrift unterschieden.

Sie war gespannt, ob Berry ihr helfen könnte.
 

Am frühen Abend kehrte Kakarott heim. Er trug ein Bündel bei sich, dass er Bulma überreichte.

„Berry hat mir das für dich mitgegeben. Er sagt, er hätte eine Bedienungsanleitung mit reingelegt. Was ist das?“ fragte er misstrauisch.

Bulma lächelte verschmitzt. „Ich möchte ein Experiment durchführen.“

„Oh…ist das lustig?“

„Äh, ich muss es erst mal testen. Wenn es funktioniert, zeige ich es dir. Morgen wollen wir uns doch noch mit Broly treffen, oder?“ wechselte sie das Thema.

Kakarott blieb immer noch skeptisch.

„Ja, ist geplant. Wir müssen ihn auch unbedingt sagen, dass er uns in nächster Zeit nicht besuchen darf und umgekehrt. Wenn Vater übermorgen wieder zurück ist…“ fing er warnend an, aber Bulma schnitt ihm das Wort ab.

„Ja, ja, ich weiß. Keine Sorge, nur morgen noch und dann bleibe ich schön brav zu Hause“ sagte sie schnippisch. „aber dafür bestimme ich auch, was wir morgen machen werden. Ich habe eine tolle Idee“ nun lächelte sie gerissen.

Kakarotts Augenbrauen zogen sich bedenklich zusammen.

„Was?“ fragte er skeptisch.

„Es gehört zu der Überraschung, die ich plane. Warte bis morgen. Willst du was Essen? Ich habe auf dem Herd schon den Eintopf fertig gemacht“ lenkte sie ihn ab.

Während Kakarott sein Abendessen verspeiste, zog sich Bulma in ihr Zimmer zurück und durchsuchte den Beutel.

Seltsame, runde Flaschen mit milchiger Flüssigkeit, in denen es entweder leicht chemisch-scharf oder blumig roch, durchsichtige Handschuhe aus einem dünnen Material und die angekündigte Anleitung…Bulma las sie sorgfältig durch.
 

In der Nacht, als Kakarott und Gine bereits fest schliefen, schlich sie sich raus und suchte sich ein ungestörtes Fleckchen in ihrem Garten, dessen dichtes Grün alles verdeckte.

Sie zündete ein paar Kerzen an, um besser sehen zu können, ordnete den Inhalt des Bündels und holte zusätzlich einen Kessel mit lauwarmem Wasser und zwei kleine Bottiche. Zusätzlich hatte sie zwei alte Handtücher dabei und einen kleinen hübschen Taschenspiegel, den ihr Broly geschenkt hatte. Sollte der Versuch klappen, wollte sie für morgen alles vorbereitet haben.

Während sie die Anleitung ein weiteres Mal durchlas und die entsprechenden Flaschen mit ihren Flüssigkeiten zusammenstellte, wuchs die Aufregung.

Würde es klappen?

In den letzten Jahren hatte sie sich schon öfters vorgestellt, wie sie sich verkleiden könnte. Das Tatakai von Radditz und andere Begebenheiten…sie hatte sich gewünscht, einfach eine Maske aufzusetzen und ihre Familie begleiten zu können.

Diese Pläne begannen bereits vor vielen Jahren, als Gine ihr das Färben beibrachte. Als sie dabei zugesehen hatte, wie der Stoff plötzlich braun wurde, hatte sie der Gedanke durchzuckt, sich selbst ebenfalls umzufärben.

Sie hatte nach dunklen Farbstoffen gesucht und experimentiert: mit Asche aus Pflanzen, zerstoßene Insektenpanzer und Saft dunkler Beeren.

Aber obwohl es ausgereicht hatte, den Stoff dunkelbraun, fast schwarz zu färben, hatten die Versuche mit ihrem Haar und ihrem Pelz nicht funktioniert.

Die Farbe eignete sich nur für Pflanzenfaser, aber nicht für Haare und Fell. Der Farbstoff war zu schwach und reagierte nicht: beides blieb auffällig blau, egal wie lange sie es ins dunkle Färbebad hielt.

Also hatte sie diese Idee aufgegeben…bis heute, als ihr plötzlich einfiel, dass die Tsufurjins vielleicht eine Lösung kannten.

Berry Geschenk sagte ihr, dass sie Recht gehabt hatte. Mit diesen Färbemitteln könnte sie es schaffen, ihre Haare und den Schweif dunkel zu färben. Mit dem dazugehörigen Entfärber konnte sie den Farbstoff auch sofort wieder auswaschen, so dass sie später ihren Eltern nicht mit plötzlich schwarzen Haare gegenüber treten musste und ihr Geheimnis behalten konnte.

Was ihre Augen anging, so wollte sie den Kopf gesenkt halten, sich einen tiefen Pony kämmen und den Scouter tragen. (Sie wusste nicht, dass die Tsufurjins dafür sogar eine Lösung namens „farbige Kontaktlinsen“ gehabt hätten, aber da Berry nichts über den Hintergrund ihrer Anfrage wusste, hatte der Roboter es nicht mit eingepackt.)

Bulma mischte in einen Bottich die Lösung zusammen und schnitt sich eine Haarsträhne ab, um sie testweise zu färben. Die durchsichtigen Handschuhe schützen ihre Haut. In Ermangelung einer Uhr zählt sie leise vor sich hin, bis die Einwirkungszeit vorüber war.

Als sie die Strähne rausnahm, war sie tiefschwarz. Nicht mal ein bläulicher Schimmer war zu sehen.

Zufrieden über den Effekt, aber besorgt, ob man ihn auch rückgängig machen konnte, probierte sie das Gegenmittel aus.

Nach der Einwirkzeit war das Wasser eine dunkle Brühe, aber die Haarsträhne erstrahlte wieder im bekannten Blau.

Auch der Versuch an einem Stück weißen Pelz aus Kakarotts Jagdbeute, dass sie braun färbte, nahm den Farbstoff an. Damit war klar, dass sie auch ihren Schweif färben konnte.

Zufrieden goss die die dunkle, chemisch riechenden Brühe im Wald weg, wo es eine dampfende Stelle hinterließ und versteckte Flaschen und Zubehör unter einem Busch.

Broly und Kakarott würden morgen Augen machen…

Statt sofort wieder ins Haus zu gehen, setzte sie sich auf die Bank vor dem Haus und sah in den Sternenhimmel. Die Luft war angenehm klar und frisch und roch nach Sommer.

In ihrem Bauch wühlten die unterschiedlichsten Gefühle: Freude über das Experiment, Vorfreude auf den nächsten Tag, Neugierde, Spannung, aber auch Nervosität und Sorge.

Sie hatte sich etwas Großes vorgenommen, was ihr Bruder als leichtsinnig betrachten würde.

Sie wusste, er war momentan nicht gut auf sie zu sprechen.

Bulma verzog schmollend den Mund.

Ein wenig biss sie das schlechte Gewissen, wie sie ihren kleinen Bruder in letzter Zeit behandelt hatte. Sie hatten sonst ein besseres Verhältnis, aber er war der Erste gewesen, der ihre Bindung durch seine heimliche Einzel-Ausflüge geschwächt hatte.

Ihm war sein Training doch so wichtig, dass er nicht darauf gewartet hatte, bis auch seine Schwester mitkommen konnte.

Gut, anderseits verstand sie es auch. Kakarott sah die alte Technologie als beste Chance an, um rechtzeitig stark genug für das Tatakai zu werden. Aber mittlerweile war er sogar stärker als Radditz zu seinem Tatakai, also warum machte er sich Sorgen.

Er war erst neun Jahre alt; er hatte noch Zeit, also echt?!

Bulma schnaubte empört.

Broly dagegen…es war offensichtlich, wie hingerissen er von ihr war, so wie er ihr nachlief.

Bulma schmunzelte.

Zuerst Veg, dann Broly…beide Jungs waren stark, aber gegen sie kamen sie nicht an. Sie hatte die Jungs um ihren kleinen Finger gewickelt und das war wie ein Machtrausch.

Vielleicht hatte sie deswegen auch so schnell ihre Scheu vor Broly verloren, weil sie schon mal einen fremden, starken Saiyajin im Wald getroffen hatte. Und jener war viel bissiger und gemeiner gewesen…jedenfalls am Anfang. Sie hatte keine Angst vor Broly, weil sie schon mal jemand Ähnliches becirct hatte.

Was sollte sie also befürchten?

Mit Broly und Kakakrott hatte sie zwei starke Beschützer an ihrer Seite, wenn sie durch Sadala gingen. Gerade Broly war der perfekte Führer: er kannte sich aus, tat alles für sie und war stärker als ihr Vater.

Mit ihm an ihrer Seite würde ihr nichts passieren.
 

Am nächsten Morgen…

Nachdem Gine wie üblich das Haus verlassen hatte, wollten sich die Kinder wieder mit ihrem Freund treffen.

„Flieg schon mal vor, ich komme gleich nach“ rief Bulma ihrem Bruder zu, bevor sie geheimnisvoll im Garten verschwand.

Kakarott sah ihr stirnrunzelnd nach, tat aber wie geheißen. So konnte er mal allein ein ruhiges Wort mit Broly reden.

Der Junge wartete bereits ungeduldig und stutzte, als er nur ein Kind ankommen sah. Suchend sah er sich um.

„Bulma kommt gleich“ beruhigte Kakarott ihn etwas genervt. „Aber da ich schon mal hier bin, kann ich es dir gleich sagen. Heute wird es das letzte Treffen sein.“

„Was? Wieso?“ erschrocken, fast ängstlich sah Broly ihn an. Hatte er etwas Falsches gemacht?

„Unser Vater kommt morgen und hängt dann zu Hause herum. Er wird wissen wollen, was wir tun und uns überraschen. Da von Bulma niemand wissen darf, musst du geheim bleiben. Besonders, wegen der Sache mit dem Fliegen und den Ausflügen nach Sadala. Unsere Eltern würden ausflippen, wenn sie davon erführen“ erklärte Kakarott.

„Oh…ach so“ Broly ließ niedergeschlagen den Kopf hängen, wodurch Kakarott wieder Mitleid mit ihm bekam.

„Wir können uns wieder treffen, wenn Vater wieder fort ist“ munterte er ihn auf und Broly lächelte erleichtert.

Die beiden Jungs standen noch eine Weile schweigsam rum, während sie auf Bulma warteten; nicht wissend, worüber sie reden sollten. Ungeduldig starrte Broly in den Himmel und zuckte überrascht zusammen, als er ihre Stimme plötzlich aus dem Gebüsch hörte.

„Broly, Kakarott, macht die Augen zu. Ich habe eine Überraschung für euch. Ihr dürft nicht gucken, bis ich es euch sage“ befahl sie.

Die Jungs sahen sich achselzuckend gegenseitig an, taten aber wie befohlen und legten sogar ihre Hände auf die Augen.

Sie konnten das Rascheln der Blätter hören, als Bulma aus dem Gebüsch stieg.

„Okay, jetzt dürft ihr gucken.“

Sie nahmen die Hände runter, öffneten die Augen und blinzelten die Gestalt vor sich verdutzt an.

Beide erstarrten, als sie plötzlich eine fremde Saiyajin vor sich sahen, mit langen, glatten, schwarzen Haaren, im roten Oberteil und heller Hose und einem Scouter über den einen Auge. Ein brauner Saiyajin-Schweif schlängelte sich hinter ihr aufgeregt durch die Luft.

„Na, was sagt ihr?“ forderte die Fremde mit Bulmas Stimme sie auf.

Die Jungs rissen die Augen auf und erkannten fassungslos die bekannten Gesichtszüge.

„Bu…Bulma?“ stotterte Kakarott mit offener Kinnlade und zeigte perplex auf die ihm gegenüberstehende Gestalt. Broly war sprachlos und starrte sie mit offenem Mund an.

Bulma lächelte selbstbewusst, trat näher und strich sich ihr noch feuchtes Haar selbstgefällig zur Seite. Sie vollführte eine Pirouette vor den beiden, um ihr neues Aussehen zu demonstrieren.

Wie geplant, hatte sie ihre Haare und den Schweif passend gefärbt und darauf geachtet, keine blauen Spuren zu hinterlassen. Über ihrem linken Auge trug sie ihren Scouter, dessen grünes Glas ihre blaue Augenfarbe einigermaßen gut verdeckte. Über dem anderen trug sie einen tief gekämmten, zur Seite gelegten Pony, so dass die schwarzen Strähnen einigermaßen die blaue Iris verdeckten.

Um sich unauffällig in die Menge einzuschleusen, hatte sie heute extra Kleidung im ähnlichen Stil und Farben, wie Broly sie ständig trug, ausgesucht: ein dunkelrotes Hemd, schwarz umgürtet, mit langen, cremefarbenen Hosen, dazu einfache Sandalen.

„Aber wie…wie ist das möglich?“ stotterte Kakarott, der sich langsam von seiner Überraschung erholte. Dann erhielt er schlagartig die Erkenntnis: Berry und sein geheimnisvolles Bündel!

Und er war der Trottel gewesen, der es besorgt hatte!

Schon wieder hatte Bulma ihn da reingezogen!

Broly konnte die Augen nicht abwenden und ließ seinen Blick über sie schweifen.

„Was sagst du, Broly? Sehe ich wie eine normale Saiyajin aus?“ fragte sie ihn aufgeregt.

Stumm nickte er.

Bulma war vielleicht ein wenig blasser, wodurch der Kontrast zu heller Haut und pechschwarzen Haar etwas stärker war, aber ansonsten sah sie wie eine durchschnittliche Saiyajin aus; wenn auch eine sehr hübsche Saiyajin.

Zufrieden nickte sie.

„Dann lass uns heute Sadalas Markt besuchen“ fasste sie ihren Plan zusammen und nun war den Jungs klar, warum sie so angezogen war.

„Spinnst du?“ brüllte Kakarott sie an. „Du kannst doch nicht…also deswegen diese Haare…was sollen Mutter und Vater sagen!?“

Bulma blieb ruhig. „Keine Sorge, ich kann das genauso schnell wieder ändern. Aber heute machen wir den Test. Wenn ich es schaffen, dass mich niemand erkennt, funktioniert die Verkleidung. Weißt du, was das heißt? Unsere Eltern müssten mich nicht mehr verstecken, nur weil ich anders aussehe. Auch dich nicht mehr, weil du sehr viel stärker geworden bist. Heute haben wir die Chance ihnen zu beweisen, dass wir uns vollkommen in die Gesellschaft der Saiyajins eingliedern können. Mama muss dann nicht mehr jeden Tag so weit fliegen, um zu ihrer Arbeit zu kommen. Wir könnten näher ans Dorf ziehen“ erklärte sie.

„Oder auch in die Hauptstadt“ fügte Broly hoffnungsvoll hinzu. Bulmas Plan überzeugte ihn. Wenn die Kinder sich dadurch nicht mehr verstecken müssten, könnte man sich jeden Tag treffen.

Bulma bemerkte siegessicher, dass Broly bereits auf ihrer Seite stand und wandte sich ihm zuckrig zu.

„Was denkst du über Kakarott? Kann er mit uns kommen? Er sieht doch auch normal aus?“ fragte sie ihn nach seiner Meinung und deutete auf die Kleidung ihres Bruders: Blaues, gegürtetes Oberteil und ebenfalls lange, helle Hose und Sandalen.

Broly nickte und Kakarott bemerkte, dass er wieder auf verlorenen Posten stand.

Verdammt, er hatte so sehr gehofft…warum kam sein Vater nicht heute? Für eine kurze Weile hatte er gehofft, sie würde endlich mal eine Pause einlegen und nun das?!

Aber jetzt mit Bulmas neuer Haarfarbe…sie sah so normal und unauffällig aus. Wie die Saiyajins, die er im Dorf gesehen hatte und es weckte doch seine Neugier.

Würde es funktionieren, könnte es alles ändern.
 

Sie landeten an der Stadtgrenze und schlichen sich durch enge, dunkle Gassen, die bis sie zum Marktplatz von Sadala führten. Die Jungs sahen Bulma fragend an.

Jetzt war der letzte Moment, um alles abzublasen.

Ein letztes Mal richtete Bulma ihre Kleidung, strich die Haare zurecht und nickte stur. Als keiner der Jungs sich bewegen wollte, schnaubte sie auf und schritt an ihnen vorbei ins helle Licht.

Eine neue Welt erwartete sie.

Auf dem Markplatz war viel los. Der runde Platz war in der Mitte und an den Seiten mit Marktständen belegt, in denen unterschiedlichste Ware präsentiert wurde.

Saiyajins in allen Größen, Männer, Frauen und Kinder, in unterschiedlichster Kleidung, oft aber in der typischen Rüstung, sahen sich die Waren an, unterhielten sich, aßen oder liefen beschäftigt umher.

Die hellen Wände der umstehenden Behausungen reflektierten das Licht, wodurch der Platz trotz früher Morgenstunde hell erschien.

Bulma musste sich zusammenreißen, um nicht mit offenem Mund wie ein Idiot starr zu stehen.

Der Lärm, die Gerüche, die Farben…die Realität war so viel aufregender als ihre Fantasie.

Broly musste sie an ihrem Arm zur Seite ziehen, sonst wäre sie von einem großgewachsenen Saiyajin beinahe umgerannt worden.

„Ich fühle mich gerade so winzig“ murmelte Bulma angesichts der vielen, großen Erwachsenen und Kakarott brummte zustimmend.

„Los, kommt mit“ forderte Broly sie auf und nahm ihre Hand. „Ihr seid Saiyajins und ihr seht gut aus. Niemand wird sich um uns kümmern. Lasst uns was frühstücken gehen“ er zeigte auf einen besonderen Bereich, wo die offenen Garküchen und Food-Stalls standen und es verheißungsvoll duftete.

Mit neugierigen Augen folgten sie ihm; gingen an Ständen vorbei, wo Waren wie glänzende Messer, getöpfertes Geschirr oder frischer Fisch offeriert wurden bis sie an den Ständen mit den frisch zubereiteten Gerichten ankamen. An kleinen Feuerstellen dampften und kochten unbekannte Gerichte vor sich hin. An anderen Ständen standen große, tönerne Krüge mit geheimnisvollen Flüssigkeiten, aus denen man Becher für die Kunden abfüllte.

Staunend sahen sie sich um und sahen Broly nach Rat heischend an, der sofort hilfsbereit die Führung übernahm.

„Also…Kakarott mag bestimmt die gegrillten Spieße…und Bulma, wie wäre es mit warmen, süßen Kuchen…dazu frischer Kefir oder heißen Tee, ja das hört sich gut an“ überlegte er laut und führte die Kinder an die betreffenden Stände. Er war schon öfters hier gewesen und kannte sich aus.

Bulma blieb dicht hinter ihm, den Kopf gesenkt; immer noch unsicher wegen ihres Aussehens und sah dabei zu, wie Broly selbstbewusst bestellt. Der Saiyajin, ein etwas älterer, hagerer Kerl überreichte vier hölzerne Spieße, auf die gut duftenden, marinierte Fleisch-Brocken gestochen waren. Broly stupste den immer noch staunenden Kakarott auffordernd an, damit er sie annahm, während er in seiner Beuteltasche nach ein paar Münzen suchte. Neugierig sah Bulma diesen Vorgang zu.

Der Vorgang wiederholte sich an zwei weiteren Ständen, wo Broly die heißen, süß-klebrigen, platten Teigfladen bestellte sowie Becher mit weißem, säuerlichen Kefir einkaufte.

An einen freien Tisch setzten sie sich hin und verspeisten die frischen Leckereien.

Die rumsitzenden Saiyajins waren mit ihren Speisen beschäftigt und kümmerten sich nicht um die drei Kinder.

Allmählich entspannten sich Kakarott und Bulma. Niemand erkannte sie, niemand forderte sie auf zu gehen oder jagte sie.

Sie waren normale Kinder, die gerade ein zweites Frühstück einnahmen.

Als Bulma ihren Kuchen verspeist hatte und sich die klebrigen Finger sauber geleckt hatte, wandte sie sich an Broly.

„Broly, kannst du mir noch mal die Münzen zeigen? Ich habe nie Geld gesehen“ forderte sie ihn auf und Broly öffnete seinen Beutel, um ein paar platte, bronzenen Metallscheiben mit einem Loch drin hervorzuholen. Neugierig besahen sich Bulma und Kakarott dieses unbekannte Zahlungsmittel. Bulma nahm eine in die Hand und befühlte den groben Rand und einige schwach geprägte Einkerbungen.

„In den Dörfern wird noch mehr getauscht. Ware gegen Ware, oft auch gegen Schmuck. Die wenigstens haben genug Münzen als Wechselgeld vorrätig. Aber hier in Sadala nutzen alle diese Münzen. Bronze ist das billigste Metall. Für eine Bronze-Münze kannst du dir ein Becher mit Kefir kaufen. Zehn davon sind so viel wert wie eine Silbermünze…“ er zeigte auf eine der wenigen Silbermünzen in seinem Besitz, ebenfalls mit Loch versehen. „…und hundert Bronzemünze sind eine Goldmünze wert. Eine große Mahlzeit kostet hier um die zehn bis zwölf Bronzlinge.“

„Oder eine Silbermünze und zwei Bronzlinge“ rechnete Bulma geschwind aus. Beeindruckt nickte Broly.

„Und warum das Loch?“ fragte Kakarott.

„So kannst du sie dir an eine Schnur binden. Wen man etwas Großes bezahlt, wird nach jeweils zehn Münzen ein Knoten gemacht. Auf diese Weise kann man das Zählen erleichtern“ wurde ihm erklärt.

Verstehend nickten die Kinder.

Während sie am dem frisch-säuerlichen Kefir nippten, beobachteten sie die Passanten.

Bulma fiel auf, dass einige der Häuser-Fassaden mit bunten Symbolen bemalt waren. Auch einige der Marktstände hatten eine textile Bedeckung, um vor der Sonne zu schützen, auf die teilweise Zahlen und Namen drauf gemalt waren. Diese bezeichneten die Art ihrer Ware und den Preis, aber welche Bedeutung hatten die unbekannten Symbole auf den Fassaden?

Eine Verzierung?

„Was bedeuten die Zeichen?“ fragte sie Broly und deutet auf ein Tribal-ähnliches Symbol.

„Oh, der Bewohner hat eine so große Tat geleistet, dass der König ihm dieses Symbol als Clan-Zeichen geschenkt hat“ erzählte Broly. Seine Freunde sahen ihn verständnislos an und er erkannte, dass er ausführlicher berichten musste.

„Äh, wenn ein Krieger besonders tapfer war, gibt ihm der König das Recht, ein Zeichen auf seiner Kleidung zu tragen und auf all seinen Besitztümer. Dieses Zeichen und sein Name geht in die Annalen der Geschichte der Saiyajins ein. Kein Saiyajin darf also ohne Einverständnis des Königs seinen Besitz kennzeichnen. Er muss sich dieses Recht erst verdienen. Symbol und Name bleiben fest verbunden. Wenn der betreffenden Krieger stirbt, wird das Zeichen mit neuer Kalkfarbe übermalt. Die einzige Ausnahme ist das Königswappen: dieses Zeichen wird von Vater auf Sohn übertragen.“

„Verstehe. Was für Taten denn? Kennst du jemanden, der so ein Symbol tragen darf?“ fragte Bulma.

„Mein Vater hat es wegen seiner wichtigen Aufgaben. Er sagt, ich würde eines Tages auch stark genug sein, um eines zu erhalten und damit der Geschichte der Saiyajins meinen Stempel aufzudrücken.“

Beeindruckt nickten die Kinder und sahen sich kurz wortlos an. Soweit sie wussten, hatte ihr Vater so etwas nicht.

Broly sah nachdenklich auf das Zeichen an der Hauswand. Er wusste, dass sein Vater sein eigenes Symbol nicht mochte. Das Symbol seines Vaters sah wie ein Kreis mit einem senkrechten Strich dadurch aus und ähnelte einem gespaltenen Auge, eine Anspielung auf die Narbe, die Paragus besaß.

Viele Clan-Zeichen orientieren sich an die besonderen Auffälligkeiten des betreffenden Saiyajins. Aber seine Narbe war nichts, worauf Paragus stolz war, weshalb sein Zeichen einen bitteren Geschmack besaß. Er verdächtigte den König, dies absichtlich so gewählt zu haben.

„In letzter Zeit ist diese Tradition auch seltener geworden“ fuhr Broly fort. „Der König interessiert sich nicht so besonders für die alten Traditionen. Deswegen haben die Händler auch angefangen, ihre Stände zu markieren. Solange sich niemand beschwert und es nur um die Bezeichnung ihrer Ware geht…“ er zuckte mit den Achseln. „Hauptsächlich Elite und Mittelklasse-Krieger haben ein eigenes Wappen. Sie dürfen sich davon ein Siegel schnitzen lassen. Tauchen sie es in Tinte oder heißen Wachs, können sie es wie ein Stempel nutzen.“
 

Die Kinder bemerkten nicht, wie sie beobachtet wurden.

Eine Gruppe von vier Jungs stand etwas abseits an einer Mauer und ließ Broly, den einzig ihnen bekannten Saiyajin, nicht aus den Augen. Sie trugen alle noch die typische braune Tunika der ungeprüften Kinder und keine Rüstung. Sie waren alarmiert und misstrauisch und verstanden nicht, wer diese beiden anderen Fremden waren, die da so locker-flockig bei ihm saßen.

Der Junge war klein, mit strubbeligen Haaren und sah nach nichts aus, aber das etwas ältere, größere Mädchen war hübsch.

Einer der Halbstarken verschränkte seine Arme und knurrte gereizt.

„Sieh dir an, wie er hier selbstbewusst herumstolziert und mit seinem Vermögen angibt.“

„Tse, an Colrab verschwendet er keinen Gedanken. Der Arme humpelt immer noch.“

„Ja, und mir tut der Arm auch noch ganz weh“ klagte ein anderer.

„Jemand wie er gehört doch eingesperrt“ murrte der Erste und seine Finger verkrampften sich in seine Arme.

„Ach, Proute, sei ehrlich, du bist nur neidisch. Je stärker man ist, desto besser. Wir haben halt nicht damit gerechnet, dass die Heulsuse Broly so austeilen kann“ tat sein Freund die Geschichte ab.

„Klappe, Teb“ keifte Proute ihn an; immer noch in seinen Stolz verletzt. Er stöhnte leicht auf. Die angeknackste Rippe tat ihm auch noch weh.

Seine Freunde kapierten immer noch nicht, welche Auswirkungen Broly auf ihre Zukunft hatte.

Selbst Wochen nach Brolys überraschten Wutanfall, hatten sich die Jungs nicht von ihrem Angriff vollständig erholt. Colrab hatte es am Schlimmsten erwischt. Er war der Schwächste gewesen und war in eine Mauer geschleudert worden. Die Knochenbrüche würden vielleicht schneller verheilen, wenn er in einen Medic-Tank durfte, aber das Recht musste man sich erst verdienen.

Solange es keine lebensbedrohliche Verletzung gab, durften zuerst die Krieger herein. Aber „einfache“ Verletzungen wurden geschient und verbunden und dann hieß es abwarten. Kinder hatten im Gegensatz zu dem beschäftigten Erwachsenen genug Zeit, um sich auszukurieren.

Schmerz machte einen stärker und die Jüngeren mussten diese Lektion lernen, während die Krieger schnellstmöglich wieder arbeitsfähig sein mussten. Keiner der Jungs hatte in einen Medic-Tank gedurft, stattdessen waren sie wegen ihres Benehmens sogar ausgeschimpft worden.

Warum hatten sie Broly provoziert?

Schwächlinge, die ihre Grenzen nicht kannten, sollten sich nicht wundern, wenn sie bestraft wurden.

Sie hätten Broly besser in Ruhe lassen sollen. Der Schmerz würde sie an diesen vorwitzigen Fehler erinnern.

Schmerzen zu ertragen, daran waren sayainische Kinder gewöhnt, aber für die Jungs kamen die Verletzungen im ungünstigen Zeitpunkt.

Das jährliche Tatakai fand bald statt und da sie alle bereit elf Jahre alt waren, hatten sie geplant daran teilzunehmen. Aus strategischen Gründen hatten sie im letzten Jahr verzichtet und die Zeit für mehr Vorbereitungen genutzt. Als eingespieltes Team hatten sie gewinnen wollen. Doch jetzt, mit den Verletzungen und ohne Medic-Tank, sahen ihre Chancen schlecht aus.

Sie würden dieses Jahr nicht dran teilnehmen können und im nächsten Jahr wäre es ihre letzte Chance. Sollten sie dann versauen, hätten sie als dreizehnjährige keine großen Chancen mehr, bei den Rekruten aufgenommen zu werden. Sie würden deren Vorsprung später im Leben niemals einholen können, um aus eigener Kraft stark genug für die Krieger-Klasse zu werden.

Dazu kamen die Gerüchte, dass König Vegeta das Tatakai abschaffen wollte und nur noch das Powel-Level als Maßstab gelten sollte. Die Jungs besaßen aber nur ein durchschnittliches Kraftlevel und ohne Tatakai als Möglichkeit, ihr Geschick zu beweisen, würde sich ihr Wunsch nicht erfüllen.

Die Zeit rannte ihnen davon.

Im nächsten Jahr konnte alles vorbei sein.

Proutes Kiefer verspannte sich bei diesem Gedanken und sein Hass stieg, als er seinen Erzfeind beobachtete.

Broly hatte ihnen ihre Zukunft genommen, aber erhielt keine Bestrafung?

Abgesehen davon, dass er nicht zurück in die Kinder-Gruppe durfte.

Das war unfair!

Gut, Colrab hätte vielleicht besser das mit seiner Mutter nicht sagen sollen. Das war schon eine Spur zu viel gewesen und deswegen war Broly ja so plötzlich ausgerastet. Colrab selbst hatte sich nicht getraut, den Erwachsenen zu erzählen, womit er ihn provoziert hatte und seine Freunde hielten auch schön loyal die Klappe.

Egal, Broly war ein eitler Sack und er verdiente es nicht, dass jemand mit ihm sprach. So jemand gehörte geschnitten. Keine Ahnung, wer die beiden Kinder waren, aber die würde man schon aufklären.

„Teb, Kail, Arlic…lasst uns die beiden Neuen mal kennen lernen“ forderte Proute seine Kameraden auf und sein Mundwinkel hob sich gehässig.
 

Die drei Kinder bemerkten die hasserfüllten Blicke nicht.

Während sie langsam ihren Kefir austranken, beobachteten sie die Passanten.

Langsam kam die Sonne höher und tauchte den Marktplatz in strahlendes Licht.

Bulma war glücklich. Ihr Traum hatte sich erfüllt; ihr Plan war genial.

Worüber hatten sich ihre Eltern Sorgen gemacht?

Sie gliederte sich perfekt ein. Auch ihre schwächere Kampfkraft war bislang niemanden aufgefallen, weil nicht jeder einen Scouter trug. Aber selbst wenn…die Saiyajins hatten besseres zu tun, als ständig den Powerlevel ihrer Umgebung zu scannen.

Hier, im geschäftigen Sadala, wollte man Geschäfte machen, hatte sich wegen Missionen zu melden, flog vom Raumflughafen oder arbeitete direkt für den König.

Bulma begann sich vorzustellen, wie es wäre hier zu leben: aufgewachsen als normal aussehende Saiyajin, mit einem anderen Namen.

„Leeka vielleicht…oder Turnipa…“ murmelte sie selbstvergessend.

„Hm?“ Kakarott, der ihr gegenübersaß, sah sie aufmerksam sah.

Bulma zuckte mit den Achseln. „Ach, ich habe mir nur einen Namen ausgedacht, wegen meiner Verkleidung. Turnipa hört sich doch gut an. Willst du dir auch einen anderen Namen ausdenken? Nur so aus Spaß“ fragte sie ihren Bruder.

„Ich bin mit meinen Namen zufrieden“ murrte er mürrisch. Sein Becher war schon lange leer und er wartete ungeduldig darauf, dass Bulma ihren auch austrank und sie ENDLICH gehen konnten.

„Turnipa klingt nett, aber deinen Namen finde ich auch schön. Er ist einzigartig“ gab Broly seine Meinung ab.

„Ja, aber solange ich hier in Sadala bin, will ich mich mal wie eine richtige Saiyajin fühlen. Es ist…es fühlt sich merkwürdig an. Niemand starrt mich an. Aber ich denke, ich gewöhne mich daran. Gut, ab sofort nenne ich mich Turnipa. Sie ist eine schwarzhaarige, hübsche, normale Saiyajin, die aus einem Dorf kommt und zum ersten Mal hier in Sadala ist“ webte sie sich eine Lebensgeschichte zurecht.

„Blablabla“ winkte Kakarott ungeduldig das Thema ab. „Wir haben den Markt gesehen, wir haben gegessen. Lass uns gehen! Meinetwegen auch zu Broly, aber ich mag es nicht, hier wie auf den Präsentierteller zu sitzen.“

Er stand auf und brachte die leeren Tonbecher zum Verkäufer zurück.

Broly und Bulma sahen sich einverständlich mit verschwörerischer Miene an. Kakarott hatte schlechte Laune, aber sie beide waren derselben Meinung: sie wollten noch nicht gehen.

Als Bulmas kleiner Bruder zurückkam und ungeduldig mit dem Kopf zur Seitengasse zeigte, schüttelte Bulma ablehnend den Kopf.

Bevor er sich beschweren konnte, zeigte Broly auf eine breite Straße, die vom Markt fort führte.

„Ich will euch nur noch die Prachtstraße zeigen. Sie wird so genannt, weil es in den Erdgeschossen die besten Waren von Sadala gibt. Die führt auf die Hauptstraße und von dort können wir zu mir fliegen“ beschwichtigte er beide.

Bulmas Mund zuckte selbstgefällig über ihren kleinen Sieg und Kakarott verschränkte eingeschnappt die Arme. Mit missmutiger Miene folgte er den beiden.

Sie schlängelten sich durch die Menge und folgten der Straße, die von beiden Seiten mit bunt bemalten Häuserwänden und rausgestellten Ladenständen belegt war. Während sich in den oberen Stockwerken die Wohnräume befanden, wurden die untere als Ausstellungsräume genutzt. Türen und Fenster waren weit geöffnet und Ware einladend nach draußen gestellt worden, um die Neugier der Passanten zu wecken. Jeder Händler hatte seine Spezifikationen: Bunt gewebte Teppiche, Möbel aus Holz, Geschirr aus bunt glasierten Ton, kleine, gerollte und mit Nüssen, Honig und Beeren verzierte Süßigkeiten, fein gewebte und gefärbte Kleidung mit Zierstickerei am Saum…Bulmas Schritte verlangsamten sich, während sie sich mit staunenden Blicken umsah. Die Jungs, die kein Interesse an den Waren hatten, mussten oft auf sie warten.

„Wie wunderschön“ bewunderte Bulma die Auslage in einem Laden, der bunte Stoffballen und feines Garn anbot. „Ich wusste nicht, dass die Saiyajins so schöne Sachen herstellen können.“

„Tun sie auch nicht“ erklärte Broly. „Das meiste sind Waren, die von anderen Planeten stammen. Entweder wurden sie als Bezahlung an uns eingesetzt oder es handelt sich um Beute“ erzählte er mit einem Anflug von Stolz.

Bulma stutzte erschrocken und Kakakott sah sie bedeutungsvoll mit hochgezogener Augenbraue an.

Es war wie mit der Hauptstadt selbst und der Scouter-Technologie: alles Beute aus Raubzügen.

„Gibt es denn irgendwas, was wir selbst herstellen können?“ fragte Kakarott ironisch.

„Öh, klar, alles was du sieht, kann man auch selbst machen, aber nicht in diesem Ausmaß“ rechtfertigte sich Broly. „Andere Völker haben halt dafür mehr Talent und wir sind gut im Kämpfen und Erobern. So ergänzen wir uns.“

„Das kommt darauf an, ob die anderen ihre Sachen freiwillig geben. Wenn sie keine andere Wahl haben, weil sie von den Saiyajin sonst vernichtet werden, muss man sich von seinen Besitz trennen; ob man will oder nicht“ murmelte Kakarott verdrossen.

„Was willst du damit sagen?“ fragte Broly mit zusammengezogener Augenbraue. Bislang hatte er seinen Lebensstil, der auf Kosten anderer Wesen ging, nie in Frage gestellt.

„Oh, sieh mal, wie schön“ lenkte Bulma ihn schnell ab, bevor ein Streit ausbrach und deutete auf den nebenstehenden Stand, der aus den bunten Stoffen die passende Kleidung anbot. Eine ältere Frau saß auf einem Hocker und beugte sich konzentriert über ein Stück Stoff, während sie es mit ihrer Nadel bearbeitete.

„Siehst du“ zischte sie ihrem Bruder zu. „Ein paar Dinge können die Saiyajins auch selbst machen.“

So wie sie es auch die letzten Jahre getan hatte und ihre Mutter es ihr beigebracht hatte.

Es gab nicht nur Saiyajins, die zerstörten, sondern auch welche, die etwas erschufen.

Er verdrehte die Augen. „Klar, können die Schwachen und Alten etwas anders tun als kämpfen, aber wer hat die meisten Rechte? Die Krieger“ murmelte er leise. Seine Schwester ignorierte ihn und seinen Einwurf.

Ungeduldig tappte Kakarott mit den Füßen, während seine Schwester eine rote Tunika mit bestickter, Kontrastfarbener Bordüre bewunderte, die auf einen hölzernen Ständer präsentiert wurde. Die Verkäuferin sah das Interesse und pries überschwänglich ihre Ware an, woraufhin Broly der verschreckten Bulma zur Hilfe eilte und sie schnell wegzog.

Kakarott drehte abrupt den Kopf. Seine Augen verengten sich misstrauisch.

Er hatte eine Präsenz gespürt. Seine Erfahrung, die er jahrelang in „Beute und Jäger“ -Spiele gesammelt hatten, sagten ihm folgendes: Jemand beobachtete sie.
 

Proute zog sich eiligst in den Schatten der Mauer zurück.

Die Jungs waren den drei unauffällig gefolgt und versteckten sich in den hinteren Reihen der Häuser. Sie schwebten und hielten sich eng an der schattigen Mauer, während sie die Kinder von oben beobachteten.

„Hui, das war knapp. Der Kleine hätte uns fast gesehen“ murmelte Arlic.

„Hey, Proute, was sollen wir machen? Ihn in eine Gasse ziehen?“ fragte Teb.

„Nein, zu viele Erwachsene hier“ gab sein Freund und inoffizieller Anführer der Truppe zurück.

Mit schmalen Augen sah Proute, wie Broly das Mädchen an der Hand hielt und sie selbstvergessen anlächelte. Sie schien ihm sehr wichtig zu sein.

So sehr, dass er noch nicht mal seine Umgebung im Auge behielt, sondern nur Augen für sie hatte.

Eine Idee kam auf.

Er grinste.
 

Während Broly durch Bulmas Fragen abgelenkt war, behielt Kakarott die Umgebung im Auge.

Aus Gewohnheit griff er hinter sich und zuckte zusammen, als er die Abwesenheit seines Stabes bemerkte. Bulma hatte ihn heute mit ihrem Plan überrascht, so dass er nicht mehr daran gedacht hatte, wie sonst auch seinen Kampf-Stab mitzunehmen.

Was für ein Fehler!

Er wartete darauf, dass Broly und Bulma zu ihm aufschossen und ging dann hinter den beiden, ihren Rücken beschützend.

Solange Bulma die Hand von Broly hielt, sollte sie sicher sein.

Wie angekündigt, endete die Prachtstraße an der breiteten Hauptstraße, wo seltsame Fahrzeuge die gepflasterten Straßen entlangfuhren.

„Die Straße führt vom Raumflughafen, wo die Waren ankommen quer durch Sadala bis zum Schloss“ erklärte Broly. „Sie ist die meistbefahrenste Straße hier.“

Für Broly und Kakarott war es der Zeitpunkt, ihren kleinen Ausflug zu beenden, aber Bulma blieb staunend stehen, um diese Fortbewegungsmittel genauer zu analysieren.

Sie ähnelten einige Fahrzeugen, die sie in der Tsufurujin-Basis gesehen hatte, aber andere sahen neu und unbekannt aus. Andere Technologie, die von einem fremden Planeten stammte?

Sie sah sich nach einem parkenden Fahrzeug um, um es genauer zu erforschen.

Kakarott ahnte, warum seine Schwester von dieser Maschine fasziniert war, während Broly verblüfft dabei zusah, wie Bulma mit ihren Händen das Metall berührte und sich in den Staub kniete, um das Fahrgestell besser betrachten zu können.

Gelangweilt drehte sich Kakarott um und behielt die Prachtstraße im Auge.

Seltsam…er spürte diese klebrigen Blicke nicht mehr. Waren ihre Verfolger verschwunden?

Broly wandte seinen Blick von Bulma ab, die ihr Interesse immer noch nicht verloren hatte und sah zu Kakarott hin, der ebenfalls abgelenkt aussah.

Er verstand nicht, warum das Mädchen von einer simplen Laster so fasziniert war, aber ihr Bruder schien deswegen nicht besorgt zu sein.

Aber etwas schien ihm zu stören, denn er sah so ernst aus, wie er auf die Einkaufsstraße sah…

„Jetzt!“

Ein lauter, plötzlicher Befehl erschallte.

Ehe Kakarott und Broly sich versahen, wurden sie hinterrücks angegriffen.

Broly ließ den Schlag einfach an sich abprallen, während Kakarott noch versuchte, der Faust, die auf sein Gesicht zuflog, auszuweichen. Statt seine Nase zu brechen, schrammte sie seine Wange. Der Kerl meinte es ernst und wollte ihn verletzten, aber Kakarott spürte, dass er seine Kraft noch zurückhielt.

Sein Angreifer, ein etwas größere, ältere Junge mit kurz-stacheligen Haar grinste ihn herausfordernd an.

Kakarott verstand nicht, warum man sie angriff, aber dass er einen seiner Verfolger vor sich hatte. Er beugte die Knie und hob abwehrbereit die Arme und geschlossenen Fäuste hoch. Das Grinsen seines Gegners verbreitete sich und er stürmte wieder auf ihn zu.

Wie Kakarott es von seiner Mutter gelernt hatte, nutzte er den Schwung seines Gegners aus und hebelte die Angriffe zur Seite weg.

Broly hatte mit seinem Gegner mehr Glück beziehungsweise hatte jener den falschen Gegner aufs Auge gedrückt bekommen.

Seine Furcht vor Broly lähmte ihn; die letzte Begebenheit steckte noch tief und unbewusst in den Knochen und er konnte sich auf keinen richtigen Angriff konzentrieren. Der Junge zitterte mehr, als dass er angriff und nach ein paar erfolglosen Schlägen, die Broly geschmeidig auswich, sah er seinen Kameraden hilfesuchend an.

„Kail, das reicht, oder? Lass uns gehen?“ rief er ihm flehend zu.

Kail, der von Kakarotts sanften, aber effektiven Verteidigungsmethoden überrascht war, knurrte enttäuscht, nickte aber. Beide Jungs sprangen in die Luft und flogen rasant fort.

Mit schmalen Augen sah Kakarott ihnen hinterher, bevor er sich an seinen Freund wandte.

„Broly, weißt du, was das zu bedeuten hatte?“ fragte er argwöhnisch.

Broly sah bedrückt zum Boden. Er hatte diese zwei erkannt.

„Ja, das sind…sie sind nicht nett. Tut mir leid, sie haben uns vermutlich nur wegen mir angegriffen“ entschuldigte er sich. Nun erst fiel ihm seine Freundin ein und er drehte den Kopf.

„Bulma, bist du okay? Bulma?“

Die Jungs erstarrten und sahen sich dann hastig um.

Bulma war nicht da.
 

Es geschah so plötzlich.

Bulma hatte noch auf den Boden gekniet, die geniale Konstruktion des Motors bewundert und plötzlich war dieser Ruf gewesen, der direkt von jemand hinter ihr gekommen war. Jemand packte sie, hielt ihr den Mund zu und sprang dann mit ihr in die Luft.

Starr vor Schreck hatte sie gesehen, wie am Boden gekämpft wurde und Broly und Kakarott abgelenkt waren.

Der Griff, der ihre Arme eng an ihren Körper fesselte, war fest und die Hand auf ihren Mund verhinderte, dass sie um Hilfe rufen konnte. Sie drehte den Kopf und versuchte, ihren Entführer zu erkennen. Er war jung und ihr unbekannt. Ein Blick zur Seite zeigte ihr einen weiteren jungen Saiyajin, der neben ihnen flog.

Bulma versuchte sich an die Lehren aus Gines Unterricht zu erinnern. Das wichtigste war, sich zu wehren und da sie nun auch fliegen konnte, musste sie nicht befürchten, zu fallen und ungebremst auf die Erde zu fallen.

Sie wand sich und versuchte sich aus dem Griff zu befreien, schlug mit ihren Ellbogen nach hinten. Der spitze Knochen traf erfolgreich die ungeschützte Nierengegend. Sie hörte ihren Entführer aufstöhnen und sein Griff lockerte sich ungewollt.

Bulma wand sich heraus, versuchte fort zu fliegen, doch er war schneller und packte sie am Arm.

„Verdammt, sei nicht so störrisch. Wir wollen dir nichts tun“ rief der Junge aus und hielt sie fest.

„Ich glaube dir nicht“ gab sie kreischend zurück und zog und zehrte ohne Erfolg.

„Hilf mir, Arlic“ rief er seinem Freund zu und gemeinsam schafften sie es, Bulma zu packen; einer hielt ihre Hände am Rücken fest, der andere ihre Beine. Als ob sie ein schweres Paket wäre, flogen sie mit ihr über die Stadtgrenze hinaus.
 

„Bulma ist weg…Bulma ist WEG“ murmelte Broly entsetzt.

Es war seine Aufgabe gewesen, sie zu beschützen, aber seinetwegen hatte man sie entführt.

Was, wenn ihr etwas geschah? Sie war doch so schwach und diese Jungs…sie wollten IHM wehtun, aber weil sie es nicht konnten, nahmen sie ihm das Einzige weg, was ihm etwas bedeutete.

Bulma gehörte ihm! Proute sollte es ja nicht wagen, sie anzufassen.

Wenn er ihr auch nur ein Haar krümmte…

Die Wut kochte langsam in ihn hoch.

Gewaltfantasien breiteten sich in seinen Kopf aus.

Er würde sie bestrafen; er würde ihnen dieselben Schmerzen bereiten, wie sie ihm es angetan hatten.

Er würde…seine Fäuste ballten sich und er fing an, wütend zu zittern.

Kakarott blieb ruhig. Trotz der Gefahr hatte eine seltsame Ruhe den Jungen befasst, die ihm erlaubte, schnelle Schlüsse zu ziehen. Sein Instinkt als Saiyajin ließ ihn in dieser Stress-Situation ruhig agieren.

Bulma war weg, aber die fremden Jungs hatten eines nicht bedacht: er konnte ihre Aura lesen.

Er schloss die Augen und konzentrierte sich

Die Anwesenheit so vieler starker Saiyajins erschwerte zwar das Suchen, aber seine starke Bindung zu Bulma war da hilfreich. Während die Auren der Sayajins sich wie helle, weißglühende Kerzenflammen anfühlten, war Bulmas Aura bläulicher. Vor seinem geistigen Auge sah er die hellen Aura-Flammen und suchte nach der einen, Besonderen.

Er fand sie.

Sie war nicht allein

Sie entfernten sich aus der Stadt, weg von den anderen Saiyajins, was ihm das Erspüren vereinfachte.

Doch plötzlich erschwerte eine neue, erstarkende Aura sein Aufspüren: wie eine allmächtige, blendende, lodernde Fackel löschte sie das Licht der schwächeren Auren aus.

Kakarott riss die Augen auf und sah neben sich.

Brolys Aura stieg an, aber auf eine furchteinflößende, rasante Art und Weise.

Seine Zähne waren aufeinandergebissen, die Fäuste geballt und seine Augen schienen hell zu lodern. Um seinen Körper wurde seine kräftige Aura sichtbar und seine Haare fingen an, aufwärts zu schweben.

Kakarott erkannte mit Schrecken, um wie viel stärker Broly war, aber auch, dass er gegen den Zorn verlor. Diese Kraft…sie war wie ein wilder Sturm, die seinen Freund mitriss. Impulsiv stürmte er auf ihn zu und packte seine Schultern.

„Broly, beruhige dich! Ich finde Bulma. Hörst du, ich kann sie finden!“ schrie er ihm ins Gesicht.

Brolys Augen waren starr und golden. Er war wie in Trance und schien ihn nicht zu hören, stattdessen knurrte er unheilvoll.

Kakarott bekam nun Angst. Das war nicht der sanfte, liebe Broly, den er kannte.

Dieser Junge war wie ein Fremder, der ihn selbst auch nicht mehr erkannte.

„Wir finden Bulma, aber dafür musst du dich beruhigen, hörst du!“ rief er ihm drängend zu. „Gemeinsam schaffen wir das. Ich bin da. Ich kann sie finden.“

Die Worte sprudelten hastig aus seinem Mund, aber es schien zu wirken. Der letzte Rest an rationalem Denken, dass Broly noch hatte, meldete sich zu Wort und übernahm wieder die Kontrolle. Dass sich sein Kontroll-Halsband automatisch bei diesen Kraftanstieg meldete und ihm ein paar stechende Elektroschocks verpasste, half zusätzlich.

Mit wachsender Erleichterung sah Kakarott dabei zu, wie Brolys Aura schwächer wurde und seine Iris wieder schwarz. Die Spannung verließ den Körper und sein Knurren hörte auf.

Beide Jungs keuchten heftig, nur aufgrund der kurzen seelischen Belastung.

„Wie…?“ fragte Broly leise. Er hob den Kopf und sah seinen Freund hoffnungsvoll, aber zugleich auch ängstlich an.

„Wie willst du sie finden?“ wiederholte er seine Frage. „Du hast keinen Scouter und ihr Powerlevel ist so schwach.“

Kakarott ließ seine Schulter mit einem aufmunternden Klopfen los und lächelte ihn beruhigend an.

„Sie ist meine Schwester. Ich werde sie immer finden.“
 

Proute, Arlic, Teb und Kail landeten mit der sich windenden Bulma auf einer Wiese abseits der belebten Stadt.

Endlich ließen Proute und Arlic das Mädchen los, die nicht aufgehört hatte sich zu wehren und Proute sogar in die Hand gebissen hatte.

Angewidert strich er die speichelbefleckte Hand an seiner Kleidung ab und besah sich die roten Abdrücke, den ihre Zähne hinterlassen hatten.

„Das…“ sagte er grimmig „…war absolut unnötig. Wir wollen nur mit dir reden.“

„Lüge. Ihr habt mich entführt“ entgegnete Bulma und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Sie analysierte die Situation: die vier Jungs waren ungefähr in ihrem Alter, hatten sie umstellt und ließen sie nicht aus den Augen. Fliehen war so nicht möglich. Aber keiner von ihnen trug eine Rüstung, also waren sie noch ungeprüfte Kinder.

„Ich weiß nicht, was ihr wollt, aber ihr solltet mich besser in Ruhe lassen“ warnte sie.

„Es geht nicht um dich, sondern um Broly“ erklärte Proute. „Wir wollen dich nur warnen ohne dass Broly sich einmischt.“

„Broly !?“ Bulma stutzte. Nun etwas beruhigt, dass die Jungs nicht wegen ihr und ihrem Aussehen eingegriffen hatte, sah sie eilig an sich herunter. Schnell strich sie ihre Haare vors rechte Auge zurecht, damit ihnen nicht ihr Makel auffiel. Das andere wurde immer noch von ihrem Scouter verdeckt. Dann bemühte sie sich um eine unschuldige Miene.

„Broly ist ein netter, lieber Junge, im Gegensatz zu euch“ entgegnete sie.

„Er ist ein Monster“ gab Proute schlicht zurück.

Bulma zuckte zusammen. Sie erinnerte sich nur zu gut, wie starr sie damals geworden war, als seine gewaltige Aura sie überrascht hatte. Aber solange man ihn nicht provozierte, war er ein lieber Junge.

Dass diese Jungs da anderer Meinung waren, sagte ihr genug über deren Charakter aus.

„Seid ihr die Jungs, die ihn ärgern?“ fragte sie mit schmalen Augen.

„Tse, ärgern“ Proute hob achselzuckend die Arme. „wir wollten das Weichei nur abhärten. Es war nur zu seinem Besten.“

Bulmas Mund verzog sich spöttisch. „Ich wette, das habt ihr schnell bereut, nicht wahr?“ fragte sie süßlich.

Proute zuckte verärgert zusammen. Aber statt sich deswegen zu verteidigen, ließ er seinen Blick prüfend über Bulma wandern, als versuche er, mehr über sie herauszufinden.

„Wir haben dich und den anderen noch nie hier gesehen. Wieso trefft ihr euch mit Broly? Wenn du über ihn Bescheid weißt, warum hast du keine Angst? Wer bist du eigentlich?“

Neugierig wurde sie begafft.

Bulma schluckte und reckte ihre zarte Gestalt. Stolz, als hätte sie jedes Recht hier zu sein, sah sie die Jungs strafend an. Gut, dass sie sich erst vor kurzem darüber Gedanken gemacht hatte.

„Ich heiße Turnipa und komme aus dem Dorf. Ich und mein Bruder haben Broly dort getroffen. Heute wollte er uns den Markt und die Prachtstraße zeigen, bevor ihr uns so rüge unterbrochen habt“ log sie mit erhobener Nase.

Die Jungs warfen sich gegenseitige Blicke zu. Langsam wurden sie unsicher.

Proute sah verärgert, wie sie an seinem Plan zweifelten und das Mädchen gerne gehen lassen wollten. Früher oder später würde sie sonst Brolys Zorn treffen.

Das Beste, was er tun konnte, war ihr zu zeigen, dass sie ihnen vertrauen konnte und sie keine Feinde waren.

Er zuckte gelangweilt mit den Schultern und setzte sich auf den kleinen Felsen, auf dem er stand. Angesteckt von der gelockerten Haltung ihres Freundes, entspannten sich auch die drei anderen Jungs; lehnte sich an den nächstbesten Baum oder setzten sich auf den Boden.

„Mein Name ist Proute und das sind meine Freunde Teb, Arlic und Kail“ stellte er sich vor.

Bulma spürte, wie die Spannung aus der Situation entwich. Keiner war mehr in Alarmbereitschaft. Es beeinflusste sie auch, beruhigte ihre Furcht, schwächte aber nicht ihren Argwohn.

Würden sie sie gehen lassen?

Sie wollten nur reden, hatten sie behauptet. Bulma beschloss, ihnen auf den Zahn zu fühlen.

„Also kann ich jetzt gehen?“ fragte sie misstrauisch.

Proute nickte und zeigte lässig hinter sich auf die Silhouetten von Sadala.

„Du kannst die Stadt nicht verfehlen; so weit entfernt sind wir nicht. Aber das könnte deine letzte Chance sein, mehr über Broly zu erfahren. Ich wette, du weißt nicht alles über ihn“ lockte er.

Bulma zuckte desinteressiert mit den Schultern.

„Eure Lügen interessieren mich nicht. Ich weiß genug über ihn.“

„Pfft“ Proute konnte ein abfälliges Prusten nicht unterdrücken und auch die anderen lachten auf.

„Du bist ja ganz schon selbstsicher“ höhnte er. Berechnend taxierte er sie.

„Liegt es daran, weil du ES bislang nie gesehen hast? Oder weil du ein Mädchen bist? Du scheinst zu glauben, dass du auf der sicheren Seite bist. Tja, das haben andere Kinder auch gedacht und sie konnten froh sein, wenn Broly sie bei seinen Wutanfällen ignoriert hat“ fing er an zu erzählen. Bulma wollte schnippisch antworten, aber Arlic mischte sich ein und schnitt ihr das Wort ab.

„Es hatte nichts mit uns zu tun. Broly kann in einen Moment ganz ruhig sein und still in der Gruppe vor sich hin spielen, aber dann plötzlich fängt er an zu knurren und greift den nächstbesten an. Ein Wort, dass man beifällig ausspricht, scheint es auszulösen oder eine falsche Bewegung; wir wissen es nicht. Hast du sein Kontroll-Halsband nicht bemerkt? So was muss nur er tragen. Er hat sich einfach nicht unter Kontrolle“ erklärte er.

Die anderen nickten zustimmend.

Teb fuhr fort: „Es ist in anderen Gruppen auch schon passiert. Nur weil sein Vater ein hohes Tier ist, kommt Broly immer ungeschoren davon.“

„Nun, er hat bislang weder mich noch meinen Bruder je angegriffen“ erzählte sie schnippisch. Sie sah Proute herausfordernd an. „Ich weiß anscheinend, wie man mit ihn spricht, ohne dass er wütend wird.“

Proutes Stirn zog sich zusammen. „Du klingst ja ganz schön überzeugt“ murmelte er und auch die anderen Jungs sahen sie nachdenklich an.

Proutes Lippen verzogen sich höhnisch, als er weiter fuhr. „Du glaubst, du hast ihn unter Kontrolle“ durchschaute er Bulma. „Du weißt, wie stark er ist, aber…ja, so wie er dich ansieht, scheint er dich sehr zu mögen. Du weißt das auch und bist deshalb so überzeugt, dass dir nichts passiert. Hah, du bist ja eine Nummer“ lachte er auf.

Dieses Mädchen war ja noch viel gefährlicher als sie geglaubt hatten. Von wegen naiv, sie hatte den gefürchteten Broly um den Finger gewickelt.

„Ich weiß nicht, was du meinst“ wehrte Bulma ab und sah betroffen zur Seite.

Wie hatte es dieser Fremde es so schnell geschafft, sie zu durchschauen?

Diese Reaktion sagte den Jungs aber, dass Proute ins Schwarze getroffen hatte.

Teilweise beeindruckt, aber auch ihrer naiven Überzeugung und Manipulation tadelnd, sahen sie sie kopfschüttelnd an.

Proute schnaubte abfällig. „Ich sehe schon, wir haben uns um die falsche Person Sorgen gemacht. Tja, wenn du glaubst, du kannst ihn kontrollieren: nur zu!“ forderte er sie auf. „Es stimmt schon, in den letzten Wochen war Broly wirklich ruhiger; soweit ich gehört habe. Wenn es dein Einfluss war, machst du ja nicht viel falsch und wir können davon nur profitieren. Dann wird es den anderen Kindern nicht so gehen wie uns“ mit diesen Worten hob er sein Hemd hoch und zeigte Bulma kurz seinen blau-grünen Brustkorb. „Das hat übrigens dein lieber Broly gemacht und ich hatte noch Glück. Meine Rippen werden bald verheilt sein, aber das Tatakai in diesem Jahr ist für mich gelaufen.“

„Für uns auch“ stimmte ihn Arlic zu und seine Freunde nickten.

Bulma versuchte Einspruch zu erheben. Sie wollte einwenden, dass weder sie noch Broly jemanden wehtaten, aber die Worte blieben ihr im Halse stecken.

Nun, es ging diesen Typen eh nichts an, wie sie mit Broly umging und sie hatten es ja selbst gesagt: sie konnte tun, was sie wollte, solange Broly so ruhig blieb wie in den letzten Wochen.

Stolz hob sie das Gesicht und sah ihrem Gegenüber hochnäsig an.

„Gut, wenn jetzt alles gesagt wurde, gehe ich jetzt. Sprecht mich nie wieder an“ warnte sie die Jungs. „Ich will mit euch nichts zu tun haben.“

„Tse, gleichfalls. Du und Broly seid ein hübsch-gefährliches Paar. Tu mir den Gefallen und vergiss unsere Namen und unsere Gesichter“ gab Proute verächtlich zurück.

Bulma schnaubte und plante, abzufliegen, als sie in ihrem Vorgang gestoppt wurde. Am Horizont sah sie zwei Punkte, die schnell auf sie zuflogen und nun so nahe waren, dass sie ihre Auren erkennen konnte.

Es waren Kakarott und Broly, aber…sie konnte es spüren, je näher sie kamen.

Brolys Aura wuchs und sie fühlte sich unheilvoll aggressiv an.

Kakarott, der vor ihm flog, schien das auch zu spüren, denn sie konnte ihn laut rufen hören:

„Sieh mal, Broly, ich hatte Recht. Da vorne ist Bulma und es geht ihr gut. Alles ist in Ordnung.“

Sie konnte den beruhigenden Ton, aber auch den besorgten Unterton in dieser Aussage hören und da landeten schon die beiden Jungs bei der Gruppe.

„Bulma, wir haben dich gefunden“ rief Kakarott erleichtert aus und rannte auf seine Schwester zu, während Broly aus schmalen Augen Proute taxierte. Der war kurz abgelenkt von diesem seltsamen Namen.

„Ich dachte, dein Name sei Turnipa“ fragte er argwöhnisch.

Bulma wusste nichts drauf zu erwidern und blickte lieber zu ihrem Bruder runter, der aber auch deutlich angepisst war.

„Wusstest du, wie stark Broly wirklich ist?“ flüsterte er zu ihr hoch. Bulma wusste nichts auf den Vorwurf einzuwenden und zuckte ertappt zusammen.

„PROUTE“ Broly rief laut seinem Namen und zog dessen Aufmerksamkeit wieder auf sich. Brolys Fäuste waren geballt und er presste die Zähne verbissen aufeinander.

Proute blieb ruhig.

„Reg dich ab, Broly. Wir wollten nur mit deiner Freundin sprechen. Wie du siehst, haben wir ihr kein Haar gekrümmt. Ihr beide habt euch echt verdient; da mischen wir uns nicht ein“ erklärte er.

Schnell warf Broly ihr einen kontrollierenden Blick zu und sie hob grüßend-zittrig ihre Hand, während ihre andere immer noch tröstend Kakarotts Schulter tätschelte.

„Fasst sie nie wieder an“ drohte Broly.

„Ja, ja, schon verstanden. Geht! Wir halten euch nicht auf“ schnaubte Proute. „Du hast wirklich eine tolle Freundin gefunden. Obwohl sie Bescheid weiß, will sie trotzdem nicht mit dir brechen.“

Broly wurde unsicher.

Was hatte Proute ihr erzählt?

Wusste Bulma etwa davon, wie er im Zorn andere verletzte?

Hatte sie jetzt Angst vor ihm?

Warum hatte Proute ihr das erzählt?

Oh…nun verstand er. Es war seine Rache. Anstatt Bulma wehzutun, hatte er dafür gesorgt, dass sie nicht mehr mit ihm befreundet sein wollte.

Brolys Augen waren weit aufgerissen und seine Iris fing wieder an, sich gelb zu verfärben, die Pupille wurde starr.

Proute bemerkte den wütenden, bekannten Blick, stand eilig auf und hob abwehrbereit die Fäuste. Seine Freunde taten es ihm gleich.

„Hey, jetzt beruhige dich. Verdammt noch mal. Sie wusste längst Bescheid über dich. Es war keine Überraschung. Wir haben ihr nichts Neues gesagt“ rechtfertigte er sich schnell.

Bulma und Kakarott spürten, wie sein Ki anstieg und Bulma schrie laut auf.

„Es stimmt, Broly. Ich weiß es, aber es ist nicht schlimm. Du hast mir nie gesagt, warum du nicht mit den anderen spielen wolltest. Nur, dass sie dich immer geärgert haben. Aber ich weiß von deiner Stärke und deinen Schmerz. Als ich dich damals gefunden habe…ich wusste genau, wie man sich fühlt, weil keiner einer versteht“ versuchte sie ihn zu beruhigen.

Sie ließ Kakarott los und rannte auf Broly zu, der selbstvergessen nur auf Proute starrte und ihre Worte anscheinend nicht hörte. Sie rüttelte an seinen schmalen Schultern und spürte bereits die Anstrengung, die sie brauchte. Da war so viel Kraft in diesem kleinen Körper. Sie schaffte es kaum, seine Aufmerksamkeit auf sie zu richten.

„Hörst du, Broly? Alles ist in Ordnung. Wir können jetzt zu dir gehen und diese Jungs werden uns nicht mehr belästigen.“

Die Jungs sahen ängstlich-erwartungsvoll zu, wie Bulma versuchte, den knurrenden, stierenden Broly zu beruhigen und auf ihn leise einredete. Kakarott konnte spüren, wie die Gefühle sich in Brolys Aura wiederspiegelten: Unsicherheit, Angst, Wut, Erleichterung…allmählich schienen Bulmas Worte zu ihm zu dringen, denn das Ki nahm ab.

Kakarott atmete erleichtert auf. Seine Schwester hatte es tatsächlich geschafft.

Die anderen Jungs konnten es nicht spüren, sahen aber, wie Brolys verkrampfte Haltung zusammen sackte und der Junge seinen Kopf hängen ließ und schwer atmete.

Beeindruckt sahen sie das Mädchen an.

„Wow, du hast es geschafft, Turnipa“ sagte Kail fasziniert.

Proute sah die beiden prüfend an. Wie er es sich gedacht hatte: dieses Mädchen hatte tatsächlich Broly gezähmt.

Arlic seufzte hoch auf. „Scheiße, ich hatte schon gedacht, der Kerl rastet wieder aus und macht aus uns Hackfleisch.“

Teb, der neben ihn stand, nickte zustimmend. „Ja, es hätte nicht mehr viel gefehlt und ich hätte nach meiner Mutter geschrien“ scherzte er.

„Mutter?“

Die Kinder sahen erschrocken zu Broly, dessen Kopf immer noch gesenkt war und dieses Wort plötzlich wiederholte.

„Mutter?!“

„Oh, oh…“ Proutes Augen wurden groß. Dieser starre, kalte Tonfall…den kannte er. „Rennt!“ schrie er seine Freunde und die beiden andere Kindern zu, aber es war zu spät.

„MUTTER!“

Ob das Wort ihn an die letzte Aufreizung erinnert hatte? Wo die Jungs ihn mit seiner toten Mutter provoziert hatten? Oder weil er Angst hatte, den Mutterersatz Bulma zu verlieren? Hatte Broly sich nicht ganz so beruhigt, wie sie geglaubt hatten?

Als Trigger war das Wort ausreichend.

Broly brüllte wütend auf, sein Ki stieg rasant an und die erste Welle seiner Aura, die sein Körper ausstrahlte, prickelte auf Bulmas Haut. Sie musste ihn loslassen, weil ihre Handflächen anfingen zu brennen.

Erschütterte sah sie, wie Broly den Kopf in den Nacken lehnte, in den Himmel stierte und tief brüllte. Seine Augen waren kalt und golden, seine Haare standen plötzlich aufrecht.

Ihr Scouter piepste alarmiert auf.

1.000…2.000…3.000…immer schneller stiegen die Zahlen und von diesem Anstieg überfordert, fing ihr Scouter an zu rauchen. Brolys Halsband fing ebenfalls an zu zittern und zu piepen und brach dann plötzlich zusammen. Nun drehten sich die Zahlen noch schneller auf Bulmas Scouter.

Bei einem Wert von 12.000 explodierte er an ihrem Ohr und zerfiel in nutzlose Einzelteile. Sie hielt sich die schmerzende Stelle und sah fassungslos auf den Jungen, der nichts mehr von seiner Umgebung erkannte: er war vollkommen in seinem Zorn gefangen.

Nun ohne Scouter, spürte sie seine Aura noch intensiver: ein Waldbrand voller Wut und dieses Mal stand sie direkt davor. Sein Ki attackierte sie voller Wucht und lähmte sie.

Plötzlich hörte Brolys Wutschrei auf. Der Junge senkte den Kopf und nun konnte Bulma sein Gesicht sehen. Seine Augen waren immer noch in der ungewöhnlichen Farbe getönt und sein Mund hatte sich zu einen untypischen, wahnsinnigen Grinsen verzogen.

Langsam drehte er den Kopf und sah den ersten seiner Beute an: den Wortführer Proute.

Die Angst lähmte den Jungen, der trotz drohender Gefahr es nicht geschafft hatte, zu fliehen.

Er ließ den unberechenbaren Broly nicht aus den Augen und hoffte darauf, dass seine Beine schnell anfingen, sich zu bewegen.

Dann war auf einmal Broly nicht mehr an seinen Platz, nur noch das Mädchen stand da. Bevor Proute kapierte, was passiert war, erhielt er einen Schlag in den Bauch vom blitzartig vor sich auftauchenden Broly. Proute wurde meterweit fortgeschleudert und landete in einer verdrehten Haltung.

Die anderen Jungs schrien entsetzt auf. Auch Bulma sah voller Schock, wie der Anführer der kleinen Truppe plötzlich so still und leblos im Gras lag.

Broly dagegen lächelte grausam und drehte langsam den Kopf, um sich die nächste Beute auszusuchen und sich an ihrer Angst zu weiden.

Jetzt traf es den schwachen Teb.

Wieder blitzartig, stand Broly vor ihm und drückte mit einer Hand langsam seine Kehle zu. Teb keuchte und kratze hilflos, während er einige Zentimeter hochgehalten wurde.

Arlic kreischte auf und attackierte Brolys Rücken, in der Hoffnung, ihm zum Lockern seines Griffes zu bringen. Doch Broly brauchte nur seinen freien Arm, um ihm ebenfalls einen Schlag auf die Brust zu versetzen. Dieses Mal nutze er seine Kraft gezielter. Anstatt seine Beute weit fort zu schleudern, riss er ihm ein Loch in den Bauch. Arlic spuckte Blut und schlug auf den Boden auf.

Die restlichen drei brüllten entsetzt auf.

„Bulma, flieh. Flieg so schnell du kannst“ rief Kakarott ihr zu, aber sie schüttelte entsetzt den Kopf. Sie konnte sich immer noch nicht bewegen. Ihre Augen wanderten bestürzt zu den immer noch bewegungslosen Proute und den eindeutig toten Arlic. Teb lief schon aus Luftmangel blau an.

Kail, der letzte der Truppe, wusste, dass er keine Hilfe war und ließ seinen Fluchtinstinkt übernehmen. Er wollte sich in Sicherheit begeben und hoffte auf Hilfe.

Er flog los.

Broly bemerkte das unwillig und mit einer beiläufigen Handbewegung brach er Tebs Hals, bevor er sich auf die Jagd nach dem Flüchtling machte. Nun nicht mehr im direkten Wirkungsbereich seiner furchteinflößenden Aura, krachte Bulma auf den Boden. Ihr Magen drehte sich um und sie erbrach sich keuchend.

Was passierte hier?

Wieso war Broly so…so…er hatte einfach drei Saiyajins getötet…einfach so…

„So ein Monster“ keuchte sie auf. Sie gab es zu!

Sie hatte sich geirrt.

Sie hatte ihn nicht unter Kontrolle.

Sie spürte eine Hand auf ihre Schulter und sah erschrocken hoch. Es war Kakarott, der all seine Kraft zusammen nahm. Sein Ki war auf Maximum gestiegen, um sich gegen die Wellen von Broyls Aura zu schützen. So schaffte er es, sich zu bewegen.

„Los, Bulma, hol dein ganzes Ki raus und forme es zu einer Rüstung. So, wie du es sonst machst, wenn du hoch fliegen willst“ befahl er. Bulma tat wie geheißen.

„Gut, und jetzt…flieg los. Flieg so weit du kannst und versteck dich“ gab er die Anweisung.

„Was?“ Erschrocken starrte sie ihren Bruder an. „Was hast du vor? Das…das schaffst du nicht. Er hat mindestens ein Powerlevel von 12.000 und du bestenfalls 1.100. Ohne Erwachsene…wir können nicht. Ich will nicht, dass du stirbst.“

„Will ich auch nicht“ gab er trocken zurück. „aber wir sterben hier gleich beide, wenn wir nicht was tun. Bei dem Lärm, den er gerade gemacht hat, wird bestimmt jemand gleich hier kommen und dich darf man nicht sehen. Du bist keine Hilfe mehr, Bulma. Deine Worte erreichen ihn nicht. Das einzige, was du kannst, ist zu fliehen.“

„Ich will dich aber nicht alleine mit IHM lassen“ kreischte sie auf.

Angst und Gewissensbisse peinigten sie. Sie hatte Broly gefunden und sich offenbart. Sie hatte ihr Versprechen gebrochen Es war ihre Idee gewesen, nach Sadala zu kommen und sie hatte sich die Haare gefärbt. Sie hatte sich von diesen Typen entführen lassen und es nicht geschafft, Broly zu beruhigen.

Es war alles ihre Schuld.

Doch Kakarott sagte es nicht, machte ihr keine Vorwürfe. Stattdessen schenkte er ihr ein aufmunterndes Lächeln.

„Bulma, ich habe dich lieb, aber jetzt gerade bist du mir ein Klotz am Bein. Also tu mit diesen letzten Gefallen und flieg“ er deutete mit einem Kopfnicken auf den Wald am Horizont, der gerade besonders weit entfernt aussah.

„Die Basis oder unser Zuhause…Broly war nie dort“ schlug er vor und mit einem letzten Nicken verabschiedete er sich „Wir werden uns wieder sehen. Versprochen.“

Damit war für ihn das letzte Wort gesprochen. Mit ernster Miene ging er los, entfernte sich einige Schritte, den Blick in den Himmel erhoben, wo er Broly mit den gefangenen Kail in seinen Armen sah, der den Jungen langsam und genüsslich das Rückgrat mit seiner Umarmung brach. Broly weidete sich an den Schmerzensschreie.

Kakarott wusste, dass dieses Wesen dort oben nicht mehr sein Freund war.

Es war nicht mehr der sanfte, liebe Broly, der nie gegen ihn kämpfen wollte, um ihn nicht zu verletzen.

Aber jetzt…

„Ich werde dich aufhalten, Broly“ murmelte Kakarott und stellte sich breitbeinig auf.

„Kame….“ Energie sammelte sich zwischen seinen Händen.

„Hame…“ Ein blendender Ball formte sich.

„Haaaaa“ Ein mächtiger Ki-Strahl schoss auf Broly zu, der gerade den leblosen Körper seines letzten Opfers aus der Höhe fallen ließ und von diesem Angriff überrascht wurde.

Der Angriff traf ihn mit voller Wucht und explodierte. Rauch umgab ihn.

Kakarott drehte den Kopf und sah seine Schwester immer noch auf den Boden liegend.

„JETZT FLIEG ENDLICH LOS“ rief er ihr wütend entgegen.

Sie konnten es doch beide spüren.

Brolys Aura war keine Spur schwächer geworden. Kakarotts mächtigster Angriff zeigte keine Wirkung.

Der Rauch verzog sich und Broly starrte breit grinsend und unverletzt auf sie herunter. Sein Ki war so stark, dass er unbewusst eine Rüstung um seinen Körper bildete und schwache Angriffe abblocken konnte.

Bulma keuchte auf und endlich, endlich bewegte sie sich in entgegengesetzter Richtung; rannte zuerst ein paar Schritte, bis sie sich endlich genug konzentriert hatte, um abzufliegen.

Broly knurrte missbilligend und machte Anstalten, ihr zu folgen, aber das verhinderte ihr Bruder. Kakarott schwebte ihm entgegen.

„Vergiss es, Broly, so nicht. Du würdest ihr gerade nur wehtun“ sprach er ihn ruhig an.

„Kakarott“ knurrte Broly wieder in dieser seltsamen, dunklen Stimme.
 

Broly fühlte sich nur wenig besser, nachdem er diese vier Maden so schnell erledigt hatte.

Er wollte Bulma, aber Kakarott stellte sich ihm in den Weg.

So, wie er schon oft getan hatte.

Kakarott wollte nicht, dass Bulma nach Sadala flog und bei ihm war.

Damit war er auch ein Feind.

Wenn er weg war, hatte er Bulma für sich allein.

„Kakarott“ wiederholte er dumpf.

Dann würde sich Bulma nur noch um ihn kümmern und immer bei ihm bleiben.

„KAKAROTT!“ brüllte er laut.
 

Kakarott schluckte, als Brolys Aura noch mal einen Schwung zunahm.

Zu seinem Glück hatte er einen Plan, denn mit purer Kraft hatte er keine Chance. Bulma war noch nicht weit entfernt genug.

Im Stillen dankte er seinen Vater für seine Lektionen. Er wünschte sich, er hätte mehr Zeit mit ihm verbracht. Aber manche Dinge sah man erst vor seinem herannahenden Tode klarer.

Broly flog auf ihn zu.

„Du wirst sie nicht anfassen“ rief er ihm entgegen und diese Worte schienen seinen Freund noch wütender zu machen. Seine Wut…er war ja nicht mal in der Lage, anständig zu sprechen.

Kakarott konzentrierte sein Ki in Richtung Stirn und hob die Hände, mit gespreizten Fingern.

„Sonnenblitz“

Die neue Attacke, die er erst kürzlich gelernt hatte, zeigte dieses Mal Wirkung.

Ein heller Blitz aus Ki blendete Brolys Augen. Davor konnte seine Ki-Rüstung ihn nicht schützen.

Er hielt sich brüllend die Augen zu und krümmte sich schmerzvoll; zeigte eine Blöße.

Genau darauf hatte Kakarott genau gehofft.
 

Mit schmalen Augen öffnete Broly seine Augen. Seine Umgebung war weiß und er konnte nichts erkennen. Der Schmerz reichte nicht aus, um ihn wieder zur Besinnung zu bringen. Eigentlich machte es ihn nur wütender.

Er sah sich um; langsam gewöhnten sich seine Augen wieder und er konnte am Horizont den kleinen Punkt der fliehenden Bulma sehen.

Den Vorsprung würde er schnell einholen.

Gleich war sie sein.

Er streckte bereits besitzergreifend die Hand aus, wollte los fliegen, als…er zuckte zusammen. Ein unglaublich-pochender Schmerz durchflutete und lähmte ihn.

Irritiert drehte er den Kopf nach hinten und sah, wie Kakarott seinen Schweif fest hielt.

„Ich habe deinen Schwanz“ lächelte Kakarott siegessicher und drückte so fest zu, wie er konnte. Broly wurde schwächer und fing an zu sinken. Er konnte sich nicht mehr in der Luft halten.

Sie landeten auf den Boden und Kakarott hörte nicht auf, Druck auszuüben. Dank seines Trainings wusste er genau, wo und wie es besonders stark schmerzte.

Brolys Händen bohrten sich in die Erde und er brüllte laut auf. Er zitterte und keuchte, aber er gab nicht auf.

Kakarott keuchte. Er hoffte darauf, dass Broly sich allmählich beruhigte. Wenn man den Druck lange genug ausübte, wurde man schwächer.

Doch das Gegenteil trat ein. Broly drehte den Kopf und durchbohrte Kakarott mit wütenden Blicken. Wieder schrie er laut auf und legte sein Ki in diesen Kampfschrei.

Kakarott hatte das Gefühl, als würde ihm gleich das Trommelfell platzen, aber er konnte seine Ohren nicht schützen und gleichzeitig den Schweif halten.

Er musste durchhalten.

Seine Ohren fingen an zu bluten und die Geräusche wurden dumpfer, aber er hielt durch.

Broly sah irritiert, dass sein Gebrüll keine Wirkung zeigte angesichts Kakarotts Starrsinn und er verlegte sich auf eine neue Technik.

Wieder holte er nach Luft, aber diesmal stieß er die Luft direkt konzentriert aus, mit seinem Ki gemischt.

Kakarott hatte das Gefühl, als würde ein übergroßer Dampfhammer, gespickt mit scharfen Messern seinen Körper ungeschützt bearbeiten. Trotzdem behielt er den Griff bei, obwohl seine Haut, seine Muskeln und Knochen schmerzten und bluteten.

Broly grinste siegessicher. Er sah, wie seine Verteidigung bröckelte.

Kein Wunder, er hatte keine und war den Angriff ungeschützt ausgeliefert.

Er wiederholte den Angriff und dieses Mal konzentrierte er sich auf die Arme und Schulter. Der Schmerz zerriss Kakarott fast, als würde man ihm die Arme ausreißen und er konnte nicht mehr: er ließ los und wurde vom heftigen Windstoß fort geschleudert.

Keuchend versuchte er sich schnell auf die Beine zu stellen. Das gleiche versuchte auch Broly, dessen Kraft langsam wieder zurückkam.

Kaakrott unterdrückte den Schmerz, nahm seine Kraft zusammen und formte ein letztes Kame-Hame-Ha mit all seinem Ki.

Broly knurrte und stellte sich langsam auf.

„Kame-Hame-Haaaa“

Der Energiestrahl traf mit voller Wucht den Wüterich und riss ihn einige Meter fort.

Kakarott lächelte schwer atmend.

Jetzt musste er nur noch schnell wegfliegen und sich verstecken, doch…seine Beine sackten zusammen. Er hatte sich verschätzt.

Er hatte keine Kraft mehr.

Hilflos lag er auf den Boden und hörte, wie Broly, der den Angriff gut weggesteckt hatte, mit leisen Lachen näher kam.
 

Kakarott lag keuchend am Boden. Sein ganzer Körper schmerzte, er konnte die gebrochenen Knochen spüren. Blut lief über eine offene Wunde an der Stirn über sein Auge bis zu seinem Mund, wo er das Eisen schmecken konnte.

Rasselnd schnappte er nach Luft und schrie dann schmerzvoll auf, als Broly seinen Fuß auf den Brustkorb stellte.

„Broly, bitte…tu das nicht“ flehte Kakarott keuchend und sah zu seinem ehemaligen Freund hoch. Doch dessen Pupillen waren mittlerweile stecknadelgroß, so dass die Augen fast weiß und seelenlos wirkten. Broly war in seiner Wut und Kraft verloren; die so stark waren, dass ein Kind es nicht kontrollieren konnte.

„Kakarott“ murmelte er siegessicher mit grausamem Lächeln und hob langsam den Fuß, um ihn gleich mit aller Kraft auf den Wehrlosen niederschlagen zu lassen; den letzten Moment an Angst auskostend.

„KAKAROTT; STIRB!“ rief Broly zum Abschied aus.

„FINGER WEG VON MEINEM SOHN!“

Broly drehte überrascht den Kopf, aber zu spät. Er erhielt einen kräftigen Tritt mitten ins Gesicht, der ausreichte, um ihn von Kakarott fortzuschleudern.

Der verletzte Junge am Boden riss überrascht die Augen auf und sah zur Gestalt hoch, die wütend Broly anstarrte.

Es war sein Vater.
 

Kurz zuvor…

Bardock verließ das große Raumschiff, das ihn mitgenommen hatte.

„Glück im Unglück“ dachte er sich, als er die Rampe verließ.

Eigentlich hätte er morgen ankommen sollen, aber sein Pod hatte einen Schaden beim Landen erlitten. Zum Glück war im größeren Raumschiff, das die Beute aufnehmen sollte, noch ein Platz frei gewesen, so dass er mitfliegen durfte.

Seine Familie würde Augen machen, wenn er einen Tag früher heimkam.

Zufrieden schwebte er hoch und verließ den Raumflughafen, als er plötzlich einen Stich in seiner Brust, Richtung Herz, spürte.

Erschrocken griff er sich an die Brust.

Woher kam dieser Schmerz?

Er keuchte auf und sah sich suchend nach einem unsichtbaren Gegner um.

Plötzlich registrierte sein Scouter eine unglaublich hohe Kampfkraft, die von einer einsamen Wiese abseits des Raumflughafens und Sadala kam.

„Über 20.000…wer hat so ein mächtigen Powerlevel? Nicht mal der König und der Prinz sind so stark“ murmelte er überrascht.

Die Neugier siegte und er flog näher, bis er zwei kleine Punkte am Boden erkannte.

Die aufrechtstehende Gestalt war die Quelle der Kraft und dort am Boden lag verletzt…

Bardock erstarrte…dann biss er die Zähne zusammen, knurrte und flog rasant auf die Kinder zu.
 

„Va…Vater?“ murmelte Kakarott und wusste nicht, ob er erschrocken oder erleichtert sein sollte. Doch die Erleichterung überwog.

Bardock kniete sich hin und berührte vorsichtig den verletzten, kleinen Körper.

„Bleib ruhig liegen, ich kümmere mich um den Kerl. Es wird alles gut“ beruhigte er ihn. Kakarott schloss kraftlos die Augen. Bardock sah besorgt seine schweren Verletzungen.

Sein Scouter warnte ihn mit hohen Piepton und Bardock stand rechtzeitig auf, um den kleinen Wirbelwind abzuwehren und eine Reihe von Schlägen zu verpassen.

Der instinktgesteuerte Broly merkte, dass sein neuer Gegner nicht so einfach zu besiegen war und hielt nun etwas Abstand, um ihn genauer zu beobachten.

Er war größer, mit finsteren Blick und er ähnelte…

„Kakarott“.

„Falsch, Bardock“ berichtigte der Krieger und schoss ohne Vorwarnung einen Energiestrahl auf ihn ab.

Staub wurde aufgewirbelt.

Bardock warf einen letzten Blick auf seinen Sohn und beschloss, nach oben zu schweben.

Dieser Wahnsinnige musste sich auf ihn konzentrieren und nicht mehr auf den Verletzten. Er drückte auf seinen Scouter und setzte einen Notruf ab.

Warum war bislang noch niemand gekommen?

Waren die Jungs zu abseits für die Scanner der Scouter gewesen?

Aber eine Kampfkraft von über 20.000…die Wächter mussten doch längt wissen, dass etwas geschah?

Bardock fielen die Überreste anderer Saiyajins auf; junger Saiyajins, Kinder noch…er war entsetzt.

Als er die gelb-grün glühende Aura seines Gegenübers bemerkte, der zu ihm hochsah, wusste Bardock, dass dies ein Gegner war, den er nicht besiegen konnte.

Aber er musste lange genug durchhalten, damit sein Sohn gerettet werden konnte.

„Na los, Rotzbengel, komm her! Ich versohl dir den Hintern, bis du nicht mehr sitzen kannst“ provozierte er den Kleinen und winkte ihn zu sich herauf.

Es funktionierte. Dessen Augen verengten sich und er sprang blitzschnell zu ihm hoch.

Sie duellierten sich in der Luft und Bardock bemerkte bei der Wucht der Schläge, dass sein Scouter sich nicht geirrt hatte.

Scheiße, taten diese kleinen Fäuste weh. Er war wirklich so stark, wie der Scouter anzeigte.

„Bist du etwa der legendäre…“ murmelte er überrascht.

Ein Kind mit dieser Macht…er erinnerte sich an die Legende des Super-Saiyajins.

Doch anscheinend war es zu viel Macht für ein Kleinkind. Er sah gerade nur rohe Gewalt, keine Finesse.

Bardock, der erfahrene Krieger, dessen Powerlevel unter 5.000 lag, war zwar Kraftmäßig unterlegen, aber er führte in Erfahrung, besonders im Umgang mit stärkeren Gegnern. Er suchte nach Schwachpunkten, hebelte die kraftvollen Angriffen zur Seite aus oder wich selbst aus, um seine Energie zu sparen und seinen Gegner dazu verleiten, seine schneller aufzubrauchen.

Doch er hatte nicht immer Erfolg und auch wenn die Füße und Fäuste seines Gegners klein waren…wenn sie trafen, fühlte es sich verdammt schmerzvoll an.

Dazu konnte er nicht so kämpfen wie sonst auch, wenn Sadala im Hintergrund war und sein verletzter Sohn am Boden. Doch sein Gegner hatte dieses moralische Bedenken nicht.

Er formte sein Ki in eine Hand und schoss es mit gemeinem Grinsen auf Bardock ab. Der riss die Augen auf. Hinter ihm lag die Stadt und so stark, wie dieser Strahl war, würde er sie ohne Probleme erreichen und Unschuldige verletzen.

„Scheiße, so nicht“ kündigte Bardock knurrend an und konzentrierte sein Ki in seine Hände. Er schoss einen Ki-Strahl entgegen, schaffte es aber nur, die Wucht abzuschwächen, bevor es ihn traf.

Rauchend getroffen fiel er zu Boden.

Er schnappte nach Luft und nahm seine letzte Kraft zusammen, um sich wieder auf die Beine zu stellen, während das Teufelsbalg vor ihm landete. Er ließ sich Zeit damit, seinen schwachen Gegner höhnisch anzustarren.

„Kleiner Wichtigtuer“ murmelte Bardock. „aber noch bin ich nicht geschlagen. Na los, komm her!“

Das Balg lächelte hocherfreut über den Kampfgeist seines Gegners, warf aber zufällig einen Blick zur Seite und zuckte zusammen. Das Grinsen verging ihm.

Bardock folgte seinem Blick und sah einen erwachsenen Saiyajin, der mit hoher Geschwindigkeit auf sie zuraste und zwischen ihnen landete.

Es war Paragus.
 

„Broly, hör sofort auf damit“ befahl sein Vater streng. Er hob sein Kontrollgerät und sah mit Schrecken, dass sein Gegenstück, das Halsband, zerstört war. Broly lachte nur.

„Toller Ratschlag“ höhnte Bardock hinter ihm. „Sieht nicht so aus, als würde er auf dich hören.“

Paragus knurrte und griff nach der Tasche an seinem Gürtel, aus dem er einen goldenen Stirnreif holte.

„Ich habe das hier noch“ zeigte er Bardock. „Die Wucht ist stärker als beim Halsband, aber ihm das in seinem Zustand anzulegen…das schaffe ich nicht ohne Hilfe“ gab er zu.

Bardock wischte sich das Blut vom Kinn.

„Verstehe“ antwortete er. „Wie ist dein Plan?“

„Einer lenkt ihn ab, der andere greift nach seinem Schweif. Wenn er bewegungslos wird, können wir ihm den Reif anlegen“ erklärte Paragus.

Bardock lachte spöttisch auf. „So, und wer ist der Glückliche, der ihn ablenken darf?“

Paragus warf einen kurzen Blick auf den angeschlagenen Krieger und seufzte auf. Bardock war stärker, aber verletzt und Paragus besaß als Vater die höhere Autorität.

„Ich bin es“ antworte er schlicht. „Du bist schneller und kannst dich an ihm anschleichen.“

„Na, dann los. Versuch dein Glück“ stimmte Bardock ihm zu.

Paragus schluckte und gab hinter seinem Rücken und damit außerhalb von Brolys Blickfeld, den Stirnreif an Bardock weiter.

Nun mit freien, offenen Händen, friedlich erhoben, schritt er auf seinen Sohn zu.

„Broly, du bist doch ein guter Junge…mein guter, lieber Junge, der immer auf seinen Vater hört“ fing er im beruhigenden Ton an zu sprechen. Der Junge wurde still und sah mit geneigtem Kopf den Näherkommenden an. Von diesem Verhalten angespornt, lächelte Paragus jovial und fuhr fort mit seinen schmeichelnden Tönen.

Bardock dagegen ging leicht in die Knie und schlich sich lautlos zur Seite.

Paragus schaffte es, dass Brolys Aufmerksamkeit auf ihn lag und blockte mit seinem großen Körper dessen Blickfeld ab. Er legte die Hände auf die schmalen Schultern ab und hoffte, jegliches ängstliches Zittern zu unterdrücken. Broly durfte nichts von seiner Angst riechen.

„Broly, hör auf meine Stimme. Schließ deine Augen und atme. Du hast die Kontrolle, hörst du. Nicht deine Wut“ redete er auf ihn ein.

Tatsächlich wurden Brolys Augenlider schwer und sein Kopf sank.

Paragus lachte erleichtert auf und sah zur Seite, wo Bardock im weiten Kreis sich von hinten anschlich.

Gleich war es soweit und Broly war wieder unter Kontrolle. Er hatte dann nichts zu befürchten. Gleich war der Reif um seine Stirn und…er spürte, wie sich der kleine Körper unter seinen Händen verspannte. Brolys Ki fing unangenehm an zu brennen.

Paragus blinzelte überrascht. Nervöser Angstschweiß perlte von seiner Stirn.

Brolys Augen öffneten sich abrupft. Immer noch wirkten sie grausam dank der kleinen Pupillen.

Bevor Paragus verstand, boxte sein Sohn ihn in den Magen.

Paragus Mund öffnete sich keuchend, als ihn das Gefühl übermannte, jemand würde seinen Innereien zu Brei pürieren und er sank auf die Knie, immer noch seine Hände auf Brolys Schulter.

Nun auf gleicher Augenhöhe, konnte Broly mit seiner Hand das Kinn seines Vaters zu ihm ziehen: Vater und Sohn sahen sich gegenseitig in die Augen.

Paragus erkannte nur kalte Grausamkeit und Wut.

Broly sah Angst.

„Fürchtest du mich, Vater?“ fragte er in süßen, unschuldigen Tonfall, mit kaltem Lächeln.

„Ne…Nein“ stotterte dieser.

„Lüge“ knurrte Broly finster. „Ich weiß, dass du Angst vor mir hast. Ich kann es riechen. Du bist ein Lügner und ein Feigling, Vater. Ein Saiyajin wie du ist wertlos.“

Mit diesen Worten trat er seinen Vater in Richtung Brust. Von dieser Wucht wurde er fortgeschleudert.

Bardock ging tiefer in die Knie und versteckte sich im Gras, wo er verborgen das Paar beobachten konnte.

Noch war nicht der richtige Zeitpunkt.

„Broly, wieso? Ich bin dein Vater!“ hörte er Paragus wimmern.

„Na und?“ antwortete Broly beinahe gelangweilt und schritt auf den wehrlosen Mann zu.

Seine Absichten waren klar. Selbst für sein eigen Fleisch und Blut fühlte er kein Mitleid.

Vielleicht hätte Broly in diesen Moment seinen Vater getötet, wenn nicht jemand Neues aufs Schlachtfeld aufgetaucht wäre.

Gine landete und kniete sich zu ihrem Sohn hin, ohne das Vater-Sohn-Pärchen zu beachten.

Sie hatte nur Augen für ihren verletzten Jungen.
 

Gine hatte als erstes den Funkspruch von Bardock erhalten, mit dem Zusatz, dass ihr Sohn verletzt war.

Sofort war sie aufgesprungen und losgeflogen.

Als sie suchend in der Luft flog, sah sie die gewaltige, sichtbare gelb-grüne Aura wie ein Leuchtfeuer. In der Nähe lagen leblosen Körper und einer davon trug ein blutbeflecktes, dunkelblaues Gewand, dass sie ihm einst selbst genäht hatte.

Alarmiert flog sie näher und landete bei ihm.

„Kakarott...oh bitte, sag doch was“ sie berührte zärtlich den kleinen Körper und suchte nach einem Herzschlag; beugte sich runter, um seinen Atem zu lauschen.

Als sie ein leises, schmerzvolles Keuchen hörte, setzte ihr Herz aus Erleichterung einen Schlag aus.

„Mutter?“ sie hörte diese seltsame Frage von jemanden hinter sich.

Sie drehte den Kopf.

Ein Junge im selben Alter wie Kakarott, umgeben von starken Ki, sah sie seltsam betroffen an.

Instinktiv wusste Gine, dass dies der Schuldige war, der ihr Junges verletzt hatte und beschützerisch hob sie ihren bewusstlosen Sohn an sich, in ihre Arme.

„Wage es ja nicht“ flüsterte sie drohend.

Der fremde Junge wankte erschüttert zurück.

Diese Blöße war die perfekte Gelegenheit.

Bardock wusste, er durfte nicht länger warten, besonders nicht, wo seine Gefährtin gerade aufgetaucht war. Er sprang aus dem Gebüsch und schnappte sich den Schweif, den er mit aller Kraft drückte.

„Gine, nimm unseren Sohn und flieg mit ihm ins Krankenhaus. So schnell du kannst“ rief er ihr zu.

Gine nickte, nahm Kakarott fest in ihre Arme und flog los.

Broly wand sich und schrie empört auf. Heute war er bereits genug an seiner empfindlichsten Stelle gepackt wurden und langsam hatte er sich an diesen Schmerz gewöhnt.

Bardock konnte kaum glauben, wie stark sich der Junge noch wehren konnte und drückte fester zu. Er brauchte beide Hände und konnte so den Reif nicht auf Brolys Stirn drücken.

Er warf einen Blick auf Paragus, der sich zitternd und nur langsam erhob.

„Geht nicht anders“ knurrte Bardock und ließ eine Hand los, um nach dem Reif zu greifen. Doch eine Hand weniger bedeutete weniger Druck und Broly schaffte es, sich heraus zu winden. Schreiend drehte er sich um und attackierte den Erwachsenen.

Für Bardock passierte in diesen Moment ein seltsames Phänomen, was er schon manchmal in brenzligen Situationen erlebt hatte: die Zeit schien still zu stehen oder sich zu verlangsamen.

Er sah, wie sich die kleine, starke Faust auf ihn zubewegte, in Richtung seines Gesichts; sah den Reif in Richtung Boden fallen, sah die unbedeckte Stirn zum Greifen nahe.

Für einen Moment war alles still…und Bardock wusste, was zu tun war.

Die Zeit lief wieder, Brolys Faust stürmte auf ihn, sein Ki bitzelte laut, doch Bardock duckte sich runter, während seine Hand nach den fallenden Reif griff und in einer fließenden Bewegung den Jungen auf die Stirn drückte.

In einer rollenden Bewegung duckte er sich unter Broly weg.

„Jetzt“ rief er Paragus zu, der endlich wieder auf den Beinen stand und den Controller in seiner Hand hielt.

Er drückte den Knopf.

Ein mächtiger Elektroschock durchzuckte Broly und fuhr direkt in sein Gehirn, wo er ihn ausknockte.

Schwächere Wesen wären daran gestorben; ihm wurde dagegen schwarz vor Augen. Bewusstlos fiel er zu Boden.
 

Immer noch in Acht vor diesem Jungen, behielten ihn Paragus und Bardock wachsam im Auge. Bardock traute sich als erstes, den Jungen im Nacken zu berühren.

Keine Reaktion.

„Wie lange hält das an?“ fragte er.

Paragus schnappte nach Atem und hielt sich den schmerzenden Bauch.

„Nach meiner letzten Erfahrung an die zwölf Stunden, aber damals habe ich das vor ein paar Jahren bei ihm gemacht. Sollte er wieder aufwachen, verpasse ich ihm noch einen Schock.“

Bardock ließ sich erleichtert ins Gras sinken und schnappte nach Atem.

Gut, der Junge war unter Kontrolle und sein Sohn in Richtung Krankenhaus…was war der nächste Schritt? Er wandte den Blick zur Seite und sah die Leichen im Gras.

Einer davon hätte sein Sohn sein können, wenn er zu spät gekommen wäre. Betroffen senkte er den Kopf.

Beim zischenden Geräusch von fliegenden Saiyajins und dem Flattern von Umhängen, dem Aufstampfen von Stiefeln, die neben ihn auftauchten, hob er den Blick.

Paragus und Bardock waren von Elite-Kriegern in violetten Umhängen umzingelt.

Die Wächter waren endlich angekommen.

„Ich verlange eine Erklärung“ verlangte eine düstere Stimme.

Die Elitekrieger traten zur Seite. Der König trat hervor und sah strafend auf die beiden Männer herab.
 

„Kö…König Vegeta. Eure Majestät“ stotterte Paragus betroffen und ging eiligst auf die Knie und senkte tief den Kopf. Bardock unterließ diese Ehrerbietung und blieb sitzen, wo er war. Er war zu müde, um die letzte Energie für einen Kniefall zu verschwenden.

Außerdem…Warum kamen der König und die Wächter erst dann, wenn alles vorbei war?

Der König sah sich auf dem Schachtfeld um, sah die Leichen, den bewusstlosen Jungen und die beiden verletzten Männer.

Sein Blick war streng, aber unter seinem Bart verzog sich sein Mund, zu einem dünnen, schmalen Lächeln.

Strafend wandte er sich an Paragus.

„Du und ein Balg, ihr habt es geschafft, meine Geduld überzustrapazieren“ sagte er leise. Paragus knurrte und sah düster hoch.

Aus nächster Nähe erkannte er das schadenfrohe Lächeln, dass der König unter seinem Bart versteckte. Ein Lächeln, das sich mit der nächsten Ankündigung verlängerte.

„Hiermit verbanne ich Paragus und seinen Spross Broly von diesem Planeten. Nehmt sie fest“ befahl er und die Elitekrieger traten hervor und packten Vater und Sohn.

Paragus versuchte sich zu wehren, doch ihre Griffe waren fest und unbarmherzig.

„Du glaubst, du bist uns los? Du hast es selbst gesehen. Deswegen kommst du so spät“ fuhr er den König ohne Respekt an. „Broly ist stärker als du und dein Sohn. Du weißt das. Keiner kommt gegen ihn an. Er ist zum König geboren.“

Des Königs Lächeln schwand und mit einer ungeduldigen Handbewegung bedeutete er, den vorlauten Kerl zu knebeln und aus seinen Augen zu führen.

Bardock sah dabei zu, wie die Elitekrieger den sich wehrenden Vater und bewusstlosen Sohn mitnahmen. Die Panik auf Paragus Gesicht war klar erkennbar. Sie erhoben sich in die Luft und plötzlich war es wieder still.

Nur der Wind wehte.

„Mitleid?“

Er drehte fragend den Kopf. Der König, der immer noch neben ihn stand, sah ihn prüfend an.

Bardocks Misstrauen angesichts des geraden Beobachteten war geweckt.

Dieser berechnende Blick des Königs…Bardock wusste, er musste vorsichtig sein.

Was er gerade gesehen und gehört hatte…der König hatte sich elegant einem Usurpator erledigt.

„Mein Sohn wurde durch diesen Broly verletzt“ sagte er schlicht. Es war wahr, aber wie man diese Aussagen auffassen sollte, war seine Sache.

Er hatte jedenfalls wichtigeres zu tun, als Rache zu schwören.

Stöhnend richtete er sich auf.

„Vergebt mir meine Unverschämtheit, mein König, aber ich will sehen, wie es ihm geht und ob er überlebt“ entschuldigte sich Bardock ruhig.

Des Königs Mundwinkel zog sich amüsiert nach oben angesichts dieses fast unverschämten, aber mutigen Verhaltes, doch sein Blick blieb kalt und berechnend. Er ließ den Krieger nicht aus den Augen und merkte sich sein Gesicht.

Mit einem hoheitsvollen Nicken war der Unterklasse-Krieger entlassen.

„Dein Name war Bardock? Dein Mut war beachtlich. Man wird sich noch an dich wenden“ sagte er zum Abschied und Bardock hörte in diesen simplen Sätzen die stumme Warnung.

Was er eben gesehen hatte, sollte er besser niemanden mitteilen.

Bardock biss die Zähne zusammen und nickte ergeben, bevor er losflog.
 

Gine saß auf einem weißen Stuhl und behielt ihren Sohn, der in einem Medic-Tank schwebte, im Blick. Die Stille wurde nur durch leises Piepen der Maschine unterbrochen. Gines Hände waren miteinander verkreuzt und sie lehnte ihre Stirn dagegen.

Was war passiert?

Hatte sich Kakarott rausgeschlichen? Freunde getroffen? War dann von diesem Monster überrascht worden?

Wie auch immer, für ihn gab es noch Hoffnung. Die Ärzte hatten ihr erzählt, dass sie rechtzeitig gekommen waren und er nach einem Tag im Medic-Tank ohne Beeinträchtigungen aufwachen würde.

Trotzdem konnte sie ihre Angst nicht abschütteln und ihren Platz nicht verlassen. Nicht, solange ihr Sohn noch bewusstlos war.

Ein lautes Gebrüll aus dem Flur störte sie in ihren Gedanken und sie sah auf.

„Bardock, halt still. Es ist doch nur eine Spritze.“

„Brauch ich nicht“ brüllte Bardock den Sprechenden an und öffnete zeitgleich die Tür, die in Kakarotts Zimmer führte.

„Ah, da seid ihr ja“ begrüßte er seine Gefährtin.

Gine blinzelte ihren verletzten Gefährten verdutzt an. Seine Brust war verbunden, er hatte ein großes Pflaster an der Wange und ein Arm war geschient.

„Warst du auf der Suche nach uns oder auf der Flucht vor der Spritze“ fragte sie belustigt.

„Natürlich habe ich euch gesucht. Ich fliehe nie“ brummte er und setzte sich zu ihr hin. Sein nicht-bandagierter Arm umschlang sie und drückte sie tröstend an sich.

Beide sahen wortlos auf ihr bewusstloses Kind.

„Was ist nur passiert?“ hauchte sie nach einer Weile. Ihre Stimme brach. Sie legte ihren Kopf an seiner Brust ab und er konnte die nassen Tränen spüren. Bardock neigte seinen Kopf zu ihr und suchte hastig nach tröstenden Worten.

„Wenn er aufwacht, wird er sehr viel stärker sein“ war alles, was er rausbrachte. „Der Kerl, der das verursacht hat…er wird verbannt. Er wird nie wieder unseren Sohn angreifen.“

„Sie sind Kinder…sie waren alle noch Kinder“ erinnerte sich Gine tonlos an die Leichen.

Das herannahende Trampeln von Stiefeln, die sich dem Zimmer näherten, weckte ihre Aufmerksamkeit und plötzlich öffnete sich die Tür und Toma, Panbukin, Selypa und Borgos erschienen aufgelöst.

„Wir haben es über Scouter gehört und sind so schnell gekommen, wie es möglich war“ berichtete Toma. „Wie geht es…“ seine Stimme brach ab und erschüttert sahen Bardocks Kameraden auf das bewusstlose Kind.

Panbukin griff nach dem Tablett und sah sich schnell die Krankenakte durch.

„Fast alle Knochen gebrochen…innere Verletzungen…Trommelfell kaputt…Puls ist aber bislang gut und keine Gehirnschäden. Er sieht scheiße aus, aber bei seinem Dickkopf und den besten Medic-Tank im Krankenhaus, wird es schon wieder“ sagte er tröstend zu den Eltern. Er war kein Arzt, aber erfahren im Umgang mit Verletzungen.

„Weiß jemand schon, was passiert ist?“ fragte Selypa.

„Broly“ antwortete Bardock schlicht.

Toma zuckte zusammen. „Das Wunderkind…hab gehört, der Kleine hat manchmal Wutanfälle, aber Paragus hatte es doch unter Kontrolle?“

Bardock zeigte mit dem Kinn in Richtung Medic-Tank. „Sieht das für dich nach Kontrolle aus?“ antwortete er sarkastisch. Er hatte es selbst gesehen: beinahe hätte Broly seinen Vater getötet.

„War Kakarott alleine da?“ fragte Toma.

„Nein, es gab noch andere Kinder, aber sie sind…“ Gines Stimme brach betroffen ab. Kakarott hatte als Einziger überlebt.

Selypa sah sie erschrocken an. „Was soll das heißen? Tot?! Auch Bulma? Sie und Kakarott sind doch unzertrennlich?“

Die Erwachsenen sahen sich fassungslos an. An Bulma hatte im Moment gerade keiner gedacht, aber Selypa hatte Recht.

Gine wurde bleich. Sie sah zu ihren Sohn und Gefährten hin und her und fing an zu zittern.

„Bulma…oh, wo ist sie nur? Vielleicht zu Hause, aber vielleicht war sie auch dort und wir haben sie nicht gesehen. Hast du sie gesehen? Soll ich nach Hause fliegen? Mittlerweile ist es dunkel und ich wäre längst dort. Sie macht sich bestimmt Sorgen, weil keiner da ist. Aber was, wenn sie ihn begleitet hat? Wo ist sie? Ich…was soll ich tun“ sie verfiel in Panik.

„Gine, beruhige dich“ Bardock packte seine Gefährtin an den Schultern und sah sie eindringlich an, aber er wusste gerade auch nicht, wie er seine Prioritäten legen sollten.

Toma, sein bester Freund, kam ihm zur Hilfe. Beruhigend legte er seine Hand auf seiner Schulter ab.

„Wir tun es“ versprach er seine Hilfe. „Bleibt hier bei eurem Sohn. Angesichts seiner Verletzungen wäre es seltsam, wenn einer gehen würde. Borgos und Panbukin fliegen zur betroffenen Stelle und suchen dort nach ihr. Selypa und ich fliegen zur eurer Hütte. Bulma kennt uns. Wenn sie einen von uns sieht, wird sie rauskommen. Wir können euch über Funk Bescheid sagen, wenn sie sicher und gesund ist.“

Bardock drückte die Hand seines Freundes und dankte ihm wortlos mit einem Nicken.
 

Wie in Trance war Bulma sicher bei sich zu Hause angekommen. Niemand folgte ihr. Im Garten wusch sie ihre Haare und den Pelz, bis sie wieder blau leuchteten. Ihre verschwitzte Kleidung und die Flaschen mit den Färbemitteln verbuddelte sie abseits unter einen Baum. Sie zog ihre alte, aber saubere, rosa Tunika an und rubbelte sich das Haar, bis es wellig vom Kopf abstand

Dann hockte sie sich aufs Sofa und wartete.

Nach einer Weile fing sie an zu zittern, weshalb sie sich in Decken einwickelte, aber immer noch blieb sie auf ihren Platz, mit Blick zur Tür und wartete.

Jedes Mal, wenn ihr Kopf nach einem Gedanken suchte, nach einem „Soll ich gehen“ oder „Was kann ich tun?“, unterdrückte sie es.

Es war tröstlicher, an nichts zu denken.

Vielleicht war alles ja nur ein Traum und gleich würde sie aufwachen und Kakarott würde neben ihr im Bett liegen…

Es dämmerte, es wurde dunkler und niemand kam.

Sie zündete kein Licht an, nahm sich nichts zu essen, sondern blieb auf ihren Platz und wartete.

Wartete auf die Nachricht.

Jemand würde kommen und ihr mitteilen, dass ihr Bruder tot war und es war ihre Schuld.

Schließlich hörte sie das leise Sirren von fliegenden Saiyajins und leichte Schritte.

Sie hob den Kopf und sah zwei dunkle Gestalten im offenen Türrahmen stehen, eine massige und eine zierliche.

„Vögelchen…bist du da?“ fragte eine weibliche, bekannte Stimme.

„Tante Selypa?“ hauchte Bulma.

Selypa kam näher und erkannte in der Dunkelheit einen sprechenden Deckenhaufen.

„Bulma…oh, Bulma, da bist du ja. Geht es dir gut?“ Selypa stürmte auf Bulma zu, deren Beine eingeschlafen waren und sich kaum aus der Decke rausbewegen konnte, so starr waren sie. „Dein Bruder und deine Eltern sind im Krankenhaus und konnten nicht kommen“ fuhr sie fort. „Deswegen sind wir hier, um nach dir zu sehen.“

Bulmas Augen wurden groß.

Kakarott war nicht tot?!

Er lebte?!

Anscheinend wussten die Erwachsenen nicht genau, was passiert war, denn sonst würde es doch Vorwürfe hageln. Aber stattdessen umarmte Selypa sie und war sichtlich erfreut, sie zu sehen.

Im Hintergrund konnte sie Toma erkennen, der gerade per Scouter die anderen informierte, ebenfalls sichtbar erleichtert.

Selypa umarmte sie, streichelte über ihr Haar und Bulma konnte sich nicht mehr zurückhalten. Gefühle überfluteten sie und sie fing an zu weinen.

„Oh, Spätzchen, alles ist gut“ tröstete Selypa und missverstand Bulmas Traurigkeit. „Er wird wieder gesund. Deine Eltern kommen morgen auch wieder. Alles wird wieder gut.“

Alles wird wieder gut?!

Angesichts ihres Riesen-Fehlers, ihrer Überheblichkeit, ihrer Naivität, war das die Untertreibung des Jahrhunderts.

Bulma erinnerte sich an die vier Burschen, die es garantiert nicht überlebt hatten und welchen Schmerz hatte Kakarott gegen Broly erlitten?

Broly?! Was war mit ihm? Wurde er bestraft?

Doch sie wollte nicht fragen, aus Angst sich zu verraten und ehrlich gesagt kümmerte es sie gerade nicht besonders. Broly sollte sich für immer von ihr fernhalten.

Nie wieder wollte sie etwas mit ihm zu tun haben.

Es war Bulmas Glück, dass nicht ihre Eltern, sondern Toma und Selypa sie informiert hatten.

Ihre Eltern hätte sie niemals anlügen können. Ihr schlechtes Gewissen plagte sie.

Aber die beiden anderen…zu ihnen hatte Bulma ein anderes, nicht so enges Verhältnis und so schluchzte sie nur erleichtert an Selypas Schultern und klammerte sich an ihr.

Die beiden Saiyajins wussten von Bulmas Eid, niemals den Wald zu verlassen und es war für sie unvorstellbar, dass ein Saiyajin einen heiligen Eid gebrochen hatte. Sie verdächtigten Bulma nicht, dass sie mit dieser Sache zu tun hatte und glaubten, sie fühlte sich nur einsam und allein, weil niemand sie informiert hatte und sie auf ihre Mutter gewartet hatte. Sie glaubten an einen Alleingang von Kakarott.

Mitleidig trösteten sie das Mädchen, dass hoffnungslos auf ihre Eltern geharrt hatte, ohne zu ahnen, welche Sünde sie wirklich auf sich geladen hatte.

Bulma behielt ihr Geheimnis für sich, aber sie schwor sich eines: sie würde niemals wieder zulassen, dass jemand aus ihrer Familie nochmal so wegen ihr leiden müsste.
 

Am nächsten Tag…

Gine hatte ihren Platz nicht verlassen und sich auf den harten Stühlen zusammengerollt. Bardock hatte dagegen die Nacht im Krankenzimmer nebenan verbracht, um während seiner Untersuchungen Weib und Kind nicht zu stören und sich vom Kampf zu erholen.

Eine Krankenschwester weckte sie am Morgen. Aus Mitleid für die junge Mutter brachte sie ihr netterweise ein Frühstück vorbei und informierte sie, dass die Werte beider Familienmitglieder gut aussahen.

Erleichtert aß Gine ihr Frühstück und besuchte ihren Gefährten, um ihn aufzuklären und sich in seinem kleinen Badezimmer frisch zu machen. Während sie sich abtrocknete, hörte sie fremdes Gemurmel und als sie raustrat, war Bardock aufgestanden und legte die Verbände ab.

„Was machst du da?“ fragte sie stirnrunzelnd.

„Eben war ein Bote da. Wir beide sollen sofort zum König. Da trete ich bestimmt nicht in Verbänden vor ihm auf, eingewickelt wie eine Mumie“ brummte er.

Gine stutzte erschrocken, aber Bardock ahnte, wieso er gerufen wurde. Der König wollte sichergehen, dass Bardock nicht über die Sache mit Broly redete: ein Kind, dessen Powerlevel über 20.000 lag und nicht vom König gestoppt werden konnte.

Er bewegte seine Finger. Der Schmerz war erträglich.

Grimmig sah er seine Gefährtin an. „Lass uns rausfinden, was der König will und dann schnell wieder zurückkehren.“

Sie flogen zum Palast und mussten nur ihre Namen sagen, als sie von einer Wache auch sofort in den Thronsaal geführt wurden. Für Gine war es das erste Mal, hier zu sein.

Ehrfurchtsvoll blieben sie im gebührenden Abstand stehen und knieten sich hin.

Der Saal war kühl und leer: abgesehen vom König auf seinen Thron und zwei Elite-Krieger zu seiner Seite war niemand anwesend.

„Bardock, Unterklasse-Krieger“ die dunkle Stimme des Königs erschallte im Saal.

Nervös blickten Bardock und Gine zu Boden.

„Angesichts deines Mutes und deiner Treue deinem Volk gegenüber, erhebe ich dich in den Rang eines Mittelklasse-Kriegers“ sprach der König weiter.

Bardock und Gine sahen erschrocken hoch.

Sollte das bedeuten, er musste sich von Gine trennen, weil Mittelklasse-Krieger keinen Sarang schwören durften?

Bevor Bardock dagegen einen Einwand erheben konnte, hob der König abschneidend eine Hand.

„Ich weiß Bescheid über deinen Schwur zu deiner Gefährtin. Aber angesichts deiner Stärke und deinen letzten Erfolgen, wäre es eine Verschwendung deiner Talente, dich nur in meinen untersten Reihen zu haben. Du wirst daher Sonder-Privilegien erhalten. Es ist dir erlaubt, deine Familie zu behalten UND dieselben Rechte wie ein Mittelklasse-Krieger. Deiner Position entsprechend, wirst du dein eigenes Zeichen erhalten.“

Er schnipste mit den Fingern und hinter einer Säule kam ein alter, grauhaariger Saiyajin in schwarzen Gewändern herbeigehuscht, der auf einem Kissen eine Schriftrolle und ein hölzernes Siegel trug.

Bardock nahm es an und rollte die Schriftrolle auf.

Sie enthielt ein Zeichen; sein Zeichen. Mit zwei scharfen, kräftigen Strichen war ein schiefes Kreuz, ähnlich der Narbe auf seiner Wange gezeichnet worden. Darunter das Siegel des Königs und die Auflistung seiner neuen Privilegien. Dasselbe Zeichen war in das Holz des Siegels geschnitzt worden, an dem eine dunkelrote Kordel geflochten war.

Bardock rollte das Pergament wieder zusammen und verbeugte sich tief.

Der König stützte einen Arm auf der Lehne seines Thrones ab und sah ihn beiläufig lächelnd an.

„Nun wird niemand auf dich herabsehen, nur weil du ein Unterklasse-Krieger bist“ sagte er.

„Majestät, ich danke euch. Aber jede Klasse hat ihre Vorteile. Was ist mit meinem Team?“

Die Leibwächter sahen grimmig auf ihn herab, aber König Vegeta lachte anerkennend.

Es mochte gierig klingen, weitere Forderungen zu stellen aber dieser Bardock war gerissen.

So etwas mochte er. Da musste er nicht besonders deutlich werden wie bei anderen Dummköpfen.

„Dein Team ist dir und nur dir unterstellt“ gab er ihm das Gewünschte.

Bardock atmete erleichtert auf.

„Kommen wir zu deinem Sohn…“

Die Erleichterung schwand und Bardock und Gine warfen sich schnell einen hastigen, besorgten Blick zu.

„Euer Sohn hat sich mutig einen übermächtigen Gegner gestellt. Seine Tapferkeit und seine Stärke sind nicht unbemerkt geblieben. Deshalb erkläre ich hiermit, dass Kakarott, Bardocks Sohn, ab heute als vollwertiger Unterklasse-Krieger in die Annalen der Saiyajins aufgenommen wird“ rief König Vegeta laut aus.

Bardock und Gine keuchten auf.

Das bedeutete, der kleine Kakarott war damit ein vollwertig anerkannter Krieger.

Kein Tatakai, keine Ausbildungsjahre als Rekrut und keine Abschlussprüfung waren damit nötig. Der König hatte ihn anerkannt wegen seines Mutes. Alter und Powerlevel spielten damit keine Rolle.

Der grauhaarige Saiyajin von eben näherte sich wieder den Eltern, diesmal mit einer kleinen Rüstung und einen kleinen Scouter als Gabe. Doch Gine ignorierte ihn und stand auf.

„Aber er erst neun Jahre alt. Er ist noch nicht soweit“ wandte sie entrüstet ein.

Kakarott in diesem Alter auf Missionen schicken?

War der König wahnsinnig?

Bardock zog an ihren Arm, damit sie schnell wieder auf die Knie ging. Ihm gefielen die Blicke der Leibwächter nicht, die streng auf Manieren achteten.

Der König lächelte nur belustigt.

„Seid unbesorgt“ wandte er ein. „Kakarott wird dem Team von Bardock zugeordnet werden und es obliegt damit seinem Vater, wann der richtige Zeitpunkt ist, auf Mission zu gehen.“

Er genoss die erstaunten Blicke seiner Untertanen.

Gine und Bardock dachten dasselbe: Kakarott musste nicht in einem Tatakai kämpfen und Bardock durfte entscheiden wann und welche Mission er annehmen durfte?!

Das war ein Geschenk des Himmels.

Tief fielen sie zu Boden, bis ihre Stirn den Teppich berührte.

„Wir danken euch für dieses großzügige Geschenk“ sagten beide tief bewegt.

„Gut, dann ist diese Audienz hiermit beendet. Geht!“

Mit diesen Worten waren sie entlassen. Gina war wie in Trance und nahm die Rüstung entgegen, ohne es recht zu bemerken. Bardock war ebenfalls perplex und behielt seine Rolle und Siegel in seinen Händen.

Erst als sie draußen vor den Palasttoren standen, die Hauptstadt zu ihren Füßen und das gleißende Sonnenlicht sie blendeten, wurden sie allmählich wach.

Doch trotzdem fragte Bardock zur Sicherheit: „Kneif mich, Gine.“

Sie tat ihm den Gefallen und er rieb sich die schmerzende Stelle.

„Ich kann es nicht glauben“ wisperte seine Gefährtin und sah auf den kleinen Panzer in ihren Händen. „Einfach so ist Kakarott als Erwachsener anerkannt worden…und dann diese geniale Idee, dass er dir unterstellt ist. Du entscheidest, wann er soweit ist und welche Missionen er annimmt. Wir haben die Kontrolle, dass er nicht auf den falschen Weg gerät und frühzeitig stirbt. Du kannst ihn beschützen und ausbilden. “

Gine sah ihn strahlend lächelnd an und Bardock erwiderte es, aber nur kurz. Er drehte den Kopf und sah besorgt zum Palast.

Der König…dieser Mann war wirklich beeindruckend. Was für ein Stratege.

Er hatte die Schwachpunkte seiner Familie sofort gefunden, ihm etwas gegeben, wovon er immer geträumt hatte und gleichzeitig eine stumme Drohung ausgesprochen.

Wer mir folgt, dem erfülle ich seine Sehnsüchte!

Wer mich verrät, nehme ich, was er liebt.

Der König hatte ihn in der Hand: er konnte ihn zwingen, sich von Gine zu trennen oder den jungen Kakarott auf lebensgefährliche Missionen schicken, jetzt wo er als Krieger anerkannt war.

Denn Mittelklasse-Krieger unterstanden immer noch dem König und sein Befehl musste gehorcht werden. Unterklasse-Krieger wurden von der Elite meistens ignoriert und der Führung der Mittelklasse überlassen.

Bardock hatte heute viel gewonnen, aber seine Anonymität verloren.

Er wusste nicht, ob das ein guter Tausch war.
 

„Verlasst den Raum“ befahl König Vegeta und seine Leibwächter und Leibdiener verschwanden aus dem Saal, so dass er alleine die Ruhe im prächtigen Saal genießen konnte.

Immer noch stützte er seinen Kopf auf die Lehne seines Thrones ab und sah nachdenklich auf die Tür, hinter der das Paar verschwunden war.

Langsam bildete sich ein breites Lächeln auf seinen Lippen und er lachte selbstgefällig auf.

Endlich war er ihn los, diesen Broly mit einer Kampfkraft von 25.000.

Ein wahnsinniger Wert, aber nutzlos ohne richtige Kontrolle.

Niemand hatte sich gegen seinen Bann gestellt angesichts seines Verbrechens.

Als gestern die Scouter plötzlich verrücktspielten und Werte über 10.000 und dann höher angezeigt hatten, war ihm klar gewesen, dass endlich der Tag gekommen war.

Er hatte seine Elite-Krieger verboten einzugreifen, aber Paragus hatte sich trotzdem zu seinen Sohn begeben; mit dem Kontrollreif in der Tasche.

König Vegeta hatte von seinem Balkon in die Weite geschaut und auf das richtige Maß an Zerstörung gewartet, was ihm erlaubte, den Bengel zu verbannen. Im Hintergrund hatten seine Wächter dienstbereit gewartet.

Doch was war passiert?

Gerade mal vier Tote und ein Schwerverletzter, kaum Sachschaden.

Paragus konnte von Glück sagen, dass dieser Bardock rechtzeitig dagewesen war, weil eines der Opfer sein Sohn war.

Zusammen hatten sie es geschafft, den Bengel zu zähmen und dann war es nutzlos gewesen, weiterhin zuwarten und musste auch eingreifen.

Egal, es hatte ausgereicht: vier junge, tote Saiyajins. Keiner von ihnen mit besonders viel Talent gesegnet; verzichtbar. Das war doch wirklich ein kleiner Preis, um das Vater-Sohn-Paar für immer los zu werden.

König Vegeta lachte laut auf.

Die paar kleinen Privilegien, die er noch drauf gelegt hatte, damit Bardock seine Klappe hielt, konnte er verschmerzen.

Er war gerade verdammt froh, dass seine Geduld sich endlich ausgezahlt hatte.

Endlich war er diesen Jungen los.
 

Am Abend durften sie das Krankenhaus verlassen. Bardock trug den immer noch sedierten Kakarott und Gine hatte ein Bündel mit Medikamenten und Anweisungen bekommen.

Die größten Verletzungen waren dank des Medic-Tanks geheilt, aber der Junge sollte sich die nächsten Tage noch ausruhen und unter Beobachtung der Eltern stehen.

Zu Hause angekommen, lösten sie Toma und Selypa ab, die Haus und Bulma gehütet hatte. Das Mädchen war sehr still gewesen und hatte kein Wort gesprochen. Als es seinen Bruder in den Armen ihres Vaters sah, sammelten sich wieder Tränen in ihren Augen.

Kaum war Kakarott in sein Bett getragen worden, stand sie an seiner Seite und wollte ihn nicht verlassen, bis er aufgewacht war.

Bardock und Gine sahen sich besorgt an, ließen die Kinder aber in Ruhe und erklärten im Wohnzimmer ihren Freunden, was der König ihnen geschenkt hatte.

Am nächsten Morgen wachte Bulma, die sich neben den bandagierten Kakarott hingelegt hatte, davon auf, weil sein Magen laut knurrte.

Verdattert sah sie ihn an und da flatterten auch schon seine Augenlider und er öffnete verschlafen die Augen.

„Bulma…bin ich zu Hause? Was ist passiert?“ fragte er müde.

Mit Tränen in den Augen vor lauter Erleichterung, umarmte sie ihn. Am liebsten wollte sie ihn niemals wieder loslassen, doch er klopfte ablehnend auf ihre Schulter und stöhnte „Ich bekomme keine Luft.“

Also ließ sie von ihm ab, holte schnell ein Glas Wasser und etwas Obst und während sie es für ihn kleinschnitt, erzählte sie, was vorgefallen war. Langsam aß er die Fruchtspalten und verarbeitete die Neuigkeiten. Ungläubig starrte Kakarott auf die Rüstung, die an seinem Bettende auf ihn wartete.

„Kein Tatakai, keine Rekruten-Jahre?“ fragte er nach.

Bulma nickte. „Bist du deswegen enttäuscht? Ich bin mir sicher, du hättest das Tatakai gewonnen.“

Er zuckte mit den Schultern. „Keine Prüfungen, keine Ausbildungszeit mit schlechtem Essen auf einem anderen Planeten, kein Lesen? Damit habe ich kein Problem.“

Bulma sah dabei zu, wie ihr Bruder genüsslich das frische Obst aß und ihr schlechtes Gewissen meldete sich wieder. Sie legte Messer und Teller zu Seite und sank zu Boden. Tief beugte sie den Kopf.

„Kakarott, es tut mir wirklich, wirklich leid. Ich hätte niemals gedacht, dass ich uns so in Gefahr bringen könnte. Ich hatte dich beinahe verloren“ entschuldigte sie sich. Die Tränen rannen unkontrolliert herab. Der Gedanken, ihren Bruder nie wieder zusehen…ein heftiger Schmerz durchzuckte ihr Herz bei dieser Vorstellung.

Verlegen von dieser Geste, kratzte er sich die Wange.

„Broly war auch mein Freund“ murmelte er. „Ich hätte nie gedacht, dass er zu so was fähig war; selbst, wenn du mir von seiner Kraft erzählt hättest.“

„Aber die Ausflüge nach Sadala? Meine Schuld“ gab sie zu.

„Aber du hast gut reagiert, als dich diese Typen entführt hatten. Wäre ich später aufgekreuzt oder hätten wir uns auf den Weg mittendrin getroffen…Broly wäre vielleicht nicht so wütend geworden…“ traurig sah er aus dem Fenster.

Ein paar Dinge anders und alles wäre gut verlaufen.

Aber ein paar Dinge anders und er hätte sterben können. Wäre sein Vater und seine Mutter nicht rechtzeitig aufgetaucht…

„Ich mache das nie wieder“ hauchte Bulma tonlos. Sie griff nach seinen Händen. „Ich verspreche es, um deinetwegen. Ich werde nie wieder unsere Hütte und den Wald verlassen.“

Kakarott ließ sich diese Worte durch den Kopf gehen. „Hm, und die Tsufuru-Basis?“

„Ähhh…für dich verzichte ich darauf“ antwortete sie niedergeschlagen.

Kakarott schmunzelte und tätschelte ihren Kopf.

Wenn seine Schwester zu dem Opfer bereit war, musste es ihr wirklich leidtun.

„Ich will aber mit dir wieder in die Basis gehen. Und eines Tages werden wir auch wieder nach Sadala reisen“ erklärte er und sah bedeutungsvoll auf seine Rüstung.

Bulma sah ihn erschrocken an und so fügte er hinzu. „Aber dann nicht mehr heimlich, sondern mit Erlaubnis unserer Eltern, okay?“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht, dass ich so was verdiene. Es wird nie mehr passieren.“

Ihr Bruder sah sie nachdenklich an.

„Wissen unsere Eltern, warum ich außerhalb des Waldes war?“ fragte Kakarott.

Wieder schüttelte sie den Kopf. „Ich habe die letzten Tage nur geheult. Sie wissen es nicht, aber ich werde es ihnen sagen. Ich kann nicht zulassen, dass du bestraft wirst für meinen Fehler.“

„Welchen Fehler? Papa ist befördert worden und ich ebenfalls. Mama ist nur froh, dass ich überlebt habe. Klar, sie werden wissen wollen, wie ich es geschafft habe, aber dich lassen wir da heraus.“

Bulma sah ihn erschrocken an. „Ausgerechnet du willst unsere Eltern anlügen?“

„Wieso Lüge“ sagte er verschmitzt, aber sein Blick war ernst. „Ich habe im Wald einen Jungen namens Broly getroffen und mich mit ihm angefreundet. Er hat mir das Fliegen beigebracht und mich nach Sadala eingeladen. Als wir gestern da waren, hat einer der Jungs ihn provoziert, Broly ist ausgerastet und ich habe ihn aufgehalten. Was davon ist eine Lüge?“

Bulam sah ihn mit großen Augen an. „Du lässt mich in dieser Geschichte raus und welche Rolle ich gespielt habe“ stellte sie fest.

Kakarott nickte. „Aber technisch gesehen, ist es keine Lüge.“

Bulma dachte nach, schüttelte aber ablehnend den Kopf. „Kakarott, das kann ich nicht annehmen. Wegen mir wärst du beinahe gestorben.“

„Nein, wäre ich nicht“ unterbrach er sie und allmählich wurde er wütend wegen ihrem Widerstand. „Broly hätte mich beinahe umgebracht, nicht du. Also hör auf, dir dafür die Schuld zu geben. Was bringt das? Du kannst die Vergangenheit nicht ändern, aber deine Zukunft willst du dir deswegen kaputt machen? Es bleibt bei meiner Version, verstanden.“

Eingeschüchtert von seinem strengen Tonfall, nickte sie eingeschüchtert.

„Du…bist irgendwie reifer geworden“ gab sie leise zu.

Kakarott zuckte mit den Achseln.

„Muss an der Todeserfahrung liegen. Empfehlen tue ich dir das aber nicht.“

„Glaub mir, ich hatte genug Todesangst. Ich verspreche es, Kakarott, ab sofort bleibe ich hier. Man muss mich schon mit Gewalt rausschleppen, damit ich den Wald verlasse“ wiederholte sie ihr Versprechen.

Kakarott sah sie prüfend an und hob seinen kleinen Finger. Sie verstand und überkreuzte ihn mit ihren eigenen.

Ein Fingerschwur unter Geschwister war fast so viel wert wie ein Schwur auf Blut, Namen und Ehre.

Die Ankunft

Vier Jahre später…
 

Der Frühling hatte sich auf Planet Vegeta-Sei ausgebreitet und wieder alles mit frischem Grün überzogen. An diesen Tag schien die Sonne am Himmel, der mit ein paar Wolken beflockt war, die Temperaturen waren angenehm und ein sanfter Wind wehte.

Die Saiyajins waren mit ihren täglichen Aufgaben schwer beschäftigt und besonders auf den Raumflughafen nahe Sadala war es rummelig.

Viele Krieger waren auf dem Weg oder kamen von ihren Missionen zurück und unterbrachen ihren Gang, als sie das laute, tosende Geräusch eines herannahenden Schiffes hörten.

Erstaunt sahen sie nach oben.

Ein großes, ovalförmiges Raumschiff mit mehreren goldfarbenen, runden Fenster und dem roten Wappen der Saiyanischen Königsfamilie, landete im Raumflughafen von Sadala.

Jeder Anwesende, egal ob Ingenieur, Wache, Krieger oder Passant, der gerade in Sichtweite war, eilte neugierig herbei.

Als die Tür sich öffnete und eine Rampe sich hervorschob, standen alle Wachen zweireihig Spalier und der Rest in gebührenden Abstand.

Als erstes trat, mit wehenden Umhang und großen Schritten, die Hauptperson hervor, gefolgt von einem Hünen mit Glatze und einem weiteren, großgewachsenen Krieger mit hüftlangen Haaren.

Ehrfürchtig wurden sie beobachtet, während sie das Raumschiff verließen.

Radditz zog genüsslich die Luft ein.

„Ahhh, Heimatluft“ murmelte er zufrieden und Nappa brummte zustimmend.

Nach sieben Jahren Reisen und diversen Missionen waren sie endlich wieder zurück in die Heimat: da wurde sogar diesen groben Kerle ganz warm ums Herz.

Sie folgten Vegeta, der stumm die Reihen der wartenden Saiyajins mit demütig gesenkten Köpfen und der rechten, geschlossenen Faust vor der Brust, entlang schritt und ihnen keinen Blick zuwarf.

Ungeduldig wollte der Kronprinz zu seinem Ziel, den Königspalast und ignorierte jeden.

„Was ist meine Aufgabe, nachdem wir den König unsere Aufwartung gemacht haben?“ flüsterte Radditz dem älteren Nappa fragend zu.

Der strich sich nachdenklich den blanken Schädel.

„Hm, du bekommst deine neuen Gemächer im Palast zugewiesen…falls sie schon bereit sind. So langsam, wie die manchmal sind, müssen die vielleicht erst noch vorbereitet werden. Tja, dann sehen wir weiter, was der König mit uns vorhat. Aber ein paar Wochen dürfen wir bestimmt wieder in der Heimat verbringen, bevor es wieder losgeht.“

Radditz lächelte zufrieden.

Seine eigenen Gemächer im Palast; nicht schlecht.

Nicht so wie früher die Massenunterkünfte in den Kasernen oder sein altes Kinderzimmer, was er mit seinen Geschwister teilen musste.

Endlich sein eigener, privater Platz.

Da fiel ihm ein…egal, ob die Gemächer fertig waren oder nicht; er könnte auf jeden Fall seine Familie mal wieder besuchen und dort eine Nacht verbringen.

Einerlei, ob seine Eltern gerade da waren oder nicht…es gab eine Person, die keine andere Möglichkeit hatte und daher IMMER dort war.

Was seine Schwester die letzten sieben Jahren wohl getrieben hatte?
 

Für die drei starken Krieger dauerte es nur Minuten, um zum Königspalast zu fliegen.

Man hatte schon von des Prinzen Ankunft gehört, denn kaum trat Vegeta durchs Tor, als die Wachen hier ebenfalls Spalier standen; in derselben ehrfurchterbietenden Position wie ihre Kollegen zuvor.

„Heil, Prinz Vegeta“ riefen sie laut bei seiner Ankunft. „Siegreich und stark!“

Sein Mundwinkel zuckte nach oben; der einzige Hinweis darüber, erfreut zu sein. Dann marschierte er ins Innere des Palastes, Nappa und Radditz in seinem Fahrwasser.

Während Vegeta durch die hohen Flure über dicke Teppiche schritt, fiel sein Blick nebenbei auf die kostbaren Kunstwerke, die entlang der Gänge beiläufig abgestellt waren: ein Teil der Sammlung seiner Familie, die Beute von Generationen.

Angefangen hatte alles mit dem Schloss selbst, dass sein Urgroßvater Vegeta I. vom König der Tsufurjins erobert und damit seine eigene Dynastie gegründet hatte. Seine Nachkommen hatten es fleißig mit Beute oder Tributen von besiegten Völkern aufgefüllt. Bei manchen handelte es sich um die letzten Überbleibsel untergangener Kulturen, was ihren Wert noch steigerte.

Die Saiyajins besaßen kein großes Kunstverständnis und konnten den exakten Wert nicht genau abschätzen. Aber wenn es silbern oder golden funkelte oder mit Juwelen verziert war oder in einem Haus eines ehemaligen Reichen und nun Toten hing, dann musste es wertvoll sein. Er entdeckte Stücke aus seinen Raubzügen, die er in den letzten Jahren nach Vegeta-Sei geschickt hatte und die nun ebenfalls präsentiert wurde, um Gästen die Macht der Saiyjains zu demonstrieren.

Vegetas zweiter Mundwinkel zuckte ebenfalls stolz nach oben und nun bildete sich ein dünnes Lächeln auf den Lippen, während er selbstsicher den Gang hinab marschierte.

Vor ihm erhoben sich die prächtigen Flügeltoren des Einganges zum Thronsaal, die sich nun erhaben öffneten und den Saal präsentierten, mit seiner hohen Decke und den bunten Mosaik-Fenstern.

Neben dem roten Teppich, der zum goldenen, mit Flammen verzierten Thron führte, standen die Elite-Krieger in ihren violetten Umhängen in einer Reihe.

Vegeta warf auch ihnen keinen Blick zu, sondern konzentrierte sich auf den Mann, der eisig auf seinem Thron saß, die Hände auf den Lehnen; von seinen beiden Leibwächtern umgeben.

Sein Vater hatte sich in den letzten Jahren nicht verändert: immer noch umgab ihn eine Aura von Macht und Strenge. Unter seinen kalten Blicken schwitzten selbst die härtesten Krieger.

Er trat näher zu ihm und hielt respektvoll vor den Stufen des Thrones inne, um seinen Kopf zu beugen. Radditz und Nappa blieben drei Meter hinter ihm stehen und sanken dort auf die Knie, Kopf tief gebeugt; ihr niederer Rang verbot es ihnen näher zu kommen.

Im Saal herrschte Totenstille.

Vegeta wartete darauf, dass der König als Ranghöchster zuerst sprach.

Vorsichtig hob er den Kopf an, da die Stille anhielt.

Aus nächster Nähe konnte er das stolze Lächeln unterm Schnurrbart und das Wohlgefallen in seinen Augen erkennen.

„Mein Sohn, du bist erfolgreich zurückgekehrt“ fing König Vegeta an. Seine Stimme war ruhig und verhalten, aber bis in die hinterste Ecke des Saales deutlich zu hören.

„Deine Leistungen sind beeindruckend. Du bist ein Vorbild für alle Saiyajins“ lobte er ihn. „Aber nach siebenjähriger Abwesenheit wird es Zeit, dass du dich um deine Pflichten als Thronfolger kümmerst.“

Sein Blick fiel bedeutsam auf die beiden knienden Krieger.

„Von deinem fünfzehnköpfigen Eliteteam sind nur diese beiden übriggeblieben?“ ein leichter Spott war zu hören.

Vegetas Augen verengten sich.

„Die andere ließen sich zu schnell töten“ gab er zurück.

Von seinem bunt gemischten Team hatten ausgerechnet Nappa, der Älteste und Radditz, der Schwächste überlebt. Die anderen Mittel- und Elite-Krieger hatten sich zu dämlich angestellt; waren in offensichtliche Fallen getappt oder hatten ihre Gegner unterschätzt.

Sein Vater schüttelte missbilligend den Kopf.

„Das richtige Führen seiner Leute gehört zu den Pflichten eines guten Anführers“ kritisierte er den Führungsstil seines Sohnes.

„Ich finde, dass man von einem Soldaten, der sich selbst Elite-Krieger schimpft, ein gewisses Maß an Eigen-Initiative erwarten darf“ erwiderte dieser lapidar.

Ein leises, dumpfes Lachen war vom König zu hören. Dieses seltene Zeichen seiner Amüsiertheit lockerte die Stimmung etwas auf.

Er stand vom Thron auf, der Umhang wehte majestätisch und mit einer Handbewegung entließ er seine Krieger.

„Ich will mit meinem Sohn allein sein. Verschwindet!“

Das Empfangskomitee war damit entlassen und Vegeta folgte seinem Vater von einem Seitengang hinter dem Thron zu den persönlichen Gemächern. Dort, wo sich sein Vater um die Regierungsgeschäfte kümmerte und die meiste Zeit verbrachte. Er erinnerte sich daran, als sein Blick beiläufig den großen, marmornen Schreibtisch streifte, wo er den König früher oft dahinter sitzend gesehen hatte. Ein kurzer Blick auf seinem Vater war ihm erlaubt gewesen, bevor sein Vater ihn ungeduldig weggeschickt hatte und sich die Tür wieder verschloss.

König Vegeta ging aber auf die samtenen, dicken Sessel zu, die einladend vor einem großen Fenster mit schönem Ausblick standen und schenkte aus einer Karaffe eine rote Flüssigkeit ein.

Anstatt es selbst zu trinken, überreichte er den verzierten Kelch an seinen Sohn weiter: eine Einladung zum Entspannen.

Vegeta nahm den Kelch an, setzte sich in einen der dargebotenen Sessel und nahm vorsichtig einen Schluck. Der Empfang war besser als erwartet, aber er blieb misstrauisch. Sein Vater war kein Mann, der einen über den Klee lobte, auch nicht den eigenen Sohn.

So wie er da über ihm stand, die Arme hinter den Rücken verschränkt und ihn prüfend von oben betrachtete…Vegeta konnte die Kritik spüren, die in der Luft lag.

„Du bist stark geworden…“ begann der König „aber nicht größer. DAS hast du von deiner Mutter geerbt. Sie war so zierlich…“ er verstummte; sein Blick glitt gedankenverloren über den jungen Mann, zu dem sich sein Sohn entwickelt hatte.

Vegetas Stirn runzelte sich. Kritik hatte er erwartet, aber DAFÜR konnte er nichts.

Sein frühzeitig gestopptes Wachstum war ein Merkmal, dass man nicht laut kritisieren durfte, wenn man sich keine Backpfeifen einhandeln wollte. Aber dazu die Erwähnung von IHR…seit ihrem Tod wurde die Königin nicht mehr erwähnt, also warum fing er damit an?

Statt eine schnippische Antwort zu geben, verhielt er sich ruhig und nahm noch einen Schluck vom Wein. Er ließ sich nicht so billig provozieren. Wenn ihm eines die letzten Jahre gelehrt hatten, dann war es Geduld und Selbstkontrolle.

„Dein Powerlevel ist beachtlich…über 15.000… und deine Grenze hast du anscheinend immer noch nicht erreicht“ sprach sein Vater weiter, als er immer noch keine Antwort gab.

Vegeta unterrückte ein selbstgefälliges Schmunzeln, als er den Neid in der Stimme seines Vaters hörte.

„Doch ein König muss seine Leute führen können und da hilft deine Stärke dir nur wenig. Die Überbleibsel deiner Mannschaft beweisen das. Ich habe dich zurückbeordert, damit deine Ausbildung als Kronprinz hier fortgesetzt wird“ erklärte sein Vater. „Du bist achtzehn. Es wird Zeit, dass du lernst, wie Regieren tatsächlich aussieht.“

„Hast du für den Papierkram nicht deine Minister?“ fragte Vegeta, der seinen Unmut über diese Pläne nicht verstecken konnte.

„Glaubst du, diesen Schlangen ist zu trauen? Du warst lange weg. Freu dich, die nächsten Wochen erhältst du eine neue Herausforderung“ der König schenkte sich selbst ebenfalls ein Glas ein und trank es in einem Zug leer. „Du kannst in deiner Freizeit immer noch trainieren, kämpfen oder vielleicht ein paar Mädchen kennen lernen, aber den Hauptteil wirst du hier im Palast verbringen. Gurki freut sich schon auf dich.“

„Gurki? Der lebt immer noch?“ fragte Vegeta ungläubig. Der Alte musste schon an die siebzig an; ein hohes Alter für Saiyajins. „Und was soll diese Bemerkung wegen Weibern?“

Sein Vater schenkte ihm ein schmales, spöttisches Lächeln.

„Denk an die Blutlinie: Je mehr Kinder, umso besser. DU kannst es dir leisten. Unser Volk muss stärker werden und unglücklicherweise habe ich nur zwei Söhne gezeugt, von dem man einen vergessen kann.“

„Tarble lebt also noch?“ fraget Vegeta desinteressiert. Die Impotenz seines Vaters wollte er jetzt nicht erwähnen. Keine seiner Mätressen hatte ihm weitere Kinder geschenkt? Woher kam es nur, dass die Saiyajins immer weniger Kinder zeugten?

Lag es an den Männern oder Frauen? Es betraf besonders die Elite-Krieger, sie zeugten die wenigsten Kinder.

Egal, keine Konkurrenz, wenn es um den Thron ging.

„Auf diesen Planeten voller Schwächlinge, wo ich ihn hingeschickt habe, wird er wie ein König behandelt. Er liegt so weit abseits, dass niemand von ihn hören wird; ein kleiner, uninteressanter Planet. Damit liegt die Last unseres Volkes bald nur noch auf deine Schulter.“

„Hab ich was verpasst oder liegst du im Sterben?“ fragte Vegeta argwöhnisch.

Die Ausbildung zum Regieren, die Aufforderung Kinder zu zeugen…das klang so panisch.

Sein Vater lachte kurz und hart.

„Das süße Leben des Herumtreibens ist vorbei, mein Sohn. Jetzt lernst du die Pflichten eines Erwachsenen kennen und die sind nicht immer angenehm. Du bist stark genug und brauchst erstmal keine Missionen in der Ferne; jetzt stehen andere Dinge auf den Plan.“

Dumpf starrte Vegeta aus dem Fenster und leerte lustlos sein Glas.

Er wusste, er konnte hier nicht verhandeln oder Einspruch erheben.

Er musste seine Pflicht erfüllen.

Das einzige Positive war die offene Erlaubnis, mit so vielen Frauen wie möglich zu schlafen, aber das fühlte sich nicht besonders gut an, wenn man unter Beobachtung stand und Druck wegen Nachwuchs gemacht wurde.

Die Saiyajins waren ein promiskuitives Volk, dass Sex genoss und abgesehen von dem Verbot, sich an Kindern zu vergreifen, keine Tabus kannte, solange es im gegenseitigen Einverständnis geschah.

Lebensschwüre wie der Sarang waren dafür nicht nötig und Kinder, die bei der Auslebung ihrer Lust entstanden, wurden in der Gemeinschaft aufgezogen. Alleinerziehende Frauen gab es dadurch nicht; offene Partnerschaften dafür schon.

Auch Vegeta konnte von diesen Traditionen profitieren, ohne dass eine dieser Frauen gleich als zukünftige Königin galt. Dieser Auswahl-Prozess war komplizierter.

Als stärkster Krieger und Thronfolger konnte er sich die Aufmerksamkeit der Frauen gewiss sein, von seinem guten Aussehen ganz zu schweigen.

Aber irgendwie lockte es ihn nicht.

Eine Jagd war aufregender, wenn die Beute sich wehrte und nicht bei seinem Anblick gleich auf den Rücken fiel und ihm die Kehle darbot…oder in seinem Fall die Schenkel öffnete.
 

Im nördlichsten Dorf, von Sadala ausgesehen, nahe der Waldesgrenze, war Gine im Keller der Nahrungseinheit mit ihren Aufgaben beschäftigt. Sie schritt die großen und kleinen Fässer entlang und glich sie mit ihrer Liste ab.

Sehr gut, alles schien noch frisch und genießbar zu sein.

„Gine, die neue Schülerin ist da“ rief eine Frauenstimme von oben und Gine antwortete ihr laut mit einem „Ich bin gleich da.“

Nur noch die zwei letzten Fässer auf Lecks, komische Gerüche oder andere Schäden kontrolliert, dann verließ sie auch schon den Keller und schritt die Treppe nach oben, wo ihre Kollegin mit einem jungen Mädchen sprach.

Beide sahen auf, als Gine näherkam und ihre durchgearbeitete Liste weitergab.

„Ich kümmere mich um sie. Die Fässer sind in Ordnung und können in den nächsten Tagen geleert und der Inhalt verteilt werden“ gab sie die Anweisung und ihre Kollegin nickte diensteifrig.

Gine wandte sich nun mit einem freundlichen Lächeln dem Mädchen zu, dass sie seltsam ehrfurchtsvoll anstarrte.

„Also, mein Name ist Gine. Wer bist du?“ fragte sie die Neue, die ab sofort bei der Nahrungseinheit ausbildet werden sollte.

Aufgeregt, mit geröteten Wangen, stellte sich das Mädchen, dass eine hübsche, dunkelblaue Tunika mit violetter Schärpe trug, vor. Ihre schwarzen Augen waren weit aufgerissen, während es eilig aus ihr raussprudelte.

„Bitte nennen Sie mich Chi-Chi; so nennen mich alle meine Freunde. Ich bin dreizehn Jahre alt und habe bislang nur für meinen Vater gekocht. Ich fühle mich ja so geehrt, dass ich von der legendären Köchin Gine lernen darf. Ich finde Sie sooo toll“ schwärmte sie.

Gine Lächeln gefror und wurde wacklig, während sie das Lob abwinkend annahm.

Seit zwei Jahren nannte man sie teils ernst, teils scherzhaft eine legendäre Köchin wegen ihrer Neuentwicklungen, Rezepte und Ideen. In Wirklichkeit waren es nur die Resultate, die sie zu Hause mit ihrer heimlichen Tochter entwickelt hatte.

Gine bekam jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn man sie so deswegen ehrfurchtsvoll behandelte und auch jetzt war es ihr unangenehm. Schnell versuchte sie, die Kleine abzulenken.

„Chi-Chi, also? Gut, dann folge mir mal. Ich zeige dir die Messer und dann hilft du erst mal beim Schneiden. Das Fleisch muss vom Knochen gelöst werden“ sie zeigte dem Mädchen einen freien Tisch, an dem es arbeiten konnte. Da sie noch etwas klein war und kaum über den Rand gucken konnte, holte sie einen Schemel hervor, auf dem sie stehen konnte.

„So, ab sofort ist das dein zukünftiger Arbeitsplatz. Wir werden dir zeigen, wie Lebensmittel am besten zubereitet werden können, damit sie nahrhaft und lange haltbar sind. Wir bereiten die Rationen für die Bewohner zu sowie die Reise-Pakete für die Krieger. Außerdem sind wir für das Zerteilen von sehr großer Beute zuständig, sowie für das Einlegen und Einkochen. Manchmal müssen wir auch fremde, mögliche Nahrung untersuchen und zubereiten. Du bekommst gleich deine eigenen Messer. Pass immer auf sie auf. Du wirst lernen, sie selbst zu schleifen. Denk daran, sie sauber zu halten. Lass uns auch deine Schutzkleidung besorgen: Handschuhe und eine Schürze, damit du dich nicht schmutzig machst.“ Kritisch begutachtete sie das lange, glatte Haar ihres Gegenübers. „Ich gebe dir auch gleich ein Band, mit dem du deine Haare hochstecken kannst.“

„Jawohl, legendäre Köchin Gine“ nickte Chi-Chi bewundernd.

„Und bitte nenn mich wie jeder hier nur „Gine“. Ab sofort arbeiten wir schließlich zusammen.“

Chi-Chi bekam vor Bewunderung fast den Mund nicht zu.

„Aber…aber das geht doch nicht. Ich meine, Sie…du…du hast die Schleimaale zubereitet…und die harten Rubin-Krebse geknackt…das Entgiften der Kugelfische…und dann diese neue Gewürze entdeckt, die man durch das Trocknen der Samen dieser komischen, bitteren Beeren gewinnt…“ zählte sie ehrfürchtig die Erfolge auf.

Gine massierte sich etwas genervt die Nasenwurzel.

Nein, alles waren Entdeckungen von Bulma beziehungsweise Bardock, der ihr die unbekannten Sachen von seinen Reisen mitgebracht hatte, mit denen sie dann experimentiert hatte. Gine hatte zwar bei den Rezepten mitgeholfen, aber Bulma hatte die Zubereitungsmethoden gefunden.

Aufgrund dieser Erfolgsgeschichte hatte man Gine vor einem Jahr zur Leiterin dieser Einheit befördert, weshalb sie nun mehr mit Entwicklung und Organisation beschäftigt war.

Eine leichtere Arbeit, die ihr gut von der Hand ging, aber sich mit den Erfolgen ihrer Tochter zu brüsten, ging gegen Gines Ehre. Aber da niemand von Bulma wusste, konnte sie kein Wort darüber sagen und es wäre schade gewesen, wenn die Saiyajins nicht von ihren Versuchen profitieren würden. So, wie es vor Jahren mit den Schleimaalen begonnen hatte…

Gine gab der kleinen Chi-Chi alles, was sie benötigen würde und zeigte ihr die ersten Schritte.

Das grob zerkleinerte Fleisch musste gewaschen, abgetupft, vom Knochen gelöst und in kleinere Stücke geschnitten werden, damit sie am nächsten Tisch in Marinade eingelegt werden konnten. Dadurch wurde das Fleisch zarter und köstlich gewürzt.

In der großen Hütte waren die Frauen und einige Männer an mehreren gekachelten Tischen mit dem Zerteilen und Zubereiten beschäftigt. Auf ständig geheizten Öfen wurde in hohen Töpfen gesotten und gedämpft, es musste schmutziges Geschirr gewaschen werden und oft kam ein Transporter vorbei, von dem man ab- und auflud. Draußen gab es ein paar halbrunde Öfen in ständiger Hitze, aus Ziegelsteinen gemauert, wo Brot gebacken und Fisch geräuchert wurde. Außerdem gab es noch ein Extra-Gebäude, komplett aus Stein gebaut, wo geschlachtet wurde und die gröbste und härteste Metzger-Arbeit erledigt wurde. Dank der steinernen Bebauung war es dort sogar im Hochsommer kühl und der Geruch des frischen Blutes drang nicht nach draußen und lockte Schädlinge an.

„Hallo, Mama“ eine bekannte Jungenstimme kam von Toreingang und Gine drehte erfreut den Kopf bei ihrem Klang.

„Hallo, Kakarott, holst du unsere Rationen ab? Sehr schön“ strahlte Gine ihren Sohn an, der sie mit dem gleichen Lächeln zurück grüßte.

Chi-Chi hob neugierig den Kopf von ihrer neuen Arbeit und betrachtetet neugierig den Neuankömmling, der von ihrem Vorbild geherzt wurde.

Ein Junge mit strubbeligen Haaren und in einem dunkelroten, ärmellosen Hemd und langen Hose in der gleichen Farbe, gegürtet mit einem schwarzen Obi, stand vor dem Eingang. Auf dem Rücken war ein Stab gegürtet und abwartend blieb er an seinem Platz stehen, um niemanden im Weg zu sein.

Chi-Chi verzog abschätzend den Mund. Das war also der Sohn ihres großen Vorbildes?

Er wirkte unbedarft und trug keine Rüstung, also schien er nicht besonders stark zu sein. Aber er hatte ein nettes Lächeln und schöne Augen, das musste sie zugeben; ähnlich wie Gine.

Gine brachte zwei Bündel zu ihm und er schulterte sie mit seinem Stab auf den Nacken.

„Ach, warte, die Marmelade ist auch gleich eingekocht. Eine neue Sorte. Warte hier“ fiel es Gine ein und eilig rannte sie fort.

Kakarott blieb gehorsam stehen und sah sich gelangweilt um.

An der Decke baumelten getrocknete Fleischstücke, die heute alles noch zerkleinert werden mussten und wie üblich war es wuselig in der großen Hütte mit den lehmverputzen Wänden und den kalten Steinfließen auf den Boden: Saiyajins, die ihr Essen abholten und die Saiyajins, die hier arbeiteten; ein ständiges Kommen und Gehen.

Die Werkstätte der Nahrungseinheit war deswegen immer eine Art Treffpunkt der Saiyajins, ähnlich wie die Fressstände in der Hauptstadt.

Sein Blick fiel nebenbei auf die junge Saiyajin, ungefähr in seinem Alter, die noch etwas unbedarft am Fleisch schnibbelte. Sie zuckte ertappt zusammen und konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit, aber unter ihren langen Wimpern warf sie ihm vorsichtige, neugierige Blicke zu.

Chi-Chi strich sich eine Strähne hinters Ohr zurecht, während sie beiläufig, wie zufällig, wieder in seine Richtung guckte.

Ihre Lippen zuckten herablassend.

Sie war das schönste Mädchen im Dorf und daran gewöhnt, von den Jungs angestarrt zu werden.

Sie hatte Gines Sohn zwar bislang noch nie gesehen, aber er würde ihr bestimmt auch gleich eines der üblichen Komplimente machen und versuchen, sie zum Essen einzuladen; so wie sie es gewohnt war. Sie schenkte ihm ein schönes, unverbindliches Lächeln und wandte sich ihrer Arbeit wieder zu. Während sie sich aufs Schneiden konzentrierte, konnte sie das leise Tapsen seiner Schuhe herannahen hören.

Chi-Chis Rücken streckte sich herausfordernd, ihre Finger glitten fester um den Griff des Messers.

Spielerisch bewegte sie ihre Hüften leicht und drehte ihren zarten Nacken.

Sollte sie für ihn eine Ausnahme machen und die Einladung annehmen oder mit ihm spielen?

Er sah noch so unbedarft und schüchtern aus; das war etwas Neues. Zusätzlich war er der Sohn ihres Vorbildes…

„Hier sind die Gläser. Ich packe in jeden Beutel eines rein“ hörte sie Gines Stimme und Chi-Chi hob leicht den Kopf an.

Gine war lautlos nähergekommen und ihr Sohn war ihr entgegengetreten, nicht auf Chi-Chi zu. Nun balancierte er die beiden Beutel jeweils auf seinem Stab-Ende und hielt sie der Köchin entgegen, damit sie die Gläser darin verstauen konnte.

Gien strich ihren Sohn lobend über den Kopf.

„Sei vorsichtig mit deiner Ladung. Ich werde heute Abend pünktlich heimkommen“ verabschiedete sie sich und Kakarott nickte lachend.

Er drehte sich um und schritt zum Ausgang, wobei er an Chi-Chis Tisch vorbeikam.

// gleich fragt er mich…gleich spricht er mich an…// erwartete das Mädchen und setzte eine unbeteiligte, unschuldige Miene auf.

Doch zu ihrer Überraschung schritt er schnurstracks an ihr vorbei, nur Augen auf den Ausgang.

Überrascht sah sie auf und blinzelte, doch der Junge drehte sich nicht um, sondern trat hinaus, ohne einen Blick nach hinten zuwerfen.

Chi-Chis Augen weiteten sich erschrocken.

War es schon so weit, dass sie ignoriert wurde!?

Was fiel ihm ein?

Er war so…so…so ganz anders als die anderen…Interesse brannte auf und sie sah ihm nach, bis seine Silhouette verschwand.
 

Gine sah ihrem Sohn lächelnd nach.

Immer noch erlaubten sie ihm nicht, die Rüstung des geprüften Kriegers zu tragen, aber Kakarott bestand auch darauf nicht. Die weiche Stoffkleidung war ihm sogar lieber.

Die starken Verletzungen von vor vier Jahren waren ohne Nachteile ausgeheilt und ihr Sohn hatte dadurch sogar eine Kampfstärke von 1.600 erreicht. In seinem Alter von dreizehn Jahren war es ein sehr guter Wert, aber sein sanftmütiger, offener Charakter empfahl ihn nicht für die Missionen, an die Bardock teilnahm. Gine war froh, dass er trotzdem keine körperlichen Beeinträchtigungen erlitten hatte und immer noch frohgemut und locker war. Seine Auszeichnung als Krieger hatte ihn mit neuem Optimismus versorgt, aber seinen Respekt vor dem Leben nicht geschmälert. Im Gegenteil und das war ein anderes Problem…ein leichtes Trauma schien er doch durch diesen Angriff erlitten zu haben.

Bardock und Gine waren sich einig: Kakarott würde noch die nächsten drei Jahre auf Vegeta-Sei verbringen, solange es keine passende Mission für ihn gab. Sie zögerten seine Missionen heraus, solange es ging, denn…Er weigerte sich zu töten.

Selbst die Jagd hatte er aufgegeben, stattdessen fischte er nur noch. Er konnte die Tiere nicht mehr töten, denn sobald er in ihre Augen sah und die Todesangst erkannte, überkam ihn Mitleid…die Seele selbst war in ihren Augen sichtbar. Kakarott wusste genau, was sie fühlten. Auf Fleisch verzichtete er beim Essen nicht, dafür schmeckte es ihm zu gut, aber er wollte es nicht mehr erlegen. Seine Freizeit verbrachte er mit langen Wanderungen in den Bergen und einsamen Training, wo ihn niemand folgen durfte.

Manchmal blieb er sogar ein-zwei Tage weg, aber dank seines hohen Powerlevels, der Eigenschaft zu fliegen und seiner Tapferkeit, ließen seine Eltern ihn machen: sie wussten, er konnte sich wehren und fand den Weg zurück.

Er war ein lieber Junge, aber dieses eigenbrötlerische Verhalten machte ihr schon Sorgen. Seine Schwester war da ähnlich.

Sie seufzte und drehte ihren Kopf, um nach der Neuen zu sehen. Sie ertappte sie dabei, wie sie stirnrunzelnd zum Ausgang sah, wo Kakarott gerade verschwunden war.

„Ist alles in Ordnung, Chi-Chi?“

Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen.

„Äh, ja, aber…Gine, fängt meine Schönheit bereits an zu schwinden?“

„Hm?“ Gine blinzelte sie fragend an. Was war denn das für eine seltsame Frage.

„Äh, ich meine, dein Sohn…erzähl mir von ihm“ säuselte Chi-Chi interessiert. „Werde ich ihn öfters hier sehen?“

Bevor Gine darauf eine Antwort geben konnte, trat eine Kollegin aufgeregt zu ihr, einen Scouter in ihren Händen.

„Gine, ich habe gerad gehört, dass heute ein Raumschiff mit dem Prinzen drin gelandet ist. Dein Sohn ist auch dabei gewesen.“

„Radditz ist wieder da?“ staunte Gine.

Vergessen waren Chi-Chi und ihre Frage. Gine stürmte los und rief über ihren eigenen Scouter ihren Gefährten an.
 

Kakarott schwebte hoch, seine Fracht vorsichtig balancierend und flog über den Wald.

Sorgsam behielt er die Umgebung im Blick, um nicht die Aufmerksamkeit eines Jägers, tierisch oder Saiyanisch auf sich zu ziehen. Es gab gierige Raubtiere, die sich gerne eine Extra-Portion schnappen wollten. Als Kakarott vor Monaten von den Überfällen gehört hatte, hatte er seine Mutter angeboten, ab sofort die Rationen für die Familie abzuholen. Es war sicherer, als sie abends alleine zur Dämmerungszeit mitzunehmen.

Seine Mutter war einverstanden und erfreut gewesen. Seine Eltern glaubten, mit einer Kampfkraft von 1.600 war er sicher, aber sie wussten nicht, dass er sogar doppelt so stark war. Immer noch unterdrückte er ständig sein Kampflevel.

Kakarott spürte eine bekannte Aura: sie war schwach, eine kleine blaue Flamme, aber ihm wohlbekannt, weshalb er sie trotzdem spürte.

Er flog tiefer und ging durch den dichten Wald; versuchte sie zu finden. Auch Bulma war im Unterdrücken ihrer Aura noch besser geworden. Sie konnte sich mittlerweile fast unsichtbar machen, nicht nur wegen ihrem schwachen Ki, sondern auch wegen ihrer Fähigkeiten im Schleichen und Verstecken.

„Bulma?“

„Ich bin hier“ erschallte ihre Stimme hinter einem grünen Dickicht und er zwängte sich durch, immer noch vorsichtig seine Fracht balancierend.

Er fand seine Schwester, die sich knieend über eine kleine Maschine beugte.

„Warum machst du das hier und nicht zu Hause?“ fragte er.

Sie stand auf und legte das Werkzeug zur Seite. Sie klopfte sich das Gras von ihrer groben, langen Hose, die sie trug; ihre Lieblings-Arbeiterhose dank der vielen Taschen, die sie angenäht hatte. Ihr grünes, weites Shirt hatte sie über den flachen Bauch zusammengeknotet, damit es enger saß.

Kakarott musste etwas den Kopf heben, wenn er seine Schwester ansah. Sie hatte in den letzten Jahren ihren Wachstumsschub bekommen und war mit ihren fast 17 Jahren bald ausgewachsen.

Immer noch wuchsen ihre Haare ungehindert, weshalb sie in regelmäßigen Rhythmus mit ihren Frisuren experimentierte. Heute trug sie ihre Haare in einen nachlässig geflochtenen Knoten am Hinterkopf, mit einer glatten Holznadel drin und seitlich herausfallender Strähnen.

Sie zog ihre Handschuhe aus und ließ sie achtlos auf den Boden fallen.

„Nur eine Sicherheitsmaßnahme. Falls etwas explodiert, sollte es nicht in der Nähe unseres Hauses sein“ erklärte sie.

Kakarott verdrehte die Augen. Dinge, die schon öfters passiert waren.

Zum Glück hatte Bulma jetzt ihre eigene Werkstatt.

Sie winkte ihn zu sich. „Komm, ich zeig es dir.“

Sie drückte auf einen Knopf seitlich der Maschine und mit einem rauchenden Knall verschwand sie. Stattdessen war eine kleine Kapsel auf der Erde zu sehen.

Bulma hob sie auf, trat ein paar Schritte zurück, ihr Bruder machte es ihr nach und dann drückte sie auf die Kapsel und warf sie mit einen weiten Schwung nach vorne.

Kaum hatte die Kapsel den Boden berührt, ertönte ein leiser Knall und die Maschine stand wieder da.

Kakarotts Augen wurden groß und Bulma grinste selbstbewusst.

„Es funktioniert“ sagte sie zufrieden und besah prüfend den alten Putzroboter, den sie für Probezwecken ausgewählt hatte. Es fehlte nichts. Der Roboter war wie geplant verkleinert und wieder vergrößert worden und seine Systeme funktionierten auch noch.

„Endlich fertig. Damit kann ich Roboter, Zubehör oder Fahrzeuge verkleinern und immer bei mir tragen“ erklärte sie grinsend ihren Bruder, der deutlich beeindruckt war. Sie drückte wieder auf den kleinen Knopf, verwandelte den Roboter und steckte die Kapsel in ihre Hosentasche.

Nun bemerkte sie erst die Bündel, die ihr Bruder trug.

„Ui, da hat Mama dir aber wieder viel mitgegeben. Reiche Beute, hm? Komm, lass uns heimgehen, damit es kühl gelagert wird“ sagte sie mit einem Kopfnicken in Richtung Heimat.

Sie packte schnell noch das Werkzeug in ihre Tasche und hob diese auf. Gemeinsam schritten sie durch den Wald.

Die Luft war angenehm warm; es roch nach frischen Blumen und Holz und die Sonne schien durch das Blätterdach.

„Willst du noch was essen oder fliegst du gleich wieder los?“ fragte Bulma. Der Tagesablauf ihres Bruders verlief oft gleich: zuerst machte er ein leichtes Frühtraining am See, dann gab es Frühstück, dann eine Runde Meditation, dann holte er die Rationen ab und flog dann schnell zur Tsufuru-Basis, wo er sein Mittagsmahl zu sich nahm, um danach hart bis zur Abenddämmerung zu trainieren.

„Ich esse dort was. Brauchst du was von der Basis?“ fragte er zurück.

Sie schüttelte den Kopf.

Oft begleitete seine Schwester ihn; manchmal holte sie auch nur Dinge, die sie für ihre Experimente benötigte. Ab und zu war es in den letzten Jahren dazu gekommen, dass ihre Eltern wieder auf eine kleine Mission gingen und die Kinder für ein paar Monate alleine ließen. Diese Zeit hatten sie dann in der Basis verbracht; die Annehmlichkeiten der Roboter und modernen Technik genießend.

„Wie weit bist du eigentlich mit deinem GR-Training?“ fragte sie.

„Gut“ strahlte er sie an. „Ich kann schon drei Stunden bei drei G trainieren, bevor es zu viel wird. Da du diese nervigen Warnlampen ausgeschaltet hast, kann ich endlich länger trainieren.“

„Naja, die Tsufurujins hatten nicht solche robuste Körper. Eine so hohe Gravitation auf Dauer auszuhalten, wäre für sie lebensgefährlich gewesen. Deswegen solltest du auch aufpassen und dich nicht überanstrengen“ warnte sie. Beeindruckt warf sie ihrem Bruder einen Seitenblick zu. Der GR vervielfachte die Gravitation des Planeten und Vegeta-Sei besaß eine recht hohe Erdanziehungskraft. Was im GR nur dreifache Verstärkung bedeutete, konnte auf andere Planeten eine sechzigfache Erdanziehungskraft bedeuten.

Der Pfad wurde deutlich breiter und ebener und sie konnten allmählich die Umrisse der Hütte erkennen.

Der Garten von Bulma war in den letzten Jahren fleißig gewachsen, ebenso die Blumen und Bäume, die sie drumherum gepflanzt hatte. Von oben war die Hütte dank des vielen Grüns kaum noch erkennbar. Neben Haupthaus und Garten befand sich eine kleinere Hütte, die erst im letzten Jahr gebaut worden war, damit Bulma ihr eigenes Reich für sich hatte.

Weil beide Kinder größer und ihr Kinderzimmer damit enger wurde, hatten ihre Eltern dies beschlossen. In Bulmas eigener Hütte standen ihr Bett, ihre Kleidung und viele Regale, gut gefüllt mit Büchern, Werkzeug und metallenen Einzelteile, sowie ein breiter Tisch zum Arbeiten.

Kakarott hatte sich dadurch im alten Kinderzimmer ausbreiten können. Aber immer noch traf sich die Familie gemeinsam zum Frühstück und Abendessen im Haupthaus oder zum warmen Bad.

Für Bulma war diese neue Art der Privatsphäre, in Nachbarschaft ihrer Eltern, eine perfekte Mischung zwischen Schutz und eigenem, abgeschirmten Privatbereich.

Nun konnten die Geschwister endlich ihre Privatsphäre genießen und nach ihrem eigenen Zeitablauf leben ohne den anderen zu stören. Kakarott ging früh ins Bett und stand im Morgengrauen auf, während seine Schwester bis spät abends an etwas arbeitete und dann entsprechend lange schlief.

Plötzlich erstarrte Bulma und blieb erschrocken unter den Bäumen stehen. Sie kniete sich hinter einen Busch und sah argwöhnisch auf das Haupthaus.

Kakarott wollte sie gerade nach dem Grund fragen, als er es auch spürte: eine starke Aura kam vom Haus und sie stammte nicht von seinem Vater. Sie war schwächer, gehörte aber einen starken Saiyajin.

„Bleib hier; ich sehe nach“ murmelte er und legte die Lebensmittel vorsichtig ab.

Er verließ das schattige Dickicht und schlich leise näher ans Haus heran. Bulma duckte sich tiefer und behielt Bruder und Hauseingang im Blick.

Plötzlich öffnete sich die Tür. Kakarott erstarrte und stellte sich kampfbereit auf.

Aus dem Schatten des Hauseinganges trat eine große Gestalt ins Licht heraus und baute sich vor dem Jungen auf.

Bulmas Augen wurden groß, während sie die Gestalt mit der unbekannten Aura genauer betrachtete.

Eine Rüstung mit ausladenden Schulterpolstern, Hüftlanges Haar, ein großer, massiver Körper, ein spöttisches Lächeln auf den Lippen, während er auf Kakarott herab blickte…es war lange her seitdem sie ihn zuletzt gesehen hatte; aus einer Zeit, als sie noch keine Aura spüren konnte.

Doch seine Gesichtszüge und besonders seine Frisur verrieten ihn, auch wenn er in die Höhe und Breite geschossen war.

Kakarott hatte ihn noch nicht erkannt, sah ihn immer noch argwöhnisch an; zum Angriff bereit, während der große Saiyajin leise lachte.

„Du bist ja gewachsen, kleiner Bruder“ fing er an zu sprechen, in einer für die Kindern neuen, tieferen Stimme, leicht schnarrend.

Nach dieser Anrede gab es für Bulma keinen Zweifel mehr.

„Radditz?“ fragte sie laut und trat aus ihrem Versteck hervor; ging näher auf ihre Brüder zu.

Er drehte den Kopf zu ihr und seine Augen weiteten sich erstaunt. „Bu…Bulma?“

„Oh du meine Güte, ich glaub es nicht“ freudestrahlend rannte sie auf ihn zu und warf sich in seine Arme, die er instinktiv öffnete, um sie aufzufangen. Jauchzend umarmte sie ihn und Kakarott löste seine Angriffshaltung auf, sah aber immer noch misstrauisch auf das schwankende Paar.

Auf Radditz Gesicht war deutlich das ungläubige Staunen zu sehen, während er auf den blauen Haarschopf seiner Schwester starrte, die er in seine Arme hielt.

Scheiße, die sieben Jahre waren nicht spurlos an ihr vorüber gegangen.

Fort war das süße, kleine Mädchen!

Stattdessen war da eine junge, hübsche Frau mit den Rundungen an den richtigen Stellen erschienen; wie er gerade nur zu genau merkte, wo sie sich an ihn schmiegte.

„Heilige Scheiße, Bulma, du bist ja gewachsen“ vorsichtig berührte er ihr Gesicht und sah sie fasziniert an. Seine Schwester genoss sein Staunen und lächelte ihn an.

„Du auch“ lachte sie. Sie schlang ihre Arme um den massigen Nacken und kräftigen Schultern und spürte seine starken Arme, die sie einige Zentimeter, ohne Aufwand, hochhielten.

Radditz konnte seinen Blick nicht abwenden; suchte nach den Resten der kindlichen Bulma in ihren Gesicht. Erst das pikierte Räuspern unterbrach ihn dabei und er drehte den Kopf, wo Kakarott ihn mit gerunzelter Stirn ansah.

Radditz ließ Bulma aus seinen Armen los und trat nun auf den kleinen Bruder zu.

Bulmas Entwicklung war am Offensichtlichsten, aber sein Bruder hatte sich auch nicht schlecht gemacht. Der Kleine ging ihm zwar nur bis zur Hüfte, aber sein Blick war selbstbewusst.

Radditz überprüfte mit einem Klicken auf den Scouter sein Kampflevel.

Ein Wert von 1.600…verdammt, was war passiert?

In seinem Alter war er nicht so stark gewesen und hatte gerade mal die 1.000-Grenze erreicht.

Ein schneller Blick zu Bulma, aber ihr Power Level lag immer noch unter 200. Sie hatte sich kräftemäßig nicht verändert, nur körperlich; wie er mit einem schnellen Seitenblick auf ihre langen Beine registrierte. Sein Blick wanderte höher, über den sanft gerundeten Hintern, den er selbst in dieser unförmigen Hose erkennen konnte, über ihren flachen Bauch, der neckisch unter dem geknoteten Shirt aufleuchtete bis zu den zarten Rundungen darüber, wo sich der Stoff spannte…Yup, eindeutig kein Kind mehr.

Bevor Radditz fragen konnte, wie sich sein kleiner Bruder so stark verbessern konnte, piepte sein Scouter warnend auf.

Die drei sahen in den Himmel, wo plötzlich Bardock und Gine angeflogen kamen und bei ihnen landeten.
 

„Radditz, tatsächlich“ brummte Bardock, der in Abstand vor ihnen landete und mit verschränkten Armen den verlorenen Sohn musterte.

Gine war weniger zögerlich in ihrer Begrüßung und rannte lachend auf ihn zu. Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihren Ältesten zu umarmen und er sich zu ihr runter senken, um die Umarmung zu erwidern.

„Bist du groß geworden“ wiederholte sie das gleiche wie ihre Kinder und sah bewundernd zu ihm hoch. Radditz Rücken streckte sich unwillkürlich daraufhin noch etwas mehr; die Brust vor Stolz gebläht.

Bardock brummte unwillig und trat ein paar Schritte auf ihn zu.

Eine seltsame Spannung entwickelte sich, als sich Vater und Sohn in die Augen sahen und sich gegenseitig abcheckten.

Gine und ihre zwei jüngsten Kinder traten in den Hintergrund und beäugten das Paar vorsichtig.

Bardock sah seinen Ältesten prüfend an, der seine Haltung kopiert hatte und sich überheblich mit verschränkten Armen vor ihm aufbaute.

Bardock unterdrückte ein missmutiges Grummeln.

Na super, der Zwanzigjährige überragte ihn um eine Kopflänge; wie war denn das passiert? Der Umfang seiner Muskeln hatte gewaltig zugenommen, die er stolz in seiner knappen Rüstung zeigte. Nicht mal anständige Hosen trug er, sondern schwarze, enge Shorts, die nur teilweise von der unteren Rüstung verdeckt wurden. Die zwei roten Bänder, die er jeweils um seinen linken Oberarm und Oberschenkel geschlungen hatte, saßen fest; kurz vorm Platzen durch den Druck der ausgeprägten Muskeln und erfüllten damit das Ziel, den Betrachter zu beeindrucken.

Das schwarze Haar war immer noch so lang wie in seiner Kindheit und erinnerte Bardock an einen Igel.

Die Gesichtszüge waren schlanker, kantiger; jegliche kindliche Weichheit war vollkommen verschwunden. Radditz Augen glitzerten erwartungsvoll unter den dichten, schwarzen Augenbrauen.

Mittlerweile war er kein Kind mehr, sondern ein anerkannter, ausgewachsener Erwachsener. Er hatte seine Stärke durch die zahlreichen Außenmissionen im Geleit des Prinzen bewiesen und eindeutig die Geschlechtsreife erreicht.

Bardock ahnte, dass viele Saiyajins in der Hauptstadt respektvoll zurückweichen würden, wenn der großgewachsene Radditz vorbeischritt. Aber für ihn war das immer noch der kleine, vorlaute Radditz, den er einst an seinen Schweif auf den Boden geworfen hatte, ganz egal, was andere sagen würden. Er ahnte, dass der Junge sich nach seinem Respekt sehnte und nach Lob hungerte. Sein sehnsüchtiger Blick verriet ihn, auch wenn er eine hochmütige Miene aufgesetzt hatte; mit einem schiefen, protzigen Grinsen. Noch hatte der Junge nicht gelernt, wie man seine Gefühle komplett verbarg.

Bardocks Mundwinkel zuckte spöttisch, aber er beherrschte sich und setzte weiterhin eine stoische, ruhige Maske auf. Er hatte die Erfahrung und wusste, wie man bluffte.

Respekt musste man sich verdienen und der Respekt des Vaters war am schwersten zu erreichen. Eher würde der König ihn belobigen und ihn in den Mittelklasse-Stand setzten als das Bardock ein gutes Wort sagen würde.

Es würde Radditz zu sehr in den Kopf steigen und er würde sich weniger anstrengen.

Nein, er wusste schon, wie er reagieren musste.

Er ließ seinen Blick bedeutsam über die großgewachsene Gestalt wandern, bis er wieder an seinem kantigen Gesicht stehen blieb.

Langsam trat er näher und strich sich gespielt nachdenklich übers Kinn.
 

Radditz konnte ein arrogantes Schmunzeln nicht unterdrücken. Das war Tag, auf dem er so lange gewartet hatte. Er stand kurz davor, die Anerkennung seines Vaters zu erlangen.

In der Luft lag eine sirrende Spannung. Jeder Beobachter hielt erwartungsvoll die Luft an und sah auf das Vater-Sohn-Pärchen. Die nächsten Worte würden für immer in die Geschichte der Familie eingehen.

„Du erinnerst mich an meine Schwiegermutter“ sagte Bardock trocken.

Radditz Unterkiefer fiel geschockt nach unten, während Bardock schmunzelnd weiterfuhr.

„Sie hatte auch diese Haare, diesen Blick und diese Größe. Man, war das ein Besen. Die Frau hatte Haare auf den Zähnen. Du kommst ganz nach ihr.“

Mit offenem Mund und großen Augen starrte Radditz seinen Vater fassungslos an.

Das konnte doch nicht sein Ernst sein?!

In diesen geschichtsträchtigen Moment konnte man doch keine Witze machen?!

Doch Bardock nickte nur beiläufig und drehte sich wieder um, um mit langen Schritten zu seiner Gefährtin zu schlendern.

Von seiner Seite aus war alles gesagt.

„Was gibst es zu essen?“ fragte er seine Gefährtin und ignorierte geflissentlich die hoffnungslose Gestalt hinter sich.

Bulma und Kakarott fingen bei Radditz erschütternde Fresse leise an schadenfroh zu kichern. Ihr Lachen endete in rasendes, amüsiertes Brüllen, während Bardock seine entspannte Haltung bewahrte. Trotzdem konnte Gine sein amüsiertes Schmunzeln und das Funkeln in seinen Augen sehen.

Böse verschränkte sie die Arme vor der Brust und starrte ihn finster an.

Nicht nur, dass er seinem Sohn die Freude von väterlichen Anerkennung wegnahm, nein, er machte sich auch noch über ihre Mutter lustig!

Langsam schüttelte sie den Kopf. „Ganz großer Fehler, Freundchen“ sagte sie strafend.

Bardock konnte sich nicht mehr zurückhalten und grinste sie schief an.

„Was denn, er kommt eindeutig nach ihr“ tat er unschuldig.

Bulma und Kakarott hielte sich vor Lachen die Bäuche, während Radditz niedergeschlagen versuchte, eine schnippische Antwort zu finden…erfolglos. Mit offenen Mund, den Zeigefinger nur empört erhoben, aber keine Erwiderung drauf, starrte er auf den Rücken dieses Mistkerls, der seinen großen Auftritt versaut hatte.

Gine verdrehte genervt die Augen bei Bardocks schadenfrohen Feixen, der die Reaktionen hinter seinen Rücken richtig kalkuliert hatte: die Empörung bei seinem Ältesten und die laute Häme bei den Jüngeren.

Es war anstrengend, sein Pokergesicht zu behalten. Seine eigene Schadenfreude brach hervor und er zog seine Mundwinkel überheblich nach oben.

Gines Augen verengten sich.

Sie würde ihren Gefährten nicht dafür loben, dass er seinen Sohn mit seiner Schwiegermutter verglichen hatte; nur um seinen Stolz zu verletzen.

Vielleicht würden ein paar Schläge mit ihrer Bratpfanne auf seinen Hinterkopf ihn daran erinnern, sich über bestimmte Dinge nicht lustig zu machen.

„Los, jetzt, alle rein. Ich mache uns was zu essen“ befahl sie und ihre Stimme machte klar, dass sie keinen weiteren Streit wollte.

Die Kinder hörten mit dem Lachen auf und Bardock erkannte an ihren Tonfall, dass die Sache noch nicht ausgestanden war. Seine Gefährtin funkelte ihn wütend an und er schluckte nervös.

Radditz bemerkte es, während er ins Haus schlich und fühlte sich dadurch ein wenig getröstet.

Kakarott rannte schnell wieder zurück und holte die Beutel mit den Rationen aus dem Gebüsch, die er erst vor kurzem von seiner Mutter bekommen hatte, damit sie daraus das Essen zaubern konnte.
 

Gine schmiss den Herd an und legte auf den Grill die Steaks, während sie in den Töpfen das Gemüse einkochte. Bulma half ihr beim Schneiden, Kakarott deckte den Tisch und Bardock holte aus der Vorratskammer einen Krug mit frischen Bier, einen kleinen Topf mit salzigen Nüssen als Beilage und einen Topf mit eingekochten, in Honig gesüßten Früchten als Nachtisch.

Jetzt wo Radditz erwachsen war, konnte er mit seinem Vater etwas trinken. Der saß am Tisch und sah dem Treiben zu: die bekannte Küche, wo seine Mutter und Bulma wie üblich kochte und der Wohnbereich mit dem Sofa und den andere Kuschelecken, wo er früher oft mit seiner Schwester gespielt hatte.

Er sog den Geruch von frisch gebratenen Fleisch ein und dieser eigene, nostalgische Geruch des Hauses, hörte das Klappern des Geschirrs, das Gemurmel der bekannten Stimmen und fühlte sich endlich angekommen, während er ein Schluck vom Bier trank, dass sein Vater ihm einschenkte.

Während die Frauen kochten, genossen die zwei Männer in Schweigsamkeit das Bier und die Nüsse als Beilage. Kakarott brachte noch die Krüge mit dem frisch geschöpften Wasser und Bulma stellte knusprig geröstete Brotscheibe mit Dips und eingelegten Gemüse als Vorspeise auf den Tisch. Die erfahrene Gine wusste, wie man schnell ein Essen für eine fünfköpfige Saiyajin-Familie zaubern konnte und schnell standen als weitere Vorspeise Suppe, dünne Brotfladen und dicke Scheiben kalter Braten zum Belegen bereit, während das restliche Essen nach und nach gar wurde und ein Gang nach dem anderen aufgetischt werden konnte.

Sie langten zu.

Kakarott und Radditz stritten sich mit Gabeln, Messern und Finger um die besten Stücke, deren Kämpfe durch Bardock unterbrochen und gewonnen wurden.

Gine und Bulma ließen sich das scharf eingelegte Gemüse schmecken, während sich die Männer auf das Fleisch konzentrierten. Als Bulma ihre Suppe löffelte und einen vorsichtigen Blick zu ihrer Mutter warf, fiel ihr deren entspanntes, wehmütiges Lächeln auf.

Gine konnte nicht den Blick von Radditz abwenden. Ihn so plötzlich erwachsen wieder an ihrem Tisch sitzen zu sehen, erfüllte sie mit zwiespältigen Gefühlen. So groß, so erwachsen…wo war nur die Zeit geblieben? Er war kein Kind mehr.

Hauptsächlich aber war sie glücklich, ihre Familie komplett im Haus zu haben, sogar mit dem typischen lauten Toben am Tisch. Sie lachte leise.

„Hah, das letzte Stück gehört mit. Ich bin schließlich der Ehrengast“ rief Raddditz aus und warf sich fast auf das letzte Steak, um es besitzergreifend an sich zu ziehen. Bardock verdrehte die Augen, war aber großzügig, während Kakarott missbilligend einen Flunsch zog.

„Hey, Vater, was meintest du eigentlich damit, dass Radditz aussieht wie deine Schwiegermutter? Wer war das?“ fragte Kakarott laut und grinste seinen großen Bruder gehässig an.

Das bekam man davon, wenn man ihm das letzte Stück Fleisch stahl.

Radditz blieb das Steak im Hals stecken und er verlor seinen Appetit. Missmutig kaute er es trotzdem.

Bardock lachte leise auf, als Radditz Gesicht durch diese Erinnerung sofort wieder betrübt einfiel. Gine sah ihn aber drohend an, weshalb er sofort mit dem Lachen stoppte.

Er versuchte sich aus dem Schlamassel zu retten, in den er sich selbst reingebracht hat.

„Weißt du, Kakarott, meine Schwiegermutter…damit ist Gines Mutter gemeint. Sie war…etwas speziell, genau wie Gines Vater. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als ich sie kennen lernte“ fing er versonnen an zu erzählen.
 

Rückblende:

Vor 22 Jahren…

Bardock und Gine landeten vor einer Hütte, die etwas abseits am Rande des südlichen Distriktes von Sadala lag.

In seiner Hand trug er einen großen Korb mit diverseren Leckereien, wie es Sitte war, wenn ein Saiyajin zum ersten Mal einen anderen besuchte und in guten Absichten kam. Für die heutige Gelegenheit hatte Bardock sich um einen besonders großen Korb gekümmert.

Bardock war nervös, während er vor der Tür stand und traute sich nicht, anzuklopfen.

Gine ging seit einem knappen Jahr mit ihm aus und zwischen ihnen wurde es ernst; so ernst, dass Gine ihm ihre Eltern vorstellen wollte.

Bardock unterdrückte seine Nervosität, während er auf die Tür starrte.

Er hoffte, dass die Geschenke als Zeichen seiner Ehrerbietung ausreichen würden.

Gine hatte ihm nicht viel über sie erzählt, damit er keine falschen Schlüsse zog. Er wusste nur, dass die beiden seit Jahren miteinander verpaart waren und sich den Sarang geschworen hatten. Gine war ihr einziges Kind. Väter konnten sich nur schwer von ihrer Tochter lösen, sobald sie eigenständig wurden. Mädchen wurden als Kostbarkeit angesehen und Väter trennten sich nur ungern von ihnen. Junge Männer mussten daher einiges an Prüfungen durchstehen, um von ihnen als würdige Partner ihrer Kleinode anerkannt zu werden.

Würde Gines Vater sich stark gegen ihn wehren?

Gine hatte ihn beruhigt und erzählt, dass ihre Eltern „anders“ wären und ihn sehr gerne kennen lernen würden. Sie hatte ihnen freimütig von ihrer Beziehung erzählt, wie sehr sie Bardock mochte und nun brannten diese darauf, den jungen Krieger genauer unter die Lupe zu nehmen.

Es war für Bardock das erste Mal, dass er die Eltern seiner Freundin kennen lernen würde. Diese Beziehung war ihm so wichtig wie nie zuvor.

Trotzdem…lieber würde er in einer lebensgefährlichen Mission gegen eine Armee von Monstern kämpfen, alleine auf einen fremden Planeten, als durch diese Tür zu gehen.

Gine, die neben ihn stand, bemerkte seine Nervosität: sein Zögern und das leichte Zittern seiner Hände, mit denen er den großen Korb hielt, waren wohl zu offensichtlich.

Beruhigend streichelte sie über seine Schulter.

„Keine Sorge, wir essen alle gemeinsam, du trinkst mit ihnen und dann ist es vorbei. Sie wissen bereits, dass du mir sehr wichtig bist. Sie wollen dich einfach nur kennen lernen. Es wird keine Prüfungen geben“ versuchte sie ihn zu entspannen.

Er sah sie mit großen Augen an, eine kleine Schweißperle der Nervosität auf der Stirn.

„Bist du dir sicher? Wäre ich an deines Vaters Stelle, würde ich dich niemals mit einem Mann ausgehen lassen. Er wird mich bestimmt zum Kampf heraus fordern! Und was soll ich dann tun? Ihn schlagen und dadurch noch wütender machen? Oder mich besiegen lassen und dann als Schwächling gelten? Was, wenn er mich nicht mag?“

Gine winkte lässig ab. „Um meinen Vater musst du dir wirklich keine Sorgen machen. Er hat einen guten Instinkt. Er wird dich prüfend ansehen und wenn er nickt, hast du es geschafft“ erklärte sie lachend.

Gines Sorglosigkeit fing allmählich an, auf ihn abzufärben. Sie hörte sich so locker und selbstsicher an, dass er anfing, zu entspannen.

Wenn Gine auf seiner Seite war, wen sollte er fürchten?

Letztendlich war es ihre Entscheidung, mit wem sie sich traf.

„Nur meine Mutter könnte Probleme machen“ murmelte Gine kaum hörbar und sah betreten zu Boden.

„Was?!“ Bardock drehte überrascht den Kopf, während er gleichzeitig an der Tür klopfte.

Es war zu spät für diese Warnung.

Mit einem heftigen Ruck; der fast die Tür aus den Angeln riss, wurde sie geöffnet und Bardock beinahe vor den Kopf gestoßen. Er konnte gerade noch einen Schritt zurückweichen.

„NA ENDLICH; WIE LANGE WILLST DU DENN NOCH VOR MEINER TÜR VERSAUERN? KOMM REIN! WEHE, DU HAST KEINEN GUTEN ALKOHOL MITGEBRACHT!“ warnte und brüllte ihn zeitgleich eine riesige, muskulöse Gestalt mit hüftlangen, wirren Haar an.

Buschige Augenbrauen waren erzürnt zusammen gezogen, während die in einer Rüstung gekleidete Person ihn missbilligend anstarrte.

Bardock musste den Kopf in den Nacken legen, um ihr ins Gesicht zu sehen.

Hölle, das war…die kalten Schweißperlen auf seiner Stirn nahmen zu und weitere rutschten seinen Nacken hinab.

Das konnte doch nicht wahr sein?

Die ganze Zeit hatte er sich Angst wegen Gines Vater gemacht; sich vorgestellt, wie er ihm entgegen treten sollte, aber nun war alles weg. Er konnte nur hinauf starren und eilig nach einer Antwort suchen.

„Hi Mami, keine Sorge. Bardock hat einen guten Tropfen von seiner letzten Mission mitgebracht“ beruhigte Gine die Person, die da im Türrahmen stand und die kräftigen Arme vor der Brust abschätzig gekreuzt hatte.

Immer noch versperrte sie den Weg ins Haus wie ein Torwächter aus der Hölle. Bardock konnte über ihre Schultern gerade noch die schmale Gestalt im Flur stehen sehen, die ihm zuwinkte: ein schmales Männchen mit kurzen schwarzen Haar und entschuldigenden Lächeln.

Moment, wieder zurück zum Hauptproblem…Bardock drehte den Kopf abwechselnd zu Gine und der…Frau, wie er jetzt gerade erkannte…

„Mami?!“ hauchte er fassungslos.

„Für dich immer noch Negi, du kleiner Scheißkerl“ knurrte ihn die furchteinflößende Frau an.
 

Rückblende Ende
 

Bardocks Rückblick in die Vergangenheit war so malerisch erzählt worden, dass Kakarott und Bulma, die ihren Großmutter nie kennen gelernt hatten, gleichzeitig dasselbe Bild vor dem geistigen Auge hatten: Eine Frau, die aussah wie Radditz und den jungen Bardock wütend anschnauzte, wo denn der Alkohol blieb, während dieser ängstlich vor ihr zurück wich.

Sie verfielen in kreischendes Gelächter.

Radditz konnte darüber nicht lachen. Welcher Krieger wollte schon mit seiner Großmutter verglichen werden.

Bulma tat es leid um Radditzs Stolz, aber dieses Bild in ihrem Kopf…sie konnte sich nicht dagegen wehren.

Ihre Großmutter quasi ein weiblicher Radditz; ein Radditz mit Brüsten. Oder ein normaler Radditz, bloß gekleidet in einer Schürze, den Kochlöffel drohend erhoben und Bardock ankeifend.

Bardock lachte ebenfalls. „Negi war ein harter Brocken und forderte mich auch zum Kampf heraus, den ich gewann. Ich hatte keine andere Wahl; ich hatte richtig Schiss vor ihr.“

Gine verdrehte nur die Augen. Bardock hatte es zwar etwas ausgeschmückt, aber leider war es tatsächlich so verlaufen.

Langsam beruhigte sich das hämische Gelächter der Jüngeren und abwechselnd sahen sie ihre Mutter und älteren Bruder an. Sie waren neugierig und wollten mehr wissen.

„Ihr macht euch darüber lustig, genau wie die andere Saiyajins. Aber Tatsache ist, dass meine Eltern sehr glücklich miteinander waren. Auch wenn sie nicht gerade dem Standard-Modell entsprachen“ sagte sie pikiert.

Bardock räusperte sich und fuhr fort.

„Sie war eine gefürchtete Kriegerin. Zufällig war sie über mehrere Ecken mit Selypa verwandt: in deren Blutlinie sind viele Frauen so. Dagegen war Gines Vater eher mager und schwach, aber er besaß Grips. Er war als Ingenieur tätig. Die beiden haben oft zusammen gearbeitet. Sie hat gekämpft und er war für das Fliegen und die Wartung des Raumschiffes zuständig. Gine kommt mehr nach ihm. Tja, und Radditz…er ist ihr Ebenbild. Vielleicht ist seine Stimme noch etwas dunkler, aber nur wenig. Negi hat, wenn sie auf Mission war, geraucht und gerne einen über den Durst getrunken. Ihre Stimme war sehr rau und tief gewesen. Kein Wunder, dass man sie von hinten für einen Kerl gehalten hat. “

Alle Kinder sahen Gine nach ihrer Bestätigung heischend an.

Langsam nickte sie.

Ja, Bardocks Worte entsprachen der Wahrheit.

Radditzs Kopf fiel betrübt auf den Tisch, während seine Geschwister wieder anfingen zu kichern.

Gine nahm gedankenverloren einen Schluck aus Bardocks Bier-Glas.

„Sie waren tolle, liebevolle Eltern und Sarang-Partner“ wiederholte sie. „aber leider habt ihr sie nie kennen lernen dürfen. Sie starben gleichzeitig, als ich mit Radditz schwanger war.“

Die lustige Stimmung war damit schlagartig vorbei.

Bedrückt hielten die Kinder inne. Radditz hob seinen Kopf und sah seine Eltern an, die gedankenverloren in die Ferne starrten. Bardock griff nach Gines Hand und drückte sie zärtlich.

„Es geschah auf einer Mission“ erzählte er weiter. „Ihr Schiff wurde abgeschossen.“

Gine legte ihren Kopf auf Bardocks Schulter ab und schloss kurz die Augen, um sich zu beruhigen. Sein Daumen, der tröstend über ihre Haut kreiste, lenkte sie ab. Sie drängte die Tränen zurück und lächelte traurig.

Das war das Risiko eines jeden saiyanischen Kriegers: in der Ferne zu sterben.

Wenigstens waren ihre Eltern zusammen gewesen bis zum Tod.

Sie öffnete die Augen wieder und sah ihren Ältesten liebevoll an.

„Ich bin wirklich sehr froh, dass wir alle hier wieder an einen Tisch sitzen“ sagte sie.

Radditz war gerührt und streckte seinen Arm aus, um Gines freie Hand kurz zu tätscheln.

Es fühlte sich gut, an einen Ort zurück zu kehren, wo sich die Leute freuten, dass man noch lebte.

Auch wenn sein Vater sich wie ein Arsch benahm und sich darüber lustig machte…Radditz musste zugeben: wäre er an seiner Stelle, würde er vermutlich ähnlich handeln.

Bardock, der ein Loblied auf ihn sang?!

Niemals!

Nicht mal betrunken oder im Fieberwahn würde so was passieren.

Gefühlsduseleien waren einfach nicht ihre Art, nur Sarkasmus und schwarzer Humor. Für den Rest an Emotionen gab es die Frauen.

Gut, dass er seine Mutter und Bulma hatte.

Er räusperte sich verlegen und versuchte das Thema zu wechseln, um die bedrückte Stimmung wieder aufzuheitern.

Herausfordernd sah er seinen kleinen Bruder an.

„Kakarott, du bist jetzt fast dreizehn. Wenn du dein Tatakai bis jetzt nicht bestanden hast, ist es dein letztes Jahr, wo es möglich ist. Ich habe mir vor Jahren geschworen, dass ich dir bei deinem Training helfe, damit du keine Schande über die Familie bringst. Also, wie gut bist du vorbereitet?“ fragte er gebieterisch.

Kakarott zog stumm eine Augenbraue hoch.

Bardock prustete amüsiert auf.

„Sohn, darf ich es ihm sagen?“ fragte er mit einem verschwörerischen Zwinkern seinen Jüngsten.

Hoheitsvoll nickte Kakarott, dessen Lippen sich bereits amüsiert nach oben verzogen.

Genüsslich ließ Bardock die erste Bombe platzen.

„Kakarott wurde bereits zum anerkannten Krieger ernannt. Er braucht kein Tatakai, keine Rekruten-Ausbildung und keine Abschlussprüfung“ fing er an.

„WAS?!“ Radditzs Kinnlade fiel herunter. „DU WILLST MICH WOHL VERARSCHEN!“

„Der König persönlich hat ihn anerkannt.“

„ER hat WAS!“

„Dabei war Kakarott zu diesem Zeitpunkt nur neun Jahr alt!“

„HÄÄÄÄÄH!“

Radditz Augen quollen ihm fast aus dem Kopf.

„Da du dich wunderst, warum er keine Rüstung trägt: Ich bin außerdem in die Mittelklasse befördert worden und offiziell Kakarotts Teamleiter. Der Junge hat noch nicht die geistige Reife, um mir auf eine Mission zu folgen. Deswegen trägt er seine Rüstung noch nicht“ erklärte Bardock überheblich.

„Mittelklasse…du…du bist…“ Radditz fing an zu stottern und sah bestürzt seine Mutter.

Bardock nickte gelassen und legte einen Arm um Gine. „Ja, ich habe einen höheren Rang als du und Gine und ich sind immer noch zusammen.“ Besitzergreifend zog er sie an sich.

Gine mischte sich nun auch ein. „Übrigens sind die Tatakais seit zwei Jahren abgeschafft worden. Man sieht nur noch auf das Powerlevel. Kämpfe dieser Art werden manchmal zur Konfliktlösung genutzt, aber ansonsten wird die Jugend schnell aussortiert. Naja, so sollen die Mädchen nicht gefährdet werden und schwache Jungs gleich früh in die richtige Ausbildung abgeschoben werden. Ingenieur, Jäger oder die niederen Arbeiten. Das wüsstest du, wenn du dich in den letzten Jahren mal bei uns gemeldet hättest“ der letzte Satz war eindeutig ein Vorwurf, weil zwischen Radditz und seiner Familie sieben Jahre lang Funkstille geherrscht hatte.

Radditz fing an, sich an zu verteidigen. „Ich war am Rande der nördlichen Galaxie. Wir hatten kaum Funkkontakt zur Basis. Nur die Befehle kamen rein.“

Er sah abwechselnd seine Eltern und seinen jüngeren Bruder an, die ihn so seltsam angrinsten.

Es konnte sich doch nur um einen makabren Scherz handeln. Die hatten sich abgesprochen!?

Kakarott bereits ein anerkannter Krieger?

Früher als er selbst?

Aber Radditz war doch immer der Vorzeige-Saiyajin gewesen und nicht der kleine Schwächling…obwohl sein aktueller Powerlevel…der kam seinen gefährlich nahe…

Radditz wollte aus lauter Frust in die Tischkante beißen.

„Nö, es ist alles wahr“ machte sein Bruder seine Hoffnung zunichte. Gelassen zuckte er mit den Achseln „ich kann trainieren, wie ich will. Manchmal kämpfe ich gegen Vater und seine Freunde oder ich fliege zu DEINEM alten Trainingsplatz in die Berge.“

Radditz fiel fast vom Stuhl und musste sich an die Tischkante klammern.

Bardock erzählte munter weiter. „Kakarott erzielt gute Ergebnisse mit seiner eigenen Methode, deswegen mische ich mich da nicht groß ein. Er kommt uns kräftemäßig immer näher, aber für die Missionen ist es noch lange nicht ausreichend. Aber das wirst du selbst merken, wenn du gegen ihn kämpfst.“

Kakarott nickte grinsend und verschränkte selbstsicher die Arme vor der Brust.

„Und dieses Mal werde ich gewinnen.“

Radditz wimmerte auf.

Sein Weltbild brach gerade zusammen.

Diese Familie machte ihn fertig und er war mit ihnen verwandt; was für eine Scheiße?!
 

Nachdem der Nachtisch verputzt war und die Stimmung sich beruhigt hatte, musste Radditz kurz das Haus verlassen, um auszutreten.

Während es allmählich dunkler wurde, nutzte er den einsamen Moment, um per Scouter bei Nappa anzurufen. Sein Kamerad erzählte ihm, dass seine Gemächer erst morgen zur Verfügung standen. Entweder besorgte sich Radditz für heute ein Zimmer in der Hauptstadt oder schlief in der Kaserne.

Mit einem missmutigen Blick auf das Haus seiner Eltern beschloss der Saiyajin, die Nacht dort zu verbringen und sein Geld zu sparen. Seine Mutter hatte es ihm bereits angeboten und wollte in seinem alten Kinderzimmer eine Bettstätte vorbereiten. Ein kostenloses Bett in einem Massenzimmer mit einem Haufen schnarchender, stinkender Saiyajins in der Kaserne zu nehmen, lockte ihn nicht; da konnte er auch hier schlafen.

Er massierte sich die Stirn.

Scheiße, hatte sich hier viel verändert…aber was hatte er erwartet?

Die Zeit lief nun mal für alle weiter.

Er seufzte, sah auf das grün überwucherte Haus und schritt näher zur kleinen benachbarten Hütte. Einfache Bauweise, aber sie sah gut aus; in einem besseren Zustand als das Haupthaus.

„Toma und die andere haben beim Bau geholfen. Gine wünscht sich bald auch eine Renovierung an unserem Haus; da kannst du mithelfen“ überraschte ihn eine Stimme. Radditz drehte erschrocken den Kopf und sah seinen Vater näherkommen.

„Wir haben sogar ein Solarpanel aufs Dach installiert, damit Bulma Strom für ihre Maschinen hat. Sie ist eine Nachteule und braucht Licht. Kakarott kann jetzt ungestört in seinem Zimmer schlafen“ erklärte sein Vater und sah zufrieden auf sein Werk.

„Sieht gut aus“ lobte Radditz. „aber du als Mittelklasse-Krieger…dein Sold hat sich doch bestimmt erhöht. Trotzdem machst du die Arbeiten noch selbst?“

„Klar, ich habe jetzt auch Zugriff zu mehr guten Material, aber du weißt, warum ich niemals in die Hauptstadt ziehen würde. Hier haben wir unsere Ruhe“ sagte Bardock und machte klar, dass er Bulma niemals alleine leben lassen würde. Er würde immer seine schützende Hand über seine Tochter halten.

Die beiden Männer schritten durch das geordnet wachsende Grün von Bulmas Garten, dass sie über die Jahre gezähmt hatte und gingen wieder in Richtung Haupthaus zurück.

Radditz stoppte und hielt seinen Vater zurück, bevor ins Haus eintreten konnte.

Nun, wo sie gerade allein waren und sein Vater so ruhig und verständig wirkte, sprach Radditz einen Gedanken aus, den er schon seit längerem hatte.

„Habt ihr euch nicht mal überlegt, Bulma an die Öffentlichkeit zu bringen? Sie ist fast erwachsen. Klar, ihr Aussehen, aber sie ist trotzdem eine reinblütige Saiyajin. Du hast nun einen höheren Rang, Mutter und Kakarott haben es auch zu etwas gebracht und ich stehe dem Prinzen nahe. Unsere Familie lässt sich dadurch nicht so leicht unterbuttern. Mit unserem Schutz kann ihr niemand was“ sprach er es an.

Bardock seufzte tief; wurde aber nicht wütend, weil man seine Entscheidung anzweifelte, sondern sah ihn nachdenklich an. Er öffnete den Mund, schloss ihn aber mit einem misstrauischen Blick aufs Haus.

Bewegte sich die Gardine da am Fenster? War da ein Schatten zu sehen?

Er nahm seinen Scouter ab, legte ihn auf die Bank vor dem Haus und bedeutete Radditz mit einer Handbewegung es ihm gleich zu tun.

Radditz stutzte, tat es ihm aber nach.

Als Bardock sich plötzlich in die Luft erhob, folgte Radditz seinem Vater.

Sie flogen nur kurz, aber schnell und landeten an einer einsamen Ecke, wo einige Yoru-Bäume wuchsen. Diese Bäume wurden auch als „Nachtkönigin“ bezeichnet, weil sich ihre Blüten erst nach Abenddämmerung öffneten und ihre weißen, ungenießbaren Früchte das Sonnenlicht aufnahmen um dann abends sanft weiß zu leuchten. Weil gerade die Sonne versank, war die Gegend in einen sanften Schein der Früchte gehüllt, wodurch die beiden Saiyajins alles im Blick hatten.

Bardock setzte sich auf einen Felsen und Radditz lehnte sich an einen der Bäume.

„Hier sind wir ungestört und niemand kann uns belauschen“ begann Bardock.

„Und die Scouter?“ fragte Radditz.

„Ich befürchte, dass Bulma meinen Scouter abhört und bei deinem bin ich mir nicht sicher.“

Radditz hob überrascht eine Augenbraue. „Das kann sie?“

Bardock nickte. „Sie hat ne Menge Schrott zum Laufen gebracht. In ihrer Hütte habe ich ein Gerät entdeckt, dass einem Funk-Empfänger ähnelt.“

„Aber warum nimmst du ihn nicht weg?“

„Weil, wenn ich Recht habe, es ihre einzige Chance ist, mit mir im Kontakt zu bleiben. Sie lauscht, ob ich am Leben bin. Bulma ist …seit diesem Vorfall vor vier Jahren, indem Kakarott zum Krieger ernannt wurde, ist sie anders; ängstlicher, vorsichtiger. Keine einzige Frage mehr, ob sie ins Dorf kann. Sie interessiert sich nicht mehr dafür und vermeidet jedes Thema über Saiyajins. Sie scheint kapiert zu haben, wie gefährlich Saiyajins sein können. Ihr kleiner Bruder wäre beinahe gestorben und nun hat sie noch mehr Angst, uns zu verlieren. Manchmal gehen Gine und ich gemeinsam auf Missionen und durch das Funkgerät hat sie eine heimliche Kontrolle. Wenn es ihr hilft…ich lasse es zu. Ich weiß, dass sie nur lauscht, aber niemanden anrufen will“ erklärte sein Vater ruhig. „Es beruhigt sie.“

Radditz Augen verengten sich. Bardock war ja überraschend verständnisvoll…aber immer auch noch der gerissene Mistkerl, den man nicht übers Ohr hauen konnte. Radditz war beeindruckt.

„Gut, da wir gerade beim Thema sind: Bulma…eure Pläne!“ wiederholte er seine Frage.

Bardock stöhnte, aber anstatt brummig zu werden, erklärte er in einem ruhigen Ton seine Gedanken. Radditz war kein Kind mehr, dem er befehlen konnte, sondern ein verständiger Erwachsener und so musste er seinen Sohn auch behandeln. Nur indem er ihm logisch seine Pläne darlegte, konnte er Radditz als Verbündeten gewinnen.

Seinem Sohn gefiel das. Es war das erste Zeichen heute, dass sein Vater ihn tatsächlich als Erwachsenen anerkannte. Er lehnte sich an den Stamm, verschränkte die Arme und ging auf das Gespräch ein.

„Ja, Bulma ist eine reinrassige Saiyajin. Ihr Eltern haben sich den Sarang geschworen und wir haben es zu einem gewissen Maß an Anerkennung gebracht“ stimmte Bardock seinem Sohn zu. „Aber sie ist auch eine Mutation, die mit ihrem Aussehen eine ungewollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Blau…so etwas gab es noch nie…sie sticht aus der Menge heraus und besonders jetzt, wo sie…sie so…“ er verstummte.

„So gewachsen und hübsch geworden ist?“ beendete Radditz seinem Satz und zog einen Mundwinkel frech hoch. Bardock runzelte die Stirn.

Radditz lachte leise in sich hinein.

Von seinem Blickwinkel sah es folgendermaßen aus… letztendlich ging es einen Mann bei einer Frau nur um eines: nette Titten, runder Hintern, flexibler Schweif und ein hübsches Gesicht.

Konnte die Frau auch noch gut kochen, war selbstbewusst und besaß einen festen Willen: Jackpot!

Die Traumfrau eines jeden Saiyajins.

Die blauen Haare und Augen, das schwache Powerlevel…alles Dinge, über die man hinwegsehen oder ignorieren konnte. Irgendwann gewöhnte man sich an alles, sogar an dieses ungewöhnliche Aussehen; das hatte er schließlich am eigenen Leib gemerkt. Bulma würde für Aufruhr sorgen, aber nach einiger Zeit würde der Alltag wieder regieren.

Aber Bardock wollte sein kleines Mädchen nicht aus den Augen lassen. Hier hatte er sie immer bei sich.

Radditz verdrehte die Augen. Bardock hatte ein Klein-Mädchen-Komplex und kam nicht damit zurecht, dass seine Tochter sich irgendwann von ihm lösen würde.

Also nahm er ihr jede Möglichkeit, auf andere Männer zu treffen und behielt sie schön bei sich.

Bardock kniff die Augen zusammen. Radditz vorwitzige Miene gefiel ihm nicht.

„Wie gut kennst du den König?“ fragte er seinen Sohn.

Der zuckte mit den Schultern. „Paarmal gesehen, aber wie du weißt, habe ich mehr mit seinem Sohn zu tun.“

„Stell dir vor, wir bringen Bulma zu ihm. Wir haben jahrelang unsere Tochter verheimlicht und ihren Tod vorgetäuscht. Die Geburtenrate steigt nur langsam an und Mädchen werden immer noch selten geboren. Man wird uns also den Verrat an der eigenen Rasse vorwerfen. Was könnte der König tun, wenn sein Auge auf sie fällt. Sie töten? Nein, wir beide wissen, er wird ihr etwas anderes antun, um uns alle zu bestrafen“ sprach er düster seine größte Furcht aus.

Radditz kratze sich verlegen die Wange, als er sich die Reaktionen vorstellte. Eine Saiyajin mit ihrem Aussehen würde vermutlich ganz schnell im Harem des Königs landen und sie könnten nichts dagegen tun. Bulma war zu schwach, um sich zu wehren und ihre Familie würde wegen Verrats hingerichtet werden.

„Aber der Prinz…wenn ich ihn bitte…“ fing er an, doch Bardock unterbrach ihn.

„Ich habe den König kennen gelernt und weiß, wie gerissen er ist. Wenn sein Sohn genau so ist, dann gute Nacht. Diese Typen akzeptieren niemanden, der schwächer ist als sie und sollte doch einer kommen, fürchten sie die Konkurrenz und bringen ihm um die Ecke. Die haben Methoden drauf; das glaubst du nicht. Nein, auch der Prinz ist keine Option, denn egal was du glaubst…du hast keinen Einfluss auf ihn“ widersprach er.

„Ich verstehe“ sagte Radditz langsam, der das große Bild erkannte. „Ohne den Schutz der Königsfamilie kann Bulma nicht in die Öffentlichkeit. Aber gleichzeitig sind sie auch die größte Gefahr für ihre Freiheit und unser Leben.“

Solange auch nur ein Prozent Risiko herrschte, dass Vegeta Senior oder Junior ihre Finger an Bulma legen würden, würde Bardock gegen ihre Enthüllung sein.

Lieber sollte sie hier in der Einsamkeit mit ihrer beschränkten Freiheit, aber in Sicherheit leben.

In der Tat; der Gedanke, dass ausgerechnet Prinz Vegeta seine Schwester anfassen würde…Radditz verzog missbilligend das Gesicht. Ganz egal, wie stark er war, aber seine Schwester ging ihm nichts an.

Bardock erkannte, dass sein Sohn verstanden hatte. Er erhob sich von seinem Platz. „Damit ist die Sache geklärt. Bulma bleibt, wo sie ist. Sie ist auch ganz zufrieden mit ihrer eigenen Hütte. Es läuft momentan gut.“

„Du verwöhnst sie“ spottete Radditz. Bardock machte sich solche Sorgen nicht um seine Söhne.

Sein Vater zuckte mit den Schultern. „Hab du mal eine Tochter. Dann sprechen wir uns wieder.“

Radditz lachte auf, während er sich langsam in die Luft erhob.

„Hah, dann habe ich jetzt deine Erlaubnis, mich auszutoben? Zuerst muss sie ja gezeugt werden. Das braucht eine Menge Übung.“

Bardock verdrehte die Augen, während er die Führung übernahm und voran flog.

Radditz war in dem Alter, wo die Männer nur eines im Kopf hatten…außer Essen und Kämpfen natürlich.

Sie landeten vor dem Haus, sammelten ihre Scouter ein und blieben stumm davorstehen. Da drin befand sich ihre größte Sorgenquelle, aber was sollten sie tun…sie liebten sie.

Bevor Bardock eintrat, klopfte er seinen Sohn zum Abschluss kurz auf die Schulter.

„Gutes Gespräch“ brummte er „Du bist reifer geworden…nette Leistung.“

Radditz zuckte erschrocken zusammen und sah ihm blinzelnd nach.

Sein Vater war so ein Arsch…zuerst machte er sich über ihn lustig und dann, wenn niemand da war, dann kam die Anerkennung?!

Radditz lachte leise auf.

Aber was hatte er auf erwartet?

Er wusste, wie sein Alter tickte. Er liebte Sarkasmus und wollte nie Schwäche zeigen.

Schmunzelnd trat er ein. Mittelweile war alles dunkel, jeder war zu Bett gegangen, weshalb er die Treppe hochstieg und in sein altes Zimmer ging.

Immer noch kreisten die Gedanken um seinen Vater. Er war kein Mann der großen Worte und Lob kam ihm nur schwer über die Lippen. In Gegenwart der Familie machte er sich über seinen Sohn nur lustig. Aber das Gespräch unter vier Augen, die Ernsthaftigkeit, das Schulterklopfen…plötzlich zeigte er seine Gefühle und erzählte von seinen Ängsten und bezog Radditz ein. Damit waren Vater und Sohn auf eine neue, gleichwertige Stufe.

Kopfschüttelnd über den sturen alten Bock trat er in das Zimmer ein und schloss leise die Tür.

Wie das Haus selbst, schien auch sein altes Zimmer geschrumpft zu sein. Es sah anders aus und roch sogar anders.

Kakarott hatte die Kontrolle darin übernommen, nachdem Bulma in ihr eigenes Reich gezogen war. Sein großes Bett stand an der Seite wo er sich schon früher ein Bett mit Bulma geteilt hatte.

Im offenen Schrank und auf den Haken an der Wand hingen seine Kleidung und sein ungenutzter Brustpanzer; die Stiefel darunter. Einige der raumteilenden Vorhänge waren weg, wodurch der Raum offener wirkte. In der Ecke, wo einst Radditz altes Bett gestanden hatte, war sein Lager für diese Nacht aufgebaut worden. Gine hatte dazu Decken, Kissen und Felle aufeinandergestapelt, bis ein gemütliches Nest entstanden war.

Radditz zog sich leise seinen Brustpanzer, die Stiefel und Armstulpen aus und legte sich müde, nur in den knappen Shorts, hin. Er rückte sich die Kissen zurecht und entspannte sich.

Er warf einen Blick auf die schlafende Gestalt im Bett.

„Ich weiß, dass du nicht schläfst“ brummte Radditz leise. „Wenn du was zu sagen hast, dann tu es jetzt.“

Ertappte dreht sich Kakarott um.

„Radditz…“ begann er vorsichtig. „Deine Missionen…wie waren sie?“

„Anstrengend…stressig…lehrreich…oft auch sehr lustig…aber vermutlich nicht nach deinem Humor. Es ist nett, mal wieder hier zu sein“ beschrieb er kurz seine letzten Jahre.

„Hast du getötet?“ Diese Frage kam ohne Vorwurf oder Neugier. Kakarott sah ihn einfach an und wollte die Wahrheit hören.

Radditz gab sie ihm. „Ja“ sagte er schlicht. „Aber es gab andere, die noch mehr getötet haben.“ Er spürte keine Gewissensbisse deswegen. Er hatte den Befehl erhalten und die anderen waren schwächer gewesen. Der Starke frisst den Schwachen!

„Hattest du auch Missionen, wo du niemanden getötet hast?“

„Gab es…waren aber selten.“

„Papa will nicht, dass ich ihn begleite. Nicht mal zu Missionen, die ungefährlich wären.“

„Du bist zu weich, Kakarott. Es ist nur zu deinem Besten. Deine Missionen…Vater wird sich darum kümmern, dass du dort niemanden töten musst…aber dann, wenn die Zeit reif ist.“

Einige Sekunden Stille. Radditz glaubte, dass die Fragestunde vorbei war und schloss müde die Augen.

„Radditz?!“

Er knurrte unwillig auf. „Was?“

„Kämpfen wir demnächst?“

Radditz lachte leise. „Klar.“

Wieder einige Sekunden Stille. Radditz war fast im Traumland.

Dann wurde wieder sein Name gehaucht.

Mit einer Mischung aus Knurren und Seufzen, die Augen aber geschlossen, brummte er.

„Warum hast du von deiner Reise nichts mitgebracht“ wollte Kakarott wissen. „Papa bringt uns immer was mit.“

Oh Scheiße?!

Erschrocken riss Radditz die Augen auf und klatschte sich gegen die Stirn.

Das hatte er ganz vergessen; es war ja auch keine Pflicht. Nur weil Bardock es tat…aber sein Vater war auch ein mürrischer Softie. Zugegeben, er hatte sich als Kind über die Aufmerksamkeiten gefreut. Es war eigentlich eine nette Geste.

„Der Rückzugsbefehl kam so hastig; da hatte ich keine Zeit“ log er. „Aber ich kann dich ja in Sadala zum Essen einladen. Für Bulma und Mutter besorge ich dort auch etwas.“

„Gut, aber keinen Schmuck. Bulma mag keinen Schmuck.“

„Verstanden, aber bitte…können wir jetzt schlafen“ flehte Radditz.

„Na klar“ lächelte Kakarott und kuschelte sich tiefer in seine Decke.

Misstrauisch starrte Radditz seinen kleinen Bruder an, aber als er sah, wie sich seine Schultern entspannten und der Kopf tiefer in die Kissen sank, war ihm klar, dass er endlich eingeschlafen war.

Nun konnte er sich auch wieder in seine Kissen zurücklegen und entspannt die Augen schließen.

Das Rauschen der Blätter, der Geruch des Waldes, das leichte Sternenlicht, das alles durch die Fenster drang…wie in seiner Kindheit; ein Gefühl der Nostalgie. Er war zu Hause, nach all den Jahren.

Friedlich schlummerte er ein.

Aufarbeitung der letzten Jahre

Aufarbeitung der letzten verpassten Jahre für die Zurückgekehrten
 

Am nächsten Tag frühstückte die Familie noch zusammen, bevor Bardock und Radditz nach Sadala und Gine wieder zu ihrer Arbeitsstätte flogen.

Die beiden Männer sprachen kein Wort über ihr heimliches Gespräch am vorherigen Abend, stattdessen wurde in aller Stille zugelangt und das leckere Frühstück verputzt.

Auf Nachfrage von Bulma, wann ihr großer Bruder wieder kommen würde, konnte dieser nur mit den Schultern zucken.

Er wusste noch nicht, wie seine neuen Aufgaben aussahen und wie beschäftigt er sein würde.

„Wenn du heute noch keine Pläne hast, können wir uns ja gegen Mittag zum Essen treffen. Ich bringe Toma und die anderen mit. Sie sind neugierig und wollen sehen, zu was für einen Mann du geworden bist“ schlug Bardock kauend vor.

Geschmeichelt willigte Radditz ein und Bardock erklärte ihm, wo sie sich treffen wollten.
 

Am Palast angekommen, wurde Radditz erklärt, dass seine privaten Räume nun frei wären und der Prinz ihn erst am Nachmittag treffen wollte. Bis dahin hatte der Langhaarige nichts zu tun und konnte seine Freizeit genießen. Zeit genug, um den Palast zu erkunden, den er bislang immer nur von außen gesehen hatte, mit Ausnahme vom Thronsaal. Neugierig folgte er der einfachen Wache, die ihn zu seinen Räumlichkeiten führte.
 

Nach einem letzten prüfenden Blick auf seine neuen Gemächer, verließ Radditz sie und marschierte den Flur entlang bis zum kleinen Tor am Palastwall, um von dort das Stadtinnere zu erreichen.

Die zwei Räume, bestehend aus Schlaf- und Empfangszimmer plus das kleine Badezimmer, waren nur mit dem nötigsten möbliert, aber es war ausreichend für seine Bedürfnisse.

Zum ersten Mal besaß er seine eigenen Gemächer und im Gegensatz zu den engen Kajüten der Raumschiffe, die er jahrelang bewohnt hatte, mit mehr Platz, um sich auszubreiten.

Endlich mal einen Ort mit einem gemütlichen, großen Bett und einer Deckenhöhe, wo er nicht ständig den Kopf einziehen musste. Sein Wachstumsschub hatte nicht nur Vorteile, besonders nicht in einem engen Raumschiff.

Das Beste war aber, dass diese Räume direkt im Palast lagen, nahe am Machtzentrum, in der aufregenden Hauptstadt und er keine Miete zahlen musste. Stattdessen konnte er täglich in der Kantine essen, hatte sein eigenes Bad, musste mit niemanden die Räume teilen und erhielt Zugang zu den heißen Bädern, die extra für die königlichen Wachen reserviert waren. Damit besaß er mehr Privilegien als andere Unterklasse-Krieger.

Er konnte seinen Sold weiter sparen, bis er sich irgendwann entschieden hatte, wofür er es am besten nutzen sollte.

Vielleicht mal ein eigenes Haus in der Hauptstadt?

Nirgendwo waren die Häuser besser ausgestattet und komfortabler als in Sadala.

Bewundernd starrte er zu den hohen, weißen Gebäude mit den glatten Wänden und runden Dächer hoch.

Nach der Ausrottung der Tsufurujins und der Vernichtung ihrer Kultur durch marodierenden Ozarus, bestand nur noch Sadala aus den technologisch gut ausgerüsteten Häusern der ehemaligen Bewohner. Nur hier hatte man elektrisches Licht und fließendes Wasser. Nach der Zerstörung der Einwohner waren die nicht so technologisch versierten Saiyajins unfähig gewesen, die Trümmer wieder in denselben Maßen zusammenzusetzen, hatten sich aber mit kreativen Zwischenlösungen arrangiert.

Er marschierte die belebte Prachtstraße entlang und begutachtete nebenbei die ausgestellte Ware und die Passanten.

Radditz fühle sich gut.

Endlich war er wieder zurück auf Vegeta-Sei, er war großgewachsen, stark und hatte als direkter Untergebender des Prinzen viele Vorteile. Seine Muskeln spannten sich bei jedem seiner Schritte beeindruckend an, die enge Rüstung und und die kurzen Shorts betonten den gestählten Körper.

Sein Selbstbewusstsein, das erst kürzlich durch seinen Vater und Bruder einen empfindlichen Schlag erlitten hatte, erholte sich wieder.

Nun war auf seinem Gesicht wieder ein selbstbewusstes, schiefes Grinsen zu sehen, als er die Straße entlang marschierte.

Schwächere Männer mussten ihm ausweichen und senkten demütig den Kopf und junge Frauen drehten ihre Köpfe und sahen ihm bewundernd nach. Andere Krieger sahen ihm argwöhnisch nach, während sie seine Kraft einschätzen und überlegten, ob sie gegen ihn eine Chance hatten.

Radditz genoss es.

Jahrelanges Kämpfen mit Überleben auf Messers Schneide zahlten sich endlich aus.

Er war ein echter Erwachsener, nach den Traditionen der Saiyajins und nach dem biologischen Auswachsen seines Körpers.

Jetzt, wo er mal eine längere, unbekannte Zeit in seiner Heimat verbringen würde, sollte er diese auch gebührend feiern und genießen, bevor er wieder in die Schlacht zog. Aus den Augenwinkeln sah er zufrieden, welche Wirkung er auf die jungen Frauen hatte, die ihn sehnsüchtig betrachteten und verführerisch anlächelten.

Radditz nickte selbstgefällig.

Die nächste Zeit würde super werden.

Doch bevor er seine Freizeit genoss, war es Zeit, den gewünschten Treffpunkt zu finden, der sich hier irgendwo befinden müsste.

Er sah sich suchend um und ging in eine kleine Seitenstraße. Als er diese zum Ende folgte, landete er an der kleinen Taverne, wo er sich mit seinem Vater und dessen Kameraden treffen wollte.

Er trat ein.

Innen war noch nicht viel los und er fand in einer der vielen abgetrennten Bereichen einen leeren Tisch, wo er sich, mit dem Rücken zur Wand und Blick zur Tür, hinsetzte.

Bei einem Serviermädchen bestellte er sich gleich etwas zu Essen und zu Trinken.

Dank der bislang geringen Anzahl an Gästen, war das frisch gebratene Fleisch mit einer leichten Salz-Kräuter-Kruste und dem warmen Fladenbrot schnell auf seinem Tisch, daneben ein großer Krug mit frisch gezapftem, schaumigem Bier.

Radditz nahm genüsslich einen großen Schluck. Es war nicht sein erstes Mal, dass er Alkohol trank und auch nicht sein schlechtestes Bier…aber auch nicht das Beste. Aber es war kühl und genießbar und es passte gut zu seinem salzigen, deftigen Mahl.

Er griff nach dem heißen, vorgeschnittenen Fleisch, legte es zwischen einem Stück abgezupften Brot und stopfte es sich hungrig rein, unterbrochen von einigen Schlucken Bier.

Als sich der Schatten einer hochgewachsenen Gestalt vor ihm aufbaute, hielt er inne.

Misstrauisch hob er den Blick.

Zuerst dachte er, sein Vater wäre es, aber nach einem schnellen prüfenden Blick auf die glatte, makellose Wange des Betreffenden war klar, wer da vor ihm stand.

Er war außerdem zu jung und zu gebräunt, um sein Vater zu sein und dann seine Gewohnheit, einen langen, grauen Umhang zu tragen…er hatte sich nicht stark verändert, wenn man von seiner höheren Körpergröße absah. Er war in der Zwischenzeit halt auch gewachsen und hatte an Masse zugelegt….es war Tales, sein alter Rivale!

„Was willst du?“ knurrte Radditz ungeduldig und biss von einem etwas zähen Fleischstreifen ab, da sich der Dunkelhäutige immer noch nicht zu Wort meldete und nur überheblich lächelte.

Tales Grinsen wurde breiter.

„Och, nichts Besonderes. Ich wollte nur den legendären Helden sehen, der es tatsächlich geschafft hat, sieben Jahre unter Prinz Vegetas Führung zu überleben, ohne dabei besonders an Kraft zuzulegen. Wie hast du das geschafft? Hast du dich ständig versteckt, wenn es gefährlich wurde?“ fragte er mit falscher Unschuld. „Oder bist du weggelaufen und hast Nappa die Arbeit erledigen lassen?“

Radditz Augen kniffen sich verärgert zusammen und er erhob sich grollend.

„Große Worte von einem wie dir“ knurrte er.

Das Gemurmel im Raum erstarb. Die Gäste sahen neugierig auf die beiden jungen Männer, deren Schweife sich provokativ von den Hüften lösten und die sich gegenseitig aggressiv anfunkelten.

Die giftige Stimmung zwischen den beiden war spürbar.

Radditz verschränkte die Arme vor der Brust, hob stolz den Kopf und sah auf den kleineren Tales hinab.

„Große Worte von einem wie dir“ wiederholte er, mit mehr Spott in der Stimme. „Was hast du in all den Jahren an Erfolg für unsere Rasse erreicht? Ich habe gehört, dass du unter die Gärtner gegangen bist?“

Seine Worte waren im stillen Raum gut für alle verständlich und die Gäste sahen neugierig zu Tales, dessen Kiefer sich verspannte.

„Protz nicht so sehr mit deinen kleinen Erfolgen, nur weil der Prinz die Hauptarbeit geleistet hat“ knurrte er. „Wenn der Samen vom Baum der Macht aufgeht und wir die Früchte ernten können…“

Radditz unterbrach ihn lachend. „Du glaubst echt an dieses Märchen? Saiyajins werden stärker durch Training und Kampf. Aber nicht, weil sie Obst essen!“ rief er schallend lachend.

Die anderen Gäste fielen ins Lachen mit ein und schüttelten den Kopf über diesen Naivling.

„Obst, dass einer stärker macht?!“

„Ein Saiyajin, der in der Erde wühlt?“

„Ich habe mal von einem Idioten gehört, der eine Kuh gegen drei magische Bohnen getauscht hat. Aber das es unter uns so einen Dummkopf gibt…“ lachte ein anderer.

Tales errötete wegen den Spott, der über ihn brach.

„Eines Tages habe ich Erfolg…“ rief er abwehrend aus. Wenn er das Geheimnis endlich begriff, wie man den Samen zum Sprießen bringen könnte…

Die Menge lachte nur lauter. Einige hielten sich die Bäuche oder mussten sich auf den Tisch abstützen.

Radditz lächelte triumphierend, was Tales nur noch mehr verärgerte und dessen Kopf zum Glühen brachte.

„Wenigstens stehe ich kurz davor, zum Mittelklasse-Krieger aufzusteigen“ versuchte sich Tales zu wehren, indem er seinen höheren Rang betonte.

Doch Radditz pfiff darauf.

„Bislang hast du nur den Eid geschworen, dich an niemanden zu binden. Aber niemand aus dem Königshaus hat dich als Mittelklasse-Krieger anerkannt. Und das wird auch nie passieren, weil du in der Mission, die du dir ausgesucht hast, um einen historischen Beitrag zum Wohle der Saiyajins zu leisten, jämmerlich versagst. Jetzt, im Moment, sind wir beide vom gleichen Rang. Mit der Ausnahme natürlich…“ Radditz hämisches Lächeln wurde breiter. „…dass ich bereits vom Prinzen anerkannt wurde, für meine langen, treuen Dienste. Nur zwei Krieger haben es geschafft, ihm sieben Jahre durch die Hölle zu folgen und ich bin einer davon. Hier wird nur einer von uns beiden zum Mittelklasse-Krieger und das bist nicht du. Ich muss nur noch ein gewisses Power-Level erreichen, aber dazu brauche ich nur ein paar gefährliche Missionen; dann wird’s schon.“

Tales knurrte erneut, während er eilig nach einer schnippischen Gegenantwort suchte.

Was nützte ihm gerade sein höheres Powerlevel?

Sein Scouter hatte ihm bereits verraten, dass er mit seinem Power- Level von 2.900 den Wert von Radditz mit knapp 2.000 überstieg. Tales war deutlich stärker.

Aber es gab immer noch gewisse Regeln, besonders in Sadala.

Wenn er hier unter so vielen Zeugen einen Kampf anfing, mitten in der Hauptstadt, erfuhr sein Kommandant, wie wenig er sich beherrschen konnte.

Vorbei waren dann seine Karrierechancen.

Ein cholerischer Krieger, der sich nicht unter Kontrolle hatte, würde nie befehlen.

„Spiel dich nicht so auf“ fuhr Tales den Größeren an. „Hätte dich Prinz Vegeta nicht aufgenommen, wärst du weit unter mir. Ich habe mein Powerlevel stärker erhöht als deinen. Ich verstehe immer noch nicht, weshalb man dich mir vorgezogen hat?“

Radditz zuckte gelangweilt mit den Schultern. „Ich kenne den Grund.“

„Wa…Was?“ Tales stotterte erstaunt. „Wieso warst du denn der Einzige?“

Außer Radditz hatte keiner aus dem gleichen Jahrgang eine Einladung in Prinz Vegetas Team erhalten.

„Simpel“ antwortete Radditz nonchalant. „ich habe es später mitbekommen. Als Nappa und Vegeta dich gesehen haben und auf deinen Strubbelkopf schauten, haben sie einvernehmlich den Kopf geschüttelt und gesagt, dass sie mit so einem nicht arbeiten wollten. Sie halten dich für eine Nervensäge.“

Radditz schaute auf den betreffenden Kopf, der für ihn immer Assoziationen an seinen kleinen Bruder und seinen Vater weckte.

Kein Wunder, dass er bei Tales Anblick oft so aggressiv reagierte.

Ehrlich gesagt, er konnte die beiden, Nappa und Vegeta, verstehen.

Er wusste von Nappas Rivalität zu Bardock, aber warum Vegeta eine Abneigung gegen diese einprägsame Frisur verspürte? Das wusste er nicht.

Radditz zuckte mit den Schultern.

„Der Instinkt der beiden ist wirklich vortrefflich. Sie mussten nur einen Blick auf dich werfen und wussten schon alles Nötige“ murmelte er unüberhörbar.

„Wegen meinen Haaren? Das war alles?“ Tales kreischte schon fast, seine Augen groß, während er sich fassungslos an den Kopf griff. „Unser Haar ändert sich doch nicht. Soll ich sie mir etwa schneiden lassen, nur damit ich unter Prinz Vegeta dienen kann?“

Radditz lachte abfällig. „Eine Nervensäge bliebt eine Nervensäge, egal was für eine Frisur sie trägt.“

Tales Mund stand weit offen, sein Schweif hing kraftlos hinab.

Er konnte nicht fassen, aus welch dämlichen Grund man ihn niemals in die Spezial-Einheit von Prinz Vegeta aufgenommen hatte. Sein Stolz erlitt einen weiteren schweren Schlag.

Das Gelächter der anderen und Radditz überheblichen Miene taten ihr Übriges.

Er ballte seine Fäuste und riss sich zusammen.

„Egal, wer braucht den Kerl schon. Ich werde es auch alleine schaffen. Du wirst schon sehen, ich werde vor dir ein Mittelklasse-Krieger“ rief Tales aus und deutete auf seinen Rivalen. „Der Spross der Unterklasse wird niemals höher aufsteigen als ich. Im Gegensatz zu dir bin ich von edlerem Geblüt. Du wirst vor mir im Staub knien, genau wie jeder andere dieses niederen, unterprivilegierten Gesocks. Meine Stärke ist der Beweis. Du dagegen kannst dein schwaches Blut verfluchen und deine niedere Abstammung, wenn du bald deine Grenzen erreichst.“

Radditz knurrte, seine Wut wuchs, aber nur kurz.

Er stutzte.

Im Gegensatz zu Tales, der vor ihm stand und sich auf ihn konzentrierte, genau wie der Rest der Anwesenden, hatte er immer noch einen guten Blick auf die Tür und sah, wer dort gerade eingetreten war.

Seine Wut verrauchte.

Stattdessen trat kalte Grausamkeit an ihrer Stelle.

„Meine niedere Abstammung?“ fragte Radditz überraschend milde und lächelte sanft. „Glaubst du wirklich, du bist was Besseres, nur weil dein Vater es in die Mittelklasse geschafft hat? Du hältst deine Abstammung also besser als die meine?“

„Hah!“ Tales lachte abfällig auf und stemmte die Fäuste in die Hüfte, während er sich breitbeinig aufbaute. „Natürlich. Dein Vater ist immer noch stolz auf seinen Spitznamen „Stärkster Unterklasse-Krieger“. Und dann nimmt er auch noch extra schwache Missionen an, nur damit seine Gefährtin teilnehmen kann. Was für ein Pantoffelheld.“

„Und deshalb hast du Idiot schon jetzt geschworen, niemals den Sarang zu schwören, ohne etwas an Lebenserfahrung zu sammeln? Was für ein Blödmann“ murmelte Radditz unüberhörbar.

Auch ein paar der anderen, älteren Gäste schüttelten mitleidig den Kopf.

Die meisten Krieger stiegen dann in die Mittelklasse auf, wenn sie neben den höheren Powerlevel und dem Bestehen einer legendären Mission, auch ein gewisses Maß an Lebenserfahrung mit sich brachten. Wenn sie sich sicher waren, dass Weib und Familie nichts gegen die Lust zum Kämpfen war, schworen sie, sich niemals zu binden und ihr Leben dem Kampf zu widmen.

Ein junger Saiyajin, der sich freiwillig vom Sarang und einer lebenslangen Bindung verabschiedete…eines Tages würde er es bereuen, wenn er den richtigen Partner fand, sich aber wegen seines Schwures nicht binden konnte.

Dabei war der junge Idiot noch nicht mal ein Mittelklasse-Krieger, solange er seine Lebensmission nicht erfolgreich beendete und vom König anerkannt wurde.

Warum war er so vorgeprescht?

Nun, Tales hatte sich für Ruhm und Macht entschieden und wollte diesen Weg stur folgen.

Er war überzeugt, dass es in seinem Leben nur eine Person geben würde, die ihm wichtig war: er selbst.

Mit Stolz betrachtete er sich als selbstsüchtigen, egoistischen Mistkerl, der nahm, was er begehrte und tat, was er wollte: er war halt ein Saiyajin.

Nur die Harten kamen in den Garten und durften alle Früchte essen.

Der Rest musste hungern.
 

Der dunkelhäutige Krieger starrte verbissen seinen Gegner an.

Sein Vater war ein stolzer Krieger der Mittelklasse gewesen, unbezwingbar, bis er glorreich in einer Schlacht fiel, als Tales noch ein kleiner Junge von sieben Jahren war.

Doch sein Vorbild hatte eine große Niederlage in seinem Leben erlitten, die ihn mitsamt der betreffenden großen Narbe aus jenem Kampf stets geschmerzt hatte: in seinem Tatakai verlor er gegen Bardock, den Außenseiter. Er war es schließlich, der das Turnier gewann. Auch in ihren späteren Ausbildungsjahren war es Bardock, der am meisten strahlte, besonders in ihrer Abschlussprüfung.

Dieser lebenslange Frust hatte auf seinen Sohn Tales abgefärbt und der hatte geschworen, die Niederlage seines Vaters zu rächen.

Doch stattdessen hatte Bardocks Brut die Siegesreihe fortgesetzt.

„Du und dein Bastard von Vater glaubt wohl, ihr könntet einen Platz ganz oben in der Nahrungskette erhalten, was?“ keifte Tales wütend. „Hah, lächerlich. Ihr solltet eure Grenzen akzeptieren. Ich werde den Baum der Macht erwecken und die Saiyajins in eine neue Ära führen. Mein Name wird zur Legende werden und der König wird mir jeden Wunsch erfüllen. Mein erster Wunsch wird es sein, dich und jeden deines Blutes von diesem Planeten zu verbannen, bis ihr wie die jämmerlichen Schwächlinge, die ihr seid, auf einen fernen Planeten zugrunde geht und für immer vergessen werdet.“

Anstatt wütend zu werden, feixte Radditz bloß belustigt.

„Große Worte, Tales“ schmunzelte der Langhaarige und verschränkte locker die Arme vor der Brust.

„Aber das funktioniert nur, FALLS du Erfolg hast. Schau mal lieber auf die Gegenwart, anstatt große Pläne zu machen“ gab er ihm den Rat.

Tales verstand nicht, wieso Radditz so locker blieb und wollte den Grad seiner Schmähungen erhöhen. Wenn Radditz als erstes die Beherrschung verlor und sich auf ihn stürzte, war es ihm erlaubt, sich zu wehren. Dann konnte er ihm ungestraft eine reinhauen.

Er bemerkte nicht, wie sich jemand von hinten näherte.

Radditz Feixen wurde breiter, wodurch Tales Zorn stieg.

„Hört auf so dämlich zu grinsen, du…du Zottelheini!!“ rief er erregt. „Du und dein Zausel von Vater glaubt wohl, ihr könnt euch alles erlauben. Ihr sturen, hässlichen Böcke seid der letzte Dreck. Ich weiß nicht, wieso ihr im letzten Winkel dieses Planeten wohnt, aber ich froh darüber, eure Visage nicht täglich zusehen. Du und der Rest deiner Familie, die doch aus lauter unnützer Esser besteht, sollt dort schön in der Einsamkeit verrotten.“

Nun verengten sich Radditz Augen doch verärgert. Tales bewegte sich auf dünnen Eis, wenn er glaubte, er könnte ungestraft die Familie von Radditz beschimpfen.

Tales bemerkte erfreut den Stimmungswechsel.

Endlich hatte er etwas gefunden, womit er Radditz verletzen konnte, wenn auch nur seine Gefühle und seine Ehre.

„Deine Mutter…“ begann er und die Menge schnappte erschrocken nach Luft. Warnend schüttelten einige den Kopf, aber der junge Krieger bemerkte es nicht.

Tales war dabei, jemanden zu beleidigen, den man besser in Ruhe ließ. Die Mutter eines Saiyajins zu kränken, grenze an Ehrlosigkeit erster Güte.

Wenn die betreffende Frau auch noch lebte, sollte man besser hoffen, dass sie niemals von dieser Beleidigung erfuhr, denn sonst würde sie sich persönlich rächen.

Normale Saiyjains besaßen einen hohen Ehrenkodex und viel Stolz, den sie eisern verteidigten. Noch schlimmer war nur eine saiyanische Frau; niemand war stolzer und rachsüchtiger.

Aber Tales glaubte wohl, er könnte es mit der schwachen, sanften Gine aufnehmen.

„Deine Mutter…“ wiederholte er genüsslich und behielt Radditz wütende Miene genau im Blick. „ ist genau wie dein Vater ein Beispiel von Abschaum, auf den man hier verzichten kann. Parasiten! Die beiden sollte man…“

„Sollte man WAS?!“ unterbrach eine schneidende, tiefe Stimme.

Gespenstische Stille trat ein.
 

Tales erstarrte und fing plötzlich, ohne ersichtlichen Grund, an zu schwitzen. Kalte Schauern rannen über sein Rückgrat und sein Schweif bauschte sich auf.

Er erkannte…sein Körper verspürte Todesfurcht.

Bevor er sich zusammenreißen und umdrehen konnte, schlang sich ein kräftiger Arm um seinen Hals und er spürte, wie er an einen trainierten Körper gepresst wurde. Die Luft wurde ihm abgeschürt.

Tales sah, wie Radditz breit grinste und seine Augen kalt funkelten. Er wusste, wer da stand.

Er hatte die Tür stets im Blick behalten.

Langsam drehte der Dunkelhäutige vorsichtig den Kopf, so gut es möglich war im festen Griff und erhaschte einen Blick auf den Mann, der sich an ihn angeschlichen hatte.

Er schluckte.

„Bar…Bardock“ stammelte Tales heiser. „Wie lange bist du schon hier?“

Bardock in Zivilkleidung, ohne Brustpanzer, stattdessen nur im schwarzen Shirt bekleidet, lächelte ihn kalt an; die zornige Ader an seiner Stirn pulsierte.

„Lange genug“ knurrte er.

Tales drehte sich vor Furcht der Magen um.

Verlegen lachte er hoch auf und versuchte sich an einer unschuldigen Miene, doch der Angstschweiß perlte verräterisch von seiner Stirn.

Nun bemerkte er auch die Teamkameraden von Bardock, die ebenfalls grausam lächelnd an seiner Seite standen. Toma fing an, seinen Hals zu dehnen und Selypa knackte unheilvoll mit ihren Knöcheln. Borgos Augen waren finster zusammengepresst und Panbukin bewegte aufwärmend seine Arme und Hüfte.

Tales Pupillen weiteten sich erschrocken.

Trotz seiner großen Klappe und dem, was er behauptet hatte, wusste er, dass Bardocks Kraft seine weit übertraf. Aber auch Bardocks Teamkameraden waren von einem heftigen Kaliber.

Tales Untergebene, die er draußen vor der Tür hatte stehen lassen, könnten ihm jetzt nicht weiter helfen; selbst wenn sie ihren Anführer zur Hilfe eilen WOLLTEN.

Aber vermutlich waren sie schon längst fort. Hatten sich still und leise verpisst und ihren Anführer mit der großen Klappe ohne Warnung labern lassen.

Wenn er die in die Finger bekam, die Verräter….

Bardock lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf sich.

„Ich weiß, dass der Tod deines Vaters schon lange her ist“ sagte er beunruhigend sanft und freundlich, mit einem Lächeln, dass aber nicht seine Augen erreichten.

Tales erstarrte zu Eis.

„Also werde ich die väterliche Pflicht übernehmen, dir Benehmen beizubringen“ fuhr Bardock mit falscher Freundlichkeit fort. „Schließlich sind wir um einige Ecken miteinander verwandt.“

„Oh, danke, das ist aber nicht nötig“ wehrte Tales hastig ab.

„Oh, aber ich bestehe darauf“ schnurrte Bardock finster.

Tales versuchte sich aus dem Griff herauszuwinden, doch Bardock stabilisierte die Position mit seinem zweiten Arm. Nur etwas mehr Druck und Tales würde entweder ersticken oder das Genick gebrochen, sollte er sich wehren.

„Äh, Bardock, ich kann das erklären. Glaub mir, das war alles nur ein Scherz…“ flötete Tales hoch. Trotz des sonst dunklen Teints, war sein Gesicht blass und schweißüberströmt.

Doch Bardock ließ sich nicht von seiner Rache abbringen.

„ICH und meine Unterklasse-Krieger wollen gerne mal erfahren, wie stark ein angehender Mittelklasse-Krieger bester Herkunft ist. Also, warum gehen nicht mal nach draußen und regeln dass wie alle erwachsene Saiyajins“ knurrte der Krieger mit dem roten Stirnband und zog den Jüngeren mit nach draußen.

Seine Freunde lachten unheilvoll und folgten ihm.

Die Gäste sahen der Truppe hinter.

Dann rief der erste laut. „Ich setzte alles auf Bardock!“

„Du willst wetten? Ist doch klar, wer hier gewinnt!“

„Scheißegal um das Geld. Bardock, mach den Kerl alle! Er hat es verdient.“

„Yeah! Los, Bardock, mach ihn fertig! Für die Ehre der Unterklasse!“

„Ich will auch mit machen. Lasst mir von dem überheblichen Scheißkerl noch ein Stück übrig. Der denkt wohl, er kann auf uns herab sehen.“

„Yeah, das will ich auch sehen.“

Die Gäste stürmten raus oder setzten per Scouter eine Nachricht an ihre Freunde ab, um sich ebenfalls den Kampf anzusehen.

Schon bald wüsste jeder Saiyajin, was sich Tales Unrühmliches geleistet hatte.

Es würde heute genug Zeugen seiner Niederlage geben.

In Windeseile war die Taverne leer.

Bis auf eine Person, die sich wieder an den Tisch setzte und begann, das nun kalte Fleisch aufzuessen.

Radditz schmunzelte und horchte auf die Geräusche von Stöhnen, Klatschen und Flehen, welches bis an sein Ohr drang.

Er fand es wunderbar, dass mal ein anderer den Zorn seines Vaters erregt hatte.

Er musste keinen Finger rühren, um Tales für seine Unverschämtheiten ihm gegenüber zu bestrafen.

Das Vergnügen gönnte er seinem Vater und dessen Freunden, die sich die nächsten Stunden schön amüsieren würde; mit einer Bestrafung wie sie Radditz gar nicht in der Lage wäre auszuüben.

Mitleidslos grinste er.

Tales würde es nie mehr wagen, abfällig über Bardocks Familie zu sprechen.

Vielleicht fing er dann auch zu kapieren, wieso Radditz es trotz geringeren Powerlevel geschafft hatte, so lange zu überleben und sich seine Position zu sichern.

Er nutzte sein Hirn.
 

Sein Gehirn sollte Radditz in den nächsten Tagen weniger nutzen, dafür aber seine Füße.

Prinz Vegeta schickte ihn von einer Kaserne zur anderen, wo er die neuen Rekruten beobachten und sich mit alten Kameraden aus seiner Ausbildung unterhalten sollte. Radditz war so beschäftigt; er kam gerade dazu, ein gewisses Trainingsmaß einzuhalten, aber von Besuchen zu seiner Familie musste er komplett Abstand nehmen.

Vegeta wollte alles wissen, was in den letzten Jahren seiner Abwesenheit passiert war und in welchen Zustand die Truppen waren.

Er traf gleichartige Gefährten, die er jahrelang nicht mehr gesehen hatte und sprach mit ihnen über die letzten Jahre. Tales nahm er davon aus, den hatte er schließlich schon gesehen und sich genug mit ihm unterhalten. Er hatte gehört, dass er nach seinem kurzen Besuch im Medic-Tank sich wieder auf Mission gemacht hatte, die ihn weit weg von Bardocks und Gines Rache führen sollte. Seine Mutter hatte durch die Gerüchteküche erfahren, wie er es gewagt hatte, über sie und ihre Familie zu sprechen und war dementsprechend angepisst.

Zwei Wochen nach seiner Ankunft auf Vegeta-Sei marschierte Radditz genervt durch die Palastfluren auf den Weg zu Vegetas Arbeitsraum, in der einen Hand einen großen Stapel Berichte, während er mit der anderen Hand seinen Scouter bediente.

„Verdammt, Kakarott, hör auf zu nerven. Ich habe gerade keine Zeit gegen dich zu kämpfen“ schmetterte er das Anliegen seines kleinen Bruders ab, der ihn doch tatsächlich während seiner Arbeitszeit mit einem Anruf störte.

Kakarott hatte zu wenig zu tun, wenn er ihn mit so etwas belangte.

Kein Wunder; wie Radditz während seiner Recherche bemerkt hatte, stand sein Name nicht unter den frei verfügbaren Unterklasse-Kriegern. Irgendwie hatte sein Vater es geschafft, ihn und dessen Status zu verheimlichen, wodurch Kakarott nur ein anonymes, gesichtsloses Mitglied in seiner Truppe blieb. Keiner in den Truppen kannte ihn. Kakarott dagegen sehnte sich nach Gegnern, gegen die er sich messen konnte; blieb aber immer noch isoliert.

Tse, der faule Knabe musste nicht arbeiten und Radditz war so beschäftigt, dass er kaum zum Trainieren kam. Ab und zu einen Abend schaffte er es mal in die Hauptstadt auszugehen, was zu trinken und Weiber aufzureißen. So viel zu seinen großen Plänen; es war enttäuschend.

Grummelnd marschierte er durch die Gänge und rückte den Stapel Berichte zurecht, den er kürzlich fertig gestellt hatte.

An einer Flurbiegung kam ihm Nappa entgegen, der einen sehr viel dünneren Stapel an Papieren in seiner großen Pranke hielt.

Beide hatten dasselbe Ziel.

„Na, du siehst ja mies gelaunt aus“ begrüßte Nappa seinen Kameraden.

„Nervige Sippschaft“ grummelte Radditz.

Nappa zuckte gutgelaunt mit den Schultern. „Das Problem hab ich nicht und will ich auch nicht.“

Radditz sah argwöhnisch auf den kleinen Berichtstapel seines Kameraden.

Mehr hatte er nicht geschrieben?!

Nappa machte es sich mal wieder leicht, nur weil er der Mittelklasse angehörte.

Er hatte denselben Auftrag wie Radditz bekommen, allerdings mit mehr Fokus auf die Ausbilder und seinen alten Kampfgefährten.

„Du bist ja schnell wieder aus Yasai zurück“ murmelte er.

„Jo, war ganz nett. Ich kam, sah und war enttäuscht von den Nieten. Naja, jetzt schnell die Berichte abgeben und ich kann den Rest des Tages verbringen, wie ich will“ brummte Nappa.

„Du Glücklicher, ich habe noch zwei Kasernen vor mir“ stöhnte Radditz. „Mir tut schon die Hand weh wegen dem vielen Schreiben. Warum will Vegeta diese Berichte? Wo bleibt unser Spaß?“

Nappa lachte amüsiert. „Deine eigene Schuld, es gibt nun mal mehr Unterklasse-Krieger, dadurch auch mehr Kasernen und du bist zu ausführlich in deinen Berichten. Werde mal stärker und steig auf!“

„Vegeta ist aber mit meinen Ausführungen ganz zufrieden und will das so. Was wird er sagen, wenn er deine sieht?“

„Pfft“ Nappa lachte abfällig ab. „Ich halte meinen Bericht kurz und würzig ab, das reicht. Kein großes Blabla. Kein Wunder, das ich so mehr Freizeit habe.“ Er strich sich selbstgefällig übers Kinn.

„Vegetas Auftrag ist spitze und hat seine Vorteile. Ich war gestern Abend mit einem alten Kameraden in einer Bar und dann war da diese hübsche, großgewachsene Saiyajin mit den tollen Beinen. Ehe ich mich versah, kam sie zu uns und…“

Radditz zuckte zusammen.

Nappa fing wieder mit seinen Prahlereien über seine Wirkung aufs andere Geschlecht an.

Bei seinem ersten Aufklärungsversuch vor vier Jahren war der Krieger erst noch unbeholfen gewesen, aber im Laufe der Jahre war er lockerer geworden und seine Erklärungen immer ausführlicher und expliziter.

Sehr zum Leidwesen der Jüngeren, denn auch wenn sie neugierig waren und gerne mehr über diverse Sex-Techniken erfuhren, gab es gewisse Dinge, die sie nicht wissen wollten. Dummerweise war der Kerl bei den saiyanischen Frauen sehr beliebt, wodurch er immer eine Menge zum Erzählen hatte.

Für Radditz war die Vorstellung von Nappa beim Geschlechtsverkehr einfach nur ekelerregend.

Eilig teilte er seinen Papierstapel und drückte sich jeweils eine Hälfte fest auf seine Ohren.

„Ich kann dich nicht hören, LALALALA“ trällerte er laut.

„…und dann hat sie ihre langen Beine um mich geschlungen und …“ redete Nappa unbeirrt weiter, dessen dunkle Stimme selbst durch das Papier drang und Radditz musste lauter singen.

„WAS SOLL DER VERDAMMTE KRACH!?“ eine Tür wurde heftig geöffnet und Radditz ließ erschrocken den schützenden Papierstapel fallen. Rechtzeitig fing er die Blätter noch auf, bevor sich alles im Flur verteilte.

Prinz Vegeta sah ihn stirnrunzelnd an.

Die beiden Krieger hatten ihr Ziel, sein Arbeitszimmer, erreicht.

„Ich, äh, Nappa hat von seiner letzten Eroberung erzählt“ verteidigte sich der Langhaarige.

Vegeta verzog das Gesicht, als hätte er auf etwas Saures gebissen.

So dankbar er für Nappas ehrliche Worte bei seiner Aufklärung war und die auch bereits zu den ersten Erfolgen geführt hatte, so wollte er sich den Kahlen nicht beim Vögeln vorstellen.

„Los, kommt rein“ murmelte er genervt und deutete hinter sich, während er sich seinen Nasensteg massierte.

Sie traten in Vegetas eigenes, edel eingerichtetes Arbeitszimmer ein. Die Wände waren weiß und unbemalt aus glattem Stein, der Boden mit einem großen, königsblauen Teppich belegt. Eine Tür führt nach draußen auf einen Balkon, daneben stand ein hölzerner Tisch mit leerem Geschirr. Einige Skulpturen aus Perlmuttglänzenden Stein und edlen Holz mit Goldintarsien aus Vegetas Eroberungszügen standen an den Wänden.

Vegeta setzte sich an seinen marmornen Schreibtisch auf den verzierten Stuhl; eine ähnliche Ausstattung wie sein Vater sie besaß und sah streng auf die beiden Vollidioten in seinem Dienst.

Eilig legten sie ihm ihre Berichte vor ihm ab.

Stirnrunzelnd sah er auf Nappas deutlich kleineren Stapel.

Auch wenn der Glatzkopf mit weniger Saiyajins sprechen musste als Radditz, war die Qualität seiner Ausführungen in diesem Thema mangelhaft. Radditz machte sich da mehr Mühe.

„Nappa, fang an“ befahl er. „wie ist deine Meinung zu den neuen Rekruten, die ohne Tatakai gleich als Unterklasse-Krieger anfangen? Was sagen ihre Ausbilder?“

Nappa fing an zu grinsen.

„Ich zitierte meinen alten Freund Ruco: „den größten Haufen Dummköpfe, den ich seit meiner Position als Ausbilder unter meinem Kommando gehabt habe. Stark, aber dämlich. Wenn ich denen befehle, eine Tür einzuschlagen, füge ich hinzu „Mit euren Köpfen, denn die braucht ihr eh nicht.“ Eine Bande von Volltrotteln, die man einfach auf einen Planeten werfen kann und nach drei Tagen sollte dann nichts mehr dort stehen. Keiner von denen…“ Tja, was soll ich sagen…es war witzig mitanzusehen, aber meinen Rücken möchte ich mir von einem Unterklasse-Krieger dieser Art nicht decken lassen. Da akzeptiere ich eher Radditz“ lachte er.

Radditz blinzelte ihn übertrieben an und spitzte die Lippen. „Ohh, war das ein Lob? Ich fühle mich so geehrt“ hauchte er sarkastisch ergriffen.

Nappa fuhr fort, ohne drauf einzugehen. „Ja, die Neuen sind stärker. Teilweise habe sich sogar höhere Powerlevel als Radditz geschehen, was keine Leistung ist…

„Hey!“ warf Radditz empört ein.

„…aber mit der verkürzten Ausbildungszeit wissen die Bengel nichts von Taktik. Die Mittelklasse-Krieger müssen ihnen alles vorkauen. Besonders zufrieden sind die nicht, für die das Denken zu übernehmen“ fasste er zusammen.

Vegeta sah Radditz auffordernd an und er fing an, die letzten Gespräche aus der Unterklasse und aus der zivilen Bevölkerung kurz zusammen zu fassen. Worte und Gedanken, die er durch seine Besuche in der Hauptstadt und in den Dörfern, wenn er die Garküchen und Tavernen besuchte, aufgeschnappt hatte.

„Viele sind unzufrieden, weil ihr Powerlevel nicht ausgereicht hat, um als Unterklasse-Krieger zu gelten und nun auf Vegeta-Sei festsitzen. Stattdessen müssen sie die niederen Arbeiten übernehmen. Einige haben die Kampflust in den Augen; du kannst sehen, wie sie brennen und wie gerne sie sich beweisen würden. Aber ohne Möglichkeit, im Kampf stärker zu werden oder gegen die Krieger kämpfen zu dürfen, sind sie von eigenem Training abhängig. Das ist nicht ausreichend, um schnell sein Power -Level zu steigern. Sie fühlen sich unterfordert. Zwar machen sie ihre Aufgaben, aber nicht gerade gerne“ erzählte er von seinen Beobachtungen. „Tja, meine alten Kameraden, die wie ich noch im Tatakai waren und drei Jahre Ausbildungszeit hatten, merken zwar, dass die Neuen stark sind, aber übereilt angreifen. In Übungskämpfen haben sie daher oft gewonnen, weil die unerfahrenen Idioten keine richtigen Finten draufhatten und sich nur auf ihre Fäuste verlassen.“

Vegeta brummte kurz abfällig und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

Radditz und Nappas Berichte bestätigten seine Theorie: Kraft war nicht alles.

Sein Vater hatte ihn gerügt, weil sein Team sich in den vergangenen Jahren so dezimiert hatte, aber es war ihre eigene Schuld gewesen. Ihre Stärke hatte sie unvorsichtig gemacht.

So ein Verhalten war nur denen erlaubt, die unerreichbar stark waren.

Seine beiden überlebenden Untergebene waren das beste Beispiel dafür.

Nappa war ein Krieger, der auf eine Festung zuging, sich in sein Ki hüllte und dann durch die Stahltür marschierte als wäre sie Butter, während er laut rief „Ist einer zu Hause?“ und dann alles mit einer Fingerbewegung zum Explodieren brachte.

Radditz, der so eine Stärke nicht besaß, agierte vorsichtiger. Er schlich sich an, beobachtete, sammelte Informationen, suchte nach Schwachstellen und griff dann lieber in der Dunkelheit an.

Die Mittel- und Elite-Krieger aus seinem Team hatten ihn für diese Verhalten verhöhnt; es sah so ängstlich und ehrlos aus. Sie hatten nicht verstanden, warum Vegeta diesen Bengel aufgenommen hatte, der noch nicht mal ein Power-Level von 2.000 aufwies.

Aber wer hatte bislang überlebt und die anderen nicht?

Wer zuletzt lacht…

Vegeta warf einen kurzen Blick auf den Stapel Berichte. Ja, Radditz war unglaublich schwach, aber trotzdem hatte er die letzten Jahre in seiner Gefolgschaft überlebt und eine Gerissenheit an den Tag gelegt, die Vegeta gefiel. Bekam er einen Befehl, führte er ihn auch aus, aber auf seiner Art.

Es gab keine dummen Fragen; er hörte zu und zog seine Schlüsse. Zwar dauerte es bis zum Ergebnis, aber dafür war er auch bislang stets erfolgreich gewesen.

Ein weiterer Pluspunkt war seine Treue und Respekt, die nur dem Prinzen galt.

„Vegeta, warum schickst du uns zu den Kriegern zum Ausspionieren? Der König gibt dir doch alles, was du willst. Was ist mit Gurki und den Elite-Kriegern? Warum kann keine deiner Wachen die Laufarbeit übernehmen?“ fragte Nappa und bewies mit der Frage, dass der Kahlkopf die Situation nicht verstanden hatte.

„Gurki ist ein Archivar, der seine Zeit nur noch in der königlichen Bibliothek verbringt und kaum seinen Kopf aus der Tür rausstreckt. Was soll er mir schon über die aktuelle, politische Lage sagen? Warum ich euch schicke und keinen der Elite-Krieger, die mein Vater mir aufzwingen will? Denk nach, Nappa, du kennst meinen Vater doch gut. Ich habe kaum einen Fuß in den Palast gesetzt, da fängt er von meinen Pflichten als Kronprinz an“ erklärte er. „Was sagt dir das?“

Nappas Augen wurden groß. „Höh, wieso? Ist er krank?“

Seinen Sohn auf Regierungsarbeit vorzubereiten, bedeutete, seine Macht zu teilen und König Vegeta teilte nicht.

ER TEILTE NICHT!

NIEMALS!

Also warum…Es hörte sich seltsam an.

Vegeta schnaubte zustimmend. „Das habe ich mir auch gedacht. Außerdem…Mein Vater umgibt sich nur mit Elite-Kriegern. Krieger, die ihm treu ergeben sind, während ich die vergangenen Jahre nicht auf den Planeten war und keine Machtbasis aufbauen konnte. Was nützt mir mein höheres Power-Level? In erster Linie sind es immer noch die Truppen meines Vaters. Ohne seine Erlaubnis darf ich nichts befehlen. ICH stehe IHM unter. Die paar Krieger, die er aus seiner Truppe abgezogen und mir zugestellt hat, werden mich genau beobachten und ihm alles berichten. Also nein, ich werde keinen Neuen aufnehmen, bei dem ich mir nicht sicher bin, dass seine Loyalität nur MIR gilt“ erklärte er mit dünnem Lächeln. Er beugte sich vor, seine Stimme wurde verschwörerisch leiser. Die beiden Krieger beugten sich zu ihm, ihm gebannt lauschend.

„Dass der König keine Krieger aus den unteren Klassen in seiner näheren Gefolgschaft hat, sehe ich als Nachteil. Denkt doch mal nach… Als ihr eure alten Kameraden getroffen habt, seid ihr schnell ins Gespräch gekommen. Die Mittelklasse spricht lieber mit Mittelklasse-Krieger und die Unterklasse traut ihren eigenen Leuten mehr als den oberen Klassen. Sie haben mit euch gesprochen, ohne euch zu misstrauen. Ihr konntet für mich an aktuellen Informationen kommen und ihre ehrlichen Meinungen hören, wie sie die niemals den Elite-Kriegern erzählt hätten.“

Er lehnte sich zurück und lächelte seiner Männer überheblich an.

Ihre Augen waren anerkennend geweitet.

Wiedermal hatte Vegeta bewiesen, was für ein Stratege er war.

Vegeta nahm ein Dokument in die Hand und hielt es kurz hoch. Sein Tonfall wurde wieder sachlich.

„Mein Vater hat die Tradition des Tatakai abgeschafft, um die Ausbildungszeit zu verkürzen und mehr starke Krieger in die Armee einzuschleusen, während die Schwächeren daheimbleiben, um nicht zu sterben. Indirekt bedeutet es, dass besonders die Frauen, die immer eine schwächere Kraft haben, nicht mehr auf Mission gehen dürfen. Damit sind sie aus der Position als Krieger ausgeschlossen, gefährden nicht mehr ihr Leben und verbringen ihre Zeit hier, wo sie mehr Sex und dementsprechend mehr Nachwuchs haben. Das hier sind die aktuellen Geburten- und Sterbezahlen. Die erste ist in den letzten Jahren leicht gestiegen, die zweite leicht gesunken. Das hört sich für unsere Rasse zwar gut an, aber wenn nur die Quantität, aber nicht die Qualität unserer Armee steigt, befürchte ich, dass die Zahlen sich bald umdrehen. Unsere Vorfahren haben sich einst was gedacht mit der Tradition der Prüfungen.“

Vegeta sah sich nicht als Traditionalist. Die meiste Zeit seines Lebens hatte er außerhalb des Planeten verbracht. Die wenige Zeit in seiner Heimat war er auch nicht viel in Gesellschaft gewesen. Ihm war es egal, ob man veraltete Traditionen folgte oder nicht. Aber wenn, dann sollten sie einen gewissen logischen Hintergrund haben.

Für seinen Vater war die neue Möglichkeit der Ausbildung vielleicht schneller, kürzer und mit höherer Kontrolle über die Soldaten verbunden, aber er selbst besaß kein Interesse, für andere zu denken.

Er gab Befehle und wie sie erfüllt wurden, war ihm egal. Wie Nappa es schon gesagt hatte und die Mittelklasse-Krieger auch: warum sollte man für andere mitdenken?

Wo war die Eigen-Initiative?

Auf diese Weise entstand eine Unterklasse-Krieger, die drauf gedrillt wurde, nur noch Befehle zu empfangen und sich niemals weiter entwickeln würde, während Typen wie Radditz übersehen wurden.

Tumbe Idioten, dümmer als Nappa und stärker als Radditz; daraus bestand bald der Grundstamm der saiyanischen Armee, wenn er nichts dagegen tat.

Die Informationen aus erster Hand, die ihm Nappa und Radditz zusammentrugen, würden ihm dabei helfen, einen besseren Überblick über die Gedanken der Krieger zu erhalten. Gedanken und Meinungen die ihm ein überheblicher, speichelleckender Elite-Krieger niemals so unverblümt hätte geben können.

„Nappa, wenn mir deine Berichte nicht gefallen, schreibst du sie morgen neu. Radditz, ich erwarte bis morgen Abend die letzten Berichte von Kaserne neun und zehn“ befahl er.

Radditz nickte ergeben und Nappa schnaufte genervt.

„Schreiben!? Warum muss ich schreiben?“ murmelte er verdrossen, doch der scharfe Blick seines Prinzen hielt ihn von weiteren Beschwerden ab. Radditzs Mundwinkel zuckte höhnisch, was dem Riesen nicht verborgen blieb und ihn grummeln ließ.

Vegeta blieb ruhig.

Was würden die beiden Deppen wohl denken, wenn er ihnen sagen würde, dass er die Berichte, sobald er sie gelesen hatte, in Flammen aufgehen lassen würde, damit keiner von ihrer kleinen Rundtour erfuhr? Darum beharrte er auf Papier; so gab es keine Spuren.

Sein Vater sollte nicht wissen, dass sein Sohn sich selbst ein Bild von allem machte.

Mit einer kleinen Fingerbewegung waren die beiden entlassen. Sie wussten, was sie zu tun hatten.
 

Radditz konnte ein zufriedenes, hämisches Grinsen nicht unterdrücken, während Nappa den Kopf hängen ließ.

Auch wenn Vegeta kein Wort des Lobes gesagt hatte, war die letzte Bemerkung doch ein Zeichen gewesen, dass ihm seine Arbeit gefiel, während Nappa leicht gescholten wurde.

Da waren die ungewohnten Krämpfe in seiner Schreibhand ja doch nicht umsonst gewesen.

„Verdammt“ hörte er Nappa murmeln, während sie den Flur zurückschritten. „dabei wollte ich mich morgen doch mit der Hübschen von gestern treffen. Oder ich rufe sie an, damit wir es heute tun. Aber dann muss ich der Kurzhaarigen absagen. Hm, schwierige Wahl. Oder ich nehme beide…“

Radditz schrie auf und hielt sich schnell wieder die Hände auf die Lauscher.

Scheiße, Nappa und seine Prahlereien; der Kerl redete absichtlich so laut und nun hatte er dieses Bild im Kopf vom Glatzkopf mit zwei gesichtslosen Frauen in den Armen.

„Ich kann dich nicht hören, LALALA“ fing er wieder an zu singen und schritt eilig mit großen Schritten weiter.
 

Vegeta konnte selbst hinter der verschlossene Tür noch den Rest von Radditz falschem Gesang hören, dass nach wenigen Sekunden endlich verklang.

Seufzend schnappte er sich den dünneren Stapel von Nappa, um den zuerst durchzulesen. Die schiefen Lettern verschwammen vor seinen Augen und für einen kurzen Moment schloss er müde die Augen. Die letzten Tagen hinter diesen Schreibtisch brachten ihn an den Rande des Wahnsinnes und verstärkten den Wunsch, dieses steinerne Gebilde einfach vom Balkon zu schmeißen oder mit einem Faustschlag zu zertrümmern.

Die letzten Jahre war er ständig unterwegs gewesen. Sein Körper war an so eine sitzende Tätigkeit nicht gewohnt und sehnte sich nach Bewegung.

Vegeta trainierte früh morgens und abends, um seinen Bewegungsdrang zu stillen, doch die mangelnde Anzahl an Trainingspartner langweilte ihn.

Die Saibamen hatten sich in den letzten Jahren nur wenig verbessert; ihr Limit war ein Power-Level von 1.600 und damit schon lange kein würdiger Gegner mehr für ihn, egal in welcher Menge.

Von den Elite-Krieger gab es nichts Stärkeres als knapp 9.000; ebenfalls unter seiner Würde, aber besser als nichts. Aber nachdem er drei von ihnen schnell besiegt hatte, waren die andere nicht besonders erpicht auf seine Herausforderung und verdrückten sich bei seinem Anblick.

Ein Haufen überheblicher Feiglinge, die sich nur mit Schwächeren duellierten…wo waren die ehrgeizigen Saiyajins; die nach Herausforderungen suchenden, mutigen Krieger, Stolz ihrer Rasse?

Er überflog Nappas Bericht, der hauptsächlich aus Beleidigungen an der Unterklasse bestand und verbrannte ihn dann zu Asche.

Er lehnte sich zurück und schloss kurz die Augen, bevor er die nächsten Berichte in Angriff nahm.

Nappa hatte ihn gefragt, wieso er sich das antat und er hatte dem Krieger ehrlich geantwortet. Aber die Motivation dahinter schien sein alter Begleiter nicht richtig erkannt zu haben.

Es ging ihn darum, aus dem Schatten seines Vaters herauszutreten.

Er war achtzehn und galt in der Kultur der Saiyajins als erwachsen, trotzdem behandelte sein Vater ihn noch wie ein halbes Kind. Er glaubte, ihm immer noch Befehle und Anweisungen geben zu können und versuchte seinen Sohn zu benutzen.

Die ehrgeizigen Minister, vor die er gewarnt hatte, waren gegen den König selbst nur Kinderkacke. Natürlich hatten sie dem Thronfolger in den letzten Tagen oft besucht, im Schlepptau eine dumm kichernde Tochter oder Nichte, die sie ihm „zufällig“ vorstellen wollten.

Aber die Macht der Minister war begrenzt und würde es auch zukünftig sein.

Sein Vater, der König, hielt immer noch sorgfältig die Hand auf die wichtigsten Ressourcen und zog auch seinen Sohn nicht mit ein.

Vegeta schmunzelte, während er seine Pläne ausfeilte: Nappa und Radditz würden durch ihre Tour einen guten Blick auf neue, unbekannte Talente haben, die sie ihm vorstellen konnte.

Er würde sich daraus eine neue Elite-truppe zusammenstellen und langsam den König näher kommen.

Sein Vater würde schon früh merken, dass sein Sohn nicht mehr blind seinen Befehlen gehorchte.

Was könnte er ihm auch schon antun?

Vegetas Gedanken wurden durch ein lautes Klopfen an der Tür gestört.

„Prinz Vegeta, Minister Paparika wünscht euch zu sprechen“ hörte er die anonyme Stimme einer Wache.

„Ist er alleine?“ fragte Vegeta gelangweilt.

„Äh, nein. Zufällig begleitet seine Enkelin ihn. Er sagt, weil er in letzter Zeit so gebrechlich geworden ist…“

Pffft.

„Zufällig“ und „Gebrechlich“? Bei einem Mann, der einst gefürchtet war als Kommando-Führer und Krieger und immer noch den stahlharten Blick und geraden Rücken eines Kämpfers besaß, selbst mit weißen Haar und Bart?

Vegeta schnaubte verächtlich.

„Ich bin beschäftigt. Er soll morgen Mittag kommen“ erwiderte Vegeta laut. Am liebsten wollte er noch den Zusatz „alleine“ hinzufügen, aber Paparika besaß Einfluss, den sollte man sich warm halten.

Wenn der Alte glaubte, seine Enkelin würde sein Interesse wecken, wäre er ihm freundlicher gesinnt.

Tse, sein Vater saß noch fest im Sattel; warum glaubten diese alten Trottel, dass er auf der Suche nach einem Weib war?

Die Suche nach einer Königin würde er nicht eher beginnen, bis er selbst König war und das sollte noch ein paar Jahre dauern; da machte er sich nichts vor.

Bis dahin würde er sich amüsieren, allerdings ohne mit dem Hintergedanken einen Harem aufzubauen. Zu viele Frauen auf einen Haufen erschienen ihm nur nervig, laut und seltsam.

Vegeta lächelte überheblich, doch der Spaß verging ihm schnell.

Wie er es sich gedacht hatte, wurde er mit weiblicher Aufmerksamkeit überschüttet und es fing an, ihn zu langweilen.

Er nahm sich nun Radditzs Stapel an und las ihn durch.

Als er fertig war, wurde es draußen bereits dunkel und sein Körper meldete sich zu Wort. Er wollte sich bewegen, also richtete sich Vegeta auf und trat zum hohen Fenster.

Draußen sah er die ersten Lichter der Stadt erglühen. Besonders die hohen Türme des Raumflughafen leuchteten hell.

In der Reflektion der Fensterscheibe sah er sein Spiegelbild. Der rote Umhang, die ausladenden Schulterpolster, die Handschuhe…sein Outfit hatte sich in den letzten Jahren nicht geändert und es fing an, ihn zu nerven.

Er sah aus wie eine exakte Kopie, wenn man vom Bart und dem rotstichigen Haar seines Vaters absah. Der andere Unterschied war die Sonnenförmige Medaille, die jener immer trug.

Als Kind hatte Vegeta seine Rüstung geliebt. Der rote Umhang, der ihn machtvoll nachwehte wie bei seinem Vorbild, dem König; das königliche Wappen auf der Brust, das er stolz trug…nun fing es an, ihn zu stören.

Ein Blick und die Saiyajins wussten, wer da die Flure entlang schritt und sie sanken demütig zu seinen Füßen.

Er zog sich die Handschuhe aus und warf sie auf den Tisch neben sich und verfuhr mit seinem Brustpanzer genau.

Ohne ihn fühlte er sich plötzlich leichter, als wäre ein unsichtbares Gewicht von seinen Schultern runter.

Vielleicht wurde es Zeit für etwas Abwechslung in seinem Stil.

Wenigstens einen Brustpanzer, der simpler gebaut war, ohne Umhang und Schulterpolster…und vielleicht ohne Wappen.

Aber selbst ohne diese Insignien war er immer noch als seines Vaters Spross erkennbar. Die meisten Saiyajins kannten sein Gesicht, seinen Namen, seine Stärke…aber nicht alle.

Ein unschuldiges, kindliches Gesicht erschien plötzlich in seinem Kopf: mit großen Augen, die ihn strahlend bewunderten, ein verschmitztes Lächeln, ungewöhnlich seidig-blaue Haare…

„Bulma“ erinnerte er sich.

Er rechnete nach. Es war nun zehn Jahre her, dass er sie zuletzt gesehen hatte.

Aus verletztem Stolz hatte er sich geschworen, sie nicht mehr zu besuchen und war dann mit Missionen im All beschäftigt gewesen. In den wenigen Heimatbesuche hatte er unter ständiger Beobachtung gestanden, bis ihn sein Vater auf eine siebenjährige Missionsreise geschickt hatte.

Ab und zu, in einsamen Nächten, hatte er an sie denken müssen.

Er vermisste ihr Lächeln.

Niemand hatte ihn so angelächelt.

Er vermisste ihre Wärme.

Niemand zuvor und danach hatte seine Hand genommen oder sich an ihn gelehnt.

Er hatte sich einst vorgenommen, nicht eher zu ihr zurück zu kommen, bis sie sich entschuldigt hätte, doch erst später war ihm der Fehler in seiner Logik klar geworden.

Wie sollte sich Bulma bei ihm entschuldigen?

Weder kannte sie seinen wahren Namen, noch wo er wohnte, noch konnte sie fliegen.

Aber er wusste, wo sie war.

In den Unterlagen über die letzten Jahre hatte er kein Wort über eine blauhaarige Saiyajin gefunden, also musste Bulma immer noch versteckt am selben Ort wohnen.

Wie sie wohl aussah, nach all den Jahren?

Ob es ihr nun Leid tat, wie sie seine Ehre als Krieger missachtet hatte?

Ob sie ihn vermisste?

Seine Neugier wuchs mit jeder Überlegung.

Bestimmt würde sie sich noch an ihren einzigen Freund Veg erinnern, selbst nach all den Jahren.

Er lächelte sein Spiegelbild an.

Er würde sich jetzt gleich noch den Brustpanzer nach seiner Vorstellung bestellen.

Dieser würde ihm noch dienlich sein, wenn er die einzige Saiyajin besuchte, die noch nie von Prinz Vegeta gehört hatte.

Verblüfftes Wiedersehen

Vegeta sah prüfend an sich herunter und zupfte sich dabei die neuen Handschuhe zurecht.

Der neue, weiße Brustpanzer war zwei Tage nach seinem Auftrag geliefert wurden. Er war simpel und schlicht, verbarg dahinter aber trotzdem die beste und stabilste Konstruktion der neusten Technik; so wie die restlichen Kleidungsstücke, die mit geliefert wurden: der dunkelblaue, zweiteilige, Anzug (einmal in kurz und langärmlige Version, die er jetzt gerade trug), die weißen Handschuhe und Stiefel. Keine Verzierungen, aber trotzdem elegant in seiner Schlichtheit und vor allem nützlich.

Perfekt, davon sollte er sich noch mehr bestellen. Könnte in den Trainingskämpfen auch bequemer sein als ein flatternder Umhang.

Er nutze die Spiegelung der Fensterscheibe, um seine Erscheinung zu prüfen. Es war ungewohnt, sich ohne Umhang und Schulterpolster zu sehen, aber es gefiel ihn. Er fühlte sich merklich leichter, schnittiger an. Wie befohlen, war auch kein Wappen auf der Brust.

Grinsend blickte er schnell hinter sich zur verschlossenen Tür, während er die Balkontür öffnete.

Er hatte den strikten Befehl gegeben, niemand hereinzulassen. Nappa und Radditz hatte er für heute genug Aufgaben gegeben, damit sie ihn nicht belästigen würden und seinen Scouter hatte er auf dem Schreibtisch zurückgelassen.

Niemand sollte ihm folgen. Er fühlte sich wie früher als freches Kind, wenn er Nappa immer entwischte.

Endlich mal ein kleiner Ausflug mit frischer Luft und kein langweiliges Dokumenten-Durchwühlen und belanglose Audienzen mit Speichellecker.

Schnell und so lautlos, wie es ihm möglich war, flog er hoch und entfernte sich vom Schloss.

Schneller als in seiner Erinnerung war er plötzlich über den Wald und er brauchte nicht lange, um den See zu finden. Die Landschaft hatte sich nicht verändert.

Die Morgensonne wärmte ihm den Rücken, während er die frische, holzige Luft des Waldes einatmete und auf das dunkle, glitzernde Wasser unter sich starrte.

Der Geruch war derselbe wie in seiner Erinnerung, aber alle andere erschien ihm nun kleiner. Hoch schwebte er über der Landschaft und konnte bis weit über die Berge sehen.

Er schnaubte.

Nun, wo er so viele andere Welten gesehen und vernichtet hatte, er selbst dabei größer und stärker geworden war, erschien ihm die eigene Heimat klein und piefig.

Hier, an dieser Stelle, wenn auch nicht so hoch schwebend wie aktuell, hatte er gestanden, als er SIE das erste Mal gesehen hatte.

Er schmunzelte bei der Erinnerung: Bulma, in dieser grellen, rosa Tunika, laut schimpfend, mit stampfenden Füßen und blitzenden Augen, die Haare zu zwei kleinen, abstehenden Zöpfen gebunden.

Vegeta überlegte.

Er konnte sich noch an die Stelle erinnern, wo ihr Haus stand, aber was, wenn sie nicht allein war? Da war doch ihre Familie gewesen: dieser kleine, nervige Säugling…äh, Kakadingsbumms…ein älterer Bruder (der mit dem Tatakai) und ihre Eltern.

Die könnten auch dort sein.

Er strich sich nachdenklich übers Kinn und sinnierte über sein weiteres Vorgehen.

Den Scouter nicht mitgenommen zu haben, damit ihn niemand mit Anrufen belästigte, erwies sich hier als Nachteil. Mit ihm hätte er nachforschen können, ob andere Saiyajins in der Nähe waren, aber so…

Anderseits war er der Prinz und konnte gehen, wohin er wollte. Niemand konnte sich ihm entgegenstellen; nicht bei seiner Position.

Aber Bulma war ein Sonderfall…ihre Eltern versteckten sie vor den Saiyajins. Welchen Ärger würde sie bekommen, wenn sie erfuhren, dass ihr Geheimnis entdeckt worden war?

Anderseits wusste er von ihr seit Jahren und hatte es niemand gesagt. Er konnte Geheimnisse für sich behalten.

Abwägend bewegte er seinen Kopf zur Seite; unsicher, ob er zur Hütte fliegen sollte oder nicht. Er hatte nicht weit geplant, weil er an grenzenloser Freiheit gewöhnt war: er ging, wohin er wollte. Selbst die mächtigste Wache von fremden Palästen hatte ihn nicht aufhalten können, wenn er sich auf ihren Thron setzen wollte. (Die einzige Ausnahme war der Thron von Vegeta-sei, denn da saß sein Vater fest drauf und klammerte sich an ihn.)

Doch das Glück war auf seiner Seite und die Entscheidung wurde ihm abgenommen.

Aus dem Schatten der Bäume trat eine Gestalt ans Ufer.

Vegeta blinzelte ungläubig.

Er glaubte sich in die Vergangenheit zurückgesetzt.

Dort, fast an derselben Stelle am Ufer, stand eine junge, hochgewachsene Saiyajin mit blauen Haaren in einem rosa Kleid.
 

Wenige Minuten zuvor.

Verschlafen marschierte Bulma den Weg entlang, bis sie an ihrer Lieblingsstelle am See ankam.

Die Nacht war lang gewesen; konzentriert hatte sie über das Problem des Antriebes des alten Raumschiffes getüftelt, den die Roboter aus der Tsufuru-Basis nicht reparieren konnten. Doch im Morgengrauen hatte sie das Problem gefunden und reparieren können und es mit zu wenig Stunden Schlaf bezahlt. Zum Frühstück hatte sie anwesend sein müssen und war wie üblich von Kakarott geweckt worden.

Die Familie aß zusammen, das war Regel Nummer eins im Hause Bardock; selbst wenn der Vater nicht auf den Planeten war.

In ihrer eigenen Hütte wollte sie bei den sommerlichen Temperaturen den Schlaf nicht nachholen. Ihre Mutter zog sie schon auf, dass ihre Haut so bleich wie der Tod war; da konnte sie auch zum See gehen und die leichte Kühle dort im Schatten genießen.

Also war sie in ihrem Pyjama losgezogen, einem langärmeligen, altem Kleid in ihrer ehemaligen Lieblingsfarbe, dass nun völlig verwaschen, dünn und dadurch besonders weich war.

Interessierte eh keinen, was sie trug. Sie war die einzige Saiyajin im Wald und würde sogar später nackt im See baden. Mutter war arbeiten, Vater unterwegs, Bruder 1 in der Hauptstadt verschwunden und Bruder 2 in den Bergen.

Also wieder mal ein langweiliger Tag für Bulma, den sie für sich nutzte. Hauptsächlich zum Schlafen, Lesen und Nachdenken, wie sie es oft machte, wenn sie gerade nicht in der Tsufuru-Basis war.

Sie holte aus der aufgenähten Tasche an ihrem Kleid eine Kapsel, drückte und warf sie zu Boden.

Eine metallene Kiste erschien, woraus sie die rote Hängematte ihres Vaters zog und aufhängte. Darin befanden sich auch ihr Mittagsessen, zwei Bücher, eine Decke und zwei Flaschen mit frischem Quellwasser und eine mit gepresstem Fruchtsaft. Zufrieden stellte sie die Kiste in die Nähe der Hängematte ab und wankte, sich streckend, zum Seeufer. Dank der neuen Erfindung musste sie nie wieder schwer schleppen.

Sie hatte damit und mit der Reparatur des Antriebs wieder einen großen Schritt für ihre Pläne erreicht. Dank den Kapseln konnte sie Fahrzeuge, Verpflegung und Ersatzteilen in großer Menge in einen begrenzten Frachtraum mitnehmen. Das war notwendig für ihren Traum.

Sie zog sich das Lederband vom Handgelenk, um sich die langen Stirnfransen aus dem Gesicht zu binden. Wie ein kleiner Pinsel sprang der kleine Zopf von einer Seite ihres Kopfes ab, während sie sich hinkniete, um sich das Gesicht zu waschen.

Kalt rann das Wasser ihren Wangen entlang und erfrischte sie. Prustend schaufelte sie sich zwei weitere Ladungen des kalten Wassers ins Gesicht und nahm einen Zipfel ihres Kleides, um sich abzutrocknen.

Endlich fühlte sie sich wach und konnte gleich etwas lesen oder…sie erstarrte.

Nun, wo die Schläfrigkeit und das dösige Gefühl im Hirn verschwunden waren, spürte sie es.

Zuerst die Blicke eines Jägers: die lauernden, starren Beobachtungen; eine unerwünschte Aufmerksamkeit, die sie vermeiden wollte.

Dann spürte sie seine Stärke. Er flog weit oben, fast außerhalb ihrer Sinne, aber seine Kraft war deutlich.

Eine Aura wie der See; so groß, tief und ruhig.

Das war das erste Mal, dass sie eine Kraft spürte, die sie nicht an Feuer erinnerte, sondern an Wasser. An kaltes, dunkles, Licht verschluckendes Wasser, bei dem man nicht ahnte, wie tief es gehen würde.

Eine mächtige Aura, aber nicht feindselig, sonst hätte sie ihn früher gespürt.

Sie zuckte zusammen und stand erschrocken auf.

Sie hob den Kopf.

Über sich sah sie eine Person zu ihr runter schweben, mit hohem, spitzem Haar und arroganten Grinsen. Mit großen Augen sah sie dabei zu, wie er auf ihre Augenhöhe herabschwebte und konnte sich nicht bewegen.

Bulma bekam das seltsame Gefühl, dass sie schon mal in so einer Situation gewesen war. Sie fühlte sich in ihre Kindheit zurückversetzt und blinzelte ihn ungläubig an.

Die Arme vor der Brust verschränkt, ein Mundwinkel spottend erhoben, die tiefschwarzen Augen hypnotisierend, genoss er ihr Staunen.

„Na, immer noch so schwach und arglos?“ begrüßte er sie in einer neuen, tieferen Stimme, in der deutlich der Hohn mitschwang. „Du bist auf diesen Planeten wirklich die schwächste Saiyajin.“

Bulma lächelte zittrig, während sie die Schulter in einem gespielt gelassenen Versuch zuckte. „Was soll ich sagen…ich bin in allen Maßen außergewöhnlich.“

Das höhnische Lächeln schwand, der Mund wurde ernster, doch in den Augen lag ein warmer Schein, als er sie musterte und sein Blick an ihren Haaren hängen blieb. Er nickte zustimmend.

Bulma konnte ebenfalls den Blick nicht von seinem Gesicht abwenden: sein Haaransatz wirkte ohne Stirnfransen höher und spitzer, wodurch seine hohe Stirn und die dichten, schwarzen Augenbrauen nun besonders gut sichtbar war. Die Gesichtszüge waren kantiger, mit hohen Wangenknochen und energischem Kinn, die Nase schmal und seine Lippen schienen das einzig Weiche im Gesicht zu sein. Seine schwarzen Augen hatten immer noch den Blick eines Jägers, dem nichts entging. Dies, zusammen mit seiner erinnerungswürdigen Sturmfrisur und seinem Kennzeichen, diesem arroganten, schiefen Lächeln, reichten aus, um ihn nach all den Jahren wieder zu erkennen.

„Du bist dafür immer noch so selbstgefällig, stolz und arrogant wie früher. Der überheblichste, eingebildetste Saiyajin auf diesen Planeten“ fuhr sie fort und anstatt wütend zu werden, lächelte er nur. Ihr gleicher spöttische Tonfall, wie er ihn auch benutzt hatte, machte deutlich, dass sich hier zwei alte Bekannte nach jahrelanger Abwesenheit wiedererkannten.

Nun zuckte er lässig mit den Schultern und breitete die Arme aus, um sich vollends vor ihr zu präsentieren.

„Was soll ich sagen? Ich bin in allem ein Vorbild für jedermann“ antwortete er hochfahrend und schwebte endgültig tiefer, um vor ihr zu landen. Er trat einen Schritt näher und ließ wieder seine Blicke über sie wandern; dieses Mal ohne arrogantes Grinsen, sondern mit dem warmen Blick eines Freundes.

Bulma lachte kurz zittrig auf und dann konnte sie ihre gelassene Maske nicht mehr aufrechthalten. Ihr Lächeln schwand, die ersten Tränen traten in die Augen und sie überwand den letzten Rest Abstand, um sich auf ihn zu stürzen und an ihn zu klammern.

Er ließ es zu, weil er nicht ahnte, was auf ihn zukam: für einen Angriff war sie zu schwach und zu langsam, doch er wurde starr vor Überraschung, als sich zierlichen Arme um ihn schlangen und sich der weibliche Körper eng an ihn presste.

„Veg, du bist wieder da…warum warst du so lange fort? Ich dachte, du wärst tot! Ich wollte dich wiedersehen“ schluchzte sie und verbarg ihr Gesicht an seinen Nacken.

Sie schniefte und rieb sich schnell die Tränen an ihrem Ärmel ab, ohne ihn dabei loszulassen. Doch die Tränen der Erleichterung flossen weiter.

Er war doch nicht tot! Er war lebendig, größer, älter, gesund, immer noch so selbstbewusst…jetzt wo sie ihn sah, merkte sie, wie sehr sie ihn vermisst hatte.

„Ich sterbe nicht so leicht“ antwortete Vegeta, der stocksteif ihre Umarmung über sich ergehen ließ.

Nun, wo sie sich so eng an ihn presste, spürte er, dass Bulma nicht nur in die Höhe gewachsen war. Dieses unförmige, rosa Gebilde, was sie trug, hatte vorhin ihre Figur verborgen, doch nun bemerkte er, wie zierlich sie darunter war…bis auf eine bestimmte Stelle, die sich an seiner Brust presste.

Dazu sein Spitzname…sie war die einzige, die ihn „Veg“ nannte und es verursachte ein seltsames Gefühl der Nostalgie. Er erinnerte sich, wie sie ihn früher, in höherer Kinderstimme so gerufen hatte.

Bulma wischte sich ein weiteres Mal die letzten Tränen weg und sah ihn nun erzürnt, mit leicht roten Augen an.

„Warum hast du dich dann nie bei mir gemeldet? Ich weiß, dass du ein Krieger bist, aber ihr kommt doch manchmal zurück in die Heimat. Bist du immer noch sauer auf mich? Ich habe dir längst verziehen. Wir beide haben Schuld“ machte sie ihm Vorwürfe. „Es war ein blöder Streit.“

Vegeta blinzelte sie überrascht an.

Sie verzieh ihm? Weshalb?

Aber…Sie wusste, dass sie seinen Stolz verletzt hatte?

Es tat ihr leid?! Schon seit langem?

Jetzt kam er sich gerade dämlich vor und sein Stolz tatsächlich kindisch, dabei war es ihm vor vielen Jahren so wichtig gewesen.
 

Bulma atmete tief durch und sah ihn mit festem Blick an.

„Veg, ich bin sehr froh, dass du wieder zurück bist. Ich habe mir damals vorgenommen, dir bei unserem Wiedersehen etwas Wichtiges zu sagen, weil mir klar geworden ist, wie schnell sich das Leben ändert“ verkündete sie verheißungsvoll. Immer noch lagen ihre Hände auf seiner Schulter.

„Ach, ja, was denn?“ fragte er sie und wunderte sich, warum sie ihm immer noch so nahe war und ihre Umarmung nicht löste.

Es war ein ungewohnter, vertraulicher Körperkontakt nach all den Jahren der Abwesenheit.

Einerseits war es Bulma, die ihm das Spielen beigebracht und Nachhilfe gegeben hatte. Anderseits war ihre Gestalt zartgliedriger geworden, ihre Stimme sanfter, ihre Haut so hell und ihr so nahe zu sein, dass er ihren süßen Duft in der Nase hatte, verursachte ein seltsames, besitzergreifendes Gefühl.

Er bemerkte, dass der Stoff ihres Kleides schon sehr dünn und fadenscheinig war und unwillkürlich glitt sein Blick tiefer, wo er sich gerade über ihre Oberweite spannte und helle Haut durchschimmerte.

Unbeabsichtigt wurde er rot und sah schnell wieder in ihr Gesicht. Ihre blauen Augen strahlten unschuldig und hatten nichts vom Irrgang seiner Augen mitbekommen.

„Ich…“ fing Bulma an, verstummte und dachte sichtbar nach. „Ich habe es vergessen“ lachte sie und kratzte sich kleinlaut den Kopf; lachte verdutzt.

Doch ihr verlegenes Lachen war ansteckend und amüsiert lächelte er zurück.

„Tut mir leid, aber es ist so lange her“ entschuldigte sie sich, während sie ihm gleichzeitig einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. „Ich weiß nur noch, wie wichtig es mir war…dich zu sehen…lebendig, weil…weil…Krieger sterben in der Ferne und ich wusste deinen Namen nicht und ich war so alleine. Du hast mich angelogen und verlassen und ich war so sauer und neidisch, weil du reisen darfst und so stark bist…“ die Worte sprudelten aus ihr heraus, zusammen mit schmerzvollen Erinnerungen, ohne einen rechten Sinn zu ergeben. Bulma wollte nicht mehr heulen, sich nicht mehr von ihren Gefühlen so kontrollieren lassen und Veg damit ihr weinerliches Gesicht zeigen.

Sie war kein Kind mehr.

Sie war sechzehn, verdammt noch mal und konnte sich beherrschen.

Schnell drückte sie sich wieder an ihn und verbarg ihr Gesicht in seiner Nackenkuhle.

Nur ein paar Sekunden, eine kurze Atempause, um sich zu beruhigen. Sie atmete unbeabsichtigt seinen herben, holzigen Geruch ein, der neu war und doch eine bekannte Note hatte.

Sie spürte, wie eine warme Hand behutsam ihren Rücken herabglitt.
 

Vegeta wusste nicht, wie er auf ihre Vorwürfe reagieren sollten, wenn sie sich anderseits so sichtbar Sorgen um ihn gemacht hatte.

Sorgen?!

Um ihn?

Jeder anderer hatte seine Ankunft erwartet, aber sie hatte gedacht, er könnte in der Ferne sterben?

Gut, sie wusste ja auch nicht, dass er Prinz Vegeta, der Stärkste der Saiyajins war.

So gesehen, verstand er auch, warum sie wütend auf ihn war, weil er sich so lange nicht bei ihr gemeldet hatte. Aber Sorge um ihn…das war seines Wissens das erste Mal, dass jemand so etwas für ihn verspürte.

Vorsichtig erwiderte er ihre Umarmung, da sie ihn immer noch nicht loslassen wollte und fuhr ihrem Rücken entlang. Er hatte keine Erfahrung im Trösten und wollte sie nicht unbeabsichtigt verletzen, aber er verstand, dass der Körperkontakt wichtig war. Unter seiner breiten Hand spürte er das zarte Rückgrat eines sanft geschwungenen Rückens, der in einen wohlgeformten Hintern endete.

Er blinzelte, wieder überrascht, wie er von ihrem Körper abgelenkt wurde, schob seine Hand hastig wieder nach oben und räusperte sich.

„Bist du sauer auf mich, traurig oder freust du dich, mich zu sehen?“ fragte er stirnrunzelnd nach, weil er es immer noch nicht so ganz verstand.

„Ja“ hörte er sie gedämpft schluchzend an seinem Nacken antworten.

„Ja, was denn?“ brummte er.

„Ja, alles!“

Er schnaubte. Frauen und ihre Gefühle.

Langsam wurde ihm seltsam warm. Er konnte ihren Atem an seinem Hals spüren. Sie war ihm so nahe…zu nahe…und er hatte genug von ihren Tränen.

Er musste sie ablenken, damit sie aufhörte, ihm solche Stiche ins Herz zu verpassen.

Er bekam ja schon allmählich ein schlechtes Gewissen. Darauf konnte er verzichten.

Er musste sie ablenken, aber ihm fiel gerade kein passendes Gesprächsthema ein.

Eine Idee sprang auf und er fing an zu lächeln.
 

Bulma fühlte sich seltsam.

Sie war erleichtert, glücklich, aber auch wütend, weil Veg einfach so auftauchte.

Der Kerl war wie Radditz: Jahrelang unterwegs, keine Nachricht und dann stand er plötzlich vor einem und erwartete Applaus.

Jetzt, wo sie gerade ihre Arme um seinen Hals schlang, wollte sie ihn am liebsten drücken…festzudrücken, bis er nach Atem schnappte und sich entschuldigte, weil er sie so lange allein gelassen und ihr nie seinen wahren Namen verraten hatte.

Die Erleichterung schwand und machte der Wut Platz.

Sie wunderte sich aber, als sie spürte, wie seine Arme sich nun enger um ihre Taille schlangen.

Sie hob den Kopf und sah ihn fragend an, während sie sich gegen seine Brust stemmte.

Doch er feixte nur, ein herausforderndes Funkeln in den Augen. Er war deutlich, dass er sie nicht aus seinem Griff loslassen wollte.

„Was …“ fing sie an, doch zu spät. Er ging leicht in die Knie und sprang rasant in die Luft.

Ein heftiger Luftdruck erfasste Bulma und erschrocken klammerte sie sich fester an Vegetas Schultern, während er mit ihr abhob, bis sie weit oben flogen und dort schwebten.

„Was soll das?“ rief sie empört. Sie sah nach unten. So hoch oben schaffte sie es nicht zu fliegen und ihr wurde mulmig. Der See erschien nur noch wie eine kleine Pfütze und die Luft war unangenehm kalt und stechend. Ihr Kleid flatterte an ihren Beinen. Veg hielt sie immer noch fest und sein Lächeln war unheilvoll.

„Veg…was hast du vor?“ fragte sie besorgt.

Er gab keine Antwort, doch sein Feixen wurde (sie hätte nicht gedacht, dass es möglich wäre) noch schlimmer und er ließ sich langsam nach hinten sinken; zog sie damit mit.

„Oh nein, oh nein, neinneinneinnein“ wiederholte Bulma immer schneller und panischer, doch sie hatte keine Wahl.

In seinem festen Griff gefangen, wurde sie mitgezogen in diesen hohen Fall.

Kopfüber stürzten sie herunter.

„VEEEEEEEEEEEEEG!“ schrie sie empört und klammerte sich intuitiv an Brustpanzer und Schulter, während der Wind um ihre Ohren peitschte und sie die Augen zusammenkniff.

Es war eine Sache, selbst zu fliegen, aber eine andere, von jemanden festgehalten und in so einem Fall gezwungen zu werden. Sie hatte keine Kontrolle und das machte ihr Angst.

Ihr Herz raste und sie klammerte sich nur noch fester an diesen Körper, der hoffentlich zuerst in den See fiel und ihren Fall abmilderte.

Doch sie fielen nicht ins kalte Nass.

Kurz vorher bremste er ab, mitten über dem See; knapp über der Wasseroberfläche. Der Winddruck war so stark, dass er das Seewasser in Wellen zur Seite drückte und es in Bulmas Ohren rauschte.

Bulma japste und keuchte; ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und ihr Magen war anscheinend in Richtung Füße gelandet.

„Ich muss meine Organe neu arrangieren“ röchelte sie und klammerte sich immer noch fest an Vegeta, während dieser sich aufrichtete und mit ihr ans Ufer schwebte.
 

Sie zitterte, immer noch unter Schock und bemerkte nicht, dass ihre Füße bereits den Sand berührten. Alles, was sie gerade wollte, war diesen festen Körper zu umklammern wie ein lebensrettender Anker und seine Wärme aufzusaugen. Ihr war so verdammt kalt und das Zittern wollte nicht aufhören.

„Ich hasse dich“ stammelte sie zwischen zwei rasselnden Atemzügen hervor.

Sie hörte ihn belustigt dunkel glucksen und das machte sie noch wütender.

Sie hob ihren Kopf von seiner Brust, ihre Augen funkelten wütend und nach einem tiefen Atemzug schrie sie ihn vorwurfsvoll an.

„Bist du übergeschnappt? Was sollte das? Willst du mich umbringen?“

„Du würdest mich doch gar nicht mehr anschreien können, wenn ich wirklich vorhätte, dich umzubringen“ erwiderte er ruhig.

„Ach, der Herzinfarkt war also nicht geplant? Ich könnte schwören, mein Herz hat ein paar Takte ausgesetzt“ sie stemmte sich wild gegen ihn und schaukelte sich gewaltsam aus seinem Griff.

Er ließ sie gehen.

Stampfend marschierte sie von ihm fort und murmelte leise Beschimpfungen.

Sie konnte ihn hinter sich kichern hören und das entfachte nur noch mehr ihren Zorn.

„Du bist so ein blöder Sack“ schrie sie ihn an.

„Und du hast endlich aufgehört zu heulen“ entgegnete er grinsend und mit Triumpf in der Stimme.

Sie stutzte, fasst sich an die Wangen und Augen, die nun aus einem anderen Grunde glühten und sah ihn mit schmalen Augen, zweifelnd an seinen Geisteszustand, an.

Anscheinend hatte es Veg doch in den letzten Jahren erwischt und er war wahnsinnig geworden.

Diese Show, nur damit sie aufhörte zu weinen?!

„Du bist ein Vollidiot“ sagte sie, nun ruhiger.

Er zuckte gelassen mit den Schultern. Hassreden und Beleidigungen war er gewöhnt.

„Früher bist du gerne mit mir geflogen“ erinnerte er sie.

„Ja, aber da warst du auch sanfter und lieber.“

„Tse. Ich war noch nie sanft und lieb.“

„Hab ich auch nicht behauptet. Ich sagte „sanfter“, aber du warst trotzdem ein kleines Arschloch. Jetzt bist du ein großes Arschloch“ blaffte sie.

„Tse, tse, diese Wortwahl…wer hatte denn da einen schlechten Einfluss auf dich?“ höhnte er mit gespieltem missbilligendem Kopfschütteln.

Vegeta konnte nicht aufhören zu grinsen.

Er fand es zu lustig, Bulma auf die Palme zu bringen. Ihre Haare waren durch den Fall wild und wellig, ihre Augen leuchteten und ihre Wangen glühten aufgeregt.

Zorn war immer besser als Trauer. Eine spitze Zunge konnte er besser ertragen als ihre Tränen.

Wie sie da vor ihm stand, die Fäuste in die Hüfte gestemmt, ihm Widerworte gab und Beleidigungen an den Kopf warf…kein unterwürfiges Verhalten, nur ehrliche Gefühle von jemanden, der es mit ihm verbal aufnehmen konnte.

Amüsant, interessant und auch…es fiel ihm schwer es zuzugeben…auf eine gewisse Weise erregend.
 

Bulmas Hände ballten sich zu Fäusten, während sie langsam wieder auf ihn zumarschierte.

Oh, dieser eingebildete, selbstgefällige Sack!

Es machte ihm also Spaß, sie zu ärgern!?

Schnell überlegte sie, worauf Veg in der Vergangenheit immer empfindlich reagierte hatte und tatsächlich fiel ihr etwas ein.

Ihre Augen verengten sich und sie lächelte listig.

Sie hielt direkt vor ihm an, ein trügerisches freundliches Lächeln auf den Lippen, während sie ihn betont von Kopf bis Zeh musterte.

„Hast du bemerkt…“ begann sie und hob ihre Hand, um die Differenz in ihrer Höhe abzumessen „dafür, dass du älter bist, sind wir beide fast gleich groß.“

Sie grinste ihn frech an.

Veg schluckte. „Ich bin immer noch größer als du.“

„Hmm, die paar Fingerbreit. Aber weißt du…“ Bulma wusste nicht, was da gerade über sie kam, aber sie überwand den letzten Abstand und kam ihm so nahe, dass sich ihre Nasen fast berührten. Wieder schlang sie ihre Arme um seine Schultern und schmiegte sich an ihn.

Sie spürte, wie er sich unter ihr verspannte, sich merklich unwohl fühlte, aber nicht den Blick von ihr abwenden konnte. Eine ungewöhnliche verlegene Röte war auf seinen Wangen zu sehen.

Bulmas Lächeln vertiefte sich und ein gefährliches Funkeln trat in ihren Augen. Sie presste sich stärker an ihn und genoss, wie er sich unwohl fühlte, aber trotzdem nicht fliehen wollte.

Er war schließlich stark genug, um sich aus ihrem Griff zu wehren. Dass er es nicht tat, zeigte ihr genug: es gefiel ihm, aber er wollte es nicht zugeben.

Intimer, aber unschuldiger Körperkontakt und die Erwähnung seiner durchschnittlich kleinen Größe waren schon in der Vergangenheit seine Schwachpunkte gewesen.

Prüfend sah sie ihn an, während er ungewollt den Atem hielt und mit klopfenden Herzen darauf wartete, was sie noch zu sagen hatte.

Es stimmte, Veg war etwas größer, aber verglichen mit den anderen ausgewachsenen Männern, die sie kannte (Bardock, Radditz, Toma), war er der einzige, bei dem sie nicht den Kopf in den Nacken legen musste, um ihn anzusehen.

Das war eigentlich sehr angenehm. Es fühlte sich weniger bedrohlich an wie bei den Muskelbergen von Radditz, der sie so groß überragte und auf sie herabsah.

„Es ist eigentlich ganz nett, dass wir auf einer Augenhöhe sind“ sagte sie ehrlich und ohne Spott in der Stimme.

Vegeta brummte verlegen und legte schnell seine Hände auf ihren Hüften, um sie vorsichtig von ihm zu lösen.

„Wir sind nicht auf einer Augenhöhe“ knurrte er und wand den Blick ab. „Ich bin größer.“

Verdammt, ihr so nahe zu sein, verursachte ein bestimmtes, brennendes Gefühl in seiner Leistengegend.

Wie kam dieses unschuldige, naive Mädchen nur auf die Idee, ihn so zu reizen?

Sie spielte ein gefährliches Spiel mit seiner Selbstbeherrschung und er verschonte sie nur, weil sie es nicht besser wusste.

Weder kannte sie seine hierarchische Stellung, noch ahnte sie, was Erregung bedeutete.

Er hatte es riechen können, als sie ihm so nahe war: Bulma war immer noch nicht ganz ausgewachsen und keine vollwertige Erwachsene. Sie umwehte immer noch der Duft eines Kindes.

Damit stand sie unter dem alten Kinderschutz-Gesetz der Saiyajins, was einem untersagte, sie auf irgendeine sexuelle Weise anzufassen.

Sie wusste wahrscheinlich noch nicht mal, wie sie auf ihn wirkte; so naiv wie sie hier im Wald aufwuchs. Abgesehen von ihrer Familie hatte sie doch keinen Kontakt zu fremden Männern?!

Die hatten ihr also bestimmt nicht beigebracht, auf bestimmte Symptome zu achten, wie der spezielle Geruch von Pheromonen, erweiterte Pupillen und das nervöse Zucken des Saiyajin-Schweifes.

Sie wusste nichts von ihren Reizen und in diesem Moment war er ehrlich erleichtert, dass sie hier so abseits und einsam wohnte, wo kein anderer Mann sie sehen konnte.

Hastig marschierte er an ihr vorbei und hielt dann inne, weil er nicht wusste, wohin ihn seine Füße tragen wollte.

Er wollte nicht weg.

Er nahm ein paar tiefe Atemzüge der frischen Waldluft und rang um seine Selbstbeherrschung.

Mit ruhiger Miene drehte er sich zu Bulma um, nur um dabei zuzusehen, wie sie mit spöttischem, fast wissendem Lächeln an ihm vorbeischritt Richtung Waldrand.

Naiv oder nicht, Bulmas weiblicher Instinkt war dabei zu erwachen und ihn an der Nase herum zu führen.

Bulma wusste nicht wieso, aber bei Vegetas unsicherer Miene hatte sie das Gefühl gehabt, als hätten sie gekämpft und sie hätte einen überraschenden Treffer in sein Gesicht gelandet. Es war nur kurz, aber sie hatte die Überraschung und Sprachlosigkeit bemerkt.

Sie fühlte sich plötzlich selbstbewusst und stark.

Zufrieden kicherte sie und kniete sich hin, um aus ihrer Kiste eine Flasche Wasser zu entnehmen.

Mit einer eleganten Umdrehung sank sie zu Boden und lehnte sich an den Baumstamm, während sie Vegeta dabei beobachtete, wie er eine Entscheidung fällte.

Dann, endlich, bewegte er sich und setzte sich neben sie.

Wortlos überreichte sie ihm die andere Flasche Wasser und beide nahmen einen Schluck, während sie schweigend auf den See starrten.
 

Die Sonne strahlte stark über ihnen, doch unter dem Schatten des dicht-grünen Baumes und dem lauen Wind, der über dem Wasser zu ihnen wehte, war es angenehm.

Die Stimmung zwischen ihnen hatte sich beruhigt; die aufbrausenden Gefühle waren abgeflaut und nun saßen die beiden jungen Saiyajins nebeneinander, nippten an ihrem Wasser und wussten nicht, worüber sie reden sollten.

Doch die Stimmung war nicht unangenehm und keiner wollte sie mit einer dummen oder beleidigenden Frage stören.

Das leise Knurren von Vegetas Magen gab ihr eine Idee und sie drehte sich, um aus der nebenstehenden Kiste ihr Mittagsmahl rauszunehmen.

Zwei Fladenbrot-Viertel, die sie mit dem Rest vom Braten am Vortag und geraspelten Gemüse und Kräutern gefüllt hatte, sowie eine kleine Schale mit Obstsalat. Eines der Fladenbrote reichte sie ihrem Freund, der es nickend annahm. Bei seinem Energiebedarf war es nicht mehr als ein Appetithäppchen, aber nach so langer Zeit mal wieder etwas von Bulmas Selbstgemachten zu essen, war nostalgisch.

Außerdem kam es selten vor, dass ein Saiyajin sein Mahl freiwillig teilte, weshalb ein solches Geschenk immer ohne Beschwerden angenommen werden sollte.

Während Bulma immer noch kaute, hatte er sein Anteil mit drei Bissen verschlungen und pickte sich nun einzelne Stücke aus ihrem Obstsalat heraus.

Bulma wischte sich die fettigen Finger an ihrem Kleid ab und drehte ihren Kopf, um ihren Nachbarn in Ruhe zu betrachten.

Nun, wo sie Ki messen konnte und ihm gerade so nahe war, verstand sie sein Selbstbewusstsein, dass seinen Ursprung in dieser gewaltigen Kraft hatte. Aber das war es nicht, was sie wirklich beeindruckte: Broly war auch stark gewesen.

Doch Vegetas Ki war so ruhig; so glatt, im Gegensatz zu den flammenartigen Auswüchsen der ihr bekannten Auren, weil er sich so gut unter Kontrolle hatte.

Ja, unter dieser dunklen, spiegelglatten Oberfläche spürte sie dieselben Flammen wie bei Bardock und Kakarott, dasselbe Brennen, aber er ließ sich davon nicht beherrschen. Er unterdrückte es.

Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte sie keine Angst, neben einem starken Saiyajin zu sitzen.

Von dieser Selbstkontrolle konnte selbst Kakarott noch lernen.

Das war noch sehr viel beeindruckender als seine Kraft selbst.

// Wie ich es mir schon früher gedacht habe, ist Veg stärker als Vater…aber wahrscheinlich schwächer als Broly. Aber Veg würde niemals so blind ausrasten wie er. // verglich sie in Gedanken.

Er drehte plötzlich den Kopf und erwischte sie beim Anstarren. Ertappt schaute sie in den Fruchtsalat runter, der fast leer war und spürte sein selbstgefälliges Schmunzeln.

Sie zupfte sich das letzte rote Fruchtstück heraus und leckte sich den Saft von den Fingern.

Ihr fiel auf, wie konzentriert Veg sie dabei beobachtete und was für einen seltsamen Blick er dabei bekam.

„Ein Stück ist noch drin, das kannst du haben“ bot sie an und missverstand seinen Blick als Hunger der falschen Art.

Er grunzte und warf es sich in den Schlund ein.

Wieder verfielen beide in Schweigen, bis Bulma es endlich wagte zu fragen.

„Du warst lange weg…willst du mir davon erzählen?“

„Von meinen Schlachten und die Planeten, die ich gesehen habe?“ brummte er.

Er lehnte den Kopf an den Baumstamm und gähnte. Das würde eine lange Story werden.

„Mein Triumphzug begann mit der Eroberung des Planeten Sandor. Du erinnerst dich? Ich hatte dir davon erzählt. Wir haben uns gestritten, weil du es langweilig fandest, dabei war es eine echte Herausforderung…“begann er, doch Bulma unterbrach ihn.

„Ich finde es nicht langweilig, ich finde es furchtbar. Daran hat sich nichts geändert. Ich will nicht wissen, wie viel Blut du vergossen, wie viele Leben du vernichtet hast. Ich wollte nur hören, was du alles gesehen hast…bevor du es vernichtet hast…“ es kam vorwurfsvoller heraus, als sie geplant hatte. Sie verstummte und wandte betroffen den Blick ab.

Vegetas Augen verengten sich.

Er fühlte sich wie damals, als Bulma seinen Stolz verletzt hatte, aber nun hatte er sich besser unter Kontrolle und ließ sich nicht zu voreiligen Worten hinreißen.

„Was willst du wissen?“ hakte er nach. „Nicht wie viele Leben, nur wie viele Planeten unter meiner Hand zusammenbrachen? Weißt du, du hast indirekt ebenfalls dadurch profitiert.“

„Was meinst du damit? Ich lebe hier abseits und ohne Kontakt zu den Saiyajins. Was habe ich mit deinen Eroberungszügen zu tun“ wehrte sie sich.

Vegeta verzog seine Lippen zu einem höhnischen Grinsen.

„Ich wurde auf die gefährlichsten Missionen geschickt, gegen die stärksten Gegner, während die schwächeren Krieger andere Ziele bekamen und damit ihr jämmerliches Leben bewahren konnten. Die Beute, die ich angesammelt habe, wurde nach Abzug meines Anteils an das Volk abgegeben. Du hast doch immer noch Familie? Dein Vater, deine Mutter, dein älterer Bruder und die kleine Nervensäge…sie mussten ihr Leben dadurch nicht gefährden, haben aber auch ihren Anteil bekommen…“ erklärte er und sein Lächeln verlängerte sich höhnisch. „und du dadurch auch.“

Bulmas Augen wurden groß aus Schock. Sie atmete tief ein und aus. Auch sie konnte sich besser beherrschen und sie wahr ehrlicher zu sich selbst geworden.

Veg hatte Recht. All die Rationen, die ihre Familie mitbrachte…woher kamen sie und warum bekamen sie sie…sie wusste es schon seit langem; seit Broly ihr Sadala gezeigt hatte.

Wo war der Unterschied zu dem, was Veg tat und dem vom Bardock und Radditz?

„Ich weiß, woher der Reichtum der Saiyajins kommt. Aber ist es notwendig? Können wir nicht auch ohne leben? Unser Planet hat so viel zu bieten“ wandte sie ein. Ihr Garten reichte zur Selbstversorgung nicht aus, aber die Ernte wurde von Jahr zu Jahr größer. Die Schleimaale lebten auch noch in ihrem kleinen Tümpel. Die Tsufurujins hatten ihren Planeten seit Generationen landwirtschaftlich betrieben, bevor sie ausgerottet wurden und ihr Wissen verloren ging.

Das war doch ein Zeichen, dass es möglich war.

Vegeta lachte kurz und hart. „Wenn die Krieger hier festsitzen würden, fangen sie an, sich gegenseitig zu bekämpfen. Wir können uns nicht ändern. Wir Saiyajins lebe für den Kampf und die Suche nach Herausforderungen. Dieser Planet ist zu klein dafür.“

Nachdenklich starrte sie auf ihre nackten Füße.

„Vielleicht hast du recht“ sagte sie leise.

Vegeta stutzte. Das Eingeständnis kam schnell.

„Wenn ich mir meine Brüder ansehe, meinen Vater…ja, sogar meine Mutter und mich…es geht nicht ums Kämpfen, es geht um die Herausforderung…die einen wollen stärker werden, die anderen schlauer…wir wollen unsere Bedürfnisse erfüllen und uns frei entfalten“ dachte sie laut nach. Sie sah ihn nachdenklich an. „Ich denke, letztendlich geht es nur darum. Aber warum ist es nötig, jemanden zu töten, wenn du bereits weißt, dass du stärker bist? Wenn er sich bereits ergeben hat…“

Vegeta wurde ernst. „Weil es im Universum nur darum geht: Fressen oder gefressen werden. Diejenigen, die ihren Feind am Leben lassen, werde eines Tages hinterrücks von ihm ermordet werden. Gnade ist ein Fehler, der dich eines Tages in den Hintern beißt.“

Kurz ballten sich seine Hände zu Fäusten, doch er lockerte sie schnell.

Er wollte seinen früheren Fehler nicht wiederholen und sich von seinem Stolz beherrschen lassen.

Er war kein Kind mehr, sondern ein wahrer Krieger.

Er konnte argumentieren, ohne gewalttätig zu werden.

Bulma sah wieder auf ihre Füße und dachte nach. Sie verstand die Kämpfer nicht, die sich ungeachtet der Schmerzen und Gefahren immer wieder in neue Kämpfe stürzten, aber anderseits verstand ihre Familie auch nicht, warum sie sich so für Technik und Robotik interessierte.

Sie alle verband aber diese Hingabe, ihre Leidenschaft für etwas…mit der Ausnahme, dass Bulma nicht dafür töten wollte, aber das wollten Kakarott und Gine auch nicht.

Veg versuchte ihr klar zu machen, dass es eine Notwendigkeit war, damit eine spätere Rache zu keinen Opfern führte. Vermutlich würden Bardock und Radditz ihm sogar zustimmen.

Aber…

„Also ist der Grund, warum du tötest, nur Furcht und Hass. Du fürchtest die Rache deines Feindes“ murmelte sie bedrückt.

Seine Finger packten sie plötzlich am Kinn und rissen ihren Kopf gewaltsam zu ihm herum. Seine Augen bohren sich in ihre und zum ersten Mal spürte Bulma die Flammen seiner Aura. Die leichten Feuerspitzen der Wut drangen aus der Seeoberfläche und sagten ihr, dass sie ihm mit ihren Worten verletzt hatte.

„Es nicht zu tun, wäre der wahre Fehler“ begann er zu sprechen. Seine Stimme war leise und rau; seine Augen hielten ihre gefangen. Bulma spürten den glatten Stoff seines Handschuhs an ihrer Haut. Der Griff war fest, tat ihr aber nicht weh. Er wollte, dass sie ihn ansah; dass sie seine Beweggründe verstand.

„Ich kämpfe in erster Linie für mich und meine Fehler betreffen mich als Erstes. Wir hassen unsere Feinde nicht und fürchten sie auch nicht. Im besten Falle respektieren wir sie und schenken ihnen einen ehrenhaften Tod. Feiglinge, die wegrennen, werden hingerichtet, bevor sie sich wieder sammeln und in Überzahl aus dem Hinterhalt angreifen können. Wir sind Söldner seit Generationen und wir sind gut darin. Aber jeder von uns hat etwas, für das er verantwortlich ist und schützen will. Das kann seine Ehre, seine Vorräte, sein Weib und sogar die gesamte Rasse der Saiyajins sein. Bei einem beauftragten Genozid ist klar, dass wir eine ähnliche Rache von unserem Feinde erwarten können. Ein anderer gibt uns den Auftrag, aber WIR führen ihn aus und tragen das Risiko. Die Rache der Überlebenden wird UNS treffen. Wir werden im Universum als barbarische Krieger-Rasse gefürchtet, während man die übersieht, die von uns profitieren. Wer einmal den Fehler macht und Gnade zeigt, bereut es früher oder später. Darum, meine kleine, blauhaarige Saiyajin…“ die letzten Worte wurden fast gehaucht, so leise wurde er; seine Stimme ein dunkles Gemurmel. Er war ihr so nahe, dass sie seinen Atem auf ihren Lippen spüren konnte. Ein seltsames, unbekanntes Kribbeln baute sich in ihrem Bauch auf und sie hielt gespannt den Atem an.

„…darum zeig niemals Gnade. Bereue nichts. Nimm, was du willst. Denn auch du bist eine Saiyajin.“

Mit diesen Worten ließ er sie plötzlich los und setzte sich zurück, baute wieder eine Distanz zwischen ihnen auf. Er verschränkte die Arme vor sich und sah sie hochmütig an.

Bulma konnte immer noch den Abdruck seiner Finger spüren und rieb sich nachdenklich übers Kinn. Doch wie merkwürdig, sie hatte keine Angst vor ihm. Er war verärgert gewesen, aber nur kurz und er hatte es ihr erklärt, während er sich unter Kontrolle hielt. Keinen Schreien, keine Schmerzen.

Besonders seine letzte Ansage berührte sie am meisten.

„Das ist das erste Mal…“ sagte sie leise. Er stutzte.

„…das erste Mal, dass ich mich von dir als Saiyajin anerkannt fühle.“ Sie strich sich verlegen eine blaue Strähne hinters Ohr.

Er hatte sie als Saiyajin bezeichnet und nicht als blauhaarige Missgeburt.

Er grunzte und sah schnell zur Seite, doch sie konnte wieder diese beschämte Röte an Ohren und Wangen erkennen.

„Du bist eine Saiyajin“ wiederholte er. „Lass dir von niemanden etwas anderes einreden und sei gefälligst stolz drauf“ die letzten Worte murmelte er unter zusammen gebissenen Lippen, während er immer noch stur auf den See starrte.

Sie beiden erinnerten sich nur zu gut daran, wie es einer der Streitpunkte zwischen ihnen gewesen war, bevor sie sich für lange Zeit getrennt hatten.

Sie verstand: Vegetas „Befehl“ war seine Art, sich für seine alten Worte zu entschuldigen.

Sie lächelte und rückte wieder näher zu ihm, bis sich ihre Oberschenkel berührten.

Er konnte ihr Kichern hören und brummte empört.

„Keinen“ sagte er plötzlich nach ein paar Minuten der Stille.

Sie sah ihn fragend an.

Er erklärte verdrossen „Ich habe keinen einzigen Planeten vernichtet. Nicht, dass ich dazu nicht in der Lage wäre, aber…“ In hochmütigen Tonfall sprach er weiter. „Glaubst du, Planeten mit einer annehmbaren Biosphäre wachsen auf Bäume? Von intelligenten Leben ganz zu schweigen. Hauptsächlich gibt es giftige Gas- und Staubbälle, die völlig untauglich sind. Die wenigen guten Exemplare werden behutsam gesäubert, damit sie meistbietend verkauft werden können. Außerdem gibt es viele Planeten, mit denen wir Handelsbeziehungen führen und die uns als Verteidiger und Schädlingsbekämpfer bezahlen.“

Staunend und erleichtert sah sie ihn an. „Welche denn?“ fragte sie neugierig.

Er legte den Kopf in den Nacken und starrte nachdenklich in den Himmel.

„Nun, da ist Aurum…mit denen arbeiten wir schon lange zusammen…“ fing er an zu erzählen.

Gespannt hörte sie ihm dabei zu, wie Vegeta den fremden Planeten beschrieb.
 

Vegeta fiel auf, wie die Sonne höher stieg und stärker brannte.

Er beendete seine Erzählung über Aurum und verstummte.

Zu lange durfte er nicht hier verweilen; er traute den Wachen vor seinem Zimmer nicht viel zu. Sollte sein Vater plötzlich erscheinen und nach ihm fragen, konnte ihm niemand eine Antwort draufgeben.

Gut, der Prinz war erwachsen und konnte gehen, wohin er wollte, aber für den kontrollsüchtigen König war das keine Entschuldigung. Schlimmstenfalls schickte er seine Elitekrieger noch los, um ihn zu suchen.

Er stand auf und klopfte sich das Gras von der Hose.

Bulma verstand, dass er wieder losfliegen würde.

Sie schlang ihre Arme um ihre hochgezogenen Knie und sah sanft lächelnd zu ihm hoch.

„Das war heute wirklich ein glücklicher Zufall“ sprach sie leise. „Ich hätte nie gedacht, dass du so plötzlich wieder vor mir stehen würdest.“

Er sah auf sie herab und suchte nach den richtigen Worten. Er würde gerne wieder öfters kommen, aber das ging nicht.

„Ich weiß nicht, wie oft ich vorbeikommen kann“ warnte er sie gleich „Ich habe meine Aufgaben und zu deinem Schutz will ich auch nicht, dass jemand misstrauisch wird und mir folgt. Wir werden uns also nicht häufig sehen können.“

Sie seufzte und stand ebenfalls auf; wischte sich schnell das Gras von den Beinen.

„Mach dir um mich mal keine Sorgen; ich komme auch allein zurecht; wie in den letzten vergangenen Jahren. Auch ich habe was zu tun“ sagte sie leicht pikiert.

Es war ja nicht so, als hätte sie die letzten Jahre damit verbracht, am Seeufer sehnsüchtig zu stehen, die Hände flehend zu ringen und auf ihn zu warten.

Veg, oh Veg, warum hast mich verlassen, schluchz…so ein Quatsch; das Leben ging weiter.

Sie verbrachte manchmal den Tag in der Tsufuru-Basis, während Kakarott trainierte.

Veg sollte nicht glauben, dass sie wie früher als Kind immer für ihn Zeit hatte und er einfach bei ihr auftauchen konnte.

„Du erinnerst dich noch an Kakarott, meinen kleinen Bruder? Er war damals noch sehr jung und hat dich vermutlich vergessen, aber jetzt ist er älter. Wenn er dich sieht…ich halte es für keine gute Idee, wenn du zu meinem Haus fliegst“ erklärte sie.

„Ach ja, Kakarott, so hieß die kleine Nervensäge…was schlägst du vor? Soll ich in regelmäßigen Abständen kommen? Soll ich gar nicht kommen?“ mit der letzten Frage verengten sich seine Augen misstrauisch.

Wollte sie ihn nicht mehr sehen?

Die wenigen Stunden mit ihr hatten seine Batterien wieder aufgefüllt, er fühlte sich entspannter. Gerne würde er wenigstens einmal pro Woche kommen und sei es nur, um zu prüfen, dass sie gesund war; ein kleines Nickerchen zu halten und einen Snack zu verspeisen. Ohne eine solche Pause würde er im Palast sonst durchdrehen.

„Doch, doch, du darfst schon kommen“ stimmte Bulma grinsend zu „Aber wir müssen mal schauen, wie wir uns absprechen…erinnerst du dich an unser geheimes Zeichen?“

„Den Steinkreis? Als Zeichen, dass man es nicht schafft zu kommen?“

„Genau…ich habe eine Idee. Komm mit“ sie stürmte an ihm vorbei und rannte ans Seeufer, wo sie sich bückte und kleine Steine auflas. „Such nach besonders dunklen und hellen Steinen“ rief sie ihm zu.

Er kratze sich den Kopf, tat aber wie verlangt.

Nach ein paar Minuten verglichen sie ihre Beute. Bulma führte ihn wieder zum Baum, kniete sich hin und legte Muster auf den Boden.

„So, die verstecken wir hier an der Baumwurzel. Der Baum ist unser Treffpunkt. Wenn wir uns treffen wollen, aber einer ist nicht am See, legt er ein Zeichen. Die Anzahl der Steine bestimmt die Tage, wann wir uns treffen wollen und die Farbe, ob es am Morgen oder am Abend ist. Wenn der andere das Zeichen sieht und dem Datum zustimmt, macht er so ein Zeichen als Zustimmung. Wenn er nicht kann, legt er so ein Zeichen“ sie legte einen horizontalen Strich. „Hier zeigen die Anzahl der Steine wieder die Tage an. Wenn man vor dem ersten Zeichen legt, heißt es „Früher als“ und wenn man es dahinter legt „Später“. So weiß der erste, dass der zweite nicht zum vereinbarten Termin kann, aber zu einem anderen Zeitpunkt.“

„Man, das wird jetzt aber immer komplizierter“ stöhnte Vegeta.

„Zu kompliziert für dich? Soll ich es noch mal erklären?“ fragte sie in falscher Unschuld.

„Hältst du mich für so blöd? Ich finde, es könnte auch einfacher gehen, wenn du einen Scouter hast“ murmelte er verdrossen.

„Tja, schön wärs“ stimmte sie ihm zu und dachte traurig an ihren alten Scouter, der damals durch Brolys Powerlevel-Anstieg überlastet und zerbrochen war. „Aber so was werde ich nie von meinen Eltern bekommen.“ Sie verschwieg, dass sie durch ihren Zugang zur Tsufuru-Basis auch Zugang zu den alten Scoutern der Tsufuru-Armee hatte, aber die konnte sie nicht nutzen, ohne ihr größtes Geheimnis zu verraten.

Beide schwiegen kurz, sie bedrückt und er, weil er nicht wusste, was er darauf antworten sollte. Manchmal bewegte sich seine Klappe zu schnell, bevor er nachdenken konnte.

Er könnte ihr einen mitbringen, aber dann müsste er so konfiguriert werden, dass sie eine exklusive Leitung hätten, die niemand abhören könnte.

Wenn er aber den Falschen deswegen ansprach, würde sein Vater davon erfahren und misstrauisch werden. Bulmas Code hatte den Vorteil, dass niemand sie abhören könnte und die Steinkreise harmlos für fremde Augen aussahen.

„Bringst du wieder was zum Essen mit?“ wechselte er stattdessen das Thema.

„Klar“ stimmte sie zu. „Aber erwarte nicht zu viel. Ich kann nicht die Menge abzweigen, ohne dass es meiner Familie nicht auffällt. Übrigens…Meine Spezialität sind frittierte Teigballen mit Schleimaal-Füllung und Schleimaal-Auflauf.“

Er zuckte zusammen, das Gesicht angeekelt verzogen, wie von ihr beabsichtigt. Seine Meinung (und vermutlich auch sein Trauma) hatten sich diesbezüglich nicht verändert.

Sie lachte bei diesem Anblick.

„Willst du mir meinen Appetit versauen? Bleib mir bloß weg mit dem Zeug“ keifte er.

Sie grinste. „Bringst du wieder Kekse mit?“

„Ich werde sehen, was sich machen lässt“ brummte er.

Er nickte ihr kurz zu; von seiner Seite war alles gesagt.

Als er sich umdrehte und er ihr den Rücken zuwandte, um loszufliegen, fiel Bulma plötzlich etwas ein.

„Warte“ eilig rannte sie auf ihn und hielt ihn am Arm fest.

„Eine Sache noch…Abschied. Bitte verabschiede dich richtig von mir, wenn du auf eine längere Reise gehst“ sagte sie eilig.

Für einen kurzen Moment hatte sein Rücken sie an ihren Vater erinnerte, wenn er zu einer Mission aufbrach und Gine ihm traurig hinterher sah. Aber sie wusste wenigstens, wo er war und dass er wiederkommen würde.

Was Bulma immer an ihren Streit gestört hatte, war auch der fehlende Abschied. Sie hatte nicht gewusst, wo er war und ob er zurückkommen würde.

„Hm, und wie sieht ein richtiger Abschied für dich aus?“ fragte Vegeta ratlos. Er kannte nur die Version, wo er Befehle bekam und sie folgsam und stumm befolgte. Andersherum salutieren die Soldaten bei seinen Befehlen und verschwanden ebenfalls wortlos.

„Na, erstmal sagt man „Wir sehen uns wieder“ und verschwindet nicht so wortlos“ entgegnete sie trocken. „Und wenn du weißt, dass es länger dauert, wäre wenigstens eine geschätzte Zeitdauer nett. So nach dem Motto „Hey, ich bin für sieben Jahre unterwegs, warte nicht auf mich“ oder so ähnlich.“

Vegeta grinste. „Immer noch sauer deswegen…du verzeihst nicht. Du bist nachtragend wie eine richtige Saiyajin.“

„Ja, nicht meine beste Eigenschaft; ich versuche mich zu bessern. Aber zurück zu dir und deinen Fehlern. Also…“ hoffend sah sie ihn an.

Vegeta stutzte bei ihrem flehenden Blick. Ihre blauen Augen unter den langen Wimpern waren faszinierender als in seiner Erinnerung und erinnerten ihn an einen schimmernden Edelstein. Dazu diese rosigen Lippen, die sich leicht schürzten und seine Gedanken in die falsche Richtung lenkten…Er räusperte sich.

„Hmpf, ich gehe jetzt und werde in drei Tagen wiederkommen, zur frühen Mittagszeit, hier an diesen Ort. Wir sehen uns also garantiert wieder“ verkündete er erhaben. „War das richtig so?“

Ihr breites Lächeln war Zustimmung genug.

„Dann werde ich in drei Tagen auch hier sein“ versprach sie ihm.

„Mit Mittagessen!“ beharrte er. „Ohne Schleimaal!“

„Ich sehe zu, was ich abzweigen kann“ seufzte sie.

Er nickte, zufrieden, dass er sich durchgesetzt hatte. Aber vielleicht sollte er ihr doch mal etwas mehr als nur Kekse mitbringen. Ihre Familie war ja nicht gut betucht.

Nun sprang er ungehindert in die Luft und flog rasant fort.
 

Bulma strich sich die Haare zurecht, die der heftige Windstoß verwuschelt hatte und kletterte in die Hängematte rein.

Nachdenklich schaukelte sie in der Luft und sah zu den schattenspenden Ästen nach oben.

Was für ein aufregender Tag.

Zuerst Radditz, nun Veg…aber für wie lange?

Man sollte es genießen, solange es dauert, sich aber nicht darauf verlassen, dass es ewig währt; wie ihre Mutter ihr einst sagte.

An ihren Plänen änderte es nichts.

Vegs Erzählungen von anderen Planeten waren spannend und sie würde ihn deswegen nach mehr fragen. Für ihre Vorbereitungen war es nützlich zu wissen, auf welchen Planeten Saiyajins willkommen waren und wo nicht.

Veg…er hatte ihr immer noch nicht die Wahrheit über seinen Namen gesagt, aber sie konnte ihm nicht gestehen, woher sie es wusste.

Aber vielleicht hatte er seine Gründe und sie musste es einfach akzeptieren, auch wenn dieses fehlende Vertrauen schmerzte.

Im Gegenzug hatte sie auch ihre Geheimnisse, von denen sie nicht vorhatte, sie zu teilen…ihr Ki-Lesen, die Tsufuru-Basis, Broly, Sadala…vielleicht das Schweben, dass sie erlernt hatte?

Aber er könnte fragen, wie und von wem sie es gelernt hatte und sollte sie ihn deswegen anlügen?

Das Fliegen…sie erinnerte sich an den wilden, gemeinsamen Fall und lachte leise auf. Das war ein Schock gewesen. Was für ein jämmerlicher Versuch, sie vom Weinen abzubringen, aber…dass er es versuchte hatte, gefiel ihr.

Jedenfalls fühlte man sich danach sehr lebendig.

Sie kicherte leise, aber gleichzeitig beschloss sie, ihre Geheimnisse zu bewahren und sich dumm zu stellen. Wie ihre Eltern dachte er, dass sie nie den Wald verlassen hatte und immer noch schwach und unwissend war.

Ihre Augen schlossen sich, während sie das Treffen vor ihren Augen noch mal Revue passieren ließ.

Als Veg sie in seinen Armen festgehalten hatte…das hatte sich merkwürdig angefühlt. So ganz anders, als wenn sie ihre Familie umarmte.

Sie hatte die starke Brust gespürt, an die sie gepresst wurde und die muskulösen, schweren Arme um ihre Taille. Als sie ihr Gesicht an seinen Hals gedrückt hatte, war sein Geruch in ihre Nase gestiegen: so dunkel und herb.

Sein freches Grinsen hatte manchmal ihr Herz höherschlagen lassen, nur kurz, aber…es war seltsam, aber es hatte ihr gefallen. Früher fand sie ihn furchtbar eingebildet, wenn er sie so hämisch angelächelt hatte. Aber nun, zusammen mit diesem ungewohnten, intensiven Blick, mit dem er sie bedacht hatte, wirkte er anders…reifer, erfahrener. Ihr Magen verzog sich dann und sie fühlte sich…fiebrig; es war ein unbekanntes, schwer zu beschreibendes Gefühl.

Wurde sie krank?

Unruhig wand sie sich, was eine schlechte Idee war, wenn man in einer Hängematte lag. Sie fing stark an zu schaukeln und Bulma hielt sich sofort besorgt am Rand fest und blieb stocksteif liegen.

Huh, keine Ahnung, was mit ihr los war, aber sie sollte sich schnellstens beruhigen. Veg wollte schließlich in drei Tagen wiederkommen und dann wollte sie nicht krank im Bett liegen.

Sie legte ihre gefalteten Hände auf den Bauch und beschloss sich auszuruhen.

Kurt bevor sie einschlief, erinnerte sie sich, was sie sich als Kind vorgenommen hatte; die Worte, die sie Veg beim nächsten Wiedersehen sagen wollte. Es war an dem Tag, als Gine über den Anfang ihrer Beziehung mit Bardock erzählt hatte; ihr die Maske der Männer erklärt hatte, die sie nutzten, um ihre Gefühle zu verbergen.

Die Worte waren ihr vorhin eingefallen, aber sie hatte sie nicht über ihre Lippen bringen können. Nicht, wenn ihr Magen so komisch grummelte, sobald sie ihm in die Augen sah.

Sie hatte sagen wollen. „Veg, ich weiß, dass du mich magst, weil du mir Kekse mitbringst, mich besuchst und mich nicht verraten hast. Ich mag dich auch. Ich mag dich, nicht nur wegen der Kekse und weil du stark bist und fliegen kannst. Sondern weil du mich besucht hast, als ich allein zu Hause war und mir tolle Rätselaufgaben gebracht hast. Mit dir zu spielen, macht mehr Spaß als mit meinen Brüdern. Ich finde dich toll und ich mag dich ganz doll.“

Bulma merkte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg und hielt sich verlegen die Hände vors Gesicht.

//Gahh, ich kann nicht glauben, dass ich so was Peinliches sagen wollte// warf sie sich vor und drehte sich stöhnend wild umher, woraufhin die Hängematte wieder gefährlich schwankte.

Gut, dass sie es nicht gesagt hatte. Veg wäre doch aus dem Feixen nicht mehr herausgekommen und hätte sich furchtbar über sie lustig gemacht.

Sie räusperte sich, ihr Hals fühlte sich trocken an und sie langte über den Rand der Hängematte hinaus, um nach der letzten Flasche mit dem Fruchtsaft zu angeln.

Nach einem erfrischenden, großen Schluck fühlte sie sich besser.

Vielleicht waren diese fremden Gefühle nur Nachwirkungen des Schocks, weil er so plötzlich aufgetaucht war. Überraschung und Freude plus die alten Geheimnisse ihrer Kindheit…das war alles etwas zu viel auf einmal.

Vermutlich würden sie sich schon bald wieder wie früher benehmen, sobald sie sich wieder an ihn gewöhnt hatte.

Mondfieber und Jagdglück

Als die Dämmerung anbrach und es kühler wurde, stand Bulma auf, räumte die Hängematte weg, verkleinerte die Kiste, um sie als Kapsel wieder einzustecken und marschierte zurück nach Hause.

Das Nickerchen hatte gutgetan, sie fühlte sich glücklich und beschwingt und die seltsamen neuen Gefühle waren fürs erste abgeklungen. Stattdessen tauchten im Kopf die nächsten Gedanken über den Alltag auf.

Wann sollte sie wieder in die Tsufuru-Basis verschwinden?

Sollte sie einen der Transporter updaten, damit sie ihn ebenfalls mit der Kapsel-Technik verkleinern könnte?

Oder mal wieder ein paar Schieß-Übungen am Waffenstand oder im Flug-Simulator?

Sie musste unbedingt die Informationen über diesen Planeten Aurum aufschreiben, von dem Veg ihr erzählt hatte.

An Veg selbst wollte sie für erste nicht denken und so lenkte sich mit anderen Plänen ab, während sie mit den Vorbereitungen für das Abendessen begann.

Kakarott war der erste, der heimkam.

„Brauchst du Hilfe“ rief er ihr zu, während er aber schon auf den Weg zu seinem Zimmer war.

„Ja, du kannst mir ein paar Sachen aus der Vorratskammer holen“ rief sie zurück.

Schnell kam er wieder runter, nun in sauberer, bequemer Hose und Hemd gekleidet und holte ihr die gewünschten Zutaten aus der gut gesicherten Kammer hinterm Haus.

Kaum hatte er sich aufs Sofa hingelegt, als seine Eltern an der Tür erschienen, in beiden Händen Säcke mit Lebensmitteln.

„Hey, Faulpelz, warum hast du dich heute geweigert, deiner Mutter zu helfen?“ rief Bardock ihm verärgert zu und stellte die Sache auf den Tisch.

„Komm, Bardock, ist nicht schlimm. Du konntest mir ja helfen“ beruhigte Gine ihn und entnahm die kleinen Dinge, die sie schon mal in den Küchenregalen einordnen wollte. Den Rest würde man in der Kammer lagern.

Kakarott richtete sich wieder auf, das Gesicht missmutig verzogen.

„Ich wollte heute nicht hin, weil da ständig dieses blöde Mädchen ist“ murrte er und trat näher.

Wenn er jetzt schnell half, war sein Vater vielleicht weniger sauer.

„Was für ein Mädchen?“ fragte Gine stirnrunzelnd. Momentan gab es viele junge Dinger, die bei ihr ausgebildet werden sollten. Einige waren damit nicht zufrieden; hatte eigentlich gehofft, sie könnten zu Krieger werden wie die Jungs und mussten nun notgedrungen bei der Nahrungseinheit helfen.

Gerade denen fehlte die Motivation und oft schwänzten sie ihre Aufgaben.

Kakarott kratzte sich nachdenklich den Kopf und seufzte schwer. Bulma spitzte die Ohren.

„Keine Ahnung, ein Mädchen halt. Ich kenne ihren Namen nicht. Lange schwarze Haare, so groß wie ich. Furchtbar nervig. Wenn ich komme, starrt sie mich die ganze Zeit an. Ich weiß nicht wieso, aber ich fühle mich dann so, als ob ich einen Fehler gemacht habe. Letztens kam sie näher und hat die ganze Zeit mit den Wimpern geklimpert. Ich habe sie gefragt, ob sie was im Auge hat“ Kakarott entdeckte in den Sachen eine Portion mit Dörrfleisch, was er liebte und er stibitzte sich einen Streifen.

„Und dann?“ hakte Gine nach, deren Neugier geweckt war. Sogar Bardock sah seinen Sohn nun aufmerksam an.

Er zuckte mit den Achseln. „Sie hat mich angeknurrt und ich habe Angst bekommen“ erklärte er.

Bardock schmunzelte und warf Gine einen verschwörerischen Blick zu. Er hob fragend eine Augenbraue und sie zuckte ahnungslos mit den Schultern.

Sie wusste nicht, welches Mädchen versuchte, Kakarotts Aufmerksamkeit zu wecken.

„Jedenfalls…“ Kakarott nahm sich noch ein Stück Trockenfleisch und sprach kauend weiter. „…ist sie komisch. Einmal ist sie ganz nah an mich herangekommen, bis sich unsere Nasenspitzen fast berührt hätten und hat mir tief in die Augen gesehen. Ich habe sie gefragt, ob sie mal Platz machen kann. Und wisst ihr, was sie getan hat?“ Seine Stimme wurde lauter und aufgebracht. Dieses Gesprächsthema regte ihn mehr auf, als er dachte.

„Sie hat mich in die Seite gepiekt und dämlich gekichert. Immer wieder, bis ihr gesagt habe, dass sie aufhören soll, weil es weh tut. Sie hat mich verdutzt angesehen und ist dann mit einem „Du bist ja niedlich“ davon gehüpft. Was sollte das? Die ist verrückt!“

„Wow, das hört sich wirklich nervig ein“ stimmte ihm Bulma zu, die sich nun mit ins Gespräch einbrachte.

„Ich bin mir sicher, sie hat es nicht so gemeint“ erwiderte dagegen Gine und musste selbst ein Kichern unterdrücken, bei der Vorstellung, wie jemand versuchte, Kakarott anzubaggern. „Beim nächsten Mal zeigst du mir das betreffende Mädchen. Ich werde mit ihr sprechen.“

Kakarotts Gesicht hellte sich auf.

Bardock beschloss, das Thema zu wechseln. Zu hören, wie sein Sohn im zarten Alter von 13 Jahren bereits von Mädchen verfolgt wurde, hörte sich seltsam an.

„Komm, Kakarott, lass uns die Sachen in die Vorratskammer bringen, die hier nicht gebraucht werden“ forderte er ihn auf und sein Sohn folgte ihm gehorsam.
 

Während des Abendessens besprachen sie die Pläne der nächsten Tage.

Besonders wichtig war der Vollmond, der bald wieder über Vegeta-Sei erscheinen würde.

„Ihr wisst, was dann zu tun ist?“ fraget Bardock seine Kinder streng.

„Wir bleiben brav im Zimmer, gehen nicht raus und schauen auf gar keinen Fall den Vollmond an“ wiederholten seine Kinder gehorsam.

Bardock schnaubte zufrieden. „Gut, denn ihr seid zu groß, um in unser Bett zu schlafen wie vor acht Jahren.“

„Och, ich weiß nicht“ wandte Gine wehmütig ein. „ich fand es sehr gemütlich, so kuschlig…Ach Bardock, weißt du noch, wie niedlich sie damals aussahen? Dann denke ich daran, wie schön es wäre, noch eines…“

„Vergiss es, Gine, der Baum ist gefällt“ unterbrach Bardock eilig seine Gefährtin in ihren nostalgischen Erinnerungen. „Von dem Baum bekommt du keine Samen mehr. Drei Früchtchen sind auch genug.“

Er konzentrierte sich wieder auf das Mahl, bevor sein Sohn ihm noch die besten Leckerbissen wegschnappte.

Er kaute langsamer, als ein Gedanke aufkam.

Es war nun der zweite Vollmond, den seine Kinder erleben würden. Für ihn war es nichts besonders mehr, er hatte unzählige Verwandlungen auf verschiedene Planeten vollzogen und sich daran gewöhnt. Etwas, was Kakarott eines Tages auch tun musste, wenn er ihm auf Missionen folgen sollte.

Die Ozaru-Verwandlung konnte der letzte Trumpf sein.

Gerade die ersten Verwandlungen waren die schwierigsten. Dieser Kraftzuwachs, die tierische, aggressive Seite, die zum Vorschein kam…wenn Kakarott in seinem Team arbeiten würde, müsste er lernen, sich zu kontrollieren oder er würde seine eigene Kameraden angreifen.

Anderseits konnte es Situationen geben, wo er sich nicht verwandeln durfte und gegen den Einfluss des Mondes kämpfen musste. Es gab einfache Tricks dagegen, um sich abzulenken, damit man bei Vollmond nicht in den Himmel sah.

So wie er es damals getan hatte, als Bulma geboren wurde. Ohne seine Willenskraft und die ablenkende Sorge um Gine und das Neugeborene hätte er es nicht zu ihr geschafft. Dadurch hatte er jeden Blick in den Himmel vermieden.

Er warf einen Blick auf seine Tochter.

Dies würde bald ihr dritter Vollmond in ihren Leben sein.

Aber in seinen Augen war sie immer noch sein kleines Mädchen.

Er erinnerte sich, wie er sie als kleines Baby an seine Brust gedrückt hatte…ihre winzigen Finger, die nach ihm gegriffen hatten, so klein, dass sie gerade mal einen seiner Finger umfassen konnten. Die niedlichen Zehen, die zierlichen Ohren, der wohlriechen Flaum auf ihren Kopf, das kleine Bäuchlein…

„Papa, ist alles in Ordnung“ unterbrach ihre Stimme seine Gedanken. Besorgt sah sie ihn an. „Du siehst mich so komisch an.“

„Äh, nein, alles gut“ stammelte Bardock ertappt und wechselte schnell das Thema.

Hölle, hatte Gine ihn angesteckt mit ihren Baby-Wahn?

„Morgen bleibst du hier, Kakarott“ befahl er plötzlich dem verdutzten Sprössling. „Ich habe etwas zu besprechen. Es wird Zeit für deine erste Mission.“

„Was?! Aber Bardock, wir haben doch abgemacht, nicht vor seinem sechzehnten Lebensjahr“ wandte Gine empört ein.

Bardock hob abwehrend eine Hand. „Es wird auch keine offizielle Mission. Mehr eine Trainingseinheit außerhalb Vegeta-Sei. Ich denke da an einen Planeten, der einen oder mehrere Monde hat, so dass Kakarott in kürzerer Zeit die Ozaru-Verwandlung testen kann. Ein unbewohnter Planet, wo wir uns austoben können.“

„Oh…ach so“ beruhigte sich Gine. Das war wirklich ein guter Plan.

Seine Kinder sahen ihn fragend an und wollten mehr wissen, aber Bardock schüttelte den Kopf.

„Ich werde es dir morgen besser erklären, wenn Toma und die anderen da sind. Wir werden einen neuen Trainingsplan für dich aufstellen. Bulma, kochst du für Truppe was? Gine muss ja arbeiten.“

„Ja, klar, kann ich machen“ stimmte Bulma zu, die ebenso neugierig war zu erfahren, was ihr Vater plante.
 

Zum späten Morgen kamen die vier Kameraden und brachten Leckereien für das zweite Frühstück mit. Bulma musste damit weniger kochen, aber immer noch genug. Während sie in der offenen Küche werkelte, Tee aufsetzte, Fruchtsaft presste, Pfannkuchen buk und Eier briet, hörte sie dabei zu, wie die Erwachsenen um den Tisch saßen und die passenden Planeten durchgingen. Kakarott saß neugierig dabei und hörte aufmerksam zu, auch wenn er nicht alles verstand.

„Was ist mit dem hier?“

„Der gehört den Manoraner. Die nutzen den für ihre eigenen militärischen Übungen. Den werden sie uns nicht überlassen. Wäre aber lustig, gegen sie zu kämpfen.“

„Hm, und der hier? Hier hätten wir alle zwei Wochen einen Vollmond.“

„Nicht schlecht…er gehört auch keinen…aber was ist mit Proviant? Wir werden nach der Verwandlung Riesenhunger haben. Die Vorräte werden kaum ausreichen. Dieser Planet ist zu abseits und es lebt dort nichts.“

„Shit“ fluchte Bardock, der stirnrunzelnd auf die Auswahl sah.

Den passenden Planeten zu finden, war schwieriger als gedacht.

Er plante, die Pods für die Reise zu nutzen: sie waren schnell und unauffällig. Sie brauchten keinen Frachtraum, da sie auf keinen Beutezug waren Aber der Nachteil war, dass sie keine großen Mengen an Proviant mitnehmen konnten.

Die Planeten, die sie aber unbehelligt besuchen konnten, waren unbewohnten Einöden, wo nicht wuchs und man keine Nahrung fand.

„Also doch ein großes Raumschiff?“ fragte Selypa.

„Das will ich vermeiden“ erklärte Bardock seine Gedanken „Die darf man nur für bestimmte Zwecke nutzen und ich müsste das gesamte Team dafür anmelden, einschließlich Kakarott. Dann kommen aber die Fragen, wohin wir wollen und was wir planen. Uns wird aber keiner aufhalten, wenn wir die Pods nutzen.“

Toma nickte zustimmend. „Ja, das ist unauffälliger. Du willst also nicht an die große Glocke hängen, dass dein jüngster Sohn mitkommt?“

Bardock nickte und mit einem kurzen Blick auf seinen Sohn erklärte er „Ich denke, es ist ein guter Zeitpunkt, wenn wir alle für zwei Monate von Vegeta-Sei verschwinden und uns unsichtbar machen. Radditz und Nappa schnüffeln für meinen Geschmack zu viel herum. Ich glaube, sie sind auf der Suche nach Krieger für Prinz Vegeta. Ob es dem König gefällt, wenn sein Sohn seine eigenen Truppen zusammenstellt? Zweifelhaft.“

Toma grinste. „Hast du Angst, dass sie einen von uns abwerben?“

„Pfft“ Bardock lachte spöttisch. „Wenn, dann bin ich es, der unter dem Rotzlöffel dienen muss und ihr werdet dann einen anderen Mittelklasse-Krieger zugestellt. Wollt ihr das?“

„Auf keinen Fall“ stimmte Selypa ihm zu und auch die anderen schüttelten den Kopf. Gerade Selypa war dankbar für Bardocks Bemühungen. Er hielt schützend seine Hand über sie, weshalb sie trotz Druck von einigen Seiten immer noch auf Mission gehen durfte.

Sie war seit Jahren eine anerkannte, erfahrene Kriegerin. Was fiel diesen Neulingen ein, sie vom Kampffeld nehmen zu wollen, nur damit die Geburtenrate stieg!?

Sie entschied selbst, wenn sie Kinder haben wollte und nicht so ein Idiot von der Verwaltung.

Bardocks Grinsen verblasste, während sein Blick auf seinem Jüngsten verweilte.

Er durfte nicht von seiner Truppe getrennt werden und sein Sohn nicht von ihm. Wenn der Prinz sich einmischte und die Strukturen durcheinanderbrachte, die der König ihm einst geschenkt hatte…würde der König sich einmischen oder wäre es ihm jetzt, Jahre später, egal?

Für Kakarotts Wohl war es wichtig, dass er im Team seines Vaters blieb, wo man ihn schützen konnte und auf sein Trauma Rücksicht nahm. Deswegen wählten sie ja extra einen Planeten für die Trainingsreise, wo es kein intelligentes Leben gab.

„Okay, ich habe einen Vorschlag“ mischte sich Panbukin ein. „Wir nehmen den Planeten Sabaku. Netter warmer Planet, ein paar Kakteen und Skorpione, mit denen wir fertig werden. Ihr wisst schon, der mit der niedrigen Gravitation und den roten Sand. Weil da nichts wächst, wurde der Planet nie überfallen. Die paar Nomadenvölker, die dort leben, können wir ausweichen. Die Wüste ist groß genug für alle. Für uns sind seine zwei Monde aber gut. Der eine kommt alle drei Tage, der andere nur alle fünf Wochen. Die Zwischentage können wir mit Ausruhen oder normalen Training verbringen.“

„Aber die Vorräte? Wir finden dort nichts für uns. Die Nomaden haben auch nicht viel“ wandte Toma ein.

Panbukin nickte. „Weshalb wir Zwischenstation auf Toraberu machen sollten, der nächste Handelsplanet, von Sabaku ausgesehen. Dort können die Pods aufgeladen werden, wir schlagen uns den Bauch voll und dann geht es wieder zurück ins Wüstenland. Hin und her, hin und her, bis Kakarott gelernt hat, sein inneres Tier zu kontrollieren.“

Kakarott sah ihn aufgeregt an. Seine erste Reise mit einem Pod, fremde Landschaften, sein erster Vollmond…das hörte sich spannend an. Er war glücklich, weil sein Vater und seine Kameraden diese Rücksicht auf ihn nahmen.

„Darf ich dann jetzt auch meine Rüstung tragen?“ fragte er.

Die andere grinsten belustigt.

„Na klar, sonst bist du am nächsten Morgen nackt“ erklärte Toma. „Normale Kleidung zerreißt nach einer Verwandlung, aber unsere Rüstung und die dazugehörigen Textilien sind dehnbar.“

Kakarotts Augen wurden groß vor Staunen und er lächelte breit. Bei diesem Anblick fiel den langjährigen Kameraden auf, wie sehr der Junge seinen Eltern ähnelte: von Bardock die Haare, aber das offene Gesicht war von Gine.

Sie sahen nun wieder auf Panbukins Plan und überlegten weiter.

„Das wird teuer“ war Tomas Einwand. „Das ist keine Mission, sondern eine Privat-Reise, also müssen wir alles aus eigener Tasche zahlen.“

Auch wenn die Garküchen auf Toraberu preiswert waren, machte es angesichts der Menge, die ein hungrigen Saiyajin verschlang, keinen Unterschied.

„Naja, vielleicht können wir mit den Nomaden verhandeln“ überlegte Bardock. „Diese Skorpione sind meterhoch und giftig. Außerdem gibt es noch Sandhaie und andere Monster dort. Wenn wir anbieten, diese für sie zu vernichten, könnten wir Privates und Berufliches vermischen und die Kosten senken.“

Selypa verschränkte die Arme. „Und selbst wenn nicht, bin ich bereit, diese Opfer zu tragen. Diese Reise wird uns alle nicht schaden, abgesehen vom Geldbeutel. Wir können nicht zulassen, dass uns diese Frischlinge den Rang ablaufen. Ich will stärker werden! Sieh es als Investition in deine Zukunft an.“

„Ja, ja, verstanden“ Toma kratzte sich den Kopf. „Will ich ja auch.“

Bardock sah die anderen seines Teams an, die zustimmend nickten.

„Gut, dann bleiben wir bei Sabaku und planen fürs erste eine Dauer von zwei Monaten ein. Länger kann ich uns nicht von den Missionen entschuldigen“ fasste er zusammen. „Morgen geht es los!“
 

Als sich Bulma mit Vegeta wie vereinbart wieder am See traf, war Kakarott längst mit seinem Vater unterwegs.

Es war seltsam gewesen, sich von dem kleinen Bruder zu verabschieden, der so seltsam reif ausgesehen hatte in seiner Uniform und dem eigenen Scouter.

Gut, dass sie jenen bereits verwanzt hatte. Sollte Kakarott irgendwelche technischen Probleme haben, wusste er, dass er sie erreichen konnte.

Ihr Bruder freute sich auf seinen ersten, überraschenden Ausflug außerhalb Vegeta-Sei.

Zum ersten Mal würde er in einen Pod fliegen, sich verwandeln und gegen die erfahrenen Erwachsene antreten.

Er hatte keine Ahnung, was ihn erwarten würde, aber er blieb optimistisch, selbst, nachdem Bulma sich über den Planeten informiert und ihm ein Bild der gefürchteten schwarzen Skorpione und den riesigen Sand-Haien gezeigt hatte.

„Hast du keine Angst vor der Verwandlung?“ hatte sie gewagt ihn zu fragen. „Erinnerst du dich nicht, was mit den Tsufurujins passiert ist?“

Kakarott sah sie ernst an. „Gerade deshalb will ich es lernen“ antwortete er. „Ja, ich habe Angst. Angst, dass ich mich verwandle, mich nicht kontrollieren kann und jemanden töte. Papa hat einen guten Plan. Wenn er auf mich aufpasst während meiner ersten Verwandlungen, bin ich mir sicher, dass ich niemanden verletze. Ich muss es lernen.“

Bulma verstand. Kakarott hatte Angst davor, sich in ein Monster zu verwandeln, ließ sich davon aber nicht aufhalten und kämpfte dagegen an. Nach dieser Trainingsreise konnte er sicher sein, dass der Mond keine Gewalt über ihn hatte.

Sie setzte sich unter einen Baum, die Kiste mit dem Mittagessen hinter sich aufgestellt und wartete auf Veg.

Sie schloss die Augen und konzentrierte sich, bis sie die herannahende mächtige Aura spürte.

Nun, wo sie wach und aufmerksam war und seine Aura mal von nahem untersucht hatte, fiel es ihr leichter, ihn trotz großer Distanz zu spüren.

So war sie auch nicht überrascht, als er wenige Sekunden später dicht über den See landete, womit pompös das Wasser in Wellen zur Seite rauschte und er selbstbewusst am Strand auftrat.

Würde er seinen Umhang tragen, würde das Stück Stoff nun wohl prahlerisch an ihm herumflattern; so wie er mit großen Schritten auf sie zu marschierte.

Bulma blieb unbeeindruckt.

Sie sah ihn kurz an, als Zeichen, dass sie ihn bemerkt hatte und wandte sich wieder der Blumenkette zu, die sie aus Langeweile anfangen hatte zu flechten.

Er räusperte sich aufmerksamkeitsheischend, weil sie davon nicht aufblickte.

„Was?“ fragte sie desinteressiert.

„Ich habe dir Kekse mitgebracht“ erklärte er und hielt ihr einen Beutel vor die Nase.

Bulma behielt ihren Blick auf die Blumenkette, so dass er nicht ihr amüsiertes Zucken sehen konnte.

Die Zeiten, wo man sie mit einem Beutel Keksen imponieren konnten, waren lange vorbei.

„Schön, ich habe uns Mittagessen gemacht“ sie deutete hinter sich, wo die Kiste stand, die gefüllt war mit den restlichen Pfannkuchen, die sie gestern noch gemacht hatte, sowie divers gefüllten Fladenbrote.

Vegeta öffnete sie neugierig. Seine Stirn runzelte sich beim Anblick.

Angesichts der Menge, die Bulma zum Essen brachte, erschien der kleine Beutel Kekse tatsächlich nicht besonders beeindruckend.

Es sah dagegen sogar regelrecht jämmerlich und geizig aus.

Er legte den Beutel ab und entfernte sich von ihr, um mit einem großen Sprung wieder fort zu fliegen.

Nun hielt Bulma in ihrem Tun inne und sah ihm erstaunt nach.

Hatte sie ihn verletzt oder wo wollte er jetzt hin?

Sie legte die halbfertige Krone aus Blüten zur Seite und streckte sich, um nach dem Beutel zu hangeln und einen Keks zu entnehmen. Sie kostete ihn vorsichtig, zerbröselte ihn mit ihren Zähnen und schmeckte auf ihre Zunge diesen bekannten Geschmack von zarter Süße.

Bevor sie den zweiten nehmen konnte, fühlte sie ihn wieder heranbrausen.

Dieses Mal landete er aber nicht zuerst, sondern ein großer, braunfelliger Leichnam, den er über sie abwarf und der krachend vor ihren Füßen landete.

Erschrocken schrie sie kurz auf.

Mit einem schnellen Blick erkannte sie, dass es ein Bovi war, ein kräftiges, großes, pflanzenfressendes Säugetier mit vier kurzen, spitzen Hörnern auf den Kopf und vier langen Beinen, die in Hufen endeten. Das glatte, braune Fell und die muskulösen Waden sagten ihr, dass er ein junges, gesundes Tier erwischt hatte, mit bestem Fleisch.

Mit großen Augen sah sie zu, wie er elegant auf dem Tier landete und stolz die Nase in die Luft reckte.

„Für dich“ verkündete er.
 

Bulma blinzelte ihn verblüfft an. Ihr fehlten die Worte.

Stolz verschränkte Vegeta die Arme vor der Brust.

So hatte er es gerne: endlich sah sie ihn wieder mit Bewunderung an.

Was hatte er sich auch gedacht, nur mit ein paar läppischen Keksen hier aufzutauchen?

Er war kein Kind mehr, da sollte er sich besser benehmen und nicht mehr so kleinlich sein.

Das Bovi war schnell erlegt gewesen. Obwohl es zu den schnellsten Landbewohnern gehörte und er sogar der Herdenführer gewesen war, hatte es nicht mit der Geschwindigkeit von Vegeta mithalten können. Schnell war der Hals gebrochen und das Tier fortgeschleppt worden, bevor die anderen Herdentiere auch nur empört wiehern konnten.

„Äh, wie soll ich meiner Familie erklären, warum ich plötzlich mit einem Bovi nach Hause komme“ unterbrach ihre trockene Stimme seinen Hochmut.

Er runzelte die Stirn. So viel zu ihrer Ehrfurcht vor seinen Jagd-Künsten.

„Was weiß ich? Denk dir was aus; du bist schlau. Das Tier ist an Altersschwäche gestorben und du hattest Glück“ schlug er vor und sprang vom Bovi runter.

Bulma schnaubte und stand auf, um ihn entgegen zu treten.

„Ich kann mit einem Blick sehen, dass es jung und kräftig ist. Meine Mutter wird es ebenfalls an der Qualität der Muskeln erkennen.“

„Gut, dann die Version: es hat sich das Bein gebrochen, war wehrlos und du hast ihm den Hals umgedreht“ dachte er laut und mit einer schnellen Bewegung zertrat er eines der Vorderbeine mit einem hässlichen Knirschen. Sie zuckte zusammen bei diesem hässlichen Geräusch.

Bulma schmunzelte spöttisch und kopierte seine Haltung, verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust.

„Bovi sind Steppentiere. Sie leben in der Herde, also wie soll sich ein einzelnes Tier in den Wald verirren, das Bein brechen und dann von mir erledigt werden?“ fragte sie.

„Es hatte einen schlechten Orientierungssinn und ist über eine Wurzel gestolpert“ log er trocken. „Es war ein wirklich dämliches Bovi und du hattest sehr viel Glück.“

Warum musste dieses Weib so kompliziert sein und konnte sich nicht einfach freuen?

Bulma konnte nicht mehr und musste lachen.

Veg hatte nicht groß nachgedacht bei seinem Geschenk, aber Fantasie hatte er.

„Du hast auch ständig was zu meckern. Da bringe ich dir bestes Fleisch mit und du willst es nicht“ knurrte er sie an.

Sie hörte mit dem Kichern auf.

„Ich meckere nicht; ich habe nur Einwände“ entgegnete sie. „Wenn dir mein Picknick nicht reicht, hättest du auch was sagen können. Stattdessen verschwindest du wortlos und lässt einfach ein totes Tier vor meine Füße fallen. Wie soll ich da reagieren?“ fragte sie ihn.

Vegeta brummte empört.

Sie sollte sich geehrt fühlen; das wäre die richtige Reaktion.

„Jeder Saiyajin freut sich, wenn man ihm Fleisch schenkt“ erklärte er darum noch mal.

Sie legte den Kopf schief. „Schenk mir lieber Bücher; die stinken nicht“ antwortete sie unbeeindruckt. Sie trat näher an das tote Bovi und untersuchte es.

Es war sehr viel Fleisch, zu viel, besonders jetzt, wo ihr Vater und Kakarott auf Reisen war. Gine würde es auffallen, wenn dieses neues Fleisch plötzlich in der Kammer hängte.

Bulma überlegte.

Fragend drehte sie den Kopf zu Vegeta.

„Wie viel kannst du essen?“ fragte sie.

„Vom Bovi? Wenn es gut zubereitet ist…alles. Ich habe einen hohen Energiebedarf“ erklärte er und klopfte sich auf den flachen Bauch. Er könnte jetzt schon was vertragen, nach seinem morgendlichen Training und wo das Frühstück schon etwas länger her war.

Sie seufzte und streckte sich.

„Tja, dann ist klar, womit wir heute den Tag verbringen. Du wirst nicht eher wegfliegen, bis wir es zerlegt und gekocht haben.“

Sie befahl ihm, das Bovi zu ihrer Hütte zu fliegen, während sie nachkommen würde.

Dort würden sie es zerlegen und braten können.

Vegeta verdrehte die Augen, weil er nun mit dieser niederen Arbeit beauftragt wurde, aber er war auch neugierig, wie Bulma es zubereiten würde. Als sie ihm beiläufig erklärte, dass ihre Familie aktuell nur aus ihrer Mutter bestand, die erst spät abends heimkommen würde, war ihm klar, dass sie nun ein paar Stunden für sich hatten.

Zeit, die sie wieder bei ihr zu Hause verbringen könnten.

Niedere Arbeit oder nicht; es wäre eine Abwechslung zu seinen üblichen Aufgaben und damit eine willkommene Ablenkung von all diesen Terminen, Audienzen und Plänen, die im Palast auf ihn warteten.

Der Vorteil war: er durfte danach auch alles essen.

Also flog er, dass Bovi an seinen Hinterhufen haltend, zu ihrer Hütte.

Während Bulma erst etwas später zu Fuß nachfolgte, hatte er Zeit genug, die neue zweite Hütte von außen zu begutachten wie auch ihren wuchernden Garten. Die beiden Hütten waren von oben gut getarnt und er hatte für einen Moment gezweifelt, ob er auch richtig war.

Kaum kam Bulma angelaufen, als sie auch in der alten Hütte verschwand, um dann mit einem Satz Messer und einigen Töpfen wiederzukommen.

„Wir müssen uns beeilen“ rief sie ihm und zog ihn zu einer Stelle näher an den Wald. „Frische Beute muss richtig zerlegt werden und das schnell, sonst leidet das Fleisch.“

In diesem Fall wäre sein Geschenk nutzlos und so rückte Vegeta fürs erste seinen Stolz zur Seite und gehorchte Bulmas Anweisungen.

Er hielt das Bovi an seinen Hinterhufen hoch, so dass sie den Bauch aufschneiden und die Innereien entfernen konnte. Mit gekonnten Schnitten an den Hufen löste sie das Fell und er half beim Abziehen.

Diese neue Situation fing an, ihn zu interessieren und wissbegierig sah er ihr dabei zu, wie sie das Wild zerlegte.

In den letzten Jahren hatte es Augenblicke gegeben, wo er und seine Männer sich selbst hatten versorgen müssen und unbekannte Nahrung gejagt hatten. Zwei seiner Männer hatte es erwischt, weil sie das falsche gegessen hatten und waren qualvoll gestorben.

Ein absolut jämmerlicher Tod für einen Krieger und dadurch war Vegeta bewusst geworden, was für eine wichtige Aufgabe die Nahrungszubereiter eigentlich hatten. Er hatte sich geärgert, keinen von ihnen in sein damaliges Team aufgenommen zu haben und nur aufs Powerlevel geschaut.

Radditz war der einzige gewesen, der eine gewisse Ahnung gehabt hatte: er hatte sein Wasser stets abgekocht, sein Fleisch gebraten und neues Obst immer gut gewaschen.

Dieses Verhalten hatten die anderen schnell kopiert. Radditz hatte ihnen erklärt, dass seine Mutter bei der Nahrungseinheit arbeitete und er einiges von ihr gelernt hatte.

Bulmas Geschick mit den Messern und ihre Schnelligkeit beeindruckten Vegeta. Sie riss nichts grob heraus, sondern konnte mit ein paar kleinen Schnitten die Keulen gekonnt herausdrehen. Das Fleisch sah dadurch besser aus; nicht so grob und zerfasert, wie wenn er es tat.

Es gefiel ihm, dass sie es auch selbst zerlegte; zeigte es doch auch einen gewissen Respekt vor seinen Jagdkünste. Andere Frauen hätten die Beute vielleicht nur nickend angenommen, aber das Fleisch zu der Nahrungseinheit gebracht und es von denen zerlegen lassen. Entweder, weil sie nicht wussten, wie man es tat oder um sich nicht die Hände schmutzig zu machen. Je länger sie dafür gewartet hätten, desto mehr vom Fleisch wäre ruiniert gewesen.

Bulma aber hatte sich sofort um die Zubereitung gekümmert. Sie wollte nichts verschwenden. In diesen Moment waren sogar ihre sonstigen moralischen Bedenken wegen dem Töten vergessen.
 

Dank der Zusammenarbeit war das Zerlegen schnell erledigt.

Bulma beauftragte Vegeta noch damit, die Eingeweide und all das, was sie nicht verwerten wollte, tief in den Wald zu bringen, damit die Raubtiere und Aasfresser des Waldes sich daran gütlich tun konnte.

Als er zurückkam, hatte sie ihm eine saubere Hose und Hemd sowie ein Handtuch und Seife bereitgelegt.

„Du kannst dich hinterm Haus waschen“ erklärte sie eilig. „ich fange schon mal mit dem Kochen an.“

Vegeta bemerkte erst jetzt, dass nicht nur seine weißen Handschuhe mit Blut besudelt waren, sondern auch die Hose und der Brustpanzer.

Stöhnend nahm er die sauberen, aber fremden Sachen an, fand den kalten Badeteich hinterm Haus, der aber bei den sommerlichen Temperaturen sehr angenehm war und wusch sich gründlich.

Die schmutzige Kleidung würden die Palastdiener schon sauber kriegen. Dass sie aussahen, als ob er in Blut gebadet hätte, war bei ihm nicht ungewöhnlich.

Die Hose und das kurzärmelige Hemd waren etwas zu groß, aber dank des Gürtels passend zu binden und angenehm luftig.

Die Kleidung der Unterschicht…rau, aber bequem und hier in der Fremde, wo ihn niemand sah und kannte, konnte er mal das Protokoll vergessen.

Es war auf jeden Fall besser als seine blutbesudelte Kleidung zu tragen. Die grobe, aber luftige Kleidung fühlte sich sogar kühler an bei der sommerlichen Hitze.

Als er ins Haus marschierte, standen auf dem Tisch die Speisen bereit, die er vorhin in der Kiste gesehen hatte. Um sie nicht zu verschwenden, hatte Bulma sie hervorgeholt. Sie würden ihn bis zur Fertigstellung des Mahls beschäftigen.

Bulma setzte gerade einen Deckel auf den Topf, als er sich an den Tisch setzte.

„Veg, schau bitte auf die Steaks auf den Grill, damit sie nicht anbrennen. Ich bin so schmutzig, ich muss mich dringend waschen“ rief sie ihm eilig zu und schnappte sich ihr Bündel, was sie auf den Stuhl schon bereitgelegt hatte.

„Soll ich dir beim Einseifen helfen?“ fragte er grinsend. „Du schmutziges Mädchen.“

„Nein, das schaffe ich allein. Denk an die Steaks“ missverstand sie seine „Hilfe“ und lief schnell hinaus.

Er brummte amüsiert und schnappte sich das erste Häppchen, während er den Grill nicht aus den Augen ließ.
 

Als Bulma wiederkam, war der Tisch schon von der Hälfte der bereit gestellten Brote befreit worden und die Steaks brutzelten und verbreiteten einen köstlichen Duft.

Sie eilte zum Grill und legte sie auf einen großen Teller.

Vegeta sah ihr dabei zu. Bulma trug nun kurze Shorts und ein ärmelloses Shirt, was ihren flachen Bauch nicht ganz bedeckte; die Haare zu einem Zopf hochgebunden. Mit dem Blick auf ihre Rückenansicht, konnte er ihre langen, schlanken Beine bewundern, die aus einem wohlgerundeten Hinterteil ragten.

Der Anblick nahm ihn gefangen und beiläufig kaute er, ohne wirklich zu schmecken.

Erst als sie vor ihm den Teller mit Steaks abstellte, konnte er sich wieder auf etwas anders konzentrieren.

In mehreren Etappen stellte sie ein Gericht nach dem anderen vor ihm ab, während sie sich zwischendurch an die restlichen Fladenbrote hielten: knusprige Bovi-Keulen aus dem Ofen, saftige Koteletts mit Soße, marinierte Rippchen, dünne Scheiben rohes Filet mit Kräutersalz bestreut und zum Abschluss ein Gulasch, das am längsten geköchelt hatte, wodurch das Fleisch schön zart und sämig geworden war.

In einen anderen Topf brühte auf kleine Flamme eine Suppe mit dem Knochen und restlichen Gemüse, die bis morgen köcheln würde, um dann als konzentrierter Brühe verwendet zu werden.

Durch die kleinen Pausen zwischendurch, wo sie warten musste, bis es fertiggekocht war, konnte er sich Zeit nehmen zu genießen.

Bulma war eine gute Köchin und hatte es geschafft, das Tier in verschiedenen Variationen zuzubereiten, wodurch es immer wieder überraschend anders schmeckte.

Oder lag es daran, weil er so ein gutes Beutetier erledigt hatte?

Nein, so gut schmeckte es selbst nicht, wenn die Palastköche es zubereiteten.

Anerkennend nagte er die nächste Keule ab und grunzte zufrieden.
 

Bulma wischte sich die fettigen Hände an der Schürze ab.

Manchmal hasste sie das Kochen und freute sich, wenn ihr Vater unterwegs war, weil es einen anstrengenden Esser weniger gab. Ohne ihn und Kakarott würde das Kochen in den nächsten zwei Monaten einfacher sein, denn ihre Mutter und sie selbst aßen weniger.

Dieser ständige Appetit der Männer, das dafür benötigte, lange Stehen am warmen Herd, gerade jetzt im Sommer und dazu kam noch die anstrenge Arbeit des Zerlegens davor: Bulma war müde.

Kochen war anstrengend und schweißtreibend.

Nicht zu vergessen, der Abwasch, der da auf sie wartete.

Hinter sich konnte sie das Klappern des Geschirrs hören und sie hatte fast schon Angst, sich umzudrehen und wieder leere Teller dort stehen zu sehen.

Vegs Esstempo war beständig und nicht langsamer geworden: wie er es angekündigt hatte, konnte er tatsächlich ein Bovi essen. Jedes Mal, wenn sie sich umdrehte, war ein Teller leer und sie konnte das nächste Gericht bringen.

Aber nun war sie beinah fertig.

Mit einem Stöhnen stemmte sie den hohen Topf mit Gulasch hoch und brachte ihn zum Tisch.

Während er das aß, würde sie das restliche Fleisch noch einlegen; das konnte sie in der Kammer problemlos verstecken.

Sie selbst hatte keinen Hunger mehr: bei ihrem kleinen Appetit hatten die Fladenbrote ausgereicht und das ständige Stehen am Herd verminderte ihn zusätzlich. Je länger sie am Kochen war, desto weniger Hunger hatte.

Sie wollte sich nur noch waschen und wieder neue, sauber Kleidung anziehen. Am liebsten wollte sie im Badeteich bleiben und dort den Tag ausklingen lassen.

Aber zuerst musste der Topf versiegelt und in die Kammer gebracht werden und Veg musste ihr beim Abwasch helfen.

Sie wusch sich draußen die Finger und das verschwitzte Gesicht sauber, rückte ihren Zopf zurecht und kam wieder zu ihm, um sich seufzend an den Tisch zu setzen.

„Nie wieder“ stöhnte sie entkräftet „bitte jage nie wieder etwas für mich.“

„Jede andere Frau wäre geschmeichelt gewesen von so einer guten Beute“ erklärte er ihr kauend die Tradition.

Sie hob unbeeindruckt eine Augenbraue. „Solange das Tier nicht ausgenommen, mariniert und gekocht ist, bezweifele ich das. Du hast ja gemerkt, wie anstrengend die Arbeit ist. Viel gegessen habe ich auch nichts davon“ erklärte sie trocken und mit einem Seitenblick auf die leeren, schmutzigen Platten.

Pikiert hört er mit dem Kauen auf, legte stumm den Löffel ab und holte eigenständig einen frischen Teller, um ihn mit weitausholenden Bewegungen mit Gulasch zu füllen und in eleganten Schwung vor ihr abzusetzen, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten.

Dann zeigte er befehlend mit einem Grunzen drauf, bevor er sich wieder neben ihr setzte und unbeirrt weiter aß.

So, das hatte sie von ihrem Gemecker: der Prinz höchstpersönlich hatte ihr einen Teller offeriert, von dem Fleisch, dass ER gejagt und eigenhändig AUSGENOMMEN hatte!

Es gab niemand, NIEMANDEN, den er jemals mit so einer Ehre bedacht hatte!

Er würde sich hier nicht als geizig titulieren lassen und einem saiyanischen Weib etwas wegfuttern!

Diesen Teller würde sie aufessen und wenn er sie eigenhändig füttern müsste!

Und sie?

Sie kicherte nur.

Aber schließlich nahm sie den Löffel in die Hand und fing an zu essen.
 

Als der Topf leer gekratzt war und alles, was auf dem Tisch stand, nur noch schmutziges, leeres Geschirr war, lehnte er sich mit einem dumpfen, aber zufriedenen Brummen zurück.

Beide Saiyajins waren satt und müde und versanken in apathischer Stille, die erst von Vegeta unterbrochen wurde.

„Du bist eine gute Köchin“ er strich mit der Handrückenseite den Mund sauber. „Kennst du dich mit anderen Fleischsorten auch so gut aus?“

Bulma dachte nach, bevor sie antwortete.

Sie hatte einst unvorsichtigerweise erzählt, dass sie die Entdeckerin der Zubereitungsmethode für Schleimaale gewesen war. War Veg schlau (und sie bezweifelte das nicht) konnte er es zu ihrer Mutter nachverfolgen.

„Ich kenne mich mit vielen gut aus“ antwortete sie wage. „Der Aufbau von Säugetieren, Fischen und Vögel ist untereinander oft sehr ähnlich. Dann kann man abschätzen, wie man schneiden muss.“

„Durch deine Bücher?“ fragte er.

Sie nickte. „Auch und durch Ausprobieren und die Lehren meiner Mutter. Theoretisches Wissen hilft dir nicht weiter, wenn du ein Messer führen musst. Mama hat mich ausgebildet, da war ich vier. Ich habe also sehr viel Übung. Aber ich koche, weil ich es muss. Weil ich selbst nur bestimmte Sachen gerne esse und deshalb gewisse Vorlieben habe. Aber auch, weil in unserer Familie jeder seine Aufgaben für den Haushalt hat. Es ist eine Pflicht, die ich übernehmen kann und muss. Vorzugsweise esse ich lieber Gemüse und Obst und wenn Fleisch, dann lieber Fisch und Geflügel“ erklärte sie ihm ihre Vorlieben.

Ein weiteres Bovi oder ein noch größeres Tier als Geschenk würde sie nicht verkraften.

Vegeta sah nachdenklich zur Decke.

Er war zu voreilig gewesen.

Damit war seine Jagdbeute vom Wert nur wenig besser als die Kekse gewesen, die eher Bulmas Geschmack waren und keine Arbeit machten. Er hätte sich nicht den Aufwand machen sollen, aber anderseits war es interessant gewesen, ihr beim Ausnehmen zu helfen. Er hatte dadurch auch etwas gelernt.

Außerdem…er leckte sich über die Lippen, wo noch ein Rest der Soße zu schmecken war…hatte er von einem köstlichen Mahl profitiert.

Gut, nun wusste er Bescheid, dass sie keine Frau war, die von frischer Jagdbeute beeindruckt war. Also doch besser Bücher als Geschenk mitbringen; je komplizierter, desto besser; so wie er Bulmas Geschmack einschätzte.

Aber zur Sicherheit…

„Lieber Bücher als Bovi…“ murmelte er und sah sie nachdenklich an. „Was ist mit Schmuck?“

„Unnützer Klimbim, der nur hängen bleibt“ erklärte sie ihre Abneigung.

Er grinste.

Da war er derselben Meinung.

„Was machst du während des Vollmondes?“ wechselte sie das Thema und sah ihn interessiert an. Müde stützte sie ihren Kopf auf den Tisch.

„Drinnen bleiben. Du ja auch“ entgegnete er. Obwohl er zu den wenigen Saiyajins gehörte, die sich im Ozaru-Status kontrollieren konnte, hatte er andere Pläne in dieser Nacht. Sich zu verwandeln und gegen ein paar neue Rekruten kämpfen, interessierte ihn dieses Mal nicht. Das konnten Radditz und Nappa erledigen.

Es gab genug Mond-Wächter; Wächter ohne Schweif, die in der Nacht patrouillieren würden und da wurde er auch nicht gebraucht.

Sie verdrehte die Augen. Den Befehl hatte sie in den letzten Tagen genug von ihren Eltern gehört.

„Ja, keine Sorge. Ich will mich auch nicht verwandeln.“

„Ein blauhaariger Ozaru wäre auch zu komisch“ feixte er.

Sie rieb sich über die Arme. Bei den Gedanken, sich zu verwandeln, bekam sie eine Gänsehaut. Immer noch konnte sie sich an die Bilder von diesem alten Video erinnern. Sie fühlte sich unwohl, wann immer das Wort „Ozaru“ auch nur ausgesprochen wurde.

„Hast du dich schon mal verwandelt?“ fragte sie, obwohl sie die Antwort schon kannte.

Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jemand wie Veg sich noch nie verwandelt hatte.

Er nickte selbstbewusst.

„Schon öfters. Ich beherrsche sogar eine Technik, bei der ich mich auch ohne Vollmond verwandeln kann“ prahlte er.

Bulma sah ihn misstrauisch an. „Wie jetzt? Nur mit deiner Willenskraft?“ Sie rückte besorgt von ihm ab, als könnte er sich jederzeit zum Beweis verwandeln; hier und gleich.

Vegeta lachte kurz auf. „Keine Sorge, sowas geht nicht. Es ist eine Technik, mit dem man das Licht des Vollmondes imitiert.“

Nun hatte er wieder ihre Aufmerksamkeit. Wie gebannt sah sie ihn an.

„Ich habe nie so richtig kapiert, wie das mit der Verwandlung abläuft. Licht vom Vollmond und Saiyajinschweif; das ist notwendig. Aber wieso reagieren wir so drauf?“ fragte sie. Ihre Eltern hatten ihr nie darauf richtig geantwortet, aber Veg wusste bestimmt mehr.

„Mondlicht ist reflektiertes Sonnenlicht“ begann er ihr zu erklären. Sofort nickte sie; das wusste sie dank einer Grundlagenkurs über Astronomie von den Tsufurjins.

Vegeta erkannte, er musste sich nicht mit den Grundlagen aufhalten und kam gleich zum Punkt.

„Nur in diesem reflektierten Licht sind besondere Lichtwellen drin, genannt Blutz-Wellen. Erreichen diese Wellen einen Wert von 17 Millionen Zenos, wie es nur bei Vollmond geschieht und treffen auf unser Sehfeld, reagiert unser Schweif. Dann kommt es zu der Kettenreaktion, die in der Verwandlung endet.“

„Ach so…“ Bulma verstand sofort. „Hat man keinen Schweif, verwandelt man sich nicht. Zerstört man den Mond oder schneidet man den Schweif ab, stoppt das ebenfalls die Verwandlung. Ich schätze, bei deiner Technik imitierst du die Blutz-Wellen?“

Er nickte. „Es ist aber eine anstrengende Technik, die ich nur dann einsetze, wenn es sich lohnt. Eigentlich kämpfe ich lieber als normaler Saiyajin. Als meterhoher Ozaru gibt man ein zu gutes Ziel ab.“

Eine Weile dachte sie nach, ihre Stirn gerunzelt.

„Woran zerbrichst du dir dein kleines Köpfchen?“ fragte er spöttisch. „Du kannst mich ruhig fragen.“

„Ich denke darüber nach, mir den Schweif abzuschneiden. Tut das weh?“ fragte sie unschuldig.

„Was?!“ erschrocken sah er sie. Wie kam sie denn auf die bescheuerte Idee?

„Naja, ich will mich nicht verwandeln, selbst wenn ich es dürfte. Wenn ich den Schweif also abnehme, bin ich sicher“ erklärte sie und verstand seine Aufregung nicht.

Ihr Gleichgewichtssinn würde am Anfang wahrscheinlich schlechter sein, aber sonst sollte sich nichts ändern. Wozu brauchte sie ihn auch?

Klettern? Sie konnte fliegen.

Außerdem war er ein Schwachpunkt. Sie erinnerte sich nur zu gut an Kakarotts Training, wo sie ihn geholfen hatte, sich abzuhärten.

Sie hatte dazu nie Lust gehabt, weshalb er immer noch sehr sensibel war.

Aber die Medic-Station der Tsufurjins mit ihrem Chirurgen-Bot würde den Schweif bestimmt schmerzlos abnehmen können: eine Betäubungs-Spritze rein und wenn sie aufwachte, wäre sie den Schweif los.

Niemand könnte dann sagen, von welchem Planeten sie stamme…

Veg sah sie geschockt an, mit aufgerissenen Augen.

Plötzlich schellten seine Hände vor und hielte sie an ihren Oberarmen fest. Kraftvoll wurde sie näher zu ihm gezogen. Seine Augen waren nun wütend verengt und sie fühlte einen zornigen Wandel in seiner Aura. Zorn, aber auch Sorge und Angst loderten auf.

„Wage es ja nicht“ knurrte er sie an.

Bulma bekam kurz Angst bei seiner heftigen Reaktion, aber dann kam der Trotz hoch.

Es war ihr Körper.

So, wie sie sich ihre Haare schneiden konnte, wie es ihr gefiel, so konnte sie auch mit ihrem Schweif umgehen.

Was ging ihn das an?

„Wieso nicht?“ fragte sie dickköpfig. „Was für einen Sinn hat er schon?“

„Er gehört zu unserem Aussehen als stolze Saiyajins. Selbst wenn du dich nie verwandeln wirst…allein, dass du es kannst, zeichnet dich als Mitglied unserer Rasse aus. Ohne ihn bist du…“ er verstummte und suchte nach den richtigen Worten, nur um mit einem bockigen Befehl zu enden.

„Ich verbiete es dir.“

Sie lachte hoch auf.

„DU verbietest MIR, mit MEINEM Körper umzugehen, wie ich will?“ fragte sie nach, ein gefährliches Funkeln in den Augen.

„Wenn du planst, dich zu verstümmeln, dann JA!“

„Es ist MEIN KÖRPER!“ beharrte sie.

„WO IST DEIN STOLZ?“ er war so laut, er schrie schon fast.

„Was hat das eine mit dem andere zu tun? UND BRÜLL MICH NICHT SO AN! ICH BIN NICHT TAUB!“ kreischte sie.

Er biss die Zähne zusammen und holte schnaubend Luft.

Sie verstand es nicht. So wie sie keine Ahnung hatte, was es bedeutete, wenn ein Mann einer Frau Geschenke machte oder wieso sich die Saiyajins bei Vollmond verwandelten, so wenig verstand sie den Stolz auf ihr pelziges Anhängsel.

Warum die Mond-Wächter so anerkannt und bewundert wurden für ihr Opfer!

Warum Saiyajins, die gegen das Verbot verstießen und bei Vollmond nach draußen gingen, mit der Entfernung bestraft wurden!

„Du bist eine Saiyajin“ knurrte er, so ruhig er konnte. „Ohne ihn…mit deinem Aussehen…deiner Schwäche…kann man dich dann als Saiyajin anerkennen?“

„Vielleicht interessiert es mich nicht mehr, ob man mich als Saiyajin anerkennt“ wisperte sie. Ihre Augen waren groß und traurig.

Vegetas Wut nahm ab, als er diesen Schmerz darin sah.

„Vielleicht…“ sie schluckte „…vielleicht betrifft mich das alles nicht, denn diejenigen, die mich kennen, haben mich bereits anerkannt. Was interessieren mich dann die andere Saiyajins. Es ist ja nicht so…“ die ersten Tränen bildeten sich „als ob ich nach Sadala gehen könnte und man mich nicht als Missgeburt ansieht. Egal ob mit oder ohne Schweif. Ich…“ sie verstummte und biss sich auf die Lippen; rieb sich schnell die Tränen weg.

Aber Vegeta hatte genug erfahren und drückte sie schnell an sich, zog sie auf seinen Schoß. Wenn sie ihre Tränen nicht zeigen wollte, konnte sie sich an seiner Brust verstecken.

Vorsichtig strich er über ihren Rücken und suchte eilig nach den richtigen Worten.

Sein Blick fiel auf ihren unteren Rücken, wo er die Schweifwurzel sehen konnte, die aus der Hose ragte. Die blaue, pelzige Ursache für diesen Streit, der stets um die Taille geschlungen war.

Seine Hand glitt unwillkürlich tiefer und stoppte kurz davor, bevor er sie berühren konnte. Das war zu intim. So nahe waren sie sich nicht, egal wie sehr es ihn lockte.

Diese seidigen, hellen Haare dieses zierlichen Schweifes, so verlockend…er schluckte.

Der Gedanke, sie würde ihn sich abschneiden…er könnte ihn nie berühren und sie würde nie erfahren, wie sinnlich es sich anfühlte, wenn man ihn streichelte.

Welches Wohlempfinden man empfand, wenn man die Wurzel massierte und mit sanften Druck entlang strich.

„Bitte“ flüsterte er in ihr Ohr. „Bitte tu es nicht.“

Er hatte bislang noch nie in seinem Leben um etwas gebeten.

Er hatte befohlen oder sich genommen, wenn er etwas wollte.

Aber keiner dieser Methoden würde ihm bei ihr weiterhelfen.

Er spürte, wie ihr Atem stockte und mit klopfendem Herz wartete er auf ihre Antwort.

Seine Umarmung wurde fester und weitere flehende Worte entkamen seine Lippen.

„Tu es nicht. Du würdest es bereuen. Er ist so schön“ hauchte er an ihr Ohr.

„Wirklich?“ zweifelnd sah sie hoch. Ihre Finger verkrampften sich im Stoff seines Shirts und eine zarte Röte war auf ihren Wangen zu erkennen.

Bulma war Komplimente über ihr Aussehen nicht gewöhnt.

Wieder erwachte dieses seltsame Gefühl in ihrem Bauch, wenn sie Veg ansah und schnell drückte sie ihr Gesicht wieder an seine Brust.

Sie konnte sein Nicken trotzdem spüren und seine Stimme war plötzlich so rau und tief, als er wieder

an ihr Ohr flüsterte. Eine Gänsehaut glitt kurz über ihren Rücken, als sie seinen Atem spürte.

„Er ist sehr schön. Also bitte…tue es nicht. Versprich es mir.“

„Hm, ich weiß nicht“ grummelte sie an seiner Brust. Jetzt einfach was versprechen… es hätte schon Vorteile, ohne lästigen Schweif…

Vegeta zuckte zusammen bei dieser unzureichenden Antwort und fasste dann einen Entschluss.

Scheißegal, was Ehre und Anstand sagten… er musste Bulma vor einem großen Fehler bewahren.

Seine Hand glitt tiefer, überwand den letzten Rest an Abstand und hielt ihren Schweif sanft an der Wurzel fest.

Bulma zuckte wie erwartet zusammen und sah ihn überrascht an. Es war das erste Mal, dass sie dort angefasst wurde.

Ihre Finger krallten sich in sein Hemd und sie verkrampfte sich, aber davon ließ er jetzt abbringen.

Vorsichtig drückte er ihr empfindliches Körperteil und strich mit den Daumen den Fellstrich entlang. Wie er es sich gedacht hatte, fühlten sich die feinen Haare unter seinen Fingerkuppen unglaublich weich an.

Bulmas Mund öffnete sich unwillkürlich, ihr Rücken streckte sich, als ein unbekanntes, neues Gefühl ihrem Rückgrat entlang glitt. Kleine Blitze pulsierten plötzlich dicht unter ihre Haut.

Ungläubig starrte sie den Verursacher an, der ihre Reaktion genau beobachtete.

Sein Mund verzog sich zu einem selbstbewussten Lächeln: er wusste genau, was er da gerade machte.

Bulmas Arme stemmten sich gegen seine Brust, aber ihr Hintern drückte sich enger an ihn: sie wusste nicht, ob sie fliehen oder dableiben sollte.

Sie keuchte auf.

„Veg, das ist…es fühlt sich gut an…ohhh“ hauchte sie erstaunt.

Es war wie ein Kitzel; wie kleine Ameisen, die unter ihre Haut krabbelten.

Sie stöhnte hoch auf, als er einmal kräftig drüber strich und seine Finger leicht an der Wurzel drückten. Ihre Finger krallten sich unwillkürlich in sein Hemd.

Sie fluchte leise auf, die Luft blieb ihr im Halse stecken bei diesem…was war das?

„Veg…“ keuchte sie hilflos und sah ihn flehend an.

Vegeta musste alles an Selbstkontrolle aufstemmen und ließ sie eilig los. Diese Geräusche, die sie machte, wie gut sie sich anfühlte, ihr Erstaunen…das war zu gefährlich und brachte ihn an den Rand der Selbstbeherrschung.

Mit einer schnellen Bewegung positionierte er sie wieder auf ihren Stuhl und brachte sich wieder auf Abstand.

Er hatte bewiesen, was er beweisen wollte.

Oh, er wünschte sich so sehr, diese Bewegungen weiter zu führen, ihren Körper zu erkunden…aber sie war noch nicht so weit, er durfte nicht übereilen.

Tief in seinen Inneren wünschte er sich, dass sie seinen vollständigen Namen sagen würde.

Wenn sie jemals unter ihm lag und sie sich gegenseitig erkundeten, sollte sie ihn „Vegeta“ nennen.

„Also“ keuchte er, außer Atem durch diesen heftigen Kampf gegen seine Instinkte, „weißt du jetzt, warum du deinen Schweif nicht abschneiden solltest? Versprichst du es mir?“

Sie schnappte nach Atem, ihre Wangen verführerisch gerötet, Staunen und Sehnsucht in den Augen.

Ihr fehlte der Atem, um die Antwort zu geben und so konnte sie nur nicken.

Als sie sah, wie erleichtert er wirkte, fühlte sie sich mit ihrer Entscheidung besser.

Ihr Blick fiel auf seinen braunen Schweif, der um seine Hüfte lag.

„Kann ich dich auch mal anfassen?“ fragte sie neugierig. Er sprang zwei Schritt zurück und blinzelte sie verblüfft an, während sie ihn neugierig betrachtete.

Würde Veg sich dann auch gut fühlen?

Er lachte heiser auf und strich mit beiden Händen fahrig durchs Gesicht.

„Nein“ krächzte er.

Sie sah ihn verletzt an und zog einen Schmollmund. „Warum nicht?“

„Weil ich meinen Schweif behalten will“ grinste er sie an. „Ich würde niemals daran denken, ihn mir abzuscheiden.“

Sie grummelte, ihr fielen aber keine Argumente ein. Ihr Kopf fühlte sich gerade wattig an.

Zu schade, es juckte sie in den Fingern, ihn auch so zu berühren. Irgendetwas sagte ihr, dass es etwas Besonderes war. Es war nichts, was Freunde oder Familienmitglieder miteinander taten...außer vielleicht ihre Eltern?

Der hohe Puls beruhigte sich langsam und peinlich berührt sahen sie sich um, bloß nicht gegenseitig; eilig auf der Suche nach eine Themawechsel.

Bulmas Blick fiel auf das schmutzige Geschirr.

Sie seufzte auf und jeder Gedanke über ihren Schweif wurde zur Seite gedrängt.

„Hey, Veg, hilf mir beim Abwasch!“

Er kratzte sich nachdenklich die Wange und sah fluchtsuchend zur Tür, aber Bulmas schmalen Augen warfen böse Blitze.

Wehe, wenn er sich vor der Arbeit drückte. Es gab keinen einzigen sauberen Teller oder Topf in diesem Hause.

„Los, du bist stärker, darum darfst du abwaschen. Ich trockne ab“ befahl sie und nahm einen Stapel Geschirr.

„Was hat das mit Stärke zu tun?“ murrte er, folgte ihr aber und nahm auch einen Stapel.

Sie sah ihn berechnend an. „Das wirst du merken, wenn du die Töpfe vom Eingebrannten sauber schrubbst.“
 

Ein paar Tage später…

Die Nacht des Vollmondes brach an.

Es war die Nacht, wo die Mond-Wächter die Straßen und Dörfer patrouillierten und alle Saiyajins außer wenigen Außerwählten in ihren Häusern bleiben mussten.

Vegeta marschierte die dunklen Gänge des Palastes entlang. Alle Fenster waren verhangen und von außen drang kein Geräusch rein. Das gedimmte, elektrische Licht warf dunkle Schatten an die Wände, als er den Flur entlangschritt. Die Stille und fahle Helligkeit fühlten sich angenehm für seine sensiblen Sinne an.

Er trug wieder seine offizielle Uniform, mit Umhang und Wappen, aber ohne Scouter und war auf den Weg zum Thronsaal.

Zu dieser seltenen Gelegenheit des Vollmondes feierte die Eilte oft ein kleines, privates Mond-Fest im engsten Kreis. So hatte auch sein Vater zu einem Empfang eingeladen.

Die bunten Mosaik-Fenster des Thronsaals würden das Mondlicht brechen, so dass kein Saiyajin sich verwandeln würde. Erlesene Köstlichkeiten warteten auf die kleine Gästeschar, denen es gelungen war, eine Einladung zu erhalten und einige würden die Nacht später nicht allein verbringen.

„Ahh, Prinz Vegeta, wie ich sehe, seid ihr auch zu spät? Sollen wir gemeinsam gehen? Wir haben schließlich dasselbe Ziel“ hauchte plötzlich eine rauchige Stimme aus einem Seitengang.

Vegeta hielt inne und drehte den Kopf. Aus dem Seitengang, der zum Harem des Königs führte, erschien eine Saiyajin aus der Dunkelheit.

Vegetas Augen verengten sich misstrauisch bei ihrem Anblick.

Eine junge, hochgewachsene Saiyajin kam näher, mit wild gelocktem schwarzem Haar und einem Outfit, dass sehr viel Haut zeigte. Ihre freizügige Kleidung war bauchfrei, das kurze rote Oberteil streckte dem Beobachter ihre vollen Brüste entgegen und die seidige, rote Hose war nicht blickdicht, wodurch die Umrisse ihre schlanken Beine durchschimmerten.

Vegeta erinnerte sich: das war Aubergie, das neuste Mitglied des Harems und die aktuelle Favoritin seines Vaters.

Sie trat einen Schritt näher auf ihn zu, ein verlockendes Lächeln auf den roten Lippen, die Locken betont zur Seite streifend. Mit jener Bewegung klirrten die zarten, goldenen Ketten, die sie sich um den Körper geschlungen hatte und in denen einzelnen eingefasste Edelsteine aufleuchtete. Dadurch betonte sie ihre schmalen Handgelenke, ihre nackte Taille, den ausladenden Hintern und ihren langen Hals. Sogar in ihren Haaren und der Schweif glitzerten, als sie sich vor ihm lässig in Pose schmiss.

Jedes Schmuckstück, von den Ketten bis zu den goldenen Ohrringen und den Ringen an ihren Fingern waren Geschenke seines Vaters und zeigten ihren Stand an.

Doch so hungrig, wie ihr Blick über ihn ging, schien sie sich mit ihrer aktuellen Position nicht zufrieden zu geben.

Von wegen zu spät; sie hatte in der Dunkelheit auf ihn gewartet. Es war der einzige Gang, von dem man aus seinen Gemächern zum Thronsaal kam.

Unter ihren langen Wimpern klimperte sie ihn verheißungsvoll an, versuchte ihn zu verlocken und löschte mit einem weiteren Schritt auch den letzten Rest an Abstand zwischen ihnen auf.

Vegeta blieb ruhig bei dieser Respektlosigkeit. Es fehlte nicht viel und sie würde ihm ihre Brüste ins Gesicht drücken, dieses vulgäre Weib.

Sie streckte ihre gepflegte Hand mit den langen Nägeln aus, um über seine Brust zu streichen.

Obwohl der Panzer zu dick war, um etwas zu spüren, fühlte er sich beschmutzt. Sein Magen drehte sich um und er musste sich beherrschen, nicht verächtlich vor ihr auszuspucken.

Er hatte noch nie Interesse an Frauen gehabt, die ihn überragten und so freizügig mit ihrem Körper umgingen.

Diesen Geschmack teilte er nicht mit seinem Erzeuger. Aber er wusste, sein Vater benutzte diese Art von Weibern auch nur für einen bestimmten Zweck…

Nur von niederen Instinkten beherrschte, einfältige Saiyajins würden auf diese Art von Frau, diese Honig-Falle, hereinfallen.

„Ihr seid so männlich, so stark…“ hauchte Aubergie zärtlich und ließ ihre Hand höher wandern, kam gefährlich nahe seine Hals.

Niemals würde er zulassen, dass sie seine Haut berührte und so packte er die streifende, freche Hand und schlug sie hart weg.

Aubergie riss erstaunt die Augen auf.

„Kenne deinen Platz, Weib“ knurrte er.

Aubergie rieb sich die Hand. Obwohl es nur eine beiläufige Bewegung von ihm gewesen war, fühlte es sich schmerzhaft wie ein Peitschenhieb an.

„Prinz Vegeta, ich versichere euch, ich verehre euch sehr“ beeilte sie sich zu sagen und beugte nun ihren Kopf in Ehrfurcht.

Zu spät!

Diese Frau sollte ihre Position endgültig kennen lernen und wissen, wie man den nächsten Thronfolger begrüßte. Sie war nur eine Mätresse, aber nicht die zukünftige Königin.

Er bedachte sie mit einem harten Blick und stellte sich bildlich vor, wie seine Finger sich um ihren zarten Hals schlossen und zudrückten.

Oder sie gleich mit ihren eigenen Ketten erdrosselten, bis sie blau anlief.

Die Vorstellung amüsierte ihn.

Aubergie spüre die kalte Spannung in der Luft und als sie ihn ansah, wurde sie von seiner Mordlust getroffen. Ihr Powerlevel war zu schwach, um sich dem entgegen zu stellen.

Ihre Beine knickten ein, als ihr Körper die Todesangst verspürte und sie fiel zu Boden.

„Wage es nie wieder, dich so respektlos zu verhalten“ hörte sie seine dunkle Stimme, die trügerisch sanft, doch mit hartem Unterton war. „Komm mir noch einmal so nahe und ich reiße dir deinen hübschen Kopf ab.“

Wie zur Bestätigung seiner Worte, spürte sie den Druck seines Stiefels auf ihren Kopf, der sie näher zu Boden drückte.

„Euer Vater…wird es nicht zulassen…“ keuchte sie eilig, während ihre Wange auf den Teppich gepresst wurde. Sie konnte kaum den Blick heben, ihre Locken hingen ihr vor den Augen, trotzdem konnte Vegeta die Wut, die Angst und den verletzten Stolz darin erkennen.

Sie verstand nicht, wie er es wagen konnte.

Was fiel ihm ein, sie so zu behandeln?

Wenn der König erfuhr, wie er mit seinem Liebling umgegangen war…er würde ihr die gewünschte Antwort geben.

„Mein Vater…“ hörte sie ihn sprechen „hält dich nur für ein Stück Fleisch, auf dass er gerade Hunger hat. Fehlt es, nimmt er sich halt ein anderes. Warum wohl, hat er nach all den Jahren immer noch keine zweite Königin genommen? Weil ihr Schlampen nur für einen Zweck hier seid. Denk daran, wenn du mich von weitem siehst…du wirst niemals ein Mitglied der Königsfamilie werden.“

Er nahm seinen Fuß runter und nun konnte sie ihm endlich wütend anfunkeln. Doch er lächelte nur höhnisch und die kalte Mordlust, die er ausstrahlte, brachte sie zum Erzittern.

Seine Drohung war ein Versprechen; das wussten beide. Aubergie ließ sich erschöpft zu Boden sinken, der Körper von kaltem Angstschweiß bedeckt, zu keinen Widerworten mehr fähig.

Ohne einen weiteren Blick auf sie, marschierte er weiter, grimmig lächelnd, während er an die fünf Geliebten dachte, die momentan im königlichen Harem lebten.

Die schlauen Mätressen wussten, dass ihre Zeit im Palast nur begrenzt waren und verhielten sich ruhig und folgsam, während sie den Luxus genossen. Nur dumme, ehrgeizige Weiber wie Aubergie gierten nach mehr und verbrannten sich die Finger.

Den Thronfolger und zukünftigen König verführen, um die Position langfristig zu sichern, vielleicht sogar Königin zu werden?

Hah, niemals!

Er würde nichts anfassen, was mit seinem Vater das Bett geteilt hatte.

Sobald er an die Macht kam, würde er jede dieser Frauen aus dem Palast entfernen. Die schlauen, stillen durften ihre Geschenke behalten, aber so gierige, laute wie Aubergie…die könnten froh sein, wenn sie mit Leben gehen durften.

Saiyanische Diplomatie

Der Sommer ging vorüber, der Herbst kam und Bulma erreichte ihr 17. Lebensjahr

Die Zeit war schnell vergangen, ohne ihren kleinen Bruder und Vater und mit Vegs wöchentlichen Besuchen.

Ab und zu war Radditz mal vorbei geschneit, allerdings mit Ankündigung, damit seine Mutter und Schwester die nötigen Vorkehrungen für ein gemeinsames Essen treffen konnten.

Mal Zeit mit den Frauen seiner Familie zu verbringen, ohne dass nerviger Bruder und bissiger Vater ihm störten und die besten Leckerbissen wegfutterten, gefiel ihm. Er würde gerne öfters kommen, aber, wie er beim Essen nebenbei erzählte, war er „mit wichtigen, sehr geheimen Missionen beauftragt worden, vom Prinzen persönlich“.

Kakarott ging es gut.

Einige Tage nach seinem Abflug hatte er sich heimlich bei seiner Schwester via Scouter gemeldet und ihr von seiner ersten Verwandlung erzählt.

Zum ersten Mal den Vollmond angesehen…er konnte sich an das Gefühl der Faszination erinnern, aber sonst…er war am nächsten Morgen im Sand aufgewacht, ohne Erinnerung, was er getan hatte.

Aber sein Vater und seine Kameraden sahen sehr malträtiert und müde aus.

Sie erzählten ihm wie er gewütet hatte und sie ihn nur mit Kraftanstrengung gebändigt bekommen hatten.

Kakarott erkannte sorgenvoll, dass der Ozaru-Status schwieriger zu kontrollieren war als geahnt. Er hatte sich in ein wütendes Tier verwandelt und damit die ständige Kontrolle über sein Power-Level unbewusst gelöst: er war dadurch stärker gewesen als die Erwachsenen gedacht hatten.

Während er dabei zusah, wie sie ihre Verletzungen behandelten, bekam er ein schlechtes Gewissen und Angst vor sich selbst. In seinem Kopf war nur Leere, er konnte sich an nichts erinnern.

Was, wenn er mal auf diese Weise jemanden tötete?

„Vielleicht sollte ich mich nicht verwandeln“ warf er zögernd ein. Aber sein Vater widersprach ihm heftig.

„Schwachsinn“ knurrte Bardock ihn mit gerunzelter Stirn an. „als ob wir uns von einem Bengel, der nicht ganz trocken ist hinter den Ohren, den Rang ablaufen würden. Dich kriege ich schon klein. Wir bleiben so lange hier, bist du es lernst. Du musst gegen dich kämpfen, gegen das Tier in dir und die Kontrolle übernehmen. Wir helfen dir, indem wir deine Aggressivität auf uns richten und dich ermüden.“

„Was dein Vater dir sagen möchte, in seiner unnachahmlichen, charmanten Art“ übersetzte Panbukin „ist, dass wir erfahrene Krieger sind, die ein bisschen Schmerz aushalten können.“

„Genau“ hatte Toma gelacht „so ein hartes Kämpfchen kommt uns auch zugute. Wir werden dadurch stärker. Du bist eine bessere Herausforderung als gedacht. Im schlimmsten Fall können wir dir auch noch den Schweif abschneiden. Da du noch in der Wachstumsphase bist, wächst er ja nach. Oder wir verwandeln uns selbst und halten dich so auf, aber so viele Ozarus könnte der kleine Planet nicht aushalten.“

„Um uns brauchst du dich nicht zu sorgen, Kleiner“ bestätigte Selypa, die ruhig ihre Handflächen versorgte und verband.

Borgos, der stille Riese, grunzte nur. „Ich habe Hunger“ war das einzige, was er dazu sagte.

„Bewegt mehr eure Fäuste als eure Münder“ knurrte Bardock, peinlich berührt, weil ihn seine Kameraden durchschaut hatten. „Wir machen einen Tag Pause und sammeln unsere Kräfte, dann bereiten wir uns wieder vor. Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht hinkriegen. Dieses Mal verwandle ich mich auch und verpasse Kakarott ein paar liebevolle Nackenschläge.“

„Ach, Bardock, du alter Charmeur, wie du Gine rumbekommen hast, ist mir ein Rätsel“ seufzte Panbukin und die anderen lachten amüsiert.

Kakarott fühlte sich bei dieser lockeren Stimmung besser und erkannte, wie sehr sein Vater ihn liebte, weil er dieses spezielle Training auf sich nahm.
 

Die Luft war angenehm, es roch nach Herbst, aber die Sonne schien warm vom Himmel, als sich Bulma und Vegeta wieder am See trafen.

Beide lehnte am Stamm ihres Lieblingsbaumes, das Gesicht aufs Wasser gerichtet, aber Bulma mehr kontriert auf ihr neuestes Buch als auf die Aussicht.

Vegeta hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und genoss den Moment der Ruhe, war aber auch etwas irritiert, weil Bulma sich mehr für das Buch als für ihn interessierte.

Das konnte sie ja auch später alleine lesen. Sollte sie nicht die Zeit mit ihm nutzen?

Er hatte extra seinen ärmellosen Anzug angezogen, wodurch er seine muskulösen, gut trainierten Arme zeigte.

Jedes andere Weib hätte ihn längst auf seine Muskeln oder auf eine der Narben angesprochen und interessiert nach der Herkunft gefragt, um ihn in ein Gespräch zu verwickeln, aber Bulma fand die trockene Abhandlung über Astronomie in ihren Händen spannender.

Er verdrehte die Augen und drückte sich unruhig an den Stamm, der auf Dauer keine bequeme Unterlage war. Sie saßen hier bestimmt schon seit einer Stunde still herum und ihm war langweilig.

Klar, eine solche Pause tat ihm gut, aber er wollte, dass Bulma ihn wenigstens eine Spur mehr Beachtung schenkte und nicht ständig ihre Augen auf dieses blöde Buch hatte.

Memo an sich selbst: Bücher waren auch keine guten Mitbringsel.

Er streckte sich und sah sich nach etwas um, was er als bessere Unterlage für seinen Kopf nutzen konnte, ohne seinen Platz an Bulmas Seite zu verlassen.

Sein Blick fiel auf ihre Beine, die heute in langen, aber dünnen Hosen steckten und eine schmachvolle Erinnerung aus seiner Kindheit mit süßem Ende kam hoch.

Der Tümpel, der hinterhältige Angriff des winzigen Schleimaals, wie er in Ohnmacht gefallen war…und er dann, mit seinem Kopf in ihren Schoß aufgewacht war.

Er schmunzelte.

Der sah jetzt auch besonders bequem aus.

Er drehte sich um und legte seinen Kopf auf ihre Oberschenkel ab.

Bulma hob irritiert das Buch und sah an sich runter, als sie plötzlich dieses Gewicht auf ihren Beinen spürte. Sie blicke ins selbstgefällig lächelnde Gesicht von Veg, der seine Augen bereits geschlossen und die Hände auf seiner Brust gefaltet hatte.

„Bist du nicht zu groß dafür?“ fragte sie mit hochgezogener Augenbraue. Selbst Kakarott machte das schon seit Jahren nicht mehr.

„Zum Schlafen? Bestimmt nicht“ stellte er sich dumm.

„Du bist zu schwer. Meine Beine werden einschlafen“ beschwerte sie sich.

„Es ist nur mein Kopf. Das wirst du aushalten können“ entgegnet er, während er seinen Kopf rollte und drückte, auf der Suche nach der besten Stelle. Bulma versuchte ihn abzuschütteln, aber er war zu stark und drückte ihre Beine nur mit dem Kopf nieder.

Damit war klar: Seine Entscheidung war gefallen und er würde nicht abrücken.

Ihre Oberschenkel waren fest, aber weich; passten sich perfekt den Schwung seines Nackens an und ihr Geruch war besonders stark an dieser Stelle. Vegeta schluckte und verdrängte jeden Gedanken daran, wie naher er JENER Stelle gerade war.

Als unschuldiges Kind dachte man nicht dran, aber als Erwachsener hatte diese Stellung tatsächlich etwas Anzügliches. Würde er seinen Kopf zur Seite drehen, wäre seine Nase direkt vor ihrem Intim-Bereich. Aber auch so war der ihr eigene Geruch besonders stark und verlockend.

„Na gut, aber nur für die nächsten zwanzig Seiten“ hörte er ihre Stimme. „Wenn ich die gelesen habe, machen wir einen Spaziergang, damit ich wieder ein Gefühl in die Beine bekomme“ verhandelte sie.

Für Bulma war diese Stellung von derselben Unschuld wie in ihrer Kindheit; ihr Schoß ein simples Kissen für den ermatteten Veg. Kein Gedanke, was es heute zwischen älteren Saiyajins bedeuten könnte.

Vegeta schluckte hart und versuchte sich zu entspannen.

Sie ist noch ein halbes Kind, erinnerte er sich selbst daran. Denk an das Gesetz.

Das Gute war, jetzt musste Bulma nach einer bestimmten Zeit von ihrem Buch aufblicken und sich mal auf etwas anderes konzentrieren.

Auf ihn, zum Beispiel.
 

„Eine diplomatische Mission?“

Bei diesem widerspenstigen Unterton in der Frage hob König Vegeta irritiert den Kopf.

Normalerweise wurden seine Befehle klaglos und stumm angenommen.

Er legte seinen Füller beiseite und faltet die Hände, um seinen Sohn jovial anzulächeln.

Dessen Stirn zog sich daraufhin nur noch misstrauischer zusammen und er verschränkte die Arme, wodurch er einem bockigen Kind ähnelte.

„Hatte ich nicht genug „Diplomatische Missionen“ in den letzten Jahren?“ wand der Prinz ein.

Diplomatie nach Saiyajin-Art: was bedeutete, dass er als lebende, persönliche Drohung auf einem Planeten erschien und die dortigen Herrscher allein mit seiner Anwesenheit unter Druck setzte, bis König Vegeta bekam, was er wollte.

„Hierbei handelt es sich um kleine Abstecher zu unseren Geschäftspartnern, wo du dich vorstellen sollst. Einige haben neue Investitions-Pläne und du sollst sie dir anhören. Schau nebenbei nach, ob es nützliche, technische Entwicklungen gibt. Ich bin zu beschäftigt für diesen Kleinkram“ erklärte sein Vater.

Also kein Töten, sondern nur Beobachten und Zuhören, um den König davon zu berichten: tatsächlich Kleinkram und stinklangweilig.

Wollte sein Vater ihn wieder aus Vegeta-Sei entfernen?

Hatte er etwa von seinen Plänen erfahren?

Oder lag es daran, weil in letzter Zeit die Minister um ihn herumscharwenzelten?

Fürchtete er, dass der Einfluss seines Sohnes zu stark wuchs?

Der Vorfall mit Aubergie konnte es nicht sein; der lag bereits zu lange zurück, um sich dafür zu rächen…Vegeta schätze seinen Vater da richtig ein; dass es den König nicht groß interessierte, was mit den Mätressen geschah, solange genug zur Verfügung standen. Er konnte sich jederzeit eine Neue holen.

„Also nur herumsitzen und sich bedudeln lassen“ fragte Vegeta nach.

Der König nickte zur Bestätigung.

„Kling langweilig!“

„Jetzt weißt du, warum ich dir das überlasse“ sagte sein Vater ruhig und wandte sich wieder seinen Dokumenten zu.

Von seiner Seite war alles gesagt und sein Sohn damit entlassen.

Der wartete noch in paar Sekunden, in denen er ignoriert wurde und verschwand dann grummelnd aus dem Arbeitszimmer des Königs.
 

Bei seinem nächsten Besuch erzählte Vegeta von seiner neuen Mission, die ein paar Monate dauern würde. Schließlich hatten sie vereinbart, dass er sich ordentlich verabschieden sollte, wenn er mal wieder länger unterwegs war. Vermutlich war er bis Frühjahr weg.

Zu seinem Erstaunen sah sie ihn mit leuchtenden Augen bewundernd an, als er das Ziel seiner Mission grob erklärt hatte.

„Also besuchst du Aurum und andere Planeten, wie aufregend“ hauchte sie.

Oh, wie sie ihn gerade beneidete. Ihr Vater, Radditz, Gine und nun sogar Kakarott: sie alle hatten nun den Planeten verlassen; nur sie blieb hier.

Aber seit ihrer Kindheit hatte sie diesen Traum: Planeten besuchen, andere Kulturen kennen lernen, neue Welten zu sehen, ohne jemanden zu verletzen oder selbst in Gefahr zu geraten…schon als Kind hatte sie ihn wegen seiner Freiheit beneidet, aber dieses Mal war es eine Art von Mission, die selbst gerne annehmen würde, wenn sie es könnte.

„Du würdest wohl gerne mit“ schätze er sie richtig ein.

Bulma nickte eifrig.

Er lachte leise. „Wenn ich es könnte, würde ich dich als Gepäckstück deklarieren“ neckte er sie. „Vielleicht in einen Teppich einwickeln.“

Komisch, er sah es als langweilige Mission an, aber durch ihre Bewunderung stieg der Wert und nun fand er auch aufregend.

Bulma schmunzelte; sie wusste, er machte nur Scherze.

„Es ist mein Traum“ entwich es ihr.

Sie sah scheu zu Boden und zupfte ein paar Grashalme aus. Sie konnte seinen Blick auf sie spüren.

Ihm das offenbart zu haben…es kam so plötzlich raus. Aber wenn sie damit schon angefangen hatte, konnte sie auch fortfahren.

„So eine Art von Mission…diplomatisch, friedlich, ohne Töten, so etwas würde ich gerne machen. Glaubst du…würde ich in Sadala leben…dass ich so etwas machen dürfte?“ fragte sie zögerlich und sah ihn hoffend an.

Vielleicht gab es ja eine Lösung?

Wenn sie mit ihren Fähigkeiten überzeugen konnte…

Vegeta strich sich nachdenklich übers Kinn.

Er wusste, welche Antwort sie sich von ihm erhoffte, es war in ihren Augen zu lesen.

Aber er wollte ihr keine falschen Hoffnungen machen.

„Nein“ sagte er ehrlich und sah bekümmert, wie das Licht in ihren Augen erlosch und sie betroffen den Kopf wieder hängen ließ.

Schnell griff er nach ihrem Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.

„Bulma, es hat nichts mit dir persönlich zu tun. Ich weiß genau, wie schlau du bist. Denk mal an deine Nachhilfe in unserer Kindheit. Eine Ausbildung als Ingenieurin sollte für dich kein Problem sein. Aber alle Frauen sind schwächer und bei Außen-Mission dadurch gefährdeter. Sie brauchen Extra-Schutz. Der König hat die Regeln zu ihrer Sicherheit verschärft“ versuchte er zu erklären.

Bulma blinzelte ihn an.

Sie erinnerte sich, wie Selypa sich vor Wochen beschwert hatte, wie man versuchte, sie von Missionen fern zu halten. Dank Bardocks Einfluss konnte sie sich dagegen wehren.

„Ist es nicht die Entscheidung der Frauen, ob sie ihr Leben gefährden?“ fragte sie stirnrunzelnd. „Ihr Männer tut das ja auch, ohne uns zu fragen. Ungeachtet der Familie, die auf ihn wartet. Also warum dürfen die Frauen es nicht tun?“

Vegeta seufzte. „Weil Frauen in der Unterzahl sind und Männer nicht. Auf schwache Männer kann man verzichten, aber selbst schwache Frauen haben ihren Vorteil“ versuchte er es zu erklären.

Allmählich verstand er, warum Nappa sich mit seiner Aufklärung so schwergetan und mit dem frühreifen Vegeta ein Datum verhandelt hatte. Es war nicht Vegetas Aufgabe, Bulma zu erklären, wie Babys entstanden.

Was zur Hölle dachten sich nur ihre Eltern, deren Pflicht das war?

Bulma grummelte. Diese Antwort verstand sie nicht.

„Vergessen wir mal mein Geschlecht, mein Aussehen und mein Powerlevel: es soll nur um meine Fähigkeiten gehen. Ich kann verschiedene, fremde Schriften lesen und lerne schnell. Ich bin technikaffin und repariere gern. Dass ich Beute zerlegen und kochen kann, hast du auch gesehen. Also, nur von meinem Wissen, könnte ich dann…“ sie sah ihn auffordernd an.

Dieses Mal nickte er.

„Ja, das sind gute Fähigkeiten“ gab er zu „aber Selbstbeherrschung ist auch ein wichtiger Punkt und da bin ich mir bei dir nicht so sicher“ neckte er sie wieder.

Sie streckte ihm kurz empört die Zunge raus.

Vegeta atmete tief. Ihre Gesichter waren sich immer noch nahe, er hielt immer noch ihr Kinn und sie lockte ihn dermaßen…diese kleine rote Zunge und die süßen, schmollenden Lippen…

„Selbstbeherrschung“ fing er an, um sich selbst daran zu erinnern „ist sehr wichtig. Ein Ausrutscher, ein falsches Wort, den Falschen eine verpasst und dir jagt ein beleidigtes Völkchen hinterher. Deswegen ist das Power-Level auch so wichtig. Dann kann dir niemand was. Deswegen schicken sie ja mich.“

Bulma nickte zustimmend „Wegen deiner Stärke und Selbstbeherrschung. Stimmt, ich habe noch nie einen Saiyajin gesehen, der sich so unter Kontrolle hat wie du“ lobte sie ihn unerwartet.

Veg war eindeutig ein Elite-krieger; das wusste sie sogar schon, bevor er es ihr wie beiläufig, aber mit Stolz erzählt hatte.

Er zog spottend eine Augenbraue hoch. „Wie viele Saiyajins kennst du schon?“

Sein Daumen strich kurz über ihr Kinn, sein Mundwinkel war stichelnd hochgezogen, doch in seinem Inneren war er von ihrem Lob angetan.

Jetzt erst recht. Auf keinen Fall durfte er seinen Instinkten, sich diesen niederen Bedürfnissen geschlagen geben. Bulma vertraute ihn und es war ihm wichtig, sich dem würdig zu beweisen.

Er ließ ihr Kinn also los und ging wieder auf Abstand; lehnte sich wieder an den Baumstamm.

Sie verschränkte nachdenklich die Arme. Ihr Gesicht verzog sich schmollend, während sie nachdachte.

„Toll, dieses ganze Gerede davon, dass die Fähigkeiten zählen, ist nur Dünnschiss. Nur die männlichen Krieger dürfen den Planeten verlassen, dabei gäbe es andere, die besser geeignet wären. Gib mir ein paar Krieger, die auf mich aufpassen und ich fliege los. Oder pass du auf mich auf. Ich wette, die anderen Rassen interessieren sich nicht dafür, dass ich anders aussehen. Aber sie sind bestimmt beeindruckt, wenn ich etwas über ihre Kultur und Gepflogenheiten weiß“ argumentierte sie.

Er ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen.

„Wäre ich der König…“ fing er langsam an „würde ich dich schicken. Mit einer Elite-Leibwache, die deinen Stand zeigt; nur zur Sicherheit. Wenn die anderen sehen, wie du diese starken Männer befehligst, hätten sie automatisch Angst und damit Respekt vor dir.“

Es war rein hypothetisch; er hatte nicht die Macht dazu.

Aber er stimmte mit Bulma überein. Er hatte ja auch ein Problem damit, wie die neuen Krieger erwählt wurden. Stärke allein würde bei einer solchen Mission nicht nützen.

Am besten, er nahm auch nur Nappa und Radditz mit; da wusste er Bescheid. Die beiden konnten sich benehmen und wussten, wie er dachte.

Der Gedanke, mit ihr gemeinsam zu reisen war verführerisch. Aber dann dachte er daran, wie gefährlich diese Missionen waren. Er würde nicht immer ein Auge auf sie haben; müsste gegen starke Gegner kämpfen und sich darauf konzentrieren.

Wenn ihr dann etwas passieren würde…sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und nun verstand er auch, warum die meisten Männer kein Problem mit der neuen Regel hatten.

Weiber waren eine unwillkommene Ablenkung auf den Missionen!

Bulma stellte sich indessen vor, wie sie Anführerin ihrer persönlichen Leibgarde war.

Männer, die sie beschützen würde, während sie auf friedlicher Mission war und Handelsverträge abschloss, damit die Saiyajins es nicht mehr nötig hatten, zu töten.

Wäre das nicht wundervoll?

In ihrer Vorstellung waren es ihre Brüder, ihr Vater und Veg, die da schützend ihre Hand über sie hielten, Bardocks Kameraden und sogar Gine…wie sie alle gemeinsam durchs Universum flogen…

„Aber meine Meinung zählt nicht“ unterbrach Vegs Stimme ihre Träumereien. „das ist alles rein hypothetisch, denn du...“ er verstummte, bevor er etwas Falsches sagen konnte, sah nur betonend auf ihre Haare.

Das er damals nicht rechtzeitig innegehalten hatte, führte schließlich zu ihrem großen Streit.

Bulma lächelte ihn verzeihend an. „Ich darf eh nicht an die Öffentlichkeit“ stimmte sie ihm zu. „Denn wenn ich es tue, werde nicht nur ich, sondern vor allem meine Familie bestraft. Ja…anscheinend habe ich keine andere Wahl“ die letzten Worte murmelte sie mehr zu sich selbst und sie sah nachdenklich zum Boden.

Es gab keinen legalen Weg für sie. Dann musste sie halt den geheimen Plan weiterverfolgen, an dem sie seit Jahren arbeitete.

Vegeta nickte und missverstand ihren letzten Satz. Er glaubte, sie hätte ein Einsehen mit ihrem Schicksal.

Natürlich gab es noch die Chance, dass ER sie eines Tages hier herausholen könnte, sobald er König war.

Aber das konnte er ihr nicht verraten ohne falsche Hoffnungen wecken.

Verkauf das Fell deiner Beute nicht, solange du sie nicht erlegt hast: das war eine der wichtigsten Lektionen in seinem Leben gewesen. Sie lehrte ihm Geduld und das Warten auf den richtigen Moment.

Er wusste nichts über ihren Familiennamen, wer alles zugehörte und gegebenenfalls begnadigt werden musste wegen dem Verrat an den Saiyajins. Er hatte auch nicht das Recht dazu, solange sein Vater auf den Thron saß. Für Bulma war ihre Familie sehr wichtig; sie würde es niemals akzeptieren, wenn sie die einzige wäre, die verschont würde: er brauchte die Macht des Königs.

Ein Fehler wegen Übereifer, sein Vater, der dann wusste, wie wichtig sie ihm war und es als Druckmittel einsetzte oder jemand anderer, der seinen Schwachpunkt ausnutze…es gab zu viele ungewisse Punkte.

Wieso übereilen?

Hier, in der Einsamkeit, war sie sicher.

Sicher vor seinen Feinden, sicher vor anderen Männern.

Er fürchtet keine Konkurrenz, aber ehrlich gesagt war er froh, dass er um Bulmas Zuneigung gerade keine hatte. Schlimm genug, dass er mit ihren Büchern um ihre Aufmerksamkeit konkurrieren musste.

Es hatte also auch Vorteile für ihn, wenn sie noch isoliert blieb.

Ihr Geheimnis war bei ihm sicher und er würde jeden töten, der es wagte, ihn hierher zu folgen.

Er sah sie an. Bulmas Blick war immer noch betrübt verhangen.

Ihm fehlten die Worte, sie aufzumuntern oder trügerische Hoffnungen zu machen, also fiel ihm nur eine Lösung ein.

Seine Hand näherte sich schleichend ihrer, die neben ihm auf den Boden lag und griff vorsichtig nach ihren Fingern.

Bulma sah auf, als sie etwas Warmes an ihrer Hand spürte und ertappte Veg dabei, wie er nach ihrer Hand griff. Sein Kopf war aber immer noch beiläufig auf den See konzentriert.

Trotzdem konnte sie die verlegene Röte auf seinen Wangen erkennen.

Sie schmunzelte und ließ es zu, dass ihre Finger sich ineinander verschränkten.

Wieder einmal versuchte Veg, sie zu trösten. Seine warme, große Hand wärmte ihre kalten Finger.

Sie legte ihren Kopf an seiner Schulter an und drückte bestätigend seine Hand, während beide aufs Wasser starrten.

Stumm nahmen sie Abschied.
 

Zwei Monate später befanden sich Vegeta, Nappa und Radditz auf dem Planeten Altharwa.

Bekannt für seinen Reichtum durch zahlreiche Handelsbeziehungen, war dieser Planet auch ein Umschlagplatz für viele Rassen.

Heute Abend befanden sie sich auf einen Empfang, den nur die wichtigsten Gäste besuchen durften.

Die große Kuppe, unter denen sie sich befanden, hatte ein diamantenförmiges Dach, durch das man den dunklen, Sternenbedeckten Himmel sehen konnte. Darunter waren die meterhohen, treppenförmigen Tribünen im Kreis angeordnet, deren Mittelpunkt eine runde Bühne war; einsehbar von jeder Stelle. Auf jeder Etage waren Balkone mit Einbuchtungen, in denen die Gäste, getrennt nach ihren Rassen, saßen. Die halboffenen Räume waren teuer geschmückt, mit metallenen Kugellampen, die von der Decke hingen und gedimmtes Licht verbreiteten, samtigen Diwanen und Tischen, auf denen sich köstliche Speisen und teure Getränke im Kerzenschein präsentierten.

Kleine und große dichtgrüne Pflanzenkübel neben den Einbuchtungen und dünne Schleier konnten, wenn gewünscht, die Zuschauer verbergen, so dass sie nur als schattenhaften Schemen erkennbar waren.

Die Saiyajins nutzen nicht die Schleier und die Kübel waren zur Seite geschoben. Ihnen war es egal, ob ihnen beim Essen zusah. Zu den Shows unten auf der Bühne sahen sie kaum hin; interessierten sich mehr für das Gelage.

Diener in goldenen Livreen waren ständig beschäftigt, Nachschub zu bringen. Jedes Mal, wenn sie ein neues Gericht brachten, mussten sie leere Teller und entleerte Weinflaschen vom Tisch entfernen.

Diese Saiyajins hatten einen Appetit und Durst drauf, da bekamen die Köche Angst, ob die Vorräte reichen würden

Vegeta sah ihnen schmunzelnd nach.

Saiyajins tranken keinen Alkohol auf Missionen und diese war keine Ausnahme.

Aus rein strategischen Gründen leerten sie aber ein paar Flaschen.

Was die Altharwaraner wohl sagen würden, wüssten sie, dass ihre edlen Tropfen heimlich in die Kübelpflanzen gegossen wurden?

Vermutlich würden sie heulen und ihre Vorbehalte gegen die Saiyajins als Barbaren verstärken.

Vegeta trug wie üblich seine königliche Garderobe und saß am Tischende auf einen prächtigen Stuhl, während seine Gefolgsleute schmatzend neben ihm saßen; beide in ihren Rüstungen, wie immer die Scouter auf, mit den Ellbogen auf den Tisch aufs Essen konzentriert.

„Ne Stripshow wär aufregender“ murmelte Nappa mit vollen Mund, als er wieder einen Seitenblick nach unten warf, wo ein paar Tänzerinnen mit Masken gerade bizarre Bewegungen in langen Gewändern ausführten.

Radditz grunzte zustimmend und biss von einer Keule ab.

„Ja, langweilig hier“ stimmte er zu. „Und ständig dieses blöde Gekichere von oben.“

Die Saiyajins mussten nicht aufsehen, um mit ihren feinen Ohren das spöttische Lachen zu hören, dass von den oberen Balkonen zu ihnen runter schallte. Die Musik war zu leise, um es zu verstecken.

Sie hatten längst die abschätzigen Blicke bemerkt von den Schemen hinter den Schleiern, das kaum unterdrückte Lachen nach höhnischen Witzen und die fast absichtlich lauten Worte von „Barbaren“ und „Wilden“ gehört.

Vegeta blieb ruhig und behielt sein kaltes Pokerface, während er, nun wo sein Hunger gestillt war, langsam und mit großer Sorgfalt die besten Leckerbissen zu seinem Genuss auswählte.

Man hatte ihm, den Prinzen der Saiyajins, eine Loge in der Mitte gegeben; über vielen anderen Rassen, aber nicht auf der höchsten Etage: Man konnte damit auf sie herabsehen.

Diese Behandlung sagte ihm, wie man die Saiyajins hier ansah: gefährlich, aber nicht so gefährlich und mächtig wie andere Gäste.

Die wilden Saiyajins, die hier tatsächlich in simplen Rüstungen auftauchten, während alle anderen edle Gewänder und reichlich prächtigen Schmuck trugen, um mit den Sternen am Himmel im Funkeln zu wetteifern.

Die Barbaren, die sich mehr fürs Essen interessierten und alles runterschlangen, ohne deren kunstfertiges Arrangement und Geschmack zu würdigen. Die ja noch nicht mal Besteck nutzen konnten und sich aufs Fleisch stürzten wie wilde Tiere.

Die keine Ahnung hatten, welche Genüsse in Musik, Tanz und Theater hier vorgeführt wurden; welche Experten hier auftraten?!

Was war das für eine niedere Rasse und wie konnten sie es wagen, hier zu sitzen?

Vegeta hörte und sah alles, aber seine Miene war so ruhig, als würde er auf einen See starren. (was er sich in Gedanken auch vorstellte und ihm dabei half, die Contenance zu bewahren)

„Prinz Vegeta, endlich sehe ich euch wieder“ begrüßte eine heisere Stimme laut. Zu den Saiyajins gesellte sich ein alter Mann mit gebückten Rücken und in weißen, golddurchwirkten Gewändern. Um seine Glatze lag ein schmaler Goldreif, gehalten von spitzen, langen Ohren, an seiner knochigen Hand strahlte ein goldener Siegelring und sogar seine Augen waren golden. Der Hautton war ein sandiges Braun; viele Falten und kleine Altersflecken zeigten das hohe Alter an.

„Ehemaliger König von Aurum, Gesandter Aurelius, ich grüße euch“ begrüßte Vegeta den Alten mit einem Kopfnicken. Er warf Radditz einen drohenden Blick zu, der sofort eilig aufstand, damit sich der alte Mann auf seinen Platz setzen konnte.

Auch wenn er schon vor langer Zeit zugunsten der neuen Generation abgedankt hatte, war dieser Mann in den Augen der Saiyajins immer noch ein Mann von höchster Ehre.

Es war der junge König Aurelius gewesen, der es als erstes gewagt hatte, mit den Saiyajins zu handeln; mit König Vegeta I. persönlich.

Seit vier Generationen gab es ein fragiles Gleichgewicht zwischen Vegeta-Sei und Aurum und das war nur dem diplomatischen Geschick dieses Mannes zu verhandeln.

Nur dank ihm hatte sein reicher Planet nie einen Angriff der Saiyjains erleben müssen.

Selbst im hohen Alter reiste er im Namen seines Volkes viel herum und zog seine Fäden.

Vegeta, der als Kind einige Zeit auf Aurum verbracht hatte und sein Gast gewesen war, wusste also genau, dass hinter der Fassade des freundlich lächelnden, gebrechlichen Mannes ein scharfer, hinterhältiger Verstand saß.

Wie sein König, war das Volk von Aurum bekannt für seine Geschäftstüchtigkeit, seine Wortgewandtheit und seine Gerissenheit: sie handelten mit allem, was Geld brachte und agierten damit oft als Zwischenhändler und Mediatoren zwischen Saiyajins und Kunden.

Besonders aufs Entwickeln und Handeln mit Raumschiffen und Waffentechnologien waren sie spezialisiert. Es war ihnen zu verdanken, dass die Saiyajins die Technologie zum Weltraum-Reisen erhielten, sowie die flexiblen, stabilen Rüstungen.

Aurum hatte in alter Zeit bereits mit dem Planeten gehandelt, als er noch Plant hieß und nach dem Wechsel der „Führungskraft“ diese Tradition fortgeführt.

Darum verglich man im allgemeinen den Planeten Aurum mit einer goldenen, aber blutbefleckten Münze, während der Gastgeber Altharwa, obwohl ebenfalls ein Handelsplanet, als kristallklarer, blauer Edelstein galt, weil er sich mehr auf friedliche Tauschgüter spezialisiert hatte.

Vegeta schenkte dem Mann persönlich ein Glas mit Wein ein und reichte es ihm als Zeichen des Respekts. Mit einem Nicken und beiden Händen wurde der gefüllte Kelch zitternd entgegengenommen.

Nach einem Schluck begann der ehemalige König und jetzige Diplomat mit dem Prinzen zu plaudern, erinnerte sich an seinen Aufenthalt vor einigen Jahren und wie fleißig Vegeta dort gelernt hatte.

Vegeta nickte höflich und ging auf den Small-Talk ein, während Radditz wachsam am Eingang stand und Nappa sich mit dem Futtern zurückhielt.

Eine seltsame Spannung war in der Luft zu spüren.

Das Orchester hatte aufgehört zu spielen, stattdessen war der Klang von mehreren dumpfen Trommeln zu hören, die gleichmäßig geschlagen wurden.

„Ahhh, das müssen die Kämpfer von Panthera Nero sein. Eine Vorstellung, die euch Saiyajin bestimmt mehr zusagt“ erklärte der alte Aurelius strahlend und sprang eilig auf, um über den Balkon auf die Bühne zu schauen. Nappa und Radditz folgten der Aufmerksamkeit und auch Vegeta erhob sich.

Mehrere humanoide Männer, 22 an der Zahl, kamen aus einem Seiteneingang auf die Bühne. Ihr gerader Rücken, der springende Gang und die selbstbewussten, erhobenen Köpfe zeigten den erfahrenen Saiyajins, dass es keine gewöhnliche Wesen waren: sie besaßen den stolzen Gang von Kriegern.

Die Wesen waren alle männlich, aber in unterschiedlichen Größen und Gewichtsklassen; gekleidet in roten Pluderhosen und goldener Obi.

Ihre Haut war dunkel wie Ebenholz, in verschiedenen Schattierungen, ihr Haar leuchtete in allen möglichen Rot-Tönen oder war kahlgeschoren, die Augen dagegen wie Edelsteine: Rubin-Rot, Saphir-blau, Amethyst-violett, golden wie Bernstein.

„Die sind vom Planeten Panthera Nero; die besten und stärksten ihre Krieger. Der Planet ist erst seit kurzem von der Handels-Föderation entdeckt worden“ erklärte Aurelius fröhlich, doch in seinen Augen war ein berechnendes Funkeln. „Eine interessante Rasse. Ihr Planet ist recht warm und feucht: Hauptsächlich Dschungel, hier und da ein paar Wüsten und Meere…mit vielen ungenutzten Bodenschätzen und Nahrung. Ihre Kultur ist prachtvoll, ebenso ihre Technologie. Trotzdem ist es ihr erster Kontakt mit anderen Rassen...die Weltraumtechnologie steckt bei ihnen noch in den Kinderschuhen.“

„Sind nur ihre Krieger hier?“ fragte Vegeta und sah sich auf den Zuschauerrängen um.

„Oh nein, ihre Gesandtschaft aus Adeligen findet ihr dort“ Aurelius zeigte schräg nach oben. Auf den Balkon hatten sich mehrere Personen zu erkennen gegeben: hochgewachsene Männer und Frauen in langen, bunten Gewändern und mit gewaltigen Edelsteinen geschmückt; ihr Haupt verziert mit Goldschmuck und Kopfputz aus Federn. Die Gesichter waren teilweise bemalt, die Nasen stolz erhoben, ein abschätziger Blick auf die unteren Rängen.

Ihre Blicke streiften auch die Saiyajins und bei manchen zuckte höhnisch der Mundwinkel.

Vegeta verschränkte nachdenklich die Arme. Nappa und Radditz ballten die Fäuste und bissen die Zähne zusammen.

„Erzählt mir mehr von diesen Kriegern“ verlangte Vegeta ruhig.

„Die Pantheraner sind sehr stolz auf ihre Geschichte. Seit langen Zeiten haben sich ihre Stämme bekriegt, bis sie sich endlich zusammengefunden haben und dadurch eine gewaltige Nation entstand. Durch die Kriegsgeschichte sind verschiedene Kampfstile entstanden. Ihre jeweiligen Meister befinden sich da unten und werden uns eine Vorstellung geben. Es ist eine große Ehre für sie vor so vielen illustren Gästen ihr Können zu zeigen. Man wird daher ein richtiges, kleines Turnier vor unseren Augen abhalten. Die Kämpfer möchten wissen, welcher Stil der Beste ist und werden sich nicht schonen. Es ist eine Sache von Stolz und Prestige, da gibt es keine Gnade“ erklärte Aurelius. „Deswegen wartet auch gleich hinter der Bühne ein Medic-Team zur Behandlung.“

Vegetas Lippen zuckten amüsiert.

Also deswegen erhöhte sich hier gerade die Spannung; kamen die Zuschauer aus ihren Löchern und stellten sich murmelnd auf die Balkone: sie wollten Blut sehen.

Hinter ihrer Fassade aus Kultur und Eleganz verbargen sich die gleichen blutgierigen Wilden, bloß mit den Unterschied, dass sie andere für ihre Gelüste leiden ließen.

Die Saiyajins waren wenigstens ehrlich und packten selbst zu.

„Ich sehe, wir haben es mit einer stolzen Rasse zu tun“ bemerkte er mit einem zynischen Lächeln auf die Gesandtschaft.

Aurelius kratzte sich die kahle Stirn. „Ja, sie sind auch nicht besonders überzeugt, warum sie der Föderation beitreten sollen. Natürlich sind sie an das stellare Reisen interessiert, aber das man dafür auch was geben muss…sie sind keine geborenen Händler. Sie sehen andere Rassen als etwas…unkultiviert an“ erklärte er entschuldigend. Mit einem Blick auf die Kämpfer fuhr er fort. „Sie sind kunstfertig, in allem was sie tun; darauf basiert ihr Stolz. Diese Männer sind ungeschlagene Champions auf ihren Planeten. Seit ihrer Kindheit wurden sie hart trainiert. Sie sind ungeschlagen und auf der Suche nach Herausforderungen. Eine solche Show vor solchen Gästen gab es noch nie in ihrer Geschichte.“

Vegeta sagte dazu nichts, drehte sich um und kehrte auf seinen Stuhl zurück. Die andere folgten ihnen, setzte sich und fingen wieder stumm an zu essen, aber in langsameren Tempo.

Das Gemurmel der Zuschauer nahm zu, ein Adrenalinanstieg war bemerkbar.

Ein älterer, kleiner Panthera in weißer Kleidung und spitzen Feder-Hut erschien auf der Bühne, erklärte laut die Regeln des Kampfkunstturniers und loste die Teilnahmefolgen auf.

Wann immer zwei Kämpfer sich gegenüber standen, erklärte er kurz zuvor ihre Namen, ihre Erfolge und welchen Stil sie beherrschten. Der Sieger kam eine Runde weiter, der Verlierer musste oft aus der Arena getragen werden.

Nach den ersten zwei Kämpfen wandten die Saiyajins gelangweilt den Blick ab und bestellten sich bei ihrem persönlichen Diener weitere Speisen.

Aurelius war der Einzige, der das Turnier gespannt verfolgte, doch die Stimmung bei den Saiyajins machte ihm Sorge: sie waren still und in sich gekehrt; wirkten beleidigt.

Besonders Prinz Vegeta umgab eine düstere Aura. Er speiste nicht, er trank nicht. Er saß nur still auf seinem Stuhl, den Kopf beiläufig auf der Faust aufgestützt und sein Blick bohrte sich in die Empore über ihn, die „zufällig“ genau in seinem Blickfeld lag.

Seit hundert Jahren reisten die Saiyajins durch diese Galaxie; waren bekannt und gefürchtet.

Trotzdem wurden diese Neuen als höhere Rasse über ihn gestellt, erhielten eine bessere Behandlung?!

Was für eine Beleidigung!
 

Dumpfe Trommel wurden gleichmäßig geschlagen, ein scheppernder Gong ertönte am Anfang und Ende eines Kampes.

Die Kämpfer sprangen, traten, schlugen zu, vollführten Sprünge und besondere Techniken. Peitschengleich oder wie Hammerschläge schallten ihre spezielle Angriffe auf ihre Gegner.

Aus den Zuschauerrängen kam anerkennendes Raunen und Klatschen. Bei keine der Vorstellungen davor waren sie so aufgeregt gewesen. Gebannt starrten sie auf die Arena.

Zwischendurch wurde die Tribüne von Blut gesäubert. Die Kämpfer nahmen keine Rücksicht; für die Zuschauer war es spaßig, dieser Gewalt aus sicherem Abstand zuzuschauen. Die verletzten Krieger wurden in ein Hinterzimmer gebracht, wo ein Medic-Tank der neuesten Generation die Krieger rechtzeitig zum Ende des Turniers heilen würden, so dass sie den Sieger miterleben könnten.

Nach einer Stunde stand der Champion dann fest: ein großgewachsener, massiger Kerl, wellenartigen Muskeln, hart wie Stein, mit kurzen, zurück gegelten Haaren und kalten blauen Augen.

Er hatte seine Gegner dominiert und vernichtend geschlagen. Wie ein Wirbelwind war er durch das Turnier durchmarschiert. Seine nackte Brust glänzte weniger vor Schweiß als vom Blut seiner Gegner.

Seine Fäuste, Finger, Füße waren waffenartig gewesen, als er sie attackierte und sich durch ihre Körper bohrte. Er war der Stärkste, Schnellste und Technikaffinste gewesen: die Zuschauer hatten bei jedem seiner Kämpfer am lautesten gejubelt; seine Gegner ihn gefürchtet.

Er hob seine Fäuste und brüllte siegreich der Menge zu, die eifrig klatschten. Auch die Verlierer, nun alle wieder geheilt, standen am Rand der Tribüne, klatschten ehrfürchtig den neuen Meister ihres Planeten zu, dessen Stärke und Kampftechniken sich als die Besten herausgestellt hatten.

Der Schiedsrichter kam mit einem juwelenbesetzen, massiven Gürtel als Gewinn an. Doch bevor er ihn überreichen konnte, hielt ihn der Champion mit einer Handbewegung zurück.

Der Kampf war noch nicht vorbei.

Die Menge verstummte erschrocken und sah gespannt zu, wie der Champion den Kopf hob.

Er suchte die Tribüne entlang, bis er fand, was er suchte.

An jeden Balkon hing eine Flagge und die, die er suchte, hatte ein rotes Symbol auf weißem Grund: das Zeichen der Saiyajins.

Er streckte seinen Zeigefinger aus und deutete drauf. Sein Lächeln wurde hämisch.

Die Menge wartete atemlos auf die Antwort der Saiyajins auf diese freche Herausforderung.

Aurelius schluckte. Er, der mitten unter den Saiyajins saß und sie als bestes kannte, bekam ihre Stimmung als erstes mit und beobachtete sie ängstlich. Jetzt bereute er es, die Show in ihrer Loge angesehen zu haben.

Diese sahen sich wortlos an, ein schmales Lächeln auf den Lippen, die Augen eisig.

„Sieht so aus, als wäre der Champion noch im Kampfrausch“ sprach Vegeta falsch freundlich als Erstes. „Er hat noch nicht genug.“

Nappa ließ seine Fäuste auf den Tisch fallen, so dass er entzwei fiel. Teller und Gläser krachten auf den Boden.

„Prinz Vegeta, lasst mich kämpfen. Dieser Unwürdige soll zuerst an mich vorbei“ brüllte er entrüstet.

Seine laute Stimme war im Saal gut hörbar.

„Nein, lasst mich es tun“ bot sich Radditz laut an und stand kampfbereit auf.

„Ich habe es zuerst gesagt!“

„Aber ich bin jünger!“

„Was ist das für eine Scheiß-Begründung?“

„Alte Männer sollten sich ausruhen!“

„Alter Mann?! Wen nennst du „alter Mann“? Ich polier dir gleich die Fresse“ knurrte Nappa.

Wütend funkelten sich die beiden Saiyajins an.

Dann fingen sie wieder sich, sich in ihren Eifer zu überbieten und gleichzeitig zu beleidigen.

Im Saal war es totenstill, während alle gespannt die lauten, wütenden Stimmen lauschten, die sich anboten, gegen den Champion zu kämpfen.

„Genug!“ ein simples, strenges Wort reichte aus, um die beiden Streithähne zum Schweigen zu bringen. Auf seinen Befehl gespannt, sahen sie Vegeta an.

„Angesichts einer solchen Herausforderung, gibt es nur eine Lösung für dieses Problem. Spielt eine Runde Schere-Stein-Papier“ schlug Vegeta lächelnd vor.

„Das geht nicht“ wandte Radditz sofort trocken ein. „Nappa betrügt ständig.“

„Hey?!“

„Gut, Radditz, dann darfst du“ Vegeta seufzte übertrieben schwer, aber Radditz Gesicht hellte sich auf.

„Yay“ wie ein Kleinkind strahlte sein Gesicht und er sprang elegant über den Balkon.

Er fiel mehre Meter tief, nur um leichtfüßig auf der Bühne zu landen.

Die Zuschauer schnappten nach Luft. Nervöses Gemurmel war zu hören.

„Menno, das ist nicht fair“ knurrte Nappa, das Gesicht schmollend verzogen.

Aurelius sah sie abwechselnd staunend an. Sein altes Herz schlug schneller angesichts dieser Spannung. Er wusste nicht, ob er in des Prinzen Nähe bleiben oder direkt an der Balkonbrüstung mit besten Blick auf die Kämpfer stehen sollte.
 

Radditz konzentrierte sich auf seinen Gegner, der ihn unbeeindruckt von dem Sprung nur höhnisch anlächelte. Der Saiyajin knackte mit seinen Fingerknöcheln und dehnte schnell seinen Nacken, während er sich ihm näherte.

„Du bist also ein Saiyajin?“ fing der Champion an zu fragen, seine Stimme dunkel und heiser mit fremdem Akzent. Er deutet auf Radditz Schweif und seine langen Haare und lachte auf.

„Wir haben Tiere auf unseren Planeten, die so aussehen wie du. Stark, aber dämlich. Keine Technik, nur rohe Gewalt. Ihr haltet euch für stark, aber angesichts eines wahren Meisters wie mich werdet ihr erleben wie wahre Krieger kämpfen. Ich breche dir Arme und Beine und werde…“

„Blablabla“ murmelte Radditz genervt und nahm seinen Scouter ab, der für ihn automatisch übersetzte. Sofort wurden die Beleidigungen und Prahlereien zu unverständlichem Gemurmel.

Raddditz warf seinen Scouter in hohen Bogen über seine Schulter, wo er, ohne aufzusehen, von Nappa beiläufig gefangen wurde.

Radditz dehnte nun seine Arme, sein Lächeln wurde länger, während er nonchalant erklärte „Ich habe keine Ahnung, was du gerade laberst und es interessiert mich auch nicht. Wir sprechen jetzt mit unseren Fäusten.“

Das war eine universale Sprache.

Er stellte sich kampfbereit auf.

Der Champion lächelte höhnisch und tat es ihm in großen, ausladenden Bewegungen nach.

Die Menge jubelte freudig auf; angenehm überrascht von der Zugabe. Sie feuerten ihren Champion laut an.

Radditz warf noch einen schnellen Seitenblick zu Vegeta.

Der nickte zustimmend.

Radditz Augen verengten sich vorfreudig und er leckte sich über die Lippen.

Der Gong ertönte.

Der Kampf begann.
 

Nach wenigen Minuten war der Kampf zu Ende.

Im Saal war es totenstill.

Radditz leckte sich das Blut von seinen Fingerknöcheln. Es war rot und schmeckte nach Eisen; kein Unterschied zu anderen Feinden, die er erledigt hatte.

Gelangweilt sah er sich um.

Sein Gegner lag auf den Boden; Stolz, Spott und Knochen gebrochen.

Seine ach so tolle Technik hatte gegen keinen einzigen Angriff von Radditz funktioniert. Seine Fäuste und Tritte hatten Armen, Beine und Kiefer gebrochen, Löcher in den Bauch gerissen, tiefe Wunden geschlagen.

Der Schiedsrichter hatte versucht einzugreifen und war mit einer beiläufigen Handbewegung aus den Ring gestoßen worden. Die Regeln der einen Rasse galten nicht für eine andere: warum sollten sich die Saiyajins an diese dämlichen Turnierregeln halten?

Ihre Regeln waren einfacher…wenn man sie herausforderte, wurde gekämpft bis zum Tod.

Der Champion lag wimmernd auf den Boden und versuchte kraftlos, sich aufzurichten, doch mit den gebrochenen Gliedmaßen war das sinnlos.

Aus seinem blutigen Mund kamen keine Beleidigungen mehr, nur noch Wimmern und Flehen. Ein Teil seiner Zähne und ein Ohr lagen neben ihm verstreut.

Radditz brauchte keinen Scouter um zu wissen, worum er bat.

Er sah kurz grimmig auf die restlichen Kämpfer neben der Bühne, die sichtbar vor Angst und Wut schlotterten, aber nicht wagten, einzugreifen.

Radditz grinste unheilvoll und konzentrierte sich wieder auf seinen Gegner. Mit langsamen Schritten näherte er sich ihm, nahm sich Zeit.

„Sorry, was sagst du?“ stellte er sich blöd und kratzte sich die gekräuselte Stirn. „Ein wildes Tier wie ich versteht eure kultivierte Art nicht. Ich spreche nur die Sprache von Gewalt und Blut.“

Er lachte rau und genoss es, wie der gebrochene Champion versuchte, fortzukriechen.

Der Saiyajin knurrte abfällig. Wer sich wie ein Feigling benahm, starb auch wie einer.

Er sprang auf ihn zu, sein Fuß traf den Kopf, der unter dieser Wucht geradezu explodierte.

Radditz rieb sich kaltschnäuzig das aufgespritzte Blut von seinem Kinn und wischte sich den Rest Gehirnmasse von seinem Stiefel an den Überresten ab.

Entsetztes Schreien und Rufen aus der Menge und besonders aus den Reihen der Pantheraner, die mit aufgerissenen Augen dieses Gemetzel ansehen mussten. Einige der Kämpfer wollten wütend auf die Bühne stürmen und wurden von ihren Kameraden zurückgehalten.

Ein Diener kam zu den anderen Kämpfern angelaufen, in seinen Händen ein Scouter, den er einem älteren Mann in edler Kleidung, dem Leiter der Delegation, gab und seine Funktion erklärte.

Dieser setzte ihn sich auf und drückte den Knopf.

Sein Mund klappte fassungslos auf, die Augen wurden groß und er stammelte eine Zahl.

Nun erfuhren die Pantheraner, was ein Scouter und Powerlevel war und wie der ihre lautete…eine Erfahrung, die zu spät kam, wie sich Radditz amüsiert dachte.

Für ihn und seine Kameraden waren die Werte keine Überraschung. Man hatte sie wegen Rüstung und Scouter heimlich ausgelacht, sich über ihre Garderobe mokiert und eines vergessen:

Ein Saiyajin war immer kampfbereit.

Wer lachte zuletzt…die in Rüstung oder die in den juwelengeschmückten Gewändern ohne Scouter, die vorhin noch die Nase gerümpft hatten?

Die Pantheraner waren blind in einer Falle gelaufen. Kein Wunder, dass die Saiyajins von deren Turnier schnell gelangweilt gewesen waren. Selbst ohne den Messwert ihrer Scouter hatten sie die „Stärke“ der Kämpfer schnell einschätzen können; es war zu offensichtlich gewesen.

Keiner konnte fliegen oder Ki-Angriffe nutzen; ihre Geschwindigkeit war zu langsam.

Wie auch, bei einem Powerlevel von maximal 500.

Da waren die eigenen Tatakais mit ihren kämpfenden Kindern spannender.

Vegeta und Nappa lachten leise auf. Aurelius sah überrascht in ihre heiteren Gesichter.

Fort war diese beleidigte Miene, stattdessen lächelten sie amüsiert, aber mit kalten Blicken.

„Radditz hat mich leider missverstanden“ sagte Vegeta zu Aurelius gewandt. „Ich wollte eigentlich, dass er den Kampf in die Länge zieht und diesen Schwächlingen falsche Hoffnung macht. Wäre Nappa der Gegner gewesen, hätte er ihn mit der ersten Attacke pulverisiert. Egal, so geht es auch.“

Aurelius schluckte und sah schnell zum betreffenden Nappa hin, der ihn gemein angrinste.
 

Schnell verbreiteten sich die Gerüchte über die unterschiedlichen Powerlevel und Vegeta nutzte diesen Augenblick.

Er stand auf und marschierte auf den Balkon; wurde wieder für alle sichtbar.

Die Zuschauer wurden still.

Der Pantheraner mit dem Scouter nutzte die Gelegenheit zum Messen.

Vor Schreck schrie er auf, seine Haare wurden augenblicklich weiß und er schrie in fremder Sprache die Zahl heraus.

Entsetztes Keuchen kam aus allen Rängen, außer von wenigen, die die Saiyajins und besonders Prinz Vegeta schon länger kannten.

Ein Powerlevel von 17.000…niemand konnte sich damit messen.

Vegeta sah hinauf zu den Abgesandten des Planeten, deren Hohn vergangen war. Einige hatten ebenfalls weiße Strähnen aus Schock bekommen, sie zitterten und hatte Tränen in den Augen.

Nun war es Vegeta, der seinen Finger hob und auf sie zeigte, sein Mund zu einem grausamen Lächeln verzogen.

Diejenigen, die die Rache der Saiyajins kannten, warfen sich ängstlich zu Boden, andere schrien in Panik auf und rannten hinaus, solange das Gebäude stand. Die Abgeordneten waren aber starr aus Angst. Nur ein paar einzelnen Frauen war die Gnade einer Ohnmacht erlaubt.

Vegeta erfreute sich an dieser Angst.

All jene, die auf ihn herabgestarrt hatten, fürchteten nun seine Rache; erwarteten einen Ki-Strahl, der diese Spötter in Staub verwandelte.

Doch er überrascht sie, indem er sich umdrehte. Sein Umhang wehte majestätisch und er setzte sich wieder auf seinen Stuhl.

Die übrigen Gäste horchten auf das Geräusch von Zerstörung und waren erstaunt, das es ausblieb. Trotzdem trauten sie sich nicht, aufzublicken und blieben zitternd auf den Boden liegen.

„Ich denke, das Verhandeln wird mit denen nun leichter sein“ Vegeta warf Aurelius einen scharfen Blick zu, der jetzt erst erkannte, dass der Prinz zu ihm sprach.

Schnell riss er sich aus seiner Starre.

„Oh…oh ja, sie haben bestimmt viel über die Vielfalt der Galaxie gelernt“ stimmte er ihm hastig zu.

„Gibt es gute Lebensmittel dort?“ fragte der Prinz.

„Hervoragende. Ich habe gestern ein paar Kostproben genossen. Ich werde Euch einen guten Handel verschaffen. Zu einen angemessenen Preis…“

„Pardon?“ Vegeta unterbrach ihn, eine Augenbraue fragend hochgezogen. Die Luft war gefährlich aufgeladen.

Aurelius hielt ängstlich inne.

„Ein Geschenk“ sagte er eilig. „ich meine, ich mache euch ein Geschenk.“

Vegeta sah ihn immer noch wortlos mit gerunzelter Stirn an.

„Genug für euch und euer Volk“ stimmte der Alte seufzend zu.

„Das will ich auch hoffen, nachdem wir dir mit dieser Demonstration beim Verhandeln geholfen haben. Oder denkst du, ich weiß nicht, wer den Pantheraner von den Saiyajins erzählt hat, sie in ihren Stolz herausgefordert und ihnen dann zu spät einen Scouter gegeben hat“ sprach Vegeta mit milder Stimme, aber eisigen Blick.

Aurelius konnte nicht mehr schlucken, denn sein Hals wurde sofort trocken.

Hilfesuchend sah er sich um, nur um in Nappas hämisches Gesicht zu schauen.

Vorbei war die Show, das verletzte Getue.

Die Saiyajins hatten schnell erkannt, dass man sie für eine Machtdemonstration missbrauchen wollte und wer konnte da eher in Frage kommen als Aurelius, die alte Schlange.

Sie hatte mitgespielt, solche Fälle waren für sie kein Problem und lustig aber…Saiyajins arbeiteten niemals umsonst.

Wer die besseren Krieger in der Galaxie waren, war heute eindrucksvoll bewiesen worden.

Eine solche Demonstration belangte nicht nur die Pantheraner, sondern auch die anderen unwissenden Rassen, die heute aufgeklärt wurden.

Anerkennend verbeugte sich Aurelius tief vor dem Prinzen.

„Prinz Vegeta, in tiefster Demut bitte ich um eure Erlaubnis. Ich werde nun zu den Pantheraner gehen…ich denke, es ist ein guter Zeitpunkt, um über ein Handelsabkommen zu sprechen.“

„Gewährt“ stimmte Vegeta ihn mit halbem Lächeln zu.

Er sah nach unten, wo Radditz auf weiter Anweisungen wartete.

Vegeta nickte kalt.

Radditz lachte leise in sich hinein.

Mit breitem Lächeln wand er sich an die übrigen Kämpfer. Auffordernd winkte er sie zu sich.

„So“ begann er nachdenklich „wer von euch ist der Nächste?“

Die Krieger kreischten hoch auf wie ängstliche Mädchen und versuchten zu flüchten, wobei sie sich selbst im Weg standen.

Radditz kratze sich gedankenverloren die Stirn; spielte weiter den naiven Idioten.

„Na, wenn ihr nicht zu mir kommt, komme ich halt zu euch“ lachte er und sprang auf sie zu.

Kuss und Frust

Die diplomatische Rundreise dauerte wie geplant bis ins nächste Frühjahr an. In der Zeit erreichte Vegeta sein 19. Lebensjahr, vergrößerte seinen Ruf als Stärkste der Saiyajins und intensivierte ein paar lohnenden Beziehungen.

Kaum war er wieder in der Heimat, wurde er mit Aufgaben, Einladungen und Herausforderungen überhäuft. Speichellecker, Schleimer und Idioten kamen aus ihren Löchern gekrochen und nervten ihn unaufhörlich.

Ihm stieg der Gedanke auf, dass jede Wache, jeder Diener und Krieger, sogar die Mätressen ihn mit Augen und Ohren verfolgten. Er war umgeben von Spionen, die jeden seiner Schritte seinen Vater erzählten…oder er wurde auch nur paranoid, aber das bezweifelte er.

Da mal in einer ruhigen Minute heimlich zu verschwinden, war unmöglich.

Angesichts dessen konnte er Bulma nicht mehr besuchen, bekam keine ungestörten Ruhepausen mehr und sein Frust stieg.

Er merkte, wie er an seiner stolzen Selbstbeherrschung kratzte.

Seine Zündschnur war kurz und brannte mit jedem Tag weiter runter.

Ohne seine seltenen Pausen bei Bulma, die ihn auf den Teppich hielt und ihn einfach ATMEN ließ, ging er schnurstracks auf einen gigantischen Wutanfall zu.

In so einem Fall wäre es besser, ihn auf Mission zu schicken, damit er Dampf ablassen konnte, aber stattdessen musste er im Palast bleiben.

Zum Unglück der Elite-Krieger, denn bei seinem letzten Wutanfall, ausgelöst durch eine patzige Antwort, schlug er zehn von ihnen zusammen, bis er sich wieder unter Kontrolle gebracht hatte.

Seine engsten und loyalsten Kameraden, Nappa und Radditz, die ihn jahrelang begleitet hatten und seine Stimmung am besten einschätzen konnten, versuchten ihn abzulenken; auch um ihre eigene Haut zu retten.

Nappas Lösung hieß Sex.

Er schleppte seinen ehemaligen Schützling in abgelegene Tavernen, wo Vegeta dann inkognito, in simpler Rüstung, eine kurze Gesellschaft für die Nacht aufriss.

Ein paar Stunden stumpfsinniges Vögeln bei ihr, um alle Gedanken aus dem Kopf zu kriegen, dann ging er seine Wege, um die restliche Nacht in seinem Bett in traumlosen Schlummer zu versinken.

Die grölenden Saiyajins in den Tavernen gingen ihm aber oft die Nerven und seine Gesichtszüge waren bekannt, so dass er selbst ohne Königsinsignien oft erkannt wurde.

Radditz versuchte einen anderen Weg. Da er nicht der Stärkste war, konnte er Vegeta nicht als Trainingspartner helfen. (zu seinem Glück gab es dafür aber genug überhebliche Elite-Kämpfer, die sich die Nase brechen ließen)

Nappas Weg fand auch nicht seine Zustimmung. Irgendwann holte sich sogar ein Saiyajin mit starken Immunsystem auf diesen Weg eine Geschlechtskrankheit oder zeugte ein paar Bastarde zu viel.

(Bislang noch nicht passiert, aber lange konnte es nicht mehr dauern…)

Er hielt Beschäftigung für eine bessere Ablenkung; hatte Vegeta doch dadurch seine Ruhe und konnte sich wieder auf seine eigenen Ziele konzentrieren. Also saßen sie zu zweit in seinem Arbeitszimmer und besprachen die Personalakten, die Radditz zusammengetragen hatte.

Sein neues Team befand sich im Aufbau; sie hatten einige unentdeckte Talente entdeckt.

Trotzdem musste Radditz sich oft auf die Zunge beißen, um nicht die Personen aus seinem Familienkreis zu erwähnen, da sie perfekt Vegetas Anforderungen entsprachen, aber zu viele Nachteile für Radditzs Eigenwohl hatten.

Da war sein Vater Bardock, ein erfahrener Anführer, der ein eingespieltes Team befahl, motivieren und antreiben konnte, dabei aber die besten Charakter-Eigenschaften eines Saiyajins besaß wie Selbstkontrolle, Ehre und Gerissenheit. Ihm musste man keinen Befehl zweimal erklären noch befürchten, dass er in eine offensichtliche Falle lief. Jeden seiner Aufträge hatte er mit Erfolg und minimalen Verlusten erfüllt.

Aber mit seinem Vater im selben Team dienen?

Wie nervig, Bardock würde doch sofort das Kommando an sich reißen und sich nicht von einem Jüngeren befehlen lassen.

Sein kleiner Bruder Kakarott hatte vor kurzem gelernt, den Ozaru-Status so weit zu kontrollieren, dass er sich nicht bei Anblick des Vollmondes verwandeln würde, sondern ihm widerstehen konnte.

Sein Power- Level war immer noch unter 2000, aber er war ein anerkannter Krieger, auch ohne Tatakai. Allerdings war er ohne Missions-Erfahrung und zu sanftmütig.

Vielleicht konnte ein Saiyajin mit einem solch offenen, aggressivlosen Wesen, dem die Gutmütigkeit geradezu aus den Augen troff, bei bestimmten Missionen nützlich sein, zum Täuschen und Tricksen, aber der Kerl wäre zu dämlich, um Vegetas verstohlene Gesten und verdeckte Befehle richtig zu deuten. Vegeta hasste es, sich zu wiederholen und Radditz wollte nicht mit seinem Bruder konkurrieren.

Schlimm genug, dass der fast vierzehnjährige Kakarott ein höheres Power-Level erreicht hatte als Radditz in seinem Alter und ihm immer näherkam. Ein Wert von 1.800 und die Fähigkeit, sich vom Vollmond abzuwenden…Kakarott entwickelte sich zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz.

Der große Kampf zwischen den Brüdern war bislang ausgeblieben; Radditz zog es hinaus. Er wollte erst selbst noch etwas stärker werden; eine neue Spezial-Attacke entwickeln, um eine Niederlage zu verhindern.

Gegen den kleinen Bruder zu verlieren?

Nein, so was durfte nicht passieren.

Dann war da seine Mutter, die wusste, wie man in fremder Umgebung Futter fand und zubereiten konnte. Hätte er von ihr nicht einiges gelernt, wäre er wie ein paar der anderen Dummköpfe durch Dehydration, Gift oder Dünnschiss gestorben, ausgelöst durch falsche Nahrung.

Da sie aber keine Eroberungsfeldzüge mochte und lieber auf den Planeten blieb, gab es nur eine Person, die sie noch besser ersetzen könnte: seine Schwester Bulma.

Nicht nur das Kochen, besonders ihre technischen Fähigkeiten waren ein Pluspunkt. Wenn er da an ihre Hütte dachte, voll mit fremder Technologie, die sie repariert hatte und den Hinweis seines Vaters, dass sie seinen Scouter verwanzt hatte…Bulma hatte Fähigkeiten eines Ingenieurs UND einer Nahrungszubereiterin.

Nicht zu vergessen, die Bücher mit fremden Schriften, die sie gelesen hatte. Sie kannte sich mit den Eigenschaften fremder Rassen aus; wusste ihre Schwachstellen und Stärken.

Sie könnte mindestens drei Saiyajins damit ersetzen.

Dummerweise besaß sie nicht die Stärke sich selbst zu verteidigen und sie an die Öffentlichkeit zu bringen war immer noch zu gefährlich. Die Warnung seines Vaters wegen König Vegeta klingelte Radditz immer noch in den Ohren. Auch ein Jahr nach ihrem Gespräch hatte sich nichts an den Umständen geändert.

Es war eine Schande, ein solches Talent zu vergeuden, aber es ging nicht anders.

Ein Familienmitglied in Vegetas Team aufzunehmen lohnte sich daher nicht; zu viel Ärger.

„Also nehmen wir den Kerl als Ingenieur für die Wartung mit “ beschloss Vegeta, dessen Stimme Radditz aus seinen Gedanken holte. Der Prinz schloss die betreffende Akte und reichte sie seinem Untergebenen.

„Verstande, ich informiere ihn“ stimmte Radditz zu, nahm sich die Akte und auch die übriggeblieben, aussortieren  und stand auf.

Er streckte sich und auch Vegeta massierte seinen verspannten Nacken: diese Scheiß-Schreibtischarbeit!

„Gehst du nachher noch trainieren“ fragte Vegeta.

„Jup, mit ein paar Unterklasse-Wachen; Randori-Kämpfe. Dann ab ins Badehaus; da freue ich mich schon drauf“ antwortete Radditz und rückte seinen neuen Oberarm-Reif zurecht, den er sich kürzlich zugelegt hatte. Die roten geflochtenen Bänder, die er seit Jahren trug, seitdem Bulma sie ihm geschenkt hatten, fransten zu schnell aus.

Nun trug er am linken Oberarm und linken Oberschenkel ein Reif aus glattem, warmem, leicht dehnbarem Metall im matten Rotbraun.

Vegetas Blick fiel drauf.

„Warum trägst du immer an diesen Stellen Schmuck? Und dann auch noch so etwas Simples?“

Ertappt zuckte Radditz zusammen. Er kratzte sich nachdenklich den Kopf auf der Suche nach der richtigen Antwort.

„Gewohnheit. Hat sich aus einem Geschenk so entwickelt. Jetzt fühle ich mich ohne, als würde etwas fehlen. Gold und Silber ist zu weich und glänzt mir zu sehr“ erklärte er kurzangebunden, doch Vegeta entließ ihn noch nicht.

Seine Augen wurden schmal, als er nachdenklich auf den Reif sah.

„Das Mädchen muss dir ja sehr wichtig sein, wenn du immer noch an diesen Stellen Schmuck trägst“ stellte er fest.

Radditz spürte den ersten kalten, nervösen Schweißtropfen in seinem Nacken.

Er wusste, er musste mit seiner Antwort nun vorsichtig sein. Vegeta hatte sofort den richtigen Rückschluss gezogen: dass es Geschenke eines Mädchens gewesen waren; missverstand sie aber als die einer Freundin.

Sollte er aber Radditz beim Lügen erwischen, könnte sich ein ernstzunehmendes Problem entwickeln.

Dann würde er mehr über das Mädchen erfahren wollen, was Radditz am Herzen lag.

Der Ältere lachte verlegen.

Vegeta sah ihn immer noch gespannt an, wartete auf seine Antwort.

„Ich habe die ersten Bänder zu meinem Tatakai geschenkt bekommen“ erinnerte sich Radditz. „Sie haben mir Halt gegeben, als ich auf Yasai meine Ausbildung absolvierte. Mich an meinen Schwur erinnert, nicht aufzugeben und der Stärkste zu werden. Selbst als sie zerrissen waren, habe ich mir neue machen lassen. Seitdem hatte ich immer welche um. Es ist…“ er verstummte verlegen. „eine Erinnerung; eine Gewohnheit.“

Mann, war ihm peinlich, sowas zuzugeben. Das sah man ihn vermutlich sogar an; seine Birne fühlte sich heiß an.

Vegeta schmunzelte, erfreute sich an seiner Verlegenheit.

Er tippte nachdenklich auf die Tischplatte.

Dieses Gesprächsthema über Geschenke erinnerte ihn daran, wie sehr die Saiyajins es genossen, beschenkt zu werden; genauso wie sie sich weigerten, ohne Bezahlung zu arbeiten.

Das erinnerte ihn an die letzte Person, die er beschenkt hatte und seit Monaten nicht mehr gesehen hatte.

Er hatte ihr zugesichert, im Frühjahr wiederzukommen, aber seit zwei Monaten hing er hier herum.

Selbst zum See hatte er es nicht geschafft, um über ihren Code, den Steinen, eine Nachricht zu hinterlassen.

Dazu stand er momentan zu sehr unter Beobachtung.

Sein Instinkt sagte ihm, dass weit im Wald eine wütende, angepisste Saiyajin wartete, die er nur mittels Geschenke beruhigen konnte.

Aber was, wenn Bücher sie zu sehr von ihm ablenkten, Kekse und Fleisch sie nicht lockten und Schmuck sie nicht interessierte?

Er wollte zu ihr, dringend, aber selbst wenn er es schaffte…in was für eine Stimmung würde sie ihn erwarten?

Sicherlich keine gute.

Für Vegeta war das eine seltene Situation: sich für die Stimmung eines anderen zu interessieren; besonders bei einer Frau. Sonst waren sie ihm lästig und nervten ihn, solange es nicht um das EINE ging… Doch bei Bulma war es ein besonderer Fall.

Er mochte ihr Lächeln.

Er zuckte zusammen, wenn er Tränen in ihre Augen sah.

Also musste er sich bei ihr zusammenreißen und besser auf ihre Gefühle achten, wenn er sie nicht zum Weinen bringen wollte.

Schwierig, aber er sah es als eine Art Gegenleistung an: Bulma teilte ihre wenige Nahrung mit ihm, verlangte nichts, nervte nicht, sondern akzeptierte einfach seine Anwesenheit; ihn, Vegeta.

Nicht Prinz Vegeta, nicht Elitekrieger Vegeta, sondern der Saiyajin, der er war…wenn sie ihn auch nicht als Mann ansah…noch nicht.

„Was hast du ihr denn geschenkt, als Gegenleistung?“ fragte er Radditz, den er immer noch nicht entlassen hatte, obwohl er sehnsüchtig zur Tür blickte.

„Ähhh“ Radditz überlegte. „Es waren Schuhe. Stiefel, um genau zu sein. Sie hatte genaue Vorstellungen davon, wie sie aussehen sollten.“

„Nützliches Geschenk und praktisch, dass sie es dir genau beschrieben hat“ überlegte Vegeta. Schuhe wären ein gutes Geschenk…aber er kannte ihre Größe nicht.

Aber so etwas Ähnliches; etwas Nützliches, was man nur in Sadala fand, wäre gut…

„Ja, eine genaue Beschreibung ihrer Wünsche macht alles einfacher“ lachte Radditz und hoffte darauf, endlich, ENDLICH, hier verschwinden zu können.

Vegeta bemerkte, wie Radditz sich krümmte und hier unbedingt raus wollte. Obwohl es lustig war, den Älteren in Verlegenheit zu bringen, der so stolz darauf war, begehrter Single zu sein, aber eine heimliche Liebschaft hatte, bekam Vegeta eine Spur Mitleid mit ihm.

Radditz hatte ihm einen guten Tipp gegeben.

Er nickte als Zeichen des Abschieds und mit erleichtertem Seufzen drehte sich sein Untergebener um; verschwand schnell aus der Tür, bevor sein Prinz es sich noch anders überlegte.

Der lehnte sich in seinem Stuhl zurück und dachte nach, was er Bulma dieses Mal mitbringen sollte, wenn er es endlich mal hier rauschaffte.

 

Als die Regenzeit begann, wusste er, dass der optimale Zeitpunkt gekommen war.

Seit Tagen goss es, der Himmel grau und düster, die Luft sah aus wie voller Bindfäden und kein Saiyajin verließ da freiwillig das Haus.

Außer einer, der genau wusste, dass ihn niemand durch dieses Unwetter folgen würde.

Bei Ankunft an den einsamen Hütten informierte ihn sein Scouter, dass nur ein einziges, schwaches Powerlevel anwesend war.

Er trat in die kleinere Hütte ein, aus dem es stammte und blieb im Türrahmen stehen. Eine seltsame eisige Stimmung schlug ihm entgegen und er wusste, er musste vorsichtig sein

Im Inneren war es durch die dämmrigen elektrischen Lampen nur schwach beleuchtet, die unbekannten Metallobjekte in den Regalen warfen rätselhafte Schatten und an ihrem Tisch und mit dem Rücken zu ihm, unter einer Lampe, saß Bulma konzentriert über etwas gebeugt.

Vegeta strich sich den Regen aus Gesicht und Haar und räusperte sich laut.

Sie ignorierte ihn; sah nicht auf.

Er ging vorsichtig einen Schritt auf sie zu.

„Hey“ er versuchte, ein Gespräch zu beginnen. „Du…hast die Haare kürzer.“

Ein abfälliges Schnauben war alles, was von ihr kam.

„Äh…sieht nett aus“ murmelte er und ignorierte die ersten Schweißtropfen der Furcht auf seiner Stirn.

Scheiße, Bulma war wütend, er roch den Zorn und wenn saiyanische Frauen wütend wurden, riet der männliche Instinkt einen zum Abhauen.

Aber er war Vegeta, Prinz der Saiyajin und er floh nicht, nie!

„Wie lange sitzt du schon da? Solltest du nicht längst um diese Zeit in der Küche sein?“

Vermutlich saß sie wieder stundenlang an irgendeiner Spielerei und beschwerte sich dann wieder über ihre Nacken- und Schulterschmerzen; so wie sie da saß war es kein Wunder. Das Weib war außerdem so dünn, weil sie manchmal das Mittagessen vergaß. Sobald etwas ihrer Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, sei es eine Idee oder spannendes Buch, blendete sie alles aus. Abgesehen davon, dass sie auch nicht die Menge verschlang und ihm immer den Hauptteil überließ.

Seine fürsorgliche Frage wurde anscheinend missverstanden, denn nun drehte sich Bulmas Kopf zu ihm rum, das Gesicht zu einer angepissten Grimasse verzogen.

Er wich mit einer beiläufigen Kopfbewegung den Schraubenschlüssel aus, den sie ohne Vorwarnung in seine Richtung warf, wo er scheppernd an die Wand fiel.

„Verschwinde“ fauchte sie und bei ihrem Tonfall stellten sich ihm die Nackenhaare auf. „Kaum kommt der werte Herr hier an, schon soll ich ihn bedienen? Verpiss dich, ich bin beschäftigt.“

„Womit? Werkzeuge an die Wand zu werfen?“ schoss die schnippische Frage aus ihm heraus.

Er würde sich nicht entschuldigen. Er hatte nichts Falsches getan; hatte sich bemüht sie zu beschützen.

Er hatte nun mal Pflichten, die ihn an den Schreibtisch fesselten; konnte nicht mal so schnell abhauen wie in seiner Kindheit.

Mit einem Knurren stand Bulma heftig auf, schnappte sich das nächste massive Werkzeug und warf es auf ihn zu.

Wieder wich er beiläufig aus; eine Reaktion, die sie noch mehr erzürnte.

Ein Regen aus Metallteile wurde auf ihn gerichtet, dem er auswich oder abfing, ohne sich von der Stelle zu bewegen.

Bulmas Augen sprühten Funken, ihre Wangen waren wütend errötet, aber sie ließ nicht davon ab, nach Wurfgeschossen zu suchen, trotz den sinnlosen Versuchen.

„Blöder, eingebildeter Fatzke“ fauchte sie währenddessen, neben andere Beleidigungen in teils fremder, exotischer Sprache, die sie dank ihrer ausländischen Bücher gelernt hatte.

Vegeta, der allerdings einen Scouter aufhatte, verstand alles und schnalzte ungehalten mit der Zunge.

 

Erst als sie beinahe ausgerechnet das Ding auf ihn werfen wollte, an dem sie den ganzen Tag gebrütet hatte und ihm eine Beleidigung zuwarf, die seine Abstammung in Frage stellte, wurde es ihm zufiel.

Ein schneller Schritt und sie wurde entwaffnet und aufs nebenstehende Bett geworfen.

Er drückte sie auf die Matratze nieder, presste ihre Handgelenke drauf.

Sie zappelte wild unter ihm und er konnte gerade noch verhindern, dass ihr Knie sein Unterleib streifte. Schnell fasste er ihre Handgelenke mit einer Hand zusammen und hielt sie über ihren Kopf fest, die andere Hand stabilisierte einen Oberschenkel auf die Unterlage und behielt es so außer Reichweite seiner empfindlichen Körperteile.

Sie keuchten beide schwer, die Augen blitzten wütend, jeder glaubte sich im Recht und Vegeta merkte, dass es ihm allmählich Spaß machte. So eine kleine Rangelei, die auf dem Bett endete, war ein nettes Vorspiel.

Das trieb seine Gedanken in eine andere Ecke. Mit großen Augen bemerkte er nun den zierlichen Körper unter sich, die volle Brust unter dem Shirt, die sich schwer hob und die freien Stellen zarter Haut, die wegen der feuchten, schwülen Luft leicht glänzte.

Sein triumphierendes Lächeln verblasste. Er schluckte hart.

Sie so nun unter sich zu haben…wie sie sich unter ihm räkelte…wie er sich zwischen ihren Beinen befand…

Bulma erstarrte in ihrem wehrhaften Bemühen, als sie erfasste, wie Vegs Blick sich veränderte. Der angepisste Ausdruck verschwand, dafür erschien ein seltsamer weicher Schimmer. Wie er sie nun musterte, sein Blick über ihren Körper glitt…sie fühlte sich seltsam unter seinem Geglotze.

Ihr Herz klopfte schnell.

Für einen Augenblick blieben beide still; Bulma auf der Matratze und Vegeta über ihr.

Sie konnten den Regen hören, der aufs Dach prasselte; dazu ihren eigenen, schweren Atem.

Bulma spürte den festen, warmen Druck seiner großen Hände auf ihre Handgelenke und Beine. Vegs Pupillen waren geweitet, er leckte sich über die Lippen, sein Kopf kam runter, näherten sich ihren…

„Geh RUNTER VON MIR; DU IDIOT!“ schrie sie ihn an.

Vegeta wich rechtzeitig zurück, bevor Bulmas hochpreschender Kopf noch seine Nase brach.

„Spinnst du?“ keifte er sie an.

Das war knapp gewesen. Für einen Moment war er so fasziniert von ihren Lippen gewesen, dass ihr Angriff beinahe Erfolg gehabt hätte.

„Geh runter von mir, Hornochse“ zischte sie.

Er legte den Kopf schief und sah überheblich auf sie hinab.

„Zwing mich doch“ feixte er.

Falsche Antwort.

Bulma zeterte, wand sich und versuchte ihn zu treten.

Seine Hand, die ihre Handgelenke immer noch über ihren Kopf festhielten, blieb standhaft. Bei ihrer schwachen Kraft musste er eher vorsichtig sein, sie nicht durch zu harten Druck zu verletzen. Sein anderer Arm, Unterkörper und Schweif reichten aus, ihre Beine und Hüften zu fixieren.

Bulmas Abwehrversuche führten nun dazu, dass sie ihren Körper eng an ihn rieb, besonders den Unterleib.

Seine Augen wurden groß und er befand sich in einen Zwiespalt der Gefühle: einerseits wütend, anderseits wurde er langsam erregt.

„Bulma, hör auf“ knurrte er unter zusammengebissenen Zähnen, seine Augen kniffen sich kurz zusammen, während er eilig seine Selbstbeherrschung sammelte.

„Ich will nicht“ fauchte sie. „Ich habe genug von diesen arroganten Arschlöchern, die ohne Klopfen eintreten und nach Essen schreien. Davon habe ich schon zwei zu Hause. Flieg zurück nach Sadala und lass mich in Ruhe arbeiten. Der feine Herr lässt mich doch sowieso im Regen stehen. Im Frühjahr bin ich wieder zurück…HAH! Aber alles stehen und liegen lassen, wenn er wieder da ist. Da pfeife ich drauf.“ Abfällig lachte sie.

„So habe ich das doch nicht gemeint“ versuchte er sich zu verteidigen. „Ich wollte doch nur wissen, ob du heute schon Pause gemacht und was gegessen hast.“

„Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen, vielen Dank“ antwortete sie sarkastisch. „Du bist nicht mein Vater. Ich kann mich um mich selbst kümmern.“

„Bulma, beruhige dich“ knurrte Vegeta und drückte sich enger an sie, nutzte sein Körpergewicht, um sie in die Matratze zu pressen und ihr jegliche Bewegungsfreiheit zu nehmen.

Bulmas Herz setzte für einen Augenblick aus.

Veg war schwer und wie er sie festhielt, fühlte sich allmählich bedrohlich an. Seine finstere Miene verstärkte den Eindruck.

„Ich würde mich eher beruhigen, wenn nicht so ein schwerer Volltrottel mir die Luft zum Atmen nehmen würde“ zischte sie in sein Ohr. „Also lass los, du Lügner, Heuchler, falscher Fuffziger…“

„Jetzt mach mal halblang“ unterbrach er sie knurrend, ohne seine Position zu verändern. „Ich habe nicht gelogen. Ich bin tatsächlich im Frühjahr zurückgekehrt, aber ich habe nie gesagt, ich würde dann sofort wieder zu dir kommen. Außerdem habe ich mir deinetwegen Zeit gelassen, damit mir niemand folgt.“

„Deine Entschuldigungen sind mit scheißegal, es sind sowieso immer dieselben“ erwiderte Bulma keifend.

Vegeta zog spöttisch eine Augenbraue hoch.

Also ging es Bulma nicht um rationale Gründe, damit war jede Entschuldigung seinerseits sinnlos: Sie würde sie nicht akzeptieren.

Lieber machte sie ihm Vorwürfe.

Gut, dann müsste er auch nicht damit anfangen. Er würde auf keinen Fall um Vergebung winseln, wenn er im Recht war.

Besser, er hielt sie weiterhin fest, bis sich ihr Wutanfall gelegt hatte.

Bulma wand sich wieder unter ihm und allmählich sorgte er sich, ihr unabsichtlich weh zu tun. Er nahm seine Hand von ihren geröteten Gelenken. Kaum waren sie befreit, als sie mit ihren kleinen Fäusten wild gegen seine Brust trommelte.

Für Vegeta fühlte es sich wie eine lästige Massage an.

Mit einer schnellen Bewegung schnappte er sich ihre Taille und zog sie auf sich. Nun war sie auf seinen Schoss, ihre Knie seitlich auf die Matratze gedrückt und seine Arme legten sich wie Schraubstöcke um sie, pressten sie an ihre Brust und nahmen ihr dadurch auch wieder die Bewegungsfreiheit. Ihre Handflächen drückten flach auf seine Brust, sie versuchte sich gegen ihn zu stemmen, aber ohne Chance.

Bulma war immer noch wütend, weil Vegeta ihre Wut weder ernst nahm noch sich schuldig fühlte.

„Ich hasse Lügner und falsche Versprechen“ hauchte sie machtlos.

„Ich habe dich weder angelogen, noch ein falsches Versprechen gemacht“ entgegnete er.

„Du Korinthenkacker“ zischte sie.

Er grinste nur.

Als sie ihm eine ins Gesicht klatschte, aber nicht mehr.

Selbstgefällig lächelte sie, auch wenn nur ein fahler Abdruck zurückblieb, ihre Hand höllisch schmerzte und seine Miene unbewegt blieb.

„Ich will“ sagte sie hoheitsvoll „dass du augenblicklich von hier verschwindest.“

„Tja, Schätzchen, Zeit zu lernen, dass man nicht immer bekommt, was man will“ entgegnete Vegeta ruhig.

Ihre Augen verengten sich wütend, ihr Lächeln verblasste.

„Das ist mein Haus, du unterbelichteter, arroganter Ozaru.“

„Das interessiert mich einen Dreck.“

„Duuuuu…..“ Bulma fehlten die Worte bei dieser Arroganz.

Fast.

Bevor sie einen weiteren Schwall an Beleidigungen auf ihn herabregnen lassen konnte, unterbrach er sie.

„Ich lasse nicht eher los, bis du dich beruhigt hast.“

„Hah, vorher bekommst du Hunger und ich habe keinen Krümel hier“ lachte sie siegessicher.

Ihr war schon in ihrer Kindheit aufgefallen: je stärker der Saiyajin, desto mehr Futter brauchte er; um seinen erhöhten Energiebedarf selbst im Ruhemodus zu decken.

Das konnte für schwächere Saiyajins ein Vorteil sein; brauchten sie so doch weniger an Nahrung.

„Dann verhungern wir beide halt hier“ entgegnete er störrisch. „denn ich lasse dich nicht vorher los. Tja, wer wird wohl länger den Hunger aushalten?“

„Du bist verrückt“ konterte sie stirnrunzelnd, doch allmählich wurde ihr klar, dass jeglicher Widerstandsversuch sinnlos war.

Vegs Griff war zu fest; er bohrte sie auf seinem Schoss  und sie konnte nicht aufstehen, um weg zu rennen.

Die kleine Ohrfeige hatte ihn auch nicht sonderlich beeindruckt und angesichts der Schmerzen, die sie ihrer eigenen Hand zugefügt hatte, würde sie keinen zweiten Versuch starten.

Sie musste also hierbleiben und sich seine Worte durch den Kopf durchgehen lassen: dass er gerne früher gekommen wäre, wenn es möglich gewesen wäre…dass er es nur zu ihrem Schutz getan hatte, damit ihn niemand folgte…alles logisch, aber Logik interessierte Bulma gerade nicht.

Sie hatte Probleme mit langen Abwesenheiten ohne Info; ein Trauma ihrer Kindheit. Weil Veg sich so lange nicht gemeldet hatte, hatte sie daher befürchtet, er würde sie wieder alleine lassen.

Sie hatte Angst gehabt, er würde sich bei ihr langweilen; sich nicht mehr für die öde Außenseiterin interessieren.

 

Besonders jetzt war sie schlechter Laune, denn ihr Vater war seit längerem wieder unterwegs, ihre Mutter wie üblich tagsüber arbeiten, Kakarott trainieren und lange Regentage machten sie depressiv.

Das Solarpanel auf dem Dach hatte kaum noch Kraft bei dieser Wetterlage, um die Hütte zu beleuchten; da blieben ihr keine großen Möglichkeiten sich zu beschäftigen.

Bardock hatte vor einigen Monaten Kakarott abgesetzt und war wieder auf eine Außen-Mission geflogen. Ihr kleiner Bruder war durch seine erste Mission reifer geworden: durch die längere Abwesenheit erschien er ihr größer und reifer, auch wenn er immer noch kleiner war als sie.

Aber durch das Besiegen seiner tierischen Instinkte hatte er sich selbst besiegt und neu erkannt, wozu ein Saiyajin in der Lage war.

Bardock war sichtbar stolz auf seinen Nachwuchs gewesen, auch wenn er kein Wort über das Training verloren hatte. Auch Kakarott war deswegen ungewöhnlich schweigsam gewesen und wollte darüber nicht sprechen.

Nicht, weil er sich wegen etwas schämte, sondern weil ihm einfach das Vokabular fehlte, diese Erfahrung zu beschreiben.

Nun trainierte er wegen der Abwesenheit von Bardock und seinem Team wieder in der Tsufuru-Basis, auf einem höheren Level im GR und mit neuen Selbstbewusstsein, während sich für Bulma in den vergangenen Monaten nichts geändert hatte.

Der Winter war ruhig und ereignislos vergangen und genauso langweilig war das Frühjahr gewesen.

Deswegen fühlte sie sich umso machtloser und langweiliger.

Jeder in ihrer Familie hatte eine Tagesaufgabe, die ihn beschäftigte, bei der er etwas erlebte, nur sie nicht…jedenfalls nichts, von dem sie den anderen erzählen konnte.

Weder konnte sie ihre Familie von Veg erzählen, noch ihm von den Erlebnissen der anderen.

Auch ihre Geheimnisse musste sie für sich behalten; da blieb ja nichts mehr übrig außer langweilige Hausarbeiten, die Veg garantiert nicht fesselten.

Während Veg viele Planeten besuchte, saß sie hier fest.

Es gab nichts Neues.

Was wollte er da bei ihr?

Misstrauisch starrte sie in seine Augen.

„Wolltest du wirklich so schnell wie möglich zu mir?“ fragte sie, ihre Stimme gefährlich ruhig.

Würde sie auch nur den Hauch einer Lüge entdecken, wäre es mit dieser Freundschaft aus und vorbei.

Doch Vegeta sah ihr unbeirrt in die Augen, wich ihr nicht aus.

„Ja“ antwortet er schlicht.

Bulma bemerkte nicht den Hauch einer Unsicherheit, dafür die Regentropfen in seinem Haar und seine feuchte Kleidung.

Bei diesem Mistwetter war er trotzdem zu ihr gekommen…weil ihn niemand durch den Regen folgen konnte; wie sie nun erkannte.

Selbst sie wollte da nicht zu der Tsufuru-Basis gehen, vermied den Regen, er aber nicht.

 „Langweilst du dich nicht hier?“ fragte sie zögerlich.

Er zog erstaunt die Augenbrauen hoch.

„Langeweile? Was meinst du damit?“

Sie zuckte beschämt die Schultern und senkte den Kopf.

Ihre Zweifel und Sorgen waren ihr nun peinlich.

Sie hatte Veg falsch eingeschätzt.

Ihr tat es leid, wie sie ihren Frust an ihn ausgelassen hatte, ihre Ohrfeige, ihre Selbstzweifel.

„Tut mir leid wegen der Ohrfeige“ flüsterte sie und kaute verlegen auf ihre Unterlippe.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass mich so etwas schmerzt?“ fragte er spöttisch.

„Nein, es tat mir mehr weh als dir, aber…es war dumm“ sie strich sich verlegen einige wirre Haarsträhnen zurück und wich seinen Blick aus.

„Bulma, sieh mich an“ sagte er ernst.

Sie folgte seiner Aufforderung. Beide sahen sich stumm in die Augen, immer noch ein verletztes, wütendes Funkeln darin.

Vegeta erkannte, dass sie sich endlich beruhigt hatte, so dass man mit ihr sprechen konnte.

Saiyajins neigten zu einem jähzornigen, cholerischen Charakter; wurden oft sinnlos wütend, sobald sie dachten, ihr Stolz und ihre Ehre wäre verletzt; da war Bulma auch nicht anders.

Man musste warten, bis der Anfall sich legte, sonst drang man nicht durch. Entweder ließ man den Saiyajin toben, bis er sich selbst wieder zusammenriss oder ein stärkerer Saiyajin drückte ihn auf den Boden und zwang ihn dazu.

Es hatte gedauert, doch sie hatte erkannt, dass er nicht log.

Nun war ihre Wut genauso schnell verraucht, wie sie aufgekommen war.

Er lockerte seinen Griff um sie.

Sie blieb ruhig weiter sitzen; sprang nicht auf und griff nicht an… wie er es sich gedacht hatte. Der Wutanfall war verflogen.

Nun griff er unter seinem Brustpanzer und holte ein gerolltes Ledermäppchen hervor.

„Für dich“ sagte er schlicht.

Selbst wenn sie seinen Worten nun endlich glaubte, sollte das Geschenk wohl beweisen, dass er wirklich an sie gedacht hatte.

Dass er sich Mühe gegeben hatte, etwas zu finden, was ihr bestimmt gefallen würde.

Sie blinzelte erstaunt, nahm es wortlos an und entrollte es zwischen ihnen.

Mit großen Augen starrte sie auf die sich präsentierenden, glitzernden Werkzeuge und Platinen.

Perfekt für sensible Elektrotechnik; wie sie es sich lange gewünscht hatte.

Woher wusste er das nur? Sie hatte es nie erwähnt?

„Woher hast du das?“ staunte sie und sah ihn bewundernd an.

„Hab nach Werkzeug gesucht und mir das erstbeste geschnappt“ antwortete er kurz angebunden.

Dass sich die Ingenieure gewundert hatten, warum Prinz Vegeta stundenlang in den Laboren und Werkstätten marschiert war, ohne einen Grund zu nennen, musste sie ja nicht wissen. In einen unbeobachteten Moment hatte er sich dann etwas von einem Tisch geschnappt, von dem es aussah, als wüsste Bulma, was damit zu tun war.

„Es ist wundervoll…so etwas Schönes habe ich noch nie bekommen“ hauchte sie und hob eines der schmalen, zierlichen Instrumente hoch, um sie im Dämmerlicht besser zu bewundern.

Vorsichtig steckte sie es wieder in die Ledermappe und rollte sie ein.

„Oh Veg, vielen Dank“ bedankte sie sich ergriffen.

„Keine große Sache“ murmelte er verlegen.

Bulma sah ihn verwirrt an; noch immer in einen Wirbel von unterschiedlichen Emotionen gefangen.

Doch das Gefühl der Erleichterung und Dankbarkeit überwog.

Sie legte das Mäppchen zwischen ihnen ab und legte vorsichtig ihre Arme um seinen Hals, um sich an ihn zu drücken.

„Danke“ hauchte sie an seine Brust. „Tut mir leid wegen meiner Reaktion. Ich bin bei so einem Wetter nicht gut drauf“ versuchte sie zu erklären. „Da rege ich mich leicht auf.“

Er brummte und erwiderte vorsichtig die Umarmung.

Während er froh war, diesen Streit schnell beendet zu haben, kam ihm ein Gedanke.

Bulma hatte ihn als Lügner und Heuchler beschimpft.

Wie würde sie reagieren, wenn sie erfuhr, wer er wirklich war?

Sollte sie jemals erfahren, dass er der Prinz war und es jahrelang vor ihr verheimlicht hatte…so schnell würde sie ihm nicht verzeihen.

Sie durfte es nicht erfahren; NIE!

Eine solche Lüge wäre für sie unverzeihlich.

Bulma löste sich von ihm und er ließ sie nun los, auch wenn es ihm widerstrebte.

Anmutig erhob sie sich von seinem Schoß; nahm sich das Mäppchen, um es auf dem Tisch auszubreiten und genauer zu inspizieren.

Vegeta merkte, dass er fürs erste abgemeldet war und setzte sich auf ihrem Bett um. Er lehnte sich an die Wand, verschränkte die Arme und streckte die Beine aus.

Immer noch prasselte der Regen aufs Dach.

Es roch nach Metall, feuchter Erde und Bulma. Hier in diesen geschlossenen, geschützten Bereich witterte er ihn umso stärker.

Vegeta merkte, wie ihm die Augenlider schwer wurden. Die anstrengenden vergangenen Tage verlangten ihren Tribut.

Sein Kopf fiel zur Seite, sein Körper entspannte sich.

„Das ist wirklich ein tolles Geschenk“ meldete sich Bulma zu Wort und drehte ihren Kopf, weil sie keine Antwort bekam.

Ihre Augen wurden groß, dann lächelte sie.

Veg war eingeschlafen.

 

 

Mit dem Ende der Regenzeit begann der Frühsommer auf Vegeta-Sei. Die Luft wurde wieder klarer, weniger drückend und die Temperaturen stiegen an.

Bulma wusste, dass ihr Freund Veg beschäftigt war und nun die Deckung von Regen fehlte, um sich heraus zu schleichen.

Er konnte nicht sagen, wann er wiederkommen würde, aber ihnen war beiden klar, dass er es auf jeden Fall tun würde, wenn der Zeitpunkt günstig war.

Kakarott erreichte sein 14. Lebensjahr.

Geburtstage wurden bei den Saiyajins nicht gefeiert, aber da in diesem Alter die Pubertät und damit der Beginn ins Erwachsenen-Alter begann, war es kein gewöhnliches Alter.

Die Zeit begann, wo Kakarott bald anfangen würde, schnell in die Höhe zu schießen und Mädchen mit anderen Augen zu sehen. Diese waren oft frühreifer und begannen schon im 13. Lebensjahr mit diesem Entwicklungsschritt.

Gine hatte sich im vergangenen Herbst, als Kakarott noch mit seinem Vater unterwegs war, um die Sache mit dem geheimnisvollen, nervigen Mädchen von der Nahrungseinheit gekümmert.

Um wen es sich handelte, war relativ schnell klar gewesen.

Nachdem ihr Junge eine Weile nicht bei ihr auf der Arbeitsstätte aufgetaucht war, um die Rationen abzuholen, war Chi-Chi schüchtern auf Gine zugegangen.

Sie hatte unauffällig versucht, nach Gines „süßen Sohn“ zu fragen, den sie seit längerem nicht mehr hier gesehen hatte. Bei den ungeschickten Versuchen, sie auszufragen, war Gine sofort klar gewesen, wer die Übeltäterin gewesen war.

Sie war erleichtert, dass es sich um Chi-Chi handelte: das Mädchen war zwar übereifrig, wenn sie etwas wollte, aber fleißig, gehorsam und engagiert.

Also hatte Gine betont unschuldig erklärt, dass Kakarott momentan auf Mission war und in nächster Zeit nicht kommen würde.

Mit mehr Finesse hatte sie gespielt sorgenvoll aufgeseufzt und erzählt, wie naiv Kakarott noch war und wie kindlich. So sehr, dass er die ungeschickten Annäherungsversuche eines Mädchens noch nicht mal erkannte und sie als störend empfand.

Ob Chi-Chi wohl wusste, welches Mädchen ihren Jungen so bedrängt hatte?

Es war der Hauptgrund, warum ihr Sohn nicht mehr herkommen wollte.

Chi-Chi war sofort errötet und hatte heftig den Kopf geschüttelt.

Nein, sie wüsste nicht, wer das gewesen sein könnte.

Aber der arme Kakarott. Hach, wie könnte man ihm helfen? Wie ihm aufheitern?

Apropos, was mochte Kakarott denn?

Gine hatte sich nur schwer ein Schmunzeln verkneifen können, als Chi-Chi versuchte, einen Vorteil aus diesem Gespräch zu gewinnen und versuchte, sie auszuhorchen.

Das Mädel war schlau…eine gute Eigenschaft. So jemanden brauchte Kakarott.

Bereitwillig hatte sie daher die Information geteilt, wie gerne ihr Sohn aß und was seine Lieblingsspeisen war.

Als Folge war Chi-Chi daraufhin motiviert wieder an ihre Aufgaben zurückgegangen.

Als Gines Sohn wieder zurück auf den Planeten war, konnte sie ihm die gute Nachricht überbringen, dass es dem Mädchen sehr leidtat und sie nur mit ihm befreundet sein wollte. Sie hatte falsch gehandelt und würde ihm nicht mehr so auf die Pelle rücken. Aber wegen ihrem Übereifer wollte sie ihm beim nächsten Besuch als Entschuldigung ein paar selbstgemachte Süßigkeiten überreichen.

Kakarott war erleichtert, aber auch misstrauisch gewesen. Doch die Aussicht auf etwas Süßes konnte er nicht widerstehen, weshalb er wieder begann, die Rationen abzuholen.

Zur Freude von Chi-Chi, die ihre Lektion gelernt hatte und nun ruhiger und vorsichtiger auf ihn zutrat.

Gine behielt die Kinder beiläufig im Blick und erkannte schmunzelnd das Aufkeimen von junger Liebe. Zwar war Kakarott immer noch auf der Hut, aber er fing langsam an, dem neuen Mädchen zu vertrauen und blieb oft ein wenig länger, um sich mit ihr zu unterhalten.

Doch mit schlechten Gewissen dachte Gine daran, dass sie ihren Kindern immer noch nichts über Sex erzählt hatten: weder Kakarott, noch seine ältere Schwester waren aufgeklärt worden.

(Bei Radditz war sie sich nicht sicher: Bardock hatte es nicht getan, aber vermutlich war der älterer Nappa so freundlich gewesen, zu dem jener eine gute Kameradschaft pflegte)

Sie wussten nichts über die Ursachen der beginnenden körperlichen Veränderungen, Geschlechtsverkehr, Pheromone, sexuelle Anziehungskraft, Begehren; Sex.

Weder sie noch Bardock wollten dieses Gespräch führen und trösteten sich damit, dass Kakarott geistig zu unreif und Bulma zu isoliert lebte.

Gerade bei Bulma kniff das schlechte Gewissen.

Bulma hatte mit 14 Jahren ihre Periode bekommen und dadurch war  es theoretisch möglich, schwanger zu werden. Das war der spätmöglichste Zeitpunkt, wo Eltern, besonders Mütter, in der Pflicht standen, ihre Töchter aufzuklären.

Doch Bardock hatte sein Weib angefleht und becirct, diese Aufklärung nur auf das Notwendigste zu reduzieren.

Was, wenn Bulma wieder zu neugierig wurde; wenn sie erfuhr, dass sie nun fähig war, schwanger zu werden?

Bulma hatte sich endlich mit ihrem Schicksal abgefunden und war ruhiger geworden; also wieso das ändern? 

Was, wenn sie nun einen Gefährten wollte, sich für Sex interessierte oder andere Unsinn?

Gine war eingeknickt und hatte Bulma nur erklärt, dass die monatlichen Blutungen eine Art Reinigungsprozess ihres Körpers waren und was sie dann zu tun hatte.

Eigentlich ein Verbrechen, aber alles, was mit Bulma zu tun hatte, war bereits ein Verbrechen; da war dieser Punkt nur die Spitze.

Da Bulma nur Selypa und ihre Mutter als weibliche Bezugspersonen hatte, stellte sie keine weiteren Fragen. Selypa wusste nicht, was Gine angestellt hatte. So unschuldig und unwissend wuchs normalerweise kein Mädchen auf.

Doch Gine hatte sich von Bardock einwickeln lassen. Nie zuvor hatte sie jemals eine andere Saiyajin eingewiesen und es ihrer Tochter zu erzählen, kam ihr auch merkwürdig vor.

Sie schoben es auf, auf eine ungewisse Zukunft, sahen es nicht als notwendig an.

 

Während der Sommer begann, Gine mit ihren Aufgaben im Dorf beschäftigt war und auch Kakarott nun öfters seine Zeit dort verbrachte, bekam Bulma unerwartet Besuch von ihrem Freund.

Eigentlich hatte sie den Tag in der Tsufuru-Basis verbringen wollen, doch sie hatte seine herannahende Aura gespürt, was diesem Plan ein rasches Ende machte.

In die Basis konnte sie auch später gehen; sie wollte die seltenen Augenblicke mit ihm nutzen. Gemeinsam wanderten sie durch den Wald, in dessen Schatten es kühler war. Da es trotzdem recht warm war, trug Bulma nur kurze Shorts und ein Top, dazu Sandalen. Vegeta hatte seinen kurzärmeligen Overall an, dazu wie üblich den weißen Brustpanzer.

Sie kamen an den alten Chene-Baum vorbei, an dem sie einst zum ersten Mal „Beute und Jäger“ gespielt hatten. Die meisten seiner Blüten waren mittlerweile verblüht und stattdessen entwickelten sich langsam grüne Knollen, die im Herbst als braune, edel glänzende Nüssen vom Baum fallen würden.

Als Bulma ihn darauf hinwies, schmunzelte er plötzlich.

„Ich erinnere mich“ feixte er. „Es war das erste Mal, dass ich dich nackt gesehen habe.“

„Fast nackt“ berichtigte Bulma ihn trocken. „und ich erinnere mich, wie du dich furchtbar deswegen aufgeregt hast. Keine Sorge, so was mache ich nicht mehr.“

„Schade“ hörte sie ihn leise murmeln.

Irritiert starrte sie ihn an.

Er hob anzüglich eine Augenbraue hoch.

Sie verstand immer noch nicht.

Er blieb stumm, nur sein Schweif löste sich von der Taille und peitschte einmal durch die Luft.

Sie wusste nicht, worauf er hinaus wollte und verlegen bückte sie sich, um eine vorzeitige abgefallene Knolle aufzuheben und zu begutachten, anstatt ihn weiter wie eine Blödsinnige anzustarren.

Als Vegeta dabei zusah und eine gute Aussicht auf ihr verlockendes, volles Hinterteil bekam, musste er sich stöhnend abwenden. Schnell fasste er sich an die Nase, ob er ein verräterisches Nasenbluten bekommen hatte.

Es wurde mit jedem Besuch schlimmer.

Seitdem er erkannt hatte, dass Bulma deswegen immer noch wie ein halbes Kind roch weil man sie nicht aufgeklärt hatte und dadurch der Funken fehlte, der zum Entzünden der Triebe nötig war, wartete er sehnsüchtig darauf.

Jedes Mal hoffte er darauf, dass sie endlich von ihren Eltern aufgeklärt worden war, doch stattdessen…nichts, Nada, in den Augen nur die reine, arglose Unschuld.

An ihren Körper haftete immer noch der Geruch von Kindheit, obwohl sie körperlich reif war.

Sie reagierte nicht im Geringsten auf die Pheromone, die er ausstieß, wenn er seinen Schweif  von seiner Taille löste oder auf seine Anzüglichkeiten.

Lange konnte er das nicht mehr aushalten.

Seine Ehre und sein Stolz hielten seine Triebe gerade noch zurück, aber wenn sie dann in so kurzen Sachen wie jetzt vorbeimarschierte, wodurch er einen guten Blick auf ihre körperlichen Vorzüge hatten, kochte sein Blut.

Ihr seidiges Haar und  der elegante Schweif in der exotischen Farbe, die langen Beine, die zierlichen Taille, der volle Hintern, die herrlichen Rundungen ihrer Brüste…immer wieder glitten seine Augen verlangend über ihren Körper.

Bislang hatte Vegeta noch nie so eine Faszination für eine Frau verspürt.

Seitdem er seine eigene Jungfräulichkeit vor drei Jahren verloren hatte und reichliche Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gemacht hatte, konnte er seine Triebe gut kontrollieren.

Sein Körper bekam regelmäßig den Bedarf an simpler Befriedigung, so dass er sich nicht so peinlich benahm wie manche Altersgenossen, die mit großen Augen und sabbernden Mäulern den Frauen hinterherliefen.

Aber bei Bulma war es anders.

Selbst wenn er sich eine kurzfristige Bettgefährtin für eine Nacht schnappte, bekam er sie nicht aus dem Kopf; stellte sich vor, wie es wäre, bei ihr zu legen.

Er kam in Versuchung, die Aufklärung selbst zu übernehmen.

Aber das Gesetz sagte eindeutig, dass es die Aufgabe der Eltern oder nahen Verwandtschaft war.

Auf keinen Fall von einem Fremden und dann noch vom anderen Geschlecht.

Sinn dahinter war, dass der/die unerfahrene Saiyajin nicht falsch beeinflusst und von einem unsittlichen Saiyajin ausgenutzt wurde. Jemand, der sie dann zu Dinge trieb im Namen der Aufklärung ohne ihr Recht der Ablehnung zu erklären; der Beginn einer verhängnisvollen Beziehung. Es ging um das Vermeiden des Ausnutzens  der noch unwissenden, jungen Saiyajins, die selbst noch nicht wussten, was sie mochten und am Anfang dieses Weges standen.

Gerade am Beispiel von Bulma zeigte sich, warum es diese Art von Gesetz bei den Saiyajins gab: isoliert,  ohne Kontakt zu andere Saiyajins, an deren Beispiel und Verhalten sie erste Kenntnisse sammeln konnte.

Er würde Schande über seine Ehre bringen, sollte er diese Aufgabe übernehmen, denn natürlich war es nicht uneigennützig, dass er ihre Aufklärung wollte.

Aber sollte er jemals ihre Eltern treffen, würde er sie deswegen hart bestrafen.

Scheiß darauf, dass sie ihre blauhaarige Tochter geheim gehalten hatten, aber keine vernünftige Aufklärung?

Er bekam hier gerade blaue Eier, weil sie ihre Pflicht nicht einhielten.

Was wäre da die entsprechende Strafe?

Für sie einen Keuschheitsgürtel und für ihn ein Halsband, was ihm  jedes Mal bei einer Erektion einen Elektroschock verpasste?

Hörte sich doch nur fair an, wenn Bulmas Eltern mal selber ein paar Monate zölibatär leben mussten.

Vegetas Finger krallten sich in einen Baumstamm und er atmete tief durch, um jegliche unkeuschen Gedanken aus dem Kopf zu verbannen.

Ohne großen Erfolg, am liebsten wollte er seinen Kopf gegen den Stamm schlagen. Aber das hätte nur zur Folge, dass der Baum brach.

Sie musste doch wenigstens bei ihren Eltern etwas über körperliche Intimitäten gelernt haben; sei es nur durch beiläufiges Beobachten.

Selbst bei seinen Eltern hatte es da Momente gegeben, wie Küssen zum Beispiel.

„Veg, ist alles in Ordnung?“ hörte er sie hinter sich besorgt rufen.

Immer noch in seiner empörten, erzürnten Stimmung gefangen, drehte er den Kopf zu ihr.

„Weißt du eigentlich, was Küssen ist?“ rutschte ihm die Frage raus.

Bulmas Augen wurden bei den Themenwechsel überraschend groß und er biss sich verdrossen auf die Lippen.

Scheiße, warum hatte er sich nicht zurück halten können?

Doch zu seiner Überraschung lachte sie nur heiter auf.

„Natürlich weiß ich, was Küssen ist“ kicherte sie munter. „Ich habe schon öfters geküsst.“

Vegetas Kinnlade fiel verdattert nach unten.

Sie wusste, was Küssen war?

Moment, sie hatte bereits jemanden geküsst?

Eine Welle der Eifersucht zerfraß ihn; zerstörte jegliche Rationalität.

 „Wen?“ knurrte er. Eigentlich sollte er hier in der Einsamkeit keinen Konkurrenten fürchten.

Wer hatte es gewagt, ihren ersten Kuss zu stehlen?

Bulma sah nachdenklich nach oben, zählte dann an den Fingern ab.

„Ähh, mein Vater, meine Mutter, meine Brüder, ab und zu mal meine Onkeln und meine Tante; aber nur, als ich noch sehr klein war“ erinnerte sie sich.

Ein Stein der Erleichterung fiel von Vegetas Brust. Er atmete auf.

Also nur Familienmitglieder, aber trotzdem…

„Wie“ fragte er und näherte sich ihr „Wie genau hast du geküsst?“

Jetzt, wo dieses Thema angesprochen war, wollte er nicht so schnell ablassen.

Onkel, Brüder, Vater? Alles männliche Bezugspersonen und egal ob Familienmitglieder, er hatte schon Storys gehört, wo manche Saiyajins innerhalb der Familie sich verknüpft hatten.

Was, wenn Bulma in so eine seltsame Bande reingeraten war?

 

Verlegen kratzte sich Bulma die Wange.

Als einziges, süßes Mädchen in der Familie hatte sie eine Sonder-Position gehabt, war viel geknuddelt und geherzt worden und hatte diese Liebkosungen auch weiter gegeben.

Umarmungen, Küsse auf die Wange und Stirn und zärtliche Nasen-Küsschen waren keine Seltenheit gewesen, wenn ihre Eltern von ihrer Arbeit wieder gekommen waren.

Auch Bardocks Teamkameraden hatten diese Zeichen der Aufmerksamkeit genossen und verlangt.

Wenn Bulma sich dazu herabgelassen hatten, waren diese rauen Erwachsenen plötzlich ganz verlegen geworden, mit roten Wangen, glückseligen Lächeln und hohen Quieken, was die kleine Bulma belustigt hatte.

Seitdem sie aber 14 Jahre alt geworden war, machte sie so etwas weniger; es war ihr peinlich; sah so kindisch aus. (Obwohl ihr Vater immer noch seine Umarmung und Kuss auf die Wange verlangte, wenn er heimkam. Wenn sie ablehnte, schnappte er sich sie und kitzelte sie, bis sie um Gnade flehte)

„Naja, wie man halt küsst“ antwortete sie verlegen, weil Veg sich vor ihr drohend aufgebaut hatte und seine Antwort verlangte. „Auf die Wange, die Stirn, die Nase, manchmal der Bauch“ erinnerte sie sich. Kakarott hatte als Kleinkind  immer glücklich aufgequietscht, wenn sie ihm den Bauch prustete.

„So, da hast du ja viel Erfahrung“ spottete er und verbarg seine Erleichterung. „Aber was ist mit einem Kuss auf den Mund?“

„Ihh, der Mund?!“ lachte Bulma verlegen auf „Wen sollte ich den auf den Mund küssen?“

So etwas hatte vor ihren Augen nur ihre Eltern getan und erklärt, dass es ein Ding zwischen Gefährten war.

Bulma hatte aber keinen Gefährten, also warum sollte sie jemanden auf den Mund küssen?

Sie wandte ihren Blick ab bei Vegs überheblichem Lächeln und guckte scheu auf ihre Füße.

Die Art von Kuss, die er beschrieb, hatte schon öfters ihre Neugier geweckt, aber…

„Das ist eine besondere Art von Kuss, nur für Gefährten“ hatte ihre Mutter ihr mal vor Jahren erzählt, als Bulma sich gewundert hatte, dass ihr Vater nur Gine so küsste.

„Ach so, ich dachte, weil du ihn fütterst“ hatte sie es missverstanden.

„Nein, nein, es ist ein sehr besonderer Kuss. Nur ich darf das“ antwortete Gine schnell und verlegen.

Vorsichtig sah Bulma unter ihren Ponyfransen zu Veg, der sie immer noch spöttisch musterte und ihre Gedanken zu erraten schien: sie hatte noch niemandem auf den Mund geküsst, war aber nun neugierig, wie es sich anfühlen würde. Ihr Blick glitt zu seinen Lippen und blieb dort stehen.

Wie zur Bestätigung ihrer Ahnung trat er noch näher, so dass er direkt vor ihr stand und zog ihr Kinn sanft hoch.

„Soll ich dich auf den Mund küssen“ fragte er leise und bei dieser rauem, heiseren Unterton ging ein schnelles Schaudern über ihr Rückgrat.

„Ich…weiß nicht“ stotterte sie und unwillkürlich glitt ihre Zunge kurz über ihre plötzlich trockenen Lippen, um sie zu befeuchten.

Ein heiseres Stöhnen kam plötzlich von Veg. Immer noch ließ er sie nicht los, zog ihr Kinn zu ihm hoch und hielt sie fest. Das spöttische Lächeln war verschwunden, ernst sah er sie an, konzentriert. Er schien in ihren Gesicht nach einer Bestätigung zu suchen, da sie es immer noch nicht wagte, ihm richtig zu antworten.

Ob er die Neugier in ihren Augen sah? Ob es ihm als Bestätigung ausreichte?

Langsam beugte er sich zur ihr runter, seine Lippen öffneten sich leicht.

Bulmas Herz schlug schneller, auch ihre Lippen öffneten sich etwas, während sich ihre Augenlider senkten. Sie streckte sich ihm entgegen, bot sich ihm an, behielt aber die Augen aus Scheu geschlossen.

Jegliches Geräusch verblasste im Hintergrund, stattdessen schlug ihr Herz so laut, dass es ihren ganzen Körper erfüllte.

Dann waren seine Lippen auf ihren.

Es war ungewohnt, warm, fest und sie wusste nicht, was sie zu tun hatte.

Doch Veg schon, er übernahm hilfreich die Führung.

Seine zweite Hand war plötzlich an ihrem unteren Rücken und drückte sie vorsichtig näher an seinem Körper. 

Er bewegte seinen Mund langsam über ihren. Immer wieder strich er zärtlich darüber und seine Zähne fuhren kurz vorsichtig an ihrer sensiblen Haut vorbei.

Spontan legte sie ihre Hände flach auf seiner Brust ab und folgte zaghaft seinem Beispiel, knabberte nun selbst an seinen Lippen; sachte, mit der unnützen Angst, sie könnte ihn verletzen.

Ein tiefes, genießerisches Brummen aus seinem Brustkorb sagte ihr aber, dass es ihm gefiel und sie wurde mutiger.

Seine Hand unter ihrem Kinn verschwand, streichelte stattdessen runter, von ihren Hals zu ihrem Hinterkopf und vergrub sich in ihren Haaren.

Er übernahm wieder die Führung, der Druck seiner Lippen wurde fordernder.

Überrascht zuckte sie zusammen, als etwas Feuchtes über ihre Lippen fuhr und sie keuchte auf.

Ein fremder Geschmack drang daraufhin sofort in sie ein. Ein warmes, feuchtes, dickes, bewegliches Etwas… Das war seine Zunge?!

Sie quickte erschrocken  auf und schreckte zurück.

Vegeta, der seine Hand immer noch an ihren Hinterkopf hielt, spürte den Widerstand und drängte sie nicht, ließ sie gehen.

Er ging mit seinem Kopf auch schnell auf Abstand und sah sie vorsichtig aus schmalen Augen an.

Bulma atmete heftig und sie führe eine Hand nachdenklich zu ihren Mund, strich vorsichtig über ihre geschwollenen Lippen

Das war alles so neu, so aufregend. Ihr Herz pochte immer noch stark, dabei hatte Veg aufgehört und ihr war so warm, geradezu heiß.

Vegeta schluckte.

Bulmas Augen schimmerten weich unter langen Wimpern, eine zarte Röte auf ihren Wangen und  ihre Lippen waren von seinen Kuss praller, röter und verführerischer.

„Alles  gut?“ fragte er vorsichtig, weil sie sich weder beschwerte noch aus seinem Umarmung winden wollte. „Soll ich weiter machen?“

Sie sah ihn mit großen Augen an.

Wollte er aufhören?

Noch nicht jetzt, sie wollte dieses neue Gefühl noch mehr analysieren.

Sie nickte hastig

„Was hattest du mit deiner Zunge vor“ fragte sie neugierig.

Er schmunzelte und beugte seinen Kopf näher.

„Soll ich es dir zeigen? Gut, dann entspann dich“ raunte er und zog sie wieder an sich.

Bulmas Neugierde war erfrischend,  belustigend, unschuldig und doch erregend

Ihr Geschmack war süß und entfachte einen neuartigen Hunger in ihm.

Sie endlich zu berühren, seine Hände auf ihren Körper zu legen, sie zu schmecken…er wusste, er wandelte in einer Grauzone und nutze Bulmas Neugier auf eine fast unzüchtige Weise aus.

Aber er würde sofort aufhören, wenn er nur eine Spur von Angst oder Abneigung bemerken würde.

Wieder glitt er mit seinen Lippen über ihre, dieses Mal kam sie ihm enthusiastischer entgegen.

Ihre Hände glitten nun weiter nach oben, von seiner Brust zu seinen Schultern und endeten an seinem Nacken, wo sie sich verschränkten.

 Als er vorsichtig ihre Lippen mit seiner Zunge anstupste, öffnete sie diese breitwillig, auch wenn er das erschrockene Zucken ihrs Körpers spürte.

Ganz geheuer war ihr das noch nicht.

Vegeta sah sich selbst nicht als großer Küsser an; dazu hatte er zu wenig Lust auf diese Art von Intimität. Küssen galt als zartes Vorspiel und Erkundigung, dass zu mehr, aber auch zu nichts führen konnte. In seinem Alter, wo man zum Abschluss kommen wollte, hielt man sich nicht lange damit auf und ging direktere Wege. Ebenso die meisten Bettgespielinnen, sie hatten ihre unschuldige Versuche schon lange hinter sich und sahen Küsse als kindisch an. Aber bei Bulma musste er vorsichtig beginnen und da waren Küsse der beste Anfang.

Gerade Zungenküsse gefielen ihm am besten; imitierten sie schließlich den Akt selbst. Ein guter Kuss zeigte gleich, ob die Chemie zwischen einem Paar passte und verdammt…die Chemie hier war hochexplosiv.

Er ließ sich Zeit. Seine Zungenspitze tastete nach ihrer, stupste sie auffordernd an.

Scheu folgte sie seinem Beispiel, glitt über seine. Sie gewöhnte sich an das fremde Körperteil, an seinen Geschmack.

Er zog sich zurück, nun folgte sie ihm, ihre Zunge glitt in seinen Mund, wurde mutiger und strich über seinen Eckzahn, bevor sie, von ihren Wagemut selbst überrascht, wieder zurück glitt.

Keuchend machte sie eine Pause, schnappte nach Atem, da sie noch nicht wusste, wie man atmen und küssen gleichzeitig konnte.

Bulma konnte ihren faszinierten Blick nicht von Vegetas Lippen nehmen.

„Bulma, hör auf mich so zu sezieren. Denk weniger, fühl mehr“ befahl er lachend.

„Woher weißt du das?“ fragte sie ertappt.

„So, wie du mich ansiehst, fühle ich mich wie ein Versuchskaninchen“

Uppps! Ertappt senkte sie den Blick auf seine Brust.

„Schon in Ordnung“ wisperte er, bevor er ihr Kinn anhob und wieder ihre Lippen erstürmte. „Solange ich dein exklusives Versuchskaninchen bin.“

Er erhöhte Druck und Tempo, ließ seine Begierde freien Lauf. Bulma fühlte sich wehrlos und wie in einen Sturm gefangen. Er riss sie mit, weiter in diese neuen Gefühle.

Sein Geschmack, der Druck, diese Berührungen, seine feste Umarmung, ihr starker Herzschlag, sein starker Herzschlag…ihr Körper pulsierte, erbebte…was war das?

So ähnlich hatte sie sich nur mal gefühlt, als er ihren Schweif berührt hatte.

Fühlen, nicht denken, hörte sie seine Stimme wieder im Kopf.

Also schaltete sie das Denken aus und fühlte nur noch, ließ sich von diesem Sturm mitreißen.

Vegeta fühlte, wie sein Instinkt versuchte, die Kontrolle an sich zu reißen. Das Blut rauschte heiß in seinen Adern und sammelte sich an einer bestimmten Stelle.  Wäre sein Tiefschutz nicht, den er verborgen unter der Hose trug, würde er bereits seine verräterische Erektion an ihr reiben.

Aber auch so war er am Verzweifeln: er spürte den Drang, sie auf den Boden zu werfen, seine Hüften stärker an ihr zu reiben, ihr die Kleidung wegzureißen, seine Lippen über jede Stellen ihres Körpers wandern zu lassen…er musste…er wollte…es war zu früh, sie war nicht aufgeklärt, dazu Jungfrau, seine Ehre verbot es ihm …mit letzter Willenskraft ließ von ihr ab.

Beide fühlten sich wie ein gespannter Draht kurz vorm Reißen.

Vegeta ließ sie eiligst los und trat ein paar Schritte zurück.

Bulma fühlte sich ohne seinen Halt kalt und schutzlos und ihre wackeligen Beine zitterten.

Bevor sie zu Boden sinken konnte, fing er sie auf und gemeinsam ließen sie sich langsam auf die Erde sinken.

„Wow“ hauchte Bulma entzückt. „jetzt weiß ich, wieso meine Eltern das so gerne machen“

Er lachte auf, fügte aber schnell hinzu. „So küsst man aber nicht seine Eltern. Nur jemanden, der einem wirklich wichtig ist…auf eine ganz besondere Weise“ sagte er und hielt erschrocken inne.

Damit hatte er quasi zugegeben, dass Bulma etwas Besonders für ihn war.

Vorsichtig sah er Bulma an, deren Augen weit aufgerissen war.

„Wie fühlst du dich?“ fragte er eilig, bevor sie zu einem voreiligen Schluss kam.

Besser schnell das Thema wechseln.

Ihre Fingerspitzen berührten vorsichtig ihre wunden Lippen, während sie versuchte, den Tumult ihrer Gefühle zu ordnen

„Meine Lippen schmerzen“ war das erste, was ihr auffiel.

Er schnaufte belustigt und hob seine Hand, um vorsichtig ihre roten Lippen zu untersuchen.

Es war seine Schuld, er hatte sich am Schluss zu sehr mitreißen lassen und vergessen sich zu zügeln. Bulma war schließlich nicht die Stärkste. Er konnte kein Blut entdecken, keinen Riss.

Aber so rot und prall wie ihre Lippen aussahen, so verlockend…sein Blick wurde starr, verharrte auf jene Stelle.

Bulma bemerkte, wie groß seine Pupillen waren. Sie konnte sich geradezu spiegeln. Sie wirkten hypnotisierend und so verlockend, dass sie trotz der leichten Schmerzen wieder dazu verführt wurde, ihn erneut so zu berühren.

Wie vorsichtig seine Finger ihre Haut berührten…die Hitze entflammte erneut in ihren Körper.

„Aber es hat mir sehr gut gefallen“ hauchte sie sehnsüchtig.

Er blinzelte beim Klang ihrer Stimme und schien langsam wieder in die Gegenwart zu kommen.

„Das ist gut“ sagte er räuspernd und entfernte schnell seine Hand.

„Können wir das wieder machen?“ fragte Bulma vorfreudig.

Vegeta schmunzelte; ihr Eifer gefiel ihm.

Aber dann dachte er daran, wie dunkel die Grau-Zone wurde, wenn sie nach mehr Nachhilfe dieser Art nachfragte. Seine Ehre stand auf dem Spiel. Nie zuvor musste er so eine schwere Entscheidung treffen; wurde er so verlockt, sie zu vergessen.

Natürlich wollte er sie nicht ausnutzen; wollte sie einführen in diesen Genuss, den man ihr selbstsüchtig vorenthielt, aber trotzdem…

„Bulma, haben deine Eltern dir je erklärt…“ er verstummte. Er mischte sich hier gerade in die Erziehung ein und das war nicht seine Aufgabe.

Bulma sah ihn neugierig an. „Was haben meine Eltern erklärt?“

„Äh, diese Art von Kuss…tun sie das auch?“ er suchte eilig nach einem anderen Thema.

Bulma nickte. „Aber sie haben mir gesagt, dass es nur Gefährten tun. Bist du jetzt mein Gefährte?“

„Nein!“ der Ausruf kam heftiger als beabsichtigt und er sah den kurzen Schmerz wegen der Abweisung in ihren Augen.

„Was ich sagen will“ fügte er hastig hinzu „ ist, dass Küssen auf den Mund erlaubt ist, wenn du eine besondere Person triffst, der du dich sehr verbunden fühlst. Jemand, der aber nicht zu deiner Familie gehört. Überleg mal, wir haben gerade unseren Speichel ausgetauscht, das ist…sehr intim…“ er merkte, wie ihm die verlegene Röte in die Wangen schoss.

Vielleicht war es ganz gut, wenn er Bulma nichts über Sex erzählte, denn jetzt fühlte er sich selbst auch gerade wie eine prüde Jungfrau.

Scheiße, wie hatte es Nappa damals angestellt? Obwohl…das erste Mal war für den Kahlen auch nicht einfach gewesen.

„Ich fand, du solltest wissen, wie es sich anfühlt“ sprach er weiter „und weil du mir sehr wichtig bist“ fügte er verlegen hinzu.

Bulma nickte nachdenklich.

„Danke…Du mir auch“ flüsterte sie so leise, dass er die Worte kaum verstand.

Doch als sie in sein Gehirn drangen, überkam in ein Glücksrausch, wie er ihn noch nie gefühlt hatte.

„Lass uns weiter gehen“ sagte er, sprang auf und ging ein paar Schritte, um schnell sein Gesicht vor ihr zu verstecken.

Er musste schnellstens sein Poker-Gesicht aufsetzen und dieses dämliche, glückliche Lächeln aus seinem Gesicht wegwischen; wie peinlich.

 

Die Erinnerungen an Bulmas Küsse und ihren Geschmack suchten Vegeta die nächsten Tage heim. Darum beschloss er, fürs erste wieder auf Abstand zu gehen, selbst wenn er Gelegenheiten bekam, abzuhauen.

Die Versuchung war zu groß.

Was, wenn er sich beim nächsten Mal nicht mehr zurückhalten konnte?

Der plötzliche Befehl des Königs, eines Abends zu ihm zu kommen, war damit eine willkommene Ablenkung.

 

Vegeta schritt zum Arbeitszimmer des Königs.

Es war spät, aber Befehl war Befehl und wenn der König einen sehen wollte…manchmal fiel es Vegeta schwer sich daran zu erinnern, dass es nicht nur sein König, sondern auch sein Vater war.

Er klopfte und nach einem herrischen „Herein“ trat er ein.

„Setzt dich“ sein Vater stand am großen Fenster, drehte sich nicht um.

Doch auf dem Tischchen vor den zwei Sesseln stand wieder eine Karaffe Wein und zwei Gläsern, sowie eine Etagere gefüllt mit kleinen Delikatessen.

Es schien dich damit also nicht um eine dienstliche Besprechung zu handeln.

Vegeta folgte der „Einladung“, setzte sich hin und goss sich ein Glas ein.

Er wartete darauf zu hören, warum sein König ihn wieder hierher bestellt hatte.

König Vegeta sah weiter aus dem großen Fenster hinaus. Man konnte von weitem die bunten Lichter des Raumflughafen sehen und die leuchtenden Streifen der vorbeiziehender Pods.

„Sohn, weißt du, was die größte Pflicht als König der Saiyajins ist“ fragte er nachdenklich und nutzte die Spiegelung des Fensters, um ihm anzusehen ohne den Kopf zu wenden.

Vegeta erwiderte den Blick auf dieselbe Weise; sah ihn indirekt durch die Spiegelung an.

„Der Stärkste zu sein“ sagte er ohne zu Zögern.

Sein Vater lachte nur kurz abfällig auf über diese kindische Antwort. Sein Blick wanderte wieder zu den Lichtern in der Ferne.

„Seine größte Aufgabe ist es, das Überleben dieses Volkes zu sichern“ beantwortete er seine eigene Frage ruhig.

Er sah den verständnislosen Blick seines Sohnes und drehte sich zu ihm um.

Es wurde Zeit, ihm die Geschichte seines Volkes zu erzählen und seine Lebensaufgabe.

„Wir Saiyajins sind ein Volk, dass den Kampf liebt und von Instinkten getrieben wird, die andere Rassen als primitiv und tierisch verachten. Teilweise haben sie sogar Recht. Wenn ein Saiyajin etwas sieht, was ihm gefällt, dann nimmt er es sich, ohne groß an die Konsequenzen zu denken. Wer stark ist, bestimmt alles. Das ist das älteste Gesetz in diesem Universum. Es kann aber auch zur Ursache für unseren eigenen Untergang werden“ begann er und näherte sich seinem Sohn.

 

Vegeta erkannte, dass dies eines der Vorträge sein würde, wie sie sein Vater früher mit ihm abgehalten hatte. Stumm wartete er ab, was sein Vater ihm erzählen würde.

König Vegeta zeigte mit einem Finger auf eine alte Steintafel an der Wand, die fast unauffällig in einer Nische hing.

Die grob geschnitzten Figuren waren dank ihrer Schweife als Saiyajins erkennbar. Einige waren als Ozarus abgebildet worden. Verschiedene Saiyajins standen sich in kämpferische Pose gegenüber, während im Hintergrund ein großer Kreis den Vollmond darstellen sollte. Andere grobe Striche sollten wohl Berge und Bäume darstellen.

„Dies ist eines der letzten Überbleibsel von unserem einstigen Heimatplaneten Sadala und sie erzählt das Geschehen, was zu unserem Beinahe-Untergang geführt hätte“ erklärte der König. „Einst bestanden die Saiyajins aus mehreren Stämmen, mit verschiedenen Haar- und Augenfarben, die auf einem riesigen Planeten lebten. Es gab dort drei Monde und der Planet war von hohen Bergen und tiefen Wald bedeckt. Dazu gab es weite Ebenen, wo sich unsere Vorfahren unter dem Vollmond verwandelten und frei umher streiften. Doch dann…“der König verstummte und warf seinen Sohn einen verschmitzten Blick zu. Der rollte genervt die Augen. Er war kein kleines Kind mehr und auf eine Märchenstunde a la Super-Sayajin hatte er keine Lust.

„Und was dann?“ fragte er ungeduldig, weil sein Vater nicht weiter sprach und auf diese Frage wartete.

„Dann passierte das, was immer passiert, wenn Nahrung knapp wird oder zwei Völker sich zu nahe kommen. Ein Krieg brach aus unter den einzelnen Stämmen. Ein Stamm, der aus aggressiveren, schwarzhaarigen und schwarzäugigen Saiyjins bestand, besiegte die anderen und übernahm die Vorherrschaft, ihre Vorräte und Jagdgründe. Doch da die andere Stämme ebenfalls aus Saiyajins bestanden hatte und der Planet häufig im Licht einen Vollmondes badete, sorgte die Zerstörung dafür, dass die Sieger nicht viel von ihren Gewinn hatten. Der Planet fing an zu sterben, die Natur erholte sich nicht, die wenigen Überlebenden fanden kaum noch etwas zu essen. Es wäre der Untergang für unsere Rasse gewesen, wenn nicht zufällig ein Forschungsschiff der Tsufurianer gelandet wäre, was die Flüchtlinge mitnahm.“

Vegeta nickte. Sein Lehrer Gurki hatte ihm früher davon erzählt. Die Überbleibsel von Technologie auf diesem Planeten stammten von dieser Rasse ab. Er wusste, dass die Saiyajins einst alle Tsufurianer besiegt hatten.

König Vegeta nickte gefällig. Sein Sohn war nicht unwissend, dank der guten Ausbildung.

Trotzdem wiederholte er zur Sicherheit: „Die Tsufurujins waren ein Volk von kleiner, gedrungener Statur aufgrund der hohen Schwerkraft, aber mit hoher Intelligenz gesegnet, dazu sehr sanftmütig. Sie sahen unser kleines Volk nicht als Bedrohung an und wussten nichts von unseren Eigenheiten. Sie dachten, wir wären nicht besser als wilde Tiere und überließen uns einen Teil ihrer unbewohnten Gebiete wie die Wüste. Dort, in den Schatten der Berge gruben sich unsere Väter und Mütter Höhlen. Sie jagten die Tiere und trugen ihre Felle als Kleidung. Sie erfuhren, dass es auf diesen Planeten ebenfalls einen Vollmond gab, der aber seltener erschien als auf Sadala und beschlossen, diesen fruchtbaren Planeten zu übernehmen. Anstatt in Höhlen, sollten wir selbst in diesen Städten leben und herrschen. Wie es ausgegangen ist, weißt du. Mein Großvater, Vegeta der Erste, führte sie an. Zwar waren sie nur wenige, aber dank dem strategischen Vorteil des Vollmondes, schafften sie es, innerhalb einer Nacht die Streitmacht der Tsufurujins zu vernichten. Der klägliche Rest wurde innerhalb weniger Tage aus seinen Verstecken getrieben und vernichtet. Seitdem heißt der Planet Vegeta-Sei und unsere Familie bewohnt den Königspalast.“ Er sah seinen Sohn bedeutsam an.

Dieser versuchte, sich an dieser seltsamen Konversation zu beteiligen. Etwas war ihm eben im Vortrag aufgefallen.

„Du sagtest, es hätte auf Sadala noch andere Saiyajin-Völker mit anderem Aussehen gegeben?“ erinnerte er sich und versuchte sein Interesse zu verbergen.

Das Gesicht einer fremdartigen Schönheit, obwohl Saiyajin, tauchte vor seinen Augen auf.

Bulmas Haare, Augen und Schweiffarbe, weshalb man sie versteckt hatte.

War das die Ursache?

Keine Mutation oder Krankheit, sondern rezessive Gene?

Eine Laune der Natur; nichts weiter?!

Der König zuckte mit den Achseln. „Ein paar Überlebende der anderen Stämme gab es ja noch, die ebenfalls im Raumschiff mitkamen. Aber die dominanten schwarzen Haare und Augen haben sich durchgesetzt, vor allem weil die meisten der Überlebenden diese Merkmale besaßen. Denk daran, es war der Stamm, der gesiegt hatte. Manchmal kommt es vor, wie bei mir, dass einige Saiyajins dunkelbraune oder mal rote Haare habe. Es sind die letzten Erinnerungen an diese Stämme, an die sich keiner mehr erinnert. Schatten unserer Vergangenheit, die nur noch in unserer DNA versteckt sind“ er strich sich durchs rotbraunen Haar, als Betonung seiner Worte. „Einige  dieser Saiyajins sollen friedlicher Natur gewesen sein, reine Pflanzenfresser, nicht an Kämpfe interessiert und daher schwächer. Aber wohl auch intelligenter. Es war vor allem ihnen zu verdanken, dass die Tsufurianer überzeugt wurden, die Flüchtlinge aufzunehmen. Sie dachten, dass alle Saiyajins so wären. Was für einen Fehler“ er lachte schadenfroh auf „Nun, seit mehreren Jahrzehnten besteht unser Volk daher nur aus schwarzhaarigen Saiyajins, mit manchen Ausnahmen Die sind nichts weiter als simple Zufälle, die unwissende, abergläubische Trottel nicht verstehen. Naja, wie du weißt, leben wir nicht in der Vergangenheit, sondern im Hier und Jetzt. Wir reden nicht über unseren Ursprung. Gäbe es nicht Saiyajins wie Gurki, die als Historiker die letzten Überbleibsel und Annalen im königlichen Archiv verwalten, wüsste selbst die Königsfamilie nichts mehr über unsere verlorenen Heimat.“

Vegeta behielt sein Poker-Face auf und zeigte nichts von seiner Erkenntnis.

Bulmas Eltern hatten einst befürchtet, man würde ihr Kind für eine Mutation, einen Defekt handeln, dabei war sie nur eine Kombination rezessiver Gene.

Sie blieb trotzdem eine reine Saiyajin.

Interessant…aber zurück zum Thema.

„Vater, warum diese Geschichtsstunde?“ fragte Vegeta ungeduldig.

„Um dich auf deine Aufgaben vorzubereiten. Du denkst, Stärke ist alles, aber es gibt Saiyajins, die dich übertreffen. Das macht sie aber nicht gleich zu einem König“ erwiderte sein Vater und überreichte ihn eine Mappe mit der stummen Aufforderung, sie zu lesen.

Vegeta blätterte sie durch und stutzte.

Ein Junge namens Broly….zuletzt gemessenen Kraft lag bei 25.000…bei einem Alter von neun Jahre… diese Messung lag einige Jahre zurück. Jetzt, Jahre später, konnte der Wert also noch größer sein. Sein Mund wurde trocken bei dieser Information.

Fassungslos sah er seinen Vater an, aber er nickte nur bestätigend.

Die Informationen waren wahr.

„Warum hast du mir nie von ihm erzählt?“ fragte Vegeta heiser. Ein nervöses Schaudern glitt über seinen Nacken und er schlug schnell die Mappe zu.

Bislang hatte er nie jemanden fürchten müssen. Seine Stärke übertraf jeden Saiyajin und jeden Krieger der bekannten anderen Rassen in dieser Galaxie. Aber dieser Broly…

„Brolys Mutter starb bei seiner Geburt und der Junge wuchs die ersten drei Jahre in einer Brutkapsel auf. Als er erwachte, warst du auf dem Weg zu deiner Initiationsreise mit deinem Gefolge. Ich ließ ihn und seinen Vater heimlich beobachten, aber es zeigte sich, dass der Junge geistig schwach war. Sensibel und psychisch labil. Er weinte oft und floh vor Kämpfen mit Gleichaltrigen. Ich war beruhigt und ließ die Überwachung einstellen. Aber in seinem neunten Lebensjahr muss ihm jemand so sehr provoziert haben, dass sein Instinkt als Saiyjain erwachte. Er brachte beinahe die Hauptstadt in seinem Blutrausch um, hätte man ihn nicht rechtzeitig aufgehalten Broly ist das Paradebeispiel eines Saiyajins, wie ich es dir gerade erklärt habe. Stark, aber instinktgetrieben, ohne Selbstkontrolle. So jemand darf niemals unser Volk anführen. Aber einige Dummköpfe würden so einen starken Krieger ohne Nachdenken folgen. Er wäre unser Untergang. Also habe ich ihn und seinen Vater zur Strafe für ihr Blutvergießen gegen das eigene Volk verbannt“ erzählte der König.

Er schenkte sich ein Glas mit einer edlen, roten Flüssigkeit ein und überreichte auch seinen Sohn ein Glas.

„Steht er immer noch unter Beobachtung?“ fragte Vegeta und nahm das Glas an.

„Er stand…“ fing sein Vater an und trank das Glas aus. „ Ich habe dafür gesorgt, dass sie auf einen unbewohnten Planeten stranden, am Ende der uns bekannten Galaxie.  Mein Spion hat Raumschiff und Funkgerät sabotiert. Die beiden sitzen damit auf einen fernen, unbewohnten Planeten fest, ohne Funkkontakt. Wir beide sind die einzigen, die wissen, wo sie sich befinden“

Vegeta fühlte darüber ein peinliches Gefühl der Erleichterung.

Sein Vater hatte ihn damit einem gefährlichen Konkurrenten vom Leib geschafft.

Das war…fast nett…

„Ich verstehe“ sagte er langsam. Die Worte seines Vaters machten nun Sinn, ebenso, warum er die Geschichte der Saiyajins nochmal zusammengefasst hatte.

All die vielen Reisen, die Vegeta in seiner Kindheit unternehmen musste, die letzte diplomatische Mission, die Aufgaben und  Audienzen…sein Vater hatte damit seine Ausbildung als fähiger Herrscher im Blick gehabt.

Aber trotzdem…Vegeta war verwirrt.

Es sah auf seltsame Weise fast liebevoll aus, wenn der König sich so um seinen Sohn gesorgt hatte. Aber was war mit seinen Spionen, diesen Beobachtungen, diese klebrigen Blicke?

Warum erhielt er keine Befehlsgewalt und musste immer noch sich vor dem König verbeugen?

Vegeta schluckte, bemühte sich eilig um eine eisige Miene und sah seinen Vater scharf an.

Das Gespräch war noch nicht zu Ende.

Der König wollte auf etwas hinaus, sonst wäre er nicht hier.

Die Informationen hätte man auch am nächsten Tag besprechen können.

Dieser Fall mit Broly hatte ihm gezeigt, wie taktisch und berechnend der König agierte.

„Warum bin ich hier?“ fragte er misstrauisch.

Der König lachte.

„Weil ich dich loben will, mein Sohn“ sagte er. „Seit deiner Rückkehr hast du dich gut bewährt. Besonders deine letzte Reise war ein großer Erfolg für unsere Rasse.“

„Tatsächlich?“ Vegeta blieb misstrauisch, auch wenn er ein stolzes Schmunzeln nicht unterdrücken konnte.

Ein Lob seines Vaters, was für eine Seltenheit; aber auch wie komisch.

Sein Vater hielt ihn immer noch für den folgsamen Sohn und wusste nichts von seinen Fäden, die er im Hintergrund zog oder seine Besuche bei Bulma.

Er hob den gefüllten Kelch an seine Lippen.

Die Augen des Königs verengten sich berechnend und seine Lippen formten ein spöttisches Lächeln.

„Besonders angetan war ich, wie du deine Spielchen mit den Ministern spielst und dir heimlich ein neues Elite-Team aufbaust. Trotz meines Befehls, dass man ein gewisses Power-Level benötigt, um als Krieger zu gelten. Du hast dich damit gegen meine Order gestellt“ sprach er ruhig.

Für eine schreckerfüllte Sekunde blieb der Wein in Vegetas Hals stecken bevor er sich wieder zusammenriss und ruhig schluckte.

Er zeigte keine Angst, keine Furcht und stellte den Kelch ab. Er lehnte sich tiefer in den Sessel und faltete die Hände. Sein Vater sah ihn hämisch an; schadenfroh, weil er seinen Sohn überrascht hatte.

Doch sein Sohn würde ihm nicht die Freude machen und vor ihm kriechen oder falsche Entschuldigungen faseln.

Der König lachte leise, angetan von diesem störrischen Blick.

„Du denkst, ich bin sauer auf dich, stimmt’s“ forderte er seinen Sohn zum Sprechen auf. „Aber das Gegenteil ist der Fall. Du hast damit nur gezeigt, wie würdig du bist, als König zu herrschen. Sag mir, Sohn, hätte ich dir den Thron als Geschenk angeboten, hättest du angenommen?“

Vegeta schüttelte den Kopf. „Es hätte für mich wie eine Falle ausgesehen“ gab er zu, immer noch unsicher, wie viel sein Vater wusste, was er plante und warum er immer noch so amüsiert und in guter Laune war.

König Vegeta klatschte spöttisch zweimal in die Hände.

„Bravo, genau. Denn wir Saiyajins misstrauen solche Geschenke ohne Gegenleistung. So was kann nur eine Falle sein. Darum wollte ich sehen, wie du dir heimlich deine eigene Machtbasis aufbaust. Du hättest auch den einfachen Weg gehen und mich einfach vernichten können.“

„Tatsächlich habe ich sogar mal daran gedacht“ gab Vegeta zu und lächelte nun auch spöttisch. „aber dann dachte ich mir, dass ich einen Haufen Arbeit dadurch hätte, wenn ich das tue. Außerdem ist man als Zehnjähriger einfach nicht alt genug, um als König respektiert zu werden, selbst wenn man ein starker Saiyajin ist.“

„So weise und das mit Zehn“ der König lachte laut auf und verdrängte damit die unangenehme Wahrheit, dass sein Sohn bereits in dem Alter stärker gewesen war.

Beide schmunzelten und tranken einen weiteren Schluck Wein.

Vegeta wählte seine nächsten Worte mit Bedacht.

„Also wusstest du von meinen Plänen. Auch…die Sachen, die nicht direkt damit zu tun haben?“ fragte er vorsichtig.

Noch war er nicht völlig überzeugt, ob sein Vater über sein größtes Geheimnis Bescheid wusste und musste vorsichtig nachbohren.

Sein Vater brummte amüsiert. „Wie die Sache mit Aubergie damals? Das hat sie mir persönlich erzählt. Das Weib war verdammt nervig und hat sich keifend über dein Benehmen beschwert. Als ich sie fragte, wie sie dich provoziert hatte, wurde sie aber ganz still. Auch hier hast du Ehre gezeigt und richtig reagiert, anstatt zu nehmen, was sie schamlos angeboten hat.“

Vegeta verbarg jegliches Anzeichen der Erleichterung.

Also wusste niemand von Bulma. Seine Vorsicht hatte sich ausgezahlt.

 

Der König sah seinen Sohn ernst an. Schluss mit den Späßchen!

„Es ist soweit, dass du tatsächlich auf den Thron sitzen kannst“ verkündete er.

Vegetas Augen wurden groß. Ehrlich gesagt war ihm das noch zu viel. Er wollte noch nicht König sein.

So was hatte es in der Geschichte auch nicht gegeben: ein König, der freiwillig abdankte?

Doch bevor er seine Einwände geben konnte, unterbrach sein Vater ihn.

„Ja, ich weiß, normalerweise ist das nur der Fall, wenn der Vorgänger stirbt. Du hättest die Macht, mich zu töten, aber ich weiß, dass du dich gegen so ein barbarisches Verhalten wehrst. Auch weil du erkannt hast, dass du ohne eigene Machtbasis es mit meinen loyalen Untergebene zu tun hättest, die dir Schwierigkeiten bereiten können. Du bist so schlau und vorausschauend geworden, wie ich es mir gewünscht habe. Deine vielen Lehrer, die du in deiner Kindheit hattest, haben sich bewährt“ lobte er seinen Erziehungsstil.

Sein Ziel, seinen Sohn als König vorzubereiten und seine Position vor einen tumben Idioten wie Broly zu sichern, war damit erfüllt.

„Vorauf ich hinaus will, ist eine Art Übergangszeit. Du sollst als mein Verwalter tätig werden“ erklärte er.

Neugierig beugte sich Vegeta vor. Was hatte sein Vater vor?

„Heute habe ich das neueste Raumschiff von Aurelius erhalten. Bei deinem letzten Treffen mit ihm auf Altharwa hast du ihn beeindruckt. Das schaffen nicht viele. Er ist auf meinem Expansions-Vorschlag eingegangen. Wie du weißt, ist unser Quadrant unter Kontrolle, es gibt keine neuen Planeten zu entdecken und erobern, weshalb neue Expeditionen nötig sind, damit wir Geld verdienen. Der Bedarf an lebensfähigen Planeten ist ungebremst. Eine neue, gefährliche Mission, für die Saiyajins am besten geeignet sind. Die nötige Technologie für so eine lange Reise sponsert Aurum, damit sie zuerst an die besten Ressourcen kommen…und ich und meine Elite-Krieger werden diese wichtige Mission persönlich übernehmen.“

Vegeta sah ihn überrascht an. Eine solche Mission konnte lange dauern, mehrere Jahre.

Wie lange war es her, dass sein Vater überhaupt auf Mission gegangen war?

Der König fuhr fort.

„Während meiner Abwesenheit brauche ich einen Mann, der die Stellung hält und niemand ist dazu besser geeignet als du.  Ich will dich zum Skattkönig ernennen. Dieser neuer Titel erlaubt dir, als zweiter Mann auf Vegeta-Sei zu herrschen, solange ich abwesend bin. Du bist damit weder Prinz noch König, sondern auf einer Zwischenstufe. Trotzdem erhältst du damit mehr Macht.“

Vegeta ließ diese Neuigkeit sacken.

Solange sein Vater unterwegs war, blieb er damit die mächtigste Person auf den Planeten.

Endlich hatte er die Befehlsgewalt über die Armee und das Volk und konnte die Zügel selbst in die Hand nehmen. Gesetze entwerfen, Dinge neu anordnen, seine eigene Missionen aussuchen.

Denn was konnte der König schon dagegen tun, wenn er in einer anderen unbekannten Galaxie war, Lichtjahre entfernt, um einzugreifen.

Trotzdem blieb er von bestimmten Dingen befreit, wie sich eine Königin auszusuchen, denn…ER WAR JA NICHT OFFIZIELL KÖNIG!

Die Minister mit ihrer weiblichen Verwandtschaft mussten ihn in Ruhe lassen oder er würde ihre Anfragen als Hochverrat gegen den aktuellen König Vegeta den Dritten „missverstehen“.

Sein Vater sicherte sich damit aber seine Position, musste nicht abdanken, hatte einen treuen Verwalter in der Heimat und konnte sich auf den Spaß vor sich konzentrieren…neue Planeten finden, sie zu erobern…da wurde sogar Vegeta etwas neidisch.

„Fantastisch“ murmelte er und sah seinen Vater beeindruckt an.

Der grinste arrogant. „Ich weiß, ich bin brillant. Ich freue mich sehr auf diese Reise. Seit Jahren bin ich zu so etwas Spannendes nicht mehr gekommen. Ich hatte Frauen, gutes Essen und ein paar kleine Scharmützel, aber sie haben mich weich gemacht. Das ist nicht der Lebenssinn eines saiyanischen Krieger.“

Er schenkte den letzten Rest Wein in die Kelche und beide stießen miteinander an; vorfreudig grinsend.

„Morgen werde ich die Stellungnahme dazu abgeben. Vor allen wichtigen Saiyajins im Thronsaal werde ich dich offiziell zum Skattkönig ernennen“ erklärte der König.

„So schnell? Wann willst du los?“ fragte Vegeta überrascht.

„Gleich danach. Die Vorbereitungen laufen schon seit längerem. Wir haben nur noch auf das Raumschiff gewartet, um es zu beladen“ antwortete sein Vater lausbübisch.

Vegeta verschluckte sich fast an seinem Wein bei der Erkenntnis, wie lange sein Vater schon an diesem Plan gearbeitet haben musste.

War das der Grund, warum er seinen Sohn auf die letzte diplomatische Mission geschickt hatte?

Um all den wichtigen Herrschern der andere Planeten die Macht seines Sohnes und zukünftigen Herrschers zu präsentieren und Aurelius zum Sponsoring seiner Expedition zu bringen?

Zuvor hatte er dafür gesorgt, dass sein Sohn über die Verwaltungsarbeit eins Königs aufgeklärt wurde…also deshalb all diese Schreibtischarbeit und dann diese Reise!

Verdammt, er hatte sich hier echt zum Narren gemacht.

Um zu so einem taktischen, manipulativen Mistkerl wie sein Vater zu werden, fehlte ihm noch was an Grips.

Vegeta war damit mehr in seinem Stolz getroffen, als er es zugeben wollte, nicht zuletzt auch wegen der Neuigkeit, dass es einen stärkeren Saiyajin im Universum gab als er selbst.

Er setzte den Kelch ab und stellte sich auf. Mit einer leichten Verbeugung verabschiedete er sich.

„Dann sehen wir uns morgen“ erkannte er schlicht.

Sein Vater nickte gefällig. „In den Morgenstunden. Ich kann es kaum erwarten, in die Gesichter der eitlen Mistsäcke zu sehen, wenn ich diese Überraschung verkünde. Du weißt ja jetzt, wenn du trauen kannst oder nicht. Ich weiß, dass du mit diesem Rat fertig wirst und unserem anstrengenden Volk.“

„Natürlich, Vater. Ich wünsche dir eine erfolgreiche Reise für dich und unsere Rasse“ sagte Vegeta schmunzelnd zum Abschied und verließ den Raum.

Kaum war die Tür geschlossen, lehnte sich König Vegeta entspannt in seinen Sessel zurück.

Endlich war sein Sohn soweit, dass er die lästigen Arbeiten erledigen konnte.

Zeit für etwas Spaß für sich.

Zu lange hatte es ihn genervt, dass der Bengel ein höheres Power-Level erreicht hatte als er selbst: zwar war er stolz, aber auch eifersüchtig gewesen.

Doch nicht mehr lange.

Diese Reise in unbekannte Gefilde und das neue Geschenk, das er kürzlich erhalten hatte, würden ihn auf ein neues Level bringen. Mit Macht und Reichtum würde er zurückkehren.

König Vegeta lachte leise auf, während er aufstand und hinter der antiken Steintafel einen Safe öffnete.

Eine Schale mit roten, klobigen Früchten stand dahinter; Früchte vom Baum der Macht.

Damit konnte man für kurze Zeit sein Powerlevel gewaltig erhöhen.

Den Entdecker der Früchte hatte er als Lohn zum Mittelklasse-Krieger ernannt, der ihm die erste Ernte überlassen hatte. Sie würden ihm einen Vorteil geben, sollte er auf stärkere Völker treffen.

Was könnte ihm damit schon geschehen?

 

 
 

 

Ende der Täuschung

 

Ende der Täuschung, Ahnung der Wahrheit

 

 

 

Die Überraschung, welche Position der König seinem Sohn überreichte, war bei allen Saiyajins groß.

Man konnte sich kaum davon erholen, da verschwand der Verursacher des Chaos mit dem Großteil der Elite-Kämpfer im neuen, modernen Raumschiff und ließ ein verwirrtes Volk zurück.

Skattkönig Vegeta…einen solchen König hatte es noch nie gegeben und aus Gewohnheit sprach man immer noch von PRINZEN Vegeta; schließlich war er noch kein richtiger König.

Doch der junge Anführer zeigte schnell, dass er sich von den Formalitäten nicht aufhalten ließ und machte sich dran, das System umzukrempeln.

Seine Konzentration lag dabei auf der Armee. Zwei Drittel der Elitekrieger waren mit auf die königliche Mission gegangen und die Streitmacht hatte damit wichtige Kommandanten und Schlagkraft verloren.

Da schon lange die jungen Saiyajins wegen dem Auswahl-Prozess gemurrt hatten, musste hier nachgebessert werden. Doch ihre Ausbildung sollte nicht vergeblich sein; suchte der neue Anführer doch nach Saiyajins mit mehreren Talenten.

Ab sofort sollte nicht mehr nur das Power-Level ausschlaggebend sein. Deswegen musste aber neue Prüfungsmethoden entwickelt werden.

Die jungen Saiyajins freuten sich drauf und konnten es kaum erwarten, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und ihr Schicksal selbst zu bestimmen. Sie waren begeistert vom neuen, jungen, starken König, der so voller Elan seine Karriere begann.

Skattkönig und Prinz Vegeta IV merkte jedoch nach wenigen Tagen auf der neuen Position, wie sein Vater ihn gelinkt hatte.

Er hatte nicht davon gesprochen, so viele Elitekrieger mitzunehmen. Für die Armee war das ein schwerer Schlag und die neuen Bedingungen, um als Krieger zu gelten, umso wichtiger.

Damit war man aber in Eile, wenn es um die Ausbildungszeit ging und musste sie mehr verkürzen, als der Prinz geplant hatte.

Dann erfuhr Vegeta auch noch von den Früchten des Baumes der Macht: die gesamte erste Ernte hatte sich der König unter den Nagel gerissen und neue Früchte gab es noch nicht.

Der betreffende Saiyajin, der als einziger ihr Anzucht-Geheimnis kannte, war wieder auf Suche nach passenden Planeten und noch nicht zurück von der Reise.

Da der König auch nicht tot war, durfte sein Sohn an bestimmten Dingen nichts ändern. So durften dessen Mätressen  immer noch im Harems-Flügel verbleiben. Vegeta hoffte für diese fünf nervige Weiber, dass sie ihn ja in Ruhe ließen. Auf Zickenkämpfe hatte er keine Lust.

Neben den Bedürfnissen seines eigenen Volkes musste er mehrere Anfragen von anderen Planeten per Tele-Bildschirm empfangen. Die plötzliche Abreise des Herrschers der Saiyajins hatte nicht nur sein Volk, sondern auch die anderen Planeten überrascht und alarmiert. (bis auf Aurum, die sich diebisch fröhlich die Hände rieben)

Vegeta musste nun auch noch den Posten als Repräsentant der Saiyajins  bei der Föderation übernehmen. Das bedeutete weitere Meetings und interplanetarische Verhandlungen.

Der Stress und die Arbeit häuften sich von Tag zu Tag.  Radditz und Nappa mussten ebenfalls hart anpacken…Im übertragenden Sinn, denn es war keine körperliche Arbeit.

Termine koordinieren, Gäste empfangen und ungebetene Störenfriede hinausbegleiten, Meetings organisieren, Informationen sammeln und zusammenfassen, nebenbei neue Leute einarbeiten.

Radditz war aber nicht unzufrieden. Kürzlich hatte er eine neue, schnelle Ki-Blitz-Attacke entwickelt, die er beidhändig ausführen konnte und mit Vegetas neuer Position war er auch im Rang gestiegen.

Sein Sold war gestiegen und viele Saiyajins baten ihm um Hilfe und Gefallen, weil er dem neuen Anführer so nahe stand.

Er war stressresistenter und besser vorbereitet im Organisieren als Nappa, der ganz schön ins Schwitzen kam mit dieser Art von Aufgaben.

Frauengeschichten waren damit mal kein Thema.

Radditz war so zufrieden und selbstsicher geworden, dass er beim nächsten Überraschungsanruf von Kakarott ohne Nachdenken zustimmte: er ließ sich von seinem Bruder herausfordern.

 

Bulma rieb sich die kalten Arme. Hätte sie bloß daran gedacht, eine Jacke mitzunehmen.

In den Bergen war es kühler und man merkte den Anfang des Herbstes hier schneller.

Borgos, der neben ihr stand, stellte sich beschützend vor sie, um sie vor den kalten Wind abzuschirmen.

Dankbar lächelte sie den sanften, hässlichen Riesen an und schaute wieder nach unten.

Bulma, ihre Eltern und Bardocks Teamkameraden waren als Zuschauer und Schiedsrichter mit in die Berge geflogen, um Radditzs und Kakarotts zweiten Kampf zu beurteilen.

Borgos hatte Bulma fürsorglich getragen, da keiner der Erwachsenen wusste, dass sie eigenständig  fliegen konnte. Er hatte den Auftrag, dafür zu sorgen, dass Bulma nicht aus Versehen vom Kampf ihrer Brüder getroffen wurde.

Wäre es nach Bardock gegangen, würde Bulma zu Hause bleiben, aber als er es ansprach, sah sie ihn so wütend an, keifte dabei erzürnt und auch der Rest der Familie stellte sich empört gegen ihn.

In den Bergen waren sie sicher vor fremdem Blicken, niemand würde sie stören und  Bulma könnte, wenn nötig, ihre Brüder aufhalten, sollte der Kampfrausch sie übermannen.

So wie sie sie bei deren letzten Kampf auch geschafft hatte.

Stolz beharrten Radditz und Kakarott drauf, dass ihre Schwester bei diesem Kampf dabei war, um sie anzufeuern.

So hatte Bardock grummelnd einknicken müssen.

 

Bardock flog hoch oben, Gine und der Rest des Teams hatten sich weit von den Kämpfern an den Klippen aufgestellt, um eine gute Aussicht zu haben.

Kakarott trug wieder seine Rüstung, sein Gesicht war ernst, aber sein Mund lächelte vorfreudig.

Radditz stand ihm gegenüber, die Arme selbstsicher verschränkt und mit höhnischen Blick auf den kleineren Gegner.

Beide trugen keine Scouter, damit ihnen niemand einen Tipp geben konnte. Ihre Schweife kräuselten sich aufgeregt hinter ihnen.

Besorgt sah Bulma auf das Paar.

Als Kakarott am vergangenen Tag aufgeregt in ihrer Hütte gelaufen war, um ihr zu berichten, dass er endlich seine Revanche erhielt, war sie besorgt gewesen.

Nicht wegen seiner Stärke, denn er war Radditz mehr als ebenbürtig.

Sondern, ob er sich dadurch nicht verraten würde. Ihr Vater würde ihm nach einem Sieg vielleicht früher auf Mission nehmen und sie war noch nicht so weit mit ihren Vorbereitungen.

Sie hatte Kakarott als Kind geschworen, dass sie nicht zulassen würde, ihn als Killermaschine missbrauchen zu lassen und bis dahin das Raumschiff der Tsufurujins zur Flucht vorbereitet zu haben.

Ihr Zeitlimit war Kakarotts 16. Geburtstag, denn dann wollte Bardock ihn ursprünglich als offizielles Team-Mitglied aufnehmen.

Bis dahin waren es noch anderthalb Jahre und die Startbahn war immer noch nicht fertig.

„Keine Sorge“ hatte Kakarott sie beruhigt. „Ich habe einen Plan. Anstatt mit voller Stärke zu kämpfen, werde ich ihn ermüden und dann seine Schwachstelle attackieren. Dadurch werde ich siegen, ohne zu viel Kraft zu zeigen“ hatte er erklärt. Kakarott lächelte sie selbstbewusst an. Den Plan, Radditz zu besiegen, hatte er schon seit Jahren und sich entsprechend vorbereitet.

Endlich bekam er seine Chance, dem Großmaul zu zeigen, dass er nicht mehr die Schande der Familie war.

Bardock schwebte in der Luft und sah sich prüfend mit seinem Scouter um.

Keine fremde Power-Level oder jagende, umherfliegende Himmelsherrscher zu entdecken.

Seine Kameraden waren weit verteilt, Gine hatte einen Korb mit Verbandsmaterial dabei und Borgos beschützte Bulma wie eine Wand.

Alles war vorbereitet.

„Beginnt“ brüllte er nach unten und gab damit das Startsignal.

Radditz stürmte sofort los und attackierte erbarmungslos seinen kleinen Bruder.

Er hatte heute noch viel vor, da wollte er diesen lästigen Kampf schnell beenden.

Gerade heute, wo nicht nur seine Familie, sondern auch Bardocks Kameraden zusahen, wollte er sich nicht blamieren.

Beim letzten Mal vor einigen Jahren hatten sie zugesehen, wie sein Vater ihn am Schweif gepackt hatte, aber seitdem war er größer und stärker geworden.

Er war nun ein anerkannter Krieger, auch wenn es nur die Unterklasse war.

Doch sein Bruder erwies sich als lästiger Gegner.

Er wich geschickt aus und sprang wild umher. Er streckte die Zunge raus, wedelte mit den Händen und verhöhnte seinen Gegner.

Radditz folgte ihm zähneknirschend.

Selypa und Toma sahen dem Kampf, der mehr einen „Fang-mich“ Spiel ähnelte, stirnrunzelnd zu.

Radditz mochte die letzten Jahren mit Prinz Vegetas Elite-Team gekämpft haben, aber Bardocks Team hatte dafür den kleinen Kakarott trainiert.

Sie hatten ihm einiges gezeigt, während sie auf den Vollmond gewartet hatten und der Junge hatte schnell gelernt; besonders wie man gegen größere Gegner kämpfte.

Toma lachte leise auf bei Radditzs genervter Miene, der erfolgslos versuchte, seinen Bruder zu schnappen.

„Hmpf, also bislang beeindruckt mich Radditzs Stil nicht“ merkte Selypa an. 

Bei den Brüdern zeigte sich im Kampf-Stil auch ihrer unterschiedlichen Lehrer: Radditzs Angriffe waren schnell und stark; darauf bedacht, den Gegner in kurzer Zeit auszuknocken.

Kakarott war dagegen geschickt und agil, wich den Angriffen aus und nutzte den massigen Körper seines Gegners, um aus den toten Winkeln anzugreifen oder auszuweichen.  Flink sprang er herum und hebelte die Angriffe zur Seite aus; ein Kampfstil wie ihn vor allem schwächere Saiyajins beherrschten.

Bei diesem Brüderpaar wurde offensichtlich, wie unterschiedlich Bardock und Gine kämpften. Jeder hatten seinen Stil an einem Sohn weiter gegeben, aber so wie es aussah…war Gines Verfahren besser geeignet.

Die Schlucht erschallte von den Schlägen, den schweren Keuchen und Kakarotts höhnischen Rufen und lauten Lachen

Zufrieden und stolz lächelte Gine auf ihren Sohn herab. Bardocks Stirn war dagegen stark gerunzelt.

Radditzs Angriffe sahen klobig aus; er schaffte keinen richtigen Schlag. Kakarotts Spöttelei provozierten seinen älteren Sohn; er wurde eindeutig immer genervter und zorniger.

„Nicht gut, Radditz“ murmelte er leise zu sich selbst. „Bleib ruhig und besonnen.“

Radditz war anscheinend zu selbstsicher geworden. Hatte er in letzter Zeit keinen ebenbürtigen Kampf mehr gehabt oder vermieden?

Außerdem sein Stolz, von dem er sich zu sehr beherrschen ließ.

Im Gegensatz zu seinem Bruder, an dem Radditzs Hohngelächter und Beleidigungen wirkungslos abprallte; der Kleine blieb ruhig und grinste nur.

Der Junge zeigte gerade besonders viel Ausdauer und ein gutes Sehvermögen, so wie er herum sprang und Angriffen auswich.

Radditz war eigentlich nicht schlecht, aber im Vergleich zu Kakarotts Stil sah er unfähig aus.

 

Radditz knurrte.

Gebeugt in den Knien, sprungbereit, starrte er wütend seinen Gegner an und sammelte neuen Atem, während jener ihn breit spottend anlachte.

Dieser Kampf ging eindeutig zu lange. Immer noch hatte er keinen guten Treffer landen können.

Wie war sein Bruder nur so schnell geworden?

Kakarott holte hastig nach Luft und ließ seinen Bruder nicht aus den Augen.

Ihn zu ermüden und provozieren, klappte besser als gedacht.

Das Ki-Lesen war dabei sehr nützlich. Anhand der Aura konnte er erahnen, wie Radditz angreifen würde und so den Attacken rechtzeitig ausweichen.

Sein Bruder war schneller als gedacht und die paar Treffer, die er trotzdem einstecken musste, taten weh.

Aber im Vergleich zu Brolys und Bardocks Attacken war das alles noch ertragbar.

Radditz fing an, böse zu lächeln.

„Nicht schlecht, kleiner Bruder, aber deine Taktik hat eine Schwachstelle“ knurrte er. „Du willst mich ermüden, aber so schnell klappt das nicht. Mit so einer Strategie wirst du außerdem nie gewinnen. Bei einem richtigen Gegner kannst du damit nur fliehen, aber nicht siegen. Ich zeig’s dir. Das Aufwärmen war ganz nett; jetzt mache ich ernst.“

Blitzschnell sammelte er Ki in seiner Handfläche und schoss es auf Kakarott ab.

Der hatte anhand der Aura-Bewegung geahnt was auf ihn zukam und wich rechtzeitig zur Seite aus.

Eine Flucht, die Radditz einkalkuliert hatte und er schnitt ihm den Weg ab.

Er verpasste dem Kleinen einen Knietritt in den Magen.

Bei der Wucht ins empfindliche Organ wären andere Gegner längst in die Knie gegangen. Doch Kakarott hatte seine Bauchmuskeln trainiert, angespannt und das Knie durch seine abwehrenden Handflächen und einen Rückwärtsschritt abfedern können.

Er nutze Radditzs Überraschung, indem er sich von der Erde kräftig abstieß und in den Bauch boxte.

Doch Brustpanzer und seine stärkeren, schützenden Bauchmuskeln bewahrten diesen vor großen Schaden.

Radditz grinste und packte schnell den kleinen Körper, der ihn unvorsichtig zu nahe gekommen war.

„Hab ich dich“ wisperte er siegessicher. „So, was mache ich jetzt mit dir?“

Aus Radditzs festem Griff konnte sich sein Gegner nicht befreien, wie stark er sich auch wehrte.

Kakarotts Augen wurden groß und er wehrte sich verbissen; drückte gegen die kräftigen Arme.

Radditz zuckte überrascht zusammen bei seiner Kraft und beeilte sich, seinen Gegenschlag auszuführen.

Er sprang hoch in die Luft.

„Zeit zum Schlafen, Kleiner“ rief er „Uuuuund…Abflug!“

Radditz stürzte sich mit dem kleinen Bruder in den Arm kopfüber nach unten, Richtung Boden.

Bulmas Augen wurden groß vor Schock und sie konnte es nicht mitansehen; hielt schnell ihre Hand vor den Augen.

Ungehindert warf Radditz seinen Gegner mit voller Wucht auf den steinigen Boden und landete auf ihn.

Es krachte laut, Staub wirbelte auf.

Die umherstehenden Saiyajins zuckten zusammen.

Radditz erhob sein massiges Gewicht vom plattgedrückten Kakarott und wischte sich den Staub von den Armen ab. Leise lachend, siegessicher, entfernte er sich von dem stillen Überbleibsel.

Gine schnappte sich ihren Korb mit dem Verbandszeug und wollte hinunter springen, doch Bardock stoppte sie per Scouter.

Er, der von oben alles genau im Blick behielt, hatte gesehen, wie sich Kakarotts Finger langsam bewegten.

Der Kampf war noch nicht vorbei.

Ungläubig sahen die Zuschauer, wie er sich langsam und stöhnend aus dem Staub erhob. Radditz drehte bei diesem Geräusch überrascht den Kopf.

Wie hatte der Kleine diesen Angriff überstehen können?

Kakarott lächelte ihn hämisch an.

Bardock sah misstrauisch, wenn auch stolz, hinunter.

Für einen kurzen Augenblick hatte sein Scouter auf etwas reagiert: Kakarotts Power-Level hatte sich geändert, war gestiegen. Eine genauere Messung war nicht möglich gewesen, Radditzs massiger Körper hatte die Sicht versperrt.

Hatte sein jüngster Sohn noch versteckte Reserven, die er im Augenblick der Not unbewusst aktiviert hatte?

Denn so, wie er da aufstand, sich den Dreck aus dem Gesicht wegwischte und die Fäuste erhob, hatte er den Angriff zu gut überstanden.

 

Kakarott war zufrieden.

Die Ki-Rüstung, die Abwehr-Technik, die er einst von Broly gelernt hatte, erwies sich als nützlich und unauffällig.

Doch er musste sich beeilen, denn anhand der wütenden Aura von Radditz sah er, das sein Gegner nun jede Vorsicht fallen lassen würde.

Er wirkte ernsthaft wütend; sein kleiner Bruder erwies sich als Bedrohung.

Wie vorausgesehen, schoss Radditz beidseitig Ki-Blitze auf ihn ab.

Kakarott versuchte weiter, auszuweichen.

Radditz ließ nicht nach, brüllte wütend und zeigte mit weiteren schnellen Ki-Blitzen, dass er noch Reserven hatte.

Der Boden schüttelte sich, Felsen krachten ein, es staubte gewaltig.

Borgos baute sich sofort vor Bulma auf, die Arme gekreuzt erhoben, um sie als lebender Schutzschild vor Gesteinsbrocken zu bewahren.

Bulma hielt sich eine Hand vor den Mund, um nicht ängstlich zu kreischen. Das gehörte sich nicht als Zuschauerin bei einem Saiyajin-Kampf. Doch ihre Augen hielt sie fest geschlossen.

Es war auch nicht nötig hinzusehen wie die andere, denn sie konnte die beiden Auren ihrer Brüder spüren, wie sie sich umkreisten. Beide Auren waren von derselben Intensität; also gleich stark

Aber Radditzs loderte rot auf, gefärbt von seiner Wut, während Kakarott immer noch weiß leuchtete.

Er blieb ruhig.

 

Kakarott hielt die Luft an und versteckte sich in der Staubwolke. Er ging tief in die Knie und machte sich klein.

Ohne seinen Scouter war Radditz nun fast blind.  Sein großer Körper war dagegen als Schemen noch erkennbar, während Kakarott dank dem Ki-Lesen seine genaue Position kannte.

Nun, wo er versteckt in der Staubwolke war, könnte er seinen Bruder mit einem Kame-Hame-Ha voll treffen.

Damit würde er garantiert gewinnen, denn wie Radditz es richtig erkannt hatte: nur ausweichen würde ihm nicht den Sieg bringen.

Doch diese Technik war sein größtes Geheimnis, sein As im Ärmel und außerdem hatte er einen anderen Plan.

Dazu musste er sich schnell anschleichen, bevor sich der Staub lichtete.

Er lächelte.

Dieser Kampf machte ihn immer mehr Spaß.

 

Radditz knurrte laut; seine Eckzähne wurden sichtbar.

Die kleine Kröte versteckte sich gut, dank seiner eigenen Dummheit.

Kakarott war seinen Blitzen ausgewichen und stattdessen war unerwünschter Staub aufgewirbelt worden, der in den Augen brannte und die Sicht einschränkte.

Radditzs Schweif peitschte aufgebracht durch die Luft, während er sich umsah; die Luft dabei anhaltend, um keinen Staub zu schlucken.

Er schloss die Augen, konzentrierte stattdessen seinen Gehörssinn, lauschte auf  verräterische Schritte.

Das leise Kullern eines Steines wies ihm die richtige Richtung.

Sofort schoss er wieder aus beiden Händen einen Ki-Blitz und konzentrierte sich auf ein breites Schussfeld, um so viel wie möglich zu treffen.

Der restliche Staub verbrannte sofort durch diese Feuerkraft, schmolz und verschwand.

Die Staubwolke lichtete sich.

 

Die Saiyajins sahen gespannt aufs Kampffeld runter. Das Ausmaß der Zerstörung wurde größer und paarmal mussten sie ihre Position ändern, um nicht getroffen zu werden.

Gine schluckte; sie hatte unwillkürlich ihre Hände fest ineinander geschlossen, um sich davon abzuhalten, runter zu springen und sie aufzuhalten.

Radditz hielt sich nicht zurück und seine Ki-Blitze würden schwächere Wesen zu Asche verkohlen. Das Kampffeld lichtete sich immer mehr, wurde breiter und kahler, mit weniger Versteckmöglichkeiten.

Hatte ihr kleiner Kakarott dagegen eine Chance? Keiner seiner Angriffe hatte eine große Wirkung auf Radditz gehabt, weshalb er sich ja aufs Ausweichen verlegt hatte.

Er konnte nur Nah-Angriffe leisten, aber keine Fern-Attacken. Ohne einen Ki-Attacke wie bei Radditz hatte er keine Chance.

Radditz Angriffe hatten dagegen mehr Wucht.

Was, wenn das Verbandszeug nicht helfen würde?

Sie müssten dann schnell mit ihm ins Krankenhaus fliegen; ihm einen Medic-Tank besorgen.

„Oh, diese verdammten, kampfsüchtigen Saiyajins“ fluchte sie leise.

 

Radditz hielt immer noch den Atem an und die Augen geschlossen, horchte auf jegliches verräterische Geräusch.

Oder hatte er Kakarott bereits getroffen?

Nein, dann müsste er ein rasselndes, schmerzhaftes Keuchen hören.

Er dachte nach.

Wenn sein kleiner Bruder auch nur eine Spur Grips hatte, würde er sich anschleichen und den toten Winkel seines großen Gegners ausnutzen. Er würde sich zwischen den Felsbrocken verstecken und auf die richtige Gelegenheit warten…

Da!

Leise tappsende Schritte näherten sich ihm eilig von hinten.

Radditz grinste.

Er ließ sich überraschend nach vorne fallen, nur um in der Luft zu schweben und mit seinem Bein kräftig nach hinten auszutreten.

Er spürte, wie sein Fuß auf einen kleinen Körper traf, der laut aufstöhnte und nach hinten fiel.

Radditz schwebte in der Position nach oben, sah den Schatten einer Rüstung und holte erneut mit seiner rechten Faust aus.

Ein weißer, blendender Ki-Strahl wurde abgeschossen.

Kakarott schaffte es gerade noch, sich von der Erde abzustoßen und weg zuspringen, bevor der Strahl in traf.

Doch genau diese Aktion hatte Radditz vorausgehen, da er das Feld gut im Blick behalten und die Ausweich-Routen abgeschätzt hatte.

Er landete vor ihm, schnitt Kakarott den Weg ab und trat ihn erneut in den Magen.

Stöhnend wurde jener an die nächste Steinwand geworfen.

Radditz lächelte. Sein Herz klopfte aufgeregt und er merkte, wie Spaß und Kampfrausch ihn übermannten

Vergessen waren die Zuschauer.

Es gab nur noch seinen Gegner.

Kakarott erhob sich zitternd. Das hämische Lächeln war ihm vergangen, die Wut blitzte in seinen Augen auf und nun fing er an, auf Radditz zuzustürmen.

„Wurde ja auch Zeit“ freute sich Radditz.

Endlich fingen sie an, ernsthaft gegeneinander zu kämpfen, attackierten sich und wichen aus.

Die Schlucht erschallte von ihren Schlägen und Keuchen.

Anerkennend schauten die anderen zu.

Sie merkten, dass Radditz wieder die Oberhand erhielt: seine Fäuste und Ellbogen trafen oft in Kakarotts Gesicht. Er hatte sich an den kleineren Körper des Gegners gewöhnt und ließ nicht mehr zu, dass der tote Winkel genutzt wurde.

Zuerst die vielen Ki-Attacken und nun das…anscheinend hatte Radditz doch die bessere Technik drauf.

„Das hält er nicht lange aus“ murmelte Toma besorgt.

„Ja, der Kleine hat während unseres Trainings kein Talent für Ki-Attacken gezeigt. Wenn er es nicht schafft, Radditz auf Abstand zu halten, wird er noch zu Brei geschlagen“ stimmte Selypa ihm zu.

„Bardock, solltest du sie nicht aufhalten?“ fragte Gine ängstlich über Scouter.

Bardock sah stirnrunzelnd nach unten.

Ja, es sah schlecht aus, aber die letzte Trainingsreise hatte ihm gezeigt, dass sein Jüngster ungeahnte Kraftreserven besaß. Besonders wenn er unter Druck geriet, zeigte sich sein Durchhaltevermögen.

„Noch nicht“ murmelte er. „Vertrau deinem Sohn. Er ist noch nicht am Ende.“

 

Radditz holte aus und verpasste seinem Bruder einen heftigen Schlag ins Gesicht.

Die Wucht schmiss ihn meterweit fort und er landete auf den Rücken.

„Das war ganz nett“ lobte Raddditz ihn und wischte sich etwas Blut aus seiner aufgerissenen Lippe. „Hätte nicht  gedacht, dass unser Kampf so lange dauern würde. Aber du bist am Ende, Kakarott. Gib auf. Unsere Mutter und Schwester würden es nicht gerne sehen, wenn ich dir die Arme und Beine breche. Aber ich werde es tun…“

„Vergiss es“ stöhnte Kakarott störrisch, biss die Zähne zusammen und stellte sich wieder auf.

Verdammt, er hatte die Situation falsch eingeschätzt und war zu selbstsicher gewesen.

Sicher, würde er die Kontrolle über sein verstecktes Ki lösen, wäre er sehr viel stärker und schneller, aber das konnte er unter den wachsamen Augen seines Vaters nicht tun.

Auf diese Weise war Kakarott deswegen gleichauf zu Radditz, der ungehindert und ohne Rücksichtnahme zuschlug.

Wenigstens war sein Körper sehr ausdauernd, schnell und stabil, dank des GR-Trainings.

Aber sein Plan, sich an Radditz anzuschleichen, war gescheitert, sein Bruder war gerissen.

Das machte es ja so spannend…Kakarott fing wieder an zu lächeln.

Dasselbe Lächeln, was auch Radditz auf den Lippen trug.

Zum ersten Mal kämpften sie mit gleicher Stärke gegeneinander und fingen an, sich gegenseitig als Krieger zu respektieren.

„Du bist echt gut, Bruder“ gab Kakarott zu „deswegen werde ich auch meine Geheim-Technik einsetzen.“

„Ach ja? Dann zeig mal“ spottete Radditz und verschränkte die Arme, blieb aber vorsichtshalber auf Abstand. Sein kleiner Bruder erwies sich als echt zäher Brocken.

Kakarott ging in die Knie und holte weit mit den Armen aus.

„Kame…Hame…“ zwischen seinen Händen sammelte sich leuchtende Energie.

Bardocks Scouter meldete sie piepend zu Wort, zeigte einen Wert von 2.000 an, der weiter stieg.

Auch die andere Saiyajins rissen überrascht die Augen auf.

Bulma biss sich auf die Lippen, um ihren Bruder nicht warnend anzuschreien. Wenn er zu viel Kraft zeigte, war dieser Kampf noch sein Untergang: dann gewann er zwar gegen Radditz, musste dann aber auf Mission gehen.

„HAAAAA!“ Ein mächtiger Ki-Ball wurde auf Radditz abgeschossen.

Auch ohne Scouter merkte er, dass dies eine ernstzunehmende Kraft war. Außerdem zu schnell, um ihr auszuweichen. Die Attacke kam frontal auf ihn zu, blendete ihn mit gleißenden Licht.

Er stellte sich breitbeinig auf, sammelte sein Ki um sich und verkreuzte die Arme vors Gesicht.

„Also gut,  ich bin bereit“ knurrte er, bevor das laut sirrende, gleißende Ki ihn traf.

Radditz hielt dagegen, sammelte seine Kraft für die Verteidigung, auch wenn er merkte, wie die Haut unter seinen Armschützer anfing zu brennen. Die Wucht der Attacke war so stark, dass er trotz festem Stand nach hinten gedrückt wurde.

Bardocks Augen verengten sich. Ihm schoss dieselbe Frage durch den Kopf wie Radditz:

Verdammt, woher kannte Kakarott nur so eine mächtige Attacke?

Etwas zu lange Vorbereitungszeit, aber die Kraft, die dahinter steckte, war unglaublich.

Das kalte Licht warf grelle Schatten, blendete alle.

Radditz biss die Zähne zusammen und streckte die Arme und Handflächen aus, sammelte sein Ki dort, um die Attacke abzuschwächen und zu neutralisieren. Er grollte unter zusammengebissenen Zähnen, seine Füße bohrten sich tief in die Erde; widerstanden der Wucht des Angriffs.

Das Licht wurde schwächer, das Sirren leiser, die Attacke verklang.

Radditz atmete auf.

Seine Handflächen schmerzten und er hatte mehr Ki verloren, als gedacht, aber sonst die Attacke gut überstanden.

Staunend sahen die Zuschauer runter, besonders Bulma.

Sie hätte nie gedacht, dass Radditz dieser mächtigen Attacke so gut widerstehen könnte.

Aber vielleicht lag es auch daran, weil Kakarott nicht seine gesamte Kraft eingesetzt hatte. Sie hatte gespürt, dass er sich noch gezügelt hatte.

Apropos…wo war Kakarott?

 

Radditz nahm die Arme runter, sah selbstbewusst grinsend auf.

So viel Ki hatte seinen Preis. Kakarott hatte dadurch Energie verloren, die ihm für den weiteren Kampfverlauf fehlte.

„Mach dich bereit, das bekommst du zurück, armer Irrer!“ rief er,  doch von seinem Gegner keine Spur; er stand nicht mehr vor ihm.

„Wo ist er denn“ murmelte er überrascht und drehte schnell seinen Kopf.

Durch das gleißende Licht hatte er Kakarott aus den Augen verloren.

Plötzlich durchzuckte es Radditz wie ein Blitz; sein Körper verkrampfte sich.

Zitternd drehte er den Kopf nach hinten, die Augen ungläubig aufgerissen.

„Ich habe deinen Schwanz!“ begrüßte ihn Kakarott mit breitem Lächeln, der mit beiden Händen fest den gegnerischen Saiyajin-Schweif drückte.

„Scheiße, das…darf doch nicht wahr sein…“ stöhnte Radditz entsetzt auf.

Er versuchte, sich zu bewegen, doch durch die Verbindung zum Rückgrat, die Kakarott fest in den Händen hielt, war es nicht möglich. Die Signale seines Gehirns wurden gestoppt.

Die Kraft verließ seinen Körper, seine Beine knickten ein, er fiel zu Boden.

„Scheiße“ fluchte Radditz leise, der nur noch hilflos zucken konnte, der Mund geschockt aufgerissen.

 

Bulmas Augen wurden erfreut groß, sie lachte erleichtert auf.

Also das war Kakarotts geheimer Plan gewesen. So wollte er Radditz schlagen, ohne seine volle Kraft zu zeigen.

Radditz konnte sich nicht mehr rühren; anscheinend hatte er seinen Schweif nie trainiert.

Damit blieb ihm nur noch eine Möglichkeit: den Schweif abzuschneiden, aber da er bereits ausgewachsen war, würde er nie mehr nachwachsen. Ein stolzer Saiyajin wie Radditz würde so ein Opfer niemals bringen.

Selypa kicherte leise.

„Ich habe das Gefühl, als hätte ich so eine Situation schon mal gesehen“ sagte sie gehässig.

Ihre Kameraden lachten leise auf.

„Das Gefühl habe ich auch“ stimmte Toma grinsend zu.

Die Situation ähnelte sehr dem Kampf zwischen Bardock und Radditz.

„Hat Kakarott jetzt gewonnen?“ fragte Bulma erleichtert.

Doch zu ihrem Erstaunen schüttelte Borgos den Kopf.

Er deutete auf den hochfliegenden Bardock, der die Kämpfer nicht aus den Augen ließ. „Solange er den Kampf nicht beendet, geht er weiter.“

Bulma sah erstaunt zu ihrem Vater.

Worauf wartete er?

 

Bardock grinste.

Auch er hatte dasselbe Déjà-vu wie seine Kameraden erhalten.

Da hatte Radditz, die faule Pflaume, ja nicht viel gelernt aus ihrem letzten Kampf.

Aber er kannte seine Söhne, Radditzs Tücke und Kakarotts Vertrauensseligkeit.

In einer ernsthaften Situation müsste Kakarott seinen Gegner nun töten, aber der Junge war zu mild dafür.

Was bedeutete, dass Radditz noch eine Chance hatte…

 

„Kakarott, bitte nicht. So ein Ende ist für einen Krieger unwürdig. Lass es uns richtig beenden“ flehte Radditz. „Lass mich nicht so verlieren; im Staub liegend. Nicht vor den Augen unserer Familie.“

„Ach ja? Mir hat man gesagt, dass in einem Kampf alles erlaubt ist. Ganz besonders, die Schwachstelle eines Gegners auszunutzen. Wie soll ich dich denn sonst besiegen“ hielt Kakarott dagegen. „Du hast dich bei unseren letzten Kampf ja auch nicht zurück gehalten, wo ich noch sehr viel schwächer war. Das habe ich nicht vergessen, Radditz. Heute liegst du im Staub, verlass dich drauf.“

Er drückte fester zu und Radditz  stöhnte laut auf.

Er konnte das gehässige Lachen von Seliypa und Panbukin hören und es erinnerte ihn unangenehm an seinen letzten Kampf mit seinem Vater: wieder war er in so eine schmähliche Situation geraten, wenn auch unbeabsichtigt.

Aber er würde den Teufel tun und jetzt aufgeben. Er kannte den Sanftmut seines Bruders, also wenn er die richtigen Knöpfe drückte…seinen Mund konnte er ja noch bewegen.

„Du bist mein kleiner Bruder“ erklärte er weinerlich. „Ich wollte dich nur abhärten und stärker machen. Andere Saiyajins hätten dich sonst getriezt und auf dich herabgesehen. Ich hatte nur dein Bestes im Sinn. Deswegen wollte ich dich ja auch für dein Tatakai trainieren. Erinnere dich, wie wir früher gespielt haben. Ich habe auf dich aufgepasst, als du noch ein Säugling warst.“

Kakarott wurde unsicher. Erinnerungen kamen hoch, an gute alte, friedliche Zeiten.

Wie Radditz mit ihm gespielt hatte…die Erinnerungen waren schwach, aus seiner frühestens Kindheit, aber noch vorhanden.

Er zögerte.

Hatte Radditz wirklich so ein Ende verdient?

Radditz merkte, wie der harte Griff nachließ und warf noch eine Schippe drauf.

„Wenn du mich loslässt, kann ich aufstehen und von selbst aufgeben. Ich werde dich als den Stärkeren akzeptieren. Das wäre ein ehrenhaftes Ende. Bitte, kleiner Bruder“ flehte er.

Bulmas Augen verengten sich misstrauisch.

Sie kannte Radditz schon länger und auch wenn sie sich jahrelang nicht gesehen hatte…sie merkte, wenn etwas nicht koscher war.

Radditz, der freiwillig aufgab, sobald Kakarott seinen Schweif losließ…Nein, das war zu gefährlich!

Sie wollte warnend aufschreien, doch Borgos ahnte, was sie vorhatte und hielt ihr seine Hand vor den Mund. Empört sah sie ihn an, aber er schüttelte den Kopf und hielt bedeutsam einen Finger vor seinen Mund.

Hilfe jeglicher Art war nicht erlaubt.

„Ich gebe dir mein Ehrenwort, ich verspreche es“ bat Radditz weiter „Sobald du mich loslässt, werde ich aufstehen und mich verbeugen. Dann bist du der Sieger und wir müssen uns nicht mehr gegenseitig verletzen. Denk an unsere Mutter. Es bricht ihr das Herz, ihre Söhne so zu sehen.“

Gine zog spöttisch eine Augenbraue hoch.

Seit wann kümmerte sich Radditz um ihr Wohl?

Ausgerechnet er, der ohne Absprache verfrüht die Ausbildung verlassen und mit Prinz Vegeta gezogen war, ohne den Segen seiner Eltern.

Auch sie ahnte, worauf ihr Ältester hinaus wollte, aber sie hielt sich an die Regel und blieb still; ebenso die andere Krieger.

Das war eine Entscheidung, die Kakarott alleine treffen musste.

„Gib mir eine Chance, Kakarott. Du hast mir gezeigt, wie stark du bist. Lass uns diesen dummen Kampf beenden und von nun an gemeinsam kämpfen. Wir sind Brüder, Kakarott“ jammerte Radditz.

„Schwöre, dass du es ehrlich meinst“ verlangte Kakarott, der deutlich unsicherer wurde.

„Ich schwöre, kleiner Bruder, ich schwöre es“ versprach Radditz keuchend.

Kakarott schloss kurz die Augen: sein Kopf sagte nein, aber sein Herz ja; wollte seinen Bruder glauben, der es schließlich versprochen hatte.

Er hatte ihm sein Ehrenwort gegeben.

Wie in Zeitlupe sahen die Zuschauer dabei zu, wie er den Schweif losließ.

Selypa und Toma stöhnten auf, Bardock schloss enttäuscht kurz die Augen und schüttelte missbilligend den Kopf.

Genau wie befürchtet: Kakarott hatte den Worten seines Gegners geglaubt.

Sie sahen dabei zu, wie Radditz langsam aufstand.

Bulma konnte von ihren Standort das gemeine Grinsen sehen und bevor sie warnend aufschreien konnte, verpasste Radditz dem ihm hinter stehenden, vertrauensseligen Kakarott einen harten Ellbogen-Schlag ins Gesicht.

Kakarott wurde schwer getroffen von diesem Überraschungs-Angriff und fiel meterweit nach hinten.

Bulma schrie auf.

„Das war unfair“ fauchte sie empört. „Er hat es versprochen. Er hat sein Ehrenwort gegeben.“

Genau dieselben Gedanken, die auch Kakarott gerade durch den Kopf gingen, der sich die schmerzende, blutende Nase rieb. Kleine Sternchen tanzten vor seinen Augen, die aufgrund des beißenden Schmerzes tränten.

„Verräter“ keuchte er auf und versuchte zitternd aufzustehen.

„Du bist wirklich eine Weichflöte, Kakarott“ freute sich Radditz gehässig und legte seinen Schweif wieder fest um seine Taille. „Den Worten eines Gegners ist niemals zu trauen. Im Gegensatz zu dir habe ich kein unnützes Mitleid mit meinen Gegner und bin deswegen noch am Leben.“

„Ja, weil du ein mieser Lügner bist“ fauchte Bulma laut. „Papa, das ist unfair. Er hat geschummelt. Brich den Kampf ab.“

Doch zu ihren Unmut schüttelte ihr Vater den Kopf.

„Aber wieso…ich dachte, wenn ein Saiyajin etwas verspricht…so unfair“ wandte sie sich empört an Borgos.

Der wortkarge Riese wusste nicht, wie er es am besten erklären sollte, doch Selypa kam ihm zu Hilfe. Er stellte seinen Scouter auf Lautsprecher, so dass sie ihre Stimme hören konnte.

„Radditz hat nicht Unrecht“ hörte sie Selypas Meinung. „Im Augenblick der Not würde ein Gegner alles versprechen. Dann Gnade zu zeigen, kann unser Tod sein. Kakarott wird es den Sieg kosten, aber diese Lektion kann ihm mal das Leben retten.“

Auch Toma schaltete sich ein. „Außerdem hat Radditz nicht auf seinen Stolz als Saiyajin geschworen. Wenn man es genau nimmt, war es kein richtiges Ehrenwort, weil er sich an nichts gebunden hat.“

„Das…das ist Korinthenkackerei“ empörte sich Bulma.

Radditz, der ihre Worte hörte, sah immer noch zum empörten Kakarott, der sich bemühte, auf die Beine zu kommen.

Lässig  zuckte er mit den Schultern.

„Was willst du mal tun, wenn du auf Mission bist, dein Gegner von Reue faselt und an dein Mitgefühl appelliert? Er würde dich ohne zu Zögern töten. Du bist wirklich außergewöhnlich dämlich, wenn du auf so etwas hereinfällst. Sei dankbar für meine Lektion, kleiner Bruder. Hör endlich auf, so weich zu sein. Im Kampf gibt es keine Blutsbande, egal ob du gegen Vater oder Bruder kämpfst“ erklärte er laut und für alle.

Die kampferfahrenen Saiyajins nickten zustimmend.

Radditz hatte nicht Unrecht…trotzdem, sollte er jetzt nur dadurch gewinnen, verursachte das einen üblen Nachgeschmack.

Kakarott stellte sich knurrend in Kampfposition. Seine Beine zitterten leicht.

Das Kame-Hame-Ha hatte viel Energie verbraucht und von Radditz Schlag auf die empfindliche Nase erholte man sich nicht schnell.

Er musste Kraft sparen und sich verteidigen, anstatt wütend auf ihn loszustürmen; egal wie sehr es ihn drängte.

Radditz grinste siegessicher. Er spürte, das Blatt hatte sich zu seinen Gunsten gewendet.

Das musste er ausnutzen.

Er stürmte auf seinen Bruder zu und ließ eine Kaskade von Schlägen los.

Kakarott, dessen Augen und Gehirn sich immer noch nicht richtig vom vorherigen Schlag erholt hatte, konnte sie nicht ausweichen.

Sein Gesicht, seine Brust und sein Magen wurden arg getroffen.

Er schloss seine Augen zur Schonung und versuchte sich nur auf das gegnerische Ki zu konzentrieren und so die Schläge zu erahnen.

Die nächste Schlage konnte er auf diese Weise abzuwehren.

Radditz war verblüfft.

Kakarott hatte die Augen geschlossen und schaffte es trotzdem, ihn abzuwehren?!

Das ließ ihn wieder dämlich dastehen, auch weil er immer noch nicht aufgab.

Na warte, die Kröte würde gleich ebenso leiden wie er zuvor.

Ihn sollte dieselbe Schmach treffen.

Diese Bettelei, die nötig gewesen war, damit Kakarott ihn losließ, hatte ihn schwer in seinen Stolz getroffen. Gleich würde er im Staub liegen und betteln.

Als Kakarott zu einem hohen Tritt ausholte, sah Radditz seine Chance.

Er hob seinen linken, gebeugten Arm zur Abwehr, so dass der Tritt seinen Armschutz traf und keine Wirkung hatte.

Als Kakarott sich elegant auf seinem Standbein drehte und nach dem misslungenen Tritt seine Balance suchte, schnappte Radditz zu.

Kaum war Kakarott auf beiden Füßen gelandet, als er spürte, wie etwas sein empfindliches Körperteil packte.

Radditz stand hinter ihm, seine rechte Hand drückte den Schweif seines Bruders, ein triumphierendes Grinsen im Gesicht. Siegessicher lachte er auf, drückte fest zu und ließ dadurch selbst jegliche Deckung fallen; entspannte sich aufgrund des sicher geglaubten Siegs.

Kakarotts Augen verengten sich berechnend. Er ballte die Faust und stieß sich kraftvoll vom Boden ab.

BUMPF!

Der Faustschlag, den Radditz von unten gegens Kinn traf, kam unerwartet.

Er hatte damit gerechnet, dass Kakarott geschwächt auf die Erde fiel und um Gnade bettelte.

Dann kam dieser Schlag aus dem Nichts?!

„Wie…“ ächzte er.

Das war die letzte Frage, die ihm durch den Kopf ging, bevor ihm schwarz wurde vor Augen und er zusammen fiel.

„Ich habe meinen Schweif seit Jahren trainiert“ antwortete Kakarott kalt, aber das hörte der bewusstlose Radditz nicht mehr, der krachend zu Boden fiel, die Augen verdreht und seinen Griff um den gegnerischen Schweif unbewusst lösend.

Die Saiyajins sahen mit großen Augen auf das unerwartete Ende.

Bardock zählte bis zehn, aber Radditz stand immer noch nicht auf.

Damit war der Kampf entschieden.

Wer zehn Sekunden lang bewusstlos blieb, könnte in einer Schlacht ein Dutzendmal getötet werden.

Bardock lachte laut auf.

„Kakarott hat gewonnen“ verkündete er und verfiel in lautes Gelächter.

Radditzs Gesicht, kurz bevor er niedergestreckt war, diesen Ausdruck der Fassungslosigkeit und Überraschung…was für ein Brüller!

Seine Kameraden machten es ihm nach und lachten ebenfalls laut.

„Ein Glück, es ist zu Ende“ freute sich Gine erleichtert, schnappte sich ihren Korb und flog nach unten, um die Verletzungen ihrer Söhne zu behandeln.

Auch die andere flogen runter, Borgos trug wieder Bulma auf seinen Armen.

„Kakarott, du hast es geschafft“ freute sich Bulma lachend und umarmte ihren kleinen Bruder.

Kopfschüttelnd sah Panbukin auf den bewusstlosen Radditz.

„Gut, dass wir nicht gewettet haben, sonst hätte ich einen Haufen Münzen verloren“ murmelte er.

Mit so einem Ergebnis hatte er nicht gerechnet.

Die anderen tätschelten lobend Kakarotts Schultern und beglückwünschten ihn zu seinen Sieg.

Gine sah mit einem Blick, dass es Kakarott am Schlimmsten erwischt hatte. Er hatte deswegen gewonnen, weil Radditz unvorsichtigerweise seine Deckung aufgegeben und der kräftige Schlag eine sensible Stelle getroffen hatte.

Bevor sie sich aber ums Verbinden kümmern konnte, kam Bardock und tätschelte Kakarott übers staubige Haar. Prüfend sah er ihn an.

„Nette Geheim-Attacke“ murmelte er. „Du hast deine Schwachstelle gut ausgemerzt.“

Kakarott grinste ihn selbstbewusst an „Mein Vater hat mir beigebracht, immer ein paar Tricks in der Hinterhand zu haben, von denen niemand weiß. Er hat mir auch den Tipp mit dem Schweif gegeben“ erwiderte er augenzwinkernd.

Bardock lachte erheitert auf.

Dieser kleiner Racker hatte es ja faustdick hinter den Ohren.

„Eine gute Leistung, ein wahres Tatakai“ kam ein seltenes Lob von seinen Lippen.

Die anderen Krieger nickten bestätigend.

„Deine Ki-Attacke war der Brüller. Wann hast du denn die entwickelt?“ fragte Toma beeindruckt.

„Und wie er dann mit geschlossenen Augen den Attacken auswich?! Fantastisch“ lobte Selypa. „Natürlich darf man nicht vergessen, dass es auch an unserem Training lag, dass er so gut wurde. Kakarott hätte sonst nicht gelernt, sich so gut gegen einen großen Gegner wie Radditz zu verteidigen“ fügte sie selbstgefällig hinzu.

Panbukin nickte bestätigend. „Ja, die Trainingsreise hat ihn gut vorbreitet. Alles dank unserer Hilfe.“

 „Jetzt seid mal still und lasst ihn ausruhen“ mischte sich Gine ein. „Ich muss Kakarotts Wunden verbinden. Sieh mal, wie stark Radditz zugeschlagen hat. Es schwillt schon alles an. Morgen wirst du grün und blau sein.“

Sie holte seufzend ein Desinfektionsmittel heraus und Bulma half dabei, die Wunden zu reinigen.

Kakarott zuckte zusammen bei den brennenden Schmerzen, die erst durch die sanfte Salbe gelöscht wurde.

Plötzlich hörten alle ein leises, dumpfes Stöhnen aus Richtung Boden.

Radditz Finger begannen sich zu bewegen und langsam richtete der Krieger sich wieder auf, sein schmerzendes Kinn reibend.

„Verdammt, was ist passiert?“ stöhnte er verblüfft.

Seine Eltern und die Unterklasse-Krieger standen um ihn herum, einige spöttisch lächelnd, Bulma verband gerade Kakarott…

„Du hast verloren“ erklärte Bardock ihn grinsend. „Du bist auf Kakarotts Falle hereingefallen. Lerne daraus und trainiere deine Schwachstelle.“

„Was?“ ungläubig blinzelte Radditz.

Als ihm klar wurde, dass es wahr war, dass er so kurz vor einem sicheren Sieg gestanden hatte, brüllte er zornig auf.

Borgos war schnell und hielt Bulma schützend die Ohren zu, während Bardock dasselbe bei seinem Weib machte, sonst wäre noch ihr Trommelfell geplatzt.

Die Erde bebte bei Radditz Frust, besonders als er wütend seine Fäuste in den Boden schlug und tiefe Löcher hinterließ.

„Schluss jetzt mit diesem kindischen Benehmen“ Gine sprach ein Machtwort. „Komm her, damit ich dich verbinden kann. Bulma, übernimm weiterhin Kakarott. Dann fliegen wir nach Hause, essen ordentlich und dann wird nicht mehr über diese Sache gesprochen. Ihr seid Brüder. Vertragt euch!“

„Ich will nicht“ rief Radditz störrisch. Niedergeschlagen sah er zu Boden, seine Finger gruben sich in die Erde und zermahlten Steine zu Staub.

Seine Mutter verstand nicht, wie verletzt er in seinem Stolz war.

Geschlagen vom sieben Jahre jüngeren Bruder…

Dem Kleinen, der einst nur ein Powerlevel von zwei gehabt hatte, den sanftmütigen, dümmlichen Schwächling…

Radditz fing an, an sich selbst zu zweifeln: was hatte er all die Jahre getan, wenn er um sein Leben gekämpft hatte?

Ja, viele der fremden Rassen waren schwächer gewesen und oft hatte er Vegeta und Nappa den schweren Teil überlassen, aber es gab auch ein paar harte Kämpfe für ihn.

War er zu schwach geworden wegen all den bürokratischen Aufgaben des Prinzen in letzter Zeit?

Keine Außen-Missionen, keine stärkeren Gegner, zu wenig Training? Hatte er dadurch abgebaut?

Anscheinend, denn so wie Kakarott in kurzer Zeit stärker geworden war…seine Ki-Attacke und sein trainierter, unempfindlicher Schweif…

„Was habe ich all die Jahre getan“ wisperte er betroffen.

War er der Versager in der Familie?

Wie sollte er es da so zum Mittelklasse-Krieger schaffen?

„Radditz, sieh mich an!“ hörte er strenge Stimme seines Vaters, dessen Stiefel in sein Blickfeld gerieten.

Radditz hob den Kopf.

Sein Vater hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah ernst auf ihn runter.

„Du hast verloren, Radditz!“ wiederholte der Krieger.

„Ach nee, wirklich? Als hätte ich es nicht schon beim ersten Mal verstanden“ keifte Radditz sarkastisch. „Bin ja nicht taub.“

„Willst du jetzt die beleidigte Leberwurst spielen oder wirst du stärker werden, um deinen Bruder zu schlagen?“ fragte sein Vater.

Radditz stellte sich auf die Knie und stand langsam auf. Er würde sich hier nicht so von oben herab behandeln lassen.

„Ich werde garantiert stärker werden“ knurrte er seinen Vater an. „Das war nicht das erste Mal, dass man mich geschlagen hat. Aber deswegen gebe ich noch nicht lange auf.“

Zu seiner Überraschung lächelte sein Vater nun anerkennend und tätschelte seine Schulter.

„Gesprochen wie ein wahrer Krieger. So ist es richtig, Sohn“ sagte er leise.

Radditz blinzelte ihn verblüfft an. Seine Angst vor dem Versagen verpuffte, besonders als Bardock seine Hand an Radditz Hinterkopf packte, dessen Kopf zu ihm runterzog und seine Stirn gegen die seinige drückte.

Nur er konnte die leisen Worte seines Vaters hören.

„Niederlagen sind keine Schande. Aber aufgeben“ erinnerte er leise seinen Sohn.

Radditzs Hals wurde trocken. Er schluckte und erkannte, was sein Vater ihm sagen wollte.

Für Bardock war es egal, welcher Sohn gewann. Er sah eine Niederlage nicht als Schande, sondern als Chance. Letztendlich waren beide seine Söhne und er würde keinen bevorzugen, nur weil einer stärker war.

Wichtig war, dass sich die Familie vertrug und man nach vorne sah, anstatt beleidigt und frustriert über die verpassten Kämpfe nachdachte und auf Rache sann.

Radditz nickte grimmig. Sein Vater lächelte und ließ ihn wieder los.

Radditz atmete tief durch und beruhigte sich.

Er musste den Sieg seines kleinen Bruders anerkennen, ebenso seine Stärke. Auch wenn er sanftmütig war, so war er nicht schwach, sondern ein wahrer Krieger.

Aber Radditz würde seine Niederlage als Ansporn sehen, sich zu verbessern.

Er trat auf seinen Bruder zu, dessen Wunden gerade von Bulma verbunden wurden und streckte seine rechte Hand aus.

„Du hast gut gekämpft und ehrenhaft gewonnen“ beglückwünschte er Kakarott.

Der blinzelte aus müden, geschwollenen Augen verblüfft auf die ausgestreckte Hand.

Dann, langsam, nahm er seine eigene Rechte und schüttelte die Große seines Bruders.

„Danke für den Kampf“ sagte Kakarott lächelnd und Radditz erwiderte es.

Bardock lächelte stolz über die Leistung und das ehrenhafte Verhalten seiner Söhne.

Gien sah es und schmunzelte.

Sie stupste ihn leicht mit dem Ellbogen an und flüsterte. „Aber Kakarott bleibt trotzdem erst mal zu Hause.“

Bardock runzelte die Stirn. „Er hat gut gekämpft“ wandte er ein.

„Und er hat Radditzs eindeutiger Lüge geglaubt. Denkst du, er ist bereit, wenn er auf das Gelaber reinfällt?“ wandte sie ein.

Er zuckte zusammen und grunzte zustimmend. „Stimmt auch wieder“ gab er zu.

 

Der Herbst überzog das Land, die Blätter verfärbten sich und Bulma erreichte ihr 18. Lebensjahr.

Sie war gerade alleine im Haupthaus und kochte Früchte für den kommenden Winter ein, als sie Vegs Aura herbeieilen spürte.

Schnell legte sie einen Deckel auf den Topf und rannte nach draußen.

Sie hatte Veg seit ihrem ersten und bislang letzten Kuss nicht mehr gesehen; das war Wochen her.

Sie sah ihn anfliegen und er landete mit Abstand vor ihr.

Heute trug er nur seinen blauen, ärmellosen Overall, aber keinen Brustpanzer.

Auf Vorwürfe verzichtete sie, als sie sein müdes Gesicht sah.

„Veg, ist alles in Ordnung?“ fragte sie besorgt und trat auf ihn zu.

Er sah sie erschöpft an und strich sich seufzend durch die Haare.

„Ja, es ist momentan bloß so viel zu tun. Im Palast ist die Hölle los. Ich habe schon zweimal versucht, dich zu besuchen, aber dann warst du nicht da“ erklärte er.

„Oh, vielleicht war ich spazieren?“ tat sie überrascht. Wenn sie im Wald war, verbarg sie ihre Aura, so dass kein Scouter sie finden konnte. Oder sie war in der Basis gewesen.

Besorgt sah sie ihn an. Veg musste ihn aller Eile losgeflogen sein, wenn er noch nicht mal seinen Brustpanzer trug. An seinen Scouter hatte er aber gedacht.

Anscheinend brauchte er dringend eine Verschnaufpause und hatte die erstbeste Gelegenheit genutzt, um abzuhauen.

Sie nickte verständnisvoll.

„Ist es wegen dem Prinzen? Mein Bruder arbeitet auch im Palast. Er hat mir erzählt, dass es gerade sehr stressig ist.“

Radditz hatte ihr erzählt, wie viel Prinz Vegeta ändern wollte, seit der König vor Monaten mit dem Großteil der Elitekrieger fort geflogen war. Die wenigen übriggebliebenen Elitekrieger hatten viel zu tun, mit Missionen und Neu-Ausrichtung der Armee.

Da Veg ebenfalls zur Elite gehörte, konnte sie seine lange Abwesenheit verstehen. Er musste bestimmt hart arbeiten, um die fehlenden Krieger auszugleichen. Sie war froh, ihn wenigstens zu sehen; bedeutete es doch, dass er nicht mit auf die königliche Mission musste und auf Vegeta-Sei verblieben war.

Vegeta hob erstaunt eine Augenbraue. „Du weißt Bescheid? Ja, für die nächsten Monate bin ich vollgepackt mit Verpflichtungen. Moment, dein Bruder arbeitet im Palast?“

Das war eine Neuigkeit für ihn.

Sie musste ihre älteren Bruder meinen, der einzig normale von ihren Brüdern. Um im Palast zu arbeiten, musste man ein gewisses Power-Level und sehr gute Fähigkeiten aufweisen.

„Als was arbeitet er?“ fragte er neugierig. „Palastwache? Diener?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich nicht genau“ wich sie der Frage aus. „Vielleicht beides?“

Soweit sie wusste, hatte Radditz eine nahe Position beim Prinzen, aber er war nicht sein Leibwächter. Wieso auch, der Prinz war der Stärkste auf dem Planeten. Wer brauchte einen schwächeren Leibwächter?

Seine Aufgabe war wohl mehr als Laufbursche zu beschreiben, wobei Radditz natürlich eine edlere Beschreibung wie „zweitwichtigster Mann“ und „wichtige Vertrauensperson“ gebrauchte.

„Hmm“ Vegeta brummte nachdenklich.

Da sollte er mal besser die Augen aufhalten, wenn er wieder im Palast war…wenn er die Zeit dafür fand. Es gab nur ein Familienmitglied von Bulma, dass er beim Namen kannte und das war ihr jüngerer Bruder Kakarott.

Aber ein Saiyajin, der als Säugling ein Powerlevel von zwei besessen hatte, würde es niemals zu einer gewissen Position bringen, nicht mal zum Unterklasse-Krieger. Sein Schicksal war das eines No-Name-Saiyajin, weshalb Vegeta auch darauf verzichtet hatte, den Namen Kakarott durchs System zu jagen.

So jemand gehörte zum anonyme Bodensatz der Saiyajin, deren Namen unbekannt blieben.

Aber ihr älterer Bruder…gab es einen Saiyajin im Palast, der so ein offenes, vertrauensseliges Gesicht aufwies wie Bulma und Kakarott?

Wenn ja, war es ihm nie aufgefallen.

Er gähnte auf.

Verdammt, war er schläfrig.

Er war gleich nach dem Training zu ihr geflogen, weil kurzfristig ein Meeting abgesagt worden war und er dadurch ein schmales, freies Zeitfenster erhalten hatte. Die Gelegenheit hatte er für einen kurzen Ausflug genutzt und gehofft, wenigstens Bulma noch mal kurz zu sehen, bevor ihn die anderen Saiyajins wieder nervten. Gleich musste er aber wieder los.

Bulma registrierte stirnrunzelnd seine Erschöpfung. So hatte sie ihren Freund noch nie gesehen.

Sie legte kurz prüfend eine kühle Hand auf seine Wange, die sich sehr warm anfühlte.

„Wie kann ich dir helfen?“ fragte Bulma besorgt. „Willst du was essen?“

Er schüttelte den Kopf. „Ich muss gleich wieder los. Ich wollte dich einfach kurz sehen“ erklärte er und musste wieder ein Gähnen unterdrücken.

Bulma verzog kritisch das Gesicht. Sie bemerkte die schweren Lider und die blauen Schatten unter seinen Augen, Folgen von Schlafmangel.

Am besten wäre, er würde bei ihr ein Nickerchen halten, aber wenn er schon wieder los musste…

Oder sollte sie ihm einen Tee kochen?

„Gibt es nichts, was ich tun kann, damit es dir besser geht?“ fragte sie fürsorglich.

Sein Mund verzog sich vorfreudig ein Stück nach oben bei dieser vielversprechenden Frage.

Da gab es tatsächlich etwas, was ihn aufmuntern würde und nicht viel Zeit brauchte.

„Einen Kuss von dir“ flüsterte er und sah sehnsüchtig auf ihre Lippen.

„Von mir…ich soll dich küssen?“ stotterte sie überrascht.

Er nickte schmunzelnd.

Bulma errötete. Sie sollte Veg küssen und die Initiative übernehmen?!

Das hatte sie noch nie gemacht, aber so flehend wie er sie ansah…wie konnte sie ihm das abschlagen?

 „Na gut“ stimmte sie zu.

Seine Miene hellte sich auf.

„Aber nur auf die Wange“ fügte sie verlegen hinzu. Mit Wangenküsse hatte sie wenigstens Erfahrung.

Sein Gesicht fiel wieder zusammen und verfinsterte sich.

„Egal, ich nehme, was ich kriegen kann“ murmelte er und verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust, während er die Wange auffordernd zu ihr drehte.

Bulma lächelte, schritt schnell auf ihn zu und beugte sich zu ihm vor. Ihre zarten Lippen berührten vorsichtig seine Wange. Um ihn zu trösten, blieb sie zwei Sekunden länger dort als nötig und plötzlich glitten ihre Lippen an seiner Wange weiter runter.

Er hatte den Kopf gedreht und nun waren seine Lippen auf die ihren. Sein Arm schlang sich um sie; verbot jegliche Flucht und küsste sie weiter.

Es war ein brennender Kuss.

Vegeta küsste Bulma auf eine Weise, als wäre ihr Atem sein benötigter Sauerstoff.

Er wusste, er würde vermutlich lange Zeit nicht mehr hier sein und wollte diesen Moment tief in ihr und sein Gedächtnis einbrennen.

Seine Hand war an ihrem unteren Rücken, die andere hielt ihrer Wange und Kinn zu ihm gerichtet. Verlangend drückte er sie an sich, während seine Lippen immer wieder über ihre glitten.

Für Bulma war dieser hungrige Kuss neu und schnell brauchte sie Sauerstoff. Sie drückte sich gegen seine Brust und schnappte nach Luft.

„Ich sagte „nur auf der Wange““ keuchte sie, aber ohne Wut. Ihre Beine zitterten, ihr Herz raste. Wieder fühlte sie sich, als ob sie Fieber hätte; ihr war heiß und sie fühlte sich schwach.

„Hast du auch. ICH habe DICH geküsst und ich habe deine Lippen gewählt“ erklärte er schwer atmend.

Dann nickte er zufrieden.

„Das sollte für eine Weile reichen“ murmelte er. Seine Finger strichen über ihre zarte Wange, seine Augen bohrten sich in ihre, nahmen ein letztes Mal diese helle Blau auf, ihre großen Pupillen, die rosigen Lippen.

„Ich weiß nicht, wann ich es wieder hier herschaffe“ murmelte er entschuldigend. „Ich bin mit Terminen überschüttet. Allein der Winter ist voll mit Aufgaben und…“

Sie legte ihm stoppend einen Finger auf den Mund und lächelte sanft, während sie gleichzeitig den Kopf schüttelte.

„Ich verstehe es“ unterbrach sie ihn. „Ich habe mich gefreut, dich zu sehen. Ich war besorgt, ob du zu der Mannschaft gehören würdest, die mit dem König reisen muss. Dich heute zu sehen, hat mich beruhigt. Außerdem…“ sie strich sich verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr. „werde ich die nächsten Monate bestimmt nicht von hier verschwinden. Du weißt ja, wo du mich findest“ lachte sie.

Da ihr Vater bei seinem Plan blieb, Kakarott erst ab dem 16.Lebensjahr auf Mission mit zu nehmen, hatte sie wieder etwas Zeit gewonnen.

Vielleicht hatte Veg im Frühjahr oder nächsten Sommer wieder mehr Zeit, wenn die Neustrukturierung abgeschlossen war. Dann könnten sie wieder Picknicks am See machen, Spaziergänge im Wald…und sich vielleicht wieder küssen…

Solange würde sie auf ihn warten und in der Zwischenzeit wieder mehr Zeit bei ihrem Raumschiff in der Tsufuru-Basis verbringen.

Vegeta atmete erleichtert auf bei dieser Rücksichtnahme. Kein Keifen, kein Flehen, dafür ein aufmunterndes Lächeln und ein süßer Kuss; das gefiel ihm.

Sie ließ ihm seinen Freiraum.

Nun konnte er sich wieder beruhigt seinen Aufgaben widmen.

Schließlich wusste er, dass Bulma im einsamen Wald auf ihn warten würde und niemand ihm diesen Schatz stehlen würde.

Aber die Sache mit ihren Bruder würde er im Hinterkopf behalten. Vielleicht fand er ja im Palast ein bekanntes Gesicht, dass ihr oder Kakarott ähnelte; irgendeinen Idioten mit großen Augen, dämlichen Grinsen und ähnlichen Strubelhaaren…wie bei diesem Tales…nein, der war garantiert nicht ihr Bruder.

Schnell beugte er sich vor, um ein letztes Mal sanft über ihre Lippen zu gleiten, ließ kurz seine Zunge in ihren Mund verschwinden, um ihren Geschmack zu kosten, bevor er aufsprang und in der Luft verschwand, ohne sich umzusehen.

Der Anblick wäre sonst zu verlockend, um länger zu bleiben, aber dafür warteten zu viele Aufgaben auf ihn.

Nappa und Radditz würden ihn sofort suchen, wenn er in wenigen Minuten nicht im Palast war.

Das konnte er nicht gebrauchen.

 

Dieses Treffen blieb das letzte in diesem Jahr.

Der Herbst ging zu Ende, die Wintersonnenwende kam, die den Winter einläutete.

Am Tag der Wintersonnenwende musste Bardock für einen Tag in den Palast fliegen, um Prinz/ Skattkönig Vegeta IV. zu seinem 20. Geburtstag gratulieren. Alle Krieger der oberen und mittleren Klasse hatten beim Empfang anwesend zu sein.

Er musste widerwillig zugeben, dass er von der Leistung des neuen Anführers beeindruckt war.

Nach dem Fortgang von König Vegeta hatte er befürchtete, der Bengel würde falsche, voreilige Entscheidungen treffen, unnötige Kriege führen, die Stellung der Saiyajins schwächen oder Chaos verursachen, doch das Gegenteil war der Fall. Nun verstand er die Entscheidung des Königs besser, der auf die Leistung seines Sohnes vertrauen konnte.

Ähnlich wie der König hielt sich auch sein Sohn nicht mit überflüssigen Traditionen auf, wollte neue Wege gehen. Durch seine langjährige Abwesenheit in der Fremde hatte er vieles gesehen und neue Ideen mitgebracht. Es wurde mehr in die Ausbildung und die Bewaffnung investiert, wodurch die Saiyajins mit schwächerem Powerlevel einen Vorteil erhielten.

Bardock hielt sich während des Empfangs unauffällig in einer Ecke auf und beobachtete die Anwesenden und besonders den Gastgeber.

Seine majestätische Haltung, sein Auftreten, wie er mit den Kriegern sprach und den Ministern…die Umstehenden respektierten, achteten und fürchteten ihn. Hinter ihm stand Nappa, grinsend und mit stolz geblähter Brust, als wäre jeder des Prinzen Erfolge nur ihm zu verdanken, der eitle Gockel.

Bardock war beruhigt. Nein, Vegeta war kein kleiner Bengel mehr, wie er ihn vor Jahren gesehen hatte, sondern ein Mann, der die Eigenschaft besaß, die Saiyajins in eine neue Ära zu führen.

Bardock fühlte sich erleichtert; der Skattkönig machte einen fähigen Eindruck und das würde die Arbeit in den nächsten Jahren einfacher machen.

 

Radditz tauchte im Winter für einen Tag auf, um seinen 22.Geburtstag bei seiner Familie zu verbringen. Bei der Ankündigung seines seltenen Besuchs backte Bulma aus Freude einen Kuchen. Etwas Süßes konnte er vertragen, denn er sah sehr erschöpft aus. Auch er wies ähnliche Augenschatten auf wie Veg und freute sich deshalb auf ein ruhiges Abendessen im Kreis der Familie, wo er anschließend auch die Nacht verbrachte.

Selbst auf einen Randori-Kampf mit seinem kleinen Bruder hatte er keine Lust; zu erschöpft. Stattdessen vertröstete er ihn aufs Frühjahr.

 

Als der Winter seine Kraft verlor und sich die ersten Knospen bildeten, zeigten sich in den Dörfern der Saiyajins die ersten Auswirkungen von Skattkönig Vegetas Anweisungen.

Auch wenn das Tatakai seine Wichtigkeit verloren hatte, um als Krieger zu gelten, so waren Kämpfe gegeneinander wichtig, um voneinander zu lernen.

Der Skattkönig hatte daher veranlasst, dass es in jedem Dorf wenigstens ein Trainings- und Kampfplatz mit kleiner Tribüne gab. Das Kampffeld war von einem Kraftfeld umgeben, um die Nebenwirkungen eines Kampfes nach außen zu reduzieren und die Zuschauer nicht in Mitleid zu ziehen. So konnten junge Saiyajins sich ausprobieren und den Kämpfen der Älteren zusehen und lernen.

Ebenso wurde Schulen errichtet, um die Lese-und Rechenschwäche der Unterschicht endgültig zu beenden.

Bislang hatten viele niedere Saiyajins darauf verzichtet, weil sie es nicht als wichtig ansahen, selbst wenn sie als Unterklasse-Krieger arbeiteten. Diese Fähigkeiten waren nicht als notwendig  betrachtet worden: Unterklasse-Krieger behalfen sich aus, indem man die Befehle über Scouter hörte, merkte und befolgte. Saiyajins aus der Zivilbevölkerung lernten durch mündliche Überlieferung. Wenn ein Vater seinen Sohn ein Handwerk beibrachte, tat er es durch Wiederholungen und Anweisungen, wieso also dafür Lesen lernen?

Doch der Skattkönig hatte genug davon, dass die Saiyajins in der nördlichen Galaxie als unwissende Barbaren bezeichnet wurden und wollte sein gesamtes Volk zu einer höheren Bildung verhelfen. Er verlangte es von jedem Saiyajin, ungeachtet seiner Klasse.

Kakarott konnte froh sein, dass seine Mutter und Schwester ihm das Lesen, Schreiben und Rechnen früh beigebracht hatte, so musste er nicht in die Schule. Er bestand die Prüfung, die er ablegen musste, um diese Fähigkeiten zu bezeugen (zwar knapp, aber trotzdem)

Er verbrachte häufiger Zeit im Dorf, um mit einem von Bardocks Kameraden (wenn sie Zeit hatten) oder einem alten, erfahrenen Saiyajin zu kämpfen.

Es wurde vom Skattkönig belohnt, wenn alte Veteranen ihre Zeit nutzten, um freiwillig die Jugend zu trainieren. Diese Krieger waren alt und nicht mehr fürs Kämpfen in ernsthaften Schlachten zu gebrauchen, von tiefen Narben und fehlenden Gliedmaßen gezeichnet. Aber ihr Geist war oft noch wach. Ihre Erfahrungen machten sie zu wertvollen Lehrer und dank dem Skattkönig hatten sie die Chance erhalten, eine ehrenvolle Aufgabe zu erbringen und die Kinder früh zu formen.

 

Für Bulma änderte sich dagegen nichts, trotzdem verging die Zeit schnell.

Die Tage wurden länger, die Knospen entwickelten sich zu grünen Blättern und immer noch war Veg nicht aufgetaucht.

Das einzig Spannende, was bislang passierte, war ein zweiwöchiger Aufenthalt in der Tsufuru-Basis, weil in der Zeit ihre Eltern auf gemeinsame Mission waren. Diesen hatte sie genutzt, um das Raumschiff zu warten, einen  neuen Rekord im Flug-Simulator zu erstellen und neue Trainings-Roboter für Kakarott zu bauen.

Manchmal hatte sie Angst, die Erinnerungen an Veg könnten verblassen und er würde überhaupt nicht mehr kommen.

Vielleicht fand er eine schöne, starke Frau in der Hauptstadt, die er lieber mochte?

Bei solchen Gedanken zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen und sie verspürte das Verlangen, wieder nach Sadala zu fliegen.

Ihr Trost waren die schönen Träume, die sie manchmal von ihm hatte.

Dann waren sie wieder am See oder im Wald und Veg umarmte sie, hielt sie sicher fest. Sie fühlte sich beschützt und konnte im Traum die Wärme seines Körpers spüren. Dann beugte er sich zu ihr, berührte sie zärtlich und sie konnte wieder seine Lippen spüren.

Für einen kurzen Augenblick fühlte sich der Traum real an und wenn sie dann aus so einem erwachte, lächelte sie unbewusst und fühlte sich voller Tatendrang.

Tatendrang, der oft verschwendet war für ihre täglichen Aufgaben.

Zu gerne wollte sie endlich mal eines der Flugzeuge fliegen oder gar das Raumschiff selbst, nicht nur den Simulator nutzen. Doch es wäre zu auffällig und sie könnte mit dem Radar oder Scouter entdeckt werden.

Das einzig Spannende, was im Frühsommer passierte, war Kakarott Eintritt ins 15. Lebensjahr und die Änderungen in seinem Tagesablauf: er verbrachte mehr Zeit im Dorf, wo seine Mutter auch arbeitete.

Das Dorf war dank der neuen Trainingsmöglichkeit und den neuen Lehrer spannender geworden.

Ein älterer, gebeugter Saiyajin mit Glatze und langem weißem Bart, der sich auf einem knorrigen Stock stützte, war auf den Halbwüchsigen aufmerksam geworden und half ihn beim Training.

Gine kannte den Alten: er war ungewöhnlich alt für einen Saiyajin, fast hundert Jahre und ein bekannter Lustmolch.

Sie fürchtete seinen schlechten Einfluss auf ihren Sohn, aber anderseits war Kakarott dafür immer noch zu unschuldig (dank der ausbleibenden Aufklärung).

Sie ließ ihren Sohn nur zu ihm gehen, weil Bardock ihr von seinem Ruf, seiner Erfahrung und den legendären Kämpfen erzählt hatte: dieser Alte hatte wahrscheinlich mehr Planeten gesehen und gegen fremde Rassen gekämpft als jeder anderer lebender Saiyajin. Durch diese Erfahrungen hatte er eine Technik entwickelt, um kraftsparend und effektiv zu kämpfen, so dass er sich selbst im hohen Alter und niedrigen Power-Level immer noch wehren konnte.

Das Risiko eines schlechten Einfluss sah Bardock nicht und Kakarott mochte den Alten und umgekehrt ebenso. Er hatte keine Kinder und Kakarott wurde zu einem Enkel-Ersatz, den er gerne anleitete.

Nebenbei fügte Kakarott sich mehr in die Gesellschaft ein.

Er hatte sich langsam mit ein paar Kindern im selben Alter angefreundet, angestiftet durch Chi-Chi, die ihn vorgestellt hatte. Gine hatte es begrüßt; fing ihr Sohn doch endlich an, sich in die Gesellschaft der Saiyajins einzufügen. Er konnte nicht für immer ein Außenseiter und Sonderling bleiben.

Einige der Kinder konnten nichts mit diesem sanftmütigen Saiyajin anfangen, aber andere fanden ihn wie Chi-Chi interessant. Außerdem bewies Kakarott schnell, dass er zwar nett, aber nicht schwach war. Er besiegte sogar die großmäuligen, älteren Halbstarken, die sich oft auf dem Trainingsfeld versammelten und nach Herausforderungen suchten.

Chi-Chi freute sich, mehr Zeit mit Kakarott zu verbringen. Der Junge war immer noch so geheimnisvoll.

Sie hatte erst spät erfahren, dass er längst ein anerkannter Krieger war und nur aus Bequemlichkeit seine Rüstung nicht trug.

Er war so mysteriös: sie durfte ihn nie besuchen und wusste auch nicht, wo er wohnte.

Eifersüchtig und besitzergreifend hing sie oft an seiner Seite, damit kein anderes Mädchen seine Aufmerksamkeit weckte.

Das Risiko gab es aber nicht, denn Kakarott behandelte jeden gleich, sogar sie. Niemand wurde bevorzugt. Dabei hoffte sie so sehr, dass er sie endlich beachtete. Nicht nur als gute Freundin, sondern mehr!

War sie nicht hübsch oder stark genug?

Leider hatte sie jeden Kampf gegen ihn immer verloren, auch wenn er bedacht war, sie nicht zu verletzen.

Was konnte sie denn noch tun, außer ihm jedes Mal einen Korb mit Leckereien für das gemeinsame Mittagsmahl zu erstellen, den er oft alleine verputzte?

Vielleicht sollte sie ihn zu einem einsamen, romantischen Ort führen und ihm zeigen, wie sehr ihn sie mochte?

 

Chi-Chis Plan sollte Konsequenzen haben…große…für die gesamte Bardock-Familie.

 

Aufgebracht landete Radditz vor der großen Hütte und trat ein.

Seine Schwester befand sich zufällig gerade auf dem Sofa und las in einem Buch.

„Bulma! Wo ist der Schwarzgebrannte? Der Starke?“ fragte Radditz fieberhaft.

„Ach, Vater versteckt ihn eigentlich. Aber ich weiß, dass er sich hier in einem der Regale befindet. Der Tonkrug ist dort oben im Regal, hinter den blauen Büchern“ sie zeigte auf das betreffende Regal und sah verdutzt dabei zu, wie Radditz hastig das Gewünschte nahm, sich an den Tisch setzte und einschenkte.

Besorgt sah sie dabei zu, wie er das Glas hinunterstützte und sich gleich das zweite nahm.

Sie stand auf und setzte sich ihm gegenüber.

„Mal langsam, Radditz. Was ist passiert?“ fragte sie beunruhigt.

„Es ist wegen Kakarott“ knurrte ihr älterer Bruder. „Du glaubst nicht, was ich heute gesehen habe. Ich brauche den Alkohol, um diese Schande aus meinem Gedächtnis zu streichen.“

Er stürzte den Becher herunter.

„Nicht so viel, willst du hier gleich umkippen? Iss wenigstens was von den Nüssen“ sie schob ihm die Dose zu, in der sich gesalzene Nüsse befanden und Radditz nahm sich eine Hand voll raus.

Sie sah ihm dabei zu, wie er sie mit missmutiger Miene kaute.

„Was genau ist denn passiert?“ fragte sie neugierig.

Warum benahm sich ihr Bruder so komisch?

„Ich bin zu dem kleinen Trainingsplatz am nächstgelegenen Dorf geflogen. Ich wollte mich mit ihm treffen, um miteinander zu trainieren. Endlich hatte ich mal Zeit für ihn. Aber er hat nicht gekämpft, oh nein. Kakarott ist angebaggert worden! Von einer wirklichen hübschen Saiyajin. Und der Kerl hat nichts gerafft. Er ist erst 15 Jahre alt und nicht besonders stark. Also was hat er, was ich…also nicht, dass ich keinen Erfolg bei Frauen habe, aber nicht in seinem Alter. Ich war ja auch ständig unterwegs, deshalb…egal“ berichtete er aufgeregt und holte weiter aus. „Bulma, du kannst dir nicht glauben, was es für ein peinliches Verhalten war. Sie ist vor ihm herum getänzelt, hatte ihre Finger auf seinem Körper. Es hätte nicht viel gefehlt und sie hätte sich an ihm gerieben. Und Kakarott, der bleibt nicht cool… nein, der rafft einfach nicht, was sie von ihm will. So dämlich! Keine Ahnung, wie man mit Frauen umgeht. Es war nicht zum Ansehen. Fremdschämen, das war es. So jemand ist mein BRUDER?! Es fließt das GLEICHE BLUT durch unsere Adern?!“

Bulma kicherte amüsiert. Sie konnte es sich wirklich gut vorstellen.

„Was für eine Saiyajin interessiert sich denn für ihn?“ fragte sie neugierig.

Radditz kratze sich nachdenklich am Kinn.

„Eigentlich ´ne ganz hübsche. Wie war noch mal der Name…äh, Chi-Chi“ erinnerte er sich.

„Chicorée? Kimchi? Chia? Chimi-chimi-changa?“ missverstand Bulma ihn. Sie dachte, er würde stottern.

„Nein, Chi-Chi. Das ist ihr Name. Vielleicht ist es eine Abkürzung“ berichtigte er sie schulterzuckend.

„Oh….vielleicht ist es eine Abkürzung und ihr voller Name lautet Chicoree-Chia“ überlegte Bulma weiter.

„Wen interessiert’s?“ unterbrach Radditz genervt ihre Überlegung. „Es geht um etwas viel Wichtigeres als um ihren Namen. Sie…“

„Was soll der Krach? Kann man hier nicht mal in Ruhe sein Mittagsschläfchen halten“ beschwerte sich Bardock und kam schlurfend aus der oberen Etage herab.

Da war er endlich mal wieder zu Hause, um Energie zu tanken und dann weckte ihn die dröhnende Stimme seines Ältesten. Gähnend band er sich sein Stirnband um und sah Radditz aus zusammengekniffenen Augen mürrisch an. Wie schön waren doch die Zeiten gewesen, als sein Sohn unterwegs gewesen war und ihn nicht mit seiner Anwesenheit, seiner lauten Stimme und dem Stehlen seines Schnaps gestört hatte.

 Doch sein Sohn überraschte ihn mit plötzlicher Schuldzuweisung.

„Das ist nur deine Schuld“ beschwerte sich Radditz und deutete anklagend mit dem Zeigefinger auf ihn. „Du hast Kakarott nicht beigebracht, wie man auf weibliche Aufmerksamkeit reagiert.“

„Ist das mein Schnaps, den du dir da hinter die Binde gießt?“ fragte Bardock stirnrunzelnd.

„Ja, und er ist meiner! Meiner ganz allein! Ich brauche ihn.“ Beschützend hielt Radditz den Krug fest.

Bardock ging zur Küchenzeile um sich ebenfalls einen Becher zu holen und gab seinen Sohn beim Vorbeigehen eine Kopfnuss.

Er setzte sich zu seinen Kindern und schenkte sich auch was ein.

„Kakarott ist ein Frauenheld“ erklärte Bulma ihn die Situation.

Bardock grinste spöttisch. „Klar ist er das. Er hat ja auch mein gutes Aussehen geerbt.“

„Mach dich nicht darüber lustig. Die Sache ist ernst. Weißt du, was passiert, wenn eine Saiyajin einen Mann verführen will und dieser ablehnt? Eine angepisste, in ihrem Stolz verletzte Saiyajin! Wenn du Kakarott nicht erklärst, wie das mit den Frauen abläuft, wird sie ihn noch attackieren und umbringen“ beschwerte sich Radditz und fügte dann achselzuckend hinzu. „Ein peinlicher Tod, aber es würde ihm rechtgeschehen.“

Bardock nahm gelangweilt einen Schluck. „Was soll ich ihm schon erklären? Jedes Weibchen ist anders. Ist er nicht noch ein wenig zu jung für Sex?“

„Ist er überhaupt aufgeklärt?“ fragte Radditz stirnrunzelnd.

Ihm fiel gerade etwas ein: Sein Vater hatte ihm nie erzählt, was unter weiblichen und männlichen Saiyajins abging.  Nappa hatte ihn und Vegeta aufgeklärt; in drastisch ehrlichen Worten.

Gut, er hatte mit dem Muskelpaket und dem Prinzen auch mehr Zeit verbracht; ganz besonders während seiner Pubertät und war zu der Zeit nicht zu Hause gewesen.

Aber Bardock hatte sich nie erkundet, ob er Bescheid wusste.

Radditz wurde klar, dass das Thema „Wie zeuge ich Babys“ mit Absicht nicht von seinem Vater angesprochen wurde.  

Er hatte sich vor dieser Aufgabe gedrückt.

Was bedeutete, dass seine jüngeren Geschwister vermutlich gar nichts wussten.

Bevor er weiter nachfragen konnte, wie weit es um Kakakrotts und Bulmas sexuelle Aufklärung stand, landete sein jüngerer Bruder vor der Haustür und trat ein.

Leise eine Begrüßung murmelnd und mit beschämter Miene trat er zum Tisch.

Mit großen Augen betrachteten Bulma, Bardock und Radditz den glühend roten Handabdruck auf seiner Wange.

„Chi-Chi hat mich plötzlich geohrfeigt“ erklärte er und kratzte sich verlegen die Wange. „Ich weiß nicht wieso.“

Vorwurfsvoll starrte Radditz seinen Vater an und trank stumm das nächste Glas.

„Dann erklär mir mal genau, was du getan hast“ befahl sein Vater ruhig und sah seinen Jüngsten mit vorfreudigen Grinsen an. Das könnte jetzt amüsant werden.

Kakarott setzte sich an den Tisch.

„Naja, Chi-Chi und ich waren in letzter Zeit öfters alleine unterwegs. Immer, wenn ich die Einkäufe erledigt habe oder am Trainieren war, ist sie plötzlich aufgetaucht. Mein Lehrer hat dann gesagt, dass ich eine Pause machen soll um mit ihr zu sprechen und das haben wir auch getan. Also, meistens spricht sie und ich höre zu. Aber heute war sie so seltsam. Ständig wollte sie mit mir in den Wald, aber ich habe gesagt, dass ich heute dringend mit den anderen trainieren will. Wegen ihr kam ich schließlich in letzter Zeit nicht dazu“ erklärte er.

Bardock und Radditz verzogen das Gesicht. Sie ahnten Böses.

„Hast du ihr ins Gesicht gesagt, dass du lieber trainieren willst?“ fragte Bulma.

Kakarott nickte.

„Ich habe gesagt, dass ihr ständiges Auftauchen mich in meiner Konzentration stört.“

Bardock und Radditz stöhnten laut auf.

Radditz vergrub seinen Kopf in seine Hände. So viel Doofheit war ja nicht zum Aushalten.

„Was denn? Sie hat immer nur gesagt, dass es wichtig wäre. Dass wir alleine in den Wald gehen müssen, aber nie, weshalb. Mit mir kämpfen wollte sie aber nicht. Wie soll ich so stärker werden?“ fragte Kakarott seine Familie leicht vorwurfsvoll.

„Sie wollte mit dir alleine sein, um….na du, weißt schon?“ fragte Radditz vorsichtig nach und machte eine entsprechende Handbewegung, aber Kakarott sah ihn nur dümmlich mit großen Augen an.

„Kakarott, hast du in letzter Zeit einen süßlichen Geruch an ihr bemerkt, wenn sie bei dir war? Hat sie öfters mit ihrem Schweif aufgeregt gewedelt, obwohl wir ihn normalweise immer um die Hüfte legen?“ fragte Bardock.

Kakarott dachte nach.

„Ja, jetzt wo du es sagt. Deswegen war ich ja so oft abgelenkt. Sie riecht so gut und ich fühle mich dann so seltsam. Mir ist dann so heiß und ich muss immer eine Weile meditieren, damit es weg geht. Ich kann mich kaum auf mein Training konzentrieren. Echt nervig.“

Die beiden Männer stöhnten wieder entsetzt auf. Bardock schüttelte enttäuscht den Kopf.

Bulma und Kakarott sahen sie ahnungslos an.

„Siehst du“ zischte Radditz und sah seinen Erzeuger böse an. „Deine Schuld.“

„Was kann ich dafür, dass er so frühreif ist. Moment, natürlich, er hat ja auch meinen Charme und mein gutes Aussehen geerbt“ knurrte Bardock zurück. „Wundert mich, dass mir Toma nichts erzählt hat.“

„Wieso auch? Es gehört zu DEINEN Aufgaben. Es war offensichtlich, dass das Mädel auf ihn stand. Es war nicht nur ihr Geruch. Es war ihr ganzes Verhalten. Sie hat sich ihm quasi an den Hals geworfen. Deine Freunde haben das bestimmt schon früher bemerkt und sie deswegen alleine gelassen. Die dachten wahrscheinlich, dass DU Kakarott die Ursachen erklärt hast und haben ihm deswegen nicht aufgeklärt. Aber er hat nichts GEMACHT“ rief Radditz entsetzt auf und griff sich in seine Haare.  Es war zum Haare-Ausrupfen.

Aber nicht seine.

Eigentlich müsste er nach Kakarotts Strubbelhaare greifen und dran ziehen. Wie konnte man so eine Gelegenheit vermasseln?

Bardock trank erst mal noch einen Schluck vom Schnaps. Dieser Tag führte zu einen Gespräch, dass er eigentlich vermeiden wollte. Besonders, wenn Bulma in der Nähe war.

Zu seinem Glück trat Gine ein.

Er lächelte erleichtert. Sollte sie sich doch um die Aufklärung ihrer Kinder kümmern.

„Sag mal, Kakarott, was hast du wieder angestellt? Chi-Chi war ja wütend. Sie ist zu mir reingestürmt und hat mich angeschrien, dass mein Sohn ein Idiot wäre“ verlangte Gine aufgebracht zu wissen.

„Er ist ja auch einer“ stimmten Radditz und Bardock zu.

„Kakarott ist nicht aufgeklärt und wusste nicht, was das Mädchen von ihm wollte“ klärte Radditz seine Mutter schnell auf.

Erschüttert schlug Gine eine Hand vor ihrem Mund.

„Oh, nein, das ist…arme Chi-Chi. Das muss ihr furchtbar peinlich sein. Bardock, es wird endlich Zeit,  dass du deine Söhne aufklärst“ wandte sie sich an ihren Gefährten.

Der wich ihrem Blick grummelnd aus. Dazu hatte er absolut keine Lust.

„Dafür ist eh zu spät. Jedenfalls für mich. Das hat bei mir schon jemand anderer erledigt“ seufzte Radditz und leerte den Krug. Kein Tropfen mehr übrig…wo war das ganze Zeug hingekommen? „Haben wir noch was von den Schnaps?“ fragte er besorgt.

„Ich habe noch eine Flasche mit den Zeug, dass Toma uns mal mitgebracht hatte. Ich nehme es manchmal zum Reinigen meiner Geräte. Es kann dich aber erblinden lassen, so scharf wie es riecht“ schlug Bulma vor, die immer noch nicht kapierte, was hier vor sich ging.

Radditz zuckte mit den Schultern und überlegte. Das Zeug würde ihn bestimmt auch die letzten Gehirnzellen wegätzen und so die Erinnerung der letzten Stunden löschen.

Bevor er eine Entscheidung treffen konnte, holte Gine eine Flasche von ihrem kostbaren Obstbrand und schenkte sich selbst was ein, bevor sie es weiter an ihren dankbaren Sohn reichte.

„Ich verstehe langsam nicht mehr, worum es hier geht. Was habe ich denn getan? Was wollte Chi-Chi denn von mir?“ fragte Kakarott aufgebracht.

„Sex!“ erklärten Gine, Bardock und Radditz einstimmig.

Oh nein, verdammt! Gine hielt sich betroffen eine Hand vor den Mund.

Zu spät. Das verbotene Wort war ausgesprochen worden.

„Was ist das?“ fragten Kakarott und Bulma synchron.

Radditz verschluckte sich.

Hustend rang er nach Atem. Seine Gesichtszüge entgleisten. Krächzend deutet er anklagend auf seine Eltern. „Sogar Bulma weiß nichts davon? Ihr MONSTER! Sie ist bereits so lange in dem Alter und ihr…“

„Es hat sich halt nie die richtige Gelegenheit ergeben“ entschuldigte sich Gine.

Bardock nickte zustimmend.

„Unsinn. Sieh dir doch mal Bulma an. Sie ist achtzehn….ACHTZEHN! Ihre Brüste sind größer geworden, ihr Hintern, ihre Beine…sie ist so hübsch…“ fing Radditz empört an und deutete gestikulierend auf seine Schwester.

„Radditz, halt die Klappe und starr deine Schwester nicht so an“ unterbrach Bardock ihn drohend.

„Was denn, sie weiß nicht mal, dass sie Brüste hat? Aber doch, dass sie ein Mädchen ist und ihr Körper sich von Jungs unterscheidet?“ fragte Radditz sarkastisch.

„Natürlich weiß, ich was der Unterschied zwischen Männer und Frauen ist“ wandte Bulma entrüstet ein. „Ich habe euch schließlich schon alle nackt gesehen. Wenn es darum geht, wie Kinder gezeugt werden, das weiß ich auch.“

Ihre Eltern und ihre Brüder glotzen sie überrascht an. Bulma zuckte mit den Achseln.

„Den Zusammenhang habe ich schon mit vier Jahren kapiert, nachdem wir alle baden waren. Es ist ein Schlüssel-Schloss-Prinzip. Männer haben einen Schlüssel namens Penis und Frauen sind das Schloss. Also muss der männliche Schlüssel ins weibliche Schloss und danach wird der Bauch rund, weil darin das Kind ist“ erklärte sie. „Ich kann mich schließlich noch wage daran erinnern, wie Mama schwanger war.“

Radditz klatschte sich mit der offenen Hand gegen die Stirn, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. Auch Bardock und Gine mussten lächeln.

Mit großen Augen und einem „Ahhh soooo“ der Erkenntnis, schlug sich Kakarott in die Hände.

Jetzt hatte er es kapiert.

Darum sahen Männer und Frauen so anders aus.

 

Nachdem sich ihre Eltern ausgelacht hatten (Bulma hatte aus Scham und Entrüstung rote Wangen bekommen), beschloss Gine, dass es wirklich Zeit für eine richtige Aufklärung über den erwachsenen Körper war.

Es war zu spät für weitere Ausreden, besonders wenn Radditz anwesend war.

Sie kam nicht mehr um diese Aufgabe rum.

„Gut, dann kümmerst du dich darum“ stimmte Bardock zu und war froh, dass das Thema damit erledigt war.

„So nicht, Bardock. Ich werde Bulma alles aus der weiblichen Sicht erzählen, aber Kakarott muss es von einem Mann erfahren. Also mach es richtig“ befahl sie. „Komm, Bulma, wir gehen in mein Zimmer. Wir können die Tür schließen und in Ruhe reden“ forderte sie ihre Tochter auf. Die beiden verschwanden ins obere Stockwerk und knallten die Tür zu.

Bardock seufzte ergebend auf und sah zu seinem vorfreudig gespannten Jüngsten. Radditz stützte abwartend seinen Kopf auf den Tisch und machte keine Anstalten, zu verschwinden.

„Was willst du noch hier, Radditz? Du hast doch gesagt, du wärst schon aufgeklärt?“ fragte Bardock genervt und deutete mit einem Kopfnicken zur Haustür, als Zeichen, dass er gehen sollte.

Radditz grinste ihn gehässig an.

„Ja, aber ich will diese Show nicht verpassen. Das könnte lustig werden.“

Plötzlich wechselte Bardocks Gesichtsausdruck: anstatt mürrisch, nickte er verständnisvoll, ein mildes Lächeln auf den Lippen.

„Ich verstehe, Radditz… du willst erfahren, wie man eine Frau richtig  befriedigt. Da bist du bei mir genau richtig. Ich habe es bislang immer geschafft, meiner Partnerin die volle Befriedigung zu schenken.  Bleib sitzen, dann erkläre ich dir, wie es geht.“

„So ein Quatsch, ich weiß auch, wie man eine Frau befriedigt…Moment, redest du, wie du mit Mutter…“ Radditz Augen wurden groß vor Erkenntnis. Er rückte vom Tisch ab.

Sein Vater wollte ihnen erzählen, wie er es mir ihrer Mutter tat?

War er irre?

Welches intelligente Wesen wollte wissen, wie seine Erzeuger es miteinander trieben?!

Hilfe, diese Bilder, die jetzt in seinem Kopf auftauchten.

Er musste hier weg.

Schnell!

Er kam nicht weit.

Plötzlich stand Bardock hinter ihm und sein starker Arm umschlang Radditz Hals und hielt ihn im Schwitzkasten fest.

In diesem Würgegriff zwang er Radditz, sich wieder zu setzen. Radditz griff nach dem feindlichen Arm, kratzte über die Haut, aber er schaffte es nicht, sich aus dem festen Griff zu lösen.

„Gnade, bitte…ich will es nicht wissen“ bettelte Radditz mit abgeschnürter Stimme. Er versuchte verzweifelt, sich raus zu winden.  Schlug sogar mit seinem Ellbogen nach hinten, um Bardock zu treffen, aber der fing den Arm ab und drehte ihn auf den Rücken seines Sohnes.

Beiläufig sah Bardock zu seinem jüngsten Sohn hin, der nicht eingriff.

Kakarott war nicht denselben logischen Zusammenschlüsse wie sein Bruder gefolgt und sah seinen Vater nur aufmerksam an. Endlich würde er erfahren, warum Mädchen manchmal so gut rochen und ihm dann so heiß wurde und sein Herz so stark klopfte.

„Hör zu, Kakarott, wenn eine Frau diesen gewissen Blick und einen bestimmten Geruch hat…“ begann Bardock.

„Nein, bitte, sei still. Oder dreh mir doch gleich die Luft ab, dann höre ich dich nicht“ flehte Radditz keuchend, der sich nicht aus Bardocks Griff winden konnte.

Warum war sein Alter so stark?

„…dann bedeute es, dass sie in Hitze ist und deine Aufgabe ist es, dass sie sich gut fühlt. Du fühlst dich dann auch gut. Dazu machst du zuerst…“ sprach Bardock unberührt weiter.

Radditz verdrehte hilflos die Augen. Langsam verfärbte sich sein Gesicht rötlich, aber es hatte nichts mit dem Sauerstoffmangel zu tun.

Sein Vater wusste genau, wie fest er zudrücken musste. Er verhinderte, dass er sowohl fliehen als auch in eine tröstende Ohnmacht fielen konnte.

Mit brennenden Wangen musste er beim folgenden Gespräch zuhören

 

Bulma und Gine verließen das Zimmer und gingen ins Untergeschoss.

Kakarott saß nachdenklich am Tisch, Bardock ihm gegenüber.

„Wo ist Radditz?“ fragte Gine.

Bardock grinste gehässig. „Kotzt sich draußen die Seele aus dem Leib. Für ihn musst du heute nicht mitkochen. Der hat keinen Appetit mehr.“

Gine schüttelte halb belustigt, halb mitleidig den Kopf und ging zum Herd, um das Abendessen vorzubereiten.

Bulma setzte sich zu ihrem Vater, der ein seltsames zufriedenes Lächeln zeigte.

Schön, dass er sich freute, sie war dagegen verwirrt und nachdenklich.

Kakarott schien auch sehr beschäftigt zu sein. Sie konnte anhand seiner wechselnden Gesichtsausdrücke seine gedanklichen Kämpfe erahnen. Es war ein Spektrum von Fassungslosigkeit, Erstaunen, Neugierde und Vorfreude.

Sie musste auch eine Menge verarbeiten.

Warum hatte sie bislang nichts darüber in ihren Büchern erfahren? Obwohl, manchmal gab es da Andeutungen in einigen Kapitel, aber die hatte sie nicht verstanden…bis jetzt.

Hatte ihr Vater ihre Bücher kontrolliert und ihr dieses Wissen vorenthalten?

Warum war Radditz so wütend geworden, als er erfuhr, dass man es ihr noch nicht gesagt hatte?

Wieder hatten ihre Eltern ihr Wichtiges vorenthalten.

So unfair…schlimm genug, dass sie ihr neues Wissen vermutlich nie anwenden konnte,  wenn sie den Wald nicht verlassen durfte. Aber selbst ihren einzigen Zugang zu Neuigkeiten und Wissen zu kontrollieren und zensieren…sie seufzte schwer. Sie war neugierig und würde gerne mehr wissen. Aber sie traute sich nicht, ihre Mutter zu fragen, die bei manchen Themen auch gestockt und abgeblockt hatte.

Ihr Vater warf ihr einen fragenden Blick zu, aber sie ging nicht drauf ein. Sie wollte ihn nicht fragen. Sie zweifelte an seiner Ehrlichkeit. Er verschwieg ihr so viel und Ihre Mutter half ihm dabei.

Sie verlor das Vertrauen in ihre Eltern, schon wieder.

Sie stand auf und sah aus dem Fenster zufällig Radditz im Garten stehen, wie er an einen Baum kopfüber lehnte und sich erbrach. Sie bekam Mitleid mit ihm.

„Ich werde Radditz mal einen Tee kochen“ sagte sie zu ihrer Mutter und setzte das Wasser auf.

 

Nachdem sich Radditz hinter den Bäumen  erbrochen hatte, bis nur noch grüne Galle seinen Magen verließ, fühlte er sich etwas besser. Seine Gesichtsfarbe war fahl und leicht grünlich.

Allmählich konnte er auch die Bilder verdrängen, die während der bildhaften Beschreibungen seines Vaters in seinem Kopf aufgetaucht worden war.

Dieser Mistkerl…wie sollte er seinen Eltern jemals wieder ins Gesicht schauen können?

Kakarott, dieser naive Dümmling hatte den Zusammenhang, woher Bardock diese Erfahrung hatte, nicht erkannt und nur interessiert mit den Kopf genickt.

Ihm war einfach nicht klar gewesen, dass ihr Vater darüber gesprochen hatte, was er mit ihrer Mutter bereits alles angestellt hatte. Bardock hatte explizit erklärt, wie ein Mann einer Frau Freude bereiten konnte. Diese Bilder, die dadurch in seinem Kopf entstanden waren…da war ja Nappa fast prüde dagegen.

Kurz überkam ihn wieder ein leichtes Würgen.

Er konnte es gerade noch zurück halten.

Nein, er musste diese Erinnerung an den heutigen Abend verdrängen, musste alles vergessen. Am besten, er flog gleich in sein kleines Quartier im Palast, dann musste er nicht ins gehässige Gesicht seines Erzeugers sehen. Dort würde er sich mit einem großen Krug an Hochprozentigen das Hirn wegschießen.

Mit wackeligen Beinen setzte sich Radditz auf einen großen Felsen, um seinen Magen die Zeit zu geben, sich zu beruhigen. Die kalte Nachtluft wehte beruhigend um seine Nase.

Er hörte Schritte und drehte sich um.

Bulma stand hinter ihm; eine Tasse mit dampfenden Inhalt in ihren Händen, die sie ihm entgegen streckte.

„Das beruhigt den Magen“ sagte sie leise.

Dankbar nahm er die Tasse an und trank in kleinen Schlucken von dem bitteren Inhalt.

Er warf einen Seitenblick auf seine kleine Schwester, die ihn immer noch besorgt ansah.

Er stellte die Beine breit auf. Einladend klopfte er sich auf seine Schenkel.

Zögerlich kam sie näher und setzte sich auf seinen Oberschenkel.

 

Während Radditz seinen Tee langsam trank und dabei nachdenklich in den dunklen Himmel starrte, nutze Bulma den ruhigen Moment, um ihren Bruder zu beobachten.

Wie groß er geworden war, sogar größer als Bardock.

Dazu dieser Muskelzuwachs. Er wirkte imposant, nicht nur dank seiner wilden, langen Mähne.

Sie erinnerte sich noch gut an ihre Kindheit, wo er zwar einen Kopf größer, aber auch schmaler gewesen war, mit etwas Babyspeck im Gesicht und großen Augen. Nun war er größer und massiger; überragte seinen Vater und seinen Bruder.  Dadurch konnte sie bequem auf seinen muskulösen Oberschenkel sitzen und sein breiter Brustkorb schützte sie vor dem kalten Wind. Seine Gesichtszüge waren kantiger und schmaler geworden; seine Augen hatten denselben wachsamen Blick wie bei ihren Vater.

Radditz Einsatz gegen seine Eltern und sein Einspruch beeindruckten sie. Hätte er nichts gesagt, hätten ihre Eltern ihnen wahrscheinlich immer noch verschwiegen, was Sex war.

Er war ein richtiger Erwachsener geworden, hatte verschiedene Planeten bereist und viel gesehen.

Er kämpfte gegen Bardock, sei es mit Fäusten oder mit Worten. Zwar verlor er zwar immer noch, aber er gab nicht auf. Er folgte stur seinen eigenen Weg.

Wahrscheinlich konnte er ihre Fragen beantworten

 

Radditz fühlte sich allmählich besser. Sein Magen hatte sich beruhigt.

Aus den Augenwinkeln beobachtete er seine Schwester.

Er wusste nicht, was Gine ihr erzählt hatte, aber wahrscheinlich waren es nur die Grundkenntnisse gewesen und dass nur vage erklärt.

Körperteil A stößt in Körperteil B, diese Bewegung multiplizieren, Ergebnis viel Körperflüssigkeit und ein Kind.

Manchmal.

Irgendein Unsinn, wo es nur um die simplen Abläufe ging, aber vermutlich nichts über die Lust an Sex. Über Verlangen, Hitze, Erektionen, Bedürfnisse, empfindliche Körperstellen und wie man sie reizt…nichts so, wie es Bardock seinen Söhnen eben erklärt hatte.

Er verdrehte die Augen und sah zum Himmel auf.

Seine Eltern waren in diesem Fall doch echt das Letzte.

Sein Vater hatte ein Klein-Mädchen-Komplex und sah Bulma nicht als junge Frau an und Gine akzeptierte nicht, dass ihre Tochter irgendwann auch mal sexuelle Bedürfnisse haben würde.

Normalerweise spürte er mehr Achtung vor seinen Eltern. Sie hatten ihm eine schöne Kindheit ermöglicht, er war dankbar und respektierte sie.

Aber was sie mit ihrer Tochter abgezogen hatten…das war ein Verbrechen gegen ihr eigens Blut.

Bulma hätte schon vor Jahren vernünftig aufgeklärt werden müssen, egal ob sie isoliert lebte oder nicht.

Es war ihr Recht als Saiyajin!

Radditz hatte noch nie so einen Tumult an unterschiedlichen Gefühlen verspürt: Wut, Mitleid, Enttäuschung, Fassungslosigkeit, Ekel…sein Magen brauchte noch eine Weile, um sich zu erholen.

 Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen.

Kakarott würde wahrscheinlich morgen schon sein neues Wissen neugierig an den Weibern ausprobieren, aber Bulma wusste wahrscheinlich nicht mal, was Masturbieren war.

Der eigenen Tochter dieses Wissen vorzuenthalten….er schüttelte missbilligend den Kopf.

Er hatte bereits mit einigen Frauen geschlafen und es genossen. In seinem Alter war das völlig normal und auch die weiblichen Saiyajins genossen ihre sexuelle Freiheit. In ihrem Alter dachte noch niemand an Kindern, obwohl die Älteren dazu gerne drängten. Die Fortführung der Linie, das Fortbestehen der Rasse…blabla.

Zuerst kam der Spaß.

Wenn es zufällig passierte, egal…die Gemeinschaft sorgte dafür, dass die Kinder gemeinsam aufgezogen wurde, die Mütter entlastet wurden und alle Freiheiten hatten. Radditz traf sich momentan öfters mit zwei, drei Frauen gleichzeitig, aber keine von ihnen mochte er so sehr, dass er sie seiner Familie vorstellen würde, vom Sarang ganz zu  schweigen. Soweit er wusste, hatte er auch noch keine Kinder gezeugt.

Jedenfalls hatte ihm noch niemand Bescheid gesagt.

Zum Glück, denn er wollte sein Leben genießen. Er überlegte sich, es auch mal mit einem männlichen Partner zu tun; da war er offen und es klang nach einer interessanten Erfahrung.

Er mochte Sex. Es fühlte sich fantastisch an.

Außerdem wusste er, wie er sich auch selbst Erleichterung in einsamen Momenten schaffen konnte.

Aber so wie es aussah, waren seine jüngeren Geschwister die einzigen Jugendlichen auf diesen Planeten, die noch nicht mal masturbierten, von Sex ganz zu schweigen.

Die arme Bulma würde das wohl nie erleben. Das war unfair, ungerecht, ein wahres Verbrechen.

So konnte es doch nicht weiter gehen?

Er hatte die Veränderungen an ihrem Körper schon damals bei seinem ersten Besuch bemerkt: Die zarten Rundungen ihrer Brüste, der pralle Hintern, eine schöne Taille und die feineren Gesichtszüge.

Der Babyspeck war verschwunden.

Eine hübsche, junge Frau war darunter erschienen.

Jetzt, wo sie so nahe war, konnte er die ersten Anzeichen in ihren veränderten Geruch ebenfalls erkennen. Ihr sexueller Trieb war dabei zu erwachen. Die Aufklärung war der letzte Schritt gewesen. Schon bald würde ihr Körper Pheromone ausstoßen, der anderen Saiyajins mitteilte, dass sie vollständig erwachsen war; geschlechtsreif.

Bis auf Ausnahme ihrer nahen Familienmitglieder, sie rochen nichts, weshalb Radditz bis heute nichts von ihrer mangelnden Aufklärung geahnt hatte.

Ausgerechnet Bulma die Belesene, die im Wald gerne Tiere beobachtete, wusste nichts über Sex?

Immerhin war sie schon achtzehn Jahre alt.  Andere Frauen in ihrem Alter hatten es schon längst getan, mehrfach.

Aber sie würde keinen Partner haben.

Niemals!

Eine Blume, die einsam blühen würde, ohne dass sie jemand bewundern würde, um dann einsam zu verwelken

Waren seine Eltern denn blind?

Hofften sie, Bulma würde niemals ein sexuelles Bedürfnis verspüren?

Stöhnend rieb er sich über die Nasenwurzel.

Es war genug.

Radditz war niemand, der in seinen Leben häufig Mitleid verspürt hatte, aber hier ging es um Bulma. Seine Schwester, die er als Kind schon immer beschützt hatte. Sie hatten so viel gemeinsam erlebt: er hatte ihr das Sprechen beigebracht, mit ihr den Wald erkundet, das Scrofa erledigt, auf Kakarott aufgepasst…

Radditz hatte darauf vertraut, dass sein Vater wusste, was er tat und sich daher nicht in Bulmas Erziehung eingemischt. Ja, hier war sie sicher, aber angesichts der heutigen Entdeckung war sein Vertrauen in Bardocks und Gines Erziehungsstil gesunken.

Vielleicht wurde es an der Zeit, gegen seine Eltern zu revoltieren?

 „Radditz, soll ich dir noch eine weitere Tasse machen?“ fragte Bulma hilfsbereit.

„Nein, geht schon. Ich muss gerade nur nachdenken. Sag mal, Bulma, was hat Mutter dir denn erzählt?“

„Oh, also…eigentlich lag ich mit meiner Theorie ja fast richtig. Sie hat mir erzählt, wie Kinder gezeugt werden und wie lange es dauert und dass es mit meinen regelmäßigen Blutungen zu tun hat…“

„Okay, okay, darüber musst du mir bitte nichts erzählen“ stoppte er ihre Aufzählung.

Es gab immer noch gewisse Grenzen, die er BITTE in dieser kranken Familie ziehen wollte. Schlimm genug dieses Theater, dass sein Alter da abgezogen hatte.

„Äh; aber hat sie dir auch erzählt, WARUM Saiyajins es machen?“ fragte er vorsichtig nach.

Bulma warf ihm einen erstaunten Blick zu.

„Um Kinder zu machen?! Wenn man keine Kinder will, tut man es nicht. Wenn man welche will, muss man es mit einem Saiyajin tun, der einem sehr wichtig ist.“

Radditz klatschte sich mit der offenen Hand gegen die Stirn und zog sie langsam über sein Gesicht.

Wie er es sich gedacht hatte.

Diese Heuchler!

Ordentliche sexuelle Aufklärung sah da anders aus. Aber er würde es ihr nicht erklären. Er hatte es bei Kakarott auch nicht getan, aber seiner kleinen Schwester zu erzählen, wieso Männer an Frauen interessiert waren….uaäääh, er schüttelte sich innerlich.

Er konnte es nicht; nicht bei seiner kleinen, süßen Schwester.

Aber Bulma sollte es wissen.

Radditz reichte es.

Die letzten Monate, seitdem er wieder auf Vegeta-Sei zurückgekehrt war, hatte er die krude Familienlage beobachtet, ohne sich einzumischen.

Er hatte den Willen seines Vaters respektiert. Aber mit der heutigen Erkenntnis, was sie ihrer Tochter angetan hatten; wie sie sie absichtlich im Ungewissen ließen, um ihr sexuelles Erwachen heraus zu zögern…sein Respekt war gesunken, vor beiden Elternteilen und so traf er eine Entscheidung.

Bulma musste dringend aus dem Wald heraus und andere Saiyajins treffen oder sie würde für immer mit diesem naiven Weltbild leben.

Seine schlaue, süße Schwester hatte ein ordentliches Leben in Freiheit verdient, aber nicht diese perverse Version von Elternliebe.

Er hatte versucht, mit seinen Eltern zu reden, sie zu überzeugen und sie hatten nur einen logischen Grund für ihre Absage hervorgebracht.

Der König würde sie alle bestrafen!

Aber der König war fort und sein Sohn war am Regieren…ein Mann, der jeden eine Chance gab, wenn er nur hart genug arbeitete. So wie bei Radditz, der zu seinem engste Kreis an Vertrauten gehörte.

Die Karten waren neu gemischt.

Sollte man es nicht neu versuchen?

Bardock war bloß stur und ängstlich, wenn er nur auf das Risiko, aber nicht die Chancen sah. Er wollte sein kleines Mädchen für sich haben, es mit keinem anderen Mann teilen und Gine unterstützte ihn darin auch.

Sexuelle Enthaltsamkeit für ihr kleines Mädchen…oh bitte, kein Saiyajin lebte sexuell enthaltsam.

Es sei denn, er war tot.

Er würde sich an seinen alten Plan halten und so schnell wie möglich mit Prinz Vegeta sprechen.

Bulmas Räuspern holte ihn aus seinen Gedanken.

„Äh, Radditz, kann ich dich fragen, äh…“ stammelte Bulma und sah beschämt auf ihre Finger. Sie fuhr hastig fort „Also, wie fühlt es sich an? Sex? Darüber hat Mutter nicht viel gesagt. Tun sie es noch?“

„Dass unsere Mutter dir die interessanten Stellen verschwiegen hat, kann ich mir vorstellen“ brummte Radditz und trank den Becher aus. „Ich kann dir versichern, dass unsere Eltern ein reges Sexualleben haben. Hast du dich nie gewundert, warum sie in unserer Kindheit öfters in der Nacht in den Wald verschwunden waren? Nicht zum Jagen! Obwohl sie das behauptet haben. Damals warst du noch so klein und hast in ihren Bett geschlafen, also mussten sie es woanders tun. Später haben wir uns ja ein Bett in meinem Zimmer geteilt, dann konnten sie es in ihrem Zimmer treiben. Denk mal an die komischen Geräuschen, die dann aus ihren Zimmer kamen.“

Bulma wurde rot, als sie sich an die seltsamen hohen und tiefen Töne erinnerte, die öfters aus dem Schlafzimmer gekommen waren…oder aus dem Wald…oder aus einer anderen Ecke des Hauses.

„Aber Papa hat gesagt, dass es das Haus, der Wind und die Nagetiere wären?!“ entfuhr es ihr entsetzt.

„Er hat uns viel erzählt und nicht alles ist wahr“ sagte Radditz mit zynischem Lächeln.

Bulmas Gesichtsfarbe nahm einen noch tieferen Rot-Ton an, als die Erkenntnis durchsickerte.

Sie hielt sich verschämt die Hände vors Gesicht und stöhnte auf.

Er nickte mitleidig. Er wusste genau, wie sie sich gerade fühlte.

„Was meine Erfahrungen angeht...ja, Sex ist klasse. Aber ich kann dir das nicht beschreiben. So was muss man erleben“ fuhr er fort.

„Na super“ murmelte Bulma düster und sah bedrückt auf ihre Füße.

Radditz Mund wurde schmal und grimmig.

Dieselben Gedanken, die ihn vorhin durch den Kopf gegangen waren, hatte also auch seine Schwester. Sie glaubte nicht daran, dass sie ihre Jungfräulichkeit in den nächsten Jahren verlieren würde.

„Ich sage dir was“ munterte er sie auf. „ich werde mal die Augen aufhalten nach Büchern mit Darstellungen und mehr Informationen. Die stecke ich dir dann heimlich zu, damit Bardock sie nicht sieht.“

Es war eines der wenigen Themen, von dem es in der Hauptstadt Bücher und Hefte gab.

Mit sehr expliziten Darstellungen.

So etwas interessierte sogar die sonst so unbelesenen Saiyajins. Diese Pornoheftchen würden Bulma helfen, aber zur Sicherheit würde er eine Vorauswahl treffen. Sie musste ja nicht gleich mit den perversesten Arten von Sex in Kontakt kommen, sonst wurde sie noch abgeschreckt und seine Eltern hatten gewonnen.

Bulma sollte noch aus anderer Quelle erfahren, was Sex in der Welt der Saiyajins bedeutete.

Bulma lächelte verschmitzt bei dieser weiteren Revolte gegen ihre Eltern.

Sie konnte es kaum erwarten, mehr darüber zu lesen.

Radditz strich ihr tröstend über die Haare. „Danke für den Tee, aber ich mache mich jetzt besser auf den Weg.“

„Willst du nicht essen und hier schlafen?“ fragte Bulma enttäuscht.

„Zur Hölle, nein. Mein Appetit ist für die nächsten Stunden vergangen und in Bardocks selbstgefälliges Gesicht will ich jetzt gar nicht sehen“ brummte Radditz und stand auf.

Bulma rutschte damit seinen Oberschenkel herunter und landete auf ihren Füßen.

Radditz warf einen nachdenklichen Blick auf seine kleine Schwester runter.

Sie sah so klein und schwach aus, so schutzbedürftig.

Tat er das Richtige?

Er kannte Vegeta; der war gerissen, aber er hielt sich auch an sein Wort. Es gab keinen Saiyajin, der so auf die Ehre bedacht war wie Vegeta. Wenn er ein Versprechen gab, war das so sicher wie in Stein gemeißelt.

Natürlich war es ein Risiko, aber es ging um Bulmas Leben, ihre Selbstständigkeit, ihr Recht auf Freiheit. Wäre er an ihrer Stelle….

„Bulma, bist du glücklich hier?“ fragte er leise und betonte dabei das letzte Wort.

Bulma stutzte, weil ihr Bruder eine so untypische, philosophische Frage stellte, aber sie wollte ehrlich sein.

Sie schüttelte traurig mit dem Kopf.

Der heutige Tag hatte ihr gezeigt, wie sehr man sie im Wald gefangen hielt. Freiheit und eigenständige Entscheidungen waren eine Illusion, die ihre Eltern ihr vorgaukelten.

Radditz nickte, als hätte sie dadurch einen Entschluss von ihm bestätigt.

Er tätschelte ihr zum Abschied ein weiteres Mal den Kopf und drehte sich um.

„Wir sehen uns“ rief er ihr zu und flog davon.

Nachdenklich sah Bulma ihm hinterher, er verschwand schnell in der Dunkelheit.

Anstatt ins Haupthaus, ging sie wieder in ihre eigene, kleine Hütte.

Sie musste das, was ihre Mutter ihr gesagt hatte, aufschreiben. Es würde ihr helfen, ihre Gedanken zu ordnen, denn momentan war sie so verwirrt.

 Verwirrt, traurig, neugierig...während Gines Erläuterungen hatte sie an Vegs Küsse denken müssen und die Hitze, die sie dabei verspürt hatte, sowie das Herzklopfen.

War das die Erklärung dafür? Weil ihr Körper sich instinktiv mit Veg verbinden wollte? Aber wie hätte sie ihrer Mutter davon erzählen können, ohne ihn zu verraten?

War das der Grund für Vegs seltsames Verhalten, seine tiefe Blicke? Wollte er mit ihr...?

Und wenn ja, würde sie mit ihm...?

Nur weil es keinen anderen gab, musste sie ja nicht den Erstbesten nehmen, auch wenn es verlockend war.

Bulma war unsicher und verwirrt und einen solchen Zustand hasste sie.

Morgen würde sie zur Sicherheit die Tsufuru-Basis aufsuchen und das Thema in den Computer eingeben.

Mal sehen, was die Tsufurujins ihr über Sex sagen konnten.

Auch wenn sie eine andere Rasse waren, sollten sich die Abläufe ähneln.

Endlich mal ein neues, interessantes Thema, über das sie Recherche führen konnte.

 

Bardocks & Gines Nacht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Wie Radditzs Abend endete..

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Offenbarung, Schock, Verrat

Der Zeitpunkt für das gefürchtete Gespräch näherte sich, Radditz Herz klopfte nervös bei diesem Plan.

Der restliche Verlauf des Tages, einen Tag nach der Aufklärung seiner Geschwister und Radditz ersten Nacht mit einem Mann, verlief zuerst ruhig und entspannt.

Radditz verbrachte den Vormittag im heißen Bad der Palastwache. Nach einem deftigen Mittagessen fühlte er sich wie neu, erledigte seine tägliche Aufgaben und konzentrierte sich dann auf seinen Plan.

Er legte sich Argumente zurecht, formte an seiner Ausdrucksweise. Es würde ein Kampf werden, aber ein Geistiger mit Worten, da musste er vorbereitet sein.

Am Abend trat Radditz zum Arbeitszimmer von Prinz Vegeta. Er wusste, jener hatte keine Termine mehr und würde nun alleine sein; immer noch über Dokumente gebeugt.

Radditz hatte seinen Entschluss getan und wankte nicht; hoffte aber, dass Vegeta in guter Laune war.

Oder wenigstens in besserer Laune als sonst…

 

Im Arbeitszimmer des Skattkönigs…

Es klopfte an Tür und vorsichtig schaute der Kopf von  Radditz herein.

Vegeta sah vom Dokument in seiner Hand unwillig auf.

„Was ist?“ fragte er genervt.

Die Frage sah Radditz trotz des mürrischen Tonfalls als Einladung an, einzutreten. Mit gebührendem Abstand kniete er sich vor dem Schreibtisch des Prinzen hin und beugte tief den Kopf.

„Ich bitte um eine persönliche Audienz, eure königliche Hoheit, Skattkönig Vegeta“ bat Radditz ehrerbietig.

Vegeta hob eine Augenbraue und starrte wortlos auf den gebückten Krieger, der beinahe mit seiner Stirn den Boden berührte; so tief war sein Bückling.

Er erinnerte sich nicht, dass Radditz ihn jemals so ehrfürchtig behandelt hatte und das in einen privaten Raum ohne fremde Blicke und Zuschauer.

Sein Argwohn erwachte.

Was hatte der Kerl angestellt?

Warum sonst versuchte er sich so einzuschleimen?

Vegeta legte das Dokument zur Seite und ließ seine Fingerspitzen spielerisch gegeneinander stupsen, während er den gebeugten Radditz prüfend ansah.

Keine Ahnung, worum es ging, aber es  könnte sich als gute Ablenkung von seiner Arbeit erweisen. Sollte es sich um irgendeinen Unsinn handeln, würde er sich damit vergnügen, Radditz abzuweisen.

Seine erschütterte Miene würde ihn vielleicht aufheitern.

Radditz wartete immer noch darauf, dass sein Herrscher ihm die Freigabe zum Sprechen gab.

Vegeta stützte sein Kinn auf seiner Faust auf und genoss, wie sein Untergebener unter dem Druck der Stille allmählich nervös wurde.

„Sprich, Radditz. Warum störst du mich zu dieser Unzeit und dann auch noch so formal?“ seine Stimme war spielerisch unschuldig und vertrauenserweckend, doch sein Blick war eisig.

Wehe, wenn der Krieger seine Zeit wegen Unsinn verschwendete.

Radditz hob den Kopf. „Weil ich zum ersten Mal eine Bitte an den SKATTKÖNIG Vegeta habe“ war seine schlichte Antwort, mit der Betonung auf seinen Titel.

Vegetas Gesicht wurde eine starre Maske.

Also ging es um keine Kneipenschlägerei oder um die Bevorzugung für eine Mission, sondern um etwas Größeres, wenn Radditz den Einfluss des Königs beziehungsweise seiner Ersatzperson benötigte.

„Aus purer Neugier und meinem Wohlwollen dir gegenüber, erlaube ich dir, weiter zu sprechen“ war seine Antwort.

Wenn Radditz es so formell wollte, bitte schön, konnte er haben. Es schien sich hier um die Gelegenheit eines geistigen Duells zu handeln.

Amüsant, mal sehen, wie Radditz sich dabei schlug.

Radditz schluckte.

Die eisigen Augen und das kalte Lächeln seines Gegenübers verhöhnten die Definition von „Wohlwollen“.

„Vorher bitte ich euch um Stillschweigen und volle Begnadigung. Das Geheimnis, dass ich euch offenbare, darf keine Konsequenzen für die Beteiligten haben“ bat er.

Radditz dachte an seine Eltern. Vegeta könnte sie für ihren Verrat bestrafen

Vegetas gespieltes gönnerhaftes Schmunzeln sackte ab. Er mochte es nicht, Versprechen zu geben solange er keine Ahnung hatte, was Radditz von ihm wollte.

Radditz erkannte, dass er damit die Waagschale zu seinen Ungunsten verschoben hatte, aber er musste auch an seine Familie denken: Bardock, Gine und Kakarott hatten sich alle den Verrat schuldig gemacht. Er müsste sie schützen.

„Verzeihung, mein Herrscher, aber ich muss darauf bestehen“ bat Radditz und senkte wieder den Kopf auf den Boden. „Ohne dieses Zugeständnis ist meine Bitte sinnlos.“

Nachdenklich tippte Vegeta mit seinen Fingern auf die marmorne Schreibtischplatte, während er in der anderen Faust immer noch sein Kinn aufstützte.

Langsam machte ihn Radditz neugierig. Der Krieger hatte dank seiner langjährigen Treue einen Vertrauensbonus verdient. Ungeduldig stimmte er zu.

„Es soll sich hoffentlich lohnen, dass ich dir bereits jetzt dieses Zugeständnis mache. Also gut, jeder Beteiligte an diesen Komplott, von dem du sprichst, soll am Leben bleiben.“

In Gedanken  grinste er. „Am Leben bleiben“ war eine vage Beschreibung von Sicherheit, solange es Folter und Gefängnis gab. Manchmal war der Tod eine Gnade, besonders wenn man sich wünschte zu sterben, um von seinen Qualen erlöst zu werden.

Mal sehen, ob Radditz diesen kleinen Unterschied kannte und entsprechend reagierte.

Der Langhaarige hob erleichtert den  Kopf.

Nun; wo er das Zugeständnis um Sicherheit für seine Familie hatte, konnte er endlich das große Geheimnis lösen.

„Die Wahrheit lautet…ich habe eine Schwester“ erklärte er.

Vegetas Lippen zuckten kurz amüsiert weil Radditz seine Falle nicht erkannt hatten, aber dann konzentrierte er sich aufs Gesagte.

Der Krieger hatte eine Schwester?

Seit wann denn das?

„Meine Eltern haben ihren Tod vor Jahren vorgetäuscht, weil sie um ihre Sicherheit besorgt waren. Sie ist nicht nur ungewöhnlich schwach für eine Saiyajin; sie hat auch noch blaue Haare, Augen und Schweif“ beichtete Radditz.

 

Vegetas Pupillen erweiterten sich, die einzige Änderung in seinem Gesicht. Mit aller Kraft bemühte er sich um die Wahrung seiner kalten Maske. Nur seine Finger zuckten kurz und sein gesträubter Saiyajinschweif zog sich unbewusst enger um seine Hüfte zusammen.

Es gab seines Wissens nur eine Saiyajin, auf den diese Beschreibung passte.

Hinter seiner eisigen Maske sah er fassungslos Radditz an, der ins Stocken geraten war und auf eine Reaktion seines Vorgesetzten wartete.

 

In Gedanken verglich Vegeta die kniende Gestalt vor sich mit der zarten Saiyajin.

Ihre Verwandtschaft war ihnen nicht anzusehen.

Bulma hatte von einem älteren Bruder gesprochen, der im Palast arbeitete, aber angesichts der mangelnden Stärke  in ihrer Familie, war er von einer Palastwache ausgegangen.

Niemals hatte er Radditz im Verdacht gehabt.

Radditz, der ihm seit Jahren folgte, ein typischer Unterklasse-Krieger, der niemals ein Wort über seine Familie erzählt hatte…außer seinem starken Vater, seiner Mutter aus der Nahrungseinheit und einem schwachen, unfähigen Bruder…oh, damit hatte er wohl Kakarott gemeint?!

Kakarott war Bulmas kleiner Bruder ergo auch Radditz kleiner Bruder.

Unwillkürlich verglich er den einen mit den anderen.

Radditz…Die große, muskulöse Gestalt, der hohe Haaransatz, das stachelige Haar, der fiese Blick, sein Power-Level, die typische saiyanische Arroganz…Radditz fiel  zwischen Bulma und Kakarott heraus wie ein Dreieck zwischen zwei Kreisen. Er war ein normaler Saiyajin, der nicht den weichen, großäugigen Blick seiner Geschwister oder ihr niedriges Level besaß.

Kein Wunder, dass er Bulmas großen Bruder niemals erkannt hatte: da sah Radditz ja ihm selbst ähnlicher als der seinen Geschwister.

Er merkte, wie der Krieger ihn immer noch besorgt ansah und nicht wagte, weiter zu sprechen, weil sein Vorgesetzter nicht auf diese Bombe reagierte, wie eigentlich befürchtet: mit Geschrei und Fragen.

Nein, stattdessen wirkte der Skattkönig wie eingefroren.

Vegeta hob gebieterisch eine Hand und winkte leicht; eine stumme Aufforderung nach mehr Informationen. Er wagte nicht zu sprechen aus Furcht, dass seine Stimme stockend und heiser klingen könnte.

Bulma war Radditz Schwester und der Idiot hatte dieses Geheimnis gerade den Prinzen offenbart.

Damit war er jetzt offiziell von ihrer Existenz unterrichtet.

Nun war er gezwungen, etwas zu tun; konnte sie nicht mehr geheim halten.

Natürlich hatte er bereits im Hinterkopf öfters überlegt, was er wegen Bulma machen konnte, aber nie eine Lösung gefunden, wo sie beide ohne negative Konsequenzen heraus kamen.

Einfach bei ihr auftauchen, sie schnappen und  mit den Worten „Sie gehört mir“ wegfliegen, konnte selbst er als amtierender Herrscher sich nicht erlauben. Es gab seit der Zerstörung  des Planeten Sadals ein gewissen Anstand und Regeln, was die Entscheidungsrechte der Frauen und Schutz der Familie anging. Ohne deren Zustimmung durfte selbst der König persönlich nicht dagegen handeln. Vegeta hatte zu hart gearbeitet, um den Respekt und Gehorsam seines Volkes durch so eine Aktion zu verlieren.

Aber jetzt…jetzt hatte ihr Bruder sie in die Öffentlichkeit gezerrt.

 

Stockend fing Radditz an zu erzählen, wie sehr sich Bulma von den anderen unterschied, wie isoliert sie aufgewachsen war, aber dass sie dafür andere Fähigkeiten besaß.

Vegeta hörte nur mit einem Ohr zu, während die Gedanken in seinen Kopf Pingpong spielten.

Kein Wunder, dass Radditz zuerst sein Versprechen wollte, niemandem zu bestrafen:

Bulmas Eltern hatten sie nicht einfach nur versteckt, sie hatten ihre Existenz jahrelang verheimlicht.

Hatten sie als Totgeburt ausgegeben, anstatt dem König die Entscheidung über ihr Leben treffen zu lassen. Dabei galt das Leben aller Frauen zu schützen und zu überwachen; Sprichwort „niedrige Geburtenrate“.

Das konnte man als Hochverrat gelten lassen; Verrat gegen des Königs Gesetzen und die eigene Rasse.

Soweit er sich erinnerte, war doch Radditzs Vater dieser Bardock…er war immer davon ausgegangen, dass Bulmas Vater ein hochrangiger Mittelklasse-krieger war, aber anderseits war sein Powerlevel denen ebenbürtig und er besaß einen Sonderstatus.

Bardock, der Sonderling, der freche Krieger mit der Sarang-Gefährtin, der sich keinem beugte…allmählich machte das alles Sinn.

Langsam drehten sich die Puzzleteile in seinen Kopf zusammen und formten ein Bild.

Er konzentrierte sich wieder mehr auf Radditzs Gefasel, das wieder in sein Gehirn drang.

„Aber dafür hat sie andere Fähigkeiten, die für euch von Nutzen sein können. Sie ist schlau, wissbegierig und gehorsam. Sie ist etwas völlig Neues. Ich denke, sie ist eine Chance für unsere Rasse. Aber sie braucht Unterstützung, um das beweisen zu können. Schutz! Niemand kann einen besseren geben als du…“

Vegeta hob gebieterisch die Hand und Radditz hielt inne.

Radditz Wunsch war klar, er benötigte keine weiteren Erklärungen mehr.

Im Raum war es totenstill, während der Prinz schweigend überlegte und der Krieger nur warten konnte.  Er deutete es als gutes Zeichen, dass es immerhin keinen Wutanfall und Gebrüll gab.

Mit klopfenden Herzen sah er hoffnungsvoll auf seinen Anführer, der seine Nasenwurzel  nachdenklich massierte und  mit seiner Handschuh-bedeckten Hand sein Gesicht verdeckte. Radditz konnte die Reaktion schlecht einschätzen und hoffte auf Vegetas Neugier und Interesse.

Der Prinz nahm die Hand runter und sah ihn emotionslos an.

 

Seine Augen öffneten sich und er sah Radditz strafend an. Er durfte ihm nicht zeigen lassen, dass er bereits von Bulma wusste. Er musste einen auf unschuldig und ahnungslos machen.

 „Eine schwache Saiyajin mit blauen Haaren, die für mich wichtig sein könnte?  Wie stellst du dir das vor? Willst du sie mir anbieten?“

Mit Absicht missverstand und provozierte er seinen Untergebenen. Zugegeben…der Gedanke, Bulma unter sich, in seinen Bett zu haben, hatte etwas Verführerisches.

Es war ein Plan, den er seit langem verfolgte und von dem er auch nicht abweichen würde.

Radditz sah ihn entrüstet an.

„Nein, du…das ist nicht meine Absicht. Ich sag dir, sie ist schlau; richtig klug. Sie kann die Schriften andere Kulturen entziffern und versteht physikalische Gesetze und Formeln, die mir zu hoch sind. Sie repariert genau so gut wie ein qualifizierter Ingenieur und sie ist eine geniale Köchin. Jemand wie sie sollte nicht in der Einsamkeit versauern. Sie hat mehr verdient. Ob in der Nahrung-Einheit oder als Ingenieur; man kann sie auf jeden Fall einsetzen. Denk an dein Elite-Team. Sie ist so gut wie drei Saiyajins.“

Seine Stimme wurde drängender und Radditz erkannte, dass er seine Gefühle zu stark zeigte und verschloss schnell seine Miene. Vegeta sollte Bulma wegen ihrer Nützlichkeit beachten, nichts weiter und ihr Schutz geben.

 Auf keinen Fall wollte er, dass er sie als Frau wahrnahm.

 

Vegeta ließ seine Finger beiläufig auf die Tischplatte tappen, während er den Kopf in der anderen Hand aufstützte und dabei eine nachdenkliche, undurchdringliche Miene aufsetzte. Er ließ Radditz nicht aus den Augen, der demütig den Blick gesenkt hielt und auf seine Antwort wartete.

Radditz hatte diese Offenbarung des Familiengeheimnisses vermutlich allein geplant.

Ob Bulma davon wusste?

Oder ihre Eltern, die sie jahrelang unter größten Mühen versteckt hielten?

Nein, das konnte er sich nicht vorstellen.

Radditz spielte sein eigenes Spiel, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht weil er es für das Beste für seine Schwester hielt. Immerhin wollte er nicht, dass seine Familie für ihren Verrat bestraft wurde und er drängte auf den Schutz der königlichen Familie.

Ein dünnes Lächeln umspielte Vegetas Lippen, als er seine Möglichkeiten bedachte. 

Endlich fügte sich alles zusammen wie ein kompliziertes Puzzle.

Er war momentan die mächtigste Person auf diesen Planeten. Es gab keinen anderen, der ihn in Stellung UND Kraft ebenbürtig war. Sein Vater befand sich Lichtjahre entfernt. Bevor er etwas erfuhr und wieder auf dem Planeten erschien, konnten Wochen vergehen.

Wenn er Bulma an seine Seite holte, konnte niemand etwas dagegen sagen.

Sein Grinsen wurde breiter, vorfreudiger.

Jahrelang hatte er sich auf seine Pflichten konzentriert: hatte die theoretischen Lehrstunden, die diplomatischen Missionen und hartes Training über sich ergehen lassen.

Hatte sich den Respekt seiner Kameraden durch seine Kampfeinsätze verdient und sein junges Leben in gefährlichen Missionen riskiert.  In den letzten Monaten hatten auch die letzten seines Volkes ihn als Herrscher und Anführer anerkannt und folgten ihm gehorsam.

Nun stand er allein an der Spitze der Hierarchie, sein Vater war nicht da, Nappa stand ihm unterwürfig gegenüber und es gab keinen im Rat der Minister, die ihm etwas entgegen zustellen hatten: Niemand konnte sich seinen Befehl widersetzen.

War es denn nicht an der Zeit, dass er sich auch etwas „Unkonventionelles“ zum Vergnügen leisten durfte?

Eine Laune, wie sie sich nur die Herrscher erlauben konnten!

Ohne Begründung, einfach weil es ihnen Spaß machte.

Radditz hatte ihm heute ein unerwartetes Geschenk gemacht.

Endlich kannte er offiziell Bulmas Familie, ihre Namen und das zur rechten Zeit, wenn ihn niemand in der Lage war, sich ihm entgegen zu stellen.

Selbst ihre eigene Familie nicht,  wenn sie nicht als Verräter angeklagt werden wollten.

Ein Plan formte sich in seinen Kopf.

Radditz Verrat würde ihm nützen, denn jeder würde sich auf den Unterklasse-Krieger und seine Familie konzentrieren. Keiner würde den Verdacht erhalten, dass sich Vegeta und Bulma bereits kannten.  Sie hatten nichts zu befürchten; ihr Geheimnis blieb bewahrt.

Stattdessen würde man Skattkönig Vegeta für seine Mildtätigkeit, seine Großzügigkeit, seine Barmherzigkeit loben, der diese Verräter begnadigte und die Außenseiterin akzeptierte.

Und während er Bulma einen Job gab und sie langsam in die Gesellschaft der Saiyajins einführte, würden der Skattkönig und die Blauhaarige sich immer näher kommen; ohne dass sie jemand aufhalten könnte.

Niemand würde ahnen, dass sie bereits vorher in einer Beziehung zueinander standen.

Jeder würde bekommen, was er wollte.

Bulma würde elegant in die Gesellschaft der Saiyajins eingeführt werden und unter seinem Schutz stehen.

Radditz und seine Familie würden nicht bestraft werden.

Und er, Vegeta, konnte Bulma sehen, wann immer er wollte und musste sich nicht rausschleichen.

Er würde jedem Saiyajin zeigen, dass die Blauhaarige ihm gehörte.

Endlich!

Seine Geduld zahlte sich aus.

Die Zahnräder fingen an sich drehen: die Maschinerie, die Radditz heute in Bewegung gebracht hatte, würde sich nicht mehr aufhalten lassen.

 

Radditz sah auf.

Beim Anblick von Vegetas Blick, der ihn anstarrte und seinem bösen Grinsen, musste er nervös schlucken.

Das sah nicht gut aus.

Woran dachte sein Anführer gerade?

 Hatte er einen Fehler gemacht?

Eisige Furcht kroch seinem Nacken hinab. Hatte er Vegeta falsch eingeschätzt?

„Radditz“ begann dieser und seine Stimme hörte sich äußerst zufrieden an. „ich habe eine Entscheidung getroffen. Hör mir genau zu…“

 

Am nächsten Tag flog Radditz mit einem Bündel in den Armen zu der Hütte seiner Eltern.

Es war noch nicht Mittag, seine Eltern und Kakarott müssten noch unterwegs sein.

Entschlossen landete Radditz bei den versteckten Hütten. Er musste nicht nach seiner Schwester suchen, da sie gerade frische Beeren aus ihrem Garten erntete.

„Hey, Radditz, das ist mal eine Überraschung“ begrüßte sie ihn erstaunt. „Willst du bei uns essen?“

Sie freute sich, ihren Bruder nach der kurzen Zeit wiederzusehen. Gestern war sie in der Tsufuru-Basis gewesen. Kaum hatte sie das Wort „Sex“ in den Computer eingegeben, als sie Unmengen von Daten erhalten hatte. Jetzt wusste sie auch, was Pornos waren.

Wenn sie und Radditz gerade mal allein waren, könnten sie vielleicht ein vertrauliches Gespräch darüber führen. Sie hatte einen Haufen Fragen.

„Nein, ich will nichts essen. Ich habe ein Geschenk für dich“ erklärte er. Seine Miene war ernst.

Radditz ahnte, dass der heutige Tag turbulent werden würde, aber er wankte nicht in seiner Entschlossenheit.

Es war sowieso zu spät. Mit dem Inhalt in diesem Bündel war Bulmas Zukunft besiegelt.

„Sind es die versprochenen Pornohefte?“ scherzte Bulma.

„Sieh nach.“

Unsicher nahm Bulma das Bündel entgegen. Es war zwar nett, ein Geschenk zu erhalten, aber so ohne Grund; dazu diese grimmige Miene von Radditz, der tatsächlich ein freies Mahl ablehnte?

Was ging hier vor?

Vorsichtig öffnete sie es.

Ihre Augen wurden groß bei dem unerwarteten Anblick.

Ein weißer Brustpanzer und ein Scouter mit grünem Glas lag auf einen Stapel Kleidung.

Erwachsenen-Kleidung!

Wohl weil sie jetzt offiziell aufgeklärt und als Erwachsene galt.

Aber dazu ein neuer Scouter?!

Ungläubig starrte sie zu ihm hoch.

„Wirklich? Das ist alles für mich?“ fragte sie und bei seinem Nicken überkam sie ein himmlisches Strahlen.

„Ich ziehe es gleich an“ rief sie aufgeregt und rannte mitsamt dem Bündel in ihre Hütte.

Schmunzelnd sah Radditz nach.

Allein für dieses Lächeln waren die auf ihn wartenden Schmerzen wert.

Er wurde wieder ernst.

Denn wenn seine Eltern erfuhren, was er getan hatte…er konnte sich Bardocks Reaktion zu gut vorstellen.

Er drückte auf seinen Scouter und sandte eine kurze Nachricht an die Familie aus.

Gleich, in wenigen Minuten, würde hier die Hölle los sein.

Er sollte sich schon mal aufwärmen.

 

Neugierig besah sich Bulma den Stapel neuer Kleidung, die Radditz ihr aufgedrückt hatte.

Zuerst untersuchte sie den weißen Brustpanzer mit den Riemen, ähnlich wie der ihres Vaters, aber zierlicher. Diese reinweiße Farbe und das rote Symbol auf der Brust…sie erinnerte sich an den Brustpanzer, den Veg als Kind getragen hatte: seltsam, da war auch dieses Symbol drauf gewesen; genau das gleiche, in Form, Größe und Farbe.

Es war ihr noch immer unbekannt, aber es schien eine große Bedeutung zu haben, weil weder ihr Vater noch ihr kleiner Bruder es auf ihrer Panzerung trugen, nur Radditz.

Mit einem Stirnrunzeln legte sie den Panzer auf dem Bett ab und nahm das nächste Kleidungsstück auf.

Es handelte sich um ein Kleid in einem tiefdunklen Blauton. Der Stoff fühlte sich unglaublich weich und geschmeidig an. Ihr Stirnrunzeln vertiefte sich beim Anblick des kleinen Stofffetzens und der Frage, ob er passen würde, doch als sie dran zog, erkannte sie, wie elastisch er war.

Neugierig zog sie ihr eigenes Kleid aus und das neue Kleidungsstück über. Sie zog ihren Kopf durch den engen Kragen und strich den Stoff über ihre Oberschenkel glatt. Der Saum endete über ihren Knien und sie fand kleine, flache Knöpfe an den Seiten. Sie öffnete einen und ein Schlitz teilte den Stoff. Bulma stellte sich vor den Spiegel auf und drehte sich bewundernd um ihre eigene Achse.

Das Kleid war kurzärmelig und lag eng an ihren Körper. Zwar besaß es keinen tiefen Ausschnitt, sondern, ganz im Gegenteil, einen Rollkragen, aber anderseits versteckte es auch nichts von ihren Körperformen. Wahrscheinlich waren die Knöpfe am Saum dafür da, um die Bewegungsfreiheit, falls gewünscht, zu erweitern. Öffnete sie die letzten verbliebenen zwei Knöpfe, endete der Schlitz kurz vor der Rundung ihres Hinterns und entblößte fast ihren gesamten Oberschenkel.

Peinlich berührt von dieser Offenherzigkeit, schloss sie schnell die zwei Knöpfe und ließ nur den letzten offen. Erleichtert fand sie unter den restlichen Sachen aber eine enge, lange, schwarze Leggings, in die sie sich reinpresste. Sie zog sich gleich den Brustpanzer über, der ähnlich flexibel wie das Kleid war, aber robust ihren Oberkörper schützte. Der Panzer saß fest und dank den schmalen, goldfarbenen Riemen konnte sie die Größe passend einstellen und frei ihre Arme bewegen.

Die letzten Kleidungsstücke waren ein Paar weiße Stiefel und Handschuhe, die sie sich ebenfalls anzog.

Alles passte perfekt, was dank dem elastischen Stoff kein Problem war. Was immer auch das war für ein Stoff war, so etwas hatte sie noch nie in den Fingern gehabt. Alles fühlte sich leicht und bequem an, aber auch stabil.

Während sie sich im Spiegel bewunderte, fing sie langsam an zu lächeln. Sie sah gut aus: Kampfbereit, elegant und hübsch; so wie ihre Brüder, Bardock und Veg in ihren Rüstungen.

Die neue Kleidung verpasste ihrem Selbstbewusstsein einen neuen Schub; sie fühlte sich erwachsen.

Aber etwas störte sie an ihrem Anblick.

Lag es an ihren langen, hell-blauen Haaren oder ihren blauen Saiyajin-Schweif, den sie sich um ihre Hüfte geschwungen hatte, wie es üblich war?

Irgendwie dominierte die Farbe Blau, besonders zusammen mit dem neuen Kleid.

Bulma stöberte in ihrem Schrank nach passenden Accessoires.

Dort, in einer Kiste mit alten Stoffproben, fand sie einen schmalen Streifen Stoff in blutroter Farbe, ein letztes Überbleibsel von dem Stoff, aus dem sie früher Bardocks Stulpen gefertigt hatte. Es war dieselbe Farbe, die er auch als Stirnband trug und das sein Markenzeichen geworden war.

Eine Idee überkam sie.

Das Beispiel ihres Vaters folgend band sie es sich um den Kopf, zog es aber etwas höher, so dass es ihr die langen Ponyfransen besser aus den Augen hielt.

Das neue rote Haarband sorgte für einen Farbwechsel.

Neckisch lächelte sie sich im Spiegel an und drehte sich um die eigene Achse.

Sie konnte es kaum erwarten, ihrer Familie das neue Outfit zu zeigen.

„Oh, ganz vergessen“ sprach sie zu sich selbst und nahm sich das wichtigste Accessoire, ihren Scouter, vom Bett und legte ihn an.

Zufrieden nickte sie sich selbst im Spiegel zu, die Hände selbstbewusst an der Taille.

Sie sah toll aus.

Sie wusste zwar nicht, wie Radditz es geschafft hatte, ihr einen Souter zu besorgen, aber es war das beste Geschenk, was er ihr je gemacht hatte.

Sie hörte laute, bekannte Stimmen und neugierig trat sie nach draußen.

 

Als Bulma stolz in ihrer neuen Kleidung hinaustrat, sah sie zuerst das zornige Gesicht ihres Vaters, der gerade Radditz anknurrte. Gine stand daneben und sah schwer betroffen aus.

Als die Saiyajins ihre Anwesenheit bemerkten und den Kopf drehten, wurden die Gesichter ihrer Eltern bleich.

„Radditz, was hast du getan?“ hauchte Gine fassungslos.

„Was denn, gefällt es euch nicht?“ fragte Bulma unsicher.

Sie fand sich sehr hübsch in ihrer neuen Kleidung.

„Radditz, du Trottel“ Bardocks Gesicht wurde wütend rot und er schnappte sich seinen Sohn, packte ihn an seinem Brustpanzer und holte ohne zu zögern aus, um ihm einen Faustschlag ins Gesicht zu verpassen.

Radditzs Kopf wurde von der Wucht nach hinten geschlagen und er keuchte auf.

„Sieh es ein, alter Mann. Es ging nicht mehr anders“ keuchte Radditz, ebenfalls erzürnt. „Sie ist alt genug, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.“

„Du Narr“ brüllte Bardock und holte ein weiteres Mal aus. Doch Radditz hatte keine Lust, sich verdreschen zu lassen, sah sich im Recht und wehrte sich.

Gine und Bulma schrien entsetzt auf, als sich Vater und Sohn zu prügeln begannen.

„Was ist denn hier los?“ Alarmiert landete Kakarott als letztes zur Familie. „Ich habe da so eine seltsame Nachricht von Radditz bekommen. Was soll das heißen, der Prinz weiß Bescheid. Bescheid über was? Oh, Bulma, nettes Outfit. Sieht hübsch aus“ fiel ihm auf.

„Danke“ antwortete Bulma tonlos. Wenigstens ein Kompliment.

Moment, was für eine Nachricht? Was meinte Radditz?

Bulma und Kakarott verstanden nicht und sahen ihre Mutter nach Antwort heischend an.

Sie knetete betroffen ihre Hände und bemühte sich sichtbar, nicht in Tränen auszubrechen.

Besorgt sahen sich die Geschwister an und dann zum prügelnden Haufen nebenan.

Noch nie hatten sie Radditz und Bardock so wütend gesehen.

Weshalb stritten sie sich?

„WAS IST HIER LOS?!“ schrie Bulma gellend laut. Kakarott half ebenfalls und stellte sich mit ausgestreckten Armen zwischen die Streithähne; stoppte sie gerade noch in ihren nächsten Angriff.

Keuchend und mit zorniger Miene starrten sie sich an; offene Kratzer im Gesicht von den ungebremsten Schlägen und blutige Knöcheln.

Bardock wischte sich etwas Blut vom Kinn und spuckte aus.

„Radditz hat uns alle verraten“ fasste er es kurz zusammen. „Er hat den Prinzen von Bulma erzählt. Und dann kommt sie heraus mit diesem…diesem Zeichen auf der Brust“ er spuckte ein weiteres Mal verächtlich aus.

„Zeig Respekt vor dem königlichen Wappen, dem Zeichen aller Saiyajins“ erwiderte Radditz keuchend. „Dank diesem Symbol wird Bulma nichts passieren. Auch uns nicht. Der Prinz hat mir zugesagt, dass keinem von uns etwas geschieht. Wir werden nicht wegen Hochverrat angeklagt und dürfen sogar in die Hauptstadt ziehen. Er war großzügig.“

„Ach, Radditz, wie naiv“ Gine schüttelte den Kopf bei seiner Einfalt. „Du glaubst ihn das auch noch? Was sollen wir jetzt tun? Was will er mit Bulma? Wenn er ihr eine Rüstung und Scouter gibt, dann will er auch was dafür…alles hat seinen Preis.“

Radditz richtete sich auf und sah seine Mutter verächtlich an.

„Du sprichst von Naivität, nach dem, was ihr Bulma angetan habt?“ warf er ihr vor. „Dachtest du, sie bleibt für ewig ein Kind?“

Gine zuckte betroffen zusammen.

„Sprich nicht so mit deiner Mutter“ knurrte Bardock beschützend. „Du hattest nicht das Recht, dem Prinzen von unserer Tochter zu erzählen. Das geht nur uns etwas an.“

„Äh, hallo? Darf ich auch meine Meinung dazu sagen?“ warf Bulma entrüstet ein, die zuvor nachdenklich auf das Symbol auf dem Brustpanzer gestarrt hatte.

So sah also das königliche Wappen aus?

„Nein!“ erwiderten Bardock und Gine synchron.

Bulmas Mund sprang empört auf, doch bevor sie was einwenden konnte, sprach Bardock unbeirrt weiter.

„Du bist noch ein Kind. Was weißt du schon vom Prinzen? Nur sein persönliches Team darf sein Wappen tragen, was bedeutet, du bist jetzt ein Teil seiner Mannschaft“ er richtete sich wieder an seinen ältesten Sohn. „Was soll mit ihr passieren, bei ihrem schwachen Power-Level? Wie schnell wird sie wohl auf der nächsten Mission sterben?“

„Bulma kommt ja auch nicht als Kriegerin mit, sondern als Ingenieurin. Sie wird in keinen Kampf reingezogen und ich bin in derselben Mannschaft. Ich passe auf sie auf“ knurrte Radditz unter zusammengebissenen Zähnen.

Bardock lachte laut und spöttisch. „Du?! Auf sie aufpassen bei deinem Power-Level? Zwischen Nappa und den Prinzen? Vergiss es!“

„Was willst du sonst tun, du sturer Bock? Schnappst du dir jetzt Weib und Kind und fliegst mit ihr in die nächste Wüste? Versteckst dich vor dem Prinzen?“ spottete Radditz.

Bardock kniff die Augen zusammen. „Warum nicht?“ erwiderte er. Er kannte auf diesem Planeten ein paar Ecken, wo sie niemand finden würde.

Radditz blinzelte. Er konnte nicht glauben, wie stur sein Vater sich verhielt.

„Und dann? Selbes Spiel wie immer? Vergiss es, das ist nicht mehr möglich. Ihr versteckt euch euer Leben lang, während ihr als Verräter gesucht werdet! Das Geheimnis ist gelüftet. Prinz Vegeta erwartet, dass Bulma morgen im Raumflughafen ist. Wenn nicht, sind wir wirklich geliefert.“

Bardock konnte nicht mehr seine Tochter verstecken und seinen Lebensunterhalt als Krieger verdienen. Vegeta kannte die Namen der kompletten Familie. Er konnte sie suchen und jagen lassen.

Wie wollte Bardock seine Familie ernähren und gleichzeitig beschützen, wenn alle Saiyajins hinter ihnen her waren? 

Ja, Radditz wusste, er zwang seine Eltern dazu, die Situation akzeptieren zu müssen, aber es ging nicht anders. Es war ihre eigene Schuld, wenn ihr eigentlicher Plan niemals Bulmas Glück beinhaltet hatte. Stattdessen hatten sie sich jahrelang der Illusion hingegeben, dass der Frieden und Bulmas Kindheit ewig währt.

Auf den Gesichtern seiner Eltern war der Schock genau zu erkennen.

„Dafür büßt du, Radditz“ knurrte Bardock, der einen Schuldigen für diese Sackgasse brauchte und ihn in dem Verräter fand. „Dafür bezahlst du mit Blut.“

Radditz hatte sich gegen seinen Vater, gegen dessen Entscheidung gewandt; ihn damit herausgefordert…Bardock ballte seine Fäuste. Das sah nach einem ernsthaften Kampf um die Hierarchie-Stellung in der Familie aus.

Radditz, der mehr Zorn als Furcht verspürte, bleckte die Zähne und stellte sich ihm entgegen.

„Radditz hat Recht“ meldete sich ausgerechnet Kakarott zu Wort. Er stellte sich zustimmend neben seinen Bruder und starrte seinem Vater entgegen.

„Sollest du nicht dankbar sein? Radditz hat doch einen guten Weg gefunden, wie Bulma endlich in die Öffentlichkeit kann. Wenn ich das richtig verstehe, hat sie sogar einen Job, wo er auf sie aufpassen kann. Bulma kann ihr eigenes Geld verdienen, sich eine neue Wohnung suchen, muss nicht mehr befürchten, entdeckt zu werden…sie kann frei sein“ dachte er laut.

Er verstand die Wut seiner Eltern nicht.

Auch für Bulma war es unverständlich. Sie fühlte sich, als ob ein Traum in Erfüllung gegangen wäre.

Ein Traum, den sie längst aufgegeben hatte.

Sollten ihre Eltern sich nicht freuen?

Gine massierte sich kreisend die Schläfen.

„Wir sind sauer, weil Radditz über unseren Kopf entschieden hat. Wir sind verletzt, weil er Bulma einfach diese Sachen gibt, ohne ihr zu erklären, was es bedeutet und wir jetzt als die Bösen gelten. Aber vor allem haben wir Angst, was mit ihr passiert, wenn sie ausgerechnet unter dem Prinzen dient.“ Aufgebracht sah sie ihren Ältesten an. „Du sagst, sie wird in keinen Kampf verwickelt…Woher willst du das wissen? Gerade wenn sie auf dem Schiff des Prinzen dienen soll, wird sie mit zur Zielscheibe. Meine Eltern sind gestorben, weil ihr Raumschiff abgeschossen wurde. Dagegen kannst du sie nicht beschützen.“

„Ach, sie aber ständig im Wald zu verstecken, ihr nichts über Sex zu erzählen und im Ungewissen zu lassen, ist also besser?! Hast du deine Tochter mal gefragt, ob sie mit ihrem Leben, das ihr für sie geplant habt, zufrieden ist?“ fragte Radditz verärgert zurück.

Gine sah ihre Tochter beifallsheischend an, doch Bulma schüttelte ablehnend den Kopf.

Sehnsüchtig strich sie über ihre neue Uniform.

„Ich…ich will es versuchen. Bitte lasst mich mit Radditz gehen“ bat sie.

Gine und Bardock zuckten betroffen zusammen. Kakarott lächelte.

Er wusste von Bulmas tiefer Sehnsucht, die sie jahrelang wegen ihrem schlechten Gewissen unterdrückt hatte.

Heute könnte es soweit sein, dass sie endlich frei war.

Sie konnten alle gemeinsam nach Sadala gehen oder ins nächste Dorf; müssten sich niemals mehr ängstlich umsehen, ob ihnen einer folgt. Er könnte sie seinen Freunden und Chi-Chi vorstellen.

„Seht ihr; Bulma findet es gut“ freute er sich.

„Halt die Klappe, Kakarott“ knurrte sein Vater ihn an.

Bardock atmete tief durch, versuchte den brennenden Zorn und die Angst in seinem Inneren zu unterdrücken und wandte sich an seine Tochter.

„Bulma, schau mal…wir wollen dich nur beschützen. Auf einem engen Schiff voller Saiyajins, die noch nie eine blauhaarige Saiyajin gesehen haben…wilde Männer, die nicht so sind wie ich oder deine Brüder…du bist so schwach und Radditz hat nicht immer ein Auge auf dich. Willst du es riskieren?“

„Wenn ich es richtig verstehe, ist das Zeichen auf meiner Brust das königliche Wappen. Ich stehe damit dem Prinzen direkt unter und er beschützt mich dafür“ hielt Bulma ihm entgegen und sah Radditz nach Antwort heischend an.

Er nickte zustimmend, leicht schmunzelnd. Bulmas fester Blick und wie sie mehrfach über ihre neue Kleidung strich, sagten ihm, dass sie ihre Entscheidung längst gefällt hatte.

„Dann wird also jeder, der es wagt, mich zu betatschen, sich dem Prinzen verantworten müssen?!“ fuhr sie fort. „Dem mächtigsten, stärksten Saiyajin auf dem Planeten? Dann bin ich doch sicher. Außerdem…ich weiß, als was du arbeitest, Papa. Denkst du, ich weiß nichts von deiner wilden Seite? Wo du mir doch selbst erzählt hast, wie oft du dich in den Ozaru verwandelt hast. Wo liegt der Unterschied zwischen dir und den anderen Saiyajin?“ fragte sie vorwurfsvoll.

Bardock schluckte. Schuldbewusst sah er zu Boden.

„Wenn du dich kontrollieren kannst, sollten es die anderen dann nicht auch tun? Und wenn sie nicht in der Lage sind…du hast mal selbst gesagt, wie sehr der Prinz gefürchtet und respektiert wird. Sein Wappen wird jeden von dummen Gedanken abhalten“ argumentierte sie weiter.

„Und was…“ fragte Bardock heiser, die Fäuste geballt. „wirst du tun, wenn die Gefahr vom Prinzen selbst ausgeht?“ Er sah wieder grimmig auf; betrachtete seine hübsche Tochter und stellte sich, wie der Prinz, ein junger Mann, bei ihrem Anblick reagieren würde.

Wie er die exotisch aussehende Saiyajin behandeln würde, die von ihm abhängig war.

Radditz ahnte, worauf sein Vater hinauswollte und mischte sich ein.

„Willst du etwas Prinz Vegetas Ehre in Frage stellen? Er hat noch nie eine Frau zu etwas gezwungen und er hat mir sein Wort gegeben, es auch bei Bulma nicht zu tun“ sagte er empört.

Bardock versuchte, seine Tochter zu ängstigen, dabei wusste er doch selbst, an welch hohen Ehrenstandard der Prinz sich selbst und seine engsten Vertrauten maß. Sowohl Radditz als auch der Prinz würden niemals zulassen, dass sich jemand Bulma gegenüber ungebührlich benahm.

Bardock lachte spöttisch.

„Es gibt viele Wege, eine Frau dazu zu bringen, etwas „freiwillig“ zu tun. Manipulationen, Erpressung, Lügen…solange er sie zu nichts zwingt, ist er nicht schuldig. Aber das bedeutet nicht, außer Gewalt keine anderen Möglichkeiten zu haben“ erklärte er kalt.

Bulma schluckte besorgt, aber sie erkannte, wie ihr Vater versuchte, ihr Angst zu machen.

„Jetzt das Risiko zu bemessen, ist doch unsinnig“ fordert sie ihn auf. „Die Entscheidung ist längst gefallen. Klar, Radditz hat nicht um Erlaubnis gebeten, aber hättet ihr sie ihm gegeben? Mir gefällst, ich will es tun. Lieber eine Reise ins Ungewisse und unbekannte Gefahren als jeden Tag denselben, langweiligen Mist. Ich habe keine Lust mehr, mich verstecken zu müssen. Jeder von euch kann gehen, wohin ihr wollt. Ihr habt keine Ahnung, wie ich mich fühle.“

„Bulma, wir lieben dich“ fing ihre Mutter besorgt an und trat einen Schritt auf sie zu, die Augen groß und flehend. „Wir kennen das Volk der Saiyajins besser und…“

„Und deswegen versteckt ihr mich, blabla. Ich höre mir die Kacke seit achtzehn Jahren an. Vielleicht würde ich euch mehr vertrauen, wenn ihr mich nicht ständig angelogen hättet“ entgegnete Bulma und ihre Stimme wurde lauter und keifend. Wütend stampfte sie mit den Füßen auf, wedelte affektiert mit den Händen. „Ach nein, Bulma, deine Periode ist harmlos. Nur ein Reinigungsprozess“ äffte sie den Ton ihrer Mutter nach. „Kinder werden vom Burag-Vogel gebracht. Darum hast du blaue Haare und Augen, weil du aus einem blauen Ei geschlüpft bist. Außer dicke Jungs wie dein Bruder, die bringt ein Himmelsherrscher, deswegen lag er auch in einem Riesen-Ei. Erinnerst du dich?“

Gine hielt ertappt inne, wandte den Blick ab.

Radditz musste dagegen unwillkürlich ein Lachen unterdrücken, als er sich an die alte Story erinnerte, wie seine Eltern ihnen weismachen wollte, woher Kakarott gekommen war.

Aus einem Ei geschlüpft, ja klar…eine eiförmige Brutkapsel.

Gine seufzte und rieb sich unbehaglich die Arme.

Was ihre Kinder ihr vorwarfen, war wie Brennstoff für ihr schlechtes Gewissen.

All ihre Argumente waren logisch und rational.

Das Problem war, dass Saiyajins nicht für ihre Rationalität und Logik bekannt waren, sondern für ihr cholerisches, aggressives Verhalten. Gute Argumente zählte da nicht.

Besonders nicht bei einem Elternpaar, dass nie einen richtigen Abnabelungsprozess zu ihrer Tochter eingeleitet hatte.

Radditz und Kakarott hatten sich behutsam gelöst, mehr Freiheiten erhalten aufgrund ihrer Stärke, während Bulma für 18 Jahre ständig eng bei ihren Eltern gelebt hatte. Von ihren Söhnen konnten sie sehr einfach trennen, aber ihre besondere Tochter…das war schwieriger.

Dann auf einen Tag plötzlich erklärt zu bekommen, dass Bulma sie verlassen würde; dass sie ausgerechnet unter der mächtigsten Person dienen sollte…konnte man es Bardock und Gine verdenken, dass sie sich mit diesem neuen Umstand nur schwer anfreunden konnte?

Besonders Bardock war wütend: seine Söhne stellten sich gegen ihn und seine Entscheidung.

An Rationalität war da nicht zu denken, ihre Argumente zählten nicht für ihn.

Es gab nur seine Gefühle, seine rasende Wut und Angst.

Bulma sollte die Familie verlassen, ihre Sicherheit?!

Bardock war der Stärkste der Familie, der Patriarch und sah es als seine Pflicht an, sein Weib und seine Tochter zu beschützen. Seine Söhne konnten sich selbst verteidigen, aber der Rest der Familie…das war seine Aufgabe. Er traute niemanden zu, diese Aufgabe übernehmen zu können.

Niemals würde der Prinz und Radditz seine Tochter die ganze Zeit beschützen können und dann…was könnte alles passieren, von der eigenen und fremden Rassen?

Der Zorn überkam ihm bei der Vorstellung, geboren aus all den Erfahrungen, die er auf seinen Missionen gemacht hatte. Er hatte gesehen, wie saiyanische Krieger wüteten.

Er knurrte tief, seine Fäuste ballten sich, die Adern auf seiner Stirn schwollen an.

Radditzs schluckte und auch Kakarott wich besorgt einen Schritt zurück bei diesem Anblick.

Noch nie hatten sie ihren Vater so wütend gesehen; nun spürten sie tatsächlich Angst.

Auch Bulma war erschrocken, spürte sie doch, wie sich seine Aura verfinsterte. Nichts drang mehr durch; ihr Vater war in seiner Wut gefangen.

„Heute ist wirklich mein Glückstag: All meine Kinder beschließen am selben Tag, rebellisch zu werden“ begann Bardock unheilvoll zu lachen und knackte mit den Fingerknöcheln. In seinen Augen loderte es. „Das spart Zeit. Ich werde mich um euch gleichzeitig kümmern. Schluss mit den Diskussionen! Ihr wollt mich herausfordern? Fein, lasst es uns ein für alle Mal klären, wer an der Spitze der Nahrungskette steht.“

Zuerst würde er seine Söhne niederstrecken und dann seine Tochter packen und sie tief in den Bergen verstecken, wo sie sie wieder beruhigen konnte und niemand sie finden würde.

Radditz und Kakarott hoben ihre Fäuste und warfen sich schnell einen Blick zu. Sie nickten sich zu, waren derselben Meinung.

Heute würden sie zum ersten Mal gemeinsam kämpfen!

Ausgerechnet gegen ihren eigenen Vater, aber nur gemeinsam hatten sie eine Chance gegen ihn.

Bardock lachte hämisch bei ihren entschlossenen Blicken, nahm seinen Scouter ab und ließ ihn zu Boden fallen. Seine Söhne taten es ihm nach.

Unausgesprochen war damit klar, dass Schläge ins Gesicht erlaubt waren; dass es keine Gnade geben würde.

Ungläubig starrte Bulma zwischen ihren Vater und ihre Brüder.

Was hatten sie vor?

Sie waren doch noch nicht am Ende der Diskussion. Wieso machten sie sich kampfbereit?

Ehe sie verstand, was die Männer planten und sie sie aufhalten konnte, sprangen diese gleichzeitig in die Luft.

Geschockt sah Bulma dabei zu, wie die männlichen Mitglieder ihre Familie sich in der Luft duellierten.

Die Luft erschallte von ihren Schlägen.

Hilfesuchend wandte sie sich an ihre Mutter. „Mama, so geht es doch nicht weiter. Wir müssen darüber reden. Die Deppen können sich doch nicht so einfach bekämpfen; wir sind eine Familie.“

Doch Gine schüttelte traurig den Kopf.

„Ihr habt Bardocks Autorität herausgefordert. Saiyajins kennen nur einen Weg, um diese zu beweisen“ erklärte sie.

„Aber du verstehst doch, warum ich es tue. Bitte, Mama, sei nicht böse“ flehte Bulma und griff bittend nach ihren Händen. Gine lächelte traurig und drückte sie sacht.

Natürlich verstand sie es, sie war auch mal jung gewesen, war auf Außen-Mission gegangen, hatte ihre Jugend genossen, sich mit Bardock und Gleichaltrigen getroffen.

In Bulma Kindheit hätte sie häufiger daran gedacht, dass ihre Tochter solche Erfahrungen nicht machen könnte und hatte alles versucht, ihr dafür andere, schöne Erinnerungen zu verschaffen. Bulmas Mutter war auch ihre beste Freundin. Zwischen ihnen gab es ein starkes Band wie zu keinem der anderen Kinder.

Als Gine in ihre blauen Augen sah, ihren Wunsch, ihre Bitte…wie konnte sie es ihrer Tochter abschlagen; ihre Zukunft verbauen? Bulma bat um ihren Segen.

Gine schloss traurig ihre Augen. Sie nickte, ihren letzten Widerstand aufgebend.

Erleichtert seufzte Bulma auf. „Gut, nun müssen wir nur noch diese Trottel da runterholen“ sagte sie mit neuer Entschlossenheit und starrte in den Himmel.

 

Die drei Saiyajins flogen rasant in der Luft, teilten Schläge und Tritte aus und bekamen von unten nichts mit.

Luftkämpfe gehörten zu den anspruchsvollesten Arten zu kämpfen, da man den Gegner von allen Seiten, auch von unten, attackieren konnte und genau so auch angegriffen wurde.

Zudem war es auch noch ein Zwei- gegen- Einer-Kampf, wobei der Mengenvorteil zuerst nicht ersichtlich war: Kakarott und Radditz hatten noch nie zusammen gekämpft und zuerst standen sie sich gegenseitig im Weg. Eine Schwachstelle, die Bardock ausnutze und zuschlug; sie sogar gegeneinander ausspielte.

Doch Kakarott fing an, strategischer zu denken und überließ Radditz immer den ersten Angriff, um seinen größeren Körper als Deckung zu nutzen. Während Bardock damit beschäftigt war, den Angriff von Radditz zu blocken, schlich sich sein Bruder an und attackierte aus dem toten Winkel.

Bardock verging das Grinsen, als er mehrmals schmerzhaft getroffen wurde.

Seine bessere Chance waren Ki-Angriffe, aber die drei Krieger hatten wortlos beschlossen, es aus Schutz für die unten stehenden Frauen nicht zu tun.

Bardock blockte schnell einen weiteren Angriff von Radditz ab und schlug ihm als Gegenantwort heftig in den Magen, um rechtzeitig Kakarotts Angriff gegen seine Nase nach hinten auszuweichen.

Seine Söhne fingen an, ihn zu nerven. Besonders Kakarotts Schläge wurden immer stärker und schneller.

Radditz hielt sich keuchend seine Hand auf den Bauch. Der Schmerz paralysierte ihn.

Verdammt, der Schlag hatte gesessen. Bardock hielt sich nicht zurück.

Kakarott verschaffte ihm die nötige Atempause zum Erholen, in dem er nun allein gegen ihren Vater kämpfte.

Radditz wischte sich grinsend das Blut von der Lippe.

Angesichts Bardocks genervte Miene wurde ihm klar, dass sie ihren Vater in die Ecke trieben.

Kakarott merkte den Wechsel im Kampfverlauf ebenfalls; das Blatt hatte sich zu ihrem Gunsten gewendet.

Da keiner der Krieger mehr einen Scouter trug, nutzte er die Gelegenheit und lockerte seine eigenen Fesseln, gab seine Zurückhaltung auf: sein Körper wurde wärmer, beweglicher, schneller. Er ballte seine Fäuste zusammen und Bardock erhielt einen schmerzhaften Treffer gegen den Kiefer.

Der stöhnte auf.

Kakarott setzte sofort nach, holte mit einer schnellen Drehung sein Bein aus und kickte den Älteren von oben in den Magen.

Die Wucht schleuderte ihn nach unten.

Doch Kakarotts Ziel, seinen Vater zu Boden zu werfen, blockte jener durch seine Sturheit ab und blieb in der Luft stehen. Nun, wo er mit dem Rücken zum Boden war und es über ihn nur seine Gegner gab, war es die perfekte Chance für einen Ki-Angriff.

Kakarott merkte anhand der Aura-Bewegung, was sein Vater vorhatte und schrie Radditz eine Warnung zu, während er seine Arme vor dem Körper verkreuzte.

Ein blendender Blitz wurde beidhändig auf die jungen Krieger abgeschossen.

Als das Licht verblasste, bemerkte Kakarott erstaunt, dass ihm nichts schmerzte und als er die Augen aufschlug, erkannte er auch, wieso.

Radditz hatte sich vor seinen Bruder schützend aufgebaut und sich auf die Verteidigung konzentriert. Seinen Abwehr-Technik war besser; sein ausdauernder, kräftiger Körper ans Ertragen von Schlägen mehr gewöhnt. Wenn er Kakarotts Kame-Attacke ertragen konnte, dann auch die kleineren Blitze von Bardock, selbst wenn die Arme brannten.

„Worauf wartest du? Greif ihn an, bevor er sich erholt“ rief Radditz befehlend zu und Kakarott verstand.

Radditz wollte sich als Prellbock anbieten und Bardock ablenken, damit der flinkere Kakarott gezielt zuschlagen konnte.

Radditz als Schild und Kakarott als Speer: Die Strategie könnte funktionieren.

Doch, bevor die drei Krieger wieder aufeinander losstürmen konnte, flog jemand zwischen ihnen in die Kampfbahn. Eine Gestalt stellte sich ihnen in den Weg.

Die Saiyajins hielten erschrocken inne.

Es war Bulma.

 

Fassungslos sah Gine, die immer noch auf der Erde stand, nach oben.

Ihre Tochter hatte sich einfach so in die Luft erhoben?

Wie hatte sie den Trick gelernt; wie genug Energie dafür?

Auch Bardock war erschrocken.

Sein erster Verdacht waren ihren Brüder.

„Habt ihr es ihr beigebracht?“ knurrte er.

Radditz schüttelte den Kopf. Bei seiner verblüfften Miene wusste Bardock, dass er nicht log.

Auch Kakarott schüttelte den Kopf, aber er sah nicht annähernd so überrascht aus.

„Kakarott, warst du es?“ warf Bardock ihm vor.

„Ich hab’s dir doch damals versprochen, es nicht zu tun“ erwiderte dieser störrisch. „Daran habe ich mich gehalten.“

Bardock wusste damals noch nicht, dass seine jüngsten Kinder längst fliegen konnten, weil Broly es ihnen beigebracht hatte.

Selber Schuld, wenn man seine Frage nicht richtig stellte oder mit dem Versprechen-zwingen zu spät kam, wenn es schon längst geschehen war.

Bevor Bardock die richtigen Fragen stellen konnte, mischte sich Bulma ein. Sie schwebte näher zu ihrem Vater. Entschlossen sah sie ihn an.

„Ich kann schon seit Jahren fliegen“ beichtete sie ihm. „wie ich es gelernt habe, ist genau so sinnlos zu diskutieren, warum Radditz nicht zum Prinzen hätte gehen sollen. Es IST passiert und es wird sich nicht mehr rückgängig machen lassen können. Du kannst mich nicht mehr einsperren.“

Bardockt zuckte zusammen. Einsperren hörte sich so hart an.

„Bulma, ich…“

„Ja, ich weiß, ich war keine Gefangene von euch, nur von den Umständen. Aber die Umstände haben sich geändert, nur ihr nicht. Sieh mich doch an!“

Sie strich sich bedeutungsvoll an ihrem Körper herunter.

„Ich bin kein Kind mehr, schon lange nicht.“

Bardock schnaubte. Er war da anderer Meinung, aber würde er sie jetzt laut sagen, machte er sich selbst lächerlich. Er presste seine Lippen so fest aufeinander, dass sie wie ein dünner Strich wirkten.

Er verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust.

Bulma fühlte sich, als wären ihre Rollen vertauscht: wer benahm sich jetzt kindisch?

„Wäre Radditz heute nicht mit seiner Lösung gekommen, wäre ich irgendwann abgehauen“ ließ sie die Bombe fallen.

Bardocks Augen wurden groß. Gine, die von unten alles genau verstehen konnte, keuchte auf und hielt sich entsetzt eine Hand vor den Mund.

„Den Plan habe ich schon seit Jahren. Seitdem ich nicht zu Radditz Tatakai durfte“ fuhr Bulma fort.

„Darum habe ich heimlich gelernt und nach Fluchtmöglichkeiten gesucht. Wenn die Saiyajins mich nicht haben wollen, hätte ich mir einen anderen Planeten gesucht und euch für immer verlassen.“

Wie sie es geschafft hätte, wollte sie nicht offenbaren, aber allein, dass sie hier vor ihm stand, schwebend, machte ihrem Vater deutlich, dass es keine leere Drohung war.

Sie war dazu in der Lage.

Auch wenn es gemein klang, diese drastischen Worte ihren Eltern ins Gesicht zu sagen…einen gewissen Egoismus mussten sie ihr auch zugestehen. Kein Saiyajin lebte unentgeltlich und nur für andere, jeder hatte seine Bedürfnisse, auch ihre Tochter. Nur dafür zu sorgen, dass sie es warm und sicher und immer was zum Essen hatte, war kein Garant, dass sie keine weiteren Bedürfnisse besaß.

Ihre Eltern waren schließlich auch ihren eigennützigen Zielen gefolgt, ohne viel auf die Meinungen anderer zu geben.

Bardock verstand, dass seine Tochter tiefliegende Geheimnisse gehütet hatte und ihr ernster Blick war ihm eine Warnung.

Eines Tages wäre er heimgekommen und seine Tochter wäre spurlos verschwunden gewesen.

„Du wolltest uns verlassen?“ fragte er heiser. Ungläubig sah er sie an.

Allein, dass sie von „Gefangenschaft“ sprach…seit Radditz Tatakai, seit über zehn Jahren fühlte sie sich unwohl…aber sie hatte kein Wort gesagt…aber wenn sie fliegen konnte…hatte sie den Wald bereits verlassen?

So viele Gedanken stürmten auf ihn ein. Er fühlte sich schwer getroffen von den Vorwürfen seiner Tochter, fühlte sich abgewiesen. Sein Herz fühlte sich an, als würde es brechen.

„Hattest du denn keine schöne Kindheit?“ fragte er bitter.

Bulma schluckte. Es fühlte sich wie ein Kloß in ihrem Hals an.

„Ich hatte die schönste Kindheit, die man auf Vegeta-Sei haben kann. Ich war ein glückliches Mädchen…“ antwortete sie. Ihre Stimme brach fast, ihre Augen schimmerten feucht. „Weil ich den besten Papa auf der Welt habe.“

Sie sahen sich beide bekümmert in die Augen. Bulma war ihm dankbar, sie liebte ihren Vater, aber sie war nun alt genug, um ihren Weg selbst zu gehen und das sagte sie ihm auch, mit fester Stimme und harten Blick.

„Aber ich bin kein Kind mehr!“

Zum ersten Mal musste Bardock der Realität ins Auge sehen: ihre Statur, ihre Größe, wie sie ihre Meinung aussprach und Pläne machte…ja, sie war kein kleines Mädchen mehr.

Aber in seinem Herzen würde sie es immer sein.

Dennoch musste er sie loslassen.

Bardock senkte aufgebend den Kopf, seine Fäuste lockerten sich.

Bulma und Kakarott spürten, wie seine Aura sich veränderte, nicht mehr wütend, nur noch traurig wurde. Gine und Radditz, die keine Aura erfassen konnte, erkannten es an seiner Haltung.

Bestürzt sah Gine nach oben zu ihrem Gefährten, der sich weigerte, seine Kinder anzusehen; den Kopf gesenkt, der Rücken gebeugt, der Schweif kraftlos herabhängend.

Sie ahnte, wie er sich fühlte; kannte sie ihn doch am besten.

 

Bardock war ohne starke Familienbindung aufgewachsen: seine Eltern waren Krieger und mehr ans Kämpfen als an ihrem Sohn interessiert gewesen. Sie waren nur für kurze Zeit zusammen gewesen und Bardock wurde das Ergebnis einer heißblütigen Nacht nach einem aufregenden, gemeinsamen Kampf gegen eine fremde Rasse. Nachdem die Euphorie verschwunden war, löste sich auch diese kurze Beziehung auf.

Als Junge war er meistens allein gewesen, keiner seiner Blutverwandten hatte viel Zeit für ihn gehabt; beschäftigt mit ihren Aufgaben und so fiel es ihm schwer, sich anderen zu öffnen. Er fühlte sich alleingelassen und abgeschoben. Nur als Krieger sah man einen Wert in ihm, also verbrachte er seine Zeit mit Training und Übungen in Einsamkeit.

In den Kindergruppen hatte er daher nur schwierig Freunde finden können; zu schwer fiel es ihm, andere zu vertrauen und oft stand er abseits. Weil der gleichaltrige Toma ihn interessant fand und auf ihn zuging, schaffte er es trotzdem, wenigstens einen guten Freund zu bekommen.

Später gewann Bardock sein Tatakai, aber die gewünschte Aufmerksamkeit seiner Eltern erhielt er trotzdem nicht. Damit war das Thema Familie für ihn gelaufen und er konzentrierte sich nur noch auf seine Karriere…bis er Gine traf.

Gine hatte eine schönere Kindheit besessen. Ihre raue, gefürchtete Mutter zeigte bei ihrer Tochter eine ungewöhnliche, herzliche Seite; spielte mit ihr und verwöhnte sie. War sie auf Mission, kümmerte sich der sanfte Vater um sein kleines Mädchen.

Mit Gine lernte Bardock das erste Mal, was Familie bedeutete. Darum war diese Bindung sein geheimer Schatz, den er streng hütete, ohne anderen zu zeigen, wie viel es ihm wert war.

Gine, die es seit ihrer Kindheit kannte, mit ihren Eltern und später auch mit ihrem Mann, einen Krieger zu verabschieden, ohne zu wissen, ob er zurückkommen würde, war an den Schmerz des Abschieds gewöhnt. Sie hatte daher auch akzeptiert, sich auf diese Weise von ihren Söhnen zu verabschieden und nun auch ihre Tochter. Sie konnte mit dieser Angst leben; hatte gelernt, damit umzugehen.

Doch für Bardock war es neu.

Er, der sich bislang nur um sein eigenes Leben sorgen musste, während er wusste, dass Weib und Tochter sicher waren, musste sich an den Gedanken gewöhnen, dass sein Mädchen ihr Leben in Gefahr brachte.

Und er konnte nichts dagegen tun; musste sie ziehen lassen.

Zum ersten Mal stand er an der Stelle, wie es Gine jahrelang tat:

Abwartend und hoffend bis zum nächsten Wiedersehen, seine Liebsten verabschiedend; vielleicht für immer? Sorgen und Gedanken, von denen die Krieger meistens keine Ahnung hatten, wenn sie sich in den Kampf aufmachten.

Und diese neuartigen Gefühle, diese Sorge, die über ihn brach und an die er nicht gewöhnt war, machten ihn starr vor Angst.

 

Gine sah mitleidig nach oben.

Immer noch rührte sich Bardock nicht, war schweigsam, während er starr in der Luft schwebte.

Seine Kinder sahen ihn verstört an, wussten aber nicht, wie sie mit ihrem Vater umgehen sollte, der sich weigerte, sie anzusehen.

Also kümmerte sich Gine darum.

Sie flog zu ihm hoch, schwebte hinter seinen Rücken und umarmte ihn.

Während sie sich an seinen Rücken drückte, tröstend ihren Kopf an seinem Schulterblatt ablegend, umschlossen ihre Arme fest seine Brust, die Hände ineinander verschränkt.  Ihr Schweif wand sich um seinen und drückte ihn aufmunternd. Sie ließ die Wärme ihres Körpers auf ihn einwirken.

Sie spürte, wie er rasselnd einen tiefen Atemzug nahm.

Dann, langsam, hob er seine eigene Hand und drückte sie ergebend auf ihre Hände vor seiner Brust.

Neben seiner großen Hand, die ungewöhnlich kalt war, spürte Gine seine Traurigkeit und auch die Akzeptanz für Bulmas Entscheidung.

Bardock gab seinen Widerstand auf.

Er hob nun den Kopf, seine Augen seltsam starr, während er Radditz tief in die Augen sah.

„Du passt auf deine Schwester auf!“ war sein heiserer Befehl.

Radditz nickte grimmig. Er verstand die Botschaft.

Bardock tätschelte kurz Gines Hände und sie löste den Griff um ihn. Er schwebte tiefer, zur Hütte hinab und sie folgte ihm. Mit einem entschuldigenden Lächeln zu ihren Kinder folgte sie ihren Gefährten ins Haus.

Die Kinder sahen stumm ihren Eltern nach, währen die Anspannung ihrer Körper verließ.

Es war geschafft.

Die jungen Erwachsenen landeten ebenfalls und folgten ihren Eltern ins Haus.

Sie waren euphorisch, aber auch gleichzeitig betroffen; der Sieg schmeckte bitter.

So niedergeschlagen hatten sie ihre Eltern noch nie erlebt.

 

Im Wohnzimmer waren ihre Eltern nicht mehr zu sehen, aber das Türe-Schlagen aus der oberen Etage sagte ihnen, dass sich Bardock und Gine in ihr Schlafzimmer zurückgezogen hatten.

Radditz strich sich durch seine Mähne und übernahm die Führung. Er deutete auf den Esstisch und seine Geschwister folgten seiner stummen Aufforderung und setzten sich hin. Währenddessen holte er schnell aus einem Schrank drei Gläser und eine Flasche klaren, süßen Schnaps; den konnten sie jetzt gebrauchen. Ein kleines Glas wäre sogar für den fünfzehnjährigen Kakarott drin; das hatte er sich nach seinem guten Kampf verdient. Vielleicht wäre er als Kamerad und Partner doch ne gute Wahl.

Stolz goss Radditz seinen Geschwistern, die sich so gut gegen ihre Eltern behauptet hatte, die Gläser ein. Gleichzeitig nippten sie dran.

„Was machen wir jetzt, Radditz?“ wagte Bulma als erstes zu fragen.

„Morgen bringe ich dich zum Raumflughafen. Wir werden gemeinsam ein Raumschiff besteigen, dass uns zum Planeten Altharwa bringt. Es ist eine diplomatische Mission; darum muss Prinz Vegeta mit angemessener Gefolgschaft auftauchen. Das bedeutet, viele Saiyajins, ergo großes Raumschiff und die brauchen etwas länger“ fing Radditz an zu erzählen.

Bulma war erleichtert, sowohl über das Ziel der Mission wie auch, dass Radditz in ihrer Nähe sein würde. Kakarotts Augen wurden groß vor Neugier.

„Die Reise zum Planeten braucht daher drei Tage. Wie lange wir dort sind… kommt drauf an, wie gut die Gespräche laufen. Dann wieder die drei Tage zurück. Ich schätze, wir sind einen Monat unterwegs. Du bist den Technikern eingeteilt, die ständig das Raumschiff warten. Zuerst die alltäglichen Aufgaben, wie Kontrolle, Reparaturen und Säubern, aber wenn du gute Arbeit leistest, wirst du befördert“ fuhr Radditz fort und sah sie ernst an. „Wenn wir da auftauchen, musst du darauf gefasst sein, dass es ne Menge dummer Sprüche wegen deinem Aussehen gibt“ warnte er sie. „Man erwartet von jedem Mannschafts-Mitglied Disziplin, also auch von dir. Sei vorsichtig mit deinem Temperament. Ich werde nicht in den Maschinenräumen sein und dir helfen können. Wir werden uns während der Reise vermutlich nur in der Kantine sehen.“

Bulma nickte eingeschüchtert.

„Besonders wenn der Prinz dich sehen will, musst du vorsichtig sein. Rede ihn mit „Hoheit“, „Kommandant“ oder „Majestät“ an. Auch wenn er noch nicht offiziell zum König ernannt wurde, ist er die mächtigste Person unseres Volkes.“

„Dann werde ich also unseren Herrscher treffen… wie ist er so? Du redest nie viel über ihn. Muss ich irgendetwas an Etikette beachten?“ fraget Bulma nervös.

Abgesehen von ein paar lobenden Worten über Vegetas Stärke, seine Strenge und seinen Anspruch, wusste sie nicht viel über den Herrscher. Aber seine hilfreiche Entscheidung, dass er sie einstellte, ohne sich von ihrem Aussehen oder Schwäche beeinflussen zu lassen, beeindruckte sie. Ihm schien es egal zu sein. Sie hoffte, einen guten Eindruck auf ihn machen.

Prinz Vegeta…wie er wohl aussah? Wie stark wohl seine Aura war, die Aura eines Königs?

Radditz kratzte sich das Kinn. Prinz Vegeta war schwer zu beschreiben. Die ersten Wörter, die ihm einfielen, waren „Stark, arrogant, stolz und Kontrolliert“ aber das sagte wenig über seinen Charakter aus.

„Je weniger du mit ihm zu tun hast, umso besser. Geh ihm aus dem Weg, solange er dich nicht rufen lässt; das ist sicherer. Wenn du ihn siehst, senkst du den Kopf, beugst den Rücken, während du deine rechte Faust an deiner Brust hältst. Du bleibst still, bis er dich anspricht. Sei kurz und präzise in deinen Antworten“ erklärte er die saiyanische Etikette. „Merkst du, dass er verärgert ist, gehst du auf die Knie, die Stirn zu Boden und flehst um dein Leben, bis ich dich aus deinem Schlamassel raushole.“

Bulma nickte eingeschüchtert. Kakarott bemerkte, dass seine Schwester nun doch nervös wurde und fing an, laut zu sprechen.

„Wow, eure Mission hört sich ja spannend an. Ihr müsst nicht kämpfen, das ist doch gut. Warst du schon mal dort, Radditz?“ fragte er und versuchte die Stimmung zu heben.

Radditz folgte der Aufforderung und fing an, den spannenden Planeten zu beschreiben, der Treffpunkt vieler Rassen war und aus prächtigen Städten, großen Märkten und köstlichen Nahrungsangeboten bestand. Wie sein letzter Aufenthalt dort geendet hatte, verschwieg er aber.

Sein siegreicher, blutiger Kampf in der Arena…vielleicht würde er mal später damit angeben.

„Während die Anführer diskutieren, kann die Mannschaft in Gruppen alles erkunden. Tagsüber habt ihr frei, sobald eure Aufgaben erledigt sind und abends muss man wieder auf dem Schiff sein. Wir gelten als Gäste, alle müssen sich benehmen. Der Zahlmeister wird kurz vor der Ankunft den Sold auszahlen, so dass man Geld und Freiheit hat. Ich bin sicher, dass du dich einer Gruppe anschließen kannst. Wenn nicht, bleib auf dem Schiff, bis ich wieder da bin, dann ziehen wir gemeinsam los und ich zeige dir besten Ecken“ erklärte Radditz seiner Schwester.

Von dieser Neuigkeit angetan, schlich sich allmählich ein vorfreudiges Lächeln in Bulmas Gesicht.

„Was muss ich einpacken?“ fragte sie; aufgeregt und packbereit.

„Auf jeden Fall Arbeitskleidung; die Arbeit wird schmutzig. Ein paar Garnituren zum Wechseln. Es gibt einen Reinigungsservice, der kriegt sogar Ölflecken heraus. Deine neue Kleidung, die du jetzt trägst, ist für die morgendliche Inspektion, bevor das Raumschiff startet und als deine Ausgeh-Uniform gedacht. Damit erkennt jeder, dass du eine Saiyajin bist und zur Delegation gehörst. Noch Fragen?“

Bulma schüttelte den Kopf, wurde unsicher, zuckte dann mit den Achseln und ließ bedrückt den Kopf hängen.

„Ich bin unsicher, ob ich morgen weiß, was ich tue“ flüsterte sie unsicher.

Sie musste damit rechnen, in der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen.  Es würde abschätzende Blicke und Getuschel geben.

Was, wenn sie zu dämlich war, um ihre Aufgaben zu erfüllen? Wenn sie Fehler machte?

Radditz sprach ungerührt weiter.

„Dann wird dich schon einer berichtigen. Wenn du für die Aufgabe nicht geeignet bist, wird halt eine andere gesucht. Man muss halt schauen, wo deine Talente liegen. Es ist auf jeden Fall geplant, dass du durch mehre Abteilungen gehst und von den Vorgesetzten beurteilt wirst“ erklärte er.

Vegeta hatte ihn mit einem ausgeklügelten Ausbildungsplan überrascht.

Wie hatte dieser Stratege in so kurzer Zeit einen solchen Plan entwickeln können, wenn die Enthüllung über Bulma gerade mal Minuten her war?

„Nach der Mission wirst du im Palast leben, wie ich auch und für weitere Aufgaben zur Verfügung stehen. Trage den Scouter immer bei dir, damit du rechtzeitig reagieren kannst, wenn du gerufen wirst. Deine Arbeitspläne erscheinen dort auch drauf“ befahl er.

Bulmas Augen wurden groß.

„Im Palast? Was…was ist mit meinen Sachen? Meiner Kleidung, die Bücher…?“ fragte sie erstaunt. Sie würde nicht mehr bei ihren Eltern leben? Nicht mehr täglich Kakarott sehen?

Der Gedanke war aufregend, aber auch beängstigend.

Im Palast…dann war sie nahe Sadala…aber nicht mehr in der Nähe der Tsufuru-Basis. Aber vielleicht fand sie dort auch noch Spuren der ausgelöschten Rasse, andere versteckte Basen?

„Deine Sachen kannst du mitnehmen, es wird sich schon ein Platz dafür finden. Allerdings…es gibt dort auch Regeln“ warnte er sie vor.

Eilig nickte Bulma. Hastig nahm sie noch einen Schluck von Schnaps und verschluckte sich fast an dem brennenden Nachgeschmack.

Radditz kratzte sich den Nacken und überlegte. Er wusste nicht, was er noch zu sagen hatte. Für Bulma würde morgen alles neu und aufregend sein, während er daran gewöhnt und dafür blind war. Der Umstand, dass Bulma fliegen konnte, war nützlich; gehörte es doch zu den Mindestanforderungen.

„Wie hast du das Fliegen gelernt?“ fiel ihm die Frage ein. Wenn keiner aus der Familie es ihr beigebracht hatte, wen gab es dann noch?

Toma und die anderen?

Hatte sie es aus ihren Büchern gelernt?

Doch Bulma schüttelte den Kopf, die Lippen stur aufeinandergepresst.

Radditz zuckte mit den Achseln.

Wie Bulma es ihrem Vater schon gesagt hatte: wen kümmerts, woher sie es wusste; es war passiert.

Besorgt sah Radditz nach oben. Von seinen Eltern immer noch keine Spur.

Hatte es sich jetzt erledigt? Waren sie mit allem einverstanden?

Bardocks Befehl, auf Bulma aufzupassen, schien darauf hinzuweisen.

Er wandte sich wieder dem Hauptthema zu, der Mission, sprach über die Aufteilung der Mannschaft und das Raumschiff, damit Bulma eine bessere Vorstellung bekam.

Seine tiefe Stimme durchdrang die dünnen Wände, bis ins verschlossene Schlafzimmer von Bardock und Gine.

Beide lagen auf dem Bett, sich gegenseitig in den Armen haltend, ihre Schweife fest verschlungen.

Sie hatten dank ihres guten Gehörs jedes Wort gehört.

Ihr Pulsschlag war ruhig und gleichmäßig, die Tränen getrocknet.

Gine öffnete die Augen und sah in Bardock bedrücktes Gesicht.

Behutsam streichelte sie über seinen Nacken und seine Wange.

„Wir müssen uns morgen von unserer Tochter verabschieden“ entschied sie.

Bardock nickte stumm, immer noch zu keinem Wort fähig.

 

Am nächsten Morgen flogen Radditz und Bulma los, still und grimmig; den Rest der Familie hinter sich lassend.

Radditz hatte die vergangene Nacht gleich im Hause seiner Eltern verbracht. Warum hin und herfliegen, wenn er eh schon dort war.  Nach einem schnellen Abendessen, dass Bulma zubereitet hatte, hatte er wieder in Kakarotts Zimmer übernachtet.

Ihre Eltern hatten sie erst früh am Morgen gesehen. Gine bereitete gerade ein deftiges Frühstück vor und Bardock saß am Tisch, über eine Tasse Tee gebeugt und auf seine Familie wartend.

Beim Anblick der erstaunten Kinder hatte er nur mit den Schultern gezuckt.

„Hast du deine Sachen gepackt?“ fragte er an seine Tochter gewandt.

Schüchtern nickte sie und hob den Rucksack hoch.

Nicht nur Wechselkleidung und Werkzeug, sondern auch eine geheime Box mit ihrer Erfindung, den Kapseln, befand sich drin.

Was immer sie auf ihrer ersten Mission auch erwartete, sie hatte alles dabei.

Lange sah er sie an; wortlos.

Ließ seinen Blick über sie schweifen, über das rote Stirnband, ihren Brustpanzer bis hin zu den neuen Stiefeln.

„Du…siehst gut aus“ machte er ihr endlich das Kompliment, auf das sie gestern so lange gewartet hatte und wandte sich dann seinem gebratenen Eiern und Speck zu, die ihm Gine in den Moment auf den Tisch stellte.

 Bulmas Gesicht leuchtete erfreut auf.

Mutter und Tochter sahen sich für einen kurzen Moment verschmitzt und zuzwinkernd an, während Bardocks Blick stur auf seinen Teller gerichtet war. Radditz blieb klug und verkniff sich jeden Kommentar, setzte sich ebenfalls stumm an den Tisch. Kakarott war sich nicht gerade sicher, was da gerade abgegangen war, aber wenn sein großer Bruder nichts sagte, wollte er dem Beispiel folgen.

Das Frühstück, dieses letzte gemeinsame Mahl, bevor sie sich alle trennten, wurde schweigend eingenommen.

Doch kurz bevor Radditz und Bulma sich aufmachen wollten, umarmten beide Elternteile ihre Tochter und hielten sie fest in ihren Armen. Bulma spürte ihre Wärme, ihre Sorgen und schluckte schnell jede Träne runter, die sich anbahnen wollte.

Sie würde sich mit einem starken Blick von ihren Eltern verabschieden. So, wie es Bardock und Radditz auch immer taten.

Während er seine Tochter ein letztes Mal in den Armen hielt, sah Bardock kurz streng zu Radditz.

Jener nickte zustimmend.

An den gestrigen Befehl erinnerte er sich immer noch und er würde ihn mit aller Macht einhalten.

Er würde sein Bestes geben, um Bulma zu beschützen, damit sie sicher wieder zu Hause ankam.

Da seine Eltern ihm keine weiteren Fragen während des Frühstücks gestellt hatten, war ihm auch klar, dass sie ihn am vergangenen Abend durch die verschlossene Tür gehört hatten.

Sie wussten damit auch, dass Bulma zukünftig im Palast leben würde.

 

Zum ersten Mal in ihrem Leben flog Bulma nun in Richtung Raumflughafen, zu den großen, hellen Türmen, die sie bei ihren früheren Besuchen in Sadala von weitem gesehen hatte.

Der Raumflughafen bestand nicht nur aus den blinkenden Türmen, sondern auch einem riesigen Komplex aus mehreren Hallen.

Als sie und Radditz auf einem Vorplatz landeten, übernahm Radditz selbstsicher die Führung. Bulma folgte ihm und bemühte sich um einen aufrechten Rücken und unbefangenen Blick, obwohl sie angesichts des unbekannten, modernen Gebäudes aus dem Staunen nicht rauskam.

Sie marschierten durch verschieden Gänge und durch die großen Fenster sah Bulma auf die abflugbereiten Pods und die Landefelder.

Bulma schluckte, als jeder Passant bei ihrem Anblick große Augen machte und ihnen hinterher sah. Sie konnte das Getuschel und Wispern hören, spürte die ungläubigen Blicke und bemerkte, wie mehrere Saiyajins ihren Scouter nutzten, um ihr Powerlevel zu messen.

Radditz hatte sie vorgewarnt, deshalb ignorierte sie das Getuschel und folgte beherzt seinem großen Rücken, der sie von einem Teil der Blicke abschirmte. Wer ihm entgegen trat, blickte zuerst in sein grimmiges Gesicht und übersah fast die blauhaarige Gestalt hinter ihm.

Bislang verlief es einigermaßen gut; sie wurden von niemanden aufgehalten oder attackiert. Radditz imposante Gestalt und ihr weißer Brustpanzer mit dem Königswappen schienen als Abschreckung zu funktionieren. Aber teilweise lag es auch an Bulmas zierlichen, harmloser Gestalt mit schwacher Kraft: die meisten Saiyajins sahen sie nicht als Gefahr an. Sie konnten aber nicht glauben, dass so ein Aussehen natürlich waren und sahen dieser ungewöhnlichen Saiyajin lange nach. Dank der Kommunikation per Scouter ging das Gerücht dieser seltsamen Saiyajin schnell im Raumflughafen um.

Radditz wusste, er musste sich beeilen, bevor zu viele neugierige Tölpel sich ihnen in den Weg stellten, sie begafften oder gar berühren wollten.

Pech, dass das große, königliche Raumschiff wegen seiner Größe ganz weit hinten stand und man mehr laufen musste.

Er beschleunigte seinen Schritt und führte Bulma durch einen Seitengang in die weniger belaufenen Flure. Von dort kamen sie in die Werkhalle, in der Pods repartiert und gewartet wurde. Bulma staunte; am liebsten würde sie gleich hier arbeiten. Doch Radditz hielt nicht still, schlich sich mit ihr durch die meterhohe Regale voller Ersatzteile, bis sie durch eine Tür traten.

Das Licht blendete sie nach diesem kurzen Besuch in der dunklen Werkhalle.

Sie blinzelte und während ihre Augen sich wieder an die Helligkeit gewöhnte, erkannte sie das mächtige Raumschiff, auf das Radditz nun zuschritt und vor denen eine Reihe gefährlich aussehender Saiyajins in den Rüstungen der Krieger warteten. Radditz sah sie ungeduldig an und sie beeilte sich, ihm wieder zu folgen.

Je näher sie kam, desto mehr war sie von der Größe des Raumschiffes beeindruckt.

Es musste mehrere Stockwerke beinhalten, die Fenster waren rund und golden und das Königswappen war darauf angebracht.

Ein roter Teppich führte zu einer bislang verschlossenen Luke, daneben hatten sich Krieger aufgestellt, als schienen sie auf jemanden zu warten. Techniker wuselten herum, waren an den Anschlüssen mit Auftanken und Wartungen beschäftigt und polierten die Fenster.

Die Gruppe von Krieger sah Radditz ankommen, nickten ihm beiläufig zu, doch als die ersten erkannten, wen er da im Schlepptau hatte, stoppten sie im Gespräch. Sie zeigten dieselbe Reaktion wie bei den Saiyajins im Gebäude; Augen groß, der Mund ungläubig offen. Radditz ignorierte sie und trat schweigend an ihnen vorbei.

Bulma fühlte sich wie ein exotisches Tier und ihr Schweif um ihre Hüfte zog sich unbewusst enger.

Sie schluckte.

Wenn Radditz nichts sagte, würde sie seinem Beispiel folgen.

Sprich nur, wenn du angesprochen wirst; hatte er ihr eingebläut.

Sie senkte den Kopf und folgte Radditz Rücken. Als ihr Bruder weit vorne an der Luke stehen blieb und sich neben den Teppich stellte, tat sie es ihm nach.

Er verschränkte die Arme und sah stur geradeaus; seine Haltung lud nicht zum Gespräch ein. Wieder blockte sein großer Körper ihre Gestalt von den anderen ab, obwohl die Krieger neugierig ihre Köpfe reckten. Das Gemurmel ihre tiefen Stimmen wurde lauter.

 

„Alles klar, Männer?“ eine laute, tiefe Stimme begrüßte die Saiyajins.

Sofort verstummte das Wispern, die Krieger stellten sich erschrocken gerade auf und Radditz drehte den Kopf zum Neuankömmling, um ihn mit einem Nicken zu begrüßen.

„Hey, Radditz, du Wicht, da bist du ja. Etwas später als sonst, naja. Hey, hast du auch was von dem Blauhaar gehört, der in der Basis zu sehen war?“ fragte ein glatzköpfiger, gut gelaunter Hüne, der mit langen Schritten herbei marschierte.

Die Krieger spitzten die Ohren und sahen mit neugierigen Seitenblicken zu Radditz hin. Sie wussten, wer sich in seinem Schatten verbarg.

„Hey, Nappa, alter Glatzkopf“ begrüßte Radditz seinen Kameraden; zeigte nur ein kaltes Pokerface.

„Komische Sache“ redete Nappa weiter, ohne die Reaktionen hinter sich zu beachten. „Anscheinend ist ein Saiyajin in den Farbtopf gefallen. Noch seltsamer ist aber, dass sie wohl einen weißen Panzer mit Königswappen trug, obwohl ihr Powerlevel nur bei 200 lag.“

Nur die Elitekrieger durften reinweiße Panzer tragen.

Nappa strich sich nachdenklich das Kinn.

Gerüchte und Gewisper interessierten den neugierigen Mann, wie die meisten Saiyajins. Ganz besonders bei so einer Unstimmigkeit…es war eine spannende Abwechslung im langweiligen, von strikten Regeln befallenen Alltag.

Oder hatte da einer was in der Optik gehabt? Aber dafür gab es zu viele Stimmen, die dasselbe gesehen hatten.

Radditz lächelte ihn kalt an.

Komisch, die Fusselbürste schien an der Sache nichts zu finden?

Nappa stellte sich an seinen gewohnten Platz auf, ihm gegenüber und der Luke am nächsten; wie es dem ersten Mann von Prinz Vegeta gebührte. Bereit, den Appell zu beginnen, sobald der Prinz eingetroffen war.

Er stutzte.

Direkt neben Radditz stand eine kleine, zarte Gestalt…mit weißem Brustpanzer…Königswappen… und sehr, sehr viel Blau im Gesicht…

Sein Kiefer fiel baff herunter.

Also doch keine Illusion eines Saiyajins, dem zu oft auf den Schädel geschlagen wurde.

„Was…wer…ist das?“ fragte er laut.

Die Saiyajin, eine junge Frau, sah ihn nervös an, die Finger schlossen sich ängstlich fester um den Riemen ihres Rucksackes.

Bei den Haaren könnte man noch denken, dass sie gefärbt waren; eine ungewöhnliche Idee eines modeaffinen, experimentierfreudigen Weibchens.

Aber blaue Augen und Schweif?

„Nenn mir sofort deinen Namen und Rang und wer zur Hölle dich hierhergebracht hat“ befahl Nappa, dessen Stimme mehr aus Überraschung als aus Ärger so laut wurde.

Sie zuckte erschrocken zusammen, doch dann beeilte sie sich zu sagen „Bulma, Ingenieurin. Auf Befehl von Skattkönig Vegeta.“

Nappa strich sich verblüfft wieder übers Kinn.

Natürlich, nur Vegeta konnte seine Finger im Spiel haben, wenn sie einen weißen Panzer mit seinem Wappen trug.

Nappa drehte den Kopf, als das Gemurmel von den beiseite stehenden Kriegern lauter wurde. Er sah die neugierigen gespannten Blicke, die versuchten, einen Blick auf das Mädchen zu erhaschen.

Sie waren alle erwartungsvoll, fast zappelig…bis auf Radditz, der fast desinteressiert aussah, obwohl er direkt neben ihr stand…Nappa begriff schnell, dass es kein Zufall war.

„Wer genau hat dich aber hier zum Raumschiff gebracht?“ fragte er lauernd.

Die Kleine sah nervös hoch in Radditzs Gesicht; unsicher, ob sie antworten sollte. Dieser konzentrierter sich aber nur grimmig auf Nappa; gab ihr keine Hilfestellung, sondern ließ sie allein dem Riesen gegenübertreten.

Es war eine notwendige Lektion: Er würde nicht immer in ihrer Nähe sein, darum musste sie sich selbst behaupten. Radditz würde sie nicht wie ihre Eltern dauerbehüten; nein, bei ihm gab es kein Händchen-Halten.

Radditz wusste: wenn Bulma nicht mal Nappa standhalten konnte, wie sollten die anderen Krieger ihr dann Respekt zollen?

Nappa, der Frauen gegenüber immer ein weiches Herz hatte, war ihr Trittbrett, um sich vor den Krieger zu behaupten.

Sie schien zu erkennen, dass Nappa einen höheren Rang besaß und Lügen sinnlos waren, denn sie holte tief Luft und sagte, eilig um eine Antwort bemüht. „Ich bin mit Radditz hier hergeflogen. Er hat mir den Weg gezeigt.“

„Und du kennst ihn woher?“

„Er ist mein großer Bruder.“

Das Gemurmel wurde lauter und Nappa hielt verblüfft inne.

Unmöglich, soweit er wusste, hatte Radditz nur von einem kleinen Bruder erzählt.

Aber warum sollte sie lügen, das machte auch keinen Sinn?

Bevor er den Langhaarigen ausquetschen konnte, der immer noch beharrlich schwieg, meldete sich sein Scouter.

Eine riesige Kampfkraft erschien, also musste die Fragestunde warten.

„ACHTUNG! Seid bereit!“ befahl Nappa laut.

Sofort streckten sich die Rücken der Krieger, die Arme hinter den Rücken gekreuzt, der Kopf erhoben.

 

Bulma zuckte bei dem lauten Appell erschrocken zusammen, sah wie sich die Haltung von Radditz und diesem furchteinflößenden Riesen, der sogar größer war als ihr Bruder, änderte und machte es schnell nach.

Eine aufgeladene Spannung war nun plötzlich zu spüren.

Sie spürte das Nähern eines gewaltigen Powerlevels; eine Aura, die ihr wohlbekannt war, obwohl sie dessen Besitzer seit Monaten nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte.

Konnte es sein…dass Veg ebenfalls mit auf diese Mission kam?

Als Elitekrieger, der dem Prinzen unterstand?

Oh, wie wunderbar, der würde Augen machen, wenn er sie sah. Endlich konnten sie gemeinsam reisen und auf Mission gehen.

„Verbeugt euch vor Prinz Vegeta, eurem obersten Kommandanten, Skattkönig von Vegeta-Sei!“ befahl Nappa weiter. „Herr über euer jämmerliches Leben, Verkünder von Tod und Zerstörung!“

Die Krieger folgten der Anweisung, sanken auf die Knie, die rechte Faust an die Brust gelegt, den Kopf demütig gebeugt. Auch Bulma sank zu Boden und senkte den Kopf. In dieser geduckten Haltung verdeckte der nebenstehende, größere Radditz ihr jede Sicht auf den Teppich und den Herannahenden.

Bulma sah zum Boden, während ihre Sinne hellwach waren.

Sie hörte das laute, nervöse Atmen einiger Krieger und die festen Schritte, die kaum vom dünnen Teppich gedämpft wurden. Die Spannung stieg, Bulma spürte die ersten nervösen Schweißtropfen in ihrem Nacken.

Gleich würde sie zum ersten Mal den Prinzen sehen; der gefürchtetste Mann auf den Planeten; Anführer der Saiyajins; ihr neuer Boss und gleichzeitig der großzügige Retter, der ihr diese Chance gab.

In ihrer Aufregung, diese Sagengestalt gleich persönlich zu sehen, entging Bulma, dass nur ein einziges Powerlevel auf sie zuschritt.

Dann, direkt vor ihren Augen erschienen die Spitzen von weißen Stiefeln. Der Besitzer dieser Schuhe trat nicht weiter, sondern blieb vor ihr stehen.

Bulma konnte seine Blicke auf ihr spüren; ihr Nacken kribbelte unangenehm.

Nun, wo er direkt vorstand und kein weiteres Stiefelpaar neben ihn, wurde sie langsam verwirrt.

Sie fühlte nur Vegs Aura, aber wo war der Prinz?

Seine starke Aura müsste sie doch auch spüren, schließlich war er der stärkste Saiyajin?

Die Neugier und Verwirrung wurden zu groß und da immer noch diese seltsamere Stille und Spannung in der Luft lag; die Stiefel immer noch abwartend vor ihr standen, hatte Bulma keine andere Wahl…sie hob den Kopf.

Ihre Augen wurden groß vor Schreck.

Über ihr stand eindeutig Veg, aber in einer prächtigen Uniform. Sein langer roter Mantel flatterte hinter ihm, angebracht an Schulterepauletten, das rote Königswappen prangte gut sichtbar auf der weißen, polierten Brustpanzerung.

Sein Gesicht war eine starre Maske, zeigte keinerlei Emotionen oder freudige Erkennung, obwohl sie sich direkt in die Augen sahen.

Bulma verstand nicht: Wo war der Prinz?

Warum sah Veg so kalt und grimmig aus?

Freute er sich nicht, sie zu sehen? Nicht mal ein winziges Lächeln für sie, das Zucken eines Mundwinkels?

Bulma war so verwirrt, dass ihr entging, wie auch die andere Saiyajins langsam den Kopf hoben; neugierig und gespannt wegen der langen, unüblichen Stille und wie der Prinz die Neue anstarrte.

Was geschah hier?

Bulma bemerkte weder Radditz Seitenblicke noch sein Räuspern oder die offene, kaum verhohlene Neugier von Nappa.

Alles, was sie sah, war dieses grimmige, bekannte Gesicht, das ihr plötzlich so fremd war. Seine schwarzen Augen sahen sie bedeutungsvoll an, als wollten sie ihr eine Botschaft übermitteln.

„Äh, Prinz Vegeta, sollen wir nicht los?“ hörte sie Nappa vorsichtig anfragen.

Prinz Vegeta?

Bei der Erwähnung dieses Namens und wie respektvoll der Riese ihn ansah, durchzuckte es Bulma wie ein Blitz.

Erinnerungssplitter aus ihrem Gedächtnis formten sich zu einem Puzzle zusammen; bildeten nun endlich ein erkennbares Bild.

All die Dinge aus ihrer Kindheit, die sie nicht verstanden oder ignoriert oder beiläufig abgetan hatte, ergaben nun einen Sinn.

 

Veg in ihrer Kindheit, wie er immer einen Umhang trug und einen weißen Brustpanzer mit Königswappen…kein anderer Saiyajin in ihrem mageren Bekanntheitskreis trug so etwas. Sie hatte auch in Sadala niemanden in dieser Aufmachung gesehen.

 

Veg, wie er den Seekönig tötete und eine unglaubliche Stärke zeigte.

Der sich nie vor etwas fürchtete, als ob er der Stärkste auf dem Planeten war. Der sein Tatakai haushoch gewann, weil es keinen ebenbürtigen Gegner gab. Ein hochnäsiger, arroganter Elitekrieger…oder doch mehr?

Ein Saiyajin, der anscheinend an der Spitze stand ohne Konkurrenten?!

 

Veg bei ihrem ersten Treffen.

„Weißt du nicht, was das ist?“ fragte er sie, als er auf sein Wappen deutete. Sie schüttelte ahnungslos den Kopf, verstand nicht seinen Stolz auf dieses unbekannte Zeichen.

Später dann kam eine Vermutung auf, als Broly ihr die Bedeutung von Wappen und Zeichen erklärte, als sie zum ersten Mal in Sadala war.

Doch erst gestern, als Radditz es laut erklärt hatte, hatte sie verstanden, dass dieses Symbol das Königswappen war.

„Das Königswappen ist das einzige Zeichen, dass direkt von Vater auf Sohn übertragen wird“

Aber sie hatte gedacht, dass Veg wie Radditz ein dem Prinzen nahestehender Krieger war, der sich dieses Privileg durch seine Leistungen erkämpft hatte

 

Veg, der so viele Dinge wusste: über die Saiyajins, über Sadala, heiße Quellen im Palast und seltene Delikatessen wie Kekse...der mit interessanten Hausaufgaben und Bücher zu ihr kam; komplizierte Aufgaben wie sie weder Radditz noch Kakarott machen mussten…

 

Veg, der ihr nie seinen richtigen Namen genannt hatte, weshalb sie selbst ins gehackte Computersystem nie herausgefunden hatte, auf welchen Missionen er war.

Lange Missionen…so wie Radditz, im Gefolge des Prinzen.

Sie waren beide auf denselben Missionen gewesen….

 

Veg, spontane Abkürzung eines Namens…

Ein Name, der unmittelbar mit dem Namen ihrer Heimat verbunden war; seit der erste König Vegeta die Tsufurujins vernichtet hatte.

Ein hochangesehener Name, der in einer einzigen Familie von Vater auf erstgeborenen Sohn übertragen wurde; der Königsfamilie…

 

Veg…nein Vegeta…Prinz Vegeta…Skattkönig Vegeta…ahhhhh

In ihrem Kopf schrien tausend Stimmen laut auf.

 

Ihre Pupillen verengten sich aus Schock, ihr Gesicht wurde bleich und aus ihrem Mund entkam ein hohes Krächzen. Zu mehr war sie nicht in der Lage, denn ihr Hals fühlte sich wie zugedrückt an.

Das Blut raste kalt durch ihre Adern und verursachte ein Rauschen in den Ohren. Die Geräusche in ihrer Umgebung wurden gedämpft; während in ihrem Kopf ihre eigene Stimme schrill schrie.

Er hatte sie angelogen; seit Jahren.

Vegs richtiger Name war Vegeta…PRINZ VEGETA!

 

Bulma war so sehr in diesem Rausch von Gefühlen gefangen, dass sie nicht den bitteren Zug um seinen Mund sah. Er beherrschte seinen Gesichtsausdruck besser als sie, wo Panik und Schrecken deutlich sichtbar waren.

Sie bemerkte nur noch, wie er den Kopf abwandte und mit festen Schritten die geöffnete Luke entlang schritt; sein Umhang ihm majestätisch nachwehend, ohne ein einziges Wort an einen der Anwesenden zu richten.

Bulma scherte sich nicht darum.

Ihr war so kalt, so dass sie anfing zu zittern. Die Kraft verließ sie, sie sank vollständig auf den Boden. In einen sinnlosen Versuch, sich zu wärmen und zu schützen, schlang sie ihre Arme um sich, ihre Finger krallten sich fest in ihre Muskeln, die spitzen Nägeln bohrten sich rein, aber sie spürte keinen Schmerz. Jedenfalls keinen physischen, denn ihr Herz fühlte sich an wie gebrochen.

Ein weiteres Mal spürte sie den Schmerz von Verrat, aber in einem nie gekannten Ausmaß.

Sie spürte dunkle Kälte und eine Gewissheit, die sich durchdrang; die jede schöne Erinnerung wegwischte…

Veg hatte sie angelogen!

Nein!

Vegeta hatte sie verraten!

 

Der erste Flug durchs All

Bulma stand unter Schock.

Das Schlagen ihres Herzens übertönte jegliche andere Geräusche, so dass es klang und aussah, als wäre sie unter Wasser.

Nur gedämpft nahm sie wahr, wie der oberste Kommandant und Anführer der Mission, Skattkönig Vegeta, auch bekannt als Veg der Verräter, über die Rampe und durch die Luke schritt.

Ihm folgten Nappa und die anderen Krieger.

Sie bekam deren neugierigen und abschätzige Blicke nicht mit, aber sie hörte dumpf im Hintergrund die Stimme ihres großen Bruders, der sie aufforderte, aufzustehen und ihnen zu folgen.

Doch sie hatte nicht die Kraft dazu. Ihre Beine wollten sich nicht rühren.

Ein genervtes Knurren, jemand packte sie am Oberarm, zerrte sie heftig hoch und zog sie mit, durch die Luke ins geheimnisvolle Innere des Raumschiffes.
 

Radditz übernahm die Kontrolle und zog seine Schwester mit sich.

Der erste Kontakt war nicht so gut verlaufen, wie gehofft, aber weniger schlimm, wie befürchtet.

Kaum hatte Bulma in die Augen von Vegeta gesehen, war sie wie ein Häufchen Elend zusammengefallen.

Aber was sollte man auch erwarten, angesichts der Differenz in ihren Powerlevel.

Bulmas Selbsterhaltungstrieb schien sich gemeldet und ihren Körper in ängstlicher Starre versetzt zu haben.

Zum Glück ignorierten die Krieger dieses Anzeichen der Schwäche; kannten sie doch selbst die Stärke ihres Prinzen.

Was sollte man dann von einer kleinen Technikerin erwarten?

Radditz sah auf sie hinab. Ihre Augen waren leblos, das Gesicht bleich und sie reagierte nicht.

Er wurde ungeduldig und drückte auf seinen Scouter nach Informationen, bis er fand was er suchte: die Nummer von Bulmas Kabine.

Sie hatte das Privileg einer Einzelkabine bekommen, auf derselben Etage wie er auch; der höchsten und damit nur den wichtigsten Personen zugängig.

Radditz zog Bulma mit zum Fahrstuhl.

Noch hatten sie etwas Zeit, bevor das Raumschiff startete. In ihrer Kabine, versteckt vor fremden Blicken, könnte sie sich vielleicht endlich zusammenreißen.
 

Im obersten Stockwerk angekommen, suchte er nach der richtigen Nummer und zog die immer noch stumme Bulma in die kleine Kajüte hinein.

Allmählich nervte ihn ihr Schockzustand.

Wenigstens heulte sie nicht.

Er ließ den Griff um sie los und sie blieb aufrecht stehen, anstatt kraftlos zusammenzufallen; auch ein gutes Zeichen.

Er sah sich um.

Die Kabine war winzig: In der Wand gegenüber befand sich eine Koje zum Schlafen; darüber und darunter Schränke zum Verstauen von Kleidung. Daneben gab es einen Knopf, der beim Drücken eine Platte als Tisch und eine weitere als Stuhl aus der Wand ausfuhr. Dann gab es noch eine schmale Türe, die zu einer fast schrankähnlichen Dusche mit Toilette und Waschbecken führte.

Trotzdem, im Vergleich zu den Schlafsälen und Gruppenduschen im tiefsten Stockwerk; getrennt nach Geschlechtern, wo die anderen Techniker waren, hatte sie hier wenigstens ihre Privatsphäre. Diese Gruppenzimmer hatten außerdem den Nachteil, nahe an den Maschinenräumen zu sein, wodurch man ständig von lautem Brummen und den Geruch nach Maschinenöl in seiner Nachtruhe gestört wurde.

Gerade bei ihrem Aussehen waren die Gruppenzimmer und Duschen kein passender Ort für sie; zu viele Gaffer und Glotzer.

Das Traurige war nur…seine Kabine hatte fast dieselbe Größe wie ihre.

Mit einem Plumpsen ließ Bulma ihren Rucksack zu Boden fallen.

Radditz sah zu ihr herunter.

Allmählich kam das Leben wieder zurück. Ihr Gesicht war zwar noch bleich, aber da war ein trotziger Zug um den zusammengekniffenen Mund und ein verärgertes Funkeln in den Augen.

Sie schien sich selbst über ihr Verhalten, ihre Schwäche zu ärgern.

Er beschloss, es nicht weiter anzusprechen und wechselte das Thema.

„Das ist deine Kajüte“ sagte er überflüssigerweise. „Meine liegt auch auf diesem Stockwerk, aber etwas weiter weg…sieht genauso aus wie deine.“

Skeptisch hob Bulma den Kopf, maß ungläubig ihren großen Bruder und die winzige Räumlichkeit ab.

Mit den breiten Schulterpolstern der Rüstung berührte er fast die Seitenwände und sein Kopf fast die Zimmerdecke.

Bei ihrer schmalen, kleinen Größe hatte sie gerade noch genug Platz, aber wie schaffte es Radditz bloß in so einer schrankähnlichen Kabine zu schlafen?

„Wie kommst du mit deiner Größe überhaupt in die Dusche hinein?“ fragte sie stirnrunzelnd. „oder in die Koje?“

Radditz seufzte. „Gut, vielleicht ein wenig größer. Deswegen verbringe ich die meiste Zeit woanders und gehe nur zum Schlafen in die Kajüte. Naja, angenehm ist es nicht. Aber besser als in einem der großen Gruppenkabinen unten, wo du ständig das Schnarchen der anderen hörst…und dieser Geruch dort, uäh“ er schüttelte sich kurz angeekelt. „Hast du deinen Dienstplan gelesen?“ fragte er sie. „Du musst in den Maschinenraum, bevor wir starten. Dort triffst du den Maschinenleiter; der weist dich ein.“

„Ja, ich hab’s gelesen. Ich weiß, wie ich den Scouter bediene. Zum Unterdeck E; ich habe noch etwas Zeit, bis ich da sein muss. Ich finde schon allein hin“ sagte sie scharf und kurzangebunden und versuchte, den schweren Körper ihres Bruders Richtung Tür zu schieben.

Der war aber noch nicht fertig.

„Das Essen wird in der Kantine ausgeteilt. Falls dich die anderen stören, kannst du hier essen. Ich weiß nicht, wann und wie du Pause hast, deswegen sehen wir uns wahrscheinlich selten am Tag. Aber am Abend komme ich noch mal vorbei“ erklärte er.

Abgesehen von einigen Besprechungen hatte er während der Reise nichts zu tun; Bulma dagegen würde ständig beschäftigt sein.

Bulmas Stirn runzelte sich genervt und ihr Auge zuckte nervös. Sie wollte allein sein, dringend.

„Es wird schon alles klappen“ beruhigte sie ihn und versuchte, ihn heraus zu schieben…zwecklos.

„Bis vor wenigen Minuten warst du nicht mal ansprechbar“ erwiderte Radditz störrisch.

„Hab mich beruhigt. Ich werde deinen Rat befolgen und Prinz Vegeta…“ der Name kam bitter aus ihrem Mund heraus „aus dem Weg gehen. So, du kannst jetzt los.“

„Bist du sicher? Soll ich dich nicht doch noch zum Maschinenraum begleiten?“

„Nein“ stöhnte Bulma genervt auf. Sie änderte ihre Strategie und versuchte ein aufmunterndes Lächeln. „Radditz, ich will dir nicht auf die Tasche liegen. Du hast deine eigenen Aufgaben. Musst du nicht auf die Brücke? Ich muss mich noch umziehen; da störst du sowieso.“

Radditz war noch nicht völlig überzeugt, aber sie hatte Recht und er musste auf seinen Posten. Mit einem letzten misstrauischen Blick verabschiedete er sich; noch nicht völlig von Bulmas Lächeln überzeugt.

Zu Recht.

Kaum hatte sich die Tür sirrend geschlossen und seine schweren Schritte verklangen, als Bulmas falsches Lächeln einfiel und ihre Maske sich auflöste.

Stattdessen kamen die Gefühle, die sie mit aller Kraft unterdrückt hatte, wieder hoch; überfluteten sie mit Wut, Trauer und Verzweiflung. Sie fühlte sich wie Garnknäuel, dass seine Form verloren hatte und nun wirr auf dem Boden lag: ihre bekannte Ordnung war zerstört.

Sie sank zu Boden und hämmerte wütend auf den metallenen Boden, während die Tränen sie blendeten und ihren Wangen hinab liefen.

„Dieser Mistkerl…“ wimmerte sie.

Seit Jahren hatte er sie angelogen; ihr seine Herkunft verschwiegen.

Wenn sie über ihre Probleme und Wünsche lamentiert hatte, hatte er nur mit dem Kopf genickt und Händchen gehalten; mal ein Geschenk vorbeigebracht, aber keine Lösung vorgeschlagen.

ER WAR DER VERDAMMTE PRINZ!

Aktuell sogar Skattkönig und zukünftiger Herrscher!

Wieso kam er JETZT an und nicht schon FRÜHER, schließlich hatte er diese Position seit fast einem Jahr?!

Wieso hatte er sie schon damals nicht rausgeholt?

War es wegen Radditz, weil er gefragt hatte?

Hatte er zu Radditz eine andere Beziehung als zu ihr und wenn ihr Bruder um etwas fragte, wurde es erfüllt?

Bulma verstand die Welt nicht mehr.

All die Jahre…wie sie miteinander umgegangen waren; das war doch ein Vertrauensverhältnis gewesen?!

Erinnerungen kamen hoch und bekamen nun einen bitteren Beigeschmack.

//Ich habe den Prinzen geküsst…ich habe den Prinzen mein Höschen gezeigt…Ich habe ihn von den Schleimaal-Tümpel erzählt…und er hat mir beim Bovi-Ausnehmen und Abwaschen geholfen…Hm, ich habe den Prinzen der Saiyajins zum Abwaschen gezwungen…War das jetzt Majestätsbeleidigung?!//

Aber die Trauer und Schock verflogen und wurden nur noch durch die Wut ersetzt.

Wut wegen seinem Verrat, Zorn wegen seiner Lüge; ein Eindruck von Missachtung und Abweisung.

Sie rieb sich die gereizten Augen; stand auf, um ins Badezimmer zu gehen. Sie schaufelte sich kaltes Wasser ins Gesicht und sah prüfend in den Spiegel.

Während ihre geröteten Wangen und Augen sich langsam erholten, sah sie trotzig ihr Spiegelbild an und fällte einen Entschluss.

Das wäre das letzte Mal.

Das letzte Mal, dass man ihre Unwissenheit und ihre Naivität ausnutzte.

Sie schwor zu sich selbst, sich nie wieder so reinlegen zu lassen.

Warum nur hatte sie sich nicht früher tiefer in den Server reingehackt und nach den Details von Radditz Missionen gesucht, nach seinen Team-Kameraden?

Vielleicht hätte sie ein Bild von Vegeta gefunden und schneller die richtigen Rückschlüsse gezogen.

Warum hatte sie nicht nach seiner Herkunft gefragt, nach der Bedeutung seines Wappens, auf dass er so stolz gewesen war?

Warum hatte sie sich nie stärker für die Elite-Krieger interessiert, nach ihrem Power-Level, Aussehen, Namen…weil sie es nicht hatte wissen wollen. Sie hatte Angst gehabt, mehr über die dunklen Geschäfte der Saiyajins zu erfahren, die blutigen Details ihrer Auslöschungs-Missionen.

Sie selbst hatte sich für das wohlige Unwissen entschieden und zahlte jetzt den Preis.

In Zukunft würde sie mehr Fragen stellen. Sie würde sich nicht mehr mit scheinheiligen Ausreden und Ausflüchten zufriedengeben, sondern weiter bohren, bis sie alle Informationen bekam; egal wie schmutzig sie waren.

Dieser Lügner Vegeta…hah, sie erinnerte sich, wie er öfters die Worte zu seinem Vorteil gedreht hatte, so dass er nicht als Lügner bezeichnet werden konnte.

Dieser Korinthenkacker!

Aber in diesem Fall hatte er eindeutig gelogen, indem er seinen richtigen Namen verschwiegen hatte.

„Hast du ihn nie angelogen? Ihn nie etwas verschwiegen?“ wisperte eine hämische Stimme in ihrem Kopf.

„Das ist etwas anderes“ wisperte Bulma.

Ja, sie hatte ihm nie erzählt, dass sie mittlerweile fliegen konnte und Energie erspüren. Sie hatte ihm die Entdeckung der Tsufurujin-Basis verschwiegen oder dass sie einst heimlich in Sadala gewesen war. Auch von Broly, dem anderen Saiyajin außerhalb ihrer Familie, der über ihre Existenz Bescheid wusste, hatte sie kein Wort verloren.

Aber selbst ihren Eltern hatte sie davon nicht erzählt.

Besonders die geheime Basis war ihr Schatz, den sie mit niemanden teilen wollte. Wüssten ihre Eltern davon, würden sie es anderen Saiyajins erzählen und man würde ihre Schätze, diese wertvolle Technologie, wegnehmen.

Sie hatte doch nichts anderes, er aber hatte alles.

Das würde er büßen!

Sie würde ihm während dieser Reise aus dem Weg gehen, ihn ignorieren und nie wieder anlächeln.

Wie ein stolzer Saiyajin beschloss Bulma zu kämpfen und sich zu wehren.

Grimmig nickte sie sich selbst zu. Sie atmete tief durch und verließ das Badezimmer, um sich umzuziehen.

Nachdem sie sich den Brustpanzer ausgezogen hatte, sah sie ihn nachdenklich an.

Erwachsenen-Kleidung…sie galt als erwachsen und verlangte, so auch behandelt zu werden.

Sie würde sich nicht mehr wie ein unwissendes Kind behandeln lassen, aber auch nicht mehr wie eines reagieren.

Sie würde wie die anderen Saiyajins auch eine grimmige Maske aufsetzen und ihre Gefühle in sich verbergen.

„Ich werde es euch allen zeigen“ wisperte sie „Ihr kriegt mich nicht klein.“

Sie würde hart arbeiten und jeden Saiyajin auf diesem Schiff ihren Wert beweisen.

Stolz und Trotz erfüllten sie.

Schnell wechselte sie ihre Kleidung aus: in einer langbeinigen Hose mit vielen Taschen, ein kurzärmeliges Shirt und einer Weste darüber, dazu ihren Werkzeuggürtel und groben Arbeitshandschuhen, war sie bereit, sich schmutzig zu machen. Sie band sich noch die Haare zu einem strengen Zopf zurück und setze sich ihren Scouter wieder auf.

Schnell noch einen prüfenden Blick in den Spiegel: von Tränen und mitleidigen, schwachem Mädchen keine Spur.

Stattdessen lächelte eine stolze, kampfbereite Saiyajin zurück.
 

Sie verließ ihre Kajüte und machte sich per Aufzug ins unterste Geschoss.

Die Karte, die sie über Scouter abrufen konnte, zeigte ihr den gesuchten Ort an; eine kleine Halle im Bauch des Raumschiffes.

Dort angekommen, sah sie auch schon eine Gruppe von Saiyajins stehen, alle in diverse Arbeitskleidung; eine bunte Mischung aus Männern und Frauen im verschiedenen Alter. Sie umringen einen älteren, kleinen Mann mit grauem Backenbart und einem Kopftuch, der auf ein elektronisches Klemmbrett starrte und Anweisungen gab.

Bei ihrem Nähertreten sahen einige auf und starrte sie verblüfft an; schwiegen aber.

Die Gerüchteküche hatte sie bereits über die merkwürdige Saiyajin informiert.

Bulma sah die Plakette an der Brust des älteren Mannes und wurde damit in ihrer Vermutung bestätigt, dass es sich um ihren Vorgesetzten handeln musste.

„Ingenieurin Bulma meldet sich zum Dienst“ salutierte sie kurzangebunden.

Der Leiter strich sich nachdenklich über den Bart, nickte und suchte etwas auf seinem Klemmbrett.

Sein Name war Yacon; ein Ingenieur, der schon lange im Dienst war. Die Neue entsprach der Beschreibung, die er erhalten hatte.

Prüfend sah er sie an.

Trotzig starrte sie zurück; als erwartete sie eine dumme Bemerkung wegen ihres Aussehens.

Sie wirkte leicht angepisst, also hütete sich der erfahrene Mann, eine dumme Frage zu stellen.

Yacon, der schon auf vielen Planeten gewesen war, überraschte nichts mehr so leicht. Er hatte keine Vorurteile wegen ihrer Haare und Auge, nur wegen ihrer mangelnden Erfahrung und unbekannten Fähigkeiten.

Ihr Blick gefiel ihm; zeigte es doch Mumm.

„Fennel, Endo: sie gehört zu eurem Trupp. Weist sie ein. Euer Arbeitsgebiet ist der Quadrant 14 E bis 36 E“ befahl er zwei jungen Saiyajins aus dem Kreis.

Vom Alter und Charakter her sollten die zu ihr passen.

Fennel war eine schweigsame, schlanke Frau in den Zwanzigern, mit glatten, gescheitelten, halblangen Haaren und schmalen Augen, die misstrauisch auf die Neue starrte.

Endo war im selben Alter, ein großgewachsener, gutgelaunter junger Mann mit langen, zotteligen Haaren.

Die beiden nickten zustimmend und winkten die Neue zu sich, die sich sofort zu ihnen stellte.

Nachdem Yacon die Aufgaben verteilt hatte, drückte er auf seinen Scouter und gab der Brücke Bescheid.

„Auf eure Posten! Der Start beginnt wie geplant“ rief er laut.

Die Techniker trennten sich und Bulma folgte den beiden neuen Team-Kameraden.

Sie liefen eine Treppe hinauf. In einem Gang mit großen Fenstern, die einen Blick nach draußen auf den Raumflughafen gestatteten, blieben sie stehen.

Fennel drückte mehrmals auf einen Knopf und drei Sitze klappte aus der Wand auf.

„So, rein mit dir, Neue. Gurt einrasten und warten, bis wir die Atmosphäre verlassen haben“ erklärte sie kurz und machte es vor. Sie zog aus der Wand, neben ihrem Kopf, zwei Gurte, die sie kreuzförmig über ihre Brust spannte. Bulma setzte sich neben ihr hin und machte es nach, Endo folgte ihnen.

Nervös starrte Bulma nach draußen.

Sie konnte das verstärkte Brummen hören, unter ihren Füßen zitterte der Boden.

„Das ist deine erste Reise, nicht wahr?“ sprach Endo sie plötzlich an.

Sie nickte stumm.

„Als Techniker haben wir die billigen Plätze; damit wir nahe am Arbeitsplatz sind. Aber keine Sorge, der Start und die Landung ist bei so einem großen Raumschiff angenehmer als bei den Pods“ erzählte er lachend.

„Endo, lass sie in Ruhe. Quatschen könnt ihr auch später“ unterbrach Fennel ihn genervt. „Natürlich ist es die erste Reise für das Mädel; sieh sie dir doch an. Das letzte, was sie da gebrauchen kann, sind deine dumme Fragen.“

„Bulma“ wandte Bulma ein.

Die beiden Saiyajins sahen sie fragend an.

„Mein Name ist nicht „die Neue“, „Mädel“ oder sonst was. Einfach „Bulma““ fuhr sie laut aus.

Fennels Mund zuckte amüsiert.

„Ahh, ein taffes Mädel“ spottete sie. „Nicht schlecht. Aber vor allem will ich ein schlaues Mädel in unserem Team mit flinken Händen. Ich bin neugierig, wie gut du mit Maschinen umgehen kannst. Aber dazu kommen wir später. Jetzt will ich erst mal meine Ruhe haben.“

„Sie ist nicht immer so zickig“ flüsterte Endo leise in Bulmas Ohr „Fennel war gestern noch was trinken. Nach so einer Nacht ist sie leicht verkatert und will ihre Ruhe. Außerdem hat sie Angst, beim Starten uns auf die Füße zu kotzen.“

Bulma warf hastig einen Blick zur älteren Frau, die grimmig aus dem Fenster starrte, aber leicht blass war und nickte verständnisvoll.
 

Auf der Brücke…

Die Mannschaft war komplett, die Landebahn war freigegeben und die Motoren aufgewärmt.

Auf der Brücke war der Kapitän und seine Mannschaft mit den Vorbereitungen für den Flug beschäftigt.

Vegeta sah keinen Sinn in seiner Anwesenheit; die Mannschaft würde sogar besser arbeiten, wenn er nicht mit angepisster Miene im Hintergrund stehen würde.

Also verließ er die Brücke und machte sich auf den Weg zu seiner Kajüte. Nappa folgte ihm.

Die anderen Krieger saßen im Mitteldeck auf ihren Plätzen und warteten auf den Start.

Während Vegeta den Flur entlang schritt, kam die Erinnerung an Bulmas Gesicht hoch. Seine Fäuste ballten sich; sein Mund war schmal und verbissen.

Ständig hatte er ihre entsetzten Augen vor sich; in kaltes, lebloses Blau verwandelt; wie Eisscherben. Zu dieser Farbe waren ihre Augen erkaltet, als sie seinen richtigen Namen hörte und endlich alles verstand.

Natürlich hatte er keinen Freudenschrei erwartet; nicht bei dieser Bombe von Neuigkeit.

Wenigstens hatte Bulma sofort erkannt, dass sie nicht zeigen durften, dass sie sich bereits kannten. Aber ihr schockiertes Gesicht schmerzte trotzdem.

Wie sie dann kraftlos zusammen gesunken war…er hatte es ignorieren müssen, war mit kalter Miene ins Raumschiff marschiert.

In der Gegenwart den anderen Kriegern hatte er sich nicht anders verhalten können. Es reichte seine stumme Akzeptanz der blauhaarigen Saiyajin; dass Privileg beim Apell anwesend zu sein: es war ein deutliches Zeichen, dass sie wirklich ein Mitglied seiner Elite-truppe war. Mit den Kriegern als Zeugen, den Mitgliedern der höchsten Kaste, würde sich das Gerücht schnell im Raumschiff verbreiten und niederen Saiyajins eine Warnung sein.

Ja, er wusste, sie fühlte sich verraten; deswegen hatte er es ihr auch nie erzählt; es heraus gezögert.

Aber er hoffte darauf, dass sie seinen Standpunkt verstehen würde. Sobald sie sich abgekühlt und beruhigt hatte, würde sie erkennen, dass er keine andere Wahl gehabt hatte.

Nicht, wenn sie UND ihre geliebte Familie verschont werden sollte.

Und nun hatte sie alles erhalten: Freiheit, Schutz, Anerkennung; die Erfüllung ihres Traumes!

Sie würde ihm bald auf Knien danken, sobald sie die Vorteile erkannte und ihm die Lüge vergeben.

Sie erreichten die Tür seiner Kabine, die sich sirrend automatisch öffnete. Kaum war die Tür verschlossen, räusperte sich Nappa, der bislang unüblich still gewesen war.

„Soooo…Radditz hat also eine kleine, blauhaarige Schwester, die nun in dein Elite-team aufgenommen wurde…hätte mir das jemand mal sagen können? Wo hat er die denn hervorgezaubert? Aus seinen Haaren?“

Vegeta grunzte nur unwillig und setzte sich in den schalenförmigen, gepolsterten Sessel, der direkt vor dem Panorama-Fenster stand.

Er hatte keine Lust, seine Entscheidungen mit Nappa zu besprechen.

Es ging ihn nichts an; Punkt!

Als ob man ihn gehört hatte, öffnete sich plötzlich die Tür und ein abgehetzter Radditz trat ein.

„Bin zu spät, war zuerst auf der Brücke“ meldete er sich zurück. Bei der gereizten Stimmung im Raum sah er alarmiert zwischen den Anwesenden hin und her. „Was ist los?“

„Nichts…Nappa wundert sich nur, was du in deiner Mähne versteckst“ antwortete Vegeta ironisch.

„Wieso, ist er eifersüchtig“ fragte Radditz irritiert.

„Haha“ lachte Nappa trocken auf und strich sich über die glatte Kopfhaut. „Wieso sollte ich? Den Weibern gefällst. Außerdem brauche ich nicht Stunden zum Haare trocknen, wie gewisse andere Personen.“

„Und du musst dir keine Gedanken machen, ob du mitsamt deiner buschigen Haarpracht in ein Pod passt oder ob die Hälfte rausschaut“ stimmte Vegeta ihm spottend zu.

„Als ob das Haare trocknen bei kurzer Frisur oder Glatze einen Unterschied macht“ gab Radditz den Spott zurück. „wir wissen alle, dass du dir deine Haare deswegen rasierst hast, weil Vegeta dir früher dein Haar büschelweise ausgerupft hat. Dein Kopf sah aus, als ob jemand Unkraut gejätet hat. Und du kannst uns nicht weismachen, dass Frauen Glatzköpfe bevorzugen. Schließlich bekomme ich mehr Aufmerksamkeit“ sagte er und strich sich dabei selbstgefällig durch die lange Mähne. „Sie lieben es, in meine Haare zu greifen.“

„Hm, von den Frauen habe ich gehört…es war das letzte, was sie getan haben, bevor sie für immer verschwunden sind“ feixte Nappa. „Verschluckt von dem haarigen Monster, was du Frisur nennst.“

„Ein schwarzes Loch ist nichts dagegen“ stimmte Vegeta ihm beiläufig zu, der dem typischen, üblichen Spott zwischen ihnen nur mit einem Ohr zuhörte.

Nappa lachte laut auf. Doch dann stutzte er und riss sich wieder zusammen.

„Halt, stopp, Schluss mit den Scherzen“ erkannte er den Themawechsel. „Wieso hast du eine Schwester? Das will ich wissen. Warum ist sie im Team? Wieso bekommt ein Schwächling eine Elite-Rüstung? Höh, Vegeta, was ist hier los?“ fragte er düpiert.

Radditz und Vegeta sahen sich kurz schweigend an.

„Nicht deine Angelegenheit“ würgte Vegeta die Fragerei ab.

„Ja, aber…“ versuchte sich Nappa zu wehren, doch Vegetas strenger Blick schnitt ihm das Wort ab.

Vergessen war der kurze Spaß; der Riese merkte, dass Vegeta angepisst war.

Weswegen? Keine Ahnung!

Aber ihn in so einer Stimmung zu nerven, war kontraproduktiv.

Was hieß, es gab nur einen, der ihm die Fragen beantworten konnte und das war Fusselbürste Radditz, der versuchte, unauffällig mit der Wand zu verschmelzen.

Böse sah er den Jüngeren an.

„Fein“ grinste er gehässig „aber ich leihe mir nur kurz Radditz für einen netten Plausch zu Zweit aus.“

„Tse, es gibt Fragen, die wird er dir nicht beantworten, weil ICH es ihm befohlen habe“ durchschaute ihn Vegeta. Radditz nickte eilig.

Ein Beben und ein tiefes Brummen stoppten weiteren Widerspruch. Die Saiyajins merkten, wie das Raumschiff sich langsam in die Luft enthob.

Radditz und Nappa, die immer noch standen, waren erfahren genug, um auf den wackligen Boden zu balancieren.

Dank dem Panorama-Fenster sahen sie zu, wie sie sich von der Oberfläche entfernten, der Raumflughafen unter ihnen immer kleiner wurde, bis Wolken schließlich die Sicht verbargen und dann, allmählich, wurde die Luft dunkler und dunkler, bis nur noch unendliche Schwärze zu sehen war.

Langsam kam das Raumschiff in Balance, der Boden vibrierte nur noch leicht und sie schwebten dahin, durchs dunkle All, dessen Dunkelheit von funkelnden, fernen Sternennebeln unterbrochen wurde; ihrem Ziel entgegen.

Für einen Moment schwiegen die drei Krieger, sahen schweigend in die glitzernde Finsternis, bis Vegeta sich zum Kahlen umdrehte.

Seine Stimme war wie Eis, sein Befehl deutlich.

„Ich habe eine Entscheidung getroffen und Bulma, Schwester von Radditz, als neue Technikerin in mein Team aufgenommen. Zu ihrem Schutz trägt sie einen Elite-Panzer, um jeden Idioten zu zeigen, ihr Respekt zu erweisen. Mehr musst du nicht wissen. Auf eure Posten; lasst mich allein!“

Nappa und Radditz verbeugten sich kurz und verschwanden aus der Privat-Kabine.

Radditz dachte, die Sache wäre damit geregelt, doch Nappa legte plötzlich seinen Arm um ihn und zog ihn an die harte Brust.

„Wir beide…“ begann er unheilvoll „unterhalten uns mal in aller Ruhe.“

Nappa mochte es gar nicht, wenn man ihn ausschloss; egal was Vegeta da sagte.

Mit diesen Worten zog er den Jüngeren in eine abgeschirmte Ecke, seine eigene Kabine, um den Kleinen auszuhorchen.

Der konnte nicht schnell genug flüchten, besonders nicht, als ein gewaltiger Arm ihn in den Schwitzkasten nahm.

„Nicht schon wieder“ krächzte er niedergeschlagen. Zuerst sein Vater und nun Nappa.

Gegen seinen Willen wurde er mitgezogen.

Naja, ein paar Dingen könnte er dem Glatzkopf schon erzählen, damit er endlich Ruhe gab und nicht mehr beleidigt war.
 

Staunend und mit Neugier hatte Bulma dabei zugesehen, wie sie sich in die Luft erhoben; höher als sie es je in der Lage wäre.

Nun schwebten sie in dieser geheimnisvollen, funkelnden Dunkelheit und sie war von dem neuartigen Anblick so fasziniert, dass sie nicht mitbekam, wie Fennel und Endo ihre Gurte lösten und aufstanden.

„Worauf wartest du? Der Anblick läuft dir nicht weg. Jetzt ist unsere Zeit gekommen“ forderte Fennel sie ungeduldig auf.

Bulma beeilte sich, ihr zu folgen.

Fennel und Endo liefen in eine der unteren Etage. Hinter der Tür befanden sich enge Gänge voller Rohre und vibrierender Maschinen. Aus einen der Metall-Schränke in der Wand holten sie sich ihr Werkzeug und reichten Bulma ebenfalls eine Tasche.

Dann begann die Einweisung: Durch enge Gänge mussten sich quetschen, auf der Suche nach Ventilen, Bildschirmen und Anzeigetafeln.

Die Techniker hatten auf Reisen dieser Art, auf großen Raumschiffen, eine wichtige Aufgabe und waren ständig beschäftigt: ohne sie und ihre Überwachung könnte die gesamte Mannschaft sterben.

Selbst die starken Krieger, die nicht im All überleben konnten, waren damit von ihnen abhängig.

Eine ständige Kontrolle aller Anzeigen und Systeme war notwendig: Sauerstoff und CO²-Werte, künstliche Gravitation, Wasser-Filtration und Abwasser- Reinigung, Energieleitung. Eine ungewöhnliche Anzeige, ein seltsames Geräusch konnte jedes Leben auf diesem Schiff gefährden.

Die Techniker waren in Teams eingeteilt und gingen stündlich ihre Runden in ihren Bereich; aufgeteilt in zwei Schichten.

Die Hauptaufgaben waren eher langweilig: die Kontrolle aller Anzeigen; waren die Zahlen in Ordnung, liefen die Systeme nach Plan?

Doch gegebenenfalls musste gewartet, gesäubert und repariert werden.

„Das ist kein Schlachtschiff; sondern nur für den Transport geeignet. Ohne uns läuft nichts“ erklärte Fennel stolz. „Werden wir angegriffen, sind wir erledigt. Die einzige Chance ist es, zu Fliehen oder auf einem Planeten mit genügend Sauerstoff zu landen, damit sich die Krieger darum kümmern können. Ohne uns sind sie also alle erledigt.“

Fennel war als Ältere und erfahrenste Ingenieurin der drei so etwas wie die Leiterin des Teams. Sie erklärte kurz und sachlich Bulmas Aufgaben und überprüfte bei den ersten Geräten, ob sie es verstanden hatte.

Sie war kurzangebunden, aber sie antwortete auf jede Frage, die Bulma hatte. Sie war zufrieden mit Bulmas schneller Auffassung. Zwar sagte sie es nicht, aber sie nickte hoheitsvoll und ließ Bulma in Ruhe arbeiten.

Endo sprach mehr, erklärte alles sehr ausführlich. Das war manchmal etwas nervig, weil Bulma vieles schon kannte, aber sie schwieg und hörte trotzdem aufmerksam zu. Auch er war sehr beeindruckt, wie schnell Bulma die Aufgaben und Maschinen verstand und lobte sie. Dank Endos Geplapper lernte Bulma mehr über die Eigenarten des Raumschiffes und diverse Nebensächlichkeiten. Aber auch er ließ sie nach kurzer Prüfung ihrer Arbeit allein werkeln, so dass sie nur noch von den brummenden Maschinen umringt war.

Die leichte Arbeit war perfekt, um den Tumult in ihrem Magen zu beruhigen und wieder ihre Fassung zu erlangen.

Natürlich war sie immer noch wütend auf Vegeta, aber sie spürte keine Tränen mehr. Die Arbeit lenkte sie ab, so dass sie sie in den fensterlosen Gängen schon fast vergaß, dass sie in einem Raumschiff war.

Sie untersuchte die metallenen Plaketten, die an manchen Gängen angebracht war, las sich die Informationen darauf durch und sah sich in den Gängen um.

Das Raumschiff war schon älter, wie sie an den Abnutzungsspuren erkannte. Es funktionierte ähnlich wie die Maschinen der Tsufurujins, aber während deren Raumschiffe und Flugzeuge poliert waren und sauber silbern glänzten, war hier vieles von rotem und grauem Staub überzogen, leicht rostig und fleckig. Es gab keine Roboter, die putzen und manche Anzeigetafeln sahen so antik aus.

Dagegen sah die Tsufurujin-technologie moderner aus und selbst diese war über hundert Jahre alt.

„Man, wer hat denn den Schrotthaufen gekauft“ murmelte sie und strich entschuldigend über ein Rohr. Schrott oder nicht, es flog, aber sie fühlte sich doch etwas unsicher dabei.

Hatten die Saiyajins keinen besseren Zugang zu moderner Technologie?

Schließlich war es ein Raumschiff, dass der Prinz persönlich nutzte…oje, wie sahen dann die anderen aus?

Nach ein paar Stunden kamen Fennel und Endo sie suchen.

„Los, Pause!“ befahl Fennel wie üblich unwirsch. „Wir zeigen dir die Kantine.“

Erleichtert ließ Bulma das Werkzeug sinken. Sie war hungrig und durstig; hatte bereits ihre Weste ausgezogen angesichts der Wärme.

Sie folgte den beiden in die mittlere Ebene, wo sich eine große, runde Kantine befand, mit vielen Tischen und Bänken.

„Was gibt es denn?“ fragte sie vorfreudig.

Fennel und Endo sahen sie mitleidig an.

„Nun, du hast die Auswahl zwischen drei verschiedene Gerichte: Faden Brei, süßer Brei und salziger Brei, dazu hartes Knäckebrot zum Eintunken“ erklärte er, während sie sich an die Theke stellten und ein Tablett nahmen.

Entsetzt sah Bulma dabei zu, wie Endo eine Schüssel unter einen Automaten stellte, der beigen Brei darauf ausspuckte.

„Tipp von mir…nimm den Salzigen. Du hast hart gearbeitet und geschwitzt, da schmeckt der einigermaßen“ wisperte Endo. „Beim süßen kannst du dir vorstellen, dass es eine Art Nachtisch ist.“

Enttäuscht folgte Bulma ihnen mit ihrem Mittagessen an einen der Tische.

Endo holte den Damen fürsorglich Getränke: frisches kaltes Wasser sowie eine Kanne heißes Wasser mit diversen Tee-Sorten. Mehr Auswahl gab es nicht.

Betrübt über diese Art von Essen, nahm sie vorsichtig einen Löffel Brei auf und kostete.

Sie verzog das Gesicht: es sah aus, wie es schmeckte.

Fad und Beige.

Ihre Kameraden machten ähnliche niedergeschlagene Gesichter; schienen sich aber damit abgefunden zu haben.

„Nach unserer harten Arbeit dann das?“ zischte Bulma wütend. „Gibt es keine Küche hier? Was ist mit vorbereiteten Speisen, die man aufwärmen könnte?“

So, wie sie es auch aus der Tsufuru-Basis kannte. Dehydrierte Nahrung, die man dann mittels Mikrowelle wieder aufwärmen konnte; solche Nahrung ließ sich gut vorbereiten und platzsparend mitnehmen.

„Da kann man nichts machen; wir sind Saiyajins“ zuckte Endo mit den Schultern.

Bulma verstand nicht, worauf er hinauswollte, doch Fennel erklärte es ihr.

„Wir haben einen hohen Energiebedarf und essen viel. Stell dir vor, es gäbe Essen, das schmeckt? Wir würden uns die Bäuche vollschlagen und nach einem Tag wären alle Vorräte alle; besonders bei so vielen Saiyajins auf einem Haufen und so einer langen Reise. Der Brei ist einfach zu lagern, zuzubereiten und hat einen entscheidenden Vorteil: er quillt im Magen auf und macht daher satt. Alle Nährstoffe, die wir brauchen, sind darin enthalten.“

Sie ließ ihren Brei abschätzig vom Löffel wieder in die Schüssel plumpsen.

„Natürlich“ fuhr sie mit bitterem Lächeln fort „ist eine solche Art der Ernährung für einen Krieger unwürdig. Die sitzen schön gemütlich eine Etage über uns und bekommen etwas Besseres.“

„Naja, nicht gerade Delikatessen, aber auf jeden Fall besser als Brei“ berichtete Endo, aber auch er seufzte. „Es ist kein Wunder, dass Krieger für ihre Reisen und Invasionen am liebsten die Pods nutzen. Sie sind schneller, unauffälliger und während der Reise verfällt man in einen künstlichen Schlaf und braucht nichts zu essen.“

„Warum geht ihr dann auf so lange Reisen, wenn das Essen so grässlich ist? Wieso nutzen wir überhaupt so ein Raumschiff und keine Pods?“ fragte Bulma. Sie fing ein Gespräch an in der Hoffnung, den faden Geschmack des Essens dabei zu ignorieren.

Endo zuckte mit den Schultern, er hatte keine Ahnung. „Normalerweise fliegen wir nur dann, um Beute und Verletzte einzusammeln.“

Doch Fennel hatte bessere Kontakte und wusste den Grund.

„Der Grund liegt darin, weil wir so viele sind“ erklärte sie rätselhaft und sah sich schnell um, ob niemand mithörte. Sie flüsterte verschwörerisch weiter.

„Prinz Vegeta muss auf eine wichtige Versammlung und dann erwartete man ein Gefolge. Nur zu dritt aufzutauchen macht keinen Eindruck, selbst wenn diese drei Männer die Stärke einer Armee besitzen. Also viele Saiyajins ergo großes Raumschiff benötigt. Wir können ja nicht alle Pods nutzen; dann wären keine da für die Krieger, die auf Mission müssen.“

Endo und Bulma nickten verstehend.

Fennel redetet weiter und nun zeigte sich ein seltenes Lächeln in ihrem Gesicht.

„Der Grund, warum ich unbedingt mitwollte, ist weniger das Gehalt, sondern das Reiseziel. Altharwa ist ein toller Planet, viele Läden, seltene Ware und leckerer Restaurants. Ihr müsst drei Tage Brei aushalten, aber dafür warten auf uns die tollsten Genüsse. Während die Krieger den Prinzen begleiten müssen, haben wir sehr viel mehr Freizeit. Zeit, die du für eine kulinarische Reise durch die Küchen nutzen kannst. Und...“ Wieder sah sie sich schnell um, ob niemand lauschte „und die Gelegenheit für gutes Geld.“ Sie rieb anspielend ihre Finger aneinander, als ob sie unsichtbare Münzen halten würde.

Bulma sah sie unverständlich an, aber Endo nickte zustimmend. Er ahnte, wovon sie sprach.

„Ich mag dich, Kleine, du hast Mumm und arbeitest gut, deswegen erzähle ich dir das Geheimnis, wie die Techniker sich noch etwas dazu verdienen können. Als Gegenleistung…du hast eine Einzelkabine?“ fragte Fennel.

Bulma nickte.

„Gut, als Gegenleistung will ich, dass du etwas für mich auf der Rückfahrt bei dir verstaust. Einverstanden?“

Bulma war neugierig, sie hatte genug Platz; schließlich hatte sie ihre Kapseln dabei. Notfalls konnte sie alles verkleinern. Was immer Fennel ihr beibringen wollte, könnte sich für sie doppelt lohnen.

Mit Bulmas Einverständnis für das Geschäft, fing Fennel an zu erklären.

„Es kommen keine Händler direkt nach Vegeta-Sei; sondern nur durch Zwischenhändler kann man Ware tauschen. Weil jeder verdienen will, sind fremdartige Waren bei uns immer recht teuer. Wenn ich auf eine Reise bin und auf so einem Planeten Halt mache, suche ich nach allerlei billigen Tand, den man mir in der Heimat teuer aus den Händen reißt. Es ist neu, fremdartig und immer noch billiger als das, was von den teuren Zwischenhändlern kommt. Dadurch verdient man sehr gutes Extra-Geld.“

Beeindruckt sah Bulma sie an. Was für eine geniale Idee.

„Machen die Krieger das genauso?“ fragte sie verblüfft.

Endo und Fennel kicherten spottend.

„Die Krieger haben dafür zu wenig in der Birne…naja, die meisten. Natürlich, auf ihren Raubzügen ist es anders. Sie nehmen sich mit Gewalt und raffen, was sie tragen können. Dann verkaufen sie die Beute auf Handelsplaneten oder auf Vegeta-Sei. Kein Wunder, dass die Elite-Krieger so reich sind. Aber friedliche Geschäfte, unter der Hand…na, das habe ich selten mitbekommen. Sie sind keine Händler; sehen diese Möglichkeit nicht“ erklärte Endo feixend. „Auf den Rückweg haben die Techniker alle Schränke belegt, voll mit Ware, die sie in der Heimat teuer verkaufen wollen. Deswegen hat dich Fennel ja nach deinen freien Schränken gefragt.“

Diebisch freuend rieb sich diese auch die Hände. „Das wird eine gute Reise, das spür ich. Dann kann ich auch etwas mehr Geld in den leckeren Restaurants auf Altharwa springen lassen.“
 

Nach dieser interessanten Lektion zum Thema Weltraum-Nahrung und gute Geschäfte, gingen die drei wieder an die Arbeit, bis ihre Schicht zu Ende war.

Sie aßen noch gemeinsam zu Abend. Es gab; keine Überraschung: Brei!

Fennel verabschiede sich als erstes, um den Leiter ihren Bericht von heute zu übergeben.

„Sie hat es nicht groß gesagt, aber sie war mit deiner Arbeit zufrieden“ erklärte Endo kauend. „Das wird sie Yacon garantiert berichten.“

Erleichtert seufzte sie auf. „ich bin froh, dass mein erster Arbeitstag so gut geklappt hat“ gab sie zu.

Die Arbeit war zwar nach dem wiederholten Male langweilig und profan, aber für den Einstieg war es nicht schlecht. Die simplen Wiederholungen waren fast meditativ; das hatte sie heute nach dem Schock gebraucht. Fennel und Endo waren auch in Ordnung: kein einziges Mal hatten sie gefragt, warum sie so komisch aussah.; schienen sich sogar an den Anblick gewöhnt zu haben.

Andere neugierige Saiyajins hatten zwar dumm geguckt, waren aber nicht näher gekommen dank Fennels schmalen Blicke: Fennel verfolgte der Ruf, schnell genervt zu sein von dummen Fragen und dann handgreiflich zu werden.

Sie verabschiedete sich von Endo und ging in ihre Kabine, um sich zu duschen und saubere Sachen anzuziehen. Gelangweilt legte sie sich in ihr schmales Bett.

Sie war nicht hungrig, der Brei tat seine Wirkung, aber sie ärgerte sich, kein gutes Essen oder Trockennahrung eingepackt zu haben.

Jetzt verstand sie, warum ihr Vater immer mit einem Sack voller Essen zur Mission loszog.

Der Genuss kam bei so einer Reise echt zu kurz. Kein Wunder, dass sich alle so auf die Ankunft freuten.

Bulma richtete sich auf, als sie die Aura von Radditz herannahen spürte.

Wie gedacht, hielt er vor ihre Türe inne. Sie hörte das laute Klopfen.

„Herein!“ rief sie.

Er trat hinein, das Gesicht unzufrieden verzogen.

„Man lädt niemanden in sein Zimmer hinein, wenn man nicht weiß, wer davorsteht“ bemängelte er.

Das war gefährlich.

Sie verdrehte die Augen. Sie war nicht doof. Im Gegensatz zu ihm konnte sie Energie spüren.

„Ich habe deine Schritte erkannt“ log sie. „So stampfst nur du.“

Sie blieb sitzen. Angesichts der mangelnden Größe ihrer Kabine, gab es nicht viel Platz, besonders wenn ihr Besucher der riesige Radditz war.

Der sah daher auch keine andere Lösung, als sich auf den Boden hinzusetzen. Dank seiner Statur konnte er trotzdem in Bulmas Gesicht blicken ohne den Nacken zu belasten.

„Wie war dein erster Tag?“ fragte er nach einem prüfenden Blick in ihr Gesicht.

Sie war frisch geduscht und entspannt; ihre offenen Haare lockten sich und fielen über das übergroße, weiße Shirt, was sie trug.

Sie zuckte mit den Schultern. „Gut…hab mich mit den ersten beiden Kollegen gut verstanden und die Arbeit war auch leicht. Bloß das Essen ist Mist“ erzählte sie.

„Ja, das habe ich ganz vergessen. Ihr bekommt ja was anderes als wir. Deswegen…“ erinnerte sich Radditz und holte mit den Worten etwas aus seinem Brustpanzer: zwei verpackte, schmale Riegel und einige dünne Heftchen. Er wurde rot, als er sie seiner Schwester überreichte.

„Hier, versprochen ist versprochen“ murrte er.

Zuerst überrascht, dann nach einem Blick darauf fröhlich kichernd, blätterte sie sie schnell durch.

„Die versprochenen Pornoheftchen“ erkannte sie glucksend. Die Riegel entpuppten sich als eine schmackhafte Mischung aus Nüssen und getrockneten Früchten.

Radditz rieb sich verschämt die Stirn, verbarg seine Augen vor diesem Anblick: seine Schwester, wie sie neugierig die schmutzigen Heftchen durchblätterte und dabei den ersten Riegel futterte; entspannt in der Koje sitzend, die langen nackten Beine verkreuzt.

Bulma stutzte, als sie auf einer Seite die Zeichnung zweier sich küssender, nackter, vollbusiger Frauen sah und daneben zwei sich umarmenden Männern; ebenfalls nackt und sehr gut bestückt…

Hm, so etwas hatte sich auch in dem Archiv in der Tsufurujin-Basis gesehen und gelesen…homosexuell, Yaoi und Yuri…es schien für die Saiyajins normal zu sein…ein alter Gedanken, den sie heute kurz gehabt hatte, tauchte plötzlich wieder in ihrem Kopf auf.

Wieso hatte Vegeta alles arrangiert, NACHDEM RADDITZ es ihm erzählt hatte?

Warum nicht früher?

In was für einer Beziehung standen die beiden zueinander, wenn Radditz Ansinnen so behandelt wurde und sie dagegen ignoriert?

Nicht nur Kampfgefährten, Lehnsherr und Diener, sondern vielleicht…sie schluckte hart.

Konnte das möglich sein?

Nachdem Vegeta sie geküsst hatte, sie umarmt und sie mit brennenden Blicken bedacht hatte…hatte er auch was mit ihrem Bruder?!

Ein seltsames ungutes Gefühl bereitete sich in ihr aus und verdarb ihr den Appetit.

„Radditz…“ fing sie unheilvoll an.

Radditz sah auf, ein unangenehmes Gefühl im Magen bei ihrem Tonfall. Die Entscheidung, ihr schweinische Hefte in die Hand gegeben zu haben, bereute er augenblicklich.

„Hast du schon mal mit einem Mann Sex gehabt?“

Radditz Augen weiteten sich geschockt und sein Teint nahm eine tiefrote Farbe an. Er stammelte verlegen, zu keiner Antwort fähig.

Er hatte ja geahnt, dass Fragen kommen würden, aber doch nicht gleich zu so etwas.

Warum konnte sie nicht mit etwas Kleinen anfangen, wie Küssen und Händchen-Halten?

Oder wie sich ein Orgasmus anfühlte?

Jetzt hatte er einen Flashback wie er es mit Tales getrieben hatte und zu dem wollte er keine Fragen beantworten.

Bulma beobachtete ihren Bruder genau. Auch wenn er nichts sagte, war sein verlegener Blick zur Seite und diese neuartige Gesichtsfarbe Aussage genug.

„Ich wusste es“ rief sie empört aus. „Du und Vegeta!“ schlussfolgerte sie.

„WAS! BIST DU IRRE! NIEMALS!“ brüllte er entsetzt und fiel beinahe aus Schock hinten rüber.

Die Vorstellung, er und Vegeta...also, nur weil sie beide ihre Pubertät miteinander verbracht hatte, weit weg von der Heimat, musste man ja nicht gleich auf so einen Unsinn kommen.

Abwehrend hob er die Hände, sah sie entsetzt an. „Nein, nie, schlag dir das auch den Kopf, wir haben nie…“

„Aber du hattest schon mal…“

„Ja, aber nicht mit VEGETA!“

„Mit wem dann?“ wollte sie neugierig wissen.

„Das geht dich überhaupt nichts an“ knurrte Radditz.

„Hm“ Skeptisch und neugierig sah sie ihn an, nicht im Geringsten verlegen, im Gegensatz zu ihm.

Dann fing sie an, verschwörerisch zu lächeln. „War es gut?“

„Bulmaaa“ stöhnte er genervt auf. Wo war das Loch, in das er sich verkriechen konnte?

Jetzt verstand er zum ersten Mal seine Eltern, ihrer Tochter nichts über Sex zu erzählen.

Kein Wunder, wenn man dann mit so peinlichen Fragen malträtiert wurde.

„Besser als mit einer Frau? Oder schlechter? Wie häufig hast du…?“

„Genug!“ er beugte sich vor, zog sie auf seinen Schoß und hielt ihr seine Hand auf ihren Mund. Sie versuchte sich zu wehren, aber er war stärker. Mit Leichtigkeit hielt er sie fest, ließ sie verstummen.

Bulma stöhnte wütend auf unter seiner Hand, versuchte sich ergebnislos wegzureißen und konnte ihn nur mit bösen Blicken erdolchen.

„Ich beantworte keine Fragen zu meinen Bettgeschichten“ warnte er sie grinsend. „Nur allgemeine Fragen, verstanden? Aber als Ausnahme, hier noch mal: Ich hatte noch nie was mit Vegeta. Der Kerl würde mich noch nicht mal mit den Hintern angucken“ betonte er und nahm nun seine Hand von ihrem Mund weg.

Sie runzelte die Stirn, sah ihn argwöhnisch an. „Wieso nicht? Du bist doch recht gutaussehend…auch wenn ich als deine Schwester verpflichtet bin, das zu sagen.“

Radditz Lächeln wurde breiter; ein Lob war ein Lob. Sein Brustkorb bebte von leichtem, unterdrücktem Lachen.

„Ich bin seiner nicht würdig“ erklärte er kurzbündig und nicht geringsten enttäuscht darüber. Vegeta tolerierte die schwachen Frauen, aber schwache Männer waren unter seiner Würde; besonders ein Unterklasse-Krieger wie Radditz, der zudem um einiges größer war. Radditz wusste von Vegetas heimlichen Verdruss, nicht besonders groß gewachsen zu sein.

Bulma, nun etwas entspannter, blieb auf seinem Schoss sitzen. Sie sah ihn abschätzend an; kam aber zum Entschluss, dass er die Wahrheit sagte.

Sie seufzte.

„So, hast du noch andere unangenehme Fragen oder wars das?“ fragte Radditz und schlug sich in Gedanken an die Stirn.

Warum fragte er das?

Aber warum kam Bulma auch auf so dämliche Gedanken wie ein Verhältnis mit Vegeta?

Was kam als nächstes?

Er und Nappa?

Uähhhh!

Sie wrang ihre Hände; sie schien also doch noch etwas auf dem Herzen zu haben.

„Das heute…hat eigentlich gut geklappt. Niemand hat was gesagt oder mich verurteilt“ fuhr sie leise fort. „ich bin mir jetzt unsicher…ständig frage ich mich, ob unsere Eltern damals einen Fehler gemacht haben, wenn es doch so einfach war.“

Was, wenn ihre Eltern bei ihrer Geburt anders reagiert hätten?

Radditz seufzte auf.

Anscheinend hatten ihre Eltern ihr nie genau erklärt, warum sie es damals getan hatten. Bevor Bulma ihre Entscheidung missverstand, wollte er sie mit der harschen Realität aufklären.

Seine Arme drückten sie sacht an seine Brust, sein Schweif löste sich und streichelte über ihren. Es war eine intime, liebevolle Geste, wie sie nur unter Familienmitgliedern geteilt wurde.

„Wir haben Glück gehabt“ fing er leise an. „ich erinnern mich noch, wie ich dich das erste Mal gehalten habe. So klein und zart, mit dem blauen Flaum und diesen großen neugierigen, blauen Augen. Ich erinnere mich auch, welche Angst unsere Eltern hatten und wie überstürzt wir unser altes Haus im Dorf verlassen haben, um tief im Wald eine neue Hütte zu bauen. Mutter und Vater bläuten mir ein, niemanden etwas von dir zu sagen, um dein Leben zu schützen. Als ich größer wurde und auf die ersten Missionen ging, verstand ich auch wieso.“ Er zögerte kurz, aber dann sprach er weiter.

„Bulma, unsere Eltern hatten einfach Angst, dass man dich töten würde wegen deinem schwachen Powerlevel und anderem Aussehen. Und wenn nicht töten, dann quälen und demütigen. Bei Kakarott hatten sie eine ähnliche Furcht, aber du als Mädchen…du bist jetzt aufgeklärt. Du weißt, was Sex ist…“

Sie nickte, zu keinem Wort fähig. Zu gespannt wartete sie auf die Erklärung, die sie ihr ganzes bisheriges Leben beschäftigt hatte.

„Sex, miteinander schlafen…Mutter hat dir erzählt, dass wir es tun, um Kinder zu zeugen. Das ist aber nicht der einzige Grund. In erster Linie tun wir es, weil es sich gut anfühlt; aus Vergnügen. Jedoch…“ Radditz schluckte. Er musste es ihr sagen, auch wenn sie ihn und andere Männer danach mit anderem Blick sehen würde. Aber Misstrauen gegen Männer war besser als Naivität und Vertrauen; das könnte ausgenutzt werden.

„Laut Gesetz muss Sex immer einvernehmlich sein. Wenn eine Frau oder Mann nicht will und eine Aufforderung ablehnt, muss diese Entscheidung respektiert werden. Aber jemand wie du wird vielleicht nicht als richtige Saiyajin angesehen und damit von diesem Gesetz ausgeschlossen. Wenn sich ein Mann gewaltsam einer Frau aufzwängt, nennt man das „Vergewaltigung“, „Schändung“ oder „Missbrauch“. Auch wenn es gegen das Gesetz ist, kann es trotzdem passieren. Besonders wenn Saiyajins auf anderen Planeten sind, wo unsere Gesetze nicht gelten und man unter keiner Beobachtung steht…“

Bulmas Augen weiteten schockiert. Sie schien zu verstehen, was er ihr sagen wollte, sie nickte erschüttert.

Mit drastisch ehrlichen Worten fuhr Radditz fort.

„Sex kann schön sein, aber wenn sich dir einer aufzwängt und deinen Körper für seine Lust missbraucht, dann ist es schmerzhaft, eine Folter. Man erholt sich kaum von diesen körperlichen und vor allem seelischen Verletzungen. Es bestand das Risiko, dass ein Elitekrieger dich als Dienerin und Spielzeug beanspruchen könnte und dir so etwas angetan hätte. Unsere Eltern hätten sich dagegen nicht wehren können. Wenn der König von dir erfahren hätte…wer weiß, welches Urteil er gefällt hätte; zu unserem Gunsten oder dem schlimmsten Urteil überhaupt. Vielleicht wäre ER es sogar gewesen, der dich beansprucht hätte…wir hätten dich nie wieder gesehen.“

Bulma wurde bleich.

„Aber der Prinz, er…“ stammelte sie.

„Ich rede nicht von ihm, sondern von seinem Vater. Vergiss nicht, zu deiner Kindheit hatte er das Sagen. Sein Sohn…“ Radditz seufzte. „Schwer zu sagen, wieso, es war ein Gefühl. Mein Instinkt sagte mir, dass er dich nicht so behandeln würde“ erklärte er. „Als Prinz Vegeta an die Macht kam und so vieles änderte, auch für die Unterklasse, da dachte ich mir, dass wir es riskieren sollten und habe es ihm erzählt. Er war gnädig. Sein Vater wäre ausgetickt, weil wir es ihm verschwiegen hätten. Er hätte es als Affront gesehen. Es obliegt dem König, über Sonderlinge zu entscheiden. Wenn sie Glück haben, werden sie nur verbannt. Aber der Prinz schien Mitleid mit dir gehabt zu haben. Er hatte sofort einen Plan, wie er dich schützen konnte“ erzählte er, immer noch beeindruckt davon, wie schnell und flexibel Vegeta reagiert hatte.

Bulma verstand. Deswegen hatte Vegeta sie nicht früher da herausholen können: weil sein Vater an der Macht gewesen war und er selbst ohne nennenswerten Einfluss. Darum also auch der weiße Brustpanzer mit seinem königlichen Wappen: um sie vor gierigen Zugriffen zu schützen; von Männern, die glaubten, sie sei Freiwild.

Das war die Gefahr, von der ihre Eltern sie seit ihrer Geburt hatten schützen wollen.

Eine Gefährdung, die auch Vegeta kannte.

Sie fing an zu zittern. Radditz zog sie eng an sich. Seine großen, warmen Armen hielten sie tröstend an seiner Brust.

„Radditz, hast du jemals…“ fing Bulma tonlos an zu sprechen „hast du einer Frau so etwas angetan? Oder so etwas ähnliches?“

Radditz sah nachdenklich zur Zimmerdecke, bevor er wieder zu ihr runter sah und tief in die Augen schaute.

Ab wann fing Missbrauch an?

Bereits mit einem Kuss gegen den Willen?

Es war keine einfache Frage, die man so einfach beantworten könnte, aber sie waren mittendrin in diesem Thema. Hier, in dieser kleinen, warmen Kajüte, fühlten sich Bruder und Schwester abgetrennt von der restlichen Welt.

Radditz spürte, dass Bulma die Antworten auf ihre Fragen sehr wichtig waren.

Fragen, die sie vielleicht seit Jahren hatte und nie richtig beantwortet waren wie die Hintergründe in der Entscheidung ihrer Eltern, was dann zu Missverständnissen führte.

Er wusste nicht, wie sie ihn nach seinen Antworten beurteilen würde, aber er wollte Bulma Einblicke in sein Leben geben.

Er war ein normaler Saiyajin. Was er erlebt hatte, taten auch viele andere.

Für Bulma, die so lange isoliert von ihrem Volk gelebt hatte, musste alles ungewohnt aussehen. Aber dieses Unwissen war ein Nachteil, also brauchte sie ihn und seine Erfahrung. Er wusste, dass alles, was er ihr sagen würde, geheim blieb. Er brauchte sich nicht zu verstellen.

„Nein“ beantwortete er ihre Frage. „Ich halte nichts von Vergewaltigungen. Liegt vielleicht an Vaters Einfluss und dem des Prinzen.“ Seine Sarang-Eltern hätten es nicht gerne gesehen; besonders seine Mutter nicht und der Prinz sah es als ehrlos an.

„Allerdings…“ er strich sich verlegen übers Kinn. „habe ich schon paar Mal für Sex bezahlt.“

Bulma urteilte nicht, sondern sah ihn nur aufmerksam an.

„So was nennt sich „Bordell“. Frauen, die dort arbeiten, bieten ihren Körper gegen Geld an. Es begann zu meinem 17. Geburtstag. Nappa sah es als gutes Geburtstagsgeschenk an, um meine Jungfräulichkeit zu verlieren“ erinnerte er sich. „Wir sind dann zu dritt in so einen Schuppen gegangen, ich durfte mir eine hübsche Frau aussuchen und Nappa hat bezahlt, während er draußen mit Vegeta gewartet hat.“

„Der Prinz war auch da?“ blinzelte sie verblüfft.

Vegeta hatte eine Frau bezahlt, um mit ihm zu schlafen?!

„Pfft“ prustete Radditz. Sein Brustkorb vibrierte. „Vegeta war kurz zuvor fünfzehn geworden. Er wollte keine Nutte, weil es „für ihn, den Prinzen der Saiyajins, unter seiner Würde wäre, für Sex zu bezahlen und dann noch mit einer Nicht-Saiyajin.“ Aber er war verdammt neugierig, wie es in einem Bordell aussah und wollte sich das mal ansehen.“ Er erinnerte sich grinsend, wie Vegetas übliches Pokergesicht zusammengefallen war und er mit staunendem Gesicht die vielen nackten Frauen beobachtet hatte.

„Und? Hat‘s dir gefallen?“ unterbrach ihre Frage seine Erinnerung.

Er rieb sich die Nase. „Joa, es war nett. Aber Sex zu haben, während draußen deine Kameraden warten, fand ich nicht gerade entspannend. Es war dadurch schneller zu Ende als gedacht…“

Nicht gerade seine beste Erfahrung mit einer Frau, aber es war ein guter Einblick gewesen, wie toll sich Sex anfühlte. Noch besser fühlte es sich aber an, wenn er nicht dafür bezahlen musste, sondern um seiner selbst ausgewählt wurde.

„War es besser als mit einem Mann?“ sie grinste maliziös; wollte von diesem Thema nicht ablassen.

„Anders“ wich er ihrer Frage aus. „Man kann viele Lieblingsgerichte haben, die alle gut schmecken, aber auf unterschiedliche Weise.“

Sie kicherte, entspannte sich langsam und amüsierte sich über Radditz Erinnerungen, die er mit Humor und Selbstironie mit ihr teilte.

Es war wieder fast wie früher in ihrer Kindheit, als sie noch ein eingeschworenes Team vor Kakarotts Geburt waren.

Nachdem Radditz so lange auf Missionsreise weg war, danach ständig in der Hauptstadt beschäftigt, hatten die beiden Geschwister Probleme gehabt, ihre Beziehung wieder auf diesen Stand zu bringen.

Schon ironisch, dass es nun klappte, während sie zusammen auf einer Mission waren und dann auch noch angefangen mit diesem Thema.

Aber es geschah auch, weil Radditz sich seit langem wieder jemanden wirklich öffnete und Bulma dieses Vertrauen erwiderte.

Bulma hatte noch ein paar Fragen mehr zu Sex, die sie ihm nun stellte.

Wenn Saiyajins es aus Vergnügen taten, warum gab es nicht nach jedem Mal ein Kind?

Wie war es körperlich überhaupt möglich, dass Männer miteinander schlafen konnten?

Wenn Frauen ihren Körper für Sex anboten, taten Männer das auch?

Wenn sie einen Mann nicht mochte, wie konnte sie ihn abweisen?

Einige Bilder aus dem Heft machten für sie keinen Sinn und sie zeigte drauf; wollte wissen, was DA abgebildet war. Wieso war es nötig, sich so zu verbiegen?

Gab es tatsächlich Frauen mit solchen Riesen-Brüsten? Hatten die keine Rückenschmerzen?

Radditz verfluchte in Gedanken seine Eltern, teilweise hatte er aber auch Mitleid mit ihnen: manche Dinge konnte man nicht mit seinem Kind besprechen.

Gut, dass er jetzt übernahm.

Aber nachdem er eine Stunde lang Fragen über Geschlechtsverkehr beantworten musste, wurde er müde. Manchmal hatte er auf seine Wortwahl achten müssen, weil er sich für kurze Zeit so fühlte, als wenn er mit anderen Männern locker über Sex sprach, bloß um sich schnell daran zu erinnern, dass er mit seiner SCHWESTER redete.

„Ich glaube, das reicht für heute…und für den Rest meines Lebens“ stöhnte er und massierte sich die Schläfen.

Sie kicherte und rutschte aus seinem Schoss heraus, um wieder in ihre Koje zu klettern.

„Also dann, mach die nächsten Tage so weiter und arbeite hart. Dafür hast du eine tolle Zeit auf Altharwa“ verabschiedete er sich.

Während er in Richtung seiner Kabine marschierte, ging ihm Bulmas Gesicht nicht mehr aus dem Kopf.

Als sie ihn maliziös angelächelt hatte, so ein gewisses Funkeln in den Augen, hatte er plötzlich eine Ahnung bekommen, wie Bulma wohl beim Flirten aussehen könnte.

Noch etwas mehr Erfahrung im Umgang mit dem anderen Geschlecht und sie würde den Männern scharenweise den Kopf verdrehen.

Bei den Gedanken drehte sich ihm der Magen um und er rieb sich nachdenklich den Bauch.

Scheiße, vielleicht hatte er doch einen Fehler gemacht und seine Eltern hatten Recht gehabt damit, ihre Tochter so lange nicht aufzuklären.
 

Am nächsten Tag, nach ihrem Frühstück (schon wieder Brei) meldete sich Bulma zuerst bei Yacon. Der Anführer der Ingenieure wollte mit ihr sprechen.

„Fennel und Endo meinten, du wärst schnell von Begriff. Die Überwachungs-Aufgaben sind kein Problem für dich, deine Notizen waren sauber. Heute kommst du mit mir“ erklärte er und führte sie in ein neues Stockwerk.

Der Geruch von Metall lag in der Luft und es war sehr warm. Die Vibrationen waren hier besonders deutlich zu spüren und Bulma erkannte schnell, wo sie sich befanden: Im Herzen des Raumschiffes, den Antriebsraum.

Hinter Spezialgefertigten Wände befanden sich die Motoren, die für den gesamten Ablauf im Raumschiff verantwortlichen waren.

Wie ein Herz pumpten sie die Energie durchs ganze Raumschiff. In der Mitte stand der grün leuchtende, isolierte Generator, der diese Energie erzeugte.

Dieser Tag wurde noch besser als der vorherige: Yacon führte sie durch alles rum, zeigte ihr die Abläufe und gab ihr einige elektrotechnische Aufgaben, die sie zu seiner Zufriedenheit löste.

Sie überraschte ihn sogar, als sie ihn bei einer Energiezelle helfen konnte, die nicht anlaufen wollte. Einige der anderen Ingenieure bekamen das mit, waren beeindruckt und es ergaben sich erste Fachgespräche.

Zum Mittag- und Abendessen sah sie Fennel und Endo wieder. Man saß zusammen und einige andere Techniker setzte sich in die Nähe, hörten den drei mit gespitzten Ohren zu und stellten Bulma vorsichtig Fragen.

Bulma fühlte sich wohl und selbst als sie mit dem Abendessen fertig waren, saß sie noch eine Weile am Tisch mit den anderen, trank Tee und erfuhr mehr über ihre Reisen, die Aufgaben im Flughafen und Privatleben.

Vorsichtig öffnete sie sich den anderen, erzählte stolz von ihrem Bruder Radditz, der mit auf dem Raumschiff war. Was den Rest der Familie anging, blieb sie wage; lenkte stattdessen ab und fragte die anderen nach ihrem Leben aus.

Sie sah Radditz an diesem Abend nicht mehr. Sie wusste nicht, dass er kurz nach ihr gesucht hatte, weil sie nicht in ihrem Zimmer gewesen war. Er hatte sie in der Kantine sitzend gesehen, im friedlichen Gespräch mit anderen Saiyajins und war zufrieden gegangen, ohne sich zu Wort zu melden.

Es sah so aus, als würde Bulma als Mitglied der Mannschaft akzeptiert werden.
 

Am dritten Tag war eine gewisse Anspannung zu merken. Die Luft sirrte vor Gereiztheit und Ungeduld.

Ständig nur Brei als Essen, unterbrochen von einigen Trockenriegel, gingen aufs Gemüt.

Aber das Ende war in Sicht, in ein paar Stunden würde man endlich das Ziel Altharwa erreichen.

Die meisten Saiyajins konnten es kaum erwarten, besonders die Krieger waren ungeduldig.

So lange eingesperrt in einer fliegenden Blechkiste ohne sich richtig zu bewegen, störte sie, dabei hatten sie noch die großzügigsten Kabinen, die größte Kantine und die schönsten Gemeinschafts- Aufenthaltsräume.

Aber es fehlte eine Aufgabe und manchmal hörten die restliche Mannschaft wie es aus der entsprechenden Etage laut rumste: dann wusste jeder, dass sich zwei Krieger gerade wieder aus Langweile, Frust oder Provokation balgten.

Bulma hatte für heute ihren eigenen Abschnitt bekommen, den sie selbstständig und ohne Beobachtung kontrollieren musste.

Sollte etwas passieren, könnte sie über Scouter Yacon anrufen, aber ihr persönliches Ziel war es natürlich, diesen Job erfolgreich allein zu bestehen.

Tatsächlich fand sie ein paar Lecks, die sie stopfte; ein paar dreckige Ventile, die sie säuberte und ein Fehler in der Sauerstoff-Zufuhr, der nicht ungefährlich gewesen war.

Kein Wunder, dass sie so müde war, wenn der Sauerstoff-Wert um 2% zu niedrig war.

Da kam wieder die Frage auf, warum die Saiyajins sich kein besseres Raumschiff leisten konnten.

Oder wollte man neue Ersatzteile auf Altharwa kaufen?

Wie würde bloß der Rückflug enden?

Es war ein Glück, dass sie bislang keine großen Schäden erlitten hatten, von einigen Meteoritenschauern im Außenblech mal abgesehen.

Ungeduldig sah sie an diesem Tag mehr als sonst auf die Uhrzeit. Sie war von der allgemeinen Anspannung angesteckt worden und die Zeit schien nicht vergehen zu wollen.

Erneut spazierte sie ihren Bereich entlang, der ohne Probleme lief. Die Motoren schnurrten leise, kein Schaden in Sicht und sie war gelangweilt.

Bis sie das Herannahen einer starken Aura erspürte.

Vegeta!

Er befand sich auf dieser Etage und wie sie spürte, war er auf den Weg zu ihr.

Auf keinen Fall wollte sie ihn sehen.

Ihre Wut war fast verflogen; seine Gründe verstand sie, aber verziehen hatte sie ihm deswegen noch lange nicht.

Sie sah sich nach einem Fluchtweg um und rannte die Gassen weiter, die sich zu einem einzelnen Gang verengten.

Die falsche Entscheidung: dieser Gang war die Verbindung zu den anderen Bereichen, es gab daher keine anderen Türen und sie spürte, wie ihr drei Power-Level entgegenkamen.

Andere Techniker?

Sie wollte aber von niemanden gesehen werden. Nachher petzten sie noch und Vegeta fand sie.

Wenn sie nicht nach vorne oder nach hinten oder zur Seite gehen konnte, wo sollte sie dann…sie hob den Kopf. Über sich sah sie die hohe, dunkle Decke, wo Rohre und Leitungen sich kreuzten und schummrige Schächte bildeten, perfekte Lücken für eine schmale Frau. Sie schwebte hinauf, drückte sich in eine dunkle Ecke und ignorierte den Dreck, den Staub und den modrigen Geruch.

Wichtiger war es, nicht entdeckt zu werden.

Sie löschte ihre Aura und stellte sogar ihren Scouter aus, so dass niemand sie finden würde.

Mittlerweile hörte sie das herannahende Schallen von Schritten und dumpfes Gemurmel: Vegeta kam näher und er war nicht allein. In den hohen, metallenen Gängen wurde jeglicher Schall verstärkt und mit ihren guten Ohren konnte sie selbst gegen das Brummen der Motoren genug verstehen.

„…sehr gute Arbeit“ hörte sie Yacons Stimme. „Keine Ahnung, wo Ihr sie herhabt, aber davon könnt ihr mir noch gut ein Dutzend bringen. Egal, welche Haarfarbe und wenn sie Regenbogenfarben schimmern.“

Bulmas Augen verengten sich und sie beugte sich etwas vor, versuchte mehr zu erlauschen.

In diesem Gespräch ging es eindeutig um sie.

Undeutlich hörte sie Vegetas abgehackte, dunkle Stimme. „…nicht nur zu dir allein. Soll auch andere Abteilungen sehen.“

„Hm, zu schade. Jemand wie sie kann ich immer gebrauchen“ hörte sie Yacons unzufriedene Antwort und dann sah sie die beiden auch schon näherkommen.

Bei Vegetas Anblick fing ihr Herz ungewollt an stärker zu klopfen.

Ihn jetzt Vegeta zu nennen, nicht mehr Veg, war schwierig, aber sie wollte ihn nie wieder mit diesem Kosenamen benennen.

Schon komisch, aber der Name „Vegeta“ passte zu ihm besser. Sie hatte früher häufiger gedacht, dass „Vge“ irgendwie zu kurz war. Der Name „Vegeta“ hatte auch einen schönen Klang, wenn bloß diese Bedeutung dahinter nicht wäre.

Wie er da in seinem Mantel den Gang hinab marschierte; seine stolze Haltung, das edle Profil, Yacon unterwürfig neben ihn…es war ungewohnt, die Reaktionen der Saiyajins bei seinen Anblick zu sehen; so respektvoll, so furchtsam. Es schien größer zu wirken, weil jeder unwillkürlich seinen Kopf vor ihm beugte. Selbst sie konnte nicht den Blick von ihm abwenden…sie biss sich unzufrieden auf die Lippen.

Nein, verziehen hatte sie ihm immer noch nicht. Sie ärgerte sich bloß über die Faszination, die sie gerade für ihn empfand.

Sie spitzte die Ohren, beugte sich etwas aus dem Schatten hervor, um mehr zu erlauschen.

„Hm, wisst Ihr denn, woher sie so gut über Technik Bescheid weißt? Entweder hat die Kleine ein unglaubliches Talent oder sie erhielt eine Ausbildung. Sah nicht so aus, als wäre es das erste Mal, dass sie einen Schraubenschlüssel in der Hand hält“ fragte Yacon neugierig.

Vegeta schmunzelte nur. „Sie ist ein Mysterium. Ist es wichtig, woher sie es weiß?“ fragte er zurück.

Yacon brummte, schien darauf keine Antwort zu kennen oder hütete sich, zu sehr nachzufragen.

Bulma sah abschätzig auf die beiden herunter.

Bislang schienen die beiden nur lobend über sie zu sprechen, aber das änderte nichts an ihren Plan, Vegeta aus dem Weg zu gehen.

Hah, wenn der Trottel wüsste, dass sie direkt über ihm war. Sie konnte beinahe auf sein spitzes Haar runter spucken.
 

Vegeta hielt plötzlich inne und drehte misstrauisch den Kopf.

Er fühlte sich beobachtet.

Sein Scouter zeigte ihm nichts an und seine Nase konnte aufgrund des durchdringenden, aller über tünchten Maschinengeruchs nicht richtig wittern, aber trotzdem…es war so ein Gefühl…er spitzte seine Sinne und hörte ein Geräusch…

„Mein Herr, ist was falsch?“ fragte Yacon, der ebenfalls stehen geblieben war.

„Schtt!“ bei dem gepressten Befehl blieb Yacon sofort still und lauschte ebenfalls misstrauisch.

Dann hörte er es auch.

Lachen, Schritte…mehrere Personen, die näher kamen. Ihre Stimme erscholl bis zu ihnen hin, obwohl sie noch weit hinter der nächsten Biegung waren, außer Sichtweite.

„…die Haarfarbe ist egal, ihre Titten und Arsch sind wichtig und die sehen normal aus“ war eine männliche Stimme zu hören.

„Mich würde ja mehr interessieren, ob sie ÜBERALL blaue Haare hat“ lachte eine andere Männerstimme dreckig.

„Ihr seid so vulgär“ beschwerte sich müde eine dritte Stimme.

„Ach, jetzt spiel hier nicht den Heiligen, du hast sie auch angestarrt. Aber ich bin der erste, der sein Glück versucht, verstanden! Die Kleine wird nicht wissen, was mit ihr passiert, sobald ich sie umwerbe und wenn ich sie dann in meinem Bett habe…haha, das wird ein Spaß. Sie wird um meinen Schwanz betteln“ lachte der Erste laut.

„Um dein kleines Würstchen? Träum weiter. Hast du keine Angst, dass sie schwanger wird? Wie sehen dann eure Kinder aus?“ sagte der Dritte abfällig.

„Falls sie überhaupt welche bekommen kann?! Vielleicht hat der Prinz sie schon bereits sterilisieren lassen. Ob er sie bereits gekostet hat?“ überlegte der Zweite.

„Warum sonst hat sie einen Elite-Panzer erhalten? Ich versteh echt nicht, warum sie in sein Elite-Team aufgenommen wurde und wir nicht. Wir arbeiten schon seit drei Jahren als Techniker. Aber nur weil wir keine Möse haben, müssen wir immer noch auf dem untersten Deck schuften“ beschwerte sich Nummer Drei.

Bulmas Augen weiteten sich empört bei diesem Gespräch, dessen Teilnehmer sich ihnen näherten, ohne zu wissen, wer um die Ecke auf sie wartete.

Vegeta und Yacon hatten stirnrunzelnd ebenfalls die Stimmen gehört und standen stocksteif an der Stelle, mit verengten Augen auf die Übeltäter wartend, die gleich hervorkommen würden.

„Diese Bulma glaubt, sie wäre was Besseres, nur weil sie die begehrte Rüstung bekommen hat und Radditz ihr Bruder ist. Aber sobald ich sie im Bett hatte, wird sich das ändern. Ich wette, sie ist noch Jungfrau. Wenn ich sie nach einer Nacht herausschmeiße, wird sie nicht mehr so überheblich sein“ lachte der Erste gehässig.

„Hast du keine Angst vor ihrem Bruder? Der ist sehr viel stärker als du…und dann ist noch ihr Vater“ fragte der Dritte besorgt.

„Tse, was sollen die schon tun? Wenn es ihre freie Entscheidung war, können sie mir gar nichts. Ich sorge dafür, dass sie sich in mich verliebt und mir verfällt. Aber ich sag‘s euch, die ist nur für ‘nen Fick gut; nicht für die Ewigkeit“ lästerte der Erste.

„Stell dir vor, du schwörst ihr den Sarang?“ scherzte der Zweite.

Die Männer fingen an zu lachen bei dieser lächerlichen Vorstellung.

Als sie um die Ecke kamen und Yacon und Skattkönig Vegeta mit verschränkten Armen vor ihnen stehen sahen, verging ihnen das Lachen. Deren strengen Mienen zeigte an, dass sie jedes Wort gehört hatten.

Den drei Männern wurde kalt, der Hals eng und trocken.

„Ko...Kommandant Vegeta“ stammelte der Erste erschrocken, ein großgewachsener, junger Techniker mit kurzem Haar.

Seine beiden Kameraden sahen sich besorgt an und beugten schnell ihre Knie; zogen ihn mit auf den Boden, um tief den Kopf zu senken.

„Wir wussten nicht…“fing der Zweite an.

„Schweig!“ die eisige Stimme ihres Herrschers schnitt ihm das Wort ab.

Die Männer fingen an zu zittern. Sie spürten die Mordlust, die direkt von vorne kam, wie ein heftiger eisiger Wind.

Vegeta hatte alles gehört, so eine Scheiße!

Was würde er mit ihnen anstellen?

Yacon rieb sich müde über die Augen.

Er mochte es nicht, wenn so über eine Kameradin gesprochen wurde, aber wenn eine junge, hübsche Frau bei ihnen anfing, gab es immer solche Gespräche.

Aber dieses Mal handelte es sich um einen Sonderfall und Vegeta hatte live alles mit angehört.

„Yacon“ Bei Vegetas Stimme überkam auch den alten Meister ein ängstliches Schaudern. Der Elite-Krieger hatte einen Blick drauf, als wäre er kurz davor, den drei frechen Burschen die Hälse zu brechen.

„Es sieht so aus, als hätten die drei zu viel freie Zeit, wenn sie sich nicht auf ihre Arbeit, sondern um MEIN TEAM sorgen“ fuhr Vegeta fort.

„Ja, es scheint so“ stimmte Yacon ihn zu; eine unangenehme Gänsehaut bereitete sich über seinen Rücken aus.

Vegeta trat einen Schritt auf die drei knienden Gestalten zu, die bereits schweißüberströmt waren und nach Todesangst stanken.

Ihre Schweife lagen kraftlos neben ihnen, ein unbewusstes Zeichen ihrer Bezwingung nur durch seinen Blick.

Sie besaßen nur eine Durchschnittskraft von 900; was erlaubten sie sich große Töne zu spucken?

Wie konnten sie es wagen auch nur daran zu denken, Bulma anzufassen?!

Vegeta juckte es in den Fingern, sie für ihre große Klappe zu bestrafen; ihnen die Finger, Beine und Schweife zu brechen.

Aber Yacon brauchte jede Hand und konnte es sich nicht leisten, wenn drei Männer ausfielen. Vegeta erinnerte sich auch daran, nicht zu stark zu zeigen, wie sehr Bulmas Wohl ihm am Herzen lag.

Es könnte schnell Gerüchte über sie geben, wenn er seine Wut freien Lauf ließ und diese bestimmten Gerüchte verstärken, die anscheinend schon im Umlauf waren.

Bulma sollte wegen ihrer Fähigkeiten anerkannt werden; nicht weil sie womöglich seine Bettgespielin war.

Also gab es eine andere Strafe…

„Ausgangssperre“ verkündete er kalt.

Die Männer sahen erschrocken hoch.

„Keiner von euch darf das Raumschiff verlassen, sobald wir gelandet sind. Ihr werdet nichts von Altharwa sehen“ fuhr er aus. Er sah Yacon befehlend an. „Du sorgst dafür, dass sie beschäftigt sind. Egal, welche Aufgabe, und wenn es Latrinendienst ist; Hauptsache weit weg von IHR! Sie werden keinen Fuß auf den Planeten setzen und auch dem Mädchen nicht zu nahe kommen, wenn ihnen ihr Leben lieb ist.“

Yacon nickte und fing an zu schmunzeln.

„Oh, da fällt mir ein…die Abflüsse müssen dringend mal sauber gemacht werden“ sagte er beiläufig.

Einer der Männer wollte empört aufschreien, doch sein Kamerad drückte ihn schnell zu Boden.

Es war eine schlimme Strafe, aber wenigstens behielten sie ihr Leben.

Vegeta marschierte an den zitternden Männern vorbei; ignorierte sie, um nicht in die Versuchung zu kommen, sie zu treten.

Die Strafe reichte ihm nicht aus…vielleicht sollte er gleich mal Radditz beiläufig von diesen Typen erzählen. Wenn er den Langhaarigen richtig einschätzte, würde er so ein Gerede gar nicht mögen und die Kerle in einen unbeobachteten Moment abfangen für ein Gespräch unter vier Augen und zwei Fäusten.
 

Die vier Techniker warteten noch eine Weil ab, bis jegliche Schritte verklungen waren, dann atmete Yacon als erstes auf.

„Was habt ihr euch nur gedacht?“ fragte er laut kopfschüttelnd und beobachtete stirnrunzelnd die drei elenden Kerle.

„Wir wussten ja nicht…es war ja nur Gerede…“ stammelte der Zweite.

„Wir dürfen nicht in die Stadt? Wir müssen die ganze Zeit hier sein?“ fragte der Dritte deprimiert.

All die Dinge, die sie sich vorgenommen hatten, ihre geplanten Geschäfte…sie würden mit leeren Händen heim kommen.

„Seid dankbar“ knurrte Yacon. „Seid dankbar für Prinz Vegetas Selbstbeherrschung. Ich habe gesehen, wie sein Vater mal einen Techniker umbrachte, weil der nicht stehen blieb, um auf die Knie zu sinken und seinen Respekt zu erweisen. Los, ab mit euch. Ich zeige euch mal gleich eure neue Arbeit“ befahl er und marschierte voran.

Die drei jungen Männer schlichen ihm deprimiert nach.
 

Bulma wartete noch eine Weile, bis ihre Energien weit genug entfernt waren, dann kletterte sie aus dem Schacht heraus und sprang herunter.

Sie klopfte sich den Dreck von der Kleidung und sah nachdenklich den leeren Flur entlang.

So also sprachen einige Saiyajins über sie, hinter ihren Rücken…es war keine Überraschung, ihre Familie hatte sie vorgewarnt.

Aber Vegetas Reaktion beschäftigte sie mehr.

Obwohl sein Gesicht eine starre Maske und sein Tonfall beherrscht gewesen war, hatte sie die Wut gespürt. Je mehr von dem Gespräch zu ihnen gedrungen war, desto zorniger war er geworden, während er sein kaltes Pokerface aufbehalten hatte.

Sie hatte gespürt, wie sehr es ihn drängte, diese Schwachköpfe zu töten.

Doch seine Selbstbeherrschung war stärker…und seine Bestrafung kreativer…sie war gegen ihren Willen beeindruckt.

Seine Empörung, die Bestrafung…er hatte es um ihretwillen getan, obwohl er nicht gewusst hatte, dass sie alles mit angehört hatte.

Er hatte sich für sie eingesetzt…

Sie seufzte auf.

Wie sollte sie da noch weiter wütend auf ihn sein?

Sie lief den Flur in die entgegengesetzte Richtung entlang, um schnell wieder auf ihren Posten zurück zu kehren.

Bald würden sie ihr Ziel erreichen

Neuer Planet, neue Erfahrungen

Ein unbekannter Planet, viele Eindrücke, neue Erfahrungen…Reisen bildet
 

Planet Altharwa, Juwel dieser Galaxie, blau schimmernder Stern, in hoher Erwartung seiner illustren Gäste…mit einigen Ausnahmen.

Auf manche Gäste würden sie gerne verzichten, aber sie hatten keine Wahl.

Der blaugrüne Planet, dessen Oberfläche von 70% Wasser bedeckt war, eine angenehme Atmosphäre dank üppiger grüner Vegetation besaß und von technologisch hoch entwickelten Bewohnern und glänzenden Städten bevölkert wurde, war Gastgeber für die diesjährige Versammlung des Planetenbündnis der nördlichen Galaxie, Quadrant 954X-746Y.

Eine ehrenvolle Aufgabe, jedoch mit einigen kleinen, nebensächlichen Problemen behaftet.
 

Die Kontrollstation vom Raumflughafen der Hauptstadt Thamin vom Planet Altharwa erfasste dank hochempfindlichen Radar die Ankunft eines sich nähernden Raumschiffs.

„Raumschiff „Oji-no-Saiyajin“ erkannt. Die Saiyajins befinden sich im Orbit und bitten um Landeerlaubnis“ rief ein Leutnant alarmiert aus.

Unruhe breitete sich bei den anderen Mitarbeitern aus, als sie von der baldigen Ankunft dieser Rasse erfuhren.

Doch ihr Kommandant blieb ruhig, schließlich hatte er ihre Ankunft erwartet.

Vor Saiyajins, die unangemeldet auftauchten, musste man mehr auf der Hut sein.

„Sind alle Informationen über ihrer Besatzung und Ladung überwiesen worden?“ fragte er ruhig und hielt sich an den üblichen bürokratischen Verlauf. Seine stoische Maske beruhigte die nervöse Mannschaft

„Ja, alle Informationen liegen vor. Der Scan unserer Überwachungs- Satelliten zeigt auch keine Waffen an.“

Der Kommandant schnaubte.

Warum auch? Warum sollten Saiyajins Waffen mitbringen, wenn sie doch selbst welche waren?!

„Landeerlaubnis erteilt. Sicherheitsmaßnahmen laut Protokoll RS3 einleiten“ befahl er.

Auf dem Bildschirm sah er die Bilder, die vom Satelliten übertragen wurden.

Ein älteres Raumschiff, dass gerade ihr Hoheitsgebiet erreicht hatte, fing an, sich in Richtung Planeten zu senken. Darin befanden sich 50 Saiyajins, von dem der Stärkste eine Kampfkraft von 18.000 aufwies und selbst der schwächste mit 200 viermal stärker als ein normaler Altharwaner war.

Saiyajins, lebendige Waffen mit cholerischem Gemüt…da konnte man ja auch gleich einem Vierjährigen eine Laserpistole geben und darauf hoffen, dass er sich besser beherrschte.

Der würde jedenfalls weniger töten als ein Saiyajin.

Darum musste diese Rasse sich vorab ankündigen, damit Vorbereitungen getroffen werden konnten.

Das Raumschiff der Saiyajins würde abseits der anderen Gäste stehen, isoliert in einem speziellen Sicherungsbereich. Der eingekesselte Platz war von hohen Mauern umstellt, in denen Laser-Kanonen auf das Raumschiff gerichtet sein würden. Selbst im Boden des Landeplatzes befand sich eine Bombe, die man im Notfall zünden konnte.

Der Kommandant nahm seinen Helm ab und rieb sich über die Stirn.

Hinter sich hörte er das laute Stampfen von zwanzig bewaffneten Männern in weißer Rüstung, die aufgrund des Protokolls angefordert wurden.

Er setzte seinen Helm wieder auf und drehte sich um.

„Los, gehen wir die Saiyajins begrüßen“ befahl er und marschierte voran.

Ein mulmiges Gefühl breitete sich in seinen Magen aus, wie jedes Mal, wenn er es mit einen dieser Typen zu tun hatte. Kein Wunder bei Wesen, die ihn mit einem Fingerschnippen erledigen würden, bevor die Wachen reagieren könnten.

Doch diese Angst durfte er nicht zeigen.
 

Kaum war das Raumschiff auf seinem angewiesenen Platz gelandet, als von allen Seiten eilig die Dock-Crew herbeieilte, um es zu sichern und die Anschlüsse für Frisch- und Abwasser zu legen.

Die „Gäste“ würden, im Gegensatz zu den anderen, auch im Raumschiff übernachten; das gehörte zu den Bedingungen. Zu einer bestimmten Uhrzeit musste die Mannschaft der Saiyajins komplett an Bord sein und der Kapitän war verpflichtet, jeden Ausreißer zu melden. Selbst der Skattkönig persönlich war dazu verpflichtet, aber es galt nicht mehr als eine Formalität, denn ehrlich…wenn der fehlte, wer sollte ihn herbeiordern?

Aber seine Abwesenheit würde wenigstens zu einer Verbannung der Saiyajins führen, weil es eine Verletzung des Vertrages war.

Trotzdem würde man nicht verhindern können, dass sich die Saiyajins tagsüber in den Städten aufhalten würden, schließlich konnten sie sogar ohne technische Hilfsmittel fliegen.
 

Die Luke öffnete sich.

Für den nervösen Kommandanten sah es fast wie in Zeitlupe aus. Er spürte eine machtvolle Präsenz dahinter, die ihn mit Zwiespalt erfüllte.

Je schneller die Luke offen war, desto eher traf er auf den furchterregenden Saiyajin, aber desto schneller könnte er die offizielle Begrüßung erledigen und verschwinden.

Auch die Wachen hinter ihm, die Spalier standen, schwitzten ängstlich unter ihren Rüstungen. Das Halten ihrer Waffen, dass ihnen sonst ein Gefühl der Sicherheit gab, half auch nicht dagegen.

Die Geschichten, die unter ihnen spukten, über einen muskulösen Hünen mit langer Mähne, der Elitekämpfer eines anderen Planeten mit bloßen Fäusten und irren Lachen erledigt hatten, sorgte für Vorsicht. Das war auf dem letzten diplomatischen Besuch der Saiyajins passiert; einige waren Zeugen gewesen.

Was würde sie jetzt erwarten?

Die Luke war nun offen, ein Mann marschierte heraus. Hochstehendes, pechschwarzes Haar, finsterer Blick, roter Umhang.

Sein Gesicht war bekannt, der Skattkönig und stärkste Saiyajin persönlich.

Hinter ihm kam ein gewaltiger, glatzköpfiger Riese, der offen seine Muskeln in der knappen Rüstung präsentierte.

Ihm folgte ein eher harmlos aussehender, kleinerer, ältere Saiyajin mit Backenbart und Kopftuch, ohne Rüstung, stattdessen Arbeitskleidung.

„Die Landeerlaubnis hat lange gedauert“ waren die ersten kritisierenden Worte des Umhang-Trägers.

„Ich bitte untertänigst um Verzeihung; es befinden sich gerade sehr viele Raumschiffe im Orbit“ entschuldigte sich der Kommandant sofort mit tiefer Verbeugung. „Im Namen meines Volkes heiße ich euch auf Altharwa willkommen, Skattkönig Vegeta. Wir begrüßen ehrfürchtig den hochgeschätzten Gast unseres Planeten und sein Gefolge.“

Katzbuckeln war jetzt die richtige Entscheidung.

Der Skattkönig schien aber damit nicht zufrieden zu sein; sein Gesicht war immer noch finster.

Doch anstatt sich weiter zu beschweren, nickte er dem älteren Mann zu seiner Seite zu.

Der baute sich vor dem Kommandanten auf und überreichte ihm eine Liste.

„Meine Mannschaft braucht Ersatzteile“ verkündete Skattkönig Vegeta.

„Sehr wohl, allerdings muss ich euch an das Embargo erinnern“ sagte der Kommandant nervös.

„Keine Sorge, Jungchen, das sich hier nichts getan hat, dachte ich mir schon“ mischte sich der saiyanische Techniker zu Wort. „Alle meine Wünsche sind laut Embargo-Vorschriften immer noch erlaubt. Nichts Waffen-Ähnliches dabei, nicht mal Waschpulver, aus dem man Sprengstoff herstellen könnte.“

Der Kommandant steckte sich die Liste ein. „Meine Leute werden alles vorbereiten und es euch innerhalb der nächsten Stunden bringen“ antwortete er.

Je weniger die Saiyajins diesen Platz verließen, desto besser. Eine Beschäftigung mit Reparaturen wäre vorteilhaft für Altharwa.

Er verbeugte sich ein weiteres Mal tief vor dem Skattkönig, damit war das Protokoll erledigt.

Erleichtert über die schnelle Abwicklung, drehte er sich um und eilte zurück, die Wachmänner folgten ihm mit dem gleichen Gefühl.
 

„Die Abnahme war erfolgreich. Ihr könnt raus“ hörte Bulma die Stimme von Yacon über ihren Scouter.

Ein letztes Mal sah sie sich prüfend in der Spiegelung des Fensters an, rückte ihr Haarband zurecht, strich ein Staubkorn von ihrem Brustpanzer und eilte dann eine Etage nach unten, um von dort über die offene Luke über eine Rampe runter zu schreiten.

Die Landung hatte länger gedauert als gedacht: vom Eintritt in die Atmosphäre bis zur Erlaubnis, das Raumschiff zu verlassen, war über eine Stunde vergangen. Zeit genug, um sich zu waschen, zu kämmen und die saubere Uniform anzuziehen.

Das helle Licht blendete etwas und sie kniff die Augen zusammen, während sie sich eine Hand schützend über die Augen hielt. Die frische, natürliche Luft und die Sonnenstrahlen wurden auch von der restlichen Crew genüsslich eingesogen. In kleinen Gruppen standen die Krieger und die Techniker schwatzend verteilt, warteten auf ihre Befehle und sahen sich aufmerksam um.

Das Raumschiff und der Platz, auf dem es stand, lag in einen künstlichen Kessel, umgeben von hohen, fensterlosen Gebäuden aus hellbraunem Gestein. Keine weiteren Raumschiffe in der Nachbarschaft mit anderen Reisenden, nur einige fremdartige Wesen in Arbeitskluft beendeten gerade ihre Arbeit an der Außenhülle des Raumschiffes und eilten schleunigst fort.

Bulmas Augen gewöhnten sich an das Sonnenlicht. Die Temperatur war angenehm und die Luft sauber, aber das hatte ihr Fennel auch schon vorher erzählt. Sie und Endo standen ein paar Meter entfernt und sprachen mit ein paar anderen unbekannten Techniker; ebenfalls in Uniform.

Vorsichtig machte Bulma ein paar Schritte über den fremden Boden.

„Ich bin ja so leicht hier?!“ staunte sie und sprang versuchsweise hoch.

Ohne Probleme sprang sie drei Meter hoch, machte einen Salto vorwärts um leichtfüßig und leicht gebeugt in die Knie zu landen.

Fantastisch, so grazil fühlte sie sich nur, wenn sie den GR-Raum bei negativer Schwerkraft ausprobierte.

Was bedeutete, dass sie auf diesen Planeten plötzlich zu den Starken gehörte, zum ersten Mal in ihrem Leben. Sie durfte sich damit den „mächtigen Saiyajin“ zugehörig fühlen.

Fasziniert sah sie auf ihre Schuhe, sprang noch mal hoch.

Sie hörte hinter sich ein männliches, amüsiertes Lachen.

Ertappt drehte sie den Kopf und sah den riesigen, glatzköpfigen Mann im Schatten des Raumschiffes stehen, der sie belustigt unbemerkt beobachtet hatte.

Sie erinnerte sich: sie hatte ihn beim Apell gesehen, er hatte sie befragt. Sein Name war Nappa und der Name sagte ihr auch was; hatte sie ihn doch öfters beiläufig von Radditz gehört.

Er trat näher. Seine große Gestalt war zwar bedrohlich, aber seinem Lächeln nach wollte er nichts Böses.

„Haha, genau wie dein Bruder“ lachte er sie an. „Als Radditz das erste Mal auf einen Planeten mit schwacher Gravitation war, hüpfte er die ganze Zeit begeistert herum und rief „Ich kann fliegen, ich kann fliegen.“ Er fühlte sich so stark, haha.“

Bulma stellte sich den damals jüngeren Radditz vor, wie er enthusiastisch herumsprang und prustete unkontrolliert los. Sie hielt sich eine Hand vorm Mund, um ihr Lachen zu dämpfen.

„Wie alt war er denn?“ fragte sie kichernd.

„Och, so um die vierzehn Jahre alt bestimmt. Er sprang herum wie ein Gummiball“ erinnerte sich Nappa. Eine Vorstellung, die zu dem sonst so coolen, beherrschten Radditz nicht passend wollte.

Beide prusteten erneut los.

Anerkennend hob Nappa eine Augenbraue. Die Kleine war recht hübsch, wenn sie lachte; da fielen sogar die seltsamen Haare nicht so ins Gewicht.

„Hey“ Radditz kam gerade die Rampe runter, als er ausgerechnet Nappa bei seiner Schwester sah, die sich über irgendetwas amüsierten.

Misstrauisch kürzte er seinen Weg ab und sprang gleich seitlich von der Rampe herunter. Nebenbei wischte er versteckt hinter seinem Rücken die blutigen Fingerknöchel sauber.

Nicht sein eigenes Blut.

Ein kleiner „Zusammenstoß“ mit drei Techniker, denen er Manieren beibringen musste.

Nett von Vegeta, der ihm diesen Tipp gegeben hat. Die drei würden sich nie mehr seiner Schwester nähern, sie ansehen oder abfällig über sie sprechen.

„Hey, Radditz, hüpfts du auch mal vorbei?“ begrüßte Nappa ihn mit breitem Lächeln.

Bulmas Augen wurden groß und sie prustete unbekannterweise lachend auf.

Radditz Augen verengten sich argwöhnisch. „Was ist hier los?“ fragte er.

„Nichts, nichts“ tat Nappa unschuldig „Wir unterhalten uns nur etwas.“

Radditz glaubte ihm kein Wort, dafür kannte er den Kerl zu lange. Bei diesem Lächeln musste man vorsichtig sein. Außerdem mochte er es nicht, dass Nappa so nahe bei seiner Schwester stand. Zwar wusste der Ältere nun grob Bescheid über die Familiengeschichte, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er freundlich gesinnt war.

Radditz blieb vorsichtig und beschloss, den Glatzköpfigen abzulenken.

„Wo ist Vegeta?“ fragte er ihn.

Nappa deutete mit einem Kopfnicken zu der Gruppe Krieger, die folgsam um Vegeta standen, der wiederrum mit Yacon sprach.

„Die letzten Anweisungen für die nächsten Tage. Wir fliegen gleich los ins Parlament“ fügte er geschäftsmäßig hinzu.

Bulma folgte den Blick der beiden und runzelte die Stirn. Sie konzentrierte sich auf Vegetas Profil und fragte beiläufig „Parlament? Was macht ihr denn da?“

„Dort treffen sich die Abgeordnete und ihre Leibwache. Wir Krieger werden dort den Tag verbringen“ erklärte ihr Bruder.

„Wir stehen dann rum, wie bedrohliche Statuen, während ein Haufen Schwächlinge politische Entscheidungen fällt“ gähnte Nappa, der bereits jetzt gelangweilt war.

Vegeta beendete sein Gespräch und drehte suchend den Kopf. Sein Blick fiel auf das Trio und seine Augen verengten sich.

Nappa und Radditz zuckten zusammen und streckten eilbereit den Rücken.

„Oh oh, den Blick kenne ich. Der Prinz ist ungeduldig. Schnell hin, sonst gibt’s Ärger“ murmelte Nappa und eilte auf seinen obersten Befehlshaber zu.

Radditz aber blieb stehen und nutzte dagegen den Moment, wo er nun allein bei seiner Schwester stand, um ihr einen kleinen Beutel zu überreichen.

„Von mir und Vater“ erklärte er leise.

Ahnungslos nahm Bulma ihn an und öffnete ihn neugierig.

Kleine, rechteckige Metall-Plättchen in unterschiedlichen Farben lagen darin; die Währung von Altharwa.

„Aber ich habe doch meinen eigenen Sold?“ fragte Bulma verblüfft. Der Zahlmeister hatte ihn vor der Landung ausgezahlt.

Radditz zuckte die Schultern. „Es ist nicht viel, was ein Techniker verdient und das ist dein erstes Mal in einer großen Stadt“ erklärte er gönnerhaft. „Kauf dir was Schönes!“

Bulma sah wieder in den Beutel hinein.

Sie war einst heimlich in Sadala gewesen und hatte die Ware nur bewundern, sich aber nicht leisten können. Sie war abhängig von Brolys Taschengeld gewesen.

Aber nun hielt sie zum ersten Mal ihr eigenes Geld in den Händen, teilweise selbstverdient, teilweise geschenkt. Es kam nicht oft vor, dass Radditz ihr etwas schenkte, aber ihr Vater auch…es war ein weiteres Zeichen, dass er ihre Selbständigkeit unterstützte. Sie konnte das Geld einsetzen, wofür sie wollte; selbst entscheiden.

Sie lächelte ihn gerührt an. „Danke, Radditz“ hauchte sie.

Am liebsten wollte sie ihn umarmen, aber sie waren in Blickweiter anderer Saiyajins. Radditz sah sich besorgt um, ob sein Ruf als harter Krieger nicht beeinträchtigt wurde. Eine Umarmung wäre dann hinderlich.

Also nickten sich die Geschwister nur zu und lächelten sich verschwörerisch an.

„Geh nicht allein in die Stadt. Thamin ist riesig und unübersichtlich; nicht der beste Start für deinen ersten Besuch in einer Großstadt“ spielte er sich wieder als besorgter Bruder auf.

Bulma zeigte auf ihre Kameraden Fennel und Endo, die bei drei fremden jungen Männern und einer Frau standen.

„Ich werde in einer Gruppe unterwegs sein“ beruhigte sie ihn.

Radditz warf einen scharfen Blick auf die Männer der gezeigten Gruppe, die das Geschwisterpaar offen beobachteten. Zufrieden sah er, wie sie schreckhaft zusammenzuckten und ihre Schulter hochzogen, sich sichtbar unwohl unter seinen strengen Blicken fühlte.

Gut, die würden sich benehmen…vermutlich machte das Gerücht bereits die Runde, was mit den drei Dummköpfen passiert war, die Bekanntschaft mit seinen Fäusten gemacht hatten.

Ebenfalls beruhigend, dass auch zwei Frauen dabei waren.

„Trotzdem“ sagte er und wandte sich ihr wieder zu. „an einigen Abenden werden wir auch zu zweit mal die Stadt unsicher machen“ verkündete er.

Sie strahlte ihn an und mit einem zufriedenen Nicken verabschiedete sich Radditz, um eilig zu den anderen Kriegern zu schreiten.

Vegeta erwartete ihn bereits, sein Blick rätselhaft, während die anderen Männer ihn feixend angrinsten. Doch Vegeta beschwerte sich nicht wegen seiner Verspätung, sprach die Sache mit keinem Wort an.

Stattdessen drehte er sich, nach einem letzten Blick auf die Blauhaarige, um und erhob sich rasant in die Luft. Seine Krieger folgten ihn.

Bulma und die Techniker sahen ihnen nach.

Bulma drückte den Beutel mit den Münzen an sich, ihr Lächeln schwand.

Vegeta hatte sie angesehen, aber kein Wort gesagt.

Aber was sollte er auch tun?

Was sollte sie tun?

Sie blieb immer noch bei ihrer Entscheidung, ihn zu ignorieren. In gewisser Weise tat er es ja auch.

Wie sollte sie, die kleine Technikerin sich ihm, den großen Prinzen auch nähern?

Er hatte sie in den vergangenen Tagen ihrer Reise kein einziges Mal rufen lassen und sie besaß nicht das Recht, den Skattkönig auf eine Tasse Tee zu treffen.

Mittlerweile war ihre Wut auf ihn verflogen und sie sah vieles dank Radditz Erklärungen aus einem anderen Blickwinkel. Auch die Situation vor wenigen Stunden, als sie ihn heimlich dabei beobachtet hatte, wie er sie indirekt in Schutz nahm und diese drei Kerle bestrafte, hing noch nach.

Vegeta hatte sich bei Yacon nach ihr erkundigt; hatte also über Umwege erfahren wollen, ob es ihr gut ging. Vielleicht hatte er auch mit Radditz über sie gesprochen.

Sie seufzte.

Sie sah den guten Willen in seinen Aktionen, aber es bewirkte nicht, ihn wieder mit denselben unschuldigen Augen zu sehen wie früher.

Elitekrieger Veg war schon eine beeindruckende Nummer gewesen, aber Skattkönig Vegeta?

Sie trennten doch Welten.

Sie würde die nächsten Tage wieder im Bauch des Raumschiffes mit Reparaturen verbringen und er würde mit wichtigen Würdenträgern und der Elite dieser Galaxie verhandeln.

Was hatten sie schon gemeinsam?

Bulma hatte sich mittlerweile wieder so weit beruhigt, dass ihre Mordfantasien aufgehört hatten, aber wie es mit Vegeta weiter gehen sollte, wusste sie auch nicht.

Der nächste Schritt müsste von ihm ausgehen und dabei sollte gefälligst eine Entschuldigung an sie herausspringen.

Endo winkte sie zu sich und sie ging zur kleinen Gruppe.

„Na, großer Bruder endlich fort?“ begrüßte Endo sie. „Dann kann der Spaß ja beginnen.“

Er stellte sie den vier fremden Saiyajins vor, die sich alle in den Zwanziger befanden: ein kleiner Saiyajin mit kurzem schwarzen Haar namens Kürbilin, ein hochgewachsener, glatzköpfiger namens Temato und dessen kleinerer Bruder Challozu sowie eine hübsche, zierliche Frau mit gelocktem Haar und Namen Laucha, die in der Kantine arbeitete.

Doch bevor der Spaß begann, stand erst eine Ansprache vom Meister Yacon an.
 

Yacon wusste aus Erfahrung, dass seine Leute am ersten Tag auf einen neuen Planeten zu nichts zu gebrauchen wären, weshalb sie immer am Ankunftstag frei bekamen.

Doch bevor sie ihre Freiheit genossen, war eine Warnung notwendig.

„Denkt daran, man sieht auf uns mit Misstrauen und Furcht. Fangt keine Streit an! Geht Kämpfen aus dem Weg! Lasst euch nicht provozieren! Egal, ob ihr im Recht seid oder gewinnt, am Ende seid ihr in deren Augen die Schuldigen“ warnte er eindringlich. „Wenn euer Verhalten negativ auffällt, werden die Altharwaner uns hier festsetzen, dann gibt’s keine Ausflüge mehr in die Stadt. Schlimmstenfalls dürfen wir nie wieder hierher.“

Selbst die saiyanischen Techniker, die in der Heimat als Schwach galten und zur untersten Kaste gehörten, waren hier stärker und gefährlicher für ihr Umfeld. Die Einwohner hatten keine Chance gegen sie, solange sie nicht ihre hochentwickelten Waffen nutzten.

Erst nachdem jeder Saiyajin Yacons strenger Musterung bestanden hatte, durften sie sich, in Gruppen aufgeteilt, auf den Weg machen.

In der Kontrollstation sahen die Altharwaner von ihren Bildschirmen aus zu, wie sie spielend leicht die hohen Mauern überwanden und fortflogen.

„Sagt den Wachen in der Hauptstadt Bescheid und gebt die Anzahl der Saiyajins durch“ befahl der Kommandant müde. „wir können nur das Raumschiff bewachen, aber keinen Sack voller Flöhe.“
 

Bulma und ihre Gruppe flogen einige Kilometer weit.

Die glitzernde Hauptstadt mit hohen funkelnden Türmen war von weitem sichtbar und nicht zu verfehlen. Die Straßen waren breit und sauber, unterteilt nach Fußgänger und für Fahrzeuge, dazu geordnete Grünanlagen, elegante Brücken und viele öffentliche, grüne Plätze.

Die Saiyajins teilten sich in kleine Gruppen auf, landeten an unterschiedlichen Stellen, um die Stadt zu erkunden.

Die Bewohner Altharwas waren eine humanoide Rasse, ähnlich den Saiyajins, aber schlanker und feingliedriger, ohne Schweif, mit heller Haut, silbrigen Haaren und vier Armen.

Neben ihnen waren aber noch viele Mitglieder anderer Rassen in den Straßen zu sehen, die von verschiedenen Planeten stammten. Bunt gemischt waren die Passanten, in allen möglichen Gestalten; Humanoid, Amphibien - oder tierartig.

Im Gegensatz zu Sadala, war Altharwa auf den Besuch fremder Rassen vorbereitet. Die Beschriftungen an Straßen und Geschäften gab es in mehreren Sprachen und viele trugen Scouter.

Staunend sah sich Bulma um; wusste nicht, wo sie zuerst hingehen sollte.

Zu ihrem Glück war sie in einer Gruppe und Fennel übernahm das Kommando.

Heute stand Shoppen auf dem Programm.

Die Geschäfte bestanden aus modernen Gebäuden aus hellem Stein mit großem, gläsernem Fenster und automatischen Türen, hellem Licht und angenehmer Raumtemperatur. Wollte man Kleidung kaufen, gab es Körper-Scanner, die in Sekunden einen Abdruck vom Kunden nahmen, um dann mittels kompakter Strickmaschinen und 3D-Drucker die passsende Kleidung herstellte.

Der Kunde konnte sich Design, Farbe und Details nach seinen Wünschen aussuchen.

Es gab Läden, wo kostbarer, glänzender Schmuck angeboten wurde, in verschiedenen Preisklassen; so fein gearbeitet, wie Bulma es sich nicht hatte vorstellen konnte.

In gekühlten, schummrigen Läden gab es eine Auswahl neuartiger Süßigkeiten, so fein und glänzend oder wuchtig und schwer, dass es jeden Geschmack traf, dazu warme Getränke wie feiner Tee, Kakao und Kaffee. Es gab Restaurants: große, weitläufige Gebäude mit Terrassen, wo man eine Auswahl an verschiedenen Speisen und Getränke ordern konnte, während man im schönen Ambiente saß.

Wohlgerüche in der Luft, ein Paradies für Feinschmecker!

Jeder Laden war verlockend, überall wollte Bulma hineinschauen, um zu sehen, was es gab.

Während in Sadala die vielen kleinen Läden eher vollgestellt waren und geheimnisvoll und wirr wirkten und Speisen oft in rauchigen Tavernen oder in Imbiss-Buden verkauft wurden, waren die Geschäfte hier eleganter, sauberer, vielschichtiger und präsentierten ihre Schätze durch die gläsernen Fronten.

Bulma wurde von der Gruppe mitgezogen, ansonsten hätte sie wie eine Blödsinnige auf der Straße gestanden, nur um zu beobachten.

„Dafür hast du noch genug Zeit“ sagte Fennel grinsend. „Aber heute besorgen wir uns mal ein paar neue Klamotten und schlagen uns den Bauch voll nach den drei Tagen Fastenzeit. Kein Brei!“

„Yeahh, Essen!“ riefen ihre männlichen Begleiter erfreut „Aber Buähhh, Shoppen!“

Auf Einkaufen hatte sie keine Lust, aber Essen; das lockte sie.

„Ihr Pfeifen“ lachte Fennel. „Dann gehen wir Frauen das nächste Mal allein einkaufen. Ich brauche dringend neue, sexy Unterwäsche“ sie zwinkerte dabei Kürbilin verheißungsvoll zu, der prompt errötete. Bulma sah Endo fragend an; der zuckte mit den Schultern. Wenn Fennel sich ein „Opfer“ ausgesucht hatte, gab es kein Entkommen. Kürbilin schien ihr Interesse aber zu gefallen; der kleine Saiyajin konnte nicht den Blick von ihr abwenden.

Sie zogen Bulma mit und suchten sich verschiedene Restaurants aus, wo sie alles von der Speisekarte bestellten.

Als Bulma am Abend zurückkehrte, war ihr Magen voll und ihre Geldbörse kleiner.
 

Am nächsten Tag stand erstmal wieder die Arbeit an.

Mehrere Container wurden ans Raumschiff geliefert, voll mit den gewünschten Ersatzteilen, die die Saiyajins bestellt hatten. Die Techniker würden sie in den nächsten Tagen einbauen oder einlagern.

Bulma durfte direkt unter Yacon arbeiten. Der Ingenieur schritt die Container entlang, die entladen wurde und untersuchte die Ware.

„Wie gut, neue Kabel und Isolierungen sind auch dabei“ entfuhr es Bulma erfreut, als sie eine der Kisten kontrollierte. „In meinen Bereich habe ich einige offene Kabel gesehen.“

„Erst die Eingangskontrolle, dann sagst du mir, wie viel du brauchst“ erklärte Yacon ruhig, der wieder auf sein Klemmbrett schaute.

Bulma sah ihn nachdenklich an.

„Sag mal Yacon, findest du nicht…naja, äh, wie alt ist eigentlich das Raumschiff?“ fragte sie vorsichtig. Sie wollte es nicht „Schrotthaufen“ nennen, aber es kam ihr an manchen Stellen schon ungewöhnlich alt vor, auch wenn man versuchte, es von außen zu verdecken.

Yacon steckte sein Klemmbrett wieder ein und sah sie nachdenklich an.

„Hm, hab vergessen, dass du nicht viel Erfahrung mit unserer Außenpolitik hast. Dann weißt du auch nichts vom Embargo“ murmelte er.

„Es gibt ein Embargo auf uns?“ fragte sie. „Wieso?“

„Wow, beeindruckend, du weißt, was das Wort bedeutet. Naja, der Grund ist einfach…um uns Saiyajin im Käfig zu halten. Darum gibt es ein Handelsverbot und den anderen Planeten ist es verboten, uns waffenähnliche Technologie zu verkaufen. Sie haben Angst, dass wir sie in modernen Raumschiffen überfallen würden, also versuchen sie uns zu behindern, wo es nur geht“ erklärter er ihr kurz die Lage. „Raumschiffe, wie sie andere haben, sind darum Mangelware bei uns. Wir dürfen auch nicht mit Raumschiffen landen, die bewaffnet sind. Großes Risiko, wenn man auf Mission im All ist und jedes Schiff außer das eigene über Laserkanonen verfügt“ sagte er mit bitterem Unterton. Die beste Chance, einen Saiyajin zu töten, war es, ihn abzuschießen, wenn er in einem Pod war, wo er sich nicht wehren konnte.

Er deutet auf die Umgebung. „Auch hier, sieh dich nur um. Wir sind die einzigen hier. Schön isoliert von den anderen Gästen, auf einen speziellen Bereich. Was glaubst du, verbirgt sich hinter diesen Mauern? Garantiert Geschütze, die auf uns gerichtet sind. Wir Saiyajins werden gefürchtet. Unsere Krieger können Dinge tun, für die andere Rassen Waffen und Flugzeuge benötigen. Um gegen uns eine Chance zu haben, nutzen sie, was sie haben. Sollten wir uns dagegen wehren, würden die anderen Planeten keinen Handel mehr mit uns treiben und wir sind wieder auf Vegeta-Sei isoliert; ohne Zugang zu Nahrung. Also nur alte Raumschiffe“ er zuckte mit den Schultern.

Er hatte sich über die Jahre daran gewöhnt.

„Und wenn wir selbst unsere Raumschiffe weiterentwickeln, mit eigenem Antrieb und Waffen?“ fragte Bulma.

„Ahhh“ anerkennend sah er sie an. „Guter Einfall, aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Was technische Entwicklungen angeht, haben wir keine Chance. Uns fehlen die Ressourcen; in erster Linie der Grips dazu“ lachte er.

Saiyajins waren gut im Kämpfen, im Jagen, im Überleben. Aber sie besaßen keine eigenen Labore oder Wissenschaftler für innovative Entwicklungen. Fremden war es wegen dem Embargo auch verboten, auf Vegeta-Sei zu reisen, um den Saiyajins es zu lehren.

Er schüttelte ergebend den Kopf; schließlich konnte man nichts an der Situation ändern und holte sein Klemmbrett wieder hervor. Er musste planen, welche Bereiche als erstes repariert werden sollten: weiteres Flickzeug im Inneren, während die äußere Schale poliert wurde, um den schönen Schein zu wahren.
 

Kristallsaal, Parlament von Altharwa

Im riesigen Saal, an dessen Decken mehre Kristalllüstern hingen, waren die Abgeordnete des Planetenverbandes versammelt. Halbrund und in Treppenform waren die Samt-Sitze angeordnet, von jedem Tisch hingen die Flaggen des zugehörigen Reiches und die Blicke waren auf die Tribüne gerichtet, wo zwei Abgeordnete gerade diskutierten.

Vegeta sah gelangweilt hinunter. Im Gegensatz zu seinem letzten Besuch auf Altharwa hatte man ihm dieses Mal einen Platz auf der höchsten Etage gegeben, Zeichen seines Standes. Er war der einzige Saiyajin im Saal, seine Krieger waren außerhalb des Gebäudes, wo sie die Umgebung im Blick behielten.

Nur nebenbei hörte er die langweilige Diskussion über uninteressante Kleinigkeiten in einem Handelsvertrag zu, während er in Gedanken plante, wie man die Macht der Saiyajins noch besser demonstrieren konnte. Jede Rasse nutzte ihre Mittel, um ihre Stärken beiläufig zu demonstrieren wie teurer Schmuck, der beiläufig bei jeder Bewegung glitzerte oder riesige Raumschiffe für eine kleine Besatzung.

Die Saiyajins mussten nach Möglichkeiten suchen, ihre Macht ebenfalls so zu zeigen, damit sie als Partner ernst genommen wurden.

Zu seinem Vorteil schwirrten immer noch die Geschichten über das misslungene Turnier der Pantheraner, dass Radditz dann dominiert hatte. Deren Abgeordnete hatten heute einen Platz in der Mitte und vermieden jeden Blick zu Vegeta, um ihn ja nicht zu provozieren. Er konnte von seinem Standort gut sehen, wie verspannt und nervös sie waren.

Vegeta schmunzelte leicht und es verhalf ihn zu einer neuen Idee. Eine Art von Turnier, bloß etwas unauffälliger…ein öffentliches Training der Saiyajins. Wenn man dabei zusehen konnte, wie die Krieger trainieren, wie sie kämpften…neugierige Blicke und Aufzeichnungen würden schnell die Runde machen und den Vorteil der Saiyajins als Söldner bezeugen. Vielleicht konnte Vegeta dann Geschäfte mit ein paar neuen Rassen machen.

Natürlich durften die Krieger nicht alles geben, damit man die Stärke der Saiyajins nicht zu genau analysierte, aber allein das Stemmen von schweren Gewichten und leichte Sparring-Kämpfe würden als Demonstration ausreichen…und nebenbei würden sich die Krieger nützlich machen.

Bislang war ihr Job mehr repräsentativ.

Er sah nach oben zum gläsernen Dach, wo er die Schemen von Nappa und Radditz sehen konnten, die das Parlament von oben bewachten, neben den Sicherheitskräften von Altharwa natürlich, die sich unsicher waren, ob die Saiyajins eine Hilfe oder die wahre Bedrohung waren.

Zufrieden mit sich und seinen Plan, lehnte sich Vegeta in seinem Sessel zurück, legte die Füße auf die Tischablage ab, verkreuzte die Arme vor der Brust und schloss die Augen.

Er konnte das erste missgünstige Gewisper hören, weil er sich so in einer Versammlung benahm, aber mal ehrlich…wen interessierte gerade das Gelaber von dort unten?

Die wichtigen Geschäfte wurden hinter verschlossenen Türen gemacht, wo die Öffentlichkeit nicht hinkam. Das hier war nur Schau, Geplänkel, eine Bühne, mehr nichts.

Wenn man ihn deswegen für einen Barbarren hielt…scheiß drauf.

Der üble Ruf der Saiyajins hatte auch seine Vorteile: niemand erwartete dann von einem die beste Etikette.
 

Aurelius, Gesandter von Aurum, schmunzelte bei der entspannten Position, die Vegeta gerade einnahm. Besser konnte man nicht zeigen, was man von den langweiligen Debatten der öden Sprecher hielt. Er konnte das Stirnrunzeln einiger Beobachter sehen, aber auch die Anerkennung und heimliche Bewunderung bei anderen. Auch sein Nachbar konnte seinen Blick nicht vom trügerisch entspannten Saiyajin lösen, dessen Anblick dem eines gefährlichen, schlafenden Raubtieres glich

Es war ein junger Mann mit lockigem, kurzem, blondem Haar, ebenmäßigen Gesichtszügen, bernsteinfarbenen Augen unter langen, schwarzen Wimpern und gebräunten Teint.

Es handelte sich dabei um Aurelius eigenen Ur-Enkel, dessen Vater, der aktuelle Herrscher von Aurum, ihn für diese Tage anvertraut hatte, damit der Junge etwas über die unterschiedlichen Rassen lernte und bei den Verhandlungen zusehen konnte.

Sein Name war Pretio Candidos D‘Oro, Kronprinz von Aurum, aber seine Familie nannte ihn „Pret“, sein Volk „Pretty, der Goldprinz“. Wie um seinen Ruf als goldener Prinz zu untermauern, trug er heute einen Goldreif um den Kopf, eine Kette aus ziselierten Goldplättchen und breite, goldene Armreifen, während die cremefarbene Kleidung als Gegenzug schlicht gehalten war, dennoch seinen Teint lobend unterstrich. Pret wusste, wie er sein gutes Aussehen gewinnbringend nutzen konnte.

Aurelius strich nachdenklich über seinen Bart, während er die beiden unterschiedlichen jungen Männer aus den Augenwinkeln verglich.

Pret und Vegeta waren beide die zukünftigen Herrscher ihres Volkes, beide gleichalt und mächtig, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Der eine sah rein, elegant und kultiviert aus, der andere dunkel, archaisch und gefährlich.

Sehr gegensätzlich; wie würden die beiden miteinander umgehen?

Es könnte die Geschäftsbeziehungen zwischen ihren Planeten für Jahrzehnte beeinflussen.

Pret lehnte sich wieder in seinem Sessel zurück und tat wieder desinteressiert, auch wenn er immer noch schmunzelte.

„Kein Wunder, dass das Embargo nicht aufgehoben wird“ flüsterte er hämisch seinem Ur-Großvater zu.

„Was soll er tun?“ fragte Aurelius ruhig. „Ob Vegeta sich wie ein Barbar oder wie ein Kultivierter aufführt, deshalb wird man sein Volk nicht anders behandeln. Das Embargo ist eines der wenigen Mitteln, um sie in Schach zu halten, darum bleibt es bestehen. Da kann man sich auch entspannen und ein Nickerchen halten.“

Pret tat so, als würde ihn die Diskussion der beiden Alten auf der Bühne brennend interessieren, aber aus den Mundwinkeln zischte er wie zur Bekräftigung seiner Meinung „Stinkender Barbar!“

Aurelius seufzte. Vorurteile dieser Art waren hinderlich, wenn es um Geschäftsbeziehungen ging und in Vegetas Fall musste sein Enkel vorsichtig sein. Aurelius hatte es schließlich beim letzten Mal selbst erlebt, wie gefährlich gerissen Vegeta war.

„Ein stinkender Barbar, der dich mit einem Finger tötet, bevor du dein Schutzschild aktivieren kannst“ warnte er daher simpel und erinnerte damit daran, dass die beiden jungen Männer unterschiedliche Vorteile besaßen.

Aurum besaß die modernste Kriegstechnik, die man kaufen konnte, während Vegeta selbst eine Waffe war. Ein gut trainierter Soldat, der eher schießen als Pret reagieren konnte…wer zuletzt stehen würde, war eindeutig.

Prets hämisches Lächeln verging ihm. Schnell warf er einen besorgten Blick zum Saiyajin hin und kontrollierte nebenbei den Sitz seiner goldenen Armmanschetten, in denen sich eine ausgeklügelte Technik befand, die einen Schutzschild aus Energie bilden konnte.

Aurelius schmunzelte erneut nachsichtig, aber je mehr er darüber nachdachte, desto weniger konnte er es mit Humor sehen.

Pret war noch etwas naiv und sah Aurum an der Spitze, deswegen hatte sein Vater ihn ja auch zur Fortbildung mitgeschickt. In dieser Versammlung konnte man die reichsten, mächtigsten Rassen ihrer Galaxie treffen: zukünftige Geschäftspartner und Freunde, aber auch Rassen, von denen man sich besser fernhalten oder wenigstens nicht verärgern sollte.

Angesichts seiner Vorurteile war es fraglich, ob Aurelius den Jungen zu seinem Treffen mit Vegeta mitnehmen sollte; das könnte in die Hose gehen. Schließlich ging es um die nächste Bestellung an Pods, Rüstungen, Scouter sowie um das Wichtigste überhaupt, König Vegetas Forschungs-Mission.

Die Daten waren vielversprechend: bereits drei Planeten hatte das Entdecker-Team schon gefunden, für die man Kunden hätte. Die Saiyajins drangen immer weiter in unbekanntes Gebiet ein und die Nachrichten brauchten dementsprechend länger, bis sie Aurum erreichten.

Aurelius war aber überzeugt, dass sie noch mehr Planeten finden würden, die man entweder „reinigen“ oder als Mitglieder in den Verband aufnehmen könnte, was neue Kundenbeziehungen versprach.

Für Geschäfte schlug sein Herz, das hatte sich seit seiner Jugend nicht geändert.

Nachdenklich sah Aurelius wieder zu Vegeta hin, der vierten Generation von saiyanischen Anführern, mit denen er nun Geschäfte machte.

Als vor über hundert Jahren die Saiyajins die Tsufurujins vernichtet hatte, war es Aurelius gewesen, der sich als erstes an eine Handelsbeziehung mit den Gewinnern wagte.

Ein gefährliches Wagnis, aber der damals junge König war fasziniert von der fremden Rasse gewesen und hatte Potential gesehen.

Sie waren unglaublich stark und ausdauernd, wussten aber nichts über die Handhabung von Technik und welche Schätze die Tsufurujins entwickelt hatten. Würde man sie allein lassen, würden sie sich früher oder später selbst vernichten und mit dabei die Forschungen der alten Rasse: was für eine Verschwendung von Möglichkeiten!

Die Tsufurujins waren damals die größte Konkurrenz von Aurum gewesen, besaßen noch bessere Waffen-, Raumschiff- und Abwehr-Technologie und hatten jegliche Spione und Angreifer von außen abgewehrt. Sie saßen selbstgefällig auf ihren Erfindungen und Innovationen und hielten sich für schlauer als die anderen.

Ihr plötzlicher Untergang war ein Schock für die nördliche Galaxie gewesen, aber nun war der Weg zu ihren Schätzen frei…mehr oder weniger.

Die Saiyajins wollten nicht vom ihrem Planeten ablassen, ließen sich nicht so leicht austricksen.

Plant war ihre neue Heimat und wurde nun Vegeta-Sei genannt.

Aber um die Technik zu nutzen, brauchten sie Hilfe.

Hilfe, die Aurum anbot.

Vorher gab es im Verband Diskussionen: Sollte man Plant nicht von den Saiyajins zurückerobern?

Aber abgesehen von den gefährlichen Saiyajins, besaß Plant ein automatisches Abwehrsystem. Es schützte den Planeten immer noch von Angriffen von außen, auch wenn seine Entwickler tot waren. Auf der Oberfläche spazierten nun ihre Mörder, die es geschafft hatten, die Tsufurujins zu vernichten.

Während die einen noch diskutierten, handelte Aurelius eigenmächtig und landete mit seiner Gefolgschaft auf den Planeten. Sein Mut beeindruckte den neuen König, seine Gerissenheit führte zu Verhandlungen.

An Artillerie, Panzer und Raketen hatten die Saiyajins kein Interesse, aber sie wollten flexible Rüstungen, die sie im Kampf schützten, einfach zu bedienende Raumschiffe und wissen, wie man die Scouter nutzte.

Unter den Vorwand, die Technik zu analysieren, um sie besser erklären zu können, nahm Aurelis wichtige Errungenschaften mit sich.

Seine Wissenschaftler erfüllten die Wünsche der Saiyajins durch ihre Kriegsbeute, die Aurum hinterrücks kopierte und für eigene Geschäfte nutze.

Ein Viertel ihres Gewinnes erzielten sie ab sofort durch die Patentvergabe der Scouter, die jeder in der Galaxie haben wollte. Ein Riesengeschäft, auch wenn Aurelius nicht an die Waffentechnologie der Tsfurujins herankam.

Zusätzlich hatte er nun das Vertrauen der neuen Söldner gewonnen, die nur zu gerne kampflustig für andere sich in fremde Kriege stürzten.

Die Saiyajins waren zufrieden mit dem Handel und ahnten nicht, wie sie betrogen wurde; wie man etwas von ihrer Beute stahl.

Auch nicht, wie Aurum zweifach von den Saiyajins profitierte: Nun, da es diese Gefahr schaffte, von ihren Planeten zu reisen und andere Rassen zu überfallen, brauchten diese neue Abwehrmechanismen.

Wer war nun der beste Anbieter, wo die Konkurrenz gefallen war?

Aurum!

Aurum bewies, dass sie Händler aus tiefsten Herzen war: es gab keine Feinde, nur Kunden, denen man teurer Ware verkaufen konnte.

Sie waren Händler ohne Moral.

Doch Jahrzehnte waren vergangen und jede neue Generation an Saiyajins wurde gefährlicher und klüger als die vorherige.

König Vegeta III. war ein Taktiker und schwierig zu händeln. Seine Idee, seinen kleinen Sohn auf Reisen zu schicken, ihn dort auszubilden zu lassen und so das Embargo zu umgehen, war nur eine seiner vielen gefährlichen Ideen gewesen.

Irgendwann würde Skattkönig Vegeta auf den Thron sitzen, der noch stärker und klüger als sein Vater war und dann…Aurelius wagte sich nicht vorzustellen, was für ein Monster dann folgen würde. Bislang hatte Vegeta IV. noch keine Kinder gezeugt, aber wer weiß, wie viel Zeit Aurum noch besaß.

Die Saiyajins wurden immer stärker und schwerer zu lenken, durchschauten diplomatische Tricks und Täuschungsmanöver und wurden gierig; verlangten nach modernen Raumschiffen.

Wenn Pret nicht lernte, wie man mit den Saiyajins umging, sah Aurelius schwarz für die Zukunft seines Volkes.
 

Nappa und Radditz bekamen von dem Gemurmel unten nichts mit.

Zwar konnten sie durch das gläserne Dach auf die Gesandten schauen, aber nur als Schemen, weil die Sicht durch den schillernden Schliff des Glases verschwommen war.

Sie waren gelangweilt, während sie die Umgebung im Blick behielten und es juckte ihnen in den Fingern, Chaos anzustellen.

Es war so friedlich hier…wie würden die arglosen Bewohner schreien, wenn man sie nun angriff?

Ihr Gehirn, das auf ständige Kämpfe eingestellt war, verlockte sie mit diesen Bildern, offenbarte die Schwachstellen, die gerade so wehrlos unter ihnen lagen.

Was für eine Versuchung und sie durften nichts tun.

Radditz gähnte und Nappa beschloss, seine Angriffslust auf seinen Kameraden zu konzentrieren und sich so abzulenken.

Er erinnerte sich, wie der Jüngere ihn böse angestarrt hatte, nur weil er gestern mit dessen kleinen Schwester gesprochen hatte. Die Erinnerung an dessen argwöhnische Miene provozierte den Glatzköpfigen, Radditz weiter zu ärgern.

Er streckte sich, kratzte sich und fing dann im beiläufigen Ton an zu sprechen.

„Hat sich die kleine Blaue gut eingelebt?“

Radditz Augen verengten sich argwöhnisch bei dieser Frage. „Ihr Name ist Bulma…bislang läuft alles gut“ beantwortete er die Frage so kurzbündig wie möglich.

„Hm, auch schon Männer-Kontakt gehabt?“ fragte Nappa scheinheilig- unschuldig.

Radditz Misstrauen erwachte nun völlig, ebenso sein Beschützerinstinkt.

„Warum willst du das wissen?“ knurrte er.

„Naja...sie ist niedlich. Zwar seltsam, aber wenn sie lächelt, fällt das nicht auf“ erklärte Nappa, der genüsslich grinste. Er konnte die Nervosität in Radditz Augen erkennen. „Ich denke darüber nach, sie zum Essen einzuladen“ mit diesem beiläufigen Satz setzte er wie gewollt Radditz unter Druck.

Er konnte sehen, wie es in ihm ratterte, wie er seine Fäuste ballte und sich auf die Lippen biss, um den Älteren und Stärken weder anzubrüllen noch zu schlagen.

Radditz schwitzte.

Scheiße, das durfte nicht wahr sein. Eine Situation, vor der ihm Bardock gewarnt hatte, bahnte sich an.

Im Gegensatz zu diesen drei Technik-Fuzzies, konnte Radditz hier wenig mit Gewalt ausrichten. Nappa war stärker.

Meinte der Glatzkopf das Angebot überhaupt ernst oder wollte er ihn nur ärgern?

Dieses hämische Lächeln…Nappa war schwer zu durchschauen.

Aber warum es riskieren?

Er musste den Riesen irgendwie überzeugen, seine Finger von Bulma zu lassen. Das Bulma sich für ihn interessieren würde, daran glaubte Radditz nicht.

Nappa könnte ihr Vater sein.

Vater…Bardock…Radditz bekam eine Idee und fing an zu grinsen.

Bei dessen plötzlich hämischen Lächeln wurde nun Nappa misstrauisch.

Das war nicht die gewünschte Reaktion.

Er hatte gedacht, der Jüngere würde nun anfangen zu betteln oder ihn zum Kampf herausfordern, ein netter Zeitvertreib.

Woran dachte Radditz gerade?

„Du vergisst eine Sache, Nappa“ fing Radditz unheilvoll an.

„Was?“ knurrte Nappa.

Nun war es Radditz, der schadenfroh lächelte.

„Sie ist meine Schwester…und damit Bardocks Tochter“ führte Radditz genüsslich aus. „Was würde mein Vater wohl zu deiner Idee sagen?“

Nappa stutzte, seine Augen wurden groß. Er wurde bleich.

Scheiße, scheiße, scheiße, das hatte er vergessen.

Hinter Bulma stand nicht nur Radditz als Beschützer, sondern noch eine andere bedrohliche Präsenz: mit Bardock war mit so einem Thema nicht zu spaßen.

„Ahh, das war doch nur ein Scherz. Sie ist eh zu schwach und klein für mich. Ich bevorzuge große Frauen mit viel Holz vor der Hütte“ tat er die Sache schnell ab und lachte unbeholfen. „So, ich flieg mal in die Ecke und schau, ob alles ruhig ist.“ Mit den Worten verschwand Nappa eilig von seinem Posten.

Radditz sah ihm schmunzelnd nach.

Er hatte da was von einem Gerücht gehört, noch nicht lange her und diese Reaktion bestätigte ihn, dass die Geschichte wahr war.
 

Anscheinend hatte Nappa vor wenigen Wochen Bardock aufgefordert, sich vor ihm zu verbeugen.

Bardocks trockene Antwort drauf: „Nur weil dir einer abgeht, des Prinzen Füße zu küssen, brauchst du das nicht von mir zu verlangen. Wir haben den gleichen Rang, Idiot.“

Bardock hatte Recht, aber Nappas verletzter Stolz ließ nur eines zu: einen Kampf, um seine Ehre zu retten.

Gleicher Rang oder nicht, die Stärke war entscheidender. Nappa wollte beweisen, dass er diesen Respekt verdiente.

Also flogen beide augenblicklich in eine einsame Ecke weit in die Berge. Niemand durfte ihnen folgen.

Doch man hörte und sah lautes Knallen und Blitze, selbst aus der Entfernung.

Nach ein paar Stunden kam Bardock als Erstes wieder zur Hauptstadt zurück, schwer verletzt, schweigsam, aber mit triumphierendem Lächeln.

Nappa sah man dagegen erst ein paar Tage später.

Sie sprachen nicht darüber, wer gewonnen hatte, aber man zog seine Schlüsse aus diesem Verhalten.
 

Radditz lachte in sich hinein.

Was immer Nappa geplant hatte, ernsthaft oder Spaß, es ging nach hinten los.

Der Punkt ging an ihn.

Als er am Abend aber wieder im Raumschiff war, suchte Radditz seine Schwester auf und bat sie, niemals allein mit Nappa zu sein; nur zur Sicherheit.

Sie war wegen dieser seltsamen Bitte erstaunt, versprach es aber ohne Widerstand.
 

Die nächsten Tage vergingen schnell.

Tagsüber hatten die Techniker ihre Reparaturen und Aufgaben, aber ab Nachmittag durften sie ihre Freizeit genießen.

Bulma verbrachte viel Zeit mit ihren neuen Freunden. Sie wurde von Fennel und Laucha in allen möglichen Geschäften geschleppt, wo sie viel über die dortige Mode lernte.

Wie von Fennel angesprochen, wurde dabei auch nach Unterwäsche gesucht. Bulma hatte nicht gewusst, was Reizwäsche war, aber ihre neuen Freundinnen überzeugten sie, auch etwas zu kaufen.

„Man weiß ja nie“ war Fennels Rat.

Auch mit Radditz ging sie ein paar Abende aus. Dann aßen die Geschwister zusammen und genossen die Ruhe. Er erzählte ihr von seinem Tag und sie von ihrem.

Aber nach einer Woche wurde Bulma mutiger. Sie wollte auch allein losziehen, um Zeit zu haben, Dinge zu betrachten und zu erforschen, die für die anderen aus der Gruppe langweilig waren.

Neugierig durchstöberte sie die fremde Kultur und merkte schnell, welchen Vorteil sie besaß.

War sie mit Radditz oder der Gruppe unterwegs, machten die Passanten ihnen eilig Platz und senkten ängstlich den Blick; erkannten sie doch die gefährlichen Saiyajins in ihren Rüstungen auf Anhieb. Keinesfalls zufällig waren auch immer schwerbewaffnete Wachmänner in ihrer Nähe, die sie misstrauisch beobachteten, bereit jederzeit einzugreifen. Radditz feixte bei ihrem Anblick immer verächtlich, aber Bulma fühlte sich dann nicht sonderlich willkommen.

Aber wenn sie allein unterwegs war, wirkte sie anders: harmloser und weniger auffällig.

Man erwartete keine blauhaarige Saiyajin mit ihrem schwachen Power-Level. Selbst in ihrer Uniform fiel sie kaum auf, ihr blauer Schweif wirkte mehr wie ein plüschiger Gürtel. Sie konnte in die Menge eintauchen, sich untermischen und wurde nicht feindlich angestarrt.

Als sie bei ihrem ersten Alleingang diesen Vorteil bemerkte, kaufte sie sich sofort eine Weste, die sie über ihren Brustpanzer zog: damit war auch das kleine königliche Wappen und die Rüstung verdeckt.

Als anonyme Passantin schlenderte sie durch die Straßen und probierte aus, was interessant aussah.
 

So besuchte sie zum ersten Mal einen Friseur.

Bislang hatte sie sich ihre Haare selbst geschnitten oder ihre Mutter hatte es getan, aber nun würde ein Fremder zum ersten Mal ihre Haare berühren. Geschickt agierte der fremde Meister mit seinen vier Armen, wusch, kürzte, schnibbelte und verpasste ihr gleichzeitig eine Gesichtsmaske und trimmte ihre Augenbrauen. Er schlug ihr ein leichtes Make-up vor. Bulma hatte keine Ahnung, was es war und nickte nur und sofort kam seine Assistentin und pinselte drauf los.

Als sie sich im Spiegel sah, fasste sie sich erstaunt an die samtweiche Wange und ließ die seidigen Strähnen durch ihre Finger fallen. Ihre Haare waren nur etwas kürzer, berührten knapp ihre Schulter, aber sie fühlten sich so leicht an. Ihr Pony fiel ihr nun elegant über ihre Augen, die nun so groß und strahlend wirkten. Ihre Haut sah so perfekt aus, ihre Lippen rosiger.

//Es ist immer noch mein Gesicht, aber ich sehe so hübsch aus. Daran könnte ich mich gewöhnen// kam ihr der Gedanke und mit neuem Selbstbewusstsein verließ sie den Laden.
 

Mit Staunen besuchte sie die vielen Bücher-Läden, wo es so angenehm nach Papier roch. Um ihr Geld zu sparen, schnappte sie sich Bücher und las sie sich im Schnelldurchgang durch, merkte sich den Inhalt durch ihr gutes Gedächtnis.

Nach zwei Tagen bemängelte eine Verkäuferin, dass sie nur las, aber nicht kaufte.

„Wir sind doch keine Bibliothek“ sagte sie schnippisch.

„Was ist eine Bibliothek?“ fraget Bulma neugierig.

Als sie von diesem Ort hörte, wo man umsonst Bücher lesen, sie sogar ausleihen konnte, ließ sie den Laden hinter sich. Diese Bibliothek musste sie finden, es hörte sich verheißungsvoll an und sie wurde nicht enttäuscht.

So viele Bücher, wie sie die in drei Leben nicht lesen könnte, eine unglaubliche Auswahl an Schriften in Sprachen, die sie teilweise nicht kannte. Es waren prächtige, weitläufige Räume, mit Bücherregalen bis zur Decke und Tischen und Sessel, die zum Studieren einluden.

Zwar war es ihr nicht erlaubt, sie auszuleihen, weil sie nicht aus der Hauptstadt stammte, aber sie durfte bis kurz vorm Schließen ihre Zeit hier verbringen.
 

Auch an Fennels Lehre mit dem Handel von Waren dachte sie, außerdem wollte sie ihrer Familie Geschenke mitbringen so wie es ihr Vater immer tat.

Neben den Geschäften gab es an manchen Plätzen auch Märkte wie in Sadala, wo kleinere, mobilere Händler ihre selbstgemachten, billigere Waren verkauften.

Bulma suchte nach lange haltbaren Köstlichkeiten für Kakarott und Bardock und kaufte Garn und Stoffe für ihre Mutter sowie Küchenwerkzeuge wie neue Messer und Pfannen.

Dank ihrer Kapseln konnte sie großzügig sein, schließlich konnte sie damit alles verkleinern und große Mengen mitnehmen.

Sie hatte keine Ahnung, wie sie was in Sadala verkaufen sollte, da fehlten ihr die Kontakte, aber vorranging wollte sie für sich und ihre Familie was besorgen. Vor allem für die eigene Rückreise brauchte sie Proviant, denn noch mal drei Tage Rückreise mit Brei…nein danke.

In vielen Läden könnte man technischen Schnickschnack kaufen, auch Ersatzteile. Keines davon war für Waffen oder Raumfahrt geeignet, sondern für den technischen Bedarf der Zivilisten.

Doch für Bulma war es auch attraktiv.

Kleine handliche Computer, Lautsprecherboxen, Speichermedien, Platinen…da sie nicht als Saiyajin sichtbar war, wurde sie nicht schräg angesehen, das Embargo war kein Thema: man verkaufte ihr alles bereitwillig.

Sie war die einzige Saiyajin, die sich anonym in der Hauptstadt aufhalten konnte.
 

Drei Wochen waren seit der Ankunft auf Altharwa mittlerweile vergangen.

Bulma verließ die Bibliothek. Ihre neuen Freunde verstanden nicht, wie sie ihre freie Zeit hier verbringen konnte, aber sie hatte im Gegensatz kein Interesse an ihrem Training teilzunehmen.

Was machte es schon, wenn sie die schwächste Saiyajin auf dem Schiff war. Ihre Schrumpf- Kapseln waren dafür randvoll mit tollen Dingen, die sie ohne Probleme kaufen konnte.

Ihr fielen die bewundernden Blicke einiger Männer nicht auf, als sie sich elegant durch die Menge bewegte auf der Suche nach dem richtigen Abendessen.

Die junge Frau mit der tollen Figur, dem hübschen Gesicht und dem schönen Haar entsprach dem hiesigen Schönheitsideal, auch wenn sie nur zwei Arme besaß. Doch Bulma hatte dafür keine Augen, war in Gedanken versunken und dachte über das letzte Buch nach, was wirklich gut geschrieben war. Vielleicht sollte sie sich ein Exemplar doch kaufen?

Es fing bereits an zu dämmern und sie kam an einen Platz vorbei, wo man frisches Obst und Gemüse, aber auch frisch zubereitetes Fastfood kaufen konnte. Sie hielt dort an, holte sich von einem Stand etwas zu essen und aß es auf einer Bank mit Blick auf einen Springbrunnen.

Sie hatte noch etwas Zeit, bevor sie wieder ins Raumschiff musste, weil die Sperrzeit begann. Diese wollte sie hier genießen und so beobachtete sie die Passanten, während sie heiße Teigballen mit verschiedener Füllung und köstlicher Soße verspeiste.

Ihr fiel ein Kind auf, das immer wieder seine Runde über den Markt machte und sich besorgt umsah.

Es war weniger sein ängstliches Gesicht als vielmehr seine Gestalt, was ihre Aufmerksamkeit erregte: das Kind hatte dunkelgrüne Haut, spitze Ohren, zwei Fühler auf den Kopf, Glatze und trug nicht die landestypische Kleidung.

Es war eindeutig nicht von hier. Bulma konnte nicht mal sagen, ob es Junge oder Mädchen war.

Als es zum wiederholten Male seine Runde machte, beschloss Bulma sich einzumischen.

Anscheinend hatte das Kind sich verlaufen oder suchte jemand.

Sie schmiss den Müll in eine Tonne und ging vorsichtig auf es zu.

Sie kam halt nicht aus ihrer Haut. Wenn sie ein ängstliches Kind sah, musste sie helfen.

Es würde ja schon nicht Schlimmes geschehen.

„Hey“ sagte sie freundlich und winkte.

Es zuckte zusammen, mit großen Augen starrte es sie an.

Sie bückte sich, damit sie nicht von oben sprach und fragte vorsichtig „Suchst du jemanden? Brauchst du Hilfe?“

Hastig wurde der grüne Kopf geschüttelt.

Bulma seufzte, zuckte dann aber mit den Schultern.

Wenn das Kind keine Hilfe wollte, konnte sie nichts tun.

Sie drehte sich um, kam aber nicht weit. Etwas hielt sie fest. Als sie erstaunt den Kopf drehte, sah sie, wie das Kind nach ihrer Weste gegriffen hatte, sie aufhielt und hilfesuchend ansah.

Sie hob erstaunt eine Augenbraue.

Also doch Hilfe? Oder hatte er sie missverstanden?

Je mehr sie in sein Gesicht und die ängstlichen Augen starrte, desto mehr glaubte sie daran, dass es ein Junge war…vielleicht lag es auch an der Glatze.

Er trug keinen Scouter, also verstand er sie vielleicht nicht.

Sie deutete auf ihren eigenen Scouter. „ Kannst du meine Sprache sprechen? Wenn nicht, kein Problem, das hier übersetzt für mich.“

Er schien sie nicht zu verstehen, zerrte wieder an ihrer Weste, murrte flehend, blieb aber schweigsam.

Bulma deutete auf den Springbrunnen. „Ich tue dir nichts. Komm, setzten wir uns dort hin.“

Der Springbrunnen war von weitem sichtbar. Wenn seine Eltern ihn suchten, würden sie ihn dort besser sehen. Außerdem wollte sie dem Kleinen zeigen, dass sie ihn nicht entführen wollte und hielt ein Platz mitten unter den Passanten für besser geeignet.

Sie ging vor und er folgte ihr, wobei er seine Hand aber nicht von ihrer Weste nahm, den Saum fest umklammerte.

Erst als sie sich auf die Parkbank setzte, entspannte er sich etwas, ließ los und setzte sich neben sie.

Schweigend sahen sie auf den sich leerenden Markt. Allmählich packten die Händler ihre Waren ein, die Passanten wurden weniger.

Besorgt sah Bulma in den sich langsam verdunkelten Himmel. Sie musste bald am Raumschiff sein.

Selbst wenn sie mit aller Kraft flog, würde es wegen der abgeschiedenen Ecke, wo es parkte, dauern anzukommen. So schnell war sie nicht.

Sie fürchtete den Tadel von Yacon: er hatte gesagt wie wichtig es war, immer rechtzeitig zurück zu sein. Das gehörte zu den Bedingungen, um hier Gast zu sein.

„Hör mal, Kleiner, wen suchst du denn? Deine Mutter, dein Vater? Sieht er so aus wie du? Bestimmt, also muss ich nach grüner Haut suchen und spitzen Ohren, nicht wahr“ versuchte sie ihn zum Sprechen zu bringen.

Wenn er wenigstens etwas sagen würde, dann könnte ihr Scouter übersetzen. Er verstand sie zwar nicht, aber sie dann ihn.

Aber er war zu schüchtern, sah sie nur arglos an und verstand kein Wort.

Sie stand auf, wollte etwas schweben, um eine bessere Aussicht zu haben, aber sofort stand er auch kreischend auf und hielt sie wieder fest, hatte sichtbar Angst, allein gelassen zu werden.

Bulma seufzte auf.

Verdammt, was hatte sie sich da aufgehalst, nur weil sie Mitleid hatte.

Sie hatte keine andere Wahl, sie musste sich beeilen.

Sie bückte sich und nahm ihn auf den Arm. Er war leicht, kein Problem ihn zu tragen, aber er sah sie blinzend fragend an.

„So, wir beide schweben jetzt etwas höher und dann suchst du mit mir deine Eltern“ erklärte sie in freundlichen Ton und mit aufmunterndem Lächeln, während sie ein paar Schritte mit ihm zur Mitte des Platzes ging. Wenn sie von dort hoch schwebte, würden sie auch von weitem sichtbar sein, vielleicht sah es dann sein Elternteil.

Wirklich, wie verantwortungslos musste man sein, wenn man sein Kind verlor und nicht nach ihm suchte?!

Vorsichtig fing sie an hoch zu schweben, der Junge klammerte sich ängstlich an ihren Kragen. Sie flog nur einige Meter hoch, so dass sie eine gute Aussicht auf den Platz hatten.

Staunend sah der Junge auf das abendliche Geschehen, konnte nun alles aus einem neuen Blickwinkel sehen.

Bulma drehte sich einmal langsam um ihre Achse. Sie entdeckte nichts und der Junge anscheinend auch nicht, also setzte sie wieder zur Landung an. Kaum hatten ihre Füße den Boden berührt, ließ sie ihn vorsichtig zu Boden ab.

Langsam wusste sie nicht weiter.

Sie musste zum Raumschiff, die Saiyajins mussten vollzählig sein, aber wer sonst würde sich um ihn kümmern.

„Ohh, wo sind diese Wachen, wenn man sie mal braucht? Wenn es hier wenigstens einen gäbe, der seine Sprache spricht“ stöhnte sie, aber bislang war ihr niemand mit seinem Aussehen jemals begegnet.

Aber auf Altharwa liefen auch so unterschiedliche Wesen herum, dass sie sich unmöglich alle merken konnte.

„Hör mal, Kleiner…“ sie bückte sich zu ihm herunter „ willst du nicht mit mir kommen? Du bist so klein, du kannst bei mir schlafen und morgen ist ein neuer Tag. Vielleicht…“

„WAS MACHST DU DA?“ rief eine verärgerte männliche Stimme.

Überrascht richtete sie sich auf und drehte sich um, wo sie eine hochgewachsene Gestalt sah.

Sie bemerkte dieselbe grüne Haut und spitze Ohren, jedoch konnte sie die Antennen nicht sehen, weil er einen weißen Turban trug. Aber er schien zur selben Rasse zu gehören.

„GEH WEG VON IHM!“ befahl er ihr wütend und marschierte auf sie zu.

Bulma wusste nicht, wieso er sich so benahm, aber plötzlich packte er sie am Handgelenk und schleuderte sie fort. Überrascht landetet sie zu Boden und stöhnte schmerzvoll auf.

„Ich lasse nicht zu, dass du ihn antatscht“ knurrte der Fremde. Der Junge fing an, an seinen weißen Umhang zu zerren und redete in fremder, unverständlicher Sprache auf ihn ein, aber der Mann konzentrierte sich zu sehr auf Bulma und hörte ihn nicht.

Diese Frau war nicht so harmlos, wie sie aussah. Er spürte eine starke Kraft von ihr.

Bulma richtete sich auf, klopfte sich dem Dreck von der Kleidung.

Was fiel diesem Idioten ein? Verlor sein Kind und griff sie an?!

Ihre Weste öffnete sich dabei, entblößte nun ihren weißen Brustpanzer mit dem saiyanischen Wappen und ihren Schweif.

Der Fremde machte große Augen bei diesem Anblick und zog seine Schlüsse.

Also deswegen war sie so stark.

Sie war eine Saiyajin.

Er ballte die Fäuste und stellte sich kampfbereit auf.

Vermutlich wollte sie das Kind entführen und teuer verkaufen.

„Sag mal, hast du sie noch alle“ keifte sie ihn an. „Erst sein Kind verlieren und dann rumtönen. Welcher Trottel verliert seinen Sohn und macht seinen Retter verantwortlich?“

„Das ist nicht mein Sohn“ knurrte der Fremde an. „Und du kannst mich nicht täuschen, Saiyajin. Du wirst ihn nicht stehlen.“

„Was?“ Bulma sah ihn irritiert an. Wer stahl denn Kinder?

„Tu ihr nicht weh, Piccolo. Sie hat mir nichts getan“ hörte sie den Jungen nun in der fremden Sprache sprechen, die von ihrem Scouter übersetzt wurde. Er zerrte am Mantel des Großen und versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erlangen.

„Versteck dich, Dende. Sie ist eine Saiyajin. Die sind gefährlich“ knurrte der Mann namens Piccolo ihn in derselben Sprache an und riss beiläufig seinen Umhang aus den kleinen Händen, während er seinen Blick nicht von Bulma nahm.

„Aber sie nicht! Ihr Blick ist rein. Ich wusste, sie wollte mir nur helfen“ kreischte Dende laut.

„Hör auf deinen kleinen Freund“ unterbrach Bulma ihr Gespräch. „Er ist schlauer als du.“

„Tse“ Piccolo lächelte sie sardonisch an. „Du magst ein Kind täuschen, aber mich nicht. Mach dich bereit zu sterben.“ Er würde sie nicht unterschätzen. Je schneller er sie erledigte, desto besser.

„Häh!?“ Bulma blinzelte ihn fassungslos an. Der Kerl war tatsächlich ein Trottel.

Dummerweise ein starker Trottel, das sagte nicht nur ihr Scouter, sondern auch ihr Gefühl. Er hatte auf jeden Fall ein höheres Power-Level als sie und war ein Kämpfer.

Sie hob abwehrbereit ihre Arme. Es war lange her, dass sie trainiert hatte. Außer den Basics hatte sie keine Kampf-Erfahrung, musste noch nie ernsthaft um ihr Leben kämpfen.

Das war anscheinend auch zu sehen, denn Piccolo sah siegessicher aus.

Er puschte Dende weg, der versucht hatte, sich ihm entgegen zu stellen und stürmte auf Bulma zu.

Sie kreischte entsetzt auf.

Doch bevor die grüne Faust sie treffen konnte, erschien mit rasender Geschwindigkeit ein starkes Power-Level.

Piccolo hielt entsetzt inne und sah nach oben.

Was für eine gewaltige Kraft!

Was war das?

Auch Bulma sah nach oben, aber sie verspürte Erleichterung.

Sie kannte den Besitzer dieser Kraft.

Es war Radditz.
 

Besorgt, weil seine Schwester immer noch nicht zurückgekommen war, hatte sich Radditz auf die Suche gemacht.

Sein Scouter kannte ihre Energie-Signatur; sie aufzuspüren war da leicht.

Doch als er auf den Platz landete, runzelte er die Stirn, während er schnell die Situation erfasste.

Der angriffsbereite Mann, Bulma mit Schrammen im Gesicht…Radditz knurrte, seine Augen verengten sich und er baute sich drohend vor Piccolo auf.

Die beiden gleichgroßen Männer starrten sich böse an.

„Was willst du von ihr, du hässlicher Grünling?“ fragte Radditz.

„Von ihr will ich nichts“ zischte Piccolo, der sich immer noch im Recht sah, aber nun doch besorgt wegen seinen neuen Gegner war.

„Gut, du bekämst auch nur den Tod“ lachte Radditz gehässig. Sein Scouter übermittelte ihm gerade die Kampfkraft seines Gegners und die lag weit unter ihm.

Diese grüne Haut…der Kerl musste ein Namekianer sein. Vermutlich gehörte er zu ihrer Abordnung, denn normalerweise waren die Namekianer eine neutrale Rasse und blieben isoliert auf ihrem Planeten.

„Das ich nicht lache“ Piccolo tat sein Bestes, seine Furcht zu verstecken; wollte sie nicht vor diesem Affen zeigen. Er musste schmerzhaft zugeben, dass er die Saiyajins unterschätzt hatte.

Er hatte geglaubt, diese Frau wäre der Standard, aber stattdessen…sein Blick glitt kalkulierend über den Krieger mit den langen Haaren, versuchte seine Chancen gegen ihn zu berechnen.

Selbstbewusst stand jener ihm gegenüber, ein schmales, dünnes Lächeln auf den Lippen, die Fäuste geballt. Er wusste genau, dass er die Situation kontrollierte, noch bevor ein Kampf überhaupt begonnen hatte.

Piccolo schluckte nervös.

Das war ein Kämpfer mit Erfahrung.
 

Es war das erste Mal, dass Bulma ihren älteren Bruder in Kampfbereitschaft gegen ein fremdes Wesen sah.

Er wirkte anders, seine Ausstrahlung war beeindruckend und das schien sein Gegner auch zu merken.

Radditz war bereit zu töten.

Sein Gegner Piccolo schien das spüren, genau wie der Kraft-Unterschied.

Er knurrte, sein Kiefer war verspannt, so fest bissen die Zähne aufeinander.

Ohne Vorwarnung schoss er einen Ki-Strahl auf Radditz ab.

Staub wirbelte auf, Bulma schrie erschrocken auf.

Doch sie musste sich nicht sorgen, hörte sie doch sofort Radditz finsteres Lachen.

„Staub aufwirbeln kannst du, beeindruckt mich aber nur mäßig“ mit diesen Worten meldete sich Radditz aus der Staubwolke. Er hatte den Angriff einfach abgeblockt. Keine einzige Wunde hatte er von so einem einfachen Angriff davon getragen, er musste nicht mal ernsthaft abwehren.

Er wischte sich etwas Stab von seiner Rüstung und trat einen Schritt auf den Namekianer zu.

„Aber ich wirbel lieber dich auf. Jetzt bin ich an der Reihe“ verkündete er.

Er lachte leise und genoss den erschrockenen Ausdruck auf dem Gesicht seines Gegners. Der schien zu begreifen, wie stark Saiyajins wirklich waren, was ein saiyajnischer Krieger war.

Die Schweißtropfen auf seiner Stirn und der nervöse Ausdruck nahmen zu.

„Sehe ich da etwas Angstschweiß auf deiner Stirn? Gut, denn wenn ich mir dir fertig bin, wirst du nie wieder schwitzen“ höhnte Radditz. Der Grünling hatte es gewagt, seine Schwester anzugreifen und dafür würde er mit einem langsamen Tod bezahlen.

Radditz war so wütend, dass es jeglichen rationalen Gedanken verdrängte.

Er hob seine rechte Hand, ließ sein Ki fließen und sammelte es sichtbar, um den Grünling zu zeigen, wie ein richtiger Energie-Angriff aussah. Er ließ sich Zeit dabei, spielte mit der Furcht seines Gegners.

Bulma gefiel Radditz Ausdruck nicht, dieses fiesen Lächeln. Das hatte ihr auch schon damals bei seinem Kampf gegen Kakarott missfallen. Vermutlich behandelte er jeden seiner Gegner so herablassend.

Aber der wichtigste Grund für ihr Missfallen war ihre Umgebung. Radditz vergaß, wo sich befanden: sie waren nicht auf Vegeta-Sei.

Wie lange würde es dauern, bis die ersten Wachmänner kamen, angelockt von den Kampfgeräuschen? Einige Passanten blieben bereits stehen, sahen zu ihnen herüber.

Sie dachte an Yacons Warnung, keinen Streit anzufangen

Das war so eine Situation: jeder würde denken, Radditz hätte angefangen.

Man würde ihn dafür bestrafen, weil er versucht hatte, sie zu beschützen.

Das konnte sie nicht zulassen.

Sie rannte auf ihn zu, schmiss sich an seinen freien Arm und drückte ihn fest, bohrte ihre Fingernägel in seine Haut.

„Radditz, hör auf damit. Das darfst du nicht“ unterbrach sie kreischend den Kampf.

Radditz und Piccolo stutzten wegen dieser Unterbrechung, aber bevor Piccolo die Ablenkung für sich nutzen könnte, stürmte Dende, Bulmas Beispiel folgend, auf ihn zu und schmiss sich an seiner Brust. Widerspenstig hielt er sich an dessen Kleidung fest und kreischte ihn laut an.

„Hör auf meine Retterin anzugreifen. Sie hat ein reines Herz. Wenn du nicht aufhörst, sag ich es Papa. Dann darfst du nie wieder Namek verlassen.“

Piccolo knurrte gereizt „Du kleine Nervensäge“ und versuchte, ihn abzuschütteln. Besorgt sah er schnell zu seinem Gegner, aber der hatte dasselbe Problem. Solange die Frau an ihn hing, konnte er auch nicht angreifen. Er stoppte sogar seinen Ki-Angriff.

Dendes Worte drangen nun endlich zu Piccolo durch, vor allem aber auch seine Drohung.

Auch Bulma versuchte, an Radditz Gehirn zu appellieren.

„Wir dürfen hier keinen Streit anfangen. Wenn die Wachen kommen…Radditz, wir müssen weg von hier“ zischte sie besorgt. „Vegeta wird sonst wütend sein.“

Radditz wollte zornig etwas darauf erwidern, als sein Scouter sich warnend meldete: nur noch wenige Minuten bis zur Sperrzeit. Alle Saiyajins mussten dann im Raumschiff sein.

Außerdem reichte die Drohung durch Vegeta aus, um ihn wieder auf seine Lage aufmerksam zu machen.

„Verdammt, da hast du aber Glück gehabt, Grünling“ rief er dem Namekianer zu und schnappte sich Bulma, die er sich unter dem Arm klemmte.

Mit einem Satz sprang er in die Luft, rechtzeitig, denn die ersten bewaffneten Fahrzeuge der Wachmannschaft näherten sich dem gemeldeten Tumult.

Radditz beeilte sich und flog rasant los.

Wenn er sich beeilte, schafften sie es noch rechtzeitig.

Bulma kreischte entsetzt auf, hob ihre Arme schützend vors Gesicht und schloss die Augen, als der kalte, starke Wind auf sie eindrückte.

Sie war froh, dass sie diesem Ärger entkamen, aber würden sie es noch rechtzeitig schaffen?

Sonst kam der nächste Ärger.

//Oohh und das alles nur, weil ich mal wieder einem weinenden Kind helfen wollte. Lerne ich es denn nie// machte sie sich Vorwürfe.

Piccolo sah stirnrunzelnd dem davon fliegenden Paar nach.

Der Kerl war schnell. Sollten sie sich noch mal sehen, würde er dem nicht entkommen,.

Piccolo begriff, dass er nur knapp mit dem Leben davon gekommen war. Als er die Wachmänner sah, die auf ihn zueilten, schnappte er sich Dende und hob ihn auf den Arm.

Auf den bürokratischen Unsinn hatte er keine Lust und außerdem…nur mit Widerwillen konnte er zugeben, dass er überreagiert und sich geirrt hatte.

Die Situation war aber aus missverständlich gewesen.

„Los, lass uns schnell zu den anderen fliegen. Die Sache behalten wir für uns. Und beim nächsten Mal bleibst du bei den Ältesten. Ich nehme dich nie wieder mit“ teilte er seinen Entschluss mit.

„Tut mir leid“ sagte Dende kleinlaut und sah mit schlechten Gewissen den hellen Leuchtfunken im Himmel nach.
 

In letzter Minute schafften es Radditz und Bulma die Rampe hinauf. Kaum hatten sie den Boden berührt, als sich die Luke schon hinter ihnen schloss und erst am nächsten Morgen sich öffnen würde.

„Das war verdammt knapp gewesen“ begrüßte Yacon sie verärgert. „So etwas sollte nie wieder geschehen.“

„Tut mir leid“ flüstere Bulma.

„Es ist meine Schuld. Sie wird nie wieder so spät kommen“ nahm Radditz sie in Schutz.

Yacon ging mit mürrischem Gesicht von dannen und Radditz versuchte sein klopfendes Herz zu beruhigen.

Hätte Bulma ihn nicht aufgehalten, hätte er einen großen Fehler gemacht, darum nahm er sie aus Dankbarkeit in Schutz.

Trotzdem…

„Halte dich von Namekianer fern“ knurrte er sie an, immer noch erzürnt über die Situation und marschierte voran.

Doch Bulma wollte sich nicht von ihm zurecht weisen lassen; sah sich nicht als Schuldige in diesem Missverständnis

„Dann fang du nicht mit jedem Streit an“ rief sie ihm schnippisch hinterher. „Männer“ schnaubte sie verächtlich. „Schlagen sich erst und stellen dann die Fragen.“
 

Radditz hoffte, die Sache wäre damit abgeschlossen, doch am nächsten Abend wurde er zu Vegeta befohlen. Mit schlechtem Gefühl trat er vor ihm, beide waren allein in seiner Kabine.

Vegeta brauchte nur ein Wort zu sagen und Radditz sah schuldbewusst zu Boden.

„Namekianer!“ Vegeta sah ihn verärgert an.

„Haben sie eine Beschwerde gegen uns vorgebracht?“ versuchte Radditz den Dummen zu spielen.

„Nein, aber man hat einen Namekianer und einen langhaarigen Saiyajin gestern Abend in einen Disput beobachtet. Zu ihrem Glück waren sie aber fort, bevor die Wachen ihre Personalien erfassen konnten, sonst wären sie wegen Sachbeschädigung und Ruhestörung dran. Den Wachen ist aber klar, dass sie Mitglieder dieser Delegation sein müssen, schließlich sind keine Einzelpersonen unserer Rassen hier. Man hat eine formelle Beschwerde eingelegt“ erklärte Vegeta und schlug auf den Wisch auf seinem Schreibtisch. „Jetzt verlange ich eine Erklärung, wieso meine linke Hand sich ausgerechnet bei so einer wichtigen Mission so hat gehen lassen.“

Radditz fasste zusammen, was er erlebt hatte.

Bei der Erwähnung, in welcher Gefahr Bulma geschwebt hatte, zogen sich Vegetas Augenbrauen düster zusammen.

„Also hängt deine Schwester auch mit drin?“ hakte er nach.

„Es ist meine Schuld“ versuchte Radditz die Verantwortung zu übernehmen.

„Oh, da sind wir beide der gleichen Meinung“ lachte Vegeta trocken auf. „Der einzige Grund, warum du deine Position trotz Unterklasse-Stellung hast, war dein Grips und deine Selbstbeherrschung. Aber ausgerechnet du sorgst fast dafür, dass unsere Geschäfte abgebrochen werden. Wenn du dich zu sehr von deiner Familie ablenken lässt, muss ich mein Team ändern.“

„Was?! Aber Bulma hat nichts Falsches getan. Sie wurde attackiert“ rief Radditz empört aus.

„Ich rede ja auch nicht davon, SIE aus meinem Team zu entfernen“ drohte Vegeta und sah ihn scharf an.

Radditz schluckte und beschloss, nur noch zu schweigen und jede Strafe anzunehmen, damit er seine Position nicht verlor.

Ihm wurde klar, welche Ausmaße sein Kampf bewirkt hätte: Untersuchung der Wachen, Verbannen der Saiyajins von Altharwa, keine Geschäfte mehr dadurch mit anderen Rassen…es hätte Kreise gezogen, durch die alle Saiyajins hätte leiden müssen. Gut, dass Bulma ihn aufgehalten hatte.

„Zu unserem Glück können die Altharwaner nichts beweisen. Es gibt keine Bilder, nur Zeugenaussagen, dazu die späte Uhrzeit. Ich werde behaupten, dass sie sich irren, schließlich waren wir alle zur Sperrzeit im Raumschiff. Die Namekianer halten sich wohl auch zurück, wollen nicht ihre Neutralität verlieren. Ich werde aber deine Schwester wegen dem Geschehen auch befragen. Ich will ihre Version hören“ sprach Vegeta weiter.

All dieser Trubel hatte auch sein Gutes: er hatte jetzt eine Ausrede, Bulma zu sich zu bestellen.

Wie gedacht, sah Radditz empört auf, fand dieses Vorhaben nicht gut.

Doch ein scharfer Blick von Vegeta verstummte sofort jeden Einwand.

„Wenn sie deine Geschichte bestätigt, hast du nichts zu befürchten. Aber sie wird es mir ohne deine Anwesenheit berichten. Vergiss nicht, hier ist sie nicht deine Schwester, sondern deine Kameradin. Fang an, sie auch so zu behandeln“ riet er dem Langhaarigen und entließ ihn mit einer Fingerbewegung.

Radditz atmete besorgt aus, verkniff sich aber jedes Wort.

Bislang kam er glimpflich davon. Vegeta wollte nur mit Bulma sprechen, die natürlich die Wahrheit sagen würde, aber von einer Strafe hatte Vegeta nicht gesprochen.

Er hütete sich, seinen Anführer weiter zu verärgern und hoffte darauf, dass sich Bulma ihm gegenüber benahm.
 

Als Bulmas Scouter sich meldete, lag sie lesend in ihrer Koje.

Sie hatte bereits geduscht und sich eine dünne Leggings und ein kurzärmliges, dünnes Kleid aus Gemütlichkeit angezogen.

Mit hochgezogener Augenbraue las die die Mitteilung: Vegeta wollte sie sehen?!

Es konnte nur mit dem Geschehen von gestern zusammenhängen. Hätte er mit ihr sprechen wollen, hätte er schon früher nach ihr verlangt.

Bulma runzelte unwillig die Stirn.

Sie stand auf und marschierte, ohne ihre Kleidung zu wechseln, raus.

Befehl war Befehl; aber für ihn würde sie jetzt keinen Aufwand betreiben.

Sollte er wegen ihren Aufzug meckern, würde sie sagen, dass sie es so eilig hatten, seinem Aufruf nachzukommen.

Sie würde sich ihm widersetzen, so gut es ging.

Der fast erloschene Funke an Wut glomm wieder auf.
 

Als sie in seine Kabine eintrat, verstand Bulma, warum ein großer Kerl wie Radditz so eine kleine Kajüte hatte. Jeglicher Extra-Platz ging drauf, damit der Prinz eine weiträumige Kabine hatte. Hier war genug Platz für wenigstens fünf Saiyajins.

Man sah auch nichts vom Alter des Raumschiffes; alles war in tadellosen Zustand.

Ein großes Panoramafenster, ein Tisch, schalenförmige Sessel und eine große Koje an der Wand, deren Trennwand aber gerade hochgezogen war. Vermutlich war sein Badezimmer auch viel größer.

Bulma sah sich einmal um und konzentrierte sich dann wieder auf den Tisch, wo Vegeta dahinter saß, die Hände grüblerisch verkreuzt. Sein Blick war auf sie konzentriert.

Sie marschierte auf ihn zu und salutierte.

„Ihr wolltet mich sprechen, Skattkönig Vegeta?“ fragte sie in süßlichen Tonfall, der im Gegensatz zu ihren wütend blitzenden Augen stand.

Er schnalzte missbilligend mit der Zunge, lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

Er hatte geahnt, dass der erste Kontakt mit ihr nicht leicht werden würde. Er musste seine ersten Worte mit Bedacht wählen.

Störrisch funkelten sie sich an.

Bulma kam es wie eine Ewigkeit vor, Vegeta wieder so von nahem zu sehen. Unwillkürlich blieb ihr Blick an seiner Gestalt hängen.

Seine Version von bequemer Kleidung sah so aus, dass er keinen Umhang mehr trug, aber wie gedacht hatte er immer noch seine typische Uniform an, allerdings die Version mit den breiten Schulterpolster.

Froh über ihre kleine Revolte mit ihrer lässigen Kleidung, lächelte sie ihn zynisch an.

„Ich sehe, dass du es anscheinend immer noch nicht begreifst, welchen Gefallen ich dir getan habe“ fing Vegeta an zu sprechen und kritisierte damit wortlos ihre Intelligenz.

„Oh, ich verstehe es durchaus“ antwortete sie mit falschem Lächeln. „Aber es gibt eine Sache, die ich nicht verstehe…Hätte es deinen Plan geändert, wenn du mir VORHER erklärst hättest, wer du wirklich bist?“

Sie wäre wenigstens vorbereitet gewesen, dass hinter Veg der Skattkönig Vegeta gestanden hätte und was sein Plan mit ihr wäre. Er hätte sie in sein Geheimnis einweisen können, auf dass sie gemeinsam die Saiyajins getäuscht hätten.

„Die Möglichkeit hätte es gegeben“ stimmte er ihr langsam zu „aber es gab ein Problem. Du hast kein Pokergesicht. Deine Gefühle sind in deinem Gesicht sichtbar wie bei einem offenen Buch. Wie hättest du gerade deine Familie täuschen können, dass du mich nicht kennst?“ stellte er die Gegenfrage.

Gut gekontert.

Bulma war verletzt, weil er ihr so wenig zutraute, schließlich hatte sie ein paar Geheimnisse, die sie seit Jahren von ihren Eltern verbarg. Sie konnte ein Geheimnis verbergen, aber lügen, wenn sie direkt gefragt wurde? Bardock und Gine hätten tatsächlich was merken können.

Sie verschränkte eingeschnappt ihre Arme vor der Brust, zog einen Schmollmund, während sie hektisch nach weiteren Beschwerden suchte.

„Was willst du von mir? Dass ich auf die Knie sinke und mich bedanke? Schön, ich bin dir tatsächlich dankbar. Als ich hörte, was der Skattkönig Vegeta mit mir vorhatte, war ich beeindruckt und angetan. Ich hatte mir in diesem Moment vorgenommen, ihm treu zu dienen. Aber dich dann zu sehen…dein Blick war so kalt…“ hauchte sie bitter, als sie sich daran erinnerte.

„Ich musste es tun. Es sollte so aussehen, als wäre es unser erster Kontakt. Ich würde eine fremde Technikerin nicht anders ansehen“ erklärte er ruhig.

„Das weiß ich jetzt auch“ entfuhr es ihr schnippisch. Sie war nicht dumm. Sie ließ sich nicht so von ihren Gefühlen leiten, wie es ihr jeder vorwarf.

Aber er sollte wissen, wie sich gefühlt hatte und wenigstens sich etwas schuldig fühlen.

Vegeta atmete tief durch. Seine Finger trommelten auf der Tischplatte.

Beide sahen sich im Recht, aber wenigstens hatte Bulma zugegeben, dass sie seine Gründe verstand, ihm dankbar war und sogar seinen Befehlen gehrochen wollte.

Damit hatte sie aber ihre Beziehung nun als rein beruflich definiert.

Er war ihr Vorgesetzter, mehr nicht. Aber genau das ging gegen seinen Wunsch.

Er wollte sie nicht als seine Untergebene, er wollte mehr.

Die Beziehung, in der sie früher gestanden hatte, wollte er nicht verlieren. Das war einer der Gründe gewesen, warum er nicht früher reagiert hatte, um Bulma zu sich zu holen.

Es klang gierig, alles haben zu wollen, aber so war er nun mal.

„So, wie du klingst…du willst also, dass wir die Vergangenheit vergessen und uns nur noch auf die Arbeit konzentrieren?“ fragte er misstrauisch.

„Ist es nicht das, was du willst?“ fragte sie bitter.

„Nein, will ich nicht“ mit einem Knallen landete seine Handfläche auf den Tisch, der fast brach. Wütend starrte er die junge Frau an, die erschrocken zusammenzuckte bei dem plötzlichen lauten Geräusch.

„Denkst du, das war alles eine Lüge?“ fuhr er fort, während er sich erhob und sie über den Tisch zornig anfunkelte. „Es gibt eine Seite von mir, die du nicht kanntest, aber das soll nicht heißen, dass ich dir etwas vorgespielt habe. Das war immer ich, keine Fantasiegestalt“ verkündete er laut.

Bulma rieb sich unsicher über ihre Arme, kaute auf ihre Unterlippe.

„Aber ich bin nur…und du bist der zukünftige Herrscher…“ stammelte sie.

„Sicher, in der Öffentlichkeit ist unsere Beziehung klar definiert. Aber das muss nicht ewig so sein. Du hast bereits die Hälfte der Mannschaft mit deinen Fertigkeiten überzeugt. Irgendwann bist du ein vollwertiges Mitglied des Stammes, aber vor allem gehörst du zu meinem Team. Du wirst immer an meiner Seite sein. Und wenn wir im Privaten sind, wie jetzt, dann ändert sich nichts. Ich werde dich nicht bestrafen, nur weil du plötzlich Widerworte gibst oder zickig bist“ erklärte er.

Sie blinzelte erstaunt, ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen.

„Das heißt, wenn ich dich „Vollidiot“ nenne oder mit einem Schraubenschlüssel bewerfe, lande ich nicht plötzlich im Gefängnis?“ fragte sie zur Sicherheit nach und langsam fing sie an zu lächeln.

„Tse, du würdet mich eh nicht treffen“ entgegnete er.

Das war Antwort genug.

Ein riesiger Stein fiel von Bulmas Herzen. Ihre Erleichterung sah man ihrem Gesicht an und das beruhigte auch Vegeta.

Sie hatte tatsächlich befürchtet, sie würde ihren Freund verlieren, als wäre es der Preis für ihre Freiheit.

Vegeta nur noch sehen, aber nicht mehr mit ihm sprechen, es sei denn, er richtete das Wort an sie… ihn vielleicht sogar mit anderen Frauen sprechen zu sehen…nicht, dass es bislang vorgekommen war, aber die Möglichkeit gab es.

Bulma war ängstlich und eifersüchtig bei diesem Gedanken gewesen.

Aber wenn sie unter sich waren, wo sie niemand sah und hörte, konnten beide sie selbst sein, kein Verstellen…dann war ihre geheime Beziehung gerettet. Vegeta zeigte ihr mit seinem Worten sogar, wie wichtig diese ihm war und wie wütend es ihn machte, weil sie an ihn gezweifelt hatte.

„Ich bin froh, dass du mir es sagst“ gab sie ehrlich zu. „Also…Gibt es noch etwas, worüber wir sprechen sollen. Ich denke, es ging um diesen Namekianer….“

„Ja, ich wollte deine Version auch hören, jedenfalls habe ich das Radditz so gesagt, damit ich dich zu mir rufen kann. Es ist eigentlich nicht so wichtig, aber…“ er deutete auf den freien Stuhl vor sich.

Wenn es einen Grund gab, sie länger bei sich zu behalten, dann würde er ihn auch nutzen, egal wie klein und unwichtig er aussah. Er wollte nicht, dass sie schon wieder ging.

Nicht jetzt, wo sie sich endlich wieder vertragen hatten und allein waren.

Bulma folgte der Einladung und fing stockend an zu erzählen, wie sie einem Namekianer-Kind helfen wollte.

Das führte dazu, dass Vegeta sie fragte, wo sie vorher gewesen war und dann wollte er wissen, was sie bereits auf Altharwa erlebt hatte und wie sie sich mit der Mannschaft verstand.

Er wünschte sich, er hätte noch mehr Fragen, um sie länger zum Sprechen zu bringen. Bulma entspannte sich während ihrer Erzählungen, wurde lockerer und lächelte ihn wieder an.

Doch irgendwann hatte sie alles erzählt, was sie erlebt hatte. Sie schwieg, sie hatte fürs erste auch keine Fragen an ihn.

Auch wenn der Streit zur Seite gelegt war, fühlte sich ihre Beziehung immer noch wacklig an.

Vegeta nach seiner Familie zu fragen oder andere private Themen, fühlte sich noch zu unsicher an und er hatte dasselbe Problem.

„Es ist schon spät. Ich muss morgen früh raus“ sagte sie entschuldigend und erhob sich.

„Warte“ Vegeta erhob sich eilig. Ihm fiel gerade etwas ein, was sie beide bislang ignoriert hatten: den Beginn ihrer intimen Beziehung. Sie hatten sich geküsst, Bulma hatte angefangen ihm zu vertrauen, aber jetzt…Vegeta fühlte sich, als wären seine Anstrengen zuvor vergebens gewesen und er wäre wieder zurück geworfen worden.

Er hatte sich bislang darauf verlassen, dass Radditz wie ein bissiger Wachhund jeden Verehrer von ihr fernhalten würde, aber er wollte seinen Besitzanspruch auf sie auch noch mal verdeutlichen.

Es war Monate her, dass sie sich geküsst hatten. Er hatte seitdem immer noch ein paar Nachtbesuche gehabt, aber es waren nur läppische One-Nights-Stands zum Stressabbau gewesen.

Nun, wo Bulma endlich in seiner Nähe war, hatte er die Chance, diese Beziehung zu vertiefen.

Wenigstens sich wieder zu küssen, aber…als Vegeta auf sie zuschritt, weil sie aufgrund seines Befehls noch stehen blieb, erkannte er eine Veränderung in ihrem Geruch.

Ungläubig mit wachsender Hoffnung, nahm er einen tiefen Zug, als er direkt vor ihr stand.

Konnte es wahr sein?
 

Vegeta stutzte.

Da war eine Veränderung in Bulmas Duft, nur leicht und fast unauffällig, aber sie war da beziehungsweise fehlte es…der Duft eines halben Kindes war weg.

Vegeta musste seine Nase kontrollieren; musste hundertprozentig sicher sein, dass es sich nicht um eine Täuschung seiner Sinne handelte. Er war sich nicht sicher, ob sein Gehirn ihm einen Streich spielte, weil er schon so lange darauf gewartet hatte.

Also gab es nur einen Weg: er musste sie anheizen, ihre Körpertemperatur steigern, dann würde ihr Duft sich ebenfalls verstärken und es ihm deutlich sagen.

Er griff nach ihrer Hand. Sie blinzelte ihn überrascht an, ließ es aber zu.

Seine Finger griffen in ihre über, verhakten sich miteinander, als wären sie wieder unschuldige Kinder, die nur Händchen halten würden.

Eine trügerische Täuschung, auf die Bulma aber herein fiel. Sie entspannte sich.

Als er ihre Hand aber zu seinen Mund führte, blinzelte sie überrascht. Mit immer größer werdenden Augen sah sie dabei zu, wie sein Mund zärtlich über ihren Handrücken fuhr.

Warmer Atem und weiche Lippen fuhren über ihre Haut und verursachten ein Schauern über ihren Rücken. Es war eine überraschend elegante und sinnliche Geste, die sie zum ersten Mal erlebte.

Ihr Atem stockte, besonders als sie seinen veränderten Blick wahrnahm.

In seinen Augen war ein gefährliches Funkeln. Begierig, aber nicht bösartig, als wäre eine schwarze Flamme entzündet worden.

Mit angehaltenem Atem sah sie dabei zu, wie seine Lippen sich öffneten und er einen ihren Finger zu sich führte. Unwillkürlich entkam ein hoher, erschrockener Seufzer ihrem Mund, als er an der sensiblen Fingerspitze knabberte und sie seine scharfen Zähne spürte.

Es tat nicht weh, aber es verursachte einen Schock durch ihren gesamten Körper. Ihr Schweif plusterte sich auf und glitt ohne ihr Zutun von ihrer Taille, entrollte sich und peitschte durch die Luft, wobei er einen feinen, süßen Geruch verbreitete.

Vegetas Mund verzog sich zu einem zufriedenen Lächeln, ein scharfer Eckzahn wurde dabei sichtbar, wodurch er wie ein Raubtier wirkte.

Dann glitt seine Zunge hervor und leckte deutlich sichtbar an ihren Finger. Er wechselte zwischen Saugen und zärtlichen Bissen ab und Bulma konnte ihren Blick nicht abwenden.

Sie verstand ihre eigenen Gefühle nicht.

Sie sollte eigentlich zusammenzucken, sich ekeln, weil er ihre Hand abschleckte, aber stattdessen sah sie hingerissen und stumm weiter zu.

Sah dabei zu, wie er sie behandelte wie eine Köstlichkeit, als ob er sie verspeisen wollte.

Ihr wurde so heiß.

Sein Gesicht hatte wieder diesen Ausdruck, der sie schon öfters gefesselt hatte: So ein durchdringender Blick und ein schiefes, selbstbewusstes, etwas berechnendes Lächeln, bei dem ihr Herz aufgeregt höher schlug.

Sie sehnte sich danach, seine Lippen wieder zu spüren, zu schmecken, wieder in seinen Armen zu liegen.

Eine unbekannte Hitze stieg in ihr auf. Sie spürte es auf ihren Wangen, aber auch in ihrem Unterleib, der seltsam pochte.

Sie biss sich auf die Lippen, fing an zu zittern.

Wie schaffte es Vegeta, ihren Körper so zu steuern?

„Was…was tust du da?“ fragte sie zögerlich.

„Soll ich aufhören?“ seine Stimme war rau und tief und er ließ von ihren Fingern an, die nass glänzten.

Sie schluckte, schüttelte den Kopf, nickte aber dann.

„Ich weiß es nicht“ schluchzte sie. „Ich weiß nicht, warum ich mich so fühle und warum du dich so verhältst? Warum spielst du solche Spielchen?“

Er ließ ihre Hand los und sofort vermisste sie seine Wärme. Doch als ob er denselben Drang verspürte, trat er näher auf sie zu, drängte sie an die Wand und stemmte seine Hände neben ihrem Kopf ab, während er sie mit schweren Lidern musterte. Sie fühlte sich nicht bedroht, sondern beschützt. Sein Körper schirmte sie von der restlichen Welt ab.

Es gab nur noch sie beide. Sie konnte nur ihn sehen, spürte ihn mit unbekannter Intensität, obwohl er sie nicht direkt berührte.

Als er den Kopf zu ihr senkte und sie seinen Atem auf ihren Lippen spürte, fühlte sie sich erleichtert.

Doch statt sie zu küssen, wie sie es erwartete, nahm er einen weiteren tiefen Atemzug von ihrem Nacken und lächelte dann zufrieden.

„Du bist endlich aufgeklärt“ antwortete er leise und eine Hand glitt nach unten, um nach ihren Schweif zu fassen, der immer noch unkontrolliert schwang. Seine Finger glitten über ihr feines Fell und Bulmas Augen wurden groß bei dem dadurch entstehenden Zittern. Es fühlte sich an, als ob er ihr Rückgrat streicheln würde. Sie erschauderte, als er nun ihr Anhängsel zu sich führte und vor ihren Augen daran roch, einen tiefen genüsslichen Zug nahm und zufrieden lächelte.

„Du riechst nicht mehr wie ein Kind, sondern wie eine Frau“ murmelte er, seine Stimme verheißungsvoll rau. „Eine Frau, die sich mit einem Mann vereinen will.“

Bulmas Atem ging hastiger, ihr Herz schlug heftig.

Also darum ging es: ihre Mutter hatte ihr erzählt, dass Saiyajins es rochen, wenn einer sexuell erregt war. Also war sie…und Vegeta konnte es riechen…war er auch erregt?

Kaum hatten sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, als sie durch ihre Nase atmete, einen tiefen Zug nahm und tatsächlich einen fremden, neuartigen Geruch neben Vegetas typischen Duft wahrnahm.

Würzig, etwas süß, etwas herb…es erinnerte sie an ihren Kräutergarten. Sie nahm einen weiteren Atemzug, wollte sicher gehen und schloss ihre Augen, um die Konzentration auf den Geruchssinn zu legen. Vegeta beobachtete sie dabei, löste seinen Schweif von seiner Taille und peitschte einmal durch die Luft, um ihr zu helfen.

Bei ihrem Gesichtsausdruck erkannte er gleich, wo ihre Gedanken waren.

Endlich verstand sie es.

Erleichterung breitete sich in ihm aus.

Da hatten ihre Eltern verdammt Glück gehabt, schließlich hatte er schon Rachepläne entworfen, diesem Elternpaar die gleichen lusthemmenden Fesseln anzulegen, wie sie es gewagt hatten.

Sie hatten ihre Tochter achtzehn Jahre lang nicht aufgeklärt.

Hm, sowie zu dem Plan, Bardock ein Elektroband anzulegen…und zwar nicht um seinen Hals…
 

Bulma verstand.

Der Geruch kam eindeutig von Vegeta. Er roch gut. Es war schwierig zu beschreiben, aber es erinnerte sie an den würzigen Geruch, den bestimmte Holzarten beim Verbrennen verursachten, mit einer warm-süßen Unternote.

Sie öffnete ihre Augen und sah direkt in seine Augen. Wortlos starrte er sie an, sein Blick immer noch brennend.

Sie musste nicht fragen, um die Antwort zu erfahren.

Sie erkannte es nun selbst, konnte das Feuer in seinen Augen deuten: Verlangen, Begierde, Lust.

Er wollte sie!

Er wollte sich mit ihr vereinen!

Ein Glücksgefühl durchströmte sie. Ihr Instinkt meldetet sich, ihre Begierde erwachte: sie konnte nur in Vegetas Gesicht sehen und fühlte sich zum ersten Mal wie eine begehrte Frau.

Nach der Aufklärung durch ihre Familie verstand sie es endlich, konnte diesen Ausdruck deuten und fürchtete sich weniger vor diesem kribbelnden Gefühl, genoss es nun.

Nun beugte er sich zu ihr runter, seine Lippen öffneten sich leicht und sie streckte ihm auffordernd ihre Mund entgegen.

Ihre Lippen trafen sich.

Endlich schmeckten sie sich.

Bulma merkte, wie lange ihr letzter Kuss mit ihm her war; Monate. All die Träume von ihm verblassten angesichts der wundervollen Realität und irgendwie war es noch besser als in ihrer Erinnerung.

Ihre Hände umfassten ihn und krallten sich unwillkürlich in seine Schulter. Sie brauchte Halt, ihre Beine fühlten sich schwach an.

Zu ihrer Unterstützung spürte sie seine warmen, großen Hände auf ihrer Taille und Hüfte. Ihre Körper drängten sich aneinander, während ihre Lippen immer wieder übereinander strichen und ihre Zungen sich nun hervorwagten. Sie ertasteten sich, drangen in den anderen Mund ein.

Im Raum war ihr leises, hohes Seufzen, das Schmatzen ihrer Lippen und sein genüssliches Stöhnen zu hören und der Lockgeruch zweier erregter Saiyajins wurde stärker.

Bulma fühlte sich schwindelig.

Das Pochen an ihrer Scham wurde stärker, es war wie ein Juckreiz und als sie instinktiv anfing, sich an Vegeta zu reiben, wurde es besser.

Es war wie das ersehnte Kratzen und sie wiederholte die Bewegungen.

Er verdrehte die Augen und stöhnte laut auf, drängte sie wieder an die Wand und stieß mit seiner Hüfte zu.

Bulma legte den Kopf in den Nacken und hauchte fassungslos auf. Etwas Hartes traf sie an genau der richtigen Stelle und ihr ganzer Körper kribbelte. Auch Vegeta hielt zitternd inne und musste sich beherrschen. Sie konnte seinen heißen Atem an ihrem Nacken spüren, während er nach Luft schnappte.

Neugierig sah sie nach unten und sah etwas unter Vegetas Hose sich abzeichnen. Ein Körperteil stand deutlich von ihm ab. Ihr Forscherdrang meldete sich und sie ließ ihre Hand zu ihm runterwandern, um es vorsichtig zu berühren.
 

Vegeta fühlte sich, als würde er verbrennen.

Bulma roch so gut, sie schmeckte fanatisch. Auch nach all den Monaten, wo sie sich nicht gesehen, er zu beschäftigt mit seiner Arbeit als Skattkönig gewesen war, hatte sie das Küssen nicht verlernt.

Sie war noch köstlicher geworden, nun wo sie endlich eine erwachsene Frau war.

Endlich…er fühlte sich kurz vor dem Ziel.

Heute würde es endlich geschehen, was er sich so lange vorgestellt hatte: er würde sich mit ihr vereinen.

Sein Glied schmerzte und wollte aus der engen Hose befreit werden. Gut, dass er seinen Tiefschutz nicht mehr trug, das wäre sonst schmerzhafter als bei einer weichen Hose.

Als er plötzlich etwas Druck an seiner Erektion spürte, stöhnte er tief auf und senkte seinen Kopf, um nachzuschauen.

Er entdeckte Bulmas zierliche Hand, wie sie seine stoffbedeckte Erektion anfing zu untersuchen und vorsichtig drüber strich.

Das gab ihm den Rest.

„Zieh dich aus!“ befahl er heiser. „ich halt es nicht mehr aus. Ich will dich nackt unter mir haben.“

Bulma schien ihn kaum zu hören. Erst als er anfing, an ihre Kleidung zu zerren, sah sie zu ihm hoch und blinzelte, als würde sie aus einer Trance erwachen.
 

Bulma hatte noch nie zuvor so etwas berührt.

Sie hatte Bilder davon gesehen, natürlich, sie hatte davon gelesen und gehört, aber dass sich ein harter Penis so anfühlen würde, so massiv…und so was sollte in ihr rein?

Passte das?

Bevor sie weiter darüber nachdenken, zerrte Vegeta plötzlich ungeduldig an ihrem Kleid und sagte etwas Unverständlich. Das Rauschen ihres Blutes übertönte alles.

Sie sah auf, blinzelte, ihr Blick klärte sich etwas.

Vegetas Gesicht hatte etwas Gieriges an sich, etwas Unkontrolliertes und es fing an, ihr Angst zu machen.

Das Geräusch von reißendem Stoff klärte nun auch ihren Geist. Erschrocken sah sie auf den langen Riss, der sich von Ausschnitt bis Schulter gebildet hatte, weil Vegeta zu stark gezogen hat.

„Bist du irre!?“ keifte sie erschrocken und stieß gegen seine Brust. Die Wucht war wirkungslos, aber er hielt wenigstens sofort inne.

„Dann mach es selbst“ knurrte er und trat einen Schritt zurück, um Platz genug zu haben, sich seinen Brustpanzer auszuziehen. Sein Oberteil folgte und landete ebenfalls achtlos auf den Boden.

Stirnrunzelnd betrachtete Bulma den Riss und dann den halbnackten Vegeta, der schwer atmete und sie nicht aus den Augen ließ. Er sah aus, als würde er sich gleich auf ihr stürzen.

Wenn er seine Kraft jetzt schon nicht kontrollieren konnte, wie sollte es dann gleich sein?

Bulma erinnerte sich an die Warnung ihrer Mutter und von Radditz und wie hart sich Vegetas Erektion angefühlt hatte: Sex konnte auch schmerzhaft sein, wenn man nicht aufpasste.

Außerdem…was fiel ihm eigentlich ein?

Nur, weil das Küssen so gut war und er der Skattkönig, musste sie doch nicht automatisch mit ihm schlafen?

Bulmas Stolz und ihr Trotz meldeten sich zu Wort und erinnerten sie daran, wie Vegeta sie in letzter Zeit behandelt hatte, was er ihr alles verschwiegen hatte.

Ja klar, seine Ausreden hatte sie genug gehört und verstanden, aber trotzdem…sie wollte Rache…und sie fühlte sich heute noch nicht bereit, ihre Jungfräulichkeit zu verlieren.

Das ging ihr zu schnell.

Als Vegeta, der immer noch auf ihren Striptease wartete, es nicht mehr aushielt und auf sie zugehen wollte, stoppte sie ihn mit ausgestreckter Hand.

Ihr Blick war entschlossen, ihr Mund verkniffen.

„Was?“ fragte er stirnrunzelnd.

„Das geht mir zu schnell“ antwortete sie.

Er lachte kurz ungläubig auf, seine Fäuste ballten sich.

„Du willst mich...ich kann es riechen“ flüsterte er dunkel. „und ich will dich. Also hört auf mit den Spielchen und komm zu mir.“

„Mag sein, dass mein Körper dich will“ entgegnete sie laut und streng. „aber mein Kopf sagt nein. Ich werde heute nicht mir dir schlafen! Ich will nicht!“
 

Vegeta blinzelte sie aus großen Augen ungläubig an, sein Mund halb offen.

Er konnte nicht glauben, welche Worte er da gerade vernahm.

Aber Bulmas Blick war stark und widerspenstig, es war kein Scherz.

Es wäre auch ein verdammt mieser Scherz.

Er biss sich kurz frustriert auf die Lippen, bevor er versuchte, seine Fassung wieder zu erlangen. Er zwang seinen Körper, sich zu entspannen und lockerte seine Hände. Er sah in ihr Gesicht und nicht mehr auf ihre Brüste, wo ihre harten Brustwarzen unter dem Stoff sichtbar waren und ihre Worte verhöhnten. Es war ein ablenkender Anblick, den konnte er gerade nicht gebrauchen.

Sie wollte nicht?

Ihr Kopf sagte Nein?!

Normalerweise respektierte es Vegeta, wenn ein Saiyajin seinen Instinkt widerstand; das war bewundernswert und nicht jeder schaffte es.

Aber warum ausgerechnet JETZT!

Konnte sie ihren Widerstand nicht auf einen anderen Tag verschieben?

Er wartete seit Monaten, fast Jahren auf diesen Moment und war kurz vorm Explodieren.

„Fühlst du nicht dieses Verlangen? Wie dein Blut durch deine Adern rauscht und du dich nach Erlösung sehnst?“ versuchte er sie zu überzeugen. „Ich kann sie dir geben.“

Verheißungsvoll glitt er mit einer Hand über seine gestählte Brust, den Six-Pack runter, verweilte auf seinen Unterleib und tippte kurz seine Erektion an. Er kannte die Wirkung seines trainierten Körpers auf das andere Geschlecht.

„Mag sein…“ Bulma schien sich kurz unsicher zu werden. Ihr Blick glitt neugierig über seine nackte Brust und runter zu seinem Unterleib, bevor sie wieder hastig nach oben sah, eine verräterische Röte im Gesicht.

Vegeta lächelte siegessicher.

Zu früh gefreut, denn ihr Blick verdüsterte sich bei diesem Anblick und wurde wieder streng.

„Aber ich habe „Nein“ gesagt“ wiederholte sie trotzig.

Vegeta konnte es nicht glauben.

Er überwand ungeduldig den Rest Abstand, drängte sie wieder zurück an die Wand, die Hände knallten neben ihren Kopf und schnitten jeglichen Fluchtweg ab. Sinnlich ließ er seinen Schweif über ihr Gesicht streicheln und bewegte seine Hüfte gefühlvoll wieder nach vorne, traf auf ihre heiße Mitte.

Sie biss sich auf die Lippen, um nicht laut zu stöhnen. Er brummte tief genüsslich auf bei dieser herrlichen Reibung, seine Augen schlossen sich kurz unwillkürlich.

Ihre Körper passten perfekt zusammen.

Warum wehrte sie sich?

Sie spürte es doch auch. Ihr Körper war bereit für ihn.

Er konnte es riechen und es juckte in seinen Fingern, sie in ihr Höschen verschwinden zu lassen und sie mit ihren süßen Honig zu benetzen; ihr diesen Beweis ihrer Lust unter die Nase zu halten.

Schon glitt seine Hand runter, wollte sich unter ihre Kleidung wagen, als sie seine Hand hastig wegschlug.

„Ich habe „Nein“ gesagt“ wiederholte sie schnippisch.

„Aber…aber…“ dem sonst so redegewandten Vegeta fehlten die Worte. „Wieso?“

„Wieso? Das fragst du mich wirklich? Wenn eine Frau nicht will, dann will sie nicht“ erklärte sie trotzig. „Aber wenn du es unbedingt wissen willst: Ich brauche Zeit. Denkst du, ich hüpfe sofort in dein Bett, nur weil du der einzige Mann bist, der sich für mich interessiert und du der Stärkste bist? Tse, träum weiter.“

Vegeta blinzelte fassungslos auf sie herab.

Er konnte seinen Ohren nicht trauen. Abgesehen davon, dass es bestimmt auch andere Männer gab, die auf sie standen, nutzte er seine Position nicht aus. Ja, es gab Frauen, die mit ihm schlafen wollten WEIL ER der Skattkönig war, aber umgekehrt hatte er noch nie einer Frau befohlen, in sein Bett zu steigen.

Es war immer mit gegenseitigen Konsens geschehen; er zwang niemanden.

„Aber…du wirst dich gut fühlen“ versuchte er sie zu überzeugen.

„Tse, schwer zu glauben. Du kannst mir ja noch nicht mal aus meinen Klamotten helfen, ohne sie zu zerreißen“ spottete sie und zog bedeutsam an ihrem Oberteil, das ihr wegen dem Riss fast von der Schulter rutschte.

Vegeta fing an zu stammeln.

Es war doch nur Kleidung, das sagte doch nichts aus. Er würde sich bei ihr beherrschen können, er wollte sie nicht verletzen.

Aber Bulma blieb bei ihrer Entscheidung.

Das Gesetz der Saiyajins war in diesem Fall eindeutig: Egal, wie ihr Körper roch, wenn ein Saiyajin nicht wollte, musste diese Entscheidung respektiert werden.

Ohne Zustimmung, kein Sex.

Vegeta strich sich mit beiden Händen enttäuscht übers Gesicht und durch die Haare.

Sein Stolz erwies sich damit als zweischneidiges Schwert, das ihn gerade ins Fleisch schnitt.

Er musste Bulmas Entscheidung akzeptieren, egal wie hart es war…und es war verdammt hart. Sein Schwanz fühlte sich wie ein Ziegelstein ein. Er könnte damit ein Loch in die Wand schlagen.

Wenn er sie doch nur überzeugen könnte, aber es gab keine Möglichkeit.

Nicht, wenn sie mehrmals „Nein“ gesagt hatte.

Bulmas Blick war stark und selbstsicher, sie verschränkte ihre Arme vor der Brust, legte ihren Schweif wieder fest um ihre Taille.

Vegeta sah plötzlich eine neue Seite an ihr.

Diese Selbstkontrolle, ihr Widerstand beeindruckten ihn gegen seinen Willen.

Sie hatte ihren Körper besser unter Kontrolle als er.
 

Bulma fühlte sich mit ihrer Entscheidung von Sekunde zu Sekunde besser.

Die neuen Gefühle überforderten sie und sie hatte sich geschworen, sich bei solchen Dingen Zeit zu lassen und selbst ein Bild zu machen.

Theorie war das eine, Praxis das andere. Dieses Pochen an den unterschiedlichen Stellen ihres Körpers, die ungewöhnliche Nässe in ihrem Höschen…das musste sie erst mal sacken lassen.

Außerdem wollte sie sich zu nichts drängen lassen. Vegeta und sie hatten sich gerade erst vertragen, aber das hier, das war eine ganz andere Baustelle.

Vegeta war erfahren, er hatte bestimmt schon mit mehreren Frauen geschlafen, aber sie besaß diese Erfahrung nicht. Sie brauchte Zeit und er ebenfalls; musste lernen sich beherrschen, schließlich war sie schwächer als die Durchschnitts-Saiyajin.

Vegeta sah aus, als hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen, als hätte er den Treffer seines Lebens erlitten: seine Augen waren groß, die Kinnlade geöffnet.

„Wie…wann…wieso…“ stammelte er.

Bulma fühlte sich plötzlich unglaublich mächtig und stark. Das ihr Wort, ihre Entscheidung einen solchen Eindruck auf Vegeta machten, erfüllte sie mit Selbstbewusstsein.

Ja, ihre Entscheidung war richtig.

Wenn es passierte, sollte es ein besonderer Augenblick sein, bei dem nicht nur ihr Körper, auch ihr Herz die Vereinigung wollten.

„Keine Ahnung wann. Ich denke darüber nach“ verabschiedete sie sich von ihm. Ohne Widerstand konnte sie an ihm vorbei gehen, er hielt sie nicht mehr auf.

Kaum hatte sich die Tür geschlossen und sie war einen Schritt gegangen, als sie ein lautes Knallen hörte.

In der Wand war eine deutliche Delle zu sehen, entweder stammte sie von einer Faust oder einem Kopf.

Bulma schmunzelte.

Vermutlich musste morgen einer der Techniker die Delle herausschlagen.

Sie aber blieb bei ihrer Entscheidung und sah nicht nach dem Verursacher, ließ ihn in seinem Frust zurück, während sie zu ihrer Kabine ging.

Sie fühlte sich gut, war glücklich.

Dieses Gespräch hatte ihr gut getan, aber auch ihr Sieg über Vegeta.

Kakarotts Nacht der tanzenden Sterne

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Bulmas erste Nacht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Die zweite, verhängnisvolle Nacht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Zorniger Bruder, leidende Schwester

Radditz sah mit schockgeweiteten Augen zu, wie seine Schwester die Kabine von Vegeta verließ.

Ihr Gesicht war bleich, sie hielt sich eine Hand vorm Mund und waren da Tränen in ihren Augen?

Sei Herz setzte für eine Sekunde aus.

Dann überkam ihn grenzenloser Zorn.
 

Eine Frau, die um diese Uhrzeit die Kabine eines Mannes verließ, der nicht mit ihr verwandt war, mit diesem Blick…Radditz war kein Idiot und schon oft hatte er miterlebt, wie Vegeta die Frauen rausschmiss und welches Gesicht sie dann machten.

Anfangs hatte der Langhaarige sogar Mitleid für sie verspürt, aber später nur noch gelangweilt „Selbst schuld, was erwartet sie denn bei seinem Ruf?“ gedacht.

Die meisten wussten schließlich, wie es ihren Vorgängerinnen ergangen war.

Aber hier ging es um Bulma…

Bulma, die erst seit einen Monat unter den Saiyajins lebte, natürlich NICHTS von Vegetas Ruf ahnte und Jungfrau war…bis zu jenem Moment.

Denn auch wenn Radditz es nicht direkt wusste, konnte es nur eine Ursache geben, warum Bulma mit diesem Ausdruck Vegetas Kabine verließ. Er war weder naiv noch ein Dummkopf.

Scheiße, scheiße, scheiße!

In Gedanken fluchte Radditz auf und seine geballte Faust knallte in die Wand neben ihn, wo sie eine deutliche Delle hinterließ.

Seine Zähne malmten aufeinander.

Er erinnerte sich an die Warnung seines Vaters und wie Radditz lässig abgewunken hatte: Es gab viele Möglichkeiten, eine Frau zu etwas bringen, ohne Gewalt einzusetzen…

Aber Radditz war überzeugt gewesen: Vegeta war ein Mann von Ehre, niemals würde er das tun, wieso auch, bei all den anderen Frauen…warum sollte er sich ausgerechnet für Bulma interessieren?

So eine Kacke, sein Vater würde ihn umbringen, wenn er davon erfuhr.

Und danach würde sich jener in eine Kamikaze-Aktion auf Vegeta stürzen.

„Pass auf deine Schwester auf“ war sein Befehl gewesen.

Dabei hatte sich Radditz wirklich Mühe gegeben. Er hatte sogar ein schlechtes Gewissen gehabt, weil er sie öfters allein ließ, so wie gestern Abend, weil die hübsche Laucha ihn angemacht hatte und er es nun heute wieder gut machen wollte.

Radditz ärgerte sich über seine Naivität.

Er war felsenfest überzeugt gewesen, dass Vegeta seine Schwester niemals berühren würde.

Stöhnend rieb er sich übers Gesicht.

Dabei hatte der Tag so gut angefangen, alles war normal gewesen, so langweilig.

Weil er Bulma gestern nicht gesehen hatte, abgelenkt durch das das Weib mit den großen Titten, hatte er sich heute auf die Suche nach ihr gemacht.

Am heutigen Tag hatte er sie auch noch nicht gesehen, nirgendwo. Sie war weder in der Kantine noch in ihrer Kabine gewesen und er hatte sich besorgt auf die Suche nach ihr gemacht.

Und wo fand er sie?

Er wünschte fast, er hätte es nicht gesehen, denn er fühlte sich teils verantwortlich.

Er hatte Bulma auf dieses Schiff, zu diesem Mann gebracht.

Radditz fluchte zwischen zusammengepressten Lippen auf, zischend und rau, fuhr sich verärgert durch die Haare.

Er hatte es verkackt, hatte die Situation falsch eingeschätzt und Wut kam auf.

Wut auf sich selbst, aber besonders auf Vegeta, der schließlich von Bulmas Situation wusste und die naive Blauhaarige eiskalt ausgenutzt hatte.

Von allen Frauen an Bord hatte er sich ausgerechnet mit Radditz Schwester einlassen müssen?!

Hatte er denn überhaupt keinen Respekt vor seinem loyalen Untergebenen, nach all den Kämpfen und Missionen, die sie gemeinsam ausgestanden hatten?

Dieser immergeile Vollidiot!

Radditz sah rot und in diesem Augenblick interessierten ihn nicht die Konsequenzen, als er auf Vegetas Kabine zumarschierte.
 

Unterdessen hatte sich Vegeta aus seinem Bett erhoben und seine Kleidung wieder angezogen.

Als er wieder seine Laken mittels Energiestrahl zerstörte, kam leichte Wehmut auf.

Er hatte damit das Letzte zerstört, was nach ihr roch; konnte nicht mehr in Erinnerungen schwelgen…aber er hatte sich geschworen, diese Schwäche auszumerzen.

Es war besser so.

Jetzt musste nur sein Herz wieder erkalten, damit er keine Gewissensbisse spürte, weil er das Weibsstück rausgeschmissen hatte.

Dieser Anblick, wie sie ihn verließ, ohne sich umzudrehen, der Kopf leicht gesenkt, die Hände geballt…keine Tränen, kein Drama, mit Stolz, aber Traurigkeit und Enttäuschung spürbar.

Warum fühlte er sich nicht erleichtert, weil er diesem Dolchstoß entkommen war?

Ihr Gift schien immer noch zu wirken.

Wie lange musste er sich von ihr fernhalten, bis er wieder kuriert war?

Das Bedürfnis nach einem Drink kam auf und mit dem Drücken eines Knopfes an der Wand erhob sich eine zylindrische Mini-Bar aus dem Boden, aus der er eine gläserne Flasche mit dunkler Farbe entnahm, den stärksten Alkohol, den er darin lagerte.

Er kümmerte sich nicht um ein Glas und trank direkt aus der Flasche.

Gift musste manchmal mit Gift kuriert werden!

Kaum hatte er einen Schluck genommen, brennend lief es seine Kehle runter, als er hörte, wie sich hinter ihm die Tür sirrend öffnete.

Alarmiert, mit einer Spur Hoffnung, drehte er den Kopf. Er konnte nicht verhindern, zuerst an Bulma zu denken.

Doch stattdessen stand ihr Bruder auf der Schwelle, die Zähne gefletscht, die Fäuste geballt.

Vegeta atmete enttäuscht auf und ließ die Flasche sinken.

Angesichts Radditz Erscheinung, war klar, was den Langhaarigen plagte.
 

Radditz sah den Übeltäter vor sich, seine Gestalt hob sich deutlich vor dem Panorama-Fenster ab.

Lässig stellte dieser seine Flasche ab, als hätte er nichts zu befürchten.

Keine Spur an schlechtes Gewissen bei seinem Anblick.

Radditz verspürte einen weiteren Anstieg an Zorn.

Kaum trat er in den Raum ein, als sich seine Nüstern blähten und den unmissverständlichen Geruch von Sex aufnahmen. Die Luft roch nach weiblichen und männlichen Pheromonen.

Das war der letzte Beweis, den er brauchte. Seine Angst wurde bestätigt…Vegeta und Bulma hatten tatsächlich miteinander geschlafen!

„Du verdammter Mistkerl!“ er stürmte auf Vegeta zu, packte ihn am Kragen, seine Finger krallten sich in den Stoff.

„So viel zur Ehre des Prinzen der Saiyajin. Skattkönig? Scheißkerl, nichts weiter“ zischte er ihn an. „Konntest du deinen Pimmel nicht bei dir behalten?!“

Vegeta grinste nur amüsiert, fühlte sich nicht im Geringsten bedroht.

Er legte den Kopf schief und sah zu ihm hoch, weder Scham noch Angst in seinen Augen, nur Kälte und ein arrogantes, schiefes Grinsen.

„Warum ausgerechnet sie? Warum konntest du nicht deine Finger von meiner Schwester lassen?“ fragte Radditz knurrend.

Vegeta tat so, als würde er nachdenken, bevor er kalt zurückfragte „Warum nicht?“

Radditz Griff um Vegetas Kragen wurde fester, seine zweite Hand zog sich zurück, die Faust schlagbereit geballt.

„Ich nehme mir, was mir gefällt“ sprach Vegeta weiter. „Warum sollte mich die Tatsache, dass es deine Schwester war, davon abhalten? Es war so einfach…sie schmeckte so süß…“ spottend sah er zum Langhaarigen hinauf und drehte die Wange, bot sich Radditz Faust an.
 

Vegeta war verärgert, weil Radditz sie erwischt hatte.

Toll, kaum hatte er sich von Bulma getrennt, schon war das Geheimnis geplatzt.

Hatte Bulma ihm davon erzählt?

Aber der Zeitabstand war zu gering, sie hatte ihn gerade verlassen. Radditz musste sie zufällig gesehen und die richtigen Schlüsse gezogen haben.

Er selbst brauchte ihn nicht zu fürchten, er war stärker als Radditz, aber Bulma?

Sie würde sich bestimmt Vorwürfe anhören müssen.

Wie würde ihre oberbehütende Familie reagieren, wenn sie erfuhren, dass ihr kleines Mädchen Geschlechtsverkehr hatte?

Würden sie sie wieder wegsperren?

Vegeta beschloss, sich als Täter und Verführer aufzuspielen und die Schuld auf sich zu nehmen.

Es war die letzte Gnade, die er Bulma geben konnte.

Er war es gewohnt, als Mistkerl bezeichnet zu werden. Ohne Probleme spielte er den kaltherzigen, selbstverliebten Kommandanten, der die unwissende, untergebende Jungfrau ausgenutzt hatte.

Radditz sollte seine Wut auf ihn fokussieren.

Im Inneren verspürte Vegeta sogar Anerkennung für den Älteren, weil jener sich so sehr um die Ehre seiner Schwester sorgte, dass ihm seine Position und seine Gesundheit egal waren.

Radditz agierte normalerweise kalkulierter. Er wusste, er hatte keine Chance gegen seinen Anführer, aber das hielt ihn trotzdem nicht davon ab, die stumme Einladung anzunehmen und Vegeta eine rein zu semmeln.

Seine Faust traf auf Vegetas Wange, der den Schlag ungeschützt über sich ergehen ließ.

Die Wut verlieh dem Unterklasse-Krieger so viel Kraft, dass es schmerzte.

Vegetas Wange brannte. Der Schmerz kam ihm gerade recht, lenkte ihn ab.

Radditz war in seiner Wut gefangen. Erneut holte er aus, wollte ein weiteres Mal zuschlagen, aber nun wehrte sich Vegeta und fing die Faust auf, kurz bevor sie ihn traf.

Das war genug!

Ein Schlag hatte Radditz frei, aber noch mehr und er würde den Unterklasse-Krieger bestrafen und zurückschlagen.

Seine Finger krallten sich in die gegnerische Faust und drückte ihn langsam zurück.

Radditz fletschte die Zähne, versuchte sich zu wehren, aber ihnen beiden war der Kraft-Unterschied klar. Unbarmherzig hielt Vegeta ihn fest.

Jetzt erkannte er auch, dass sich der Jüngere freiwillig hatte schlagen lassen.

Radditz keuchte schwer, rang um Beherrschung. Aber der Drang, in Vegetas überhebliche Fresse zu schlagen war größer als die Gefahr, die von ihm ausging.

Er löste seinen Griff von Vegetas Kragen, um die freie Hand für den Angriff zu nutzen.

Auch diese hielt Vegeta mit Leichtigkeit auf, genoss selbstsicher grinsend Radditz sinnlose Versuche.

Als der Ältere aber mit dem Knie in seinen Unterleib treten wollte, verging Vegeta sein Amüsement.

Er musste schnell den Griff um einen der Fäuste loslassen, um das Knie aufzuhalten, was Radditz natürlich nutze, um ihn noch einen Kinnhaken zu verpassen.

„Unschöner Angriff, Radditz. DAS brauche ich noch“ säuselte Vegeta, mit gefährlichem Funkeln in den Augen und bevor der Langhaarige sich versah, bekam er einen kräftigen Tritt in den Magen, bei dem er in die Knie ging.

„Krepier“ stöhnte Radditz.

Vegeta schnaubte und strich sich übers schmerzende Kinn.

„Heute nicht und wenn du nicht sterben willst, solltest du anfangen, dich zu beherrschen“ raunte er düster. „Du hattest deine zwei Schläge, mehr bekommst du nicht.“

Radditz Faust krachte aufgebracht in den Boden, während er sich schwer atmete.

Zu seinem Glück kam sein Selbsterhaltungstrieb aus der Pinkelpause und kickte den Zorn von der Steuerungskonsole in seinem Gehirn fort: Radditz fing an, wieder klarer zu denken.

Er konnte trotzdem Vegeta nicht ansehen, obwohl der mit dem Feixen aufhörte und ernst wurde.

Schnaubend wandte Radditz sich ab, marschierte unruhig und leise fluchend durch den Raum, sein Schweif schwang aufgeregt.

„Drink?“ Vegeta hielt ihm die Flasche hin, ein weiteres Zeichen seiner Wiedergutmachung.

Radditz knurrte, dann schnappte er sich widerwillig den teuren Alkohol und nahm einen großen Schluck. Er hustete, das Gesöff war stärker als gedacht, aber es kam gerade richtig und er nahm einen weiteren Schluck.

Vegeta verschränkte die Arme und ließ den Älteren Zeit, um sich zu beruhigen.

So wütend hatte er den Langhaarigen selten gesehen, aber seine Wut war berechtigt.

Vegeta fühlte sich für seine Tat verantwortlich und akzeptierte die Schläge als seine Bestrafung.

Trotzdem war jetzt Schluss: würde man die Kampfgeräusche aus seiner Kabine hören und Radditz bei seiner Tat erwischen, könnte man ihn wegen Verrat anklagen. Er hatte seine Hand gegen den Skattkönig erhoben und es gab keine Berechtigung dafür.

Vegeta hatte gegen kein Gesetz verstoßen, Bulma war freiwillig zu ihm gekommen.

Radditz leerte die Flasche fast im Alleingang. Nur noch eine Pfütze ließ er übrig, die er Vegeta zurückwarf.

„Nach all den Jahren“ begann er zu sprechen, seine Stimme rau und heiser „nach all den Jahren, in denen ich dir treu diente, hätte ich gedacht, ICH wäre mehr wert.“

Vorwurfsvoll starrte er seinen Anführer an.

Warum hatte sich Vegeta ausgerechnet Radditz Schwester genommen?

Vegeta hob eine Augenbraue. Er leerte die Flasche, bevor er Radditz seine Antwort gab.

„Das hatte NICHTS mit dir zu tun“ sagte er „Glaubst du, wir haben es getan, um dir eine reinzuwürgen? Hier ging es nur um einen Mann und eine Frau, mehr nicht. DU hast damit gar nichts zu tun.“

Radditz schnaubte. „Du weißt, sie ist nicht wie die anderen Frauen. Sie ist…“ begann er, doch Vegeta unterbrach ihn.

„SIE ist eine Frau. Erwachsen, klug, willensstark. Das scheint deiner Familie gerne ignoriert zu haben, aber sie hat Bedürfnisse. SIE kam zu MIR“ stellte er klar. „Ich habe sie zu nichts gezwungen, nicht erpresst, ihr nichts vorgelogen, nichts versprochen. So wie den anderen zuvor auch…“

Radditz, der Heuchler, wusste doch genau, wie er die Weiber behandelte. Was sollte der Terz, nur weil es ihn diesmal persönlich betraf?

Radditz blinzelte ihn überrascht an; schien nicht recht zu glauben, was er da hörte.

„Sie hat sich freiwillig für dich entschieden?“ fragte er ungläubig.

Warum hatte sich Bulma ausgerechnet für Vegeta, ihren Vorgesetzten, entschieden und nicht für jemand anderen, wie einen Techniker? Sie kannte Vegeta doch erst seit kurzem und beide hatten nicht viel Kontakt auf der Reise gehabt.

Vegeta setzte schnell wieder eine kalte Maske auf.

Verdammt, er wollte doch die Verantwortung auf sich nehmen und von Bulma ablenken.

Radditz wusste ja nicht, dass er die Blauhaarige schon seit Jahren kannte.

Er zuckte lässig die Schultern.

„Warum auch nicht? Ich kann ein netter Typ sein, wenn ich was will“ erklärte und mit listigem, wölfischem Ausdruck fuhr er fort. „Wenn ich ein gefälliges Weib haben will, kann ich sogar sehr NETT sein.“

Radditz sah ihn angeekelt an.

„Ja, bis zu dem Zeitpunkt, wo du nichts mehr von ihnen willst“ fügte er bitter hinzu. Er schüttelte abfällig den Kopf. „Von allen Frauen auf diesem Schiff...warst du so geil oder warum sie…ging es darum, der Erste zu sein?“

Vegetas spottender Ausdruck schwand, sein Gesicht wurde starr.

Er würde garantiert nicht dem Älteren erzählen, warum er nur Augen für seine Schwester gehabt hatte. Die anderen Frauen an Bord waren nicht mal in seinem Sichtfeld aufgetaucht.

Der kleine Konkurrenzdruck zu diesem anderen Techniker war ebenfalls nicht die Rede wert.

Vegeta würde niemals zugeben, wie nahe er dran gewesen war, in emotionales Chaos zu fallen.

Er grunzte nur, seine Arme eng verschränkt vor der Brust halten und wich seinen prüfenden Blick aus, um wie nebensächlich aus dem Panorama-Fenster zu starren.

Seine Haltung war klar: er würde keine Fragen mehr beantworten, sich nicht mehr vor Radditz rechtfertigen.

Doch Radditz blieb hartnäckig und verschwand nicht.

Er würde die Fragen stellen, zu denen Bulma nicht in der Lage wäre. Seine Schwester lag gerade bestimmt weinend in ihrer Koje und fragte sich, womit sie so eine Behandlung verdient hatte.

Was wusste sie schon von Männern? Und dann traf sie ausgerechnet auf Vegeta!

Vegeta sah in der Spiegelung des Fensters, wie der Langhaarige ihn böse anstarrte und nicht abhaute.

Er verdrehte genervt die Augen und drehte sich wieder zu ihm um.

„Ich habe nicht viel“ begann Radditz „aber was ich habe, beschütze ich mit meinem Leben. War es zu viel verlangt, zu hoffen, du würdest sie verschonen? Als Anerkennung meiner langen Dienste?“

„Wie ehrenhaft“ lachte Vegeta „aber unnötig. Es geht dich nichts an. Nochmal zur Wiederholung…sie ist erwachsen, sie wurde zu nichts gezwungen, es war ihre freie Entscheidung. Warum sollte ich sie anders behandeln als die Weiber vor ihr? Glaubst du, sie wäre als meine Partnerin würdig?“

„Nein“ gab Radditz überraschend zu. Seine Augen schossen giftige Pfeile, als er hinzufügte. „Sie ist zu gut für dich.“

Vegeta lachte kurz bitter auf.

Tja, Radditz hatte da nicht ganz Unrecht. Aber weil sie zu gut war, musste sie erst recht von seiner Seite entfernt werden.

Der Langhaarige sah nachdenklich in die Ferne.

Vegetas Worten nach würde er Bulma wie die anderen Frauen vor ihr behandeln und sie von nun an ignorieren: das wäre ihm ganz recht.

Seine Wut war sinnlos, er kam nicht gegen ihn an. Selbst wenn er Bardock und Kakarott davon erzählen würde, wären sie auch zu dritt nicht stark genug, den Skattkönig zu bestrafen.

Bestrafen…wenn Bulma sich ihm freiwillig hingegeben hatte, gab es tatsächlich keine Handhabe gegen ihn.

Aber Bardock, der sein kleines Mädchen nie hatte ziehen lassen wollen, würde es garantiert anders sehen. Und wenn er nicht Vegeta bestrafen könnte, dann wenigsten Radditz, weil er seine Pflichten vernachlässigt hatte.

Vegeta sah, wie sein Untergebener das Gesicht verzog und sich seine Gedanken machte.

„Diese Sache bleibt unter uns! Verstanden, Radditz?“ befahl er.

Jener nickte zähneknirschend. „Verstanden.“

Es war für beide Seiten, aber besonders für Bulma wichtig, dass niemand davon erfuhr.

Es würde ihrem Ruf nur schaden.

Radditz drehte sich um, doch bevor er den Raum verließ, hielt er inne und sagte laut in den Raum

„Ich hoffe für sie, dass sie nicht zu viele Tränen wegen dir verschwendet. Du bist es nicht wert.“

Vegeta spielte ihm eine gelangweilte Miene vor, bis sich die Tür schloss und er wieder allein war.

Verärgert drehte er sich um und griff aus der Mini-Bar eine neue Flasche mit starken Schnaps, um einen erneuten Zug zu nehmen. Beißend brannte der Alkohol.

Er hatte es geschafft: er hatte sich vom blauen Gift befreit, seinen Ruf als eiskalter, kalkulierenden Kommandanten gerettet und dieses beginnende Magengeschwür würde er auch noch aushalten.

Es konnten nur Verdauungsschwierigkeiten sein, aber ganz bestimmt keine Gewissensbisse.

Er war Vegeta, Prinz und Skattkönig der Saiyajins, Krieger und Vernichter…er hatte kein Gewissen!

Er schätzte den Inhalt der Flasche ab.

Wenn er das vernichtet hatte, würde er keine Schmerzen mehr verspüren.

Abgesehen von den Kopfschmerzen am nächsten Tag, aber das könnte er aushalten.
 

Radditz verließ aufgebracht Vegetas Kabine.

Immer noch schwang sein Schweif unruhig, die Fäuste waren geballt.

Er konnte Bulmas Gesicht nicht vergessen und wusste nicht, wie er seine Schwester trösten sollte.

Er konnte nur hoffen, dass es um körperliches Begehren gegangen war und sie sich nicht in ihn verliebt hatte.

Aber warum sollte sie auch, sie kannte Vegeta kaum. Oder war es Liebe auf den ersten Blick gewesen, ausgelöst durch ihre Isolation, weil sie zu wenig andere Männer in ihren Leben getroffen hatte?

Warum dann ausgerechnet Vegeta, den sie zuerst nur beim Appell gesehen hatte, wo sein Anblick sie erschüttert hatte?

War sie vom Skattkönig fasziniert, von seinem Interesse geschmeichelt gewesen?

Aber Bulma war nicht gierig, sie interessierte sich nicht für Reichtümer oder Macht.

Radditz strich sich stöhnend durch die Haare. Er fand keine Lösung, weil er Bulma nicht einschätzen und damit ihre Beweggründe nicht berechnen konnte.

Seine Schwester jahrelang nicht gesehen zu haben, hatte sie entfremdet.

Wie Vegeta es ihm gesagt hatte: sie war kein Kind mehr.

WIE und WARUM es passiert war, konnte er nicht ergründen. Jetzt lag die Priorität auch darin, die Scherben aufzufegen, bevor sie sich daran verletzte.

Was, wenn Bulma nicht über Vegeta hinwegkam?

Wenn sie ankroch, sobald er schnipste?

Was, wenn sie schwanger war?

„Scheeeeeeiße“ zischte er langsam unter zusammengebissenen Zähnen, die Augen aufgerissen.

Die Wahrscheinlichkeit war gering, aber je nachdem, wie oft sie es getan hatten…

Ihm wurde kalt vor Schrecken.

Er musste unbedingt mit ihr sprechen.

Aber als er vor ihrer Tür stand, hielt er inne.

Trotz der Metalltür hörte er mit seinen feinen Ohren ihr leises Schluchzen.

Sein Herz zog sich zusammen.

Er hatte schon in seiner Kindheit es kaum ertragen können, sie weinen zu sehen.

Jetzt hatte er auch keine Lust drauf.

Was würde Bulma sagen, wenn sie erfuhr, dass er über sie und Vegeta Bescheid wusste?

Es war eine unangenehme Situation. Abgesehen von diesem furchtbaren Rausschmiss würde sie auch noch hören, dass ihr großer Bruder dabei zugesehen hatte.

Wer wollte dabei schon Zeugen haben, ganz egal ob Familie oder nicht?

Plus die Information, dass ihr Bruder nun auch wusste, mit wem sie geschlafen hatte und nun keine Jungfrau mehr war; genauso ein heikles Thema. Er hatte ihr ja auch nie was über seine Bettgeschichten erzählt. Niemand wollte, dass seine Geschwister es wussten. Aber in diesem Fall ging es nicht anders, denn im Gegensatz zu ihm bestand die Gefahr, dass sie schwanger war.

Morgen…morgen würde er sie ablenken, damit sie nicht mehr weinend und allein in der Kabine saß und übermorgen waren sie wieder in der Heimat. Dort würde sie sich bestimmt besser fühlen.

Wenn sie unbeobachtet waren, würde er es ansprechen.

Sie mussten darüber reden.
 

Am nächsten Tag war Bulma früh auf ihren Posten.

Sie hate schlecht geschlafen. Die Augenringe waren deutlich sichtbar im bleichen Gesicht, ihr Mund ein verkniffener, schmaler Strich.

Hunger hatte sie auch keinen, weshalb sie nicht in der Kantine frühstückte

Alles was sie wollte, war ihre Tätigkeiten allein und ungestört zu verrichten. Als Fennel und Endo sie paarmal anriefen und um Hilfe anfragten, wiegelte sie ab und erklärte, sie hätte zu viel zu tun.

Sie wusste, sie sah schrecklich aus. Ihre Augen waren immer noch geschwollen und rot, die Haut durch die Tränen gereizt.

Aber sie schaffte es, sich aufrecht zu halten und ihre Arbeit zu machen, solange niemand blöde Fragen stellte. Das würde sie momentan nicht aushalten können.

Ihre Mittags-Pause machte sie in ihrer Kabine, wo sie etwas von ihren Vorräten herunterwürgte, dann ging es auch schon weiter. Sie suchte in jeden Abschnitt, sogar fremden nach Fehler und horchte nach komischen Geräuschen. Jede Aufgabe war ihr Recht, die sie ablenkte, solange sie auf niemanden traf. Nie zuvor war sie dankbarer für das Erlenen von Aura-Aufspüren und dem Unterdrücken ihrer eigenen gewesen, denn so konnte sie jeden ausweichen. Sie blieb allein und ungestört.

Auch beim Abendessen wich sie den anderen aus. Langsam wurde Fennel misstrauisch, rief sie alarmiert über Scouter an, aber Bulma hüstelte und sagte, sie fühle nicht gut.

Falsche Antwort, denn nun vermutete die ältere Technikerin, Bulma hätte sich mit einem fremden Virus angesteckt.

„Gestern warst du doch auch schon müde und nun erneut? Brauchst du was? Soll ich dir was bringen?“

Ihre Besorgnis war tröstend und was Bulma wirklich brauchte, war eine Kopfschmerztablette und was ihr beim Einschlafen helfen könnte…wenn sich da was machen ließe…

„Alles klar, keine Sorge, das besorg ich dir. Ich lege es dir vor der Tür, dann müssen wir uns nicht treffen. Aber wenn es dir morgen nicht besser geht, musst du auf die Krankenstation. Du darfst nicht landen, wenn du krank bist, sondern musst in die Quarantäne, damit du keine fremde Krankheit verbreitest“ warnte Fennel.

Schon kurze Zeit später spürte Bulma ihre Aura und hörte sie an der Tür klopfen.

„Den dran, wenn du morgen nicht beim Frühstück bist, schleppe ich dich zum Arzt“ rief Fennel befehlshaberisch ihr noch durch die Tür zu, bevor sie verschwand.

Bulma holte sich schnell das kleine Päckchen rein und nahm die erste Kopfschmerztablette ein.

Die warme Dusche nach der Arbeit half ihr ebenfalls beim Entspannen und sie legte sich mit einem feuchten, kalten Waschlappen über die Augen in die Koje.

Ihr Körper fühlte sich dumpf und leer an, aber wenigstens hörte das schmerzhafte Pochen in ihrer Schädeldecke auf und die Schwellungen im Gesicht gingen zurück. Sie sah wieder einigermaßen ansehnlich aus, wenn man davon absah, dass sich kein einziger Gesichtsmuskel rühren wollte.

Sie fühlte sich nicht fähig, ein falsches Lächeln vorzuspielen, wollte Gesellschaft weiterhin vermeiden.

Sie überlegte, ob sie sich auch die Schlaftablette einschmeißen sollte, fürchtete aber, den Scouter am Morgen zu überhören.

In ihrer Überlegung wurde sie durch das laute Klopfen an der Tür überrascht.

Sie murrte auf, wollte nicht aufstehen, nutzte ihren Ki-Sinn und spürte die Präsenz ihres Bruders.

Den wollte sie jetzt auch nicht sehen!

„Verschwinde, ich bin müde“ rief sie laut.

Davon ließ sich ihr Bruder aber nicht abbringen. Sie hörte wie sich die Tür öffnete und er eintrat.

Bulma war froh, dass sie immer noch den Waschlappen übers Gesicht hatte, so konnte sie seinen prüfenden Blick hoffentlich vermeiden.

„Verschwinde“ wiederholte sie dumpf, vom Lappen gedämpft „Ich habe Kopfschmerzen.“

„Hm, brauchst du eine Tablette?“ hörte sie seine Stimme.

Sie zeigte blind auf den Boden, wo die Tüte noch lag.

„Hab schon eine eingeworfen. Langsam wird es besser“ beruhigte sie ihn.

„Dann los! Auf mit dir! Ich lad dich in die Kantine in der Mittel-Etage ein“ befahl Radditz.

„Die Kantine für die Krieger? Wieso?“ stutzte sie.

„Erstens ist das Essen dort besser. Zweitens triffst du mal auf andere Saiyajins, nicht nur die Techniker. Und drittens fehlt uns ein Spieler für unser Kartenspiel“ erklärte er.

„Ich bin mir sicher, du findest jemand anderen. Nimm doch diese Laucha mit. Deren Gesellschaft ist bestimmt angenehmer“ lehnte sie bitter ab und drehte sich rum, zeigte desinteressiert ihren Rücken.

Ihr Bruder konnte sich gerne mit einer anderen Frau treffen, wenn er sie dafür in Ruhe ließ.

Doch Radditz war hartnäckig. Er griff nach Bulma und zog sie hoch. Ihr Waschlappen fiel vom Gesicht ab und sie hoffte, dass er ihr die Heulerei vom Vorabend nicht ansah.

„Laucha ist dumm wie Bohnenstroh, das wäre zu einfach. Nein, ich brauche dich“ erklärte er und griff nach ihrem Kinn, um sie prüfend anzustarren. Was immer er auch sah, es verleitete ihn zu keiner dummen Frage, aber er verzog abschätzig den Mund.

Bulma sah ihn erzürnt an, aber davon ließ er sich nicht stören.

Befehlshaberisch, wie es nur ein großer Bruder sein konnte, schob er sie in ihre Nasszelle.

„Los, kämm dir die Haare, mach dich frisch und zieh dir eine Hose an.“

„Ich will nicht!“ kreischte Bulma erzürnt.

Was fiel ihm ein, hier einzudringen und ihr Befehle zu geben!

„Mir scheißegal! Du wirst hier nicht versauern! Ich gehe nicht weg“ entgegnete er laut und hielt die Tür zu.

Er hörte Bulma dahinter empört schreien und an der Tür ziehen, aber natürlich kam sie gegen ihn nicht an.

Wasser rauschte.

Nach einigen Minuten klopfte es wieder an der Tür.

Mit gekämmten Haaren und einen leichten, ihren Zustand versteckenden Make-Up, was sie sich auf Altharwa gekauft hatte (der Friseur-Besuch dort hatte sie damals sehr beeindruckt), sah sie wieder vorzeigbar aus. Von ihrem genervten Blick, mit dem sie Radditz bedachte, vielleicht mal abgesehen. Ihre schlechte Laune war unübersehbar, aber Radditz schien davor keine Angst zu haben.

Wortlos hielt er ihr eine Hose hin, da sie bislang immer noch das weiche, übergroße Shirt trug.

Das versteckte zwar sehr gut ihre Rundungen und war bequem, reichte ihr aber nur knapp über den Hintern. Leise fluchend zog sie sie an, um sich dann schnippisch vor ihm aufzubauen.

„Zufrieden?“ fauchte sie.

„Wird schon gehen“ antwortete er mit Schulterzucken. „Los, gehen wir.“

„Ich will nicht!“ In einem letzten Versuch des Widerstandes probierte Bulma, sich am Türrahmen festzuhalten, doch Radditz klemmte sie zwischen seine Arme und zog sie unbarmherzig mit sich.

Ihr Gefauche und das Schlagen ihrer kleinen Fäuste und Beine gegen ihn, ignorierte er stoisch.
 

Erst als sie in der Kantine der Krieger waren, eine deutlich schönere als die der Techniker, ließ er sie los, um sie auf einen der gepolsterten Stühle zu zwingen

Mit verschränkten Armen und Schmollmund blieb sie sitzen und sah sich mit verengten Augen in der Runde um.

Zwei Krieger in Radditz Alter, wenn auch etwas kleiner, aber damit noch größer als Bulma, sahen die Blauhaarige überrascht und vorsichtig an. Zwischen ihnen befand sich ein runder Tisch, auf dem einige leichtalkoholische Getränke standen, Schüssel mit diversen Snacks sowie ein Kartenspiel

„Das sind Spinachi und Tato. Leute, das ist Bulma. Sie kennt die Regeln“ erklärte Radditz ruhig, während er sich mit an den Tisch setzte.

Die beiden Krieger nickten ihr zu, aber Bulma suchte bereits nach dem Ausgang.

Sie hatte absolut keine Lust, hier zu sein.

Dumm nur, dass Radditz direkt neben ihr saß und seine große Pranke sie beim ersten Fluchtversuch wieder auf den Stuhl drückte. Es gab kein Entkommen.

Sie griff nach einem Bier und zog eine Schüssel mit salzigen Nüssen besitzergreifend zu sich.

„Ich mach euch alle“ verkündete sie düster. Ihre Augen blitzen unheilvoll, bereit, ihre Wut an diesen drei Krieger auszulassen.

Radditz würde diese Aktion bereuen.
 

Das Kartenspiel war ihr bekannt.

Bardock hatte es seinen Kindern beigebracht, damit er zu Hause ein paar Mit-Spieler hatte. Die Krieger spielten öfters diverse Spiele, wenn sie auf Reisen waren und gelangweilt auf ihren Einsatz warteten.

In diesem Spiel ging es Taktik, aber auch um Glück, wenn die Spieler versuchten, ihre Karten loszuwerden, um an Ende der Runde so wenig Punkte wie möglich zu haben. Es verlor der Spieler, der zuerst auf 100 Punkte kam.

Radditz, der das Spiele-Verhalten seiner Schwester gut kannte, wurde heute von ihrer Risikobereitschaft überrascht. Zahlte sich ihr Risiko aus, gewann sie mit sehr niedriger Punktzahl, aber zog sie nicht die richtigen Karten, verlor sie auch mit sehr hohen Punkten.

Ein weiteres Zeichen, dass es Bulma nicht gut ging. Sie hörte auf, nachzudenken, ließ aber ihre Emotionen raus. Nur deswegen akzeptierte er ihr schnippisches, zickiges Verhalten und ließ es ungerührt an sich abperlen.

Spinachi und Tato sahen zuerst verwundert mit großen Augen, dann amüsiert, den beiden Geschwistern zu.

„Radditz, deine Aura ist scheiße, sie bringt Pech. Wechsle deinen Platz mit Tato“ befahl Bulma, weil sie wieder eine Runde verlor. Sie griff nach ihrem Bier, mittlerweile das dritte.

Tato reichte ihr diensteifrig eine neue Schüssel mit salzigen, fettigen Snacks, aus der sie sich eine Hand voll nahm.

„Ich bleibe hier sitzen. Nicht meine Schuld, wenn du scheiße spielst“ entgegnete ihr Bruder ruhig und sah mit heimlicher Genugtuung dabei zu, wie Bulma nebenbei eifrig von den Snacks nahm.

Fennel hatte ihm erzählt, dass sie Bulma heute nicht in der Kantine gesehen hatte. Vermutlich hatte ihr die Sache von gestern ganz schön auf den Magen geschlagen, da war es gut zu sehen, wie ihr Appetit langsam zurückkehrte. In ihren Augen blitzte es wieder lebhaft.

Die Runde gewann Radditz, Bulma wurde letzte, was sie laut zum Stöhnen brachte.

„Gut, dass wir nicht um Geld spielen“ bemerkte Tato belustigt.

„Hey, es ist meine Schwester, da kann ich ihr doch das Geld nicht aus der Tasche ziehen“ zog Radditz sie auf und mischte die Karten neu. „Mein Vater verhaut mich dafür.“

„Ihr seid mit der Runde fertig? Habt ihr noch Platz für einen fünften Mann?“ fragte eine männliche Stimme.

Die Spieler sahen auf und bemerkten nun Nappa, der auf sie zu kam. Sie nickten einverständlich, bis auf Bulma, die immer noch die Hände vors Gesicht hielt und leise vor sich hin jammerte.

Tato und Radditz rückten zur Seite, damit der Riese sich zu ihnen setzen konnte.

Beim Geräusch der aufrückenden Stühle sah auch Bulma auf und bemerkte den bekannten Glatzkopf, der sich ein Bier nahm und ihr zuzwinkerte.

„Hab gehört, du wärst ein leichtes Opfer“ sagte er grinsend.

Bulma drehte den Kopf und bemerkte erst jetzt, wie die anderen Krieger in der Kantine öfters beiläufig zu ihrem Tisch schauten. Von der jungen Frau erwischt, drehten sie sich schnell wieder um und versuchten unbeteiligt auszusehen.

„Sind wir zu laut?“ fragte sie den Älteren.

Der zuckte mit den Schultern.

„Auch nicht lauter als die Jungs, wenn sie spielen. Es ist aber witzig mit anzuhören, wie jemand Radditz als „unglücksbringendes Stachelschwein“ beleidigt. Sehr malerisch.“

„Ich habe noch ganz andere Bezeichnungen für meinen Bruder“ murmelte Bulma düster.

Nappa sah mit hochgezogener Augenbraue seinen Kameraden an.

„Jetzt verstehe ich deine Selbstbeherrschung“ sagte er zu ihm.

Der Langhaarig zuckte mit den Schultern.

„Ich bin‘s gewohnt. Zum Glück ist sie nicht immer so zickig“ entgegnete er. „Aber vielleicht sollten wir ihr kein Bier mehr geben.“

„Hm, dass bisschen Alkohol haut sie schon um?“ prüfend sah Nappa in ihr Gesicht.

„Hört auf über mich zu reden, als wäre ich nicht da“ fauchte Bulma die Männer an.

„Tschuldige, du bist so winzig, da übersieht man dich schnell“ machte sich Radditz über sie lustig.

Saiyajin hin oder her, bei ihrer Größe und Powerlevel machte Bulma auf die Krieger denselben Eindruck wie ein Chihuahua auf ein Rudel Dobermänner.

„Tse, tse, ich glaube, da braucht jemand was Fettiges, Heißes, was den Alkohol aufsaugt“ sagte Radditz kopfschüttelnd.

„Ja, bevor sie noch anfängt, uns an die Gurgel zu gehen. Zu viel flüssiger Mut intus“ lachte Nappa und machte ein Zeichen an die Kantinenfrau, um ein paar frische Fleischspieße an den Tisch zu bringen.

Die nächste Runde begann, nun mit fünf Spieler und Bulma, die nicht erneut Letzte werden wollte, fing langsam an, strategischer und besonnener zu spielen.

Sie wurde ruhiger und es fing an, besser zu laufen.

In der Kantine war die Stimmung entspannt, der Lautpegel gemächlich. Die Nacht war noch jung und die Krieger wollten lieber in der großen Kantine bleiben als in ihren engen Kabinen, mit ständigem Nachschub an Snacks und leichten Alkohol, der sie nicht umhaute. Hochprozentiges war für sie nicht erlaubt.

Die Stimmung war vorfreudig, weil man morgen zur Mittagszeit wieder in der Heimat sein würde.

Nur kurz wurde die Stimmung gestört, als wie ein düsterer Schatten der Kommandant persönlich in der Türschwelle stand und seinen Blick über seine Krieger schweifen ließ.

Bulma bemerkte es bloß, weil der Lautpegel plötzlich abnahm und gespenstische Stille herrschte.

Erwartungsvoll sahen die Krieger ihren Kommandanten an, der so schweigend und mit bösen Blick dastand.

Vegetas Blick fiel auf den Tisch, wo der bekannte Blauschopf sich deutlich abhob, auch wenn ihre Gestalt von den größeren Kerlen fast verdeckt wurde.

Radditz nickte ihm kalt lächelnd zu, während Bulma hochinteressiert auf ihre Karten schaute, ohne den Blick zu heben und den Kommandanten ignorierte.

Der Blick des Unterklasse-Kriegers war aussagekräftig genug: ich bleib an ihrer Seite kleben und du wirst ihr nicht zu nahekommen.

„Weitermachen“ knurrte Vegeta und verschwand mit wehendem Umhang.

Kaum war er verschwunden, atmete Bulma erleichtert auf und hob den Kopf. Zwischen den Kriegern und neben Radditz zu sitzen, hatte sich beschützend angefühlt; als könnte sie mit ihrer kleinen Gestalt sich unbemerkt verstecken.

Der warme, große Körper ihres Bruders hatte sich wie eine schützende Wand gefühlt.

Auch wenn die erste Begegnung seit dieser Nacht nur aus der Ferne und wortlos stattgefunden hatte, war sie erleichtert, sie so gut überstanden zu haben. Es war für die Zukunft ermutigend.

Radditz Nähe und sein ablenkendes Spiel sorgten dafür, dass sie sich heute wenig Gedanken um den Mistkerl machte.
 

Am späten Abend, nach zwei erfolgreich gewonnen Spielen, viel Alkohol und vollen Magen, brachte Radditz seine Schwester wieder zurück in ihre Kabine.

Da ihre Beine sich nicht rühren wollte, schmiss er sie sich über die Schulter und trug sie dahin.

„Und? War doch ein schöner Abend, oder?“ fragte er sie, während er mit ihr den Gang hinab marschierte.

„Hmmmm, ja, es war nett. Die Jungs waren lustig. Wie Nappa dich immer „Kleiner, haariger Gummiball“ genannt hat…und die lustigen Lieder…aber jetzt dreht sich alles. Wenigstens habe ich gegen dich gewonnen“ lachte Bulma leicht lallend.

„Das Glück ist mit den Betrunkenen. Wie man von so einem schalen Bier aus den Latschen gekippt werden kann…du bist ein Leichtgewicht“ er schüttelte belustigt den Kopf. „Und Nappa ist nur neidisch auf meine Haarpracht.“

Bulma lehnte ihren Kopf an seiner Brust, ungewöhnlich anschmiegsam und stöhnte leise.

„Bin so müde, so müde“ hauchte sie. „Aber ich fühle mich so gut…“ sie lachte leise vor sich hin.

Radditz schmunzelte.

Sein Ziel, Bulma für heute abzulenken und aufzumuntern, hatte funktioniert. In dem Zustand würde sie sofort einschlafen. Er glaubte, sie jetzt sogar schon schnarchen zu hören.

„Wenigstens kotzt sie mir nicht vor die Füße“ brummte er und öffnete ihre Kabine, wo er sie behutsam in ihre Koje legte.

Er zog ihr die Hose und die Schuhe aus, deckte sie zu und stellte sicher, dass ihr Scouter sie morgen früh wecken würde, bevor er die Kabine wieder verließ.
 

Die leichten Kopfschmerzen am nächsten Morgen konnte Bulma dank der Kopfschmerztabletten von Fennels schnell kurieren.

Sie fühlte sich besser, hatte gut durchgeschlafen und mit neuer Zuversicht ging sie zum Frühstück in die Kantine.

Sie wusste, sie war aus dem Gröbsten heraus und würde überleben: sie war stark.

Vegeta würde sie nicht vernichten, wer brauchte den Kerl schon?

Sie nicht!

Kaum angekommen, wurde sie von Fennel prüfend untersucht. Sie hielt ihre flache Hand gegen Bulmas Stirn, um ihre Temperatur zu prüfen.

„Siehst gut aus“ beschloss sie mit zufriedenem Nicken. „Dann lass uns unseren letzten Tag erfolgreich hinter uns bringen. In ein paar Stunden landen wir.“

Bulma nickte.

Wenn diese Mission mit der Landung abgeschlossen war, würde sie in die nächste Einheit versetzt werden. Diese Nachricht hatte sie bereits erhalten, wusste aber noch nicht, wo sie demnächst anfangen würde. Sollte es nicht klappen… Yacon, der Leiter der jetzigen Truppe hatte sich eingemischt und bereits seinen Wunsch, sie in sein Team zu übertragen, übermittelt.

Aber sie wollte sich noch nicht spezialisieren; bevorzugte diesen Plan, sie in verschiedene Abteilungen zu schicken. Es gab noch so viel zu entdecken.

Bulma hoffte nur, dass ihr nächster Arbeitsplatz weit entfernt von Vegeta war.

Dummweise hatte sie eine zusätzliche Nachricht erhalten, der im Gegensatz zu diesem Wunsch stand.

Ihre neue Wohnung im Palast stand für sie bereit.
 

Zur Mittagszeit landete das Raumschiff wieder im Raumflughafen von Vegeta-Sei.

Bulma verabschiedete sich von Endo und Fennel, beide glücklich und reich bepackt, weil Bulma für sie einiges an Waren in ihrer Kabine gelagert hatte, die von den beiden Technikern in den nächsten Tagen gut verkauft werden konnten.

Im bescheidenen Gegenzug trug Bulma selbst nur ihren Rucksack.

„Nächstes Mal weißt du Bescheid“ wisperte Fennel ihr zu „und kaufst mehr. Ich stelle dir gerne auch ein paar Händler vor, die dich gut bezahlen.“

Bulma nickte verschmitzt, nicht im Geringsten neidisch auf Fennels Geschäft, denn in ihrem Rucksack verbogen befanden sich ihre geheimen, gut gefüllten Kapseln.

Sie verabschiedete sich auch von Yacon und dankte ihn für die guten, lehrreichen Tage.

Radditz, der ebenfalls einen großen, gefüllten Reisesack über die Schulter trug, winkte ihr ungeduldig zu, er wollte los.

„Mittagsessen oder willst du erst deine Zimmer ansehen?“ fragte er sie und klopfte sich auf den Bauch. Frühstück war schon etwas her und langsam bekam er wieder Hunger.

Endlich wieder Heimat-Küche.

„Lieber erst die Zimmer, dann weiß ich, was ich brauche. Denn ich will gleich danach zu unseren Eltern fliegen, dort zu Mittag essen und ihnen von meiner ersten Mission erzählen“ erzählte sie. „Von dort kann ich dann einen Teil meiner Klamotten gleich mitnehmen, wenn ich wieder zurückfliege.“

„Guter Plan. Dann auf zum Palast“ nickte ihr Bruder und setzte nur eine schnelle Botschaft an seinen Vater ab, dass sie gut gelandet waren und sich später sehen würden.
 

Im Palast angekommen, überkam Bulma ein mulmiges Gefühl, je näher sie diesem mächtigen Gebäude kamen.

Seit der Landung hatte sie Vegeta nicht mehr gesehen. Sie hatte ihren Ki-Sinn dafür genutzt, um mit dem Rausgehen zu warten, bis seine Aura verschwunden war.

Aber nun spürte sie ihn wieder an diesen Ort, dessen hohen Mauern und Türme schon furchterregend genug waren.

In ihrer Kindheit, bei den heimlichen Ausflügen nach Sadala wenn sie Broly besucht hatte, hatte sie den Palast schon öfters von weitem gesehen. Mächtig und der Schwerkraft trotzend stand er auf dieser Anhöhe, über die Stadt erhoben, ein Symbol der Elite.

Aber nun direkt vor diesen weißen, kalten Mauern zu stehen, war furchteinflößend.

Hier sollte sie die nächsten Tage, Wochen, Monate wohnen, auf unbestimmte Zeit?

Radditz, der sich gut auskannte, führte sie durch.

Am Haupttor standen zwei Wachen, die ihn natürlich kannten, aber Bulma erstmal verdutzt anschauten. Die üblichen scheelen Blicke fielen auf ihre Haare und Schweif.

Radditz sprach mit ihnen über die Situation, einer nickte, bereits informiert und verschwand, um aus dem Gebäude mit einer Schlüsselkarte zurückzukommen, die er Bulma überreichte.

Auf der durchsichtigen, grünlichen Karte waren Nummer und Symbole drauf. Damit konnte sie nicht nur ihre Zimmertür, sondern auch diverse anderen Türen im Palast öffnen und es fungierte auch als Ausweis; zur Berechtigung in den Palast einzutreten, etwas was nicht jedem Saiyajin gestattet war.

„Normalerweise gehen wir aber nicht durch den Haupteingang“ erklärte ihr Radditz „sondern nutzen einen der unauffälligen Seitengänge. Das Haupttor ist für die Königsfamilie und die Elite.“

Er schaute sich die Koordinaten auf der Schlüsselkarte an und wusste dadurch, wo ihre Zimmer lagen.

Er hob anerkennend eine Augenbraue. „Hm, im Westflügel…da hast du eine schöne Aussicht auf die Stadt. Ich habe dagegen den Ostflügel und sehe nur Landschaft.“

Er ging in die gesuchte Richtung und Bulma folgte ihm.

„Das hört sich so an, als wären wir recht weit auseinander“ fragte Bulma vorsichtig. Sie würde lieber in Nachbarschaft zu Radditz wohnen, wenn sie schon an einen neuen, unbekannten Ort war.

„Ja, aber dafür hast du im modernsten Flügel deine Räume. Wir befinden uns wenigsten im gleichen Gebäude, auch wenn es riesig ist. Zu Fuß, im gemütlichen Gang, brauchst du vielleicht zwanzig Minuten zu mir“ erklärte er. Innerhalb des Palastes war es niemanden erlaubt, zu fliegen.

Seine Stirn runzelte sich, als er die Situation verstand: Bulma bekam Zimmer, die eigentlich nur Elite-Krieger zustanden, in einen Flügel, wo nur wenige Räume belegt waren und der recht nahe dem Königs-Trakt war.

Einsam, unbeobachtet, in der Nähe von Vegeta…

Zufall?!

Nach dem, was er vor zwei Tagen erfahren hatte, wahrscheinlich nicht.

Wie hatte Vegeta hier seine Finger im Spiel?

War dies ein Versuch, die Blauhaarige nahe an sich zu halten oder eine Art von Belohnung für ihre „Dienste“?

Aber die Räume standen vermutlich schon seit Beginn der Reise fest…was bedeutete…wie lange hatte Vegeta schon geplant, Bulma zu vögeln?

Radditzs Faust ballte sich wütend bei diesen Gedanken, aber er versuchte, seinen Unmut nicht zu zeigen.

Noch nicht, noch war nicht der richtige Moment.

Er führte Bulma durch verschlungene Gänge. Ab und zu kamen ihnen einige Saiyajins entgegen, aber je weiter sie sich ihren Räumlichkeiten näherten, desto einsamer wurde es. Einige Treppen mussten noch mühsam hochgestiegen werden. In einen eher dunkleren, schlichten Gang blieb Radditz stehen und öffnete die betreffende Tür mit der Schlüsselkarte.

Mit schlechtem Gefühl folgte ihm Bulma.

Bislang sah es eher seltsam und kühl aus; was würde sie da drin erst erwarten?

Doch sie wurde angenehm überrascht.

Zuerst ein schmaler Flur, der in einen großen Raum führte, der dank des gegenüberliegenden, hohen Fensters, anstelle einer Wand, von Licht durchflutet war.

Einige Möbel standen bereits da: ein hölzerner Tisch mit vier Stühlen, ein dickes gepolstertes Sofa, außerdem lag ein Teppich auf den Boden und gläserne, runde Lampen waren an der Decke angebracht. Es gab eine offene Küchenzeile mit einer Theke davor und zwei hohen Stühlen, von denen man gut aus dem Fenster sehen könnte. Die Wände waren glatt und in einem matten, hellen Blaugrau gestrichen, noch Bilderlos.

Zwei Türen führten zu einem Badezimmer und ihrem neuen Schlafzimmer.

Sogar ein Bett stand schon drin, breiter und mit dickerer Matratze als sie es gewöhnt war.

Erfreute schmiss sie sich drauf und machte sich in Gedanken die Notiz, neues Bettzeug zu kaufen.

„Wo sind die Schränke?“ fragte sie laut verwundert, während sie sich im kahlen Schlafzimmer umsah.

Radditz zog bedeutsam an einem Griff in der Wand, der sich als großzügigen Wandschrank entpuppte.

„Super, genug Platz für Kleidung. Jetz brauch ich nur noch ein paar Regale im Wohnzimmer für meine Bücher“ freute sich Bulma und sprang auf, um wieder ins Wohnzimmer zu gehen.

„Du musst ja nicht gleich komplett umziehen. Viele Sachen kannst du in deiner Hütte lagern. Das werden unsere Eltern schon nicht wegschmeißen“ hielt er sie auf, bevor sie jede freie Wand nachher vollstellte wie in ihrer Hütte.

„Stimmt, aber weißt du, was ich auf jeden Fall tun werde? Ich werde mir Ableger aus meinem Garten mitbringen und die Räume begrünen“ sagte mit leuchtenden Augen. „Überall Pflanzen, das wird toll!“

Sie bemerkte nun auch den Griff am wandgleichen Fenster und dass sich eine Tür dahinter verbarg. Sie konnte diese öffnen und auf einem kleinen Balkon mit steinernem Geländer gehen.

Neugierig sah sie hinunter.

Die hohe Felsenkante, auf dem der Plast stand, führte dazu, dass ein natürlicher Graben den Palast von der Stadt trennte.

Bulma konnte die Gebäude erkennen, aber sie waren zu weit entfernt, um vom Straßenlärm gestört zu werden oder dass sie jemand von weitem erkennen könnte. Dank der West-Seite war es sonnig, ohne heiß zu sein. Die vielen Türme und Wände brachen den Wind, so dass sie gut ihre Pflanzen aufziehen könnte, ohne auszutrocknen. Pflanzen aus ihrem Garten und damit eine Erinnerung an den Wald, in dem sie aufgewachsen war.

Sie drehte den Kopf, sah nach hinten, zu den Gebäuden im Hintergrund.

Hinter ihr und zu ihrem Glück nicht gerade im Blickpunkt, sah sie den höchsten und gewaltigsten Turm des Palastes. Von der Spitze fühlte sie Vegetas Aura.

„Das ist der Königstrakt“ erklärte ihr Radditz, der ihrem Blick folgte und ahnte, was ihr durch den Kopf ging. „Solange du nicht Königsblut in dir hast, dürfen nur ausgewählte Diener rein.“

Grüblerisch starrte er auf die glatten, weißen Wände, wo Milchglas-Fenster neugierige Blicke verhinderten. An manchen Stellen sah man halbrunde Balkone, ähnliche wie der, auf dem sie drauf waren, doch von ihrem Blickwinkel aus konnte man nicht reinschauen.

Stattdessen konnte derjenige, der dort stand, auf alle runterschauen.

Der Turm war ein Symbol der Macht und wehe den hochmütigen, neugierigen Saiyajins, die glaubten, sie könnten ihn überfliegen: sie wurden eiskalt für ihren Affront abgeschossen!

Niemand erhob sich über den König!

Radditz drehte suchend den Kopf und versuchte das Thema zu wechseln.

„Hm, von hier aus kannst du nicht den Thronsaal sehen oder wo mein Flügel ist.“

„Sehen deine Zimmer aus wie meine?“ fragte sie.

Er rümpfte die Nase.

„Nein, etwas kleiner und ich habe leider keinen Balkon“ bemängelte er.

Neugierig sah sie ihn an. Sie hatte bislang noch nie Radditz Räumlichkeiten gesehen, weil sie zuvor ja auch nicht in die Stadt und in den Palast durfte.

Wie hatte sich ihr Bruder eingerichtet?

„Wo wohnst du denn? Ich möchte es wissen, falls ich mal Langeweile habe“ schmunzelte sie. „Dann besuche ich dich. Du bist jetzt so was wie mein Nachbar.“

„Kannst du gerne sehen. Es ist aufgeräumt und ich will eh meine Sachen wegpacken“ lud er sie schulterzuckend ein und schnappte sich wieder seinen Reisesack, um ihn über die Schulter zu werfen.

Radditz hatte kein großes Interesse an Innenarchitektur und kam mit der Möblierung, wie er sie damals bekommen hatte, ziemlich gut aus. Abgesehen von ein paar Beutestücken als Andenken an erfolgreiche Missionen, Bettwäsche und einen gemütlichen, großen Sessel, hatte er nichts Neues hinzugefügt. Zum Ausruhen und Entspannen reichte es aus.

Er führte sie durch die Gänge zurück.

Bulma wurde klar, das ihr erstes Ziel sein würde, sich hier zu orientieren. Irgendwo musste es doch Raumpläne geben? Nebenbei erklärte ihr Radditz zwar, wo welcher Gang hinführte, aber es war trotzdem ein großes Gelände.

Er führte sie durch eine Tür nach draußen, wo Bulma plötzlich von dichtem Grün umgeben war.

Ein überdachter, steinerner Pfad führte durch ein Dickicht aus Pflanzen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte.

„Das ist der westliche Innenhof, von dort kommt du gut auf die gegenüberliegende Seite“ erklärte Radditz, während sie den Pfad beschritten. „Der Garten ist ein Überbleibsel der zweiten Königin, die Pflanzen geliebt hat und überall Blumen pflanzte. Heute wuchert das ganz schön, weil sich kaum einer drum kümmert.“

Eine Idee kam auf und er drehte sich hastig um.

Der Garten war nicht einsehbar, die hohen Sträucher ein guter Sichtschutz und sie dämpften Geräusche. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Gerüche, die den Geruchssinn verwirrten und zu Niesanfällen führen konnten, kamen nur wenige Saiyajins hierher; es war einsam.

Radditz verließ den gepflasterten Pfad und sprang ins Grüne.

Auffordernd winkte er seiner Schwester zu sich und suchte sich einen Weg durchs Dickicht. Er sondierte nach geeigneten Büschen, schaute nach etwas, was schön versteckt war, hoch und nicht pollenreich, am besten mit Blau-ähnlichen Blumen.

Bulma sah ihm irritiert nach, zuckte mit den Schultern und folgte ihrem Bruder.

Keine Ahnung, was er vorhatte, vielleicht eine Abkürzung?

Ein vermeintlicher dichter Busch, der innen aber recht hohl, von außen aber von großen Blättern und violetten, kleinen Blüten bedeckt war, schien Radditz Bedürfnissen zu entsprechen. Er ließ seinen Reisesack fallen und bückte sich, um die Zweige vorsichtig zur Seite zu halten.

Verdammt, in seiner Kindheit verlief das Verstecken einfacher. Es hatte seine Vorteile, wenn man kleiner war.

Er drehte sich zu Bulma und bedeutete ihr winkend, ihm zu folgen.

Bulma riss die Augen auf und konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen.

Dieser Anblick…

Radditz, wie er da im Gebüsch hockte, umgeben von bunten Blumen…

Die zarten Blüten standen im krassen Gegensatz zum wilden, männlichen Krieger.

Da kam sie in Versuchung, ihm einen Blumenkranz zu flechten und aufzusetzen oder noch mehr Blumen in sein langes, dichtes Haar zu stecken.

Sie lachte laut auf bei dieser Vorstellung.

„Steh nicht so rum, komm rein“ winkte Radditz sie ungeduldig zu sich.

„Sind das etwas deine Gemächer, du Blumenprinzessin?“ lachte sie schallend.

Radditz Augen verengten sich, er grunzte verärgert auf.

Da Bulma sich immer noch nicht herbeibequemte und er keine Lust hatte, hier weiter zu hocken und ihr die Zweige zur Seite zu halten, gabs keine andere Lösung: er packte sie mit der freien Hand am Handgelenk und zog sie mit in die grüne Höhle.

Sie landete auf seinem Schoss, gleichzeitig ließ er die Zweige los, die sofort an ihren Platz zurück schellten, wobei sie die beiden Saiyajins in einen Regen von Blütenblättern bedeckte.

Bulma lachte erneute auf, als sie das zarte Violett in der schwarzen Mähne ihres Bruders leuchten sah.

Na, wie wollte er das gleich loswerden, wenn er sich vor den anderen Männern nicht lächerlich machen wollte?

Wenn ihr Vater ihn so sehen könnte…sie konnte nicht aufhören zu kichern.

Radditz verdrehte genervt die Augen, während Bulma auf seinen gekreuzten Beinen saß und vor Lachen bebte.

Sein Kopf stieß an die Zweige und er spürte, wie sich die ersten Strähnen seiner Mähne darin verfingen.

Tolle Idee, wie sollte er nachher hier rauskommen?

Aber ihm gefiel das grüne Dickicht, wo sich die Lichtstrahlen gefällig brachen. Es erinnerte ihn an seine Kindheit, wo er häufig im Wald Verstecken gespielt hatte.

Der Geruch von Holz und Blumen, das gedimmte Licht, das zarte Singen der Vögel…eine sichere Höhle, die sie von der Welt da draußen abschirmte.

Bulma strich sich beiläufig die Lachtränen weg und sah nun aufmerksam zu ihm hoch, immer noch schmunzelnd.

„Also, warum sind wir hier?“ fragte sie ihn. Sie ruckelte auf seinen Schoß, versuchte eine gemütlichere Position zu finden, was schwierig bei seinen harten Oberschenkeln und dem unteren Teil seiner Panzerung war.

„Weil es hier schön ruhig und entspannend ist“ fing er ernst an. „Niemand hört uns, niemand sieht uns.“

„Und?“ sie sah ihn unbeeindruckt an, immer noch in bester Stimmung. Sie fing an, ein paar der Blumen aus seinem Haar zu zupfen.

„Ich weiß von dir und Vegeta“ ließ Radditz die Bombe platzen.
 

Bulma riss die Augen auf und wurde zuerst rot, dann bleich.

„Wa…was meinst?“ stotterte sie und wandte den Blick ab. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn.

Radditz seufzte.

„Spiel nicht die Unschuldige, es ist zu spät. Ich weiß, ihr hattet Sex. Vorgestern Abend habe ich dich aus seiner Kabine kommen gesehen“ erzählte er.

„Vorgestern…“ Bulmas Gesicht wurde nun leicht grünlich, eine ungesunde Mischung aus Angst und Reue.

Ein Auf und Ab der Gefühle, was Radditz ihr da gerade verpasste…

Zuerst der Schock bei seiner Eröffnung: sie dachte zuerst, er meine ihr großes Geheimnis, dass sie Vegeta seit ihrer Kindheit kannte.

Dann Erleichterung, weil dem nicht so war.

Gefolgt von der Erkenntnis, gepaart mit Scham, denn Radditz wusste, sie hatte mit Vegeta geschlafen.

Er wusste nichts von ihrer gemeinsamen Vergangenheit, aber dass sie ihre Jungfräulichkeit an ihn verloren und der Mistkerl sie hinausgejagt hatte, als ob sie ein überflüssiger, nerviger Kropf wäre.

Sie krächzte hilflos auf, fand keine Ausrede. Ihr Atem ging hastiger, sie fing an zu hyperventilieren.

Es war so peinlich, so beschämend…

„Schhh, ganz ruhig“ brummte ihr Bruder.

Radditz setzte vorsichtig seine Hand auf ihren Kopf ab und fing tröstend an darüber zu streichen. Das schwere, warme Gewicht drückte sie beruhigend an seine Brust, sein Daumen strich über ihren Nacken.

„Keine Sorge, das bleibt unter uns. Ich habe auch nicht vor, es unseren Eltern zu sagen“ beschwichtigte er sie.

Sie wimmerte, sah mit den ersten Tränen in den Augenwinkeln zu ihm auf.

„Radditz, ich…bitte sei nicht enttäuscht, ich wollte doch nur…er war so anders zu mir…“ fing sie an, sich zu erklären, aber sie verstummte im Satz, unfähig ihre Emotionen in Worte zu fassen.

Wie konnte sie von Vegetas netter Seite erzählen, wenn dieses Arschloch sie so hinausgejagt hatte?

Das konnte sie nur erklären, wenn Radditz von ihrer Vergangenheit mit ihm erfuhr.

Aber würde das was ändern?

Sie hatte eine Seite von Vegeta kennen gelernt, die kein andere Saiyajin kannte, war aber von dem Aspekt überrascht worden, der allseits bekannt war.

Radditz umarmte sie, drückte sie wieder näher an sich. Beruhigend summte er, während er über ihren Rücken kraulte; ihr die Zeit gab, sich zu beruhigen. Sein Schweif löste sich von seiner Taille und fasste nach Bulmas matten Anhängsel, um sich dort ermutigend zu umdrehen.

Er spürte, wie sich ihre Finger an ihm krallten und sie rasselnd nach Atem schöpfte.

„Hör mal, ich weiß, du wolltest wissen, wie sich Sex anfühlt und es war deine freie Entscheidung. Vegeta hat dich zu nichts gezwungen, aber wie er sich von dir verabschiedet hat…das war nicht in Ordnung“ begann er heiser.

Bei der Erinnerung daran, wie selbstgefällig Vegeta ihn angelächelt hatte, knirschte er wieder mit den Zähnen.

Bulma verspannte sich in seinen Armen. Misstrauisch sah sie zu ihm hoch.

„Woher weißt du, dass er mich nicht gezwungen hat?“ fragte sie besorgt.

„Er hat‘s mir gesagt“ erklärte Radditz missmutig.

„WAS?!“

„Und danach habe ich ihm eine reingehauen“ fügte Radditz stolz hinzu. „Zweimal sogar“ er rieb sich selbstgefällig die Nase. Sein Lächeln verging ihm aber, als er hinzufügte „Dafür hat er mich so stark in den Magen getreten, dass ich dachte, ich platze.“

Bulma und Radditz sahen sich nachdenklich schweigend an.

Beide Saiyajins wussten, wie stark Vegeta im Gegensatz zu Radditz war. Es gab also nur die Möglichkeit, dass sich jener freiwillig hatte schlagen lassen.

Wieso, war unverständlich.

Trotzdem, dass ihr großer Bruder dieses Wagnis für sie eingegangen war…Bulma drückte sich an seine Brust und rieb ihre Wange an seinen Brustpanzer, während sie ihn festdrückte.

„Danke“ murmelte sie leise. Sie hatte sich auch gewünscht, Vegeta zu verhauen, aber Radditz schlug noch härter zu; das war besser.

Er tätschelte ihr den Kopf.

„Ich werde nicht mehr mit Vegeta schlafen“ murmelte Bulma verschämt.

Radditz pfiff durch die Zähne. „Mit wem du schläfst ist deine Sache, da will ich mich nicht einmischen. Ich kann aber sagen, ich bin nicht unglücklich, das zu hören“ begann er vorsichtig. „Jedoch ist diese Sache leider noch nicht ausgestanden.“

Bulma stutzte und sah ihn fragend an.

Radditz rieb sich niedergeschlagen den Hinterkopf.

„Was ist, wenn du schwanger bist?“ stellte er die alles entscheidende Frage.
 

Bulma wurde bleich.

Daran hatte sie gar nicht gedacht.

Ihre Mutter hatte ihr erzählt, dass Saiyajins oft erst nach mehreren Versuchen schwanger wurden, da es wegen ihrem starken Immunsystem selten sofort klappte.

Aber trotzdem bestand die Möglichkeit…auch wenn es selten war, es war möglich.

„Das geht ihn nichts an“ sagte sie tonlos.

Vegeta als Vater?

Sollte sie schwanger sein, würde sie das Kind allein mit ihrer Familie großziehen.

In ihren ersten Jahren wurden Kinder in der Gemeinschaft der Frauen aufgezogen, während sich die Männer aufs Kämpfen und Trainieren konzentrierten. Darum war der Sarang so selten und besonders, weil der Vater in die Verantwortung gezwungen wurde, sich aktiv um seine Kinder zu kümmern.

Ihre Eltern würden bei der Neuigkeit ihre Schwangerschaft überrascht reagieren, aber ihre Tochter garantiert unterstützen. Auf Vegetas Hilfe konnten sie verzichten.

Radditz sah sie säuerlich an.

„So einfach geht das nicht“ machte er ihren Plan zunichte.

Wie er es sich gedacht hatte…Gine hatte ihr nichts über die Ausnahme bei der Königsfamilie erzählt. Verständlich, niemand hätte ahnen können, dass es zu so einer Situation kommen könnte.

„Wenn du schwanger bist, würde es sich um Vegetas erstes Kind handeln. Der nächste Thronfolger…das dürften wir nicht verschweigen.“

Bulma sah ihn irritiert an und Radditz fing an, die Situation genauer zu erklären.

„Der König hat die Aufgabe, sein Erbe durch viele Nachkommen zu sichern. Starke Krieger, die als Elitekrieger die Armeen anführen und von denen der Beste seinen Platz einnimmt. Sollte er sterben, muss sofort ein geeigneter Nachfolger bereitstehen. Jede Frau, bei der der Verdacht steht, sie wäre mit einem Königsnachkommen schwanger, muss sich im Palast melden.“

„Und?!“ Desinteressiert sah Bulma ihn an. „Es wird schon irgendeine Schlampe geben, die sich von ihm schwängern lässt. Es muss ja nicht ich sein.“

Radditz rieb sich genervt die Nasenwurzel. Er befand sich in einen Zwiespalt, denn als Saiyajin, Unterklasse-Krieger und Teil der Armee, sowie Untergebener von Vegeta, dessen Wappen er trug, musste er an das Wohl des Volkes denken.

„Es gibt aber momentan niemanden und das ist unser Problem. Vegeta stürzt sich als erstes in die härtesten Kämpfe. Er trägt ein Risiko, jung zu sterben. Wenn das in so einen Moment passiert, wenn kein Nachkomme bereitsteht, wird es einen Bürgerkrieg geben. Jeder machthungrige, einigermaßen starke Saiyajin wird sich als neuer König aufspielen und wir werden damit beschäftigt sein, uns selbst zu bekriegen“ erklärte er das Dilemma.

Etwas, was Radditz vermeiden wollte. In dem Fall musste er an das Allgemeinwohl denken und nicht mehr ans Wohl seiner Schwester. Die schien zu verstehen, was er sagen wollte, denn sie wurde bleich und starrte ihn betroffen an.

„Moment, soll das heißen…ich muss dann zu Vegeta? Ich kann mein Kind nicht selber erziehen?“

Er nickte grimmig, nun ebenfalls bleich.

„Es kommt noch schlimmer“ fuhr er düster fort. „Wenn du schwanger bist, bedeutet es, dein Körper ist mit ihm kompatibel. Dann wird er dich selbst nach der Geburt nicht mehr gehen lassen, um weitere Kinder mit dir zu zeugen.“

Bulmas Gesicht erstarrte voller Schrecken.
 

Radditz fing an zu erklären. Er wusste nicht, wie weit Gine es ihrer Tochter erzählt hatte, aber er musste sicher sein, dass Bulma die Tragweite ihrer Situation verstand.

Ein Grund für das polygame, promiskuitive Verhalten der Saiyajins, die sich selten auf einen Lebenspartner beschränkten, lag in möglichst maximale Ausbreitung ihrer Gene.

Da ihrer Lebenserwartung aufgrund ihrer Lebensweise relativ kurz war, mussten die Männchen sicherstellen, wenigstens ein paar Nachkommen zu produzieren, wenn sie nicht wollten, dass ihre Linie mit ihnen ausstarb.

Der Vorteil lag darin, dass ein breiter Genpool geschaffen wurde. Besonders die Unterklasse erwies sich als fruchtbar und wenig wählerisch.

Der Nachteil: es herrschte in ihrer Rasse eine langsame Reproduktion. Weibchen wurden nur schwer schwanger und wenn, waren die Schwangerschaften unsicher.

Ihr eigenes, starkes Abwehrsystem verhinderte die Befruchtung von schwachen, fremden Genen. Sie stießen den Samen ab, bevor er in die Gebärmutter kam und selbst nach der Befruchtung war das Überleben des jungen Fötus unsicher.

Aber wie fand man die passenden Gene, die richtige Kompatibilität?

Ihr tierischer Instinkt, der Ozaru, war eine Möglichkeit; er meldete sich, wenn es sich richtig anfühlte.

Das Powerlevel war dafür weniger wichtig als gedacht, denn gerade die Elitekrieger zeugten die wenigstens Kinder, obwohl sie die meiste Auswahl hatten.

Es bestand daher die Theorie, dass Elitekrieger einen so starken Organismus besaßen, dass sie wie ein sechseckiges Puzzlestück mit diversen Rundungen und Kanten nur schwer einen geeigneten Partner fanden, im Gegensatz zu der Unterklasse. Diese waren mehr wie ein einfaches, viereckiges Stück mit gleichen Kanten: es passte öfters zu vielen Frauen.

Darum bestand der Großteil der saiyanischen Gesellschaft aus den schwächeren Unterklasse-Saiyajins.

Die Elite konnte den Nachteil dadurch ausgleichen, indem sie viele Weibchen durch ihre hohe Stellung anlockten und so die Wahrscheinlichkeit erhöhten, eine passende Partnerin zu finden und begatten. Das hielt sie auch nicht ab, gierig auf die vergebenen Weibchen der unteren Klassen zu schauen.

Doch vor diesen Übergriffe schützte der Sarang. Kein Elitekrieger würde eine Frau stehlen, wenn sie ihren Partner bereits den Sarang geschworen hatte.

Der Schwur, nur einen Einzige treu zu sein, war für diese Klasse etwas so seltsam Heiliges wie Abstoßendes, wie Kruzifixe für Vampire.

„Die verstorbene Königin hatte deswegen auch so eine hohe Stellung beim König, weil sie die einzige Kompatible für ihn gewesen war. Sie hat ihm zwei Söhne geschenkt. Manche glaubten anfangs, König Vegeta hätte sogar den Sarang geschworen, als erster Elitekrieger überhaupt…aber dann nahm er sich doch Mätressen“ erzählte Radditz weiter. „Aber keine von ihnen gebar ihm weitere Kinder. Da Prinz Tarble verbannt wurde, ist Vegeta der einzige Nachfolger. Daher steht er auch unter Druck. Die Leute fragen sich, warum er bislang kein Kind gezeugt hat, dabei tobt er sich aus. Aber er scheint ein besonders kompliziertes Exemplar unserer Rasse zu sein…oder es liegt daran, weil er mit jeder Frau nur einmal schläft. Da kann ja kaum ein Kind entstehen.“

Radditz hatte ihn mal zufällig vor Monaten gefragt, warum er denn so früh aufgab und es nicht häufiger mit einer Frau ausprobierte oder ob er zu wählerisch war.

Der Jüngere hatte ihn arrogant angesehen und erklärt, er wüsste es beim ersten Mal, warum dann noch mehr Zeit verschwenden?

Nappa hatte dem zugestimmt und erklärt, dass Männer es oft instinktiv wussten, ob ein Weibchen zu ihnen passe. Der Ozaru, das Tier in ihnen, führte sie instinktiv zum richtigen Partner.

Radditz trockener Einwand, warum er denn dann immer noch Single war und ob sein Ozaru Blind, Taub und Blöd war, wischte der Glatzkopf mit einem „Ich setzte mich nicht als Familienpapi zur Ruhe. Ich sterbe auf dem Schlachtfeld“ beiseite. Er schlug sich dabei stolz auf die rechte Brust, wo sich dahinter das Shiruhato-Siegel, Beweis seines Schwures, lag.

Radditz hatte nur spöttisch eine Augenbraue gehoben und gesagt „Was für ein Glück für zukünftige Generationen, dass du nicht an ihrer Aufzucht beteiligt sein wirst. Die einzigen Kinder, die man dir anvertraut, sind Pflanzenmänner.“

„Hey, ich habe mich nicht schlecht bei Vegeta gemacht und ich bin spitze, was das Wachsen von Pflanzenmännern angeht. Sie kommen sofort, wenn Papa Nappa ruft“ hatte der Glatzkopf gegrinst.

„Jetzt klopf dir mal nicht selbst auf die Schulter, Nappa. Dass ich so großartig geraten bin, hat doch nichts mit dir zu tun“ hatte Vegeta die Sache abgetan. „Zu deiner Frage, Radditz…keine Frau war bislang gut genug für mich. Anfangs bin ich noch wohlwollend und übersehe manchen Charakterzug, aber spätestens nach dem Körperkontakt weiß ich, dass es nicht klappen wird. Der Ozaru in mir lehnt sie ab. Ich habe bislang kein Weib gefunden, was es mit mir aufnehmen kann, da muss ich halt weitersuchen.“
 

Bulma fing hastiger zu atmen, da langsam die Panik sich in ihr ausbreitete.

Sollte sie schwanger sein, dann musste sie wieder zu Vegeta?

Der Vegeta, der, wie sie gerade erfuhr, einen riesigen Frauenverschleiß hatte und für den sie nur eine von vielen war?!

„Aber ich…ich bin so viel schwächer als er…“ stammelte sie.

Radditz schüttelte den Kopf.

„Powerlevel spielt da keine Rolle. Sie macht zwar attraktiv, entscheidet aber nicht die Fruchtbarkeit. Sieh dir unsere Eltern an, da herrscht auch ein großer Kraftunterschied. Trotzdem hat unsere Mutter drei Kinder auf die Welt gebracht und wer weiß…hätte Vater sich keiner Vasektomie unterzogen, hätten es auch mehr sein können. Was, wenn du ihre Fruchtbarkeit geerbt hast?“

„Dann…dann muss ich gegen meinen Willen zu Vegeta?“ fragte sie hektisch nach.

Radditz wurde bleich, er nickte.

„Solltest du fähig sein, seine Nachkommen auszutragen, wird er dich nie mehr gehen lassen und es weiter versuchen…sogar gegen deinen Willen, denn in diesem Fall entscheidet das Überleben der Königsfamilie über die Wahlfreiheit des Weibchens“ sprach er heiser die schlimme Wahrheit aus.

Vor Bulmas Augen spielten sich Horror-Bilder ab.

Sie hatte mit Vegeta freiwillig geschlafen, weil sie ihm vertraut hatte.

Dieses Vertrauen und jegliche Zuneigung waren unter Wut und Enttäuschung begraben und der Gedanke, erneut mit ihm zu schlafen, ekelte sie jetzt an.

Aber wenn sie keine Entscheidungsfreiheit mehr hatte, ihn daher nicht mehr ablehnen konnte, würde Vegeta tun, was ihm die Pflicht befahl: sie an sein Bett fesseln und jede Nacht besteigen in den Versuch, sie erneut zu schwängern.

Sie sah es vor sich, wie er sie wieder mit kalten, entschlossene Blick bedachte, während er sie unter sich zwang, seine Kraft gegen sie entsetzte und fesselte, um dann in sie einzudringen…egal, wie sehr sie sich wehrte, schlug und schrie…

Sie hatte gehofft, diesen Fehler verdrängen und vergessen zu können, aber nun erfuhr sie, wie sehr es sie noch an ihn fesselte. Bei den Gedanken, er würde sie intim berühren, kam ihr die Galle hoch.

Bulma fing an zu würgen.

Erschrocken ließ Radditz sie los. Ihr Gesicht war grün und sie hielt sich eine Hand vor dem Mund.

„Bulma, nicht auf mich!“ befahl er panisch.

Sie lehnte sich zur Seite, atmete hektisch und versuchte, den Drang des Erbrechens zu bezwingen.

Radditz, das Schlimmste befürchtend, hielt schon mal ihre Haare am Hinterkopf zusammen und wartete ängstlich auf das Geräusch. Eilig suchte er nach etwas, was sie beruhigte.

„Wir wissen es momentan doch noch nicht. Vielleicht bist du ja nicht schwanger“ sagte er eilig.

Das war ihre letzte Hoffnung.

Ängstlich wartete er einige Sekunden. Bulma schaffte es, sich zu beherrschen und setzte sich zitternd wieder auf. In ihren Augen konnte er sie rechnen sehen.

„Wir haben es nur zweimal getan“ sagte sie heiser. Radditz hatte sie nach ihrer zweiten Nacht erwischt, aber mehr war nicht mit Vegeta verlaufen.

In diesen zwei Nächten war Vegeta jedes Mal einmal in ihr gekommen und danach hatte sie sofort geduscht…aber es konnte trotzdem ausreichen, um sie zu befruchten. Ein einzelner Flitzer könnte ihr Leben ruinieren und ihr für immer die Freiheit nehmen.

Radditz stutzte, während er ihre Haare wieder losließ, da die Kotzgefahr fürs erste gebannt schien.

Einerseits war er erleichtert. Er hatte schon befürchtet, diese Affäre verlief seit Reisebeginn, da waren zweimal ja wenig…anderseits hatte Vegeta seines Wissens damit zum ersten Mal mehrmals mit derselben Frau Geschlechtsverkehr gehabt…

„Zweimal können zweimal zu viel sein. Wann ist deine nächste Periode?“ fragte er. Er verzog das Gesicht, weil das eine Frage war, die er seiner Schwester bitte nie wieder stellen wollte.

„In etwa sechs Tagen“ zählte sie nach.

Radditz atmete aus.

„Okay, dann machen wir es so. Solltest du nicht innerhalb der nächsten acht Tage bluten, gehst du ins Krankenhaus und machst einen Schwangerschaftstest. Jetzt ist es noch zu früh, um etwas zu erfahren“ plante er.

„Und dann? Sobald ich die Gewissheit habe, muss ich zu Vegeta gehen und sagen „Überraschung, Arschloch, ich bin schwanger und ich hasse dich!“ Oder „Nimm das Kind, aber lass mich aber in Ruhe!“. Na, das sind ja super Aussichten“ jammerte Bulma.

Radditz schüttelte den Kopf.

„Man muss erst dann den König informieren, wenn die ersten drei Monate überstanden sind. Sie sind die gefährlichsten, wo es immer noch zu Abbrüchen kommen kann. Erst dann wird man offiziell als „Königsmutter“ anerkannt und im Palast versorgt. Der werdenden Mutter wird jeder Wunsch von den Augen abgelesen, damit sie ein gesundes Kind zur Welt bringt“ erklärte er. „Naja, normalerweise ist es eine Ehre und Privileg für die Frau, egal wie ihre Stellung danach aussieht. Viele Frauen wünschen sich, diese Chance zu erhalten. Deswegen hat Vegeta ja so einen Zulauf.“

Es hatte bislang nie Probleme mit sich wehrenden, widerspenstigen Schwangeren gegeben, wenn sie mit einem möglichen Thronerben beglückt waren.

Bulma lachte spöttisch auf. „Und nach der Geburt wird sie wie eine Zuchtstute behandelt, die den nächsten Erben zur Welt bringen soll. Nein danke, nichts für mich. Dieser Scheißkerl hat natürlich nichts von diesem Risiko erzählt“ fluchte sie.

Sie wollte noch keine Mutter werden und ihr Leben im Palast verbringen, dem nächsten Käfig.

Allerdings noch schlimmer als in ihrer Kindheit, denn sie wäre an diesen kalten Krieger gefesselt anstatt bei einer liebevollen Familie zu wohnen.

Radditz zuckte mit den Schultern. „Er glaubt wahrscheinlich, dass so eine schwache Mutation wie du dazu nicht in der Lage ist. Aber wenn du die Fruchtbarkeit unserer Eltern geerbt hast, dann…“

Bulma fauchte düster auf. „Sag es nicht, mir ist schon schlecht genug. Apropos fruchtbare Eltern…Hast du schon Kinder gezeugt?“

Er schüttelte den Kopf. „Jedenfalls hat mir niemand Bescheid gesagt. Liegt aber vielleicht auch daran, weil die Frauen mit einem Haufen Typen schlafen und dann selbst nicht wissen, wer der Vater ist. Dann wählen sie eher denjenigen aus, den sie am meisten hassen und zwingen ihn, für Unterhalt zu zahlen.“

Die Väter mussten sich nicht um die Erziehung kümmern, aber Mutter und Kind mussten angemessen versorgt sein. Ihnen stand ein Teil seiner Beute zu. Wenn das Kind ein Sohn war, wurde auch verlangt, dass der Vater ihm ab einem gewissen Alter das Kämpfen beibrachte.

Bulma strich sich über die Stirn, wischte sich den kalten Angstschweiß weg.

Diese Unterredung hatte dazu geführt, dass ihr kalt und klamm war und sie sich nach einer warmen Dusche und frischer Kleidung sehnte.

Außerdem schliefen ihre Beine gerade in dieser unbequemen Position ein und ihr war immer noch übel.

„Radditz, ich muss hier raus. Ich muss…“

„Hier weg“ wollte sie hinzufügen, aber ihr wurde klar, wie nutzlos das war: sie konnte es nicht, war dazu nicht in der Lage. Ihre neue Aufgabe zwang sie hierher.

Dieser verdammte Brustpanzer, der sie schützen sollte, war nun eine Fessel, die sie an diesen Ort hielt.

Solange sie nicht für sich selbst sorgen konnte, blieb sie in Vegetas Nähe, ungeachtet ob schwanger oder nicht. Offiziell war sie immer noch seine Untergebene. Der Gedanke ließ sie schaudern.

Ihre neuen Zimmer sahen nun aus wie goldene Käfigstangen und im Hintergrund wohnte ihr Bewacher und würde sie nie aus den Augen lassen.

Eilig stand sie auf, ihre Beine zitterten. Sie kroch aus dem Gebüsch und schnappte nach Luft, versuchte ihren Magen und Herz zu beruhigen.

Radditz folgte ihr und war erst mal damit beschäftigt, die Blütenblätter aus seinen Haaren zu zupfen.

Während er sich die Haare mit seinen Finger durchkämmte, sah er seiner Schwester dabei zu, wie sie unruhig kleine Kreise drehte, immer noch bleich und verstört.

Er brummte mitleidig auf.

Er konnte nur ahnen, wie es ihr gerade ging. Anstatt anzufangen, ihre erste Bettgeschichte zu verarbeiten, musste sie sich um diese mögliche Schwangerschaft und deren Folgen sorgen.

Die nächsten Tage würden die Hölle werden.

Er war ja schon ungeduldig, aber Bulma war ebenfalls eine zappelige Person, die dazu zu viel dachte.

In ihren Kopf musste ja jetzt das totale Chaos herrschen.

Er hielt es für das Beste, seine Eltern darüber noch nicht zu informieren. Selbst wenn sie positiv war, würden sie wenigstens die ersten drei Monate still und hoffend abwarten und dann…bis dann hatten sie vielleicht einen Plan oder die Situation hatte sich geändert.

Er schnaubte auf.

Vielleicht geschah ein Wunder und Vegeta machte einen Charakterwandel durch…klar, und vorher würde es einen zweiten Mond am Himmel geben.

Das einzige, was dem Geschwisterpaar über die nächsten Tage helfen würde, wäre Ablenkung, sonst würden sie sich noch zerdenken.

Apropos Ablenkung…

„Willst du dich nicht zuerst frisch machen, bevor du zu unseren Eltern fliegst? Du stinkst nach Angst“ bemerkte er. Seine Eltern würden sofort merken, dass etwas im Argen lag und Fragen stellen.

Sein Ratschlag stoppte Bulmas gehetzten Rundlauf und sie sah naserümpfend an sich herunter.

Sie nickte zustimmend.

„Zuerst will ich aber dein Zimmer sehen, damit ich weiß, wo ich mich mal verstecken kann“ seufzte sie.

„Wird bei IHM bloß nicht viel nützen, aber egal. Ich brauch auch jetzt ganz dringend einen Drink Ich würde dir gerne etwas anbieten, aber werdende Mütter dürfen ja kein Alkohol trinken“ sagte er trocken und begann sich einen Weg aus dem Gebüsch zu suchen, seinen Reisesack unter dem Arm.

Bulma knurrte leise und sprang auf ihn zu, in dem Versuch, ihn zu treten, aber er wich ihr leichtfüßig aus.

„Sehr witzig“ fauchte sie. „Das ist eine Scheiß-Situation, so ein Mist, ich platze gleich…ich bin aber froh, dass du bei mir bist“ den letzten Satz wisperte sie leise.

Radditz stutzte und sah nach hinten. Bulma hatte ihre Arme um ihn geschlungen und presste ihr Gesicht in seine Mähne.

Er kratzte sich verlegen die Wange.

„Du bist halt meine kleine Schwester“ murmelte er leise.

Er tätschelte tröstend ihre Hände. Bulma seufzte, löste ihren Griff und nahm ihren Kopf wieder aus der schwarzen Masse raus, zupfte nebenbei noch ein paar violette Blüten fort.

Er drehte den Kopf zu ihr und lächelte sie aufmunternd an, da sie immer noch den Kopf hängen ließ.

„Du rufst mich sofort an, wenn du deine Blutung bekommst“ befahl er. Sobald er die frohe Botschaft bekam, würde er aufatmen und ihr eine Flasche des teuersten, besten Obstbrands bringen, den er kaufen konnte

„Natürlich, wir feiern eine verdammt Party“ knurrte Bulma sarkastisch. „ich koche den Beruhigungstee gegen Krämpfe, bereite die Wärmflasche vor und du bringst den Kuchen mit.“

Radditz seufzte. „Einen? Wenn wir das hier überstehen, spendiere ich sogar zwei“ versprach er. „Plus Alkohol.“

Ihr schwarzer Humor heiterte sie etwas auf und sie lächelten sich verschwörerisch an, während sie den Pfad entlang schritten.

Tales Traumnacht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Bulmas Suche nach Stärke

Durch Tales Auftauchen überraschend getrennt, flog Bulma an jenem Tag allein zu ihrer Familie. Radditz war derweil mit etwas anderem beschäftigt…

An der Hütte, die achtzehn Jahre lang ihr Zuhause gewesen war, warteten bereits ungeduldig ihre Eltern und Kakarott. Sie hatten sich seit über vier Wochen nicht mehr gesehen und waren aufgeregt. Als Bulma eintrat, rannten Kakarott und Gine als erstes auf sie zu, um sie fest zu umarmen. Bardock blieb im Hintergrund, um seine Tochter erst prüfend zu mustern.

Es war eine relativ kurze, harmlose Reise gewesen, doch sie wirkte nun anders, reifer.

So, wie auch einst Gine bei ihrer ersten Missions-Reise und Tatakai-Prüfung innerlich daran gewachsen war, hatte es auch Auswirkungen auf Bulma gehabt. Man konnte ihren ersten Job damit ebenfalls als Tatakai-Prüfung ansehen, als letzten Beweis für ihre Volljährigkeit.

Nachdem seine Gefährtin ihre Tochter mal für eine Sekunde losließ, konnte er sich auch hervorwagen, um sie zu begrüßen.

Er strich ihr vorsichtig über den Kopf. Vielleicht war sie geistig gewachsen, aber sie war immer noch so klein und zierlich und wie sie ihn ansah…die großen Augen voll mit stummen Fragen, als ob sie etwas Gewaltiges erlebt hatte und nicht wusste, wie sie davon erzählen sollte.

„Ich bin so froh, dass es dir gut geht“ wisperte er und schloss sie fest in seine Arme. Erst als er sie an sich drückte, konnte er hundertprozentig sicher sein, nicht zu träumen. Sie war wirklich sicher zurückgekehrt und bei ihnen.

Bulma, in den warmen, starken Armen ihres Vaters gehalten, seinen typischen herben Geruch in der Nase, musste schlucken. Sie fühlte einen Kloß im Hals und musste sich beherrschen, nicht zu weinen.

Sie fühlte sich wieder wie ein Kleinkind, dass sich an ihn klammern und an seiner Brust heulen wollte, aber sie konnte nicht.

Sie war nun erwachsen und sie würde ihre Probleme eigenständig lösen. Das, was da in ihr brodelte, Vegetas Verhalten und die mögliche Schwangerschaft, damit würde sie selbst fertig werden. Sie würde ihren Eltern beweisen wie erwachsen sie war, damit sie stolz sein konnten. Achtzehn Jahre mussten sie auf so vieles verzichten, nur um ihre seltsame Tochter sicher aufziehen zu können, da konnte sie sie doch nicht enttäuschen. Bulma wollte auch nicht, dass sie ihre Bemühungen, ihre hart erarbeitete Stellung für sie wegschmissen.

Bardocks Rang als Mittelklasse, Gines Stellung als Leiterin ihrer Nahrungseinheit, Kakarott ein anerkannter Unterklasse-Krieger…all die harte Arbeit der letzten Jahre durfte nicht wegen ihr drauf gehen.

Radditz hatte sie gewarnt: besonders Bardock könnte etwas Dummes anstellen, wenn er davon erfuhr und für Kakarott wollte er auch nicht seine Hand ins Feuer legen. Sie waren nun mal temperamentvoll, die erst handelten und dann nachdachten.

Apropos Radditz…

„Wo ist denn dein Bruder? Ist er nicht mitgekommen?“ fragte Gine, während sie ihre Familienmitglieder zum gedeckten Tisch führte.

„Ähh, er ist aufgehalten worden. Von einem Kerl, der Vater und Kakarott unglaublich ähnlich sieht. In so einen komischen grauen Mantel, ungefähr in Radditz Alter…“ erklärte Bulma vorsichtig.

Bardock schnaubte abfällig. „Klingt nach Tales. Dann wird Radditz heute nicht mehr kommen. Vermutlich kämpfen die beiden bereits schon“ brummte er.

Bardock wusste von der schwellenden Aggression zwischen ihnen und ihrer Rivalität.

Bei dem Gedanken, wie er dem Milchbubi vor zwei Jahren eine Lektion erteilt hatte, musste er hämisch grinsen. Seine Kinder sahen ihn immer noch ahnungslos an, deswegen fügte er hinzu: „Tales ist euer Cousin. Haltet euch von ihm fern. Er ist kein guter Umgang.“

Gine, die sich daran erinnerte, wie er einst über sie und ihre Familie gelästert hatte, nickte zustimmend.

„Kein Benehmen“ sagte sie verstimmt. „Er kann froh sein, dass ich ihn damals nicht erwischt habe.“

„Da er anscheinend wieder in der Stadt ist, bekommst du vielleicht noch deine Chance. Halt immer deine Bratpfanne bereit“ lachte Bardock und gab ihr einen schnellen Kuss auf die Wange.

Er liebte es, wenn Gine so grimmig aussah, besonders, wenn es um ihre Familie ging; dass sah so zuckersüß aus.

„Nicht meine Messer? Ich wollte ihn damals den Schwanz stutzen“ fragte sie verschmitzt und nutzte absichtlich die zweideutige Bemerkung. Bardock blinzelte verdutzt.

„Du grausames Weib!“ lachte er dröhnend. Das war seine geliebte Frau: verspielt, humorvoll, aber mit einer versteckten grausamen Neigung, gerichtet an diejenigen, die es wagten, ihrer Familie zu nahe zu kommen.

Kakarott verdrehte die Augen; er verstand nur die Hälfte und wollte jetzt auch nicht über einen unbekannten Verwandten reden, den er noch nie gesehen hatte. Viel lieber wollte er von Bulma hören, wie ihre erste Mission verlaufen war, weshalb er anfing, eine Frage nach der anderen zu stellen.

Seine Schwester fing an zu erzählen, vom Raumschiff, ihrer Einzelkabine, ihren neuen Freunden und Kollegen, dem netten Teamleiter und wie gut und schnell sie sich eingearbeitet hatte.

Bulmas malerische Erzählungen über den Planeten Altharwa und all das unbekannte Essen war besonders interessant.

„Werde ich auch mal dorthin reisen?“ fragte er seinen Vater. Schließlich war es nur noch ein dreiviertel Jahr, bis er sechzehn Jahr alt und damit alt genug für die Arbeit als Unterklasse-Krieger war. Dann wollte sein Vater ihn als offiziellen Untergebenen mitnehmen.

„Hm, kann sein“ brummte Bardock und sah gedankenverloren seinen Jüngsten an. Der Gedanke an den nahenden Zeitpunkt, bald mit seinem Sohn an seiner Seite zu kämpfen, beunruhigte Bardock.

Zwar hatte sich der Junge kämpferisch gemacht, wie er es vor Wochen mit seinem Kampf gegen ihn bewiesen hat, aber ihn als Kameraden um sich zu haben…ihm gefiel Kakarotts mildes Wesen nicht, seine Naivität und Unwissenheit, aber das konnte er auch nicht aus seinem Sohn herausprügeln. Er war unerfahren, jung und ließ sich leicht ablenken.

Die ersten Missionen mussten daher etwas Leichtes sein, um ihn langsam einzuführen. Vielleicht als beschützende Begleitung einer Karawane oder Ausrottung von Schädlingen.

Bardock wollte darüber heute nicht nachdenken. Er war guter Laune, weil seine Tochter wieder in der Heimat war und ihre Mission anscheinend ohne Probleme bestanden hatte. Seine Sorgen diesbezüglich waren nicht erfüllt worden: Einzelkabine, Radditz immer in ihrer Nähe, nette Kameraden, eine friedliche Mission…es hörte sich fast zu gut an, um wahr zu sein.

Zwar wusste sie selbst noch nicht, wie ihre nächsten Aufgaben aussehen würde und leider würde sie zukünftig im Palast wohnen, aber als Mittelklasse-Krieger war Bardock häufig in der Hauptstadt und besaß auch die Befugnis, in den Palast zu gehen. Damit könnte er auch ein Auge auf sie halten.

Kakarott war mit der wage Antwort nicht besonders zufrieden, aber seine Schwester lenkte ihn ab.

„Ich habe euch auch was mitgebracht“ verkündete Bulma nach dem Essen. Sie sah ihren Bruder auffordernd an. „Geh mal nach draußen und hol die Kiste, die vor der Tür steht.“

Darin hatte sie die Geschenke verstaut und sie vor der Ankunft aus der Kapsel hervorgeholt.

Aufgeregt folgte Kakarott ihrer Anweisung und holte die Kiste herein, um sie sogleich zu öffnen.

Gefüllt mit diversen Leckereien für ihn, wertvollen Alkohol für Bardock, neue Schuhen, Schürze und Handschuhe für Gine.

Bulma freute sich, ihren Eltern nun auf derselben Weise eine Freude machen zu können, wie sie es oft taten. Beiläufig erklärte sie, dass sie später ein paar ihrer Kleidungsstücke darin mitnehmen würde, weil ihre Zimmer in Sadala bezugsbereit waren.

Bardock und Gine sahen sich wortlos an, beide etwas besorgt wegen dieser ungewöhnlichen königlichen Anordnung. Sie versprachen aber ihrer Tochter, ihr in den nächsten Tagen beim Umzug und Umdekorieren ihrer Wohnung zu helfen.

Kakarott lehnte dagegen ab, der Umzug hörte sich langweilig an. Lieber wollte er die Zeit fürs Trainieren nutzen, damit er bereit war, wenn er nach Altharwa reiste.

„Außerdem treffe ich mich schon mit Chi-Chi“ erklärte er kauend.

„Wer ist Chi-Chi?“ fragte Bulma ahnungslos.

„Meine…“ Kakarott verstummte im Satz, auf seinen Wangen entflammte eine beschämte Röte. Unabsichtlich hatte er sich verplappert, aber wenn er nun damit angefangen hatte, könnte er es gleich seiner Familie beichten.

„Meine Freundin“ beendete er schließlich den Satz.

Gine jauchzte erfreut auf, Bardock und Bulma hoben dagegen nur erstaunt eine Augenbraue.

Bulma brauchte ein paar Sekunden, um dieses Statement zu verstehen.

„Moment, mein kleiner Bruder hat eine Freundin? Wirklich? Wie ist sie so?“ fragte sie überrascht.

Bevor er ihr mehr erzählen konnte, mischten sich Gine ein.

„Erinnerst du dich, wie Kakarott sich mal über ein nerviges Mädchen beschwert hat, weshalb er nicht mehr die Lebensmittel abholen wollte? Das war Chi-Chi“ erklärte sie lachend. „Sie war es auch, die ihm die heftige Ohrfeige verpasst hat, weil er nichts über Sex wusste.“

„Mein Sohn hat eine Freundin und das in dem Alter“ Bardock schüttelte ungläubig den Kopf, war aber innerlich beeindruckt.

„Wow...unglaublich“ Bulma konnte es nicht fassen, was in der Zwischenzeit hier passiert war und sie verpasst hatte.

Während sie zum ersten Mal mit jemanden geschlafen hatte und eine langjährige Freundschaft zu Bruch gegangen war, hatte Kakarott dagegen ein Mädchen gefunden…oder sie hatte ihn gefunden.

Hatten die beiden es auch schon getan?

Sie war neugierig, wollte aber ihren Bruder mit dem hochroten Kopf jetzt nicht bedrängen, besonders nicht in Anwesenheit ihrer Eltern.

„Lerne ich sie denn mal kennen?“ fragte sie stattdessen.

Schüchtern nickte er. Chi-Chi drängte ihn zu nichts, aber er wollte, dass sie seine komplette Familie kennen lernte. Seine Mutter kannte sie ja bereits und von Bardocks Heldentaten hatte sie gehört, während sie Radditz aber auch noch nicht getroffen hatte.

„Vielleicht mal in den nächsten Tagen“ murmelte er unbeholfen.

„Wie schön“ erfreut lächelte sie ihn an.

Diese neue Freiheit, mit ihrem Bruder ins Dorf gehen zu können, seine Freunde kennen zu lernen, vielleicht mal die Arbeitsstätte ihrer Mutter anzusehen…all das waren Dinge, zu denen Bulma jetzt Zugang hatte. Diese Freiheit erfüllte sie mit Dankbarkeit für Radditz Wagemut, für seinen Zuspruch damals. Aber zu Vegeta, der ebenfalls seinen Teil dazu beigetragen hatte, war das Gefühl zwiespältig. Nach seiner Behandlung konnte sie ihm nicht mehr dankbar sein.

Die Sache mit ihm war noch lange nicht ausgestanden, das fühlte sie.
 

Ihr Gefühl trog sie nicht, denn am nächsten Tag erhielt Bulma in den frühen Mittagsstunden eine neue Nachricht auf ihrem Scouter.

Zu dieser Zeit waren gerade ihre Eltern zusammen mit Bardocks Teamkameraden angekommen, um Bulmas ausgewählte Sachen von ihrer alten Hütte mitzubringen. Während die Männer ein paar Regale aufbauten und Töpfe mit Erde auf den Balkon schleppten, unterhielten sich die Frauen über die Farbe von Gardinen und Teppichen.

Plötzlich piepte ihr Scouter auf. Stirnrunzelnd las Bulma sich die Nachricht durch.

Die nächsten Monate sollte sie am Raumflughafen arbeiten und dann, wenn sie ihre Fähigkeiten bewiesen hatte, im nächsten Jahr die Wartung der Geräte im Krankenhaus übernehmen.

Neue Aufgaben, aber keine einzige Außen-Mission, keine Reise stand an.

Bulma runzelte die Stirn.

Sie erinnerte sich, wie sie am Tag ihrer Abreise nach Altharwa noch die Nachricht erhalten hatte, dass sie einen Reiseplan von Skattkönig Vegeta erhalten würde, wenn seine Termine feststanden, wo sie ihn dann begleiten müsste.

Aber jetzt war kein Wort mehr davon im neuen Plan, die alte Nachricht selbst auch verschwunden.

Aber Bulma hatte ein gutes Gedächtnis und war nicht blöd.

„Das darf doch nicht wahr sein“ zischte sie verärgert, während sie übers Menü ihres Scouters nach der verlorenen Nachricht suchte.

„Was ist los?“ fragte Bardock beiläufig, während er ein Brett ausmaß.

„Ich habe meinen Aufgabenplan bekommen. Ich werde bis ins nächste Jahr im Raumflughafen arbeiten“ erklärte sie. „Dann hier und da ein paar andere Jobs in der Hauptstadt.“

Bardocks Herz machte aus Erleichterung einen Sprung. Als er einen Blick zu seiner Gefährtin warf, sah er, dass sie ebenfalls beruhigt über diese Nachricht war.

Keine gefährliche Außen-Mission, keine Reise im Weltall, wo man sie abschießen könnte. Stattdessen war sie an einem Ort, wo er häufig war und auch ein paar Leute kannte, die unauffällig seine Tochter im Blick behalten könnte.

Toma nickte ihm zustimmend zu. Er und die anderen Männer waren ebenfalls erfreut über die Nachricht, aber Selypa verdrehte die Augen. Sie sah die Wut in Bulmas Augen und ahnte, wie sich die Jüngere fühlte. Sie konnte Bulmas Sehnsucht, ihr Streben sehr gut verstehen; sie selbst hatte sich auch oft durchboxen müssen, um anerkannt zu werden.

Frauen wurden unter dem Vorwand, beschützt zu werden, diskriminiert.

Im Raumflughafen zu arbeiten, anstatt zu reisen, bedeutete, dass der Skattkönig sie nicht als funktionell wichtig für sein Team ansah und auf sie verzichten konnte.

Es war eigentlich eine Beleidigung, eine Herabsetzung, eine Degradierung!

„Sooo, wo genau fängst du denn morgen an?“ begann Bardock zu fragen, doch Bulma gab keine Antwort. Stattdessen stürmte sie fauchend aus den Raum, auf der Suche nach dem zuständigen Bürokraten, der ihr den Plan geschickt und daher eine Antwort geben konnte. Da sie am Vorabend sich den Gebäudeplan angesehen und gemerkt hatte, wusste sie, wohin sie musste.
 

Der zuständige Angestellte wusste nicht, was ihn traf, als die Tür seines Büros heftig aufgerissen und eine grimmige, blauhaarige Saiyajin vor ihm stand, mit hellen, funkelnden Augen. Dem dünnen, älteren Männchen in Uniform, dessen gezwirbelter Schnurrbart unter der langen Nase fast seine gesamte untere Gesichtshälfte einnahm, fiel beinahe aus Schock vom Stuhl.

„Ja, äh…ja bitte?“ fragte er erschrocken und strich sich schnell über das gegelte Haar.

Der Eindringling scherrte sich nicht um den Schreibtisch, der zwischen ihnen stand, sondern kletterte darüber, um ihm am Kragen zu packen und ihm einen Scouter vor die Nase zu halten.

„Vor vier Wochen hieß es noch, ich sollte Vegeta auf diversen Reisen folgen und nun ist in meinen Arbeitsplan keine Rede mehr davon. Wie kommt’s?“ fauchte sie.

„Äh, eine Sekunde, bitte“ stammelte er „Namen und Dienstrang. Ich schaue nach.“

Bulma gab ihm die gewünschten Informationen.

Seien Augen wurden groß. Er musste nicht nachsehen, der Name war ihm ein Begriff. Seine Augen huschten prüfend über ihre Gestalt.

Er räusperte sich und versuchte sich an einer überheblichen Haltung, strich sich den gekräuselten Kragen glatt und ihre Hände damit fort.

„Nun, der Skattkönig hat diesen Plan angeordnet und ich folge nur seine Befehle“ hüstelte er verächtlich.

Bulma war zu wütend, um sich von dieser halben Portion einschüchtern zu lassen.

„Wann?“ zischte sie. Bei ihren verengten Augen im Killermodus überkam dem Bürokraten das kalte Grauen.

„Wann genau hat er das angeordnet?“ wiederholte sie.

„Erst…erst vor kurzem“ stammelte er eingeschüchtert. „Äh, vorgestern?!“

Sie wich zurück als hätte er sie geschlagen, die Luft anhaltend. Dann langsam, zischend, ließ sie ihren Atem raus.

Bulma verstand.

Es geschah also kurz vor Ankunft, wo das Raumschiff nahe genug für Funkkontakt zur Heimatbasis war, als Vegeta die Änderung ihrer Aufgaben befohlen hatte.

Er brauchte sie nicht mehr, sah sie nicht als nützlich an…hatte er es überhaupt getan?

War es ihm nur um Sex gegangen und nun, wo er ihn erhalten hatte, wollte er sie aus dem Team haben?

Wer weiß, jedenfalls hatte er sie herabgestuft und elegant aus seinem Team entfernt, ohne dass es auf den ersten Blick ersichtlich war.

Tse, er gab ihr den weißen Brustpanzer und die hübsche Wohnung, aber er erteilte ihr keine wichtige Aufgabe. Er behandelte sie wie ein nutzloses Spielzeug oder wie ein Kleinkind, dass man mit Geschenken ablenkte. Er vertraute weder ihr noch ihren Fähigkeiten.

„Dieser Mistkerl“ hauchte sie. Jetzt hatte er es geschafft, sie richtig zu beleidigen.

Der Vorteil, seinen Anblick dadurch zu vermeiden, verblasste gegen die Tatsache, nicht mehr auf Reisen gehen zu dürfen.

Vegeta sperrte sie quasi ein, setzte ihr Grenzen so wie früher ihre Eltern. Er gab ihr vor, wo sie zu arbeiten hatte und wo sie zu schlafen hatte.

Ihre Fäuste ballten sich so stark, dass ihre Fingernägel dünne Spuren in der Haut hinterließen.

Sie kalt zu behandeln und nach dem Sex herauszuschmeißen, war eine Sache.

Aber ihre Karriere zu blockieren, ohne ihr eine Chance zu geben…das war eine viel größere Beleidigung.

Der Büroheini sah sie mit hochgezogener Augenbraue an, wartete auf ihre Reaktion. Beide wussten, dass die Entscheidung endgültig war und keiner von ihnen es ändern konnte.

Verächtlich schnaubend drehte sich Bulma um und verließ das Büro.
 

In den nächsten Tagen fing sie ihren neuen Job im Raumflughafen an. Es standen die Reparaturen und Wartungen der oft genutzten Pods an.

Die Gerüchte, die damals bei ihrem ersten Auftritt immer noch im Umlauf waren, flammten sofort wieder auf. Ständig wurde sie neugierig und abschätzig beäugt, unterschätzt und als zu jung und unerfahren angehen. Es gab Gerüchte, sie wäre minderbemittelt und eine Missgeburt. Sie war so schwach und dann ihr seltsames Aussehen, eine wertlose Mutation, der man besser kein Pod anvertrauen sollte.

Doch es gab Techniker, die für sie ein gutes Wort einlegten. Jene hatten Bulmas Arbeitsweise beobachtete, als sie auf demselben Raumschiff gearbeitet hatten und wussten, sie hatte was drauf. Und wer ihnen nicht glaubte, der musste es wenigstens bei Yacons Lob tun. Auch wenn der Ingenieur bald wieder losziehen musste, verbreitete er den Ruf von Bulma als „die geschickteste, schnellste und klügste Technikerin, die ich je unter meinem Kommando hatte und wenn ihr sie nicht wollt, dann gebt sie mir!“

Yacon war kein Mann, der aus Mitleid lobte, dann musste ja etwas dran sein, wenn er so eine hohe Meinung von ihr hatte.

Die nächste gute Nachricht war das Ziehen, dass Bulma im Unterleib spürte und schon bald sah sie das deutliche Anzeichen ihre Menstruation in ihrer Unterhose. Ihre Periode kam wie immer pünktlich, unbeeindruckt von den letzten Geschehnissen.

Aus lauter Erleichterung, nicht schwanger zu sein, wäre sie fast zusammengebrochen, so wackelig fühlten sich ihre Beine an. Sie war dem Todesstoß entkommen.

Die letzten Tage hatte sie sich nur durch ihre Arbeit ablenken können, sowie ihren Frust und Zorn auf Vegeta. Nun war sie wenigstens DAVOR sicher: sie musste nicht die Mutter des Kronprinzen werden und sich irgendein königliches Prozedere unterziehen.

Sie war nicht die Einzige, die vor Freude fast ausflippte.

Radditz, dem sie es sofort mitteilte, fiel ebenfalls ein Stein vom Herzen.

„Ich war noch nie so froh, von einer Nicht-Schwangerschaft zu hören“ erzählte er mit vollem Mund, an ihrem Tisch sitzend und einen obstgefüllten Kuchen zwischen den Händen. Wie versprochen, war er mit zwei Kuchen in den Händen und einer Flasche Schnaps unterm Arm bei ihr aufgetaucht, um zu feiern. Während er gleichzeitig aß und dabei mehre Gläser Alkohol hinterher goss, lag Bulma auf dem Sofa lag, eine Decke über dem Unterleib und eine Tasse Entspannungstee neben sich.

Sie fühlte sich furchtbar schlapp und es hatte nichts mit ihrem körperlichen Zustand zu tun. Der Stress der letzten Tage machte sie fast krank, nur ihre Sturheit hielt sie noch aufrecht.

Sie weigerte sich zusammen zu brechen, damit die anderen nicht sagen konnten „Siehste, ich wusste sie war zu schwach. Sie hat es nicht drauf“.

Dazu war erste Tag ihrer Periode immer der schlimmste, die unregelmäßigen Krämpfe am stärksten und sie hatte keinen Appetit. Mehr als ein paar Bissen nahm sie nicht vom Kuchen.

Radditz Geplapper rauschte im Hintergrund, während sie gedankenverloren auf die gegenüberliegende Wand schaute und lieber ihre Ruhe wollte.

Radditz, nachdem er die Desserts fast allein verspeist hatte, bemerkte nun wie ruhig sie war.

„Hm, in ein paar Tagen fliege ich wieder los. Kannst du dich um die Wartung meines Pods kümmern?“ fragte er. Er wusste von ihrem Arbeitsplan und dass sie nicht mehr mit ihnen fliegen würde, aber ihm war das ganz recht. Es standen plötzlich diverse Kampfeinsätze an, da wäre es schwierig, sie zu schützen.

Sie nickte, trank einen weiteren Schluck von ihrem Tee, immer noch zu keinem Gespräch bereit.

„Super. Auch wenn ich wieder unterwegs bin, wirst du gut zurechtkommen. Mutter und Kakarott sind ja da“ plapperte er weiter. Radditz wusste, er war egoistisch, weil er sich erleichtert fühlte, nun von seinem Babysitter-Job befreit zu sein. Aber anderseits musste er die nächsten Wochen wieder allein mit Nappa und Vegeta verbringen. Das würde auch nicht angenehm werden.

Er machte sich aber keine Sorgen mehr um Bulma, die in sichere Umgebung war, mit einem gewöhnlichen Job beschäftigt und von Männern erst mal die Schnauze voll hatte.

Er goss sich den letzten Rest vom Schnaps ein, zufrieden vor sich hin summend.

Mit starrem Gesicht sah Bulma ihren unsensiblen Bruder an, für den die ganze Sache anscheinend gut gelaufen war und keine Ahnung hatte, wie sie sich fühlte. (Damit meinte sie gerade nicht ihre momentane körperliche Verfassung; DAS konnte kein Mann nachempfinden…diese verdammten Krämpfe)

Seine Karriere hatte ja keinen Schaden genommen. Er hatte anscheinend auch kein Problem damit, Vegeta wieder in die Augen zu sehen und umgekehrt, aber sie hatte immer noch zu kämpfen.

Die Vorurteile der Saiyajins, die alltäglichen Aufgaben, die sie bereits jetzt langweilten, die Angst davor, jemals wieder in so einer prekären Situation mit einem möglichen Kind zu geraten, so übervorteilt zu werden…Bulma fühlte eine klare Entschlossenheit und einen kalten Ehrgeiz.

Nie wieder!

„Radditz, ich bin müde“ sagte sie tonlos. Ihr Bruder verstand die Botschaft und machte sich auf, ließ sie endlich in Ruhe und sah dabei nicht, wie seltsam eisig Bulmas Gesicht wurde, während sie weiterhin nachdachte.

Radditz Attitude hatte sie innerlich verletzt: sie war also gut genug seinen Pod zu warten, aber mehr nicht?!

Ihr wurde klar, dass sogar Radditz sie unterschätze.

Ja, er wusste, sie war schlau und gut im Reparieren, aber er hatte keine Ahnung, wie gut. Er wusste nichts von ihren wahren Fähigkeiten: Sie hatte sich bislang zurückgehalten.

Während erstes ersten Jobs hatte sie nichts von sich aus gezeigt, aus Unsicherheit und Vorsicht.

Was, wenn sie sich selbst überschätzte und nicht so gut war, wie sie dachte?

Was, wenn die Saiyajins sie als vorlaut und besserwisserisch ansahen?

Also hatte sie geschwiegen, beobachtet und gelauscht und dabei schnell gemerkt: sie war besser, sogar besser als Yacon.

Ihr Verdacht bestätigte sich während ihrer Zeit auf Altharwa, als sie die Bevölkerung beobachtete und viel Zeit in der Bibliothek verbrachte. Dort kam sie mit anderen Personen in Kontakt, Studenten und Lehrer der benachbarten Universität, deren Gespräche über diverse Fachthemen von ihr belauscht und verstanden wurden. Auch wenn sie damals leider aufgrund der Abschirmung ihres Raumschiffes keinen nahen Blick auf die fremden Raumschiffe der anderen Rasse werfen konnte, hatte sie sich die Fahrzeuge in den Städten genauer angesehen und ihren Antrieb sofort verstanden.

Sie war nicht nur gut im Reparieren, sie war ein Genie, dass etwas völlig Neues erschaffen könnte.

Selbst Kakarott ahnte nichts von all den Dingen, die sie seit Jahren selbst baute, sah es nur als ein explodierendes Hobby an.

Dabei waren die Kapseln nur ein Teil ihrer Forschungen. All die Dinge, von denen sie dachte, sie könnten den Saiyajins helfen, waren tief in der Tsufuru-Basis versteckt und würden dortbleiben. Denn Vegeta nahm sie nicht ernst, unterschätzte sie und verzichtete drauf.

Für ihn waren die Krieger wichtiger als die Mechaniker; er sah seine Kampfnarben als höherer Ehrenorden an als ihre Verletzungen, die sie sich im Laufe ihrer Lehrjahre zugezogen hatte.

Nun gut, sollten sie Bulma unterschätzen!

Bulma fasste einen Plan: sie würde ihr eigenes Imperium bauen, inmitten von Vegetas Königreich. Dort würde sie selbstständig eine Stellung erreichen, die sie unangreifbar machte.

Sie würde dazu alles nutzen, was ihr zu Verfügung stand: ihre jetzige Arbeit, der Brustpanzer mit dem Königswappen, die ersten Kontakte, die sie mit einigen Mechanikern sowie Kriegern von der Reise geschlossen hatte, sogar ihre Familie.

Wüsste Vegeta, welche Dinge sie im Repertoire hätte, würde es die Stellung der Saiyajin als gefürchtete Eroberer auf eine neue Stufe stellen. Aber sie wäre dann verpflichtet, Waffen und Raumschiffe für Invasionen zu entwickeln.

Nein, lieber behielt sie ihr Wissen für sich, nutzte ihren Erfindungsreichtum für ihre eigenen Zwecke.

Ein dünnes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie ihre Zukunft plante.
 

Saiyajins besaßen eine hohe Adaptionsfähigkeit, die ihnen beim Überleben half, solange sie die Gefahr überlebten und ausreichend Zeit bekamen, sich darauf einzustellen.

Überstanden sie einen Kampf gegen einen stärkeren Gegner, wuchsen ihre Muskeln rasant, um beim nächsten Mal mit der notwendigen Kraft zu gewinnen.

Kamen sie auf einen Planeten mit höherer Schwerkraft als gewohnt, passte sich ihr Körper der neuen Belastung an, die Knochendichte nahm zu, die Muskelfaser verdichtete sind. Bei dünner Luft passten sich ihre Lungen an, um effektiver den Sauerstoff aufzunehmen, das Herz pumpte kräftiger.

Verspeisten sie giftige Nahrung und überlebten es, entwickelte sich eine Immunität dagegen.

Auf diese Weise überlebten die Saiyajins, als sie damals auf diesen Planeten kamen, der andere Lebensbedingungen aufwies als sie es gewohnt waren und passten sich ihm an.

Bei Bulma konzentrierte sich diese Adaptions-Fähigkeit im Gehirn, zu Lasten ihrer Körperkraft.

Es stellte sich ungeheuerlich schnell auf neue Situationen ein. Es lernte aus Erfahrungen, ob selbst erlebt oder gelesen und speicherte es sofort ab. Es erkannte Muster und logische Zusammenhänge, wodurch sie schnell neue Sprachen lernte und Codes knackte. Es kombinierte altes Wissen, um Neues daraus zu erschaffen.

Daraus erschuf sich aber auch das Verlangen nach ständig neuen Impulsen, um weiter zu wachsen, wie bei den kriegerischen Saiyajins, die ständig ihren Körper verstärken wollten.

Sie einte damit das Verlangen nach Evolution, nach Entwicklung, wenn auch auf unterschiedliche Spezifikation.
 

Durch die letzten Erfahrungen geprägt, kam Bulma zum Schluss, dass sie ihre „Stärke“ für sich nutzen sollte, so wie Vegeta es mit seiner tat.

Sie fing mit ihrer Arbeitsstätte an.

Anstatt sich hervorzuheben, mit ihren Fähigkeiten zu prahlen und andere zu beschämen, nur um mit noch mehr Aufgaben „bestraft“ zu werden, verhielt sie lieber unauffällig.

Warum sollte sie ihre Fähigkeiten für Vegeta einsetzen, wenn sie weder mehr Lohn noch Privilegien dafür bekam?

Während sie ihre Jobs schnell und perfekt erledigte, nutzte sie ihre freie Zeit dazwischen, um sich den Raumflughafen genauer anzusehen, sich in den Server reinzuhacken um Informationen über die Reisen der Pods zu sammeln. Gleichzeitig spitzte sie die Ohren für lohnenden Gelegenheiten: so mischte sie sich in Gesprächen ein, wenn es um misslungene Reparaturen und kaputte Technologie ging und bot dem Kollegen ihre Hilfe an, allerdings nicht unentgeltlich.

Keine Leistung ohne Geld!

Zuerst misstrauisch, nach dem Erfolg aber beeindruckt, verbreitetet sich schnell das Gerücht über die Saiyajin mit den flinken Fingern, die alles reparieren konnte.

Es fehlte an Mechanikern und privaten Werkstätten, die sich um die zivilen Bedürfnisse kümmern konnte; die meisten waren im Raumflughafen beschäftigt.

Eine Marktlücke, die Bulma ausnutzte, um ihr eigenes Geschäft zu gründen.

Immer mehr Saiyajins kamen auf Bulma zu, in ihren Händen die Überbleibsel alter Technologie, die sie mal geklaut hatten und schon lange nicht mehr funktionierte: Kühlschränke, Rührgeräte, Mixer, Wasserkocher, Mikrowellen und Öfen. Dass es sich hauptsächlich um Küchenbedarf handelte, war kein Zufall: Saiyajins waren an allem interessiert, was das Kochen erleichterte oder beschleunigte.

Einige dieser Sachen waren bereits fast 100 Jahre alt, Überbleibsel von den vernichteten Tsufurjins, alte Kriegsbeute, die man nur noch als Erbstücke bei sich behielt. Die Besitzer waren überglücklich, als diese nun auch noch funktionierten.

Bulma nutzte zum Reparieren die Ersatzteile, die sie von Altharwa gekauft hatte. Schneller als geplant, ging ihr Vorrat bald dem Ende zu und oft musste sie Aufträge ablehnen.

Das sahen einige nicht gerne und wollten ihren höheren Rang als Krieger und ihre körperliche Statur gegen die zierliche, junge Frau einsetzte. Drohend bauten sie sich vor Bulma auf und knackten mit den Fäusten.

Doch Bulma ließ sich davon weder beeindrucken noch ängstigen.

Kalt lächelnd sah sie diesen Männern in die Augen und tippte auf das königliche Symbol auf ihrem Brustpanzer.

„Der da…“ sagte sie dann eisig „…ist mein Vorgesetzter. Wenn du mir irgendetwas antust, wenn ich nicht mehr fähig bin zu arbeiten, wirst du dich mit Vegeta persönlich unterhalten. Willst du das?“

Selbst dem größten Hornochsen wurde klar, was diese Warnung zu bedeuten hatte und verschwand dann mit eingezogenem Schwanz.

Bulma fühlte kein Schuldbewusstsein, Vegetas Namen für ihre eigenen Zwecke einzusetzen Schließlich hatte er ihr dafür den Brustpanzer gegeben: um sich gegen solche Typen zu wehren.

Es war ihr auch lieber, Drohungen so zu regeln als ihn oder ihre Familie um Hilfe zu bitten. Als zusätzliche Sicherheit, sollte die Drohung mit Vegeta nicht ausreichen, war sie auch ständig mit einer kleinen, handlichen Laserpistole bewaffnet, die, richtig eingesetzt, einen Krieger lähmen konnte.

Sie konnte auf sich selbst aufpassen.
 

Schwer beschäftigt vergingen die Wochen, der Herbst kam, Bulma erreichte ihr 19. Lebensjahr.

Sie lernte Kakarotts Freundin kennen, als sie ihren Bruder ins Dorf folgte, der ihr seinen Trainingsplatz und Gines Arbeitsstätte zeigen wollte. Nachdem sie seinen Lehrmeister, den lüsternen Greis kennen gelernt und geohrfeigt hatte, weil er ihr an den Hintern gefasst hatte, gingen die Geschwister in die offene Hütte neben der Großküche. Während Bulma sich an einen Tisch setzte, holte Kakarott schnell Getränke und nutze die Gelegenheit, Chi-Chi mitzubringen.

Das junge Mädchen sah ehrfürchtig die größere, ältere Saiyajin an.

Solche Haare und Augen hatte sie noch nie gesehen, doch auch sie hatte über die Gerüchte von Gines unbekannter, blauhaariger Tochter erfahren. Die jüngere Saiyajin war zwar stärker, aber da war etwas in Bulmas Augen, das sie beeindruckte. Kakarotts stolzes Lächeln, als er sie beide vorstellte, sagte der Schwarzhaarigen auch, wie nahe sich die Geschwister standen.

Wollte sie es sich nicht mit ihm verscherzen, gab es nur eine Möglichkeit.

Höflich, mit leichter ehrfürchtigen Verbeugung vor der Älteren, stellte sie sich vor.

Bulma erwiderte den Gruß und die drei setzten sich gemeinsam an den Tisch, um vorsichtig miteinander zu plaudern.

Chi-Chi erfuhr von Bulma, wie sie das Kochen von Gine gelernt hatte, wodurch das Gespräch auf Chi-Chis Ausbildung gelenkt wurde. Anschließend erzählte dieser mehr über ihre junge Beziehung mit Kakarott und Bulma erkannte ihre ehrliche Zuneigung.

Ein vorsichtiges Band der Freundschaft entstand zwischen den beiden jungen Frauen.
 

Bulmas Ruf wuchs.

Immer mehr Saiyajins kamen auf sie zu, sie konnte die Preise für ihre Leistung erhöhen.

Den Mangel an Ersatzteilen glich sie aus, indem Techniker wie Fennel und Endo, die für weitere Missionsreise außerhalb des Planeten gebucht waren, ihr welche mitbrachten. Der Nachteil war ihr teurer Preis und es war auch nicht immer das richtige Teil, was sie brauchte. Aber sie hatte bereits eine Idee, wie sie an Dinge herankommen könnte, auch ohne den Planeten zu verlassen.

Sie hatte schon häufiger dran gedacht, für Radditz ein Geschenk zu fertigen, weil er sie so sehr unterstützt hatte. Dank ihm konnte sie den Wald verlassen, wenn auch nicht mehr den Planeten.

Zimmerpflanzen waren eine blöde Idee, aber was war mit einem GR?

Laut Kakarott hatte er seine Entwicklung vor allem diesem Gerät zu verdanken.

Bei einem Besuch bei ihm, schlug Bulma ihm diese Idee vor: ein GR bei Bardocks Hütte; ein neuer, privater Trainingsraum für ihre Familie.

Kakarott war von der Idee angetan.

„Ich habe öfters daran gedacht, wie unfair es ist, Vater und Radditz davon nichts zu erzählen“ gab er zu. „Aber anderseits wollte ich auch nicht, dass sie es uns wegnehmen.“

Bulma nickte. Sie kannte das Gefühl, diese Angst, zu kurz zu kommen.

„Dann habe ich gedacht, wir könnten ihnen wenigstens das Ki-Lesen beibringen. Dann brauchen sie keinen Scouter mehr“ fügte er hinzu, doch Bulma schnaufte auf.

„Wenn sie erfahren, dass du dich bei Kämpfen zurückgehalten hast und nicht mit voller Kraft gegen sie gekämpft hast, bekommst du Probleme“ erklärte sie.

Kakarott kratzte sich nachdenklich den Hals und stimmte ihr seufzend zu.

Der Stolz der Saiyajins war ein zweischneidiges Schwert.

Die Freude über die Technik würde in dem Moment sich zu Wut umwandeln, wenn Radditz und Bardock erfuhren, wie stark Kakarott wirklich war.

Kämpfen ohne volle Kraft, Gnade vom Jüngsten, falsches Mitleid?

Das würden beide als Beleidigung ansehen.

Es war daher schwierig, ihnen diese Technik anzupreisen, ohne Kakarotts Geheimnis zu verraten.

Also lieber ein eigener GR. Doch das Problem waren die fehlenden Kleinteile.

Bulma holte ein paar zusammengerollte Karten heraus und präsentierte sie auf den Tisch.

Eines war eine Blaupause des zukünftigen GR: ein rundes Gebäude, eine Mischung aus Pod und Trainingsraum. Sie nannte es „Gravity Ball“. In diesem runden Metall-Bau könnte sich durch den Schwerkraft-Generator in der Mitte eine gleichmäßig verteilte Belastung aufbauen. Er wäre groß genug, dass drei Männer darin trainieren und sogar gegeneinander kämpfen könnten.

Doch sie lenkte Kakarotts Aufmerksamkeit auf die Landschafts-Karten, auf denen sie einige Stellen markiert hatte.

„Ich will nicht den GR aus unserer Basis ausbauen. Falls ich einen Fehler mache, hast du sonst gar keinen Trainingsraum mehr. Die Apparatur ist alt, die macht sonst Sperenzchen, nur weil sie aus- und umgebaut wurde. Aber ich habe mir gedacht, dass die Tsufurianer auch andere Basen hatten, von denen vielleicht noch welche übrig sind. Berry hat mir geholfen und aus dem Archiv die Koordinaten besorgt und ich habe sie auf aktuellen Karten angeglichen. Die Landschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert, aber die Basen lagen auch teilweise unterirdisch. Wir müssten also noch etwas finden können“ erklärte sie und deutete auf die Kennzeichnungen.

Neugierig sah er sie an.

„Das heißt…wir gehen wieder gemeinsam auf Abenteuerreise?“ fragte er schmunzelnd.

Mit durchtriebenem Lächeln nickte sie.

Die Reise würde sich schon irgendwie lohnen. Selbst wenn sie keine GR fanden, wenigstens Ersatzteile gäbe es dort.

Nun, wo sie keine Kinder mehr waren, fliegen konnten, Bulma ihren Scouter modifiziert hatte, zusammen mit ihren Kapseln, würden sie eine reiche Beute machen.
 

Der Herbst wandelte sich, der Winter kam. Mit der Wintersonnenwende erreichte Vegeta sein 21. Lebensjahr, jedoch befand er sich zu diesem Zeitpunkt nicht in der Heimat. Er stand an der vordersten Front, gegen feindliche Armeen, von wildem Fieber getrieben, nur wenige durften ihm folgen. Die Saiyajins fragten sich insgeheim, wann er wohl endgültig den Thron übernehmen würde. Wann käme sein Vater von seiner Mission zurück und würde sein Sohn bei seiner Ankunft freiwillig von seiner Position zurücktreten?

Würde die alte oder neue Generation herrschen?

Bulma war zu beschäftigt, um sich mit den Gerüchten über ihn zu befassen. Seit ihrer ersten und letzten Reise hatte sie ihn nicht mehr gesehen und darüber war sie froh.

Die Saiyajins aus Sadala zahlten ihr viel Geld, um ihre elektrischen Leitungen in ihren Häusern zu reparieren. Gerade im Winter freuten sich die Bewohner, wenn die antiken Lampen und Heizungen wieder funktionierten.

Da Bulmas und Kakarotts Erkundungstouren erfolgreich gewesen waren, hatte Bulma wieder sehr viele Ersatzteile zur Verfügung stehen, sowie genug Material, um den Gravity Ball zu entwickeln.

Die gefundenen Lager der Tsufurianischen Armee waren in unterschiedlichen Zuständen gewesen, keine davon so gut erhalten wie die erste. Aber in den verstecken Untergeschossen hatten sie genug „Schätze“ gefunden.

Allerdings fehlte ihr noch der passende Ort mit ausreichend Platz, um so ein gebäudeähnliches Gerät zu bauen.

Aber dafür hatte sie schon das passende Grundstück im Auge.

Es befand sich am äußersten Rand der Hauptstadt, die Hauptstraße in der Nähe, von dichten Bäumen bewachsen. Was niemand wusste: darunter befand sich einer der geheimen Tunnel, die einst die Hauptstadt der Tsufurjins mit anderen Städten verbunden hatte, bevor die Saiyajins die Stadt erobert und die Tunnel verschüttet hatten. Sie konnte die alten Leitungen für sich nutzen, sowie den Tunnel selbst, um Basis, Raumschiffe und die Roboter aus der ersten Basis zur Verfügung zu haben. Das Grundstück war unauffällig und ohne Nachbarn; perfekt für ihr eigenes Imperium. Mit Hilfe ihrer Roboter würde sie über Nacht einen Zaun und die geplanten Gebäude errichten. Die Pläne für die Werkstatt und das Wohnhaus hatte sie bereits fertig gestellt und das Geld hatte sie auch bald zusammen.

Doch bis es so weit war, gab es etwas anders, was sie noch brauchte.

Ihr fehlte Wissen über die Traditionen der Saiyajins, ihre Gesetze und Geschichte. Das war ihr aufgefallen, als Radditz sie über die Bedeutung ihrer möglichen Schwangerschaft aufgeklärt hatte und welchen Unterschied es machte, nur weil es Vegetas Kind war.

Es gehörte zu den Dingen, zu denen ihre Eltern ihr nur wenig erzählten, weil es für sie ein Teil des Alltags war. Doch Bulma, isoliert aufgewachsen, war unwissend in diesen Bereichen. Selbst das digitale Archiv der Tsufurjins konnte ihr da nicht weiterhelfen: die alte Rasse hatte sich wenig mit den barbarischen Saiyajins beschäftigt, die nur wenige Jahre zusammen verbracht hatten vor ihrer Ausrottung. Die wenigen Informationen waren veraltet und sehr allgemein gehalten, die Saiyajins galten den Tsufurjins als halbwilde Tiere mit minderer Intelligenz.

Aber zu ihrem Glück saß sie genau unter der Quelle, wo sie die gewünschten Informationen finden könnte.

Unter dem Palast, im Felsen verborgen, befand sich das königliche Archiv, wo alle wichtigen Schriften verwahrt wurden. Auf Bulmas Schlüsselkarte stand auch die seltene Berechtigung für den Eintritt ins Archiv. Vegeta hatte ihr eine Elite-Karte gegeben mit diversen Privilegen.

Das würde sie ausnutzen.

Sie musste sich mit den Gesetzen und Traditionen der Saiyajins auskennen, damit sie sich gegen Vegetas Stellung als Herrscher verteidigen konnte. Es gab bestimmt Dinge, die er auch nicht tun durfte, selbst wenn er König war.
 

Im Aufzug hielt sie die Karte an den Sensor. Als er grün aufleuchtete, drückte sie die unterste Taste und er setzte sich in Bewegung. Im tiefsten Stockwerk angekommen, erwarteten Bulma ein elektrisch beleuchteter, fensterloser Gang mit mehreren metallenen Türen, die sich erst durch ihre Schlüsselkarte öffneten. Aufmerksam sah sie sich um und verstand:

Die gesteuerte Belüftung und Luftfeuchte, die Kühle der Felsen, die Dunkelheit durch mangelnde Fenster waren notwendig, um die wertvollen Schriften der Saiyajins lange zu bewahren. Wegen der fehlenden Digitalisierung halfen Computerkenntnisse und Hackerfähigkeiten nicht weiter. Man musste persönlich hierherkommen.

Das Archiv bestand schon seit der Ära der Tsufurianer, war aber zu ihrer Zeit weniger genutzt worden, da man bevorzugt mit Computern und digitalen Datenspeichern anstatt verwitterbaren Papiers gearbeitet hatte.

Ohne Schlüsselkarte, ohne Befugnis kam niemand herein, allerdings hatten auch nur wenige Saiyajins Interesse daran.

Der Flur war leer. Ihre Schritte schallten über den Gang, bis sie endlich vor der letzten Tür stand und ins sagenumwobene Archiv eintrat.

Ein hoher Raum offenbarte sich ihr, mit Regalen bis an die Decke. Tische standen in der Mitte, übersät mit Dokumenten und Büchern. Es erinnerte sie an die Bibliothek auf Altharwa, aber hier war es enger, mehr zusammengerückter und weniger ordentlich. Die Luft roch trotz Ventilation nach Staub, verrottenden Papier und altem Leder.

„Äh, kann ich helfen?“ vom seltenen Geräusch der sich öffnenden Tür irritiert, sah ein alter Mann auf, den Bulma aufgrund des Bücherstapels vor sich fast übersehen hätte.

Er hatte eine Glatze mit dünnem Haarkranz und einen langen, grauen Bart. Seine Augen hinter den schmalen Gläsern sahen sie misstrauisch an. Vorsichtig stand er mit knackenden Knochen auf, gekleidet in einen langen, hellen Kittel. Er legte die Lupe aus seinen, mit dünnen Handschuhen bedeckten Händen und näherte sich ihr.

„Mein Name ist Gurki, der jüngste der Archivare“ stellte er sich vor und sah die junge Frau, die ihn überragte, prüfend an.

Bulma stutzte. Der Alte müsste über siebzig sein und galt als der Jüngste? Oder meinte er als Neuzugang?

Egal, sie zeigte ihm die Schlüsselkarte mit ihren Namen.

„Bulma“ stellte sie sich kurz angebunden vor. „Ich möchte mehr über die Gesetze und Bräuche der Saiyajins wissen. Gibt es da passende Werke? Kurzfassungen, Historien, so etwas?“

„Geht es um ein besonderes Gesetz?“ fragte Gurki mit hochgezogener Augenbraue.

„Nein, ich will mich im Allgemeinen weiterbilden. Aber alles, was die Privilegien der Königsfamilie angeht, ist auch bedeutsam“ forderte sie.

Seine Stirn runzelte sich bei dieser seltsamen Anfrage, aber es gab so selten wissbegierige Gäste hier; es war mal eine willkommene Abwechslung.

Seine kurzsichtigen Augen huschten über ihre ungewöhnliche Gestalt, aber ihr Schweif zeigte sie als Saiyajin an.

Gurki, ehemaliger Lehrer von Vegeta IV. und nun Archivar, von vielen ungewöhnlichen Erlebnissen geschult, zuckte im Geiste nur unbeeindruckt mit den Schultern und deutete auf eine Bücherwand.

„Hier sehen Sie die Gesetze, die unsere Könige in den letzten Jahrzehnten beschlossen haben. Wenn es um allgemeine Bräuche geht, hätte ich das Werk eines Kollegen, das recht interessant ist. Hier haben wir eine Zusammenfassung von besonderen und ungewöhnlichen Urteile…“ Gurkis Aufzählungen wurden unterbrochen durch das Auftauchen eines Kollegen, ein weiterer älterer Mann in ähnliche Aufmachung wie Gurki.

„Ich habe deine Stimme gehört, Gurki. Haben wir einen Gast? Vielleicht der König…OH!“ wie vom Blitz getroffen, blieb der Alte vor den beiden stehen. Mit großen Augen begutachtete er Bulma, die sich unter seinen Blicken unwohl fühlte. Sie war es gewohnt, angestarrt zu werden, aber nicht so unverhohlen.

„Das ist ja…unglaublich…UNGLAUBLICH“ rief er überrascht aus, während er sich seinen Zwicker vor den Augen hielt. „Das müssen Palantay und Ginsengs erfahren. GINSENGS! KOMM!“

Von Geschrei angelockt, näherte sich ein dritter Archivar. Bulma fragte sich in Gedanken, ob dies wohl zur Personalvorschrift gehörte. Um im Archiv zu arbeiten, musste man männlich und alt sein, sowie Brille und langen Bart tragen?

Seine Reaktion war gleich: er sah sie, er erstarrte, seine Augen wurden groß.

Aufgebracht verschränkte sie die Arme vor der Brust und fragte sich, was dieses Theater wohl bedeuten sollte. Gurki, der neben ihr stand, die Stirn tief runzelte, schien das Trara auch nicht zu verstehen.

„Celeron, Ginsengs, was soll dieses Geschrei in diesen heiligen Hallen des Wissens“ fragte er ungehalten.

Anstatt eine Antwort zu geben, schubsten sie ihn zur Seite, um Bulma vom nahem zu betrachten. Diese fragte sich, ob ein solch unverschämtes Benehmen bei allen Lebewesen auftrat, die zu viel Zeit in engen, dunklen Räumen ohne Sonnenlicht verbracht hatten.

„Ihre Haare, ihr Schweif, sogar ihre Augen…es ist so, wie es beschrieben steht. „Die Farbe des Himmels spiegelte sich in ihnen wider“. Wir müssen sie Palantay zeigen“ sagte der zweite Archivar namens Celeron aufgeregt zu seinem Kollegen.

„Glaubst du nicht, es ist zu viel für sein hohes Alter? Es könnte ihn zu sehr aufregen“ sagte der dritte namens Ginsengs besorgt. „Wenn sein Herz es nicht mehr mit macht…“

Bulma blinzelte bei diesen Worten: Keiner der Männer war mehr im mittleren Alter. Wenn die einen mit „hohen Alter“ titulierten, wie alt musste dieser Palantay wohl sein?

Schlimmer aber fand sie es, wie sie ihr immer näher auf die Pelle rückten und anscheinend kurz davorstanden, ihr Proben ihrer Haare herauszureißen. Nachdem sie die letzten Monate so viel Geflüster und abschätzende Blicke ertragen musste, reichte es ihr.

Sie stampfte wütend auf.

„Haben eure Mütter euch kein Benehmen beigebracht?“ fauchte sie. „Was fällt euch ein? Alles was ich will, sind ein paar Bücher mit Gesetzeslücken, damit ich vor Vegeta sicher bin.“

Erschrocken wichen Celeron und Ginsengs zurück und hoben friedlich ihre Hände.

„Verzeihung, Verzeihung“ eilig verbeugten sie sich mehrmals.

„Es ist nur…euer edles Aussehen. Davon haben wir nur Erzählungen und Geschichten gehört. Es nun vor uns zu sehen…eine lebende Sagengestalt, fast so legendär wie der Super-Saiyajin“ schwärmte Celeron mit funkelnden Augen.

Edles Aussehen? So legendär wie der Super-Saiyajin.

Sie stutzte bei diesen wohlklingenden Beschreibungen und fing an sich zu entspannen.

„Wovon redet ihr? Seid ihr nun völlig wahnsinnig geworden?“ mischte sich Gurki ein und stellte sich schützend vor Bulma. Er war zwar der Jüngste, aber damit auch der Kräftigste der Archivare.

Celeron winkte ab. „Nein, wir sind geistesklar. Ihr müsst wissen, mein Fräulein“ er wandte sich wieder direkt an Bulma. „Mein Kollege Ginsengs und ich befassen uns als Historiker hauptsächlich mit unserer Geschichte, besonders mit den geheimnisvollen Zeiten, bevor unsere Rasse auf diesen Planeten kam. Gurki ist mehr für Alltägliches zu gebrauchen“ sagte er eine Spur zu abfällig.

Jener plusterte sich entrüstete auf.

„Ich bin ein Meister darin, die größten Geschichtspunkte unserer Rasse der letzten dreißig Jahren zu rezitieren, im Gegensatz zu euch verstaubten Trotteln, die an Sagen und Märchen glaubt. Ich war mal der Privatlehrer des Königs“ schnaubte er. Bedeutungsvoll sah er Bulma an, als wollte er ihr mitteilen „Ich bin der einzig geistig Gesunde hier.“

„Zukünftiger König, noch sitzt er nicht auf den Thron“ warf Ginsengs trocken ein.

„Außerdem ist es kein Märchen, denn HIER und HEUTE, vor uns steht sie…der Beweis“ riefe Celeron glücklich aus und deutete mit beiden Händen auf Bulma.

Gurki wollte entrüstet aufschnaufen, aber nun mischte sich Bulma ein, die den Lärm nicht ertragen konnte.

„RUHE!“ schrie sie. Sofort trat Stille ein.

„Ihr…“ sie deutete auf Gurki „seid die perfekte Person für das, was ich brauche. Würdet Ihr bitte die gewünschten Werke heraussuchen wie vorhin besprochen? Und ihr…“ nun wandte sie sich wieder an die zwei Historiker, die allmählich ihr Interesse gewannen. „fangt von Anfang an. Weshalb flippt ihr aus? Jeder andere Saiyajin behandelt mich wie eine Aussätzige. Ich weiß, ich bin eine reine Saiyajin. Meine Eltern haben sich den Sarang geschworen. Aber ich bin eine Mutantin, deswegen sehe ich so aus.“

Sie kannte die Tatsache, hatte sich aber seit langem damit abgefunden. Obwohl es ihr möglich wäre, ihre Haare zu färben, wie sie es einst einmal getan hatte, verzichtete sie drauf.

Sie musste sich wegen nichts schämen. Ihre Eltern waren treu in ihrem Schwur, ihr Blut rein.

Darum hielt sie den Kopf aufrecht, färbte ihre Haare nicht und trug auch keine Kopfbedeckung.

Doch zu ihrer Überraschung schüttelten die beiden Alten heftig mit dem Kopf.

„Wie unwissend“ stöhnte Celeron.

„Es ist der Fluch unserer Rasse, dass wir zu schnell vergessen, besonders unsere größten Fehler“ stimmte Ginsengs ihm zu. „Ohh, dieser dumme Stolz.“

Bulma verdrehte die Augen, aber sie merkte, dass die Alten nicht sie kritisierten, sondern das Verhalten der Saiyajins.

Celeron trat zur Seite und deutete auf einen Gang.

„Mein Fräulein, wir lagern nicht nur Büchern und die königlichen Urteile, sondern auch Artefakte, die unsere Geschichte betreffen. Einige davon erzählen von den verschiedenen Stämmen, die einst auf dem Planeten Sadal gelebt hatten. Sadal, die Urheimat der Saiyajins, die durch Kämpfe untereinander unterging. Jeder Stamm besaß bestimmte Merkmale und eure ähneln den der „Aosaru““ fing er an zu erzählen. „Derjenige, der sich mit diesen Ursprüngen am besten auskennt, ist unser erster Archivar, Palantay. Allerdings ist er nicht mehr sehr beweglich. Wenn ihr uns also folgen würdet…“

Er wanderte los und Bulma, angelockt von dieser geheimnisvollen Andeutung, folgte ihm neugierig.

Gurki, der sich ebenfalls fragte, was hier passierte, ging ihnen nach.
 

Celeron führte sie in einen Nebenraum, der im Dunklen lag. Anstatt das Licht einzuschalten, ging er unbeirrt in den dunklen Raum, wobei er vorsichtig Statuen und Brocken von Säulen auswich, die im Raum verteilt waren.

Bulmas Augen gewöhnte sich an das wenige Licht und sah, wie der Raum mit Regalen voller Artefakte gefüllt war. Unbekannte Dinge aus Ton, Stein oder Holz lagen darin herum.

Vasen, Schüssel, Tafeln, Statuen mit abgebrochen Ecken und verwitterten Verzierungen.

Celeron schritt zu einem Tisch in der Ecke, wo ebenfalls Gegenstände drauf lagen und rüttelte an einen Haufen staubiger Lumpen, der auf dem Sessel lag.

„PALANTAY“ schrie er fast „WIR HABEN EINEN GAST! IHRE HAARE UND AUGEN SIND BLAU! AUCH DER SCHWEIF!“

Der Haufen fing an sich zu bewegen, zu strecken und mit Schrecken erkannte Bulma beim Nähertreten, dass es sich um ein Lebewesen handeln musste.

Aber was für ein Lebewesen?!

Ein versunkenes Hutzelmännchen, vom Alter geschrumpft und gezeichnet. Die Haut so faltig, dass sie nur tiefe Linien erkennen konnte. Kein einziges Haar mehr auf dem Kopf, nur eine Reihe von bräunlichen Altersflecken und staubige Augenbrauen wie eine haarige Raupe. Dazu ein weißlicher, räudiger Bart, der von krallenartigen Fingern nachdenklich gestreichelt wurde.

„Blau? Wo?“ krächzte er, mit einer Stimme wie Sandpapier, mehr ein Lufthauch als ein Wort.

Celeron winkte Bulma zu sich heran. Fragend sah sie nach hinten, wo Ginsengs und Gurki standen, aber die blieben ehrfürchtig auf ihren Platz und wollten nicht näherkommen.

Widerwillig trat sie näher. Sie rümpfte die Nase bei seinem Geruch.

Noch nie hatte sie einen so alten Saiyajin gesehen. Dagegen sah selbst Kakarotts Lehrer wie das blühende Leben aus. Dieser Mann aber besaß nicht mehr den starken Lebensfunken eines Saiyajins, sein Ki war kaum spürbar. Es ähnelte mehr einer welken Pflanze als einen Lebensfunken.

Sie bückte sich etwas, um auf Augenhöhe mit diesem faltigen Gesicht zu sein.

Zitternd erhoben sich seine Hände und sie griff begrüßend nach einer. Kaum hatten ihre Finger diese trockene, pergamentartige Haut berührt, als sich seine Hand wie eine Klaue überraschend stark schloss. Spitze Fingernägel stachen in ihre Haut und hielten sie fest.

Bulma wollte aufschreien, sich beschweren, als sie erschrocken sah, wie sich seine Augen öffneten.

Milchige, verhangene Iriden sahen blind zu ihr auf.

Also deshalb gab es kein Licht in diesem dunklen Raum. Für einen Blinden war das sinnlos.

Seine zweite Hand fasste nach ihr und schon glitten seine Hände über ihre Arme, Schulter, Kopf, wo sie sich in ihre Haare verfingen.

„Blau“ hauchte der Alte verzückt.

„Woher willst du das wissen?“ sagte sie verstimmt, die Stirn gerunzelt. Sie mochte es nicht, wie er sie anfasste, auch wenn er als Blinder keine andere Wahl hatte.

„Die Struktur ist anders, weicher, wie Seide…wachsen sie wild und ungezähmt?“ fragte er heiser.

„Ja, ich kann sie schneiden, so oft ich will. Sie wachsen immer wieder nach“ antwortete sie verblüfft.

Seine Fingerspitzen fuhren nun über ihre Haut, zeichneten die Struktur ihrer Gesichtszüge nach. Bulmas Mund schloss sich verkniffen und bittend sah sie Celeron an.

Er zuckte entschuldigend mit den Schultern, obwohl er sah, wie unwohl sie sich fühlte.

„Palantay ist der Älteste von uns und DER Fachmann, was die alten Überbleibsel von Sadal angeht“ erklärte er und deutete auf die Regale im Raum. „Unsere Vorfahren verfügten über keine Schrift, sondern eine Art Bildersprache. Um diese in ihren verwitterten Zustand noch zu erkennen, braucht man ein Fingerspitzengefühl wie Palantay. Er erklärt mir, was er fühlt und ich schreibe es auf“ erläuterte er die Beziehung zwischen sich und Palantays Verhalten.

Trotzdem mochte Bulma nicht, wie seine glatten, wie abgeschliffene Fingerspitzen immer wieder über ihre Haut fuhren, während er gedankenvoll zur Decke starrte.

„Ein spitzes Kinn spricht für einen starken Willen, fast starrköpfig…und eine hohe Stirn, Zeichen von Intelligenz…dazu eine zierliche Nase und hohe Wangenknochen…du bist eine hübsche, junge Frau“ analysierte Palantay. Als er sie endlich losließ, fühlte sie sich erleichtert.

Am liebsten wollte sie gehen, verstand immer noch nicht, warum sie hier war. Doch seine Hand packte sie an ihrer Kleidung.

Wollte sie ihn nicht verletzen, musste sie an der Stelle verweilen.

„Ich sehe die Züge von Topina an dir. Es gibt keinen Zweifel, du musst ihre Nachfahrin sein“ fuhr Palantay heiser fort. In seiner Stimme war freudige Erregung zu hören.

Die drei Archivare spitzen neugierig ihre Ohren.

„Sie war die Heldin von Sadal, eine der letzten Angehöriger der „Aosaru“. Nur ihr haben wir den Fortbestand zu verdanken“ begann Palantay nostalgisch, den Blick in die Ferne gerichtete. Seine wirren Gedanken entsprangen einer tiefen Erinnerung.

„Als die Dürre uns verschlang, ausgelöst durch die vielen Kämpfe und selbst die verfluchten „Kurosaru“ nicht verschonten, glaubten wir, verloren zu sein. Kannibalismus und Selbstmorde aus Verzweiflung begannen. Wir glaubten nicht mehr an Rettung. Der Rest der Stämme, der den Krieg überlebt hatte, schien damit endgültig am Ende zu sein. Doch Topina schaffte es, die Tsufurjins zu uns zu locken und verhandelte mit ihnen. Nicht nur ihren Stamm, sondern alle Saiyajins sollten durch das fremde Raumschiff gerettet werden: Die Aosaru, Kurasaru und Akasaru. Von den fünf Stämmen waren nur noch drei am Leben, wobei die Kurosaru als Gewinner des Krieges am zahlreichsten waren. Hätte sie diese Blutliebende Bestien doch nur dagelassen“ sagte er bitter. Seine Augen schlossen sich zitternd, als würde er einen neuen Schmerz, ausgelöst durch die Erinnerung, durchleben. „Doch sie wollte niemanden zurücklassen. Keiner sollte mehr Hunger leiden.“

Bulma verharrte atemlos. Wie die drei Archivare war sie von diesem Bericht überwältigt.

Fragen entstanden in ihrem Kopf, aber sie wollte den Alten nicht unterbrechen, der wie in Trance weitersprach.

„Auf den neuen Planeten namens Plant erlebten wir eine heile Welt, eine fremde Kultur. In den ersten Jahren gewöhnten wir uns an die Umgebung, suchten nach Nahrung an den wilden Orten, wo die Tsufurjins uns verbannten. Langsam bauten wir uns wieder auf, abseits der Tsufurujins, denen wir misstrauten…Bis auf Topina. Sie war neugierig und schlich sich oft fort, um sie zu beobachten, freundete sich mit den Forschern an. Der Frieden war kurz…“ Palantays Stimme brach, er räusperte sich. Trauer war in seinem Gesicht zu erkennen.

„Die Saiyajins wurden gierig, verlangten nach mehr. Vereinigt durch Vegeta, rebellierten sie. Als die Nacht hereinbrach, die Städte brannten…wir weigerten uns, mitzukämpfen, widerstanden dem Mondlicht…stattdessen sahen wir nur zu, wie Feiglinge, während unsere Retter abgeschlachtet wurden. Ich hielt Topina fest. Sie schrie und wehrte sich, wollte ihre Freunde retten, doch man hätte sie als Verräterin getötet. Das konnte ich nicht zulassen. Als Vegeta sie dann einige Tage später holen ließ und ihr den eroberten Palast zeigte, wäre sie beim Anblick der Zerstörung beinahe in Tränen ausgebrochen. Als er ihn dann ihr anbot, zusammen mit allen Schätzen, für ihre Hand, lachte sie ihn aus. Niemand lacht ungestraft über den Anführer der Kurosaru, NEIN, den neuen König aller Saiyajins. Wir wussten, wir hatten nicht viel Zeit“ Palantay verstummte und holte rasselnd nach Luft.

Den kurzen Augenblick der Stille nutzte Bulma zum Nachdenken.

Wie Blitze schossen ihre Gedanken durch den Kopf, versuchten Zusammenhänge zu erschließen. Sie erinnerte sich an das Video, was sie einst in der Tsufurjin-Basis gesehen hatte; wie die Saiyajins den Planeten erobert hatte.

Dazu der Name „Vegeta“…ein Name, der über ihre Generationen weitervererbt wurde.

Redete er etwas von Vegeta I.?

Der erste Vegeta, weshalb der Planet nun auch „Vegeta-Sei“ hieß?

Ging es hier nicht um eine malerische Erzählung, sondern erlebte Erinnerungen?

Aber wie alt war dann Palantay?

Auch die Archivare schiene gerade zur rechnen und kamen auf eine verblüffende Lebenszeit von über 100 Jahre.

„Palantay, du warst da? Du hast nicht nur den ersten Krieg erlebt, sondern sogar Sadal?“ fragte Celeron verblüfft, für den diese Information ebenfalls neu war.

„Er muss an die 120 Jahre alt sein“ schätzte Gurki. „Mindestens.“

„Ich wusste nicht, dass wir so lange leben können“ flüsterte Ginsengs. „Falls man das noch „Leben“ nennen kann“ fügte er mit bedeutungsvollem Blick auf den gebrechlichen Alten hinzu.

Palantay hörte trotz schwachem Gehör das Staunen und lachte hämisch auf.

„In meinem Stamm leben wir länger. Und besonders lange, wenn wir eingesperrt sind. Der Groll in meinen Herzen hindert mich am Sterben…“er hustete, schnappte hastig nach Luft.

Alarmiert strich Bulma über seinen Rücken, traute sich nicht zu klopfen.

Was, wenn sie seinen gebrechlichen Rücken brach?

Sie wollte mehr wissen, mehr über diese Topina und Vegeta I. Wenn Palantay Recht hatte, war es die Geschichte ihrer Vorfahrin.

„Was dann?“ fragte sie eilig „was geschah dann?“

Rasselnd schnappte er nach Luft. Seine Stimme war krächzend, leiser, aber er fuhr unbeirrt fort.

„In der Nacht packte sie ihre Sachen, alles was sie tragen konnte und verschwand, während die anderen Saiyajins plünderten und feierten. Topina ging mit ihrem Freund, einer der wenigen gutherzigen Kurosaru. Sie wollten nicht unter Vegeta dienen. Aber ich…ich blieb…“ zitternd sah er hoch zu Bulma. Obwohl er nichts sehen konnte, schienen seine Augen sich in ihre zu bohren.

Sie konnte den Schmerz, die Trauer darin erkennen.

„Ich musste es tun, um unser Andenken zu bewahren. Ich war der Hüter dieser Artefakte. Sie konnten sie nicht mitnehmen und ich musste sie doch vor den anderen bewahren. Die Wahrheit über Sadal und die verlorenen Stämme durften nicht untergehen. Ohhh, Vegeta war wütend, als er es herausfand…er fackelte einen ganzen Wald ab, um sie herauszuscheuchen, doch Topina war schlauer. Er dachte darüber nach, mich zu töten, aber er sah die Wichtigkeit in meiner Aufgabe. Vielleicht auch als letztes Druckmittel, um sie herauszulocken. Ich war der Einzige, der übrig blieb. Also verbannte er mich unter den Palast, tief in die Felsen. Quasi unter seinen Füßen sollte ich leben, sterilisiert und einsam, ohne Familie. Der letzte meines Stammes…“ein leises Lachen entwickelte sich in des Alten Brust und schadenfroh kreischte er auf. „UND NUN DAS! Er ist tot, aber unser Blut lebt weiter. Hinter schwarzen Haaren und Augen verborgen, ist unser Erbe versteckt! Sie hat gewonnen!“

Schadenfroh, triumphierend lachte er auf. „Er hat gehofft, sie wäre in der Wildnis umgekommen, aber heute steht sie hier. Sieg! SIEG! Eine reine Aosaru, hahaha.“

Sein wilder, blinder Blick und das irre Lachen wirkten trotz seiner schwächlichen Statur furchteinflößend. Seine Wut war spürbar und schien ihm neue Kraft zu verleihen.

Sein Griff an Bulma wurde fester, er zog sie zu sich heran.

„Deine Familie…“ flüsterte er fieberhaft. „Haben sie auch…“ erwartungsvoll verstummte er.

Bulma schüttelte den Kopf, bemerkte ihren Fehler angesichts seiner Blindheit und sagte laut. „Nein, ich bin die Einzige. Meine Eltern haben beide auch schwarze Haare und Augen und einen gewöhnlichen Schweif. Auch meine Brüder.“

Er grinste und offenbarte ein zahnloses Lächeln. „Dann bist du der einzige Beweis für Topinas Blut. Die einzige mit den Merkmalen einer reinen Aosaru. Die Zeichen unseres Stammes werden rezessiv weitervererbt. Deswegen konnten sich Topinas Kinder, deren Vater ein Kurosaru war, unter die Saiyajins mischen. Bis eine Laune der Natur zwei Saiyajins mit den versteckten Genen zusammengebracht und dich erschaffen hat“ murmelte er versunken.

Bulmas Augen verengten sich grüblerisch.

Sie wusste, was Gene waren: die Bausteine des Lebens.

Aber ihre bisherige Annahme, eine Mutation zu sein, eine Art Albino der Saiyajins, wurde nun durch Palantays Erklärung dementiert. Vor ihr hatte es bereits andere Saiyajins mit so einer Gestalt gegeben, ein ganzer Stamm.

Sie war die Schöpfung rezessiver Gene, versteckt im Blut ihrer Eltern, das letzte Überbleibsel eines untergegangenen Stammes der Saiyajins.

„Das heißt, es gab früher mehr Saiyajins wie ich?!“ hauchte sie fassungslos.

Intelligente, friedliebende, schwache Saiyajins?

Palantays Worte schienen darauf hinzudeuten, dass er ebenfalls dazu gehörte und darum so viel wusste.

Ihr Blick fiel auf seinen faltigen, haarlosen Schopf, den weißen Bart. Seinen Schweif konnte sie nicht erkennen, aber vermutlich war er ebenfalls ausgebleicht. Die Augen waren durch die Blindheit nur noch milchig-weiß.

Sie konnte kein Anzeichen von Blau mehr an ihm erkennen, aber sein hohes Alter schien ein Hinweis zu sein. Anscheinend war es auch eine Besonderheit der Aosaru.

Das Lachen des Alten ging in ein hektisches Husten über, aus dem er sich kaum beruhigen konnte. Celeron und Ginsengs kamen besorgt näher, versuchten ihm Wasser einzuflößen.

„Es ist zu hektisch hier. Verschwinde!“ befahl Celeron.

„Ich wusste, es ist nicht gut für sein Herz“ sorgte sich Ginsengs.

„Was? Aber ich muss mehr wissen über die Aosaru. Wer war Topina und was hat sie gemacht?“ schrie Bulma.

Sie hatte endlich Zugang zu so vielen Antworten. Der Alte sollte es nicht wagen, zu sterben, bevor er diese weitergab.

Doch Gurki zog sie an ihren Oberarm aus den Raum, damit seine beiden Kollegen sich um den gebrechlichen Alten kümmern konnte.

„Lass mich wieder rein! Ich will mehr wissen“ fuhr sie an.

„In seinem Zustand wird er nicht reden…falls es überhaupt wahr ist, was er spricht“ stellte er sich ihr kopfschüttelnd entgegen.

Bulma zuckte zusammen.

„Dann glaubst du ihm nicht?“

Er zuckte mit den Schultern.

„Er ist sehr alt und sein Geist redet manchmal wirr. Palantay hat von Dingen erzählt, die mir unbekannt sind und die ich bislang nirgendwo gelesen habe. Lass uns abwarten, was Celeron zu berichten hat. Er steht ihm am nächsten“ mit diesen Worten zwang er sie in den Nebenraum zu gehen.
 

Unruhig marschierte Bulma die Gänge entlang, ohne einen Blick auf die vielen Bücher zu ihrer Seite zu werfen. Sie fühlte nicht die Ruhe, um eines herauszunehmen und zu lesen.

Stattdessen sprangen die Gedanken wild in ihrem Kopf herum und verbanden lose Informationen zu einer Geschichte.

Das Video vom toten Kommandanten Taya in der alten Tsufuru-Basis war wieder in ihrem Kopf. Seine genauen Worte: „Sie sind größer als wir Tsufurianer, meistens mit schwarzen Haaren und Augen und braunen Schweif.“

„Meistens“…ein Wort nur, aber es deutete daraufhin, dass es ein paar Außenseiter gegeben hatte, die anders aussahen.

Die Bilder dazu…sie hatte hauptsächlich schwarzhaarige Saiyajins gesehen, aber auch ein paar mit rotbraunem Haar. Die Akasaru?

Wie viele Aosaru waren damals auf Plant gelandet? Waren alle außer Palantay in die Wälder geflohen, weil sie den neuen König nicht dienen wollten?

Als Celeron endlich in den Raum zurückkehrte, fuhr ihr Kopf erwartungsvoll zu ihm herum.

„Ginsengs behält ihm im Auge, aber sein Atem ist schwach. Was habe ich mir nur dabei gedacht“ fragte sich Celeron gedankenverloren und verfluchte sich selbst für seine Idee, die blauhaarige Frau zu ihm zu bringen.

„Wenn wir richtig liegen mit den 120 Jahren, dann ist es nicht deine Schuld. Ein kalter Lufthauch kann ihn umbringen“ widersprach Gurki.

Celeron seufzte und konzentrierte sich wieder auf Bulma, die ihn finster anstarrte.

„Du hast Fragen und willst Antworten“ schlussfolgerte er richtig und entnahm einen dicken Folianten aus einem Regal, um ihn auf dem Tisch aufzuschlagen. Bulma trat näher und auch Gurki reckte interessiert den Kopf.

„Ich bin seit etwa dreißig Jahren im Archiv tätig, zur Anfangszeit des dritten Vegeta. Palantay hatte sich schon in dieser Zeit in seinen Raum zurückgezogen und sprach kaum mit einem seiner jüngeren Kollegen. Als er aber von meinem Interesse an die alte Ära erfuhr und von meinem Vorhaben, die Überbleibsel zu kategorisieren und zu erläutern, fing er an, mir zu helfen. Trotzdem wusste ich nicht, dass er ein Aosaru war. Er war schon damals blind und haarlos“ fing Celeron an zu erklären. „Darum glaubte ich bis heute, er hätte sein Wissen aus den Artefakten und nicht, weil er es selbst erlebt hatte.“

Er deutete auf eine Strichzeichnung, die fünf Gruppen von Strichmännchen zeigte. Unter jeder gab es ein Symbol, mal mit zackigen Strichen oder Rundungen. Eines davon erinnerte Bulma an das Königswappen: drei Spitzen oben und unten eine Rundung.

„Aus einer Steintafelzeichnung erzählte er mir von fünf legendären Stämmen, aus denen einst die Rasse der Saiyajins bestand, die aber aufgrund eines Krieges sich fast gegenseitig auslöschten. Die Gewinner und Stärksten war der Stamm der Kurosaru, deren hervorstechendes Merkmal ihre schwarzen Haare und Augen, sowie ihre Brutalität war. Auf den neuen Planeten Plant kam es zu einer Durchmischung der Überlebenden, wobei sich ihre dominanten Kennzeichen durchsetzen.“

„Was war das für eine Geschichte mit Vegeta I. und dieser Aosaru namens Topina?“ unterbrach Bulma. Celeron zuckte ahnungslos mit den Schultern, aber Gurki erinnerte sich an etwas.

Er durchforstete die Gänge nach einem Buch.

„Da ich als Lehrer für Vegeta IV. zuständig war, musste ich viel über seine Vorgänger schwadronieren. Dabei fiel mir dieser Absatz ins Auge, um den ich mich damals kaum gekümmert habe. Ahh, hier…“ er las vor. „…und so wählte Vegeta I., der erste König der Saiyajins, notgedrungen eine Frau aus dem Stamme der Akasaru, da die erste Auserwählte verschwand“…kein Hinweis darauf, wieso und wie sie verschwand, aber wir können es als Bestätigung von Palantays Worte sehen“ sagte er, erfreut über sein gutes Gedächtnis, sowohl seines als auch Palantays.

„Hm, dann hat Vegeta I. wohl jeden Hinweis auf seine Zurückweisung aus den Geschichtsbüchern streichen lassen. War ihm wohl peinlich“ stimmte Celeron ihm zu.

„Und Palantay, der letzte Zeuge?“ fragte Bulma.

„Verbannt ins Archiv und in den ersten Jahren auch streng überwacht durch andere Archivare. Vermutlich haben diese jeden Hinweis gelöscht, der Vegetas Stolz schmähen konnte. Erst als er erblindete, nahm die Überwachung ab. Selbst ich habe bei meiner Einstellung den Befehl erhalten, ihm keinen Stift zu geben und alles zu überprüfen, was er dokumentiert“ erinnerte sich der alte Mann.

„Hm, und zu meiner Einstellung hat man schon nichts mehr dazu gesagt. Womöglich erinnert sich keiner mehr an den ältesten Gefangenen auf Vegeta-Sei“ murmelte Gurki.

Nachdenklich und schweigend starrten sie zur Zimmerdecke, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.

Bulma rekapitulierte:

Auf den Planeten Sadal gab es einst fünf Stämme. Einer davon bestand aus Saiyajins mit blauen Haaren und Augen, ein anderer hatte schwarze Haare und Augen.

Am Ende des Kriegs gab es nur noch drei Stämme und die Gewinner konnten ihren Sieg nicht groß genießen, weil der Planet völlig verwüstet war…klang nach typischen kampflustigen Saiyajins die nicht auf die Konsequenzen ihres Handelns achteten.

Doch eine Saiyajin namens Topina, eine Blauhaarige, nahm Kontakt zu den Tsufurujins auf, rettete ihr Volk und musste dann Jahre später mit ansehen, wie die Saiyajins erneut Krieg führten.

Vegeta I. wollte sie zur Königin machen, sie lehnte ab und versteckte sich mit ein paar anderen Gefährten, ohne jemals gefunden zu werden. Ihre Nachkommen erbten die Kennzeichen der Kurosaru- Saiyajins und konnten sich unbemerkt in die Gesellschaft eingliedern.

Die Eigenart der Saiyajins, nur selten Familienbindungen aufzubauen, stattdessen rumzuvögeln, so dass niemand wusste, wer sein Vater war, half ihnen dabei. Es gab keine Nachnahmen, man achtete nicht auf den Stammbaum. Dass ihre Eltern über mehrere Ecken miteinander verwandt waren, war bei der kleinen Population von Saiyajins ebenfalls keine Überraschung.

Palantay war das letzte lebende Überbleibsel vom Planeten Sadal. Ein Zeitzeuge, der ihr sagen konnte, wie der Stamm der Aosaru einst lebte und vermutlich sogar mit ihr über Umwege verwandt war.

Sie seufzte auf und überlegte, wie dieses Wissen sie nun beeinflussen würde.

Sie blieb so oder so eine Außenseiterin der Saiyajins. Diese erinnerten sich nicht mehr an die alten Stämme und ihnen davon zu erzählen…es würde keinen interessieren.

Hätten Bardock und Gine davon gewusst, hätten sie ihre Tochter nicht versteckt. Aus Unwissenheit und Aberglaube hatten sie zuerst den blauen Vollmond, später eine Mutation als Ursache angenommen.

Vielleicht wäre Bulmas Leben anders gelaufen, aber warum einen Gedanken daran verschwenden, was mal gewesen wäre?

Es war passiert und damit Basta.

Es änderte nichts an ihrer derzeitigen Stellung.

Dazu fühlte sie keine Familienbindung zu Palantay. Im Gegenteil, sie fand ihn abstoßend.

Anderseits faszinierte sie sein Wissen.

Er hatte da einige interessante Andeutungen gemacht.

„Wann kann ich mit Palantay sprechen?“ fragte sie Celeron.

Er schüttelte abweisend den Kopf.

„Heute auf keinen Fall mehr“ lehnte er ab. „Komm Morgen Mittag wieder her.“
 

Am nächsten Tag war Bulma erstmal mit ihrem Job im Raumflughafen beschäftigt.

Mit großen Augen sah sie auf den Haufen beschädigter Pods, die man angekarrt hatte.

„Und wer soll das alles reparieren?“ fragte sie mit schlechter Vorahnung den Kollegen.

„Ähh, du?! Du bist die Einzige, die diese hoffnungslosen Fälle wieder aufpäppeln kann“ sagte der Saiyajin mit falschem, unschuldigem Grinsen. Seine Schadenfreude war deutlich erkennbar.

Er war einer der neidischen Techniker, der einfach nicht verstehen konnte, wie die jüngere Frau erfolgreicher war als er selbst.

„Alleine oder bekomme ich Hilfe?“ fragte sie mit unterdrückter Wut.

„Na klar, allein! Wir sind alle beschäftigt, da kann dir keiner zur Hand gehen“ sagte er achselzuckend und ging pfeifend seiner Wege.

Bulma fauchte auf, packte eilig ihr Werkzeug aus und fing an, den ersten Pod aufzuschrauben, anstatt zu schreien und diskutieren.

Wenn sie heute noch ins Archiv wollte, musste sie sich beeilen.

Sie bemühte sich und schaffte es bis zum Sonnuntergang die Hälfte wieder zum Laufen zu bringen.

Ihr Vorgesetzter, der das sah, kratzte sich beeindruckt die Stirn.

„Wie hast du denn das geschafft? Ich wollte eigentlich, dass die verschrottet werden“ fragte er verwundert.

„WAS?! Die sollten nicht mehr repariert werden?“ kreischte sie fast. Erzürnt erkannte sie den Streich, den man ihr gespielt hatte.

Auch ihr Vorgesetzter erkannte, was da passiert war und tätschelte ihr beruhigend die Schulter.

„Hör zu, wenn du morgen noch mehr davon schaffst, erhöhe ich deinen Sold. Wir brauchen momentan jeden Pod, den wir haben. Damit hast du mir den Arsch gerettet“ lobte er sie.

Ein schwacher Trost, aber sie nahm an.

Für weitere Gehaltverhandlungen hatte sie keine Zeit, sie rannte los und eilte zum Palast.
 

Ungeduldig wartete Bulma darauf, dass sich auch die letzte Tür öffnete.

Sie wollte eigentlich zur Mittagszeit kommen, aber das war dank dem Streich nicht möglich gewesen.

Jetzt war es Abend. Hoffentlich war Palantay noch nicht zu Bett gegangen.

„Ich bin hier“ rief sie laut in den Raum. „Mit einen Haufen Fragen.“

Die drei Männer, die zuvor im Kreis mit gesenktem Kopf gestanden hatten, sahen auf. Ihre Gesichter waren versteinert.

Gurki seufzte und Celeron schüttelte ablehnenden den Kopf.

„Was ist los?“ fraget Bulma misstrauisch. „Ist was mit Palantay? Ist er immer noch müde?“

Die Männer warfen sich wortlos einen schnellen Blick zu, als wollten sie sich absprechen, wer es ihr sagte.

„Er ist tot“ sagte Ginsengs.

Bulmas Augen weiteten sich erschrocken.

„Wir haben ihn heute Morgen besucht. Er muss im Schlaf gestorben sein“ fuhr Celeron fort. Er rieb sich die Hände. „Es war zu viel für sein altes Herz. Und doch kann ich es nicht bereuen. Er hat sich gefreut“ murmelte er mehr zu sich selbst als zu den anderen.

Ginsengs nickte zustimmend. „Unter seinem Bart habe ich sein Lächeln gesehen. Er sah fast friedlich aus.“

„Wa…wo ist er? Kann ich ihn sehen?“ fragte Bulma bedrückt.

Sie führten Bulma in den Nebenraum, wo der Leichnam bereits auf einer Bahre lag.

Sein räudiger Bart war gekämmt, die Lumpen mit sauberer Kleidung vertauscht worden.

Sein Gesichtsausdruck erschein tatsächlich friedlich, die Falten lagen glatter.

„Wir haben auf dich gewartet bevor wir den Leichnam verbrennen“ erklärte Gurki.

„Hmpf, wir haben den Wachen davon in Kenntnis gesetzte, aber die hat das kaum interessiert. Sie wussten nicht mal, wer er war. Palantay wurde so alt, dass kein Gefängnisaufseher mehr seinen Namen kannte. Egal, sollen sich die Oberen darum kümmern, wir haben unsere Pflicht getan und sie informiert. Wir nutzen nun den Augenblick, um Palantay in Würde zu verabschieden“ bestimmte Ginsengs.

Er stellte sich ans Ende der Bahre und Gurki nahm den Anfang. Gemeinsam hoben sie ihn hoch.

Celeron entzündete eine Lampe und führte sie an.
 

Sie schritten durch dunkle Gänge, nur schwach beleuchtet, bis sie an einer Tür ankamen.

Celeron öffnete sie mit seiner eigenen Schlüsselkarte.

Kalte Luft und der Nachthimmel kamen ihnen entgegen, als sie auf eine kleine Plattform nach draußen traten.

Unter sich konnte Bulma nur die Dunkelheit des Waldes erkennen. Sie waren unter dem Palast, auf einem Klippenvorsprung des Berges, auf dem er stand.

„Was nun?“ fragte sie, die noch nie bei einer saiyanischen Beerdigung gewesen war.

„Nun, eigentlich galt Palantay als Verbrecher und solche werden ehrlos in die Wüste geworfen, damit Aasfresser ihre Knochen säubern. Aber da sich keiner mehr an ihn erinnert hat, nutzen wir den Augenblick. Wir verabschieden uns ehrenvoll von Palantay, den ersten Hüter des saiyanischen Archivs und verbrennen ihn mit einem Ki-Strahl, damit seine Asche im Wind verweht. In Freiheit soll er ein Teil dieses Planeten werden, in der Nähe des Ortes, den er beschützt hat“ erklärte Celeron.

„Ist es nicht auch der Ort, wo er gefangen war?“ fragte sie stirnrunzelnd und sah nach oben, wo sie die Mauern des Palastes erahnen konnte.

„Es ist beides“ stimmte Gurki ihr zu „Doch wenn Palantay bei seinen Artefakten war, kümmerte ihn der Palast und seinen Bewohner über seinen Kopf nicht. Mit Stolz hat er seine Aufgabe getan und sich nicht gebeugt. Sein Herz hat gestern Frieden gefunden und er konnte sanft einschlafen“ er verbeugte sich dankend vor Bulma und die beiden anderen Alten taten es ihm nach.

Sie hob abwehrend die Hände.

„Ich habe damit nichts zu tun“ wehrte sie ab. Sie atmete tief durch und ging nun zum Leichnam. Sie kniete sich hin, berühret zaghaft seine trockne Haut.

Das vorherrschende Gefühl in ihrer Brust bei seinem Anblick war nicht Trauer oder Mitleid, sondern Wut.

Warum hatte er nicht noch einen Tag durchhalten können?

Warum musste er heute sterben, ohne ihr Antworten zu geben? Das schuldete er ihr!

Sie griff nach seinem Bart und zupfte schnell ein paar Haare aus, die sie in ihrer Hand verbarg.

Wenn er ihr nichts mehr erzählen konnte über den Stamm der Aosaru, dann vielleicht seine DNS.

Die drei Männer hinter ihr hatten die Köpfe gesenkt und schienen in Gedanken Abschied zu nehmen. Sie glaubten, Bulma würde das Gleiche tun und ahnten nichts.

Sie trat zurück und versteckte unbemerkt die Haare in einen Taschentuch, was sie gefaltet in ihrer Kleidertasche verbarg. In ein paar Monaten sollte sie im Krankenhaus arbeiten. Vermutlich gab es dort Labore, die ihr bei der Untersuchung des Gen-Materials nützen würden.

Celeron, Gurki und Ginsengs hielten ihre Hände vor sich, konzentrierten ihrer Energie und schossen gleichzeitig einen Strahl aus zerstörerischen Ki auf die Leiche. Wie Papier in Berührung einer Kerzenflamme, so zerstob auch der tote Leib und verflog in rot-schwarzen Staub ohne eine Spur zu hinterlassen.
 

Nach der Zerstörung des Leichnams war es Sitte, noch gemeinsam zu sitzen, zu trinken und über den Verstorbenen zu sprechen, um ihn in der Erinnerung noch mal aufleben zu lassen.

Bulma kannte Palantay nur für einen Tag, aber dennoch wurde sie hierzu eingeladen, geradezu gedrängt.

Nun saß sie mit den drei Alten an einem Tisch, mehre verstaubte Weinflaschen mit überraschenden köstlichen Inhalt darauf und ein paar Snacks, während man ihr mehr über den Toten erzählte.

„Wir müssen die nächsten Tage sein Zimmer ausräumen und katalogisieren. Ohne Palantays Fingerspitzengefühl werden die Artefakte nur als nutzlose Objekte angesehen bis ein ähnliches Talent wieder kommt“ sagte Celeron niedergeschlagen.

„Tja, es zu erkennen, ist die eine Sache, es zu deuten die andere. Auch das haben wir nur dank Palantay geschafft. Aber er war unserer Lehrer und wir müssen unser Wissen weitergeben“ bedeutungsvoll sah Ginsengs dabei Bulma an.

Sie zuckte mit den Schultern. „Die Vergangenheit interessiert mich nur mäßig. Ich bin deswegen hier her gekommen, um mehr über die gegenwärtigen Gesetze und Sitten zu lernen. Was diese Geschichte mit Topina und Vegeta I. angeht, können wir nur Vermutungen anstellen. Selbst Palantay wusste nicht genau, was mit ihr passierte.“

Allerdings konnte sie Palantays Theorie dank seiner Haare bald überprüfen, zusammen mit Haarproben von Bardock und Gine.

„Ich habe die gestrige Nacht ständig darüber nachgedacht“ murmelte Gurki gedankenverloren. „Ich denke, er hatte Recht. Die Kinder der letzten Aosaru haben sich unter die Kurosaru gemischt. Vielleicht sind wir sogar ihre Nachfahren…“

Ginsengs und Celeron sahen ihn verblüfft an.

Gurki fuhr fort. „Ich weiß nicht, wer mein Vater war. Ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen und habe schon früh gemerkt, wie ich mich von rauffreudigen Gleichaltrigen unterschied. Auch die Jahre danach…als König Vegeta mich als Lehrer anforderte und ich dann später ins Archiv durfte…nie habe ich mich wohler gefühlt…ist das vielleicht nicht ein Zeichen? Wir besitzen zwar das typische Zeichen der Saiyajins, sind aber Sonderlinge“ bedeutungsvoll sah er seine Kollegen an, die eine ähnliche Lebensgeschichte aufzuweisen hatte.

Sie zuckten zweifelnd die Schultern, konnten es aber auch nicht widerlegen.

Gurki sah wieder zu Bulma.

„Was deinen Wunsch angeht, können wir dir auf jeden Fall helfen. Komm, wann immer du willst. Du darfst zwar keine Bücher aus dem Archiv mitnehmen, aber wir machen dir einen Tisch frei, an dem du sitzen kannst. Darauf legen wir dir alles, was du wissen willst“ bot er ihr Hilfe an.

Mit einem Nicken dankte sie ihm.
 

Als sie in ihr Zimmer zurück kehrte, leicht schwankend wegen den vielen Gläsern Wein, legte sie behutsam die kostbaren Haare in ein luftdichtes Glas und beschriftete es.

Nachdenklich sah sie es an.

Sie fühlte für Palantay nicht so wie bei einen nahen Familienmitglied, dazu war ihr Kontakt mit ihm zu kurz gewesen. Für sie würde er immer der seltsame, zahnlose Alte sein, der nach Verwesung roch.

Doch er hatte Andeutungen gemacht, die auf eine interessante Geschichte hinwiesen.

Die drei Archivare würden sorgsam sein Zimmer aufräumen und vielleicht etwas finden.

Aber selbst wenn nicht, so war sie ihrem Ziel einen Schritt näher gekommen.

Sie würde mehr über die Etikette der Saiyajins lernen und so die Lücken finden, um durch Vegetas Netz zu entwischen.

Vegeta wird ausgetrickst

Im Frühjahr, etwa drei Monate nach Vegetas 21. Geburtstag…
 

Vegeta rieb sich mit der handschuhbedeckten Oberseite seiner rechten Hand das Blut weg, dass spürbar nass seine Wange hinablief. Irgendwo am Kopf hatte er eine offene Wunde, aber da so vieles an ihm schmerzte, konnte er die genaue Stelle nicht lokalisieren.

Scheiß drauf!

Mit grimmiger Genugtuung sah er auf das schwellende Schlachtfeld unter sich.

Tote Erde, nichts weiter.

Die Armee war wie gewünscht vernichtet worden und tiefe Zufriedenheit für das erfolgreiche Ende seiner Mission erfüllte ihn. Ein gut bezahlter Auftrag, der sich seit einen Monat hinzog, war damit erledigt worden.

Am liebsten würde er sich jetzt hinsetzen und auf das brache Feld starren, um das Gefühl auszukosten. Als ob man einen Berg Müll beseitigt hatte, sich zurücklehnen und den Erfolg seiner Arbeit bewundern konnte. Fehlte nur noch ein Glas kaltes Bier, um es zu genießen.

So sauber, so still…

Es war doch eine andere Art von Erfolg als bei den Regierungskram der letzten Monate, etwas Greifbares, was ihm besser gefiel.

Doch der Moment der Ruhe wurde durch das vorsichtige Hüsteln hinter ihm gestört.

Er drehte den Kopf und sah hinter sich Nappa und Radditz schweben, die ihn weniger beeindruckt, als vielmehr tadelnd anstarrten.

„Was?“ knurrte Vegeta und strich sich erneut das Blut weg, welches lästig über sein Auge tropfte.

Warum wollte es nicht aufhören zu fließen? Musste so eine blöde Kopfverletzung sein.

„Mein Prinz und Skattkönig, mein hochverehrter Kommandant, oh stärkster Saiyajin…“ fing Radditz salbungsvoll an, was im Kontrast zu seinem Stirnrunzeln und seinen verschränkten Armen stand. Es fehlte nur noch, dass er kritisierend mit der Fußspitze auf den Boden klopfte, aber da er gerade in der Luft schwebte, war ihm das nicht möglich.

„Spuck‘s schon aus!“ unterbrach ihn Vegeta. Sie waren gerade allein, da musste keine Etikette beachtet werden, dazu kannten sie sich zu lange. Außerdem spürte er den Sarkasmus in der Anrede.

„Bist du völlig wahnsinnig?“ fauchte der Langhaarige und nahm nun kein Blatt vorm Mund. Nappa nickte zustimmend, ebenfalls nicht erfreut über Vegetas Zustand.

„Du bist nicht unsterblich, Vegeta! Was sollte das, dich dieser Flanke allein reinzustürzen? Warum hast du uns nicht Bescheid gesagt? Wir hätten dir Rückendeckung gegeben. Sieh dich mal an! Ab ins Lager, zum Verarzten, bevor du aus Blutmangel abstürzt!“

„Sie haben einen Überraschungsangriff versucht und ich war schneller“ gab Vegeta zurück und verdrehte die Augen bei Radditz Belehrungen. Er klang wie ein Waschweib.

Doch Nappa nickte nicht nur zustimmend, er mischte sich ebenfalls ein.

„Was ist mit dir los, Vegeta? So impulsiv bist du sonst nicht. In letzter Zeit bis du wieder aufbrausend, ständig kurz vorm Explodieren. Brauchst du wieder etwas Entspannung? Ne hübsche Frau? Sollen wir wieder mal losziehen, auf der Suche nach einer Bettgefährtin?“ schlug er vor.

„Eine? Ich sag’s nicht gerne, aber er sollte es mal mit einem Dreier versuchen, um diesen sexuellen Frust loszuwerden“ schlug Radditz vor. „Sperr ihn ins nächste Freudenhaus ein, bis es zusammenbricht.“

Nappa grinste, die Vorstellung gefiel ihm.

„Schnauze“ knurrte Vegeta „Mir geht es gut und ich entscheide selbst, ob und wann ich ein Weib nehme.“

„Du bist eindeutig untervögelt“ war Nappa der Meinung. „Du hast dieselbe Ausstrahlung wie vor ein paar Jahren. Da hat meine Taktik doch auch geholfen. Wann bist du zum letzten Mal flachgelegt worden?“

„Das geht euch Trotteln nichts an“ fauchte Vegeta. Langsam bekam er Kopfschmerzen und sein Hochgefühl von eben verschwand. Seine gute Laune war nur von kurzer Dauer gewesen.

„Klingt nach einer ganzen Weile, wenn du mir nicht darauf antwortest“ murmelte der Glatzkopf leise.

Vegeta knurrte, rieb sich massierend die Schläfen.

Auf Sex hatte er gerade keine Lust. Er wollte ein heißes Bad, was zu Essen und ein weiches Bett, um ein paar Stunden zu schlafen, ohne ständig in Kampfbereitschaft zu sein.

Ein kreischendes, forderndes Weib war ihm jetzt zu viel.

Aber er wusste, was die beiden Kameraden meinten.

Er fühlte sich tatsächlich wieder so wie vor ein paar Jahren, als sein Vater ihn ständig in Beschlag genommen hatte, ohne ihm einen Moment der Ruhe zu geben. Die seltenen Ruhepausen, die ihn geholfen hatte, waren die Besuche bei Bulma gewesen.

Aber die konnte er nicht mehr sehen. Er musste sich vom blauen Gift fernhalten und langsam funktionierte es. Sein Drängen nach ihr wurde weniger, aber dummerweise hatte seine Libido abgenommen.

Obwohl er immer noch zahlreiche Angebote bekam, interessierte ihn kein Weib mehr. Wenn er mal eine auswählte, um keine Gerüchte über Impotenz zu befeuern, war die Sache schnell vorbei.

Der Körper nur halb befriedigt, aber im Inneren eine Kälte, die in seine Brust stach und ihn anwiderte

Radditz sah ihn nachdenklich an und als ob ihn ein Blitz der Erkenntnis getroffen hätte, wurde seine Augen groß.

„Vegeta, jetzt mal ehrlich…wann war das letzte Mal, wo du wirklich …“zufrieden“ warst?“ fragte er tonlos.

Es gab Sex und es gab erfüllenden Sex.

Die beiden Männer sahen sich kurz in die Augen, bevor Vegeta ertappt den Blick abwandte, der Mund verkniffen.

„Zum letzten Mal, das geht dich nichts an“ brummte Vegeta, allmählich peinlich berührt.

Radditzs Augen weiteten sich vor Horror, während er seine Schlüsse zog.

Diese Änderung in Vegetas Verhalten…hatte das was mit Bulma zu tun?

Natürlich, es passte vom Zeitpunkt.

Es würde Radditz mehr beruhigen, wenn Vegeta sie wie jede Frau behandelt hätte und sein Leben normal weiterführen würde, aber nun dies…ungläubig röchelte er, konnte kein Wort sagen, solange Nappa in Hörweite war.

Dem Älteren fiel die bizarre Stimmung zwischen den beiden Jüngeren auf. Verdutzt sah er abwechselnd zu ihnen, die plötzlich seltsam still waren, ohne sich wie sonst üblich verbal zu kabbeln.

Sie wandten den Kopf voneinander ab, die Arme vor der Brust verschränkt, der Körper steif…als ob sie sich schämen würden…

„Hey, habe ich was verpasst? Was läuft da zwischen euch?“ fragte er misstrauisch.

Ein Geheimnis, von dem er nichts wusste?

Wegen was schämten sie sich? Ein unglaublicher Verdacht kam auf.

„Jetzt sagt mir nicht, ihr wart so lustgeil und habt miteinander…“ schrie er entsetzt auf.

„WAS!“ sofort sahen sie ihn entrüstet an, verneinten es eilig.

„Warum glauben die Leute das immer“ stöhnte Radditz auf, schlug sich die Hand vor die Stirn. Unangenehm erinnerte er sich, wie er diese Frage schon mal von seiner Schwester gestellt bekommen hatte.

„Wer glaubt das?“ zischte Vegeta, nun deutlich verärgert. „Als ob ich mit so einem Schwächling wie dir…“

„Hey, hey, ich sehe immerhin besser aus als Nappa“ wandte Radditz ein, mit betonendem Seitenblick auf den Glatzkopf.

„Nein, tust du nicht“ widersprach Nappa. „Ich habe schon Frauen den Kopf verdreht, da habt ihr noch in die Windel gemacht.“

„Frauen das Genick zu brechen, ist nichts, womit man prahlen sollte“ murmelte Radditz lakonisch.

„Schnauze, du weiß genau, wie ich es meine!“ befahl Nappa nebenbei, abgelenkt von einem furchtbaren Gedanken. Nachdenklich sah er seinen Anführer an, als würde ihm ein weiterer schrecklicher Verdacht kommen. „Äh, gibt es auch Gerüchte über mich…und euch…?“ fragte er vorsichtig.

Nappa mochte Frauen, liebte ihre weichen Rundungen, ihre feuchte Hitze und konnte mit Männern nichts anfangen. Er wollte keine Gerüchte, die seinen Ruf als Frauenheld schadeten.

Vegeta und Radditz fühlten in dem Moment das Gleiche: bei der Vorstellung, es mit Nappa zu tun, überkam sie das kalte Grauen.

Radditz wurde grün und musste sich eine Hand vor den Mund halten. „Vegeta, verhau ihn. Bring ihn zum Schweigen“ stöhnte er röchelnd.

Vegeta wurde Rot, die Adern an seiner Stirn schwollen an. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Das konnte er nicht mehr mit Humor sehen, nicht bei so viel Dämlichkeit.

Er schnappte sich blitzschnell den Größeren, hielt ihn am Kragen seines Brustpanzers fest und klatschte ihn mit der freien, flachen Hand mehrmals gegen die Wangen.

Nappas Kopf wurde zur Seite geschleudert wie ein Punchingball.

Inmitten dieses Regen von Ohrfeigen brüllte Vegeta ihn an. „Ich will so einen Mist nie wieder hören, hörst du! Nie wieder! Ich bin alt genug! Ich habe keine Frauenprobleme! Schon gar keine, die ich ausgerechnet mit dir bereden muss! Und noch einmal so eine grässliche Andeutung und ich reiße dir den KOPF AB! ICH BRING DICH UM!“

Die Luft erschallte vom Schallen der flachen Hand gegen Nappas Haut, seinem Stöhnen und Vegetas Brüllen, während Radditz seinen Würgereiz bezwang.
 

Vegeta an der Spitze, flogen die drei Krieger zum Lager, welches sich die Saiyajins in den Ruinen einer entflohenen Stadt errichtet hatten.

Nappa rieb sich die roten Backen, die so geschwollen waren, als hätte man ihm auf jeder Seite zwei Weisheitszähne gezogen. Missmutig sah er auf Vegetas Rücken.

„Vielleicht sollte man ihm das Stricken beibringen“ murmelte er. Welche andere Möglichkeit gab es sonst noch, wenn weder Training, noch Sex, Alkohol oder Drogen eine Möglichkeit waren.

Radditz hörte ihn, aber außer einem hochgezogenen Mundwinkel zeigte er keine Reaktion auf diesen Scherz.

Ihm gefiel die Situation auch nicht, aber er machte sich weniger Sorgen um seine Haut. Er hatte eine weitere Veränderung bemerkt. Vegeta verhielt sich ihm gegenüber auch anders, nachsichtiger, was auf ein schlechtes Gewissen hindeuten konnte oder weil er es sich nicht mit Bulmas großen Bruder verscherzen wollten.

Beide Möglichkeiten wiesen darauf hin, dass die Blauhaarige noch nicht vollständig aus Vegetas Kopf verschwunden war.

Das mochte Radditz aber nicht, aus zwei Gründen. Einer davon war, weil Vegeta, wie schon bewiesen, kein guter Umgang für seine Schwester war. Er tat ihr seelisch nur weh.

Anderseits aus Sorge um den Fortbestand der Saiyajins und der königlichen Linie.

Vegeta musste endlich wieder der übliche kalkulierende, besonnene Anführer werden, sonst würde er tatschlich noch jung im Kampf sterben. Dieser Unsinn in letzter Zeit, dieses Reinstürzen in jedes Gefecht, verlangte seinen Tribut.

Radditz sah, wie Vegeta wankte, sich aber stur in der Luft hielt. Er weigerte sich, seiner Erschöpfung nachzugeben. Wann hatte er sich wirklich mal ausgeruht?

Der Langhaarige seufzte.

Wer weiß, wären sie vielleicht nur zu zweit, könnte er ihn überreden, ihn als Stütze zu nutzen, aber Nappa würde sich wundern. So nah standen sich die beiden Jüngeren eigentlich nicht.

Er wusste ja nicht, was sie nun plötzlich verband: ihre Zuneigung zu einer jungen Frau mit blauem Haar, was sie auf gewisse Weise zu Komplizen machte.
 

Im Lager angekommen, wurde Vegeta sofort eilig verarztet. Es gab keinen tragbaren Medic-Tank, aber sie hatten einen Arzt im Team, der sich um den verletzten Kommandanten kümmerte.

Mit erfreutem Brüllen nahmen die Saiyajins die Nachricht über den endgültigen Sieg auf.

Nun wurde gefeiert, man musste nicht mehr auf die Vorräte achten, konnte alles verspeisen. Morgen würde man seine Belohnung abholen und eh den Planeten verlassen.

Kaum waren Vegetas Wunden gereinigt und verbunden worden, zog er sich in sein Gemach zurück, welches er sich in einen Turm errichtet hatte.

Dort gab es ein Badezimmer, um sich das Blut aus den Haaren zu waschen und sein ersehntes Bett. Die Männer würden sich darum kümmern, ihn zu beköstigen, sobald das Essen fertig war.
 

Später in der Nacht…

Vegeta erhob sich von der Matratze und marschierte zum Fenster, um frische Luft zu schnappen.

Er warf keinen Blick zurück auf die nackte Frau, die schlafend eine Bettseite belegte.

Sie war eine Kriegerin, die ihm „zufällig“ sein Mahl gebracht hatte. Während er aß, war sie nicht verschwunden, sondern hatte gewartet, um anschließend mit süßer Stimme zu fragen, ob er sonst noch etwas brauche. Verheißungsvoll hatte sie dabei mit den Wimpern geklimpert und ihren Schweif geschwungen.

Vegeta hatte mürrisch die Augen zusammengekniffen, sich an Nappas Worte erinnert und dann mit einem „Was soll‘s“ die Einladung angenommen. Er hatte ihr Handgelenk geschnappt und aufs Bett geworfen, was sie freudig kreischend zugelassen hatte.

Sein Magen war nun halbvoll, die Kopfschmerzen fast verklungen und sexuell halbwegs befriedigt.

Eine Runde hatte ihm gereicht, mehr wollte er nicht von ihr, wie üblich in letzter Zeit.

Dabei war das Weib eigentlich genau das, wie sich jeder Saiyajin seine Traumfrau vorstellte.

Schwarze Haare und Augen, straffe Muskeln, ein symmetrisches Gesicht, ein annehmbares Powerlevel, ein gewisses Selbstbewusstsein mit einer Spur verführerische Arroganz.

Aber je mehr er ihren Körper erkundet hatte, desto mehr Fehler hatte er an ihr gefunden.

Es fühlte sich alles falsch an: ihr Geruch, die Struktur ihre Haare, ihr Geschmack.

Die Geräusche, die sie machte, kratzten in seinen Ohren.

Ihre Bewegungen waren unnatürlich, irgendwie falsch.

Ihre Haut so trocken und voller Narben.

Ihre Brüste waren zu klein, ebenso ihr Hintern; vor lauter Muskeln gab es kaum eine weiche Stelle, in die er packen konnte. Alles war hart und hager, knochig und spitz.

Nicht mal küssend wollte er sie, hatte ihren Mund nur an einer Stelle seines Körpers erlaubt. Willig war sie seinen stummen Befehl gefolgt, ohne aufzumucken oder sich zu wehren.

Ihm war klar geworden, wie häufig sie es schon bei anderen Männern getan hatte und sie war dadurch noch mehr in seiner Achtung gesunken. Sie war so anbiedernd.

Nicht mal an ihren Namen erinnerte er sich.

Vegeta seufzte und strich sich übers Gesicht. Er versuchte sich zu erinnern, wie eine passende Gefährtin für ihn auszusehen hatte, eine zukünftige Königin, die perfekte Saiyajin.

Theoretisch war die Kleine in seinem Bett ein gutes Beispiel, aber ihm wurde klar, wie sehr sie ihm ähnelte: Arrogant, Berechnend und nur aufs Kämpfen und Eigenwohl bedacht.

Wer wollte schon mit einer weiblichen Version seiner selbst ins Bett?

Igitt, wie selbstverliebt.

Eine richtige Partnerin glich die Schwächen ihres Königs aus und unterstützte mit der ihr eigenen Stärke.

Plötzlich tauchte Bulmas Gesicht vor seinem geistigen Auge auf. Eine saiyanische Frau mit so vielen Gegensätzen zu ihm, wie er bislang keine gefunden hatte.

Er schlug sich heftig gegen die Wange, aber nutzlos, das Bild blieb.

Ihm wurde klar, dass es nicht die Schuld der unbekannten Frau war, dass sich der Sex so falsch anfühlte. Es war seine Schuld, weil er die beiden unterschiedlichen Frauen unbemerkt miteinander verglichen hatte. Da konnte diese Kleine ja nur verlieren, sich falsch anfühlen.

Er schüttelte den Kopf, versuchte wieder klar zu werden und Bulmas Gesicht zu verscheuchen. Die kalte Luft half ihm dabei und er setzte sich auf die Fensterbank, lehnte sich an den Fensterrahmen und starrte auf die stille Ebene zu seinen Füßen. Er nahm sich eine Frucht von einem Teller, der griffbereit neben ihm stand, genoss den süßen Fruchtsaft in seiner durstigen Kehle.

Draußen hörte er das Gemurmel und leise Gelächter seiner Krieger, die immer noch feierten.

Er strich sich über die Brust, wo ein Verband saß und kontrollierte, ob der Sitz sich durch die Matratzengymnastik nicht verschoben hatte. Prüfend starrte er an sich herab und zählte die neuen Narben, Ergebnisse von nachlässigen Verhalten.

Nappa und Radditz hatten Recht mit ihrer Kritik, er war wirklich unkonzentriert.

Jeden andere Saiyajin hätte er für so ein Verhalten zusammengeschrien und aus seinem Team entfernt.

„Vegeta“ säuselte eine Stimme.

Er kam nicht mehr dazu, weiter über seine Fehler nachzudenken. Sie, an deren Namen er sich immer noch nicht erinnern konnte, war aufgewacht und sah ihn lockend an.

„Ich will noch mal. Bitte, mein König“ flehte sie, ließ ihren Schweif tanzen und zog derweil das Laken von ihrem nackten Körper fort, um sich zu präsentieren.

Vegeta grunzte nur, wandte desinteressiert den Kopf ab.

Doch sie ließ sich davon nicht abhalten, öffnete ihre Beine und entblößte sich vor ihm. Ihre Finger spreizten ihre nasse Öffnung, luden ihn ein, als wäre sie in größter Hitze. Während sie sich selbst berührte, stöhnte sie laut.

Vegetas Augenbrauen zogen sich düster tiefer. Er verspürte kein Verlangen angesichts ihres vulgären Gebarens.

Eine weitere Honig-Falle, nichts weiter. Sie überlegte vermutlich schon im Geheimen, was sie von ihm verlangen würde, sollte der Skattkönig sie öfters zu sich rufen lassen. Vielleicht hoffte sie auch, dass er sie zu einer Mätresse oder mehr machte.

Unter sich hörte er immer noch die Stimme einiger wacher Krieger und er dachte an seinen Ruf, der laut Nappa auf der Kippe stand. Er konnte jetzt keine Zicke gebrauchen, die nach ihrem Rausschmiss über Impotenzprobleme tuschelte, also gab es nur eine Lösung.

Grimmig sprang er auf, der Mund eine harte Linie, als er auf sie zuschritt. Sie schien der Gefahr nicht bewusst zu sein, lächelte nur siegessicher.

Er würde es noch einmal mit ihr tun und dieses lästige Weib dann aus dem Fenster schmeißen unter dem Vorwand, ihm ungenügend zu dienen. Sie konnte fliegen und besaß ein annehmbares Powerlevel, sie würde es überleben und ihn nie wieder belästigen.

„Dreh dich um und streck deinen Hintern hoch“ raunte er und strich sich vorbereitend über sein halbsteifes Glied, versuchte sich selbst in Stimmung zu bringen.

Doch erst als er ihren Kopf nicht mehr sah, nur noch den hochgereckten Arsch und seine Augen dabei schloss, um sich jemand anderen vorzustellen, wurde sein Penis hart.

Wie um eine lästige Pflicht zu erfüllen, packte er ihre Taille und drang in sie ein.

Während er die Augen fest zukniff und ihre Stimme ausblendete, nahm er sich gedanklich fest vor, es zukünftig lieber gar nicht mehr zu machen als mit so einer, bevor ihm noch der Schwanz abfiel.

Dass er sich währenddessen Bulma vorstellte; diese Tatsache entschuldigte er damit, dass ihr Körper nun mal sehr viel erregender und hübscher war.

Ahhh, wie wundervoll sie sich angefühlt hatte. Ihr Hintern, ihre Brüste, ihre seidige Haut…wie sie unter ihm stöhnte, seinen Namen rief…wie ihre Augen sich verdunkelten, dann erhellten, als der Orgasmus sie überrannte.

Seine Hüftstöße wurden schneller, Bilder aus Vergangenheit stürmten auf ihn ein. Er fühlte sich wieder fast wie damals…sein Glied bewegte sich hastig in der feuchten Wärme, seine Finger krallten sich tiefer in die fremde Haut.

Mit einem gutturalen Stöhnen ergoss er sich und beinahe wäre ihm Bulmas Name herausgeschlüpft.

Nur indem er sich auf die Lippen biss, bewahrte er sich vor dieser Peinlichkeit.
 

Wochen später…

Bulma marschierte durch die Gänge des Raumflughafen, ein elektronisches, hochfunktionales Tablett in ihren Händen, auf denen sie einige Daten überprüfte.

Beiläufig nickte sie einigen Arbeiter zu, die sie grüßten oder ihr zuwinkten.

Mittlerweile hatte sich ihr Ruf als fähige Technikerin herumgesprochen, die Kritik wurde leiser, auch als Eigennutz.

Wie die meisten Saiyajins konnte auch Bulma nachtragend und unversöhnlich sein, mit langem Gedächtnis.

Diejenigen, die über sie lästerten, mussten sich nicht wundern, wenn sie später unter fadenscheiniger Ausrede ihre Anfragen ablehnte.

Sollten diese Besserwisser doch selbst zurechtkommen. Wenn jene dann versuchten sich zu beschweren, ihre höhere Stellung vorwiesen, empört waren und damit drohten, es weiter zu melden, lachte Bulma nur spöttisch laut auf.

Wieder mal zeigte ihr weißer Brustpanzer mit dem Königswappen an, dass sie nur einen Vorgesetzten hatte. Es gab nur eine Person, die ihr offiziell Befehle erteilen konnte.

„Beschwer dich doch bei ihm“ sagte Bulma dann gehässig lachend. „Aber sag mir vorher Bescheid, ich möchte zu gerne dabei zugucken.“

Skattkönigs Vegetas cholerisches Verhalten in letzter Zeit und seine Ungeduld bei Unfähigkeit und Ignoranz waren bekannt.

Die anschließende Reaktion war so oft die Gleiche, dass Bulma sie vorhersehen konnte: die betreffenden Saiyajins wurden bleich vor Angst oder rot vor unterdrücktem Zorn und gingen dann, um sich heimlich bei jemanden anderen zu beschweren, was aber absolut sinnlos war.

Jeder Saiyajin mit einem Funken Intelligenz und gesunden Eigennutz wollte es sich nicht mit Bulma verscherzen: er konnte ja in Zukunft ihre Hilfe brauchen, da wollte man nicht auf ihrer schwarzen Liste stehen. Sie war bislang unersetzbar.

Die Saiyajins an diesen Ort lernten dadurch schnell, es sich nicht mit Bulma zu verscherzen und freundlich zu sein. Ehrfürchtig beugten sie öfters ihren Kopf beim Anblick der Blauhaarigen.

Bulma sah auf die Daten des Raumflughafens, die sie heimlich unbemerkt lesen konnte. Ihr Tablett war eine Eigen-Version; es sah von außen alt aus, verfügte aber innen über eine hoch technologische Hardware made by Bulma.

Im Orbit des Planeten befand sich gerade ein Raumschiff aus Aurum mit wichtiger Gesandtschaft.

Da der Planet Vegeta-Sei über eine relativ hohe Schwerkraft verfügte, funktionierte es wie eine natürliche Barriere gegen andere Völker, die nicht die nötige Stärke besaßen, um sie auszuhalten.

Darum mussten Gäste aus wohlgesonnen Rassen ihre Raumschiffe nutzen und im Orbit verbleiben, wenn sie persönlich mit den Saiyajins verhandeln wollten.

Vielleicht wäre eine technische Lösung möglich, aber für beide Seiten hatte diese Art des Besuches einen großen Vorteil. Die Fremden fürchteten, von den Saiyajins gefangen genommen zu werden und konnten bei Unstimmigkeiten schnell in ihrem eigenen Raumschiff fliehen. Die Saiyajins misstrauten Besucher, fürchteten Attentate mit Bomben oder Gift und ließen darum kein fremdes Raumschiff näher als in die Umlaufbahn.

Bulma sah auf die Bilder des fremden Raumschiffes, die der Überwachungs- Satellit lieferte: schnittige Form, eine reinweiße Außenhülle mit goldenen Spitzen, die Fenster wirkten wie ein blaues Band, welches sich um das Raumschiff schlängelte, dazu ein fremdes Wappen, groß und golden drauf.

Es sah so wunderschön aus, wie es da im dunklen All schwebte.

So etwas hatte sie noch nie gesehen und es drängte sie, es genauer zu inspizieren.

Wie sah es wohl von innen aus? Mit welcher Art von Antrieb flog es?

Es sah so völlig anders aus als die „Oji“, das größte Raumschiff von Vegeta, so glänzend und modern.

Zu dumm, dass die Aurumaner nicht auf Vegeta-Sei landen konnten, aber wenn sie wenigstens mit hochfliegen dürfte. Sie wusste, dass Vegeta sich mit ihnen traf. Heute war ein Gedenktag, als Erinnerung an das erste Treffen zwischen Aurum und den neu gegründeten Planeten Vegeta-Sei vor Jahrzehnten und dazu wurden traditionell Geschenke ausgetauscht. Er war schon vor einer Stunde losgeflogen; sie hatte von weitem das Shuttle gesehen, wie es mit ihm abhob.

Wäre sie nicht inoffiziell aus seinem Team entfernt worden, wäre sie vermutlich mitgeflogen.

Sie kaute unzufrieden auf ihrer Unterlippe, ärgerte sich über die verpasste Gelegenheit.

Das war nur Vegetas Schuld!

Sie klemmte sich ihr Tablett unterm Arm und riss grimmig die Tür auf, die zum Außenhof führte.

Während sie über den Hof marschierte und die parkenden Pods beiläufig begutachtete, hörte sie plötzliche eine bekannte Stimme Befehle erteilen. Sie drehte den Kopf.

Überrascht wurden ihre Augen größer, dann bildete sich auf ihren Lippen ein zufriedenes Lächeln.

Sie hatte Glück, sie würde heute doch noch tolle Raumschiff von nahem sehen können.
 

Bardock sah auf das kleine Shuttle, welches ihn und seine Kameraden zusammen mit der Lieferung, die sie gerade rein trugen, zur „Ororo“, dem Raumschiff aus Aurum bringen sollte.

Es handelte sich bei dem Inhalt der Kisten um Kunstgegenstände, welche die Saiyajins mal gestohlen hatten, ohne eine wirkliche Verwendung zu haben, außer sie solchen Leuten wie dort oben als kleine Gefälligkeit zu übergeben.

Jene Überreste von längst zerstörten Zivilisationen waren von großem Interesse für die kultivierten Gäste, die gerne solche Geschenke annahmen. Für sie waren es kostbare Kulturgüter.

Aber hinter der freundlichen Geste der Saiyajins versteckte sich eine Drohung.

„Sie her, die Besitzer dieser Kunstwerke waren einst ein mächtiges Volk, aber auch sie hatten keine Chance gegen die Saiyajins. Bedenk also, wie du dich uns gegenüber benimmst, sonst sind es nächstes Mal deine Schätze, die wir nehmen.“

Da es sich bei den jetzigen Gästen um Aurelius persönlich handelte, einen Mann, der die Saiyajins seit langem kannte, würde er die Bedeutung garantiert verstehen.

Bardock war dafür verantwortlich, die Lieferung sicher nach oben zu bringen, ohne einen Kratzer zu hinterlassen und im Gegensatz die erhaltenen Geschenke nach Prüfung mitzunehmen.

Eine leichte Aufgabe, aber man wusste ja nie, darum war der verlässliche Mittelklasse-Krieger ausgewählt worden.

„Hallo, Papa“ sang eine helle, weibliche Stimme.

Überrascht drehte er den Kopf und sah seine Tochter lächelnd auf ihn zu rennen.
 

„Na, ich weiß nicht“ brummte Bardock und kratzte sich unsicher den Hinterkopf.

„Och, komm schon, Papa, was soll passieren, wenn ich mit euch fliege? Ich habe meine Pflichten für heute erledigt, ich stehe zur freien Verfügung. Wenn es ein Problem mit dem Shuttle gibt, willst du doch nicht festsitzen? Ein Mechaniker dabei zu haben, kann sehr nützlich sein“ schmollend und bittend sah Bulma ihren Vater an, redete mit Engelszunge auf ihn ein.

Hilfesuchend drehte Bardock den Kopf, doch seine Kameraden grinsten nur.

Sie sahen schadenfroh dabei zu, wie der sonst so harte Krieger es nicht schaffte, das Anliegen seiner Tochter abzuschmettern.

Für sie war es kein Problem, sie fanden Bulmas Argumentation logisch. Außerdem hatte es den Vorteil, dass Bardock nachsichtiger in Gegenwart seiner Kleinen war, das kam auch ihnen zugute.

„Nimm sie mit, Bardock“ rief Toma, der am Shuttle lehnte.

„Ja, tu es endlich. Wir kommen noch zu spät“ drängte Selypa ungeduldig.

Bardock stöhnte, verdrehte die Augen, aber mit einem Seufzen gab er nach.

„Also gut, aber du benimmst dich. Beim Liefern kannst du uns nicht helfen und ich vermute, deswegen willst du auch nicht da hoch, oder?“ fing er an, auf seine Tochter einzureden. Sie schmunzelte zustimmend und streng fuhr er fort „Aber wenn du dich umsiehst, benimmst du dich und bleibst unauffällig. Triff auf keinen Fall auf die Gesandtschaft. Das bleibt unser Geheimnis.“

Sie lächelte gewinnend, tippte auf ihren Scouter. „Keine Sorgen, du sagst mir Bescheid, wenn ihr fertig seid und ich komme sofort zu euch.“
 

Die „Ororo“ war von nahem noch schöner, als Bulma es vermutet hatte. Vor Freude zitterte ihr Körper. Sie war so glücklich, dass ausgerechnet ihr Vater für diese Aufgabe eingeteilt worden war.

Kaum war das Shuttle im großen Lagerraum gelandet, als sie auch schon ungeduldig aufstand, obwohl die Shuttle-Luke noch geschlossen blieb.

Ihr Vater bemerkte belustigt, wie aufgeregt sie war. Bei so einem großen Raumschiff, mit ihrer Rüstung, die sie als Saiyajin auswies, sollte ein kurzer Rundgang eigentlich kein Problem sein.

Selbst wenn jemand sie sah, würde er sie als Mitglied der Delegation behandeln.

Das Entladen und Beladen würden nicht mehr als eine Stunde dauern.

Während er anfing, das Entladen zu beaufsichtigten, schlich sich Bulma mit einem letzten abschließenden Zwinkern fort, in ihren Händen ihr Tablett.
 

Während sie durch die Gänge schlich, auf der Suche nach den Maschineraum, nutzte sie ihren Ki-Sinn, um anderen Personen aus dem Weg zu gehen.

Sie fand eine gute Ecke mit einem unbeobachteten Bord-Computer, wo sie sich einhackte und Daten auf ihr Tablett runterlud. Diese würde sie später genauer untersuchen.

Schiffspläne, Protokolle, Reise-Aufzeichnungen…während ihr kleiner Computer arbeitete, las sie im Bord-Computer quer.

Dabei stieß sie auf die Aufzeichnungen der königlichen Mission von Vegeta III. und seinem berühmten Raumschiff „Oro-Saru“. Eine Zusammenarbeit von Aurum und Vegeta, die berühmte, langjährige Mission, von dem es kaum öffentliche Informationen gab.

Ihr Interesse war geweckt, sie tippte sich durch, bewunderte die Pläne des besonderen Raumschiffes und las von den bisherigen Entdeckungen sowie den technischen Details.

Ein neuentwickelter Antrieb, kleinere Medic-Tanks, eine Sauerstoffbar und eine neue Wasser-Aufarbeitungsanlage; so viele inspirierende Erfindungen.

Da die Techniker von Aurum damals damit gerechnet hatten, dass diese Reise so weit entfernt führen würde, dass man nur schwer den Funk nutzen konnten, hatten sie die Idee gehabt, kleine Kommunikator-Satelliten ins Raumschiff einzufügen. Auf regelmäßiger Entfernung wurde eines davon ausgespuckt, damit es wie eine Kommunikations-Kette die Meldungen weiterfunkte.

Doch je weiter entfernt die „Oro-Saru“ war, desto länger dauerte der Kontakt. Die letzte Meldung war einen Monat her und befasste sich mit den Spuren von intelligenten Leben, die man gesichtet hatte; Anzeichen einer entwickelten Rasse, die man genauer untersuchen wollte.

Es klang alles sehr spannend, aber es war auch eine zeitaufwendige Mission.

Sollte diese Mission aus unerfindlichen Gründen plötzlich abgebrochen werden, würde es aufgrund der Entfernung mehrere Monate nur für die Rückreise dauern.

So schnell kam König Vegeta nicht zurück.
 

Zufrieden über ihren Fund, löste sie die Verbindung zum Tablett und steckte es wieder ein. Sie löschte jede Spur an ihren Zugriff aus und bemerkte verwundert, wie ähnlich die Codes aufgebaut waren. Das System sprach eine ähnliche Sprache wie das Computer-System der Tsufurjins.

Vielleicht bauten beide auf einem gleichen Grundsystem auf, dem gleichen Binär-Code?

Für sie war es jedenfalls vorteilhaft.

Mit glückseligem Lächeln verließ sie schnell den kleinen Gang.

Leider waren in den Maschinenräumen zu viele Personen, als dass sie sich dort unbemerkt einschleichen könnte. Mit ihren blauen Haaren würde sie zwischen den blonden Aurumaner schnell auffallen.

Doch da ihr noch etwas Zeit verbleib, ihr Vater sie noch nicht zu sich rief, wanderte sie den öffentlichen Gang des Raumschiffes lang und bewunderte den Innenausbau.

Rote, samtige Teppiche auf den Boden, saubere, weiße Wände mit sanft strahlenden, kristallförmigen Lampen, diverse Bänke, von denen man auf die gegenüberliegenden Fenster ins All schauen konnte…im Vergleich zur „Oji“ war es hier luxuriös. Sogar die Toiletten, die regelmäßig verteilt waren, sahen besser aus, waren größer, mit goldenen Wasserhähnen und Marmorbecken ausgestattet.

Je weiter sie ging, desto mehr Passagiere bemerkte sie. Aurumaner in langen, cremefarbenen Gewändern, geschmückt mit funkelndem Geschmeide schlenderten umher. Eilig versteckte sich Bulma in den Ecken und beobachtete diese gutaussehende, humanoide Rasse mit den typischen blonden Haaren, der schlanken Statur, den ebenmäßigen Gesichtszügen und den gebräunten Teint.

Da hinten schienen die Feierlichkeiten stattzufinden, der Empfang. Sie hörte Gelächter, das Klingen von Gläsern und leiser Musik und spürte einige starke Auren, die nur von Saiyajins stammen konnten.

Darunter auch zwei sehr bekannte Auren, die von Radditz und Vegeta.

Da sie dazu nicht eingeladen war und von den beiden auch nicht entdeckt werden wollte, wanderte sie in die entgegengesetzte Richtung.

Schade, denn es roch nach leckerem Essen und langsam knurrte ihr Magen.

Ob sie die Kombüse finden könnte? Würden die arbeitenden Saiyajins wie ihr Vater auch eine Mahlzeit bekommen? Gab es für sie eine Kantine in diesem herrschaftlichen Raumschiff?

„Na, auch gelangweilt von diesem Empfang?“ sprach sie plötzlich jemand von der Seite an. „Ich wünschte, ich könnte auch gehen.“

Bulma zuckte zusammen und bemerkte mit einem Seitenblick, dass sich hinter einem Vorhang eine gepolsterte Bank versteckte, auf die sich jemand ausruhte. Hinter den offenen Falten hatte er ihre Gestalt bemerkt.

Erschrocken blinzelte sie ihn an, zu keinem Wort fähig.

Dafür stand der Sprechende nun auf, streckte sich und stellte sein halbvolles Glas ab.

Er war jung und großgewachsen, mit goldenem, lockigem Haar. Er trug eine cremefarbene Toga mit einer purpurroten Stola darüber. Sein Gürtel und sein Halsreif bestanden aus verzierten Goldplättchen mit eingefassten Edelsteinen, dazu breite, goldene Armmanschetten und diverse Ringe an den Fingern. Bulma sah sofort, dass es sich bei ihn um einem hochangesehenen Aurumaner handeln musste, wenn er so viel Gold und Purpur tragen durfte.

Wie bei den Saiyajins, wo auch nur die Königsfamilie rote Umhänge tragen durfte, war es ein Zeichen von Adel.

Ehrerbietend senkte sie den Kopf und verfluchte sich innerlich, von ihm entdeckt worden zu sein.

Sie wollte doch unbeobachtet auf dem Schiff herumschleichen, aber der Kerl hatte so eine schwache Aura…in seiner Ecke hatte sie ihn nicht bemerkt.

Wie kam sie schnell von hier weg ohne Alarm auszulösen?

Auf keinen Fall sollte Vegeta erfahren, dass sie in der Nähe war; sie durfte keinen Lärm veranstalten.

Aurum durfte außerdem nichts von ihrem Tablett mit den gestohlenen Daten wissen.

Sie hörte ein belustigtes Lachen und hob neugierig den Kopf.

Der Fremde stand nun direkt vor, ohne etwas Abstand zu lassen und beäugte sie wohlwollend. Aus der Nähe konnte sie seine langen, dunklen Wimpern erkennen, die wohlgeformte Nase und Lippen, die grünen, tropfenförmige Ohrringe.

Er war ein gutaussehender Mann, aber unter seinem Blick fühlte sie sich unbehaglich.

Wie er sie taxierte, sie abschätzte…sie blieb misstrauisch.
 

Pretio d‘Oro aka Pret, Kronprinz von Aurum, sah interessiert auf diese ungewöhnliche Saiyajin.

Auf den ersten Blick hätte er sie für jemanden von einer anderen Rasse gehalten, denn ihr blauer Schweif war so unauffällig, dass man ihn kaum bemerkte. Dazu diese herrlichen Augen und ihre seidigen Haare in der unüblichen Farbe. Außerdem strahlte sie nicht diese Brutalität aus wie bei Vegeta und seinen Männern. Ihr Körper war wohlgeformt und die Rüstung wirkte an ihr aparter, wie eine fremde Tracht. Eine exotische Ausstrahlung ging von ihr aus, die ihn anzog.

Waren alle saiyanische Frauen so?

Es war das erste Mal, dass er eine von nahem sah. Er hatte von einigen Kriegerinnen gehört, aber noch nie eine saiyanische Frau von nahem gesehen.

Im Gegensatz zu den Gerüchten wirkte sie harmlos, nicht wie eine brutale Söldnerin.

Pret trug keinen Scouter, da an Bord alle die allgemeine Sprache der nördlichen Galaxie sprachen und kein Übersetzer notwendig war. Er ahnte daher nicht, dass sogar diese schwache Saiyajin achtmal stärker war als er.

Stattdessen überkam ihn bei ihrem Anblick ein bekanntes Gefühl der Berechnung.

Prets Volk war bekannt als das geldgierigste Händlervolk des Universums und die Königsfamilie war davon keine Ausnahme.

Alles wurde einem Wert zugeordnet.

Während Pret also trügerisch unschuldig auf Bulma herablächelte, rechnete er im Hinterkopf bereits ihren Wert aus.

Sie war eine Saiyajin und die waren begehrte Sklaven. Da sie aufgrund ihrer Stärke und Stolzes sich nur schwer fangen und brechen ließen, konnte man einen hohen Preis für einen saiyanischen, loyalen Leibwächter verlangen.

Zu dumm nur, dass die meisten Saiyajins immer in Teams unterwegs waren und man nur schwer einen isolieren und entführen konnte, vom Abrichten ganz zu schweigen. Saiyajins wollten nur jemanden dienen, den sie als Stärkeren anerkannten und wer war schon stärker als ein Saiyajin?

Die wenigen Experimente, wo man versucht hatte, sie mit elektronischen Halsbändern abzurichten, hatte nur zu Selbstmorden geführt. Lieber starben diese Barbaren als einem schwachen Nicht-Saiyajin zu gehorchen und ihre Ehre zu verlieren.

Der Umstand, dass Aurum neben Waffen auch Sklaven verkaufte, führte zu dem schlechten Ruf von Aurum als „Blutbefleckte Münze“ und gleichzeitig dazu, dass sie die besten Kunden der Saiyajins waren.

Aber die Saiyajins würden es niemals zulassen, dass eigene Leute als Sklave angeboten würden, weshalb nur auf dem Schwarzmarkt diese Anfrage kursierten…und die Königsfamilie von Aurum beherrschte den galaktischen Schwarzmarkt, wenn auch unter falschen Namen.

Pret stellte sich vor, wie man die hübsche Saiyajin verkaufsfördernd präsentieren könnte.

Mit ihren schönen Haaren und den großen, intelligenten Augen…er strich sich beiläufig übers Kinn und stellte sich Bulma in einer kurzen, weißen Toga vor, die ihren Körperformen schmeichelte, dazu mit zierlichen Goldketten behängt, in denen rosa Edelsteine aufleuchteten. Als Kontrast dazu ein breiter Sklaven-Reif um den zierlichen Hals. Die Farben Gold und Weiß würden ihr wunderbar stehen, besonders in Kombination mit diesen wundervollen Haaren. Ein seidiger, herabfließender Stoff würde die hervorragenden Konturen ihres Körpers noch unterstreichen.

Bei diesem Anblick würden Männer ein Vermögen für sie bezahlen, ganz egal, ob sie sich als Leibwächterin eignete oder nicht. Man hätte auch andere Aufgaben für sie.

„Wie wundervoll, eure Bekanntschaft zu machen, meine Dame“ sprach Pret schließlich als erstes, weil Bulma als Niedergestellte sich weder rühren noch sprechen durfte. „Wie ist euer Name?“

„Bulma“ antwortetet die junge Frau zögerlich.

„Erhebt euch, hübsche Saiyajin“ befahl Pret. „Ihr seht vor euch, Pretio Candidos d’Oro, Kronprinz von Aurum.“

Nachdem die offizielle Vorstellung damit abgeschlossen war und Bulma eine Erlaubnis erhalten hatte, hob sie ihren Kopf, wodurch der Prinz nun besser ihre Gesichtszüge studieren könnte. Freundlich lächelte er sie an, während er sich im Hinterkopf zu seinem guten Riecher für edle Ware beglückwünschte.

„Hm, ich habe euch beim Empfang eben nicht gesehen und so jemand Hübsches würde ich nicht vergessen“ begann er im freundschaftlichen Tonfall. „Helft mir doch, werte Bulma, mir diese öde Zeit zu vertreiben. Setzt euch zu mir, trinkt was, erzählt mit von euren Planeten. Leider sind wir Aurumaner zu gebrechlich, um ihn zu betreten. Aber ich brenne drauf, davon zu hören“ schmeichelte er und nutzte seinen vielgerühmten Charme, um ihr Misstrauen zu zerstreuen.

Doch bei Bulma schien es nichts zu nützen. Sie sah sich furchtsam um und suchte deutlich nach einer Ausrede, um seiner Einladung nicht Folge zu leisten.

„Euer Angebot ehrt mich“ begann sie in überraschend höflichen Tonfall. „aber ich bin kein Gast hier, sondern gehöre dem Team, dass für die Übergabe der Geschenke verantwortlich ist. Mein Kommandant wird über meine Trödelei nicht erfreut sein. Ich wollte nur etwas mehr von diesem wundervollen Raumschiff sehen“ entschuldigte sie sich.

Pret, als geborener Händler und geübter Redner, stieg darauf ein. Mit charmanten Worten versuchte er sie zum Bleiben zu überreden. Er lächelte sie breit an.

„Nicht wahr? Sie ist ein Prachtschiff, unsere „Ororo“. Ihr solltet mal den Empfangssaal sehen oder die Brücke. Vielleicht auch eines der Gästezimmer. Keine Sorge, solange ihr in meiner Nähe seid, könnt ihr überall hin. Was soll euer Kommandant sich da schon beschweren? Ich bin ein Gast der Saiyajins und ihr seid mein Gast. So jung kommen wir nicht mehr zusammen, vielleicht war es Schicksal. Ich zeige euch mein Raumschiff und ihr rettet mich dafür von dieser langweiligen Veranstaltung“ er griff schnell nach ihrer Hand und hauchte der überforderten Saiyajin einen Kuss auf die Rückseite.

Mit gewinnendem Lächeln sah er sie an.
 

Bulma zögerte aus Höflichkeit und das war ihr Fehler.

Jeder anderen Saiyajin wären die Konsequenzen egal gewesen, sie hätte dem blonden Burschen die Hand entrissen, ihm gar eine Ohrfeige gegeben und wäre unbeeindruckt gegangen, sich nicht um Etikette oder ihren Ruf als Barbarin scherend.

Doch Bulma, die einige Bücher über Aurum gelesen hatte, sowie Zeit auf Altharwa, einem ähnlichen Planeten verbracht hatte, wollte keinen Fehler begehen.

Wie konnte sie ausgerechnet dem Kronprinzen von Aurum gegenüber unhöflich sein; das ging doch nicht.

Dazu war sein Angebot verführerisch. Die Brücke zu sehen, den Kontrollraum dieses faszinierenden Raumschiffes? Das hörte sich interessant an.

Sie zögerte, leistete aber keinen Widerstand, was Pret nicht entging.

Wie ein Fischer, der etwas am Haken spürte, wollte er nicht loslassen; nutzte die Gelegenheit.

Mit süßen Worten schmeichelte er ihr, versuchte sie zum Bleiben zu überreden.

Bislang hatte er noch jede Frau mit seiner Überredungskraft überzeugt. Zwar widerstand ihm diese Bulma schon recht lange, aber er war sich gewiss, sie auch überzeugen zu können.

Für den Anfang ging es ihm wirklich nur um eine lustige, neue Bekanntschaft, die ihm die Zeit vertrieb, aber wer weiß, welch günstige Gelegenheiten es noch gab.

Er hätte sich nie vorstellen können, eine Saiyajin mal hübsch zu finden, aber für sie machte er eine Ausnahme. Sie schien auch intelligenter zu sein als ihre Artgenossen und er hatte weniger Angst vor ihr.

Die perfekte Person, die ihn von seiner Langweile retten könnte.
 

Vegeta stellte gelangweilt sein leeres Glas ab.

Der Empfangssaal war erfüllt von leisem Gelächter und Musik. Er war prächtig ausgestattet, mit diamantenförmigem Kronleuchter, goldenen Verzierungen an den Wänden und einem Buffet, was ständig aufgefüllt wurde. Die großen Fenster zeigten das dunkle All, sowie den rot-leuchtenden Planeten Vegeta. Hauptsächlich befanden sich die Gastgeber, Aurumaner drin, aber auch einige hochgestellte Saiyajins; Generäle und Minister in Parade-Uniformen mit breiten Schultern und Umhängen.

Radditz und Nappa hielten als Leibwächter die Stellung im Hintergrund, wie üblich kampfbereit in ihren Rüstungen und als einzige mit einem Scouter ausgerüstet.

Die Aurumaner hielten sich verdächtig oft in ihrer Nähe auf, sahen begehrlich auf die starken, männlichen Körper. Einige Frauen näherten sich sogar kichernd Radditz und wollten über seine Brust streicheln, was jener aber mit einem schnellen Schritt rückwärts verhinderte.

Saiyajins waren misstrauisch und ließen sich nicht von Fremden berühren, fürchteten stets einen Angriff. Ungebührlicher Körperkontakt, dazu noch von einer Rasse, die so nach Parfüm stank, war ihnen zuwider.

Vegetas Mund war verkniffen, als er die gierigen Blicke der Aurumaner sah und sich an einigen Gerüchten über sie erinnerte. Gerüchte, von denen er wusste, wie wahr sie waren, auch wenn Aurum zu geschickt für Beweise war.

Die Ankunft von Aurelius, der sich durch die Menge bahnte, lenkte Vegeta ab.

„Ahh, Vegeta, ich muss euch unbedingt meinen neuesten Kauf zeigen. Ein Prachtstück eines Schwertes, vielleicht könnt ihr mir eure fachliche Meinung dazu sagen“ forderte der Alte ihn zum Mitgehen auf.

Vegeta verstand die versteckte Botschaft: Aurelius wollte mit ihn an einem Ort sprechen, wo niemand lauschen konnte.

Vielleicht ging es um die Mission seines Vaters; einige der entdeckten Planeten müssten bald gesäubert und für den Verkauf vorbereitet werden.

Er begleitete den alten Mann. Zwar folgten ihnen die neugierigen Blicke, als sie den Saal verließen, aber niemand stellte sich ihnen entgegen.

Aurelius ging voran, doch als sie beide um die nächste Biegung schritten, hielt der Alte plötzlich erschrocken inne. Vegeta wäre beinahe in ihn reingerannt und sah überrascht nach vorne, um zu sehen, was ihn so schockierte.

Ihm wurde die Luft aus der Lunge gepresst, als er zwei Personen sah, die ebenfalls überrascht von den Neuankömmlingen waren und sie anstarrten.

Vegeta konnte den Schock von Aurelius nachempfinden, denn er fühlte sich, als würde man ihn ohne Vorwarnung eine reinhauen: vor ihm stand Bulma.

Und neben ihr, ihre Hand haltend, der schleimige Goldprinz von Aurum.
 

Alles schien in Zeitlupe zu laufen, jede Bewegung war vor seinen Augen unglaublich langsam, während er gleichzeitig nichts hörte außer dem Rauschen in seinen Ohren.

In dieser anhaltenden Zeitspanne sah er jedes Detail glasklar vor sich.

Bulmas Gestalt, die er regelrecht einsaugte; ihre Augen, Gesichtszüge, ihre wohlgeformte Figur in der engen Uniform. Sie wirkte attraktiver, als hätte sie sich in der Zwischenzeit endgültig zu einer Frau entwickelt. Keine Spur von Kindlichkeit mehr in ihren blauen Augen unter den langbekränzten Wimpern.

Vergessen waren die letzten Monate, wo er sie gut verdrängt hatte. Nun erkannte er, dass er ihren Anblick nur vergraben hatte unter seinen täglichen Aufgaben. Bei ihrem Anblick kam aber alles wieder hoch, sogar noch stärker.

Sie war noch schöner als in seiner Erinnerung. Selbst der kalte Blick, mit dem sie ihn bedachte, änderte nichts an ihrer Anziehungskraft. Es juckte in seinen Fingern, sie am Handgelenk zu packen, sie an sich zu ziehen und nie wieder loszulassen. Er wollte über ihren Körper streichen, seine Finger in ihren Haaren vergraben, um ihren Kopf in den Nacken zu ziehen, mit seinen Zähnen an der Haut zu knabbern und daran zu riechen.

Das Blut rauschte heiß durch seine Adern und er spürte zum ersten Mal seit Wochen wieder ein erregtes Schaudern. Nur bei ihr fühlte er sich so…so komplett, so lebendig.

Ein eifersüchtiges, besitzergreifendes Verlangen kam auf: Sie musste bei ihm sein, an seiner Seite und nicht bei diesem Schönling.

Vegetas Blick konzentrierte sich nun auf ihn. Sein Schweif bauschte sich auf und unwillkürlich knurrte er leicht, als er dessen Hand sah und wo sie lag.

Er wagte es, Bulma zu berühren!

Sie war sein, sein Eigentum!

Was fiel ihm ein, sie anzutatschen!

Seine Hände ballten sich; er stand kurz davor, dem Blonden die Fresse einzuschlagen.

Scheiß auf die diplomatischen Konsequenzen, kein Fremder durfte so einfach eine Saiyajin betatschen und ganz besonders nicht seine Bulma.

Aurelius, dessen Stirn ebenfalls gerunzelt war, allerdings aus anderen Gründen, hörte das Knurren und sah alarmiert auf. Mit schnellen Blicken erkannte er die gereizte Stimmung des Skattkönigs.

„Pret, was machst du da?“ fragte er streng, in dem Versuch, Prets Leben zu retten.

„Ich?!“ Überrascht, etwas dümmlich sah Pret auf seine Hand, die immer noch Bulmas festhielt. Er erkannte nun ebenfalls die Ursache von Vegetas Zorn und ließ sie schnell los, wobei er sich an einem unschuldigen Gesicht versuchte. Kaum hatte er sie losgelassen, als Bulma auf die Knie sank und ihren Kopf vor Vegeta beugte.

Sie war bei Vegetas Ankunft zwar auch überrascht gewesen, aber sie erholte sich am schnellsten, fasste einen Plan. Sie blieb in der Rolle, die Vegeta ihr aufgedrängt hatte: die einer untergebenden Saiyajin, die sich ihm nicht mehr nähern durfte.

In einer ehrfurchterbietenden Geste, wie es dem Herrscher der Saiyajins zustand, senkte sie tief den Kopf. Dadurch brauchte sie dem Mistkerl auch nicht mehr ins Gesicht zu sehen.

Wie sie es sich gedacht hatte: dass sie ohne seine Zustimmung an Bord war, erzürnte ihn.

Er hatte tatsächlich geglaubt, er könnte ihre Karriere behindern, ihr den Weg abschneiden, sie auf den Planeten lassen.

Tja, blöd gelaufen.

Wäre dieser Vollidiot von Prinz nicht gewesen, wäre sie noch rechtzeitig verschwunden und er hätte nie was davon erfahren.

Nun aber spürte sie die zornigen Wellen seines Kis, während sie aus den Augenwinkeln seine Stiefel beobachtete. Schnell überlegte sie die passenden Ausreden für ihre Anwesenheit auf dem fremden Rauschiff. Neben sich hörte sie den fremden Prinzen stammeln, der seinem Urgroßvater erklärte, wie er zufällig auf die blaue Saiyajin getroffen war und sich mit ihr unterhalten hatte.

Die weißen Stiefel traten auf sie zu, hielten kurz vor ihr inne. Seine machtvolle Präsenz überstrahlte alles, ragte vor ihr auf wie ein drohendes Gewitter.

„Ist das wahr?“

Als sie seine dunkle Stimme hörte, stellten sich ihr die Nackenhaare auf. Es war nicht wegen dem gefährlichen Unterton, sondern weil sie diese Stimme zuletzt gehört hatte, als sie beide sich nackt in seinem Bett gewälzt und er ihr heiße Worte zugeflüstert hatte; so dunkel und verrucht. Da wurden Erinnerungen wach…Erinnerungen, an die sie gerade nicht denken wollte.

Sie schluckte und sagte schnell in unschuldigen Ton. „Das ist richtig. Ich war auf der Suche, als Prinz Pretio mich sah. Er stellte viele Fragen und ich wagte nicht, mich zu widersetzen.“

„Du bist eine Saiyajin. Deine Loyalität gehört in erster Stelle MIR“ das letzte Wort war schneidend. „Wenn ein gelackter Gockel dich aufhält, hast du ihm eine zu watschen und deine Pflicht zu erfüllen“ hörte sie sein erzürntes Knurren.

„Äh, hallo? ICH bin der KRONPRINZ von AURUM!“ widersprach Pret empört. „Zudem möchte ich hinzufügen, dass wir beide gesittet und höflich miteinander umgegangen sind. Warum darf die junge Frau nicht mit mir sprechen? Gehorcht der Skattkönig über jeden Gedanken, jede Privatsphäre seiner Untertanen? Wie anmaßend“ höhnte er schnippisch. „Muss sich eure Untergebene jetzt dafür rechtfertigen, dass sie im Gegensatz zu ihren Artgenossen HÖFLICH war?!“

„Sei still“ zischte Aurelius und verpasste seinem Ur-Enkel einen überraschend starken Ellbogenstoß in den Magen. Der stöhnte überrascht auf.

Unterbrochen von diesem Zwischenruf, sah Vegeta wieder auf Bulma.

Wut auf Pret und Wut auf sie wechselten sich ab, mit Unterbrechungen von Zorn auf sich selbst.

Warum konnte sie nicht seine Befehle folgen und in der sicheren Heimat bleiben?

Sie sollte nicht hier sein, nicht an diesen Ort voller falscher Schlange und Hyänen.

Warum wollte er sie gleichzeitig küssen und den Hals umdrehen?

Natürlich, er hatte einen Verdacht für seinen Gefühlstumult, aber den lehnte er ab. Nein, es war keine Liebe, niemals, nur Begehren, nur Lust, sonst nichts.

Er hatte es schließlich Monate ohne sie ausgehalten. Er konnte sein Herz kontrollieren, bloß seine Triebe waren gerade etwas problematisch.

Nun befand er sich in einen Zwiespalt: Küssen oder Hals umdrehen, Küssen oder Hals umdrehen…oder beides?

Aber bevor er sich für eine der Optionen entscheiden konnte, kam eine weitere Partei in den Gang und unterbrach die Gruppe.
 

„Mein König“ ein saiyanischer Krieger eilte herbei, ein rotes Stirnband um seinen Kopf. Er warf einen Blick auf die Situation und reagierte richtig: er kniete sich neben der Blauhaarigen hin und senkte ebenfalls den Kopf vor dem Skattkönig.

Vegeta verstand augenblicklich bei der Ankunft von Bardock. Er wusste, dass jener der Vater von Radditz und folglich auch von Bulma war.

Das Rätsel, wie sie es hierhergeschafft hatte, war damit gelöst.

Nun hatte er aber das Problem, das er Bulma in Anwesenheit ihres Vaters anders behandeln musste als gedacht. Er konnte sie nicht wie geplant in eine ruhige Kammer ziehen und ihr den Hintern versohlen, denn das würde ihr Vater nicht widerstandslos akzeptieren.

„Bericht“ forderte er also eisig auf. „Was geht hier vor?“

„Wie befohlen, haben wir die Geschenke für unsere hochgeschätzten Gästen abgeladen und die Gegengaben aufgeladen“ sprach Bardock als erstes.

„Schön und wieso ist diese Technikerin hier und schäkert mit dem Prinzen von Aurum?“ wollte Vegeta wissen. Sein schneidender Tonfall machte deutlich, dass er Bardock in der Verantwortung sah, nicht auf seine Tochter aufzupassen.

Irritiert sah Bardock zu seiner Tochter hin, doch sie blieb ruhig. Auf ihrem Gesicht war ein maliziöses Lächeln, als sie ihren Kopf hob und die gewünschte Antwort gab.

„Ich wollte dem Skattkönig Bescheid geben, dass wir unseren Auftrag erfüllt haben. Als ich euch fand, wollte ich aber nicht inmitten eurer wichtigen Gespräche stören und hielt mich im Flur auf, um auf die richtige Gelegenheit zu warten“ log sie. „Dabei traf ich auf Prinz Pretio d’Oro, der an unsere Kultur interessiert war. Sollte ich einem Freund der Saiyajins unhöflich behandeln, einen teuren Gast? Wir unterhielten uns nur für wenige Minuten, bevor Ihr uns fandet“ erklärte sie in der Gewissheit, nichts falsch gemacht zu haben.

„Aha, dennoch frage ich mich, warum DU auf diesem Schiff bist?“ führte Vegeta seinen Unmut weiter auf. Finster sah er auf sie heran.

Bulma schmunzelte. Hatte sie es doch geahnt, es nervte Vegeta gewaltig, dass sie eine Schwachstelle in seinem Plan ausnutzte. Sie hatte es trotz seiner Anweisung geschafft, ihr eigenes Ding durchzuziehen.

Hier, in Anwesenheit ihres Vaters, konnte er sie außerdem nicht im Privaten sprechen. Niemand wusste, warum Bulma, obwohl offiziell immer noch Teil seines Teams, nicht mehr direkt unter ihm stand…außer Radditz natürlich.

Aber vor ihrem Vater musste sich Vegeta noch mehr hüten.

„Ich verstehe nicht?“ tat sie dumm. „Laut den Vorschriften muss wenigstens ein Techniker an Bord sein, wenn eine Gruppe von Saiyajins eine Fahrt in einem Raumfahrtähnlichen Gefährt unternimmt, um auf mögliche Komplikationen vorbereitet zu sein. Heute war ich die einzig freie Technikerin und wurde daher Mittelklasse-Kommandant Bardock unterstellt“ erklärte sie sachlich.

Sie kannte jede Vorschrift auswendig und wusste sie für ihre Zwecke zu nutzen. Sie hatte sich über Scouter um die nötigen Vorkehrungen gekümmert, ihren Vorgesetzen Bescheid gesagt und die Freigabe erhalten. Bardock und Bulma hatten sich damit nach Vorschrift verhalten und sie hatte eine Ausrede bereit, warum sie auf den Fluren herumhing.

Vegeta verstand, dass er keine Kritikpunkte wegen falschen Verhaltens mehr vorzuweisen hatte. Seinen Plan, Bulma in eine Kabine zu schleppen und ihr die Leviten zu lesen, um sie anschließend zu „bestrafen“, konnte er unter den wachsamen Augen ihres Vaters vergessen.

„Verstehe…“ knurrte er „in dem Fall seid ihr entlassen und könnt gehen. Bringt meine Geschenke in den Palast.“

Bardock und Bulma nickten und standen auf, um seinen Auftrag eilig auszuführen. Beide waren erleichtert, diese Sache schnell abzuschließen.

„Ach ja…“ Vegeta hielt sie auf. Er sah dabei Bulma besonders scharf an „Sollte so ein Fall noch mal auftreten, verlange ich sofort informiert zu werden. Egal, mit wem ich gerade in Gespräch bin.“

„Verstanden, Majestät“ antwortete Bulma kühl. Sie drehte sich um und folgte ihren Vater, ohne auf Vegetas Freigabe zu warten.

Sie wollte nur noch weg von hier und seinen Anblick nicht mehr ertragen.

„Was, Ihr schickt sie weg?“ fragte Pret stirnrunzelnd und enttäuscht. „Warum ladet Ihr sie nicht mit in den Empfangssaal ein? Wenn ich mich in eurer Anwesenheit mit ihr unterhalte, wird die Etikette doch gewahrt. Sie ist eine aufgeweckte, intelligente Dame, die ich gerne besser kennen lernen würde. Lasst uns gemeinsam feiern!“

Aurelius stöhnte krächzend auf und Vegetas Augen verengten sich.

Pret glaubte wohl, auf seinem Raumschiff konnte er die Regeln machen und über fremde Soldaten bestimmen?

Doch zur Überraschung der Anwesenden, war es nicht Vegeta, der auf diese Worte am stärksten reagierte. Im stillen Flur waren sie gut zu hören gewesen und sie bewirkten, dass der Saiyajin mit dem roten Stirnband im Gehen stoppte. Sein Körper versteifte sich und eine mordbereite Aura breitete sich um ihn aus.

„Wie war das?“ fragte er rau und drehte langsam den Kopf. Der Blick, mit dem er den Goldprinzen bedachte, war der eines Saiyajins, der kurz davor stand, ein Massaker zu beginnen.

Auffordernd sah er seinem König an, bat stumm um die Freigabe, diesen anmaßenden Schwächling zu strangulieren.

Vegeta, der im Gegensatz zu Aurelius und Pret über die wahre Verbindung zwischen Bulma und Bardock wusste, schmunzelte.

Pret ahnte nicht, dass es saiyanische Väter nicht mochten, wenn Gewürm sich ihren Töchtern näherte. Damit hatte sich der Aurumaner einen neuen Todfeind geschaffen.

Der kannte nicht den Grund, warum ihn dieser Krieger so kalt anstarrte, aber er verspürte Furcht.

Kalter Angstschweiß tränkte seine teure Toga und Vegeta tat nichts, um diesen Mann zu stoppen.

Nein, er schien sich sogar darüber zu amüsieren.

„Habe…habe ich etwas Falsches gesagt?“ stammelte Pret und sah seinen Großvater Hilfe suchend an. Der konnte ebenfalls kein Wort sprechen und nickte nur hastig.

Pret leckte sich nervös über die Lippen.

„In dem Fall entschuldige ich mich für mein mangelndes Wissen um die Sitten der Saiyajins. Es wird nicht mehr wiederkommen“ entschuldigte er sich eilig und senkte leicht den Kopf.

Der Krieger grunzte nur missbilligend. Ihm schien die Ehre, eine Entschuldigung von Prinz Pretio zu erhalten, nicht bewusst zu sein…oder es kümmerte ihn nicht groß und er würde trotzdem lieber den Gastgeber töten.

Der Krieger sah wieder Skattkönig Vegeta an, der fast unmerklich mit dem Kopf schüttelte.

Nein, leider war es nicht möglich, hier herum zu toben.

Erst dann drehte Bardock seinen Kopf wieder um, entließ Pret aus seinem mordlüsternen Blick und holte wieder die blauhaarige Saiyajin an, die mit unbeeindruckter Miene im Gang gewartet hatte.

Die Luft erholte sich wieder, wurde wärmer, während die beiden Saiyajins die adeligen Personen hinter sich ließen.
 

Mit geballten Fäusten sah Vegeta dabei zu, wie sie verschwand. Sie zeigte ihm ihren Rücken, so wie sie die ganze Zeit von kühler Distanz zu ihm gewesen war.

Kein sanftes Lächeln, keine Spur an Freude in ihrem Gesicht.

Aber was hatte er auch erwartet?

Vegeta ärgerte sich, dass ihre erste Begegnung seit ihrer Reise ihn mehr aus der Bahn warf als sie.

Er sollte sich besser unter Kontrolle haben und nicht unter ihrer Ablehnung leiden wie ein geprügelter Hund.

„Nun, dann ist die Sache ja geklärt und wir sollten wieder zum Empfang gehen“ mischte sich Aurelius mit beruhigender Stimme ein und lenkte Vegeta ab. „Warum trinkt ihr nicht etwas, mein lieber Vegeta? Ich muss mich kurz mit meinem Enkel unterhalten und ihn in saiyanischen Sitten einweisen“ Er griff nach Prets Schulter und drückte fest zu. Der zuckte schmerzhaft zusammen und sah den Alten empört an. Doch jeglicher Widerstand brach ein, als er in den harten Augen seines Urgroßvaters sah und folgsam nickte er.

Vegeta grunzte zustimmend, immer noch in schlechter Stimmung. „Klärt ihn auf. Sollte ich ihn noch mal erwischen, wie er eine Saiyajin berührt, breche ich ihm die Hand...als Anfang seiner Lektion.“

Den beiden Aurumaner war klar, dass es keine leere Drohung war und mit trockenen Hals sahen sie ihm dabei, wie er wieder zurück marschierte.
 

Kaum war Vegeta hinter der Ecke verschwunden, als Aurelius eilig seinen Enkel in die nächste leere Kabine zog. Keine Spur von jovialem Lächeln mehr, stattdessen Besorgnis und Furcht.

„Bist du völlig übergeschnappt?“ zischte er den Jüngeren an, während er ihm am Kragen packte „Hast du nicht mein Exposee gelesen? Wie man mit Saiyajins umzugehen hat? Sie mögen es nicht, wenn andere Rassen ihre Frauen berühren, das weckt einen tierischen Neidinstinkt aus. Sei froh, dass er dir nicht den Kopf abgerissen hat.“

„Ach ja, deine Berichte, die habe ich kurz überflogen“ gab Pret seinen nachlässigen Fehler zu. „Aber sie war erwachsen und schien eine harmlose Person zu sein. Was mischt sich dann Vegeta ein? Tut er das bei jeder Frau? Nur weil sie zu seinem Volk gehört?“

Aurelius blinzelte überrascht. Nachdenklich löste er seinen Griff, strich sich stattdessen über seinen Bart. „Hm, du hast Recht. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich ihn bislang wenig mit Frauen agieren sehen, weder Saiyajins noch andere Rassen. Mir macht auch das Aussehen dieser Frau mehr sorgen. Hast du es bemerkt?“

„Natürlich“ stimmte Pret ihm stolz zu. „Sie ist eine Schönheit, für die ich ein Vermögen auf den Schwarzmarkt bekommen könnte, wenn ich die richtige Gelegenheit…“

„Idiot“ Aurelius verpasste ihm einen weiteren Ellbogenstoß in den Bauch. Wäre er groß genug, würde er seinem Enkel einen Schlag auf den Hinterkopf verpassen, aber das half auch.

Pret schnappte nach Luft.

„Hört zu, Pretty, ich hatte es schon mit vier Generationen an saiyanischen Königen zu tun und es gibt eine Sache, die musst du dir merken…sie sind schlechte Verlierer. Wenn du also nicht blutend auf den Boden landen willst, mit herausquellenden Gedärmen, darfst du ihnen niemals das Gefühl geben, zu kurz zu kommen. Verstehst du?“ fragte Aurelius scharf.

„Ja, aber was hat das mit der Frau zu tun?“ stöhnte Pret, während er sich den schmerzenden Bauch rieb.

„Es gab da mal eine Geschichte über Vegeta I. und eine blauhaarige Saiyajin…das war am Anfang meiner Geschäftsbeziehung…“ erinnerte sich Aurelius. „Ich habe nur Gerüchte gehört, über eine Frau, die ihn ablehnte. Das hat er nicht gut aufgenommen. Obwohl er ein rational denkender Anführer war, wurde er gerade zu manisch, wenn es um sie ging. Vegeta I. hatte ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt, weil sie leicht zu erkennen war. Die einzige Saiyajin mit blauen Haaren und Augen. Egal in welch wichtiger Sitzung wir waren, wenn es um sie ging, durfte man ihn ständig unterbrechen. Damals habe ich oft genug miterlebt, wie ein wütender saiyanischer König aussieht, glaub mir. Diese Frau hatte es geschafft, vor ihm zu fliehen und ihn an der Nase herumzuführen. Das war für mich eine Lektion, Vegeta nicht auf ähnliche Weise zu verärgern.“

„Gut, ich verstehe, aber…sehe ich das richtig? Eine blauhaarige Saiyajin ist etwas Außergewöhnliches?“ horchte Pret auf.

Aurelis nickte „Sehr außergewöhnlich, sehr selten.“

Langsam bildete sich ein berechnendes Lächeln auf Prets Gesicht. „Und je seltener etwas ist, desto mehr ist es wert“ schmunzelte er.

Aurelius brummte missbilligend. „Hör auf an Geschäfte zu denken, die dein Leben nur gefährden. Zieh dir lieber etwas Trockenes an. Du bist ja völlig nassgeschwitzt“ tadelte er Prets Aufzug. Kopfschüttelnd verließ er seinen Ur-Enkel und machte sich daran, wieder zurück zu eilen, um Vegetas Laune zu heben.
 

Im Fahrstuhl…

„Der Skattkönig war angepisst“ sprach Bardock als erstes. „Aber du hast die Sache gut geregelt.“

Es war das erste Wort, was sie beide wechselten, nachdem sie die Delegation verlassen hatten.

Bardocks Kiefer war immer noch etwas angespannt und eine Zornesader pulsierte, aber Bulmas selbstsicherer Auftritt war lobenswert.

„Warum auch nicht“ Bulma zuckte unbeeindruckt die Schultern. „Wir haben schließlich nichts falsch gemacht und uns an alle Vorschriften gehalten.“

„Naja, ich denke, der Skattkönig war auch nur deswegen in schlechter Laune, weil dieser Schwächling dich berührt hat…was ich verstehen kann“ murmelte Bardock. Die Zornesader fing wieder an zu pochen.

Entrüstet sah seine Tochter zu ihm hoch.

„Ich bin erwachsen und ein Vielfaches stärker als der Kerl. Wenn ich mich bedroht gefühlt hätte, hätte ich mich gewehrt. Aber ich habe es NICHT getan, weil ich vorrausschauend denken kann. Man schlägt doch nicht so einfach einen Gast. Vor allem nicht unseren besten Kunden. Aber stattdessen werde ich dafür kritisiert. Es geht Vegeta nichts an, ob ich mich mit jemanden freundlich unterhalte“ fauchte sie. „Er ist der oberste Kommandant, aber das fällt nicht in seinen Bereich. Er hat nichts in meinen Privatleben zu suchen!“

„Darum geht es doch nicht“ wandte Bardock ein.

Entrüstet, weil ihr Vater gerade ihren Erzfeind in Schutz nahm, sah sie ihn schockiert an.

„Es geht darum, weil die Aurumaner hinterhältig sind und ihre Königsfamilie besteht aus den größten Drecksäcken. Ihnen werden Verbindungen zum Schwarzmarkt nachgesagt, wo Saiyajins als Sklaven verkauft werden“ klärte er sie auf.

„Was?“ sie blinzelte ihn überrascht an. Saiyajins als Sklaven?

Bardock stöhnte und kratzte sich die Stirn.

Scheiße, kein nettes Thema, aber Bulma musste wissen, warum sie solchen Typen nicht zu trauen hatten. Ganz egal, dass Aurum und Vegeta-Sei eine Allianz bildeten, es ging für beide Seiten nur ums Geschäftliche. Respekt und Anerkennung waren da kein Thema.

„Aurum bezahlt sehr gut, damit Saiyajins Planeten für sie vorbereiten. Ihnen geht es nicht nur um neu verfügbare Ressourcen, sie verkaufen auch die Einwohner. Alles, was Geld bringt, ist für sie interessant, auch Lebewesen. Aurelius soll als junger König sogar unseren ersten König Vegeta gefragt haben, ob er ihm denn nicht all unsere schwachen Unterklasse-Krieger verkaufen würde. Er würde ihm einen guten Preis für die unnützer Esser machen.“

„Und was hat König Vegeta drauf geantwortet?“ fragte Bulma tonlos. Schon wieder hörte sie etwas über den ersten König der Saiyajins; komischer Zufall

Bardock schmunzelte. „Laut Legende soll König Vegeta ihn an die Gurgel gepackt haben und folgendes gesagt haben. „Wir Saiyajins sind ein stolzes und freies Volk. Wir verkaufen uns nicht gegenseitig. Und jeder, der es versucht, soll es sein Leben lang bereuen.“ Danach kam dieses Thema nie wieder auf und Aurelius hatte sein erstes Souvenir von Vegeta-Sei um den Hals: Die Fingerabdrücke von Vegeta I. Der erste König wusste, dass die Saiyajins eine außergewöhnliche Rasse sind und man an ihre Gene interessiert war. So was weckt bei manchen die Gedanken an eine eigene Saiyajin-Armee“ erzählte er. Bardock verschwieg seiner Tochter, dass darum auch schwangere, nicht saiyanische Frauen und Mischlingskinder zu töten waren, damit es keinen Saiyajins außerhalb Vegeta-Sei gab.

Alle Saiyajins hatten nur einen Herrn, ihren König und nur eine Heimat, Vegeta-Sei!

„Offiziell ist es also nicht erlaubt. Aber Aurum versucht uns auszutricksen, indem sie Saiyajins entführen und heimlich über einen Schwarzmarkt verkaufen“ fuhr er fort. „Darum ist es auch so wichtig, dass wir in Gruppen agieren. Es ist öfters vorgekommen, dass wir von Kopfgeldjäger verfolgt werden, die glaubten, sie könnten von Kampf geschwächte Saiyajins schnappen. Leider gibt es keine Beweise, dass diese von Aurum bezahlt werden“ endete er grimmig.

„Ach du Schei…“ Bulma pfiff bestürzt ihren Satz zu Ende.

Jetzt verstand sie diesen berechnenden Blick des Prinzen und warum sie so ein mieses Gefühl bei seinem Gelaber bekommen hatte. Er hatte versucht sie einzulullen, um…was wäre passiert, wenn sie mit ihm alleine durchs Schiff gegangen wäre?

Sie war körperlich sehr viel stärker, aber ihr waren seine Armreife aufgefallen, bei denen sie Ki-ähnliche Energie gespürt hatte. Aufgrund der gestohlenen Daten hatte sie über die spezialisierte Waffentechnologie von Aurum erfahren: Energie-Schutzschilder.

Im Falle eines Angriffs umhüllte sich das gesamte Raumschiff mit einem undurchdringlichen Schutzschild.

War es möglich, dass eine ähnliche Technik in seinen Armreifen steckte?

Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, hielt der Fahrstuhl an und Vater und Tochter stiegen aus.

Bulma strich sich eine Strähne zurück und gab in Gedanken zu, dass Vegetas Anwesenheit ein wenig nützlich gewesen war. Sie hätte sonst nicht gewusst, wie sie sich gewaltlos von Pret hätte entfernen können. Trotzdem war sie noch lange nicht bereit, ihm zu verzeihen.

Wie er sie angesehen hatte…bei der Erinnerung an die feurigen Augen ging es ihr durch Mark und Bein. Sein Blick war schwer zu deuten gewesen.

„Bitte sei vorsichtig, wenn du nochmal auf einen Aurumaner triffst“ bat ihr Vater leise, während sie zum Shuttle marschierten, wo die anderen bereits warteten.

„Nachdem, was ich heute erfahren habe? Garantiert! Aber dieser Zwischenstopp hat sich trotzdem für mich gelohnt. Das Raumschiff ist beeindruckend. So was haben wir nicht in der Flotte“ sagte sie und dachte an all die Daten in ihrem Tablett. Außerdem würde sie im Archiv noch mal genauer nachforschen, welche Rolle Aurum in der Geschichte der Saiyajins spielte. Bestimmt könnte ihr Gurki mehr erzählen.

„Hm, ich wünschte trotzdem, ich hätte dem Schnösel wenigstens einen Knochen brechen können“ brummte Bardock unzufrieden. „Aber der Skattkönig hat es ja leider nicht erlaubt.“

Bei dem Gedanken an Vegetas zorniger Miene bekam Bulma eine schlechte Vorahnung.

Sie schätzte Vegeta so ein, dass er die Sache nicht auf sich beruhen lassen würde.

Vermutlich würde er sie trotzdem bestrafen, obwohl sie sich an die Vorschriften gehalten hatte.

Aber sollte er mit einer übertriebenen harten Strafe kommen, würde sie sich bei Bardock beschweren. Dann könnte Vegeta sich vor ihrem Vater rechtfertigen, warum die Technikerin Bulma so bestraft wurde, obwohl sie vorschriftsmäßig angefordert wurde und sich an die Anweisungen des Mittelklasse-Kriegers gehalten hatte.

Sie lächelte. Sie hatte alle Regeln der saiyanischen Armee im Kopf und wusste, dass selbst der König eine gewisse Grundlage brauchte, bevor er Strafen aushängte. Nach Gutdünken durfte er nicht handeln, er brauchte einen Beweis für Fehlverhalten.

„Hey, du hast sie gefunden“ begrüßte Panbukin sie. „Dann können wir endlich los. Borgos hat Hunger und wir dürfen hier nicht die Kantine betreten. Lasst uns was essen, sobald wir wieder in Sadala sind.“

„Ist was passiert? Bardock sieht so finster aus“ fragte Toma besorgt, der den Gesichtsausdruck seines Freundes am besten deuten konnte.

„Ich habe einen Aurumaner getroffen und darüber war er nicht erfreut“ erzählte ihm Bulma schnell. Sie wollte nicht erwähnen, wie sie von Vegeta erwischt worden war und dass es ausgerechnet der Prinz von Aurum gewesen war.

„Und dann hat mir Papa erzählt, warum ich vor denen vorsichtig sein muss“ fügte sie hinzu.

Toma sah Bardock betroffen an „Du hast von den Kopfgeldjäger erzählt und ihren Versuchen, uns zu fangen?“ fragte er nach. Es war einer der Gründe, warum Gine so besorgt war wegen den Missionen ihres Gefährten, aber nun auch Bulma davon zu erzählen? Manche Dinge erzählte man der Familie nicht, damit sie sich weniger sorgten.

Bardock nickte grimmig. Die Saiyajins unterhielten sich weiter, während sie ins Shuttle gingen und sich auf ihre Plätze setzten. Die Warnlichter gingen an, die Luken gingen langsam auf.

Bulma, am Steuerpult, flog sanft das Shuttle hoch, raus ins All, zurück zur Heimat. Hinter ihr erinnerten sich die älteren Saiyajins, wie sie schon öfters von Söldner attackiert wurden; ergebnislos, aber erstaunlich oft, wenn sie für Aurum einen Auftrag erledigt hatten. Als ob jemand denen einen Tipp gegeben hätte, wo demnächst sich wieder Saiyajins aufhalten würden, geschwächt von einem Kampf.

„Hmpf, diese Idioten kommen immer zuerst auf mich zu“ beschwerte sich Selypa „Glauben die, nur weil ich eine Frau bin, bin ich einfacher zu schnappen?“

„Ich denke, es hat eher mit deiner Gebärmutter zu tun“ sagte Panbukin vorsichtig.

„Panbukin!“ Bardock und Toma sahen ihn entrüstet an.

Wie konnte er so etwas vor der kleinen Bulma sagen?

„Du meinst, sie wollen Selypa als Zuchtstute nutzen?“ fragte Bulma entsetzt, die zur Überraschung der Männer genau verstand, was Panbukin sagen wollte.

Sie war keine Jungfrau mehr und dank Radditz Aufklärung hatte sie so einiges über die harte Welt der Erwachsene gelernt.

„Woher weißt du…Scheiße, Bulma ist kein kleines Mädchen mehr“ begriff Toma weinerlich.

„Jaa, wir mussten sie leider vor einigen Monaten aufklären“ sagte Bardock, der sich wegen dieser schmerzenden Erinnerung über die Augen rieb. „Sie weiß jetzt, was Sex ist.“

Drei Männer stöhnten entsetzt auf.

Selypa lachte hämisch auf. „ Na endlich, sie war ja auch schon lange erwachsen, ihr Hohlköpfe.“

Sie klopfte Bulma lobend auf die Schulter. „Ich merke schon, du hast den Grips deiner Mutter. Sehr gut.“

Bulma lächelte geschmeichelt, sah dann aber besorgt aus den Augenwinkeln zu ihrer Tante hin.

„Aber das macht dir nichts aus? Der Gedanke, diese Typen könnten dich schnappen, um…“ sie verstummte.

Sie wollte sich nicht vorstellen, wie ihre Tante vergewaltigt wurde.

Selypa seufzte. „Ich bin ja nicht ahnungslos. Ich kenne die Gefahr. Aber sollte ich mit meinem Dienst als Kriegerin aufhören, würde man verlangen, dass ich auf andere Weise dem Stamm diene. Und als Frau bedeutet das in erster Linie, Kinder zu gebären, damit unsere Rasse weiter wächst. Wo ist da der Unterschied?“

„Dass das eine, eine freiwillige Entscheidung ist und das andere nicht“ sagte Bulma ernst. „Du hast immer noch die freie Entscheidung, mit welchem Saiyajin du schlafen willst.“

Die Männer nickten zustimmend, überrascht von Bulmas Weisheit.

„Hm, guter Punkt“ gab Selypa zu. Nachdenklich sah sie aus dem Fenster, schien ihre Worte genau zu überlegen. „Das Universum ist ein gefährlicher Ort“ begann sie. „Es ist egal, ob du auf Vegeta-Sei bist oder woanders. Wenn du kein Vertrauen in deine Stärke hast, sollte frau in ihrem sicheren Zuhause bleiben. Ich habe Vertrauen in meinen Körper, meine Stärke und in meine Kameraden, die mir aus der Klemme helfen. Darum werde ich so lange reisen, bis ich zu einer Last werde. Sollte ich wegen einer Verletzung aus dem Dienst ausscheiden, dann muss ich es akzeptieren. Ich bin ja auch nicht gegens Kinder-kriegen. Aber bevor ich das versuche, will ich mein Single-Leben auskosten, so gut es geht. Ich will später nichts bereuen.“

„Und was, wenn du schon früher schwanger wirst?“ fragte Bulma interessiert. „Ich meine, du lebst doch derzeit nicht sexlos, oder?“

Selypa lachte rau. „Du weißt wirklich Bescheid, was!“

Die Männer sahen sich gegenseitig bedeutsam an, blieben aber stumm.

Hier fand gerade ein Frauengespräch statt, wo sie besser die Klappe halten sollten.

„Ich nehme die Pille“ erklärte Selypa. „Ich weiß, sie hat einige Nebenwirkungen. Die Kopfschmerzen, die schweren Beine, die Übelkeit, die Stimmungsschwankungen… Ich sag‘s dir, wenn ich diese Krämpfe durchleide, bleiben die Männer weit weg, weil ich kurz vorm Explodieren bin…“

Die Männer nickten zustimmend.

„Sie ist dann so zickig, dass sie eine kleine Armee allein mit ihren Worten in die Flucht schlägt“ murmelte Panbukin leise. Borgos wimmerte und rieb sich ängstlich über die Arme, als er sich an ihren letzten Wutausbruch erinnerte.

„…Aber es gibt für uns Frauen leider keine andere Möglichkeit, um Schwangerschaften zu verhindern“ fuhr Selypa ungerührt fort. „Die Schmerzen halte ich aus, da bin ich stur.“

„Und wir müssen sie leider auch aushalten“ flüsterte Panbukin leise mit Augenrollen. Toma brummte zustimmend.

„Hast du was gesagt, Fetti?“ keifte Selypa ihn von der Seite an.

„Nein, nein, nichts“ beeilte sich der runde Saiyajin zu versichern.

Nachdenklich starrte Bulma nach vorne, während sie das Shuttle in Richtung Raumflughafen lenkte.

Gab es wirklich keine andere Möglichkeit, außer dieser Pille und Vasektomie für die Männer?

In einem Monat würde sie beim größten Krankenhaus von Vegeta-Sei beginnen. Dort sollte sie Geräte und Computer warten, aber natürlich würde sie wieder heimlich herumschleichen.

Sie brannte drauf, die medizinische Forschungsstation zu sehen, um endlich Palantays Haare und sein Erbgut zu entschlüsseln.

Aber die Idee, diese Pille zu untersuchen und zu verbessern, war nun auch auf ihrer To-Do-Liste.

Diese Möglichkeit, ihren Körper zu ihren Bedingungen zu beeinflussen, musste sie genauer verfolgen.
 

Am Abend…

Endlich war Vegeta wieder zurück im Palast.

Die kurze Begegnung mit Bulma hatte ihn mehr aus der Bahn geworfen, als er zugeben wollte. Die ganze Zeit hatte er an sie gedacht und kaum ein Wort gehört, was die Speichellecker in seiner Nähe gesagt hatten.

Wenn er sich an diesen Anblick erinnert hatte, wie Pret sie berührte, kam ihm gleich wieder die Galle hoch und die Umstehenden hatten ihn irritiert angesehen.

Warum runzelte der Skattkönig ständig die Stirn und sah so finster aus; in unregelmäßigen Abständen, unabhängig von den Gesprächsthemen?

Nun war er endlich wieder allein und unbeobachtet. Vegeta marschierte durch den Raum und murmelte verbissen vor sich hin, wedelte mit seinen Händen, während er IHR Vorwürfe machte.

Er wollte am liebsten von seinen Balkon runterspringen, um auf ihren zu landen. Dann würde er in ihr Zimmer eindringen und sie…er schloss kurz die Augen und stellte sich bildhaft vor, was er mit ihr anstellen würde. Doch die erste Vorstellung davon, ihr den Hintern zu versohlen, landete schnell zu einer sexuellen Handlung.

Bulma stöhnend unter ihm, wie sie ihn um Gnade anflehte, während er hart in sie eindrang…

Sofort meldete sich sein unteres Körperteil diensteifrig bereit und stand aufrecht.

Vegeta rieb sich resignierend die Stirn.

Sein Körper verlangte nach Bulma, kaum dass er an sie dachte. Ihr Anblick hatte all die Mauern zerstört, die er seit Monaten aufgebaut hatte. Nun konnte er nicht mehr aufhören an sie zu denken.

Die ganze Arbeit umsonst, so ein Mist?!

Er wimmerte leise, enttäuscht über sich und seine hochgelobte Selbstbeherrschung.

Was sollte er tun? Sein Plan funktionierte nicht!

Aber er wollte nicht zugeben, dass es Liebe sein könnte.

Nein, seine Eifersucht war nur Gier und Besitzdrang.

Das Pochen in seinem Herz war Verlangen.

Das Pulsieren in seinem Körper war nur reine Lust.

Vielleicht hatte er zu früh einen Fehler gemacht, als er Bulma nach ihrer zweiten Nacht hinauswarf und überreagiert.

Er hatte die starke sexuelle Anziehungskraft als Liebe missinterpretiert, das musste es sein.

„Vielleicht belüge ich mich auch selbst“ stöhnte er und rieb sich übers Gesicht. „Oder ich werde wahnsinnig.“

Er würde auf jeden Fall wahnsinnig werden, wenn er sie nicht bald wieder sah.

Doch bei der Erinnerung an ihren kühlen Augen überkam ihn ein besorgtes Schaudern. Weder eine Entschuldigung noch Geschenke würden diese Frau beschwichtigen.

Wortlos hatte sie ihm mitgeteilt, dass er als Freund für sie gestorben war.

Er wollte nur noch eine berufliche Beziehung?

Nun, die hatten sie jetzt auch und nichts weiter. Ihre Antworten waren höflich und von kühler Profession gewesen.

Vegeta bedauerte seine Entscheidung und überlegte seine nächsten Schritte. Er brauchte einen Plan.

Sein erster Plan, sie aufgrund ihrer unerlaubten Anwesenheit am nächsten Tag zu schelten, sollte er besser aufgeben.

Genau, er würde ein paar Tage warten, sie schmoren lassen, in falscher Sicherheit wiegen und dann…was dann?

Eilig überlegte Vegeta, unter welchem Vorwand er sie zu sich lassen kommen könnte. Oder umgekehrt, zu ihr gehen könnte.

Eigentlich alles kein Problem, er war der oberste Kommandant, ihr Vorgesetzter, sie gehörte zu seinem Team…und seit Monaten hatte sie nicht an seinen Missionen teilgenommen. Mittlerweile fragten sich die ersten, warum.

Warum war diese hochgelobte Technikerin nicht dabei, wenn der Skattkönig unterwegs war?

Schließlich gab es oft genug Probleme, wo so jemand nützlich wäre?

Aber wehe dem, der ihm diese Frage stellte. Der erhielt ein knurrendes „Wer gibt hier die Befehle? Du oder Ich?“ und eine Kopfnuss als Antwort. Radditz war der einzige, der die Antwort wusste.

Vegeta fiel nichts ein, um sein Problem zu lösen

„AHHHH, so eine verdammte KACKE!“ fluchte er laut und griff sich an den Kopf. Während er sich ideenlos durch die Haare schrubbte, bis sie von allen Seiten abstanden, marschierte er wieder unruhig im Kreis.

Vielleicht sollte er jemanden um Rat fragen?

Aber die einzigen Männer, die ihm so nahe standen, waren Radditz und Nappa und keiner der beiden würde ihm helfen.

Radditz, weil er nicht wollte und Nappa war nutzlos…Vegeta brauchte ihn nicht zu fragen, das wusste er bereits jetzt schon. Bei dem Gedanken an seine hilfreichen Tipps erschauderte er. Er hatte oft genug Nappa in einer Taverne flirten gesehen; so vulgär würde er sich nicht aufführen.

Hm, und wenn er Radditz befahl, Bulma auszuspionieren?

Nutzlos, wenn es um seine Familie ging, war der Langhaarige schweigsam wie ein Grab. Er hatte damals klar gemacht, dass er Vegeta nicht als passenden Partner für Bulma ansah.

Vegeta schmiss sich seufzend auf sein Bett. Unruhig wälzte er sich hin und her.

Er könnte Bulma über Aurum aufklären und ihr erzählen, warum sie vorsichtig sein musste.

Aber vermutlich hatte ihr Vater es schon erledigt. Wieder eine verpasste Gelegenheit.

Ob Aurelius seinem Enkel über die Sitten der Saiyajins aufgeklärt hatte, damit der Junge nie wieder eine saiyanische Frau anfasste?

Würde er Blondie noch einmal dabei erwischen, wie er Bulma anstarrte, von anfassen, ganz zu schweigen, würde es zu einem diplomatischen Eklat mit Aurum kommen, weil er ihren Thronfolger „aus Versehen“ zu fest die Hand gedrückt hatte, bis sie nur noch Brei wäre.

Vegeta seufzte und warf sich zappelig über die Matratze, fand keine Ruhe.

Zu viele Gedanken in seinem Kopf, aber kein hilfreicher Plan.

Grummelnd zog er sich seine Kleidung aus und warf sie in hohen Bogen zur Seite, um sich nackt auf dem Rücken zu legen.

Nachdenklich starrte er zur Zimmerdecke, die mit einer feinen Malerei verziert war, die einen Sternenhimmel zeigte.

Noch hatte er keinen Plan, aber er würde einen finden. Es würde schon eine Gelegenheit geben, die er nutzen konnte, um sich Bulma zu nähern und sie zu beschwichtigen.

Dann würde es nicht mehr lange dauern und sie wäre wieder unter ihm, keuchend und sich windend.

Vegeta war selbstsicher und optimistisch, schließlich hatte er bislang immer Erfolge gehabt.

Er kaute auf seine Lippe und starrte an seinem Körper runter, wo immer noch seine Erektion auf Aktion wartete.

Na, erst mal darum kümmern, dann konnte er auch wieder schlafen.

Schmunzelnd führte er seine rechte Hand nach unten und legte sie um den pochenden, heißen Schaft. Während er die Augen schloss und seinen Kopf tiefer in die Kissen legte, stellte er sich, wie eine bestimmte Blauhaarige auf seinem Schoss saß und diese Bewegungen für ihn ausführte.

Seufzend wand er sich, während er sich selbst Erleichterung verschaffte und dieses Mal hielt er sich nicht davon ab, ihren Namen zu flüstern.

Anfang der Jagd

Vegeta war ratlos.

Die Tage vergingen, die Gäste aus Aurum hatten längst die Umlaufbahn von Vegeta-Sei verlassen und waren in Richtung Heimat geflogen und in der Zwischenzeit hatte sich nichts an seinem Dilemma geändert.

Vegeta war immer noch kein triftiger Grund eingefallen, um Bulma zu sich zu rufen.

Einen glaubhaften, unverdächtigen Grund, dessen Befehl sie gehorchen müsste, ohne ihn mit kalten Blicken zu erdolchen.

Denn noch viel wichtiger war eine Taktik zur Versöhnung…allerdings fehlte ihm dafür die Idee.

Vegeta stand vor einer mentalen Wand, aufgebaut aus Unerfahrenheit, Arroganz und Eitelkeit.

Womit er mehr Erfahrung hatte, war Befehle zu erteilen, aber das half ihm im Moment nicht. Es war bloß kontraproduktiv, da es ihre Wut auf ihn steigern würde und genau das wollte er ja verhindern.

Wenn er wenigstens so beschäftigt wäre, dass die Arbeit jeglichen Gedanken an das blauhaarige Weib aus seinem Kopf verdrängen würde, dann müsste er nicht seine Zeit mit diesem Unsinn verschwenden.

Doch zu seiner Überraschung funktionierte endlich die neue Organisation, die er monatelang geplant und aufgebaut hatte. Die neu gebildeten Strukturen waren aufeinander eingespielt und abgestimmt wie in einer gut geölten Maschine, was seine Regierungsarbeit erleichterte.

Auch der fast reflexhafte Widerstand der Alten, der Minister und Generäle aus der Generation seines Vaters, der entstand, sobald er mit einer neuen Idee ankam, war weniger geworden. Die meisten konnten weder gegen Vegeta argumentieren noch ihn in einer Herausforderung schlagen, so waren Ducken und Gehorchen ihre einzigen Möglichkeiten.

Seine Herrschaft war gefestigt, er war inoffiziell der mächtigste Mann des Planeten und damit auch der mächtigste Saiyajin weit und breit.

Dadurch verbrachte er nur noch mehr Zeit mit sinnlosen Grübeleien, wie er sich an die Blauhaarige heranpirschen konnte.

Bulma beherrschte seine Gedanken.
 

Acht Tage nach ihrem letzten, kurzen Sichtkontakt mit eisigem Abschied, schlenderte Vegeta durch den westlichen Garten.

Die Luft war warm, aber noch angenehm, dennoch kündigte sich der Sommer an. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die große Hitze und schwülen Nächten anbrachen.

Er nutzte seine ungewohnte freie Zeit, um die Einsamkeit zu genießen. Umgeben von Natur und nur mit sich selbst, kamen ihm oft die besten Ideen.

Seine Gedanken wanderten wieder zum Problemweib, zum Nagel in seinem Seelenheil, der Ursache seiner unbefriedigten Nächte.

Er könnte sie mit Geschenken überhäufen, von teurem Schmuck bis zu einem eigenen Labor, aber instinktiv wusste er, dass es nicht ausreichen würde.

Nicht, nachdem er sich wie ein Arschloch verhalten, sie nach dem Sex herausgeschmissen und von jeglichen Missionen abgehalten hatte…so dumm war er nicht.

Bulma war nicht bestechlich beziehungsweise ließ sie sich nicht von falschen Funkeleien ablenken. Sie kannte ihn zu lange und würde sofort misstrauisch werden, seine Absichten durchschauen.

Er musste noch gewitzter vorgehen.

Wie wäre es mit Privilegien und Sonderrechten, mit denen sie aber trotzdem nicht den Planeten verlassen konnte?

Er dachte da an Zugang zum königlichen Flügel des Palastes, seinem privaten Bereich, der eigentlich nur Mitgliedern der Königsfamilie gestattet war. Damit bekäme sie das Recht, die königlichen Bäder zu besuchen, die prachtvoll ausgestattet waren, mit großen Becken, gefüllt mit heilendem, heißem Wasser.

Zwar gab es auch Bäder für die Unterklasse, aber dank seiner Nachforschung hatte er herausgefunden, dass Bulma solche Orte mied. Sie ließ sich dort nie blicken.

Vermutlich wollte sie nicht von den fremden Frauen neugierig angestarrt werden, wenn sie dort vollkommen entblößt badete und den fremden Blicken schutzlos ausgeliefert war.

Mit seinem Friedensangebot müsste sie keine Gaffer befürchten, hätte das Bad exklusiv für sich und wer weiß…wenn sie dort alleine war, unbeobachtet und entspannt, ob er sich nicht zu ihr herein schleichen könnte?

Unwillkürlich schmunzelte er bei der Vorstellung, wie er sie überraschen würde.

Ahh, die Bilder, die da in seinem Kopf entstanden…warme Dampfschaden und das türkise Wasser waren das einzige, was ihren nackten Körper halbwegs verbargen, als er sie in seinen Tagtraum beim Baden überraschte. Das nasse Haar klebte an ihren Nacken und ihre Augen sahen ihn groß vor Überraschung an. Schnell schob sie einen Arm vor ihrer Oberweite, um schüchtern ihre Brüste vor seinen hungrigen Blicken zu verstecken.

Doch dann, stur wie sie war, würde sie ihn mutig und herausfordernd anstarren, der Mund eine verkniffene Rosenblüte.

Sie würde nicht fliehen, sondern auf ihre Position behaaren, ihn vielleicht sogar anschnauzen. Ihre Augen würden feurig funkeln, wie bei einer Kriegerin auf dem Schlachtfeld.

Er aber würde ruhig bleiben und schweigend die Herausforderung annehmen.

Langsam würde er sich seiner Kleidung entledigen und dabei ihre bewundernden Blicke bemerken, um anschließend mit geschmeidigen Bewegungen ins Becken zu waten, um dann…

Vegeta merkte ein bekanntes Pochen zwischen seinen Beinen und eine Hitze, als würde er tatsächlich in einer heißen Quelle stehen.

Er atmete zischend aus und rang um Selbstbeherrschung. Er hatte nicht aufgepasst und wieder hatte seien Fantasie ihn von hinten überrascht; hatte ihn erregende Bilder vorgespielt, die seine Begierde nach ihr steigerten.

Er schüttelte sich, kreiste mit seinen Schultern, um sich zu lockern.

Alle seine Tagträume waren sinnlos, wenn er keinen Weg fand, ihr Vertrauen zurück zu gewinnen.

Das Angebot mit seinem persönlichen Bad würde sie nicht annehmen, weil sie die Falle dahinter erkennen würde. Sie würde alles vermeiden, was zu einem persönlichen Kontakt zwischen ihnen führen könnte.

Er marschierte durch den ungepflegten Garten und bemerkte aus den Augenwinkeln den Schemen einer Person, halb verdeckt durchs Gebüsch.

Die unbekannte Gestalt war ungewöhnlich klein, was seine Aufmerksamkeit und Misstrauen weckten und so schlich er sich an.

Mit dem Rücken zu ihm stehend, erkannte er einen jungen Saiyajin im jugendlichen Alter. Er stand vor der Palastmauer und sah nachdenklich zu den glatten Mauern und den Balkonen hoch. Er trug eine Rüstung, die ihn als Unterklasse-Krieger aufwies, aber so junge Krieger arbeiteten normalerweise nicht im Palast; zu unerfahren.

Als er suchend den Kopf drehte und so sein Gesicht zeigte, zuckte Vegeta zusammen.

Diese wirren Haare, diese großen, sanftmütigen Augen…nein, das konnte doch nicht wahr sein?!

Obwohl Jahre her, hatte sich sein Gesicht in seiner Erinnerung eingebrannt, ausgelöst durch fast traumatische Erlebnisse.

Außerdem (so peinlich es war, es zuzugeben), weil er in seiner Kindheit nicht viele Freunde gehabt hatte, weshalb die zwei einzigen nur umso mehr in seinen Erinnerungen präsenter war.

Es war Bulmas kleiner Bruder, der nervige, ständig hungrige Säugling.

Vegeta versteckte sich hinter den nächsten Baumstamm, während er den jungen Saiyajin nicht aus den Augen ließ und versuchte eilig, sich an dessen Namen zu erinnern.

Ka…Kakadingsbumms…Kakarott!

Es war Jahre her, aber Vegeta konnte sich an den stummen Bengel erinnern, der oft an seinen Mantel genuckelt hatte. Dauernd hatte Bulma ihn bei sich gehabt und sie waren daher meist zu dritt unterwegs gewesen.

Im Kopf rechnete Vegeta nach, versuchte sich an Kakarotts Alter von damals zu erinnern, aber mit seiner ersten Einschätzung von etwa sechzehn Jahre müsste er hinkommen.

Er war großgeworden…und wie hatte der Schwächling es geschafft, zum Unterklasse-Krieger ernannt zu werden?!

Er hatte doch einst nur ein sehr schwaches Powerlevel gezeigt, weshalb er der Meinung gewesen war, jener würde ein Dasein als unbekannter No-Name- Saiyajin fristen. Kein Talent als Krieger war ersichtlich gewesen.

So, wie der Kleine sich umsah, war er wohl hier, um seine älteren Geschwister zu besuchen und in dieser Ecke des Palastes wohnte nur Bulma…vermutlich wollte er zu ihr und hatte sich verirrt.

Ob es Zufall war, dass er genau unter ihrem Stockwerk stand?

Vegetas Augen wurden groß, als er sah, wie der Jüngere anfing, zu schweben.

Er würde doch nicht…

Instinktiv rannte Vegeta los und schnappte sich den Fuß des Kleinen, um ihn mit einem Ruck auf den Boden zu befördern. Mit einem Plumps traf sein Hintern den Boden.

„Hiergeblieben!“ knurrte Vegeta streng. „Hier wird nicht geflogen! Oberste Regel im Palast!“

Es war eine Sache der Ordnung sowie Höflichkeit, dass die Saiyajins nicht im Palast herumschwirrten wie Vögel im Wind. So gab es keine Unfälle, niemand flog in einen rein oder in die nächste Wand. Keiner ignorierte dadurch die Privatsphäre der Bewohner, indem er auf die Balkone flog und durch Fenster lugte, die ihn nichts angingen. Besonders nicht in die der Königsfamilie, die jeden bestraften, der sich nicht an diese Regel hielt.

Kakarott rieb sich den Hintern, auf den er durch Vegetas Eingreifen gelandet war und sah ihn erschrocken an. Seine Nase zuckte und in seinen Augen trat ein ratloser, verdutzer Ausdruck.

Vegeta, der in dieses offene Gesicht lesen konnte wie in einem Buch, bemühte sich um eine strenge Miene. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah hoheitsvoll auf ihn herunter, während er sich heimlich sorgte, ob er nicht zu vorschnell gehandelt hatte.

Der Kleine würde sich doch bestimmt nicht mehr an ihn erinnern, oder?

Scheiße, hoffentlich nicht, denn Kakarott war der einzige Zeuge, der von Bulmas und Vegetas heimlichen Treffen in der Kindheit wusste. Die beiden Älteren konnten Probleme bekommen, wenn dieses Geheimnis durch ein Plappermaul aufgedeckt wurde.

Vegeta konnte keinen Mitwisser über dieses Geheimnis gebrauchen, aber Bulmas kleinen Bruder aus dem Weg räumen ging auch nicht,

„Autsch, was sollte das?“ fing Kakarott ihn vorwurfsvoll zu fragen, während er sich den Schmutz von der Hose abklopfte.

„Du wolltest nach oben schweben und das ist nicht erlaubt“ erklärte Vegeta seine Tat.

„Aber wie soll ich sonst dorthin kommen?“ murrte Kakarott. „Die vielen Gänge und Treppen sind so verwirrend. So ist es doch leichter. Ich muss nur hoch, dann bin ich da.“

Vegeta schnaubte. Hatte er also Recht gehabt mit seinem Verdacht.

Kakarott wollte zu Bulma und wusste ungefähr, wo ihr Apartment lag, hatte sich aber auf den Weg zu ihr verirrt. Er war immer noch ein Dösbaddel, noch dazu einer, der Widerworte gab.

Aber vielleicht konnte man dieses zufällige Treffen zu seinen Gunsten nutzen…

Er drehte sich so zackig um, dass sich sein Umhang hinter ihm bauschte und bemerkte dadurch nicht, wie Kakarotts Augen sich weiteten. Eine wage Erinnerung durchzuckte jenen bei diesem Anblick, die er aber nicht deuten konnte.

Ein wehender, roter Umhang, diese Silhouette…Sie machte ihn ratlos und so rührte er sich nicht, während der Größere sich von ihm abwandte. Doch der Fremde machte nur drei Schritte und drehte dann den Kopf, um ihn auffordernd anzustarren.

„Los!“ knurrte er mit einer befehlenden Kopfbewegung, weil sich der Kleine immer noch nicht in Bewegung setzte. „Ich bringe dich zu deiner Schwester.“

Doch der Unterklassekrieger nahm das Hilfsangebot nicht an.

„Woher weißt du, dass ich zu ihr will?“ fragte Kakarott misstrauisch und rührte sich immer noch nicht von der Stelle.

Wieder zuckte seine Nase, nahm einen nostalgischen Geruch wahr, doch sein Blick war argwöhnisch.

Wer war dieser Saiyajin?

Warum bekam er so ein merkwürdiges Gefühl, dass er ihn kannte?

Vegeta schmunzelte ihn überheblich an.

„Ich weiß alles“ sagte er rätselhaft.

„Woher?“ fragte Kakarott zurück.

Vegetas Stirn runzelte sich, genervt von dieser Fragerei.

Da wollte er den Kleinen helfen und der traute ihm nicht?!

Aber das war ein gutes Zeichen, er schein sich damit nicht mehr an den Älteren zu erinnern. Seine Kindheitserinnerungen waren zu alt und verblasst.

Anscheinend wusste Kakarott aber auch nicht, dass er den Skattkönig und Prinzen der Saiyajins gegenüberstand und diesen mit Respekt zu behandeln hatte. Er hatte sich beim Anblick seines Wappens zu verbeugen, stattdessen fragte er ihn Löcher in den Bauch.

Der Kleine konnte von Glück sagen, dass Vegeta seine eigenen Gründe für sein wohlwollendes Benehmen hatte.

Denn endlich hatte er einen Grund gefunden, Bulma aufzusuchen.

„Willst du zu ihr oder nicht? Dann frag nicht so blöd und folge mir endlich!“ befahl Vegeta überheblich und machte sich wieder auf den Weg.

Aus den Augenwinkeln sah er kurz nach hinten.

Kakarott zögerte, sah wieder zu den Palastmauern hoch, kratzte sich nachdenklich den Kopf…und setzte sich schließlich in Bewegung.

Eilig rannte er los, um Vegeta einzuholen und ihm zu folgen.
 

Vegeta besaß eine Schlüsselkarte, die ihn Zugang zu jedem Raum im Palast gab und so musste er nicht auf die Erlaubnis der Bewohnerin warten, um ihre Türe zu öffnen.

Erschrocken wurde er von zwei Augenpaaren angestarrt, als er in den kleinen Hauptraum eintrat.

Bulma stand vor dem gedeckten Tisch, einen Krug in der Hand, gekleidet in ein kurzes, helles Sommerkleid, die Haare zu einem lockeren Knoten verschlungen.

Am Tisch saß Radditz, der bis vor wenigen Sekunden noch hungrig auf die Schüsseln mit Obst und Gebäck gestarrt und sich dabei gefragt hatte, wo sein kleiner Bruder endlich blieb und ob es nicht doch besser gewesen wäre, ihn vom Tor abzuholen.

Aber der kleine Sturkopf hatte ja behauptet, er würde es schon selber hinkriegen, denn schließlich war er alt genug und bald ein richtiger Krieger.

Kakarott wurde in drei Tagen sechzehn Jahre alt. Sein Vater hatte bereits eine Mission ausgesucht, bei der er ihn begleiten sollte. Diese würde sein Einstieg ins Erwachsenenleben bedeuten, danach wäre er tatsächlich ein anerkannter Krieger der Unterklasse mit Erfahrung.

Bulma wiederum war seit einigen Tagen bei ihrer neuen Arbeitsstätte im Krankenhaus beschäftigt, wo sie sich nur um die Wartung der Geräte zu kümmern hatte. Da sich die Geschwister so selten sahen und Kakarott bald zu seiner ersten Reise aufbrechen würde, hatte sie ihre Brüder für heute zu sich eingeladen, für etwas Familienzeit unter Geschwister.

Es war das erste Mal, dass Kakarott im Palast war, aber ihr Bruder konnte Ki spüren. Also hatte sie sich gedacht, dass er anhand ihrer Aura schon den Weg finden würde.

Dass nun plötzlich Vegeta im Raum stand, war nicht geplant gewesen.

Ihre Hände fingen an zu zittern und schnell stellte sie den Krug auf den Tisch ab, bevor er ihr noch runterfiel.

Bevor sie Vegeta anschreien konnte, weil er ohne ihre Erlaubnis reingekommen war, drängte sich Kakarott, der bislang durch die höhere Gestalt vor sich halb verdeckt gewesen war, an ihm vorbei.

„Da bin ich“ rief er freudestrahlend, sich präsentierend. „Seht ihr, ich habe euch gefunden.“

„Mit Hilfe“ fügte Radditz trocken hinzu, der seiner Schwester einen besorgten Blick zuwarf.

Was war das gerade für eine verquirlte Situation?!

Bulmas Aufschrei blieb ihr im Halse stecken, dafür entgleiste ihr Gesicht.

Es war eine Sache, Vegeta in Anwesenheit von Radditz anzuschreien, aber vor Kakarott, der weder von ihrer Affäre wusste noch sich an Vegeta erinnern konnte, war das eine schlechte Idee.

Sie erstarrte und sah mit großen Augen den ungeladenen Gast an, der immer noch nicht verschwand und sich stattdessen in ihrer Wohnung neugierig umsah.

Dieser eiskalte, berechnende Mistkerl hatte durch Kakarott eine Gelegenheit gesehen und sie genutzt.

Nun standen sie hier…Die drei Älteren, die in Wechselbeziehung zueinanderstanden und der unschuldige Jüngere dazwischen, der wie ein Puffer agierte.

Nur wegen Kakarott behielt Bulma angestrengt die Ruhe, aber Radditz bemerkte ihr Zittern und wie sie ihren Blick auf den Tisch konzentrierte anstatt auf ihre Besucher.

Bloß nicht Vegeta ansehen!

Denn jener stand immer noch im Raum und machte nicht den Eindruck, als würde er verschwinden, nachdem er Kakarott hergeführt hatte.

Nein, Vegetas Mimik war grimmig, seine Haltung entschlossen, so wie er sich hier aufbaute und die Arme verschränkte. Sein Blick war nun auf Bulma konzentriert.

„Danke für deine Hilfe“ sagte Kakarott und klopfte den Skattkönig gegen den Bauchpanzer, was kurz dessen Aufmerksamkeit störte. „Du kannst jetzt gehen.“

Frohgemut sah der Jüngste auf den gedeckten Tisch voller Leckereien und ignorierte den gerunzelten Blick des vermeintlich Fremden hinter sich.

Radditz blinzelte verdutzte, einerseits wegen des lockeren Tonfalls seines Bruders, der deutlich machte, dass Kakarott keine Ahnung hatte, wer Vegeta war.

Anderseits, weil sein jüngerer Bruder anscheinend nicht die eiskalte Stimmung bemerkte, die gerade im Raum herrschte und sowohl von Bulma als auch von Vegeta ausging.

Und er, Radditz, der Unschuldige, der heute nur mit seinen Geschwistern in Ruhe Kuchen essen wollte, saß mittendrin.

Er wollte weg und zwar schnell!

Mitten in der Schusslinie ihrer anklagenden Blicke zu sitzen, fühlte sich furchtbar an. Auf der einen Seite sein Vorgesetzter und Vorbild, auf der Gegenseite seine geliebte, in ihrer Ehre verletzten Schwester.

Er konnte nur verlieren, egal für wen er Partei griff. Die ersten nervösen Schweißtropfen rannen seiner Stirn herab.

Kakarott dagegen blieb stumpf und kostete gerade einen mit Nüssen verzierten Keks. Dass die Älteren alle gerade sehr schweigsam und zu Stein erstarrt waren, störte ihn wohl nicht.

Nur ihm war es zu verdanken, dass es bislang zu keiner enthüllenden Explosion gekommen war, aber lange würde es nicht mehr dauern.

Radditz hüstelte nervös, weil sein Hals sich so trocken anfühlte und weckte damit Vegetas Aufmerksamkeit. Mit einer auffordernden Kopfbewegung zur Tür machte der Skattkönig deutlich, was er wollte und Radditz verstand und fasste eine Entscheidung.

Heute würde keiner sterben: Bulma war zu schwach, um Vegeta zu verletzen und jener wollte ihr nichts antun.

Außerdem fand Radditz, es war an der Zeit, dass die beiden Mal miteinander redeten, denn sonst würde sich an Vegetas sorgloses Verhalten auf dem Schlachtfeld nichts ändern. Sie brauchten einen klaren Schnitt, um ihr Leben ohne Reue und Rache fortzuführen.

Für Radditz gab es keinen Grund, in der Schusslinie zu stehen. Sollten die beiden das doch allein regeln, das ging nur sie was an.

Eilig stand er auf und lachte nervös.

„Soooo, es sieht so aus, als würden wir stören. Kakarott, lass uns gehen“ unterbrach er die Stille.

Bulma blinzelte ihn ungläubig an.

Wie konnte ihr großer Bruder jetzt gehen? Dieser Feigling!?

Doch Kakarott verstand die Botschaft nicht und mümmelte ungerührt weiter Kekse und Obststücke.

„Wieso?“ sprach er mit vollem Mund. „Ich bin doch gerade erst angekommen.“

Radditz Herz fing nervös an zu schlagen, als er Vegetas missmutigen Blick registrierte und schnell packte er den widerspenstigen Kleinen, um ihn sich unter den Arm zu klemmen.

„Kakarott, wir gehen“ bestimmte er nun mit strengerem Unterton und machte eine halbe Umdrehung Richtung Tür.

„Aber meine Kekse? Mein Kuchen?!“ jammerte Kakarott entsetzt, der sich aus dem festen Griff heraus zu winden versuchte, um wenigstens noch eine Schale mit Gebäck zu erreichen.

Dieser treffende Einspruch schien bei Radditz zu ziehen, er war schließlich auch hungrig. Geschmeidig machte er wieder eine halbe Umdrehung zum Tisch, nahm eine Keksgefüllte Schale, um sie seinen Bruder in die Hand zu drücken und nutzte seine freie Hand, um sich den Teller mit den Kuchen zu schnappen.

Damit beladen, unter der rechten Achsel seinen Bruder, der verdutzt die Schale hielt, während er selbst in der linken Hand den Kuchen balancierte, sprang Radditz eilig aus den Raum, ohne von jemanden aufgehalten zu werden. In seinem Gesicht war eine Mischung aus Panik und Erleichterung zu sehen, weil er es noch rechtzeitig hinausgeschafft hatte.

Bulma sah ihnen großäugig hinterher, der Mund empört geöffnet.

Ihr Bruder haute einfach ab?!

Das war doch wohl ein Witz?!

Doch die Tür schloss sich, das Trampeln seiner Schritte wurde leiser, ihre Auren entfernten sich.

Bulma war nun mit Vegeta allein.
 

Langsam drehte sie den Kopf von der Tür weg und schaute nun ihren „Gast“ an, der sich in der Zwischenzeit ungerührt an den Tisch gesetzt hatte, als wäre er tatsächlich eingeladen worden.

„Raus hier!“ zischte sie leise.

Er gab keine Antwort, schenkte sich stattdessen selbst eine Tasse mit Tee ein und nippte hoheitsvoll dran, als besäße er jedes Recht, sich an diesem Ort zu befinden.

Nun, in gewissermaßen war er der Besitzer, aber trotzdem war es immer noch ihr Privatbereich. Erneut wünschte sie sich, nicht mehr im Palast zu wohnen.

Sie sah auf die übrig gebliebenen Teller mit Leckereien, die sie eigentlich für sich und ihre Brüder gekauft hatten und stattdessen von Vegeta beiläufig gekostet wurden.

Kurz überlegte sie, ob sie als Zeichen der Empörung alle Süßigkeiten rasant vor seinen Augen aufessen sollten. Er würde große Augen machen. Aber die Idee musste sie ablehnen, denn ihr Appetit war ihr vergangen.

Sie warf ihrem Gegenüber giftige Blicke zu.

Vegetas Gesichtsmuskeln waren starr und unbeweglich, aber in seinem Inneren sah es tumultartiger aus. Bulma zeigte nun offen ihre Ablehnung gegen ihn und das tat weh.

Vielleicht wäre es schlauer gewesen, wenn Kakarott als unbeteiligte Person weiter als Puffer gedient hätte. Dann wäre Bulma gezwungen gewesen, eine falsche, gutgelaunte Miene vorzuspielen.

Aber es wäre eine unbehagliche Teeparty geworden, voller Gift in der Luft und Vegeta wollte die Sache endlich begraben.

Sie beide mussten darüber sprechen. Bulma musste seinen Standpunkt verstehen und ihm verzeihen.

Damals, nach ihrer zweiten Nacht…diese neuartigen Gefühle hatten ihn überwältigt.

Er hatte sich gefühlt, als hätte man ihm Bleigewichte umgehängt und ins dunkle, tiefe Wasser geworfen. Er wäre daran fast ertrunken, also hatte er das einzig Logische getan: sich von den Gewichten befreit und an die Oberfläche geschwommen, um Luft zu schnappen

Aber anstatt ans sichere Land zu gehen, tauchte er nun wieder ins tiefe Wasser.

War das nicht mutig von ihm?

Genug von den malerischen Metaphern, zurück in die Wirklichkeit!

Er wusste, er musste diese Gelegenheit nutzen und durfte sich nicht vertreiben lassen.

Doch in seinem Gehirn war blanke Leere, wie er nun weiter vorgehen sollte.

Das Einzige, was ihm einfiel…

„Kakarott ist groß geworden…und bedeutend stärker. Wie ist das passiert?“ fing er mit Smalltalk an.

„Als ob dich das interessieren würde“ zischte sie verächtlich. Sie blieb immer noch stehen, halb hinter dem Stuhl, als bräuchte sie jegliche Barriere gegen ihn, die sie finden könnte.

Ihre Finger umklammerten die Lehne, als würde sie sie lieber in seinen Hals vergraben.

„Das tut es, sonst würde ich nicht fragen“ entgegnete Vegeta schmallippig.

„Verarsch mich nicht! Das ist das erste Mal, dass du mich nach ihm fragst“ fauchte sie. „Es ist sowieso egal, weil ich dir nicht antworten will. Ich will, dass du verschwindest. Du hast jedes Recht verloren, mich familiär zu behandeln. Wir sind keine Freunde mehr. DU wolltest eine klare Trennung“ sprach sie es an. „So klar, dass du mich sogar von den Missionen fernhältst und mich im Raumflughafen versauern lässt, während weniger fähige Techniker dein Raumschiff reparieren dürfen.“

„Ich habe vielleicht zu vorschnell reagiert“ entgegnete Vegeta und sah verlegen zur Seite, aus dem hohen Fenster. Aus den Seitenwinkeln konnte er sehen, wie sie ihn misstrauisch anstarrte. Ihre Augen wurden schmal, sie blieb aber still und setzte sich endlich hin, um ihn nachdenklich zu begutachten.

Schnell konzentrierte er sich wieder auf die Aussicht; wollte nicht mehr Fehler zugeben. Sein Blick fiel auf die Pflanzenkübel, die Bulma auf den Balkon gestellt hatte und seit Monaten munter vor sich hin sprießten. Es wirkte wie eine grüne Wand, die aber den Vorteil von Schatten, Wohlgeruch und Privatsphäre aufwies. Es erinnerte ihn an die Vergangenheit, wenn er sie im Wald besucht hatte und sie ihre Picknicks im Grünen veranstaltet hatten.

Dank ihrer Pflanzen war es für ihn möglich, Bulmas Balkon selbst von weit sofort zu finden: sie war die Einzige, die ihren Balkon begrünt hatte. Öfters stand er auf seinem Balkon, sah vom höchsten Turm auf den Palast herunter und dachte darüber nach, dass es wie eine grüne Landebahn aussah. Wie eine Einladung, dort runterzuschweben, um sie zu besuchen…wenn er es nicht so verkackt hätte.

Er trank seine Tasse leer und sah wieder zu Bulma hin, die immer noch still war…verdächtig still.

Was ihm Zeit gab, sie weiterhin zu begutachten.

Wie sie von der Nachmittagssonne beschienen wurde, gebrochenes Licht durch die Pflanzen draußen, eine seltsame friedliche Stimmung im Raum. Ihr dünnes Kleid lag locker an, mit dünnen Trägern, die viel nackte Haut zeigten. Aus den lockeren Knoten am Hinterkopf hingen einige blaue Strähnen herab und umrahmten ihr Gesicht.

Wie schon beim letzten Wiedersehen hatte er das Gefühl, als wäre sie gereift, wäre nun richtig Erwachsen. Sie strahlte etwas Erotisches, Weibliches aus, eine neue Anziehungskraft, die ihn in ihren Bann zog.

Für einen Moment wollte sich Vegeta vorgaukeln, dass alles gut war: Bulma hatte ihn eingeladen und gemeinsam tranken sie Tee, genossen die Aussicht, die Ruhe, das Zusammensein…doch diese Täuschung hielt nicht lange an.

Bulmas Augen waren kalt und unerbittlich.

Und nun, wo er zugegeben hatte, dass er einen Fehler gemacht hatte, hing er an ihrem Haken.
 

Bulmas Argwohn war auf ihren Höhepunkt. Sie hatte diesen fast beiläufigen Satz von ihm genau registriert.

„Vielleicht habe ich zu vorschnell reagiert“, ach nee?!

Da schien ja jemand allmählich seine Entscheidung zu bereuen beziehungsweise zu verstehen, wozu sie geführt hatte.

Doch anstatt darauf eine Antwort zu geben, hielt sie es für schlauer, etwas Zeit zu schinden und nachzudenken. Sie schenkte sich eine Tasse Tee ein und nippte vorsichtig am heißen Getränk. Sie bemühte sich um eine starre Miene, während ihre Gedanken Purzelbäume schlugen.

Vegeta sah immer noch stur aus dem großen Fenster hinaus, als hätte er noch nie zuvor Topfpflanzen gesehen. Ihm schien sein Ausrutscher bewusst zu sein, aber anstatt fortzufahren und sich richtig zu entschuldigen, schwieg er nun.

Als ob diese kleine Bestätigung, einen Fehler gemacht zu haben, als Entschuldigung ausreichen würde, hah!

Bulma hatte genug von seinem egoistischen Verhalten.

Wie oft in der Vergangenheit war er gekommen und gegangen, wie er wollte?

Hatte keine Nachricht hinterlassen, sich nicht erklärt, sondern rücksichtslos seinen Willen durchgeboxt?

Es war nicht das erste Mal, aber es war das letzte Mal, dass sie es ihm durchgehen lassen würde.

Es war nicht nur sein kaltes Verhalten nach ihrer zweiten Nacht, die Behinderung ihrer Karriere und damit ihrer Träume, sondern auch, weil er ihr nie etwas über die Konsequenzen einer Schwangerschaft mit königlichem Blut erzählt hatte.

Sechs Tage hatte sie in Angst gelebt, als seine Mätresse zwangseingezogen zu werden, sollte sie sich als schwanger erweisen. Diese Furcht war erst mit dem Einsetzen ihrer Blutung verschwunden, aber es waren furchtbare Tage gewesen.

Sie hatte Alpträume bekommen, in denen sie in einen Raum ohne Fenster eingesperrt gewesen war. Die einzige Person, die sie besuchte, war Vegeta als düsterer, bedrohlicher Schatten. Wie eine bedrohliche Eminenz ragte er über ihr gefesseltes Selbst, um sich ihr aufzudrängen mit den Worten „Tu deine Pflicht und gebär mir einen Sohn!“.

Bewegungsunfähig hatte sie zulassen müssen, dass er in sie eindrang; ihre Handgelenke gefesselt, die Beine gewaltsam geöffnet. In ihren Träumen war sie wehrlos und stumm gewesen.

Huh, sie war schweißgebadet, mit klopfenden Herzen und tiefer Angst aufgewacht.

Vegeta konnte sorglos leben, ihn hatten mögliche Konsequenzen nicht gekümmert. In den Wochen danach hatte er sich nie nach ihr erkundigt. Er hatte keinen Gedanken daran verschwendet, als ob nicht mal die Möglichkeit hätte bestehen können, dass sie mit seinem teuren Samen beglückt werden könnte.

Dabei wusste er doch genau, dass sie damals von den Sitten der Saiyajins keine Ahnung gehabt hatte.

Aber es war ihm egal gewesen.

Dieser hochnäsige, arrogante Arsch!

Nun sollte er mit den Konsequenzen seiner Entscheidungen leben!

„Es scheint, als wären die Ohren des hochverehrten Skattkönigs verstopft“ fing sie an zu säuseln, in gefährlich ruhiger Stimme.

Vegeta sah beim Klang ihrer Stimme auf, die Stirn gerunzelt, ein ungutes Gefühl im Magen bei diesem Klang.

„Ich bin mir sicher, dass ich Euch weder eingeladen habe noch eure Anwesenheit hier wünsche. Ihr mögt der Herr über den Palast sein, aber dies sind meine Räumlichkeiten“ siezte sie ihn weiter. „Also würdet Ihr die Güte besitzen und euren Arsch von diesem Stuhl erheben, damit ich mich endlich mit meiern Familie unterhalten kann? Mit Saiyajins, die ich sehen möchte, im Gegensatz zu euch?!“

„Wir sind unter uns“ brummte Vegeta „Da musst du nicht so sprechen.“

Er ignorierte ihren Aufruf zum Gehen.

Es war ein schlechtes Zeichen: diese Ruhe, das Siezen, diese hochtrabende Sprache…das passte nicht zu ihr. Bulma zog sich vor ihm zurück, baute Mauern auf.

„Ich sehe keinen Grund dazu“ sang Bulma wieder in dieser falscher Unschuldsstimme. „Ihr seid mein Herrscher. Ist es nicht meine Pflicht, Euch mit Ehrfurcht zu behandeln? Oh, soll ich mich vielleicht verbeugen? Auf den Boden sinken?“ Sie machte Anstalten, sich zu erheben und es in der Tat umzusetzen, doch Vegeta reichte es. Es war genau dieselbe heuchlerische Ehrfurcht wie beim letzten Mal, als sie in der Anwesenheit der Diplomaten und ihres Vaters gewesen waren.

„Schluss damit!“

Mit der flachen Hand schlug er ungeduldig auf den Tisch, so dass die Gläser klirrten und wackelten.

Für einen Moment waren beide erstarrt: Bulma mit aufgerissenen Augen, während er sie wutentbrannt anstarrte.

Bulma biss sich auf die Lippen, das Gesicht bleich, ihr Blick vorwurfsvoll.

Sie hasste es!

Sie hasste diese Situation, wo ihr Leben immer noch in Vegetas Händen war. Selbst wenn sie versuchte, sich zurückzuziehen, ließ er es nicht zu.

Gut, dann würde sie schweigen und kein Wort sagen. Sie schnaubte auf und sah ihn mit deutlicher Verachtung an, verschränkte ihre Arme vor der Brust.

Kalte Stille erfüllte den Raum.

Vegeta bereute seinen Ausbruch sofort. Das lief nicht so, wie er es wollte.

„Ich…will nicht, dass du SO sprichst. Du weißt doch, was ich dir damals gesagt habe. Solange wir unter uns sind, ändert sich nichts“ räusperte er sich verlegen.

Er hasste es, wenn sie so mit ihm redete. Diese falsche Höflichkeit und Ehrerbietung, wie bei allen anderen, war für sie nicht nötig. Sie besaß als einzige Frau das Privileg, ihn zu duzen und nicht vor ihm zu knien.

„Doch“ entgegnete sie kühl. „Es hat sich alles verändert und du weißt, wieso.“

Vegeta zuckte schuldbewusst zusammen, schnalzte aber dann genervt mit der Zunge.

Gut, dann hatte er damals einen Fehler gemacht, na und? Radditz durfte ihm dafür eine runterhauen.

Musste sie noch länger darauf herumreiten?

Er verstand ihren andauernden Ärger nicht, die Sache war doch monatelang her. Genug Zeit, damit die Wut verrauchte. Er hatte sich doch früher auch schon so manchen Fauxpas geleistet.

So schlimm war es doch nicht gewesen…dass er sie nach dem Sex rausschmiss…sie monatelang ignorierte…sie degradierte, indem er sie nicht wie versprochen auf Mission nahm…und nun ihre Privatsphäre störte und ihre Brüder vertrieb…Vegeta bekam langsam die Einsicht, dass ihr Zorn doch gerechtfertigt war.

Also was tun?

Sich entschuldigen?

Das wäre wohl die beste Entscheidung, aber Vegeta hatte Probleme mit Schuldeingeständnissen. Das würde ja so klingen, als hätte er einen Fehler gemacht und seine Entscheidungen waren ja nicht grundlos gewesen…nur egoistisch und Ich-bezogen. Aber als stärkster Saiyajin durfte er das sein.

„Ich habe damals nicht richtig über die Konsequenzen nachgedacht“ gab er zu. „Es war übereilt und falsch. Wenn es etwas gibt, dass dich aufmuntert, bringe ich es dir.“

Da, das war doch eine Entschuldigung nach Saiyajin-Art. Mehr war doch nicht nötig.

Doch seine Hoffnung erhielt einen Dämpfer bei Bulmas unbeeindruckter Miene. Sie sprach kein Wort, trank nur schlürfend einen Schluck Tee.

„Bulma?“ Vegeta konnte nicht den sehnsüchtigen, hoffnungsvollen Klang in seiner Stimme verhindern, als er nach Antwort verlangte.

Warum sagte sie nichts?

Warum verlangte sie nicht nach einem Zeichen, einen Beweis seiner Ehrlichkeit und Reue?

Er würde ohne zu zögern losziehen, um ihr das Gewünschte zu bringen, wenn er nur wüsste, WAS ihr Herz verlangte, damit es endlich Frieden fand.

„Ich habe noch nie verstanden“ fing sie leise an zu murmeln. „warum man glaubt, mit halbgaren Worten sich entschuldigen zu können. Oder warum man denkt, man könnte um Verzeihung bitten, ohne es genauso zu sagen. Damit sind die Worte so hohl und leer wie eine unehrliche Entschuldigung, es macht keinen Unterschied.“

Er zuckte zusammen.

Sie hatte genau gehört, dass er kein einziges Mal ein Wort des wahren Bedauerns in den Mund genommen hatte. Er hatte nur eingestanden, eine falsche Taktik eingesetzt zu haben, mehr nicht.

Trotzdem, sah sie denn nicht, dass er es bereute?

War das nicht mehr wert als jegliches Schuldeingeständnis?

Seine Gefühle waren ehrlich, was musste er da noch schwafeln?!

Doch es beindruckte sie kein bisschen. Sie legte den Kopf schief und sah ihn prüfend an.

Es war eines der seltenen Male, wo man Vegetas Zwiespalt deutlich erkennen konnte. Wie er mit sich selbst kämpfte und dabei verlor.

Es wäre so einfach, wenn sein Stolz ihm nicht im Weg stände.

„Sag, was du willst“ knurrte er zähneknirschend. „Taten sagen mehr als Worte.“

Das hatte man davon: man reichte einem Weib den kleinen Finger und schon wollte sie die Hand mit dazugehörigem Arm dazu.

Er würde sich nicht beschämen und vor ihr knien. Er kniete vor niemanden.

Abfällig lachte sie auf.

„Du glaubst, du kannst dich freikaufen?“ durchschaute sie ihn. „Du denkst, wenn du mir einen Haufen Schnickschnack vor die Füße wirfst, dann ist alles vergeben und vergessen? Meine Gefühle, auf die du getrampelt hast? Mein zerbrochenes Vertrauen? Mein Schmerz und meine Enttäuschung? Die Angst? Die Einsamkeit?“

Jedes Wort schnitt in Vegetas Herz wie eine Glasscherbe. Er hatte nicht mal ansatzweise geahnt, durch welche seelische Tortur er sie geschickt hatte.

Das Schlimmste war, dass sie sich von ihm verlassen fühlte…und das zu Recht. Er hatte sie ignoriert, weil er wusste, er könnte sich nicht lange von ihr fernhalten, sobald er sie in Schwierigkeiten sah.

Er wäre sofort zu ihr geeilt.

Aber mit seiner sinnlosen Maßnahme, um sein Herz zu schützen, hatte er sie weit mehr verletzt.

In diesem Augenblick wusste Vegeta nicht mehr, warum er hier auf diesen Stuhl saß wie auf einer Anklagebank.

Warum ließ er das zu?

Das Wort mit L wollte er nicht nennen, dieses mächtige Gefühl, dass alles veränderte und vor dem er Angst hatte. Diese Einschätzung drängte er in den hintersten Winkel seiner Selbst und ließ es dort liegen.

Aber er gab zu, dass er sie wollte und wie jeder Saiyajin wollte er sich nehmen, was sein Herz begehrte. Er folgte seiner Begierde, die ihn stets dazu gebracht hatte, zu plündern und zerstören, ohne Gegenmaßnahmen zu fürchten.

Zu dumm, dass saiyanische Frauen das Einzige waren, was ein Krieger weder brechen noch rauben konnte.
 

Warum ging er nicht einfach?

Weil, so bekam er augenblicklich die Antwort aus seinem Inneren, es sich für ihn schlimmer anfühlte, wenn sie ihn ignorierte.

Er saß nun genau auf der Stelle, an der Bulma monatelang gesessen hatte.

Sie wollte ihn nicht mehr sehen und kappte von ihrer Seite aus ihre Bindung zueinander.
 

Kalter Schweiß rann seinen Nacken herab, während er sie weitersprechen hörte. Seine Fäuste waren verkrampft und krallten sich in seine Hose.

„Nein“ fuhr sie tonlos fort. „Meine Gefühle sind nicht so wenig wert. Du hast nichts, womit du mich bestechen kannst, damit ich DAS vergesse.“

Vegeta wusste nicht, was er darauf erwidern sollte.

Sie beide hatten ihren Stolz: Während seiner eine Entschuldung verhinderte, bewahrte Bulmas Stolz sie davor, zusammen zu knicken. In ihren Augen glomm die Wut auf und dass sie damit Vegeta verletzte, verursachte ein nettes Gefühl der Schadenfreude.

Sie hätte vor einem Jahr nicht glauben können, dass sie so gehässig und boshaft sein konnte und dass bei jemanden, den sie einst als Freund betrachtet hatte.

Aber gerade deswegen hatte seine Tat ja auch so wehgetan. Sie zog nicht viele in ihr Vertrauen und Vegeta hatte ihr sehr nahegestanden und dieses Vertrauen missbraucht.

Nun erfüllte sie es mit Genugtuung, ihn leiden zu lassen und abzuweisen.

Rache und Stolz erfüllten sie, ließen ihre Augen gefährlich funkeln und mit halbem Lächeln auf ihn herabsehen, obwohl beide auf gleicher Höhe saßen.
 

Vegeta hasste es!

Er wollte gehen, wollte diesen Raum hochmütig verlassen und mit einem „Was soll‘s, Ich brauch dich nicht!“ verschwinden, doch etwas in seinem Inneren zwang ihm, sitzen zu bleiben.

Eine Existenz, die er jetzt als seinen Ozaru erkannte, meldete sich: sein inneres Tier hatte diese Frau als ebenbürtig anerkannt und wollte sie nicht verlassen.

Ungläubig starrte er auf seine geballten Fäuste, die auf seinen Knien lagen, während die Erkenntnis ihn durchzuckte.

War das der Grund, warum der Sex in letzter Zeit so schal war?

Fühlte sich so die Akzeptanz des Ozarus an?

//MEINS!// hörte er eine innere Stimme rufen //SIE gehört MIR! //

Es war dieselbe angsteinflößende Stimme, weshalb er Bulma einst aus seinem Bett geschmissen hatte.

Vegeta durchzuckte eine weitere Erkenntnis.

Ein plötzliches Aufrauschen von Liebe war nicht sein größtes Problem, sondern etwas Tieferes, Andauerndes, Ewiges. Nur aus diesem Grund würde sich der Ozaru zu Wort melden.

Seine passende Gefährtin!

Seine Sarang-Partnerin!

Liebe kam und ging wieder. Saiyajins waren zu heftigen Gefühlen fähig, nicht nur Wut, aber diese aufbrausenden Emotionen waren normalerweise nicht von Dauer. Sie konnte sich mehrmals in ihren Leben verlieben, aber diese Gefühle waren manchmal wie das Wetter: schnell aufkommend, schnell vorbei; Hals über Kopf in einem Bad der Gefühle, nur um wieder aufzutauchen und sie wie kaltes Wasser abschüttelnd.

Doch der Sarang war für die Ewigkeit.

Nur die Beständigen, Treuen, Wahrhaftigen schworen den Sarang, wenn sie die eine Person fanden, die ihr körperliches und seelisches Gegenstück war.

Vegeta konnte es nicht glauben, aber der Gedanke, dass Bulma ihm den Sarang schwor, stieß ihn nicht ab. Es klang sogar verheißungsvoll.

Die Frau würde für immer ihm gehören!

Fassungslos, aber fasziniert sah er sie an
 

Bulma mochte den Blick nicht, den Vegeta ihr gerade zuwarf.

Bis vor wenige Sekunden war er noch erzürnt und in seinem Stolz verletzt gewesen, aber nun hatte sich sein Gesichtsausdruck verändert zu etwas, dass nach Berechnung aussah.

Als hätte er einen neuen Wert in ihr entdeckt oder würde sie mit anderen Augen sehen.

Sie wollte ihn aber viel lieber leiden sehen.

Keine Ahnung, zu welchem Rückschluss er gerade gekommen war, aber mittlerweile war es ihr sogar egal, wenn er vor ihr kriechen und betteln würde. Es würde nichts mehr ändern, seine kurze Möglichkeit für eine ehrliche Entschuldigung war vorbei. Alles, was jetzt noch folgte, wäre Taktik und Kalkül ohne Aufrichtigkeit.

Sie wollte ihn nicht mehr sehen, er sollte verschwinden.

Sie schnalzte ungeduldig mit der Zunge und sah provokativ zur Tür.

„Hör auf, meine Zeit zu verschwenden und hau ab“ befahl sie.

Vegetas Mimik wurde starr, als hätte er sich wieder daran erinnert, dass sie immer noch stritten.

Er atmete tief durch und bemühte sich um klare Worte, während er den Kopf leicht demütig senkte.

„Bulma, es tut mir…“ fing er an, doch sie schnitt ihm spöttisch lachend das Wort ab.

Wie sie es sich gedacht hatte.

„Hört auf, die falschen Worte kannst du dir sparen! Es ist zu spät. Denkst du, ich durchschaue dich nicht? Ich will deine billige Entschuldigung nicht mehr“ hielt sie ihn auf.

„Du willst keine Gaben, du willst keine Worte. Was willst du dann?“ schnaubte er grimmig.

„Oh, ich dachte, ich hätte es oft genug gesagt?“ säuselte sie mit falschem, breitem Lächeln, als würde sie mit einem Idioten sprechen. „Ich will, dass du verschwindest und mich in Ruhe lässt“ wiederholte sie streng.

Sie konnte sehen, wie sie ihn verletzte, wie es um seine Augen zuckte und seine Haltung sich verspannte. Anzeichen dafür, dass sie endlich ebenfalls einen Treffer gelandet hatte.

Aber außer zu Knurren und seine Stirn zu runzeln, konnte er nichts tun.

Mit einem Ruck stand er auf und machte sich zum Gehen bereit.

Doch bevor Bulma zufrieden glauben konnte, sie hätte gewonnen, unterbrach seine entschlossene Stimme ihren inneren Siegestanz.

„Ich komme wieder!“

Ungläubig blinzelte sie ihn an.

Unbeugsam starrte er zurück. Langsam hob sich ein Mundwinkel, als würde er sich auf den bevorstehenden Kampf freuen.

Mit diesem selbstsicheren, kleinem Lächeln verließ er sie, drehte sich nun endgültig um, um mit langsamen, kräftigen Schritten den Raum zu verlassen, während sie ihn nur geschockt nachschauen konnte.

Erst als sie hörte, wie die Tür sich schloss und seine Aura schwand, ließ sie sich erschöpft auf den Stuhl sinken, den Kopf in den Händen stützend.

Was war er für ein hohler, tauber Sturkopf und warum gab er nicht auf?

Gegen ihren Willen war sie davon beeindruckt, aber es machte ihr auch Angst.

Es hatte sich wie eine Kampfansage angehört.

Vegeta machte sich auf die Jagd nach ihr und wehe der armen Seele, die von ihm verfolgt wurde.
 

Vegeta schritt eilig nach draußen in den verwilderten Westgarten, der an Bulmas Flügel angrenzte.

Auch wenn er eine hochmütige, ruhige Maske aufgesetzt hatte, trommelte es in seiner Brust, als würde der Ozaru gegen Wände schlagen. Das Tier in ihm wollte wieder zur blauhaarigen Frau und konnte nicht verstehen, warum sein Besitzer sie stattdessen verließ.

„Bald“ flüstere Vegeta zu sich selbst und klopfte sich sacht gegen die Brust, um sein Herz zu beruhigen. „Bald.“

Es war nur ein taktischer Rückzug, aber noch keine Niederlage.

Er gab nie auf!

Während er unter dem Bogengang ging und sein Herz sich beruhigte, hörte er in der Nähe leises Gemurmel. Er erkannte die schnarrende, unverkennbare Stimme von Radditz.

Also da waren Bulmas Brüder geblieben. Sie hatten sich nicht weit von ihrer Schwester entfernt und waren in Hörweite geblieben. Hätte Bulma geschrien, wären sie in wenigen Sekunden über den Balkon in ihr Zimmer gestürmt und hätten das Flugverbot dafür ignoriert.

Neugierig schlich sich Vegeta an. Vielleicht kam er an nützliche Informationen, wenn er sie aushorchte. Er versteckte sich hinter der Mauer und sah vorsichtig um die Ecke.

Im Garten, auf einer umgestoßenen Steinsäule im Schatten sitzend, sah er den Rücken des Langhaarigen, sowie von Kakarott an dessen Seite. Sie teilten sich gerade den Kuchen, den sie mitgenommen hatten und die letzten Kekse.

„Und so habe ich ganz allein diese arroganten Schwächlinge besiegt und den Ruhm der Saiyajins gemehrt. Danach hatten alle Diplomaten und Gesandten einen Haufen Schiss vor uns und keiner hat mehr gelacht“ hörte er Radditz erzählen.

Anscheinend prahlte der Ältere gerade wieder damit, wie er in diesem Vorführungs-Turnier vor ein paar Jahren auf Altharwa den Champion der Pantheraner besiegt hatte. Es war seine Lieblingsgeschichte unter all seinen „Heldentaten“.

Sein kleiner Bruder sah aber weniger beeindruckt als viel mehr angeekelt aus.

„Warum hast du sie getötet, wenn sie sowieso aufgeben haben?“ fragte er stirnrunzelnd.

„Um zu zeigen, dass ich stärker bin“ antwortete Radditz selbstgefällig.

„Aber das war doch deutlich. Du hast sie doch besiegt.“ Die Kritik war deutlich zu hören.

Radditz seufzte.

Das war kein seltenes Diskussionsthema zwischen den beiden. Der Ältere versuchte daher, das Thema zu wechseln, weil er keine Lust dazu hatte, erneut seinen Standpunkt zu erklären.

Kakarott würde eh schon bald merken, wie die Wirklichkeit aussah, wenn er mit seinem Vater auf Mission ging.

Dafür gab es noch etwas anderes Wichtiges, was er mit seinem kleinen Bruder besprechen musste.

„Erinnerst du dich an den Typen, der dich hergebracht hat?“ fing er an. „Der mit dem roten Umhang? Wenn du diesen Kerl wieder mal begegnet, sprich ihn gefälligst mit Ehrfurcht an und verbeug dich vor ihm. Das ist dein oberster Kommandant und der baldige König. Nächstes Mal ist sonst dein Kopf ab.“

„Aha“ unbeeindruckt nickte Kakarott und angelte sich einen der letzten Kekse aus der Schale.

Radditz sah ihn stirnrunzelnd an und versuchte ihm die Gefahr zu erläutern.

„Ich scherze nicht, Kakarott. Vegeta ist unglaublich mächtig. Du bist zwar besser geworden, aber er ist…er ist so stark wie zehn von deiner Sorte.“

Erneut nickte Kakarott mir ruhiger Miene. „Ich weiß“ sagte er kauend. „Er ist wirklich stark und eines Tages werde ich gegen ihn kämpfen. Ich freue mich schon.“

Radditz Augen wurden groß und Vegeta, versteckt hinter der Mauer, musste sich eine Hand vor den Mund halten, um nicht loszulachen.

Der kleine Wahnsinnige wollte gegen ihn kämpfen?! Er würde ihn zertreten wie ein Wurm!

Radditz hatte denselben Gedanken und wusste nicht, ob er lachen oder heulen sollte bei so viel Wahnwitz.

Kakarott leckte sich nur die Krümel von den Fingern und fügte hinzu „Außerdem glaube ich nicht, dass er mir den Kopf abschlägt. Er wirkt nett.“

„Nett? Wer? Vegeta?“ stammelte Radditz.

Vegeta verdrehte genervt die Augen.

Er war nicht nett, was für eine Beleidigung.

Kakarott schien aber etwas zu ahnen. Die Besuche von Vegeta in Zusammenhang mit Delikatessen… Eine Assoziation zwischen Vegeta und Keksen, die Kakarott unbewusst verband, weshalb er der einzige Saiyajin war, der glaubte, der Skattkönig wäre nett.

So ein Idiot!

Vegeta lehnte sich gedankenverloren an die Wand und lauschte auf weiteres Gelaber.

„Keine Ahnung, wieso ich so denke, aber er wirkt irgendwie…nett. Jedenfalls habe ich keine Angst vor ihm. Und was ist da zwischen ihm und Bulma?“ fing Kakarott plötzlich an zu fragen.

Radditz zuckte zusammen und der versteckte Vegeta tat es ihm gleich.

Also war es ihm doch aufgefallen.

Vegeta sah besorgt um die Seite und schaute dabei zu, wie Radditz eilig nach einer Ausrede suchte. Der Langhaarige kratzte sich den Hinterkopf und stammelte sinnlos herum, was seinen Bruder erst recht misstrauisch machte.

„Bulma war sehr wütend auf ihn. Wieso?“ fragte Kakarott besorgt. Nur weil er sich nichts hatte anmerken lassen, bedeutete es nicht, dass er die Reaktionen seiner Schwester nicht bemerkt hatte.

Radditz rang nach Luft. „Kakarott, das ist eine Sache zwischen Erwachsenen. Solange Bulma dir nichts davon erzählt, werde ich auch nichts sagen“ wich er aus.

„Hmmm...hat das mit Sex zu tun?“ fragte Kakarott überraschend scharfsinnig.

Sowohl Radditz und Vegeta wirkten nun leicht panisch bei dieser Frage: Radditz, der nicht wollte, dass seine Eltern davon erfuhren und Vegeta, weil er nicht wollte, dass überhaupt über sein Privatleben getratscht wurde. Immer noch hatte er die Sorge, dass Kakarott sich langsam an den anonymen Prinzen in seiner Kindheit erinnern könnte und gefährliche Rückschlüsse ziehen könnte.

Oder, was wahrscheinlicher war, er sich verplapperte und Bulmas Familie die Erkenntnis bekam.

„Was weißt du schon über Sex?“ wich Radditz lachend aus.

Kakarotts Augen wurden schmal. „Nur weil ich es noch nie getan habe, bin ich nicht blind“ erwiderte er. „Da war so eine komische Spannung zwischen ihnen.“

„Echt?! Ich dachte, du und Chi-Chi…ihr seid doch schon eine Weile zusammen. Da habt ihr noch nie experimentiert?“ Radditz lenkte gekonnt das Thema um. Es wunderte ihn aber tatsächlich, dass sein kleiner Bruder bislang noch nicht mit seiner Freundin geschlafen hatte.

Kakarott rümpfte die Nase; ihn störte Radditz Kommentar. Es klang so abfällig, als wäre ihre Beziehung wegen fehlenden Sex noch nicht vollständig.

„Wir tun sehr viel zusammen. Küssen und so…“ verteidigte er seine Beziehung. „Aber wir wollten mit manchem noch warten, bis ich von meiner ersten Mission zurückkomme. Chi-Chi sagt, es wäre die Belohnung der Krieger, nach einer siegreichen Reise von ihrem Weib begrüßt zu werden. Sie hat was von einem Festmahl erzählt, was sie dann für mich zubereiten wird.“

„Hmmm, ein Festmahl, so so“ brummte Radditz amüsiert. In seinen Augen war ein belustigtes Funkeln. Das klang für ihn so, als würden die beiden Jüngeren es bald richtig krachen lassen.

Wenn Kakarott erst mal merkte, wie toll Sex war, würde es ihn vermutlich von Kämpfen, Vegeta und Bulma ablenken.

Vegeta in seinem Versteck verdrehte erneut die Augen. Diese Informationen wurden gerade nur noch langweilig. Es war nichts dabei, was er nutzen könnte.

„Na dann, du weißt Bescheid, was du zu tun hast, wenn du bei ihrem „Festmahl“ bist, kleiner Bruder“ lachte Radditz und klopfte dem Kleinen kräftig auf die Schulter. Der wurde überraschenderweise rot und biss sich verlegen auf die Lippe.

„Hm, ja ja“ murmelte er.

„Was denn, du weißt doch Bescheid?! Denk daran, ich war dabei, als Vater…guahh, diesen Tag habe ich immer noch nicht vergessen“ stöhnte Radditz bei der Erinnerung an Kakarotts Aufklärung.

„Jaaaa“ sagte Kakarott langsam, der anscheinend auch allmählich verstand, worüber Bardock genau gesprochen hatte. „Aber was tue ich, wenn ich…“ Kakarott brach mitten in seiner Frage beschämt ab und sah auf seine Füße.

Radditz sah auf den kleinen Strubbelkopf herab. Nachdenklich kratzte er sich die Wange, als er sich an sein erstes Mal erinnerte. Er war ein Jahr älter gewesen, theoretisch aufgeklärt und trotzdem war er nervös gewesen.

„Also gut, worüber willst du sprechen?“ machte er seufzend das Angebot. Zuerst Bulma, nun sein kleiner Bruder…Radditz versuchte, seine Pflicht als großer Bruder zu erfüllen.

In diesen Augenblick wusste Vegeta, dass er nichts mehr Nützliches erfahren würde. Er erinnerte sich genau, wie Radditz damals seine Unschuld verloren hatte: er war dabei gewesen, als er die Nutte ausgewählt hatte. Es war keine große Anstrengung, so jemanden dazu zu bringen, die Beine zu spreizen, solange der Geldbeutel gut gefüllt war. Seitdem hatte sich einiges getan, aber Vegeta hatte keine Lust, die übliche Prahlerei über die Liebesfähigkeiten eines Saiyajins zu hören.

Radditz hatte da genauso eine große Klappe wie Nappa, fürchterlich.

Er entfernte sich aus den Schatten der Mauer und schlich sich davon, ging wieder seine Wege.
 

Kakarott sah schnell nach hinten, während Radditz anfing zu erzählen/prahlen.

Vegeta war endlich verschwunden.

Er war weg und lauschte nicht mehr.

Auch wenn er sich unbemerkt hatte anschleichen können, war ein Verstecken sinnlos, solange er diese riesige Aura nicht unterdrücken konnte. Vor Kakarotts sechster Sinn war eine solche Aktion nicht möglich.

Kakarott blendete Radditz Erläuterungen aus, sie waren nur ein Ablenkungsmanöver gewesen, um ihren Lauscher zu täuschen. Dessen Ratschläge interessierten ihn eigentlich nicht besonders beziehungsweise sah er nicht ein, wie Radditz ihn mehr helfen konnte als Chi-Chi.

Er musste nur darauf hören, was seiner Freundin gefiel, ihre Reaktionen beobachten und ihren Anweisungen folgen und nicht tun, was laut Radditz Meinung richtig war.

Er würde schließlich mit Chi-Chi schlafen und nicht mit Radditz.

Doch die Silhouette von dem Mann namens Vegeta ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.

Wie er für einen Moment vor ihm marschiert war, dieser gerade Rücken mit dem herabfallenden Umhang, die hohen Haare…Kakarott war überzeugt, so ein Bild schon mal gesehen zu haben, öfters sogar, aber die Erinnerung war verschwommen. Vielleicht in seinen Träumen?

Aber dazu war sein Geruch, der ihn irgendwie glücklich machte…aus diesem Grund war er trotz dieser starken Aura auch nicht eingeschüchtert gewesen.

Dass es so einen starken Saiyajin gab, fand er großartig. Er sah das als Ziel an, genauso stark zu werden. Und wenn das geschah, wollte er wissen, ob er noch besser werden konnte; ob es eine Grenze hinter der ersten gab, die er wieder durchbrechen konnte.

„Hey, Radditz, sollen wir mal nach Bulma sehen?“ unterbrach er Radditz Redefluss. Seine Schwester war jetzt wieder allein und wer weiß in welchen Zustand. Sie sollten nach ihr sehen.

„Äh, ja, ich weiß nicht, wir sollten nicht stören“ fing sein großer Bruder verdutzt an.

Er hatte Angst, Dinge zu sehen, die er niemals bei seiner Schwester sehen wollte.

Was, wenn sie und Vegeta sich vertragen hatten und das gerade feierten?

Oder sich nicht vertragen hatte und Vegeta mit einer Mordslaune entgegenkam?

Aber Kakarott war bereits aufgestanden und sammelte das leere Geschirr ein. Mit unschuldigem Gesicht sah er ihn an.

„Ach, ich wette, wir können zu ihr hin. Was immer die beiden besprochen haben, es müsste jetzt vorbei sein“.

Ohne auf Radditz Meinung zu warten, da er genau wusste, dass er Recht hatte, marschierte Kakarott voran. Im Hintergrund hörte er das tiefe Seufzen und die schweren, nachfolgenden Schritte seines Bruders.
 

„Es muss sich etwas ändern, ich halte das nicht mehr aus. Nach dieser Aussage habe ich das Gefühl, als würde er mich ständig beobachten“ beschwerte sich Bulma verärgert und stellte ihre Teetasse klirrend ab.

Einen Tag nach dem Debakel befand sie sich wieder auf einer „Teeparty“: genauer gesagt war sie im Archiv, sitzend an einen runden Tisch mit den drei Archivaren Gurki, Ginsengs und Celeron. Auf der Tischplatte waren Bücher und Akten verstreut, doch es gab noch genug Platz für eine Teekanne und leicht angeknacksten Tassen.

Bulma war gerade mit der Erzählung des gestrigen Treffens fertig und schäumte vor Wut.

Ihr schöner Tag war ruiniert gewesen und selbst als Radditz und Kakarott kurz danach wieder zu ihr gekommen waren, hatte sich die Stimmung nicht geändert. Bulma war zu keinem Gespräch bereit gewesen, hatte stattdessen finster auf Radditz geschaut. Dem war das schlechte Gewissen deutlich anzumerken und kaum war der letzte Keks gegessen, als er auch schon hinaussprang, erneut mit Kakarott unterm Arm. Die Brüder hielten es für sicherer, die junge Frau allein mit ihrer Grübelei zu lassen, bis sie sich weder beruhigt hatte.

Doch selbst nach einer Nacht unruhigen Schlafes hatte sich Bulma nicht abgekühlt.

Sie wusste nur eines: sie musste aus dem Palast raus, musste Vegetas Dienst verlassen und wenn es um bürokratische Abläufe und ihre Schlupflöcher ging, saß sie hier am richtigen Platz.

Die drei Alten wüssten vielleicht einen Weg, wie sie die Armee verlassen konnte, ohne Vegeta darum anzuflehen. Denn dem würde er niemals zustimmen.

Sie wollte endlich ihr eigenes Geld verdienen und ihren Plan mit ihrem neuen Wohnsitz verfolgen. Das Gebiet war bereits gekauft, die Tinte auf der Besitzurkunde trocken, aber solange sie fremdbestimmt war und für andere Aufgaben zu erledigen hatte, konnte sie nicht ihre Wunsch-Werkstatt aufzubauen. Ihr fehlte die Zeit.

Ohne Werkstatt gab es auch keine Möglichkeit, den Gravity-Ball zu erschaffen, den sie den Männern ihrer Familie zur Verfügung stellen wollte.

Celeron strich sich nachdenklich über den Bart.

„Wenn ein Saiyajin die Armee und den königlichen Dienst verlassen will, muss er ein bestimmtes Formular ausfüllen und dieses von seinem Vorgesetzten unterzeichnen lassen, der es wiederum vom König selbst bestätigen lassen muss“ erinnerte er sich.

Die Alten und Bulma seufzten gleichzeitig auf: Das machte ja alles so kompliziert.

Vegeta war sowohl Bulmas Vorgesetzter als auch des Königs Ersatzperson.

Er würde niemals ihren Antrag unterzeichnen, sondern ihn lachend zerreißen, sobald er auf seinem Tisch lag

Die andere Möglichkeit, zu Desertieren, zog Bulma bislang noch nicht in Betracht. Sie wollte nicht von jeden Saiyajin gejagt werden, ganz zu schweigen von den Problemen, die es ihrer Familie bringen würde. Ansonsten wäre sie längst in einem geklauten Raumschiff verschwunden.

„Hm, und du willst ihm wirklich nicht verzeihen?“ fragte Celeron vorsichtig.

Diese Möglichkeit gab es schließlich auch noch, doch Bulmas entschlossenes Kopfschütteln sagte genug aus.

„Von WOLLEN kann keine Rede sein, sondern ob ich es KANN. In mir ist so eine tiefschwarze Wut…ich kann ihn nicht mehr vertrauen“ versuchte sie es zu erklären. „Als er dann mit diesem Kommentar verschwand, er würde wiederkommen, hat es mich geschüttelt. Uäh, wenn er jetzt in meiner Nähe rumhängt oder er mich plötzlich auf seine Reisen mitnimmt…meine Haut fängt schon an zu kribbeln. Ich finde keine Ruhe.“

Sie rieb sich hastig über die Arme, um die Gänsehaut zu vertreiben, die sich bildete, wann immer sie dieses Bild vor den Augen hatte: Vegeta, den Kopf zu ihr gedreht, ein letzter selbstbewusster Blick und dann diese Drohung auf den Lippen.

„Ich komme wieder!“

Nein danke, die Tage, an denen sie auf seine Rückkehr gewartet hatte, waren vorbei.

Aber niemals hätte sie sich vorstellen können, sich mal als Vegetas Beute wieder zu finden. Da sie wusste, was für ein guter Jäger er war, wie hartnäckig, war es normal, keine Ruhe zu finden.

Die drei Alten sahen die Sorge in Bulmas Gesicht und nickten sich gegenseitig einverständlich zu.

Vegeta IV. hatte es verbockt und zwar gründlich.

Sie hatten kein Mitleid für den baldigen König, im Gegenteil.

Es wurde Zeit, dass die hochnäsige Elite, die nie um die Aufmerksamkeit von Frauen kämpfen musste, mal lernte, wie das Leben für den normalen Saiyajin war.

Bulma tat gut daran, dessen Eitelkeit zurechtzustutzen.

Wie sollte Vegeta ein anständiger König werden, wenn er nicht wusste, wie das Leben für seine gewöhnlichen Untertanen war?

Nein, er musste genauso lernen, dass er nicht alles in seinem Leben bekam, was er sich wünschte.

Sie musste nun einen Weg finden, Bulma zu helfen, aber keiner von ihnen hatte besondere Fähigkeiten oder Privilegien. Auch ihre Geschichtskenntnisse halfen nicht: ihre Suche nach einem Präzedenzfall, den Bulma für saubere Entlassung nutzen könnte, war erfolglos.

„Bist du momentan nicht in der Technik-Abteilung des Krankenhauses eingeteilt?“ stellte Gurki die Frage. „Eine außerordentliche Dringlichkeit bei all den medizinischen Geräten. Wenn du da unentbehrlich bist, wird er dich dort weder wegholen noch belästigen“ überlegte er. „Sonst leiden die Kranken und Verletzen.“

Bulma zuckte mit den Schultern. „Theoretisch richtig, aber würde es Vegeta wirklich interessieren, dass eine Wartungs-Person dort fehlt? Er wird damit argumentieren, dass sie ja schon vorher ohne mich auch klargekommen sind.“

Sie gähnte, der Tag war lang gewesen. Wie Gurki es angesprochen hatte, war sie heute mit der Reparatur mehrere Medic-Tanks beschäftigt gewesen. Medic-Tanks waren faszinierend, aber die nährstoffreiche Lösung wurde nicht auf Vegeta-Sei hergestellt, sondern musste importiert werden.

Diese Technik konnte sie daher nicht stehlen geschweige denn vollständig reparieren, wie es bei den Pods der Fall gewesen war.

Bislang war die Arbeit noch neu und frisch, aber sie befürchtete, dass diese sie auch in wenigen Wochen langweilen würden, weil sie dann eintönig wurde.

Durch ihre Zugangsmöglichkeit hatte sie aber wieder viel Neues gesehen.

Einige Roboter der Tsufurujins standen unbenutzt, weil kaputt, in den Abstellräumen, die einst für Pflegetätigkeiten entwickelt worden waren. Ebenso gab es chirurgische Instrumente, deren Wissen über die Nutzung verloren gegangen war.

Im Krankenhaus gab ein selten genutztes Labor, in dem genetische Proben untersuchen werden konnten, was perfekt für ihr Vorhaben gewesen war. Schon lange hatte sie geplant, die Haare von Palantay zu analysieren und mit Proben ihrer Familie zu vergleichen, die sie ebenfalls heimlich entnommen hatten.

Die Ergebnisse waren erwartbar gewesen und keine große Überraschung.

Erstens: sie war ein reiner Saiyajin und keine Mutantin.

Zweitens, sie war tatsächlich mit Palantay verwandt gewesen.

Drittens: Spuren derselben Gene waren auch bei ihren Eltern und Brüdern gefunden worden, allerdings hatten diese das „Glück“ gehabt, dass sie die dominanten Gene geerbt hatten. Nur bei Bulma waren die rezessiven Informationen für die blaue Augen- und Haarfarbe in der DNS gespeichert gewesen.

Aber da DNS leider nicht sprechen konnte, verstand sie immer noch nicht den Ursprung des alten Erbguts. Geschweige denn, wie die Geschichte von Sadal und seinen Überlebenden ausgegangen war.

„Was für ein Chaos“ murmelte sie leise vor sich hin „Arrogante Prinzen und tote Saiyajins mit blauen Haaren.“

Sie wollte ihre Ruhe haben wie früher im Wald und sich um ihre Erfindungen kümmern, neue Dinge entwickeln und ab und zu in der Hauptstadt mit Freunden Spaß haben.

Sie brauchte Vegetas Schutz und seinen weißen Brustpanzer mit dem Königwappen nicht mehr. Ihr Ruf hatte sich verbreitet und die Saiyajins behandelten sie mit berechenbarer Höflichkeit, egal aus welcher Klasse. Sie kannte sich nun mit den Sitten der Saiyajins aus und man wusste, wie gut sie im Reparieren war. Ihr geplantes Geschäft würde gut laufen, wenn sie nur die Chance dafür bekam.

Sie seufzte lang und müde. Erschöpft legte sie den Kopf in den Nacken und sah zur Decke hinauf.

Die drei Archivare warfen sich wieder einen stummen Blick zu und nickten sich gegenseitig zu.

Bulma hatte sich etwas beruhigt, dann könnte man ihr von den Neuigkeiten berichten. Es wäre zwar nicht hilfreich bei ihrem Problem, würde sie aber etwas ablenken.

Celeron räusperte sich laut, um ihre Aufmerksamkeit zu wecken und stellte ein hölzernes Kästchen auf den Tisch ab.

„Nach Palantays Tod haben wir sorgfältig sein Zimmer aufgeräumt und jegliche Artefakte ordentlich katalogisiert. Für uns war dann die Sache erledigt und wir sind wieder an die Arbeit gegangen, aber…Palantay war ein stiller Rebell gewesen. Als wir darüber sprachen, haben wir uns überlegt, ob er nicht auch geheime Aufzeichnungen angefertigt hat. Wir haben sein leeres Zimmer noch mal gründlich untersucht und das hier gefunden: sein Tagebuch.“

Bulmas Augen wurden groß und sie konzentrierte ihren Blick auf den Tisch. Das könnte die Antwort auf eine Menge Fragen sein. Anerkennend pfiff sie. Die drei alten Männer lächelten stolz wegen ihrer Entdeckung.

„Wunderbar geschrieben“ schwärmte Ginsengs vom Leseerlebnis.

„Es war aufregend“ berichtete Gurki. „Ich fühlte mich in die Vergangenheit versetzt.“

Celeron nicke zustimmend. „Allerdings war es schwierig, Palantays Schrift zu entziffern. Sie wurde immer krackeliger, je mehr seiner Blindheit zunahm. Auch das Pergament war sehr alt und brüchig. Daher…“ er öffnete das Kästchen, in den sich ein normales, recht neues Notizbuch befand und reichte es der neugierigen Bulma. „Daher haben wir alles noch mal in sauberer Schrift auf neues Papier aufgeschrieben. Das Original verstecken wir, aber wir werden uns weitere Kopien anfertigen. Wir Archivare sind die Hüter der Erinnerungen und müssen Palantays Andenken daher bewahren. Geschichte kennt kein Gut oder Böse, nur die Fakten und dieses Buch gibt uns neue Sichtweise…aber ich will nicht zu viel verraten. Lies es und lerne!“

„Wow“ dankbar nahm sie das Geschenk an. „Jetzt brauche ich nur noch einen Plan wegen Vegeta und ich bin völlig glücklich“ murmelte sie, während sie wie gebannt durchs Buch blätterte.

„Tja, das wird schwierig. Ich weiß auch nicht, wie du sein Wappen auf dein Austrittsformular bringen willst“ brummte Gurki bedrückt. Der einstige Lehrer des Prinzen kannte die Vorgänge und Arbeitsweise der Könige genau. Er wusste, sie sahen sich gerade solche Anfragen genau durch.

Da konnte man nicht hoffen, zwischen einen Berg aus Papier übersehen zu werden.

Bulma sah ihn stirnrunzelnd an, weil sie gerade etwas Neues erfahren hatte.

„Wappen? Vegeta benutzt also ein Siegel, um solche Formulare zu bestätigen? Keine Unterschrift?“ fragte sie. Sie erinnerte sich an das Siegel, das Bardock ihr stolz gezeigt hatte, nachdem er zum Mittelklasse-Krieger ernannt worden war. Der Kreuzförmige, im Holz geschnittene Stempel, mit der roten Kordel am Griff.

Sie hatte aber nicht gewusst, dass Vegeta auch eines besaß.

„Oh nein, bei all den Dingen, die seine Unterschrift benötigen würde, bekäme er ja einen Krampf. Nein, genau deswegen haben die Kommandanten ja eigene Siegel, um solche Prozesse zu beschleunigen“ lachte Gurki, der sich nichts bei ihrer Frage dachte.

Bulma bekam die hoffnungsvolle Idee, dass es so viel einfacher wäre, ein Siegel zu besorgen, als eine Unterschrift zu fälschen.

Vielleicht gab es doch eine Chance, ehrenvoll aus der Armee entlassen zu werden, ohne dass Vegeta sie aufhielt.

Und bis er es bemerkte, wäre es schon zu spät.
 

Einige Tage später, im Palast…

Radditz schwitze und es hatte nichts damit zu tun, dass sich ein heißer Tag ankündigte.

Es lag daran, dass er sich auf der gefährlichsten Mission seines Lebens befand. Alles, was er bislang in seiner Karriere erreicht hatte, setzte er dafür aufs Spiel.

Kalter Angstschweiß sammelte sich unter seinem Nacken und wurde zu seinem Glück von seinem Haar verdeckt.

Bulmas Rache, weil er sie mit Vegeta allein gelassen hatte, war fürchterlich. Er hatte sich nicht vorstellen könne, dass sie ihn in so einen wahnwitzigen Plan einbezog.

Denn seine boshafte, kleine Schwester ließ ihn nun dafür leiden, indem sie sowohl an sein Gewissen appellierte, als auch mit ihrem Vater drohte. Sollte Radditz ihr nicht helfen, würde sie alles Bardock erzählen. Ganz egal, wie viel Ärger sie auch bekommen würde, sie war sein kleines Mädchen. Ihr wurde verziehen, während Radditz dagegen…tja, auch wenn Radditz mehr Schiss vor Vegeta hatte, ging die Familie vor. Also hatte er diesem irren Plan zugestimmt.

Bislang war er am einfachsten Part: er musste sich nur unauffällig versteckt halten und Vegetas Büro im Auge behalten. Für einen Handlanger des Skattkönigs kein Problem, da würde sich niemand etwas denken, wenn man ihm beim Herumlungern erwischte. Trotzdem wollte Radditz vermeiden, gesehen zu werden und verbarg in einen toten Winkel des Palastes.

Er wusste, dass Vegeta zu diesem Zeitpunkt in seinem Arbeitszimmer war und den üblichen Papierkram durchging, der jeden Morgen auf ihn wartete. Dank seiner Erfahrungen in den bürokratischen Abläufen wusste Radditz auch, dass der Beamte, der die Anträge zum Austritt aus dem königlichen Dienst bearbeitete, alle Formulare gesammelt bringen würde; wie jeden Monat.

Ein kleiner Stapel mit denselben Formularen, wo man gut ein Neues untermischen könnte.

Und da kam er auch schon, ein älterer Saiyajin, der anklopfte, ins Arbeitszimmer eintrat und nach wenigen Minuten schnell wieder verschwand.

Nun lief die Zeit. Vegeta würde sich bald um diesen Stapel Dokumente kümmern.

Radditz wartete eine Weile ab und setzte dann ein Signal über Scouter ab. Die Empfängerin wusste, was nun zu tun war: ein Ablenkungsmanöver zu starten, während sie gleichzeitig beschäftigt war, ein Alibi für ihn zu beschaffen.

Radditz hatte nicht gewusst, dass die Scouter regelmäßig ein Signal aussandten, mit denen man sie aufspüren konnten. Das war nützlich, wenn man in einer Mission verschüttet ging, sah aber auch nach ständiger Überwachung aus, weshalb diese Information geheim war.

Doch Bulma, die Computerspezialisten und Hackerin, hatte schon damals bei der Reparatur ihres ersten Scouters die regelmäßige Signalmeldung erkannt und abgestellt. Sie wusste nun sogar, wie man sie manipulierte. Darum konnte sie zwei falsche Signale nachahmen, die beweisen würden, dass die Geschwister zu diesem Zeitpunkt weit entfernt gewesen wären. Sollte man einen Verdacht für das kommende Verbrechen gegen sie haben, würde das ihre „Unschuld“ beweisen.

Radditz hörte aus der Ferne ein Knallen und Rumpeln, dann überraschte Stille.

Die Saiyajins im Palast hielten inne.

Gab es einen Angriff oder war da ein Unfall passiert?

Der Knall wiederholte sich und nun konnte man draußen sogar eine Rauchfahne sehen.

„Es brennt, es brennt! Feuer!“ riefen die ersten alarmiert. Die Wachen rannten los, es wurde geschrien. Bei dem Tumult, der draußen herrschte, wurde auch Vegeta in seiner Arbeit gestört und er verließ das Büro. Seinem Gesicht war deutlich anzumerken, wie es ihn nervte. Aber alles, was dem Palast betraf, war in seiner Verantwortlichkeit, also musste er auch nachsehen.

Was, wenn es doch ein Angriff war?

Dafür übersah er sogar das Flugverbot und sprang aus dem nächsten Fenster, um in Richtung Rauchfahne zu fliegen.

Darauf hatte Radditz in seinem Versteck gewartet. Er hatte nur Minuten, bis das Feuer, dass Bulma mittels einer ferngesteuerten Bombe in einen abschüssigen, kaum genutzten Palastflügel entzündet hatte, gelöscht wäre.

Er drang ins Arbeitszimmer ein. Während er ein gefaltetes Formular aus seiner Rüstung zog, glitt sein Blick über den Schreibtisch, wo er das viereckige, aus rotem Edelstein geschnitzte Siegel entdeckte, an dessen Griff eine goldene Quaste gebunden war.

Das königliche Siegel!!

Radditz schluckte und er konnte ein ehrfürchtiges Schaudern nicht unterdrücken, als er es vorsichtig in seine Hand nahm. Seine Finger umgriffen den kalten, runden Steingriff.

All die Gefahren in seinen Leben waren einen Dreck gegen das Verbrechen, was er gerade begann. Würde man ihn deswegen verurteilen, wäre der Tod noch sein geringstes Problem.

Sein Name würde aus den Annalen gestrichen, grausame Folter an seinen Körper unterzogen für den Verrat, das königliche Siegel zu stehlen.

Nun, nicht stehlen, aber fremdnutzen, doch da würde Vegeta keinen Unterschied in seinem erbarmungslosen Urteil machen.

Behutsam drückte Radditz das Siegel aufs schwarze Stempelkissen, um es anschließend auf das Formular zu drücken. Er vergaß auch nicht, zweimal zu stempeln, einmal als Bulmas Vorgesetzter und als König. Das fehlte noch, dass die ganze Sache wegen einer Formalität zu Grunde ging.

Radditz sah auf den Dokumentenstapel, der auf die linke Seite des Schreibtisches sortiert war. Dort legte Vegeta immer die Sachen ab, die er bereits bearbeitet hatte. Ganz oben lagen auch schon die Formulare für Austritte, worunter Radditz behutsam das seinige untermischte.

Vegeta war so von seiner Gründlichkeit überzeugt, dass er kein zweites Mal über die Sachen rüber schaute oder sie kontrollieren ließ, sondern sie stattdessen sofort zur Bearbeitung weiter reichte. Sein Sekretär wurde die Formulare mitnehmen und die Befehle ausführen.

Radditz kannte die Abläufe im Palast sowohl Vegetas Verhalten; das war sein Vorteil.

Vegeta würde nicht ahnen, dass sich darunter Bulmas Freiheit befand.

Radditz warf einen letzten prüfenden Blick auf den Schreibtisch, ob er auch alles in richtiger Position hinterließ und verschwand fliegend aus dem Fenster.

Still flog er zum Ort, wo er sich laut gefälschter GPS-Signale eigentlich befinden sollte, um von Zeugen auch gesehen zu werden. Kurz schickte er noch die Nachricht raus, dass alles geklappt hatte.

Jetzt konnten sie nur noch hoffen, dass Bulma morgen ihren Entlassungsbescheid erhielt ohne erwischt zu werden.
 

Bulma las die Nachricht und atmete erleichtert auf, bevor sie sich um die letzten Schritte ihres Plans kümmerte. Schnell löschte sie jede verräterische Spur und klapperte dazu auf der Tastatur des alten Computers, der in einem unbenutzten Labor des Krankenhauses stand.

Vegetas Scouter-Signatur zeigte ihr an, dass er immer noch mit der Überwachung der Brandlöschung beschäftigt war. Das Ablenkungsmanöver funktionierte.

Sie grinste schadenfroh angesichts ihres Präventivschlages.

Bislang hatte sie es in den letzten Tagen seit seiner Warnung es geschafft, ihn auszuweichen und sich zu verstecken, wann immer sie seine Aura herannahen spürte. Er hatte sich auch nicht getraut, ein weiteres Mal unerlaubt in ihrer Wohnung zu kommen.

Aber sie war vorsichtig und ließ sich nicht täuschen.

Vegeta wollte sie damit nur in falscher Sicherheit wiegen. Darum schlug sie zuerst zu.

Sie schaltete die elektrischen Geräte aus und verschwand wie ein Schatten, um sich wieder ihren täglichen Aufgaben zu widmen.

Sollte es Fragen geben, wo sie zur Zeit des Brandes befunden hatte, gab es genug Zeugen, die sie beim Arbeiten gesehen hatten. Kein Saiyajin könnte sich vorstellen, dass eine Fernsteuerung existierte, deren Reichweite bis zum Palast ging, um dort einen Zünder zu aktivieren.

Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen arbeitete sie vor sich hin, bis Feierabend war und sie gehen konnte. Sie flog unverzüglich zu ihrem Apartment, als wüsste nichts über den Brand, spielte die unwissende Unschuldige, wie so oft in ihren Leben. Aber zur Sicherheit würde sie in nächster Zeit Treffen mit Radditz vermeiden, damit sie nicht gemeinsam gesehen wurden.

In ihrer kleinen Küche bereitete sie sich ein leichtes Abendmahl zu und überlegte dabei, wie sie schnell ihren Umzug schaffen könnte, sobald ihr Plan klappte. Dank ihrer Kapseln ging es einfach: alles in eine Kiste rein und dann verkleinern. Der Großteil der Möbel gehörte dem Palast und die Regale und Blumentöpfe würde sie hier lassen. Das Abbauen der Regale würde zu lange dauern und Vegeta könnte misstrauisch werden, wenn plötzlich der grüne Balkon, ihr Kennzeichen, ganz kahl wurde.

Sie grinste boshaft. Die Blumen durfte er als Abschiedsgeschenk behalten.

Das Klopfen an der Tür unterbrach ihre Gedanken. Misstrauisch spürte sie eine fremde Aura davor stehen.

Als sie diese öffnete, stand Vegetas persönlicher Sekretär vor ihr; ein älterer Mann in edler Uniform und gezwirbelten Schnurrbart.

Bulmas Auge wurden groß, ihr Herz klopfte heftig.

Was wollte er hier? Hatte Vegeta sie erwischt?

Doch sie wurde davon überrascht, dass er ihr ein Kästchen überreichte.

„Ein Geschenk unseres großzügigen Herrschers, mit seiner Hochachtung“ erklärte er die Gabe.

Misstrauisch öffnete sie es in seiner Anwesenheit.

Im Kästchen glitzerte es: eine goldene Schlüsselkarte und daneben ein Ring.

Stirnrunzelnd holte die die Schlüsselkarte heraus, deren Funktion ihr nicht geläufig war. Sie besaß doch bereits eine Karte?

Doch die Pupillen des Sekretärs erweiterten sich und er konnte ein verblüfftes „Oh“ nicht unterdrücken. Er wusste also, was es war.

„Was soll ich damit?“ fragte sie ihn unbeeindruckt.

„Nur mit so einer Karte hat man die Befugnis, in den königlichen Flügel einzutreten“ erklärte der Sekretär atemlos, der keine Ahnung gehabt, welch mächtiges Geschenk sich im Kästchen befunden hatte.

„Tse“ doch die junge Frau vor ihm war davon unempfänglich, ja fast ärgerlich.

„Was soll ich damit?“ wiederholte sie schnaubend

Bulma schüttelte den Kopf, fragte sich, was Vegeta damit plante.

Dann wurde es ihr klar.

Es war eine Einladung. Vegeta teilte ihr damit wortlos mit, dass sie nun auch einen Schlüssel zu seinen persönlichen Räumen besaß, so wie er zu ihren. Er wollte sich damit für seinen uneingeladenen Besuch entschuldigen und bot ihr an, ihn zu besuchen. An einen Ort, wo niemand sie stören konnte, wo keiner sie sehen würde…eine Falle war eine Falle, auch wenn sie golden war.

Sie lachte abfällig.

Als ob sie ihn besuchen wollte?!

Der Sekretär versuchte die junge Frau von den Vorteilen dieses Privilegiums zu überzeugen.

„Der königliche Flügel ist ein unglaublicher Ort. Die schönsten Kunstwerke, die größten Reichtümer sind dort zu sehen. Man hat Zugang zu den königlichen Bädern, zu den höchsten Terrassen und den luxuriösen Wohnräumen…“ fing er an zu schwärmen.

„Ja, ja, wie auch immer“ Bulma verdrehte genervt die Augen und trat in ihr Apartment zurück, die Karte mit spitzen Fingern vor sich haltend, in der andere Hand das Kästchen

Großäugig blinzelnd starrte der Sekretär auf die geschlossene Tür. Dumpf schluckte er bei dem Gedanken, wenn er seinem Herrscher davon erzählen musste, wie gleichgültig seine Geschenke entgegen genommen wurden.

Hinter der Tür ließ sich Bulma dagegen erleichtert auf einen Stuhl sinken.

Das war knapp gewesen.

Vegeta ahnte also nichts. Er versuchte es bloß auf den üblichen Weg.

Doch wozu brauchte sie diese Karte, wenn sie bald den Palast verließ?

Anderseits…unbegrenzter Zugang…vielleicht galt das auch für andere Bereiche, nicht nur den Palast. Sie würde die Karte behalten.

Sie öffnete das Kästchen, um die Schlüsselkarte wieder herein zu legen und sah den Ring, den sie vorhin übersehen hatte.

Prüfend nahm sie ihn heraus und hielt ihn ins Abendlicht, wo er anfing, leicht zu funkeln.

Der Reifen war aus einem dunkelblauen, undurchsichtigen Edelstein gefertigt, der von goldenen Flecken durchzogen waren wie ein sternenübersäter Himmel. Ein goldgefasster durchsichtiger Edelstein war darin eingefasst, aquamarinblau mit rosa und goldenen Wirbeln.

Es erinnerte sie an ein Stück Nachthimmel, in dem man ein helles Stück Morgenröte eingesetzt hatte. So viele Blautöne, dazu die hübschen Goldsprengel…der Ring war hübsch und sah so unverdächtig unschuldig aus. Da war nichts Technisches dran, nur edle Steine, ein ungewohnt feminines Geschenk. Nicht zu groß oder zu schwer; nicht unhandlich. Er passte perfekt auf ihren Ringfinger.

Es war das erste Mal, dass sie von jemanden Schmuck geschenkt bekam, der nicht zu ihrer Familie gehörte. Der Ring war verführerisch, er gefiel ihr gut, war nicht klobig oder auffällig…doch das dunkle Blau erinnerte sie an Vegetas Uniform und sie wollte sich nicht bestechen lasse. Darum tat sie ihn wieder zurück ins Kästchen und stellte es zusammen mit der Schlüsselkarte darin ins Regal.

Sie würde diese Sachen nicht anfassen.
 

„Und?“

Vegeta stand auf seinem Balkon und starrte unbeirrt auf die grüne Terrasse herunter, wo das Licht schwächer wurde, weil die Bewohnerin sich nachtfertig machte.

Hinter seinem Rücken stand diensteifrig sein treuer Sekretär und Laufbursche.

„Sie hat es angenommen. Allerdings…sie wirkte nicht beeindruckt“ fügte der Mann vorsichtig hinzu.

Vorsichtig sah er aus seiner Verbeugung hoch, zum Rücken des stärksten und am meist begehrten Mannes der Saiyajins, der ihn zum ersten Mal zu so einer Aktion befohlen hatte.

Doch im Gegensatz zu seiner Befürchtung war Vegeta nicht sauer. Er lachte nur kurz.

„Du kannst gehen. Aber denk dran…kein Wort“ befahl Vegeta mit seltsamen selbstbewussten Lächeln.

„Mein Herr, Ihr könnt euch auf mich verlassen“ der Mann wusste, was passieren würde, wenn Gerüchte über diese Geschenk seine Runde machte.

Der Prinz und baldige König lud eine junge Frau zu sich ein? In die königlichen Gemächer?

War er auf Brautwerbung?

Doch der Sekretär wusste, er durfte keine persönlichen Fragen stellen, wenn er seinen Job behalten wollte. Also blieb er stumm, solange man nicht nach seiner Meinung fragte und befolgte gewissenhaft die Befehle seines Herrn. Mit eiligen, leisen Schritten ließ er Vegeta allein.

Der sah weiter herab. Sein Grinsen verblasste.

Er war froh, dass Bulma die Sachen angenommen hatte. Es war ein Anfang.

Bei ihrem Temperament war zu erwarten gewesen, dass sie es ihn an den Kopf werfen oder darauf herum trampeln würde.

Die Idee mit der Schlüsselkarte wollte er ausprobieren. Mal sehen, ob sie neugierig war. Schließlich handelt es sich um einen Gebäudeabschnitt, wo sonst keiner Zugang hatte.

Was den Ring betraf: den hatte er aus einer Laune einen Tag nach der Pret-Sache ausgesucht.

Bei den Gedanken, wie die blonde Made sich Bulma genähert hatte, kam ihm die Galle hoch.

Also hatte er überlegt, wie man ein deutliches Zeichen setzen konnte, damit solche Typen sich ihr nicht näherten. Ihm war eine Sitte von Aurum eingefallen, die auch auf vielen anderen Planeten kopiert wurde, bei den Saiyajins aber noch recht unbekannt war.

Wenn sich dort zwei Liebende ein Versprechen gaben, wurde dies mit Ringen besiegelt. Diese symbolisierten die Ewigkeit und passten vom Aussehen zueinander.

Wenn Pretty so einen Ring an ihren Finger sah, wüsste er endgültig, dass er nicht mit ihr flirten dürfte, ebenso andere Lebewesen, während es für Saiyajins aber nicht ersichtlich war.

Er seufzte auf, als das Licht endgültig erlosch. Bulma war nun im Bett…ohne ihn.

Er würde ein paar Tage abwarten, ob sie die Karte einsetzte. Die computergesteuerten Türen registrierten die Ein- und Ausgänge, er würde es also erfahren. Er konnte sich vorstellen, dass sie bei ihrem ersten Besuch erst heimlich kommen würde, wenn er in einer Sitzung oder auf Mission war, um ihm nicht über den Weg zu laufen.

Er erwartete daher in nächster Zeit nicht ihren Anblick, aber darum ging es ihn auch nicht.

Es war eine Einladung, ein Zeichen. Er lud sie ein, seine persönlichen Räume zu sehen.

Dort, wo er aufgewachsen war und immer noch lebte.

Jahrelang war er ihr Gast gewesen; er wusste, wie sie wohnte und wie ihr Kinder- und Jugendzimmer ausgesehen hatte. Er war in ihren persönlichen Räumen gewesen, aber sie hatte niemals dieselbe Gelegenheit gehabt.

Er hatte ihr jahrelang nie Persönliches von sich erzählt, nichts von seiner Familie, geschweige denn seinen richtigen Namen. Dabei kannte er die Namen und Gesichter ihrer Familie. Also musste er anfangen, mehr von sich preiszugeben, wenn er eine neue Bindung zu Bulma aufbauen wollte.

Wenn das alte Vertrauen verloren war, musste Neues aufgebaut werden.

Dazu musste er auf sie zu gehen, sich öffnen. Schwierig für ihn, aber nicht unmöglich.

Wie ein geduldiger Jäger, der eine Falle baute und dann abwarten musste, würde er Schlingen legen.

Und sobald sie zutraulich genug geworden war, um sich ihm zu nähern, würde er sie packen und nicht mehr loslassen.

Dieses Mal würde er nicht so einen Fehler begehen.
 

Vegeta wartete fünf Tage, doch es ließ sich nichts in seiner Falle blicken.

Warum kam sie nicht?

Hatte sie so viel zu tun?

Er versuchte sich an ihren Aufgabenplan zu erinnern, aber es war so lange her, dass er ihn entwickelt hatte. Möglicherweise war sie im Krankenhaus oder im Labor, wo Saibamen gepflanzt wurden?

Er war sich unsicher und rief seinen Sekretär herbei, damit er ihn Bulmas Aufgabenplan herbeiholte.

Der Mann blinzelte ihn fragend an, als verstände er diese einfache Aufgabe nicht.

Ungeduldig wiederholte Vegeta seinen Befehl. Er fragte sich, was daran schwer verständlich war.

Der Mann kannte doch Bulma; er wusste, von wem er sprach.

„Aber mein Herr, sie ist doch weg?!“ stammelte sein Laufbursche verwirrt. Er hatte doch vor kurzem ihren Entlassungsbescheid gesehen und ihn ihr auch übergeben. In so einen Fall hatten die entlassenen Personen auch den Palast zu verlassen. Ihr Auszug hatte bereits stattgefunden.

„Was?!“ Vegeta sah ihn stirnrunzelnd an. „Wie, weg? Wohin? Rede Klartext, Mann!“

Dem Mann liefen die ersten Schweißtropfen über die Stirn, weil Vegeta ihn erzürnt anstarrte. Etwas lief falsch. Er konnte daher nur hilflos mit den Schultern zucken, weil er tatsächlich nicht wusste, wohin die junge Frau verschwunden war.

Mit schlechter Vorahnung stand Vegeta auf und sprang aus dem Fenster.

Scheiß auf das Flugverbot, er war der Besitzer dieses Ortes und konnte tun, was er wollte. Und jetzt war es, auf den begrünten Balkon zu fliegen. Er landete und konnte immer noch nicht den Worten seines Untergebenen trauen. Es sah doch von draußen alles normal aus.

Doch als er durch die Glasscheibe spähte, fiel ihm auf, wie kahl die Räumlichkeiten waren, wie dunkel und leblos. So hatte es nicht bei seinem Besuch ausgesehen.

Alles Persönliche war verschwunden, bis…Vegeta blinzelte…bis auf einen weißen Brustpanzer, der mitten auf den Tisch stand.

Erschüttert trat er zurück.

Bulma war tatsächlich fort.

Aber wie und wann?

Doch bevor Vegeta wieder losflog, um diese Antworten zu erhalten, drang eine andere Frage in seinen Kopf.

Wäre das vermeidbar gewesen, wenn er sich sofort entschuldigt hätte, anstatt es heraus zu zögern?

Wenn er sofort auf die Knie gegangen wäre, ungeachtet seines Stolzes?

Hätte er seinen Stolz besiegt, wäre Bulma vielleicht immer noch da.

Vegeta atmete schwer, er wollte schreien, aber dieser Lächerlichkeit würde er sich nicht Preis geben.

Nicht hier, nicht an dem Ort seiner stolzen Vorfahren. Er würde sich von keiner Frau an der Nase herumführen lassen.

Er ballte die Fäuste, biss die Zähne zusammen und ein wütendes Funkeln erschien in seinen Augen.

„Na warte, Weib, ich wird dich finde. Du entkommst mir nicht“ knurrte er.

E hatte versucht, nett zu sein; war geduldig gewesen.

Aber jetzt würde sie erfahren, warum er so gefürchtet unter seinen Stammesgenossen war.

Er war Vegeta, Prinz und baldiger König der Saiyajins, ungeduldig, herrschsüchtig, arrogant und stolz drauf.

Wehe dem, der ihn herausforderte.

Erwischt!

Sie war getürmt!

Bulma hatte ihre Position als seine Elite-Technikerin aufgegeben sowie ihr Appartement.

Sie hatte ihre Privilegien einfach weggeschmissen.

Alles, was von ihr übrig blieb war ihre Uniform und Scouter, sowie einige Pflanzen.

Keine Nachricht, keine Warnung, einfach verschwunden.

Vegeta war von Bulmas Abwesenheit zuerst schockiert, dann empört und schließlich erzürnt.

Mit rasender Geschwindigkeit flog er zurück in sein Arbeitszimmer, wo sein Sekretär Isebereg immer noch zitternd auf ihn wartete.

Vegeta schäumte, auch wenn er sich äußerlich nichts anmerken lassen wollte.

Trotzdem, die drei dicken, pulsierenden Venen an seiner Stirn und der verhärtete Kiefer zeigten Isebereg deutlich, wie verärgert sein Herrscher war.

„Find sofort raus, wo sie hingegangen ist und wie sie überhaupt verschwinden konnte“ knurrte Vegeta. „Ich will alles wissen.“

Zitternd nickte der Mann und rannte raus.

Vegeta setzte sich an seinen Schreibtisch, verschränkte die vor Zorn zitternden Hände ineinander, um nichts unbeabsichtigt zu zerstören. Das fehlte ihm noch, dass er den marmornen Schreibtisch laut zertrümmerte und so jeden wissen ließ, wie man ihn an der Nase herumgeführt hatte.

Er überlegte, was er in seiner Wartezeit tun konnte, während sein Sekretär den Vorgang überprüfte.

Da er Bulmas Scouter auf den Tisch in ihrer Wohnung gesehen hatte, fast unentdeckt neben den Brustpanzer, konnte er sie nicht unter der üblichen Nummer anrufen.

Anrufen und Anschreien oder Aufspüren dank Scouter-Signatur waren damit keine Möglichkeit.

Radditz, der garantiert wusste, wo sie sich befand, war „zufällig“ auf eine Einzelmission und würde erst in zwei Tagen zurückkommen. Ihr Vater Bardock war mit seinem jüngsten Sohn gerade ebenfalls auf Mission.

Nein, was waren das für komische Zufälle, wo ihre Familienmitglieder gerade alle nicht anwesend waren, dachte er mit Sarkasmus. Niemand da, den er sofort her zitieren konnte.

Dann gab es noch ihre Mutter: er wusste, sie war Leiterin einer Nahrungseinheit, aber nicht welcher. Sie müsste also auf dem Planeten sein, FALLS sie nicht auch ZUFÄLLIG auf einer Mission war.

Vegetas Hände krallten sich ineinander, in einer Stärke, mit der er schwächeren Lebewesen die Gliedmaßen ausreißen könnte.

Er fühlte sich verarscht!

War Bulma desertiert?

Wusste sie nicht, was für Strafen sie dann erwarten würde oder verließ sie sich auf seine Gnade?

Nein, die Zeit der Gnade war vorbei!

Nun würde sie knien, tief, mit der Stirn den Boden küssend.

Überraschend schnell kam sein Sekretär durch die Tür geeilt. Die Todesangst verlieh ihm Flügel. Zu seinem Glück erinnerte er sich an den erst kürzlich ausgestellten Befehl und hatte es sofort gefunden. Er legte Vegeta das Formular auf den Tisch, indem Bulmas Austritt aus dem königlichen Dienst erlaubt wurde. Dessen Pupillen erweiterten sich, als er die Spuren seines Siegels drauf sah.

Das war unmöglich, egal, wie müde er gewesen war beim Abstempeln.

Er wusste nicht Bescheid über jeden Soldaten, der den Dienst quittieren wollte und sah sich auch nicht jeden Namen, jede Akte durch. Wenn sie gehen wollten, weil sie kampfunfähig waren oder eine Familie gründen und dazu ins zivile Leben wechseln wollten, akzeptierte er das.

Aber nicht bei Bulma!

Sobald er ihren Namen gelesen hätte, wäre er aufmerksam geworden.

Niemals hätte er es einfach abgestempelt, schon gar nicht zweimal.

Es war keine Fälschung, die scharfen Konturen des Siegels und der Geruch der Tinte sagten ihm, dass es Original war. Aber niemals ließ er das königliche Siegel aus den Augen. Wenn er es nicht mehr benutzte, schloss er es in seinen Safe ein.

Er hielt sich das Blatt genau vor Augen und versuchte sich am Datum zu erinnern, was er an den jeweiligen Tag gemacht hatte, dass ihn so zu einem Fehler veranlasst hatte.

War er wegen Blutverlust oder Hunger nicht ganz bei sich gewesen, aufgrund irgendeines Kampfes?

Dann durchzuckte es ihn: der plötzliche Brand vor ein paar Tagen!

Er war aufgesprungen und rausgeflogen; hatte nur kurz die Sachlage überschauen wollen und ob es keine großen Schäden gab. Er war sehr schnell wieder zurück gewesen, aber wenn jemand in seiner Abwesenheit das Siegel benutzt hätte…

Er pfiff ungläubig durch die Lippen und legte das Formular zur Seite. Unbemerkt war er wieder allein im Raum, Isebereg hatte den Augenblick genutzt, um den Rest von Vegetas Befehl zu befolgen.

Das gab Vegeta die Möglichkeit, lauthals zu fluchen und seine Fäuste auf die Tischplatte zu schlagen, so dass sie vibrierte. Kleine Risse bildeten sich in der Oberfläche.

Vegeta atmete schwer und fühlte den Drang, irgendwen zu foltern.

Jemand war in seinem Arbeitszimmer gewesen, hatte sein kostbares Siegel genutzt und er hatte nichts gemerkt.

Er überlegte weiter.

Die Nase eines Saiyajins war fein; Vegeta merkte oft am Geruch, ohne aufzusehen, wer gerade eintrat, aber da er nichts gemerkt hatte, musste es jemand gewesen, der oft in seiner Nähe war.

Jemand, bei dessen Ausdünstungen er sich nichts mehr dachte und da kam ihm nur eine Person in den Sinn, die Verbindungen zu Bulma hatte.

Radditz!

Nur er kannte die bürokratischen Abläufe so genau und konnte sich in diesem Gebäudeteil aufhalten, ohne dass jemand misstrauisch wurde.

Kein Wunder, dass er unbedingt eine Single-Mission für diese Tage haben wollte.

Radditz wollte nicht in der Nähe sein, wenn Vegeta seine Schlüsse zog.

Vegeta zog zischend die Luft ein, während er sich vorstellte, wie er die Geschwister bestrafen würde.

Das war Hochverrat!

Wenn er sie anklagen würde, könnten sie noch froh sein, mit dem Leben davonzukommen.

Aber wenn er das tat, brauchte er Beweise, die er nicht hatte.

Vegeta war sich seiner Sache absolut sicher: niemals hätte er dem Austritt zugestimmt. Es konnte nur Bulma gewesen sein, die dahintersteckte. Aber wenn er sie deswegen anklagte, würde sie die Gegenfrage stellen, wie er denn draufkäme, dass seine Unterschrift FALSCH wäre.

Was war der Grund, warum Vegeta niemals ihren Austritt hätte bewilligen würden?

Schließlich war es durch die monatelange Degradierung deutlich, dass sie kein hochgeschätztes Mitglied seiner Truppe war. War es da nicht logisch, den Ballast abzuwerfen?

Wie kam der Skattkönig also dazu, die junge Frau wegen Fälschung anzuklagen, wenn Tinte und Stempel korrekt waren; jeder bürokratische Schritt richtig vollzogen wurde?

Vegeta wäre dann gezwungen, seine persönlichen Gründe zu erklären und als Kommandant hatte man nicht emotional zu handeln.

Er fluchte wieder, nun leiser, mit einer Spur Anerkennung.

Das gerissene Weib hatte ihn in die Ecke gedrängt.

Offiziell war sie nun aus seinem Dienst ausgetreten, sie war Zivilistin.

Sie wohnte nun weder in seiner direkten Nachbarschaft, noch konnte er ihren Tagesplan diktieren.

Aber sie blieb seine Untertanin.

„So leicht entkommst du mir nicht“ knurrte Vegeta.

„Mein Herr“ Isebereg trat ein. „Die betroffene Person ist vor vier Tagen ausgezogen. Wie es die Vorschriften vorsehen, hat sie alles, was dem Palast gehörte, zurückgelassen“ er legte die letzte Bescheinigung vor, die Unterschrift zur Abgabe ihres Scouters und Brustpanzers.

„Sie hat aber niemanden gesagt, wo sie hinwill oder was ihre Pläne als Zivilistin sind. Es gibt keine Nachsende-Adresse. Es gab keine direkten Nachbarn, die ich fragen konnte, da diese Zimmer unbewohnt sind. Sie hat sich auch nicht viel mit den Leuten hier unterhalten. Vielleicht kann ich bei ihrer letzten Arbeitsstätte etwas herausfinden. Möglicherweise hat sie es den dortigen Kollegen erzählt.“

„Dann beeil dich“ fauchte Vegeta. „Es wird ja wohl nicht so schwer sein, die einzige blauhaarige Saiyajin auf diesem Planeten aufzuspüren.“

Diese Worte hörte ein Palastdiener, der gerade mit Vegetas Mittagssnack eintrat.

„Die Blauhaarige? Bulma? Die eröffnet doch bald ihre Werkstatt“ mischte er sich erstaunt ein.

Vegeta und Isebereg sahen ihn verdutzt an.

Der Diener zuckte mit den Schultern. Er war einer der Saiyajins, der sich öfters etwas von Bulma hatte reparieren lassen. Sie hatte ihn beiläufig erzählt, wo er sie finden könnte, wenn es wieder Probleme mit seinem Herd gab.

„Am westlichen Stadtrand“ fuhr er fort. „Dort baut sie gerade eine Werkstatt auf.“

Er setzte das Tablett mit der silbernen Haube vor seinem Herrscher ab und verließ ihn mit einer schnellen Verbeugung.

Vegeta blinzelte kurz und sah seinen Sekretär ironisch an. „So schnell kann es gehen. Die Dienerschaft weiß mehr als wir.“

Isebereg nickte. „Ich bin schockiert über meine Unfähigkeit, mein Herr.“

Innerlich war er aber sehr erleichtert, dass dieses Rätsel sich so schnell aufgelöst hatte.

Vegeta stand auf, ignorierte sein Mittagsmahl, öffnete stattdessen das Fenster.

„Ich werde mich selbst um die Sache kümmern. Keine Termine für heute“ befahl er und flog raus.
 

Für einen Mann seines Kalibers dauerte es nur Minuten, die Stadtgrenzen Richtung Westen zu erreichen. Er verlangsamte sein Tempo und sah sich um.

Welches Haus könnte die betreffende Werkstatt sein?

Es sah alles unauffällig aus, besonders von oben.

Kleine Hütten, kaum Bewohner draußen.

Es sah nicht sicher für eine junge, schwache Frau aus, von mangelnder Hygiene ganz zu schweigen.

Was fiel Bulma nur ein, sein großzügiges Angebot abzulehnen, im Palast zu wohnen, nur um stattdessen so eine armselige Behausung auszuwählen? Dabei hatte er ihr sogar den Zugang zu seinen Gemächern erlaubt.

// Hasst sie mich so sehr, dass sie lieber in Dreck vegetieren will als in meiner Nähe zu sein? // überlegte er, in seinen Stolz und Eitelkeit verletzt.

„Na warte, wenn du erstmal im Gefängnis bist und die Ratten dir Gesellschaft leisten, wirst du dich nach dem Palast und seine Duschen sehen“ lachte er boshaft. „Dann wirst du alles für ein heißes Bad tun.“

//Sogar in mein königliches Bad kommen// schmunzelte er. Seinen Plan, ihr dabei Gesellschaft zu leisten, hatte er noch nicht aufgegeben, aber zuerst musste er das Weib finden, um es zu bestrafen.

Grummelnd starrte er hinunter, auf einen Hinweis achtend, der zu einer Werkstatt führen konnte, doch die Hütten sahen dazu zu klein aus.

Er drehte den Kopf und sah sich um.

Die Straße wurde schmaler, je weiter sie aus der Stadt rausführte, bis sie mehr einem Feldweg ähnelte. Dort, versteckt von einem kleinen Wäldchen, sah er etwas Helle, Riesiges aufleuchten.

Er flog näher und erkannte drei cremefarbene, runde Gebäude, die sich wie drei Kreise am Rande berührten und ineinander gingen. Auf der Dachkuppel waren helle und dunkle Steine abwechselnd übereinander getürmt, so dass sie aussah, wie von drei Streifen gekrönt. Einige golden funkelnde Solar-Zellen waren darüber verteilt. Große, klare Glasfenster in verschiedenen Größen waren eingesetzt. Zusammen sah es aus, als trüge das größte Gebäude ein Diadem aus Gold, geschmückt mit blauen Edelsteinen.

Vegeta hatte keinen Beweis dafür, aber sein Instinkt sagte ihm, dass es nur eine Person gab, die in so einem ungewöhnlichen Haus wohnen würde.

Anscheinend hatte er Bulmas Werkstatt gefunden.

Um diese drei Gebäude, von dem das größte aus mindestens drei Stockwerken bestand, war mit Abstand eine Mauer umzogen, deren größtes Tor einladend geöffnet war. Er konnte glitzernde Drähte an den Mauern erkennen und einige Überwachungskamera, also hatte Bulma daran gedacht, ihr Heim zu schützen.

Gute Idee, denn Vegeta kannte die Gier der Saiyajins und ein ungeschütztes Heim mit einer schwachen Bewohnerin wäre ein verführerisches Ziel.

Trotzdem war es längst nicht so sicher wie der Palast, also war es umso wichtiger, dass sie mit ihm zurückkehrte.

Er hatte eigentlich vorgehabt, ihre neue Hütte madig zu machen und die Annehmlichkeiten ihres ehemaligen Appartements hervorzuheben wie warme Duschen und elektrisches Licht, doch das war hinfällig. Dieses Bauwerk sah überraschend modern und komfortabel aus.

Eine solche Bauweise kannte er nur von alten Gebäuden aus der Ära der Tsufrujins, von denen einige mit bröckelnder Fassade und zerbrochenen Fenstern in Sadala standen. Doch dieses hier sah neu und sauber aus, noch dazu in dieser ungewöhnlichen Größe. Es war kleiner als sein Palast, aber es gab nichts Vergleichbares in der Hauptstadt oder herum.

So groß, wie das Gelände war, diente es nicht nur als Werkstatt, sondern auch als Wohnanlage. Er hatte geglaubt, sie wäre noch im Aufbau, aber diese Gebäude sahen bereits alle fertig und einzugsbereit aus.

Wie lange baute Bulma schon hieran und woher kam das Geld?

Ein Gebäude dieser Größe konnten sich selbst die Elitekrieger nicht leisten.

Wer hatte das errichtet, ohne dass es Gerüchte darüber gab?

Er landete an der Schwelle des Eingangstors. Von dort führten zwei Pfade ab.

Der schmalere zum großen Haupthaus. Der breitere, wohl auch für Fahrzeuge ausgelegt, führte zum mittleren Gebäude, wo ein Rolltor offenstand. Daneben angrenzend war das kleinste Gebäude mit einem Schild über der Tür, welches „Reparaturen oder Erfindungen: Wir bieten Lösungen an“ ankündigte.

Seine Stiefel knirschten auf den kiesigen Pfad, als er sich auf den Weg dorthin machte; sich dabei neugierig umsehend.
 

Mit höchster Zufriedenheit, die Arme vor der Brust verschränkt, sah Bulma nach oben zur meterhohen, stahlgestützten Decke. Sonnenlicht drang durchs Glas und erhellte den Raum. Am Stahlgerüst waren große Lampen angebracht, um auch in der Nacht arbeiten zu können.

Genau der Arbeitsplatz für Großprojekte, den sie sich immer gewünscht hatte.

Die Roboter der Tsufurujins hatten gute Arbeit geleistet. Leider waren deren Datenbanken so veraltet, dass Bulma nur aus einer begrenzen Auswahl die Gebäudestrukturen hatte wählen können. Sie besaß weder in Statik noch Architektur genug Wissen, um ein Bauwerk nach ihrem Geschmack zu entwerfen und es den Robotern einzuprogrammieren.

Dadurch waren die Gebäude nach der alten Bauweise der Tsufurjins errichtet wurden, bei denen sich die Saiyajins wundern würden, wie diese entstanden waren.

Aber angesichts des Ergebnisses war das Jammern auf hohes Niveau.

All die Roboter, die sie im Laufe der Jahre repariert und zum Laufen gebracht hatte, hatten ihr ein wunderschönes Heim geschenkt. Ein Haus, vom dem bislang niemand, auch ihre Familie nichts wusste.

Die drei Iglu-ähnlichen Gebäude waren als Geschäft, Werkstatt und Wohnraum gedacht und durch Gänge schachtelartig miteinander verbunden. Dank den Solarzellen von oben und den Leitungen unten, die von den alten Wasseradern der Tsufurujins gespeist wurde, hatte sie Energie und fließend Wasser.

Das Wohnhaus war sogar so groß geworden, dass sie Badezimmer und Gästezimmer für jeden ihre Familienangehörige zur Verfügung hatte, neben anderen Räumlichkeiten.

Eine gekachelte Küche mit großem Kühlschrank, Vorratskammer und elektrischen Herd, ein Waschkeller mit Waschmaschine und Trockner, Badezimmer mit Duschen, mehrere Esszimmer, gemütliche Aufenthaltsräume, alles möbliert...sie hatte viele Gegenstände aus der Tsufurjins-Basis mitgenommen und sich ein gemütliches Heim geschaffen, was zu groß für eine einzelne Person war.

Bulma konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Eltern ihr selbst gebautes Heim verlassen würden, aber vielleicht würde Kakarott bei ihr einziehen. Es würde sie beruhigen, ein starkes Familienmitglied in der Nähe zu haben, auch wenn sie ein Alarmsystem gegen Eindringlinge errichtet hatte.

Für Radditz gab es auch Platz, aber er mochte seine Wohnung nahe am Machtzentrum. Damit gab es genug freie Räume, wie vielleicht für Personal, was sie einstellen wollte, wenn ihre Werkstatt besser lief. Denn um die Kundschaft zu bedienen, während sie am Basteln war, wäre etwas Hilfe gut und zwar lebende Hilfe.

Für Putzen, Kochen und Waschen hatte sie ihre Dienerschaft.

Diensteifrige Roboter standen bereit und kleine, runde Putzroboter, die einst die geheimen Basen geschrubbt hatten, wuselten herum wie sirrende Käfer, mit Bürsten statt Beinchen.

Bulma herrschte in ihrem neugebauten Schloss über eine Dienerschaft aus Metall und Drähten.

Dank des geheimen unterirdischen Tunnels, ein Überbleibsel der Transportwege der Tsufuru, der sie mit der Raumschiff-Basis verband, hatte sie sogar Zugang zu einem zweiten „Schloss“. Dort waren immer noch die großen Fluggeräte und Raumschiffe versteckt. Sie hielt es für sicherer, diese gefährliche Technologie dort zu lassen, ebenso wie die Waffen, die Vorräte an Trocken-Nahrung, der GR und die großen Räum-Robotern. Diesen sowie ihre Kapsel-Erfindung war der stille, schnelle und billige Aufbau und Umzug zu verdanken. Die neuen Gebäude waren fast wie Magie erstanden, ohne dass es die benachbarten Saiyajins bemerkt hatten.

Die Halle, in der sie jetzt stand, war groß genug, um schwere Maschinen unterzustellen: mit Hebebühne und Kran ausgestattet, könnte sie hier ihre nächsten Groß-Projekte beginnen. An den Wänden war Werkzeug sauber geordnet, alles zum Schweißen, Bohren, Sägen stand bereit. Es roch noch neu und sauber, mit einem Zusatzgeruch von Metall und Öl.

Das kleinste Gebäude war als Geschäft und Empfang gedacht, wo sie Aufträge entgegennehmen würde sowie eine kleine Auswahl an Nützlichkeiten verkaufen wollte.

Bulma lachte leise glucksend. Sie breitete die Arme aus und drehte paarmal eine Pirouette. Sie fühlte sich wie eine Herrscherin über ihr eigenes Reich und Volk.

Ihr Lachen wurde lauter, ein glockenhelles Kichern. Pure Freude und Erleichterung, wie sie sie seit langen nicht mehr gespürt hatte, durchströmten sie.

In diesen Moment fühlte sie sich so stark, schön und unbesiegbar, dass sie sich mit breitem Grinsen umdrehte, wohlwissend, wer da gerade hereintrat. Sie fürchtete ihn nicht, trotz seiner zornigen Wellen, die er verbreitete.

Seine starke Aura war von weitem spürbar gewesen. Sie wurde daher nicht von seinem Auftritt überrascht.

Ehrlich gesagt, hatte sie bereits früher mit ihm gerechnet. Er hatte ja relativ lange gebraucht, um ihre Abwesenheit zu bemerken.

„Eröffnung ist erst in zwei Tagen, aber wenn der Herrscher des Planeten persönlich erscheint, muss es ja wichtig sein“ sprach sie mit maliziösem Lächeln. „Aber ich warne Euch; der Preis ist hoch.“

Sie verschränkte die Arme vor sich und legte den Kopf schief in abwartender Geste, während sie die dunklen Umrisse Vegetas im Eingang stehen sah, die blendende Mittagssonne im Gegenlicht.
 

Vegeta trat in die Halle und stutzte.

Die saubere, werkbereite Halle machte Eindruck auf ihn und lenkte ihn kurz ab, doch dann fiel sein Blick auf die zierliche Frau, die in der Mitte stand.

All seine Wut, seine Empörung, die er Sekunden zuvor über ihr ausschütten wollte, verpuffte bei ihrem Anblick. Die Worte in seinen Mund verschwanden, weil sein Atem stockte.

Sie wirkte wie eine neue Persönlichkeit und es hatte nichts mit ihrer neuen Frisur zu tun: halblang, gerade Stirnfransen und alles so ebenmäßig horizontal geschnitten wie mit einem Lineal, dazu das rote Stirnband. Der ungewohnte Anblick einer Saiyajin, die ständig ihre Frisur ändern konnte, ließ ihn stets neue Facetten in ihrem Gesicht erkennen.

Doch es lag nicht an der Frisur allein, dass sie so anders aussah.

Nein, es war der Gesamteindruck, angefangen mit dem Ausdruck in ihrem Gesicht: dieses selbstsichere, strahlende Lächeln; so weit hochgezogen, dass ihre Augen schmal aussahen.

Vor ihm stand, gekleidet in einer langen, aber figurbetonten Hose und einen bauchfeien Top, eine verführerische Frau.

Sie wusste, was sie wollte und setzte sich selbst durch, in Vertrauen auf ihrer Stärke

Bulma wirkte, als hätte sie eine Hülle geknackt und wäre geschlüpft wie ein Schmetterling.

Kein vorlautes Mädchen mehr, keine Kindfrau auf den Weg zum Erwachsenwerden, immer noch ein wenig schüchtern und naiv.

Nein, der letzte Rest an Naivität war gefallen und nun stand eine erwachsene, starke Frau da.

Doch was ihm wirklich den Atem raubte, war ihre Ausstrahlung.

Es war das erste Mal seit Monaten, dass Bulma ihn anlächelte. Anstatt Kälte umgab sie eine Aura von Lebensfreude. Selbst ihr Schweif schwang provokativ hinter ihr.

//Meins!// hörte er wieder die Stimme des Ozaru und sein Herz schlug schneller. Es drängte ihn, diese Frau festzuhalten, weil sie ihm sonst entschwinden würde. Angst und Begierde gleichzeitig durchfluteten ihn. Er packte sich an der Brust, um dieses Pochen zu stoppen und sich gleichzeitig davon abzuhalten, das Weib an die nächste Wand zu drängen und sie zu nehmen.

Der Besitzanspruch des Ozarus drängte ihn, sie vollständig zu der seinen zu machen, damit kein anderer Mann seine Hand an sie anlegte und sie erkannte, dass sie ihm gehörte.

Denn vor ihm stand eine freie Seele, die ihn jederzeit verlassen könnte, wenn er es nicht tat.

Bulma war zum ersten Mal in ihren Leben ohne Ketten, die sie zurückhielten; vollständig ungebunden. Sie nahm ihr Schicksal selbst in die Hand und kämpfte gegen jeden, der sie ihr nehmen wollte.

Nichts war so herrlich wie ein Saiyajin in voller Freiheit!

Wie sollte er da wütend sein, wenn Bulma so glücklich wirkte und ihn anstrahlte, selbst wenn es aus Schadenfreude war?

Ihr „Sieg“ über ihn hatte bewirkt, dass sie ihn nicht anschnauzte oder ignorierte, sondern wieder mit ihm sprach.

Wie konnte er dieses Strahlen zerstören?

Vegeta schluckte und zerschlug in diesem Moment seinen eigentlichen Plan. Auch wenn Bulma sich den Austritt aus dem Palast ermogelt hatte, hätte er noch andere rechtliche Möglichkeiten, sie wieder zurückzubringen.

Festnehmen wegen Verrat oder Zwangs-Rekrutierung wegen besonderer Fähigkeiten zum Beispiel.

Aber Vegeta verstand, dass es der falsche Weg war.

Er musste sie ziehen lassen, ihr ihren Freiraum, jedenfalls die Leine lang lassen.

Das war der beste Weg.

//Wenigstens weiß ich, wo ich sie immer finden kann// beruhigte er sich selbst. Er musste nicht befürchten, sie wäre für immer spurlos verschwunden.

Bei so einem gewaltigen Gebäude stand es auch nicht mehr zur Auswahl. Wer so etwas aufbaute, wollte sich auch niederlassen und verschwand nicht ungeplant und spurlos.

Er atmete zischend aus und setzte eine starre Miene auf, um Bulma ja nicht zeigen zu lassen, in welch widersprüchlichen Gefühlen er gerade war: Verletzter Stolz, gepaart mit Erleichterung und Faszination. Auch wenn seine Wut abgenommen hatte, war er immer noch verletzt darüber, wie sie mit ihm spielte.

Das mochte er nicht. Er wollte derjenige sein, der die Kontrolle besaß und das würde er Bulma gleich mal beibringen.

Er war immer noch der Herrscher der Saiyajins, sie eingeschlossen!

Mit kaltem Blick trat er ihr entgegen.
 

Bulmas hämisches Lächeln brach ein bei Vegetas unvorhergesehener Reaktion.

Sie hatte gedacht, er würde schreien und knurren, Dinge an die Wand zu werfen und ihr befehlen, zurückzukommen. Darauf war sie vorbereitet gewesen, darauf hatte seine zornige Aura hingewiesen und damit hätte sie umgehen können. So ein kindisches, undiszipliniertes Verhalten wäre für einen Mann seines Alters und Position einfach nur lächerlich.

Doch ganz plötzlich, kaum eingetreten, war sein Zorn zusammengefallen. Anstatt einer lodernden Flammensäule war seine Aura mehr mit einem Glutkessel zu vergleichen.

Die Wut war immer noch da, aber unterdrückt.

Bulma war beunruhigt und gleichzeitig beeindruckt darüber, wie sehr Vegeta sich unter Kontrolle hielt. Die meisten Saiyajins wurden von ihrem hitzigen Temperament kontrolliert, aber nicht er.

Sein Gesicht war zwar versteinert, aber seine Augen glühten: von außen wirkte er kalt, aber innen kochte er.

Kein Wunder, dass ihn seine Untertanen fürchteten. Man konnte seine Reaktionen nur schwer vorhersehen.

Aber sie würde sich nicht vor ihm verkriechen! Nicht in ihrem Heim!

Sie atmete tief ein, streckte die Brust raus und marschierte an ihm vorbei, wobei sie eine gelangweilte Miene zur Schau stellte.

„Ich habe vor der Eröffnung noch viel zu tun. Aber da ich dich nicht aufhalten kann, sieh dich nur um. Erwarte aber keine Führung, ich muss arbeiten“ sagte sie schnippisch.

Da er immer noch schwieg und rumstand wie eine Salzsäule, konnte sie ihn ja ignorieren.

Sollte er sich doch in der leeren Halle umsehen, wenn ihm nichts Besseres einfiel.

Die kostbarsten Erfindungen hatte sie im Keller versteckt, ihre Roboter hatten sich zurückgezogen und würden nur abends rauskommen. Sie schätzte Vegeta im Moment nicht so ein, als ob er in einen Wutanfall alles vernichten oder stehlen würde.

Das würde er ihr nicht antun, so ehrlos war er nicht!

Sie spazierte nach draußen zum kleinsten Gebäude, was vor der Werkhalle angrenzte.

Hinter sich hörte sie das Knirschen von Kies, welches ihr sagte, dass sie verfolgt wurde. Aber Vegeta blieb auf Abstand, obwohl sie seine heiße Blicke im Nacken brennen spürte.

Die Empfangshütte war mit hohen Regalen an der Seite und niedrigen Tischen in der Mitte ausgestattet, mit einem Empfangstresen im hinteren Teil, wo man seine Aufträge besprechen konnte.

Technische Kleinteile und Nützlichkeiten, die sie teils weiterentwickelt, teils selbstgebaut hatte, standen zum Kauf bereit. Das meiste waren Küchen- und Hygiene-Artikel. Sie rechnete damit, dass sich besonders ihre kleinen, tragbaren Kühlschränke gut verkaufen würden, selbst ohne Kapsel-Verkleinerungs-Zusatz. Diese Technologie sah sie noch als zu gefährlich an, als sie den Saiyajins zu präsentieren.

Bulma stellte sich hinter den Tresen, um es als hölzerne Schranke vor Vegetas Nähe zu nutzen und drehte sich zu ihm um. Sie sah dabei zu, wie er durch die Gänge ging und sich schweigend umsah, seine Stirn kritisch gerunzelt.

Immer noch sprach er kein Wort, doch nun blickte er mit Interesse durch ihr Angebot und nahm ab und zu einen Gegenstand hoch, um ihn neugierig zu begutachten.

Bei einem silbrig glänzenden Gegenstand konnte sie in seinem Profil seine stumme Frage erkennen, was er wohl gerade in der Hand hielt.

„Ein elektrischer Nasen- und Ohrenhaarschneider“ erklärte sie schmunzelnd und kicherte leise, als er bei ihrer Erklärung verlegend zusammenzuckte und hastig den füllerartigen Gegenstand ablegte.

Vegeta räusperte sich und bemühte sich wieder um seine kalte Miene, nachdem er seine Inspektion abgeschlossen hatte. Mit entschlossenen Schritten trat er auf sie zu. Seine Haltung war furchteinflößend.

Bulmas Lächeln verblasste und sie verschränkte in schützender Haltung ihre Arme vor der Brust, während sie sich an die Wand lehnte. Weiter konnte sie nicht zurückweichen und der Tresen war als Abwehr keine große Hilfe: sie stand nun allein und ungeschützt dem Skattkönig gegenüber, nur getrennt durch die Theke. Bedrohlich ragte er vor ihr.

Bulma bluffte und versuchte sich an einer unschuldigen Mimik: offiziell war sie aus seinem Dienst entlassen worden. Aber Vegeta wäre nicht hier, wenn er sie nicht durchschaute hätte. Er wusste, dass die Entlassung nicht von ihm auskam und nun…würde er sie gewaltsam zurück schleppen?

Er war allein hier.

Aber er brauchte auch keine Unterstützung, um die schwächste Saiyajin zu fangen.

Doch was war mit ihrer Familie?

Sie waren alle unterwegs, aber was, wenn er einen Befehl gegeben hatte, sie zu fangen?

Würden seine Getreuen Jagd auf sie machen?!

Radditz abfangen, Gine abholen und Bardock und seinem Team eine Falle stellen?

Das lag alles in Vegetas Möglichkeiten und ihr Herz klopfte schneller angesichts der drohenden Gefahr. Sie wurde nervös.

Bulmas Augen wurden misstrauisch schmal, als sie das leichte Zucken von Vegeta Mundwinkel erfasste.

Seine überraschend gute Laune angesichts der Situation machte ihr Angst.

Was hatte er vor?
 

Vegeta genoss, wie langsam die Nervosität in Bulmas Augen trat, die Sorge, die Unruhe.

Aus Erfahrung wusste er, dass Schweigen manchmal produktiver war als Herumschreien.

Ein starker Blick, ein böses Lächeln und dazu die erwartungsvolle Stille: seine Gegner wussten nie, wie sie zu reagieren hatte, Kampf oder Flucht? Dadurch lähmten Angst und Untätigkeit ihre Körper, ließ sie erstarren. Ihre Fantasie spielte ihnen Szenarien vor, schlimmer als alles, was sich Vegeta ausdenken könnte.

Er dagegen könnte faul bleiben und die Stille wirken lassen, während sein Gegner sich selbst zermürbte.

So, wie es gerade Bulma tat, die sich eindeutig fragte, was er vorhatte. Unwillkürlich duckte sie sich, machte sich klein, lehnte sich hilfesuchend an die Wand.

Sein Kennzeichen, ein hämisches Lächeln, verlängerte sich.

Ahhh, wie er es liebte, andere zu verunsichern, zu überraschen und zum Schwitzen zu bringen. Ein leichter Hauch von Angst stieg von ihr empor, eine säuerliche Note, die er natürlich sofort bemerkte.

Sehr gut, ihre Schadenfreude war ihr vergangen und nun sah sie ihn wieder mit Vorsicht an. Auch das hämische Gegacker hatte aufgehört, stattdessen war sie still und aufmerksam.

Vegeta nutzte diesen Moment genüsslich aus.
 

Bulma schluckte, eine unwirkliche Kälte war plötzlich im Raum und Vegeta ragte bedrohlich vor ihr.

Sie blinzelte und plötzlich stand er direkt vor. Innerhalb eines Wimpernschlages hatte er die Theke zwischen ihnen überwunden, um nun über ihr zu ragen. Dabei waren sie eigentlich fast gleich groß, aber nun hatte sie das Gefühl, als müsste sie zu ihm hinaufschauen.

Sie verstand nun, wieso er in Gegenwart anderer Saiyajins immer größer aussah als er eigentlich war.

Vegeta war weder groß gewachsen noch massig, verglichen mit anderen saiyanischen Männern, aber das war auch nicht nötig. Abgesehen von seiner Stärke, angeboren und verfeinert, besaß er eine autoritäre Ausstrahlung, angelernt durch seine Position als Prinz. Kombiniert mit seiner Herrschsucht, zwangen seine Blicke jeden größeren Mann unwillkürlich auf die Knie. Es war egal, wie sehr ein Gegner ihn überragte: Vegetas Dominanz als Stärkster ließ jenen ducken und sich krümmen.

Bulma mit ihrem schwachen Körper war da keine Ausnahme, auch wenn sie die Ursachen in seinem Auftreten kannte.

//Es ist sein starkes Ki, was seine Ausstrahlung verstärkt…auch wenn er seine Energie nicht unterdrücken kann wie Kakarott, so weiß er doch, wie er sie wirkungsvoll einsetzen kann, um andere zu ängstigen// analysierte sie.

Es zu wissen, war eine Sache, sich dagegen zu wehren, eine andere.

Auch wenn sie die Ursache für ihre Gänsehaut und dem ängstlich klopfenden Herzen wusste, half es ihr wenig, sich vor seinem Ki zu schützen. Ihre magere Kraft reichte kaum aus.

Es gab keinen Fluchtweg mehr. Er stand ihr zu nahe, müsste nur seinen Arm austrecken, um sie zu berühren, aber das war das letzte, was sie sich wünschte.

Sie wollte ihn befehlen, zu verschwinden, schließlich befand er sich nun in ihrem Heim und nicht mehr im Palast, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt.

Kein Wort kaum raus.

Nur ihre Augen schossen wirkungslose Blitze.

„Du kommst dir wohl sehr schlau vor, was?“ fing Vegeta zuerst an zu sprechen, da sie nicht dazu in der Lage war. Seine Stimme war ein gefährlich ruhiges Säuseln mit sanftem Unterklang, was im Kontrast zu seinem schadenfrohen Gesichtsausdruck und seinen bedrohlichen Auftreten stand.

„Hmmm?!“ brummte Bulma fragend und klimperte schnell unschuldig mit ihren Wimpern, als wüsste sie nicht, wovon er sprach.

„Deinen Austritts-Befehl zu fälschen und den Palast zu verlassen…hast du Todessehnsucht?“ fuhr er aus. „Als ob ich das nicht bemerken würde, ha! Du unterschätzt meine Intelligenz…oder du überschätzt die deine“ sein Lächeln schwand, sein Blick wurde dagegen grimmiger.

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst? Welche Fälschung?“ wich Bulma nervös aus. Schließlich wussten beide, dass der Stempel vom richtigen Siegel stammte…nur dass die Finger, die es geführt hatten, nicht die von Vegeta gewesen waren.

„Spiel nicht die Dumme, dafür schätze ich deinen Intellekt zu sehr“ schnurrte Vegeta. „Allerdings…dass du glaubst, du kämst damit durch…zeigt doch eine gewisse Naivität“ fügte er langsam hinzu. „Aber ich mag deinen Tatendrang, auch wenn er gegen mich gerichtet ist. Es macht die Jagd so spannend…“

„Was hast du mit mir vor?“ fragte Bulma argwöhnisch und drückte sich hilflos an die Wand. Ihre Augen huschten zum Ausgang, der von ihrem Standort gefühlt meilenweit entfernt war. Niemals könnte sie flüchten, ohne dass er sie schnappte. Aber in ihrer hinteren Hosentasche hatte sie ihre kleine Laserpistole. Wenn sie ihn damit angriff…war es nur eine wirkungslose Attacke, die ihn wütend machte und nur dazu führen würde, dass er sie härter bestraften würde.

„Hmm, das willst du wohl dringend wissen?“ frage Vegeta zurück und wieder zeigte sich sein hämisches Lächeln. „Was ich mit dir…und deinen Komplizen anstelle? Ja, ich weiß, wer dir geholfen hat“ fügte er hinzu, weil sie erschrocken zusammenzuckte. Sie wich seinen Blick aus, sah betroffen an ihm vorbei. Er griff nach ihrem Kinn und hob ihr Gesicht zu ihm hoch: mit sanften Druck zwang er sie, in seine Augen zu sehen. Ihr Blick flatterte, als würde sich hinter ihren Pupillen Visionen abspielen, wie er Radditz bestrafte.

„So viel Arbeit und wozu? Als ob deine kleine Charade dir geholfen hätte?“ sprach er langsam genüsslich weiter. „Schon mal was von Zwangs-Rekrutierung gehört? Es ist egal, dass ich keine Beweise habe für das, was ihr angestellt habt. Angesichts deiner Fähigkeiten kann ich dich zwingen, wieder in meinen Dienst einzutreten. Ein Befehl meinerseits und du bist wieder im Palast.“

„Ach, auf einmal bin ich so wichtig?“ fauchte Bulma unerwartet zurück. Sein Hohn hatte ihren Widerstand erweckt. „Nachdem ich monatelang in der hintersten Ecke deiner Krieger aufräumen durfte, soll ich jetzt zwangsrekrutiert werden, weil ich sooo „unersetzlich“ bin? Du kannst es bloß nicht leiden, wenn einer nicht unter deiner Fuchtel steht. Jetzt bin ich also wieder gut für dich? Hah, vergiss es! Ich komme nicht wieder zurück. Da wird es Einwände und Widerspruch geben, verlass dich drauf“ drohte sie.

„Etwa von deinem Vater? Oder von deinen Brüdern? Denkst du, das juckt mich?“ fragte er kalt zurück. „Ich bin nicht irgendein General, sondern der amtierende Herrscher!“

Sie wurde bleich, als sie erkannte, was das bedeutete.

„Soll das heißen, du zehrst mich wieder zurück? All meine Arbeit war umsonst?“ hauchte sie fassungslos und sah sich traurig in ihrem Geschäft um, das wohl niemals mit Kunden gefüllt werden sollte. Ihre Augen wurden wässrig durch die zerstörte Hoffnung.

Sie bemerkte dadurch nicht, wie sich Vegetas Augen verengten, der ihr Gesicht nicht aus den Augen ließ.

Nun war sie wieder niedergeschlagen und voller Traurigkeit, nicht mit dem Anblick zu seiner Ankunft zu vergleichen, wo sie so gestrahlt hatte. Er hatte es geschafft, sie zu bedrohen und auf ihrem Platz zu verweisen, doch das Ergebnis gefiel ihm nicht.

Vegeta blieb bei seinem ersten Entschluss: wenn Bulma wirklich ihren eigenen Weg gehen wollte, musste er sie ziehen lassen; ihr Freiraum geben.

Denn was würde es bringen, wenn er sie zurückschleppte und sie dann ständig eine Trauermiene trug?

War dies nicht das richtige Zeichen, die Tat, die er brauchte, um Bulma gnädig zu stimmen?

Viel besser geeignet als irgendwelche Geschenke. Er musste nur selbstlos sein und sie aus seinen Fängen lassen.

Er grummelte und ließ nun endlich ihr Kinn los. Er drehte sich um und sprang genauso schnell wieder hinter die Theke, wie er zuvor drüber gesprungen war.

Überrascht blinzelnd starrte Bulma auf seinem Rücken und sah dabei zu, wie er sich entfernte, in Richtung Tür ging, ohne sie an ihrem Handgelenk hinter sich herzuziehen.

„Vegeta?“ hauchte sie fragend. Er blieb vor der Tür stehen.

„Wenn du nicht mehr im Palast arbeiten wolltest, warum hast du es mir nicht gesagt?“ hörte sie seine tonlose Stimme.

Bulma rieb sich niedergeschlagen über ihre Arme. „ Hättest du es erlaubt? Ich habe dir gesagt, dass du aus meiner Wohnung verschwinden sollst und du hast es nicht getan. Wenn du schon so was nicht mal machen kannst…Falls es dir nicht aufgefallen ist…du hast einen gewissen Kontrollzwang“ erklärte sie.

Sie konnte ein abfälliges Schnauben seinerseits hören, aber keinen Widerspruch.

„Du hast viel aufgebaut“ sprach er stattdessen. „Es wäre eine Verschwendung, wenn du es nicht wenigstens versuchen würdest. Sollte dein Geschäft nicht laufen, gibt es andere Möglichkeiten für dich.“

Bulmas Augen wurden groß.

Vegeta würde sie nicht bestrafen?

Er verschleppte sie nicht wieder in seinen Dienst, sondern ließ sie machen?

Und sollte es nicht funktionieren, dann würde er ihr schon einen Job geben?

Sie lachte ungläubig auf.

„Du hast ja nicht viel Vertrauen in meine Fähigkeiten?“ ihre Stimme war sowohl erleichtert als auch schnippisch.

Er zischte scharf aus. „Das meinte ich nicht...egal, tu was du willst.“

Vegeta war froh, dass die Frau nicht sein Gesicht sah, weil sie hinter ihm stand. Er konnte die Schamesröte spüren, ausgelöst durch sein Unbehagen. Er konnte nur hoffen, dass sie es verstand, warum er es tat: weil er ihr vertraute und ihr Freiraum geben wollte.

Er machte einen weiteren Schritt zur Tür.

„Warte! Was ist mit Radditz?“ rief Bulma ihm hinterher.

Nun warf Vegeta ihr einen scharfen Seitenblick zu.

„Oh, den werde ich garantiert bestrafen. Aber keine Sorge, ich bringe ihn nicht um.“

„Degradierst du ihn? Bitte nicht, tu ihm das nicht an“ flehte sie. Bulma wusste, wie hart Radditz für seine Position gearbeitet hatte. Es tat ihr Leid, dass sie ihren großen Bruder für ihren Fluchtplan benutzt hatte, aber sie hatte keine andere Wahl gehabt.

Vegeta schnaubte, weil das Weib ihn mal tatsächlich um etwas anflehte. Allerdings tat sie es nur für andere, niemals für sich.

Was Radditz anging, so hatte er tatsächlich nicht vor, ihn von seinem Posten zu entheben oder zu foltern, dafür war der Saiyajin zu brauchbar. Einen andere dafür einzuarbeiten, wäre zu zeitaufwendig.

„Na gut, aber leiden wird er trotzdem“ sagte er, als würde er ihnen einen großen Gefallen tun und verließ nun endgültig den kleinen Laden.

Bulma konnte es nicht glauben, aber Vegeta verließ tatsächlich diesen Ort. Sie spürte, wie seine Aura schwand, wie er davon flog.

Er ließ sie zurück und wollte sie nicht bestrafen, auch nicht Radditz!?

Schockiert und doch erleichtert ließ sie sich zu Boden sinken, kniff sich in den Arm, um sicher zu sein, dass sie nicht träumte.

Unkontrolliert fing sie an zu lachen.

Sie fühlte sich, als hätte sie eine Schlacht gewonnen.

Aber da war noch eine gewisse Furcht in ihrem Inneren. Dieser Sieg fühlte sich zu leicht errungen an.

Was plante Vegeta noch?
 

Zwei Tage später lud Bulma zur großen Eröffnung ihres Geschäftes ein.

Viele Saiyajins, ehemalige Kunden, aber auch Neulinge, angelockt durch die Gerüchte und durch Mundpropaganda, kamen vorbei.

Auch Radditz und Gine waren darunter und sahen zum ersten Mal die Gebäude und die Ausstattungen. Vor lauter Staunen blieben ihre Münder weit geöffnet.

Es war gigantischer als sie es sich vorgestellt hatten und ungläubig sahen sie sich gegenseitig an.

„Wusstest du, dass sie so etwas Großes gebaut hatte?“ fragte Gine ihren Sohn.

Radditz, der erst vor einer Stunde von seiner Mission zurückgekehrt war und sich sofort auf den Weg zu Bulmas Eröffnung gemacht hatte, schüttelte den Kopf.

„Ich habe keine Ahnung, wie sie das angestellt hat“ erklärte er. „Aber ich habe mir schon mal ein Zimmer gesichert. Kakarott, Bardock und die anderen werden ausflippen, wenn sie das sehen und sich bestimmt ebenfalls eines sichern wollen.“

Allein die fortschrittliche Küche und die Badezimmer waren ein Grund dafür, hierher zu ziehen; so schön und neu gab es sie nirgendwo.

„Ich halte das für eine gute Idee, wenn wenigstens Bulmas Brüder hier wohnen. Es ist doch ein wenig abseits“ sorgte sich Gine. „Bardock und ich bleiben lieber in unserem Haus. Aber Kakarott zieht bestimmt auch mit ein. Es ist von hier aus näher zu seiner Freundin und zum Raumflughafen.“

Radditz nickte. Er wusste, dass Bardock mitsamt seinem Team erst in einigen Wochen zurückkehren würde. Der würde Augen machen, wenn er sah, was sein kleines Mädchen erschaffen hatte. Vielleicht sah sein alter Herr dann endlich Bulma auch als erwachsene, selbstbestimmende Frau an.

Jedenfalls müsste sie sich keine Sorgen machen, sich selbst zu versorgen, auch wenn sie nicht mehr in der Armee arbeitete. Bulma hatte viel Ware verkauft und ein gutes Geschäft gemacht. Die Saiyajins hatten Angst gehabt, so ein Angebot nie wieder zu bekommen und mit Gier zugeschlagen.

Die Verkaufsschlager waren die tragbare Kühlschränke sowie Heizplatten gewesen, durch Solarplatten aufladbar, praktisch für Missionen aber auch im Alltag.

Langsam leerte sich der Garten und der Vorplatz, weil es nicht mehr viel zu kaufen gab und das kostenlose Buffet ebenfalls aufgefuttert war. Bulma wusste, wie man Saiyajins anlockte.

Nachdem der Ansturm vorüber war, hatte Bulma wieder Zeit für ihre Familie. Gine, die sah, wie erschöpft, wenn auch glücklich ihre Tochter war, bot an, etwas zu kochen. Sie war neugierig auf diese moderne Küchenausstattung und Bulma nahm das Angebot gerne an.

Während Gine in der Küche werkelte, setzten sich Radditz und seine Schwester in den Nebenraum, wo ein großer Tisch und sechs Stühle standen.

„Erstaunlich, das alles“ lobte Radditz, der sich in dem hübsch eingerichteten Raum umsah. „Woher hast du das alles? Wer hat das gebaut?“

„Das ist jetzt gerade nicht wichtig“ wich Bulma seinen Fragen aus. „Vegeta war vorgestern hier. Er weiß alles“ kam sie auf den Punkt.

Radditz wurde bleich.

„Scheiße, morgen bin ich wieder im Dienst bei ihm. Was erwartet mich?“ fragte er besorgt. Er griff unwillkürlich nach seinem Hals. Würde morgen sein Kopf noch draufsitzen?

Allerdings war er schon seit ein paar Stunden auf Vegeta-Sei und kein Aufgebot an Wachen hatte ihn abgeholt und ins Gefängnis geworfen.

Oder Vegeta wartete drauf, dass Radditz morgen selbst zu ihm kam und seinen Kopf anbot; dass ersparte Zeit und Arbeit…Vegeta liebte Effizienz.

„Ich weiß es nicht“ murmelte Bulma. „Er war seltsam. Unvorhersehbar…zuerst ruhig, dann wütend, dann wieder still…er hat mir zugesagt, mich nicht Zwangszurekrutieren oder dich zu bestrafen, also…ist vielleicht alles gut“ erzählte sie zögerlich, aber mit Zweifel in der Stimme.

„Bulma, denk nach, es geht um meinen Kopf“ zischte Radditz, leicht panisch, aber mit unterdrückter Stimme, da seine Mutter in der Nähe war.

„Ich weiß es wirklich nicht“ zischte Bulma zurück. „Lass uns das Beste hoffen.“

„Und wenn nicht?“

„Dann bezahle ich deinen Krankenhausaufenthalt“ gab Bulma zurück, leicht aggressiv, weil Radditz keine Ruhe gab.

„Oh, na super, da bist du ja optimistisch. Du glaubst, es wird noch was von mir übrig bleiben, dass man verarzten kann“ höhnte er.

„Er hat gesagt, er wird dich nicht bestrafen, nicht mal degradieren“ gab Bulma zurück.

„Echt?! Hat er es versprochen?“ Nervös und ungläubig fing Radditz an, an seinen Daumennagel zu kauen. „Das klingt nicht nach ihm, so gnädig…das ist bestimmt eine Finte. Psychologische Folter“ murmelte er.

„Ähhhh….“ Bulma sah verlegen zur Seite. Sie wünschte, sie könnte ihm versichern, dass alles gut gehen würde, aber es gab keine hundertprozentige Sicherheit.

Vegeta war unberechenbar.

Die Geschwister kamen nicht dazu, weiter darüber zu streiten, weil Gine mit den ersten gut gefüllten, dampfenden Schüsseln herein trat. Schnell setzten sie ein breites, falsches Lächeln auf, um ihre Mutter nicht zu verunsichern und fingen an zu essen.
 

Am nächsten Tag…

Radditz trat in Vegetas Büro ein. Seine Miene war vorsichtig, sein Blick nervös.

Vegeta saß an seinem Schreibtisch und ging Akten durch, sah nicht mal auf. Sie beide waren allein.

Radditz sagte kein Wort, stellte sich neben die geschlossene Tür.

Er schluckte nervös. Sein Rücken war starr, seine Hände dahinter verschränkt, bereit die Befehle seines Herrn zu erhalten.

So stand er einige Minuten da. In der eisigen Stille, wo nur das Kratzen von Vegetas Füller sowie das Schlagen seines Siegels zu hören war, entstanden langsam die ersten Tropfen von Angstschweiß, die Radditz Stirn entlang flossen.

Niemals zuvor hatte er eine solche Furcht verspürt, doch er konnte den Blick nicht von Vegeta wenden. Er befürchtete jederzeit einen Angriff, den er abwehren müsste.

„Radditz“ beim Klang von Vegetas ruhiger Stimme zuckte Radditz zusammen, sein Rücken wurde noch starrer. Er war erleichtert und ängstlich zugleich, weil der Skattkönig nun endlich die Stille durchbrochen hatte.

„Ja!“ bellte der Langhaarige gehorsam.

„Stell dich mit dem Gesicht zur Wand und knie dich hin!“ befahl sein Kommandant, der immer noch nicht von seinen Akten aufsah. Radditz wusste nicht, was ihn erwarten würde, aber er folgte dem Befehl.

Würde Vegeta ihn von hinten erledigen?

Wie ehrlos, wenn er schon sterben sollte, dann wollte er es von Angesicht zu Angesicht, wie ein ehrenhafter Krieger. Anderseits hatte er das königliche Siegel benutzt, also sah Vegeta ihn wohl als so ehrlos an, um ihn wie einen Feigling hinzurichten.

„Heb die Arme hoch, aber berühr nicht die Wand“ folgte der nächste Befehl.

Radditz hob die Arme. Er wartete auf den nächsten Befehl oder auf Schritte oder auf einen Ki-Strahl, aber es kam nichts. Die Zeit verran

Schwer lastete sein Gewicht auf seine Knie und Unterschenkel und seine Arme, die hoch erhoben waren, wurden steif.

„Äh, Vegeta…ist es das, was ich meine?“ fing Radditz zögerlich an zu fragen. Allmählich bekam er eine Idee, was das hier sollte und traute sich zu fragen. Er würde so oder so bestraft werden, da konnte er gleich den Mund aufmachen und fragen, sogar ohne herrschaftliche Anrede.

„Du bleibst so knien und erträgst den Schmerz“ antwortete Vegeta eisig. „Solange, bis ich genug davon habe, dich wimmern zu hören. Das ist deine Strafe dafür, mit denen klobigen Fingern etwas angefasst zu haben, was nicht dir gehört. Danach kannst du wieder an die Arbeit gehen.“

„Danke, mein gnädiger Herrscher“ keuchte Radditz und biss die Zähne zusammen, verkniff sich den Schmerz. Ihm kamen fast die Tränen, teils aus Erleichterung, teils aus Scham und der Vorahnung an Schmerz, die auf ihn zukommen würde.

Diese Art der Strafe wurde eigentlich nur von ungehorsamen jungen Kindern verlangt. Sie war einfach, aber effektiv, ohne körperliche Nachwirkungen.

Jeder Saiyajin, der Vegeta aufsuchte, würde heute den erwachsenen Radditz in dieser demütigenden Haltung sehen. Von den stechenden Schmerzen in Beine und Schulter ganz zu schweigen, denn bestimmt würde Vegeta ihn einige Zeit so leiden lassen.

Aber Radditz war froh, seine Strafe abzuleisten, anstatt ständig sich zu fragen, wie sie aussehen würde.

Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
 

Nach einer Stunde legte Vegeta die letzten Dokumente für heute ab und sah zum keuchenden Radditz, der in seiner Ecke kniete und schwer atmete. Zwar hatte er versucht, das hohe Wimmern zu unterdrücken, so gut es ging, aber nach über einer Stunde in dieser Haltung schmerzten ihm der gesamte Rücken und die Beine. Sein muskelbepacktes Gewicht war gerade auf den Knien spürbar, die ungeschützt auf den steinernen Boden gedrückt wurden.

Vegeta schmunzelte, zufrieden über seine Bestrafung. Radditz würde so einen Frevel nie wieder begehen, denn beide wussten, beim nächsten Mal war Vegeta nicht so gnädig.

Aber Vegeta wusste auch, dass Radditz diesen Tabubruch nur für eine Person getan hatte und nicht aus Treuebruch gegen seinen Kommandanten.

Er stand auf und ging in Richtung Tür.

„Die Besprechung mit den Kommandanten des ersten und zweiten Bataillon steht jetzt an“ fing er an zu sprechen. Radditz war bei Besprechungen dieser Art immer dabei, um das Protokoll zu führen.

„Verstanden“ stöhnte Radditz erleichtert, der diesen Satz als Zeichen zur Beendigung seiner Strafe richtig verstand. Mit Keuchen und tonlosen Ächzen stand der Krieger auf. Seine Gelenke knackten. Mit wackeligen Beinen folgte er Vegeta.

Der war zufrieden mit der ersten Strafe.

So, das war der Bruder; nun folgte die Schwester.

Denn Bulma wusste es noch nicht, aber er hatte eine Schwachstelle in ihren Plan entdeckt, die er nun genüsslich ausnutzen würde.
 

Am nächsten Tag…

Mit einem Summen auf den Lippen ging Bulma ihren heutigen Gewinn durch.

Die Geschäfte liefen gut, ihr Auftragsbuch war gefüllt. So konnte sie sich schon bald darum kümmern, ein paar Hilfen einzustellen.

Jemand, der technisch versiert war, um leichte Reparaturen zu übernehmen und jemand, der die Kunden bedienen konnte.

Sie dachte da an Fennel und Endo oder an jemand anderen von den netten Technikern, die sie auf ihrer ersten Reise kennen gelernt hatte.

Vielleicht hatten noch mehr Saiyajins Lust, die Armee zu verlassen, wenn sie dafür mehr Geld in der privaten Wirtschaft verdienen würden. Gerade bei Fennel hatte Bulma ein gutes Gefühl, schließlich hatte die ältere Frau ihr mal von den heimlichen Geschäften erzählt, weshalb die Techniker gerne weit reisten.

„Du siehst geldgeil aus, wenn du so lächeltst“ unterbrach eine dunkle Stimme ihre Überlegung.

Bulma sah auf und riss erschrocken die Augen auf: Vegeta war hier!

„Was machst du denn hier?“ entfuhr es ihr unwillkürlich. Sie hob erschrocken die Hand vor den vorschnellen Mund und sah, wie sich Vegetas Augen kurz beleidigt verengten.

„Das ist ein Geschäft“ sagte er langsam, als würde er mit einer Minderbemittelten sprechen.

„Jaaaa?!“ antwortete Bulma vorsichtig.

„Und ich bin ein Kunde“ fuhr Vegeta selbstgefällig aus.

„Und ich habe Geschäftszeiten und die sind für heute vorbei. Komm morgen wieder“ unterbrach sie ihn.

„Außerdem bin ich der aktuelle Herrscher dieses Planeten und seines Volkes, worunter auch du giltst“ fuhr Vegeta ungerührt fort, ohne auf ihren Einwand einzugehen. Langsam schritt er näher, wobei er sie nicht aus seinen Augen ließ.

„Und als Mitglied der Königsfamilie besitze ich das Recht, in jedes Haus gehen zu können und dort als Gast empfangen zu werden“ erklärte er mit einem siegessicheren Funkeln in den Augen.

Bulma öffnete den Mund, wollte Widerspruch einlegen, aber sie erinnerte sich an den Passus, den sie einst aus einem Buch aus dem Archiv gelesen hatte. Damals hatte sie sich auch an ihre erste Begegnung mit ihm erinnert und gedacht „Kein Wunder, dass Vegeta als Kind so einfach in meine Hütte einmarschiert war, obwohl er mich nicht kannte.“

Aber dann hatte sie dieses Privileg der Königsfamilie verdrängt und nicht mehr daran gedacht…bis heute.

„Bist du deswegen hier? Um mir weiter auf die Nerven zu gehen?“ rief sie alarmiert aus.

Vegeta verdrehte brummend die Augen.

„Komm runter. Ich habe nun mal tagsüber viel zu tun und kann nicht zu deinen üblichen Öffnungszeiten kommen“ tat er ihren Vorwurf ab. Das war einer der Gründe, warum er so spät kam. Der andere, weil sie dann allein war.

Er sah sich im Laden um, der deutlich leerer war als bei seinem letzten Besuch. Es lagen weniger Gegenstände in den Regalen.

Es zeigte sich damit, dass Bulma momentan viele Kunden hatte, wenn sie nicht dazu kam, das Angebot aufzufüllen.

Eine silbrige, kastenförmige Maschine, aus der ein bekannter, wohlriechender Duft strömte und neben Bulma auf einer Konsole stand, weckte sein Interesse.

„Nun, gibt es denn etwas, was der hochgeschätzte, königliche Kunde denn benötigt? Hey, du hast doch kein Problem damit, wenn ich für dich einen Preisaufschlag von 50 Prozent mache, oder? DU kannst es dir ja leisten“ hörte er Bulmas Stimme im Hintergrund, als er ohne Zögern auf einen Knopf drückte.
 

„Hey, was tust du da?“ rief Bulma erschrocken aus, als Vegeta einfach einen Knopf an der Maschine drückte. Sofort fing diese an zu ruckeln und zu dampfen. Im Inneren wurde ein Mahlwerk aktiviert und Wasser erhitzt.

„Vegeta, man drückt nicht einfach irgendwo drauf, wenn man nicht weiß, was dann passiert!“ rief Bulma und eilte zu ihm hin „Ich kann nicht glauben, dass ich das DIR sagen muss und nicht meinem kleinen Bruder!“

Sie nahm eine Tasse aus der Konsole und stellte sie rechtzeitig unter, um die schwarze, heiße Flüssigkeit aufzufangen.

„Ich weiß, was das ist“ brummte Vegeta selbstgefällig. „Der Geruch hat es verraten: eine Kaffeemaschine!“

Er konnte nicht glauben, dass er eine funktionierende Kaffeemaschine vor sich sah, wie man sie sonst nur auf Altharwa kaufen konnte.

Saiyajins kannten Kaffee, den sie leider einführen mussten, aber sie bereiteten in auf manuelle Weise zu: in einer Kanne mit Sieb, erhitzt über Feuer.

Kaum war der Kaffee durchgeflossen, als er schon die Tasse nahm und genüsslich einen Zug trank.

So stark und doch nicht bitter, ein wunderbares Aroma, herrlich.

Nun hatte er einen weiteren Grund, hierher zu kommen, wenn er dafür so etwas Gutes trinken konnte. Allerdings konnte er so etwas auch gut morgens und nachmittags vertragen, darum…

„Das da“ sagte er und deutet auf das Gerät. „ich kaufe das da!“

„Oh, vergiss es“ Bulma schüttelte ablehnend den Kopf. „Das ist ein Prototyp, den ich selbst entwickelt habe, nachdem ich auf Altharwa gesehen habe, wie die ihren tollen Kaffee machen. Ich kann dir einen bauen, aber das wird eine Woche dauern. Vielleicht auch zwei, ich habe viel zu tun.“

„Dann bau dir deinen eigenen, ich nehme den da mit“ widersprach Vegeta.

„Wie soll ich irgendwas bauen, wenn ich nicht meine morgendliche Dosis Kaffee habe? Nein, der bleibt hier!“

Vegeta nahm schlürfend einen weiteren Zug und sah dann gedankenverloren zur Decke.

„Hm, vielleicht sollte ich einen Zoll auf die Einfuhr von Kaffee einführen“ überlegte Vegeta laut.

„Das würde den Preis noch mehr erhöhen und Kaffee in ein Luxusgut verwandeln.“

„Du willst nicht nur mir, sondern allen Saiyajins den Kaffee wegnehmen?“ fragte Bulma schockiert.

„Nur denjenigen, die es sich nicht leisten können. Dazu gehörst du ja nicht, also warum beschwerst du dich“ lächelte Vegeta, der genau sehen konnte, wie Bulma Mitleid bekam. Sie wollte nicht, dass Unschuldige für ihre Aktionen leiden mussten; das galt sogar für die morgendliche Kaffee-Dosis.

Schwer seufzte sie und nahm in Gedanken Abschied von ihren Prototypen

„Warum hasst du mich so sehr?“ stöhnte Bulma auf.

Vegeta Grinsen verging ihm, sein Blick wurde starr. Die entspannte Stimmung sank ab.

Bulma erkannte, was sie da gerade gesagt hatte. Obwohl es ironisch gemeint war, hing eine kleine Spur von Ernst mit drin.

Beide schwiegen, bis…

„Ich hasse dich nicht“ sagte Vegeta leise. Seine Stimme war kühl, er wirkte verletzt.

„Ich weiß“ antwortete Bulma im sanfteren, versöhnlichen Ton.

Vegeta sah sie missmutig an. Sein Blick stellte ihre Antwort in Frage.

„Was weißt du schon über meine Gefühle“ war der stumme Vorwurf.

„Würdest du mich hassen, würdest du mich ganz anders behandeln“ fügte sie erklärend hinzu. Sie seufzte. „ich weiß, dass du mehr Möglichkeiten hast, mir weh zu tun. Außerdem…du bist arrogant, cholerisch, herrschsüchtig, kontrollsüchtig…“

„Redest du von mir oder dir?“ unterbrach er sie trocken.

„Und trotzdem lässt du mich machen“ fuhr sie ungerührt fort. „Du gibst mir endlich die Chance, mein Leben selbstbestimmt zu leben. Keine Familie, kein Vorgesetzter, keine gemeinen Mitarbeiter…niemand sagt mir, wie ich meine Arbeit zu führen habe. Das gefällt mir.“

„Hmpf, solange du dich an die Gesetze hältst, bist du eine Saiyajin wie jede andere auch. Noch dazu eine No-Name-Saiyajin, nicht mal stark genug für die Unterklasse“ erwiderte Vegeta naserümpfend.

Im Inneren freut er sich, dass es Bulma gut ging, er hatte es an ihren entspannten Verhalten bemerkt.

Wie er es gehofft hatte, war dies die Tat gewesen, mit der er sie sich für ihn einnehmen konnte.

Nur deswegen lächelte sie ihn wieder an, war ihr Tonfall entspannter.

„Hey, mein Name ist sehr wohl bekannt. Mittlerweile kennt mich bestimmt die Hälfte der Saiyajins“ lachte Bulma selbstbewusst.

„Vermutlich sogar mehr, wir sind ein kleines Volk“ widersprach Vegeta. Er trank seinen Kaffee aus.

„Also gut, überredet. Wenn du ohne die Dosis Koffein zu nichts kommt, muss ich warten“ lenkte er ein.

Bulma lächelte unwillkürlich, weil sie gewonnen hatte.

„Dann komme ich solange jeden Abend hierher und hole mir davon eine Tasse ab“ sprach Vegeta weiter und sah grinsend dabei zu, wie Bulma Lächeln einbrach.

„Du weißt, wie du mich motivieren kannst“ zischte sie und stellte eine weitere Tasse unter die Öffnung. „Her mit dem Kaffee!“

Die Kaffeemaschine ruckte und goss ein. Bulma nahm ihre gefüllte Tasse und verließe mir ihr den kleinen Raum.

„Ich fange gleich damit an“ rief sie ohne sich umzudrehen. „In drei Tagen hast du sie.“

Vegeta schmunzelte und sah ihr nach.

Es war egal, ob die Kaffeemaschine fertig war oder nicht, er würde immer wieder kommen, wie er Lust hatte. Schließlich schmeckte so eine gute Tasse am besten in Gesellschaft.

Bulma ahnte, was auf sie zukommen würde.

Aber der Gedanken schien sie weniger zu stören als vor wenigen Wochen.
 

Nach drei Monaten war es soweit, dass Bardock mit seinem Team wieder zurückkam, Kakarott im Schlepptau. Radditz und Bulma kannten das Datum und warteten auf eine Nachricht über Scouter, um die erste Mission zu feiern.

Doch es kam nichts.

Nach einigen Stunden, längst war die Abenddämmerung eingebrochen und Bulma hatte ihren Laden geschlossen, wurden sie nervös wegen der Stille.

War etwas mit ihren jüngeren Bruder passiert?

Radditz, der seinen Feierabend in ihrem Haus verbracht hatte, wo er sich schon heimelig fühlte, schlug vor, zur Hütte ihrer Eltern zu fliegen.

Vielleicht gab es etwas, was ihr Vater ihnen besser persönlich und nicht über Scouter mitteilen würde. Aber wenn das der Fall war, konnte es sich nicht um eine gute Nachricht handeln.

Mit schlechter Vorahnung flogen sie los.

Licht kam aus der kleinen Hütte und Bulma spürte die Aura ihres Vaters dort drin, also war er wie geplant zurückkehrt.

Die beiden Geschwister stürmten ins Haus, wo sie ihren Vater am Küchentisch sitzen sahen, mit dem Kopf auf der Tischplatte und eine Hand um einen Becher. Vor ihm stand eine halb geleerte Flasche mit unbekannten, aber alkoholischen Inhalt.

Bulma und Radditz zuckten zusammen bei dem leeren Blick ihres Vaters. Er sah so erschöpft aus, sein Haar noch wirrer als sonst, als hätte er sich den Kopf zerrauft.

„Was ist passiert?“ fragte Radditz alarmiert und sah sich um. Von seinem Bruder keine Spur.

„Papa, ist was mit Kakarott?“ rief Bulma zeitgleich. Sie bemerkte den kalten Herd und die Abwesenheit ihrer Mutter. Vermutlich war sie noch unterwegs.

„Nein“ stöhnte Bardock tonlos und winkte schlapp ab. „Ich bin nur müde…so müde…deswegen habe ich noch nicht Bescheid gesagt. Zum Feiern hatte keine Kraft mehr…beziehungsweise sehe ich keinen Grund dazu…“

Radditz und seine Schwester sahen sich ratlos an, bevor sie vorsichtig ein paar Schritte auf Bardock zugingen, immer noch in Alarmbereitschaft. Bardock blieb in seiner schlappen Haltung und murmelte unverständliche Sätze.

„Scheiße, wird es in Zukunft immer so sein? Das überstehe ich nicht, der Stress bringt mich um…oder der Alkoholismus…oder das Magengeschwür…ohhhh“ stöhnte er.

„Das klingt nicht gut“ wisperte Bulma besorgt.

Radditz nickte. In diesem Zustand hatte er seinen Vater noch nie gesehen.

„Hat es mit Kakarott zu tun?“ fing er an zu fragen und schlug sich in Gedanken an die Stirn. Natürlich, es musste mit ihm zusammenhängen, denn sonst würde ein erfahrener Krieger wie Bardock sich nicht so verhalten?! Er hatte schon so viele Missionen überlebt, aber die einzige neue Variante war die Anwesenheit von Kakarott.

Bardock richtete sich träge auf und blinzelte müde. Dunkle Schatten waren unter seinen Augen sichtbar.

„Kakarott…“ fing er langsam an zu sprechen „ muss unter einem Unglücksstern geboren sein, anders kann ich mir erklären, wie so viel auf einer einzigen Mission daneben und doch gutgehen kann. Oder eine Kombination aus schwarzen Loch und Supernova …“

Mit diesen Worten fing er an, von seinen letzten Monaten zu erzählen.
 

Die Mission, die Bardock für Kakarotts Einstieg ausgewählt hatte, war simpel: Begleitschutz für eine Karawane.

Die Händler würden auf eine Reihe von Planeten reisen, wo sie Leibwächter benötigten, außerdem gab es das Risiko von Piraten, die im All ihr Unwesen trieben.

Die Saiyajins unter Bardocks Kommando, abgesehen von seinem jüngsten Sohn, waren wie üblich Toma, Selypa, Panbukin und Borgos gewesen. In ihren Pods waren sie zuerst zum Handelsplaneten Altharwa geflogen, wo sie sich mit ihren Kunden treffen wollten, da diese nicht auf Vegeta-Sei landen konnten. Dort wurden ihre Pods ins größere, aber auch langsamere Raumschiff ihres Kunden eingelagert und die Saiyajins bekamen kleine Kajüten zugewiesen.

Kakarott war der einzig Aufgeregte gewesen, der hibbelig im unbekannten Raumschiff herum rannte und sich umsah. Am liebsten wäre er auf Altharwa geblieben, um das gelobte Angebot an Leckereien auszuprobieren. Doch Bardock war ein strenger Anführer und es stand zuerst die Arbeit an.

Die sechs Planeten, die sie besuchen würden, waren ihm alle bekannt und er sah keine Schwierigkeiten, mit ihren Bewohnern fertig zu werden. Mehr machten ihn die Piraten Sorgen, denn im All konnten die Saiyajins nur schwer kämpfen. Die Händler hatten zwar Raumanzüge an Bord, aber die waren recht empfindlich und konnten der Wucht von Angriffen kaum widerstehen. Kein Saiyajin traute sich in diesen schwerbeweglichen Teilen auf etwas einzuschlagen, da sonst der Anzug riss und man erstickte. Die erfahrenen Saiyajins hofften darum nur auf Feinde innerhalb einer atembaren Atmosphäre, wo sie frei kämpfen konnten.

So flog das Raumschiff durchs All, mit seinem Inhalt an Bord und schon bald zeigte sich, dass Bardocks Pläne alle sinnlos waren. Auf diese Reise kam es zu kleinen „Unfällen“, die alle mit Kakarott zu tun hatten und auf Dauer sogar einen stoischen Charakter wie Bardock an den Rand der Geduld brachten.
 

Planet 1: Die Bewohner waren Amphibienartige Kreaturen, mit grüner, schuppiger Haut und runden Körperformen. Die Weibchen waren hier fast doppelt so groß wie die Männchen, im Gegensatz zu andere Wesen, wo sonst die Männer die Größeren waren. Es herrschten matriarchalische Gesetze, da die Frauen hier zur größten und stärksten Gattung gehörten.

Es irritierte den unerfahrenen Kakarott so sehr, dass er jeden Einheimischen fragen musste, ob er Mann oder Frau war.

Einige Bewohner lachten, andere waren irritiert und einige verletzt in ihrer Eitelkeit, weil es ihrer Meinung nach deutlich zu erkennen war. Einige besonders gewaltige Frauen hatten nach dem kleinen Unhold ausgeholt, doch Kakarott war zu flink, um sich von so langsamen Wesen schlagen zu lassen. Für die Händler waren die beleidigten Kunden aber nicht so lustig gewesen wie für die Saiyajins. Sogar Bardock fand es nach dem dritten Missverständnis nur noch beschämend.
 

Planet 2: Ein blauer Planet, bedeckt von einem riesigen Meer, übersät mit kleinen Inseln, war ihr nächstes Ziel. Die Bewohner waren humanoid, mit bunten Haaren, Kiemen und Lungen, sowie zarten Fischhäuten, die sich zu Wasser und zu Land bewegen konnten.

Hier gab es das beste Sea-Food im Universum, von frischem Fisch bis zu Meeresfrüchten.

Bardock glaubte, hier würde es besser werden, da die Geschlechter eindeutig erkennbar waren. So ließ er seinen Sohn nach ein paar Tagen in seiner Freizeit alleine losziehen.

Doch dann kam er nicht wieder und meldete sich selbst über Scouter nicht.

Bardock war beunruhigt und wollte am liebsten das Meer zum Kochen bringen, doch seine Kameraden konnten ihn überzeugen, zu warten.

Kakarott konnte schwimmen, tauchen, fliegen und war stark, sogar stärker als die riesigen Fischmonster die es hier gab. Was sollte ihm schaden?

Am nächsten Tag kam sein Sohn wieder, allerdings nicht allein. Er war Begleitung einer kleinen Gesandtschaft aus mehreren Würdenträgern, die eine Sänfte trugen.

Darin saß eine große Schildkröte mit weiß-goldenen Panzer und sanften Blick.

Es zeigte sich, dass Kakarott am Tag zuvor zufällig gesehen hatte, wie diese von zwei Unholden aus den Waser gezogen wurde. Zuerst dachte er, es wären Fischer, doch dann hörte er Hilferufe. Kakarott war erstaunt, weil sie von der Schildkröte stammte: er hätte nicht gedacht, dass die Meereswesen hier sogar sprechen konnte.

Also rannte er runter, fragte, ob die Schildkröte wirklich Hilfe brauchte und schlug die zwei Typen, die Wilderer von einem anderen Planeten waren, zusammen. Da die Schildkröte aber so erschöpft war, musste er sie noch auf dem Rücken nehmen und zu ihrem Zuhause bringen. Zuerst fliegend, dann tauchend, wobei Wasser seinen Scouter außer Betrieb setzte, kamen sie in ein Unterwasserdorf an. Dort erfuhr Kakarott, dass die Schildkröte das wertvolle Wappentier einer adeligen Familie war, die sie schon besorgt gesucht hatten. Ihr Äußeres, ihre Intelligenz und ihr Alter hatten sie zum jahrhundertealten Maskottchen gemacht, die sogar wichtig Entscheidungen innerhalb der Familie treffen durfte.

Zuerst glaubten die Wachen sogar, Kakarott wäre der Schuldige für die Entführung, doch die Schildkröte verbürgte sich für ihren Retter und lud ihn zum Dank ein, da es bereits Nacht war.

Die adelige Hausherr wollte dem Helden sogar einen kostbaren Perlenschatz als Dank überreichen, aber Kakarott war bescheiden: er wollte nur etwas essen, bis er satt war.

„So sei es! Sei mein Gast bis morgen, dir soll es an nichts fehlen!“

Die Herausforderung wurde lachend mit Unwissen über den Appetit der Saiyajins angenommen. Zum Glück war der Hausherr reich genug, um seinen Gast fürstlich zu bewirten. Nachdem die Küche leer war, fiel der junge, fremde Mann ins Fresskoma, nur um am nächsten Morgen nach Frühstück zu verlangen.

Fazit: die Lebensmittelkosten waren am Ende so hoch wie fünf Kisten mit Perlen.

Diese Erfahrung wurde mit wackeligen Lachen seitens des Hausherren akzeptiert und Kakarott wollte nach dem Frühstück gehen. Damit er aber für sein Fehlen keinen Ärger bekam, begleitete die Schildkröte ihn, um seinen Kommandanten alles zu erklären.

Bardock war erleichtert, fragte sich aber unruhig, was sein Sohn noch alles in unbeobachteten Momenten anstellen würde.
 

Planet 3: Ein Dschungel-Planet mit tropischen Temperaturen war das nächste Ziel.

Die Saiyajins fühlten sich in so einer Umgebung am wohlsten und durchwanderten in ihrer freien Zeit oft den dichten Urwald. Viele Früchte waren zu finden und der Geruch der Bäume erinnerte sie an ihre Heimat.

So fand Kakarott auf seinen Spaziergang die Überreste alter Gebäude. Als er dringend pinkeln musste, tat er es an einer Säule, ohne zu ahnen, dass diese zu den Grundmauern eines vergessenen Tempels gehörten. Mit dieser Freveltat aktivierte er eine Statue, eine dreiköpfige Frau mit sechs Armen, die in einigen Händen Waffen hielt.

Mit scharfen Attacken griff sie ihn an, doch Kakarott wehrte sich.

Er bemerkte, dass seine Angriffe kaum Wirkung zeigten, aber die Statue anfing zu bröckeln, wenn sie aus Versehen ihre eigenen Waffen berührte. So stahl und nutzte er eines ihrer Schwerter, um den mittleren Kopf zu durchstoßen und die anderen abzuschlagen.

Nun blieb die Statue endlich still stehen und öffnete wie in einen tonlosen Schrei den Mund, um glitzernde Juwelen auszuspucken; so groß wie Früchte.

Kakarott hatte keine Ahnung von ihren Wert, aber sie funkelten hübsch und er dachte sich, dass seine Mutter, seine Schwester und seine Freundin so etwas mögen würden.

Also packte er ein paar hübsche Steine ein und ließ den Rest uninteressiert am Boden liegen.

Als er bei seiner Rückkehr dem Team von seinem Erlebnisse erzählte und die wertvollen Juwelen als Beweis hervor zeigte, bekam Bardock Schweißausbrüche beim Gedanken, welche Reichtümer Kakarott gerade weggeschmissen hatte.

Er drängte seinen Sohn, den Tempel wiederzufinden, doch unmöglich…dieser blieb verschwunden, wie von den Bäumen verschluckt.
 

Nach diesem Erlebnis machte sich Bardock nur mehr Sorgen um die mangelnde Gier seines Sohnes, der sich goldenen Gelegenheiten durch die Finger gleiten ließ.

Lag es daran, weil er an Mathematik und Geld nie Interesse gehabt hatte und daher nicht für die Zukunft plante? Seine Geschwister waren da anders, die kannten den Wert von Geld.

Was würde er auf den nächsten Planeten anstellen?

Bardock würde seinen Sohn nun mehr im Auge behalten, doch bevor das geschah, trafen die Saiyajins während der Reise auf unbekannte Gegner.
 

Im Inneren des Raumschiffs ertönten Alarmsignale und rotes Warnlicht.

Ein feindliches Raumschiff, klein und unauffällig hatte sich angedockt.

Die Crew, mit Ausnahme der Saiyajins, verbarrikadierten sich in den Panikräume, während Bardocks Team auf die Stelle zu rannte, wo die Eindringlinge sich Zugang verschafft hatten.

„Piraten!“ rief Toma.

„Na endlich, die Reise war bislang ja auch stinklangweilig“ freute sich Selypa. „und die Idioten kommen auch noch zu uns. Na, vielen Dank auch“ lachte sie auf.

Auch ihre Freunde lächelten aufgeregt und nutzten ihre Scouter, um Anzahl und Powerlevel zu messen. Es meldetet ihnen zwanzig Lebewesen mit sehr schwachen Powerlevel an, für die sechs Saiyajins nicht nötig wären.

Das nahm ihnen ein wenig die Freude. Also keine Herausforderung und noch nicht mal genug Gegner für jeden.

Sie rannten in den Abschnitt, wo sich die Eindringlinge befanden. Hinter ihnen wurde sofort das Tor verriegelt, um den Durchgang gegen Feinde zu erschweren. Es gab kein Entkommen.

Im Lagerraum waren humanoide Lebewesen in schwarzen, langen Mänteln und gesichtsverdeckenden Masken mit schwarzen Gläsern damit beschäftigt, die ersten Kisten zu stehlen.

„Lasst die Ware fallen und ergebt euch“ befahl Bardock.

„Nein“ rief Selypa kampfwütig aus „Leistet Widerstand! Gebt uns was zu tun. Mir ist langweilig.“

Die Piraten lachten über die kleine Truppe in Unterzahl. Anscheinend besaßen sie keinen Scouter.

„Wir, uns ergeben? Lasst uns lieber in Ruhe, sonst holt euch unser Boss“ rief ein Pirat selbstbewusst aus.

„Ja, lieber die Ware als euer Leben“ lachte ein anderer.

„Was für ein lächerlicher Heldentrupp. Wir sind die Hasen-Piratengruppe. Fürchtet uns“ stellte sich einer vor. Ein paar von ihnen nahmen die veralteten Schusswaffen ab, die sie über den Rücken geschultert hatten und hielten sie drohend auf die Saiyajins gerichtet.

Die Saiyajins sahen sich kurz überrascht an, dann grinsten sie böse und knackten bedrohlich mit ihren Fingerknöcheln. Bei jedem von ihnen, mit Ausnahme Kakarott, pochte die Zornesader.

„Haben die Irren uns gerade gedroht?“ säuselte Toma bedrohlich.

„Nicht nur schwach, sondern auch dämlich…das wird ein Gemetzel“ freute sich Panbukin

„Macht euch das nicht auch auf ihren Boss neugierig?“ lachte Bardock hämisch grinsend.

„Der gehört mir“ zischte Selypa besitzergreifend.

„Der Scouter zeigt kein starkes Powerlevel an. Der wird genauso ein Schwächling sein wie seine Untergebene. Du kannst ihn haben“ lehnte Bardock großzügig ab.

Mit erfreutem Kriegsschrei stürzte sich die Frau auf den ersten unvorsichtigen Piraten. Ihre Kameraden folgten ihr.

Kakarott war der einzige, der am geschlossenen Tor stehen blieb und die Situation beobachtete.

Angesichts der mangelnden Anzahl an Gegner, die so schwach waren, dass sie bei einem Angriff fast drauf gehen würden, verzichtete er auf seine Teilnahme. Er wollte niemanden aus Versehen töten.

So sah er stattdessen dabei zu, wie die Saiyajins die nutzlosen Metallkugeln ihrer Gegner abfingen, um sie anschließend zusammen zuschlagen. Schnell war der Raum vom schmerzhaften Stöhnen der Piraten erfüllt. Sie hatten keine andere Wahl, als einen Hilferuf abzusetzen.

„Boss, hey, Boss, bitte kommen. Bitte kommen. Sie leisten Widerstand“ rief einer von ihnen in ein antikes Funkgerät, bevor Borgos ihn ausknockte. Der Pirat landete bewusstlos gegen die Wand.

Von seinem Standort sah Kakarott als erstes, wie aus der Öffnung, die die Piraten in die Hülle des Raumschiffes gebohrt und mit einen Tunnel verbunden hatte, eine Person hervortrat. Hinter ihm standen seine beiden letzten Untergebenen.

Die Saiyajins blinzelten verdutzt beim unerwarteten Aussehen des gelobten „Bosses“. Er sah alles anders als bedrohlich aus, im Gegenteil.

Es handelte sich um ein manngroßes, dickliches, weißes Kaninchen, dessen Augen hinter einer Sonnenbrille verborgen waren. Er trug edle Gewänder mit hohem Kragen und eine dicke Goldkette um seinen plumpen, kurzen Hals.

„Lasst meine Männer in Ruhe oder der Zorn des großen Pinyin, der Tsuki no Usagi wird euch treffen“ rief das Kaninchen theatralisch aus, dessen Auftritt durch seine hohe, piepsige Stimme gemindert wurde.

„Pfffft….huahhahaha“ die Saiyajins brüllten vor Lachen, klopften sich auf die Schenkel.

„Ein verdammtes Kaninchen bedroht uns“ rief Panbukin schwer keuchend aus, worauf sich das Lachen noch verstärkte.

„Ich bin kein Kaninchen, ich bin ein Hase“ gab das Wesen pikiert zurück.

„Pffft, wen interessiert’s“ lachte Selypa höhnisch.

„Hasen haben größere Ohren“ rief der Boss beleidigt zurück.

„Besser hören scheinst du aber nicht“ gab Selypa ungerührt zurück. „Aber dann ist wenigstens mehr dran, was wir essen können.“

Die Saiyajins amüsierten sich, bis auf eine Ausnahme.

Kakarott blieb misstrauisch, seine Augen verengten sich. Sein Instinkt meldete eine unbekannte Gefahr, die vom harmlos aussehenden Hasenmann ausging und nicht durch Scouter messbar war.

Etwas stimmte nicht mit ihm.

Kakarott sah nur eine Chance, um es herauszufinden: er stürmte los, während seine Kameraden immer noch mit Lachen beschäftigt waren.

War das Kaninchen schwach, so würde er es jetzt erledigen.

Besaß es aber einen Vorteil, dann mussten sie es so schnell wie möglich herausfinden.

Die zwei Leibwächter bemerkten nicht mal den schattenhaften Schemen, der zwischen ihnen hindurch glitt und ihren Boss angriff. Der, wohl aus tierischem Instinkt gewarnt, sah in letzter Sekunde den Angreifer und hob abwehrend seine Hände. Ein unzureichender Schild gegen die Kraft eines einzelnen Faustschlages, der ihn meterweit fortschleuderte, bis sein Fall von einer Wand aufgehalten wurde.

„BOSS!“ riefen die letzten beiden Piraten erschrocken und richteten ihre Waffen gegen den jüngsten Saiyajin. Kakarott kümmerte sich nicht um diese, sondern behielt immer noch misstrauisch den Hasenmann im Blick, der sich stöhnend und blutspuckend aufrichtete.

„Ich…habe ihn berührt“ ächzte er und rief triumphierend mit gerichtetem Zeigefinger aus „Verwandle dich!“

Kakarotts Augen wurden groß, als eine seltsame Kraft ihn durchströmte und dann…Puff!

Da, wo eben noch ein junger Krieger stand, fiel nun eine orange Rübe mit grünem Kraut zu Boden.

Die beiden Piraten und ihr Boss lachten schadenfroh auf.

„Haha, ich habe die Kraft, jeden, den ich berühre, in eine Mohrrübe zu verwandeln“ rief Pinyin, der böse Zauberer des vergessenen Volkes der Usagi aus.

Den Saiyajins verging das Lachen und ungläubig sahen sie auf das, was von Kakarott übrig geblieben war.

„Was zur Hölle…?“ zischte Panbukin verblüfft.

„Was ist eine Mohrrübe? Ein Gemüse? Eine Wurzel?“ versuchte Toma herauszufinden, der so etwas noch nie gesehen hatte.

„Egal, wie können wir ihn wieder zurück verwandeln?“ fragte Selypa alarmiert.

„Wir müssen vorsichtig sein, sonst werden wir auch zu Gemüse“ warnte Panbukin.

„Kaka…Kakarott…o nein“ stammelte Bardock betroffen und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

Mit schmalen Augen sah er dabei zu, wie die Piraten die Mohrrübe aufhoben, den starren Zustand der Saiyajins ausnutzten und schnell zu ihrem zitternden Boss rannten, um ihn aufzuhelfen.

„Keine Bewegung oder euer Freund endet als Hasenfutter“ drohten die Piraten und wedelten mit der orangen Rübe.

Die Saiyajins knurrten wütend, blieben aber auf ihren Plätzen.

„Mein Sohn…“ zischte Bardock „ gib mir meinen Sohn wieder!“

„Ohhh, will Papi seinen Hosenmatz wieder? Tja, da haben wir ein paar Bedingungen“ fing Pinyin schadenfroh zu verhandeln an, der sich immer noch den schmerzenden Bauch hielt.

„Als erstes werdet ihr die gesamte Ladung in unser Schiff reintragen und dann…höh“ Pinyin sah verblüfft auf seine Hand, die die Mohrrübe hielt und anfing zu vibrieren.

Was war denn jetzt los?

Bevor er es richtig erfassen konnte, riss sich die Karotte selbstständig aus seinen Händen, fing an zu schweben und verpasste dem Hasenmann eine klatschende Ohrfeige.

Die Piraten und Pinyin stand der Mund vor Schrecken weit offen.

„Wie….wie ist das möglich? Wie kann er sich bewegen?“ rief der Anführer fassungslos aus.

Die Mohrrübe holte erneut aus und klatschte weiter Male gegen den verdutzen Hasenmann und seine Männer. Doch die Watschen waren nervig, aber nicht stark und so versuchten sie, die fliegende Karotte wieder einzufangen

„Jetzt!“ befahl Bardock seinen Leuten, um den Moment auszunutzen.

„Borgos, vergiss nicht, das Ding ist Kakarott und nichts zum Essen“ rief Panbukin seinem Freund zu.

Der Riese sah ihn pikiert an. Nur weil er ständig hungrig war, würde er schon keinen Kameraden fressen, so dämlich war er nicht.

„Halt oder die Mohrrübe stirbt“ rief einer der Piraten panisch aus, um sich gegen die herannahenden Saiyajins zu schützen, während er versuchte, die schwebende Mohrrübe zu fangen.

Doch Bardock hob nur eine Hand und feuerte einen Energiestrahl ab. Dieser verbrannte umgehend die Schusswaffen in nutzloses, geschmolzenes Metall.

„Uahhh! Wie hat er das gemacht?“ riefen die unwissenden Piraten, die bislang noch nicht lange im All ihr Unwesen trieben.

„Der Hase muss uns berühren, um uns zu verwandeln, nicht wahr“ lachte Bardock düster. „Aber gegen Ki-Angriffe seid ihr schutzlos!“

Er hatte diese Schwächlinge und ihre Taktik durchschaut.

Die Piraten erkannten nun, dass sie keine Druckmittel, keine Waffe, keine Verbündete oder Taktik mehr hatten und hoben zitternd ihre Hände. Sie wollten nicht wie ihre geschmolzenen Waffen enden.

„Wir ergeben uns“ riefen alle drei gleichzeitig aus.

„Fesselt dem Kaninchen die Hände und dann soll er Kakarott zurück verwandeln“ befahl Bardock. „Sollte er das nicht tun…dann gibt es heute Hasenbraten“ die Saiyajins sahen Pinyin so hungrig an, dass er ahnte, dass es keine leere Drohung war.

„Ich verwandle ihn zurück. Ich tue es ja, bloß fresst mich nicht! Bitte!“ schrie er panisch und weinte fast aus lauter Angst.
 

Nach dieser Reiseunterbrechung folgte der Besuch von Planet 5, wo alles ruhig verlief…wenn man von Kakarotts unbeabsichtigten Diebstahl absah. Der war während eines Spazierganges hungrig geworden und hatte den köstlichen Duft von reifen Pfirsichen in der Nähe gerochen. Der Duft stammte von einem Baum, der hinter hohen Mauern stand. Unbemerkt schlich sich der Saiyajin rein, aß alle reifen Früchte auf und verschwand wieder.

Was er nicht wusste: dieser Garten gehörte dem dortigen König, genannt der Jadekaiser.

Es gab ein großes Trara, als der König selbst den Diebstahl seiner Früchte entdeckte, die in wenigen Tagen zu einem Bankett serviert werden sollten.

Kakarott und seine Freunde, denen er ein paar Früchte gegeben hatten, behielten das Geheimnis für sich. Zu ihrem Glück gab es keine Zeugen und keine Beweise.
 

Auf Planet 6 gab es den üblichen, normalen Trubel, mit dem Bardock eigentlich früher gerechnet hatte: mehrere Räuberbanden und einer Gruppe Sklavenjäger.

Doch angesichts der vorherigen Erlebnisse waren diese schnell erledigt und vernichtet.
 

„Man, das klingt nach einer aufregenden Reise“ kommentierte Radditz trocken und mitleidslos die Erzählungen seines Vaters.

„Hat doch alles gut geklappt“ fand Bulma erleichtert.

„Ich bin nervlich am Ende. Wie soll ich weitere Reisen dieser Art überstehen?“ brummte Bardock erschöpft. „Mit Drogen? Alkohol? Ich habe nicht genug Geduld für diesen Jungspund. Der sollte die nächsten zwei Jahre noch hier bleiben und ruhiger werden.“

Bulma und Radditz fingen an zu lächeln. Sie kannten ihren Vater und seinen Humor.

Wenn er wirklich besorgt war, wurde er ganz still und seine Stirn legte sich in tiefe Falten.

Das Gejammer da war nur Theatralik. Er wollte sich einfach nur laut beschweren und bemitleidet werden.

„Dramaqueen“ murmelte Radditz leise zu seiner Schwester und die nickte zustimmend.

Wirklich, sie hatten sich ernsthaft Sorgen gemacht, ob etwas mit ihrem jüngeren Bruder passiert war. Stattdessen bemitleidete sich Bardock nur selbst, weil seine Arbeit etwas anstrengender wurde.

„Tja, wenigstens hast du noch einen Sohn, der ein richtiger Saiyajin ist“ prahlte Radditz und klopfte sich an die geschwellte Brust.

Bardocks Augen weiteten sich aus Horror und er sah ihn schockiert an.

Radditz wusste es nicht, aber in diesen Augenblick sah er seiner Großmutter mütterlich, der gefürchteten Negi, unwahrscheinlich ähnlich.

Dieser selbstgefällige Gesichtsausdruck, die langen Haare… Bloß ihrer Oberweite war größer gewesen.

Bardock hielt sein Lachen zurück. Stattdessen schlug er sich die Hände dramatisch vors Gesicht und fing an zu stöhnen: „ Was, ich habe einen anderen Sohn außer Kakarott?“

„Sehr witzig, Alter“ brummte Radditz, der den Witz seines Vaters natürlich verstand. Er konnte zwar das höhnische Lächeln nicht sehen, aber er wusste, dass Bardock sich über ihn lustig machte.

Bulma, die es natürlich auch verstand, kicherte leise.

Bardock jammerte gespielt weiter, raufte sich die Haare, wobei sein Grinsen deutlich machte, wie er sich über Radditz lustig machte.

„Wieso ich? Wieso? Was habe ich verbrochen? Was für eine Linie habe ich in die Welt gesetzt?“ klagte er laut und sah dabei kopfschüttelnd seinen Sohn an.

„Warum werde ICH immer fertig gemacht?“ fragte Radditz beleidigt und setzte sich an den Tisch, um sich die Flasche mit dem Restalkohol zu schnappen und leer zu trinken. Bulma setzte sich neben ihren Vater.

„Weil du so ein leichtes Ziel abgibst“ erwiderte Bardock, nun wieder im normalen Tonfall und ohne gespielte Tränen.

„Dramaqueen“ wiederholte Radditz spöttisch. Bulma kicherte weiter.

„Erleb erst mal, was ich erlebt habe. Ich will sehen, was du dann für einen Eindruck machst“ antwortete Bardock.

„ICH werde garantiert nicht so wehleidig herum jammern. Meine Arbeit ist auch kein Zuckerschleckern“ überbot sich Radditz.

„Ist das der Grund, warum du mir meinen Alk klaust?“ gab Bardock unbeeindruckt zurück. „Willst du Kakarott als Hilfe haben?“

„Dafür ist er zum Glück zu dämlich“ antworte Radditz mit breiten Strahlen und dem schönen Gefühl, einer lästigen Aufgabe entgangen zu sein.

Radditz gab es zu: sein kleiner Bruder war ein guter Kämpfer. Aber um unter Vegeta zu dienen, brauchte man mehr. Dank den mangelnden Fähigkeiten in Lesekompetenz, Organisation und höherer Mathematik müsste Radditz niemals mit seinem Bruder zusammenarbeiten, egal wie Bardock es sich auch wünschen würde.

„Oh, wir haben ja eine volle Hütte. Wie schön“ kam die überraschte Stimme von der Haustür. Gine trat ein, unter dem Arm zwei Flaschen aus grünen Glas.

Sie umarmte ihre Kinder und setzte sich neben Radditz, nachdem sie die Flaschen auf den Tisch abgestellt hatte. Der Langhaarige sah mit geübtem Blick, dass es sich um einen guten, seltenen Wein handelte.

„Hat eurer Vater schon von Kakarotts Mission erzählt“ fragte Gine.

Ihre Kinder nickten und Bardock legte sein Gesicht wieder in Sorgenfalten. Bevor er aber auch nur ein Wort des Leidens sagen konnte, warf ihm Gine einen scharfen Blick zu, der ihn sofort aufhielt.

Auch wenn ihr Mund lächelte und die Stimme sanft war, funkelten ihre Augen gefährlich.

„Dann wisst ihr ja auch“ unterbrach sie Bardock, „wie toll er sich angestellt hat TROTZ der Meckereien eines gewissen Sturkopfes. Kaum war angekommen, hat er nur lamentiert und nach Schnaps gefragt, um seinen „Kummer“ zu ertränken. Kakarott war davon nicht angetan und ist zu Chi-Chi geflogen, die ihn bestimmt besser behandeln wird.“

Radditz hob eine Augenbraue und dachte daran, was Kakarott ihn vor seiner Abreise erzählt hatte: vermutlich wurde sein kleiner Bruder heute zum ersten Mal flachgelegt.

Bardock dagegen, in Gines Fokus, schluckte und sah betreten zur Seite. Gines schlechte Laune war deutlich, auch wenn sie versuchte, es nicht ihren Kindern zu zeigen. Doch diese kannten ihre Mutter und wussten genau, in welcher Stimmung sie war und wem sie die Schuld dazu gab.

Bardocks Jammerei hatte nun ein Ende.

Gine war stolz auf ihren jüngsten Sohn, deswegen hatte sie den teuren Wein zum Anstoßen mitgebracht. Auch wenn Kakarott nicht da war, so konnten sie wenigstens mit seinen Geschwister auf ihn anstoßen. Sie schenkte jedem ein Glas ein und die Familie stieß auf den Erfolg des Jüngsten an: die erste Mission hatte er überlebt, möge es so auch bei den nächsten sein.

„Kakarott muss dringend lernen, mit Geld umzugehen“ murmelte Bardock mürrisch.

„Dafür hat er Chi-Chi, die wird sich schon darum kümmern“ antwortete Gine entspannt.

„Es wird dir schon kein Kind auf der Tasche liegen“ mischte sich Radditz ein und deutet auf sich und Bulma „Wir kommen schließlich auch zurecht und wir sind schon lange ausgezogen. Ich erwarte von dir auch kein Erbe mehr.“

„Erbe? Du glaubst tatsächlich, wir wären so reich, wir hätten was zu vererben? Haha, ich habe drei Kinder in die Welt gesetzt, das ist mein Nachlass“ lachte Bardock sarkastisch auf.

„ICH habe die Kinder in die Welt gesetzt, du hast bei der Erzeugung und bei der Erziehung mitgeholfen“ berichtigte Gine ihn milde. „Außerdem bin ich Radditz Meinung: alle meine Kinder kommen zurecht. Du bist nur nicht glücklich, weil dein kleines Ebenbild sich nicht so benimmt wie du.“

„Hmpf“ brummte Bardock pikiert „ob Kakarott alleine lebensfähig ist, muss sich noch zeigen. Vielleicht sollte er wirklich noch die nächsten zwei Jahre hier…“ versuchte er seine Frau zu überzeugen, doch diese schüttelte den Kopf.

„Es wird schon klappen“ sagte sie optimistisch.

„Außerdem wird Kakarott ja bald bei mir wohnen, dann kann ich ihm wieder Nachhilfe geben“ mischte sich Bulma ein.

„Was, im Palast? Dafür reicht der Platz in deiner Wohnung doch nicht aus! Außerdem darfst du keinen Mitbewohner nehmen, wenn der König es nicht erlaubt“ sagte ihr Vater kopfschüttelnd.

Seine Kinder sahen ihn plötzlich großäugig an.

„Was ist?“ fragte Bardock ahnungslos.

„Du hast es ihm noch nicht gesagt?“ murmelte Radditz laut zu seiner Mutter.

Ruhig, doch mit eiskaltem Funkeln trank sie ihren Wein.

„Wie konnte ich denn? Er hat mir keine Zeit gegeben, mal was zu sagen. Ständig ging es um ihn und seine Probleme. Hah, als würde hier nichts passieren“ sagte sie schnippisch.

„Wa...was meint du damit? Was ist hier passiert?“ fragte Bardock unbehaglich.

„Och, bei mir ist alles wie immer“ Radditz hob betont unschuldig die Hände und lehnte sich zurück. „Aber Bulma hat viel zu erzählen“ fuhr er grinsend fort.

Bardock drehte den Kopf und blinzelte seine Tochter fragend an.

Diese räusperte sich und fing an zu erzählen…
 

„Aus dem Palast raus…eigenes Geschäft…riesiges Anwesen…hähh!“ Bardock war kurz davor, seinen Kopf wieder auf die Tischplatte zu knallen. Sein Mund war so weit offen, dass beinahe Fliegen rein flogen.

Alle diese Neuigkeiten…er wusste nicht, wie er sie verdauen sollte.

Er wusste auch nicht, ob sie gut oder schlecht war.

Es war erst mal alles neu und Bardock mochte keine unvorbereitete Veränderungen oder Überraschungen. Daher war sein erstes Gefühl auch Unbehagen.

Aber seine Tochter sah so stolz aus, also rang er sich ein paar lobende Worte ab und tätschelte ihr den Rücken.

„Morgen komme ich vorbei und sehe mir alles an“ versprach er ihr. In Gedanken plante er, vor allem die Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen und wenn es wirklich so viele freie Räume gab…Selypa und Borgos könnten bestimmt bei ihr einziehen, um einen Blick drauf zu haben, dass seine Tochter keinen Männerbesuch bekam.

Hmm, allerdings waren die ja meist mit ihm unterwegs, genau wie Kakarott und Radditz war auch mal hier, mal da…es gab also keinen, der Bulma unauffällig beschützen könnte.

So ein Mist, das gefiel ihm gar nicht.
 

Radditz trank genüsslich sein Glas leer, während er den Gefühlstumult in den Augen seines Vaters sah.

Jetzt hatte er wirklich einen Grund zu lamentieren, aber in solchen Augenblicken war Bardock immer still. Dann wusste man, dass es ernst war.

Dabei hatte Bardock keine Ahnung von den Gerüchten, vor die Radditz ihn bewahrte.

Wie würde Bardock ausflippen, wenn er erfuhr, wer öfters bei seiner Tochter hereinschneite?!

Spitze Zunge, heiße Worte

Wochen vergingen in einen fast friedlichen Rhythmus. Schon fingen die Blätter an, sich rotbraun zu verfärben und der erste kalter Wind kam auf.

Bulmas Übergang ins zwanzigste Lebensjahr würde bald stattfinden, doch an dieses unwichtige Ereignis verschwendete sie aktuell keinen Gedanken.

Ihr erfolgreiches Geschäft lenkte sie von der Tatsache ab, dass sie seit über einem Jahr in der Öffentlichkeit lebte.

Seit kurzer Zeit sogar ohne auf den Schutz ihrer Familie oder Vegeta angewiesen zu sein.

Bardock hatte ihren Auszug aus dem Palast grummelnd akzeptiert. Bulma war erwachsen und durfte selbst über ihr Leben bestimmen, egal was ihr Vater davon hielt. (Außerdem…lieber kniff er die Zähne zusammen und blieb still, als dass sie anfing zu schmollen)

Die Saiyajins hatten sich an die blauhaarige Eigenbrötlerin gewöhnt. Abfällige Bemerkungen oder Grimassen über ihr Aussehen fanden kaum noch statt. Stattdessen waren die meisten von der jungen, selbstbewussten Frau beeindruckt und sahen allmählich ihren Charme und einzigartige Schönheit. So mancher Mann sah ihr offen oder heimlich bewundernd nach.

Eigenständig hatte Bulma ihr Geschäft aufgebaut und führte es erfolgreich, aber auch allein. Die geplanten neuen Mitarbeiter hatte sie noch nicht eingestellt, es fehlte an vertrauenswürdige und qualifizierten Saiyajins.

Aber wenigstens lebte sie nicht vereinsamt im großen Gebäude: kaum war er von seiner ersten Mission zurückgekehrt, war Kakarott sofort mit Begeisterung und den Segen seiner Eltern eingezogen.

Das hatte zur Folge, dass seine Freundin Chi-Chi ebenfalls öfters zu Besuch war, wo sie sich hilfsbereit ums Abendessen kümmerte…und manchmal auch ums Frühstück.

Hatte Bulma naiverweise zuerst gedacht, es wäre noch zu keinem sexuellen Kontakt zwischen den jüngeren, vermeintlich unschuldigen Saiyajins gekommen, wurde sie eines Tages von einer hochroten Chi-Chi am Frühstückstisch überrascht, mit einem zufrieden dreinschauenden Kakarott neben sich sitzend.

Chi-Chi hatte also die Nacht bei Kakarott verbracht, wo sie…nun, Bulma konnte es sich denken, wozu.

Bulma wollte nicht die Spaßverderberin sein und zu ihrem Glück lagen die Zimmer mit gedämmten Wänden in genügend Abstand zueinander. In ihrem Haus musste man nicht befürchten, von irgendwelchen seltsamen Geräuschen aus den Nachbarzimmern gestört zu werden.

Radditz kam ebenfalls öfters zu Besuch vorbei. Manchmal nutzte er eines der freien Zimmer für eine Übernachtung oder plünderte den Kühlschrank; eine zu kurze Zeit, um als Mitbewohner zu gelten.

Auch wenn Radditz die Zeit mit seinen Geschwistern genoss, so brauchte er seinen Freiraum und blieb lieber im Palast wohnen. Dennoch gab es eine neue Art der Vertrautheit zwischen ihm und seinen jüngeren Geschwistern: sie waren reifer und er konnte mit ihnen besser reden. Nun, wo sie alle wenigstens einmal den Planeten verlassen, ihr eigenes Geld verdienten und Erfahrung mit dem anderen Geschlecht gesammelt hatten, waren die Gesprächsthemen natürlich anders. Der geistige Abstand, der einst wegen des Altersunterschiedes geherrscht hatte, war nun verschwunden. Die Geschwister näherten sich wieder an wie zuletzt in ihrer Kindheit.

Doch es war nicht alles genau wie früher: Bulma und Kakarott wohnten zwar wieder unter einem Dach, sahen sich aber selten. Jeder führte sein eigenes Leben.

Bulma war tagsüber in ihren Laden oder in der Werkstatt beschäftigt und werkelte nach Ladenschuss noch bis in die Nacht weiter.

Kakarott hatte seine Missionen, trainierte allein oder mit Freunden oder besuchte manchmal seine Mutter. Er versorgte sie mit Neuigkeiten sowie Infos über Bulmas Gesundheitszustand und verhinderte so, dass seine Eltern unangemeldet bei ihm auftauchten.

Der geheime Tunnel unterm Haus, der bis zur alten Tsufuru-Basis führte, war für ihn hilfreich, weil Kakarott nun öfters schnell und unbeobachtet seine alte Trainingsstätte aufsuchen konnte.

Er war nun stark genug, um mehrere Stunden bei der höchstmöglichen Stufe im GR zu trainieren und sehnte sich nach neuen Herausforderungen. Doch weder im Training noch auf den Missionen wurde ihm dies erlaubt.

Sein Vater hatte entschieden, ihn nur auf bestimmten Missionen mit niedrigem Rang mitzunehmen: leichte Aufgaben mit wenigen Kampfmöglichkeiten. Die Erfahrung ihrer ersten gemeinsamen Reise steckte Bardock noch in den Knochen und er wollte seinen Sohn langsam an die verschiedenen Rassen der Galaxy heranführen. Es stand sonst zu befürchten, dass es wegen Kakarott zu Missverständnissen und in der Folge zu einem unbeabsichtigten Konflikt mit fremden Planeten kommen würde.

Nie wieder solche Peinlichkeiten und Fehler wie bei der ersten Mission!

Aber sich langweilen, nur weil auf den Jüngsten Rücksicht genommen wurde, wollte der alte Saiyajin auch nicht. Bardock und seine Kameraden liebten aufregende Kämpfe, also zogen sie auch ohne Kakarott los.

Für Kakarott war es kein Problem, manchmal auszusetzen. Auf Vernichtungs-Missionen verzichtete er gerne. Doch er vermisste die Herausforderung, wenn er nicht gegen Bardock und seine Kameraden antreten durfte. Er wünschte sich zu verbessern, aber es gab zu wenige Möglichkeiten auf Vegeta-Sei, ohne unerwünschte Aufmerksamkeit zu wecken.

Seine wahre Kampfkraft lag bereits bei 4. 500. Nicht mehr lang und er würde ein Powerlevel erreichen, welches stärker war als sein Vater. In seinem Alter und als Kind eines Unterklasse-Krieges war das ungewöhnlich und ohne die Hilfe der Tsufuru-Geräte hätte er das nicht erreicht.

Jedoch stärkte sein Training  nur den Körper, aber nicht den Geist.

Was nützte sein hohes Powerlevel, wenn sein alter Herr mehr Praxiserfahrung besaß, mit dem man so manchen berechenbaren Kampf eine neue Wendung geben könnte?

Bardock hatte in seinem Leben gegen die unterschiedlichsten Rassen gekämpft und dadurch viel gelernt, ähnlich wie Radditz. Sie hatten die ungewöhnlichsten Orte besucht, gegen vielseitige Gegner gekämpft und sich gefährlichen Lebensräume ausgesetzt. Diesen Schatz an Erfahrungen horteten sie für sich. Geheimattacken und Tricks mussten Saiyajins mit der Zeit selbst entwickeln: kein junger Krieger konnte erwarten, dass ihm diese auf den Silbertablett serviert wurden oder er von den schwer errungenen Erfahrungen der Älteren profitieren dürfte.

Auch wenn Kakarott seinen Vater schon bald in purer Stärke überholte, so fehlte ihm diese Erfahrung und der Austausch. Gine hatte ihm die Basics beigebracht, der lüsterne, aber weise Greis aus dem Dorf diese verfeinert, aber für die weitere Entwicklung brauchte man Gegner, um zu wachsen.

Dazu drängte es ihn, mal ohne Zurückhaltung zu kämpfen. Ohne die Furcht, den Stolz seines Vaters und seines Bruders zu verletzten, weil er heimlich stärker als sie geworden war.

Kakarott wünschte sich einen Rivalen: Jemand, der ihn forderte und in neue Höhen puschte.

Er spürte, er hatte seine Grenze noch nicht erreicht, aber um wenigstens auszuloten, wo sie lag, brauchte er einen guten Gegner zum Messen.

Sein Rang als Unterklasse-Krieger bereitete ihm zwiespältige Gefühle.

Er war stark genug, um gegen Mittelklasse-Krieger bestehen zu können.  Solange Kakarott aber unter dem öffentlichen Radar flog und unauffällig blieb, solange konnte er nicht mit den höheren Klassen trainieren. Er durfte bei ihren Trainingskämpfen zuschauen und mit geballten Fäusten denken „Den Kerl könnte ich besiegen, wenn ich in den Ring steigen dürfte.“

Aber aufgrund ihres Stolzes weigerten sich die höheren Klassen gegen die Untere zu kämpfen. Sie sahen es unter ihrer Würde an und glaubten nicht, dass die Unterklasse eine Herausforderung wäre. Besonders nicht, wenn der Scouter ein schwaches Level anzeigte, auf dessen Messwerte sie blind vertrauten.

Kakarott blieb nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass Bulma mit ihrer Erfindung fertig wurde. Denn dann hätte er endlich mal ein neues Ziel, auf dass er sich konzentrieren konnte und ihn von seiner inneren Unruhe ablenkte.

 

Bulmas „Gravity Ball“ nahm Form an. Das Wichtigste war bereits fertig: der „Kern“ zur Erstellung der künstlichen Schwerkraft.  Was fehlte, war genug reines Metall, um die wichtige Außenhülle zu fertigen. Die Tsufuru-Roboter benötigten Zeit, um die Platten sorgfältig herzustellen, die später wie ein Puzzle miteinander verbunden werden sollten.

Ein Fehler und die Hülle könnte angesichts der geplanten Belastung implodieren oder explodieren und jeden darin töten.

Darum konnte sie Kakarotts ungeduldigen Drängen auch nicht nachgeben, sondern nur genervt abwinken.

„So etwas braucht Zeit“ murrte sie. „Gib einem Genie den Freiraum, den es braucht, um ein Meisterwerk zu erschaffen.“

Vielleicht hätte Bulma mehr davon, wenn sie endlich die gewünschte Hilfe für den Laden fand.

Kürbilin, Temato und Challozu hatten ihre Anfrage abgesagt, weil sie ihren Traum, als Unterklasse-Krieger befördert zu werden, noch nicht aufgegeben hatten. Ein langweiliger Laden-Job lockte sie nicht.

Endo hatte ihr aus demselben Grund abgesagt, aber vermutlich hing ihm noch ihre Zurückweisung nach und es geschah auch aus verletztem Stolz.

Fennel war sehr interessiert, verlangte aber einen recht hohen Lohn. Zu hoch, für Bulmas Geschmack, die nur eine fachliche Aushilfe für die Kunden brauchte, die zudem den Laden in Schuss hielt. Sie war aber bereit, Fennel für ihre Lieferungen an Technologie gut zu bezahlen, die diese ihr von den Missionen mitbrachte.

Verzweifelt dachte Bulma sogar darüber nach, Laucha, die Kantinen-Hilfe, einzustellen, die sich einst gut mit Radditz verstanden hatte. Sie war auch mit einem niedrigen Lohn einverstanden, der immerhin noch höher als der einer Küchenhilfe war und zusätzlich hatte sie einen sicheren Job als auf einem Raumschiff. Das Einzige, was dagegensprach, war Radditz, der mal was mit ihr hatte. Wenn er wieder anfing, mit Laucha zu flirten und sie ablenkte oder ihr Liebeskummer verschaffte, würde das gemeinsame Arbeiten eine Qual werden.

Wenn sie nur endlich die Ladenhilfe fand, der sie vertrauen konnte, dann könnte sie ungestört in der Werkstatt arbeiten.

Dann müsste sie mit keinem Kunden mehr sprechen…und damit meinte sie einen ganz besonderen.

 

Seit ihrer erlaubten „Kündigung“ aus dem königlichen Dienst, gab es einen Besucher, der öfters morgens vor Ladenöffnung oder spät abends, nach Feierabend bei ihr auftauchte.

War es morgens, verlangte er laut rufend zuerst frischen Kaffee und nahm die Kaffeemaschine als Geisel, sollte sie sich weigern. Frühmorgens war sie noch nicht widerstandsfähig genug und handelte aus Müdigkeit gehorsamer. Es war einfacher, den Kaffee zu kochen und zu teilen, für wundervolle, stille zehn Minuten Waffenstillstand.

Kam er abends, so hatte er oft ein Bündel mit Speisen dabei, die er ihr mit den Worten „Das heutige Palastessen war furchtbar, kannst du haben!“ überreichte.

Als ob sie Interesse an seinen Resten hätte, dieser mäkelige Gourmet?!

Sie aß sie nur, weil es sonst eine Verschwendung von guten Essen war; sie war schließlich eine Saiyajin und würde niemals Nahrung verschwenden.

Der nervige Besucher war natürlich niemand anderer als Vegeta.

Ihre Hoffnung, ihn nach dem Verkauf der extra schnell gebauten Kaffeemaschine nie wieder zu sehen, erfüllte sich nicht.

Wie von ihm angedroht, kam er trotzdem vorbei. Als Herrscher der Saiyajins durfte sie ihn nicht rausschmeißen, er besaß ein universelles Gastrecht.

Er kam nicht als Kunde, sondern als Ärgernis.

Ihr war aufgefallen, dass er nur dann auftauchte, wenn sie allein war, was darauf hindeutete, dass er vorab das Gebäude nach anderen Powerlevel absuchte, bevor er landete.

Er wollte also nicht gesehen werden, wie er bei ihr ein- und ausging.

Sie selbst sah auch keinen Grund, es herumzuzählen. Es gab niemanden, der Vegeta vom Erscheinen abhalten könnte. Zwar vermutete sie, dass Radditz von Vegetas Besuchen wusste, aber er sprach es nie an. Bestimmt tat er es, damit vor allem Bardock nichts davon erfuhr und sich nicht aufregte.

Kakarott hatte bislang auch nichts davon erfahren, weil er meist schon beim Training war, der Frühaufsteher.

Vegetas war kein Kunde, er kaufte nichts. Er blieb selten länger als eine halbe Stunde, in der sich nur beschwerte:  über ihre Sauertopfmiene klagte, ihre karge Produktauswahl, wie abschüssig ihre Werkstatt lag und wie oft die gekaufte Kaffeemaschine aufmuckte, weshalb er ja immer noch jeden dritten Morgen hierher fliegen musste, um sich bei ihr eine Tasse zu schnorren.

Nur drei Minuten mit Vegeta und sie ging an die Decke. Dieser Mann ging ihr unter die Haut.

Es kam zu Wortgefechten, bissigen Dialogen, höhnisches Gelächter, Sticheleien…sie duellierten sich mit Worten als wären es Degen, ohne jedoch tödliche Wunden zu reißen.

Die einzige Möglichkeit, die Bulma hatte, um Vegeta beizukommen, waren diese verbalen Kämpfe. Darum nutzte sie ihre spitze Zunge, um wenigsten ein paar Treffer zu landen.

Nach kurzer Zeit wussten beide, worauf der andere besonders beschämt reagierte.

Vegeta stichelte gerne mit ihrer Unerfahrenheit zu anderen Männern und erinnerte sie wortlos daran, dass er bislang ihr einziger Liebhaber gewesen war. Wenn er mit hochgezogener Augenbraue anstößige Anspielungen machte, genoss er grinsend ihre Schamesröte, weil sie noch zu unerfahren war, um darauf zu kontern.

Sie dagegen zeigte sich unbeeindruckt von seiner Position als stärkster, mächtigster Saiyajin.

Wenn er mit seiner Leistung prahlte, gähnte sie nur gelangweilt und genoss das beleidigte Zucken in seinem Gesicht.

Er machte sie wütend, aber gleichzeitig brachte er sie mit seinen sarkastischen Einlagen ungewollt zum Lachen und oft war sie beeindruckt von seiner Wortgewandtheit. Vegeta besaß ebenfalls eine spitze Zunge, sowie einen wachen, schnellen Geist. Er parierte genau so gut wie sie.

Trotzdem gab es von beiden Seiten eine Grenze, die sie nicht überschritten: sie kannten Schwachstellen, die, laut ausgesprochen, zu große Wunden schlagen würden.

Wie giftige Pfeile ließen sie diese Themen im Köcher und schossen sie niemals ab.

Sei es Bulmas Aussehen, ihre Familie oder der damalige Rausschmiss nach dem zweiten Mal Sex: beide wussten, wie explosiv geladen diese Punkte waren.  

Indem sie diese „Bomben“ vermieden, dauerte es trotz der Streiterei nicht lange, dass sich die Stimmung zwischen ihnen änderte. Nicht mehr kühl-distanziert, sondern offen-lockerer, verursacht durch ihre hitzigen Diskussionen.

Ihre Wortgefechte brachten sie emotional näher und ehe sich Bulma versah, sprach sie wieder mit Vegeta wie früher, als er noch ihr ein guter Freund Veg war.

Sie siezte ihn nicht mehr absichtlich oder behandelte ihn übertrieben ehrfürchtig.

Fort war die seltsame Entfremdung!

Ihr Gesicht war keine Gewittermiene mehr, wenn sie ihn sah, sondern eine Mischung aus Neugier, Spannung und Vorfreude auf den bevorstehenden Kampf. Als Saiyajin freute sich Bulma ebenfalls auf Gefechte. Bei ihrer niedrigen Körperstärke ging es aber nur verbal.

Unbemerkt hatte Vegeta die unsichtbare Grenze überquert, die sie einst aufgestellt hatte, um ihr Herz zu schützen. Er war wieder ein Teil ihres Lebens geworden. Sie reagierte zu ihm wieder so vertraut wie früher, anstatt ihn wie geplant distanziert als fremden Kommandanten zu behandeln.

Das schwarze, kalte Wut-Hass-Gemisch war unbemerkt verglüht, abgelenkt durch den Alltag.

Es war nicht vergessen, aber es tat ihr nicht mehr so weh.

Geschickt hatte Vegeta ihre Mauern eingerissen, aber immer noch nicht das erreicht, was er sich wünschte: Bulma leistete immer noch Widerstand.

 

Es war seine bevorzugte Provokation, seinen Erfolg beim anderen Geschlecht gegen ihre mangelnde Anzahl an Verehrer zu vergleichen. Sie reagierte empfindlich darauf, für ihn ein erfreuliches Zeichen.

Normalerweise überhörte sie männliches Angeber-Verhalten, denn saiyanisches Gockel-Gehabe war ihr vertraut, dank Radditz!

Im Gegensatz zu ihm, verhielt sich Vegeta geschickter: er brüstete sich nur unterschwellig und mit einer Prise Sarkasmus abgedämpft. Er ließ es offen, ob er mit seinen Bewunderinnen ins Bett ging. Er wollte nur ihre Eifersucht füttern und ihre Begierde wecken.

Mit Erfolg.

Tatsächlich drehte es ihr den Magen um, wenn sie ihn mit anderen Frauen vorstellte. Ungewollt spielte ihre Fantasie dann Bilder vor, die sie tief in ihren Stolz trafen.

War sie nur eine von vielen gewesen?

Doch wenn er so ein Thema ansprach,  dann mit Hintergedanken, denn es endete stets mit einer Einladung an sie gerichtet.

Wie seltsam, als ob er ihre Aufmerksamkeit und Eifersucht wecken wollte, damit sie sein Angebot garantiert annahm?!

Als ob sie sich geehrt fühlen sollte, bei einer Einladung, so beiläufig ausgesprochen, als fiele sie ihm jetzt erst ein?

Als wäre es ein Gefallen, den er ihr tat, weil ihm langweilig war?

Wie ein gemeinsames Abendessen im Palast?

Oder einen Spaziergang in den nahegelegenen Wald oder einen Flug zum See?

Hauptsache einen Ortswechsel, wodurch sie mal allein und ungestört waren und er nicht befürchten müsste, dass jeden Augenblick jemand hereinschneien würde, sei es ein Kunde oder einer ihrer Brüder.

Bulma durchschaute seine Manipulationsversuche und entdeckte sogar noch mehr:

Hinter seiner arroganten Maske übersah man fast seinen hoffnungsvollen Blick.

Ein zerbrechlich ehrlicher Blick, ohne Kälte, Spott oder Stolz darin, mit einem Sehnen, so viel tiefer als simple Begierde.

Ein Hunger darin, der nicht nur nach Lust verlangte, sondern mehr.

Da war ein Feuer in Vegetas Augen, von dem sich Bulma fürchtete, dass es sie verbrennen würde.

 

Bislang war es zu keiner körperlichen Berührung zwischen ihnen gekommen. Auch wenn manchmal Vegetas Finger zuckten oder er begierig auf ihren Mund starrte, so hatte er diese Linie nie überschritten.

Er schien zu spüren, dass Bulma noch nicht so weit war, auch wenn sie wieder miteinander sprachen.

Sie fürchtete sich davor, diesen Schritt zu gehen. Ihre alten Narben ließen nicht zu, dass sie sich einander körperlich näherten.

In der Öffentlichkeit wie ihr Laden, wo jederzeit jemand hereinkommen konnte, fühlte sie sich sicherer als mit ihm an einen unbeobachteten, einsamen Ort.

Sie wusste, worauf Vegeta hinauswollte, aber sie blieb ihren Schwur treu.

Ein weiteres Mal mit Vegeta, oh nein!!!

Sie war nicht so dumm, diesen Fehler zweimal zu begehen. Auch wenn er ein wundervoller Liebhaber gewesen war (wie er sie ständig daran erinnerte), wollte sie nicht erneut mit ihm schlafen.

In ihren verletzten Stolz und auch Angst um ihr Herz wollte sie nicht sehen, dass Vegeta sich geändert hatte und es für ihn nicht mehr um lockeren Sex ging.

Sie wollte den Ernst in seinem Gesicht nicht wahrhaben.

Dennoch konnte sie die Gewissensbisse nicht unterdrücken, wenn sie ablehnte und dabei in seine Augen sah.

Diese Düsternis, die sich bildete, bevor er sich schnell wieder um einen undurchdringlichen Blick hinter glatten Obsidian-Iriden bemühte.

Dieser Schmerz und die Enttäuschung, welche ihr zeigten, wie wichtig ihm die Einladung eigentlich gewesen war, auch wenn sie beiläufig ausgesprochen wurde.

Bulma war nicht grausam.

Vegeta ständig diesen Schmerz zuzufügen fühlte sich nicht so gut an, wie ihr früheres, rachedurstiges Ich geglaubt hatte und allmählich wurde sie schwach.

Vielleicht sollte sie doch…? Würde es sie so schmerzen, mit ihm auszugehen…?

Er war ja kein Fremder, der sie im Wald zerstückeln wollte.

Aber anderseits wollte sie dem vermeintlichen Frauenhelden nicht diese Freude machen, selbst aus Mitleid nicht.

Sie ahnte nicht, dass Vegeta zwar tatsächlich viele Angebote bekam, sie aber alle ablehnte.

Er weigerte sich schon seit langem, bei einer anderen Frau zu liegen, es lockte ihn nicht mal.

Seit der Erkenntnis und dem Rufen seines Ozarus wollte er kein anderes Weib mehr angucken, geschweige denn anfassen.

Diese wichtige Information behielt er für sich, aus peinlicher Scham. Er wollte nicht zugeben, wie weh ihm Bulmas ständigen Absagen taten. Er verkraftete es nicht so ungerührt wie er vorgab.

Sein einziger Trost blieb die Tatsache, dass Bulma immer noch Single war und kein Interesse an einen anderen Mann zeigte.

Das war schließlich einer der Gründe, warum er so häufig dieses Thema ansprach: um sie auf verräterische Anzeichen zu überprüfen.

Wehe jedem Kerl, der sich ihr näherte!

Bulma gehörte ihm!

Auch wenn Bulma ihn noch nicht erwählt hatte, so würde er jeden davon abhalten, in ihr Sichtfeld zu geraten und ihr Interesse zu wecken.

Auf diese Weise verschaffte er sich noch etwas Zeit, bis sie ihm endlich wieder vertraute.

Dass seine Provokation einen negativen Effekt hatte, ahnte er nicht.

 

Denn Vegetas Strategie führte auch dazu, dass Bulma wieder öfters an Sex dachte.

Ihre Libido war geweckt, sie hatte nun sexuelle Bedürfnisse. Das Zusammensein mit einem Mann hatte ihr gut gefallen, auch wenn es nicht gut geendet hatte. Die Lust auf Sex war jedenfalls geweckt und würde in den nächsten Jahren nicht aufhören.

Saiyajins waren sinnliche Kreaturen, die eine solche Art der Entspannung bis ins hohe Alter genossen.

Dank Vegetas „Nachhilfe“ konnte sie sich selbst Erleichterung verschaffen. Sie wusste nun, wie sie ihre Finger wohltuend über ihren Körper führen musste, um einen Orgasmus auszulösen. Doch mit der Zeit sehnte sie sich wieder nach einem harten Körper, der sich an ihr rieb, eine wendige Zunge und warme, zupackenden Hände, die sie verwöhnten.

Ihre eigenen Orgasmen wirkten blass gegen das, was sie mit Vegeta einst erlebt hatte und das regte sie auf.

Verdammt, Vegeta war ein arrogantes, angeberisches Arschloch, aber er wusste, was er tat.

Das konnte sie sich selber ehrlich zugeben, sie würde es ihm aber niemals ins Gesicht sagen.

Manchmal blitzte die Erinnerung auf, sie erinnerte sich an seine Berührungen und als Folge wurde ihr Körper heiß und unruhig woraufhin sie sich selbst Erleichterung schaffen musste.

 Oder sie träumte von damals und erwachte mit einem zitternden Körper und einer beschämenden Sehnsucht nach ihm.

Ein Gedanke kam auf:  Sex ja aber nicht mit Vegeta…warum nicht mit jemand anderen?

Wenn Vegeta sie ständig damit aufzog, wie unerfahren sie war…nun, dann sollte sie es ändern.

Sie traf schließlich jeden Tag Männer, die in ihren Laden auftauchten und verdächtig oft ein Gespräch suchten, anstatt die Ware zu kaufen und sofort zu verschwinden.

Bulma hatte keine gleichaltrige Freundin, die ihr das Flirten beibrachte und wie frau mit Männern sprach. Sie ging mit keinen Freundinnen aus, um Männer zu beobachten und anzusprechen.

Von ihrer Familie war dem bezüglich keine Hilfe zu erwarten. Bulma hätte Chi-Chi fragen können, aber sie traute sich nicht, sich der jüngeren Saiyajin anzuvertrauen.

Darum dauerte es, bis sie selbst die Zeichen lernte.

Neben der verbalen Sprache gab es die ehrliche, unverhüllte Körpersprache, mit denen sich die männlichen Saiyajins mal dezent, mal offensichtlich präsentierten.

Lange, konzentrierte Blicke aus vergrößerten Pupillen, anzügliches Schmunzeln, das lüsterne Hochziehen einer Augenbraue, das verspielte Kringeln des Schweifes, mit denen ihrer Pheromone verteilt wurde und sogar Gehampel wie Trommeln auf der kräftigen Brust oder das Präsentieren von diversen Körperteilen wie ein muskulöser Arm oder knackiger Hintern, um den Blick der Weibchen auf sich zu lenken…all das, was sie schon bei Radditz bemerkt hatte, wenn er mit einer Frau sprach und nun für sie einen neuen Sinn ergab.

Diese Kunden wollten kein Fachgespräch über ihre Erfindungen führen, nein, sie machten sie an?!

Vegeta war in seinen Anspielungen ja noch dezent, deswegen hatte es so lange gedauert, sie zu deuten. Andere Männer waren da unverblümter, fast derb.

Nachdem der Schock der Erkenntnis abgeklungen war, fing Bulma vorsichtig an, zurück zu flirten.

Nicht aus Interesse am Mann, sondern aus Interesse am Flirten- Lernen.

Sie rief sich ins Gedächtnis, wie Chi-Chi sich manchmal gegenüber Kakarott verhielt. Sogar Beobachtungen an Selypa und Gine analysierte sie, um vorsichtig deren Bewegungen zu kopieren.

Verhaltenes Lachen oder hohes Kichern, Flattern mit den Wimpern, das Zurückstreichen einer Haarsträhne, das Stolzieren und damit beiläufige Zeigen des prallen Hinterteils, Haare anmutig zurückschlagen, sich gähnend strecken und damit den Blick des Gegenübers auf ihre Oberweite lenken, mit den Fingern bewundernd über den Arm des anderen zu streicheln…Bulma lernte schnell.

Es war ähnlich wie früher als Kind, wenn sie mit ihrem Schmollmund ihren Vater überreden konnte.

Eine Art der Manipulationen, die nun mit ihren weiblichen Körperzügen spielte und die eine listige Saiyajin nutzte, um die Männer ihrer Rasse zu lenken.

Ihre Versuche führten zu Erfolge.

Mit jedem bewundernden Blick, jedem Erröten, jedem verdatternden Kopfverrenken ihres Gesprächspartners wuchs ihr Selbstbewusstsein als Frau.

Flirten fing an, ihr Spaß zu machen. Ihren Charme einzusetzen, war wie eine neue Waffe zu entwickeln. Sie konnte den Preis für ihre Ware erhöhen und Kundenbeschwerden mit einem verschmitzten Zwinkern und vielversprechenden Lächeln abtun, ohne wirklich eine Gegenleistung zu bringen.

Sollten die Kerle doch denken, was sie wollten. Die Entscheidung lag aber letztendlich bei Bulma und auch wenn sie viele Angebote bekam, lockte sie noch keines.

Sie nutzte sie vor allem als Übungsmaterial.

Manche Kerle waren ihre zu grob, zu hässlich, zu langsam im Denken oder zu arrogant.

Sie hatte ihre Ansprüche und sie merkte, dass sie auch deswegen so bestürmt wurde, gerade weil sie so schwer zu erobern war. Die einzige blauhaarige Saiyajin…man sah mittlerweile ihrer Seltenheit als eine Art Trophäe und nicht mehr als Fehler an.

Dazu liebten Saiyajins Herausforderungen. Je mehr eine Frau sich zierte, desto aufregender.

Allerdings fand es nicht jeder toll, dass Bulma mit so einem Benehmen anfing.

 

Als Radditz eines Abends wieder bei ihr war, um den Kühlschrank zu plündern und sie nebenbei fragte, wie ihr Tag verlaufen war, erzählte sie ihm stolz, wie sie einen Kunden nur durch etwas Körperkontakt mehr verkauft hatte, als er geplant hatte.

„Ich musste nur etwas flirten und er hat bereitwillig mehr gezahlt, ohne zu feilschen“ erzählte sie stolz. „Mittlerweile bin ich eine richtig gute Verkäuferin geworden. Genau solche Frauen brauche ich als Aushilfe. Sie verkaufen mehr. Müsste ich nicht befürchten, du würdest sie angraben, hätte ich auch bereits eine gefunden.“

„Hah, du und flirten…“ lachte Radditz belustigt auf, doch dann stockte er, als er ihre Irritation sah.

Oh, das war kein Scherz ihrerseits gewesen?!

Moment, Bulma und flirten?

Der Gedanke, dass seine kleine Schwester so etwas tat, war so abwegig, so seltsam…gut, sie war in dem Alter, aber trotzdem…sein Lächeln brach er und er schluckte beunruhigt.

„Äh, wieso tut du das? Nur, um mehr zu verkaufen? Du verdienst doch gut? Du hast doch mehr Kunden, als du Zeit hast, um neue Ware zu bauen. Nicht dass du die Typen auf dumme Ideen bringst“ versuchte er sie davon abzubringen.

Doch Bulma durchschaute ihn.

„Gerade von dir, du Weiberheld, muss ich mich nicht kritisieren lassen“ sagte sie stirnrunzelnd.

Schuldbewusst wand er den Blick ab.

„Ich habe nur etwas Spaß. Bei all meiner harten Arbeit darf ich das ja wohl haben“ murrte er. „Nur etwas Entspannung, ein wenig Vergnügen…die Weiber wissen, worauf sie sich einlassen.“

„Ach, und ich darf das nicht?“ fragte Bulma schnippisch und verschränkte die Arme. „Weißt du eigentlich, wie viele Kinder du gezeugt hast oder interessiert es dich nicht? Nimm mal lieber Verantwortung für deine Nächte, bevor du mir Vorträge hältst.“

Was für eine Heuchelei, wenn ein Mann sich austoben durfte, eine Frau aber nicht!

Sie wollte auch Spaß haben. In ihren Fall sah das so aus, Männer Kontra zu geben, nicht mit ihnen zu schlafen.

Was spielte sich Radditz als Moralapostel auf?!

Radditz zuckte zusammen und sah hilfesuchend seinen kleinen Bruder an, der bislang schweigend sein Abendessen verspeiste und sich nicht einmischte.

„Kakarott, hilf mir gefälligst“ zischte er.

Der Jüngere hob fragend den Kopf und anhand seiner großen, ahnungslosen Augen wusste Radditz, dass jener kein Wort mitbekommen hatte. Wenn Kakarott aß, waren seine Ohren verschlossen.

Radditz spürte die eisigen Blicke seiner Schwester und suchte nach einer schlagfertigen Antwort.

„Es ist ja nur so…nach der letzten Sache…solltest du vorsichtig mit deiner Wahl sein“ fing er behutsam an. Seiner Meinung nach sollte Bulma weiterhin zölibatär leben.

Das gab ihm mehr Seelenfrieden.

„Ach, dann habe ich also eine schlechte Wahl getroffen? Wieso? Was war sein Problem, was andere Männer nicht haben? Habe ich ein mieses Urteilsvermögen?“ schäumte Bulma.

Ja, das mit Vegeta hatte nicht gut geendet, aber sie bereute es nicht, ihn fürs erste Mal ausgewählt zu haben. Es war eine behutsame Einführung in Sex gewesen und sie glaubte nicht, dass sie einen besseren ersten Liebhaber hätte wählen können.

Sie hatte außerdem genug Männer belauscht und beobachtet, um zu wissen, dass Arroganz und Stolz nicht nur Vegetas Sünden waren. Das waren Charaktereigenschaften wie sie jeder Saiyajin besaß.

Wer konnte ihr versprechen, dass ein anderer Mann sich besser benahm?

Bevor ihr das aber rausrutschte, presste sie die Lippen aufeinander.

Bulma blinzelte kurz irritiert, weil ihr auffiel, dass sie Vegeta in gewisser Weise in Schutz nahm, aber darum ging es ja gerade nicht.

Es ging um die Aussage, sie hätte ein schlechtes Händchen für Männer und das stimmte nicht!

Sie ließ sich nicht für dumm verkaufen, sonst wäre sie längst in Schwierigkeiten geraten. Eine Frau, die es mit Kerlen wie Vegeta, Bardock und Radditz aufnehmen konnte, konnte man keine Einfältigkeit vorwerfen. Sie wusste, was sie tat und sie durchschaute die Großmäuler. Sie war nicht so leichtgläubig wie die Frauen, die auf Radditz Charme reinfielen und vor denen er sich dann bei ihr versteckte, wenn sie anfingen zu klammern.

„Im Gegensatz zu einem gewissen Hallodri hier im Haus, überschreite ich eine gewisse Grenze nicht“ verkündete sie eisig und sah ihn tadelnd an. „Aber langsam denke ich, dass ich mir mehr gönnen sollte…da gibt es so ein paar süße Typen, die mich öfters einladen wollen…“ sie strich sich in gespielter Selbstgefälligkeit durch die Haare und kopierte absichtlich Radditz Verhalten, wenn er von seinem Frauenerfolg erzählte.

Hah, mal sehen, wie es ihm schmeckte, wenn man vor seinen Augen so einen Mist abließ.

Einladungen wie von Vegeta…aber nein, davon wollte sie ja Abstand nehmen. Niemals einen Fehler zweimal machen, das ging nie gut aus. Davon wollte sie ihren Brüdern nichts erzählen.

Radditz Augen weiten sich geschockt. „Soll das heißen, du…du…“ er sah schnell zu Kakarott, der immer noch ungerührt weiter aß.  „Du willst Sex?!“ beendete er zischend-leise hinter vorgehaltener Hand seine Frage.

Bulma lächelte maliziös und zuckte geheimnisvoll mit den Schultern. Radditz ächzte auf.

„Ich höre euch“ meldet sich Kakarott unbeeindruckt zu Wort. „Lass sie doch“ fügte er mit kritischem Blick zu seinem Bruder hinzu.

Radditz keuchte empört auf und wollte darauf hinweisen, dass ihre letzte Wahl mit Kummer und Enttäuschung geendet hatte. Aber da sie ihm bislang nie erzählt hatten, dass Bulma und Vegeta mal was miteinander hatten, verkniff er sich das.

„Wie kannst du so etwas sagen…deine Schwester und Sex…“ stöhnte er stattdessen entsetzt auf. „Lass uns doch gleich über das Sex-Leben unserer Eltern reden.“

Da kam das gleiche mulmige, krampfige Gefühl auf.

„Buähhh“ angeekelt sahen seine Geschwister ihn an, weil er das Thema in die falsche Richtung lenkte.

„Verdirb mir nicht den Appetit“ beschwerte sich Kakarott, der mittlerweile mehr wusste als damals und nun etwas wie Schamgefühl spürte.

„Was denn, aber Bulma stört dich nicht?“ grinste Radditz. „Was sie alles tun möchte und mit wem…nein, da muss ich mich einmischen, um sie zu retten.“

„Keine Sorge, das habe ich schon im Blick“ brummte Kakarott. „Kümmer dich lieber um deinen Kram.“

„Na, da bin ich ja beruhigt, wenn du Wache hältst“ lachte Radditz unbeeindruckt.

„Schluss damit oder ich hole die Bratpfanne raus und ziehe euch eins über“ drohte Bulma dabei vor allem in Richtung Radditz.

Kakarott versprach etwas, vom sie wusste, dass es Unsinn war: ihr kleiner Bruder war wegen seinem geheimen Training kaum im Haus, also konnte er nichts „im Blick behalten“, wie er angekündigt hatte. Sie wusste, er hatte auch kein Interesse daran und es wahrscheinlich nur gesagt, um Radditz zu beruhigen.

Da sie es aber auch nicht gebrauchen konnte, wenn dieser nun öfters auftauchte und sie bei ihrem freundlichen Zank mit Vegeta oder bei ihren Flirtversuchen beobachtete, entschloss sie sich impulsiv zu einer Gegenmaßnahme.

„Weißt du…“ fing sie an, das Thema zu wechseln „Ich denke ernsthaft darüber nach, Laucha für den Laden einzustellen. Ihre Gehaltsvorstellungen passen zu meiner. Tu mir nur den Gefallen und lass sie in Ruhe arbeiten. Dann kann sie sich um die Kunden kümmern und du hast nichts zu befürchten. Dann muss ich keine Kunden mehr bezaubern.“

„Das mit Laucha war nur eine Plänkelei“ klärte Radditz sie auf. „Zwischen uns ist nie was richtig gelaufen.“

Es geschah auf seiner ersten Reise mit Bulma, kurz nachdem er mit Tales geschlafen hatte. Er war davon noch zu abgelenkt gewesen, um die Einladung der zierlichen Saiyajin anzunehmen. Die Gerüchte, die entstanden waren, weil man sie beim Schäkern beobachtet hatte, hatte er bloß nie dementiert, weil es ihm egal war.

„Das ist nur ein Grund mehr, die Finger von ihr zu lassen. Wir wollen sie ja nicht enttäuschen“ lachte Bulma gespielt mitleidig.

„Willst du auf etwas hinauf? Bislang hat noch nie eine Frau ihre Entscheidung bereut, die Nacht mit mir zu verbringen. Ich enttäusche niemanden“ gab Radditz grinsend zurück.

„Das glaubst auch nur du. Sie sind zu höflich, um es dir ins Gesicht zu sagen“ erwiderte seine Schwester. „Darum bist du bislang auch in keiner Beziehung. Für mehr als eine Nacht reicht es nicht aus.“

„Ohhh, das tut weh“ Radditz fasste sich ans Herz, als wäre er schwer getroffen. „Dabei sind es manchmal sogar ZWEI NÄCHTE! Müsste ich nicht zwischendurch zur Arbeit, könnte ich sogar länger.“

„Könnt ihr mal aufhören? Ich will in Ruhe essen, ohne mir vorzustellen, was Radditz im Bett tut, was nicht mit Schlafen zu tun hat“ mischte sich Kakarott missmutig ein und warf seinen Geschwistern einen scharfen Blick zu, die sich endlich auf ihr Mahl konzentrierten.

Radditz schmunzelte: Kakarott hatte in diesen Moment genau wie sein Vater ausgesehen, der gleiche finstere Blick.

 

Bulma beschloss am nächsten Tag ihren Entschluss in die Tat zu setzen und rief Laucha über Scouter an. Diese nahm jauchzend das Angebot an, für die Blauhaarige zu arbeiten.

Gutgelaunt setzte Bulma die Kaffeemaschine in Gang.

Der Laden war bislang noch leer, aber sobald die Sonne höher stand, würde er sich füllen.

Während die Maschine leise blubberte, schnappte sie sich einen Notizblock und fing an zu kritzeln.

Sie überlegte, sich selbst ein Stammessiegel zu erschaffen, als Erkennungszeichen für ihre eigenen Erfindungen.  Damit wüsste gleich jeder, wer es entwickelt hatte, selbst wenn ihre Ware an Dritte weiterverkauft wurde. Ein Zeichen, ähnlich, wie es die Markthändler in Sadala taten, damit man von weitem ihren Stand erkennen konnte.

Seit Vegeta die Staatsleitung übernommen hatte, war es möglich, sich für ein Siegel registrieren zu können. Früher war es nur ein Privileg für erfolgreiche Krieger gewesen.

Sie musste sich zwar eine Erlaubnis dafür einholen und eine hohe Gebühr bezahlen, aber das sah sie nicht als Problem an: sie kannte die bürokratischen Vorgänge und das Geld besaß sie. Dafür würde ihr Zeichen auch als ihr eigenes geschützt werden. Sollte ein anderer es nachmachen, würde er bestraft werden.

Sie genoss die erste Tasse Kaffee, gesüßt mit Zucker und Milch und zeichnete ineinander gehende Kreise, die an das Profil ihrer Gebäude erinnern sollten. Schließlich waren diese genau so einzigartig wie sie, also das perfekte Zeichen, um sie zu symbolisieren.

Drei Kreise in verschiedenen Größen, mal ineinandergelegt oder verschlungen. Vielleicht noch in Blau gefärbt oder mit blauem Hintergrund.

Sie summte leise vor sich hin, in Gedanken versunken, wie sie es immer war, wenn sie kreativ arbeitete. Kratzend fuhr der Bleistift über das Papier.

Die eintretende Gestalt bemerkte sie erst dann, als sie sich vor ihr aufbaute.

„Was wird das, eine Darstellung von drei Monden? Oder ein abstraktes Bild eines dicken Saiyajins? Könnte ein Schneemann sein.“ Vegetas Stimme riss sie aus ihren Gedanken und überrascht sah sie dabei zu, wie er sich eines der Schmierblätter schnappte und kritisierte.

„Es soll sich um meine Werkstatt mit dem Wohngebäude und Laden handeln, aus Vogelperspektive. Alle drei Gebäude sind ja rund und verschieden groß. Damit es aber auf ein Stempel passt, muss ich es ineinanderfügen“ erklärte sie ihr Design.

Vegeta zog erstaunt eine Augenbraue hoch und schien nun ihr Vorhaben zu erkennen. Anstatt es weiter zu kommentieren, holte er sich auch eine Tasse Kaffee und sah sich ihre anderen Entwürfe an.

„Bist du schon wieder hier, um zu schnorren? Warum kann sich der Herrscher unseres Volkes keinen Kaffee leisten?“ war sie es, die nun kritisierte.

„Ich weiß nicht wieso, aber deiner schmeckt besser“ gab Vegeta zurück und setzte sich auf den Stuhl, der ihr gegenüberstand. „Gibs zu, du hast mir eine minderwertige Maschine gebaut, um Kosten zu sparen. Deswegen läuft sie ja auch nicht.“

„Quatsch! Meiner schmeckt vielleicht besser wegen der Umgebung…oder es liegt an der Gesellschaft…“ sie zwinkerte ihn verschmitzt an. Anstatt auf seine Provokation einzugehen, schmunzelte sie und lockte ihn in gefährliches Terrain.

Dank der letzten Wochen, wo sie das andere Geschlecht genau beobachtete und analysiert hatte, wollte sie nun ihre neuen Erfahrungen nutzen. Sie würde sich nicht mehr so leicht hereinlegen lassen, wenn er ihren Stolz verletzte und gleich in die Luft gehen.

Stattdessen blieb ruhig.

Denn das war, wodurch sich der eigentliche Sieger in einen Streit zeigte: es war nicht der, der am lautesten brüllte, sondern die Fassung behielt.

Sie hatte durch Vegetas Provokationen ihre Lektion gelernt und ihr Taktikwechsel zeigte sichtbaren Erfolg.

Vegeta stutzte, ihm fehlten die Worte.

Sie stützte den Kopf auf der Theke auf, legte ihn leicht schief und klimperte unschuldig mit den Wimpern, was im Gegensatz zu ihrem wissenden Lächeln stand.

Vegetas Augen wurden größer. Diese Gestik, zusammen mit ihrer Anspielung, die belustigten Blicke…Bulma sah sinnlich und verspielt aus und sie wusste es. Es war das erste Mal, dass sie absichtlich ihren Charme gegen ihn einsetzte; ihr hübsches Gesicht und ihr Lächeln so berechnend nutzte wie eine Waffe.

Er erkannte, dass sie seine fadenscheinige Besuchsgründe durchschaute, wollte aber nichts zugeben.

„Tse“ er schnalzte mit der Zunge, als wäre es völliger Unsinn, was sie von sich gab. Da ihm aber kein Widerwort einfiel oder sinnige Begründung, warum er sonst da war, trank er seinen Kaffee in einen Schluck aus, ungeachtet seiner Hitze. Mit keinem Muskelzucken zeigte er an, dass er sich gerade die Zunge verbrannte; behielt seine starre Maske auf.

„Wenn du so verrückt drauf bist, gehe ich besser. Keine Ahnung, was im Kaffee drin ist, vermutlich Drogen. Nimm das da“ er zeigte beiläufig auf einen Entwurf, um schnell das Thema zu wechseln „Bring es in den Palast für die Erlaubnis. Vergiss die Gebühren nicht, wir machen auch für eine blauhaarige Saiyajin keinen Rabatt.“ Mit diesen Worten drehte er sich weg, mit wehendem Umhang.

Bevor er verschwand, konnte er aber noch ihr siegreiches Kichern hören, was ihn zusammenzucken ließ.

Mist, heute hatte Bulma einen verdammt schnellen Sieg errungen. Mit einem Zischen erhob er sich in die Luft. Still schwor er sich, diese Niederlage so schnell wie möglich zu rächen, indem er ebenfalls seine Strategie änderte. Ein halbes Lächeln schlich sich unbemerkt in sein Gesicht bei dem Schlagabtausch, den er sich vorstellte.

Bulma kicherte vor sich hin und untersuchte das Blatt, auf welches Vegeta gezeigt hatte. Zufällig war es auch ihr bevorzugtes Design.

Sie hatte drei ineinander gestellte Kreise gemalt, von den die beiden ersten eine leichte Öffnung aufwiesen, quasi eine Häuserzeichnung aus Vogelperspektive. Es war einfach zu malen, leicht zu merken und würde bei der Größe gut auf ein Stempelfeld passen.

Vegeta und sie waren zufällig der gleichen Meinung: es passte perfekt.

 

Vegeta verkraftete seine Niederlage recht schnell, am nächsten Tag kam er bereits wieder.

Bulma hatte nicht damit gerechnet, normalerweise lagen einige Tage Abstand zwischen seinen Besuchen.

An jenen Tag kam er spät nachmittags, kurz vor ihrem Feierabend.

Eigentlich wollte sie längst den Laden schließen, um in der Werkstatt mit dem Grundgestell für den Gravity-Ball zu beginnen, doch ein letzter Kunde hielt sie noch auf.

Es war ein junger Unterklasse-Krieger, ein paar Jahre älter sie, der die Chance nutzte, gerade allein mit der Blauhaarigen zu sein.

Sie kannte seinen Namen, Yamma, da er sich bereits bei seinen ersten Kauf vorgestellt hatte. Seitdem war er öfters erschienen, um sich Ausrüstung für seine Missionen zu kaufen.

Er war groß gewachsen, muskulös, aber nicht übertrieben wie so manche Muskelberge. Er besaß ein nettes, offenes Lächeln und lockiges, bis auf die Schulter reichendes Haar. 

Aus seinen Kämpfen war er bislang glimpflich davon gekommen, weshalb er noch all seine Gliedmaßen besaß. Die einzigen, offensichtlichen Kampfnarben, die er trug, waren eine schräge, längliche Narbe über einem Auge, das zu seinem Glück nicht verletzt wurde, sowie eine kreuzförmige auf der Wange. Besonders diese Narbe erinnerte sie unwillkürlich an ihren Vater, weshalb Bulma dem jungen Krieger besonders freundlich gesinnt war.

Yammas Aussehen gefiel ihr und wenn er mit ihr flirtete, ging sie gerne darauf ein. Er war witzig und charmant, aber höflich, ohne ihre Grenzen zu übertreten. Er behielt ihre Reaktionen genau im Blick und wich zurück, wenn er merkte, dass er zu weit ging.

Er war der erste, bei dem sie sich vorstellen konnte, tatsächlich mit ihm auszugehen. Er war gutaussehend,  gescheit, sowie nett, aber nicht bedrohlich wie viele andere Saiyajins.

Yamma beugte sich über die Theke und machte ihr Komplimente, die sie kichernd annahm.

Von ihrer Reaktion ermutigt, fing er an, von einer kleinen Taverne zu schwärmen, wo man sehr gut zu Abendessen könnte. Seine Intention war eindeutig.

Sie gab noch keine feste Antwort, strich sich aber wiederholt eine Strähne hinters Ohr und lächelte ihn erfreut an.

Es war ihr Kichern, was Vegeta bei seinem Eintritt in Alarmbereitschaft setzte.

Ausgerechnet heute hatte er seine Vorsicht vergessen, die Lage vorab auf andere Powerlevel zu checken. Die Vorfreude, seine übliche Stichelei auf eine neue, aufreizende, sexuell aufgeladene Stufe zu bringen, hatte ihn abgelenkt.

Nun musste er mit ansehen, wie Bulma einen anderen Mann mit klimpernden Wimpern anschmachtete?!

„Kein Wunder, dass so wenig Unterklasse-Krieger eine höhere Stufe erreichen, wenn sie mit so etwas ihre Zeit verplempern anstatt zu trainieren“ meldete er sich zu Wort.

Der fremde Mann und Bulma drehten sich erschrocken zu ihm um. Der Krieger erkannte sofort, wer da im Eingang stand und nahm eine stramme Haltung ein.

„Heil, Skattkönig Vegeta, siegreich und stark“ salutierte er eilig, seine Augen flackerten nervös.

Vegeta sah ihn unbeeindruckt an und kam langsam auf die beiden Saiyajins zu. Sein Blick war auf den Fremden konzentriert, aber aus den Augenwinkeln sah er, wie Bulmas Lächeln verschwunden war und sie ihn misstrauisch beobachtete. Sie schien das Schlimmste von ihm zu befürchten.

„Warum bist du nicht trainieren, Soldat, wenn du freie Zeit hast?“ knurrte Vegeta und baute sich vor dem Konkurrenten auf. Mit Missfallen sah er, dass der nicht nur größer war, sondern sein Gesicht auch dem typischen Geschmack der saiyanischen Frauen entsprach.

So, wie Bulma auf ihn reagierte, schien sie ihm nicht abgeneigt zu sein.

Scheiße, wie kam dieser Schwächling auf den Gedanken, Bulma anzugraben und warum ließ sie es zu?

Sie hatte ja wohl sehr viel bessere Männer zur Auswahl…wie ihn!

Was wollte sie mit einem schwachen Unterklasse-Krieger, wenn sie den Stärksten haben konnte?

Er ließ seinen Blick über den Waschlappen wandern, der nervös schluckte und kein Wort heraus quetschen konnte. Vegeta nutzte den Moment und seinen Scouter, um das Powerlevel zu messen. Seine Einschätzung stellte sich als richtig heraus: der Lockenheini schaffte gerade mal eine Kampfkraft von knapp 2.000, selbst Radditz war stärker.

Das fiel ihm schnell eine Möglichkeit ein: Er könnte Radditz stecken, sich um diese Ärgernis zu kümmern, so wie er es vor einem Jahr mit den drei überheblichen, derben Technikern gemacht hatte. Um die hatte sich der Langhaarige auch unauffällig gekümmert.

Anderseits…er war gerade hier, also sollte er besser gleich ein Exempel statuieren und so verhindern, dass weitere Kakerlaken aus ihrem Bau kamen und Bulma belästigten.

In Vegeta erwachte die seltene Angst sowie Eifersucht, dass Bulma einen anderen Mann wählen würde.

Bis zu seiner Ankunft war er überzeugt gewesen, auf einen guten Weg zu sein: Bulma und er sprachen wieder locker miteinander,  die Eiszeit war vorbei. Ihre verbalen Kämpfe waren ein berauschendes Vorspiel und gestern hatte Bulma angefangen, es auf eine neue, intime Stufe zu bringen.

Er war sich sicher gewesen, dass es nicht mehr lange dauern würde, sie wieder an seiner Seite zu haben und nun das?!

Hatte er die Zeichen missverstanden?

Er warf ihr einen schnellen, misstrauischen Blick zu, aber Bulma schmunzelte nur.

Doch in ihren Augen war ein provokatives, stolzes Funkeln.

„Siehst du, andere Männer finden mich attraktiv!“ sagten sie wortlos.

Zwischen Vegetas Augenbrauen erschien ein verärgertes Runzeln und er richtete seinen Blick wieder auf den zitternden Krieger, der sich endlich soweit zusammen gerissen hatte, um eine Antwort zu stammeln.

„Ich bin hier, weil es hier die besten Sachen für Außenmissionen gibt“ erklärte der Fremde. „ So viele tolle, nützliche Erfindungen, die das Reisen angenehmer machen…“

„Ohh, ich danke euch, Yamma“ säuselte Bulma. „Ich freue mich über so zufriedenen Kunden. Man kann nicht genug Lob hören.“ Diesen Satz sagte sie mit kurzem, betonten Seitenblick auf Vegeta, bevor sie ihren Blick wieder auf Yamma konzentrierte. Sie strahlte ihn an und ignorierte dabei absichtlich Vegeta.

Wortlos zeigte sie ihm, wie sehr sie einen Mann schätzte, der sich nicht über ihre Arbeit beschwerte, sondern sie stattdessen rühmte.

Yamma, durch ihr Lächeln ermutigt, fing laut an, sie weiter zu preisen, ohne zu bemerken, wie Vegetas Blick immer finsterer wurde. Bulma behielt ihren Blick weiterhin auf  Yamma und kicherte hoch auf.

Vegetas Kiefer verkrampfte sich, die erste Zornesader pochte auf seine Stirn. Es war deutlich, wie genervt er war, aber der Idiot hörte nicht auf zu quasseln.

Bemerkte er nicht die Spannung in der Luft? War er lebensmüde?

In diesen Moment lobte Vegeta gedanklich Radditz, der zwar ebenfalls Unterklasse-Krieger, aber um einiges schlauer war. Der Mann wusste genau, wie er Vegetas magere Gesichtsausdrücke zu deuten hatte. Dem musste man nichts sagen, der verstand wortlos. Sogar Nappa brauchte mehr Sekunden, um Vegetas Hintergedanken zu verstehen, dabei kannten sie sich länger.

Aber wäre beide Krieger anstelle dieses Yamma da, so wüssten sie sofort, was zu tun war: die Klappe zu halten und abzuhauen.

Kein Wunder, dass dieser Idiot nur Unterklasse-Krieger war: er besaß kein feines Gespürt für Gefahr.

 „Oh, und deine Solar-Lampen sind auch super praktisch. Sie strahlen so hell, ich kann in der Dunkelheit alles erkennen und brauche kein Feuer. Toll, dass man die Lichtstärke auch dimmen kann, wie man es braucht“ fuhr Yamma unsensibel fort, immer noch nicht die Situation verstehend.

„Genug!“ fauchte Vegeta und unterbrach die Lobhudelei. „Hast du zu viel Geld oder zu viel Freizeit, Soldat? Ich habe genug gehört! Hör auf mich zu langweilen!“

„Oh, Verzeihung, ich dachte, Ihr wolltet eine Beratung?“ fragte Yamma erschrocken. „Seid Ihr nicht deswegen bei Bulma? Um auch etwas zu kaufen?“

„Pffft“ Bulma konnte sich nicht beherrschen und prustete verächtlich aus.

Abgesehen von der Kaffeemaschine, hatte Vegeta nichts von ihr gekauft.

Er war der schlimmste Kunde, den ein Händler haben konnte: respektlos, unhöflich und geizig.

Sie verschränkte die Arme, ihr Lächeln war verschwunden und sie sah Vegeta herausfordernd an.

Ja, wie wollte er sein Dasein bei ihr rechtfertigen?

Da war sie jetzt neugierig.

Vegetas Augen verengten sich bei ihrer Reaktion.

Seine Entscheidung verfestigte sich; er wusste, was er jetzt zu tun hatte.

„Ich bin hier, weil sie mein ist“ sagte er mit Stolz gerecktem Kinn zum Unterklasse-Krieger.

„WAS?! Nein, das stimmt nicht!“ kreischte Bulma entsetzt auf, während Yammas Kinnlade herunter fiel.

„Doch, tut es“ entgegnete Vegeta besitzergreifend.

„Vielleicht in deinen Träumen,  aber ich habe da auch noch ein Wörtchen mit zu reden. Hey, Yamma, glaube ihn nicht, der Kerl hat zu oft was auf die Birne gekriegt“ rief Bulma entrüstet aus, aber zu spät.

Yamma sah die beiden Saiyajins entsetzt an und schien Bulmas Dementi nicht zu hören.

„Euer Weib…Bulma und Ihr…ich wusste ja nicht…sie hat mir nichts gesagt, ich schwöre es“ stammelte er bestürzt.

Vegeta erfreute sich an dessen ängstliche Miene und lächelte halb und herausfordernd.

„Du weißt, was das heißt, Unterklasse?“ fragte er drohend „Wenn du das Weib anrühren willst, musst du an mir vorbei. Also, sollen wir mal kurz nach draußen gehen und das regeln wie bei den Saiyajins üblich…“ Er knackte bedrohlich mit den Fingerknöcheln.

„Nein, Sir, nicht nötig. Ich verstehe, ich ziehe mich zurück. Ich werde nie wieder hierher kommen“ rief Yamma eilig aus, verbeugte sich hastig und rannte dann hinaus, Bulmas Gegenrufe überhörend.

„YAMMA,  NICHT! WARTE!“

Doch der Feiglinge drehte sich nicht um, die Angst vor Vegeta war zu groß.

„Das…das kann doch nicht wahr sein…Bist du verrückt“ stotterte Bulma erschrocken und mit wütenden Vorwurf an Vegeta gerichtet. „Ich gehöre dir nicht. Das mit uns war kurz und ist vorbei. Ja, wir reden wieder miteinander und ich finde deine Gegenwart nicht mehr so ätzend wie vor ein paar Monaten, aber das…nein, das kannst du dir abschminken. Scheiße, Yamma war so ein netter Typ und du hast das kaputt gemacht“ klagte sie und rieb sich über die Stirn.

Warum hatte sie nicht besser auf Vegetas Aura geachtet? Sie war abgelenkt gewesen in ihrem Gespräch und nie in ständiger Alarmbereitschaft wie Kakarott. Den konnte man nicht überraschen.

Oder warum hatte sie gezögert, Yammas Einladung anzunehmen?

Dann wären sie vielleicht rechtzeitig fort gewesen, Abendessen in der empfohlenen Taverne, bevor Vegeta sich eingemischt hätte.

Vegeta hatte deswegen kein schlechtes Gewissen, im Gegenteil. Mit zufriedener Miene setzte er sich auf den Stuhl ihr gegenüber.

„Du solltest mir dankbar sein. Dank mir wirst du von solchen Schmeißfliegen verschont werden. Schwächlingen seiner Art werden sich dir nicht mehr nähern“ erklärte er selbstgefällig.

Wie schnell würde sich das Gerücht verbreiten?

Oder wäre der Lockenheini einer, der die Klappe hielt, damit niemand von der Schmach erfuhr, dass er Vegetas Weib angebaggert hatte.

„Ach, und wie soll ich dann was verkaufen? Unterklasse-Krieger gehören zu meinen Hauptkunden. Willst du jetzt alle Männer vertreiben, die hier auftauchen? Sind danach die Mittelklasse-Krieger dran? Ist das dein neuer Plan, mein Leben kaputt zu machen? Du vertreibst meine Kunden?!“ Bulma schrie ihn vorwurfsvoll an, sie raufte sich die Haare. „Jetzt hast du endgültig eine Grenze übertreten, Vegeta. Verschwinde und komm nie wieder“ sie schlug sich die Hände vors Gesicht und fing leise an zu schluchzen.

Vegetas Lächeln brach ein. Mit diesem Vorwurf und Reaktion hatte er nicht gerechnet.

Jetzt sah es so aus, als wollte er ihr Geschäft ruinieren.

„Nein, das…das wollte ich nicht“ gab er kleinlaut zu. „Bulma…“ er strich sich stöhnend übers Gesicht.

Scheiße, der nächste Fehler, den er sich aus Stolz und Eifersucht geleistet hatte. Er vermasselte es schon wieder.

Er eilte zur ihr und griff nach ihr, hielt sie an ihren Schultern fest. Sie schüttelte den Kopf, versuchte ihn abzuwimmeln, doch gegen seine Kraft kam sie nicht an. Gegen ihren Willen wurde sie an seine Brust gezogen. Sie trommelte dagegen.

„Lass mich los, du Hornochse“ schrie sie.

„Bulma, es tut mir leid!“

Sie hielt erschrocken inne, riss die Augen auf.

Noch nie hatte sie eine so schnelle Entschuldigung von ihm gehört.

Sein Gesicht war ernst, in seinen Augen war das schlechte Gewissen sichtbar.

„Ich wollte einfach nicht, dass dieser Typ…dass du ihn so anhimmelst…es hat mich gestört und ich wollte ihn vertreiben. Aber ich will dir keine Steine in den Weg legen, nicht beruflich jedenfalls…“ fing Vegeta an die Wörter heraus zu pressen. „Die Worte eines einzelnen Unterklasse-Kriegers haben nichts zu bedeuten und wenn mich niemand hier sieht…genau. Ich halte mich eine Weile fern, dann wird das Gerücht schon verschwinden, okay?“

Wenn er sich beeilte und den Schwächling abfing, könnte er die kommenden Gerüchte noch vorbeugen.

Aber was, wenn er ihn nicht fand…oder zu spät…Vegeta verstummte, während er überlegte. Die Unsicherheit, wie er die Situation noch retten könnte, stand ihm deutlich im Gesicht. Das erkannte Bulma, während  sie ihn schweigend und abwartend anstarrte. Sie spürte seine kräftigen Finger, die ihre Schulter hielten und leicht zitterten.

Sie blinzelte bei der Erkenntnis, dass Vegeta nervös war.

Hatte er zugesagt, nicht mehr hier her zu kommen?

Dann schien ihm seine Aktion wirklich Leid zu tun!

Bulma bemerkte einen leichten Stich in ihren Herzen bei der Vorstellung, ihn nie wieder zu sehen. Denn wenn Vegeta nicht mehr bei ihr auftauchte und sie nicht mehr in den Palast konnte…dann würde sie nie mehr mit ihm streiten können.

„Ich war eifersüchtig“ gab er schließlich ehrlich zu. „Dass du ihn so anlächelst…und mich ignorierst…“ auf seinen Wangen erschien ein leichter, roter Schimmer von Verlegenheit und er schaffte es kaum, ihr in die Augen zu sehen. Niedergeschlagen sah er zur Seite.

Bulma blieb der Atem weg bei diesem Anblick: Vegeta sah verletzlich aus und das rührte auf seltsames Weise ihr Herz. Es sah irgendwie niedlich aus…

//Oje, werde ich jetzt wirklich krank, dass ich ihn plötzlich trösten möchte? Aber er hat seine Lektion ja endlich gelernt, wenn er Fehler einsieht und sich sofort entschuldigt. Ich bin ihm wichtiger als sein dummer Stolz.// dachte sie überrascht. Ihre Wut verflog.

Sie legte den Kopf schief und betrachtete sein Gesicht, als erkenne sie neue Züge darin.

Vegeta, der bemerkte, dass Bulma sich nicht mehr wehrte und ruhiger wurde, ließ ihre Schultern los.

Seufzend strich er sich durchs Haar, während er langsam weiter fort fuhr.

„Du bist eine tolle Technikerin“ gab er zu. „Aber jeder lobt dich auch deswegen, weil du eine hübsche alleinstehende Frau bist und sie dir an die Wäsche wollen. Da wollte ich derjenige sein, der dich auf den Teppich hält“ erklärte er.

„Ach, und du hast dir nie gedacht, dass es ganz schön verletzend ist, wenn du ständig meckerst?“ fragte Bulma kühl zurück.

Vegetas Röte nahm zu.

„Schon, aber das Streiten hat Spaß gemacht. Du hast endlich wieder mit mir geredet“ gab er seine Beweggründe zu.

„Vegeta, ich verstehe deine Eifersucht nicht. Du hattest mich bereits im Bett, wie schon mehrmals von dir erwähnt. Du hast außerdem mit mehr Frauen geschlafen, als ich Finger an den Händen habe. Also warum grätscht du rein, wenn ich endlich mal jemanden treffe, der mir gefällt?“ fragte Bulma ernst. „Was soll diese Besitzgier? Ist es, damit kein anderer das bekommt, was du weg geschmissen hast?“

Sie provozierte ihn zu einer Antwort und sprach besonders harsch. Sie hatte einen Verdacht, aber sie wollte es von ihm hören.

Wenn Vegeta heute dazu bereit war, sich zu entschuldigen, dann vielleicht auch, ehrlich über seine Gefühle zu reden.

Sie sah, wie er kurz zusammenzuckte und sie betroffen ansah.

„Ich wusste nicht, dass du ihn so sehr wolltest“ flüsterte er verletzt, ohne seine Gefühle zuzugeben. Er straffte seine Schultern und drehte sich halb um, sein Gesicht abgewandt. „Wenn das so ist, werde ich gehen. Bestimmt kommt er zurück, wenn du es ihn anrufst. Sobald der Schwächling keinen Kampf mehr mit mir fürchtet, kommt er schwanzwedelnd wieder. Aber…“ nun drehte er seinen Kopf und sah sie scharf an. „Tu mir einen Gefallen und lass deine Brüder ihn zuerst treffen, besonders Radditz. Den kann man nichts vormachen. Hör auf seinen Rat. Wenn er nichts gegen ihn hat…dann geh halt mit dem Waschlappen aus…“ seine Worte stockten bei dieser Vorstellung.

 „So ein Feigling, der mit eingezogene Schwanz flieht…Mit mir könntest du es besser haben“ den letzten Satz sagte er so leise, dass Bulma ihn beinahe überhörte.

Vegeta machte sich zum Gehen bereit, doch Bulma hielt ihn schnell an seinen Umhang auf. Sie zog nur leicht daran, doch das reichte, dass er inne hielt.

Sie wollte nicht, dass Vegeta verschwand. Nicht jetzt, wo sie plötzlich so einen Einblick in sein Herz erhielt.

Er wollte sich freiwillig zurückziehen, damit sie einen anderen Mann treffen konnte?

Auch wenn Vegeta nicht zugegeben hatte, was genau er für sie fühlte…er war bereit, ihr Glück über seines zu stellen.

Wie sagte er doch immer: Taten sagen mehr als Worte!

Aber…

„Radditz? Ausgerechnet Radditz Meinung ist dir wichtig? Er…“ sagte sie genüsslich „ ist übrigens der Meinung, dass du der letzte Mann auf diesem Planeten bist, mit dem ich mich einlassen sollte.“

Ein merkwürdiges Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht. Unsichtbar fing sie an, ihre Fäden zu spinnen und die Kontrolle zu übernehmen.

„Ja, das dachte ich mir, so wie er mich manchmal tadelnd ansieht. Aber er ist schlau genug, es mir nicht ins Gesicht zu sagen“ nahm Vegeta Radditz in Schutz. „Das spricht für seine Intelligenz.“

Wäre Radditz anwesend, würde ihm die Kinnlade runterfallen. Es war das erste Mal, dass Vegeta ihn laut lobte.

„Aha, und wenn sogar meine beide Brüder UND mein Vater mit meiner nächsten Wahl glücklich sind… wirst du von weitem zu sehen, wie ich auf Dates gehe, andere Männer küsse und mit ihnen schlafe,ohne mich zu stören?“ fragte Bulma unschuldig säuselnd, mit verstecktem Hohn.

Vegetas Augen weiteten sich unwillkürlich bei dieser schrecklichen Vorstellung. Sein Körper versteifte sich, seine Hände ballten sich zu Fäusten.

„Männer, Frauen…tob dich aus, wenn es dich glücklich macht“ knurrte er aus zusammengebissenen Zähnen. „Es interessiert mich nicht“ log er.

Verdammt, allein diese Worte aus seinem Mund zu pressen verursachte ihm Schmerzen, von den Bildern in seinem Kopf ganz zu schweigen.

„Pfft“ Bulma prustete und brach dann in kaltes Lachen aus.

Sie durchschaute diese offensichtliche Lüge.

„Jetzt hör mal gut zu, Prinz Vegeta“ zischte sie und nutzte absichtlich seinen alten Titel, als sie auf ihn zuschritt und mit spitzen Zeigfinger seine Brust anstupste.  „Ich brauche weder deine, noch die Erlaubnis meines Vaters oder Bruders, wenn ich einen Mann beiliegen will, verstanden? Es ist MEINE Entscheidung.“

Sie war ihm so nahe, dass ihr Atem über seine Lippen strich, während sie ihn anfauchte.

Betroffen nickte er.

„Aber…“ er holte kaum Luft, da schnitt sie ihm schon das Wort ab.

„Kein Aber“ unterbrach sie ihn „MEINE Entscheidung, klar!“

„Wir wollen dich nur von schlechten Männer beschützen“ murrte Vegeta leise.

Bulma lachte spöttisch auf.

„DAS von DIR ist blanker Hohn“ sagte sie zynisch.

Sie ließ ihren Zeigefinger, mit dem sie ihn bis eben noch mehrmals aggressiv angetippt hatte, weiterwandern, von seiner Brust zu seinem Hals bis zu seinem Kinn runter.

Vegeta Atem stockte, sein Herz setzte einen Schlag aus.

Es war nur ein kleine, direkte Berührung ihrer Haut mit der seinem und doch spürte er es wie ein Brandloch. Eine zündelnde Stelle, die unter seine Haut ging.

Es würde ihn nicht wundern, im Spiegel eine glühende Spur zu entdecken, von ihr verursacht.

Als ihr Finger direkt unter seinem Kinn lag, hob er es unwillkürlich etwas höher.

Bulma fing an, maliziös zu lächeln, während ihr Fingernagel leicht über seine Haut kratzte.

Vegeta biss die Zähne zusammen, um nicht zu stöhnen. Es fühlte sich gut an, aber in dieser Position war es auch beschämend…als wäre er ein gezähmtes Biest, das sich nach der Berührung seines Meisters sehnte.

„Mir geht es wirklich auf die Nerven, wie die Männer in meiner Umgebung glauben, sie könnten mich steuern und manipulieren“ säuselte Bulma. „Als ob ich noch ein naives Kind wäre...unschuldig, beeinflussbar, ohne Ahnung von Männern, noch unberührt…was für ein Unsinn, nicht wahr?“

Er wusste es schließlich am besten, dass sie weder „Unschuldig“ noch „Unberührt“ war.

Während sie sprach, kraulte sie ihm weiter das Kinn, als wäre er eine große Raubkatze.

Sie spürte seinen verhärteten Kiefer, aber wenn es ihm unangenehm wäre, hätte er längst ihre Hand gepackt und weggeschlagen oder ihre Finger gequetscht. Stattdessen ließ er es mit gequälter Miene zu.

Ihr Lächeln vertiefte sich. Sie nahm ihren Finger weg.

Kaum war der Hautkontakt unterbrochen, senkte Vegeta wieder das Kinn, um ihr einen irritierten Blick zuzuwerfen. Bulma bemerkte zufrieden, dass Vegeta nicht wütend, sondern eher enttäuscht wirkte, weil sie aufgehört hatte.

Seien Augen huschten wachsam über ihr Gesicht und versuchten abzuschätzen, wie ihre Laune war.

Ihre Worte und Aktionen standen in seltsamem Missverhältnis.

Bulmas wissendes Lächeln hörte nicht auf. Sie verschränkte ihre Arme unter ihrer Brust, wohlwissend, dass sie dadurch ihre Oberweite in seinen Fokus rückte. Er schluckte und konnte den Blick kaum abwenden vom Ansatz ihren überquellenden Brüsten, die in ihren Ausschnitt sichtbar wurden.

Bulma konnte sich das überhebliche, spottende Lachen verkneifen, dass ihr bereits im Halse steckte.

Wer war hier manipulierbar?

Sie oder die schwanzgesteuerten, immergeile Kerle?

Aber IHR Vorbehalte machen?!

Radditz, Bardock, Vegeta…alle gleich, alle dieselbe, heuchlerische Scheiße. Sie alle mischten sich in Dingen ein, die sie nichts angingen. Solange Bulma nicht um ihre Hilfe bat, hatten sie sich zurückzuhalten. Sie mischte sich ja auch nicht in deren Leben ein.

„Ich gehöre dir nicht, Vegeta“ wiederholte sie mit fester Stimme. „Und wenn du ein Problem mit meiner Auswahl hast, gibt es nur eine Lösung...“

Er sah sie stirnrunzelnd an und wartete auf ihre Auflösung.

„Ignorier es“ zischte sie verärgert. „Denn darin bist du doch spitze.“

Mit diesem Vorwurf, mit dieser Erinnerung an seine Taten, als er sie monatelang ignoriert hatte, drehte sie sich um. Sie verließ den Laden durch den Hintereingang, ohne auf Vegetas Erwiderung zu warten.

Er konnte ihr nur stumm nachsehen und ihr das letzte Wort überlassen.

Aber nur für heute.

Er presste zischend die Luft aus seinem Mund und verließ eilig den Laden, um ihn nicht in einen Wutanfall zu zerstören. Er erhob sich eilig in die Luft und flog zu den einsamen Bergketten, wo er seine Aggression in einen lauten Schrei hinaus rief.

Wie lange wollte sie ihm das noch vorwerfen?

 

Bulmas Laune war dagegen besser.

Das letzte Wort behalten zu haben, fühlte sich gut an.

So gut, dass Bulma noch an diesem Tag über ihren Scouter Yamma anrief.

Sie erzählte ihm, dass Vegeta zwar Ansprüche an sie stellte, sie diese aber abgelehnt hatte.

Sie war frei und ungebunden.

Yamma klang erstaunt, aber auch erfreut und erleichtert darüber, dies von ihr zu hören.

Es war ungewöhnlich, dass eine Frau eine solche hohe Werbung ablehnte, aber bei den Saiyajins galt freies Entscheidungsrecht: wenn eine Frau nicht wollte, musste das akzeptiert werden.

Die Vorstellung, Yamma könnte mit der begehrten Blauhaarigen ausgehen, an die sogar Skattkönig Vegeta Interesse hatte, befeuerte wieder Yammas Verlangen.

Sofort fing er an, die Chance zu nutzen und fragte nach einem Treffen, am liebsten in der Öffentlichkeit. Zu gerne wollte er mit der blauhaarigen Saiyajin durch die Stadt schlendern und jeden Mann zeigen, dass sie IHN ausgewählt hatte.

„Allerdings muss ich morgen auf eine zweiwöchige Mission“ erinnerte er sich enttäuscht. „Können wir uns danach treffen?“ fragte er hoffnungsvoll.

Bulma beschloss, aufhören aus Angst zu zögern und sagte impulsiv zu.

Yammas offensichtliche Freude in der Stimme, sein Jubeln, ermutigten sie, richtig entschieden zu haben.

In zwei Wochen würden sie sich in Sadala auf ein Essen treffen und wenn das gut lief…wer weiß.

Zufrieden legte sie ihren Scouter zur Seite und ging zu Bett, mit den Gedanken, es all den überheblichen Männern in ihrer Nähe gezeigt zu haben.

Sie hielt ihr Schicksal in den eigenen Händen, traf ihre eigene Entscheidungen, wie sie es sich immer gewünscht hatte.

 

Doch ihr Sieg währte nur kurz, denn bereits am nächsten Tag erhielt sie wieder Besuch von Vegeta.

Sie konnte kaum glauben als sie seine starke Aura spürte, denn es war mitten am Tag und ihr Laden voll.  Vegeta vermied die Zeiten, wenn jemand ihn bei ihr sehen könnte.

Also warum...oh, das war kein gutes Zeichen, dachte sie mit Unbehagen.

War Vegeta in offizieller Mission hier?

Kam die gefürchtete Zwangs- Rekrutierung als letztes Mittel, um sie wieder an ihn zu binden?

Die Scouter der anwesenden Kunden spielten zeitgleich alle verrückt, als diese das starke Powerlevel registrierten, was sich der Eingangstür näherten. Die Saiyajins sahen alarmbereit auf.

Vegetas Präsenz war wie üblich eindrucksvoll, wie er mit wehendem Umhang eintrat und sich mit finsterem Blick umsah.

Die Saiyajins, mit Ausnahme von Bulma, beugten sich ehrfurchtsvoll.

„Alle raus hier!“ befahl Vegeta kurzangebunden, ohne Erklärung, aber seine gedrillten Untertanen folgten gehorsam.

In wenigen Sekunden waren nur noch zwei Saiyajins anwesend, der verärgerte Vegeta und die nicht weniger fuchsige Bulma, die gerade acht potentielle Kunden verloren hatte.

Was würden die Kunden jetzt von ihr denken, nach diesem Auftritt von Vegeta?

So viel zur Gerüchteküche, verdammt!

„Was fällt dir ein?“ schrie sie ihn an, während er zeitgleich auf sie zustürmte und auf die Theke eine Mappe mit Dokumenten hinknallte. Das Geräusch ließ sie erschrocken verstummen.

Vegeta war von einer zornigen Aura umgeben, die Bulma fürs erste stoppte. Im Gegensatz zu gestern, als sie die Situation kontrolliert hatte, waren heute die Positionen wieder vertauscht.

Vegeta war nun wieder im Angriffs-Modus.

„Was ist das?“ fragte sie mit misstrauischem Blick, als würde die Mappe sie gleich beißen.

„Informationen über deinen neuen Herzallerliebsten“ höhnte Vegeta.

„Jetzt mischt du dich wieder ein“ fing Bulma genervt an, doch Vegeta unterbrach sie kalt.

„Keine Sorge, nur ein paar allgemeine Informationen, damit du weißt, was auf dich zukommt. Seine kleinen Missionen, Privatdetails, Abmahnungen, Krankenakte…nur, damit du dir bei ihm keine Geschlechtskrankheit einfängst“  rechtfertigte er sich.

Bulma sah erstaunt auf. „Abmahnung? Weshalb?“ fragte sie argwöhnisch.

Vegeta lächelte verächtlich.

„Lies es doch selbst. Du weißt doch alles besser. Bin ja gespannt, ob du mit deinem Urteil über ihn richtig lagst und immer noch mit ihm ausgehen willst. Der Kerl ist ein Feigling, der seine Missionen nur überlebt, weil er sich versteckt und anderen die Arbeit überlässt“ höhnte er.

„Oder er kämpft nur taktisch, anstatt sinnlos voranzustürmen“ nahm Bulma ihn in Schutz.

„Ach ja? Ich halte aber nichts von seiner Taktik. Er ist feige und eitel. Ihm wurde mal ein Zahn ausgeschlagen und den hat er sich in einen Krankenhaus auf einen anderen Planeten richten lassen. Dazu noch anderes Zeug, wie das Lasern seiner Narben. Einzig Ausnahme sind seine Gesichtsverzierungen. Diese sind nur Show, um Frauen zu beeindrucken“ erzählte Vegeta.

„Dann hat er sie nicht aus einem Kampf?“ fragte Bulma irritiert.

„Hah, nur aus einem läppischen Trainingskampf. Er hätte sie sich in diesem fremden Krankenhaus auch weglasern können wie der Rest, aber das hat er nicht. Und wieso nicht? Weil er weiß, dass er mehr weibliche Aufmerksamkeit damit bekommt“ rief Vegeta triumphierend aus.

Der Grund für Vegetas Abscheu angesichts eines solchen Verhaltens, lag daran, dass Narben die Auszeichnungen eines Kriegers war. Sie zeigten an, dass er gekämpft und überlebt hatte.

Saiyanische Männer prahlten mit ihnen, lockten die neugierigen Frauen an und erzählten ihnen von ihren Heldentaten. Ein paar Narben waren immer ein gutes Mittel für den ersten Schritt, wie Nappa einst Vegeta erklärt hatte. Der Glatzkopf beherrschte die Fähigkeit, besonders wortgewaltig und spannend über seine Kämpfe zu erzählen, weshalb er auch ständig von Frauen umgeben war.

Aber zu viele Narben und übermäßig fehlende Gliedmaßen waren Zeichen für Schwächlinge, die nur verloren. Sie galten als Mickerlinge der untersten Reihe und am Schlimmsten war es, wenn besonders viele Narben auf der Rückenebene verteilt waren. Sie deuteten an, dass der Besitzer vom Schlachtfeld abgehauen und bei der Flucht verletzt worden war.

Yamma hatte seine Narben ausgelöscht, weil diese von peinlichen Erlebnissen stammten und nur die behalten, die anziehend aufs andere Geschlecht wirkten.

So eine Memme und Aufschneider regte Vegeta auf. Am liebsten wollte er ihm ein paar neue Narben verpassen, darunter ganz groß „Feigling“ auf die Stirn.
 

„Der Kerl ist eine Flasche, ein Angeber. Viel Getöne, aber nichts dahinter. Man hat ihn übrigens in letzter Zeit viel mit einer kleinen, jungen Saiyajin gesehen. Er ist also kein Single. Puari, Poochi oder so ähnlich. Frag ihn doch mal nach ihr?“ erzählte er weiter.

Bulma schüttelte belustigt den Kopf. „Wenn das seine einzigen Verbrechen sind…“ winkte sie unbeeindruckt ab. „Ich will ihm ja nicht den Sarang schwören. Ich plane nichts Festes.“

„Sondern?“ fragte Vegeta misstrauisch, enttäuscht, weil seine Offenbarung nicht den erwünschten Erfolg zeigte. Leider war über Yamma nicht mehr Dreck aufzudecken.

„Och…“ Bulma zuckte gespielt gelangweilt die Schultern „ich will nur etwas Spaß…und wenn Yamma was nebenbei laufen hat, stört mich das nicht. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich Exklusiv-Rechte haben will. Ich will die Ware zuerst testen.“

Sie lehnte sich leicht über die Theke und lächelte Vegeta verschwörerisch an. Durch diese Position bekam er nun wieder einen guten Einblick in ihren Ausschnitt.

Er wurde für eine Sekunde abgelenkt, fasste sich aber schnell mit einem Räuspern und konzentrierte seinen Blick auf ihr Gesicht, das war sicherer.

Was für eine gemeine Falle! Wie konnte sie wagen, ihm diese herrlichen Rundungen so unter die Nase zu halten, wie verbotene Früchte.

„Spaß, nur das?“ fragte er schnell. „Was für ein Spaß?“

Es gab viele Möglichkeiten, sich zu amüsieren. Aber bei Bulmas Gesichtsausdruck fürchtete er, dass sie einen ganz besonderen Spaß meinte…und den würde er nicht diesem Feigling überlassen.

Nein, das brachte er nicht über sich, niemals.

Sein Ozaru stimmte ihm da zu und flüsterte ihn ein, das Übel zu vernichten.

Lieber brach er dem Lockenheini unauffällig und heimlich das Genick und schaffte sich so den Rivalen aus dem Weg, als dabei zuzusehen, wie Bulma ihn anschmachtete.

„Oh, ich denke, das muss ich dir nicht sagen“ säuselte Bulma und zwinkerte ihm verschmitzt zu. „Es ist die Art von Spaß, die mit Köperflüssigkeiten einhergeht.“

Vegeta riss erschrocken die Augen auf, als er die Anspielung verstand.

„Mit ihm?! Niemals!“ entfuhr es ihm entsetzt.

Schnell bemühte er sich um ein unbeeindrucktes Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Hmpf, sind deine Ansprüche so gesunken?“ fragte er beleidigt.

Bulma strich sich mit einer Hand beiläufig, aber strategisch ihre Haare  zur Seite, die wie eine blaue Wolke über den Rücken flossen. Ihre Augen verengten sich, ihre langen Wimpern flatterten. Sie beugte sich weiter über die Theke, streckte ihren Rücken und damit ihren Hintern weiter raus.

Sie setzte ihren Körper gezielt in Szene.

Vegeta hatte sich trotz des gestrigen Gesprächs wieder eingemischt, da wurde es Zeit für eine Bestrafung. Sie würde ihn nun aufs Glatteis führen und zum Gegenschlag ausholen.

„Tja, eine Frau hat nun mal Bedürfnisse. Die letzten Monate habe ich ganz gut mit mir alleine verbracht…dank deiner Nachhilfe weiß ich ja jetzt, wie das geht…“ wisperte sie süßlich.

Vegetas Augenlider wurden schwer, als auch er sich erinnerte, wie er Bulma angeleitet hatte, sich selbst zu berühren.

„Ich erinnere mich“ raunte er, seine Stimme dunkel und verlangend.

„Aber auf Dauer reicht das nicht aus…“ seufzte sie gespielt weinerlich. Sie ließ ihren Finger über ihre Lippen fahren, als würde sie schwer nachdenken. Vegetas Augen klebten auf ihr.

Er folgte der unsichtbaren Spur, die ihr Finger über ihren rosigen Schmollmund hinterließ.

„Ich stehe dir jederzeit zur Verfügung“ antwortete er mit wölfischem Lächeln. „Warum jemand nehmen, der unbekannt ist? Du weißt, wie es zwischen uns läuft. Es gibt mit mir eine hundertprozentige Zufriedenheitsgarantie“ bot er sich selbstbewusst an.

Ja, sie erinnerte sich, leider nur zu gut.

Bei seinem brennenden Blick und der rauen Stimme,  konnte Bulma das kurze Zittern ihres Körpers nicht verhindern.

Gefährlich, ihre Taktik fing an, sich gegen sie zu wenden.

Leider entging Vegeta ihr Zittern nicht, dazu beobachtete er sie genau. Sein Mund zog sich zufrieden nach oben. Sein Blick und seine Haltung wurden die eines Jägers, der überraschend und ungeplant Beute aufgescheucht hatte. Eine solche Chance ließ er nicht ungenutzt.

Er beugte sich zu ihr runter, lehnte sich ebenfalls auf die Theke auf und kopierte ihre Haltung.

Die beiden Saiyajins sahen sich herausfordernd unter schweren Augenlidern an. Keiner wandte den Blick ab. Es fehlte nicht viel und ihre Schweife würden sich anfangen zu lockern, um betörend durch die Luft zu tanzen.

Aber noch konnten sie sich beherrschen: sie sprachen mit ihren Augen, mit einem anrüchig hochgezogenen Mund ihrerseits und einer lockenden Augenbraue seinerseits.

„Mir dir?“ fing Bulma an zu sprechen, in fragenden Singsang. „Warum sollte ich? Ich weiß es doch bereits. Jetzt will ich aber einen Neuen ausprobieren und vergleichen…“ ihr Lächeln wurde gehässig. „Wer weiß, vielleicht finde ich ja einen besseren.“

Vegetas Augenbrauen zogen sich finster zusammen bei diesem Schlag gegen seinen männlichen Stolz.

„Oh, ich hoffe, das stört dich nicht?“ fuhr Bulma in falschen, unschuldigen Tonfall fort. „Schließlich hast du mir selbst wieder und wieder unter die Nase gerieben, wie wenig Erfahrung ich habe, im Gegensatz zu dir. Nun, wird Zeit, das zu ändern.“

Schnippisch sprach sie seine Prahlerei an und gab damit ungewollt zu, wie sehr es an sie nagte, dass er sich schon anderen Frauen zugewandt hatte.

Vegeta schmunzelte, parierte zum Gegenschlag.

„Der weibliche Körperbau ist halt schwerer zu verstehen. Wir Männer brauchen mehr Training darin, ihn zu befriedigen“ antwortete er. „Der Schwächling ist deshalb eine schlechte Wahl. Er wird kaum wissen, in welches Loch er zu stoßen hat. Zu doof, die Klitoris zu finden.“

Früher wäre die unerfahrene Bulma bei so einem derben Kommentar errötet, doch nun blieb sie ruhiger. Trotzdem konnte sie ein amüsiertes Zucken ihres Mundes nicht verhindern.

„Gut, dass ich nun weiß, wo sich meine befindet“ hauchte sie. „Es ist sooo entspannend, sie zu streicheln…hach, es fühlt sich so gut an“ sie biss sich leicht auf die Lippen, als würde sie es sich gerade vorstellen.

Vegetas Atmen wurde schwerer und er glitt näher zu ihr. Vor seinen inneren Augen liefen Bilder ab, wie Bulma es sich in ihrem Bett selbst besorgte.

In seinen Fingern zuckte es, ihren Kopf zu packen und sie zu küssen, weshalb er sich auf seine gekreuzten Arme stemmte, um sich zurück zu halten. Doch ihre Gesichter näherten sich immer weiter. Fast berührten sich ihre Nasen.

Gegenseitig sahen sie sich tief in die Augen, während sie sich anheizten und darauf warteten, wer der erste war, der vor Lust zusammen brach.

Vegeta fiel es schwer, einen klaren Gedanken zufassen. Ihm wurde heiß, in seiner Hose pochte es bereits und Bulmas Gesicht direkt vor seinem zu haben, ihr erregender Duft in seiner Nase, war die pure Verführung.

Dabei trugen sie beide noch ihre Kleidung und ihren Schweif um die Taille. Nur ihre Wortgefechte und Fantasie reichten aus für diese hitzige Stimmung.

„Wenn du es so sehr brauchst…“ murmelte er heiser „ warum warten? Lass uns in dein Zimmer gehen und du zeigst mir, wie gut du geworden bist. Ich habe bestimmt noch ein paar andere Tipps für dich“ bot er an.

Hmm, ihr dabei zuzusehen, wie sie sich vor ihm nackt räkelte…ihm lief bereits das Wasser im Mund zusammen.

„Aha, wie nett von dir, mir weiter Nachhilfe zu geben“ verspottete sie seine Vorschlag.

„Endlich erkennst du es an…ja, ich bin ein ganz netter Typ“ gab er den Spott zurück.

Sie prustete verächtlich aus.

„Leider habe ich kein Interesse an Tipps, die du bei andere Frauen gelernt hast“ war Bulmas eifersüchtige Antwort.

„Aber du bist es, die davon profitiert. Ich bringe dich zum Fliegen. Erinnere dich...Finger sind gut, aber was war besser?“ Er leckte sich provokant über seine Lippen, zeigte kurz seine Zunge „Weißt du noch, was meine Zunge mit dir angestellt hat? Das kannst du nicht nachmachen.“

Bulmas Augen wurden groß. Bei den entstehenden Bildern ihrer Erinnerungen wurde ihr heiß und sie wusste, nun war ihr Gesicht doch noch hochrot angelaufen. Dabei hatte sie sich bislang so gut geschlagen mit ihren Widerworte und ihrer kühlen Maske, verdammt!

Vegetas Augen funkelten erfreut über seinen Sieg. Bulmas Reaktion sagte ihm, wie sehr es noch in ihrem Kopf war.

„Spiel dich nicht so auf“ sagte sie laut und rümpfte die Nase. „Ja, deine Zunge ist gut, aber ich bin ein Genie. Ich werde etwas erfinden, was genau so gut ist.“

Vegeta gluckste und streckte ihr als Antwort kurz die Zunge raus.

Seine Botschaft lautete, dass sein kunstfertiges Körperteil niemals zu ersetzen war.

„Du wirst schon sehen“ fauchte Bulma. „Alles, was ich brauche, ist….“

„Ein Vibrator, Liebes, das brauchst du“ unterbrach eine fremde Stimme.

 

Vegeta und Bulma zuckten überrascht zusammen und drehte ihre Köpfe zum Eingang, wo die Stimme herkam. Sie waren so aufeinander konzentriert gewesen, dass sie nichts von der Außenwelt mitbekommen hatten.

„Oh, du…“ hauchte Bulma bestürzt und errötete, peinlich berührt, weil man sie mit Vegeta flirten erwischt hatte.

„Wer ist das Weib?“ knurrte Vegeta, ebenfalls beschämt, weil jemand ihn abgelenkt erwischt hatte. Dabei sollte ein Krieger seines Formates alles im Blick behalten, wie beschämend.

Im Eingang stand Fennel, die Technikerin, die mit hochgezogener Augenbraue und spöttischen Lächeln die beiden Saiyajins überrascht hatte.

Sie trat ein. Über ihre Schulter trug sie einen großen Reisesack.

„Einen Vibrator habe ich leider nicht im Gepäck, aber den kannst du dir vielleicht aus den Sachen zusammen bauen, die ich mitgebracht habe. Oder du besorgst dir einen Dildo. Die gibt es auch in Sadala zu kaufen“ fuhr sie ungerührt fort, während sie auf die beiden zutrat. Nachdenklich strich sie über ihr Kinn. „Ich kann dir einen Vibrator aus Altharwa besorgen, die haben da einen tollen Sex-Shop. Glaub mir, mit so einen denkst du für eine lange Zeit nicht mehr an einen Mann.“

Vegeta verschränkte schnell die Arme vor der Brust und sah sie böse an.

„Hi Fennel, ich wusste nicht, dass du heute von einer Mission zurück kommst. Vegeta, das ist Fennel, meine Lieferantin für Ersatzteile.“ Bulma beeilte sich, Fennel vorzustellen, bevor Vegeta ihre Freundin noch angriff.

Fennel war in Ordnung, aber trotzdem hoffte Bulma, dass diese nicht zu viel gesehen hatte.

Allerdings…ausgehend von ihren Kommentar hatte das, was sie bereits gesehen hatte, gereicht, um ihr alles zu erklären.

Fennel hielt vor dem stocksteifen Vegeta inne. Sie verbeugte sich nicht, sondern begutachtete ihn nur von Kopf bis Fuß. Als Ergebnis zog sich ihr Mundwinkel abschätzig höher. Sie war nicht beeindruckt. In ihren Augen glitzerte der Schalk. Sie wandte sich Bulma zu, ignorierte offen den Skattkönig.

„Ich wusste ja nicht, dass du und der Prinz zusammen seid. Du kleines Früchtchen, wie lange läuft das schon“ grinste sie.

Bulmas Gesicht wurde tiefrot und sie ärgerte sich. Bis vor Fennels Eintritt hatte sie einigermaßen gut Vegeta widerstanden und nun waren ihre Gefühle wieder im Aufruhr.

„Da läuft gar nichts“ gab sie eilig an und schüttelte ablehnend den Kopf.

„So sah das aber nicht gerade aus“ zog Fennel sie auf. „In der Luft lagen Funken. Habe ich euch unterbrochen? Ohne mich hättet ihr euch vermutlich aufeinander gestürzt und es noch im Laden getrieben, was? Sorry für die Störung“ lachte sie und freute sich an Bulmas Verlegenheit.

 „Hmpf, schön wärs“ murmelte Vegeta. Er fühlte sich eindeutig von der Fremden gestört, ebenso von ihren wissenden Blicken. Das Weib sollte verschwinden, aber dalli!

Fennel kicherte und das erzürnte ihn noch mehr. Strafend sah er sie von oben herab an.

„Weib, du störst. Hau ab“ befahl er ihr.

Fennel hob nur spöttisch eine Augenbraue.

Der Grund für ihren Mut beziehungsweise ihr ruhiges  Verhalten lag, neben ihren etwas boshaften Charakter, an der Tatsache, dass Saiyajins ihre Frauen bevorzugter behandelten, ungeachtet ihrer Position. Das galt sogar für eine niedrige Technikerin im Angesicht des obersten Elite-Kriegers.

Wäre Fennel ein Mann, hätte ihn Vegeta längst durch die Decke geschossen, aber in diesen Fall musste er sogar eine niedere Frau wie sie nachsichtig behandeln. Solange Fennel eine gewisse Grenze nicht überschritt, besaß sie Narrenfreiheit.

Sie wusste das und den Umstand, nur mit ihrer Anwesenheit den arroganten Prinzen zu ärgern, erfüllte sie mit Schadenfreude. Deswegen nannte sie ihn auch bei seinem alten Titel, anstatt „Skattkönig“, weil sie wusste, dass er darauf empfindlich reagierte. Denn das vergaß man fast angesichts der letzten Jahre der Abwesenheit  von Königs Vegeta III.: Sein  Sohn war immer noch nicht offiziell König, nur seine Ersatzperson.

Fennel genoss es, die Oberhand zu haben, aber nicht nur wegen simpler Profilierung über den Elitekrieger, sondern auch, um ihre Freundin zu schützen.

Fennel war eine gute Beobachterin und hatte seit langem dem Verdacht, dass Bulma eine unglückliche Beziehung hinter sich hatte. Trotz der vielen Einladungen, hatte diese nie eine angenommen und auf Fennels Nachfragen war sie immer seltsam ausgewichen. Die blauhaarige, jüngere Saiyajin hatte nie darüber gesprochen, als ob sie sich schämte oder es noch schmerzte…oder als ob der betreffende Kerl so hoch stand, dass man ihn nur schwer beikommen konnte.

Nun, nach dem, was sie gerade mitbekommen hatte, war ihr einiges klar geworden. Vegeta war in ihrer Achtung daher tief gefallen, also verhielt sie sich absichtlich wie ein Störenfried.

Vegeta starrte die Frau mit den gescheitelten, halblangen Haar befehlend an, aber in deren schmalen Augen war nur kalte Verachtung übrig.

Fennel drehte sich zu Bulma um, zeigte Vegeta die kalte Schultern.

„Also, was ist jetzt? Vibrator oder Dildo?“ fragte sie und stellte sich absichtlich ignorant angesichts der Situation. „Ich empfehle dir einen Vibrator. Manche Frauen sind sogar der Meinung, sie sind besser als das männliche Glied. Geschmackssache, aber ich denke…“ sie deute mit den Daumen hinter sich, auf Vegeta. „…es ist alles besser als der da!“

„Was!“ Vegeta zuckte zusammen und knurrte verärgert.

Doch bevor er seiner Wut nachgab und gegen die Sitten verstieß, indem er seine Hand gegen dieses vorlaute Frauenzimmer erhob, war es Bulma, die dem Spott in Ende machte.

Sie fühlte sich erschöpft und rieb sich müde über die Stirn.

„Fennel, bitte…“ flehte sie „Bitte geh. Komm morgen vorbei.“

Bevor Vegeta anfangen konnte, zufrieden  zu grinsen über diesen Rausschmiss und seine Bevorzugung, wandte sie sich auch schon an ihn.

„Du auch, Vegeta. Es gibt nichts mehr, was wir zu besprechen haben.“

Bulmas Blick war ernst, jegliches Lächeln verschwunden.

Vegetas Augenbrauen zogen sich missmutig zusammen.

All die schöne Stimmung dahin…wäre dieses nervige Weib nicht aufgetaucht, wer weiß, wie es geendet hätte. Für heute war seine Chance vertan.

Er warf dem fremden Weibsstück noch einen letzten, drohenden Blick zu.

„Kein Wort!“ war sein Abschied, bevor er verschwand, die Akte über Yamma noch bei Bulma liegend lassend.

Erst als er verschwunden war, fing Fennel an zu sprechen. Anstatt zu gehen, setzte sie sich auf den frei gewordenen Stuhl und sah ihre Freundin prüfend an.

„So…“ fing sie an. „Jetzt mach mir mal einen Kaffee und fang an zu erzählen.  Vorher gehe ich nicht.“

Bulma seufzte und überlegte ihre Möglichkeiten. Sie hatte nicht viele: Fennel war doppelt so stark wie sie, die konnte sie nicht gewaltsam rauswerfen. Außerdem war sie ihre erste Freundin, sowie beste Lieferantin.

„Also gut“ gab sie auf. „Aber du behältst es für dich.“

Fennel hielt ihren Zeigefinger an die Lippen, als Zugeständnis: sie konnte schweigen wie ein Grab.

Bulma fing an grob zu erzählen, wie sie mit Vegeta auf ihrer ersten Mission geschlafen hatte und wie es danach eskaliert war. Darüber zu sprechen, war eine Erleichterung und es war nett, mal eine weibliche Sicht auf die Dinge zu bekommen, denn bislang wusste ja nur Radditz Bescheid über ihren Two-Night Stand.

Fennel hörte es sich genau an. Sie merkte, dass Bulma noch einiges an Details verschwieg, aber die Grund-Problematik war ihr klar.

Nachdenklich hob sie die Tasse an den Mund und schlürfte vom heißen Trank.

So wie es aussah, war es eine Beziehung, die keiner von beiden richtig beenden konnte. Es gab eine Anziehungskraft zwischen den beiden Saiyajins, die Vegeta zuerst nicht wahrhaben wollte und nun Bulma nicht.

„Eine verzwickte Situation“ murmelte Fennel.

Aber ehrlich gesagt, hatte sie kein Interesse, sich da einzumischen. Egal, welchen Rat sie gab…wenn es schief ging, würde man ihr noch die Schuld geben und wenn Vegeta involviert war…uahh, nein, das Klügste war, sich da raus zu halten.

Alles, was sie Bulma anbieten konnte, war ein offenes Ohr…und ein Sex-Spielzeug zur Ablenkung.

 

Am nächsten Tag fand Bulma morgens ein Päckchen vor ihrer Haustür, welches sie neugierig öffnete.

Ein länglicher, unbekannter Gegenstand aus glattem Silikon lag darin.

Mit mulmigem Gefühl entnahm sie den gefalteten Zettel darin und öffnete ihn.

Hatte Fennel die Drohung für ihr Geschenk so schnell wahr gemacht?

Sie entzifferte die Worte, die in klarer, kraftvoller Schrift standen.

„Hier, kannst du gerne ausprobieren. Meine Zunge ist trotzdem besser! V.“

Sie lachte auf, teilweise erzürnt, teilweise widerstrebend amüsiert.

Na gut, die Herausforderung würde sie heute Abend annehmen und den Vergleich anstellen.

 

 

 

Neue Erkenntnisse

Bulma war unruhig, ihre weibliche Intuition warnte sie vor einer unbekannten Gefahr, obwohl sie keinen logischen Grund fand.

Lag es an der untypischen Abwesenheit Vegetas, der sich seit seinem „Geschenk“ nicht mehr blicken ließ?

Ein wirklich nützliches Geschenk, aber leider hatte er ihr keine Batterien mit eingepackt.

Hm, Absicht?

Aber sie war ja ein technisches Genie und konnte ohne Probleme einen aufladbaren Akku einbauen.

Schon war der Vibrator einsatzbereit und brachte Abwechslung in Bulmas immer noch einsames Sex-Leben. In Gedanken streckte sie Vegeta schadenfroh die Zunge raus, wenn sie sich mit ihrem Spielzeug vergnügte und freute sich darauf, ihn damit zu ärgern.

Wer brauchte schon ihn und seine talentierte Zunge, hah!

Dass er bislang noch nicht aufgetaucht war, um ihre „Dankbarkeit“ für ihr Geschenk entgegenzunehmen, fand sie daher schade. Sie wusste, er würde sie damit aufziehen und sie wollte mit ihren multiplen Orgasmen sticheln, die sie sich selbst verschaffte.

Hach, sein dummes Gesicht würde wunderbar sein.

Aber leider kam er nicht.

Ihre Unruhe musste also andere Gründe haben.

Lag es an dem bevorstehenden Date mit Yamma, dass in zwei Tagen stattfinden sollte?

Sobald er von seiner Mission zurückkam, wollten sie zusammen Essen gehen.

Es wäre ihr erstes Date, wenn man die früheren Treffen mit Vegeta außer Acht ließ, die damals von ihrer Seite keinen romantischen Hintergrund hatten. Stattdessen sollte es ihr erstes Treffen mit einem Mann werden, wo beide sich gegenseitig beschnuppern würden, ob sie als zukünftige Partner zusammenpassen würden.

Sie hatte sich bereits ein hübsches Outfit dafür gekauft. Mit Chi-Chi war sie in Sadalas Prachtstraße unterwegs gewesen und hatte dort ein schwarzes, kurzes, enges Kleid mit Bernsteinperlen am Ausschnitt gefunden. Sogar neue Bast-Sandalen, die sie mit einem schwarzen Band über den Knöchel schnüren konnte, hatte sie sich geleistet. Beim Einkaufen war sie öfters heimlich angestarrt worden, aber meistens handelte es sich um positive Blicke. Sie und Chi-Chi waren häufig angebaggert und zum Essen eingeladen worden, von No-Name-Saiyajins bis zu Mittelklasse-Krieger.

Seltsamerweise waren sogar ein paar Frauen darunter gewesen, die mit Bulma ausgehen wollten.

Jeder hatte aber respektvoll ihre Ablehnung akzeptiert und sie in Ruhe gelassen: auf Vegeta-Sei, besonders in der Hauptstadt Sadala, galten Recht und Anstand.

Bulma war darum wenig nervös, zum ersten Mal in der Öffentlichkeit einen fremden Mann zu treffen.

Yamma schien sich auch sehr darauf zu freuen und hatte den Termin zweimal bestätigt. Aus seiner Sicht konnte sie nichts falsch machen. Das war nicht der Grund für ihren sich meldenden Instinkt.

Nein, die Ursache für ihre Unruhe waren einige argwöhnischen und neugierigen Musterungen, die sie in letzter Zeit von ihren Kunden erhielt.

Das leise Geflüster, was plötzlich verstummte, sobald sie in Hörweite kam.

Sie hatte keine Ahnung, warum sich einige Saiyajins wieder so merkwürdig verhielten, nachdem sie sich endlich an Bulmas Aussehen gewöhnt hatten. Bis sie aber dann ein Wort belauschte, was mit ihren Namen im Zusammenhang geflüstert wurde.

Vegeta!

Da verstand sie, warum man sie so interessiert beobachtete.

Man hatte mitbekommen, wie Vegeta sie besucht und mit ihr allein gesprochen hatte. Gerüchte kamen auf, befeuert durch die alte Geschichte, dass Bulma einst von Vegeta in sein Elite-Team aufgenommen worden war. Trotz ihrer Schwäche hatte sie eine Elite-Rüstung erhalten, trotz ihrer Unerfahrenheit durfte sie auf eine wichtige Mission mit ihm reisen.

Zwar hatte damals keiner sie mit Vegeta zusammen gesehen, aber die Umstände ihrer seltsamen Rekrutierung reichten aus, um sich zu fragen, was da zwischen der Blauhaarigen und dem Prinzen lief.

Bulma fluchte innerlich, es erinnerte sie unangenehm an die derben Worte der drei Techniker, die sie damals heimlich auf ihrer Mission zufällig angehört hatte. Sie hatten laut abfällig darüber gesprochen, wie Bulma wohl ihren Job bekommen hatten, bis sie von Vegetas Auftauchen unterbrochen wurden. So wie diese Typen dachten also auch andere.

Zu ihrem Glück waren die Saiyajins angesichts Bulmas wichtiger Stellung darauf bedacht, noch höflich zu sein. Keiner war so frech und fragte sie direkt nach ihrer Beziehung zu Vegeta. Die Gerüchte waren anscheinend auch noch nicht ins Ohr ihres Vaters getröpfelt, sonst stände längst Bardock auf der Matte, mit dem Drang nach Antworten.

Bulma fand diese sensationslüsterne Blicke und das erneute Gewisper nervig, aber sie hatte einen Plan.

In zwei Tagen würde sie sich mit Yamma treffen, dass sollte dem ein Riegel vorschieben.

Wenn die Saiyajins sahen, wie sie einen anderen Mann traf, würde man glauben, Vegeta wäre nur wegen eines Auftrags bei ihr gewesen und ihre Beziehung wäre rein professionell.

Vermutlich war das auch der Grund, warum Vegeta bislang nicht mehr bei ihr erschienen war: um dem Gerede keine Nahrung mehr zu bieten.
 

Am betreffenden Tag ihres Dates machte Bulma früher Ladenschluss.

Laucha, die ehemalige Küchen-Aushilfe, war heute bei ihr gewesen, um eingearbeitet zu werden. Die junge Frau war drei Jahre älter als Bulma und aufgrund der geringen Kraft und Sanftmütigkeit nicht als Kriegerin geeignet. Bislang war ihr einiges Talent in der Küche gewesen. Sie hatte in der Nahrungseinheit angefangen und dann später die Erlaubnis bekommen, in den Kantinen von großen Raumschiffen zu arbeiten. Dort, an Bord der „Oji-no-Saiyajin“, Vegetas größtem Raumschiff, hatte Bulma die Frau kennen gelernt. Laucha hatte durch ihre Reisen an Erfahrung außerhalb des Planeten gesammelt und war daher besser mit hoher Technik vertraut als Einheimische.

Aber nach jahrelanger Arbeit bei der Nahrungseinheit sehnte sich Laucha nach Abwechslung, nach einer Arbeit ohne fettigen Küchengeruch und nervigen Grabschen am Hinterteil.

Angesichts des blauen Schimmers in ihrem schwarzen Haar, ihres friedlichen, gutherzigen Charakters und schnellen Auffassungsgabe, fragte sich Bulma insgeheimen, ob Laucha ebenfalls Aosaru-Blut in sich trug.

Bulma hatte zusammen mit den Archivaren die Theorie aufgestellt, dass besonders solche „untypischen“ Saiyajins vom verschwundenen, geheimnisvollen Stamm der Aosaru abstammen könnten. Vielleicht würde sie eines Tages von diesen Saiyajins mal heimlich Haarproben entnehmen, um einen detaillierten Verlauf der Gene zu erstellen. So könnte sie nachverfolgen, wie der Ursprung der Saiyajins verlief. Aber diese Forschungsarbeit drängte sie momentan nicht.

Jetzt, wo sie endlich ihre Ladenhilfe hatte, konnte Bulma sich komplett in der Werkstatt aufhalten. Abgesehen vom Anfertigen der angefragteste Produkte, um den Warenbestand zu füllen, wollte sie den gewünschten Gravity-Ball bauen. Alles stand schon dafür bereit und mit Hilfe der Roboter würde es nicht lange dauern, ihn zusammen zu setzen.

Der Vorteil von Laucha bestand auch darin, dass die neugierigen Gaffer im Laden keine Blauhaarige mehr zum Bestaunen hatten, was für das Beenden der Gerüchte vorteilhaft war.

Bloß Radditz musste sie noch vorwarnen, ihre neue Hilfe nicht anzubaggern. Laucha war jedenfalls gewarnt, dass sie hier nur zum Arbeiten war. Flirten mit den Kunden für eine entspannte Stimmung war in Ordnung, aber wehe, sie nutzte ihre Freiheit zu sehr aus. Bulma zahlte einen guten Lohn und wollte dafür auch anständiges Benehmen sehen.

Bulma verabschiedete sich von Laucha und kehrte ins Wohnhaus zurück, um sich für ihr Date aufzuhübschen.

Eine entspannte Dusche, das neue Outfit, die Haare zu einem lockeren, aber eleganten Knoten verschlingend, etwas Schmuck, die neuen Schuhe; fertig.

Sie hinterließ noch eine Nachricht für Kakarott, dass sie unterwegs war und machte sich auf den Weg.
 

In Sadala angekommen, schlenderte sie durch die Straßen.

Nun, wo es Herbst war, wurde es schnell dunkler, doch in Sadala blieb es dank den Straßenlaternen und Lampen der Geschäfte länger hell. Die Straßen waren erfüllt von Saiyajins, die nach Beendigung ihrer Arbeit sich bei Bier und gutem Essen entspannen wollten. Tavernen und Kneipen waren erfüllt von Gelächter. Einige Männer sahen ihr bereits anerkennend hinterher und so schritt Bulma energisch schneller, um pünktlich am Treffpunkt anzukommen, ohne angebaggert zu werden.

Es handelte sich um eine hübsche Taverne, die an den Überresten eines Sees grenzte. Der ehemalige Park aus Tsufurujin-Zeiten war dank mangelnder Pflege ziemlich überwuchert und der See zu einem großen Teich vertrocknet. Schilfgras und Seerosen wuchsen wild herum.

Dank der dazugehörigen, hölzernen Terrasse der Taverne konnte man nett am Wasser sitzen und die vielen Bäume sorgten für eine Abschottung zur lauten Innenstadt. Kerzen waren bereits aufgestellt und erleuchteten die Tische, während sie gleichzeitig die Insekten abhielten.

Bulma sah sich suchend um und bemerkte dann, wie Yamma ihr vom hintersten Tisch zuwinkte.

Erleichtert schritt sie auf ihn zu. Yamma stand eilfertig auf und strahlte sie bewundernd an. Der kurze Rock ihres Kleides umschmeichelte ihre langen Beine, die Perlen glitzerten am gut gefüllten Ausschnitt.

Yamma sah zufrieden dabei zu, wie bewundernde Blicke die blauhaarige Frau beim Vorbeigehen streiften, sowie neidische Blicke, als man ihre Begleitung bemerkte.

So mancher Saiyajin wäre heute gerne an seiner Stelle.

Er hatte sich bemüht, den besten Platz zu ergattern. Neben ihnen gab es keine anderen Tische, sie hatte also etwas Privatsphäre, auch wenn man sie gut von den anderen Plätzen beobachten konnte. Das schummrige Kerzenlicht, das Rauschen der Bäume und das stille Wasser des angrenzenden Teichs sorgten für die gewünschte, romantische Stimmung.

Yamma begrüßte Bulma mit einer kurzen Umarmung, rückte ihr den Stuhl zurecht und setzte sich ihr gegenüber.

„Wie schön es hier ist“ lobte Bulma seine Auswahl. „Ich war noch nie hier.“

Da sie wenig ausging, kannte sie sich kaum aus in den Feierplätzen von Sadala. Allein losgehen, traute sie sich nicht. Radditz nahm sie nie auf seine Ausgeh-Touren mit und Kakarott und Chi-Chi hatten nur selten Interesse daran.

Aber sie hoffte mal mit ihren Freundinnen, zu denen sie Fennel, Chi-Chi und nun auch Laucha zählte, mal einen Mädelsabend zu verbringen. Dieser Platz wäre schon mal empfehlenswert.

„Ja, das Essen ist hier auch toll“ freute sich Yamma über ihr Lob.

Diensteifrig stand auch schon der Wirt da, gab die heutige Auswahl bekannt und nahm ihre Bestellung entgegen.

Die Wartezeit plätscherte ruhig dahin. Im Gegensatz zu seinem letzten Abschied, als er von Vegeta hinausvertrieben worden war, wirkte Yamma nun entspannter. Schnell waren die beiden wieder in ein lockeres Gespräch vertieft. Yamma erzählte Anekdoten von seinen Reisen, die Bulma mit Amüsement, aber auch Skepsis anhörte. Dank Radditz Beispiel und Vegetas Warnung nahm sie Yammas Erzählungen mit Vorsicht auf.

Ihre Mutter hatte sie auch einst gewarnt, wenn Bardock von seinen Erlebnissen erzählte: Männliche Saiyajins prahlten gerne und übertrieben es oft dabei.

Bulma ließ sich davon nicht stören. Sie war heute hier, um zum ersten Mal einen netten Abend mit einem fremden Mann zu verbringen. Nebenbei um sich von der Arbeit zu erholen und die Gerüchte über sie und Vegeta zu stoppen. Es war ihr erstes Date mit Yamma und sie verspürte noch nicht das Verlangen, ihn sofort intim kennen zu lernen, egal was sie damals zu Vegeta gesagt hatte. Sie wollte es langsam angehen lassen.

Ihr Gegenüber hatte aber anscheinend andere Pläne.

Yammas Augen wanderten immer wieder lüstern über ihren Körper. Er konnte seine Gedanken kaum verbergen, es war offensichtlich, was er sich am Ende des Abends erhoffte. Sein Charme lief auf Hochtouren und manche Kommentare wirkten schleimig.

Nach dem Hauptmahl kam das Dessert und nun fing Yamma an, weiter vorzustoßen.

Er griff nach Bulmas Hand, die auf dem Tisch lag, um sie behutsam mit seinen Daumen zu streicheln.

Bulma zuckte innerlich zusammen.

Der Körperkontakt gefiel ihr nicht. Unwillkürlich verglich sie es mit Vegeta. Er hätte schon längst ihre Verspannung bemerkt und seine Hand zurückgezogen, doch Yamma machte unbeirrt weiter.

Merkte er denn nichts!?

Er lächelte sie gewinnend an und fragte in dunkler, leiser Stimme. „Ich habe gehört, du machst einen sehr guten Kaffee. Sollen wir einen bei dir trinken?“

„Hm, ist es dafür nicht etwas zu spät?“ wiegelte sie ab. „Was ist, wenn wir nicht einschlafen können.“

„Dann können wir die Zeit mit etwas anderen verbringen, was das Einschlafen sogar erleichtert“ er zwinkerte sie anzüglich an. „Ich habe die nächsten Tage frei und du hast doch jetzt deine Angestellte, die morgen für dich den Laden aufmacht. Wir können uns Zeit nehmen…für uns…die ganze Nacht“ er sah ihr dabei tief in die Augen.

Bulma horchte in sich hinein.

War sie bereit, Yamma in ihre Privatgemächer einzuladen, um dort mit ihm zu schlafen?

Denn ihr war klar, was er mit seiner Kaffee-Einladung wirklich bezweckte.

Sie versuchte, ihren Willen zu ergründen: Wollte sie Sex mit Yamma?

Hatte sich an ihre Meinung am Anfang des Dates etwas verändert; fühlte sie eine Verbindung zum Saiyajin?

Aber es war seltsam: in ihrer Vorstellung hatte sie keine Probleme, einen anderen Mann zu berühren, aber nun, wo es Realität wurde…da war nichts.

Kein Verlangen!

Wenn sie sich in den letzten Wochen mit Vegeta verbal duelliert und geflirtet hatte, war es aufregender gewesen. Allein beim letzten Mal war sie so feucht geworden, nur weil er sein Talent mit seiner Zunge erwähnt hatte…und dieser Blick, den er dabei drauf hatte…ein Wunder, dass es keinen Kurzschluss gab, bei all der Elektronik in ihrem Laden.

Aber nichts an Yamma erregte sie oder weckte den Wunsch, ihn zu berühren.

Ja, oberflächlich gesehen, sah er gut aus, aber das reichte ihr nicht. Sein Gesäusel prallte wirkungslos ab, weil sie im Hintergrund immer noch Vegetas Worte über seine Prahlerei im Ohr hatte.

Seine kreuzförmige Narbe auf der Wange war ein Punkt gewesen, weshalb sie sich zu Yamma hingezogen fühlte. Aber wenn er das absichtlich so gedreht hatte, um verführerischer auszusehen…naja, das war wiederum ein Negativ-Punkt.

Außerdem erinnerte sie sich an das Gerücht, er hätte schon eine Freundin.

„Sag mal, Yamma“ säuselte sie und legte ihre zweite Hand auf seine, die immer noch auf ihrer lag „Bist du eigentlich Single?“

Die Frage hatte sie bislang noch nicht gestellt.

Zwischen ihren Händen spürte sie das leichte, ertappte Zucken seines Körpers, sowie seinen schnellen Puls. Seine Pupillen flackerten und er wich kurz ihren Blick aus, bis er sich schnell wieder erholte und ihn fast trotzig erwiderte.

Volltreffer!

„Freundin…ist vielleicht zu viel gesagt“ wich er aus. „Diese spezielle Position ist noch frei.“

„Hm, und weiß deine „Nicht-Freundin“ darüber auch Bescheid?“ fragte Bulma süßlich.

„Aber sicher“ lachte Yamma, viel zu laut und rieb sich verlegen über den Hinterkopf.

„Hm, dann ist ja alles gut“ log Bulma mit schmalem Lächeln.

Der Idiot hatte damit gerade zugegeben, dass er noch eine andere Frau neben Bulma traf und diese vermutlich hinhielt oder belog. Das arme Mädchen wusste wahrscheinlich nicht, was Yamma so nebenbei trieb. Diese hielt sich für Yammas Freundin, während er sich alle Optionen offenhielt.

Warum sollte sie sich mit so einem Kerl abgeben?

Wer sich einmal so gegenüber einer Frau verhielt, würde dieselbe Taktik auch später bei zukünftigen Frauen machen, ungeachtet ob er eine „Freundin“ hatte oder nicht. Untreue konnte sie nicht leiden.

„Ich will mir schnell die Hände waschen“ wechselte sie das Thema, woraufhin Yamma sofort erleichtert aussah.

„Alles klar, ich bezahle schon mal“ antwortete er. „Und der Absacker…“

Bevor Yamma wieder anfing vorzuschlagen, einen Kaffee bei ihr zu trinken, eilte Bulma schnell ins angrenzende Haus und tat so, als würde sie ihm nicht zuhören.

Sie ließ sich Zeit beim Händewaschen. Sie hatte eine Ausrede für eine Zeitverzögerung gebraucht, um nachzudenken.

Sie war sich nun vollständig sicher, dass der Unterklasse-Krieger kein geeigneter Partner für sie wäre.

Zu unehrlich, zu geleckt, kein Funke zwischen ihnen.

Es reichte aus, um mit ihm zu flirten, aber nicht mehr.

Da es ihr erstes Date war, fragte sie sich, wie sie nun am besten aus der Sache herauskam.

Ob Yamma danach noch Kunde blieb oder nicht, war ihr unwichtig. Da war sie nicht auf ihn angewiesen.

Sollte sie einfach ehrlich sein und sagen, dass sie kein Interesse mehr an ihm hatte?

Das dieses Date ihr klar gemacht hatte, dass es einfach nicht passte?

Klang am einfachsten. Hoffentlich war der Typ keiner, der klammerte oder durch eine Absage richtig angefeuert wurde. Einen weiteren Stalker konnte sie nicht gebrauchen.Aber sollte das passieren, würde sie Kakarott und Radditz Bescheid sagen: ihre Brüder könnten sich damit amüsieren, Yamma hinfort zu jagen. Sie waren beide viel stärker als er.

Erleichtert durch diesen Plan, verließ Bulma das Haus. Als sie auf ihren Tisch zuging, durchzuckte sie plötzlich ihr sechster Sinn. Sie spürte eine bekannte Aura in der Nähe.

Wachsam ließ sie ihre Augen über den dunklen, dicht bewachsenen See wandern. Mit ihren Augen sah sie nichts, aber sie spürte von dort eine bekannte Aura glühen, konnte Blicke aus der Dunkelheit spüren.

Jemand beobachtete sie.

Bulma ließ sich nichts anmerken und ging lächelnd auf Yamma zu, der seltsam abgelenkt war und sich seinen geröteten, rechten Arm in seltsam abgewinkelter Richtung hielt.

Merkwürdig, vorhin sah der Arm noch normal aus.

„Yamma, alles in Ordnung?“ fragte sie beim Hinsetzen. Er sah auf und Bulma bemerkte erschrocken seinen bleichen Teint und ein paar Schweißtropfen auf der Stirn. „Geht es dir nicht gut?“ fragte sie besorgt weiter. „Du wirkst krank.“

„Eine leichte Magenverstimmung“ winkte Yamma nervös ab. „Leider bedeutet es, dass ich mich für heute verabschieden muss. Ich sollte mich ausruhen.“

„Ja, das klingt nach einer guten Idee“ sie erhoben sich beide von ihren Stühlen.

Yamma beugte sich vor, als wollte er ihr einen Kuss auf die Wange geben, schreckte aber dann zurück.

„Ich, äh, ich melde mich bei dir“ verabschiedete er sich und eilte als erstes von der Terrasse, ohne auf Bulmas Antwort zu warten.

Stirnrunzelnd sah sie ihm hinterher. Anstatt ebenfalls zu verschwinden, setzte sich Bulma wieder zurück an den Platz. Ungehalten ließ sie ihre Fingernägel auf die Tischplatte klopfen.

Sie dachte nicht daran, jetzt nach Hause zurückzukehren. Der Abend war noch jung.

Außerdem...sie sah betonend über den See, wackelte mit dem Kopf bedeutsam zu sich.

Nichts passierte.

Nur der Wind rauschte.

Aha, der werte Herr wollte also nicht kommen?

Er glaubte wohl, sie hätte ihn nicht entdeckt und es wäre nur Zufall, dass sie in seine Richtung sah?

Bulma zog einen Flunsch und stemmte ihren Kopf müde auf den Tisch. Anstatt weiter über den See, ließ sie verträumt ihren Blick über die anderen Gäste wandern. Viele Zweier-Gruppen waren anwesend; Paare in unterschiedlichem Alter und Zusammenstellungen. Manche hatten vielleicht auch ihr erstes Date, andere sahen aber aus, als wären sie schon länger in einer Beziehung.

Da war etwas in ihren Augen…sie sahen nur ihre Gegenüber, waren nur auf ihn/sie konzentriert. Sie ließen sich nicht von den Gästen ablenken, als wäre es nur knisterndes Hintergrundgeräusche. In ihren Augen lag ein liebevoller Ausdruck für ihren Partner, bei dem Bulma eifersüchtig wurde und in Gedanken „Ich auch“ schrie.

Genau das wollte sie auch.

So wie ihre Eltern: einen Partner, der nur Augen für sie hatte…mit etwas anderem würde sie sich nicht zufriedengeben. Das war einer der Gründe für ihren Widerstand gegen Vegeta: auch wenn ihr Körper ihm zugetan war, sie ihn attraktiv fand…er wollte nichts Festes.

Solange sie fürchten musste, er würde sie erneut fortstoßen, so plötzlich wie beim letzten Mal, konnte sie sein Angebot nicht annehmen.

Warum Gefühle für ihn investieren, wenn er nur seinen Spaß wollte, sie als sein kleines Geheimnis behandelt wurde oder als seine Mätresse galt, als eine von vielen?

Nein, das konnte sie nicht. Vegeta lud sie ständig zu ungezwungenem, lockerem Vergnügen ein, aber er fragte scheinbar nie nach etwas Ernsthaften.

Als sie ihn vor kurzem direkt nach seinen Gefühlen für sie gefragt hatte, war er ausgewichen.

Es klang, als wäre sie immer noch unter seiner Würde, als Ingenieurin und schwache Frau. Als wäre sie nicht mehr als ein lockerer Flirt, auf den er gerade Hunger hatte.

Darum waren momentan seine Augen noch voller Ernsthaftigkeit, aber diese würde verschwinden, sobald er bekommen hatte, was er wollte.

So war es doch schon mal geschehen.

Sie konnte ihm noch nicht genug vertrauen, um erneut nach seiner angebotenen Hand zu greifen.

Bulma hatte Angst vor den emotionalen Schmerz, der auf sie zukommen würde, wenn dieser Versuch erneut scheitern würde. Ihr ging es gut, sie hatte endlich ihren Kummer überstanden und war weder wütend noch traurig oder hasserfüllt.

Warum sich erneut in so ein Gefühlschaos schmeißen?

Das flackernde Kerzenlicht und das schwere Essen machten sie müde. Ihre Augenlider fingen an zu flattern und kurz sackte ihr Kopf nach unten.

„Schläfst du jetzt hier gleich ein? Bist du betrunken“ fragte eine männliche, besorgte Stimme.

Holz knarrte, ein Stuhl wurde zurecht geschoben, jemand setzte sich zu ihr.

Bulma spürte die Ankunft der bekannten Aura, aber seine Stimme hätte sie sowieso erkannt.

Sie blinzelte, gähnte hinter vorgehalten Hand und wandte sich ihm dann ungerührt zu.

„N’Abend, Radditz“ begrüßte sie ihren Bruder. „Was hast du mit Yamma gemacht?“

Ertappt kratzte sich Radditz die Wange.
 

„Ich kann‘s nicht glauben“ zischte Bulma verärgert und sah ihren Bruder böse an. „Wie kann man sich so peinlich benehmen? Das Date seiner Schwester stören?!“

Sie marschierte mit großen Schritten an ihm vorbei, weigerte sich, schon nach Hause zurückzufliegen. Sie war heute mit dem Ziel in die Stadt gekommen, sich zu amüsieren und das würde sie durchziehen. Der Lärm und die Lichter der nahen Party-Meile lockten sie an, also ging sie darauf zu.

Radditz folgte ihr ungerührt, ohne schlechtes Gewissen für seine Tat.

„Sei dankbar, der Kerl ist eine Nullnummer“ grunzte er.

Bulma verzichtete darauf, ihm zuzustimmen. Sie war aufgebracht wegen seiner Einmischung.

„Wie hast du mich gefunden? Woher wusstest du, dass ich mich jemanden treffe?“ fragte sie misstrauisch und sah grüblerisch hoch in sein Gesicht, das unmerklich zusammenzuckte.

„Hm? Ich wollte dich besuchen, aber du warst nicht da. Aber ich habe deine Nachricht gefunden. Da dachte ich mir, ich sehe mir den Typen mal an. Mit meinen Scouter konnte ich dich leicht finden“ Radditz fing falsch an zu pfeifen und tat unschuldig.

Bulmas Augen verengten sich misstrauisch. Radditz verhielt sich merkwürdig.

Warum musste er heute sie besuchen, so spät am Abend? Gab es Probleme mit seiner Ausrüstung?

Aber davon erwähnte er nichts.

Die beiden Geschwister schritten durch die breite Gasse, an deren Seiten die Kneipen und Tanzlokale weit geöffnet waren. Laute Musik und Gegröle drang heraus, einige Saiyajins standen auch draußen, um zu trinken, sich zu unterhalten und eine zu rauchen.

Radditz bemerkte die lüsternen Blicke einiger Männer, die sie der hübsch zugerichteten Blauhaarigen zuwarfen. Er drängte sich eilig an ihre Seite. Bedrohlich sah er die Typen an und bemerkte dadurch nicht den Beobachter auf der Gegenseite.

„Hey, wenn das nicht Radditz ist!“ rief eine männliche Stimme fröhlich aus. „So eine Fusselbürste gibt es nur einmal.“

Überrascht drehte der Angesprochene und Bulma den Kopf. Aus dem Schatten eines Lokals, wo ein paar Männer standen, schritt ihnen jemand entgegen, bei dessen Profil beide zuerst unwillkürlich an Kakarott dachten mussten.

Doch als er in die Beleuchtung der Straßenlampen trat und sie seine Gesichtszüge besser sehen konnte, erkannten sie ihn: es war Tales.

Er trug Zivilkleidung anstatt der üblichen Rüstung und seinen Umhang: lange Hose und ein enges, schwarzes Shirt, was seine straffe Brust betonte. Um seinen Hals hing eine Kette aus Leder mit einem silbernen Anhänger.

Radditz erstarrte erschrocken, Bulma blieb aber neugierig stehen.

Sie erinnerte sich an ihn. Sie hatte Bardocks jüngeren Doppelgänger mal im Palast gesehen, das Treffen war noch im Gedächtnis gespeichert.

Tales grinste sie beide verschwörerisch an.

„Hah, Radditz und seine Freundin. Immer noch zusammen?“ er lachte dem Langhaarigen zu, der verlegen den Blick abwandte. Seit ihrer zweiten Nacht hatten sie sich nicht mehr gesehen.

Tales war oft auf lange Reisen; weder im Palast noch in der Stadt hatten sie sich bislang wieder getroffen. Keiner von beiden hatte den anderen zwischendurch angerufen, es herrschte unabsichtlich Funkstille. Keiner hatte die Zeit und Gelegenheit gehabt, den anderen nach einem erneuten Treffen zu fragen.

Leben und leben lassen, war das Motto. Man ließ sich treiben und nahm das, was auf einen zukam.

Bulma verschränkte die Arme und sah den Fremden genauer an. Diese Ähnlichkeit…sie erinnerte sich an die Worte ihres Vaters. Der unbekannte Cousin, von dem sie sich fernhalten sollte. Der Rotzbengel, der schon mehrmals mit Radditz und auch gegen Bardock geraten war.

„Du heißt Tales, nicht wahr?“ fragte sie nach.

Tales lächelte geschmeichelt. „Ja, das bin ich“ bestätigte er. „Hat Radditz von mir erzählt?“ er grinste Radditz belustigt an und erfreute sich an dessen Verlegenheit. Der Krieger weigerte sich, ihn anzusehen und wandte verschämt den Kopf ab. Bulma fand sein Verhalten zwar merkwürdig, aber sie grollte ihm immer noch zu sehr, um sich um seine Befindlichkeit zu kümmern.

Tales weckte ihr Interesse und lenkte sie ab.

„Nein“ berichtigte sie ihn. „Aber mein Vater. Er sagte, du wärst kein guter Umgang.“

Trotz dieser abfälligen Meinung über ihn, lachte Tales nur unbeeindruckt laut auf. Er strich sich selbstgefällig übers Kinn.

„Ja, ich bin bei Vätern gefürchtet“ lachte er und missverstand Bulma. „Dabei bin ich ein ganz netter Kerl“ er zwinkerte ihr verwegen zu „Besonders zu so hübschen Frauen. Also, wenn du wirklich Spaß haben willst…komm doch mit mir“ er beugte sich zu ihr runter und hauchte mit dunkler Stimme. „Ich verspreche dir eine Nacht, wie du sie nie zuvor erlebt hast. Scheiß auf Radditz, nimm mich!“ Er starrte sie schwülstig an.

Bulma behielt ihre unbeeindruckte Stellung bei: sie starrte kalt und direkt in seine Augen und hielt die Arme verschränkt. Aber dann zuckte sie mit den Schultern, ihre Lippen zogen sich amüsiert nach oben.

Dieser Tales war so keck, so ein offensichtlicher Aufschneider, dass es unterhaltsam war. Er nahm sich nicht selbst ernst und das verpasste ihn, trotz Angeberei, einen frechen Eindruck, der einen anzog. Er war ein Typ, mit dem man Spaß haben konnte, aber niemals was Ernstes, aber er war so ehrlich, es offen zuzugeben.

Ganz anders als ihr Date, der verlogene Yamma.

„Hm, kling verführerisch“ hauchte sie. „Radditz hat mir tatsächlich den Spaß verdorben. Warum nicht?“ sie tippte sich ans Kinn und sah ihn an, als würde sie ernsthaft überlegen, sein Angebot anzunehmen.

Wie erhofft, bemerkte sie aus den Augenwinkeln, wie Radditz erschrocken zusammenzuckte und sie fassungslos anstarrte.

Sie grinste ihn boshaft an, als wollte sie sagen „Tja, du hast mir die Chance mit Yamma versaut, nun brauche ich einen Ersatzmann. Dann nehme ich halt den da!“

Tales schmunzelte selbstbewusst. Auch ihm fiel der wortlose Blickkampf zwischen dem Langhaarigen und der hübschen Frau auf, die sich zornig anfunkelten.

Tales missverstand es als Pärchenzwist. Er war neugierig auf diese blauhaarige Frau, die Radditz so sehr beschützen wollte. Da drängte es ihn, sich einzumischen und seinen Rivalen eins auszuwischen.

Sie machte auf ihn einen besseren Eindruck als damals bei ihrem ersten Treffer. Nicht mehr so verhuscht und schüchtern, stattdessen wirkte sie reifer, besonders in diesem hübschen Outfit. Mit so jemanden konnte er Spaß haben.

„Vergiss den Versager, Babe“ säuselte er und hielt ihr seine Hand auffordernd hin. „Selbst er muss zugeben, dass er gegen mich keine Chance hat. Von mir hat er sogar die ein oder andere Sache gelernt“ er lachte Radditz zweideutend an, dessen Gesicht mittlerweile tiefrot war. An dessen hoher Stirn pochten deutlich zwei Adern und sein Kiefer war zusammengepresst.

„Tales…“ knurrte Radditz ihn drohend an. „Verzieh dich!“

Er schlug Tales Hand weg, drängte sich direkt hinter Bulma und hielt sie an ihren Schultern fest, als befürchtete er, sie würde jeden Moment mit Tales abhauen.

Bulma tätschelte kurz eine seiner Pranken, um ihn in falscher Sicherheit zu wiegen. Dann rammte sie ihre spitzen Fingernägel in seine Haut, in die empfindlichen Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger und genoss sein unterdrücktes Stöhnen. Trotzdem ließ er sie nicht los.

Tales verschränkte nun ebenfalls die Arme vor der Brust und sah die Frau beeindruckt an.

Die Kleine hatte Feuer, das gefiel ihm. Sie ließ sich nichts von dem großen Krieger gefallen und fiel auch nicht sofort auf seinen Charme herein.

Er lehnte sich die Straßenlaterne, verkreuzte einen Fuß hinter den anderen. Diese Situation gefiel ihm immer besser und er genoss besonders Radditz leidende Miene.

„Tse, Radditz, also wirklich, du bist so egoistisch. Wie kannst du sie nur für dich behalten? Ich will auch mal kosten“ ärgerte er ihn. Eine Idee kam auf. Wenn Radditz sie nicht loslassen wollte…warum nicht beide auf einmal?

Bei den Gedanken an drei verschwitzen Leibern, die sich sinnlich miteinander vergnügten, spielte seine Fantasie verrückt. Ihre schönen, jungen Körper, die sich ineinander verkeilten, gegenseitig zum Höhepunkt hochschaukelten…ahh, was für eine Idee!

Er biss sich leicht auf die Lippen, sein Blick verschleierte sich bei dieser Vorstellung. Es drückte bereits in seiner Hose.

Tales legte den Kopf schief und sah die beiden interessiert an. „Oder sollen wir drei zusammen die Nacht verbringen? Mein Bett sollte groß genug sein“ fragte er sie forsch.

Wenn Tales etwas wollte, preschte er vorwärts. In seiner Fantasie sah er sich bereits gemeinsam mit Radditz in die hübsche Kleine reinstoßen und ihr flehendes Wimmern genießen.

„Was! Niemals“ brüllte Radditz und presste nun seine Hände auf Bulmas Ohren, damit sie nicht weiter solchen dreckigen Schund anhören musste.

Tales Worte waren obszön und nicht für seine Schwester geeignet.

Dessen amüsiertes Lächeln brach nicht ein, um Gegenteil.

Er hatte schließlich Radditz schon mal zu was überredet; da schaffte er es auch, ihm einen Dreier schmackhaft zu machen.

„Komm schon, du darfst auch entscheiden, wie du sie vögeln willst“ versuchte er Radditz zu locken „Ich übernehme das andere Loch. Dafür überlässt du mir das Vorspiel. Du kannst dabei zusehen, während ich sie verwöhne. Ich will diese zarte Haut kosten. Ihr Hintern und diese Brüste…wow“ sagte er mit lüsternem Blick auf Bulmas Oberweite.

Radditz wollte seine Schwester nicht nur vor diesen Worten, sondern auch vor diesen Blicken schützen. Tales sah sie an, als würde er sie mit seinen Augen ausziehen.

Diskretion und Distanz waren Fremdwörter für Tales.

Also drehte Radditz seine Hände ein wenig, streckte seine Finger weit aus, um Bulmas Augen zu verdecken. Gut, dass seine Hand so groß und ihr Gesicht so schmal war.

Jetzt, wo er sichergestellt hatte, dass sie nichts sah und hörte, wandte er sich mit wütendem Blick Tales zu.

„Ich reiße dir gleich den Schwanz ab und die Eier dazu“ brüllte er ihn an.

Tales lachte nur. Je mehr Radditz sich aufregte, desto komischer fand er es.

Er lockerte absichtlich seinen Schweif und schwang ihn auffordernd hinter sich. Es bildete sich eine süß-herbe Duftspur.

„Oh, willst du mir so sehr an die Wäsche?“ höhnte er. „Ahh, verstehe. Du kannst wohl von meinem Körper nicht genug bekommen.“ Er lächelte überheblich und fuhr mit seiner Hand verführerisch über seine Brust runter, die durch das enge Shirt gut zur Geltung kam, um an seinen ausgebeulten Hosenschritt zu halten. Verlockend sah er den Langhaarigen an, lächelte überheblich.

„Du hast mir einst den Schwanz gelutscht. Erinnere dich, wie gut es war“ sagte sein überheblicher Blick aus.

Radditz war froh, dass er seine Hände auf Bulmas Ohren presste, bevor sie durch die Anspielung verstand, was zwischen den beiden Männern gelaufen war.

Er bemühte sich, nicht zu fest zu drücken, weil er sonst in Gefahr lief, ihren Schädel zu zerquetschen. Aber sein ganzer Körper zitterte vor Wut, er wollte Tales erwürgen. Sein gesträubter Schweif hatte sich mittlerweile von der Taille gelöst und schwang aggressiv durch Luft. Zu gerne wollte er sich auf den Kotzbrocken stürzen.

Solange er sich aber in jetziger Position befand, wirkte Bulma wie ein Halsband, dass ihn an Ort und Stelle hielt. Tales war dagegen der Rotzbengel, der den angeleinten tollwütigen Hund mit einem spitzen Stock ärgern musste.

Bulma konnte aufgrund der riesigen, warmen Hände, die sich so fest an ihre Ohrmuschel pressten, kein Wort von Tales verstehen. Wegen Radditz klobigen Fingern vor ihren Augen konnte sie kaum was erkennen. Nur anhand des Zitterns des großen Körpers, der dicht an ihren Rücken gepresst war, spürte sie, wie Radditz Antwort gab. Sie roch seine Wut, aber auch seine Verlegenheit.

Ihr blinder, tauber Zustand missfiel ihr. Sie war neugierig, womit Tales ihren Bruder ärgerte.

Sie selbst blieb merkwürdig unberührt von seinem Angebot. Dessen derben Kommentare prallten wirkungslos an ihr ab.

Tales war ehrlich in seinen perversen Fantasien, das gab einen interessanten Einblick ins männliche Gehirn. Sie hatte so einige Angebote bekommen, aber noch nie ein so Forsches, Unverblümtes.

Ein Dreier, mit ihr und Radditz?

Der Idiot Tales würde gleich merken, warum das eine dumme Idee war.

Aber zuerst musste sie diese nervigen Hände auf ihren Ohren loswerden.

Sie griff blind hinter sich und fand schnell Radditz Schweif, der griffbereit neben ihr schwebte. Als sie den mit ihren Fingern drückte, konnte ihr Bruder den Schmerz nicht mehr so leicht abschütteln wie zuvor.

Endlich ließ er sie los, seine Hände rutschten auf ihre Schulter runter.

„Verdammt, Bulma, hör auf damit!“ zischte er zähneknirschend auf sie herunter.

„Radditz!“ Bulma warf ihren Bruder einen drohenden, giftigen Blick zu. „Lass mich auf der Stelle los oder ich schwöre, du bereust es auf eine Weise, wie noch nie zuvor!“

Ihre Stimme war leise, aber ernst, mit gefährlich sanftem Unterton. Sie klang wie ihre Mutter, kurz bevor diese eine Strafe höchster Güte auf einen herab segeln ließen.

Radditz schluckte eingeschüchtert und ging einen Schritt rückwärts. Um nicht wieder in Versuchung zu geraten, sie festzuhalten, verschränkte er seine Arme hinter seinem Rücken.

Tales klatschte beeindruckt auf.

„Wow, du hast Radditz wirklich gut dressiert“ freute er sich. „Ein Dreier mit euch kann da nur gut werden. Oder auch Zweier, wenn Radditz nicht will…Hmmm, ich sehe es schon vor mir…“ Tales Augen verengten sich vorfreudig „Wir lassen Radditz darbend in einer Ecke stehend, während er uns zuguckt. Komm schon, Kleine, treib es mal richtig wild“ versuchte er sie zu locken.

Tales war frech und derb, aber er schwächte seine unanständigen Vorstoße dank eines ironischen Lächelns und Augenzwinkerns ab. Trotzdem war zu spüren, wie ernst er es meinte.

Sie schüttelte belustigt den Kopf über diesen Kerl.

Ihre Einschätzung nach wäre Tales tatsächlich perfekt, um in einer Nacht oder mehrere jeden Stress zu vergessen und in Lust zu versinken, solange man keine Gefühle für ihn hegte.

Tales war eindeutig kein Beziehungs-Typ.

Aber seine Familienähnlichkeit war für sie ein Abtörner. Niemals könnte sie mit einem Mann schlafen, der äußerlich ihrem Vater und Kakarott so ähnelte.

Sie seufzte auf. Zwei Anfragen in einer Nacht, aber nie passte es richtig.

Sie sah ihn streng an. „Tut mir leid, dich zu enttäuschen, Tales. Aber egal, wie sehr du es versuchst, ich werde niemals einen Dreier mit dir und Radditz zustimmen.“

Tales zog einen enttäuschten Schmollmund. „Wieso nicht? Bist du ihm so treu? Da werde ich neidisch. Wir können uns ja auch nur zu zweit amüsieren. Den da brauchen wir nicht. Schieß ihn ab“ schlug er vor und wedelte abschätzig in Radditz Richtung, der langsam anfing, sich wieder zu beruhigen. „Sie ihn dir doch nur mal, diesen Riesenkerl?! Da bekommst du eine Genickstarre, wenn so eine kleine Frau zu ihm hochsieht. Und seine Haare?! In der Matte versinkst du und kommt nie wieder raus“ wandte er ein und zeigte auf sich. „Wir beide passen körperlich doch besser zusammen.“

Bulma kicherte.

„Da hast du Recht, er ist riesig. Selbst wenn ich mich auf Zehenspitzen stelle, komme ich nicht an ihn ran“ stimmte sie ihn überraschend zu. „Aber ich habe sowieso nicht das Verlangen, Radditz zu küssen, geschweige denn zu vögeln. Allein der Gedanke ist eklig. Aus demselben Grund will ich auch nicht mir dir schlafen.“

Tales hob fragend eine Augenbraue. Er verstand nicht.

Radditz dagegen schon, aber er schwieg und überließ die Abfuhr lieber seiner Schwester. Er spürte es, gleich würde er sich köstlich amüsieren.

„Ich steh nicht auf Inzest, darum werde ich niemals mit jemanden schlafen, der aussieht wie mein Bruder“ erklärte Bulma.

„Radditz sieht wie dein Bruder aus?“ missverstand Tales sie.

Bulma seufzte. „Nein, du tust es. Du ähnelst meinen kleinen Bruder, besonders wenn du so verschmitzt lächelst. Radditz ist bereits mein Bruder“ erläuterte sie.

Tales Augen wurden tellergroß.

Bulma fügte ungerührt hinzu. „Du siehst meinen Vater auch sehr ähnlich, das habe ich dir damals bei unserem ersten Treffen schon gesagt. Du hast geglaubt, ich würde dich anmachen. Aber ich habe deinen Rücken mit seinem verwechselt. Du weißt schon, der Vater, der mir gesagt hat, ich solle mich von dir fernhalten. Vielleicht kennst du ihn ja. Er heißt Bardock.“

Tales Kinnlade fiel abrupt herunter. Stammelnd und zitternd starrte er die beiden Saiyajins vor sich an. Nervöser Schweiß rann seiner Stirn herab. So viele neue Informationen schlugen auf den armen Saiyajin ein, was zur folgenden Reaktion führte.

„WAS!? WAS FÜR EINE VERDAMMTE SCHEISSE!“ rief Tales entsetzt aus.

Bardock, der gefürchtete Krieger, hatte eine Tochter?! Er sah eilig zu Radditz, der nur gehässig nickte und damit Tales Furcht bestätigte.

Aber das schlimmere war…

„Radditz ist dein Bruder…du bist seine Schwester…“ stotterte er und raufte sich die Haare. „SEIT WANN HAST DU EINE SCHWESTER?“ schrie er Radditz an. Sein Gesicht war nun aus lauter Wut hochrot. „Außerdem seht ihr euch KEINE SPUR ÄHNLICH!“

„Wir haben aber tatsächlich die gleichen Eltern“ widersprach Radditz ungerührt.

Bulma fügte hinzu „Ich komme mehr nach meiner Mutter und Radditz nach unserer Großmutter.“ Radditz zuckte zusammen. Über diesen alten Scherz konnte er immer noch nicht lachen.

„Pfft“ Tales Mundwinkel zog sich kurz amüsiert nach oben, aber dann wurde er wieder ernst. Strafend sah er den Gleichaltrigen an. „Wieso hast du es nicht gleich gesagt, bevor ich euch dieses Angebot und mich dadurch lächerlich gemacht habe? Du Mistkerl!“

„Also das ist alter Tobak, das weiß mittlerweile jeder“ sagte Radditz achselzuckend. Zu welcher Familie Bulma gehörte, war kein Geheimnis mehr.

„ICH BIN KAUM HIER!“ schrie Tales entrüstet „Und wenn ich mal in der Heimat bin, habe ich Besseres zu tun, als mich auf dich zu konzentrieren und nach deiner Familie zu fragen. Scheißkerl!“

„Selber schuld“ murmelt Radditz lakonisch. „Wenn man blind und taub durch die Welt taumelt und nur an sich denkt.“

Tales Augen verengten sich wütend, als er eine weitere Erkenntnis bekam.

„Du…damals…ich dachte, du wärst eifersüchtig. Schon damals hättest du mir sagen können, dass sie deine Schwester ist. Dann wäre dieses Missverständnis nie passiert. Aber kein Wort von dir, nicht mal später im Bett“ klagte er ihn an. „Zum Ficken bin ich gut genug, aber nicht für Vertraulichkeiten, was?!“

„Moment, was?“ fragte Bulma verdutzt. Sie sah fragend ihren Bruder an, der sofort wieder ihren Blick auswich.

„Moment, sie weiß es nicht? Schämst du dich jetzt etwa?“ fragte Tales beleidigt „Nach all dem, was du mit mir angestellt hast…und ich mit dir? Hey, du bist vielleicht verschlossen, aber ich habe keine Probleme damit, über Intimes zu sprechen. Hey, Blauhaar, willst du mal wissen, wie dein Bruder im Bett abgeht?“

„Tales, halt‘s Maul“ versuchte Radditz ihn zu stoppen, aber zu spät.

Bulma verstand nun. Ihre Augenbrauen wanderten aus lauter Erstaunen und Erkenntnis bis zum Stirnansatz. Sie legte den Kopf schief und sah mit scheelem Blick zu ihrem hochgewachsenen, peinlich berührten Bruder hoch.

„Ohooo“ flötete sie hoch und sah Radditz mit einem neuen Blick an, als hätte sie gerade herausgefunden, er würde zu einer anderen Spezies gehören.

Radditz verspannte sich, er konnte die Hitze in seinen Wangen spüren. Vorsichtig sah er auf sie herab und sah ungläubig dabei zu, wie Bulmas Mund sich zu einem süffisanten Lächeln verzog.

Sie zwinkerte ihm verschmitzt zu.

„Also ER war DER MANN…?“ ließ sie die Frage offen, obwohl die Antwort eindeutig war. Sie gluckste amüsiert. „So ist das also. Deswegen wolltest du nichts sagen.“

Radditz seufzte auf.

Zu dumm, Bulma erinnerte sich noch an ihr intimes Gespräch und nun hatte sie erfahren, mit wem er seine erste und einzige homoerotische Erfahrung gesammelt hatte.

Bulma kicherte hinter vorgehaltener Hand. Diese Information amüsierte sie und gab ihr einen neuen Vorteil.

Radditz sah hilfesuchend zu Tales hin, aber auch der grinste nur hämisch und erfreute sich an Radditz Verlegenheit.

„Es war nichts Ernstes“ versuchte Radditz sich zu erklären. „Nur einmal aus Neugier…“

„Zweimal“ unterbrach Tales „aber man kann darüber streiten, da wir es in unterschiedlicher Position getrieben haben. Die ganze Nacht…“

„Tales, sei still, bitte“ flehte Radditz.

„Zweimal sogar? Nein, wirklich?“ fragte Bulma hochinteressiert und sah dabei vor allem Tales an, da Radditz die Hände vors Gesicht schlug, um niemanden mehr in die Augen zu sehen.

Tales nickte selbstgefällig. „Ja, und weißt du was? Das zweite Mal war, als wir uns beide“ er deutete auf sich und Bulma „Zum ersten Mal getroffen haben. Wow, das ist jetzt auch schon ein Jahr her. Nach der langen Zeit hätte ich mal wieder Lust auf ihn, aber nun das? Er verschweigt mir seine Schwester? Schnüff, ich fühle mich so benutzt. Naja, ich bin nicht oft in Sadala, darum passiert mir so was“ erklärte er schulterzuckend seinen mangelnden Wissenstand.

„Dann hast du noch nicht von meinem Geschäft am Stadtrand gehört? Komm doch mal vorbei“ lud Bulma ihn kurz entschlossen ein. „Ich biete viele Sachen an, die auf Reisen nützlich sein können. Und selbst wenn du nichts findest…ich koche einen guten Kaffee. Ich lade dich ein“ nun zwinkerte sie ihm verschmitzt zu. „Wir haben bestimmt viele Gesprächsthemen.“

Radditz nahm bei diesen Worten seine Hände vom Gesicht, um seine Schwester ungläubig und vorwurfsvoll anzustarren. Wie kam sie dazu, sich ausgerechnet mit Tales zu verbrüdern?

Was war mit ihm?! Sollte sie nicht loyal hinter ihm stehen?

Tales lachte belustigt auf. Er sah das schadenfrohe Glitzern in den blauen Augen.

Er hatte Recht gehabt, die Kleine hatte Feuer.

Schade, dass sie Tabu war. Bei dieser Familie, die hinter ihr stand, würde er das Risiko nicht eingehen. Aber stattdessen wirkte sie wie eine Frau, mit der man auch anderen Spaß haben konnte.

Tales hatte noch nie eine platonische Freundschaft zu einer Frau gehegt, aber da sie in gewisser Weise zu einer Familie gehörten, konnte er es sich bei Bulma zum ersten Mal vorstellen.

„Kling gut“ stimmte er zu. „Ich schau mal rein. Ich bringe sogar etwas Süßes mit, passend für dich, Süße. Wir haben bestimmt viel zu bereden…ich könnte dir Dinge von Radditz erzählen…und du erzählst mir seine Geheimnisse“ fügte er säuselnd hinzu. Er zwinkerte ihr schelmisch zu und genoss Radditz erstickten Aufschrei.
 

Radditz stöhnte laut auf; beschämt sowie beleidigt, weil man seine Einwände ignorierte.

Er verfluchte diesen Moment, diesen Tag und überhaupt alles, was zu diesem peinlichen Treffen geführt hatte.

Warum war er bloß hierher geflogen?

Die Antwort war einfach: auf Geheiß eines gewissen Jemands, der sonst selbst hier hergeflogen wäre, mit der Absicht, Bulmas Date zu stören.

Radditz klatschte sich frustriert gegen die Stirn und strich dann langsam über sein Gesicht runter.

Verdammt, warum hatte er sich von Vegeta diesen Floh ins Ohr setzen lassen?

Wie beiläufig hatte ihm jener nach der heutigen Sitzung davon erzählt, dass sich Bulma mit einem unmoralischen Unterklasse-Krieger treffen wollte.

Radditz hatte das zuerst noch lachend abgetan. „Niemals! Bulma hat zu viel Stolz und Grips.“

Aber im Laufe des Tages war der Zweifel und die Angst dann immer größer geworden.

Bulma war schließlich auch auf Vegeta hereingefallen. War sie jetzt schlauer geworden?

Vermutlich, aber sie hatte ihm selbst gesagt, dass sie sich austoben wollte und nach einem Bettgefährten suchte.

Mit schlechter Vorahnung und von Vegetas Worte getrieben, war Radditz nach Dienstschluss zu Bulmas Haus geflogen, wo er ihre Nachricht für Kakarott gefunden hatte. Impulsiv, ohne nachzudenken, war er nach Sadala geflogen und hatte sich auf die Suche gemacht, bis sein Scouter ihr Signal gefunden hatte. Versteckt in den Bäumen hatte er ihr Date auf der einsehbaren Terrasse beobachtet und nebenbei über Scouter alle Informationen abgerufen, die über diesen Yamma verfügbar gewesen waren.

Das Urteil war schnell gefällt: der Kerl war eine noch schlechtere Wahl als Vegeta.

Also hatte Radditz den Moment genutzt, als Bulma kurz den Tisch verließ. Überraschend plötzlich war er vor dem schwachen Unterklasse-Krieger aufgetaucht und hatte ihn zum endgültigen Abschied und Nimmerwiedersehen aufgefordert.

Der Idiot hatte sich geweigert, also hatte Radditz, der keinen Tumult starten wollte, ihn zu einer schnellen Runde Armdrücken herausgefordert.

Nach einem schnellen Sieg, bei der er beinahe beiläufig Yammas Arm brach, war die Sache von seiner Seite aus beendet und er versteckte sich schnell wieder in den Baumwipfeln, um den Rest zu beobachten. Die Körperhaltung, die er erkennen konnte, sowie der schnelle Abschied, überzeugten ihn von seinem Triumpf.

Wieder mal eine Kakerlake von seiner Schwester entfernt, hurra!

Der Abend wäre also erfolgreich verlaufen, wenn Bulma nicht überraschend ins falsche Viertel gelatscht wäre und Tales sie nicht entdeckt hätte.

Radditz verfluchte seine Hast, Unbedachtheit und besonders diesen verdammten Zufall.

Warum war er immer der Prügelknabe und Unglücksvogel?

Warum ging es nie so aus, wie er es wollte?

Hätte er doch nur den nagenden Worten Vegetas widerstanden!

Radditz war voller Selbstmitleid und der Erkenntnis, wie der Jüngere ihn manipuliert hatte.

Der Krieger hatte Bulmas Date gestört, ohne dass Vegeta einen Finger rühren musste.

So wie damals bei seiner Mission, wo er die drei Techniker auf seinen Hinweis ebenfalls aufgemischt hatte… auch das war von Vegeta geschickt eingefädelt worden.

Der langhaarige Saiyajin klatschte sich erneut gegen die Stirn

Er begriff: er war von Vegeta als Laufbursche und Werkzeug seiner Eifersucht missbraucht worden!

„Jetzt reicht’s“ knurrte er zu sich selbst

Er hatte seine Lektion gelernt.

Er schwor: Ab sofort würde er sich aus Bulmas Liebesleben heraushalten, egal was sein Vater, sein Kommandant oder sein Herz ihm befahl.

Nie wieder so eine Schmach!

Aufgebend warf er die Hände ihn die Luft.

„Macht, was ihr wollt“ sagte er laut, sowohl zu den beiden Anwesenden als auch an sich selbst.

Ihn kümmerte es nicht mehr!

Tales blinzelte überrascht bei diesem Ausbruch.

Bulmas Augen wurden schmal, ihr Lächeln erlosch. Sie verstand. Darauf hatte sie lang genug gewartet.

„Du bleibst dabei?“ fragte sie kühl.

Ihr Bruder nickte entschlossen.

„Schön, dass du endlich kapierst, wie unangenehm es ist, wenn die Familie zu viel über dein Sex-Leben weiß und sich einmischt“ lobte sie ihn sarkastisch. „Es ist ja auch gaaaar nicht peinlich oder unangenehm.“

Radditz grummelte beleidigt, konnte dem aber nichts mehr hinzufügen.

„Ich will euch zwei Turteltäubchen dann nicht weiter stören“ fuhr Bulma weiter sarkastisch aus und wedelte affektiert vor den beiden Männern herum „Habt einen schönen Abend. Im Gegensatz zu GEWISSEN ANDEREN, störe ich keine Dates.“

Mit diesen Worten erhob sie sich und flog mit einem letzten Kopfnicken Richtung Tales hinfort.

Die beiden Krieger sahen ihr nach, bis sie über die Dächer verschwand.

Dann sah Tales abschätzig zum eingeschnappten Radditz hin, dessen schlechte Laune deutlich war.

Der Dunkelhäutige räusperte sich, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Mit einem Kopfnicken deutete er in die Richtung, in der ungefähr seine Wohnung lag.

„Willst du noch zu mir? Was trinken?“ fragte er. Schelmisch wackelte er mit seinen Augenbrauen.

„Verdammt, nein, das fehlt mir noch! Leck mich“ knurrte Radditz und sprang kräftig in die Luft. Er flog fort, bevor es Tales schaffte, ihn mit einem „Kann ich machen. Höschen runter!“ zu überreden.

Enttäuscht zuckte Tales mit den Schultern.

Naja, vielleicht beim nächsten Mal, wenn Radditz sich abreagiert hatte.

Er fing an zu schmunzeln, während er sich überlegte, wie er in den nächsten Tagen mal bei Bulma hereinschneien würde. Wenn er Glück hatte, würde er ihren Bruder dabei auch treffen.

Das würde lustig werden, eine nette Zerstreuung während seiner freien Zeit auf Vegeta-Sei, bevor er wieder auf Reisen ging.
 

Bulma flog zu ihrer Hütte.

Anstatt aber sofort ins Bett zu gehen, holte sie sich ein kuscheliges Plaid, um es sich über die Schulter zu werfen und flog aufs Dach rauf. Die runde Kuppel des hohen Gebäudes war ein perfekter Aussichtspunkt. Die Dachziegel strahlten noch Wärme aus, angeheizt von der Sonne und wärmten ihren Hintern, während das Plaid ihren Oberkörper vor den kalten Nachtwind schützte.

Sie sah zum dunklen Nachthimmel hin. Auf Vegeta-Sei hatte der Mond Halbzeit und damit herrschte Neumond. In vier Jahren würde wieder der Vollmond erstrahlen und bis dahin würde sich die Nacht langsam, Stück für Stück, erhellen. Doch durch den monatelangen Neumond konnte man an so unbelebten Plätzen wie hier sehr gut die Sterne beobachten, ohne von anderen Lichtquellen abgelenkt zu werden. Immer mehr Sterne wurden sichtbar, je länger sie in den Himmel starrte.

Bulma öffnete sich all ihren Sinnen: sie hörte das Zirpen und Rascheln aus dem Wald, roch die Herbstluft, die nach verrottenden Blättern und reifen Nüssen schmeckte. Ein Geruch von Holzfeuer lag in der Luft.

Sie spürte das Leben unter sich, zwei starke, bekannte Auren: Kakarott und Chi-Chi waren beide in seinem Zimmer.

Sie schmunzelte. Vielleicht hatte Kakarott ebenfalls ihre Nachricht gelesen, aber dieser Bruder respektierte ihre Privatsphäre, anstatt sie zu stören. Er hatte sein eigenes Privat- Leben.

Nun, nachdem, was sie heute erlebt hatte, würde Radditz ab sofort auch die Grenze achten. Sie war ihren großen Bruder dankbar für alles, was er getan hatte, um sie zu schützen, aber irgendwann reichte es mit seiner Einmischung.

Heute hatte er mal erlebt, wie unangenehm das sein konnte.

Kichernd streckte sie sich rücklings aufs Dach aus, genoss die warmen Dachplatten in ihrem Rücken. Auf diese Weise war es auch angenehmer, in den Himmel zu starren.

Sie ließ den Abend noch mal Revue passieren.

Abgesehen vom abrupten Ende, war ihr erstes Date nicht schlecht verlaufen. Sie hatten zusammen gespeist, gelacht und sich gut unterhalten, genau wie geplant. Aber verglichen mit den anderen Pärchen dort, die in ihrer eigenen Welt gewesen waren, schmeckte ihr Date dagegen schal.

Sie seufzte.

Sie war bereit für Sex, sie sehnte sich nach einer lustvollen Nacht, aber sie konnte Körperliches nicht von Seelischem trennen. Entgegen ihrer Behauptung war sie anscheinend doch nicht der Typ für One-Nights-Stand. Sie wollte ihren Körper nur jemanden schenken, der sie wertschätzte und es nicht aus Neugier tat, weil er die „sonderbare“ Saiyajin ausprobieren wollte.

Einen Partner zu finden, dem sie vertrauen konnte, der sich für ihren Charakter begeisterte…da gab es bislang keinen in dem Zustrom an Männer, die jeden Tag ihr Geschäft besuchten.

Bis auf eine Ausnahme.

Vegetas Gesicht tauchte in ihren Kopf auf. Sein Gesichtsausdruck in der letzten Zeit, mit der er sie bedachte…so zärtlich, vorsichtig, entschuldigend, mit seiner neuen verletzlichen Art seltsam anrührend.

Ein Gesichtsausdruck, wie er ihn garantiert vor niemand anderen zeigte.

Nur bei ihr ließ er es zu…weil er ihr vertraute.

Denn man musste schon jemanden sehr vertrauen, um ihm offen seine Schwäche zu zeigen. Es lag nicht in Vegetas Charakter, so etwas zu fälschen.

Bei dieser Erkenntnis ging ein heftiges Zittern, wie ein starker Pulsschlag durch Bulmas Körper, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte.

Nur bei ihr zeigte Vegeta Schwäche.

//Meiner!// eine unbekannte Stimme, ähnlich zu ihrer eigenen, doch dunkler, rauer und voller Besitzdrang war zu hören.

Erschrocken richtete sie auf und schnappte nach Luft. Sie hielt eine Hand über ihr hart schlagendes Herz, das pochte, als wolle es aus ihrer Brust springen. Sie richtete ihren Blick auf den leeren Sternenhimmel und versuchte sich zu beruhigen.

Nur langsam verging dieses schmerzhafte Zusammenziehen ihres Brustkorbes, welches sie fast am Atmen hinderte. Doch je länger sie in die Dunkelheit starrte, sich auf den Schmerz konzentrierte, ohne an IHN zu denken, desto leichter wurde es.

Ihr Brustkorb entspannte sich, sie konnte wieder normal atmen.

Vorsichtig legte sie sich wieder zurück und versuchte dieses unbekannte Gefühl zu analysieren.

Bulma bewegte sich unruhig in ihrer Decke.

Abgesehen von diesem jetzigen Gefühlsausbruch, der sie an Panikattacke erinnerte, gab es weitere Veränderungen in ihren Gefühlen für Vegeta.

Sobald sie an ihn dachte, schlug ihr Herz schneller und ihr Magen fühlte sich an, als wären Ameisen am Rumoren. Während früher diese Gefühle eindeutig von Zorn und verletzten Stolz herkamen, war sie sich jetzt nicht mehr so sicher.

Jetzt war es ein neues, zärtliches Gefühl.

Sie setzte sich auf und rieb sich über die kalten Arme, versuchte die Gänsehaut darauf zu vertreiben.

„Was ist nur los mit mir?“ murmelte sie zu sich selbst. „Warum kann ich ihn nicht verdrängen? Warum ist er der einzige?“

Warum stellte sie sich immer unwillkürlich Vegeta vor, wenn sie sich selbst berührte?

Selbst wenn sie versuchte, sein Gesicht gegen ein anderes auszutauschen, endete es damit, dass sie in Gedanken seine Stimme hörte, den Schatten seiner Berührungen am Körper vernahm.

Manchmal schlief sie direkt nach dem Masturbieren ein und glaubte, sein Gewicht an ihrem Rücken zu spüren, wie er sich wohlig an sie schmiegte, worauf sie dann zufrieden einschlief.

Es konnte doch nicht nur daran liegen, weil er ihr erster Liebhaber gewesen war und wegen seinem letzten vibrierenden Geschenk?

Hatte sie Gefühle für ihn?

War es…konnte es Liebe sein?

Bulmas Pupillen weiteten sich schockiert, als sie sich dieser Frage stellte.

Sie wusste, was Liebe war: sie liebte ihre Familie. Sie liebte Roboter, das Fliegen und wenn sie ein Problem selbstständig löste. Sie liebte es, andere auszutricksen und das letzte Wort zu haben.

Aber dieses neue Gefühl, von dem sie fürchtete, es würde Liebe sein, unterschied sich zu der ihr bekannten Liebe.

Eine neue Art von Liebe?

Oder war es etwas die LIEBE, für die Saiyajins den Sarang schworen?

Das neue Gefühl war zärtlich, liebevoll, aber auch besitzergreifend. Eine kleine Flamme, die sich zu einem fürchterlichen, alles verbrennenden Feuer entwickeln könnte.

Ein gieriges Feuer, dass sie verschlang, ihr Selbst, woraufhin nur Vegeta für sie wichtig wäre.

Sie hatte die wahre Liebe zwischen ihren Eltern gesehen: die wortlosen, warme Blicken, ihre Gesten, der ständige Drang den andere zu berühren.

Aber sie hatte keine Ahnung, wie es sich anfühlte, nur dass es mächtig und bezwingend war.

Ein solche Gewalt spürte sie bislang nicht. Noch konnte sie ihm widerstehen…jedenfalls glaubte sie es.

Die Frage war: wollte sie es?

Vegeta hatte ihr in den letzten Wochen so oft die Hand hingehalten.

Sie hatte es ignoriert und abgewiesen.

Aber sollte sie sich nur einmal trauen, sie zu packen?

Nicht zu planen, nicht zu fürchten, sondern es auf sich zukommen lassen, so wie damals, als sie noch unschuldig, unwissend und naiv gewesen war?

Wie oft hatte sie sich in etwas reingestürzt, ohne die Gefahren zu kennen und war mit unvorhergesehen Schätzen belohnt worden?

Ja, sogar die zwei Nächte mit Vegeta…Letztendlich war alles gut verlaufen, selbst der Schmerz hatte sie stärker gemacht.

Sie war nicht mehr so wie damals. Sie konnte sich mehr zutrauen, sogar dieses Risiko.

Sie horchte in sich hinein.

Sie war stark…und sie erkannte etwas, von dem sie dachte, es wäre vernichtet worden: Zuneigung zu Vegeta.

Gefühle wie ein zartes Pflänzchen, von dem sie dachte, es wäre damals von ihm völlig zerstört worden. Es schien sich hartnäckig am Leben zu halten und wollte neue Blüten treiben.

Vorsichtig hielt sie ihre Hand an ihre Brust, über ihren Herzen und dachte an das neuartige, besitzergreifende Gefühl, was sie vorhin überkommen hatte.

Nur bei ihr zeigte Vegeta Schwäche.

Diese Einsicht änderte so vieles: so wie er ihre Schwäche kannte, hatte er sich nun ihr geöffnet.

Vielleicht nicht so offensichtlich, aber Vegeta verschloss sich sonst seinen Gefühlen, spielte ständig den Unberührbaren vor.

Trotzdem tat er nun das, worauf sie immer gehofft hatte. Das war der Unterschied zu dem Vegeta von einst; ein Zeichen, dass er nicht mehr derselbe war. Deshalb konnte er nun einfacher seine Fehler zugeben, sich bei ihr entschuldigen, weil er nicht fürchten musste, dass sie dies als Fehler oder Schwäche ansah.

//Meiner!//

Sie schnappte rasselnd nach Atem, als ihr Herz wieder anfing, laut zu schlagen. Hitze durchflutete sie.

Vegetas Gesicht in allen möglichen Perspektiven war vor ihrem geistigen Auge sichtbar. Die kleinen Anzeichen seiner Stimmung waren für sie plötzlich offensichtlich, wo andere stattdessen von einer arroganten Maske gesprochen hätten. Wie das leichte Hochziehen seines Mundes oder einer Augenbraue, wenn er amüsiert war oder das tiefere Runzeln bei Irritation oder Überraschung. Wenn ihm etwas peinlich war, konnte man einen roten Schimmer auf seinen Wangen entdecken und seine Ohrenspitzen entflammten.

Andere Saiyajins sahen es nicht, Bulma aber schon.

Eine Welle der Zärtlichkeit durchflutete sie, wärmte sie.

Sie schloss die Augen, horchte in sich hinein, tastete nach ihrem Willen und fasste eine Entscheidung.

„Ich riskier es“ flüsterte sie.

Ja, es gab ein Risiko. Der Schmerz von damals könnte sich wiederholen.

Aber sie war keine Frau, die sich nach Sicherheit sehnte und ihre Zukunft in eingefahrenen, engen Grenzen setzte. Sie wäre nicht hier, nicht an diesem Ort, wenn sie diese Art von Frau wäre.

Was immer auch geschehen würde, Vorhersehbares wie Überaschendes, sie würde sich dem stellen wie ein Saiyajin.

Mutig, Entschlossen und kampfbereit!

Sie richtete sich auf und sah in die Ferne, wo Sadala und der weiße Königspalast als schmaler, leuchtender Umriss zu erkennen war. Die um ihre Schulter geschlagenen Decke wehte hoheitsvoll im Wind.

Leider wurde dieser ergriffene Moment durch hohes Keuchen und tiefes Grunzen zerstört, welches aus einem offenen Fenster unter ihr kamen.

„AH…Ah…so gut…Kakarott, schneller. Ohh jaa, genau daa!“

„Hnnf…Chi-Chi, du fühlst dich so gut an. Ohhhhh.“

Bulma verdrehte die Augen, sie wurde rot.

„Hat denn hier jeder in dieser Familie Sex außer ich?!“ grummelte sie und flog schnell vom Dach runter, bevor sie mehr hörte, als ihr lieb war.

Bevor sie das Fenster schloss, könnte sie noch das freudige, synchrone Stöhnen der jüngeren Saiyajins hören, die anscheinend gemeinsam auf den Orgasmus zusteuerten.

Angesichts ihrer Situation erschien es ihr wie Hohngelächter.
 

Am nächsten Morgen werkelte Bulma in Ruhe in ihrer Werkstatt.

Das Grundgerüst würde bald fertig sein, dann kam der Kern zur Erzeugung der künstlichen Schwerkraft und zum Schluss würde die Hülle drum rum gebaut werden.

Bulma studierte die Blaupause und hoffte, dass die Größe des „Gravity Ball“ ausreichend sein würde. Er wäre deutlich größer als ein GR der alten Generation und sollte daher geeignet sein, um darin zu kämpfen. Aber mehr als drei Saiyajins, die allein oder gegeneinander kämpften, würde in den Raum nicht passen, weil sie sich sonst gegenseitig im Weg standen.

„Hm, Ki-Attacken sind jedenfalls verboten, sonst spinnt die Elektrik. Das kann ich nicht genug sichern, selbst mit einer Gummischicht als Isolation. Aber einfache körperliche Übungen sollten kein Problem sein“ redete mit sich selbst. Sie pustete sich eine widerspenstige Haarsträhne fort, die sich ständig aus ihrem Zopf löste, um dann über ihren Augen zu baumeln.

In nächster Zeit musste sie mal wieder ihre Haare schneiden. Vielleicht sogar radikal kurz, wie zuletzt in ihrer Kindheit, aber dieses Mal schicker. Eine Kurzhaarfrisur, die nicht so aussah, als hätte ein kurzsichtiger Roboter mit Scherenhänden sie geschnitten.

Bulma spürte das Herannahen einer starken Aura. Sie rollte die Blaupause ein und versteckte sie hinter einem Haufen Metallteile und Werkzeug. In einen der blankgeputzten, spiegelnden Platte checkte sie schnell ihr Aussehen, strich sich ihre Haare zurück und rieb sich den Ölfleck auf der Wange ab. Sie rückte ihr enges Top zurecht und strich sich den Staub von ihrer Arbeitshose, um dann in gespielter entspannter Pose am Schreibtisch zu lehnen, den Anschein erweckend, sie wäre tief konzentriert über eine einfache Anleitung gebeugt.

Sie konnte ihn spüren, er schwebte über dem Gelände; immer noch, anscheinend ratlos, ob er landen sollte oder nicht. Nach einer Weile entschloss er sich doch dazu, steuerte aber gezielt das Werkstatt-Gebäude an und nicht den Laden.

Sein Scouter war wohl auf ihre Energiesignatur eingestellt, sonst wüsste er nicht ihren Standort. Schlau von ihm, im Laden selbst wäre er von Laucha empfangen worden, die seit heute dort arbeitete.

Leise öffnete sich die Tür und ein Schemen huschte hinein. Bulma hob den Kopf, als ob sie ihn trotz seines lautlosen Eintritts gehört hatte.

„Schade, kein Frühstück für mich?“ begrüßte sie ihn. „Wenn du schon ständig Kaffee schnorrst, solltest du wenigstens etwas Passendes zum Essen mitbringen.“

Sie lächelte und nahm ihren Worten damit die Spitze. Es war ein freundliches Lächeln ohne Spott, was ihr Gegenüber irritierte. Ein solches Lächeln hatte er seit über einem Jahr nicht mehr von ihr gesehen.

Mit kräftigen Schritten trat er auf sie zu, um vor ihr zu halten, die Arme vor der Brust verschränkt.

Sie legte ihre Anleitung zur Seite und erwiderte seine Begutachtung, kopierte dabei seine Haltung.

Vegeta war wieder da.

Doch heute nicht in seiner üblichen, königlichen Uniform. Sondern ohne Panzer und Umhang, als hätte er versucht, sich schnell zivil anzuziehen, um keine Aufmerksamkeit durch seinen Besuch zu erregen.

Ihre Augen wanderten über seine markanten Gesichtszüge, seinen gut geformten Körper. In den engen Hosen sahen seine trainierten Beine lang und wunderbar definiert aus, besonders die festen Oberschenkel, die den Stoff spannten.

Vegetas Räuspern weckte sie aus ihrer Betrachtung und errötend bemerkte sie, dass sie ihn sprachlos angestarrt hatte, ohne ihn zu hören.

„Hast du auch eine Kaffeemaschine hier?“ wiederholte er seine Frage. „Oder müssen wir dazu in den Laden?“

Er klang so, als würde er es bevorzugen, hier im in diesem geschützten Raum zu verweilen, damit keine Passanten ihn erkannten.

Bulma deutete auf ein Regal abseits, an dem ein Tisch befestigt war: ihre Pausenecke. Im Regal befanden sich eine neuentwickelte, kleinere Kaffeemaschine, sowie ein Wasserkocher für ihren Tee. Darin standen auch einige Dosen, in denen sie ihre Snacks verwahrte, damit sie jederzeit etwas zur Verfügung hatte, wenn ihr Blutzuckerspiegel wegen zu langem Arbeiten sank.

Sie schlenderte dorthin und stellte beides an: Kaffee für ihn, eine Tasse beruhigenden Tee für sich. Unbewusst wogen ihre Hüften verlockend und sie bemerkte nicht, wie Vegeta auf ihren vollen Hintern starrte.
 

Er bemerkte sofort, dass die Stimmung heute anders war.

Hatte Bulma gute Laune?

Aber weshalb?

Lag es an ihrem gestrigen Date? Waren es noch die Nachwehen einer sexuell erfüllten Nacht mit einem anderen Mann?

Eifersüchtig folgte er ihr, sein Gesicht eine starre Maske, während er ihr bei der Zubereitung zusah.

Er beobachtete jede ihrer Bewegung, um einen Rückschluss auf die vergangene Nacht zu erhalten; traute sich nicht, direkt zu fragen.

Radditz, sein sonst so loyaler Lakai, hatte ihm heute auf Nachfrage keine befriedigende Antwort geben können. Im Gegenteil, der Langhaarige hatte ihn so respektlos angeraunzt, wie Vegeta es noch nie zuvor erlebt hatte.

„Frag sie doch selbst. Ich bin damit durch. Nie wieder schnüffel ich in ihr Liebesleben, egal was du auch sagst“ mit diesen verärgerten Worten war Radditz hinausmarschiert.

Der zufällig vorbeikommende Nappa hatte ebenso wie Vegeta verdutzt geguckt.

„Ist Radditz wieder in der Pubertät?“ fragte der Kahle, doch der abgelenkte Vegeta gab keine Antwort.

Was bedeutete diese Reaktion?

Was hatte Radditz erlebt?

Einen solchen respektlosen Ton hatte der Langhaarige nur einmal angeschlagen: nachdem er Vegeta mit seiner Schwester erwischt hatte. Damals hatte er einen guten Grund gehabt, Vegeta anzuschreien, aber jetzt?!

Hatte Radditz etwas erneut seine Schwester mit einem Mann erwischt?

Vegeta hatte sich nicht beruhigen können. Die Eifersucht hielt ihn in seinen Fängen, spielte ihm alle möglichen Fantasien vor.

Er hatte sich nicht auf Nappas Gelaber konzentrieren können und daher impulsiv den Entschluss gefasst, sofort bei der Blauhaarigen nachzusehen.

Um Nappa rauszuschmeißen, hatte Vegeta einfach seinen Brustpanzer ausgezogen und ihn Nappa mit dem Befehl „Ist schmutzig, lass es säubern“ zugerufen. Dessen verdutzte Starre wegen diesem niederen Befehl hatte Vegeta kaltblütig ausgenutzt, um zu verschwinden.
 

Nun war er hier und traute sich kaum, direkt nachzufragen.

Was, wenn sie seine Befürchtung bestätigte?

Wenn sie tatsächlich mit diesen Unterklasse-Krieger…und es ihr besser gefallen hatte...Vegeta verzog missmutig das Gesicht.

Was für ein furchtbarer Gedanke!

„Gibt es was Neues?“ fing er das Gespräch mit einer unverfänglichen Frage an.

Wenn er Glück hatte, erfuhr er es auf diese Weise, ohne sich lächerlich zu machen.

„Nö, nicht viel“ antwortete die Frau aber nur rätselhaft und überreichte ihn mit schmalem Lächeln eine Tasse mit dem heißen, schwarzen Trank; so zubereitet, wie er es mochte.

„Hm, ich habe eine Angestellte, die den Laden übernimmt. Jetzt kann ich meine Zeit auf neue Entwicklungen konzentrieren“ erzählte sie. „Ich weiß nicht, wie lange es her ist, dass ich tagsüber in der Werkstatt arbeiten kann. Jetzt muss ich keine zusätzlichen Nachtschichten einlegen. “

Doch ihre beruflichen Veränderungen interessierten Vegeta nicht so sehr, wie ihre private.

Er schwieg und hoffte, sie würde von sich aus mehr erzählen.

Saiyajins waren keine Verhörspezialisten.

Wenn sie normalerweise etwas wissen wollten, befragten sie direkt und drohten beispielsweise mit einem „Sprich oder ich breche dir nacheinander alle Knochen.“

Unauffällige, dezente Verhöre waren auch für Vegeta ein schwieriges Unterfangen.

Bulma bemerkte, wie verschlossen er heute war. Als müsste er sich beherrschen, nicht mit einer beleidigenden Bemerkung herauszufallen, wohlwissend, zu was für einer Explosion es führen konnte. Lieber schweigen, als was kaputt zu machen, nur weil man nicht die richtigen Worte fand.

Etwas bedrückte ihn und angesichts der Ereignisse der letzten Stunden ahnte Bulma, womit es zusammenhängen konnte: Radditz schien über Bulmas Date zu schweigen.

Vegetas Neugier hatte ihn hierhergetrieben, ungeachtet der alltäglichen Geschäftszeit, wenn Kunden in der Nähe waren.

„Sollen wir auf meine Terrasse gehen?“ schlug sie vor und deutete auf eine kleine Seitentür, die zum hinteren, privaten Teil des Anwesens führte. „Es ist geschützt und einsam dort. Die Sonne scheint so schön und wir haben einen guten Blick auf meinen Garten. Es ist netter dort, um seinen Kaffee zu trinken als hier.“

Vegeta nickte zustimmend und folgte ihr.

Obwohl er immer noch schwieg, meinte sie, seine Überraschung zu spüren. Sie hatte bislang Vegeta noch nie freiwillig das Haus gezeigt oder in die privaten Bereiche geführt. Er war immer nur in dem für die Öffentlichkeit zugänglichen Laden gewesen.
 

Durch die Hintertür kam man auf die mit Granitplatten und Backsteinen eingefasste Terrasse, wo ein großer Holztisch mit diversen Stühlen stand. An einer Hauswand stand auch eine hölzerne Bank. Die Sonne schien angenehm in den windgeschützten Bereich, während man in den Garten schauen konnte.

Das Wort „Garten“ war eine wohlmeinende Beschreibung für die dortige Bepflanzung, da Bulmas vieles der Natur überließ, weil sie nicht ständig Zeit zur Pflege hatte. Ihre Roboter hatten beim Bauen des Geländes aber die vertrockneten und kranken Bäume gefällt und überwucherte und zu große Bäume gestutzt. Unkraut und wild wachsende Büsche waren herausgezupft worden, so dass nun genug Licht in den Garten fiel und nichts mehr wucherte. Es wuchsen gezielt ihre bevorzugten Blumen, die für Farbtupfern und angenehmen Geruch sorgten. Dazwischen lag sattgrüner, weiches Gras. An zwei perfekt dafür geeigneten Baumstämmen baumelte Kakarotts Hängematte, die er gerne zur Entspannung nutzte. Während der vordere Teil des Gartens der Entspannung und Schönheit diente, gab es hinter den neu gepflanzten Beerenbüschen noch den Nutzgarten für frisches Gemüse.

Bulma setzte sich auf die Bank, da sie den großen Tisch für nur zwei Saiyajins übertrieben fand. Vegeta setzte sich neben sie. Er blicke schweigend in ihren Garten und nahm ab und zu einen Schluck aus seiner Tasse.

Bulma tat es ihm gleich und bemerkte nun den Nachteil ihrer Entscheidung für die Bank: die Distanzlosigkeit. Sie und Vegeta saßen direkt nebeneinander, Schulter an Schulter. Sie waren sich so nah…

Ihr Herz schlug unwillkürlich schneller und sie konzentrierte sich lieber auf den Ausblick vor sich als neben sich, bevor sie wieder anfing zu starren wie eine Blödsinnige.

In Gedanken suchte sie nach einen Gesprächsthema, um die Stille zu durchbrechen.

„Was gibt es bei dir Neues?“ fing sie an zu fragen.

Dank ihrer Nähe spürte sie ein leichtes Zucken in Vegetas Körper.

War er überrascht, weil sie sich nach ihm erkundigte?

Weil sie nach so langer Zeit wieder normal mit ihm redete, ohne Wut oder Spott in der Stimme?

Traurig sah sie auf ihre Tasse. Seine Reaktion war angesichts ihres Verhaltens nicht verwunderlich. Sie hatte ihn lange mit Worte verletzt und er hatte sich auf die gleiche Weise revanchiert. Beide hatten aus Stolz keine Schwäche zeigen wollen und diesen Streit dadurch nur verlängert. Ging der eine einen Schritt aber zu, wich der andere aus Misstrauen zurück.

Vielleicht war er deswegen immer noch still, weil auch er die friedliche Stimmung nicht durch ein falsches Wort beenden wollte.

„Viel Arbeit beim Regieren?“ fragte sie vorsichtig nach, weil Vegeta immer noch keine Antwort gab.

Er grunzte zustimmend.

„Ich werde aber bald wieder auf eine Reise gehen“ sagte er kurzangebunden.

„Oh?!“ Bulma sah ihn direkt an, wartete auf mehr.

„Eine Kampf-Mission?“ fragte sie nach, weil er immer noch schwieg.

Musste sie ihm heute alles aus der Nase ziehen?

War es so ungewöhnlich, dass sie heute mal friedlich zusammensaßen und sich unterhielten?

Sie seufzte laut auf, lehnte sich an die Wand.

Nein, musste sie ehrlich zugeben, es war ungewöhnlich, wenn so plötzlich alles friedlich war, wie die Ruhe vor dem Sturm.

Oje, sie waren beide wirklich unverbesserlich stur und misstrauisch.

„Nein, es ist eine Art…Forschungs-Mission“ hörte sie ihn plötzlich zögerlich sprechen.

Sie drehte ihren Kopf zu ihm. Anstatt tiefer zu bohren, obwohl sie neugierig war, wartete sie drauf, dass er weitersprach.

„Es geht um meinen Vater“ mit einem großen Schluck trank Vegeta seine Tasse aus und setzte sie neben sich ab. Er verschränkte die Hände und starrte weiterhin aufs friedliche Grün, wich Bulmas fragenden Augen aus.

„Wir haben seit Wochen keine Nachricht mehr erhalten“ mehr konnte er ihr nicht sagen. Es ging um die königliche Mission. Zu viele Andeutungen könnte zu Gerüchten führen, die das Volk beunruhigen würde.

Doch Bulma hatte Zugang zu geheimen Daten, von denen Vegeta nichts ahnte, wie zum Beispiel dank ihres Hacker-Angriffs, als sie Aurums Raumschiff besucht hatte. Sie wusste mehr als er ahnte.

„Es ist eine sehr weite Reise, wo die üblichen Kommunikationswege nicht funktionieren“ sagte sie behutsam und meinte es beruhigend.

Dem König ging es vermutlich gut, aber die Nachricht konnte aus technischen Gründen nicht mehr übermittelt werden.

„Ja, aber in so einen Fall sollte die Mission abgebrochen werden und das Raumschiff wieder zurückkehren. Naja, ich wette, der König hat so viel Spaß, dass er noch nicht zurückkehren will“ er lehnte sich lachend zurück, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und tat so, als wäre es keine große Sache.

Bulma lächelte nicht. Wäre sie an seiner Stelle, würde sie sich Sorgen machen. Aber Vegeta und sein Vater hatten eine andere Beziehung zueinander.

Vegeta hatte nie viel über seine Familie gesprochen, da er ihr verschwiegen hatte, dass er aus der Königsfamilie stammte. Aber er hatte ihr einmal erzählt, dass seine Mutter an einer Krankheit gestorben war, als er noch ein Kind gewesen war. Über seinen Vater hatte er sich meist beschwert: über die viele Arbeit, die er verursachte oder wie er ihn austrickste. Aber trotzdem hatte Bulma immer einen respektvollen Unterton und Anerkennung in seiner Stimme gehört.

Vegeta gab es nicht zu, aber er machte sich bestimmt Sorgen, weil er solange nichts mehr von seinem Vater gehört hatte.

Vorsichtig hob sie ihre Hand und tätschelte seine Schulter. Diese verspannte sich sofort, doch sie ließ die Hand beruhigend darauf liegen.

Aus den Augenwinkeln warf Vegeta ihr misstrauische Blicke zu.

Fürsorge, von ihr?!

Vegeta hatte keinen Schimmer, was heute mit dem Weib los war und befürchtete erst, sie wäre noch im entspannten, gutgelaunten Delirium nach einer heißen Nacht.

Anderseits konnte er dank ihrer Nähe keine fremde Spur an ihren Körper ausmachen. Selbst wenn sie sich nach dem Sex lange geduscht hätte, um jeglichen fremden Geruch abzuwaschen, so wäre doch wenigstens auf ihre Haut noch ein Beweis sichtbar. Doch weder an ihrem Hals noch an ihren nackten Armen sah er Knutschflecken oder andere Spuren.

„Dein Date schien recht kurz gewesen zu sein“ schlussfolgerte er richtig und lächelte erleichtert.

Bulma nahm ihre Hand runter und zuckte gelangweilt mit den Achseln.

„Jemand musste sich mal wieder einmischen“ murmelte sie. „Übereifriger Bruder.“

„Ach ne, wie schade“ bemitleidete er sie mit schwerem Sarkasmus. „Oder steht schon das nächste Date in den Startlöcher?“ fragte er eifersüchtig.

Sie prustete verächtlich aus. „Nicht in nächster Zeit. Ich konzentriere mich auf mein Projekt und bleibe erst mal in meiner Werkstatt eingeschlossen. Meine Angestellte Laucha kümmert sich um die lästigen Kunden, die ständig geglotzt haben. Es fühlt sich eklig an, wenn jeder Mann dich mit den Augen vögelt“ gab sie seufzend zu. Die ganze Aufmerksamkeit fing an sie zu nerven.

„Zeig sie mir und ich reiße ihnen die Augen aus“ knurrte Vegeta besitzergreifend.

„Mit bloßen Fingern?“ lachte sie auf. „Wie barbarisch“ machte sie sich über den Vorschlag lustig.

„Fein, dann nutzte ich eine Gabel, wenn es für dich kultivierter ist“ grinste Vegeta.

„Naja, das wäre bestimmt hygienischer“ gab sie als Antwort.

„Deswegen trage ich ja auch ständig Handschuhe“ er wackelte bedeutsam mit seinen Fingern, die wie üblich in weißen Handschuhen steckten.

Bulma kicherte auf, sie mochte solche verbale Schlagabtausche. Sie freute sich innerlich, dass sie mal wieder miteinander lachen konnten, ohne Schadenfreude übereinander, auch wenn das Thema etwas eklig war. Denn sie hatte anhand Vegetas Blick erkannt, dass er seinen Vorschlag nicht ironisch meinte. Aber sie war Drohungen dieser Art von Radditz und Bardock gewöhnt. Anstatt mit Ekel erfüllte es sie mit einem zufriedenen Gefühl, von ihm beschützt zu werden.

Vegeta schmunzelte und erfreute sich an Bulmas Glucksen. In seinem Inneren fühlte er eine tiefe Erleichterung gepaart mit Zufriedenheit, wie er sie seit Monaten nicht verspürt hatte.

Bulma hatte nichts mit einem anderen, schien auch kein Interesse daran zu haben, öffnete sich ihm wieder. Eine große Belastung fiel von seiner Seele ab.

Er lehnte sich wieder an die Wand, hob sein Gesicht Richtung Sonne und schloss die Augen; genoss den Moment. Angenehme Wärme durchflutete ihn körperlich und seelisch.

Bulma trank ihren Tee aus und stellte die Tasse neben sich.

„Wann fliegst du denn los? Wie wollt ihr nach dem verlorenen Signal suchen?“ lenkte sie Gespräch wieder auf ernste Ebene, nachdem sie sich kurz abgelenkt amüsiert hatten.

Es stand immer noch die Suche nach dem verschwundenen König an. Bulma wollte wissen, wie der Plan war und ob sie Vegeta helfen konnte.

Vielleicht sein Radar verbessern?

Vegetas Augen öffneten sich abrupt, sein Grinsen verging ihm, er wurde ernst.

„In wenigen Tagen treffe ich mich mit einem Team von Aurum. Da sie das Raumschiff damals entwickelt haben, glauben sie, sie könnten es aufspüren. Wir werden uns zum weit entferntesten, uns noch bekannten Quadranten aufmachen und von dort Ausschau halten“ erklärte er.

„Und wenn ihr nichts findet?“ fragte Bulma behutsam.

Er zuckte mit den Schultern, als wäre es keine große Sache.

„Tja, auf Vegeta-Sei wird sich nichts ändern. Es wäre nur eine Formalität, dann bin ich offiziell König und nicht mehr Stellvertreter. Ist ja nicht so, als wäre alles neu für mich und ich hätte nicht damit gerechnet“ schloss er düster ab.

Es passierte oft genug bei den Saiyajins, dass Krieger nicht von einer Mission zurück kehrten und auch die Könige waren keine Ausnahme davon. Sollte dies der Fall sein, so hoffte Vegeta, dass sein Vater so gestorben war, wie es sich jeder Saiyajin wünschte: in einen glorreichen Kampf.

. Das Volk würde sich zu einem öffentlichen Leichenschmaus versammeln, aber es gäbe halt keine Leiche zum Verbrennen. Die Feier würde als symbolischer Abschied gelten und als Übergang zur Krönung des neuen Königs. Die letzte Macht über die Armee, den Palast, das Volk und alle Ressourcen des Planeten würde dann Vegeta überreicht werden

Mit seiner Krönung wäre er offiziell König Vegeta IV. und einige neuen Pflichten würden auf ihn warten, die er bislang ignoriert hatte…wie die Suche nach einer Königin und die Fortführung seiner Linie.

Bislang gab es aber nur eine Frau, die sowohl er wie auch sein innerer Ozaru akzeptierte: die blauhaarige Frau neben sich.

Bulmas Fähigkeiten glichen seine Schwächen aus, sie amüsierte ihn, beruhigte ihn und trieb ihn gleichzeitig an, sich zu entwickeln…dazu drängte es ihn, sich mit ihr zu paaren, nur mit ihr und niemanden sonst.

Könnte Bulma sich denn vorstellen, Königin zu werden?

Würden die Saiyajins, die immer noch glaubten, sie wäre eine schwache Mutantin, sie akzeptieren?

Man müsste ihnen erklären, dass es eine Folge rezessiver Gene wäre, sie aber damit eine reinrassige Saiyajin war. Die Frage war, ob das Volk es glauben oder es als Ausrede halten würde.

Letztendlich war es egal, es war seine Entscheidung, wen er als Königin auswählte. Das Volk wie auch der Rat der höchsten Saiyajins durfte Vorschläge machen, aber das war auch schon alles.

Aber er hoffte wenigstens auf Bulmas Zustimmung, sollte er sie fragen. Das war das Wichtigste.

Aber dafür standen die beiden erst wieder am Anfang und eine solche Frage wäre jetzt nur voreilig.
 

Hungrig entdeckte Vegeta vor sich einige Beeren, die in den Büschen rot leuchteten. Er stand von der Bank auf und ging darauf zu, erntete die leicht sauren Beeren ab.

Seine Aktion zeigte, dass er kein Interesse hatte, weiter über den König zu sprechen.

Bulma sah ihn dabei zu, wie er durch die Äste strich und gründlich nachsuchte.

Sie stand auf und ging an ihm vorbei.

„Da hinten sind noch mehr“ sie zeigte mit dem Finger zu den restlichen Beerenbüschen, die ihren Gemüsegarten einrahmten. „Außerdem hängt noch Obst in den Bäumen, wenn du so hungrig bist.“

Vegeta grunzte zustimmend und folgte ihr.

Schnell entdeckte er das reife, leuchtende Obst und sprang behände in die Baumkrone, um sich zu bedienen. Mal wieder selbst auf Nahrungssuche zu gehen, anstatt einen Diener zu rufen, erinnerte ihn an seine Kindheit und wie er mit Bulma immer im Wald gewesen war. Selbst Gejagtes schmeckte besser. Genüsslich biss er in eine runde Frucht, deren Oberfläche eine appetitliche rote Färbung angenommen hatte. Sie besaß ein knackiges, säuerlich Fruchtfleisch und war von einer Qualität, wie sie eines Königs würdig war.

Bulma naschte lieber von ihren süß-sauren, violetten Lieblingsbeeren und sah nebenbei nach ihrem Gemüse, das gut gedieh. Wegen so einer Situation behielt sie immer noch ihren Gemüsegarten, auch wenn sie gut genug verdiente: um jederzeit etwas Frisches vorrätig zu haben.

Ihre Finger verfärbten sich blaulila durch die Beeren und sie leckte den Fruchtsaft ab.

Als sie dies an ihrer zweiten Hand wiederholen wollte, wurde sie stattdessen von einer Handschuhbedeckten Hand aufgehalten. Staunend sah sie mit großen Augen dabei zu, wie plötzlich Vegeta vor ihr stand und die Finger an seinen Mund führte, um sie gründlich mit seiner Zunge zu säubern.

Hoch quietschte sie auf und konnte die Röte auf ihren Wangen und das erschrockene Peitschen ihres Schweifes nicht verhindern. Das Gefühl seiner wendigen Zunge erinnerte sie an zu viele sexuell aufgeladene Szenen.

„Köstlich“ schnurrte er. „Alles in diesen Garten schmeckt so fantastisch, dass ich mich immer daraus bedienen will.“

„Erst meinen Kaffee stehlen und nun das?“ hauchte Bulma in schwacher Empörung und wollte ihm die Hand entziehen, was er aber nicht zuließ. Erst als jeder ihrer Finger sauber war, ließ er locker, nicht ohne ihr als Abschied leicht in die Kuppe des Zeigefingers zu beißen.

Wieder quietschte sie auf.

Vegeta feixte selbstzufrieden.

Das Weib beschwerte sich nicht, wehrte sich nicht oder floh. Stattdessen ähnelte der Ausdruck in ihrem Gesicht der einen Frau in Hitze. Ihre Wangen waren von derselben herrlichen Röte überzogen wie die eben verputzte Frucht und sie verströmte einen ebensolchen anregenden Duft, bei dem ihm das Wasser im Mund zusammen floss.

Dermaßen abgelenkt von diesem Anblick registrierte er zu spät das Signal seines Scouters, welches er auf lautlos gestellt hatte.

Er drehte misstrauisch den Kopf und Bulma, ebenfalls zu abgelenkt gewesen um fremde Energien zu spüren, folgte seinen Blick.

Eine fremde Saiyajin schwebte über ihnen.
 

Die junge Frau schwebte hinunter und landete vor ihnen. Stirnrunzelnd sah sie auf das Paar und besonders auf Bulmas Hand, die immer noch von Vegeta behutsam gehalten wurde.

Er ließ sie widerwillig los, um sich den Eindringling zuzuwenden.

Sein Scouter sagte ihm einen Level von knapp 1.000 an und anhand seiner Beobachtung konnte er feststellen, dass die Frau etwa in seinem Alter war und aus der gehobenen Schicht kam.

Sie trug keine Rüstung, aber einen breiten Gürtel aus polierten, schwarzen Schuppen, der ihr rotes, tief ausgeschnittendes Kleid zusammen hielt. Ihre Kleidung und hohe Stiefel waren gepflegt und verziert, dazu trug sie einen goldenen Armreif und eine breite Kette. Ihre Haut war getönt, das Gesicht symmetrisch, mit den üblichen Zügen der Saiyajins, dazu langes, lockiges Haar, welches ihr über die Schulter floss.

„Entschuldige, aber das hier ist Privatbereich“ meldete sich Bulma als erstes streng zur Wort und sah die Fremde strafend an. „Wenn Sie etwas kaufen wollen, müssen Sie zum Vordereingang. Dort ist der Laden.“

Die Fremde runzelte die Stirn und sah die Blauhaarige naserümpfend an. Anstatt ihr Antwort zu geben, verbeugte sie sich ehrerbietig vor Vegeta.

„Ich grüße den Skattkönig Vegeta. Sieg und Ehre dem Skattkönig, edelstes Blut der Saiyajins.“

„Was machst du hier?“ knurrte Vegeta sie schlechtgelaunt an „Hast du nicht gehört? Das ist Privatbereich!“

Was fiel der Fremden ein, Bulma zu ignorieren? Das war ihr Stück Land.

Vegeta besaß das Recht, hier zu sein, aber nicht dieses Miststück, welches ihn überrascht hatte und diesen Moment zerstörte, diese Gelegenheit vermasselt hatte.

Er sah, wie sie irritiert blinzelte, woraufhin sie sich beeilte, sich vorzustellen.

„Mein Name ist Peppa, Enkelin von General Paparika“ sagte sie mit selbstgefälligem Lächeln.

„So?! Das gibt dir also das Recht, mich zu stören?“ fragte er unbeeindruckt.

General Paparika, den Namen kannte er natürlich und er erinnerte sich auch, wie der alte General in Ruhestand, der aber immer noch als Minister tätig war, oft von seiner hübschen Enkeltochter geschwärmt hatte. Vegeta hatte aber jeden seinen Versuche vereitelt, die beiden zusammen zu bringen. Er ließ sich nicht von diesem Alten verkuppeln!

Nun hatte sich die junge Frau wohl vorgenommen, selbst aktiv zu werden. Ihr Plan, sich selbst vorzustellen, kam allerdings zum unpassenden Augenblick. Allein dafür war sie in seiner Gunst gesunken und die missbilligende Blicke, die sie Bulma zuwarf, taten ihr Übriges.

Wenn Peppa nicht aufpasste, war sie gleich nur noch ein Aschehaufen.

„Ich war zufällig hier und sah eure Anwesenheit. Da wollte ich Euch begrüßen“ log sie ihn an. Vegeta durchschaute sie und da war er nicht der Einzige.

Bulma schnaufte verächtlich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Schwachsinn! Ich habe dich noch nie zuvor hier gesehen. Ich habe außerdem ein großes Schild am Eingang stehen, damit ein Neukunde weiß, wo er hin muss. Ich verstehe also auch nicht, was dir das Recht gibt, hier einzudringen“ bemängelte sie das schlechte Benehmen. „Verfolgst du Vegeta?“

„Wie kannst du es wagen?!“ zischte plötzlich Peppe sie erzürnt an. „Er ist der Skattkönig und baldiger Herrscher. Wie respektlos, seinen Titel nicht zu nennen.“

„Oho, keine Manieren haben, aber mich belehren?“ Bulma lächelte belustigt. „Pack dich an die eigene Nase.“

„Du blauhaarige Missgeburt“ schrie Peppa, erzürnt durch diese respektlosen Antworten. „Jemand in deiner Stellung sollte knien und die Augen zu Boden senken. Du hast nicht mal das Recht, neben ihm zu stehen. Wie kann so eine schwache Saiyajin es wagen? Ich bin nicht nur stärker, sondern auch edelsten Geblüts und mit den Anzeichen einer richtigen Saiyajin gesegnet. Nicht so wie du, Bastardtochter!“

Bulma blieb ruhig. In gewisser Weise konnte sie Vegeta für seine früheren Provokationen danken, die sie geistig stark gemacht hatten, denn früher wäre sie sonst bei dieser Beleidigung längst aus der Haut gefahren. Aber all das hatte sie schon längst gehört und es berührte sie nicht mehr.

Außerdem sah sie die Eifersucht in Peppas Augen lodern.

In gespielter Einfalt wandte sich Bulma an Vegeta.

„Muss ich mich eigentlich in meinen Garten beleidigen lassen?“ fragte sie und ignorierte absichtlich die keifende Frau.

Vegeta ging auf ihr Spiel ein und schüttelte den Kopf. „Keineswegs. Ich werde sie mit Vergnügen entfernen“ entgegnete er und während er Bulma weiterhin ansah, hob er beiläufig seine rechte Hand, die drohend anfing zu glühen.

Peppe schrie erschrocken auf und sank auf die Knie.

„Mein Herrscher, Majestät, ich bitte um Gnade“ sagte sie eilig.

Vegeta kümmert sich nicht um die Bettelei, sah weiterhin zu Bulma, in deren Augen dasselbe schadenfrohe Glitzern war wie in seinem. Dass sie beide gerade Komplizen waren, gefiel ihm.

Mit strenger Miene drehte er sich nun zur knienden Frau um, seine Hand immer noch drohend erhoben.

„Wie kannst du wagen, mir unerlaubt entgegenzutreten und dann andere zu belehren?“ fragte er sie kühl. „Was gibt DIR das Recht, Weibsstück?“

„Ich tat es für euch“ versicherte Peppa greinend. „Es sind Gerüchte zu hören, da wollte ich euch vor ihr schützen. Sie ist eurer nicht würdig. Der Gedanke, eine Missgeburt wie sie könnte Königin werden…“

Bulmas Augen wurden groß.

Königin? Um was für Gerüchte ging es hier denn?

Fragend sah sie Vegeta an, der sie aber nun ignorierte, obwohl ihm der misstrauische Blick nicht entging.

Aber er musste diesen Moment nutzen, um ein Exempel zu statuieren.

Er konnte es nicht gebrauchen, das weitere Frauen vor Bulma auftauchten und seine Pläne durchkreuzten. Genau so etwas hatte er befürchtet, weshalb er seine Besuche immer geheim halten wollte. Hätte er sich doch nur beim letzten Mal besser beherrscht, dann hätte niemand davon erfahren und dieses Miststück wäre nicht aufgetaucht.

Vielleicht nur eine von vielen neidischen Frauen, vor denen er Bulma bewahren musste.

Er unterbrach Peppas Ausflüchte, die dazu dienen sollten, ihre Vorzüge gegenüber Bulma zu erwähnen.

„Wen ich als Königin erwähle, hat dich nicht zu kümmern. Auch nicht deinen Großvater“ knurrte Vegeta bedrohlich. Das Ki, welches sich um seine Hand sammelte, leuchtete stärker. Langsam ging er auf Peppa zu, die nun ängstlich ihren Kopf senkte. Schweißtropfen rannen von ihrer Stirn.

Ihr wurde klar, dass sie zu viel im falschen Ton gesagt hatte. Der Skattkönig war deutlich verärgert.

„Du solltest deinen Platz kennen. Er ist nicht an meiner Seite“ stellte Vegeta klar. „Keine Frau kann meine Entscheidung erzwingen, aber DU WAGST ES?!“

„Majestät, ich flehe um Gnade“ keuchte Peppa, deren Stirn bereits den Boden berührte, so tief kniete sie. Ihr Schweif lag kraftlos neben ihr.

Bulmas schadenfrohe Lächeln war ihr bei diesem Anblick vergangen.

Zwar war sie froh, dass diese stolze, bedrohliche Fremde jetzt gebrochen war, aber würde Vegeta sie wirklich umbringen?

Bulma hatte es doch als Scherz gemeint!

Ihre Hände zitterten; sie wusste nicht, ob sie Vegeta aufhalten sollte. Seine Aura war voller kalter Zorn und Verachtung, allerdings noch unter Kontrolle.

Vegeta schien etwas zu planen, also musste sie ihm vertrauen und durfte ihn nicht stören, auch wenn es ihr schwer fiel.

Vegeta hielt inne, sein Ki so stark, dass man es in der Luft brizzeln hörte.

In gespielter Nachdenklichkeit sah er auf die zitternde Frau hinab.

„Ich wäge gerade ab, ob du mir tot oder lebend mehr vom Nutzen bist“ sprach er langsam.

„Verfügt über mich. Ich gehorche jeden Eurer Befehle“ kam es gehorsam von Peppa.

„Dann vernehme meine Worte. Du wirst dich nie wieder mir nähern, es sei denn, auf offizielle Einladung...was ich bezweifle, denn ich will dein Gesicht nicht sehen und deine Stimme nicht hören. Da bin ich nicht der Einzige…“ er betonte das letzte Wort. Er zwang Peppas Kinn mit seiner Stiefelspitze hoch, damit diese den Ernst in seinen Augen sah. Er deutete mit dem Kopf in Richtung Bulma. Peppa folgte seinen Blick und sah dann, nach einem leichten Stupsen seines Stiefels gegen ihr Kinn, wieder eilig zu ihm. Mit grausamem Lächeln, das ihren Tod versprach, sollte sie erneut hier auftauchen, fuhr er fort.

„Du wirst nie wieder hier herkommen. Du wirst dich von Bulma und ihren Besitz fernhalten. Und sollte ich noch mal ein abfälliges Wort über sie aus deinen Mund oder dem deiner Familie hören, reiße ich euch in Stücke. Mit deinen Großvater fange ich an, da er es versäumt hat, dir Manieren beizubringen. Stattdessen hat er dir Flausen ins Ohr gesetzt. Du, als Königin? So verzweifelt werde ich niemals sein.“

Er lachte böse, als er die Tränen sah, die sich in Peppas Augenwinkeln sammelten.

Indem er Peppas Stolz so zerstörte und das mit Bulma als Zeugin, würde dieses Miststück nie wieder auftauchen. Ihre Hoffnung hatte er damit endgültig zerstört und aus Scham würde sie schweigen.

Nie wieder würde sie Bulma beleidigen!

Er löste sein Ki und nahm seine Hand wieder runter. Ruhig drehte er sich zu Bulma um und schritt auf sie zu. Er berührte sie an der Schulter, da sie immer noch misstrauisch auf Peppa starrte und drückte sie widerstandlos an sich.

Bulma keuchte erstaunt auf, aber Vegeta spürte in seinen Rücken immer noch Peppas Blicke. Besitzergreifend nahm er das blauhaarige Weib in seine Arme, die sich langsam entspannte. Als er spürte, wie Bulma sich an ihn anschmiegte und ihren Kopf an seiner Schulter legte, war er froh, keinen Brustpanzer zu tragen. So hatte er mehr von dieser Umarmung, spürte ihren weichen Körper an seinen.

Im Hintergrund hörte er das eilige Abzischen einer fliegenden Saiyajin, sie waren damit wieder alleine.

Bulma hörte es wohl auch, denn nun löste sie sich räuspernd aus seiner Umarmung.

„Wow, das war…unerwartet“ hüstelte sie verlegen.

„Eigentlich nicht, wir können froh sein, dass wir bislang ungestört waren“ berichtigte er sie. Ernst sah er sie an, hielt sie immer noch an den Schultern fest.

„Bulma, sollte sie oder jemand anders auftauchen, mit denselben Vorwürfen und Beleidigungen im Gepäck, dann nutze meinen Namen. Du hast zwar nicht mehr den weißen Panzer als Zeichen, aber das kannst du immer noch tun. Sag ihnen, ich werde sie alle in Ketten legen, wenn sie dich bedrohen, verstanden?“

„Ich…okay“ stimmte sie ihm überraschend schnell zu. Vegeta ahnte nicht, dass Bulma dies schon öfters gemacht hatte, allerdings in anderen Zusammenhang.

Bulma wünschte sich, sie könnte sich selbst verteidigen, doch die Realität sah anders aus.

Hätte Peppa sie alleine überrascht…Bulma wäre wehrlos gewesen. Zwar trug sie in ihrem Werkzeuggürtel immer eine kleine handliche Laserwaffe, aber um diese zu nutzen, müsste sie schnell und überraschend agieren.

Heute war sie aber überrascht worden.

„Ich werde vorsichtig sein“ versprach sie Vegeta.

Er blinzelte überrascht von dieser schnellen Einsicht, nahm dann einen tiefen Atemzug. Ehe Bulma sich versah, umarmte er sie erneut und drückte sie an seine Brust.
 

Verflucht!!!

Vegeta sah grimmig in die Luft, wo nichts mehr von Peppa zu sehen war.

Warum ausgerechnet jetzt und warum ausgerechnet dann, wenn er bald den Planeten verlassen würde?!

Die Mission war zu wichtig, er wollte dabei sein, wenn nach seinem Vater und dessen Team gefahndet wurde.

Vegeta hoffte, dass seine Warnung verbreitet wurde, damit kein weiterer unerwünschterer Besuch hier her kam. Zur Sicherheit würde er aber Radditz davon erzählen: Bulmas Bruder war der Einzige, den er, abgesehen von sich selbst, zutraute, die Sache zu händeln.

„Ähm, Vegeta, kannst du mich loslassen?“ hörte er Bulmas Stimme dumpf anfragen.

Er löste seinen Griff um sie, hielt sich aber weiterhin an den Schulter fest. Eilig suchte er nach den richtigen Worten.

„Keine Dates!“ war das erste, was ihm einfiel.

„Bleib in deiner Werkstatt! Wenn du rausgehst, dann nur in Begleitung! Und gib mir deine Scouter-Nummer, damit ich dich jederzeit anrufen kann!“

„Wow, so viele Befehle auf einmal. Womit habe ich das denn verdient?“ fragte Bulma spöttisch.

„Damit, dass ich dich gerade vor den Fängen einer neidischen Giftspritze gerettet habe“ erwiderte Vegeta.

Bulma kicherte, amüsiert über Vegetas Gebaren.

Sie griff nach seinem Scouter und zog ihn vorsichtig von seinem Ohr ab, um ihre neue Nummer einzuspeichern.

„Da, hier hast du“ murmelte sie und drückte den Scouter behutsam wieder an seinen angespannten Platz.

Vegeta hatte das staunend beobachtet, ohne seine Griff zu lösen. Sein Ohr prickelte, dabei hatte sie es nur gestreift.

Er schluckte hart, versuchte sich zu besinnen.

Wieso musste er sich von ihr trennen, wo er sie gerade in den Armen hielt?!

Dafür würde Paparika und seine Brut büßen. Er würde den Alten aus den Rängen seiner Berater entfernen und in die nächstbeste Besenkammer sperren. Er würde…

„Ich hoffe, dass du deinen Vater findest“ flüsterte Bulma und unterbrach seine Rachegelüste.

Vegeta besann sich, atmete tief durch, nickte. Er erkannte, dass auch Bulma den Abschied spürte.

Widerwillig löste er seinen Griff und trat einen Schritt zurück.

Bedeutsam sah er sie an.

Ermunternd lächelte sie zurück.

Er würde gehen, aber er würde zurückkehren und Bulma würde ihn erwarten.

Diese Gewissheit war tröstend.

Und dann würde ein neues Kapitel in ihrer Beziehung aufgeschlagen werden, da waren sich beide sicher.

Finale 2: Kampf um Stolz und Ehre

 

Zwei Tage lang blieb es ruhig.

Kein Vegeta, keine weitere fremde Frauen, keine nervigen Kunden oder Verwandtschaft, die sie besuchte.

Bulma nutzte die Zeit ohne Störungen und stürzte sich in ihr Projekt.

Der Gravity-Ball zeigte schnell Fortschritte, der wichtige Kern wurde installiert sowie die Energiezellen. Bald könnte sie mit der Außenhülle beginnen. Ihr Vater und ihre Brüder würden sich sehr über ihr Projekt freuen, von dem bislang nur Kakarott wusste. Ihr kleiner Bruder hatte bereits begonnen, Gewichte und anderes Trainings-Equipment aus der alten Tsufuru-Basis mitzubringen, damit diese im Gravity-Ball genutzt werden konnten.

Er war aufgeregt. Sobald Bulmas Bau beendet war, könnte er direkt vor der Haustür trainieren, in neuen, herausfordernden Bedingungen. Gegen seinen Vater und Bruder zu wetteifern, würde spannend werden. Endlich genug Platz zu haben, anstatt in der engen Kabine der alten Basis zu trainieren, Kämpfen bei höherer Schwerkraft…er freute sich schon drauf.

Bulma versuchte sich zu beeilen, denn dies war der springende Punkt: Kakarott war tagsüber kaum da, entweder am Trainieren in der weit entfernten Basis oder auf Mission mit seinem Vater.

Wenn er rufbereit in ihrer Nähe wäre, hätte sie jederzeit einen starken Krieger als Beschützer vor Ort, sollte ein gefährlicher Saiyajin erscheinen.

Angesichts des Überraschungsbesuchs von Peppa und Vegetas Warnung befürchtete sie, dass weitere neidische Saiyajin-Frauen bei ihr auftauchen könnten. Gegen so eine Bedrohung hatten Bulma nur geringe Chancen.

Ihre Ladenhilfe Laucha war nur wenig stärker als die Blauhaarige, es reichte niemals aus, um gegen eine Kriegerin zu bestehen. Bulma behagte es auch nicht, ihre freundliche Angestellte in ihren Ärger mit reinzuziehen.

Also sah die Blauhaarige nur eine Lösung: eine Verstärkung ihres Abwehr-Systems, solange die Männer ihrer Familie als Abschreckung nicht zur Verfügung standen.

Sie nutzte die elektrischen Kabel unter dem Haus, um ein paar neue Verbindungen zu legen: im Notfall könnte sie den Boden unter Strom stellen. Sie hatte bereits am Anfang des Baus sich um eine laute Alarmanlage gekümmert, aber nun verbesserte sie das System, indem sie Infrarot-Kameras und Powerlevel-Messer einbaute. Die Alarmanlage sollte sich melden, sobald eine unbekannte Energie das Haus betrat. Normale, unbekannte Kunden hatten dort kein Zugang; das System würde damit nur auf verdächtige Eindringlinge reagieren. Sobald es jemanden erfasste, würden Gewehre automatisch aus dem Boden und der Decke auftauchen, das Ziel erfassen und schießen.

Doch leider wusste Bulma auch, wozu starke Saiyajins in der Lage waren: sie konnten den Kugeln ausweichen, mit den Körper abwehren oder die Anlage zerstören, bevor sie ihre Wirkung entfalten konnten.

Der beste Schutz vor feindlichen Saiyajins war nur ein freundlich gesinnter Saiyajin, der einen beschützte.

 

Am dritten Tag geschah es dann.

Bulma hatte an diesem herrlichen Morgen, wo die Morgensonne verheißungsvoll durch die Wolken schien und herrliches Herbstwetter ankündigte, geglaubt, es wäre alles ausgestanden.

Anscheinend gab es keine weiteren Konsequenzen mehr wegen der fremden Saiyajin. Vegetas Eingreifen schien gewirkt zu haben.

An diesem frühen Morgen, wo der Morgendunst noch am Boden waberte, marschierte sie nach dem Frühstück schnell kontrollierend durch ihren Garten, um fertig gereiftes, frisches Gemüse fürs Mittagessen zu ernten. Tau glitzerte auf dem feuchten Rasen.

Sie zog einige Rüben und Bataten heraus und schnitt Bohnen ab, die sie in ihren Korb legte. Sie genoss es, der Natur so nahe zu sein, als Abwechslung zu den sonstigen Maschinen.

Allein der herrliche Geruch der frischen, kalten Morgenluft weckte sie mehr auf als eine dritte Tasse Kaffee. Es prickelte angenehm und weckte alle ihre Sinne, zu ihrem Glück.

Dadurch spürte sie eine starke, unbekannte Aura herannahen. Diese gehörte nicht Laucha, dafür war sie zu stark. Für Kunden war es auch noch zu früh, also wer kam da an?

Bulma legte den Korb ab und lauschte, ob sich jemanden zu Erkennen gab und nach ihr rief. Vielleicht war es nur ein Notfall, das kam vor. Manchmal fragten ihre alten Arbeitgeber, der Raumflughafen oder das Krankenhaus an, ob sie ein technisches Problem lösen konnte.

Sie lauschte, doch nichts war zu hören. Niemand rief sie, selbst das laute, flirrende Geräusch eines heranfliegenden Saiyajins fehlte.

Der Besitzer der Aura war also leise gelandet und schlich sich an.

Bulma verzichtete darauf, selbst laut zu rufen, um ihre Position nicht zu verraten. Ihr Besucher verhielt sich verdächtig, also würde sie vorsichtig sein, bis sie mehr wusste.

Schnell huschte sie ins Gebüsch und löschte ihre Aura, auf dass ein Scouter sie nicht finden konnte.

Das kleine Erntemesser behielt sie als Waffe in der Hand. Abgesehen von der kleinen, scharfen Klinge hatte sie nichts bei sich, ihr Werkzeuggürtel mitsamt Laser-Pistole und Scouter lag noch im Haus.

Sie schärfte ihren sechsten Sinn und versuchte weitere Auren zu lokalisieren. Ihre Fähigkeit reichte aus, einem Umkreis von 200 Meter komplett auf Lebensquellen zu erfassen. Es sei denn, eine Aura war besonders stark, die fühlte sie noch auf weitere Distanz. Sie war damit in der Lage, ihr Gelände zu kontrollieren, ohne auf einen Scouter angewiesen zu sein.

Unsicher umfasste sie das kleine Messer, während sie das einzelne, fremde Powerlevel auf dem Gelände herumschleichen spürte.

Anhand der Art der Aura konnte sie sagen, dass es ein fremder Mann war.

Es war nicht Yamma, nicht mal einer ihrer bekannten Kunden, auch kein alter Kollege.

Aus ihrem Versteck sah Bulma zur nahen Haustür, von der sie aus schnell in der Küche wäre, wo ihre Tasche auf dem Tisch lag. Wenn sie sich beeilte und lautlos war, könnte sie drankommen, ohne dass es der Eindringling bemerkte, um sich dann wieder im Garten zu verstecken.

Auch wenn das Haus ein Sicherheitssystem besaß, wollte Bulma sich nicht drinnen verstecken, wo sie nur schwer raus fliehen könnte. Die undurchsichtigen Wände könnten zur Bedrohung werden und sie mitsamt dem Eindringling verbergen, wo er seine geplante Untat ohne Störung vollstrecken könnte…was immer der Kerl vorhatte, Bulma wollte es nicht herausfinden.

Nein, der Garten verhieß mehr Fluchtmöglichkeiten, da würde sie bleiben.

Die Entscheidung war damit gefallen.

Bulma stürmte los, mit leichtem Schritt, ja keine verdächtigen Geräusche machend. Eilig öffnete sie die Tür, rannte in die Küche, wo sie auf dem Tisch ihre Tasche liegend sah. Kaum hatten ihre Finger das Leder berührt, als ein schrillender Alarmton durchs Haus erscholl.

Zeitgleich mit ihren Eintritt hatte die Alarmanlage auch das Eindringen des Fremden registriert.

„EINDRINLING; EINDRINLING! FREMDE ENERGIE ERFASST! IDENTIFIZIEREN SIE SICH!“ sprach eine schrille Frauenstimme. „COUNTDOWN LÄUFT…DREI…ZWEI…EINS…IDENTIFIZIERUNG FEHLGESCHLAGEN!“

Zwei Sekunden Stille.

Bulmas Herz schlug ihr bis zum Hals. Anstatt zu lauschen, um auf die Reaktion aus der Ecke des Hauses zu warten, woher der Alarm kam, schnappte sie sich die Tasche und rannte wieder hinaus in den Garten. Kaum waren ihre Füße über die Schwelle getreten, als sie das Sirren der Gewehre und das Abfeuern der Kugeln hörte, darunter ein lautes, fremdes Fluchen vom überraschten, ahnungslosen Eindringling, der nun angriffen wurde.

Bulma rannte in die Hecke und dachte an den Moment vor vielen Jahren, als sie mit Kakarott zum ersten Mal in die Tsufuru-Basis eingedrungen war. Hätte das System sie nicht aufgrund ihrer Größe und Schwäche als Tsufurianer missverstanden, wären sie auf dieselbe Weise attackiert worden.

Aber im Gegensatz zum Eindringling hätten sie den Angriff wohl nicht überlebt.

Aus sicherer Entfernung sah sie zum Haus, wo sie lauten Lärm hörte. Es schepperte und zerschellte, Kugeln wurden ratternd abgefeuert, doch die Aura des Fremden blieb beständig.

Stöhnend hörte sie den Krach, der ihr bedeutete, wie viel in ihrem Haus gerade zu Bruch ging.

In ihren gedanklichen Ärger und Sorge, wie ihr Haus wohl später aussehen würde, wurde sie durch das Geräusch von neuen Explosionen gestört. Es wiederholte sich und mit jedem weiteren Knall wurde der Klang von abfeuernden Kugeln leiser.

Bulma kaute auf ihre Lippe.

Wie befürchtet: Der Eindringling war geübt, konnte Kugeln ausweichen oder abwehren sowie die Kanonen zerstören.

Saiyajins waren schwer zu erwischen.

Es war tatsächlich ein fremder, ihr feindlich gesinnterer Krieger auf ihrem Anwesen.

Bulma gürtete sich ihre Tasche um und griff darin blind nach dem Scouter, wo sie auf einen Knopf drückte, der sofort ein Not-Signal an alle gekoppelte Scouter sandte.

Hilfe würde kommen.

Nun musste sie nur noch Zeit schinden und durfte sich nicht entdecken lassen.

Vielleicht wäre der nahe Wald besser als Versteck geeignet als ihr gepflegter Garten?

Mehr buntes, schützendes Laubwerk als hier, wo der Garten schon Lücken aufgrund des fallenden Herbstlaubes aufwies.

Sie kroch tiefer durchs Gebüsch, mit dem Ziel, über die Mauer zu springen und von dort in den Wald zu rennen.

Hinter sich hörte sie das leise Sirren von Elektrizität: eine weitere Verteidigungsbarriere wurde gerade aktiviert; der elektrische Flur.

Mit schadenfrohem Lächeln hörte sie das schmerzhafte Gebrüll.

Leider hielt der nicht lange genug auf: mit einem Krachen wurde einfach ein Loch durch die Mauer geschossen, ein Schemen sprang heraus und brachte sich in Sicherheit.

Leider an der falschen Stelle, zu nah an ihrem Versteck.

Bulma hielt in ihrer Flucht inne und drückte sich flach auf den Boden. Unter den Wurzeln der schützenden Hecke sah sie zum Saiyajin, der sich gerade den Staub von der Rüstung wischte. Die Panzerung sah etwas lädiert aus, ein paar Schusslöcher waren zu sehen, leider nicht an lebenswichtigen Stellen.

Der Krieger, der noch relativ jung aussah, sah sich um und schaltete seinen Scouter ein, um nach der Besitzerin zu fahnden.

Nie zuvor war Bulma so froh gewesen, ihre schwache Aura noch weiter, auf fast Null-Level reduzieren zu können.  Eher würde der Scouter die Raubtiere im Wald erfassen als sie, die direkt in seiner Nähe lag.

Sie konnte das Stirnrunzeln des Typen erkennen, der paarmal die Messung wiederholte, anscheinend unzufrieden mit dem Ergebnis. Er blieb an Ort und Stelle, drehte sich paarmal im Kreis, was ihr die Möglichkeit gab, ihn zu beobachten.

Kurze strubbelige Haare, bösartige Augen und ein harter Mund, dazu die Rüstung der Unterklasse, die seine Muskeln offenbarte. Er war großgewachsen, aber kleiner als Radditz, auch etwas schwächer, doch für sie, die schwächste Saiyajin auf diesem Planeten, mehr als ausreichend.

Was immer er mit ihr vorhatte, Bulma wollte das erst herausfinden, wenn ihre Hilfe vor Ort war. Dann könnten ihre Brüder ihn gerne ausquetschen, wortwörtlich, denn für den Schaden in ihrem Haus würde er bezahlen und wenn nicht mit Geld, dann mit Blut.

Bulma hoffte darauf, dass er sich in andere Richtung begab, damit sie ein neues Versteck suchen konnte. Sie wollte den Kerl außerdem vom Gelände haben, bevor er noch mehr kaputt machte. Ihre Inneneinrichtung war zwar ärgerlich, aber wichtiger war ihr halb fertiger Gravity-Ball, der bislang ungeschoren in der Werkstatt lag. Sie hatte kaum Ersatzteile dafür. Seine Zerstörung würde ihr wirklich in der Seele wehtun.

„Verdammt, wo ist die Tussi? Ist sie so schwach, dass selbst der Scouter sie nicht finden kann?“ hörte sie den Eindringling fluchen. Erneut drückte er auf seinen Scouter, aber nun, um jemanden anzurufen.

„Sie ist nicht hier. Komm her und hilf mir bei der Suche“ befahl er jemanden auf der anderen Leitung.

Bulma verspannte sich: ein Komplize?

„Los, jetzt, die Chance müssen wir nutzen“ hörte sie ihn ungeduldig knurren „Es ist gerade niemand hier. Die perfekte Möglichkeit. Ich weiß, dass sie da ist. Eben hat mein Scouter sie noch erfasst. Sie kann nicht weit sein, aber ich brauche ein paar zusätzliche Augen.“

Er sah suchend durch das Loch in die Hauswand, von dem man einen guten Blick in den Innenraum und die zerstörte Wohnzimmer-Einrichtung hatte. Bulma bekam damit auch mit, was bereits zu Bruch gegangen war. Ihre Hände fassten wütend in die kalte Erde, auf der sie kauerte.

Sie versuchte sich damit zu beruhigen, dass sie genug Möbel aus den versteckten Tsufuru-Basen gesammelt hatte und ihre Roboter in ein paar Stunden die Trümmer und Schäden beseitigen könnten.

Was war schon ein Loch in der Wand? Das konnten die schnell wieder flicken.

Es gab Wichtigeres in ihrem Besitz, was besser unversehrt bleiben sollte: ihr Körper und der Gravity-Ball, zum Beispiel.

Der Scouter des Mannes leuchtete auf, das Zeichen für einen Anruf. Bulma hörte nichts, aber sie beobachtete die Reaktion des Angerufenen, um Rückschlüsse zu ziehen.

Der Komplize meldete sich und der Fremde nickte zufrieden. Anscheinend bekam er die gewünschte Antwort, zu Bulmas Leid. Denn es bedeutete, sie hatte es gleich mit zwei Eindringlinge zu tun.

Der Komplize schien auch mehr Grips zu haben, wie man Bulma auch ohne Scouter aufspüren konnte, denn das Gesicht des Typen hellte sich plötzlich auf.

Er sprang schnell ins Haus.

Bevor Bulma sich aber aufrichten und abhauen konnte, kam er schon wieder zurück und sie musste auf ihren Platz verweilen. Stirnrunzelnd sah sie dabei zu, wie er eine Decke, die einst auf dem Sofa lag, in seinen Händen hielt und daran roch. Er hielt sie sich vors Gesicht und nahm mehrere tiefe Atemzüge.

Sein Gesicht verzog sich anzüglich, er lachte leise. Dann schnupperte er suchend in der Luft, während er die Decke achtlos zu Boden warf.

Verdammt!

Bulma presste sich besorgt und verärgert zugleich tiefer in die Erde.

Sie wünschte, sie hätte früher daran gedacht, sich mit dem Laub zu bedecken, aber es jetzt zu tun, wo er in der Nähe war, wäre zu laut und knisternd. Der Geruch der verrottenden Blätter wäre hilfreich gewesen, ihren Körpergeruch noch mehr zu verdecken.

Nun konnte sie nur hoffen, dass ihr Garten mit all seinem reifen Obst und Gemüse, dazu den Blumen und Laub, den Geruchssinn ihres Feindes verwirren und von ihr ablenken würde.

Verflucht sei die gute Nase eines Saiyajins, besonders die der Männer, die auf den weiblichen Duft empfindlich reagierten.

 

Bulma presste sich so tief in die Erde, als wollte sie ein Teil von ihr werden.

Versinken in schützenden Matsch…der Dreck war egal;  besser, als gefunden zu werden.

Sie atmete flach und versuchte, nicht in Panik auszubrechen. Aus langjähriger Erfahrung im Verstecken und Fangen-Spielen wusste sie, dass man sie sonst nur schneller entdecken würde.

Der Eindringling sog mehrmals Luft durch seine Nüstern und versuchte ihre Spur aufzunehmen.

Doch wie sie es gehofft hatte: die vielen Gerüche der Umgebung wirkten ablenkend.

Er zog eine unzufriedene Grimasse und entschied sich dann für eine Gegenrichtung, um ihre Spur erneut aufzunehmen. Anstatt in den Garten, ging er ins Haus zurück.

Bulma wartete darauf, bis sie seine Aura inmitten des Hauses spürte, dann erhob sie sich und rannte in den hinteren Teil des Gartens, um von dort über die Mauer zu springen.

Sie wollte nicht fliegen, denn in der Luft, ohne Deckung, würde er sie nur schneller entdecken.

Sie musste sich beeilen, wollte sie in den Wald rennen, bevor sein Komplize auftauchte.

Mit schweren Herzen dachte sie an ihr Haus und ihre Werkstatt und hoffte darauf, dass der Idiot auf der Suche nach ihr nichts abfackeln würde.

Aber ihr Notsignal war abgesendet worden, es würde schon nicht mehr lange dauern, bis jemand kam…

Sie rannte auf den Waldrand zu. Nur noch wenige Schritte und sie wäre unter den Baumkronen verborgen. Die Auren der im Wald lebenden Raubtiere würden den Scouter verwirren und ein Aufspüren wäre unmöglich.

Doch dann spürte sie über sich das Herannahen einer neuen Aura.

Erschrocken sah sie hoch, nur um die angreifende Gestalt einer bekannten Saiyajin auf sich zurasen zu sehen.

Das höhnisch lächelnde Gesicht von Peppa war das letzte, was Bulma sah, bevor sie mit einem Faustschlag zu Boden gestoßen wurde. Die Wucht war so stark, dass sie mehre Meter über die Erde rollte. Sie spürte, wie ihre Haut aufgerissen wurde.

Stöhnend richtete sie sich langsam auf. Ihre Arme und Beine taten ihr weh, der Stoff ihrer Kleidung war aufgerissen, sowie die Haut darunter. Die Arme, die sie schützend hochgerissen hatte, um Peppas Schlag abzuwehren, schmerzten am meisten. Nur dank dem Adrenalin, was sie gerade durchflutete, wurde der Schmerz gedämmt.

„Miststück“ fluchte Bulma, die sofort, als sie die Aura der fremden Saiyajin bemerkt hatte, ihre Rückschlüsse gezogen hatte.

Sie war die Komplizin des Eindringlings.

Peppa lachte nur auf und drückte auf ihren Scouter.

„Daikon, ich habe sie gefunden. Sie ist vor dem Haus“ meldete sie ihren Fund.

Es dauerte keine fünf Sekunden, da hörte Bulma vom Gebäude hinter sich ein Knallen, wie eine erneut einstürzende Wand und dann kam auch schon der Eindringling herbeigeflogen.

Als er neben Peppa landete und beide höhnisch auf Bulma herabstarrten, erkannte Bulma sofort die identischen Gesichtszüge.

„Dein Bruder?!“ schlussfolgerte sie richtig.

„Ganz recht“ bestätigte Peppa „Als er hörte, wie mich der Skattkönig deinetwegen behandelt hatte, war er außer sich. Er ist sehr um mich besorgt wegen der seelischen Verletzung, die Vegeta mir angetan hat. Das hat mich damals schwer getroffen. Ich habe tagelang nichts essen können“ sie legte sich theatralisch eine Hand auf die Brust und verzog das Gesicht zur leidenden Miene.

„Dann soll er Vegeta herausfordern“ zischte Bulma. „Was habe ich damit zu tun?“

Peppas Augen wurden schmal.

„Spiel nicht die Unschuldige“ zischte sie verärgert. „Du bist die Ursache dafür. Aus irgendeinem, mir nicht ersichtlichen Grund, interessiert sich Vegeta für dich, anstatt von dir angewidert zu sein. Vermutlich, weil er unbedingt die einzige blauhaarige Saiyajin vögeln will. Das unser stolzer Herrscher von so einem Bastard an die Nase herumgeführt wird...hmpf“ sie rümpfte angewidert die Nase.

„Aber irgendwie verständlich“ Daikon, ihr Bruder, rieb sich nachdenklich das Kinn, während er anzüglich auf die am Boden knienden Saiyajin starrte. „Man wird ja neugierig…Hast du überall blaue Haare?“

„Arschloch“ zischte Bulma ihn an, obwohl es nicht das erste Mal war, dass er ihr jemand so eine Frage stellte. Aber der Typ war eindeutig einer.

„Daikon, sei vorsichtig“ mischte sich Peppa ein. „Nachher holst du dir bei ihr noch eine Krankheit.“

Sie marschierte auf Bulma zu, beugte sich zu ihr herab, um Hand an ihren Hals zu legen. Ihre Finger umfassten die Kehle und ohne Anstrengung hob sie Bulma hoch.

Bulma versuchte sich zu wehren, kratzte sie am Arm, doch Peppa ließ nicht los. Also trat sie nach der Saiyajin, die jedoch mühelos das Bein abfing. Als Bulma mit dem zweiten Bein zutreten wollte, fuhren Peppas spitze Fingernägel in das festgehaltene Bein und ihre Hand drückte etwas auf Bulmas Hals.

Nicht zu fest, denn sie wollte das Schreien ihres Opfers genießen und ihr nicht vorab die Luft abschnüren.

Bulma schrie vor Schmerzen auf, da es sich anfühlte, als würde ihr jemand Nägel ins Bein rammen.

„Was für eine schwache Saiyajin“ spottete Peppa „Nicht mal das bisschen Schmerz kannst du aushalten?“ Sie lachte leise.

Bulmas Augen schossen wütende Blitze und sie griff nach ihrer ersten Waffe. Da Peppas Hände gerade beide beschäftigt waren und ihr verletzliches Handgelenk genau vor Bulmas Nase lag, war es perfekt dafür geeignet. Im Gegensatz zu ihr hatte Bulma ihre Hände noch frei.

 

Peppa schrie auf, als ein plötzlicher, scharfer Schmerz an ihrem Handgelenk sie durchzuckte und sie plötzlich die Kontrolle über ihren Griff verlor.

Blut spritzte auf den Boden und sie musste die Blauhaarige loslassen, um sich eine Hand auf die Wunde zu pressen.

Bulma sprang sofort auf die Beine und wich ein paar Schritte zurück, in Abwehrstellung und in ihrer rechten Hand ein kleines, unauffälliges Messer mit gebogener, scharfer Klinge haltend: ihr Erntemesser.

„Du Miststück“ schrie Peppa heulend auf und hielt sich das blutende Handgelenk.

„Schwester, ist alles in Ordnung?“ Daikon der sich im Hintergrund gehalten hatte, um die Rache seiner Schwester nicht zu stören, rannte auf die verletzte Frau zu. Besorgt sah er auf das viele Blut, welches durch Peppas Finger rann. Die Klinge war nah an die Arterie gekommen, es hörte nicht auf zu bluten.

„Fest pressen“ forderte er seine Schwester auf, die wütend Flüche zischte und Bulma nicht aus den Augen ließ. Da Peppa gerade beide Hände nicht rühren konnte, die eine verletzt, die andere die Wunde festhaltend, musste Daikon ihr aushelfen.

„Bleib hier! Überlass das mir“ murmelte er. „Dafür wird sie bezahlen.“

Er ging auf Bulma zu, knackte bedrohlich mit den Knöcheln.

Doch Bulma, die wusste, dass ihr gegen den Krieger ein kleines Messer nicht helfen würde, hatte längst ihre Waffe gewechselt. Nun hielt sie ihre Laserpistole auf ihn gerichtet.

„Keinen Schritt weiter!“ forderte sie ihn entschlossen auf. Das kleine, aber mächtige Stück Metall in ihrer Hand verlieh ihr Sicherheit.

„Oder was?“ unbeeindruckt grinste Daikon und ging einen weiteren Schritt auf sie zu.

Doch ein Laserschuss, der seine Wange streifte und eine blutende Wunde hinterließ, stoppte ihn.

Das war eine Waffe, mit der Bulma auch aus sicherer Entfernung angreifen konnte; stark genug, um einen saiyajnischen Krieger zu verletzen.

Bulma sah den Krieger kühl an und richtete die Waffe auf die Stelle zwischen seine Augen.

Ein Schuss dorthin und der Saiyajin würde fallen.

Daikons Grinsen verging ihn, berechnend sah er auf seine Gegnerin.

Hmpf, Gegnerin…ein zu großes Wort für eine dünne Saiyajin ohne nennenswerte Kampfkraft.

Seien Augen wurden schmal, er maß die Entfernung ab, ging abfedernd in die Knie...und dann stand er plötzlich vor Bulma und riss ihr die Waffe aus den Händen, ohne dass sie sie abfeuern konnte.

Bulma keuchte auf, überrascht von dieser Geschwindigkeit. Mit schockgeweiteten Augen musste sie dabei zusehen, wie er ihre Pistole in seiner klobigen Hand in Einzelteile zerbrach.

„Hah, so etwas ist gegen einen Krieger wie mich wirkungslos“ lachte er auf.

Absichtlich ließ er Bulma sogar Zeit, um sich zu sammeln und ihn mit ihrem Messer zu attackieren, welches er mühelos auswich und mit einer beiläufigen Bewegung aus ihrer Hand riss. Klirrend fiel es weit nach hinten, während Bulmas Handgelenk schmerzte, als ob es gebrochen war. Stöhnend hielt sie es fest. Nun völlig waffenlos, musste sie zitternd zum größeren Mann hinaufsehen.

Beide wussten, dass sie ihm niemals entkommen konnte, nicht bei seiner Schnelligkeit.

Daikon hielt sie an ihrer Schulter fest. Seine Finger pressten sich unangenehm in ihren Körper.

„Was soll ich mit ihr machen?“ rief er Peppa zu.

„Brich ihr die Knochen“ fauchte Peppa. „Sie soll leiden. Je mehr Schmerzen, desto…Nein, warte…“sie hielt inne und dachte nach. Dann fing sie langsam an, grausam zu lächeln. „Mir fällt etwas Besseres ein. Ich wette, Vegeta hat keine Lust auf eine befleckte, zerbrochene Frau“ lachte sie auf. „Wenn sie von jemand andere gefickt wurde, ist die Anziehung des Neuen dahin. Er wird sie nie wieder ansehen.“

Bulma floss es kalt über den Rücken.

Daikon blinzelte überrascht, nun zeigte sich zum ersten Mal etwas wie Zögern in seinem Gesicht.

„Ich soll sie vergewaltigen?“ fragte er besorgt nach.

Er sah auf die ängstliche Frau hinab. In seinen Augen konnte Bulmas das Rattern seiner Gehirnwindungen erkennen. Er wusste genau, welche Konsequenzen das haben würde,

Bulma zu verletzen, war die eine Sache. Diese konnten wenigstens in eine Medic-Tank geheilt werden und die Saiyajins sahen Verletzungen nur als Chance an, stärker zu werden.

So etwas wurde weniger hart bestraft als bei anderen Kulturen üblich, da der Merksatz galt „Der Starke frisst den Schwachen.“

Aber Vergewaltigung, hier auf Vegeta-Sei…hier sah die Lage anders aus. Daikon musste mit einer harten Bestrafung rechnen…es sei denn, Bulma wäre nicht mehr in der Lage, eine Zeugenaussage zu geben.

Wenn sie nichts verraten könnte…da gab es nur einen Weg.

„Hmpf, zuerst mir sagen, ich soll sie nicht anfassen, weil ich mir eine Krankheit holen könnte und jetzt das“ ärgerte sich Daikon laut. „Ich muss sie dann doch umbringen, damit sie nichts verrät.“

„Ach, hör schon auf, dich zu sorgen. Dir wird schon nicht der Schwanz abfallen“ winkte Peppa grinsend ab. „Klar, du kannst sie auch sofort töten, aber…“ ihr Gesicht verzog sich zur wütenden Grimasse „Sie verdient keinen schnellen Tod. Lass sie leiden! Schließlich hat sie auch mein Blut vergossen und meine Ehre beschmutzt.“

Demonstrativ hob sie ihr Handgelenk, von dem immer noch Blut floss.

„Ich habe mich nur gewehrt“ rief Bulma entrüstet auf. „Sollte ich mich etwa wehrlos von dir zusammenschlagen lassen? Ihr seid hier aufgetaucht und in mein Haus eingedrungen. Spiel dich nicht als Opfer auf!“

„Sei still!“ fauchte Peppa, unempfänglich für Logik und Rationalität, nur in ihrer Wut und Stolz gefangen.

Bulma merkte, dass sie nicht mit so jemand argumentieren konnte. Daikon schien da noch empfänglicher zu sein, war noch beherrscht und zögerlich.

Ernst sah sie zu ihm hinauf und sprach mit ruhiger Stimme auf ihn ein.

„Denk nach, Daikon, wen wird man härter bestrafen für dieses Verbrechen? Sie? Oder dich? Man wird euch auf die Spur kommen. Vegeta ist nicht dumm, er wird sich an die Frau erinnern, die erst vor kurzem hier war.  Peppa hat sich ihm vorgestellt, er kennt ihren Namen. Wenn er sie findet, dann auch dich. Du wirst Spuren hinterlassen, Daikon“ vertraulich sprach sie mit ihm, als würde sie sich um ihn sorgen. Lullte ihn ein mit guten Argumenten und Sorge um Konsequenzen, als wären sie gute Freunde und sie wäre um sein Wohl besorgt. Sie versuchte eine Beziehung zu ihm aufzubauen und Zweifel gegen seine Schwester zu wecken.

 „Glaubst du, du hast noch Zeit, die Spuren zu verwischen? Keinesfalls! Keiner wird an ein Unfall glauben und die Zeit rennt dir davon. Hilfe ist unterwegs, bald sind sie da. Sie werden dich fassen…Meine Familie oder Vegeta? Wer ist dir lieber? Wenn sie dich in die Fänge bekommen, kannst du keine Gnade erwarten. Niemand wird dich schützen, am wenigsten deine eigene Schwester, die dich in diese Scheiße reingeritten hat.“

Zischend holte Daikon Luft. Er schien sich die Strafe schon vorzustellen. In seinen Augen konnte sie seine Angst erkennen.

„Bruder, hör nicht auf sie“ mischte sich Peppa keifend ein. „Wenn sie weg ist, wird Vegeta sich mir zuwenden. ICH werde Königin sein. Selbst wenn ihre Familie nach Rache sucht, haben sie doch keine Chance gegen uns! Die Macht wird unser sein. Ich werde dich zum Mittelklasse-…nein, zum Elitekrieger befördern lassen.“

Bulma lachte auf, sie konnte nicht anders angesichts solcher Wahnvorstellungen.

„Vegeta hat so viel Auswahl, selbst wenn ich nicht da wäre, hätte Peppa keine Chance von ihm erwählt zu werden“ lachte sie, an Daikon gewandt. „Sie interessiert ihn nicht, das war deutlich. Ich war dabei, Daikon, ich hab’s gesehen. Da war nur Verachtung in seinen Augen“ erneut lachte sie, spöttisch, bei den hirnrissigen Gedanken, Vegeta würde jemanden wie Peppa zum Weib nehmen.

Es war seltsam, weil diese alte Furcht und Eifersucht, die sie einst so lange geplagt hatte (dass Vegeta sich andere Frauen zuwenden könnte, die „normal“ wären) nun völlig wirkungslos war.

Sie spürte keinen Zweifel mehr: wenn Vegeta eine normale Saiyajin wollen würde, hätte er sich längst eine genommen.

Aber er wollte nur sie, nur Bulma!

Unglaubliches Vertrauen durchfloss sie bei dieser Erkenntnis und diese Selbstsicherheit war in ihren Augen sichtbar, als sie weiter auf Daikon einsprach und verlieh ihr noch mehr Überzeugung.

 „Sie wird niemals Königin. Vegeta wird sie nicht erwählen und sie wird dich nicht schützen können. Du bist allein! Du trägst die Verantwortung!“

Daikon wich erschrocken zurück und ließ endlich seinen harten Griff an ihrer Schulter los. Bulma konnte das leichte Zittern seiner Hand sehen, bevor er sie zurückzog.

Ihre Worte drangen zu ihm durch, ließen ihn vieles überdenken.

Daikon wurde wie viele junge Saiyajins dazu erzogen, saiyanische Frauen zu achten und zu ehren. Dieser Grundsatz herrschte, seitdem die Saiyajins diesen Planeten erobert hatten und diente dazu, ihre Rasse zu schützen. Eine Saiyajin zu vergewaltigen ging gegen seine anerzogenen Grundsätze, weshalb es nur natürlich war, vor so einem Befehl zurückzuschrecken.

Gleichzeitig machte es die Grausamkeit seiner Schwester deutlich, da sie so etwas von ihm verlangte.

Doch bevor er sich zurückziehen konnte, trat Peppa herbei. An ihrem Handgelenk hatte sie sich selbst einen notdürftigen Druckverband verpasst, indem sie ihr Kleid zerrissen hatte.

„Muss man hier alles selbst machen?“ fauchte sie, während sie an ihren Bruder vorbei und auf Bulma zustürmte.

Bulma konnte gerade noch ihre Arme schützend vors Gesicht heben, bevor ein erneuter Tritt sie zu Boden schleuderte.

 

Mit leisem Kichern hielt Peppa ihren Fuß auf Bulmas Rücken und drückte sie damit unbarmherzig in die Erde. Stöhnend wand sich Bulma im Staub.

Peppa fühlte, wie sie die Situation wieder kontrollierte.

So musste es sein.

Jeder musste vor ihr kriechen.

Peppa war stolz auf ihre Herkunft, stolz auf ihr Dasein als Saiyajin.

Als erste und einzige Tochter aus gutem Hause geboren, war sie das Nesthäkchen der Familie und der Augapfel ihres Großvaters Paparika. Sie war schön und mit einer Stärke gesegnet, die zwar nicht als Kriegerin ausreichte, aber besser als der Durchschnitt war.

Als einziges Mädchen in der Familie war sie es gewöhnt, alles zu bekommen, was sie wollte. Nie musste sie einen Finger rühren, wenn sie Schmuck, Kleidung, Spielzeug oder feines Essen wollte.

Alles wurde ihr serviert.

Sie war die Prinzessin ihrer Eltern und ihres berühmten Großvaters und was verdiente eine Prinzessin?

Einen Prinzen!

Viele Männer liefen der jungen, hübschen Frau hinterher, aber sie wählte nicht jeden.

Sie wollte den Besten, den Stärksten, den Edelsten.

Sie wollte Vegeta.

Aber obwohl sie sonst alles mit ihrem Aussehen und Charme erreichte, sah Vegeta sie nicht an. Dabei hatte er schon andere Frauen in sein Bett geholt, warum dann nicht auch sie?

Es wäre egal, wenn es nur für eine Nacht wäre wie bei den anderen:

Peppa war überzeugt, dass eine Nacht mit ihr ausreichen würde, um den Prinzen von ihren Vorzügen zu überzeugen und dann bekäme sie die Position, die sie verdiente…Königin!

Und wenn diese hässliche Mutantin ihr im Weg stand, würde sie es wie jeder gute Saiyajin halten und das Hindernis aus dem Weg räumen.

Doch Peppa reiche eine körperliche Bestrafung aus Knochenbrüchen und Kratzern nicht aus.

Bulma war Zeugin gewesen, als Peppa zum ersten Mal eine Abweisung eines Mannes erlebt hatte und dann ausgerechnet von Vegeta. Es hatte ihren übermäßigen Stolz sehr verletzt, dass sie abgelehnt wurde, während ein schwacher Sonderling in seiner Gunst stand.

Darum wählte Peppa das schlimmste Leiden als Rache aus, das eine Frau einer anderen antun konnte. Ein solches Tabu war eigentlich undenkbar in den Gedanken der Saiyajins: Mithilfe zur Vergewaltigung.

Peppa beugte sich runter, hielt mit ihrem Knie die gegnerische Frau gewaltsam zu Boden, während sie an ihre Kleidung riss.

„Lass mich los, du Wahnsinnige! Miststück, Biest!“ Bulma wand sich, strampelte mit ihren Füßen. Doch es half nicht viel gegen Peppas Kraft, die ihr einfach die Hose zerriss.

„Hmm, was für hübsche, weiße Haut“ schnurrte Peppa maliziös und kratzte leicht über den entblößten Hintern. Wie um ein Stück Fleisch zu begutachten, packte sie die Pobacke, schlug leicht darauf, um Bulmas anschließendes, empörtes Quietschen zu genießen.

„Sieh sie dir an, Daikon“ trieb Peppa die Neugier ihres Bruders an. „Wann bekommst du schon mal so eine Chance? So ein herrlicher Hintern…fast so hübsch wie meiner, bloß dicker. Nimm sie dir. Ich drücke sie nieder und du genießt sie, wie es dir gefällt“ lockte sie. Ihre Finger griffen verlockend ins wohlgeformte Fleisch.

Daikon schluckte bei diesem herrlichen Anblick. Sein männlicher, tierischer Instinkt wurde beim Anblick des entblößten, hellen Hinterns sofort gereizt. Es war wie der Anblick des Mondes, er konnte seinen Blick davon nicht abwenden. Das einfache Stückchen Stoff ihrer Unterwäsche würde kein Hindernis sein, welches ihn aufhalten konnte. Schon kribbelte es in seinen Fingern bei den Gedanken, es ihr runterzureißen und SEINE Finger auf ihren Hintern zu legen.

Sein inneres Tier drängte ihn, dieses Angebot anzunehmen und verdrängte jegliche Sorge an Konsequenzen.

 

Scheiß auf die Zukunft, leb in der Gegenwart! Nimm das Weib, welches selbst Vegeta bezaubert hat! Nimm die Frau, die er begehrt und beweis deine Überlegenheit! Spuck ihm ins Gesicht, indem DU sie fickst und nicht er! Beiß sie, fick sie, bring sie zum Schreien! Treib deinen Schwanz in sie!

 

Solche Worte drangen in seinen Kopf und vernebelten ihn.

All die logischen Argumente von Bulma wurden durch seine Triebe verdrängt. Die Stimme seines Hirns setzte aus, dafür dachte sein Penis für ihn. Heiß und schwer pochte er in seiner Hose.

Sein Schweif löste sich von seiner Taille und lockte sich unbeabsichtigt.

Alles, was Daikon gerade sah, war dieser wehrlose, weibliche Körper.

Peppa lächelte zufrieden, als sie den leeren Blick ihres Bruders sah, der auf die Frau unter ihr klebte.

Männer waren ja so leicht zu lenken.

Da war kein Gedanke mehr an Moral und Ehre, solange es nur um die Libido ging. Ihr Bruder war auch nie ein Mann gewesen, der sein Hirn oder seine Selbstbeherrschung anstrengte.

Bulmas Versuch, an seine Vernunft zu appellieren, war sinnlos gewesen. Peppa kannte ihren Bruder besser.

Schwer atmend kniete er nieder und fummelte an seiner Rüstung, um den unteren Teil zu entfernen und seinen erigierten Penis zu befreien.

 

Bulma wand sich, versuchte sich zu erheben. Sie wehrte sich mit aller Kraft gegen das Knie in ihren Rücken und die Hände, die sie niederdrückten.

Sie fluchte, kreischte, aber eines tat sie nicht: um Gnade zu flehen.

Sie würde niemals diesem Biest anflehen, sie zu verschonen.

Sie würde nicht betteln und wenn es ihr den Unterleib zerriss.

Hinter sich hörte sie schwere Schritte und neue, große Hände, die sich an ihren Körper legte und sie niederdrückte.

„FASS MICH NICHT AN!“ schrie Bulma aus Leibeskräften, nur um von Peppa in den Dreck gedrückt zu werden. Ihr Mund füllte sich mit Erde.

Bulma spürte, wie ihre Unterwäsche zerrissen wurde und sie fing an zu weinen. Ihre Tränen verliefen ungesehen in den Dreck und ihr letzter Gedanke war, ob sie jemals ihre Familie sehen würde…oder Vegeta.

Ach, wenn sie nur wieder bei Vegeta wäre…

Der Gedanke an ihn war tröstend und ablenkend und so konzentrierte sie sich nur auf ihn. Sie hoffte, es würde ihr dabei helfen, den Schmerz und die Demütigung zu überstehen.

Doch davon abgelenkt, bemerkte sie nicht, wie eine bekannte Kraft sich in Eiltempo auf sie zu bewegte.

 

Peppas Scouter meldete sich plötzlich warnend.

„Eine Kampfkraft von 5.000…Häh, wer ist denn das?“ sie hob den Kopf und suchte den Himmel nach Anzeichen ab.

Ihren Informationen nach sollte keiner von Bulmas Familie oder Freuden eine solche Stärke besitzen. Aber Vegeta konnte es auch nicht sein

Auch Daikons Scouter meldete sich zu Wort, aber der Krieger war gerade so sehr in seinen sexuellen Drang gefangen, dass er weder sah noch hörte. Sein Instinkt war abgelenkt.

Von den folgenden Angriff wurde er, aber auch seine Schwester völlig überrascht.

Ein goldener Ki-Strahl fuhr plötzlich  herab und beförderte die Saiyajins von Bulmas Rücken.

Beide wurden in den Wald geschleudert, bis Bäume ihren Sturz abfingen. Krachend landeten sie zu Boden.

Bulma bemerkte erleichtert, wie der Griff an ihren Körper endlich verschwunden war und vorsichtig hob sie den Kopf. Sie spuckte die Erde aus, die sich in ihrem Mund gesammelt hatte. Ihre Augen weiteten sich hoffnungsvoll, als sie die Gestalt betrachtete, die vor ihr landete.

Es war Kakarott und er war zornig.

Eine solch wütende Miene hatte sie noch nie zuvor bei ihm gesehen. Er ähnelte dadurch den  Gesichter seines Vaters und Bruder, vor allem, weil tatsächlich Hass in seinen Augen brannte.

Ein völlig neuer Anblick.

 Er hatte die Fäuste geballt, die Zähne knirschten, eine Vene pochte. Sein Blick war auf die beiden fremden Saiyajins gerichtet, die sich langsam hochrappelten.

„Ich bin so schnell gekommen, wie ich nur konnte. Entschuldige die Verspätung. Du weißt ja, ich habe den Scouter nicht beim Training auf, aber das Signal war laut genug, um mich zu alarmieren“ erklärte Kakarott  seine verspätete Ankunft, während er weiterhin die Feinde beobachtete.

Lass niemals deinen Gegner aus den Augen, hatte ihm sein Vater beigebracht.

„Schon gut, du bist rechtzeitig da. Ich wette, die anderen kommen auch gleich“ hauchte Bulma. Nun, wo ihr Bruder endlich da war, fühlte sie eine Welle der Hoffnung. Ihr Adrenalin sank und sie verspürte die schockierende Wahrheit, einer unglaublichen Tat gerade noch entkommen zu sein. Sie fing an zu zittern und schützend schlang sie ihre Arme um sich.

Sinnlos, sie konnte sich nicht wärmen. Sogar ihre Zähne fingen an zu klappern.

Kakarott warf einen schnellen Blick nach unten, registrierte ihren Schock sowie die fehlende Unterkleidung.

Zum ersten Mal verspürte Kakarott den Drang zum Töten.

Er griff nach seinen Oberhemd und löste es aus dem Obi, um es Bulma zuzuwerfen, damit sie ihre Blöße bedecken konnte.

„Zieh das an“ knurrte er „ und dann renn so schnell du kannst, bis du jemanden von unsere Familie triffst. Ich halte sie auf“ nach diesen Worten schritt er entschlossen auf Peppa und Daikon zu, die sich wieder aufgerichtet hatten und ungläubig die Ergebnisse ihrer Scouter betrachteten.

„Ich dachte, du bist nur ein Unterklasse-Krieger?“ staunte Peppa.

Anstatt ihr eine Antwort zu geben, holte Kakarott aus. Der Luftstoff seines Faustschlages reichte trotz Entfernung aus, um die Frau zu Boden zu werden. Der unsichtbare Angriff traf sie in den Bauch und schleuderte sie im Salto fort, um anschließend hart auf den Kopf zu fallen.

Daikon, nun wieder nüchtern, richtete schnell seine Kleidung zurecht, packte seinen Penis wieder ein, bevor er seine Arme in schützende Stellung hob. Sein Hirn war noch vernebelt und er glaubte an eine Sinnestäuschung.

Wie konnte es einen Unterklasse-Krieger mit so einer Stärke geben? Er selbst besaß nur eine Stärke von knapp 2.000.

Sollte Kakarott tatsächlich so stark sein, hätte er keine Chance…aber wie schon gesagt, wenn es so wäre, wäre er dann nicht ein bekannter Mittelklasse-Krieger?

Kakarott hatte den ersten Gegner aus dem Weg geräumt und konnte sich nun auf die Hauptgefahr konzentrieren.

„Du wollest meine Schwester anfassen?“ knurrte er. „Dafür bezahlst du.“

Seine Energie baute sich weiterhin ungehindert  auf, durch seine Wut rot gefärbt. Ein roter Lichtschein umhüllte ihn.

Kakarott fühlte eine neue willkommene Kraft in sich. Er ballte die Fäuste und fing an zu schreien, um sie noch mehr nach oben anzutreiben.

Er wollte mehr, viel mehr Kraft.

„Gib mir alles“ feuerte er sich selbst an.

Daikons  Augen wurden groß, als sein Scouter plötzlich begann, weiter nach oben zu zählen.

„6.000…7.000…autsch“ sein Scouter explodierte plötzlich und zerbrach.

Beide Krieger wussten, dass Daikon keine Chance gegen Kakarott besaß. Bevor der Feigling anfangen konnte um Gnade zu flehen, stürmte Kakarott schon auf ihn zu, um ihm einen Hagel von Schlägen zu verpassen.

 

Bulma hüllte sich in das rote Hemd, welches so vertraut nach Kakarott roch und zudem warm war.

Vorsichtig setzte sie sich auf. Ihre Beine fühlten sich immer noch wackelig an.

Sie sah zu den kämpfenden Kriegern und begriff sofort, dass Kakarott den Kampf kontrollierte. Daikons Verteidigung war wirkungslos und der Saiyajin erhielt einen schmerzenden Treffer nach dem anderem.

Peppa lag bewegungslos am Boden, aber Bulma wollte nicht warten, bis sie aufwachte.

Langsam hob sie ihren Fuß und versuchte zu gehen.

Sie fühlte sich so kraftlos, als ob alle Energie sie verlassen hätte. Wie sollte sie es hier fort schaffen?

Doc zu ihrem Glück eilte die schützende Nachhut an.

 

„Bulma“ Radditz war der nächste, der in Höchsttempo bei ihr landete. Er war so schnell geflogen, dass er nicht schaffte abzubremsen Er konnte nur ein paar Schritte weiter landen, wo seine kraftvolle Landung ein Loch im Boden und fliegende Erde verursachte.

Radditz verschwendete keine Zeit mit Fragen. Er sah sich um, um sich selbst ein Bild der Situation zu verschaffen.

Eine fremde, bewusstlose Frau, sein kleiner Bruder gegen einen fremden Krieger, seine Schwester in Kakarotts Hemd, dafür ohne Hose, die zerrissene Kleidung am Boden verteilt…

„Nein“ flüsterte Radditz bleich. Hatte diese fremden Saiyajins etwa geplant…unglaublich, das konnte nicht wahr sein!?

Doch die Beweise waren eindeutig.

Beim Anblick von Bulmas Gesicht, von Kratzer und Dreck übersät, ihren schmutzigen Haaren und den leidvollen Blick…der Geruch von Angst, der immer noch nicht verflogen war… zudem ihr Versuch, ihn aufmunternd an zu lächeln, was aber misslang…die Spur von Tränen…bei diesem Anblick drehte sich Radditz der Magen um.

Wäre er doch nur schneller hier gewesen.

Warum musste er ausgerechnet heute nicht im Palast, sondern am anderen Ende des Planeten arbeiten?!

 

 

Eine halbe Stunde zuvor…

 Radditz sah im Hintergrund dabei zu, wie Vegeta gegen die baldigen Elite-Krieger kämpfte.

Heute fand ihre Prüfung statt und wenn sie Vegetas Anerkennung erhielten, würden sie zu den besten ihres Standes gehören. Dann fände gleich hier im Anschluss nicht nur ihre Ernennung, sondern auch die Abschussfeier statt.

Radditz sah beeindruckt dabei zu, wie so mancher Krieger wagemutig sein Glück versuchte. Er merkte sich ihre Angriffsmuster und Spezialattacken, um davon zu lernen.

Hinter sich roch er die ersten fertigen Gerichte, die schon aufgetischt wurden und langsam bekam er Hunger. Er hoffte, dass sich Vegeta beeilte und seinen Spaß nicht weiter länger hinzog.

Auch Nappa, der neben Radditz stand, warf öfters einen sehnsüchtigen Blick nach hinten zum Buffet.

Die beiden Krieger standen nicht allein als Zuschauer da: der gesamte Rat, die ehrenvolle Männer und Frauen, die zum Beraterkreis des Königs gehörten, waren ebenfalls dabei. Außerdem ein Archivar namens Celeron , um die Namen der neuen Elite-Krieger gleich in die Annalen aufzuschreiben, sowie Vegetas Sekretar Isebereg.

Alle standen in weiten, gebührenden Abstand, um den Kämpfern nicht im Weg zu stehen. Das war auch der Grund, warum die Prüfung in einer Wüste, weit entfernt von Sadala stattfand.

Es sollte keine neugierigen Zuschauern geben, das führte nur zu Verletzungen durch Querschläger. Außerdem wollten die Krieger, die ihre Prüfung nicht bestanden, keine Zuschauer. Darum waren der Tag der Prüfung sowie ihr Austragungsort geheim.

Plötzlich funkte Radditz Scouter wild auf und verursachte einen schrillen Ton, wie er ihn nie zuvor erlebt hatte. Nappa und die anderen aus der Gruppe sahen ihn erstaunt an, während Radditz hastig auf den Scouter tippte, um dieses unbekannte Gebaren auszuschalten.

Wie peinlich, alle starrten ihn an.

Eine Nachricht wurde auf dem Glas sichtbar:  Bulma, Gefahr! Daneben die Koordinaten ihres Scouters.

Radditz stockte der Atem, als er diese kurzen Worte las.

Er biss sich auf die Lippen, als er sich eilig umsah.

Eigentlich durfte er sich nicht ohne Vegetas Erlaubnis entfernen, aber ihn jetzt in seiner Prüfung zu unterbrechen…hah, nein, niemals. Man würde Radditz wegen so einer Ehrlosigkeit bestrafen.

Heute ging es um die Elitekrieger, was hatte da ein Unterklasse-Saiyajin sich da einzumischen, nur wegen seiner Schwester?!

Aber warten wollte Radditz auch nicht.

Er brauchte bestimmt eine halbe Stunde, selbst im Höchsttempo, um zu den Koordinaten zu fliegen.

Er konnte nicht so lange warten.

Vegeta brauchte Radditz gerade sowieso nicht und er würde später den Grund verstehen, warum der Langhaarige abgehauen war.

„Nappa, ich muss fort. Familien-Notfall, meine Schwester“ waren die letzten erklärende Worte an seinen Kameraden, bevor er sich in die Luft erhob und in Richtung Sadala aufmachte.

 

Radditz sah zu Kakarott hin, der wie in blinder Wut auf den fremden Krieger einschlug. Seine Knöchel waren blutig aufgrund der fremden Körperflüssigkeit.

Zufrieden nickte Radditz. Ihm gefiel der Anblick, wie der Boden sich rot färbte aufgrund des blutenden Möchtegernvergewaltigers.

Er wünschte sich mitzumachen, aber aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Bulma schwankte. Ihre Beine gaben nach, doch bevor sie fiel, fing er sie auf.

Er hob sie auf seinen Arm und drückte sie an sich. Er spürte, wie sie ihr Gesicht in seine Halsbeuge drängte und einen Atemzug nahm, als wäre sie wieder ein kleines Kind,  welches er trösten musste.

Erneut fühlte sich sein Herz wie im Schraubstock an.

„Kakarott, bring ihn nicht um“ rief er laut seinem Bruder zu. „Der Tod ist zu gut für ihn.“

 

Kakarott hörte trotz seiner zornigen Stimmung die Stimme seines Bruders und sie lichtete etwas von der drängende Mordbereitschaft.

Er ließ sich mehr Zeit zwischen den Schlägen, wich Daikons sinnlosen Angriffen aus, um dann erneut wieder kraftvoll zuzuschlagen. Die Wirkung jedes einzelnen Schlages vergrößerte sich dadurch. Genüsslich suchte Kakarott nach den Punkten am fremden Körper, wo seine Angriffe die schmerzhafteste Wirkung hatten, ohne lebensgefährlich zu werden.

Zum ersten Mal tat er mit Absicht einem Lebewesen Leid an und es kümmerte ihn nicht.

Daikon begriff, dass seine Angriffe wirkungslos waren und schrie jedes Mal schmerzvoll auf, wenn er getroffen wurde.

 

Kakarott und Radditz waren so auf den blutigen Krieger fokussiert, dass ihnen nicht auffiel, wie Peppa sich bewegte.

Sie stand nicht auf, ihr Magen tat ihr dazu noch zu weh. Sie wollte außerdem nicht die Aufmerksamkeit des Brüderpaar wecken. Da ihr Scouter aber noch funktionsfähig war, nutze sie ihn, um einen Befehl zu senden.

Sie lachte leise schadenfroh.

Daikon hatte ein paar Freuden, die sich rufbereit am Stadtrand aufhielten: seine Kameraden, die mit ihm gemeinsam auf Mission gingen. Die vier gleichaltrigen, gleichstarken Krieger würden ihren Freund schon unterstützen, jedoch…Peppa sah keuchend zu Kakarott.

Aus logischen Gründen konnte sein Messwert nicht stimmen, aber so wie er gegen Daikon jubilierte…

„Sein Powerlevel ist über 8.000“ staunte sie.

Könnten Daikons Freunde dagegen helfen?

 

Radditz Scouter meldete vier sich nähernde, fremde Powerlevel an.

Beschützend drückte er Bulma näher an seine Brust, während er die Landung von vier Unterklasse-Krieger beobachtete.

Einer der vier Kerle kniete sich zur bewusstlosen Frau runter, die…oh, sie bewegte sich, hatte also nur bewusstlos gespielt.  Sie verzog weinerlich das Gesicht und zeigte befehlend auf Radditz.

Radditz hörte nicht viel von ihrem Gegreine, konnte sich aber den verlogenen Inhalt vorstellen.

Nun wandten sich die vier Saiyajins ihm zu, mit zum Kampf bereitem Gesicht.

Radditz versuchte entspannt zu bleiben, damit Bulma nichts merkte. Sie hatte für heute genug erlebt, er wollte sie nicht ängstigen. In ihrem Zustand konnte sie auch nicht alleine fliehen.

Einzeln wäre keiner dieser Kerle ein Gegner für ihn, aber zusammen, während Radditz seine Schwester an sich drückte?

Das könnte schwierig werden.

Aber Radditz machte sich nicht lange Sorgen, denn sein Scouter meldete die Ankunft von sechs Pods, die endlich im Raumflughafen angekommen waren. Ihre Besatzung würde in wenigen Minuten schon hier sein.

Denn Peppa war nicht die einzige, die Verstärkung bekam.

 

Sechs Pods landeten in den dafür ausgewiesenen runden, gepolsterten Bereichen.

Fünf Krieger sowie eine Nahrungszubereiterin stiegen aus, mit seltsam grimmigen Gesichtern, wie sie Saiyajins nach erfolgreichem Missions-Ende eigentlich nicht trugen.

Doch die Sechs hatten vor kurzem ein Notsignal über Scouter erhalten und waren wegen ihrer Position untätig gewesen, zu Hilfe zu eilen. Mit verschränkten Armen und unruhig zitternden Füßen hatten sie in ihren Raumkugeln sitzen müssen, während ihre Fantasie furchtbare Bilder malte.

Nie zuvor waren ihnen ihre Pods wie Gefängnisse vorgekommen, zur Untätigkeit verdammt.

Doch nun waren sie endlich angekommen und so flogen sie sofort in Richtung Bulmas Werkstatt.

 

„Mach schon, sei ein Mann und kämpfe!“ rief einer der Unterklasse-Wichte verärgert aus, der sich zusammen mit den anderen auf Radditz gestürzt hatte.

Doch wie schon seit fünf Minuten weigerte sich Radditz  und wich nur elegant ihren Schlägen und Tritten aus. Tänzerisch elegant bewegte er sich unter den Feiglingen, die nur eine unzureichenden Koordinierung ihrer Angriffe vorwiesen und sich oft selbst im Weg standen

Dass ein Saiyajin sie nicht angriff, sondern nur ohne Gegenangriff auswich, hatten sie ebenfalls noch nie erlebt. Sie versuchten, Radditz zu beleidigen, ihn wütend zu machen oder wenigstens seinen blauhaarigen Ballast zu attackieren.

Sinnlos, Radditz war schneller, während er gleichzeitig seine schützende Hand über Bulma hielt.

Er konnte sich vorstellen, wie gedemütigt sich die vier Kerl gerade fühlten.

So ähnlich hatte er sich selbst schließlich auch vor ein paar Jahren im Kampf gegen Kakarott gefühlt, der dieselbe Strategie bei ihm angewandt hatte. Doch Radditz hatte seitdem fleißig gelernt und die Vorteile erkannt. So wich er nun mit stoischen Blick und milden Lächeln den Angriffen aus und verhöhnte durch seine Ruhe die aufgebrachten Schläger.

Er vermutete außerdem, dass sein Bruder wohl auch von ihm gelernt hatte, zum Beispiel die Gnade abzulegen und Gegner mit erbarmungsloser Härte zu attackieren. Ein Beispiel dafür war jedenfalls der jetzige Zeitpunkt.

Radditz warf einen Seitenblick zu Kakarott, der immer noch allein und ungestört mit seiner Bestrafung beschäftigt war, da die neuen Feiglinge sich nicht mit einem Krieger anlegen wollten, der so ein hohes Powerlevel aufwies. Radditz vermutete, dass Kakarotts Wut ihn so hochpuschte und über seine Grenzen brachte. Er dachte nicht zu viel darüber nach, da er es nur als kurzzeitiger Effekt aufgrund des Schocks sah. Er war nur froh, dass Kakarott an seiner Seite stand und endlich seine Sanftmütigkeit abgelegt hatte. Manchmal gab es Gegner, mit denen man nicht verhandeln konnte, sondern wo man brutal sein musste. Eine Brutalität, wie sie Kakarott nun endlich einsetzte…Bardock würde so stolz sein, wenn er das sehen könnte.

Doch bis es soweit war, verschaffte Radditz ihnen alle Zeit, indem er Bulma beschützte und gleichzeitig seine Kräfte einsparte, um sie im richtigen Zeitpunkt einzusetzen.

Schon gingen den vier Schläger allmählich die Puste aus, die ihre Ausdauer nie besonders trainiert hatten. Sie waren es gewöhnt, gegen schwache Rassen zu kämpfen und mit ihrer überlegenen Kraft schnell zu gewinnen.

„Haaah…wie schafft es diese Fusselbürste nur, uns allen auszuweichen“ keuchte einer von ihnen und konnte sich nicht gegen die Anerkennung in seiner Stimme wehren.

„Jaa…der atmet ja nicht mal schwer“ keuchte sein Freund, der inne halten musste, um nach Luft zu schnappen.

„Ach, das ist gar nichts“ lachte Radditz laut. „Wenn ich gegen meinen Vater kämpfe, geht es den ganzen Tag so.“

Gerissen plante der Langhaarige einen neuen Weg, die Zeit zu vertreiben, indem er ein Gespräch anfing.

Die vier jungen Saiyajins hielten inne und lauschten interessiert, während sie die Pause nutzten, um ihren Atem zu erholen. Radditz sprach weiter, während er beiläufig über Bulmas Haar strich.

„Mein Vater ist sowieso ein harter Hund. Ihr habt keine Ahnung, was er mir schon alles angetan hat…und dabei bin ich sein Sohn. Kein Wunder also, dass mein Bruder und ich so stark sind. Bardock ist erbarmungslos. Aber…“ Radditz hatte nun ein gefährliches Glitzern in den Augen, sein Lächeln wirkte dämonisch. „…besonders grausam ist er zu denen, die seiner Familie etwas antun wollen. Habt ihr denn noch nie von den Geschichten gehört? Was mit denen passierte, die schlecht über meine Mutter sprachen oder es wagten sie anzufassen?“

Die jungen Burschen sahen sich nachdenklich an. Langsam sickerte die Erkenntnis, mit WEM sie sich gerade anlegten. Sie wurden bleich.

Radditz fuhr fort und zeigte auf Peppa „ Die da…“ sagte er abfällig „hat sich mit meiner Schwester angelegt, Vaters Augapfel. Und ihr da…“ nun deutete er auf die Saiyajins. „Ihr seid ihrer Helfer. Nun hängt ihr mit drin. Was wird euch erwarten?“

Er legte den Kopf schief und tat unschuldig. Doch in Wahrheit begutachtete er sie, prägte sich ihre Gesichter ein.

„Selbst wenn ihr unsere Strafe überlebt…Ich werde dafür sorgen, dass ihr Vegeta vorgeführt wird“ drohte er ihnen düster.

Radditz konnte dabei zusehen, wie die opportunistischen Typen nun über ihre eigene Karriere nach dachten, sowie ihre Gesundheit. Davon würde nichts mehr übrig sein, wenn sie hier weiter kämpften

War es wert, diese für ihren Kameraden Daikon sowie seine Schwester zu opfern?

Eigentlich nicht, was hatten sie schon mit dieser Familie zu tun?

Sie zuckten mit den Schultern und nickten sich gegenseitig zu.

„Zu viel Ärger, das ist es nicht wert“ sagte der eine.

„Ja, selbst wenn wir die Fusselbürste erwischen…da ist immer noch der rasende Wüterich“ meinte sein Kamerad zustimmend, der zu Kakarott deutete. Alle sahen in dieselbe Richtung und konnten dadurch miterleben, wie Daikon gerade zu Boden geworfen wurde und nicht mehr in der Lage war aufzustehen. Kakarott wischte sich die Hände sauber und sah mit Genugtuung auf den am Boden liegenden Körper. Langsam sank sein Ki, als ob sein Körper runterfahren würde, nun wo sein Ärger abgebaut worden war.

„Oh oh, ich glaube, er ist fertig“ sagte der erste erschrocken.

„Dann lass uns abhauen, bevor wir die nächsten sind“ sagte der zweite alarmiert. Doch es gab jemanden, der etwas dagegen hatte und sich zwischen ihnen stellte.

„Ihr Feiglinge, ihr wollt Saiyajins sein“? kreischte Peppa, als sie merkte, wie sich ihre Verstärkung von Acker machen wollte. „Ein Saiyajin flieht nicht“

„Ein Saiyajin hält aber auch NICHT den Kopf für jemand so Biestigen wie dich hin“ merkte Radditz hämisch lachend an. Die Schläger nickten zustimmend.

Peppa zuckte zusammen.

„Du Arschloch“ schrie sie. „Dann werde ich dich halt besiegen. Wenn du mich anfasst, sage ich jeden, dass du eine Frau geschlagen hast. Na los, Jungs, folgt mir. Wir werden sagen, ihr habt mich vor diesen Grobian beschützt“ forderte sie sie auf.

Radditz Stirn runzelte sich. Gegen die Frau zu kämpfen wäre in der Tat schwierig mit seiner Erziehung zu vereinbaren, anderseits war sie die Mithelferin von diesem Vergewaltiger…so gesehen konnte er es schon über sich bringen, sie zu schlagen.

Doch zu Radditz Glück würde ihm dieses Dilemma abgenommen.

Bevor Peppa und ihre Verstärkung auf Radditz zulaufen konnte, wurde ein Energie-Strahl zwischen sie abgefeuert, was sie in ihrer Bewegung stoppte. Erschrocken sahen sie nach oben

Alle waren so im Gespräch abgelenkt gewesen, dass sie die Ankunft der sechs älteren Saiyajins übersehen hatten. Sie waren schneller angekommen als dass die Scouter sie melden konnten.

„Die Kleine gehört mir“ zischte Selypa kalt lächelnd auf Peppa herab.

„Hm, aber nicht alleine. Ich will auch mein Stück“ wisperte Gine, deren Gesicht unüblich kalt war. Ihre Augen hatten den gleichen grausamen Glanz wie bei den fünf Kriegern an ihrer Seite.

Aber keiner sah Zorniger aus als Bardock.

„Lasst sie am Leben, damit über sie gerichtet werden kann“ knurrte er. „Aber nur ein wenig….wozu gibt es Medic-Tanks.“

„Verstanden!“  diesen Befehl gehorchend, stürmten Toma, Panbukin und Borgos auf die vier jüngeren Saiyajins zu, während Gine und Selypa zu Peppa flogen.

Bardock dagegen landete neben Radditz, um behutsam über Bulmas Kopf zu streicheln.

„Gib sie mir“ brummte er leise seinen Sohn an und vorsichtig übergab er das leicht zitternde Bündel seinen Vater. Als sie ihre Arme um dessen Hals schlang, wusste die beiden Saiyajins, dass sie alles mitbekommen hatte, aber noch nicht in der Lage war zu sprechen.

Bardock schluckte hart.

Er hatte die schlimmsten 35 Minuten seines Lebens erlebt, während er in seinen Pod saß und die Nachricht erhalten hatte.

Jede einzelne Minute hatte sich in ihm eingebrannt, während er durchs Glas geschaut hatte, wie er, zu langsam, in Richtung Heimat flog.

Bulma lebend in seinen Armen zu halten, galt seinem Seelenfrieden, um sich von ihrem Überleben zu vergewissern.

„Ich bin da, ich bin da…“ hauchte er an Bulmas Ohr, die nur nickte und leise wimmerte.

„Der Kerl, der dafür…“ fing Bardock flüsternd an, aber Radditz deutete nur auf ein bewegungsloses, blutendes Häufchen, was gerade noch atmete.

„Kakarott hat sich schon darum gekümmert“ erklärte er zufrieden.

„Kakarott?“ Bardocks Augen weiteten sich. Wenn sein sonst so sanftmütiger Sohn so austickte, musste die Lage erschreckend gefährlich gewesen sein.

„Sie scheint aber die wahre Übeltäterin zu sein“ fügte Radditz hinzu und deutet auf Peppa, die gerade von Gine und Selypa zusammen geschlagen wurde. Auch wenn Peppa körperlich stärker war als Gine, so war die erfahren genug, ihren Angriffen auszuweichen. Gegen Selypa hatte Peppa sowieso keine Chance. Die ältere Frau besaß nicht nur ein höheres Powerlevel, sondern auch mehrere Jahre Kampferfahrung.

Der Kampf endete damit, dass Selypa hinter Peppa gelang, mit der einen Hand die Arme der fremden Frau auf den Rücken band und dem anderen Arm um ihren Hals legte.  Sie zwang Peppa damit gerade zu stehen und ihren ungeschützten Oberkörper zu zeigen. So wehrlos im Schwitzkasten, konnte Gine ungestört in Peppas Magen schlagen, sowie ihr mehrere Ohrfeigen geben. Deren Wangen schwollen an. Ein gezielter Leberhaken mit anschließendem Tritt in den Unterleib führte dazu, dass Peppa sich auf ihre Füße übergeben musste.

Angewidert ließ Selypa die junge Frau los, die sofort auf die Knie fiel, würgte und nach Luft schnappte.

„Hmpf, du schuldest mir ein neues Paar Schuhe“ schimpfte sie und säuberte die Spitze des beschmutzen Stiefels achtlos an Peppas Kleid.

„Setz es auf ihre Rechnung, neben vielem anderen“ meinte Gine nur desinteressiert. Sie bückte sich und griff nach Peppas Kinn, zwang sie, sie anzusehen.

„Du weißt bestimmt, was wir Saiyajin verlangen, um Schulden abzubezahlen, nicht wahr?“ säuselte sie. Ihr Lächeln war trügerisch sanft und stand im Gegensatz zu ihren kalten Augen.

„Manches kann man mit Geld bezahlen, wie Selypas Schuhe…“ fuhr Gine fort und holte währenddessen aus ihrer Tasche ein Messer, dessen scharfen Klinge sie beiläufig, aber geübt mit Schwung ausklappte. „Aber manche Taten bezahlt mit Blut“ fügte sie hinzu und hielt den kalten Stahl an Peppas Hals.

„Du…willst mich töten?“ fragte Peppa heiser. Langsam kam die Todesangst in ihr auf.

Ihre Augen schielten zur Seite, ob sie von dort Hilfe erwarten könnte. Aber die älteren Krieger hatten längst die Jungspunde besiegt und stapelten ihre besinnungslosen Körper gerade übereinander.

 Gine sah genau, was im Kopf der jungen Frau vor sich ging und wie sie rechnete. Sie wartete darauf, bis ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit sich bei der verwöhnten Göre einstellte, aber da war immer noch ein störrischer Funke in ihren Augen.

Sie glaubte, sie wäre immer noch im Recht.

Als Gine sah, wie diese Zicke keine Schuld, keine Scham verspürte angesichts ihrer schrecklichen Taten, überkam sie die Wut. Sie griff nach Peppas Haaren und zog fest daran.

Natürlich schrie Peppa auf, als ihre gepflegte Haarpracht so überraschend gezogen wurde.

Das Messer blitzte gekonnt auf, dann war der Schmerz weg und Gine hielt einen schwarzen Zopf in ihren Händen. Achtlos warf sie ihn zur Seite.

Peppa sah ungläubig dabei zu, wie ihre Pracht in der Luft verwehte, wie schwarze Strähnen im Wind verflogen, für immer.

„Meine Haare“ wimmerte sie und griff bestürzte nach ihren Kopf, wo nur noch ein kurzer Rest störrisch abstand.

Selypa lachte gehässig auf bei ihren entsetzten Gesicht und wie sie sich an den Kopf fasste.

Gine sah es nur als kleiner Teil ihrer Rache an und steckte ihr Messer wieder ein.

„Um den Rest wird sich der Richter kümmern“ sagte sie leise zu sich selbst.

Doch ihre Worte wurden gehört.

„Richter?! Pass bloß auf, mein Großvater gehört zum Rat. Er hat viele Freunde. Wer wird mich schon richten“ fauchte Peppa.

„Dann kann dein Großvater sein Bestes geben, um dich zu verteidigen. Es wird aber nicht helfen. Keiner seiner Freunde wird so ein Verbrechen ungestraft lassen“ belehrte Gine sie. „Wer so etwas tun würde, brächte Schande über sich sowie den Ärger des Volkes.“

Peppa wollte Einwand geben, aber Gine zeigte nur auf den Haufen der bewusstlosen jungen Leute, die vorgehabt hatten zu fliehen.

„Gleiches Beispiel. Am Ende ist sich jeder selbst der Nächste. Vielleicht steht deine Blutsverwandtschaft dir näher als deine Freunde, aber dann wirst du sie nur mit in den Abgrund reißen.“

Peppa konnte keine Antwort geben, stammelte nur und sah auf die losen Strähnen ihres Haars, welches noch vor ihr lag.

Selypa schnaubte und legte Gine einen Arm um die Schulter. Sie lenkte ihre Freundin zu ihrem Gefährten, der ihre Tochter auf dem Arm hielt. Neben ihm stand Radditz und auch Kakarott hatte sich zu ihnen gesellt.

Gine streichelte ihrer Tochter übers Haar. Vorsichtig konnte sie einen Blick in Bulmas müden Augen erhaschen, die unter den Stirnfransen hervorschauten. Gine lächelte sie tröstend an und ihr Mund formte die Wörter. „Wir gehen nach Hause“.

Bulmas Lippen zuckte ein wenig höher und sie nickte leicht.

Zuhause, das hörte sich gut an.

Radditz klopfte seinen Bruder lobend  auf die Schulter für seinen Sieg und wandte sich dann fragend an seinen Vater.

„Was machen wir jetzt mit ihr und den Typen? Rufen wir die Wachen an, damit sie sie festnehmen und einsperren?“ fragte er.

„Hmm, warum ihnen so viel Arbeit geben? Sie sind bestimmt schwer beschäftigt. Wir können sie auch einfach so vernichten“ machte Toma den Vorschlag.

„Nein, ein schneller Tod wäre zu gut für sie“ hielt Bardock auf.

„Der Meinung bin ich auch. Überlasst sie mir“ meldete sich eine neue Stimme zu Wort.

Vegeta flog herbei und landete vor ihnen.

 

Er war nicht allein, er hatte vier Elite-Krieger bei sich, die hinter ihm landeten.

Radditz und die anderen verbeugten sich eilig vor Vegeta, bis auf Bardock und Gine. Bardock weigerte sich, seine Tochter loszulassen, weshalb er noch stand. Gine ebenfalls, sie hielt sich an den beiden fest.

Vegeta sah ihren Augen die Angst, die sie erlitten hatten sowie eine seelische Erschöpfung.

Bulma dagegen…sie sah nicht auf, blickte den Neuankömmling nicht an. Sie hatte ihr Gesicht in der Halsbeuge ihres Vaters vergraben und hielt sich an seinen Schultern fest. Sie trug ein Hemd, welches nach Kakarott roch und kaum ihren nackten Hintern verdeckte. Sie wirkte schwach und klein, wie er sie noch nie zuvor erlebt hatte.

Vegeta drehte den Kopf nach Peppa, die flach auf den Boden lag, den Kopf zu Boden gesenkt, zitternd.

„Also doch“ wisperte er. „Wie befürchtet…du warst es!“

 

Wenige Minuten zuvor…

Vegeta hatte den letzten Krieger geprüft und sein Einverständnis zur Beförderung gegeben. Der Krieger hatte gut durchgehalten.

Damit löste sich die Prüfungsangst auf, eine Spannung fiel ab. Jeder von den Zuschauern und den Prüflingen atmete auf und fing  an zu lächeln. Das Bankett konnte beginnen, man durfte sich an den Speisen laben.

Vegeta war zufrieden mit dem Ergebnis, nur drei Teilnehmer hatte er abgelehnt. Aber er hatte damit immer noch genügend neue Elitekrieger gewonnen, die sich in den nächsten Monaten um die Truppenleitung mit kümmern konnten.

Vegeta wollte in zwei Tagen losfliegen, um bei der Suchaktion nach seinen Vater teilzunehmen. Da er voraussichtlich einige Monate fort sein würde, war es wichtig, die Organisation der Truppen vorab aufzuteilen. Außerdem konnte nur er die Ernennung der Elitekrieger übernehmen, weshalb er diesen Termin unbedingt vor der Abreise noch erledigen musste.

Jetzt konnte er nur noch hoffen, heute den Rest an Formalitäten zu erledigen, um wenigstens morgen noch mal bei Bulma vorbei zu schauen. Um mit ihr seinen letzte Tag entspannt zu verbringen, hatte er die Tage vorgearbeitet und sich weder Ruhe noch entspanntes Training gegönnt.

Vegeta schritt zu seinem Zelt, um sich umzuziehen. Seine Rüstung hatte einiges an Dellen und Löcher abbekommen.  Er wollte sich säubern und umziehen.

Doch anstatt Radditz war es Nappa, der ihn dort erwartete und ihn ein Handtuch zur Säuberung reichte sowie ein Glas mit Wasser. Eigentlich nicht seine Aufgabe, aber zuerst wusch sich Vegeta den Dreck ab, bevor er nach Radditz Verbleib fragte.

„Der musste ganz dringend weg. Ein Notfall wegen seiner Schwester“ druckste Nappa vorsichtig, der nicht wusste, wie Vegeta darauf reagieren würde.

Vegeta hielt in seiner Bewegung inne, das Handtuch noch gegen sein Gesicht gedrückt.

„Was?“ fragte er und sah hoch, um Nappa scharf anzublaffen „Was ist mit seiner Schwester?“

Nappa zuckte mit den Schultern. „Das hat er nicht gesagt. Er konnte sich ja schlecht abmelden, da du ja mit der Prüfung beschäftigt warst. Aber wenn es um die Familie geht, ist es doch verständlich, einen gehen zu lassen, oder?“

„Ja, ja“ winkte Vegeta ab. „ich wollte ja auch nur die Details wissen.“

Wie beiläufig sah er auf seinen Scouter, aber da gab es keine Nachricht drauf.

Was war mit Bulma?

Fieberhaft dachte er darüber nach, ob er ebenfalls zu ihr fliegen oder Radditz vertrauen sollte, die Sache selbst zu regeln.

Aber er konnte nicht einfach fort. Die Anwesenden würden sich wundern, wenn er wegen so einer niederen Angelegenheit fort flog und die neuen Elitekrieger damit brüskieren.

Vegeta beherrschte sich und vertraute auf Radditz, der einen Vorsprung hatte und bestimmt die Sache lösen würde. Bis Vegeta ankam, wäre vielleicht alles schon längst erledigt, auch ohne seine Hilfe. Stattdessen würde man den Skattkönig kritisieren, wegen so einer minderen Sache das Bankett verlassen zu haben.

Während er überlegte, reichte Nappa ihm saubere Kleidung und Rüstung an und Vegeta zog sich um.

Doch anstatt das Zelt zu verlassen, um sich auf das Bankett im Freien sehen zu lassen, zögerte Vegeta.

Etwas hielt ihn auf.

So ganz trauter er Radditz doch nicht zu, es alleine zu regeln.

Vielleicht sollte er doch…

„Hast du nicht mehr Infos?“ fragte er Nappa, der wartend hinter ihm stand und nicht verstand, warum Vegeta das Zelt nicht verließ.

„Hm? Oh, du meinst wegen Radditz und seinen Notfall. Nein, er hat nur diesen einen Satz gesagt. Aber er war beunruhigt, das konnte ich sehen. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass Radditz jemals so einen Anruf bekommen hat. Da macht man sich schon Sorgen“ überlegte Nappa und nahm Radditz in Schutz.

Vegeta brummte und versuchte sich zu beruhigen.

Er war manchmal etwas paranoid und übervorsichtig, das wusste er selbst.

Er zog das Zelttuch zur Seite, um raus zu marschieren.  In ein paar Meter Entfernung wurde unter einem langen, offenen Baldachin das Essen serviert. Einige Prüflinge hatten sich ebenfalls bereits umgezogen und trugen nun ihre neue Uniform. Sie hatten bereits ein Glas in den Händen und ließen sich von den Ratsmitgliedern beglückwünschen.

Vegeta fiel dabei auf, dass ein Ratsmitglied, Paparika, nicht richtig bei der Sache war und mehr in Richtung Vegeta schielte.

Paparika…warum verhielt er sich so verdächtig?

Und warum klingelte sein Gedächtnis bei diesen Namen?

Sonst beachtete er die Mitglieder nur wenig…aber… Vegetas Pupillen weiteten sich aufgrund des Erleuchtung, als sein Gehirn ihm die richtige Information sandte: da war doch diese unhöfliche Frau vor ein paar Tagen gewesen, die einfach in Bulmas Garten gelandet war und ihn gestört hatten.

Paparikas Enkelin, die er fortgeschickt hatte…und Bulma hatte heute einen Notfall, wo Vegeta nicht in der Nähe war…und ihr Großvater schien ihn im Blick zu behalten, um ...um was?

Um jemanden zu warnen, sollte sich Vegeta entfernen?

Vegeta drehte sich um und eilte ins Zelt zurück. Zu seinem Glück war er kaum ein paar Schritte raus marschiert, die meisten hatten ihn noch nicht bemerkt. Er zog Nappa am Kragen mit sich.

Hastig zog er mit der andere Hand die Zeltwand hinter sich zu.

„Hey, Vegeta, was ist denn los“ keuchte Nappa ahnungslos.

„Du musst Paparika für mich ablenken“ zischte Vegeta. „Geh mit ihm ins Bankett-Zelt oder so. Hauptsache, er schaut nicht in meine Richtung. Ich muss etwas nachsehen. Die Sache riecht fischig.“

Nappa, der Vegetas Instinkt kannte und oft genug miterlebt hatte, wie Vegeta so manches Ränkespiel durchschaute, wurde ernst und nickte gehorchend.

„Keine Sorge, ich kann sehr charmant sein“ lächelte er wölfisch. „Gib mir ne Minute und schleich dich dann raus. Ich sag den Leuten, du würdet ein Nickerchen halten und etwas später aus dem Zelt kommen.“

Vegeta klopfte dem Großen anerkennend auf die Schulter für seinen schnellen Gedankenzug.

Nappa verließ das Zelt und Vegeta hörte hinter der Zeltwand sein joviales „Ohh, Paparika, der große General. Welche Ehre euch zu treffen. Bitte erzählt mir doch, wie Ihr damals die Eroberung des Planeten Masaharu bewerkstelligt hat. Ich habe immer nur Gerüchte darüber gehört.“

Vegeta wartete einige Sekunden, bevor er die Rückwand des Zeltes anhob und dort hindurchschlüpfte um heimlich fortzufliegen.

Sobald er kurz vor Sadala war, würde er ein paar Soldaten rufen, die ihn am Stadtrand erwarten würden.

Gemeinsam würden sie zu Bulmas Werkstatt fliegen und nachschauen, wo die Blauhaarige war.

 

„Ich hatte Recht: es roch fischig“ murmelte Vegeta, als er nicht nur Peppa, sondern auch ihren bewusstlosen Bruder bemerkte, der neben anderen besinnungslosen, blutigen Saiyajins auf einen Haufen lag.

„Mein Herr“ wandte sich Gine ihm zu „wir bitten um die Festnahme dieser Saiyajins. Sie haben unsere Tochter angegriffen und wollten das Undenkbare tun. Wir bitten um ein gerechtes Urteil.“

„Was, nein?!“ rief Peppa erschrocken aus, die bereits von einem Soldaten die Hände verbunden bekam.  Sie versuchte sich zu wehren und wurde nur erbarmungslos zu Boden gedrückt. „Ich…ich bin unschuldig“ schrie sie panisch.

Gien und die  anderen rümpften angewidert die Nase.

„Bulma konnte ein Notsignal senden. Wie Ihr sicher wisst, erhalten die daran gekoppelten Scouter die Möglichkeit, über den betreffenden Scouter zuzuhören.  Die Stimme dieser…dieser..." Gines Gesicht war rot und es fehlten ihr die Worte, Peppa zu beschreiben, besonders wenn sie vor dem Skattkönig eine gewisse Sprache bewahren musste.

„Jedenfalls haben wir alles aufgenommen und können es als Beweis übergeben“ sprach Bardock für sein Weib weiter.

Gine nickte und überreichte Vegeta ihren Scouter.

Er drückte kurz drauf, um ihre Aussage abzugleichen. Nur wenige Sekunden von Peppas grausamer Tat reichten ihm aus. Schnell beendete er die Aufnahme und musste seine Kraft beherrschen, um nicht aus Versehen den Scouter in seiner Hand zu schrotten.

„Nehmt sie fest, alle“ knurrte er seine Soldaten an und deutete auf den bewusstlosen Haufen. „Sie sollen ins Verlies geworfen werden. Gebt ihnen nur eine notdürftige Behandlung. Ich werde noch morgen über sie verhandeln, bis dahin müssen sie am Leben bleiben.“

Vegeta wandte sich wieder Bulmas Eltern zu. In ihrer Anwesenheit konnte er leider nicht selbst nachschauen, wie es Bulma ging. Er musste sie der Obhut ihrer Familie überlassen.

Das einzige, was er tun konnte, war so schnell wie möglich dafür zu sorgen, dass ein Exempel statuiert wurde an denen, die glaubten, sie können sie verletzten.

Da er übermorgen laut Plan den Planeten verlassen musste, war es unabdingbar, es morgen zu erledigen.

Vegeta war so wütend, eigentlich wollte er am liebsten diese grässliche Frau und ihren Anhang hier und jetzt vernichten. Seine Soldaten als Zeugen sowie die Scouter-Aufnahme als Beweis würden als Begründung ausreichen.

Aber das ganze Volk der Saiyajins sollte wissen, welche Ehrlosigkeit sie sich geleistet hatten. Es sollte in die Geschichte der Saiyajins eingehen, damit sich diese Familie nie wieder davon erholen könnte. Ihr Name sollte mit Dreck gleich gesetzt werden.

„Ihr werdet informiert, wann morgen die Verhandlung stattfindet“ war alles, was er Bardock und Gine noch sagen konnte. Mit einem Nicken zu Radditz, der es kurz erwiderte, verschwand Vegeta.

 

Bardock trug Bulma immer noch, als sie gemeinsam zu ihrem Haus flogen.

„Wir gehen erst mal rein und checken die Lage“ wisperte Selypa ihm zu. Sie flog mit ihren Kameraden vor, um sich die Zerstörung der Gebäude anzusehen und etwaige Komplizen aufzuspüren.

Als Bardock und seine Familie landete, war die Lage gesichert und Selypa führte sie in ein Wohnzimmer, was nicht zerstört worden war.

„Einige zerstörte Wände, aber das Haus ist stabil. Auch das Dach ist noch dicht“ gab sie Meldung.

„Komplizen haben wir hier keine gefunden und von der Einrichtung ist auch nicht viel zerstört…bis auf die Räume auf der Nord-Seite. Da sieht es aus, als hätte es einen Kugelhagel gegeben“ fügte Toma hinzu.

„Und die Küche?“ fragte Gine.

„Äh, die sieht aus, als wäre dort keiner drin gewesen“ gab Toma an.

Gine nickte. „Dann werde ich uns erst mal was zu essen machen. Bulma braucht eine heiße Suppe, das wird sie aufwärmen.“

„Ich helfe dir“ bot Kakarott an, doch sie schüttelte ablehnend den Kopf.

„Geh dich duschen und zieh dich um. Bring deiner Schwester neue Kleidung mit. Bulma braucht jetzt Gesellschaft, damit sie weiß, dass sie nicht allein ist. Wer weiß, wie tief der Schock noch sitzt. Lasst sie ja nicht allein.“

„Es gibt noch genug freie Zimmer“ dachte Selypa laut nach. „ Da können wir ja auch gleich alle hier übernachten.“

 

Die Saiyajins versammelten sich im Wohnzimmer, schleppten einen großen Tisch und viele Stühle herbei und deckten den Tisch, während das Essen vorbereitet wurde.

Sie waren laut und das mit Absicht: das Haus sollte mit Leben vibrieren.

Deshalb wurden auch die Lichter angeschaltet und der Kamin angefeuert, obwohl es erst nachmittags war.

Wenn Saiyajins aus einem Kampf kamen, wurde oft gefeiert. Das war nicht nur die Belobigung für ihren Erfolg, sondern damit Körper und Geist wieder runterfahren konnten, sich wieder an den Normalzustand und das Leben gewöhnen konnten.

Es wirkte, langsam kam auch das Leben wieder in Bulmas bleichen Wangen und starren Augen.

Kakarott brachte ihr ein frisches Kleid und Radditz holte den Verbandskasten. Behutsam nahm Bardock, als der Geübtere, das Desinfektionsmittel heraus sowie eine teure, grüne Salbe.

Die sogenannte Medic-Salbe bestand aus derselben Nährflüssigkeit wie in den Medic-Tanks, bloß fester und konzentrierter. Damit war sie in der Lage, Hautabschürfungen und Kratzern über Nacht narbenlos zu heilen.

Sanft betupfte Bardock die verletzten Stellen auf der Haut seiner Tochter. Morgen würde sie wieder frisch und hübsch aussehen. Ihr Körper würde heilen, aber ihre Seele?

Der gewohnte Geruch ihres Heimes und ihrer Familie, ihre Stimmen, das Scheppern der Töpfe aus der Küche, der Geschmack der heißen, würzigen Suppe in ihrem Mund, das Gefühl von Bardocks Körper an ihrer Seite, der weiche Stoff ihres Lieblings-Kleides auf ihrer Haut…langsam öffneten sich Bulmas Sinne und ließen sie erfassen, dass sie in Sicherheit war. Damit wurde auch ihr Gehirn überzeugt. Ihr Puls wurde ruhig.

Sie saßen alle gemeinsam am Tisch, aßen von Gines Speisen, tranken zwischendurch Tee und Kaffee. Gines Tochter hatte bislang noch nichts gesagt, nicht von ihrem Erlebnis erzählt, was aber auch nicht notwendig war. Ihre Familie verstand sie auch so. Sie waren jedes Mal erleichtert, wenn Bulmas Mundwinkel nach oben zuckten und sie vorsichtig lächelte.

Als es anfing zu dämmern, wollte Gine sich wieder in die Küche machen, um die nächste Portion zu kochen, aber nun stand Bulma auf und folgte ihr.

Dass Bulma nun ihrer Mutter helfen wollte, also aus dem geschützten Kreis selber raus trat, war ein gutes Zeichen.

Schweigend, aber routiniert kochten sie zusammen, beide an ihren bevorzugten Arbeitsplatz. Sie standen mit dem Rücken zueinander, und von außen war nicht erkennbar, dass ihre Schweife sich von der Taille gelöst hatten, um sich mit dem jeweils andere zu verbinden.

Als sie zu Abend aßen, war Bulma sichtlich entspannter und fing an mit zu sprechen. Sie stellte Fragen nach der letzten Mission, nahm am Gespräch teil.

Schließlich erwähnte sie selbst das heutige Thema, das noch über alle Köpfe schwebte.

Sie erzählte, wie fantastisch Kakarott gekämpft hatte und wie Radditz sie beschützt hatte.

Bardock schluckte hart. Er fühlte einen Kloß im Hals, angesichts des unbändigen Stolzes für seine Kinder.

Seine mutige Tochter und seine starken Söhne.

Ja, er war so stolz auf die beiden Bengel, dass er ihnen auf die Schulter klopfte.

„Sag mal, Bardock, heulst du gleich?“ fragte Radditz irritiert, dem die seltsam feuchten Augen seines alten Herrn aufgefallen waren.

„Nein, du Idiot, ich bin nur so froh, dass meine Söhne keine Totalausfälle sind“ schluchzte Bardock.

„War das jetzt ein Kompliment?“ fragte Radditz, der sich ein Lächeln nicht verwehren konnte. „Hey, Kakarott, ich glaube, unser Vater lobt uns gerade. Den Tag müssen wir uns im Kalender markieren.“

„Schnauze“ Bardock verpasste Radditz eine Kopfnuss. „Nimm dir ein Beispiel an deinen Bruder und akzeptiere  schweigend mein Lob.“

„Ja, ja“ Radditz lachte und strich sich über den Hinterkopf. Gut, dass sein dichter Haarschopf Bardocks Kopfnüsse immer abschwächte. „Ich geb‘s ja auch zu. Kakarott hat fantastisch gekämpft. Obwohl ich nicht verstehe, wie seine Kampfkraft so hoch wachsen konnte.“

Kakarott zuckte zusammen und stopfte sich mehr Essen in den Mund, um darauf nicht antworten zu müssen. Er zuckte nur nichtssagend mit den Schultern und machte ein unschuldiges Gesicht.

„Hm, es erinnert an die Sage von Super-Saiyajin“ überlegte Toma, der sich nachdenklich übers Kinn  strich. „Der Sage nach soll er aufgrund einer heiligen Wut so zornig geworden sein, dass es seine Grenzen sprengte.“

„Du willst jetzt aber nicht sagen, dass Kakarott ein Super-Saiyajin ist, oder?“ fragte Selypa.

Alle Anwesenden starrten augenblicklich Kakarott an. Dem liefen allmählich ein paar Schweißperlen runter, vor allem weil man ihn so erwartungsvoll ansah. Er hatte keine Ahnung, wie er darauf antworten sollte.

„Ich war halt wütend“ gab er an. „Das war eine völlig neue Art des Kämpfens für mich.“

Die anderen Krieger nickten verstehend.

„Ja, deswegen nutzen ja so viele Saiyajins ihren Zorn als Booster“ meinte Toma.

„Hah, ich wusste es doch. Kakarott könnte niemals ein Super-Saiyajin sein“ freute sich Radditz erleichtert.

„Aber stell dir mal vor, wie stark er wäre, wenn er jetzt immer mit Wut kämpft“ mischte sich Gine ein. „Dann wäre er ja sogar stärker als Bardock.“

Die Männer verschluckten sich beinahe.

Kakarott stärker als Bardock?

In seinem Alter einen Mittelklasse-Krieger besiegen?

„Nein, das will ich nicht“ mischte sich Kakarott ein. „Wenn ich ständig so kämpfen würde, macht mich das noch ganz wuschig. Ich habe immer noch Kopfschmerzen. Nachher ziehe ich so eine Fresse wie Radditz oder bekomme Stirnfalten wie Vater.“

„Da hast du Recht“ stimmte Gine mit ihrem trügerischen milden Lächeln zu, wobei in ihren Augen der gleiche Schalk glitzerte wie bei ihrem jüngsten Sohn.

„Was?!“ riefen Bardock und Radditz gleichzeitig aus, während die andere laut lachten.

„Ich glaube, wir müssen unseren kleinen Super-Saiyajin mal wieder zu einen Sparring-Kampf einladen“ rief Bardock lachend, während er gleichzeitig bedrohlich mit den Fingerknöcheln knackte.

„Ja, alle auf Kakarott“ rief Radditz.

Das Gelächter der Anwesenden war so laut, dass beinahe die Türklingel überhört wurde. Bulma hörte es aber noch und schritt zur Eingangstür um  nachzusehen.

Ein Elite-Krieger stand vor der Tür, der sich ehrfurchtsvoll kurz vorbeugte.

„Saiyajin Bulma, ich bin hier um zu mitteilen, dass die Verhandlung für den Angriff auf euch morgen im Thronsaal im Palast stattfindet, um elf Uhr.“

„Ich verstehe“ Bulma nickte.

„Außerdem..“ der Krieger sah sie seltsam beschämt an „Äh, sind eure Eltern, Bardock und Gine zufällig anwesend? “ 

„Ja, sind sie. Wollt ihr zu Ihnen?“

„Nein, ich…“ der Krieger schüttelte schnell den Kopf. Er seufzte schwerfällig und überreichte Bulma eine Schriftrolle. „Sie sind ebenfalls morgen eingeladen, allerdings nicht als Zeugen.“

Bulma sah ihn fragend an. Der Krieger, der von der heutigen Sache wusste, war beschämt, ihr folgendes zu sagen. Aber wenigstens musste er die Einladung nicht ihren Eltern überreichen, das wäre noch peinlicher.

„Eure Eltern werden des Ehrverlust angeklagt. Weitere Informationen findet Ihr in der Schriftrolle“ mehr wollte er nicht sagen, so drehte er sich um und flog weg.

Bulma sah ihn ratlos hinterher und ging langsam wieder in den Flur zurück.

Auch wenn die Schriftrolle für ihre Eltern bestimmt, war, so musste sie wissen, was drin stand. Vermutlich hatte es auch mit ihr und den Angriff zu tun.

Sie brach das Siegel auf.

„Bulma, wer war an der Tür?“ Radditz trat auf sie zu, wollte nachsehen, wer der unangekündigte Besucher  gewesen war.

„Ein Krieger hat mir gesagt wann morgen die Verhandlung stattfindet“ erklärte sie beiläufig, während ihre Augen über das Dokument huschten. „Aber hier steht was darüber, dass unser Eltern angeklagt werden, weil sie den Sarang gebrochen haben.“

„WAS?!“ Radditz riss ihr beinahe das Dokument aus den Händen, um es ebenfalls zu lesen.

Sein Gesicht verzog sich dabei wütend und er knüllte es zusammen. Laut stampfte er zurück zu den anderen, Bulma kam kaum hinterher.

„Diese Arschlöcher versuchen es jetzt auf die ganz miese Tour“ rief Radditz den anderen zu und klatschte das zerknüllte Dokument auf den Tisch, wo es Fettflecken annahm.

„Hier steht, dass das Attentat gerechtfertigt war, da Bulma keine reine Saiyajin sei. Einer von Euch“ er zeigte auf Bardock und Gine „ hätte den anderen betrogen und damit den Sarang gebrochen. Darum sollt ihr morgen angeklagt werden.“

„Welches VERDAMMTES AAS WAGT ES?!“ rief Bardock wütend aus. Gine schnappte sich das Papier vor ihm, damit sie es lesen konnte, bevor ihr Gefährte es in tausend Papierschnitzel zerreißen würde.

„Na, wer schon?“  unterbrach Toma trocken Bardocks Flüche. „Das wird natürlich von der Gegenseite kommen. Sie wollen euch diffamieren, um sich selbst zu retten.“

„Ja, du hast Recht“ stimmte Gine ihm zu. „Hier steht übrigens, dass Peppa und Daikon die Kinder von Peproni und Aikon sind. Hm, Peproni ist die Tochter von General Paparika, aber wer ist Aikon? Der Name kommt mir bekannt vor“ überlegte sie. Sie war sicher, sie hatte schon mal von ihm gehört, aber ihr fiel kein Gesicht dazu ein,

„Aikon ist der Kerl, dem du damals bei der Prüfung die Eier und den Schwanz zerquetscht hast“ frischte Bardock ihre Erinnerung auf. Unwillkürlich lächelte er.

Er erinnerte sich noch gut an diesen herrlichen Anblick, als Aikon versucht hatte, Gine als Geisel zu nutzen und dafür bestraft wurde.

Es schien so, als hätten dessen Kinder ebenfalls ehrloses Blut.

„Ahhh, der“ langsam erinnerte sich Gine. Sie zuckte nonchalant mit den Schultern. „Ich hätte damals härter zudrücken müssen. Ich hätte nicht gedacht, dass er noch in der Lage wäre, Kinder zu zeugen. Uns wäre viel Stress erspart worden, wenn ich ihn richtig kastriert hätte.“

Bardock lachte. Seine Frau schaffte es immer wieder, ihn abzulenken und zu beruhigen.

„Tja, aber wie wollt ihr morgen beweisen, das Bulma wirklich eure Tochter ist?“ brachte Panbukin sie wieder in die Wirklichkeit. „immerhin habt ihr eure Tochter deswegen jahrelang versteckt.“

 Bardock und Gine wirkten ratlos.

„Keine Sorge, Vegeta steht auf unsere Seite“ beruhigte Radditz sie. „Er wird niemals diesem Unsinn glauben.“

„Was den Angriff angeht, stimme ich zu. Aber es nützt uns nicht, wenn Bulma Recht bekommt, aber ihre Eltern bestraft werden. Oder nachher werden sie freigesprochen, aber jeder misstraut ihnen“ widersprach Panbukin. „ ‘Wo Rauch ist, ist auch Feuer‘, werden sie behaupten.“

„Das wird schon nicht passieren“ antwortete Radditz und strich sich genervt durchs Haar.

Er warf Bulma einen bedeutungsvollen Blick zu.

Wenn Vegeta morgen den Vorsitz hatte, würde er sich schon drum kümmern, dass Bulma und ihre Eltern nicht bestraft würden.

Aber wie sollte man das den nichtsahnenden Erwachsenen sagen?

Bulma und Radditz sahen sich wortlos in die Augen.

Schließlich nickte sie zustimmend.

 

Bulma wurde bleich. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und verursachte ein trocknes Brennen.

Ihr Leben lang hatte sie dieses Geheimnis gehütet, was ihr nie leichtgefallen war.

Wie oft hatte sie ihrer Familie davon erzählen wollen?

Wie oft hatte sie heimlich in der Nacht die Gespräche ihrer Eltern belauscht, weil sie Angst hatte, es wäre entdeckt worden?

Doch nun war heute vielleicht der einzige, richtige Zeitpunkt.

Wenn sie es jetzt nicht erzählte, wann dann?

Sie wollte sich endlich von dieser Last befreien, sich nicht mehr oft auf die Zunge beißen, wenn ihr unabsichtlich beinahe etwas heraus gerutscht wäre…ein falsches Wort, ein Name, eine Anspielung, von der sie nichts wissen konnte. Mühsam hatte sie ihr Geheimnis bewahrt.

„Warum Vegeta auf unserer Seite ist…Ich werde es euch erzählen, alles“ fing sie stockend an. „Aber bitte, egal, wie sehr es euch drängt: Unterbrecht mich nicht“ bat sie. „Lasst mich erst zu Ende reden, okay?“

Sie wusste, sie würde in Tränen ausbrechen beim ersten wütenden Vorwurf, der sie unterbrechen würde. Oder den Faden verlieren durch zu viele ablenkende Fragen, wodurch sich die Erklärung nur noch länger hinziehen würde. Sie wollte die Geschichte schnell und prägnant mitteilen, ohne Unterbrechungen.

Die anwesenden Saiyajins sahen sich gegenseitig ratlos an, zuckten aber mit den Schultern und nickten.  Zu groß war die Neugier und so pressten sie ihre Münder zusammen, um nicht in Versuchung zu kommen und lauschten ihren Ohren.

Langsam fing Bulma an zu erzählen, wie sie vor Jahren von einem jungen, fremden Saiyajin im Wald überrascht wurde und wie sie sich mit ihm angefreundet hatte.

Sie ließ nichts aus: sie fing an, mit dem Tag, als sie Vegeta heimlich beobachtet hatte, als er des Nachts den See in Brand gesetzt und den Seekönig erledigt hatte. Sie erzählte von ihren Spielen, ihrer Nachhilfe, Kochen und Keksen und dem Streit über ihr Aussehen, wonach sie sich trennten.

Sie sprach darüber, wie Vegeta sie nach Jahren wieder aufgesucht hatte, beide nun älter, wie ihre Freundschaft sich verändert hatte durch die ersten aufkeimenden Gefühle bis…auch das Ende ließ sie nicht aus, den zweiten großen Streit, den Rauswurf und warum Bulma so schnell wie möglich aus dem Palast ausziehen wollte.

 

Nachdem Bulma ihre Erzählung beendet hatte, sah sie in die bleichen Gesichter der anwesenden Saiyajins, deren Augen tellergroß geweitet waren.

Nur langsam trauten sich die ersten zu sprechen, die Stimme noch rau, weil ihnen die Spucke weg blieb bei dieser Neuigkeit.

„Du kennst Vegeta schon seit Jahren?“ staunte Panbukin „Das ist unglaublich! Niemand hat was geahnt?!“

Radditz wimmerte zustimmend. Er machte den Mund auf…und schloss ihn wieder…und wiederholte diese Bewegung.  Er sah aus wie ein Karpfen, der nach Luft schnappte. Damit hatte er nicht gerechnet, als Bulma anfing von ihrem Geheimnis zu  erzählen.

Vorwurfsvoll sah er seinen Bruder an, der nur mit den Schultern zuckte.

„Hey, ich war zu klein, um mich zu erinnern“ verstand Kakarott seinen stummen Tadel richtig. „Selbst dein Gesicht vergesse ich nach ein paar Monaten. Wie sollte ich mich da an Vegeta erinnern, als ich noch ein Kleinkind war? Aber jetzt verstehe ich auch dieses vertraute Gefühl und warum sein Geruch so angenehm auf mich wirkte“ sagte er, langsam verstehend.

„Das war die Kraft der Kekse“ erklärte Bulma trocken.

„Hmmm, so ist das also“ Kakarott nickte, zuckte erneut mit den Schultern und akzeptierte einfach die Wahrheit, ohne weiteres hinzuzufügen.

„Der Prinz hat niemanden was davon gesagt…dabei wart ihr Kinder…und er war bekannt dafür, ein hinterlistiges, schadenfrohes, rachsüchtiges Balg zu sein“ stellte Selypa beeindruckt fest.

Toma nickte zustimmend. „Verdammtes Glück habt ihr beide, du und Kakarott, gehabt“ brummte er.

„Ohhh, all diese Gefahren. Ausgerechnet Klein-Vegeta findet Bulma“ stöhnte Gine entsetzt auf und rieb sich die kalten Hände. Ihr Körper war während Bulmas Erzählungen aus Schock abgekühlt geworden und nur langsam erholte sie sich davon. Hastig rieb sie sich über die Arme und versuchte ihre Durchblutung wieder herzustellen.

So viele Neuigkeiten, von denen sie nichts geahnt hatte. Nicht mal in ihren Alpträumen hätte sie sich solche Gefahren vorstellen können. Sie versuchte sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass alles gut geklappt hatte.

Ihre Tochter lebte. Bulma war nicht als Kind vom Prinzen wegen ihrem Aussehen hingerichtet worden. Stattdessen hatte er sie auf seine Weise sogar beschützt…sie auf seine Mission mitgenommen…um dort…Gine sah erschrocken zu ihrem Gefährten hin.

Zu spät, er hatte anscheinend auch denselben Gedanken bekommen.

„Du hast mit Vegeta geschlafen?!“ stammelte Bardock bleich, seine Stimme hohl, seine Augen seltsam leer. „Du bist keine Jungfrau mehr…du hattest Sex…mit VEGETA!?“

Besorgt sahen die anderen Saiyajins auf den wie blöde stotternden Mann hin, der klang wie eine zerbrochene Schallplatte.

Bulma wurde schamesrot, da ihr Vater nun auch darüber Bescheid wusste. Verschämt nickte sie.

„Ich dachte, es wäre nur ein Gerücht…ein blödsinniges, albernes Gerücht“ lamentierte Bardock „mein Mädchen, mein kleines, unschuldiges Mädchen, von diesem…diesem…Uahhh“ er stöhnte angeekelt auf.

„Das ist das Einzige, was dich an all den Neuigkeiten stört?“ fragte Radditz stirnrunzelnd.

Er hatte gut reden, er wusste als einziger der Anwesenden schon lange von diesem Fakt, was ihm Zeit genug geben hatte, es zu verarbeiten.

Schwieriger war es dagegen zu erfahren, dass Vegeta seine Schwester schon seit Jahren kannte.

Darum hatte der Prinz so wohlwollend reagiert, als er von der „fremden“ Blauhaarigen erfuhr.

Radditz schnaubte angesichts seiner eigenen Naivität: er hatte damals geglaubt, Vegeta hatte aufgrund ihrer langjährigen Kameradschaft so reagiert und darum seiner Schwester Sonderrechte gewährt.

Sein einziger Trost war gerade das dumme Gesicht, welches Bardock machte, wodurch sich Radditz weniger verarscht fühlte.

Radditz lachte kurz hämisch auf angesichts der fahlen Miene seines Vaters. Er hatte noch nie erlebt, dass Bardock so die Fassung verlor. Der Schock stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Doch das abfällige Geräusch seines Sohnes weckte Bardock aus seiner Benommenheit und brachte ihn in sein Sichtfeld.

Ein Gedanke kam in den alten Saiyajin auf: Radditz war mitschuldig!

„Ächs“ Radditz schnappte erschrocken nach Luft, da Bardock ihn am Kragen packte und zu sich zog. Nun schlang er seinen Arm um dessen Hals und drückte ihn langsam die Luft ab.

„Vegeta hat mit meiner Tochter geschlafen“ wiederholte Bardock erneut, in einen aggressiveren Tonfall. In seinen Augen brannte der Zorn. „Und DU HAST ES ZUGELASSEN?! Was habe ich dir befohlen?“

„Hey, ich wollte das auch nicht. Ich hab gar nichts zugelassen, ich wusste doch zu spät davon. “ widersprach Radditz und wehrte sich gegen den festen Griff. „Glaubst du, ich war glücklich darüber?!“

„Moment, dann wusstest du also schon seit längerem und hast mir nichts davon gesagt?!“

„Upp…Scheiße“ fiel Radditz sein Fehler auf.

Beide Männer rangelten miteinander und fielen dabei auf den Boden, wo sie unbeirrt weitermachten.

Bardock fing seinen Sohn in eine Beinschere, gegen die er sich mit aller Kraft gegendrückte.

„So viel dazu, dass mein Sohn kein Totalausfall ist. Ich nehme mein Lob hiermit zurück“ rief Bardock aus.

„Hier sind die Neuigkeiten, Alter“ keuchte Radditz „ Alle deine Kinder hatten Sex. Angesichts dessen, was wir in unsere Kindheit erlebt haben, muss dir das nicht peinlich sein Wir haben oft genug von euch mitbekommen.“

„Radditz!“ mahnte Gine pikiert an.

Selypa und ihre Freunde lachten laut.

Bulma fühlte sich dagegen unglaublich erleichtert, dass dieses Geheimnis nun endlich raus war.

Sie sah dabei zu, wie Radditz und Bardock auf den Boden rangelten und sich gegenseitig niederdrückten, bis Gine schließlich ein Machtwort sprach und die beiden trennte.

„Auf eure Plätze“ befahl sie. „Lasst uns lieber überlegen, was wir morgen machen. Dieses Geheimnis…es beruhigt mich zwar, aber wir müssen trotzdem morgen auf alles gefasst sein. Wir dürfen den Anschuldigungen unsere Feinde kein Futter geben. Wir müssen morgen ruhig und beherrscht sein“ rief sie alle zur Besinnung auf.

Alle nickten zustimmend, aber auch widerstrebend.

Bardock verschränkte die Arme und zog eine Schnute.

Mit der Tatsache, dass was zwischen Vegeta und Bulma lief, musste er sich erst noch anfreunden.

 

Am nächsten Morgen standen Bardock und seine Familie vor den mächtigen, noch verschlossenen Toren des Thronsaals. Zu seine rechten stand Gine, zu seiner linken seine Tochter, hinter ihm seine Söhne und hinter ihnen wiederum Bardocks alte Weggefährten sowie Kakarotts Freundin.

Für einen Moment nahmen sie sich alle die Zeit, sich für die kommende Schlammschlacht zu sammeln, die gleich stattfinden würde.

„Also los“ gab Bardock den Befehl „Zeigen wir diesen Arschlöchern mal, was passiert, wenn sie sich mit meiner Familie anlegen.“

Mit diesen Worten trat er als erstes vor, legte Hand an die Türflügel und öffnete sie eigenmächtig.

Bulma holte tief Luft und folgte ihm in den beeindruckenden Thronsaal.

Es war ihr erstes Mal dort, obwohl sie eine Zeit lang im Palast gewohnt hatte. Doch es hatte bis jetzt nie eine Gelegenheit gegeben, diesen Raum zu besichtigen.

Vorsichtige betrat sie den roten Teppich und folgte ihren Eltern, die von diesem ehrerbietenden Anblick scheinbar unbeeindruckt blieben.

Ein riesiger Saal mit hohen Decken ersteckte sich vor ihr, mit dunkelgrauen Wänden und Säulen.  Die scheinbar grauen Wände waren beim genauen Hinsehen mit verblassten Wandbildern geschmückt. Die ebenfalls hohen, spitz zulaufenden Fenster waren mit buntem Mosaikglas besetzt, wodurch das Morgenlicht gebrochen wurde. Dadurch herrschte ein geheimnisvolles Dämmerlicht im Saal.

Der rote Teppich, der den Raum teilte, führte zu einer kleinen Treppe, an dessen Anhöhe der mit Flammen verzierte Thron stand. Hinter dem Thron prangte auf einem riesigen Banner das königliche Wappen.

Bulma zitterte, teilweise durch den majestätischen Anblick eingeschüchtert, anderseits aber auch wegen der Kühle, die hier herrschte.

Plötzlich hielt ihr Vater, der vor ihr marschierte, inne und verspannte sich.

Als sie an ihm vorbei sah, wusste sie auch wieso.

Die Ankläger waren ebenfalls schon da und hatten sich am Fuße des Thrones versammelt.

Peppa starrte sie hasserfüllt an, seltsam selbstsicher angesichts der baldigen Gerichtsverhandlung, als ob sie nichts zu befürchten hatte. Dass jemand so gucken konnte, trotz missglückter Frisur und all den Verbänden…

War es Wahnsinn oder Naivität?

Die Nacht  im Verlies hatte sie jedenfalls nicht abgekühlt.

Ihr Bruder war weniger hochmütig und schien die Situation realistischer zu sehen. Sein Körper war in Verbänden gewickelt, die er nicht nur wegen des dramatischen Effektes trug: angesichts des gestrigen Kampfes hatte er bestimmt überall gebrochene  Knochen. Doch man hatte ihm nicht erlaubt, einen Medic-Tank zu nutzen.  Nur einem Heiler war es erlaubt gewesen, ihn zu behandeln, der nach der alten Methode agierte.

 In seinem Gesicht konnte man deutlich die Angst und Sorge erkennen. Wenn heute seine  Verbrechen verhandelt wurden, wie seine versuchte Vergewaltigung und das unter dem Vorsitz von Vegeta, für den Stolz und Ehre alles war…eigentlich könnte Daikon sich gleich sein Grab schaufeln, das würde allen viel Zeit ersparen.

Selbst die Unterstützung seiner Familie würde ihm da nicht raushelfen.

Neben ihn stand ein älteres Paar, eine Frau mit hochmütigen Blick und ein Mann, der Bardock grimmig ansah:  Peppas Eltern, Peproni und Aikon.

Aikon sah Bardock mit demselben hasserfüllten Blick an wie seine Tochter die Blauhaarige bedachte.

Es gab weitere Mitglieder ihrer Familie zur Unterstützung, wodurch sie zahlenmäßig überlegen waren. Die Aufmerksamkeit lag bei einem hochgewachsenen Mann mit grauem Bart und Haar und kernigen Gesicht, um den sich alle sammelten. Seine Kleidung war edel, sein Brustpanzer poliert, an dem einige Orden glänzten. Eine zeichnete ihn als Mitglied des königlichen Rates aus: hier stand der ehemalige General Paparika, der zwar nicht mehr über Soldaten befahl, aber immer noch politische Macht besaß. Auf ihn als Wortsprecher ruhte die Hoffnung der Ankläger.

Bardock schnaubte verächtlich und stellte sich ihnen gegenüber, seine Familie versammelte sich hinter ihm. Man warf sich böse Blicke zu, verzichtete aber auf Worte.

Jeder sammelte seinen Atem für die anstehende Verhandlung. Unter den wachsamen Augen der Wachen  blieben alle ruhig.

Noch war der Thron unbesetzt, die Verhandlung hatte noch nicht begonnen. Langsam füllte sich der Saal mit anderen Saiyajins: Protokollanten, neugierige Zuschauer, sowie einigen Mitgliedern des Rates, die von der ungeplanten Verhandlung Wind bekommen hatten und zuschauen wollten. Sie versammelten sich in den hinteren Reihen, leises Gemurmel war zu hören.

 

Radditz hatte die Arme verschränkt und wippte ungeduldig auf den Füßen.

Oh, wie es ihn drängte, auf Daikon zuzustürmen und ihn unter aller Augen hinzurichten. Er war zum Greifen nah.

Wie konnte sein Vater sich nur beherrschen, der doch ebenfalls vor Wut kochen musste?

Doch Bardock war still wie eine Statue.

Als Radditz ihm einen prüfenden Blick zuwarf, bemerkte er den Grund dafür. Gine stand direkt an seiner Seite und hatte ihre Hand in Bardocks unteren Rücken abgelegt. Nur jemand, der hinter den beiden stand, würde diese beruhigende Geste bemerken. Doch da der großgewachsene Toma ebenfalls direkt hinter seinem Freund stand, wurde die Sicht von ihm verdeckt.

Radditz Mundwinkel zuckte neidisch nach oben. Er drehte den Kopf und sah zu seinem Bruder, der ebenfalls weibliche Unterstützung erhielt.

Chi-Chi stand an Kakarotts Seite, hielt seinen Arm und warf Peppa so böse Blicke zu, dass sogar diese Zicke beschämt den Blick abwand.

Bulma dagegen blieb seltsam unberührt, trotz der Nähe ihrer Feinde.

Sie sah zu den Wänden hinauf und studierte die fahle Wandmalerei, die noch aus den Zeiten der Tsufurjins stammte. Radditz wollte sie nicht stören, wenn sie dies ablenkte und beruhigte.

Er wünschte bloß, jemand würde ihn beruhigen, aber die einzigen, die noch übrig waren, waren Selypa, Panbukin und Borgos…das fehlte ihm noch, dass einer von Bardocks Kameraden ihn an der Hand nahm, als wäre er ein schüchterner, verängstigter Bengel.

Radditz hörte,  wie erneut das Tor geöffnet würde und Schritte sich näherten. Doch diese Schritte gingen an den Zuschauer vorbei, auf den Vorplatz mit den beiden Familien zu, was ungewöhnlich war.

Radditz sah auf. Seine Augen wurden groß.

Der Mann, der da auf ihn zukam, mit grimmigen, aber entschlossenen Gesicht, war niemand anderes als Tales.

Ungerührt stellte er sich neben Radditz hin, verschränkte ebenfalls die Arme und sah hochmütig auf die Gegenseite herab.

„Was machst du denn hier?“ flüsterte Radditz und stellte damit die Frage, die auch den anderen gerade durch den Kopf ging.

„Hier geht es um die Familie, also betrifft es auch mich“ brummte Tales „Ich bin wirklich kein Freund von Bardock, aber ihm Ehrverlust zu unterstellen? Und dann auch noch die Sache mit Bulma? Ich mag die Kleine. Als ich heute davon erfahren habe, hab ich mich sofort auf den Weg gemacht.“

Tales schnaubte störrisch und machte deutlich, dass er hier stehen bleiben würde. Auch wenn er der Familie von Bardock bislang nicht so nahe stand und man so manchen Trubel miteinander hatte, so  waren sie doch keine Feinde.

Nicht in diesem Fall!

Also bot er seine Unterstützung an, damit jeder sah, wer an Bardocks und Gines Ehre glaubte.

Radditz lachte kurz auf und lächelte anerkennend. Er bedankte sich nicht, aber er klopfte Tales kurz auf die Schulter, der die freundschaftliche Geste verstand.

Kakarott drehte den Kopf, um sich den Neuankömmling anzusehen, ebenso  seine Freundin. Ihre Augen weiteten sich überrascht, als sie zum ersten Mal Tales sahen, dessen Aussehen ihn eindeutig als Familienmitglied auswies.

„Kakarott, der sieht ja fast aus wie du“ flüsterte Chi-Chi.

Tales konnte ihre Worte in den schallenden Saal mit Leichtigkeit hören und zwinkerte ihr zu.

„Lust auf ein ähnliches Modell, aber mit mehr Erfahrung?“ bot er anzüglich an.

Chi-Chi zuckte pikiert zusammen.

„Allerdings hat er weniger Benehmen“ sagte sie zu Kakarott gewandt und ignorierte Tales.

Tales lackte leise keckernd, weil die junge Frau so ernst war und keinen Scherz zur Auflockerung verstand. Radditz puffte ihn mit dem Ellbogen in Richtung Bauch an als Zeichen, sich zu beherrschen.

Auch wenn sich die Stimmung etwas löste, so mussten sie trotzdem konzentriert bleiben und  zusammen halten.

Tales verstand und wurde wieder ernst. Er deutete mit dem Kinn zu Bulma, die vor ihm stand und immer noch von der Wandmalerei abgelenkt war.

„Wie geht es ihr?“ flüsterte er.

„Sie ist stark“ gab Radditz leise zurück. „Ab diesen Tag wird es auch jeder erfahren.“

Mehr konnte er nicht sagen, da plötzlich Trommelschläge zu hören waren, das Zeichen für Vegetas Ankunft.

Da wurden auch schon die Flügeltoren kraftvoll aufgerissen und eine laute Stimme rief:

„Verbeugt euch vor Skattkönig Vegeta, zukünftiger Herrscher, höchster Kommandant, Bewahrer der Ordnung und oberster Richter. Er führt heute den Vorsitz und wird gerecht urteilen. Verbeugt euch!“

Alle Anwesenden folgten den Befehl und fielen auf die Knie, beugten den Kopf.

Der rote Teppich war bis zum Thron für die Ankunft von Vegeta frei geräumt, der nun in seiner Paradeuniform hereinmarschierte. Hinter ihm folgte Nappa und Isebereg, Vegetas Sekretär, außerdem sechs Elitekrieger. Die Krieger stellten sich zwischen Zuschauer und den beiden Familien auf und trennten sie so. Sie standen bereit, um das spätere Urteil auszuführen und Einmischungen der Zuschauer zu verhindern.

Radditz warf einen vorsichtigen Blick hoch, während Vegeta und Nappa an ihm vorbei schritten.

Vegeta sah stur geradeheraus, sein Gesicht kalt und ernst. Nappa war ebenfalls von feierlicher Strenge  erfüllt, aber er hatte natürlich seinen jüngeren Kameraden entdeckt. Kaum ging er an Radditz vorbei, streckte sich aus seiner Faust ein hochgestreckten Daumen, bevor sie schnell wieder zur einfachen Faust wurde. Es war ein verstecktes Zeichen, dass niemand außer Radditz bemerkte, ihn aber beruhigte.

Nappa hatte ihm bedeutet, dass die Sache für Radditz Familie gut aussah und Radditz sich keine Sorgen machen müsste.

Was immer auch für einen Schund die Gegenseite sagen würde, sie könnten Vegeta nicht verscheißern.

Nappa und Isebereg stellten sich am Treppenende auf, während Vegeta die Stufen betrat und sich dann auf den Thron setzte. Seine Hände legte er auf die breiten Armlehnen ab.  Mit gestreckten Rücken und strengem Blick sah er auf den Saal herab. Alle waren still, die Köpfe gebeugt.

Mit einem leichten Nicken gab Vegeta ein Zeichen an Nappa, der das Protokoll führte, um fortzufahren.

Nappa sah sich aufmerksamkeitsheischend um. Mit seinem Nicken wurden die Tore verschlossen und Wachen stellten sich davor auf. Erst wenn das Urteil verkündet war, würden sich diese wieder öffnen.

Nun wandte sich Nappa an die beiden Familien.

„Ihr, die hier stehet, unter den Augen unseres höchsten Richerts: Sprecht die Wahrheit! Akzeptiert sein Urteil!“

„Wir hören und gehorchen“ war die Antwort der Versammelten.

„Ich lese hiermit die Anklageschrift vor“ Nappa entrollte dramatisch eine Schriftrolle. Seine laute Stimme erscholl durch den Saal, als er für alle Anwesenden die Verbrechen vorlas, die sich Peppa und Daikon am vorherigen Tag geleistet hatte.

Bei der Erwähnung der versuchten Vergewaltigung schnappten die ahnungslosen Zuschauer nach Luft. Böse, mahnende Blicke trafen die Familie von Paparika und kritisierendes Gemurmel war zu hören.

Daikon wurde noch bleicher und hielt den Blick zu Boden gesenkt. Er konnte Vegetas kalte Augen auf sich spüren.

Nappa gab eine kurze Zusammenfassung, wie Bulmas Familie die Eindringlinge abgewehrt hatten und dann die beiden Angreifer sowie deren Freunde von Vegeta gefasst und ins Verlies geworfen wurden.

Vegeta fing an zu sprechen.

„Da ich am gestrigen Tag anwesend war, kann ich die angeklagten Punkte bezeugen. Wir müssen uns daher nicht damit aufhalten, ob Peppa und Daikon, Kinder von Peproni und Aikon, Enkel von Paparika, diese Verbrechen getan haben oder nicht. Es stellt sich heute aber die Frage der Begründung für ihre Tat und ob es tatsächlich eine Entschuldigung dafür gibt…ich befrage euch daher zuerst“ erklärte er und sah streng auf Peppa und Daikon herab.

Bislang hatten die beiden nur Zeit im Verlies  verbracht,  ohne verhört oder befragt zu werden. Aber sie hatten die Zeit genutzt, um sich eine Ausrede auszudenken.

Nappa las den Grund vor, weshalb alle hier anwesend waren.

„Die Geschwister der jüngsten Generation der Familie Paparika erklären sich in diesem Fall für Nicht-Schuldig. Sie geben an, den Angriff auf Bulma aus Schutz für die Blutlinie der Saiyajins getan zu haben.“

„Erklärung!“ verlangte Vegeta kurzangebunden. Seine Augen waren schmal; er sah aus wie ein lauerndes Raubtier, so wie er Daikon und Peppa beäugte...kurz davor, ihnen die Kehle aufzureißen.

Wie erwartet, trat Paparika hervor,  als Fürsprecher und Verteidiger, um in milder Stimme ihren Einwand vorzutragen.

„Majestät, schon seit Monaten lebt eine Saiyajin unter uns, deren Anzeichen uns als ungebührlich erscheinen für unser glorreiches Volk…“ fing er salbungsvoll an.

„Ich weiß, ich habe sie schließlich selbst an meinen Hof geholt“ unterbrach Vegeta ihn kühl.

Mit diesem Einwand nahm er sofort Paparika den Wind aus den Segeln, der eigentlich vorgehabt hatte, Bulmas Unzulänglichkeiten aufzuzählen, die da wären: ihr Aussehen und ihr Schwäche.

Keines davon reichte als entschuldigenden Grund für die Untaten seiner Enkel aus, also kürzte Vegeta gleich die Beleidigungen ab, bevor sie Bulma verletzten.

Indem er laut vor allen erwähnte, dass er Bulma trotz ihrer „Fehler“ in seinen engsten Kreis aufgenommen hatte, zeigte der Vizekönig, dass er die Fähigkeiten dieser Saiyajin als herausragend beurteilt hatte.

Das war das Wichtigste und nicht ihr Aussehen. Schwache Frauen gab es viele auf diesen Planeten, aber nicht eine einzige wurde deswegen verurteilt oder musste in Gefahr laufen, gering behandelt zu werden.

Wollte Paparika tatsächlich Vegetas Einschätzung in Bulmas Fähigkeiten in Frage stellen?

Wäre er tatsächlich so dumm, um hier, vor Zeugen, nur auf diesen beiden Dingen drauf zu hacken, wo doch mittlerweile jeder wusste, über welch seltenes Talent sie verfügte?

Wollte er wirklich DAS als Ausrede nutzen, um eines der größten Tabus der Saiyajins zu rechtfertigen?

Vegeta brauchte nicht in die Zuschauermenge zu blicken, da er sich vorab informiert hatte, dass sie anwesend wären: Yacon, Bulmas ehemaligen Vorgesetzen war da, sowie weiteren ehemaligen Mitarbeitern und Kunden, die jederzeit bereit waren, für die Blauhaarige auszusagen; voll des Lobes für ihre Fähigkeiten.

Vegeta brauchte nur mit den Fingern zu schnippen und jeder von ihnen würde Bulmas Fähigkeiten bezeugen.

 

Paparikas Mund wurde schmal und er dachte eilig nach, wie er seine Strategie weiter führen sollte.

Vegeta stützte seinen Kopf an der Armlehne auf, wie in einer nachdenklichen, aber auch gelangweilten Geste. Seine Augen glühten aber lauernd.

Wie bei einer Raubkatze, die amüsiert die Versuche ihrer Beute beobachtete, wohlwissend, dass jeder Versuch  von Flucht oder Widerstand zwecklos war.

„Sie mag ihre Berechtigung haben“ gab der alte Mann widerstrebend zu „Aber das erlaubt ihr nicht, in einen gewissen Kreis vorzustoßen. Von euch, dem edelsten Blut ausgewählt zu werden, ist eine Ehre, für die sie nicht bereit ist.“

„Aber du und deine Familie habt das Recht, dies für mich zu entscheiden?“ fragte Vegeta gefährlich sanft zurück. „Ich wusste nicht, dass ihr dieses Privileg besitzt, die zukünftige Königin auszuwählen?“

Aus der Zuschauermenge gab es spöttisches Gelächter. Tales und Radditz verzogen ebenfalls amüsiert den Mund.

Was erlaubte sich Paparika hier gerade, die Gefährtinnen-Wahl eines königlichen Mitgliedes zu beeinflussen?

Sie waren Saiyajins, dies war Vegeta-Sei und nicht irgendein fremder Planet, wo die politischen Umstände in Königshäusern anders gehandelt wurden. Dort mussten schwache Könige sich nach anderen Parteien richten, nach dem Adel und das Volk, aber nicht hier.

Wenn der saiyanische König jemand auswählte und wen, konnte von niemand beeinflusst werden und wer es versuchte, war ganz schnell seinen Kopf los.

Da fackelte ein saiyanischer König nicht lange: niemand befahl ihm etwas!

Paparika besaß zwar eine hohe Stellung, aber sie hatte ihre Grenzen.

Der alte Mann fing an zu schwitzen und änderte sofort seine Strategie.

Anstatt stolz zu sein, wurde er demütig. Er senkte tief den Kopf und seinen Rücken und fing an zu flehen.

„Majestät, nur Ihr trefft eure Wahl, niemand sonst. Wer könnte sich Euch in den Weg stellen? Niemand ist stärker, klüger und mächtiger“ schmeichelte er. „Doch wenn es um die königliche Linie gilt, bin ich alter Mann besorgt.  Vergebt mir meine Besorgnis um euer Wohlergehen. Eure edle Linie darf nicht verunreinigt werden. Ihre Herkunft ist so mysteriös, dass es sich bei ihr nur um ein Halbling handeln kann. Vor diesen Fehler wollten meine Enkel euch bewahren.“

Ein Halbling?!

Die Zuschauer sahen musternd zu Bulma.

Mit diesem Wort wurden Bastarde genannt, die zwar Saiyajin-Blut trugen, aber nicht von beiden Elternteilen. Eigentlich galt es sie zu töten, aber wer weiß…es könnte immer einen geben, der durch das System schlüpfte.

Bardock ballte die Fäuste. Er musste sich zusammenreißen, um  den Alten nicht laut anzuschreien.  Sein Kiefer knirschte, doch er blieb stumm.

Solange die Befragung einer Partei stattfand, musste die andere schweigen, bis sie sprechen durfte.

Wer gegen das Protokoll handelte, dem konnte das Recht zu Sprechen ganz entsagt werden.

Die Zornesader pochte an seiner Stirn, als er das maliziöse Lächeln des Alten unter seinem Bart sah.

Mit diesem Vorwurf beleidigte man Bardock und seinen heiligen Schwur, den Sarang.

Entweder hatte er seiner Gefährtin ein Wechselbalg untergeschoben oder sie hatte ihn betrogen und Hörner aufgesetzt…was immer auch geschehen war, sie hatten den Sarang gebrochen. Diese Irreführung war es, was Paparika mit seiner Andeutung anstrebte.

„Hast du Beweise, dass sie ein Halbling ist?“ fragte Vegeta.

Paparika stutzte.

„Nun, nicht direkt, aber …äh…“ stammelte er, erstaunt dass man ihn deswegen nachfragte, wo es seiner Meinung doch offensichtlich war.

„Ihr behauptet gerade, ihre Eltern hätten den Sarang gebrochen und Bulma wäre ein Halbling, ohne mir Beweise vorzulegen?“ hakte Vegeta nach, wohlwissend, dass so tatsächlich die Sachlage war.

Er genoss es, wie der ehemalige General versuchte, gute Gründe vorzulegen, die er nicht hatte.

Paparika war zwar ein guter Stratege, aber nur, wenn es ums Kämpfen ging. Bei Wortgefechten hatte er nicht so viel Erfahrung.

Peppa wurde ungeduldig. Es lief nicht so wie gedacht, ihr Großvater ließ sich vorführen.

„Seht sie euch doch an“ übernahm sie das Wort. Hochmütig baute sie sich vor Vegeta auf und deutete auf Bulma.

„So etwas kann doch nur eine Missgeburt sein. Kein Saiyajin hat blaue Haare oder Schweif. SIE ist der Beweis, dass ihre Eltern den Sarang gebrochen haben.“

Vegeta könnte das vorlaute Weib wegen ihrer Unhöflichkeit von seinen Soldaten zum Schweigen bringen, aber er unterließ es, um sie stattdessen zu befragen.

Er wollte sie lächerlich machen.

„So, und wer hat den Schwur gebrochen? Bardock oder Gine? Der ehrenwerte Krieger oder die berühmte  Köchin, die den Planeten kaum verlassen hat? Wie soll da was passiert sein, ohne dass andere etwas mitbekommen haben?“ wollte Vegeta wissen.

„Hmpf, wen interessiert es. Entweder hat Bardock seinen Pimmel in eine fremde Frau reingesteckt oder Gine ist auf eine der wenigen Reisen vergewaltigt worden“ tat Peppa seine Frage ab, als wäre es nicht Wichtig.

Doch für Bardock und seine Familie war es von großer Bedeutung. Ihre Augen warfen wütende Blitze auf das giftspritzende Weib, die Zornesadern pochten.

„Der schlitze ich beim nächsten Mal das Gesicht auf“ zischte Selypa, die sich wünschte, der Göre mehr Schmerzen zugefügt zu haben. Gine nickte zustimmend.

„Du willst also sagen, Bardock hat es geschafft, ein Säugling hierher zu schmuggeln, ohne dass meine Wachen es bemerken? Oder dass Gine das Ergebnis einer Vergewaltigung austrägt, ohne es zu töten beziehungsweise es vor Bardock beschützt.? Wäre ich an seiner Stelle, würde ich kein fremdes Kind aufziehen“ stellte Vegeta ihre Theorie in Frage. „Ich würde es töten und diese Problem beseitigen.“

Damit wies Vegeta auf die Unlogik ihrer Anklage hin: welcher Krieger kümmerte sich jahrelang um ein Kind, welches nicht sein Blut trug?!

Peppa bemerkte nun, warum ihr Großvater Probleme gehabt hatte, einen Beweis vorzulegen.

Der Saiyajin Gine die Untreue vorzuweisen, wäre aufgrund der Unlogik unmöglich, also…

„Nun, vielleicht war es Bardock und er hat es in seinen Pod her geschmuggelt“ versuchte sich Peppa zu retten.

„Du willst also sagen, meine Wachen sind so unfähig, dass sie nicht mal ein Säugling entdecken können? Diese gut ausgebildeten Elite-Soldaten, die alle mit einem Scouter ausgestattet sind? Ein Baby, dass von außerhalb auf den Planeten gebracht wird und keiner, weder vom Raumflughafenpersonal, noch sein Vorgesetzter oder seine Nachbarn erfahren das?“

Peppa sah ihren Großvater hilfesuchend an, aber zu spät.

„Ihr wagt es, mir halbgare Gerüchte als Wahrheit vorzusetzen, um eure Verbrechen zu entschuldigen?!“ rief Vegeta vorwurfsvoll. „Paparika, als Ratsmitglied solltet Ihr wissen, wo Ihr steht: Dies ist der Thronsaal, der heiligste Raum im Palast und damit von ganz Vegeta-Sei. Ihr steht vor den Thron, wo meine Ahnen bereits geurteilt haben. Hier hat Vegeta I. seine Dynastie begründet und das Königreich der Saiyajins ausgerufen. Ihr habt geschworen, die Wahrheit zu sagen. Stattdessen wird meine Intelligenz beleidigt, sowie die Ehre unseres Volkes. Das oberste Gesetz unsers Volkes wurde verletzt!“

„Majestät, wir  sind absolut überzeugt…“ versuchte sich der Alte verbeugend zu rechtfertigen.

„Absolut überzeugt? Nun, nehmen wir mal an, sie wäre tatsächlich  ein Halbling, Ergebnis eines gebrochenen Sarang-Schwurs. Dann sagt mir, Paparika, wie sehen die Vorschriften in diesen Fall aus? Wer ist es erlaubt, über sie zu richten?“ fragte Vegeta scharf.

„Nun, in besonderen Fällen darf der Rat…“ fing Paparika an.

„Der Rat?! Der Rat entscheidet einen Scheiß, solange der König auf den Planeten ist. Und wenn nicht er, dann steht  es als nächstes seiner erwählten Ersatz-Person zu, wie der Prinz oder die Königin.  Erst danach darf der VERSAMMELTE, VOLLSTÄNDIGE RAT zum Zug kommen. Aber ein einzelnes Ratsmitglied gibt die Erlaubnis, ohne Beweise und meinen Befehl, eine Saiyajin zu richten?! Noch dazu ohne den Einsatz der offiziellen Krieger, sondern durch eine Zivilistin und einen Soldaten ohne nennenswerte Befugnis. Du willst mir eine Vendetta als  gerechtfertigt verkaufen! Das ist Amtsanmaßung! Revolution!“ Vegetas Stimme, die immer lauter geworden war, hielt nun plötzlich inne. Er beugte sich vor, die Augen schmal, seine Stimme gefährlich leise und doch für alle hörbar.

„Paparika…willst du mich stürzen? Hältst du dich für den nächsten König?“

„Nein, mein Herr, niemals“ zitterte der Angeklagte und mit ihm alle seine Familienmitglieder.

Wenn Vegeta ihnen nun diesen Verdacht anhing, könnten sie gleich hier von ihm hingerichtet werden. Der König fackelte nicht lange, wenn ihn jemand um seine Stellung bedrohte: Usurpatoren wurden vernichtet.

„Ach, aber die Selbstsicherheit, mit denen sich deine Enkel gestern auf fremdes Eigentum wagten und eine Saiyajin verletzten…taten sie es nicht, weil du deinen Segen gegeben hast?“ schlussfolgerte Vegeta richtig. „Du hast über deine Befugnis gehandelt. Dafür enthebe ich dich deines Amtes. Du hast kein Platz mehr im Rat!“

Paparika fiel auf die Knie, der Schweiß floss in Strömen und roch nach Angst. In seiner Nervosität fing er an zu stammeln.

‘Vegeta weiß alles‘, war sein einziger Gedanke. ‘Ich muss ihn besänftigen‘.

„Gnade, mein Herr. Ich war zu voreilig. Wir hätten nach mehr Beweisen suchen müssen, um sie euch zu geben“ gab er seine Schuld zu. „Doch ich dachte, Ihr würdet dem keine Beachtung schenken, da ihr der blauhaarigen Saiyajin wohlgesonnen seid…“ mit diesem Satz ritt er sich unbemerkt wieder tiefer in die Scheiße.

„Oho, und ich bin ein solch emotionaler Schwächling, dass eine Frau mich von meinen Pflichten und Aufgaben ablenken kann? Ich bin also unfähig, logisch und gerecht zu urteilen, weil ich von Weibern abgelenkt werde“ fragte Vegeta beleidigt. „Du scheinst mich mit deinen Enkel zu verwechseln. War er es nicht, der schwanzgesteuert agierte und eine Frau vergewaltigen wollte?  Aber MIR willst du diesen Fehler unterstellen? Ich, gefühlsgesteuert? Schau auf die Fehler deines Blutes und lenk sie nicht auf mich. Da ist deine wahnsinnige Enkelin, die immer noch glaubt, sie hätte keinen Fehler gemacht. Dabei hat sie ihren Bruder dazu gedrängt. Sie hat Bulma festgehalten, damit ihr Bruder sie besteigen konnte. DEINE Enkelin glaubt, sie wäre die nächste Königin. Wie könnt ihr es wagen, hier vor mir zu stehen und mich zu beleidigen angesichts des Wahnsinnes in deiner Familie?!“

„Ich…ja, mein Herr, ich war voreilig, aber…ich meine…“ Paparika schwieg, aber es war auch genug gesagt. Sein Schuldgeständnis der gestrigen Tat war für alle hörbar gewesen.

Das war Vegetas Plan gewesen: zuerst sollte jeder hören, welch furchtbares Verbrechen die Geschwister geplant hatten.

Den Vorwurf der Untreue und Bulmas Herkunft würde er danach lösen.

 

Die Menge keuchte entsetzt auf.

Peppa und Daikon hatten eine furchtbare Tat begannen und ihre Familie zog fadenscheinige Gründe zur Entschuldigung herbei.

Es war für alle offensichtlich.

Mit den Fingern wurde auf Peppa und Daikon gedeutet, mit Verachtung auf sie geblickt.

Die ersten fingen an zu flüstern und verlangten ihre Hinrichtung oder Schlimmeres.

Der Tod wäre zu schnell für die beiden jungen Saiyajins: sie sollten leiden.

Die Saiyajins wurden langsam blutdürstig, getrieben vom Gedanken, Rache zu nehmen.

Ihre Zähne waren gefletscht, die Augen hart. Die Stimmung heizte sich langsam auf.

Paparikas Familie hatte geglaubt, sie könnte sich über die Gesetzte erheben, die für alle galten.

Welche Frau wäre als nächstes dran gewesen, wenn Peppa sie als Bedrohung angesehen hätte?

Jeder Saiyajin, der ein geliebtes Eheweib, eine liebevolle Mutter, eine Schwester oder eine Tochter besaß, verspürte Empathie mit Bardocks Familie sowie diesen Rachegedanken.

Sie wollten die Angeklagten leiden sehen, da sie instinktiv Bulma mit ihren geliebten Frauen gleichsetzten.

 

Vegeta zeigte nicht seine Zufriedenheit angesichts der Stimmung im Saal. Seine Miene war eisig, aber sein Blick triumphierend

Durch das Verhör war Paparikas Position gefallen, jeder Zuschauer sah ihn mit Abscheu an, aber das war nicht genug.

Vegeta musste sich darum kümmern, dass die Gerüchte über Bulmas Herkunft endgültig verschwanden. Dann würde feststehen, dass Paparikas Enkel ein Verbrechen gegen eine REINE Saiyajin geplant hatten und ihre Schuld vergrößern.

Er schnippste mit den Fingern.

Das war ein Zeichen, woraufhin hinter einer Säule ein älterer, gebeugter Mann in weißen Gewand und mit langen, gepflegten Bart hervortrat, eine Schriftrolle haltend.

Bulmas Augen wurden schmal.

Sie erkannte ihn: das war der Archivar Gurki.

Feierlich stellte sich der Alte, nach einer Verbeugung vor Vegeta, vor dessen Thron auf. Sein Gesicht war ernst und doch konnte man ein stolzes Lächeln unter seinem Bart erkennen.

Gurki genoss es, jetzt gerade die Aufmerksamkeit aller auf sich zu haben.

Es war wie in eine Theaterstück und seine Zeit, im Rampenlicht zu stehen.

„Archivar Gurki, die Ankläger behaupten, dass es keine Saiyajins mit blauen Haaren und Schweif je gegeben hat. Wie sprecht Ihr, ein anerkannter Historiker, der sein Leben der Geschichte der Saiyajins gewidmet hat, darüber?“ richtete Vegeta das Wort an ihn.

Bulma schmunzelte. Nun verstand sie, warum Gurki hier war.

Also wusste Vegeta ebenfalls von den Aosaru.

Hatte Gurki es ihm erzählt?

Nun, wie er es erfahren hatte, war gerade nicht wichtig, obwohl es bedeutete, dass Vegeta schon seit längerem wusste, dass sie tatsächlich reines Blutes war.

Sie hörte nur mit halben Ohr Gurkis Erzählungen zu, der von den alten vergessenen Stämmen von Sadal erzählte.

Es war nett von Vegeta, dafür zu sorgen, dass die Öffentlichkeit von den Aosaru und den alten Genen erfuhr, aber das würde nicht jeden Zweifel überzeugen.

Ungläubige könnten argumentieren, dass Vegeta sich die Geschichte ausgedacht hatte, weil er tatsächlich, wie von Paparika behauptet, in die Blauhaarige verschossen war. Gurki wäre nur sein Werkzeug, um die Geschichte zu erzählen.

Wer sagte ihnen, dass Bulma tatsächlich Bardocks und Gines Kind war?

Doch Bulma hatte sich auf diesen Moment vorbereitet.

Sie, die schon lange von den Geheimnis der Aosaru wusste und als Nebenprojekt die Gen-Datierung  laufen ließ, die Freunde in den unterschiedlichsten Bereichen gefunden hatte und dank ihrer Nachhilfe in den königlichen Archiven viel über die Traditionen der Saiyajins gelernt hatte…sie war vorbereitet.

Es war stets die Sorge ihrer Eltern gewesen, dass man sie wegen so eines Vorwurfs richten würde und unbewusst hatte Bulma angefangen, nach Möglichkeiten zu suchen, sich zu verteidigen.

Ihre Stellung durch harte Arbeit verdienen, war ein Weg, aber sie hatte noch etwas im Ärmel.

Sie hatte in der gestrigen Nacht einen Freund angerufen, der jetzt ebenfalls zwischen den Zuschauern stand und auf seinen Einsatz wartete.

Bulma wartete darauf, bis Gurki seinen Vortrag beendet hatte. Vegeta wollte gerade laut ausrufen, dass er dies als Beweis gelten lassen wollte. Es wäre damit öffentlich bekannt worden, dass es schon mal Saiyajins mit anderen Aussehen existiert hätten und Bulma damit rein und vom selben Blut wäre.

Doch bevor das geschah, trat sie hervor und stellte sich vor ihm auf. Mit schmalem Lächeln sah sie zu ihm hoch.

„Ich bitte um die Erlaubnis zu sprechen, mein Herrscher“ fragte sie sanft an.

 

Vegeta, der gerade in mitten seiner geplanten Rede unterbrochen wurde, verstummte verdutzt.

Plötzlich lag die Aufmerksamkeit auf der blauhaarigen Saiyajin, die bislang so unbeteiligt ausgesehen hatte und nun zum ersten Mal das Wort ergriff.

Jeder war neugierig, was sie sagen wollte.

Wollte sie sich bei Vegeta für seinen Einsatz, seine  Idee mit Gurki, seine Fürsprache bedanken? War das nicht noch etwas zu verfrüht?

Oder Peppa und Daikon verfluchen und die Todesstrafe fordern?

Doch Bulma überrasche alle, indem sie eine Gegenfrage stellte. Sie hatte vor, die Zweifel laut zu machen, damit ihre Feinde sie nicht mehr nutzen konnte.

Strategisch nutzte sie dafür diesen Moment, diesen Ort aus.

„Wir haben die Geschichte von Sadal gehört und dass ich vermutlich von diesen Aosaru abstamme. Doch wie sieht es mit Beweisen aus, die diese Geschichte untermauern?“ fragte sie laut.

„Genau!“ rief  Paparika erleichtert aus, erfreut, weil ausgerechnet seine Gegnerin ihm diesen Einspruch als Hilfe gab.

„Ruhe“ zischte Nappa ihn an. „Jetzt darf sie reden. Ein Wort von dir und ich breche dir den Kiefer.“

Nappa wollte wissen, was Bulma vorhatte. Mit großer Neugier sah er sie an, ebenso alle andere Anwesenden.

Vegeta warf einen schnellen Blick zu ihrer Familie, aber ihre Eltern sahen genauso verblüfft aus, wie er sich gerade fühlte.

Was für ein Spiel trieb Bulma da gerade?

Warum zeigte sie auf die Schwachstelle seines Plans?

Er hatte keine Ahnung, welchen Beweis er vorlegen sollte.

Etwas eines der Relikte aus Sadal? Gab es eines, welches ihm weiter helfen konnte?

Doch Bulma übernahm die Führung. Sie sah bedeutsam zu den Zuschauern hin.

„Ich rufe Doktor Tomatoro als Zeugen herbei, um meine Herkunft zu bezeugen“ sagte sie laut.

Fragendes Gemurmel brannte auf, während sich aus der Menge ein Mann heraus schälte, der mit eiligen Schritten zum Vorplatz eilte.

Er trug den weißen Kittel eines Arztes und zog ein Gerät an vier Rollen hinter sich her. Seine Haare waren schulterlang und verstrubbelt. Wirr hingen ihm die Stirnfransen vor den Augen, so dass man sie kaum erkennen konnte. Dazu trug er einen kratzigen Stoppelbart im Gesicht. Die Kleidung unter seinem Kittel wirkte verknittert. Er war kein Mann, der sich um Äußerlichkeiten sorgte oder gerne in der Öffentlichkeit stand.

Verlegen lachte er und fuhr sich übers störrische Haar, bevor er sich vor den Thron stellte und sich mehrmals vor Vegeta verbeugte.

Vegeta sah zu Nappa und Isebereg hinab, ob einer von ihnen etwas mit den Namen anfangen konnte. Doch beide zuckten ahnungslos mit den Schultern: Gesicht und Name waren ihnen unbekannt.

 

Der Titel „Doktor“ war eine Bezeichnung, welches die Saiyajins von den Tsufurianer übernommen hatten. Die Definition eines Doktors war bei ihnen eigentlich nicht anwendbar, da es auf Vegeta-Sei keine Universitäten und Lehrer gab und keiner mit abschließender Doktorarbeit studiert hatte.

Aber mit diesem Begriff unterschieden sie zwei Sorten von Ärzten.

 Einerseits gab es die Heiler. So wurden die Saiyajins genannt, die nach der alten Methode ihrer Ahnen Verletzungen und Krankheiten behandelten, mit Hilfe von Kräutern, selbst angerührten Salben und Tees.

Die Doktoren dagegen waren fähig, die modernen Gerätschaften von hochentwickelten Rassen bis zu einem bestimmten Grad zu nutzen. Darum galt bereits ein Saiyajin, der einen Medic-Tank und Röntgengerät bedienen konnte, als Doktor.

Es gab aber auch Ausnahmen: wissbegierige Saiyajins, die sich intensiv mit Forschung und Entwicklung auseinandersetzen und anderen Gleichgesinnten ihre Erkenntnisse beibrachten. Sie hatten die Saibamen aufgezogen und weiterentwickelt, konnten Operationen mit sensiblen Werkzeugen vollziehen und entwickelten effektive Medizin. Die Medic-Salbe, die Bulma kurz zuvor benutzt hatte, war eine davon. Sie war ein Beispiel dafür, warum es mehr Doktoren als Heiler gab.

Aufgrund der effektiveren Wirkung gingen die Saiyajins meistens ins Krankenhaus, um sich behandeln zu lassen, während die wenigen in der alten Heilkunde bewanderten Saiyajins nur im engen Kreis in den Dörfern praktizierten. Sie besaßen einen Vorteil gegenüber der modernen Medizin: sie kamen ohne Spritzen aus.

Um sich voneinander zu unterscheiden, hatten die Doktoren untereinander, ähnlich dem Krieger, einen Rang.

Ein Doktor des ersten Ranges war für Hilfsarbeiten zuständig und assistierte.

Ein Doktor des zweiten Ranges konnte zusätzlich kleine Operationen durchführen und Diagnosen erstellen, während ein dritter Rang schon gewisse ärztliche Erfahrung enthielt, die sich nicht von anderen Rassen verstecken musste.

Eine Ausnahme waren die Doktoren des vierten Ranges: sie waren reine Forscher, die Experimente unternahmen und neue Technologie darauf untersuchten, ob diese für die Saiyajins nützlich war.

Die Früchte ihrer Arbeit kamen den Ärzten der unteren Ränge zugute, sowie dem Volk. Doch ihr Stand war wackelig, weil sich erst nach mehreren Jahren zeigte, ob ihre Forschung sinnvoll war oder Zeitverschwendung.

 

Doktor Tomatoro trug ein Abzeichen auf der Brust, welches ihn als Doktor des vierten Ranges auswies: ein Forscher.

Nun war die Frage, ob man es mit einen genialen oder einen Wirr-Kopf zu tun hatte.

Sein Name sagte den Anwesenden nichts, aber das war bei den meisten ihrer Art so. Sie verbrachten ihre Zeit im Labor und prahlten damit nicht in der Öffentlichkeit, die oft nur wenig von ihren komplizierten Gedanken verstand.

 

„Warum seid Ihr hier, Doktor?“ richtete  Vegeta das Wort an ihn. „Was ist eure Expertise, weshalb Ihr als Zeuge gerufen werdet?“

„Ich gehöre dem Team an, dass sich mit der Fortpflanzung unsere Rasse beschäftigt. Dieses Forschungsteam besteht schon seit über 20 Jahren.  Zusammengerufen durch den Befehl von König Vegeta III., um nach Möglichkeiten zu suchen, die Geburtenrate zu steigern und Schwangerschaften zu erleichtern.  Zu unseren Erfolgen gehörten die Brutkästen. Wir untersuchen auch, warum eine Schwangerschaft nur schwer erfolgt und wie man sie erleichtern kann. Ebenso forschen wir nach Wege, die Schwangerschaften zu erleichtern, da  immer noch ein hohes Risiko für Mutter und Kind besteht“ stellte sich der Doktor vor.

Vegeta und die anderen Anwesende waren beeindruckt. Man hatte es also nicht mit einen einfachen medizinischen Assistenten zu tun, sondern mit jemand, der vom König Vegeta selbst ausgesucht war. Das sprach für das Fachwissen dieses Mannes.

„Zu den Fragen, die wir lösen wollen, ist auch die, was einen starken Saiyajin ausmacht.  Pärchen mit hoher Kampfkraft zeugen nicht unbedingt starken Nachwuchs und umgekehrt findet man so manches Juwel in der Unterklasse. Diese Frage können wir nur lösen, wenn wir unsere Gene erforschen. Lange kam ich mit meiner Forschung nicht voran. Da die Saiyajins promiskuitiv leben, weiß so manche Frau nicht, wer der Vater ihres Kindes ist. Wie sollte ich da die väterliche Linie untersuchen?  Es war zum Haare raufen, alle ihre Sexualpartner zu finden und zu befragen. Ich konnte daher nur von Sarang-Eltern wissen, dass ihre Kinder wirklich von ihnen stammen“ fuhr der Doktor weitläufig aus.

„Ihr seid also ein Experte für den Sarang?“ fragte Vegeta, der nicht ganz verstand, wie das helfen sollte. Gine und Bardock behaupteten beide, treu zu sein und den Sarang nicht gebrochen zu haben.

Konnte der Arzt das mit einem Blick feststellen?

Doch zu Vegetas Überraschung winkte der Doktor eilig ab.

„Nun, das will ich nicht sagen. Worauf ich hinauswill…vor etwa zwei Jahren wurde Bulma als Technikerin ins Krankenhaus eingeteilt, wo ich auch mein Labor habe. Wir trafen uns zufällig, ich war von ihren Haaren fasziniert und fragte sie nach ihrer Familie aus. Berufskrankheit, ich kann nicht anders. Um sie zu besänftigen, da sie dachte, ich hätte beleidigende Gedanken, erklärte ich ihr sofort meine Forschung. Sie stellte gut gedachte Fragen, wir unterhielten uns oft. Es entstand eine  Freundschaft und ich erzählte ihr von meinem Problem. Sie konnte es innerhalb eines Tages lösen, indem sie einen alten  DNA-Kartierungs-Apparat der Tsufurjins wieder zum Laufen brachte“ er zeigte Vegeta das Gerät, welches er mitgebracht hatte.

„Damit brauche ich nur Haarproben der beiden Elternteile sowie des Kindes und ich kann in Minuten feststellen, ob sie miteinander verwandt sind“ erklärte er.

Die Menge keuchte auf und Paparika wurde bleich.

„Was?! Warum habe ich davon noch nichts gehört?“ wollte er wissen.

Doktor Tomatoro zuckte mit den Schultern. „Weil meine Versuchspersonen darüber nicht sprechen und ich ebenso nicht. Einige von ihnen bekommen Unterstützung von dem Ex-Lover, der am besten verdient, aber es muss nicht unbedingt der Vater sein, obwohl es gerne behauptet wird.  Meine weiblichen Versuchspersonen haben mir Proben ihrer Kinder und vermeintlichen Vätern gebracht und ich habe sie geprüft. Über die Ergebnisse sage ich nichts, das gehört zu meiner ärztlichen Schweigepflicht. Aber dank dem Gerät  konnte ich all die verschiedenen DNA-Stränge auch speichern, was mir in meiner Forschung sehr weiter hilft. Dadurch kann ich beobachten, ob sich Kinder mit bestimmten Genen besser entwickeln als andere oder ob bestimmte Gene hilfreich bei der Befruchtung sind. Außerdem fielen mir dabei  DNA-Segmente auf, die unsere Haare und Augen steuern. Bei einigen Proben gab es rezessive Sequenzen. Sie unterstützt die Geschichte des Historikers Gurki, dass wir von Saiyajins abstammen, die nicht nur schwarze Haare und Augen hatten.“

Vegeta hörte ihm atemlos zu. Nachdem der Doktor mit seiner Behauptung geendet hatte, konnte der Skattkönig nichts anders: zufrieden lächelte er. Das Ergebnis dieser Untersuchung wäre der gewünschte Beweis.

Nebenbei bemerkte er, wie Paparika zitterte und Einwand erheben wollte, während seine Enkelkinder zu dämlich waren, um zu kapieren, was hier gerade stattfand.

„Ich wünsche eine Demonstration“ befahl Vegeta.

„Natürlich, ich brauche dazu nur Haare von Bardock, Gine und Bulma“ gehorchte der Doktor eilfertig.

Bardock und Gine erkannten ihr Stichwort, traten hervor und stellten sich neben ihre Tochter. Die drei beugten ihre Köpfe, damit Doktor Tomatoro von jedem ein paar Haare ausreißen konnte. Am wichtigsten waren die Wurzeln.

Behutsam legte er jede einzelne Probe auf ein Glasplättchen, die er dann ins Gerät einlegte. Auf einen Knopf gedrückt, sirrte und leuchtete es und dann erschien auf einem Bildschirm das Ergebnis.

„Eine 50%-Übereinstimmung mit jeweils eines der Elternteilen“ las er vor. „Das bedeutet, Bulma ist eindeutig Bardocks und Gines Kind. Ihre DNA-Sequenz ist voller rezessiver „blauer“ Marker, die sie von ihren Eltern erhalten hat. Beide haben Aosaru-DNA in sich, aber man sieht es ihnen nicht an. Ihre Haare, Augen und Schweife sind wegen der dominanten Sequenzen normal. Durch die Laune der Natur ist Bulma damit eine Inkarnation einer Aosaru-Saiyajin.“

„Dann war es nicht der blaue Mond“ sagte Gine leise zu ihren Gefährten. Bedeutungsvoll sah ihn an. Beide Saiyajins erinnerten sich an Bulmas Geburt und welche Angst sie gehabt hatten, dass man ihre Tochter als Missgeburt verurteilen würde.

Als ob der blaue Mond sie verflucht hätte.

Damals hatten die Saiyajins weder von den verlorenen Stämmen gewusst, noch gab es die DNA-Kartierung. Ein Aberglaube war daher ihre einzige Lösung für dieses Phänomenen gewesen.

 

Vegeta klatschte kräftig in die Hände, um die Aufmerksamkeit zu gewinnen. Das Geräusch ließ alle Anwesenden verstummen.

Er erhob sich vom Thron und sah hoheitsvoll herunter, um sein Urteil zu verkünden. Seine Stimme erscholl durch den Saal.

„Damit ist es bewiesen. Bulma, Tochter von Bardock und Gine, ist eine reinrassige Sayajin. Der Vorwurf, ein Mischling zu sein, ist damit Unsinn. Ebenso wurde damit bewiesen, dass der Sarang-Schwur zwischen Bardock und Gine nicht gebrochen wurde. Beide sind Saiyajins von Ehre. Aufgrund des versuchten Rufmordes, verurteile ich die Familie von Paparika, ein Bußgeld an Bardock und Gine zu bezahlen, in Höhe von 300 Goldstücke….“

Die betreffende Familie schnappte entrüstet nach Luft. Von dem Geld könnte eine sechsköpfige Saiyajin-Familie sich fünf Jahre fürstlich ernähren.  Auch wenn sie gut betucht waren, könnten sie eine solche Summe nicht mal so plötzlich auf den Tisch legen. Sie müssten dafür alles  an Wert verkaufen, wie Schmuck, Pelze und Raubgüter.

Doch Vegeta war noch nicht fertig. „Zusätzlich wird die Familia Paparika der Saiyajin Bulma ein Strafgeld von 600 Goldstücken bezahlen, für die Zerstörung ihres Besitzes und der Beleidigung ihrer Herkunft. Aber das ist noch nicht alles“ Finster sah er Daikon an. „Das oberste Gesetz unseres Volkes ist der Schutz unserer Rasse und damit unserer Frauen. Daikon, du bist schuldig, Bulma vergewaltigen zu wollen…eine reine Saiyajin!“ Vegetas Stimme wurde stählern. Die Augen aller Anwesenden richteten sich auf den zitternden Angeklagten. Besonders Bardock und seine Söhne sahen grimmig den feigen Mann an.

„…einen solchen ehrlosen Saiyajin will ich nicht in meinen Reihen haben. Ich erhebe dich deines Ranges. Du wirst unehrenhaft aus der Armee entlassen“ fuhr Vegeta kalt lächelnd fort.

Daikon wäre damit ein verurteilter Saiyajin und hätte keine Privilegien als Krieger mehr. Er würde nicht mehr in den Medic-Tanks behandelt werden, dürfte den Planeten nicht verlassen und bekäme auch keine Rationen ab. Seinen Lebensunterhalt musste er von nun an aus eigener Kraft bestreiten.

 Doch Vegetas Urteil war noch nicht zu Ende. Er war nicht so gnädig.

„Man wird dir den Schweif abschlagen, da du ein ehrloser Saiyajin bist“ fuhr er fort und genoss, wie Daikon bleich wurde. Ein schweifloser Saiyajin war damit auch äußerlich  gezeichnet. Jeder würde wissen, was er getan hatte. Er würde damit wohl kaum noch eine Frau finden.

„Außerdem soll ein solches Fehlverhalten nicht in zukünftige Generationen übergehen. Ich befehle daher auch deine Kastration!“

Daikon schrie entsetzt auf und hielt sich schützend die Hände auf seinen Unterleib, als würde aus der nächsten Ecke bereits der Scharfrichter zum Schnibbeln erscheinen.

Doktor Tomatoro sah ihn jedenfalls schon aufmerksam an. Er zog sogar sein Skalpell aus seinem Kittel und hielt es dienstbereit hoch.

 „Ich wäre jetzt gerade bereit“ meldete er sich zu Wort. „Wenn ich schon mal hier bin…“

Einige lachten, bis auf Ausnahme von Daikons Familie.

„Du wirst dich Bulma und ihrer Familie nicht mehr nähern oder dein jämmerliches Leben ist verwirkt. Höre ich, dass du oder die deinen einen Vergeltungsversuch wagen, so wird du hingerichtet, ebenso jeder deiner Blutlinie “ beendete Vegeta sein Urteil, dass das Ziel hatte, Daikons Leben zur Hölle eines Kriegers zu machen: kein Ziel, keine Ehre, keine Belohnung.

Ihm nur die Gliedmaßen auszureißen, wäre doch langweilig. Vegeta dachte langfristiger, außerdem musste er sich hüten, nicht emotional zu reagieren, wie seine Kritiker es behauptet hatten.

Vegeta wollte den Eindruck eines gerechten, kaltblütigen Herrschers machen.

Daikon konnte man auch noch in ein paar Monaten erledigen, wenn er voller Selbstmitleid betrunken in einer Ecke saß und über sein Leben jammerte.

„Was die Anstifterin angeht….“ Vegeta konzentrierte sich nun auf Peppa.

Sie hielt den Blick zu Boden und wagte nicht aufzublicken. Auch sie zitterte und war bleich.

„Ihr Verbrechen ist dermaßen anmaßend, das mir fast die Worte fehlen. Anstiftung zur Vergewaltigung, Verbrechen gegen eine Stammes-Schwester und dann deine Anmaßung, sich in meiner Privatangelegenheit zu mischen. Du wurdest gewarnt und trotzdem hast du dich darüber erhoben. Dich selbst als Königin angesehen, über den Gesetzen stehend…“ Vegetas Stimme wurde lauter „Ich befehle, dieser ehrlosen Saiyajin ebenfalls den Schweif abzunehmen. Ebenso soll sie dieselbe Bürde tragen wie ihr Bruder, den sie in ihre Eifersucht mit reingezogen hat. Ihre Gene sollen sich nicht mehr verbreiten. Auf ihrer Wange soll das alte, wohlbekannte Zeichen für „Schande“ eingebrannt werden und ihre Finger- und Fußnägel sollen herausgezogen werden. Auf diese Weise soll sie für immer mit allen Zeichen der Entehrung durchs Leben gehen. Jeder Saiyajin soll bei ihren Anblick vor Verachtung ausspucken!“

Peppa schluchzte auf. Ihre Familie schloss beschämt die Augen oder wandte hilflos den Blick ab.

Auch wenn sie am Leben blieb, sorgte diese Strafe dafür, dass es ein hartes Leben am Abgrund wäre

Als unfruchtbare, mit Makel behaftete Saiyajin würde sich kein Mann mehr für sie interessieren. Ihr Status war am Boden, besonders jetzt, wo ihre Familie kein Geld mehr hatte.

Um all das Bußgeld zu zahlen, müsste die gesamte Familie ihren Besitz verkaufen und vermutlich noch weitere Jahre es abarbeiten.

Peppas Jahre als behütetes, verwöhntes Mädchen waren vorbei. Niemand würde ihr Arbeit geben und als Jägerin war sie nicht geeignet. Wie wollte sie sich selbst versorgen?

Auf die Unterstützung ihrer Verwandten konnte sie nicht mehr zählen. Mit ihrem verletzen Stolz hatte sie auch das Leben ihrer Familie zerstört. Jeder ihrer Verwandten war von Scham erfüllt, einige murrten und sahen Peppa wütend an.

„Das ist mein Urteil“ beendete Vegeta und setzte sich wieder auf den Thron.

„Einspruch!“

Das widerspenstige Murren von Peppas Familie, die gegen ihren Willen nun auch bestraft wurden, mit Status-, Geld und Gliedverlust, stoppte. Mit großen Augen sahen alle, auch Vegeta, zum unzufriedenen Einspruch-Rufer.

Zur Überraschung aller Anwesenden war es nicht Paparika, sondern Bardock.

Er baute sich vor Vegeta auf und erklärte sofort sein widersprüchliches Verhalten.

Es hatte nichts mit Gnade zu tun.

„Die Bestrafung der beiden jüngeren Saiyajins, sowie die Geldstrafe an die Familie sind eine Sache. Aber was ist mit meiner Ehre und der meiner Frau? Das alte Sprichwort sagt: der Apfel fällt nicht weit vom Baum. Es ist die Aufgabe der Eltern, ihren Kindern Benehmen beizubringen. Peppa hätte ein solches Verbrechen nicht gewagt, wenn ihre Eltern ihre Pflicht der Erziehung erfüllt hätten. Stattdessen lenken sie von ihren Fehler ab und klagen mich und mein Weib der Untreue an?! Ich klage nun Aikon an, der es wagte, uns den Vorwurf zu machen, wir hätten uns nicht an den heiligen Schwur gehalten. Nur mit Geld zu bezahlen…nein, das ist nicht genug Strafe.“

„Was verlangst du?“ fragte Vegeta neugierig.

„Ein Tatakai“ antwortete Barock grimmig. „Ich verlange einen Kampf um Leben oder Tod. Nur so kann ich meine Ehre wieder herstellen...mit Blut!“

Vegeta sah den älteren Saiyajin anerkennend an. Das Denken dieses Saiyajins gefiel ihm. Er hatte gehört, dass Bardock ein Mann von Ehre war, das bewies er gerade.

Die Anwesenden sahen sich überrascht an, leises Gemurmel brannte auf.

Aikon war bleich, nickte aber widerstrebend.

Würde er sich weigern, könnte er sich nie mehr in der Gesellschaft blicken lassen.

Angesichts des heutigen Tages  schien der Tod keine schlechte Lösung der Flucht zu sein.

„Ich will auch kämpfen!“ meldete sich Radditz laut zu Wort.  Er sah den bleichen Daikon wütend an.

„Ich fordere Daikon zu einen Tatakai auf. Der Verlust seines Schweifes ist nicht genug, um sein Verbrechen zu sühnen. Der Feigling, der Hand an eine Frau legte, soll gegen jemanden kämpfen, der sich wehren kann. Sein Leben kann er behalten, aber er soll unter den Augen aller Saiyajins bestraft werden.“

„Dann will ich auch gegen ihn kämpfen“ meldete sich plötzlich Selypa zu Wort. „Der Mistkerl soll sich mit einer Frau anlegen, die größere Eier hat als er.“

Tales warf der furchteinflößenden Frau einen beeindruckten, aber auch ängstlichen Blick zu und ging vorsichtshalber einen Schritt zur Seite, um nicht in ihren Blickwinkel zu stehen.

„Hey, hey, nehmt mir nicht den ganzen Spaß weg“ mischte sich auch Toma ein. „Ich will da auch mitmachen.“

„Wir auch“ riefen Panbukin, Borgos und sogar Tales.

„Sind das nicht ein wenig viele Krieger für das Jüngeling“ sagte Seylpa stirnrunzelnd. „Wir können uns ja nicht alle gleichzeitig auf ihn stürzen, das wäre feige.“

„Wieso, wir können ihn doch nach jedem Kampf in ein Medic-Tank stecken. Dann kann jeder ihn mal die Knochen brechen“ hatte Toma die Idee.

„Öhh, ihr wisst schon, dass wir Saiyajins sind und von Kämpfen in Todesnähe stärker werden“ gab Panbukin zu bedenken. Nachher wurde Daikon wegen ihnen sogar noch stärker, das konnte nicht der Sinn sein.

„Oh, Mist, vergessen“ ärgert sich sein Freund. „Naja, da war Radditz halt schneller. Er hat von uns auch das meiste Recht dazu“ gab er seinen Einspruch auf und klopfte Radditz auf die Schulter. Die anderen nickten zustimmend.

„Hm, und was ist mit mir?“ fragte Kakarott in die Runde.

„Vergiss es, Kakarott, ich war schneller. Außerdem hast du schon gestern gegen ihn gekämpft“ ärgerte Radditz ihn selbstgefällig. „Das kommt davon, wenn man mit offenen Augen schläft. Man muss nehmen, was übrig bleibt.“

Er hatte bemerkt, wie Kakarott im Laufe der Verhandlungen immer unkonzentrierter wurde und dessen Augen später schläfrig auf Halbmast gesunken waren. Die vielen komplizierte Worte und Ausdrücke waren nichts für seinen kleinen Bruder.

Kakarott seufzte und sah sich um. Die Familie der Ankläger hatte nur wenige starke Krieger. Der einzige, gegen den es sich noch zu kämpfen lohnte, war…

„Der da“ sagte Kakarott und deutete ausgerechnet auf Paparika, ehemaliger General, aber immer noch das stärkste Mitglied seiner Familie und damit unangefochtener Patriarch.

Der alte Mann hob erstaunt eine Augenbraue und Bardock sah seinen jüngsten Sohn erschrocken an.

Das war nicht der Plan gewesen. Bardock gegen Aikon und sein Sohn gegen dessen Sohn…das war machbar. Aikon und sein Balg waren längst nicht so kampferfahren,  ein fauler Haufen, der sich auf seine Privilegien ausgeruht hatte, die sie dank Paparikas Stellung miterhalten hatte.

Aber Paparika war anders: ein ehemaliger Elitekrieger, der sich fleißig hochgearbeitet hatte. Auch wenn er schon alt und lange nicht mehr in einer Schlacht gewesen war, besaß der Mann immer noch ein Powerlevel von etwa 7.000, sowie reichlich Erfahrung.

Selbst Bardock rechnete sich schlechte Chancen aus, gegen ihn gewinnen.

Bevor Bardock auf seinen Sohn zustürmen konnte, um ihn den Mund zuzuhalten, hatte der alte Mann aber schon laut zugestimmt. Jeder konnte es hören.

 „Ich bin einverstanden“ sagte er mit zufriedenem Glitzern in den Augen.

Paparika hatte heute einen harten Schlag erlitten, direkt und indirekt. Sein Ruf war durch das Verhalten seiner Enkel zerstört , er hatte seine Machtposition verloren. Jedes andere Rats-Mitglied würde ihn schneiden und aus den Weg gehen, um sich Vegetas Missfallen nicht zuzuziehen.

Was das Tatakai anging, sahen die Chancen für seinen Schweigersohn und Enkel schlecht aus. Diese faulen Bastarde hatten keine Aussicht auf Erfolg gegen diese wütenden, vor Zorn brodelnden, gut trainierten Krieger; das musste Paparika neidisch zugeben.

Aber mit diesem einen Kampf könnte wenigstens Paparika seine Ehre retten. Wenn er gegen Bardocks jüngsten Sohn gewann und ihm großzügig das Leben schenkte, würde das Eindruck auf die Saiyajins machen.  Vielleicht konnte Paparika so noch das Ruder umreißen und das Missfallen der Saiyajins auf seinen Schwiegersohn und dessen Blut lenken, um sich selber zu retten.

Was hatte Paparika mit dem schlechten Blut von Aikon zu tun?

Es war die Schuld seiner Tochter, weil sie so einen Kerl als Gefährten gewählt hatte, aber das war doch nicht Paparikas Schuld?

So würde er in Zukunft argumentieren und seine Position retten.

Um seine Enkelin war es schade, das verwöhnte Nesthäkchen der Familie. Aber sie war rettungslos verloren und er musste sie hinter sich lassen. Paparika musste sich um seinen eigenen Ruf sorgen.

„Alle Partien haben zugestimmt. In drei Stunden“ rief Vegeta sein Einverständnis aus „werden wir uns in der Arena versammeln. Bis dahin…“ er sah strafend auf die Angeklagten hinunter. „Vollstreckt das Urteil an Peppa und Daikon. Und beeilt euch, den Kerl etwas aufzupäppeln, damit er kampfbereit ist.“

Die Soldaten traten hervor, jeweils zwei packten die sich wehrenden Saiyajins und zogen sie mit. Ihre Schreie hörten erst auf, als sie hinter der Tür verschwanden.

„Dann lasst uns auch mal gehen. Ich will noch was essen, bevor ich kämpfe. Ich will in Bestform sein“ drängte Bardock seine Familie zu Aufbruch.

Er legte seinen Arm um Bulma und zog sie an sich.

„Dreh dich nicht um“ flüsterte er ihr zu. „Was du getan hast, hat große Auswirkungen auf deine Zukunft.“

„Was meinst du?“ fragte Bulma arglos.

„Ab heute weiß jeder, dass du eine reine Saiyajin bist. Damit haben die Kritiker ihre letzte Argumentation verloren, warum Vegeta nicht dich für die Position der König auswählen sollte.“

Bulma warf nun doch einen Blick nach hinten, wo sie Vegeta nun in entspannter Position auf den Thron sitzen sah. Er sah in ihre Richtung und sein halbes Lächeln war…siegessicher.

Als hätte er eine heiße Quelle gefunden, die Fleischbällchen ausspuckten und sie gehörte ihm allein.

Schnell drehte sie ihren Kopf wieder zurück.

„Aber ich will keine Königin sein“ zischte sie ihren Vater zu.

„Was du willst und was er will, sind verschiedene Sachen“ brummte Bardock. „Ich meine nur, dass du vorsichtig sein musst, wenn ihr beide zusammen in der Öffentlichkeit steht. Dann gibt es gleich Erwartungen. Meiner Meinung nach solltest du ihn nicht nehmen. Ist nur Stress.“

„Wieso nicht?!“ fragte Bulma neugierig. Was hatte Bardock gegen den zukünftigen König, der doch aus Saiyajin-Sicht alles hatte, was sich eine Frau wünschen konnte.

Bardock sah stumm  geradeaus, während er eilig nach guten Gründen suchte.

„Ich mag ihn nicht. Er ist so selbstgefällig“ war das einzige, was ihm einfiel.

Vor allem mochte er es nicht, wenn seine Tochter sich für andere Männer interessierte.

Bulma lachte amüsiert auf und boxte gegen seinen Bauch.

„Ich will keine Königin werden“ bestätigte sie noch mal, mit mehr Inbrunst.

Sie meinte es auch so: auch wenn sie Vegeta verziehen hatte und sich vorstellen konnte, mit ihm eine Beziehung einzugehen, dachte sie trotzdem nicht so weit in die Zukunft.

Sie war Herrscherin über ihr eigenes Imperium, was interessierte sie da noch das saiyanische Volk.

Das war zu viel, zu groß, zu anstrengend.

Sie wollte Vegeta, nur Vegeta, so wie früher, ohne Titel und Pflichten.

 

Drei Stunden später, in der Kampfarena.

Die Gerüchteküche der Saiyajins funktionierte, die Ränge  in der Arena waren vollbesetzt.

So was war zuletzt beim ersten Tatakai vom jungen Vegeta geschehen.

Bardock rückte sein Stirnband zurecht, bevor er auf den quadratischen, gefliesten Bereich stieg, dem Kampffeld.

Er war in Bestform, ausgeruht und aufgewärmt sowie hochmotiviert. Die Menge jubelte ihm zu.

Es kam nicht oft vor, dass er so gute Bedingungen bei einem Kampf auf Leben und Tod hatte.

Aikon bekam dagegen kein Jubel ab, im Gegenteil, man buhte ihn aus.

Skattkönig Vegeta saß in seiner Loge, während die jeweiligen Familien und ihre Kämpfer unten in der Nähe vom Kampffeld auf Bänken saßen.

Nappa war als Schiedsrichter eingeteilt. Für Bardocks Kampf konnte er aber eine ruhige Kugel schieben. Bei einem Tatakai auf Leben und Tod brauchte ein Schiedsrichter nicht groß eingreifen. Er musste nur Flucht und feige Attacken verhindern.

Weitere Soldaten standen auf den Arena-Mauern bereit, damit niemand flüchten konnte.

„Beginnt“ rief Nappa und trat zurück.

Was folgte, war ein zu erwartetes Gemetzel.

Aikon, der damals zum gleichen Zeitpunkt wie Bardock seine Ausbildung begonnen hatte, wies weniger Ambitionen auf. Nachdem er damals seine Abschlussprüfung vermasselt hatte und Gerüchte über ihn kursierten, wie Gine ihn „besiegt“ hatte, war er zur Lachnummer geworden.

Es war sein Glück, dass er die nicht besonders schlaue, aber eingebildete Peproni traf und sie mit Komplimenten einwickelte. Sie zu schwängern, war sein größter Erfolg gewesen, denn nun nahm ihn ihre Familie auf. Sein mächtiger Schwiegervater gab ihm einen Posten in der Verwaltung, wo er Einfluss besaß und wenig kämpfen musste.

Die Zeugung seines zweiten Kindes, seiner Tochter, die zum Liebling von Paparika wurde, gab auch Aikon mehr Macht. Paparika sorgte dafür, dass die Familie mehr Rationen oder andere Gefälligkeiten erhielten, damit seine kleine Prinzessin alles bekam, was zum Leben nötig war.

Aikon war zufrieden gewesen.

Doch sein Glück hatte sich gewendet, weil Peppa so dämlich war wie ihre Mutter.

Aikon verfluchte die Tatsache, dass seine Tochter nicht mit mehr Grips ausgezeichnet war…nicht so wie Bardocks Tochter, wie er neidisch zugeben musste.

Nun war er nach langer Zeit wieder gezwungen zu kämpfen, gegen Bardock, der nie seinen Schneid verloren hatte.

Bardock war wie eine Klinge, die zwar blutbefleckt, aber deshalb auch stets scharf war.

Aikon war dagegen ein rostiges Messer.

Nachdem Bardock seinen Gegner immer mehr in die Ecke getrieben, ihn blutig getreten hatte, beendete er diesen langweiligen Kampf mit seiner Spezialität.

Er nutze einen misslungen Angriff von Aikon aus, um hinter dessen Rücken zu gelangen. Von dort packte er den gegnerischen Kopf, um mit einer geübten, dadurch fast eleganten wirkenden Bewegung in Gegenrichtung den Hals zu brechen.

Aikon fiel mit verdrehten Hals zu Boden. Der Kampf war zu Ende.

Mit erhobener Faust nahm Bardock den Jubel entgegen.

Heute hatte er seine Ehre, sowie die seiner Familie wieder hergestellt. Niemals wieder würde jemand so dumm sein, ihm diesen Ehrverlust zu unterstellen.

Er trat vom Platz, um Radditz  zuzunicken, den kleinen Nachahmer. Der stand sofort auf, um nun seinen Kampf zu beginnen.  Lächelnd schritt er an Bardock vorbei, sein Blick nur noch auf seinen Gegner gerichtet, den man gerade zu zwingen musste, auf die Bühne zu gehen.

Bardock setzte sich auf die Bank, um das Geschehen aus der ersten Reihe zuzusehen.

Eigentlich hatte Bardock vorgehabt, mit diesen Tatakai das Kapitel abzuschließen, aber seine Söhne mussten ihm ja die Show stehlen.

Ganz besonders Kakarott, der ganz aufgeregt war, zum ersten Mal ein Tatakai in der Öffentlichkeit zu bestreiten. Dessen Füße wippten ungeduldig.

Bardock schüttelte seufzend den Kopf.

Ein Kampf in der Arena bedeutete auch eingeschränkte Möglichkeiten.

Man durfte weder zu hoch fliegen, noch zu starke Ki-Attacken nutzen, um weder den Ring zu verlassen noch die Zuschauer zu verletzen.

Man musste die Basics nutzen, seine Kraft einteilen, die Schwachpunkte des Gegners finden.

Aber vielleicht war das auch Kakarotts Vorteil?!

Schließlich war das seine Spezialität.

 

Radditz wippte leicht auf seinen Fußspitzen, wärmte sich auf.

Er trug nur den unteren Teil seiner Rüstung, oben war er frei. Es war ein Zeichen an den Gegner, dass er gegen ihn keinen Schutz benötigte.

Daikon, durch den Tod seines Vaters erschüttert, stellte sich nur langsam auf.

Er trug keine Rüstung, da er das Recht dazu heute verloren hatte. Er war kein Krieger mehr, sondern ein Verbrecher.

Als solcher hatte er auch den Schweif verloren.

Daikon war müde und erschöpft und sein Gleichgewicht gestört. Er wankte wie ein Betrunkener.

Zwar wurden Saiyajins normalweise stärker, wenn sie Todesnähe überstanden, allerdings brauchte der Körper Zeit und Energie um zu wachsen. Diese hatte man ihm nicht gegeben.

So war Daikon in einer noch schlechteren Verfassung als gestern, als er gegen Kakarott gekämpft hatte.

Radditz war zuerst froh, dass er endlich seine Rache bekam, auch wenn er ihn nicht töten konnte. Ein Leben in Schande sollte Daikons Strafe verlängern.

Doch der Kampf war so einseitig, so langweilig, weil Daikon sich kaum wehrte, dass Radditz ihn schneller beendete als geplant. Er verpasste Daikon einen Fußtritt, der ihn aus dem Ring beförderte.

Damit war der zweite Kampf ebenfalls in weniger als 10 Minuten erledigt.

 

Paparika trug seit langem wieder eine Rüstung. Sie war etwas eng, was daran lag, das er etwas dicker geworden war. Seit Jahrzehnten war er auf keinem Schlachtfeld mehr gewesen.

Trotzdem sorgte er sich nicht beim Anblick seines jungen Gegners, der voller Energie war.

Paparika vertraute auf seine Erfahrung. Er war schon in so vielen Einsätzen gewesen, aber dieser Kakarott?

Hah, nur schwache Unterklasse-Missionen.

Paparika, der kein Wort mit seinen Enkeln gesprochen hatte, wusste nichts von der geheimnisvollen Stärke, die Kakarott am Vortag gezeigt hatte.

Nappa gab das Signal.

Nun begann ein Kampf um Ehre und die meisten Zuschauer wetteten, obwohl es ihnen nicht leicht fiel, auf Paparika.

Kakarott war der Favorit der Herzen, aber das Powerlevel seines Gegners war dreimal höher.

Nappa gab das Zeichen und der letzte Kampf begann.

 

Zu aller Überraschung schlug sich Kakarott besser als gedacht.

Seine Bewegungen waren geschmeidig, während Paparika eher steif kämpfte.

Doch je mehr Zeit verrann, desto beweglicher wurden die alten Knochen und Gelenke.

Kakarott hielt aber ohne Probleme mit. Seine Kampfkraft passte sich an, fuhr unbemerkt immer höher. Er löste die Ki-Kontrolle und griff auf seine Reserven zu.

Vor allem wollte er ausprobieren, ob er denselben Effekt wie am Vortag erreichen könnte.

Aber ihm fehlte die Wut als Auslöser.

Auch wenn Paparika ihn anwiderte, verspürte Kakarott keinen Hass. Das erleichterte ihn, aber  gleichzeitig vermisste er den Effekt.

Vielleicht gab es ja einen anderen Weg, seinen Körper dazu zu bringen, sein Ki höher zu fahren.

Paparika wusste es nicht, aber der Mann war Kakarotts Versuchskaninchen, um eine neue Grenze zu überwinden.

Der hatte seine eigenen Probleme.

Obwohl sein Körper wieder beweglicher wurde und das Kämpfen sogar Spaß machte, schaffte er es kaum, den Jungspund zu treffen. Jener lenkte die kraftvollen Schläge einfach um oder wich elegant aus.

Kakarotts Technik basierte auf den Grundlagen, die seine Mutter ihm beigebracht und sein Lehrer aus dem Dorf verfeinert hatten.

Auf diese Weise hatte er gelernt, Energiesparsam zu kämpfen, um gleichzeitig seinen Gegner zu durchschauen.

Der GR der Tsufurujins hatte zu widerstandsfähigen, ausdauernden Muskeln geführt.

Ausdauer und Kämpfen auf engsten Raum gehörten zu seinen Stärken.

Kakarott lächelte, dieser Kampf machte einfach Spaß. Paparika wurde davon irritiert, weshalb er nur härter versuchte, zuzuschlagen. Aber egal, wie oft er traf, der Junge erholte sich zu schnell wieder oder wischte sich den Staub ab, als hätte er nichts gemerkt.

Dabei hatten seine Angriffe schon Wucht, besonders wenn er sie mit Ki ausstattete. Es führte aber gleichzeitig dazu, dass Paparika zu sehr  an seine Reserven ging.

Kakarott bemerkte, wie der Alte immer längere Pausen zwischen einzelne Angriffen machen musste und schwer atmete.

Zu schade, er hoffte, sein Gegner würde noch etwas durchhalten. Er wollte nicht, dass das Tatakai schon endete. Paparikas Schläge waren stark, weshalb er motiviert war, sie auszuweichen. Dazu besaß der alte Kämpe interessante Techniken, die sich der junge Mann nur zu gerne von nahen ansah, um sie nachzumachen.

Je länger sie rangen, desto besser fühlte sich sein Körper an. Ihn so zu spüren, die Bewegungen seiner Muskeln, das Schalten seines Gehirnes…es war Tanzen, es war Fliegen.

 

 

„Herrlich…was für ein Kampfstil“ bewunderte ausgerechnet Nappa, der alte Veteran,  der über dem Kampffeld flog und die beiden genauer beobachtete. Er schwebte neben Vegetas Loge, der ebenfalls aufgestanden war, um sich den unerwarteten Kampf genauer anzusehen.

So einen herrlichen Stil sah man sonst nur bei Vegeta. Es ähnelte einen Tanz.

Nappa war beeindruckt, besonders wie gut die Grundlagen des Jungen waren.

Es  erinnerte ihn an einen alter Lehrsatz: Wenn es einfach aussieht, obwohl es schwer ist, hast du einen Meister vor dir.

Vegeta, der neben ihn stand, brummte zustimmend.

Auch er war überrascht und angetan. Kakarotts Stil unterschied sich sehr von dem seines Vaters oder Bruders.

„Schade, dass der Junge nie Mittelklassekrieger wird“ brummte Nappa. „Ich würde gerne mal gegen ihn kämpfen.“

„Was meinst du damit?“ fragte Vegeta überrascht.

Warum sollte so ein talentierter Krieger nicht aufsteigen?

„Na ja…“ Nappa strich sich übers Kinn und deutete auf die Bank am Kampffeld, wo Bardock und seine Familie saß.

„Kinder von Sarang-Eltern schwören meist auch den Sarang. Der Kleine hat schon eine Freundin, das ist mir vorhin bei der Verhandlung schon aufgefallen. Er wird sich also die Möglichkeit offen lassen. Aber man darf kein Mittelklasse-Krieger ohne Shiruhato-Schwur werden.“

Shiruhato, das Herz versiegeln, war ein Schwur, ähnlich wie der Sarang, aber mit der gegenteiligen Wirkung. Die höheren Krieger sollten sich aufs Schlachtfeld konzentrieren und nicht von Weib und Kinder gestört werden.

„Vermutlich lässt sich Radditz deswegen auch Zeit“ sinnierte Nappa. „Solange er nicht Sonderrechte erhält, wie sein Vater…“ er ließ den Satz offen.

Vegetas Blick fiel auf den Langhaarigen, der neben seinen Vater saß und Kakarott laut anfeuerte.

Nappa hatte Recht, Radditz war ganz schön unmotiviert wegen seiner Beförderung.

Dabei hatte Vegeta es ihm schön öfters angeboten, der Krieger erfüllte alle Bedingungen. Außerdem war es ihm als gute Bestechung erschienen, damit Radditz für ihn Bulma ausspionierte.

Jedoch hatte der Langhaarige nie angebissen.

Vegeta erinnerte sich, wie Radditz beim letzten Angebot verlegen herumgedruckst hatte und Vegetas Anfrage auswich. Vegeta hatte eine Erklärung verlangt.

„Ich hab’s gerade nicht so eilig,  zum Mittelklasse-Krieger aufzusteigen“ Radditz kratzte sich verlegen die Wange.

„Verasch mich nicht“ brummte Vegeta irritiert. Er kannte den Älteren lang genug, er wusste von seinen Ambitionen.

Radditz seufzte ertappt.

„Ich hab mit meinem Vater darüber gesprochen. Er sollte mir mehr über seine Aufgaben erzählen. Dabei hat er mir so manche Punkte dargelegt, warum er sich so lange geweigert hat, aufzusteigen. Als Unterklasse gibt es auch ein paar Vorteile. Solange ich nicht dieselben Privilegien bekomme, wie er damals, interessiert es mich also gerade nicht“ erklärte er.

„Red keinen Schwachsinn, was interessiert dich der Sarang?“ hatte Vegeta ihn durchschaut. „Du hast doch keine Freundin.“

„Und?!“ hatte Radditz pikiert geantwortet und die Schultern gezuckt. „Könnte doch noch passieren, dass ich meine große Liebe treffe. Warum soll ich auf eines verzichten? Da will ich lieber alles haben. Ist es nicht das, was einen Saiyajin ausmacht?“ fragte er mit gerissenen Grinsen.

Er hatte nicht Unrecht, damit  besänftigte er Vegetas verletzen Stolz.

Seitdem waren Monate vergangen und der Vegeta von einst, der sich damals von Bulma getrennt hatte, weil er die Vernichtung seines Egos gefürchtet hatte, war zu einem Mann geworden, der beides nun akzeptieren konnte.

Nur wegen der Liebe wurde ein Saiyajin nicht schwach.

Ja, sein Zentrum verlagerte sich, er kümmerte sich nicht mehr nur um sich.

Aber das war nicht schlimm, denn durch die Liebe war er noch motivierter, nicht zu sterben, um zurück zu kehren.

„Vielleicht wird es wirklich Zeit, diese Tradition zu überdenken“ murmelte Vegeta.

Es wäre eine Verschwendung, wenn Kämpfer wie Kakarott und Radditz nur deswegen nicht aufsteigen würden.

Sein Blick fiel auf Bulma, die ebenfalls ihren Bruder anfeuerte.

Ihre Augen strahlten, sie lächelte breit.

Es erleichterte ihn, sie wieder so lebendig zu sehen.

„Du sagt, Kinder von Sarang-Eltern schwören auch den Sarang?“ fragte er beiläufig Nappa.

Der zuckte mit den Schultern. „Ich kenne nicht die genaue Statistik, aber mir ist aufgefallen, wie häufig es passiert.“

Vegeta dachte darüber nach, ob Bulma ebenfalls den Sarang schwören würde.

Wenn, dann hoffentlich nur ihm. Der Gedanke, dass die Frau ihm ewige Treue schwor gefiel ihm, aber er müsste dann auch schwören.

Bislang hatte noch nie ein König den Sarang geschworen, um sich das Privileg nicht nehmen zu lassen, einen Harem aufzubauen.

Aber anderseits hatte er kein Interesse an anderen Frauen.

Vegetas Gedanken für die ferne Zukunft wurden durch das Krachen von Paparika gestört, der in die Wand direkt unter ihm geschleudert wurde. Der alte Mann verdrehte die Augen und fiel in Ohnmacht.

„AUS! Paparika ist aus dem Ring raus! Kakarott hat gewonnen. Bardock und seine Söhne haben damit alle ihre Tatakai gewonnen. Ruhm und Ehre für diese starken Recken“ brüllte Nappa.

Die Menge jubelte auf.

„Volk von Vegeta-Sei, ihr stolzen Saiyajins, erinnert euch an diesen Tag“ brüllte Nappa. Er landete auf dem Kampffeld und bedeutete Bardock und Radditz sich zu ihm und Kakarott zugesellen. Gleichzeitig hob er den Arm des verdutzten Kakarott in die Höhe, der noch nicht genau verstand, wie schnell er aus Versehen den Kampf beendet hatte.

„Oje, das wollte ich nicht. Darf er es noch mal versuchen? Ich würde gerne weiter kämpfen“ fragte er Nappa bestürzt.

 Der Riese lachte dröhnend.

„Junge, du weißt echt, wie du einen Krieger beschämst. Jetzt zeigst du auch noch Gnade. Hey, Bardock, dein Sohn ist echt ein Witzbold“ lobte er Bardock, der sich an dessen Seite stellte.

„Ja, zum Totlachen“ brummte Bardock. „Du weißt nicht, wie kurz davor ich immer war.“

Die Menge hörte nichts davon, jubelte und klatschte weiter.

Erst als Vegeta den Arm hob, hörten sie auf und es wurde stiller.

„Es waren glorreiche Kämpfe, die in die Geschichte eingehen werden. Die Ehre von Bardock ist hiermit wieder hergestellt. Wer es noch einmal wagt, solch Lügen zu behaupten, werde ich persönlich hinrichten lassen. Ruhm und Ehre für Bardock, Radditz und Kakarott!“

Er klatschte in die Hände und die Menge tat es ihm nach.

Die drei Krieger verbeugten sich dankend.

„Das Ganze fängt an zu nerven. Lasst uns zu Bulma fliegen und feiern“ flüsterte Bardock seinen Söhnen zu.

Die ganze Aufmerksamkeit war ihm zuwider und dann noch diese Lob von Vegeta, der nicht ahnte, dass Bardock nun Bescheid wusste.

Für den alten Krieger bekam das Lob des Skattkönigs damit einen bitteren Beigeschmack.

Radditz und Kakarott nickten zustimmend.

Ihnen wurde  es auch zu laut.

Sie erhoben sich und verließen unter Beifall den Ring, um sich mit ihren Freunden, Bulma und Gine zu treffen.

Chi-Chi rannte sofort mit einem strahlenden Lächeln und einen Handtuch auf Kakarott zu. Sie überschüttete ihn mit Lob und ließ es sich nicht nehmen, ihn eigenständig abzutrocknen, wobei sie bewundernd seinen Körper anschmachtete.

Gine umarmte erleichtert ihren Gefährten. Endlich war es vorbei.

Bulma, die Radditz eifersüchtige Blicke bemerkte, übernahmen den Empfang für ihn.

„Such dir eine Freundin“ wisperte sie in sein Ohr, als sie ihm eine Flasche Wasser reichte. „Oder einen Freund“ sagte sie mit Seitenblick auf Tales, der ebenfalls in der ersten Reihe zugeschaut hatte.

Radditz wurde rot.

„Na, mal sehen“ verlegen kratzte er sich die Wange „Wir können ihn ja zum Festmahl bei dir mitnehmen. Das wäre schon mal ein Anfang.“

Radditz wünschte sich schon eine fürsorgliche Person ähnlich wie Gine oder Chi-Chi, aber er konnte sich so was nicht bei Tales vorstellen.

Besonders nicht, wo der Gleichaltrige Shiruhato geschworen hatte. Bindungen ging er aus dem Weg.

Radditz hatte das Gefühl, er und Tales würden höchstens Freunde mit gewissen Vorzügen werden, aber nicht mehr.

Er drückte Bulma an sich, die ihn fröhlich anlachte. Das war es, wofür er gekämpft hatte…für dieses Lächeln. Und solange er keine Freundin hatte, so hatte er wenigstens eine tolle Schwester, die sich um ihn sorgte.

 Toma und seine Kameraden und auch Tales kamen auf ihn zu und beglückwünschten ihn und die beiden anderen Recken.

„Also los, Leute“ rief Bulma laut „Lasst uns zu mir fliegen. Da wartete ein riesiges Bankett auf uns.“

Sie fasste nach den Händen ihrer Eltern, zog sie mit in die Luft und fühlte, wie jeglicher Ballast von ihr abfiel.

Sie warf keinen Blick zurück auf Paparika und Daikon, die auf einer Trage hinausgetragen wurden  und verschwendete keinen Gedanken mehr an Peppa, die im Schatten der Mauern zugesehen hatte, ihre demütigenden Wunden versteckend.

Sie sah nur noch nach vorne.

 

Bonus: Vegetas Versöhnungsnacht: Süßer Abschied

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Staffel 3: Die kalten Augen aus der Dunkelheit

 

Zehn Monate waren mittlerweile vergangen, seitdem Vegeta seinen Planeten verlassen hatte, um mit Hilfe des neuartigen Raumschiffs „Rubrum Aurum“ nach seinem Vater, dessen Team und deren verschollenem Forschungsschiff „Oro-Saru“ zu suchen.

Das Raumschiff, in dem er unterwegs war, gehörte Aurum und war bislang einzigartig, frisch aus der Reederei. Ein schnittiges, formschönes Transportmittel, weiß mit dunkelroter Spitze und Luken, welches auf Schnelligkeit spezialisiert war. Mit seinem neuen Warp-Antrieb schoss es durch den Weltraum wie kein anderes bekanntes Raumschiff dazu in der Lage war.

Trotzdem dauerte die Reise länger als nötig, da die Aurumaner verlangten, dass man die auf den Weg befindlichen, neu entdeckten Planeten gleich mal einen Besuch abstattete, um ein paar Proben zu entnehmen. Diese wurden für eine Analyse der Biosphäre und Bodenschätze benötigt und würden später den Wert des Planeten bestimmen, wenn die große Aktion stattfand. Die neu entdeckten Planeten sollten unter den Meistbietenden verkauft werden.

Am liebsten wäre es ihnen, wenn Vegeta, wo er doch schon mal da wäre, mit der „Urbanisierung“ beginnen könnte, aber da weigerte er sich. Vegeta genoss jede Pause, die er nicht im Raumschiff verbringen musste, allerdings ließ er sich nicht ausnutzen.  Dafür war er nicht hier, das konnten später die Truppen der Saiyajins übernehmen, sobald Aurum das Geld dafür zahlte. Er bot nur den Begleitschutz an, als einziger verfügbarer Saiyajin an Bord. Diese Reise machte er ohne jeglichen Anhang.

Vegeta drängte auf weniger Unterbrechungen, aber die Besatzung stammte vollständig aus Aurum. Er konnte daher nichts befehlen, nur sich weigern, ihren Kettenhund zu spielen.

Doch je weiter sie in die kaum bekannten Quadranten drangen, desto weniger Pausen gab es. Es begann das unbekannte Gebiet, wo nur noch wenige Planten übrig waren, die sich für eine Kolonialisierung eigneten.

Nach zehn Monaten Flug konnte endlich ernsthaft die Suchaktion beginnen: sie erreichten das Gebiet, wo man die Signale des gesuchten Raumschiffes verloren hatte. Von hier hatten sie ihre letzte Nachricht verschickt, die darin lautete, dass sie Spuren einer unbekannten, hochtechnologischen Zivilisation gefunden hatten.

Vegeta konnte nun nicht viel tun, außer zu warten. Es waren die aurumanischen Techniker, die ihre Satelliten und Roboter entsandten, um im dunklen All nach Spuren des verlorenen Raumschiffes zu suchen. Die Satelliten waren mit Power-Messer ausgestattet, um die Energiesignaturen von König Vegeta und seinen Männern aufzuspüren.

Vorsichtig streuten die Aurumaner sie aus, darauf bedacht, alles zu sehen, ohne selbst gefunden zu werden. Angesichts der letzten Nachricht, Stichwort „Hochtechnologischer Zivilisation“, könnte es feindliche Radare geben und die „Rubrum Aurum“ war deswegen so schnell, weil sie keine schweren Geschütze besaß, deren Gewicht sie nur verlangsamen würde.

Im Falle eines Angriffes hieß die Strategie daher Flucht, nicht Kampf.

Vegeta vertrieb sich seine Zeit im persönlichen Fitnessraum des Raumschiffes, las viel oder machte Pläne für die Zukunft.

Er war gerne auf alle Eventualitäten vorbereitet.

Fand er nur die Leiche seines Vaters, musste er Beerdigung und Krönung gleichzeitig organisieren, außerdem würde ein Berg an Arbeit auf den neuen König der Saiyajins zukommen.

Der Bündnisrat würde darauf drängen, ihren Vertrag mit den Saiyajins zu erneuern, während gleichzeitig andere Rassen ihn bestechen würden, nur für sie exklusiv zu arbeiten.

Aber war König Vegeta III. wohlauf; nur damit zu beschäftigt, Planeten zu erobern und dadurch die Heimat vergessend, würde Vegeta Junior seinen Vater sofort mitnehmen. Die Planeten-Eroberung konnten auch andere übernehmen. Der Alte hatte lange genug Spaß gehabt, es wurde Zeit, dass er wieder auf den Thron kam, damit der Skattkönig zurücktreten und sich entspannen konnte. Diese ganze Regierungsarbeit ödete ihn an und er fürchtete sich davor, wie diese noch zunehmen würde, sobald er zum König gekrönt wurde.

Vegeta war mittlerweile 22 Jahre alt und ging auf sein 23. Lebensjahr zu. Ungefähr in demselben Alter waren seine Vorgänger ebenfalls zum König gekrönt worden. Aber rechnete man die Jahre hinzu, die er bereits als Skattkönig verbracht hatte, war er schon früher mit dieser Bürde in Berührung gekommen.  Er fühlte sich dadurch älter als er war. Andere gleichaltrige Saiyajins mussten nicht diese Last tragen.

Mittlerweile sehnte er sich nach Unterstützung, eine Partnerin, die ihm diese lästige Arbeit abnahm.

Deswegen war die Königin so wichtig: Sie nahm an den Sitzungen teil, wo die schlichte Anwesenheit eines königlichen Mitglieds gebraucht wurde, kontrollierte den Rat, damit er nicht zu übermütig wurde und durfte kleine Streitereien schlichten.

Sobald ein neuer König gekrönt wurde, ging die Suche nach einer geeigneten Partnerin los. Es sei denn, er hatte schon vorher eine gefunden, dann gab es auch mal eine Doppelkrönung plus Vermählung, um Zeit zu sparen.

Für Vegeta gab es nur eine Frau auf Vegeta-Sei, die seine Ansprüche gerecht wurde. Bulma stand als erste und einzige auf seiner Liste der Kandidatinnen.

Da er ahnte, dass es trotzdem nicht leicht werden würde, fing er lieber früh an zu planen, um etwaige Hindernisse auszuräumen.

Bulma…er dachte oft an ihren Abschied.

Warum musste er ausgerechnet dann für längere Zeit fort, wenn sie sich endlich wieder nahegekommen waren?

Je länger er fort war, desto mehr hatte er die unbegründete Angst, dass ihre Gefühle abkühlen würden oder ein Nebenbuhler sie ablenken könnte.

Aber angesichts ihrer gemeinsamen Nacht musste er Vertrauen haben: sie waren sich körperlich und emotional auf eine neue Stufe nähergekommen.

Nie zuvor hatte ein anderer Saiyajin ihn so tief berührt, einen derartigen Abdruck in seinem Herzen hinterlassen. Es gab keinen aus seiner Familie oder Kameraden, die so eine Stellung hatten.

Seine Familie…in erster Linie galt darunter sein Vater, aber abgesehen von ihm gab es noch seinen kleinen Bruder Tarble.

Seit gut 15 Jahren, seit dem Tod ihrer Mutter, war der Jüngere verbannt. Ihm war es laut Befehl von seinem eigenen Vater nicht mehr erlaubt, in die Heimat der Saiyajins zurückzukehren.

Aber wäre Vegeta der neue König, könnte er diesen Bann aufheben. Die Frage war bloß, ob er es tun sollte, schließlich war Tarble der Schandfleck seiner Familie und er hatte keinerlei brüderliche Gefühle für ihn. Tarble war quasi ein Fremder.

Bei der Verbannung war sein Bruder noch ein Baby und Vegeta ein Kind gewesen, dem das ständige Geschreie nur auf die Nerven ging. Außerdem erinnerte er sich noch an das Gefühl der Eifersucht, weil ihre Mutter den Jüngeren bevorzugt hatte.

Vegeta wusste nicht, wie er wegen ihm handeln sollte, aber es drängte nichts. Tarble und sein Vater waren wenig gut ausgekommen, deshalb gäbe es keinen Wunsch von seiner Seite bei der Beerdigung anwesend zu sein und eine Bruderbeziehung bestand ebenfalls auch nicht.

Soweit Vegeta wusste, war Tarble auf einen Planeten mit Schwächlingen verbannt worden. Eine Steigerung seiner Kampfkraft war damit unmöglich, aber er wurde dort wohl gut behandelt.

Von seiner Seite gab es bestimmt keinen Drang nach Vegeta-Sei zurückzukehren.

Sollte er also dableiben, wo immer er auch war…Vegeta fühlte sich sehr gnädig mit diesem Plan, aber was sollte er auch sonst tun?

Er konnte Tarble nicht für sich benutzen, nicht mal für diplomatische oder bürokratische Zwecke. Kein Saiyajin würde einen so schwachen Prinzen gehorchen. Dementsprechend hätten auch andere Rassen keinen Respekt vor ihm.  Würde Tarble aber eine Saiyajin heiraten und jene bekäme starke Kinder, könnten diese seinem eigenen Nachwuchs den Thron streitig machen. Gut, angesichts Tarbles schwacher Gene war das sehr unwahrscheinlich, aber auf jeden Fall könnte es zu einer Infragestellung seiner Dynastie und lästigen Thronkämpfen kommen.

Tarble war nutzlos, da konnte er genauso friedlich in seiner neuen Heimat bleiben.

Vegeta wollte sich nicht die gesamte Reise mit solchen Gedanken beschäftigen, weshalb er schnell die betreffenden Entschlüsse fasste, um fortan konzentriert seine Mission zu erfüllen.

Er durfte sich nicht ablenken lassen.

Er war Krieger und baldiger König.

 

Zwei Wochen lang drangen sie immer tiefer in die unbekannte Gegend hervor.

Die sorgfältige Suche mit gleichzeitiger Kartierung verzögerte große Fortschritte.

Bislang hatte man keine Spuren gefunden, nicht mal ein von Saiyajins zerstörter Planeten, der wie ein Schild mit der Aufschrift „König Vegeta war hier“ fungiert hätte.

Die Aurumaner waren nicht ganz so motiviert wie Vegeta, den Saiyajin-König zu finden. Sie suchten nur deswegen so sorgfältig ab, um ihre Karten über das Gebiet zu aktualisieren und nach interessanten Rohstoff-Vorkommen zu forschen.

Mit jedem weiteren Tag, der verging und an dem Vegeta keine positive Meldung erhielt, wurde seine Geduld weiter gereizt.

Schließlich sah er keine andere Wahl, als den Kapitän und seine Mannschaft zu motivieren.

Er marschierte auf die Brücke, sein Gesicht ruhig und entschlossen.

Der Kapitän namens Rubeus salutierte kurz und wandte sich dann wieder den heutigen Berichten zu, die sein Leutnant ihm gerade reichte.

„Es tut mir leid, Skattkönig Vegeta, aber Ihr seid umsonst gekommen. Auch heute haben wir weder Trümmern noch Spuren der gesuchten Personen gefunden“ sagte er vorsichtig. Er hoffte, der Saiyajin würde den Wink verstehen und wieder verschwinden, doch falsch gedacht.

Wie immer, wenn er mit dem Saiyajin sprach, war seine Stimme so mild wie Babybrei und genau fühlte sich Vegeta auch: als ob der Kapitän ihn wie ein Kind behandeln würde.

„Wir hätten vielleicht schon was gefunden, wenn wir nicht seit zwei Wochen hier dümpeln würden, wie in einer Badewanne“ gab Vegeta seine Unzufriedenheit preis.

„Wir sind nun mal sorgfältig“ entschuldigte Kapitän Rubeus, immer noch mit falschem sanftem Lächeln. „Wir wollen nichts übersehen. Das All ist halt groß.“

„Hmpf“ Vegeta stimmte ihm diesmal nicht zu, wie in den vergangenen Wochen. Stattdessen sah er sich schmallippig um, betrachtete naserümpfend jedes anwesende Crew-Mitglied, dass seit seiner Ankunft besonders konzentriert auf die Bildschirme achtete. Niemand außer dem Kapitän wagte es, den Skattkönig direkt anzusehen oder gar anzusprechen.

„Dieses Raumschiff überwältigt mich jeden Tag“ fing Vegeta ein neues Thema an, blieb dabei immer noch an Ort und Stelle. „Wir haben innerhalb kürzester Zeit eine Strecke geschafft, für das selbst das Forschungsschiff mehrere Monate gebraucht hat. Wie es so lautlos und unentdeckt dahin gleitet…“

„Nun, man mag bedenken, dass die „Oro-Saru“ für ihre Verhältnisse schnell ist, aber aufgrund der Vorräte und des großen Lagerraums in der Geschwindigkeit Abzüge machen musste“ ging Rubeus auf das Themawechsel ein.  Wenn eine Mannschaft nur aus Saiyajins bestand, musste mehr Sorgfalt auf Küche und Vorräte gelegt werden. Nicht zu vergessen die zu erwartenden Schätze, für die der König viel Lagerfläche bereit haben wollte.

„Darum ist unser Schiff so einzigartig. Die Form und der neu entwickelte Antrieb sind perfekt für unsre Mission. Sobald wir die Mannschaft gefunden haben, können wir sogar innerhalb eines Bruchteiles der Hinreisezeit zurückkehren.“

„Wie lange benötigen wir, wenn wir mit Höchstgeschwindigkeit zurückfliegen würden?“ fragte Vegeta, als würden ihn die technischen Details interessieren.

„Nun, das lässt sich schwer sagen, da aufgrund der ständigen hohen Belastung irgendwann die erhitzten Energiekerne im Antrieb ausgetauscht werden müssen. Aber zwei Monate sind realistisch. Solltet Ihr anfragen, weil Ihr eine angeschlagene Gesundheit eures Vaters befürchtet…ihr habt unsere Krankenstation gesehen. Wir haben drei topaktuelle Medic-Tanks dabei. Egal in welchen Zustand wir ihn finden, er wird die Reisezeit lebend überstehen“ missverstand Rubeus die ungewohnten Fragen.

Gedanklich fragte sich Rubeus, wann der Saiyajin endlich verschwinden würde. Seine Mannschaft konnte aus instinktiver Furcht kaum arbeiten, wenn dieser gefährliche Mörder hinter ihnen stand.

Dabei hatte Vegeta doch keinen Grund sich zu beschweren angesichts des angebotenen Luxus. Nur für ihn hatte man einen eigenen Trainingsraum eingerichtet, er bezog die größte, schönste Kabine und bekam jeden Tag drei herrliche Mahlzeiten sowie zwei Zwischenmahlzeiten. Das Schiff lagerte eine große Menge an dehydrierter Nahrung, anders könnten sie seinen täglichen Bedarf nicht decken.

Er sollte mal etwas geduldiger sein.

Doch Vegeta verschwand nicht.

Er schaute stattdessen nach vorne aus dem riesigen Fenster, als wäre er nur hier wegen dem Panorama-Blick.

„Habt Ihr noch eine Frage, Majestät?“ fragte Rubeus, stark bemüht, nicht seine Ungeduld zu zeigen. Schade, dass er den Saiyajin nicht rauschmeißen konnte.

Gelangweilt sah jener nun auf seinen Handschuh, als versuche er einen Gedanken zu fassen, der ihm gerade entfleucht war.

„In der Tat, ja. Ich frage mich, warum die Besatzung recht hoch ist für so ein automatisches, mit Roboter besetztes Schiff.“

„Nun, weil Roboter zwar gut im Informationen sammeln sind, aber für die Auswertung natürlich die richtigen Köpfe benötigt werden“ antwortete der Kapitän, von oben herab.

Immerhin ging es hier um die Auswertung von diversen Proben, auf der Suche nach bekannten und neuartigen Bodenschätzen. Aber das würde er dem Saiyajin nicht ins Gesicht sagen.

„Oh“ Vegeta hob eine Augenbraue, als wäre es eine neue Information beziehungsweise als wäre ihm eine Erkenntnis gekommen. „Dann wird die Crew also nicht zur Steuerung benötigt?“

Rubeus lachte kurz, er konnte nicht anders. Stolz zeigte er über die moderne Brücke, die polierten, blitzblanke, hochmoderne Ausstattung.

„Bei euren Schiffen ist das anders, aber nicht hier. Hier läuft so viel automatisch ab. Für die simple Steuerung braucht man nur drei, maximal fünf Leute“ erklärte er so stolz als wäre er der Ingenieur, der das moderne Meisterwerk ersonnen hätte. „Ich kann vieles allein durch meine Stimme steuern.“

Der Kapitän nickte überheblich bei dem Gedanken, wie modern alles angesichts der veralteten Flotte von Vegeta-Sei aussehen müsste.

Der Saiyajin lachte auf. Der Kapitän zuckte zusammen bei diesem harten Klang. Langsam bildete sich ein wölfisches Lächeln in Vegetas Gesicht. Die Hand, die er eben noch versonnen betrachtet hatte, schloss sich zur Faust, nur der Zeige- und Mittelfinger waren gereckt, an deren Fingerspitzen ein helles Licht erschien.

Ehe sich der Kapitän versah, zeigte Vegeta mit der betroffenen Hand zum Leutnant, der sofort, wie vom Blitz getroffen, zu Boden fiel. Bei dem Geräusch horchten die anderen Aurumaner auf und sahen zu dem am Boden liegenden. Eine Blutlache bildete sich unter ihm, rasant fließend, hervorquellend aus dem sauber geschnittenen Loch in der Schulter. Der Geruch von verbranntem Fleisch und Blut drang in den Raum. Der Leutnant war so verdutzt aufgrund des plötzlichen Falls und dem nassen Blut, dass er erst einige Sekunden später den Schmerz spürte und anfing zu schreien.

Davon angesteckt, wachten die andere von ihrem Schock auf, schrien ebenfalls. Einige sahen entsetzt zum Saiyajin oder hilfesuchend zum Kapitän, der aber ebenfalls aus Schock erstarrt war. Keiner wagte es dem, dem Verletzten zu Hilfe zu eilen, aus Angst die gleiche Wunde ebenfalls zu erhalten.

„Ruhe“ befahl Vegeta eisig. Seine Stimme erschallte im Raum, trotz des Lärms, mit unerbittlicher Härte.

Die Aurumaner hielte sich erschrocken den Mund zu, selbst der Verletzte wimmerte nur noch. Keiner wollte den Saiyajin verärgern oder in seinen Fokus geraten.

„Wa…was soll das, Vegeta?“ stammelte Rubeus bleich und vergaß jegliche respektvolle Anrede.

„Das heißt immer noch Skattkönig Vegeta“ merkte der Saiyajin ruhig seinen despektierlichen Tonfall an. Versonnen sah er auf seine immer noch leuchtenden Finger, bevor er den Kapitän scharf anblickte, kalt und drohend.

„Ich…was…häh…“ Rubeus schluckte, ihm fehlten die Worte. Jegliches falsche Wort könnte sein letztes sein. Vegetas Finger waren so gefährlich wie eine Laserkanone.

Der Saiyajin zuckte mit den Schultern, als wäre es keine große Sache, dass zu seinen Füßen ein schluchzender, strampelnder Mann mit einer Fleischverletzung lag.

„Ich tue euch nur einen Gefallen, denn anscheinend gibt es hier zu viele unnützer Esser. Wenn ich nur maximal fünf Leute brauche, um das Schiff zu steuern…dann ist doch jeder Mann zusätzlich nur eine Verschwendung von Nahrung und Sauerstoff“ tat er harmlos.

„Wir haben genug zu Essen und Sauerstoff“ entgegnete Rubeus schockiert. „Ein solches Vorgehen ist nicht nötig.“

Vegeta verdrehte die Augen.

„Anscheinend steckst du noch zu sehr in deiner Rolle des dummen Höflings, um zu verstehen, was ich dir sagen will. Gut, reden wir Klartext“ begann er finster. „Wenn wir nur so zögerlich weiterkommen, weil ihr jeden Meteoroid auf Edelmetall untersuchen wollt, dann muss ich euch halt antreiben. Ich werde jeden Tag vier deiner Leute verletzen. Was hast du vorhin gesagt…ihr habt drei Medic-Tanks?! Hm, dann wird einer wohl Pech haben und es nicht überleben“ er verzog höhnisch den Mund. „Ihr könnt ja schon mal losen, auf wen ihr am ehesten verzichten könnt.“

„Deswegen also…“ hauchte Rubeus verstehend und sah auf den Verletzten runter.

„Langsam fällt der Groschen, was? Ich mache euch Pfeifen Dampf unterm Hintern, wortwörtlich. Gleich brennt hier die Bude, wenn das Raumschiff nicht flotter unterwegs ist“ drohte Vegeta. „Wie mir euer Kapitän ja gesagt hat, seid ihr Maden größtenteils entbehrlich. Also, wer von euch möchte weitere Bodenproben sammeln?“ fragte er die Runde.

Alle Aurumaner schüttelten einstimmig den Kopf.

„Dann seid ihr also einverstanden, schneller ins ungewisse Dunkle fliegen? Unserem eigentlichen Ziel entgegen?“

Nun nickte die Mannschaft mit falschem Enthusiasmus.

Vegeta drehte den Kopf zu Rubeus, auf seine Antwort wartend.

Der Kapitän räusperte sich eilig, als er merkte, dass man auf seine Befehle wartete. Nicht das sie von Belang wären, denn wer die Kontrolle hatte, war eindeutig. Vegeta sah ihn von oben herab an und Rubeus fühlte sich klein und wehrlos. Seine Stimme klang piepsig und brach kurz ein, als sein Leutnant hilfesuchend nach ihm schluchzte. Jener war bleich und rührte sich kaum.

 Der Kapitän rang nach Atem, unter Druck stehend, das Leben seines Untergebenen zu retten, bevor er wegen Blutverlust starb.

„Holt die Suchroboter und Satelliten ein. Wir stoppen das Kartierungsprojekt, bis wir König Vegeta und seine Mannen gefunden haben“ krächzte er. „Wir suchen nach den Planeten mit atembarer Atmosphäre, da dort am wahrscheinlichsten die Saiyajins runter gegangen sind. Jegliche anderen Himmelskörper sind zu ignorieren.“

„Habt Ihr nicht was vergessen“ fragte Vegeta, im selben falschen sanften Tonfall, wie sonst Rubeus zu ihm gesprochen hatte. Der sah ihn irritiert an, weshalb Vegeta bedeutsam den Verletzten am Boden anstupste. „Er blutet mir gleich die Schuhe voll.“

„Und holt eine Trage, um den Leutnant in die Krankenstation zu bringen, bevor er die Schuhe des Skattkönigs beschmutzt“ rief Kapitän Rubeus panisch aus.

Nun erhoben sich in Eile die Anwesenden, manche, um nach Robotern zu rufen, die den Verletzten bergen sollten, andere, um aus dem Raum zu fliehen. Sie wollten nicht in der Nähe des Saiyajins sein.

Vegeta hob das Kinn und sah strafend auf den immer noch starren Kapitän, der nicht wagte, sich zu rühren.

„Ich erwarte morgen einen lesenswerten Bericht“ waren Vegetas abschließende Worte, bevor er langsam die Brücke verließ und Rubeus mit dem Trubel alleine ließ.

Nur wenige sahen Vegetas Feixen, weil er endlich diese lahme Bande in Bewegung gesetzt hatte und diejenigen, die es sahen, hatten die nächsten Nächte Alpträume.

 

Mit neuem Elan und Tempo schwebte das Raumschiff die nächsten Tage weiter.

Das Schicksal des Verletzten hatte sich schnell herumgesprochen. Der Leutnant überlebte zwar, aber sein Körper war trotzdem gezeichnet. Die Todesgefahr hatte ihn vorzeitig altern lassen und sobald sein Scouter die Nähe von Vegeta meldete, verschwand er zitternd.

Die Aurumaner waren keine tapfere Rasse: sie waren Mittelsmänner, kauften und verkauften, investierten oder verliehen gegen hohe Zinsen. Sie vermieden körperlich harte Arbeit, überließen sie lieber ihren Angestellten, Sklaven und Robotern. Als Händler waren sie es gewohnt, andere zu bezahlen, damit sie ihre Schlachten schlugen. Vor Ort besuchten sie nur dann ein Schlachtfeld, wenn Sauberkeit und Sicherheit für sie gewährleistet war, denn sie machten sich weder die Hände schmutzig noch wollten sie blutige Gemetzel sehen. Dafür waren sie zu „Kultiviert“, wollten ihre Augen nur an Schönheit erfreuen. Am liebsten besuchten sie die eroberten Planeten, wenn der Krieg längst vorbei und „aufgeräumt“ war.

Sie vertrauten auf die Macht des Geldes, auf das es sie beschützen und jedes Ungemach von ihnen fernhalten würde.

Doch der Saiyajin Vegeta hatte ihnen gezeigt, wie wenig Schutz es bot vor einem, dem Geld egal war.

Die eine Rasse baute auf Gold, die andere auf ihre Kraft und beide misstrauten sich gegenseitig.

Gab es keine Kooperation, war das Ergebnis Eskalation aufgrund mangelnder Gemeinsamkeiten.

Es war dem ehemaligen König Aurelius und seinen diplomatischen Fähigkeiten zu verdanken, dass beide Rassen zusammenarbeiteten, aber nicht jeder seines Volkes hatte dieselben Fähigkeiten.

Vegeta und die fremde Crew arbeiteten nur deshalb zusammen, weil jeder seinen Platz und die Abhängigkeit zum anderen kannte.

Der Saiyajin war zwar der Stärkste und unangreifbar, aber allein könnte er das Raumschiff nicht steuern und seine Mission beenden. Da er dies wusste, waren die Aurumaner zwar vor einen Angriff sicher, aber das hieß nicht, dass sie sich respektlos verhalten konnten: die meisten waren nämlich für Vegeta entbehrlich. Diese Erkenntnis hatte ihren Stolz einen herben Schlag verpasst und ihnen die Realität gezeigt: Geld löste nicht alle Probleme.

 

Das Raumschiff flog schneller durch die unbekannten Gebiete, nun wo man keine Zeit verschwendete, jeden Himmelskörper auf Bodenschätze zu untersuchen.

Man forschte stattdessen nach Spuren von Zivilisation beziehungsweise lebensfähigen Planeten, da die Theorie bestand, dass das Forschungsschiff auf einen solchen gestrandet war.

Doch die Sterne, an denen sie bislang entlang flogen, waren Nieten: zu trocken, zu nass, zu heiß, zu kalt, ohne Biosphäre und Gasverseucht.

Sie hielten Abstand zu den schwarzen Löchern, wichen goldenen Kometen aus, durchstießen bunt glitzernde Sternennebel.

Die Aussicht änderte sich jeden Tag, zeigte jedes Mal einen völlig neuen Anblick.

Manchmal musste Vegeta unwillkürlich an Bulma denken, wenn er neue Naturwunder sah. Er erinnerte sich, wie er ihr mal ein Buch über Astronomie geschenkt und ihr erklärt hatte, warum sich die Saiyajins bei Vollmondlicht verwandelten.

Für sie wäre jeder Tag, jeder neue Anblick ein Wunder. Vermutlich wäre sie von ähnlichem Forschungsdrang erfüllt wie die Aurumaner, die manchmal zähneknirschend und bitterlich enttäuscht einen vielversprechenden Planeten hinterhersahen; unglücklich, weil sie ihn nicht untersuchen durften.

Die Gedanken an Bulma lösten aber Wehmut und sehnsüchtige Träume aus, weshalb er sie stets sofort in die hinterste Ecke seines Gedächtnisses packte, trainierte oder auf der Brücke die Mannschaft beobachtete und sie in Angst versetzte; sich mit allem zur Verfügung stehende ablenkte.

Leider gab es nicht viel, er fand den Ausblick langweilig und sein Körper sehnte sich nach frischem Sauerstoff und Bewegung.

Die Folge war eine höhere, kaum bezwingbare Ungeduld.

Scheiße, er wollte endlich seinen Vater finden und dann schnurstracks zurück in seine Heimat!

Die Aurumaner sahen seinen Unmut an und es machte sie nervös. Sie fragten sich, wer am nächsten Morgen dem Saiyajin die schlechte Nachricht bringen sollte. Sie konnten kein achtes Mal in Folge, seit seiner „Motivationsansprache“, einen Bericht mit Nichtigkeiten abgeben.

Irgendwas mussten sie finden.

Sie bedrängten den Kapitän. Die Zeit lief, nur noch wenige Stunden bis zum Frühstück, wo Vegeta den nächsten Bericht erwartete.

Rubeus, ebenfalls nicht entspannt, fürchtete dasselbe Schicksal zu erleiden wie der Leutnant oder schlimmeres.

Was, wenn er es nicht das Glück hatte, rechtzeitig den Medic-Tank zu erreichen?

Oder Vegeta ihn für alles verantwortlich machte und sich neue Strafen ausdachte?

Er verabscheute Schmerzen, dafür hatte er sich nicht für diese Mission gemeldet.

Er hatte es getan, weil er geglaubt hatte, als Erstes seine Finger auf unbekannte Schätz zu legen und sie heimlich auf Aurum zu versteigern.

Er entschloss sich in der Nachtschicht, während der Saiyajin schlief, daher zu einem großen Risiko:

Einen Sprung; eine kurzzeitige Temperhöhung und damit das Aussetzen von den unwahrscheinlichen Gebieten, wo eh nichts Lebensfähiges vermutet wurde. Man würde daher schneller und tiefer ins unbekannte Gebiet dringen und mögliche Ziel-Planeten dabei übersehen, aber dieses Risiko mussten sie eingehen.

Gäbe es intelligentes Leben in der Nähe, hatte es der Scan schon angezeigt.

Rubeus gab den Befehl, den Scanner auf eine Lebenskraft von mindestens 8.000 einzuschalten, mit weitmöglichstem Radius. Sobald das Raumschiff in die Nähe eines so hohen Powerlevels kam, würden sie anhalten, nicht früher.

Das sollte ihre Chance erhöhen, die vermissten Saiyajins zu finden.

 

Zur üblichen Zeit erhielt Vegeta sein Frühstück und ein niederes Mannschafts-Mitglied überbrachte ihm den Bericht.

„Gute Neuigkeiten, Skattkönig Vegeta“ sagte er ehrerbietig. „Wir haben eine neue Galaxie erreicht, mit mehreren interessanten Objekten.“

„Hm, dann könnten sich die Saiyajins auf einen befinden“ murmelte Vegeta zufrieden und sah sich die Kurzbeschreibungen der betreffenden Ziele an.

„So ist es, wir warten auf eure Entscheidung, welchen wir zuerst ansteuern sollen“ stimmte ihm der Diener zu. Vegeta kannte seinen Vater am besten und könnte eher erahnen, welche Wahl der König getroffen hätte.

„Nehmt Kurs hierauf“ befahl Vegeta und deutete auf einen grünen Prachtstern. Dichte Wälder, Wasser, frische Luft und ein reichhaltiges Angebot an möglicher Nahrung wegen schwacher Energiesignaturen wären für die reisenden Saiyajins zu verführerisch gewesen, um daran vorbeizufliegen.

„Verstanden“ der Leichtmatrose verschwand eilig, um dem Kapitän zu Kurs zu übermitteln.

Nach dem Frühstück machte sich Vegeta auf den Weg zur Brücke. Von dort hatte man die beste Aussicht auf ihr Ziel und man hörte die neueste Info nebenbei.

Die Mannschaft wuselte geschäftig, scannte aufmerksam die Umgebung, die Augen gierig auf den grün leuchtenden Planeten gerichtet.

Ein Schmuckstück mit seiner reichhaltigen Biosphäre, für das man sehr viel verlangen könnte.

Sogar Kapitän Rubeus war gutgelaunt, ungeachtet Vegetas Anwesenheit.

„Eine gute Wahl“ beglückwünschte er Vegeta, als hätte er den Planeten gefunden und nicht die Aurumaner.

Vegeta grunzte nur, ließ sich nicht einschmeicheln.

„Der Planet hat eine reichhaltige Biosphäre, ist für unserseits betretbar und am nächsten dran. So wie ich meinen ungeduldigen Vater kenne, hat er ihn gesehen und sofort die Landung befohlen“ brummte er.  „Wurde seine Energiesignatur gefunden? Oder ein Funksignal der „Oro-Saru“?“ Er wandte sich dem zweiten Leutnant zu, der bessere Nerven bewies als sein Vorgänger, da er bei der Aufmerksamkeit des Saiyajins nicht gleich anfing zu zittern

Der Leutnant sprach eilfertig „Nein, von keinem gab es ein Signal. Wir müssen daher von dem Schlimmsten ausgehen, besonders da wir gerade ein unnatürliches Feld auf der Oberfläche gefunden haben. Es könnte von einem Kampf herrühren“ er zeigte ein entsprechendes Bild auf seinem Tablet.

Im sonst so dichten Wald gab es ein großes, braches Feld mit Einschlägen, das selbst aus der Entfernung sichtbar war. Nicht groß genug, um es aus dem Weltraum zu sehen, aber für die näher fliegenden Satelliten, die ihre Bilder zur Kommandozentrale sandten.

Total verwüstet, aber irgendwie unnatürlich, nicht wie von einen Waldbrand oder Vulkanausbruch, auch kein Meteoriteneinschlag…wie es von Ki-Angriffen geschehen könnte oder durch das Trampeln eines Ozaru.

Vegeta schmunzelte zufrieden.

Endlich, die erste richtige Spur.

„Dann wissen wir ja, wo ich zu landen habe“ sagte er. „Das muss ich genauer untersuchen.“

Der Kapitän nickte.

Er verstand, was der Saiyajin plante.

 

Im Raumschiff befand sich Vegetas Pod.

Das kleine Transportmittel war besser geeignet, um auf enge Plätze punktgenau zu landen. Ein Vorteil, den das riesige Raumschiff „Rubrum Aurum“ nicht besaß und entsprechende Landepisten benötigte. Daher nutzten sie, wenn sie einen Planeten untersuchen wollten, kleinere Shuttles.

Vegeta flog aber allein, ohne lästigen Anhang, der ihn bremste.

Die Aurumaner sahen dabei zu, wie der Pod in die Umlaufbahn des neuentdeckten Planeten einfuhr und anfing zu glühen. Ihre Satelliten sandten ihnen auch hierzu die Bilder.

„Kapitän, was ist mit der riesigen Energiesignatur, die uns hierhergeführt hat? Habt ihr dem Saiyajin davon erzählt?“ fragte der zweite Leutnant leise seinen Vorgesetzen.

Es war nur kurz gewesen, aber das Radar hatte mehrere hohe Powerlevel von über 8.000 gemeldet, bevor das Raumschiff in seinem hohen Tempo auch schon vorbeigeflogen war. Irgendwo in der Nähe befanden sich damit sehr starke Wesen.

Rubeus schmunzelte hämisch. „Nein, habe ich nicht. Warum auch? Was immer unser Radar empfangen hat, befindet sich nicht auf diesen Planeten.“

„Aber es könnte in unsere Nähe kommen“ entgegnete sein Untergebener besorgt.

„Unser Radar wird sich schon rechtzeitig melden“ beruhigte der Kapitän unbeeindruckt.

Sollte eine Gefahr sich nähern, würden sie in Sekundenschnelle abhauen. Eine andere Wahl gab es für das waffenlose Schiff nicht.

„Und wenn wir die Nachricht erhalten, solange Vegeta noch dort unten ist?“ fragte der Leutnant.

Langsam drehte Rubeus den Kopf und sah den Naivling wegen dieser Frage kalt an.

„Na, was werden wir wohl machen?“ fragte er sarkastisch. „Sehen wir wie Kämpfer aus?“

 

Als Vegeta seinen Pod verließ, nahm er zuerst die sauerstoffreiche Luft wahr. Genüsslich nahm er mehrere tiefe Züge.

Ahhh, endlich mal keine künstliche, gefilterte Luft, dazu das Gefühl von Wind und Sonne in seinem Gesicht.

Er schaltete seinen Scouter ein, damit er ihn zu den gewünschten Koordinaten führen konnte. Verbunden mit den Computern und Satelliten des Mutterschiffs, navigierte man ihn so zu der richtigen Stelle. Rasant flog er dort hin, genoss die Bewegung.

Endlich konnte er sich mal wieder bewegen. Für diese Aufklärung würde er sich absichtlich Zeit lassen.

Das brache Feld war schon von weitem zu erkennen. Er bremste ab und hielt darüber inne.

Prüfend sah er nach unten. Das sah alles zu unnatürlich aus.

Er landete und untersuche die Erde genauer.

Vieles war gezielt zu Asche verbrannt, vom Wind verweht, keine Fußspuren. Weder konnte er etwas wittern, noch sah er Überreste der Kämpfenden. Auf den Boden fand er keine fremde Spuren, keine Metallsplitter oder ähnliches. Außer ein paar geschmolzenen Felsen war nichts mehr zu erkennen und diese konnten sowohl von Lasern als aber auch Ki-Angriffen herrühren.

Es war eine saubere, kleine Wüste, die sich nach Tod anfühlte.

Vegeta gab eine kurze Meldung über Scouter ab.

„Ich bin angekommen, aber es gibt nicht viele Spuren. Ich werde mich mal umsehen, um mehr zu erfahren.“

Er sah nach oben, wo er nichts weiter als Wolken und Vögel erkennen könnte. Die Satelliten befanden sich außer Sichtweite, aber sie behielten ihn im Blick und übermittelten seine Botschaft.

Vegeta erhob sich und flog langsam weiter. Er suchte in der Umgebung nach etwas, für das sich Saiyajins üblicherweise interessieren würden.

Wie er waren auch sie lange Zeit in einem engen Raumschiff unterwegs gewesen. Ein solcher Planet verlockte, sich in der Natur auszutoben: Jagen, Fliegen, Schwimmen, Kämpfen…alles Mögliche, um den Körper auszustrecken und den Bewegungsdrang zu folgen.

Vegeta hielt inne, als er den perfekten Platz sah.

Ein herrlicher Wasserfall, der über mehreren natürlichen Steinstufen in einen See floss, der von dichten Bäumen umgeben war.

Hier zu duschen, zu lagern…selbst ihn verlockte es gerade, sich unter diesem klaren Wasser runter zustellen und ein erfrischendes Bad zu nehmen. Der einzige Grund, warum er nicht tat, waren seine unsichtbaren Beobachter.

Er schwebte näher, sah sich um und dort, an einem kiesbedeckten Ufer, sah er Lagerfeuerspuren. Mehrere Gruben, wie sie nötig waren, um eine Gruppe Saiyajins zu beköstigen.

Endlich eine richtige Spur; aufgeregt flog er dahin.

Die Asche war schon lange kalt und die abgenagten Knochen, die er in der Nähe fand, mussten hier schon seit Wochen liegen, so blank wie sie waren.

Vegeta marschierte weiter unter den dichten Bäumen entlang, insgeheimen froh, dadurch den ständigen Blicken der Aurumaner und ihrer Satelliten mal zu entgehen. Unter den Blätterdach konnte ihr elektronisches Auge ihn nicht verfolgen.

Er fand weitere Feuerstellen und mehrere liegende Baumstämme drumherum, die eindeutig gefällt und als Bänke benutzt worden waren. Ein Hochsitz war in der Mitte aufgebaut worden, thronähnlich.

Vegeta schmunzelte: eindeutig der Sitzplatz seines Vaters.

Er hatte Recht. Die Saiyajins hatten sich in der Nähe der Frischwasserquelle ein Lager gebaut.

Da sich noch kein Moos auf den Baumstämmen angelagert hatte, konnte es noch nicht allzu lange verlassen sein, vielleicht einen Monat her.

„Ich bin ganz nah“ murmelte Vegeta zufrieden und kurz ballten sich optimistisch seine Fäuste.

Er spürte es instinktiv, er kam seinen Vater immer näher.

Nun, wo er wusste, wonach er zu suchen hatte, sah er nach oben zu den mächtigen Baumkronen, die eine gute Schlafmöglichkeit abgaben. Er schwebte dorthin und sah die betreffenden Spuren von glatten, abgeschabten Holz: Hier oben hatten sie übernachtet. Nachdem sie monatelang im engen Raumschiff geschlafen hatten, hatten sie lieber hier draußen ihr Lager aufgestellt; eine Entscheidung, die er nur zu gut verstehen konnte.

Doch wo war die „Oro-Saru“?

Im Gegensatz zu der „Rubrum“, konnte jenes Schiff leichter auf enge Räume landen, es benötigte weniger Platz. Der König hätte sein Lager nicht zu weit vom Schiff aufgeschlagen: um es im Auge zu behalten und jederzeit im Notfall nutzen zu können.

Nun musste Vegeta zur Suche das grüne Dach des Waldes verlassen, flog darüber, um so nach einer Stelle Ausschau zu halten, wo das Raumschiff gelandet war. Es gab keine unnatürlichen Löcher in den Bäumen, doch da…In der Nähe befand sich eine Lichtung, vermutlich hatten die Saiyajins sie zufällig genutzt. Ein glücklicher Zufall hatte sie hierhergeführt, gleich am perfekten Lagerplatz.

Vegeta sah Spuren, die seine Theorie unterstützten: dicht gepresste, unnatürlich runde Flächen, wo nichts wuchs…wie sie von den Halterungen das Raumschiffs stammten, die man ausfuhr, wenn man landete. Außerdem eine verbrannte Stelle in der Mitte, wie sie vom Antrieb stammte.

Das trockene Gras zerbröselte, als Vegeta darüberfuhr.

Hier waren sie gelandet…und wohl auch wieder fortgeflogen, denn sonst wären sie noch hier.

Enttäuscht schlug er mit der Faust in den Boden.

Verdammt, hatten sie sich verpasst?!

Aber weit konnten sie nicht sein.

Vegeta stand auf und wollte Meldung machen, als er nebenbei an einen Baumstamm etwas sah.

Ein Stück Stoff hatte sich in einen Zweig verfangen, flatterte langsam im Wind.

Vegeta vergaß seine Meldung, fokussierte sich stattdessen auf den Fetzen, der ihm bekannt vorkam. Er riss ihn ab, begutachtete ihn genauer, roch sogar daran: kein Zweifel, es stammte vom Umhang des Königs.

Vegetas Stirn runzelte sich und seine bisherige gute Laune schwand, als ein misstrauischer Gedanke kam.

Aus welchem Grund hatte sein Vater so eine Eile gehabt, abzufliegen, dass seine perfekte Erscheinung, sein majestätischer Umhang dadurch in Mitleidenschaft gezogen wurde?

Er sah in die Richtung, die entgegengesetzt war zu dem Weg, den er gekommen war.

Wenn der König an diesem Baum vorbeigekommen war, so in Eile, dass sein Mantel zerrissen wurde…was lauerte auf diesen Weg?

Was hatte ihn so aufgeschreckt?

Vegeta vertraute seinem Bauchgefühl und folgte dieser Spur.

Die zerbrochenen Äste zeigten ihm den Weg. Wer immer hier entlanggelaufen war, hatte sich nicht vom Grünzeug abhalten lassen und war wie ein verängstigtes Tier einfach durchmarschiert.

Der Weg führte ihn erneut zu einen brachen, unnatürlichen Feld, mitten im Wald.

Bäume waren umgestürzt, grobe Löcher in der Erde und Splitterteilen von Rüstungen lagen im Gras.

Ein weiteres Kampffeld!

Aber eines mit deutlich mehr Spuren.

Vegeta rieb an einen Metallsplitter, rußverschmiert, trotzdem als Teil einer Saiyajin-Panzerung erkennbar.

„Seltsam“ murmelte er und sah sich nachdenklich um.

Es gab zwei Kampffelder, ein sehr aufgeräumtes und dieses Stümperhafte hier.

Da stellte er sich die Frage: gegen wen hatten die Saiyajins gekämpft?

Und wo waren sie jetzt?

Um diese Fragen zu beantworten, brauchte er einen besseren Überblick. Allein danach zu suchen, dauerte zu lang.

Es ging nicht anders, er musste wieder ins Mutterschiff zurückkehren, damit die Satelliten die Oberfläche auf weitere Kampfspuren untersuchen konnten. Außerdem musste erneut nach dem Signal des vermissten Raumschiffs gesucht werden. Vielleicht war es immer noch auf diesen Planeten oder in der Nähe.

 

Überraschend schnell war Vegeta, ohne Ankündigung, im Anflug aufs Mutterschiff. Die Luke registrierte seinen Anflug, öffnete sich und der Aufprall wurde mittels eines vertikal stehenden speziellen Aufprall-Feldes gebremst.

Er marschierte sofort zur Brücke, um dem Kapitän seine Erkenntnis mitzuteilen sowie dabei zu sein, wenn die Mannschaft die Suche intensivieren würde.

Sie waren kurz davor, die verschollenen Saiyajins zu finden, das konnte er spüren.

Rubeus und seine Mannschaft erwarteten ihn schon. Im Raum war eine gespannte Nervosität zu spüren.

„Die Saiyajins waren da“ meldete Vegeta laut. „Ich konnte ein aufgegebenes Lager finden, aber keine Spur des Raumschiffs. Anscheinend gab es Kämpfe. Gibt es starke Powerlevel auf der Oberfläche? Sendet die „Oro-Saru“ ein Not-Signal? Wir müssen den Planeten genauer untersuchen.“

Rubeus nickte zustimmend und gab die entsprechenden Befehle.

Während seine Crew eifrig auf die Tastaturen klackerten, fragte er leise nach weiteren Informationen.

Welchen Eindruck machte der Planet?

Vegeta ahnte, worauf der Aurumaner hinauswollte: Konnte man den neuentdeckten Planeten teuer verkaufen?

Er gab ihm wie gewünscht eine Einschätzung. Sollten die Scouter keine starken Powerlevel anzeigen, also keine gefährlichen Tiere, wäre dies ein herrlicher Planet ohne Gefahren, voller Ressourcen wie klares Wasser, fruchtbarer Boden und eine reichhaltige Fauna und Flora.

Da lockte es sogar Vegeta, ihn sich selbst einzuverleiben.

Der zweite Planet im Besitz der Saiyajins, als eine mögliche Kolonie. Vielleicht könnten sie ihn verpachten, so dass andere Rassen darauf Ackerbau betreiben und einen Teil der Ernte als Tribut an die Saiyajins abgeben müssten.

Warum sollte nur Aurum am Fund verdienen und den Höchstanteil abschöpfen?

Ohne die Saiyajins hätte man dieses Juwel niemals gefunden. Ein Planet stand ihnen damit auch zu und dies war bislang der Beste.

Vegeta behielt seine Pläne noch für sich, aber er würde keine Bedenken haben, das Schiff und seine Mannschaft als Geisel zu nehmen, um seine Forderung gegen Aurum durchzusetzen.

 

Eine Stunde später…

Langsam wurde Vegeta ungeduldig.

Auf den großen Bildschirmen konnte er dabei zusehen, wie die kleinen Flugkörper von Aurum über den grünen Planeten jagten und mit ihren Linsen aktuelle Bilder schickten.

Er hatte genug Naturlandschaften gesehen, aber keine Trümmer oder andere unnatürlichen Objekte.

Auch die Crew sah mit scharfen Blicken aufmerksam die Bilder durch.

Davon abgelenkt, bemerkte sie nicht, was hinter ihnen vorging.

Plötzlich wurde der Raum dunkel, rotes Licht erschien zuckend und eine Sirene erschallte warnend.

Das Radar meldete sich, andere Lebensquellen näherten sich ihnen.

„Was geht hier vor?“ fragte Rubeus alarmiert.

„Ein fremdes Schiff“ schrie ein Techniker erschrocken auf. „Es hat sich an uns herangeschlichen, bis in den Bereich unseres Radars.“

„Auf den Schirm!“ befahl der Kapitän.

Die Naturlandschaften verschwanden vom Bildschirm, stattdessen erschien ein fremdes Objekt, welches langsam im All schwebte.

Es war ein Raumschiff, wie es keiner der Anwesenden jemand gesehen hatte.

Was bedeutete, sie hatten es zum ersten Mal im neuen Gebiet mit einer fremden Rasse zu tun, die Weltraumtaugliche Technologie besaß.

Das Raumschiff erinnerte an eine Spinne, mit seiner oval förmigen Form und den drei großen Bullaugen im Vorderteil. Der untere Teil war mit mehreren gelben Bullaugen gleichmäßig besetzt.

„Ob sie mit uns kommunizieren können?“ fragte sich Rubeus laut und rief den Kommunikationstechniker herbei.

„Sendet ein Signal, in unserer allgemeinen Sprache. Wenn es darauf keine Antwort gibt, wendet jede Sprache an, die wir im System haben, in jeden erdenklichen Funkschemata. Sendet außerdem unauffällig einen Satelliten, damit er so nah wie möglich an das fremde Raumschiff kommt und einen genauen Scan durchführen kann. Ich will wissen, ob sie bewaffnet und wie stark sie sind.“

Er warf einen Seitenblick auf Vegeta, der zustimmend nickte: der Saiyajin wusste auch, dass sie im Falle einer feindseligen Absicht nur dann eine Chance hätten, wenn Vegeta das fremde Schiff entern würde. Er war die einzige „Waffe“ an Bord.

Aber unauffällig dorthin zu gelangen, im Pod oder Shuttle, ohne abgeschossen zu werden?

Das könnte schwierig werden.

Gespannt sah er mit den anderen auf den Bildschirm, den gleichen Gedanken durchzuckend: waren die fremden Wesen freundlich oder feindlich gesinnt?

Und wenn sie Feinde waren: wären sie eine ernste Bedrohung?

Doch Vegeta verspürte keine Angst, nur Vorfreude. Er glaubte nicht, dass sich dort eine ernsthafte Bedrohung für IHN befinden würde.

Der Techniker fing an zu funken.

„Hier „Rubrum Aurum“, bitte melden. Können Sie uns hören?“ sandte er sein erstes Signal aus. „Bitte melden.“

Einige Sekunden verstrichen, gespannt sahen alle auf das fremde Schiff.

Bevor der Techniker erneut einen Sendeversuch machte, fing es plötzlich an zu zischen, zu pfeifen, der Bildschirm änderte sein Bild.

„Wir verstehen sie“ antwortete eine metallisch verzehrte Stimme. „Signal wird durchgestellt.“

Ein aufgeregtes Schaudern glitt jeden Anwesenden bei diesen Worten über den Rücken.

Der Kontakt mit einer fremden, intelligenten Spezies konnte so viel bedeuten, darum war es so wichtig, wenn Kommunikation möglich war.

Dies war ein Geschichtsträchtiger Moment.

Vegeta und Rubeus traten näher zum Hauptbildschirm, sahen gespannt dabei zu, wie sich langsam das Bild änderte. Das fremde Raumschiff akzeptierte das Funk-Signal und antwortete darauf.

Das neue, klare Bild, was nun gesendet wurde, zeigte eine dunkle Erscheinung, ein schwarzer Schemen. Nur die violetten Augen waren sichtbar, leuchtend in der Dunkelheit.

Vegeta und Rubeus zuckten beide alarmiert zusammen: Der Kapitän deshalb, weil es nie ein gutes Zeichen war, wenn eine fremde Rasse sich so verbarg.

Vegeta, weil er diese Art von Augen kannte: grausam, unerbittlich, entschlossen.

Sie hatten es nicht mit einem freundlichen Kontakt zu tun.

Diese Augen gehörten zu jemand, der es gewöhnt war, zu herrschen und sich zu nehmen, was er wollte, mit Gewalt und unnachahmlicher Stärke. Diese Augen zeugten vom Selbstbewusstsein eines beständigen Siegner, der niemals von der Niederlage gekostet hatte.

Niemand auf diesem Schiff konnte das besser beurteilen als der Skattkönig.

Misstrauisch suchte Vegeta auf den Bildschirm nach weiteren Anzeichen, um den Gegner zu analysieren.

Hinter dem Schatten konnte man rechts und links im Hintergrund zwei weitere Gestalten erkennen, so sehr im Dunklen, dass sie darin fast verschmolzen. Doch ihre gestreckte Haltung, die massigen Körper, sagte dem erfahrenen Krieger, dass dort Soldaten standen.

Dieses Schiff … es beförderte also keine friedliche Besatzung.

Doch der Satellit war noch nicht nah genug dran, um seinen Scan auszuführen; man wusste daher also nicht, wie stark diese Wesen waren.

„Sie befinden sich im Orbit von Freezer 19“ erklärte eine neue Stimme herrisch, deren Besitzer die Gestalt im Vordergrund war. „Erklären Sie sich!“

Rubeus zuckte erneut zusammen und auch Vegeta konnte sich den kalten Schaudern nicht erwehren: diese Stimme…sie passte zu den Augen, eine erbarmungslose Kälte lag drin.

Rubeus, als Kapitän der Wortsprecher, trat hervor, im Blickfeld der Kamera. Er verbeugte sich leicht.

„Seid gegrüßt. Wir wünschen euch Reichtum und Gesundheit. Wir sind Reisende einer fernen Galaxie“ begann er höflich zu sprechen. „Auf der Suche nach neuen Freunden reisen wir auf unbekannte Wege. Verzeiht uns unser unerlaubtes Eindringen, wir wussten nichts von den herrschenden Verhältnissen. Wir reichen Euch unsere Hand in Demut und bitten um sichere Fahrt. Wir sind friedlich gesinnt und…“

„Hör auf zu labern“ unterbrach der fremde Wortführer ihn gelangweilt, woraufhin Rubeus verängstigt schwieg.

Die kalten Augen glitten über jene, die durch die Kamera erfasst wurden und damit für ihn sichtbar waren. Sein Blick verharrte auf Vegeta. Der Saiyajin sah, wie dessen reptilienartige Pupillen sich bei seinem Anblick verengten, Interesse aufbrannte.

„Du da…“ die Stimme veränderte ihren Klang, wurde lockend säuselnd. „Tritt näher!“

Vegeta runzelte die Stirn, unwillig diesen Befehl Folge zu leisten. Doch Rubeus sah ihn so flehend an, dass der Saiyajin mit gelangweilter Miene in den Vordergrund trat.

Der Blick seines unbekannten Gegenübers glitt über die saiyanische Erscheinung, registrierte die Rüstung, den Schweif und verharrte auf Vegetas markante Gesichtszüge und seine Haare.

„Nein, was für ein unerwarteter Anblick. Wie nett, haha“ ein perlendes Lachen klang aus den Lautsprechern, als Abschluss der Betrachtung.

Obwohl niemand den Fremden sehen konnte, wusste jeder, dass er gerade lächelte.

Vegeta schluckte, von Unbehagen erfüllt.

Warum reagierte der Fremde so angetan bei seinem Anblick?

Die Frage sollte sofort beantwortet, denn plötzlich fing der Fremde in lockeren Tonfall an zu sprechen, als wären sie auf einer Gartenparty.

Klang die Stimme zuerst männlich, so hatte sie nun durch das falsche Säuseln eine höhere Spur erhalten. Vegeta konnte das Geschlecht des Fremden damit noch schwerer einschätzen.

Aber eines wusste er: die falsche Freundlichkeit würde ihn nicht einlullen.

Denn hinter der süßlichen Stimme lag kaum verhüllt eine scharfe, kalte Härte wie Stahl.

„Vor einiger Zeit…“ begann der Fremde zu sprechen „erhielt ich die Nachricht, dass ein Rudel Affen in meinen wunderschönen, privaten Garten eingedrungen waren. Sie stahlen mein Obst, badeten ihre stinkigen Körper in meinen herrlichen Quellen, fällten Bäume und benahmen sich so, als wären sie die Herren meines Besitzes. Ich schickte einen Jäger los, um sie zu erledigen. Zu meiner Überraschung, waren die Affen aber stärker als gedacht und vertrieben ihn. Also schickte ich eine zweite Gruppe los. Sie sollten die Tiere nicht töten, sondern zu mir bringen. Doch sie weigerten sich und leisteten Widerstand. Ich musste mich also selbst drum kümmern, trotz meiner vielen anderen Aufgaben, hach“ er seufzte theatralisch.  

„Gutes Personal ist schwer zu finden“ antwortete Vegeta trocken. Er wurde langsam ungeduldig und hatte sich zu einer Antwort hinreißen lassen, obwohl er geplant hatte, zu schweigen.

Denn langsam kapierte er, wovon der Unbekannte sprach.

Die Kampfspuren auf den Planeten, die Abwesenheit der Saiyajins…der Grund, warum man IHN, Vegeta, dein einzigen Saiyajin unter den blonden Aurumaner bemerkt hatte…weil man bereits mit dieser Rasse das Vergnügen gehabt hatte…

„In der Tat“ stimmte der Fremde ihm langsam zu, in bedeutsamen Ton. „Sehr schwierig zu finden.“

Einige Sekunden in Stille vergingen; man wartete darauf, dass der Fremde weitersprach, der aber nur nachdenklich sinnierte.

Schließlich fuhr er fort. „Ihr seht Euren Vater sehr ähnlich!“

Vegeta atmete zischend aus.

Also doch, wie gedacht. Diese Typen hatten was mit dem Verschwinden der Saiyajins zu tun.

Das Wesen stützte nachdenklich seinen Kopf ab, während es seinen Blick nicht von Vegeta ließ.

„Ich wusste gleich bei Eurem Anblick, wer Ihr seid. Eine jüngere Ausgabe, aber der gleiche, hochmütige Blick…“ wieder lachte er, mir spottenden Unterklang.

„Genug von dem Gequatsche! Was ist mit meinen Stammesbrüdern geschehen?“ wollte Vegeta ungeduldig wissen.

Der Kerl sollte auf den Punkt kommen.

„Ah ja, das…“ der Fremde amüsierte sich sichtlich über Vegetas mangelnde Geduld.

„Nun, wie gesagt, ich selbst bin hierher geflogen und habe dabei zugesehen, wie meine Diener sich ein weiteres Mal auf die Jagd nach den stinkenden Affen gemacht haben. Unter meiner Aufsicht war die Hatz erfolgreicher. Ich sah vergnüglich dabei zu, wie diese Racker in die Ecke getrieben wurden, nicht mehr so hochmütig, haha. Wie sie rannten und versuchten zu fliehen… so sinnlos“ schnurrte der Fremde genüsslich.

Vegetas Kiefer verspannte sich.

Das konnte nicht sein?!

Sein Vater und seine Elite-Krieger zurückgedrängt, gar getötet?

War das der Grund, warum sein Vater so eilig ins Raumschiff geflohen war; darum sein Mantel zerrissen?

Nein, das konnte er nicht glauben!

Vegeta warf einen Seitenblick zu Rubeus, als ob er ihm eine Antwort geben konnte, aber jener schüttelte den Kopf. Immer noch kein Ergebnis des Satelliten, immer noch keine Einschätzung von des Gegners Stärke verfügbar.

„Jedoch…“ murmelte der Fremde weiter „war das noch nicht das Ende.“

Mit neuer Aufmerksamkeit sahen die Anwesenden ihn an.

„Ich sah, wie das kleine Schiff explodierte und glaubte, die Sache wäre erledigt…“

Vegeta überkam ein kaltes Schaudern bei dieser Information.

„Meine Männer kehrten in ihren Shuttle zu mir zurück. Ich wollte mich zufrieden entspannen, sah auf meinen ruhigen Garten herab, als ich Lärm vernahm…“ wieder machte er eine strategische Pause, heizte die Neugier an.

„Zu meiner Überraschung wurden wir gekapert“ löste er das Rätsel auf. Erneut lachte er angeheitert bei der Erinnerung. Ungewollte Anerkennung für diese Tat war zu hören, während er fortfuhr.

„Die Affen hatten meinen Männern einen Streich gespielt. Sie nutzten ihr Raumschiff als Falle, um diese zu töten und dann mein Shuttle zu stehlen, um zu mir zu kommen.“

Vegeta schmunzelte unwillkürlich.

Das klang nach seinem Vater, einen gerissenen Anführer.

Hah, er war also nicht geflohen, sondern hatte die Feinde nur ins Raumschiff gelockt, um es zu opfern.

Doch was geschah dann?

Waren die Saiyajins erfolgreich gewesen?

Aber dann würde der Fremde nicht so guter Laune sein.

Waren die Saiyajins seine Gefangenen?

Wieder hielt die geheimnisvolle Gestalt inne, sprach nicht weiter und löste das Rätsel nicht auf.

Dieses Mal wollte Vegeta sich nicht zu einer Frage verlocken lassen und blieb stumm, auch wenn es ihm schwerfiel.

Die beiden, das unbekannte Wesen und der Saiyajin sahen sich in die Augen, maßen gegenseitig ihren Willen und Stärke ab. Keiner wandte den Blick ab, sie weigerten sich sogar zu blinzeln.

Erneut lachte der Fremde auf, angetan von dieser störrischen Haltung, aber nicht im Geringsten verängstigt.

„Ihr Saiyajins seid eine interessante Rasse“ wechselte er plötzlich das Thema „Euer Mut, der fast Todessehnsucht gleicht…Soldaten von solcher Stärke und Tapferkeit könnte ich in meinen Rängen gebrauchen. Wie gesagt, gutes Personal ist schwer zu finden“ machte er ein Angebot.

„Wir sind Söldner, keine Soldaten“ antwortete Vegeta grimmig. Er spürte einen Stimmungswechsel bei dem Fremden. Anscheinend wollte er ein Geschäft mit den Saiyajins machen, so wie er sich für diese Rasse interessierte.

„Wir nehmen jeden Job an, solange er gutbezahlt ist, aber haben nur einen Herrn: Unseren König“ fuhr Vegeta fort.

Seine Botschaft war damit deutlich: der Fremde bekäme keine unbegrenzte Loyalität.  Aufträge wurden nur angenommen, wenn es sich finanziell lohnte. Die Wichtigkeit des saiyanischen Königs wurde damit hervorgehoben. König Vegeta sollte also besser am Leben sein.

 „Wenn Ihr uns ein Angebot machen wollt, will ich wissen, mit wem ich zu tun habe. Zeigt Euch und nennt mir Euren Namen“ verlangte er zu wissen.

Wieder lachte sein Gegenüber glucksend auf, doch diesmal war der Klang dunkler, bedrohlicher.

„Ganz schön große Klappe“ säuselte er „Auf meinen Planeten herummarschieren und MIR Befehle zu erteilen. Macht nicht den gleichen Fehler wie Euer Vater, Bursche.“

„Welchen Fehler?“ knurrte Vegeta, beleidigt durch die herablassende Bezeichnung.

„Den Fehler, ein gutes Angebot abzulehnen, welches Euch und Eurer Rasse das Leben retten würde“ gab der Fremde als Antwort.

„Ist das eine Drohung?“ fragte Vegeta, deutlich amüsiert und unbeeindruckt.

„Eine freundliche Warnung und ein gut gemeinter Rat“ gab man ihm schnippisch zur Antwort.

Vegetas Grinsen verging.

Das Selbstbewusstsein des Fremden kam nicht von ungefähr, schließlich hatte er es bereits mit einer Gruppe von Saiyajins zu tun gehabt und konnte darüber immer noch amüsiert lächeln.

Dazu sein taktisches Geschick, seine Art zu reden, die beiläufige Info, dass dieser Planet nicht der einzige in seinem Besitz zu sein schien…auf was waren sie da gerade gestoßen?

 Wer war dieses Wesen, dessen Geschlecht, Aussehen und Stärke im Argen lag, der aber über hochentwickelte Technologie und eigene Planeten verfügte?

Die aurumanische Crew war besorgt, denn für sie machte der Unbekannte einen ähnlichen Eindruck wie Vegeta und mit zwei dieser Typen wollten sie es nicht zu tun haben. Besonders nicht, wenn immer noch unklar war, wer der Stärkere von ihnen war.

Ihre Nervosität färbte langsam auch auf Vegeta ab oder es war sein Instinkt, der ihn zur Vorsicht trieb.

Das Selbstbewusstsein des Unbekannten hatte seinen Grund.

„Wer bist du?“ flüsterte er. In seiner Stimme lag hörbar Vorsicht, die falsche Höflichkeit wurde fallen gelassen.

Der Unbekannte verengte feixend seine Augen.

„Mein Name ist Freezer!“ stellte er sich vor.

 

Der Raum war von Stille erfüllt, niemand rührte sich.

Obwohl jeder von ihnen diesen Namen zum ersten Mal hörte, würden sie ihn niemals vergessen: man sollte sich den Namen von Kreaturen merken, denen man niemals wieder über den Weg laufen wollte.

„Jetzt hast du den gleichen Blick wie dein Vater“ kicherte Freezer. „Unbehagen und Unwissen. Auch er wusste nicht, wie bedeutungsvoll mein Namen in dieser Galaxie ist. Aber instinktiv hat er ihn sich eingeprägt, so wie jedes Kreatur bei meinen Anblick.“ Er kicherte erneut auf, aber dann wurde seine Stimme wieder dunkel, drohend.

„Nun, deine Antwort, Bursche? Willst du für mich arbeiten? Du solltest dich geehrt fühlen, ich mache nicht jeden Wilden so ein Angebot. Oder bevorzugst du es, im Staub zu kriechen?“

„Ich bin nicht dein „Bursche“. Ich bin Vegeta, Prinz der Saiyajins, ein zukünftiger König“ fuhr Vegeta ihn an. „Hier kriecht gleich nur einer und zwar du!“

Freezer rollte mit den Augen.

„Noch ein Vegeta. Deine Familie ist wohl nicht besonders einfallsreich, wenn es um Namen geht, was? Wird der Name zusammen mit einer Überportion Stolz und Dickköpfigkeit vererbt? Dein Vater hatte auch so eine Attitude drauf, als er hier ankam. Solange, bis er in meine Kabine stürmte und wir uns gegenübertraten. Dann wurde er ganz schön kleinlaut“ er lachte hoch auf. „Das Beste war der Anblick seiner Männer im Hintergrund. Die waren ganz blau im Gesicht und konnten sich nicht rühren. Er hatte wenigstens noch Mumm genug, um mich zu schlagen…naja, aber er war so schwach, er konnte keinen Treffer landen.“

Vegetas Ahnung über das Schicksal seines Vaters verschlechterte sich angesichts der Vergangenheitsform, in der Freezer sprach.

„Hmpf, ich bin stärker als mein Vater. Lass uns da unten landen, dann zeig ich es dir“ forderte er das fremde Wesen auf und deutete auf den grünen Planeten.

Doch Freezer seufzte nur auf, eindeutig gelangweilt.

„Meinen Garten verwüsten, nur weil ein kleiner Affe nicht seine Grenzen kennt? Keine Lust. Anscheinend seid ihr kleinen Wichte nicht fähig, im All zu überleben. Hm, die Galaxie, aus der ihr stammt, muss das letzte Hinterland sein, wenn solche Banausen das Sagen haben. Egal, Kleinvieh macht auch Mist. Ein paar gute Planeten wird es schon geben.“

„Wa…was meint ihr damit?“ mischte sich Rubeus alarmiert ein.

Freezers Augen verengten sich erneut vorfreudig.

„Na, was wohl? Glaubt ihr, ihr seid die einzigen, die auf der Suche nach neuen Ressourcen sind? Ich brenne darauf, mein Imperium zu vergrößern und nun habe ich eine neue Richtung gefunden. Weil der Idiot sein Raumschiff in die Luft gejagt hatte, haben wir die Spur verloren, von wo sie stammten. Die Schwächlinge waren zu schnell tot, um mir mehr zu erzählen. Ein kleiner Tritt und sie waren hinüber. Ich dachte schon, wir müssten umständlich selbst einen Weg zu euch suchen, aber dann seid ihr ja zu mir gekommen. Das erspart Arbeit.“

Bevor Rubeus erschrocken nach Antworten stammeln konnte, schnitt Vegeta ihm das Wort ab.

„Also doch, du hast meinen Vater und meine Kameraden getötet!“ erkannte er zornig.

„Upps, verraten“ tat Freezer unschuldig und wedelte affektiert mit einer Hand.

„Aber jede schlechte Nachricht hat auch eine gute Seite…“ er hielt eine Medaille in die Kamera.

Jeder konnte das runde, grün glänzende Schmuckstück sehen, welches eine emaillierte Sonne zeigte, in deren Mitte ein runder Edelstein glänzte.

Vegeta erbleichte, er erkannte es: Die Insignie seines Vaters, welche er stets an seiner Brust trug.

„Du hast dich vorhin als Prinz vorgestellt. Nun, wie heißt es so schön…“ Freezer zerbrach mit Leichtigkeit die Medaille in kleine Stücke. „Der König ist tot. Lang lebe der König! Eine neue Generation tritt an. Zu dumm, dass du nicht viel Zeit hast, um zu herrschen.“

„ICH BRING DICH UM!“ rief Vegeta zornig aus.

Freezer lachte hoch auf und in seinem Hintergrund konnte man weiteres Gelächter hören.

Vegeta drehte sich zu Rubeus um und wollte den Befehl zum Kentern geben, als stattdessen der zweite Leutnant entsetzt aufschrie.

„Die Daten, wir haben die Daten“ rief er laut. Endlich meldete der Satellit die fremden Powerlevel. „Mehre Powerlevel von 1.000…und einer von 20.000…und von 24.000…und von… von…“

„Jetzt sag schon!“ rief Vegeta ungeduldig, während er eilig seine Chancen ausrechnete. Die beiden Powerlevel von 20.000 und mehr waren etwas höher als sein eigenes, aber mit etwas Geschick und Taktik könnte er sie erledigen.

„Das Messen hört nicht auf, es geht immer weiter hoch“ stammelte der Leutnant entsetzt. „Es ist mittlerweile über 100.000!“

Alle Crew-Mitglieder schnappten erschrocken nach Luft. Auch Vegeta blieb verdattert die Spucke weg.

Ein Powerlevel im sechsstelligen Bereich?!

Unmöglich, so etwas hatte es noch nie gegeben. So ein Wesen konnte es doch nicht  geben.

Er stürmte auf den Mann zu, der zitternd auf den Bildschirm starrte. „Fünf…fünfhunderttau…“ er konnte es nicht aussprechen und Vegeta schob ihn zur Seite, um es selbst zu sehen „So ein Quark. Wenn du zu blöd bist, um zu zählen, bringe ich dich um“ murmelte er.

Bestimmt waren es nur 50.000.

Das wäre zwar schon ein großer Happen, aber wenn Vegeta zuerst die beiden anderen vernichtete und damit stärker wurde…er zählte die Nummern…tatsächlich sechsstellig...Scheiße!

„Fünfhunderttausend“ krächzte er auf. Im stillen Raum waren die leisen Worte trotzdem zu vernehmen

Vegeta wurde bleich, ein Schwindel überkam ihm. Er musste sich an der Konsole festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

„Habt ihr endlich eure Messung erhalten?“ fragte eine gefürchtete Stimme gelangweilt.

Freezer sah beiläufig auf seine Hand und pullte die letzten Reste der Medaille von seinen Fingernägeln.

„Ehrlich, ihr und die erste Gruppe, ihr seid so fixiert auf diese Scouter, anstatt euren Instinkt zu vertrauen. Aber es ist eine nette Erfindung, die ich gerne übernehme. Dadurch konnten wir eure Sprache und Technik lernen.“

„Das…das ist ein Trick“ versuchte Vegeta die Sache zu erklären. „Die Messung ist nicht wahr. Ihr täuscht das nur vor…“

„Oho“ Freezer sah ihn abschätzig an. „Ich habe dich für schlauer  gehalten, Bursche. Nun gut, sieh mir zu, dann werdet ihr sehen, wie wahr die Werte sind.“

Der Bildschirm wurde plötzlich schwarz, die Verbindung brach ab.

„Was meint er damit?“ murmelte Vegeta, aber seine Stimme ging in der Panik unter. Die Crew rief angsterfüllt durcheinander. Niemand wusste, was zu tun war.

Auch Vegeta fühlte sich ziellos. Seine Beine zitterten.

Ein Powerlevel von einer halben Million…wer sollte so etwas schlagen?

Selbst wenn das ganze  Volk der Saiyajins diesen Freezer angriff…oder wenn Vegeta noch 10 Jahre trainierte…nein, unmöglich! Das war einer Stärke, die in ungeahnter Weite lag, von der er niemals zu träumen wagte.

Und sein Vater hatte versucht, diesem Wesen die Stirn zu bieten?

„Es muss ein Trick sein, eine Lüge“ versuchte er sich selbst zu überzeugen. So etwas konnte es nicht geben.

Niemand war stärker als Vegeta IV., darauf ruhte sein Selbstbewusstsein.

„Da draußen tut sich was!“ rief einer aus und deutete nach draußen, zum fremden Raunschiff.

Eine Kuppel öffnete sich, ein kleines Gefährt stieg hervor.

„Auf den Schirm!“ befahl Vegeta. Er wollte mehr sehen.

Er wollte das Gesicht des Mörders seines Vaters sehen.

Im Inneren wusste Vegeta, dass Freezer es getan hatte, dass er die Wahrheit gesagt hatte.

Auf den Schirm wurde nun die detaillierte Ansicht des Wesen Freezer sichtbar.

Er ähnelte keiner der ihnen bekannten Rassen.

Die Haut weißlich blass, der Schädel mit zwei spitzen, schwarzen Hörnern besetzt, dazwischen eine violette, runde Ausbuchtung. Er saß in einer Art Gefährt, welches seinen Unterleib bedeckte. Die Spitze eines geringelten Schweifes war sichtbar.

Hinter ihm standen zwei weitere unbekannte Gestalten, die sich untereinander überhaupt nicht ähnelten.

Eine massige Gestalt mit dornenbesetzen Kopf und pinker Haut, die Lippen zu einen feisten Grinsen verzogen. Die andere Gestalt großgewachsen und muskulös, mit feinen Gesichtszügen, hellgrüner Haut und smaragdfarbenen Haaren.

Gemeinsam hatten die drei nur die kalten Augen und das höhnische Grinsen, ansonsten schienen sie alle zu unterschiedlichen Rassen zu gehören.

„Was hat er vor?“ fragte ein Aurumaner laut und sprach den Gedanken aller Anwesenden aus.

Freezer hob seinen Zeigefinger.

Eine kleine, orangeleuchtende, glühende Kugel bildete sich dort, die langsam wuchs.

Die Scouter aller Anwesenden spielte verrückt. Die Zahlen schellten rasant nach oben, bis die sensiblen Geräte anfingen zu rauchen und dann krachend zusammen stürzten.

Vegeta fluchte, Angstschweiß tropfte von seiner Stirn. Doch der Krieger, der zum ersten Mal eine solche Todesangst verspürte, war zu starr, um sich zu rühren.

Rubeus, da eindeutig trainierter, aufgrund seiner Erfahrung mit Vegeta, konnte sich besser bewegen. Er stürmte auf seinen Platz und übernahm das Kommando.

„ Code Red. Starte die Maschine. Bereit machen für den Sprung“ befahl er laut dem Computer, der als emotionslose Maschine keine Furcht verspürte und dadurch als einziger normal arbeitete.

Sie mussten fliehen, das war Rubeus Plan, egal wie viel Energie es kosten würde.

Ein Plan, an dem der Saiyajin keinen Gedanken verschwendete. Tatenlos starrte er immer noch nach draußen, wo die Kugel bedrohlich weiter wuchs.

Die Motoren erwachten brummend, luden sich auf. Es war ein Wettrennen gegen die Gefahr da draußen.

Der Boden des Raumschiffs vibrierte, eine Computerstimme zählte den Countdown.

„Bereit machen für Warp-Sprung in drei…zwei…eins…“*

Zeitgleich schleuderte Freezer seine Energiekugel, die der zerstörerischen Kraft der Sonne glich, auf sie ab.

Doch das Raumschiff war schneller. Mit der Kraft aller Energiereserven machte es einen so gewaltigen Sprung rückwärts, dass die Energiekugel vorbeiraste. Vegeta, dessen Beine immer noch wackelig waren, verlor beim Schub das Gleichgewicht und er sank auf die Knie. Er konnte den Blick nicht abwenden, als er die Energiekugel vorbei rasen sah, bis sie auf das nächststehende Hindernis traf, einen Mond mit dazugehörigen kleinen Planeten dahinter. Die Energiekugel fraß zuerst den Mond auf, bevor sie den Planeten erreichte. Eine Implosion zerstörte den gigantischen Felsen in rot glühendes Spektakel. Die Wellen, die es verursachten, gaben Vegetas Raumschiff aber noch mal Extra-Schwung, während sie gleichzeitig das gegnerische Raumschiff aus dem Gleichgewicht brachten.

„Weg hier!“ rief Rubeus den allgemeinen Wunsch aus.

In Höchsttempo verließen sie die Galaxie, ohne verfolgt zu werden.

 

Der Kapitän ließ die Maschine bis zum Anschlag laufen, die Hälfte seine Crew beobachtete, ob sie unverfolgt blieben. Zu ihrem Glück war Freezers Raumschiff nicht mit so einem Antrieb ausgestattet wie ihrer. Doch nach einigen Stunden in diesen Tempo waren die Motoren heiß gelaufen und die „Rubrum“ musste auf einen unbelebten Planeten notlanden, um sich abzukühlen.

Vegeta, seit der Flucht schweigsam und mit versteinerter Miene, verließ wortlos das Schiff. In der Zwischenzeit wollte er ans andere Ende dieses Matschballs fliegen, um allein und unbeobachtet zu sein.

Kaum hatte er ein gutes Fleckchen gefunden und war gelandet, als er einen brüllenden Schrei losließ.

Wut, Schmerz und Erniedrigung lagen darin.

Seine Energie brach unkontrolliert aus ihm heraus, strömte wie bei einen Vulkanausbruch raus und zerstörte die Umgebung.

Doch diese Kraft, auf die er bislang so stolz gewesen war, war nicht im Vergleich zu diesem Freezer.

Vegeta sank auf die Knie, schlug auf den Boden ein.

Mit dem Tod seines Vaters, damit kam er recht gut zurecht. Auf diese Situation war er eingestellt gewesen, er akzeptierte es schnell.

Aber Freezer…ein Powerlevel von einer halben Million…dann die anderen Wesen in seinem Dienst, ebenfalls recht stark…wie sollte Vegeta dagegen ankommen?

Der Krieger hatte bislang noch nie so eine Situation erlebt, wo die Stärke seines Gegners eine so hohe Differenz aufwies. Sonst war es immer umgekehrt gewesen, mit ihm als unvergleichlich Stärksten.

Nur einmal, da hatte er kurz Angst bekommen, als sein Vater ihm die Akte von diesen Broly gezeigt hatte, aber der war weg vom Fenster, verbannt, so wie Tarble.

Vegeta atmete heftig, außer Atem nach der Brüllerei.

In seiner Erinnerung suchte er nach einem Ratschlag seines Vaters, der ihm jetzt helfen könnte.

Da war was…an dem Tag, als er von Broly erzählt hatte…sein Vater hatte ihn etwas gefragt…es war der Tag gewesen, bevor sein Vater den Planeten verlassen hatte, um auf seine letzte Reise zu gehen….

 

 

„Sohn, weißt du, was die größte Pflicht als König der Saiyajins ist?“

„Der Stärkste zu sein!“

Sein Vater lachte nur kurz abfällig auf über diese kindische Antwort. Sein Blick wanderte wieder zu den Lichtern in der Ferne.

„Seine größte Aufgabe ist es, das Überleben dieses Volkes zu sichern“ beantwortete er seine eigene Frage ruhig.

 

 

Vegeta hob den Kopf, starrte in den grauen Himmel, als ihm die Konsequenzen klar wurden.

Er war weder Prinz noch Skattkönig…er war nun der König der Saiyajins.

Hier ging es nicht nur um sein Leben, sondern um das seines Volkes.

Freezer wusste nun von den Saiyajins, sowie von andere belebten Planeten aus seiner Galaxie.

Er würde kommen.

Vielleicht nicht in nächster Zeit, dazu war die Entfernung zu groß, aber er würde kommen.

In einen Jahr oder zwei…Und dann?

Was sollte Vegeta tun?

Kämpfen, Fliehen, Aufgeben?

Diesem Eroberer die Treue schwören, um ihre Existenz zu retten?

Sein Vater hatte abgelehnt, aber vermutlich hatte er damals geglaubt, er hätte eine Chance gegen Freezer. Der König hatte die Früchte vom Baum der Macht mitgehabt. Aber selbst diese hatten nicht  gegen Freezer geholfen.

Vegeta rieb sich über die geröteten Augen, die verräterisch schimmerten.

Erneut schlug er auf den Boden ein, hinterließ tiefe Krater, bis ihn die Kraft verließ und er leise anfing zu schluchzen.

Zum ersten Mal fühlte sich Vegeta schwach und hilflos, voller Angst.

Sein Körper und sein wacher Intellekt, auf den er immer bauen konnte, konnten ihn dieses Mal nicht weiter helfen.

 

Der neue König

Auf Vegeta-Sei…

12 Monate waren vergangen, seit Prinzregent Vegeta aufgrund seiner Mission den Planeten verlassen hatte.
 

Kalter Herbstwind kündigte den Winter an.

Doch auf Radditz‘s vom Training erhitzter Haut fühlte er sich noch erfrischend anstatt eisig an.

Der langhaarige Krieger verließ mit schweren Schritten und pfeifenden Atem den Gravity Ball, um an der frischen Luft zu verschnaufen. Mit einem Handtuch wischte er sich den Schweiß von Stirn und Nacken fort. Während die Haut trocknete, trank er seine Wasserflasche leer und ging ein paar leichte Schritte auf und ab, um seinen Körper sanft abzukühlen. Nachdem er eine dreifache Schwerkraft stundenlang ertragen hatte, fühlte sich sein Körper draußen wieder fantastisch leicht an.

Er löste sein Haar aus dem Zopf, den er nur bei dieser Art von Training trug. Bei seinen ersten Versuchen mit erhöhter Schwerkraft hatte seine schwere Mähne so an Gewicht zugelegt, dass es schmerzhaft an der Kopfhaut gezogen hatte. Seitdem trug er für dieses Training diese spezielle Frisur, indem er die Haare als hohen Zopf zusammenband; ein Tipp seiner Schwester.

Selbst Kleidung wiegte bei dieser Art von Training ebenfalls unangenehm schwer, weshalb er jetzt nur eine knappe, schwarze Unterhose trug. Da er im Garten seiner Schwester trainierte, wo Fremde keinen Zugang hatten, musste er keinen Anstand wahren. Er fühlte sich in knapper Kleidung eh wohl.

Radditz rollte den Nacken, brummte zufrieden. Sein Herzschlag beruhigte sich, der Schmerz in seinen Muskeln nahm ab. Nur noch ein sanftes Pulsieren und leichtes Ziehen…er genoss das Gefühl, diese Spannung in seinem Körper; Anzeichen dafür, stärker zu werden.

Aber noch wollte er nicht wieder zurück in den kugelförmigen Gravity Ball, sondern nahm ein paar letzte Züge an Sonnenlicht auf, bevor die Sonne wieder früh versank.

Winter, diese furchtbare Jahreszeit mit den viel zu langen Nächten, würde bald kommen. Die ständige Kälte und Dunkelheit gingen ihm auf die Nerven, doch nun hatte er eine gute Ablenkung erhalten. Zufrieden sah er auf den Gravity Ball, das Geschenk seiner Schwester. Dank dieser neuartigen Trainingsmöglichkeit war es ihm gelungen, sein Powerlevel auf knapp 6.000 zu steigern. Stark genug, um sogar Nappa zu besiegen, was er in den letzten Randori-Trainingskämpfen bewiesen hatte.

Als Bulma ihm und Bardock dieses Tool erklärt hatte, waren die beiden Saiyajins großäugig erstaunt gewesen, die Kinnlade weit geöffnet.

Radditz verstand sofort: sein kleiner Bruder war das Versuchskaninchen gewesen, um diese Erfindung zu entwickeln!

Das war also die Ursache für Kakarotts rätselhafte Stärke gewesen?

Nach dieser logischen Erkenntnis, waren Radditz und Bardock mit Neugier in den GB, wie sie den Gravity Ball kurz nannten, eingetreten, testeten eine „leichte“ Einstellung und mussten ihn schockiert nach wenigen Minuten verlassen.

Die doppelte Schwerkraft war unglaublich neu und belastend gewesen, so etwas hatten sie noch nie erlebt. Dadurch, dass das Gerät die natürliche Gravitation ihres Planeten verstärkte, der aber sowieso schon eine recht hohe Schwerkraft im Vergleich zu anderen besaß, herrschte eine unglaubliche Kraft auf den Körper ein. Nur ein Saiyajin war fähig, so etwas zu ertragen, aber auch nur mit vorsichtigem, behutsamem Training. Das Gerät war bislang fähig, maximal eine zehnfache Schwerkraft zu generieren. Radditz hatte es nach einem Jahr Training gerade mal geschafft, ein paar Stunden bei Stufe Drei auszuhalten. Sein Vater und Kakarott waren dagegen schon auf Stufe Fünf gelandet, weshalb die drei nicht immer zur selben Zeit trainieren konnten.

Heue hatte Radditz Glück, da die beiden seit einer Woche auf Mission waren und er den GB nach Gutdünken nutzen durfte. Nach dem Training konnte er in Bulmas Haus duschen, was essen und verbrachte meist auch gleich die Nacht da, weil er zu erschöpft war, um in sein Quartier im Palast zu fliegen.

Radditz war zwar noch etwas missgestimmt, weil er gegen Bardock und Kakarott zurücklag, aber er fühlte das Erwachen von ungenutztem Potential in seinem Körper.

Er konnte stärker werden.

Bardocks Team, die einzigen, die sie in das Geheimnis eingeweiht hatten, konnten nicht so schnell diese intensive Belastung aushalten. Der Einzige, der ebenfalls Stufe drei erreicht hatte, war Toma.

Selypa, Panbukin und Borgos trainierten immer noch auf doppelte Gravitation, was aber immerhin dazu geführt hatte, dass ihr Powerlevel sich auch verdoppelt hatte.
 

Radditz streckte sich, dehnte seine Arme und ließ sie mit erschöpfen Seufzen fallen.

Sein Blick fiel auf die Kuppel hinter den Bäumen, die aufgrund des fehlenden Laubes sichtbar war.

Hinter den Bäumen lag Kakarotts neu gebaute, eigene Hütte. Sein kleiner Bruder hatte sich vor einem halben Jahr dazu entschlossen, mit Chi-Chi zusammen zu ziehen und war dadurch Bulmas neuer Nachbar geworden. Das Design ihres gemeinsamen Hauses stammte von Bulma und wirkte wie eine kleinere Version ihres eigenen Anwesens.

Chi-Chi war stets von Bulmas Haus beeindruckt gewesen.

Es besaß mehr Annehmlichkeiten als die sonstigen Hütten der Saiyajins. Sie wollte wissen, wer der Erbauer war und wie teuer der Bau einer kleineren Version wäre.

Doch die Blauhaarige schwieg geheimnisvoll, egal wie sehr die jüngere Saiyajin auch bohrte.

Zu Chi-Chis Freude bot Bulma aber an, eine Hütte unentgeltlich bauen zu lassen, als Geschenk für ihren kleinen Bruder. Die einzige Beschränkung lag darin, dass die Hütte in der Nähe zu ihrem Hauptgebäude stehen musste, weil nur dort die nötigen Wasser- und Stromzufuhren lagen. Außerdem durfte Chi-Chi keine Fragen mehr stellen, wie diese Bauwerke entstanden waren.

Innerhalb einer Nacht, unerklärlicherweise, stand es plötzlich da, im ähnlichen Stil wie Bulmas Anwesen: ein kleines, gelb-weißes, halbrundes Haus, mit gläsernen Fenstern, einer großen, sehr gut ausgestatten Küche, einem Badezimmer und weiteren Zimmer. Eine Vorratskammer war extra gebaut worden und stand hinterm Haus.

Damit waren die Geschwister nun Nachbarn, mit Privatsphäre, aber in Rufweite.

Radditz fand dieses Geschenk sehr großzügig, schließlich wusste man nicht, wie lange Kakarotts Beziehung halten würde. Noch hatten das junge Paar keinen Schwur geleistet, für ewig zusammen zu leben. Sie konnten sich jederzeit trennen, wenn die Beziehung abkühlte.

Was geschah dann mit dem Häuschen?

Aber Bulma war deswegen weniger ängstlich; nicht aus Romantik, sondern aus Pragmatismus.

„Falls sie sich trennen und Kakarott wieder in mein Anwesen zieht, kann ich es immer noch vermieten. Da gibt es bestimmt genug Interessenten. Ich bin nur froh, die beiden auf Abstand zu halten. Sie waren mir manchmal ein wenig zu laut, wenn du verstehst, was ich meine“ hatte sie ihren großen Bruder erzählt.

Er hatte verstanden und laut gelacht: er verstand nur zu gut, wie peinlich berührt man war, wenn man mehr über das Sex-Leben seiner Familie wusste als einem angenehm war.

Schmunzelnd aufgrund dieser Erinnerung, strich sich Radditz den letzten Schweiß mit dem Handtuch weg, bevor er das nasse Stück Stoff achtlos zu Boden warf.

Ein letztes Mal nahm er einen tiefen, sauerstoffreichen Atemzug. Beiläufig sah er auf seinen Scouter, ob es eine Nachricht gab, die ihn in den Palast zurückbeorderte. Er hatte ihn während des Trainings vor dem GB abgelegt. Doch nichts war drauf, keine Meldung, die Lage war ruhig und unter Kontrolle.

Vegeta hatte dafür gesorgt, dass die Bürokratie ein gut laufendes Uhrwerk war und das nutzte auch Radditz, der keine Überstunden leisten musste und viel delegieren konnte. Solange Nappa, sein direkter Vorgesetzter, nicht nach ihm rief, konnte der Langhaarige seine Zeit nutzen, wie er wollte.
 

Bevor er in den GB zurückkehren konnte, hörte er eine weibliche Stimme rufen. Sie erklang von vor dem Haus.

Eine Kundin?

Radditz kratzte sich den Kopf und beschloss, nachzuschauen.

Eigentlich war Laucha, Bulmas Gehilfin, dafür zuständig, aber die junge Frau hatte sich für heute abgemeldet und früher Schluss gemacht, da sie dringend einkaufen musste. Sie erwartete Besuch und wollte daher ein kompliziertes Mahl zubereiten.

Bulma war bestimmt wieder konzentriert in ihrem Labor und hörte nichts, also musste er sich darum kümmern.

Er setzte den Scouter auf, um die Hände freizuhaben und machte sich auf den kurzen Weg.
 

Vor dem verschlossenen Eingang des Ladens sah er jemanden stehen. Er erkannte den zierlichen Rücken einer Frau mit einer ansehnlichen Hinterseite.

Anerkennend hob er eine Augenbraue, als er einen guten Blick auf ihren vollen, nur knapp bedeckten Hintern erhaschte, der in engen Shorts steckte.

Die Frau hörte das Knirschen des Kieses unter seinen Schuhen und drehte alarmiert den Kopf.

Schnell hob Radditz seinen Blick, aber sie hatte ihn bereits beim Glotzen erwischt: er war zu gefangen gewesen von der schönen Aussicht, um rechtzeitig zu reagieren.

Ohne schlechtes Gewissen zwinkerte er ihr zu, die Lippen zu einem flirtenden Lächeln verzogen.

Ihre Vorderseite stand der Kehrseite nicht nach: ihre vollen Brüste wurden dank dem engen Oberkörper-Panzer leicht nach oben gedrückt und gaben den Blick frei auf ein herrliches Dekolleté. Beinahe hätte er anerkennend gepfiffen, aber er biss sich rechtzeitig auf die Lippen, ließ seinen Blick über sie wandern.

Feine Gesichtszüge, katzenhafte Augen dank langen Wimpern und ungewöhnlich grüner Iris, ein niedlicher Mund, der abschätzig verzogen war. Ihre lockigen Haare besaßen einen ungewöhnlichen feurigen Rotbraun-Schimmer und wurden von einem Haarband mit Schleife aus dem Gesicht gehalten. Ihr schlanker Körper mit den sehnigen Muskeln wurde von einer knappen Rüstung und etwas grünen Stoff kaum bedeckt, er konnte ihre Figur gut einschätzen.

Ein Prachtweib!

Er hatte schon lange keine Kriegerin getroffen, die seinen Geschmack so gut traf.

Sie ließ nun ihrerseits ihren Blick auf seinen nur knapp bedeckten, gestählten Körper streifen und er konnte die widerwillige Anerkennung in ihren Augen sehen.

Beiläufig spannte er seine Arme und Brust an, ließ die Muskeln spielen. Radditz sah keinen Grund, das Meisterwerk, welches sein Körper darstellte, schamhaft zu verdecken.

Gerade jetzt nicht, wo er nur Unterwäsche trug. Was sollte er sich da beschämt abwenden, besonders, wenn ihr gefiel, was sie sah?

Ihr Mund war schmal, aber weder konnte sie den Blick abwenden, noch gab sie eine patzige Antwort auf sein Geglotze. Erneut zwinkerte er ihr schelmisch zu und genoss, wie sie leicht rot wurde, weil er sie dabei ertappt hatte.

„Kann ich helfen?“ fragte er, ein gewisser samtiger Unterton in der Stimme, wie er ihn nur hatte, wenn er mit Frauen sprach, die ihn interessierten.

„Ich will zu Laucha“ erklärte die Frau. „Sie hat mit erzählt, sie arbeitet hier.“

„Tut sie auch, aber heute hat sie früher Schluss gemacht“ antwortete Radditz.

„Was? So ein Mist!“ fluchte die Fremde.

„Laucha wollte einkaufen und groß kochen. Sie trifft sich mit jemanden“ erzählte Radditz weiter.

„Oh nein“ verstehend schlug sich die Kriegerin gegen die Stirn. „Damit meinte sie mich. Wir haben uns verpasst. Ich wollte sie hier abholen, um mir gleichzeitig ihre neue Arbeitsstätte anzusehen.“

„Neu?“ Radditz hob fragend eine Augenbraue. „Sie arbeitet schon seit einem Jahr hier. Wo warst du bislang?“ Radditz wollte die junge Frau noch nicht gehen lassen und nutzte die Gelegenheit, mit ihr ein Gespräch anzufangen.

„Ich war auf einer Mission, die drei Jahre gedauert hat“ seufzte die Frau auf und kratzte sich den Kopf. „Dadurch habe ich viel verpasst.“

„Das ist hart!“ Radditz nickte mitfühlend, schließlich hatte er Erfahrung mit langen Missionen und verstand, wie seltsam es war, wenn man zurückkam und sich vieles verändert hatte.

„Bist du auch ein Krieger?“ fragte die Frau interessiert und musterte ihn erneut. Der große, gutaussehende Mann trug keine bezeichnende Rüstung, aber seine Muskeln und die Narben konnten nur von langjährigen Kämpfen entstanden sein. Sein schwarzes, enges Höschen verdeckte nichts, aber zu offenkundig wollte sie ihren Blick darauf nicht verweilen lassen. Aber das, was sich da abzeichnetet, war vielversprechend. Unwillkürlich leckte sie sich über die Lippen und besann sich darauf, dass sie beobachtet wurde, weshalb sie schnell den Blick hob. Der ihr gegenüberstehende Mann hatte ihre Begutachtung gutgelaunt über sich ergehen lassen.

Er grinste sie an, ein herausforderndes Funkeln in den Augen.

„Ich bin Radditz, Krieger und großer Bruder der Besitzerin dieses Anwesens. Laucha arbeitet für meine Schwester Bulma. Sie baut nützliches Kleinzeug in ihrer Werkstatt und Laucha schmeißt den Laden und kümmert sich um die Kunden“ stellte er sich vor.

„Ich bin Leeka, Lauchas ältere Schwester“ stellte sich die Kriegerin mit einem Nicken vor.

Wieder hob Radditz erstaunt eine Augenbraue.

„Schwester? Ach so, deswegen war Laucha so aufgeregt. Ich dachte, sie wollte sich mit einem Mann treffen“ verstand er. Er hatte nebenbei zwar gehört, wie sie von einem Krieger gesprochen hatte, aber er war von einem Mann ausgegangen.

„Nö, soweit ich weiß, datet sie gerade niemanden. Sie scheint aber Interesse an jemanden zu haben“ erzählte Leeka lächelnd und mit einem gewissen, bedeutsamen Blick auf Radditz.

Doch der Krieger verstand den Hinweis nicht, jedenfalls reagierte er nicht darauf.

Leeka wusste nicht, dass Bulma ihren Bruder verboten hatte, ihre Gehilfin anzubaggern. Für den Krieger war das zwar schade, da er Laucha süß und nett fand, aber er blieb standhaft. Ihre Schwester verlockte ihn da mehr. Ihm fielen jetzt auch die gleiche Frisur sowie die ähnlichen Gesichtszüge auf, die die Schwestern einte, aber aufgrund ihrer unterschiedlichen Wesensarten wirkten sie anders. Leeka besaß dieses gewisse Selbstbewusstsein einer sexuell erfahrenen Frau, im Gegensatz zu der eher schüchternen Laucha. Sie hatte außerdem den Vorteil, dass sie nicht Tabu und für etwas lockeren Spaß zu haben war. Krieger jegliches Geschlechts einte, dass sie aufgrund der Gefahr, nicht alt zu werden, sich nicht mit langen Vorspielen aufhielten und gleich zur Sache kamen, wenn gegenseitiges Interesse bestand.

Radditz lehnte sich an die Hauswand, verschränkte die Arme vor der Brust, so dass sich der unbedeckte Bizeps kräftig wölbte, der linke noch zusätzlich geschmückt durch den rotbraunen Reif. Zufrieden sah er dabei zu, wie Leekas Blick interessiert darauf fiel.

„Was war das für eine lange Mission?“ fragte er und führte das Gespräch damit fort.

Leeka zuckte desinteressiert mi den Achseln. „Typische Unterklasse-Mission, aber eine der langweiligen Sorte. Ich gehörte zu einer Garnison, die auf einen Planeten für Ordnung zu sorgen hatte, weil der betreffenden Herrscher nur eine mittelmäßige Armee besaß. Nachdem sich die Lage beruhigt und der Kerl kein Geld mehr hatte für unsere Dienste, sind wir zurückgeflogen“ erzählte sie kurzbündig. „Und? Was machst du so, wenn du nicht gerade halbnackt durch die Gegend wanderst?“ fragte sie ihn neckend.

„Tja, dann arbeite ich im Palast. Normalweise bin ich Adjutant von Vegeta, aber der ist seit einem Jahr auf Single-mission. Dadurch habe ich mehr freie Zeit und nutze sie fürs Trainieren“ lachte Radditz.

„Hmm, du bist wirklich gut in Form“ machte Leeka ihm das gewünschte Kompliment. „Zufällig habe ich erst mal Pause, bevor ich wieder auf Mission muss. Dadurch habe ich viel freie Zeit zur Verfügung. Die wollte ich zur Weiterentwicklung meiner Technik nutzen. Ich könnte einen erfahrenen Trainingspartner gut gebrauchen, der mir da hilft…“

Radditz schmunzelte; er verstand ihre Anfrage.

Jackpot!

Während des Gesprächs hatte sich sein Schweif gelockert und hing entspannt an ihm herunter. Noch verbreitete er keine Pheromone, aber es war ein Zeichen, dass er sich wohlfühlte.

Leeka hatte es bemerkt und auch ihr Schweif hing locker herab.

Beide zeigten damit ihr Interesse aneinander.

Bevor Radditz ihr aber breit lächelnd antworten konnte, dass er jederzeit für eine Trainingssession der ein oder anderen Art zur Verfügung stand, funkte sein Scouter laut piepend auf. Radditz zuckte erschrocken zusammen.

„Radditz, du Flitzpiepe, wo bist du?“ erklang die schallende Stimme von Nappa, mit einem seltsam panischen Unterklang.

Mit entschuldigendem Lächeln zu seinem hübschen Gegenüber, drückte Radditz auf seinen Scouter, um zu antworten.

„Was ist los?“ fragte er genervt. Wenn es wieder nur um ein fehlendes Dokument oder eine andere Formalität ging, würde er Nappa was husten. Was fiel dem Glatzkopf ein, ihm bei seinem Flirt zu stören?

„Vegeta hat sich gemeldet. Er ist wieder im Sektor. In fünf Tagen wird er hier sein. Wir müssen alles vorbereiten“ erklärte Nappa seine Panik.

„Was heißt „Alles“?“ fragte Radditz mit dem mulmigen Gefühl, dass ein Berg Arbeit auf ihn warten würde.

„Na, Beerdigung und Krönungszeremonie, was sonst!“ antwortete Nappa genervt.

Radditz verstand augenblicklich.

König Vegeta III. war also tot.

Gut, damit hatte der Langhaarige ehrlich gesagt auch gerechnet. Aber das bedeutete, dass ein riesiges Festmahl vorbereitet werden musste, da alle Saiyajins sich in der Hauptstadt versammeln würden. Es würde ein gigantischer Leichenschmaus werden, wie zuletzt geschehen bei der Beerdigung der Königin.

Dafür würde er auch die Hilfe seiner Mutter Gine brauchen, die als Leiterin einer Nahrungseinheit am besten wusste, was und wie vorbereitet werden konnte.

Aber in fünf Tagen…

„Scheiße“ fluchte Radditz angesichts der kurzen Frist.

„Na, verstehst du jetzt?“ höhnte Nappa „Also schlepp deinen Arsch hier her. Ich habe bereits den Archivaren aus den Katakomben ihres Archivs Bescheid gesagt, damit wir wissen, wie eine Krönungszeremonie fachgerecht abzulaufen hat. Aber es ist noch viel zu erledigen.“

„Ja, ich verstehe. Ich bin gleich da. Am besten, wir rufen auch alle Leiter der gesamten Nahrungskompanie zusammen, um den aktuellen Stand unserer Vorräte zu kennen“ machte Radditz den Vorschlag.

„Ahh, gute Idee. Darum kümmere ich mich auch schon mal. Wir sehen uns im Sitzungssaal. Die Ratsmitglieder werden auch da sein. Wir müssen auch die Stadt schmücken, die Büste vorbereiten, den Thronsaal putzen…“ Radditz drückte Nappas nörgelnde Stimme weg, bevor er noch mehr Aufgaben aufzählen konnte.

Das Wichtigste war schon gesagt worden: Vegeta kam zurück und damit ein Haufen Arbeit.

Radditz seufzte und sah entschuldigend auf Leeka herab.

„Sehr schlechtes Timing“ sagte er „Das Training muss warten.“

Leeka schmunzelte „Lass uns unsere Scouter-Nummer austauschen. Wenn du wieder Zeit hast, kannst du dich ja melden.“

Radditz lächelte erfreut und nahm ihren Vorschlag an. Nachdem beide ihre Nummern ausgetauscht hatten, flog Leeka fort, um sich mit ihrer Schwester zu treffen. Radditz winkte ihr nach, aber er bevor er sich umzog und zum Palast flog, musste er jemand anderen zuvor von der Neuigkeit erzählen.

Er machte sich auf die Suche nach Bulma.
 

Bulma saß im neuen Anbau über ein Mikroskop gebeugt und sah sich den Querschnitt einer Probe an. Bei dem Anbau handelt es sich um ein Gewächshaus, halbmondförmig und rund wie im Stil des Anwesens, aber aus Stahlgerüst und Glas-Platten, wodurch es einen halben Diamanten ähnelte. Im Inneren befanden sich eine Vielzahl von Töpfen, Blumenampeln und Hochbeeten, in denen Pflanzen in unterschiedlichen Stadien wuchsen.

Das Besondere war, dass keine der Arten von Vegeta-Sei stammte.

Bulma experimentierte mit Gezüchten anderer Planeten, um zu testen, ob man sie für Nahrungszwecke der Saiyajins nutzen könnte.

Warum die Ernten von anderen Völkern teuer einkaufen, wenn man sie auch selbst durch billige Samen anpflanzen könnte?

Der Anbau von Getreide fiel raus: um genug anzubauen, damit es für ein hungriges Volk Saiyajins reichen würde, waren große Flächen und sorgfältiger Anbau nötig. Dafür fehlten aber die Helfer, denn die Saiyajins weigerten sich, als Bauern tätig zu sein.

Damit lag Bulmas Fokus auf Obst- und Nussbäume, Beeren- und Gemüsearten, denn das Sammeln und Ernten war aus saiyanischer Sicht in Ordnung. In ihrer Denkweise galt es als unwürdig, in der Erde zu buddeln, wohingegen das Auflesen von reifer Nahrung selbstverständlich war.

Bulma fand dieses widersprüchliche Verhalten seltsam. Hauptsache, man hatte was zu essen, egal wie, war ihrer Meinung. Schließlich wusste sie aus Palantays Tagebuch, das einst die blauhaarigen Saiyajins vom zerstörten Planeten Sadal ebenfalls Ackerbau betrieben hatten.

Aber diese Tradition war ausgestorben; die überlebenden Stämme wie die Kurosaru waren traditionell nur Jäger und Sammler gewesen. In den Köpfen der Saiyajins war diese alte Denkweise immer noch drin. Bulma besaß nicht genug Roboter, um für den Bedarf der Saiyajins den Ackerbau betreiben zu können. Getreide musste darum weiterhin eingeführt werden.

Also konzentrierte sie sich lieber auf andere Sorten, die sie aber erstmal auf ihre Einwirkung auf die Natur kontrollieren musste. Auch wenn diese Pflanzen in ihrer Heimat weit verbreitet waren und von den Saiyajins vertrugen wurden, war es fraglich, ob sie einen negativen Einfluss auf ihre Umgebung hätten, wenn sie wild auf Vegeta-Sei wuchsen.

Was, wenn sie allergisierende Pollen bildeten oder die heimischen Arten verdrängten?

Falls sie überhaupt wuchsen, denn die hohe Schwerkraft von Vegeta-Sei hinderte so manchen Keimling daran auszuschlagen. Nicht zu vergessen, die fehlenden Pollenspender, weshalb Bulma nach selbstbefruchtenden Arten schauen musste.

Bislang war ihrer Forschung noch ohne Ergebnisse, aber sie experimentierte auch erst seit wenigen Monaten.

Ihr Interesse galt gerade dem, was sie unter dem Mikroskop beobachtete.

Es handelte sich um den Querschnitt einer vertrockneten, unscheinbaren, braunen Bohne, die sie eine Woche in eine Nährflüssigkeit eingelegt hatte, in der Hoffnung, sie zum Keimen zu bringen.

Leider umsonst, es hatte nicht funktioniert.

Dabei ruhte Bulmas größte Hoffnung auf diesen Samen.

Wenn sie den bloß zum Keimen bringen könnte…es würde die saiyanische Gesellschaft verändern; sie nicht mehr von den Importen anderer Völker abhängig machen.

Dann wäre es auch nicht mehr nötig, als Söldner zu arbeiten. Es wären weniger Krieger gefragt und weniger Saiyajins würden auf dem Schlachtfeld sterben.

Die Saiyajins könnten sich zu einem friedlichen Volk entwickeln!

Sie sah auf die wenigen Bohnen, die sie noch in ihrem Besitz hatte, alle einzeln abgezählt, genau sieben Stück.

Sie ärgerte sich immer noch, wenn sie an die verpasste Gelegenheit dachte, damals, vor drei Monaten auf Altharwa.

Seufzend richtete sie sich auf, strich sich eine Haarsträhne zurück, die ihr übers Auge gefallen war. Ihre Finger fuhren vom Ohr entlang weiter runter, kratzten über den offenliegenden, kurz rasierten Nacken: sie trug eine Kurzhaarfrisur; hatte wieder etwas Neues ausprobiert und war immer noch fasziniert von dem freien, luftigen Gefühl im Nacken.

Die neue Frisur fiel auf demselben Tag, an dem sie ihre größte Chance verpasst hatte.

Mit leerem Blick starrte sie versunken nach draußen, als sie sich daran erinnerte…
 

Flashback…

Vor etwa drei Monate, auf Planet Altharwa…
 

Bulma verließ mit anmutigen Schritten den Friseur.

Begeistert über ihr neues Aussehen bewunderte sie sich im Spiegelbild eines Schaufensters.

Schon lange hatte sie überlegt, sich eine Kurzhaarfrisur zuzulegen, ähnlich wie Selypa ihre Haare trug. Aber aufgrund ihres Traumas in ihrer Kindheit, als sie sich selbst eigenhändig die Haare kurz und wirr geschnitten hatte, hatte sie für den neuen Style entschieden, lieber zuerst eine Profihand anlegen zu lassen.

Sie drehte den Kopf, sah sich ihr Gesicht aus verschiedenen Winkeln an.

Der anrasierte Nacken folgte den zarten Schwung ihres Halses, wo die fransig geschnittenen, feinen Haare hinterm Ohr endeten. Durch den neuen Schnitt sah ihr Hals lang und elegant aus, ihre hohen Wangenknochen wurden betont. Ihre Augen sahen hinter dem langen, fransigen Pony katzenhaft sexy aus.

Bulma war beeindruckt vom Handwerk des Meisters und erleichtert, wie feminin sie damit aussah. Besonders in Kombination mit ihrer derzeitigen Kleidung: einem Minikleid in dunkelgrün, dazu ein weißer Gürtel, an dem eine Tasche befestigt war und hohe Stiefel mit Absatz. Ihr Schweif schloss unauffällig am Gürtel an, wirkte wie eine pelzige Verzierung, weshalb sie nicht als Saiyajin ersichtlich war.

Ohne Aufsehen zu erregen, abgesehen von so manchen bewundernden Blick, tauchte sie in die Menge ein. An diesem herrlichen Sommertag waren die Einkaufsstraßen von Altharwa erfüllt mit den unterschiedlichsten Rassen, die entspannt bummelten und nichts von der einzigarten Saiyajin unter sich ahnten.

Im Gegensatz zum auffälligen Kakarott, der in der Nähe auf einer Parkbank auf sie wartete und den Platz neben sich mit Imbissschachteln belegt hatte, die größtenteils schon geleert waren.

Der mampfende, junge Mann mit dem Oberkörper-Panzer und der typischen schwarzen Wuschelfrisur war da deutlicher als Mitglied der Saiyajins erkennbar, weshalb so mancher Passant einen Bogen um ihn machte oder staunend seinen Appetit bewunderte.

Als Kakarott auf ihr Ankommen aufmerksam wurde, legte er in Fresstempo sogar noch zu, um schnell seine Mahlzeit zu beenden.

„Mach langsam, sonst verschluckst du dich“ versuchte Bulma ihn besorgt zu bremsen.

Er brummte nur mit vollem Mund und winkte lässig ab.

Bulma schmunzelte und räumte etwas Platz an seiner Seite frei, schmiss einiges von den leeren Schachteln in den nebenstehenden Mülleimer, um sich neben ihn zu setzen.

Sie sah den Passanten zu, während Kakarott in den Endspurt ging und freute sich darüber, hier so entspannt sitzen zu können, mit ihrem Bruder an ihrer Seite.

Wie schön war es doch, dass sich dieser Kindheitstraum erfüllte!

Vegeta hatte sein Versprechen erfüllt und Bulma noch rechtzeitig die Erlaubnis gegeben, den saiyanischen Planeten für Abstecher verlassen zu können. Dieses Privileg nutzte sie einmal im Monat aus, immer in Begleitung eines Familienmitglieds.

Mittlerweile kannte sie sich sehr gut aus in den Einkaufsstraßen von Altharwa; hatte enge Kontakte zu den Händlern geschlossen, wo sie ihre Ersatzteile kaufte, die sie dann transportabel in ihren Kapseln verbarg. Diese waren ihr Geschäftsgeheimnis, um günstig an die benötigte Technik für ihren Betrieb zu kommen. Kakarott war bislang der Einzige, der von dieser Erfindung wusste. Er begleitete sie gerne auf ihre Kurztrips, da er sich die Wartezeit mit dem Genießen der altharwischen Spezialitäten versüßte.

Bulma schätzte anhand der leeren Schachteln ab, wie viel seines Soldes er heute wieder ausgegeben hatte und schüttelte innerlich den Kopf: ihr Bruder konnte wirklich froh sein, dass er von ihr sein Haus geschenkt bekommen hatte.

So, wie er mit Geld umging und bei seinem mangelnden handwerklichen Geschick, würde er sonst in einer ärmlichen Bruchhütte wohnen.

Vielleicht wurde es wirklich mal an der Zeit, dass seine Freundin Chi-Chi sein Geld verwaltete, um wenigstens eine Rücklage anzulegen. Sie konnte besser mit Geld umgehen.

Schlürfend zog sich Kakarott die letzten Nudeln rein, bevor er sorgfältig den Müll aufsammelte und in den dafür betreffenden Behälter wegschmiss.

„So“ er klopfte sich die Hände an der Hose sauber und strahlte sie an. „Das war lecker. Aber eine Süßspeise könnt ich noch vertragen. Oder zwei. Oder noch besser…fünf!“

Der Mann von der Imbissbude, die Kakarott vorhin leergekauft hatte und der dessen Worte vernahm, fiel beinahe aus Schock um. Zitternd fegte er seinen Stand sauber, froh diesen gefährlichen Kunden los zu sein, während er sich mit dem heutigen Tagesgewinn und den frühen Feierabend tröstete.

„Kein Wort zu meiner neuen Frisur?“ Bulma war dagegen unbeeindruckt.

Kakarott legte den Kopf schief, während er sie begutachtete.

„Überraschend kurz“ staunte er. „Aber das Haare-Trocknen geht so viel schneller, glaub mir“ war seine Meinung.

Bulma schmunzelte: diese Antwort war typisch für den praktisch-orientierten Kakarott. Ein Kompliment konnte man bei ihm nicht erwarten, er sah nur den nützlichen, aber nicht ästhetischen Aspekt.

Sie stand ebenfalls auf und deutete auf eine viel besuchte Seitenstraße.

„Lass uns da langgehen. Da findest du deinen Süßspeisen und ich kann nach Ohrringen schauen“ schlug sie vor. Sie fand, ein Paar lange Ohrringe würden ihren Look vervollständigen.

Kakarott nickte einverständlich und beide marschierten los.

In der verkehrsberuhigten Straße, die nur für Fußgänger zugänglich war, standen Imbissbuden, Marktstände und in zweiter Reihe die größeren, feststehenden Geschäfte in den steinernen Gebäuden. Kakarott flitzte neugierig von einem zum anderen, konnte sich nur schwer entscheiden, da das Angebot so groß war und sein Geld bereits so abgenommen hatte.

Bulma wartete nicht auf ihn, sondern schlenderte weiter auf der Suche nach einem kleinen Händler, der etwas nach ihrer Vorstellung anbot.

Vor einer Mauer, neben einen Schmuckhändler, an dem sie unbefriedigt vorbeischritt und zwischen einen Markstand für Papierlaternen, fiel ihr ein sehr simpler Stand auf: es handelte sich nur um einen bunt gewebten Teppich, auf den ein katzenartiges, weißes Wesen zwischen zwei großen Ton-Töpfen saß. Sein Kopf war gesenkt, ob aus Müdigkeit oder Jammer, das war schwer erkennbar. Sein weißes, puscheliges Fell sah sauber und gepflegt aus, es trug keine Kleidung und in seinen Pfoten hielt es einen hölzernen Stab, an dem es sich stützte.

Etwas an seinen Anblick rührte Bulma: dieses kleine Wesen sah so verletzlich aus, wie es einsam zwischen den größeren Töpfen hockte. Es war nicht ersichtlich, was sie enthielten, aber es war nichts, was Kunden anlockte: es gab keine Beschilderung, keine Verzierungen und es lagen keine Proben oder Warenbeispiele aus.

Mitleidig blieb sie stehen und sah auf den kleinen Körper herab. Er sah so anrührend aus.

Unbemerkt oder ignoriert von all den herbeieilenden Passanten saß er allein da an seinem bescheidenen Verkaufsstand, stoisch und still. Er pries seine Ware nicht laut an wie seine Nachbarn, noch sprach er die Passanten an: er störte niemanden, war einfach nur da, wartend, dass sich jemand an ihn richten würde.

Die erfahrene, mitfühlende Geschäftsfrau wollte sich am liebsten einmischen und ihm Tipps geben, wie man erfolgreich verkaufte.

So wurde er doch nie was los!

Kam er überhaupt mit Gewinn vom Markt?

Ihr Kopfkino spielte ihr eine Tragödie seines Lebens vor: wie zuhause ein Rudel hungriger, süßer, weißer Kitten auf ihren Ernährer wartete, der wieder nichts nach Hause brachte.

Ihre gedankliche Telenovela wurde von einem leisen, amüsierten Lachen unterbrochen.

„Du hast ein reines Herz“ ertönte eine überraschend volltönende, männliche Stimme, die im Gegensatz zu dem kleinen Körper stand. „Ungewöhnlich für eine Saiyajin.“

Bulma blinzelte überrascht, sowohl von der Stimme als auch den Inhalt seiner Bemerkung.

Hatte sie laut gedacht?

Der Kater räkelte sich, drehte den Kopf und streckte sich, wodurch er aber nur unwesentlich wuchs. Seine Augen waren hinter dem dichten Fell nicht sichtbar, aber Bulma spürte, dass er sie direkt ansah. Anscheinend war er wachsamer, als es den Anschein hatte.

„Äh, hallo, wie geht’s denn so?“ stotterte sie verblüfft. „Ich habe mich gefragt, was hier verkauft wird.“

Der Kater nickte bedeutsam.

„Eine sehr gute Frage“ sagte er und strich sich würdevoll über seinen Schnurrbart. „Es ist eine Spezialität, welche nur ich anbiete.“

Mit seinem Stab schob er den Holzdeckel von einem der Töpfe fort, an den er mit seinen kurzen Pfoten sonst nur schwer kommen würde.

Neugierig trat Bulma näher und warf einen Blick hinein. Sie stutzte, blinzelte erneut, konnte ihren Augen nicht trauen.

Der Topf war bis zum Rand gefüllt mit braunen, kleinen Bohnen.

Enttäuschung breitete sich in ihr aus. Unter „Spezialität“ verstand sie was anders als trockene Bohnen.

Sie lachte peinlich berührt auf, wusste nicht, was sie bei dem Anblick sage sollte. Besonders, wo der Kater sie nun erwartungsvoll anstarrte.

„Äh, toll. Wie teuer sind sie?“ fragte sie aus reiner Höflichkeit, ohne die Absicht zu haben, etwas zu kaufen.

Der Kater hob seine Pfote, drei Krallen zeigten nach oben. „Drei Goldstücke. Saiyanische, keine altharwische.“

„Drei Goldstücke für einen Topf?“ fraget Bulma stirnrunzelnd nach. Das war ein happiger Preis, besonders da er auf die saiyanischen Währung bestand. Deren Münzen waren mehr wert, aufgrund ihres reineren Goldgehalts und Seltenheit. Diese Münze gab es außerhalb von Vegeta-Sei nicht oft. Für den Preis bekäme sie bei einem anderen Händler mindestens zehn solcher Töpfe, mit viel größeren Bohnen.

Der Kater schüttelte den Kopf und sagte selbstbewusst. „Drei Goldstücke pro Stück.“

„WAS?!“ rief sie empört aus.

Fassungslos sah sie auf den irren Kater herab. Allmählich erkannte sie, warum keiner ihn ansprach und nichts kaufen wollte: von Verrückten hielt man sich fern.

„Sie sind den Preis wert“ sagte der Besitzer schlicht.

Zweifelnd starrte Bulma zurück, konnte das nicht glauben.

Was wollte man mit einer Bohne schon anfangen?

Sie in Scheiben schneiden und langsam auf der Zunge zergehen lassen?

Es waren keine Trüffel, kein Kaviar, sondern trockene, dröge schmeckende BOHNEN!

„Ich gebe dir drei saiyanische Bronzemünzen“ bot sie an, allerdings aus Mitleid und nicht aus Kaufinteresse.

Wenn der Kater wirklich für eine Familie zu sorgen hatte, sollte er doch wenigstens mit etwas Geld nach Hause kommen.

Doch er schmunzelte nur wissend und schüttelte ablehnend den Kopf. Drei Goldstücke oder gar nicht.

Bulma schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

Sollte sie ihn belehren? Ihm sagen, wie man feilschte und handelte?

Aber sie befanden sich auf einen Marktplatz auf Altharwa, umgeben von erfahrenen Händlern. Wenn es schon kein anderer ihm gesagt hatte, dann hatte er doch wenigstes aus der Beobachtung seiner Nachbarn gelernt, wie Handel richtig ging.

Langsam wuchs aber auch ihre Neugier.

Warum beharrte er auf diesen astronomischen Preis?

Schmeckten diese Bohnen besonders gut?

„Hey, Bulma, ich habe was Neues gefunden. Schau mal“ Kakarott eilte freudestrahlend auf sie zu, in seinen Händen mehrere Spieße, an denen frittierte Teigrollen steckten. „Die sind unterschiedlich gefüllt, mal süß, mal salzig. Wenn man sie abwechselnd isst, schmeckst besonders toll“ schwärmte er. „Willst du einen probieren?“

„Kakarott, ich habe keinen Hunger und bin gerade beschäftigt“ wiegelte sie seinen Glücksrausch ab.

Kakarotts Blick fiel nun auf das kleine, putzige Wesen und die beiden Töpfe, von dem einer geöffnet war und seinen bescheidenen Inhalt offenbarte.

Er stutzte und überreichte dann dem Katzenwesen mitleidig einen der Teig-Spieße.

„Hier“ bot er großzügig an. „Du solltest etwas Ordentliches essen.“

„Ein Saiyajin, der freiwillig sein Mahl teilt?“ staunte der Kater und strich sich erstaunt über dem Schnurrbart, ohne den angebotenen Spieß anzunehmen. Stattdessen sah er prüfend in Kakarotts Gesicht.

„Ebenfalls ein reines Herz“ murmelte er leise und deutlich verblüfft. „Was für ein seltsamer Tag.“

Bulmas Fuß tappste ungeduldig auf den Boden und verlangte damit wieder seine Aufmerksamkeit.

„Also gut“ sagte sie schwer seufzend „ich kaufe dir zehn Bohnen ab.“

Dieser Kater schien vom selben Stolz erfüllt zu sein wie ein Saiyajin: er nahm ja noch nicht mal Kakarotts Gabe an.

Er wollte kein Geschenk, kein Mitleid, sondern ehrbare Geschäfte machen…gut, „ehrbar“ war fraglich angesichts der Preises, aber sie hatte genug Geld.

Aus reinem Mitleid würde sie zehn Bohnen und damit 30 Goldstücke ausgeben. Von dem Geld konnten der Kater und seine Familie für lange Zeit sicher leben.

Sie wusste selbst nicht, warum sie so großzügig war. Ein wenig spielte auch die Neugier mit, die wissen wollte, was so Besonders an den Bohnen war. Aber das würde der Kater wahrscheinlich erst nach dem Kauf offenbaren.

Aus ihrer Gürteltasche holte sie eine Kapsel raus, drückte auf den Knopf und warf sie zu Boden, wo ein kleiner Tresor erschien. Sofort erinnerte sich Kakarott an seine Pflicht und stellte sich hinter sie, um die Passanten wachsam im Blick zu behalten, während Bulma das erforderliche Geld rausnahm und den Tresor sofort wieder verschwinden ließ.

Sie zählte die Münzen vor ihm ab und er tat dasselbe mit seinen Bohnen, die er in ein Stück Stoff einschlug und mit einer Schnur verband. Den kleinen Beutel überreichte er ihr mit andächtigen Lächeln.

Dann, mit einem kurzen nachdenklichen Blick auf Kakarott, warf er ihm eine einzelne Bohne aus seinen Topf zu, die der Saiyajin geschickt auffing.

„Die ist für dich, nutze sie weise“ sagte der Kater.

„Häh!?“ rief Bulma empört. „Von mir verlangst du drei Goldstücke, aber ihm schenkst du eine?“

„Ein jeder gibt das, was ihm kostbar ist und so viel er entbehren kann. Für dich ist das Geld, für ihn sein Essen“ erklärte der Kater schlicht und nahm einen der Spieße an, die er mit seiner feinen Nase nach für ihn Essbaren unterscheiden konnte.

Bulma sah zornig auf ihn herab. Sie fühlte sich verarscht.

Dieser Kater war gerissener als gedacht, wie er ihr eine Lektion im „Handeln“ gab und mit seiner Mitleids-Masche.

Wie konnte sie nur auf ihn hereinfallen?

Musste an sein putziges, harmloses Aussehen liegen.

„Sei nicht wütend“ beschwichtigte der Kater die Frau, deren Gesicht verärgert verzogen war. „Ihr habt Meister Quittes seltene, magische Senzu-Bohnen erhalten. Ihr werdet bald merken, wie wichtig sie sein können.“

Das war alles, was er sagte. Er ging nicht ins Detail über die Besonderheit seiner „Spezialität“.

„Magische Bohnen, so ein Quatsch“ zischte Bulma leise, aber gut hörbar und packte den Beutel mit ihrem Einkauf unwirsch in ihre Gürteltasche. „Komm, Kakarott, gehen wir.“

Kakarott zuckte in Richtung des Katers Quitte entschuldigend mit den Schultern und eilte seiner Schwester nach.

Sie beiden sahen nicht, wie Meister Quitte sich amüsiert über den Schnurrbart strich und eilig seine Sachen packte.
 

Bulma marschierte wütend die Straße entlang, unzufrieden über den Kauf. Kakarott hatte bereits die letzten Teig-Rollen gefuttert und leckte sich den klebrigen Sirup von den Fingern ab. In der einen Hand hielt er die kleine Bohne noch fest, hatte sie weder weggeschmissen noch probiert.

„Jetzt beruhig dich mal“ sagte er zu seiner grummelnden Schwester, die vor ihm lief. „Niemand hat dich gezwungen, so viel auszugeben.“

„Ahhh, ich weiß, dass macht mich auch so wütend“ fauchte sie und stampfte wild mit den Füßen auf. „Das war meine eigene Blödheit! Magische Bohnen, am Arsch!“

Sogar ihr Bruder hatte erkannt, wie man sie überlistet und ihr Mitleid ausgenutzt hatte, wie peinlich!

Bulma fühlte die Hitze in ihren Wangen, halb aus Scham, halb aus Wut und bog in eine einsame Seitengasse ab, um kein Aufzusehen zu erregen. Dort kreischte sie unbeobachtet auf, ließ ihre Wut heraus.

Kakarott folgte ihr und seufzte. Er kannte seine Schwester, die würde jetzt eine Zeit lang brauchen, um sich zu beruhigen. Die Selbstkritik würde noch Stunden gehen oder sie würde sich mit Shoppen ablenken und ihn da reinziehen. Darauf hatte er keine Lust: er wollte noch den Rest seines Magens mit süßen Köstlichkeiten auffüllen, das gab ihm Kraft fürs GB-Training, bevor es wieder in Richtung Heimat ging.

Er sah auf seine Faust, die immer noch die lästige Bohne umschloss.

Achselzuckend warf er sie sich ein. Sie schmeckte so profan, wie sie aussah; nichts Besonderes.

Kaum hatte er sie runtergeschluckt, überkam ihn ein merkwürdiges Gefühl. Er konnte gerade zu spüren, wie die Bohne in seinem Magen landete und sofort absorbiert wurde.

„Uff“ den Bauch haltend, lehnte er sich an eine Mauer.

„Kakarott?“ Bulma drehte den Kopf, da sie bemerkte, dass ihr Bruder ihr nicht mehr folgte. Als sie seine merkwürdige Haltung sah, wie er sich abstützte, rannte sie besorgt zu ihm.

„Was ist los?“ fragte sie alarmiert.

„Die Bohne…ich habe sie gegessen“ stöhnte Kakarott, der mittlerweile leicht grün wurde. Ein paar Schweißtropen bildeten sich auf seiner Stirn.

„Oh nein, war sie giftig? Musst du dich erbrechen? Wenn ja, tue es, dann fühlst du dich besser. Oh, dieser Scheiß-Kater, den werde ich den Schwanz stutzen, dieser Verbrecher“ rief sie empört auf.

Sie wollte schon losrennen, nach Hilfe rufen, aber Kakarott hielt sie auf.

„Nein, ich…warte…“ stotterte er, hielt sich eine Hand vor den Mund und stieß auf. „Scheiße, bin ich satt.“

„Häh?!“ fragend sah Bulma ihn an.

Langsam richtete sich Kakarott wieder auf, die grünliche Gesichtsfarbe nahm ab und wurde wieder rosiger. Erneut rülpste er. Nachdem die Luft seinen Bauch verlassen hatte, rieb er ihn vorsichtig.

„Noch nie in meinen Leben“ sagte er bedacht und ebenso verdutzt wie Bulma „war ich so vollgefressen. Ich glaube, ich werde die nächsten Tage nur Suppe essen können. Boah, so was habe ich ja noch nie erlebt.“

„War die Bohne etwa der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat?“ fragte Bulma, die in Gedanken die Menge abzählte, die Kakarott innerhalb der letzten Stunde gegessen hatte.

So viel kam es ihr eigentlich nicht vor; nicht für einen Saiyajin in seinem Alter und Stärke: Je stärker ein Saiyajin war, desto höhere Mengen konnte er wegen dem Energieverbrauch seiner Muskeln essen. Ihr Grundumsatz war recht hoch. Selbst im Ruhezustand, ohne Kampf und viel Bewegung, benötigten sie viele Kalorien.

Kakarott bestätigte ihre Annahme, indem er sagte „So viel war es nicht. Ich hatte mir ja Platz für den Nachtisch frei gelassen. Aber nachdem diese Bohne in meinen Magen landete, fühlte er sich so voll an, dass ich beinahe kotzen musste. Ich glaube, ich muss gleich etwas laufen, um es abzutrainieren. Das fühlt sich ja unangenehm an. So kann ich nicht fliegen, sonst kotze ich bei der Landung“ staunte er. So einen vollen Magen hatte er noch nie erlebt.

Erleichtert atmete Bulma auf.

Ihr Bruder war nicht vergiftet…er war nur vollgefressen…nach einer einzigen Bohne…langsam fingen die Räder in ihrem Hirn an, ineinanderzugreifen.

Eine einzelne Bohne, die einen Saiyajin sättigen konnte…

„Heilige Scheiße“ hauchte sie ungläubig auf. Sie holte den Beutel mit ihren Bohnen aus ihrer Gürteltasche, um sie genauer zu betrachten. Sie erkannte keinen Unterschied, aber wie hatte der Kater sie genannt: „Magische Senzu-Bohne“.

„Ihr werdet bald merken, wie nützlich sie sind“ hatte Quitte prophezeit.

Bulma erkannte nun die Macht der teuren Bohnen und ihre Möglichkeiten.

Eine kleine, einfach zu transportierende Bohne konnte sofort einen hungrigen Saiyajin sättigen.

Das war so viel nützlicher als der übliche Nahrungsbrei, den man im Raumschiff auf langen Reisen erhielt oder die dehydrierte Trockennahrung. Selbst Bulmas Kapseln waren nicht so nützlich: alle drei Techniken benötigten eine hohe Menge an Lebensmittel, die man erst vorbereiten musste, um sie dann zu konservieren. Ein Saiyajin musste nach einem harten Kampf und mitten im Krieg auch die Zeit haben, diese hohe Menge nicht zur vorzubereiten, sondern auch zu essen. Zeit, die er in der Schlacht und verletzt wie er war, nicht besaß. Dann zählte jede Minute.

Aber eine kleine Bohne konnte sich jeder Verletzte schnell mal einschmeißen, dazu leicht und unauffällig in einer Brusttasche zu transportieren.

Bulma steckte die Bohnen behutsam wieder ein, behandelte sie nun deutlich sorgfältiger, wo sie nun ihren Wert kannte.

Zehn Stück…nicht viel, das reichte gerade mal für ihre Familie aus. Aber der Kater Quitte besaß zwei Töpfe voll, Unmengen von kostbaren Bohnen. Die Chance musste sie nutzen.

Ohne ein Wort zu sagen, lief Bulma los, rannte die Gasse entlang und dann die Straße runter, um den kleinen Marktstand wieder zu finden und überhörte Kakarotts verdutztes Rufen hinter sich. In Gedanken zählte sie ihr Geld zusammen; rechnete aus, wie viele Bohnen sie sich noch leisten konnte. Wenn sie all ihre Goldmünzen opferte…

Ihre Füße flogen, sie eilte zu dem betreffenden Platz hin. Doch zu ihrer Enttäuschung war er leer, eine deutliche Lücke prangte dort.

„Der Kater…Quitte…wo ist er?“ fragte Bulma keuchend den Standnachbarn, den Schmuckhändler. Der drehte fragend den Kopf und schien erst jetzt den leeren Platz zu sehen. Gelangweilt zuckte er mit den Achseln.

„Mann, jetzt versuch dich zu erinnern! Das ist wichtig“ fuhr sie ihn wütend an.

Kakarott kam etwas später an und musste schnell seine Schwester vom Verkäufer runterziehen, da sie ihn mehrmals schüttelte und er mittlerweile aus Angst kein Wort mehr sagen konnte.

Weder er noch der andere Nachbarstand konnten den beiden Saiyajins sagen, wohin der Kater gegangen war, noch woher er überhaupt kam. Sie hatten dem stillen Wesen nie groß Beachtung geschenkt. Niemand konnte sich an ihn erinnern.

Bulma schrie entsetzt auf, weil ihr diese goldene Gelegenheit entkommen war.

Flashback Ende
 

Von den zehn Bohnen waren nur noch sieben verblieben.

Bulma hatte bislang drei Bohnen geopfert, in der Hoffnung, sie zum Keimen zu bringen.

Wenn sie keine mehr kaufen konnte, war dies ihre einzige Möglichkeit, sie zu vervielfältigen.

Dieser Prozess war eigentlich echt einfach, man musste normale Bohnen nur ein paar Tage wässern, damit sie anfingen zu keimen.

Doch bei den ersten beiden Senzu-Bohnen hatte es selbst nach 8 Wochen zu keiner Reaktion geführt. Sie hatte diese geopfert und kleingeschnitten, um ihr zellulares Inneren zu analysieren. In keiner Schicht war eine Reaktion zu erkennen. Die dünnen Scheibchen hatten zudem ihr Wirkung verloren: als sie eine probierte, fühlte sie sich nicht anders. Man musste eine ganze Bohne essen, damit sie wirkte.

Die dritte Bohne hatte sie in ein neues Medium aus hochkonzentrierter Flüssigkeit eingelegt, in der Annahme, dass diese nährwertige Bohne auch mehr Nährstoffe benötigte. Aber auch das hatte zu keiner neuen Reaktion geführt, wie es sich heute unterm Mikroskop zeigte.

Mittlerweile fragte sich Bulma, ob diese Bohnen tatsächlich magisch waren und darum wissenschaftliche Methoden nicht wirkten. Vielleicht sollte sie Tales um Rat fragen, der es schließlich auch geschafft hatte, den mythischen Baum der Macht zum Wachsen zu bringen. Baum und Bohne waren vielleicht miteinander verwandt.

Aber Radditz hatte sie diesbezüglich gewarnt: so viel Erfolg hatte Tales nicht mit seiner gerühmten Entdeckung, da der Samen nicht immer ausschlug. Außerdem war ihr Cousin ein Opportunist, der gerne zum Elite-Krieger aufsteigen würde. Es bestand die Gefahr, dass Tales ihre Forschung stehlen und für sich selbst nutzen könnte.

Bulma starrte immer noch so gedankenversunken nach draußen, dass sie Radditz Eintreten erst bemerkte, als er mit den Fingerknöcheln an die gläserne Tür anklopfte.

Das Glas fing alarmierend an zu klirren und zu zittern, es breitete sich übers Dach aus, woraufhin sie panisch den Kopf zum Eintretenden drehte.

„Radditz, ich habe dir doch gesagt, du sollst hier nicht reinkommen, wenn du kurz zuvor im GB trainieren warst. Du kannst deine Kraft dann nicht kontrollieren“ rief sie ihm erschrocken zu.

Der langhaarige Saiyajin zuckte betroffen zusammen und sah ängstlich zum schwankenden Dach.

Er hatte sich leider zu spät daran erinnert, was beim letzten Mal passiert war: nur mal kurz angeklopft und vier Glasplatten waren unbeabsichtigt zu Bruch gegangen. Bulma hatte sich furchtbar aufgeregt, weil nichts von den Pollen aus dem Innenraum nach draußen gelangen sollte.

Doch heute hatte er Glück: zwar wankte das Dach bedrohlich, aber nichts zersprang.

Tief erleichtert seufzten beide auf.

„Das war knapp“ murmelte Radditz.

„Was gibt’s? Du hast doch seit dem letzten Mal ein Gewächshaus-Verbot und darfst hier nicht rein“ fragte Bulma unfreundlich. Der heutige Misserfolg und der Verlust der dritten Bohne schlugen ihr aufs Gemüt.

„Es gibt Neuigkeiten. Wenn ich sie dir nicht gleich erzähle, wärst du richtig sauer“ verkündigte Radditz hochtrabend. „Ich muss gleich los in den Palast und alles für Vegeta vorbereiten. In fünf Tagen will er ankommen.“

Bulmas Augen wurden groß.

„Verstehe“ hauchte sie. „Das bedeutet…?“ sie sah ihn aufmerksam an.

„Beerdigungs- und Krönungszeremonie“ beantwortete Radditz kurzbündig ihre stumme Frage.

Bulma nickte. Auch sie verstand sofort, was seine Antwort bedeutete.

„So, und deswegen wirst du mich für eine lange Zeit nicht mehr sehen“ rief Radditz aus. „Wenn Vegeta wieder da ist, laufen einige Dinge anders. Dann geht es an meine Beförderung und ich werde wieder auf längere Missionen fort sein. Zuerst muss aber die ganze Bankett-Vorbereitung hinter mich gebracht werden. Du kleiner Faulpelz kannst froh sein, dass du nicht helfen muss. Mutter und sogar Chi-Chi müssen mit ihren Teams Sonderschichten leisten.“

Bulma streckte sich, ohne schlechtes Gewissen.

Ja, sie konnte wirklich froh sein, dass sie so eine Arbeit nicht machen musste.

„Du kannst uns ja wenigstens etwas helfen und die Trauerkleidung vorbereiten“ schlug Radditz vor.

„Pfft, du, Vater und Kakarott werdet in eurer Uniform erwartet. Ich habe schon vor Monaten ein graues Kleid gekauft, was in meinen Schrank hängt. Mutter und Chi-Chi sind bestimmt auch vorbereitet“ winkte Bulma lässig ab.

Kaum jemand hatte geglaubt, dass König Vegeta III. zurückkommen würde.

Bulma dachte nach, was nun passieren würde.

Sie freute sich, dass Vegeta bald wieder da sein würde, aber es war fraglich, ob sie sich in nächster Zeit auch sehen könnten.

Als neuer König der Saiyajins würde sein Terminplan bestimmt voll sein, sowohl um die Sachen der letzten Monate aufzuarbeiten, als auch, um sich als neuer König bei den anderen Planeten zu präsentieren.

Das fand sie schade, sie würde ihn gerne bald sehen.

Nicht nur, um ihn nach seinen Reiseerlebnissen zu fragen, sondern auch, um zu trösten und ihr Beileid auszusprechen.

Sein Vater war tot. Wäre sie an seiner Stelle, könnte sie einen tröstenden Freund gut gebrauchen.

Hm, und wenn sie sich in den Palast einschleichen würde?

Sie besaß immer noch die goldene Schlüsselkarte, die er ihr einst, kurz vor ihrem Auszug aus dem Palast, geschenkt hatte.

„Faule Socke!“ Radditz empörter Ausspruch holte sie aus ihren Gedanken. Ihr Bruder war einerseits erfreut, dass die Dinge wieder ins Rollen gerieten, anderseits war ihm aber auch klar, dass die süße, freie Zeit um war und damit auch seine Trainingszeit im GB.

Allerdings würde er Vegeta garantiert mit seiner neuen Stärke tief beeindrucken.

Nun, da Mittelklasse-Krieger keinen Shiruhato-Schwur mehr leisten mussten und damit auch eine Familie gründen konnten, war er bereit, die lange angebotene Beförderung anzunehmen.

Was Vegetas Ankunft für seine Schwester bedeutete; darüber konnte er nur rätseln. Wie ihre Beziehung aktuell war, wusste er nicht, interessierte ihn aber momentan auch nicht. Er dachte kurzfristig und erstmal nur an seine eigene Karriere. Die Krönungszeremonie und die Beerdigung mussten erstklassig vorbereitet sein, um Vegeta von Radditz Organisationstalent zu beeindrucken.

Bulma ließ sich aber keine Arbeit aufdrücken, die sie nicht machen wollte. Sie hatte genug zu tun und würde sich nicht noch mehr aufhalsen. Sie würde ihren Bruder, der ein Jahr „Freizeit“ gehabt hatte, nicht helfen, ebenso ihrer Mutter und Chi-Chi nicht. Bulma hatte keine Lust, für ein Rudel hungriger Saiyajins in der Küche zu stehen. Da konnte sie besseres mit ihrer Zeit anfangen.

„Alles klar, ich habe die Neuigkeiten gehört“ Bulma winkte ab „Geh duschen, bevor du fliegst. Du stinkst!“ sie rümpfte die Nase.

Ihr Bruder verpestete die Luft mit seinem Geruch nach getrocknetem Schweiß.

„Was, ich und stinken?“ rief Radditz empört aus. „Ich rieche nach hartem Training und Kampf! Nach Stärke! Männlich!“ Er hob seine Arme, spannte die Oberarme an und ließ die Muskeln spielen, küsste sogar seinen Bizeps.

Bulma verzog erneut das Gesicht, nun mehr angeekelt von diesem Anblick als von seinen Ausdünstungen.

„Na los, nimm’s zurück“ Radditz zog seine Schwester auf und neckte sie: er umarmte sie, zog sie genau in seine sehr intensiv riechende Achselbeuge.

Wie erwartet, schrie sie empört auf. „Lass mich los, du Stinker!“

Leichte Würggeräusche waren von ihr zu hören angesichts des intensiven Moschusgeruchs.

„Wartet da nicht jemand im Palast auf dich?“ rief sie. „Jemand wie Nappa! Ich erzähle ihm, wie du dir hier Zeit gelassen hast, wenn du nicht sofort verschwindest“ drohte sie.

„Okay, ich gehe ja schon“ Radditz ließ sie lachend aus seiner Bärenumarmung. Er war so gutgelaunt, ihm konnte keiner die Stimmung vermiesen: seine Karriere nahm Schwung auf, neue Abenteuer erwarteten ihn und eine heiße Frau hatte ihm seine Nummer gegeben. Dass bisschen Arbeit schreckte ihn nicht ab, auch wenn er gerne darüber jammerte.

„Uahh, jetzt brauche ich auch eine Dusche“ angewidert roch Bulma an ihrer Kleidung und warf ihren Bruder böse Blicke zu. Der zwinkerte ihr nur amüsiert zu und verließ eilig das Gewächshaus.

Tja, wenn er jetzt auch noch duschen musste, kostete ihm das Zeit und Nappa klang schon sehr ungeduldig.

Dummerweise war er so in Eile, dass er nachlässig die Tür zu fest zuzog.

Mit einem heftigen Knallen und einem anschließenden Klirren fiel sowohl die Tür als auch drei Glasplatten zu Bruch. Radditz verharrte erschrocken eine Sekunde, dann rannte er fort, so schnell er konnte.

„RADDITZ!“ Bulmas Stimme war so schrill und laut, dass ein Schwarm Vögel erschrocken fortflog.
 

Fünf Tage später…

Im Raumflughafen von Vegeta-Sei wurde die Ankunft eines Pods angekündigt. Bei dem Drinsitzenden handelte es sich um Vegeta, die baldige Hauptperson. Während er in dem speziellen Landungsfeld aufgefangen wurde, ging die Meldung seiner Ankunft per Funk raus.

Vegeta entstieg der kugelförmigen Raumkapsel. Er ignorierte die anwesenden, bereits niederknienden Saiyajins und flog sofort selbstständig zum Palast.

Sein Gesicht war eine steinerne Maske, keinerlei Gefühlsregung sichtbar.

Es hatte zwei Monate gedauert, aus dem unbekannten Quadranten wieder auf Vegeta-Sei zurück zu fliegen. Zwei Monate in Eiltempo, die drohende Gefahr im Nacken, um zuerst Aurum zu erreichen und von dort in der Raumkapsel hierher zu fliegen.

Aurelius würde sich um die baldige Versammlung der Planeten-Allianz kümmern, um die drohende Gefahr namens „Freezer“ anzukündigen. Vegeta würde ebenfalls dort sein, dann aber allerdings als offizieller König der Saiyajins. Dann würde man eine Entscheidung fällen, was zu tun wäre.

Kampf, Flucht, Verhandeln…wie immer die Entscheidung auch aussah, sie musste von allen intelligenten Völker dieser Galaxie getroffen werden. Die Saiyajins allein konnten nicht gegen Freezer bestehen.

Dies war sein Plan: kleine Schritte, die ihn aber atmen und schlafen ließen.

Ein Schritt nach dem anderen…nun stand zuerst seine Krönung bevor, dann…

Seit der Flucht vor Freezer, hielt ihn dieser Plan aufrecht; diese kleinen Fortschritte, an denen er sich entlang hangeln konnte, um nicht wahnsinnig zu werden.

Seine erste Flucht…welch furchtbare Schmach.

Wenn das sein Volk wüsste…jedoch, auch sein Vater und dessen Elitekrieger hatten gegen das echsenartige Monster verloren und Furcht gezeigt, wenn man den Worten des Feindes Glauben schenkte. Vegeta zweifelte jedenfalls nicht daran; nicht nach dieser schrecklichen Erfahrung.

Ein Powerlevel von einer halben Million…er kam immer noch nicht darüber weg. Sein Schweif sträubte sich, sobald er an das höhnisch grinsende Gesicht dachte. Er hasste den Geruch von Angst, den er dann ausdünstete und zwang sich nur noch mehr um die Beherrschung seiner Gefühle.

Niemand durfte davon erfahren.

Jedes Lebewesen wäre angesichts eines solchen Feindes froh gewesen, entkommen zu können, unverletzt und mit allen Gliedmaßen noch dazu.

Doch für Vegeta, der nie zuvor eine Niederlage erlitten hatte, nie zuvor vor einen übermächtigen Gegner gestanden hatte, war dies eine traumatische Erfahrung.

Den gesamten Rückflug hatte er sich in seiner Kabine verkrochen und sich nicht mehr der aurumanischen Mannschaft gezeigt. Er hatte nur wenig gegessen, sein Appetit war ihm vergangen.

Er hatte vor den Augen dieser schwache Rasse Angst gezeigt; er, der stärkste Saiyajin, wie peinlich. Vor Ankunft auf Aurum hatte er dem Kapitän Rubeus die Aufgabe überlassen, Bericht zu geben, während er in seiner Kapsel weitergeflogen war, in Richtung Heimat.

Er wollte niemanden sehen und niemanden sein Gesicht zeigen.

Aurelius hatte ihn über Funk erreicht. Seine Stimme war ernst und besorgt gewesen. Da der erfahrene Alte wusste, dass ein Saiyajin niemals über eine Niederlage oder Flucht sprach, hatte er diese Tatsache nicht angesprochen, sondern nur Vegeta mitgeteilt, zeitnah eine Konferenz einzuberufen. Vegeta hatte kein Wort gesagt, nur zustimmend gegrunzt.

In seinen Kopf beruhigte er sich ständig selbst, sagte sich dieselben Dinge wie ein Mantra auf, weshalb er seiner Umgebung keine Beachtung schenkte:

Ein Schritt nach dem anderen…Folge den Plan…erst die Krönung…dann…

Vegeta landete vor seinen Palast. Auch hier standen alle bereit und gingen bei seiner Ansicht auf die Knie.

„Heil dem König“ riefen sie demütig, während er mit schnellen Schritt an ihnen entlang marschierte, ohne darauf zu antworten. Keine Beachtung, kein zufriedenes Lächeln seinerseits, stattdessen eine düstere, ernste Aura und brütende Miene. Die Saiyajins wussten nicht, was ihren neuen König durch den Kopf ging, aber keiner wagte, nachzufragen.

Am Palasteingang stand Nappa bereit.

Er, der eigentlich mit besserer Laune bei Vegeta gerechnet hatte, wusste sofort bei seinem Anblick, dass etwas im Argen lag. Etwas hatte seinem neuen König gehörig die Stimmung verhagelt, weshalb der Glatzkopf jegliche fröhliche Begrüßung runterschluckte. Er machte schnell eine ebenso ernste Miene und folgte Vegeta, der ihm zwar zunickte, aber nicht anhielt, sondern einfach weiterging.

„Ist alles vorbereitet?“ waren Vegetas erste Worte seit langem. Seine Stimme klang dadurch besonders rau; weil seine Stimmbänder lange nicht genutzt worden waren.

„Jawohl“ beeilte sich Nappa zu versichern. „Heute Abend, zum Sonnenuntergang, werden wir die Beerdigungszeremonie durchführen mit anschließendem Leichenschmaus. Morgen früh beginnt die Krönungszeremonie. Da der Thronsaal nur begrenzt Platz hat, habe ich eine Vorauswahl getroffen, wer dann anwesend sein darf. Nur ausgewählte Krieger, wie von dir gewünscht. Anschließend zeigst du dich dem Volk, das ein zweites Bankett auf deine Kosten erhalten wird.“

Vegeta grunzte, sagte aber nicht, ob er zufrieden war.

Langsam wurde Nappa unruhig wegen dessen Stimmung.

Wo hatte Vegeta seine Gedanken? Plante er bereits seine Rache an den Mördern seines Vaters?

Nappa wusste nichts von den genauen Umständen, aber es gab nur eine Möglichkeit, wie Vegeta III. gestorben war und Altersschwäche gehörte nicht dazu. Im Gegensatz zu den Königinnen, waren die vergangenen drei Könige alle außerhalb von Vegeta-Sei gestorben. Während die Überreste ihrer Gemahlinnen in der Öffentlichkeit verbrannt worden waren, hatten Vegetas Vorväter nicht die Möglichkeit gehabt, ein Teil ihrer Heimat zu werden.

Es gehörte zum Schicksal eine saiyanischen Königs, in der Fremde, auf einem Schlachtfeld zu sterben. Meistens war die erste Aktion der neuen Generation, den Tod ihres Vorgängers zu rächen, wenn es möglich war.

Dachte Vegeta darüber gerade nach?

Über seinen zukünftigen Tod, seine Pflichten?

Nervös redete Nappa weiter, erzählte von den letzten Ereignissen. Er wusste nicht mal, ob Vegeta das interessierte, aber der riesige, ältere Krieger geriet in einen Redefluss, aus dem er nicht aussteigen konnte.

„Radditz ist unterwegs für die letzten Vorbereitungen. Er kümmert sich um die Koordinierung mit der Nahrungs-Kompanie. Wie du vielleicht gesehen hast, ist die Stadt geschmückt. Deine Garde-Uniform für heute und morgen ist vorbereitet.“

Vegeta grunzte manchmal nur beiläufig, sagte aber kein Wort. Ihre Schritte führte die zwei den Hauptturm entlang und Nappa ahnte, was Vegetas Ziel war: die königlichen Gemächer.

Vegeta würde die Räume des Königs in Besitz nehmen, die bislang versiegelt auf die Ankunft ihres Besitzers gewartet hatten.

Nappa schluckte nervös, was seinem Redefluss kurz unterbrach. Daraufhin konnten beide Männer nun besser das laute empörte Gekreische hören, was von draußen erschall.

Sie drehten gleichzeitig die Köpfe, um aus dem schmalen Fenster nach draußen zu sehen, wo eine Gruppe von Wachen fünf Frauen nach draußen geleitete. Eine von ihnen regte sich auf und beschwerte sich lauthals bei den Wachen, während die restlichen vier ungerührt weitergingen.

„Wie befohlen, werden die Mätressen deines Vaters nun den Harem verlassen“ erklärte Nappa, der von weitem die betreffenden Frauen schneller erkannt hatte. Nun, da des Königs Tod offiziell und keine von ihnen mit Königsblut schwanger war, hatte der neue König keine Verwendung mehr für sie. Vegeta aber erkannte nun auch das keifende Weib, die sinnlos gegen die Brust der Wachen trommelte: es war Aubergie.

Sie war die einzige Frau, die sich gegen den Rausschmiss wehrte. Die anderen hatten die Tatsache akzeptiert, dass das süße Leben in Luxus vorbei war, aber die Jüngste unter ihnen wollte den Palast nicht verlassen.

„Tse, die Frau macht ja immer noch so ein Drama“ zischte er angewidert.

„Tja, sie muss jetzt auch erfahren haben, dass sie keine Abfindung bekommt wie die anderen“ feixte Nappa schadenfroh. „Wie du befohlen hast, bekommst sie gar nichts. Wir haben sie rausgeworfen, bevor sie auch nur einen Koffer packen konnte. Die dumme Trine hat bis zuletzt gedacht, du würdest sie noch behalten.“

Vegeta schnaubte verächtlich. Niemals würde er eine Frau nehmen, die bereits mit seinem Vater das Bett geteilt hatte. Abgesehen von der Ehrlosigkeit, Hand an die Frauen seines Vaters anzulegen und dass weder ihr Charakter noch ihr Aussehen anziehend war, gab es noch einen anderen Grund, warum er Aubergie verabscheute.

Der neue Grund war Aubergies Untreue: man hatte sie dabei erwischt, wie sie mit einigen Wachen schäkerte und einen in ihr Zimmer eingeladen hatte. Die gelangweilte Frau hatte tatsächlich gedacht, sie könnte den Harem nutzen, wie sie wollte, solange der Hausherr nicht anwesend war.

Es geschah zu einem Zeitpunkt, als Vegeta bereits auf seiner Einzel-Mission war, darum war sie bislang am Leben geblieben: keiner wollte und konnte über sie richten.

Hätte man sie erwischt, wenn ihr Geliebter, der König, oder sein Sohn anwesend gewesen wären, so wäre ihre Strafe der Tod gewesen. Es ging nicht nur darum, dass sie ihren Herrscher hintergangen hatte. Hätte diese Untreue zu einen Kind geführt und dieses wäre als königliches Blut verkauft worden, hätte sie Extra-Räumlichkeiten und andere Privilegien unverdient erhalten.

Nun, heute, wo man dank Doktor Tomatoro und seinem Gerät die Vaterschaft nachweisen konnte, wäre so ein Betrug nicht mehr möglich. Außerdem konnte Vegeta rechnen: wenn eine Mätresse mehr als neun Monate nach des Königs Abflug PLÖTZLICH schwanger wurde, wusste jeder, dass der König nicht der Vater sein konnte.

Vegeta hatte den Kopf voll mit anderen Problemen: als er über ihren Verrat informiert wurde, hatte er veranlasst, sie am Tag seiner Ankunft hinauszuschmeißen und jegliche Geschenke, die sie einst vom König erhalten hatte, einzubehalten.

Während die anderen Mätressen mit vollen Koffern und einer Abfindung für die nächsten Jahre als Dank für ihre Treue und Dienste den Palast verlassen durften, stand Aubergie mit leeren Händen da.

Sie sollte froh sein, dass sie wenigstens unverletzt blieb.

Aber diese Gnade sah das stolze Weib nicht ein, denn während die älteren Frauen längst entschwunden waren, keifte sie immer noch die Wachen an, die ihr jeglichen Zutritt zurück in den Palast verweigerten.

Ihre schrille Stimme, ihre Dummheit, Ignoranz und Frechheit erzürnten ihn.

Wie konnte es jemand geben, der so unverschämt war?

Dafür besaß er nicht die Geduld und keine Nachsicht für eine saiyanische Frau, nicht mehr.

Er hatte vor Jahren Aubergie schon mal verwarnt und sie hatte nichts daraus gelernt; dann würde sie es heute, Jahre später, auch nicht mehr tun.

Vegeta erhob seinen Zeigefinger und konzentrierte sein Ki an der Fingerspitze.

Ein heller Blitz wurde durchs schmale Fenster abgefeuert und traf die wehrlose Frau mitten durch die Brust. Blutend fiel sie zu Boden. Die Wachen sahen erschrocken zur Quelle des Angriffs. Ihre Scouter sagten ihnen aber, von wem dieser Angriff stammte. Sie verstanden sofort.

Das keifende Weib war hingerichtet worden.

Eine Wache erhielt über Scouter eine Nachricht. Er beugte sich runter zur Blut spuckenden Frau, die leise nach Hilfe wimmerte.

„Unser neuer König lässt ausrichten“ brummte er „dass er dich wegen Untreue und Verrat an König Vegeta III. hinrichtet. Du hättest still verschwinden sollen, als es noch möglich wäre. Dann hättest du wenigstens dein Leben behalten.“

Aubergie schluchzte auf, doch es war sinnlos. Als letzte Gnade schenkte die Wache ihr einen schnellen Tod, indem er ihr den Hals brach. Er schnipste einen Kameraden herbei und zusammen entfernten sie den leblosen Körper und säuberten den Weg von jeglichen Blutspuren. Dies taten sie in Stille und ohne Beobachtung, denn Vegeta und Nappa waren bereits weitergegangen und wandten sich wichtigeren Themen zu.
 

Vegeta schritt zur höchsten Etage des größten Turms.

Die Königs-Gemächer lagen dort, einzig und allein den Herrscher den Saiyajins gehörig. Selbst wenn er sie mit seiner Gemahlin teilte, gehörten sie trotzdem nur ihm. Die Königin hatte ihre eigenen Gemächer unter ihm, in ihrer eigenen Etage und darunter lag die Etage des Thronfolgers.

Bevor Vegeta seine Hand an die versiegelte, prächtig verzierte Tür legte, zögerte er für eine Sekunde.

Er war noch nie drin gewesen. Es fühlte sich an, als würde er ein Heiligtum betreten.

Aber worauf wartete er? Es war nun sein Anrecht, denn sein Vater käme nie mehr zurück.

Mit einem Ruck stemmte er die Tür auf, riss das Siegel ab und marschierte herein.

Nappa folgte ihm neugierig. Solange der neue König ihn nicht davon abhielt, wollte er einen Blick hineinwerfen, diese seltene Gelegenheit nutzen.

Obwohl das Zimmer seit dem Weggang des Königs vor einigen Jahren nicht mehr betreten worden war, war die Luft weniger staubig als gedacht. Die Möbel waren alle mit einfachen, groben Tüchern bedeckt worden, um sie zu schützen.

Nappa machte sich nützlich und öffnete die Fenster, sowie die Balkontür, während er Vegeta die Zeit ließ, sich umzusehen. Er war zwar nicht der empathischste Saiyajin, aber er ahnte, dass es für den Jüngeren eine seltsame Situation sein musste. Dieser Raum atmete noch die Präsenz seines vorherigen Besitzers aus; es roch ja sogar noch nach König Vegeta III. Man könnte glauben, er würde jeden Moment hier hereinschneien und die Anwesenden anschnauzen, weil sie unerlaubt in seinen Privaträumlichkeiten waren.

Die Gemächer bestanden aus mehreren Räumen, für diverse Zwecke: Empfangszimmer, Arbeitszimmer, Schlafzimmer mit großem Bett, ein begehbarer Kleiderschrank, Bad…

Die edlen Möbel und kostbaren Kunstgegenständen stammten aus verschiedenen Epochen: teilweise Überbleibsel von der tsufurianischen Königsfamilie, teilweise von den letzten drei saiyanischen Königen angesammelt. Es handelte sich um Gegenstände, zu denen die letzten Könige einen persönlichen Bezug gehabt hatten und ihre Nachfolger sie aus Rücksicht oder Achtung behalten hatten. Trotzdem war es für Vegeta möglich, sich die Gemächer einzurichten, wie es ihm gefiel.

Was bedeutete, dass so einiges hiervon entfernt werden würde, um Platz für seine eigenen Besitztümer zu schaffen; wie seine Kleidung zum Beispiel.

„Wann soll hier eingeräumt werden?“ fragte Nappa vorsichtig.

Vegeta war immer noch schweigsam, hatte nur hier und dort mal ein Tuch weggezogen, um das betreffende Möbelstück genauer zu betrachten.

Beinahe andächtig strich er über die Tischplatte des Schreibtischs im Arbeitszimmer, ohne sich an den Staubspuren zu stören, die seine weißen Handschuhe annahmen.

Er schien Nappa nicht zu hören, war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.

Nappa fühlte sich unbehaglich. Er wünschte sich, zu gehen. Dieser Ort, dieser Moment gehörte Vegeta und er sollte keine Zeugen dabeihaben. Nappa besaß nicht das Recht, hier zu sein.

Es fühlte sich an, als würde er in einem Grab stehen.

Er räusperte sich laut. Vegeta schien ihn nun wieder zu bemerken.

„Mein König“ Nappa senkte ehrfürchtig den Kopf. „Die Beerdigung ist in fünf Stunden und morgen früh ist eure Krönung. Bis dahin können wir diesen Ort so lassen. Es stehen wichtigere Dinge an, die Ihr zuerst entscheiden müsst.“

Vegeta nickte zustimmend. Mit einer Handbewegung bedeutete er Nappa, zu verschwinden, was der Kahle auch aufatmend tat.

Kaum war er draußen, die Tür zugezogen, richtete Vegeta wieder seinen Blick auf den Schreibtisch, der sich in dem edel eingerichteten Arbeitszimmer befand.

Es gab bereits ein königliches Arbeitszimmer weiter unten im Palast, in der Nähe des Thronsaals, wo er schon öfters drin gewesen war. Doch dieser Raum atmete Würde und Geschichte aus.

Es lag nicht an der Möblierung oder an der Aussicht, obwohl sie vielleicht eine Rolle spielten. Aber dieser Raum, der einzig allein vom König benutzt wurde, hatte im Gegensatz zu den anderen, öffentlichen Räumen das Privileg, mit privaten Dingen gefüllt zu sein. Der Schreibtisch war aufgeräumt, kein unbearbeitetes Dokument lag drauf, stattdessen der Lieblingsfüller von Vegeta III., eine kleine Statue eines Tieres aus grünen Edelstein, eine Lampe, die aus der Tsufuru-Ära stammte.

Vegeta setzte sich auf dem gepolsterten Stuhl und sah mit leeren Blick nach draußen. Auf diesem Platz saßen einst abends einsam seine Ahnen und hatten ihre nächsten Schritte überlegt.

Welche Gesetze sie zu erlassen hatten, welche Urteile beschlossen werden mussten, welche Kriegspläne interessant waren.

Aber musste auch nur einer von ihnen das gesamte Schicksal ihres Volkes entscheiden, so wie er es tun müsste?

Stand ihr Überleben jemals so auf der Kippe? Hatte es jemals so einen gefährlichen Gegner gegeben?

Vegeta bezweifelte das.

Das widerliche Gefühl von Angst und Bedrohung bildete sich wieder in seinem Magen.

Denk an den Plan!

Vegeta ballte die Fäuste und schloss die Augen. Langsam und zischend ließ er seinen Atem entweichen, machte seinen Geist leer, um ja nicht daran zu denken.

Ein Schritt nach den anderen!

Heute Beerdigung!

Danach Krönung!

Danach die Planeten-Versammlung!

Danach…
 

Einige Stunden später…

Sadala, die einzige Stadt der Saiyajins, war mit Fackeln, Laternen und Bannern geschmückt, die das Königswappen zeigte. Sie war erfüllt von Saiyajins jeglichen Alters, Geschlecht, Größe.

Sie alle einte, dass sie heute aschfarbene Kleidung trugen, bis auf die Krieger in ihren besten Uniformen. Grau und Schwarz waren die vorherrschenden Farben, nur unterbrochen von weißen Bannern mit dem roten Symbol.

Bulma, die zum ersten Mal bei einer Beerdigung eines Königsmitglieds anwesend war, stand mit ihrer Familie am Straßenrand. Gine und Chi-Chi waren erschöpft; sie hatten bis zuletzt in der Küche gestanden und sie lehnten sich an ihre Männer, die sie behutsam umarmten.

Gine erinnerte sich an die Beerdigung der Königin und wie rücksichtsvoll es damals vom König gewesen war, fremde Köche zu engagieren. Doch damals hatte sich der Tod der Königin durch ihre Krankheit auch lange abgezeichnet und ihre Beerdigung war besser planbar gewesen.

Zudem kam die doppelte Belastung, weil morgen die Krönung stattfand. Zwar würde sie nicht dabei sein, dafür aber ihr Mann und ihre Söhne. Das restliche Volk würde aber draußen vor dem Palast warten, um den neuen König die Ehre zu erweisen. Dann würde es ein weiteres Festmahl geben.

Radditz war heute als Adjutant nicht anwesend, dafür stand Chi-Chis Vater, ein bulliger Mann mit dichten Vollbart, bei der Gruppe. Er war ein ehemaliger Unterklasse-Krieger, der vor einigen Jahren aus der Armee ausgetreten war, um seine Tochter aufzuziehen, da seine Gefährtin gestorben war. Seitdem stockte er seine Rationen als geschickter Handwerker auf. Er hantierte fingerfertig mit der Axt und konnte Holz gut bearbeiten.

„Erinnert ihr euch noch an die letzte Beerdigung?“ fragte er in die Runde und meinte damit besonders die älteren Saiyajins. Seine Tochter war damals noch zu klein gewesen und dasselbe galt für Bardocks jüngere Kinder.

„Die Königin hat furchtbar ausgesehen. Keine Ahnung, was sie erwischt hatte, aber so will ich nicht sterben“ antwortete Selypa.

Gine nickte „Eine solche Prozession wird es heute nicht geben, ohne Leichnam. Bei König Vegeta II. war es genauso.“

„So ist das bei den Saiyajins. Unsere Könige sterben außerhalb, die Königinnen dagegen hier“ brummte Toma. Er wandte sich Bardock zu. „Du hast Glück, du darfst morgen direkt bei der Krönung dabei sein. So eine Chance bekommt nicht jeder. Radditz hat sogar dafür gesorgt, dass Kakarott mit dabei sein darf.“

„Pfft“ Bardock pfiff drauf. „Zum Glück nur eine kurze Zeremonie. Bin mehr gespannt drauf, was jetzt auf uns zukommt.“

„Vegeta hat ja schon als Skattkönig regiert. Wir kennen seinen Führungsstil. Der hat sich seit seiner Kindheit ganz schön verbessert. Da sollten wir uns keine Sorgen machten“ tat Toma seine Sorge ab.

„Hast du von Radditz erfahren, wer den König getötet hat?“ fragte Selypa ihn neugierig.

Bardock schüttelte den Kopf. „Nö, dazu wurde nichts gesagt. Vielleicht ist der Schuldige schon tot. Ich schätze, wir werden bald neue Missionen bekommen, die uns in die neuen Gebiete führen werden. Wenn wir aber nicht unsere Pods verbessern, brauchen wir allein für die Reisezeit recht lange“ er sah seine Gefährtin entschuldigend an. „Dann werden wir uns weniger sehen.“

„Nicht, wenn wir endlich mal neue Raumschiff-Technologie erhalten würden“ mischte sich Bulma ein. „Mit dem richtigen Antrieb könnte ich die Geschwindigkeit verdreifachen.“

„Tja, solange das Embargo auf uns lastet, sehe ich schwarz“ entgegnete Toma.

Bulma seufzte zustimmend. Selbst ihre Kontakte nach Altharwa reichten nicht aus. Die entsprechenden Teile waren zu teuer und der Kauf wurde überwacht. Sie besaß zwar einiges vom alten Maschinenpark der Tsufurjins, aber die wollte sie nicht ausschlachten.

Es würde nicht ausreichen, um die Flotte der Saiyajins aufzurüsten; da war es besser, es in den alten, größeren Raumschiffen zu behalten.

Das Gespräch endete durch den aufkommenden Klang von schweren Trommeln.

Die Prozession erreichte sie, angeführt von den Elitekriegern. Der Krieger an der Spitze trug eine Standarte mit dem königlichen Wappen, die Krieger an der Seite dagegen Fackeln. Majestätisch wehten ihre Umhänge im Wind.

Es folgten die Trommler, dann kamen die Mond-Wächter.

Diese Krieger, die freiwillig ihren Schweif geopfert hatten, um bei Vollmond zu patrouillieren, besaßen bei solchen Veranstaltungen das Recht, als Leibgarde des Verstorbenen aufzutreten.

Dazu trugen sie weiße Umhänge mit dem roten Zeichen der Saiyajins, geschmückt mit einer goldenen Spange. Ihre Kapuzen, tief runtergezogen, verdeckten die Gesichter. Ein Krieger in der Mitte, der Älteste mit den längsten Verdiensten, erhielt die größte Ehre: die Präsentation des Verstorbenen.

Da der Leichnam fehlte, wurde stattdessen eine Büste gehalten. Eine alte, fast vergessene Tradition der Saiyajins, von Verstorbenen Abbilder zu machen und diese zu verbrennen, wenn man es nicht schaffte, ihre Körper für die Beerdigung zurück zu bringen.

So sahen die Zuschauer ein letztes Mal das Antlitz ihres verstorbenen Herrschers, kunstvoll hergestellt durch gebrannten Lehm und passend bemalt. Auch Bulma, die König Vegeta III. nie persönlich getroffen hatte, konnte einen schnellen Blick auf sein Profil werfen. Sie erkannte sofort die Ähnlichkeit zu seinem Sohn, dessen Gesichtszüge sie oft genug studiert hatte.

Beklommen dachte sie an die Zukunft.

Würde sich diese Prozession bei Vegetas Tod wiederholen?

Wie gefährlich würde seine Aufgabe werden, nun da er der König dieser Kriegerrasse war?

Am Ende der Hauptstraße brannte ein helles Feuer. Da Bulma und ihre Familie dort nicht standen, weil es keinen freien Platz mehr gegeben hatte, konnte sie nur Schemen aus der Entfernung erkennen.

Doch die Person, die ganz vorne stand, allein und vom Feuer beleuchtet und deren hochstehenden Haare denen der steinernen Büste ähnelte, konnte nur einer sein: Vor dem Feuer wartete Vegeta.

Als die Prozession bei ihn ankam, teilte sie sich und ließ die Ehren-Wache zu ihm vor. Vegeta nahm die Büste behutsam an. Er hob sie hoch, zeigte sie dem Volk, dass anfing laut zu brüllen und zu trampeln, angefeuert von den schnellen Trommelschlägen.

Dann warf er den Steinkopf in die lodernden Flammen. Die Feuerzungen leckten daran, jedoch waren sie nicht heiß genug, um ihn zu zerstören. Ein Ki-Strahl, aus Vegetas Händen abgefeuert, zerbarst ihn endgültig.

Vegeta wand sich dem Volk zu.

Die Trommel standen still, ebenso die Saiyajins. Ihre Augen ruhten auf der neuen Generation.

Vegeta ließ ein Brüllen raus, welches Bulma durch Mark und Bein ging.

Sie hörte grenzenlose Wut und einen Schmerz, den sie niemals bei ihm erwartet hatte. Es drang tief in sie ein, brachte ihr Herz zum Zittern. Erschrocken hielt sie eine Hand auf ihre Brust. Die Saiyajins um sie herum fingen nun auch an zu brüllen, laut und durchdringend, aber Bulmas Mund blieb still.

Ihre Augen suchten nach Vegeta, versuchten aus der Ferne sein Gesicht zu sehen.

Eine eiserne Miene, die hoheitsvoll den dröhnenden Lärm des Volkes annahm, beleuchtet vom Feuerschein.

Bulma war unsicher, ob sie sich den Schmerz in seinem Schrei eingebildet hatte, angesichts der Stärke, die er jetzt zeigte.

Oder war es nur seine Maske, weil man dies von ihm erwartete?
 

Am nächsten Tag, früher Morgen…

Vegeta überprüfte seine Erscheinung im Spiegel.

Er befand sich in seinen eigenen Gemächern, die vergangene Nacht hatte er noch in der Thronprinzen-Etage verbracht.

Seine letzte Nacht dort, bevor er die Gemächer des Königs bezog.

Sein Spiegelbild zeigte eine königliche Erscheinung: die breiten Schulterepauletten an seinem weißen Brustpanzer, daran ein purpurroter Umhang, der mit zwei goldenen, juwelenverzierte Broschen befestigt war. Dazu strahlend weiße Handschuhe, goldbestickte Stiefel und ein mitternachtsblauer Anzug.

Dennoch hatte Vegeta das Gefühl, als fehlte etwas. Es gab keinen großen Unterschied zu seiner sonstigen Gala-Uniform, abgesehen von ein paar Kleinigkeiten.

Sein Vater hatte immer gerne etwas Schmuck getragen, goldene Armreife und dazu eine Kette mit Anhänger. Mehr war nicht nötig gewesen, um als König der Saiyajins erkennbar zu sein. Auf einen Schnickschnack wie eine Krone oder Zepter verzichtete ihre Rasse.

Sein bevorzugtes Schmuckstück war die emaillierte Medaille gewesen, die einst Vegeta I. persönlich dem König der Tsufurjins entrissen hatte. Dieses Schmuckstück symbolisierte den Beginn der Ära der Saiyajins als gefürchtete Rasse.

Es war das einzige Kleinod gewesen, auf welches Vegeta als junger Prinz stets einen begehrlichen Blick geworfen hatte, nur aufgrund seiner Geschichte. Leider würde er es niemals besitzen, denn Freezer hatte es zerstört.

Vegetas Kiefer verhärtete sich bei der Erinnerung, wie jener die Medaille leichtfertig in kleine Stücke zerbrochen hatte. Schnell konzentrierter er sich wieder auf die Gegenwart, er wollte sich für heute etwas Normalität bewahren, ohne Furcht vor der Zukunft.

Er rieb sich über die Brust, wo deutlich etwas fehlte. Die anwesenden Saiyajins bei der Krönung erwarteten eine prachtvolle Erscheinung.

Wenn Vegeta mal protzig sein sollte, dann in diesem einzigartigen Moment. Da ihm der dazu benötigte Schmuck fehlte, müsste er ihn sich halt borgen.

Er verließ seine Gemächer, um in die Königsräume zu gehen. Dort, im Ankleidezimmer seines Vaters würde er etwas finden, was er nutzen könnte.

Es war ein seltsam tröstlicher Gedanke, etwas an sich zu tragen, was einst seinem Vater gehört hatte. So, als würde er anwesend sei

Vegeta schüttelte den Kopf angesichts des sentimentalen Quatsches, welches er gerade verspürte.
 

Im Ankleidezimmer gab es einen Tresor, dessen Kombination Vegeta aber kannte. Sein Vater hatte ihn vor dem Abflug diese Information gegeben, damit er, wenn es nötig sein sollte, alles öffnen konnte. Eine Aktion, die jeder Saiyajin tat, wenn er mit seinem Tod rechnen musste. Man hinterließ stets ein aufgeräumtes Zuhause und klare Anweisungen, was im Falls seines Todes zu tun war.

Er holte diverse Kästchen aus, um sie im helleren Empfangszimmer auf den größeren Tisch auszubreiten und besser zu begutachten.

Siegelringe, breite goldene Armreife, Broschen, Orden und diverse Ketten schimmerten vor ihm.

Vegeta hatte keine Ahnung, was er auswählen sollte. Mode und Style interessierten ihn nicht; er war die tägliche Uniform eines Soldaten gewöhnt, da musste man nicht jeden Tag überlegen, was anzuziehen war.

Eine Kette weckte seine Aufmerksamkeit: der Anhänger bestand aus einem breitem Stück blanken, schweren Goldes, welches mit drei runden, grünen Edelsteine besetzt war.

Vegeta nahm es in die Hand und betrachtete es nachdenklich. Er erinnerte sich, wie sein Vater dieses Schmuckstück früher recht oft getragen hatte, vor langer Zeit.

Dann, eines Tages, hatte er es abgelegt, trug stattdessen die geschichtsträchtige Medaille und erzählte seinen Sohn die dazugehörige Geschichte.

Da es die zweitliebste Kette seines Vaters war und recht auffällig dazu, beschloss Vegeta, keine weitere Zeit zu verschwenden und legte es sich um. Der Anhänger lag anschmiegsam auf seiner Brust, passte sich der geschwungenen Form an.

Damit war diese Angelegenheit auch erledigt. Er schob die restlichen Schmuckstücke ins dazugehörige Kästchen und schloss es wieder in den Tresor ein.

Er kehrte zurück in seine Gemächer, setzte sich auf einen Sessel in seinem Empfangszimmer und beschloss, hier zu warten, bis es Zeit für die Zeremonie war.

Er nutzte diesen letzten ruhigen, unbeobachteten Minuten und leerte seinen Geist, konzentrierte sich auf seinen Herzschlag und merkte, wie ihn eine innere Ruhe überkam. Diese Ruhe musste er gleich ausstrahlen, dazu Stärke und Zuversicht, wenn er den Thronsaal betrat.

Doch ein beharrliches Klopfen an der Tür riss ihn aus seiner Meditation.

„Was gibt’s?“ fragte er laut, unwillig jemanden zu empfangen.

Doch der Eintretende fürchtete sich nicht, öffnete bedachtsam die Tür.

Vegeta hob erstaunt eine Augenbraue, als er die betreffende Person erkannt.

Es handelte sich um seinen alten, ehemaligen Lehrer Gurki.
 

Gurki nutzte Vegetas Verblüffung aus, um schnell in den Empfangsraum reinzuhuschen, die Tür sacht hinter sich schließend.

„Vergebt mir meinen unangekündigten Besuch“ sagte er leise und senkte demütig den Kopf. „Doch nach eurer Krönung werdet Ihr so beschäftigt sein, dass Ihr keine Zeit mehr für einen alten Mann habt. Ich möchte euch nur beglückwünschen und euch vorab mein Geschenk überreichen. Da leider nicht ich die Ehre habe, als Zeuge eurer Krönung heute anwesend zu sein, muss ich dies vorab tun“ ein Hauch von Bitterkeit und Vorwurf lag in seinen Worten, doch Celeron war der Dienstälteste der Archivare und für die Chronik der Königsfamilie zuständig. Darum durfte Gurkis Kollege diese Aufgabe übernehmen.

Vegeta bewegte sich nicht, blieb eisern sitzen und so legte Gurki das eingeschlagene Geschenk auf den nächststehenden Tisch ab.

Gurki hob vorsichtig den Kopf, da der neue König so eisig schwieg, um wenigstens anhand seiner Gesichtszüge die Stimmung zu erfahren. Doch anhand Vegetas versteinerter Miene konnte er nicht sagen, ob jener erfreut oder genervt war.

Dafür fiel dem Alten etwas Anderes auf. Er stutzte bei dem ungewohnten glitzernden Anblick auf Vegetas Brust.

„Oh, wie wunderbar“ sagte er erfreut. „Eure Mutter würde sich sehr freuen.“

„Wovon redest du?“ fragte Vegeta unwirsch.

Gurki zuckte erschrocken zusammen, er hatte sich zu spät daran erinnert, dass man die Königin nicht erwähnen durfte. Aber da Vegeta nachfragte, musst er Antwort geben.

„Dieses Schmuckstück“ sagte er und zeigte vorsichtig auf Vegetas Brust „war einst ein Geschenk eurer Mutter an euren Vater. Er trug es sehr gerne, aber dann…als ihr Zwist begann…legte er es ab und ich habe es nie wieder an ihm gesehen.“

Vegeta holte zischend Luft. Nun erinnerte sich auch. Ungefähr nach Tarbles Geburt hatte sein Vater mit dem Wechsel begonnen. Gurki hatte Recht, der Zeitpunkt kam hin.

Zögernd berührte er den Anhänger. Hatte er eine falsche Wahl getroffen?

Wenn Gurki sich daran erinnerte, würden es vielleicht auch andere von den älteren Saiyajins tun. Sollte er es wechseln?

Gurki schien Vegetas Gedanken zu erahnen, denn er beteuerte eilig „Ihr habt eine gute Wahl getroffen. In diesem Schmuckstück vereinen sich eure Eltern. Da ich vermutete, dass die ehrwürdige Medaille eurer Vorfahren mit König Vegeta III. untergegangen ist, ist dies ein würdiger Ersatz. Euer Vater wäre sehr stolz, würdet Ihr dies heute tragen.“

„So, wäre er das?“ fragte Vegeta spöttisch und mit bitteren Unterton. Er bezweifelte, dass Gurki die Gedanken des Königs so gut kannte. Er sollte sich nicht erdreisten, für den König zu sprechen…oder die Königin.

Gurki missverstand seinen Kommentar. Es hörte sich so an, als würde Vegeta an sich zweifeln.

Er lächelte mitfühlend.

„Der König…euer Vater“ begann er langsam „war streng zu sich und streng zu anderen. Er hatte hohe Ansprüche an sich und sein Volk. Doch durch seinen Antrieb wurden wir stark. Ihr habt bereits als kleines Kind eine harte Ausbildung erhalten, doch heute kann man sehen, dass euer Vater es für euch tat. Die verschiedenen Lehrer, zu denen ich auch gehörte, das harte Training, eure lange Reise weit ab von der Heimat…ihr wurdet nicht nur stärker als jeder andere, sondern auch gebildeter. Dieses Wissen, diese Erfahrung, eure unvergleichliche Stärke sind die Geschenke eures Vaters. Er gab sie euch als Werkzeug, damit ihr als König bestehen könnt. Wahrlich, ich bin von euren Fähigkeiten als Herrscher überzeugt. Goldene Zeiten werden für unser Volk anbrechen“ sagte er lächelnd.

Vegeta wollte ihn nicht unterbrechen, konnte es auch nicht: In Gurkis Stimme lag keine Ironie, er meinte jedes Wort ernst.

Was dessen Behauptung über des Königs Pläne ging, so gab Vegeta ihm Recht. Sein Vater hatte mit Lob und Liebenswürdigkeit gegeizt, aber er hatte sich um eine elitäre Ausbildung für seinen Nachfolger gekümmert.

Vegeta stände nicht hier ohne ihn. Nur mit simpler Stärke wäre er nicht so weit gekommen und angesichts der drohenden Gefahr wäre er längst untergegangen.

Nun, wo ein Feind vor den Toren stand, der unvergleichlich stark war, musste sich der neue König der Saiyajins auf Gerissenheit und Geschick verlassen, auf gute Geschäftsbeziehungen und unkonventionelle Mittel.

Ein seltsamer Trost, den Vegeta gerade verspürte, angesichts dieser Erkenntnis: sein Vater hatte ihn auf Freezer so gut vorbereitet, wie er gut konnte. Den Rest musste Vegeta nun selbst erledigen.

Tief seufzend lehnte er sich zurück.

Er winkte dem Alten beiläufig zu, dass er erlassen war. Sein Geschenk würde er in einer ruhigen Minute ansehen.

Gurki verneigte sich und drehte sich um. Als seine Hand die Klinke berührte, hörte er hinter sich Vegeta sprechen.

„Neben dem Thron gibt es genügend Säulen, wo ein dürrer Mann sich verstecken kann.“

Ein simpler Satz, aber Gurki verstand die Aussage: Vegeta gab dem Alten die Erlaubnis, bei der Krönung anwesend zu sein. Nicht offiziell, aber versteckt hinter der Säule neben dem Thron, würde er niemanden auffallen.

Leise flüsterte der Alte gerührt Worte des Dankes, bevor er verschwand.

Vegeta hörte, wie die Türe leise schloss und er wieder allein im Raum war. Seine Hand glitt zu der Kette auf der Brust, drückte sie leicht.

Er entschied sich, sie zu tragen.
 

Im Thronsaal hatten sich die ausgewählten Krieger versammelt.

Feierlich und mit ernsten Gesichtern standen sie in Reihen, jeder auf seinen ausgewählten Platz.

Die Tore gingen auf, mit festen Schritt trat Vegeta herein und marschierte über den roten Teppich zum aufragenden Thron.

„Es erscheint…“ rief Nappa laut aus „unser König, Vegeta IV. Kniet nieder!“

Auf seinen Befehl hin fielen alle Anwesenden auf die Knie, der Kopf gesenkt. Ein Meer aus schwarzen Köpfen, über die Vegeta aufragte.

Es war nicht das erste Mal, dass er zum Thron schritt, auch nicht das erste Mal, dass er sich draufsetzen würde. Als Skattkönig hatte er dieses Privileg schon besessen.

Doch nun war er keine Ersatzperson mehr, kein Prinz. Dieses Mal erwartete ihn nicht sein Vater am Ende des Ganges, sah nicht spöttisch lächelnd und mit diesem gewissen stolzen Funkeln in den Augen auf ihn herab.

Nie wieder!

Dieser Platz gehörte nun ihm, bis die nächste Generation erscheinen würde.

FALLS es eine neue Generation geben würde…

Nein, keinen Gedanken dran, kein Geruch von Furcht durfte an ihm hängen, während er diesen Thron bestieg.

Er bestieg bedächtig die Treppen hinauf, der Raum war still und von feierlichen Ehrfurcht erfüllt. Obwohl sie nicht wagten, aufzusehen, sahen die anwesenden Krieger aus den Augenwinkeln dabei zu, wie Vegeta vor dem Thron stand. Nur wenige waren draufgängerisch genug, den Kopf zu erheben, so wie Bardock es tat.

Dann, nur für diese Mutigen sichtbar, sahen jene dabei zu, wie Vegeta kurz andächtig den Kopf senkte, als würde er sich bei jemanden bedanken.

Er drehte sich um, sein Umhang flatterte majestätisch dabei auf.

Vegeta sah über die Köpfe seiner Krieger, die kampfbereit vor ihm knieten, bereit, für ihn in den Tod zu ziehen.

Krieger unterschiedlicher Klassen und Alters, aber alle erfahren, durch Kämpfe abgehärtet.

Er sah Nappa und Radditz, die als seine Adjutanten das Privileg besaßen, in der ersten Reihe zu knien.

Weiter hinten sah er Bardock, dessen rotes Stirnband ihn deutlich auswies und neben ihm Kakarott, die beiden einzigen Draufgänger, die es wagten, ihm offen in die Augen zu sehen: Bardocks Blick war grüblerisch und abschätzend, Kakarotts dagegen nur neugierig.

Hm, Bulmas Vater hatte anscheinend noch seine Zweifel, was seine Fähigkeiten belangte…oder es war ein persönliches Problem.

Darum würde er sich später kümmern müssen.

„Saiyajins“ rief er laut in den Saal. „Schwört ihr mir Treue?“

„Wir schwören!“ riefen die Krieger, Männer und Frauen, einstimmig.

„Wenn der Himmel schwarz wird, wenn es Blut regnet, wenn der Feind naht…“ begann Vegeta.

„Folgen wir dem König!“ beendeten die Krieger ihren Schwur.

„So sei es! Als euer König werde ich an vorderster Fronst stehen! Als euer König führe ich euch in die Zukunft“ rief Vegeta aus.

„Heil dem König, siegreich und stark!“ war die laute Antwort.

Ja, sie schworen, für ihn zu sterben, zeigten keine Angst.

Wir konnte er da Furcht zeigen?

Aber vielleicht war er auch nur der Einzige, der die Bedeutung verstand.

All diese Krieger, so erfahren wie sie waren, hatten niemals zuvor einem Gegner wie Freezer gegenübergestanden.

Wenn es soweit war…würden sie wirklich kämpfen können?

Oder würden ihre Beine vor Angst zittern, ihre Glieder schwach und ihre Gesichter bleich werden?

Egal, er wäre da!

Er würde sie anführen.

Selbst wenn er der Letzte auf dem Schlachtfeld war, würde er aufrecht sterben.

Selbst wenn er als Letzter auf dem Schlachtfeld blieb, um seinen Volk die Möglichkeit zur Flucht zu geben, würde er es tun.

Denn das war es, was einen König ausmachte; das war das Wichtigste, was sein Vater ihm gelehrt hatte.

Der König beschützte sein Volk und kümmerte sich um dessen Überleben.

Das war seine Pflicht!

Das war seine Bürde!

Zukunftspläne

Zwei Tage nach der Krönung ihres neuen Königs und dem langsamen Ausnüchtern nach der zweitägigen Feier, fing für die Saiyajins wieder der Alltag an.

Die meisten sahen die Zukunft gelassen: Was sollte sich schon groß ändern?

Vegeta hatte schließlich schon mit 19 Jahren als Skattkönig begonnen, das Volk zu regieren. Er sah damit schon auf drei Jahre Erfahrung herab, er war kein Neuling auf dem Thron.

Er war der Stärkste unter ihnen, aber auch gerecht und gerissen, ein wahrer Elite-Krieger königlichen Geblüts; kein anderer Saiyajin war ihm ebenbürtig und besser für diese Stellung geeignet.

Kaum hatte Vegeta die höchste Position übernommen, schon stand der erste Außen-Termin an: eine überraschend einberufene Konferenz der Planeten-Föderation. Vertreter aller Rassen, egal ob Mitglied im Bund oder nicht, waren auf nachdrückliche, hartnäckige Weise dazu eingeladen worden.

Zur Überraschung von Nappa und Radditz, wollte ihr König allein hinfliegen. Sie wunderten sich, weil ihr Herrscher schließlich eine Entourage verdiente, aber Vegeta winkte uneinsichtig ab.

„Zu viele Saiyajins bedeutet, ich kann nur eines der großen, langsamen Raumschiffe nutzen. Ich reise allein im Pod, das geht schneller“ schmetterte er ungeduldig ihren Einwand ab. Eine Reise von drei Tagen würde so weniger als einen dauern.

Weder Nappa noch Radditz konnten ihn überreden und waren irritiert von seiner verdrießlichen Laune. Sie hatten damit gerechnet, dass Vegeta nach seiner Krönung sehr viel besser gestimmt wäre. Stattdessen zog er immer noch eine verbitterte Miene und die beiden kannten ihren Kameraden gut genug, um zu wissen, dass es nicht aus Trauer war. So sehr hatte er nicht an seinen Vater gehangen.

Aber was auch immer ihm aufs Gemüt drückte; solange er nichts sagte, war es schlauer, ihm zu gehorchen. Das war das Einzige, was Vegeta aufmuntern konnte.

Gut, er war der König, sein Wille Befehl: sollte er allein nach Altharwa fliegen und sich als neuer König der Saiyajins präsentieren, wenn er es so wollte.

Sie hatten, im Gegensatz zu Vegeta, keine Ahnung, warum diese Konferenz einberufen worden war; glaubten, es wäre eine Reaktion auf den saiyanischen Thronwechsel.

Vegeta schwieg. Noch war nicht der richtige Zeitpunkt, um ihnen von der drohenden Gefahr zu erzählen.

Er gönnte seinen alten Kameraden noch etwas Ruhe, bevor auch sie ihre Nächte schlaflos verbringen würden, aufgrund des lebenden Alptraums namens Freezer.
 

Bulma ärgerte sich über ihr Zögern.

Hätte sie Vegeta doch nur heimlich im Palast besucht!

Wer konnte damit rechnen, dass er schon so schnell wieder fortmusste?

Nicht mal über ihren Scouter hatte sie ihn erreichen können, er war blockiert gewesen.

Hätte Radditz ihr nicht erzählt, dass Vegeta zu einer dringenden Konferenz reisen müsste, wäre sie unwissend mithilfe ihrer speziellen Schlüsselkarte in die königlichen, leeren Gemächer eingedrungen. Schlimmstenfalls hätte man sie als Einbrecherin verhaftet.

Nun musste sie warten, bis Radditz sie über Vegetas Rückkehr wieder informierte oder Vegeta selbst sich wieder bei ihr melden würde. Bis dahin lenkte sie sich mit ihren alltäglichen Aufgaben ab.

Aber heute, sieben Tage nach der Krönung, stand etwas anderes, ungewöhnliches auf dem Programm.

Bardocks Familie, der engere Kreis, bestehend aus seinen Kindern und Kakarotts Freundin Chi-Chi, traf sich heute zum gemeinsamen Abendessen in seiner Hütte.

Anlass war eine geheimnisvolle Mitteilung, die Kakarott machen wollte.

So saßen Bardock und seine erwachsenen Söhne am Tisch, während sie aufs Essen warteten, welches die Frauen gemeinsam zubereiteten.

Kakarott schwieg bislang geheimnisvoll und sagte selbst auf Nachfragen nicht, warum er alle einberufen hatte. Er wollte bis nach dem Abendessen warten. Das war schnell auf den Tisch, dank der Vorarbeit und den Mitbringsel, die alle Kinder mitgebracht hatten. Auf dem Tisch, dem Herd und den beistehenden Küchentischen stapelten sich die dampfende Schüssel und Töpfe, sowie Platten mit aufgeschnittenen Braten und geräucherten Fisch.

Nach dem Genuss des reichhaltigen Mahls tischte überraschenderweise Chi-Chi zum Abschluss eine Flasche teuren Perlweins auf. Gine sah sich bei deren Anblick genötigt, ihre besten Kristallgläser rauszustellen, um die goldweiße, perlende Flüssigkeit gebührend zu präsentieren.

Misstrauisch starrte Bardock zuerst auf sein gefülltes Glas, dann auf seinen jüngsten Sohn.

„Los, raus damit, Kakarott“ knurrte er ungeduldig. „Weshalb sind wir hier? Was willst du uns so Wichtiges sagen? Es scheint sich um einen besonderen Anlass zu handeln, sonst würde deine Freundin nicht so etwas Gutes spendieren.“

„Deine erste Solo-Mission?“ versuchte Bulma es zu erraten.

„Bist du befördert worden?“ fragte Radditz stirnrunzelnd. Er fühlte sich unwohl und neidisch bei dem Gedanken, dass sein jüngerer Bruder vor ihm den Rang eines Mittelklasse-Kriegers erhalten hätte.

Zu seiner Erleichterung schüttelte Kakarott aber den Kopf. Er warf seiner Freundin, die neben ihm saß, einen verschwörerischen Blick zu. Sie nickte zustimmend und lächelte vorfreudig; überließ ihm das Wort.

Die Neugierde stieg, gespannt und fast ungeduldig starrte seine Familie ihn an.

„Chi-Chi ist schwanger!“ verkündetet er strahlend und erhob sein Glas. „Ich werde Vater!“

Verdutztes Schweigen und riesige Augen waren die erste Reaktion. Damit hatte keiner gerechnet.

„Glückwunsch!“ rief Gine als erstes mit strahlendem Lächeln. Bulma tat es ihr perplex nach.

Bardock und Radditz brauchten etwas mehr Zeit.

„DU WIRST VATER?!“ rief Radditz schockiert aus.

„Das ist der Untergang der Saiyajins“ murmelte Bardock und leerte in einen Zug sein Glas.

Das Zeug war zu schwach, schoss es ihm dabei durch den Kopf. Es war zwar lecker, aber er brauchte etwas Stärkeres.

Während Gine und Bulma der werdenden Mutter Fragen zu ihrer Schwangerschaft stellten, stand er auf, um aus seinem Versteck einen stärkeren Tropfen zu holen. Das gab ihm den benötigten Moment, um seine Unbehagen zu unterdrücken.

In seinen Augen war Kakarott noch zu jung und zu unreif, um selbst schon Kinder zu haben. Der Junge war erst achtzehn Jahre alt…allerdings war es in diesem Alter nicht ungewöhnlich, sein erstes Kind zu zeugen. Schließlich begannen die meisten Saiyajins im Alter von sechzehn Jahre mit Sex, da geschahen auch so einige Schwangerschaften. Wenn man den Umstand hinzunahm, dass Kakarott schon seit Monaten mit ein und derselben Frau schlief, war es wirklich nur eine Frage der Zeit gewesen.

Bardock war damals bei Radditz Zeugung auch nicht viel älter gewesen; neunzehn bei der Zeugung, zwanzig bei der Geburt…aber geistig viiiel reifer, davon war er selbstgefällig überzeugt.

Mit dieser überheblichen Vorstellung setzte er sich wieder an den Tisch und stellte die Flasche und zwei kleine Schnapsgläser dort ab. Er köpfte den Korken und goss die kleinen Gläser randvoll.

„Trink!“ befahl er seinen Jüngsten, der bereits seinen Wein geleert hatte.

Unsicher nahm dieser das Glas mit der dunklen, bedrohlichen Flüssigkeit an, dessen alkoholischer Geruch unangenehm in der Nase brannte. Von so einem Zeug hielt er sich eigentlich fern; er verstand auch nicht, wieso jemand so etwas Brennendes gerne trank. Aber da sein Vater darauf bestand…

Bardock stieß mit ihn an und goss es sich in einen Zug runter.

Kakarott machte es ihm nach.

Als die scharf brennende Flüssigkeit seine Kehle herabrann und reizte, konnte er sich nicht mehr beherrschen und hustete laut.

Bardock klopfte ihm hart auf den Rücken.

„Ab heute bist du ein Mann“ sagte er ruhig und schenkte ihm ein weiteres Glas ein. „Trink!“

„Was ist mit mir?“ fragte Radditz und deutete auf sein geleertes Weinglas, als Alternative zu den kleinen Schnapsgläsern. Bekam nur Kakarott den harten Stoff ab? Er konnte auch was gebrauchen bei dieser Neuigkeit, außerdem vertrug er mehr.

Bardock ignorierte sein leeres Glas und sah ihn zweifelnd an.

„Das muss sich noch zeigen“ missverstand er absichtlich Radditz Frage.

Radditz stutzte und verstand den „Witz“.

„Haha“ lachte er sarkastisch. Bardock lächelte ihn herausfordernd an.

„So, in sieben Monaten ist es also soweit…mein erstes Enkelkind“ sagte Gine laut und unterbrach den verbalen Kampf, der sich zwischen Vater und Sohn anbahnte. „Bestimmt wird es ein Junge.“

Die Wahrscheinlichkeit war hoch, angesichts der geringen Geburtenrate von Mädchen.

„Das denken wir auch. Jedenfalls haben wir uns nur Jungennamen ausgesucht. Kakarott hat einen sehr hübschen, außergewöhnlichen Namen gefunden, den wir nutzen wollen“ erzählte Chi-Chi.

„Ach ja? Welchen denn?“ stellte Bulma die Frage, die auch den anderen besorgt durch den Kopf ging.

Auf was für eine Schnapsidee von Namen war Kakarott für seinen Erstgeborenen gekommen?

Wieder überließ Chi-Chi ihren Freund das Wort, sah ihn auffordernd an.

„Gohan!“ erklärte er stolz.

„Das kling…fremdländisch“ stellte Gine fest.

„Nicht saiyanisch“ machte Radditz deutlich.

„Ich finde ihn schön“ war Bulmas Meinung. „Ein guter Klang. Aber heißt nicht so auch diese Getreideart, die es auf Altharwa gibt?“

Kakarott nickte bejahend. „Es ist unsere Lieblings-Beilage. Sie ist vielseitig, gut kombinierbar und immer lecker. Unser Sohn soll ein Saiyajin mit vielen Talenten werden“ erklärte er den Grund für ihre Auswahl.

„Stark wie sein Vater, hübsch wie die Mutter, klug wie seine Tante; das ist unser Wunsch“ redete Chi-Chi für ihn weiter. „Außerdem wollten wir einen Namen, den es bislang noch nie gab.“

„Passt“ war Bardocks kurzbündiges Urteil zu dem Namen.

„Na, du hast gut reden. Immerhin hast du dir ja auch einen Namen wie „Bulma“ ausgedacht“ spottete Radditz. Dieser Name war bislang auch einzigartig bei ihrem Volk.

„Passte auch perfekt zu ihr. Nebenbei, ich habe auch Kakarotts Namen ausgesucht. Ein Blick auf seine Haare und der Name war klar“ entgegnete sein Vater mit mildem Lächeln.

„Was ist an meinen Namen auszusetzen?“ fragte ihn gleichzeitig seine Schwester argwöhnisch und sah Radditz drohend an.

Radditz, der seinen Fehler erkannte und seine Schwester nicht kränken wollte, sah betont nur seinen Vater an. Etwas war ihm bei dessen Worten aufgefallen.

„Was ist mit meinen Namen?“ fragte er. „Wer hat ihn ausgesucht? Mutter?“

Bardock hatte nur davon gesprochen, die beiden jüngsten Kindern benannt zu haben.

Aber warum nicht seinen ältesten Sohn, sein erstes Kind?

Sein Vater nickte bestätigend. „Gine war mit meiner Namensauswahl für dich nicht zufrieden, darum hatte sie das letzte Wort“ erzählte Bardock, immer noch ungewöhnlich mild lächelnd, was Radditz Misstrauen wecke. Es war ein trügerisches sanftmütige Lächeln, was im Gegensatz zu dem spöttischen Funkeln in Bardocks Augen stand. Diese Art von Lächeln kündigte stets eine verbale Klatsche an, was Radditz dank langjähriger Erfahrung wusste.

„Ich wolle dich „Negi“ nennen“ fuhr er fort. „Nach deiner Großmutter, deren Frisur du auch geerbt hattest. Ich hatte den Wunsch, dass du eine ebenso starke Frau wirst wie sie.“

Radditz blinzelte verdutzt.

„Ich bin aber ein MANN!“ entgegnet er scharf.

Bardock zuckte mit den Achseln. „Wie gesagt, das muss sich erst noch zeigen“ sagte er nonchalant.

Radditz knurrte und wollte gerade anfangen, von seinen Erfolgen zu berichten, als seine Schwester sich einmischte.

„Warum müsst ihr immer streiten?“ unterbrach Bulma die beide genervt, bevor sich eine laute Diskussion entwickelte. Aber bevor sie schimpfen konnte, stoppte ihre Sitznachbarin sie.

Es war Chi-Chi, die ihr beruhigend eine Hand auf den Oberschenkel legte und sie aufhielt.

„Das ist typisch Saiyajins“ lachte sie sanft mit hintergründigem Lächeln. „Ständig wollen sie sich beweisen. Typisches Macho-Gehabe, wer den Größeren hat“ tat sie mit abfälligen Winken ab.

„Ein wahrer Mann hat es nicht nötig, seine „Männlichkeit“ unter Beweis zu stellen.“ Bedeutungsvoll sah sie zu Kakarott hin, der sich an so einem Geplänkel nie beteiligte. Stolz ruhte ihr Blick auf seine stattliche Erscheinung, die Selbstsicherheit ausstrahlte. Besitzergreifend legte sie ihre Hand auf seinen Oberschenkel ab und drückte es leicht.

„Ich habe einen ausgewählt, der genau weiß, dass er der Beste ist und es nicht jederzeit herausschreien muss.“

Ihre Worte waren absichtlich laut und deutlich im Raum zu vernehmen und ein verbaler Schlag gegen Bardocks und Radditz Stolz, da sie damit unterstellte, dass Kakarott der Stärkste und Männlichste unter den Anwesenden war.

Gine kicherte erfreut, angetan von Chi-Chis spitzer Zunge und auch Bulma schmunzelte.

„Du hast ja so recht“ stimmte Bulma ihr zu.

„In der Tat!“ nickte Gine.

„Ihr spinnt doch“ zischte Radditz beleidigt und wandte sich Chi-Chi zu. „Ich bin größer, älter, klüger und viel erfahrener. Nicht zu vergessen: Muskulöser und Gut-Aussehender.“

„Du hast vergessen, „Eitler“ hinzuzufügen. Außerdem reizbarer. Du lässt dich ständig von deinem Vater provozieren“ wandte Gine augenrollend ein.

„Er macht es mir aber auch einfach“ freute sich Bardock schadenfroh.

„Ich bin ja auch der Einzige, der dir Widerworte gibt“ widersprach Radditz. „Du freust dich doch, dich mit jemand geistig zu duellieren. Kakarott ist ja diesbezüglich unbewaffnet.“

„Auch wieder wahr“ brummte Bardock.

„Hey, hey, Vorsicht, was ihr sagt“ rief Chi-Chi entrüstet auf. Im Gegensatz zu ihrem leicht simpel gestrickten Freund verstand sie solche Andeutungen, wenn man schlecht über ihn sprach. So etwas sollte man nicht in ihrer Gegenwart tun, dann wurde sie fuchsig.

Radditz lächelte sie spöttisch an und warf einen Blick auf ihren noch flachen Bauch.

„Du kannst wirklich nur hoffen, dass dein Sohn den Grips von dir oder Bulma erhält. Denn wenn es den von Kakarott bekommt…oje, viel wird es nicht sein“ lachte er.

„Ich mache mir mehr Sorgen, wie agil das Baby sein wird. Erinnerst du dich, wie anstrengend Kakarott als Kleinkind war?“ seufzte Bulma. Einstimmig stöhnte ihre Familie, mit Ausnahme von Kakarott, auf bei der Erinnerung.

„Er war eine nervige Bratze“ knurrte Bardock und sah strafend seine Familie an. „Nur weil ihr ihn verhätschelt habt. Es war ‘ne Menge Arbeit, das wieder auszubügeln. Viel Disziplin war nötig.“

Gine rümpfte die Nase und sah ihn strafend an. Auch Bulma warf ihren Vater für diese Kritik böse Blicke zu. Es war typisch Bardock, die positiven Leistungen seiner Söhne als eigenen Erfolg auszugeben, wobei er übersah, dass er die wenigste Zeit mit ihnen verbracht hatte.

„Disziplin habe ich genug“ wandte Chi-Chi ruhig ein. „Da musst du dir keine Sorge machen.“

Bulma nickte zustimmend. „Genau, Chi-Chi hat alles unter Kontrolle.“

„Und wenn nicht… du bist ihre nächste Nachbarin“ erinnerte Radditz zwinkernd seine Schwester. „Überleg mal, wer Babysitterin Nummer Eins sein wird.“ Er grinste, erfreut, weil er nicht zur Verfügung stehen würde.

Bulmas Gesicht verzog sich zu einer erschrockenen Grimasse.

„Mein Kind…“ sagte Chi-Chi laut und strich sich dabei bedeutsam über den Bauch „…wird ein wundervolles, gut erzogenes, kluges Kind sein. Vielleicht das klügste Kind der Saiyajins…mit Ausnahme von Bulma, an die kommt keiner ran.“

Gine schmunzelte.

Ob Chi-Chi es bewusst laut ausgesprochen hatte, dass sie Klugheit und gutes Benehmen wichtiger ansah als Stärke?

Wollte sie damit in Anwesenheit von Radditz und Bardock ein Zeichen setzen?

Gine mochte die junge Frau sehr, deren Charakter so passend die negativen Eigenschaften von Kakarott ausglich. Sie war sparsam, wohingegen er sorglos mit Geld umging, sie konnte gut kochen und damit seinem Leckermaul was bieten und sie war ehrgeizig und wachsam, wo er achtlos und weich war. Wo er zu vergesslich und verzeihend war, besaß sie ein langes Gedächtnis und eine schnelle, scharfe Zunge. Sie war die richtige Frau für ihn, die ihn in den Momenten, wenn es nötig war, in den Hintern treten würde. Ein Kind mit deren Genen würde besser ausfallen, als Radditz und Bardock befürchteten.

„Was für eine wahnhafte Wunschvorstellung“ brummte Radditz angesichts Chi-Chis Plänen und sah gierig auf Bardocks Flasche, mehr daran interessiert, diese zu stehlen, als weiter über Kakarotts Kind nachzudenken. Bulma stieß missbilligend ihren Ellbogen an seine Seite, was aber nicht mehr als ein Kitzeln für ihn war. Da der langhaarige Krieger angesichts Bardocks schneller Reaktionen ahnte, dass er die Flasche nicht klauen konnte, wandte er sich enttäuscht wieder an Chi-Chi, um aufmunternd ihre Hand zu tätscheln und zu sagen: „Keine Sorge, falls Kakarotts Erbgut sich als drittklassig erweist. Es gibt noch RICHTIGE Männer, aus denen du auswählen kannst. Immerhin hat unsere Familie da noch etwas Auswahl.“ Er zwinkerte ihr verwegen zu und wies damit auf den Umstand hin, dass die beiden jungen Eltern sich noch keinen Lebensschwur geleistet hatten und damit nicht für ewig treu sein mussten.

Es bestand damit die Möglichkeit, dass sich Chi-Chi vom Vater ihres Kindes trennen könnte. Abbrüche von lockeren Beziehungen verliefen selbst bei gemeinsamen Kindern recht unproblematisch.

„Hah!“ Abfällig lachte Chi-Chi ihn aus, riss dabei gleichzeitig ihre Hand aus seiner Pranke. „Redest du von dir? Oder Tales? Danke, ich verzichte. Allein bei dem Gedanken, einen Mann mit so einem Riesen-Ego an mich ranzulassen, schrumpfen mir die Eierstöcke ein und meine Vagina zieht die Zugbrücke hoch. Und um dir Holzkopf klarzumachen, wie ernst es mir ist, rücke ich jetzt mit unserer zweiten Neuigkeit raus…“

Sie schnupfte pikiert und sah Kakarotts älteren Bruder giftig an.

Der zuckte nervös zusammen. Chi-Chi besaß einen sehr starken Willen, sogar mehr als eine Durschnitts-Saiyajin, auch wenn ihre Kampfkraft nicht überragend war. Aber wie Gine besaß sie die Fähigkeit, nur durch ihren giftigen Blick einen Mann das Gefühl zu geben, sie würde gleich seine Eier mit dem nächstliegenden Messer abschneiden, notfalls auch einer rostigen Gartenschere.

Chi-Chi mochte ihn nicht und ließ ihn das nur zu gerne ständig spüren. Sein sonst so gerühmter Charme kam gegen ihre Giftspitzen nicht an, prallte wirkungslos an ihren eisigen Mauern ab.
 

Chi-Chi schnappte sich die Flasche mit dem Perlwein und schenkte den letzten Rest Bardock und Gine ein, anstatt sich selbst. Es war eine respektvolle Geste gegenüber den Älteren, die Delikatesse ihnen anzubieten, anstatt für sich selbst zu sichern und eilig zu verschlingen. Sich selbst und den anderen schenkte sie etwas vom verdünnten Fruchtsaft ein. Radditz und Bulma sahen ihr schweigend dabei zu und fragten sich, was die Jüngere noch verkündigen wollte.

Hoffentlich nicht, dass sie Zwillinge erwartete?!

Sie sahen auffordernd Kakarott an, aber da er schon die erste Neuigkeit verkündigt hat, war nun wohl seine Freundin dran, die Familie zu überraschen.

Chi-Chi sah sich zuerst hoheitsvoll um, der Aufmerksamkeit der Anwesenden bewusst und steigerte genussvoll ihre Neugierde.

„Kakarott und ich…“ begann sie feierlich „wollen uns gegenseitig den Sarang schwören!“

„Hoooh!“ Radditz atmete geräuschvoll aus. „Scheiße, dann sind wir ja verwandt!“ war sein erster Kommentar. „Ich werde dich nie wieder los. Ständig werden wir uns sehen!“

Als Sarang-Gefährtin seines Bruders rückte sie auf und galt damit so viel wie eine nahe Blutsverwandte. Sie wurde damit seine zweite Schwester.

So viel zu seiner heimlichen Hoffnung, dass ihre Beziehung zu seinem kleinen Bruder nicht von Dauer wäre und er diese furchteinflößende Frau nie wieder treffen müsste.

Radditz übersah, dass seine ehrliche Meinung, die er laut geäußert hatte, nicht besonders höflich war.

Chi-Chi sah ihn grollend an und seine Schwester schnappte sich eine leere, schmutzige Pfanne vom Tisch, mit dem sie ihm scheppernd eine auf den Hinterkopf verpasste.

„Autsch, wofür war das?!“ Radditz rieb sich jammernd den Kopf und bemerkte entsetzt, dass er Bratensoße daran kleben hatte.

„Radditz, noch so ein Wort und ich bin es, die gleich zuschlägt“ warnte ihn ausgerechnet seine Mutter. Ihr unüblicher finsterer Blick sagte dem langhaarigen Saiyajin, dass sie es ernst meinte. Zwar war ihre Kampfstärke nicht bedrohlich, aber niemals würde er sich gegen sie wehren. In seinem Alter von seiner Mutter verprügelt zu werden, war allerdings nicht sehr heldenhaft. Er zuckte beschämt zusammen. Hilfesuchend sah er sich um, doch von seinem Vater konnte er auch keinen Rückenwind erwarten.

Und Kakarott…huh, erneut zuckte Radditz erschrocken zusammen.

Kakarott hatte düster die Arme vor der Brust verschränkt, sah ihn ernst an und deutete mit seinem Kinn auf die Haustür.

Die stumme Botschaft war, dass sich die beiden Brüder gleich duellieren würden, wenn Radditz die zukünftige Sarang-Partnerin von Kakarott nicht besser behandelte.

Gine nahm ihr gefülltes Kristallglas in die Hand und hob es hoch, sah Chi-Chi dabei feierlich in die Augen. Bulma und Bardock taten es ihr nach.

„Wir gratulieren euch“ beglückwünschte die ältere Frau sie und bedachte das junge Paar mit warmem Blick. „Mein Sohn hätte sich keine bessere Lebenspartnerin aussuchen können.“

Chi-Chi errötete erfreut. Gine war immer noch ihr großes Vorbild und so von ihr gelobt zu werden, so freundlich in ihre Familie aufgenommen zu werden, fühlte sich wundervoll an.

Bardock räusperte sich. „Meine Frau spricht auch für mich. Gratuliere Kakarott, du hast ein großartiges Weib getroffen und sie von dir überzeugt. Möge euer Kind nur das erste von vielen sein und euer Heim von Lachen und Wohlgerüchen erfüllt werden.“

„Danke, Vater“ gerührt nahm Kakarott die Glückwünsche und den Segen, diese seltenen warmen Worte seines Vaters an.

„Auch von mir alles Gute“ sagte Bulma „Nun wird meine beste Freundin zu meiner Schwester.“

Bei diesen Worten sammelten sich Tränen der Rührung in Chi-Chis Augen und sie biss sich auf die Lippen, um Beherrschung ringend.

„Hmpf, da kann ich ja schlecht etwas gegen sagen“ grummelte Radditz und nickte den beiden Jüngeren kurzbündig zu. „Auch von mir alles Gute.“

„Tse, als ob deine Meinung wichtig wäre“ Chi-Chi verzog abschätzig den Mund. „Wenn zwei Saiyajins beschließen, den Sarang zu schwören, haben Außenstehende nichts zu sagen.“

„Ich bin sein älterer Bruder“ knurrte Radditz beleidigt.

„Auch das gilt als Außenstehender“ mischte sich Gine ein. Sie trank ihren Wein aus, um dann fortzufahren. „Es ist überhaupt schon ungewöhnlich, dass ihr uns vorwarnt. Nun…mehr oder weniger. Bardock und ich wussten ja schließlich von euren Plänen.“

„Was? Wie denn das?“ wollte Bulma überrascht wissen.

„Weil Chi-Chi mich nach dem Wortlaut des Sarang-Schwurs gefragt hat“ erklärte Gine.

„Und Kakarott hat mich gefragt“ erzählte Bardock. Die einzige Überraschung, die er heute erlebte, war die Neuigkeit über das Baby.

„Oh, also ihr wusstet es deswegen…Moment, das verstehe ich nicht. Wieso mussten sie euch fragen? Wie geht überhaupt der Sarang?“ Bulma sah ihre Eltern so neugierig und fragend an, dass Gine beschloss, ihre Tochter mehr über den Lebensschwur zu erzählen. Radditz spitzte ebenfalls interessiert die Ohren. Auch wenn er sich stets die Möglichkeit, den Sarang zu schwören, offengehalten hatte, hatte er sich nie Gedanken über die Details gemacht. Darum wollte er sich sorgen, wenn es so weit war. Man hatte ihn zwar als Kind die Bedeutung des Sarang erklärt, aber nicht, wie der Ablauf oder der Wortlaut war. Selbst Nappa hatte ihm das nicht sagen können, aber der Glatzköpfige hatte eh kein Interesse daran. Doch nun, wo Kakarott sich als Erstes für diesen Schritt entschlossen hatte, war auch Radditz neugierig, wie die genaue Vorgehensweise war.

„Der Sarang ist ein uralter Schwur aus der alten Heimat der Saiyajins. Da unsere Vorfahren keine Schrift besaßen, wurde der Schwur stets mündlich überliefert. Wenn man seine Worte wissen wollte, gab es also nur eine Möglichkeit…man fragte jemanden, der bereits den Sarang geschworen hat“ fing Gine an zu erzählen. „Daran hat sich bis heute nichts geändert.“

Bardock verbesserte sie. „Theoretisch könnte man auch einen Archivar fragen. Ich glaube, es gibt in der Bibliothek eine versteckte Abteilung, wo der Schwur schriftlich festgehalten wird. Als Sicherheit, wenn auch nur als grobe Übersetzung. Da werden auch die Bücher mit den Namen der Sarang-Paaren aufbewahrt. Aber zur Tradition gehört es einfach, dass ein junges Paar, bevor es den Lebensbund schließt, ein erfahrenes, älteres Paar fragt. Ihnen wird nicht nur der genaue Wortlaut mitgeteilt, sondern die Jungen können den Älteren auch Fragen zur Partnerschaft stellen. Worauf man achten soll, damit die Beziehung wirklich ein Leben lang funktioniert. Die Älteren geben nicht nur den Schwur weiter, sondern fühlen auch die Jüngeren auf den Zahn, ob sie zu so einer Lebensentscheidung fähig sind. Schlimmstenfalls legen sie ihnen nahe, sich nicht zu verbinden.“ Er zuckte mit den Schultern. „Verbieten können sie es aber nicht. Wenn zwei erwachsene Saiyajins bei klarem Verstand sich freiwillig den Sarang schwören, kann und darf sich keiner einmischen.“

Chi-Chi mischte sich ein. „Da der Schwur sich etwas unterscheidet, je nachdem, ob der Mann oder die Frau spricht, musste ich nach einer Frau suchen, die bereits den Sarang geschworen hat. Wäre meine Mutter am Leben gewesen, hätte ich sie als Erstes gefragt. Ich weiß, dass meine Eltern auch Sarang-Partner waren. Meine zweite Wahl fiel dann aber auf Gine. Auch wenn ich ihr dadurch verraten habe, was wir planen, wollte ich es von ihr wissen. Ich wollte ihren Segen für unsere Verbindung haben“ erneut errötete sie verlegen und nickte Gine dankbar zu, die es lächelnd erwiderte.

„Und Kakarott hat natürlich mich gefragt“ erklärte Bardock. „Darum wussten wir schon vorab, was Kakarott und Chi-Chi planen.“

Nur die Sache mit der Schwangerschaft war eine Überraschung gewesen, aber vermutlich einer der Punkte, warum sich die beiden jungen Saiyajins so jung miteinander verbinden wollten.

„Ach so“ Bulma klatschte verstehend in die Hände. Jetzt verstand sie, warum sie im königlichen Archiv nie ein Schriftstück mit Details über den Sarang gefunden hatte. Abgesehen von der allgemein bekannten Bedeutung, dass es ein Schwur für lebenslange Treue war, hatten sie dort nichts über den genauen Wortlaut oder den Ablauf erfahren. Sie war zu schüchtern gewesen, einen der Archivare zu fragen, die vermutlich wussten, wo die geheimen Aufzeichnungen gelagert wurden.

„An Traditionen hängt unser Volk wenig. Sobald etwas unpraktisch wird, hört man damit auf. Überlegt mal, welche Sitten in letzter Zeit schon abgeschafft wurden, wie das öffentliche Tatakai für die jungen Krieger oder der Shiruhato-Schwur für Mittelklasse-Krieger. Aber der Sarang besteht als Einziger bis heute noch, sogar in den traditionellen Worten“ fügte Bardock nachdenklich hinzu. „Das macht ihn besonders geheimnisvoll und mächtig.“

Die anderen nickten zustimmend.

„Und warum bin ich ein Außenstehender?“ fragte Radditz. „Trotz Blutsverwandtschaft?“

Bardock räusperte sich „Nun, wie schon gesagt. Das Einzige, was das junge Paar braucht, ist ein älteres Sarang-Paar für die Übergabe der alten Worte. Bekommen sie diese, wurden sie als würdig geprüft. In unseren Fall…“ er sah dabei seine Gefährtin an „eine leichte Entscheidung, schließlich kennen wir unseren Sohn. Wir hatten aber auch genug Zeit, um Chi-Chi kennen zu lernen. Angesichts ihres Charakters, ihres Alters und langen Beziehung war es für uns eindeutig, dass sie gut zusammenpassen. Sobald sie die Schwurworte kennen und diese besiegeln lassen, kann keiner Einspruch erheben. Kakarott hat allerdings noch den Nachteil, dass er Chi-Chis Vater um Erlaubnis fragen muss. Das gebietet die Höflichkeit.“

„Das habe ich schon erledigt. Der Kampf war schnell vorbei“ erzählte Kakarott. „Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob er ernsthaft gekämpft hat“ er kratzte sich nachdenklich den Kopf.

Bardock lachte. „Angesichts seines schwachen Powerlevels eine gute Frage. Aber wenn der Vater der betreffenden Saiyajin schnell aufgibt, dann bedeutet es, dass er mit der Wahl seiner Tochter einverstanden ist. Tja, dann müsst ihr nur noch den Schwur leisten und ihn offiziell von einem Archivar in die Annalen der Sarang-Partner aufnehmen lassen. Der König bestätigt den Schwur und damit ist man ein Paar fürs Leben. Fertig! Sollte einer der Partner sterben, ist damit geregelt, dass der überlebende Sarang-Partner sich nicht neu binden lassen kann. Der Sarang gilt, bis beide tot sind! Außerdem soll die Versorgung der Überlebende gewährleistet werden, indem die Familie des Toten mitverantwortlich ist, für die Kinder aus dieser Beziehung zu sorgen…wenn es überhaupt noch Familie gibt. Ist ziemlich scheiße, wenn die Verwandtschaft klein oder unbekannt ist, wie bei uns. Gine hat niemanden mehr von ihrer Seite und bei meiner Seite habe ich keine Ahnung, wer dazugehört. Tales ist aufgrund der Familienähnlichkeit die Ausnahme. Was die Zeremonie selbst angeht…Ob man den Schwur vor Zeugen tut, danach noch mit anderen feiert oder nicht, ist jedem selbst überlassen. Da gibt es keine Regeln.“

„Über eine Feier…Darüber denken wir auch noch nach“ seufzte Chi-Chi. „Ich wäre schon für eine kleine Feier im engsten Kreis, aber Kakarott sträubt sich noch dagegen.“

„Warum müssen denn andere dabei sein?“ jammerte Kakarott. „Wir wollen das auf der Glühwürmchen-Wiese machen. Nur wir beide, wie damals auch.“

„Glühwürmchen-Wiese?“ fragte Bulma mit fragend hochgezogener Augenbraue.

Kakarott nickte enthusiastisch. „Ja, das ist ein sehr wichtiger Ort für uns. Immerhin haben wir dort damals zum ersten Mal…“

„KAKAROTT!“ unterbrach seine Freundin ihn schreiend und mit hochrotem Gesicht. „Das muss keiner erfahren.“

„…geküsst“ beendete Kakarott gleichzeitig den Satz und sah seine errötete Partnerin unschuldig fragend an. Weshalb sollte er das nicht erzählen dürfen?

Chi-Chi biss sich ertappt auf die Lippen: bei ihr tauchten bei der Erwähnung dieser Nacht ganz andere Erinnerungen auf, zum Beispiel, wie sie zum ersten Mal Kakarott einen runtergeholt hatte und er ihr...unruhig rutschte sie auf ihren Stuhl, sich der Aufmerksamkeit der anderen nur zu bewusst.

Peinlich berührt wich sie den feixenden Blicken der anderen Erwachsenen aus, die ihre unkeuschen Gedanken anscheinend lesen konnten.

Bis auf eine Ausnahme, denn Kakarott sprach naiv weiter. „Oh, außerdem haben wir gelernt, wie toll es sich anfühlt, wenn sie meinen Penis berührt.“

„AHHHHH!“ Chi-Chi hielt sich schreiend die Hände vors Gesicht. Zu spät, sie war leider zu spät.

Radditz lachte keckernd, erfreute sich an ihrem Unbehagen.

„Hm, so haben wir es damals auch gemacht“ erinnerte sich Bardock nostalgisch. „Wir haben uns eine einsame Stelle mit Blick aufs Meer gesucht. Nur wir beide, allein, zum Sonnenuntergang. Während die blutrote Sonne im Meer versank, haben wir uns gegenseitig tief in die Augen geschaut und Treue gelobt. Anschließend haben wir uns die ganze Nacht geliebt…“

„Uahhh“ seine Kinder zogen ein entsetztes Gesicht. Selbst Kakarott, der dafür nun lernte, manche intime Dinge besser für sich zu behalten.

„Bardock!“ Gine sah ihren Gefährten tadelnd an. „Zu viele Informationen. Denk an die Anwesenden.“

Doch jener grinste sie spitzbübisch an, zu erfreut an den angeekelten Gesichtern seiner Kinder.

„Musste Chi-Chi auch gegen dich kämpfen?“ fragte Bulma ihre Mutter und wechselte eilig das Thema.

Doch diese schüttelte lachend den Kopf. „Nein, so was machen nur die Männer. Der Kampf zwischen Vater und Verehrer gehört ebenfalls zur langen Tradition des Sarang“ erklärte sie schlicht. „Es ist eine Sache des Respekts und Anstands, wenn der Verehrer den Vater um seinen Segen bittet. Der Werber erklärt seine ernste Absicht und erhält sofort eine Herausforderung zum Zweikampf. Er muss beweisen, dass er stark genug ist, seine zukünftige Frau zu versorgen sowie zu beschützen. Ich habe meine Pflicht dadurch getan, indem ich Gine alles über Kakarotts schlechte Eigenschaften erzählt habe, damit sie sich keine falschen Hoffnungen macht, ihn je ändern zu können. Aber es hat sie nicht abgeschreckt.“ Sie zwinkerte ihren jüngsten Sohn verschmitzt an, der sich verlegen die Nase rieb.

„Dann hast du also auch gegen Mutters Erzeuger gekämpft?“ fragte Radditz seinen Vater.

Doch jener schüttelte belustigt den Kopf. „Ich habe euch doch mal erzählt, was Gines Vater vom Beruf war. Er war Techniker, ein schmales Hemd, nicht sehr stark. Stattdessen habe ich gegen ihre Mutter gekämpft, die gefürchtete Negi“ er schauderte bei der Erinnerung. „Meines Wissens war das ein Einzelfall. Noch nie in der Geschichte der Saiyajins kam es vor, dass ein Verehrer gegen die Mutter kämpfen musste. Ich war mit der Situation fast überfordert. Nicht wegen ihrer Kampferfahrung, sondern weil es auch ein komisches Gefühl ist, gegen deine Schwiegermutter zu kämpfen. Hätte ich mich aber zurückgehalten, wäre sie wütend geworden und hätte mich abgelehnt. Also…“ er zuckte mit den Schultern „habe ich sie besiegt. Danach haben wir uns betrunken und waren fast wie Freunde.“ Er grinste Radditz an. „Deine Vorliebe für harten Alkohol hast du auch von ihr.“

Mit diesen Worten schob er Radditz nun die Flasche mit seinem persönlichen Stoff zu.

Radditz kniff verärgert die Augen zusammen, nahm aber das provozierende Angebot an und schenkte sich selbst etwas ein. Mit einem widerwilligen zufriedenen Lächeln angesichts des torfigen, rauchigen Geschmacks, wie er ihn mochte, nahm er einen großen Schluck.

„Also, verstehe ich das richtig, rein theoretisch…“ fasste Bulma stirnrunzelnd die Neuigkeiten zusammen. „Wenn ich den Sarang schwören will, muss ich Mama fragen, wie der Schwur geht. Bevor sie das aber tut, wird sie mich zu meinen Geliebten ausfragen und Papa wird diesen zum Kampf herausfordern. Und erst wenn ihr einverstanden seid, bekomme ich die gewünschten Informationen? Dann darf ich meinen Auserwählten ewige Treue schwören?“

Skeptisch sah sie ihre Eltern an.

„Jup, tolles Konzept“ nickte Bardock bestätigend.

Radditz prustete verächtlich und fasste das Problem in einen Satz zusammen.

„DU bist am Arsch!“ sagte er mit mitleidigem Blick auf seine Schwester.

Er trank sein Glas aus und zeigte anklagend auf seine Eltern. „Solange die beiden was dagegen haben, wird Bulma sich niemals vermählen können. Selbst wenn sie die geheimen Worte von einer anderen Frau erfährt…wie Chi-Chi…gibt es immer noch Bardock, der jeden Fremden in den Boden rammt. Ohne seine Zustimmung kommt kein Werber an ihm vorbei…und er wird niemanden zustimmen!“

Sein Vater grinste gemein bei dieser lauten Erkenntnis. Die Vorstellung gefiel ihm.

„Es sei denn…“ fuhr Radditz langsam fort; kratzte sich belustigt das Kinn bei seiner neuen Idee. „Es handelt sich um einen Mann, der so stark ist, dass sogar DU ihn nicht besiegen kannst.“

„Und wer…“ Bardocks Augen wurden schmal, misstrauisch wechselte sein Blick zwischen Bulma und Radditz. „…soll das sein?“ Bardocks Frage war nur ein bedrohliches Flüstern, doch den Anwesenden glitt ein kaltes Schaudern über den Rücken.

Allen, bis auf Radditz, der sich vorwitzig über den Tisch vorbeugte, sich erneut ein Glas einschenkte und betont lässig trank, bevor er zwinkernd fragte: „Na, wer wohl? Wer ist der stärkste Saiyajin auf diesen Planeten?“

Bardock riss schockiert die Augen auf, sah eilig seine Tochter an, die jedoch seinen Blick ungerührt erwiderte.

Von ihr bekam er nicht die Info, wie es mit ihr und Vegeta stand. Sie behielt es für sich und behandelte Radditz Kommentar wie eine rhetorische Frage.

Was würde ihr Vater tun, wenn er gegen Vegeta verlor?

Als Folge, weil Vegeta um sie warb?

Würde Bardock dann die Verbindung akzeptieren, wie es die Tradition war?

Unsinnige Fragen, eine nach der anderen!

Bulma bezweifelte, dass es jemals dazu kommen würde.

Vegeta und der Sarang, eine lebenslange Beziehung mit ihm?

Sie wusste bislang noch nicht mal, wie sie ihre aktuelle Beziehung zu Vegeta definieren sollte, dafür war sie zu frisch.

Natürlich, im Vergleich zu der langjährigen Freundschaft von Kakarott und Chi-Chi, standen sie nicht zurück. Auch sie besaßen eine recht lange Bekanntschaft, waren sich nicht fremd.

Aber die romantische Komponente war noch relativ jung, zudem der Standes-Unterschied.

Auch wenn es nun offiziell bekannt war, dass sie eine reinrassige Saiyajin war, galt sie doch trotz ihres Reichtums als Mitglied der unteren Kaste, nur wegen ihrer körperlichen Schwäche.

Krieger wurden höher geachtet als Händler; Muskeln zählten mehr als Gehirn.

So mancher Saiyajin würde Einspruch erheben, mit dem Vorwand, Vegetas Partnerin müsste stärker sein. Darunter könnten auch Frauen sein, die sich selbst für besser geeigneter hielten.

Die Situation mit der eifersüchtigen Peppa wollte sie kein zweites Mal erleben.

Aber welche Beziehung würde Vegeta dem Volk präsentieren?

Nicht gleich als Sarang-Gefährtin, so ohne Schwur, aber als Freundin…ging das oder galt sie dann bereits als potenzielle Königin?

Welche Erwartungen würden denn an sie gestellt werden, sobald sie in einer offiziellen Beziehung mit Vegeta trat?

Bulma wollte kein Verhältnis, das unter aller Beobachtung stand, sie unter Druck setzte und wo sich jeder einmischte.

Vor allem wollte sie nicht als zukünftige Königin behandelt werden.

Durfte Vegeta eigentliche eine Frau normal daten, so wie seine Stammesbrüder?

Oder galt jedes Date gleich als Königinnen- oder Mätressen-Material?

Besaß er, als König, nicht mehr die gleiche Freiheit wie bei anderen Männern, sondern verlief seine Zukunft in eingeschränkten Bahnen?

Musste er nun jede Frau auf ihre Tauglichkeit prüfen wie eine Zuchtstute?

Bulma wusste es nicht und sie wünschte sich, diese Dinge zuerst mit Vegeta selbst zu besprechen und nicht mit ihrem Vater. Es ging ihn fürs erste nichts an, auch nicht den Rest der Familie, die sie neugierig und abwartend ansah.

Sie biss sich auf die Lippen, verschränkte die Arme und blieb stumm, starrte jeden grimmig an. Doch ihre Pupillen schwankten nervös.

Bardock erkannte ihre Unsicherheit.

Wäre ihre Beziehung zu Vegeta tatsächlich so ernst, würde sie nicht so zweifelnd schauen.

Anscheinend musste er sich diesbezüglich keine Sorge machen, so weit war seine Tochter nicht; der Sarang war noch lange nicht in Planung.

Außerdem…

„Der, von dem du sprichts…“ begann er langsam zu sprechen; nannte mit Absicht keinen Namen „…keiner seiner Vorväter hat den Sarang geschworen, dafür sind sie bekannt.“

Bardock glaubte nicht daran, dass Vegeta IV. schwören würde, nur einer Frau treu zu sein und mit keiner anderen zu schlafen. Die ehemaligen Könige hatten ihre Privilegien stets genossen und sich immer einen Harem zugelegt. Aber das war für einen Sarang-Partner nicht erlaubt.

Also müsste er niemals gegen Vegeta antreten und diesem seine Tochter überlassen!

„Ja, das ist wahr“ Radditz nickte zustimmend und betont lang, sein gespielter Ausdruck nahm ab, wurde ernster, etwas sorgenvoller. „Sie waren auch alle bekannt dafür, dass sie sich nahmen, was sie wollten. Das ist die andere Gefahr. Wenn er sich wie diese alle Möglichkeiten offenlässt und Bulma zu sich ruft, egal ob als Königin oder Mätresse. Was, wenn sie ablehnt und er ein Nein nicht akzeptiert? Bulmas ‘Nein‘, nicht deines. Weder du noch ich haben dann was zu sagen.“

Die Luft im Raum wurde kalt, als die Anwesenden erkannten, was er da ansprach.

Es bestand die Möglichkeit, dass Vegeta sich Bulma gegen ihren Willen schnappen würde, Anspruch auf sie erhob, mit der uneingeschränkten Macht des Königs. Damit sprach Radditz ausgerecht die alte Furcht an, aufgrund derer Barock und Gine ihr Kind jahrelang versteckt hatten. Eine fast vergessene Furcht, die Radditz aber bekannt war und die er aus persönlichen Gründen wieder ansprach.

Dass es Radditz war, der heute diese Bedenken hatte, lag an den vergangenen Geschehnissen, deren er ungewollt Zeuge und Mitwisser gewesen war. Er hatte als Erstes von der Sache zwischen Vegeta und Bulma erfahren und war am meisten in ihr Verhältnis einbezogen worden.

Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie Bulma weinend Vegetas Kabine verlassen hatte und Vegetas anschließendes unnormales Verhalten: Seine schlechte Laune, seine Ungeduld, sein leichtsinniges Verhalten und mangelnde Konzentration…Radditz gehörte zu den Glücklichen jener Zeit, die von Vegetas Wutausbrüchen verschont geblieben waren. Aber in dieser Gefahr wollte er nicht erneut stehen.

In Radditz ruhte auch noch die Erfahrung in den Knochen, von Vegeta heimtückisch benutzt zu werden; als sein Werkzeug, um sich heimlich in Bulmas Leben einzumischen. Da war die brutale Bestrafung der drei Techniker, die über Bulma gelästert hatten, das Aushorchen über ihr Privatleben, sowie die Unterbrechung ihres Dates mit Yamma.

Auch Bulma hatte ihren Bruder eingespannt; wie die Sache damals, wo er für sie in Vegetas Büro eingebrochen war, um dessen Siegel zu benutzen, damit sie den Palast verlassen konnte.

Diese Psycho-Spiele, die zwischen Vegeta und Bulma stattgefunden hatten, warfen einen unangenehmen Schatten. Aufgrund jener Ereignisse sah Radditz diese seltsame Beziehung mit Unbehagen an: was immer da zwischen ihnen abging, das war nicht normal!

Es war kompliziert, emotional anstatt rational und konnte nun, wo Vegeta der König war, schlimme Auswirkungen haben; nicht nur für die Beteiligten, sondern auch für Nebenfiguren, wie Radditz es war.

Friede, Freude, Eierkuchen war noch lange nicht erreicht!

„Radditz, erzähl keinen Blödsinn!“ meldete sich Bulma empört zu Wort und schlug auf den Tisch. „Vegeta würde so etwas nie tun!“

Das hatte er schließlich schon in der Vergangenheit nicht getan.

Er hatte sie nicht zwangsrekrutiert oder verhaften lassen, nachdem sie den Palast verlassen hatte.

Er hatte nicht ihr Geschäft sabotiert oder es verboten.

Er hatte ihre Wut und Ablehnung akzeptiert und NICHT befohlen, dass sie ihm verzieh.

Er hatte an sich gearbeitet und ihr jede Willensfreiheit gelassen.

Wie kam Radditz also dazu, Vegeta so etwas Gemeines wie Machtmissbrauch zu unterstellen?

„So?“ zweifelnd sah Radditz seine Schwester an. „und wie soll es deiner Meinung nach weitergehen? Bist du bereit für die Verantwortung, wenn du dich ernsthaft auf Vegeta einlässt? An der obersten Spitze zu stehen und dein Volk anzuleiten?“

„Ich will nicht Königin werden!“ Bulma sagte dies mit Nachdruck.

Radditz spielte mit dem Rest Alkohol in seinem Glas, ließ es kreisen.

„Und was willst du dann?“ fragte er und sah sie scharf an. „Einen Sarang-Gefährten? Daran glauben weder Vater noch ich, dass Vegeta so etwas tut. Oder willst du nur etwas Spaß haben, ohne an die Zukunft zu denken? Wäre die Position einer Mätresse, wo du in Luxus leben könntest, für dich von Interesse? Du könntest machen, was du willst, solange du Vegeta sexuell zur Verfügung stehst, bis er genug von dir hat. Erst dann dürftest du den Palast verlassen, um dir einen eigenen Partner zu suchen. Natürlich nur unter der Bedingung, dass du nicht von ihm schwanger wirst.“

Bulma schwieg nachdenklich.

Die Wahl der Mätresse erschien auf den ersten Blick vorteilhaft, aber da standen ihre eigenen Gefühle im Weg. Sie müsste befürchten, dass er eine andere Frau als Königin auswählen würde. Selbst wenn es nur eine politische Hochzeit wäre und Vegeta diese Frau nicht liebte…allein diese Bild in ihrem Kopf, von einer gesichtslosen Schwarzhaarigen, die sich besitzergreifend an ihn lehnte, brachte ihre Blut eifersüchtig zum Kochen. Bei dem Gedanken, Vegeta zu teilen, eine andere Frau an seiner Seite stehen zu sehen, kam ihr die Galle hoch.

Sicher, als Mätresse müsste sie keine Regierungsarbeit leisten, könnte ein ruhiges Leben führen. Sie müsste aber jederzeit für Vegeta auf Abruf stehen und hätte damit kaum eine Chance, ihre Forschungen weiterzuführen. Oder vielleicht doch…wenn es nützliche Waffentechnologie wäre, die von der Armee genutzt werden könnte. Etwas, was nicht ihren Pazifismus entsprach.

Sie stöhnte auf und rieb sich übers Gesicht.

„Ich weiß es nicht“ gab sie widerstrebend zu. „Aber das ist kein Gespräch, was ich mit einem von euch führen will.“ Sie nahm ihre Hände runter und sah bedeutsam zu Kakarott und Chi-Chi hin, die eigentlichen Hauptpersonen dieses Abends.

„Schau, heute ist ein besonderer Tag für die beiden. Darüber sollten wir sprechen, nicht über meine Beziehung. Unser Bruder wird zum ersten Mal Vater, wir bekommen einen Neffen. Was müssen wir dafür noch vorbereiten? Kinderspielzeug? Windeln? Einen Brutkasten?“

„Was das angeht, bin ich noch am Überlegen. Es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass Kinder, die ihre ersten Jahre im Brutkasten verbracht haben, deutlich seelisch instabiler sind. Je länger, desto schlimmer.“ Chi-Chi ging auf das Themawechsel ein. Bulma atmete erleichtert auf, dass die Aufmerksamkeit nicht mehr auf ihr lag.

„Hm, das erklärt Kakarotts Dachschaden“ brummte Radditz amüsiert. Sein Vater gab ihm überraschend schnell eine belehrende Kopfnuss. Sein kinderloser Sohn hatte kein Recht, indirekt seinen Erziehungsstil zu kritisieren.

„Hmpf, es gibt da sehr viele schlimmere Typen als dein Bruder, der gerade mal ein Jahr darin verbracht hat“ brummte er warnend. Bardock dachte dabei an Broly und Vegeta. Besonders der kleine Broly und seine heftigen Wutanfälle waren ihm tief im Gedächtnis geblieben, aber der junge Vegeta war, wie Bardock durch Nappas Erzählungen wusste, ebenfalls ein schwer erziehbarer Bursche gewesen…störrisch, unbelehrbar, eigensinnig…vielleicht war das aber auch eine charakterliche Fehlbildung.

Chi-Chi warf Radditz ebenfalls einen warnenden Blick zu und fuhr ungerührt fort. „Es ist mein erstes Kind. Ich möchte nur ungern diese neuen, faszinierenden Entwicklungsstufen verpassen. Lieber mache ich eine Pause von der Arbeit und konzentrierte mich auf die Erziehung. Kakarott verdient gut genug, um eine Familie zu versorgen. Besonders jetzt, wo ich seinen Sold verwalte.“

„Haha, bekommst du wenigstens Taschengeld?“ fragte Radditz seinen kleinen Bruder augenzwinkernd.

„Oh ja. Aber leider reicht es nicht mehr für Fressorgien auf Altharwas Markt“ seufzte Kakarott auf.

Chi-Chi boxte ihn leicht in den Bauch.

„Es geht nicht mehr nur um dich. Du musst jetzt für eine Familie sorgen“ belehrte sie ihn.

„Muss am Haus noch was geändert werden? Ein Anbau? Oder reichen die Zimmer?“ fragte Bulma.

Chi-Chi schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hände.

„Nein, nein, keine Sorge. Wir haben reichlich Platz und genug freie Räume für wenigstens drei Kinder. Wir werden das Zimmer direkt neben unserem Schlafzimmer als erstes Kinderzimmer umbauen“ erklärte sie. Dank Bulmas großzügiges Geschenk, das hübsche Häuschen, gab es keinen Platzmangel.

„Huch, drei Kinder?“ fragte Bardock und sah Kakarott bedeutsam an. „Bist du wirklich bereit für so viel Verantwortung? Anderseits braucht unser kleines Volk jede helfende Hand.“

Sein Sohn zuckte mit den Schultern.

„Erst mal sehen, wie wir mit einem Kind zurechtkommen“ antwortete er ruhig. Kakarott hatte keine Angst vor der Zukunft, was daran lag, dass er keine Ahnung hatte, wie anstrengend die Aufgaben eines Vaters waren. Aber er vertraute Chi-Chi.

Seien Partnerin war willensstark, klug und besaß viele ähnliche Eigenschaften wie Gine und Bulma.

Was konnte schon schiefgehen, wenn er mit einer Gefährtin beglückt war, die ähnlich tickte wie seine Mutter und seine große Schwester, die ihn aufgezogen hatten?

Sollte er Fragen zur Kindererziehung haben, so wusste Kakarott, dass er sich jederzeit an seinen erfahrenen Vater wenden konnte. Der würde dann zwar furchtbar angeben, was für ein toller Vater jener war, trotz schrecklicher Kinder, aber Kakarott besaß genug Geduld, um das zu ertragen.

Und auch wenn Radditz etwas anderes behauptete…sein großer Bruder würde auch helfen. Schließlich war es in ihrer Kindheit genauso gewesen, da hatte Radditz sich zwar auch ständig beschwert, sich aber trotzdem um seine kleinen Geschwister gekümmert.
 

Im Gegensatz zu der herrschenden Harmonie in diesem Haus, gab es zur gleichen Zeit woanders mehr Trubel.

Um genauer zu sein, es herrschte blankes Chaos.

Vegeta stand zähneknirschend und mit verschränkten Armen im Kristallsaal des Parlaments auf der Tribüne und sah dabei zu, wie die Versammelten panisch herumschrien, nachdem sie die Aufzeichnungen gesehen hatten.

Neben ihm stand Rubeus, der aurumanische Kapitän, der heute ebenfalls als Zeuge eingeladen war und gerade den Anwesenden eine Aufzeichnung von Freezer gezeigt hatte. Während Vegeta sich fühlte, wie auf glühenden Kohlen sitzend, gezwungen, den Schmerz mit unberührter Miene zu ertragen, bis der Tumult endete, fühlte Rubeus Mitleid mit den ängstlichen Anwesenden. Er war geduldiger; konnte ihre Angst gut verstehen und dass sie Zeit brauchten, ihre Verzweiflung zu bezwingen.

Er und Vegeta hatten diese benötigte Zeit erhalten und konnten daher mit gespielten gelassenen Gesichtern die Neuigkeiten verkünden beziehungsweise zeigen. Besonders die Bilder waren am überzeugendsten. Einer der Satelliten hatte Freezer damals noch dabei filmen können, wie dieser seine Solarähnliche Attacke gebildet und lässig einen Planeten vernichtet hatte.

Nun wussten alle Abgeordneten der Planetenallianz sowie die eingeladenen Nicht-Mitglieder über das Wesen Freezer und seinem Powerlevel von einer halben Million Bescheid.

Nachdem sie die erste Nachricht zuerst nur mit ungläubigem Staunen gehört hatten, waren sie nach der Ansicht dieser Bilder überzeugt und dann panisch geworden.

Angsterfüllt hatten sie abwechselnd auf Vegeta und den Bildschirm mit Freezer gestarrt und die beiden miteinander verglichen. Ihre Gedanken waren offensichtlich gewesen: Selbst Vegeta, der starke Saiyajin, der Schrecken ihrer Galaxie, hatte gegen dieses neue Monster keine Chance.

Und wenn selbst er nicht gewinnen konnte…welche Hoffnung gab es dann?
 

Für Vegeta war es ein schrecklicher Tag, wie befürchtet.

Kurz zuvor hatte er vor versammelter Mannschaft zugeben müssen, dass es jemanden gab, den kein Saiyajin, auch er nicht, besiegen konnte.

Ein neuartiges, unbekanntes Wesen, schrecklich stark, sowie technologisch hoch ausgerüstet, dass in unbekannter Zeit in ihre Galaxie eindringen würde.

Wenn es geschah, könnte sich keiner, auch die Saiyajins nicht, dagegen wehren.

Der König der Saiyajins hatte damit vor all diesen Wesen Schwäche zugeben müssen und dass sie Hilfe benötigten.

Vegeta hasste es, Bittsteller zu sein. Er wartete ungeduldig darauf, dass endlich Ruhe einbrach und man über ein gemeinsames Vorgehen sprach.

Stattdessen riefen sie immer noch ungehemmt in den Saal ihre abstrusen Theorien: dass man sich abschotten müsse, aufrüsten, den Feind mit der größten Laserkanone entgegentreten, die es gibt.

Dass man versuchen sollte, zu verhandeln.

Ja, so mancher Dummkopf schrie sogar die Idiotie heraus, dass Vegeta und Rubeus logen und Freezer nichts weiter als ein hanebüchenes Märchen sei!

Eine digitaldesignte Simulation; schrecklich-schön anzusehen, aber nicht real.

Erfunden von Vegeta-sei und Aurum, mit dem Ziel, Angst vor einem unbekannten Wesen zu erschaffen, damit jeder die Saiyajins und Aurumaner um Hilfe anflehte. Schließlich waren die Saiyajins die teuersten Söldner und Aurum die größten Waffenhändler.

Wer also profitierte am meisten von einem gigantischen Krieg?

Vegeta sah beleidigt dabei zu, wie so mancher der Anwesenden ihn zweifelnd betrachtete und dieser Theorie Glauben schenkte.

Als ob er, Vegeta, König der Saiyajins, so eine Taktik anwenden würde, bei der er sich lächerlich machte?!

Sah er aus, als ob es ihm Spaß machte, auf der Bühne zu stehen und diesen minderbemittelten, mickrigen Wesen sein Versagen mitzuteilen?!

Vegeta warf auffordernd einen scharfen Blick auf die beiden anderen Personen zu, die mit auf der Tribüne standen: Das waren Aurelius, als Abgesandter seiner Heimat Aurum sowie der Vorsitzende der Planetenallianz und gleichzeitige Präsident von Altharwa, Präsident Kessho Safa. Der hochgewachsene Mann im mittleren Alter und dem kurzen, grau-melierten Bart, der sonst stets eine gewisse Noblesse ausstrahlte, war heute unüblich gestresst.

Ein ungewohnter Anblick, schließlich hatte dieser Mann sonst alles unter Kontrolle und stets ein Politikergesicht mit mildem Lächeln aufgesetzt.

Aber der Anblick, wie er da am Pult stand und die Anwesenden anschrie, sich endlich zu beruhigen, machte selbst einen neutralen Beobachter klar, wie schlimm die Lage war, was die Nervosität nur noch steigerte.

Aurelius, der erfahrene Diplomat, stand kopfschüttelnd daneben. Neue Falten hatten sich in seinem Gesicht gebildet und auch er strahlte weniger Gelassenheit aus als üblich.

Beide schafften es nicht, die aufgebrachte Menge zu beruhigen.

So viel zu kultivierten Anstand und gebildeten Benehmen…man brauchte diesen Leuten, die sonst über die Saiyajins die Nase gerümpft hatte, nur mal etwas Lebensbedrohliches auf den Tisch zu setzen und jegliches gesittete Benehmen ging den Bach runter.

Vegetas Finger krallten sich in seinen Bizeps. In ihm kochte es.

Er hatte seit Beginn der Versammlung kein Wort gesagt und das Verkünden der Neuigkeit den beiden, Aurelius und Präsident Safa, überlassen. Er hatte sich geweigert, über sein Versagen zu berichten, weshalb Aurelius gesprochen hatte. Der anerkannte Diplomat hatte von der Entdeckung berichtet und dass eine furchtbare Gefahr für ihre Galaxie auf den Weg hierher war.

Vegetas Anwesenheit auf der Tribüne sollte als Zeugenaussage ausreichen, was aber nicht funktioniert hatte, weshalb Rubeus, als zweiter Zeuge anwesend, mit dem Bildmaterial rausgerückt war.

Freezers Gesicht noch mal zu sehen, dieses maliziöse Grinsen, die kalten Augen, dazu die mächtige Attacke, die er nur mit einem Finger bildete…danach waren die Zuschauer überzeugt.

Ein Powerlevel von einer halben Million!

Ein unvergleichlicher Planetenzerstörer, wie man ihn in dieser Galaxie noch nie gesehen hatte!

Und dabei sprach man gerade nur über Freezer.

Vegeta bemerkte, dass keiner der Anwesenden die Details erkannt hatte.

Freezers Entourage, die beiden seltsamen Wesen hinter ihm, waren bislang kaum erwähnt worden. Dabei besaßen sie ein Powerlevel von mindestens 20.000. Ein einzelner von ihnen war stärker als Vegeta!

Freezer war damit nicht nur selbst sehr stark, sondern er besaß auch eine unbekannte Anzahl an Soldaten, die für ihn die Drecksarbeit übernahmen. Soldaten, von denen niemand wusste, wie stark sie waren, wie gut bewaffnet, wie organisiert und mit welch fremder Technologie ausgestattet.

Vegeta schüttelte innerlich den Kopf über die Idioten in diesen Raum, die immer noch darauf beharrten, allein gegen Freezer bestehen zu können

Wenn Freezers Soldaten nur ein bisschen wie die Saiyajins waren, deren körperliche Stärke ausreichte, um viele der bekannte Waffenangriffe zu überstehen, müssten die Versammelten doch kapieren, dass Diskussionen über Aufrüsten und Abschirmen sinnlos waren. Soldaten mit einem Powerlevel von 20.000 waren lebende Waffen. Ihre Energien waren so stark, dass sie eine unsichtbare Rüstung besaßen und in der Lage waren, mächtige Energieattacken abzufeuern, gegen die handelsübliche Blaster blass aussahen. Ein einzelner von ihnen könnte einen Planeten der Güteklasse 1 an einem Tag erobern.

Vegeta wusste am besten, wozu so ein Powerlevel in der Lage war: er musste nur seine Stärke eins zu eines übertragen. Der Vergleich sah damit so aus, dass dort draußen eine Armee von Vegeta-ähnlichen Gestalten lauerten, mit einem Oberboss, der stärker war als dreißig Vegetas.

Einen ähnlichen Vergleich, um diese Macht greifbar zu machen, taten die gutgebildeten Anwesenden gerade auch, weshalb sie ja so in Panik gerieten.

Sicher, seine Feinde könnten sich nicht in den Ozaru verwandeln, das wäre sein Vorteil; zwar nicht ausreichend gegen Freezer, aber gegen seine Untergebenen.

Aber wer wusste, womit diese trumpfen konnten?

Es gab schließlich noch mehr Wesen im Universum, außer den Saiyajins, die gewisse metamorphischen Fähigkeiten besaßen oder einzigartige physische und psychische Eigenschaften.

Man wusste bislang noch zu wenig über Freezers Art und die seiner Armee, nur dass diese anscheinend aus unterschiedlichen Rassen bestand; jedenfalls sahen die beiden Wesen hinter ihm völlig anders aus.
 

Vegeta war erleichtert, dass Rubeus und Aurelius davon abgesehen hatten, die Aufzeichnung von Freezers Stimme und seinem Gespräch zu zeigen. Die Informationen, die darin lagen, warfen einen Schatten auf Vegeta-Sei und Aurum, denn man könnte diese beiden Planeten als Schuldig erklären, Freezer herausgefordert zu haben. Immerhin hatten die Saiyajins seinen Planeten besetzt und Aurum hatte mit ihrem Raumschiff dafür gesorgt, dass sie dort hingekommen waren.

Vegeta hatte sich das Video mehre Male angesehen, bis er endlich keine Gänsehaut mehr bei Freezers Stimme bekam. Er hatte dessen Stimme, seine Wortwahl, das Gesagte wie Nichtgesagte genau untersucht, um herauszufinden, was für einen Charakter Freezer besaß.

Wenn er das nächste Mal diesem Wesen gegenüberstand, würde Vegeta Haltung zeigen.

Freezer hätte weniger Chancen, ihn zu überraschen. Diese Genugtuung gönnte Vegeta ihm kein zweites Mal.
 

Immer noch hatte sich die Menge nicht beruhigt und nun war Vegetas Geduld am Ende.

Er wollte, nein, brauchte die Gewissheit, dass es etwas wie Hoffnung gab oder einen Plan.

Den konnte er aber nicht allein aufbringen oder nur mit der Hilfe von Aurum.

Für das, was er vorhatte, brauchte er mehr Unterstützung. Aber um diese zu gelangen, mussten die Abgeordneten an einen Strang ziehen und dafür mussten sie zuerst die Klappe halten.

Er löste die verkreuzten Arme, lockerte bedacht seine verkrampften Finger. Der Stoff seiner Handschuhe knirschte dabei.

Während er zwei große Schritte nach vorne trat, drehte er vorsichtig seinen Nacken.

Rubeus, der neben ihm im Hintergrund gewartete hatte, sah ihn mit schlechter Ahnung hinterher, traute sich aber nicht, einzugreifen.

Vegeta trat nun in den Vordergrund, allerdings kaum beachtet. Aurelius und Präsident Safa waren damit beschäftigt, die brüllenden Anwesenden zu beruhigen, sie blickten nur in die Zuschauertribüne und die dort Sitzenden zu ihnen.

„RUHE!“ erschallte es laut, übertönte jegliche anderen Geräusche. In Zusammenarbeit mit einer kraftvollen Aura, die instinktiv jedes schwächere Wesen zum Verstummen brachte, schaffte Vegeta das, woran die beiden Vorsitzenden vergeblich bemüht gewesen waren: es herrschte eine unwirkliche Ruhe im Saal.

Strafend sah sich Vegeta im Saal um und stellte sicher, dass jeder aus Vorsicht und Angst verstummte. Hörte er auch nur einen Mucks, wurde er sofort einen warnenden Ki-Strahl abfeuern.

„Dieser Gegner…“ begann er langsam „besitzt zweifellos die vom Scouter gemessene Stärke. Wenn eure Völker keinen völlig verblödeten Vertreter heute hierhergeschickt haben, dann wisst ihr, was das bedeutet. Eine Macht, gegen die keiner von uns allein bestehen kann. Und er wird kommen! Ich kann es fühlen, mein ganzer Körper warnt mich. Mein Volk und ich müssen sich darauf vorbereiten. Wir besitzen momentan zwar noch nicht die Stärke, ihm gegenüberzutreten, aber wir Saiyajins sind ein Volk, dass stärker werden kann. Ich schwöre hiermit, vor euch allen: Wir werden stark genug werden, um gegen ihn zu bestehen! Wir werden siegen!“

Hoheitsvoll, mit Stolz gerecktem Kinn sah er auf sie herab.

Jawohl, er würde aufsteigen, hoch genug, um Freezer zu besiegen. Er würde die Grenzen eines normalen Saiyajin überwinden.

Diese Schmach seiner Flucht würde die Einzige in seinem Leben bleiben. Er würde den Tod seines Vaters rächen und Freezer in Asche verwandeln.

Allerdings könnten weder er noch seine Soldaten diese Kraft schnell aufbauen. Wenn sie sich nur aufs Trainieren konzentrierten, hätten sie keine Zeit für die bezahlten Missionen. Ohne Geld, keine Lebensmittelimporte.

Vegeta sah die Anwesenden scharf an, während er weitersprach „Wenn die Saiyajins für euch kämpfen, verlangen wir Unterstützung. Um uns gegen Freezer zu wappnen, brauchen wir die nötige Zeit und die Ressourcen.“

Die Anwesenden sahen ernst und nachdenklich zum König der Saiyajins, der seine Entscheidung, was er zu tun gedenke, laut mitgeteilt hatte: es war wirklich keine Überraschung, dass die Saiyajins in den Krieg ziehen würde.

Doch warum sagte der König ihnen das?

Warum war er hier, anstatt, wie es die Saiyajins sonst getan hatte, ein eigenes Spiel zu spielen?

Ein vorwitziger Minister hob die Hand und fing misstrauisch an zu fragen „Was genau meint Ihr mit Ressourcen?“

Er hatte genau zugehört und erkannt, dass Vegeta auf etwas hinauswollte. Dieser sah auffordernd zum Präsidenten Safa und Aurelius, damit sie endlich zum Hauptpunkt des Treffens kommen könnten.

Safa räusperte sich eilig und ergriff das Wort.

„Keiner von uns besitzt eine Armee, die auch nur annähernd so stark ist wie die von König Vegeta. Aurelius und ich planen daher, das Kämpfen den Saiyajins überlassen. Da sie aber jeder freie Minute zum Trainieren brauchen, um die notwendige Kraft zu erreichen, werden die Saiyajins keine Zeit haben, um Aufträge anzunehmen. Ohne Aufträge, keine Importe von Lebensmittel. Daher…Wir…“ nun warf Safa einen bedeutsamen Blick in die Runde. „…müssen sie daher als Gegenleistung unterstützen. Dazu gehören Lebensmittellieferungen, Rüstungen, Medic-Tanks sowie…“ Safa schluckte „…neue Raumschiffe. Groß und schnell genug, um Bataillone von Saiyajins rechtzeitig aufs Schlachtfeld zu senden.“

Einige Sekunden lang herrschte Stille, um das Gesagte zu Verarbeiten…und dann ging das Gebrüll von vorne los. Ein Sturm der Entrüstung prasselte auf den Wortsprecher herab. Alle Zuschauer waren sich plötzlich einig.

Niemals dürften die Saiyajins moderne Technologie erhalten. Das Handelsverbot musste bestehen bleiben.

„Wie könnt ihr es wagen?“

„Das Embargo beenden?!“

„Was passiert, wenn Freezer besiegt ist? Dann haben wir eine neue Bedrohung in unseren Reihen! Die Saiyajins werden uns dann angreifen!“

Rufe dieser Art erschallten von allen Seiten.

Safa und Aurelius warfen sich kurz einen schnellen Blick zu.

Es verlief genau, wie gedacht. Dieselben Einsprüche wie immer. Es war daher nicht verwunderlich, dass die beiden Männer so lange gezögert hatten, diesen Vorschlag auszusprechen.

Zu lange, weshalb Vegeta selbst das Wort ergriffen hatte.

Bei dem Gedanken, das Embargo gegen die Saiyajins zu beenden, kam sofort die alte Angst wieder hoch. Die Vertreter der zahlreichen Völker befürchteten, dass die Saiyajins nach Freezers Untergang mit den erhaltenen Raumschiffen auf Raubzüge gehen würde.

Nun, das lag im Bereich des Möglichen, aber diese naive Angst bedeutete, dass zuerst Freezer besiegt wäre…glaubten denn diese Vertreter, das würde so einfach geschehen, ohne Verluste?

Selbst der überhebliche, stolze Vegeta glaubte nicht daran und war bereit, auf Bündnisse einzugehen. Aber nicht ohne Bezahlung. Er kannte den Wert seines Volkes.

Ohne die Saiyajins ging es nicht!

Vegeta hatte Präsident Safa und Aurelius im Privaten seinen Plan und seine Forderungen erklärt.

Wenn die Saiyajins trainierten und ihre Ozaru-Verwandlung nutzten, könnten sie Freezer zurückschlagen. Aber dafür mussten sie ihn und seine Armee auf Planeten mit Sauerstoff und Mond locken, wo die Saiyajins ungestört und frei kämpfen konnten. Nur in veralteten, waffenlosen Pods gegen Freezers Raumschiff zu starten, wäre Selbstmord.

Vegeta verlangte für die Dienste seiner Armee einen angemessenen Lohn; alle Planeten, die sich auf den Schutz durch die Saiyajins verließen, mussten zahlen: mit Nahrung, Medizin, Rüstungen, Raumschiffen, nützlicher Technologie, notfalls Gold und Geld. Das wäre nur fair.

Sollten die Saiyajins siegreich sein, durften die Saiyajins diese Dinge nicht nur behalten, sondern sie erhielten auch den Höchstanteil der Siegerbeute. Sie durften sich als erstes drei neue Planeten aus Freezers Gebiet aussuchen, die sie in Besitz nehmen würden.

Vegeta kannte seinen Pappenheimer: er wusste, dass Leute wie Aurelius die fremde Technologie von Freezer und seine Planeten sich nur zu gerne unter den Nagel reißen würden, sobald jener aus dem Weg geschafft war. Aurum würde die harte Arbeit der Saiyajins für sich ausnutzen und dasselbe tun, was Freezer gedachte, mit ihnen anzustellen: das Plündern, Unterjochen und Verkaufen der Gegenseite.

Bevor das geschah, würden die Saiyajins dieses Mal den ihnen zustehenden Gewinn einstreichen.

Aurum durfte nehmen, was übrigblieb.
 

Aurelius und Safa versuchten die neu aufgebrachte Menge zu beruhigen.

„Wir haben eine Ausnahme-Situation“ rief Safa. „Bitte bedenkt das. Wir MÜSSEN neue Wege gehen.“

„Außerdem“ rief Aurelius „verlangen wir nicht, das Handelsverbot für immer zu beenden.“

Das Geschrei wurde leiser, man sah ihn fragend an.

„Wir reden von einem zeitlich begrenzten Waffenstillstand. Niemand hindert uns daran, das Embargo neu zu verhängen, sobald der alte Friede wieder hergestellt ist.“

Sicher, das hörte sich zuerst nicht besonders überzeugend an, denn man könnte den Saiyajins vermutlich schlecht die zuletzt erhaltenen Schätze wieder abnehmen.

Für eine Weile wären die Saiyajins technologisch besser ausgerüstet.

Aber dieser geringe Vorteil würde ihn nichts auf lange Dauer bringen.

Selbst mit bewaffneten, modernen Raumschiffen machte das die Saiyajins nicht automatisch unbesiegbar. Es gab genug Abwehrmethode und Sicherheitsnetze, um sie am Landen zu hindern.

Dazu hätten die Saiyajins nach dem Krieg ganz andere Sorgen.

Ihr Volk, welches an erster Stelle auf dem Schlachtfeld gegen Freezer stände, würde Verluste erleiden, nach denen anschließend Kriegsgelüste fürs erste kein Thema waren. Diese Kreaturen brauchten dann auch erstmal eine oder zwei Generationen Zeit, um ihre Bestände zu erholen.

Außerdem mussten selbst die besten Raumschiffe gewartet werden und waren irgendwann alt und überholt. Dazu kam der Treibstoff, ebenso die Heilflüssigkeit, welches die Medic-Tanks benötigten und nicht auf Vegeta-Sei hergestellt werden konnten. Fehlten diese, waren Raumschiffe und Medic-Tanks nutzlos. Mit dem neuen Embargo konnte verhindert werden, dass sie diese erhielten.

Damit wurde gesorgt, dass die Saiyajins die Technologie, die sie als Lohn erhielten, nicht lange pflegen und versorgen konnten.

Dieses Schlupfloch könnte man nutzen, um beide Seiten, die Saiyajins und die anderen Planetenrassen, zu beschwichtigen. Es war und blieb der beste Handel!

Die beiden erfahrenen Politiker sprachen diese Methoden nicht laut aus; nicht, solange Vegeta anwesend waren. Sie sahen sich gegenseitig in die Augen und erkannten denselben Gedanken: man musste die Zweifler abfangen und einzeln auf sie einreden.

Das war sowieso der typische politische Weg; viele Verhandlungen verliefen immer im leisen, engen Kreis hinter verschlossener Tür ab. Erst dann konnte in so einer großen Versammlung einstimmig gewählt werden, ohne Veto-Stimmen.

Die beiden Männer, Safa und Aurelius, die von unterschiedlichen Handelsplaneten kamen, deren Vorgehensweise in verschiedenen Richtungen gingen…da Altharwa, der friedliche Handelsplanet, der die Freiheit aller Völker unterstützte… da Aurum, die sogar Planeten, Waffen und Sklaven verkauften…waren sich in diesen seltenem Moment einig.

Eine große Allianz war notwendig, mit allen intelligenten Völkern ihrer Galaxie, ungeachtet, ob sie Mitglied im Planetenbund waren oder nicht.

Nur wenn alle gemeinsam an einem Strang zogen, konnte eine wirkungsvolle Front gegen Freezer gebildet werden.

Diejenigen, die dafür zu sorgen hatten, waren die beiden geübten Politiker/Unterhändler.

Während Vegeta sich in seiner Heimat um den Aufbau der saiyanischen Armee kümmerte, mussten sie die Überzeugung der Unwilligen leisten.

Doch die Bilder von Freezer waren so schlagkräftig, dass keiner von ihnen an den Erfolg ihrer Aufgabe zweifelte.

Letztendlich würden die andere einknicken; zu ängstlich, später allein gegen den Welteneroberer zu stehen, ohne Rückendeckung.

Es gab zwar so manchen Planeten, der gerade an Waffen forschte, um sich gegen Saiyajins zu wehren, aber niemals würden diese gegen Freeezer ausreichen.

Da war es doch besser, die Saiyajins für sich zu nutzen und kämpfen zu lassen.

Widersprüchliche Wünsche

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Auf der Suche nach dem perfekten Partner

 

Der Streit mit Vegeta führte dazu, dass Bulma die nächsten drei Tage im Bett verbrachte, heulend und schluchzend, unterbrochen von einigen Stunden unruhigen Schlafes.

Offiziell war sie krank, eine harmlose Grippe, aber in einer selbstauferlegten Quarantäne wollte sie niemanden sehen. Sie verließ ihr Zimmer nur, um sich aus der Küche etwas zu essen schnappen und es in ihrem Bett zu essen, unbeobachtet von Gine und Chi-Chi, die ihr den Kühlschrank mit Selbstgekochten auffüllten.

Bulmas Herz fühlte sich an wie voller Risse, die man mit Säure reizte, weshalb sie nicht verheilten.

Wunden, die Vegeta geschlagen hatte mit seinen selbstsüchtigen Plänen. Die ständige Erinnerung an seine Worte führten zum beißenden Schmerz in ihrer Brust.

Doch im Gegensatz zu all den vergangenen Streitereien, fühlte sich dieser Kummer so neu und unerwartet heftig an, weil ihr Herz zu sehr an ihm hing. Sie fühlte zum ersten Mal die volle Wucht von Liebeskummer; eine Tortur, von der sie wünschte, sie würde endlich enden.

Sie konnte nicht mit ihm, aber auch nicht ohne ihn sein.

Angesichts dessen stellte sie ihre Pläne auf den Prüfstand: Könnte sie diese nicht für eine Bindung mit Vegeta aufgeben?

Dafür würde sie endlich für immer bei ihm sein, an seiner Seite.

Kein Verstecken mehr. Sie könnten zusammenleben, Zeit miteinander verbringen, ohne am frühen Morgen heimlich zu verschwinden.

Vor den Aufgaben, die sie dann zu bewältigen hatte, fürchtete sie sich nicht. Bulma kannte sich und war selbstbewusst. Sie hatte sich schließlich als Unternehmerin, trotz Jugend und blauem Haar, eigenständig den Respekt des Volkes verdient. Sie wich vor keinem Krieger, war er noch so riesig, zurück.

Wenn Vegeta es ihr auch zutraute… Saiyajins zu befehlen…das würde sie schaffen.

Bei der Vorstellung, neben ihm zu stehen, wenn er sie als seine Königin dem Volk präsentierte, sein seltenes Lächeln dabei, welcher er nur ihr schenkte...dabei überkam sie stets ein wohliges Zittern.

Wäre der Preis dafür nicht gerechtfertigt?

Aber alles aufgeben, während er trotzdem auf den Harem beharrte, nur um als pflichtbewusster König zu gelten?!

Warum sollte sie verzichten, er aber nicht?

Ihre Meinung galt also als geringer als seine und so würde auch ihre Zukunft ablaufen?!

Das war keine gleichberechtigte Partnerschaft!

Das konnte sie nicht akzeptieren.

Als Bulma nach dem dritten Tag diese Erkenntnis erhielt, wurde der Liebeskummer leichter. Ihr Herz tat immer noch weh, aber die Wut auf Vegetas selbstsüchtige Vorstellung einer Gefährtin dämmte ihn.

Als sie darum beschloss, an diesem Tag aufzustehen und ihr Zimmer zu verlassen, kam diese Entscheidung zur richtigen Zeit.

Ihre Mutter Gine schneite herein, wollt besorgt nach ihrer anscheinend kranken Tochter sehen, die sich bislang verkrochen hatte.

„Bulma, ich habe dir wieder eine Suppe mitgebracht“ hörte Bulma ihre Stimme vor der verschlossenen Tür. „Soll ich sie dir wieder vor die Tür stellen oder kannst du in die Küche kommen?“

Bulma sah derweil prüfend ihr Spiegelbild an. Ihre Augen wirkten leblos, waren aber nicht mehr gerötet. Dafür glühten aber immer noch ihre Wangen und der Bereich um die Nase; gereizt durch die Heulerei der letzten Tage. Aber es ließ sie nur glaubwürdiger erscheinen, die Tage mit einer Grippe verbracht zu haben.

Die Wangen wirkten leicht eingefallen, die Haare fettig und strähnig. Sie roch an sich und verzog die Nase angesichts des muffigen Geruchs.

Sie brauchte eine gründliche Dusche, etwas frische Luft und was Ordentliches zu essen.

„Ich fühle mich besser“ rief sie laut ihrer Mutter zu „Ich mache mich fertig und komme runter. Ich glaube, ich kann sogar mehr essen als nur Suppe.“

„Oh, dann mach ich dir noch schnell etwas“ freute sich Gine, erleichtert angesichts Bulmas Appetit. „Vielleicht Pfannkuchen?“

„Hört sich gut an“ stimmte Bulma abwesend zu, während sie ihr Nachthemd, in dem sie die letzten Tage verbracht hatte, in den Wäschekorb schmiss und nackt ins Badezimmer marschierte.

 

Als Bulma die Treppe hinunterstieg und zur Küche marschierte, fühlte sie wirklich Hunger. Mit frisch gereinigter Haut und noch feuchtem Haar sah sie etwas munterer aus. Die saubere Kleidung, eine lange, weite Hose mit langärmeliger Tunika darüber, verstärkte diesen Eindruck.

Sie setzte sich an den gedeckten Tisch, wo die aufgewärmte Suppe und flache Brotfladen mit Speckfüllung bereits auf sie warteten. Der heimelige Geruch weckte ihren Magen auf, der hungrig knurrte.

Gine, die am Herd stand und Pfannkuchen buk, warf ihr schnell einen Blick zu.

Bulma wirkte mager und bleich, aber wie sie sich auf die Suppe stürzte und das Brot zerriss und eintunkte, waren ein gutes Zeichen der Besserung.

Der Löffel schabte über den Boden der Schale, leises Schlürfen war zu hören.

Als Gine den Teig verbraucht und zu einem Teller mit dünnen Pfannkuchen verwandelt hatte, nahm sie ihn und setzte sich zu ihrer Tochter, die mittlerweile die reichhaltige Suppe geleert hatte. Die ersten süßen Teigfladen wurden sofort gierig mit ihrer Gabel aufgestochen und auf ihren Teller gelegt, um sie mit Marmelade oder süßen Sirup verziert zu essen.

Gine nahm sich selbst ein paar Pfannkuchen und leistete Bulma beim Essen Gesellschaft.

Da diese aufgrund ihrer Krankheit nichts von dem Geschehen der letzten Tage mitbekommen hatte, gab Gine ihr einen Rückblick.

„König Vegeta hat gestern eine mitreißende Rede gehalten“ fing sie von sich aus an zu erzählen.

Bulmas kauende Kieferbewegungen hielten für einen Moment inne bei der Erwähnung dieses Namens, ihre Pupillen erweiterten sich geschockt.

Es war für sie immer noch ungewohnt, Vegetas Namen in Kombination mit dem Wort „König“ zu hören. Aber vor allem tat es weh, seinen verfluchten Namen zu vernehmen, weil daraufhin automatisch ein Haufen Bilder von seinem Antlitz auf sie einstürmten.

„Worum ging es?“ räusperte sie sich und versuchte mit dieser Frage ihre Mutter abzulenken, bevor dieser auffiel, dass Bulma nicht erfreut war über die Erwähnung von Vegeta.

 „Um einen baldigen Krieg, wie wir ihn noch nie erlebt haben“ Gine wurde ernst.

König Vegeta hatte diese wichtige Nachricht sowohl persönlich an die Stadtbewohner über den Balkon wie auch gleichzeitig über Scouter ausgerufen, damit alle Saiyajins Bescheid wussten.

Die Nachricht war mit Vorfreude aufgenommen worden, besonders als Vegeta über das neue Bündnis sprach. Die Saiyajins würden diesen neuartigen Feind, der aus einer unbekannten Galaxie zu einer unbestimmten Zeit ankommen würde, bekämpfen. Als erste Reihe der Kämpfenden würden sie die Planeten dieser Galaxie beschützen. Dafür erhielten die Saiyajins neue Raumschiffe, Ausrüstungen und höhere Rationen. Dies bedeutete vorerst eine Welle des Reichtums und des Wohlstands für das saiyanische Volk.

Viele Saiyajins waren gespannt und aufgeregt, die Gedanken an eine Schlacht ängstigsten sie nicht, während Gine sich nicht wirklich freute. Denn die Folge war, dass sie ihren Geliebten lange nicht mehr sehen würde.

Um sich auf den Gegner vorzubereiten, würden die saiyanischen Krieger bald ihre Heimat verlassen, um auf gefährlichen Planeten mit hoher Risikoklasse zu trainieren und ihr Level zu steigern.

„Dadurch, dass sich die Armee kurzfristig aufteilt, hat Vegeta einige Krieger befördert, um mehr leitende Soldaten zu erhalten, welche alles beaufsichtigen. Dein Vater gehört nun zur Elite und Radditz ist zur Mittelklasse aufgestiegen“ erzählte sie.

Bulma blinzelte. Diese Information überraschte sie völlig. Es kam so unerwartet, dass es sie sogar kurzfristig ihren Kummer vergessen ließ.

Bardock galt nun als Elitekrieger…Vegeta hatte ihn befördert?!

Dabei hatten sich Vegeta und Bulma erst kurz zuvor gestritten…aber Vegeta war deswegen nicht nachtragend, sondern hatte Bardocks eigene Leistung anerkannt…das war eigentlich nett…Moment, aber wichtiger war die Frage, warum er ihr nichts von seinen Plänen gesagt hatte?

Was war das mit feindlicher Invasion und die Saiyajins als Beschützer?

Ausgerechnet die Saiyajins?! Beschützer, das klang so heldenhaft und nobel?!

Dazu die unglaubliche Neuigkeit, dass ihr Volk neue Raumschiffe erhalten würden…Toll, endlich, wurde auch Zeit, aber um damit als Erstes gefährliche Planeten anzusteuern, um dort zu trainieren?!

War es nicht lebensgefährlich?!

Warum wurde dieses Risiko eingegangen? So eine Vorbereitung hatte es doch noch nie gegeben?

Weil es notwendig war?!

Was lauerte dann im unbekannten All? Was für ein Feind?

Es existierten Wesen, die einem Saiyajin gefährlich werden konnten?

Was hatte Vegeta gesehen?

Hatte das was mit dem Tod von seinem Vater zu tun?

Es gab so viele offene Fragen. Leider konnte Bulma ausgerechnet jetzt nicht den Einen zu verhören, der die Antworten wusste. Nicht, nachdem sie beschlossen hatte, sich von ihm zurückzuziehen.

Bulmas Mund stand fassungslos offen und gab Gine Einsicht auf einen halb zerkauten Pfannkuchen.

„Mund zu“ erinnerte Gine milde ihre Tochter an Tischmanieren.

Ertappt schloss Bulma den Mund und kaute langsam weiter, während ihre Gedanken umherhuschten und versuchten, Ordnung zu schaffen.

Sinnlos, das war alles zu überraschend und überrollend. Mit solchen Neuigkeiten hatte sie nicht gerechnet, im Gegenteil. Sie hatte erwartet, dass ihr Beziehungsdrama eine wichtigere Rolle spielen würden. Aber jetzt gab es auf Vegeta-Sei erstmal ganz andere Themen, über welche die Bevölkerung sprach.

„So, und was jetzt?“ fragte sie ahnungslos ihre Mutter.

Was stand in den nächsten Tagen und Wochen an? Was würde passieren?

Wie konnte sie innerhalb von drei Tagen Einsiedelei nur so viel verpassen?

Gine nippte an ihrem Glas Wasser, bevor sie ihr die gewünschte Antwort gab.

„Nun, die meisten Krieger werden die neuen Raumschiffe nutzen, um auf weit entfernte Planeten zu trainieren. Allerdings gilt dies nur für Krieger, die mindestens eine Stärke von 4.000 haben. Schwächere werden hier auf Vegeta-Sei bleiben, um den Heimatschutz zu bewahren. „Zufällig“ gehören dazu fast alle weiblichen Kriegerinnen. Selypa hat dank deines GB dieses Level erreicht, aber damit ist sie eine Ausnahme. Sie wird weiterhin unter deinem Vater dienen, wie auch der Rest des Teams. Kakarott bleibt bislang ebenfalls unter seinem Kommando, aber nicht für lange. Die Truppen werden durch die frischen Beförderungen neu zusammengestellt. Radditz, in seiner höheren Stellung mit mehr Verantwortung, wird vermutlich seine eigenen Leute bekommen, die er anführen muss. Man könnte ihn Kakarott unterteilen, damit er wenigstens einen erhält, den er bereits kennt. Die Leistung von neuen Untergebenen kennen zu lernen und entsprechend zu befehlen, dauert. Auch dazu dient die Reise, zur Teambildung. In einer Woche werden die ersten Mannschaften zu ihrem Spezialtraining losfliegen. Sie werden dort so lange trainieren, bis die Grenzwächter Bescheid geben, dass der Feind im Anflug ist. Dann werden die saiyanischen Truppen auf die Planeten unserer Verbündeten fliegen, um sie zu beschützen“ erklärte sie. „Aber in der Zwischenzeit wird es den Saiyajins auch erlaubt sein, für kure Verschnaufpausen zu ihren Familien in die Heimat zu fliegen.“

„Alle Krieger fort…aber wenn die schwachen Unterklasse-Krieger und die Rekruten hierbleiben, wird trotzdem mehr los sein als üblich auf Vegeta-Sei“ murmelte Bulma nachdenklich. „Was ist mit dem König?“ fiel es ihr ein „Wird er auch dort trainieren?“

Gine nickte. „Er wird unter den ersten sein, die losfliegen, garantiert. Was deinen Vater und deine Brüder angeht, haben sie noch keinen Befehl erhalten. Sie können in einer Woche oder auch später losfliegen. Aber spätestens in einen Monat sind sie fort. Das setzt Chi-Chi natürlich unter Druck.“

„Inwiefern?“

„Na, ihr Sarang-Schwur und ihre Schwangerschaft“ erinnerte Gine sie irritiert.  Hatte Bulma bereits vergessen, welche Familienthemen es noch gab?

Bulma errötete, beschämt, weil sie mehr mit ihren eigenen Problemen und dem Versinken in Selbstmitleid gewesen war, um auch nur einen Gedanken an andere zu verschwenden.

Gine fuhr fort. „Chi-Chi hatte eigentlich geplant, den Schwur im Frühling, vor der Geburt, abzulegen. Aber nun weiß sie nicht, wie lange Kakarott fortbleiben wird. Ihre Schwangerschaft ist das eine. Aber das ist nicht der Hauptgrund für ihre Hast. Nein, denn durch die neue Situation, wo beide auf längere Zeit getrennt sind, kann der Sarang am besten ihre Beziehung beschützen.“

Bulma sah sie fragend an. Sie verstand nicht, worauf ihre Mutter hinauswollte.

Gine seufzte schwermütig und rieb sich über die Stirn. Nicht wegen Bulmas Unverständnis, sondern…

„Ich liebe meinen Sohn, wirklich, aber manchmal ist Kakarotts Naivität ein Problem. Ja, er ist noch jung und wir haben ihn sehr behütet, aber trotzdem ist er erwachsen…Aber würde Bardock nicht seine schützende Hand über ihn halten, hätte ein Saiyajin oder ein Sklavenjäger ihn bereits mit etwas Essbaren weggelockt“ murmelte sie und verschränkte kopfschüttelnd die Arme vor der Brust, während sie sich in ihrem Stuhl zurücklehnte.

Bulma hob belustigt eine Augenbraue und lauschte weiter ihren Ausführungen. Sie kannte den Humor ihrer Mutter. Ihre Belehrungen wiesen oft denselben trockenen Humor auf, wie bei Bardock.

Doch darunter verbarg sich eine ernste Spitze.

„Nun, wo die Armee so stark nach Männern und Frauen getrennt sind, wird ein Haufen rauffreudiger Krieger, alle männlich, für eine längere Zeit zusammen hocken. Damit passiert genau das, was schon oft geschieht, wenn Männer allein unterwegs sind. Der Kampfrausch führt nebenbei zu einer sexuellen Erregung, die sie abbauen wollen. Und wenn keine Frau da ist…“ Gine verstummte und zuckte bedeutungsschwer ihre Schultern. „…dann sieht man sich woanders um. In erster Linie unter den eigenen Reihen. Da kein Handelsplanet in der Nähe ist, gibt es keine Bordelle, die sie zwischenzeitlich besuchen können.“

„Moment, soll das heißen…Kakarott ...häh?“ Bulma blinzelte überrascht, aber dann erinnerte sie sich an Radditz, seine Pornohefte sowie seine kurze Affäre mit Tales.

Saiyajins waren promiskuitiv. Offene Beziehungen sowie homosexuelle Abenteuer waren normal.

„Kakarott wird angebaggert!“ erkannte Bulma belustigt.

Gine nickte. „Aber das kapiert er ja nicht. Das war genauso mit Chi-Chi früher, als sie mit ihm geflirtet hat. Das hat er nur erkannt, weil sie so hart ranging, dass sogar unser kleiner Hohlkopf es endlich begriff. Aber es gibt eine Reihe von älteren Männern und Frauen, die ihn niedlich finden. Solange Kakarott nicht im Kampfmodus ist, wirkt er mit seinem jungen Gesicht wie ein unschuldiger Lustknabe, was ihre dominante Seite anspricht. Wenn Bardock und seine Freunde nicht auf ihn aufpassen würden…“ Gine schüttelte den Kopf und seufzte. „Dann hätte er schon vor längerem seine Unschuld verloren, weil er gutgläubig einen Saiyajin folgen würde, nur weil der ihm etwas „Süßes“ verspricht.“

Bulma prustete los. Die Vorstellung, wie Bardock seinen erwachsenen Sohn vor den Annäherungen anderer Saiyajins beschützen musste, war belustigend. Sie war nicht das einzige Kind, was ihr Vater sorgsam behütete.

„Aber Kakarott ist doch nicht mehr unschuldig“ widersprach Bulma kichernd, die ihn und Chi-Chi schließlich schon in Aktion gehört hatte. „Er und Chi-Chi haben schließlich…“

„Hah, verglichen mit den perversen Neigungen von älteren Saiyajins, sind die beiden doch konservativ und schüchtern“ unterbrach Gine und wedelte ablehnend mit der Hand. „Oder glaubst du, dass Radditz und Kakarott denselben Erfahrungsstand haben? Da siehst du doch, was ein paar Jahre Unterschied und ein anderer Charakter schon ausmachen.“

„Oh je, das stimmt. Das weiß ich genau. Mein großer Bruder tobt sich da aus, während Kakarott schön an Chi-Chis Leine hängt“ musste Bulma zustimmen. „Radditz ist…“

„Ein immergeiler Bock, den man kastrieren müsste? Ach nein, das gilt für Tales. Aber Radditz sollte endlich auch mal raus aus seinen Hormonstau. Sonst wird das nie mit einer festen Beziehung. Keine Frau will einen Mann, der nicht ein Mindestmaß an Treue bieten kann“ seufzte Gine. „Aber seine Entschuldigung ist ja stets, dass er die Richtige nicht gefunden hat. Tse, als ob er dann sein festgefahrenes Benehmen ändern würde. So ein Wunder gibt es nicht!“

Beide Frauen amüsierten sich kurz über Radditz unentschlossenes, widersprüchliches Verhalten: einerseits wollte er eine feste Beziehung, anderseits war er schnell gelangweilt. Er war also immer am Jammern und nie zufrieden und das ging einem irgendwann auf den Zeiger, wenn man ihm zuhören musste.

Wenn Radditz nicht auf den Rat der Frauen aus seiner Familie hören wollte, musste er halt leiden.

Aber obwohl Gine in typischen spöttischen Tonfall sprach, war doch eine Spur Ernst drin.

Das Problem lag in Kakarotts vertrauensseligem Wesen.

Gine hatte durch ihr Alter und eigene Tatakai-Prüfung genug Erfahrung darin, wie sexhungrige, lüsterne Saiyajins agierten. Auch wenn ihr jüngster Sohn sehr stark war, so fehlte ihm ein gewisses, gesundes Maß an Misstrauen.

Kakarott hatte es nur seinem Vater zu verdanken, dass er nie in eine Kabine gelockt wurde, wo man ihn zur lüsternen Unzucht überredet hätte, welche der Ahnungslose zugestimmt hätte.

„Kakarott kann seinem Vater dankbar sein. Wer weiß, wo er ohne seine Obhut gelandet wäre. Eines Morgens wäre er sonst nackt mit schmerzenden Hintern in einer fremden Kabine aufgewacht“ murmelte Gine.

Bulma kicherte, schlug aber kurz errötend die Augen nieder, als sie erkannte, dass sie nicht der Position war, ihren jüngeren Bruder zu verurteilen. Es war ja nicht so, als wäre sie besonders erfahren. Immerhin hatte er bereits mehr Sex in seinen Leben gehabt als sie.

Aber dafür hatte sie keine Probleme, Signale zu verstehen. Sie war eine Expertin im Flirten, während non-verbale Kommunikation für Kakarott schwierig zu deuten war.

„Kakarotts Sicherheit ist das eine, aber der Sarang ist auch für Chi-Chi wichtig. Schließlich werden auf Vegeta-Sei auch viele Männer verbleiben, nämlich die Unterklassekrieger, die zu schwach für das Training sind. Tja, und dann haben wir dasselbe Problem hier: ein Haufen gelangweilter Männer, die ihre Chance nutzen, dass sie gerade wenig Konkurrenz haben. Selbst eine schwangere Frau wird kein Hindernis sein, um mit ihr zu schäkern. Schließlich zeigt es nur, wie fruchtbar sie ist. Es sei denn, das Kind gehört einer Sarang-Frau, dann…Nur der Sarang schützt vor ungewünschten Annäherungen“ fuhr Gine fort „Vor allem, da der König in der Zeit auch nicht hier sein wird, um die Ordnung zu wahren. Nur der Rat, der Recht spricht…na, ob das reicht?“

Bulma wollte gerne widersprechen, aber sie erinnerte sich nur zu gut an Peppas Angriff, den die eifersüchtige Frau ausgeführt hatte, OBWOHL Vegeta damals noch auf dem Planeten anwesend gewesen war.

Wie würden die Saiyajins sich verhalten, wenn der stärkste Aufseher und Richter nicht anwesend war?

In seiner Abwesenheit würde so manches diszipliniertes Verhalten sich lockern.

Gine strich sich übers Kinn und sah nachdenklich aus dem Fenster.

„Wenigstens ist dies einer der Gründe, warum die Krieger zur Erholung öfters in ihre Heimat fliegen werden“ murmelte sie leise. „Damit sie sich wieder konzentrieren können. Sonst bekommen sie blaue Eier, werden frustriert-aggressiv oder vögeln sich alle gegenseitig.“

Bulma prustete erheitert los. „Mutter!“ rief sie gespielt empört aus.

„Was denn?“ Gine zwinkerte ihr erheiternd zu. „Ich beschwer mich doch nicht. Dein Vater ist als mein Sarang-Partner zur Treue verpflichtet. Wenn er also pausiert und wieder bei mir ist, konzentriert er sich nur auf mich. In so einer Zeit verlass ich das Haus nicht. Wenn er dann wieder losfliegt, brauche ich die Erholung bis zum nächsten Besuch. Er ist bei seiner Heimkehr immer seeeehr hungrig, ach ja…“ Sie zwinkerte erneut, verschmitzt lächelnd.

Bei der lockeren Erwähnung des immer noch existierenden, ausgelebten Sexlebens ihrer Eltern errötete Bulma verlegen. Sie hüstelte und wechselte schnell das Thema.

„So, Chi-Chi…was plant sie denn?“ fragte sie. „Will sie den Sarang deshalb so schnell wie möglich schwören? Sie hatte doch noch wegen einer möglichen Feier überlegt. Verzichtete sie jetzt darauf?“

Gine schüttete den Kopf.

„Jetzt erst recht, hat sie gesagt. Vom Wetter ist es natürlich nicht schön, jetzt im Winter, aber wir werden halt ein paar Lagerfeuer mehr entfachen. Angesichts dieser neuen Rationen sind Lebensmittel gerade recht billig. Wir können ein schönes Festmahl halten, bevor die Krieger uns verlassen müssen. Aber sie will es in zwei Tagen abhalten und dann brauche ich auch deine Hilfe“ erklärte sie.

Es gab viele Küchenvorbereitungen, wenn ein Haufen Grillfleisch und diverse Speisen für eine Bande Saiyajins fertig gemacht werden musste. Gine und Chi-Chi allein würden das nicht schaffen.

„Wie viele Gäste hat sie denn eingeladen?“ fragte Bulma mit mulmigem Gefühl, die im Kopf bereits ausrechnete, welche Mengen gekocht werden mussten, je nach Anzahl der Köpfe. Sie hoffte auf eine kleine, intime Feier, wie es ihre Freundin auch angekündigt hatte.

„Eine recht kleine Gruppe, gerade mal zwanzig Saiyajins. Unsere Familie, worunter natürlich auch Bardocks Kameraden gehören, ein paar Freunde, ihr Vater…oh, das habe ich vergessen zu erwähnen. Chi-Chis Vater ist zwar vor Jahren aus der Armee ausgetreten, aber angesichts dieses Krieges und den Mangel an guten Krieger, hat er sich wieder eingeschrieben. Er ist zwar kein starker Unterklassekrieger, aber er hat viel Erfahrung gesammelt. Er wird sich um die Ausbildung der Rekruten kümmern und um den Heimatschutz. Er meint, dass jetzt, wo Kakarott für den Schutz seiner Tochter zuständig ist, er sich dann darum kümmern würde, die Heimat der Saiyajins zu bewahren. Ja, er ist ein ehrenvoller Mann. Andere Unterklassekrieger murren, weil sie nicht mit ins Schlachtgetümmel dürfen, während sie ihre eigene Aufgabe übersehen: ihr Volk zu beschützen. Na, das kann ja was werden, wenn solche Typen, die eh nichts draufhaben, hierbleiben.“ Gine schnaubte abfällig.

Bulma nickte abwesend, während sie im Kopf die Mengen ausrechnete, um zwanzig hungrige Saiyajins zu beköstigen und welche Speisen am besten geeignet waren.

„Ich habe daher die Idee, dass wir ein Frauenhaus gründen sollten“ sprach Gine plötzlich eine Idee aus.

„Hmmh…Häh, was? Was für ein Frauenhaus?“ Bulmas Frage kam etwas spät, abgelenkt durch ihre Rechnung und sie wusste nicht, wovon ihre Mutter sprach.

„Na, wegen Chi-Chi“ antwortete Gine, aber da Bulma immer noch verstand, musste sie weiter ausholen.

„Angesicht der Idioten, die bald die Stadt bevölkern, sollte eine schwangere Frau nicht allein wohnen. Nicht nur wegen unmanierlichen Männern, sondern auch, weil alles Mögliche passieren kann. Chi-Chi neigt zur Überarbeitung, weil sie vieles allein machen will. Sie könnte stolpern und fallen. Wir müssen ihr helfen. Auch wenn du ihre Nachbarin bist, das reicht nicht aus. Dafür bist du in der Werkstatt zu eigeschränkt; da bekommst du nicht viel mit. Dazu wünscht sich Chi-Chi eine traditionelle Geburt und Kinderaufzucht anstelle des Brutkastens. Nun, zu meiner Zeit war es so, dass die Kinder in einer engen Gemeinschaft aufwuchsen, weil die Frauen sich die Arbeit teilten. Das wird heute immer noch in den Dörfern gelebt und so ist auch Chi-Chi aufgewachsen. Vorher geht eine schwangere Frau in ein Frauenhaus, wo sie von den älteren Frauen viel über Kinderaufzucht lernt und gleichzeitig ständig betreut ist. Eine schwangere Frau darf nicht allein sein. Also habe ich mir gedacht, dass es, in Abwesenheit unserer Männer, am Schlausten wäre, wenn wir alle zu dir ziehen. Du hast genug Platz und hier ist es sicher“ erläuterte sie und zeigte betonend auf die große Küche.

Bulmas Augen flogen automatisch über die gut ausgestattete Küche, den großen Kühlschrank, die gemütliche Sitzecke, an die sie gerade saßen, mit Aussicht auf den Garten.

Es stimmte, Bulma besaß ein Haus mit mehr Zimmern, als sie nutzte, dazu ein gutes Sicherheitssystem. Seit dem letzten Einbruch von Peppa und Aikon hatte sie es auch noch mal aufgestockt.

Das Reinigen war kein Problem und müsste von keiner der Frauen erledigt werden. Hätte sie keine Putzroboter, würde sie sich wegen der Pflege dieser unbelegten Räume selbst verfluchen.

Eines der unbenutzten Zimmer könnten sie auch als Geburtsraum vorbereiten.

Chi-Chi würde hier entspannt leben können, um einen gesunden Jungen auf die Welt zu bringen.

Bulma war überrascht von der plötzlichen Idee ihrer Mutter, aber je mehr sie darüber überlegte, desto mehr erkannte sie die Richtigkeit darin.

Das Haus zu füllen, mit ihrer Mutter und besten Freundin zusammen zu leben, wobei jede durch ihr eigenes Zimmer auch genug Privatsphäre besaß…dass hörte sich gut an.

Außerdem hatte Gine Recht damit, dass Chi-Chi nun besonders viel Aufmerksamkeit benötigte.

Bulma war so sehr mit ihrem Beziehungsdrama beschäftigt gewesen, dass sie nicht an ihren ungeborenen Neffen und ihre Schwägerin gedacht hatte. Immerhin war Bulmas Geschenk, das nachbarliche Haus, der Grund dafür, warum Chi-Chi nicht mehr im Dorf lebte, sondern abseits davon. Bulma war als zukünftige Tante und einzige Nachbarin verpflichtet, sich um sie zu sorgen, damit ein gesundes Kind auf die Welt kam. Eine zu große Aufgabe für eine einzelne Frau.

Aber wer hätte auch gedacht, dass Kakarott für unbekannte Zeit den Planeten verlassen würde und er sich nicht selbst um sein Weib kümmern konnte.

Aber wie Gine schon darauf hinwies: Traditionell halfen sich die Frauen untereinander und verließen sich nicht auf die kärglichen Bemühungen der Männer, die oft abwesend waren.

Sie waren außerdem eine Familie! Sie unterstützen sich.

„Du hast Recht. Das ist eine tolle Idee“ stimmte sie ihrer Mutter zu. „Wir sind ihre Familie. Alles, was Chi-Chi für die Geburt wissen muss, kann sie auch von dir lernen. Oder wir können auch Hebammen einladen und hier bewirten. Sie müsste sich auch nicht wegen ihrem Haus ängstigen, ob in ihrer Abwesenheit etwas passiert, weil es in Sichtweite ist. Viel Gepäck braucht sie damit auch nicht. Vater und Kakarott haben dann bei ihrer Heimkehr das gleiche Ziel, dieses Haus, wo wir alle an einen Ort sind.“

Gine nickte bestätigend.

„Gut, dann sind wir uns ja einig. Ich freue mich ja so, wieder mehr Zeit mit meiner Tochter zu verbringen“ strahlte Gine und umarmte Bulma. „Komm, lass uns jetzt planen, was wir noch für die Feuer benötigen. Dann können wir heute alles einkaufen und morgen vorbereiten. Wir werden für Chi-Chis Freudentag etwas Schönes vorbereiten können, auch wenn wir improvisieren müssen.“

 

In der Zwischenzeit war auch Vegeta am Planen und Vorbereiten.

In seinem Fall war das Gröbste bereits erledigt. Eine Sitzung mit seinen Generälen war gerade beendet und die meisten Teilnehmer waren aus dem Sitzungssaal verschwunden.

Die Soldaten waren in neuen Brigaden sortiert und für die entsprechenden Trainingsplaneten eingeteilt worden. Da noch nicht alle Raumschiffe mit der benötigten Ausrüstung angekommen waren, würden die Truppen versetzt fliegen. Die Reihenfolge war heute ebenfalls entschieden worden.

Der König hatte für sich selbst einen Planeten mit höchster Risikostufe ausgesucht, ein kleiner Zwergplanet, wo man gerade noch atmen konnte, solange man nicht vom Blitz getroffen wurde. Die dortigen Gewitter und heftige Stürme machten ein Leben dort nicht möglich.

Diesen Blitzen auszuweichen oder standzuhalten würde Vegetas Powerlevel erhöhen. Um sich konzentrieren zu können, wollte Vegeta nur mit kleiner Besatzung losfliegen, die sich um seine Verpflegung kümmern würde.

Während der König an seinen Platz seine Notizen ordnete, standen noch ein paar Saiyajins im Raum, in Unterhaltungen vertieft.

Radditz gehörte dazu. Der frisch gekürte Mittelklassekrieger hatte heute die Information bekommen, welche Saiyajins unter ihm dienen würden. Er war damit verantwortlich, sein Team zu einer starken Einheit zu formen.

Zum Schock des Langhaarigen gehörte dazu sein eigener, jüngerer Bruder.

Radditz hatte versucht abzulehnen, aber sein Vorgesetzter hatte darauf bestanden.

 

Flashback

Eine Stunde zuvor…

Radditz Gesicht entgleiste bei der Ankündigung, wer zu seinen Untergebenen gehörte, während sein Gegenüber ihn mit falschem Lächeln fröhlich anstrahlte.

Nervös leckte sich Radditz über die Lippen, bevor er eine fadenscheinige Ablehnung formulierte.

„Das… kann ich nicht annehmen. Ein so starker Krieger gehört unter dein Kommando. Ich bin dem noch nicht würdig…“

„Oh, aber ich bestehe darauf. Es ist mein sehnlichster Wunsch, eure brüderliche Bindung zu stärken. Und nachdem ich ihn zwei Jahre unter meinen Fittichen hatte, wird es Zeit, dass Kakarott unter einen neuen Gruppenleiter Erfahrungen sammelt“ wurde sein Einwand elegant abgeschmettert.

Radditz Finger krallten sich in die Tischplatte, während er eilig nach einer neuen Ausrede suchte. Doch unter den boshaften Blicken des ihm gegenübersitzenden Kommandanten, der ihn falsch-freundlich anstrahlte, wollte ihm dies nicht gelingen.

Verdammt, er hasste es, wenn sein Vater ihn verarschte.

Denn er und kein anderer war es, der ihm gerade mitteilte, dass Kakarott ab sofort zu Radditz‘s Verantwortung gehörte.

Nicht, dass Kakarott ein Klotz am Bein war, nein, er war sogar sehr stark und damit eine gute Karte in Radditz neuen Blatt. Aber der Langhaarige wusste dank Bardocks selbstmitleidigen Erzählungen genau, was für einen Ärger sein kleiner Bruder immer anzog. Oft genug hatte jener darüber gejammert und es als Entschuldigung angesehen, um sich zu besaufen.

Bardock hatte schon häufig nach einer Möglichkeit gesucht, wie er Kakarott von sich löste und dennoch in eine Gruppe steckte, wo er richtig behandelt wurde; sowohl respektvoll als auch mit der nötigen Disziplin und Härte. Mit einem Gruppenleiter, den Bardock heimlich kontrollieren konnte.

Tja, und dann wurde Radditz befördert…wer war besser für Bardocks Pläne geeignet als sein ältester Sohn. Natürlich würde jener gut auf Kakarott achten, denn wenn nicht…dann wäre sein Vater nicht das größte Problem. Aber Gine und Bulma würden ihm was husten.

Bardock lachte leise voller Schadenfreude, während Radditz knurrend die Fäuste ballte. Eine Vene pochte gut sichtbar auf seiner hohen Stirn, verärgert, weil sein Vater ihn gerade wieder austrickste und ihm die ungeliebte Aufgabe übertrug, ein Auge auf Kakarott zu halten.

Hilfesuchend sah Radditz sich nach Vegeta und Nappa um, aber keiner der beiden gab Einwand.

Vegeta wusste nicht, wo das Problem lag (und vermutlich interessierte es ihn auch nicht) und Nappa wollte sich nicht mit Bardock anlegen.

Da Bardock als Elitekrieger nun mehr Macht besaß, konnte Radditz nichts einwenden, besonders nicht unter den Augen der anderen Kommandanten. Auf dem Papier war Kakarott schließlich ein fähiger Krieger, gegen den nichts sprach.

Radditz hatte damit keine andere Wahl. Von nun an würde er mehr Zeit mit seinem kleinen Bruder verbringen, ob gewollt oder nicht.

„Na, das kann was werden“ murmelte er leise und er klang nicht optimistisch.

Flashback Ende

 

 

Vegeta war mit dem heutigen Ergebnis zufrieden.

Nun konnte nichts mehr die Truppenbewegungen stören. Ärgerlich war nur die Vorbereitung: bevor man in die Schlacht ziehen konnte, musste der Papierkrieg erledigt werden. Bis endlich alles in geordneten Bahnen lief, man alle Informationen hatte, welche Ausrüstung man wann bekam…der ungeduldige Vegeta wünschte sich, jemand anderer würde sich um diesen Kram kümmern und er könnte sich endlich auf sein Training konzentrieren.

Aber angesichts der Stärke des Gegners und der unbekannten Anzahl von Freezers Untergebenen, wollte Vegeta nicht nachlässig sein und überließ keinen anderen diese Aufgabe.

Jegliche Chance, war sie noch so klein, musste er nutzen. Dabei durfte kein Fehler geschehen, der die Anzahl der Saiyajins schon vorab dezimierte.

In der heutigen Sitzung hatte er die ernste Lage grob erklärt: dass der vorherige König von einem unglaublich mächtigen Wesen erschlagen worden war, welches sich nun auf den Weg in ihre Galaxie machte. Ein Wesen namens Freezer, welcher über Untergebene verfügte, die sogar stärker waren als Vegeta.

Vegeta hatte die genauen Werte für sich behalten. Er würde niemanden erzählen, wie er starr vor Angst gewesen war; ganz besonders nicht den anwesenden Veteranen.

Lieber starb er.

Aber er wollte die Dringlichkeit des harten Trainings hervorheben. Keiner wusste, wie viel Zeit sie hatten, bis Freezer hier einschlug. Sie mussten ihn mit einen neuen, höheren Kampflevel überraschen und vernichten, bevor der Feind sich darauf einstellen konnte.

Vegeta, eigentlich kein Optimist, hoffte darauf, dass sie mindestens ein Jahr Zeit hätten, angesichts der riesigen Entfernung, die zwischen ihren Sternensystemen lag. So schnell konnte ein Raumschiff diese Entfernung nicht überwinden, aber was wusste man schon über Freezers Rasse, seiner Zivilisation und Raumfahrttechnik?

Nun gab es für ihn nichts mehr zu tun, als sich in wenigen Tagen aufzumachen und das Zenkai zu nutzen: er würde wortwörtlich um sein Überleben kämpfen.

Es gab nur eines, was Vegetas Suppe versalzte: das Thema Königin und Nachfolger stand noch offen. Den Termin mit den Mätressen-Kandidaten hatte er nach dem Streit mit Bulma abgesagt.

Er wollte die Gerüchteküche wegen des Aufbaus eines Harems nicht anfeuern, wenn gleichzeitig die Königin nicht ernannt war. Das war nicht die richtige Reihenfolge. Es sähe so aus, als hätte Vegeta noch niemanden erwählt, aber er wäre auf der Suche. Solange Bulma dem nicht zustimmte und als Königin verkündet wurde, könnte so manche Frau denken, sie wäre für die Position ebenfalls geeignet. Jene könnten dann planen, ihre Konkurrenz zu minimieren.

Vegetas Gedanken wanderten automatisch und ungewollt zur Blauhaarigen.

Verdammt, warum war das Weib nur so störrisch!?

Sie liebte ihn!

Sie hatte es zugegeben!

Aber anstatt ihm die Zeit zu geben, diese Nachricht zu verdauen, kam sofort ihr Vorwurf, er würde ihre Gefühle ausnutzen.

Warum hatte sie ihn nicht die Zeit gegeben, es zu verarbeiten? Wie konnte sie ihm vorwerfen, zuerst an seine Pflicht zu denken und nicht an sein Privatleben?

Er war nun mal der verdammte KÖNIG! Er hatte kein Privatleben.

Die Mappe mit Notizen, die Vegeta gerade geordnet hatte, wurden in seinem harten Griff zerknittert.

Er grummelte angesichts seines Fehlers und versuchte die Knitter wieder durch vorsichtiges Streichen mit der flachen Hand heraus zu bügeln.

Plötzlich spitzten sich Vegetas Ohren, als er ihren Namen beiläufig erwähnt hörte. Er lauschte interessiert, denn derjenige, der ihren Namen in den Mund genommen hatte, war Radditz, der sich gerade ein paar Schritte weiter mit Nappa unterhielt.

„Ja, sie hat es echt erwischt“ sprach Radditz besorgt weiter.

Vegeta, der zuerst versuchte, ein desinteressiertes Gesicht zu machen, damit man ihn nicht beim Lauschen erwischte, drehte nun schockiert den Kopf zum Sprechenden.

Erwischt!

Jemand hatte ein Attentat auf Bulma ausgeübt!

Wer wagte es…!

„Tja, mit einer Grippe ist nicht zu spaßen“ gab Nappa zu bedenken und beantwortete damit Vegetas Frage. Im Stillen atmete der König erleichtert auf, weil er die Sache missverstanden hatte.

„Wenn wir krank werden, dann aber richtig. Aber Zeit, Ruhe und viel Flüssigkeit, dann sollte sie in diesem Fall wieder gesund werden“ fuhr der Kahle ungerührt fort.

„Ja, aber es ist bloß immer merkwürdig, wenn jemand, der nie krank war, mal so lange ausfällt“ gab Radditz zu bedenken. „Meine Mutter kümmert sich um sie, indem sie ihr Suppe vor die Tür bringt. Die kleine, sture Ziege hat sich geweigert, auch nur einen von uns reinzulassen.“ Er schüttelte zungenschnalzend den Kopf.

„Haha, als ob du Jammerlappen da besser wärst. Ich weiß noch genau, wie du geschmollt hast, wenn du aufgrund deiner Verletzungen für ein paar Tage ausgefallen bist. Du hast dich in deine Kajüte zurückgezogen und selbst versorgt, bist du wieder auf zwei Beinen stehen konntest“ lachte Nappa. „Ein Saiyajin zeigt niemanden seine Schwäche“ lobte er dieses Verhalten.

„Bis auf dich“ gab Radditz trocken zurück.

Nappa hob irritiert eine Braue.

„Du bist der Einzige, der seinen Haarausfall nicht versteckt, sondern stolz herumträgt“ grinste Radditz spöttisch.

„Komm du mal in mein Alter, Jungspund“ knurrte Nappa mit schmalen Augen. „So alt muss du erst mal werden und nicht vorher krepieren.“

„Hm, ich glaub, ich muss mir da keinen Sorgen machen, bei meinen Fortschritten“ gab Radditz gutgelaunt zurück und erinnerte Nappa damit, wie er ihn kürzlich erst auf die Matte geworfen hatte. „Außerdem, mein Vater hat schließlich auch noch eine volle Mähne. Und dass bei dem Stress, den er erlebt hat…“

„Na, mal sehen, ob du ebenfalls so stressresistent bist. Jetzt darfst du ein Team anleiten. Darunter deinen eigenen Bruder“ erinnerte Nappa. Der Kahle grinste breit, als Radditz bei dieser Erwähnung das Gesicht verzog.

Besorgt rieb sich der Jüngere durch den langen Haarschopf, als wollte er sich vergewissern, dass sie noch da waren.

„Mal sehen, wie lange du sie noch hast…“ brummte Nappa bedrohlich, der seine Besorgnis erkannte und sich daran erfreute.

Die beiden bemerkten aus den Augenwinkeln, wie der König sich erhob.

Vegeta, der keinen Grund hatte, länger zu verweilen und sich nicht beim Lauschen erwischen lassen wollte, vor allem nicht bei diesem unwichtigen Zeug, verließ mit ungerührter Miene den Saal.

Radditz und Nappa tauschten noch ein paar Beleidigungen aus, als Vorrat, da ihre Wege sich bald trennen würden. Beide Krieger sollten auf unterschiedliche Planeten stationiert werden; sie würden sich also lange nicht mehr sehen.

Radditz, der sich jahrelang auf Nappas Rückendeckung verlassen konnte, musste nun sein eigenes Team trainieren und zu einer Einheit formen.

Der Jüngere war im Inneren mit mehr Zweifeln gefüllt, als er zeigen wollte.

Zum ersten Mal diese Verantwortung zu haben, ohne sich auf Vegetas und Nappas Hilfe verlassen zu können…auch sein Vater und dessen Team wären nicht in der Nähe…nur Kakarott, aber der…Radditz stöhnte leise auf und versuchte sich damit zu trösten, dass die kämpferischen Fähigkeiten seines kleinen Bruders schon nützlich waren.

Zwar hatten die Brüder bislang kaum zusammen gegen einen Feind gekämpft, aber bei dem einen Mal, als sie sich gegen Bardock gewehrt hatten, war es für den Anfang recht gut verlaufen.

Der massige, eher langsame Radditz konnte einen schnellen Angreifer wie Kakarott gut zum Ausgleichen seiner eigenen Schwächen nutzen.

Die Frage war nur, ob Kakarott den Anweisungen seines Bruders folgen würde.

Denn wenn nicht und jener seine Autorität in Frage stellte; die beiden dann gegeneinander kämpfen müssten…Radditz, der die wahre Stärke seines Bruders grob einzuschätzen wusste, war sich seines Sieges nicht sicher.

Doch seine Pläne zum Umgang mit Kakarott wurden durch eine Hand unterbrochen, die plötzlich aus einer Tür schoss, ihn am Kragen packte und in den Raum hereinzog. Der in Gedanken versunkene Saiyajin hatte keine Möglichkeit, bei diesem starken, schnellen Druck sich zu wehren und wurde unbarmherzig zu Boden geschleudert.

„Hey, WER zur Hölle wagt es…häh, Vegeta!?“ erkannte Radditz nach kurzem Aufbrausen den Verursacher, der sich unbeeindruckt auf den Flur umsah, ob dieser leer war und dann die Tür verschloss. Dann verstellte jener den Fluchtweg und sah befehlend auf den immer noch am Boden liegenden Krieger herab.

„Mann, was soll das?“ knurrte Radditz und erhob sich.

„Deine Schwester…“ Vegeta stockte kurz, aber dann stieß er die Worte heraus. „Sie hat meinen Antrag abgelehnt.“

Vegeta hatte beschlossen, Bulmas großen Bruder um Rat zu fragen. Er war der Einzige aus ihrer Familie, der ihm am stärksten wohlgesinnt war. Außerdem war Radditz ein Opportunist, er würde am ehesten die Vorteile erkennen, wenn seine Schwester zur Königin ernannt wurde. Wenn dann einer ein gutes Wort für Vegeta einlegte, war es Radditz.

Der große Krieger, der sich gerade seine Armschiene zurechtrückte, stockte in seiner Bewegung, als er diesen Satz vernahm. Die Augen wurden groß, er blinzelte ein paar Mal, bevor er es wagte, etwas zu erwidern.

„Häh?!“

Keine intelligente Erwiderung, in der Tat, aber das war die zweite Überraschung, die er nach der Ankündigung von Kakarott als Teammitglied heute erleiden musste. Sein Gehirn konnte nicht so viel in kurzer Zeit aufnehmen. Anscheinend war er doch nicht so stressresistent, wie er dachte.

Wenn Nappa Recht hatte, sollte er anfangen, sich um seine Haarpracht sorgen.

Aber zurück zum Thema.

Radditz hoffte, er hatte sich verhört.

„Antrag zu…zu was? Sag mir nicht…als KÖNIGIN!“ fragte er stammelnd mit aufgerissenen Augen.

„Als was sonst? Als Hofnarr? Den Posten hast du doch bereits!“ knurrte Vegeta. Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die geschlossene Tür.

Radditz verdrehte genervt die Augen, nicht wegen des beleidigenden Kommentars, sondern weil er in der Falle saß. Über so etwas wollte er nicht sprechen, aber er kam hier nicht raus.

Er hatte schon seit langem ein blödes Gefühl, wenn er an Vegetas und Bulmas Beziehung dachte. Schließlich hatte Bulma auch alle Fragen dazu abgeblockt, weil sie keine Antworten wusste.

Beide hatten unterschiedliche Vorstellungen über ein gemeinsames Leben, waren stur und uneinsichtig. Sie hatten sich gegenseitig wirklich verdient.

Nun war Vegeta also zum Angriff übergegangen, wie er es sonst auch tat und hatte dabei eine Niederlage erlitten, aus die ihm ausgerechnet Radditz helfen sollte.

Wenn sie selbst keine Ahnung hatten, wie es weitergehen sollten, was fragte man ihn?

Radditz sah sich in den kleinen Raum um, der als Rumpelkammer genutzt wurde. Er setzte sich auf einen Stuhl und rieb sich grüblerisch den Nasensteg, bevor er seine erste Frage stellte, um zu erfahren, welchen Blödsinn Vegeta angestellt hatte.

Ja, das war voreingenommen, aber er war sich ziemlich sicher, dass an der ganzen Sache vor allem sein König Schuld hatte.

„Was hat sie gesagt?“ wollte er wissen. „Und zwar im genauen Wortlaut.“

„Dass sie mich liebt“ offenbarte Vegeta den für ihn wichtigsten Punkt. „Aber sie ist der Meinung, dass ich ein egoistischer Kerl bin, nur weil ich als König an mein Volk denken muss.“

„Sie hat dir ins Gesicht gesagt, dass sie dich liebt?! Wow!“ beeindruckt sowie überrascht flatterten Radditz’s Lider. Dieses Geständnis müsste Vegeta doch glücklich machen?

Aber so leicht war die Sache nicht, denn was sagte Vegeta denn noch…

„Wieso hält sie dich für egoistisch?“ wollte er wissen. Klar, natürlich hatte Vegeta eine egoistische Seite, aber er war ein guter Anführer. Was war falsch daran, wenn ein König an sein Volk dachte?

„Hmpf…meine Antwort auf ihr Geständnis war wohl nicht das, was sie hören wollte“ grummelte Vegeta und wich der Frage damit aus.

Auffordernd wedelte Radditz mit seiner Hand; er wollte mehr wissen.

Vegeta rieb sich verlegen den Nacken, rang um eine Antwort, bevor er endlich zur Sache kam.

„Sie…als sie mir ihre Gefühle gestand, war ich so überrascht…ich dachte, es bedeutet, dass sie bereit ist, sich krönen zu lassen. Aber sie klang so unwillig. Ich wollte ihr zeigen, dass der Posten mit vielen Vorteilen kommt und hab alles aufgezählt, was mit einfiel. Nicht davon hat sie interessiert. Dazu hat Bulma die Liste mit den möglichen Mätressen gesehen. Das hat alles kaputt gemacht…und dass ich zu langsam war, ihr zu sagen, dass ich…“ er verstummte und wurde rot.

Dass er sie ebenfalls liebte.

Aber wenn er das Bulma schon nicht ins Gesicht sagen konnte, dann würde er den Teufel tun und seine Gefühle vor Radditz offenbaren. Nein, diejenige, die es zuerst hören sollte, war Bulma.

Radditz verstand aber bereits genug. Schließlich handelte es sich um das Thema, welches er und sein Vater vor wenigen Wochen mit ihr angesprochen hatten.

Vegeta würde keinen Sarang schwören, aber Bulma würde nicht friedlich dabei zusehen, wie er sie mit anderen betrog.

Gleichzeitig hatte Bulma erklärt, dass sie nicht an die Position der Königin interessiert war. Im Gegensatz zu so manch anderen Frau erkannte sie die Bürde der Aufgabe.

Und wie vorgewarnt, hatte Vegeta andere Pläne mit ihr.

„Verdammt, das sind Probleme, für die ich auch keine Lösung kenne“ brummte er und verdrehte die Augen. „Könnt ihr beiden mich mit euren Beziehungsdrama nicht in Ruhe lassen“ beschwerte er sich.

Je mehr er so etwas sah, desto weniger Lust hatte er auf eine eigene. Aber vermutlich besaßen Bulma und Vegeta eine einzigartige, komplizierte Beziehung wie kein anderes Paar auf diesen Planeten.

„Glaubst du, mir gefällt das?“ knurrte Vegeta und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie hat mich kaum zu Wort gelassen. Wie würdest du dich fühlen, wenn du die Augen öffnest, total entspannt nach einer heißen Nacht, an eine weitere Runde Sex denkst und dann von Vorwürfen überhäuft wirst? Sie hat mich aus dem Hinterhalt angegriffen.“

„ALTER!“ Radditz sah ihn bestürzt an. „ZU VIELE INFOS!“

Er wollte nicht hören, was Vegeta kurz zuvor mit seiner Schwester getrieben hatte.

Vegeta fuhr ungerührt fort. In seiner Empörung gefangen, nutzte er den Zuhörer, um seinen Frust auszukotzen „Ich habe ihr gesagt, dass ich für diese Weiber keine Gefühle habe und haben werde. Es sind irgendwelche Frauen, die Nappa mir bringt und die ich zufällig auswähle. Der Harem ist nicht von mir gewollt. Ich will mit denen nicht schlafen. Das ist eine politische Farce, um dem Volk die Macht des Königs vorzuführen, mehr nicht. Klar, es hat ein paar Vorteile, aber nur taktische. Es geht mir nicht darum, einen Haufen sexwilliger Weiber an der Backe zu haben. Aber ich werde schon keine Bastarde zeugen. Schließlich ist sie bislang die Einzige, die mein Ozaru als ebenbürtig anerkennt. Wie hoch ist da die Wahrscheinlichkeit, eine weitere zu finden…“er verstummte, als ihm klar wurde, welches Geheimnis er da gerade offenbarte.

Zu spät, Radditz sah ihn fasziniert an.

„Tatsächlich?“ fragte er, da Vegeta sich fest auf die Lippen biss und kein weiteres Wort mehr sagte.

„Das ist…wow!“ Radditz war sprachlos und rieb sich erschüttert den Hinterkopf.

Er wusste schließlich, dass dies das deutlichste Zeichen war, dass zwei Saiyajins körperlich gut zusammenpassten.

Ein Saiyajin auf der Suche nach einem passenden Partner zur Kinderzeugung musste seinen Instinkt in Gestalt des Ozarus nutzen. Die starken Sinnesorgane, besonders der Geruchssinn, analysierten dabei, ob die gewünschte Partnerin auch zum eigenen Immunsystem passte, sprich, fähig war, ihm Nachkommen zu schenken. Wenn er eine fand, würde sein Instinkt sich laut und unmissverständlich melden, damit der sofortige Zugriff erfolgte und kein Rivale den Fund wegschnappte.

Wenn dies bei Bulma der Fall war, konnte sie froh sein, dass Vegeta damit nicht an die Öffentlichkeit gegangen war. Denn dann würde sie auch gegen ihren Willen an ihn gebunden werden.

Der Fortbestand der Königslinie galt als wichtiger als die Entscheidungsfreiheit der Frau. Wenn diese fähig war, dem König Nachkommen zu schenken, war sie sein.

Das gehörte zu den Privilegien des Königs, des Alphas, dem Anführer des Stammes.

Radditz Beine zitterten und er war froh, dass er saß.

Er erinnerte sich, wie er vor Jahren mit Bulma im Gebüsch des Palastgartens saß und sie über die Auswirkungen einer Schwangerschaft mit königlichem Blut aufgeklärt hatte. Es war kurz danach gewesen, als er sie aus Vegetas Kajüte fliehen sah.

Damals hatte Bulma Glück gehabt und war nicht schwanger geworden. Sie hatten nicht gewusst, dass es überhaupt möglich wäre.

Doch nun…

„Wie lange weißt du es schon?“ fragte er tonlos. Wie lange wusste es Vegeta und hatte trotzdem nichts gesagt, damit Bulma weiterhin nach ihrem Willen sich frei entscheiden durfte?

„Ich hab es bereits nach unserem ersten Mal gefühlt, aber zuerst nicht verstanden. Es war zu…beängstigend. Als ob du dich selbst verlieren würdest. Du ertrinkst innerlich und siehst nur ihr Gesicht dabei. Ich dachte daher, es wäre besser auf Abstand zu gehen“ murmelte Vegeta. „Aber auf Dauer funktioniert das nicht. Hat man es einmal erlebt, sieht man keine andere Frau mehr an. Der Sex schmeckt mit ihnen fad.“

„Also darum hast du dich damals wie ein Arschloch aufgeführt, noch größer als sonst“ kapierte Radditz und schlug sich in plötzlicher Erkenntnis gegen die Stirn.

Er erinnerte sich, die Bilder waren noch gut im Gedächtnis, was vor einigen Jahren passiert war: die erste Trennung, damals, auf der Rückreise ihrer gemeinsamen Mission.

Bulma, die weinend Vegetas Kabine verließ.

Radditz, der daraufhin die Kabine stürmte und Vegeta angriff, in einer zwecklosen Bemühung. Vegeta, der in den folgenden Monaten danach völlig von der Rolle war, die Gerüchte seiner Impotenz…

Radditz hatte bislang noch nie dieses Gefühl erlebt, aber Toma hatte ihn mal erzählt, wie seine Eltern sich begegnet waren. Bardock hatte sofort gewusst hatte, dass Gine die Eine für ihn war. Seine Reaktion war ein übertriebenes Dominanzgehabe gewesen, was ebenfalls zu einem Missverständnis geführt hatte.

Kein Saiyajin konnte mit diesem Gefühl der Schwäche sofort richtig umgehen, es war zu beängstigend und zu ernst. Für junge Saiyajins, die Sex nur als Lustauslebung kannten und sich wenig Gedanken um die Zukunft machte, war dies der letzte Schritt, um wirklich erwachsen zu werden.

Man dachte an die Zukunft und sah ein, dass man sterblich war.

Radditz hatte hier und da mal für so manche Frau mehr empfunden als nur Schwärmerei.

Aber nie Liebe. Wenn dieses Gefühl multipliziert wurde, bis man auf den Grund seiner Selbst ankam und dann alles in Frage stellte, was man bislang für das Wichtigste hielt…unvorstellbar, was für eine Qual musste das sein?! Er konnte nun verstehen, warum Vegeta damals Bulma fortgestoßen hatte.

Wenn man sich bislang selbst für das Wichtigste im Leben hielt, nach seinen eigenen ungebremsten Bedürfnissen lebte und dann einem gezeigt wurde, dass eine andere Person den Sinn seiner Existenz bildete…dass beide dazu bestimmt waren, eine neue Generation zur Welt zu bringen…aber man gleichzeitig nicht wusste, ob die Frau das Gleiche spürte…

Im Gegensatz zu seiner Schwester hatte der Prinz als Erstes diese schmerzhafte Erkenntnis erhalten und da Vegeta nie besonders gut im Umgang mit Emotionen war…seine Reaktion war verständlich.

Radditz, der lange heimlich Vorwürfe gegen Vegetas damalige Tat hegte, verzieh ihm in diesen Moment. Vermutlich hätte er damals so ähnlich gehandelt und wäre ebenfalls geflohen, um es sacken zu lassen.

Angesichts dessen, überdachte er alles und stellte Bulmas Kritik in Frage.

Seiner Meinung nach war Vegeta alles andere als egoistisch. Bulmas Vorwürfe trafen nicht zu.

Wäre er es wahr, würde sie längst in einem Zimmer im Palast hocken, die Krone auf den Kopf, ohne dass jemand auf ihren Einwand hörte.

„Sie liebt dich…“ wiederholte er leise Vegetas Worte, während er versuchte, Bulmas Gefühle zu analysieren. „Deswegen will sie dich nicht teilen. Selbst wenn es nur deine Pflicht ist, so würdest du trotzdem andere Frauen beiliegen. Sie ist eifersüchtig. Natürlich wäre alles einfacher, wenn du kein König wärst. Aber sie kann froh sein, dass du sie nicht zwingst. Wenn wir ihr erklären, warum ein Harem notwendig ist…vielleicht versteht sie es und lenkt ein. Bislang konnte ich sie mit guten Argumenten immer überzeugen.“

Das war doch ein hoffnungsvolles Zeichen. Ermutigend wies er Vegeta darauf hin.

„Es wäre kein Begehren zwischen ihnen und mir und Kinder würden auch nicht entstehen“ holte Vegeta ein weiteres Argument hervor. Die beiden Männer versuchten gemeinsam, gute Begründungen zu finden, um die Blauhaarige zu überzeugen.

Radditz überlegte, was Bulma darauf antworten könnte.

„Dann erscheint der Harem auf den ersten Blick nutzlos, ohne Lust und resultierende Kinder. Warum dann überhaupt, wird sie fragen. Aber ich weiß, dass die Position der Mätresse gerne als Druckmittel genommen wird. Du kannst damit Generäle ehren“ wusste Radditz. „Sie würden hoffen, dass ihre Töchter deine Kinder gebären, ein möglicher Thronfolger. Sie wissen nicht, dass kein Nachwuchs daraus entstehen würden.“

Das war der politische Grund, warum ein Harem für einen König nützlich war. Um sich die Loyalität zu sichern, sowohl von Freunden als auch von Feinden. Denn jene, die gegen Vegeta agierten, müssten ihre Töchter abgeben, um als Druckmittel herzuhalten. Sie wären Geiseln, die bei Rebellion ihrer Väter als erstes hingerichtet würden. Dies wäre eine viel härtere Strafe, als wenn er nur die Rädelsführer bestrafte.

Geiseln…Druckmittel…

Radditz erstarrte, als er plötzlich eine Ahnung bekam, warum Vegeta wirklich auf den Harem bestand.

Ablenkung!

Eine Taktik, die er schon bereits mehrfach unter Vegetas Kommando erlebt hatte. Da gab es so manche Schlacht in ihrer Vergangenheit, wo Vegeta die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, damit Radditz von hinten heimlich angreifen konnte.

„Du willst Bulma unter diesen Frauen verstecken“ erkannte er.

„Wenn man erfährt, wie wichtig sie mir ist, mache ich sie zur Zielscheibe“ bejahte Vegeta tonlos.

Vegeta fürchtete momentan keine inneren Reibungen, seine Macht war gesichert, es gab keine laute Kritik oder offene Opposition. Der Fall von Ratsmitglied Paparika und seiner Familie war jeden immer noch im Gedächtnis verankert.

Niemand wagte es, sich mit Vegeta anzulegen, jedenfalls kein Saiyajin.

Aber er fürchtete seine Feinde außerhalb von Vegeta-Sei, vor allem derjenige, der sich momentan auf den Weg in ihrer Galaxie machte.

Wüsste man von der einen Frau, die bislang als einzige in der Lage wäre, ihm Kinder zu schenken…die einzige Person in seinem Leben, die ihm wichtiger war als sein eigenes…man könnte sie entführen, um ihn unter Druck zu setzen.

Ein Harem verwirrte und lenkte den Blick seiner Feinde vom Wichtigen ab. Würde Vegeta sich dort öfters aufhalten, gäbe es Gerüchte, dass ihm die Königin nicht am Herzen läge. Seine Gegner würden versuchen, ihn über eine der Mätressen zu lenken und damit Bulma ignorieren.

Da Bulma die schwächste Saiyajin auf diesen Planeten war, und sich nicht selbst verteidigen konnte, durfte sie nicht in den Fokus eines Feindes geraten.

Darum beharrte Vegeta darauf, anstatt auf den Harem zu verzichten: er tat es, um Bulma zu beschützen.

„Heilige Scheiße“ murmelte Radditz und ließ sich tiefer in seinem Stuhl sinken. Fassungslos starrte er auf Vegeta, der den Blick zu Boden wandte, die Haltung starr und unbehaglich. Eine leichte Röte auf den hohen Wangenknochen und Ohrenspitzen, die man nur sah, wenn man wie Radditz unbeirrt den Blick darauf hielt.

Radditz verstand die Wahrheit, auch wenn Vegeta es nicht laut aussprach.

Hier ging es nicht um den Schutz einer Gebärerin, um die Sicherung seiner Linie, sonst würde der König nicht so viel Rücksicht auf Bulmas Gefühle nehmen. Sie würden hier NICHT diskutieren, wenn es den einfachen Weg gab, sie mit dem Recht des Königs einzufordern.

Aber Vegeta tat es nicht…weil er sie liebte.

 

Die Anerkennung des Ozarus musste nicht gleich mit den Sarang einhergehen, geschweige denn Liebe.

Nur, weil man körperlich kompatibel war, musste sich man noch nicht lange mögen.

Es gab in der Vergangenheit Fälle, wo Frauen deswegen von königlichen Elitekriegern gegen ihren Willen beansprucht wurden, die dann zwar guten Sex, aber keine gute Beziehung miteinander hatten. Die Elite kümmerte sich nicht um das Wohlergehen der Frauen, sie wollten nur viele Nachkommen zeugen. Ihr Überlebensinstinkt regierte, der ihnen befahl, ihr Erbgut weiterzugeben.

Ob die Frauen glücklich in der gezwungenen Beziehung waren, interessierte sie nicht.

Der Sarang war dagegen ein emotionales Bündnis, schließlich konnten auch homosexuelle Paare und sogar langjährige Kampfpartner den Schwur nutzen und bei denen ging es nicht um Nachkommenschaft.

Vollkommen glücklich waren jene, welche den Sarang an einen Partner schwören konnten, der auch körperlich passte, so wie Bardock und Gine.

Aber Vegeta hatte das Problem, dass er sowohl emotional als auch körperlich an Bulma gebunden war, was sich nicht mit der Bürde des Königs vertrug. Er musste weitsichtig denken und planen.

„Heilige Scheiße“ wiederholte Radditz, der nun Vegetas Problem verstand.

Der arme Kerl war ja völlig zerrissen, weil er so viele Seiten in Betracht ziehen musste.

„Aber warum erklärst du es Bulma nicht so, wie du mir? Wenn ich es verstehe, dann sollte sie es doch auch…“stammelte er.

Vegeta rieb sich frustriert übers Gesicht. „Sie wollte mir nicht zuhören. Sie hält mich für einen Lüstling.“

„Naja und es ist ja nicht das erste Mal, dass du sie enttäuscht und ausnutzt. Da denkt sie halt das Schlimmste von dir“ erinnerte Radditz ihn an all die vergangenen Dispute, angefangen mit dem unrühmlichen Rausschmiss…falls es nicht schon zuvor mehr Fälle gegeben hatte. Schließlich hatte Bulma offenbart, dass sie und Vegeta sich schon seit Jahren kannten.

Radditz konnte nicht so schnell gucken, da schwebte bereits eine geballte Faust bedrohlich vor seiner Nase und erinnerte ihn daran, mit wem er gerade sprach.

„Ich kenne meine Fehler. Ich brauch dich nicht, um mich daran zu erinnern“ knurrte Vegeta ihn an.

Radditz verdrehte die Augen und hob ergebend die Hände, damit Vegeta seine Faust wegnahm. Jener tat es auch, um unruhig durch den kleinen Raum zu marschieren wie ein aggressiver Tiger, den Schweif hinter sich herschwingend.

„Worauf ich hinauswollte…du wirst leicht missverstanden“ versuchte Radditz ihn zu beschwichtigen. „Nicht jeder kennt dich so gut wie ich. Hm, mit Ausnahme von Nappa“ verbesserte er sich.

Vegeta warf ihm einen scharfen Blick zu, der bedeutete, sich mit so einer Behauptung zurückzuhalten.

Doch der Langhaarige grinste nur, sah sich im Recht.

 

Der Einzige, der für Vegeta die Definition eines Freundes entsprach, war Radditz.

Eine Tatsache, die beide nicht laut aussprachen.

Vegeta hatte sich das nicht ausgesucht. Es war so passiert, weil die beiden sich vom Alter und Charakter recht ähnlich waren und viel Zeit auf gemeinsame Mission verbracht hatten. Von Vegetas Teamkameraden war Radditz derjenige, der am längsten an seiner Seite stand. Nappa war ein Sonderfall. Alle anderen Kameraden von Vegetas Elite-Team waren in den Jahren umgekommen.

Beide hatten ihre Jugend miteinander verbracht, auf engsten Raum hockend. Sie waren von Nappa aufgeklärt worden. Vegeta war dabei gewesen, als Radditz sich in einem Bordell eine Frau ausgesucht hatte, um seine Jungfräulichkeit zu verlieren.

Sie hatten Seite an Seite gekämpft und miteinander gerungen. Radditz hatte den Prinzen immer beobachtet, um von ihm zu lernen sowie seinen Vorlieben zu erfahren, damit er ihm besser dienen konnte. Indem er Vegetas Gedanken vorhersah und entsprechend vorbereitet war, verdiente er sich so seinen Respekt. Das war der Grund für Radditz Position als Adjutant.

So wenige Geheimnisse, so viele miteinander verbrachte Erlebnisse…das schweißte zusammen, ob man wollte oder nicht.

Radditz gab damit nicht in der Öffentlichkeit an, im Gegenteil. Er wusste, Vegeta würde ihn für diese Art von Prahlerei verhauen, sobald es an seine Ohren drang.

Was würde ihm einfallen, so etwas zu behaupten? Er, ein Freund von Vegeta? Er sollte seinen Platz kennen, Schwächling, der er war…

Aber gerade, weil er Vegetas Reaktion vorausahnen konnte, bewies es, wie gut Radditz ihn kannte.

Vegeta selbst würde niemals offen zugeben, dass er keine Freunde hatte und ausgerechnet ein Unterklassekrieger dem als nächstes kam.

Beziehungsweise Mittelklassekrieger, immerhin war Radditz nun befördert worden.

 

Vegeta rieb sich frustriert durch die Haare.

„Du verstehst also mein Problem? Ich bin der König der Saiyajins. Der Einzige, der das Volk führen kann. Davon gibt es keine Flucht, das ist mein Leben. WAS ICH BIN! Meine Partnerin ist die wichtigste Entscheidung, die ich treffen muss. Wenn ich diese Person erwähle, muss ich hundertprozentig sicher sein, denn eine Trennung gibt es nicht. Bulma liebt mich und sie ist meine perfekte Partnerin. Ich habe keine Zweifel mit meiner Wahl. Aber SIE weigert sich, mich zu unterstützen. Sie sieht nicht ein, warum ich tue, was ich tun muss. Dass ich mich vor ihr rechtfertigen muss…. Wenn hier einer selbstbezogen ist, dann SIE!“ beschwerte er sich. „Ich könnte sie zwingen, aber ich tu es nicht. Auf diese Weise würde nichts Gutes für unsere Zukunft herauskommen. Aber sie sagt, dass sie mich liebt und mich trotzdem ablehnt. Wie kann sie das sagen, angesichts unserer Instinkte? Sie muss es doch auch fühlen? Sie ist so…so verstockt…ahhh “ er strubbelte sich verärgert durch den Haarschopf.

Vegeta verstand nicht, wie Bulma sich diesen Gefühlen verschließen konnte.

Er hatte aufgegeben sich selbst zu belügen und es akzeptiert.

Warum tat sie nicht das Gleiche?

Radditz nickte zustimmend. Seine Finger trommelten nachdenklich auf der Tischplatte.

Auch wenn es amüsant war, zum ersten Mal zu erleben, wie Vegeta von einer Frau abgelehnt wurde, so war die Sache zu ernst, um darüber zu lachen.

Radditz, als königstreuer Lakai, dachte ebenfalls an die Zukunft und welche Probleme Bulmas Weigerung mit sich brachten. Er wollte, dass die Saiyajins auch weiterhin treu hinter Vegeta standen.

Er war der König, der die raubeinige Rasse zusammenhielt. Solange er das tat, herrschte untereinander Frieden. Aber ohne Partnerin, ohne Kinder als Sicherheit, würde das nicht lange dauern.

Nun, wo er erfahren hatte, dass Bulma auch körperlich die beste Partnerin für Vegeta war, hatte sich die Lage noch zugespitzt.

„Vielleicht ist das der Punkt“ murmelte er leise.

Vegeta hielt dabei inne seine Haare zu malträtieren und sah ihn hilfesuchend an.

„Bulma war nie eine Saiyajin, die viel auf unseren Instinkt gibt. Du kennst sie. Sie denkt immer sehr kopfbezogen, mehr rational“ fuhr Radditz aus. „Klar hat sie ihre emotionalen Ausbrüche, aber verglichen mit anderen Saiyajins…ihre Interessen liegen woanders.“

„Ja, aber dann sollte sie doch meine Argumente für einen Harem verstehen…“ wandte Vegeta ein. Müde geworden, setzte er sich zu Radditz an den Tisch und ließ sich auf einen Stuhl sinken.

„Hm, das ist die andere Sache“ Radditz rieb sich übers Kinn. „Gute Argumente, aber damit eine Frau überzeugen…klappt meiner Erfahrung nicht immer. Siehst ja an euren Streit. Ihr habt auch eine komische Beziehung zueinander. Sie kennt dich als Vegeta und nicht als Prinz Vegeta. Sie ist nicht in unserer Gesellschaft aufgewachsen, wo einem automatisch der Respekt vor dem Königshaus eingebläut wird. Darum gibt sie dir immer Widerworte, wie sie es gewöhnt ist. Und du gießt mit deinem Verhalten auch nur Öl ins Feuer. Eure Kommunikation ist total verkorkst.“

Unverständlich starrte Vegeta ihn an und wartete auf eine detaillierte Erklärung.

Radditz rieb sich über den Nacken, während er versuchte, seine Gedanken in Worte zu fassen.

„Du warst immer sehr stolz auf deine Position als Prinz. Das muss dich sehr beschäftigt haben, wenn man bedenkt, wie oft du es gesagt hast“ beschrieb er höflich Vegetas Verhalten.

Was er eigentlich sagen wollte: du bist ein eitler Sack!

Aber wie erwähnt: Radditz konnte Vegetas Reaktionen gut vorhersehen und wollte sich nicht die Nase brechen lassen, darum blieb er höflich.

 

Vegeta, Prinz der Saiyajin.

Das war Vegetas häufig genutzte Vorstellung seiner selbst gewesen, hervorgetragen mit stolzem Ton und hervorgereckten Kinn.

Schont als kleines Kind, kaum sein Tatakai gewonnen, wie er in seinen Umhang herummarschierte und sich vor anderen aufbaute, obwohl nur einen halben Meter groß…

Ich bin Vegeta, Prinz der Saiyajin!

Obwohl der Name „Vegeta“ bereits selbst die königliche Linie des Namensträgers offenbarte, hatte Vegeta immer zusätzlich seinen Titel genutzt.

Im Bewusstsein der Saiyajins gab es sowieso nur einen Prinzen, da Prinz Tarble aufgrund seiner Verbannung fast vergessen war. Für sie war die betonte Nennung seines Titels eigentlich unnötig und dennoch bestand Vegeta darauf. Er war kein gewöhnlicher Elitekrieger, er war einzigartig.

Er war der Prinz, der Thronfolger, der Leitstern ihrer Rasse!

Daran hatte sich heute nichts geändert, auch wenn es nun „König“ hieß.

Es definierte Vegeta. Sein Stolz, sein Hochmut, der größer war als bei andere Stammesangehörigen, resultierte daraus.

„Du tendierst dazu, jeden als unwürdig zu behandeln. JEDEN! Sogar Bulma, von der du sagst, sie wäre die Einzige, die du als Partnerin akzeptiert. Klar, ich sehen, dass du ihren Willen respektierst, aber anderseits beschwerst du dich, dass sie dir nicht gehorcht. Das sind diese zwei Seiten, die sich widersprechen…du musst dich nicht wundern, wenn Bulma sich nicht für voll genommen fühlt“ fuhr Radditz fort.

Unbehaglich rieb sich Vegeta über den Nacken. „Ja, aber…gut, ich komme nicht aus meiner Haut. Aber das kann doch nicht der Grund sein? Warum kommt sie dann mit diesem verdammten Liebesgeständnis und nutzt das als Vorwurf?“ Vegeta ließ den Kopf hängen. „Weiber!“ entfuhr es ihm empört und resignierend.

Radditz verzog nachdenklich die Stirn. „Bulma meinte vermutlich, dass sie DICH liebt, als Person, aber nicht als König“ versuchte er es zu erklären, woraufhin er aber nur unverständlich angesehen wurde.

„Wie trennt sie das?“ war Vegetas Frage.

Für ihn war beides unzertrennlich verbunden. Vegeta und der Thron, der Krieger und Anführer der Saiyajins, alles eine Einheit. Alles er!

Radditz zuckte die Schultern, er verstand es auch nicht, das ging über seinen Verstand. So empathisch war er nicht. Selbst wenn sie so nebeneinandersaßen, wusste Radditz immer, dass er neben dem König saß und nicht einen gleichgestellten Kameraden. Es herrschte eine unsichtbare Wand, die ein privates, inniges Verhalten unterband.

Normalerweise redeten sie nie viel über Persönliches; das heute war eine Ausnahme. Vegeta tat es nur aus Verzweiflung, denn wen sollte er sonst fragen?

Vegeta besaß keine Freunde. Es gab keinen, der auf der gleichen Stufe war. Keinen, den er als ebenbürtig anerkannte. Der einzig Ähnliche war sein Vater, der ehemalige König, gewesen.

Aber ein Vater war kein Ersatz für einen Freund.

Es gab nur eine kleine Ausnahme:  Bulma hatte Vegeta als Veg kennen gelernt, als herrischen Jungen, ohne Ahnung von seinem Titel zu haben. Das erklärte vermutlich ihren mangelnden Respekt vor dem Könighaus.

Darum traute sie sich mehr heraus.

Sie hatte ohne Scham geradeheraus erklärt, dass sie ihn liebte und ihr Herz offenbarte.

Wie das ein Saiyajin machen konnte, verstand Radditz nicht.

Wie man Vegeta lieben konnte, ebenfalls nicht.

Beide Männer starrten stumm in den Raum; wussten nicht mehr weiter. Es fühlte sich an, als würden sie sich im Kreis drehen und alles zerdenken.

Vegeta wünschte sich Antworten und eine Entscheidung.

Radditz wünschte sich ein Bier.

Wirklich, dieses ganze Gequatsche ohne einen Tropfen Alkohol war doch nicht zum Aushalten!

 

Vegeta ließ sich alles noch mal in Ruhe durch den Kopf gehen.

Bulma hatte ihn vor Tagen eiskalt überrascht mit ihren Vorwürfen: sie war bereits in Kampfbereitschaft gewesen, während er aus einen Serotoningetränkten, wohligen Lustschlaf erwacht war. Dann von so einem Gekeife geweckt zu werden, hatte ihn überfordert.

Ihre einprasselnden Worte hatten ihn verärgert und verängstigt, so dass er nicht fähig gewesen war, einen klaren Gedanken zu fassen. Als Folge hatten sie nebeneinander, statt miteinander gesprochen.

Es war kein Gespräch gewesen. Nicht so, wie er es jetzt gerade mit Radditz tat, ruhig und isoliert…er musste widerwillig zugeben, dass der Ältere ihm heute eine Hilfe gewesen war, seinen Gefühlstumult zu ordnen und die Sache aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Das Wichtigste dabei war, dass er Bulmas Ablehnung nicht mehr persönlich sah. Sie liebte ihn, aber nicht seinen Titel. Das war sogar schön, denn bei seinen Bettpartnerinnen in der Vergangenheit war es umgekehrt gewesen. Es tröstete ihn, dass Bulma nur Probleme mit der Position der Königin hatte, weniger mit ihm.

Es herrschten Kommunikationsschwierigkeiten zwischen ihnen, wie es Radditz aufgezeigt hatte.

Vegeta erkannte, dass er dazu neigte, Befehle zu erteilen ohne sich um die Meinungen anderer zu kümmern und gewisse Vorurteile besaß. Je mehr er sich an den Streit erinnert, desto deutlicher wurde es.

Er hatte damit gerechnet, dass sein Angebot, der Reichtum, die Freiheit sowie ihre feste Partnerschaft, Bulma einwilligen lassen würde. Aber das, was er darunter verstand, hatte für sie eine andere Bedeutung.

Er hatte schon oft den Fehler gemacht und Bulmas Sehnsüchte falsch verstanden.

Er war sich seiner Sache zu sicher gewesen und wenn Freezer ihn eines gelehrt hatte, dann, sich gar nichts mehr sicher zu sein. Er war nicht der Stärkste des Universums, was konnte also noch alles falsch sein?

Nicht alle Frauen wollten zum Beispiel Königin werden.

Wenn er wollte, dass ihre Beziehung klappte, musste er Kompromisse eingehen und einen Handel abschließen. Aber das würde nur funktionieren, wenn er erfuhr, warum sie gegen die Stellung der Königin war.

Warum hatte sie an den Privilegien kein Interesse?

Was wollte sie stattdessen?

Wenn er das erfuhr, war er schon mal ein großes Stück weitergekommen.

Aber das bedeutete…

„Ich muss mit Bulma reden“ sprach er den Gedanken laut aus. Seine Stimme klang entschlossen, aber unmotiviert. Selbst wenn er jetzt wusste, was er zu sagen hatte, war er unsicher, ob es auch klappen würde. Die blauhaarige Frau war die Einzige, die ihn aus dem Takt brachte. Sonst hatte er nie Probleme, seine Pläne durchzusetzen, aber sie drehte ihm die Worte im Munde um.

Radditz stöhnte auf, gab ihm aber Recht. Trotzdem war er froh, nicht in dieser Scheiße zu stecken.

„Je schneller, desto besser“ murmelte er nur. „Du willst doch in ein paar Tagen los, oder? Ich glaub nicht, dass ein Wunder geschieht und sie bis dahin einwilligt. Eine Krönung in diesem Monat kannst du vergessen.“

„Erstmal will ich dieses Missverständnis lösen, dann bin ich schon einen Schritt weiter. Wenn ich sie dazu bringe, das Ganze zu überdenke…ich werde ihr etwas Zeit geben, die paar Monate, in denen ich eh weg bin. Bei meiner Rückkehr hat sie vielleicht ihre Meinung geändert“ erklärte Vegeta seinen Plan.

Radditz brummte zustimmend. Er sah kein Problem in diesem Plan, solange…

„Solange sie dir zuhört“ war nur sein einziger Einwand. „Wenn sie sich immer noch krank meldet…“

„Sie herzulocken, wird kein Problem sein. Sie zu überzeugen, das wird schwierig. Aber ich habe noch ein Ass im Ärmel“ Vegeta stand auf und marschierte zur Tür.

„Ach ja, was denn?“ fragte Radditz neugierig mit hochgezogener Augenbraue.

Vegeta erklärte ihm jetzt hoffentlich nicht, was für ein wundervoller Liebhaber er wäre, der jeder Frau den Kopf verdrehte!

Denn wenn ja, könnte sich Radditz nicht beherrschen und würde ihn auslachen, komme, was wolle.

Vegeta sah über die Schulter zu Radditz. „Wir hatten Sex. Sie könnte schwanger sein.“

Mit diesen Worten verschwand er und ließ einen erstarrten Radditz zurück, der anfing sich zu fürchten.

Natürlich, daran hatte er nicht gedacht, aber…Könnte das möglich sein?

Zuerst Kakarott, nun Bulma…sollte das heißen, seine jüngeren Geschwister pflanzten sich schneller fort als er?

 

Vegeta war ein ungeduldiger Mann: wenn er einen Entschluss gefasst hatte, zögerte er nicht.

Kaum hatte er seine Gemächer aufgesucht und war damit unbeobachtet, wählte er über Scouter Bulmas Nummer an.

„Wir müssen reden! Sofort!“ befahl er, kaum dass er ihren Atem hörte.

„Leck mich“ zischte sie.

Vegeta lächelte wölfisch. „Das ließe sich danach auch einrichten.“

Am anderen Ende der Leitung hörte er ihr ersticktes Krächzen.

„Ich bin krank. Ich gehe nirgendwohin“ versuchte sie mit schwacher Stimme ihn weiszumachen.

„Hmm, ich habe hier gerade die Proklamation vorliegen, mit den Namen der zukünftigen Königin drauf. Soll ich sie veröffentlichen, damit jeder Saiyajin ihn kennt?“ log er.

„Erpressung? Du weißt, es bringst nichts. Ich sag Nein dazu“ entgegnete sie empört.

„Ja, das weiß ich, aber viele werden denken, an der Sache wäre was dran. Deine Eltern werden bestimmt sehr stolz auf dich sein. Jeder wird dich beglückwünschen wollen“ bluffte er.

Einige Sekunden Stille.

Vegeta lächelte zufrieden aufgrund seines Schachzugs. Er wusste, dass Bulma nicht wollte, dass ihre Familie oder die Bevölkerung von Vegetas Plan erfuhren. Wenn erst mal alles einen offiziellen Anstrich hatte, würde der Druck auf Bulma steigen, seinen Antrag zuzustimmen.

Die sture Frau wusste, dass sie sich dagegen wehren konnte, aber es wäre zeitaufwendig, ständig das Gerücht zu dementieren.

„Nein!“ widersprach sie überraschend. „Das wird zwar scheißnervig sein und ich hasse diese Aufmerksamkeit, aber damit lockst du mich nicht.“

Vegetas Miene verfinsterte sich.

„Es gibt da eine Sache, die wir dringend bereden müssen. Entweder hörst du auf dich so kindisch zu benehmen und kommst freiwillig oder ich zehre dich persönlich in den Thronsaal“ knurrte er.

Letztendlich musste er also doch auf eine simple Drohung zurückgreifen.

Wieder einige Sekunden Stille.

„Ich hab viel zu tun“ hörte er sie sprechen, aber in einem resignierenden Klang.

„Es wird nicht lange dauern“ motivierte er sie.

Er hoffte auf eine schnelle Einigung.

Wenn nicht, würde er sie an diesen Knackpunkt erinnern: Sie könnte mit seinem Kind gesegnet sein.

Aber diesen Gedanken sprach er nicht aus, es würde sie vorwarnen. Erst wollte er probieren, sie sich zu locken und es mit einem rationalen, ruhigen Gespräch versuchen, wie es Radditz vorgeschlagen hatte. Wenn das nicht funktionierte, würde er dieses Ass ausspielen, um Bulma festzunageln.

„Das ist egal, es passt trotzdem nicht. Ich helfe gerade meine Mutter. Sie verlässt sich auf mich.“

„Dann Morgen“ schlug er vor.

„Da hab ich bereits einen Termin. Ich wird den ganzen Tag beim Kochen helfen.“

„Übermorgen!“ schlug er vor, allmählich genervt.

„Dann findet der Termin statt, weshalb ich so viel kochen muss. Der Tag danach, früher geht nicht“ verhandelte Bulma. „Und dass nur an einen Ort, wo uns niemand sieht. Nicht im Palast und nicht bei mir.“

Vegeta strich sich nachdenklich übers Kinn, auf der gedanklichen Suche nach einem guten Ort.

Zuerst kam ihn der Wald und der See im Sinn, wo sie sich früher getroffen hatte. Zu diesem Ort gab es viele nostalgische Erinnerungen, das würde helfen, um Bulma zu entspannen.

Aber von oben war es einsehbar und die Hütte ihrer Eltern stand in der Nähe.

Aufgrund Vegetas hohem Powerlevel schlug ein Scouter sehr viel schneller aus; man könnte sie dadurch entdecken. Besser wäre ein Platz in Palast oder Stadtnähe, weil aufgrund der vielen Powerlevel dort die Scouter irritiert wurden.

„Unter dem Palast…die Schlucht“ sagte er langsam.

„Jaaa?“ fragte sie misstrauisch.

 „Dort, im Schatten, am Hauptfelsen, gibt es einen Vorsprung. Ein alter Balkon, wo niemand hinkommt. Dort wird uns niemand sehen.“

„Einverstanden“ überraschend schnell schlug sie ein. Bevor Vegeta aber noch ein weiteres Wort sagen konnte, legte sie abrupt auf.

Er seufzte auf, da es so aussah, als wäre sie immer noch verärgert.

In drei Tagen also…wie auf jeden Kampf musste er sich auch hier vorbereiten.

Dieses Mal würde ihn Bulma nicht von hinten überraschen.

Nein, er würde es sein.

 

 

Zwei Tage später…

Nachdem alle angepackt und hart gearbeitet hatten, war es möglich, die für Chi-Chi gewünschte Feier auszurichten. Genau rechtzeitig, denn tatsächlich sollte Kakarott in wenigen Tagen losfliegen und erst in sieben Monaten wiederkommen. Bis dahin wäre sein Sohn auf der Welt.

Im kahlen Wald, auf einer Wiese, hatten sich die Gäste versammelt.

Mit Baumstämmen als Bänke und herbeigeschleppten Tischen müsste niemand auf dem kahlen Boden sitzen. Auf einer Reihe von Lagerfeuern, quer verteilt, brutzelte Fleisch und verbreiteten einen Wohlgeruch, bei denen die Mägen der Gäste hungrig knurrten.

Mehrere Fässer mit Bier waren aufgestellt, auf den Tischen stapelten sich die Speisen.

Kakarott trug zum feierlichen Anlass ein rotes Hemd und eine farblich passende Hose, darüber einen langärmeligen, offenen Mantel in schwarz, genannt Haori. Er wirkte darin reifer und strahlte einen feierlichen Ernst aus.

Chi-Chi war ebenfalls in der Glücksfarbe Rot gekleidet, ein hochgeschlossenes, langärmeliges Kleid. Um ihren Hals lag eine schwarze Perlenkette, ihre Haare waren hochgeflochten und wurden mit goldenen Haarnadeln festgehalten. Die Schwangerschaft stand ihr gut, ihre Haut strahlte, die Form war weiblich gerundet. Kakarott konnte kaum den Blick von ihr abwenden. Stets stand er beschützend an ihrer Seite, während sie mit den Gästen sprachen.

Kurz bevor das Essen fertig war, sah sich das Paar in die Augen und nickten.

Der Moment war gekommen, beide waren ohne Zweifel.

Sie verließen für einen kurzen Augenblick die Gäste, um in stiller Einsamkeit ihren Schwur auszutauschen. Sie planten, dies an dem Ort zu tun, an dem sie damals zusammengekommen waren.

Während des Wartens stand Bulma in der Nähe eines Lagerfeuers, um sich zu wärmen. Sie trug einen langen, schwarzen Mantel mit Pelzkragen und Goldstickerei. In ihrer Hand hielt sie einen Becher mit warmen Wein und Gewürzen, von dem sie aber nur nippte. Das Getränk wärmte sie zwar innerlich, aber auf leeren Magen haute es auch ganz schön rein.

Ihr Vater und Radditz gesellten sich zu ihr. Beide hatten sich zum Anlass ebenfalls etwas in Schale geworfen: zu ihren langen, schwarzen Hosen trugen sie ebenfalls schwarze Haori, darunter sah man ihre polierten Brustpanzer. Beide sahen hungrig und ungeduldig auf das Buffet, an dem sie erst dann rankommen durften, wenn das Paar zurückkam.

Bulma schmunzelte belustigt, weil die zwei Männer immer wieder unruhig in den Wald schauten.

„Es würde schneller gehen, wenn Chi-Chi und Kakarott in unserer Anwesenheit geschworen hätten“ sprach sie. „Oder ist das verboten?“ fragte sie an ihren Vater gewandt.

Jener zuckte zusammen bei der Vorstellung, als Zeuge dabei zu sein.

„Es ist nicht verboten“ brummte er. „Aber es wäre verdammt peinlich, wenn andere dabei zuhören. Darum macht das kein Saiyajin“ erklärte er errötend.

Bulma blinzelte ihn verständnislos, aber Radditz kapierte es schneller.

„Oh, so kitschig?“ fragte er grinsend.

Bardock blickte stumm zur Seite, aber das war Antwort genug.

 

In der Öffentlichkeit seine Gefühle zu zeigen, war bei den Saiyajins verpönt.

Pärchen küssten sich nicht, umarmten sich nicht, sahen sich nicht verliebt an, hielten noch nicht mal Händchen.

Es bedeutete nicht, dass sie keine zärtlichen Gesten kannten, aber es blieb Privatsache. Was in den heimischen, geschützten vier Wänden gemacht wurde, ging niemanden etwas an. In purer Zweisamkeit konnte sogar ein rauer Saiyajin romantisch sei, kuscheln und säuseln, aber das würde er niemals zugeben.

Es ging darum, sein Gesicht als unbarmherziger Krieger zu wahren.

Es galt das Vorurteil, dass Gefühle etwas für Schwächlinge waren.

Der wahre Hintergrund für dieses Verhalten lag aber darin, ihrem Umfeld nicht ihren Schwachpunkt zu zeigen; seien es ihre Partnerin oder die gemeinsamen Kinder.

Ein erfahrener Krieger, der oft genug das Schlachtfeld erlebt hatte, wusste, dass man seinen Schwachpunkt nicht entblößte. Das würden Gegner nur ausnutzen, eine normale Taktik in jedem Kampf.

Darum trug man seinen Schweif in der Öffentlichkeit auch stets fest um die Taille geschlungen.

Da die Saiyajins auch Konkurrenten waren, die gegeneinander antraten, wurde dieses Schutzverhalten sogar untereinander angewandt.

Kein kluger Saiyajin wollte einem unbekannten Feind zeigen, wie man ihn am besten treffen könnte, nämlich indem man sein Herzallerliebtes stahl oder verletzte. Sogar Sarang-Partner verzichteten auf so ein Gebaren in der Öffentlichkeit, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: es könnte sich ein fremder Saiyajin provoziert fühlen und den schwächeren Partner attackieren.

Das führte dazu, dass Saiyajins ihre Vorlieben schützten, indem sie sie verbargen. Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit und dazu galten auch Liebesschwüre, waren unüblich.

Ein Saiyajin, der mit dieser unausgesprochenen Regel aufwuchs, war nicht in der Lage, sich dem zu widersetzen; es fiel ihm schwer. Selbst wenn seine Partnerin mutiger wäre und nur Händchenhalten wollte, so würde er sofort zurückweichen, die ausgestreckte Hand abwehren und schamrot werden, weil er keine Schwäche zeigen wollte.

Die einzige Ausnahme waren alte, grauhaarige Saiyajins. Jene hatten in ihrem Alter nichts mehr zu befürchten. Im hohen Alter durfte man sich so eine Torheit gönnen; schließlich befanden sie sich nicht mehr in der Gefahr, Rivalen abzuwehren. Sie besaßen das Privileg, sich so peinlich benehmen zu können, wie sie wollten und durften ihr hohes Alter als Ausreden nutzen.

Für die Jüngeren galt so ein Benehmen aber als unziemlich.

 

„Vor Zuschauern diese Worte zu sagen…wie peinlich“ stöhnte Bardock, der sich an seinen eigenen großen Tag erinnerte. Niemals hätte er Publikum zugelassen. Diese Worte auszusprechen, während nur Gine ihn ansah, war schon schwer gewesen.

Saiyajins waren es nicht gewöhnt, romantische Reden zu schwingen, vor allem nicht in der Öffentlichkeit, wo man ihn anstarrte.

„Kakarott hätte damit vielleicht kein Problem. Aber Chi-Chi würde sich unbehaglich fühlen“ analysierte er. „Ohne Stottern könnte sie es nicht aufsagen, wenn überhaupt.“

Radditz nickte zustimmend, sowohl wegen Chi-Chis Benehmen als auch zu Bardocks Standpunkt. Wenn die Sarang-Worte tatsächlich so kitschig waren, würde er das auch nicht in Gegenwart anderer Saiyajins sagen.

Nicht, dass es momentan jemand gäbe.

Aber in Anbetracht der Lage, mit einem nahenden Feind und dem drohenden Tod, musste ein Mann sich fragen, was er im Falle seines Todes hinterließ. Abgesehen von seinem materiellen Besitz, hatte Radditz nichts.

Radditz war so weit ehrlich, dass er den Fehler bei sich sah. Die letzten Jahre war er nie ernsthaft auf der Suche gewesen, hatte stattdessen sein Leben mit Affären genossen und Spaß gehabt mit willigen Frauen und Männer.

Dadurch wusste er aber auch, was seine sexuellen Vorlieben waren, zum Beispiel bevorzugte er Frauen.

Er war ruhiger geworden. Der Saiyajin hatte genug ausprobiert und sich selbst dabei kennengelernt, wie es all seine Altersgenossen taten. Radditz hatte sich ausgetobt, es hatte Spaß gemacht, aber nun war Schluss.

Dumm nur, wenn man nun einen Ruf als Aufreißer weghatte und niemand ihm glaubte.

Aber wie sollte man sonst die richtige Frau finden, wenn man nicht überall suchte?

Aus Gewohnheit ließ Radditz seinen Blick über die Gäste fahren, auf der Suche nach Single-Frauen.

Chi-Chi hatte ein paar Freundinnen eingeladen und darunter war ein Gesicht, welches er kannte: Laucha, die junge Frau, die in Bulmas Laden arbeitete. Sie befand sich im Gespräch, ihre Wangen waren durch den kalten Wind aufreizend gerötet.

Ihr freundliches, fürsorgliches Wesen hatte für Radditz etwas Mütterliches, was er jetzt, nach seinem Sinneswandel, besonders anziehend fand.

Aber…er warf einen schnellen Blick nach unten, ob seine kleine Schwester ihn beobachtete…sie war ja tabu, Bulma hatte es verboten…schade.

Anderseits würde Radditz in wenigen Tagen aufbrechen und erst in sieben Monaten zurückkehren…falls er es überhaupt schaffte und nicht mittendrin umkam…da sollte sich ein Mann doch was gönnen dürfen.

Selbst wenn Bulma es erfuhr, hätte er monatelang Ruhe, in denen sich ihr Zorn abkühlen konnte.

Allerdings gab es da noch ihre Schwester Leeka, die sich erst gestern bei ihm gemeldet hatte, um zu wissen, ob und wann er losfliegen würde und ob man sich nicht vorher treffen sollte. Die Kriegerin mit dem scharfen Körper und dem anrüchigen Lächeln lockte ebenfalls.

Angesichts der geringen Zeitfrist musste sich Radditz entscheiden, welche Frau er haben wollte: die süße, jüngere Laucha oder die ältere, sexy Leeka.

Radditz war einiges, aber er war kein Mistkerl, der zeitgleich mit zwei Schwestern heimlich rummachte…es wäre natürlich was anderes, wenn sie es wüssten und damit einverstanden wäre…hm, das war schon eine geile Fantasie…

Von seinen lüsternen Gedanken abgelenkt, bemerkte Radditz nicht, wie der Mittelpunkt der Party wiederkam. Erst als Bardock „Na endlich“ knurrte, sah er das frisch vermählte Pärchen ankommen.

Sie hielten Händchen, die Wangen aufgeregt gerötet, ein liebevolles Strahlen in den Augen.

„Na, da kann das Festmahl ja beginnen“ freute sich Bardock laut, der als erstes auf das Paar zumarschierte, um ihnen zu gratulieren und sich anschließend aufs Buffet zu stürzen.

Sie feierten bis zum Abend. Als die Feuer runterbrannten, war der letzte Krümel verputzt und der letzte Tropfen getrunken. Gemeinsam räumten sie noch auf und verabschiedeten sich dann.

Alle Anwesenden waren sich einig, welch gute Idee diese kleine Feier gewesen war, denn schon bald würden sie sich für lange Zeit nicht mehr sehen.

 

Am nächsten Tag flog Bulma zu dem mit Vegeta besprochenen Ort.

Als er von einem versteckten Balkon unter den Klippen, am Fuße des Palastes gesprochen hatte, war ihr sofort klar gewesen, wovon er sprach. Sie hatte diesen Balkon schließlich schon mal besucht, als die Leiche von Palantay, dem toten Archivar, dort verbrannt wurde.

Da sie wusste, was für ein eisiger, scharfer Wind dort pfiff, hatte sie sich warm angezogen.

Vegeta erwartete sie dort bereits. Zwar versteckt im Schatten der Felsen, wo er beinahe unsichtbar war, aber aufgrund seiner starken Aura konnte sie ihn auch ohne Scouter aufspüren.

Sie war daher nicht im Geringsten verängstigt oder überrascht, als er sich bei ihrer Ankunft aus der Dunkelheit schälte und vor ihr aufbaute.

Beide starrten sich schweigend an. Bulma fühlte sich unter diesen raubtierartigen Blicken schutzlos. Zwar war die Balkonbalustrade in ihrem Rücken, aber niemals könnte sie sich schnell genug runterstürzen und wegfliegen. Vegeta würde ihre Fluchtroute schneller abschneiden und sie aufhalten.

Die Wut, die sie bislang auf ihn verspürt hatte, war aufgrund der tagelangen Pause weniger geworden. Diese Zeitspanne hatte gereicht, um ihr Temperament abzukühlen.

In dieser Stimmung war sie bereit, seine Erklärungen zuzuhören, aber wenn diese nicht ihre Zustimmung fanden, würde sie trotzdem verschwinden.

Vegeta schien es ähnlich zu gehen, denn anstatt sie verbal anzugreifen, blieb er erstmal ruhig und schätze die Lage ein, bevor er voreilig reagierte.

Sein Blick war streng. Wie üblich waren seine Augenbrauen missfällig zusammengezogen, wodurch sich eine starke Zornesfalte dazwischen bildete. Sein Mund war verkniffen und dadurch schmal, die Arme vor der Brust gekreuzt. Sein roter Umhang flatterte im heftigen Wind gegen seine Beine.

Bulma ärgerte sich über sich selbst, dass sie ihren Blick nicht von ihm lassen konnte und gleichzeitig ihr Herz schneller schlug.

Wie sollte sie sich gegen Vegeta wehren, wenn allein sein Anblick sie aus der Bahn schlug?

Doch zu ihrem Glück verspürte Vegeta denselben Nachteil, auch wenn dieser es nicht zeigte.

Weil Bulma ihn immer noch schweigend, aber vorwurfsvoll anstarrte, räusperte er sich und fing als erstes an zu sprechen.

„Ich habe nachgedacht“ fing er an. „Ich habe zu viele Dinge veranlasst, ohne dich zu fragen. Ich wusste nicht…“ er verstummte, suchte sichtbar nach den richtigen Worten und beschloss es mit Ehrlichkeit.

„Bulma, ich brauche dich“ sagte er und ärgerte sich selbst über den flehenden Unterton dabei.

Bulma blinzelte überrascht, verspürte einen sehnsüchtigen Stich im Herzen, aber schnell wurde sie wieder misstrauisch.

„Jemanden zu brauchen ist nicht das Gleiche wie jemanden zu lieben“ sprach sie süffisant grinsend.

„Hör auf, an meinen Gefühlen für dich zu zweifeln“ knurrte Vegeta verletzt. „Aber wenn ich dir jetzt das sagen, was du hören willst, würdest du mir glauben? Oder würdest du mir vorwerfen, dich zu manipulieren?“

Bulma zuckte zusammen; überrascht davon, wie gut er sie durchschaut hatte.

Vegeta sah sie verbittert an und nun fühlte sie sich plötzlich schuldig.

Als wäre sie es, die mit seinen Gefühlen spielte.

Sie verstand, was er sagen wollte: Nur weil sie es als Einzige laut ausgesprochen hatte, sollte sie nicht glauben, dass er nicht das Gleiche fühlte.

Aber er war ein Saiyajin, ein Krieger; dazu erzogen, seine Gefühle nicht zu zeigen.

Bulma erinnerte sich an eine Lektion, die Gine ihr vor Jahren beigebracht hatte: über die grimmige Maske der Saiyajins und dass ihre Taten oft mehr zählten als ihre Worte.

Sie kannte Vegeta lange genug, um zu wissen, dass er nach diesem Motto agierte.

Wie oft hatte er ihr geholfen, trotz widersprüchlicher, harscher Worte?

Unbehaglich rieb sich Bulma über ihre Arme.

Sie leckte sich nervös über die Lippen, bevor sie vorsichtig fragte, was er nun zu tun gedenke.

„Du willst also immer noch nicht meine Königin werden?“ fragte er verdrossen. „Sag mir, was ich tun muss, damit du einwilligst.“

Bulma war verwundert von dieser Anfrage.

Sie wusste nicht, dass man darüber verhandeln konnte?

„Ähm, kein Harem?!“ sagte sie in vorsichtiger, von Misstrauen geprägter Stimme, ob er diesen Einwand akzeptieren würde.

„Gut, was noch?“ Vegeta war wegen diesem Punkt vorbereitet. Wenn das der Hauptgrund für Bulmas Ablehnung war, dann würde er darauf verzichten. Letztendlich sprach nicht viel dafür. Er könnte Bulma auch auf andere Art und Weise schützen, wie durch eine Leibgarde.

Aber er fragte nach weiteren Aspekten für ihre Weigerung. Das konnte noch nicht alles gewesen sein.

Bulmas Mund war fassungslos geöffnet.

Kein Harem!? Ach, auf einmal war das kein Problem?!

Sie räusperte sich und holte eiligst das nächste Totschlagargument raus.

„Hm, was wäre mit meiner Firma? Als Königin dürfte ich die nicht mehr behalten. Oder würdest du sie dir einverleiben?“

„Es wäre dein Besitz. Nur du kannst darüber bestimmen. Wenn du dort täglich ein paar Stunden arbeiten willst, kannst du dir deine Zeit dafür einteilen. Viele Saiyajins verlassen sich auf deinen Service; er würde ihnen fehlen. Aber du solltest überlegen, ob du nicht geeignete Saiyajins ausbildest, die dann für dich arbeiten. Schließlich hättest du als Königin auch Zugriff zu unseren wenigen Ingenieuren. Du kannst damit dein Unternehmen sogar ausbauen“ erklärte Vegeta mit listigem Lächeln. Er sah, wie es in Bulmas blauen Augen berechnend aufleuchtete.

Denn nun schien sie zu erkennen, welche Ressourcen in ihrer Reichweite waren wie die technischen Mitglieder der Armee, die Raumschiffe, Handelsrouten, Kontakte zu Diplomaten…an Gold und Geschmeide hatte sie kein Interesse, aber wie war es mit modernster Technik und der Freiheit zu reisen?

Sollte sich ein Saiyajin beschweren, dass die Königin zu viel Zeit mit ihren Erfindungen verbrachte, anstatt Krieger anzuführen, könnte Vegeta ihn damit überzeugen, dass diese Erfindungen das Leben ihres Volkes direkt erleichterten. Es gab genug Generäle und den König selbst, die kämpfen konnten, was brauchte man dazu die Königin?

Der Vorteil war, das Bulma damit nie in ein gefährliches Kampfgeschehen reingezogen wurde, wo sie sich mit ihrem niedrigen Powerlevel nicht wehren konnte.

Bulma kaute nachdenklich auf ihrer Lippe.

Vegeta hatte einfach die beiden größten Knackpunkte ihrer Wiederstandes aufgebrochen.

Er wusste, dass sie ihn liebte. Damit schien nichts mehr gegen eine feste Partnerschaft zu sprechen.

Außer…

„Was wäre mit meinen Kindern? Wie siehst du ihre Zukunft?“ fragte sie.

„Wie siehst DU ihre Zukunft?“ gab er ihre Frage zurück. Bevor Vegeta den Fehler machte und etwas Falsches sagte, wollte er lieber Bulmas Gedanken hören.

Darauf zu reagieren, war einfacher, als sich später zu verteidigen, sollte er etwas Falsches sagen.

„Hm, nun…äh“ Bulma stutzte, suchte nach den richtigen Worten. Ehrlich gesagt, hatte sie sich darüber keine großen Gedanken gemacht. Bislang war sie wegen den Hauptpunkten „Harem“ und „Fortbestand ihrer Firma“ für weitere Zukunftspläne blockiert gewesen.

Sie hatte nicht gedacht, dass Vegeta zu Kompromissen bereit gewesen war, nur damit sie einwilligte.

So wichtig war sie ihm!?

Dazu fragte er sie darüber aus, wie sie die Mutterschaft sah.

Sie hatte sich nur wenige Gedanken gemacht, nur bei besonderen Situationen wie Chi-Chis Schwangerschaft und der damaligen Gefahr vor ein paar Jahren, selbst schwanger zu sein. Ansonsten war für sie das Thema Mutterschaft etwas zukunftsfernes, deswegen verhütete sie auch.

„Also, ich will keine Brutkapsel nutzen“ war der erste Aspekt, der ihr dazu einfiel. „Ich will mich selbst um meine Kinder kümmern, so wie meine Mutter es getan hat. Ich mag mir nicht vorstellen, was für ein einsames Gefühl es ist, wenn man in so einer Kapsel schwebt. Ich will auch nicht, dass unsere Kinder gegeneinander kämpfen…“

„Pffft!“ Vegeta unterbrach ihre Ausführungen, da er verächtlich prustete.

„Was?“ fragte sie misstrauisch.

Vegeta hob belehrend einen Finger. „Erstens: du selbst willst deine Firma weiterführen und hast einen Haufen Pläne. Wie willst du dich dabei gleichzeitig um dein Baby kümmern? Zweitens…“ er hob einen weiteren Finger „Wirst du keinen Saiyajin davon abhalten können, nicht zu kämpfen. Egal, wie sehr du dich bemühst, es wird immer Streitereien und Herausforderungen geben. Sei mal ehrlich…selbst in deiner Familie wird es mal Prügel gegeben haben“ verhöhnte er ihre Naivität.

Bulma verzog das Gesicht, als sie sich daran erinnerte, wie oft sich Kakarott und Radditz gebalgt hatten. Manchmal hatte sich auch ihr Vater eingemischt, woraufhin sich ein Haufen kugelnder brüllender, lachender Saiyajins bildete. Denen hatte das sichtlich Spaß gemacht.

Ebenso musste sie Vegeta zustimmen, dass die Aufzucht von Neugeborenen nicht einfach war, denn Klein-Kakarotts Kapricen waren immer noch im Gedächtnis verankert. Wie er ihre Sachen zerstört hatte, seine stinkende Windel, das Gebrüll…es hatte seinen Grund, warum die Brutkapsel so beliebt waren. Kinder im Alter von drei Jahren waren pflegeleichter als Neugeborene.

„Der Kampf liegt uns im Blut“ erinnerte er sie mit Stolz gerecktem Kinn. „Meine Kinder werden sich darauf freuen.“

Bulma rieb sich die Stirn. Ihr Einwand war wirklich dumm gewesen.

„Schon klar“ stöhnte sie. „Aber was ist, wenn sie mit niedrigem Powerlevel geboren werden? Wirst du…“

„Ich werde sie nicht verbannen“ unterbrach er sie. „Sie werden am Hof bleiben und entsprechend ihren Talenten gefördert werden.“

Vegeta lächelte siegesgewiss. Wieder nahm er ihr den Wind aus den Segeln.

Er konnte dabei zusehen, wie sie eilig nach Gegenargumenten suchte und keine fand. Je mehr sie überlegte, desto mehr sah sie ihn bewundernd an.

Bulma konnte man nicht mit Muskelstärke beeindrucken, sondern mit Hirnschmalz.

„Die Namenswahl unserer Kinder?“ fragte sie.

„Überlasse ich dir, solange unser erstgeborener Sohn nach mir benannt wird.“

„Was für Befugnisse habe ich als Königin? Soweit ich weiß, eigentlich keine, weil du alles absegnest.“

„Ja, uns das ist keine Hilfe für mich. Daran wird sich was ändern. Wenn es um innenpolitische Aufgaben geht, würde ich dir freie Hand geben“ erklärte er. „Bestimmte Sachen sollten wir aber besser zu zweit entscheiden. Ich gebe dir sogar ein Veto-Recht, welches du gegen mich einsetzen darfst.“

Vegeta brachte schließlich jemand, der in seiner Abwesenheit das Volk führen könnte. Wenn all ihre Beschlüsse erst von ihm oder den Rat freigegeben werden mussten, wäre das keine Arbeits-erleichterung. Er vertraute auf Bulmas Intellekt, die richtigen Entscheidungen zu treffen oder ihm einen neuen Blickwinkel zu geben.

„Ein paar Stunden im Archiv, um dich über unsere Gesetze zu informieren und dann bist du vorbereitet“ sagte er achselzuckend.

„Pfft“ Nun war es Bulma, die spöttisch auflachte, die Arme vor der Brust verkreuzt, das Kinn hoheitsvoll erhoben. „Es gibt bestimmt kein wichtiges Buch im Archiv, welches ich nicht gelesen habe. Ich habe alles verschlungen, um damals regeltreu deinen Dienst zu quittieren. Warum glaubst du, kenne ich mich mit den Schwachpunkten im System so gut aus? Während ich im Palast gewohnt habe, war ich ein häufiger Gast im Archiv. Ich kenne jeden, der dort arbeitet, mit Namen und sie kennen mich“ prahlte sie. „Darum wusste ich auch Bescheid über die verlorenen Stämme von Sadala. Es gibt kein Regelwerk, keine Historie, die ich ausgelassen habe.“

Vegeta blinzelte verblüfft. Er erinnerte sich, wie Bulma durch einen Trick es geschafft hatte, ihren Entlassungsbescheid abzustempeln. Oder wie es sie geschafft hatte, das Raumschiff der Aurumaner zu besichtigen, indem sie mit ihrem Vater dorthin flog.

Alles regelkonform; Vegeta hatte keinen offiziellen Anlass gefunden, um sie deswegen zu kritisieren.

Auch wie sie damals in der Gerichtsverhandlung vorbereitet gewesen war und eine Erfindung präsentierte, die bewies, dass sie eine reine Saiyajin war.

Sie hatte gewusst, wie sie die bürokratischen Vorgänge und Regeln für sich nutzte.

Nun erfuhr er die Ursache dafür.

Was bedeutete…

Bulma zuckte erschrocken zusammen, als ein seltsames Geräusch von Vegeta kam. Er prustete, er beugte sich, er hielt sich den Bauch, als ob er schmerzte, er…lachte?!

Er lachte lauthals?!

„Du…du kennst das System, die Gesetze…ausgerechnet du…hahaha…und dann willst du keine Königin sein!“ hörte sie ihn zwischen seinem Gelächter sprechen.

„Ist das ein Problem?“ fragte sie stirnrunzelnd.

Schwer atmend rang Vegeta um Beherrschung und rieb sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.

„Nicht für mich“ lachte er. „Allerdings scheinst du nicht zu wissen, dass eine zukünftige Königin immer für ein halbes Jahr von den Archivaren auf ihre Aufgabe vorbereitet wird. Sie erhält Kurse in Geschichte, Budgetrechnung, Etikette und Politik, denn im Gegensatz zum König ist sie mit solchen Dingen nicht aufgewachsen. Ohne gewisse Grundkenntnisse wäre sie sonst total überfordert. Aber du…du hast weit mehr darauf als die Grundkenntnisse.“

„Oh“ Bulma begriff, ihre Augen wurden groß. „Ich habe dir damit also einen weiteren Grund geliefert, warum ich mich so gut zur Königin eigne.“

„Stimmt“ er grinste sie triumphierend an.

Verdammt, ihre Prahlerei hatte zu einem Eigentor geführt.

Bulma klatschte sich gegen die Stirn und verdrehte die Augen. Alarmiert sah sie Vegeta an, aber es war zu spät: sie konnte sich nicht mehr dumm und unwissend verhalten.

Seine Augen wurden schmal, als er ihre Sprachlosigkeit bemerkte.

Er witterte den Sieg.

„Nun, Weib, hast du weitere Bedenken? Na los, ich höre“ schnurrte er mit gefährlichem Unterton und trat einen Schritt auf sie zu, die Haltung kauernd wie bei einem sprungbereiten Raubtier.

„Ich…äh…“Bulma stammelte, hob abwehrend die Hände.

Ihre vorlaute Klappe, ihre mangelnden Argumente, den Fehler, den sie ausgeplaudert hatte, dazu der Anblick des sich nähernden Saiyajin erschwerten ihrem Hirn, eine plausible Antwort zu finden.

Kampf oder Flucht: wenn man nicht kämpfen konnte…Sie sah sich instinktiv nach einem Fluchtweg um.

Doch Vegeta war schneller.

Schon stand er vor ihr, seine Hände packten sie an ihren Oberarmen. Aus diesem Griff konnte sie sich nicht lösen.

Seine Nähe verwirrte sie noch mehr. Ihr Herz klopfte bei seiner Berührung sofort schneller, sein Geruch, seine Brust direkt vor ihr…Bulmas Sinne spielten verrückt und in diesem Zustand war es unmöglich, einen rationalen Gedanken zu verfassen.

Aber sie musste etwas sagen, denn sonst…sonst sprach nichts dagegen…sie als Königin der Saiyajins?!

Ihr Körper und ihr Herz waren bereits auf Vegetas Seite. Kaum stand er vor ihr, schon wollte sie sich an ihn sinken lassen, ihre Arme um ihn schlingen, sich an ihm drücken. Ihre Libido reagierte, Erregung durchströmte sie, ließ sie an heiße Momente zurückdenken wie seine Küsse und Berührungen.

Ihr Hirn stand völlig allein da, wehrlos und erstarrt.

Vegeta, der kampferfahrene Taktiker, nutzte die Schwäche seiner Gegnerin aus.

Er erkannte ihre erhitzten Wangen, die Veränderung ihres Duftes. Er beugte sich vor, um mit seinen Lippen zärtlich ihren Hals zu necken, von dort zu ihrem Ohrläppchen zu wandern und einen leichten Kuss auf ihre Wange zu platzieren.

„Sag Ja“ flüsterte er.

„Du spielst unfair“ hauchte Bulma zitternd.

„Fair spielen nur Verlierer“ säuselte er amüsiert.

Dann konnte er sich nicht mehr zurückhalten, nicht wenn seine Lippen der ihren so nahe waren.

Er zog die Frau eng an seine Brust und presste seine Lippen auf ihre. Bulma gab ihren Widerstand und die Körperspannung auf; schmiegte sich an ihn, ihre Arme legten sich um seinen Hals.

Ihn zu schmecken war himmlisch, sie konnte nicht aufhören.

Eine Hand von Vegeta fuhr ihrem Rücken entlang bis zu ihrem Hohlkreuz, wo er ihren Schweif berührte. Zärtlich massierte er die Wurzel, woraufhin sie unkontrolliert aufstöhnte, was er mit seiner Zunge ausnutzte. Er nippte an ihrem Mund, biss in ihre Lippe, umspielte ihre Zunge, bis sein Geschmack sie tränkte und sie nichts anderes wahrnahm.

Vergessen war der Streit, alle Konflikte schienen gelöst zu sein. Jedenfalls konnte Bulmas Hirn, dass im Hintergrund noch arbeitete, nichts finden.

Aber wie sollte man darüber vernünftig urteilen, wenn ein Körper in Hitze, voller Lust, einem das Denken erschwerte?

Bulma fühlte sich in Vegetas Armen wohl, zu wohl. Angesichts all der Dinge, die sie bislang erlebt hatte wie seine Hinterlist, wollte sie nicht vorschnell handeln.

Sie brauchte Zeit, um darüber nachzudenken.

„Bulma…“ Vegeta ließ kurz von ihrem Mund ab, sein Atem ging schwer, in seinen Augen lag ein begehrendes Funkeln. Ihren Namen zu hören mit seiner dunklen, rauen Stimme war ein Rausch für die Ohren. Damit könnte er ihr ein Kochrezept vorlesen und sie würde vor Lust zittern.

„Bulma, lass mich nicht betteln…aber wenn du das willst…dann falle ich auf die Knie…“ seine Stimme war rau und flehend, sein Gesicht schmerzverzerrt. Er presste seine Stirn an die ihre, die Augen geschlossen.

Bulma fühlte etwas Mächtiges, Erhabenes bei diesem Anblick, was ihren gesamten Körper erfüllte.

Es band sie an ihn, ob sie wollte oder nicht.

Vegeta brauchte sie wirklich. Er, der sonst immer allein zurechtgekommen war, war zum ersten Mal in seinem Leben auf jemand anderen angewiesen.

So sehr, dass er seinen Stolz herunterschluckte. Das tat er nur für sie.

Kein Wunder, dass er sich manchmal so ungeschickt benahm.

Auch wenn er noch kein Wort über den Sarang gesagt hatte, so war er einverstanden, mit keiner anderen Frau zu schlafen und nur ihr treu zu sein. Kein König vor ihm hatte dies bislang getan.

Zärtlich hob sie ihre Hand, um tröstend über seine Wange zu streichen, damit er sie ansah. Als er seine Augen öffnete, sah er direkt in zwei blaue, strahlende Iriden, die voller Wärme waren.

„Gib mir noch etwas Zeit“ bat sie ihn. Auch wenn sie ihre Antwort hinauszögerte, so waren ihre ehrlichen Augen für Vegeta eine stumme Zusicherung.

Mittlerweile war sie dem Gedanken, seine Königin zu werden, mehr zugetan.

Ein Stein fiel von seinem Herzen, tiefe Erleichterung durchströmte ihn.

Er war nicht fähig, ein Wort zu sagen, seine Stimme wäre zu brüchig und so konnte er nur nicken.

Auch wenn Bulma heute noch nicht einwilligte, so war er überzeugt, dass dies nur eine Frage der Zeit wäre. Angesichts der Situation war Zeit zwar ein Mangelgut, aber die letzten Tage hatte er befürchtet, dass sie sich von ihm trennen würde. Diese grobe Zustimmung reichte ihm heute daher aus. Es war ein kleiner Sieg.

Er hatte aus seinem Fehler gelernt und würde sie nicht weiter drängen.

Nun musste er nur noch dafür sorgen, dass sie beide eine gemeinsame Zukunft besaßen, denn wenn Freezer kam…Vegeta hatte einen weiteren Grund, warum er ihn töten musste.

Nur ohne die Gefahr von Freezer konnte er ein gemeinsames Leben mit Bulma aufbauen.

Es gäbe nur eine Möglichkeit, Bulmas Antwort zu beschleunigen.

Seine Hand rutschte zu ihrem Bauch, berührte sie dort.

„Ich werde bald zu meinem Training aufbrechen und dort einige Monate bleiben. Melde dich, falls du schwanger bist. Dann komme ich sofort zurück“ raunte er.

Bulma blinzelte überrascht, dann lächelte sie erfreut.

Das war das erste Mal, dass Vegeta an die Konsequenzen dachte, den Sex für Frauen hatte. Sonst hatte er nie nachgefragt. Dazu sein Zusatz, dass er dafür sogar sein wichtiges Training abbrechen würde…

„Hm, das ist ja überraschend. Sonst hat dich das nie interessiert“ zog sie ihn auf.

Vegeta wurde daran erinnert, wie er sie monatelang ignorierte, nachdem er ihre Jungfräulichkeit genommen hatte, anstatt deswegen mal nachzufragen. Schamesröte verdunkelte seine Wangen.

„Radditz hätte mir es bestimmt gesagt, wenn du...“ er brach ab, bevor er seine jämmerliche Ausrede weiterführen konnte. Er hatte damals Mist gebaut und dazu musste er stehen.

„Nicht jede Frau ist in der Lage, meinen Samen zu empfangen. Es war bislang nie etwas passiert, darum dachte ich, es hätte auch auf dich keine Auswirkungen. Aber jetzt…“ seine Hand streichelte behutsam weiter über ihren Bauch. „Es ist möglich. Ich weiß jetzt, dass du mein Weib bist, für mich bestimmt. Mein Ozaru sagt es mir.“

Ernst sah er in ihre Augen, wo er dabei zusah, wie diese überrascht aufflackerten.

Aber dann nickte sie, als hätte er nur etwas laut bestätigt, was sie schon lange gefühlt hatte.

Also doch…auch Bulma hatte ihn als Partner anerkannt.

Sie beide waren von ihren Gefühlen zurückgewichen, hatten versucht, die innere Stimme zu ignorieren, aber nun endlich sahen sie es ein.

„Ich bin nicht schwanger“ flüsterte Bulma, die seltsamerweise ein Gefühl des Verlustes dabei verspürte, als sie es aussprach.

„Bist du dir sicher?“

Sie nickte. Sie sagte ihm nicht, dass sie seit seiner Ankunft auf Vegeta-Sei vor ein paar Wochen angefangen hatte, die Pille zu nehmen. Sie hatte diese in dem Labor der Tsufurujin-Basis selbst zusammengemischt, mit deren Medikamente, wodurch sie ein effektives Präparat ohne Nebenwirkungen erhalten hatte. Eine Vorsichtsmaßnahme, da sie nicht gewollt hatte, nur aufgrund eines ungeplanten Kindes in den Palast verbannt zu werden, welches man als Druckmittel gegen sie nutzte.

Erst heute, als sie von ihm hörte, wie er sich ein Kind mit ihr wünschte, bereute sie ihre Entscheidung.

Liebevoll küsste er ihre Stirn, um ihre Sorgenfalte wegzuwischen.

„Wir haben noch ein paar gemeinsame Tage“ sagte er mit lüsternem Grinsen und listigen Funkeln in den Augen. Kurz sah er bedeutsam hoch, zum Palast, der über ihnen aufragte, bevor er sie verschwörerisch angrinste.

„Hier gibt es einen Gang, von dem wir ungesehen in meine Gemächer kommen“ schlug er vor.

„Hmm, ich weiß“ Bulma schmunzelte, warf gleichzeitig einen Blick über seine Schulter, wo sie die betreffende Tür in der Felsenwand sah.

Sie wusste, dass ihr Körper selbst mit dem sofortigen Absetzen der Pille immer noch voller künstlicher Hormone war, die eine Schwangerschaft verhindern würden. Bis zu seiner Abreise waren sie nicht abgebaut; da würde selbst tagelanger Sex nichts dagegen tun können.

Aber das müsste sie Vegeta nicht sagen.

Es war nicht so, dass es eine Qual war, ein Kind zu zeugen. Im Gegenteil, bei den Gedanken, was sie gleich tun könnten, pochte es in ihrem Unterleib verlangend auf.

Scheiß egal, dass daraus nicht mehr entstand als eine Pfütze an gemischten Körperflüssigkeiten. Das würde auch sehr viel Spaß machen.

Vegeta hob sie hoch, nahm sie in seine Arme und schritt zur Tür.

Die Begierde brannte fast ein Loch in seiner Kleidung. Er konnte es kaum erwarten, die Beendigung ihres Streites im Bett zu feiern.

Bulma hielt sich lachend an ihm fest.

„Warte, jetzt mal ernsthaft…wie viele Tage?“ fragte sie mit gespielter Besorgnis. „Was erwartet mich, wenn ich in deinem Schlafzimmer gefangen bin? Wann komme ich wieder raus?“

Anstatt eine Antwort zu geben, lächelte er nur.

Bulma zuckte vorfreudig zusammen.

Vegeta Grinsen war anrüchig unheilvoll.

„Ich werde dich verschlingen.“

Mehr sagte er nicht, aber diese Androhung zeigte Bulma, dass eine Flucht nicht möglich war.

 

Wie eine Großkatze, die ihre Beute im Maul hielt und nicht mehr losließ, so hatte auch Vegeta nicht vor, Bulma aus seinem Griff zu lassen. Ein Hochgefühl hatte ihn übermannt.

Die Planung für die nächsten Monate waren fertig, die letzten Vorbereitungen würden seine Untergebene ausführen, also hatte er bis zu seinem Abflug keine Termine. Darum wollte er jede freie Minute mit dem Erfüllen seiner Gelüste verbringen, ungestört in seinen Gemächern, wo niemand Zugang hatte und sie unterbrechen könnte. Die loyalen Diener würden die Mahlzeiten im Salon servieren und über seinen Gast schweigen.

Wenn ein Kind dabei hervorsprang, gut…wenn nicht, egal dann hatte er wenigstens seine Freizeit gut ausgenutzt und jeglichen sexuellen Frust abgepumpt.

 

Vier Tage später…

Vegeta verließ die Dusche, trocknete sich ab und warf das benutzte Handtuch in den dafür bereitstehenden Korb.

Aus dem hohen Fenster sah er kurz nach draußen, wo er den immer noch dunklen Morgenhimmel erblickte, an dessen Horizont leichte, silbrige Streifen zu sehen waren.

Nackt stellte er sich vor das wandhohe Fenster und sah auf die noch im Dunklen liegende Landschaft herab, seine Stirn lehnte sich ans kühle Glas.

Bei diesem Anblick klopfte sein Herz kräftig auf.

Bald würde die Sonne aufgehen und er müsste seinen Heimatplaneten verlassen. Diesen Sonnenaufgang von Vegeta-Sei wollte er sich daher einprägen, es würde der letzte für eine lang Zeit sein.

Sein Geist war ruhig und sein Körper unwirklich entspannt, was an den vergangenen Tagen lag.

Keine Arbeit, kein Training, nur Sex; die reinste Erholung für Körper und Seele.

 

Er hatte nicht genug von Bulma bekommen.

Sie hatten in verschiedenen Stellungen gevögelt, in jeden Raum. Manchmal hart und schnell, manchmal von zehenaufrollender Langsamkeit, bis der andere wegen der Folter geschrien hatte. Sie hatten gegenseitig jede Falte ihrer Körper erkundet und erogene Zone entdeckt, von denen sie keine Ahnung gehabt hatten.

Vegeta hatte Bulma alles gezeigt, was er jemals selbst ausprobiert hatte oder von dem er mal gehört hatte und es nun mir ihr versuchen wollte. Bulma war eine neugierige Schülerin gewesen, die ihm voller Vertrauen gefolgt war.

Ihre Körper hatten eine unbekannte Gier und Erfüllung erlebt.

Vielleicht lag es an den kommenden sexlosen Monaten, dass sie sich einen Vorrat Zärtlichkeiten anlegen wollten, beziehungsweise er seine Eier leerpumpen musste. Demnächst würde ihm nur seine Hand Gesellschaft leisten und auch Bulma wusste nun, dass ein Vibrator nicht alles ersetzte.

Nach einer kurzen Zeit des sexuellen Überflusses würde eine lange Zeit der Dürre gekommen

Darum nutzten sie diese Zeit und den Ort, nur sie beide im hohen Turm, abgeschirmt...

Wenn sie mal nicht miteinander schliefen oder ruhten, hatten sie gelesen: Beide lagen dann in seinem Bett, Vegeta mit seinem Kopf in ihrem Schoss gebettet, die Nase in einem Buch.

Oder er hatte ihr Schach beigebracht, ein Strategiespiel von einem fremden Planeten. Um das Spiel interessanter zu gestalten, hatte er die Regel aufgestellt, dass bei dem Verlust einer Figur der Verlierer eine Wahrheit enthüllen oder eine Aufgabe erledigen musste.

Bulma hatte schnell gelernt und war eine würdige Gegnerin, aber dank dieser Regel waren beide Sieger gewesen.

Zur Erholung hatten sie sich in die große, Malachitbeschlagene Badewanne gesetzt und im heißen, sprudeligem Heilwasser geschwelgt.

Beide hatten mit Absicht nicht über die Realität und ihre Pflichten gesprochen. Diese Momente zu Zweit waren ihnen zu kostbar um sie mit ernsten Themen, Sorgen oder Streit zu belasten.

Darum war Bulma auch die ganze Zeit bei ihm gewesen. Wäre sie auch nur für eine Stunde nach draußen getreten, wäre diese intime Stimmung bei ihrer Rückkehr unweigerlich verloren gewesen.

Bulma hatte diese Tage als Pause von der Realität genutzt, weder Anrufe angenommen noch in ihrer Werkstatt gearbeitet. Der Alltag hätte sie eingeholt und sie hätte sich nicht mehr auf die Isolation mit ihm eingelassen.

Wer wusste, ob sie jemals wieder so eine Chance für eine Auszeit erhalten würden?

Die beiden Saiyajins, die in ihrem Leben stets fleißig von morgens bis abends gearbeitet hatten, gönnten sich diesen einzigartigen Urlaub, ohne schlechtes Gewissen. Für beide war es das erste Mal in ihrem Leben und besonders erholend dank dem Zimmerservice, der das Putzen und Kochen besorgte.

 

Vegeta sah dabei zu, wie eine fahle Wintersonne sich langsam hervorschälte und dämmriges Licht über das Land warf.

Mehr würde er zu dieser Jahreszeit nicht bekommen, es war ein enttäuschender Sonnenaufgang.

Er zog sich an und schlich sich ins Schlafzimmer, wo Bulma immer noch schlafend in seinem Bett lag. Friedlich ruhte sie, an ihrem Hals leuchteten ein paar deutliche Bisspuren.

Vegetas Mundwinkel hob sich selbstgefällig mit männlichem Stolz. Spuren dieser Art waren über ihrem ganzen Körper verteilt, was aktuell die Decke über ihren nackten Körper versteckte.

Aber selbst bekleidet würde sie Schwierigkeiten haben, seine Bissspuren zu verstecken, was anderen Männern eine Warnung sein würde, sich ihr nicht zu nähern.

Bis die Spuren verheilt und unsichtbar wären, war er ihr wieder zurück, um sie erneut zu markieren.

Er beugte sich vor, strich ihr eine blaue, verwirrte Strähne vor den Augen zurück und legte diese behutsam hinter ihrem Ohr.

Die leichte Berührung weckte Bulma, zitternd flatterten ihre Lider.

„Schlaf!“ brummte er. „Es ist noch früh.“

Doch Bulma wusste, sie musste aufwachen, wenn sie ihrem Geliebten noch ein letztes Mal vor seiner Abreise sehen wollte. Vegeta hatte zwar gesagt, dass es keine große Sache wäre und er auf jeden Fall in sieben Monaten zurückkäme, aber trotzdem…viel Infos über sein „Training“ hatte er ihr nicht gegeben und das machte sie misstrauisch.

Wer wusste, was für einen Blödsinn sich dieser Mann aussetzte?

Da war es doch besser, noch mal sein Gesicht zu bewundern, bevor er voller Narben zurückkäme.

Er sah so gut in seiner Uniform aus, wahrhaft königlich.

Sie stützte sich auf, die Decke rutschte herab und enthüllte ihre Brüste.

Vegeta stöhnte entrückt auf und zog sie schnell wieder hoch, legte sie über Bulmas Schultern.

„Leg dich wieder hin und lenk mich nicht ab“ zischte er verärgert. „Ich darf nicht zu spät kommen.“

Bulma schmunzelte, von seinem Ärger unbeeindruckt. Lieber bewunderte sie die süßen, roten Wangen und den schwankenden Blick, weil er immer noch nicht genug von ihr hatte, was ihm etwas peinlich war.

„Ein letzter Kuss“ bat sie und berührte liebevoll seine Wange.

Wie konnte Vegeta diese Bitte abschlagen?

Er beugte sich zu ihr, ihre Lippen trafen sich und aus einem einfachen Kuss wurde ein langer, brennender Abschied. Ehe sie sich versah, umarmten sie sich und kamen nicht von den Lippen des anderen los.

Ein letzter, nein, noch ein letzter Kuss…

„Nun ist es genug“ knurrte Vegeta und riss sich los. Bulma ließ sich in die Kissen fallen.

Wie sie da in seinem Bett sich räkelte, die Lippen geschwollen…ein Anblick, den er mitnehmen würde, um sich in seinen einsamen Nächten zu trösten.

Zu dumm, dass aufgrund der Gewitterstürme an seinem Ziel eine Kommunikation über Scouter nicht möglich wäre.

Er könnte Bulma also nicht mal anrufen.

„Wenn ich zurück bin…“ fing er an und brach ab.

‚Mach ich weiter‘ hatte er ihr versprechen wollen, aber darüber hatten sie schon gesprochen.

Käme er nach sieben Monaten zurück, läge erst mal in Haufen Arbeit für ihn bereit.

Die letzten Tage waren einzigartig gewesen; so etwas Ähnliches würden sie nicht so schnell erneut erleben.

„Schlaf weiter“ mit diesem Befehl beendete er stattdessen seinen angefangenen Satz.

Bulmas Lächeln wurde wackelig.

„Stirb nicht“ war ihre Antwort. „Sonst bring ich dich um.“

Vegeta lachte kurz auf.

„Warte auf mich“ waren seine letzten Worte, bevor er sich umdrehte und aus dem Zimmer verschwand.

Erst als sie hörte, wie seine Schritte verklangen und seine Aura sich entfernte, ließ sich Bulma müde ins Bett zurücksinken.

Warten…ja, das würde sie.

Wenigstens war sie nicht allein, wenn Chi-Chi und Gine bald bei ihr einzögen. Die Gesellschaft der Frauen würde Bulma vor Einsamkeit bewahren und sie ablenken.

 

Der König und die Blauhaarige waren einen weiteren Schritt auf den Weg zu einer gemeinsamen Zukunft gegangen.

Aber auch wenn Bulma und Vegeta sich wieder vertragen hatte und die Blauhaarige sich langsam mit der Position als Königin anfreundete, so kam Vegeta nicht aus seiner Haut.

So schnell änderte sich ein Mann in seinen Wesenszügen nicht.

Auch wenn er ihr vertraute und viel zutraute, so reichte es weder aus, um ihr vom Freezer zu erzählen noch Bulma um Hilfe zu bitten.

Er wollte sie nicht verängstigen und sich vor ihr nicht als schwach zeigen; das war ihm zu peinlich. Er glaubte auch nicht daran, dass sie eine Lösung für sein Problem kannte.

Er konnte Bulmas Fähigkeiten nicht richtig einschätzen. Kein Saiyajin konnte das; selbst ihre Familie konnte das Ausmaß ihres Intellekts nicht völlig erfassen.

Die Ironie bestand darin, dass Vegeta die Heimat verlassen würde, ohne zu ahnen, dass es dort ein Mittel gab, mit dem er in kurzer Zeit die gewünschte Stärke erreichen konnte: der Gravity-Ball.

Aber dieses Tool wurde von Kakarott, Bardock und Radditz geheim gehalten, damit kein neidischer Saiyajin es ihnen stahl. Wüssten sie über Freezer Bescheid, wäre es etwas anderes. Aber sie glaubten nur an die Ankunft eines simplen Gegners, wo es nicht von Nöten war, ihren Schatz zu offenbaren.

Weil Vegeta niemanden ins Vertrauen zog, konnte ihm auch nicht geholfen werden.

Es war, als würde er Scheuklappen tragen.

Dieser engstirnige Blick, sein Hochmut und seine Schweigsamkeit verhinderten, dass er Bulma als Kriegerin ansah. Er wollte sie nicht in seinen Kampf mit reinziehen, weil er dachte, sie dadurch schützen zu können.

Die Folge war dadurch ein Verzicht auf eine wertvolle Verbündete.

 

 

 

 

Radditz im Himmel

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Baby, Bar, brachiale Gewalt

Während die stärksten Saiyajins ihren Heimatplaneten verlassen hatten, um sich auf den kommenden Krieg vorzubereiten, vergingen auf Vegeta-Sei die Wochen in friedlicher Weise.

Der Winter verging, der Frühling kam, die Stimmung der heimgebliebenen Saiyajins war bislang unbesorgt.

Die anfängliche Unruhe hatte sich mit dem Abflug der Truppen gelegt und die übliche Normalität war eingekehrt. Dennoch war mehr los auf den Straßen der Hauptstadt Sadala sowie in den Dörfern, aufgrund der vielen Unterklasse-Krieger, welche für den Heimatschutz eingeteilt worden waren. Missionen fanden derzeitig nicht statt, weshalb auch viele der unterstützenden Techniker, sonst fürs Fliegen der Raumschiffe zuständig, auf dem Planeten verblieben waren. Dies war der Grund, warum auf den Trainingsplätzen, in den Kneipen und Kantinen mehr Saiyajins zu sehen waren als sonst.

Für eine Geschäftsfrau wie Bulma verhieß das einen stetigen Kundenstrom. Sie musste sich wegen Einbußen keine Sorgen machen und hatte sogar eine zweite Ladenhilfe eingestellt: ihre alte Freundin Fennel, die aufgrund der Missionspause keinen Job hatte. Damit fiel auch Fennels Zweitgeschäft weg: Ware von fremden Planeten unter der Hand zu verkaufen.

Dank Bulmas Unterstützung musste sich die Technikerin nicht um Geld sorgen, sondern konnte ihr Fachwissen nutzen, um Kunden beim Einkauf zu beraten. Für Bulma eine zusätzliche Erleichterung, da sie so ihre Zeit nach Gutdünken verbringen konnte.

Bulma war sowohl privat als auch Beruflich nur von Frauen umzingelt: Abgesehen von Fennel und Laucha im Laden, waren wie geplant Gine und Chi-Chi bei ihr im Haus eingezogen.

Chi-Chis Schwangerschaft war vorangeschritten, was den Arbeitseifer der jungen Frau aber nicht stoppte. Da man sie von ihrer Arbeit als Nahrungszubereiterin vorsorglich befreit hatte, langweilte sie sich zu Hause und wollte überall anpacken, egal ob der Haushalt bereits von den Putzrobotern erledigt worden war oder nicht. Oft musste Bulma sie in ihren Überschwang stoppen oder sie mit leichten Aufgaben ablenken, denn sonst kletterte die Schwarzhaarige beherzt auf einen Stuhl, um Staub zu wischen oder schleppte schwere Wäschekörbe.

„Ich bin schwanger, nicht krank“ antwortete Chi-Chi stets resolut und leicht genervt, wenn Bulma bei so einem Anblick entsetzt aufschrie.

Gine schien dagegen wenig besorgt, schließlich hatte sie ihre drei Schwangerschaften gut überstanden und konnte daher abschätzen, was für körperliche Tätigkeiten noch in Ordnung waren. Chi-Chi war kräftig und der Bauch noch nicht im Weg.

Bulma ließ sich aber davon nicht beruhigen, denn sie hatte zur Vorbereitung Fachliteratur gelesen, welche sie sich aus der Tsufurujin-Basis besorgt hatte. Die dort beschriebenen Risiken schwirrten der Blauhaarigen im Kopf herum und verwirrten sie derart, dass sie vergaß, wie sich beide Rassen unterschieden. Gine wusste besser, was eine schwangere Saiyajin aushalten konnte, deren körperliche Fähigkeiten denen der schwächeren Tsufuru-Rasse überstiegen.

Für die junge Bulma war es ein Angstszenario, dass Chi-Chi ausrutschte und etwas mit ihrem Kind passierte.

Wie sollte sie dann Kakarott in die Augen sehen?

Wäre Kakarott anwesend, würde er sicherlich Chi-Chi helfen und sie vor übermäßiger Belastung bewahren. Vermutlich würde er ständig an ihrem Rockzipfel hängen, sie nicht aus den Augen lassen, sie behüten und pflegen. Bulma besaß dafür nicht die Zeit, sie musste sich um ihre Arbeit kümmern, egal wie viele Pausen sie machte, um im Haus nach der Schwangeren nachzuschauen.

Bulma kam deswegen auf die Idee, ihrer Schwägerin Aufgaben im Gewächshaus zu übergeben. Das vorsichtige Gießen mittels Pipette bei den Setzlingen oder das Jäten von Unkraut war nicht anstrengend. Chi-Chi, langsam genervt von der nervösen Bulma, übernahm diese Aufgaben gerne, da sie die Möglichkeiten des eigenen Anbaus faszinierend fand.

Dank dem Gewächshaus hatten die Frauen schneller Zugang zu frischem Grünzeug als andere Saiyajins. Im warmen, geschützten Klima gediehen Kräuter, Gemüse, ein Obstbaum sowie einige Beerensorte und konnten regelmäßig geerntet werden.

Nur ein paar Töpfe verstaubten in einem Regal, gefüllt mit vertrockneter Erde. Sie waren Beweis für Bulmas seltenes Versagen: die Senzu-Bohne hatte nicht gekeimt.

Dieses Experiment hatte Bulma daher auf Eis gelegt, um die letzten Bohnen nicht zu verschwenden.

Aufgrund der Kriegslage war es allen Saiyajins verboten, auch ihr, den Planeten zu verlassen und sie sah keine Chane mehr, den geheimnisvollen Quitte wiederzufinden und ihren Vorrat aufzufrischen. Die letzten sieben Bohnen verblieben gut behütet in dem Stoffsäcken, welches sie wiederum in ihrem Schlafzimmer bewahrte.
 

Die Frauen gewöhnten sich schnell an ihre neue Gemeinschaft, ohne Männer im Haus.

Sie waren es teilweise auch gewohnt, da die Krieger oft nicht anwesend waren, ständig auf Mission. Ohne den Krach der lauten Stimmen, der schmutzigen Wäsche, dem ständigen Hunger und den Dreck, den sie verursachten, war das Zusammenleben in einer Frauen-WG sogar recht angenehm.

Laucha und Fennel blieben oft nach Feierabend noch bei Bulma, wo in ihrer großen Küche alle zusammen kochten. Manchmal kam auch Lauchas ältere Schwester, die Kriegerin Leeka vorbei und nahm am Abendmahl teil.

Leeka hatte ein seltsames Interesse an Bulma und Gine: sie behandelte die beiden Frauen besonders respektvoll und stellte ihnen viele Fragen. Die meisten davon hatten mit Radditz zu tun.

Bulma erkannte schließlich, dass die Kriegerin sich wohl für den langhaarigen Saiyajin interessierte.

Da die heißblütige, vollbusige Leeka vermutlich auch Radditz Typ entsprach, sah Bulma kein Problem damit, die beiden zu verkuppeln. Freimütig erzählte sie Geschichten aus seinem Leben und lobte ihn, den großen Bruder, der sie stets beschütz hatte. Bulma fiel nicht auf, das auch Laucha dann interessiert lauschte.

Nur Gine, eine gute Beobachterin, fielen die heimliche, verschwörerischen Blicke zwischen den Schwestern auf, das anerkennende Lächeln, welches manchmal über deren Lippen zuckten bei dem Lauschen von Radditz‘s Heldentaten und dann…dann sah Gine, wie Leeka in einer verräterischen Geste nebenbei über ihren Bauch strich, der bislang noch unschuldig flach aussah.

Gine erkannte die Hintergründe, behielt ihren Verdacht aber noch für sich.

Aber fortan waren Leeka und Laucha öfters Gäste im Haus und Gine fing an, sie auf dieselbe Weise zu bemuttern wie ihre Tochter und Schwiegertochter. Die jungen Frauen hatten nichts dagegen und Leeka ahnte noch nicht, dass ihr Geheimnis aufgeflogen war. Sie fand es auch nicht seltsam, dass Gine immer darauf bedacht war, ihren Teller mit nahreichem Essen zu füllen.
 

Je weiter der Frühling voranschritt, desto dicker wurde auch Chi-Chis Bauch. Nun fing langsam die Kurzatmigkeit an und die junge Frau machte öfters Pause, um ihren geschwollenen Beinen eine Pause zu gönnen.

Die Bank auf der Terrasse, mit Blick auf den Garten hinter dem Haus, wurde ihr Lieblingsort, wo sie sich häufig hinsetzte, den Blick ins Grüne genoss und Kinderkleidung strickte.

Bulma machte regelmäßig eine Pause, um sich mit einer Kanne Tee für die Hochschwangere und eine Tasse Kaffee für sich selbst, zu ihr hinzusetzen.

Bulma fiel an jenem Tag auf, wie fleißig Chi-Chi gewesen war, wobei sie nicht nur Kindersöckchen und Mützchen gestrickt hatte. Ein langer Schal war dabei, in leuchtendem Orange und Streifen in Blau, von dem sie wusste, dass es Kakarotts Lieblingsfarben war.

Auch wenn die Schwangere sich nie beschwerte, so wurde es offensichtlich, dass sie ihren Gefährten herbeisehnte. Leider gab es bislang keine Meldung von ihm.

Nachdenklich fuhren Bulmas Finger über die sauber gestrickten, weichen Maschen. Sie konnte Chi-Chis Sehnsucht verstehen, denn ihr selbst ging es ebenso und vermutlich auch Gine.

Ging es den Männern gut?

Wann würden sie heimkommen?

Trotzdem sprach keine der Frauen es laut aus, aus Sorge, es könnte Unglück bringen.

Dabei verspürte Bulma immer stärker den Drang, ihr Leid zu klagen und sich mit einer Gleichgesinnten auszutauschen. Nur die Tatsache, dass sie Vegeta zugestimmt hatte, seine Königin zu werden und diese Entscheidung noch nicht offiziell war, hielt sie davon ab.

Diese Neuigkeit behielt sie für sich, bis sie und Vegeta entschieden hatten, wie man das Volk informierte. Bulma wollte die Gerüchteküche nicht vorab zum Brodeln bringen, vor allem nicht, wenn Vegeta nicht anwesend war. Das Geschehen mit der eifersüchtigen Peppa steckte ihr noch in den Knochen und war ihr eine Warnung.

Ihre Finger huschten zur Kette, die sie seit Vegetas Fortgang stets um den Hals trug: eine dünne Goldschnur, an die ein Ring hing, aus dunkel- und hellblauem Edelstein gefertigt.

Es handelte sich um den Ring, der Vegeta ihr vor Jahren geschenkt hatte, zusammen mit der goldenen Schlüsselkarte zu seinen Gemächern. Als sie damals vor Monaten nach der Karte für ihr Reinschleichen gesucht hatte, war ihr auch der Ring wieder in die Hände gefallen.

Dieses Mal verspürte sie den Drang, ihn zu tragen.

Damals hatte sie es nicht getan, weil der dunkelblaue Stein mit den goldenen Flecken sie an Vegeta erinnerte, an die Farben seiner Uniform. Nun war es der Grund, warum sie ihn trug.

Der Ring wirkte wie eine Kombination von Vegeta und Bulma: der dunkelblaue Stein symbolisierte ihn, während der hellblaue Stein mit den pinken Wirbeln an ihre Augen und das pinke Kleid erinnerten, welches sie bei ihrer ersten Begegnung getragen hatte.

Da sich Schmuck an den Fingern bei ihrer Arbeit nicht vertrug, trug sie ihn nun als Anhänger an einer Kette, meist versteckt unter ihrer Kleidung. Heute aber konnte sie nicht anders und spielte mit ihm, umfuhr den glatten, kühlen Stein, während sie still ins Grüne starrte.

Chi-Chi wunderte sich, dass Bulma so still war, anstatt wie sonst mit ihr zu plaudern.

Sie beobachtete, wie Bulma gedankenverloren ins Leere starrte und beiläufig mit dem hübschen Ring um ihren Hals spielte.

Chi-Chi hatte schon lange einen Verdacht, an wen Bulma dachte, auch wenn dieses Thema in dieser Familie stets etwas totgeschwiegen wurde. Aber beide Frauen waren gerade allein und ungestört und Chi-Chi sehnte sich nach einer Ablenkung vom Völlegefühl in ihrem Bauch. Ihr Sohn fing an, schwer zu liegen und zu treten.

„Vermisst du ihn?“ fragte sie leise. Sie riet ins Blaue, vom wem das Schmuckstück war, aber er konnte nur von Vegeta stammen.

Bulma zuckte erschrocken zusammen und ließ das Juwel schnell wieder unter dem Kragen ihres Shirts verschwinden.

„Ich weiß nicht, was du meinst?“ murmelte sie ertappt.

Chi-Chi legte ihr Strickzeug beiseite und sah ihre Freundin mitleidig an.

„Bulma, wir sind unter uns. Du musst mir nichts vorspielen. Ich werde dich nicht verurteilen. Du weißt, wie sehr ich Kakarott vermisse und machst dich deswegen auch nicht lustig. Wenn ich dir also helfen kann und sei es nur durchs Zuhören…“ bot sie ihren Beistand an.

Bulma rang mit sich, aber sie wusste, Chi-Chi war verschwiegen und vertrauenswürdig. Sie seufzte auf und dann gab es kein Halten mehr von ihr. Kaum hatte sie angefangen, sprudelten die Worte schon heraus. Es tat so gut, ihre Gefühle rauszulassen, anstatt in sich zu verschließen. Ihr Vater hatte stets deutlich gemacht, was er von Vegeta hielt und auch Gine fand die Vorstellung von Vegeta als Freund ihrer Tochter merkwürdig. Es hatte nichts mit seinen Fähigkeiten als Anführer zu tun, sie fanden Vegeta bloß nicht gut genug für ihre Tochter.

Aus diesem Grund und weil Bulma ständig laut davon gesprochen, niemals Königin zu werden, war es unmöglich geworden, beiläufig zu erwähnen, dass sie es sich nun doch zutraute.

Sie liebte Vegeta und wollte an seiner Seite stehen, auch mit all den offiziellen Pflichten als Königin.

Sie erzählte Chi-Chi davon, wie Vegeta ihr zuliebe Zugeständnisse gemacht hatte, weil sie ihm so wichtig war.

Sie würde Vegeta niemals mit Mätressen teilen müssen, sie dürfte ihren Betrieb behalten und sogar neue Forschungseinrichtungen aufbauen. Ihren Kindern würde es gut ergehen und keines von ihnen würde verbannt werden, egal wie schwach es wäre.

Chi-Chi hörte aufmerksam zu und ließ sich zu keiner Bemerkung hinreißen, um Bulma nicht zu unterbrechen.

Erst als Bulma mit befreitem Lächeln stoppte und nach Luft schnappte, außer Atem, weil sie so schnell ohne Absetzen gesprochen hatte, erlaubte sich Chi-Chi ein vorsichtiges Hüsteln.

„Das hört sich alles sehr gut durchdacht an“ lobte sie bedächtig. „Es ist besser, wenn man am Anfang solche Dinge bespricht und nicht hinterher, wenn es kein Zurück gibt. Aber eines wundert mich. Der Sarang scheint kein Thema für euch zu sein?“

Bulma zuckte zusammen. Chi-Chi hatte den Schwachpunkt des Plans zielsicher gefunden, wie ein Raubvogel seine Beute.

Vielleicht deswegen, weil sie mit Kakarott vermählt war und der Bund ihr eine Sicherheit gab, wie es kein anderes Versprechen tun könnte?

„Nein, aber ich denke nicht, dass es wichtig ist. Schließlich hat er mir versprochen, dass er mit keinen anderen Frauen schlafen wird. Damit ist Treue doch inbegriffen?“ nahm sie Vegeta in Schutz.

„Hmm…“ anstatt dem zuzustimmen, schindete die Schwangere etwas Zeit, indem sie einen Schluck ihres Tees nahm. Aber Bulma sah sie erwartungsvoll an und bat stumm um ihre Meinung, also konnte Chi-Chi dem nicht lange ausweichen.

„Hat er nur zugestimmt, keinen Harem zu fördern? Oder hat er gesagt, du wirst die einzige Frau sein, mit der er schlafen wird?“ fragte sie vorsichtig. „Denn wenn nicht…Es klingt so, als würde er sich ein Schlupfloch mittels einer heimlichen Geliebten offenlassen. Sie wäre keine offizielle Mätresse und damit würde er seinen Handel einhalten.“

„Nein, Vegeta würde niemals…er ist loyal. Er würde mich nie betrügen“ entgegnete Bulma, aber sie konnte sich dem Zweifel in ihrer Stimme nicht verwehren. Denn zeitgleich fiel es ihr ein, wie oft er sie belogen und getäuscht hatte und wie spitzfindig er sein konnte.

„Er liebt mich“ sagte sie mit fester Stimme. „Auch wenn er es mir nie gesagt hat…aber seine Gesten, seine Blicke…er sagt es nicht mit Worten, aber Taten“ fügte sie leise hinzu.

„Bulma, ich will das nicht schlecht reden. Ich denke, du wärst eine sehr fähige Königin“ beschwichtigte Chi-Chi. „Es ist nur…im Gegensatz zu allen anderen offenen Partnerschaften, gibt es beim Königspaar keine Trennungsmöglichkeiten. Ihr müsst euch sicher sein. Was, wenn eure Gefühle nicht von Dauer sind? Dann bist du trotzdem an ihn gebunden.“

Bulma stockte der Atem. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie diese brennende Sehnsucht nach Vegeta eines Tages aufhören konnte.

Ihr zweifelnder Blick sprach Bände, weshalb Chi-Chi ihre Sorge genauer erklärte.

„DU scheinst dir deiner Gefühle sehr sicher zu sein. Aber Liebe blendet uns oft. Wenn ich daran denke, was für einen Unsinn ich früher angestellt habe, damit Kakarott mich beachtet…“

Chi-Chi errötete bei den peinlichen Erinnerungen, die erst einige Jahre her waren. Sie war vom Gefühl der Liebe so berauscht gewesen, dass es Besessenheit ähnelte.

Kein Wunder, dass man jungen, impulsiven Saiyajins beibrachte, ihre Gefühle zu beherrschen, denn wenn sie es nicht taten…sie waren dann in einen Sturm von Gefühlen gefangen, aus denen sie nicht mehr herausfanden.

Jetzt, älter und durch den Sarang vor eifersüchtigen Gedanken geschützt, konnte Chi-Chi nur den Kopf schütteln über dieses von Liebe betrunkene Mädel, welches sie einst gewesen war.

„Ich versuche nur dir zu helfen, indem ich die Sache als ungetrübte Außenstehende beurteile. Ich würde mich mit deiner Entscheidung besser fühlen, wenn ich euch beide, dich und Vegeta, mal zusammen gesehen hätte. Wenn ich ihn beobachten könnte, wie er mit dir umgeht und dich anguckt. So kann ich aber nur hoffen, dass der eiskalte Mann, als den ich Vegeta bislang erlebt habe, wirklich aufrichtige Gefühle für dich hegt. Aber gleichzeitig…“ Chi-Chi verzog das Gesicht.

Es fiel ihr so schwer vorzustellen, dass König Vegeta, der eitle, arrogante, herrische Elitekrieger so etwas wie Liebe verspürte. Viel zu oft hatte Chi-Chi durch ihre Arbeit in den Großküchen von den Gerüchten über ihn gehört. Dadurch wusste sie Bescheid über seine One-Night-Stands und wie er die Frauen danach behandelt hatte.

Aber das war auch das Einzige, was sie von Vegeta wusste: Gerüchte und Bilder, Einschätzungen, als sie ihn paarmal von weiten gesehen hatte. Sie hatte nie mit ihm gesprochen oder ihm mal persönlich gegenübergestanden. Eigentlich durfte sie sich keine Meinung über ihn bilden, bei ihren mangelnden Informationen.

Die einzigen aus der Familie, die mehr in Kontakt mit ihm standen außer Bulma waren…

Bardock, aber er ließ sich von seinen Vorurteilen blenden.

Radditz war ein Speichellecker, der vor dem König kuschte.

Kakarott dagegen…ihr Gefährte hatte einen guten Instinkt, wenn es darum ging, andere einzuschätzen. Auf seine Meinung konnte sie vertrauen.

„Wenn Kakarott wieder da ist, frage ich ihn um Rat“ murmelte Chi-Chi leise, mehr zu sich selbst als zu Bulma. Aber sie hörte dennoch diese Worte und fand den Vorschlag gut.

Bulma war überzeugt, dass Kakarott zu Gunsten von Vegeta sprechen würde, auch wenn er sich kaum an die gemeinsame Zeit in ihrer Kindheit erinnerte und wie Vegeta auf ihn aufgepasst hatte.

Die Gedanken gingen damit zu Kakarott, den baldigen Vater und die nahende Geburt.

„Es ist nicht mehr lange hin“ murmelte Bulma und sah auf Chi-Chis gewölbten Bauch. „Aber vermutlich wirst du die Geburt allein durchstehen müssen. Hast du keine Angst?“

„Ihr seid doch da, du und Gine. Und mein Vater wird auch kommen“ winkte die Schwarzhaarige unbesorgt ab. Sie fühlte sich nicht einsam, auch wenn sie gerne Kakarotts Hand dabei halten würde.

Aber das Gebären war bislang jeher der Kampf der Frauen gewesen und in einen Kampf mischte sich kein Saiyajin ein.

„Aber…in den Büchern, die ich gelesen habe, heißt es, dass es sehr schmerzhaft ist“ sagte Bulma leise, die ihre Freundin nicht beunruhigen wollte. Aber diese Gedanken ließen sie nicht los: Bulmas Hirn war ständig beschäftigt und das hatte nicht nur gute Seiten. Wenn sie ein Problem fand, kreisten die Gedanken nur noch darum.

Sie war froh, dass Chi-Chi wenigstens im Krankenhaus gebären würde und nicht in einer Jurte, wie es einst ihre Mutter getan hatte. Sollte etwas passieren, gab es dort erfahrenes Personal sowie wirksame Medikamente und Geräte, anstatt antike Medizin und zwei Hebammen.

„Ich habe keine Angst vor Schmerzen. Ich bin eine Saiyajin. Ich weiß, dass es anstrengend und hart sein wird, aber ich laufe vor keinen Kampf davon. Dieser Junge wird durch mich auf die Welt kommen. Nur wir Frauen sind in der Lage, die Linie der Saiyajins fortzusetzen. Ich verspüre Stolz dabei. Kakarott wird schon früh genug heimkommen, um seinen Sohn kennen zu lernen“ entgegnete Chi-Chi mit fester Stimme und ruhigen Blick. Ihre Hand fuhr derweil behutsam über ihren Bauch.

Angesichts dieses Kampfeswillen gab es nichts, was Bulma sagen konnte.

Alle Vorbereitungen waren abgeschlossen, es gab nichts mehr zu tun, außer zu warten.

Aber Bulma war ungeduldig: zu oft hatte sie in ihrem Leben gewartet, auf bessere Umstände gehofft, unsicher, ob es sich je erfüllen würde.

Sie wollte einfach Gewissheit haben.

Die Gewissheit, dass sie und Vegeta eine strahlende Zukunft vor sich hatten. Vermutlich gab es auch mal Streit und Zank, aber das war normal. Sie hatten sich bislang immer vertragen.

Aber niemand konnte ihr Versprechen, dass Vegeta sie für immer lieben würde…außer Vegeta, wenn er den Sarang schwor…aber kein König hatte dies bislang getan.

Bulma klatschte sich gegen die Wangen, um diesen Gedanken abzuschütteln.

Chi-Chi setzte ihr noch einen Floh ins Ohr; das konnte sie nicht gebrauchen.

Ihre Freundin kannte Vegeta nicht. Sie hatte es selbst zugeben, als sie ihren Zweifel bekundet hatte.

Wenn Chi-Chi erstmal Vegeta kennen lernte, würde sie einsehen…Bulma unterbrach diesen Plan, denn sie wusste, dass Vegeta introvertiert war und keine Lust hatte, andere Saiyajins kennen zu lernen.

Aber wenn Kakarott seinen Segen gab, würde es die Zweifler schon ruhigstellen.

Bulma trank ihren Kaffee aus und half Chi-Chi beim Aufstehen. In zwei Wochen war der Geburtstermin, aber man hatte die junge Frau vorgewarnt, dass es beim ersten Kind etwas später werden könnte.

Trotzdem, die Ziellinie war in Sicht, das Kind war bislang gesund, die Mutter kräftig und man sagte eine unkomplizierte Geburt voraus.

Bulma verstand nicht, wie ruhig ihre Freundin mit dem Umstand umging, dass der Vater nicht bei der Geburt anwesend sein würde. Aber aus Chi-Chi sprach sowohl die Gewohnheit einer Saiyajin, die es aus ihrem Umfeld kannte als auch ein Urvertrauen, dass Kakarott heimkehren würde.

Bei der Geburt selbst waren Männer sowieso nutzlos. Hauptsache, sie kümmerten sich mit um die Aufzucht.

Wenn Bulma sich vorstellte, sie wäre an Chi-Chis Stelle…hochschwanger, das erste Kind, der Gefährte unterwegs…wurde ihr mulmig.

Sicher, sie wäre nicht allein, denn sie könnte sich auf ihre Mutter Gine und eine Freundin wie Chi-Chi verlassen, aber trotzdem…sie sah es als Vegetas Verantwortung, ihr dabei Beistand zu leisten.

Er sollte da sein und sich nicht von Dienern, Kindermädchen und Leibwächtern ersetzen lassen.

Würde das in ihrer Zukunft so passieren?

Vegeta auf einer Mission, während sie allein ihren Kampf im Geburtsaal ausfechtet und nach ihm schreit?

Und selbst wenn sie es schaffte, was kam danach?

Gedanken kamen dabei auf, wie Vegeta sich wohl als Vater anstellen würde.

Sie sah Parallelen in seinem Charakter zu Bardock und hatte sich zuerst vorgestellt, er würde ähnlich als Vater handeln.

Aber dann hatte sie einsehen müssen, dass sie zwei verschiedene Charaktere in falscher Umgebung verglich.

Bardock hatte sich mehr um seine Kinder gekümmert als üblich, weil Bulma verheimlicht worden war. Es hatte keine Hilfe gegeben und die Familie war auf sich allein gestellt.

Es gab keine Nachbarn oder gar Diener, wie im Palast.

Aber dadurch hatten Barock und seine Tochter ein enges Verhältnis aufgebaut und Bulma war früh sehr selbstständig geworden.

Würde sich Vegeta mit seinen Kindern ebenso beschäftigen oder diese Aufgabe einen Bediensteten überlassen?

Um das zu erfahren, musste sie Vegeta fragen, wie er aufgewachsen war und ob er das Gleiche für seinen Nachwuchs plante.

Chi-Chi hatte Recht: das waren Themen, die man vor dem Schließen des Bundes besprechen sollten.

Bulma seufzte und sah sehsüchtig in den Himmel.

Egal, was passierte, egal wie sehr sie versuchte, sich abzulenken…letztendlich kam sie immer an den Punkt, wo sie sich wünschte, dass Vegeta zurückkäme.
 

Drei Wochen später fingen bei Chi-Chi die Wehen an.

Gine und Bulma waren vorbereitet, eine Tasche stand gepackt bereit sowie ein getankter Wagen. Die Wehen fanden so langsam statt, dass sie in Ruhe ins Krankenhaus gelangten und dort Stunden warten mussten, bis sich der Muttermund vollständig geöffnet hatte. Chi-Chi vertrieb sich die Zeit durch Spaziergänge in den Fluren, um den Zustand zu beschleunigen.

Schließlich war es so weit. Unter Anfeuerungen von Gine und Bulma und mit Hilfe eines Arztes und einer Hebamme kam Chi-Chis erstes Kind, ihr Sohn Gohan zur Welt.

Mutter und Kind waren am Ende erschöpft, aber von freudigen Strahlen erfüllt.

Bulma und Gine, ebenfalls schweißgebadet, verließen die beiden, die in ein anderes Zimmer gebracht wurden. Sie wollten versuchen, Kakarott über Scouter zu erreichen.

Als sie den Flur runtergingen, auf der Suche nach einer ruhigen Stelle, kamen ihnen Laucha und Leeka entgegen, wobei die Kriegerin ein deutliches Bäuchlein vor sich hertrug.

„Leeka, ich habe dich lange nicht gesehen. Warte, du bist schwanger?!“ staunte Bulma, die sich wunderte, warum man ihr nichts davon erzählt hatte. Eine Welle der Enttäuschung überrollte sie, weil ihre Freundin dieses Geheimnis für sich behalten hatte sowie der verpassten Gelegenheit, Leeka mit Radditz zu verkuppeln. Anscheinend hatte die Kriegerin bereits einen Freund.

Bulma fragte aber nicht nach den Namen des Vaters, da es bei den Saiyajins als unhöflich galt.

Aufgrund des promiskuitiven Verhaltens wusste nicht jede Frau, vom wem sie schwanger war.

Beide Frauen wurden tiefrot, weil sie so überrascht wurden. Dann wurden sie bleich, weil man sie missverstand. So oder so, sie waren in einer unangenehmen Lage.

„Es ist nicht so, wie du denkst“ warf Leeka eilig ein. Sie suchte sichtbar nach den richtigen Worten und sah hilfesuchend ihre kleine Schwester an, die aber auch kurz vor einer Ohnmacht stand. Unruhig wanderten ihre Blicke zu der enttäuschten Bulma und der abwartenden, schweigenden Gine.

Leeka drehte sich schnell mit ihrer Schwester um und flüsterte ihr ein nervöses „Sollen wir es ihnen nicht sagen?“ zu.

Laucha zuckte unsicher mit den Schultern, schüttelte aber dann den Kopf.

„Wenn sie im Krankenhaus sind, bedeutet es, dass Chi-Chi ihr Kind bekommen hat. Heute ist ihr Tag. Da sollten wir diese Neuigkeit nicht mit deiner unterbrechen. Warten wir, bis ER wieder da ist.“

„Hast Recht!“ Leeka wollte noch etwas Zeit schinden und auf Radditz warten. Sie fand es falsch, diese Neuigkeit ohne Radditz an seine Mutter und Schwester geben.

Leeka drehte sich wieder um und sah Gine und Bulma bittend an.

„Ich werde alles erklären, wirklich. Ich brauche nur etwas Zeit und den richtigen Moment“ bat sie flehend die beiden Frauen, mit denen sie bald über ihr Kind verwandt sein würde.

Gine schmunzelte und verstand die Aussage, während Bulma nur verwirrt die Stirn runzelte.

Sie verstand es nicht.

„Wir müssen los, der Ultraschall wartet“ zwitscherte Laucha nervös und zog Leeka mit sich. „Wir sehen uns.“

„Äh, ja. Kommt mal vorbei und besucht Chi-Chi und ihren Sohn“ rief Bulma noch hinterher, bevor sie ihre Mutter fragend ansah. „Weißt du, was hier vor sich geht?“

Gine lache leise auf. „Ich habe eine Theorie. Aber es ist nicht meine Aufgabe, dir das zu sagen. Ich schätze, in ein paar Monaten machen sie es offiziell.“

Bevor Bulma weiter fragen konnte, wechselte Gine das Thema.

„Los, lass uns schauen, ob wir Kakarott erreichen können.“
 

Es war schwierig und Bulma musste eine Menge Gefallen einfordern, bis die Nachricht über Umwege endlich den Empfänger erreichte. Da die Truppen verteilt und weit entfernt waren, gab keine direkte Verbindung. Doch Bulmas Nachricht wurde von ihren Kontakten, Kunden und ehemalige Kollegen, von Raumschiff zu Raumschiff über die Weiten des Alls verteilt, wie stille Post.

Die Antwort kam auf dieselbe Art und Weise zurück.

Kakarott war hocherfreut, aber er würde erst frühstens in vier Monaten zurückkehren, zusammen mit Radditz.

Die gute Nachricht war, dass er nicht allein käme, denn Bardock plante seine Rückkehr zu selben Zeit.
 

Wie geplant, wuchs Gohan nicht in einer Brutkapsel auf, sondern Chi-Chi kümmerte sich direkt um ihn.

Aus dem schreienden, rot verquollenen Neugeborenen wurde schnell ein rosiges, strahlendes Baby.

Gine konnte nicht genug von ihrem Enkel bekommen, der so herrlich duftete und auch Bulma verbrachte ungewollt mehr Zeit als geplant, wenn sie ihn wie verzaubert in seiner Wiege betrachtete.

Im Gegensatz zu seinem Vater war Gohan ein kleiner Engel, der wenig schrie, viel lachte und leicht zu händeln war. Sogar seine vollen Windeln waren ertragbar.

Bulma war erleichtert über den pflegeleichten Gohan, schließlich hatte sie andere Erinnerungen an Kinderaufzucht und war dementsprechend besorgt gewesen. Wäre sein üppiges Haar und die gleichen Gesichtszüge nicht vorhanden, könnte sie Kakarotts Vaterschaft anzweifeln.

Doch Gohan sah seinem Vater sehr ähnlich; Gine konnte nicht aufhören, darüber zu staunen.

Nur seine Haarpracht hatte eine andere Form, war weniger stachelig. Sein gemäßigter Charakter musste dann wohl von Chi-Chi stammen.

Vielleicht lag e aber auch an ihren sofort erwachten Mutterinstinkt. Sie behandelte ihren Sohn mit der richtigen Mischung aus Strenge und Sanftmut. Gohan ließ sich gehorsam von ihr anleiten.

So schaffte es Chi-Chi auch ohne Gefährten, sich um ihren Sohn zu kümmern.

Jedoch sollte es nicht mehr lange dauern und die Männer würden bald heimkehren.

Bulma hoffte darauf, dass auch Vegeta mal eine Pause machen würde. Ihn konnte sie bislang nicht erreichen.

Sie befürchtete, er könnte zu ehrgeizig sein, um seine Zeit mit einer langen Rückreise zu ihr zu verschwenden, wo er diese auch fürs Training nutzen könnte.
 

Der kleine Planet Tawagoto war ein Durchschlagplatz der übelsten Sorte. Überwiegend bestand der Planet nur aus Altöl und Metall. Sogar das Licht war künstlich, weil es keine Sonne in der Nähe gab, wodurch er ständig in Dunkelheit gehüllt war. Doch die Neonlichter in verschiedenen Farben sorgten für eine flackernde Beleuchtung, in deren Schatten sich düstere Gestalten herumtrieben.

Hier hielt man nur an, weil das Raumschiff Sprit und die Besatzung Spaß und Verpflegung benötigte. Darum bestand der Planet zu einem Drittel aus Werkstätten und zu zwei Dritteln aus Kneipen, Spelunken, Spielhallen, billigen Motels, Striplokalen und Bordellen. Hier wurden gestohlene Raumschiffe ausgeschlachtet und dadurch billige Ersatzteile und anderes Diebesgut verhökert.

Auch lebende Ware gab es im Angebot. Selbst ein übelriechender, hässlicher Soldat konnte ein billiges, williges Weib für eine Stunde finden…solange er keine hohen Ansprüche stellte.

Gesetzestreue Zivilisten trauten sich bei dem Lärm und der Gefahr selten hierher. Es gab keine Polizei oder ähnliche Staatsmacht, Ärger wurde unter sich ausgehandelt. Diverse Gangs und Geschäftsleute mit Privatarmeen kontrollierten ihre Stadtteile.

Wer auf Tawagoto Halt machte, sollte sich wehren können. Wenn dem so war, hatte er hier seinen Spaß. Zu den wiederkehrenden Kunden gehörten daher auch Saiyajins auf Durchreise.

Mit seinen spärlich bekleideten Frauen, billigen Alkohol und All-you-can eat-Buffets war es ihr kleines Männerparadies.

Vegeta machte hier nur deswegen für ein paar Stunden Halt, damit die Mechaniker sein Raumschiff reparierten. Die Meteoritenschauer und elektrischen Stürme hatten es zu schwer beschädigt, um es damit bis nach Vegeta-Sei zu schaffen.

Vegeta war damit wohl der einzige Saiyajin auf dem Planeten, der einzig aus diesem Grund hier gelandet war. Die saiyanischen Soldaten, die er in den Kneipen und Straßen sah, machten dagegen Pause, um den angesammelten Frust nach hartem Training abzubauen.

Vegeta konnte nur den Kopf schütteln über so eine mangelnde Selbstbeherrschung. Ein paar Monate keinen Sex und schon warfen sich diese Blödmänner auf die nächstbeste Hure, anstatt bis zu ihren Heimaturlaub durchzuhalten.

Erwachsene Männer, einige schon mit ein paar deutlichen Jahren auf den Buckel, die Gesichter voller Narben, grölten, lachten und betranken sich, als besäßen sie bereits jetzt schon das Recht zu.

Feiern sollte man nach einem Krieg, nicht davor.

Wenn er in diese dumpfen Gesichter sah, in den Augen keine Spur von Intelligenz, wurde er unangenehm an das Klischee erinnert, dass Unterklasse-Krieger ihr Gehirn für ein paar Gramm mehr Muskelmasse eingetauscht hatten.

Sie waren das Ergebnis der Politik von König Vegeta III., für den Stärke und Gehorsam das Wichtigste bei seinem Soldaten gewesen waren.

Vegeta schüttelte sich kurz angewidert.

Nein, da blieb er lieber unter sich. Er verzichtete sogar darauf, dieser Saubande Disziplin beizubringen und blieb anonym.

Vegeta hatte keine Lust, erkannt zu werden. Er wollte mit niemanden sprechen, sondern in Ruhe etwas trinken, essen und die Beine vertreten, bis die Reparatur abgeschlossen war.

Vorsorglich hatte er einen schwarzen Mantel über seine Rüstung gezogen, dessen Kapuze seine prägnanten Gesichtszüge verdeckten.

Seine Schritte führten ihn durch die engen Gassen, tänzelten leichtfüßig an grobe Gestalten vorbei und wichen den Messern der Taschendiebe aus, die hofften, an seine Börse ranzukommen. All das geschah für den kampfbereiten Mann beiläufig und instinktiv, während seine Gedanken woanders waren.

Sein Plan sah vor, nach einem kurzen Abstecher auf Vegeta-Sei, um die aktuelle Lage zu checken, wieder loszufliegen, um sein Training aufzunehmen.

Vegeta hatte es dank den harten Bedingungen auf einem kleinen Planeten voller Stürme und der Zenkai-fähigkeit geschafft, seine Stärke auf fast 35.000 zu erhöhen. Aber leider wäre das selbst im Ozaru-Modus noch zu wenig, um Freezer zu erledigen.

Er musste irgendwie noch stärker werden, aber mit seinem Trainingsort kam er bereits an die Grenze. Er hatte sich an die Bedingungen seines Trainingsplaneten gewöhnt; die sauerstoffarme Luft, den hohen Druck und die ständigen Blitze. Mittlerweile konnte er sich darin bewegen und war schnell genug, diesen auszuweichen.

Wollte er sich verbessern, brauchte er eine neue Herausforderung.

Viel Auswahl gab es aber nicht und die neuen verbündeten Planeten durften die Saiyajins nicht angreifen. Die Allianz hatte nicht nur Vorteile für die Saiyajins, wenn sie dadurch ein paar ihrer Ziele verloren.
 

Vegeta kannte eine Bar mit geringer Schlampenzahl darin, also sollte er hier seine Ruhe haben, ohne angebaggert zu werden.

Im Inneren roch es nach den Ausdünstungen diverse Rassen und dem Qualm von verbrannten, legalen Rauchwaren. Die Luft wirkte dadurch gelblich und getrübt, aber wenigstens war es relativ leise und sicher: weder wurde laute Musik gespielt, noch grölten die Gäste. Sie waren mit ihren illegalen Geschäften oder Kartenspielen beschäftigt oder tranken für sich, als wollten sie kein Aufsehen erregen.

Geübt suchte Vegeta nach den Plätzen, wo man guten Sichtkontakt und einen geschützten Rücken hatte. In Dreckslöchern wie diesem wurde man sonst schnell von hinten abgestochen.

Sollte ein passender Platz besetzt sein, würde er dem Gast schon mit seiner Faust unter der Nase überreden, ihm diesen zu überlassen.

Doch Vegeta fand tatsächlich einen fast leeren, geeigneten Platz in der hintersten Ecke des Raumes, seitlich an der Bar. Eine merkwürdige Stimmung kam von dort, unüblich still, als würde sich kein anderer Gast dorthin trauen. Selbst das Licht war dort dämmriger.

Nur ein einziger saß an dem Bartresen, versteckt hinter dem gelblichen Dunst, ein Aschenbecher mit glimmender Kippe und ein halbvolles Glas vor sich.

Vegetas Scouter meldete sich warnend und zeigte ein hohes Powerlevel von 16.000 an.

Neugierig auf die Identität des Fremden, trat Vegeta näher, durchschritt die Wand aus stinkendem Rauch. Seine Augen wurden kurz gereizt, bevor er mehr als nur die Konturen des Fremden erkennen konnte.

Es war ein Saiyajin, der dort saß.

Ein älterer Mann, aber in sehr guter Form, was man an den Oberarmen und der kräftigen Brust erkennen konnte. Die Narben an seinem Körper bewiesen seine Fähigkeiten als erfahrenen Krieger, ohne aber so zahlreich zu sein, dass er als Versager oder Feigling gelten könnte.

Sein Blick war schläfrig ins Leere gerichtet, während er abwechselnd entweder einen Schluck aus seinem Glas nahm oder einen Zug von seiner Zigarette.

Doch als Vegeta auf ihn zutrat, wurde seine Anwesenheit sofort kritisch bemerkt, als wäre Vegeta zu nah in dessen Privatsphäre angedrungen.

Ein harter, säuerlicher Blick traf ihn und Vegeta verstand, warum sich keiner in die Nähe dieses Mannes traute, egal was die anderen Gäste auf dem Kerbholz hatten. Ihr Instinkt sagte ihnen bei diesem Anblick, dass man den Saiyajin nicht stören könnte, ohne mit dem Leben zu bezahlen.

Vor ihm saß Bardock, der kürzlich ernannte Elitekrieger.

Der Vater von Radditz und Bulma.

Aus einem Impuls heraus zog Vegeta die Kapuze herunter und enthüllte sein Gesicht.

Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, Gesellschaft zu suchen, aber dieser Mann interessierte ihn.

Wenn sie beide hier so unbeobachtet an einem neutralen Ort waren, sollte man die Chance nutzen.

Furchtlos setzte sich Vegeta neben Bardock und gab seine Bestellung auf, ohne sich an den giftigen Blicken seines Nachbarn zu stören.
 

Bardocks Augen weiteten sich kurz, bevor sie wieder misstrauisch schmal wurden.

Er blieb stumm, während er seine Zigarette ausdrückte, die er sich in seinen Auszeiten gönnte. Sein Instinkt sagte ihm, dass er diese sowieso nicht mehr genießen könnte.

Natürlich erkannte er seinen König, aber ein Drecksloch wie dieses sollte für einen Elitekrieger wie ihn eigentlich nicht in Frage kommen.

Was machte der Bengel also hier?

Und wieso setzte sich der König zu ihm?

Konnte ein Mann nicht mal für eine Stunde allein sein?

Bardock war kein Mann, der ständig Gesellschaft brauchte, im Gegenteil.

Also gönnte er sich diese kleinen Momente der Ruhe, ohne von seinem Team, seiner Gefährtin oder Kinder belagert zu sein.

Kleine Auszeiten, die der Saiyajin mit einem Glas guten Alkohols und etwas schwellendem Nikotin verbrachte; diese kleinen Sünden, die er sich nicht erlaubte, wenn er bei seiner Familie war.

Gine hatte schließlich eine gute Nase und sie küsste ihn nicht, wenn er nach Tabak schmeckte.

Darum nutzte er die Missionen für sein Laster, trennte sich kurzzeitig von seinem Teamfreunden, die ebenfalls ihre Privatzeit brauchten, um sich in eine verrauchte Kneipe zu setzen: nur er und seine Freunde Whiskey und Tabak und herrliche Stille.

Wehe den Blödmännern, die glaubten, sie könnten ihn dann stören oder blöd anquatschen. Für ihn war es kein Problem, nerviges Gewürm mit einem Blick zu verscheuchen und wer wirklich dämlich war und den Wink nicht verstand, flog auch schon mal durch die Wand.

Doch was geschah heute zu seinem Unglück?!

Nicht nur, dass ein Mitglied seiner Rasse ihn gefunden hatte, es musste ausgerechnet sein höchster Vorgesetzter sein. Zudem der stärkste Saiyajin, den man nicht so leicht durch die Wand werfen könnte.

Und dann war da noch die Sache mit Bulma…

Bardock ahnte, warum Vegeta diese zufällige Begegnung nutzte. Aber falls er glaubte, er käme durch Bardock an dessen Tochter heran, hatte er sich geschnitten.

Bevor er nach dem Notausgang schielen konnte, der taktisch geschickt schräg hinter ihm lag, stand plötzlich ein neues, gefülltes Glas vor ihm.

Ein erstaunter Blick zur Seite sagte ihm, dass Vegeta es für ihn geordert hatte.

Bardock schmunzelte kurz geschmeichelt, bevor er seine missmutige Maske aufsetzte.

Wenigstens hatte der Bengel Manieren und zeigte Respekt vor dem Älteren.

Er griff danach und kostete es. Es war dieselbe Sorte, die er zuvor schon geordert hatte, ein teures Tröpfchen, was er sich nicht immer leisten konnte.

Bardock merkte, wie er kurz Anerkennung für Vegetas klugen Zug empfand, wodurch er sympathisch wirkte.

Aber er rief sich schnell zur Besinnung.

Vegeta war ein teuflischer Gegner, den man nicht unterschätzen sollte.

Er war außerdem der Mistkerl, der Bardocks kleines Mädchen geschändet hatte.

Schon bei dem Gedanken daran, was Vegeta mit Bulma angestellt hatte, schwand jegliche positiver Gedanke und machte Wut und Empörung Platz.

(Das es Bulmas freie Entscheidung gewesen war, ignorierte Bardock. Für ihn war seine Tochter tadellos und unschuldig, egal wie alt sie war und welche Entscheidungen sie traf.)

Bardock verfluchte sich dafür, dass er den ersten Fehler gemacht hatte, indem er den spendierten Drink angenommen hatte. Nun war er quasi verpflichtet, sitzen zu bleiben und mit seinem Vorgesetzten zu trinken.

Aber falls Vegeta glaubte, er könnte sich damit einschmeicheln, war er beim Falschen gelandet.

Er war nicht bestechlich.
 

Vegeta sah aus den Augenwinkeln, wie Bardock nach dem spendierten Drink griff, trank und dann es mit einem erschrockenen Zucken schnell wieder absetzte.

Ein leises Grummeln war zu hören, als würde sich Bardock ärgern, zugegriffen zu haben.

Dann, als ob es jetzt eh kein Zurück mehr gäbe, nahm der ältere Krieger einen erneuten Schluck.

Vegeta blieb still und wartete auf die Wirkung seines zweiten Angriffs: der Barkeeper brachte zwei Tabletts voller verschiedener frittierter Snacks, sowie eine Flasche des teuren Getränks, welches Bardock anscheinend so genoss. Ein Tablett sowie die Flasche wurden vor Bardock gestellt.

Jener verdrehte theatralisch die Augen angesichts Vegetas triumphierenden Grinsen, griff aber zu.

Die beiden Saiyajins duellierten sich wortlos und spielten mit ihren Positionen und ihren jeweiligen Vorteilen.

Der untergebene Soldat gegen den König, der seinem Vorgesetzten gehorchen musste, wenn dieser mit einem etwas trinken wollte und dafür auch zahlte.

Der werbende Saiyajin gegen Vater der Braut, der den Emporkömmling ablehnte und am liebsten auf den Mond schießen wollte, weshalb der Werber sich bei ihm einschleimte.

Es war ein gegenseitiges Taktieren, obwohl sie kein Wort miteinander sprachen und sich nur mit ihrem Essen beschäftigten. Ihre Körpersprache reichte aus, um den jeweils andere eine Botschaft auszusenden, unhörbar für Nicht-Saiyajins.

Vegetas Botschaft durch die Essenseinladung hieß übersetzt: „Ich will deine Tochter zu meiner Gefährtin machen und bitte um deinen Segen.“

Bardocks Antwort, dargestellt durch sein Knurren und dem gesträubten Schweif: „Nur über meine Leiche!“

Vegetas Antwort wurde dargestellt durch eine gerunzelte Stirn, eine gehobene Augenbraue und ebenfalls gesträubten Schweif: „Das lässt sich einrichten. Wann und wo?“

Die Schweife der beiden Männer lösten sich von ihren Hüften und fingen an, unruhig hinter ihren Rücken zu schwingen, Anzeichen der wachsenden Aggressivität.

Ein falsches Wort, eine hastige Bewegung und dieser Ort würde sich in ein Schlachtfeld verwandeln.

Einige der anwesenden Gäste schienen die herannahende Gefahr zu spüren und machten sich eiligst aus dem Staub; die enge Kneipe leerte sich.

Doch Vegeta traf keinen unerfahrenen Jungspund, sondern einen Meister, der sich nicht so leicht provozieren ließ.

Bardock ließ sich Zeit und nagte genüsslich die Rippchen ab, bevor er anfing zu sprechen und damit in eine direktere Sprache wechselte.

„Laut meinen Scouter bist du dazu in der Lage, Bursche. Aber wenn du mich tötest, hast du es bei Bulma richtig verkackt“ sprach er und machte Vegeta damit einen Strich durch die Rechnung.

Mit dieser Art von Lösung kam der König nicht weiter.

„Ich weiß“ murmelte der Jüngere grantig und nahm verdrossen einen Schluck von seinem Drink.

Das Leben könnte so einfach sein.

Du bist der Stärkste? Dann nimm, was du dir willst!

Aber jede Entscheidung hatte Konsequenzen.

Zu dumm, leider hatte Bardock den Schwachpunkt des sonst üblichen Werbungsverfahrens durchschaut. Vermutlich lag es daran, weil er damals in einer ähnlichen Lage gewesen war, als er um seine Frau warb. Damals musste er wahrscheinlich auch kämpfen, ohne lebensgefährliche Verletzungen bei seinem Gegner zu riskieren.

Bulma würde Vegeta niemals verzeihen, wenn er ihrem Vater etwas antat.

Zu Vegetas Ungunsten war Bardock außerdem kein Mann, der sich nur wegen eines höheren Powerlevels und Stellung vor einem beugte.

Nein, der Mann war stur und stolz wie…Vegeta fiel nur eine vergleichsähnliche Person ein…wie Bulma. Im Umgang mit ihr hatte er wenigstens seine Erfahrungen, also sollte er Bardock am besten ähnlich behandeln.

Mit Respekt, Ruhe und Ehrlichkeit.

Er schätzte den älteren Krieger als einen Mann ein, dem seine Familie sehr wichtig war. Das verlangte Tatakai damals gegen General Paparika überzeugte ihn von dieser Theorie.

Wenn er Bardock überzeugen könnte, dass es auch Bulmas Wunsch wäre…dass sie zugestimmt hatte, seine Partnerin zu werden…würde der Krieger seine geliebte Tochter nicht in ihrem Ziel unterstützen?

„Bulma ist eine besondere Frau“ fing Vegeta behutsam an.

Bardock zuckte zusammen und sah ihn grimmig an. Er mochte es nicht, dass Vegeta nun direkter wurde. Damit gab es kein Ignorieren oder Ausweichen mehr.

„Sie ist mir sehr wichtig. Keine andere Frau kann ihr das Wasser reichen“ lobte Vegeta weiter. Kurz wurden Bardocks Augen weicher und er konnte sich ein zustimmendes Nicken nicht erwehren.

„Ich war immer der Meinung, ich komme allein zurecht. Aber ehe ich mich versah, hat sie meine Abwehr durchbrochen und sich in mein Herz eingeschlichen. Ich kann sie nicht herausreißen… Wie soll ich ohne mein Herz leben?“ Vegeta schluckte. Er merkte, wie seine Worte ungewollt sentimental und romantisch klangen, was nicht zur Sprache der Saiyajins passte.

Aber es war nun mal die Wahrheit.

Bardock hüstelte, ebenfalls etwas verlegen, aber auch beeindruckt, wie Vegeta sich traute, über seine Gefühle zu sprechen.

Wäre Bardock an seiner Stelle, wäre ihm das nicht möglich. So hätte er sich niemals getraut mit Gines Eltern zu sprechen. Vor Gines Vater war er stets höflich gewesen, vor ihrer Mutter…naja, Negi war ein raubeiniger Charakter gewesen und dementsprechend hatte man sie auch härter anfassen können.

Bis zu diesem Zeitpunkt war Bardock überzeugt gewesen, dass Vegeta die blauhaarige Saiyajin nur deswegen als Königin haben wollte, weil sie am nützlichsten für ihn wäre: eine intelligente, schwache, bescheidene Frau ohne eine machthungrige Familie hinter sich. Mit so einer Partnerin könnte der König ungestört regieren.

Aber Vegeta bewies mit Wort und Tat, dass er mehr empfand. Er verzichtete darauf, den widerspenstigen Vater zu vernichten, der ihm im Weg stand und er offenbarte seine Gefühle, die als Schwäche bei ihrem Volk galten.

Bardock hüstelte erneut und trank einen Schluck, sowohl um das hilflose Kratzen im Hals zu vertreiben als auch Zeit zu schinden, bevor er eine Antwort gab.

Er wusste genau, was Vegeta gerade empfand. Als Sarang-Gefährte würde er sich niemals darüber lustig machen, wenn aus diesem Grund ein Mann vor ihm Schwäche zeigte; das wäre ehrlos.

„Bulma ist erwachsen und kann ihre eigenen Entscheidungen treffen“ presste er widerwillig unter zusammengepressten Zähnen hervor.

Sowohl sein Weib als auch seine Tochter würden ihn in den Hintern treten, wenn Bardock sich erdreisten würde, gegen ihren Willen zu handeln.

Als Bulma vor Jahren offenbart hatte, dass sie fliegen konnte und seit Jahren darüber nachdachte, heimlich den Planeten zu verlassen, hatte sie ihren Vater dermaßen schockiert, dass es ihm immer noch in den Knochen saß.

Nein, diesen Fehler würde er nicht machen.

Aber niemand verlangte, dass er, nur weil er ihre Verbindung akzeptierte, Vegeta deswegen gleich mögen musste. Dem stand immer noch sein eigensinniger Stolz entgegen.

Bardock hatte keine Lust, den König als seinen Schwiegersohn zu bezeichnen.

„Mehr gibt es dazu nicht zu sagen“ knurrte er und machte damit deutlich, dass dieses Thema hiermit beendet war.

Zu seinem Glück war Vegeta intelligent genug, um diesen Satz richtig zu verstehen: dass sich Bardock nicht einmischen würde, wenn Bulma freiwillig einwilligte, Vegetas Partnerin zu werden.

Ein Tatakai, um seinen Willen durchzusetzen, war damit nicht notwendig.

Vegeta atmete erleichtert auf.

Er hatte nicht gemerkt, wie sehr dieses Thema ihn bedrückt hatte, bis es abgeschlossen war.

Nun fiel ihm aber ein Stein vom Herzen, weil er den Patriarchen auf seiner Seite hatte…oder wenigstens nicht als Feind.

Und das sogar, ohne sich zu sehr zum Affen gemacht zu haben.

Vegeta konnte sich ein zufriedenes Schmunzeln nicht verwehren, während er mit dem Rest Alkohol in seinem Glas spielte. Zu begeistert war er von dem Zufall, der ihm in die Hände gespielt und wie er die Chance zu seinen Gunsten genutzt hatte.

Eigentlich könnte er jetzt gehen: der Grund, warum sich neben Bardock gesetzt hatte, war erledigt.

Aber die Anwesenheit des Älteren war seltsam tröstend. Es herrschte eine angenehme Stille, der Veteran war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt und niemand außer dem Barkeeper störte die beiden Saiyajins. Bis er die Meldung erhielt, dass sein Raumschiff zur Abreise fertig war, würde Vegeta wohl keinen besseren Platz finden als hier.

Nun, wo Vegeta gedanklich mit einem Thema abgeschlossen hatte, kamen andere wieder auf, darunter die übliche Frage, ob er sich auf den richtigen Weg befand.

Vorsichtig warf er einen Blick zu seinem Nachbarn, der sich erneut eine Zigarette angezündet hatte, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob es Vegeta stören könnte.

Als er den älteren Mann zuletzt gesehen hatte, bei der Abschlussbesprechung vor den Trainingsmissionen, betrug sein Powerlevel um die 10.000. Der Sprung, den der Krieger erreicht hatte, war ein gutes Zeichen, dass die Trainingspläne mittels Zenkai Wirkung zeigten.

Nicht nur Vegeta und Bardock, auch die anderen Krieger mussten sich dementsprechend verbessert haben.

Aber würde es gegen Freezer reichen?

Davon war Vegeta nicht überzeugt.

Natürlich gab es noch die Chance für ihn, im Kampf gegen Freezers Schergen zu wachsen, bis er auf den Endgegner traf. Er könnte quasi Freezers eigene Leute als Trainingsmittel nutzen, um diesen zu besiegen.

Aber wie viele Leben würde es in der Zwischenzeit kosten?

Wie viele seiner Soldaten würden derweil untergehen?

Gedanken, die er als Prinz niemals gehabt hatte. Damals wäre es ihm egal gewesen, da nur sein eigenes Leben zählte.

Doch die Situation hatte sich geändert. Vegeta war als König für das Überleben seins Volkes verantwortlich. Dazu gehörten auch die degenerierten Dummköpfe, die sich da draußen gerade die Hucke vollsauften, leider.

Von Unsicherheit erfüllt, sehnte sich Vegeta nach der Meinung eines erfahrenen Anführers.

Jemand, der eine Ahnung von der Bürde hatte, für das Leben von schwächeren Untergeben verantwortlich zu sein und diese Aufgabe auch erfolgreich gemeistert hatte.

Nach dem Tod seines Vaters gab er niemanden, auf dessen Fachmeinung er bauen würde, außer…Vegetas Blick glitt zur Seite, wo er beobachtete, wie Bardock eine Rauchfahne ausblies.

Der Veteran hatte sich mit bloßen Händen seinen Weg nach oben geschlagen, vom gemeinen Unterklassekrieger zur Eliteklasse. Niemand wagte es, in seiner Gegenwart über die niederen Klassen zu lästern.

Könnte das der vormalige König sehen, der immer der Meinung gewesen war, dass die Klassen für sich blieben und sich nicht vermischten: hier saß ein Krieger, der ein Powerlevel erreicht hatte, welches sogar den damaligen König übertraf, mit einer Kampferfahrung und Ehrgefühl ohnegleichen.

Bardock war die rhetorische Klatsche gegen die alte Politik und das Paradebeispiel, was man mit streberhafter, harter Arbeit erreichen konnte. Dabei blieb der Alte diesbezüglich recht ruhig und bescheiden. So manch anderer Krieger würde deswegen immer die Klappe aufreißen und mit seinem Erfolg angeben. Aber Bardock blieb still und unauffällig…vermutlich noch eine Nachwirkung aus der Vergangenheit. Der Saiyajin hatte wegen seiner heimlichen Tochter wohl versucht, zu viel Aufsehen zu vermeiden und deswegen stets für sich gelebt.

Vegeta rieb sich nachdenklich das Kinn, nervös und unsicher, ob er es wirklich wagen sollte. Nahe standen sich die beiden schließlich nicht.

Aber der Jüngere gab dem Veteranen einen Vertrauensbonus, da er zwei seiner Kinder gut kannte. Der Vater von Bulma und Radditz würde es schon nicht an die große Glocke hängen, wenn der König ihn um Rat fragte.

„Der kommende Krieg…“ begann Vegeta und stockte. Bardock drückte seine Kippe aus und wandte sich ihm zu, sah ihn abwartend an.

„Vielleicht ist es besser, nach einer anderen Lösung zu suchen als der Kampf“ sprach Vegeta vorsichtig weiter.

„Wie sähe diese Lösung aus?“ fragte Bardock misstrauisch, anstatt Vegetas Bedenken sofort wegen Feigheit zu kritisieren. Der Ältere ahnte, dass es sich hier um ein brisantes Thema handelte.

Zwar verstand er nicht, warum man ausgerechnet ihn einbezog, aber verdammt…mitgefangen, mitgehangen.

Wenn er schon hier saß, konnte er auch den Beichtvater spielen.

Immerhin war Vegeta relativ still und laberte ihn nicht voll wie Kakarott oder Radditz, das war ein charakterlicher Pluspunkt.

„Sklaverei“ so nannte Vegeta den anderen Weg. Aber da dieses Wort sich härter anhörte als das, was Freezer angeboten hatte, führte er nachträglich aus. „Besser gesagt, wir wären seine Söldner und würden ihm folgen. Es würde sich für uns nichts ändern, abgesehen davon, dass wir unsere Eigenständigkeit verlieren. Aber wir wären seine Hunde.“

Bei diesem Gedanken ballten sich Vegetas Fäuste.

Wäre das der einzige Weg, sein Volk zu retten?

Seinen Stolz runterzuschlucken und sich knechten lassen?

„Hmmm“ Bardock atmete den letzten Rest Nikotin aus.

Er spürte, dass er gerade eine geheime Information erhielt, die nur der König kannte. Wenn Vegeta ernsthaft über so einen Weg nachdachte, trotz der Vorbereitungen und des Fortschrittes, dann schien die Lage ernster zu sein als man dachte.

Anscheinend waren die Anstrengungen der letzten Monate nicht genug.

Aber sich vor einem fremden Herrn zu beugen…bislang hatten die Saiyajins solche Übernahmen immer vereitelt und waren selbstständig geblieben.

Vegeta wünschte sich bestimmt, dass es unter seiner Herrschaft so blieb…aber wünschen konnte man sich vieles. Solange man kein magisches Hilfsmittel zur Hand hatte, kam dabei nichts heraus.

Bardock hatte immer geahnt, dass er eines Tages in einen Kampf ziehen würde, aus dem er nicht mehr lebend rauskam. Das war die Realität, mit der sich jeder Kämpfer anfreunden musste.

Für einen bislang unerreichbaren Kämpfer wie Vegeta kamen diese Gedanken wohl zum ersten Mal und überforderten ihn.

Dazu kam die Verantwortung, Entscheidungen zu fällen, die das Volk betrafen. Es war die eine Sache, über sein Leben zu entscheiden, aber die andere, für fremde Leben mitverantwortlich zu sein. Bardocks Entscheidungen betrafen seine Familie und seine Kameraden, aber Vegetas die von hunderten Saiyajins.

Bardock schmunzelte kurz, bevor er wieder ernst wurde.

Er fand es gut, dass er gefragt wurde, es schmeichelte ihn. Vegeta traf eine gut gedachte Entscheidung, dass er seinen Rat bei Bardock suchte und nicht bei einen Dumpfbirne wie Nappa, der sich über so etwas kaum Gedanken machte. Der Jüngere vertraute stattdessen auf Bardocks Weisheit und Stillschweigen.

„Also anders gesagt“ murmelte Bardock „haben wir die Wahl zwischen einen schnellen Tod oder ein qualvolles Leben.“

„Immerhin wäre es ein Leben“ murmelte Vegeta bitter.

„Dann wähle ich lieber den Tod“ brummte Bardock unbeirrt.

Vegeta sah ihn zweifelnd an. Bardock zuckte mit den Schultern.

Vegeta wollte seine Meinung hören und das war sie.

Lieber ein schnelles Ende als lebenslang unter der Knute.

Wer wusste, was man mit den Saiyajins vorhatte?

Bardock war viel rumgereist. Er hatte Planeten gesehen, wo Sklaven wie Tiere gehalten wurden, manchmal noch schlimmer. Ihre Herren hatten sie gefoltert und vergewaltigt, wie es ihnen gefiel.

Wenn er sich vorstellte, so was würde man ihm, seiner Frau oder Tochter antun…nein, da bevorzugte er lieber einen schnellen Tod.

Seien Feinde sollten nur Asche erhalten, nichts mehr.

Der unbesiegbare Eigensinn der Saiyajins würde in den Geschichten weiterleben.

Vegeta ließ sich diese Worte durch den Kopf gehen. Sie waren Nahrung für seinen verletzten Stolz.

Manchmal hatte sich der junge König gefragt, ob es falsch war, die Saiyajins in den Krieg ziehen zu lassen, anstatt Freezers Angebot anzunehmen.

Hatte er sein Volk dadurch verraten?

Würde er die Arbeit seiner Vorväter damit vernichten?

Aber Bardocks Meinung überzeugte ihn, sich auf den richtigen Weg zu befinden.

Kämpfen oder ehrenvoll sterben, etwas anderes gab es nicht für die Saiyajins.
 

Vegeta bedankte sich nicht für den Rat.

Solche Worte ziemten sich nicht für den König an seinen Untertanten.

Aber auf seinen Wink hin stellte man Bardock ein Glas mit dem teuersten Whiskey hin, den man in diesen Schuppen fand.

Bardock schnaubte amüsiert und hob sein Glas teils grüßend/teils dankend/ teils zum Abschied zu seinem Herrscher.

„Nur damit du es weißt…das bedeutet nicht, dass ich mit dir als Schwiegersohn einverstanden bin“ stellte er klar.

„Schon klar“ brummte Vegeta und trank sein Glas aus.

Dieser Abend war einträglicher gewesen als gedacht. Er fühlte sich gereinigt und wieder selbstsicher.

Sein Scouter zeigte immer noch keine Nachricht von seiner Crew an; er musste also immer noch warten. Aber da er spürte, dass Bardock keine Gesellschaft wollte, sollte er die Geduld des Mannes nicht weiter strapazieren. Er konnte es schließlich am besten nachempfinden, wenn man die Einsamkeit suchte.

Er zahlte die Rechnung und übernahm auch die von Bardock.

Vegeta sah zum älteren Krieger, der ihn bereits ignorierte und fragte sich, ob und wie er sich verabschieden sollte. Immerhin würde man sich wieder sehen und Vegeta plante, dieses Treffen dann im privaten Umfeld stattfinden zu lassen. Bulmas Mutter sollte er auch Respekt erweisen.

Bevor er aber einen zufriedenstellenden Weg, fand, meldeten sich sowohl sein Scouter auch als der von Bardock vorwarnend, weil zwei starke Powerlevel die Spelunke betraten, beide bei knapp 8.000.
 

Sofort waren die beiden Saiyajins instinktiv in Alarmbereitschaft und ließen die beiden großen, massigen Gestalten, welche sich langsam durch den Rauch bewegten, nicht aus den Augen.

Die zwei Wesen kamen sogar auf sie zu.

Je näher sie kamen, desto mehr Details waren erkennbar…zuerst Umrisse, dann die prägnante Rüstung, schließlich die Konturen der Gesichter.

Bardock und Vegeta stöhnten synchron genervt auf.

Bei den zwei Idioten, welche auf sie zumarschierten, handelte es sich um Nappa und Radditz.
 

Bardock schnalzte mit der Zunge und sah schnell demonstrativ zur Seite, als könnte er sich damit unsichtbar machen.

Allerdings war es zweifelhaft, dass sein Sohn ihn nicht über den Hinterkopf erkennen konnte.

Bardock schüttelte über diesen misslungenen Abend selbstmitleidig den Kopf.

Warum fanden ihn heute all diese Hammel?

Bei dieser Auswahl an Kneipen, warum hier? Dieses Loch war nichts Besonderes, nur eines von vielen.

Wenn er Glück hatte, wollten sie nur mit Vegeta sprechen und würden ihn in Ruhe lassen.

Aber Bardock wollte nicht, dass man ihn mit Vegeta an einen privaten Ort sah. Dann hieß es doch gleich, er hätte Vegeta seinen Segen gegeben.

Aber dem war ja nicht so: Bardock hatte nur zugestimmt, Bulmas Willen zur respektieren.

„Yo“ mit diesen begrüßenden Worten setzten sich Radditz und Nappa ungefragt an die Theke.

Ihre massigen Körper waren wie ein Sichtschutz, welchen Bardock und Vegeta von den anderen Gästen verdeckten. Gleichzeitig behinderten sie aber auch deren Flucht.

Allerdings…Bardock sah zum Notausgang, der sich leicht verfügbar in seiner Nähe befand und anlockte, ihn zu nutzen.

Bardock hatte keine Lust, in so einer Gesellschaft zu trinken.

Schade um den schönen Whiskey, den er nun in einen Zug austrank, anstatt zu genießen.

Bevor er aber ging, musste er eine Sache noch nachfragen.

„Warum bist du hier und nicht bei deinem Bruder?“ knurrte er Radditz an, während er das Glas hart auf den Tresen knallte.

Dieser gottverdammte Drecksplanet war kein geeigneter Ort für Kakarott.

„Mach dir nicht ins Hemd“ Radditz rollte mit den Augen.

Typisch, man sah sich seit Monaten nicht und die ersten Worte von seinem Vater waren Vorwürfe.

„Er ist schon längst wieder los. Wir mussten unsere Pods hier aufladen und dabei habe ich Nappa an der Station getroffen. Der Rest meiner Crew amüsiert sich hier auch. Nur Kakarott will schnurstracks zurück nach Vegeta-Sei, um seinen Hosenmatz kennen zu lernen. Ich folge ihm ja schon, aber zuerst darf ich ja wohl was mit meinen alten Freunden trinken, oder nicht“ fragte er sarkastisch an. „Bin ja wohl alt genug und nach den harten Monaten hab ich das verdient. Wenn einer das nachvollziehen kann, dann ja wohl du. Schließlich waren die Missionen mit Kakarott deine Lieblingsausrede, um dich zu betrinken.“

„Freunde? Pass auf, was du sagst, Radditz“ unterbrach Vegeta giftig, der ähnlich peinlich berührt war wie Bardock, weil man sie zusammen überrascht hatte.

Nappa, das alte Klatschmaul, grinste ihn jedenfalls schon so wissend an, dass es Vegeta ganz schlecht wurde.

Radditz rollte erneut mit den Augen, nun, weil Vegeta hier mal wieder den herrschaftlichen König spielte.

Wenn die Anwesenden wüssten, wie sich Vegeta vor Monaten bei dem Langhaarigen ausgeheult hatte, weil Bulma ihn abgelehnt hatte, hah!

Er verriet nur deswegen nichts, weil er beim ersten Wort von Vegeta durch die Wand geschubst werden würde.

„Warum hier, anstatt in deinem bevorzugten Stripschuppen?“ fragte Vegeta den Kahlen verärgert.

Wieso mussten die beiden stiernackigen Affen ausgerechnet hierherkommen?

„Wir waren neugierig, wem die zwei stärksten Powerlevel auf diesen Planeten gehörten und wollten nachsehen“ erklärte Nappa nonchalant. „Wir sind sehr froh, dass sie unserem König und einem Elitekrieger der Saiyajins gehören.“

Er hoffte, mit diesem indirekten Lob an Vegetas Stärke den Jüngeren zu beschwichtigen.

Bardock, der eigentlich schnell und heimlich verschwinden wollte, hielt bei diesen Worten inne und hob amüsiert eine Augenbraue.

„Mich als Elitekrieger zu betiteln, muss für dich wie ein Tritt in die Eier sein“ machte er sich über den Kahlen lustig.

Immerhin wusste Bardock, welche Komplexe der etwas ältere Krieger gegen Bardock hegte.

Nappa grummelte, brummte aber dann leise in ergebenden Ton „Ehre, wem Ehre gebührt.“

Vegeta rollte mit den Augen, weil er ihm dieses offenherzige Lob nicht abnahm. Vermutlich wollte sich Nappa nur vorsorglich bei Bardock einschleimen, da er wusste, dass Bardocks Tochter bald zur Königin aufsteigen würde. Es war keine gute Idee, den Vater der Königin zu verärgern.

Gleichzeitig verfluchte Vegeta die Tatsache, dass seine Stärke es anderen nun einfacher machte, ihn per Scouter zu finden.

Manchmal hatte es Vorteile, wenn sich die Schwächeren leichter unter ähnlichen Powerlevel in der Menge verstecken konnten. Das sorgte für eine gewisse Anonymität, nach der sich Vegeta gerade sehr sehnte.

„Sooo…worüber habt ihr denn gesprochen?“ fragte Nappa hochinteressiert, während er abwechselnd zu Bardock und Vegeta sah.

Vegeta schnaubte: wie gedacht, das Klatschmaul war auf der Suche nach Futter.

„Darüber, dass ich stolzer Großvater geworden bin, was sonst“ log Bardock kalt lächelnd.

„Tse, stolzer Großvater, ja klar“ murmelte Radditz abfällig, der die Lüge sofort durchschaute. „Wenn dem so wäre, würdest du nicht hier sitzen und wärst schon längst auf den Heimweg. Du hast Angst nach Hause zu kommen, gib es doch zu. Vermutlich ist Kakarotts Saat genauso teuflisch wie er damals.“

Bei der Erinnerung überkam Radditz und Bardock ein kaltes Schaudern. Was sie nicht wusste: Vegeta, er sich ebenfalls an das nervige Kleinkind Kakarott erinnerte, erging es ebenso.

Bardock hüstelte pikiert. „Mein Pod ist noch nicht aufgeladen. Ich fliege morgen früh los.“

„Glückwunsch zur Fortführung deiner Linie, Bardock. Tja, wer weiß…vielleicht haben deine anderen Kinder bald ebenfalls Nachwuchs. Man hört da ja was munkeln…“ lachte Nappa und zwinkerte verschwörerisch Vegeta zu.

Weder Bardock noch Radditz fanden diese Anspielung lustig.

Bardock wandte sich demonstrativ an Radditz. „Irgendwelche Kinder in Sicht?“

Radditz spielte mit und zuckte mit den Achseln. „Nicht das ich wüsste.“

„Siehste“ sprach Bardock entschieden zu Nappa „ich habe nur ein Enkelsohn.“

Nappa kratzte sich über den Bart und sah fragend Vegeta an. „Naja, aber was ist mit…“ er kam nicht dazu, den Namen der blauhaarigen Saiyajin in den Mund zu nehmen, da Vegeta ihm einen Faustschlag gegens Kinn verpasste, welchen den kahlköpfigen Riesen vom Barhocker schleuderte.

Der entstandene Tumult unterbrach die andere Gäste und zog ihre Aufmerksamkeit auf die Saiyajins.

Ein böser Blick von Vegeta und schnell drehten alle wieder den Kopf weg.

Was immer da auch geschah, war nicht ihr Bier; da mischten sie sich besser nicht ein.

„Wow, Nappa, du hast immer noch nicht gelernt, dein vorlautes Maul zu halten“ machte sich Bardock über ihn lustig. Nappa rieb sich stöhnend das schmerzende Kinn und richtete sich langsam auf. Vegetas wütend funkelnde Augen sagten ihm, dass er mit seinen Anspielungen sofort aufhören sollte.

Schließlich hatte der König es gerade geschafft, mit Bardock eine Art von Waffenstillstand auszuhandeln. Er konnte keinen peinlichen Idioten gebrauchen, der Bardock provozierte und das alles zunichtemachte.

„Hey, wenn Saiyajins im Haus sind, ist immer etwas los. Wie geht’s denn so, Kameraden?“ fragte ein Neuankömmling amüsiert. Vom Lärm angelockt, schauten neue Saiyajins auf der Suche nach Spaß herein.

Vegeta und Bardock verdrehten synchron die Augen, als sie die herannahenden Gestalten erkannten.

Typisch, in Momenten, wenn man Einsamkeit suchte, kamen nur noch mehr Nervensägen in Rudeln aus ihren Löchern. In diesem Fall waren es drei Saiyajins, ein groß gewachsener Mann mit langen Zopf, einer mit seitlich rasiertem Schädel und albernen Zöpfchen im Nacken und der dritte….Radditz und Bardock stöhnten entnervt auf, weil sie den Dritten sofort erkannten.

Der dritte Saiyajin war Tales.

Als der seinen Onkel und Cousin da sitzen sah, weiteten sich seine Augen. Schnell wanderten seine Augen zu den beiden anderen Saiyajins in ihrer Gesellschaft und seine Augen wurden größer, als er den König erkannte. Schnell machte er seine beiden Kameraden mit einem Ellbogenstoß darauf aufmerksam, woraufhin sie gemeinsam salutierten.

Vegeta schlug sich gegen die Stirn.

Genau jetzt war nicht der richtige Moment, seine Disziplin unter Beweis zu stellen.

Wäre es nicht besser, die Stimmung zu erkennen und zu verschwinden?

Bardock hatte dagegen ein ganz anders Problem.

Für seinen Geschmack waren hier waren zu viele Clowns anwesend.

Aufgebend hob er die Hände in die Luft und rief theatralisch. „Jetzt reicht es! Ich gehe!“

Treffen sich Bardock, Vegeta, Nappa, Radditz und Tales in einer Bar…Bardock hatte keine Lust, den Rest dieses Witzes zu hören.

Seine Rechnung war vom König bezahlt worden und der Notausgang lag ungesichert in seiner Nachbarschaft.

Ihn hielt nichts mehr. Ohne sich zu verabschieden, marschierte er dort hinaus.

Der einzige, der noch in der Lage gewesen wäre, ihn aufzuhalten, Vegeta, ließ es klugerweise sein.

Radditz sah ihm neidisch nach. Allmählich kapierte er, dass dieser Abend nicht friedlich mit ein paar Gläser Bier enden würde.

Nicht, wenn auf Vegetas Stirn diese dicke Vene verärgert klopfte; das war nie ein gutes Zeichen.

Radditz beschloss, dem Beispiel seines Vaters zu folgen. Es war vorteilhafter für seine Gesundheit, seinen Neffen zu besuchen, als hier zu sein.

Da hinter ihm Tales stand, dessen Neugier er gerade zu spüren konnte, war der Notausgang vor ihm die sicherste Wahl. Leider stoppte Tales diesen Vorstoß sofort, indem er seine Hand auf Radditz Schulter fallen ließ. Seine Finger fuhren fest rein und verhinderten eine Flucht.

„Radditz, wie schön, dich nach langer Zeit wieder zu sehen. Du siehst gut aus“ lobte Tales ihn mit falschen strahlenden Lächeln und befühlte nebenbei Radditz‘s Oberarm. „Wow, was für Muskeln. Was für ein Training machst du gerade?“ fragte er interessiert und ungewollt beeindruckt.

Radditz hatte keine Lust, sein Geheimnis hier zu offenbaren. Er verfluchte die Idee, mit Nappa was trinken zu gehen.

Zum Glück hatte er noch eine Waffe in der Hinterhand, wie er Tales loswerden konnte. Der Kerl hatte einen großen Fehler gemacht, Radditz anzusprechen, während Vegeta anwesend war.

„Tales, du hier?“ mit ebenso falschem Lächeln strahlte er ihn an. „Ich dachte, du wärst auf Suche nach Planeten, um neue Früchte wachsen zu lassen. Aber wenn du schon hier bist, muss deine Ernte erfolgreich gewesen sein, was?“ fragte er mit hinterhältigen Lächeln.

Radditz wusste aus sicherer Quelle, das dem nicht so war, was problematisch für Tales war. Falls der Saiyajin gehofft hatte, sich über Radditz bei Vegeta einzuschleimen, ging der Schuss nach hinten los.

Tales zuckte betroffen zusammen und schaute eilig zu Vegeta, der interessiert war, die Antwort zu hören.

„Das ist eine gute Frage“ sagte Vegeta langsam, der sich nun auf den dunkelhäutigen Saiyajin konzentrierte.

Tales hatte es offiziell bislang nur einmal geschafft, Früchte vom Baum der Macht zu ernten, die dann König Vegeta III. erhalten hatte.

Was mit denen geschehen war…nun, der König hatte sie damals auf seiner Reise mitgenommen, aber gegen Freezer hatten sie nicht genützt.

Seitdem hatte Tales aber keine weitere Ernte mehr an das Königshaus geliefert.

Vegeta hatte nicht darüber nachgedacht, weil er diesen faulen Zauber als ehrlos ansah…und außerdem gelesen hatte, dass der Effekt der Früchte nur kurzfristig war.

Da trainierte er lieber und wurde durch seine Anstrengungen mit einer Stärke belohnt, die nur ihm gehörte und die nicht irgendwann verschwand.

Aber selbst ein kurzweiliger Effekt könnte als Doping gegen Freezer helfen, also war Vegeta dankbar für Radditz Erinnerung.

Wo blieben die Früchte?

Fraß der gierige Tales sie etwa selbst?

„Tales…“ knurrte Vegeta „ich will Ergebnisse sehen. Du hast lange genug eine Fristverlängerung erhalten. Hast du immer noch keinen geeigneten Ort gefunden? Oder willst du mich nur hinhalten, um selbst die Früchte zu essen?“

„Nein, nein, niemals, Majestät“ Tales wedelte nervös und verneinend mit seinen Händen. Er war bleich, ihm stand die Panik deutlich im Gesicht. Die ersten Schweißtropfen, die nach Angst stanken, sammelten sich auf seiner Stirn.

Er wusste, er saß in der Falle.

Nun, wo das Thema angesprochen war und Vegetas Aufmerksamkeit auf ihm lag…keine Ablenkung in Sicht…leider…Tales musste die Wahrheit sagen.

„Aber nun, wo ich so viele Planeten nicht angreifen kann, weil sie alle zur Allianz gehören, ist die Sache noch schwieriger geworden. Ich brauche einen Planeten mit hoher Lebenskraft, aber dummerweise heißt das…“ Tales verstummte.

„Viele Leben…und das heißt, du kannst nur Planeten nehmen, die bereits zivilisiert sind. Tja, und diese gehören, wie schon erwähnt, zur Allianz und sind daher für uns tabu“ verstand Vegeta sofort die Sachlage. Seine Augen wurden schmal, als er auf den gescheiterten Saiyajin sah.

„Deine Reise in den letzten Monaten war also total nutzlos?“ fragte er den Mittelklassekrieger zur Sicherheit nach. „Du hast NICHTS gefunden?!“

Tales fing an zu stammeln, während er eilig nach einer zufriedenstellenden Antwort suchte. Er fiel auf die Knie und beugte den Kopf. Seine Kameraden wichen langsam in den Hintergrund zurück, da sie die Konsequenzen erahnten.

Nappa besah sich das Schauspiel amüsiert und trank sein Bier.

Radditz dagegen hatte sein Ablenkungsmanöver erfolgreich genutzt, um ebenfalls aus dem Notausgang zu verschwinden. Da alle von Tales Ausflüchten abgelenkt waren, vermisste ihn niemand.

Es wäre zwar witzig, den vorlauten Tales beim Betteln um Gnade zuzusehen, aber Radditz könnte danach der nächste sein, aus welchen Gründen auch immer. Den Stress tat er sich nicht an. Da konnte er besser gleich zu seiner Familie heimfliegen.
 

Kakarott war aus diesem Grund der Erste, der bei Bulmas Anwesen aufschlug, wo sich seine Gefährtin und ihr gemeinsamer Sohn immer noch aufhielten.

Mit einem gigantischen Freudestrahlen begrüßte er seinen Nachwuchs. Ein derart breites Lächeln hatten die Frauen sonst nur bei ihm gesehen, wenn es nach einem harten Training sofort was zu Essen gab.

„Mein Sohn, mein Sohn“ rief Kakarott ständig aus, während er den Jungen vorsichtig in seinen Händen hielt, als könnte er nicht glauben, bei der Entstehung dieses kleinen Wunders beteiligt gewesen zu sein.

Gohan selbst schien sofort zu spüren, in welcher Verbindung er mit diesem großen, lauten Mann stand. Er weinte nicht, nein, er lachte ihn auf dieselbe vertraute Weise an, wie sein Vater ihn.

Während Gina und Bulma dabei zusahen, wie der frischgebackene Vater und sein Sohn sich gegenseitig anstrahlten, die Familienähnlichkeit unverkennbar, wischten sie sich schnell die Tränen der Rührung beiseite.

„Was denn, ich werde nicht begrüßt?“ meldete sich Chi-Chi in gespielter Eifersucht zu Wort und sah ihren Gefährten scheltend an.

„Oh, natürlich“ sofort rannte Kakarott diensteifrig mit Gohan zu ihr hin und küsste sie zuerst auf die Wange. Dort hörte er aber nicht auf, sondern verteilte eine Spur an Küssen bis zu ihren Mund, von dem er sich nicht lösen konnte.

„Du bist so toll, Chi-Chi“ murmelte er leise, während er sie kostete, ihren Sohn zwischen sich, der glücklich quietschte, trotz engen Körperkontakts.

„Oh, Kakarott, ich bin so froh, dass du hier bist“ zwitscherte seine Gefährtin erleichtert und schlang die Arme um seinen Hals.

„Ist ja gut, jetzt reicht es! Ihr habt ein Haus, zieht euch dorthin zurück“ mischte sich Bulma schamrot ein. „Ihr seid hier nicht allein.“

„Gute, Idee, wir sind dann mal weg“ verabschiedete sich Kakarott und schnappte sich sein Weib in den freien Arm, um im Wimpernschlag mit ihr und Gohan ins Nachbarhaus zu verschwinden.

Gine und Bulma sahen sich bedröppelt an, bis sich Bulma gegen die Stirn schlug.

„Hab’s vergessen…Kakarott versteht keinen Sarkasmus“ erinnerte sie sich.

Gine lachte laut. „Ach, lass die beiden. Es ist so, wie es dir gesagt habe. Wenn sich Sarang-Partner nach langer Trennung wiedersehen, gibt es klare Prioritäten. Das wird bei mir auch nicht anders sein, wenn dein Vater morgen kommt.“

Bulma verdrehte die Augen.

Saiyajins und ihr Sexualtrieb.

„Übertreibt es nicht oder ihr verbringt eure Zeit nur im Bett, bis der Aufbruch-Befehl kommt. Ich hoffe wenigstens noch auf ein Familienessen“ seufzte sie.

„Ich verspreche nichts“ antwortete Gine mit schalkhaftem Grinsen.
 

Am nächsten Tag kamen Radditz und Bardock an und da Bulma ahnte, was für Bedürfnisse diese Machos hatten, lud sie zuerst zum Familienessen ein.

Es war der perfekte Tag dafür. Die Sonne schien und die Luft war angenehm.

Im Garten waren Tische aufgebaut und Gine stand am Grill. Bulma und Chi-Chi holten aus der Küche die Beilagen und das Grillfleisch.

Kakarott hielt Gohan auf seinen Arm und stellte ihn stolz den anderen Familienmitgliedern vor.

Toma, Selypa, Panbukin und Borgos konnten nicht glauben, dass der kleine Bengel nun selbst Vater geworden war. Sie erinnerten noch gut an die Zeit, wenn sie Bardock beim Kinderhüten besucht hatten. Wie die Zeit verging.

Radditz und Bardock waren beeindruckt, wie fröhlich das kleine Kerlchen war.

Sehr viel angenehmer als der Vater in diesem Alter.

„Wie stark ist mein Enkel eigentlich?“ fragte Bardock. Kakarott zuckte mit den Schultern.

Die Frage war ihm bislang noch nicht durch den Kopf gegangen.

Bardock schnaubte und drückte auf seinen Scouter.

„Ein Wert von 70“ stellte er zufrieden fest. „Ein normaler Wert für einen Jungen in seinem Alter.“

Kakarott zuckte unbeeindruckt erneut mit den Schultern.

„Und wenn schon“ sagte er ungerührt „wie war mein Wert zu meiner Geburt und wie ist er heute?“

Eine treffende Frage, die Bardock zum Verstummen brachte.

Die älteren Saiyajins sahen den jungen Vater mit dem überraschend klugen Statement nachdenklich an.

Es stimmte, Kakarott hatte zu seiner Geburt nur einen Wert von Zwei gehabt. Niemand hätte voraussehen können, dass er sich so hoch entwickeln könnte.

Kakarott lächelte seinen Sohn liebevoll an.

„Es ist egal, wie sein Anfangswert ist. Wenn er stark werden will, dann mache ich ihn stark“ sagte er entschlossen.

Bardock hüstelte verlegen.

Weder konnte er dagegen etwas sagen, noch konnte er damit umgehen, wie offenherzig Kakarott seine Gefühle für sein Kind zeigte. Das war schließlich unüblich.

Radditz dagegen lag schon der Spott auf der Zunge, aber sein Scouter meldete sich plötzlich: jemand rief ihn an.

Er entfernte sich ein paar Schritte und nahm den Anruf an.

„Ja…ja, okay…nein, es passt gut, wir sind alle hier…kommt her“ Radditz legte auf und drehte sich zu Bulma, die glücklich auf den fertig gedeckten Tisch sah.

„Bulma, gleich kommen noch zwei Gäste. Deck noch zwei Stühle und Geschirr!“ rief er ihr zu.

Bulma runzelte die Stirn. „Wer denn?“ fragte sie und sah sich ratlos um

Wen hatte Radditz denn jetzt eingeladen.
 

Die Frage wurde schnell beantwortet.

Einige Minuten später landeten zwei Frauen vor Bulmas Haus und wurden zuerst von Radditz begrüßt, der sie zu den bereits Sitzenden heran führte.

Es handelte sich um Laucha und Leeka, deren Babybauch nun deutlich sichtbar war.

Gien lächelte bei diesen Anblick amüsiert; selbstzufrieden, weil sie Recht gehabt hatte.

Die anderen, die bislang noch nichts von dieser Beziehung gewusst hatten, aber ihre Schlüsse durch die Körperhaltung der Drei zogen, sahen Radditz verdutzt an.

Bulma sah abwechselnd von den Frauen zu den verlegenen Radditz. Ihre Augen wurden stetig größer, je mehr sie begriff.

Leeka und Radditz kannten sich…

Leeka und Radditz waren Freunde?!

Leeka war schwanger und der Vater war...WAS?!

Und Moment, warum hält Radditz dabei Lauchas Hand, während er mit der anderen Hand Leeka stützte?

Was ging hier vor?!

Die gleichen Gedanken hatte auch Bardock, der eilig nach seinem Bier griff, um es in einem Zug runterzuschlucken.

„Nicht genug“ krächzte er zu sich selbst, als so es schnell leer war. „Ich brauch was Stärkeres…ich werde noch mal Großvater…so schnell…zwei Enkel…“ stammelte er.

Radditz hustete laut, um die Aufmerksamkeit aller Anwesenden zu erhalten, bevor Bardock noch vom Stuhl kippte.

„Das sind Leeka und Laucha“ stellte er die beiden Frauen an seiner Seite offiziell vor. „Wir stehen in einer Partnerschaft zusammen und Leeka ist von mir schwanger. Das Kind wird in einem halben Jahr kommen.“

„Glückwunsch“ rief Gine als erstes und sprang begeistert auf. Chi-Chi war die nächste, gefolgt von Kakarott.

„Dann können unsere Kinder ja miteinander spielen“ freute er sich über diesen glücklichen Zufall.

Auch die andere Saiyajins gratulierten, bis auf Bardock und Bulma. Die beiden waren wie erstarrt. Die Überraschung hatte sie härter getroffen.

Bulma konnte nicht fassen, dass Radditz und Laucha heimlich ein Paar geworden waren…zusammen mit Lauchas Schwester… aber Einspruch könnte Bulma jetzt nicht einlegen, sie musste es akzeptieren.

Wenn diese drei erwachsenen Saiyajins ein Arrangement getroffen hatte, konnte sich Bulma nicht einmischen.

Bardock rieb sich über die Stirn.

Zack, so schnell konnte es gehen. Sein zweites Kind bekam nun auch Kinder, die Familie wurde größer...damit gab es nur noch Bulma, aber die…Bardock kniff alarmiert die Augen zusammen und beugte sich vertraulich zu seiner Tochter herüber.

„Wenn du mir jetzt sagst, dass du auch schwanger bist, spring ich, mit Steinen beschwert, von einer Klippe“ flüsterte er ihr zu.

Bulma grinste. „Wieso? Wäre das nicht der perfekte Moment“ kicherte sie. „Alle sind hier, alle sind im Baby-Modus…schau mal, wie Mama strahlt.“

„Bulma?!“ Bardocks Stimme klang ungewollt flehend, der Mann wurde bleich.

„Keine Sorge, Papa, ich bin es nicht…noch nicht“ fügte sie schelmisch hinzu, als Bardock erleichtert aufseufzte. Ihr Vater wackelte scheltend mit dem Zeigefinger, aber sie lächelte ungerührt.

Sie hatte ihre Pille abgesetzt. Also war es auch nur eine Frage der Zeit.

Beide wandten sich wieder dem Dreier-Pärchen zu, die gerade Fragen beantworteten.

„Es ist ein Mädchen“ antwortete Leeka gerade.

Ein Mädchen?!

Alle Saiyajins außer dem Schwesternpaar rissen Augen und Mündern auf, sogar Radditz, der nichts davon gewusst hatte und es zum ersten Mal hörte.

„WAS?!“ rief Bardock entrüstet aus. „Nicht nur, dass er zwei Frauen hat, er bekommt auch als erstes ein Mädchen? Wie viel Glück hat denn der Kerl?!“

Die Chancen für ein Mädchen waren geringer. In ihrer Erziehung waren sie einfacher als die anstrengenden Jungs, weshalb sich viele Saiyajins für ihr erstes Kind ein Mädchen wünschten.

„Aber echt?!“ dieselbe Frage schwirrten auch Toma und Panbukin durch den Kopf. Neidisch sahen sie auf den überheblich grinsenden Radditz, der sich selbstgefällig die Nase rieb.

„Ich fass es nicht“ murmelte Bardock kopfschüttelnd und warf einen Blick auf seinen alten Freund Panbukin. Der war gelb vor Neid und biss auf eine Servierte, um nicht zu schreien.

„Tja, wer kann, der kann“ grinste Radditz und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen.

„Ich verhau den Kerl gleich“ brummte Bardock.

„Ich mach mit“ mischte sich Toma ein.

„Yeah, ich auch“ knirschte Panbukin.

Die Männer sahen dabei zu, wie die süße Laucha an Radditz’s Arm zupfte, damit er sich zu ihr runter beugte. Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr und zog einen Schmollmund.

Als Antwort grinste Radditz sie gewinnend an und küsste sie.

Bardock rollte mit den Augen. Er konnte sich ahnen, was die Schwarzhaarige von seinem Sohn verlangte. Vermutlich wäre sie die Nächste, die ihrer Schwangerschaft verkünden würde.

So viel Männerglück auf einmal zu sehen, war schwer erträglich.

„Jup“ sagte Bardock leise zu seinen Freunden „der Kerl braucht dringend eine Tracht Prügel, sonst hebt er noch ab. Den müssen wir wieder auf den Teppich holen.“

Verschwörerisch grinsten sich die drei Männer an.

Hier ging es nur um Erziehungsmaßnahmen, nichts weiter.

Bulma, die das Gespräch mitbekam, schüttelte mitleidig den Kopf.

Aber da sie wusste, dass ihr Vater es nicht todernst meinte, Radditz stark war und ein Krankenhaus in der Nähe…Schmerz machte einen Saiyajin nur stärker…mischte sie sich nicht ein. Außerdem kannte sie ihren großen Bruder.

Der bildete sich gerade ganz schön was auf seinen Charme und seine Aussehen ein. Bevor er wieder anfing zu prahlen, sollte Bardock dem einen Riegel vorschieben.
 

Zur selben Zeit erreichte auch Vegeta seinen Heimatplaneten.

Aber auf ihn wartete kein Festmahl, sondern ein Berg von Nachrichten, Verträgen, Plänen. Da er während seines Trainings vom Funkverkehr abgeschnitten war, musste er sich um die aufgeschobene Arbeit kümmern. Er hoffte darauf, diese in ein paar Tagen zu erledigen. Da Radditz als Mittelklassekrieger nun für ein Team verantwortlich war, musste er auf seinen alten Adjutanten verzichten und Nappa war bei so etwas auch keine Hilfe.

Wehleidig setzte sich Vegeta dran, diese Arbeit allein zu erledigen. Je schneller er fertig war, desto eher konnte er Bulma besuchen oder der Frau Bescheid sagen, dass sie zu ihm kommen sollte.

Aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen, sonst wurde der Papierberg nur größer.

Leider hatte Vegeta Pech.

Kaum hatte er sich zur Tischplatte seines Schreibtisches durchgearbeitet, als alarmierende Signale von der Grenze gesendet wurden.

Man hatte feindliche Schiffe entdeckt.
 

Vegeta hatte gewusst, dass es nur eine Frage der Zeit gewesen war, aber er war trotzdem verärgert.

Er hatte auf wenigstens drei Monate gehofft, die er zur Vorbereitung hätte nutzen können…und wenigstens eine Woche Urlaub, die er mit Bulma verbringen wollte.

Diese Pläne mussten aber abgebrochen werden.

Dabei war er so nah dran gewesen…Vegeta knirschte mit den Zähnen bei dem Gedanken, wie nah er Bulma momentan war. So nah würde er ihr die nächsten Wochen nicht mehr kommen.

Aber leider konnte sich der König zu diesen Zeitpunkt nicht für ein Schäferstündchen wegschleichen: der Krieg begann. Es sah nicht gut aus, wenn der König der Saiyajins dann abgelenkt war.

Nein, das Schlachtfeld rief ihn.

Vegeta wollte wissen, wer in den feindlichen Schiffen war, wie viele und wie stark.

Er musste je nach aktueller Lage seine Männer delegieren oder selbst eingreifen. Um schnell handeln zu können, würde Vegeta zum Flaggschiff der Saiyajins fliegen, welches startbereit in der Umlaufbahn von Vegeta-Sei auf seinen Einsatz wartete.

Vor seiner Abreise sah der junge König sich in seinen Gemächern um, in denen er nur wenige Nächte alleine verbracht hatte.

Hatte er an alles gedacht?

Sollte er Bulma wenigstens eine Nachricht senden?

Aber was sollte er ihr auch schon sagen außer „Ich werde siegreich zurückkehren!“

Wann dem so war, wusste er nicht. Vegeta verzichtete darum darauf.

Was das erstere anging…nach seinem Gespräch mit Bardock hatte er seine übliche Selbstsicherheit wieder gewonnen.

Versagen oder Kapitulation standen nicht mehr zur Diskussion, nur der Sieg.

Vegeta war im Kopf jede Art von Taktiken durchgegangen, die er gegen Freezer einsetzen könnte.

Die Früchte vom Baum der Macht waren leider keine Möglichkeit mehr: es gab keine und es würden in nächster Zeit keine wachsen. Dieser Versager Tales…große Klappe, nichts dahinter.

Vegeta wollte den Kerl am liebsten noch mal verprügeln, weil er ihn monatelang hingehalten hatte, für nichts!

Da hätte man die Zeit auch besser nutzen können.

Er schüttelte bedauernd den Kopf und besah sich im Spiegel, ob seine Uniform richtig saß.

Verdammt, er sah darin wie ein jüngeres Abbild seines Vaters aus, wenn auch ohne Bart.

Sein Vater…warum hatte er ihm nicht wenigsten eine Frucht zurück lassen können? Dieser gierige Geizkragen…Ob er nochmal im Safe nachschauen sollte?

Vegeta war sich ziemlich sicher, dass dort nichts Essbares auf ihn wartete, aber der Gedanke ließ ihn nicht los. Kontrollfreak, der er war, wollte er wenigstens nachsehen.

Kaum hatte er den Safe geöffnet, wusste er gleich, wie dämlich seine naive Hoffnung gewesen war.

Keine Frucht.

Aber er fand etwas anderes im Safe…ein altes königliches Geheimnis, an das er lange nicht mehr gedacht hatte.

Vegeta holte eine Mappe heraus, die mit dem Titel „Broly“ beschriftet war und blätterte sie durch.

Der Saiyajin Broly, der vor Jahren verbannt worden war…der mit der hohen Kampfkraft…

Nachdenklich rieb sich Vegeta das Kinn. Momentan brauchte er jeden starken Krieger. Ein Saiyajin, der ihn fast ebenbürtig war...darauf konnte er nicht verzichten. Vegeta konnte sich nicht teilen, daher wäre es nützlich, einen Vegeta-artigen Saiyajin zur Seite zu haben, den er steuern könnte.

Die Frage war bloß, ob dieser Broly ihm die Treue schwören würde.

Er war es ihm schuldig, er war der König, aber die Sachlage war schwierig.

Vegeta III. hatte ihn verbannt, weil Broly einige Kinder getötet hatte und seine Kampfkraft nicht kontrollieren konnte. Der Name des betreffenden Planeten und seine Koordinaten hatte der König für sich behalten und sich darum gekümmert, dass die Verbannten, Broly und sein Vater, keine Möglichkeiten bekamen, um Hilfe zu rufen.

Sie müssten sich noch immer auf diese Einöde befinden: Vampa, ein Planet versteckt im hintersten Winkel einer unbewohnten Galaxie, bewohnt von grünhaarigen Monster und riesigen Spinnen.

Falls Broly noch lebte, wäre er bestimmt glücklich, von dort verschwinden zu können.

Glücklich genug, um seinen Retter die Treue zu schwören?!

Vegetas Stolz und seine Rationalität kämpfen gegeneinander.

Es sprach sehr viel dafür, Broly zurück zu holen.

Auf der anderen Seite bestand die Gefahr, dass Broly stärker war als Vegeta und sich ihm nicht beugen wollte. Vielleicht sah er seine Schuld nicht ein oder machte dem König Vorwürfe.

Aber ehrlich gesagt…Vegeta lachte auf. Bei dem Gedanken, dass Broly ihn herausfordern könnte, verspürte er keine Furcht.

Angesichts Freezers Stärke wirkte Broly harmlos.

Mit einem Saiyajin würde Vegeta besser umgehen können als mit dieser geheimnisvollen Echse, die wer-weiß-was-noch in Petto hatte.

Nein, er wer es seinem Volk schuldig, dass er JEDE Möglichkeit nahm, die ihnen zum Sieg verhalfen.

Er würde einen Vertrauten losschicken, auf eine geheime Mission, schließlich wusste niemand was über den Verbleib der Verbannten. Die Saiyajins hatten ihn vergessen.

Vegeta wollte allerdings nicht, dass dieser Kerl später noch als Held ausgerufen wurde.

Nein, jemand würde nach Vampa reisen und erst mal die Lage checken. Erst wenn Vegeta dem entsprechenden Befehl gab, sollte Broly an Bord geholt werden.

Vampa war Lichtjahre entfernt, die Reise würde sowieso ein paar Monate dauern, wenn man nicht auffallen wollte.

Aber lieber vorbereitet sein, als zu spät zu agieren.

Vegeta fasste den Entschluss, diese Karte namens Broly in sein Blatt aufzunehmen.

Man konnte nicht genug Asse in der Hand haben, wenn man zum gefährlichsten Pokerspiel aufbrach, welches die Saiyajins je gespielt hatten.

Erste Risse

Der Krieg begann!

Der Moment, den jeder Saiyajin herbeisehnte… eine herzklopfende Herausforderung, adrenalindurchtränkte Körper, rauschendes Blut und raue Kehlen aufgrund von Kampfschreie…aber ausgerechnet der König der Saiyajins konnte sich nicht darüber freuen.

Nichtsdestotrotz, auch wenn der Zeitpunkt unerfreulich früh war, flog Vegeta mit seinen Mannen sofort los, ihren Feinden entgegen. Es war ein majestätischer Anblick, wie das neue Flaggschiff den Planeten verließ, begleitet von zahlreichen Pods und mittelgroßen Raumschiffen.

Ein mächtiges Schiff durchschnitt das dunkle All mit seinem grellen Antrieb, im Gefolge die meteorähnlichen Lichter des restlichen Konvois.

Aber nur ein kleiner Teil von Vegetas Armee folgte ihm bis an die Grenze. Während der Reise bogen die Truppen ab, zu ihren eigenen Zielen. Die saiyanischen Truppen waren verbündeten Planeten zugeteilt, deren Verteidigung sie verstärken sollten. Im Gegensatz dazu offerierten diese Planeten eigene Brigaden und Raumschiffe, um speziell Schlachten im All zu schlagen, was nicht zu den Stärken der Saiyajins gehörten.

Bardock und sein Team waren dem Planeten Kanassa zugeteilt, der von amphibischen Wesen bewohnt war. Eigentlich waren diese fünf Saiyajins fähig, den Planeten zu vernichten, aber nun mussten sie ihn beschützen, welch Ironie des Schicksals.

Saiyajins, die Beschützer ihrer Galaxie, zum Totlachen.

Weder die Saiyajins noch die Kanassaner konnten darüber lachen, nicht bei ihrer Vorgeschichte. Schließlich hatte man sich früher oft bekämpft. Die Kanassaner wussten daher, wie stark die affenähnlichen Wilden waren und nur darum, weil sie deren höhere Stärke anerkannten und aufgrund der Situation, akzeptierten sie die Saiyajins auf Kanassa. Wegen seiner Lage im äußeren Sektor, nahe der Grenze, standen die Chancen hoch, dass Kanassa ein Kriegsschauplatz werden könnte.

Radditz und Kakarott waren dagegen einen Planeten zugeteilt, der nahe an Vegeta-Sei lag und sich damit im inneren Kreis ihrer Galaxie befand. Sie würden erst später als andere von den Angriffen involviert werden. Sie besaßen eine flexible Position und konnten im Notfall auch schnell benachbarten Planeten, wie ihrer Heimat, zur Hilfe kommen.

Das Flaggschiff mit dem König der Saiyajins an Bord und einer Mannschaft, gemischt aus den Besten der verbündeten Völker, flog die Koordinaten an, wo man die unbekannten, vermutlich feindlichen Schiffe gesichtet hatte.

Der Plan war, dass Vegeta seine Leute von der Kommandozentrale besser koordinieren konnte: er wäre im Mittelpunkt der Informationen, im Austausch mit allen Generälen, wo auch ständig Funkkontakt mit allen Verbündeten möglich war. Persönlich sollte er nur dann direkt eingreifen, wenn Freezer auftauchte. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde er anpassungsfähig an die jeweiligen Situationen im Flaggschiff verbleiben, um je nach aktueller Lage reagieren zu können, mitten im Geschehen und doch über ihm.
 

An der Grenze spürten sie die fremden Schiffe auf.

Sie waren ähnliche geformt wie das eine, welches Vegeta einst im Besitz von Freezer gesehen hatte. Zwar waren sie kleiner und wendiger, aber bei ihrem Anblick war Vegeta klar, dass sie Freezers Vorhut waren.

Ein Großteil der feindlichen Schiffe wurde durch die Verstärkung der Allianz, insbesondere durch die Raumschiffflotte von Aurum und Altharwa, vernichtet. Gegen diese moderne Flotte mit ihren Laserkanonen mit hoher Reichweite kamen die Späher nicht an.

Es wurden keine Gefangenen gemacht.

Man wollte mit dieser eisernen Abwehr dem Feind eine Botschaft senden: man würde sich nicht von ihm überrennen lassen.

Die zweite und dritte Salve an feindlichen Schiffen wurde auf dieselbe Art zurückgeschlagen.

Dank der mit Scoutertechnologie kombinierten Radare konnte der Feind in hoher Entfernung ausfindig und unschädlich gemacht werden. Anhand der Scouter wurden die Anzahl der Soldaten in einem Schiff erfasst, sowie deren Stärke, was einer Analyse von Freezers Armee zuließ.

Schnell zeigte sich dadurch, dass die Idee der jungen Allianz der richtige Weg gewesen war, um den Eindringling zu bekämpfen.

Einige von Freezers Soldaten besaßen ein Powerlevel, welches knapp unter den der Saiyajins lag. Man wusste nun, dass man es mit einer gefährlichen Armee zu tun hatte.

Vegeta hatte in dieser Zeit wenig zu tun. Zwar stand er stets auf der Brücke, wenn die Raumkämpfe abliefen, aber er hatte dann keine Kommandogewalt. Diese lag in den Händen der erfahrenen Admiräle von Altharwa und Aurum, während Vegetas Befehlsgewalt auf die saiyanischen Bodentruppe reduziert war.

Ruhm und Ehre für die Vernichtung der Gegner regnete daher zuerst auf diesen Admirälen herab; der Erfolg wurde ihnen angerechnet

Doch die Zeit der Saiyajins kam schneller als gedacht.

Freezer lernte aus seinen Fehlern.

Die nächsten Angriffe waren nicht mehr gegen die mächtige Flotte ausgerichtet, sondern auf die einzelnen Planeten. Zwar besaßen jene Satelliten zur Kontrolle ihres Luftraums, sowie einige patrouillierende Schiffe. Diese wurden aber durch blitzschnell vorbeiziehende Jäger ausgetrickst, bevor sich die eher langsamen, behäbigen Patrouillenschiffe darauf ausrichten konnten.

Auf den Planeten angekommen, versuchte die feindliche Besatzung dann vom Boden aus, die zivile Bevölkerung auszulöschen.

Ohne Erfolg, denn bei ihrer Landung wurden sie bereits von den Saiyajins erwartet.

Dank den Scoutern wurde deren Landungsplatz berechnet, Zivilbevölkerung evakuiert und von den Saiyajins als Kampfplatz genutzt. Dort vernichteten sie Freezers Einheiten.
 

Die ersten drei Monaten konnte die Stellung gehalten werden, der Feind wurde zurückgeschlagen.

Es wurde ruhiger, die Angriffe wurden seltener.

Es schien, als hätte man die feindliche Armee vernichtet oder wenigstens einen solch derben Schlag versetzte, dass sich die Invasion nicht mehr lohnte.

Schon riefen die ersten Unvorsichtigen den Sieg aus, aber alle Veteranen, egal welcher Rasse, waren sich einig, dass es dafür zu früh war.

Sie fühlten es in ihren Knochen: die Ruhe vor dem Sturm.

Immerhin war die stärkste Kraft, Freezer persönlich, noch nicht aufgetaucht.
 

Ihre Ahnung stellte sich als richtig heraus.

Nach einer Waffenpause von wenigen Wochen, erschienen an der Grenze eine Armada neue Kampfschiffe. Nicht nur waren sie zahlreich, sie waren auch größer, schneller und mit Waffen ausgerüstet, welche der Technologie von Altharwa und Aurum Konkurrenz machten.

Zum ersten Mal in diesem Krieg waren es die Schiffe der Allianz, welche zerstört wurden.

Während im All die Schlachten zwischen riesigen Raumschiffen stattfanden, begann gleichzeitig eine Invasion der Planeten.

Die Saiyajins gaben ihr Bestes, ihre Aufgabe zu erfüllen. Die Kämpfe wurden schwieriger, die Gegner waren stärker.

Aber dank ihrer Eigenschaft des Zenkais und den Medic-Tanks konnte die Saiyajins daran wachsen.

Je stärker ihre Gegner wurden, desto stärker wurden auch die Saiyajins. Dieses Wachstum ging nicht ohne Verluste, aber sie waren gering im Vergleich zu den Schäden an der Raumflotte, welche die Allianz erlitt. Immer mehr ihrer Schiffe wurden vernichtet.

Freezers Flotte richtete sich technologisch auf den Gegner ein: die gegnerischen Schilde wurden besser, es wurde schwieriger, sie per Radar zu orten. Ihre Antriebe waren schneller, ihre Kanonen besaßen eine höhere Reichweite.

Die Allianz konzentrierte sich daher darauf, die Planeten vom Boden aus zu beschützen. Die Erfolgschancen waren höher, wenn die Saiyajins sie von dort verteidigten.

Freezer nutzte seine Flotte nicht dazu, um diese vom All zu vernichten, obwohl er die Möglichkeit hatte. Vermutlich wollte er sich diese Planeten einverleiben, um so seine Kosten wieder reinzuholen.

Rohstoffe, Sklaven, Technologie…all das war wertvoller als Weltraumstaub von pulverisierten Planeten.

Vegeta erhielt ein neues Raumschiff, kleiner, dafür schneller, mit der Aufgabe, Planeten in Notlage zu helfen.

Sein Tagesablauf bestand nur aus Kämpfen, Vernichten und kurzen Erholungspausen, wenn sein Schiff unterwegs war zum nächsten Notfall.

Aber je mehr er versuchte sich zu beeilen, desto mehr erhielt er das Gefühl, in einem Hamsterrad zu stecken.

Kaum kam er an, so verschwanden auch schon die mächtigsten Powerlevel, als wollten sie ihn foppen. Er schaffte es damit nicht, die feindlichen Generäle zu vernichten, nur die Schwächlinge, welche nicht rechtzeitig fliehen konnten.

Aber so konnte er den Feind nicht relevant schwächen, der wiederrum die Flotte der Allianz empfindlich dezimiert hatte.

Vegeta fühlte sich wie in einem Hasch-mich-Spiel, wie Beute und Jäger.

Er war zwar auf der Jagd, aber er fing nichts.

Mit Unbehagen sahen er und seine Generäle auf die Karte, wo ständig verschiedene Alarmlichter leuchteten. Die Invasionsorte waren quer verteilt, anstatt sich auf ein Gebiet zu konzentrieren. Das machte es schwierig, rechtzeitig anzukommen, wenn man kreuz und quer fliegen musste.

Es bedeutete auch, dass Freezer über eine riesige Armee verfügte, wenn er so viele Ziele gleichzeitig attackieren konnte. Anstatt diese Großmacht aber langsam geballt vorrücken zu lassen, legte er ein Nest von Nadelstichen aus.

Was bedeutete…er spielte mit ihnen.

Angesichts seiner Großmacht hätte er schon von Beginn an einen großen Schaden verursachen können. Aber er hatte nur eine Vorhut geschickt, vermutlich den Bodensatz seiner Männer, auf die er verzichten konnte.

Er hatte die Allianz in falscher Sicherheit gewiegt und den Spektakel zugesehen wie ein Theaterstück.

Der erste Akt war vorbei, der zweite fand statt und wie würde der dritte aussehen?
 

Dann begannen auch die Verluste bei den Bodentruppen.

Das ständige Kämpfen zermürbte sogar die Saiyajins, von ihren Verbündeten ganz zu schweigen.

Die Flotte der Allianz musste sich immer weiter zurückziehen. Damit konnte sie die Bodentruppen nicht mehr unterstützen, was die feindlichen Schiffe zur Landung nutzten. Ungehindert drangen sie tiefer in die östliche Galaxie ein.

Vegeta versuchte alles, um seinen Männern zu Hilfe zu kommen, aber er konnte sich nicht teilen.

Er erließ daher den Befehl, den Saiyajin Broly zu holen, aber seine Ankunft könnte man frühestens in vier Monaten erwarten.

Vegeta war auf sich allein gestellt und es wurde immer schwieriger, bei den betreffenden Schlachtplätzen rechtzeitig anzukommen. Seine Feinde waren schneller weg als er ankam und so rannte er unaufhörlich, ohne das Ziel zu erreichen.
 

Die ersten Planeten mussten sich ergeben. Wenn man Glück hatte, konnten einige Saiyajins noch fliehen, bevor sie versklavt oder hingerichtet wurden. Vegeta richtete die Deserteure nicht hin, da sie ihrem König immer noch ergeben waren und zurück nach Vegeta-Sei flogen, für neue Anweisungen.

Aber die geflohenen Saiyajins berichteten natürlich ihrem Volk von den Zuständen und dass sich ein Gegner näherte, der den Saiyajins ebenbürtig war…vielleicht sogar überlegen.

Das war ein Schlag gegen den Stolz der Saiyajins und ihrem Glauben, eine höhere Rasse zu sein.

Als Folge wurde Vegeta in den Palast gerufen: Der Rat wollte ihn sprechen, persönlich.

Obwohl er sich dagegen wehrte, da er momentan beschäftigt war und man auch per Funk und Video sprechen konnte, beharrte der Rat darauf. Es ging um ein Thema, bei dem er persönlich auf Vegeta-Sei anwesend sein sollte.

Einstimmig riefen sie ihn zurück nach Vegeta-Sei und aufgrund dessen musste sich der König dem Ruf beugen.
 

Als sich der junge König Vegeta im Sitzungssaal befand, vor ihm die zwölf Ratsmitglieder, erfuhr er schnell, wieso sie ihn gerufen hatte.

Natürlich hatten auch sie von den letzten Niederlagen gehört und dass die Schlachten gefährlicher wurde. Man munkelte sogar von Messungen, welche über 50.000 betragen hatte.

Angesichts dieser Gefahr musste der König hier dem Rat eine dringende Antwort geben: stand ein Nachfolger bereit?

Vegeta brauste auf.

„Ihr glaubt also, ich würde fallen? Ihr ängstlichen Hunde! Ihr klemmt euren Schwanz ein und flennt um Gnade, obwohl der Krieg erst begonnen hat“ brüllte er sie an.

Die meisten Ratsmitglieder zuckten sofort erschrocken zusammen, doch es gab eine ältere Frau, die sich von diesem trotzigen Gebaren nicht aus der Ruhe bringen ließ. In ihren Augen war Vegeta ein Kind, welches sie nicht ernst nehmen konnte, besonders nicht bei solchen Wutanfällen. So etwas erinnerte sie an ihre eigenen Kinder und zahlreichen Enkeln; davon ließ sie sich nicht beirren.

„Was ist mit eurem Vater?“ fragte sie ihn mit kühlem Blick. „Was ist, wenn Ihr genauso schnell vom Tod getroffen werdet? Wer führt uns dann?“

Eine Frage, die Vegeta sofort zum Verstummen brachte.

Die Alte wollte daran erinnern, dass jeder König, so mächtig er auch war, eines Tages verschwinden konnte. Saiyajins waren sterblich, egal wie stark. Dadurch, dass sie ausgerechnet Vegetas Vater erwähnen, musste er sofort an Freezer denken, der daran die Schuld trug.

Er presste die Lippen aufeinander und ballte die Fäuste, während er eilig nach einer Antwort suchte.

Ein anderes Ratsmitglied nutzte die Pause, um schnell einzuwerfen: „Wir sorgen uns nicht nur um Eure Nachfolge. Wir wissen, wie hart Ihr arbeitet, aber Ihr könnt nicht überall sein. Ihr braucht eine würdige Partnerin. Ein Kind allein ist keine Sicherheit, solange es nicht von dem richtigen Volljährigen vertreten wird. Darum müssen wir wissen, ob eine Königin auserwählt wurde, die den schweren Aufgaben gerecht wird. Eine Gattin, die Euch unterstützen kann, Euer Kind austrägt und bis zu seiner Volljährigkeit auch die Krone halten kann.“

Die anderen Ratsmitglieder nickten zustimmend. Sie waren dem Königshaus treu ergeben und versuchten dies durch ihre Sorge zum Ausdruck zu bringen. Natürlich verstanden sie, dass König Vegeta gerade anderes im Kopf hatte, aber sie waren für die Innenpolitik zuständig.

Sie wussten von der schwellenden Unruhe des Volkes, welches sich nach fester Führung sehnte. Aber wenn Vegeta auf dem Schlachtfeld war, musste ein anderes Symbol mit ähnlicher Kraft für die Saiyajins leuchten. Darum nannte man den König ja auch die „Sonne der Saiyajins“, während die Königin der „Mond“ war.

Aber im Gegensatz zu den vorherigen Jahren, würde Vegeta jetzt weniger Bewerberinnen finden. In dieser Situation, wo die Gefahr bestand, angegriffen zu werden, ging das Interesse für diesen Posten runter. Da überlegte sich schon so manche Frau, ob sie wirklich da an vorderster Front mitmischen wollte.

Aber diese Sorge war unbegründet. Der Rat wusste nicht, dass Vegeta bereits die perfekte Gattin gefunden hatte.

Allein der Gedanke an Bulma beruhigte Vegeta und erfüllte ihn mit neuer Sicherheit.

Bulma, seine Königin. Die Frau hatte bereits zugestimmt, aber es war noch nicht offiziell.

War dies nicht der perfekte Zeitpunkt, es zu verkünden?

Er verschränkte die Arme vor der Brust und hob arrogant die Nase.

„Ich habe meine Wahl bereits getroffen“ verkündete er hoheitsvoll.

Erwartungsvoll starrten ihn die alten Saiyajins an.

„Bulma, die blauhaarige Saiyajin. Tochter von Gine und Bardock“ sprach er weiter.

Der Name und die dazugehörige Person waren dem Rat gut bekannt. Jeder kannte den Namen der einzigen blauhaarigen Saiyajin, die sich nahe Sadala einen gut laufenden Betrieb und ein riesiges Anwesen aufgebaut hatte. Sie alle erinnerten sich auch an das Gerichtsverfahren vor einigen Jahren, durch das ihr ehemaliger Kamerad Paparika alle Würde verloren hatte. Dadurch wussten sie auch, dass Bulma eine reinrassige Saiyajin war, trotz außergewöhnlicher Gestalt, die aus einer guten Familie stammte.

Bulma war eine sehr schwache Frau. Es gab keine andere Saiyajin in ihrem Alter, die so ein niedriges Level besaß. Aber der Rat, welcher nicht nur aus Generälen bestand, besaß keine Vorurteile deswegen. Schließlich saßen in ihren Reihen auch körperlich schwache Männer und Frauen, die aber dafür woanders begabt waren. Dank ihrer Organisation verlief das zivile Leben auf Vegeta-Sei in geordneten Bahnen. Zu ihren Aufgaben gehörte die Verteilung der Nahrungspakete, die Anlieferungen der importierten Ware, die Abwicklung der Missionen, die Sicherung der zivilen Ordnung, die Formulierung von Verträgen und Gesetzen.

Sie wussten, dass Kraft zwar für den König nötig war, aber eine Königin andere Talente benötigten.

Eine Frau, die als die beste Technikerin und reichste Geschäftsfrau von Vegeta-Sei bekannt war, schien dieses Talent zu besitzen.

Es gab nur eine Sorge: könnte diese junge, zierliche Frau die Linie des Königshauses fortsetzen?

Zwar stammte sie von einer fruchtbaren Frau ab, die drei Kinder auf die Welt gebracht hatte, aber diese war die Partnerin eines ehemaligen Unterklassekriegers. Die Elitekrieger hatten mehr Schwierigkeiten, ihr passendes Gegenstück zu finden.

War Bulma fähig, Vegetas Kinder zu gebären?

„Sie ist PERFEKT“ betonte Vegeta und beantwortete damit die stumme Frage, die er in manchen Augen aufleuchten sah.

Der Rat verstand.

Damit sprach nichts gegen Bulma, im Gegenteil. Ehrfürchtig angesichts dieser guten Wahl beugten die Ratsmitglieder andächtig ihre Köpfe. Von ihrer Seite aus gab es keinen Widerstand.

Sie wollten nur eines wissen.

„Wann dürfen wir die Königin im Palast begrüßen“ fragte eine Frau höflich an.

Anders gesagt, wann war die Krönung?

Vegeta wurde damit unter Druck gesetzt, ein Datum zu nennen. Selbst unter dem Vorwand, erst andere dringende Sachen zu erledigen, ließ ihn der Rat nicht los.

Es musste jetzt entschieden werden, sofort!

Die Ratsmitglieder, welche die aktuelle Stimmung im Volk besser begriffen als ihr ständig abwesender König und ebenfalls eine Führungsperson für ihre Beschlüsse benötigten, blieben hart.

Sie wollten nicht mehr vertröstet werden!

Vegeta murmelte etwas davon, dass in den nächsten vier Wochen die Krönung stattfinden sollte.

Nach dieser Zusage verließ er eilig den Sitzungssaal, um Bulma aufzusuchen.

Bevor der Rat die Neuigkeit dem Volk verkündete, musste er sie vorwarnen. Sonst würde sie ihm, weil sie es als Letze erfuhr, noch die Ohren langziehen.

Mit zwiespältigen Gefühlen flog er los. Vegeta hasste es, wenn man ihn unter Druck setzte und zu Entscheidungen zwang. Aber anderseits verspürte er eine gewisse Vorfreude.

Endlich würde Bulma zu ihm in den Palast ziehen.

Endlich würde sie jederzeit an seiner Seite sein.
 

Seit dem Kriegsbeginn waren sieben Monate vergangen.

Mit den Monaten fürs Training zugerechnet, hatten sich Bulma und Vegeta seit 13 Monaten nicht mehr gesehen

Dreizehn Monaten war es damit her, dass Bulma zugestimmt hatte, seine Gemahlin zu werden.

Angesichts der Kontaktlosigkeit, weder Briefe noch Funk, verspürte Vegeta ein mulmiges Gefühl: eine Mischung aus Vorfreude und Nervosität.

In Anbetracht der Gefühle, die beide miteinander verbanden, die gegenseitige Anziehung ihres tierischen Ichs, den Ozaru, war es nur schwer vorstellbar, dass Bulma ihre Meinung geändert hatte.

Sie war ihm treu gewesen, schließlich waren sie füreinander bestimmt.

Andere Wesen ohne Ozaru waren da zu bemitleiden, weil ihnen die Fähigkeit für so eine Loyalität fehlte.

Aber das bedeutete nicht, dass die Frau über die lange Funkpause glücklich gewesen war. Er kannte Bulma gut genug, um ihre Reaktion abzuschätzen.

Vegeta hasste es, mit leeren Händen bei ihr aufzutauchen und sie mit der Nachricht zu überrumpeln, dass ihre Krönung bald anstand. Er hatte es sich immer anders vorgestellt; immerhin wusste er, was sich da gehörte.

Einer Königin gehörte Tribut!

Ein Berg von Geschenken für sie und ihre Familie, dann ein privates, herrschaftliches Dinner mit bester Aussicht im Palastturm, danach drei Tage und Nächte voller zärtlicher Verbindung ihrer Körper, um den Antrag mit der Zeugung eines Kindes zu krönen: das war sein grober Plan gewesen.

Wenigstens hatte er Bardocks zähneknirschend Zustimmung erhalten, sich nicht in Bulmas Entscheidung einzumischen.

Radditz würde sich dank ihres privaten Gespräches, welches ebenfalls vor 13 Monaten stattgefunden und ihn von Vegetas hehren Absichten überzeugt hatte, auch nicht wehren. Damit war auch der ältere Bruder auf Vegetas Seite.

Die restlichen Familienmitglieder sah Vegeta nicht als Gefahr an: er bezweifelte, dass sowohl ihre Mutter als auch der jüngere Bruder sich gegen Bulma stellen und gegen Vegeta antreten würden.

Also würde heute notgedrungen der Antrag ohne Geschenke gemacht; die würde er später nachsenden. Er würde aber sein Bestes geben, um diese Nachricht zu versüßen.

Bei dem Gedanken, was er mit Bulma zu tun gedachte, leckten er sich vorfreudig über die Lippen und spürte, wie sein Blut heiß wurde.

Endlich war es so weit.

Vegeta war mittlerweile 24 Jahre alt; er hatte sich genug sexuell ausgetobt.

Bei dem Gedanken, sich mit seiner Auserwählten zu vermählen und mit keiner andere Frau liiert zu sein, verspürte er nur Freude, kein Bedauern.

Was brauchte er andere Frauen?

Keine begehrter er so wie Bulma. Mit niemanden war der Sex besser.

Aber er liebte nicht nur ihre körperlichen Vorzüge, auch ihren Verstand, ihren Humor, ihren Mut. Sie forderte ihre Freiheiten und überließ ihm seine. Sie verstand, dass er wegen seiner Aufgaben nie viel Zeit für seine Gattin haben würde. Sie war keine Frau, die ungeduldig auf ihn warten würde, um ihn bei der Ankunft mit Vorwürfen zu überhäufen…nein, durch ihre eigene Arbeit, die sie mit Erfolg führte, konnte sie ihn verstehen. Auch sie brauchte ihre Freiheit. Beide waren selbstständige Wesen, die ihre Wege gingen, um zueinander zurückzukehren.

Bulma war die Einzige, die ihm ebenbürtig war; die einzige, deren Gesellschaft er genoss.

Dazu war sie treu und verschwiegen. Sie kannten sich seit 17 Jahren und nie hatte Bulma ihre Beziehung an andere verraten und damit geprahlt.

Es gab niemanden, dem er so sehr vertraute wie ihr.
 

Während sieben Monate Krieg vergangen waren, war das Leben von Bulma im fast gewohnten Trott weitergangen. Die Ausnahme war, dass sie nun häufiger den Funk abhörte, um immer über die aktuelle Lage informiert zu sein.

Ihr Neffe Gohan wuchs fleißig und ging auf sein erstes Lebensjahr zu.

Leeka, die mit Radditz Tochter schwanger gewesen war, hatte vor kurzem entbunden: Ein hübsches Mädchen mit schwarzem Haar und den seltenen grünen Augen ihrer Mutter.

Zu aller Überraschung hatte Leeka ihre Tochter „Negi“ genannt, ein in Bulmas Familie bekannter Name.
 

Flashback…

Die Frauen versammelten sich in Bulmas Garten. Sie saßen auf der Terrasse, der Tisch voll mit Getränken und Kuchen. Chi-Chi hatte ihren Sohn auf dem Schoß, der entspannt am Daumen nuckelte. Laucha saß neben ihm und trank still ihren Tee, während sich Bulma und Gine um die Hauptperson des Tages sammelten: Leeka trug ihr Neugeborenes in einem Wickeltuch an ihrer Brust.

Stolz führte sie ihre Tochter vor und nannte zum ersten Mal ihren Namen.

„Hieß so nicht auch deine Mutter?“ fragte Bulma überrascht Gine, als beide Frauen von der Namenswahl erfuhren.

Gine nickte, die Augen vor Schock bei dem Klang des Namens noch weit geöffnet.

„Ich habe früher viel von ihr und ihren Heldentaten gehört“ erklärte Leeka verlegen. „Als Kind wollte ich auch so werden, eine berühmte Kriegerin. Da ihr Blut auch in den Adern meiner Tochter fließt, dachte ich…es wäre schön, diesen Namen fortzuführen“ sie stockte befangen und wurde rot. Sie hatte niemanden um Erlaubnis gebeten und hoffte, dass Gine damit einverstanden war.

Gine wischte sich schnell eine Träne der Rührung fort. Andächtig berührte sie die weichen Hare ihrer Enkelin und strich darüber.

„Danke“ flüsterte sie Leeka zu. „Das bedeutete mir viel.“

„Ja, und da wir uns immer darüber lustig machen, wie ähnlich Radditz seiner Großmutter aussieht, ist das doch ein passender Name“ versuchte Bulma die Stimmung aufzuheitern. „Vielleicht kommt sie ja ganz nach ihrem Vater.“

„Oh, ich hoffe es. Sieh nur, wie lang ihre Haare schon sind. Zusammen mit diesen herrlichen Augen wird sie jeden Jungen den Kopf verdrehen“ gurrte Gine entzückt.

„Radditz wird sich freuen“ murmelte Bulma sarkastisch, die sich erinnerte, was für ein bedrohlicher Beschützer ihr Bruder sein konnte.

Er würden jeden Verehrer verjagen, der an seine Tochter kommen wollte, garantiert. Radditz würde dem Beispiel seines Vaters folgen. Vermutlich würde Bardock sogar dabei helfen.

Die beiden Männer würden sich einen Riesenspaß daraus machen, jeden von Negis Verehrern zu verkloppen.

„Wann wird Radditz eigentlich mal vorbeikommen, um endlich seine Tochter kennen zu lernen?“ fragte Chi-Chi an Leeka gewandt. „Ich weiß, die Lage ist schwierig, aber er und Kakarott sind doch relativ nah bei uns stationiert.“

„Ja, deswegen hofft er auch, auf einen Tagestripp vorbeizukommen. Keine Sorge, er will auch Kakarott mitbringen“ erklärte Leeka. Chi-Chi nickte zufrieden.

„Er plant, in zwei Wochen zu kommen“ fuhr Laucha fort. „Die heimische Armee will bis dahin ihr neues Sicherheitsprogramm installiert zu haben. Sollten sie angegriffen werden, müssen sie ein paar Stunden allein ohne die beiden stärksten Saiyajins auskommen. Immerhin ist Radditz Team auch noch da.“

„Ein neues Sicherheitsprogramm? Erzähl mir mehr“ Bulma spitzte interessiert die Ohren.

Laucha zuckte mit den Schultern; viel hatte sie nicht erfahren. „Irgendwelche teure Drohnen von Aurum, die ein Lasernetz wirken sollen, welches feindliche Schiffe abhält.“

„Hm, Waffentechnologie von Aurum ist immer sehr teuer. Das leisten wir uns nicht. Warum auch, wenn wir dafür die besten Soldaten haben“ mischte sich Gine in die Diskussion ein.

„Außerdem ist ‚teuer‘ nicht gleich zusetzen mit ‚gut‘. Glaubt mir, ich habe oft genug Maschinen repariert. Die meisten stammen von Aurum. Außen schick, aber innen ein billiges Kabelgedöns mit Plastikteilen. Vermutlich, damit sie doppelt an den Ersatzteilen abkassieren können“ gab Bulma an. Sie schnaubte abfällig. „Bekäme ich den Auftrag mit einer finanzielle Förderung, würde ich ein neues, modernes Luftabwehrsystem für uns entwickeln. Immerhin fliegen noch ein paar alte Satelliten der Tsufurujins um uns herum. Sie müssten eingesammelt, gewartet und auf den neusten Stand gebracht werden und dann…dann müssten wir uns wegen feindlicher Raumschiffe nicht sorgen.“

Bulma seufzte sehnsüchtig auf bei diesem Plan. Es juckte in ihren Fingern, solche Drohnen zu konzipieren. Allein der Spaß, mit einem kleinen Shuttle da draußen die alten Satelliten einzusammeln…Fischen im See hatte ihr nie viel Spaß gemacht, aber das konnte sie sich gut vorstellen. Angeln nach Satelliten klang lustiger.

Leeka pfiff anerkennend. „Ich wusste gar nicht, dass von der alten Technologie noch was um uns herumschwirrt. Stürzen die nicht auf uns ab? Die müssen doch über hundert Jahre alt sein.“

Bulma verzog traurig das Gesicht, während sie nickte. „Das tun sie tatsächlich. Sie verglühen beim Eintritt in der Atmosphäre. Das ist wirklich ein Verlust.“

„Entschuldigt, könnten wir vielleicht das Therma wechseln?“ fragte Chi-Chi besorgt. „Ständig wird über den Krieg gesprochen. Da mein Mann dort draußen kämpft, möchte ich wenigstens hier einen Moment des Friedens genießen und mich ablenken. Aber nicht mit der Vorstellung, jederzeit von Weltraumschrott getroffen zu werden.“ Sie warf dem trügerisch friedlichen Himmel einen zweifelnden Blick zu, als ob dort gleich ein Feuerball abstürzen würde.

Eilig befolgten die Frauen Chi-Chis Wunsch, indem Gine fragte, ob Negi denn genug Windeln hätte.

Von da an ging es nur noch um Kochrezepte, Erziehungstipps und die Frage, ob Radditz mal mit Leeka und Laucha zusammenziehen würde und wo man ein geeignetes Haus fände.

Flashback Ende
 

Heute war es so weit, dachte sich Bulma mit einem beiläufigen Blick auf den Kalender, während sie an ihrem Arbeitstisch saß und vorsichtig ein paar Drähte auf einer Platine verlötete.

Heute sollten Kakarott und Radditz aufschlagen. Aber da beide Krieger nur für wenige Stunden ihren Posten verlassen durften, würden sie diese kurze Pause bei ihren Frauen und Kinder verbringen.

Um ihre Mutter und Schwestern zu besuchen, gab es keine Zeit, aber das verstanden Bulma und Gine auch. Man hatte Prioritäten.

Die beiden Frauen wünschten sich sehnsüchtig, dass ihre Gefährten auch kommen würde.

Bardock hatte aber viel zu tun auf Kanassa, bei ihm war es unmöglich.

Was Vegeta anging…Bulma blätterte durch den Kalender, um die Monate zu zählen, seit ihrer letzten gemeinsamen Zeit, die im Palastturm geendet hatte.

Nicht nur die vielen Kalenderblätter, auch ihre längeren Haare zeigten die Zeitspanne an.

Bulma seufzte.

Dreizehn Monate keine Nachricht von Vegeta.

Sie verstand es, wirklich. Die Situation und seine Position ließen es nicht zu. Er hatte es vor einigen Monaten auch nicht geschafft, vorbeizukommen, obwohl er im Palast gewesen war.

Aber nach all den Monaten sehnte sie sich danach, ihn zu umarmen und zu küssen.

Angesichts dessen waren die wenigen Tage, die sie damals im Palastturm allein verbracht hatten, nur in der gegenseitigen Gesellschaft, eine gute Möglichkeit gewesen, um einen Vorrat an Zärtlichkeiten aufzubauen.

Aber der Vorrat war nun aufgebraucht.

Am liebsten wollte sie in Vegetas Gemächer eindringen und an seiner Bettwäsche und Kleidung schnuppern, um sich ihren Geliebten nahe zu fühlen.

Sein Geruch wäre wenigstens ein Anfang, schließlich gab es noch so viel mehr, wonach sie sich sehnte. Das Gefühl, wenn sie über seinen herrlichen Körper strich, die harten Muskeln unter warmer Haut. Das schnurrende Geräusch, welches er dann machte oder seine heisere Stimme in ihrem Ohr, wenn er Anzüglichkeiten in ihr Ohr flüsterte, während er hart in sie pumpte…

Bulma wurde rot und klatschte sich gegen die Wange, um an diesen Tagraum zu erwachen. Sie würde sonst nie mit ihrer Arbeit fertig, weil ihr Gehirn ihr eine sexuelle Fantasie nach der andere vorspielte.

„Ich brauch kaltes Wasser“ murmelte sie mit einem Seitenblick auf die leere Flasche und stand auf.

Im Badezimmer erfrischte sie sich mit einer Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht, um ihre heißen Wangen abzukühlen. In der Küche holte sie sich eine neue Flasche. Kaum hatte sie ein paar Schlucke genommen, fühlte sie eine starke Energie, die genau auf sie zuraste.

Überrascht ließ sie die Flasche sinken, verschüttete Wasser auf ihr Oberteil, doch das kümmerte sie nicht. Abgelenkt starrte sie nach draußen, während sie sich konzentrierte.

Sie kannte diese starke Energie…ihre Augen wurden groß.

ER war HIER!

Bulma ließ alles fallen, kümmerte sich nicht um die Scherben. Sie rannte raus, zur Vordertür heraus.

Von der plötzlichen Helligkeit überrascht, war sie kurzzeitig geblendet. Ihre Arme streckten sich blind, doch sehnend in die Luft, eine stumme Einladung. Im gleißenden Licht der Sonne sah sie unter den zusammengekniffenen Lidern nur eine Silhouette, doch die Umrisse reichten aus, um ihre Ahnung zu bestätigen.

Da spürte sie auch schon den harten Körper, der ihr entgegenkam. Starke Arme, welche sie umfingen, wodurch sie automatisch ihre Arme um seine Schultern schloss, um ihn nie wieder loszulassen. Ihre Finger griffen in störrisches Haar.

Er hielt sie fest, wie sie ihn.

„Vegeta“ wisperte sie erleichtert, die Augen immer noch halb geschlossen; nun aber, um die Tränen darin zurückzuhalten.

„Bulma“ hörte sie ihn flüstern, etwas rauer als sonst, als wäre auch er von Emotionen ergriffen, die er sich sonst nie zu zeigen erlaubte.

Beide Saiyajins fühlten sich geheilt; als wäre ein fehlendes Körperteil wieder zu ihnen zurückgekehrt.
 

Sie schafften es nicht ins Schlafzimmer.

Sie waren zu beschäftigt damit, sich zu küssen und die Kleidung vom Körper zu reißen. Im Flur riss sie seinen Umhang fort, gefolgt von seinem Brustpanzer, den sie achtlos hinter sich schmiss.

Ihm Wohnzimmer hatte er ihr ihren Arbeitsoverall runtergezogen und zehrte so gierig an ihrem drunter liegenden Top, dass es zerriss. Sie revanchierte sich, indem sie seine Hose runterzog und seine Erektion umgriff. Das hielt ihn für einen Moment auf; er erstarrte und stöhnte laut.

Belustigt schmunzelte sie ihn an, während sie kräftig über den harten Schaft rieb und seine Leidenschaft befeuerte. Vegeta wollte sie bei ihrem Vorhaben nicht stören und zog sich selbst sein Oberteil und die Handschuhe aus. Kaum fielen sie zu Boden, stürmte er mit Bulma zum Sofa, fast das Gleichgewicht verlierend, wegen der halb runtergezogenen Hose. Dort war ihre Unterwäsche bald nur noch Geschichte, während sie sich splitternackt umarmten.
 

Erst nach einer Stunde, als sie ihre Gier und Leidenschaft befriedigt hatten, waren beide in der Lage, ein Wort miteinander zu wechseln.

Nackt, mit wankenden Schritten führte Bulma ihren Geliebten in ihr Badezimmer, wo sie gegenseitig ihre verschwitzten und verklebten Körper reinigten. Anschließend verschwand sie schnell, um sich ein sauberes Kleid überzuwerfen, während Vegeta im Wohnzimmer seine Kleidung einsammelte.

Er hatte sich mittlerweile seine Hose und Stiefel angezogen, seinen Panzer und Handschuhe eingesammelt und war auf der Suche nach seinem Umhang und Oberteil. Er hatte gerade sein Shirt gefunden, als Bulma auch schon die Treppe herunterrannte.

Vegetas Blick fiel auf ihre schlanken, nackten Beine, die eben erst seine Hüften umklammert hatten und wie der Stoff ihres Kleides ihre Hüften umschmeichelte. Bulma wurde dagegen sofort mit Vegetas nackten Brustkorb konfrontiert, der auf sie stets eine erregende Wirkung hatte.

Kaum sahen sich die Saiyajins nach dieser kurzen Pause wieder in die Augen, fing ihr Blut schon wieder an zu rauschen.

„Verdammt“ raunte Vegeta mit schmalen Augen. „wenn wir uns nicht sofort beherrschen, komme ich nie dazu.“

So schön der Sex auch war, er gab einen anderen Grund für seine Anwesenheit.

„Hm? Wozu?“ fragte Bulma abwesend, wie hypnotisiert von seinem herrlichen Torso.

Vegeta, der sich nicht weiter ablenken lassen wollte, zog eilig sein Oberteil über. Dadurch bedeckt, weckte es Bulma aus ihrer lüsternen Benommenheit.

Vegeta berührte sie sacht an der Schulter und schob sie ins Wohnzimmer, wo er sie sanft zwang, sich hinzusetzen. Anstatt neben ihr, nahm er ihr gegenüber auf einem der Sessel Platz.

Unsicher rieb er sich die Hände, sah sie seltsam zaghaft an. Ein ungewohnter Anblick, Vegeta so schüchtern zu sehen.

„Bulma“ fing er behutsam an „deine Antwort damals…deine Entscheidung…willst du immer noch...?“ er traute sich kaum die Worte auszusprechen, aus Angst sie zu verschrecken. Doch Bulma verstand, was er sie fragen wollte.

„Ja!“

Bei ihrer entschlossenen Stimme sah er auf. Mit festem Blick sah sie ihn an.

„Ich hatte genug Zeit zum Nachdenken. Ich habe meine Meinung nicht geändert. Ja, ich will deine Königin sein.“

Vegeta atmete erleichtert auf.

„Solange du dich an deiner Abmachung hältst. Es bleibt doch bei all den Dingen, die du mir versprochen hast?“ fragte sie misstrauisch.

Eilig nickte er. Daraufhin war es Bulma, die erleichtert aufseufzte.

„Dann gibt es nur noch eine Sache. Die Krönung muss sehr bald stattfinden“ fuhr Vegeta fort.

„Wie bald?“

„Innerhalb der nächsten vier Wochen!“

„Oh“ Bulma blickte ihn verwundert an. Das war sehr eilig für so ein großes Ereignis.

„Geht denn das? Was ist mit all den Vorbereitungen? Gerade jetzt, wie wir im Kriegszustand sind…“ fragte sie verwundert.

„Die große Zeremonie muss warten“ bestätigte Vegeta. „Vermutlich plant der Rat nur eine kleine Krönungszeremonie, die schnell zu erledigen ist. Aber wir können es ja nachfeiern, wenn…wenn alles erledigt ist…“ Vegeta rieb sich müde über die Augen. Dank Bulma hatte er für eine Stunde nicht an den Krieg und die Gefahr namens Freezer gedacht, aber nun prasselte wieder alles auf ihn ein.

Bulma erkannte seine Erschöpfung. Mitleidig hob sie die Hand, wollte ihn über den Kopf streicheln und ließ sie dann erschrocken sinken, weil Vegeta dies vermutlich nicht zulassen würde.

Mitleid war ihm zuwider.

Stattdessen nutzte sie die Gelegenheit, um aktuelle Informationen zu erhalten.

„Wie ist die Lage?“ fragte sie leise.

Doch er verweigerte ihr eine Aussage, zuckte nur mit den Schultern.

„Vegeta, bitte, sag mir etwas. Nach dem, was ich über Funk höre, ist unsere Armee gerade am zurückweichen“ bettelte Bulma, die langsam Angst bekam.

Wäre die Situation besser, würde Vegeta längst damit angeben. Er würde mit seinen Siegen prahlen, anstatt so dermaßen zu schweigen. Stattdessen winkte er nur ab, als wäre es keine große Sache.

„Hör auf, Gerüchten zu glauben“ brummte er. „Das ist nur Geschwätz.“

Er glaubte, Bulma spräche von den Geschichten der Geflohenen.

„Auf Gerüchte geb ich nichts. Ich habe ein selbstgebautes, Satellitenunterstütztes Funkradio, kombiniert mit einem Login für Scouter-Signale, dank dem ich sehr genau weiß, welche Informationen über den Äther gehen“ entgegnete Bulma schnippisch. Sie bevorzugte Informationen direkt aus erster Hand.

Vegeta sah sie stirnrunzelnd an. „Du hörst uns ab?!“

„Wenn du es so ausdrücken willst…“ Bulma zuckte nonchalant mit den Schultern.

Vegeta zuckte kurz zusammen, bevor er sie strafend ansah.

„Eine Zivilistin, die Militärgeheimnisse stiehlt?! Ich könnt dich wegen Hochverrat einsperren lassen!“

„Du willst die zukünftige Königin einsperren?“ entgegnete Bulma süffisant grinsend. „Nicht der beste Einfall, um mich so dem Volk vorzustellen. Also…“ sie kniff misstrauisch die Augen zusammen „hör auf, abzulenken. Was ist jetzt? Wie nah ist die feindliche Flotte mittlerweile gekommen?“

Doch Vegeta winkte unwillig ab. Er sah nicht ein, dass er ihr eine Antwort schuldig wäre.

„Was soll das? Wenn ich erst gekrönt bin, werde ich es doch sowieso erfahren?“ fragte Bulma ungläubig.

Vertraute er ihr nicht?

Oder wollte er sie nicht mit den blutigen Details belasten?

Es ähnelte dem behütenden Verhalten von Bardock und Radditz, die ebenfalls mit den Einzelheiten ihrer Missionen gegeizt hatten.

Aber Bulma war mittlerweile erwachsen und mit den Eigenheiten ihrer Rasse vertraut. Das man sie nicht einbezog, fühlte sich überbehütend, ja bevormundend an.

„Hah!“ Vegeta lachte höhnisch auf. „Noch bist du nicht die Königin, also kannst du nichts verlangen.“

Er wich ihrem vorwurfsvollen Blick aus. Er verstand, dass sie sich nur Sorgen machte, aber er wollte nicht darüber sprechen.

Zuzugeben, wie gefährlich die Lage war, wie er es vermasselt hatte…immer noch glaubte Vegeta, dass Bulma ihm keine direkte Hilfe sein könnte. Natürlich war er verwundert, wie sie sich in den Funkverkehr eingehackt hatte, aber er übersah die Bedeutung. Für den Krieg hatte er seinen Stab mit seinen erfahrenen Generälen. Wenn Bulma sich nützlich machen wollte, sollte sie sich in seiner Abwesenheit um das Volk von Vegeta-Sei kümmern.

Darum wollte er lieber über die kurzfristigen Termine reden, die gerade anstanden, um sich anschließend wieder auf den Krieg konzentrieren zu können.

„Also, der Rat wird sich um die Zeremonie kümmern. In den nächsten Tagen werde ich öffentlich verkünden, dass wir uns vermählen“ wechselte er das Thema.

Bulma blinzelte überrascht, weil Vegeta einfach über ihre Frage hinweg ging. Sie fühlte sich in ihrem Stolz getroffen: als wäre sie es nicht wert, dass man mit ihr so ein wichtiges Thema besprach.

Als hätte sie keine Idee, um zu helfen.

Als wäre sie nutzlos, nur weil sie keine Kampferfahrung besaß und ein schwaches Powerlevel.

Hatte Vegeta nicht erklärt, sie bekäme mehr Einfluss als die vorherigen Königinnen?

Oder hatte er es nur gesagt, um sie umzustimmen?

Würde er sich dann an die anderen Themen ihres Handels ebenfalls nicht halten?

Wie seine Treue ihr gegenüber?

Bulma dachte darüber nach, was Chi-Chi mal erwähnt hatte: dass Vegeta nur versprochen hatte, keinen Harem aufzubauen und er sich dadurch ein Schlupfloch offengelassen hatte.

Er hatte ihr keine Treue geschworen. Er könnte sich jederzeit eine heimliche Mätresse nehmen.

Warum wollte er den Sarang nicht schwören?

Es war nicht nur ein Treuebeweis, es würde andere Frauen abhalten, den König anzubaggern.

Sie war so abgelenkt von ihren neu erwachten Zweifeln, dass sie kaum zuhörte, wie Vegeta die nächsten Schritte besprach.

Blabla…Proklamation von Bulma als Königin…kleine Zeremonie…blabla…Kinder…Bulma stutzte und erwachte aus ihrer Lethargie.

Was war mit Kindern?
 

Vegeta bemerkte nicht das Desinteresse der blauhaarigen Frau, während er die nächsten Schritte aufzählte. Er missverstand die Stille als Schmollen, weil er ihr nicht die gewünschten Infos gab und versuchte es gutzumachen, indem er ihr keine Arbeit versprach.

Seine Diener würden sich um das zeremonielle Trara kümmern. Bulma müsste nur anwesend sein, nicken und gut aussehen.

Die aufgrund der Kurzfristigkeit nur auf das nötigste reduzierte Zeremonie würde man nach dem Krieg nachholen, mit einer nie gesehenen Pracht; das schwor er sich.

Bulma sollte von allen Saiyajins gefeiert und geehrt werden.

Bis dahin würden die nächsten Monate ihr die Möglichkeit geben, ihre Fähigkeiten zu beweisen.

Bulma würde nicht nur die heimische Lage sichern, sondern hoffentlich auch bald schwanger sein. Wenn die Königin den nächsten Erben trug, konnte niemand ihre Position streitig machen.

Dann würde auch niemand das Thema Harem aufbringen.

„Äh, Kinder?“ Bulma mischte sich in seinen Monolog ein und verlangte bei dem Thema eine genaue Aufklärung.

Vegeta räusperte sich verlegen.

„Nun, eine deiner wichtigsten Aufgaben ist…“ begann er, doch nun war es Bulma, die ihn ungeduldig unterbrach.

„Ja, ja, das ist mir klar. Ich möchte auch gerne Mutter werden. Obwohl ich mir bei dem Gedanken von deiner Mini-Version schon Sorgen mache. Aber wir müssen uns doch nicht stressen. Wir sollten zuerst unsere Lage sichern. Ich will kein Kind tragen, wenn draußen die Welt zusammenbricht“ erklärte sie stirnrunzelnd.

Warum trieb Vegeta sie so zur Eile an?

Die Saiyajins hatten gerade andere Sorgen. Zuerst sollte der Krieg beendet werden, bevor im schlimmstenfalls auch Vegeta-Sei involviert war. Wie sollte sie ein Kind ernähren, wenn die Nahrung fehlte und Bomben auf Krankenhäuser fielen?

Und selbst wenn es nicht so schlimm wurde…

Bulma hatte es bei Chi-Chi und Leekas Schwangerschaft gesehen, auch wenn beide Frauen versucht hatten, es sich nicht anmerken zu lassen. Sie hatten alle Schwierigkeiten lachend abgetan; sich als starke Frauen aufgespielt. Aber in Momenten, wo es ihnen übel erging oder sie einsam waren, hatten sie sich nach ihren Gefährten gesehnt…aber die waren irgendwo am Kämpfen oder Trainieren.

Und das sollte Bulma nachmachen?

Auch wenn sie ihren kleinen Kreis aus engen Freundinnen und Familie um sich hatte, so sah sie auch Vegeta in der Verantwortung und das galt nicht nur für den Spaß.

Was die Erziehung anging, da überlegte sie einen Mittelweg, zwischen Brutkasten oder den natürlichen Weg. Gohan und Negi, die beide von ihren Müttern gesäugt wurden, besaßen ein angenehmes Wesen, ganz im Gegenteil zu Kakarott damals, als er aus seinem Brutkasten genommen wurde. Dabei war er nur ein Jahr drin gewesen.

Die Theorie, dass Kinder aus den Brustkästen emotionaler unstabiler und anstrengender waren, schien sich damit zu bewahrheiten.

Wenn sie diesen Weg nahm, sah sie Vegeta mit in der Verantwortung, bei der Erziehung zu helfen.

Wie sonst sollte sie seinen Sohn kontrollieren, wenn er die Stärke seines Vaters erbte sowie seinen Dickschädel?

Kakarott hatte sich schließlich erst geändert, nachdem Bardock eine Grenze gezogen hatte: Kakarott hatte lernen müssen, wo sich seine Position innerhalb der Familie befand und dass sein Vater die Herrschaft darin besaß.

Wie könnte Vegeta ihr aber helfen, wenn er auf dem Schlachtfeld weit weg beschäftigt war?

Diese Fragen sollte ihr Partner beantworten, bevor er sie schwanger zurückließ!
 

Vegeta sah sie ernst an.

„Gerade deshalb ist es wichtig“ antwortete er. „ich kann mich nur dann in den härtesten Kampf reinstürzen, wenn ich weiß, dass meine Linie gesichert ist.“

Bulmas Augen wurden groß.

Vegeta sprach davon, freiwillig sein Leben auf dem Schlachtfeld zu geben?!

„Red keinen Unsinn“ hauchte sie erschrocken. „Davon darfst du nicht sprechen. Ich plane unsere gemeinsame Zukunft und du planst deinen Tod?!“

Vegeta lächelte bitter, anstatt ihre Frage zu beantworten.

„Vegeta, hör auf damit! Du sollst leben, mit aller Kraft! Ob mit oder ohne Kind…was ist mit mir? Willst du mich endgültig allein lassen?!“ rief Bulma entrüstet auf.

Vegeta beugte sich vor und griff nach ihren Händen. Beruhigend ließ er seine Daumen über ihre Haut gleiten. Er versuchte, die aufgebrachte Frau zu besänftigen.

„Ich werde stets alles versuchen, um immer wieder zu dir zu kommen“ versprach er leise und sah ihr dabei zärtlich in die Augen. „Aber du kennst meine Verantwortung. Es wird der Moment kommen, an dem ich all meine Reserven aufbrauchen muss, um meinen Gegner zu schlagen.“

Es wäre ein ehrenhafter Tod. Doch die Frau schien nicht dieser Meinung zu sein.

Bulma sah ihn entsetzt an. Sie versuchte, ihre Hände aus seinem Griff zu lösen, doch er hielt sie fest.

Zu schade, sie wollte ihm gerne eine Ohrfeige geben, damit er aufwachte.

„Nein, nein, nein, nein“ wiederholte sie leise zu sich selbst. Das war falsch.

Es fühlte sich falsch an, eine Zukunft mit Vegetas baldigen Tod zu planen.

Wo war da die Hoffnung?

In ihrem Kind, in dessen Adern Vegetas Blut floss?

Aber es würde Vegeta nicht ersetzen!

„Das kannst du nicht machen. Ich weigere mich“ hauchte sie, mehr zu sich selbst als zum Mann gegenüber.

Genau, solange sie nicht schwanger war, solange konnte Vegeta keine selbstmörderischen Tendenzen auf dem Schlachtfeld zeigen.

Dann MUSSTE er zurückkehren, zurück zu ihr.

„Bulma, ich habe keine Angst vor dem Tod…“ begann Vegeta behutsam, wobei er aber wütend von Bulma unterbrochen wurde.

„Na, wie schön für dich!“ lobte sie ihn sarkastisch. „Du bist ja auch so leicht zu ersetzen. Denkst du auch mal an mich! Ich will dich nicht verlieren!“

„Unser Kind…“

„…ist kein Ersatz! Er oder sie werden eigene Träume und Gedanken haben. Es wird keine Miniatur-version von dir sein. DU bist einzigartig“ versuchte sie ihm begreifbar zu machen.

Er schmunzelte, unwillkürlich geschmeichelt.

„Ja, ich weiß, es gibt niemanden, der es mit mir aufnehmen kann“ lachte er. „Ich bin einmalig.“

„Auch, hör auf, dich Selbst-zu-beweihräuchern. Du weißt, was ich meine“ ärgerte sich Bulma, die es immer noch nicht schaffte, ihre Hände aus seinem Griff zu befreien.

Sie wollte ihn schlagen, sie wollte auf ihn eintrommeln.

„Ich mach da nicht mit“ rief sie. „Ich nehme wieder die Pille. Dann kannst du deinen Kamikaze-Plan vergessen.“

Vegeta erstarrte.
 

„Ich nehme wieder die Pille!“

Wieder?!

Vegetas Augen wurden groß. Bulmas Gezeter verlief im Hintergrund, während er ihre Worte analysierte und zu folgenden Rückschluss kam…Bulma hatte bislang verhütet.

Sie hätte also längst schwanger sein können?!

Oder warte…er rechnete nach, dachte an die vereinzelten Treffen und wie lange die Abstände waren…Nein, sein Sohn könnte mittlerweile bereits auf der Welt sein, was bedeuten würde…dass Vegeta mit voller Kraft gegen Freezer kämpfen könnte…wenn Bulma nicht diesen Unsinn veranstaltet hätte…wie viele Monate hatte sie dadurch verschwendet?

Ihm wurde kalt bei dieser Erkenntnis.

Niemals hätte er gedacht, dass ausgerechnet Bulma ihn dermaßen verraten könnte.

Nein, niemals…Bulma, wieso…Es fühlte sich an wie ein Messer aus Eis, mitten in sein Herz.

Dann wurde ihm heiß, sein Blut rauschte durch die Adern. Ein tiefes Knurren kam aus seinem Brustkorb.

Diese dumme Trine…was hatte sie getan?!
 

Vegeta, der immer noch Bulmas Hände hielt, griff unbewusst stärker zu.

„Autsch“ Bulma zuckte schmerzhaft zusammen, es tat ihr weh. „Vegeta, was soll das?“

Sie versuchte ihre Hände aus den seinen zu entreißen, aber sinnlos.

„Du…“ kam es rau aus Vegetas Körper „dämliche Gans!“

„Was?!“empört starrte sie ihn an und zuckte bei seinem Anblick erschrocken zusammen.

Vegetas Augenbrauen waren stark zusammengezogen, seine Augen zornig aufgerissen, auf der Stirn pochte eine Vene, die Zähne waren gefletscht, sein Schweif schwang wütend aufgeplustert.

„Was hast du getan?“ zischte er und zog sie an ihren Händen zu sich, quer über den Couchtisch, der zwischen ihnen stand. Bulma schrie erschrocken auf, als ihr Unterkörper gewaltsam über die Platte glitt, um kurz vor Vegetas Gesicht anzuhalten.

„Du hast verhütet? Ohne es mir zu sagen?“ fragte der Saiyajin und ließ ihre Hände nur los, um ihr Kinn gewaltsam zu ergreifen, damit sie seinen Blick nicht ausweichen konnte.

Doch falls er gedacht hatte, Bulma hätte deswegen Gewissensbisse, wurde ihm nun der Irrtum bewusst.

Bulma, obwohl wegen seiner unvorhergesehenen Reaktion und den Schmerz überrascht, erholte sich schnell und ließ sich deswegen nichts vorwerfen.

„Ja, natürlich, was hast du denn gedacht?“ zischte sie. „Ach nein, gar nichts“ beantwortete sie diese Frage selbst mit schwerem Sarkasmus. „Du hast ja nur ans Vögeln gedacht! Ich bin doch nicht bescheuert und lass mir ohne meine Genehmigung einen Braten in die Röhre reinschieben. Zu verhüten ist mein gutes Recht.“

„Du hast mir und deinem Volk damit die Möglichkeit genommen, die Linie des Königshauses zu sichern“ brauste Vegeta auf.

Bulma blinzelte überrascht wegen diesem Vorwurf.

Dann lachte sie verächtlich laut auf. Ihre Stimme war so hoch und hämisch keckernd, dass Vegeta bei diesem furchtbaren Geräusch zusammenzuckte.

„König Vegeta, mein Unterleib gehört in erster Linie mir“ rief sie aus und riss ihr Kinn aus seinem Griff. Er ließ es zu, geschockt wegen ihrer Antwort. Bulma nutzte den Moment, um vom Couchtisch wegzukriechen und sich im Abstand vor ihm aufzubauen. Auch er sprang auf die Füße.

Beide Saiyajins starrten sich wutverzehrt über den Couchtisch an.

„Seit ich erfahren habe, was passieren kann, wenn ich mit deinem Kind schwanger bin, war Verhütung IMMER ein Thema für mich. Ich bin nicht religiös, aber ich danke den Mächten des Universums, dass ich damals nicht schwanger geworden bin. Oder erinnerst du dich nicht mehr, wie du mich damals rausgeschmissen hast? Damals im Raumschiff? Für zwei Nächte Sex war ich gut genug. Dann hast du mich wie eine billige Hure behandelt“ fauchte sie.

Ihr Vorwurf zeigte Wirkung; es war wie eine Ohrfeige gegen Vegetas Ehre. Ganz besonders deswegen, weil es die Wahrheit war und es keine ehrenhafte Verteidigung für sein Verhalten gab.

Er ballte die Fäuste zusammen, um nicht in Versuchung zu kommen, sie wild zu schütteln.

„Das war damals“ sagte er und winkte diese unrühmliche Episode aus seinen Leben ab wie ein Fliegenschiss. „Ich bin seitdem anders. Ich hab dich ausgewählt und daher…“

„Ohhh, und daher gehöre ich dir nun?!“ unterbrach Bulma ihn ironisch. „Du darfst nun über meinen Körper bestimmen? Kein Pimmelträger hat das Recht dazu, einer Frau zu sagen, was sie mit ihren Geschlechtsorganen machen soll!“

Je mehr sie hörte, desto wütender wurde. Was fiel Vegeta ein?

Er war im Unrecht!

„DU HAST KEINE AHNUNG, WAS DU ANGSTELLT HAST!“ brüllte Vegeta sie an.

Ein Wimpernschlag und plötzlich befand sich Bulma an die Wand gedrückt, Vegetas Hände an ihren Oberarmen, sein Gesicht kurz vor ihrem.

Noch nie hatte sie den Saiyajin so wütend gesehen.

Die kleinen Pupillen, die pochenden Adern an Hals und Stirn, sein aufbrausendes Ki, der Geruch von Aggression…zum ersten Mal bekam sie Angst vor ihm.

Vegeta sah so aus, als er würde er ihr wirklich wehtun wollen.

„Seit Monaten zerbreche ich mir den Kopf, wie ich uns alle retten kann. Meine Krieger trainieren sich halb zu Tode, um ein anständiges Level zu erreichen, damit sie nicht sofort verrecken. Alle anderen bemühen sich, wenigstens ihre Heimat zu schützen. Aber du...du hockst in deinem kleinen Häuschen und zählst dein Geld, anstatt einmal etwas Sinnvolles für dein Volk zu tun.“

„Wie war das? Ich zähle mein Geld? Mein Geschäft sieht für dich wie eine Spielerei aus, was? Ich bin ständig am Reparieren, weil es keinen Saiyajin gibt, der auch nur ansatzweise mein technisches Können hast. Wer glaubst du, hat die meisten Pods und Medic-Tanks repariert? All deine Techniker, die momentan hier sind, können mir nicht ansatzweise das Wasser reichen und fragen ständig um meinen Rat. Aber für dich ist das sinnlos?! Ich habe nur einen Zweck, um nützlich zu sein?! Du mieses Arschloch…“ sie zeterte und wandte sich in seinem Griff, nur um erneut hart an die Wand gestoßen zu werden. Sie keuchte auf, als ihr Rücken schmerzhaft an die Wand prallte.

„Es gibt genug Techniker und den Rest bekommen wir von unseren Verbündeten. Wir kaufen oder stehlen, was wir brauchen“ wischte er ihren Einwand beiseite. „Aber es gibt im ganzen Volk der Saiyajins nur eine Frau wie dich. Die Eine, die zu mir passt. Die Einzige, die in der Lage ist, mein Kind zu bekommen. Ich kann jederzeit verrecken und dann kann es wegen des Vakuums zu einem Machtkampf um den nächsten Anführer kommen. Glaubst du, wir haben dafür Zeit? Nicht, wenn ein verdammtes Monster auf dem Weg ist, dessen Level eine halbe Million beträgt!“ brüllte er sie mit steigender Lautstärke an.

Eine halbe Million?

Bulma erstarrte, sah den schwer keuchenden Mann vor sich erschüttert an.

Also das war es, was Vegeta all die Zeit versteckt hatte; warum er so bedrückt und müde ausgesehen hatte, so gejagt.

Er wusste, welche Gefahr auf sie zukam…und er hatte es für sich behalten, anstatt um Hilfe zu fragen.

Nein, stattdessen hatte er stumm nur eine Hilfe von ihr erwartet: dass sie sich von ihm schwängern lassen würde.

Dieser verdammte Idiot?!
 

Bulma ließ den Kopf hängen. Sie wirkte erschüttert.

Vegeta feixte höhnisch bei diesem Anblick.

Geschah ihr Recht, jetzt wusste das Weib, was sie angestellt hatte.

Doch als sie den Kopf hob, wirkten ihre Augen wie ein gleißendes Gewitter: in den blauen Iriden blitzte es wütend.

„DU VOLLIDIOT!“ schrie sie so laut, dass es in seinen Ohren schallte und er sie unwillkürlich losließ.

Er wich zurück, während sie auf ihn zustürmte. Ihre Finger pikten in seinen Brustkorb.

„Du wirfst mir vor, ich hätte dich nicht wegen etwas informiert, was uns beiden angeht. Aber selbst das größte Geheimnis für sich behalten?“ zischte sie ungläubig. „Geht unsere baldige Vernichtung mich etwa nichts an?“

„Ich wollte keine Panik auslösen“ erklärte er.

„SCHNAUZE!“ sie wollte seine dämlichen Entschuldigungen nicht hören. Im Grunde ging es doch nur um seinen pathetischen Stolz.

Da draußen war einer, gegen den Vegeta nicht ankam.

Uiihh, das konnte der große König der Saiyajins natürlich niemanden sagen, ganz besonders nicht seinem Volk und schon gar nicht der Frau, die er zu seiner festen Partnerin machen wollte.

Sie hatte ja schon lange vermutet, dass er ihr nicht vertraute und Geheimnisse besaß, aber das war doch wirklich ein Schlag ins Gesicht!

Sie dachte an den Gravity Ball, der unschuldig draußen im Garten stand, von niemanden groß betrachtet: ein Trainingstool, welches mit Leichtigkeit einen vermeintlich hoffnungslosen Fall wie Kakarott in einen der stärksten Krieger in der Geschichte der Saiyajins verwandelt hatte.

Wenn Vegeta etwas gesagt hätte…wenn er sie eingeweiht hätte…er hätte hier trainieren können.

Schön komfortabel auf Vegeta-Sei, mit ihr in der Nähe, anstatt auf irgendeinen fernen Todesstern zu reisen.

Aber niemand hatte einen Grund gesehen, über die Möglichkeit des GB aufzuklären, weder sie noch ihre Familie, denn wieso auch…es sah ja so aus, als wäre alles in Ordnung. Nur ein kleiner Krieg, jaja.

König Vegeta hatte alles im Griff…hah, Griff ins Klo!

„Mir Vorwürfe machen! Hah! DU hast nie gefragt, während ICH es wissen wollte, was da draußen vor sich geht. Hier hat nur einer gelogen. Hättest du mich wegen der Pille gefragt, hätte ich die Wahrheit gesagt. Wir hätten darüber reden können. Du hast mich nie gefragt, ob ich verhüte…“ raunzte sie ihn an. Bulma hatte dabei ein irres Funkeln in den Augen, was ihm mehr Angst machte, als er zugeben wollte.

„Du hast nie wie eine der Frauen gerochen, welche die Pille nehmen. Normalerweise kann man es riechen“ wandte er ein.

Aber Bulma nahm ein neuartiges Mittel ein, welches sie selbst durch die Medikamente der Tsufurujins gemischt hatte. Weder besaß es die Nebenwirkungen der bekannten Pille, noch veränderte es den Geruch der Körperausdünstungen.

„Also bist du einfach davon ausgegangen, dass ich mir nichts mehr wünsche als deine Brut in mir“ schlussfolgerte sie trocken. Er verkniff sich die Antwort.

„HAST DU SIE NOCH ALLE!“ schrie sie ihn an, um daraufhin ihre Lautstärke wieder zu senken für die nächsten Vorwürfe.

„Dauernd redest du davon, dass ich deine Partnerin wäre, deine Königin. Dass du nur mein Bestes willst, mich beschützen…aber eigentlich bist du nicht besser als mein Vater, der mich lange wie ein Kind behandelt hat. Diese ständige Bevormundung! Du respektierst mich nicht! Du vertraust mir nicht! Vegeta…“ Sie hielt inne, machte eine theatralische Pause.

Vegeta schluckte. Ihr Blick war eisig, mit einer neuen Grausamkeit, die nicht zu ihr passte.

„Was hält du davon…ich spende meine Gebärmutter!?“ fragte sie im süßlichen Tonfall, der einer verrückten Wissenschaftlerin würdig war. „Diese kannst du dann in einer deiner dummen Mätressen einpflanzen und schont hast du die Zuchtstute, die du immer haben wolltest. Und bestimmt findest du eine weitere Idiotin, die für dich den Thron warmhält. Am besten eine Taubstumme, die immer nur zustimmend nickt.“

Patsch, die nächste verbale Ohrfeige in Vegetas Gesicht.
 

Aber der König war niemand, den man mit ein paar Ohrfeigen auf die Bretter schicken konnte.

Das Weib tat so, als könnte sie sich so einfach von ihm trennen?

Nun ging er zum Angriff über.

Ein Schritt und er stand schon vor, um mit seinem Finger in ihrem Ausschnitt die Kette hervor zu angeln, die sie immer noch trug. Daran baumelte der gold-blaue Ring.

Vegeta hatte ihn sofort erkannt, selbst als sie sich in verzehrter Leidenschaft auf dem Sofa geliebt hatte. Der Anblick, wie das bedeutsame Schmuckstück zwischen ihren Brüsten gebaumelt hatte, der blaue Edelstein auf ihrer hellen Haut, würde er niemals vergessen.

„Hast du nicht was vergessen“ schnurrte er und ließ den Ring vor ihr baumeln, mit leichtem Zug an der Kette um ihren Hals. „Du liebst mich“ erinnerte er sie.

Sie würde den Ring sonst nicht tragen.

„Vegeta, du missverstehst etwas“ hauchte Bulma ihm entgegen. „Das ist keine Fessel!“

Für sie war der Ring ein Symbol ihrer Partnerschaft; stellte er doch eine Kombination ihrer Farben dar.

Aber für Vegeta bedeutete die ringförmige Form wohl nichts anderes als eine Handschelle.

Ein weiterer verbaler Sieg für Bulma, was Vegeta zähneknirschend bemerkte.

„DU bist es, die mit meinen Gefühlen spielt, nicht umgekehrt. Keine andere Frau würde sich solche Frechheiten erlauben, aber DU fühlst dich sicher. Wir stehen am Rande unserer Vernichtung“ brauste er auf „und du verschweigst mir…“

„Ich verschweige dir gar nichts. Du hast immer nur stumm angenommen. Ich habe dich nie angelogen, im Gegensatz zu dir. Du sagst, ich wäre deine ebenbürtige Partnerin. Aber du weihst mich nicht ein, du willst mir nicht den Sarang schwören…“

„Also darum geht dir in Wirklichkeit?! Du willst mich bestrafen, nur weil ich nicht schwören will…“ rief er laut aus.

„Sag mal, hörst du selbst mal zu? Ich, ich, ich…ständig geht es nur um dich und dein Wohl“ unterbrach sie ihn zeternd.

„Mein Wohl? Ständig wirfst du mir vor, ich wäre selbstsüchtig und treulos. Ich habe dir versprochen, keinen Harem zu gründen“ erinnerte er sie. „Ich habe dich gefragt, was du willst und dir alles erlaubt.“

„Ja, aber offiziell hast du immer noch die Freiheit zu betrügen. Jedes Flittchen kann sich an dich reiben, weil kein Saiyajin von deinem Treueschwur erfährt. Warum kannst du mir nicht gleich den Sarang schwören? Dann wäre das kein Thema mehr. Wo ist denn noch der Unterschied zwischen Sarang und unser Abkommen, abgesehen davon, dass der Sarang es offiziell macht“ wollte sie wissen. „Aber du willst dich nicht zu mir bekennen…niemand soll wissen, dass wir beide nicht nur eine geschäftliche Partnerschaft haben, sondern auch eine emotionale. Liebe ist doch keine Schwäche, Vegeta.“

Je mehr sie darüber sprach, desto trauriger wurde sie. Die Flammen des Zornes nahmen ab, nur um von einem See von Tränen ersetzt zu werden.

Vegeta, der das Zittern ihrer Lippen bemerkte, die Feuchte in ihren Augen, hörte aber nicht auf, sondern ging zum Angriff rüber, bevor es zu spät war. Wenn ein Gegner anfing zu wanken, musste man zuschlagen.

Er hatte keine Geduld mehr. Bulma hatte sein Vertrauen und sein Einverständnis lang genug ausgenutzt.

„Hier ist nur einer von uns ein selbstsüchtiges Miststück“ fluchte er. „Ich bin bereit, mein Leben in der Schlacht zu geben, wenn ich dafür mein Volk retten kann. Ich denke gleichzeitig daran, was danach kommt, damit die Saiyajins sich nicht untereinander bekriegen. Aber du und deine Sonderwünsche stehen unserem Überleben im Weg“ sprach er streng und schritt auf Bulma zu.

Nun war sie es, die zurückwich.

Ihre Wut war wie ein Strohfeuer, was schnell brannte, aber auch einen erschöpfte. Ihr Adrenalinpegel war schneller erschöpft, während Vegeta seine Energie besser unter Kontrolle hatte.

Diese setzte er nun indirekt ein, um mit einer neuen Dominanz auf die geschwächte Frau einzureden.

„Hör auf damit“ stöhnte sie und rieb sich erschöpft über die Stirn. Ihr Kopf fing an zu schmerzen, störte ihre Konzentration. Sie konnte kaum sprechen. „Das ist nicht wahr.“

Aber Vegeta hörte nicht auf. Im Vorbeigehen schnappte er sich seinen Brustpanzer, der noch auf dem Boden lag und zog ihn sich über.

„Ich habe genug von deinen Spielereien und Täuschungen, Weib. Du sagst, du bist erwachsen? Dann benimm dich auch so. Jeder Saiyajin tut sein Bestes für dein Volk. Ich erwarte das gleiche von dir“ sprach er. Er sah sich nach seinen Handschuhen um. Den Umhang hatte er immer noch nicht gefunden.

„Tu nicht so, als wäre ich nutzlos. Als hätte mein Leben nur einen Sinn“ bat Bulma leise. „Mach das nicht kaputt…bitte.“

Bulma wünschte sich, sie könnte wieder wütend werden und ihn anschreien, aber es verbrauchte so viel Energie. Jetzt fühlte sie sich müde und schwach, voller Zweifel.

Hatte Vegeta Recht? Musste sie anders darüber nachdenken, nun wo sie über diese Gefahr Bescheid wusste?

Ein Wesen mit einem Powerlevel von einer halben Million, die drohende Vernichtung…und Vegeta war seit Monaten allein mit der Bürde, das Überleben seines Volkes zu sichern.

Wie belastend musste das für ihn gewesen sein, sich niemanden zu offenbaren.

Vielleicht hatte es nicht an seiner Sturheit und Eitelkeit gelegen, sondern weil er überfordert gewesen war.

Ganz allein, mit all diesen bedrückenden Sorgen…so mancher wäre zusammengebrochen unter diesem Druck.

„Ich nehme dich mit in den Palast“ sprach Vegeta weiter, mit kalter Entschlossenheit, während er die gefundenen Handschuhe überzog. Was den Umhang anging, so ließ er es bleiben; da gab es Wichtigeres. Er besaß genug Ersatz.

Er wandte seine Aufmerksamkeit der blassen Frau zu, die sich an der Wand abstützte. Seine dominante, aggressive Aura schwächte sie.

Er trieb ein unfaires Spiel mit ihr, weil er diese Taktik anwandte. Sie konnte sich nicht gegen diesen indirekten Angriff wehren, da ihr Ki zu schwach war. Aber er gab ihr nur das zurück, was sie ihm angetan hatte: Verrat und Täuschung.

Er trat auf sie, packte sie an einen Arm.

„Du wirst bis zur Zeremonie in meinen Gemächern wohnen. Dann beziehst du deine eigenen. Du wirst im Palast leben“ verkündete er. Sie starrte ihn erschrocken an.

Er nahm ihr ihre Freiheit? Das konnte er ihr nicht antun?!

Ihre Beine knickten geschockt ein, aber er hielt sie immer noch am Oberarm fest und zog sie ein Stück höher. Hochmütig blickte er auf sie herab, sah direkt in ihren offenen Ausschnitt, wo sich der Ansatz ihrer Brüste offenbarte. Er schmunzelte lüstern bei diesem Anblick.

„Du hast zugegeben, momentan keine Pille zu nehmen. Das bedeutet, jetzt ist eine gute Zeit, um das nachzuholen, worum du mich die ganze Zeit verraten hast. Bis zu deiner Krönung werden wir beide viel Spaß haben“ schnurrte er.

„Nein“ Bulma hauchte, sie zitterte. Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, doch er hielt sie nur fester, zog sie an sich. Seine freie Hand strich begehrlich über ihren Bauch.

Sein Mund näherte sich ihrem Ohr, um düster hineinzuraunen: „Keine Angst…ich werde dafür sorgen, dass du dich gut fühlst. Bevor ich losfliege, will ich sicher sein, dass du DEINEN Teil der Abmachung einhältst.“

„Tu das nicht, Vegeta. Setz uns nicht aufs Spiel. Nutz das nicht als Waffe“ flehte Bulma ihn an.

Sie verstand seinen Zorn, aber dafür konnte er doch ihre Beziehung nicht auf diese Art und Weise verraten?!

Aber Vegeta mochte seinen eisigen Zorn. Er fühlte sich besser an als Gewissensbisse und Mitleid.

Er war davon überzeugt, dass die blauhaarige Frau ihn ausgenutzt hatte und er war angeekelt von seiner Schwäche, dass er dies zugelassen hatte. Er hasste diese Gefühle, die er nicht unterdrücken konnte und die ihn angreifbar gemacht hatten.

Für keine andere Frau hätte er sich so zum Deppen gemacht.

Nun würde er sie mit geballter Härte bestrafen. Wenn sie nicht fliehen sollte, musste er sie anketten.

„Seit ich erfuhr, dass deine Gene zu mir passen, habe ich das Anrecht, dich zu nehmen“ verkündete er und sah herrisch auf sie herab. „Du hast mir gezeigt, dass dir nicht zu trauen ist. Mit meinem Recht als König beanspruche ich dich daher, Bulma.“

Sie schluchzte, schüttelte den Kopf.

Sie wollte diesen rachsüchtigen Vegeta nicht, diesen kalten König. Das war nicht der Mann, in den sie sich verliebt hatte.

„Auf die Beine!“ befahl er ihr „Oder soll ich dich widerspenstiges Weib an den Füßen in den Palast schleppen? Willst du das?“

Sein Griff an ihren Arm wurde fester, tat weh. Bulma schrie auf, als er sie gegen ihren Willen mitzog.

„Lass sie auf der Stelle los!“ befahl eine eisige Stimme.

Vegeta und Bulma hielten inne, drehten überrascht den Kopf.
 

Im Eingang zum Wohnzimmer stand Kakarott, der streng auf das streitende Paar starrte und besonders Vegeta im Blick hatte.

Er trug Zivilkleidung, rotes Hemd und Hose, mit einem blauen Obi gegürtet, anstatt seine Rüstung.

Als er Bulmas aufgebrachtes Ki gespürt hatte, war er alarmiert aus dem Bett gesprungen und hatte das Nächstbeste angezogen. Da er in ihrer Nachbarschaft wohnte, hatten seine feinen Sinne ihren Gefühlstumult erfasst, ihr unruhiges Ki.

Chi-Chi, die auf ihn gelegen hatte, war vor lauter Überraschung fast aus dem Bett gefallen.

Blinzelnd hatte sie dabei zugesehen, wie ihr Mann sich eilig anzog.

„Wo willst du hin?“ hatte sie staunend gefragt. „Brennt es irgendwo?“

„Bulma ist in Gefahr“ rief er ihr zu, bevor er die Treppe runterrannte.

„Huh?“ Chi-Chi blinzelte erneut, dann stellte sie sich eine Frage. Sie sprang auf, ohne auf ihren nackten Körper zu achten.

„Woher willst du das wissen?“ rief sie ihm nach.

Aber da war er schon verschwunden.
 

„König Vegeta, was soll dieses ehrlose Benehmen?“ fragte Kakarott streng an den Herrscher gewandt, der immer noch Bulma festhielt.

„Das geht dich nichts an, Pöbel“ knurrte Vegeta.

„Sie ist meine Schwester“ antwortete der Unterklassekrieger und ballte kampfbereit die Fäuste.

„Und ich bin dein König und beanspruche diese Frau. Was willst du dagegen tun, du Kakerlake“ lachte Vegeta höhnisch.

„Tja, dann sehe ich nur eine Lösung…ein Tatakai“ der jüngere Krieger grinste, ohne eine Spur Freundlichkeit drin.

„Was? Nein, das tust du nicht, du Blödmann“ Bulma riss sich für einen Moment zusammen, um ihren Bruder zu schelten.

Vegeta lachte dagegen laut.

Kakarott war es aber ernst.

So ernst, dass er Vegetas Schwachstelle angriff: seinen Stolz

„Ist der König so ehrlos, dass er eine Frau aus ihrem eigenen Haus entführt?“ fragte er mit schräg gelegtem Kopf. „Meine Schwester will Euch nicht folgen und Ihr kennt nur die Macht von Zwang und Gewalt. Anscheinend kennt Ihr keine andere Art der Überzeugung? Ihr scheint es im Bett es ja nicht zu bringen, was?“

„Du Made wagst es…? Kenne deinen Platz, Unterklasse. Ich nehme nur, was mir gehört“ fuhr Vegeta ihn schneidend an.

„Nein!“ Kakarotts Stimme war von ungewöhnlicher Entschlossenheit. „Solange meine Schwester nicht will, kann sie niemand zu etwas zwingen. Nur über meine Leiche.“

„Oh, willst du sterben, Kakarott?“ grinste Vegeta. „Den Wunsch kann ich dir erfüllen.“

„Ich habe keine Angst vor dir, Vegeta“ antwortete der Jüngere mutig. „Wäre mein Vater hier, würde er ebenso handeln. Du kannst dir nicht alles erlauben.“

Beide Krieger standen in einen Blickduell, ihre Schweife schwangen erwartungsvoll hinter ihren Rücken.

„Nein, nein, Vegeta, tu das nicht! Kakarott, halt dich da raus! Es ist okay“ flehte Bulma die beiden Männer an, während sie bittend an Vegetas Arm zog.

Doch keiner schien ihr zuzuhören.

Beide Männer waren bereits in einen unsichtbaren Hierarchiekampf verstrickt.

Es ging darum, ihre Stellung zu beweisen.

Vor Urzeiten, als die Saiyajins noch riesige, affenartige Wesen waren, hätten sie sich drohend auf ihre Brust geschlagen. Selbst in ihrer humanen Form spürten sie ihr inneres Biest knurren, welches das gegnerische Männchen besiegen wollte.
 

Überraschend tauchte Chi-Chi hinter Kakarotts Rücken auf, von seiner Aussage wegen Bulma beunruhigt. Über seine Schulter sah sie die Blauhaarige mit dem aufgelösten Gesicht sowie der grimmige König, der drohend über ihr ragte.

Chi-Chis fürsorgliche Seite entbrannte. Sie presste sich an Kakarott vorbei, der immer noch im Türrahmen den Weg versperrte, um zu ihrer Freundin zu gelangen. Ihre Arme umschlangen den zierlichen Körper, drückten ihn an ihre mütterliche Brust.

Vegeta hielt sie nicht auf, weil er seinen Blick nicht von dem potenziellen Gegner vor sich wenden wollte. Kakarott sah nur scheinbar locker aus, doch der angespannte Körper war sprungbereit. Würde der Krieger eine Unachtsamkeit von Vegeta erwischen, würde er den König angreifen.

„König Vegeta, Ihr tut Bulma weh“ meldete sich Chi-Chi leise zu Wort, welche die gereizte Haut um den geschwollenen Arm bemerkte. Vegetas Finger hatten sich tief eingegraben, die ersten blaue Flecke bildeten sich bereits.

„Das hat sie sich selbst zuzuschreiben“ grunzte Vegeta, der immer noch Kakarott anstarrte. Bei diesem Worten verzog er wütend das Gesicht.

„Lass sie los, du Mistkerl!“ fauchte er.

„Ich lasse nichts aus meinen Händen, was mir gehört“ entgegnete der König.

Kakarott ging in die Knie, sprungbereit.

Er war kurz davor, Vegeta zu attackieren, damit er Bulma freiließ. Anderseits hielt dieser ihren empfindlichen Arm im Griff, den er ihr jederzeit brechen konnte.

Er sah nur einen Weg aus dieser Bredouille: ein Tatakai, einen ehrenhaften Kampf, damit Vegeta seine Finger von Bulma ließ.

Sein Herz klopfte aufgeregt bei diesem Gedanken.

„Was ist mit meiner Herausforderung zum Tatakai?“ fragte Kakarott.

„Ein Unterklassekrieger hat nicht das Recht den König herauszufordern“ winkte Vegeta spöttisch ab.

Diese Regel störte Kakarott schon lange, denn wegen ihr durfte er nicht gegen höhere Klassen antreten, obwohl er sie überragte.

An einer Beförderung hatte er aber kein Interesse, weil ihm die zusätzliche Arbeit zu stressig erschien. Ein Team zu führen, Berichte zu schreiben, Missionen zu planen…darauf hatte er keine Lust.

„Doch“ meldete sich plötzlich Chi-Chi zu Wort. Mit giftigem Blick starrte sie zum König hoch.

„Als Familienmitglied der Frau, die Ihr entehren wollt, hat er das Recht“ erinnerte sie.

Als weibliche Saiyajin kannte sich Chi-Chi sehr gut mit den Rechten der Frauen aus.

„Entehren? Ich erheben sie zu meiner Königin, das ist keine Entehrung“ widersprach Vegeta und sah nun zum ersten Mal stirnrunzelnd auf die schwarzhaarige Frau herab.

„Hmpf, solange weder sie noch ihre Familie dem zustimmt, ist das, was Ihr tut, nichts weiter als Zwang. Wenn wir das dem Rat vorbringen und dem Volk bekannt wird…was wird man über Eure Ehre sagen“ argumentierte diese furchtlos.

Ein überzeugendes Argument.

Vegeta löste seinen Griff, woraufhin Bulma sich komplett erschöpft in Chi-Chis Arme sinken ließ.

„Na gut…aber dieses Tatakai wird nicht öffentlich sein“ wandte sich Vegeta an seinen zukünftigen Gegner. Eine taktische Entscheidung, damit die Öffentlichkeit nichts von diesem Streit erfuhr. Vegeta wollte, dass man seine zukünftige Partnerschaft als harmonisch an. Sie mussten ein Vorbild sein und keinen Anlass für Gerüchte geben.

Das Tatakai musste an einen entfernten Ort stattfinden, weit weg von jeglichen Augen und Ohren.

„Planet Yasai ist gerade unbesetzt, das passt perfekt. Rufe einen Sekundanten, dann fliegen wir los“ befahl er.
 

Ein Sekundant war nicht zwingend erforderlich in einem Duell.

Er war Zeuge und zu seinen Aufgaben gehörte es, entweder vom Sieg zu erzählen oder von der Niederlage.

In öffentlichen oder privaten Tatakais, wo es genug Zeugen gab oder man sich auf ein nicht-tödliches Duell einigte, war das nicht nötig.

Aber in einem privaten Kampf wusste man sonst nicht, was abgelaufen war. Die Sekundanten verhinderten eine Einmischung in den Kampf und das dieser fair verlief. Der Sekundant des Gewinners verkündete den Triumpf, der Sekundant des Verlierers informierte die Familie des Toten und brachte, wenn möglich, die Übererste zu ihnen.

Indem Vegeta auf einen Sekundanten bestand, zeigte er, was er plante: ein tödliches Tatakai.

Chi-Chi, die sich mehr mit dieser Tradition auskannte als Bulma, begriff darum Vegetas Worte als erstes.

„Majestät“ rief sie entrüstet. „Tut nicht, was unumkehrbar ist!“

Was glaubte der König, wie Bulma reagieren würde, wenn sie vom Tod ihres Bruders erfuhr?

Wollte er so ihre Ergebenheit erzwingen?

Vegeta grinste fies.

„Ich zwinge ihn nicht zum Kämpfen. Er kann jederzeit aufgeben und den Weg frei machen. Hörst du, Kakarott…wenn dir dein Leben lieb ist, knie nieder!“

Vegeta sah den Jüngeren nicht als ebenbürtigen Gegner an, nur als lästige Plage.

Er hoffte, ihn durch diese Drohung zum Aufgeben zu zwingen. Er plante eigentlich nicht, ein Familienmitglied von Bulma zu töten.

Tatsächlich schien der Strubbelkopf nachzudenken und zu zögern.

Doch dann fing er an zu grinsen und sah in Richtung Fenster.

„Einverstanden“ sagte er „mein Sekundant ist gerade auf dem Weg hierher.“

Er spürte, wie eine bekannte Energie sich ihnen näherte.
 

Es krachte, als ein Geschoss durchs Fenster sprang und damit Glas sowie die halbe Mauer einstürzen ließ.

Chi-Chi schrie erschrocken auf und beugte sich schützend um die fast bewusstlose Bulma, während Vegeta und Kakarott unbeeindruckt still blieben, bis sich der Staub legte.

Das Geschoss stellte sich als muskelbepackten, langhaarigen Saiyajin heraus: Radditz.
 

Bevor Chi-Chi ihrem Gefährten gefolgt war, hatte sie Kakarotts Scouter genutzt, um dessen Bruder zu rufen. Die Saiyajin erinnerte sich noch gut an Peppas hinterlistigen Angriff und hatte etwas Ähnliches befürchtet. Da sie wusste, dass Radditz sich momentan ebenfalls auf Vegeta-Sei befand und in so einem Fall garantiert informiert werden wollte, hatte sie ihn um seine Hilfe gebeten.

Nun war er hier: kampfbereit, von der Angst erfüllt, dass erneut jemand ein Attentat auf seine Schwester plante.

Doch als er sich zähnefletschend umsah, bemerkte er nur bekannte Gesichter.

Wo war der Feind?!

„Vegeta, was machst du hier?“ fragte er überrascht und richtete sich auf, ließ die Fäuste sinken.

„Radditz, du bist mein Sekundant“ erschallte von der anderen Seite die Stimme seines Bruders.

Radditz kam nicht dazu, die Frage nach dem Warum zu stellen, da Kakarott ihn aufklärte: „Ich habe Vegeta zu einem Tatakai herausgefordert. Er sagte, ich brauche einen Zeugen…das bist du.“

Genau wie Chi-Chi begriff Radditz sofort die Bedeutung.
 

Er drehte den Kopf zu Vegeta, wollte wissen, ob das wahr sei. Dessen überhebliche Miene überzeugte ihn davon.

Radditz sank augenblicklich vor ihm auf die Knie und senkte den Kopf tief zu Boden.

„Vegeta, mein König, bitte verzeih ihm. Egal, wie er dich beleidigt hat…mein kleiner Bruder ist ein Dummkopf, er wusste es nicht“ flehte er eilig um Gnade.

Was immer Kakarott auch angestellt hatte…Radditz wusste, Betteln war der einzige Weg, um ihn da herauszuholen.

Niemals könnte sein kleiner Bruder gegen den König der Saiyajins bestehen. Um ihn zu retten, pfiff Radditz auf seinen Stolz und sank für ihn zu Boden.
 

Vegeta sah mit arroganter Miene auf den gebückten, demütigen Saiyajin herab, bevor er sich wieder an den Herausforderer wandte.

„Hörst du das, Kakarott? Weder dein Weib noch deine Schwester oder Bruder wollen, dass du kämpfst“ gab er ihm die Chance, aufzugeben.

Doch Kakarott wollte diese Rettungsseil nicht ergreifen.

„Radditz, steh auf. Du brauchst dich nicht für mich zu erniedrigen. Es ist meine Entscheidung und mein Leben“ sagte er schlicht. „Ich, Kakarott, Krieger der Saiyajins, verlange dieses Tatakai. Ich wünsche weder meinen Tod noch den deinen. Sollte ich gewinnen, wirst du meine Schwester ziehen lassen“ verlangte er.

Kakarott zeigte damit, dass er das Risiko kannte, im Duell zu sterben.

Aber er glaubte, er hätte eine Siegeschance; ja, dass er es sogar nicht nötig hatte, Vegeta zu töten: das war eine Beleidigung für den Elitekrieger.

Chi-Chi und Radditz schrien dagegen empört auf bei Kakarotts wahnwitzigen Plan. Bulma versuchte zu sprechen, konnte aber kaum ihre Zunge bewegen.

„So sei es“ nahm Vegeta die Herausforderung an. „Im Gegensatz zu dir bin ich nicht so nett. Wenn Pöbel wie du an unserer Herrschaft kratzen will, so gebührt ihm der Tod. Ein Unterklassekrieger fordert einen Elitekrieger heraus, hah!“ er lachte abfällig.

Aus seinem Brustpanzer holte Vegeta einen Scouter heraus und setzte ihn auf. Dieses neue Modell war zierlicher, mit einklappbarem, rotem Visier.

„Nappa“ rief er seinen ältesten, treuesten Untergebenen an. „Ich weiß, du bist in der Nähe. Setz dich in deinen Pod und fliege nach Yasai. Du sollst Zeuge meines Sieges über einen Idioten mit großer Klappe sein.“

Vegeta behielt den Scouter gleich auf und nutze die Gelegenheit, um Kakarotts Kampflevel zu messen: es lag bei 9.000.

Früher wäre so ein Wert unvorstellbar gewesen für einen Unterklassekrieger. Ganz besonders bei jemanden, der als Kind nur einen niedrigen Wert unter 50 besessen hatte.

Aber dank dem harten Ausbildungstraining der letzten Monate schien sogar Unkraut wie Kakarott zu wachsen. Das hatte er vermutlich seinen großen Bruder zu verdanken, aber der würde ihm nicht mehr helfen können.

Immerhin betrug Vegetas Messwert über 30.000.

Radditz hob seinem Kopf. Mit aufgerissenen Augen starrte er abwechselnd seinen Kommandanten und seinen Bruder an und wartete darauf, dass jemand laut „Scherz, wir haben dich reingelegt!“ rief.

Aber dieser erlösende Ruf kam nicht, stattdessen lächelten sich die beiden Saiyajins nur vorfreudig an.

„Kakarott“ rief Radditz seinen Bruder zu. „ich bitte dich, hör auf mit dem Blödsinn.“

Radditz, als zuletzt ankommender, verstand diese Situation nicht.

Was war hier los?

Warum bestand sein Bruder auf dieses Duell?

Verstand er nicht den Klassen-Unterschied?

Er sah sich nach Hilfe um und bemerkte nun die bewusstlose Blauhaarige in Chi-Chis schützender Umarmung. Ihr Gesicht war von Tränen gerötet, sie hielt sich ihren geschwollenen Arm. Ihre Nähe zu Vegetas Füßen implizierte, wer der Verursacher war…

Also das war der Grund…Vegeta hatte keine Geduld mehr und verlangte Bulma.

Radditz senkte beschämt den Kopf. Er kannte Vegetas Privileg und würde sich deswegen nicht einmischen. Immerhin ging es hier um die Zukunft des Königshauses sowie der Saiyajins. Ein loyaler Soldat wie Radditz gehorchte da automatisch.

„Radditz“ Kakarott sprach ihn an. Der Ältere drehte den Kopf zu ihm. Er stutzte, als er diese selbstbewusste Miene des Jüngeren sah.

„Mach dir keine Sorge“ beruhigte ihn jener. „Bitte…unterstütz mich einfach in meiner Entscheidung. Ich tue alle, um zu siegen, okay?“

Diese Worte waren nicht nur an seinen Bruder/Sekundanten gerichtet, sondern auch an seiner Gefährtin.

Chi-Chi war die erste, die nickte. Sie vertraute ihren Gefährten. Er würde niemals ohne Plan in eine aussichtslose Situation fliegen. Er war tückischer als die anderen Saiyajins glaubten.

„Ich kümmere mich um Bulma“ versprach sie den Brüdern. Sie wusste, wo im Haus der Arzneikasten stand. Sie würde ihre Schwägerin aufpäppeln.

Vermutlich ging es ihr besser, sobald Vegeta aus ihrem Umfeld verschwunden war.

Chi-Chi hatte, seit sie im Haus war, eine Gänsehaut und schwitzte kalten Angstschweiß. Obwohl sie keine geübte Kriegerin war, spürte sie die eisige Energie, die von Vegeta ausstrahlte und jegliche Wärme raubte.

„Habt ihr genug geschwätzt?“ fragte Vegeta abfällig. „Dann ab in eure Pods! Wir sehen uns auf Yasai.“

Mit diesen Worten drehte er sich um und flog aus dem Loch im Haus, welches Radditz verursacht hatte.

Radditz stand auf und ging auf seinen Bruder zu. Besorgt legte er eine Hand auf seine Schulter und beugte sich zu ihm vor.

„Ich kenne Vegeta besser als du“ flüsterte er ihm zu. „Er wird mit dir spielen. Wenn du begreifst, dass du ihn nicht schlagen kannst, gib auf! Er will nur seine Macht beweisen. Wenn du genug bettelst, verschont er dich. Dann überlebst du und ich bringe deinen Körper in den nächsten Medic-Tank.“

Kakarott lächelte, klopfte seinem Bruder beruhigend auf die Schulter, sagte aber nichts.

Seine Worte würden Radditz nicht beruhigen: Kakarott hatte nicht vor, zu betteln oder aufzugeben.

Seit Jahren träumte er davon, gegen Vegeta anzutreten. Diese Chance würde er auskosten.

Radditz würde nur panisch werden, da der Krieger nicht wusste, wie hoch Kakarotts wahres Level war.

Beide Krieger marschierten ebenfalls zur offenen Mauer heraus. Bei diesem Anblick rieb sich Radditz unbehaglich den Kopf.

Sobald Bulma aufwachte und dieses Chaos sah, würde sie ausflippen

Das Wohnzimmer lag in Staub, die Mauer war zertrümmert, ihr kleiner Bruder ging in ein Todesduell gegen ihren Liebhaber und am Ende des Tages musste er ihr Rede und Antwort stellen.

Radditz hatte sich eigentlich für seinen freien Tag etwas Schöneres vorgestellt als diesen Stress.

Die beiden flogen los, in Richtung Raumhafen, wo ihre Pods standen.

Erst da fiel Radditz die rote, dünne Kleidung seines Bruders auf, die keinen Schutz versprach.

„Willst du keine Rüstung anziehen? Ich besorg dir sonst schnell eine“ gab er ihn den Rat.

Kakarott zog nachdenklich an seinem Oberteil. Selbst der beste Brustpanzer würde ihn nicht gegen Vegeta helfen. Dafür war seine Kleidung atmungsaktiver und dehnbarer, er fühlte sich darin wohler.

„Nein, ich bleibe so“ winkte er ab. „Darin kann ich mich besser bewegen.“

„Schön, wie du willst“ Radditz ließ seinem sturköpfigen Bruder seinen Willen. „Aber wegen meinem Rat…denk daran. Gib auf, wenn es aussichtslos wird. Ich habe wirklich keine Lust, unserer Familie von deinem Tod zu berichten.“

Kakarott lächelte seinen Bruder wehmütig an. Radditz Fürsorge, die er sonst hinter ironischen Geplänkeln versteckte, war rührend. Er kümmerte sich stets um seine jüngeren Geschwister.

Trotzdem, in diesem Fall würde er nichts tun: dafür war er zu loyal gegenüber dem König. Selbst wenn er zähneknirschend dabei zusehen musste, wie Vegeta ihrer Schwester mitnahm, würde er sich nicht wehren. Vermutlich würde sich Radditz für seine Untätigkeit sogar selbst hassen.

Bardock war anders, er kümmerte sich nicht um die Ehre des Königs. Aber er war nicht anwesend.

Kakarott war der Einzige, der für Bulma kämpfen konnte.

„Ich werde nicht vor Vegeta kuschen“ knurrte er. „Was immer da in ihm vorgeht…einer muss ihn zur Besinnung schlagen.“

„Du meinst ‚besinnungslos‘ schlagen“ verbesserte Radditz trocken, der nicht daran glaubte, dass Kakarott überhaupt den König berühren konnte.

Etwas zerbricht

Etwas zerbricht…

 

Bei den Saiyajins herrschten seit Beginn ihrer Kultur auf Vegeta-Sei eine hierarchische Struktur in Form einer Pyramide. An der Spitze stand der König, während der Hauptteil, der Boden, von den Zivilisten, den sogenannten „No-Name-Saiyajins“, den Schwächsten ihrer Art gebildet wurde. Dazwischen standen die Krieger, eingeteilt in ihren Klassen, wobei die Schwächsten der Unterklasse sich manchmal nur von den „No-Name“ unterschieden, weil diese sich zu kämpfen trauten.

Aber auch vor ihrer Zeit auf Vegeta-Sei, auf ihrem Urplaneten Sadal, herrschten ähnliche Strukturen, allerdings ohne König an der Spitze, dafür mit gewähltem Rat oder Stammeshäuptling.

Jeder hatte seinen Platz in der Gesellschaft, wusste daher, wie seine Pflichten aussahen und kannte seine ihm gebührenden Privilegien.

Der Stand einer Frau wurde dadurch entschieden, wie jung und wie gesund sie war und welche Fähigkeiten sie besaß. Ähnlich war es bei den Männern, wobei hier ihre Gesundheit und Stärke die vorherrschenden Fähigkeiten sein mussten. Mit „Stärke“ war nicht nur körperliche Kraft gemeint, sondern eine Kombination aller Fähigkeiten, die das Überleben sicherten.

Um in der Hierarchie entsprechend aufzusteigen, waren Kämpfe gegeneinander nötig, um sich zu beweisen. Auf diese Weise konnte sich niemand in einer höheren Ebene auf seinen Erfolgen ausruhen und musste die Konkurrenz von unten fürchten. Im Gegenzug konnten die Niederen sich von unten durch Hartnäckigkeit und Fleiß bis in eine mittlere Ebene durchschlagen.

Jedoch zeigte die Geschichte, dass eine elitäre Position von Geburt an vorgegeben waren.

Die Unglücklichen, welche schwach geboren waren, konnten nie denen das Wasser reichen, die von der Natur reichlich gesegnet waren. Die Elite, die an der Spitze der Pyramide stand, herrschte über die unterste Kaste. Es war ihr Recht, als die Stärksten ihres Volkes.

Niemand konnte sich mit ihnen in einem fairen Kampf messen.

Ihre Position schien unantastbar.

Aber manchmal kann eine Veränderung der fast gesetzartigen Umständen schlagartig stattfinden und alles, woran man glaubt, umstürzen.

 

In der Gegenwart…

Vegeta und Kakarott landeten beide zeitgleich auf den kleinen Planeten Yasai, dem nächstgelegenen Planeten von Vegeta-Sei. Er befand sich aufgrund seiner Nähe zu ihrer Heimat im Herrschaftsgebiet der Saiyajins.

Yasai war seit der Herrschaft König Vegetas II. als Ausbildungsort für die jungen Rekruten ausgewählt worden. Er hatte damals die Regel aufgestellt, dass das erste Ausbildungsjahr auf diesen Planeten stattfinden musste, damit den rauffreudigen Rekruten die nötige Disziplin beigebracht wurde. Es bestand sonst die Gefahr, dass diese pubertären, hormongesteuerten Jünglinge die zivile Ordnung zu sehr stören würden. Auf Yasai durfte man sich austoben, auf Vegeta-Sei war das verboten.

Nachdem Yasai im Laufe der Jahrzehnte ständig kämpfende Saiyajins ausgehalten hatte, lebte dort außer ein paar hartnäckigen, Sauerstoffproduzierenden Pflanzen nichts mehr. Daneben befanden sich auf dem öden Planeten nur Felsenwüsten mit tiefen Schluchten sowie die einfachen Baracken der Soldaten. Zum jetzigen Zeitpunkt war er völlig unbewohnt, da alle Rekruten sich auf Vegeta-Sei befanden, um den Heimatschutz zu verstärken.

Yasai war damit der perfekte Kampfplatz für zwei starke, sich duellierende Saiyajins.

„Bist du bereit?“ fragte Vegeta, kam aus dem Pod ausgestiegen. Er gab seinem Gegner die letzte Chance, aufzugeben.

Eine Hilfeleistung, die der vorlaute Unterklassekrieger eigentlich nicht verdiente. Er bekam sie nur, weil er der Bruder von Bulma war.

Doch anstatt Furcht, zeigte Kakarott das gleiche selbstbewusste, kampffreudige Lächeln wie Vegeta.

„Ja, folge mir“ mit einem Kopfnicken deutete Kakarott zur Erklärung auf ihre Pods, damit diese nicht aus Versehen während ihres Kampfes in Mitleidenschaft gezogen wurden.

„Meinetwegen“ spottete Vegeta, der der Meinung war, diesen Kampf so schnell zu beenden, dass es sowieso keine Gefahr für die Pods geben würde.

Aber wenn sich der Jüngere dann besser auf den Kampf konzentrieren konnte…er sollte keine Ausrede für eine Niederlage erhalten.

Kakarott flog los und Vegeta folgte ihm.

Radditz und Nappa, die beiden Sekundanten, die schweigsam blieben, folgten ihnen im gebührenden Abstand. Sie würden den Kampf von weitem beobachten: ihre Aufgabe war es, Eindringlinge abzuhalten, die sich einmischen wollten, beziehungsweise Zeugen des Geschehens zu sein.

 

Sie umrundeten den Planeten zur Hälfte; Vegeta dicht an Kakarotts Hacken.

Dieser erkannte stirnrunzelnd, dass Vegeta keine Probleme hatte, ihm zu folgen. Für Kakarott, der sich auf seine Schnelligkeit stets etwas eingebildet hatte, ein übles Zeichen.

Über einem Felsenplateau hielt der Jüngere inne und schwebte zu Boden.

„Ein hübscher Friedhof“ lobte Vegeta ihn spöttisch, der auf einen Felsen oberhalb landete, wodurch er auf den Jüngeren herabsehen konnte. „Wo soll ich dich begraben?“

Kakarott konnte über den Witz nicht lachen. Vor allem nicht, da er wusste, wie es hinter dem despektierlichen Lächeln aussah. Vegetas Aura erzählte dem jüngeren Krieger genau, wie angespannt er war. Der König war ernsthaft erzürnt über diesen Affront, auch wenn er versuchte, es mit Humor zu nehmen. Kakarott verhinderte mit seiner Herausforderung, dass der König seine auserwählte Braut entführen konnte. Nur deshalb erhielt dieser Schwächling die einmalige Gelegenheit, gegen den besten Elitekämpfer antreten zu dürfen und durfte damit dessen Zeit verschwenden.

Zusätzlich hatte Kakarott die Ehre des Königs in Frage gestellt, worauf Vegeta stets bedacht war und damit seinen Stolz verletzt.

 

„Du kannst stolz darauf sein, gegen mich verlieren zu dürfen“ feixte Vegeta. „Was für ein Privileg! Weißt du, warum die Regel herrscht, keine Kämpfe zwischen den Besten und Schlechtesten unter uns zu erlauben? Weil ihr zu schnell verreckt, selbst, wenn wir vorsichtig sind. Zu eurer eigenen Sicherheit gibt es diese Regel. Aber in diesem Fall übersehen wir das mal. Schließlich profitiere ich von deinem Tod.“

„Spiel dich nicht so auf“ gab Kakarott selbstsicher zurück. „Noch hast du nicht gewonnen. Selbst ein Unterklassekrieger kann dich besiegen, wenn er es wirklich will.“

„Ganz schön große Klappe. Aber wir sind hier nicht im Märchen“ lachte Vegeta. „Bodensatz wie du schicke ich dahin, wo es hingehört…in den Staub!“

Der jüngere Krieger, so amüsant seine Dummheit auch war, ging ihn allmählich auf die Nerven mit seiner ahnungslosen, unbekümmerten Art. Er würde ihm schon auf schmerzhafte Weise die Realität einbläuen.

Ja, dabei zuzusehen, wie aus seinen Augen diese Arroganz schwand und dafür Hoffnungslosigkeit sich breit machte…das wäre lustig.

Nichts machte Vegeta so viel Spaß wie so überhebliche, eitle Idioten fertig zu machen.

Selbst schuld, wenn er nicht aufgeben wollte und auf das Tatakai bestand… Vegeta hatte ihm die Chance gegeben, um sich zurückzuziehen. Es war nicht seine Schuld, wenn man diese Großzügigkeit abschlug.

Damit war nun alles gesagt: die Made würde er mit einem Fingerschnippen ausschalten.

 

Die beiden Krieger begaben sich in Kampfposition, die Beine breit aufgestellt, die Hände schlagbereit erhoben.

Aus schmalen Augen beobachteten sie sich: Vegeta auf Kakarott herab und jener zum anderen herauf blickend. Als erfahrene Kämpen ließen sie sich zu keiner vorschnellen Aktion hinreißen, sondern analysierten ihren Gegner: ihre Haltung, ihre Pupillen, das Zucken ihrer Muskeln, welches auf eine Richtung hindeutete.

Der Wind pfiff eisig zwischen ihnen.

Dann griff Kakarott als erstes an.

Brüllend stürmte er auf Vegeta zu. Jener wich dessen Faustschlag beiläufig zur Seite aus, um die erfolgte Nähe für seinen eigenen Angriff auszunutzen. Fäuste flogen auf Kakarott zu, der mit seinem Ellbogen abblockte und einem Tritt konterte.

Ein Hagel von Schlägen und Tritten wurden ausgetauscht, großteils in der Luft, manchmal aber auch zwischen den Felsen. Mit schnellen Sprüngen gingen sie auf Abstand oder holten ihren Gegner wieder ein.

Vegeta schaffte einen erfolgreichen Ellbogenstoß in Kakarotts Gesicht, der nicht nur wahnsinnig schmerzte, sondern diesen meterweit nach hinten schleuderte. Doch er schwächte den Schwung mit einem Salto ab und federte sich an den Felsen ab. Mit einem abrupten Sprung nach oben, hoffte er Abstand zu gewinnen. Doch Vegeta war bereits lautlos hinter ihm und plante, seinen Gegner mit einem Handkantenschlag zu besiegen. Kakarotts feine Sinne halfen ihm dabei, sich rechtzeitig zu ducken und diesen Angriff ins Leere laufen zu lassen. So wurden nur seine Nackenhaare rasiert.

Weitere Angriffe dieser Art folgten, die Kakarott nicht immer abwehren konnten. Er musste viele harte Schläge einstecken und schaffte es im Gegenzug nicht, auch nur einen gegen Vegeta zu landen.

Der Schall ihrer Schläge war weit zu hören, in häufiger Begleitung von Kakarotts Stöhnen.

„Was ist los, Kakarott? Ist das schon alles?“ rief Vegeta ihm dann auch noch höhnisch zu, während sie sich duellierten. „Zeig mir, was du drauf hast!“

Mit einem doppelten Faustschlag verpasste er dem Jüngeren einen Hieb auf den Kopf und stieß ihn in die Tiefe. Kakarott schaffte es gerade noch so, sich abzufedern, um nicht in den Felsen zu landen.

Anstatt die Blöße auszunutzen und anzugreifen, landete Vegeta oberhalb und sah feixend herab, leise lachend.

Bislang hatte er die Oberhand und so zweifelte er nicht über den Ausgang dieses Tatakai. Es gab doch nichts gegen einen süßen Sieg, um die Stimmung zu heben.

Mit verschränkten Armen sah er auf den kauernden Gegner herab und genoss seinen dämlichen Gesichtsausdruck, weil dieser allmählich verstand, wie groß der Unterschied zwischen ihnen war.

//Der atmet noch nicht mal schwer! // erkannte Kakarott erschrocken.

Vegeta war nicht nur schneller als Kakarott, sondern besaß auch eine höhere Ausdauer und eine unglaublich gute Technik.

Nach all seinem harten Training im Gravity Ball war Kakarott überzeugt gewesen, der Schnellste und Ausdauerndste zu sein, aber Vegeta hielt locker mit ihn mit.

Nein, er war sogar im Vorteil und dominierte den Kampf.

Er machte ja noch nicht mal Ernst. Für Vegeta war das nicht mehr als ein Warm-up.

Also das war die Stärke eines Elitekriegers…nein, des besten Elitekriegers der Saiyajin.

Radditz und Nappa, die aus der sicheren Entfernung zusahen, schmunzelten amüsiert über die sichtbare Überraschung im Gesicht des Jüngeren.

Sie hatten ja gewusst, dass der Unterklassekrieger keine Chance gegen ihren König hatte.

Zu dumm, dass der Kleine nicht auf sie gehört hatte, dann könnte er weiterleben.

Doch nach den Beleidigungen und seiner Einmischung in Vegetas Pläne, würde der König das Großmaul hinrichten. So eine Provokation ließ er niemals unbeantwortet.

Radditz rieb sich grübelnd das Kinn, während er überlegte, wie er seinen Eltern von Kakarotts baldigen Tod informieren müsste. Er plante, seinen Bruder für seinen Mut und den Versuch loben und seine Eltern damit zu trösten, dass er wenigstens einen ehrenhaften Tod erhalten hatte.

 

Aber Kakarott war nicht naiv. Er hatte geahnt, dass es nicht leicht werden würde. Aus Vorsicht versteckte er ebenfalls Reserven. Auch für ihn war diese Runde nicht mehr als ein vorsichtiges Herantasten gewesen, um Vegetas Können einschätzen zu können.

Nun wurde es Zeit, seine jahrelangen, selbstauferlegten Fesseln zu lösen. Er freute sich schon drauf.

Endlich durfte er mit voller Kraft kämpfen, ohne sich zurückzuhalten.

„Du willst, dass ich ernst mache? Dann sieh gut hin!“ rief er Vegeta zu.

Derr König schmunzelte nur, nicht im Geringsten eingeschüchtert. Hoheitsvoll ließ er seinem Gegner die Zeit, um sich zu sammeln.

Ein Fehler, den er bereuen würde…

 

Kakarott weckte seinem Körper auf. Er befahl, jede Rücksicht aufzugeben.

Breitbeinig, zähneknirschend und mit geballten Fäusten sammelte er seine Energie und konzentrierte sie.  Als Folge lösten sich kleine Steine vom Boden, von seiner herumwirbelnden Aura in die Gravitation seines Körpers gezogen. Die Luft um ihn herum fing an zu glühen, zuerst weiß, dann rot. Eine dampfende Aura umgab ihn, so stark, dass sogar Ungelernte es sehen konnten.

Als Folge begannen die Scouter in der Umgebung alarmierend zu piepen und gaben ihren Besitzern neue Zahlen durch.

Vegeta, Nappa und Radditz konnten nicht glauben, wie schnell die Zahlen wuchsen.

10.000…12.000…15.000…17.000…19.000…21.000…23.000…24.000…ihre Scouter liefen rasant weiter, bis der Erste anfing zu rauchen.

Großäugig und mit geschockter Miene sahen sie auf den vermeintlich schwachen Saiyajin, der nun solche Werte zeigte.

Radditz‘s Scouter war der Erste, der zu Bruch ging, dicht gefolgt von Nappa. Das zuletzt gemessene Ergebnis lag bei 25.000. Ein solches Level hatte bislang nur Vegeta erreicht und das auch nur, weil er der beste und der edelste unter ihnen war.

Also wie konnte das einer aus der Unterklasse schaffen?

Vegetas Scouter war der Einzige, der bis zuletzt durchhielt und ihm das Endergebnis mitteilte: 28.820

Damit stand vor ihm der zweitstärkste Saiyajin in ihrer Geschichte; jedenfalls, seit es Aufzeichnungen und Scouter gab.

Verglichen mit Vegetas Level von 36.000, besaß dieser, mathematisch gesehen, noch einen Vorteil, aber der Schock über dieses neue Level verpasste ihm einen psychischen Schlag.

Wie hatte ein Saiyajin, der in seiner Kindheit nur ein mageres Kampflevel besessen hatte, es geschafft, so mächtig zu werden?

Vegeta erinnerte sich noch genau, wie er damals bei ihrer ersten Begegnung vor vielen Jahren Kakarotts Level gemessen und laut gelacht hatte. Der Jüngere hatte gerade mal das Mindestmaß an Kraft gehabt, um auf dem Planeten überleben zu können.

Welche Arten von Anstrengungen hatte er auf sich genommen, um so stark zu werden?

Harte Kämpfe, auskurierte Verletzungen, das dadurch entstandene Zenkai-Wachstum?

Oder nur durch simples Training?

Oder besaß die Unterklasse mehr Potential als man glaubte?

Vor allem aber: wie hatte er es geschafft, diese Stärke zu verbergen?

Wieso reagierten die Scouter erst jetzt?

Warum hatte er es überhaupt versteckt, anstatt sein Level zu nutzen, um zum Elitekrieger aufzusteigen?

 „Was geht hier vor?“ fragte Vegeta heiser und drückte mehrmals auf seinen Souter, um die Messung zu wiederholen. „Das kann nicht richtig sein.“

Doch sein Scouter zeigte jedes Mal denselben Wert an und verhöhnte ihn damit.

Nun war es Kakarott, der spöttisch lächelte.

Er schrie laut auf, streckte sich, fühlte sich von allen unsichtbaren Fesseln der Selbstkontrolle befreit.

Die Steinchen, die in seiner Umgebung geschwebt hatten, fielen zu Boden.

Kakarott hatte seine Energie um und in sich gesammelt; einsatzbereit und entschlossen.

Nach seinem Schrei herrschte geschockte Stille.

 

„He, Vegeta, wie stark ist er?“ rief Nappa, dessen laute Stimme von weitem hörbar war. Der Kahle und Radditz besaßen zwar keinen funktionierenden Scouter mehr, aber beiden sträubte sich der Schweif und sie hatten eine Gänsehaut. Ihrer Körper warnten sie instinktiv vor Kakarott. Selbst gemeinsam hätten sie gegen ihn keine Chance.

„Sie liegt bei über 28.000“ knurrte Vegeta zähneknirschend, während er seinen Scouter eigenhändig und impulsiv in seiner Faust zerstörte. Er wollte diesen Wert nicht mehr vor Augen haben.

„WAS?!“ Radditz und Nappa rissen die Augen auf, der Mund weit geöffnet.

Keiner von ihnen hatte mit so etwas gerechnet.

Wie Vegeta hatten sie geglaubt, dass Kakarott aufgrund seiner Wut einen leichten Poweranstieg erhalten würde, aber nicht mehr als maximal 1.000 zusätzlich.

Stattdessen hatte sich sein Wert mehr als verdreifacht.

Das hatte nichts allein mit seinem Zorn zu tun. Beiden Veteranen war klar, dass eine geheime Technik dahinterstecken mussten. Eine Technik, die dem König gefährlich werden könnte.

Sie begriffen daher sofort, wie erzürnt Vegeta über diese Neuigkeit war. Auch wenn er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, so war seine Stirn zweifelnd gerunzelt.

Aus der Entfernung waren sie sich unsicher, aber…sahen sie leichte Besorgnis in Vegetas Augen?

 

Tatsächlich sah Vegeta seinen Gegner nun mit neuen Augen.

Seine Selbstsicherheit hatte abgenommen, seine Arroganz einen Dämpfer erhalten.

Verdammt, warum war der Kerl so stark?

Er übertraf damit seinen Vater Bardock und sogar alle Elitekrieger unter Vegeta.

Dieser nervige, junge Saiyajin kam ihm unangenehm recht nahe und das mochte der König nicht, der auf seine Vormachtstellung bedacht war.

Vegeta war zornig über die Vermessenheit des Jüngeren.

Wie kam Kakarott dazu, ihn so zu verarschen?

Im Gegensatz zu Broly, den verbannten Saiyajin, dessen Stärke bekannt war, hatte Kakarott sich jahrelang versteckt und selbst klein gehalten.

Mit keinem Wort hatte er sich verraten. Er war nie übermütig geworden oder prahlerisch.

Sicher, da gab es das Tatakai vor einigen Jahren gegen General Paparika, aber ein solches Übermaß seiner Kräfte hatte der junge Saiyajin damals nicht gezeigt.

Vegeta war entsetzt, er war wütend und beleidigt und, was er am wenigstens zugeben wollte, interessiert.

Kakarott zeigte nicht nur eine ebenbürtige Stärke, sondern auch Tücke. Das hatte er diesem großäugigen, unbedarft wirkenden Saiyajin gar nicht zugetraut.

Unauffällig zu bleiben, sein Ki zu kontrollieren, im Schatten versteckt zu bleiben und damit sicher vor neidischen Blicken…hatte Kakarott das von seinem Vater erlernt?

Oder kannte er die Geschichte von Broly und wusste damit, was mit Konkurrenten, die dem Königshaus zu gefährlich wurden, passieren könnte?

Vegeta warf einen Seitenblick zu dem geschockten Radditz. Dessen ungespielte, ehrliche Miene bestätigte Vegetas Theorie, dass niemand, nicht mal seine Familie, von Kakarotts wahrer Stärke wusste. Wären sie Mitwisser gewesen, würde sie Vegeta als Hochverräter verurteilen.

Aber Radditz‘s Neid und Eifersucht waren klar erkennbar, ebenso sein verletzter Stolz. Dass sein kleiner Bruder ihn so dermaßen überholt hatte…wie sah das für ihn, den Älteren sowie sein Vorgesetzter, denn aus?

Als wäre er ein Schwächling, auf den man Rücksicht nehmen musste?!

Diese Gedanken erzürnten den Langhaarigen, sein Gesicht wechselte die Farbe von Bleich zu Zornesrot. Seine Fäuste waren frustriert geballt, die Zähne zusammengebissen, weil er an all die vergangenen Kämpfe gegen seinen Bruder dachte, die jener nie ernsthaft bestritten hatte.

Das verletzte ihn noch mehr: Kakarott sah ihn nicht als ebenbürtig an und hatte Gnade gezeigt.

Er hatte sie alle verarscht!

Wenn das Bardock erfuhr…er würde denselben Zorn verspüren, wie es gerade sein ältester Sohn durchfuhr.

Für die Saiyajin war das ein unvorstellbare Tat: je stärker sie waren, desto mehr Prestige brachte es.

Wie konnte einer der Ihren sich stattdessen schwächer darstellen als er war?

Vegeta dachte sogar weiter, denn er überlegte sich, wie es der Wuschelkopf das wohl erreicht hatte.

Kakarott hatte es irgendwie geschafft, seine Energie zu kontrollieren und so die Scouter auszutricksen.

Was immer auch dazu geführt hatte, sein Leben so zu gestalten…es führte zu diesem Ergebnis, hier und heute, auf Yasai: Unterklasse gegen Elite.

Am Ende standen sie sich gegenüber: zwei FAST ebenbürtige Gegner.

Denn es änderte sich nichts, Vegeta würde trotzdem gewinnen.

Er würde nur länger benötigen als geplant.

„Nette Überraschung, du bist ja doch mehr wert als ein Fliegenschiss. Nur eine Frage“ sprach Vegeta betont lässig, der seine Neugier nicht komplett unterdrücken konnte. „Warum weiß niemand was davon?“

Wären Radditz und Nappa nicht anwesend, würde Vegeta sogar eine weitere Frage stellen: wie ging die Technik, die Kakarott anwandte?

Aber vor den Augen seiner Untergebenen wollte Vegeta sich dieser Blöße nicht geben.

Den Gegner um Tipps fragen?

Nein, wie peinlich, damit zeigte man nur Anerkennung und genau das wollte Vegeta nicht tun.

Niemals würde er einen Idioten wie Kakarott anerkennen.

Was immer das auch für eine Technik war…wenn ein Unterklassekrieger sie beherrschte, würde ein Elitekrieger wie Vegeta das auch können.

Allein, um dies zu wissen, dachte Vegetas ernsthaft darüber nach, den Emporkömmling nicht zu töten…nicht, solange er nützlich war.

Doch nun zurück zur ersten Frage: Was stand hinter Kakarotts Entscheidung, was waren seine Beweggründe gewesen?

Die Antwort würde Vegeta viel über dessen Charakter verraten.

Kakarott warf einen Seitenblick zu dem vor Wut rauchenden Radditz, der ihn böse anstarrte, die Arme vor der Brust verschränkt, die Fußspitze ungeduldig auf den Boden klopfend.

Sein Bruder stand kurz davor, in den Kampf einzugreifen, um Kakarott am Kragen zu packen und anzubrüllen. Nur die Ehrlosigkeit, sich in ein Tatakai einzumischen, hielt ihn davon ab, aber warte…sollte Kakarott diesen Kampf überleben, würde Radditz ihm was husten.

Kakarott verzog bei dieser schlechten Vorahnung das Gesicht. Schnell sah er wieder zu Vegeta, der auf seine Antwort wartete.

„Damit Radditz nicht heult“ gab Kakarott zu Protokoll, während er sich spitzbübisch den Kopf rieb.

„Pfft“ Vegeta prustete abfällig aus.

Nappa lachte laut auf.

Radditz fand das nicht komisch.

Als ob ER daran schuld wäre, dass sein kleiner Bruder ihn nicht nur übertraf, sondern es sogar versteckte, ja klar.

„WAS?! VERARSCH MICH NICHT!“ rief er von weitem dem beiden zu. Er zeigte seinem kleinen Bruder drohend die geballte Faust, als Warnung, nicht noch mehr Dünnschiss zu reden.

„Sich zurückzuhalten, um den Stolz des großen Bruders zu wahren…hah, lächerlich“ Vegeta schüttelte abfällig den Kopf, von dieser Antwort nicht überzeugt. Ihm wurde fast schlecht bei der Vorstellung von so viel Dummheit und Gutmütigkeit. So tief konnte doch kein Saiyajin fallen?

Mitleid zu zeigen war eigentlich eine Beleidigung in ihrer Kultur, sowohl für denjenigen, welche sie empfing, als auch denjenigen, welche sie gab.

„Egal, zurück zum Thema. Dein neues Level ändert nichts. Du bist immer noch deutlich schwächer. Ich werde dich nur halbtot schlagen, damit Radditz den Rest erledigen darf.“

„Das werden wir ja sehen“ lachte Kakarott siegessicher. Er freute sich, dass der Kampf endlich weiter ging.

An Radditz und seinen Vater Bardock, der ebenfalls über sein wahres Powerlevel und Verrat nicht erfreut sein würde, wollte er jetzt nicht denken. Ihm war schon seit Jahren klar, dass die beiden es nicht gut aufnehmen würden. Deswegen hatte er ja seit dem Erlernen des Ki-Lesens nie damit aufgehört, sich zurückzuhalten und immer absichtlich ein schwächeres Level vorgespielt.

 

Kakarott hob die offene Hand, die wie der Rest seines Körpers immer noch rot leuchtete und warf sie nach vorne, in Richtung Gegner.

Dank der aufschäumenden Energie, die jede Zelle durchdrang, fühlte sich der junge Saiyajin unglaublich mächtig. Allein durch diese Bewegung sprengte er den Felsen, auf dem Vegeta stand. Doch der König sprang rechtzeitig hoch.

Mit einer neuartigen Geschwindigkeit passte Kakarott ihn ab und verpasste ihn einen Kinnhaken. Es war die erste Attacke, die Vegeta nicht abwehren konnte und ihm schmerzhaft am Kinn traf. Er schmeckte sogar Blut. Er konnte es kaum begreifen, da regnete schon ein Hagel von Schlägen auf ihn herab.

Zum ersten Mal in diesem Tatakai war Kakarott in der Offensive. Seine Angriffe erreichten Vegeta.

Radditz und Nappa sahen schluckend dabei zu, wie Vegeta zurückgedrängt wurde.

Ein kräftiger Tritt beförderte Vegeta in die Tiefe. Kakarott flog hinterher, um ihm ja keine Pause zu geben. Doch noch im Fall übernahm Vegeta die Kontrolle, wendete, flog nach vorne und gab den schutzlosen, auf ihm zufliegenden Gegner einen kräftigen Tritt ins Gesicht.

Kakarott hielt getroffen inne. Der Schmerz durchdrang seinen Schädel, ließ sich aber dank hohem Adrenalinausstoß schnell abschütteln. Ungläubig starrte er Vegeta an, der außer einer blutigen Lippe vom ersten Angriff keine sichtbaren Verletzungen davongetragen hatte. Das dünne Rinnsal leckte Vegeta unbeeindruckt mit einer beiläufigen Bewegung seiner Zunge ab.

„Wenn das schon alles war, habe ich dich überschätzt“ zischte Vegeta, immer noch von sich überzeugt. Kakarotts Angriffe waren zwar stärker und schneller geworden, aber sie ließen sich aushalten; brachten ihn nicht in Not. Das bisschen Blut kümmerte ihn nicht, es war nur ein Kratzer, ein Zufallstreffer.

Vegeta lachte dunkel und voller Schadenfreude auf.

Es war wie gedacht: der Unterklassekrieger konnte ihn nicht besiegen.

Doch Kakarott ließ sich nicht von Furcht leiten, obwohl er auf ein besseres Ergebnis gehofft hatte.

// Was für ein Kerl. Ich bin voller Kampfeslust, obwohl es schlecht für mich aussieht. Vegeta ist eine echte Herausforderung. Ich bin mir nicht sicher, ob ich gewinnen kann…aber das macht es so spannend. Ich will wissen, ob es mir gelingt// dachte Kakarott beeindruckt. Unwillkürlich lächelte er.

Furcht und Freude erfüllten ihn, vermischten sich zu einem seltsamen motivierenden Gefühlscocktail.

Es war, als würde er heute auf den Gegner treffen, den er sich seit Jahren vorstellte: eine würdige Herausforderung, die ebenso im Kampf wuchs, wie er es tat.

Die jeden Angriff parierte und Kakarott zwang, kreativ zu werden und über seine Grenzen zu wachsen.

Wer hätte gedacht, dass sein Wunschgegner sich als Vegeta herausstellen würde?

„Lach nur“ knurrte Vegeta „Siehst du jetzt ein, dass du keine Chance hast? Oder kannst du deine Kampfkraft noch weiter erhöhen?“

Etwas Schweiß perlte seiner Stirn herab, teilweise, weil sein Köper warm wurde, teilweise aus ungewollter Nervosität und Vorsicht.

Zeigte Kakarott sein endgültiges Powerlevel oder hatte er mehr Reserven in der Hinterhand?

Mit dieser unbekannten Technik der Energie-Unterdrückung könnte er noch eine Überraschung in Petto haben.

//Wie er mich anlächelt…keine Angst, obwohl sein Kraftanstieg nichts gebracht hat. Was glaubt der Kerl, wer er ist? Welche Kräfte versteckt er noch? Tja, das werde ich gleich herausfinden…// überlegte Vegeta.

Kakarott sammelte sein Ki unter der Hautoberfläche, damit es nicht weiter als rote Aura verdampfte. Damit wurde das Licht um ihn schwächer. Er atmete zischend aus, ballte die Fäuste und sah nachdenklich seinen Gegner an, als versuchte er herauszufinden, wo und wie er nun angreifen sollte.

Auch mit der Trennung der selbstauferlegten Fesseln brachte er Vegeta nicht in Bedrängnis; er musste also etwas Neues finden.

Aber diese Chance wollte sein Gegner ihm nicht geben.

„Du bist wohl an deine Grenze gekommen“ schlussfolgerte Vegeta erleichtert. „Das war’s? Das war dein „Bestes“? Dann will ich dir mal etwas zeigen, was du auch im Jenseits nicht vergessen wirst…die erdrückende Kraft eines Superelite-Saiyajins!“

Dafür, dass Kakarott ihn zuerst verascht, aber dann ein nettes Kämpfchen geboten hatte, würde Vegeta ihm einen Einblick in wahrer Größe geben.

Was der Jüngere konnte, konnte der König schon lange.

Er würde ihm nun seine vollen Kräfte vorführen!

„Nur zu“ antwortete Kakarott betont locker und verharrte auf seinem Platz. Immerhin hatte Vegeta ja auch ihm Zeit gelassen, um sich zu sammeln.

„Hä, hä, hä“ Vegeta lachte keckernd auf. „Das Grinsen wird dir gleich vergehen.“

Er konnte seine Kraft zwar nicht so extrem steigern wie Kakarott, aber auch er hatte eine gewisse Kontrolle über seine Kraft, erlangt durch jahrelange Übung, um keinen seiner schwachen Untergebenen in einem Trainingskampf aus Versehen zu töten.

Wenn es um Selbstbeherrschung ging, war er der Größte.

Vegeta ballte die Fäuste, knurrte und schrie laut auf, seinen Körper befehlend und sich selbst motivierend. Nun sammelte sich auch um seinen Körper sichtbar das Ki.

Nebenbei fing die Atmosphäre an zu erzittern, die Luft wurde gewittrig aufgrund der erhöhten Spannung. Dunkle Wolken bildeten sich, Wetterleuchten in Form von violetten Blitzen durchzogen diese. Die Erde fing an zu beben, einige Felsen stürzten daraufhin ein.

Beeindruckt sah Kakarott die klimatischen Veränderungen. Sie sammelte sich, verdichtete sich in dem Mittelpunkt, welcher Vegeta darstellte. Sein Ki formte sich wie eine gleißende, blitzende Sphäre um ihn, dessen Augen weit aufgerissen waren. Kleine Felsen und Steine flogen in der Luft herauf, als würde die Schwerkraft nicht mehr wirken.

„Was für eine Energie“ staunte Kakarott „Der ganze Planet erzittert.“

Ein Wirbelsturm entstand, mit Vegeta in seinem Zentrum. Der Wind wurde so beißend, dass Kakarott seine Augen schloss und sein Gesicht mit seinen Fäusten schützte.

Vegeta riss die Arme hoch, ließ einen erschütternden Schrei heraus und mit ihm jegliche Zurückhaltung. Der Wind schoss nun in die entgegengesetzte Richtung, wurde von Vegeta fortgestoßen. Sein Schrei wurde wie ein Echo reflektiert.

Er bewirkte, dass Nappa und Radditz ihre Distanz zu den beiden Kämpfenden noch erweiterten. Wenn ihr Anführer sich in diesem Zustand befand, mussten sie so weit fort, wie es möglich war. Sie könnten sonst unbeabsichtigt durch einen Querschläger getroffen werden.

Aber während sie sich entfernten, blieb Kakarott unbeirrt an seinem Platz.

 

Plötzlich war es windstill.

Als Kakarott merkte, wie es ruhiger wurde, öffnete er die Augen. Als er sich umsah, waren die Wolken verschwunden, alle Steine wieder am Boden, die Felsformationen gesprengt und Vegeta war auf dem Höhepunkt seiner Kraft.

„Das war’s dann, Kakarott“ lachte Vegeta mit feurigen Augen.

Kakarott bekam ein übles Gefühl im Magen und das zu Recht.

Noch nie zuvor hatte er so ein starkes Ki gespürt. Es fühlte sich an wie eine weiße, zischende Stichflamme.

 

Ohne Vorwarnung war Vegeta plötzlich vor ihm.

Seine Geschwindigkeit war unvergleichlich. Durch die überraschend schnell verkürzte Distanz verwirrte er Kakarott und verpasste ihm einen Kopfstoß. Während der Jüngere getroffen runter taumelte, setzte Vegeta mit einen Ellbogenstoß in dessen Leber nach.

Kakarott sauste in die Tiefe und schaffte es in letzter Sekunde, sich abzufedern. Keuchend sah er nach oben, seinen Bauch stützend, um seinen Gegner wieder zu finden.

„Suchst du mich?“ Vegeta war plötzlich hinter ihm, ein schattenloser Schemen, welcher ihm einen Tritt in den Rücken verpasste.  Wieder wurde der Jüngere heftig fortgestoßen und wieder schaffte er es gerade noch so, sich per mehreren Saltos von den Felsen abzufedern und auf einem zu landen.

Stöhnend rieb sich Kakarott über den brennenden Rücken. Vorne und hinten schmerzte es.

Da seine Augen der Geschwindigkeit von Vegeta kaum folgen konnte, setzte er seinen Ki-Sinn ein und suchte nach seiner Energie. So fand er den König schneller; über ihm schwebend, den nächsten Angriff vorbereitend.

Ein gleißender Ki-Blitz wurde auf Kakarott abgefeuert.

Kakarott sammelte Kraft in seinen Beinen und sprang hoch, bevor der Blitz dort einschlug, wo er eben noch gestanden hatte. Mit einem Krachen und einer Staublawine stürzte der Felsen ein.

Kakarott hoffte, der Staub könnte ihn für eine Atempause verdecken, doch falsch gehofft.

Vegeta fand ihn sofort und feuerte einen erneuten, feurigen Ki-Blitz auf den deckungslosen Saiyajin ab.

Mit einem atemlosen, erschrockenen Keuchen, drehte Kakarott seinen Vorderkörper einen Zentimeter zur Seite, wodurch der Blitz ihn nur streifte, aber dabei sein Oberhemd zerstörte.

Vegeta lachte wieder hämisch auf. „Hä, hä, hä…Alle Achtung, du bist gut ausgewichen. Du bist sehr gelenkig.“

Das Lob hörte sich an wie Hohn.

Kakarott landete und riss sich den Fetzen seines roten Hemdes, welches noch an ihm klebte, ab.  Mit freiem Oberkörper starrte er herauf zu Vegeta, der wieder auf einen Felsen über ihn gelandet war.

Seine raubtierhaften Augen starrten auf ihn herab, als würde er seine Beute gleich zerfleischen.

//Mist, wie stark er ist// ärgerte sich Kakarott. //Ich muss mir was ausdenken, denn lange halte ich so nicht aus. //

Er hatte geglaubt, er wäre näher an Vegetas Level dran. Aber starke Muskeln und hohes Ki waren nicht die einzigen Gründe, warum Vegeta ein so gefürchteter Krieger war: der König besaß eine unglaubliche Fülle an Techniken, war gewitzt und beweglich und besaß dabei ein hohes Durchhaltevermögen. Das waren Dinge, die Kakarott selbst mit dem Ki-Lesen nicht erahnen konnte und nur jetzt, hier, direkt im Tatakai begriff.

Aber so ärgerlich sein Rückstand auch war, so erfreulich fand er es, dass Vegeta Ernst machte.

Es bedeutete, dass er Kakarott als ebenbürtigen Gegner, sogar als Gefahr ansah.

Darüber freute sich der Jüngere innerlich, denn schließlich war für ihn Vegeta der ideale Gegner, auf den er immer gewartet hatte. Noch nie hatte ihn einer so gefordert, weder Radditz noch Bardock.

Sicher, damals gegen Broly vor vielen Jahren…das war auch gefährlich gewesen. Aber Broly fehlte Vegeta Kalkül. Er besaß keine Techniken wie Vegeta, keine Taktik: wie er mit seiner Kraft spielte, wie er seine Angriffe formierte und auf Kakarotts Schwachstellen abzielte.

Vegeta zeigte keine Gnade, gab alles, aber er tat es gezielter und behielt immer aus Vorsicht ein paar Reserven zurück. Broly hatte damals seine Kraft sinnlos verschwendet, in blinder Rage, während Vegeta seinen Zorn gezielter einsetzte und damit noch stundenlang so kämpfen konnte.

Darum fühlte sich auch ihr Ki so anders an: Brolys Ki war wie ein überschäumender Waldbrand gegen Vegetas gezielter Stichflamme. Obwohl beides mächtig war, gewann die konzentrierte, gebündelte Hitze, die keine Energie unnötig verschwendete.

Kakarott war noch nie so beeindruckt von einem Gegner gewesen.

Der Grund, warum er kämpfte, war vergessen.

Bulma?

Das interessierte ihn gerade nicht.

Kakarott war deswegen voller Motivation, weil er endlich alles geben konnte, ohne sich zurückzuhalten. Weil er an seine Grenzen kam.

Was für ein großartiges Gefühl.

Fast verspürte er Dankbarkeit an Vegeta.

„Hä, hä, hä…“ Vegeta verspürte eine ähnliche Freude wie Kakarott. Dieser Kampf machte ihm Spaß.

„Eben habe ich es dir noch leicht gemacht. Schließlich wollen wir uns vor deinem Tod noch etwas amüsieren. Aber jetzt ziehe ich die Samthandschuhe aus. Friss Staub, Kakarott.“

 

Währenddessen, kurz zuvor…

Nappa und Radditz hatten den Moment von Vegetas Vorbereitung genutzt, um Abstand zu gewinnen und hinter einen Felsen etwas Zuflucht zu finden. Sich dort hinsetzend, warteten sie das Beben und den Sturm ab, welches entstand, weil Vegeta die Atmosphäre durch sein brausendes Ki aufwühlte.

So neugierig sie auch waren und so gerne sie den Kampf weiter aus der Nähe zugesehen hätten, so wussten sie auch, dass Vegeta sich nicht darum kümmern würde, sollten sie durch Querschläger in Mitleidenschaft gezogen werden. Selbst schuld, wenn sie ihre eigene Sicherheit ignorierten.

Er würde deswegen nicht innehalten. Nein, seine Konzentration war stets auf seinen Gegner gerichtet, bis dieser verreckte.

Also mussten die beiden Krieger dort hinter dem glatten Felsen warten, bis es sicher genug war, um die Köpfe rauszustrecken und sich ihrem König zu nähern.

Schließlich hörte das Beben auf und eine unwirkliche Stille entstand.

„Es ist plötzlich so ruhig…zu ruhig! Glaubst du, der Kampf ist zu Ende? Wenn Vegeta jetzt mit voller Kraft kämpft, hält Kakarott nicht mehr lange aus“ raunte Nappa.

„Keine Ahnung“ brummte Radditz mürrisch und desinteressiert. „Schau doch mal raus. Wenn deine Birne abgeschossen wird, wissen wir, dass es weitergeht.“

Nappa, der tatsächlich kurz davor gewesen war, hinter den Felsen nachzuschauen, hielt inne und warf dem Jüngeren einen erstaunten Blick zu aufgrund dessen bockigen Tonfalls.

Radditz hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah schmollend ins Leere.

„Was ist mir dir los?“ fragte der Kahle irritiert.

„Blöder, kleiner Bruder…hat mich komplett verascht…hat er Mitleid mit mir, oder was? Den polier ich noch die Fresse…“ murmelte Radditz mit zusammen gepressten Lippen und gerunzelter Stirn.

Nappa verdrehte die Augen und lachte spöttisch auf. „Was soll ich denn sagen, heh?!“

Immerhin musste er dabeistehen, wie eine neue Legende entstand: ein Unterklassekrieger war dem König ebenbürtig.

Für einen alten Veteranen wie ihn war das kein schöner Anblick, dabei zuzusehen, wie eine neue Generation an einem vorbei sprintete.

Wenn man da sich nicht alt fühlte, wann dann?

Dabei hatte sich Nappa noch kürzlich darüber gefreut, dass er einen ordentlichen Powerschub dank hartem Zenkai-Training erhalten hatte und wofür?

Wie sah das denn aus, verglichen mit Kakarott, der junge Bursche mit fast 30.000 Punkten.

Man konnte den guten, alten Nappa da fast abschreiben.

Radditz dagegen war noch jung, er hatte Potential und Zeit. Er sollte sich mal zusammenreißen, anstatt sich selbst zu bemitleiden.

Nappa grunzte mitleidlos und warf einen vorsichtigen Blick über die Felsen, hinter denen sie Rückendeckung gesucht hatten. Er hörte das Knallen von Schlägen, also ging der Kampf weiter.

Von seinem Standort konnte er die beiden kleinen Gestalten in der Ferne sehen, eine in Rot, die andere in Blau, die sich in der Luft duellierten.

Er kniff die Augen zusammen, um seinen Fokus zu verstärken.

Beide Kämpfer waren sich ebenbürtig…obwohl es so aussah, als würde vor allem die rote Gestalt der blauen mehr zusetzen.

Er pfiff unwillkürlich anerkennend auf.

Mal ehrlich: Radditz regte sich zwar auf, weil sein kleiner Bruder ihn überholt hatte, aber dafür musste man dem Kleinen auch Respekt zollen

Ein Unterklassekrieger gab ihrem König gerade Schmackes!

Nappa hatte noch nie so starke Kämpfer gesehen. So etwas stellte ihre Hierarchie und damit ihre jahrhundertalte Kultur in Frage.

Könnten auch andere Krieger aus der Unterklasse so stark werden?

Nein, Nappa bezweifelte das. Man musste schon einen sehr sturen Willen haben, um sich aus der Gosse nach ganz oben zu arbeiten und dass, ohne zu prahlen oder seine Vorsicht zu verlieren.

Bei der Vorstellung, welche Anstrengungen dafür nötig gewesen waren, rieb sich Nappa müde übers Gesicht.

„Ich fühle mich so alt“ murmelte er.

Radditz, der dies hörte, wollte ihm einen Spruch reindrücken, dass er auch ALT WAR, aber als er einen Blick auf die beiden Kämpfenden warf, schluckte er die Worte runter.

Er wusste, was Nappa meinte. Er fühlte sich übergangen und abgeschrieben, aber anderseits verspürte er großen Respekt.

Auch Radditz musste die Anstrengungen seines Bruders anerkennen, um hierher zu gelangen.

Niemals zuvor hatten die beiden Krieger einen Saiyajin gesehen, der es so mit Vegeta aufnehmen konnte.

 

Zurück zum Kampfplatz…

Kakarott hatte die Fäuste geballt und holte tief Luft, während Vegeta in gespielter Gelassenheit auf ihn herabsah. Der Vorteil lag in diesem Moment beim König, er hatte die Überhand.

Um Vegeta zu schlagen, musste der Herausforderer über seine Grenze gehen, anders kam er nicht an ihn ran.

„Ich habe keine andere Wahl“ sagte sich Kakarott leise. „Ich werde meine neue Technik einsetzen.“

Diese war zwar lebensgefährlich, aber das war die aktuelle Situation sowieso an sich. Ohne diese Technik würde Vegeta ihn töten.

„Was ist los, Kakarott? Keine Puste mehr“ höhnte Vegeta von seinem erhöhten Standort. „Wir haben doch gerade erst angefangen?! Du kleiner Emporkömmling!“

Doch der Strubbelkopf gab keine Antwort, lächelte nur.

Vegeta mochte dieses Lächeln nicht, es war zu selbstbewusst.

Angesichts dieser Situation, angesichts Vegeta Überlegenheit und sicheren Sieges, wirkte es etwas wahnsinnig.

Der Emporkömmling tat nichts, was diesem Lächeln schuldig war, sondern starrte nur hoch.

„Kommt noch mal was oder bewunderst du nur meine Augen?“ fragte Vegeta und versuchte, sich keine Irritation anmerken zu lasen. Er blieb auf der Hut.

„Kämpfen wir heute noch? Oder gibst du auf und ich soll dich hier und jetzt töten? Ich bin des Wartens müde“ machte er sich über den Jüngeren lustig und versuchte ihn, damit zu provozieren.

Er selbst verzichtete darauf, trotz seiner erwähnten Ungeduld, denn sein Instinkt riet ihm, vorsichtig zu sein.

Sein Gegner plante etwas, darum blieb Vegeta auf Abstand.

 

//Ich hoffe, mein Körper hält das aus, bis ich Vegeta besiegt habe. //

Kakarott schloss die Augen und holte erneut tief Luft. Seine Muskeln spannten sich an, sein Herz schlug schneller, Venen pumpten sich auf. Er konzentrierte sich auf jede Muskelfaser, jede Zelle, die er erfassen konnte und befahl ihr, über ihre Grenze zu gehen.

Diese neue Technik entsprang einem Gedanken, den er vor zwei Jahren erhalten hatte.

Damals hatte er gegen Daikon gekämpft, der Saiyajin, der Bulma attackiert hatte. Kakarott hatte, um ihn zu bestrafen, seine Zurückhaltung aufgebeben und ihn mit voller Kraft geschlagen.

Nachdem er Peppas Bruder besiegt hatte, war ihm etwas aufgefallen. Damals hatte er nicht nur seine Ki-Fesseln gelockert, sondern seinen Körper um noch mehr Schub aufgefordert, wodurch er rot aufgeglüht war.

Nach diesem Kampf hatte sich sein Körper merkwürdig angefühlt, als hätte er etwas erweckt.

Es war nicht nur der Zorn gewesen, sondern noch etwas anderes. Eine versteckte Kraft…

Er wusste, dass sein Körper immer ein paar Reserven zurück hielt, anstatt sie im Kampf oder Training zu verbrauchen. Es war die Notreserve, damit er sich noch bewegen, atmen und erholen könnte.

Aber was, wenn man diese Reserven nutzte, weil man sie gerade dringend brauchte?

Diese Theorie hatte er versucht, in eine neue Technik umsetzen, in der er seinen Ki-Sinn und seine Körperkontrolle weiter entwickelte zu einer neuen Form der Ki-Konzentration.

Die Technik war noch neu und etwas unausgereift. Bislang hatte er nur knapp die Kontrolle behalten können, ohne dabei zu sterben. Das er bislang überlebt hatte, war Radditz zu verdanken, aber heute würde er ihm nicht helfen können.

Kakarott erinnerte sich…

 

Flashback,

vor wenigen Monaten, auf einem Trainingsplaneten, der weder Name noch Bewohner hatte

 

Kakarott starrte in den fahlen Himmel.

Er lag rücklings auf staubigen Boden, seine Rüstung voller Löcher, sein Körper verdreckt mit Blut, Schweiß und Sand.

Die Sonne würde bald versinken und dann sollte man nicht mehr an diesem Ort verweilen. Dieser Planet hatte ein Schädlingsproblem, die im Normalfall keine Gefahr für ihn waren.

Aber in diesem Augenblick besaß Kakarott nicht mal mehr die Kraft, um in der Nase zu bohren.

Angesichts der drohenden Gefahr, bald als Frühstück zwischen scharfen Kneifer zu geraten, die zu riesigen Tausendfüßler gehörten, musste sich der junge Krieger aber zusammenreißen.

Langsam zog er seine Hand in Richtung Ohr. Jeder Zentimeter Bewegung schmerzte.

Sogar das Atmen tat ihm weh.

Ein Wunder, dass er noch die Kraft besaß, seine Lungen mit Sauerstoff zu füllen und sein Herz sein Blut noch durch die Adern pumpte.

Er schaffte es, den Notfallknopf auf seinem Scouter zu drücken.

„Radditz, hilf mir“ keuchte er und schmeckte dabei das Blut auf seiner Zunge. Sein Blut, welches er vor kurzem erbrochen hatte, weil aufgrund der Belastung kurz einige Organe kollabiert waren. Seine Zunge fuhr über die Lippen, schmeckte und säuberte sie. Daran, dass er den Geschmack zugetan war, merkte er, wie durstig er war.

Durstig und hungrig…sein Magen knurrte.

Diese beiden Zustände erhielten mehr seine Aufmerksamkeit als die nörgelnde Stimme, welche über Scouter erklang.

„Kakarott, nicht schon wieder?! Du bist so ein Vollidiot…“ Radditz’s lautes Geschimpfe verklang im Hintergrund. Kakarott besaß nicht die Kraft, darauf zu antworten.

Rasselnd hob und senkte sich sein Brustkorb.

Er wusste nur, dass er wach bleiben musste, egal wie schwer seine Augenlider sich anfühlten. Denn sonst war es fraglich, ob er sie jemals wieder öffnen konnte.

Darum konzentrierter sich weiter auf den Hunger und Durst. Nur die Lebenden verspürten diese Neigung. Solange er hungrig war, solange lebte er.

Wieder leckte er sich über die Lippen, die nun aber trocken waren und sich rissig anfühlten.

Radditz Stimme klang plötzlich lauter, realer, was daran lag, dass sich dieser über den am Boden liegenden aufbaute. Sein Schatten fühlte sich wohltuend auf Kakarotts erhitztem Gesicht an.

„…du bist wahrscheinlich der einzige Saiyajin, der sich noch vor dem Krieg in die Luft sprengt. Wie kann man nur so eine Todessehnsucht haben? Warum habe ich den Verrückten bekommen? Ständig störst du mich“ lamentierte Radditz unaufhaltsam weiter und sah strafend auf den Erschöpften herab.

„Hi…Radditz…danke“ flüsterte Kakarott, der tief erleichtert war über die Anwesenheit seines Bruders. Er konnte nicht mehr lange die Augen offenhalten, so müde fühlte er sich.

„Kakarott, ich weiß, ich erlaube dir, allein zu trainieren. Aber hör endlich auf, so über deine Reserven zu gehen, dass du nicht mehr eigenständig in einen Medi-Tank kriechen kannst. Ich bin nicht dein Taxi ins Krankenhaus“ der Langhaarige strafte den Eigensinn seines kleinen Bruders, indem er keine Anstalten machte, sich zu bewegen. Stattdessen sah er sich demonstrativ mit verschränkten Armen um, wo außer Staub, kleine Felsen und einigen Knochen und Hornplatten nichts zu sehen war.

Die Knochen gehörten der anderen Gattung an, die auf diesen Planeten lebte und sich teilweise von den Tausendfüßlern ernährten: eine Art riesige Ratte, allerdings mit Panzer anstatt Fell, die immer zur Dämmerung unterwegs waren. Sie griffen ihre Beute mit ihrem langen, peitschenähnlichen Schweif sowie den spitzen Zähnen an. In der Mittagszeit konnte man dagegen von riesigen Raubvögeln erledigt werden. Radditz sah einige Federkiele im Boden stecken; das Einzige, was von denen übriggeblieben war.

Grummelnd rieb er sich den Kopf.

Wenn er diese Ergebnisse sah, war er innerlich schon imponiert von Kakarotts Anstrengungen. Aber sein kleiner Bruder übertrieb es in letzter Zeit.

Das war nicht das erste Mal, dass Radditz ihm helfen musste.

Kakarott war zwar jünger und sein Untergebener, aber stärker und ein Sturkopf. Wenn er eine Idee hatte, wollte er sie unbedingt ausprobieren. Darum hatte Radditz ihm die Erlaubnis gegeben, allein zu trainieren. So konnte sich der Mittelklassekrieger auf sein eigenes Training konzentrieren sowie auf die Ausbildung seines restlichen Teams.

Dummerweise wurde er durch Kakarotts Selbstverstümmelungsplänen ständig darin unterbrochen. Alle vier oder fünf Tage musste er den Idioten vor sich selbst retten.

Der Ältere fing wieder laut an zu meckern, während er sich aber gnädigerweise bückte, um den Erschöpften auf den Rücken zu nehmen. Kakarott ächzte auf bei dem Schmerz, der seinen Körper erzittern ließ. Jede Berührung, egal wie vorsichtig, tat weh.

„Eine Technik, die dich umbringt, ist ein zweischneidiges Schwert. Hört auf mit diesem Risiko und entwickele etwas Sicheres, selbst wenn sie schwächer ist. Willst du so sterben? Du bringst dich selbst um? Das wäre ein verdammt peinlicher Tod. Wer will so abnippeln anstatt in einem glorreichen Kampf?“ brummte Radditz und sprang hoch.

„Sorry“ hauchte sein kleiner Bruder ihm ins Ohr und bei dieser schwachen Stimme wusste Radditz, dass er nun aufhören musste zu nörgeln und sich lieber beeilen sollte, sonst ging Kakarott endgültig drauf.

Rasant flog er mit seinem Gepäck los, in ihr Lager, wo ein Medi-Tank bereitstand.

Kakarott fühlte sich auf dem Rücken des Größeren geborgen. Erleichtert legte er seinen Kopf an Radditz‘s Schultern ab. Er fühlte den kühlenden Flugwind und Radditz‘s lange Mähne schützte ihn vor der brennenden Sonne.  Seine brummige Stimme erinnerte ihn an seinen Vater.

Genau wie Bardock beschwerte sich Radditz zwar, kam aber immer zur rechten Zeit.

Kakarott wusste daher, dass er mit seinem Training so fortfahren konnte, solange er diese Unterstützung besaß.

Flashback Ende

 

Bei dieser Erinnerung konnte sich der strubbelige Saiyajin ein wehmütiges Lächeln nicht verkneifen.

„Sorry, Radditz, dass ich dich jahrelang belogen habe. Sollte ich das hier überleben, mache ich es irgendwie wieder gut“ murmelte Kakarott, der Gewissensbisse verspürte.

Er kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich wieder auf den jetzigen Kampf.

 

Vegeta hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah spöttisch auf den Jüngeren herab, der deutlich etwas plante.

„Was ist los, Kakarott? Warum greifst du nicht an? Hast du dein Pulver schon verschossen? Na, kein Wunder. Unter den Saiyajins bin ICH die Nummer eins. Du kannst noch so viel trainiert haben…deine Niederlage ist nur eine Frage der Zeit!“ versuchte er den Jüngeren zu provozieren.

„Also gut, alles oder nichts“ rief Kakarott plötzlich laut.

Seine Vorbereitungen waren abgeschlossen:  Hitze durchflutete ihn, sein Körper spannte sich an.

Wie Dampf schoss die erhitzte Luft aus seinem Körper heraus: eine neue, rote Aura bildete sich um seinen Körper, nun aber noch stärker als zuvor.

Kakarott schrie aggressiv auf, feuerte sich selbst an.

Mehr, mehr, mehr…er brauchte mehr Energie.

Er setzte seinen Körper unter Fieber, erhöhte seinen Stoffwechsel. Sein Herz klopfte wild in der Brust, sein Puls stieg. Seine Muskeln blähten sich auf und schmerzten dadurch ungeheuerlich. Diese Anstrengungen zerrissen ihm fast die Muskelfasern.

Er schrie, hörte aber nicht auf, egal wie sehr es ihn schmerzte.

Die rote Aura verdichtete sich.

Vegeta sah mit aufgerissenen Augen fassungslos herab, als seine heimliche Furcht bestätigt wurde.

Der Kerl konnte seine Kraft noch weiter erhöhen?!

Vegeta konnte nicht verhindern, dass unbewusst weitere Schweißperlen von seiner hohen Stirn tropften; Anzeichen von Nervosität.

Aber er würde nicht wanken oder zurückweichen.

Nein, Vegeta blieb auf seinen Platz und wartete, bis Kakarott mit seiner Vorbereitung abgeschlossen hatte. Vorher griff er nicht an.

Er war kein Feigling, sondern würde Kakarott auf ehrliche, ehrenhafte Weise besiegen, auf dem Höhepunkt seiner Kraft.

Nur so konnte er seine Überlegenheit beweisen.

Außerdem sah es so aus, als würde der Idiot gleich platzen, so wie seine Augen hervortraten. Vielleicht brachte er sich ja selbst um?

Der Bastard schrie sich ja fast die Lunge aus dem Hals.

Kakarott spürte, wie seine Kraft einen neuen Gipfel erreichte. Sein Körper stand in Flammen, er verbrannte innerlich.

Nun kam erneut Wind auf, dieses Mal von ihm, er war das Zentrum eines neuen Sturms.

Auch Vegeta spürte den Effekt: dasselbe, was er vorhin gezeigt hatte, wiederholte nun dieser Unterklasse-Idiot. Eine Konzentration der Energie, ähnlich einer heißen Stichflamme.

Der Kerl lernte schnell, das musste er widerwillig zugeben.

Zähneknirschend spürte er den starken Wind in seinem Haar. Seine Beine zitterten aufgrund des bebenden Felsens zu seinen Füßen, der wegen dem ausgehenden Druck von Kakarott langsam in Stücke zerbrach. Ungewollt brach Vegeta ein, der zu gefangen gewesen war vom Anblick seines Gegners. Für eine Schocksekunde war er wegen dem bröckelnden Abgrund zu seinen Füßen, dem beginnenden Fall, abgelenkt.

Eine Chance, die Kakarott sofort nutzte.

Er flog los, holte aus und verpasste Vegeta einen Kinnhaken, bei dem ihm die Zähne wackelten.

Während der König im Fall war, flog Kakarott hinterher und verpasste ihm eine weitere Salve an Schlägen. Vegeta versuchte die Kontrolle während des Sturzes zu erhalten, drehte sich im Fall um und griff mittels Ki-Bällen den schutzlosen Gegner an.

Doch Kakarott wich aus, flog eine unvorhersehbare Biegung. Aus dem toten Winkel attackierte er den wehrlosen Vegeta, der ihn nicht abwehren konnte. Ein Tritt traf ihn und schleuderte ihn meterweit weg. Dieses Mal schaffte er es nicht, sich dem Fall zu widersetzen und landete krachend in die Felsen, wo er ein tiefes Loch hinterließ.

Mit einem wütenden Schrei und einer Ki-Explosion, welche die umgebenden Felsen pulverisierte, befreite er sich aus dem steinernen Gefängnis.

Wütend richtete sich Vegeta auf.

Der Spaß war ihm nun vergangen.

Staub klebte an seiner Rüstung, diverse Körperstellen schmerzten. Niemals hätte er geglaubt, so etwas gegen einen Unterklassekrieger erleiden zu müssen, welche Schmach!

„Du Hund“ rief er erzürnt und sah auf Kakarott, der sich ihm näherte. Vegeta holte aus: er plante, den auf ihn Zukommenden zu vernichten und seine Geschwindigkeit gegen ihn zu richten.

Doch Vegetas Angriffe gingen wiederum ins Leere., dabei verstärkte er sie sogar mit seinem Ki. Jedes Mal wich Kakarott ihnen aus und verpasste ihm einen Gegenschlag. Im Gegensatz zu Vegeta trafen seine Fäuste ihr Ziel.

Beide Krieger setzten eine Vielzahl von Techniken an, um ihren Gegner zu verletzen; sie verpassten sich gegenseitig Kopfstöße und stachen mit ihrem Knie und Ellbogen zu.

Ein Faustschlag in Vegetas Bauch zertrümmerte die schützende Rüstung, brach eine Rippe und traf indirekt seine Leber und Magen. Vegeta krümmte sich, hielt sich den Bauch. Seine Augen waren aus Schock geweitet bei diesem furchtbaren Schmerz, sein Körper wie gelähmt. Ungewollt war sein Mund geöffnet, Speichel sammelte sich und floss heraus.  Er spuckte aus, schmeckte das Blut, welches sich in seinem Mund sammelte.

„Du Hund“ keuchte er erneut. Er richtete sich auf, zwang seinen Körper gegen den Schmerz zu kämpfen, denn er durfte sich keine Pause gönnen.

Der Kampf war im vollen Gange und sein Gegner im Anflug!

Kakarott traf auf ihn und begann seine nächste Angriffswelle, die weiterhin erfolgreich war. Vegetas Augen konnten dem Jüngeren nicht mehr folgen. Ein Hagel von Schlägen ging auf ihn nieder, während seine eigenen Fäuste und Tritte diese sprunghafte Kakerlake nicht erreichten.

Als Kakarott nah genug herankam, versuchte er ihn deswegen festzuhalten und griff nach seinem Arm. So hoffte er ihn, in seiner Reichweite zu zwingen und ein Ausweichen zu verhindern.

Aber der Bastard verpasste ihm einen Kopfstoß gegens Kinn. Vegeta kniff unwillkürlich die Augen zusammen bei dem beißenden Schmerz, welches von der Nase bis in seinen Schädel drang. Geblendet ließ er seinen Gegner los. Weitere Schläge folgten, denen er kaum ausweichen konnte.

Kaum schaffte er es, sich am gegnerischen Körper festzuhangeln, um ihn einen vereinigten Faustschlag auf den Kopf zu geben, nutzte Kakarott seine höhere Größe und Gewicht stattdessen aus, um jenen mit einem Bodyslam zu Boden zu werfen.

//Was für eine Kraft?! Wieso ist er so stark? Er blockt meine Angriffe ab, als wären sie nichts?// schrien Vegetas Gedanken panisch auf, während er auf die Erde krachte.

Wie schnell hatte sich die Situation gewandelt?

Wo war seine vorherige Überlegenheit?

Wie kam die Unterklasse dazu, ihn so zu verletzen?

Das konnte nur geschehen, weil…auch ohne Scouter wusste Vegeta die Antwort.

//Unmöglich…seine Kampfkraft hat meine überstiegen?!//

Eine andere Möglichkeit gab es nicht.

Vegeta konnte es nicht fassen, es stellte sein Weltbild in Frage.

Kakarott hatte dagegen andere Probleme. Er keuchte und seine Hände zitterten, das erste

Warnzeichen. Über seinen momentanen Vorteil konnte er sich nur kurz freuen.

Schon schmerzten seine Arme, folgten kaum seinen Befehl. Er würde sich gleich nicht mehr bewegen können.

„Verdammt, ist der Kerl zäh. Wenn ich ihn nicht bald besiege, wird’s gefährlich“ murmelte er.

Kakarott konnte nicht glauben, wie hartnäckig der König war und wie sehr er sich weigerte, aufzugeben.

 

Vegeta war wütend wie noch nie zuvor in seinem Leben.

Wütend…und auch von einer LEICHTEN Sorge erfüllt, dass er verlieren könnte.

Er, der König der Saiyajins, könnte gegen einen gewöhnlichen, drittklassigen Saiyajin…nein, das war unmöglich. Sein Stolz ließ das nicht zu.

Vielleicht war er nicht das stärkste Wesen im Universum, aber er war wenigstens der stärkste SAIYAJIN!

Die Venen an seiner hohen Stirn pochten wild.  Seine Augen waren wütend aufgerissen, einige Äderchen geplatzt, wodurch sie blutunterlaufen glühten.

„Das lass ich mir nicht bieten“ knurrte Vegeta. „Ich bin ein Saiyajin erster Klasse. Ich bin der König, der Beste, der Stärkste! Ich kann mich nicht von dir besiegen lassen“.

Er spürte etwas Nasses an seinem Mund und rieb es sich mit der Rückhand fort. Auf dem ehemals weißen Stoff seines Handschuhs klebte sein Blut. Mittlerweile hatte Vegetas Körper mehr als nur einen Kratzer erhalten. Das waren keine Zufallstreffer mehr.

// So viel Blut? Er hat mich verletzt? Er ist stark genug, meinen Körper zu beschädigen?!//

Seine Rüstung hatte ihren glorreichen Eindruck verloren: es fehlte ein Teil seiner Schulterpolster, der Panzer war voller Löcher, ebenso der Stoff seiner Kleidung. Immer noch schmerzten sein Bauch, sein Rücken und sein Gesicht, welche die meisten Schläge hatten erdulden müssen.

Er war voller Dreck, Schweiß und Blut…sein Blut, nicht das seines Gegners.

Er hatte den Boden mit seinem Körper berührt, war zu Fall gebracht worden.

Dermaßen geschlagen von einem Unterklassekrieger, in die Ecke gedrängt…Vegetas Schweif sträubte sich bei der aufkeimenden Furcht, tatsächlich verlieren zu können.

„Was glaubt der Blödmann, gegen wen er antritt? Er steht unter mir. Er ist ein Insekt gegen mich, eine Kakerlake, ein Wurm. Kein Saiyajin darf sich über mich erheben. Das lasse ich nicht zu. Auf keinen Fall…ich zeig’s ihm…ich verwandle alles hier zur Asche“ zischte Vegeta frustriert. Er ballte seine Fäuste, um seinen nächsten Angriff vorzubereiten.

Jetzt würde er alles an seiner Kraft einsetzen, um diesen Emporkömmling auszulöschen.

Wieder zeigte sich die kalte Aura um ihn. Dieses Mal blitzte sie, als würde er unter Strom stehen. Selbst seine Haare richteten sich noch mehr auf.

Nur ein Gedanken beherrschte ihn: er würde Kakarott pulverisieren.

Vegeta musste seine Überlegenheit beweisen, mit allen Mitteln. Dafür setzte er seine mächtigste Attacke ein. Diese hatte bislang jeden vernichtet.

Kaum zu glauben, dass er sie gegen einen Unterklasse-Saiyajin einsetzen musste, aber was soll’s…Hauptsache, er gewann, egal, was er nebenbei noch vernichtete.

Vegeta war alles egal, sogar Nappa, Radditz und der Planet Yasai selbst, die durch die Wucht seines Angriffs auch drauf gehen würden.

Was soll’s, darauf konnte er verzichten, wenn er dafür seinen Stolz rettete. Zeugen seiner Schmach konnte er eh nicht gebrauchen.

Nichts war ihm momentan wichtiger als seinen Gegner auszulöschen.

Vegeta sprang hoch in die Luft, flog nach oben, von weißem Licht und violetten Blitzen umgeben. Er wirkte wie ein tödlicher Stern und die Inkarnation der Zerstörung gleichzeitig.

Von dort sah er auf sein Opfer herab.

Freie Schussbahn!

Sein Körper war unter Spannung, er zog die Arme zurück, die Hände krallenartig geöffnet. Er sammelte seine Energie und konzentrierte sie in seinen Fingerspitzen.

 

Von seiner weit entfernten Position aus, begriff Nappa, was Vegeta plante.

Selbst aus der Ferne erkannte er die Position, schließlich schwebte sein König hoch genug oben und er hatte diese Technik in der Vergangenheit schon öfters beobachtet.

Nappa war entsetzt.

„Diese Pose…Vegeta setzt den Gallikstrahl ein“ erkannte Nappa heiser.

„Ach du Scheiße, er wird diesen Planeten zerstören und uns mit. Wir müssen hier weg. Zu den Pods“ rief Radditz, der ebenfalls die Folgen begriff.

Das würde Kakarott nicht überleben und wenn Radditz und Nappa nicht schnell genug waren, würden sie sein Schicksal teilen.

Beide Saiyajins drehten sich um und flogen fort, ohne einen Blick zurückzuwerfen.

 

Kakarott erkannte anhand der steigenden Energie, die sich um Vegeta sammelte, dass eine mächtige Attacke gerade vorbereitet wurde.

Zu stark, um sie zu blocken. Dazu befand er sich mitten in der freien Schusslinie. Er konnte sich nicht verstecken, nicht ausweichen, nicht abwehren.

Es gab nur eine Lösung: einen neutralisierenden Gegenangriff.

Kakarott nutze die Zeit, die Vegeta zur Vorbereitung benötigte, um ebenfalls seine mächtigste Technik auszuführen. Er biss die Zähne zusammen und ignorierte den Schmerz seiner Muskeln, die ihn warnten, sich zu bewegen. Es ging nicht anders.

Breitbeinig stellte er sich auf, holte weitläufig mit den Armen aus.

„Kameee…Hamee“ rief er.

„Meinen Gallikstrahl kannst du nicht aufhalten“ rief Vegeta ihm siegessicher zu „Du und der Planet werden zu Staub verfallen!“ Er lachte irre auf.

Mit diesen Worten warf er seine Arme nach vorne, aus seinen Handflächen barst die Energie und raste auf Kakarott in Form eines gleißenden Strahls herab.

„Haaaa“ der aber konterte und feuerte einen hellen Energieball ab. Kakarott fühlte sich selbst wie ein riesiger Feuerball, er verbrannte all seine Energien für diesen Angriff.

Beide Energiestrahlen trafen aufeinander: bläulich-weiß gegen grell-violett.

Es blitzte, es krachte, die Erde bebte, während Vegetas Gallikstrahl und Kakarotts Kamehameha um die Vorherrschaft kämpften.

 „Was?! Er pariert meinen Gallikstrahl?!“ Vegeta riss die Augen auf.

Das war unmöglich. Niemand hatte dies bislang geschafft, weder ein sterbliches Wesen noch eine moderne Waffe. Keine Laserkanone, kein Energieschild hatten Vegetas Feinde schützen können, wenn er den Gallikstrahl einsetzte. Diese Technik war der Grund, warum man ihn als die stärkste Waffe in dieser Galaxie ansah.

Ein Wettdrücken geschah, beide Energiestrahlen waren sich kräftemäßig ebenbürtig.

Ihre Besitzer hörten nicht auf, weiter Energie abzufeuern.

Es war, als würden zwei gewöhnliche Wesen gegen eine Tür drücken oder ein Seil ziehen.

Sie wussten: nur eine Sekunde nachgelassen und ihr Gegner würde den Schwung nutzen, um zu gewinnen.

 

„Verdammt, wo sind unsere Pods?!“ rief Radditz aus, dessen Stimme allmählich panisch klang.

Nappa und er schwebten über dem Feld, wo sie vorhin gelandet waren, welches aber bereits wegen dem Erdbeben und dem Wind so zugerichtet war, dass sie sich nur schlecht orientieren konnten.

In all dem dichten Staub waren ihre kleinen Raumkugeln nur schwer zu finden.

„Nimm die Fernbedienung und ruf sie zu dir“ befahl Nappa, der aus seinem Panzer bereits eine kleine Fernsteuerung herausgezogen hatte und ein paar Knöpfe drückte.

Auch wenn er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, war der Hüne beunruhigt und konnte es kaum erwarten, im sicheren Raumschiff von hier zu verschwinden.

Mit so etwas hatte er nicht gerechnet, als Vegetas ihn heute zum Sekundanten für ein Tatakai ernannt hatte.

Das Beben wurde schlimmer. Die beiden blieben davon noch unbehelligt, weil sie in der Luft schwebten. Dafür waren sie von einer ockerfarbenen, dichten Staubwolke umgeben, die ihnen jede Sicht raubte. Zusammen mit dem Beben und dem Krach der einstürzenden Felsen, wurden ihre wichtigsten Sinne beeinträchtigt.

Radditz rief ebenfalls seinen Pod zu sich und so starrten die beiden Krieger angestrengt durch den Staub, um die herbeieilenden Kugeln nicht zu verpassen. Ständig mussten sie über ihre tränenden Augen reiben, um sich den Staub wegzuwischen, der sich sowohl dort als auch in der Nase und auf den Lippen sammelte.

Das Sausen der Energiestrahlen im Hintergrund half nicht, ihre Angst zu verringern.

Es hörte sich eher wie Countdown ihres nahenden Todes an, da es nicht mehr lange dauern würde, bis Vegetas Gallik Gun sie traf.

Eine Ironie, gerade für Nappa, der schließlich über zwanzig Jahre für das Königshaus gearbeitet hatte und nun durch ihn sterben würde. Bei dem Gedanken an diese Undankbarkeit fluchte Nappa auf und verpasste, wie sein Pod sich ihm näherte, angelockt durch den Ruf der Fernbedienung. Beinahe krachten der kahlköpfige Riese und die metallene Kugel zusammen, weil jener noch abgelenkt war durch seinen nahenden Tod. Zwar konnte er in letzter Sekunde ausweichen, verlor aber sein Gleichgewicht und fiel zu Boden, wo er trittsicher neben dem Pod landete.

Im Moment der Erleichterung, nun endlich verschwinden zu können, wurde er beinahe vom zweitem Pod getroffen, der dicht neben ihn landete.

„Hey, pass doch auf!“ rief er Radditz zu, der über ihn schwebte und dennoch im Staub kaum zu erkennen war. Nappa schmeckte den Dreck, der sich sofort in seinem Mund sammelte.

Den ausspuckend, konzentrierte er sich darauf, seinen Pod zu öffnen.

Radditz landete und tat es ihm gleich.

Doch bevor beide sich mit erleichtertem Seufzer reinsetzen konnten, flog ein spitzer Felsen zischend auf sie zu. Der pfeilförmige Brocken flog aerodynamisch und unentdeckt aus der Staubwolke, wo er die beiden Pods, die nebeneinander lagen, zielsicher durchbohrte.

Metall knirschte, Glas zerbrach.

Nappa und Radditz entgleisten die Gesichtszüge.

Zwei Sekunden später hätte der Felsen auch die Insassen getroffen, so aber verbog sich nur Metall.

Dieses Glück war angesichts des unglücklichen Zufalles, beide Pods gleichzeitig zu verlieren, kein Trost.

Bedröppelt sahen Nappa und Radditz auf ihre Fluchtfahrzeuge, die aufgespießt waren wie zwei Brocken Fleisch auf einen Schaschlik-Spieß.

„Scheiße“ sprach Radditz es als erstes tonlos aus. „Wir sind erledigt!“

Napa wollte dem zustimmen, aber der Boden rutschte ihm unter den Füßen weg und er fiel hin. Jammernd blieb er dort gleich liegen, die Hände schützend über den blanken Schädel haltend.

„Das war’s“ schluchzte er. „Wenn ich das hier überlebe, hänge ich die Rüstung an den Nagel und suche mir einen neuen Job. Ich eröffne einen Gemischtwarenladen oder so. Hab schließlich noch genug Beute aus meinen Raubzügen bei mir gelagert.“

Nappa konnte nicht fassen, dass er so sterben würde: als Zuschauer anstatt Teilnehmer eines Kampfes. Und dann auch noch ausgerechnet von Vegeta, dem Pimpf, den er jahrelang gehorcht hatte!

„Ich schwöre“ knurrte er „wenn ich sterbe, suche ich Vegeta heim. Ich geh ihm als Geist gehörig auf die Nerven. Er wird einen Exorzisten brauchen, um mich loszuwerden. Das wird die Rache für seinen Verrat…all die Jahre, wo ich ihm treu gedient habe…“schluchzte er.

„Hör auf mit den Witzen!“ befahl Radditz, der sich eilig nach einer Lösung umsah. „Noch ist nichts verloren. Wir können die Pods von Vegeta und Kakarott nehmen. Sollen die beiden Deppen sich doch gegenseitig umbringen.“

Nappa hörte sofort mit dem Jammern auf und hob mit neuer Hoffnung den Kopf.

Stimmt, die gab es ja auch noch.

Beide Saiyajins hatten in diesem Moment keine Hemmungen, die fremden Pods zu stehlen.

So wie Vegeta und Kakarott gegeneinander kämpften ohne Rücksicht auf ihre Umgebung, nur auf ihren Sieg bedacht, so waren Radditz und Nappa in diesem Moment darauf konzentriert, mit aller Macht am Leben zu bleiben.

Gedanken an andere wurden dann nicht verschwendet, moralische Hemmungen gab es nicht.

 

Kakarott und Vegeta standen sich in einem Patt gegenüber.

Sie konnten sich nicht bewegen, waren in diesem Angriff gefangen. Nur einen Moment der Unachtsamkeit könnte dafür sorgen, überwältigt zu werden.

Langsam, aber stetig, drückte Vegetas Energiestrahl den von Kakarott hinunter. Der König hatte den Vorteil der Schwerkraft auf seiner Seite, weil er von oben nach unten angriff.

Kakarott erkannte, er musste aufs Ganzes gehen, wenn er nicht pulverisiert werden wollte.

„Noch mehr…ich brauche noch mehr…los“ schrie Kakarott sich selbst an. Ein neuer Schub, die letzte Energie durchströmte ihn, wurde aus seinen Handflächen gepresst. Für eine Sekunde verdreifachte sich seine Energie.

Zeit genug für seinen Plan: sein Energieball wurde größer und stieß auf Vegeta zu.

„Ich…ich werde weggedrückt“ erkannte Vegeta mit aufgerissenen Augen. „Nein, nein…NEEEEEIN“

Doch egal, wie sehr er sich wehrte, Vegeta konnte dem nicht entgegenhalten.

Der Angriff erwischte ihn. Heiße, fremde Energie presste ihn fort wie ein mitreißender Strom. Er wurde in die Luft geschleudert, während er laut und entsetzt aufschrie.

Der Druck gegen seinen Körper war unaufhaltsam und presste ihn hoch in den Himmel hinaus.

Kakarott versuchte, so viel seiner Energie herauszudrücken, wie möglich war, besonders jetzt, wo der gegnerische Widerstand fort war.

Doch das Blut, welches sich in seinem Mund sammelte, warnte ihn, weiterzumachen. Seine Organe begannen zu schwächeln.

Kakarott verschloss seine Energiekanäle: wie Wasser in einem Damm hielt er es zurück, bis es nichts weiter war als ein schwacher Strom. Das letzte bisschen Energie, welches er behielt, reichte aus, um zu atmen, aber nicht mehr, um zu stehen. Seine Knie knickten ein, während er den Blick in den Himmel behielt, wo sein Gegner verschwunden war.

Dann fiel er zu Boden und rang nach Luft. Er nutzte den Moment, um seinen Körper etwas Erholung zu gönnen.

Im Unbewussten aber ruhte er nicht aus, sondern hielt sich und seine Sinne wach, um Vegetas Wiederankunft rechtzeitig bemerken zu können.

Kakarott wusste, dass jener noch lebte.

Vielleicht hätte er den König töten können, wenn er dafür sein eigenes Leben aufgegeben hätte…aber welchen Sinn machte das?

Er wollte schließlich leben und noch öfters gegen Vegeta kämpfen.

 

Vegeta schrie, während die Energiewelle ihn immer weiter nach oben drückte, bis die Luft knapper wurde. Es war wie eine heiße, wilde Strömung, der er sich nicht widersetzen konnte. Das Adrenalin in seinem Körper stieg angesichts der Lebensgefahr weiter an und gab ihm die Kraft, sich wegzurollen, bevor er in eine lebensunfähige, aussichtslose Umgebung gedrängt wurde.

Keuchend sah er dem Energieball nach, der die Atmosphäre durchdrang, bis er als kleiner Lichtpunkt weitab verglühte.

„Scheiße“ fluchte Vegeta auf, der erkannte, wie knapp er dem Tod entronnen war.

Er ballte die Fäuste und ließ einen Schall von Flüchen raus. Er war so wütend, so wütend.

Was für einen jämmerlichen Eindruck machte er gerade?

Seine Rüstung war schmutzig und lädiert, ebenso sein Körper. Vegetas Augen waren aufgerissen und blutunterlaufen, eine nervöse Vene pochte an seiner Stirn.

Vom sonst so selbstsicheren Saiyajin, der mit Leichtigkeit seine Gegner erledigte, keine Spur.

Niemand würde glauben, dass er der König der Saiyajins wäre. Nicht, nachdem man seine mächtigste Attacke abgewehrt und ihn in diesem Zustand versetzt hatte.

All das hatte ein Unterklassekrieger verursacht.

Was für eine Schmach!

„Ich muss ihn besiegen“ murmelte Vegeta und suchte nach einer Lösung. Es war ja nicht das erste Mal, dass er einen anstrengenden Kampf ausführte; es war bloß länger her, dass er so gefordert wurde.

Welche Techniken hatte er noch in der Hinterhand?

Den Gallikstrahl konnte er kein weiteres Mal einsetzen, so viel Energie besaß er nicht mehr. Hätte er geahnt, dass Kakarott eine ähnlich starke Technik kannte, hätte er den Einsatz besser geplant.

Der Mond und die Ozaru-Verwandlung?

Vegeta sah sich um.

Heute gab es auf Yasai keinen Vollmond, den er für die Verwandlung nutzen konnte, aber das machte nichts. Schließlich konnte er einen Powerball einsetzen, um einen künstlichen Mond zu bilden.

Anderseits…Kakarott war auch ein Saiyajin und besaß ebenfalls einen Schweif: ein Powerball würde nur bewirken, dass sich beide in einen Ozaru verwandelten.

Vegeta könnte sich nicht zuerst verwandeln und dann den Mond zerstören, weil es seine Verwandlung sofort aufheben würde. Ständiges Mondlicht wurde dazu gebraucht.

Ob der Planet überhaupt noch zwei kämpfende Ozarus aushalten würde, war fraglich.

Vermutlich würde er im Laufe des Kampfes zerbrechen. Der Gewinner würde dann letztendlich im kalten All sterben, da ihre Rasse dort nicht lebensfähig war.

Es war auch ungewiss, ob er es schaffte, Kakarott den Schweif vorher abzuschneiden, um dessen Verwandlung zu verhindern.

Ein Powerball verbrauchte außerdem viel Energie: diese Technik lohnte sich also nur dann, wenn es seinen Sieg gewährleisten würde.

Letztendlich sah Vegeta in dieser Technik keinen Vorteil.

Es bewahrheitete sich damit, was Nappa ihn vor vielen Jahren erklärt hatte: der schlimmste Gegner gegen einen Saiyajin war ein Saiyajin.

Alle Vorteile, die Vegeta bislang besessen hatte, waren gegen Kakarott nutzlos, da er sie ebenfalls besaß: hohe Körperkraft und Geschwindigkeit sowie Ausdauer, Fliegen, Ki-Angriffe, Ozaru-Verwandlung und diese Eigenschaft, den Kampf zu lieben anstatt zu fürchten und sich währenddessen sogar weiterzuentwickeln.

Vegeta gab es ungern zu, aber er hatte während des Kämpfens bemerkt, wie der Jüngere von seinen Techniken lernte und sie sich abschaute.

Aber bedeutete es, dass Vegeta Furcht verspürte, gar aufgab?

„Einen Scheiß tue ich“ murmelte Vegeta verbissen.

Nein, er verspürte keine Angst. Im Gegensatz bei einem Gegner wie Freezer, sah Vegeta hier immerhin noch eine Chance, zu gewinnen.

Saiyajins gaben nicht so leicht auf. Im Gegenteil zu anderen Rassen ließen sie sich von einer überlegenen Kraft nicht ins Bockshorn jagen, solange es wenigstens ein Prozent an Siegeschance gab.

Sein Herz klopfte stark in der Brust, unbekannt, ob aus Frust wegen dem bisherigen Ausgang oder der freudigen Erregung über diese unerwartete Herausforderung.

Nie zuvor hatte Vegeta einen solchen Sturm von Emotionen erlebt, hin- und hergerissen zwischen verletztem Stolz, Aufregung, Nervosität, Euphorie, Genugtuung, Überraschung.

Er, der sonst so besonnen in jedem Kampf gewesen war, stets eine überlegene Miene gezeigt hatte, musste nun alles an Technik, an Reserven, an Tücke hervorholen, um zu gewinnen.

Wenn das nicht eine gute Vorbereitung gegen Freezer war…und dennoch konnte sich Vegeta nicht vollkommend darüber freuen über diesen Vorkampf. Sein Stolz war angegriffen wegen dem Fakt, dass ein andere Saiyajin ihm so ebenbürtig war.

Ein Saiyajin, den er bis zum heutigen Tag nie als Gegner auf dem Schirm gehabt hatte.

Dabei hatte sich Vegeta oft einen ebenbürtigen Gegner gewünscht. Jemand, der nicht automatisch vor dem König zu Kreuze kroch.

Jemand, gegen den sich Vegeta messen konnte, um seinen inneren Drang zur Evolution zu erfüllen.

Aber musste es ausgerecht Bulmas kleiner Bruder sein?

Vegeta erinnerte sich wieder, was auf dem Spiel stand.

In seinem Jähzorn hatte er vergessen, wie dieses Tatakai begonnen hatte.

Sollte er gegen Kakarott verlieren, stand nicht nur seine Ehre als König auf dem Spiel, sondern auch seine Pläne Bulma betreffend.

Bei dem Gedanken, wie seine Pläne wie ein Kartenhaus einstürzen konnten, fühlte es sich wie ein eisiger Wasserfall an, der Vegeta zur Besinnung brachte.

Nein, er durfte Bulma nicht verlieren: sie gehörte ihm.

Nun, wo Kakarott sich also so eine Gefahr herausstellte, bestärkte es Vegetas Entschluss, ihn zu töten.

Niemand nahm ihm etwas weg, auch Bulmas Bruder nicht!

Jetzt kam doch Furcht in ihm auf.

Vegeta ballte die Fäuste und atmete ein paar Mal tief durch, sowohl um seinen erschöpften Körper mit Sauerstoff zu füllen als sich auch wieder zu besinnen.

Die Ozaru-Wandlung und der Powerball waren zwar keine Option gegen Kakarott, aber der Unterklassekrieger hatte in diesem Kampf viel Energie verbraucht.

Lange würde er nicht mehr durchhalten können und je erschöpfter er war, desto eher würde er einen Fehler machen.

„Na warte, Kakarott, die Schmerzen büßt du mir. Ich werde dich zertreten wie einen Wurm“ wisperte Vegeta unheilvoll und flog wieder zurück zum Ort, wo sich die beiden Saiyajins zuletzt duelliert hatten.

 

 

Zur selben Zeit…

„Da unten sind sie!“ rief Nappa begeistert aus und deutete auf die halb verschütteten Pods. Er landete und fing an, den ersten herauszuziehen.

In Gedanken dankte er den Umstand, dass Kakarott auf einen Kampfplatz weit entfernt vom Landeplatz bestanden hatte, nur deshalb waren die Pods verdreckt, aber noch einsatzbereit.

Zu seinem Glück hatte das Beben gerade aufgehört, auch der Himmel war ruhig.

Was immer die beiden kämpfenden Saiyajins gerade taten, es schien eine Art Pause zu sein und damit der perfekte Zeitpunkt, um von hier zu verschwinden, bevor die Atmosphäre wieder unruhig wurde.

Nachdem er den Pod, den er in seinen Händen hielt, vorsichtig absetzte, zeigte es sich, dass er den von Vegeta gefunden hatte, wie deutlich am königlichen Wappen zu erkennen war.

Nappa grinste unheilvoll.

Das geschah dem undankbaren Bengel ganz recht, dass er ausgerechnet seinen Pod stahl.

Er warf einen Blick zur Seite, wo Radditz den zweiten Pod aus der Erde holte und den Staub vom Bullauge wegwischte.

„Ha, ich hab Vegetas“ prahlte Nappa mit seinem Fund. Er freute sich schon, auf den gut gepolsterten Sitz Platz zu nehmen und von hier zu verschwinden.

„Schön für dich“ brummte Radditz. „Sollte er den Kampf überleben, zieht er dir die Ohren für den Diebstahl lang.“

„Öhh, naja“ daran hatte Nappa im Moment nicht gedacht. „Willst du tauschen?“

„Nein“ entgegnete Radditz, der sich abgelenkt das Kinn rieb. Der Fund der Pods und damit die Möglichkeit hier abzuhauen, machte ihn nicht so glücklich, wie er glaubte.

Es gab da noch ein paar offene Punkte…

„Was sollen wir tun, sobald wir wieder auf der Basis sind?“ fragte er seinen Kameraden.

Nappa strich sich nachdenklich über seinen Bart und erkannte das Problem: sie konnten nicht einfach verschwinden, wenn gerade der König kämpfte…und vielleicht verlor, gar starb.

Irgendwas mussten sie dem Volk sagen, es würde garantiert Fragen geben.

„Erstmal holen wir uns neue Scouter“ überlegte er laut. „Dann fliegen wir zurück und sammeln den Überlebenden auf.“

Mit einem Scouter konnten sie den Überlebenden des Tatakais leichter finden und herausfinden, WER gewonnen hatte.

„Du meinst, falls der Planet noch steht?“ fragte Radditz stirnrunzelnd.

Die Situation sah für die beiden Sekundanten nicht gut aus.

Sicher, wenn sie weiterhin Glück hätten, würde bei ihrer Ankunft der Kampf beendet sein, Vegeta hätte gewonnen, sie müssten ihn nur einsammeln und in einen Medi-Tank bringen.

Aber was, wenn Vegeta gewann, der Planet aber als Folge des Kampfes zerbrach, er dann keinen Pod zum Flüchten hatte und daher im kalten Vakuum des Alls starb?

Dann mussten Radditz und Nappa die schlechte Botschaft dem Rat mitteilen, die wiederum nach einem neuen König suchen konnten.

Dann käme die Frage auf, wer den letzten König besiegt hätte und Radditz müsste einige unangenehme Fragen beantworten.

Immerhin, sollte Kakarott der Überlebende sein, könnte er König werden…bei dem Gedanken wurde Radditz bleich.

Was für eine furchtbare Vorstellung?!

König Kakarott?!

Ausgerechnet der Kerl wurde König und oberster Heerführer, während der größte Krieg in ihrer Galaxie herrschte?

Radditz rieb sich stöhnend übers Gesicht.

„Alles, bloß das nicht“ murmelte er zu sich selbst.

Lieber brachte er seinen Eltern die Botschaft, dass Kakarott im Tatakai gegen Vegeta gefallen war.

Bevor Bardock ihn anschnauzen könnte, warum Radditz ihn nicht beschützt hätte, würde dieser seinem Vater von Kakarotts wahrem Powerlevel erzählen.

Hah, sein Vater würde dann ganz still werden bei dem Gedanken, wie Kakarott sie seit Jahren belogen hatte.

Radditz fasste einen Entschluss, während er sich die staubigen Haare aus der Stirn strich.

Bislang hatte er in seinem Leben immer Glück gehabt…also hoffte er weiter darauf und pokerte erneut mit seinem Leben.

„Einverstanden“ sprach er zu Nappa „Also auf zur Basis, Scouter und einen Verbandskasten holen und dann wieder hierher zurück, um den Sieger einzusammeln…oder wer immer auch das hier überlebt.“

„Haha, wer als letztes steht, gewinnt…lass uns hoffen, es ist Vegeta. Auch wenn er eine linke Socke ist und es nicht gutheißen wird, dass wir seine Fast-Niederlage beobachtet haben, geschweige denn seinen Pod geklaut haben. Aber er ist immerhin ein besserer Anführer als dein Bruder, nichts für ungut“ lachte Nappa. Er öffnete den Pod und setzte sich rein. Mit dem Drücken eines Knopfes senkte sich die Luke und der Pod schoss hoch hinaus.

Radditz zuckte mit den Schultern und brummte Unverständliches, anstatt ihm laut Recht zu geben.

Ja, Kakarott hatte keine Ahnung von Politik, aber wenigstens musste man nicht befürchten, dass dieser seinen Bruder dafür bestrafen würde, weil er seinen Pod stahl.

Bei Vegeta hingegen…das würde ein Nachspiel haben. Besser war es, sich bei ihm einzuschleimen, indem man gleich ein Raumschiff mit Medi-Tank charterte; dann hätte Vegeta bessere Laune angesichts dieser Vorbereitung. Man könnte ihm vorlügen, man hätte nur deswegen seinen Pod „ausgeliehen“, um ein besseres Gefährt für seine sofortige Behandlung zu holen.

Radditz verschränkte vor sich die Arme, startbereit, während sich der Pod schloss und daraufhin mit hoher Geschwindigkeit hinauf katapultierte, wodurch der Krieger in den Sitz gedrückt wurde.

In Hochgeschwindigkeit verließen sie Yasai und nahmen Kurs auf Vegeta-Sei. Die beiden Planeten waren sich so nahe, dass sie bald die Umrisse des Planeten vor sich sahen.

Radditz kniff misstrauisch die Augen zusammen, als er von dort ein helles Funkeln bemerkte, welches immer größer wurde, weil es sich ihnen näherte.

Dann schoss auch schon ein silbernes Gefährt an ihnen vorbei.

Radditz blinzelte verdattert.

Obwohl der Moment nur kurz gewesen war, weil beide Raumschiffe so schnell waren, so konnte der an Hochgeschwindigkeit trainierte Krieger mit den guten Augen dennoch einen kurzen Blick ins Cockpit reinwerfen.

Was er da gesehen hatte…es verursachte ein eisiges Schaudern über seinen Rücken.

„He, Radditz“ erklang die krächzende Stimme von Nappa aus dem Lautsprecher, der sich im Sitz befand. Obwohl beide Saiyajins keine Scouter mehr besaßen, konnten sie sich über das Funksystem in den Pods unterhalten.

„Hast du das Raumschiff gesehen, was uns entgegengekommen ist?“

„Nappa, ich bin nicht blind“ sagte Radditz tonlos.

„Dann hast du auch gesehen, wer es gesteuert hat?“ fragte Nappa, dessen Irritation selbst durch den Lautsprecher zu hören war.

Also war auch ihm die Pilotin mit den zierlichen Gesichtszügen und dem prägnanten blauen Haar aufgefallen.

Radditz schlug seine Hände gegens Gesicht. Dahinter war ein Wimmern und Verdammen zu hören, allerdings schlecht unterdrückt, weshalb Nappa es noch mithören konnte. Nach einigen Sekunden hörten das jämmerliche Flehen und Fluchen auf und es herrschte bedrückende Stille.

„Nappa, ich dreh um“ hörte der kahle Hüne die entschlossene Stimme des Jüngeren.

„Bist du dir sicher? Ich glaub nicht, dass du dich da einmischen solltest“ gab der Ältere ihm den Rat. „Lass die drei das doch selbst ausmachen und wir bleiben schön in Sicherheit auf der Basis. Was willst du tun? Vielleicht reden sie ja und alles renkt sich wieder ein… “ hatte er die unrealistische Hoffnung. In dem Moment, wo er es aussprach, wusste Nappa selbst, wie dämlich es klang.

„Nappa, wir sind Saiyajins! Seit wann lösen wir Probleme mit Therapiegesprächen? Die Lösung hieß immer „Hau drauf und Schluss!“. Selbst Bulma kann da nicht helfen. Im Gegenteil, sie ist dort absolut nutzlos und nur eine Ablenkung“ fauchte Radditz ihn an. „Und wenn ich sie packen, fesseln und in meine Pod mitnehmen muss, dann tu ich das halt.“

Welche Wahl hatte er schon?

Radditz drückte auf ein paar Knöpfe und gab dem Pod damit den Befehl, sein letztes Ziel wieder anzufliegen. In einem hohen Bogen drehte sein Gefährt, um wieder nach Yasai zu fliegen.

Nappa sah mitleidig seinem jüngeren Kameraden nach.

Familie war wirklich eine Qual, dachte sich der Kahle und setzte sich tiefer in Sitz. Er überlegte, was er jetzt tun sollte.

Wenn Radditz und dessen Schwester nun wieder zum Kampfgeschehen flogen, dann war doch seine Anwesenheit eigentlich nicht nötig?

Was immer das auch für ein Raumschiff gewesen war, welches die Blauhaarige gesteuert hatte, es sah groß genug für mehrere Saiyajins aus. Sie könnte damit Vegeta retten.

„Erst mal zur Basis und einen neuen Scouter holen“ sprach der Saiyajin zu sich selbst. „Dann sehen wir weiter.“

Er war nicht der große Denker, der weit vorausschauend planen konnte. Lieber kleine Schritte machen.

In der Zwischenzeit konnte schließlich wer- weiß- was passieren, was ihm die Arbeit abnehmen würde.

 

Zurück auf Yasai…

Kakarott lag immer noch auf dem Rücken und sah verschnaufend in den Himmel.

Die Ruhepause tat ihm gut, aber angesichts der Schmerzen, die er jetzt bereits spürte, wusste er, er konnte kaum stehen, von Kämpfen nicht zu Träumen.

So viele Muskelfasern waren zerrissen, dass es selbst beim Zittern weh tat.

//Vegeta ruht sich bestimmt auch aus. Der ist noch lange nicht besiegt. Verdammt, was soll ich tun, wenn er kommt. Ich habe nicht mehr viele Möglichkeiten. //

Kakarott nutzte jede Sekunde zur Erholung, aber das allein reichte nicht aus. Wenn er wenigstens etwas zu essen dabei hätte, um seinen Körper die fehlende Energie zuzuführen…

„Oh Mann, hab ich einen Hunger“ stöhnte er und richtete sich auf, um einen Blick über die Umgebung zu werfen.

Aber außer Felsentrümmer gab es nichts Essbares zu sehen, weder Pflanzen noch ein vorwitziges Nagetier, welches er rösten konnte. Yasai war eine Felsenwüste, sogar das Wasser war knapp. Selbst wenn es etwas gegeben hätte, so war es längt unter den Trümmern begraben.

„Nächstes Mal bringe ich mir ein Sandwich mit“ murmelte Kakarott und dachte wehmütig an das gute Essen, welches Chi-Chi ihm erst vor wenigen Stunden serviert hatte.

Die Gedanken an das letzte Festmahl wurden unterbrochen, als er spürte, wie sich eine kraftvolle Aura ihm näherte.

„Hah, ich wusste es“ lachte Kakarott und sprang eilig auf, wobei er den stechenden Schmerz ignorierte, der ihn daraufhin von Kopf bis Fuß durchzuckte.

Am Himmel zeigten sich schnell die Umrisse von Vegeta.

 

Der König landete mit einigen Meter Abstand direkt vor ihm.

Zum ersten Mal seit Beginn des Kampfes sahen sich beide Saiyajins von der gleichen Höhe aus an, anstatt dass Vegeta auf Kakarott herabsah.

Kakarott überspielte seinen Zustand mit einem überheblichen Lächeln. Er bluffte und hoffte, damit nicht zu zeigen, wie sehr er am Ende seiner Kräfte waren.

Vegeta machte ebenfalls noch einen fitten Eindruck, zeigte ein arrogantes Lächeln. Aber angesichts der schwankenden Aura, die Kakarott spüren konnte, wusste er, dass sich hinter der fies lächelnden Visage eine Masse an überreizten Emotionen befanden und das gegnerische Ki am Schwächeln war.

Vegeta war weder so ruhig noch so leistungsfähig, wie er sich gab.

„Nicht schlecht, Kakarott, wirklich nicht schlecht“ lobte Vegeta ihn unerwartet. „Ich hätte nie gedacht, dass ein Unterklassekrieger so eine Herausforderung sein kann“ gab er sogar indirekt seinen Fehler zu, Kakarott unterschätzt zu haben.

„Aber der Spaß endet jetzt hier“ sprach Vegeta entschlossen und mit grimmiger Miene.

Kakarott zog spöttisch eine Augenbraue hoch.

„Heißt das, du gibt auf?“ fragte er.  Mit Absicht versuchte er seinen Gegner zu provozieren.

Ihm gefiel nicht, wie ruhig Vegeta sich verhielt.  Es war besser, wenn ein Gegner verärgert und verunsichert war; dadurch verursachte er mehr Fehler und war unkonzentriert.

Aber Vegeta hatte bereits die Neuigkeit von Kakarotts wahrer Stärke akzeptiert und zeigte seine stoische Maske. Dass sich der König so schnell unter Kontrolle bekam…Kakarott merkte, wie sein Respekt vor ihm wuchs. Die anderen Saiyajins, die er kannte, waren da viel länger in ihrem cholerischen Wutrausch gefangen.

„Wir können das Tatakai mit einem Patt beenden“ versuchte Kakarott ihn zu überzeugen. „Dann hast du nicht verloren. Du musst nur Bulmas Entscheidungen respektieren. Ich werde auch niemanden von dem Ausgang dieses Kampfes erzählen.“

Vegeta verschränkte die Arme vor der Brust und lachte dunkel auf. Anstatt etwas zu erwidern, ließ er den Jüngeren labern.

„Auf diese Weise verärgerst du Bulma nicht weiter“ fuhr Kakarott mit schmalen Augen fort und benutzte mit Absicht den Namen seiner Schwester.

Wie geplant, zuckte Vegeta nun doch zusammen und hörte auf, abfällig zu grinsen.

Kakarott wusste, er hatte einen wunden Punkt gefunden und stichelte weiter.

„Oder willst du mich tatsächlich umbringen? Wie soll eure Partnerschaft dann aussehen, wenn du deiner zukünftigen Königin erklärst, dass du ihren Bruder getötet hast und sie nun zu dir in den Palast ziehen soll? Sie wird Gift und Galle spucken. Das verzeiht sie dir nie. Ich sehe es schon vor mir, wie sie dein Leben zur Hölle macht. Was für eine vorbildliche Partnerschaft für das ganze Volk“ spottete er laut.

„Du hast eine große Klappe“ knurrte Vegeta. „ich freue mich schon, sie zu stopfen...mit meiner Faust.“

Kaum ausgesprochen, sprang Vegeta auf den größeren Saiyajin zu. Der angedeutete Faustschlag erwies sich als Finte, stattdessen drehte er sich, um mit seinem Bein auszuholen und verpasste Kakarott so einen heftigen Tritt, der jenen meterweit fortschleuderte.

Nach diesem Angriff wusste Kakarott, dass seine Befürchtung richtig war: Vegeta war immer noch fit.

//Und ich kann meine Technik nicht mehr einsetzen. Mein Körper hat kaum noch Energie, die ich mobilisieren kann. Ich muss mir Zeit verschaffen. Am besten, ich provoziere ihn weiter, damit er unvorsichtig wird und nutze dann einen Fehler, um mit voller Kraft zuzuschlagen// plante er.

Bis dahin musste er seine Energie einsparen, weshalb er keine Ki-Attacken einsetzen konnte.

Aber als Vegeta auf ihn zustürmte, hatte Kakarott noch eine Idee für eine Technik, die nur wenig Kraft raubte.

„Sonnenblitz!“

 Vegeta schrie entsetzt auf, als ein heller Blitz, ähnlich wie grelles Sonnenlicht, ungeschützt auf seinen Sehnerv traf und ihn schmerzhaft blendete.

Gleichzeitig, während er sich instinktiv die Augen rieb, erkannte er die Blöße, die er sich dabei gab und hörte bereits die schnellen Schritte. Nur seinem Instinkt und seiner Erfahrung waren es zu verdanken, dass er sich geistesgegenwärtig mit geschlossenen Augen duckte und so dem Kick entkam, den Kakarott gegen seinen Kopf ausführen wollte. Doch Kakarott nutzte seinen Schwung, um mit seinem zweiten Bein zu treten und traf Vegeta in dessen Bauch.

Jener stöhnte auf und versuchte sich anhand der Geräusche zu orientieren, während seine Augen sich noch erholten.

Aber Kakarott ahnte, wie Vegeta kämpfen wollte und bemühte sich daher um besonders lautlose Bewegungen. Zu seinem Glück besaß Vegeta nicht das Wissen über Ki-Lesen, mit denen er Kakarotts Bewegungen anhand dessen Aura erahnen könnte.

Auf diese Weise schaffte es der Jüngere, dem Gegner noch ein paar heftige Schläge zu verpassen, aber schneller als gedacht, hatten sich Vegeta trotz halbblinder Augen angepasst: er krümmte sich zusammen, um sich so zu schützen, wartete auf den nächsten Angriff und hielt Kakarott am betreffenden Köperteil fest, um sich daran zu hangeln und ihn so zu attackieren. Kakarott musste sich bemühen, nach getätigtem Angriff sofort zurückzuziehen, doch seine Bewegungen waren aufgrund seiner Müdigkeit langsamer als sonst.

Im Verlauf des Kampfes erholten sich Vegetas Augen und er konnte mehr als nur Umrisse erkennen. Vegetas Angriff wurden damit präziser und trafen auf empfindliche Körperstellen.

Kakarott, dessen Körper bereits durch die vorherigen Anstrengungen höchstsensibel war, schrie jedes Mal schmerzhaft auf.

Vegeta wurde unweigerlich zornig, weil Kakarott ihn sowohl verbal als auch körperlich getroffen hatte. Nicht nur der offene Widerstand des Unterklassekriegers, sondern auch die Erinnerung an Bulma befeuerten Vegetas Temperament, seinen Stolz sowie die Sorge um seine ungewisse Zukunft. Kakarott hatte mit seinen Worten einen wunden Punkt getroffen.

Aber was fiel ihm ein, ihn zu belehren?

Vegeta mochte es überhaupt nicht, wenn sich jemand wie Kakarott dazu erdreistete, sich ihm entgegenzustellen und Vorträge zu halten: er war jünger, dümmer, schwächer, unerfahren.

Was wusste er schon von Vegeta und seiner Bürde als König!

„Ich bin der König“ knurrte er und verpasste dem Jüngeren einen Hieb gegens Kinn, der diesen zu Boden schleuderte.

„Ich regiere! Ich bestimme! Ich bin der Beste!“ mit jedem Ausruf trat er gegen Kakarotts wehrlosen Körper. Unter seinem Fuß spürte er dabei das Knacken der Rippen, was Vegeta ein befriedigendes Gefühl gab.

Erneut trat er zu, etwas heftiger, wodurch Kakarotts Körper weggeschoben wurde, um von einem Felsen gestoppt zu werden.

Betont langsam schritt Vegeta auf den liegenden, unterlegenen Saiyajin zu. Seine Schritte knirschten über den Kies; eine wohlüberlegte Aktion, um die Nerven des Schwächlings mit dem sich nähernden Geräusch zu malträtieren und Angst einzuflößen.

„Du hast dich in Dinge eingemischt, die dich nichts angehen, Kakarott. Du zeigst keinen Respekt gegenüber deinem König. Aber noch schlimmer ist dein Verrat bezüglich deines Powerlevels. Gegen wie viele Saiyajins hast du gekämpft und dabei dieses ehrlose Mitleid gezeigt? Glaubst du, deine ehemaligen Gegner sind glücklich darüber, dass du sie wie Schwächlinge behandelt hast? Du hast sie beleidigt!  Kein Wunder, dass du geglaubt hast, du könntest mich besiegen…du hast dich selbst als stärker eingeschätzt als du bist“ sprach der König dabei laut aus. „Und jetzt zahlst du für deine Naivität…“ er spuckte verächtlich aus.

Keuchend rappelte Kakarott seinen Oberkörper auf und spuckte etwas Blut aus.

„Du hast du nicht ganz Unrecht“ gab er schweratmend zu. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so stark bist…“ Kakarott hob den Kopf. Unter den verschwitzten Haaren, die wild in der Stirn lagen, blitzten die dunklen Augen furchtlos, immer noch im Kampfrausch. Auch sein Lächeln stand im Widerspruch zu seinen Worten, die doch eigentlich eine Niederlage zugaben.

Vegeta konnte nicht verhindern, dass sein Mundwinkel kurz angetan hochzuckte.

Er mochte es, wenn ein Krieger so einen Durchhaltewillen zeigte. Seiner Meinung nach machte das die Saiyajins aus: bis zum bitteren Ende durchzuhalten, ohne um Gnade zu betteln.

Das war der wahre Stolz eines Kriegers.

In gewisser Weise war es ein Verlust, dass er heute dieses freche Großmaul töten würde.

Er war immerhin ein amüsanter Zeitvertreib gewesen.

Aber so etwas wie ein Patt oder eine Niederlage konnte sich Vegeta nicht erlauben: er musste die Nummer Eins der Saiyajin sein!

Jede Gefahr für seinen Thron musste er eliminieren!

Vegeta sammelte sein Ki in seiner rechten Hand, um Kakarott wenigstens einen schnellen Tod zu gönnen. Er war überzeugt, dass der Kampf nun beendet war und wurde unvorsichtig.

Darauf hatte Kakarott gewartet, der in seiner Hand, hinter seinem Körper verborgen, ebenfalls Ki sammelte.

Er wartete nur noch auf den richtigen Zeitpunkt.

 

Vegeta näherte sich Kakarott.

Der König war sich seines Triumphes sicher und sah stirnrunzelnd auf seine Hand, die nur ungewohnt umgelenkt die richtige Menge an Energie sammelte.

Ein Zeichen, dass auch Vegeta erschöpft war.

Diese Nähe und die kurze Unaufmerksamkeit waren das, worauf Kakarott, halbtot, aber noch nicht besiegt, gewartet hatte.

Er hob seinen Oberkörper mehr an, um der dahinter versteckten Hand die Möglichkeit der freien Schussbahn zu geben. Diese strahlte einen Ki-Strahl direkt auf Vegeta aus, der zu nah war, um diesen rechtzeitig auszuweichen. Er schaffte es zwar, den Kopf zu wenden, wurde aber an seinem rechten Auge getroffen.

Der König schrie auf.

Aufgrund des brennenden Schmerzes löste sich seine Konzentration und damit das Ki um seine rechte Hand.

Dieser wehrlose Zustand war genau das, was Kakarott geplant hatte und wofür er seine letzte Kraft zurückgehalten hatte. Dafür hatte er sich sogar die Rippen brechen lassen.

Er ignorierte seinen Schmerz, als er aufsprang und mit ganzer Kraft seine Faust auf Vegetas Gesicht niederknallen ließ.

Vegeta wurde zu Boden geworfen, knallte in den Schotter.

In dieser Position hätte Kakarott die Gelegenheit, Vegeta den Rest zu geben, aber…stattdessen fiel der Unterklassekrieger ebenfalls zu Boden.

//Das war’s. Dafür habe ich meine letzte Kraft geopfert. Jetzt kann ich nicht mal mehr in der Nase bohren.// dachte sich Kakarott enttäuscht.

Selbst die Fäuste konnte er nicht mehr frustriert ballen. Er war so kurz davor gewesen, Vegeta zu besiegen.

Hätte er doch nur noch ein wenig mehr Energie übrig…

Aber der Unterklassekrieger hatte zu viel verbraucht, seinen Körper über die Grenzen getrieben und bezahlte nun den Preis: egal, wie sehr er seinem Körper befahl, sich zu bewegen, dieser war nicht mehr dazu in der Lage.

//Tja, so sterbe ich also heute. Das hätte ich nicht gedacht. Ich war so selbstsicher gewesen, als ich Chi-Chi und Radditz gesagt habe, sie sollten mir vertrauen. Ich habe wirklich geglaubt, ich kann Vegeta besiegen, nach all meinem vielen Training und meinen Kämpfen.  Aber der Kerl ist mir über. Hoffentlich ist meine Familie nicht allzu traurig über meinen Tod. Wenigstens habe ich alles gegeben. Naja, ich bereue nichts// dachte er, während er bewegungslos in den Himmel starrte.

In der Zwischenzeit rappelte sich Vegeta schweratmend auf. Der Moment, ihn zu besiegen, war damit vorbei.

Sein rechtes Auge war zugekniffen, Blut sickerte aus. Das linke war aufgerissen, die roten, geplatzten Äderchen sichtbar, die Pupille verkleinert, als sie sich auf den liegenden Kakarott fokussierte.

„Du widerwärtige Made, du Hund“ knurrte Vegeta aufgebracht. Beinahe tropfte der Geifer aus seinem Mund, so zornig war Vegeta über diesen letzten Widerstand und seinen eigenen Fehler, weil er seinen Gegner unterschätzt hatte.

Ein halb toter Gegner war nicht tot genug, um sich eines Sieges sicher zu sein.

Die Venen pochten heftig an seiner Stirn, die Beine zitterten, als sich Vegeta erhob und auf Kakarott herabsah.

„Du verdienst keinen schnellen Tod“ fauchte er ihn an. „Aber anderseits hab ich genug von dir, warum also Zeit mit Folter verschwenden. STIRB!“ rief er aus, während er die Faust, brizzelnd mit geladenem Ki, erhob.

Ergebend schloss Kakarott die Augen ein fast friedliches Lächeln auf den Lippen: es war so weit, er würde sterben.

„VEGETA, STOP!“ eine laute, weit schallende Stimme irritierte den König und hielt ihn auf, während gleichzeitig Kakarott erschrocken seine Augen aufriss.

Obwohl die Stimme mechanisch verzehrt war, erkannten beide Saiyajins ihren Besitzer.

Das war Bulmas Stimme?!

Verdattert sahen sie in den Himmel.

 

Ein silbriges, schnittig geformtes Raumschiff setzte zur Landung an, aus dessen Lautsprecher die Stimme erschollen war.  Während es elegant auf den Kies absetzte, bewegten sich die Männer nicht vom Fleck. Kakarott konnte sich eh nicht bewegen, aber Vegeta hielt in seiner Absicht, Kakarott umzubringen, inne.

Er wusste, er konnte es nicht tun, wenn Bulma dabei anwesend war.

Kakarott hatte ihn vorgewarnt und im Stillen stimmte Vegeta ihm zu: Bulma würde ihm dies nie verzeihen.

Jeder saiyanischer Mann wusste, dass mit der Rachsucht einer saiyanischen Frau nicht zu spaßen war. Sie übertraf die der Männer.

Die Luke öffnete sich und Bulma rannte heraus.

Ihr Blick fiel sofort auf dieses furchtbare Bild: Ihr Bruder Kakarott lag verletzt auf dem Boden und Vegeta stand über ihn gebaut, eine Hand tötungsbereit auf ihn gerichtet.

Ihr Liebhaber war schrecklich zugerichtet: die Kleidung und Rüstung voller Risse und Staub, das Gesicht blutverdreckt, die Brust hob und senkte sich in einem ruhelosen Rhythmus.

Das schlimmste war aber das eine, nicht zugerichtete Auge, in dem der Wutrausch noch brannte.

Noch nie hatte sie Vegeta in so einen Zustand gesehen, es war ein furchterregender Anblick.

Bulma war kurz davor, ängstlich zurück zu weichen und sich im Raumschiff zu verstecken. Aber dann erinnerte sie sich, weshalb sie hier war. Störrisch marschierte sie einen weiteren Schritt auf die Männer zu.

Der kurze Moment der Irritation und Verblüffung wegen ihrer Anwesenheit hatte Vegeta schnell verarbeitet. Nun war er erzürnt über ihre Anwesenheit.

Keiner durfte sich in einem Tatakai einmischen!

Wo waren Nappa und Radditz, um die Frau zu entfernen?

„Bulma, was machst du hier“ stöhnte Kakarott, der kaum den Kopf heben konnte und sich ebenfalls nicht über ihre Anwesenheit freuen konnte. „Du solltest nicht hier sein. Das ist zu gefährlich.“

„Hmpf, zum ersten Mal spricht der Idiot etwas Kluges aus“ grunzte Vegeta, bevor er wieder Bulma ins Visier nahm. „Ihr beide seid eine Schande für unser Volk. Der eine beleidigt unsere Krieger, indem er Mitleid zeigt und seine wahre Kraft versteckt. Und nun du, Weib, welches ein ehrenhaftes Tatakai unterbricht, nachdem du mich belogen…“

„Vegeta, dein Stolz ist momentan nicht das Wichtigste“ unterbrach Bulma ihn mit ungewöhnlicher Ruhe. „Wir haben dringendere Probleme als dein übergroßes Ego.“

Vegeta stutzte kurz bei dieser Beleidigung und fing dann an, fies zu grinsen.

„Willst du so sehr dabei zusehen, wie ich deinen Bruder auslösche?“ fragte er süßlich. Seine Energie leuchtete wieder angriffsbereit über seine Hand, die auf den liegenden Kakarott gedeutet war.

Vegeta war momentan nicht in der Lage für ein besonnenes Gespräch oder eine Verhandlung, dazu war er zu aufgewühlt.

Alles, wonach es ihm trieb, war die Vernichtung seines Gegners, der eine Gefahr für seine Pläne darstellte. War diese Gefahr beseitigt, könnte er dem Drang, die Frau an sich reißen, nachgeben und niemand würde sie ihm streitig machte.

Von dem sonst so gelassenen, abgeklärten Krieger war in diesem Moment nicht viel übrig: durch den Blutrausch war sein inneres Biest entfesselt und dessen wilder Trieb hatte überhandgenommen. Der Ozaru befahl ihm, jegliche Widersacher zu vernichten, um seine Alpha-Position sowie das Weibchen zu sichern.

„Vegeta…“ Bulmas Stimme war bittend, ihr Blick flehend. Eine Kombination, die Vegetas Dominanz schmeichelte und von der er mehr hören wollte.

Vielleicht würde er sich sogar so weit erweichen lassen, um ihren Bruder zu verschonen, aber anderseits stellte er eine Gefahr für Vegetas Position dar.

Nun, mal sehen, was die Frau plante, darum hielt er noch inne und hörte ihr zu.

„Vegeta, unsere Truppen werden gerade angegriffen. Während du dich hier duellierst, sterben Saiyajins. Ihr beide müsst sofort mit dem Unsinn aufhören und mit mir zur Basis zurückkehren“ informierte Bulma.

Ihre Augen zitterten, sie biss sich kurz auf die Lippen, bevor sie sich an Kakarott wandte. Bulmas Unruhe hatte nicht nur mit dem Duell zwischen ihren Liebhaber und ihren Bruder zu tun.

„Vater“ sagte sie und nun wurde ihre Stimme weinerlicher, verlor den festen Klang „Er ist auf den Weg hierher. Er ist sehr verletzt, aber er sollte bald auf Vegeta-Sei ankommen. Er ist der einzige Überlebende.“

Kakarotts Augen weiteten sich aus Schock.

Der einzige Überlebende?!

„Onkel Toma…Tante Selypa…Borgos, Panbukin?!“ stöhnte er entsetzt auf.

Bulma schüttelte den Kopf.

Ihr Bruder erbleichte.

Sein Vater, der sonst so siegreiche Bardock, war lebensgefährlich verletzt und seine Kameraden, die ihm immer begleitet hatten, tot?!

Bulma konzentrierte ihren tränenvollen Blick auf Vegeta, der endlich zu verstehen schien, warum sie hier war.

„Kanassa ist nicht der einzige Planet, der in der letzten Stunde gefallen ist. Es sind noch mehr. Es findet gerade ein Sturm auf alle verbündeten Planeten gleichzeitig statt. Überall herrscht Panik. Die Saiyajins brauchen ihren König und wo ist der gerade? Beschäftigt in so einem dummen Kampf um Stolz und Ehre. Also komm endlich zur Besinnung, Vegeta“ schrie sie ihn an und stampfte herrisch mit dem Fuß auf.

Anstatt ihrer Aufforderung zu folgen, sah er sie misstrauisch aus dem gesunden Auge an.

„Woher willst du das wissen?“ fragte er.

Sein Scouter war zerstört, ebenso diejenigen von Radditz und Nappa. Kakarott hatte keinen aufgehabt, als er hierher flog. Der Funkverkehr war für diese vier Saiyajins für eine kurze Zeit damit unterbrochen gewesen.

Es war also nicht möglich, über die aktuelle Situation informiert zu werden.

Aber womöglich log die Frau ihn auch an, um so die beiden Krieger zu trennen?!

„Nein, das würde Bulma nicht tun. Darüber würde sie niemals scherzen“ widersprach Kakarott, doch Vegeta lachte nur abfällig.  Er machte deutlich, dass er der Frau nicht vertraute.

Nachdem sie ihm darin verraten hatte, ohne Absprache zu verhüten, sah er Verrat in jeder ihrer Handlungen.

„Ich höre den Funk ab“ erinnerte ihn Bulma. „Der ist besonders an die Scouter von Saiyajins, die ich kenne, gekoppelt. Ich konnte daher als erstes den Funkspruch von meinem Vater abfangen. Als ich die Situation begriff, hab ich mich aufgerappelt, mein Privat-Raumschiff gestartet und bin hierhergekommen, um die BEIDEN VOLLTROTTEL VON DER GEGENSEITIGEN VERNICHTUNG ABZUHALTEN“ schrie sie erzürnt die Männer an.

Bulma war erschöpft, sie war verängstigt, aber trotzdem arbeitete ihr rationaler Verstand noch so weit, dass sie ihren Zustand überwunden hatte, um mit einem ihrer geheimen Raumschiffe nach Yasai zu fliegen. Sie hatte begriffen, dass Kakarott und Vegeta momentan etwas Besseres zu tun hatten als sich zu schlagen…und dass war, den Feind zu vernichten, der gerade in großen Schritten auf sie zukam.

Chi-Chi hatte versucht sie aufzuhalten, besorgt wegen Bulmas vor kurzem erlittenen Schwächeanfall. Aber Bulma hatte sie gebeten, sich stattdessen um Gine zu kümmern. Ihre Mutter musste vorgewarnt werden, damit sie im Krankenhaus sofort auf Bardock treffen konnte. Sein Zustand war kritisch; es war fraglich, ob er es rechtzeitig in einen Medi-Tank schaffte.

Die Lebenszeichen seines Scouters waren schwach und unregelmäßig gewesen und die Pods enthielten nur ein unzureichendes Selbsterhaltungssystem, das an seine Grenzen bei schweren Verletzungen kam. Vielleicht konnte dieser Moment im Krankenhaus die letzte Möglichkeit sein, dass Gine ihren Gefährten noch lebend antraf.

 

Kakarott versuchte sich stöhnend aufzurichten. Er schaffte es gerade mal seinen Kopf zu erheben, mehr nicht. Flehend sah er zu Vegeta hinauf und bat stumm um die Beendigung des Duells.

Für ihn war das Tatakai beendet, er konnte auch Vegetas Sieg akzeptieren, denn wie Bulma es sagte: es gab gerade Wichtigeres zu tun.

Er musste seinen Vater sehen!

Doch plötzlich presste Vegeta einen Fuß auf Kakarotts Brust ab und drückte ihn damit wieder runter.

„Nicht so schnell, Kakarott“ zischte Vegeta, immer noch unwillig, aufzuhören und einfach zu verschwinden. „Erst wird das hier beendet! Niemand verletzt mich und kommt mit dem Leben davon“ wieder leuchtete Vegetas Hand tödlich auf, sammelte das Ki.

„Vegeta, tu das nicht. Bitte“ flehte Bulma und brach nun endgültig in Tränen aus. „Das bist nicht du!“

Der Vegeta, den sie kannte, hatte sich immer unter Kontrolle gehabt.

Ja, er war arrogant und eitel, aber er hatte ihr auch stets zugehört, mit ihr argumentiert und sarkastische Witze gerissen.  Er war gesprächsbereit gewesen, intelligenter und rationaler als der saiyanische Durchschnitt. Wutausbrüche wie es damals beim jungen Broly geschehen war, hatte sie nie bei ihm erlebt. Sie hatte sich in seiner Anwesenheit immer sicher gefühlt, weil sie nie einen Kontrollverlust bei ihm befürchtet hatte. Er hielt das typische cholerische Temperament der Saiyajins und ihren Instinkt in starken Fesseln, darum war seine Aura auch immer so stark und ruhig gewesen. Darum konnte er sich selbst in der Ozaru-Form beherrschen.

Aber nun…Bulma spürte, wie unruhig Vegetas Aura war, wie dunkel und voller Emotionen.

Und da war noch mehr…sie konnte etwas hören.

Zuerst klang es wie das Brüllen eines gefangenen, in Rage geratenen Biests.

Aber darunter, fast versteckt, lag das hohe Weinen eines Kindes.

Bulma hatte so etwas noch nie erlebt.

Aura-Lesen war etwas, was mit dem sechsten Sinn geschah oder über die Haut zu spüren war. Manche Rassen konnten eine Aura auch sehen, aber hören?

Ihr Blick war Vegeta konzentriert, wie er schweratmend und mit gefletschten Zähnen auf den am Boden liegenden Kakarott herabsah. In seinem gesunden Auge funkelte wieder dieser wilde Blick, brutal, fast tierisch.

Eine Erinnerung durchzuckte Bulma, als sie sich besann, wo sie etwas ähnliches gesehen hatte. Auf einer Aufnahme damals von den Tsufurujins, die einen Ozaru zeigte. Es war dieser gleiche wutverzehrte, zerstörungsbereite, animalische Ausdruck.

Zeitgleich erkannte sie, wieso sie etwas hörte.

Das Brüllen, das Weinen…es schien von Vegeta zu kommen beziehungsweise von seinem Ozaru. Vegeta war so aufgewühlt, dass sein inneres Biest zu hören war, da sich die Fesseln der Selbstkontrolle lösten. Er näherte sich der Grenze seines tierischen Ichs an, obwohl unverwandelt und ohne Vollmond.

Der Grund, warum Bulma es als einzige vernahm, lag vielleicht daher, weil beide Saiyajins sich gegenseitig anerkannt hatten und besonders nahe waren oder weil Bulma eine empathische, sensible Saiyajin war. Vielleicht war es beides?

Was Bulma von ihm spürte, war einerseits die Rage über den gefährlichen Gegner, sowie die Furcht, fast seine Position an der Spitze verloren zu haben, dazu…sie horchte tiefer.

Das kindliche Weinen…ein Gefühl von Angst und Verlust, drohende Einsamkeit.

Vor ihren inneren Augen formte sich plötzlich ein Bild: ein kleiner, schwarzhaariger Junge, der sich einsam in der Dunkelheit verkroch, die Knie angezogen, das Antlitz darin versteckt. Wäre das verräterische Schluchzen nicht, so wüsste niemand, dass er weinte und damit Schwäche zeigte.

Er, dem es nicht erlaubt war, auch nur einen Schwachpunkt zu haben, sondern perfekt sein musste.

So viele Ansprüche an ihn, den Kronprinzen, den Elitekrieger…Ansprüche von seinem strengen Vater, seiner Mutter, seinem Volk, seinen Kameraden und diejenigen, welche er sich selbst stellte.

Nie hatte er sich deswegen beschwert, sondern es als Herausforderung gesehen. Immerhin brauchte es Druck, um aus Kohle einen Diamanten zu pressen.

Jeglichen Schmerz und Straucheln hatte er ignoriert, überwunden, besiegt, auf den Weg der Perfektion.

Denn was passierte, wenn er es nicht war?

Wenn er nicht mehr stark und perfekt war?

Aber jedes emotionale, intelligente Wesen hatte seine Fehler und zerbrach irgendwann an seinen hohen Ansprüchen, wenn es nicht lernte, sich selbst zu verzeihen.

Das es Vegeta bislang geschafft hatte durchzuhalten, lag an der einzigen Stütze, die er bislang erlebt hatte: Bulma.

Aber mit dem Verlust dieser Stütze kam er ins Straucheln und fiel. Nun wusste er nicht mehr, wie er sich aufrappeln sollte aus diesem Sumpf an negativer Energie, Enttäuschung, Einsamkeit, Verbitterung.

„Lass mich nicht allein“ hörte Bulma das Kind mit hoher Stimme flehen. Sie erkannte die Gestalt.

„Vegeta“ hauchte Bulma betroffen, die nun endlich verstand, die es nun ENDLICH sehen konnte, was sich hinter Vegetas grimmiger Maske befand.

Hinter den wutverzehrten, blutverschmierten Gesichtszügen eines Kriegers, versteckt unter Arroganz, Misstrauen und Kontrollsucht eines Königs, der allzeit bereit sein musste…beinahe begraben unter all den schweren Ansprüchen, von anderen und an sich selbst verursacht…dahinter lag ein Mann, der sich einsam fühlte.

Der Angst hatte.

Der nicht wusste, was er tun sollte.

Dessen ganze Welt gerade am Zerbrechen war.

Seine Stellung als stärkster Saiyajin…die Sicherheit seiner Heimat…die geplante Zukunft mit einer Gefährtin und die Chance, mit ihr einer Familie aufzubauen…all das zerbrach gerade vor seinen Augen.

Ungläubig schüttelte Bulma langsam den Kopf, Tränen ungehindert herabfließend, als sie begriff, was Vegeta all die letzten Monate in sich hineingefressen hatte.

Welchen Schmerz er sich selbst verursacht hatte.

Sie verstand nun, warum er wegen ihrem Geständnis, zu verhüten, so aufgebracht gewesen war und warum Kakarotts drohender Sieg ihn so aus der Fassung brachte.

Alles, woran Vegeta geglaubt hatte, was wie ein Kompass für ihn gewesen war, bröckelte dahin.

Selbst die Vorstellung, dass die Unterklasse niemals gegen einen Elite-Saiyajin bestehen könnte, wurde heute widerlegt.

Vegeta befürchtete, dass man seine Schwäche negativ auslegen könnte: in der Kultur der Saiyajins, die stets auf Stärke pochte, nicht ungewöhnlich.

Er, der stets an der Spitze gestanden hatte und auf die Schwächeren herabgesehen hatte, wollte sich nicht unter ihnen befinden. Er wollte seine Position nicht verlieren.

Aber Bulma war nicht wie die anderen Saiyajins. Sie spürte bei diesem Anblick keinen Ekel, keine Verachtung.

Sie sehnte sich nicht nach kalter, glatter Perfektion.

Im Gegenteil, sie wollte das Kantige, Eckige, Unperfekte, was zu ihr passte wie ein kompliziertes Puzzlestück zu einem anderen. Nie zuvor fühlte sie sich ihm so nahe.

Endlich verstand sie so viel mehr von Vegeta, der seine Gefühle und Geheimnisse kaum geteilt hatte. Die unsichtbare Mauer, die nur zu Missverständnissen geführt hatte, war fort.

Sie spürte Mitleid, aber auch Bewunderung für diesen Mann, sowie den unwiderstehlichen Drang, ihm nahe zu sein.

 

„Vegeta“ Bulmas Stimme hatte plötzlich einen zärtlichen Klang, wodurch Vegeta, immer noch auf Kakarott konzentriert, in seiner Handlung innehielt.

Dieser Klang…er passte nicht in diese Situation. Er drehte verblüfft den Kopf. Sein verbliebenes Auge traf auf zwei azurblaue Iriden, feuchtglänzend von Tränen und…was war das?

Warum sah Bulma ihn so komisch an?

So anerkennend, bewundernd, liebevoll?!

Vegeta spürte einen Kloß im Hals und einen unsichtbaren Schlag im Bauch. Als würde etwas in ihm, was wild tobte, durch diesen Blick beruhigt.

Wie eine sanfte Hand, die über das pelzige Gesicht eines verängstigten, panischen Tieres strich und es so beruhigte.

Wie eine warme Umarmung, welches ein trauriges Kind tröstete.

Bulma trat auf ihn zu, die Arme besänftigt ausgestreckt, der Blick immer noch voll mit Mitgefühl und Rührung. Da war keine Furcht mehr vor ihm, auch keine kalte Berechnung oder Tücke.

Dieser Blick machte Vegeta Angst. Es war, als hätte Bulma einen Blick auf etwas erhascht, was er stets versteckt hielt.

Warum sah sie ihn so mitleidig an?!

Vegeta bekam Panik vor dem, was Bulma gefunden hatte.

In seinem Bauch verstärkte sich das tumultartige Gefühl sowie der widersprüchliche Drang, einerseits ihre Umarmung ersehnend, anderseits wegzurennen.

//Was weiß sie? Woher weiß sie es? Was wird sie mit mir tun? //

Er wollte kein Mitleid. Mitleid fühlte man nur, wenn man sich jemanden überlegen fühlte, weil man seine Schwachstelle kannte.

„Nein, geh weg…geh weg“ stammelte er und wich zurück, mit jedem Schritt, welchen sie auf ihn zuging.

Kakarott war als Gefahr vergessen: er hatte es nur geschafft, Vegeta körperlich zu verletzen. Vor so eine Art von Schmerz hatte Vegeta keine Angst, das war er gewöhnt. Solche Wunden heilten nach kurzer Zeit.

Aber Bulma hatte gerade die Möglichkeit, ihn emotional zerbrechen zu lassen und wie er daran genesen sollte, wusste er nicht.

Aber er wollte nicht zerbrechlich sein.

„Ich bin nicht schwach…ich bin nicht schwach“ stotterte er, während er sich weiter von Kakarott entfernte, immer noch auf Bulma als größte Gefahr konzentriert, welche unbeirrt weiter auf ihn zuschritt.

„Jeder ist mal schwach und das ist in Ordnung“ sagte sie behutsam. „Wenn das passiert, richte ich dich wieder auf. Du kannst dich an mich lehnen“ bot sie ihn an.

„Nein, das brauch ich nicht…ich brauche niemanden…“ Vegeta wusste selbst, dass es Unsinn war, was er da aussprach.

Aber es war der Unsinn, den er sich jahrelang selbst eingeredet hatte, vom Beginn seiner Kindheit an, seitdem seine Mutter ihn ignoriert hatte und er als Dreijähriger einsam aus der Brutkapsel aufgewacht war. Nur die Forscher und Krieger waren um ihn gewesen, um ihn zu beobachten und abzuhärten, während die Königin sich um die Regierungsgeschäfte kümmerte. Sie wollte ihn nicht, also brauchte er sie auch nicht.

Dieser Einschätzung hatte sich bestärkt, nachdem er sah, wie sein Vater heimlich um sie trauerte und damit dem entgegenhandelte, was er seinem Sohn doch beigebracht hatte: Sei stark und verlass dich auf niemanden…Gefühle sind nur Schwäche…Stolz und Wut sind alles, was ein Saiyajin braucht!

Darum war Vegeta jede feste Bindung aus dem Weg gegangen.

Die Krieger um ihn waren schwach und starben früher oder später, warum sich also Mühe machen für eine kameradschaftliche, freundschaftliche Bindung? Die Frauen wollten nur den starken Prinzen, das Volk einen mächtigen Anführer, der für sie dachte und entschied.

Er hatte sich auf niemanden verlassen außer sich selbst…bis er erkannt hatte, wie Bulma sich in sein Herz eingeschlichen hatte. Es hatte sich gut angefühlt, also hatte er ihr diesen Platz überlassen.

Aber damit, so erkannte er auch, gab er ihr Macht über ihn und das machte ihm Angst.

Bulma durchschaute ihn und sie hatte Recht: er war nicht mehr er selbst.

Aber wer war er?

Wie er gerade hier vor ihr zitterte, ihm der Angstschweiß ausbrach im Angesicht eines schwachen Weibes…Er rieb sich eilig über die Stirn, wischte sich den Schweiß ab.

„Bleib stehen!“ befahl er ihr und streckte ihr drohend eine Hand entgegen, während er sich um eine herrschaftliche Pose bemühte. Seine letzte Bemühung sein Gesicht als starker König zu wahren.

„Wieso? Willst du mich verletzen?“ fragte Bulma sanft, die seinem Befehl ignorierte.

//Sie weiß es!// erkannte Vegeta erschrocken und ließ die Hand sinken. Während er keine Ahnung hatte, was in dem Weib vor sich ging, hatte sie ihn längst durchschaut.

Sie war ein Enigma, ein mächtiges Mysterium, welches ihn trotz schwachen Powerlevels fesseln konnte.

Sollte er aufgeben?

Sollte er einfach abwarten und es passieren lassen?

Sich in ihren Armen sinken lassen, die so wunderbar warm und tröstend aussahen…er war so müde, er wollte schlafen und Ruhe finden…

„Bulma“ hauchte er ergebend, die Arme schlaff am Körper, die Gesichtszüge entspannter. „Ich…“

Ein Schlag am Nacken durchzuckte ihn und stoppte jedes Wort, welches er aussprechen wollte.

Vegeta brach zusammen.

 

Bulma schrie erschrocken auf, als Vegeta plötzlich zusammenbrach und am Boden liegenblieb.

Als sie von ihm aufsah, erkannte sie den Verursacher, der neben Vegeta stand: es handelte sich um Radditz, der misstrauisch auf den Bewusstlosen starte, während er seine Handkante zurückzog.

Dank Bulmas Ablenkungsmanöver war es ihm ein leichtes gewesen, sich an Vegeta heranzuschleichen und ihn außer Gefecht zu setzen, besonders weil der König bereits körperlich sehr erschöpft gewesen war.

„Radditz?!“ rief Bulma erstaunt aus, die wie Vegeta zu abgelenkt gewesen war, um die Anwesenheit des Kriegers zu spüren. „Was hast du getan?“

Vegeta war kurz davor gewesen, aufzugeben. Sie hatte es in seinem Auge gesehen, in seinem Gesicht. Jetzt würde sie nie erfahren, was er ihr sagen wollte, weil ihr vorschneller Bruder ihn unterbrochen hatte. Anderseits konnte sie verstehen, dass Radditz die Situation missverstanden hatte und sie nur schützen wollte. Vielleicht hatte er diesen Moment ausnutzen wollen, bevor etwas Unvorhersehbares geschah.

Ihm selbst schien seine instinktive, unbesonnene Aktion ebenfalls zu überraschen. Irritiert starrte er abwechselnd auf seinen bewusstlosen König herab und die Hand, die dafür verantwortlich war.

Als Folge fing er an, verrückt aufzulachen.

„Haha, ich habe Vegeta besiegt…haha, jetzt liegt er mal im Staub“ genoss er den Moment. Nie zuvor hatte er so etwa erlebt. Sonst war er es immer gewesen, der am Boden lag, während Vegeta vor ihm aufragte und höhnisch lachte.

 Die Freude verschwand schnell und machte stattdessen Panik Platz, als ihm klar wurde, was er getan hatte: er hatte sich in ein Tatakai eingemischt und ausgerechnet den König der Saiyajins geschlagen.

Wenn man sich schon einmischte, sollte man besser den Typen bewusstlos schlagen , der sich nicht später dafür rächen würde.

Scheiße, sein Leben war verwirkt, wenn Vegeta erfuhr, wer ihn ausgeknockt hatte.

Er bereute seine unbedachte Aktion. Aber als er gesehen hatte, wie Vegeta nur auf Bulma geachtet hatte, dachte er sich, es wäre der perfekte Zeitpunkt.

Normalerweise hätte sich Vegeta nie so überrumpeln lassen.

Radditz schluckte, als er sich vorstellt, wie wütend Vegeta auf ihn sein würde.

„Das bleibt unter uns, das darf niemand erfahren“ rief er eilig seiner Schwester zu.

Bulma, die ebenso begriff, wie Vegetas Reaktion ausfallen würde, nickte zustimmend.

„Äh, hallo, was geht hier vor?“ meldete sich Kakarott, der nicht in der Lage war, den Kopf zu drehen und daher nichts gesehen hatte. „Ist das Radditz? Was hat er mit Vegeta gemacht? Geht der Kampf jetzt weiter?“

„Als ob du noch in der Lage wärst, zu kämpfen“ spottete Radditz, der zu seinem liegenden Bruder herantrat und mit verschränkten Armen hämisch auf ihn herab grinste.

„Hi, großer Bruder, nett dich zu sehen“ lachte Kakarott unbehaglich. Die pulsierende, dicke Ader an der hohen Stirn seines Bruders sah nicht gut aus.

Radditz trug ihm seinen Verrat immer noch nach, was er auch mit folgenden Worten bestätigte.

„So, Kakarott, sollen wir uns mal über dein wahres Powerlevel unterhalten?“

„Das könnt ihr auch später tun“ unterbrach ihn Bulma unwirsch. „Wir müssen hier dringend weg. Kakarott und Vegeta müssen in einen Medi-Tank und Vater sollte auch bald eintreffen.“

„Was? Wieso?“ fragte Radditz überrascht. Nach dem Verlust seines Scouters wusste er ebenfalls nicht, was gerade draußen vor sich ging.

„Also hast du es auch nicht gehört?“ stöhnte Bulma und rieb sich müde über die Stirn, bevor sie ihren großen Bruder ernst ansah.

„Planet Kanassa ist gefallen und Vater der einzige Überlebende. Momentan findet ein Angriffssturm auf uns statt. Vegeta und Kakarott müssen sofort einsatzbereit sein. Also hilf mir und bring die beiden ins Raumschiff, damit wir sofort nach Vegeta-Sei fliegen“ erklärte sie ihren Plan.

Radditz wurde bleich und befolgte den Befehl seiner Schwester.

Sie flogen von Yasai, der nur noch in Trümmern lag und in baldiger Zeit auseinander breche würde, als Folge dieses legendären Duells.

Doch zuerst stand der stattfindende Krieg im Vordergrund.

Was würde sie auf Vegeta-Sei erwarten?

 

 

 

 

 

Finde die Dragon Balls!

 

Die unsensiblen Eigenschaften, wofür Saiyajins von anderen Rassen kritisiert wurden, hatte auch ihre Vorteile: sie kamen dafür besser mit Stress zurecht.

Trauer, Überraschung, Furcht, Entsetzen…von Gefühlsausbrüchen dieser Art erholten sie sich schnell. In Schockstarre zu geraten, konnte bedeuten, im Kampf überwältigt zu werden, was hinderlich für geborene Kämpfer wie die Saiyajins war.

Saiyajins liebten geradezu den Adrenalinrausch, die Aufregung, die Hektik.

Wenn andere Wesen angesichts einer Todesgefahr anfingen, panisch zu schreien und fortzulaufen, lächelte ein Saiyajin nur rauffreudig und rannte genau in diese Richtung. Das war nicht immer intelligent, aber dafür verhinderte es, in gefährlichen Situationen vor Angst gelähmt zu sein.

Dank dieser Eigenschaft blieb Bulma einigermaßen ruhig, obwohl sie gerade ein Raumschiff mit zwei Schwerverletzten steuerte, ihr Vater dem Tode nahe war, sein Team vernichtet und eine gigantische, feindliche Kriegsmacht sich immer mehr näherte.

Meldungen über gestürmte Planeten und tote Saiyajins liefen tonlos über den Screen am Kontrollpult rein, während sie ihr Raumschiff mit hoher Geschwindigkeit Richtung Vegeta-Sei lenkte.

Bulma ignorierte die blinkende Meldung. Sie warf einen beiläufigen Blick nach hinten, zu den Passagieren. Im Vorraum hinter der Steuerkabine saß Radditz auf den Boden, zwischen den beiden, vom Kampf erschöpften Saiyajins. Beide Männer lagen jeweils auf einer Bank und waren zur Sicherheit mit Gurten daran befestigt worden.

Kakarott war zwar ansprechbar, konnte sich aber nicht rühren und Vegeta war immer noch bewusstlos. Radditz tat sein Bestes, um beide notdürftig zu verbinden, damit sie nicht während des Fluges verbluteten. Bulma war mit seiner Anstrengung aber nicht zufrieden.

„Radditz, übernimm das Steuer und lass mich hier ran. Wie sehen denn deine Verbände aus? Das ist ja furchtbar“ kritisierte sie seine Bemühungen. Teilweise waren die Verbände zu straff, was zu einer gräulichen Verfärbung der Haut führte, teilweise zu locker, wodurch der Verbandsstoff dunkelrot anlief.

Radditz verdrehte die Augen. „Medi-Tanks sind einfacher“ murmelte er, aber er befolgte ihren Befehl und wechselte mit ihr den Platz.

Er sah einen gewissen Vorteil darin: Sollte Vegeta plötzlich aufwachen, wäre es besser, wenn er zuerst in Bulmas Gesicht blickte. Radditz hoffte auf Erinnerungslücken bei Vegeta und dass diesem nicht einfallen würde, wie sich der Langhaarige in das Tatakai eingemischt und ihn bewusstlos geschlagen hatte. Denn das würde Vegeta ihm nie verzeihen.

Er setzte sich ans Steuerpult und ließ sich schnell von Bulma das Nötige zeigen. Obwohl Radditz noch nie ein Raumschiff dieser Art gesteuert hatte, kam er schnell zurecht. Er musste nur den Steuerknüppel halten, einen Blick auf das Tempo haben und in Richtung Heimat steuern, was ihm durch das Navi angezeigt wurde. Die Anzeige war ihm ebenfalls vertraut: letztendlich waren die meisten Raumschiffsysteme ähnlich aufgebaut.

Bulma kannte sich besser mit dem Inhalt des Verbandskastens aus und konnte ihn effizienter nutzen: sie wusste, wie man die Wunden desinfizierte, eine Blutstillende Salbe auftrug, die größten Wunden verband. Sie kümmerte sich zuerst um Vegeta, der besonders blutig aussah, setzte ihm eine Sauerstoffmaske auf, reinigte sein Gesicht und verpasste ihm eine kühlende Kompresse auf dem verletzten Auge. Dann wandte sie sich ihren Bruder zu, der besonders an inneren Verletzungen litt. Diese waren aber nicht sein größtes Problem.

„Bulma, ich hab Hunger“ jammerte er kläglich.

„Fast jeder deiner Knochen ist gebrochen, mit Ausnahme deines Rückgrats, weshalb ich nicht weiß, wo ich mit meiner Behandlung anfangen soll. Aber du beschwerst dich wegen eines knurrenden Magen?!“ schalt sie ihn ungläubig.

Aber Kakarott kannte seinen Körper besser. Die gebrochenen Knochen waren nicht sein Hauptproblem, sondern die Autophagie seiner Zellen. Da er jeden Funken an Energie für den Kampf genutzt hatte, gab es keine Reserve mehr, die er zur Erholung nutzen konnte, weder in den Muskeln noch Leber noch überschüssige Fettzellen. Als Folge fingen seine Zellen an, abzusterben.

„Mein Körper zehrt mich auf, wenn ich nicht sofort was esse. Hast du eine Notration an Bord?“ drängte er.

Bulma erkannte nun, dass er keine Witze machte. Sein Körper war heiß und glühte von innen. Er blutete zwar nicht mehr, aber die Wunden heilten nicht richtig, sondern sahen entzündet aus.

Etwas stimmte nicht mit ihm.

Schell sah sie prüfend zu Radditz, der konzentriert das Raumschiff flog, nebenbei die Meldungen vom Screen las und daher keinen Blick für seine Geschwister hatte.

Perfekt, so konnte sie ihre Geheimwaffe rausholen. Eines der weiteren Geheimnisse, die sie vor Radditz und den anderen Saiyajins verbarg.

„Ich habe etwas Besseres“ wisperte Bulma und holte aus ihrer Hosentasche einen kleinen Beutel. „Bevor ich losflog, habe ich das hier mitgenommen. Ich dachte mir schon, dass es nützlich sein könnte.“

Sie öffnete den kleinen, einfachen Beutel, wodurch unscheinbare, braune Bohnen ans Licht kamen.

Eine davon drückte sie Kakarott in den Mund, der sofort darauf kaute. Er erinnerte sich an die trockne Bohne vom geheimnisvollen Meister Quitte, die er schon mal gegessen und ihn zum ersten Mal in seinem Leben mit einem furchtbaren Völlegefühl erfüllt hatte.

Kaum hatte er den Bohnenbrei runtergeschluckt, bemerkte er die Wirkung.

Sein Magen füllte sich auf angenehme Weise, neue Energie durchfloss ihn bis zu den Zehenspitzen.

Er schloss genüsslich die Augen und badete für einen kurzen Moment in diese wohltuende Welle: er konnte beinahe das erleichterte Seufzen seiner Zellen hören, weil sie nun endlich ernährt wurden.

Sofort hörten sie auf, sich gegenseitig zu zerstören.

Probehalber zuckte er mit Händen und Füßen, um seinen körperlichen Zustand zu testen.

Zu seiner Überraschung konnte er diese schmerzlos bewegen.

Er riss erstaunt die Augen auf, während er die Bewegungen wiederholte.

Kein Schmerz?!

Er richtete sich problemlos auf und sah auf seinen geschundenen Körper, der sich zusehend erholte: die Haut verlor den ungesunden, entzündlichen Rot-Ton, Wunden schlossen sich, der letzte Schmerz ebnete ab.

„Kakarott, was tust du da?“ wisperte Bulma hektisch, die sofort versuchte, ihren verletzten Bruder wieder in eine liegende Schon-Haltung zu bringen. Doch als sie ihre Hand auf seinen Brustkorb legte, bemerkte sie, dass seine Rippen verheilt waren und Kakarott bei dieser Berührung nicht mehr klagen musste.

„Wow, es tut nicht mehr weh“ murmelte Kakarott fasziniert. „Meine Knochen, meine Muskeln…ich kann sie bewegen. Ich habe keine Schmerzen mehr.“

All die zerfetzten Muskelfasern, die gebrochenen Knochen, die tiefen Wunden, die schwächelnden Organe…selbst ein Medi-Tank hätte ihn mindestens zwei Tage nicht rausgelassen, aber eine unscheinbare, braune Bohne hatte ihn in Sekunden geheilt?!

Dabei gleichzeitig gesättigt?!

Bulmas Augen wurden groß. Hastig sah sie an seinem Körper herab, dessen zerfetzten Kleidung nicht viel verbarg. Auch sie erkannte nun die Veränderung: die gesunde Haut, die geschienten Knochen.

„Soll das bedeuten, die Bohnen können nicht nur sättigen, sondern auch…“ sie schluckte und sprach das letzte Wort nur noch fassungslos gehaucht aus. „Heilen?!“

Was waren das für Zauberbohnen?

Für einen Moment freute sie sich wegen diesem glücklichen Zufall, aber dann sackte das Hochgefühl ab. Wieder mal ärgerte sich Bulma, dass sie die damalige Gelegenheit nicht genutzt hatte, um mehr Bohnen zu kaufen und dass sie es nie geschafft hatte, diese anzubauen

So großartig diese Bohnen auch waren, angesichts der geringen Menge halfen sie nicht viel: gerade mal sechs Stück hatte sie noch in ihren Besitz und nie zu vor hatten die Saiyajins dringender so ein Zauberzeug benötigt.

Ein solch eiliger Fall lag neben ihr: mit so einer Bohne könnte sie auch Vegeta helfen.

Nachdenklich starrte sie auf den bewusstlosen König, dessen Mund von der Sauerstoffmaske bedeckt war.

Nein, in diesem Zustand konnte er nichts kauen.

Sollte sie eine Bohne vorkauen und sie in seinen Mund legen?

Aber was, wenn er sich daran verschluckte?

War es überhaupt ein guter Zeitpunkt, ihn jetzt zu wecken, während Kakarott in seiner Nähe war?

Sie befürchte, dass Vegeta sich bei seinem Anblick sofort auf Kakarott oder Radditz stürzen könnte, um den Kampf zu beenden.

Schweren Herzens entschloss sich Bulma, die Bohnen zu behalten, anstatt eine für Vegeta zu opfern.

In diesem Zustand könnte er eher daran ersticken, als dass er es schaffte, sie runterzuschlucken. Außerdem waren sie gleich im Krankenhaus, wo er im Medi-Tank landen würde. Die Bohnen wurden dringender für einen Fall benötigt, wo so eine Heilmöglichkeit nicht in nächster Nähe lag.

„Bleib noch liegen und sei still“ wisperte sie Kakarott mit einem prüfenden Blick auf Radditz zu. „Das mit den Bohnen sollten wir fürs erste für uns behalten. “

Nicht dass sie ihrem großen Bruder nicht vertrauen würde, aber er hatte andere Prioritäten: er könnte argumentieren, dass Vegeta und andere Saiyajins, die sich bald direkt in den Krieg begeben würden, diese Bohnen dringend benötigen würden. Dann hätte Bulma aber keine mehr für ihren persönlichen Gebrauch zur Verfügung.

Gerade jetzt, wo ihr Vater schwerverletzt im Krankenhaus lag, brauchte sie mindestens eine davon.

Irgendwie musste sie es schaffen, Bardock damit zu füttern, ohne aufzufallen…falls er in der Lage war, sie zu essen.

Kakarott nickte und legte sich wieder hin. Trotzdem fühlte er sich unwohl dabei.

Er hatte Radditz heute schon genug mit der Enthüllung verärgert, dass er sehr viel stärker war und nun kam ein weiteres Geheimnis hinzu. So viel Misstrauen gegen die eigene Verwandtschaft konnte zu Risse führen.

Ein lautes Fluchen lenkte ihre Aufmerksamkeit zum Langhaarigen.

„VERDAMMTE KACKE! NEIN! Ihr verfluchten Hunde, ihr Mistkerle…ihr sollt alle verrecken!“

„Radditz, was ist los?“ fragte Bulma vorsichtig.

„Matawa ist ebenfalls gefallen! Die Saiyajins, die ihn beschützen sollten, sind tot“ erklärte Radditz zähneknirschend.

Kakarott erbleichte. „Was? Aber das…das ist unser Planet?! Der Planet, wo wir stationiert sind. Dann ist unser Team dort…“

„Ja, vernichtet. Wenn wir heute nicht zufällig auf Heimaturlaub gewesen wären, würden wir ihr Schicksal teilen“ beendete Radditz den Satz.

Bulma und Kakarott holten erschrocken zischend Luft.

 

Radditz drückte die Nachricht vom Bildschirm weg und konzentrierte sich wieder auf den Flug. Doch obwohl er das Raumschiff gekonnt lenkte, waren seine Gedanken woanders.

Das hatte er befürchtet.

Als er die Meldungen über die angegriffenen Planeten gesehen hatte, hatte er Ausschau nach seinem Schutzbefohlenen Planeten gehalten. Er hatte gehofft, dass er nicht darunter gewesen war, doch leider umsonst.

Sein sonstiges Glück hatte Radditz wieder mal behütet, aber es reichte nur für ihn.

Radditz war ein weiteres Mal knapp dem Tod entronnen, aber das galt nicht seinen Untergebenen. Sein erstes, eigenes Team, für das ER verantwortlich gewesen war, hatte nur kurze Zeit unter ihm gedient, bevor es vernichtet wurde. Radditz und Kakarott waren die einzigen Überlebenden und das nur, weil Radditz unbedingt seine Tochter zum ersten Mal sehen wollte und Kakarott die Chance genutzt hatte, um ebenfalls seine Familie zu besuchen.

Hätten sie sich einen anderen Tag ausgesucht…wären sie auch vernichtet worden oder hätten sie Planet Matawa und ihr Team retten können?

Immerhin hatte es sich gezeigt, dass Kakarott eine Stärke besaß, die Vegeta ebenbürtig war. Mit dieser Rückendeckung hätten sie jeden Eindringling vernichten können.

Anderseits konnte Radditz sich nicht darauf verlassen, wenn er nicht wusste, WIE der Planet angegriffen worden war.

„Verdammt, aber vielleicht hätte ich ein paar retten können…“ flüsterte er niedergeschlagen und dachte mit schlechtem Gewissen an die zehn Saiyajins, die er zum Sterben zurückgelassen hatte.

Junge, optimistische, hart arbeitende Krieger, in ihren Zwanzigern, mit ihrem Leben noch vor sich.

Er versuchte sein Gewissen damit zu beruhigen, dass er es nicht gewusst hatte: er hatte kein Risiko gesehen, mal für einen Tag zu verschwinden. Es hatte keine Meldungen von feindlichen Schiffen in ihrer Nähe gegeben, die Lage war seit langem ruhig gewesen.

Radditz hatte gedacht, er wäre entbehrlich gewesen: Sein Team kannte seine Aufgaben, war aufeinander eingespielt und würde für die kurze Zeit auch ohne ihren stärkeren Anführer zurechtkommen.

Er hatte auch nicht gewusst, wie stark Kakarott eigentlich war, denn sonst hätte er ihm befohlen, dort zu bleiben, um die schwächeren Saiyajins zu unterstützen. Nur deswegen hatte Kakarott ihn begleiten dürfen…was vielleicht auch sein Leben gerettet hatte?

Radditz hatte sich auf die ausgebaute Verteidigung verlassen: Zusätzlich zu den Saiyajins hatte es auf Planet Matawa die eigene Armee gegeben, dazu ein Satellitenlasersystem, welches ebenfalls den Planeten beschützt hatte… die neue, teure Anschaffung, gekauft von Planet Aurum…merkwürdig.

Radditz runzelte die Stirn. Je mehr er darüber nachdachte, desto seltsamer kam es ihm dieser Zufall vor.

Matawa wurde angegriffen, als die beiden stärksten Saiyajins nicht anwesend waren.

Aber selbst mit einem zehnköpfigen Team Saiyajins und diesen Gürtel aus laserbewehrten Satelliten als Verteidigung, hätte eine feindliche Macht nicht so schnell ihr Ziel erreichen können. Die Satelliten hätten ihn bei einem Angriffsversuch außerdem über Funk warnen sollen…was nicht passiert war. Radditz Scouter war noch nicht lange zerstört. In der kurzen Zeitspanne, als er scouterlos und damit abgeschnitten vom Funkverkehr war, so eine schnelle Invasion durchzuziehen…nein, unmöglich. Er hätte schon früher die Warnung erhalten müssen…wenn alles wie gewünscht funktioniert hätte...

Radditz Überlegung wurde kurzzeitig unterbrochen, als eine kleine Hand tröstend seine Schulter klopfte. Bulma stand neben ihn und sah ihn mitleidig an.

„Soll ich wieder fliegen?“ fragte sie.

Radditz nickte und wechselte den Platz. Bulma übernahm den Steuersitz, während er sich neben ihr auf den Co-Piloten-Sitz wälzte. Beiläufig warf er einen Blick nach hinten zu den beiden stillen Passagieren. Sie lagen immer noch auf ihren Liegen, nun aber eindeutig besser verbunden.

„Es tut mir leid um dein Team“ teilte Bulma leise ihr Mitgefühl mit.

Radditz strich sich unbehaglich durchs Haar und bemühte sich um eine unbewegliche Miene, während er gerade aus starrte, um ihren traurigen Blick auszuweichen.

„Sie sind in einen glorreichen Kampf gestorben, wie es sich jeder Krieger wünscht“ tat er ihr Mitleid in gespielter Unbarmherzigkeit ab.

Bulma schnaubte. Sie war keine Kriegerin und sie sah auch nichts Glorreichen drin, sein Leben zu früh zu beenden, egal wo und wie.

„Woran denkst du?“ fragte sie, weil Radditz immer noch so nachdenklich aussah.

„Matawa hatte erst kürzlich ein neues Sicherheitssystem installiert. Bei einem Angriff hätte man mich warnen sollen. Aber ich habe nichts erhalten. Oder wenigstens einen Funkspruch meiner Kameraden, die um Hilfe rufen…auch das kam nie an“ erklärte er zögerlich seine Zweifel. „Wie kommt es, dass der Feind dieses neue Sicherungssystem sowie die anderen Verteidigungslinien so schnell und leise überwunden hat?“

„Das System kommt von Aurum, nicht wahr? Hm, die sind technologisch auf den höchsten Stand. Angesichts der geringen Entfernung zwischen unseren Planeten hättest du sofort informiert werden müssen, sobald die Radare die feindlichen Schiffe registriert hätten. So weit entfernt liegen wir nicht, dass der Funk nicht reicht oder lange braucht“ überlegte Bulma laut.

„Genau das ist“ stimmte Radditz ihr zu „Denk mal an die Zeit, die es braucht, bis so ein fremdes Raumschiff sich nähert, die Atmosphäre durchdringt, die gegnerischen Armeen besiegt, worunter auch zehn starke Saiyajins gehören, die bis zum letzten Tropfen Blut Widerstand leisten…eine Invasion dauert mindestens einige Tage, aber niemals eine Stunde. Warum wurde ich also nicht von diesem überteuerten Scheißsystem gewarnt?“

„Hm, es besteht die Möglichkeit, dass der Feind die Satelliten zuerst zerstört hat, um nicht bemerkt zu werden. Vielleicht konnten sie sich ins System hacken“ gab Bulma zu bedenken.

„Und du glaubst, sie haben auch den Scouter-Funk gestört? Denn sonst hätte mein Team mich informiert“ überlegte Radditz laut.

„Auch das kann gehackt werden“ merkte Bulma an, die eigenen Erfahrungen darin besaß. Sie hatte es immerhin geschafft.

„Nachdem die besten Techniker unserer Allianz die Frequenzen vor Hackerangriffen geschützt haben und es ständig überwachen? Das ist doch alles codiert?“ war ihr Bruder überrascht.

„Es ist kein Problem, wenn man intern einen Zugang hat“ antwortete Bulma beiläufig und stutzte, als ihr klar wurde, was sie da gedankenlos gesagt hatte.

Eigentlich hatte sie darauf hindeuten wollen, dass sie durch diesen Weg den Funk abhörte...aber es konnte auch bedeuten, dass es einen Verräter gab.

Jemand internes, der den Funk störte, die Waffensysteme abschaltete und so den Feind einlud.

Dieser Theorie könnte sie aber nur nachgehen, wenn sie direkten Zugang zu einem der geheimen Server erhielt, beispielsweise in Vegetas Kommandozentrale. Nur dort könnte sie feststellen, ob es intern oder extern einen Zugriff gegeben hatte, was ihren Verdacht bestätigen würde.

Solange Vegeta bewusstlos war, würde ihr aber niemand einen Zugang gewähren.

Was ihr ebenfalls helfen würde, mehr über die Invasion zu erfahren, wäre der Scouter von Bardock.

Denn dieser enthielt, wie alle Scouter in Bulmas familiären Umkreis, ein geheimes Back-Up-System, welches sie heimlich installiert hatte.

Es hatte seinen Vorteil, wenn man die Technikerin der Familie war: Bulma kontrollierte immer persönlich die technische Ausrüstung, die Pods und Scouter.

Dank ihrem Programm könnte sie erfahren, wie Bardock angegriffen wurde. Davon konnte sie vielleicht auch ableiten, wie vermutlich auch Radditz´s Team gefallen war. Bulma hoffte, dass ihr Vater seinen Scouter noch aufgehabt hatte, als er in der Basis von Vegeta-Sei aufschlug.

Bulma hatte ihren eigenen Scouter nicht dabei und Radditz…sie warf einen Blick auf sein scouterloses Gesicht.

„Seit wann trägst du keinen Scouter?“ fragte sie ihn.

„Er ist kaputt gegangen, als Kakarott Powerlevel nach oben schellte und mich wie einen Idioten darstellte“ grummelte Radditz. Ihm fiel auf, wie Bulma ertappt zusammenzuckte und seinen Blick auswich. Verräterische Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Stirn.

„Du wusstet es?!“ erkannte Radditz entrüstet. „Warum hast du mir nicht davon erzählt?“

„Klar, als ob dein Riesen-Ego das aushalten würde. Dein kleiner Bruder, der um ein Vielfaches stärker ist?! Vater hätte es ebenfalls nicht akzeptiert. Ich wollte den Familienfrieden wahren. Außerdem wollte Kakarott es nicht sagen, weil ihr ihn dann garantiert auf irgendeine Zerstörungsmission geschickt hättet. Er hasst es, zu töten. Hättet ihr ihn aber trotzdem gezwungen…er wäre seelisch gestorben!“

„Oder ich wäre gegen meinen Willen zum Mittelklassekrieger befördert worden und müsste Saiyajins anleiten und Berichte schreiben…nein, danke. Auf den nervigen Kram kann ich verzichten“ meldete sich Kakarott von hinten zu Wort.

„Du, sei still, du heuchlerischer Lügner. Ich will dich erwürgen für diese Peinlichkeit…du hast mich lächerlich gemacht“ würgte Radditz ihn eingeschnappt ab.

Für einige Minuten lag eine unangenehme Stimmung im Raum. Angesichts Radditz beleidigter Laune, blieben Bulma und Kakarott aus Vorsicht still. Sie wussten nicht, ob und wann ihr ältere Bruder ihnen den Verrat verzeihen würde. Von seiner Sichtweise aus, war Kakarotts Entscheidung schwer zu verstehen.

Wäre Radditz so stark, würde er es niemals verheimlichen. Er hatte aber auch keine Probleme, seine Feine zu töten. Für ihn war Stärke und das daraus resultierende Prestige wichtiger als für den bescheidenen, sensiblen Kakarott.

Bulma hoffte, dass ihr großer Bruder die Beweggründe von Kakarott verstehen würde.

Zu ihrem Glück gab es einen Themawechsel: vor ihnen bauten sich die Umrisse des Planeten Vegeta-Sei auf.

 

Mit dem Eindringen in die Atmosphäre funkte Bulma das Krankenhaus in Sadala an. Man war überrascht über den unautorisierten Anruf, weshalb Radditz übernahm und mit Bezug auf seine Position sofort befahl, zwei Medi-Tanks freizumachen.

Er erwähnte nicht, dass einer davon für Vegeta bestimmt war, aus Geheimhaltungsgründen.

Angesichts der jetzigen Situation wäre es nicht gut für die Stimmung, wenn die Saiyajins erfuhren, dass auch ihr König schwerverletzt war.

Zu seiner Überraschung standen diese sogar schon bereit, da Nappa vor ihnen gelandet war und die Ärzte bereits informiert hatte.

Doch der Kahle hätte niemals damit gerechnet, das Bulma ihr Raumschiff direkt auf dem Dach des Krankenhauses landete, anstatt im Raumflughafen, um damit Zeit zu sparen. Es unterstützte aber die Verheimlichung von Vegetas Zustand, da es so weniger Zuschauer gab.

Als die Klappe des Raumschiffes ausfuhr, standen nur Nappa sowie zwei Ärzte mit einer Bahre bereit. Diese legten den bewusstlosen König darauf ab und rollten ihn schnellstens ins untenstehende Gebäude, wo in einem abgetrennten Flügel der für den König bestimmte Medi-Tank wartete.

Nappa sah ihnen hinterher, unsicher, ob er ihnen folgen sollte oder nicht. Sein Platz war neben Vegeta, gerade jetzt, wo sich der König nicht wehren konnte.

Aber vorher musste Nappa eines wissen.

„Sag mir“ zischte er Radditz an, der als erstes das Raumschiff verlassen hatte und neben der Klappe stand. „Wer hat gewonnen?“

Die Neugierde ließ ihn nicht los, sowie die Furcht, demnächst einen Clown dienen zu müssen.

So rücksichtslos sich Vegeta auch im Kampf verhielt, so war er der Einzige, dem Nappa zutraute, die Saiyajins zum Sieg zu führen. Gerade wegen dieser Rücksichtslosigkeit.

„Es war ein Sieg für Vegeta“ brummte Radditz ihm zu.

Nappa sah ihn unsicher an, als könnte er Radditz Worten nicht trauen. Dann nickte er eilig, die Erleichterung offen sichtbar und lachte laut auf.

„Natürlich, wie könnte es auch anders sein“ sagte er mit selbstgefälliger Miene. „Vegeta ist unser König. Kein anderer Saiyajin kann ihn schlagen!“

Doch in Nappas Augen flackerte deutlich die Sorge, dass Radditz ihm etwas verschwieg. Immerhin sah der Langhaarige seltsam verlegen aus.

 

Radditz konnte keine eindeutige Antwort geben, darum lag keine Überzeugung drin.

Würde Vegeta das Ergebnis als Sieg ansehen?

Nachdem Bulma ihn abgelenkt, Radditz ihn niedergeschlagen und Kakarott überlebt hatte?

Tatsächlich war es nicht so, dass man von einem eindeutigen Sieg sprechen konnte, auch wenn Kakarott unbeweglich am Boden gelegen hatte. Aber vielleicht hätte er noch eine Möglichkeit gefunden, das Blatt zu wenden?

Wer wusste das schon, nun, nachdem Radditz sich eingemischt hatte.

Überhaupt war der Kampf selbst ein Schlag gegen Vegetas Stolz. Bislang hatte es nie einen Saiyajin gegeben, der den König so in die Ecke getrieben hatte, dazu noch ein Unterklassekrieger. Vegeta hatte hart einstecken müssen, sogar seine stärkste Technik war abgewehrt worden.

So etwas brachte die alte Denkweise über die geborene Elite ins Straucheln.

Anscheinend war Talent nicht angeboren, sondern konnte sich auch entwickeln, wenn man demjenigen eine Chance gab?!

Radditz und Nappa konnten nur deswegen an dieser Theorie glauben, weil sie als Zuschauer anwesend gewesen waren. Aber es war zu früh, diese laut auszusprechen.

Letztendlich war es für alle Beteiligten besser, wenn Vegeta diesen Sieg beanspruchte, egal, was sein Stolz dazu sagte.

Radditz und Nappa waren sich wortlos einig, dass in der jetzigen Situation keine Zweifel an Vegetas Führung aufkommen durften.

Kakarotts wahres Powerlevel würden sie vorerst für sich behalten. Weitere Vorgehensweisen konnte Vegeta entscheiden, sobald er den Medi-Tank verließ.

 

Nappa machte sich zum Gehen bereit, doch Radditz hielt ihn auf.

„Hast du was…“ er stockte kurz, dann sprach er weiter. „…von Bardock gehört?“

Radditz konnte nicht verhindern, wie seine Augen hoffnungsvoll flackerten.

Nappa nickte ernst.

„Er ist einer von den wenigen, die es hierhergeschafft haben. Er liegt in einem Medi-Tank in Flügel C, in einem Privatzimmer. Seine Gefährtin ist bei ihm“ erzählte er.

Radditz atmete erleichtert auf. Sein Vater hatte es lebend zurückgeschafft und wurde sogar schon behandelt.

„Ich muss zuerst zu ihm. Bleibst du so lange bei Vegeta?“ fragte er seinen Kameraden.

Jener nickte verständnisvoll. Um den bewusstlosen König Gesellschaft zu leisten, war Radditz auch nicht nötig.

„Aber mach nicht zu lange. Ich wette, Vegeta will von dir ein paar Antworten erhalten, sobald er aufwacht“ brummte er und drehte sich in Richtung Tür um.

„Wenn Vegeta aufwacht, wird er andere Probleme haben als Kakarott. Wir müssen mit den Generälen der Allianz sprechen und unsere Streitkräfte sammeln“ Radditz strich sich über die Stirn. Bei dem Gedanken, was alles zu tun war, pochte ihm der Schädel.

Nappa brummte zustimmend und verließ das Dach, um Vegeta in dessen privaten Krankenzimmer zu besuchen.

 

„Endlich ist er weg“ meldete sich eine weibliche Stimme ungeduldig.

Bulma sprang aus dem Raumschiff. Sie hatte gewartet, bis alle fremden Saiyajins sich entfernt hatten. Sie hatte keine Lust, neugierig beglotzt zu werden oder nervige Fragen zu beantworten, darum hatte sie sich abseits gehalten. Sie wusste, dass Vegeta behandelt wurde, nun konnte sie sich um ihren Vater kümmern.

„Los, suchen wir unsere Eltern“ befahl sie und rannte an Radditz vorbei. Dicht hinter folgte ihr Kakarott. Radditz sah seinen jüngeren Geschwistern erstaunt nach, bevor er sich ebenfalls in Bewegung setzte.

„Hey, was...KAKAROTT, WARUM KANNST DU DICH BEWEGEN?!“ rief er ihm schockiert nach.

Sein Bruder war vorhin doch noch wie gelähmt gewesen?

„Ich hab etwas zu essen bekommen. Jetzt geht es mir wieder gut“ lachte jener, bevor er schnell hinter der Tür verschwand und Radditz ihm weiter ausfragen konnte. Mehr konnte er Radditz nicht erklären, ohne zu lügen.

 

Bulma und ihre Geschwister wussten nicht, in welchen Zimmer ihr Vater lag, aber das war egal. Sie brauchten keine Zeit mit Nachfragen zu verschwenden, da Bulma eine Zeitlang als Technikerin im Krankenhaus gearbeitet hatte. Das richtige Zimmer konnten sie anhand der Aura von Gine finden, die sich bei Bardock befand. Wäre sie nicht bei ihm gewesen, hätte es länger gedauert ihn aufzuspüren, denn die Energie von Bardock war zu schwach zum Erspüren, nicht mehr als ein flackernder Lebenshauch.

Als die drei Geschwistern in das Zimmer eintraten, sahen sie direkt vor sich den Medi-Tank mit seiner blauen Heilflüssigkeit. Im blubbernden Tank, sichtbar durch die durchsichtige, runde Kuppel, konnten sie Bardock erkennen, dessen Gesicht von einer Sauerstoffmaske verdeckt wurde. An seinen Schläfen und an der Brust hingen Elektronen, die ständig seinen Zustand kontrollierten.

Erschüttert sahen die Geschwister auf die bewusstlose Gestalt und hörten das langsame Piepen seines Pulses über die Lautsprecher.

Er wirkte nicht friedlich schlafend, sondern ungewöhnlich alt und schwach.

Etwas fehlte: wo war die eiserne Stärke, die Bardock stets umgab?

Die übliche starke, gesunde, unerschütterliche Lebensausstrahlung, die sie immer von ihrem Vater kannten, fehlte komplett.

„Papa…“ hauchte Bulma entsetzt, in deren Augen sich sofort Tränen sammelten. Zwar war sie erleichtert, ihn lebend zu sehen, aber sein Zustand war beängstigend.

Auch Kakarott und Radditz ließ dieser Anblick nicht kalt.

„Vater…“ wisperte Kakarott.

„Du alter Bock, stirb ja nicht. Wir brauchen dich noch!“ befahl Radditz mit belegter Stimme.

„Noch ist er nicht tot“ meldet sich eine müde, weibliche Stimme von der Seite.

Erschrocken drehten die Geschwister den Kopf und sahen erst jetzt dort ihre Mutter sitzen: etwas abseits vom Mittelpunkt des Raumes, den Medi-Tank, weshalb sie sie beim Reinkommen übersehen hatten.

Gine richtete sich vom Stuhl auf, wo sie, vom Weinen erschöpft, geruht hatte. Ihre Augen und die Nase waren immer noch leicht gerötet, das Gesicht bleich.

Der Anblick ihrer Kinder war Balsam für ihr wundes Herz und gab ihr Kraft, besonders als diese sofort auf sie zustürmten und sie umarmten. Unter den warmen Armen ihrer Kinder schmolz ein Teil dieser fürchterlichen Kälte in ihr.

Sie wischte sich die erneut aufkommenden Tränen weg und versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln, um ihre Kinder zu trösten.

„Bardock hält immer sein Versprechen“ sagte sie. „Er hat versprochen, zu mir zurückzukehren. Die Ärzte haben keine Ahnung, wie er den Flug in seinem Zustand überstanden hat, aber ich weiß es. Er hat sich geweigert, zu sterben!“

„Ja, dank sei seiner Sturheit!“ Radditz räusperte sich, um diesen belegten Klang aus seiner Stimme zu entfernen. Stolz sah er zum Medi-Tank. „Niemand kann Vater davon abhalten, zu dir zu kommen. Selbst der Tod nicht! Der erhält nur einen Tritt in den Arsch!“

Seine Geschwister nickten zustimmend, unwillkürlich lächelnd.

„Aber Toma, Selypa, Panbukin und Borgos hatten nicht dieses Glück“ erinnerte sich Kakarott düster.

Mit diesem Hinweis brach Gines wackeliges Lächeln ein.

„Ja“ hauchte sie zustimmend. „ich kann es immer noch nicht glauben. Sie sind seit Jahrzehnten ein Team. Wenn Bardock aufwacht…ohne sie…es wird nie mehr dasselbe sein…“ ihre Stimme brach ein.

Gine wankte, sie fühlte sich schwach.

Ihre alten, langjährige Freunde waren gefallen… Sie rieb sich verzweifelt übers Gesicht, versuchte ihr Bestes, um nicht vor ihren Kindern zusammen zu brechen. Aber gegen ihren Willen stolperte sie rückwärts.

„Mutter!“ „Mama!“ Gleichzeitig schrien die Geschwister besorgt auf, hielten sie fest und halfen Gine, sich zu setzen.

„Wann hast du zuletzt was gegessen?“ fragte Kakarott besorgt, für den eine warme Mahlzeit immer der beste Weg war, um sich zu trösten und zu Kraft zu kommen.

„Chi-Chi ist auf den Weg zur Kantine, um mir etwas zu holen“ erzählte seine Mutter, was erklärte, wo sich Kakarotts Gefährtin befand. „Aber es ist gerade so viel los im Krankenhaus. Von überall her kommen Pods und Raumschiffe mit Verletzen an. Wäre Bardock kein Mittelklasse-Krieger, hätte er selbst in seinen Zustand vielleicht keinen Medi-Tank erhalten. Ich bin so erleichtert, dass dank der Allianz das Krankenhaus so gut aufgerüstet wurde. So viele Medi-Tanks gab es davor nicht.“

„Ja, das stimmt…Wie lange muss Vater da drinbleiben?“ fiel Bulma die Frage ein.

Gine seufzte auf. „Sie wissen es nicht. Das Problem ist sein Hirn. Sie erhalten seltsame Messwerte. Die Ärzte vermuten, dass es wegen Sauerstoffmangel einen irreparablen Schaden erhalten hat. Sie hoffen, dass sein Gehirn sich selbst repariert, sobald der übrige Körper geheilt ist“ erklärte sie.

Radditz und Kakarott verzogen enttäuscht das Gesicht.

Auf die gute Nachricht, dass ihr Vater überlebt hatte, folgte nun dieser Rückschlag. Bardock war damit fürs erste aus dem Verkehr gezogen.

Radditz bewegte sich auf den Tank zu und legte vorsichtig seine Hand aufs kühle Glas.

„Hier draußen ist verdammt viel los. Der Krieg des Jahrtausends…Den Spaß willst du doch nicht verpassen, oder? Also wach schnell wieder auf“ flüsterte er ihm aufmunternd zu.

In Wirklichkeit ging es ihm nicht nur darum, dass er die Rückendeckung seines Vaters wollte.

Er wollte, dass Bardock überhaupt lebte, selbst wenn es beeinträchtigt war. Der Veteran sollte leben und seinen Enkeln beim Aufwachsen zusehen. Egal, wie die Meinung der Saiyajins zum Thema „Sterben im glorreichen Kampf“ war…es war noch zu früh für Bardock.

Radditz war noch nicht bereit, auf seinen Vater zu verzichten.

Erneut wurde seine Schulter tröstend getätschelt, aber dieses Mal war es Kakarott. Er zeigte nicht, dass er die leisen Worte seines Bruders gehört hatte, erwiderte nichts darauf. Er wusste, Radditz würde sich deswegen genieren. Stattdessen schenkte er ihm ein vorsichtiges, motivierendes Lächeln, während er sich neben ihn stellte.

Still sahen beide Brüder zu ihrem Vater, während sie ihn in Gedanken anfeuerten, am Leben zu bleiben.

 

In der Zwischenzeit fiel Bulma, die sich bislang tröstend an ihre Mutter gelehnt hatte, der Stapel Kleidung auf, der auf einem Tisch lag.  

Auf roten Stulpen und Stirnband lag ein Scouter.

//Papa hat es geschafft, mit Scouter heimzukehren. Super, genau den brauche ich. //

Sie lehnte sich vor und nahm ihm vom Stapel. Sie verzog sich in eine dunkle Ecke, um ihn sich selbst aufzusetzen. Sie aktivierte mit Hilfe eines geheimen Codes das Blackbox-Programm, welches sie in den Scouter eingebaut hatte. Dieses aktivierte sich unbemerkt, sobald der Träger des Souters in eine lebensgefährliche Situation geriet, ausgelöst durch den steigenden Puls und sinkendes Ki-Level.

Sollte der Scouterträger in Lebensgefahr geraten, wurden über Kamera und Mikrofon des Scouters diese aufgezeichnet.

Bulma hatte dieses selbstentwickelte Programm auf alle Scouter ihrer Familienmitglieder drauf gespielt. Es war damals eine schwierige Entscheidung gewesen: wäre sie in der Lage, die letzten Momente eines Familienmitglieds anzusehen?

Wollte sie sich das antun?

Aber so schwer es auch seelisch sein würde, den Tod einer ihr nahe stehenden Person zu sehen, seine letzten Lebensmomente mitzuerleben… aus taktischen Gründen waren solche Informationen unverzichtbar.

Selbst wenn Bulma es sich nicht eingestehen wollte…würde einer ihrer Liebsten sterben, so wollte sie wissen, wie es passiert war, um dessen Mörder bis ans Ende der Galaxie verfolgen.

In so einem Fall verhielt sie sich wie jede blutrünstige, rachedürstende Saiyajin.

Letztendlich bereute Bulma ihre Entscheidung nicht, egal wie makaber sie war.

Sie atmete kurz durch, bevor sie die Blackbox aktivierte: das, was sie gleich schauen würde, war der Augenblick, in dem Bardock beinahe ums Leben gekommen wäre

Es war grausig, aber da musste sie durch. Sie musste sich nur oft selbst daran erinnern, dass ihr Vater es letztendlich überstanden hatte. Immerhin lebte Bardock und schwebte dort drüben im Tank.

Sie schloss ihr rechtes Auge, damit ihr linkes sich nur auf den Bildschirm des angehefteten Scouters konzentrieren konnte. Zusätzlich hielt sie ihr ihre Hand übers rechte Ohr, um Nebengeräusche aus dem Zimmer auszublenden.

Auf dem Screen des Scouters wurde es kurz dunkel und Ziffern leuchtete auf, die den Zeitpunkt mitteilten, als die Aufzeichnung begann. Bulma war kurz erfreut darüber, dass ihr Programm funktionierte, wie geplant.

Dann rauschte es und auf den Screen erschien das Bild einer fremden Landschaft.

Über dem Lautsprecher am linken Ohr hörte Bulma die verzerrte Stimme des Vorbesitzers des Scouters: Bardock.

Dank dem Scouter sah und hörte sie nun alles aus Bardocks Perspektive.

Bulma ignorierte für einen Moment, dass sie sich in einem Krankenzimmer befand und tauchte ein in die fremde Welt.

 

Ein fremder Planet, der Himmel ist dunkel.

Rauchende Ruinen türmen sich auf.

Am Boden liegen Trümmer und blutverschmierten Leichen: Amphibienartige Kreaturen, deren Haut aus blauen Schuppen besteht und deren Gesichtern Fischähnlich sind. Mit leeren Augen starren sie in den Himmel, der Schrecken über den plötzlichen Tod ist in ihren Gesichtern eingebrannt.

Die Kamera gleitet hektisch umher, sucht nach jemanden.

Da, da hinten…da liegen Gestalten in den bekannten Rüstungen, ein schlapper brauner Schweif hängt teilweise sichtbar an ihnen herab: Saiyajins!

Die Kamera verweilte auf bestimmte Punkte, fokussiert sich.

Die regungslose Gestalt von Selypa!

Der blutverschmierte Panbukin!

Borgos mit leeren Augen!

Toma auf den Boden liegend!

Die Kamera ist auf ihn gerichtet, das Bild wird größer, das Gesicht ist in Detail erkennbar: es zeigt sich, dass seine Lider flattern und sein Mund sich leicht bewegt.

Er lebt noch!

Bardocks Hände greifen nach ihm, heben ihn an.

„Toma, was ist passiert? Wer hat euch das angetan?“ erklingt Bardocks Stimme. „Wie viele? Und wo sind diese Typen?“

„Bardock“ krächzt Toma mit letzter Kraft. „Pass auf…da ist so ein Kerl…mit über 22.000. Den kannst du nicht besiegen. Du musst fliehen. Wenigstens du musst es schaffen...“

„Toma, mein Freund, halte durch…ich setzte dich in einen Pod, der bringt dich zur Basis…du wirst das überstehen, hörst du“ fleht Bardock panisch, doch unaufhaltsam schließen sich Tomas Augen.

„Zu spät“ haucht sein Freund. „Danke…für die schöne Zeit…das Kämpfen hat Spaß gemacht, besonders an deiner Seite… du warst der beste Waffenbruder …“

„Nein, Toma, sag das nicht! Wer soll mir den Rücken freihalten, wenn du…“ doch Bardocks Flehen ist zwecklos.

Tomas Augen sind geschlossen. Nur auf seinen blutigen Lippen ist die Andeutung eines zufriedenen Lächelns; als wäre er erfreut, vor seinem Ableben wenigstens noch seinen besten Freund gesehen zu haben.

Langsam lässt Bardock seinen toten, besten Freund zu Boden sinken und starrt erschüttert auf seine blutbefleckten Hände.

„Nein…nein…Toma…Selypa…Borgos…Panbukin“

Die Kamera schwenkt jeweils auf die Leichen der Saiyajins und verweilt dort kurz.

Bardock erhebt sich.

„Ich werde euch rächen…diese verdammten Schweine…“ knurrte er.

Sein Scouter zeigt Lebensformen an und piept warnend. Als Bardock seinen Kopf dreht, sieht er vier feindliche Gestalten vor sich.

Sie sehen alle anders aus,  verschiedenen Größen und Aussehen, als gehörten sie zu unterschiedlichen Rassen. Aber alle vier tragen eine Rüstung, wie Bardock sie hat, sowie Scouter mit grünem Glas. Alle vier grinsen den Saiyajin überheblich an, lachen leise schadenfroh und sind sich ihres Sieges sicher.

„Ah, ihr seid es also, die so faulig riechen“ knurrt Bardock sie grimmig an.

Der Größte unter ihnen, ein Humanoide mit rotstichiger Haut und schwarzen Haar, aus dem zwei Hörner ragen, lacht ihn hämisch aus.

„Du bist also Bardock?“ fragt er. „Das war der Name, den die Schwächlinge ständig gerufen haben. Bist ja ganz schön spät. Deine Crew musste sich ohne dich amüsieren…leider haben sie das nicht überstanden.“

Seine Kameraden lachen.

„So doll seid ihr Saiyajins nicht“ feixt einer von ihnen, ein Amphibienartiges Wesen, mit violetter, grün gesprenkelter Haut und riesigen Schädel.

„Nett, das ihr zu mir kommt“ antwortete Bardock. „Das erspart mir die Suche.“

Sein Scouter zeigt die Powerlevel seiner Gegner an: alle vier haben einen Wert von knapp 15.000.

Damit sind sie Bardock fast ebenbürtig, der nun versteht, wie sie die anderen vier Saiyajins besiegen konnten. Toma war mit 8.000 der Stärkste gewesen.

Der Kerl, von dem Toma gewarnt hat, scheint aber nicht dabei zu sein.

„Oh, glaubst du wirklich, du kannst es mit uns aufnehmen? Als ob dieser Kampf anders ausgehen wird als gegen deine Crew“ lacht der grüne-violette Frosch.

Kaum hat er die Worte ausgesprochen, als er in die Luft springt und von oben herab Ki-Blitze auf Bardock regnen lässt.

Explosionen, Staub, Feuer, Lärm…die Kamera kann kaum etwas aufnehmen. Alles ist verschwommen.

Bardock ist plötzlich über den Frosch-Alien und haut mit geballten Fäusten auf seinen Kopf. Jener wird vom Angriff überrascht und fällt mit eingedellten Kopf herab.

Die restlichen drei Gegner sind vom plötzlichen Gegenangriff sichtbar überrascht.

Da Bardock aber mitten zwischen ihnen fliegt, formieren sie eine gemeinsame Ki-Attacke. Gleißende Energiestrahlen fliegen auf den Saiyajin zu und explodieren.

Wieder Rauch, die Sicht ist verschwommen.

„Wo ist er hin“ ruft der schwarzhaarige Gehörnte.

„Er kann sich nicht ewig verstecken“ brüllt sein Kamerad, ein großgewachsener, muskelbepackter Kerl mit schlammigen Gesichtszügen. Er sieht so konzentriert in den Rauch, dass er nicht bemerkt, wie sich Bardock an ihn anschleicht. Schnell ist er hinter ihm. Mit einem geübten Griff umfasst er dessen Hals und schürt ihm die Luft ab.

Der Rauch verzieht sich langsam, Umrisse werden erkennbar.

„Hey, ich glaube, ich sehe ihn“ ruft der Gehörnte siegessicher von der anderen Seite der Rauchsäule. Er feuert einen Ki-Blitz in Richtung Bardock ab…beziehungsweise in Richtung Schlammgesicht, der wie ein lebendiger Schutzschild fungiert und den Angriff stattdessen abbekommt.

Bevor Bardock ihn loslässt, knackt es leicht: um sicherzugehen, hat er dessen Genick gebrochen.

Mit zufriedenem Lachen lässt er die Leiche ebenfalls zu Boden fallen.

„Damit sind nur noch zwei übrig“ brummt der Saiyajin zufrieden.

„Verdammt, das war ja nicht Bardock“ ärgerte sich der Gehörnte, der nun mehr erkennen kann, darunter die fallende, rauchende Leiche seines Kameraden.

„Dieser Saiyajin ist ja sehr viel stärker als die anderen“ staunt sein übrig gebliebener Freund, ein gedrungener, grünhäutiger Kerl. „Wir müssen aufpassen.“

„Dabei ist unser Powerlevel doch fast gleich“ ärgert sich der Gehörnte.

„Pure Kraft ist nicht alles“ lacht Bardock. „Ihr habt vom Kämpfen keine Ahnung, was? Ihr legt euch nur mit Schwächeren an, weil ihr wisst, dass ihr dann siegen könnt.“

„Na warte, du …wir sind Freezers Elite. Wir werden schon mit dir fertig, ohne das Dodoria uns helfen muss“ ruft der Gehörnte und fliegt auf ihn zu.

„Ha, nur noch zwei, das krieg ich hin“ freut sich Bardock leise. In seiner Stimme ist Zuversicht zu hören.

Er lässt seine Gegner zu sich fliegen.

Plötzlich wackelt das Bild.

Bardock zuckt zusammen, er stöhnt leise auf.

„Was soll das? Was sind das für Bilder“ stöhnt er.

Davon abgelenkt, verpasst er die Ankunft seiner Gegner.

Plötzlich sind sie vor ihm und er wird von einem gegnerischen Knie am Kopf getroffen. Dadurch wird er auf den Grünhäutigen geworfen, der ihn von hinten im Schwitzkasten packt.

Bardock ist bewegungsunfähig, was der Gehörnte ausnutzt, um ihn einen Faustschlag in den Magen zu verpassen.

Bardock schreit auf. Der Schmerz ist deutlich darin zu hören.

Die Kamera schwankt heftig hin und her.

Bardock erhält weitere Schläge in sein Gesicht.

Der Gehörnte grinst siegessicher und holt zum finalen Faustschlag aus.  Diese kurze Zeitspanne nutzt Bardock aus, um den Gegner hinter sich mit einen Überschlag nach vorne zu werfen, wo er ebenfalls als lebendiger Schutzschild aushilft.

Der Gehörnte kann seinen Angriff nicht mehr rechtzeitig stoppen und attackiert den Rücken seines letzten Kameraden. Seine Faust durchstößt den grünen Leib.

Bardock selbst ist damit nun frei und fliegt auf Abstand.

Während der Gehörnte erschrocken auf seinen getöteten Kamerad starrt, seine Faust immer noch in dessen Körper gefangen, holt Bardock aus und feuert einen Ki-Strahl auf die beiden ab.

Der Gehörnte kann nicht ausweichen: beide werden zu Asche verbrannt.

„Das war für mein Team“ ruft Bardock aus und schwebt langsam zu Boden.

Der Feind scheint  vernichtet, doch Bardock hat noch mehr Probleme.

Die Kamera schwankt heftig hin und her.

Bardock schüttelt heftig seinen Kopf.

„Verdammt, was sind das für Bilder, die ich ständig vor Augen habe…das war doch Kakarott, wie er gegen Vegeta kämpft“ sagt er leise zu sich selbst. „Das kann ich gerade nicht gebrauchen…Scheiße, mein Kopf schmerzt.“

Der Krieger atmet laut; er scheint unter heftigen Schmerzen zu leiden.

„Freezers Elite also...kein Wunder, dass sie in letzter Zeit immer mehr am Gewinnen sind…egal, ich muss hier weg, bevor…“

Zu spät, sein Scouter piept auf.

Ein weiterer Gegner ist gekommen, mit einem hohen Powerlevel…deutlich höher als das von Bardock.

Bardock dreht den Kopf, um ein weiteres fremdartiges Alien zu sehen.

Von runder Statur, pinkfarbene Haut, wulstige Lippen, ein dornenbesetzter Kopf, sowie dornige Unterarme…und wie die anderen Typen trägt auch er eine bekannte Rüstungsform sowie einen Scouter.

„Du scheinst Dodoria zu sein“ schlussfolgert Bardock.

„Ja, das bin ich“ bestätigt das Wesen mit tiefer, männlicher Stimme und feixt. „Aber ob ich mir deinen Namen merken werde…Aschehaufen sind nicht besonders erinnerungswürdig. Was für ein Pech, dass du nicht rechtzeitig abgehauen bist.“

„Pech für dich“ ruft Bardock. „dass du dich mit den Saiyajins angelegt hast. Selbst wenn du mich tötest…mein König wird dich schon vernichten.“

Dodoria lacht laut auf.

„Dein König, ha?! Gegen Lord Freezer hat er keine Chance. Seit Monaten folgt ihr dummen Saiyajins der Illusion, ihr könntet gewinnen. Dabei seid ihr nur Lord Freezers netter Zeitvertreib, bevor er sich diese Galaxie einverleibt. Es wird nicht lange dauern, da wird der Rest von euch ihm ebenfalls Treue schwören. Ihr Saiyajins habt wenigstens das Glück, das er euch nützlich findet. Die Chance erhält nämlich nicht jeder.“

„Lieber sterben wir, als ihm zu dienen“ ruft Bardock aus.

„Das mit dem Sterben, dafür sorge ich schon“ brummt Dodoria. „Du leichtsinniger Irrer scheinst eh kein guter Sklave abzugeben. Wenigstens gibt es in eurer Galaxie noch ein paar ängstliche Intelligenzbestien, die erkannt haben, wie sie wirklich überleben können. Naja, keine große Überraschung…es gibt immer ein schwaches Glied. Lord Freezer weiß genau, wie er sie erkennen und ausnutzen kann. Eine Rasse aus eurer Allianz hat er sich schon geholt. Mal sehen, ob die Saiyajins die nächste sind. Lange wird es nicht mehr dauern, jetzt, wo wir den Zugang zu euren Plänen haben, haha.“

„Ich bring dich um“ brüllt Bardock. Er versucht, auf Dodoria zu zurennen, aber stattdessen schwankt er und hält seinen schmerzenden Kopf.

„Du langweilst mich“ grunzt Dodoria. „Ich hab schon zu viel Zeit hier verschwendet. Ärgerlich, dass ihr meine Untergeben vernichtet habt. Aber ich hatte keine Lust, für sie die gesamte Drecksarbeit zu erledigen. Tja, nun sieh, wohin mich das gebracht hat…Zarbon wird sich garantiert über mich lustig machen“ spricht er zu sich selbst.

Dodoria holt tief Luft, bläst seine Wangen auf.

Dann stößt er einen gigantischen Ki-Strahl direkt auf Bardock herab

Gleißendes Licht blendet die Kamera, Bardocks Schmerzensschreie sind zu hören.

Mit aller Kraft wehrt sich Bardock gegen diesen Strahl, der so heftig ist, dass er fortgerissen wird. Selbst die Leichen seines Teams werden vom Sog erfasst und fliegen mit ihm fort.

Zufällig schweben sie vor Bardock und lenken damit den Angriff auf sich selbst ab, wodurch die gefährliche Energie ausreichend geschwächt wird.

Letztes Bild, bevor die Aufnahme endet.

 

Als das Video endet, fühlte sich Bulma, als würde sie aus einem Alptraum erwachen.

Für einen Moment war sie nicht Bulma gewesen, sondern Bardock, der um sein Leben kämpfte.

Sie fühlte eine eisige Kälte in sich.

Einerseits war sie schockiert, anderseits wollte ihr Gehirn die Situation genauer analysieren: ihre emotionale und rationale Seite standen sich gegenüber.

Doch die rationale, stressresistente Seite gewann; fürs Heulen war gerade keine Zeit.

Bulma drückte auf „Wiederholung“ und sah sich die Aufnahme noch mal an. Dieses Mal konzentrierte sie sich auf die Darstellung der Gegner: wie sie aussahen, wie sie sprachen, wie sie kämpften.

Das waren die Informationen, welche für Vegeta, Radditz und Kakarott, die bald gegen diese Typen kämpfen mussten, am wichtigsten waren.

Als die Aufnahme beendet war, wiederholte sie Bulma erneut.

Ihr war etwas an der Kleidung der feindlichen Aliens aufgefallen, dazu eine merkwürdige Bemerkung, welche die pinke Dampfwalze mit dem stacheligen Kopf von sich gegeben hatte…

Die dritte Durchsicht konnte sie besser vertragen; der emotionale Schock, beinahe den Tod Ihres Vaters mitzuerleben, war verklungen. Dadurch fiel es ihr leichter, wichtige Details zu erkennen, welche ihr Misstrauen weckten.

Ihr Verdacht verstärkte sich.

Sie nahm den Scouter ab und kratzte sich nachdenklich die Stirn.

Vielleicht missinterpretierte sie die Situation, aber es war schon komisch…

„Hey, hier bist du!“

Be der plötzlichen Stimme in ihrem Rücken sprang Bulma erschrocken hoch.

„Radditz! Erschrick mich nicht so“ stöhnte sie und hielt sich die Brust, wohinter ihr Herz aufgeregt klopfte.

Ihr Bruder schnaubte unbeeindruckt. Er hatte sich gewundert, wo seine kleine Schwester verschwunden war und was sie da heimlich tat. Er hatte sie in einer Ecke, hinter dem Medi-Tank gefunden, wo sie ganz in Gedanken versunken gewesen war. Es war nicht seine Schuld, dass sie ihre Umgebung ignorierte und sich dadurch so leicht erschrecken ließ.

Wer stellte sich auch schon mit dem Rücken zum Raum und blieb unachtsam?

Jedenfalls kein wachsamer Krieger wie er es war!

„Warum bist du in dieser dunklen Ecke? Hast du geheult?“ fragte er leise und sah prüfend in ihr Gesicht, welches jedoch neutral und ungereizt aussah.

Sie schüttelte den Kopf und reichte ihm den Scouter.

„Ich habe Vaters Scouters untersucht. Da ist eine Aufnahme von den Typen drauf, die ihn angegriffen haben.“

„Tatsächlich?!“ interessiert hob er eine Augenbraue und setzte sich den Scouter auf. Radditz war neugierig und wusste, wie wichtig solche Informationen waren. Bislang hatte er es nie direkt mit dem Feind zu tun gehabt. Zu erfahren, wie sie aussahen und kämpften, konnte nur vorteilhaft sein. Außerdem wollte er die Gesichter der Typen und ihr Powerlevel wissen, um sich an ihnen zu rächen.

Sie hatten Bardocks Team getötet und waren mitschuldig am Tod von Radditz’s Team: das war Grund genug für eine persönliche Vendetta.

Während Radditz dieselben Bilder miterlebte wie Bulma zuvor, sah diese sich im Raum um.

Jetzt erst fiel ihr auf, dass Chi-Chi von ihrer Suche nach Essen zurückgekommen war.

Anscheinend erfolgreich, denn auf einen Tisch stapelten sich Schüssel und Töpfe, gefüllt mit Suppe, gedämpften Gemüse, Fleischspieße, Fladenbrote und andere Leckereien. Derjenige, der sich vor allem daran labte, war Kakarott. Eine Senzu-Bohne füllte zwar den Magen, aber sie war nicht schmackhaft.

Gine aß dagegen nur wenig. Abwesend starrte sie zum Medi-Tank, während sie langsam auf einem Fladenbrot kaute.

Chi-Chi saß neben ihrem Gefährten, reichte ihm frische Speisen und war sichtbar erleichtert, neben ihren lebendigen Mann zu sitzen. In einem Tragetuch lag Gohan, der seinen Kopf schlafend an ihrer Brust gelegt hatte.

Als Chi-Chi ihre Schwägerin bemerkte, die hinter dem Medi-Tank schwer zu sehen gewesen war, winkte sie ihr hektisch zu. Wegen dem schlafenden Gohan wollte sie nicht laut nach Bulma rufen.

Doch Bulma hob nur kurz begrüßend die Hand, da sie mit Radditz noch schnell etwas heimlich besprechen wollte.

Chi-Chi wusste das nicht und zischte deshalb ungeduldig ein „Bulma, komm her!“ zu, um Gohan nicht aufzuwecken.

Aber Bulma schüttelte nur ablehnend den Kopf.

„Bulma, was soll das? Du musst mir erzählen, was passiert ist. Kakarott sieht so fit aus, wie kann das sein? Was ist mit…“ Chi-Chi hielt inne und warf der abgelenkten Gine einen prüfenden Blick zu.

„Mit Du-weißt-schon-wem passiert?“ umschrieb Chi-Chi zur Sicherheit den Namen von Vegeta.

Chi-Chi hatte ihrer Schwiegermutter nicht erzählt, wo und warum ihre Kinder kurzzeitig den Planeten verlassen hatten. Sie hatte nicht gewollt, dass Gine sich, neben dem Leben ihres Gefährten, noch um das ihrer Kinder sorgen musste.

Chi-Chi war deswegen sehr erleichtert, ihren Gefährten lebend um sich zu haben, aber die Abwesenheit von jeglichen Wunden verwunderte sie auch.

Hatten Kakarott und Vegeta nicht gegeneinander gekämpft?

Bulma sah die Fragen in Chi-Chis Augen, aber sie konnte und wollte darüber gerade nicht sprechen. Sie drehte sich zu Radditz um, der gerade ans Ende der Aufnahme gelang.

Sein Kiefer war verhärtet, die Lippen hart zusammengepresst, als müsste er sich zusammenzureißen, nicht laut zu schreien.

„Dieser Kerl…diese pinke Tonne…das wird er bereuen. Ich werde ihm den Schädel einschlagen, die Knochen brechen…“ raunte er düster.

„Radditz, beherrsch dich! Ich verstehe deine Wut, aber selbst Vater konnte ihn nicht besiegen. Sei nicht so arrogant zu glauben, DU könntest es. Du hast doch das Powerlevel von diesem Dodoria gesehen. Der ist dir über“ hielt Bulma ihm die Realität vor Augen.

„Ach, und was soll ich dann tun? Kakarott bitten, ihn zu besiegen?“ Radditz meinte es sarkastisch, aber angesichts ihrer ernsten Miene, schien Bulma diesem Vorschlag sogar zuzustimmen, was seinen Stolz noch mehr verletzte.

Er war der Älteste unter den Geschwistern: wenn es um Blutrache ging, sollte er die erste Wahl sein und nicht Kakarott!

„Jetzt vergiss mal für einen Moment deine Rachepläne. Hast du die Rüstungen und die Scouter gesehen, die sie getragen haben? Genau wie unsere“ wies sie ihn hin.

Radditz blinzelte kurz, überrascht vom Themenwechsel. Aber Bulmas Hinweis zog dieses Detail vor sein geistiges Auge.

„Ja, stimmt“ fiel es ihm auch auf. „Sie müssen unsere Technologie geklaut haben. Immerhin sind sie seit einem Monat auf den Vormarsch und werden da genug Kriegsbeute gemacht haben. Sie haben bestimmt bemerkt, wie nützlich die Sachen für ihre Invasion sind“ überlegte er.

„Das habe ich mir bei der zweiten Durchsicht auch gedacht, aber dann ist mir etwas aufgefallen, weshalb ich das Video mir ein drittes Mal angesehen haben. Es war eine Sache, die Dodoria so beiläufig erzählt hat. Vermutlich dachte er sich nichts dabei, weil er glaubte, Vater würde seinen Angriff eh nicht überleben…hier, diese eine Stelle“ Bulma nahm ihm kurz den Scouter ab, um das Video auf die entsprechende Stelle zu spulen.

 

 „Es wird nicht lange dauern, da wird der Rest von euch ihm ebenfalls Treue schwören. Ihr Saiyajins habt wenigstens das Glück, das er euch nützlich findet. Die Chance erhält nämlich nicht jeder.“

 

 „Wenigstens gibt es in eurer Galaxie noch ein paar ängstliche Intelligenzbestien, die erkannt haben, wie sie wirklich überleben können. Naja, keine große Überraschung…es gibt immer ein schwaches Glied. Lord Freezer weiß genau, wie er sie erkennen und ausnutzen kann. Eine Rasse aus eurer Allianz hat er sich schon geholt. Mal sehen, ob die Saiyajins die nächste sind. Lange wird es nicht mehr dauern, jetzt, wo wir den Zugang zu euren Plänen haben, haha.“

 

Radditz konzentrierte sich auf die Worte und dem Mienenspiel des pinken Gehörnten.

Seine Augen wurden schmal, als er einen ähnlichen Verdacht erhielt wie Bulma.

„Es klingt so…als hätten sie Zugang zu unseren Strategien. Als ob jemand ihnen unsere Geheimnisse verrät“ sagte er langsam. „Ein Maulwurf in unseren Reihen? Ein Spion?“

„Genau das dachte ich auch“ stimmte Bulma ihm zu. „Und jetzt denk mal an das Sicherheitssystem von diesem Planeten, den du beschützen solltest. Der, der das teure Aurum-System installiert hat…wie war das nochmal? Es gab keine Meldung?! Nichts hat funktioniert? Jemand hat es geschafft, sich reinzuhacken?! Was, wenn es jemand war, der sowieso Zugang zum System hat. Tja, und von wem erhalten wir unsere Rüstungen und Scouter?“

„Aurum“ antwortete Radditz automatisch, bevor er verstand, worauf Bulma hinauswollte.

„Verdammte Schei….“ Ihm blieb der Fluch in der Kehle stecken, weil so viel plötzlich passte.

Radditz fühlte sich, als hätte ihm jemand mit einer Bratpfanne geschlagen und damit den Nebel aus seinem Gehirn vertrieben: die Antwort strahlte ihn geradezu an wie die Sommersonne.

Einer der wichtigen Teilnehmer in der Allianz, der auch die meiste Waffentechnologie stellte…

Ein Volk, welches bekannt dafür war, mit allem zu handeln, sogar mit Sklaven…

Für die Geld und Gold mehr galten als Moral und Anstand….

Wenn einer in der Lage war, die Allianz zu verraten und ihre Waffen und Geheimnisse an den Feind zu verkaufen, dann war es Aurum.

„Aber was, wenn das eine Finte ist? Wenn man versucht, Aurum als Schuldigen hinzustellen? Als Ablenkung oder um unser Vertrauen zu erschüttern?“ gab er zu Bedenken.

Ein guter Einwand, das musste Bulma zugeben.

Aber sie traf ihr Urteil nicht impulsiv: die Fakten sowie ihre Erfahrung formten sich zu einem Ergebnis, was sich in ihrem Inneren einfach richtig fühlte.

„Dem widerspricht, dass die Aurumaner schon lange heimlich versuchen, Saiyajins zu versklaven, obwohl wir doch offiziell „verbündet“ sind. Denk an ihre Sklavenjäger“ widersprach Bulma. „Ich habe vor ein paar Jahren mal den aurumanischen Prinzen auf ihrem Raumschiff getroffen. Wenn ich da an seine habgierigen Augen denke…wie er mich begutachtet hat, als wäre ich ein edles Möbelstück. Papa hat mir dann erzählt, warum ich mich vor diesem Volk in Acht nehmen muss. Selypa hatte mir auch ein paar üble Geschichten erzählt. Ich traue es diesen Typen zu, dass sie uns hinter unserem Rücken verraten, um ihre eigene Haut zu retten. Du nicht?“

„Eigentlich passt es genau zu ihnen. So eine feige Attacke…wie ein Messer in den Rücken…viel Gewinn, kein Verlust, das entspricht ihrem Wesen. Tatsächlich waren es vor allem ihre Schiffe, die bislang glimpflich davongekommen sind. Aber ob das für eine Anklage ausreicht? Ohne Beweise können wir sie nicht aus der Allianz ausschließen. Vegeta ist bewusstlos und es gibt keinen Stellvertreter, der an seiner statt handeln kann. Jemand, der vor den Alliierten auftreten darf. Jetzt rächt es sich, dass wir keine Königin haben“ überlegte er mit kritischem Seitenblick auf seine Schwester.

Diese verdrehte die Augen wegen seiner letzten Bemerkung. Es klang so, als wäre alles einfacher, wenn sie jetzt als offizielle Königin das Kommando übernehmen könnte.

Ja, vielleicht war es gut für die Soldaten, wenn die Befehlskette klar definiert war, aber so simple war es nicht: vor zwei Stunden erst wollte Vegeta sie entführen und ihren Bruder töten.

Angesichts dessen konnte eine Frau zweifeln, ob sie wirklich ihr Leben mit so einem Kontrollfreak teilen wollte.

„Ja, ja, gib mir doch die Schuld an allem und nicht Aurum! Oder Vegeta“ zischte sie. „Hätte er mal die Wahrheit über diesen Gegner erzählt und nicht alles für sich behalten, wären wir schon viel weiter.“

In einer entschuldigenden, beschwichtigenden Geste hob Radditz seine Hände.

„So mein ich es ja nicht. Nimm es nicht persönlich“ brummte er.

„Was die Beweise angeht“ sprach sie ungerührt weiter. „so gibt es einen Unterschied, ob sich jemand von außen ins System einhackt oder von innen. Wenn ich Datenspuren finde, die zu Aurum hinführen…die beweisen, dass die Verteidigungslinie auf ihren Befehl abgeschaltet wurden…oder geheime Nachrichten mit dem Feind ausgetauscht wurden…dann haben wir unsere Beweise.“

„Aurum hat sehr gute Programmierer. Sie werden ihre Spuren verwischt haben. Glaubst du wirklich, du bist klüger als sie?“ zweifelte er ihre Fähigkeiten an.

Bulmas Augen blitzten wütend.

Warum vergaß ihr großer Bruder ständig, dass seine kleinen Geschwister sehr fähige, erwachsene Persönlichkeiten waren?

Warum hielt er sie für schwach, naiv und dumm?

Hatten sie ihm nicht oft genug das Gegenteil bewiesen?

Manchmal war Radditz sehr eingefahren in seiner Denkart: dass jüngere Geschwister niemals älter wurden und er sie beschützen musste.

Ständig unterschätzte er sie und ärgerte sich dann, wenn er übervorteilt wurde.

„Radditz“ fauchte sie ihn an „hab mal endlich etwas mehr Vertrauen in uns. Du wunderst dich, dass wir dich ständig außen vorlassen, dir keine Geheimnisse erzählen. Aber es liegt nur daran, dass du es kaum ertragen kannst, wenn wir etwas können, wozu du nicht in der Lage bist.“

Radditz zuckte betroffen zusammen und senkte beschämt den Kopf.

„Alles, was ich brauche“ fuhr Bulma selbstbewusst fort „ist ein direkter Zugriff auf das Allianz-Interface. Den erhalten nur die wichtigsten Köpfe, wie Admiräle und Generäle…oder der König der Saiyajins. Es gibt garantiert im Palast oder im Flaggschiff einen abgesicherten Raum, wo nur diese Leute Zugang haben. Eben, weil es dort sensible Daten gibt.  Und nur von dort können die Aurumaner sich eingeschlichen haben, um die Strategiepläne von Vegeta einzusehen und diese Informationen an den Feind zu verraten. Nur deswegen wusste er, wo er seine Leute betreffend ihrer Powerlevel passend hinschicken mussten. Wüsste er das nicht, dann…oh! Hmmmm“ Bulma verstummte mitten im Satz. Sie hatte sich selbst auf eine Idee gebracht.

Wenn die Gegner nun Scouter besaßen, sowie die Infos über die Truppenstärke und wo die stärksten und schwächsten Saiyajins positioniert waren…dann musste ein Weg gefunden werden, diese Vorteile wieder wegzunehmen.

Die gestohlenen Daten mussten unbrauchbar gemacht werden, ohne Aurum zu warnen.

Der Maulwurf durfte nicht wissen, dass man ihn entdeckt hatte. Nur so könnte man ihn mit Falschinformationen füttern. Das hatte zwei Vorteile: einerseits würde er sich damit verraten, anderseits könnte man damit den Feind in eine Falle locken.

„Bulma?“ Radditz schnipste vor der abwesenden Frau, die nicht weitersprach, sondern nachdenklich zu Boden schaute. Er hatte zwar genug gehört und wusste, was sie brauchte, aber es gab da einen Nachteil.

„Ich bin nicht wichtig genug, um Zugang zum Interface zu erhalten“ klärte er sie auf. „Und der einzige, von dem wir genau wissen, dass er es kann, liegt gerade bewusstlos in einen Medi-Tank. Ich rede von unserem König. Bis Vegeta aufwacht, dauert es mindestens noch drei Stunden.“

„Oh, du kennst also keinen General oder Elite-Krieger, der uns solange helfen kann?“ fragte Bulma enttäuscht nach.

„Ich nicht. Er vielleicht“ Mit diesen Worten deutete Radditz mit dem Kopf zum nebenstehenden Medi-Tank, wo Bardock schwebte. Der Elite-Krieger besaß die Kontakte und Privilegien, die Radditz fehlten.

„Fragt sich bloß, wann er aufwacht“ fügte er pessimistisch hinzu.

„Lass mich mal nachschauen“ sie drängte sich an Radditz vorbei, um sich dem Medi-Tank zu nähern.

Bulma hatte eine Zeitlang im Krankenhaus gearbeitet und die Medi-Tanks dort gewartet. Sie wusste daher, wie man die Daten auswertete, die über dem Bildschirm liefen.

Der Herzschlag war schwach, aber besser als bei der Ankunft.

Die inneren Verletzungen waren zu 30% geheilt, die äußeren sogar schon zu 43%.

Das Problem waren die Hirnströme: eigentlich sollten sie ruhiger verlaufen. Der Patient schlief normalerweise entspannt in einem Medi-Tank, durch Drogen ruhiggestellt, was den Heilprozess unterstützte.

Aber Bardocks Hirnströme waren seltsam schwummrig und instabil. Bulma hatte so etwas noch nie gesehen und ihr fehlte das Fachwissen, dazu eine Diagnose zu stellen. Laut Gine wussten selbst die Ärzte nicht, was mit Bardock los war.

Ob es mit dem letzten Kampf zu tun hatte?

Dank der Aufnahme wusste Bulma, wie Bardock besiegt worden war, aber nichts hatte nach einem ungewöhnlichen Angriff ausgesehen: es war eine starke Ki-Attacke gewesen, die Bardock letztendlich vom Boden gerissen hatte. Davor hatte er normale, physische Angriffe erlitten, die für seinen gestählten Körper aber keine schwerwiegenden Probleme machen sollten.

„Hm, was ist bloß auf Kanassa passiert“ überlegte sie leise, während sie weitere Messwerte durchsah. Das Blackbox-Programm aktivierte sich leider nie bei Anfang eines Kampfes, sondern nur dann, wenn Todesgefahr für den Träger bestand. Darum kannte Bulma auch nur die letzten fünf Minuten bevor Bardock besiegt wurde.

Doch was, wenn zuvor schon etwas Kritisches passiert war?

Während des Kampfes hatte es Sekunden gegeben, wo Bardock seltsam blockiert gewesen war: er hatte schmerzvoll gestöhnt, hatte gezögert und war wie gelähmt gewesen.

Hatte es einen unsichtbaren, psychischen Angriff gegeben, den der Scouter nicht aufzeichnen konnte?

„Wie ist sein Zustand?“ fragte Radditz, der sich neben sie stellte.

„Körperlich nicht so schlecht, aber sein Hirn…es arbeitet, obwohl er eigentlich schlafen sollte“ klärte sie ihn auf.

„Vielleicht träumt er?“ gab Radditz zu Bedenken.

Ihr Gespräch erregte die Aufmerksamkeit der anderen.

Kakarott und Gine gesellten sich neugierig zu ihnen, während Chi-Chi das leere Geschirr aus dem Raum räumte.

„Die Ärzte glauben, es könnte eine traumatische Verletzung sein“ erzählte Gine. „In seinem Kopf scheint Bardock immer noch zu kämpfen und kann Realität und Traum nicht unterscheiden.“

„Dann müssen wir ihn halt aufwecken“ sprach Kakarott und klopfte sofort ungeduldig an die Scheibe. „Hey, Vater, wach auf. Du bist im Krankenhaus auf Vegeta-Sei. Deine Familie ist bei dir. Wach auf!“

Radditz verdrehte die Augen. „Als ob er dich im Tank hören wird. Die Flüssigkeit dämpft Geräusche, außerdem ist er bewusstlos.“

„Aber ihr sagtet doch, er träumt nur stark. Hey, Papa, komm schon“ Kakarott ließ nicht von seinen Bemühungen ab. Vielleicht hörte sein Vater ihn ja; hörte seine Stimme in diesem Alptraum und weckte ihn auf.

Kakarott hoffte auf einen motivierenden Einfluss durch seine Anfeuerungen.

Tatsächlich fing Bardock an, seine Stirn zu runzeln. Die Maschine meldete piepsend, wie sein Puls stieg.

„Ha, da, seht ihr! Vater kommt zu sich“ freute sich Kakarott und klopfte stärker auf die Scheibe.

„Da stimmt was nicht!“ rief Bulma alarmiert, die sofort an der Tastatur des Kontrollpults die Einstellungen überprüfte. „Sein Puls steigt zu schnell an. Das ist nicht gut.“

 

Die Hirnströme wurden kräftiger, der Puls fing an zu rasen und der Körper zuckte mehr und mehr auf.

Bardock stöhnte und wand sich: er versuchte mit aller Kraft aufzuwachen, was Bulma zwiegespalten ansah.

So sehr sie auch wollte, dass er ins Bewusstsein zurück gelang, so belastend war es für seinen Körper.

„E sieht nach einem Anfall aus. Ich muss ihm ein Beruhigungsmittel spritzen“ rief sie besorgt aus.

„Nein! Lass ihn! Er muss aufwachen“ befahl Kakarott.

„Hol ihn da raus“ rief Gine ängstlich aus, die sorgenvoll beobachtete, wie sich Bardock gegen die Sauerstoffmaske auflehnte.

Unruhe breitete sich im Raum aus.

Chi-Chi, die ins Zimmer gelang, sah geschockt auf die lauten Familienmitglieder, die um den Medi-Tank standen, der warnend piepte.

„Soll ich einen Arzt rufen?!“ mischte sie sich mit ein.

„Nein, warte, warte. Ich tue es ja schon“ rief Bulma genervt zurück, während sie dem Medi-Tank die entsprechenden Befehle gab.

Die Flüssigkeit wurde abgepumpt. Kaum war sie auf dem Stand von Bardocks Brust, wurde auch die Sauerstoffmaske mit einem Kopfschütteln abgeworfen.

Bardock riss die Augen auf und stemmte sich gegen das Glas. Leichte Risse bildeten sich sofort.

Radditz, Bulma und Kakarott schrien erschrocken auf, ausgelöst durch die herrschende Panik als auch durch den wilden, unruhigen Blick. Ihr Vater schien sie nicht zu erkennen; war geistig immer noch auf dem Schlachtfeld.

Gine legte ihre Hände ebenfalls aufs Glas, auf Bardocks Gegenseite und sah ihren Gefährten tief in die Augen.

„Bardock“ sprach sie ihn betont deutlich an. „Beruhige dich! Du bist in Sicherheit!“

Der überraschende Anblick seiner Gefährtin stellte Bardock so lange ruhig, bis der Medi-Tank den letzten Rest an Flüssigkeit abgepumpt hatte. Erst dann öffnete sich der Tankdeckel und gab den erschöpften Krieger frei. Kaum schnappte er nach frischer Luft, riss er sich die letzten Elektroden von der Brust und taumelte nach draußen.

Seine Kraft reichte nicht aus, um sich hinzustellen. Kurz bevor er fiel, fingen ihn seine Söhne gemeinsam auf.

„Er kommt…wir müssen bereit sein“ stammelte Bardock heiser, der sich unruhig in ihren Griffen wandte. „Rache für mein Team…Rache für alle Saiyajins!“

„Mach langsam, Vater, wir verstehen dich kaum“ versuchte Kakarott ihn zu beruhigen.

„FREEZER! ER KOMMT! ER WIRD UNS VERNICHTEN!“ schrie ihn Bardock an. Er schien seine Söhne nicht zu erkennen, sein Blick war neblig und kaum fokussiert.

Radditz tat sein Bestes, seinen verrücktspielenden Vater im Schwitzkasten ruhig zu halten, bevor er noch jemanden unbeabsichtigt verletzte.

„Verdammt, Kakarott, das ist nur deine Schuld. Du hättest ihn schlafen lassen sollen“ beschwerte er sich und rief laut, in Richtung Tür. „Hey, sind ein paar Ärzte hier? Wir haben hier einen nackten Mann, der dringend ein Schläfchen machen muss.“

Niemand kam auf sein Rufen: alle Ärzte hatten gerade zu viel zu tun.

„Bardock, Bardock, ich bin hier“ mischte sich Gine mit Tränen in der Stimme ein. Sie drängte sich zwischen ihre Söhne, um das Gesicht ihres Mannes zu halten und ihn zwingen, in ihres zu schauen. Seine Augen weiteten sich erschrocken, als könnte er erst jetzt erkennen, dass seine Frau wirklich vor ihm stand und kein Trugbild.

„Gine…meine Gine“ stammelte er.

„Ja! Ja, ich bin es“ weinte Gine glücklich.

„Es tut mir so leid…Toma, Selypa, Borgos und Panbukin… sie sind…“ versuchte er ihr zu erklären, aber sie schüttelte den Kopf und schnitt ihm das Wort ab.

„Ich weiß, ich weiß. Aber du bist am Leben“ sprach sie besänftigend zu ihm.

„Nicht für lange…wo ist Bulma?“ keuchte Bardock.

„Papa, ich bin hier“ Bulma zwängte sich an seine Seite und griff nach seiner Hand, drückte sie tröstend.

„Bulma, du musst…“ Bardock schnappte nach Luft. Er fing an zu husten und Blut zu spucken. Seine Familie schrie erschrocken auf.

„Papa, du musst wieder in den Tank. Du bist noch nicht geheilt“ verlangte Bulma ängstlich.

„Später“ keuchte Bardock dickköpfig. Er spuckte das Blut aus, welches sich in seinem Mund gesammelt hatte, zu Boden. Mit neuer Kraft konzentrierte er sich auf seine Tochter.

„Hör zu…ich hab dich gesehen…eine wichtige Mission“ fing er an zu sprechen. „Du und Kakarott…ihr müsst nach Namek fliegen!“

„Namek?!“ Bulma und die anderen sahen Bardock überrascht an.

„Ja, das habe ich gesehen…du und Kakarott wart auf Namek…garantiert, diese Grünlinge dort waren Namekianer“ wiederholte Bardock.  „Die drei Sonnen…es war Namek…“

„Was faselst du jetzt für einen Unsinn, Alter?“ fragte Radditz. „Die Namekianer beteiligen sich nicht am Krieg. Diese Feiglinge haben sich auf ihren Planeten zurückgezogen und überlassen uns das Kämpfen. Du hattest Alpträume, nichts weiter.“

Mit überraschender Kraft packte Bardock plötzlich Radditz‘s Kragen und zog ihn zu sich runter.

„Klappe, Jungspund“ knurrte er ihn an und zeigte das gutbekannte Gesicht des grimmigen Kriegers.

Für einen kurzen Moment war Bardock wieder der erfahrene Veteran, seine Augen sahen klar und wissend aus. Angesichts dessen verstummte Radditz und ließ seinen Vater weitersprechen.

„Finde die Dragon Balls“ befahl jener an seine Tochter gewandt.

Bulma, die bislang wie Radditz geglaubt hatte, dass ihr Vater immer noch in seinem Alptraum gefangen war, zögerte nun: Bardock wirkte klar im Verstand.

Wenn er ausgerechnet seiner Tochter befahl, auf einen unbekannten Planeten zu fliegen, musste es seinen Grund zu haben.

„Was sind Dragon Balls?“ fragte sie vorsichtig.

Wonach sollte sie suchen?

„Ach verdammt, Bulma, das denkt sich der Alte doch nur aus. Sauerstoffmangel führt zu Wahnvorstellungen, das wissen wir doch alle. Er hat außerdem vor kurzem erst eins kräftig auf den Schädel bekommen“ mischte sich Radditz mürrisch ein. Er zog Bardocks Körper Richtung Medi-Tank.

„Los, wir packen ihn wieder rein und holen ihn in acht Stunden raus, dann ist er gut durchgebacken“ forderte er seine Geschwister auf.

Aber Bardock wehrte sich, stemmte sich gegen ihn.  Er zog nun Kakarott an dessen Arm zu sich runter.

„Du…“ sagte er langsam zu ihm, mit schwankenden Pupillen und rasselnden Atem. „…du wirst zur Legende. Ich sah es…dein goldenes Licht…so schön…so stark…besiege den Scheißkerl! Zeig keine Gnade, hörst du!“ Bardock fing wieder an zu husten und konnte nicht aufhören.

„Da, seht ihr: Wahnvorstellungen“ brummte Radditz selbstgefällig. „Hier ist nichts golden.“

„Radditz, sei still und mach dich nützlich“ fuhr Chi-Chi ihn an, die ihrem Schwiegervater ein Glas Wasser reichte. Bardock war noch zu schwach, um es zu greifen, weshalb Kakarott ihm dabei unterstützte und es an seinen Mund führte. Das kühle Nass half dabei, Bardocks Kehle fürs erste zu beruhigen.

„Wir haben nicht mehr viel Zeit“ fing Bardock an, dessen Stimme schwächer wurde. Seine Lider wurden schwer, er schwächelte. „Er ist bald hier…“

„Papa, was sind Dragon Balls“ wiederholte Bulma ihre Frage schnell.

Wonach musste sie auf Namek Ausschau halten?

Doch anstatt eine detaillierte Beschreibung zu erhalten, stammelte Bardock nur „Dein altes Märchenbuch…“ bevor er ohnmächtig wurde. Seine Kraft war erschöpft.

„So, jetzt reicht es. Ab mit dir in den Tank“ sprach Radditz ein Machtwort, der nicht mehr weiter dabei zu sehen wollte, wie der Körper seines Vaters immer kälter wurde. Unter seinen Händen spürte er, wie Bardocks Puls stotterte. An seiner Brust klebte sein eigenes Blut, welches er eben ausgespuckt hatte.

Sein Vater musste dringend wieder in den warmen Heiltank.

Wie man ihn einsetzte, wusste Radditz aus Erfahrung: mit geübten Griffen setzte er den bewusstlosen Mann in den Tank, befestigte die Elektroden und die Maske und schloss den Deckel. Mit dem Drücken eines Knopfes surrte der Medi-Tank auf und füllte sich wieder mit der blauen Flüssigkeit.

„So, das machen wir kein zweites Mal“ warnte er seine Familie und sah dabei vor allem Kakarott scharf in die Augen. „Er braucht Ruhe. Schlimm genug, dass uns das Theater NICHTS gebracht hat.“

Es war ein Wunder, dass Bardock für kurze Zeit ansprechbar gewesen war, aber sein Kauderwelsch hatte nichts gebracht. Da hatte Radditz ja mehr über den Feind durch die Scouter-Aufnahme erfahren.

 „So würde ich das nicht sagen“ widersprach Bulma.

„Ach, jetzt komm schon. Du nimmst das doch nicht ernst?!“ rief Radditz ungläubig aus.

„Du hast ihn doch gesehen. Vater hat sich geradezu gezwungen, aufzuwachen, damit er uns warnen konnte. Es muss wichtig sein“ hielt sie ihm vor.

„Er war noch halb im Traumland“ winkte Radditz ab.

„So kam er mir aber nicht vor“ gab Kakarott seine Meinung ab. Er nickte Bulma zustimmend zu.

„Wenn Vater sagt, wir sollen dort hinfliegen, dann tun wir es.“

Radditz verdrehte abfällig die Augen und sah auffordernd seine Mutter an, damit diese ein Machtwort sprach.

Zu seiner Überraschung stand sie aber auf Bulmas Seite.

„Es gefällt mir zwar nicht, aber dein Vater wird sich was dabei gedacht haben. Wenigstens fliegt Kakarott mit und passt auf dich auf“ sagte sie.

„Seid ihr jetzt alle übergeschnappt?“ rief Radditz aus. Beinahe flehend sah er Chi-Chi an, damit diese ihren Gefährten zurückbließ.

Tatsächlich zweifelte auch sie an Bardocks Worten und Zustand.

„Kakarott, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür…was wollt ihr auf Namek, wenn unsere Heimat bald angegriffen wird?“ wandte sie vorsichtig ein.

„Endlich noch jemand, der in dieser Familie logisch denken kann“ brummte Radditz, erfreut von dieser unerwarteten Rückendeckung.

Chi-Chi zuckte zusammen, da sie wirklich kein Lob von Radditz erhalten wollte. Nur weil sie zufällig einer Meinung waren, verstanden sie sich nicht gleich besser.

Trotzdem sprach sie ungerührt weiter, so unangenehm es auch war, dass Radditz dabei zustimmend nickte.

„Welchen Sinn hat es, dass ihr beide auf einen fernen Planet reist, wegen…was hat er gesagt? Dragon Balls? Was soll das sein? Jetzt mal ehrlich…Bardock hat es schwer erwischt. Nicht nur der körperliche Schaden, sondern auch der Schock, seine Kameraden verloren zu haben…das übersteht er nicht so einfach. Ich weiß, dass Bardock sensibler ist, als er zugeben will. Ihr stimmt mir da garantiert zu. Wer weiß, welche Alpträume ihn gefoltert haben. Wir haben alle seine Augen gesehen. Bardock hat uns kaum erkannt. Kakarott, du weißt, wie es ist, wenn man aus dem Medi-Tank erwacht und kurz orientierungslos ist. Dein Vater hat wirr geredet, nichts weiter. Ihr könnt das unmöglich ernst nehmen!“

„Was, wenn nicht?“ widersprach Kakarott ernst. „Als er mich und Bulma angeschaut hat…er wusste, dass es die Realität ist. Er war klar im Kopf, garantiert. Er hatte eine Botschaft für uns. Nur deswegen ist er aufgewacht.“

„Genau, und ein weiterer Beweis ist…warum ausgerechnet Namek“ stimmte Bulma ihn zu. „Papa kam zuvor vom Planeten Kanassa. Wieso jetzt plötzlich Namek? War er überhaupt jemals dort?“

Kakarott wusste es nicht und zuckte mit den Schultern. Radditz und Gine wussten mehr über Bardocks Reisen und schüttelten den Kopf.

„Die Namekianer lassen keine Saiyajins auf ihren Planeten. Weder haben sie uns jemals für eine Mission beauftragt, noch waren sie ein attraktives Ziel. Der einzige Grund, warum wir sie nie überfallen haben, war der, dass sie zu arm sind und die Arbeit sich nicht lohnt. Der Planet ist vor zweihundert Jahre fast in einer Dürre vernichtet worden und leidet immer noch an den Nachwirkungen“ klärte Radditz sie auf.

„Also, warum will Vater dann, dass wir nach Namek reisen? Aus seinem Langzeit-Gedächtnis kann dieser Name nicht aufgetaucht sein. Wieso soll er dann ausgerechnet von Namek geträumt haben?“ fragte Bulma und kam zu folgendem Ergebnis. „Es muss also wichtig sein. So wichtig, dass er unbedingt überleben und sich gewaltsam aus dem Medi-Tank befreien musste, um diese Nachricht zu überbringen. Vielleicht hat er eine Information erhalten, von der wir nichts wissen. Vielleicht ist eine geheime Waffe dort. Etwas, was uns im Krieg hilft. Diese Dragon Balls könnten ein Codewort dafür sein.“

„Möglich“ musste Radditz ihr zustimmen. „aber warum sollst dann ausgerechnet du nach Namek? Du bist kein Teil der Armee. Warum schickt er nicht mich?“

„Weil ich nicht nur unauffälliger bin, sondern auch schlauer. Papa weiß genau, wie gut ich in Codieren, Rätsel lösen und dem Sprechen fremder Sprachen bin. Nicht zu vergessen, meine diplomatischen Fähigkeiten. Als ob du mit den Namekianern umgehen kannst, hah! Was immer die Dragon Balls auch sind…nur ICH kann dieses Rätsel lösen!“ Bulma schlug sich mit diesen Worten selbstbewusst gegen die Brust.

Kakarott hüstelte leise, um sich bemerkbar zu machen.

„Ach ja, Kakarott scheint auch ein wichtige Rolle zu haben“ fügte Bulma hinzu.

„Ja, als lebendiger Schutzschild und Sandsack“ murmelte Radditz. Ihm gefiel es nicht, wie logisch sich Bulmas Argumente anhörten und sah Chi-Chi hilfesuchend an.

Sie erkannte, dass sie Bulma nicht umstimmen konnte, also versuchte sie es bei ihrem Gefährten.

„Kakarott, willst du wirklich mich und unseren Sohn allein lassen? In so einer Situation? Hast du nicht geschworen, mich zu beschützen?“ fragte sie weinerlich. Davon angesteckt wachte Gohan auf und fing leise an zu weinen. Er spürte, dass die Stimmung schlecht war.

Kakarott zuckte betroffen zusammen, aber sein Blick wurde schnell wieder entschlossener. Er trat auf seine Gefährtin zu, drückte ihre Schulter und streichelte mit der anderen Hand beruhigend den Kopf seines Sohnes. Liebevoll sah er in Chi-Chis Augen.

„Würde es einen Unterschied machen, ob ich auf Namek oder einen anderen Planet bin, wo ich versuche, den Feind zurück zu schlagen?“ fragte er sie. „Man wird mich an die Front schicken, weshalb ich unsere Heimat und auch euch auf jeden Fall verlassen werde.“

„Aber mit deiner Stärke kannst du uns an der Front sehr gut helfen“ wandte Radditz ein. „Besser, als wenn du Bulma auf so ein ödes Drecksloch begleitest.“

„Gut, fliege ich halt allein“ Bulma zuckte mit den Schultern.

„NEIN!“ „AUF KEINEN FALL!“ befahlen die anderen Anwesen gleichzeitig, darunter sogar Chi-Chi.

Bulma blinzelte ihre Schwägerin irritiert an.

„So schwach bin nun auch nicht“ schmollte sie.

„Sorry Bulma, aber da ist es besser, wenn Kakarott dich begleitet“ entschuldigte sich Chi-Chi für ihren Einspruch. Die junge Mutter erkannte zeitgleich, dass sie damit auf verlorenen Posten stand, schließlich hatte sie damit indirekt ihren Segen gegeben. Sie rieb sich seufzend die Stirn.

„Wir werden schnell sein“ versuchte Kakarott sie zu beruhigen. „Wenn wir nichts finden, fliegen wir sofort zurück.“

„Hah!“ Radditz lachte spöttisch auf bei der Unwissenheit seines Bruders. „Namek liegt am Rand unserer Galaxie. Selbst mit den Pods braucht ihr für die Reisezeit hin und zurück einen Monat.“

„Oh bitte…“ nun war es Bulma, die spöttisch auflachte und gleichzeitig hoheitsvoll abwinkte. „Als ob wir in der Holzklasse reisen würden…wofür hältst du mich?“

Außer Kakarott wusste niemand von ihrem geheimen Fuhrpark, der aus den alten Raumschiffen der Tsufurujins bestand; der Rest ihrer Raumflotte. Darunter war ein Raumschiff,  welches für interstellare Reisen gedacht war. Es war nicht nur gewartet und einsatzbereit, sie hatte es auch mit moderneren Teilen aufgerüstet und auf den neusten Stand gebracht. Damit konnten sie und Kakarott die Reisezeit verkürzen und gleichzeitig komfortabel reisen. Ihr anderes Raumschiff, welches sie heute benutzt hatte, war nur für Kurzstrecken geeignet.

Aber davon verriet sie nichts, sondern lächelte ihren Bruder nur pfiffig an, der bei dieser Art von durchtriebenem Lächeln genau wusste, dass seine Schwester etwas verbarg.

Er runzelte die Stirn und verschränkte die Arme, während er sich drohend vor ihr aufbaute.

„Ich sage ´NEIN´! Kakarott untersteht meinem Kommando und muss meinem Befehl gehorchen. Und du darfst ohne Freigabe nicht den Planeten verlassen" stellte er sich quer.

Bulma sah ihn aus schmalen Augen verärgert an. „Soll das heißen, wir sollen warten, bis Vegeta aufwacht, um ihn fragen zu können? Mach keine Witze, Radditz! Wir beide wissen genau, dass Vegeta auf deiner Seite stehen wird. Er wird Papas Worten nicht vertrauen und mir keine Freigabe geben. Aber dann kann alles verloren sein. Ich lasse nicht zu, dass wir diese Chance verpassen. ICH fliege nach NAMEK!“ sagte sie mit schneidender Stimme.

„Außerdem…“ mischte sich Kakarott mit spitzbübigen Lächeln ein „ Ist es ja nicht so, als wärst du in der Lage, uns aufzuhalten.“ Vielsagend knackte er mit seinen Fingerknöcheln und deutete damit stumm an, dass Radditz zu schwach war, um sich gegen seine Geschwister zu stellen.

Wenn Kakarott entschloss, aus diesen Raum zu schreiten, könnte der Ältere nichts dagegen tun. Immerhin hatte es Kakarott sogar mit Vegeta aufgenommen.

Radditz verstand die Botschaft und knurrte beleidigt auf.

„Ihr wisst nicht, was das für Folgen haben wird. ICH muss Vegeta Rede und Antwort stehen. Sobald er aufwacht, wird er euch beide sehen wollen“ erinnerte er sie. „Was dann? Er schlägt mir den Kopf ab!“

Bulma wollte schon verärgert auffahren, dass es hier also in Wirklichkeit nur um Radditz‘s Haut ging und er Angst vor Vegeta hatte. Aber rechtzeitig schluckte sie die Worte unter.

Während Bulma von Vegeta immer nur das Beste dachte, ging Radditz vom Schlimmsten aus. Bulma mochte eine Sonderposition haben, aber das galt nicht automatisch für alle Saiyajins.

Bulma erkannte rechtzeitig die Wahrheit: Ihr Bruder war nicht verängstigt, sondern verärgert.

Radditz’s Einwände hatten auch mit seiner Position als Soldat zu tun: wenn jetzt plötzlich einer der stärksten Saiyajins verschwand, während er eigentlich an der Front gebraucht wurde…das war Fahnenflucht.

Es stand in Vegetas Macht, die Familienmitglieder der Desertierten zu bestrafen, egal ob sie von den Fluchtplänen der Abtrünnigen wussten oder nicht. Es konnte sogar die Todesstrafe sein.

Radditz sprach nicht nur für sich, sondern auch für Gine, Chi-Chi und Gohan.

Bulma konnte nicht so einfach verschwinden, weil ihre Familie sonst den Ärger ausbaden musste.

Sie hielt nachdenklich inne, rieb sich das Kinn. Die Idee, die sie vorhin gehabt hatte…wie man den Feind mit seinen Scoutern austricksen könnte…diese Idee könnte auch Radditz Leben retten.

„Vegeta wird dich nicht umbringen“ sagte sie langsam „ weil du zu nützlich bist.“

Halb geschmeichelt, halb spöttisch grinste Radditz. „Nicht so nützlich wie du und Kakarott.“

„Doch, denn du kannst etwas, was die Situation der Saiyajins verbessern wird. Jedenfalls wirst du es gleich können…“ sprach Bulma rätselhaft aus.

Radditz sah sie irritiert an, ließ seine Schwester aber weiter ausführen.

„Du musst Vegeta von unserem Verdacht erzählen, dass Aurum ein Verräter ist. Das ist wichtig für die Gegenmaßnahmen. Aber auch wenn wir dafür keine Beweise haben…es ist bewiesen, dass der Feind ebenfalls Scouter besitzt und damit unsere Powerlevel kennt. Aber was, wenn die Saiyajins ihre Stärke verstecken können? So wie Kakarott“ sie zeigte auf ihren kleinen Bruder und fuhr fort. „Er hat jahrelang sein Powerlevel unterdrückt und damit die Scouter ausgetrickst.“

Radditz’s Augen wurden groß, weil er sofort ihren Plan verstand.

„Na klar, damit verfälschen wir unsere Werte und täuschen vor, wir wären schwächer“ murmelte er beeindruckt.

Bulma nickte. „Und das ist noch nicht alles“ fuhr sie fort. „Wenn du diese Technik beherrscht, kannst du noch mehr. Du kannst die Stärke und Standorte deines Gegners fühlen. Du bist damit unabhängig von einem Scouter. Alles was er kann….Powerlevel messen und Lebewesen aufspüren…könntest du auch selbst. Da wir nicht wissen, ob wir über die Scouter abgehört werden können, tricksen wir den Feind aus, wenn wir diese nicht mehr nutzen.“

Radditz pfiff beeindruckt auf. „ Wir können uns also an unsere Gegner anschleichen, während der uns nicht bemerkt?“ Er drehte seinen Kopf zu seinen kleinen Bruder. „Woher kannst du so eine gute Technik?“

Kakarott kratzte sich den Kopf, versuchte sich zu erinnern, wie er es damals gelernt hatte.

„Bulma hat es aus einer Schriftrolle gelernt, die sie übersetzt hatte“ fiel es ihm wieder ein. „Die hat sie mal von Vater erhalten. Der hat sie von einem Planeten, den er mal erobert hatte.“

Radditz rieb sich erschüttert die Stirn. Nicht nur überraschten ihn seine Geschwister mit einer Geheimtechnik, sie zeigten mit ihren Insider-Wissen auch eine Beziehung, aus die Radditz ausgeschlossen war. Das fühlte sich verletzend an.

Bulma klatschte in die Hände, um wieder die Aufmerksamkeit zu erhalten. „Kakarott kann es dir schnell beibringen. Vegeta wird dich nicht umbringen, selbst nachdem du ihm diese Technik beigebracht hast…immerhin müssen ALLE Saiyajins diese Technik können. Da wird jeder Lehrer gebraucht“ erklärte sie die Rettungsleine, die sie für Radditz vorbereitete.

Ihr Bruder seufzte, noch nicht komplett überzeugt. Vegeta war der Typ, der ihn nach Erlernen der Technik trotzdem töten konnte, einfach deswegen, um Frust abzulassen.

Bulma hatte aber noch ein Ass im Ärmel.

„Radditz!“ in neuen, befehlenden Tonfall sah sie ihn streng an. „Als deine Königin befehle ich es dir!“

„Was?!“ Radditz sah sie verstört an und da war er nicht der einzige. Auch die anderen Anwesenden konnten nicht glauben, was Bulma da gerade sagte.

Bulma lächelte durchtrieben. Radditz hatte es doch selbst gesagt…solange der König ausfiel, hatte die Königin das Sagen. Sie war zwar noch nicht offiziell gekrönt, aber Radditz wusste genau, dass Vegeta es plante.

„Du bist es doch, dem die Befehlskette so wichtig ist. Nun, als deine Königin befehlige ich dir, zu Vegeta zu gehen und uns nicht aufzuhalten, wenn wir nach Namek reisen.“

Selbstgefällig starrte sie ihren verstimmten Bruder an. Ihr gefiel ihre neue Macht. Es war doch alles einfacher, zu befehlen, anstatt zu diskutieren.

 „Tse“ Radditz schüttelte ablehnend den Kopf.  „Zukünftige Königin“ widersprach er trocken. „Noch hast du keine Befehlsgewalt über die Armee und damit auch über mich.“

„Ach, aber du liebst es doch, wenn man dir Befehle gibt“ spottete Chi-Chi. „ Das hat mir Leeka erzählt. Also, ab auf die Knie! Deine Hose darfst du aber anbehalten.“

Radditz knurrte sie an, konnte aber den beschämten Rot-Ton auf seinen Wangen nicht verhindern.

Er hatte keine Ahnung, worüber die Frauen in seiner Abwesenheit sprachen, aber mit dieser Bemerkung befürchtete er, dass ihr Sex-Leben eines der Themen war.

„Rede dich damit heraus, Radditz“ forderte Bulma ihn auf und überreichte ihm diese Ausrede auf dem Silbertablett. „Sag Vegeta, dass du keine Chance hattest, die Königin aufzuhalten. Sag ihm…“ sie überlegte ihre nächsten Worte. Unwillkürlich streckte sich ihr Körper, hob sich ihr Kinn hoheitsvoll an.

„Sag Vegeta, dass die Königin der Saiyajins ebenfalls in die Schlacht zieht. Ich trage meinen Teil bei, aber auf meine Weise. Während er an der vordersten Fronst kämpft, werde ich unbemerkt nach Hilfe suchen.  Er kämpft also nicht allein…mein Herz ist bei ihm…und ich werde immer zu meinem Herz zurückkommen.“

Nach diesen majestätischen Worten sahen die Anwesenden sie ergriffen an.

Radditz schluckte,  gab keine Antwort. Dann, langsam, ging er auf die Knie und senkte ergeben den Kopf.

„Ich höre und gehorche meiner Königin“ sagte er leise.

Bulma wurde rot. Sie hatte nicht geplant, solche Worte auszusprechen. Es hörte sich an, als hätte sie vor ihrer Familie nicht nur ihr Einverständnis zur Krönung, sondern auch ihre Gefühle zu Vegeta offenbart.

Hilfesuchend sah sie Chi-Chi und Gine an, doch zu Bulmas Überraschung folgten diese Radditz Beispiel und knieten sich ebenfalls hin.

„Oh nein, ihr nicht auch“ stöhnte Bulma und wurde nun noch röter.

Sie wollte doch nur Radditz zum Schweigen bringen und sich nicht vor ihrer Familie aufspielen.

Hilfesuchend sah sie Kakarott an, aber der zwinkerte nur lausbübisch und ging ebenfalls auf die Knie.

„Ich gehorche der Königin“ sagte er schmunzelnd. „Also folge ich nur Befehle, für die man mich nicht bestrafen kann.“

„Ja, ja, jetzt steht bitte alle wieder auf“ bat Bulma.

„Ist das ein Befehl?“ fragte Radditz zwinkernd, während die anderen sich erhob.

Bulma schnaubte und sah ihn warnend an, woraufhin er sich auch endlich erhob.

„Kakarott bringt dir die Technik bei. Da du eh dein Ki beherrschen kannst, sollte es nicht lange dauern“ sprach sie nüchtern weiter. „Währenddessen fliege ich zu meinem Haus. Ich muss ein paar Sachen packen und das Raumschiff vorbereiten. Papa hat, kurz bevor er in Ohnmacht fiel, etwas von einem Märchenbuch gesagt. Viele Märchenbücher habe ich nicht, also sollte ich schnell das finden, was ich brauche. Du kommst mir nach, sobald du fertig bist“ sie sah Kakarott befehlend an.

Ihr kleiner Bruder nickte zustimmend.

„Kann ich die Technik auch lernen?“ fragte Chi-Chi neugierig. „Dann kann ich diese auch anderen  Saiyajins beibringen. Ich kenne viele Leute aus dem Dorf und den Großküchen. Diese können die Technik dann ebenfalls weitergeben. Überlegt mal…wenn man seine Stärke verstecken kann, dann sind Scouter-Messwerte nicht mehr so wichtig. Dann werden Tatakais wieder interessant“ überlegte sie laut.

„Das könnte passieren, aber erstmals sollen wir uns auf das Überleben konzentrieren“ wandte Gine an. „Aber deine Idee ist gut, ich will es auch lernen. Aber zuerst…“ sie ging auf ihre Tochter zu und riss sie in ihre Arme. „Zuerst verabschieden wir uns richtig.“

Bulma versteifte sich kurz, bevor sie sich entspannte und die Umarmung erwiderte. Sie war so in Kampfmodus gewesen, dass sie vergessen hatte, wie es ihrer Mutter gerade ging.

Fest drückte sie Gine an sich und flüsterte in ihr Ohr. „Ich werde zurückkommen, ich verspreche es.“

Sie wusste, dass ihr Vater solch ähnliche Worte immer zum Abschied sagte.

Gine schniefte kurz, doch als sie Bulma aus ihrer Umarmung frei gab, waren keine Tränen zu sehen. Die ältere Saiyajin wusste ebenfalls, wie man Gefühle versteckte. Tränen waren nur hinderlich und sie wollte kein schlechtes Gewissen bei ihrer Tochter auslösen. Stattdessen strich sie liebevoll an letztes Mal über Bulmas Wange und gab ihr einen Abschiedskuss auf die Wange.

Chi-Chi nahm sich ein Beispiel und stellte sich mit offenen Armen umarmungsbereit auf.

„Pass auf dich auf und komm zu uns zurück“ bat sie Bulma, als sie diese in ihre Arme schloss. Jene nickte und begrub ihre Nase kurz in Gohans Hals, um ein letztes Mal den süßen Baby-Duft aufzunehmen.

„Und pass auch auf Kakarott auf. Er stürzt sich sonst übereifrig in die falschen Dinge rein“ fügte Chi-Chi hinzu.

„Ja, davon kann ich ein Liedchen singen“ brummte Radditz, der sich hinter den Frauen aufstellte.

Die beiden Geschwister sahen sich kurz in die Augen, bevor sie sich in die Arme fielen.

Großer Bruder und kleine Schwester…der Mann, der ständig ein Auge auf seine jüngere Geschwister hielt…beschützend, manchmal etwas zu kontrollierend, aber stets mit guter Absicht…

Sie würden immer Geschwister sein, aber heute hatte Radditz akzeptiert, dass Bulma auf einer neuen Stellung war.

Sie brauchte seinen Schutz nicht mehr, sondern konnte selbst Beistand leisten.

Mit einem letzten Blick auf den ruhenden Bardock und einem Nicken, an alle gerichtet, verließ Bulma das Zimmer.

 

Bulma flog wie geplant zu ihrem Anwesen.

Zuerst suchte sie bei ihren alten Kinderbüchern nach dem betreffenden Märchenbuch. Sie besaß drei, aber anstatt Zeit zu verschwinden, sie durchzulesen, nahm sie einfach alle mit. Sie konnte diese während des Fluges durcharbeiten.

In ihrem Zimmer hatte sie eine Tasche versteckt, die sie ihre Notfall-Tasche nannte. Darin war neben Kleidung eine kleine Box mit ihren Kapseln drin, die Vorräte, Medikamente, Waffen und Werkzeug enthielten.

Bulma hatte immer befürchtet, mal eines Tages in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verschwinden zu müssen. Ihre Vorsicht zahlte sich aus.

Sie schmiss die Märchenbücher mit hinein und  brauchte sich nur noch umziehen. Aus ihren Kleiderschrank holte sie das Outfit heraus, welches sie auf ihrer ersten Mission getragen hatte: die schwarze Leggings, das dunkelblaue Kleid, die weißen Stiefel.

Zwar hatte sie den weißen Brustpanzer damals zurückgegeben, als sie ihren Dienst gekündigt hatte, aber das Outfit hatte sie behalten. Immerhin bestand es aus der Spezialfaser, welche auch für die Rüstungen benutzt wurde und einen gewissen Schutz bot.

Anstelle eines Brustpanzers, zog sie sich daher eine dickwattierte, goldgelbe Weste über. In einer der großen Brusttaschen verstaute sie die restlichen Senzu-Bohnen.

Auf einen Scouter verzichtete sie: auch wenn sie sicher war, dass sie diesen vor feindlichen Übergriffen schützen konnte, konnten Funksprüche abgefangen werden.

Sie konnte nur eines tun: da sie wusste, dass Vegeta einen neuen Scouter mit seiner üblichen Nummer erhalten würde, könnte sie ihm eine Nachricht auf den Cloud-Speicher hinterlassen.

Radditz hatte Recht gehabt, als er sagte, dass Vegeta sie nach seinem Aufwachen garantiert sehen wollte.

Wäre sie an seiner Stelle, würde sie eine Botschaft verlangen, eine Auskunft, irgendwas.

Sie zögerte kurz, suchte nach den richtigen Worten und sprach dann eine kryptische Botschaft, die Vegeta beruhigen, als auch nicht zu viel verraten sollte. Dann warf sie den Scouter zur Seite.

Kaum machte sie sich mit ihrer Tasche in Richtung Haustür auf, als sie auch schon die Aura von Kakarott heran nahen spürte.

Er machte allerdings noch einen Abstecher in das benachbarte Haus, wo er sich seine Rüstung anzog: immerhin trug er nur noch eine zerfetzte Hose, das letzte textile Überbleibsel aus dem Kampf gegen Vegeta.

In dieser frischen Aufmachung flogen er und Bulma durch einen geheimen Tunnel zur alten Tsufurujin-Basis, wo die Raumschiffe bereit standen. 

Es dauerte nur Minuten, um das Raumschiff zu starten, es über die Abschussrampe in die Luft zu katapultieren und die Atmosphäre zu verlassen.

Kakarott saß neben der steuernden  Bulma in den bequemen Co-Piloten- Sitz. Aus dem großen Fenster konnte er sehen, wie seine Heimat Vegeta-Sei schnell kleiner wurde und schließlich verschwand.

„Schon merkwürdig“ sprach er sein Gefühl aus, welches er bei diesem Anblick verspürte.

„Was meinst du?“ fragte seine Schwester.

Kakarott richtete seinen Kopf wieder nach vorne und kratzte nachdenklich sich den Kopf.

„Na ja“ sagte er zögerlich. „Jahrelang waren wir die Außenseiter der Saiyajins. Und jetzt…jetzt müssen wir sie retten. Das ist…“

„Ironie des Lebens“ beendete Bulma seinen Satz. Sie dachte über seine überraschend tiefsinnigen Worte nach. Bilder ihrer Kindheit kamen dabei auf, wo sie über ihr Aussehen geflucht hatte und sich nichts sehnlicher gewünscht hatte, als eines Tages ihren Planeten zu verlassen.

„Du hast Recht“ stimmt sie ihm zu „Das ist wirklich merkwürdig. Nicht nur die Saiyajins…wer hätte gedacht, dass das Schicksal dieser Galaxie auf uns ruht? Dabei wissen wir noch nicht mal mit Sicherheit, dass das, was auf Namek ist, uns auch wirklich hilft.“

Kakarott wälzte sich tiefer in seinen Sitz und schloss die Augen.

Der Tag war unglaublich anstrengend gewesen und nun merkte er seine Erschöpfung.

„Schicksal? Vorbestimmung? Ironie des Lebens?“ brummte er abfällig „Scheiß drauf! Wir geben unser Bestes. Keine Ahnung, was uns auf Namek erwartet. Aber solange wir atmen, ist nichts verloren. Immerhin sind wir Saiyajins…wir geben nicht auf!“

 

 

Ein wahrer Kern in Märchen und Sagen

Aurum
 

Auf dem Planeten Aurum, der von seinen eigenen Bewohnern sowie von anderen Planeten gerne als „Der goldene Planet“ betitelt wurde, befand sich der vor kurzem gekrönte König Pretio Candidos D’Orio, der Strahlende, in einer sehr, sehr geheimen Konferenz.

Sein Vater, der vor kurzem noch in voller Vitalität stehende König Scintillante I., war vor wenigen Wochen plötzlich und unerwartet verstorben, was zur Krönung des jungen Neukönigs geführt hatte.

Zufällig waren Pretio und Vegeta im gleichen Alter, aber während der Saiyajin-König auf mehrere Jahre Führungserfahrung dank seiner Tätigkeit als Skattkönig aufbauen konnte, stand Pret noch relativ frisch da.

Fast könnte man glauben, der junge König wäre anfällig für Fehler angesichts seiner mangelnden Praxis…aber man sollte nicht vergessen, dass sein Urgroßvater, der ehemalige König Aurelius, immer noch beratend an der Seite seines Schützlings stand, Pret seine Position als Kronprinz viele Jahre vor der Konkurrenz seiner neidischen Geschwister bewahrt hatte und dass er ein Aurumaner war…Heimtücke gehörte zu seiner Natur, ebenso wie ein aufrichtig wirkendes Lächeln, Wortgewandtheit und ein charmantes Zwinkern.

Wer sich mit der Geschichte des aurumanischen Königshauses befasste, kannte die vielen Unglücksfällen, welche sich durch jede Dynastie hindurch zogen.

Manche waren offensichtlicher Natur: Attentate durch Meuchelmörder, Bomben und gelegten Brände.

Andere dagegen sahen nach seltsamen Zufällen aus: tödliche Unfälle durch Treppenstürze, Balkonstürze, Fensterstürze, Brunnenstürze und Waffen mit Fehlzündung.

Ja, ein Prinz soll durchs Herumalbern sogar zufällig in ein Schwert gestolpert sein, welches in der Halle als Dekoration ausgestellt war…wie es in seiner Brust landete, konnte sein Spielkamerad, sein jüngerer Bruder, aber nicht logisch erklären.

Natürlich besaß der aurumanische König, wie bei anderen Rassen in dieser Machtposition, neben seiner Hauptgemahlin auch diverse Konkubinen. Dadurch gab es eine Vielzahl an Sprösslingen mit blauem Blut, welche theoretisch ebenfalls Anrecht auf den Thron hatten, ungeachtet Alter, Geschlecht und Mutter. Diese machten der Königin und ihren Kindern Konkurrenz.

War es da verwunderlich, dass es trotz ständiger ärztlicher Bewachung und Vorkoster öfters zum plötzlichen Kindstod oder schrecklichen Krankheiten mit qualvollem Dahinsiechen kam, ausgelöst durch Gift?

Der Harem von Aurum war nicht anders als ein Garten voller giftiger, fleischfressender Blumen, wo alle Frauen geübt im Umgang mit Lügen, Intrigen und Giften waren.

Und dann gab es noch die Fälle, die von den ganz Hinterlistigen ausgeführt wurden: dass waren diejenigen, welche natürlich aussahen, ohne Fremdeinwirkungen.

Denn trotz moderner Medizin und den besten Leibärzten, gab es in der königlichen Familie überraschend viele Herzinfarkte oder andere tödlich verlaufende Krankheiten.

Zwar hieß es, dass Pretio und sein Vater Scintillante eine gute Beziehung zueinander hatten, aber was bedeutete das schon bei dem ständigen falschen Lächeln, der Heuchelei und dieser Familiengeschichte?

Auf Aurum galt: Die besten Attentate waren jene, welche als Folgen einer Krankheit oder Unfalles durchgingen, keine Zeugen hatten und Verdacht erregten. Sie bezeugten damit gleichzeitig den Intellekt und die Tücke ihres Verursachers; wichtige Eigenschaften für einen aurumanischen König.

Nur naive Dummköpfe verursachten eine laute Revolte, die sie ins Rampenlicht brachte, wodurch sie auch leichter zu treffen waren.

Für das aurumanische Volk war ein Anführerwechsel unter verdächtigen Umständen kein Grund sich aufzuregen: Hauptsache, die Geschäfte liefen und der Wohlstand war nicht in Gefahr.

Wer das wusste und dies beherzigte, der konnte sich das Wohlwollen des Volkes gewiss sein.
 

Es erreichten nur die Adligen ein hohes Alter, welche ihre Gier bezwangen und rechtzeitig zurücktraten. Ein solcher Fall war Aurelius, ehemaliger, dennoch lebender König, der sich durch seinen Rücktritt den Machtspielen der königlichen Familie entzogen hatte, so gut es möglich war.

Während er als Diplomat viel reiste und damit Abstand zu seiner Heimat nahm, konnte er gesund altern. Er sah sicher von der Seitenlinie aus zu, wie das übliche Messerspiel um Macht und Reichtum ohne ihn weiterging. Er vermied es dabei, einen Favoriten zu wählen, der ihn nur wieder in den Ring zurück zehrte und die Aufmerksamkeit auf ihn zog.

Nein, Aurelius hatte keine Lust zu sterben, weshalb er sich nie einmischte und keinen seiner Nachkommen vor drohenden Gefahren warnte…selbst seinen eigenen Enkel nicht.

Nun war jener tot und dessen Sohn an der Macht. Das übliche Spiel des aurumanischen Königshauses ging weiter, ganz egal, in welcher Situation man sich befand.

Eine Pause gab es nicht.

Es konnte für einen Thronwechsel sogar recht nützlich sein, wenn der Rest der Galaxie vom Krieg abgelenkt war und so keine kritischen Fragen wegen des Machtwechsels stellten.

Pretio hatte seine Wahl getroffen und Aurelius würde ihm nicht im Weg stehen.

Der alte Mann hatte aber auch nicht vor, ihn vorbehaltslos zu unterstützen.

Er befolgte seinen Schwur, keinen Favoriten zu wählen und nie wieder in die Heimatpolitik zurückzukehren.

Sein Urenkel schien das zu missverstehen: er hatte zwar die notgedrungene Bescheidenheit seines Urgroßvaters erkannt, glaubte aber an dessen Unterstützung. So zog er den Greis stark ins Vertrauen, als könnte nur der weise, genügsame Aurelius ihm einen wahren, uneigennützigen Rat geben.

Aurelius war der einzige Verwandte, den Pretio vertraute.

Aus diesem Grund war Aurelius zum engsten Berater aufgestiegen und heute der Einzige, der das Privileg besaß, mit dem König im geheimen, abhörsicheren Kommunikationsraum zu stehen.

Nur sie beide waren anwesend, als sie dem gefährlichsten Geschöpf in der Geschichte ihrer Galaxie ihre Aufwartung machten. Obwohl königlichen Geblüts, beugten beide tief ihre Köpfe vor dem dreidimensionalen Bildschirm, wo sich die Gestalt eines fremdartigen, echsenähnlichen Wesens mit humanoiden Gesichtszügen zeigte.

Es lächelte sie wohlwollend an…jedenfalls waren die violetten, feminin wirkenden Lippen zu einem Lächeln verzogen.

Es könnte sich aber auch um ein schadenfrohes Feixen handeln, denn das Lächeln erreichte die Augen nicht. Diese waren kalt, glühend und starrend, was im Kontrast zum freundlich wirkenden Lächeln noch unheimlicher wirkte.

Pretio hoffte angesichts der guten Nachrichten darauf, dass sein Ansprechpartner ihm wohlgesonnen war. Mit ruhiger Stimme und entspannten Gesichtszügen, als ob ihn keine kalten Schauder und Angstschweiß plagten, erstatte er Bericht.

„Die Offensive ist erfolgreich gewesen, Lord Freezer“ war sein Schlusswort. „Alles verlief wie geplant. Die Armee der Allianz hat einen schweren Schlag erlitten, von dem sie sich kaum erholen können. Nur noch ein Stupser und sie fallen. Ohne die Hoffnung, zu siegen, ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann sie aufgeben werden. Ich gebe ihnen maximal zwei Wochen.“

Ein hohes, selbstzufriedenes Kichern war zu hören. Pretio und Aurelius schauderte es bei diesem Klang, der sich anhörte, wie Nägel über Glas gezogen.

„Hervorragend! Ich mag es, wenn der Zeitplan eingehalten wird. Du machst deine Sache bislang recht gut, mein kleines Goldvögelchen“ lobte Freezer.

Obwohl Pretio in Gedanken mit den Zähnen knirschte angesichts dieses respektlosen Spitznamens, zeigte sein Gesicht nur ein strahlendes, verlogenes Lächeln.

„Ihr wisst, ich diene Euch mit Freude. Diese Galaxie und alles, was dazugehört, serviere ich euch auf einem goldenen Tablett.“

„Und niemand ahnt etwas?“ fragte Freezer.

„Garantiert nicht“ versicherte Pretio.

„Du glaubst, die Saiyajins werde sich so verhalten wie geplant? Du erinnerst dich sicherlich, was ich dir erzählt habe. Ich will so viele wie möglich lebend haben, besonders ihren König. Er soll mir ein ebenso gutes Haustier werden wie du“ Freezer lachte kurz auf, weil er in Pretios Augen die Wut über die erlittene Beleidigung funkeln sah.

Ein ganz so gutes Pokergesicht, wie der blonde König glaubte, besaß er nicht. Die instinktive Furcht, die er vor Freezer verspürte, trübte seine Schauspielfähigkeiten.

Dabei verbeugte sich Pretio sogar nur vor einem digitalen Abbild: persönlich, von nahem, könnte er die Präsenz von Freezer vermutlich nicht ertragen; nicht bei dem Unterschied in ihrem Powerlevel.

Pretio schaffte es, trotz verletztem Stolz, in gespielter Dankbarkeit den Kopf zu senken und weiterhin zu lächeln.

„Vegeta wird Euer neues Schoßhündchen. Aber er singt bestimmt nicht so schön wie ich“ lobte er sich selbst und seine Fähigkeit der Schmeichelei.

Freezer lachte laut.

„Das tust du, mein Vögelchen. Aber ich möchte einen neuen Jagdhund und er ist dafür besser geeignet. Obwohl… der Vergleich mit einem Spiel-Äffchen sogar noch treffender ist. Ja, ein Äffchen, welches für mich tanzen wird.“ Freezer kicherte hoch auf. „Vögel, die mir Komplimente ins Ohr zwitschern, habe ich genug“ und in diesen Worten war eine stumme Drohung zu hören, dass Pretio jederzeit ersetzt werden konnte.

„Mein Berater hat sich sein ganzes Leben mit den Saiyajins befasst. Es gibt keinen, der sie besser versteht und durchschaut. Sie sehen ihn sogar als eine Art Freund an, was eine Seltenheit bei diesem Volk ist. Mit Aurelius als Unterhändler, können wir die Saiyajins schnell überzeugen, euch ebenfalls die Treue zu schwören“ griff Pretio eilig die Frage auf, ob die Saiyajins aufgeben würden.

„Was ein Grund dafür ist, diese alte Krähe am Leben zu lassen“ sprach Freezer mit Blick auf den Greis absichtlich abschätzend. Doch im Gegensatz zu dessen Urenkel, der auf Beleidigungen empfindlich reagierte, blieben Aurelius Augen so ruhig wie die Oberfläche eines Sees, während er sich verbeugte.

„Ich werde in Aktion treten, sobald König Vegeta mich anruft und um mehr Unterstützung bellt. Ich werde ihm dann sagen, dass unsere Kapazitäten erschöpft sind. Ich darf ihm aber auf keinen Fall dazu drängen, aufzugeben“ erklärte der Greis seinen Plan. „Saiyajins sind versessen auf Stolz und Ehre. Aufgeben ist für sie ein Akt der Feigheit. Fühlt Vegeta sich gedrängt, wird er aus reinem Trotz seine Leute in den Kampf führen. Deshalb muss die Idee, Euch Treue zu schwören, von ihm kommen.“
 

Freezer verengte berechnend die Augen und fällte innerlich das Urteil, dass Aurelius seine Qualitäten hatte. Er schien sich wirklich gut mit dem Charakter der Saiyajins auszukennen.

Kein Wunder, dass Pretio ihn immer noch als Berater wollte. Aber der Greis hatte leider nicht mehr viele Lebensjahre zur Verfügung, weshalb der Jüngere wohl länger dem Kriegsherrn dienen konnte.

So oder so…letztendlich waren beide entbehrlich.

Freezer konnte eine so schwache Rasse wie die Aurumaner nicht ernst nehmen. Pretio bot zwar seine süßen Worte, seinen Reichtum und seine Waffen dar, aber nichts davon könnte ihn schützen, wenn Freezer ihn persönlich angriff.

Aber der Kriegsherr hatte seine Gründe, dies nicht zu tun.

Ein Grund war, dass Planeten mehr wert waren, wenn sie, mitsamt ihren Rohstoffen und Bevölkerung, intakt blieben.

Spaß am Spiel, reine Unterhaltung, war der andere Grund. Er hatte genug Zeit und Ressourcen, um diesen Krieg hinauszuzögern und sich an dem Widerstand, der in baldige Furcht wechseln würde, zu erfreuen.

In seinem Herrschaftsgebiet gab es solche Spielzeuge nicht mehr. Alle krochen ängstlich und diensteifrig auf ihren Knien und so fehlte ihm die Herausforderung.

Was sollte ein Wesen mit seiner Stärke und Reichtum sonst zur Unterhaltung tun?

Kund-und-Kultur-Förderung zur Belustigung interessierte ihn nicht.

Wo war da der Nervenkitzel?

Welches Theater, welche Show, war besser als das, was ihm hier geboten wurde?

Darum war er auch auf das Angebot des goldenen Prinzen eingegangen, der ohne das Wissen seines Vaters Kontakt mit dem Feind aufgenommen hatte.

Im Gegensatz zu König Scintillante, war Pretio überzeugt, dass es nur eine Überlebenschance gab, bei der man am wenigsten verlor: sich Freezer zu beugen, anstatt zu bekämpfen.

Es war doch auch im Sinne des Tyrannen: Freezer würde mehr von dieser Galaxie gewinnen, wenn sie nicht völlig in Schutt und Asche lag.

Beim Erreichen dieses Zieles könnte ein Insider wie Pretio ihm behilflich sein. Der Prinz wollte sogar seine Fähigkeiten und Treue unter Beweis stellen, indem er seinen eigenen Vater aus dem Weg räumte. Als König wäre Pretio schließlich noch nützlicher.

Diese Gier, diese Ambitionen…Freezer ahnte, dass diese Person so oder so seinen Vater getötet hätte. Aber es als Loyalitätsbeweis zu verkaufen…diese Hinterhältigkeit gefiel ihm.

Aber Freezer wusste: ein König liebt den Verrat, aber nicht den Verräter.

Auf lange Sicht war Pretio kein guter Vasall. Er würde ihn nach dem Machterhalt garantiert betrügen und sei es nur, indem er sich heimlich Geld aus den zukünftigen Abgaben an Freezer in die eigenen Taschen schaufelte.

Eigentlich war Pretio kein Vögelchen, sondern eine Giftschlange. Aber auch mit denen hatte Freezer seinen Spaß.

Egal, ob zerbrechliche Vögel, intrigante Schlangen, dumme Affen oder treue Hunde…

Früher oder später zerbrach jedes seiner Haustiere.

Mit einer fast kindlichen Freude spielte er sie gegeneinander aus oder fasste sie absichtlich hart an, als könnte er seine Kraft nicht kontrollieren, nur um sie beim Auseinanderbrechen zu beobachten.

Das war der schönste Moment…dieses Erlöschen jeglicher Hoffnung in ihren Augen, kurz bevor sie starben.

Für die nächste Zeit müsste er sich wegen mangelnder Unterhaltung keine Sorgen machen. Unwillkürlich lächelte Freezer bei dem Gedanken, was er mit seinem neuen Spielzeug anfangen könnte.

Es war ein Lächeln, bei dem Pretio und Aurelius entsetzte zusammenzuckten und eiligst den Blick auswichen.
 

Nachdem die weitere Vorgehensweise besprochen war, beendete Freezer die Konferenz mit einer knappen Warnung, ihm nicht zu lange mit der frohen Botschaft ihrer vollständigen Kapitulation warten zu lassen.

Erst als die Lichter ausgingen und die Verbindung wirklich abgebrochen war, erlaubten sich Aurelius und Pretio erleichtert nach Luft zu schnappen.

„Na, das verlief doch besser als erwartet“ murmelte Pretio. Solange Freezer glücklich war und ihm vertraute, solange musste sich Pretio um sein Leben keine Sorgen machen.

„Aber nur, wenn du einhältst, was du versprichst“ machte sein Urgroßvater ihm auch schon seinen Erfolg madig.

„Dafür habe ich dich. Wir hängen beide mit drin. Wenn du keinen Erfolg hast, Vegeta einzuflüstern, er solle aufgeben, sterben wir beide“ drohte er Aurelius.

Der Greis rümpfte die Nase.

Darum hatte er geplant, nie wieder in die Politik zurückzukehren: zu viele zogen ihn in ihre Machtspielchen rein und er durfte ihre Fehler ausbaden.

Dilettanten!

Zu seinem Glück besaß er eine kleine Rückversicherung, von der niemanden etwas ahnte: da waren seine Verbündete, die er in seiner Karriere als Diplomat gewonnen hatte, sein geheimes Flucht-Raumschiff und der Inhalt des Amulettes, welches er stets um seinen Hals trug.

Gedankenverloren streichelte er es kurz.

„Ich bin guter Hoffnung, dass angesichts dieser überwältigenden Stärke von Freezer sogar ein arroganter König wie Vegeta einknicken wird. Ich habe es damals in seinem Gesicht gesehen, als er mir Bericht erstattete. Ihre kurze Begegnung hat Eindruck auf ihn gemacht“ sinnierte er. „Vegeta fürchtet sich vor Freezer. Er will es sich bloß nicht eingestehen, sturer Dickschädel, der er ist. Aber die Monate der Ignoranz und des Verdrängens sind nach diesem Angriff vorbei.“

Pretio feixte schadenfroh.

Jahrelang hieß es immer, dass keiner stärker war als ein Saiyajin.

In Gegenwart von Vegeta hatte er immer vorsichtig mit seinen Worten sein müssen. Niemals war beißender Spott erlaubt.

Jeder wusste, wie ein Saiyajin, besonders Vegeta dann reagierte: ohne zu zögern wurden Köpfe abgerissen und Städte verbrannt.

Nie hatte es einen hundertprozentigen Schutz gegen diese Krieger-Rasse gegeben.

Alle hatten sich vor ihr gefürchtet…bis jetzt.

Endlich gab es einen Machtwechsel und nun mussten sich auch mal die Saiyajins fürchten, ducken und kauern.

Pretio genoss das.

Aber während die Saiyajins herumrannen wie kopflose Hühner, würde er seinen Vorsprung nutzen. Indem er sich noch mehr bei Freezer einschleimte und sich unentbehrlich machte, würde er von dessen Stärke und Schutz profitieren. Seine Position wäre dann endlich höher als die von Vegeta. Er sah es schon vor sich, wie Vegeta sich auch vor ihm verbeugen musste. Vielleicht durfte Pretio ein paar saiyanische Sklaven von Freezer kaufen?

Diese dann vor Vegetas Augen zu erniedrigen…ein wohliger Schauer lief über seinem Rücken bei dieser Vorstellung.

Endlich könnte er eines seiner heimlichen Begehren erfüllen. Er konnte es kaum erwarten.

Aurelius durchschaute die Gedanken seines Urenkels, während jener träumerisch auf die Karte mit den besiegten Planeten starrte.

„Du solltest dich fragen, was nach unserem Erfolg passiert“ warnte er seinen unvorsichtigen König.

„Was meinst du? Solange wir Freezer gehorchen und uns nicht zu Schulden kommen lassen…“ wandte jener unbesorgt ein, doch Aurelius unterbrach ihn herrisch.

„Du glaubst, die Saiyajin verzeihen uns unserem Verrat?“

Pretio zuckte mit den Schultern. „Nun, ich habe nicht vor, es laut herauszuschreien. Schließlich werden Altharwa und die anderen Planeten der Allianz darüber auch nicht erfreut sein. Und selbst wenn sie es erfahren…letztendlich sollten sie uns auf Knien dankbar sein. Sie bleiben am Leben.“

Aurelius brummte ungehalten; ein Laut, bei dem sich Pretio fühlte wie ein gescholtenes Kleinkind, weshalb es sofort seine Laune verhagelte.

„Was?“ zischte er also seinen Berater an.

„Du verstehst immer noch nicht die Denkensweise der Saiyajins“ erklärte Aurelius seinen Unmut. „Stolz und Loyalität…darum geht es in ihrer Kultur. Wir haben diese moralischen Werte aus ihrer Sicht verraten. Und Freezer? Auf seinen Schutz darfst du dich nicht verlassen. Er hat es dir doch sogar offen ins Gesicht gesagt. Nur solange du für ihn nützlich bist, hält er seine Hand über dich. Aber was, wenn Vegeta ihm besser gefällt? Er es schafft, Freezers Wohlwollen zu erlangen? Und wenn Vegeta dann deinen Kopf verlangt? Glaub mir…“nachsichtig schüttelte Aurelius den Kopf. „Ich kenne Vegetas Rachedurst ganz genau. Er vergisst nicht und verzeihen tut er schon gar nicht.“

Pretio schluckte schwer und griff sich unwillkürlich nach seinem Hals. Er fühlte sich so zugeschnürt an, als ob eine unsichtbare, drohende Hand darum greifen würde.

Aber dann riss er sich zusammen.

„Du glaubst tatsächlich, dieser Barbar kann MIR Konkurrenz machen?“ wedelte er hoch lachend die Warnung ab.

Aurelius gab keine direkte Antwort, sondern zog nur skeptisch eine Augenbraue hoch.

„Wir wissen nicht, wer bereits unter Freezer dient. Welche Wesen, welche Planeten bereits unter seiner Kontrolle stehen, in der fernen Galaxie, aus der er kommt“ warnte er schlicht. „Genauso, wie die Saiyajins stets glaubten, die Stärksten zu sein, so glaubst du, du wärst der Einzige mit deinen Fähigkeiten. Du bist aber nicht unersetzlich. Wenn es nicht Vegeta ist, so kann dir ein anderer Aufsteiger deinen Platz streitig machen. Bislang hast du von deiner Position als Prinz von Aurum profitiert. Du gehörtest zur herrschenden Klasse. Aber nun bist du ein Diener wie alle anderen. Du wirst schnell merken, in welche Kämpfe du jetzt reingrätscht.“

Solche Worte wollte Pretio nicht hören. Verärgert starrte er seinen Berater an.

Dieser lächelte aber lammfromm und tat unschuldig. „Was denn? Du hast mich eingestellt, damit ich dir immer die Wahrheit sage.“

„Ha, als ob ich es immer einfach hatte. Mein ganzes Leben lang habe ich gekämpft. Gegen meine Halbgeschwister, gegen ihre intriganten Mütter, ihren adeligen Familien. Das ist das einzig Gute an den Machtkämpfen meiner Familie…sie haben mich hierfür vorbereitet“ rief Pretio grimmig aus.

Seine Augen glühten bei den Erinnerungen, welche Anschläge auf sein Leben er bereits vereiteln musste.

Er hatte immer zwei Schritte im Voraus planen müssen, war stets wachsam gewesen. Entschlossenheit und eine gewisse Kaltblütigkeit waren nötig gewesen, um seine Feinde, selbst wenn es Blutverwandte waren, sich für immer vom Hals zu schaffen.

Unbeeindruckt nickte Aurelius, der wusste, wovon sein Urenkel sprach. Dasselbe hatte er schließlich auch erlebt, bloß hatte er letztendlich einen Ausweg erkannt, wie er diesem ewigwährenden Kreislauf aus Machtspielchen entkam: Man gab Reichtum und Macht auf.

Es lebte sich angenehmer, wenn man nicht ständig jeden Schatten und jede Mahlzeit fürchten musste.

Pretio war dafür aber noch lange nicht bereit. Er wollte mehr und ging ungerührt seinen Weg, wenn es ihm Erfolg versprach. Seine mangelnde Empathie verhinderte, dass er sich in andere hineinversetzen konnte.

Nun, bislang war es von Vorteil gewesen, wenn es darum ging, über Leichen zu gehen.

Aber als guter Händler musste man verstehen, was der Kunde wollte.

Oder wie es die Saiyajin so schön sagten: „Kenne dich selbst und deinen Feind, dann hast du nichts zu fürchten.“

„Angenommen, alles passiert so, wie du es planst“ sprach Aurelius „und wir leben sicher unter Freezers Herrschaft...so sicher, wie es jedenfalls geht…und du wirst der Schlaueste sein und dicht an Freezers Seite stehen, unter seinem Schutz…was ist, wenn dieser Schutz schwindet?“

„Keine Sorge, ich werde alles tun, um in Freezers Gunst zu stehen. Vegeta hat kein Talent zum Speichellecker, da kann er mir nicht das Wasser reichen…“ brauste Pretio auf, doch Aurelius stoppte ihn behutsam.

„Das meine ich nicht…“ verbesserte der Alte seine Worte. „Was ist, wenn die Saiyajins es doch noch schaffen, Freezer zu töten?“

Pretio blinzelte verblüfft.

Dann lachte er laut auf.

„Ausgerechnet du fängst damit an?“ lachte er. „Während die Saiyajins verzweifeln, glaubst ausgerechnet du an ihren Erfolg? Dabei bist du doch mitschuldig an ihrem Fall?! Was für eine Ironie, haha.“

Er rieb sich die Lachtränen aus den Augen.

Aurelius wartete ungerührt seinen Heiterkeitsausbruch ab, bevor er weitersprach.

„Die Saiyajins haben eine Sage“ erklärte er. „Ein goldener Krieger mit gewaltigen Kräften, mit unvergleichlicher Stärke, würde eines Tages wieder erscheinen. Sie nennen ihn den Super-Saiyajin. Und wenn ein Saiyajin so etwas behauptet, dann muss es wirklich eine für uns unvorstellbare Stärke sein. Was ist, wenn die Sage wahr wird und dieser Saiyajin dann Freezer tötet? Ohne Freezer als unseren Schild, werden sich die Saiyajins auf uns stürzen, um ihre Rache zu vollziehen. Sie werden uns unseren Verrat nie verzeihen“ erläuterte er seine Furcht.

Doch Pretio fürchtete sich nicht vor Märchengestalten. Er lachte ungläubig auf.

„Mein lieber Urgroßvater, du willst mir nicht wirklich weismachen, deine Besorgnis über unsere Zukunft gilt einem Märchen? Das Märchen einer so niederen Kultur wie die der Saiyajins? Ein Wunder, dass sie nicht mehr in Höhlen leben oder die Sonne anbeten“ spottete er über die verehrte Sage der Saiyajins.

Aurelius zuckte mit den Schultern. „Sicher, es gibt keine Beweise. Trotzdem wird diese Sage immer noch weitererzählt. Saiyajins sind nicht religiös, aber sie nehmen ihre Geschichten ernst. Sie sehen es als wichtig, um ihre Krieger auch nach dem Tod zu ehren. Sie lügen daher selten in diesen Dingen. Nur deswegen glaube ich, dass es daran einen wahren Kern gibt.“

„Schwachsinn“ spie Pretio sein Urteil abfällig heraus. „Hier ist nur einer Golden, und zwar ich! Es handelt sich garantiert um irgendeine Übertreibung, die seit Generationen hochgeschaukelt wird. Ich hätte nicht gedacht, dass Saiyajins so kindisch sein können! Sie glauben an Super-Helden, haha.“

Pretio rückte demonstrativ seinen goldenen Schmuck zurecht. Er strich dabei um seine Armreife, in denen sich die Technik für einen Energieschutzschild befand, weshalb es ihn immer sofort beruhigte, diesen unter seinen Händen zu spüren.

Kopfschüttelnd verließ er den Kommunikationsraum und ignorierte seinen Berater.

Super-Saiyajin, goldener Krieger?!

Es klang wie ein Kindermärchen.

Was für ein Witz!

Den sollte er sich aber merken, um Freezer mal damit im benötigten Moment zu belustigen.

Bestimmt würde sich der Tyrann darüber halb totlachen.
 

Nachdenklich schaute Aurelius seinem Urenkel nach, bevor auch er den geheimen Raum verließ, nur um in Gegenrichtung zu schlendern.

Wenn der König und sein Berater gleichzeitig zu sehen war, munkelte sofort die Dienerschaft, dass es eine wichtige, geheime Besprechung gegeben hatte. Gerüchte und neugieriges Personal konnten Aurelius und Pretio aber gerade nicht gebrauchen. Bislang wusste niemand vom gemeinen Volk, was ihr König plante.

Während Aurelius durch die Arkaden des Palastes schlenderte, mit Blick auf den benachbarten Park, hörte er die Vögel singen. Die Sonne schien warm, die Luft roch angenehm nach Blumen und Bäume und der Anblick des Gartens war so verlockend, dass Aurelius die Treppen hinabstieg und einen der gepflegten Pfade durch den fast waldhaften Park betrat.

Nach dem schrecklichen Gespräch mit Freezer, sehnte sich Aurelius nach friedlicher Natur, die seine Seele beruhigte und auf neue Ideen brauchte.

Angesichts des bunten Spektrums an Farben und Gerüche, welches die Natur bereithielt, verblasste selbst die Anziehung von Gold und Edelsteine. In diesem kleinen Stück Paradies schien der Krieg weit weg zu sein. Aurelius atmete die aromatische Luft tief ein und ging erfahren den Pfad weiter, der, wie er genau wusste, zu einem kleinen Teich mit einer Bank zum Sitzen führen würde.

Die Zurückgezogenheit, die er hier verspürte, gab ihm stets die Muße, seinen Gedanken nachzuhängen.

Unwillkürlich schmunzelte er, als er sich an seine letzten warnenden Worte an Pretio erinnerte.

Wäre er an seiner Stelle gewesen, hätte er bestimmt ähnlich irritiert reagiert.

Ein Super-Saiyajin…die Möglichkeit, dass ausgerechnet die Saiyajins Freezer besiegen und ihre Galaxie retten…wie kam Aurelius dazu, so einen Unsinn laut zu sagen?

Solche Worte bewiesen mehr Vertrauen in die Saiyajins als in die eigene Rasse?!

Ja, es hörte sich wahnwitzig an, aber Aurelius hatte mehrere Generationen von Saiyajins beobachtet.

Seit ihrem ersten König hatten sich die Saiyajins in einem Tempo weiterentwickelt, der unüblich für andere Rassen war.

Während die ersten Saiyajins noch ein Powerlevel von durchschnittlich 800 besessen hatten, war heutzutage ein Wert von 2.000 normal: ein vierfacher Zuwachs innerhalb 100 Jahre?

Nein, diese Entwicklung war nicht normal. Andere Rassen benötigten mehrere Generationen Zeit, nur um sich ein wenig körperlich zu verändern.

Aurelius hatte außerdem erkannt, dass man im Allgemeinen die Saiyajins geistig unterschätzte, nur weil sie etwas simpel gestrickt waren.

Wer nur auf ihre Körperkraft schaute, vergaß, dass man zum Kämpfen auch taktisches Geschick benötigte. Die Saiyajins hätten nicht ihren Ruf als beste Krieger erhalten, wenn sie nur tumbe Idioten wären. Unter ihnen gab es Truppenführer, deren Klugheit und Kriegsgeschick denen der anderen Rassen glich, wenn nicht sogar überstieg.

Elite-Saiyajins erhielten diesen Titel stets wohlverdient.

Die Tsufurujins hatten den Fehler einst getan und sie als Wilde unterschätzt und was war aus ihnen geworden?

Sie waren die ersten gewesen, die für ihre Unvorsichtigkeit mit dem Leben bezahlen mussten.

Aurelius pausierte kurz in seinen Gedanken, als er den Teich erreichte. Zu seinem Glück war niemand dort, um ihn in seinen Gedankengängen zu stören und so setzte er auf die Bank.

Kurz genoss er den herrlichen Anblick, das klare Wasser mit den blühenden Seerosen und Lotusblumen. Während auf dem See einige weiße Schwäne und Kaiserenten mit goldenem Kopfschmuck und funkelnden, schwarz-roten Gefieder ruhig ihre Kreise zogen, konnte man unter der Wasseroberfläche die großen, rotgoldenen Karpfen schwimmen sehen.

„Was für ein schöner Anblick…“sinnierte Aurelius.

„Was für ein kostspieliger Anblick“ war sein zweiter Gedanke, da er natürlich den aktuellen Preis für diese hochgezüchteten Tiere kannte, an denen kein Makel war, wie man es für Palasttiere erwartete.

Das galt nicht nur für die hier lebenden Tiere, zu denen auch Rehe mit goldbraunem Fell oder Albino-Pfaue gehörten. Dieser Park, so natürlich er auch aussah, wurde jeden Tag von einer Gärtnermannschaft in Form gebracht, damit die Palastbewohner nur Schönes sahen.

Keine vertrocknete Pflanze, kein schadhaftes Blatt war für ihre Augen bestimmt.

Aurelius seufzte.

Wenn man zu lange auf diese Perfektion starrte, fühlte ein alter Mann wie er sich noch unerwünschter: inmitten dieser Schönheit hatten Alter, Unperfektion und Schwäche keinen Platz.

Er rieb sich seine faltigen, knöchrigen Hände; der Siegelring auf seinem dünnen Ringfinger schien wieder weiter geworden zu sein. Wenn er nicht aufpasste, rutschte er noch runter.

Aurelius sehnte sich plötzlich nach der wilden Natur von Vegeta-Sei, wo Unkraut wuchern durfte, wie es ihm gefiel, wo das Altern und Sterben zum Leben gehörte und wo alte Wesen wie er für ihre Hartnäckigkeit, sich nicht vom Tod erwischen zu lassen, bewundert wurden.

Doch vermutlich würde er nie wieder einen Fuß auf Vegeta-Sei setzen können. Das hatte nicht nur mit seiner schwächelnden Konstitution und seinen schwindenden Muskeln zu tun. Schon seit langem war er nicht mehr fähig, die hohe Gravitation dieses Planeten zu ertragen, selbst mit der technischen Unterstützung durch ein Exoskelett. Diese Hebehilfe, die man um seinem Körper schnallte, war die einzige Möglichkeit, kurzfristig Planeten mit hoher Gravitation zu betreten, ohne zusammenzubrechen.

Aurelius ahnte, dass er schon bald kein hoch geschätzter Gast der Saiyajins sein würde und dann war es sowieso zu gefährlich, diese Rasse auf ihrem eigenen Territorium zu besuchen.

Aurum war der Planet, wo er sterben würde; das wurde dem alten Mann plötzlich klar.

Mit dieser Erkenntnis sah er erneut auf den Teich, die Blumen und die Vögel.

War es verwunderlich, dass Aurelius bei so viel friedlicher Schönheit nostalgisch wurde?

Er dachte an die Zeit zurück, als er hier noch seinen wohlverdienten Platz hatte, als stolzer Kronprinz und dann als König: jung und schön war er gewesen, mit stolzgeschwellter Brust war er durch den Palast marschiert, wie es Pretio jetzt tat.

Wenn Aurelius dann zurückdachte, was er alles geopfert hatte, damit sein Planet so prächtig wachsen konnte…Dieser Wohlstand war mit fremdem Blut bezahlt worden.

Jahrzehntelanger Wohlstand hatte Aurelius dafür seinem Volk schenken können und nun war es fraglich, was von seinem Lebenswerk in den nächsten Monaten noch übrigbleiben würde.

Und er musste dabei zusehen, wie alle zugrunde ging…was für eine Strafe!

Bei diesen pessimistischen Gedanken kamen ihm fast die Tränen hoch.

Aurelius seufzte erneut und umfasst sein Amulett; rieb gedankenverloren über das glatte Metall.

Er fragte sich, ob er sich das alles noch länger antun sollte: Vegeta, Freezer und Pretio dazwischen.

Sein Urenkel balancierte auf einem schmalen Seil, gespannt zwischen zwei Vulkanen. Während er darüber tänzelte, schien er nicht zu begreifen, dass das Seil an beiden Enden bereits kokelte.

Nun, sollte er mit dem Feuer spielen, wenn es ihm so viel Spaß machte, aber bitte ohne Aurelius mit aufs Seil zu ziehen!

Er war zu alt für diesen Mist!

Er löste das Amulett von der Kette und öffnete es, um es mit Wohlgefallen zu betrachteten.

Aurelius hielt sich alle Möglichkeiten zur Flucht offen, ebenso wie Pretio, der es sich von seinem Urgroßvater abgeguckt hatte.

Aber Pretio hatte einen Fehler gemacht: er verließ sich auf seine Armbänder, mit deren Hilfe er einen Energieschirm um sich aufbauen konnte, der keine Angriffe durchließ.

Früher hätte es ihn sogar vor Vegeta beschützt; jedenfalls lang genug, um zu fliehen.

Aber seitdem die Saiyajins in den letzten Monaten so hart trainiert hatten, war ihre Stärke in einem Maß gewachsen, welche Aurums Sicherheitstechnik nicht mehr einholen konnte.

Bislang hatte Aurum die Gefahr durch die Saiyajins stets durch ihre Wissenschaft und Technologie ausbalancieren können.

Aber nun hatten die Saiyajins einen Vorsprung erreicht, den Aurum fürs erste nicht einholen konnte.

Tja, der Jungspund Pretio würde irgendwann mal schön blöd aus der Wäsche gucken, wenn er blutend auf dem Boden lag, weil sein Schild ihn nicht geschützt hatte. Sein Urgroßvater stände dann nicht mehr bereit, um ihm zu helfen.

Für den schlimmsten Fall der Fälle trug Aurelius schließlich dieses Schmuckstück, welches, im Gegensatz zu den nutzlosen Armbändern, hilfreicher wäre.

Darin lag, eingebettet in Samt, eine kleine Pille, die beim Verzehr einen sofortigen, schmerzlosen Tod verursachen würde.

Selbstmord war immer noch eine bessere Möglichkeit als in Freezers oder Vegetas Hände zu geraten.

Er würde sie in ihrem Vorhaben, ihn zu foltern, durch diese Tat ganz schön in die Suppe spucken.

Bei dem Gedanken, wie er dadurch dem ganzen Ärger entfliehen könnte, selbst wenn es ihm sein Leben kostete, konnte sich Aurelius ein breites, schadenfrohes Lächeln nicht verkneifen.
 

Vegeta-Sei

Ein Medi-Tank war so programmiert, dass der Verletzte nach Abschluss der Behandlung behutsam aus dem künstlichen Schlaf geweckt wurde. Das Betäubungsmittel wurde sanft runtergefahren, damit der frisch Geheilte nicht abrupt und verwirrt aufwachte. Es könnte zu Panikattacken führen. Stattdessen war es ein entspannter Übergang vom schmerzlosen Schlaf in die Realität.

Die Elektroden übermittelten die Hirnströme an den Rechner, der mit Eintritt in die Wachphase automatisch die Heilflüssigkeit abließ und dann die Atemmaske entfernte.

Auf diese Weise konnte der Drinliegende frisch geruht und eigenständig atmend dem Medi-Tank entsteigen, bereit für neue Schandtaten.

Genau dasselbe passierte in diesem Moment im königlichen Krankenzimmer, als Vegeta erwachte.

Nappa war der einzige Zeuge.

Er und Radditz hatten abwechselnd Wache auf dem einzigen Sofa im Zimmer geschoben: ein Auge zum Verletzen, ein Auge zur Tür; stets aufmerksam wie es sich für gute Leibwächter gehörte.

Da dies nicht das erste Mal war, dass Vegeta aus einem Medi-Tank entstieg, hatten sie, um seine Laune zu bessern, den Raum nach seinen Vorlieben hergerichtet.

Vor dem Tank stand ein Tisch, wo frische Kleidung und ein sauberer Panzer zum Anziehen bereitstanden, sowie eine Flasche Wasser und ein neuer Scouter mit rotem Glas. Das Licht war gedimmt, das Zimmer verdunkelt, still und abgeschirmt vom Rest der Welt.

Wachen waren damit beauftragt, niemanden auf die Etage zu lassen, wo des Königs Zimmer lag.

Wenn Vegeta erwachte, bevorzugte er eine solche Umgebung, da seine Sinne in diesem Moment etwas überempfindlich waren. Ohne diese Vorbereitung würde er gereizter aus dem Medi-Tank entsteigen, als es den Anwesenden lieb war.

Nappa sah dabei zu, wie Vegeta, ungeniert seiner Nacktheit, sich zuerst anzog und zwischendurch vom Wasser trank. Der Raum war gefüllt von einer gereizten Stille, die Nappa nicht stören wollte.

Erst wenn jener das Wort an ihn richten würde, bekäme er die Erlaubnis zu sprechen.

Nappa blieb daher still und drückte nur kurz auf seinem Scouter, um Radditz zu signalisieren, dass Vegeta wach war. Der Jüngere ruhte sich momentan im benachbarten Zimmer aus.

Nappa hoffte daher, dass er in wenigen Sekunden ankam, denn er wollte nicht allein mit seinem König sein: der hatte eindeutig keine gute Laune.

Vegeta schloss das Anziehen mit dem Überziehen seiner Handschuhe und dem Aufsetzen des Scouters ab und konzentrierte sich auf den Anwesenden.

„Ich will Kakarott sehen!“ zischte er. „Sofort!“

Nappa schluckte hart und zögerte. Kein guter Anfang, um Vegetas Laune zu heben.

Er selbst hatte keine Ahnung, wo dieser Kakarott gerade lag. Kein Arzt wusste es und Radditz schwieg.

„Äh, wir sollten auf Radditz warten. Er kann dir mehr dazu sagen“ flötete er und versuchte damit, die lästige Aufgabe an seinen Kameraden weiterzureichen.

Vegetas Augen verengten sich verärgert angesichts dieser Verzögerung.

„Nappa, wenn du mich nicht augenblicklich hinführst…“drohte er, bevor er von der sich öffnenden Tür und den reinstürmenden Radditz unterbrochen wurde.

Nappa atmete erleichtert auf. Das war knapp gewesen. Mit Radditz im Raum fühlte er sich sicherer.

„Radditz, wo ist dein Bruder?“ herrschte Vegeta sofort den Neuankömmling an. „Zerr ihn aus den Tank und schlepp ihn hierher! Wenn ich mit ihm fertig bin, kannst du den Rest, den ich übriglasse, wieder in den Tank zurückwerfen.“

Anstatt Antwort zu geben, schaute Radditz dagegen fragend zu Nappa.

„Hast du mit ihm schon das Wichtigste geklärt?“ fragte er.

Nappa seufzte. „Er ist gerade mal seit zehn Sekunden wach und denkt zuerst an seine Rache.“

„Seine verletzten Gefühle können warten. Wir müssen zuerst über unsere Lage sprechen“ brummte Radditz.

„Wie war das?!“ zischte Vegeta, der nicht fassen konnte, wie man ihn gerade ignorierte. Schon pochte die erste Vene auf seiner Stirn drohend auf.

Radditz konzentrierte sich endlich auf ihn, sein Blick seltsam gefasst und ernst, ohne Furcht vor seinem Herrscher.

„Unsere Armee ist am Arsch. Wir sollten uns zuerst damit befassen“ sagte er kühl. „Oder erinnerst du dich nicht mehr, was Bulma über die Angriffe erzählt hat? Ganze Einheiten sind vernichtet, mehrere verbündete Planeten gefallen. Das Krankenhaus ist voll mit Verletzten und das sind noch die Glücklichen, welche es hierhergeschafft haben.“

Vegeta erstarrte. Durch Radditz Erwähnung kam die Erinnerung wieder hoch.

„Wie groß sind die Verluste?“ fragte er, die Stimme ruhiger und gefasster.

„Die Hälfte ist gefallen“ erhielt er die sofortige Antwort „und die andere Hälfte ist wie gesagt im Moment nutzlos, da sie erst behandelt werden muss.“

Vegeta riss erschüttert die Augen auf. Dann ballte er die Faust und ließ sie auf den Tisch hauen, woraufhin dieser zerbrach. Doch das war nicht genug.

In einem Wutanfall, mit gebrüllten Flüchen, zerschmetterte er den Stuhl, das Bett und, nachdem Nappa eilig aufgestanden war, auch das Sofa.

Erst als alle Möbel, mit Ausnahme des Medi-Tanks, in Trümmern auf den Boden lagen, beruhigte sich der König langsam. Jedenfalls hörte er auf zu brüllen, sondern stand nur mit geballten Fäusten schweratmend im Raum und sah sich nach neuen Opfern um.

„Bist du fertig?“ fragte Radditz unbeeindruckt:

Nappa keuchte entsetzt auf. Er hatte sich aus Vorsicht an die weit entfernteste Wand gedrückt. Der ältere Saiyajin verstand nicht, wieso der Jüngere so unbeeindruckt, fast frech, zu Vegeta war.

Normalerweise gingen sie immer auf Zehenspitzen, wenn ihr Anführer so eine miese Laune hatte.

Aber Radditz sah dafür heute keinen Grund. Ihn kotzte die Gesamtsituation so dermaßen an, dass er keine Lust hatte, auf Vegetas Stolz Rücksicht zu nehmen.

Seit zwei Tagen herrschte Unruhe und Verwirrung in der Hauptstadt, ständig riefen die Verbündeten an, wollten wissen, was zu tun war…aber das Einzige, was Vegeta beim Aufwachen interessierte, war seine Rache?!

Kakarott war aber nicht sein Problem, sondern Freezer: der sich nähernde Feind, mit einem Powerlevel von einer halben Million, was Vegeta bislang verschwiegen hatte.

Und nun saßen sie in der Scheiße: die Prioritäten mussten neu gestellt werden.

Was Vegeta gerade brauchte, waren keine besänftigenden Worte, sondern die kalte Wahrheit. Radditz, durch die letzten Erlebnisse geistig gereifter und mutiger geworden, sah sich als einziger dafür zuständig, da Nappa lieber kuschte und Verantwortung mied.

Bulma und Kakarott verließen sich darauf, dass er die Heimatfront beschützte, bis sie wieder zurückkehrten. Für seine Geschwister, seine Familie, seine toten Kameraden und seinen immer noch im Tank liegenden Vater…Radditz hatte sich geschworen, dass er sie nicht enttäuschen würde. Er würde alles in seiner Macht Stehende tun, damit Vegeta-Sei durchhielt.

Das bedeutete auch, den König auf den rechten Pfad zu führen.

In diesen Moment hatte er keine Angst vor Vegeta.

Diese vorwurfsvollen, unbeeindruckten Augen waren es, welche Vegeta zur Besinnung brachten. Es waren keine weiteren Worte mehr nötig, um ihn wegen seiner Verantwortungslosigkeit und seinem Schweigen über Freezer zu schelten.

Wut, die ihn wie eine lodernde Flamme fest im Griff gehalten hatte, wurde der Sauerstoff entzogen.

„Erzählt mir alles, was passiert ist, während ich abgelenkt war“ forderte Vegeta ihn leise auf.
 

Sie informierten Vegeta über das Geschehen während seines Tatakais gegen Kakarott und wie sie während seiner Bewusstlosigkeit die Sache gehändelt hatten.

Er hörte mit verschränkten Armen stehend zu, da er jegliche Sitzmöbel in seinen Anfall vernichtet hatte. Seine eisige Miene verdüsterte sich bei jedem weiteren, grausamen Detail.

Die Lage sah nicht gut aus.

Trotzdem tobte und schrie er nicht mehr wie ein bockiges Kind. Nur seine Aura zeigte den Anwesenden, wie es innerlich in ihm brannte. Sie vergiftete den engen Raum.

Radditz und Nappa schwitzen, obwohl es nicht heiß war. Schwächere Saiyajins würden angesichts des herrschenden Drucks gelähmt zu Boden fallen.

„Ich muss sofort in den Palast und eine Konferenzschaltung einräumen“ murmelte Vegeta, kaum, dass Nappa ihm die genauen Verlustzahlen genannt hatte. Doch bevor er zur Tür gehen konnte, stellte sich Radditz ihm in den Weg.

„Bevor du das tust, gibt es noch etwas Dringendes zu sagen“ hielt Radditz ihn auf.

Er warf einen schnellen, entschuldigenden Blick Nappa zu, den er bislang nichts erzählt hatte.

Erstens hatte er verhindern wollen, dass Nappa einen Wutanfall bekäme, der ihn zu einer unbedachten Aktion leitete und zweitens wollte er nichts über die Mission seiner Geschwister verraten. Auf diese Weise hatte er Bulma und Kakarott einen Vorsprung sichern können

Das, was er jetzt erklären müsste, wäre für beide Saiyajins eine neue, unglaubliche Information.
 

Radditz überreichte Vegeta den Scouter von Bardock.

„Hierauf befindet sich eine Aufnahme, wie mein Vater gegen den Feind kämpft. Bulma und ich haben es analysiert“ erzählte er dabei. „Uns sind Dinge aufgefallen, von denen wir denken…also, wir glauben…dass Aurum ein Verräter ist. Dieser umfassende Angriff auf alle Stationen hätte man nicht ohne Insider-Wissen durchführen können. Und die Insider sind vermutlich die Aurumaner“ fuhr er zögerlich fort.

Nappa und Vegeta sahen ihn kurz großäugig an, um in Sekundenschnelle die Lage zu begreifen.

Vegeta schlug sich im Geiste gegen den Kopf, da vieles nun plötzlich einen Sinn machte.

Ständig dieses Gefühl, sinnlos dem Feind zu jagen, der ihm stets entkam…natürlich, schließlich war jener über Vegetas Routen informiert worden.

Nappa sah es ähnlich. Ohne zu zögern, glaubte er Radditz Worte. Er fluchte laut auf und schlug zornig gegen die Wand, so dass dicke, bröckelnde Löcher darin entstanden.

„Diese Verräter!“ rief er wutentbrannt aus und knirschte mit den Zähnen.

„Ist diese Aufnahme ein gültiger Beweis?“ fragte Vegeta heiser und hielt den Scouter hoch.

Radditz schüttelte den Kopf. „Aber, wenn du dir es ansieht und dabei auf den runden, pinken Kerl achtest, derjenige, der meinen Vater fast getötet hat, fallen dir diese Andeutungen auf. Seine Worte…es schimmert durch, als würde er von einem Spion reden. Von einem Volk, dass sich bereits ergeben hat. Tja, und angesichts dessen, wessen Sicherheitssysteme ZUFÄLLIG nicht funktioniert haben, kam uns daher nur einer in den Sinn…“

„Die geldgierigen Mistsäcke“ beendete Nappa den Satz. „Oh, dafür werden sie büßen. Endlich werden wir Aurum erobern. Ich werde ihre Städte mit einem Fingerschnippen zerstören. Nein, warte, das ist zu schnell. Ich werde mir Zeit lassen…genau, ich werde ihre Armee Stück für Stück auseinander nehmen…alles in Brand setzen…“ machte er bereits Rachepläne. Unheilvoll grinste er.

Auch Vegeta dachte sofort an Rache, jedoch…

„Keine Beweise“ murmelte er. „Damit wird es schwierig, sie anzuklagen…Und wir sind auf deren Ausrüstung angewiesen.“

„Tja, nicht unbedingt“ widersprach Radditz. „Hier gibt es eine Lösung. Erinnerst du dich, wie Kakarott seine Kraft unterdrückt und so die Scouter überlistet hat?“

Vegeta sah ihn bei der Erwähnung seines neuen Erzfeindes zwar angewidert an, aber er nickte und verstand sofort, was Radditz sagen wollte.

„Eine Technik, mit der die Daten über unsere Kampfstärke unbrauchbar werden. Interessant“ lobte er Radditz Idee.

„Ja, und die Technik geht sogar so weit, dass wir die Energien unserer Gegner erspüren können. Damit brauchen wir keine Scouter mehr, der uns die Positionen unserer Gegner zeigt“ fuhr Radditz mit hinterlistigem Grinsen fort. „Zwar verlieren wir damit ein Kommunikationsmittel, aber wir wissen nicht, ob sie unseren Funk abhören. So gesehen, ist es vorteilhafter, auf diese zu verzichten.“

„Oh, ich bin mir sicher, dass sie unsere Nachrichten abhören. Es wäre dumm, dies nicht zu tun“ stimmte Vegeta ihm zu. Auch er fing an, unheilvoll zu grinsen. „Aber, wenn sie nicht ahnen, dass wir ihnen auf die Schliche gekommen sind, können wir das zu unserem Vorteil nutzen. Wir werden sie mit Falschnachrichten in die Irre locken.“

Nappa wurde von der Heimtücke seiner Kameraden angesteckt und grinste ebenso böse.

„Ich rieche den süßen Geruch der Rache“ wisperte er. „Aurum soll leiden für das, was sie unseren Kameraden angetan haben. Viel zu lang haben sie mit uns gespielt.“

Vegeta stimmte ihm da zu. „Du hast Recht! Es wird Zeit, dass sie auf ihren Platz verwiesen werden. Und diese Technik ist tatsächlich hilfreich, um damit einen neuen Schlachtplan zu erstellen. Endlich eine gute Nachricht. Etwas, was wir zum Gegenangriff nutzen können.“

„Ja, aber bevor das passiert, haben wir noch das Problem mit der feindlichen Streitmacht und ihrem Anführer, die gerade hierher auf den Weg sind“ erinnerte Radditz die beiden, woraufhin sie sofort aufhörten, siegessicher zu grinsen.

Es war fraglich, ob sie noch die Zeit hatten, Aurum zu vernichten, bevor Freezer zuerst auf die Saiyajins traf.

„Verdammt, angesichts dessen ist es vielleicht nicht schlecht, dass wir einen neuen starken Krieger an unsere Seite haben“ brummte Nappa. „Kakarott ist sicherlich hilfreich, wenn wir…uff“ Er kam nicht dazu weiterzusprechen, weil Vegeta ihm einen Ellbogenschlag in den Bauch verpasste, bei dem ihm die Luft wegblieb.

„Wag es ja nicht, den Clown in meiner Anwesenheit zu loben“ zischte Vegeta. „Sobald Freezer besiegt ist, stelle ich meine Ehre wieder her und schmeiß ihn zu Boden. Also Radditz, wo liegt der Kerl? Ich werde einen Schlachtplan ausarbeiten, bei dem er die Ehre hat, dran teilnehmen zu dürfen“ fragte er mit Blick auf den Langhaarigen.

Nun verging Radditz das Lächeln, denn jetzt musste er Vegeta die RICHTIG Schlimmen Neuigkeiten überbringen.

„Äh, hähä, was das angeht…“ fing er zögerlich an, um dann im eiligen Tempo, ohne Pause zu machen, sprudelnd die Abwesenheit seiner Geschwister zu erklären.
 

Kaum hatte er geendet, hielt Radditz sich schützend die Arme vor dem Gesicht, die Augen geschlossen. Er wartete auf die Explosion, die sich aber überraschend viel Zeit ließ.

Nappa hatte sich in die Ecke verzogen und hielt sich das letzte Sofakissen, welches Vegetas Tobsuchtsanfall vorhin entgangen war, schützend vors Gesicht.

Vegetas Augen waren dermaßen geweitet, dass seine Augenbrauen beinahe seinen Haaransatz berührten. Schockiert starrte er den Überbringer der üblen Nachricht an.

Ansonsten war er still…zu still. Die Luft war angehalten, aber sie kam nicht heraus.

Dann ließ Vegeta seinen Atem in einen langen Zug zischend entweichen.

„Sie sind weg…auf geheimer Mission“ wiederholte er langsam Radditz’s Worte.

Ächzend nickte Radditz. „Es war ein Befehl der Königin. Ich konnte nichts machen“ entschuldigte er sich auf die Weise, welche Bulma ihn aufgetragen hatte.

„Weil dein Vater einen wirren Traum hatte…“ wiederholte Vegeta erneut.

„Das ist meine Theorie, aber Bulma denkt, da steckt mehr dahinter“ wandte Radditz ein.

Vegeta blieb immer noch bemerkenswert ruhig. Er rieb sich nur die Nasenwurzel, was ein Hinweis war, dass er scharf nachdachte…oder dass er Kopfschmerzen bekam.

Radditz nahm daher die Arme runter und wartete ab, ebenso wie Nappa, der sich hinter dem Kissen hervortraute.
 

Vegeta steckte in der Zwickmühle.

Vor wenigen Minuten hatte er sich wegen seiner Niederlage gegen Kakarott so kindisch verhalten, nur auf persönliche Rache aus, dass er seine Pflichten gegenüber seinem Volk vergessen hatte.

Zwar hatten Radditz und Nappa ihn deswegen nicht laut kritisiert, aber ihre Unzufriedenheit war ihnen anzumerken gewesen.

Zu Recht, er war ihr König. Alles fiel mit ihm.

Wo war seine Selbstbeherrschung?

Aber kein Mann konnte sein Wesen innerhalb von Stunden ändern... so gesehen verhielt er sich erstaunlich ruhig, auch wenn es ihn an die Grenzen seiner Selbstbeherrschung brachte.

Eigentlich wollte er am liebsten den ganzen Raum zusammen schreien, aber stattdessen musste er seinen Frust herunterschlucken.

Er versuchte, das Positive zu sehen, um sich vom Schlechten abzulenken.

Es bestand die Gefahr, dass in naher Zukunft sein Planet angegriffen wurde. Da war es vorteilhaft, wenn Bulma sich nicht hier befand, sondern weit weg, an einen unbekannten Ort und damit in Sicherheit.

Zweitens wusste kaum einer davon, dass Kakarott ein mächtiger, sogar dem König ebenbürtiger Krieger war, da die Scouter während ihres Kampfes kaputtgegangen waren. So war es nicht möglich gewesen, Kakarotts Powerlevel registrieren.

Vegeta hatte damit ein neues Ass in seinem Blatt, mit dem niemand rechnete, auch wenn er gerade nicht zur Verfügung stand.

Broly, der andere starke, unbekannte Saiyajin, würde aufgrund der Entfernung nicht in den nächsten vier Wochen hier ankommen. So gesehen, war Kakarott ein guter Ersatz.

Drittens gab es die Technik, die Radditz „Energie-Lesen“ nannte, die einen Taktikwechsel möglich machte.

Viertens, sie wussten nun über den Verräter Bescheid und konnten Maßnahmen ergreifen.

Fünftens, dank seinen auskurierten Verletzungen, hatte Vegeta einen ordentlichen Powerschub erhalten, den er ganz gut brauchen konnte.

Aber egal wie sehr Vegeta auch versuchte, rational zu denken…seine Emotionen kochten über.

Was fiel Bulma ein, einfach ihren Planeten zu verlassen?

IHN zu verlassen?

Hatte sie ihn verlassen? War sie enttäuscht von ihm?

Aber sie hatte anscheinend als Königin gehandelt, jedenfalls hatte sie es so Radditz gesagt.

Und wieso behandeltet Nappa und Radditz diesen Idioten Kakarott, als wäre er der Retter der Saiyajins, nur, weil der ein paar gute Treffer gegen Vegeta hatte landen können?

Letztendlich hatte Vegeta gewonnen, oder etwa nicht?!

//Der Kerl ist noch nicht vom Haken// schwor sich Vegeta. //Aber zuerst kommt Freezer und dann Aurum.//
 

„Also gut“ begann er, nachdem er sich besinnend mit seinen Händen übers Gesicht gefahren war.

„Wie lange sind sie schon fort?“

„Äh, seitdem du im Tank gelandet bist, also an die zwei Tage. Den Vorsprung holst du nicht mehr ein“ erklärte Radditz, ihn immer noch misstrauisch anstarrend, weil er so ruhig blieb.

„Und sie wollen wiederkommen, wenn sich ihre Mission als Blödsinn herausstellt?“

„Ja, im Eiltempo. Erst dann werden sie auch Funkkontakt mit uns aufnehmen.“

„So sei es“ murmelte Vegeta ergebend.

Selbst wenn er es wollte, so könnte er sie nicht zurückholen.

In dieser Situation war es wohl das Beste.

„Dann lasst uns auf unsere Schlacht konzentrieren“ forderte er seine Kameraden auf, ein rauffreudiges Glühen in den Augen.

Er blickte befehlend zu Radditz.

„Dieses Energie-Lesen muss allen Kriegern beigebracht werden. Diejenigen, die es zuerst lernen, helfen dir, es den anderen beizubringen.“

Radditz nickte. So was Ähnliches hatte er sah schon gedacht.

Gut, dass Gine und Chi-Chi seit gestern schon damit beschäftigt waren, diese Technik weiter zu geben.

„Der Funk-Verkehr über Scouter wird eingeschränkt. Wir müssen unsere Befehle neu codieren. Niemand darf außerdem erfahren, dass Aurum uns verraten hat. Wenn das die Soldaten erfahren, werden sie nach Blutrache schreien. Die Konzentration gilt aber zuerst Freezer“ war Vegetas zweiter Befehl.

„Hm, aber was ist mit Freezers Stärke? Sollen wir die Info wirklich darüber weitergeben? Wird das nicht zur Panik führen?“ fragte Nappa unbehaglich.

Vegeta lachte abfällig aus. „Mittlerweile ist es kein Geheimnis mehr. Dafür haben zu viele gegen seine Leute gekämpft. Die Gerüchteküche wird nur schlimmer, je länger wir die Dummen spielen. Nein, das Volk muss wissen, was sie erwartet. Jene, die dann zu feige sind, zu kämpfen, brauchen wir nicht in der Armee. Sie wären dann nur eine Last. Aber ganz kommen sie eh nicht weg. Die Feiglinge sollen zum Heimatschutz und wenigstens Vegeta-Sei verteidigen“ plante er.

Radditz nickte erneut, Nappa dagegen sah unsicher aus.

Wenn Vegeta schon keine Chance gegen diesen Typen hatte, wie sollte ein alter Mittelklasse-Krieger wie er…vielleicht sollte er auch in den Heimatschutz?

„Nappa, zögerst du etwa?“ höhnte Vegeta. „Willst du nur gegen leichte Gegner kämpfen, wo du dir deines Sieges gewiss bist? Mach dir keine Sorge, Freezer gehört mir! Du wirst garantiert nicht gegen ihn kämpfen müssen.“

Sofort hellte sich Nappas Miene auf, nur um dann schmallippig angesichts der indirekten Beleidigung zu behaupten „Hey, etwas Bedenken hilft einfach, um nicht zu jung zu sterben. Ein Mann wird doch wohl noch vorsichtig in der Auswahl seiner Gegner sein dürfen. Jeder muss selbst sehen, was er sich zutraut und was er schaffen kann. Ich bin halt bescheiden…“machte er Ausflüchte.

Radditz prustete laut auf. „Du und bescheiden? Na klar, du bist ein Musterbeispiel für Demut!“

Vegetas hämisches Grinsen wurde ein Stück länger. Er legte den Kopf schief, um in trügerischer Besorgtheit sarkastisch zu fragen: „Wenn du dir solche Fragen stellst, wird es vielleicht Zeit für einen Jobwechsel. Anstatt stolzer Saiyajin-Krieger wirst du...ich weiß nicht…Primaballerina? Ich besorg dir ein rosa Tütü als Abschiedsgeschenk.“

Radditz lachte laut auf, um dann danach das Gesicht angeekelt zusammenziehen. „Scheiße, was für eine Vorstellung. Ich will mir das Gehirn sauber schrubben.“

Nappa dagegen wurde, wie von Vegeta geplant, hochrot und beleidigt.

„ICH BIN EIN STOLZER KRIEGER!“ rief er aus „ICH FÜRCHTE NICHTS!“

Die Wut und der verletzte Stolz verdrängten jede Angst. Schon brannte Nappa darauf, sich in der Schlacht zu beweisen.

„Na, das will ich sehen, von euch beiden“ höhnte Vegeta und sah seinen beiden ältesten Kampgefährten stichelnd an, um ihr inneres Feuer weiter zu entfachen „Sonst dürft ihr als tanzendes Duo auftreten.“

Während Nappa mit den Zähnen knirschte, konterte Radditz, der solchen Sticheleien von seiner Familie gewohnt war, mit gleichem Sarkasmus.

„Erstens, steht mir Rosa überhaupt nicht“ bemerkte er naserümpfend. „Zweitens, ist es verdammt schwer, Primaballerina zu werden. Das kann nicht jeder. Also ist es gewissermaßen ein Kompliment, wenn du denkst, wir hätten das Zeug dazu. Drittens, ich schaffe es schon seit Jahren, trotz übermächtiger Gegner, stets am Leben zu bleiben. Ich bin nicht wie Nappa, der sich nur auf seinen Bizeps verlässt. Oder wie du, der sich kaum anstrengen musste, um seine Feinde zu besiegen. Also wenn hier einer die besten Überlebenschancen hat, dann bin ich das. Vielleicht solltest du dir das mit dem Tütü überlegen?“ fragte er Vegeta und gab ihm den Spott zurück. „Ob du das trägst oder ein Cape, macht doch keinen Unterschied: letztendlich geht es dir doch eh um Aufmerksamkeit“ Radditz grinste gehässig.

Vegeta schmunzelte, ungeachtet der Beleidigung. Wenn er so etwas nicht aushalten konnte, hätte er keine Chance, gegen Typen wie Freezer ruhig zu bleiben.

Außerdem mochte er es, dass Radditz familiär klingender Spott sich ähnlich anhörte wie Bulmas spitze Zunge.

„Na, dann…beweist es mir“ schnurrte er und grinste selbstgefällig seine Kameraden an. „Beweist mir, dass ihr tatsächlich so glorreiche Krieger seid. Es ist einfach, sich gegen Schwächlinge zu duellieren. Aber nur die Tapfersten, Besten, Mutigsten kämpfen gegen jemanden, von dem es heißt, er sei „Unbesiegbar“. Wir werden ihnen beweisen, dass Freezer sterblich ist“ hielt er eine motivierende Ansprache. „Das sind die Saiyajins, die wir jetzt brauchen!“

Wie geplant, grinsten Radditz und Nappa vorfreudig zurück.

Sie waren halt Saiyajins.

Je mehr man sie herausforderte, desto interessierter wurden sie.

Vegeta wusste, wie er seine beiden ältesten Kampfgefährten manipulieren und motivieren konnte.

„Dann lasst uns anfangen. Ich bringe euch zuerst das Unterdrücken eures Powerlevels bei“ fing Radditz an, doch Vegeta hielt ihn mit einer Handbewegung auf.

„Brauch ich nicht. Ich fliege zum Palast und kümmere mich um den Schlachtplan“

„Was, aber Vegeta, du hast doch gerade gesagt…“ stammelte der Langhaarige verwirrt, doch Vegeta stoppte ihn mit kaltem Blick.

„Für wen hältst du mich? Ich habe Kakarott direkt vom Nahem beobachtet, wie er diese Technik eingesetzt hat. Denkst du wirklich, ich kapier so einen einfachen Trick nicht? Hah, ich habe es längst drauf“ erklärte er mit stolzem, hochmütigem Lächeln. „Der ganze Raum wäre doch längst zerstört, wenn ich es nicht geschafft hätte, meine Kraft zu kontrollieren.“

Als Beweis fuhr er kurz seine wahre Kraft aus: seine Aura wurde deutlich sichtbar als weißer Lichtschein um seinen Körper. Angesichts der steigenden Energie flackerte das Licht, der Medi-Tank rumpelte alarmiert und die Luft wurde so drückend, dass Radditz und Nappa auf die Knie fielen.

Es war nicht vergleichbar mit der Aura, die vor wenigen Minuten noch den Raum beherrscht, aber erträglich gewesen war.

Sofort hörte Vegeta mit seiner Vorstellung auf, der Beweis war erbracht worden. Sein Powerlevel sank, seine Aura verschwand. Die Luft kühlte ab und Vegeta fühlte sich an wie…Radditz und Nappa würden es mit einem verletzten Saiyajin vergleichen. Vegeta wirkte harmloser, aber das war, wie sie nun wussten, eine Täuschung.

Ihr König grinste sie zum Abschied überheblich an, bevor er den Raum mit der Bemerkung verließ „Beeilt euch mit euren Lektionen. Heute Abend treffen wir uns bei mir in meinem Büro zur weiteren Besprechung.“

Verblüfft starrte Radditz ihm hinterher, bis Nappa ihm auf die Schulter klopfte.

„Ja, das ist unser König. Er weiß, wie er uns überrascht“ lachte er. „Also, steh nicht dumm rum. Zeig mir, was ich tun muss.“
 

Vegeta flog unbemerkt die geringe Distanz vom Krankenhaus zum Palastturm, wo sich seine Gemächer befanden.

Bevor er in den Kommandoraum ging und sich mit seinen verbliebenen Generälen sowie den Vertretern der Allianz beriet, brauchte er einen Moment zur Besinnung.

Immer noch kochte es in ihm. Er war wütend, gekränkt und besorgt. Er wollte schreien und zerstören, doch stattdessen musste er seinen inneren Tumult zähmen, bis zum geeigneten Moment, wo er seine Wut wie einen Feuersturm entfesseln würde.

Erst als er in seinen leeren, sicheren Gemächern ankam, fühlte er sich besser.

Hier war niemand, der ihn beobachte.

Er stürmte auf einen Schrank zu, der die Whiskey-Sammlung seines Vaters beherbergte. Davon nahm er sich eine Flasche, aus der er direkt einen Zug nahm. Das torfige Gesöff brannte sich seinen Weg von der Kehle bis in den leeren Magen, der sich daraufhin mit einem Grummeln beschwerte.

Vegeta drückte auf seinen Scouter und befahl der Palastküche, ihm ein stärkendes Mahl zuzubereiten. Bis es ankam, würde er die Zeit mit der Flasche Alkohol im Empfangsraum verbringen und die Nachrichten auf seinem Scouter durchschauen.

Er loggte sich in die Cloud mit Hilfe seines Passworts an, woraufhin der Scouter die entgangenen Nachrichten aktualisierte.

Er sortierte sie nach Dringlichkeit, woraufhin an zweiter Stelle die Nachrichten von Aurelius aufmerksamkeitsheischend blinkten.

Abfällig schluckte Vegeta einen weiteren Zug vom starken Alkohol.

Wenn sie Recht hatten mit der Theorie, dass Aurum ein Verräter war, dann würde sich ein Hinweis in Aurelius Nachrichten finden.

Vermutlich hatte der alte Mann vor, ihn zu seinen Gunsten zu manipulieren.

Vegeta konnte es kaum erwarten, dessen Nachrichten mit dem Verdacht im Hintergrund anzuhören und zu analysieren.

Wenn er Glück hatte, befand sich sogar ein Beweis für den Verrat darauf. Irgendeine Info, die Aurelius nur haben könnte, wenn er sie durch Freezer erfahren hatte.

„Du Mistkerl wirst bluten“ schwor er sich leise. Sobald Freezer erledigt war, würde er Aurum vernichten.

Doch bevor er sich Aurelius Nachrichten annahm, schaute er auf die Nachricht an erster Stelle, diejenige, die nach seiner höchsten Priorität sortiert worden war.

Sie stammte von Bulma.

Vegeta zögerte, sie sich anzuhören.

Was, wenn Bulma enttäuscht von ihm wäre?

Schließlich hatte er ernsthaft vorgehabt, ihren Bruder zu töten und sie zu zwingen…Vegeta kniff verschämt die Augen zusammen.

Er konnte kaum glauben, was er vorgehabt hatte, ihr anzutun.

Was, wenn es ihre Abschiedsworte wären, für immer?

Schließlich hatte Vegeta gerade so viel zu tun, dass er sich jetzt unmöglich auf ihre Suche machen konnte. Er konnte auch keinen Untergebenen schicken.

Aber ihre Familie befand sich auf Vegeta-Sei, die würde sie niemals zurücklassen.

Er trank sich Mut an und drückte auf ihre Aufnahme.
 

„Hi, Vegeta, wenn du das hier hörst, heißt das, du bist endlich aufgewacht“ hörte er ihre zögerliche, leise Stimme.

„Du wirst vermutlich schon erfahren haben, dass ich mich nicht mehr auf Vegeta-Sei befinde. Ich hoffe für dich, dass du Radditz am Leben gelassen hast. Ich habe meinen Bruder keine Wahl gelassen. Du kannst also gerne auf mich sauer sein. Zusammen mit all den anderen Dingen, die ich deiner Meinung nach falsch gemacht habe.“

Sie machte eine Sekunde Pause, in die sich Vegeta an den letzten Streit erinnerte.

Er hatte sie beleidigt, ihre Intelligenz angezweifelt und wollte sich über ihren Willen hinwegsetzen.

Wie sie ihn damals angesehen hatte…tränenüberströmt, verängstigt…Erneut trank er einen Schluck, um die Scham zu bekämpfen.

„Ich weiß, dass die Lage gefährlich ist“ hörte er Bulmas Stimme „aber ich weigere mich, mich zu verstecken. Es gibt etwas, wozu nur ich in der Lage bin. Es ist fraglich, ob es für einen Sieg reicht, aber wir können momentan nicht wählerisch sein. Jede Chance muss genutzt werden. Wenn wir uns wiedersehen, hoffe ich, dass du…dass ich wieder den Mann sehe, in den ich mich verliebt habe. Bis dahin musst du durchhalten. Bleib am Leben, bis ich wiederkomme.“

Ihre Stimme zitterte, bevor sie abbrach.

Einige Sekunden Stille vergingen, doch die Aufnahme war noch nicht beendet: Vegeta brach sie darum noch nicht ab, sondern hörte konzentriert zu, was noch kommen würde.

„Ich bin furchtbar sauer auf dich“ hörte er schließlich ihre leise Stimme. „Aber ich wäre noch viel wütender, wenn es dich nicht mehr gäbe. Darum, Vegeta…was immer auf uns zukommt…wir können es schaffen, wenn wir zusammenhalten. Wenn wir gemeinsam kämpfen, okay?!“

Etwas Flehendes war in dieser Frage verborgen. Vegeta erkannte, dass dies seine letzte Chance war, die sie ihm gab.

Es bedeutete auch, dass sie ihn noch nicht abgeschrieben hatte.

Eilig rieb er sich über die Augen, die sich unangenehm feucht anfühlten.

„Okay“ murmelte er heiser, obwohl sie ihn nicht hören konnte. Aber es war auch mehr an sich selbst gerichtet.

„Ich nehme keinen Scouter mit. Bis wir uns wiedersehen, wirst du mich nicht kontaktieren können. Du wirst mir vertrauen müssen, Vegeta.“

„Okay“ wiederholte erneut. Es war unsinnig, aber e fühlte sich für ihn an, als würde sie direkt mit ihm spreche. Als wäre Bulma nur ein paar Häuser entfernt und nicht in einem unbekannten Ort, wo er sie nicht beschützen konnte.

Aber Kakarott war bei ihr…er musste also diesem Clown vertrauen.

Vegeta schnaubte. Wenn er ehrlich zu sich war, war ihr Bruder sogar die bessere Wahl, um sie zu schützen. Jener hatte in letzter Zeit eine bessere Vorstellung geliefert als Vegeta.

Er wartete auf weitere Worte, aber damit endete die Aufnahme. Er drückte auf Wiederholung und hörte sie sich erneut an und dann nochmal.

Nach dem dritten Mal fühlte er sich etwas besser. Er hatte außerdem erkannt, das Bulmas Worte stets etwas wage gewesen waren.

Sie hatte nichts über ihr Ziel gesagt: weder, wo sie hinwollte, noch was sie plante.

Anscheinend hatte sie denselben Verdacht wie er: dass der Funkverkehr über Scouter nicht abhörsicher war.

Das brachte ihn zu seinem nächsten Problem.

„Tja, dann hören wir uns mal an, was die falsche Schlange will“ murmelte Vegeta, aber bevor er Aurelius Nachrichten anhörte, öffnete sich die Tür und Diener rollten Speise-Wagen mit dampfenden Schüsseln herbei.

Vegeta machte daher eine Pause und konzentrierte sich auf die Nahrungsaufnahme.

Sein Körper brauchte dringend Energie.

Während er die ersten Schüsseln leerte, überlegte er, wie er seine neugewonnene Stärke durch den Nahtod sowie die neue Technik, um sie zu verbergen, effizient einsetzen konnte.

Er fühlte sich mächtig wie noch nie zuvor, aber es war noch lange nicht in der Höhe, um Freezer zu besiegen.

Trotzdem…er schien ein neues Level erreicht zu haben, wie kein Saiyajin vor ihm.

Die alte Legende kam ihm da in den Sinn: der Super-Saiyajin.

Bislang hatte er sie stets für eine Sage gehalten, aber so, wie es sich anfühlte, war Vegeta auf den Weg dahin.

Eine Evolution, die das Maß eines normalen Saiyajin übertraf.

Dies könnte seine Chance sein, Freezer doch noch eigenhändig zu besiegen.

Bei dem Gedanken musste er, trotz vollem Mund, vorfreudig lächeln.
 

Vegeta-Sei, Krankenhaus von Sadala, ein Flügel weiter, in einem privaten Krankenzimmer
 

Dunkelheit.

Stille.

Einfach nur Wundervoll.

Nach all den grellen Bildern, die keinen Sinn machten, waren diese Pausen mit simpler Schwärze eine Erleichterung für Bardock.

Er wusste, dass er nicht wach war, jedenfalls nicht richtig. Sein Geist war wach, aber in seiner fleischlichen Hülle gefangen. Er konnte sich weder rühren noch aufwachen.

Zuerst hatte er geschrien, aber niemand hörte ihn. Mittlerweile hatte er das Toben aufgegeben und ließ einfach alles auf sich zukommen.

Irgendwann würde er schon aufwachen. Lange würde es nicht mehr dauern. Er konnte sich immer besser konzentrieren, so hatte er schließlich auch erkannt, dass er nur träumte.

Er hatte es schon immer gehasst zu träumen.

Träume waren wirrer Unsinn, bei denen er sich nach dem Aufwachen fragte, was falsch mit seinem Hirn war, sich solche Fantasien auszudenken.

Wie ein Mond aus Käse oder Radditz, der auf der Bühne Cancan tanzte.

Er hatte mal geträumt, wie Kakarott, als jener noch ein Kind war, gegen merkwürdige Gestalten gekämpft hatte, wie Roboter, Mumie oder ein Kerl mit drei Augen…

Oder wie Bulma ein Outfit getragen hatte, was einfach unpassend für eine Sechzehnjährige war…eine schwarze Korsage, hochhackige Schuhe, Netzstrümpfe und aus einen unsinnigen Grund, der sich ihm nicht erklärte, Hasenohren.

Welcher Vater wollte seine Tochter SO sehen?!

Aber solche Träume waren nichts gegen das, was er sich jetzt ansehen musste. Es gab keine Linie, der er folgen konnte.

Manchmal waren es Bilder aus der Vergangenheit, die zuordnen konnte. Oft dagegen waren es Ansichten fremder Welten, von denen er nicht wusste, ob sie überhaupt existierten.

Welten, die zuerst friedlich und schön aussahen, bis plötzlich Feuer vom Himmel fiel und alles in Brand setzte. Panik brach aus, fremde Kreaturen schrien verängstigt und er war mittendrin.

Er konnte nicht weglaufen, sich nicht wehren und war gezwungen zuzuschauen, wie alle zu Asche verbrannte. Er verbrannte als letztes und dann ging der nächste Traum los, manchmal unterbrochen von einer wohltuenden Pause aus Stille und Dunkelheit.

Wie lange ging das schon so?

Tage, Monate, Jahre?

Er erinnerte sich, für einen kurzen Moment die Kontrolle über seinen Körper erhalten zu haben. Er hatte seine Familie gesehen und es noch geschafft, eine wichtige Botschaft zu übermitteln.

Er wusste nicht mehr, was genau er gesagt hatte, aber er erinnerte sich an das Gefühl der Erleichterung.

Die Botschaft war übermittelt worden.

Es musste wichtig gewesen sein…

Bevor Bardock sich aber sein Hirn darüber zerbrechen konnte, warum es so wichtig war, sah er ein kleines Licht vor sich, welches immer größer wurde und ihn blendete.

„Oh scheiße, der nächste Mist“ beschwerte er sich „Denkt euch mal zur Abwechslung was Neues aus. Etwas, was Sinn macht.“

Wuschhhh.
 

Die Umgebung veränderte sich.

Bardock sah sich um. Zuerst war er erleichtert, weil es mal gerade nicht brannte und keine Panik herrschte. An diesem Ort galt eine ruhige Ordnung und es kam ihm sogar bekannt vor.

Die eckige, hohe Form der Häuser, dazu die Wesen, die herum spazierten, Amphibienartige Kreaturen auf zwei Beinen...das war Planet Kanassa!

Dieser Ort war der Marktplatz ihrer Hauptstadt, in der Nähe des Palastes, daran konnte er sich noch erinnern. Die Abenddämmerung brach gerade ein, eine fahle Mondsichel zeigte sich am Himmel. Die Bewohner erledigten ruhig ihre Aufgaben, stoisch und fast gedankenlos, wenn man bedachte, dass seit Monaten die Gefahr einer Invasion über sie schwebte.

Alles war so gestochen scharf zu erkennen, dass er fast glaubte, er wäre wach. Fast glaubte er schon, die salzige, feuchte Luft von Kanassa zu schmecken.

„Hey Bardock, lass uns gehen!“

Bardock hörte eine Stimme hinter sich, fühlte sich angesprochen und drehte sich um.

Seine Augen weiteten sich erstaunt.

Nicht, weil er den Sprechenden erkannte, nicht weil es das erste Mal war, dass ihn jemand im Traum ansprach…nein, er sah sich selbst.

Er sah sich an einer Säule gelehnt, unter einem Dach stehend. Verblüfft starrte Bardock, wie sein Ebenbild den Sprechenden ungeduldig anschnauzte.

„Toolo, habt ihr auf eurem Planeten keine Uhr?! In der Zeit, wo ich auf dich gewartet habe, hätte ich was Besseres tun können!“

Toolo, ein typischer Bewohner von Kanassa, bullige Körperform, karpfenartige Lippen und schuppige, blaue Haut, hob beruhigend die Hände.

„Wieso zu spät, du bist doch hier? Ich wusste, dass wir uns zur vorbestimmten Zeit treffen würden“ antwortete er salbungsvoll. „Warum sich also stressen? Das ist nicht gut für dein Herz. Denk an deinen Blutdruck.“

Bardock kniff verärgert die Augen zusammen. „Vorbestimmt hieß „vor zehn Minuten“. Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst mit diesem Scheiß-Gelaber aufhören. DAS geht mir auf die Nerven. Darum solltest du dir mehr Sorgen machen als um meinen Blutdruck. Ihr und euer spiritueller Mist von wegen Schicksal und Bestimmung, an den ihr alle glaubt. Verdammt, ich kann es kaum erwarten, dass ich endlich von hier verschwinde. Ständig kommt ihr zu spät, euer Bier schmeckt scheiße, eure Gelaber über Horoskope nerven und das schlimmste…euer fades Essen! Wie man richtig würzt, wisst ihr auch nicht. Abgesehen davon, dass es hier ständig regnet. Bei der Luftfeuchtigkeit wachsen mir bald auch Kiemen und Schwimmflossen“ knirschte er.

Toolo ließ sich nicht provozieren, sondern nickte nur bedächtig.

„Wenn die Zeit gekommen ist und das Schicksal es will, wirst du schon bald…“ fing er wieder in seiner beruhigenden Stimme an.

„Wag es ja nicht“ unterbrach ihn Bardock mit blitzenden Augen, der kein weiteres Wort über Schicksal ertrug. „Sag mir lieber, warum wir uns hier treffen müssen? Das ist kein Militärstützpunkt, sondern öffentlich. Da sollte sich ein Saiyajin nicht blicken lassen, auch wenn wir derzeit Verbündete sind.“

Demonstrativ zeigte er auf Passanten, die ihn missbilligend anstarrten. Der humanoide Saiyajin fiel unter diesem Volk auf wie ein blinkendes, rotes Licht. Angesichts ihrer Vergangenheit, in der sich Saiyajins und Kanassaner bekriegt hatten, war diese Reaktion für Bardock nicht verwunderlich.

„Ich musste zuerst zum Palast“ erzählte Toolo und deutet auf das prächtige Gebäude, welches sie von ihrem Standort gut sehen konnten. „Daher wollte ich Zeit sparen, denn ich bringe dich zu einem Gebäude hier gleich in der Nähe. Wir nennen es den Kristallturm. Er ist das Wahrzeichen dieser Stadt.“

„Jetzt sag mir nicht, du hältst mich wegen einem Sightseeing-Programm von meinem Training ab? Sehe ich wie ein Touri aus?“ fragte Bardock ihn mit hochgezogener Augenbraue.

„Man hat von dort eine wundervolle Aussicht“ versuchte Toolo ihn zu überzeugen.

„Toolo, ich kann fliegen“ erinnerte Bardock trocken. Gegen diese Fähigkeit stank jeder Turm ab.

Der Fischmann seufzte. „Stell dich nicht so an. Es hat alles seinen Grund. Vertrau mir einfach.“

„Ernsthafte Frage? Du fragst einen Saiyajin nach Vertrauen? Hast du immer noch nicht begriffen, wie wir ticken?“ machte sich Bardock lustig.

„Saiyajins… schwierige, unspirituelle, kleinliche Wesen, die nur ans Essen denken“ murmelte Toolo und in seiner Stimme war Missbilligung zu hören. „Aber das Schicksal hast Großes vor und ich muss mich fügen. Ich bin nur ein Werkzeug. Und das Werkzeug soll dich zum Kristallturm bringen.“

„Seit wann bist du ein Navi? Ich dachte, du wärst General“ machte sich Bardock lustig.

„Bardock, etwas Flexibilität und Offenheit würde dir ganz gut tun“ kritisierte Toolo. „Lass dich auf etwas Neues ein und folge mir.“

„Nur wenn du mich danach zum Essen einlädst“ verhandelte Bardock. Er grinste, als Toolo genervt aufseufzte, womit er seine Niederlage in diesem verbalen Duell eingestand.

Wenn Bardock es schaffte, das der sonst so geduldige Kanassaner sein Lächeln verlor, war es stets ein köstlicher, kleiner Sieg.

Warum sollte Bardock der einzige sein, der hier litt?

Er war seit Monaten auf diesem Scheiß-Planeten, durfte seine Familie nicht sehen und ein feindlicher Angriff, der ihn ablenkte, passiert auch nicht.

Seine Laune war auf dem Tiefpunkt und das ließ er gerne an Toolo aus, einen General von Kanassa, der damit beauftragt war, Bardock zu betreuen.

„Ich sag dir was…für ein schönes Steak folge ich dir sogar auf diesen blöden Turm. Aber denk ja nicht daran, mich in ein Museum zu schleppen. Oder in einen euren Tempel. Ich schwöre, ich bekomme sonst einen Lachanfall“ sprach Bardock gespielt gönnerhaft und freute sich, wie Toolos Miene sich verdüsterte.

„Ein Saiyajin in einen Tempel? Eher geht diese Welt unter“ murmelte jener betroffen. „Oh Herrin, was verlangst du von mir“ sprach er rätselhaft zu sich selbst. Aber dann straffte er sich mit neuer Zuversicht, schließlich hatte der Saiyajin zugestimmt.

„Los, gehen wir. Je eher wir dort sind, desto eher können wir uns wieder trennen“ vertröstete er Bardock und ging voraus.

„Ich wette, du kannst es kaum erwarten“ murmelte Bardock. Er folgte ihm, nun ohne hämisches Grinsen, sondern mit seiner üblichen grimmigen Miene.
 

Bardock sah den beiden hinterher.

Er hatte dem Gespräch zugesehen wie ein unsichtbarer Außensteher, als würde er einen Film sehen. Weder sein Doppelgänger noch Toolo hatten ihn bemerkt.

Wie merkwürdig, sein eigenes Gesicht zu sehen und seine eigene Stimme zu hören.

Je mehr er aber zuhörte, desto mehr erinnerte er sich.

Dieses Gespräch, der anschließende Besuch des Turmes…Das war schon mal geschehen.

Das waren Bilder aus seiner Vergangenheit.

Toolo hatte ihn an jenen Tag dort hinbestellt und dort auf dem Turm…das war kurz vor dem Angriff auf Kanassa gewesen.

Kaum hatte sich Bardock an den Moment erinnert, als das Licht um ihn herum greller wurde und die Umgebung sich änderte.

Plötzlich befand sich Bardock in einem gläsernen, verspiegelten Raum.

Ein Stück vor sich, am Fensterrand, standen sein Doppelgänger und Toolo und sahen gemeinsam runter. Ihre Silhouetten wurden dutzendmal in den kristallartigen Säulen und Fenstern sowie dem glatten Boden des Turmes gespiegelt. Aus den riesigen Fenstern konnten sie auf die beleuchtete Stadt heruntersehen, die in der Dunkelheit geheimnisvoll glühte.

Die Mondsichel war mittlerweile höher am Himmelszelt gewandert, dessen fahles Licht den Raum beleuchtete.

„So, war‘s das?“ fragte Bardock der Jüngere unbeeindruckt. Weder die Aussicht noch sein Spiegelbild begeisterten ihn.

„Siehst du es nicht?“ fragte Toolo ihn und deutet auf einen Punkt in der Ferne.

„Was?“ Bardock kniff die Augen zusammen und beugte sich vor. „Was soll ich sehen?“
 

Der ältere, unsichtbare Bardock erinnerte sich, was dann geschah.

„Pass auf“ schrie er impulsiv, obwohl es zwecklos war, da ihn eh niemand hörte.

Das, was geschehen würde, war bereits passiert.

Bardock sah hilflos dabei zu, wie seine jüngere Version vertrauensselig runter schaute und sich unbedacht eine Blöße gab.

Der dadurch entblößte Nacken war eine offene Einladung für Toolo. Dessen rechte Hand streckte er und setzte sie unter Spannung, um blitzschnell einen gezielten Angriff auf Bardocks Nacken zu vollziehen. Seine spitzen, weißen Nägel stachen gezielt in eine bestimmte Stelle.

Beide Bardocks schrien schmerzhaft aus, der jüngere aus Schmerz sowie aus Zorn, auf Toolo und auf sich, weil er sich so einfach hatten übertölpeln lassen.

Der Ältere tat es aus Sympathie. Er rieb sich instinktiv über den Nacken, obwohl ihm selbst nichts weh tat. Aber allein diesen Angriff zu sehen, hatte ihn wieder daran erinnert: es hatte sich angefühlt wie eine Spritze, die man ihn in den Nacken trieb.

Der Schmerz hatte ihn so tief durchdrungen, dass er damals ungewollt auf die Knie gefallen war.
 

„Du verdammter Mistkerl, was soll das?!“ rief Bardock der Jüngere wutentbrannt dem Fischmann entgegen. Schwerfällig rappelte er sich vom Boden auf und ließ Toolo misstrauisch nicht aus den Augen. Angriffsbereit ballte er seine Faust und sammelt sein Ki.

„Beruhige dich, Bardock“ rief Toolo ihm zu, der sich aus Vorsicht einige Meter vom Saiyajin entfernt hatte. Der Fischmann hob friedfertig seine beiden Hände, zeigte offen seine Handfläche.

„Lass es mich erklären, bitte. Ich weiß, dass es höllisch weh tut und du mir diesen Akt nicht verzeihen kannst. Aber ich hatte keine böse Absicht“ versicherte Toolo.

„Du greifst mich hinterrücks an und sagt, es war keine böse Absicht?“ brüllte Bardock ihn an.

Toolo rieb sich seufzend über die Stirn.

„Ich dachte, so geht es schneller. Ich wollte keine Zeit mit Erklärungen verschwenden, die du eh nicht glaubst. Da dachte ich, es war besser, es zuerst hinter mich bringen und mich dann zu erklären.“

„Was hinter dich bringen? Mich umbringen? Ich dachte, wir sind Verbündete in diesen Krieg? Da ist es noch zu früh, dass wir wieder aufeinander losgehen“ fragte Bardock, der immer noch sein Ki um seine rechte Faust konzentrierte.

Würde Toolo ihm nicht schnellstens eine verdammt gute Erklärung für seinen Verrat liefern, wäre der Kanassaner gleich ein Fischstäbchen.

Toolo seufzte erneut und ging dann ein paar Schritte auf Bardock zu. Er verringerte seinen Abstand, während er immer noch die Hände defensivlos erhoben hatte. Je mehr er sich so wehrlos den Saiyajin zeigte und in seine Reichweite brachte, desto mehr zeigte er damit, dass er wirklich keine feindlichen Absichten hatte.

„Wenn ich dich hätte töten wollen, wärst du es doch schon“ gab er dem Saiyajin einen triftigen Grund, ihm zuzuhören

Es überzeugte Bardock jedenfalls dazu, sein Ki zu löschen, aber er blieb misstrauisch. Die Hände blieben immer noch als Fäuste geballt, die Knie waren leicht gebeugt und sprungbereit

„Hör zu, Bardock, ich werde dir nun das größte Geheimnis meines Volkes verraten. Dann wirst du verstehen, warum ich dich attackieren musste. Wobei es kein richtiger Angriff war. Ich habe dein Chakra gewaltsam geöffnet“ enzschuldigte Toolo seine Tat..

„Ich geb dir drei Minuten. Wenn du mich dann nicht überzeugst, bist du tot“ drohte Bardock ungeduldig.

Doch die Drohung ängstigte den Fischmann nicht. Er lächelte nur schnöde, als würde diese Drohung nur seine Vorbehalte bestätigen.

„Jeder glaubt, dass wir ein technologisch hoch entwickeltes Volk sind. Der Hauptgrund dafür ist unser eigenes, berühmtes Warnsystem“ fing Toolo an zu erklären.

Bardock nickte.

Keiner wusste, wie genau dieses Warnsystem funktionierte, da es die Einwohner nie verkauft hatten, egal zu welchem Preis. Auch Industriespione hatten keine Pläne stehlen können.

Im Gegensatz zu andere Systemen, welche sich nur auf eine Richtung spezialisiert hatten, Innen- oder Außeneinflüsse, warnte ihr System sie zuverlässig vor Gefahren jeglicher Art wie Naturereignisse, Unfälle, Brände und Invasionen.

„Tja, hier kommt die Auflösung, warum wir so eine gut geschützte Nation sind und wieso niemand weiß, wie es funktioniert. Weil es mit Technik nichts zu tun hat…wir sind einfach ein Volk mit hohen mentalen Fähigkeiten. Die besten von uns haben telekinetische Techniken entwickelt“ löste Toolo das Rätsel. „Dabei variieren die Fähigkeiten je nach Talent und Persönlichkeit. Das kann von einfacher Vorahnung, Gedankenlesen bis zur Bewegung von Gegenständen alles drin sein. Ähnlich wie bei den Saiyajins wird unser Stand daran orientiert, wie talentiert man ist. Je adeliger ein Kanassaner ist, desto besser seine Fähigkeiten. Das Königshaus beherrscht schon seit Generationen die Gabe der Vorhersage, auch genannt der Königsblick. Nur dank deren Fähigkeiten konnten wir Gefahren immer ausweichen und so als Nation gedeihen.“

Bardock kniff misstrauisch die Augen zusammen.

„Moment, also all das Gerede von eurer geheimen Technologie ist nur Quatsch?“ fragte er zum Verständnis nach.

Toolo nickte selbstgefällig. „Diese Erklärung haben wir selbst in Umlauf gebracht. Damit haben wir verhindert, dass Sklavenjäger uns entführen, um unsere Kräfte zu missbrauchen.“

Bardock lachte ungläubig auf, weil er an einen Scherz glaubte. Doch Toolos bitterernste Miene überzeugte ihm vom Gegenteil.

„Schön, als wenn das wahr ist…warum hast du dann…wie hast du es genannt…mein Chakra geöffnet?“ fragte Bardock und rieb sich über den Nacken, welcher immer noch schmerzte.

„Weil es ein Befehl der Prinzessin war.“

Toolo holte unter seinem Gewand ein Amulett hervor und öffnete es.

Er zeigte den Inhalt Bardock: es befand sich das Bild eines Kanassaners drin, allerdings hatte diese Person weiße Schuppen anstatt der üblichen bläulichen.

„Die Königsfamilie ist gut geschützt und geht nie an die Öffentlichkeit. Ihre Botschaften werden von Vertrauten ans Volk weitergegeben. Bevor wir uns trafen, befahl die Prinzessin mich zu sich. Sie hat eine sehr starke Vision über unsere Zukunft gehabt…“ Toolo zögerte kurz, bevor er weiterfuhr. In seiner Stimme war ein undefinierter Schmerz zu hören.

„Sie sah den Fall unseres Planeten voraus: Unser Volk wird komplett ausgerottet und mit uns unsere Fähigkeiten. Anscheinend weiß der Feind, welche Gefahr durch uns hier lauert.“

„Hm“ Bardock blieb unbeeindruckt von dieser Prophezeiung, im Gegensatz zu Toolo, dessen Gesicht sich gepeinigt verzerrte bei der Vorstellung des Kommenden.

„Er wird keinen Kanassaner am Leben lassen. Nur einer wird den Angriff überleben…DU“ er zeigte auf Bardock. „Darum hat die Prinzessin dich auserkoren. Du sollst unser Erbe sein. Mit deiner Hilfe wird Kanassa Rache nehmen.“

„Jetzt halt mal die Luft an. Ich lass mich von niemanden als Rachewerkzeug missbrauchen. Wenn ich Rache nehme, dann nur, weil ich es so will. Nicht wegen irgendeiner Albino-Fischprinzessin“ raunzte Bardock verärgert.

„Bardock, hörst du mir nicht zu? Sie sagte mir, jeder auf diesen Planeten, außer dir wird sterben…also auch dein Team!“ rief Toolo drängend aus.

„Blödsinn! Selbst wenn es wahr ist...warum tut ihr dann nichts dagegen? Ihr habt euch doch bislang auch gegen jegliche vorhergesagte Gefahren geschützt, oder nicht? Also, wie können wir dieser Vernichtung entgehen?“ entgegnete Bardock widerspenstig.

Toolo seufzte.

„So ist das mit der Zukunft…wenn es einmal feststeht, kann man nichts ändern. Glaub mir, unsere Vorfahren haben es versucht. Entweder führte genau das zu dem vorhergesagten Ereignis oder sie haben es auf sich zukommen lassen, wodurch es natürlich auch passierte. Je genauer und detailreicher eine Vision ist, desto weniger können wir etwas dagegen tun. Das Ereignis ist vom Schicksal vorherbestimmt Ein Meilenstein in der Geschichte, etwas, was passieren MUSS. Widerstand ist zwecklos. Kein Sterblicher kann sich gegen das Schicksal wehren. Die Gabe der Vorhersage ist daher Fluch und Segen zugleich. Die Prinzessin, die uns jahrelang beschützt hat, muss uns nun von der eigenen Vernichtung berichtigen. Das Königshaus hat lange befürchtet, dass dieser Tag kommen würde“ erklärte er.

„Und damit seid ihr einverstanden, einfach so?“ fragte Bardock spöttisch. „Jetzt verstehe ich, warum ihr immer so vom Schicksal quatscht. Ihr seid ein Volk von Waschlappen, dass den einfachen Weg geht. Ja klar, alles ist Schicksal…dann ist Kämpfen ja sinnlos!“ machte er sich lustig.

Toolo kniff verärgert die Augen zusammen

„Große Worte“ zischte er „aber was weißt du schon von diesem Schmerz, sein Schicksal zu kennen und es nicht ändern zu können…“ Toolo fing an, hämisch zu grinsen, wobei seine spitzen Zähne zum Vorschein kamen. „Aber es dauert nicht mehr lang, dann weißt du, was es bedeutet.“

„Hat das etwas mit dieser Chakra-Sache zu tun?“ fragte Bardock zielsicher.

Toolo nickte. „Um telekinetische Fähigkeiten zu entwickeln, gibt es ein paar Bedingungen. Eine ist, seine Lebenskraft, sein Ki, kontrollieren zu können. Ihr Saiyajins seid dazu fähig, aber eure Kraft kommt aus eurem Solar-Plexus-Chakra“ zur Betonung haute sich Toolo leicht gegen die Brust. „Wer dieses Chakra geöffnet hat, verfügt über hohe Körperkraft. Wir dagegen haben uns auf das Öffnen der höheren Chakra-Tore spezialisiert. Das geschah dadurch, dass unser Planet eine gewisse spirituelle Energie ausströmt, welche vorteilhaft hierfür ist. Du bist einige Monate bereits auf Kanassa stationierte, weshalb du diese Bedingung auch erfüllst. Nun musste ich auf kürzestes Zeit dein Chakra öffnen. Das ist ein gewaltsamer, schmerzhafter Prozess, den wir eigentlich vermeiden. Aber für die natürliche Weise haben wir gerade keine Zeit. Jetzt, wo dein Drittes-Auge-Chakra geöffnet wurde, wird dein Geist offener sein, besonders für die spirituellen Wellen unseres Planeten. Unsere Prinzessin sagt voraus, dass du wie sie die selbe Gabe erhalten wird. Der Königsblick! Mit der Gabe der Vorhersage kannst du Ereignisse aus der Vergangenheit, der Gegenwart und Zukunft sehen. Sieh es als letztes Geschenk von Kanassa an“ erklärte Toolo grinsend. „Siehst du auch die Ironie darin?“

„Warte, was?! Ich verstehe kein Wort“ rief Bardock frustriert aus und rieb sich die Haare. „Was für ein Mumpitz ist das?“
 

Doch Bardock, der Unsichtbare, der unbeteiligt das Geschehen beobachtet hatte, verstand umso mehr.

Er erinnerte sich, wie verwirrt er damals gewesen war. Kaum ein Wort von Toolos Worte hatte er wirklich verstanden.

Aber nun diese Wiederholung der Ereignisse zu sehen, führte dazu, dass er vieles endlich verstand.

Die seltsamen Bilder…Visionen von der Zukunft…oder der Gegenwart und Vergangenheit.

Ausgelöst durch Toolos Angriff auf seinen Nacken…das Öffnen des Chakras.

Es war kein Märchen gewesen!

„Aber wie kontrollierte ich diesen Scheiß?“ fragte er laut.

Bislang waren diese Visionen nur ein Ärgernis. Er konnte so nicht kämpfen.

Im Moment einer Vision verkrampfte sich sein Körper und er sah nicht mehr sein Umfeld.

Bardock konzentrierte sich wieder auf die Rückschau vor ihm, um mehr zu erfahren.

Seine frühere Version schnauzte Toolo an, immer noch ungläubig.

„Ich glaub dir kein Wort von diesem verdammten Schwachsinn. Ich soll jetzt die Zukunft sehen können?!“

„Nun, noch nicht. Etwas Zeit brauchst du schon. Allein das Kontrollieren der Gabe wird Monate brauchen. Wer weiß, ob wir die Zeit noch haben? Wir konnten jetzt zwar etwas abkürzen, aber dein Hirn ist…hm, wie sage ich es höflich…nun, ihr Saiyajins habt halt andere Talente. Der spirituelle Weg gehört aber nicht dazu“ druckste Toolo. „Aber du wirst dich schon dran gewöhnen.“

Bardock rieb sich genervt über die Augen.

„Du erzählst mir Märchen…egal, vergessen wir diesen Scheiß fürs erste und konzentrieren wir uns auf etwas Anderes. Du sagst, wir werden bald angegriffen? Dann sollten wir etwas tun, um es zu verhindern“ wechselte er das Thema.

„Ich hab’s dir doch gesagt, es ist zwecklos. Die Prophezeiung sagt unsere vollständige Vernichtung an. Damit sind Fluchtpläne vom Tisch. Was geschehen soll, wird…“ versuchte Toolo zu erklären, doch er wurde von Bardock unterbrochen.

„Genau diese Denkensweise ist doch euer Problem. Nur weil ihr es zehnmal versucht und versagt habt, gebt ihr schon auf? Dann versucht man es noch mal und noch mal! Wir Saiyajins geben nicht auf. Solange man aus seinen Fehlern lernt und die Methodik ändert, findet man auch irgendwann einen Weg, sogar das Schicksal zu schlagen. Genau deswegen glauben wir nicht an solchen Dingen. Wir nehmen unser Schicksal selbst in die Hand, anstatt es uns von andern diktieren zu lassen“ schnaubend starrte er Toolo an.

Der Fischmann blinzelte  ihn verdutzt aus großen Augen an.

„So hab ich das noch nie gesehen“ gab er leise zu, ungewollt Bewunderung in der Stimme. „Ist das der Grund, warum du auserkoren bist?“

Hatte sein Volk einfach zu früh aufgegeben und geglaubt, dass man nicht vor dem Schicksal flüchten konnte?

Gab es vielleicht doch eine Chance, sie alle zu retten?

„Über die Sache mit deinem Hinterhalt unterhalten wir uns noch mal. Aber jetzt sollten wir unbedingt unsere Verteidigungsstrategien neu überdenken. Ich will wissen, welche Fähigkeiten du und deine Leute genau habt. Dann können wir…“ Bardocks Überlegung wurde durch ein heftiges Beben unterbrochen.

Luftalarm ertönte.

Vom Himmel her blitzen Laserstrahlen durch die Luft, welche durch die geschliffenen Fenster des Kristallturms die Umgebung drohend rot erleuchteten.

Erschrocken starrten die beiden Männer nach oben, wo sie die Umrisse fremder Raumschiffe näher kommen sahen.

„Scheiße, ausgerechnet jetzt ein Angriff, wenn kein Vollmond ist“ fluchte Bardock mit Blick auf die Mondsichel.

„Zu spät“ hauchte Toolo ergebend. „Das ist das Ende…“ er sank auf die Knie.

„Toolo, du Feigling, steh auf!“ herrschte Bardock ihn an. „Noch ist nichts verloren. Wir schlagen sie zurück!“

„Aber die Prophezeiung...was, wenn heute der Tag ist…“ hauchte Toolo, der sich kaum rührte.

Bardock verlor den letzten Rest an Geduld. Er stürmte auf den Fischmenschen zu, packte ihm am Kragen und zerrte ihn hoch.

„Du bewegst jetzt deinen Arsch!“ knurrte er ihn an. „Heute benimmst du dich wie ein Saiyajin. Du kämpfst! Du kämpfst gegen deine Furcht, gegen deine Feinde und besonders gegen dein Schicksal. Dann eines solltest du dir überlegen…ich trete dir gleich so heftig in deinen Arsch, dass du aus diesen Turm fliegst und in Glas paniert wirst. Also, vor wem hast du mehr Angst? Einer ungewissen Zukunft oder mir? Also bewegt dich, Toolo. Wir geben keinen Kampf auf, den wir noch nicht mal begonnen haben!“

Bardocks Worte, sein strenger Blick und dieses gewisse vorfreudige Lächeln hatten eine merkwürdige motivierende Wirkung auf Toolo. Dem eingefleischten Abergläubigen, der stets treu den Worten der Königsfamilie gehorcht hatte, fühlte zum ersten Mal in seinen Leben einen gewissen Widerstand dagegen.

Neue Kraft durchströmte ihn. Ein gewisser Trotz, sonst typisch für die Saiyajins, überkam ihn.

Er stemmte sich auf, streckte sich und nickte Bardock zu.

„Du hast Recht…Seite an Seite, mein Freund“ er klopfte dem Saiyajin zustimmend auf die Schulter.

Bardocks Grinsen verbreitete sich. „Dann los, auf in den Kampf!“
 

Bardock sah seinem Ebenbild und Toolo nach, wie sie den Raum verließen, der sich daraufhin in Dunkelheit auflöste.

Die Vision über die Vergangenheit endetet mit dieser Episode.

Bardock wusste aber, wie es weiterging.

An jenem Abend hatte er bis zur Morgendämmerung gekämpft, bis ihre Front endlich gesichert war. Erst dann hatte Toolo ihm etwas Luft verschafft, damit er seinem Team zur Hilfe eilen konnte, deren Hilferufe er per Scouter erhalten hatte.

Doch er war zu spät gewesen…

„Die Prinzessin hatte Recht gehabt. Kanassa ist wirklich gefallen“ murmelte Bardock.

Es bedeutete, dass diese Gabe eine machtvolle Fähigkeit sein konnte.

Aber es störte ihn, dass die Zukunftsbilder unvermeidbar waren.

Aber was hatte Toolo noch erzählt…es gab Geschehnisse, die man nicht ändern konnte, diese Meilensteine.

Aber das würde auch bedeuten, es gab Dinge, die konnte man sehr wohl ändern.

Nachdenklich rieb sich Bardock das Kinn.

Diese Vision hatte ihm vieles erklärt, dabei war sie nicht über die Zukunft, sondern über die Vergangenheit. Dadurch hatte er die Möglichkeit bekommen, sich in Ruhe auf das Gesagte konzentrieren zu können.

Toolo wusste zwar nicht viel über die Gabe der Prophezeiung, aber er hatte ihn ein paar Anhaltspunkte geliefert.

„Kann ich nur Bilder sehen von Orten, wo ich gewesen bin, von Leuten, die ich kenne…nein, das kann nicht sein. Ich hatte Visionen von fremden Planeten und von unbekannten Wesen. Dann müsste es vielleicht möglich sein, bestimmte Geschehnisse nach meinem Willen zu steuern. Ich könnte nach einer Episode suchen, wo die Prinzessin selbst etwas über ihre Gabe lernte und so von ihr lernen. Hm, und wenn ich das kann, dann könnte ich unsere Feinde ausspionieren…dabei zusehen, wie sie ihre Schlachtpläne ersinnen. Das wäre schon cool. Aber wie komm ich da hin? Wie soll ich das steuern?“ überlegte er laut.

Vielleicht sollte er es einfach versuchen?

Diese Episode mit Toolo…wenn er sich fest konzentrierte, könnte er sie vielleicht noch mal ablaufen lassen, ähnlich wie bei einem Video.

Er rieb sich kreisend über die Schläfen und schloss die Augen.

„Zeig es mir, zeig es mir!“ befahl er sich selbst.

Er riss die Augen auf und konzentrierte sich auf die Dunkelheit, damit sie ihm neue Bilder freigab.
 


 

Ein Raumschiff im All, auf den Weg nach Namek
 

Bulma legte das Märchenbuch weg.

Sie hatte das betreffende Märchen über die Dragonballs schnell gefunden, aber egal, wie oft sie die wenigen Worte darüber las, es gab kaum Hinweise.

Sieben magische Kugel.

Ein Drache, der einem drei Wünsche erfüllte.

Das war’s!

Kein Hinweis darüber, wie die Kugel aussahen, wie man sie finden konnte, wie man den Drachen rief und ob es Beschränkungen bei den Wünschen gab.

Nicht mal ein Hinweis darauf, dass Namek der Planet war, wo die Dragonballs zu finden waren.

Dennoch hatte ihr Vater ihr diese Worte auf den Weg mitgegeben, also musste es einen Zusammenhang geben.

Nun, falls sich das Märchen als wahr herausstellte und sie es wirklich schaffte, alle Kugeln zu finden, was sollte sie wünschen?

Am einfachsten war die Vernichtung von Freezer.

Mit den beiden anderen Wünschen könnte man vielleicht ihre Galaxie wiederaufbauen.

Die Wiedererweckung aller Opfer…sie dachte an Selypa, Toma, Panbukin und Borgos; die verstorbenen Kameraden ihres Vaters.

Aber viele andere Saiyajins sowie friedliche Rassen waren durch Freezers Schergen umgekommen.

Möglicherweise gab es ja Rettung.

Ein Wunder!

Aber…

„Kann es so einfach sein?“ sprach sie zu sich selbst, während sie nachdenklich nach oben durch das Fenster sah. Sie wälzte sich, in spärlicher, aber bequemer Kleidung, auf dem dicken Sessel.

„Namek ist laut Lexikon ein unauffälliger Planet. Die Namekianer wären bestimmt mächtiger, wenn sie einen Drachen hätten, der ihre Wünsche erfüllen könnte“ überlegte sie laut.

„Allein schon diese Dürre vor zweihundert Jahren, welche beinahe die Namekianer ausgerottet hätte…warum konnten sie sich nicht davor schützen? Hatte es keinen gegeben, der die Dragonballs gefunden hatte?“

So viele Fragen, aber keine Möglichkeit, Antworten zu bekommen.

Bulma konnte noch nicht mal die Reisezeit für Vorbereitungen nutzen, im Gegensatz zu ihrem Bruder. Sie wusste ja nicht, worauf sie sich vorbereiten sollte.

Kakarott dagegen trainierte seit Beginn ihrer Reise unaufhörlich im Gravitiy Room, der sich auf der mittleren Etage befand.

Da ihr langweilig war, beschloss sie, ihn einen Besuch abzustatten. Das würde ihm mal eine Pause verschaffen, bevor er es wieder übertrieb.

Der Gravitiy Room besaß den Vorteil, dank ihrer Lage im schwerelosen All eine gleichmäßigere, künstliche Schwerkraft aufzubauen, unbeeinträchtigt durch die natürliche Gravitation eines Planeten.

Damit konnte Kakarott eine höhere Belastung einstellen.

Durch das Zenkai, welcher er gegen Vegeta erlitten hatte, war sein Powerlevel rasant gestiegen. Darum nutzte er die neue Möglichkeit aus, um seine neugewonnene Stärke zu verfeinern.

Vor der Sicherheitstür angekommen, die wegen der künstlichen Schwerkraft im Inneren abgesperrt war, aktivierte Bulma den Mastercode und schaltete die künstliche Gravitation ab.

Als sich die schwere Tür öffnete, hörte sie bereits die maulenden Worte von Kakarott.

Er lag verschwitzt auf den Boden und sah sie unleidlich wegen der Störung an.

„Jetzt habe ich mich wegen dir verzählt“ beschwerte er sich. „Ich glaube, ich war bei 989 Sit-Ups.“

„Dann fang noch mal von vorne an, sobald ich weg bin“ sprach Bulma ungerührt. Sie schnappte sich ein Handtuch und warf es ihm zu, damit er sich das verschwitzte Gesicht abrubbeln konnte.

Nur in Trainingshose bekleidet saß er vor ihr, mit keinem anderen Gedanken beschäftigt, als stärker zu werden.

„Wir brauchen noch ein paar Tage bis nach Namek. Du solltest dich nicht zu sehr verausgaben, sonst bist du schon vorab geschwächt. Es heißt zwar, die Namekianer wären ein friedliches Volk, aber die Erfahrung habe ich bislang nicht gemacht“ gab sie ihm den Rat.

„Hm, sind sie stark?“ fragte Kakarott.

Bulma zuckte die Achseln. „Vielleicht so stark wie ein Unterklasse-Saiyajin. Ich hab bislang nur einen Namekianer getroffen.“

„Dann musst du dir keine Sorgen machen. Das krieg ich selbst im halbtoten Zustand hin“ lachte Kakarott selbstbewusst.

Bulma runzelte die Stirn. „Heb jetzt nicht ab“ warnte sie ihn. „Vergiss nicht: wenn das mit den Dragonballs stimmt, werden die Namekianer sie uns nicht freiwillig geben. Ich will aber Blutvergießen vermeiden und zuerst mit ihnen verhandeln. Es wird ja auch in ihrem Sinne sein, wenn so jemand wie Freezer verschwindet.“

„Tja, und selbst, wenn das mit den Dragonballs nicht stimmt…dank meiner neuen Stärke habe ich vielleicht eine Chance gegen Freezer.“ Kakarott sah nachdenklich auf seine Hände, bevor er ihr einen scheelen Blick zuwarf. „Jedenfalls, wenn man nicht mein Training unterbricht.“

Bulma rieb sich besorgt über die Stirn.

„Kakarott, wenn du jemals auf ihn triffst…nein, ich drücke mich falsch aus…wir sollten es AUF JEDEN FALL vermeiden, auf ihn zu treffen. Ein Level von einer halben Million, das ist Wahnsinn. Wenn du…“ sie kam nicht dazu, ihn weiter Vorbehalte zu machen, wie gefährlich ein Kampf gegen dieses Wesen war.

Ihr jüngerer Bruder stoppte sie mit ernsten Blick.

„Bulma, das wirst du nicht verhindern können!“

Sie sah ihn grimmig an. Zwischen den Geschwistern blitzte es, als beide sich in Streng-Gucken gegenübertraten.

Dieses Mal gewann aber Kakarott.

Bulma sah zuerst zur Seite.

Sie waren keine Kinder mehr, sie konnte ihrem jüngeren Bruder nichts mehr befehlen.

„Ok, ich lass dich weiter trainieren“ sprach sie und gab damit ihre Niederlage zu. Doch bevor sie den Raum verließ, warf sie ihm einem letzten strengen Blick zu. „Aber so einen Mist wie gestern machst du nicht nochmal. Dich selbst mit Ki-Bällen bewerfen! Ich opfere keine weitere Senzu-Bohne, um dich zu heilen. Wir sollten sie für dringendere Notfälle sparen!“

„Was ist dringender, als stärker zu werden?“ gab Kakarott verschmitzt zurück, ohne schlechtes Gewissen.

„Toll, und wenn du dann völlig erschöpft vom Kämpfen bist, stirbst du wegen der Autophagie, WEIL WIR KEINE BOHNE MEHR HABEN!“ schrie Bulma ihn an.

Kakarott zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Gut, dann sollten wir eine auf jeden Fall aufsparen. Besser zwei, damit du auch eine hast. Damit habe ich doch noch welche zur Verfügung. Die Bohnen sind besser als ein Medi-Tank. Wenn ich da drin bin, verliere ich nur Zeit zum Trainieren. Aber mit der Bohne bin ich sofort fit.“

„NEIN, das tun wir nicht. Erstens sind das meine Bohnen, also hört auf, darüber zu bestimmen. Außerdem habe ich sie gut versteckt. Sollest du dich also noch mal selbst ausknocken, sperr ich dich bis zur Ankunft in einen Medi-Tank ein. Aber vorher werde ich dir vor deinen Augen eine Spritze mit Betäubungsmittel geben“ drohte sie ihn mit seiner größten Angst.

Wie berechnet, wurde Kakarott daraufhin bleich.

„Gut, ich bin vorsichtiger“ sagte er kleinlaut.

Bulma nickte zufrieden. „In einer Stunde bereite ich das Abendessen zu“ informierte sie ihn, bevor sie nun wirklich den Gravity Room verließ.

Sie marschierte zurück zum Steuerraum, wo sie wegen des Autopiloten immer noch nichts zu tun hatte. Die kurze Streiterei mit ihrem Bruder hatte als Ablenkung nicht lange geholfen.

Sie wälzte sich erneut auf den Sessel und sah wieder hinaus zu den Sternen, an denen ihr Raumschiff vorbei glitt.

Ohne Ablenkung, ohne etwas tun zu können, spielte ihr Gehirn ihr schauerliche Bilder vor.

Was passierte gerade auf Vegeta-Sei?

Könnte die Allianz sich gegen Freezer wehren?

Wie reagierte Vegeta auf die Info, dass sie ohne ihn unterwegs war?

Hatte er ihre Nachricht schon gehört?

Oder rannte er schnurstracks auf Freezer zu, mit derselben Sturheit, welche er vor ein paar Tagen gezeigt hatte!?

„Bitte hör meine Nachricht ab und versteh, was ich dir sagen will“ murmelte sie, während sie nervös an ihren Nägel kaute.

Sie rieb sich fröstelnd über die nackten Arme und sah an sich herunter.

Aufgrund des ständig laufenden Gravity Room, der viel Energie verbrauchte und damit viel Wärme abgab, musste sie seit Tagen in knapper Kleidung, eigentlich Unterwäsche, herumlaufen.

Aber sobald sie an Freezer dachte, fror sie.

Oh, sie hoffte darauf, dass Vegeta nach dem Tatakai endlich wieder zur Besinnung gefunden hatte.

Das er wieder der taktisch denkende, kühl agierende Mann war, den sie so sehr bewunderte und nicht mehr dieser cholerische, paranoide Wüterich.

Denn wenn nicht…dann sah Bulma keine gemeinsame Zukunft.

Es hatte nicht nur damit zu tun, dass sie mit so einem Mann nicht zusammen sein wollte, sondern vor allem, dass so ein Mann keine Chance gegen Freezer hatte.

Ankunft auf Namek

Einige Tage nach dem Großangriff und dem hohen Verlust auf Seiten der Saiyajin, war König Vegeta so weit genesen, dass er an einer Videokonferenz teilnehmen konnte.

Er teilte seinen Verbündeten von der planetarischen Allianz mit, dass er sich noch auf seinem Heimatplaneten befand, um seine letzten Verletzungen auszukurieren, aber in wenigen Tagen wieder voll einsatzbereit war.

„Das sind gute Nachrichten“ frohlockte Präsident Safa vom Planeten Altharwa. „Als ich hörte, dass auch Ihr unter den Verletzten wart, da dachte ich, nun ist alles verloren. Wir wissen nicht, wie Freezer eine solche Übermacht so überraschend auf uns loslassen konnte, aber das wird er kein weiteres Mal schaffen. Wir entwickeln gerade ein besseres Radar. Damit wird ihm der Überraschungsfaktor genommen.“

Auch die anderen Teilnehmer beglückwünschten den König für seine Überlebensfähigkeit und teilten ihr Beileid für die verstorbenen Saiyajins mit.

„Genug der Gefühlsduselei“ unterbrach Vegeta sie schließlich ungehalten. „Wir müssen einen Gegenschlag vorbereiten.“

Bei der folgenden Besprechung zeigte sich, dass die Situation nicht gut aussah.

Der Verlust der Saiyajins hatte die Stärke der Bodentruppe der Allianz mehr als halbiert.

Der Feind besaß außerdem eine bessere Waffen- und Raumfahrtechnologie. Anscheinend hatten sie ihre Kriegsbeute untersucht, die Technologie der Allianz dadurch analysiert und ihre Waffen dementsprechend modifiziert. Selbst das geplante neue Radar würde dagegen nicht helfen können.

Niemand wusste, wie man gegen Freezer und seine Truppen vorgehen sollte.

„Da kein anderer es aussprechen will, muss ich es tun“ meldete sich Aurelius, Vertreter von Aurum, zu Wort. „Wenn wir keine Siegeschance haben, müssen wir aufgeben. Wir retten nur dann unsere Völker und unsere Planeten, wenn wir uns vor Freezer beugen.“

Sofort erhob sich aufgebrachtes Gemurmel von den anderen Teilnehmern.

„Was ist mit Aurums Schiffen und Waffen? Können die uns nicht helfen?“ fragte einer.

Aurelius schüttelte traurig den Kopf. „Wir haben nichts zur Verfügung, was als Schild oder Waffe wirksam einzusetzen wäre. Unsere Energieschilde sind zu schwach und werden vom Feind durchlöchert. Angesichts ihres hohen Powerlevels besitzen wir keine Waffe, die ihnen gefährlich wird. Alles, was wir noch haben, sind unserer Schiffe, die etwas schneller sind als die von Freezer. Das bringt uns nur dann etwas, wenn wir sie zur Flucht nutzen.“

Manche der Teilnehmer sahen sich nachdenklich an. In ihren Augen konnte man die kühle Berechnung sehen. Die ersten dachten darüber nach, ihre Freiheit zu sichern, indem sie ihre Planeten hinter sich ließen und mittels Flüchtlingsschiffe ins unbekannte All flohen. Vielleicht fänden sie irgendwann eine neue Heimat und könnten so in Freiheit leben.

Aurelius, dem dies bewusst war, fügte daher hinzu:

„Ich möchte anmerken, dass es nicht genug Schiffe gibt, um alle zu retten. Wenn wir diese Möglichkeit in Betracht ziehen, muss eine Auswahl getroffen werden. Dann wird es ein Ringen um die besten Plätze geben.“

„Hah, und ich wette, Aurum wird derjenige sein, der sich diese Plätze sichert“ giftete ein Mitglied der Allianz und sah argwöhnisch zu Aurelius. Doch der Alte blieb ruhig, sein Gesicht eine undurchdringliche, ernste Maske.

„Da es unsere Schiffe sind, entscheiden wir natürlich als Erstes“ antwortete er. „Allerdings werden sie niemals ausreichen, um das ganze Volk von Aurum aufzunehmen. Und dann stellt sich die Frage, wo man hinfliegen soll. Einfach ins Schwarze, in einen unbekannten Quadranten, für unbestimmte Zeit? Wie sollen in der Zeit die Flüchtlinge versorgt werden? Dazu verfolgt von Freezers Schergen? Nein…“ er schüttelte bedächtig den Kopf. „So verführerisch die Idee klingt, so sehe ich dies nicht als Lösung an. Das Einzige, was wir schaffen könnten, sind einzelne Familien und Gruppierungen zu retten. Aber wer will eine Reise mit ungewissen Überlebenschance schon riskieren? Geschweige denn, die Arbeit auf sich nehmen, eine neue Siedlung aufzubauen? Weder mein König noch der aurumanische Adel will eine solche Flucht wagen. Sie haben beschlossen, dass sie bis zum Schluss, wie mag er auch aussehen, auf ihrem Planeten bleiben.“

„So, und was genau macht ihr in der Zeit? Abwarten und Tee trinken, bis Freezer auf Aurum landet? Sofort die weiße Flagge hissen? Order nutzt Ihr eure verbliebenen Schiffe, um noch am Kampf teilnehmen?“ fragte Safa argwöhnisch.

„Wir werden kämpfen, solange es eine Siegeschance gibt“ entgegnete Aurelius. „Wir legen die Freiheit unseres Planeten in die Hände von König Vegeta. Wir sehen ihn als den Einzigen an, der uns noch retten kann. Wer sonst ist in der Lage, gegen Freezers Leute zu bestehen? Vegeta ist der einzige Krieger, der Freezer herausfordern kann! Wenn er sich diesen Kampf zutraut, werden wir ihm folgen“ sprach er salbungsvoll und sah vertrauensselig zu Vegeta. Die anderen Teilnehmer wurden von solch lobenden Worten überrascht und folgten seinem Blick; konzentrierten sich auf den stillen Saiyajin-König.

Vegeta war aber nicht geschmeichelt. Er ballte unbemerkt die Fäuste bei diesen Worten und vermied höhnisches Gelächter. Stattdessen senkte er den Blick, als fühlte er sich von Aurelius Worten geehrt.

Nur so konnte er verhindern, ihn stattdessen mit tödlicher Wut anklagend anzustarren.

Aurum wollte nicht aufgeben, sondern alles wagen, im Vertrauen auf Vegeta?

So sah es nur auf den ersten Blick aus.

Aurelius hörte sich so an, als würde er König Vegeta unterstützen und an ihn glauben, aber eigentlich drängte er ihn dazu, gegen Freezer zu kämpfen.

Freezer, der übermächtige Feldherr mit einem Powerlevel von einer halben Million gegen Vegeta, der noch nicht mal ein Zehntel dessen Kampfkraft besaß.

Das war nicht waghalsig, es war wahnsinnig.

Tja, und was würde passieren, wenn Vegeta gegen Freezer verlor?

Wenn er aufgab?

Dann würden blitzschnell alle anderen Teilnehmer der Allianz jegliche Hoffnung verlieren und dem Beispiel der Saiyajins folgen. Aurum wäre der Erste und womöglich würde man für die Niederlage sogar Vegeta die Schuld zuschreiben: weil er es nicht gegen Freezer geschafft hatte.

Ungeachtet der Tatsache, dass keiner von den anwesenden Feiglingen sich an so ein Duell wagen wollten.

Sie würden die Saiyajins zu Sündenböcken machen.

„Wenn Aurelius so ein Vertrauen in König Vegeta hat…“sprach einer der Teilnehmer und sah seinen Nachbar fragend an. Jener zuckte die Schultern.

„Was sollen wir sonst tun?“

„Also kämpfen wir weiter?“

„Nee, nur König Vegeta, oder nicht?“

Gemurmel brach aus, man beriet sich in diversen Laustärken.

Vegeta sprach dagegen kein Wort, sondern konzentrierte sich nur auf Aurelius, dessen Gesicht auf dem Bildschirm so weise und ehrenwert wirkte.

Die scheinheilige Maske eines bescheidenen Mannes, der sein Schicksal vertrauensselig den Saiyajins anvertraute.

Nur Safa, Präsident von Altharwa, beteiligte sich nicht am Gemurmel und sah ebenfalls misstrauisch zu Aurelius. Er war der Einzige, dem dieser Lobgesang auf Vegeta merkwürdig vorkam. Wenn Aurelius jemanden offen sein Vertrauen aussprach, bedeutete es meist, dass er ihn als Werkzeug nutzen wollte.

„Nun, was sagt ihr, König Vegeta?“ sprach Aurelius ihn schmeichelnd an. „Könnt ihr Freezer besiegen? Oder habt ihr einen besseren Plan? Egal was, Aurum wird euch uneingeschränkt folgen.“

Wieder musste sich Vegeta stark beherrschen, um nicht verächtlich zu feixen.

Aurelius spielte die metaphorische tickende Bombe zu Vegeta weiter, um sich von jeglicher Verantwortung für die nächste Entscheidung frei zu waschen.

Entweder Vegeta entschied sich, die Verantwortung zu übernehmen und kämpfte persönlich gegen Freezer. Dabei würde er draufgehen oder versklavt werden, woraufhin die Allianz keine Waffe mehr in ihrem Arsenal hatte und aufgeben musste.

Oder er gab hier, vor allen Anwesenden zu, dass er keine Chance gegen Freezer hatte, woraufhin Aurum und die anderen Teilnehmer dann ebenfalls aufgeben würde. Als Folge würde die Allianz bröckeln, denn es war nur schwer vorstellbar, wie sie angesichts der drohenden Gefahr noch gemeinsam gegen Freezer verhandeln würden.

Vermutlich würde dann jeder der Opportunisten versuchen, sich als Erstes bei Freezer einzuschmeicheln, um bessere Konditionen zu erhalten.

Ein Wettlauf, den Aurum aber schon heimlich gewonnen hatte.
 

Aurelius sah Vegeta weiterhin abwartend an, ebenso jeder andere Vertreter, neugierig auf Vegetas Antwort.

Aurelius war aber der Einzige, dessen Mundwinkel sich schadenfroh kräuselten, die Augen schelmisch zusammengekniffen, weil er den Saiyajin verbal in eine Ecke gedrängt hatte.

Egal, was Vegeta auch sagte, Aurum würde schon seinen Nutzen daraus ziehen.

Aurelius wusste von Vegetas Trauma gegen Freezer, sowie seinen Stolz und Sturheit.

Wie würde sich der Saiyajin da entscheiden?

War er stärker als sein Trauma, aber schwächer als sein Stolz?

Damit rechnete Aurelius: er konnte sich nicht vorstellen, wie der eitle Vegeta vor den hier Anwesenden seine Schwäche zugeben würde.

Lieber kämpfte er einen aussichtslosen Kampf und starb.

Was bedeuten würde, dass Lord Freezer bald persönlich gegen Vegeta antreten und in seine Schranken verweisen würde. Der Tyrann hatte nicht vor, ihn zu töten, sondern zu versklaven.

Sobald der Saiyajin-König als neues Schoßhündchen an seiner Seite zu sehen war, würde die Allianz aufgeben und Lord Freezer die Treue schwören.

Niemand würde es wagen, sich gegen Freezer UND Vegeta zu stellen.

„Ich werde kämpfen“ antwortete Vegeta tonlos. Er klang nicht erfreut darüber.

Dennoch war ein erleichtertes Aufatmen von den meisten Anwesenden zu hören.

//Wie zu erwarten. Alles läuft nach Plan.// dachte sich Aurelius und war ein wenig enttäuscht, wie einfach es gewesen war.

Jetzt, wo Vegeta es vor Zeugen zugesagt hatte, konnte er nicht mehr zurückweichen.

„Zwar hat meine Armee einen hohen Verlust erlitten, aber einige haben überlebt. Mit dieser Elite werde ich zum Planeten Meat fliegen. Er liegt Freezers Armee am nächsten. Dort werden wir ihn erwarten“ erklärte Vegeta seinen Plan.

„Dann werden wir veranlassen, dass Meat sofort geräumt und für euch vorbereitet wird“ gab sich Aurelius hilfreich.

Vegeta nickte zustimmend, nur um daraufhin zu fordern: „Abgesehen von den Soldaten, die nach Meat fliegen, müssen die Verletzten auf Vegeta-Sei schnellstmöglich einsatzbereit gemacht werden. Dazu brauche ich jeden verfügbaren Medi-Tank der neusten Generation, Medizin, Rüstungen, sowie nährstoffreiche Rationen. Wenn die Krieger dann so weit genesen sind, müssen sie natürlich mit Aurums schnellsten Schiffen nach Meat geflogen werden. Also, wann kann Aurum mir die Ausrüstung bringen?“ mit scharfen, unfreundlichen Lächeln forderte Vegeta seinen Lohn. „Erst wenn diese bereitsteht, fliege ich los. Vorher lohnt es sich nicht“ machte er Druck.

Aurelius nachsichtiges Lächeln brach ein, als er diese Forderung hörte.

„Das ist eine ganze Menge“ fing er vorsichtig seinen Widerspruch an. „Nach monatelangen Krieg haben wir nicht mehr viele Medi-Tanks. Die Herstellung der Heilflüssigkeit verzögert sich. Die Ernten sind auch nicht die Besten. Und verstehe ich richtig, dass Ihr meine Schiffe wollt…“

„Aber Aurelius“ unterbrach Vegeta ihn mit gespielter unschuldiger Stimme. „Das ist doch nur ein kleiner Preis, den ich für unsere Freiheit verlange. Immerhin habt ihr mir gerade eben zugesichert, dass ihr mich mit allem unterstützt, was ich für meinen Plan brauche.“

Aurelius verstummte.

Die anderen Teilnehmer sahen ihn teils argwöhnisch, teils schadenfroh an.

Sollte Aurelius versuchen, einen dementen Mann zu spielen, würden sie ihn an seine großspurigen Worte schon erinnern.

Vegeta dagegen zog amüsiert einen Mundwinkel hoch, die Augen düster auf Aurelius fokussiert.

Er wirkte wie ein gefährliches Tier, welches, obwohl in die Ecke gedrängt, immer noch beißen konnte.

Jetzt musste Aurelius den Schmerz ertragen.

Jener kalkulierte in Gedanken schnell die Kosten.

Proviant?

Die Lebensmittelpreise waren wegen der verlorenen Planeten gestiegen. Aurum müsste alle seine Vorräte opfern, denn Saiyajins fraßen viel. Dabei war eigentlich geplant, diese gesammelten, zurückgehaltenen Lebensmittel später teuer zu verkaufen. Es gab so viele Flüchtlinge, die auf dem Schwarzmarkt Unsummen dafür bezahlten.

Ähnlich sah das Problem beim Verlust der Raumschiffe aus. Der aktuelle Mangel an verfügbaren Raumschiffe machte sie besonders kostbar, ebenso den dazu benötigten Treibstoff.

Wertvoll waren auch die Medi-Tanks sowie die dazu gehörige Heilflüssigkeit.

Krieg sorgte für Mangellage, das sorgte für Wucher-Preise und das konnte für diejenigen, welche frühzeitig Vorräte angelegt hatte, sehr gewinnbringend sein.

Aber nun das?!

Aurelius hatte keine Wahl: er musste seine Lagerbestände opfern, um sein Täuschungsmanöver als Vegetas größer Unterstützer aufrecht zu halten.

Obwohl es bedeutete, die Magazine zu leeren, wäre es letztendlich nur ein kleiner Preis.

Die Saiyajins würden sich nicht lange daran erfreuen können, schließlich würde es nur noch wenige Tage bis zu ihrer Niederlage dauern.

Sobald Freezer sie geknechtet hätte, würden Aurums Soldaten sich ihre Schiffe, Medi-Tanks und anderes wertvolle Zeug wiederholen.

„Natürlich, natürlich“ eilig nickte Aurelius mit dem Kopf und lachte hohl auf. „Alles, was Ihr braucht, König Vegeta. Die gefüllten Schiffe stehen zu eurer Verfügung. Ich werde veranlassen, dass Ihr die Rationen schnellstmöglich erhaltet.“

„Und ich…“ mischte sich überraschend Safa ein „werde dafür sorgen, dass König Vegeta wirklich ALLES erhält. Wir wollen schließlich nicht, dass unser einzige Siegeschance flöten geht, nur weil jemand geizig war und etwas zurückgehalten hat.“

„Was wollt Ihr damit sagen, Safa?!“ Aurelius tat empört, weil man ihm so etwas unterstellte, aber niemand nahm ihn in Schutz.

Im Gegenteil, die anderen Teilnehmer nickten nur zustimmend. Ähnlich wie Safa, würden sie die Bestände von Aurum persönlich kontrollieren, damit die Saiyajins wirklich ALLE zugesprochene Hilfsleistung erhielt und nichts heimlich versteckt wurde.
 

Vegeta verließ den dunklen Raum, von wo er an der Videokonferenz teilgenommen hatte.

Beiläufig zog er sich seine Prunkrüstung mit dem Umhang aus und warf ihn in den nächstbesten Raum.

Es folgten die Handschuhe, die nachlässig zu Boden fielen.

Er war keine drei Schritte weitergegangen, als er von einem empörten Kreischen aufgehalten wurde, bei dem sich ihm die Nackenhaare sträubten.

„KÖNIG VEGETA!“

Vegeta drehte den Kopf und sah die kreischende Harpyie hinter sich, welche Kakarott zum Weib genommen hatte. Die Frau hielt ihm anklagend seine Handschuhe entgegen.

„Das ist NICHT euer Palast und ich bin NICHT eure Dienerin, die hinter euch herräumt. Hört auf, eure Klamotten auf den Boden zu werfen!“ befahl sie.

„Wie du richtig festgestellt hast, bin ich dein König. Daher…“ fing Vegeta an, doch es war sinnlos.

„ICH HABE BEREITS EIN KLEINKIND“ fuhr sie ihn an. „ICH BRAUCHE KEIN WEITERES! ABER MEIN SOHN LERNT WENIGSTENS UND GEHORCHT! ER räumt sein Spielzeug auf, nicht wie das verwöhnte BALG, welches sich hier eingenistet hat!“

Vegeta konnte nicht glauben, dass er mit einem Baby verglichen wurde.

Ebenso konnte er kaum glauben, dass er angesichts ihres Gekeifes und wütenden Blickes unwillkürlich einen Schritt zurückgewichen war, trotz ihres deutlichen schwächeren Powerlevels.

Warum erinnerte diese Zimtzicke ihn an seine Mutter?

Sie warf ihm seine Handschuhe entgegen, die er rechtzeitig auffing, bevor sie in sein Gesicht klatschten.

„König hin oder her, dass ist immer noch Bulmas Haus. Ihr seid Gast, also benehmt euch entsprechend. Wenn es euch nicht gefällt, könnt Ihr gehen und Euch in Eurem Palast bedienen lassen“ erhielt er den unerwünschten Rat.

„Als König der Saiyajins kann ich einkehren, wohin ich will“ knurrte er.

„Das gilt aber nicht, wenn die Besitzerin nicht anwesend ist! So ist das nur unhöflich. Soll ich Bulma sagen, wie Ihr mit MIR, ihrer besten Freundin, umgeht?“ drohte sie ihm. „Und nur mal so am Rande: keine Frau mag einen Mann heiraten, der seine Klamotten nicht aufheben kann.“ Sie lächelte ihn höhnisch an.

Vegeta ballte die Faust, eine Vene erzürnt auf seiner Stirn pochend.

Was fiel diesem Miststück ein, ihn so zu belehren und zu drohen?

Er war ihr König, er war stärker, er war…verdammt, er war machtlos.

Wie hielt Kakarott das nur aus?

Er holte tief nach Luft, um sie wenigstens zusammen zu schreien. Doch während sich sein Brustkorb blähte, erhob sie bereits drohend den Zeigefinger.

„Wagt es ja NICHT“ zischte sie. „Mein Sohn schläft gerade.“

Vegeta wollte sich davon aber nicht abbringen lassen, sah sie nur schadenfroh an, die Wangen ausgedehnt und mit Luft gefüllt.

Aber bevor er ein mächtiges Gebrüll aus seiner Kehle herausschallen konnte, wurde die Tür zwischen ihnen geöffnet.

Gine sah heraus, durch den Aufruhr auf den Gang gestört geworden. Sie drehte den Kopf, sah beide Beteiligte drohend an, wobei sie besonders lange auf Vegeta verweilte.

Der König wurde bleich und ließ eilig die gesammelte Luft leise zischend heraus, ohne Schaden anzurichten.

Vor Bulmas Mutter hatte er noch mehr Angst als vor der Harpyie.

„Mein Mann“ sagte diese eisig „versucht sich zu erholen. Euer Geschrei ist dabei wenig hilfreich. Etwas mehr Rücksicht! Was wohl Bulma dazu sagen wird, wenn sie hört, wie Ihr ihren Vater behandelt?“

Eine weitere Drohung, nun vom zweiten Weibsbild in diesem Haus.

Wenn Vegeta nicht sofort einen taktischen Rückzug eintrat, käme noch die dritte Schreckschraube, Radditz kleine Kriegerin, herbei. Oder Nummer Vier, die schnippische Technikerin, die derzeitig Bulmas Laden führte.

In diesem Haushalt hatte man schnell herausgefunden, wie man den König beherrschte: wenn Vegeta sie daran erinnerte, dass er ihr König war und ihm Respekt und Gehorsamkeit gebührte, wurde ihm stattdessen mit dem Verpetzen an Bulma gedroht.

Zwar siezten ihn die Frauen, aber sie behandelten ihn weder mit Ehrfurcht noch mit Gefügigkeit.

Radditz war keine Unterstützung und hatte sich ihnen bereits untergeordnet und Bardock war immer noch bewusstlos und konnte ihm nicht helfen.

Es stimmte, was man sonst nur flüsterte: kein Saiyajin, egal wie stark er war, kam gegen eine Saiyajin-Frau an. Besonders im Haus einer Saiyajin, innerhalb geschützter Wände, herrschte eine andere Rangfolge, die sich sogar der König unterzuordnen hatte.

Vegeta, dem es nicht erlaubt war zu schreien, obwohl es ihn dazu drängte, grunzte nur und sah dabei theatralisch zur Decke.

Schließlich hatte er keine andere Wahl, als eiligst und kleinlaut mit seinen Handschuhen davon zu marschieren, die Treppe hinunter und das Haus verlassend, in Richtung Garten.

Dort befand sich sein Ziel: der Gravity Ball, das wirksamste Trainingstool, welches sich ein Genie erdenken konnte.
 

Rückblick:

Nach Vegeta Erwachen vor wenigen Tagen aus dem Medi-Tank, war er zum Palast geflogen, um den Zustand seiner Armee zu erfahren, sowie die allgemeine Lage. Das Durchlesen aller Protokolle hatte bis Mitternacht gedauert. Bevor er sich ermüdet ins Bett fallen lassen konnte, rief ihn Radditz an und hielt ihm vom Schlafen ab.

Der langhaarige Krieger hatte eine Idee, welche er persönlich dem König mitteilen wollte, weshalb er bitte SOFORT zu seinem Standort fliegen sollte.

Vegeta, der ahnte, dass Radditz nicht über Funk sprechen wollte, weil dieser wahrscheinlich von den aurumanischen Verrätern abgehört wurde, flog also zu Bulmas Anwesen, wo er die Aura von Radditz spüren konnte.

Dort zeigte ihm Radditz das Geheimnis von Kakarotts Stärke: ein Raumschiffähnliches Gebäude, in dessen Inneren eine künstliche, hohe Schwerkraft generiert werden konnte.

Entwickelt von Bulma und seit Monaten von den Männern ihrer Familie genutzt, stand dieses Wunderwerk dort unauffällig in ihrem Garten.

Als Vegeta verstand, was er da sah, welche Chancen es versprach und welche Möglichkeiten er verpasst hatte, klappte ihm der Unterkiefer runter und die Augen wurden Tellergroß.

„Warum hast du mir nie davon erzählt?“ fragte er heiser und sah seinen Freund anklagend an.

„Warum hast du nichts von Freezer gesagt?“ hielt ihm Radditz entgegnen und gab ihm die Schuld damit zurück. Er zuckte nonchalant mit den Schultern, ohne schlechtes Gewissen.

„Hey, als wir das Ding erhalten haben, war uns klar, dass wir es geheim halten müssen. Wir sind nicht dämlich. Vater und ich wussten, dass du uns das Gerät abnehmen würdest, sobald du davon erfährst. Wie sollten WIR dann stärker werden? Bulma besaß nicht genug Ersatzteile, um einen weiteren GB zu bauen. Wir konnten ja nicht wissen, dass ein Wesen mit einem Powerlevel von einer halben Million auf uns zufliegt“ erklärte er sarkastisch. „Das hätte natürlich alles geändert und DANN wären wir natürlich mit dem GB zu dir gekommen. Wenn du aber nichts sagts…“

Vegeta rieb sich übers Gesicht. In ihm brodelte eine unschöne Mischung aus Frustration, Empörung und Scham. Ihn drängte es, Radditz zu erwürgen, aber leider sprach er nur die unschöne Wahrheit aus.

Wenn Vegeta sich einmal Bulma gegenüber geöffnet hätte…?

Wenn er sie um Rat gefragt hätte…?

Was dann?

Was hätte verhindert werden können?

Aber Vegeta war kein Mann, der wegen vergangener Fehler lange herum lamentierte.

Wozu auch?

Was geschehen war, war geschehen und konnte nicht mehr zurückgedreht werden.

Ein Mann musste den Blick nach vorne richten, in die Zukunft. Er sollte nur seine Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen, das wäre ein Zeichen von Dämlichkeit.

Er nahm die Hände aus dem Gesicht, um sich wieder an Radditz zu wenden.

Er verstand, warum sein alter Kamerad ihn so eilig hierhergeholt hatte.

„Jetzt, wo du weißt, dass jemand wie Freezer kommt, opferst du also dein Trainingstool“ stellte er fest und durschaute Radditz „Großzügigkeit“. „Weil du weißt, dass es eh nichts für dich bringt.“

Radditz brummte unwirsch, bevor er es deutlich zugab.

„Als ich vom Krankenhaus hierher flog, erinnerte ich mich an den GB. Zuerst wollte ich darin trainieren, damit ich den Kerl erledigen kann, der Bardock so übel zugerichtet hat. Aber dann dachte ich, dass wir nicht mehr viel Zeit haben. Auch wenn du nach deinem Kampf gegen meinen Bruder stärker geworden bist, so hast du bestimmt kein sechsstelliges Level erreicht, dass Freezer gefährlich wird. Also… wenn einer den GB nutzen soll, um stark genug zu werden, Freezer zu besiegen, dann derjenige, der die besten Siegeschancen dazu hat! Meiner Meinung nach, kannst NUR DU es schaffen. Wenn der GB einen kleinen Nichtsnutz wie Kakarott auf deine Stufe gebracht hat, dann solltest du darin zur Legende werden“ erklärte er seinen Plan.

„Nicht zu vergessen, dass damit sogar ein Wicht wie DU es zum Mittelklasse-Krieger geschafft hast“ erinnerte Vegeta ihn, der auch gleichzeitig verstand, warum Radditz sich innerhalb der letzten Monate so stark verbessert hatte.

Kein Wunder, dass Nappa dem Langhaarigen nun unterlegen war.

Vegeta klopfte seinem Freund kurz tröstend auf die Schulter, der ein Gesicht machte, als müsste er sein Lieblingsspielzeug opfern, ungeachtet der edelmütigen Worte, die er ausgesprochen hatte.

Beide wussten, dass Vegeta auf einen Level beginnen würde, bei dem Radditz noch nicht teilnehmen konnte. Der älterer Krieger gab damit seine Chance auf, stärker zu werden, damit sein König sie besser nutzen konnte.

Radditz sah traurig auf den GB, dabei hoffend, dass Bulma ihn irgendwann einen weiteren bauen konnte

Vegeta sah auf den runden Metallhaufen und konnte sein Glück kaum fassen. Bei der Vorstellung, wie er darin in wenigen Tagen ein komprimiertes Trainingspensum durchlaufen könnte, klopfte sein Herz glücklich auf.

Jetzt sah er tatsächlich eine Chance, Freezer zu besiegen.

//Zur Legende werden…ja, das ist es. Ich werde damit zum Super-Saiyajin! // plante er.
 

Nachdem Radditz ihm an jenem Abend gleich eine Einweisung für den GB gab, zog Vegeta am nächsten Tag in Bulmas Haus ein. Er wollte keine Zeit für Hin- und Rückflüge verschwenden.

Beide Männer trauten sich nicht, den GB in den Palast bringen zu können, ohne dass etwas zerbrach. Ohne Bulma als Aufseherin war das zu knifflig und da konnte auch kein anderer Techniker helfen.

Vegeta wollte außerdem nicht, dass andere Saiyajins von dieser Erfindung erfuhren.

Er nutzte darum die Anwesenheit von Bulma benachbarten, herrschaftlichen Haus für sich aus und machte sich dort breit.

Ihr Anwesen besaß genug freie Zimmer, wobei er sich trotzdem für ihr Schlafzimmer entschied. Es gefiel ihm am besten: es roch nach ihr und erinnerte ihn an eine schöne Nacht, die sie gemeinsam hier verbracht hatten.

Einer der unbenutzten Räume wurde mit Computer und Kamera ausgestattet, um als Kommunikationsraum zu dienen. Es sollte später den Eindruck zu erwecken, als befände sich der König im Palast.

Ebenso wurden veranlasst, mehr Rationen an Bulmas Adresse zu senden, da Vegeta viel Nahrung benötigen würde, um sein Training durchzustehen.

Vegeta ließ das Gerücht verbreiten, er würde sich noch im Medi-Tank befinden. Damit war er nicht ansprechbar und konnte sich nur auf eine Sache konzentrieren, sein Training.

Je mehr ungestörte Tage er damit herauszögern konnte, desto stärker konnte er werden.

So trainierte er an die achtzehn Stunden am Tag, unterbrochen von wenigen Pausen, wo er iss und schlief. Radditz und Nappa kümmerten sich derweil darum, dass die Saiyajins das Unterdrücken ihres Ki erlernten, sowie das Aufspüren von fremder Energie.

Die restlichen Bewohner des Hauses sahen seinen Einzug stirnrunzelnd mit an, konnten sich aber nicht wehren.

Im Hause wohnten derzeitig Kakarotts Frau Chi-Chi und ihr kleiner Sohn Gohan, die zwei Partnerinnen von Radditz und seine kleine Tochter Negi, Bulmas Freundin Fennel, sowie Gine, die ehrwürdige Mutter von Bulma. Angesichts ihrer Beziehung zu seiner Angebeteten, war sie die einzige Frau, vor der er sich beugte und es nicht wagte, ihr Befehle zu erteilen.

(Er wusste am ersten Tag noch nicht, dass er sich früher oder später auch den anderen Weibern in diesen Haus beugen musste)

Radditz bezog ebenfalls sein Quartier im Anwesen, schließlich war bereits der Großteil der Familie dort. Er teilte sich ein großes Zimmer mit Laucha, Leeka und ihrer Tochter.

Auch sein Vater Bardock wurde hergebracht.

Bardocks Körper war geheilt, aber der Mann war immer noch nicht aus seinem Koma erwacht. Da die Medi-Tanks dringend für die nächsten Verletzen gebraucht wurden, musste er seinen Platz räumen und wurde stattdessen zu Hause gepflegt.

Sie richteten ein Krankenzimmer in Bulmas Haus ein. Seitdem lag Bardock schlafend in einem Bett, zwangsernährt durch eine Sonde und an einem Computer angeschlossen, der sein Hirn überwachte. Gine pflegte ihn, saß jeden Tag an seiner Seite und schlief ebenfalls in diesem Raum, in einem Extra-Bett, um ihm im Augenblick seines Erwachsens beizustehen.

Rückblick Ende
 

Vegeta erreichte den GB draußen im Garten. Er drückte auf den roten Notfallknopf an der Außenwand, wodurch automatisch die Energie abgeschaltet wurde und die Gravitation im Inneren sich wieder normalisierte. Erst dann war es möglich, die versiegelte Tür zu öffnen.

Ein weiter Schlag auf den Knopf, um die Energiezufuhr für später zu aktivieren und dann trat Vegeta ein. Kaum drinnen, sah er dabei zu wie Radditz sich entkräftet zu Boden sinken ließ. Der Krieger trug nur eine kurze Hose und hatte seine Haare zu einem Zopf zusammengebunden. Die nackte Brust glänzte vor Schweiß, die Wangen waren erhitzt. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Schon zurück?“ keuchte er und ärgerte sich, dass Vegetas Konferenz nicht länger gedauert hatte.

Nur in solchen Momenten war es ihm möglich, den GB ebenfalls zu nutzen.

Meistens bedeutete es Nachttraining, wenn Vegeta schlief und der GB damit frei war, weshalb Radditz aufgrund der Arbeit am Tag und seinem nächtlichen Training nicht viel Schlaf abbekam.

Diese Opfer nahm er aber auf sich, um sich auf den kommenden Kampf vorzubereiten und dadurch seine Familie retten zu können. Die kurzen Gelegenheiten im GB glich er mit besonders hohem, anstrengendem Training aus, um seine Stärke und Ausdauer zu steigern.

Das Positive war die Zeit, die er mit Laucha, Leeka und Negi noch verbringen konnte und das gute Essen, welche hier aufgetischt wurde.

„Du kannst gerne weiter trainieren“ schlug Vegeta ihm vermeintlich großzügig vor, nur um dann nachzusetzen. „Solange es auf meinen Level geschieht, natürlich.“

Vegeta trainierte aber bereits auf der Maximalen Stufe, welche für Radditz nicht zu ertragen war. Dementsprechend verdrehte Radditz angesichts des leeren Angebots auch nur spöttisch die Augen und lachte hohl auf. Er tupfte sich den Schweiß mit einem Handtuch ab und trank seine Wasserflasche leer.

„Wie ist es gelaufen?“ wechselte er stattdessen das Thema, während er seinem Körper die Zeit gab, runterzufahren.

Radditz wusste, dass heute die erste Konferenz mit den Alliierten seit der großen Niederlage stattgefunden hatte.

Länger hatten sie Vegetas vermeintliche Verletzung nicht verheimlichen können.

Man hatte schon gefragt, WIE der König der Saiyajins denn so außer Gefecht gesetzt worden war, wenn er immer noch nicht erwacht war.

Zu erklären, dass es in einem Duell mit einem Unterklasse-Saiyajin geschehen war, weil man sich um eine Frau geprügelt hatte…nein, das war zu peinlich, um es in die Öffentlichkeit zu bringen.

„Aurelius hat mir sein vollstes Vertrauen ausgesprochen und ich habe es genutzt, um ihn ausbluten zu lassen…jedenfalls finanziell. Das mit dem richtigen Blut spare ich mir für später auf“ klärte Vegeta ihn auf. Bei dem Gedanken, wie er Aurum vernichten würde, zuckten seine Lippen erfreut hoch.

„Wahrscheinlich denkt sich Aurum, dass sie ihre Sachen schon wieder zurück stehlen können, sobald wir unter Freezers Fuchtel stehen“ grunzte Radditz und richtete sich langsam auf.

„Ich habe uns noch ein paar Tage rausgeschlagen, indem ich verlangt habe, dass erst ihre Rationen uns erreichen sollen“ erzählte Vegeta weiter.

Radditz nickte zufrieden. „Je länger wir hier trainieren können, desto besser. Außerdem sind dann mehr Saiyajins aus dem Krankenhaus entlassen. Übrigens, die meisten haben das mit dem Ki-Unterdrücken schon drauf. Wenn sich Freezer auf die Scouter-Messungen verlässt, wird er sein blaues Wunder erleben.“

Vegeta lachte leise auf bei dem Gedanken, was für eine Falle sie auf dem Planet Meat zusammenstellen wollten.

„Ja, aber nicht nur das. Wenn wir den abgehörten Funk für ein paar Falschnachrichten nutzen und sie dann mit den beschlagnahmten Schiffen attackieren, wird es seiner Flotte einen heftigen Schlag versetzen. So sehr, dass er seinen Spion dafür verantwortlich machen wird. Aurum wird dann hin und her gerissen sein, mit wem er sich dann verbünden soll. Dann machen sie einen Fehler und wir können ihren Verrat nachweisen“ plante er.

„Es wundert mich, dass Freezer sich bislang noch nicht zeigt“ Radditz löste das Haarband und strich sich durch die feuchten Haare, schüttelte sie aus. „Ich meine, es ist gut für uns. Aber eigentlich wäre es logischer, in so einer Situation sofort nachzusetzen und den Feind zu vernichten, bevor er sich wieder sammeln kann. Wäre ich an seiner Stelle, wäre ich schon längst hier gelandet.“

„Freezer will die große Show. Das ist mir heute besonders klar geworden, als Aurelius mich zum Duell gegen ihn drängte. Wenn ich gegen Freezer falle, geben die anderen von der Allianz sofort kampflos auf. Sein Ziel ist also, dass wir alles auf dieses Duell setzen, damit er den Krieg mit einem Schlag beenden kann“ durchschaute Vegeta die Lage.

„Hohe Erwartungen an dich“ brummte Radditz. „Wenn wir sie mit unserer wahren Stärke überraschen…Je schneller Freezer merkt, wie sehr wir ihn verarscht haben, desto eher kommt er runter, um uns alle auszuschalten. Dann bist du der Einzige, der ihn aufhalten kann.“

Vegeta nickte schlicht, sich seiner Aufgabe nur zu gut bewusst.

Darum war er auch ungeduldig und wollte mit seinem Training beginnen, anstatt weiter zu quatschen, weshalb er zur Steuerkonsole in der Mitte des Raums marschierte.

„Du hast drei Sekunden, um zu verschwinden“ warnte er noch Radditz, während er bereits den Regler für seine bevorzugte Einstellungen betätigte.

„Bin schon weg“ verabschiedete sich Radditz und rannte eiligst nach draußen, um Vegeta bei seinem Höllentraining allen zu lassen.

Lieber ging er unter die Dusche und aß mit seiner Familie.

Für Vegeta müsste er dessen Extra-Portion wieder in den GB bringen, weil sein König selbst beim Essen mit der hohen Gravitation trainierte.
 

Nach sieben Tagen Flug näherten sich Bulma und Kakarott endlich den Planeten Namek.

Dieser befand sich im Sektor SU 83, Koordinate 9045 XY, im Trinary Star System, ein Bereich mit kaum besiedelten Planeten, der oft nur durchflogen wurde, da eine Landung sich nicht lohnte.

Beide schliefen noch, wurden aber automatisch vom Bordcomputer piepend alarmiert, woraufhin sie sich eilig anzogen und in die Steuerzentrale mit dem größten Fenster eilten.

Von dort sahen sie auf den geheimnisvoll grün leuchtenden Planeten herab. Mit seinen hellgrünen Wolkenstreifen ähnelte er einer wunderschönen, reifen Wassermelone, der im Einflussbereich von drei Sonnen beschienen wurde.

Beide Saiyajins freuten sich, endlich das Raumschiff verlassen zu können und ihrem Ziel, die Dragon Balls zu finden, näher zu kommen.

„Ich lasse zuerst eine Analyse durchlaufen, ob wir dort atmen können oder Ausrüstung brauchen“ sprach Bulma und tippte hastig auf die Tastatur des Computers.

„Und ich mache unser Frühstück fertig“ sah Kakarott seine Chance, sich nützlich zu machen.

Ausgeschlafen und mit vollem Magen müsste er nichts auf diesem Planeten fürchten. Dank dem Training im Gravity Room des Raumschiffes war er in Topform. Die wenigen Tagen bei Schwerkraft in Rekordhöhe hatten seinem Körper nochmal einen Kraftschub beschert.

In der Kombüse konnte er dank vorgefertigter Trockennahrung, die nur erhitzt und hydriert werden musste, innerhalb weniger Minuten ein reichhaltiges Mahl vorbereiten. Dazu kochte er Bulmas bevorzugtes Lieblingsgetränk namens Kaffee.

Bulma ließ den Computer selbstständig seine Arbeit tun und leistete Kakarott dafür Gesellschaft.

Nach einer Stunde, während das Raumschiff sich langsam in Richtung Namek sinken ließ, hatten beide Saiyajins sich gestärkt und die Analyse des Bordcomputers erhalten.
 

Der Planet besaß eine deutlich geringere Schwerkraft als Vegeta-Sei.

Die Luft enthielt gerade noch genug Sauerstoff, um selbstständig atmen zu können.

Namek rotierte sehr langsam um sich selbst, weshalb eine Seite ständig von den drei Sonnen beschienen wurde, während die andere im Dunklen lag. Die einzigen Anzeichen von Zivilisation kamen von der Sonnenbeschienenen Seite. Dort waren Quellen von intelligentem Leben in Form einzelner Behausungen erkennbar, sowie höhere Powerlevel, wobei aber keines einen Level von 700 überstieg.

Die Anzahl an Namekianer war sehr gering, kleiner als die Population der Saiyajins.

Die Analyse der anderen Lebewesen auf diesen Planeten zeigte eine Vielzahl von Amphibien, Reptilien, Vögel und Fische an, aber wenig Land-Säugetiere. Kaum einer war stärker als ein Powerlevel von 400 und damit eine Gefahr für die schwache Bulma.

Angesichts dieser Analyse konnte man von einem unkultivierten Planeten ausgehen, der über eine schwache Population verfügte.

Viel karge Landschaft, wilde Tiere und ein paar kleine Dörfer mit Einwohner drin, die sehr bescheiden und unterentwickelt lebten.

Aber Bulma blieb misstrauisch, immerhin hatte sie einst einen Namekianer getroffen.

Es geschah vor einigen Jahren auf ihrer ersten Mission, auf Planet Altahrwa.

Die kurze Begegnung mit dem Namekianer namens Piccolo, der sie wegen des Verdachts der Kindesentführung hatte angreifen wollen, steckte immer noch tief in ihrem Gedächtnis.

Der Namekianer war damals eindeutig stärker gewesen als ein Level von 700, aber so ein Powerlevel wurde aktuell nicht registriert. Bulma konnte nur darauf hoffen, dass Piccolo gerade nicht auf Namek anwesend war. Da es keine anderen starken Powerlevel gab, könnte es bedeuten, dass dieser der stärkste Krieger unter seinem Volk war.

Sie begriff zeitgleich, dass die Namekianer es irgendwie schafften, ihren Planeten zu verlassen, also mussten sie über Raumfahrttechnologie verfügen.

Oder sie hatten ein intergalaktisches Taxi gerufen, aber auch das musste irgendwie alarmiert werden.

Anscheinend war ihre Technik so unbekannt, dass Bulmas Scanner sie nicht erkennen konnte.

„Wir bleiben vorsichtig“ murmelte sie, während sie ihre gelbe, gepolsterte Weste über ihr Kleid zog, welche einen gewissen Schutz bot. An ihrem Gürtel befestigte sie eine Tasche mit nützlichen Kapseln, sowie eine Laserpistole.

Kakarott knackte zustimmend mit seinen Fingerknöcheln. Er trug seine bevorzugte Kampfkleidung: lange schwarze Hose und kurzärmeliges, schwarzes Hemd, darüber einen schulterfreien Brustpanzer, sowie Armschützer und Stiefel.

Keiner von ihnen trug den üblichen Scouter. Um Lebenszeichen zu erspüren, war er für sie nicht nötig, außerdem bestand die Gefahr, dass der Feind ihren Funkverkehr abhörte. Allerdings trug Bulma einen Neuartigen in ihrer Tasche, falls sie einen Übersetzer für Namekianisch brauchte. Diesen Prototypen hatte sie während des Fluges selbst gebaut und neu dekodiert, wodurch er abhörsicher war.
 

Bulma landete das Raumschiff auf einer Insel, wo sie keine Lebenszeichen empfing.

Von dort wollten sie eines der Dörfer anfliegen.

Sie hielt es für klüger, keines der Dörfer direkt anzufliegen, damit die Namekianer sie nicht missverstanden und an einer Invasion glaubten.

Sie verließen das Raumschiff, verstauten es in seine Kapselform und sahen sich prüfend in der fremden Gegend um, wobei ihnen das viele Wasser auffiel. Bereits während der Landung hatten sie keine Wälder, aber dafür viele Seenlandschaften gesehen, die von Inseln in verschiedener Größe gesprenkelt wurde.

Wie vom Bordcomputer vorhergesagt, war die Schwerkraft für sie kaum spürbar, die Temperatur kühl, die Luft feucht und dünn.

Die wenigen Bäume waren hochgewachsen, mit bläulicher, runder Krone. Der Boden war bedeckt mit Gras in derselben Farbe. Die Landschaft war flach, wurde aber manchmal von einzelnen steilen, teilweise sehr hohen Klippen unterbrochen, welche den Blick in die Ferne versperrten.

Aufgrund der Lichtbrechung sah der Himmel grün aus. Am Horizont zeigten sich die Umrisse einer der gelbroten Sonnen, ihr ausstrahlendes Licht wirkte fahl.

„Es riecht hier komisch“ beschwerte sich Kakarott und rümpfte die Nase. „Irgendwie feucht und schleimig.“

„Kein Wunder, bei all dem Wasser und den vielen Algen drauf“ erklärte seine Schwester, die den Geruch zwar auch nicht mochte, aber voller Neugier aufsog. Die Luft war erfüllt mit fremdartigen Aromen. In Kombination mit der unbekannten Umgebung, war sie vom Planeten fasziniert.

Ihr Bruder war dagegen schnell gelangweilt und sah sich ungeduldig um, seinen Ki-Sinn forschend ausstrahlend wie ein Sonar.

„Welches der Dörfer sollen wir anfliegen? Es gibt dort eines und dort eines, welche uns am nächsten sind“ sagte er und deutete dabei in die entsprechenden Richtungen.

Bulma seufzte. Da sie keine Ansprechperson auf Namek kannte und das Märchenbuch auch keinen Hinweis auf den Aufenthalt der Dragon Balls gegeben hatte, konnte sie sich nicht entscheiden. Egal welches Ziel sie ansteuerten, es war eine Sache des Glücks, ob die Bewohner dort freundlich gesinnt waren und ihnen die Dragon Balls überlassen würden.

„Entscheide du“ gab sie diese Zwickmühle an Kakarott weiter. Im Gegensatz zu ihr, besaß Bulmas jüngerer Bruder mehr Glück bei solchen Dingen.

Der zuckte mit den Schultern und ließ sich von seinem Instinkt leiten.

„Dann dahin“ schlug er vor und schwebte hoch. Bulma folgte ihm.
 

Während sie sich in die Luft erhoben und einigen weiße, kleinen Vögeln auswichen, hatten beide einen unbegrenzten Ausblick auf die untenliegende Landschaft.

Es war ungewohnt ruhig, trotz der hellen Tageszeit. Sie hörten nur wenige Vögel und sahen einige kleine Flugsaurier in der Luft. Unter der Wasseroberfläche konnten sie die schattenhaften Umrisse einiger großen Fische erkennen, welche manchmal schnappend in die Luft sprangen und ihre scharfen Zähne dabei zeigten.

Bulma fröstelte und rieb sich die Arme. Sie wusste nicht, ob es am kühlen Wind lag oder an der fremden Umgebung, aber sie fühlte sich hier nicht willkommen.

Es sah friedlich aus, aber diese Stille hatte gleichzeitig etwas Gruseliges an sich.

Sie vermisste die dichten Wälder von Vegeta-Sei, unter deren schützendem Blätterdach es immer von lauten Leben wimmelte.

Dieser Planet dagegen strahlte eine gewisse Leblosigkeit und Erschöpfung aus.

Sie erinnerte sich, dass vor zweihundert Jahren hier eine Dürre geherrscht hatte.

Sie hatte angesichts des langen Zeitraums geglaubt, der Planet hätte sich nun davon erholt, besonders angesichts der vorhandenen Wassermengen.

Aber anscheinend war mit dem stinkenden, grünen Wasser etwas nicht in Ordnung. Möglicherweise war es nicht trinkbar und so musste man bei seinem Anblick verdursten.

Ohne sauberes Wasser war nur schlecht Leben möglich. Dies war vielleicht auch die Ursache für die kleine Population an Namekianer und die wenige Anzahl an Bäume, was wiederum den geringen Anteil an Sauerstoff in der Luft erklären würde.

Bulma war so in ihren Schlussfolgerungen vertieft, dass sie gegen den Rücken des plötzlich innehaltenden Kakarott reinflog. Sie rieb sich ihre gestoßene Nase, während ihr Bruder vom Stoß unbeeindruckt blieb. Stattdessen war sein Blick konzentriert in die Ferne gerichtet.

„Ich irre mich nicht. Er kommt auf uns zu“ murmelte er.

„Was? Wer?“ stammelte Bulma und aktivierte sofort ebenfalls ihren Ki-Sinn, um das zu erfassen, was ihr Bruder bereits spürte.

Es dauerte einige Sekunden, bis das fremde Powerlevel die Grenzen ihres Ki-Sinns erreichte, aber dann wusste sie, wovon Kakarott sprach.

Jemand flog auf sie zu.
 

„Sollen wir weg?“ fragte sie, merkwürdig ängstlich, obwohl ihr Bruder stärker war als der Namekianer, der auf sie flog.

Aber etwas an dessen Energie störte sie. Sie fühlte sich angriffslustig an.

Für den ersten guten Eindruck war so eine Stimmung hinderlich.

„Nö, wir bleiben hier. Sollten wir kämpfen, ist hier gut Platz“ sagte Kakarott unbekümmert.

Verärgert zwickte sie ihn.

„Wir suchen keinen Streit“ zischte sie ihn an, da sie seinen rauffreudigen Blick richtig interpretierte. „Die Namekianer werden uns nichts sagen, wenn wir gleich nach Ankunft einen der ihren verprügeln“ erinnerte sie zusätzlich.

„Hey, ich bin friedlich. Aber wehren darf ich mich ja wohl“ gab Kakarott unbeeindruckt zurück.

Bulma rieb sich seufzend die Stirn, bevor sie vor ihren Bruder schwebte und tadelnd den Weg versperrte.

„Ich rede“ befahl sie ihm hoheitsvoll. „Das endet nur im Desaster, wenn du mit der Einstellung auf die Namekianer triffst. Ich führte die Verhandlung.“

Kakarott grunzte unbeeindruckt und verschränkte die Arme vor Brust. Er sah weiter ungehindert in die Ferne, ungeachtet Bulma vor sich, die er überragte.

„Gleich ist er da“ meldete er. „Sollen wir hier in der Luft warten oder auf den Boden? Dann weiß er nicht, dass wir auch fliegen können“ machte er einen strategischen Vorschlag, der Bulma gefiel.

Sie landeten.

Während Kakarott aus Vorsicht schon mal anfing, sich hüpfend etwas aufzuwärmen und seine Handgelenke kreiseln ließ, tat Bulma so, als wäre sie von dem unbekannten Unkraut fasziniert.

Doch ihre Nackenhaare sträubten sich, je näher die fremde Lebenskraft auf sie zu raste.

Erst als das Flattern von Kleidung im Wind zu hören war und seine Anwesenheit damit offensichtlich, hörte sie mit ihrem Schauspiel der unschuldigen Touristin auf und drehte sich um.

Einige Meter vor ihnen, auf einen hohen Felsen stehend und sie damit überragend, schaute er im schützenden Gegenlicht der Sonne auf sie herab.

Bulma kniff zuerst geblendet die Augen zusammen. Sie erkannte nur dunkle Umrisse, wie ein flatternder Umhang, der zu einer großen Gestalt gehörte…bis sich eine Wolke vor die Sonne schob und sie mehr erkannte. Dann weiteten sich erschrocken ihre Augen und sie keuchte auf.

Leider war der Namekianer kein Unbekannter.
 

Bulma quietschte entsetzt auf.

Von allen Namekianer auf diesen Planeten musste sie ausgerechnet den Einen treffen, den sie nie wieder sehen wollte.

Das war doch dieser Piccolo, garantiert!

Sie konnte sich gut an diesen charakteristischen Turban erinnern, sowie den weißen Umhang mit den breiten Schulterpolstern.

Der Namekianer besaß kein sympathisch wirkendes Gesicht, was an seinem augenbrauenlosen, finsteren Blick und dem schmalen, boshaften Lächeln liegen konnte.

Seiner dichten, komprimierten Aura nach, die dünn, aber konzentriert um seinen Körper zu spüren war, schien er sogar stärker geworden zu sein. Ein Scouter würde das nicht messen können, aber für jemanden Geübten im Ki-Lesen war der Unterschied ersichtlich.

Wäre Bulma noch besser im Ki-Lesen, hätte sie ihn anhand der Farbe seiner Aura schon früher erkannt. Aber ihr erstes Zusammentreffen auf Altharwa war halt kurz und unangenehm gewesen. Im damaligen Stress hatte sie auf seine Aura nur wenig geachtet.

„Na, sieh mal einer an, wen haben wir denn hier? Saiyajins!“ fing Piccolo an zu sprechen, in dunkler, maskuliner Stimme mit misstrauischem Unterton „Was habt ihr Affen hier zu suchen?“

„Sightseeing“ antwortete Bulma trocken. „Namek soll um diese Jahreszeit wunderschön sein.“

Kakarott warf ihr wegen diesen sarkastischen Worten einen irritierten Blick zu.

Hatte seine Schwester nicht gesagt, sie würde das Verhandeln übernehmen, damit der Zusammenstoß friedlich endete?

Da fing sie ja seltsam an?
 

Piccolo hörte ebenfalls den Sarkasmus heraus, außerdem die mangelnde Angst.

Anscheinend glaubte die blauhaarige Saiyajin, dass ihr Begleiter sie schon beschützen würde.

Piccolo warf ihm einen prüfenden Blick zu.

Dieser Saiyajin mit dem strubbeligen, kurzen Haar war schmaler und kleiner als der andere vom letzten Mal.

Missmutig erinnerte sich Piccolo an den arroganten Saiyajin mit der langen Mähne. So schade es auch war, dass er nicht die Chance erhielt, sich an dem Mistkerl zu rächen, so erfreulich war der Zufall, dessen blauhaarige Freundin zu treffen.

Von allen Saiyajins, die auf Namek hätten landen können, war ausgerechnet sie es, die er aufspürte.

Vermutlich war ihr kleiner Begleiter ebenfalls ein Freund vom langhaarigen Lackaffen.

Piccolo wusste nicht, was die beiden hier wollten.

Namek besaß keine Reichtümer und war weit ab vom Schuss.

Aber als Wächter von Namek blieb er aufmerksam. Ein falsches Wort, eine hastige Bewegung und er würde beide vernichten.

Das würde kein Problem darstellen. Nach ihrer Lebenskraft ausgehend, die er spüren konnte, waren beide schwächer als er. Er unterdrückte seine wahre Kraft, um sie in falscher Sicherheit zu wiegen.

Er sprang herab, um auf gleicher Höhe wie die beiden zu sein. Mit verschränkten Armen vor der Brust knurrte er sie drohend an.

„Was wollt ihr auf Namek?“

Der Namekianer hatte von seinem Fehler beim letzten Mal insoweit gelernt, dass er den Saiyajins erst die Möglichkeit gab, sich zu erklären.

Wegen der Sache von damals, als er beinahe gekämpft und dabei drauf gegangen wäre, nur weil er geglaubt hatte, Blauhaar würde Dende entführen wollen, hatte er ganz schön Ärger bekommen.

So etwas Peinliches, in seinem Alter wie ein dummes Kind gescholten zu werden, wollte er nicht erneut erleben.

Nicht zu vergessen, die Lebensgefahr, in die er wegen seiner vorschnellen Meinung geraten war.

Bulma schluckte nervös und sah hilfesuchend ihren Bruder an. Aber wie vorhin abgemacht, schwieg Kakarott, also musste sie das Wort übernehmen.

„Du weißt Bescheid über die feindliche Invasion und die Allianz?“ fing sie vorsichtig an zu erfragen, damit sie wusste, ab wann sie mit ihren Erläuterungen beginnen sollte.

„Wir sind keine Hinterwäldler“ entgegnete Piccolo unfreundlich. „Natürlich weiß ich davon. Namek ist zwar ein Teil der Allianz, aber wir sind Pazifisten. Wir kämpfen nicht in diesem Krieg mit. Wir sind zu schwach und haben auch keine Waffen. Stattdessen kümmern wir uns selbst um die Verteidigung unseres Planeten. Wenn ihr Geld zur Unterstützung wollt…bei der ersten Versammlung der Allianz vor einem Jahr wurde festgelegt, dass Planeten, die Entwicklungsstatus haben, nichts zahlen müssen. Also verschwindet, hier gibt es nichts zu holen!“

Kakarott schnaubte amüsiert auf, weshalb Piccolo ihm einen verärgerten Blick zuwarf.

„Was ist? Glaubst du mir nicht? Du wirst hier kein Goldkrümelchen finden!“ raunzte er ihn an.

„Das meine ich nicht“ grinste der Saiyajin, seine Augen wissend verengt. „Ich habe nur gelacht, weil du dich selbst als schwach bezeichnet. Du kannst ruhig mit dem Spielchen aufhören, ich hab dich schon längst durchschaut.“

„Ich weiß nicht, was du meinst“ spielte Piccolo den Unschuldigen.

„Ach, komm schon“ lachte Kakarott, ein interessiertes Funkeln in den Augen. „Als du auf uns zugeflogen bist, warst du um einiges stärker als es jetzt erscheint. Du hast bei deiner Ankunft dein Ki gesenkt, damit wir dich unterschätzen, nicht wahr? Du bist auf keinen Fall schwach. Ich bin ein Saiyajin, ich erkenne gute Krieger.“

„Tse, soll das ein Lob sein, du Lackaffe?!“ grummelte Piccolo, aber dann konnte er sich nicht beherrschen. Mit einer Arroganz, die eher unüblich für Namekianer war, grinste er selbstsicher, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

Das war Antwort genug und bestätigte Kakarotts Verdacht.

Bulma spürte, dass sich hier gleich ein Kampf anbahnte, wenn sie nicht dazwischenging.

Zwischen den Kriegern sprühten die Funken.

Sie stellte sich zwischen Kakarott und Piccolo, um deren Blickduell zu unterbrechen.

„Wir wollen kein Geld“ sprach sie eilig „Aber wir sind hier, weil wir Hilfe brauchen. Der Feind hat die Hälfte unserer Armee vernichtet, weil er einen Spion in unseren Reihen versteckt hat. Wenn Namek uns nicht hilft, sind wir in wenigen Wochen vernichtet oder Sklaven von Freezer.“

„Was für eine Hilfe?“ fragte Piccolo, der die überraschende Meldung über den Niedergang der Saiyajins und dem Spion mit versteinerter Miene empfing. „Wie sollen die schwachen Namekianer den ach so starken Saiyajins helfen?“ machte er sich noch über die Arroganz des Kriegervolkes lustig.

Bulma zögerte kurz, ob sie wirklich so offen und ehrlich sein sollte, aber sie hatte keine Zeit für Diplomatie und lange Umschweife.

Ungestüm brach es aus ihr heraus.

„Wir brauchen die Dragon Balls!“
 

Kaum hatte sie es ausgesprochen, als sich Piccolos Gesicht veränderte.

Das Wort „Dragon Balls“ alarmierte ihn, die Bitte darum bestürzte ihn sichtlich.

Fort war die selbstsichere, ruhige Maske, stattdessen war er sichtlich verärgert. Sein Körper spannte sich kampfbereit an. Seine Zähne malmten.

Doch anstatt sie anzubrüllen, wie die Saiyajins es bei dieser Körpersprache erwarteten, siegte Piccolos Selbstbeherrschung.

Er atmete tief durch, bevor er sie höhnisch angrinste.

„Wisst ihr überhaupt, was ihr verlangt?“ fragte er. „Was glaubt ihr, sind die Dragon Balls?“

„Äh, Kugeln, die einen Drachen herbeischwören“ wagte sich Bulma behutsam vor.

„Haha, ihr kommt also wegen unserem Kindermärchen“ lachte der Grünhäutige. „Ihr Saiyajins sind ja so naiv. Taucht hier auf, weil ihr glaubt, ein Drache wird euch Wünsche erfüllen. So ein Quatsch. Die Dragon Balls sind heilige Relikte, nicht mehr. Sie haben keine magischen Kräfte wie im Märchen, sondern nur eine rituelle Bedeutung.“

„Also kein Drache, der Wünsche erfüllt?“ fragte Kakarott nach und warf seiner Schwester einen fragenden Blick zu.

Das hörte sich nicht gut an.

Anderseits…so wie Piccolo reagierte, schienen diese Dragon Balls doch sehr wichtig für Namek zu sein, sonst hätte er nicht erschrocken, fast panisch reagiert, auch wenn er sich nun um eine Pokermiene bemühte.

Außerdem hätte Bardock seine Kinder nicht wegen eines albernen Märchens in diese Ecke der Galaxie geschickt, egal wie stark es ihm auf den Kopf getroffen hätte.

Nein, der Namekianer verschwieg ihnen etwas.

Er bluffte!

Das erkannte sogar der sonst so gutgläubige Kakarott.

„Ihr scheint echt verzweifelt zu sein, wenn ungläubige Saiyajins, die an nichts Göttliches glauben, unsere Relikte stehlen wollen“ fuhr Piccolo fort. „Aber egal wie sehr ihr diese anbetet, NICHTS wird euch helfen. Also verpisst euch! Ihr Saiyajins seid doch sonst so stolz, all eure Feinde eigenständig und mit bloßer Faust zu besiegen. Dann solltet ihr es jetzt auch wieder tun! Lasst uns in Ruhe!“

„Bevor wir das tun, möchten wir wenigsten einen Dragon Ball sehen“ wandte Bulma eiligst ein.

Wenn sie nur einen Dragon Ball von Nahem untersuchen könnte…bei seinem Anblick wüsste sie vielleicht, ob nicht doch magische Kräfte darin verborgen wären.

„Bitte, bitte? Wir sind so lange hierhergereist, das sollte nicht umsonst sein“ flehte sie großäugig und klimperte mit ihren Wimpern. „Ich bin so neugierig, wie eure heiligen Relikte aussehen.“

Aber was auf ihren Artgenossen sonst großen Eindruck hinterließ und jeden überredete, hatte auf Piccolo keine Wirkung.

„Respektloser Frevel“ beschimpfte er ihre Bitte „Ihr habt kein Recht dazu! Ich komme ja auch nicht auf euren Planeten und dringe in euren Thronsaal ein, um dessen Ausstattung zu begaffen.“

„Na, bei dem schlechtgelaunten Kerl, der da drinsitzt, wäre das auch keine gute Idee“ murmelte Kakarott. „Wenn du ihn störst, wird du abgeschossen.“

Die kurze Vorstellung von Piccolos Eindringen als unhöflicher, übereifriger Tourist mit blitzender Kamera und Vegetas verwundertes Gesicht dabei, brachte den Krieger zum Schmunzeln.

„Bitte, Herr…Äh“ Bulma stockte, ob sie ihn bei seinen Namen ansprechen durfte, immerhin waren sie sich nie offiziell vorgestellt worden. Sie erinnerte sich nur dank ihres guten Gedächtnisses daran, wie der kleine Namekianer Dende damals diesen Namen ausgerufen hatte, als er versuchte hatte, Piccolo aufzuhalten.

Der Namekianer wurde in diesem Moment ebenfalls daran erinnert, dass er keine Ahnung hatte, wie die beiden Saiyajins hießen.

Dabei hieß es doch, man sollte sich und seinen Feind kennen, wenn man diese besiegen wollte. Gerade wenn zwei Krieger sich gegenüberstanden, gebot es der Anstand, dem baldigen Opfer den Namen seines zukünftigen Mörders mitzuteilen.

„Ich bin Piccolo“ stellte er sich kurzbündig vor. „Sohn von Kami! Krieger von Namek!“

„Mein Name ist Bulma und das ist mein Bruder Kakarott, Kinder von Bardock und Gine. Möglicherweise erinnerst du dich an die Begegnung mit meinem anderen Bruder Radditz, damals auf Althar...“

„Ich bin nicht dement, ich erinnere mich gut daran“ unterbrach Piccolo sie unfreundlich.

Nur weil sie gerade ihre Namen und Familienzugehörigkeiten austauschten, änderte sich nichts an der Tatsache, dass er die beiden Fremden von hier wegzischen sehen wollte.

„So, genug der Vorstellungsrunde. Ich vergesse weder eure Namen noch eure Visagen. Aber ihr seid nicht willkommen. Ihr heckt etwas aus. Ich traue euch nicht über den Weg. Also, wollt ihr freiwillig abziehen oder soll ich euch dazu bringen?“ fletschte er die Zähne.

„Hey, jetzt mal langsam“ mischte sich Kakarott ein. „Wir wollen niemanden bestehlen. Wir wollen einfach nur mal einen Dragon Ball sehen. Immerhin sind wir den ganzen Weg von Vegeta-Sei bis hier her…“

„Keiner hat euch gezwungen, her zu kommen“ unterbrach ihn Piccolo. „Sorry für die Zeitverschwendung, aber ich spiele nicht euren Touristenführer.“

„Naja, in gewisser Weise hatten wir keine Wahl. Du kennst meinen Vater nicht, der ist sehr überzeugend“ entgegnete Kakarott lakonisch.

Bulma zögerte wegen Piccolos aggressiven Attitüde, aber ihr Bruder hatte Recht.

Sie konnten noch nicht weg von Namek.

Sie hatten ihren Planeten, ihre Familie und ihr Volk verlassen, weil sie Hilfe suchten.

Wie sollten sie da mit leeren Händen zurückkehren?

Also blieb sie auf ihren Platz.

Piccolo, der erkannte, dass seine Drohgebärden keine Wirkung zeigten, beschloss, seine Taktik zu ändern.

Wenn diese dämlichen Affen nur die Sprache der Gewalt kannten, dann würde er in ihre Tonart wechseln. Dass es zu einem Kampf mit den Saiyajins kommen würde, überraschte ihn nicht. Damit hatte er gerechnet, kaum dass er sie erkannt hatte.

Er zog sich seinen Turban vom Kopf und ließ ihn achtlos zu Boden fallen. Seine zwei Fühler wurden damit sichtbar.

Dasselbe machte er mit seinem Umhang, wodurch seine nackten, kräftigen Arme erkennbar wurden. Die typische grüne Haut wie in seinem Gesicht, wobei sein Bizeps sich farblich abhob: rosa Muskelstränge, eingefasst von roten Sehnen.

Als die Kleidung mit ungewöhnlich schwerem, dumpfem Ton aufschlug und sich dabei sogar Risse in der Erde zeigten, waren Bulma und Kakarott überrascht.

Kakarott erkannte als Erstes die Bedeutung, da er bemerkte, wie zeitgleich Piccolos Powerlevel stieg.

„Schwere Kleidung…“murmelte er „Damit du ständig deinen Körper trainierst…interessant“ anerkennend sah er den Namekianer an. „Das müssen an die 100 Kilo sein.“

Piccolo feixte, während er seinen Nacken und Schulter kreisend aufwärmte, die spitzen Eckzähne dabei offenbarte.

In gewisser Weise ähnelte Piccolos Training damit dem von Kakarott, wenn er den Gravity Ball nutzte: eine künstliche Belastung auf den Körper auszuüben, um so alle Muskeln gleichzeitig zu trainieren.

Der Namekianer besaß also nicht nur die Fähigkeit, sein Ki zu steuern und zu fliegen, sondern auch einen kraftvollen Körper.

Kakarotts Interesse, sich mit Piccolo zu messen, wuchs weiter an.

Er hatte noch nie gegen einen Namekianer gekämpft.

Was für Techniken er wohl drauf hatte?

Doch diese Gedanken wurden von einem schrillem Kreischen unterbrochen, bei dem selbst Piccolo erschrocken zusammenzuckte

„Schluss damit“ stampfte Bulma entrüstet auf. „Hier wird nicht gekämpft! Warum müsst ihr Idioten eure Probleme immer gewaltsam lösen? Das ist nicht der Plan!“

„Was sollen wir sonst tun? Wenn ich zwischen Flucht oder Kampf wählen muss, ist meine Entscheidung klar“ antwortete Kakarott ohne schlechtes Gewissen, dass ihr Plan gerade in Rauch aufging.

Auch der Namekianer schien sich auf den bevorstehenden Kampf zu freuen. Er ignorierte die kreischende Blauhaarige und konzentrierte sich nur auf Kakarott, mit demselben Lächeln im Gesicht wie er.

Bulma sah entsetzt zwischen den beiden hin und her, unschlüssig, was sie tun sollte.

Sich dazwischendrängen, um sie vom Kämpfen abzuhalten?

Sie würden nur den Ort wechseln, so schnell, dass Bulma ihnen nicht folgen könnte.

Ihre Laserpistole einsetzen, um beide auszuknocken?

Das konnten die Namekianer als Angriff ansehen und gerade das wollte Bulma doch verhindern.

Schreien und Zetern half ihr auch nicht.

Vielleicht sollt sie es mit Bitten und Flehen versuchen?

„Bitte, ihr beiden“ wandte sie sich also mit weinerlich verzerrten Gesichtszügen an die beiden Krieger. „Bitte lasst uns das friedlich klären. Piccolo…Kakarott…es kommt nichts Gutes dabei heraus…“

„Oh, das würde ich nicht sagen“ unterbrach Piccolo hämisch „es käme schließlich ein toter Saiyajin dabei heraus.“ Bedrohlich ließ er seine Fingerknöchel knacken.

Kakarott ließ sich nicht provozieren, sondern lächelte nur schmal. Er streckte seine Hand aus und berührte Bulmas Schulter, um sie sanft, aber unweigerlich zur Seite zu schieben.

„Bemüh dich nicht“ sprach er zu ihr, während sein Blick fest auf seinen baldigen Gegner gerichtet blieb. Kakarott erkannte, dass Verhandlungen zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn mehr machten.

„Aber keine Angst, ich bemüh mich, ihn nicht zu stark zu verletzen“ versprach er ihr noch grinsend, was Piccolo ärgerte.

„Spiel dich nicht so auf“ knurrte er ihn an „Du wirst dein Bestes geben müssen, um nicht ins Gras zu beißen. Willst du, dass Namek dein Grab wird? Den Gefallen tu ich dir. Schau, das ist doch eine nette Ecke“ und deutete mit dem Daumen zum nächststehenden Felsen.

„Du wirst es nicht schaffen, mich zu töten“ antwortetet Kakarott, beinahe sanft und nachsichtig, so ruhig war seine Stimme. „Was immer dich auch so zornig auf uns macht…richte deine Wut gegen mich. Ich nehme sie an. Aber lass meine Schwester da raus.“

Piccolo stutzte. „Ich hab kein Interesse an diesem Weibsbild. Wenn du aus dem Weg geräumt bist, versteht sie endlich, dass sie hier nicht willkommen ist. Ich erlaube ihr sogar, mit deinen Überresten von hier zu verschwinden.“

„Versprichst du es?“ bohrte Kakarott nach.

„Für was für eine ehrlose Seele hältst du mich? Aber gut, wenn es dich beruhigt…ja, ich verspreche es. Ich krümme ihr kein Haar.“

Kakarott nickte zufrieden.

„So, wars das jetzt mit dem Geplänkel? Ich will endlich wissen, wie es sich anfühlt, einen Saiyajin zu besiegen“ forderte der Namekianer ihn auf.

Kakarott lachte. „Sorry, aber das wirst du heute nicht herausfinden.“
 

Kakarott gab seiner Schwester erneut einen leichten Stoß, zur Bedeutung, endlich das Feld zu räumen und nicht mehr zwischen ihm und Piccolo zu stehen.

Nur zögerlich gehorchte sie. Weil sie die Stärke ihres Bruders einschätzen konnte, rannte sie einige Meter weit weg, um aus der Schusslinie zu sein. Hier müsste sie vor jeglichen Rückstößen des Kampfes sein sicher.

Da sie von dieser Entfernung aus die zwei Kämpfer kaum erkennen konnte, holte sie ein Fernglas aus ihrer Tasche, um die beiden besser beobachten zu können.
 

Piccolo und Kakarott standen sich immer noch begutachtend gegenüber, während sie in ihren Köpfen bereits ihre Angriffe planten.

Piccolo machte zuerst seinen Zug: er holte mit seinem rechten Arm aus und überraschte seinen Gegner damit, indem er sein Körperteil verlängerte. Schlangengleich zischte dieser auf den Saiyajin zu.

Kakarott, der geglaubt hatte, auf sichere Distanz zu stehen, auf die er gut reagieren konnte, wurde dadurch kurzzeitig verwirrt. Dennoch war er schnell genug, um den Kopf zur Seite zu bewegen, bevor er getroffen wurde. Kaum war die fremde Faust an seiner Wange vorbei, da packte er das zugehörige Handgelenk, um dessen Besitzer in die Luft zu werfen.

Nun war es Piccolo, der überrascht wurde, als ihm wortwörtlich der Boden unter den Füßen weggezogen wurde.

Als zusätzliche Attacke schob Kakarott einen Luftschlag hinterher: durch das schnelle Schlagen seiner Fäuste in die Luft, entstand geballter Druck, hart und schnell wie unsichtbare Pistolenkugeln.

Diese Technik war geeignet für weite Distanzen, ohne Ki dafür aufzubringen.

Piccolo wurde davon hart getroffen und noch weiter in die Luft geschleudert. Dennoch hielt er die Luftschüsse gut aus, sie richteten kaum Schaden an seinem widerständigen, abgehärteten Körper an.

Stattdessen holte der Namekianer zum Gegenschlag aus, indem er aus seinen Handflächen ein Kreuzfeuer an rotgelben Energiebällen auf den Saiyajin abfeuerte.

Der Hagel aus feurigen Ki-Bällen, abgefeuert in einem breiten Kreis, verhinderte, dass Kakarott ihnen ausweichen konnte, da sie ihm jeglichen Fluchtweg abschnitten.

Explosionen entstanden bei ihrem Aufprall, es staubte hoch auf.

Bulma schrie entsetzt auf, als sie, kaum dass der Staub sich etwas lichtete, ihren Bruder scheinbar bewusstlos auf den Boden liegen sah.

Piccolo landete währenddessen und sah argwöhnisch auf den Bewusstlosen herab, bis er anfing schmal zu lächeln.

„Hör auf mit dem Spielchen“ durchschaute er das Täuschungsmanöver.

Kakarott hob den Kopf und stellte sich leichtfüßig auf. Lachend klopfte er sich den Staub von seiner Kleidung.

„Ich wollte halt wissen, was du draufhast“ sagte er spielerisch. „Aber ich bin ja auch nicht der Einzige, der sich zurückhält.“

Piccolos Angriffe hatten wirkungsvoller ausgesehen, als sie sich angefühlt hatten.

Der Namekianer lächelte ungewollt anerkennend, weil er ebenfalls durchschaut worden war.

„Aber jetzt leg ich eine Schippe drauf“ drohte Kakarott und sein Blick wurde ernst.
 

Beide Krieger gingen auf Nähe und attackierten sich mit ihren Körpern. Sie traten und schlugen aufeinander ein.

Ihre Angriffe waren so schnell, dass eine Untrainierte wie Bulma sie kaum sehen konnte.

Plötzlich wurden beide Kämpfer sichtbar, weil sie inne hielten, sich gegenseitig an den Händen festhielten, die Finger ineinander verkreuzt.

Keiner konnte sich losreißen.

Piccolo nutzte den Moment, wo sein Gegner weder ausweichen noch abwehren konnte: seine Augen glühten bedrohlich rot auf.

Kakarott bemerkte rechtzeitig die Veränderung, um zu sich zu ducken und so den Laserstrahlen, die aus Piccolos Augen schossen, auszuweichen.

Immer noch waren seine Hände gefangen in Piccolos festem Griff, aber indem sich Kakarott duckte, nutzte er den Schwung für eine Drehung seines Körpers. Er zog dabei seine Beine ein, um sie, kaum dass sein Oberkörper nach unten ragte, mit voller Kraft hochzustoßen und so seine Füße in Piccolos Gesicht zu jagen.

Der stöhnte getroffen auf, ließ aber den Saiyajin nicht los. Stattdessen entschied er sich dafür, seine Arme wieder zu verlängern, damit Kakarotts Füße nicht mehr in Reichweite waren. In sicherer Entfernung plante er, den Saiyajin zu Boden zu werfen.

Doch kaum bemerkte Kakarott, dass seine Füße den Boden berührten, als er abpolsternd in die Knie ging und einen festen Stand auf der Erde damit erreichte. In dieser Position, gestützt durch den Boden, drehte er seine Hände. Da diese auch Piccolos Hände festhielten, wirkte sich der Schwung über Piccolos Arme zum Körper hin aus. Aufgrund der Hebelwirkung wurde er von der Kraft dahinter überrascht und es riss ihn von den Beinen.

Kakarott hatte keine Ahnung von physikalischen Gesetzen oder Anatomie, aber er wusste aufgrund seiner Lehrjahre, wie er Angriffe wirksam platzieren konnte.

Piccolo hatte damit die Wahl, entweder zu Boden geschleudert zu werden oder er ließ los, um dies zu verhindern.

Er entschied sich für Letzteres.

Kein Saiyajin sollte ihn zu Boden werfen!

Kaum entließ er Kakarotts Hände aus seinem Griff, als dieser dem Beispiel von Piccolo folgte und ebenfalls losließ.

Nun waren beide frei.

Piccolo hatte sein Arme immer noch verlängert und keine Hand an seinen Gegner: der Saiyajin nutze den Schwachpunkt von Piccolos Strategie aus. Er sprang auf die Arme und nutzte diese wie eine Leiter, um auf Piccolo zu zurennen.

Der Grünhäutige konnte dies nicht verhindern. Da das Verlängern und Rückziehen der Gliedmaßen einige Sekunden brauchten, um die Nerven zu aktivieren, hatte Piccolo gerade zwei unnütze, überlange Arme, die er nicht kontrollieren konnte, ohne sich selbst zu verheddern.

Seine einzige Chance waren seine Laseraugen, doch bevor er diese einsetzen konnten, traf ihn das Knie des Saiyajins mitten ins Gesicht.

Etwas knackte.

Geifer und Blut spritzte, während Piccolo nach hinten fiel.

Im letzten Moment schaffte er es noch, sein Gleichgewicht zu finden, bevor er es war, der zu Boden geworfen wurde.

Hastig sah er sich nach seinem Gegner um, während seine Arme wieder auf die übliche Maße schrumpften.

Doch nach seinem erfolgreichen Kniestoß war der Saiyajin anscheinend verschwunden.

Piccolo richtete sich hastig seine Nase und konzentrierte sich auf seine Umgebung.

Er sah ihn nicht, aber das musste nichts bedeuten. Der Saiyajin war garantiert nicht abgehauen, dafür lief es zu gut für ihn.

Piccolo setzte seinen Ki-Sinn sowohl seinen starken Gehörsinn ein.

Schreiend rammte er dann plötzlich seinen Ellbogen zur Seite, wo er Kakarott überraschte, der sich hatte anschleichen wollte. Jener flog in die nächstgelegenen Felsen, welche krachend auf ihn einstürzten.

„Hah, das hast du jetzt davon!“ freute sich Piccolo.

„Sieh mal in den Rückspiegel“ säuselte schadenfroh eine Stimme hinter ihm.

Ein kalter Schauer rannte Piccolos Nacken herunter, als er erkannte, dass niemand unter den Steintrümmern lag. Stattdessen befand sich sein Gegner hinter ihm.

Der Saiyajin hatte es im Fall geschafft, sich spurlos hinter den Namekianer zu bewegen, der nach seinem erfolgreichen Treffer kurz unkonzentriert gewesen war.

Hatte er sich vielleicht sogar absichtlich erwischen lassen, damit Piccolo unachtsam wurde?

Diese Erkenntnis traf Piccolo zu spät: bis er reagieren konnte, hatte er einen weiteren Schlag ins Gesicht erhalten.

Der Treffer schmerzte, ebenso sein verletzter Stolz. Aber nicht nur der litt, sondern auch seine Konzentration.

Kakarott nutzte Piccolos Nachlässigkeit aus. Er gönnte ihm keine Pause, sondern verpasste ihm eine Salve an Schlägen, gegen die der Grünhäutige sich kaum wehren konnte.

Er schaffte es weder seine Arme zur Deckung zu erheben noch schnell genug auszuweichen.

Kakarotts Fäuste waren schneller und trafen ihn aus jedem Winkel.

Violettes Blut floss aus Piccolos Mund, sowie aus offenen Wunden, beschmutzte Haut und Kleidung. Dagegen wirkte Kakarott noch sauber und adrett, von etwas Staub auf dem Panzer abgesehen.

Der nächste Kick schleuderte den Namekianer einige Meter weit, über das Ufer hinaus, wo er ins Wasser fiel.

Kakarott setzte nicht nach, sondern blieb lieber trocken. In dieses brackige, stinkige Wasser wollte er nicht rein.

Das Wasser brodelte und dann schoss eine Wassersäule hervor, aus der Piccolo hoch in die Luft flog.

Mittlerweile hing sein Anzug in blutigen Fetzen an ihn herab, während seine Haut durchs kurze Bad etwas gereinigt war.

„Na warte, jetzt zeig ich keine Gnade mehr. Ich werde dich atomisieren“ rief er erzürnt dem Saiyajin von oben zu. „Dem wirst du nicht ausweichen können.“

Piccolo ging aufs Ganze. Er konzentrierte sein ganzes Ki in seinen Handflächen und schleuderte zwei Energiestrahlen herab, die sich in der Luft vereinten.

Der geballte, grelle Strahl schoss auf den Saiyajin herab, der keine Anstalten machte, auszuweichen.

Nein, stattdessen bildete er zwischen seinen Händen eine kleine konzentrierte Energiekugel und schoss sie Piccolos Angriff entgegen.

Was die Lichtstärke anging, so war die Attacke des Namekianers beeindruckender, aber Kakarotts kleine Kugel bestand aus geballter, konzentrierter Energie. Sie fraß sich durch den Strahl und neutralisierte ihn.

Kakarott hätte seinen Ball sogar noch stärker machen können, um den wehrlosen Namekianer zu vernichten, aber er wollte ihn nicht töten.

Das er stattdessen mit Leichtigkeit dessen Attacke abgewehrt hatte, sorgte sowieso für den gewünschten psychologischen Effekt: Piccolos Selbstbewusstsein war am Boden.

Krächzend, schwer atmend, starrte er auf den Saiyajin herab.

Der Namekianer verstand, dass er am Verlieren war, aber er verstand nicht, wieso.
 

Er schwebte herab, um den Saiyajin in die Augen sehen zu können.

„Wie?“ knurrte er „Wie schaffst du es, meine Angriffe abzuwehren? Dein Ki ist nicht stärker als meines. Du solltest dazu nicht in der Lage sein. Aber das gerade eben…du hättest mich schlagen können, wenn du etwas mehr Energie in deinen Ki-Ball reingelegt hättest. Aber das so gekonnt abzumessen, nur um meinen Angriff unschädlich zu machen…das braucht Können in Energie-Manipulation“ analysierte er laut.

„Oh, danke“ antwortete Kakarott, überrascht von dem Kompliment.

„Sei still, ich meine damit nicht, dass du besser bist als ich. Aber etwas stimmt mit deinem Energielevel nicht. Sag mir, wieso?“

Kakarott zuckte mit den Schultern. „Keine große Sache. Ich mache bloß das, was du auch kannst. Ich unterdrücke meine Energie und setzte sie nur dann ein, wenn ich sie brauche.“

Wenn Namekianer blass werden könnten, wäre Piccolo bei diesen Worten weiß wie ein gebleichtes Laken geworden.

Stattdessen riss er die Augen und den Mund fassungslos auf. Seine Pupillen bebten unruhig.

„Du…du kannst tatsächlich deine Energie steuern?“ fragte er mit zittriger Stimme und deutete fragend, mit erhobenem, spitzem Zeigefinger auf Kakarott. „Aber das könnt ihr Saiyajins doch nicht? Dafür seid ihr zu grob…zu doof…zu unsensibel…“

„Hmpf, du bist nicht nett“ beschwerte sich Kakarott und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. „Ich kann es, also bin ich NICHT dumm. Du dagegen…wie du mich unterschätzt…“

Er wedelte mahnend mit dem Zeigefinger und schnalzte mit der Zunge, als wäre Piccolo ein ungezogenes Kind.

Diese Arroganz befeuerte Piccolos Kampfgeist.

Diese Scheiß-starken-Saiyajins, was erlaubten sie sich?!

„Oh, du glaubst also, du hast schon gewonnen? Gut, dann stimmt dein Energielevel halt nicht. Meines ja auch nicht. Ich hab mein Pulver noch nicht verschossen“ bluffte der Grünhäutige und grinste schief.

„Ach ja? Dann zeig mal!“ unbeeindruckt blieb Kakarott immer noch mit verschränkten Armen stehen. Er machte keine Anstalten, in einen Angriffsposition zu gehen oder sich zu verteidigen.

Neugierig wartete er darauf, welche faszinierende, unbekannte Attacken er noch sehen würde.
 

Piccolo verging das Grinsen. Es war nie ein gutes Zeichen, wenn der Gegner so selbstbewusst und entspannt blieb.

Wenn er ehrlich war, war dies auch gerechtfertigt: er hatte bislang keinen guten Treffer landen können. Im Gegensatz zum Saiyajin sah er ziemlich fertig aus.

Piccolo konnte nicht einschätzen, wie hoch die Energie war, welche Kakarott zurückhielt und welche unbekannten Reserven er noch hatte.

Seine einzige Chance war es, den Gegner mit etwas zu überraschen und anschließend mit einem finalen Knock-out zu überwältigen.

//Wie mache ich den Dreckskerl fertig? Ich könnte mich vergrößern und ihn unter meinen Füßen zerquetschen… Aber er ist schnell und wenn meine Reaktionen sich verlangsamen, erwische ich ihn nie. Vielleicht die Höllenspirale? Sie könnte stark und schnell genug sein, um ihn zu töten…wenn nur die lange Vorbereitungszeit nicht wäre. Anderseits hat er ja die Ruhe weg und wartet ab, was ich mache…aber wenn er sich bedroht fühlt, kann er seine Meinung ändern und mich angreifen, während ich wehrlos bin…//

Piccolo fühlte, wie wacklig seine Position war; wie er in die Ecke gedrängt wurde.

Der Saiyajin hatte bislang immer die Oberhand in ihrem Duell gehalten, egal welche Technik Piccolo auch einsetzte. Das hemmte den Namekianer und machte ihn vorsichtiger. Risikoreiche Angriffe waren für ihn weniger verführerisch.

Er entschloss sich für eine andere Technik.

Aus den Enden seiner Fühler glühte es auf und dann schoss ein Blitzstrahl auf den Saiyajin zu.

Kakarott schrie auf, aber mehr aus Schock als aus Schmerz. Sein Haar richtete sich auf und wurde noch widerspenstiger.

„Hey, das kitzelt, aber nicht auf eine gute Weise“ beschwerte er sich und rieb sich die Arme, wo sich eine Gänsehaut gebildet hatte.

„Das soll dich lähmen“ brüllte Piccolo, erneut entsetzt, weil der Saiyajin diesen Angriff einfach so abtat. „Egal…Hier, was hältst du davon?“ Piccolo schleuderte aus seinen Handflächen Energie ab, die sich zu einer Kugel aus gleißenden Ki formierten.

Dieses Mal machte sich der Namekianer mehr Mühe und konzentrierte seine Energie, verfestigte sie wobei er sich ein Vorbild an Kakarotts vorherige Gegenattacke nahm.

Kakarott sprang zur Seite und wich rückwärts auf.

Zu seiner Überraschung folgte ihm aber die Kugel.

Kakarott sprang ein paar Haken, aber die Lichtkugel hörte nicht auf, ihn zu verfolgen, anstatt zu verglühen.

Der Saiyajin bemerkte zudem, dass seine eigenen Bewegungen etwas ungelenk und steif waren. Dieser Blitzstrahl aus Piccolos Fühler hatte ihn zwar nicht vollständig gelähmt, aber seine Reaktionen beeinträchtigt. Seine Nerven leiteten nicht einwandfrei die Befehle seines Gehirns weiter.

„Haha, du kannst nicht entkommen. Er folgt dir überall hin“ lachte Piccolo laut. Er hatte seine abgefeuerte Energie auf die Aura des Saiyajin eingestimmt.

Doch falls er glaubte, damit Kakarott in die Enge zu treiben, hatte er sich zu früh gefreut.
 

Kakarott wusste, dass er jederzeit seinen Gegner vernichten konnte, wenn er seine volle Kraft rausließ. Aber er zog den Kampf nicht nur deswegen in die Länge, weil er ihn nicht töten wollte, sondern weil es ihm Spaß machte. Er hätte sonst so viele coole Attacken verpasst, die er heute zum ersten Mal sah.

Nur deswegen hielt er sich noch zurück und benutzte kaum Ki; flog noch nicht mal. Er schränkte sich selbst stark ein, um den Schlagabtausch länger zu genießen.

Auch bei dieser Technik sah er keinen Grund dafür, Ernst zu machen und mit einem Kamehame-Ha zu kontern.

Während er seinen Haken schlug, fiel ihm nämlich auf, dass der Ki-Ball ihn verzögert folgte. Er brauchte eine Sekunde, um sich auf plötzliche Richtungswechsel einzustellen.

Kakarott grinste und erhöhte blitzartig sein Tempo, um spurlos zu verschwinden.

Piccolo blinzelte überrumpelt, weil er die Position des Saiyajin verloren hatte. Er konnte ihn weder mit den Augen noch mit seinem Ki-Sinn verfolgen.

Bevor er sich laut fragen konnte, wo er war, tauchte dessen Kopf mitsamt zugehörigem Körper direkt vor ihm auf. Sie waren sich so nahe, dass Piccolo den Atem des Saiyajin spüren konnte.

„Hier bin ich“ grinste Kakarott ihn breit an. „Bitte lächeln!“

„Häh?“ Piccolo zuckte überrascht zusammen. Doch anstatt, wie er es erwartete, vom Saiyajin attackiert zu werden, verschwand jener genauso schnell, wie er aufgetaucht war.

Anstelle Kakarott sah er dafür nun seine eigene Energiekugel auf sich zufliegen, welche die Spur des Saiyajin aufgenommen hatte. Allerdings verzögert, weshalb sie ungebremst auf ihren Meister zusteuerte.

„Schei…“ Piccolo fluchte laut auf, als er den feindlichen Plan durchschaute, doch es war zu spät.

Weder konnte er ausweichen noch seinen Angriff löschen. Alles, was er gerade noch schaffte, war seinen linken Arm auszustrecken, um ihn abzuwehren. Er wurde von der Energiekugel getroffen, welche beim Aufprall explodierte.
 

Als der Staub sich lichtete, wurde auch Piccolos Gestalt langsam sichtbar.

Bulma, die weiterhin in Sicherheit den Kampf verfolgte, keuchte erschrocken auf, als sie die Details über ihr Fernglas erkannte.

Piccolos linker Arm hing nutzlos und blutüberströmt herab, die grüne Haut in Fetzen. Er keuchte, fletschte frustriert die Zähne, aber er stand noch, wenn auch zitternd.

„Gib auf!“ gab Kakarott besorgt den Rat.

Er hatte nicht gewollt, dass sein Gegner einen solchen Schaden erlitt. Kakarott hatte gedacht, dass Piccolo seinen eigenen Angriff rechtzeitig hätte abbrechen können.

So verletzt wie er war, mit nur noch einem funktionierenden Arm, besaß der Namekianer erst recht keine Chance mehr zum Siegen.

„Sei vernünftig! In den Zustand kannst du nicht mehr kämpfen. Meine Schwester kann dich verarzten, bevor du wegen Blutmangel…“ versuchte Kakarott ihn zu überreden, doch Piccolo unterbrach ihn.

„Schieb dir dein Mitgefühl sonst wo hin“ zischte er, bevor er schief grinste. „Das hier hält mich nicht auf.“

„Wie willst du mit nur einen Arm gegen mich bestehen?“ fragte Kakarott, genervt mit den Augen rollend.

„Du meinst die kleine Fleischwunde? Das tote Gewicht belastet mich nicht. Sieh her“ demonstrierte Piccolo großspurig und umfasste mit seiner gesunden, rechten Hand das linke Handgelenk.

Zur Überraschung der Saiyajins zog er hart dran.

So stark und unerbittlich, dass er sich den linken Arm eigenhändig ausriss.

Das grüne Körperteil fiel zu Boden.

„IHHHHH“ Bulma schrie entsetzt auf. „Ist der Kerl irre?“

Was für ein widerlicher Anblick!

Kakarott riss überrascht die Augen auf, der auch nicht verstand, was diese Aktion sollte.

Jetzt nur noch mit einem Arm zu kämpfen?

Sein Gleichgewicht war doch hinüber, was für einen Sinn machte das?

Er war dermaßen fassungslos, dass er nur blinzelnd auf den Namekianer starren konnte, ohne sich zu rühren.

Der Grünhäutige dagegen kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich. Schweiß strömte von seiner glatten Haut, bis er mit einem Schrei einen neuen linken Arm aus seinem Stumpf herauspresste.

Ein komplett neuer ARM!

Erneut kreischte Bulma entsetzt auf und auch ihr Bruder konnte ein erschrockenes Quietschen nicht verhindern.

Wie skurril!

Namekianer konnten sich Körperteile nach Belieben wachsen lassen?

Bulma wusste nicht, ob sie fasziniert oder angeekelt sein sollte: sie verspürte eine Mischung von beidem. Es erinnerte sie an Eidechsen, die ihren Schwanz abwerfen konnten. Allerdings konnten sie ihn nicht erneut nachwachsen lassen; diese Taktik funktionierte darum nur einmal.

Piccolo bewegte zur Probe die Finger seines neugewachsenen Körperteils. Sie krümmten sich tadellos wie Spinnenbeine. Zufrieden lächelte er.

Wäre die hellgrüne, nasse Haut nicht, die sich leicht farblich vom Stumpf abhob, wüsste man nicht, dass dieser Arm erst seit Sekunden bestand.

„Tja, sieht nicht so aus, als würdest du aufgeben“ stellte Kakarott fest und kratzte sich hilflos den Hinterkopf.

Was sollte er tun?

Was Hartnäckigkeit anging, stand Piccolo den Saiyajins sehr nahe.

Der Namekianer gab keine Antwort, sondern hob seine Mundwinkel nur höher, als hätte er noch ein Ass im nicht vorhandenen Ärmel. Leise lachte er.

Er verkreuzte seine Arme, krallte haltend seine Finger in die Oberarme und krümmte sich leicht nach vorne.

Seine Aura leuchtete hell um seinen Körper auf, als ob er sich selbst in Brand setzte.

Wachsam kniff Kakarott die Augen zusammen, der den Anstieg an feindlichem Ki registrierte.

Es sah so aus, als würde der Namekianer für einen finalen Angriff seine letzten Energiereserven aufzehren.

Bulma spürte ebenfalls die Gefahr und duckte sich tiefer hinter den Felsen.
 

Piccolo hatte kaum noch Kraft.

Die Regeneration seines Arms war anstrengend gewesen. Ganz so einfach war die Neubildung von Körperteilen nicht, auch wenn es so aussah.

Aber er brauchte beide Arme für diese Technik. Er würde all seine Energie aufzehren für eine Ki-Explosion. So nah, wie sein Gegner stand, würde er ihn garantiert treffen, bevor er kapierte, was Piccolo plante.

Piccolo bäumte sich brüllend auf, streckte die Arme aus und ließ die konzentrierte Energie aus seinem Körper emporlodern.

Er leuchtete auf wie eine Mini-Sonne und ließ eine ähnlich tödliche Art von Strahlung los.

Die umliegenden Felsformationen wurden wie von einen gnadenlosen Sturm niedergemäht und zu Staub zermalmt.

Bulma, in ihrem Versteck, krümmte sich auf den Boden und hielt sich schützend die Arme über den Kopf. Lange hielten die schützenden Felsen dem Angriff nicht mehr stand. Sie wurden vom scharfen Wind abgeschliffen. Bald wäre sie schutzlos Piccolos Attacke ausgeliefert.

Doch zu ihrem Glück besaß der Namekianer nach diesem kraftzehrenden Kampf nicht mehr so viel Energie.

Früher als gedacht, hörte die Attacke auf. Wind und Staub nahmen ab.

Kein Laut war zu hören.

Bulma, die bemerkte, wie ruhig es wurde und dass der Solarsturm aufgehört hatte, erhob sich zitternd, um nach den beiden Kriegern zu sehen.

Das Erste, was sie sah, war die zerstörte Fläche: kein Gras, kein Baum war mehr zu sehen, nur noch verbrannte Erde und eine unnatürliche glatte Ebene.

Im Mittelpunkt ragte Piccolos hohe Gestalt davon, der sich nur noch zitternd auf den Beinen hielt.

Direkt vor ihm, die Arme schützend vor dem Gesicht verkreuzt, ohne bedrohliche Verletzungen, stand Kakarott.

Bulma atmete erleichtert auf.
 

Piccolo öffnete seine Augen, die er während seiner Attacke geschlossen hatte.

Er war etwas geblendet: wenn er seine Energie auf diese Weise aussandte, war dessen Licht so hell, dass es selbst hinter geschlossenen Augenlidern schmerzte. Darum konnte er nicht viel erkennen außer der neu entstandenen, baumleeren, verbrannten Fläche in seiner Umgebung.

Doch dann spürte er die starke Lebenskraft vor sich, noch bevor seine Augen ihn erkannten.

Der Saiyajin Kakarott war am Leben?!

Nein, mehr noch, er strahlte eine unglaubliche Kraft aus!
 

Kakarott ließ seine Arme sinken und erhob sich, um sich den Staub aus dem Haar zu schütteln.

Mit seiner Energie hatte er eine schützende Ki-Rüstung um seinen Körper erschaffen, weshalb er den Solarsturm ohne Verletzungen überstanden hatte.

Piccolos Attacke war stark gewesen, aber im Gegensatz zu ihm hatte Kakarott zuvor seine Energie sparsam und gezielt eingesetzt. Damit hatte er mehr als genug besessen, um sich gegen Piccolo zu schützen, während jener nun aus dem letzten Loch pfiff.

Kakarott war vielleicht etwas zu sehr bedacht gewesen mit seiner Sparsamkeit, immerhin war sein Energievorrat deutlich höher als der von Piccolo. Aber sein letzter Kampf gegen Vegeta war ihm eine Lehre gewesen, nicht zu viel auf einmal zu verschwenden.

Kakarott sah, dass Piccolo psychisch und physisch nicht mehr in der Lage war zu kämpfen.

Seine Pokermiene aus spöttischem Lächeln und finsteren Blick war dahin: der Namekianer sah ihn entsetzt aus zitternden Augen an.

Kakarott, der den Willen dieses Kriegers respektierte, besonders, wie er einen aussichtslosen Kampf durchgezogen hatte, beschloss, ihm einen gebührenden Abschluss zu geben.

Ein einziger Angriff mit voller Wucht.

Ein Wimpernschlag und Kakarott befand sich vor dem Namekianer, um ihn einen heftigen Faustschlag in den Magen zu verpassen.

Piccolo krümmte sich schmerzvoll und brach bewusstlos zusammen. Bevor er zu Boden fiel, wurde er von Kakarott aufgefangen und vorsichtig auf den Boden abgelegt.

Damit hatte der Saiyajin den Kampf eindeutig als Sieger beendet.

Sobald Piccolo aufwachte, musste er die Überlegenheit seines Gegners anerkennen.
 

Bulma, die von weitem erkannte, dass der Kampf beendet war, rannte zu ihrem Bruder und den bewusstlosen Namekianer.

„Gut gemacht“ lobte sie die Aktion ihres Bruders.

Wie er es versprochen hatte, war er verhältnismäßig sanft mit Piccolo umgegangen.

Sie beugte sich runter, um dessen Puls zu messen. Die Haut des Namekianers fühlte sich kälter und glitschiger an als ihre und auch dicker: sie musste stark mit ihren Daumen auf sein Handgelenk pressen, um schließlich einen Puls zu spüren.

„Er lebt, aber sein Puls ist langsam“ sprach sie zu ihrem Bruder. „Bis er aufwacht, kann es etwas dauern. Sollen wir ihn ins nächste Dorf mitnehmen oder warten, bis er aufwacht?“

Die Dörfler würden überrascht und misstrauisch reagieren, wenn zwei Saiyajins mit einem der ihren, der eindeutig verletzt war, zu ihnen kamen.

Es würde besonders die Stimmung kippen, wenn Kakarott zugab, dafür verantwortlich zu sein.

Kakarott rieb sich nachdenklich das Kinn. „Und wenn wir ihm eine Senzu-Bohne geben? Dann ist er sofort fit.“

„Hm, ehrlich gesagt, will ich keine unserer wenigen Bohnen für ihn opfern. Ich mag ihn nicht. Wir versuchen, freundlich zu sein und der Kerl ist so verbohrt, dass er uns angreift. Wie er uns behandelt hat, nur weil wir Saiyajins sind…ich kann solche Typen nicht ausstehen“ murmelte sie.

Bulma hatte einen engen Zeitplan und sie fühlte sich darin wegen Piccolo zurückgeworfen. Für lächerliche Kämpfe war keine Zeit.

„Vielleicht sollte ich allein ins nächste Dorf fliegen und dort um Hilfe fragen. Eine schwache Frau werden sie nicht abwimmeln“ schlug sie vor.

„Hm, ja klingt…huh“ Kakarott brach im Satz ab, weil er plötzlich eine fremde Energie spürte.

Sie befand sich direkt hinter ihnen.

Wie war sie dahin gekommen?

Auch Bulma spürte die fremde Lebenskraft, die so plötzlich erschienen war, als hätte sich jemand zu ihnen teleportiert.

Sie sahen sich nach der Quelle um.

Nur wenige Meter von ihnen entfernt, gut sichtbar inmitten der kahlen Ebene, die Piccolos Explosion verursacht hatte, stand ein Namekianer und sah sie prüfend an.

Die Saiyajins verstanden nicht, wie dieser sich so unbemerkt hatte nähern können.

Er schien älter zu sein als Piccolo.

Bedeutend älter, wenn man die faltige Haut seines Gesichts richtig interpretieren konnte. Selbst seine beiden Fühler hingen etwas schlapp von der Stirn ab.

Seine Hautfarbe ging mehr ins Olivfarbene, entgegen Piccolos frischerem Grasgrün-teint.

Ähnlich wie bei Piccolo wirkte auch sein Gesichtsausdruck finster, was an den herabhängenden Mundwinkeln und den hervorstehenden, haarlosen Augenwülsten liegen konnte.

Er trug ein weißes, ärmelloses Gewand mit einem violetten Umhang darüber, dessen bauschiger Kragen um seinen Hals geschlungen war.

In seiner rechten Hand hielt er einen hölzernen Stab mit gebogener Spitze. Er schien diesen aber nicht als Stütze zu benötigen, vermutlich hatte er einen symbolischen Charakter.

Seine Statur war nur leicht gebeugt, aber immer noch gerade; ähnlich hochgewachsen wie Piccolo, aber schlanker. Trotz seines Alters war er noch fit: das zeigte die ruhige, starke Aura an, die ihn umgab.
 

Der ältere Namekianer sah die jungen Saiyajins unbeirrt an.

Dann richteten sich seine kleinen Pupillen auf den bewusstlosen Piccolo.

Schuldbewusst zuckten Kakarott und Bulma zusammen, einen Anschiss fürchtend, weil sie einen seines Volkes so übel zugerichtet hatte.

Bulma wollte schon anfangen, alles zu erklären und ihren Bruder entschuldigen, als sie das amüsierte Zucken des Mundes im faltigen Gesicht sah.

Langsam fing der alte Namekianer an, breit zu lächeln.

Bulma war sich nicht sicher, was dieses zu bedeuten hatte, denn es wirkte ähnlich grimmig wie das von Piccolo und nicht im Geringsten freundlich.

Doch der alte Namekianer fing dann auch noch an, leise zu lachen, womit sein Amüsement deutlich wurde. Es war ein heiseres, trockenes Lachen, als ob er schon lange nicht mehr gelacht hatte.

Kakarott entspannte sich. Er fühlte in der fremden Aura keinen Argwohn oder Zorn.

Dieser Namekianer wollte ihnen nichts antun.

„Du hast Piccolo ganz schön zugerichtet“ sprach der Namekianer freundlich, in einer tiefen, rauen Stimme.

„Naja…“ Kakarott kratzte sich hilflos den Kopf; wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, um ihn nicht zu verärgern. „Tschuldigung?“ sprach er vorsichtig aus.

„Es war nicht seine Schuld“ kam Bulma ihm zur Hilfe und sah den Namekianer anklagend an.

„Das war kein Vorwurf, nur eine Feststellung“ antwortete der Alte. Sein Lächeln gefror und er schüttelte seufzend den Kopf. „Ihr habt versucht, ihn zu warnen, aber hat nicht zugehört. Er wollte den Unterschied nicht sehen. Mein Sohn hat sich das selbst zuzuschreiben.“

„Dein…Euer Sohn“ krächzte Bulma entsetzt auf.

Oje, das gab wirklich kein gutes Bild ab.

Sie hatten Piccolo auch noch in Anwesenheit seines Vaters geschlagen?!

„Ja. Mein Name ist Kami. Ich bin der Dorfältester von dem Dorf, in dessen Nähe Ihr euch befindet“ stellte sich der Alte vor.

Kakarott und Bulma verbeugten sich grüßend und nannten ihre Namen.

„Hm, ihr beide habt eine besondere Aura“ sinnierte Kami mit wohlgefälligem Blick auf die beiden. „Wenn mein dummer Sohn besonnener gewesen wäre, hätte er erkannt, dass eure Aura klar ist und eure Augen ehrlich. Aber er hat sich von seinem Stolz und seinen Vorurteilen leiten lassen…erneut. Diese schmerzhafte Lektion war daher dringend nötig.“

Mit der Zunge kritisch schnalzend gesellte er sich zu ihnen und sah stirnrunzelnd auf den Bewusstlosen herab. Er schüttelte brummend den Kopf.

„Habt Ihr euch deswegen nicht in den Kampf eingemischt?“ rätselte Kakarott und stellte damit verborgen die Frage, ob Kami sie schon seit Anfang des Kampfes heimlich beobachtet hatte.

„Durch Beobachtung lernt man viel“ gab Kami als Antwort zurück. „So weiß ich nun, weswegen ihr hier seid…ohne dass ich mich dafür blutig schlagen musste.“

Dabei stupste er beiläufig und tadelnd mit seiner Stockspitze an Piccolos Kopf.

Ein dumpfes Röcheln war zu hören.

„Hm, etwas heiliges Wasser, dann sollte es schon werden“ murmelte Kami gedankenverloren, bevor er sich an Kakarott richtete. „Er hat viel Energie verloren, aber der körperliche Schaden ist gering...dank der Gnade seines Gegners. Also nichts, was wir nicht wieder hinkriegen.“

Kami richtete seinen Zeigefinger auf den Bewusstlosen, der daraufhin anfing, sanft einen Meter emporzuschweben.

„Oh, telepathische Kräfte?!“ staunte Bulma. Namekianer mussten ein leistungsstärkeres Gehirn besitzen als Saiyajins, immerhin war ihr Kopf recht groß. Oder sie konnten dank dem geübten Umgang mit Ki solche Techniken einsetzen.

„Magie?“ fragte gleichzeitig ihr Bruder, woraufhin er sich einen kritischen Blick seiner Schwester einfing.

„Magie, echt jetzt? Wie alt bist du?“ flüsterte sie ihm peinlich berührt zu.

„Äh, und was sind die Dragon Balls?“ entgegnete er spitz. „Warum sind wir hier?“

Darauf hatte Bulma keine wissenschaftliche Erklärung.

Kami gab keine Antwort, sondern fing ebenfalls an, in die Luft zu schweben.

Als er bemerkte, wie die Saiyajins ihm untätig dabei zusahen, sah er sie herausfordernd an.

„Nun?“ fragte er sie leise lachend „wollt ihr mitkommen oder nicht?“

Bulma und Kakarott sahen sich gegenseitig fragend an, bevor sie sich einverständlich zunickten.

Bei Kami hatten sie ein besseres Gefühl als bei Piccolo.

Sie beschlossen, ihm zu folgen und erhoben sich ebenfalls in die Luft.
 

Sie flogen in einem eher sanften, gemächlichen Tempo.

Kami führte sie zu seinem Dorf, welches ihr ursprüngliches Ziel gewesen war, bevor Piccolo sie aufgehalten hatte.

Die Häuser der Namekianer erinnerten Bulma von ihrer Vogelperspektive aus an die Form von Asseln: die weißen Häuser waren rund oder oval, mit seltsamen Auswüchsen an den Dächern.

Felder waren um die Häuser angelegt, auf denen einige Namekianer arbeiteten. Andere waren damit beschäftigt, per Hand ein neues Haus aus lehmähnlichem Material zu formen.

Als sie die Ankömmlinge bemerkten, hielten sie in ihrem Tun inne. Auch aus den Häusern rannten einige Namekianer heraus, um neugierig die Fremden zu betrachten.

Mit der gleichen Neugier ließen auch Bulma und Kakarott ihre Augen über sie wandern, wobei besonders Bulma schnell die Details aufnahm.

Die Namekianer unterschieden sich untereinander in Alter und Größe. Einige waren jung und klein, andere ähnlich alt und gebeugt wie Kami, manche aber so hochgewachsen und kräftig wie Piccolo. Ihre Hautfarbe war grün, aber in diversen Abweichungen und Schattierungen. Sie trugen ähnliche Kleidung, die aus einer Tunika, Weste und einem bauschigen Kragen bestand, dazu spitze, gebogene Schuhe.

Bulma fiel auf, dass alle Namekianer eine markante, maskuline Gestalt besaßen. Feminin wirkenden Namekianer sah sie nicht.

Als diese den bewusstlosen, schwebenden und eindeutig verletzten Piccolo erkannten, wechselten die Blicke der Namekianer zu Argwohn und Misstrauen.

Kami sprach in einer für die Saiyajins unbekannten Sprache auf sie ein und beruhigte sie.

Bulma holte daraufhin eilig ihren selbstgebauten Scouter raus und setzte ihn sich auf, um kein Wort Namekianisch zu verpassen. Sie blieb vorsichtig und wollte wissen, was Kami zu seinen Leuten sagte.

So bekam sie noch folgende Worte mit, die Kami sagte: „Ich kümmere mich um sie. Es wird keinen Kampf geben, vertraut mir.“

Damit war die Diskussion für ihn beendet, die andere beugten sich ehrfürchtig vor ihm.

Als Kami sich nach seinen Gästen umdrehte, nahm sie schnell den Scouter ab, bevor er entdeckt wurde.

„Mein Haus ist da vorne“ sagte er. „Ich lade euch ein.“

Bulma wusste nicht, welche Pläne der Namekianer mit ihnen vorhatte, aber er wiegelte seine Leute nicht auf und schien keinen Hinterhalt zu planen.

Sie hatten daher keine andere Wahl, als ihm zu vertrauen und ihm zu folgen.

Als ein Dorfältester wusste er bestimmt mehr über die Dragon Balls.

Handelte es sich tatsächlich nur um wirkungslose, religiöse Relikte oder steckte mehr dahinter?

Könnte sie den Alten dazu bringen, ihnen das Geheimnis zu offenbaren?

Er schien wenigstens zum Reden bereit zu sein, anders als sein Sohn.

Dennoch plante sie, vorsichtig zu sein und nichts Essbares von ihm anzunehmen.

Kamis Worte, alles ohne Kampf zu regeln, konnte man schließlich so oder so interpretieren.

Die Geheimnisse hinter den magischen Kugeln

Auf Planet Namek, in einem kleinen Dorf…
 

Mit mulmigem Gefühl folgten Bulma und Kakarott dem alten Namekianer Kami, der sie zu seinem Haus führte, welches in der Mitte des Dorfes lag. Es war ein weiß getünchtes, ovales Gebäude mit kleinen Auswüchsen an der Fassade, wodurch es Bulma unwillkürlich an eine Muschel oder ein Schneckenhaus erinnerte.

Zuerst schwebte jedoch der immer noch bewusstlose Piccolo durch die Öffnung, der durch die geheimnisvollen Kräfte seines Vaters in die Luft gehalten wurde, weshalb ihn niemand tragen musste. Erst als er im Inneren verschwunden war, marschierte auch Kami hinein.

Die restlichen Dorfbewohner blieben draußen stehen. Sie beäugten misstrauisch die beiden Fremden.

Bulma, immer noch unentschlossen vor dem Haus stehend, sah ihren Bruder fragend an, ob sie es wirklich wagen sollten, einzutreten.

Das einengende Haus konnte sich als Falle entpuppen, aber die Stimmung draußen war auch nicht besser. Noch hatten sie die Möglichkeit zu entfliegen, bevor sich ein Haufen Namekianer auf sie stürzte.

Würde ihr Anführer sie wirklich nicht bestrafen, obwohl Kakarott einen der ihren geschlagen hatte?

Noch dazu seinen eigenen Sohn?

Kakarott schien aber kein Misstrauen zu hegen: er nickte ihr ermutigend zu und trat vor ihr ein.

Sie vertraute auf seinen Instinkt (und seiner Stärke, um sie zu beschützen) und folgte ihm.
 

Im Inneren des Hauses ließ Kami seinen Abkömmling auf den großen Teppich sinken, welcher den Boden bedeckte. Der alte Namekianer sah nachdenklich auf ihn herab. Dabei hatte er wieder diesen strengen, missbilligenden Ausdruck im Gesicht.

Piccolos Verhalten schien seinem Vater peinlich zu sein.

Während Kami dem Bewusstlosen stumm Vorwürfe machte, ignorierte er die Saiyajins.

Bulma fühlte sich unbehaglich in diesem fremden Haus. Kakarott sah sich derweil neugierig um.

Viel gab es aber nicht zu entdecken: Selbst für den Einrichtungsstil eines Saiyajin war das Innere karg eingerichtet.

Weiße, einfache Wände ohne Tapete oder Bilder.

Ein großer, roter Teppich lag auf dem Boden.

Ein hoher Stuhl, fast thronähnlich in seiner Masse und Verzierungen, war das einzige Möbelstück im Raum. Er stand etwas erhöht auf einem Podest. Er wies ähnliche weiße Schnörkel auf, wie an den Fassaden der Häuser. Auf der Spitze der Lehne schimmerte als einzige bunte Verzierung ein kopfgroßes Juwel: eine Sphäre in geheimnisvollen, durchsichtigen Orange.

Neben dem Thron stand ein Korb, aus dem eine Vielzahl an flachen Kissen hervorguckten.

Bulma erinnerte sich, dass Kami sich als Dorfältester vorgestellt hatte. Er war damit eine Art Anführer und besaß eine gehobene Position.

Lud Kami hier seine Leute zu Dorfbesprechungen ein, wo er dann auf dem Thron saß und die Dorfbewohner auf den Kissen?

Es gab noch zwei Türen, die wohl noch zu anderen Räume führten.

Mehr gab es nicht zu entdecken.

„Hi!“ sagte plötzlich eine Stimme hinter den Saiyajins, die, versunken in ihrer Beobachtung, erschrocken zusammenzuckten.

Verwirrt drehten sie sich um. Es war ihnen unverständlich, wie sich ihnen erneut jemand hatte nähern können, ohne dass sie es gespürt hatten; nicht mal gerochen oder gehört.

Bei dem Anblick des Besitzers der Stimme wurde ihrer Verwunderung nur noch größer.

Das Wesen, dass ihnen gegenüberstand, besaß keine Ähnlichkeit mit den Namekianer, die sie bislang gesehen hatten.

Er war kleiner als sie. Bulma und Kakarott konnten auf ihn runterstarren.

Er besaß eine rundliche Gestalt, mit kleinem vorstehendem Bauch und Pausbacken, weshalb er eine gewisse Gemütlichkeit ausstrahlte. Seine Aura war so ruhig und klein, dass sie kaum spürbar war, als ob er sich nicht mal im selben Raum aufhalten würde.

Die Haut war so dunkel, dass sie das Licht zu verschlucken schien, weshalb man nur schwer Konturen erkennen konnte. Seine Haut schien faltenlos zu sein. Nur der breite, rote Mund und die großen weißen Augen, die sich kontrastreich von der schwarzen Haut abhoben, waren deutlich erkennbar. Sein Alter war dadurch nicht einzuschätzen.

Es schien sich um einen Mann zu handeln: das wurde durch die offene Weste und die dadurch nur halbverhüllte, flache Brust angedeutet. Seine Kleidung unterschied sich deutlich von derjenigen, welche die Namekianer trugen. Eine rote Brokat-Weste, weiße Pluderhose, rote Spitzschuhe, dazu prächtiger Schmuck wie goldene Oberarmbänder und Ohrringe und am weißen Turban funkelte ein blauer Edelstein…zu den bescheidenen Gewändern der Namekianer war dies ein Widerspruch.

Sein Lächeln wirkte freundlich, seine Augen waren jedoch seltsam starr auf die Saiyajins vor sich gerichtet. Die Hände hinter seinem Rücken verschränkt, starrte er sie an, ohne zu blinzeln, als ob er keine Augenlider besaß.

Bulma und Kakarott waren aus Überraschung sprachlos und wussten nicht, wie sie ihn anreden sollten.

„Popo, ich brauche heiliges Wasser“ befahl Kami, der sich aus seiner nachdenklichen Stille rührte. „Und für die Gäste Tee“ fügte er hinzu, da er sich nun wieder an die anwesenden Saiyajins erinnerte und die daraus entstehende Pflicht von Gastsitten.

Der dunkelhäutige Mann nickte diensteifrig und verschwand schnell durch eine der Türen in den benachbarten Raum.

Kami griff sich erschrocken an die Stirn. „Ach, das habe ich ganz vergessen“ sprach er betroffen. „Normalweise isst man ja auch etwas zum Tee.“

Bei der Erwähnung von Essen horchte Kakarott hoffnungsvoll auf. Nach seinem kleinen Scharmützel gegen Piccolo könnte er was vertragen, sein Magen war leer.

Jedoch wurde die Hoffnung auf einen Snack von Kamis nächsten Worten abgeschmettert.

„Namekianer essen nichts“ erklärte Kami eine Eigenschaft seiner Rasse. „Uns reicht Sonnenlicht und sauberes Wasser aus.“

Kakarott zuckte enttäuscht zusammen.

„Was ist mit den Feldern?“ fragte Bulma. Immerhin hatte sie beim Anflug die deutlichen, offenen Erdkrumen gesehen und wie Namekianer darin etwas eingepflanzt hatten.

„Das sind zwar Setzlinge, aber nichts Essbares. Wir pflanzen Bäume an. Nach der Dürre sind viele eingegangen. Namek besaß mal einst große Wälder. Um unseren Planeten wieder zu begrünen, ist es daher notwendig, ihm so auf die Sprünge zu helfen“ erklärte Kami. „Das hat auch den Vorteil, dass Baumwurzel das Grundwasser besser halten. Damit sichern wir auch unsere Brunnen.“

„Ach so“ Bulma staunte und kam auf seine vorherige Frage zurück. „Keine Sorge, wir sind versorgt. Wir haben unsere eigenen Vorräte mitgebracht.“

Kami atmete erleichtert auf und erklärte, seine schlechte Gastwirtschaft entschuldigend:

„Popo könnte euch etwas kochen. Allerdings bezweifele ich, dass seine Vorräte ausreichen, um euch zu beköstigen. Der Appetit der Saiyajins ist legendär. Dagegen ernähren wir uns eher genügsam.“

„Schon gut, keine Mühe. Wir wollen niemanden etwas wegessen. Äh, Popo…er sieht so… ungewöhnlich aus?“ fragte Bulma neugierig.

Im Gegensatz zu den Namekianer schien er auch Essen zu benötigen, wenn er kochen konnte.

„Ja, das tut er. Nicht wundern, er ist kein Namekianer“ lachte Kami, der ihre wortlose Frage verstanden hatte. „Ich habe Popo vor Jahren während einer Reise mal das Leben gerettet. Bei seiner Rasse bedeutet es, dass das gerettete Leben damit dem Retter gehört. Ich habe versucht, ihn wegzuschicken, aber er war sehr hartnäckig. Er hat darauf bestanden, mir sein Leben lang zu dienen, da mir quasi sein Leben gehöre“ Kami seufzte, während er sich erinnerte. „So stur…Ich hatte keine Wahl und habe ihn mitgenommen. Seitdem dient er mir treu.“

Wie um seine Diensteifrigkeit zu beweisen, tauchte Popo auch schon wieder auf. In seinen Händen hielt er einen Tontopf, auf dem ein fremdartiges Symbol abgebildet war.

Ehrfürchtig reichte er den Topf seinem Herrn, der ihm im Gegenzug seinen Stab überreichte, damit er die Hände frei hatte.

Für einen Moment sah Kami weihevoll aus.

In seiner weißen Kutte gekleidet, den geheimnisvollen Topf in den Händen haltend und den Kopf würdevoll gereckt, ähnelte er einem erhabenen Hohepriester.

Bulma erwartete, dass der Namekianer nun anfangen würde, magische Worte zu rezitieren, vielleicht ein geheimnisvolles Ritual zu beginnen, um Piccolo zu heilen.

Stattdessen schüttelte Kami in unzeremonieller, formloser Weise einfach den Topf über den Bewusstlosen aus.

Den dann geleerten Topf reichte er an Popo zurück. Dieser stellte den Stab neben dem Thron in eine dafür gesehene, passende Halterung ab und verschwand mit dem leeren Topf in den Nebenraum.

Kakarott und Bulma sahen fassungslos auf den nassen, jungen Namekianer, der sich immer noch nicht rührte. Aber ein leises, missfälliges Stöhnen war nun zu hören und er verzog die Stirn.

„Das war‘s?“ fragte Bulma, unerwartet enttäuscht.

Kami schnaubte. „Ja“ antwortete er und drehte sich, Piccolo nun ignorierend, um. „Es reicht für eine erste Hilfe aus. Seine Haut ist mit dem heilenden Wasser benetzt und wird durch die Wunden einsickern. Er sollte bald aufwachen. Da ich aber bei seinem Temperament nicht weiß, wie er sich dann benimmt, besonders bei eurem Anblick, will ich ihn verzögert kurieren“ erklärte er seine Tat, während er sich auf den Thron setzte.

Bulma fand seine Entscheidung schlüssig, wenn man bedachte, wie feindselig Piccolo sich ihnen gegenüber benommen hatte. Durch Kakarotts Sieg hatte sich an dessen Vorurteilen bestimmt nichts geändert. Sie wollte auch nicht sofort bei Piccolos Erwachen einen erneuten Streit zwischen Namekianer und Saiyajin erleben und dann auch noch im beengten Raum.

Popo trat wieder ein, in seinen Händen nun ein Tablett, auf dem er eine Teekanne und drei hohe, henkellose Tassen aus glasiertem Ton balancierte.

Als er sah, wie Kami auf seinem Thron saß, während die Gäste immer noch ahnungslos standen, wechselte er das Tablett in eine Hand, um mit der anderen geschickt zwei Kissen aus dem Korb zu fischen und auf den Boden zu werfen. Er kniete sich hin und fing an, die Tassen mit dem heißen Gebräu zu füllen.

Bulma und Kakarott folgten der wortlosen Einladung und setzten sich auf die flachen Kissen.

Es war für sie eine ungewohnte Sitzmöglichkeit, da sie Stühle gewöhnt waren. Beide fläzten sich also so hin, wie es ihnen am bequemsten war.

Dass sie auf dem Boden saßen, Kami dagegen erhöht, weshalb sie zu ihm aufschauen mussten, bewirkte ein Gefühl von Unterlegenheit und Demut.

Sie nahmen die gefüllten Tassen von Popo entgegen und sogen neugierig sowie skeptisch den fremden Geruch auf. Es erinnerte sie an frisch geschnittenes, aufgebrühtes Gras. Dazu passte die hellgrüne Farbe des Getränks.

Beide Saiyajins wurden von dem Geruch nicht angezogen, wollten aber auch nicht unhöflich sein. Sie nippten nur zögerlich an dem Getränk.

Popo, der wohl erkannte, dass der hiesige Tee nicht den Geschmack der Gäste entsprach, entfernte sich leise und nahm dabei die Teekanne mit.

Damit waren im Raum nur noch die zwei Saiyajins und die beiden Namekianer anwesend, wobei einer immer noch nicht ansprechbar war.

Es herrschte Stille, während Kami seinen Tee mit mehr Genuss probierte als die Saiyajins, die nicht wussten, wie sie das Gespräch beginnen sollten.

„Natürlich“ begann Kami plötzlich das Gespräch fortzusetzen „könnte ich meinen Abkömmling augenblicklich heilen. Aber Strafe muss sein. Seine Überheblichkeit beunruhigt mich schon seit langem. Für sein Alter agiert er sehr unreif und lässt sich leicht provozieren“ sprach er seinen Kummer aus.

„Ach, wie alt ist er denn?“ fragte Bulma höflich.

„63 Jahre“ antwortete Kami.

Bulma und Kakarott machten große Augen. Sie hatten ihn eher auf Anfang 30 Jahre geschätzt, etwas älter als sie es waren. Stattdessen war der arrogante Grünling sogar älter als Bulma und Kakarott zusammen

„Äh, 63 Jahre…also auch nach der aktuellen, galaktischen Zeitmessung, nicht wahr? Euer Planet dreht sich ja recht langsam, aber…“ Bulma verstummte, weil sie befürchtete, dass Piccolo noch älter war als gedacht. Angesichts der langsamen Rotation von Planet Namek dauerte ein Jahr hier länger als im Vergleich zu Vegeta-Sei.

Viele Planeten hatten, je nach ihrer Größe und Rotation, eine eigene Zeit-Einheit, was zu Verwirrung führte, wenn es um Fragen der Volljährigkeit ging. Um dies in der Galaxie zu vereinheitlichen, gab es eine Norm für die allgemein gültige, galaktische Zeitbemessung.

„Gant recht, 63 Jahre nach der allgemeinen Zeitrechnung“ bestätigte Kami schmunzelnd. „Aber für uns ist das nicht alt. Ich selbst zähle an die 550 Jahre. Das ist zwar schon recht betagt. Aber unter den Dorfältesten gehöre ich noch zu den Jüngsten.“

„Wow!“ staunte Kakarott laut. „550 Jahre…So alt wird kein Saiyajin. Dann ist Piccolo also in euren Augen noch sehr jung, während er aber dreimal so alt ist wie ich. Für uns ist er alt.“

„Ganz recht“ nickte Kami belehrend.

„In dem Fall verstehe ich langsam, wie es zu diesem Scharmützel kommen konnte" begriff Bulma langsam und sah ihren Bruder stirnrunzelnd. „Du und Piccolo…ihr beide seid ähnlich unreif" kritisierte sie.

Beide waren noch nicht aus der Pubertät raus!

Kakarott zuckte ungerührt mit den Schultern.

„Es hat Spaß gemacht“ konnte Bulma ihn murmeln hören.

Bulma verdrehte die Augen. Sie besaß zwar keine magischen Kräfte, aber sie konnte vorhersehen, dass Kakarott garantiert Piccolo zu einem erneuten Kampf herausfordern würde.

Egal, dass er einen Vorteil durch sein höheres Powerlevel besaß…Kakarott würde es schon spannend machen, indem er sich selbst einschränkte, etwa durch Ki-Fesseln oder durch selbstauferlegte Regeln wie seinen linken Arm nicht zu nutzen.

Bulma konnte in der Gegenwart von Kami nur entschuldigend den Kopf senken.

Jener lächelte nachsichtig auf die Saiyajins herab. Er schien zwar von seinem Abkömmling frustriert zu sein, nicht aber von den jungen Fremden.

„Nun“ sprach er, nachdem er seinen Tee zur Seite stellte. „Lasst uns doch mal über eure Anwesenheit auf Namek sprechen.“
 

Nachdem Kami damit das Gespräch an sich gerissen hatte, kippte die lockere Stimmung etwas um.

Bulma und Kakarott versteiften sich. Sie wussten nicht, ob sie mit ihrem Plan so herausplatzen konnten, wie sie es schon bei Piccolo getan hatten.

Aber Bulma ahnte, dass Kami bereits genug mitbekommen hatte. Darum beschloss sie, die gleiche Ehrlichkeit anzuwenden wie zuvor.

Sie gab Kami einen kurzen Rückblick über die letzten Tage und wie die Saiyajins einen schweren Schlag gegen Freezer erlitten hatte. Durch einen Hinweis waren sie nach Namek geflogen, wo sie hofften, Hilfe zu finden.

Kami hörte geduldig zu und unterbrach sie nicht.

Insgeheimen rechnete Bulma damit, dass Kamis erste Reaktion so ähnlich werden würde wie bei seinem Sohn: dass er die Sage über die Dragon Balls als Märchen erklären würde und dass diese nichts mehr waren als rituelle Objekte ohne Macht.

Stattdessen überraschte er sie mit einer Frage, die ein ganz anderes Thema betraf.

„Ich habe gehört, wie ihr über Senzu-Bohnen gesprochen habt. Du besitzt tatsächlich diese Bohnen?“

„Äh ja, ich habe sie vor Jahren zufällig auf Altharwa von einem Handler gekauft…ein komisches Wesen, sah wie ein kleiner, weißer Kater aus…“ stammelte Bulma.

„Und er hat dir einfach die Bohnen verkauft?“ bohrte Kami streng nach.

Irritiert nickte sie.

Kamis faltige Lippen verzogen sich zu einem halben Lächeln.

„Meister Quitte, der alte Schelm…er hat dasselbe gesehen wie ich…Saiyajins mit reinem Herzen“ murmelte er. Er stützte seinen Kopf auf der Armstütze ab und sah versonnen zur Seite.

Bulma verstand seine Worte nicht.

Saiyajins mit reinem Herzen?!

Damit meinte man doch nicht sie und ihren Bruder?

Kakarott vielleicht, trotzdem kannte sie seine charakterlichen Unzulänglichkeiten, wie seine Naivität, seine Gutmütigkeit und seinen Trotz.

Sich selbst sah sie nicht als „reinen Herzens“ an. Dafür kannte sie sich zu gut.

Sie war noch sturköpfiger als Kakarott, aufbrausend, dazu gierig und verschlagen…und sie hatte damit kein Problem.

Sie fand es sogar gut!

Wer, der klaren Verstandes war, wollte schon eine Heilige sein?

Diejenigen, die nach diesem Titel griffen, mussten alles opfern, alles geben, nur damit andere glücklich waren…Solche Leute waren doch nichts anderes als geistige Schwächlinge, die nur ausgenutzt wurden!

Für einen Saiyajin waren Beschreibungen wie „Rein“ und „Unschuldig“ dasselbe wie „Schwach“ und „Dumm“ und damit beleidigend.

Doch bevor Bulma diesen Gedanken laut aussprechen konnte, drehte Kami wieder seinen Kopf und sah sie erhaben an, als hätte er eine Entscheidung getroffen.

„Ihr seid würdig, das Geheimnis zu erfahren“ sprach er ernst „Ich muss nicht befürchten, dass ihr es herumerzählt und mein Volk in Gefahr bringt. Also gut…nachdem ihr diese weite Reise hierher gemacht und die Dragon Balls eure letzte Hoffnung ist…werde ich euch einweihen. Aber die Wahrheit wird euch nicht glücklich machen“ warnte er sie vor.

„Solange wir endlich Gewissheit erhalten, ist mir das egal“ antwortete Bulma ungeduldig und auch Kakarott rutschte unruhig auf seinem Kissen.

„Die Sage ist wahr“ verkündete Kami ruhig. „Die Dragon Balls können Wünsche erfüllen.“
 

Als Bulma und Kakarott diese Worte vernahmen, überkam sie ein Gefühl der Erleichterung.

Ihre Mission war nicht nutzlos gewesen!

Dazu kam die Hoffnung.

Endlich gab es etwas, mit dem sie Freezer besiegen konnten.

Aber Kami, der sie vorab gewarnt hatte, fuhr unbarmherzig fort und zerbrach mit dem folgenden Satz ihre Zuversicht.

„Aber sie werden euch nicht helfen können.“

„Was? Wieso nicht?“ fragte Kakarott betroffen.

„Sieh dich doch um. Sehen wir Namekianer aus wie eine mächtige Rasse? Wenn wir einen Drachen mit allmächtigen Kräften als Untertan hätten, würdet ihr euch vor uns fürchten, nicht vor Freezer. Aber so etwas steht nicht zu unserer Verfügung. Wir sind sterblich. Zwar mit gewissen Kräften und Langlebigkeit gesegnet, aber dennoch sterbliche Wesen. Darum führen wir ein bescheidenes Leben. Auch wenn wir einzigartige Fähigkeiten haben, so sind diese trotzdem limitiert. Jede Macht hat Grenzen. Dies betrifft auch unsere Schöpfung. Ja, Wünsche können erfüllt werden, aber es betrifft nicht ALLE Wünsche.“ erklärte Kami. „Und bevor der Drache erscheint, muss man es erstmal schaffen, alle sieben Dragon Balls zu finden. Allein das ist eine Aufgabe, an die viele scheitern.“

Bulma kaute nervös auf die Lippen.

So etwas hatte sie befürchtet.

Es wäre auch zu schön gewesen, wenn ein magischer Drache sie von Freezer befreien oder Tote wiedererwecken könnte.

Aber trotzdem besaß der Drache eine gewisse Macht…vielleicht könnte er diese nutzen, um Kakarott die Fähigkeit zu geben, gegen Freezer zu siegen.

Damit würden sie ihr Ziel auch erreichen.

„Wir versuchen es“ sprach sie den Gedanken laut. „Wir nutzen jede Hilfe, die wir kriegen können. Ich werde mir überlegen, wie wir den Wunsch richtig formulieren.“

„Willst du nicht erstmal die Dragon Balls finden, bevor du dir darüber Gedanken machst?“ erinnerte Kami sie milde.

Bulma hielt betroffen inne und wurde rot, weil sie in Gedanken schon zwei Schritte zu weit war.

„Wie finden wir die Dragon Balls? Wo?“ fragte Kakarott den alten Namekianer. „Wie sehen sie überhaupt aus?“

Wonach mussten die Saiyajins Ausschau halten?

„Die Dragon Balls wurden von meinen Ahnen als Prüfung erschaffen. Es geht weniger um den Wunsch selbst, sondern um die Reise dorthin. Wenn ein Namekianer sich der Prüfung unterzog, musste er Kraft und Weisheit aufwenden, um die Kugeln zu erhalten“ erzählte Kami. „Eine Prüfung konnte zum Beispiel das Besiegen des stärksten Kriegers sein oder das Lösen eines Rätsels.“

„Ohhh“ Kakarott seufzte angetan auf.

Kämpfen gegen einen starken Krieger?

Das war die Art von Prüfung, die er sich gerne unterzog. Bulma konnte das mit dem Rätsel lösen machen und sich den Kopf darüber zerbrechen.

„Einverstanden, gegen wen muss ich kämpfen?“ fragte er freudig und sprang kampfbereit auf, während er auflockernd seine Arme und Schulter bewegte. „Wo ist mein Gegner?“

„Dort“ antwortete Kami trocken und deutete mit seinem Zeigefinger auf den am Boden liegenden Piccolo. „Mein Sohn ist der stärkste Krieger in diesem Dorf.“

„Upps“ Kakarott und Bulma entgleisten gleichzeitig kurz die Gesichtszüge, bevor sie sich schnell sammelten

„Moment mal… heißt das, wir haben uns schon einen Dragon Ball verdient?“ fiel es Bulma ein. Dreist lächelte sie Kami an, in ihren Augen die Aufforderung, ihnen ihren verdienten Lohn auszuzahlen.

„So ist es“ bestätigte Kami lakonisch.

„Was?!“ rief Kakarott enttäuscht.

„Was?!“ fragte panisch eine schwache Stimme, die röchelnd hinter den Saiyajins erklang.

Bulma und Kakarott drehten den Kopf und sahen in das wache, aber entsetze Antlitz von Piccolo, der fassungslos den Alten anstarrte.

„Bist du jetzt vollkommen irre?“ war die Frage, die er an seinen Vater richtete. „Du kannst ihnen doch nicht einfach so unser Heiligtum geben?!“

„Einfach so? Sie haben die Prüfung bestanden. Nicht nur hat der Saiyajin dich besiegt, er war sogar so gnädig und hat dich am Leben gelassen. Ich sehe ihn daher als würdig an.“

Im Gegensatz zu seinem Abkömmling war Kami sehr gefasst und außergewöhnlich ruhig. „Außerdem…es ist nur einer von sieben. Sie sind damit noch lange nicht am Ziel. Ich schenke ihnen den Dragon Ball nicht. Er ist nur geliehen. Stehlen können sie ihn nicht. Außerhalb von Namek hat er eh keine Kraft“ fügte er zur Beschwichtigung hinzu.

Bulma blinzelte, während sie Kamis Ausführungen lauschte. Nun verstand sie die scheinbare Großzügigkeit nun besser.

Kami hatte Recht: mit nur einem Dragon Ball kamen sie nicht weit.

Aber es war ein Anfang und endlich würde sie erfahren, wie ein Dragon Ball aussah.

„Das kannst du nicht machen“ gab Piccolo trotzig Einspruch, währen er zitternd versuchte, sich aufzurichten.

Kami erhob sich mit überraschender Schnelle von seinem Thron, um sich über Piccolo aufzubauen. Streng sah er auf seinen Abkömmling herab.

„Ich kann!“ sagte er eisig. „Ich bin der Hüter. Erachte ich einen Suchenden als würdig, so ist es mein Recht, ihm seinen Lohn zu geben. Wenn du ein Problem damit hast, kannst du den Saiyajin gerne ein weiteres Mal herausfordern. Nun, wo du seine Stärke kennen gelernt hast, kannst du vielleicht besser abschneiden. Vorausgesetzt, du hast deine Lektion gelernt, hörst mit deinen Vorurteilen auf und fängst an, demütig zu sein.“

„Also darum geht es dir?“ fragte Piccolo empört. Er richtete sich auf, ungeachtet seiner schwankenden Beine, um seinen Vater in die Augen sehen zu können.

„MIR eine Lektion zu erteilen? Dafür gibst du unseren Schatz ab? Verzeihung…VERLEIHEN“ betonte er spöttisch.

Kami seufzte und massierte sich die Stirn. Er murmelte etwas auf Namekianisch. Er klang enttäuscht. Die leisen Worte waren für die guten Ohren eines Namekianer aber deutlich zu verstehen.

Piccolo zuckte zusammen und verzog beleidigt das Gesicht. Dann gab er laut Antwort in derselben Sprache, aber mit aggressiverem Klang.

Bulma und Kakarott blieben im Hintergrund, von den Namekianer ignoriert. Sie wussten zwar nicht, worüber sie sprachen, aber den Tonfall eines Familienstreits erkannten sie. Piccolo klang vorwurfsvoll und wütend, während Kami sich um eine ruhige Stimme bemühte, in der man dennoch einen genervten Unterton vernahm.

Beide Saiyajins wünschten sich, diese Privatangelegenheit nicht weiter zu bezeugen. Sie fühlten sich unwohl dabei, auch wenn sie nicht verstanden, worüber sie sprachen. Aber es war deutlich, dass die beiden Namekianer nicht einer Meinung war und es zwischen ihnen brodelte. Die Sache mit dem Dragon Ball schien nur einer von vielen Streitthemen zu sein.

„Äh, es ist schon spät“ lachte Bulma verlegen und suchte nach einer Ausrede. „Wir verschwinden und bauen unser Lager draußen auf. Immerhin müssen wir was essen und eine Runde Schlaf tut auch ganz gut. Wir kommen morgen wieder.“

Es folgte keine Antwort darauf: Kami und Piccolo fuhren fort, sich in ihrer Muttersprache anzuraunzen.

Bulma und Kakarott schlichen auf Zehenspitzen zur Tür hin, während sie von den beiden diskutierenden Namekianer ignoriert wurden.

Jedenfalls dachten sie das.

Kurz bevor Sie die Tür erreichten, schellten die Köpfe der Namekianer zu den Flüchtenden hin.

„Hey, wohin wollt ihr?“ fauchte Piccolo sie an.

„Äh…nun...wir wollen euch in Ruhe lassen, kommen morgen…“stammelten die Saiyajins.

„Morgen? Auf einem Planeten mit drei Sonnen haben wir keine Nacht, also auch keinen Morgen. Jedenfalls nicht auf dieser Seite des Planeten. Hier ist immer Tag“ verbesserte Piccolo sie rechthaberisch.

„Klugscheißer“ murmelte Kakarott und verdrehte die Augen.

„Ich rufe Popo. Er soll etwas vorbereiten. Wie schlafen Saiyajins? Auf den Boden?“ fragte Kami besorgt. Eine merkwürdige Erkundigung, bei der Bulma sich fragte, wie Namekianer sich dann ausruhten.

Hoffentlich nicht auf einem Nagelbrett.

„Vermutlich hängen sie sich an ihren Schwänzen kopfüber von der Decke“ knurrte Piccolo.

Jetzt verdrehte Bulma die Augen. Nun, wo sie Piccolos Alter wusste, erkannte sie das typische trotzige, rotzfreche Verhalten eines pubertären Idioten.

„Wie schon gesagt, machen Sie sich keine Mühe“ hob sie abwehrend die Hände. „Wir kommen zurecht.“

Sie wollte auf keinen Fall in diesem Haus schlafen. Vermutlich würde Piccolo versuchen, sie im Schlaf zu erwürgen.

„Wir werden unser Lager am Rand des Dorfes aufbauen und am Morgen…ich meine, in ein paar Stunden, wenn sich alle beruhigt haben, kommen wir wieder zusammen“ machte sie das Angebot.

„Dann nehmt wenigstens schon mal den Dragon Ball mit“ schlug Kami vor, ohne sich am entsetzten, tonlosen Aufschrei seines Abkömmlings zu stören.

„Ach, dazu sagen wir nicht Nein“ erwiderte Kakarott grinsend, Piccolos Miene auf die gleiche schadenfrohe Weise genießend wie dessen Vater.

Piccolo fing wieder an, im schnellen Namekianisch auf seinen Vater einzustürmen, während jener ihm aber den Rücken zukehrte und auf den Thron zutrat. Dort berührte er das große Juwel an der Kopflehne und hob es sacht hoch.

Als er sich umdrehte, sahen Piccolo und die Saiyajins staunend auf die orange Perle in seinen Händen. Im Inneren des Juwels leuchteten vier kleine, rote Sterne, die man nur aus der Nähe erkennen konnte.

Piccolo schlug sich die Hände vors Gesicht und lamentierte leise seinen Unmut über diese frevlerische Tat. Es drängte ihn, den Dragon Ball zu schnappen und damit abzuhauen, ihn in Sicherheit zu bringen, aber diese Tat wäre noch ketzerischer.

Er musste dem Oberhaupt des Dorfes gehorchen.

Von Piccolos Gemotze ungerührt, überreichte Kami dem Saiyajin Kakarott den Preis für seinen Sieg.

„Ho, was für ein massives Teil“ staunte jener und wiegte die kürbisgroße Perle vorsichtig in seinen Händen.

„Er ist so riesig. Ich habe sie mir kleiner und handlicher vorgestellt“ wunderte sich Bulma und berührte die glatte, kühle Oberfläche. Vorsichtig streichelte sie darüber.

Der Dragon Ball fühlte sich wie kalter, glatt polierter Stein an. Ein Stein, der von innen zu glühen schien, auch wenn das Licht schwach war. Sie konnte aber keine Art von Energie spüren.

Nur die vier im Inneren schwebenden roten Sterne in perfekter Symmetrie gaben einen Hinweis, dass es kein gewöhnlicher Edelstein war. Wie sonst sollten die da reingekommen sein?

Bulma hatte schon Bernstein gesehen: versteinertes Harz, warm und leicht, gefüllt mit Blasen und Sprenkel aus Gold, Orange und Rot, die Überreste von kleinen Insekten enthaltend.

Aber dagegen war die Kugel in Kakarotts Händen kälter in ihrer unnatürlichen Perfektion.

Ein unerklärliches Zittern glitt über ihren Rücken, je länger sie den Dragon Ball anstarrte.

Es war keine Energie zu spüren, nicht mal elektrische Funken und dennoch glaubte sie sofort, dass diese Kugel magische Kräfte besaß.

Kami lächelte die Saiyajins wohlwollend an. „Nun denn, euer Vorschlag klingt gut. Wir treffen uns in ein paar Stunden wieder. Ihr hattet eine anstrengende Reise hinter euch und der Empfang…“ Kami warf dabei einen betonenden Seitenblick zu seinem Abkömmling „war auch nicht der Beste. Ich muss euch noch etwas zur Suche nach den übrigen Kugeln erklären. Aber das macht mehr Sinn, wenn ihr ausgeruht seid.“

Ehrfürchtig und dankbar senkten Bulma und Kakarott ihre Köpfe und verließen das Haus.

Kaum war die Tür zugefallen, als Piccolo auch schon aufbrauste und wieder auf seinen Vater einreden wollte. Doch jener unterbrach ihn sofort stumm, nur mit zwei erhobenen Fingern.

Piccolo verstand, blieb still und lauschte darauf, dass die Energien der Saiyajins sich entfernten.

Erst als er sie am Dorfrand spürte, wo sie vermutlich ihr Lager aufstellten, wagte er es, mit seinen Vorwürfen fortzufahren. Zur Sicherheit sprach er wieder Namekianisch.

„Ich verstehe nicht, wie man so unvorsichtig sein kann?“ begann er seinen Vorwurf. „Warum hast du ihnen die Wahrheit gesagt? Wenn sich herumspricht, dass wir Dragon Balls haben, mit denen man Wünsch erfüllen kann, stehen doch sofort Typen wie dieser Freezer vor der Tür…oder weitere Saiyajins.“

„Ein namekianischer Ältester lügt nicht“ antwortete Kami und setzte sich müde auf seinem Thron. „Eine solche Tat ist gegen unsere Natur. Wer uns um Antworten fragt, den müssen wir ehrlich antworten“ entschuldigte er sein offenherziges Vorgehen.

Lügen beschmutzten die Seele, ähnlich wie giftiges Öl sauberes Wasser verunreinigten.

Je mehr man log, desto mehr wurde die Seele ins Dunkle gezogen.

Piccolo rümpfte die Nase, nahm ihm das nicht ab.

„Aber obwohl ich sie nicht angelogen habe, habe ich ihnen auch nicht die ganze Wahrheit gesagt“ fügte Kami mit listigem Lächeln hinzu.

Piccolo stutzte.

„Ich wusste es“ knurrte er und sah seinen Vater aufmerksam an.

Jener fuhr fort, seine Tat zu erklären.

„Ich habe ehrlich aufgeklärt, dass die Dragon Balls nicht alle Wünsche erfüllen können. WO die Grenze liegt, habe ich nicht genau erklärt“ erklärte Kami sein Schlupfloch. „Stattdessen habe ich mit dieser Bemerkung sanft einen Riegel vor ihren Wunschvorstellungen geschoben. Egal welche Absichten sie gehabt hatten…nun bleiben sie bescheidener und sind dankbar, wenn überhaupt etwas passiert.“

„Die Dragon Balls können also doch diesen Freezer vernichten?“ fragte Piccolo.

Kami schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht. Es ist dem Drachen verboten, Leben zu nehmen. Egal, wie klein und unrein dieses Leben auch sein mag“ erklärte er. In diesem Fall hatte er nicht gelogen. Aber...

„Aber wenn es um das Erschaffen geht…dann gibt es kaum eine Grenze. Seien es unglaubliche Reichtümer, ein neuer Planet, sogar die Auferstehung von Toten oder ewige Jugend ist möglich. Der heilige Drache Polunga kann einen Traum in Realität verwandeln.“

Piccolo schauderte es bei diesen Worten, als er sich die Konsequenzen vorstellte.

Sollten Abenteurer und Diebe von diesem Schatz hören, wäre Namek nicht mehr sicher.

Nein, noch schlimmer… Frieden und Ordnung im ganzen Universum wären gefährdet.

Genau das war der Grund, warum Piccolo dagegen war, dass Fremde von den Dragon Balls erfuhren.

Kami, der erkannte, welche Vorstellungen Piccolo gerade plagten, nickte bedächtig.

„Diese beiden Saiyajins werden über die Existenz der Dragon Balls schweigen. Aber es ist sicherer für die Harmonie des Universums, wenn sie nicht erfahren, wie mächtig die Kugeln sind. Die Spätfolgen könnten katastrophal sein. Es ist zweifelhaft, ob sich die Auswirkungen ihres Wunsches verstecken lassen. Wunder machen neugierig und jemand könnte Fragen stellen. Wer dann ihre Spuren nachforscht, wird sie auf Namek zurück verfolgen…und damit vielleicht von den Dragon Balls erfahren“ sprach er. Nachdenklich sah er auf die leeren Kissen auf dem Teppich, wo die beiden Saiyajins vor wenigen Minuten gekniet hatten. Er seufzte und nannte einen weiteren Grund, warum niemand zu viel über die Macht der Dragon Balls wissen durfte.

„Außerdem kann grenzenlose Macht einen dazu verführen, diese zu oft zu nutzen. Man wird davon abhängig, anstatt seine Probleme aus eigener Kraft zu lösen…oder, im schlimmsten Fall, weigert man sich, die Grenzen der Realität anzuerkennen. Wo kämen wir hin, wenn ständig die Toten wieder auferstehen und der Tod selbst dadurch seine Bedrohung verliert?“ philosophierte Kami. „Nun, warum war ich gleich so ehrlich zu ihnen und habe keine Halbwahrheiten erzählt? Warum habe ich sie nicht fortgeschickt? Abgesehen von meiner Verpflichtung zur Wahrheit…so war auch Mitleid ein Grund. Sie sind aus Verzweiflung gekommen und sind bereit, sich der Prüfung zu unterziehen. Damit erfüllen sie die Anforderung, um am heiligen Ritual teilnehmen zu dürfen. Egal, dass sie keine Namekianer sind. Der Sinn der Dragon Balls ist es, Hoffnung zu geben. Ich habe ihnen auch deswegen von den Dragon Balls erzählt, weil ihre Herzen rein waren. Schon mein Freund Quitte sah sie als würdig genug an, um Senzu-Bohnen zu erhalten. Der Krieger Kakarott hat dich trotz deiner Provokationen verschont und nicht getötet. Er ist keiner dieser machthungrigen Gestalten, die niemals die Dragon Balls erhalten dürfen. Also durfte ich ehrlich zu ihnen sein.“

„Trotzdem…“ murrte Piccolo widerwillig. „nur weil der Saiyajin mich besiegt hat, gibst du ihm gleich deinen Dragon Ball. Hätte ich gewusst, was auf dem Spiel stand, wäre ich…“ er verstummte.

„Hättest du was? Dich mehr angestrengt?“ fragte Kami und der Spott war in seiner Stimme deutlich zu hören. Seine Augen glitten abfällig über Piccolo, der immer noch in zerfetzter Kleidung stand.

„Sieh dich doch an“ brummte Kami. „Erzähl mir keine Lügen, dass du NICHT um dein Leben gekämpft hast. Dieser Aufzug sagt doch alles“ er deutete mit seinem Zeigefinger auf die textilen Überreste.

Diesen lächerlichen Anblick konnte er nicht mehr ertragen. Ein weißes Glimmen bildete sich um den Finger und anschließend um Piccolos Körper, woraufhin seine alte Kleidung auf magische Weise durch neue ersetzt wurde. Nun trug er wieder ein sauberes Hemd, Hosen und Umhang.

Piccolo knurrte beleidigt, undankbar für die Tat seines Vaters.

Weder mochte er es, an seine Niederlage erinnert, noch belehrt zu werden.

„Als Hüter des Dragon Balls darf ich entscheiden, welche Aufgabe der Suchende erfüllen muss. Ich bin der Meinung, dass der junge Saiyajin ihn sich verdient hat, indem er dich besiegte. Dieses Urteil darf niemand, außer der Oberälteste, anzweifeln. Außerdem…wie schon vorhin erwähnt…ein einzelner Dragon Ball wird ihnen nicht helfen“ fuhr Kami fort.

„Sie werden die anderen finden. Wenn sie zwei und zwei zusammen zählen, werden sie darauf komme, dass die andere Ältesten ebenfalls Hüter von Dragon Balls sind. Da sie in der Lage sind, Energien zu spüren, müssen sie nur die Dörfer ausfindig machen und zack…schon haben sie alle Dragon Balls“ kritisierte Piccolo aufgebracht. Dieser Kakarott war unglaublich stark und seine Schwester schien schlau zu sein: wer könnte sich denen widersetzen?

Kami schüttelte stöhnend den Kopf.

„Das habe ich vorhin versucht, dir zu erklären. Es gibt genau sieben Dragon Balls. So, jetzt sag mir mal… wie viele Dörfer gibt es auf Namek?“ fragte er.

Eine rhetorische Frage, für die keine große Intelligenz benötigt wurde. Immerhin gab es auf Namek nicht viele Bewohner.

Piccolo lag die Antwort auf der Zunge und bevor sie rausrollte, fiel ihm auf, was sein Vater ihm mit dieser Frage sagen wollte.

„Fünf…mit unserem Dorf…gibt es nur fünf Dörfer insgesamt…aber das kommt nicht auf…“ überlegte er laut. Dann fiel ihm noch eine Möglichkeit ein. „Der Oberälteste…er hat bestimmt die restlichen Dragon Balls.“

„Fast“ lachte Kami. „Er hat nur einen.“

„Aber…dann fehlt doch einer. Wo ist der siebte Dragon Ball?“ Piccolo war ratlos.

Kami genoss seinen dümmlichen Ausdruck, besonders nach den Vorwürfen vorhin, die sein vorlauter Abkömmling über ihn ausgeschüttet hatte.

Geduldig ließ er sich Zeit mit seiner Antwort, wälzte sich stattdessen auf seinen Thron und spielte mit seinen Fingerspitzen.

Piccolo durchschaute das Herauszögern, konnte aber nichts dagegen tun, außer die Stirn zu verziehen und ungeduldig die Arme vor der Brust zu verschränken.

Auf keinen Fall würde er um Antworten betteln.

Kami erbarmte sich und fing an zu erklären.

„Vor etwa 250 Jahren geschah ein schlimmes Erdbeben. Das sechste Dorf traf es besonders stark. Die Einwohner schafften es noch zu fliehen, vergaßen aber den Dragon Ball. Jener fiel in eine Erdspalte, die sich schloss. Seitdem war er nie wieder gesehen. Man versuchte zu graben, aber ohne Erfolg. Der Oberälteste konnte keinen Ersatz herstellen. Ohne den Dragon Ball als Mittelpunkt konnte das Dorf nicht neu gegründet werden. Also verteilten sich die Bewohner auf die restlichen Dörfer. Seitdem gibt es nur noch fünf“ erzählte er.

Kami lachte verhalten.

Piccolo starrte seinen Vater großäugig an.

„Du… verdammter…hinterlistiger… Bastard“ fluchte er langsam, als ihm klar wurde, dass Kami längst einen Plan im Hinterkopf gehabt hatte und nicht so naiv war, wie sein Abkömmling es befürchtet hatte.

Die Saiyajins hatten keine Chance, alle sieben Kugeln zu finden.

Nicht nur war der Aufenthalt des Oberältesten ein Geheimnis und konnte nicht erspürt werden…aber der siebte Ball war verloren!

„Piccolo, nicht diese Worte. Ich habe versucht, es dir zu erklären, aber du hast mich ja rüde unterbrochen. Da kam ich nicht zu Wort“ schalt Kami ihn wegen seiner despektierlichen Ausdrucksweise. „Es ist auch nicht deine Aufgabe, meine Entscheidungen anzuzweifeln. ICH bin der Älteste und Hüter des Dragon Balls, nicht du!“

„Du spielst wieder deine Spielchen und ich soll mich nicht aufregen?!“ knurrte Piccolo.

Frustriert ballte er die Fäuste.

„Keine Spiele. Nur die normalen Regeln, die hier gelten und die man richtig auslegen muss“ entgegnete Kami.

„Ach, so ein Schwachsinn“ spuckte Piccolo abfällig aus.

Es war doch immer dieselbe Leier. Alles war möglich, solange ein Ältester es entschied.

Aber wehe, ein kleiner Wicht wollte freie Entscheidungen treffen…

Piccolo gab zu, dass Kami an alles gedacht hatte.

Die Namekianer verloren nichts. Die Chance, dass die Saiyajins den Drachen beschworen, lagen bei fast Null.

Aber irgendwie störte das den jungen Namekianer.

Das war doch Beschiss?!

So eine Falschheit, so eine Heuchelei…nun, sein erstes Gefühl war ungewollte Hochachtung vor seinem alten Herrn gewesen. Er war beeindruckt.

Aber jetzt, wenn er so darüber nachdachte…zum ersten Mal verspürte Piccolo Mitleid mit den Saiyajins.

Sie taten wenigstens etwas gegen Freezer.

Sein Volk steckte nur den Kopf in den Sand.

Diese Untätigkeit kotzte ihn an.

Was sollte geschehen, wenn dieser Freezer hier landete und es keine Verbündete mehr zur Hilfe gab?

Oder redeten sich die Namekianer ein, dass kein gieriger Tyrann auf so einem ärmlichen Planeten Halt machen würde…weil sie es einfach nicht wert waren.

Was war denn das für eine bescheuerte Hoffnung?

Einfach dabei zuzusehen, wie der Rest der Galaxie zugrunde ging und sich stolz auf die Schulter klopfen, weil man sich nicht zum Sklaven lohnte?!

Das war nichts, worauf Piccolo stolz sein wollte.

Nein, je mehr er darüber nachdachte, desto mehr fingen die Saiyajins an, ihn zu interessieren.

Eine Idee kam auf.

Schnell senkte er den Kopf, damit Kami nicht seine Augen sah. Er hatte sonst stets das Gefühl, dass er seine Gedanken durchschaute.

„Ich geh meditieren“ brummte er und verschwand schnell aus dem Haus, ohne aufgehalten zu werden.

Auf einem hohen Felsen, welche das Dorf überragte, landete er. Dort fing er an, mit verkreuzten Beinen und verschränkten Armen einen Meter über den Boden zu schweben, seine bevorzugte Meditations-Pose. Nun unbeobachtet, erlaubte er sich ein hinterhältiges Lächeln.

Leise lachend sah er auf das komische Zelthaus herab, welches die Saiyajins am Dorfrand aufgebaut hatten und wo er ihre Auren spürte.

Na, sie und sein Vater würden sich morgen wundern.
 

Die Namekianer waren ein friedliches, bescheidenes Volk. Sie suchten keinen Streit, gingen ihm sogar aus dem Weg. Bei den anderen Rassen galten sie als gute Vermittler, wenn auch ein wenig zu gutmütig.

Für die Namekianer gab es keinen Grund, gierig oder aufmüpfig zu sein. Sie brauchten nicht viel und konnte selbst alles herstellen, was sie zum Leben brauchten.

Die Namekianer gehörten zu den wenigen Rassen im Universum, die nie unter sich Krieg geführt hatten. Es herrschte kein Hass oder Zwietracht zwischen ihnen. Es gab keine Diskriminierung.

Jeder Namekianer, egal wie alt er war und welche Fähigkeiten er hatte, wurde gleichbehandelt.

Ausnahme waren nur die Ältesten, denen man stets mit Ehrfurcht und Gehorsam begegnete.

Zu einem Ältesten konnte man nur ernannt werden, wobei diese Entscheidung vom Oberältesten getroffen wurde.

Die Führung durch die Ältesten sorgte für Harmonie und Gleichheit und wurde von allen akzeptiert.

Wenn jeder sich an die Regeln hielt, dann war das Leben geordnet und regelmäßig wie ein Uhrwerk.

Es sei denn, jemand hatte eine Schraube locker und ein Rädchen löste sich…
 

Kami war ein von seinem Volk verehrter und geachteter Ältester, Mitglied des Drachenclans, weise und gerecht, dazu gesegnet mit starken magischen Kräften.

Er hatte nur ein Problem in seinem Leben, das ihn wie ein nerviger Dorn in der Fingerspitze stach und drückte.

Störend wie eine eitergefüllte Beule am Hintern.

Nervig wie das hohe Summen einer Mücke, welches man nicht ignorieren konnte.

Ausgerechnet sein erster und aufgrund seines Verhaltens wohl auch letzter Abkömmling machte ihm Kummer.

Obwohl sie genetische Zwillinge waren, kamen sie nicht miteinander aus.

Die Ursache lag in ihrer unterschiedlichen Auffassung von Recht, Ordnung und Ehre.

Kami war es als Ältester gewohnt, dass seinen Anordnungen gehorcht wurden, aber Piccolo widersetzte sich ihm ständig.

Das hatte nichts mehr mit jugendlichem Übermut zu tun.

Sein Abkömmling war ein Rebell.

Alles stellte er in Frage.

Manchmal hatte Kami das Gefühl, sie waren nur deswegen gegensätzlicher Meinung, weil es Piccolo so mehr Spaß machte.

Sagte Kami, dass etwas gut war, so war es nach Piccolos Auffassung automatisch schlecht.

Piccolo konnte dagegen diesen blinden Gehorsam nach Tradition und Regeln nicht verstehen.

Dachte denn keiner mal einen Moment nach, ob diese alten Gesetze noch Sinn machten?

Warum stellte niemand etwas in Frage?

Wieso isolierten sich die Namekianer so auf ihren Planeten, obwohl sie es mit anderen Rassen locker aufnehmen konnten?

Warum gehorchte jeder den Ältesten automatisch, egal was man selbst darüber dachte?

Hatte denn niemand eine eigene Meinung?

Warum gehorchten sie automatisch?

Nur weil sie von den Ältesten abstammten?

Das allein rechtfertigte doch keinen Respekt?

Piccolo verachtete diesen Gehorsam und mit dieser Art zu Denken eckte er an

So mancher seiner Artgenossen versuchte zuerst, ihn friedlich zu ermahnen.

Sie verstanden nicht, wie der Abkömmling des gütigen Kami so ungehorsam, so störrisch und aufmüpferisch sein konnte. Mit Jugend allein konnte man das nicht mehr entschuldigen.

Aber wenn sie ihm dies so ins Gesicht sagten, verschlimmerten sie nur seine Laune: Piccolo wollte nicht mit Kami verglichen werden.

Diese Anforderungen, die man automatisch an ihm stellte, nur weil er von Kami abstammte, ärgerte ihn.

Was war mit seinem freien Willen?

Warum akzeptierte man nicht seine Persönlichkeit?

Wieso musste er Kamis Doppelgänger sein, nur weil sie genetisch gleich waren?

Als Reaktion flippte Piccolo meist oft aus und musste von seinen Artgenossen mit Gewalt aufgehalten werden. Diese Versuche waren allerdings zwecklos, weil er der Stärkste war.

Die Gewalt eines Kampfes erfreute ihn sogar.

Schon bald mieden ihn die anderen Namekianer. Keiner konnte es mit ihm aufnehmen, weshalb sie ihm aus dem Weg gingen. Niemand wollte ihm zuhören und seine Sichtweise verstehen…nur weil er sich weigerte, den Regeln des Ältesten zu folgen.

Piccolo wurde dann manchmal so wütend, dass er sie anschrie: Kämpft! Lebt für euch selbst! Gönnt euch mal eine Portion Egoismus!

Er verachtete diesen Frieden, der durch Folgsamkeit erschaffen war.

Wenn niemand sich dagegen auflehnte, dann würde er es tun.

Er wollte Chaos.

Chaos versprach, diese langweiligen, versteinerten Strukturen aufzubrechen.

Er sehnte sich danach, wie ein starker Wind alles Verstaubte aufzuwirbeln und eine Veränderung zu erzwingen.

Was für eine Veränderung wusste er selbst nicht.

Aber ihn nervte das alltägliche Leben auf seinen Planeten, im immer gleichen Rhythmus, weshalb er jede Chance annahm, um Namek zu verlassen.

Diese Aufgabe als Wächter für Gesandtschaften war die einzige Aufgabe, welche Piccolo gerne tat.

Auf andere Planeten fühlte er sich wohler: da gab es das chaotische Leben, voller Überraschungen.

Dort war es spannend und aufregend und er wurde als Individuum gesehen.

Damit war es Kamis einzige Möglichkeit, Druck auf sein Kind auszuüben und ihn etwas zu kontrollieren.

Denn kräftemäßig waren beide ausbalanciert, weshalb er Piccolo weder züchtigen noch einsperren konnte.

Ein einziges Mal hatte sie ernsthaft gekämpft, als Piccolo einmal sehr aggressiv gegen die Gemeinschaft vorgegangen war. Kami hatte keine andere Möglichkeit gesehen und dabei verachtete er Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung.

Das war unter seiner Würde, zu brutal, zu kindisch, zu primitiv.

Dennoch war es zu einem Kampf gekommen und Kami hatte mit seinen eigenen kämpferischen Fähigkeiten überrascht und zuerst die Überhand gehalten. Jedoch war Piccolo jünger und stärker und holte ihn im Laufe des Kampfes ein.

Aber schon damals hatte Kami ebenfalls einen geheimen Plan gehabt, um sein Ziel zu erreichen.

Er hatte geglaubt, mit seinen magischen Fähigkeiten könnte er Piccolo bannen.

Hundert Jahre eingesperrt in einem Topf, hätten ihn genug Zeit gegeben, um sich abzukühlen. Für ihre langlebige Rasse war diese Art von Strafe nicht schwerwiegend.

Doch Piccolo schaffte es, das Gefängnis vorher zu zerstören. Jedoch nicht, Kami zu besiegen.

Damit gab es aber auch keinen Gewinner in diesem Kampf.

Kami konnte Piccolo nicht bannen und jener konnte seinen Schöpfer nicht besiegen.

Keiner wollte das Tabu begehen, einen Artgenossen zu töten.

Seit jenem Tag herrschte eine fragile Art von Waffenstillstand zwischen ihnen.

Die meiste Zeit verbrachte Piccolo außerhalb des Dorfes. Allein fühlte er sich wohler, vor allem, wenn er nicht mehr diese schafsköpfigen Hohlköpfe sehen musste.

Für die Dorfbewohner und ihren Ältesten war es so auch am angenehmsten. Dann herrschte Ruhe. Der Krieger machte sich nützlich, wenn er das Dorf bewachte und nicht die Ordnung störte.

Das war der Grund, warum Piccolo der Erste gewesen war, der die Ankunft der Saiyajins mitbekommen und sie aufgesucht hatte.
 

Während Piccolo in Meditation versank, aber im Hintergrund wachsam blieb, um seine Aufgabe als Wächter des Dorfes zu erfüllen, ruhten sich die Saiyajins wie angekündigt aus.

Jedenfalls tat das Kakarott.

Bulma war damit beschäftigt, ihren ersten Dragon Ball zu analysieren. Dank ihrer Laborausrüstung war es ein leichtes.

Bulma hatte ihre Hoipoi-Kapsel auf die Reise mitgenommen, in deren Inneren sich verkleinerte Ausrüstung und Vorräte befanden. Dazu gehörte ein rundes Haus, mit Küche, Bad und Schlafzimmer möbliert und eben jenem Labor, in welches sie sich befand. Die Grundlagen hatte sie aus alter tsufurianischer Militärausrüstung genutzt, aber es für ihren Gebrauch modifiziert.

Damit konnte sie luxuriös reisen.

So hatten die Saiyajins ein reichhaltiges Mahl genossen, aus Trockennahrung schnell fertig gekocht. Anschließend hatte sich Kakarott in sein eigenes Schlafzimmer mit gemütlichem Bett zurückgezogen, nachdem er heiß geduscht hatte.

Auch wenn es draußen hell war, spürte er den Jetlag. Auf Vegeta-Sei musste es jetzt wahrscheinlich Nacht sein.

Das ständige Tageslicht erschwerte die Nachtruhe, aber da sie in einem Haus und nicht in einem Zelt übernachteten, konnte er sein Zimmer durch die Jalousien komplett verdunkeln.

Bulma, die heute nicht ihre Energie in einem Kampf verschwendet hatte, fühlte sich noch nicht müde. Stattdessen trieb die Neugier sie an, den Dragon Ball zu röntgen, zu messen und zu wiegen.

Nach zwei Stunden hatte sie herausgefunden, dass die Kugel eine Art von Strahlung abgab. Theoretisch wäre es damit möglich, ein Radar zu entwickeln, welches diese Strahlung empfing.

Und dann…

//Dann können wir ganz leicht die Dragon Balls finden// überlegte sie.

Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, verschränkte die Arme und starrte nachdenklich auf die durchsichtige Kugel.

Konnte es so einfach sein?

Sie hatte genug Material mit, um ein Radar zu bauen, das war kein Hindernis.

Damit hatte sie eine Lösung gefunden, alle Kugel zu finden.

Aber wenn das erledigt war, konnten sie dann den Drachen beschwören?

Was für einen Wunsch durften sie dann aussprechen, welcher der Drache auch erfüllen konnte?

Kami hatte gesagt, dass die Macht des Drachen seine Grenzen hatte…aber ihr fiel jetzt auf, dass er sie nicht genau erläutert hatte.

Abgesehen davon, was hatte Kami noch verschwiegen?

Sie schnappte sich das Märchenbuch, ob sie darin noch einen Hinweis entdecken würde.

Je mehr Bulma darüber nachdachte, desto mehr glaubte sie, dass es noch einen Haken an der Sache gab.

Wenn alle sieben Kugeln zusammen waren, passierte sofort etwas?

Aber was, wenn man gerade in einer dummen Situation steckte, wo man nicht die Muße hatte, über Wünsche nachdenken zu können?

Bestimmte reagierten die Kugeln erst dann, wenn…keine Ahnung, wenn sie an einen bestimmten Ort gebracht wurden?

Oder eine bestimmte Zeit?

Oder es gab noch ein Passwort, damit die Kugeln nicht vorschnell reagierten mit der Drachenbeschwörung.

Tatsächlich gab es da einen Passus im Märchenbuch.

„…und so beschworen sie den Drachen…“ las sie langsam laut vor.

Hm, Beschwören deutete auf einen Zauberspruch hin.

Oder war sie gerade nur zu misstrauisch aufgrund Stress und Übermüdung und redete sich etwas ein?

Anderseits würde es Kamis großzügige Ehrlichkeit erklären, wie er ihnen anfangs so viel erzählt hatte. Es könnte ein Ablenkungsmanöver gewesen sein, um ihr Vertrauen zu erschleichen und gleichzeitig von den wichtigen Fragen abzulenken.

Sie rieb sich über die Augenlider, die schläfrig runter hingen. Es wurde Zeit, dass auch sie sich ausruhte. Doch bevor sie ins Bett ging, wollte sie wenigstens das Radar bauen, damit sie das sicher in der Hand hatte. Sie musste ein paar Maßnahmen treffen. Das Radar zusammen mit ihrem Scouter, der Namekianisch verstand, konnte dabei helfen, die Suche schnell zu beenden.

Nach ein paar Stunden Schlaf würde sie sich besser fühlen und wäre wieder konzentrierter. Dann würde sie auch mit Kakarott beim Frühstück darüber sprechen, welchen Eindruck der Älteste auf ihn gemacht hatte und was er über die Sache dachte.

Kami hatte gesagt, er wollte mit ihnen sprechen, bevor sie aufbrachen. Vielleicht würde er dann die Lücken auffüllen.

Aber wenn nicht, dann hatten sie ein Ass im Ärmel, mit dem er nicht rechnete.
 

Etwa neun Stunden später trafen die Saiyajins wieder bei Kami ein. Er war gerade nicht anwesend, aber sein Diener Popo bewirtete sie gastfreundlich. Er legte sofort die Kissen bereit und rannte los, um Tee zuzubereiten.

Aufmerksam sah Kakarott ihm hinterher.

„Hast du gemerkt, wie geräuschlos er sich bewegt? Wie effizient seine Bewegungen sind? Ich frage mich, ob er mir seine Technik beibringt?“ flüsterte er seiner Schwester zu.

„Bitte konzentrier dich erst mal hierauf“ erinnerte Bulma ihn stirnrunzelnd. „Und wehe, du fordert ihn zum Kampf heraus…“ warnte sie ihn drohend mit glühenden Augen.

Gescholten senkte Kakarott den Kopf und wagte kaum zu lächelnd, als Popo ihm eine Tasse mit Tee reichte. Dieser war von dunklerer Farbe als der letzte Tee, braun anstatt grün und von malziger Würze. Kamis Diener hatte die Reaktionen der Saiyajins beim letzten Tee also gemerkt und dementsprechend reagiert. Der neue Tee schmeckte lecker.

Bulma und Kakarott spürten, wie sich eine starke Präsenz dem Eingang näherte.

Sie waren nicht überrascht, als Piccolo eintrat.

Jener grüßte die Saiyajins nicht, sondern stellte sich nur wortlos an die Wand, wo er sich anlehnte. Von dort hatte er einen guten Blick auf Saiyajins und den noch unbesetzten Thron. Allerdings schloss er die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust, als wären die Anwesenden seiner Blicke unwürdig.

Bulma sah ihn pikiert wegen dessen Unhöflichkeit an und begann, ihn ebenfalls zu ignorieren. Sie schaute stur auf die gegenüberliegende Wand mit dem Thron.

Kakarott, der versucht war, ein Gespräch mit dem grimmigen Namekianer zu beginnen, knickte stattdessen ein und kopierte das Verhalten seiner Schwester.

Während Bulma unbeirrt tat und seelenruhig ihren Tee schlürfte, fühlte sich Kakarott unbehaglich. Er spürte eine schlechte Spannung im Raum, die er sich nicht erklären konnte. Aus den Augenwinkeln starrte er Piccolo dennoch neugierig an und bemerkte, wie jener immer wieder zusammenzuckte, wenn Bulma sehr laut ihren Tee schlürfte.

„Verdammt, hör auf damit“ knurrte Piccolo plötzlich und starrte Bulma genervt an. „Wie kann man so laut Tee trinken? Keine Ahnung von Tischmanieren?“

Bulmas Mundwinkel zuckte triumphierend. Sie hatte es geschafft, den Namekianer zu provozieren und zum Sprechen zu bringen

„Tischmanieren…eine Rasse, die nur trinkt und nicht isst, sollte nicht die Fähigkeit haben, meine Manieren zu beurteilen. Ganz besonders nicht ein Individuum, welches noch nicht mal grüßen kann“ gab sie spitzfindig mit erhobener Nase zurück. „Was weist du schon von Manieren?“ fragte sie und sah ihm direkt an, damit er ihr spöttisches Lächeln sehen konnte.

Piccolo sah sie giftig an und war versucht, von den empfindlichen Ohren seiner Rasse zu sprechen. Aber diese Saiyajin könnte dann den Rückschluss ziehen, dass Namekianer damit auch fähig waren, sehr gut über weite Entfernung zu hören.

Er schaffte es nicht, Bulmas Kritik an seinen Manieren etwas entgegen zu setzen und konnte sie stattdessen nur wortlos böse anstarren.

Zu seinem Leidwesen war sie davon nicht im Geringsten beeindruckt. Stattdessen fuhr sie fort, laut Tee zu schlürfen und es zu genießen, wie Piccolo dabei jedes Mal schmerzverzehrt aufzuckte.

Es war dadurch eines der seltenen Momente, das sich der Namekianer über das Herannahen seines Schöpfers freute.
 

Als Kami eintrat, sahen die Saiyajins und sein Abkömmling trügerisch friedlich aus. Jedenfalls war es still und die drei waren auf Abstand. Bulma lächelte den Alten freundlich an und nahm den letzten Zug Tee lautlos zu sich ein.

„Die vergangenen Stunden waren sicherlich anstrengend für euch“ begrüßte der Älteste die Saiyajins, während er sich auf seinen Thron setzte. „Nun, nach einer Pause, seid ihr bestimmt bereit, eure Suche zu beginnen.“

Zustimmend nickten die Fremdlinge.

„Wie ich euch schon sagte, braucht ihr noch sechs weitere Dragon Balls. Sie sehen ähnlich aus wie der Erste, den ihr erhalten habt. Ich kann euch nicht vorab zu viel erzählen, wie ihr sie erhalten könnt. Dieser Weg dorthin gehört mit zur traditionellen Prüfung. Ein Prüfling, der die Dragon Balls nutzen will, muss sich ihnen als würdig erweisen. Während ihr sucht, werdet ihr euch immer Gedanken machen müssen um die eine Frage: was ist euer Wunsch? Was ist es, was euer Herz begehrt?“ erzählte er ihnen weihevoll.

„Was sollen wir machen, wenn wir alle Dragon Balls gefunden haben?“ fragte Bulma. „Kann der Drache dann sofort beschworen werden?“

Kami schmunzelte angesichts ihrer jugendlichen Ungeduld und antwortete. „Wenn ihr alle Kugeln gefunden habt, könnt ihr zu mir kommen. Der Drache muss beschworen werden und das geht nur auf Namekianisch.“

Bulma atmete auf und zeiget deutlich ihre Erleichterung angesichts Kamis Offenheit.

„Verstehe ich das richtig, dass wir eure Erlaubnis haben? Es ist wirklich in Ordnung, wenn wir auf euren Planeten sind und eure heiligen Relikte suchen?“ fragte sie zur Sicherheit nach.

Kami nickte. „Es gibt keine Regel, die besagt, dass es nur Namekianer erlaubt ist.“

„Wir werden also von keinem angriffen, wenn wir danach fragen?“ wollte sie mit Seitenblick auf Piccolo wissen.

„Ich werde meine Stammesgenossen über euch informieren, damit sie Bescheid wissen. Allerdings kann es sein, dass man euch zu Zweikämpfen herausfordert, um euch zu prüfen. Dann bitte ich euch um das gleiche ehrenvolle Verhalten, welches ihr gegen meinen Sohn gezeigt habt“ bat Kami.

Er meinte damit, dass kein namekianischer Kämpfer getötet werden sollte.

Kakarott nickte zustimmend.

„Das ist gut zu hören“ atmete Bulma erleichtert auf.

Kein Namekianer würde sie aufhalten.

Jedoch gab es doch etwas, was die blauhaarige Saiyajin noch beschäftigte.

„Wie viele Wünsche sind uns erlaubt? Laut meinen Informationen sind es drei?“

„Das kommt drauf an, WAS ihr euch wünscht. Manche Wünsche sind so gewaltig und gegen die Naturgesetze, dass nur ein einzelner davon erlaubt ist“ erklärte der Weise.

„Ihr sagtet, dass es beim Wünschen Grenzen gibt. Wie kann das sein, bei einem allmächtigen Drachen mit phänomenalen, kosmischen Kräften?“ fragte sie und sah ihn aus schmalen Augen misstrauisch an.

Kami erwiderte den Blick mit einer Mischung aus Mitleid und Ungeduld.

„Das ist einer der Punkte, wo sich Wahrheit und Fiktion treffen. Es sind eher halb phänomenale, FAST kosmische Kräfte. Glaubst du wirklich, eine Gottgleiche Macht lässt sich nur mit dem Auffinden von sieben Kugeln beschwören? So einfach geht es nicht. Vergiss nicht…wir haben die Dragon Balls erschaffen. Sie sind NICHT vom Himmel gefallen, erschaffen von unbekannter, göttlicher Kraft. Sag mir…Sehen wir wie Götter aus?“ fragte er zurück. Sein Tonfall war belehrend, während er fortfuhr. „ALLES hat seine Grenzen. Eine Lektion, welche die Saiyajin, die sich immer auf ihre übermächtige Körperkraft verlassen konnten, doch nun ebenfalls kürzlich erhalten haben. Auch eure „Macht“ ist beschränkt. Wenn du also darüber nachdenkst, Freezer mit unserem Heiligtum zu töten, so muss ich dich enttäuschen. Du kannst deinen Feind nicht durch die Dragon Balls töten. Dieser Wunsch wird der Drache niemals erfüllen!“

Kami sah sie wegen ihrer dummen, gierigen Frage so streng an, dass sich Bulma nicht traute, weiter nach zuhaken. Beschämt sah sie zu Boden.
 

Piccolo hörte aufmerksam zu.

Sein Schöpfer beantwortete die Fragen wahrheitsgemäß. Aber er war deswegen nicht automatisch offen und ehrlich.

Bis jetzt hatte er kein Wort darüber verloren, dass die Namekianer selbst nicht wussten, wo der siebte Dragon Ball lag. Er hatte auch nicht erzählt, was der Drache erfüllen konnte.

Stattdessen hatte Kami durch seinen harschen Tonfall Bulma den Mut genommen, nach Details zu fragen und wie groß die Macht des Drachen genau war.

Kami schien zu bemerken, dass er die Frau zu sehr eingeschüchtert hatte und räusperte sich.

„Nun, war’s das? Seid ihr zum Aufbruch bereit? Viel Zeit dürft ihr nicht verschwenden, wenn eure Heimat den Angriff dieses Tyrannen erwartet“ brummte er und trieb zur Eile an.

Vor allem wollte er verhindern, dass man ihm Fragen stellte, auf die er keine Antwort geben wollte, es aber musste.

„Äh, ja, ich denke schon“ hauchte Bulma und sah ihren Bruder fragend an, ob er noch etwas wissen wollte. Aber jener zuckte nur mit den Schultern, bevor er ungeduldig aufsprang.

„Einen Dragon Ball haben wir. Sechs brauchen wir noch. Ein passender Wunsch wird uns schon einfallen“ sprach er. Für ihn stand an erster Stelle, erst mal die Kugeln zu finden.

„Nicht so schnell!“ kam plötzlich Einwand von der Seitenlinie.

Die Saiyajins und Kami sahen zur Stelle, von der sich Piccolo meldete. Ein seltsames vorfreudiges Glitzern lag in seinem Augen.

„Ich kann es nicht erlauben, dass wir Fremden die heilige Suche erlauben“ erklärte der junge Namekianer seinen Einwand.

Kami stöhnte genervt auf. „Ich hab doch gesagt…“

„Darum werde ich euch als Zeuge begleiten“ unterbrach Piccolo ihn.

„Was?“ Kamis Augen weiteten sich schockiert. Er war sprachlos.

Bei diesem Anblick zog sich Piccolos Mundwinkel schadenfroh hoch, während er fortfuhr.

„Ganz recht, ich werde die Fremden begleiten. Ich werde ihnen nicht helfen und ihre Suche auch nicht unterbrechen oder behindern. Aber als ihre Begleitung kann ich bei Problemen mit unserem Volk vermitteln. Außerdem habe ich dann einen Blick darauf, dass sie keine der Kugeln zerstören oder von unserem Planeten wegbringen.“

Bulma sah Piccolo misstrauisch an.

Seine Begründung war fadenscheinig.

Immerhin hatte Kami ihnen schon gesagt, dass die Dragon Balls nur auf Namek Macht hätten. Darum gab es doch kein Grund, sie zu stehlen.

Und warum sollten sie die Kugeln zerstören?

Oh, lag es vielleicht an der Befürchtung, dass sie nach ihrer Wunscherfüllung verhindern wollten, dass ein anderer ebenfalls die Dragon Balls nutzen würde?

Der Gedanke, sich auf diese Weise die Konkurrenz vom Leibe zu halten, war ihr nicht gekommen.

In dem Fall war Misstrauen angebracht. Allerdings fragte sich Bulma, wie Piccolo sie aufhalten wollte, wenn er schwächer als Kakarott war?

„Du…du willst sie begleiten? FREIWILLIG?“ stotterte Kami derweil ungläubig.

Sein Abkömmling bot etwas uneigennützig an?

Aus Sorge um sein Volk?

Piccolo zuckte nonchalant mit den Schultern.

„Ich bin halt nett und fürsorglich“ log er, ohne mit der Wimper zu zucken.

Bei so einer offensichtlichen Unwahrheit bekam Kami, der noch nie in seinem Leben gelogen hatte, eine Gänsehaut. Beinahe fiel er schockiert um und er konnte sich gerade noch an seinem Thron festhalten.

„Ich…ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist“ stammelte er. „Ich denke nicht, dass die Saiyajins damit einverstanden sind…“

„Och, warum nicht?“ Kakarott zuckte erneut mit den Schultern und grinste breit. „Mich stört das nicht.“

Was sollte schon geschehen?

Was immer Piccolo auch plante, Kakarott war stark genug, ihn aufzuhalten.

Bulma zögerte dagegen noch mit ihrer Zustimmung.

Misstrauisch wanderten ihre Blicke zwischen den beiden Namekianer hin und her.

Piccolos Angebot war seltsam, aber ebenso Kamis Verhalten. Da war so etwas wie Furcht in seinen Augen erkennbar. Anscheinend konnte der Alte seinen Sohn aber nicht aufhalten.

Letztendlich lag es an der Entscheidung der Saiyajins.

Bulma sah erneut ihren Bruder fragend an. Jener nickte leicht und gab ihr zu bedeuten, dem zuzustimmen.

„Ähm, ja…das ist ein sehr nettes Angebot, welches wir gerne annehmen“ stimmte sie schließlich zu, sich hilflos den Kopf kratzend.

„Wirklich? Willst du dir das nicht überlegen?“ krächzte Kami, der sich zitternd auf seinen Thron setzte. Seiner Abneigung gegen diesen Plan war deutlich zu erkennen, auch ohne dass er es aussprach.

Piccolos vorheriger falsch- freundlicher Ausdruck verschwand vom Gesicht und machte stattdessen Platz für die übrige mürrische Miene. Drohend sah er Bulma an.

Er erlaubte keinen Meinungswechsel!

„Du hast sie gehört, alter Mann. Sie sind einverstanden. Jetzt gibt es keinen Rückzug. Los jetzt!“ befahl er den beiden Saiyajins und marschierte als erstes aus dem Haus hinaus.

Kakarott gehorchte ihm folgsam.

„Äh, ja…wir gehen dann“ verabschiedete sich Bulma zaghaft, sowohl von Piccolos als auch von Kakarotts Entscheidung überrumpelt.

Sie verließ den Raum und sah noch aus den Augenwinkeln, wie sich Kami stöhnend die Stirn rieb, als würden ihn gerade heftige Kopfschmerzen plagen.
 

Bulma rannte Kakarott hinterher, der wiederum Piccolo folgte, wie er aus dem Dorf marschierte.

Bei Piccolos Anblick sprang jeder aus dem Weg und versteckte sich. Ahnungslos, mit fragenden Blicken sahen die Dorfbewohner dem Trio hinterher, ohne sie aufzuhalten.

Erst als die Häuser weit hinter ihrem Rücken lagen, hielt Piccolo inne. Er warf noch einen prüfenden Blick hinter sich, ob die Entfernung ausreichte. Dann richtete er sich an die Saiyajins.

„So, wohin wollt ihr?“ fragte er und machte damit klar, dass er keinen Weg vorgeben würde.

ER war nicht auf der Suche nach den Dragon Balls, sondern die Saiyajins. Dann sollten sie selbst den Weg bestimmen. Er würde ihnen keinen Hinweis geben.

Er war nicht hier, um ihnen zu helfen, sondern um seinem Erzeuger ein paar Steine in dessen Weg zu legen.

Bulma und Kakarott sahen sich fragend an.

Sollten sie Piccolo nicht nach seinen Bewegründen für seine Entscheidung fragen?

Aber beide ahnten, dass er ihnen eine Antwort verweigern würde, also warum sich die Mühe machen.

Dringender war es, ihre Suche voranzubringen, da die Zeit unerbittlich verrann und sie eine unbekannte Frist zum Finden der magischen Kugeln hatten.

Sie wussten nicht, wann Freezer auf Vegeta-Sei landen würde, also mussten sie sich beeilen. Immerhin gab es auch noch die Zeit, die sie für den Rückflug benötigen würden.

Bulma seufzte ergebend auf.

Es ging nicht anders, sie mussten Piccolos Anwesenheit akzeptieren, aber das bedeutete nicht, dass sie ihm vertraute.

Darum sah sie ihren Bruder warnend an, nichts zu verraten, während sie in eine Richtung deutete.

„Dorthin wollen wir zuerst fliegen“ sagte sie.

„Hmpf“ Piccolo brummte.

In dieser Richtung lag natürlich ein Dorf, welches ebenfalls einen Dragon Ball besaß. Wie er es befürchtet hatte…die blauhaarige Saiyajin schien schon die ersten Rückschlüsse gezogen zu haben, wo sie die Kugeln finden könnten. Er gab dennoch keinen Hinweis darauf, dass ihre gewünschte Zielrichtung richtig war.

Nur eines wunderte ihn…

„Wo ist euer erste Dragon Ball? Habt ihr ihn gleich hiergelassen? Versteckt?“ fragte er, da keiner der beiden Saiyajins großes Gepäck bei sich trug.

Kakarott holte Luft für eine Antwort, aber Bulma boxte ihm aufhaltend in die Seite. Ihr Bruder sollte kein Wort über ihre Kapsel verraten. In einer davon lag schließlich versteckt die magische Perle.

„Geheimnis“ sprach sie als erstes, mit boshaftem Lächeln.

Wieder warf sie ihrem Bruder einen warnenden Blick zu, der bedeutete, still zu sein.

„Hmpf“ erneut brummte Piccolo missmutig auf.

Die Saiyajins vertrauten ihm genau so wenig wie er ihnen.

Das fehlte noch, dass sie den Dragon Ball vergraben hatten. Dann wäre sein Dorf das Nächste, welches ihr Relikt verloren hätte.

Das einzig Gute daran wäre, dass der peinliche Fehler dann bei seinem Erzeuger lag, weil er das Heiligtum an Unwürdige weggegeben hatte.

„Was soll’s“ zischte er. „Los, einer von euch gibt die Richtung vor. Wie schon gesagt, ich bin nicht euer Reiseführer und auch nicht euer Kompass.“

„Schon gut, schon gut“ beschwichtigend hob Kakarott die Hände hoch, dem die giftige Stimmung zwischen Namekianer und Bulma unangenehm war.

Er legte seine Arme um seine Schwester und presste sie an seinen Körper. Dann sprang er hoch in die Luft und flog los.

Weil Bulma die langsamste Fliegerin war und damit die Suche verzögern konnte, hatten sie vorab besprochen, dass er sie beim Fliegen unterstützen musste. Auf diese Weise konnte ihr Suchtempo gesteigert werden.

Dass die Saiyajins wussten, in welche Richtung sie fliegen wollten, war kein Zufall.

Beim Frühstück hatte Bulma ihren Bruder ihre neue Erfindung, das Dragonball-Radar, vorgeführt.

Ein etwa handtellergroßes, rundes Gerät mit grünem Bildschirm, welches einfach zu bedienen war.

Die Nachtschicht hatte sich gelohnt: sie hatte es geschafft, etwas zu bauen, was die einzigarten Wellen der Dragon Balls empfing. Drückte man auf den Knopf am Rand des Radars, so zeigte es deren Positionen als leuchtende Punkte auf dem Bildschirm an, während man selbst dem Mittelpunkt entsprach. Das Radar besaß eine recht hohe Reichweite, aber nicht weit genug, um alle Kugeln auf einmal aufzuspüren. Der maximal messbare Radius reichte trotzdem aus, um drei Stück, neben ihren eigenen, anzuzeigen.

Kakarott, der einen weitläufigen Ki-Sinn besaß, war bei Betrachtung aufgefallen, dass in den betreffenden Richtungen immer mehrere Energielevels lagen. Bulma hatte den logischen Rückschluss gezogen, dass dort namekianische Dörfer liegen mussten. Ähnlich wie bei Kami hüteten die anderen Dorf-Oberhäupter vermutlich ebenfalls Dragon Balls.

Die Entfernung der Kugeln, welches der Radar anzeigte, lag aber bei mehreren hundert Kilometer untereinander. Um die Kugeln einzusammeln, müssten sie weit fliegen: darum die Entscheidung, dass Kakarott seine Schwester mitzog, damit sie sich nicht nach ihrem niedrigem Flugtempo richten mussten.

Doch was ihren Plan etwas versaute, war Piccolos Entschluss, sie zu begleiten.

Bulma hatte mit ihrem strengen Blick ihren Bruder gewarnt, noch nichts vom Radar zu erzählen.

Dies war ein Vorteil, von dem der Namekianer nichts wissen sollte. Es konnte sein, dass er diesen sonst wegnahm mit der Begründung, dass so ein Radar eine Mogelei war und nicht im Ritual vorgesehen.

Die Stimmung zwischen Piccolo und Bulma war von Misstrauen geprägt, im Gegensatz zu Kakarott. Das lag an seinem sonnigen Gemüt und seine lockeren, harmonischen Art.

Zwar spürte er die bösen Blicke, die ihm Piccolo ihm zuwarf, während er vor ihm flog, aber es machte ihm nichts aus.
 

Es dauerte an die acht Stunden, bis sie endlich den gewünschten Ort erreichten. Es war kein angenehmer Flug gewesen, auch wenn sie kurze Pausen gemacht hatten. Wegen der drei Sonnen blieb das Licht stets gleich hell und die Landschaft erwies sich als eintönig: grünes Wasser, von einigen Inseln durchzogen, mit Gras überwachsen. Hätte Bulma keine Uhr gehabt, um die Zeit zu messen, so hätte sie geglaubt, sie wären ewig über dieselbe Stelle geflogen.

Wer nicht wusste, wo er hinmusste, konnte sich leicht verirren.

Bulma war innerlich erleichtert, als sie die Ansammlung von Häusern vor sich sah.

Ihre Theorie, dass die Dorf-Oberhäupter die Hüter der Dragon Balls waren, erwies sich also richtig.

Jetzt musste sie später nur in einem unbeobachteten Moment heimlich ihr Radar nutzen, um die Richtung für den dritten Ball zu kennen.

Kakarott landete mit ihr auf den Boden und ließ sie dann los.

„Mal sehen, was uns erwartet“ murmelte er seiner Schwester zu.

Bulma besann sich darauf, zuerst den zweiten Ball zu holen, bevor sie Pläne für den Dritten machte.

Sie nickte und wartete mit ihrem Bruder die Ankunft der Namekianer ab, die ihr Anwesenheit bemerkt hatten und nun auf sie zukamen. Bulma bemerkte denselben Typus von Einwohner wie aus dem ersten Dorf: Viele hochgewachsene, schlanke Namekianer mit grüner Haut und maskulinen Zügen.

Die Saiyajins lächelten freundlich und winkten zaghaft, was von einigen Namekianer erwidert wurde, während sie die Fremden immer noch staunend oder argwöhnisch aus sicherer Entfernung betrachteten.

Piccolo blieb währenddessen im Hintergrund und sah die Vorstellung aus schmalen Augen mit an.

„Mein Name ist Kakarott und das ist meine Schwester Bulma“ stellte sich der Saiyajin als erstes mit lauter Stimme deutlich vor. „Wir sind auf der Suche nach den Dragon Balls. Dafür sind wir bereit, uns jeder Prüfung zu unterziehen.“

Gemurmel in namekianischer Zunge brannte auf bei diesen Worten. Die Einwohner sahen sich bei dieser Verkündigung erstaunt an.

Fremde, welche die Dragon Balls suchten?!

„Ich habe euch erwartet, allerdings nicht so schnell“ sprach eine krächzende Stimme im Hintergrund. Die Menge teilte sich und ein alter Namekianer mit gebücktem Rücken, olivgrauer Haut und Turban auf dem Köpf näherte sich.

„Mein Name ist Tsuburi. Ich bin der hiesige Älteste und werde euch prü…bist du das, Piccolo?“ wich der alte Namekianer von seinem Text ab, als er die hohe Gestalt hinter den Fremden bemerkte.

„Was machst du denn hier?“

Piccolo grunzte nur, unwillig auf jegliches höfliche Benehmen.

Was sollte die Aufregung?

Kaum war sein Name gefallen, als die Dorfbewohner ihre Aufmerksamkeit auf ihn richteten, was ihm unangenehm war.

Die namekianischen Worte für „Nervensäge“ und „Unruhestifter“ fielen.

„Wollt ihr Stress?“ bellte Piccolo sie drohend an, bevor er sich an Tsuburi richtete. „Die Info ist noch nicht zu euch durchgedrungen: Ich bin als Augenzeuge hier, nichts weiter.“

Tsuburi, der die schwierige Beziehung zwischen Piccolo und Kami kannte, seufzte auf. Aber wie vom jungen Namekianer gewünscht, ging er auf seine Anwesenheit nicht mehr weiter ein, sondern richtete sich an die Fremden. Diese wollten schließlich ihren Dragon Ball erlangen und hatten an privaten Trubel, der sie nichts anging, kein Interesse.

„Weit in dieser Richtung“ fing er an und deutete in den Himmel „liegt ein Felsen, hoch wie ein Berg und spitz wie eine Nadel. Auf ihn lebt der Vogel Roch. Zu dieser Zeit sollte in seinem Nest ein Ei liegen. Bringt es mir und ihr erhaltet unseren Dragon Ball“ stellte er sie zur Probe.

Bulma und Kakarott beschlossen wortlos, nur mit einem Blickaustausch, dass diese Art von Prüfung der Krieger auch allein bestreiten konnte.

Was für ein Problem sollte Kakarott schon damit haben, einem Vogel ein Ei zu stehlen?

„Alles klar, wenn das alles ist…dann flieg ich mal los. Bulma kann in der Zeit schon mal das Essen vorbereiten“ sprach der Saiyajin.

„Wie du wünscht…es ist mir egal, wie ich das Ei erhalte. Ob ihr beide oder nur einer allein es holt, ist eure Sache“ sprach Tsuburi milde lächelnd, doch mit verschlagenem Funkeln in den Augen.

Die Fremden sollten nicht glauben, dass der riesige Vogel Roch, der Herrscher des Himmels, so einfach sein Ei aufgab. Außerdem hatte Tsuburi noch einen kleinen Hintergedanken in seiner Prüfung eingebaut…er bezweifelte, dass ein kampfsüchtiger Saiyajin dies erkennen würde.

Piccolo dagegen, der genau zugehört hatte, ahnte, was der Alte plante. Aber im Gegensatz zu ihm kannte Piccolo den zu prüfenden Saiyajin besser und ahnte, dass dieser die Prüfung mit Leichtigkeit bestehen würde.

Piccolo war so in Gedanken vertieft, dass er fast verpasste, wie Kakarott rasant losflog. Ohne den Ballast seiner Schwester, auf die er Rücksicht genommen hatte, konnte er sogar noch schneller fliegen. Der Namekianer schaffte es gerade noch ihm zu folgen. Schnell verschwanden beide am Horizont.

Nun richteten die Namekianer ihre Aufmerksamkeit auf die Fremde mit dem blauen Haar.

„Wollt ihr in unserem Dorf warten?“ fragte Tsuburi höflich. „Wir können euch einen vorzüglichen Tee anbieten.“

Bulma schüttelte den Kopf. „Wir wollen euch nicht belästigen. Ich werde das Lager hier aufschlagen und anfangen, Essen zuzubereiten. Unsere Rasse braucht eine hohe Menge an fester Nahrung“ erklärte sie den Grund. „Bis mein Bruder zurückkehrt, kann ich mich etwas ausruhen Der Flug war anstrengend gewesen.“

„Wie ihr wünscht. Unser Dorf ist gut beschützt. Ihr werdet hier vor Raubtieren sicher sein, solange ihr in der Umgebung bleibt. “

Die Namekianer akzeptieren ihre Erklärung und marschierten zurück in ihr Dorf.

Bulma nutzte den unbeobachteten Moment, um zuerst die Positionen der Dragon Balls mit ihrem Radar zu kontrollieren. Von ihrem neuen Standpunkt aus, zeigte das Radar die Lage von drei weiteren Dragon Balls an, plus die von Tsuburi und Bulma, die nah aneinander lagen.

Bulma war einerseits zufrieden, anderseits aber auch beunruhigt.

Sieben Kugeln zu finden hörte sich zuerst nicht nach viel an, aber unter Zeitdruck an die Standorte zu fliegen und die Prüfung zu meistern, war alles andere als Freizeitvergnügen.

Für die ungeduldige Frau konnte es nicht schnell genug gehen. Dabei wusste sie bis jetzt immer noch nicht, was sie vom Drachen wünschen sollte, um Freezer zu besiegen.

Freezers Vernichtung war nur das eine Problem, welches sie plagte. Nebenbei gab es noch die hohen Verluste, welche ihre Galaxie und insbesondere ihr Volk erlitten hatte. So viele Saiyajins waren gestorben, darunter die langjährigen Kameraden und Freunde von Bardock: Onkel Toma, Tante Selypa, Borgos und Panbukin.

Sie hatte vor wenigen Tagen noch gehofft, dass sie diese mit einem Wunsch wiederbeleben konnte.

Aber diese Hoffnung war verflogen.

Bulma rieb sich schnell über die feucht werdenden Augen, blinzelte hastig. Dann holte sie aus einer Kapsel den vorbereiteten Proviant raus, aus einer weiteren das Reisehaus.

Zack, schon war sie fertig mit dem Lager.
 

Etwa eine Stunde später spürte Bulma die sich nähernden Energien von Kakarott und Piccolo.

„Na endlich“ murrte sie. Immerhin hatte sie in der Zwischenzeit das Lager aufgebaut, das Essen aufgewärmt und alles auf einer Picknick-Decke ansprechend angerichtet. Sie selbst hatte, da ihr Magen laut geknurrt hatte, schon zugelangt und dann für eine Weile die Augen für ein kleines Nickerchen geschlossen.

„Wie lange braucht man, um ein Ei zu stehlen…oh“ Bulma hielt in ihrer lautgestellten Frage inne, als sie Kakarott anfliegen sah. Hinter sich trug er ein riesiges perlmuttschimmerndes Ei, welches über seinem Rücken ragte.

Bulma erkannte…Nicht nur die Dragon Balls waren unerwartet groß.

Aber ihr Erstaunen war gering im Vergleich zu dem der Dorfbewohner, die herbeiliefen und überrascht durcheinander redeten.

„Du bist schon zurück?“ rief Tsuburi perplex.

„Ach, das war doch nichts“ lachte Kakarott und hielt das Ei vorsichtig vor sich in die Höhe. „Euer Vogel Roch ist ähnlich wie die Himmelsherrscher auf meinem Planeten.“

Mit diesen riesigen Raubvögeln, die im Gebirge von Vegeta-Sei ihr Jagdgebiet hatten und sogar schwachen Saiyajins gefährlich werden konnte, hatte Kakarott seine Erfahrung.

Immerhin hatte er früher, wenn er zum Training in die Schlucht oder in die Tsufurujin-Basis wollte, darauf aufpassen müssen, nicht von ihnen attackiert zu werden.

Später, als er stark genug geworden war und sogar selbst fliegen konnte, hatte er die aggressiven Vögel sogar als Training für seine Flugkünste genutzt und sie absichtlich provoziert…beispielsweise, indem er ihre Eier stahl.

Getötet hatte er aber weder die Vögel, noch ihre Brut oder die Eier: schließlich hatte er damals nach seinem Beinahe-Tod gegen Broly, geschworen, jegliches Töten zu vermeiden sowie anderen Kreaturen Leid zuzufügen. (Es sei denn, er wäre kurz vor dem Verhungern oder seine Familie wäre bedroht)

„Was ist mit dem Vogel Roch?“ fragte Tsuburi und sah dabei Piccolo antwortheischend an.

„Der lebt und ist stinkwütend. Der Saiyajin hat ihm so geschickt das Ei unter seinem Hintern gestohlen, dass er vermutlich erst jetzt den Verlust bemerkt hat“ erklärte Piccolo, der alles von weitem angesehen hatte.

Tsuburi seufzte ergebend.

„So, was machen wir jetzt damit?“ frage Kakarott unbekümmert und hielt ihm das Ei entgegen. „Wollt ihr das kochen? Macht ihr Rührei daraus oder Spiegelei?“

„WAS?! NEIN, AUF KEINEN FALL!“ schrien alle Namekianer, inklusive Piccolo entsetzt auf. Sie waren schließlich Aquaganer und töteten nichts, da sie nur Wasser und Sonnenlicht zum Ernähren brauchten.

„Du hast die Prüfung bestanden, sogar die darin versteckte. Ich sagte nämlich, dass du mir das Ei bringen sollst. Aber nicht wie. Hättest du dafür das Muttertier getötet, so hätte ich dir den Sieg aberkannt. Ich hatte ja nicht geahnt, dass ein Saiyajin mit Geschick und ohne Brutalität agieren kann“ erklärte Tsuburi niedergeschlagen

Piccolo war nicht überrascht.

Wie geahnt, genau wie bei Kami, dieselbe Vorgehensweise: es gab immer einen Knackpunkt, einen Hintergedanken bei diesen Ältesten. In diesem Fall zeigte sich, dass die friedlichen Namekianer niemals einem Mörder ihr Heiligtum geben würden.

Aber ein Saiyajin, der nicht mal seinen Gegner im Kampf tötet…nun, für Piccolo war klar gewesen, dass Kakarott dann auch nicht den Vogel killen würde, um an das Ei zu kommen.

Aber als Bulma das hörte, zuckte es aufgebracht in ihrem Körper und sie musste sich an sich reißen, um weder zu schreien noch dem alten Namekianer eine zu verpassen.

Sie hatten Kakarott eine Falle gestellt!

Jeder andere Saiyajin wäre da garantiert hereingefallen. Selbst sie hatte die Aufgabe nicht richtig verstanden. Es war reines Glück gewesen, dass ausgerechnet der sanftmütige Kakarott sich dessen angenommen hatte.

Bulma erkannte, dass sie bei den nächsten Prüfungen genauer aufpassen musste. Die Namekianer waren verschlagener als es den Anschein hatte.

„Nun, ihr habt euch den Dragon Ball verdient“ sprach Tsuburi währenddessen weiter. „Allerdings…es wäre mir sehr lieb, wenn du der Mutter ihr Ei zurück bringen könntest. Wenn du das tust, erhaltet ihr nicht nur den Dragon Ball, sondern ich sage euch auch, wo ihr den nächsten finden könnt.“

Wiederwillig akzeptierte Kakarott, obwohl er Hunger hatte und lieber etwas essen wollte. Lohnen tat es sich für ihn nicht, weil das Radar ihnen diese Informationen ebenfalls liefern würde…aber das wussten die Namekianer ja nicht und so sollte es auch bleiben.

Kakarott hatte keine andere Wahl, als sich schnell eines der bereits zubereiteten Sandwichs zu schnappen, um wenigstens etwas zwischen den Zähnen zu haben, während er wieder mit dem Ei im Rücken zurück flog.
 

Als Kakarott von seiner Mission zurückkehrte, lag Bulma bereits schlafend im Haus. Neben ihrem Bett lag eine große Perle, in deren Innerem sechs rote Sterne sichtbar waren.

Kakarott ließ seine Schwester ruhen und stürzte sich lieber auf das Essen, welches in der Küche für ihn bereit stand. Weil er es seltsam fand, bei schönem Wetter drinnen zu sitzen, nahm er es sich mit nach draußen.

Der einzige, der ihm dort beim Essen unfreiwillig Gesellschaft leistete, war Piccolo.

Jener hatte, während die Saiyajin sich in ihr Haus zurückgezogen hatte, davor Wache gehalten…weniger um sie, sondern vor allem um den Dragon Ball zu schützen.

Bulma hatte ihn nicht hereingeladen: näher kam er den Dragon Balls daher nicht.

Nun sah und hörte Piccolo unfreiwillig dabei zu, wie Kakarott laut sein Mahl verschlang. Wenigstens die Augen konnte er vor diesem barbarischen Tischsitten verschließen, nicht aber seine empfindlichen Ohren. So zuckte er immer wieder angeekelt zusammen, wenn der Saiyajin laut schmatzte und schlürfte. Kakarott saugte sein Mahl geradezu auf, aber als die Teller fast geleert waren, wurde er langsamer. Er hielt im Kauen inne und sah nachdenklich Piccolo an.

„Phicommmpf….“ Begann er und spuckte dabei Krümel aus.

„Mach den Mund gefälligst leer, bevor du mit mir sprichst!“ raunzte der Namekianer ihn an.

Kakarott gehorchte. Er kaute erneut, schluckte den letzten Bissen im Mund herunter und versuchte es erneut.

„Piccolo, willst du mit mir trainieren?“ fragte Kakarott aufgeregt.

„Warum sollte ich?“ brummte der Grünhäutige.

„Weil du dann stärker werden würdest. Vielleicht nicht so stark wie ich, aber wenigstens etwas mehr als jetzt“ lachte Kakarott. Es wirkte herausfordernd.

„Tse, anscheinend ist die Suche nach den Dragon Balls zu langweilig für dich“ lachte Piccolo spöttisch auf. „Warum sonst kommst du auf so dumme Ideen, anstatt dich auszuruhen? Nicht alle Prüfungen werden so leicht sein wie die letzte. Du hast Glück gehabt, aber darauf solltest du dich nicht verlassen. Du solltest vorsichtig sein“ warnte er.

„Ich weiß“ gab Kakarott ihm überraschend recht. Aus seinem Gesicht war das Lächeln verschwunden. Mit überraschendem Ernst sprach er die Wahrheit aus, die er schon seit langem kannte.

„Es gibt keine Garantie, dass wir alle Dragon Balls finden. Aber Freezer wird kommen und ich werde dabei helfen, ihn aufzuhalten. Dafür muss ich mich auch vorbereiten. Deswegen frage ich dich, ob du mit mir trainierst. Du hast tolle Techniken drauf.“

Piccolo war von Kakarotts Weitsicht überrascht. Das hätte er diesem stets dümmlich grinsenden Trottel nicht zugetraut…und in diesem Moment ärgerte sich Piccolo erneut über seine Vorurteile.

Lernte er es denn nie?

Genau deswegen hatte er doch gegen Kakarott verloren.

„Verstehe, du willst dich auf alle Möglichkeiten vorbereiten. Sehr schlau“ lobte er. „Und dafür brauchst du einen Sparringpartner. Aber was habe ich davon?“

Schmallippig lächelte er ihn an. Im Gegensatz zu anderen Namekianer besaß Piccolo keine soziale Ader und half niemanden aus, solange es sich nicht für ihn lohnte.

„Sagte ich doch…du wirst auch stärker. Wir können voneinander lernen“ wiederholte Kakarott und nahm sich die letzte Fleischkeule, um davon abzubeißen.

Piccolo sah grüblerisch zu Seite.

Die Worte des Saiyajins hatten etwas Verlockendes. Es gab niemanden, von dem Piccolo derzeitig lernen konnte.

Kakarott war stark und erfahren. Piccolo könnte von ihm einiges abgucken.

Dann würde er vielleicht stärker werden als sein Erzeuger und die vollständige Unabhängigkeit erhalten, nach der er sich sehnte.

„Also gut“ stimmte er zu. „Aber wir trainieren nach meinen Bedingungen“ fügte er hinzu, bevor Kakarottt erfreut aufjauchzen konnte.

„Wir haben nicht die Zeit für anstrengende Körperkämpfe. Sie erschöpfen dich nur und halten dich von deiner aktuellen Aufgabe ab. Du wirst dich nicht auf die Prüfungen konzentrieren können, wenn du dich im Training verausgabst. Ich will nicht, dass dieser Freezer meinem Planeten zu nahe kommt, deshalb müsst ihr ihn unbedingt stoppen und das so schnell wie möglich. Verzögerungen gehen gar nicht“ erklärte Piccolo.

Kakarott zog enttäuscht einen Schmollmund. „Aber wie sollen wir dann trainieren? Irgendwie müssen wir doch üben?“

„Ich bringe dir eine Trainingsmethode der Namekianer bei. Da du das Ki-Lesen beherrschst, solltest du für die nächste Stufe bereit sein. Sie nennt sich mentaler Kampf“ fing Piccolo an zu erklären. „Es ist ähnliche eine Meditation .Man kann es mit Kämpfen im luziden Wachtraum vergleichen. Quasi ein Trainieren im Geiste. Wir stellen uns vor, gegeneinander zu kämpfen und richteten dementsprechend unsere Energien aufeinander aus. Darauf muss der Andere reagieren, was zu einer neuen Reaktion führt. Durch dieses Training steuerst du deine Energie gezielter. Im realen Kampf bewirkst es, dass du deine Bewegungen besser verbergen kannst. Gleichzeitig durchschaust du die deines Gegners anhand seiner aufbauenden Energien. Das kann dir dabei helfen, die Attacken deines Gegners vorherzusehen, bevor er sie vollständig ausführt und dementsprechend zu reagieren. Das gibt dir wichtige Sekunden Vorsprung.“

„Klingt gut. Aber wenn du so etwas beherrscht, warum hat es dir nichts gegen mich genützt?“ fragte Kakarott unbeeindruckt.

„Weil der Kräfteunterscheid zwischen uns zu groß war. Deine Körperbewegungen sind besser “ knurrte Piccolo. Ungern gab er es zu. „Das habe ich leider zu spät erkannt. Bevor ich deine Bewegungen anhand deiner eingesetzten Energie voraus berechnen konnte, hattest du sie schon zu schnell ausgeführt. Aber im Gefecht mit einem gleichstarken Gegner, wo man jedes bisschen Vorteil benötigt, kann dir diese Technik weiterhelfen. Du setzte deine Kraft effektiver ein und vermeidest Treffer.“

„Hm, verstehe…“ zerstreut nickte Kakarott, rieb sich das Kinn, während er angestrengt nachdachte.

„Tatsächlich? Schwer vorstellbar“ spottete Piccolo. „ Außerdem hat diese Methode noch einen Vorteil. Abgesehen davon, dass wir unseren Geist trainieren anstatt unseren Körper und ihn damit weniger strapazieren. Der Vorteil lautet Unauffälligkeit. Das Training kann man jederzeit und an jedem Ort durchführen. Wir schonen auf diese Weise unsere Umgebung. Wir hinterlassen nach dem Training kein Trümmerfeld. Damit können wir trainieren, ohne deine Schwester zu stören“ fuhr er mit betonten Seitenblick zum Haus aus, wo Bulma ruhte.

Außerdem würde kein Namekianer erfahren, dass Piccolo von einem Saiyajin lernte und auf diese Weise stärker wurde. Er schützte damit seinen Stolz.

Piccolo schaffte es damit, Kakarott zu überzeugen. Er wollte Bulma nicht erzählen, dass er noch nach anderen Wegen suchte, um gegen Freezer zu bestehen.

Nicht nur, weil Bulma dagegen war, dass er gegen Freezer kämpfte.

Es würde sich sonst so anhören, als würde er an Bulmas Plan zweifeln.

Er wusste, dass seine Schwester sehr verzweifelt war und sich an die magischen Kugeln als große Lösung gegen Freezer klammerte. Diese gaben ihr Hoffnung, aber zeitgleich verhinderte es, dass sie nach anderen Methoden suchte. Seine sonst so logisch denkende Schwester war unüblich fixiert auf den magischen Drachen. Ein Zeichen, dass die letzten Ereignisse sie mehr erschüttert hatten, als sie es zugab, wenn sie darauf ihre Hoffnung baute.

Kakarott wollte ihr diese Hoffnung nicht nehmen…nicht jetzt.

„Tja, dann versuchen wir es mal damit“ nahm er Piccolos Angebot schulterzuckend an.
 

Nach einigen Stunden wurden Bulma und Kakarott vom Klingen eines Weckers aus dem Schlaf gerissen.

Als sie aus dem Haus traten und sich streckten, fühlten sich beide etwas gerädert, besonders Kakarott.

Seine „Nacht“ war durch das neue Training etwas kürzer gewesen. Er fühlte sich, als wäre sein Geist anstelle seines Körpers mit blauen Flecken übersät. Ihn plagten leichte Kopfschmerzen.

„Scheiße, ist es hell“ murrte er. „Allmählich nervt es.“

„Geht mir genauso“ stimmte Bulma ihm gähnend zu. „Ständig dieses Sonnenlicht…ich vermisse die Dunkelheit der Nacht. Ohne meine Schlafbrille hätte ich kein Auge zugekriegt.“

Kakarott grunzte zustimmend und hielt sich die Hand vor den Augen, da das Sonnenlicht sie unangenehm reizte.

„Ihr habt Probleme“ meldete sich die dunkle Stimme von Piccolo zu Wort. Nun, wo die beiden Schlafmützen aus dem Haus getreten waren, verließ er seinen Posten, um sich ihnen zu nähern.

„Brauchst du etwa keinen Schlaf?“ fragte Bulma.

Oder war er Frühaufsteher? Der Namekianer sah ungeduldig und frisch aus.

„Wir schlafen nicht, wir ruhen nur. In solchen Momenten sinkt unsere Hirnkapazität und wir geraten in einen meditativen Zustand. Aber in Notfällen sind wir sofort einsatzbereit“ erklärte er.

„Hm, nicht schlecht. Das macht dich perfekt als Nachtwache“ antwortete Bulma.

Kakarott vollzog sein morgendliches Dehn-Programm.

Momentan interessierte ihn besonders ein Thema…

„Was gibt es hier zu essen ohne dass wir Probleme bekommen?“ fragte er ihren Führer. „Der Riesenvogel und sein Ei sind ja tabu.“

Zwar hatte Bulma noch einiges an Vorräte mit, aber man wusste nie, in welche Notlage sie noch kommen könnten. Immerhin bräuchten sie auch noch was für den Rückflug, daher war es haushälterischer, sich zusätzlich aus der Umgebung zu bedienen.

„Es gibt einige Raubtiere, denen weinen wir keine Träne nach. Falls ihr Meeresfrüchte mögt…ich wüsste etwas“ schlug Piccolo vor.

„Hm, klingt gut“ Kakarott leckte sich hungrig über die Lippen. „Zeig mir den Weg.“

Beide Krieger flogen los und ließen Bulma allein.

Die Blauhaarige wunderte sich etwas über den fast freundlichen Tonfall des sonst so mürrischen Namekianers und dessen Hilfe.

Kopfschüttelnd wegen seinen Stimmungsschwankungen, fing sie schon mal an, das Lager abzubauen und ein Feuer in Gang zu bringen. Sie packte dabei auch gleich den zweiten Dragon Ball in dieselbe Kapsel ein, wie den ersten.
 

Kurze Zeit später kamen Kakarott und Piccolo mit zwei riesigen, hellblauen, getöteten Krabben an. Beide waren so groß, dass jeder Krieger nur eines tragen konnte.

„Was ist los mit euer Fauna?“ fauchte Bulma entsetzt. „Habt ihr nur Riesenviecher hier?“

„Freu dich lieber, so werdet ihr schneller satt“ entgegnete Piccolo.

„Als ob ich das Ding essen würde“ schockiert sah sie auf die metergroße Krabbe. „Wir sollen wir das zubereiten? Ich habe keinen Riesentopf mit.“

Piccolo gab eine Antwort, sondern richtete nur seine Handfläche auf einen der Kadaver. Ein brennender Ki-Blitz trat heraus, unüblich langsam und schwach. Damit brutzelte er das Krabbenfleisch in Sekunden anstatt es zu pulverisieren. Als sich der Panzer violett färbte, entstand ein Wohlgeruch, der die Saiyajins anzog. Kakarott traute sich als erstes, eine der Krabbenscheren auszureißen, um an das weiße Fleisch darunter zu kommen. Lauthals schmatzend schlürfte er das Innere heraus.

„Wow, ist das gut“ staunte er. „So zart!“

Er riss eine weitere Schere aus, um sie seiner Schwester zu reichen. Sie kratzte etwas Fleisch heraus und kostete zaghaft.

„Nicht schlecht“ gab sie ungern zu, fügte aber kritisierend hinzu, als sie Piccolos selbstgefällige Miene bemerkte „aber es könnte mir der richtigen Soße besser schmecken. Es fehlt die Beilage. So was wie Nudeln oder Reis. Außerdem mag ich mein Frühstück lieber süß als herzhaft. Hast du auch eine Lösung für Vegetarier?“

„Wasser“ antwortete Piccolo kühl.

„Das macht nicht satt“ entgegnete Bulma verärgert.

„Schon, wenn du genug davon trinkst“ gab der Namekianer mit provozierendem Lächeln zurück.

„Lass uns essen, damit wir loskommen. Der Weg zum nächsten Dragon Ball ist weit“ hielt Kakarott die beiden vom Streiten ab und knackte den Panzer, um an das Fleisch darunter zu kommen.

„Dieser Planet hat keine Esskultur. Das ist zu traurig. Nicht wie in Altharwa“ murrte Bulma leise, aber immer noch deutlich genug für Piccolos feine Ohren.

„Wieso sollten wir so was Unnützes haben, wenn wir es nicht brauchen?!“ fragte er schroff. „Schließlich essen wir nichts.“

„Ihr vielleicht nicht, aber überlegt mal…ein paar gute Gasthäuser hier, dann würden wenigstens Raumschiffe auf der Durchreise für eine Pause landen. ihr könntet euch etwas dazuverdienen“ schlug Bulma, die langjährige Geschäftsfrau, fachmännisch vor.

Der Namekianer war von der Idee aber nicht angetan, im Gegenteil.

„Wir wollen aber keinen Besuch!“

„Es geht ums Geld verdienen“ stöhnte Bulma genervt auf. „Geld kann man immer gebrauchen.“

„Wir können uns eigenständig versorgen. Wir sind selbstständig. Wir brauchen nic…“ wiederholte sich Piccolo, wurde aber von der Saiyajin unterbrochen.

„Man könnte zum Beispiel Setzlinge und Dünger kaufen“ rief sie triumphierend aus. Sie erinnerte ihn an die Felder, die sie um die Dörfer gesehen hatte.

Piccolo wurde daraufhin umgehend erinnerte, dass selbst 200 Jahre nach der großen Dürre die Namekianer es immer noch nicht geschafft hatten, ihren Planeten aufzuforsten.

Eine der Gründe war, dass sie keine guten, hitzebeständigen Setzlinge kaufen konnte, sondern diese selbst ziehen mussten. Selbst Farmgeräte waren aufgrund des Geldmangels kaum zu beschaffen.

Die Namekianer besaßen kaum etwas, was sich als Tauschobjekt lohnte.

Piccolo verstummte und sah Bulma großäugig an, weil sie ihn rhetorisch besiegt hatte.

Er wusste nichts zu erwidern.

Kakarott unterdessen seufzte sehnsüchtig auf, weil er sich an die Leckereien erinnerte, die er sich oft auf dem Handelsplaneten gekauft hatte. Aber im Gegensatz zu Namek war Altharwa auch ein reicher Planet, wo viele Rassen Handel trieben und diverse Kulturen aufeinandertrafen.

„Ein paar Tage einfaches Essen wird uns nicht umbringen“ tröstete er sie.

Piccolo, dem eine spitze Antwort auf der Zunge lag, hielt genervt inne.

Einfaches Essen?

Als ob jeder Depp die Gelegenheit bekam, eine Riesenkrabbe von Planet Namek zu futtern; ein Geheimtipp, welcher selbst Liebhaber von Meeresfrüchten nicht bekannt war.

So ein Fleisch, von reiner Qualität, fand man selbst auf Altharwa nicht.

Aber Piccolo, immer noch von Bulmas Idee ins Grübeln gebracht, schwieg und wies sie nicht darauf hin.
 

Nachdem von den Krabben nur noch die ungenießbaren Panzer übrig waren, flogen die drei los, in die Richtung, die Tsuburi ihnen gezeigt hatte und die Bulma insgeheimen auch auf ihre Richtigkeit überprüft hatte. Wieder trug Kakarott seine Schwester, damit sie im rasanten Tempo über die Wasseroberfläche des Planeten fliegen konnten.

Während die Krieger ihre Kraft und Konzentration dazu nutzen, in der Luft zu verweilen, langweilte sich Bulma.

Die Landschaft bot wenig Überraschungen an. In ihrer Heimat gab es immer etwas zu entdecken, aber hier schien nur alles aus Wasser, Inseln mit Gras und vereinzelten Bäumen zu bestehen.

Um sich wenigstens geistig zu beschäftigen, überlegte sie in Gedanken, wie sie die allgemeinen wenigen Informationen über Namek mit ihren eigenen Erlebnissen und neu gelernten Kenntnissen ausfüllen konnte. Sobald sie die Zeit dafür hatte, würde sie in ihrem Computer einen neuen Eintrag erstellen.

Nicht, dass ihn jemand lesen würde, schließlich erwies sich Namek nicht als Hotspot für Touristen. Aber sie mochte es, Wissenslücken auszufüllen. Bislang interessierte sich kaum jemand für Namek, den ärmlichen Planeten am Rande der Galaxie, ohne Bodenschätze und nennenswerter Kultur.

Sie überlegte, welche Themen sie hinzufügen sollte.

Die Topografie wäre schnell mit wenigen Worten abgedeckt.

Dann würde eine Beschreibung der Bewohner folgen, ihr Aussehen mitsamt ihrer Kleidung und ihrer Gebäude.

Beim Formulieren fiel Bulma auf, dass sie nur männlich wirkenden Namekianer gesehen hatte.

Ohne groß nachzudenken, drehte sie den Kopf nach hinten, zu Piccolo und fragte ihn nach dem Grund.

„Piccolo, ich habe in den beiden Dörfern nur Männer gesehen. Wo sind eure Frauen? Haben die sich vor uns versteckt?“

Piccolo runzelte die Stirn. Diese Frage kam überraschend. Kakarott, von dem Thema zwar verwundert, hörte neugierig zu.

„Warum glaubst du, dass ich ein Mann bin?“ fragte der Namekianer zurück.

Bulma blinzelte verwirrt. Ihr Blick glitt unsicher über seine Gesichtszüge und seinen Körper, während sie perplex stotterte.

„Äh…naja, deine tiefe Stimme und dein Körperbau …‘tschuldige, aber für eine Frau bist du sehr flachbrüstig“ entfuhr es ihr.

Piccolo verdrehte theatralisch die Augen und bewirkte damit, dass Bulma sich dumm fühlte.

//Das macht er absichtlich.// ärgerte sie sich. // Kaum jemand weiß doch etwas über seine Rasse. Da muss er mir keine Schuldgefühle machen.//

„Namekianer sind eingeschlechtlich“ erklärte er, als es wäre eine allgemein bekannte Tatsache. „Wir vermehren uns daher per Parthenogenese. Allerdings ist das erst ab einem bestimmten Alter möglich.“

Das Fremdwort sagte Bulma etwas. Sie hatte davon gelesen.

Mit Parthenogenese war eine eingeschlechtliche Fortpflanzung gemeint, die man auch mit Jungfernzeugung übersetzte. So etwas kam bei manchen Schnecken, Eidechsen, Insekten und Schlangen vor. Diese brauchten daher keinen Partner, um sich fortzupflanzen.

Wenn Namekianer diesen Wesen ähnlich waren, vermehrten sie sich vermutlich auch über Eiablage.

Darum gab es keine Frauen unter ihnen und darum konnte man sie auch nicht automatisch „Männer“ nennen: eigentlich waren sie Zwitterwesen.

Für Kakarott war es aber ein unverständliches Wort.

„Häh?!WAS?“ erschüttert sah er zu Piccolo; drehte sich dafür, während er rückwärts flog. „Soll das heißen, du hast keinen Penis?“ Bedeutsam sah er dabei an dessen Körper runter. „Wie pinkelst du dann?“

Von diesen hirnrissigen, unhöflichen, distanzlosen Fragen überrascht, verlor Piccolo kurz die Konzentration und sackte in der Luft ab. Eilig rappelte er sich wieder auf, um wieder die alte Flughöhe zu erreichen.

Bulma konnte miterleben, wie sich die Haut eines Namekianers veränderte, wenn ihm etwas peinlich war.

Anstatt rot wurden sie aufgrund ihrer Hautfarbe eher violett.

„WAS für eine VULGÄRE FRAGE!“ brüllte Piccolo. „Ihr Saiyajins denkt nur an Futtern und Vögeln!“

„Und ans Kämpfen“ verbesserte Kakarott ernsthaft, ohne Ironie.

Bulma kicherte laut auf angesichts Piccolos hilfloser, perplexen Miene, der nicht wusste, was er darauf erwidern sollte. Bei ihrem Gelächter verfärbte sich seine Haut noch mehr.

Jener, in seinem Stolz als Namekianer getroffen, wich ihren Blicken aus und zog sich den Turban tiefer in die Stirn.

„Und? Was ist jetzt? Hast du oder hast du nicht?“ bohrte Kakarott weiter und wollte endlich seine Antwort wissen. Doch der Namekianer grummelte nur beschämt.

Bulma regelte ihr Kichern herunter und beugte sich zu seinem Ohr, um es ihm zu erklären. Sie flüsterte es ihm zu.

Nach einigen Sekunden des Nachdenkens sah Kakarott erneut schockiert den Namekianer ein.

„DU LEGST EIER? Wie ein HUHN?!“ rief er perplex aus.

Bulma brach erneut in hohes Gelächter aus.

„NEIN!“ brüllte Piccolo und warf Bulma einen verärgerten Blick zu. „Was hast du ihm gesagt?“

„Nur die Wahrheit. Aber er scheint mir nicht zu glauben“ lachte Bulma. „vielleicht solltest du deine Hose ausziehen?“

Sie liebte es, wie sie gerade den steifen, überheblichen Namekianer in Verlegenheit brachten wegen so einer Kleinigkeit. Vermutlich war es ihm wegen seiner Jugend peinlich oder Namekianer sprachen über so etwas nicht. Kein Wunder, immerhin war Geschlechtsverkehr bei ihnen unbekannt; was sollte man da aufklären?

„Dummes Geschwätz!“ zischte der Grünhäutige und zog sein Tempo an. Mit gesteigerter Fahrt zog er an dem Saiyajin-Pärchen vorbei, obwohl er eigentlich nicht vorgehabt hatte, vorauszufliegen.

Aber momentan war es ihm egal: er wollte seine Ruhe haben vor diesem dämlichen Gekicher.

Kakarott, der auf seine Schwester Rücksicht nehmen musste, kam daher nicht hinterher.

Das war aber kein Problem, da er sowohl Zielort kannte als auch Piccolos Aura spüren konnte.
 

Piccolo genoss es, seinen Frust durchs schnelle Fliegen abzubauen.

Die Arme eng an seinen Körper gezogen, den Kopf gereckt, flog er so rasant übers Meer, dass es in Wellen hinter ihm aufbrauste.

„Lach du nur“ zischte er „aber wer zuletzt lacht…“ schadenfroh kräuselten sich seine Lippen.

Die Saiyajins glaubten, die Suche wäre ein Kinderspiel… nach Nummer drei wären die restlichen magischen Kugeln ebenfalls schnell gefunden.

Hah, von wegen!

Wenn sie erfuhren, dass die sechste Kugel gut versteckt beim Oberältesten lag und der siebte verschollen, wäre er es, Piccolo, der dann lauthals lachen würde.

Im Moment hatte er kein Mitleid mit ihnen und freute sich auf ihre zukünftigen dummen Gesichter.

Auf diesen Augenblick der süßen Rache wollte er nicht verzichten.

Rache, Revanche und Rückschlag

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Treffen auf neue Feinde und Freunde

Bulma und Kakarott, nun ohne Begleitung/Überwachung durch Piccolo, folgten der Richtung, welcher der Dragon Ball Radar ihnen anzeigte.

Sie wussten nicht, was sie erwarten würden.

Piccolo hatte ihnen von zwei verschwundenen Kugeln erzählt.

Eine, die beim Oberältesten verwahrt wurde und eine, die seit Jahrzehnten im Nirgendwo begraben war.

Welche davon wurde ihnen angezeigt?

Nach einigen Stunden Fliegerei mit zwischendurch Pause drin, näherten sie sich der Stelle, welche das Radar anzeigte.

„Wir müssten bald ankommen“ sagte Bulma zu ihrem Bruder, woraufhin er anfing, seine Augen suchend über die Oberfläche wandern zu lassen.

Kakarott kniff die Augen zusammen, weil er am Horizont etwas Ungewöhnliches bemerkte.

„Schau mal“ rief er aus und deutete nach vorne, wo nun auch Bulma die einsam stehende, hohe Felsennadel ausmachen konnte, welche deutlich zwischen den kleineren Felsen emporragte.

Sie sah aufs Radar. Die Stelle überschnitt sich mit dem Punkt, welcher ihr angezeigt wurde.

Der Dragon Ball könnte sich dort befinden.

Bulma und Kakarott flogen höher hinauf und nun konnten sie erkennen, dass die Felsenspitze flach war und sich dort drauf ein Haus befand, im selben Stil wie die Häuser in den namekianischen Dörfern.

„Das muss das Haus des Oberältesten sein“ mutmaßte Bulma.

Wer sonst konnte einen der verbliebenen Dragon Balls so offen und unversteckt besitzen?

„Sollen wir landen?“ fragte sie ihren Bruder.

„Wie sonst wollen wir den Dragon Ball holen?“ murmelte Kakarott, die Augen misstrauisch verengt. „Allerdings…spürst du das auch? Ich spüre zwei Energie-Signaturen. Eine sehr starke und die andere eher schwach. Sie ist fast unsichtbar, weil sie durch die starke Aura versteckt wird. Es befinden sich zwei Personen da drin.“

In Gedanken maß Kakarott die Höhe der fremden Auren ab. Natürlich interessierte ihn besonders die kräftige. Ihr Besitzer konnte sie kontrollieren und komprimieren, wodurch sie eine konzentrierte Form besaß, ohne weit hinauszustrahlen und Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, weshalb sie selbst mit einem Scouter nur von nahem registrierbar war.

Sie war stärker als die von Piccolo, was Kakarott verwunderte, denn der Namekianer hatte behauptet, der Stärkste seines Volkes zu sein. Aber anscheinend gab es ohne Piccolos Wissen einen noch stärkeren Namekianer.

Die zwei Saiyajins näherten sich langsam dem hohen Plateau mit dem Schneckenhaus-Ähnlichen Gebäude drauf und landeten.

Bulma überlegte, wie sich ankündigen sollten.

Sollte sie anklopfen?

Würde man sie einlassen, nun, wo sie nicht mehr von einem Namekianer begleitet wurden, welche sich für sie verbürgen konnte?

Die Entscheidung wurde ihr abgenommen, als sich die Tür sirrend nach oben öffnete und ein hochgewachsener Namekianer heraustrat.

„Was wollt ihr hier?“ fragte er mit tiefer Stimme, die eine frappierende Ähnlichkeit mit Piccolo besaß.

Es war nicht nur die Stimme.

„Piccolo, wie bist du denn vor uns hier angekommen?“ entfuhr es Kakarott verblüfft.

Die Größe, die Statur, die markanten Gesichtszüge kannten sie doch?

Aber dann stutzten die Saiyajins, weil Aura, Kleidung und Geruch sich ein wenig unterschieden und dadurch zeigten, dass die Person vor ihnen doch unbekannt war.

„Er muss mit Piccolo eng verwandt sein“ schlussfolgerte Bulma. Immerhin wusste sie, dass die Namekianer sich eingeschlechtlich fortpflanzten und damit ihr Genpool relativ klein war.

„Mein Name ist Nehl“ stellte sich der neue Namekianer vor.

„Ich heiße Bulma und das ist mein Bruder Kakarott. Wir sind Saiyajins und stammen vom Planeten Vegeta-Sei“ entgegnete Bulma.

Nehl hörte nicht auf, sie grimmig und stumm anzustarren, aber diese Miene war bei Mitgliedern seines Volkes auch alltäglich, weshalb Bulma sich davon nicht entmutigen ließ.

„Wir sind auf der Suche nach den Dragon Balls und unsere Suche hat uns hierher geführt“ fuhr sie daher fort und nutzte die gleiche Ehrlichkeit, wie bei den früheren Dörflern.

Nehls Reaktion war dabei ähnlich wie bei seinen Stammesgenossen: er runzelte die Stirn und sah die Saiyajins noch argwöhnischer an.

„Wie habt ihr diesen Ort gefunden?“ fragte er. „Niemand weiß davon. Mit Aura-Lesen allein könnt ihr uns nicht erspürt haben.“

„Aber ein Dragon Ball ist hier“ antwortete Bulma geheimnisvoll. „Das hat uns hierhergeführt.“

„Was bedeutet das?“ Nehl wirkte erzürnt darüber, dass man ihn aufgespürt hatte.

Warum?

War er der Oberälteste?

Er war zwar mächtig, aber so jung, verglichen mit den anderen Dorf-Ältesten.

Bulma fühlte sich unbehaglich und war sich unsicher, ob sie die Existenz des Radars verraten sollte.

Schließlich hatte sie es nicht mal Piccolo erzählt und mit diesem Namekianer hatten sie wenigstens mehr Zeit verbracht.

„Hör mal, wir werden niemanden verraten, wo du bist, wenn dir das so wichtig ist“ versuchte sie ihn zu beschwichtigen. „Wenn wir einfach nur den Dragon Ball haben könnten…“

Nehl lachte ungläubig auf.

„Niemals!“ rief er aus, während er sich in breiter Kampfposition stellte. „Ich werde euch aufhalten. Ihr kommt nicht an mir vorbei.“

„NEHL!“ erscholl eine sehr tiefe, kräftige Stimme aus dem Inneren des Hauses, woraufhin die drei Personen erschrocken zusammenzuckten.

„BRING SIE ZU MIR!“

Sofort erlosch Nehls arrogante Haltung und er knickte demütig ein.

„Ja, Oberältester“ verneigte er sich dienstbeflissen in dessen Richtung.

Bulma und Kakarott, die vor einer Sekunde noch geglaubt, sich um den Dragon Ball streiten zu müssen, wurden von diesem raschen Ende überrascht.

Also war der Oberältester der Besitzer der schwachen Aura?!

Und er wollte die Fremden sehen?

Da war es fast nebensächlich mitzuerleben, wie folgsam Nehl wurde und einen weiteren Unterschied zwischen ihm und Piccolo zeigte: Nehl war gehorsamer und konnte sich besser beherrschen. Vielleicht war er älter und reifer als Piccolo.

„Worauf wartet ihr? Der Oberälteste will euch sehen“ murrte Nehl und ging voran, ins Innere des Gebäudes.

Bulma und Kakarott sahen sich kurz fragend an, bis sie schulterzuckend den Namekianer folgten.

„Ich bin neugierig“ murmelte Bulma. „Jetzt treffen wir den Obermufti von Namek. Der wird mir hoffentlich ein paar Antworten geben können.“

Wer, wenn nicht der Älteste von Namek, wüsste am meisten über die Dragon Balls?

Zusätzlicher Bonus: wenn die Dorfoberen nicht lügen durften, dann musste es für den Obersten von ihnen ja auch gelten.
 

Das Innere des kleinen Gebäudes war dunkel.

Das Erste, was Bulma bei Eintritt sah, war ein leerer, kaum möblierter Raum, wo Nehl auf sie wartete.

Als er anfing hoch zu schweben und sie dieser Bewegung mit den Augen folgten, erkannte sie die runde Öffnung an der Zimmerdecke, durch welche Nehl flog.

Über ihnen befand sich noch ein Raum!

So etwas wie Treppen benutzte man nicht auf Namek, wo alle schweben konnten, daher sparte man sich deren Einbau. Bulma und Kakarott folgten dem Namekianer und schwebten ebenfalls hinauf.

Kaum erreichten ihre Köpfe die neue Etage, da erkannten sie auch schon eine dort sitzende Person, der Besitzer der tiefen Stimme.

Passend dazu war auch ihre Gestalt und diese war gewaltiger, als es sich die Saiyajins ausgemalt hatten.

Ihre Augen wurden groß, ihre Köpfe reckten sich nach oben, um den Fremden in seinem vollen Ausmaß staunend zu betrachten.

Dieser Namekianer war riesig!

Größer als jeder Saiyajin, den Bulma kannte. Selbst unter den hochgewachsenen Namekianer musste er einzigartig sein.

Dazu kam seine beleibte Statur, die ihn fast mit seinem Thron verwachsen aussehen ließ.

Er wirkte felsenartig und genauso unbeweglich.

Die Saiyajins hatten auf ihrer Reise zu den Dörfern viele alte Namekianer gesehen, daher erkannten sie unwillkürlich, dass der hier Sitzende der Älteste von allen sein musste.

Seine Augen waren unter den Falten seines feisten Gesichts fast verborgen, seine Haut so dunkel Oliv, das sie fast ins Braune ging, von Altersflecken überzogen.

Die Saiyajins hatten noch nie in ihren Leben ein so altes Lebewesen getroffen. Angesicht der langen Lebensspanne der Namekianer würde es sie nicht wundern, wenn dieser ein vierstelliges Alter erreicht hatte.

In Anbetracht dieser eindrucksvollen Erscheinung hätte Bulma fast den Dragon Ball übersehen, der am Kopfende des Throns befestigt war.

Kein Zweifel, das war der Oberälteste.

Aber angesichts seiner schwachen Aura, bedeutete es, dass dieses beeindruckende Wesen am Ende seiner Lebenszeit angelangt war.

„Mein Name ist Bulma, ich bin…“ fing die blauhaarige Saiyajin mit ihrer üblichen Vorstellung an, doch ein tiefes Brummen vom Oberältesten unterbrach sie.

„Worte sind unnötig. Tritt näher“ sprach er zu niemanden Bestimmten. Kakarott, der ihm am nächsten stand, ging als erstes furchtlos auf ihn zu. Der alte Namekianer hob seine Hand und ließ sie auf den strubbeligen Haarschopf des Saiyajins sinken.

Plötzlich überkam Kakarott ein Gefühl, als würde sein Leben vor seinen Augen in Eiltempo ablaufen.

Kaum entfernte der Namekianer seine Hand, hörte dieses Gefühl aber auch schon wieder auf. Kakarott wankte etwas, als würde der Boden schlingern.

„Ich habe deine Erinnerungen gelesen. Nun weiß ich alles“ erklärte der Oberälteste. „Ihr braucht die Dragon Balls, um unsere Galaxie zu retten. Dank eines Radars, den ihr selbst erfunden habt, konntet ihr mich aufspüren.“

Verblüfft nickten die jungen Saiyajins.

„Wenn Ihr das alles nun wisst…werdet Ihr uns den sechsten Dragon Ball geben? Wir sind bereit, uns jeder Eurer Prüfungen zu unterziehen“ fragte Kakarott an.

„Eine Prüfung ist unnötig“ brummte der alte Namekianer. „Dein Herz ist rein. Das reicht mir aus. Aber bevor ihr geht, müsst ihr mehr über die Geschichte dieser magischen Kugeln wissen“ war seine Bedingung.

Da sie keine andere Wahl hatten, nickten die Saiyajins zustimmend.

Aber anstatt mit seiner Geschichte zu beginnen, überraschte er sie mit einer Frage.

„Was ist euer Wunsch?“ fragte der Alte.

„Nun, wir wollen Freezer besiegen, damit er uns nicht unterwirft. Wir wollen unsere Freiheit bewahren“ antwortete Kakarott.

„Mit welchem Wunsch wollt ihr das schaffen?“ wurde die Frage drängender, woraufhin Kakarott anfing hilflos zu stottern und suchend seine Schwester ansah.

Über die Details hatte er sich nie große Gedanken gemacht.

Bulma kam ihm zur Hilfe.

„Wir wissen, dass wir drei Wünsche frei haben. Wünsche in fantastischen Ausmaße sind möglich, aber es gibt auch Regeln. Wir können niemanden zum Beispiel den Tod wünsche…leider, denn es würde unser Problem lösen. Je mehr die Realität verändert wird, desto mehr Wünsche gehen drauf. Das bedeutet…“ Bulmas Augen wurden schmal, während sie sich mit folgender Theorie auf dünnen Eis wagte. Aber sie wollte wissen, ob es möglich wäre.

„…ich könnte nur einen Wunsch anstatt drei erhalten, wenn ich mir dafür die Auferstehung von Toten herbeisehne.“

Der Oberälteste brummte nur, aber weder bestätigte noch verneinte er es.

War es also tatsächlich möglich, jemanden oder sogar mehrere aus dem kalten, endgültigen Griff des Todes zurückzuholen?

„Der Drache versteht nur Namekianisch, weshalb wir ihn nicht selber beschwören können. Die Dragon Balls haben außerdem nur ihre Macht auf Planet Namek und können daher nicht gestohlen und wo anders genutzt werden“ fuhr sie fort. „Was unseren Wunsch angeht…so schwanke ich noch zwischen „Saiyajins sollen stärker als Freezer werden“ und „Alle Opfer von Freezer und seiner Armee sollen wieder leben“. Ich habe mich aber noch nicht entschieden.“

„Warum nicht?“ wollte der Alte erfahren.

Bulma rieb sich den Kopf und grummelte. Es fiel ihr nicht leicht, es zu sagen. Es könnte gierig oder überheblich klingen, aber vor allem war es selbstkritisch.

Es war die Offenbarung ihrer Gedanken, die sie sich machte, seitdem sie reisten und das Ergebnis, zu dem sie gekommen war.

„Am liebsten wären mir beide Wünsche. Es gibt Familienmitglieder, die ich wieder haben will und so geht es bestimmt auch anderen. Aber ich wette, die Auferstehung von so vielen Opfern wird dem Drachen zu viel Kraft kosten. Und was dann? Viel wichtiger ist die Vernichtung von Freezer, sonst nützt die Wiedererweckung nicht. Dann sterben sie zweimal. Darum, wenn es nicht anderes geht…um Freezer zu stürzen, werde ich die Endgültigkeit der Todesopfer akzeptieren muss. Allerdings…noch stärkere Saiyajins?“ sie stöhnte auf, rieb sich übers Gesicht, bevor sie ihr Dilemma offenbarte. „Ich kenne mein Volk. Ich weiß genau, wie intolerant und arrogant Saiyajins sein können. Der Hauptgrund war stets ihr starker, gesunder Körper, auf dem sie sich was einbilden. Wenn sie stärker werden als Freezer…nein, wenn auch nur einer von ihnen stärker wäre als er…was wäre dann die Konsequenz? Dann würde sich zwar die Person wechseln, aber das Problem wäre das gleiche. Ein machthungriger Tyrann würde erscheinen, der seine übermächtige Kraft gegen alle andere Völker einsetzen würde. In diesem Fall halt ein Saiyajin. Obwohl ich aber der gleichen Rasse angehöre, weigere ich mich, bei so etwas beizutragen. Dank mir soll kein Tyrann erstehen. Daher…“ sie warf ihrem Bruder einen Blick zu. „bin ich der Meinung, dass Kakarott der Einzige sein sollte, dem dieser Kraftzuwachs zu gönnen ist. Er wird kein Tyrann werden. Dazu kümmern ihn Reichtümer zu wenig.“

Für Vegeta wäre das ein Schlag gegen seinen Stolz, wenn ein anderer Saiyajin mächtiger wurde.

Aber ganz ehrlich: den hatte er bereits im Tatakai gegen Kakarott erhalten.

Dass es einen stärkeren Saiyajin geben würde…damit musste er sich arrangieren. Immer noch besser, als wenn Vegeta urplötzlich und ohne Anstrengungen zum mächtigsten Wesen der Galaxie wurde.

Bulma befürchtete den Effekt, den der Wunsch auf Vegetas Charakter ausüben könnte.

Es würde ihn nicht zum Besten wandeln.

Immerhin war er schon früher furchtbar arrogant gewesen, aufgrund seiner angeboren, alles überragenden Stärke. Die Existenz von Freezer hatte dafür gesorgt, dass seine Eitelkeit einen Dämpfer erhalten hatte, was vorteilhaft für seinen Charakter gewesen war.

Sollte er aus den Nichts einen Powerschub erhalten, der ihn wieder an die Spitze katapultiere, könnte dieser Effekt wieder verschwinden.

Bescheidenheit gehörte nicht in Vegetas Charakterbeschreibung!

„Kakarott verabscheut das Töten und will über niemanden herrschen. Deshalb hoffe ich, dass seine neue Macht ihn nicht verändern wird. Aber ich befürchte, dass seine Naivität ausgenutzt werden könnte. Vielleicht würde man ihm nicht mehr vertrauen. Ein superstarker Saiyajin, der dies nicht ausnutzt?! Zweifelhaft! Der Ruf meiner Rasse ist nicht der Beste. Die Allianz könnte sich aus Furcht und Misstrauen gegen uns wenden. Der Verbündete von heute, kann der Feind von morgen sein. Dann wäre Kakarott plötzlich gezwungen, sich dagegen zu verteidigen und dann…dann müsste er noch viel mehr töten, was die Vorurteile nur bestärken würde…hach“ sie stöhnte auf. „Aber wie sonst soll Freezer aus dem Weg geräumt werden, wenn nicht nur einen starken Kämpfer?“ erklärte sie ihre Bedenken. „Immerhin dürfen wir uns nicht seinen Tod wünschen und wer weiß, wann der Kerl an Altersschwäche stirbt. So lange können wir nicht warten.“

Es herrschten einige Sekunden Stille, in denen Nehl und Kakarott verblüfft auf die Blauhaarige starrten; beeindruckt von ihren Gedankengängen.

Der Oberälteste fing an, wohlwollend zu schmunzeln.

„Bravo“ lobte er sie unerwartet. „Du hast dir bereits Gedanken über die Auswirkungen gemacht. Erlaube mir daher, dir einen Rat zu geben.“

„Sehr gerne“ nahm Bulma das Angebot mit dankbarem Nicken an.

Der Oberälteste hörte auf zu lächeln und wurde ernst.

„Wünsche, welche die Realität verändern, haben weitreichende Konsequenzen. Das galt bereits früher schon, als nur wir uns etwas wünschten und die Auswirkungen sich nur auf Namek beliefen. Die Dragon Balls wurden anfangs von meinem Urahnen erschaffen, um seine Macht für die nächsten Generationen zu sichern. Er tat dies, um seinen geliebten Kindern auch nach dem Tod helfen zu können. Jeder Abkömmling aus seiner Linie, welcher die Tradition des Anführers weiterführte, gab seine Kraft ebenfalls an die Kugeln weiter, wodurch der Drache immer mächtiger wurde. Die ersten Suchenden hatten noch harmlose Wünsche, in denen es nur darum ging, ihre körperlichen oder geistigen Grenzen zu überwinden. Man wollte klüger oder stärker werden oder es war der Wunsch nach neuen Fähigkeiten. Dadurch entstanden mächtige Namekianer, welche unsere Kultur zur Blüte führten. Die direkten Abkömmlinge der ersten Erfolgreichen besaßen ebenfalls höhere Fähigkeiten, wodurch die Namekianer sich als Rasse weiterentwickelten. Dies führte zur notwendigen Evolution, um auf diesen Planeten überleben zu können. Ohne die Dragon Balls wäre dies nicht so schnell gelungen. Heute könnt ihr es euch nicht vorstellen, aber Namek war vor über tausend Jahre eine Perle der Zivilisation. Es gab Städte, gefüllt mit Tausenden. Kunstfertig, weise, belesen…so viele Talente. Unsere Spezialität ist dabei die Energie-Manipulation. Das, was Unwissende Magie nennen, ist für uns nur die Kontrolle über eigene und fremde Energie. Darunter gehörte das Ki von anderen Lebewesen, Tieren, Pflanzen, ja sogar die von Planeten und Sonnen. Wir lenkten oder sammelten diese, wie wir es wollten. Wir entwickelten Werkzeuge zur weiteren Hilfe, darunter auch welche, mit denen wir durchs All reisen konnten. Mit diesen Transportmöglichkeiten ausgestattet, besuchten neugierige Namekianer fremde Planeten, gründeten sogar Kolonien … aber nicht auf Dauer. Im Großen und Ganzen blieb es nur bei befristeten Besuchen und die Kolonien wurden aufgegeben. Denn zu jener Zeit waren wir die Krone der Zivilisation. Wir hatten wenig Interesse an den unterentwickelten Kulturen. Die Versuche, sie auf eine höhere Entwicklungsstufe zu bringen, fruchteten aufgrund der körperlichen und kulturellen Unterschiede nicht; zu große Differenzen. Die Gier der anderen Rassen, insbesondere nach Sex, ist für uns unverständlich. Es kam zu Widerstand und Konflikten, weshalb man die Kolonisierung aufgab. Dennoch findet man dort noch Spuren unserer Ankunft.

Wie zum Beispiel dein roter Stab, der sich auf Befehl unendlich verlängern konnte.

Der Stab, welcher dein Vater vor Jahren in einen verlassenen alten Tempel gefunden hatte…“ offenbarte er das Geheimnis von Kakarotts alter Waffe, die er in seiner Kindheit stets auf dem Rücken getragen hatte.

„Moment, was?!“ Kakarott riss überrascht die Augen offen. „Woher wisst ihr…“

„Ich habe doch deine Vergangenheit gelesen. Darunter waren auch Bilder aus deiner Kindheit. Die Herkunft deines Stabes war für mich offensichtlich. Eindeutig von einem Namekianer hergestellt“ schmunzelte der Oberälteste. „Hast du dich nie gefragt, wer so etwas bauen konnte? Einerseits so hochentwickelt, anderseits keine Anzeichen davon bei der Rasse, die dort lebte. Dabei war der Stab nicht das Einzige, was von einem Namekianer stammte und welches euch ebenfalls in eurer Entwicklung half…da war noch etwas…“

Bulma war die Erste, die sich dank ihrem guten Gedächtnis daran erinnerte, was Bardock damals einst seinen Kindern als Geschenk mitgebracht hatte.

Kakarott hatte den Stab erhalten, aber Bulma…

„Die Schriftrolle“ erinnerte sich Bulma aufgeregt. „Die, durch die wir überhaupt das Ki-Lesen gelernt hatten?! Ohne sie hätten wir nie gewusst, wie man seine Energie unterdrückt oder aus Entfernung erkennt. Auch das Kamehame-Ha hast du dadurch gelernt…Aber klar“ sie schlug sich gegen die Stirn, weil es so vieles erklärte. „Die humanoide Gestalt der Zeichnungen…das waren die groben Umrisse von Namekianer. Nur sie sind in der Lage, so gut mit Ki umzugehen. Darum war Piccolo auch so überrascht, dass wir es ebenfalls konnten. Für ihn war es Basiswissen. Für Saiyajins dagegen eine Neuheit. Aber wer sonst sollte solche Techniken entwickeln, wenn nicht eure Art?“

„Alte Überbleibsel unserer vergangenen Reisen. Für Uneingeweihte, welche weder unsere Sprache lesen noch überhaupt Ki nutzen können, wären diese Dinge unnütz gewesen. Dass der Stab mal von einem Fremden eingesetzt werden könnte, war bei seiner leichten Handhabung zu erwarten gewesen, aber die Schriftrolle mit dem gefährlichen Wissen…von einem Kind entschlüsselt…haha“ der Oberälteste lachte leise. „Da zeigt sich wieder der alte Hochmut. Nun gut, vielleicht war es eine Fügung des Schicksals, denn wo wärt ihr ohne?

Bestimmt würdet ihr nicht vor mir stehen.

Zurück zur Vergangenheit…

Wir gaben die Kolonien nach einigen Konflikten mit dem Einheimischen auf. Danach verlangten die Namekianer keinem Kontakt zu anderen Planeten mehr. Wir fürchteten zudem, dass unser größtes Geheimnis bekannt werden könnte. Wir wollten diese Macht nicht teilen…“

Der alte Namekianer seufzte bedrückt. Seine Stimme erhielt einen leidenden Klang.

„Mit der Zeit wurde die Verführung von stets erreichbarer Macht unser Untergang. Anstatt Kopf und Körper zum Lernen zu nutzen und sich selbst für Lösungen anzustrengen, erschien der Pfad der Dragon Balls einfacher.“

Er machte eine Pause, um nach der richtigen Metapher zu suchen, damit die Saiyajins ihn verstanden.

„Ein einst wilder Pfad durch den undurchdringlichen Dschungel wird zum Spaziergang, wenn viele den gleichen Weg gehen und das Gras ausgetreten wird. Die einst schweren Prüfungen waren für die neue, bessere Generation leicht abzulegen und keine Herausforderung mehr. Immer mehr Wünsche wurden erfüllt. Durch das Geschenk des Drachen fingen wir an, faul und überheblich zu werden, anstatt es wertzuschätzen. Wir sahen die fremde Macht als unsere eigene an, anstatt anzuerkennen, dass wir nur ein kleiner Teil in einem komplizierten Kosmos waren. Erfolg, den man sich nicht schwer verdient, macht nachlässig und arrogant. In unserem Fall führte es dazu, dass Namekianer, welche ihren Wunsch erhalten hatten, ihre neu gewonnene Macht auf Stammesgenossen ausüben wollten. Sie wollten herrschen! Manche sahen gierig auf fremde Planeten in ihrer Reichweite. Plötzlich erschienen materielle Dinge wie Gold und Edelsteine oder wie Herrschaft und Kontrolle wichtiger als Weisheit und innerer Frieden. Die Macht korrumpierte sie. Dies führte natürlich zu Kämpfen untereinander. Aber das war nicht das größte Problem…“ er holte stöhnend nach Luft, als würden ihn schmerzvolle Erinnerungen plagen.

Dann fuhr er fort.

„Jeder Wunsch, mag er noch so klein sein, hat seine Auswirkungen auf die Realität. Er schreibt Naturgesetze um. Als Folge entsteht negative Energie. Die Dragon Balls sammeln diese sofort ein, um sie unschädlich zu machen, aber sie benötigen Zeit, um sie vollkommen zu neutralisieren. Wird ihnen dies verwehrt, indem sie zu häufig Wünsche in kurzer Zeit erfüllen müssen, sammelt sich zu viel dunkle Energie an, welche dann ungehindert austritt.“

„Und das war passiert?“ erkannte Bulma.

Der Oberälteste nickte niedergeschlagen.

„Karma, welches wir durch unsere Faulheit angehäuft hatten! Wir dachten, eine Ruhepause von einem Jahr würde zur Reinigung ausreichen. In dieser Zeit verwandelten sich die Dragon Balls in Steine und konnten nicht genutzt werden. Aber um wirklich gereinigt zu sein, brauchen sie 100 Jahre Ruhe. Während mein Volk sich also stritt, wer sie anführen sollte, häuften sich unerklärliche Naturkatastrophe. Wir kannten aber nicht die Ursache, sondern beschworen den Drachen, um uns vor den Erdbeben, Wirbelstürmen, Flutkatastrophen und Vulkanausbrüchen zu retten.“

„Und dadurch verschlimmerte sich der Zustand der Dragon Balls, weil noch mehr dunkle Energie entstand“ keuchte Kakarott entsetzt auf.

„Ein Teufelskreis“ ergänzte Bulma.

„Der endete, als Polunga, der heilige Drache selbst, sich gegen uns wandte. Als der damalige Oberälteste erneut die Dragon Balls einsetzen wollte, um die Dürre zu beenden, welche seit einem Jahr herrschte, drang schwarzer Nebel aus den Kugeln aus. Wir hatten nicht bemerkt, wie die einst roten Sterne schwarz geworden waren. Das erste üble Zeichen, welches wir übersehen hatten.

Aber es war zu spät.

Ohne das Ende der Beschwörung abzuwarten, kam der Drache von selbst heraus. Aber in welch schrecklicher Gestalt“ der Namekianer erzitterte bei der Erinnerung. „Seine prachtvollen Schuppen waren geschwärzt und glanzlos. Wir alle, meine Brüder und mein Vater, erstarrten, als die negative Energie ihn umkreiste wie Rauch. Schattenähnlich und furchterregend fesselte sie uns und zwang uns auf die Knie. Polunga war wütend und enttäuscht von unserem Absturz. So sprach er eine Strafe aus. Da wir über Jahrhunderte ein Schlupfloch genutzt hatten, anstatt uns wahren Prüfungen zu unterziehen, würde er angesichts des gesammelten schlechten Karmas eine neue Prüfung auf ganz Namek ausrufen. Erst wenn wir unser Karma gereinigt hätten, dürften wir die Dragon Balls wieder nutzen. Kaum hatte er dies prophezeit, da verschwand er wie Nebel. Allerdings galt dies nicht für die negative Energie…“

Der Oberälteste keuchte und schwitzte stark, weshalb Nehl, der bislang stumm im Schatten gestanden hatte, ihm eilig ein Glas Wasser anreichte und ihm den Schweiß abtupfte. Seine Bewegungen waren geübt, als würde er sich schon lange um den alten Namekianer kümmern.

Dieser war nach der Erfrischung seiner Kehle wieder bereit, weiter über die Vergangenheit zu sprechen.

„An jenem Tag verloren die Kugeln ihr Licht. Sie wurden farblos, wodurch die schwarzen Sterne besonders gut erkennbar waren. In dieser Form waren sie nicht mehr in der Lage, uns vor dem schlechten Karma zu schützen. Die dunkle Energie breitete sich über den Planeten aus. Die Naturkatastrophen häuften sich und wir waren ohne Schutz.

Panik brach aus. Als mein Volk erkannte, dass wir verflucht waren, hofften einige, zu fliehen. Sie nutzten die Raumschiffe, um auf benachbarten Planeten eine neue Heimat zu finden. Aber vor Karma kann man nicht fliehen. Ein jeder von ihnen starb an einer neuartigen Krankheit. Genauer gesagt…an den Folgen einer Vergiftung.“
 

Bulma und Kakarott hörten der Erzählung so gespannt zu, dass sie fast vergaßen zu atmen. Keiner unterbrach den Erzähler.

Für Bulma, die sich gefragt hatte, warum Namek so ein kärglicher, unterentwickelter Planet war, fügte sich nun vieles zusammen.

„Es fiel kein Regen. Damit fing es an…“ fuhr der Erzähler düster fort. „Drei Sonnen brennen auf Namek herab, aber dies war bislang nie ein Problem gewesen. Dank riesigem Dschungel und hoher Luftfeuchtigkeit fiel stets reichlich Regen. Aber aufgrund der dunklen Energie wurde die anfängliche Dürre verlängert. Es zeigte sich keine Wolke am Himmel. Dies war die schlimmste Naturkatastrophe, die ums je ereilt hatte, aber nun gab es keinen schützenden, wundertätigenden Drachen mehr. Wir hatten seine Gunst verschwendet und saßen nun wortwörtlich auf dem Trockenen. Je mehr der Wald einging, desto übler wurde die Lage. Zeitgleich entwickelte sich eine Fäulnis im Wasser, ausgelöst durch eine Algenpest, welche durch die starke Sonnenstrahlung ungehindert wuchs. Wir sind abhängig von sauberem Wasser. Ohne können wir nicht überleben. Angesicht dieser Problematik spaltete sich das Volk in zwei Hälften: die einen, die ihr Schicksal annehmen und die anderen, die davor fliehen wollten.

Mir „Schicksal annehmen“ meine ich, sich der Prüfung von Polunga zu stellen. Auf Vertrauen der eigenen Fähigkeiten versuchte man, Schutzmaßnahmen zu finden wie neue, tiefere Brunnen zu graben. Es war harte Arbeit, aber unser Überleben hing davon ab.

Die anderen dagegen fürchteten sich zu sehr und sahen einen leichteren Weg, indem sie Namek verließen. Die alten Kolonien erschienen nun als verführerischer Ausweg. Aber wie ich schon sagte …vor schlechtem Karma kann man sich nicht verstecken…“

„Ihr sagtet etwas von Gift und Krankheit?“ erinnerte sich Bulma.

Der Oberälteste nickte.

„Es zeigte sich schleichend. Zuerst fing es an, dass die Haut sich veränderte, Flecken bekam und die Zunge pelzig wurde. Aber da Dürre herrschte, glaubte man, dass es an der Trockenheit lag. Doch die Symptome verschlimmerten sich: die Fühler wurden dick und rot, die Haut immer blasser. Dann unkontrolliertes Zittern, weil die Muskelfaser schwächer wurde. Die äußeren Glieder versagten zuerst, bis schließlich eine Lähmung der Organe und dann der Tod eintrat. Zuerst glaubten wir an eine Krankheit, die uns noch zusätzlich strafte. Doch die Heilkundigen erkannten schließlich, dass es sich um eine Vergiftung durch dunkle Energie handelte. Dies war auch der Grund dafür, warum zu jenem Zeitpunkt sich die Tierwelt so seltsam benahm. Sie waren ebenfalls vergiftet, weshalb viele an den ähnlichen Symptomen starben. Nur wenige konnten sich durch Mutationen retten, aber sie wurden dadurch riesig und aggressiv, fast tollwütig.

Da wir nun aber wussten, dass Energie die Ursache war, entwickelten wir eine Heilmethode, bei der die feindliche Energie aus dem kranken Körper entfernt wird. Für uns, welche auf Namek verblieben waren, geschah es noch rechtzeitig. Wir waren zahlreich genug, um uns gegenseitig zu helfen, bevor unsere Körper zu schwach waren…Aber nicht die Geflüchteten. Sie starben, da sie es nicht schafften, sich von der Vergiftung zu befreien. Sie waren alle zu geschwächt, um weder sich selbst noch ihren Brüdern zu helfen. Polungas Rache erreichte sie selbst noch aus der Ferne und er strafte sie für ihre Feigheit…“

Die Saiyajins sahen entsetzt den alten Namekianer an.

Was hatte er alles erlebt?!

Bulma, welche die Geschichte der Ur- Saiyajins und ihrem Heimatplaneten Sadal durch Palantays Tagebuch kannte, sah Parallelen.

Auch ihre Ahnen hatte einst den eigenen Planeten sterben sehen, an dessen Tod sie verantwortlich waren.

Wenn es um Selbstzerstörung ging, waren sich Namekianer und Saiyajins also recht ähnlich, jedoch hatten beide Rassen unterschiedlich reagiert.

Die Saiyajins mussten damals fliehen. Sie konnten ihre Heimat nicht renaturieren. Hätten die Tsufurujins sie nicht von dort weggeholt, wären sie untergegangen.

Aber die Namekianer waren gezwungen gewesen, auf ihren Planeten zu bleiben und ihn zu retten.

Also mussten sie einen Weg suchen, Namek und damit sich selbst wieder zu heilen.

„Viele meines Volkes starben. Darunter mein Vater, der mir seine Aufgabe übertrug“ fuhr währenddessen der Oberälteste fort. „Unsere Anzahl war stark dezimiert und unsere Körper zu geschwächt zur Reproduktion. Nachdem wir es aber geschafft hatten, die dunkle Energie aus unseren Körpern zu bannen, erfüllte es mich mit neuer Hoffnung. Es zeigte sich, dass wir in der Lage waren, unsere Probleme eigenständig zu lösen. Ich führte die Letzten meines Volkes an. Wir lernten, sparsamer mit dem kostbaren Wasser umzugehen, achtsamer mit der Natur zu sein. Wir begannen auf Kosten unserer Gesundheit die Dragon Balls zu reinigen. Jeder Dragon Ball-Hüter erhielt die Aufgabe, stückweise das dunkle Karma aus den Kugeln zu entfernen. Ein schmerzhafter Prozess, da man die Energie in seinen Körper dazu einleitet und dort zerstört. Aber es war unsere Strafe und wir beschleunigten damit die Reinigung. Zusätzlich versuchten wir, die Umwelt zu retten, die durch unseren Fehler so litt. Dies taten wir mit der gleichen Methode: indem wir die dunkle Energie in unsere Körper leitete und mit der eignen Energie zerstörten. Wir „putzten“ unseren Planeten und entfernten täglich, Stück für Stück den unsichtbaren Dreck, der sich auf ihn gelegt hatte. Es war anstrengend, aber gleichzeitig beglückend, denn wir sahen Ergebnisse. Die Tiere wurden weniger aggressiv, auch wenn die Mutationen nicht zurückgingen. Das Klima wurde erträglicher. Mit der Zeit wurden die Abstände zwischen den Naturkatastrophen größer und die Farbe kehrte in den Dragon Balls zurück.

Ein gutes Zeichen. Wir besiegten das üble Karma! Sogar die schwarzen Sterne im Inneren wurden wieder rot.

Aber der Prozess dauerte Jahrhunderte und es gab Folgen, die ließen sich nicht rückgängig machen.

Unser Wald, der einst den ganzen Planeten bedeckt hatte, war fast völlig abgestorben. Egal, wie viele Setzlinge wir auch pflanzten und mit gereinigtem Wasser begossen, er erholte sich nicht. Der Regen kam immer noch zu selten, um die trockene Erde zu bewässern.

Als es dann endlich die Möglichkeit gab, die Dragon Balls einzusetzen, wollten wir den Drachen bitten, uns den Wald wieder zu schenken…Aber dann, oh Laune des Schicksals…“ der Namekianer stöhnte gequält auf. „…dann kam dieses verfluchte Erdbeben und verschüttete den siebten Ball, nur wenige Tage vor der geplanten Zeremonie. Ironie des Schicksals oder als ob Polunga uns noch mal strafen wollte für unseren Hochmut. Unsere Heiligtümer, die wir stets sorgfältig gehütet hatten, waren nun unvollständig.“

Der Oberälteste musste pausieren. Sein Atem ging so heftig, dass sein Körper bebte.

Wieder half Nehl ihm mit einem Glas Wasser auf.

Als der alte Namekianer wieder anfing, war seine Stimme rau und leiser. Er musste sich zusammenreißen, um weiter zu erzählen.

„Es war ein harter Schlag. So kurz vor dem Triumpf so zu versagen…es traf uns alle schwer, aber ich fühlte es als mein persönliches Versagen.

Wofür hatte ich jahrhundertelang gekämpft?

Ich konnte meinen geliebten Kindern nicht helfen. Tröstende Worte fielen mir nicht ein. Ich war der letzte meiner Generation und damit der Einzige, der sich noch an Nameks goldenen Zeiten erinnerte. Ich wusste, es würde niemals mehr so wie früher sein, aber ein wenig mehr Sicherheit…mehr wollte ich nicht. Lange suchten wir nach der verlorenen Kugel. Meine Kinder buddelten mit der Kraft der Verzweiflung. Wir setzten unsere gesamten Fähigkeiten ein. Aber wir konnten die Energie des verlorenen Dragon Balls nicht spüren. Er scheint tief ins Erdinnere gefallen zu sein. Vielleicht liegt er noch dort, von Magma umgeben und für immer unauffindbar.

Da ich nicht fähig bin, neue Dragon Balls zu erschaffen, solange die alten nicht vollständig vernichtet sind, konnte kein Ersatz hergestellt werden.

Damit war die Hoffnung auf die Wiederbelebung unseres Planeten verloren. Ich gab auf und zog mich zurück. Ich konnte mich ihnen nicht mehr zeigen. Ich fühlte mich unwürdig. Doch meine Kinder haben noch Mut und Zuversicht. Sie gründeten Dörfer, weit verteilt über den Planeten. Ziel war, dass jedes Dorf in seinem Bereich sich um die Aufforstung kümmert. Auf diese Weise versuchen sie, den Wal auf eine größere Fläche auszubreiten.

Bis heute versuchen sie aus eigener Kraft, Namek zu retten. Nicht für sich, sondern für ihre Kinder.

Tja, und ich…ich sah es als das Ende einer Ära an. Ich beschloss, mich zurück zu ziehen, in selbstgewählter Isolation. Niemand sollte meinen Standort wissen. Nehl war der Einzige, dem ich seine Bitte, mich zu begleiten, erlaubte. Mit meinen anderen Kindern unterhalte ich mich nur telepathisch, aber ich erlaube keinen Besuch.

Ich sah dies als Sühne an. Nach dem Verlust des Heiligtums fühlte ich mich nutzlos. Als Anführer war ich nicht mehr zu gebrauchen; es war die Zeit der nächsten Generation. Also verbrachte ich meine Zeit mit Meditation, um meinen Geist zu stärken und auf eine höhere Ebene zu bringen.

Ich strebte nach Erleuchtung und dem Abstreifen meiner irdischen Hülle.

Ich dachte, so würde ich meine letzte Lebenszeit verbringen… bis mich vor wenigen Wochen während der Meditation eine Vision ereilte.

Der Frieden des Kosmos war in Gefahr!

Eine dunkle Gefahr bahnte sich an, diese Galaxie zu verschlingen. Die Energie von vielen Lebewesen wurde vernichtet, die Lebenskraft von Planeten schwand.

Dies war nicht die Schuld der Saiyajins oder einer anderen kriegerischen Rasse. Etwas anderes war in mein Umfeld eingedrungen, von ungeahnten Ausmaßen.

Für mich in meiner Versunkenheit fühle es sich an wie ein Alptraum. Beinahe wäre mein verletzlicher Geist dadurch auf ewig gefangen gewesen, wenn ich nicht die Berührung einer neu erwachten Macht gefühlt hatte. Diese war wie ein warmes, goldenes Licht, welches die Dunkelheit vertrieb und mir ermöglich, mich aus dem Alptraum zu befreien.

Ich erwachte mit dem Wissen, dass etwas passiert war, was meinem Leben einen neuen Zweck geben würde.

Das Schicksal war dem Frieden dieser Galaxie gewogen und hatte mich zum Werkzeug auserkoren.

Ich wurde gebraucht!

Was es sein würde…das war mir unbekannt.

Aber allein das Wissen, dass meine unwürdige Existenz doch noch einen Sinn hatte…dass ich damit meinen Herzenswunsch erfüllen würde…so lange hatte ich keine tiefe Freude mehr empfunden.

Also harrte ich aus, denn das Universum hatte mir gesagt, dass ich wissen würde, was zu tun war, wenn der Augenblick kommen würde.

Und dies ist jetzt…“

Der Oberälteste beendete seine Rede. Unter seinen schweren Augenlidern, welche seine Augen verbargen, spürten die Saiyajins seinen wohlwollenden Blick.

Ahnungslos erwiderten sie ihn.

Schicksal?

Wovon sprach der Alte?

Was fügte sich zusammen?

Der alte Namekianer fuhr erklärend fort:

„Endlich besteht die Möglichkeit, dass alle Dragon Balls wieder vereint sind. Damit gibt es wieder Hoffnung für die Rettung von Namek. Nehmt euch alle drei Wünsche; ich gönne sie euch. Ihr habt gezeigt, dass ihr euch der Verantwortung bewusst seid. Die Erfüllung eurer Wüsche soll eure Belohnung für harte Arbeit sein.

Aber dies muss das erste und letzte Mal bleiben!

Lasst euch nicht von Macht bestechen, sondern löst eure Probleme danach aus eigener Kraft.

Unsere Fehler dürfen sich nicht wiederholen!

Vor allem…bewahrt das Geheimnis!

Versprecht es mir!

Auf die Art, wie ihr Saiyajins den höchsten Eid schwört: auf Blut, Namen und Ehren“ forderte er sie auf.

Gehorsam schworen Bulma und Kakarott, dass sie dieses Geheimnis nicht teilen würden.

„Gut, damit…keuch...hrrg“ der Oberälteste verfiel in einem Hustenanfall.

Das lange Sprechen hatte ihn mehr erschöpft als gedacht.

Nehl war zwar hilfreich an seiner Seite und gab ihm ein Glas Wasser nach dem anderen zu trinken, aber es half nicht.

Schwer atmend bat der alte Namekianer um eine Pause.

„Mein Körper ist schwach geworden“ entschuldigte sich der Oberältester. „Bevor ich euch den Dragon Ball gebe, muss ich noch etwas tun. Aber das braucht Kraft, die ich gerade nicht habe. Vertagen wir uns daher?“

„Natürlich, ruht euch aus, ehrwürdiger Ältester“ stimmte Bulma besorgt bei seinem Zustand zu. „Wir werden unser Lager in der Nähe aufschlagen und warten, bis Ihr uns rufen lasst.“

Sie verbeugten sich vor ihm und verließen den Raum, während der Oberälteste, gewaltig wie ein Fels und genauso unbeweglich, in seinem Thron verblieb.

Erst als Nehl und der Oberälteste spürten, wie ihre Auren sich entfernten, wagte es der jüngere Namekianer zu sprechen.

„Es besteht also die Chance, dass alle sieben Kugeln wieder vereint werden…Oberältester, werdet Ihr euren Plan nun ändern?“

„Hmmm“ der Alte brummte nachdenklich, bevor er eine Antwort wagte. „Bislang war ich fest entschlossen, die Dragon Balls mit mir sterben zu lassen. Angesichts der Korruption, die ich erlebt hatte, war ich mir sicher, dass sie nicht mehr existieren sollten. Sie verführen zu sehr…Aber die Lage hat sich geändert. Nun können die Dragon Balls vielleicht der Galaxie helfen. Damit können wir für unsere Sünden büßen. Vermutlich habe ich deswegen eine kosmische Erleuchtung erhalten.

Trotz meiner Vision hätte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht gedacht, dass es möglich wäre. Aber als ich die Entschlossenheit in ihren Augen sah…dazu all die Dinge in ihrer Vergangenheit, die sie bis hierher geführt haben…diese merkwürdigen Zufälle…nein, es muss Schicksal sein. So viele zufällige Fügungen kommen nicht ohne Grund. Sie werden es schaffen. Aber wenn die Heiligtümer wieder versammelt sind…dann ist es umso wichtiger, dass mein Nachfolger ernannt wird. Wenn ich es nicht schaffe, meine Gabe rechtzeitig zu übertragen, werden die Dragon Balls in wenigen Tagen nur noch kalte, nutzlose Steine sein.“

„Wenige Tage?! Haben wir nur noch so wenig Zeit?“ fragte Nehl entsetzt. „Die andere werden euch sehen wollen! Sie vermissen euch. Bitte lasst sie uns rufen!“

„Etwas Kraft habe ich noch, keine Sorge. Im Notfall bist du noch da, dem ich mein Erbe übertragen kann“ beruhigte ihn der Alte, aber Nehl schüttelte sofort ablehnend den Kopf.

„Ich war lange eurer Schüler, aber ich kenne meine Grenzen. Ich bin zu jung und ungestüm. Ich habe kein Verlangen zu führen. Euer Erbe sollte einer der Ältesten sein. Da darf ich mich nicht vordrängeln. Es führt nur zu Unmut.“

Doch der Oberälteste brummte missmutig. Er ließ nicht zu, dass Nehl sich in den Hintergrund begab.

Es wäre eine Verschwendung seines Talentes.

„Nach meinem Tod muss der gesamte Rat neu zusammengestellt werden. Wenn es einen neuen Oberältesten gibt, wird sowieso ein Platz frei und dazu kommt noch die Position für den wiedergewonnen sechsten Ball. Frisches Blut wird verlangt, damit die Namekianer sich weiterentwickeln. Der Rat muss einen neuen Blickwinkel erhalten. Dies ist einer der Gründe, warum wir stagnieren. Aber das…ist…eine Aufgabe der nächsten Generation…“ fing er an stammeln. Er riss den Mund auf und gähnte. „Ich bin müde, Nehl. Aber sterben werde ich noch nicht so schnell. Wenn es aber so weit ist…dann musst du bereit sein.“

„Dennoch, ich flehe euch an: lasst mich schon mal die Hüter benachrichtigen. Bei der Entfernung dauert es sonst zu lang bis zu ihrer Ankunft“ bat Nehl.

„Na gut…sie sollen sich schon mal an einen Ort versammeln. Aber der Grund soll nicht mein baldiges Ableben sein, dass darfst du ihnen nicht verraten. Nein, sag ihnen, es geht um die Drachen-Beschwörung. Da die Möglichkeit besteht, zum ersten Mal seit Jahrhunderten den heiligen Drachen erscheinen zu lassen, sollen sich alle schon mal in einem Dorf versammeln. Vielleicht das Dorf von Kami…immerhin war er der Erste, der auf die Saiyajins traf“ stimmte der Alte zu. „Nun, aber…muss ich ruhen.“

Und mit diesen Worten sackte der massive Körper ein, entspannte sich und ein tiefes Schnarchen war zu hören.
 

Zur gleichen Zeit auf dem Planeten Meat, wo die Armee der Saiyajins sich versammelt hatte, um Freezer und seine Truppen abzuwehren.

Jeder erfahrene Soldat, der fähig war zu Kämpfen und eine Mindeststärke von 4000 besaß, war anwesend. Nie war die saiyanische Armee so zahlreich an einem Schlachtfeld zusammengeführt worden und noch nie in so einer Stärke.

Nichts zeigte mehr an, dass hier vor kurzem Freezers Generäle Zarbon und Dodoria vernichtet worden waren, zusammen mit ihren Männern. Deren Überreste waren so gründlich vernichtet worden, dass selbst der penibelste Pathologe seine Probleme hätte, etwas zu finden.

Stattdessen waren neue Camps errichtet worden, in größerem Ausmaß als die vorherigen Attrappen.

Große Laserkanone standen bereit, auf den Himmel anvisiert.

Außerhalb der Umlaufbahn patrouillierten die Raumschiffe, welche von der saiyanischen Luftflotte noch übrig waren.

Die Stimmung war düster, ebenso wie die Mienen der Soldaten. An Spaß und Vorfreude auf den Kampf dachten keiner.

Dazu war der Kraftunterschied zum nahenden Feind zu groß.

Jene, welche die letzte Angriffswelle überstanden hatte, waren wenig zum Scherzen aufgelegt. Sie kannten die Feindesstärke und sie wussten, es würde noch schlimmer kommen.

Sie fürchteten die Ankunft von Freezer persönlich.

Angesichts der Nervosität und Reizbarkeit der Soldaten, die beim kleinsten Anlass provoziert werden konnten, war es die dringlichste Aufgabe der Kommandanten, für Ruhe und Ordnung zu sorgen.

Ansonsten könnte es wie mit einem empfindlichen Pulverfass, welches man auf einem Einrad jonglierte, in einer Explosion enden.

Aber die Elitekrieger standen vor denselben Sorgen: selbst sie, die zu den stärksten Saiyajins gehörten und selten einen Gegner fürchten mussten, wurden mit ihrer Sterblichkeit konfrontiert.

Hier zeigte sich nun, wessen Geist die höchste Stabilität, die stärkste Resilienz besaß.

So ungewöhnlich belastbar die Saiyajins auch waren…sie blieben immer noch sterbliche, emotionale Wesen. Auf Dauer konnten auch sie den monatelang seelischen Stress, der in den letzten Tagen seinen Höhepunkt erreichte, nicht ertragen.

Dass bislang die Disziplin gewahrt wurde und niemand desertierte, lag nicht nur an ihrem Ehrenkodex und Stolz, sondern auch an ihren Anführer.

Allein die Präsenz, welche sie aus seinem Zelt spürte, gab den Soldaten die nötige Zuversicht.

Ein König, dessen Powerlevel einen legendären Wert erreicht hatte.

Man munkelte bereits, er wäre ein Super-Saiyajin.

Wann immer die Angst hervorkroch und unsichtbar in die Ohren hineinsäuselte, dass sie bald sterben würden, sahen die Soldaten in Richtung Zelt, und fühlten die starke Aura beruhigend strahlen, wie eine Lichtsäule in der Dunkelheit.

Die „Sonne“ der Saiyajins würde sie zum Sieg führen!
 

In der Mitte des größten Camps befand sich das Zelt des Königs.

Die Standarten mit dem Wappen vor dem Eingang sowie die zwei Elitewachen, zeigten dies deutlich an. Sie sorgten dafür, dass ihr König die nötige Ruhe vor der Schlacht erhielt und ließen nur bestimmte Personen durch.

Im Inneren stand Vegeta allein vor einem Tisch: Diverse Karten, Strategiepläne und schmutziges Geschirr bedeckten ihn, dazu die neuste Nachricht, frisch enkodiert.

Er lehnte sich über die Tischplatte und atmete tief durch.

Endlich!

Endlich die Neuigkeit, auf die er ungeduldig gewartet hatte!

Seine Mundwinkel zogen sich schadenfroh hoch und er lachte leise auf. Es steigerte sich zu einem schadenfrohen Gelächter, bei dessen Klang die Wachen vor dem Eingang ein kaltes Schaudern den Rücken herablief, halb aus Furcht und halb aus Neugier.

Sie wussten, so lachte ihr König nur beim Vorgeschmack auf Rache.

Vegeta hatte allen Grund dafür.

Aurums Verrat war gegenbewiesen worden und die Allianz hatte ihr Urteil gefällt.
 

Nachdem der Angriff erfolgreich abgewehrt worden war, hatte Vegeta die Vertreter der Allianz zu einer Video-Konferenz gerufen und dann Aurelius und seinen Planeten des Verrats angeklagt.

Aurelius hatte versucht sich zu wehren, aber schnell erkannt, dass er keine glaubhafte Entschuldigung für die Fehler in der Kommunikation in der Vergangenheit vorweisen konnte. Er hatte keine andere Wahl als zu fliehen.

Kaum hatte er sich aus der Konferenz abgemeldet, da liefen die Drähte heiß.

Safa, der Präsident von Altharwa, hatte eine zusätzliche Überprüfung angefordert. Seine Experten fanden Trojaner und Würmer im System, welche eindeutig zu Aurum führten.

Damit war von zweiter Stelle der Verrat bewiesen wurde.

Dieser Fund hatte zum gehofften Ergebnis geführt, welches Vegeta nun vorlag.

Die Allianz hatte den „Goldenen Planeten“ Aurum aus ihrem Bündnis ausgeschlossen!

Mehr noch: Er galt als Freiwild!

Jedes halbwegs intelligente Wesen wusste, was das bedeutete: jeder Planet könnte sich ohne Furcht vor Gegenmaßnahmen der Planetenallianz dazu entschließen, Aurum zu attackieren.

Aber niemand würde es tun, so köstlich diese Beute auch aussah.

Denn niemand würde es wagen, Vegeta und den Saiyajins diese Beute weg zu schnappen.

Safa hatte in seiner codierten Nachricht dem König der Saiyajins dieses Vorrecht eingeräumt.

Aber er warnte ihn auch. Es würde nicht einfach werden.

Auch wenn Aurum und König Pretio keine Verbündeten mehr besaßen, so war ihr Planet immer noch gut geschützt. Er besaß immerhin eine ausgezeichnete Waffenindustrie und hatte stets die besten Entwicklungen für seine eigene Verteidigung aufbewahrt.

Um auf Aurum zu landen, mussten man Schutzschilde, Raketen, Lasernetze, Roboter und andere Sicherheitsmaßnahmen ausschalten.

Nun, wo der Verrat an ihren Nachbarn publik geworden war, igelten sie sich ein; bereit für jeden Angreifer.

Vielleicht hofften sie auch auf die Hilfe von Freezer und seinen Truppen.

Aber Vegeta bezweifelte, dass eine Person wie Freezer einen Nichtsnutz wie Pretio helfen würde.

Nicht, nachdem durch Pretios Unachtsamkeit so starke Kommandanten wie Zarbon und Dodoria gestorben waren. Einen solchen Fehler würde Vegeta an Freezers Stelle niemals verzeihen.

Aurum stand also allein da.

Ihre einzige Hoffnung war, dass die Saiyajins zuerst vernichtet wurden.

Aber wenn nicht, dann…

Vegeta schnappte sich einen roten Marker und umkreiste genüsslich die goldfarbenen, runden Markierung auf der Karte, welcher den Planeten Aurum darstellte.

Noch konnte er sich nicht darum kümmern: Freezer fesselte ihn hier auf Meat. Vegeta konnte seine Streitmacht nicht teilen; es würde sie schwächen.

Aber sobald diese Ablenkung nicht mehr bestand…

„Du läufst mir schon nicht weg, mein kleiner Goldschatz“ säuselte Vegeta, während er sorgsam die rote Farbe des Markers weiter verteilte, bis jegliche gelbe Fläche darunter verschwand.

Eine Prophezeiung dessen, was er plante.

Er würde den „goldenen“ Planeten in neuer Farbe tauchen: Blutrot.

Die Flagge mit seinem Wappen würde in deren Königspalast hängen!

Seine Augen verengten sich, während er an die beiden Hauptschuldigen dachte, die er persönlich richten wollte: König Pretio und dessen Berater Aurelius.

„Ihr habt so viele Rassen angepisst, dass euch keiner mehr helfen wird. Ihr werdet schön in eurem eigenen Saft schmoren, bis ich ankommen und dann werde ich euch finden und langsam in Stücke reißen“ plante er seine blutige Rache.

Sobald Freezer besiegt war, würde Vegeta mit seinen Mannen vor Aurum stehen und diesen Planeten mitsamt seinen Bewohnern den Garaus machen. Sie würden plündern und rauben, wie nie zuvor, wie um all jene Vorurteile gegen die Saiyajins in diesen Moment zu beweisen.

Sie würden Aurum zeigen, wie „Barbarisch“ die Saiyajins sein konnten und diesen Begriff neu definieren.

Aber in diesen Moment dachte Vegeta daran, dass so eine Handlung den Ruf der Saiyajins nicht verbessern würde.

Sein Volk litt schon seit Jahrzehnten an Vorurteilen: es war Zeit dies zu ändern.

Sollte man dieses Klischee der „kampfsüchtigen Wilden“ wirklich noch weiter befeuern, nun wo man die Saiyajins allmählich als Helden sah; aufgrund ihres Widerstandes gegen Freezer?

„Nein“ entschied sich Vegeta leise.

Die Vernichtung von Aurum war beschlossen; davon würde er nicht abweichen. Aber er würde keine Vergewaltigungen, keine sinnlose Zerstörung und keine Folter erlauben.

Stattdessen würde es eine schnelle und schmerzlose Aktion werden.

Vielleicht würde er die Zivilbevölkerung sogar begnadigen, falls sie sich den Saiyajins ergaben.

Aurum litt bereits genug an seinen eigenen Fantasien, ausgelöst durch die Furcht, was die Saiyajins ihnen antun könnten. Sie waren eingekesselt und konnten nur noch auf den Tod warten.

Sie konnten sich nicht mehr rausreden.

Es gab keine diplomatischen Beziehungen mehr, welche die Saiyajins im Falle eines Angriffs mit Embargo und Vergeltungsmaßnahmen drohten.

Aurum konnte nicht mal Söldner nutzen, denn es gab keine, welche es mit den Saiyajins aufnehmen konnten. Nicht, seitdem die Saiyajins durch das harte Training und die vergangen Schlachten mit Hilfe ihrer Zenkai-Fähigkeit so stark geworden waren.

Fliehen konnte auch keiner: immerhin hatte Vegeta sich mit einem Trick ihre Raumschiffe geschnappt, da er behauptet hatte, er brauche sie gegen Freezer.

Selbst wenn die Königsfamilie noch ihre geheimen Gleiter besaß: die Allianz hatte die Grenzen abgeriegelt. Ihre Raumschiffe patrouillierten um Aurum, an der Grenze ihres Hoheitsgebietes, um jegliche Flucht zu verhindern.

Denn Vegeta war nicht der Einzige, der kalte Rache genoss: Safa und die anderen Mitglieder der Allianz waren ebenfalls erzürnt. Aurums Verrat war mitschuldig am Verlust von Millionen von Leben.

Eine Anzahl, welche man selbst gegen die Saiyajins nie hatte erleiden müssen.

Vegeta lachte lauter, angesichts der Ironie: Die Saiyajins galten plötzlich als zivilisierter als die Aurumaner.

Doppelte Ironie: aktuell mussten beide Rassen ihrer Vernichtung fürchten.

Aber die Saiyajins hatten wenigstens nur einen Feind, während Aurum sich sowohl vor Freezer als auch Vegeta ängstigen mussten.

„Hm, Pretty kann keine Unterstützung von Freezer erwarten. Er wird sich auf die Verteidigung konzentrieren und Befehle geben, um eine Belagerung zu überstehen“ redete Vegeta laut mit sich selbst und spielte währenddessen mit dem roten Farbstift. Versonnen machte er ein paar Kreuze um den dicken roten Fleck, den er auf der Karte verursacht hatte, um die zukünftige Position seiner Flotte zu planen. Von dort würden sie den Planeten umzingeln, um dann…

„Ey und ich darf nicht mitmachen“ beschwerte sich nörgelnd eine bekannte Stimme. „Dabei habe ich mich so darauf gefreut, Aurums Hauptstadt in Brand zu setzen. Ich hatte Pläne, große Pläne, schluchz“ beschwerte sich die Stimme weinerlich.

Als Vegeta diese vernahm, hätte er aus Schreck beinahe den Stift zerbrochen und seine Hand mit roter Tinte beschmutzt. Doch da es nicht das erste Mal war, dass er dieses Geräusch aus dem Off vernahm, schaffte er es, ihn angeknackst, aber unzerbrochen zur Seite zu legen. Seine nun freien Hände wanderten zu seinen Schläfen, um sie kreisend zu massieren. Er schloss dabei fest die Augen.

„Du bist tot“ brummte Vegeta.

Er ist tot…er ist tot…wiederholte er in Gedanken.

Doch als er die Augen öffnete, sah er ihn vor sich: die durchsichtige Gestalt von Nappa, seinem einstigen Kameraden, auf Handgröße geschrumpft, in der Luft schwebend und ihn höhnisch angrinsend.

„Tja, wenn ich tot bin…warum sprichst du dann noch mit mir?“ sprach der geisterhafte Nappa und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sind das die ersten Anzeichen von Wahnsinn? Oder hast du ein schlechtes Gewissen?“

„Nichts davon! Es ist nur die Macht der Gewohnheit. Du bist mir zwanzig Jahre auf den Sack gegangen. Deine Stimme hat sich in meinem Kopf eingenistet. Nur deswegen glaube ich, dich immer noch zu sehen und zu hören, wie du deinen unnötigen Senf zu meinen Plänen abgibst“ war Vegetas Erklärung für diese Erscheinung.

Beim ersten Anblick am gestrigen Tag hatte er gedacht, es läge an Müdigkeit oder Hunger, aber Vegeta war nun weder das eine noch das andere.

Es musste daher ein Anflug von Sentimentalität sein, weil der Mann, mit dem er einst stets seine Truppenpläne besprochen hatte, nun fort war.

Nappa wäre nie wieder an seiner Seite, würde nie wieder seine schlechten Scherze machen im Versuch, Vegeta aufzumuntern.

Er würde nie wieder Vegetas Rücken schützen.

Er würde nie wieder mit seinem Erfolg bei der Damenwelt prahlen.

Er würde nie wieder…Widerlich!

Vegeta ärgerte sich über dieses sentimentale Gewäsch.

Wann war er nur so weich im Kopf geworden?

Nappa war ehrenvoll im Kampf gestorben, wie man es von einem saiyanischen Krieger erwartete.

Dementsprechend würde er den Veteranen auch ehren und nicht gefühlsduselig werden.

Aber das sah Geister-Nappa anders.

„Meine wohltönende Stimme zu hören ist das eine, aber warum antwortest du mir dann? Weil du unsere vielen Dialoge vermisst, nicht wahr? Niemand kannte dich so gut wie ich“ fragte die geisterhafte Gestalt ergriffen und strich sich theatralisch eine Träne aus dem Auge. „Schluchz, ich wusste, ich habe dir etwas bedeutet, egal was du auch sagst. Uns hat ein tiefes Band verbunden. Immerhin haben wir mehr Zeit miteinander verbracht als du mit deinem Vater. Ich habe dir so viel beigebracht…wie man eine Frau sexuell befriedigt, zum Beispiel“ sagte er und klopfte sich selbstgefällig auf die Brust.

„Halt die Klappe, Nappa“ zischte Vegeta verärgert. „Ich weiß, dass du nur eine Illusion bist. Ich bin übermüdet und bilde mich dich nur ein.“

„Ja klar, rede dir das nur ein“ lachte Nappa im gewohnten bissigen Ton. „Übermüdung kling immer noch besser als wahnsinnig. Du willst nicht zugeben, dass du Schiss hast. Du spielst vor den Kriegern den mächtigen König, der Freezer besiegen wird. Du planst bereits deine Angriffe gegen Aurum. Was ist mit dem dazwischen? Freezers Vernichtung? Wir beide wissen, dass du gegen ihn keine Chance hast. Denn über das WIE machst du dir keine Gedanken. Dazu hast du keine Idee. Naja, deine Scharade ist immer noch besser als sich vor Angst in die Hose zu pissen. Bloß kannst du es nicht mehr lange durchhalten…dein Geist macht den Stress nicht mehr lange mit. Darum hast du seit gestern auch öfters Nasenbluten. Darum siehst und hörst du mich.“

„Ich sehe und höre dich…“ knurrte Vegeta unter zusammen gebissenen Zähnen, um nicht lauter zu werden und die Wachen vor dem Zelt zu alarmieren. „…weil dein Genöle sich in mein Hirn eingebrannt hat wie Tinnitus. Ich wünschte, ich könnte dich noch mal töten, damit das endlich aufhört. Falls das nicht funktioniert, rufe ich einen Exorzisten.“

Über das plötzlich auftretende Nasenbluten, an welches er seit einigen Tagen litt und versteckte, ging er nicht ein.

„Hahaha“ lachte Geister-Nappa laut auf und flog rasant um Vegetas Kopf. „Was sagen wohl die Wachen, wenn sie sehen, wie du unsichtbar in deinem Zelt herumschießt und mich beschimpfst? Dann bist du schneller in der Klapsmühle, als Radditz seine Haare gekämmt hat. Aber da bekommst du wenigstens die Hilfe, die du brauchst: einen Seelenklempner!“

„Genug…ich mach dich platt“ knurrte Vegeta und holte mit der flachen Hand aus.

Ja, Nappa hatte Recht, Ki-Strahlen konnte er nicht nutzen, aber dafür würde er den kleinen Wicht zerquetschen wie eine Fliege.

Dummerweise war der winzige Nappa erstaunlich flink und wich jeden Schlag geschickt aus. Vegeta hatte keine andere Wahl, als ihm fluchend hinterher zu springen und immer wieder auszuholen.
 

In diesem Zustand fand ihn Radditz.

Der langhaarige Krieger kam ohne Ankündigung hereingeschlendert, da er als EIitekrieger und engster Vertrauter des Königs das Recht dazu besaß.

Als Radditz aber seinen Freund dabei beobachte, wie er im Zelt herumsprang und nach einer unsichtbaren Mücke schlug, die er „Geister-Nappa“ nannte, beschloss der langhaarige Saiyajin augenblicklich, dass es besser wäre für beide Beteiligten, still zu verschwinden.

Noch hatte Vegeta ihn nicht bemerkt und Radditz verspürte auch nicht den Wunsch, sich angesichts dieser seltsamen Vorstellung bemerkbar zu machen.

Es wäre für beide eine unangenehme Situation, die Radditz nicht schadlos überstehen würde.

Nein, der erfahrene Krieger wusste genau, dass sich Vegetas Aufmerksamkeit dann auf ihn richten würde und im Gegensatz zu diesem „Geister-Nappa“ war er weder unsichtbar noch unverwundbar.

Armer Vegeta, Nappas Tod hatte ihn doch mehr mitgenommen als er zeigte.

Überraschung, Vegeta war sensibel, wer hätte das gedacht?

Wie Nebel glitt Radditz hinaus aus und gab den Wachen noch den Befehl, AUF KEINEN FALL einzutreten, solange man sie nicht rief.

Radditz kannte Vegeta schließlich lange genug. Er wusste, dieser wollte nicht bei einem Nervenzusammenbruch beobachtet werden.

Aus langjähriger Loyalität strich Radditz diesen Moment aus seinem Gedächtnis, um Vegetas Image zu bewahren.

Er würde es niemals ansprechen und ehrlich gesagt…Vegeta in so einem Zustand zu sehen war nicht so lustig, wie es sich anhörte.

Nicht in diesem Moment.

Vielleicht konnte man später darüber lachen, wenn sie noch alle lebten.

Radditz, der eigentlich gekommen war, um sich von Vegetas Plänen von seinen eigenen Dämonen ablenken zu lassen, suchte nach neuer Beschäftigung.

Seine Füße führten ihn daher zum Zelt seines Vaters.

Ja, wenn er mit Bardock sprach, würde er sich bestimmt besser fühlen.
 

Bardock nahm von einem Unterklasse-Saiyajin das Paket an, welches für ihn angekommen war.

Er brachte es in sein Zelt, um es dort ungestört zu öffnen. Er wollte nicht dabei beobachtet werden, wie er dessen Inhalt an sich nahm.

Was für ein Gerede würde es geben, wenn man erfuhr, dass sich Bardock extra aus der Heimat sein Markenzeichen, sein rotes Stirnband, hatte schicken lassen?

Auf den Spott konnte er verzichten, auf seinen Glücksbringer aber nicht.

Bardock glaubte, er hatte es nur Bulmas Geschenk zu verdanken, dass er bislang überlebt hatte.

Also hatte er Gine anfunken lassen, damit sie mit der nächsten Lieferung Rationen auch seinen Glücksbringer mit an Bord nahmen.

Mit seinem Fingernagel öffnete er das Klebeband. Im Inneren des Paketes befand sich das ersehnte längliche, rote Stück Stoff. Trotz all der Jahre war die Farbe immer noch so intensiv wie an dem Tag, als er es erhalten hatte.

Als er es sich um die Stirn band, bemerkte er den gefalteten Zettel am Boden des Kartons liegen.

Anscheinend hatte Gine ihm noch eine Nachricht geschrieben.

Vielleicht ein paar motivierende Worte?

Immerhin war er sang- und klanglos aus dem Krankenbett verschwunden, um noch rechtzeitig Radditz retten zu können.

Es war weniger seinen neuen Fähigkeiten als mehr seinem Instinkt zu verdanken, dass er in dem Augenblick, als er danach griff, ahnte, dass es keine wohlwollenden Worte enthielt.

Eine ominöse, wütende Aura strahlte vom Papier ab. Die Autorin war wohl nicht bester Laune gewesen, als sie es in der Hand gehabt hatte.

Mit mulmigen Gefühl im Magen faltete er den Zettel auf und las ihn durch.

Es ging schnell, da es nicht viele Zeichen enthielt.

Seine Vorahnung wurde bestätigt.

Gleichzeitig verstand er auch, was sein Weib bewegt hatte und welchen Fehler er gemacht hatte.

Gine war stinksauer, weil er nicht nur ohne Erklärung abgehauen war…nein, sein letztes Lebenszeichen bestand dann auch nur aus den Worten „Brauche mein Stirnband!“

Angesichts dessen hatte Gine zum Rundumschlag ausgeholt, um ihren Mann an seinen Mangel an Manieren zu erinnern.

Wenn man schließlich nicht im Kugelhagel stand und Zeit hatte, ein Accessoire zu verlangen, bedeutete es gleichzeitig auch, dass man auch die Muße hatte, seiner Frau ein paar liebende Worte zu senden. Ganz besonders im Hinblick darauf, dass er auf Meat sterben könnte, ohne sich von ihr zu verabschieden und dieser Brief ein würdiger Ersatz gewesen wäre.

Darüber hatte Bardock aber nicht nachgedacht, da seine Gedanken mit der baldigen Schlacht beschäftigt waren.

Welcher Saiyajin hatte da noch Zeit und Worte für einen Abschiedsbrief?

Aber erkläre man das seinem Weib, ohne einen Wutanfall auszulösen??!

Gines Rache sah so aus…

Geschrieben in sauberer Handschrift leuchteten Bardock in roter Tinte die Worte „Sexentzug UND Diät auf unbestimmte Zeit“ entgegen, darunter ein lachender Smiley.

Sollte er also Glück haben und überleben, würde auf ihn keine Freudenfeier warten.

Bardock ließ sich auf den Faltstuhl sinken. Er strich sich über die Stirn, die wieder anfing, schmerzhaft zu pochen. Erschöpft ließ er Gines Nachricht zu Boden sinken und schloss die Augen.

Er könnte jetzt anfangen, ihr einen Brief als Wiedergutmachung zu schreiben, seine Gefühle zu Papier bringen…oder er beschäftigte sich damit, die baldige Schlacht zu überleben.

Er bevorzugte letzteres, das machte weniger Kopfschmerzen.

Sein Instinkt sagte ihm, dass die nächste feindliche Salve härter ausfallen würde.

Freezer wollte Blut sehen für seine Verluste.

Selbst mit seinem neu gestiegenen Powerlevel würde es für Bardock schwierig werden, besonders, weil die Überraschung- Taktiken fehlten. Die Saiyajins konnten zwar die gegnerischen Scouter täuschen, aber sie befanden sich immer noch auf Meat wie auf einem Präsentierteller.

Selbst wenn Zarbon und Dodoria die Stärksten ihrer Art gewesen waren und Freezer keine anderen Figuren mehr in dieser Kampfstärke besaß…dieser Feldherr war stark genug, um es auch allein mit der gesamten saiyanischen Armee, einschließlich Vegeta, aufnehmen zu können.

Bardock hatte die Aufzeichnung gesehen, wie Freezer mit einer Sonnenähnlichen Ki-Attacke beinahe Vegeta bei ihrem ersten Aufeinandertreffen vernichtet hatte.

Wie sollte er das überstehen, damit Gine überhaupt die Chance erhielt, ihn zu bestrafen?

Ehrlich, ihre Strafe würde er vorziehen: er könnte sie monatelang ertragen, da es immer noch besser wäre, als sterben und sie nie wiederzusehen.

Bardock sah nur eine Siegeschance für seine Rasse: wenn er die Gabe der Prophezeiung, die er auf Planet Kanassa erhalten hatte, strategisch nutzte.

Also musste er den Schmerz in seinem Schädel ignorieren und weitere Visionen erzwingen, auf der Suche nach dem richtigen Weg.

Es musste doch eine Möglichkeit geben, wie man Freezer austrickste.

Zu dumm, dass sein jüngster Sohn nicht anwesend war, denn ein Krieger wie Kakarott könnte eine wichtige Figur in seiner Strategie sein.

Wie Bardock durch Radditz erfahren hatte, war sein Sohn sogar dem König fast ebenbürtig. Einen solchen Krieger könnte man momentan gut gebrauchen.

Wenn er sich nur erinnern könnte, warum er Kakarott und Bulma nach Namek geschickt hatte?

Radditz hatte ihm davon erzählt, aber Bardock konnte sich nicht an den Grund erinnern.

Aber er wusste, dass er ebenfalls aufgrund einer Vision darauf gedrängt hatte.

Ein unscharfes Bild war alles, woran er sich erinnerte…ein Saiyajin, der golden leuchtete, der Körper muskulös, die Haare aufrecht nach obenstehend, der Rücken dem Betrachter zugewandt.

Bardock erinnerte sich an das erhabene Gefühl von Macht, welche dieser Krieger ausgestrahlt hatte.

Sie war gigantisch, aber gleichzeitig auch warm und beschützerisch.

Aber er konnte nicht das Gesicht erkennen.

War dies die Hoffnung für die Saiyajins?

Aber wer könnte es sein?
 

Es gab noch einen weiteren starken Saiyajin außer Vegeta und Kakarott.

Vegeta hatte Bardock darüber informiert, dass er nach Broly fanden ließ. Er wollte ihm die Chance geben, sich im Krieg zu bewähren und gegeben falls zu begnadigen.

Als Bardock davon erfuhr, war seine Meinung zwiegespalten. Ja, sie brauchten Verstärkung, aber ausgerechnet DER?!

Er war nicht von dessen Hilfe überzeugt. Broly war als Kind verbannt worden und hatte daher nie eine ordentliche Ausbildung zum Krieger erhalten. Dazu kam seine mangelnde Kontrolle über seine starke Energie. Bardock hatte dies schließlich vor Jahren am eigenen Leib erfahren.

Mit purer Kraft kam man in einem Krieg nicht weiter, sonst würden die eigenen Soldaten wegen Eigenbeschuss und Querschläger von Brolys Attacken fallen

Der Umstand, dass Broly aufgrund seiner Verbannung noch so weit entfernt war, das er nicht in nächster Zeit ankommen würde, machte Bardock daher nicht traurig.

Er hatte genug zu tun, da konnte er so einen Kerl nicht auch noch Disziplin beizubringen oder überwachen.

Zurück zum heutigen Plan…Visionen, her damit!

Das Zelt war verdunkelt, ein nasses Handtuch für die spätere Migräne lag bereit.

Bardock holte tief Luft und nahm noch zur Vorbeugung aus einer kleinen Schachtel zwei Kopfschmerzpillen, die er mit einem Schock Wasser runter schluckte.

Dann schloss er die Augen und erzwang eine Vision, die ihm die nahe Zukunft zeigen sollte.
 

Als Radditz unangemeldet in Bardocks Zelt eintrat, mussten sich seine Augen zuerst an die Dunkelheit darin gewöhnen. Als er nach ihm rufen wollte, blieben ihm die Worte ihm Hals stecken.

Er fand seinen Vater in der dunkelsten Ecke sitzen, vor sich blind hinstarrend und leicht seinen Körper wiegend.

„Nein….nein, so funktioniert das nicht…so gehen wir nur drauf…warum explodiert immer alles…“ hörte er den älteren Mann hoffnungslos murmeln.

Radditz erbleichte.

Das war ein Anblick, auf den er ebenfalls verzichten konnte.

„Hirnfäule“ fluchte Radditz „es breitet sich wie eine Krankheit aus.“

Er fühlte sich hilflos.

Er wollte zu seinen Vater gehen und ihn trösten, aber mit welchen Worten?

Es schien so, als wäre er von einem alten Trauma eingeholt worden. Er faselte wieder so wie damals, als er kurz nach seinem Koma erwacht worden war und Bulma und Kakarott nach Namek befohlen hatte.

Er wirkte wie in Trance, die Augen aufgerissen und starr.

Träumte er?

Sollte Radditz ihn wecken oder in Ruhe lassen?

Oder einen Arzt rufen, um Bardock ein Beruhigungsmittel spritzen zu lassen?

Aber wenn sich das herumsprach, dass einer der Generäle nicht ganz bei Sinnen war, würde das die Stimmung der Soldaten nur verschlimmern.

Radditz hatte keine andere Wahl, als langsam rückwärts aus den Zelt zu gehen, um seinen Vater Zeit zu geben, von selbst runter zu kommen

Keine hektischen Bewegungen, um Bardock oder jemanden anderen zu beunruhigen.

Kaum war er draußen, drehte er sich um und eilte in sein eigenes Zelt, um niemanden seine geschockte Miene zu zeigen. Nur schwer konnte er seine Nervosität verbergen.

So viel zu seinem Plan, sich von Vegetas Vertrauen in den Sieg oder Bardocks Erfahrung trösten zu lassen, hah!

Die erhoffte Zuversicht hatte er durch die zwei Besuche nicht erhalten und es gab niemanden sonst, zu dem er gehen konnte. Nappa war tot und Tales befand sich in einem der Raumschiffe, welche den Planet Meat umkreisten, um Feuerschutz zu geben.

Es gab niemanden, mit dem Radditz einfach zusammensitzen, etwas trinken und sich seelisch entblößen konnte, ohne dumme Kommentare zu ernten.

Noch nie zuvor hatte er Kakarott so vermisst.

Sein ständiger Optimismus wäre jetzt genau das richtige gewesen.

Aber dann wäre er jetzt ebenfalls vom Tod bedroht.

„Was immer ihr beiden gerade auch macht“ murmelte Radditz mit Gedanken an seine jüngeren Geschwister. „Ich hoffe, es geht euch gut.“
 

Bulma und Kakarott flogen nach einem Tag wieder hoch zum Felsgipfel, zum Haus des Oberältesten.

Nehl hatte sie aufgesucht und ihnen mitgeteilt, dass der Oberälteste nun wieder bereit für sie war.

Die Saiyajins hatten sich in der Zeit ebenfalls ausgeruht, waren aber froh, dass sie endlich wieder mit ihrer Mission fortfahren konnten.

Bulma hatte das Radar gecheckt, um den Standort des letzten Dragon Balls zu erfahren. Seine Suche würde schwieriger werden und allmählich lief ihnen die Zeit davon.

Sie waren viel länger unterwegs als sie anfangs geplant hatte und das machte sie nervös.

Denn es war nicht so, als würde der Krieg während ihrer Suche pausieren.

Die blauhaarige Saiyajin wusste nicht, wie die Situation an der Front aussah.

Sie hatte sich nicht in den Funkverkehr gehackt, um ihre Position nicht zu verraten. Ihre Anwesenheit auf Namek musste ein Geheimnis bleiben.

Stattdessen hatte sie in den Dörfern die Ältesten gefragt, die in Kontakt mit der Allianz standen, wie der Stand war. Aber da die Namekianer nur stille Mitglieder waren, erhielten sie verspätet Informationen.

Das Einzige, was sie erfahren hatte, war, dass die Saiyajins sich auf Planet Meat gesammelt hatten, um von dort den Feind abzuwehren.

Es konnte also jederzeit zur großen Schlacht kommen.

Aber was war mit Aurum?

Hatte Vegeta die Verräter enttarnt oder wurde er weiterhin getäuscht?

Bulma drängte es, ihn anzurufen. Sie wollte seine Stimme hören, wissen, dass er noch lebte und ihm sagen, wie sehr sie ihn vermisste.

Sie wollte bei ihm sein, an seiner Seite stehen, seine Hand berühren.

Aber sie waren stattdessen getrennt, jeder beschäftigt mit seiner eigenen Mission.

Wollten sie ihr Volk retten, mussten beide erfolgreich sein.

Je eher, desto besser.

Sie hoffte, was auch immer der Oberälteste ihnen noch mitteilen wollte, es nicht zu lange dauern würde. Sie wollten seinen Dragon Ball erhalten und dann weiter zum Letzten fliegen.

Sie standen so kurz davor, ihr Ziel zu erreichen.

Bulma würde sich dann wünschen, dass Kakarott genug Kraft erhielt, um Freezer zu schlagen, aber dieser Anstieg nur befristet sein dürfte.

Freezer sollte vernichtet werden, aber man brauchte keine weitere Person mit so einer Macht. Dies könnte bedrohlich auf andere Rassen wirken.

Wenn dieser Wunsch möglich war, hätte sie vielleicht noch zwei weitere Wünsche beim Drachen frei.

Dann könnte dies ausreichen, um die Opfer von Freezers Armee wieder zu erwecken.

Anderseits stand zu befürchten, dass insbesondere dieser Wunsch zu viel Aufmerksamkeit bringen würde.

Tote wiedererwecken?

Jeder würde sich ungläubig die Augen reiben bei so einem Wunder und dann Nachforschungen anstellen.

Würde das nicht das Risiko erhöhen, dass andere Rassen von den Dragon Balls erfuhren?

Dann könnte all das passieren, was die Namekianer befürchteten: man würde auf Namek einmarschieren, um gierig weitere Wünsche beim Drachen zu verlangen.

Welche Folgen das noch nebenbei hatte, war ihr nun auch bekannt: Die Entstehung von dunkler Energie, welche Naturkatastrophen auslöste.

Aber so hoch das Risiko auch war, so gab es eine Sorge, die sie beschäftigte und die sie zu so einem Wunsch zwingen könnte: Der Verlust ihrer Lieben.

Bulma und ihrem kleinen Bruder ging es momentan noch gut, aber wie erging es den anderen Saiyajins?

Bislang wusste sie nur vom Tod ihrer Tante Selypa und ihren Onkeln Toma, Borgos und Panbukin, sowie einigen Freunden, die auf den Raumschiffen gedient hatten.

Aber was, wenn in der Zwischenzeit noch mehr Saiyajins, die ihr lieb und teuer waren, gestorben waren?

Wie ging es Radditz, Bardock und Vegeta, die direkt an der Front standen?

War Vegeta-Sei noch frei oder würde ihre Heimat bald von Freezer zerstört werden und damit auch die Leben von Gine, Chi-Chi, Laucha, Leeka und ihren Kindern?

Was, wenn Kakarott zu spät kam, um Freezer zu töten und dieser sich bereits ausgetobt hatte?

Wenn später nicht nur Freezer vernichtet war, sondern auch alle anderen…wenn es keine Heimat, keine Freunde und Familie mehr gab…dann war das ein Preis, der sehr hoch war und den Bulma nicht zahlen wollte.

Und was machte sie in dieser Zeit?

Sie war sicher auf Namek, weit weg von all dem Blutvergießen und dem Risiko zu sterben.

War das nicht unfair?!

Es verursachte Schuldgefühle.

Sie wollte sich nicht auf einem sicheren Planeten verstecken, bis die Schlacht vorbei war.

Es war feige!

Nur weil sie ein Raumschiff besaß und fliehen konnte, sollte sie später leben dürfen, während andere Saiyajins mutig starben, beim Versuch ihre Heimat zu verteidigen?

Es fühlte sich an wie Mogelei.

Wie etwas, was sie nicht verdiente.

Bei dieser Vorstellung einer möglichen Zukunft fühlte sie sich schlecht: lieber wollte sie zusammen mit den anderen Saiyajins sterben, als unehrenhaft zu leben.

Sie ahnte, dass sie nicht die Einzige war, die so dachte.

Kakarott war unüblich still. Er hatte die vergangenen Stunden damit verbracht, sich zurückzuziehen und allein zu trainieren, bis Nehl kam.

Am liebsten hätte er sogar gegen den jungen Namekianer gekämpft, aber dieser hatte abgelehnt, da es seine Aufgabe war, sich um den Oberältesten zu kümmern. Anscheinend war sein Zustand besorgniserregend und er konnte nicht allein gelassen werden.

Als die beiden Saiyajins nun vor ihm traten, bemerkten sie erneut, wie schwach seine Lebensenergie war, auch wenn er sich äußerlich nichts anmerken ließ.

Bei ihrer Ankunft hob er seinen Arm und entnahm den Dragon Ball aus der Kopfstütze seines Throns, um diesen an Bulma zu übergeben.

„Hier ist der sechste Ball. Ihr müsst euch eilen, um den siebten zu finden. Im Schlaf erhielt ich eine neue Vision. Sie zeigte mir das Eindringen von feindlichen Mächten in unsere Galaxie. Starke, böse Wesen sind auf den Weg, um die Verteidigung zu vernichten. Angesichts ihrer Powerlevels werden sie dazu in der Lage sein“ erklärte er ihnen beunruhigt.

Bulma und Kakarott starrten ihn schockiert an.

„Ist das wahr? Ihr könnt das spüren? Bulma, wir müssen die Saiyajins warnen!“ rief Kakarott.

„Warnung hin oder her…wenn der Feind so stark ist, werden sie es schon rechtzeitig spüren, da brauchen sie unsere Warnung nicht. Die Frage ist eher, was sie dagegen tun sollen?“ plante Bulma schon einen Schritt weiter.

„Kann ich ihnen helfen? Bin ich stark genug?“ fragte Kakarott den Oberältesten.

„Kakarott, willst du etwa nach Meat fliegen?“ unterbrach Bulma bestürzt. „Was ist mit unserer Suche?“

Ihr Bruder gab keine Antwort, sondern sah nur den alten Namekianer Antwortheischend an.

„Kakarott, sprich mit mir! Willst du etwa wirklich dorthin?“ ließ Bulma nicht locker.

„Natürlich“ fauchte Kakarott sie unerwartet an. „Denkst du ich will hier bleiben, während meine Familie abgeschlachtet wird? Ich werde dort gebraucht, Bulma!“

Sie konnte die Panik in seinen Augen sehen, bei dem Gedanken, was man seiner Familie in seiner Abwesenheit antun könnte.

Natürlich konnte sie seine Sorge verstehen, aber was sollte sie ohne ihn tun?

„Ja, aber unsere Suche?“ stammelte sie.

Kakarott seufzte, bevor er seine Schwester ermutigend ansah.

„Hör zu, Bulma, es ist nur noch eine Kugel. Nur eine und die Dragon Balls sind vollständig. Ich bin mir sicher, du wirst sie finden. Deswegen hat Vater dich auch nach Namek geschickt. Das ist deine Mission. Darum bist du hier. Aber ich...“er lächelte sie entschuldigend an. „Meine Aufgabe ist es zu kämpfen und zu schützen. Ich kann nicht hier sein, wenn ich weiß, dass so eine Gefahr droht. Du aber bist hier sicher. Während ich bei der Verteidigung helfe, kannst du in der Zwischenzeit den letzten Dragon Ball suchen, den Drachen beschwören und den richtigen Wunsch aussprechen. Wo immer ich dann bin, er wird sich trotzdem erfüllen, nicht wahr?“ fragte er an den Oberältesten gewandt.

Jener nickte. „Die Reichweite des Drachen ist diese Galaxie. Alles, was sich in seinem Bereich findet, kann er verändern.“

Kakarott lächelte erfreut über diese gute Nachricht, bevor er sich wieder an Bulma wandte. Er legte seine Hände auf ihre Schulter und sah sie motivierend an „Siehst du…wenn einer alle sieben Kugeln nach Jahrhunderten wieder zusammen führen kann, dann kann es nur Bulma, Bardock und Gines Tochter sein. Das Genie, welches den Radar erfunden hat und noch so vieles mehr. Überleg mal, was du alles in deinem Leben geschafft hast. Ohne doch hätte ich weder das Ki-Lesen, noch das Kamehameha erlernt. Wir hätten nie die Tsufurujin-Basis gefunden und dann wäre ich nicht so stark geworden. Du hast ihre Sachen repariert und neue Dinge erfunden, weshalb Vater und Radditz im GB stärker werden konnten. Nur durch dich hatten wir ein eigenes, schnelles Raumschiff, um bis hierher zu fliegen, in dieser kurzen Zeit. Das und vieles mehr haben wir nur dir zu verdanken. Also kann ich dich hier zurücklassen? Wirst du mir den Rücken decken, während ich an die Front fliege?“ fragte er sie.

Bulma strich sich schnell gerührt die Tränen aus den Augen, die sich während Kakarotts Rede gebildet hatte.

„Wie soll ich da Nein sagen? Du weißt echt, wie man jemand motivieren kann“ beschwerte sie sich.

Ihr Bruder grinste sie neckisch an.

„Also gut, ich mach es“ stimmte sie zu. „Ich habe genug Roboter in meinen Kapseln mitgebracht. Zusammen mit dem Radar sollte das ausreichen, um den verschwundenen Ball zu finden.“

„Sehr gut! Ich weiß, dass du es schaffen kannst“ lobte er sie und tätschelte ihr sanft den Kopf. „Dann gib mir die Kapsel mit dem Raumschiff und gib die Koordinaten ein, damit ich Meat fliege. Schnell, lass uns keine Zeit verschwenden. Ich werde einige Tage brauchen…“

„NICHT SO SCHNELL!“ ertönte die tiefe Stimme des Oberältesten, woraufhin sich die beiden Saiyajins erschrocken zu ihm herumdrehten.

„Ehrenvoll sind eure Gedanken, aber Eile und Panik sind keine guten Berater“ gab er ihnen den Rat.

„Aber wir haben wenig Zeit. Ich muss los…“ versuchte Kakarott es ihm zu erklären, aber der alte Namekianer sah ihn so streng an, dass er verstummte.

„ATMET!“ befahl er den viel zu jungen Kindern, die in seinen Augen wirkten wie tapsige, unbeholfene Welpen. „Ihr habt noch Zeit zum Atmen. Holt tief Luft. Macht keine Pläne, wenn ihr in Panik seid. Vergesst niemals zu ATMEN!“

Wie befohlen, holten Bulma und Kakarott daher paarmal tief Luft und bemerkten, wie sofort ihr Puls langsamer wurde.

„Gut“ lobte der alte Namekianer sie und schmunzelte, bevor er wieder ernst wurde. „Ich will euch nicht lange aufhalten. Aber ich kenne es, wenn sich die Welt um einen dreht und man nicht weiß, wohin man gehen soll. Hastig macht man einen Schritt zu viel oder in die falsche Richtung. Man verschwendet Energie, die man aber dringend braucht. So würdet ihr eine Gelegenheit verschwenden, um stärker zu werden.“

Kakarott und Bulma horchten auf.

„Es hatte seinen Grund, dass ich euch noch mal sehen wollte. Aber ich hatte gestern nach dem langen Gespräch keine Kraft mehr. Nun bin ich aber wieder erholt. Kakarott, komm näher“ befahl der Oberälteste erhaben und winkte den Mann zu sich.

Erneut, wie nur wenige Stunden zuvor, legte der alte Namekianer seine Hand auf Kakarotts Kopf.

Der Krieger spürte wieder ein seltsames Ziehen in seinem Inneren, aber dieses Mal stärker. Seine Aura leuchtete ohne sein Zutun auf, da seine Energie aufgewirbelt wurde. Wie ein heller Lichtschein strahlte sie um ihn.

Es fühlte sich, als wäre seine Energie ein gefülltes Wasserglas und ein Fremder schüttelte und rührte es kräftig um, ohne dass Kakarott sich wehren konnte.

„Ohhh, was ist das?“ fragte er verblüfft.

Plötzlich zog es in seinem Bauch. Es fühlte sich an, als würde eine Tür geöffnet, von der er gar nicht geahnt hatte, dass es sie gab. Neue Energie kann aus dieser Tür, durchflutete seinen Körper.

Der Oberälteste entfernte seine Hand, woraufhin Kakarotts Aura schwächer wurde. Der Saiyajin erhielt wieder die Kontrolle über sein Ki zurück.

Doch die neue Kraft in ihm blieb.

Er ballte probeweise die Fäuste und manipulierte die Energie in seinem Körper auf die Weise, wie es ihm Piccolo gelehrt hatte.

Mit der Kraft seines Willens ließ er diese wie Blut in einzelne Körperabschnitte fließen.

„Hoh!“ ungewollt entkam Nehl ein Laut der Ehrfurcht. Der Saiyajin wusste, wie man seine eigene Energie geschickt lenkte.

Auf diese Weise konnte er seinen Körper gezielt verstärken, schützen und sogar heilen.

Nehl ahnte, dass der Saiyajin dies nur mit Hilfe einen Namekianer gelernt hatte. Durch das Lesen einer Schriftrolle ging so etwas nicht.

„Das ist ja unglaublich“ staunte Bulma, die Kakarotts Kraftzuwachs spürte. „Ist das eure Fähigkeit, Oberältester?“

„Ganz recht. Wenn ich spüre, dass jemand noch ungenutztes Potential hat, kann ich diese hervorholen. Diese Kraft wird dir sicher bei deinem Vorhaben helfen.“

„Es ist…wow, ich weiß nicht, was ich sagen soll“ staunte Kakarott und erinnerte sich schließlich an seine Manieren. Ehrfürchtig verbeugte er sich vor dem Oberältesten.

„Danke, vielen Dank. Damit habe gute Chancen. Damit kann ich…ich hoffe, dass ich sie alle retten kann“ flüsterte er leise.

Kaum auszudenken, dass er beinahe von Namek verschwunden wäre, ohne dieses Geschenk zu erhalten, nur, weil er so in Eile gewesen war.

Kakarott bezweifelte, dass sein neues Energielevel ausreichend wäre, um jemanden wie Freezer zu schlagen, von dem es hieß, dass seine Kampfkraft eine halbe Million betrug.

Aber bis nach Meat dauerte es noch ein paar Tage und das Raumschiff besaß schließlich auch einen Gravity Room. Zusammen mit der Technik, die er von Piccolo gelernt hatte, würde er die Reisezeit für das Verfeinern seiner Energie nutzen.

„Oh, aber was ist mit eurer Gesundheit?“ fiel es ihm noch erschrocken ein. „Ging dies auf Kosten eurer Lebenskraft?“

War das der Grund, warum der alte Namekianer so wenig Energie hatte?

„Hoho, du bist ein guter Beobachter. Aber nein, mach dir keine Sorgen. Dies hatte keine Auswirkungen auf meine Lebenskraft. Ich muss mich aber für das Energie-Manipulieren konzentrieren und in meinem Alter werde ich schnell müde“ beruhigte der Oberälteste ihn.

„Kann…kann das mir auch helfen?“ fragte Bulma schüchtern an.

Sie war die schwächste Saiyajin von ganz Vegeta-Sei. Die Schwerkraft ihres Planeten und das Training in ihrer Kindheit hatten nie eine Auswirkung auf ihren Körper gehabt.

Wenn sie vielleicht auch ungenutztes Potential besaß…wenn sie die Möglichkeit bekam, endlich die Stärke eines wenigsten normalen Saiyajins zu erhalten…würde sie dies gerne nutzen.

Immerhin wurde Vegeta in den letzten Jahren stärker und stärker und da wäre es schön, wenn ihr Körper auch etwas widerstandfähiger wurde, um seinen besser zu begegnen.

„Komm näher, mein Kind“ lud der Oberältester sie freundlich ein. „Lass mich sehen, was du in deinem Inneren verbirgst.“

Sie gab den Dragon Ball ihrem Bruder zum Halten und stellte sich vor dem riesigen Namekianer erwartungsvoll hin. Wie zuvor legte er seine große Hand auf ihren Kopf ab. Sie fühlte sich kühl und schwer an.

Dann spürte Bulma einen Sog. Ein unsichtbarer Windstoß wirbelte ihre Energie auf.

Auch um ihren Körper leuchtete eine weiße Aura, die aber sehr schnell wieder verschwand.

„Hmm“ brummte der Oberälteste und nahm seine Hand runter. „Du hast wenige versteckte Energiereserven als dein Bruder. Da kann ich nicht viel tun.“

„Oh…schade“ Bulma ließ den Kopf enttäuscht hängen.

„Hey, du bist aber auf jeden Fall etwas stärker geworden. Ein Scouter würde jetzt vielleicht 600 anzeigen“ versuchte Kakarott sie zu trösten. Zwar war das für einen erwachsenen Saiyajin immer noch schwach. Aber immerhin ein verdreifachter Wert ohne hartes Training.

„Jeder hat seine eigenen Stärken und Schwächen“ versuchte auch der Oberälteste sie zu trösten. „Wenn ich versuche, deinen Körper zu stählen, müsste ich dazu etwas anderes opfern. Deinen Intellekt zum Beispiel. Am Ende wärst du dann stärker, aber auch dümmer. Ein zu hoher Preis, denn diese neue Stärke wäre auch nicht höher als die eines gewöhnlichen Saiyajins.“

„Was?! Oh nein, da bleibe ich lieber so, wie ich bin“ war Bulma sofort einverstanden.

Lieber das schwache, aber einzigartige Genie, als zum Durchschnitt zu mutieren.

Dankbar verbeugte sie sich vor dem Oberältesten.

„So, wenn dies alles war, will ich nicht länger warten“ drängte Kakarott zum Aufbruch. „Ich will losfliegen.“
 

Nehl begleitetet die Saiyajins nach unten zu einem flachen Stück Land, wo Bulma aus ihrer Kapsel das Raumschiff entfalten konnte. In seinem Inneren zeigte sie ihren Bruder, wie der Autopilot anzustellen war und gab die Koordinaten für Planet Meat ein.

Da dieser Planet näher dran war als Vegeta-Sei, würde das Raumschiff weniger Reisezeit dorthin brauchen. Aber angesichts der Entfernung musste man mit drei Tagen rechnen.

Wie Bulmas Rückreise zu gestalten war ohne Raumschiff, war in diesen Moment nicht so wichtig. Bulma besaß ein Funkgerät, mit dem sie notfalls Hilfe rufen könnte, aber die Namekianer waren ebenfalls in Besitz von Raumfahrt-Technologie. Notfalls könnte sie sich von ihnen ein Raumschiff leihen.

Wenn sie wollte, würde sie schon einen Weg finden, den Planeten zu verlassen.

Kakarott gab Bulma den Dragon Ball, damit sie ihn zu den anderen packen konnte. Als sie ihn in der zugehörigen Kapsel einpackte, fiel ihr noch etwas ein.

„Hier, nimm das mit“ sie gab ihm den Beutel mit den letzten verbliebenden Senzu-Bohnen.

„Bist du sicher?“ fragte Kakarott.

Sie nickte. „Du brauchst sie dringender.“

„Wow, danke. Das wird mir sicher helfen.“

„Aber nicht alle für dein Training“ warnte sie ihn. „Du fliegst in einen Krieg. Es wird der Moment kommen, wo du dankbar sein wirst, wenn du so eine Bohne hast. Und vielleicht sind dort auch Vater und Radditz, also, wenn du sie siehst…“ ihre Stimme wurde schwächer. Ungewollt traten ihr Tränen in die Augen.

Kakarott lächelte sie ermutigend an.

„Du hast recht, ich werde sie mir für den Notfall aufheben. Aber hier…“ er nahm eine Bohne heraus und steckte sie in Bulmas Brusttasche. „Auch du brauchst eine.“

Sein Gesicht wurde ernst, als er anfing sie zu warnen.

„Ich bin nicht da, um dich zu beschützen. Du muss nicht kämpfen, Bulma, du musst überleben! Wenn es sicherer ist zu fliehen, dann tu es. Du hast nur deine Roboter zur Seite. Sei also bitte vorsichtig. Ich will Vater und Radditz mit gutem Gewissen sagen, dass sie sich keine Sorgen um dich machen müssen.“

„Ja, aber die Zeit rennt. Ich muss den siebten Dagon Ball finden. Ganz besonders jetzt, wo ich weiß, dass…hoffentlich bist du schnell da…bevor…“ sie fing an zu schluchzen.

„Bulma! ATME!“ befahl Kakarott augenblicklich. Seine Imitation des Oberältesten bewirkte, dass sie lächeln musste und damit ihre Panik bezwang.

„Ich fliege jetzt los“ sprach er den Abschied aus und gab ihr damit den Hinweis zu gehen, damit er den Motor starten konnte.

Sie nickte, streckte sich auf Zehenspitzen, um ihren Bruder noch mal zu umarmen und auf die Schulter zu klopfen.

Dann nahm sie ihre Sachen, verließ das Raumschiff und sah in sicheren Abstand mit Nehl dabei zu, wie es sich in die Luft erhob.

„Wird er rechtzeitig ankommen?“ fragte sie den Namekianer.

Jener zuckte mit den Schultern.

„Ich habe nicht die gleichen Fähigkeiten wie der Oberältester. Die Geheimnisse des Universums sind mir verborgen. Wärst du gläubig, so würde ich dir rate, zu deinem Gott zu beten. Aber du bist eine Saiyajin. Was macht man da?“

„Wir kämpfen!“ entgegnete Bulma mit grimmiger Miene. „Saiyajins beten nicht. Wir glauben!“

Glaube an die eigenen Fähigkeiten.

Glaube daran, dass letztendlich alles gut wurde.

Also musste sie daran glauben, dass Kakarott rechtzeitig ankam und sie es in der Zwischenzeit schaffen würde, den letzten Dragon Ball zu finden.

Bulma holte aus einer Kapsel einen Fluggleiter hervor, damit sie zum Standort fliegen konnte, welcher vom Radar angezeigt wurde. Damit sparte sie Kraft, als wenn sie selber flog.

Selbst mit ihrem kleinen Kraftzuwachs dank des Oberältesten war sie längst nicht so schnell wie wenn Kakarottt ihr half.

Als sie im Cockpit saß, nickte sie zum Abschied noch Nehl zu, der mit unbewegter Miene ihren Abflug zusah, um dann den Oberältesten Bericht zu erstatten.

Mitleidig betete er in Gedanken darum, dass beide Saiyajins mit ihrer Mission erfolgreich waren.

Denn wenn der Oberälteste davor starb, wäre ihre Suche sinnlos gewesen.
 

Einige Stunden später, auf Planet Meat…

Vegeta atmete tief durch.

Er hatte sich auf den Teppich gesetzt und die Augen geschlossen, während er eine Motivationstechnik aus seiner Kindheit nutzte.

Er zählte in Gedanken seine besten Charakterzüge auf, während er langsam und tief die Luft ein- und ausatmete.

Er war stark, geschickt, listig, schnell, mutig.

Er hatte Freezer und Aurum ausgetrickst, Zarbon getötet und Aurums Verrat offenbart.

Sein Volk war kampfbereit, so stark wie noch nie

Sein Geist wurde ruhig wie ein Bergsee, je mehr er sich selbst lobte und sein Selbstbewusstsein stieg.

Als er die Augen öffnete, war er allein im Zelt: die geisterhafte Luftspiegelung war endlich verschwunden und er hörte auch nicht mehr ihre nervige Stimme.

„Wusste ich doch. Von wegen Geister“ murmelte er und erhob sich.

Er fühlte sich besser. Vielleicht würde er einen Spaziergang machen, um seine Truppen zu motivieren.

Doch stattdessen stürmte Bardock, einer seiner Generäle mit panischer Miene ins Zelt hinein.

„Lasst sofort die Mittelklasse evakuieren“ rief er aus. „Bevor sie abgeschlachtet werden.“

„Bardock, bist du irre? Ich soll meine Armee halbieren?“ fragte Vegeta ungehalten.

Bardock baute sich vor ihm auf und griff nach Vegetas Schultern, um ihn zu schütteln.

Sein angsterfülltes Gesicht beunruhigte den jungen König.

„Ich sehe keine andere Möglichkeit, wenn wir nicht wenigstens ein paar Saiyajins retten wollen. Falls wir dazu noch die Zeit haben. Sonst sendet wenigstens die Luftflotte weg. Sie können am schnellsten fliehen und werden uns in der Schlacht am wenigstens helfen“ forderte Bardock. „Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht, um unsere Verluste zu verringern. Sie müssten bald hier sein.“

„Wer, Bardock? Woher kommen deine Infos? Und hör auf, mich so vertraulich anzutatschen“ befahl Vegeta und entzog sich Bardocks Griff.

Eigentlich erhielt Vegeta als Erstes alle Neuigkeiten.

Welche Kontakte besaß Bardock, wenn er mehr wusste als sein Oberbefehlshaber?

„Freezers Elitetruppe ist auf den Weg hier. Fünf Pods, jeder besetzt mit einem Krieger von einer Stärke, welche selbst du sie nicht hast. Besonders ihr Anführer lässt mich schaudern“ erzählte Bardock, ohne jedoch seine Quellen offenzulegen. „Ich hätte nicht gedacht, dass Freezer noch so ein Ass im Ärmel hat. Wenn wir nicht die Schwächsten unserer Armee abziehen lassen, sterben sie nur einen sinnlosen Tod. Unsere beste Möglichkeit ist es, wenn wir Elitekrieger sie trennen und zusammen aufhalten, bis Kakarott ankommt.“

„Was, Kakarott ist auf den Weg hierher? Ich dachte, er ist bei Bulma? Hat er dir davon erzählt?“ fragte Vegeta verwirrt, während sein Hirn langsam die Neuigkeiten verarbeitete.

Nur fünf Feinde, aber alle stärker als Vegeta?

Und man brauchte Kakarott, um sie zu schlagen?

Sollte das heißen, Kakarott war stärker als Vegeta?

Der junge König runzelte augenblicklich verärgert die Stirn, als er dieses Fazit aus Bardocks Gelaber erhielt.

„Woher kommt dieser Unsinn? Von Kakarott oder von wem? Du sagst, der Wicht ist stärker und meine Aufgabe ist es, Zeit zu schinden, um mich von ihm retten zu lassen?“ fuhr er Bardock aggresiv an.

„Vegeta, vergiss deinen Stolz“ bat Bardock. „Es gibt nicht viel, was wir machen können.“ Seine Stimme war so ruhig, beinahe abgestumpft. Seine Augen wirkten, als hätte er endlose Tode angesehen.

Vegeta spürte sofort, dass der Mann keine Scherze machte.

„Was hast du gehört?“ fragte er erneut, nun leiser und ohne nach Bardocks Quellen zu fragen.

„Gesehen“ verbesserte Bardock tonlos. „ich habe es gesehen…ich sah, wie fünf Pods landeten und ihnen mächtige Krieger entstiegen. Unaufhaltsam vernichteten sie jeden, der sich ihnen in den Weg stellte. Stell dir fünf Gegner von deinem Format vor und verdopple den Schrecken. Dann ahnst du, was uns erwartet. Dagegen können wir uns nicht mit einer Überzahl an Soldaten oder mit Kanonen schützen. Die Pods sind so schnell, dass sie die Luftabwehr austricksen und landen, bevor die Kanonen ausgerichtet werden können. Selbst wenn doch, sind sie so stark, dass keine Munition sie töten kann. Darum, Vegeta, rette wenigstens ein paar, bevor die Armee vollständig vernichtet wird“ warnte er.

„Vollständig vernichtet? Bardock, selbst du oder ich sollen…willst du mich verscheißern?“ fuhr Vegeta ihn entrüstet an, aber Bardock schüttelte den Kopf.

„Weder du noch ich haben eine Chance. So ärgerlich es ist, dies war der einzige Ausweg, den ich gefunden habe: auszuhalten, bis Kakarott ankommt.“

„Wer?“ flüsterte Vegeta beunruhigt. „Wer, außer Freezer, müssen wir erwarten?“

„Das Ginyu-Sonderkommando!“ war Bardocks Antwort und fuhr erklärend fort. „Freezers fünf Finger, so werden sie genannt. Der Grund, warum der Kerl selbst noch nicht hier ist, liegt daran. Er hat noch Untergebene, die für ihn rennen und sie werden erfolgreich sein. Freezer hat seine Meinung geändert. Er will uns nicht mehr als Sklaven, sondern ausrotten.“

Vegeta wurde augenblicklich kalt, als er das hörte.

Wenn Freezer sie nicht mehr versklaven wollte…dann verlor Vegeta eine Verhandlungsmöglichkeit. Ihre Loyalität war nicht mehr wichtig, ihre Kapitulation hinfällig.

Eine Taktik, die er sich für den Notfall eigentlich noch offengehalten hatte, so schamlos sie auch war.

Vegetas letzter Sieg hatte wohl Freezers Geduld überstrapaziert.

Warum sich also die Mühe machen, solch sture Streuner wie die Saiyajins zu versklaven, die ihm niemals treu ergeben sein würden?

Vegeta wusste immer noch nicht, woher Bardock all diese Dinge wusste. Aber dieser Krieger war stets dem Ehrenkodex gefolgt und war nicht als Lügner oder Feigling bekannt. Wenn er durch irgendeinen Kontakt, wie zum Beispiel durch seinen jüngsten Sohn, Zugang zu Geheiminformationen hatte, so konnte Vegeta ihm vertrauen.

Seine nächste Frage war also wie folgt…

„Wie lange?“ flüsterte Vegeta. „Wie viel Zeit haben wir, bevor sie ankommen?“

„Ich…ich weiß es nicht. Aber schon bald“ murmelte Bardock bedrückt.

„Dann sollten wir…“ Vegeta kam nicht dazu, seinen Befehl fortzuführen. Sein Funkgerät, welches sich im Zelt befand, piepte laut auf. Eine verzehrte Stimme, die Bardock als die von Tales erkannte, erklang warnend.

„Achtung, fünf feindliche Pods sind vom Radar entdeckt worden. Sie haben die Späher passiert und den äußerten Schutzring durchstoßen. Die Scouter haben starke Powerlevel gemessen. Ihr Kurs ist eindeutig Meat. In etwa sieben Stunden werden sie ankommen, wenn sie die anderen Reihen ebenfalls durchbrechen. Was sind eure Befehle?“

„Scheiße“ fluchte Bardock. Die vielen Visionen, die er auf der Suche nach dem richtigen Weg erduldet hatte, waren zu zeitaufreibend gewesen.

Er sah seinen Anführer an, dessen Kopf nachdenklich gesenkt war und seine Mimik damit nicht erkennbar.

„Was sollen wir tun, mein König?“ fragte Bardock vorsichtig an.

Würde er ihm vertrauen?

Bardock hatte niemand über seine neue Fähigkeit aufgeklärt, weil sie einfach so unsinnig klang.

Dass er in die Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit sehen konnte, musste er seinen misstrauischen Kameraden erst mal beweisen.

Vermutlich würde der stets skeptische Vegeta ihm ebenfalls nicht glauben.

Vegeta hob den Kopf, Entschlossenheit sichtbar.

Er hatte eine Entscheidung gefällt.

„Wir evakuieren die Schwächsten, während der Rest sich kampfbereit macht“ befahl Vegeta augenblicklich.

Bardock blinzelte verdutzt, erleichtert, aber auch verwundert.

Vegeta klopfte ihm beiläufig auf die Schulter, während er sich auf den Weg nach draußen machte.

„Bardock, ich weiß, dass du kein Traumtänzer bist. Du warnst nicht grundlos. Keine Ahnung, woher du deine Infos hast, aber Tales hat es mit seiner Meldung bestätigt. Also lass uns keine Zeit verlieren“ erklärte er seinen Beweggrund, ihm zu glauben.

Es hatte nichts mit Bardocks Verbindung zu Bulma zu tun. Vegeta kannte keine Vetternwirtschaft.

Erleichtert verbeugte sich Bardock und folgte seinem Anführer.

Insgeheimen dankte er dem Umstand, dass Vegeta ihm so sehr vertraute. Sein Vater, König Vegeta III. war argwöhnischer gewesen und hätte einem ehemaligen Unterklasse-Krieger vermutlich nicht geglaubt. Er hätte mehr Beweise verlangt und die Entscheidung verzögert, bis es zu spät gewesen wäre.

Bardock würde sein Bestes tun, um sich diesem Vertrauen als würdig zu erweisen.

Wenn seine Vision dabei helfen könnte, dass eine kleine Gruppe von auserwählten Saiyajins die Eindringlinge aufhielt, bis Kakarott ankam, waren sie auf dem richtigen Pfad.

Dies wäre die Zukunft, in der sie nicht nur das Ginyu-Kommando, sondern sogar Freezer vernichten könnten.

Um dies zu bewerkstelligen, war Bardock bereit, sein Leben zu opfern.
 

Etwa sechs Stunden später, früher als erwartet, landeten wie angekündigt fünf fremde Pods auf Planet Meat.

Ihnen entstiegen jeweils ein Passagier.

Sie alle trugen Scouter sowie weiß-goldene Rüstungen mit dem gleichen Symbol auf der Brust, welches auch auf dem Pods prangte.

Sofort stellten sie sich in einer gut geübten Choreographie um ihren Anführer, angeordnet nach Größe, um von dort zur Seite zu springen und zu tänzeln.

„Wir sind da…DAS GINYU-SONDERKOMMANDO!“ riefen sie, als sie sich in Position stellten. „DIE FÜNF FINGER AN FREEZERS STARKER HAND!“

In dieser verweilten sie einige Sekunden, bevor sie sich wieder entspannten.

„Hmpf, ohne Zuschauer ist das alles nichts“ beschwerte sich ihr Anführer, ein Wesen mit gehörnten Schädel und violetter Haut, missbilligend. „Niemand da, der unser Arbeit bewundert. Wo sind die Saiyajins? Ich hätte gedacht, diese kampfsüchtige Rasse würde uns längst umzingeln. Die müssen doch wissen, dass wir hier sind.“

„Vermutlich verstecken sie sich. Sie haben da wohl so einen Trick drauf, mit dem sie Zarbon und Dodoria reingelegt haben. Egal, Lord Freezer hat unsere Einlage bestimmt von seinem Spionage-Satelliten gesehen, Käpt’n“ tröstete der zweitkleinste der Gruppe, ein junger Mann mit rostfarbenen Teint und langen, gebleichtem Haar. Er streckte sich. „Nach der langen Reise hat es außerdem gut getan, um sich aufzuwärmen.“

„Hm, dann auf, zum Ruhm von Lord Freezer. Zeigen wir ihm, wie gute Arbeit aussieht.“ Wieder etwas aufgeheitert bei dem Gedanken, von seinem geliebten Herrscher beobachtet zu werden, klickte der Anführer auf seinem Scouter, um die Lage zu sondieren. „Die kleinen Affen haben sich ganz schön verteilt. Nun, Männer, was sollen wir tun? Gruppenarbeit oder jeder für sich? Ihr habt die Wahl.“

„Oh, Käpt’n, dann jeder allein. Ich komme sonst zu gar nichts, weil Rikoom und Baata mir immer alles wegschnappen“ beschwerte sich der Kleinste von ihnen, ein Froschähnliches Wesen mit vier Augen und hüpfte aufgeregt. „Ich will auch Spaß haben.“

„Hm, Guldo, hältst du das für eine gute Idee? Einige Saiyajins sind stärker als du“ fragte sein Anführer besorgt.

„Die überlasse ich gerne meinen Freunden. Aber gebt mir wenigstens das Kleinvieh“ war Guldos Plan. „Mit dem Scouter finde ich schon die richtigen Gegner. Außerdem habe ich meine Kräfte. Wenn was Ernstes ist, kann ich euch problemlos rufen. Baata ist schnell da.“

Fragend sah der Käpt’n die anderen an.

„Damit habe ich kein Problem. Der arme Guldo soll seinen Spaß haben. Es wird schon genug für alle geben“ stimmte der Zweitgrößte zu, ein humanoider, muskulöser Riese mit kantigem Gesichtszügen und rotem Irokese, während der Größte unter ihnen, Reptilartig mit bläulich-violetter Haut und roten, pupillenlosen Augen, ebenfalls nickte.

„Keine Sorge, Käpn‘. Ich bin der Schnellste. Ein Ruf von Guldo und ich bin in ‘ner Sekunde da“ lispelte er.

In gespielter Verzweiflung seufzte ihr Anführer, der titelgebende Ginyu. „Schade, dabei wäre das eine so schöne Möglichkeit des Team-Buildings.“

„Team? Sind wir doch bereits, Käpn’n“ argumentierte Jeeze, zwar der zweitkleinste, aber dafür nach Ginyu der Stärkste und damit der Vize-Anführer. „Besseres Team als wir es sind, kann es doch nicht mehr werden.“

„Auch wieder wahr, Jeeze“ stimmte Ginyu grinsend hinzu. „Nun, Männer, dann lasst uns mal den Affen zeigen, wo die Banane hängt. Tobt euch aus!“

Und mit dem gleichen hinterhältigen Grinsen teilte sich die Gruppe auf und flogen in verschiedenen Richtungen.

Blutige Kämpfe

Während auf Planet Meat fünf Pods mit Freezers Elite-Kriegern gelandet waren, die sich aufmachten, Vegeta und seine Armee zu vernichten, waren woanders zwei Saiyajins mit ihrer jeweils eigenen Missionen beschäftigt.

Kakarott befand sich in seinem Raumschiff auf den Weg nach Meat, wo er die Reisezeit mit Training im Gravitationsraum verbrachte. Er saß auf den Boden, mit verkreuzten Beinen und geschlossenen Augen, während eine hundertfache Schwerkraft seinen Körper belastete.

Durch den Powerschub, welchen er dem Oberältesten verdankte, hatte er ein neues Level erreicht, aber er musste lernen, diese brausende Energie zu kontrollieren. Sie fühlte sich an wie ein starker Fluss, der nicht seinen Willen folgen wollte.

Was nützte ein großer Vorrat an Power, wenn man diese nicht nutzen konnte?

Zum Glück kam ihm nun die Erfahrung aus Piccolos Training zugute. Von ihm hatte er gelernt, wie man Ki gezielter einsetzte, um unnötigen Verbrauch zu vermeiden. Nun probierte er diese Kenntnisse aus, um den inneren Sturm nach seinem Willen zu lenken. So unangenehm die Wartezeit bis zur Ankunft auch war, so dringend benötigte er sie, wollte er seine vollen Kräfte gezielt gegen den Feind einsetzen.

Mit dieser Art von Training drillte er seinen Geist, nicht seinen Körper, was den Vorteil besaß, seinen Leib zu schonen und damit bis zur Ankunft fit und kampfbereit zu bleiben.

Ganz im Gegensatz zum Training damals beim Hinflug nach Namek, wo er seinen Körper bei hoher Schwerkraft geschunden hatte, weil er sich auf die augenblickliche Heilkraft der Senzu-Bohne verlassen hatte. Doch die vier Bohnen, die sich noch in seinem Besitz befanden, waren in diesem Moment zu kostbar, weshalb er sie für den späteren Einsatz aufsparte.

Trotz hoher Schwerkraft war sein Atem ruhig. Ohne Probleme nahm er tiefe Züge, atmete ein und aus. Der darin enthaltene Sauerstoff wurde unproblematisch durch die Arterien geleitet. Seine Lungen und Herz hatten sich an die Belastung von 100G bereits gewöhnt.

Es schien, als wäre sein Körper nun bereit, eine hohe Menge an Ki zu ertragen, ohne daran zu zerbrechen. Damit hätte Kakarott erfolgreich die Schwächen ausgemerzt, wegen denen er im Kampf gegen Vegeta unterlegen hatte. Weder würde er voreilig Energie verschwenden, noch würden seine Organe kollabieren, wenn er bis zum Äußersten ging.

Je länger er damit verbrachte, sein Ki zu kontrollieren, desto mehr wurde Kakarott von neuer Selbstsicherheit erfüllt. Sein jetziges Powerlevel war nicht mehr mit dem zu vergleichen, als er gegen Vegeta gekämpft hatte.

Merkwürdig, das war erst knappe drei Wochen her, aber es fühlte sich an wie eine andere Epoche in seinem Leben.

Er hatte eine neue Grenze überwunden…so sehr er sich darüber freute, so sehr drängte ihn die Frage, wo seine Grenze nun lag?

Wie weit höher konnte er noch steigen?

Um diese Frage zu beantworten, gab es nur eine Lösung.

Der baldige Kampf gegen Freezer würde ihm zeigen, ob Kakarott seine höchstmögliche Entwicklung erreicht hatte.

Aber bis dahin dauerte es noch…zu lange!

Es juckte in seinen Fingern und Beinen, sich auszutoben. Nervös zuckten seine Augenbrauen, das Konzentrieren fiel ihm schwer. Sein Bewegungsdrang ließ sich nicht unterdrücken. Je mehr er sich an sein neues Energielevel gewöhnte und je länger er sitzen musste, desto schlimmer wurde es.

Essen und Schlafen als Ablenkung half auch nicht mehr. Im Gegenteil, es drängte ihn nur noch mehr, die überschüssige Energie durch ein körperforderndes Training abzubauen.

Er dachte an die Senzu-Bohnen, welche in einem einfachen, braunen Ledersäckchen im Nebenzimmer lagerten.

Ungeduldig kaute er auf die Lippen, während er vor sich hinrechnete.

Es gab vier Bohnen.

Für Radditz eine, für Bardock, vielleicht für Vegeta, falls der überhaupt eine brauchen würde…er selbst brauchte ja keine, wenn er auf Planet Meat landete, denn er wäre ja noch frisch und ausgeruht…

Eine Bohne…auf eine Bohne könnte man doch verzichten. Es wären immer noch drei Bohnen übrig, das müsste doch reichen. Immerhin gab es bestimmt Medic-Tanks auf Meat.

Warum also nicht die verbliebene Reisezeit noch nutzen, um sich zur Erschöpfung auszupowern und dann mit einer Bohne wieder zu heilen?

Damit würde die Wartezeit schneller vergehen und er bekäme ein besseres Körpergefühl mit seiner neuen Kraft, vielleicht noch ein kleiner Zenkai-Schub drauf.

Die Möglichkeit der Spontan-Heilung und der Drang, seine neugewonnenen Fähigkeiten besser kennen zu lernen, verführten Kakarott.

Die Stimme der Vernunft, in Gestalt seiner Schwester, war gerade nicht anwesend.

Also fällte er eine folgenschwere Entscheidung: auf eine Senzu-Bohne könnte man verzichten.

Für diesen Preis könnte er sich besser für den Krieg vorbereiten. Also stand er auf und fing an, sich langsam aufzuwärmen.

Sofort fühlte er sich besser: stundenlanges Meditieren war nichts für ihn.
 

Zur gleichen Zeit befand sich Bulma in ihrem Fluggleiter und folgte der Route, welche das Dragonball-Radar ihr anzeigte.

Sie war gleichzeitig aufgeregt und nervös. Dank ihrer Erfindung gab es eine Spur zum letzten verschollenen Ball. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten war es möglich, alle sieben magischen Kugeln zu vereinen.

Gleichzeitig ängstigte sie die Verantwortung, die damit auf ihren Schultern lastete, auf ihren ganz allein. Immerhin war sie ohne Schutz eines starken Kriegers unterwegs. Zum ersten Mal in ihrem Leben befand sich kein Saiyajin an ihrer Seite, der sich für sie in die Bresche schlug.

Bardock, Radditz, Vegeta, Kakarott…wenn einer mal fehlte, so war ein anderer zur Stelle gewesen. Die blauhaarige Saiyajin hatte immer einen Leibwächter gehabt. Bei einem Hilferuf waren sie treu zur Stelle. Ihr Schutz war stets selbstverständlich gewesen.

Ihre Fürsorge war Bulma manchmal zu viel gewesen, fast gluckenhaft, aber nun merkte sie auch, wie sehr sie sich daran gewöhnt hatte.

Wenn sie eigenständig sein wollte, musste sie ihre Mission alleine erfolgreich durchführen, so wie es die Krieger auch taten, die nicht den Luxus eines Leibwächters besaßen.

Nein, diese mussten auch auf ihre eigenen Fähigkeiten vertrauen.

Wenn ein Saiyajin eine Mission annahm, ging er gleichzeitig ein Risiko ein.

Lohn gab es am Ende der Arbeit, aber zuerst musste man diese überleben!

Schließlich bedeutete eine Mission immer eine Gefährdung seines Lebens. War er nachlässig, bezahlte er mit Blut, Körperteilen und schlimmstenfalls mit seiner Existenz. Je höher dabei der Stand eines saiyanischen Kriegers war, umso mehr Leben hatte er zu verantworten: nicht nur sein Eigenes, sondern auch das seiner Untergebenen.

Dies gehörte zur Bürde eines Kriegers, an die man zu wenig dachte. Die meisten Unbeteiligten sahen nur ihre Privilegien und dachten nicht an den Preis, welches die Krieger gezahlt hatten, um ihre Stellung zu erhalten.
 

Bulma schluckte ihre Sorgen herunter, während sie konzentriert den Gleiter flog. Sie ignorierte die schweißfeuchten Hände am Steuerrad und summte leise Melodien zur Ablenkung.

Nach einigen Stunden Flug erreichte sie die Stelle, welche das Radar anzeigte, woraufhin sie die Geschwindigkeit drosselte.

Langsam näherte sie sich den angegebenen Ort und sah aus dem Fenster nach einem Platz zur Landung.

Unwillkürlich fluchte sie auf, als sie die Umgebung von oben betrachtete.

„Da soll mal ein Dorf gewesen sein?“ fragte sie ungläubig.

Alles, was sie sah, war eine kleine Insel und sehr viel Wasser drum herum.
 

Bulma hatte in den vergangenen Tagen alle vorhandenen Dörfer auf Namek zu Gesicht bekommen.

Sie waren an windgeschützten Stellen erbaut worden, mit genug Platz, wo die Namekianer ihre Setzlinge pflanzten. Kein Dorf war auch nur in Ufernähe gewesen, weil das Meer übelriechend, nicht trinkbar und von gefährlichen Meerestieren bewohnt war.

Sie hatte daher eine ähnliche Stelle für das verschollene letzte Dorf erwartet: weite Landfläche, Felsen, mit Gras bewachsen, vielleicht Ruinen von Häusern…aber ganz bestimmt nicht grünes Wasser.

Sie flog die Umgebung weiter ab, um die genauen Umstände nachverfolgen zu können.

Je mehr Bulma die Topografie untersuchte, desto besser verstand sie die Hintergründe.

Die kleine Insel befand sich nahe dem Festland. Einst mussten sie verbunden gewesen sein, in Form einer Landzunge, bis diese Verbindung abgebrochen war.

Vermutlich sah vor 200 Jahren diese Gegend ganz anders aus als heute.

Sie erkannte, dass eine Landschaftsveränderung in den letzten Jahrzehnten stattgefunden hatte.

Wahrscheinlich hatten sich die Kontinentalplatten verschoben, da diese ständig in Bewegung waren…Erdbeben waren eine Folge davon und wenn in einer Gegend bereits eines stattgefunden hatte, konnte man sicher sein, dass weitere folgen würden. Bei einem Erdbeben in jüngerer Zeit musste es zu einer Absenkung von Landmasse gekommen sein. Diese fiel unter dem Meeresspiegel, der daraufhin die Lücke füllte.

Nun befand sich dort, wo einst ein Dorf stand, nur noch spiegelglattes Wasser.
 

Sie landete auf der kleinen Insel, da diese sich dem Dragon Ball am nächsten befand. Zwei Bäume waren alles, was an Pflanzen darauf wuchs. Das winzige Landstück reichte aus, um zu landen und ihr Lager aufzustellen.

Fluchend umrundete Bulma die Insel zu Fuß, den Radar in ihren Händen haltend. In wenigen Minuten befand sie sich wieder an ihrem Anfangspunkt: die Insel eignete sich nicht mal für einen Spaziergag zur Beruhigung der Nerven.

Denn diese lagen bei Bulma blank. Die unerwartete Topografie verzögerte ihre Suche.

„Wasser! So ein Scheiß! Wer hätte das gedacht? Davon hat der Älteste kein Wort gesagt. Vermutlich waren weder er noch Nehl seit dem Erdbeben mal hier gewesen. Das ändert doch alles! Ich muss die Roboter nun wasserdicht ausrüsten“ regte sie sich auf.

Eine wasserdichte Isolierung anbringen…noch dazu eine, welche das regionale Wasser aushielt, was nicht besonders sauber war…das würde nicht einfach werden. Zudem war die grüne Brühe aufgrund der vielen Schwebteilchen fast blickdicht, was bedeutete: dort unten konnte man nichts sehen.

Wie sollte man da die Kugel finden?

Natürlich zeigte das Radar den Dragon Ball an und könnte daher aushelfen. Er befand sich in ihrer Nähe…irgendwo unter ihr, tief im Meer.

Wie tief, konnte das Radar nicht anzeigen, weil es nicht auf dreidimensionale Maße ausgelegt war. Er konnte nur die zweidimensionale Entfernung anzeigen.

„Keine Ahnung, wie tief es runter geht…Oh Shit! Das bedeutet, die Roboter müssen nicht nur wasserdicht sein, sondern auch mit dem Wasserdruck umgehen können. Material habe ich mit, aber wie soll ich in kurzer Zeit diese Arbeit allein fertig kriegen…Hm, und wenn ich einen der Gleiter umbaue und dann selbst hinabtauche…aber dann muss ich das Radar auch umrüsten, damit ich den Dragon Ball schneller finde. Wie soll ich mich sonst orientieren? Außerdem extrastarke Beleuchtung, damit ich etwas sehen kann. Hab ich eigentlich Sauerstoff dabei? Doch, bestimmt, für das Raumschiff, zur Reserve…“ Bulma sprach laut mit sich selbst; das half ihr beim Organisieren.

Sie holte ihre Kapseln heraus, in denen sie Werkzeug, Roboter und Material gelagert hatte, um sich einen genauen Überblick zu beschaffen.

Nach einer Stunde, in der sie mit einem Roboter experimentiert hatte, erhielt sie die Erkenntnis, dass das Aufrüsten der Bergungsroboter zu lange dauern würde. Diese waren nicht geeignet.

Sie stand am Ufer, eine Fernsteuerung mit Display in der Hand und sah grimmig auf die trübe See.

Der Roboter mit seiner Elektronik war für trockene Umgebung super, wie an Land oder sogar im Weltall…aber nicht für Wasser.

Besonders nicht auf Namek!

Da soff er nur ab.

Stirnrunzelnd sah sie auf die Stelle, wo außer leichtes Bitzeln und Blubbern an der Oberfläche nichts mehr von ihm zu sehen war.

Kaum war der Roboter abgetaucht, hatte es angefangen, an der Wasseroberfläche stark zu blubbern, woraufhin sie versucht hatte, den Roboter wieder herauszusteuern. Aber etwas hinderte die Maschine daran, aus der blickdichten, grünen Wasserfläche wieder aufzutauchen.

Was immer es auch war, die Kamera schaffte es nicht, ein Bild zu senden. Alles, was Bulma auf den Bildschirm hatte erkennen können, war, wie etwas gegen die Sensoren und Kamera knallte.

Was versteckte sich im Wasser?

Bulma wusste nur wenig über die namekianische Tierwelt und ihr stand derzeitig kein Führer zur Seite. Piccolo hätte ihr mehr erzählen können, was da im Wasser lauerte.

Es erinnerte sie aber, wie er öfters diese Riesenkrabben zum Frühstück mitgebracht hatte.

Konnte dies der Grund sein, warum der Roboter nicht mehr aufgetaucht war?

Sie schluckte nervös, als sie sich an die Größe der Krabben erinnerte. Dazu kamen die Panzerung und die großen Scheren dieser Wesen.

Für Kakarott und Piccolo kein Problem, aber für sie und ihr mechanisches Freunden könnte es schwierig werden. Um es mit denen aufzunehmen, mussten die Tauch-Roboter eine gewisse Größe aufweisen. Die kleineren Roboter könnte sie demontieren und als Ersatzteile nutzen, aber…

All diese Arbeit, wenn sie die einzige Technikerin war?

Würde es sich lohnen?

Wären die Roboter smart genug, um es mit den Gefahren aus der Tiefe aufzunehmen?

Zu viele Ungewissheiten.

„So geht das nicht…“ murmelte sie frustriert.

Den Plan, Bergungsroboter zu steuern, während sie schön sicher an Land wäre, fiel damit flach.

Also Plan B: sie selbst musste runter.
 

In ihrem Kapselhaus setzte sich Bulma ans Schreibpult und fing an zu skizzieren.

Zuerst musste sie das Dragonball-Radar verbessern, um eine genauere Position zu erhalten. Dadurch würde sie die genaue Richtung wissen.

Dann würde sie das Fahrzeug bauen, mit dessen Hilfe sie den Dragon Ball bergen würde.

Wenn sie vor Ort war, konnte sie Gefahren besser einschätzen und flotter reagieren, als wenn sie auf die Meldungen der Roboter warten müsste.

Bulma zeichnete weiter: sie plante Sauerstofftanks ein, gleißende Leuchten gegen die Dunkelheit, hydraulische Hebel zum Graben und sogar Waffen gegen die unbekannten Tiere, damit sie für jede Situation gewappnet war.

Als die technische Zeichnung mit allen Details fertig war, zog sie sich um. In ihrer Arbeitshose mit den vielen Taschen, den Werkzeuggürtel umgeschnallt, dicke Schutzhandschuhe an und eine Schweißerbrille um den Kopf geschnallt, machte sie sich daran, den ersten Roboter zu demontieren.

Sie hatte viel zu tun und die Zeit drängte.
 

Zur selben Zeit auf Planet Meat…

Vegeta zog den Kopf ein, während er zwischen den Felsen sprang. Seine Energie hatte er auf fast Null-Level gesenkt, damit die feindlichen Scouter ihn nicht registrierten. Seine ehemals weiße Rüstung war mit Dreck beschmiert, genau wie sein Gesicht. Mit sicheren Schritten huschte er schemenhaft in der Dunkelheit umher.

Wie lange war es her, dass er die Anschleich-Taktik gegen einen Feind nutzte?

Der Plan des heimlichen Hantierens: Verstecken, Anpirschen und von hinten Überrumpeln.

Strategien, welche sonst nur Assassinen und Meuchelmörder nutzten.

In diesem Fall aber nicht nur, weil es leiser und unauffällig war, um andere Feinde nicht zu alarmieren, sondern vor allem, weil man sonst keine Chance gegen den Gegner hatte.

Fehlte nur noch, dass er Gift einsetzen musste.

Es waren Taktiken, welche normalerweise nur ängstliche Schwächlinge nutzten.

Wenn ihn seine Erinnerungen nicht täuschte, hatte er dieses beschämende Verhalten für einen Krieger nicht mehr seit seinem zehnten Lebensjahr gegen einen Gegner zeigen müssen, weil er dann den Powerball einsetzen konnten, um sich in den Ozaru zu verwandeln.

Aber selbst davor hatte er es nicht mehr als ein-, zweimal tun müssen.

Verzeihlich, wenn man noch ein Kind war, ohne große Kampferfahrung und damit noch etwas übervorsichtig. Da war so ein Plan besser als seinen Gegner zu unterschätzen, nur um dann Prügel einzustecken und von den Kameraden gerettet zu werden.

Aber nun war er erwachsen, oberster Anführer der Saiyajins, kampferfahren, Meisterstratege… und musste dennoch wieder auf diese Taktik zurückgreifen.

Vegeta schnalzte abschätzig mit der Zunge, unzufrieden, aber auch die Umstände akzeptierend.

Es war nicht so, dass die Saiyajins solche Methoden ablehnten: letztendlich ging es darum, zu überleben und den Feind zu besiegen. Aber die Art, wie man kämpfte, zeigte den anderen Saiyajins, was für eine Art von Krieger man war.

Wer nur auf hinterhältige Taktiken setzen konnte, weil er im Zweikampf keine Chance hatte, bewies keine Ehre!

Dies war aber ein Sonderfall, wo ihm verziehen wurde: Nun gab es eine Schlacht, wo alle Saiyajins diese Methode nutzen mussten. Im offenen Kampf hatten sie sonst keine Chance.

Hinterlist und Tücke waren damit Teil ihrer Strategie.

Vegeta zog allein umher, getrennt von seinen Kameraden, die sich ähnlich versteckten, wie er es tat.

Die Saiyajins hatten sich aufgeteilt, um die Ginyu-Force zu zwingen, dasselbe zu tun. Dank ihrem Ki-Spürsinn konnten sie sich verstecken, sobald sie spürten, wenn ein Feind sicher näherte.

Die Ginyu-Force hatten dagegen Probleme, Saiyajins aufzuscheuchen. Gerade jetzt, zur Nachtzeit, halfen ihnen weder ihre Augen noch die Scouter.
 

Vegeta duckte sich zwischen den Felsen, als er eine starke Energie spürte. Dank dem Schmutz in Gesicht und Rüstung sowie der Dunkelheit der Nacht war er fast unsichtbar und verschmolz mit seiner Umgebung. Er beobachtete den Himmel, seine Augen vollkommen schwarz wegen der erweiterten Pupillen, die damit auch bei dem wenigen Sternenlicht die Umgebung noch klar erkennen konnten.

Daher war es ihm möglich, die massige Gestalt zu erkennen, welche sich allmählich in der Luft zeigte.

Ein humanoider Kerl mit heller Haut erschien, muskelbepackt und riesig, wie es Nappa einst gewesen war und damit leicht von weiten zu erkennen. Er besaß ein Kinn zum Steine-Beißen, ein roter Palmenwedel als Kopfverzierung auf dem sonst kahlen Quadratschädel und kleinen, bösartige Augen ohne Augenbrauen darüber, was dem brutalen Ausdruck die Kirsche aufsetzte.

So ungeschützt und in der Größe machte es ihn fast zur perfekten Zielscheibe…wenn bloß seine Aura nicht so stark wäre. Daran würde jeder schneller, leiser, aber damit auch zu kraftloser Ki-Strahl an ihm abprallen.

Vegeta verkniff sich ein unzufriedenes Knurren und blieb still in seinem Versteck. Berechnend begutachtete er den unbekannten Gegner, dessen Powerlevel grob geschätzt bei 60.000 lag. Vielleicht 70.000, aber einen genauen Wert konnte Vegeta ohne Scouter nicht messen.

Damit war er aber stärker als der Saiyajin-König. Es war auf jeden Fall ein Risiko, ihn ohne Rückendeckung anzugreifen… aber vielleicht, wenn dieser Kerl unvorsichtig war…könnte man ihn von hinten überrumpeln und den Hals brechen, schnell und leise, ohne dessen Kameraden zu alarmieren.

Aber sein Hals sah zu kurz und fleischig für Vegetas relativ kurze Arme aus. Wollte man gekonnt einem Gegner das Hals brechen, musste der Gegner auch einen Hals haben.

Damit schied der Hüne als heutiges Opfer raus.

Mittlerweile hatte Vegeta die feindliche Truppe anhand ihrer Auren ausreichend analysiert, um sich zu überlegen, wen er zuerst angreifen sollte.

Zwei andere Typen besaßen ähnliche Level wie der Klotzkopf hier, aber einer war schwächer. Doch der Schlimmste von ihnen war doppelt so stark, was darauf hindeutete, dass es sich um den Anführer handeln musste.

Das musste der gefürchtete und namensgebende Ginyu vom „Ginyu-Sonderkommando“ sein. Bei dessen Energien, die sich gerade am anderen Ende des Planeten befanden, sträubten sich Vegetas Nackenhaare.

Nein, der Typ war was für ganz am Schluss. Anderseits wären die Saiyajins vielleicht dann zu geschwächt von den vorherigen Kämpfen, um dann noch gegen ihn bestehen zu können.

Also zuerst angreifen…aber dann gab es immer noch die vier Untergebenen, die dann ebenfalls eine Change gegen den geschwächten Vegeta und seine Mannen hatten.

Es war eine Zwickmühle, für die Vegeta noch keine Lösung wusste, außer, sie alle im Hinterhalt still aus dem Weg zu räumen. Es war ja leider nicht so, dass es mehr Saiyajins seines Formats gab, die ihm helfen konnten. Diejenigen, welche sich auf Planet Meat noch befanden, waren schwächer als Vegeta.
 

Vegeta hatte auf Bardocks Warnung reagiert, indem er die Schwächsten seiner Männer mit der Luftflotte nach Vegeta-Sei zurückgeschickt hatte. Er hatte Tales den Befehl gegeben und rechtzeitig hatten sie fliehen können, bevor die Ginyu-Force eintraf.

Dann hatte Vegeta noch schnell einen Plan für sich und die übrigen Elite-Krieger ersonnen. Dazu gehörte es, ihre Vorräte zu verstecken und vergraben, damit der Feind keinen Zugriff darauf hatte.

Ihr Plan war es nicht nur, die Ginyu-Force zu trennen, sondern auch hinzuhalten und dadurch zu zermürben.

Man wusste, dass sie in Pods nach Meat reisten und diese kleine Raumschiffe hatten keinen Platz für Vorräte. Ein Nachteil, welcher den Saiyajins, die seit Jahrzehnten in Pods reisten, nur zu bekannt waren. Dafür waren die Pods schneller und weniger, wodurch Abwehrraketen und Luftflotte sie kaum erwischen konnten. Die Laserkanonen, welche die Saiyajins aufgestellt hatten, waren daher nutzlos gewesen.

Ohne Wasser und Nahrung würde die Ginyu-Force hoffentlich nach längerer Zeit unkonzentriert werden. Natürlich gab es auf diesen Planeten essbare Pflanzen und Quellen, aber man musste wissen, wo. Die Saiyajins besaßen einen Heimvorteil und kannten sich in der Gegend besser aus.

Während sie sich also versteckten, hofften sie auf die Hilfe der Zeit: dass die Ginyu-Force ihre Energie mit der Suche nach ihnen verschwendeten, während die Saiyajins sie dann im geeigneten Moment aus dem Hinterhalt angreifen konnten.

Eine andere Taktik gab es für die sonst eher aktiven Kämpfer nicht: sie waren zu sehr in die Ecke gedrängt und mussten in die Defensive gehen.

Dadurch, dass die saiyanischen Truppen sich verteilten, waren viele Krieger auf sich gestellt. Weder konnten sie Befehlen gehorchen, noch die gemeinsame Truppenstärke nutzen. Sie mussten damit eigenständig denken und die passenden Strategien finden. Vegeta wusste selbst nicht, wo sich seine Krieger versteckten, die dank ihrer guten Ki-Kontrolle nicht aufzuspüren waren. Dummerweise gab es ohne Scouter keine Kommunikation; ein Nachteil ihrer Strategie.

Fürs erste war damit jeder auf sich allein gestellt, so lange wie möglich zu überleben und Zeit zu schinden. Verstecken, Beobachten und auf ein Signal zu warten, gehörte zu dem Plan den Saiyajins.

So wie es jetzt Vegeta tat, der immer noch den Quadratschädel im Auge behielt, welcher sich weit oben in der Luft befand und suchend über die Erdoberfläche starrte.

„HU-HU…WO SEID IHR, SAIYAJINS? 1,2,3,4 ECKSTEIN, ALLES MUSS VERSTECKT SEIN“ rief er laut und deutlich ungeduldig. „KOMMT SCHON RAUS! WIE LANGE WOLLT IHR EUCH NOCH VERSTECKEN, IHR FEIGLINGE! DAS IST DIE REINSTE KINDERKACKE!“

Seine Stimme erscholl laut und deutlich in der Luft.

„KOMMT RAUS UND ZEIGT MIR, WAS FÜR TOLLE KÄMPFER IHR SEID! IHR DÜRFT GEGEN RIKOOM ANTRETEN. RIKOOM VON DER GINYU-FORCE! EIN KRIEGER WIE IHR! ICH WILL WISSEN, WER DER STÄRKERE IST…NA KOMMT SCHON! ENTTÄUSCHT MICH NICHT, IHR WASCHLAPPEN!“

Rikoom hörte nicht auf, Beleidigungen über die Feigheit der Saiyajins auszustoßen.

Je länger Vegeta ihm zuhören musste, desto gereizter wurde.

Natürlich juckte es ihm in den Fingern, seine Ehre herzustellen, aber Vegeta durchschaute die Provokation.

Genau das wollte Rikoom schließlich erreichen.
 

Rikoom wartete einige Sekunden ab, ob sich jemand auf seine Herausforderung meldete.

Nichts, nur der Wind pfiff.

Auch sein Scouter meldete kein neues Powerlevel, aber Rikoom war überzeugt, dass es in dieser Gegend Saiyajins gab. Er fühlte sich beobachtet. Sein Nacken juckte, als ob klebrige Blicke darauf fixiert wären.

Rikoom brummte unzufrieden, während er sich den Hals kratzte.

Diese Mission verlief nicht wie gedacht: anstatt ein schönes Scharmützel, spielten sie hier seit Stunden Verstecken mit den Saiyajins.

So viel zu den Gerüchten, dass wären starke Krieger, die keinen Kampf scheuten…Hah, was für Memmen.

Sie hatten zu viel Angst vor Rikoom und seinen Freunden.

Sehr enttäuschend…Rikoom spuckte abfällig aus.

Nun, da die Saiyajins nicht mit dem Versteck-Spielen aufhören wollten…Rikoom grinste vorfreudig…würde er sie wie die Ratten aus ihrem Versteck herausscheuchen.

Nichts eignete sich da besser als Feuer.

Letztendlich sollten sie eh sterben. Pech für die Saiyajins, denn er hatte ihnen die Wahl gelassen.

Er konzentrierte sein Ki in seiner rechten Hand.

„ALSO GUT, IHR WOLLT ES JA NICHT ANDERS. DANN SOLLT IHR WIE FEIGLINGE VERRECKEN!“ war seine Ankündigung, während er weit ausholte und den Ki-Ball warf. In hohen Bogen flog die leuchtend rote, relativ kleine, aber in der Dunkelheit gut erkennbare Energie-Kugel in Richtung Erdoberfläche, wo sie sich bei Kontakt in eine laute, brennende Flammensäule verwandelte.

Vegeta presste sich an die Felsen, während er das Spektakel ansehen musste und dabei dankbar war, dass er sich in der entgegengesetzten Richtung versteckt hatte. Er kroch zum Schutz tiefer in die Lücken zwischen den Felsen, da angesichts des herrschenden Feuerscheins die Nacht erhellt wurde und damit ihr schützendes Gewand verloren hatte.

Wenn sich dieser Rikoom nun umdrehte, würde er ihn sehen können. Vegeta kaute nervös auf der Lippe.

Sollte er die Gelegenheit nutzen und zuerst angreifen?

Aber immer noch hemmte die Vorsicht seine Schritte.

//Na los, beweg dich!// befahl er lautlos seinem Körper, der sich aber weigerte, sich zu rühren.

Rikoom lachte derweilen laut auf.

„UND DAS WAR NOCH NICHT ALLES!“ rief er aus. „ICH WERDE EINFACH ALLES HIER IN BRAND SETZEN! IHR WERDET EHRLOS STERBEN!“

Er machte seine Worte wahr, indem er weitere Energiebälle wild um sich warf.

Vegetas Idee, sich von hinten anzuschleichen, wurde zunichte gemacht. Da, wo er geplant hatte, anzugreifen, flog nun brandgefährliche, kugelförmige Energie herum.

Sein Instinkt (besser gesagt, seine Furcht, aber Instinkt klang besser) hatte ihn gerettet.

Nun musste er aber hoffen, nicht von einem dieser Energiebälle getroffen zu werden. Die schützenden Felsen engten seine Bewegung ein und eigneten sich nicht als Bollwerk.

Sollte er sich tiefer eingraben?

Wozu, so könnte er bei einem aufprallenden Energieball verbrannt UND begraben werden?!

Nein, dann lieber im Kampf sterben als es nicht mal zu versuchen!

Anstatt sich also tiefer nach unten zu verkriechen, kletterte er wieder hoch und strich sich dabei den Dreck aus dem Gesicht. Er würde diesem Rikoom entgegen treten, deutlich als König der Saiyajins erkennbar und ihm zeigen, aus welchem Holz die Saiyajins geschnitzt waren.

Er war aber nicht der Einzige, der diesen Plan hatte.

Vegeta stutzte und blieb, wo er war, denn er spürte, wie fünf Energiesignaturen aufflackerten. Sie waren zum Kampf bereit, gaben jegliche Deckung auf und flogen auf Rikoom zu.

Jener hörte die warnende Meldung seines Scouters und hörte mit seinem Feuerspielchen auf.

Sein Plan hatte also funktioniert.

Mit verschränkten Armen vor der Brust, zufrieden grinsend, erwartete er die Neu-Ankömmlinge.
 

Es waren fünf Saiyajins, Elitekrieger in verdreckten, weißen Rüstungen, wie sie auch Vegeta trug.

Mit gefletschten Zähnen und zornigen Augen umringten sie Rikoom.

„Na los, zeigt mir, wie stark ihr seid. Ich hab schon so viel von euch gehört“ freute sich Rikoom und machte keine Anstalten, eine Kampfposition einzunehmen.

Nein, es war deutlich, dass er den ersten Zug seinen Gegnern überließ. Angesichts ihrer schwächeren Powerlevels musste er sich auch bei der Überzahl keine Sorgen machen.

„Diesen Wunsch wirst du bereuen“ zischte einer von ihnen, dessen rechte Hand weiß glühte.

Anstatt aber die Energie auf Rikoom zu werfen, formte er einen weißglühenden Ball und warf ihn hoch, weit nach oben in den Himmel.

Vegeta erkannte die Technik und schloss eilig die Augen.

Das war ein Powerball gewesen.

Er hörte den Knall, der geschah, wenn ein Powerball sich bei Sauerstoffkontakt ausdehnte und in einen künstlichen Mond verwandelte. Hinter seinen geschlossenen Augenlidern wurde es deutlich heller, weil die Nacht nun noch mehr beleuchtet wurde, jetzt von Mondähnlichen Licht, anstatt rotem Feuerschein. Es dauerte nicht lange und da hörte Vegeta auch schon das typische Brüllen von sich verwandelnden Saiyajins und das Knacken und Reißen ihrer Körper, die sich in ihre monströse Gestalt, den Ozaru, verformten.

Vegeta lächelte schadenfroh, weil er sich Rikoom überraschtes Gesicht dabei ausmalte.

Mit Hilfe dieser Verwandlung verzehnfachten sich die Kräfte der Saiyajins. Aber nur die Elitekrieger waren dabei in der Lage, ihren tierischen Instinkt zu kontrollieren und immer noch strategisch zu denken sowie zusammenzuarbeiten. Wenn sich sonst fünf gleichstarke Saiyajins verwandelten, konnte es aufgrund des animalischen Egos dazu führen, das sie stattdessen Revierkämpfe austrugen, anstatt sich um den Gegner zu kümmern. Ausnahme gab es nur, wenn ein stärkerer Saiyajin als Alpha die Führung übernahm.

Fünf Elite-Ozarus gegen Rikoom…solange der Kerl keine Verstärkung erhielt, sollten die Saiyajins einem Sieg nahe sein.

Aber dann spürte Vegeta, wie die Aura dieses Kerls immer noch ruhig blieb, unbesorgt. Er griff nicht an, sondern wartete die vollständige Verwandlung der fünf Saiyajins ab.

Vegetas Lächeln brach ein, weil er verstand.

Selbst verzehnfacht reichten ihre Kräfte nicht gegen ihn aus!

Vegeta Gedanken sprangen beunruhigt hin und her.

Sollte er die Augen öffnen, zum Powerball schauen und sich ebenfalls verwandeln?

Stark genug wäre er dann, aber das allein würde nicht ausreichen. Denn, sobald er das tat, konnte er sich nicht mehr verstecken und auf eine Blöße von Rikoom warten.

Ozarus waren in ihrer Größe sehr auffällig, weshalb Überraschungsangriffe damit ausfielen.

Außerdem waren sie zwar stärker, aber auch schwerfälliger. SECHS Ozarus würden sich eher gegenseitig behindern anstatt unterstützen, wenn sie versuchten, ihren kleineren Gegner zu erwischen.

Abgesehen davon, dass die sechs starken Powerlevel Rikooms Kameraden alarmieren würde und wenn die Giynu-Truppe erst komplett an diesem Ort versammelt wäre…dann hätten die Saiyajins selbst mit Vegeta keine Chance.

Nein, so gesehen war sein Plan besser: während die fünf Elite-Saiyajins Rikoom ablenkten, musste Vegeta auf einen geeigneten Moment warten, um wie ein tödlicher Dolch den Feind hinterrücks zu erstechen.

Vegeta öffnete die Augen. Solange er nicht direkt und zu lang zum Powerball starrte, würde er sich nicht verwandeln. Er sprang zwischen den Felsen herab, um sich vom Boden aus zur Nähe der Kämpfenden anzuschleichen.

Mittlerweile waren die fünf Saiyajins zu meterhohen Affenähnlichen Monstren ausgewachsen und versuchte, Rikoom in die Mangel zu nehmen. Die Erde bebte unter ihren schweren Schritten. Vegeta gab sein Bestes, um trotz schwankenden Bodens nicht sein Gleichgewicht zu verlieren. Dabei musste er sich den Kämpfenden nähern, ohne unbeabsichtigt von einem Ozaru zertreten oder von Rikoom gesehen zu werden. Aber da jener von riesigen Körpern umzingelt war, wurde sein Blick abgeschirmt.

Doch es dauerte nicht lange, da fiel bereits der erste Ozaru zu Boden, getroffen von einem gezielten Faustschlag gegen die Stirn, woraufhin der Kopf zerschmetterte. Durch den Tod überrascht, blieb der Organismus als Ozaru in diesem Zustand erhalten und damit als kopflose, gigantische Leiche liegen, ohne sich zurück zu verwandeln.
 

Nun waren es nur noch vier Ozarus gegen Rikoom. Drei bildeten einen Kreis um den schwebenden Ginyu-Soldaten, der vierte erhob sich und schwebte über ihnen.

Von allen Seiten umzingelten sie ihn und griffen gleichzeitig an, indem sie ihr Maul aufrissen und einen konzentrierten Energiestrahl abfeuerten.

Es gab kein Entkommen für Rikoom!

Die vier Energiestrahlen prallten in der Mitte aufeinander und verursachten eine Explosion, deren Schockwellen sogar die gewaltigen Körper der Ozaru nach hinten wegwarfen und ihre Schnauzen verbrannten.

Vegeta, der dies vorausgesehen hatte, hatte vorsorglich Rückzug hinter dem ersten, toten Ozaru gewählt. Dessen Leibesmasse diente ihm als Schutz vor der Explosion wie auch als Versteck.

Der Lärm der Explosion verklang, ebenso die Hitze.

Vegeta vermied es, nachzuschauen, sondern nutzte den Ki-Spürsinn, um die Situation zu erfassen.

Wo befand sich Rikoom?

War er nun ein Aschehaufen?

Die Ozarus schienen das zu glauben, denn sie klopften sich siegesgewiss auf die Brust, brüllten und trampelten mit den Füßen.

//Idioten!// schimpfte Vegeta in Gedanken //Spürt ihr es denn nicht?!//

Elite-Saiyajin hin oder her, aber verwandelt in den Ozaru wurde ihre Gehirnleistung trotzdem gesenkt. Vegeta dagegen spürte die immer noch starke Aura des Gegners.

Eilig stand er auf und wollte seinen Männern Befehle erteilen, aber die Warnung kam zu spät.

Ein zischender Blitz und der zweite Ozaru lag auf den Boden. Ein blutendes Loch in der Brust, wo einst sein Herz gewesen war.

Überrascht hielten die drei übrigen Ozarus in ihrem Siegestanz inne. Eilig sahen sie sich nach dem Übeltäter um.

Rikoom, unverletzt und sauber, was darauf hinwies, dass er der Attacke entkommen war, erschien über ihnen. Lautes Gelächter war zu hören, als er wendig, wie eine Fliege zwischen den Ozarus flog und rote Energiestrahlen auf ihre Augen und empfindlichen Nasen abschoss, wodurch sie geblendet wurden. Zwar blind, aber sich auf ihren Ki-Spürsinn verlassend, versuchten sie, ihn mit ihren Fäusten zu attackieren. Tückisch nutze Rikoom aber die Größe und Blindheit seiner Gegner sowie die mangelnde Distanz aus, damit sich die Ozarus selber trafen. Dazu kamen seine eigenen tödlichen Angriffe. Die riesigen Körper ließen sich gut treffen und mit genug Kraft auch töten; da schützte auch die Ozaru-Verwandlung nicht. Schon fiel der dritte Saiyajin leblos zu Boden.

Erniedrigt und wütend schrien die beiden übrigen Ozarus auf. Ihre Wut wirkte ansteckend auf Vegeta. Seine Glieder zitterten, weil er in widersprüchlichen Gefühlen gefangen war und sich wie zerrissen fühlte. Einerseits wollte er mitmischen, anderseits würde ihn Rikoom sofort entdecken, weshalb seine Rationalität ihm befahl, stehenzubleiben.
 

Nur noch zwei Ozarus waren übrig.

Einer schlug mit geballter Faust nach Rikoom, der sich einen Spaß daraus machte, ihn zu verhöhnen, während er auswich.

„Fang mich doch, fang mich doch. Schneller, schneller!“

Der zweite Ozaru war geschickter: er sah Rikooms nächsten Ausweichversuch voraus, schnitt ihm den Fluchtweg ab und schnappte ebenfalls zu. Nun befand sich der feindliche Soldat in seiner Hand.

„Ahh, verdammt, das war fies. Hey, ich bin allein. Ich hab keinen Freund, der mir hilft“ beschwerte sich Rikoom über das unfaire Spiel. Doch obwohl er jammerte, war kein Angstschweiß auf seiner Stirn zu sehen.

Der Ozaru, der in ihn seiner Hand hielt, grinste mit gefletschten Zähnen und ballte die Faust fester. Rikoom hielt aber dagegen. So leicht ließ er sich nicht zerquetschen.

Der Ozaru stutze, weil er spürte, wie seine Finger auseinander gezwängt wurden. Eilig nahm er seine zweite Hand zur Hilfe. Rikoom grinste ihn gehässig an, weil auch das nicht ausreichte. Immer mehr zwängte er sich aus dem fleischernen Gefängnis, während der Ozaru mit zusammengebissenem Kiefer den Plan verfolgte, ihn zu zerquetschen. Beide Krieger nutzten ihre Körperkraft gegenseitig aus. Dennoch sah es so aus, als würde Rikoom trotz Größenunterschied triumphieren.

Der übrige Ozaru dachte angestrengt nach, was er als Hilfe tun könnte und kam auf folgende Idee.

Kopf abreißen, während Rikoom noch unbeweglich war und nicht fliehen konnte!

Kopf abbeißen lohnte sich nicht, weil Rikooms Schädel zu klein war, um ihn gezielt mit der sperrigen Schnauze zu erfassen. Seine Finger reckten sich dem gefangenen Feind entgegen, um seinen Kopf zu zerdrücken.

„Ui, jetzt wir es knapp“ zischte Rikoom, während er die haarigen, großen Glieder auf sich zukommen sah.

Ähnlich wie die Saiyajins genoss auch er den Nervenkitzel von spannenden Kämpfen. Aber sterben wollte er deswegen noch lange nicht. Nach der stundenlangen Suche wollte er sich bloß etwas Spaß erlauben, bevor er sich wieder auf die langweilige Jagd aufmachen musste.

Ach, wenn doch mehr Saiyajins so draufgängerisch und einfach zu provozieren wären wie diese hier.

Vermutlich hätten er und seine Freunde sie dann schon längst alle abgeschlachtet und könnten sich auf den Weg zu Lord Freezer machen, um von ihm gelobt zu werden.

Rikoom holte tief Luft, riss sein Mund auf und feuerte eine Ki-Kanone daraus ab. Der hochkonzentrierte Energiestrahl verbrannte die Finger des Affenmonster mitsamt Hand. Der Besitzer schrie vor Schmerz auf, während er sich den Stummel hielt.

Aus Schock beim Anblick seines Freundes lockerten sich ungewollt seine Fäuste um Rikoom, was jener ausnutze, um sich mit einem Ruck zu befreien. Er flog zwischen die beiden Monstren und streckte die Arme zur Seite aus, in den Handflächen jeweils eine leichtende Kugel. Ehe beide Ozarus begriffen, was vorging und sich von der Überraschung erholten, erhielten beide gleichzeitig einen Energiestrahl ins Gesicht. Während sie rauchend langsam zu Boden fielen, streckte Rikoom triumphierend seine Arme aus und winkelte ein Bein an.

„Uh! Yeah! Ich bin der BESTE! DER GRÖSSTE! ICH BIN RIKOOM“ rief er aus und machte bei jedem Satz eine Pose.

Sein Gesicht war zum Himmel gereckt, sein Rücken ungedeckt, er selbst deutlich abgelenkt.

Jetzt oder Nie!

Rache für seine Kameraden!
 

Rikooms Scouter meldete sich warnend zu Wort.

Ein hoher Piepton zeigte das sich nähende, gefährlich hohe Powerlevel an und es befand sich…

„Häh, hinter mir…?“ brummte Rikoom und drehte den Kopf. Er entdeckte direkt hinter sich das zähnefletschende Gesicht eines Saiyajins in weißer Rüstung und mit flammenartigem Haarschopf, in dessen angewinkelter schlagbereiter Faust das Ki gerade zu gleißte.

//Wie konnte sich jemand mit so einer Kampfkraft so nah an mich ranschleichen?!//war Rikooms letzter Gedanke, begleitet von einem Anflug an Nervosität, bevor ihn Vegetas Attacke ungeschützt traf. Der Prall war so heftig, dass es Rikoom aus der meterweiten Höhe zu Boden krachen ließ, wo er einen Krater bildete. Vegeta aber blieb noch in der Luft, kanalisierte seine Wut und feuerte weitere Ki-Bälle auf die Einschlagsstelle. Er würde nicht aufhören, bis Rikoom verbrannt war.

Vegeta würde das Opfer seiner Elite-Krieger damit ehren. Sie waren nicht umsonst gestorben.

Doch Vegetas Angriffe wurden durch einen gegnerischen Energiestrahl abgeblockt. Ein weiterer Strahl flog auf ihn zu, woraufhin er auswich, um die vorbereitete Energie in seinen Händen lieber für den Angriff als für die Verteidigung zu gebrauchen.

Vegeta nahm Schwung auf, indem er sich fallen ließ. Er nutze die Schwerkraft für mehr Geschwindigkeit, während er in Richtung rauchender Krater flog, von wo aus er Rikooms Aura spüren konnte.

„So eine Scheiße, da hatte sich noch einer versteckt“ konnte er Rikoom sprechen hören und sah seine Silhouette, wie jener aufstand und sich die Brust rieb.

Vom Rauch noch die Sicht getrübt, bemerkte der Ginyu-Soldat zu spät, wie Vegeta vor ihm auftauchte und erneut einen energiegeladenen Tritt verpasste, welcher Rikoom wieder zu Boden warf.

Vegeta hatte keine Zeit für Spielchen, wie er sie zuletzt mit Zarbon getrieben hatte.

Alles, wonach es ihm gelüstete, war die schnelle Vernichtung seines Gegners.

Darum zögerte er auch nicht, den, mit dem Gesicht auf den Boden liegenden Gegner zu attackieren. Er zielte dabei auf den Rücken, der zwar von der Rüstung geschützt wurde, aber dahinter empfindliche Organe verbarg. Vegetas Ziel war es, zumindest die Wirbelsäule zu treffen und ihn zu lähmen. Seine Faust, leuchtend rot durch das Wut gefärbte Ki, flog auf Rikooms Mitte zu.

Doch seine Absicht wurde gestört, weil der massige Körper durch einen Energiestrahl geradewegs in die Luft katapultiert wurde und so seiner Attacke entkam: Rikoom hatte seine Energie wie ein Antrieb verwendet und wurde wie ein Propeller nach oben geschleudert.

Nu befand sich Rikoom nur wenige Meter über Vegeta, dessen Körper immer noch halb mit dem leeren Angriff beschäftigt war, kaum in Balance.

Ein Wimpernschlag, eine Millisekunde…für Normalsterbliche wäre dieser Augenblick so schnell beendet wie der Flügelschlag eines Schmetterlings oder ein Blitzschlag: man würde es erst bemerken, wenn es vorbei war.

Für die beiden Krieger zog er sich hin. Die Zeit fühlte sich anders an, langgezogen wie ein Kaugummi, fast eingefroren in diesem Bild.

Die Situation war für beide eindeutig: Vegeta war ungeschützt und Rikoom wusste es.
 

Die Zeit taute auf und alles geschah blitzschnell.

Rikoom riss das Maul auf und feuerte einen gewaltigen Ki-Strahl ab. Vegeta, in ungünstiger Haltung stehend, direkt unter Rikoom, konnte nicht ausweichen.

Der Strahl traf ihn. Eine Feuersäule explodierte, wo er stand.

Rikoom wurde, obwohl damit gerechnet und seine Flugbahn entsprechend angepasst hatte, trotzdem durch den heißen Luftstrom weiter hochgeschoben.

Hätte er Augenbrauen, so wären sie verbrannt worden. So verkokelten aber nur die Haarspitzen seines roten Irokesen, sowie die ausladenden Schulterpolster.

Rikoom schwebte zur Seite, um nicht mehr durch die Hitze und den Rauch in seiner Sicht eingeschränkt zu werden. Er drückte auf seinen Scouter, um die Lage zu analysieren.

Dieser bestätigte seinen Verdacht: der Saiyajin war tot, denn kein Powerlevel war mehr zu messen.

Angesichts der Explosion mit anschließender Feuersäule war er nur noch ein Staubhäufchen. Alles, was hier nun übrigblieb, waren die fünf Ozaru-Leichen.

„Mann, der Kerl hat bei mir echt das Flattern verursacht“ brummte Rikoom anerkennend. „Echt hinterhältig…hat einfach dabei zugesehen, wie seine Kameraden verrecken, nur damit ich nachlässig werde…und beinahe hätte es funktioniert“ Rikoom feixte.

Er ballte die Fäuste und wirbelte sich durch eine Vielzahl an Posen, angefeuert durch den Adrenalinschub.

Ja, das war es: So einen Nervenkitzel wollte er.

Das fühlte sich so gut an!

Der Adrenalinjunkie wünschte sich, seine Kameraden hätten das gesehen.

Kaum daran gedacht, wurde er von ihnen schon angerufen.

„Hey Rikoom, was läuft bei dir? Ich hab da ein paar ziemlich starke Werte erfasst“ fragte ihn Jeeze per Scouter.

„Ist bei dir was los? Kann ich kommen?“ meldete sich Baata eifrig.

„Rikoom, denk daran, mit deinen Freunden zu teilen“ meldet sich sogar der Käpt’n zu Wort.

Bloß Guldo, der Schwächste, bot seine Hilfe nicht an, obwohl auch er im Scouter-Team-Talk mithörte.

„Keine Angst, Freunde, Rikoom hat alles unter Kontrolle“ prahlte der Hüne.

„Was heißt hier Angst? Als ob ich mich um dich sorgen würde. Ich will einfach nur etwas Action. Außer zehn Saiyajins habe ich bislang noch nichts erledigt“ keifte Jeeze. „Die Biester lassen sich schwer fassen.“

„Ha, ich habe schon 24 erledigt“ lachte Baarta.

„Und ich schlage euch mit 30“ überbot Rikoom mit einer schneller Kopfrechnung und unter Einbezug der gerade erledigten Opfer.

Guldo blieb bis auf ein missgünstiges Knurren weiterhin stumm.

„Nett, nett“ lobte Captain Ginyu „Macht weiter so, Jungs. Aber zieht mal das Tempo etwas an. Auf diesen Planeten müssen sich etwa 800 Saiyajins befinden. Ich hab Lord Freezer versprochen, dass wir alle vernichten werden. Aber ich will hier keinen Monat in dieser Einöde verbringen, um das zu erreichen, kapito?!“

„Geht klar, Käpt’n…wie viele Saiyajins habt Ihr denn schon geschlagen?“ fragte Jeeze neugierig.

„Mehr…viel mehr“ war Ginyus Antwort, mit samtiger Stimme vorgetragen wie eine Katze, die sich unerlaubt am Butterfass bedient hatte. Seine Zuhörer konnten das zufriedene Grinsen spüren und ahnten, obwohl Ginyu keine Zahlen nannte, dass ihr Anführer schon eine sehr viel höhere Anzahl an Saiyajins vernichtet hatte.

Natürlich motivierte es Ginyus Männer, es ihm gleich zu tun.

„Hm, da muss ich mich ranhalten. Ich bin jetzt auch so schön warmgelaufen, das sollte ich ausnutzen. Will mir schließlich keine Zerrung holen“ brummte Rikoom und dehnte dabei kurz seine Arme.

Er sah sich noch ein letztes Mal um, aber so wie es aussah, hatte er alles in dieser Gegend gewildert.

Hier würde er keine Saiyajins mehr rausscheuchen, aber ein paar Meilen weiter könnte er mit derselben Taktik wieder Erfolg haben. War bloß blöd zum Zählen fürs spätere Vergleichen mit den anderen, wenn man blind auf die Umgebung feuerte und damit die versteckten Saiyajins verbrannte.

Aber er gab seinen Anführer Recht: das Spielchen machte auf Dauer keinen Spaß und irgendwann sollte die Mission mal beendet sein.

„Eine Woche spätestens“ nahm sich Rikoom vor „Bis dahin sollten wir alle ausradiert haben…und wenn wir diesen Planeten dafür vernichten müssen. Ist eh nicht mehr viel wert“ murmelte er mit Blick auf die Verwüstung, die er und seine Gegner in der kurzen Zeit angerichtet hatten.

Rikoom verlor das Interesse. Weder beachtete er die Ozaru-Leichen, die langsam erlöschenden Flammen noch den Powerball, der für anständige Beleuchtung sorgte, weshalb er ihn verschonte.

Stattdessen flog er weiter, einem bislang noch nicht erforschten Gebiet zu, um dort weitere Opfer zu finden.
 

Das Feuer wurde schwächer, die Hitze nahm ab und damit auch das Rauschen der Flammen. In der von den Ozarus zertrampelten Gegend wuchsen kaum noch Pflanzen, von denen es sich nähren konnte. Es wurde stiller und kühler, aber der Geruch des Todes blieb und wurde sogar noch stärker. Die Leichen der affenähnlichen Monstren verströmten den ersten Geruch von Zersetzung. Ihr Blut tränkte den Boden und wurde durch die Oxidation langsam braun. Nur bei der Stelle, die Rikoom durch seine Ki-Explosion gegen Vegeta verursacht hatte, roch es nach verbrannter Erde.

Nach Verlöschung der blendenden Flammen wurde das Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Ein ovaler, tiefer Krater aus geschmolzenem, schwarzem Stein bildete das Grabmal für den sechsten toten Saiyajin.

Die ersten Aasvögel flogen herbei auf der Suche nach einer Mahlzeit, wobei es die Ozaru-Leichen waren, welche sie anlockten. Vom Krater mit dem unheimlichen Geruch hielten sie sich fern.

Lieber bevorzugten sie die riesigen Leiber und frohlockten krächzenden angesichts der Mahlzeit, welche sie für Monate sättigen würde. Als erster Leckerbissen sollten Weichteile wie die Augen und Nasen herhalten.

Schon fingen sie eifrig an zu picken, zehrten an den Körperteilen.

Doch da, leises Zischen…mitten in ihrem Festmahl wurden sie getötet, verursacht von feinen, dünnen Energieblitzen, welche die schwarz gefiederten Vögel sofort rösteten.

Verursacher war ein Saiyajin, welcher nun auf den Rücken eines Ozarus landete.

Er hob zwei Finger in die Luft und schoss ohne hinzusehen etwas Ki nach oben ab, was den Powerball zum Erlöschen brachte.

Tarnende Dunkelheit legte sich wieder übers Geröllfeld.

Warnend schaute Vegeta, dreckverschmiert, aber lebendig, auf die übrigen Aasfresser. Eilig schlugen sie mir ihren Flügel, krächzten verängstigt und versuchten zu fliehen. Einige schafften es, andere erteilten das Schicksal ihrer Brüder.

Vegeta bückte sich zu den ersten Überresten, bürstete die verbrannten Federn mit der flachen Hand fort und biss vom gebratenen Leib ab. Das Fleisch war leicht verbrannt und salzlos, aber in diesem Moment war er nur froh, etwas essen zu können. Sein Magen knurrte vor Hunger.

Während er sich an den gebratenen Vögeln labte, um seinen erschöpften Körper Energie zu verschaffen, schaute er auf die fünf Leichen seiner Kameraden.

Er kannte ihre Namen und Lebensläufe, war oft mit ihnen auf Mission gewesen…zuverlässige Krieger, ehrenhafte Saiyajins. Ihr Tod war ein herber Verlust.

Noch mehr ärgerte es ihn, dass er ihren Tod nicht gerächt hatte.

Wenn sie wüssten, dass er ihnen beim Sterben zugesehen und sein Plan versagt hatte…wenigstens diesen Schlag hatte er ihnen erspart. Nur er musste darunter leiden.

Vegeta sollte sich eigentlich glücklich schätzen, Rikooms Angriff überlebt zu haben. Damit konnte man mit viel Wohlwollen von keiner Niederlage sprechen. Wer lebte, konnte es noch mal versuchen und dann siegen.

Aber es bedeutete auch, dass sie sich bald wieder gegenüberstehen würden und beim nächsten Mal hatte Vegeta vielleicht nicht so viel Glück wie heute.

Das Geheimnis von Vegetas Überleben war, dass er es noch vor Berührung des fremden Kis geschafft hatte, seine eigene Energie wie eine dünne, aber stabile Rüstung um seinen Körper zu legen. Da dafür die Energie aus den Hautporen gedrückt wurde, musste man keine besondere Position einnehmen, sondern nur Ki gekonnt kontrollieren können.

Während Rikooms Energiestrahl ihn dann wuchtig in die Erde runtergedrückt hatte, war es ihm dank diesem Schutz und einem eigenen Energiestoß gelungen, zur Seite auszuweichen. Er hatte dafür die Luft anhalten müssen, während er sich unter der Erde durchgebuddelt hatte, fort von der Flammensäule und ihrer unerträglichen Hitze.

Es war nicht sein erstes Mal gewesen, dass er sich durchgraben musste. Aber es war genauso schlimm, wie im dunklen Wasser zu tauchen. Auch dort gab es die Gefahr zu ersticken und die Orientierung zu verlieren. Eigentlich fand er es noch schlimmer, denn Erde war aufgrund der enthaltenen Metalle und unterschiedlichen Partikeln wiederständiger. Dafür gab es hier keine Raubfische, auf die er auch noch achten musste. Vegeta hatte sich blind durchgraben müssen, die Augen verschlossen. Dabei hochkonzentriert, nicht in Panik zu verfallen und automatisch nach Luft zu schnappen. Dreck verstopfte seiner Nase, beraubte ihm einen weiteren Sinn und reizte ihn kontinuierlich. Aber er durfte nicht husten, sonst würde er ersticken.

Sein einziger Orientierungspunkt war Rikooms starke Aura gewesen und markierte damit den Ort, wo er NICHT hinsollte. Der Hüne hätte ihn sofort beim ersten Anzeichen eines Erdhügels abgeschossen.

Nicht zu vergessen, die fünf schweren Ozaru-Leichen, unter denen er auch nicht landen wollte.

Vegeta hatte sich daher von Kampfort entfernt, darauf bedacht, unauffällig an die Oberfläche zu gelangen. Er konnte zwar minutenlang die Luft anhalten, aber das gelang ihm besser im Wasser und nicht, wenn er es einen Maulwurf gleichtat. Beim Graben wandte er nur Muskelkraft an, die Aura gelöscht, um Rikooms Scouter zu überlisten.

In sicherer Entfernung war er vorsichtig rausgekommen, trotz Drang nach frischer Luft, welche ihm befahl, sofort aufzutauchen. Er musste sich beherrschen, um leise den Dreck aus Nase und Kehle auszuhusten und konnte es kaum erwarten, ein Bad zu nehmen. Besonders seine Kehle fühlte sich trocken an. Doch noch half ihm die Erdkruste an seinem Körper sich zu tarnen. Nur der Kopf an der Luft hatte er darauf gewartet, wie Rikoom sich entfernte. Das war das Zeichen, dass jener an Vegetas Tod glaubte.

Vegeta hatte ihn nicht angegriffen, sondern ziehen lassen. Er wusste, dass er in diesem Zustand keine Chance mehr hatte. Erst als er Rikooms Aura in weiter Entfernung spürte, war Vegeta aus dem Erdloch rausgeklettert. Mit zischendem Atem hatte er um Beherrschung gerungen, während er sich grob die Erde aus Haare und Kleidung klopfte. Als er die Vögel bemerkte, die in Richtung Leichenfeld flogen, hatte er anlässlich seines leeren Magens die Entscheidung gefällt, noch mal dorthin zu gehen.

Rikoom wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr zurückkehren, ebenso kein anderer seiner Kumpanen. Sie glaubten an ihre Unbesiegbarkeit und dass es damit keine Überlebenden gab.

Nun saß Vegeta auf der Leiche seines Kameraden und nutzte diese, um Beute anzulocken…es war makaber, aber er musste Energie sparen. So konnte er leicht Vögel abschießen und ihr Fleisch essen, ohne selbst aufwendig zu jagen.

Während er ins verkohlte Fleisch biss, nutzte er die Ruhe, um den vergangenen Kampf zu rekapitulieren. Nur so konnte er sich verbessern und beim nächsten Mal mit besserer Strategie siegen. So ärgerlich die Situation war, so hatte dieser Kampf ihm mehr Einblick in Rikooms Fähigkeiten geschenkt: er konnte den Feind besser einschätzen.

Wenigstens das konnte er als heutigen Gewinn herausziehen, sowie eine leichte Erhöhung seines Powerlevels durch die Zenkai-Fähigkeit.

Das Ergebnis seiner Analyse war, das er nicht nur aufgrund des Unterschieds im Powerlevel verloren hatte.

Nein, der wahre Grund war, dass Rikoom ihn zu schnell entdeckt hatte und die Ursache war die Warnung des Scouters gewesen. Der Scouter hätte aber nicht so früh reagiert, wenn Vegeta seine Energie besser hätte verstecken können. Aber um genug Energie zu bilden, um einen Kraftprotz wie Rikoom zu töten, war das nötig gewesen.

Kurz gesagt, seine Ladezeit für den Angriff war zu lang und auffällig gewesen.

Wäre er schneller gewesen…Vegetas Kiefer verhärtete sich bei den Gedanken an die verpasste Gelegenheit. Frustriert biss er so heftig zu, dass die hohlen Knochen seiner Beute knackten. Da sein Körper im Moment so viele Nährstoffe wie nötig brauchte, kaute er gründlich und schluckte die Kalziumstücke runter. Er füllte seinen Magen auf, bis ihm die eintönige Mahlzeit nicht mehr schmeckte. Er verspürte stattdessen Durst, hatte aber natürlich nichts dabei. Aber er wusste, wo es eine kleine Quelle in der Nähe gab. Nun hatte er auch genug Kraft, um dorthin zu gelangen. Die Wasserquelle war eine der Gründe gewesen, warum er sich in dieser Gegend versteckte. Vorausschauend wie er war, hatte er dort auch seine Vorräte und Verbandszeug versteckt. Er würde sich dort bandagieren, erholen und dann…

Noch mal gegen Rikoom antreten?

Vegeta biss sich nervös auf die Lippe bei dem Gedanken. Im Moment fühlte er sich noch nicht bereit dazu, er musste sich erholen. Aber selbst dann…würde es ausreichen?

Einen weiteren Fehler konnte er sich nicht erlauben. Rikoom würde beim nächsten Mal sichergehen, dass sein Gegner tot war und sich nicht mehr auf gefälschte Scouter-Werte verlassen.

Vegeta fand, dass es schlauer war, sein Powerlevel noch weiter zu erhöhen, um genug Kraft gegen Rikoom zu haben.

Das bedeutete, er brauchte ein leichteres Opfer und das brachte ihm auf die Idee, das schwächste Mitglied der Ginyu-Truppe als nächstes anzugreifen.

Ja, derjenige wäre Vegetas nächstes Opfer.

Vegeta erhob sich entschlossen und sah auf die Leichen seiner Kameraden.

So wie Rikoom die Saiyajins behandelt hatte, so würde er es mit Rikooms Kameraden tun: er würde jenen umbringen und seine Leiche offen liegen lassen. Damit würde er Rikoom anlocken und während er die Fassung verlor, hätte Vegeta eine Erfolgsaussicht.

„Bald werden sich die Aasfresser an euren Überresten laben“ schwor Vegeta Rache an die Ginyu-Force. Er erhob sich in die Luft; plante, in sein Versteck zu fliegen anstatt zu Laufen.

Ein letzter Blick nach unten…die Namen der Toten verankerte er in sein Gedächtnis. Es juckte in seinen Fingern, die Leichen zu verbrennen. Er wusste, die Aasfresser würden in seiner Abwesenheit wieder kommen und die Leichen schänden. Aber wenn er das tat, könnte es der Ginyu-Force zeigen, dass er überlebt hatte. Um sie zu täuschen, musste er davon ablassen.

Er drehte sich um und flog lautlos fort. Frust und Groll brannten in seinem Bauch, während sein Gesicht eine versteinerte Maske war.
 

Zwei Tage später…

Auf dem Planet Namek passierte etwas Ungewöhnliches. Die Bewohner dieses Planeten versammelten sich an einem Ort. Es kam selten vor, dass die Namekianer ihr Dorf verließen und wenn, dann nur in kleinen Gruppen.

Aber in den letzten Tagen hatten alle, Jung und Alt, sich auf den Weg gemacht, zu einem bestimmten Dorf, dessen Vorsteher der Älteste Kami war.

Die Namekianer spürten, dass etwas Großes, Einzigartiges vor sich ging: Dunkelheit und Licht, Gut und Böse bauten sich zu einer Schlacht auf und ihre Auswirkungen waren bis zu diesem Planeten am Rande der Galaxie zu spüren.

Während die meisten Namekianer, von einer inneren Unruhe erfüllt, sich auf den umliegenden Feldern beschäftigten, war ein kleiner Kreis an Auserwählten in Kamis Haus eingeladen. Piccolo gehörte dazu, aber die Anwesenheit aller fünf Ältesten war auf Dauer bedrückend: zu viel alter MUFF!

Er hielt es nicht mehr aus und verließ das Haus. Kaum ausgetreten, sahen die wartenden Namekianer neugierig auf.

„Und? Wie sieht es aus?“ fragte einer vorsichtig.

Piccolo brummte missgestimmt. Das war Antwort genug.

Betroffen senkten die Anwesenden den Kopf und wagten nicht weiter zu fragen, bis auf eine Ausnahme. Ein sehr junger, kleiner Namekianer, für ihren Stand noch ein Kind, lief aufgeregt auf Piccolo zu.

„Piccolo, was geht darin vor sich?“ fragte er wissbegierig.

„Es ist besser, wenn du es nicht weißt, Dende“ wiegelte Piccolo ab und marschierte an ihm vorbei.

Aber Dende war hartnäckig und gab sich damit nicht zufrieden. Er zog an Piccolos Umhang.

„Was ist mit den Saiyajins? Bringen sie bald die Dragon Balls?“ fragte er.

Dende ärgerte sich immer noch, dass er den Besuch der Saiyajins in seinem Dorf verpasst hatte, weil er mit einem älteren und jüngeren Bruder unterwegs gewesen war, um Setzlinge zu pflanzen. Als sie zurückkamen, wurden sie von der Neuigkeit überrascht, dass in ihrer Abwesenheit zwei Fremde die Prüfung für den Dragon Ball bestanden und ihn mitgenommen hatten.

Als Dende dann noch erfuhr, dass eine blauhaarige Saiyajin dabei gewesen war, hatte er sich an die freundliche Frau vor einigen Jahren erinnert, die ihm bei seinem Besuch auf Planet Altharwa geholfen hatte. Zu gerne hätte er sie wiedergesehen und sich bei ihr bedankt. Aus diesem Grund hatte er fleißig die allgemeine Sprache dieser Galaxie gelernt, da er damals nur Namekianisch beherrschte.

Nun hoffte er auf ihr baldiges Erscheinen, auch, weil es bedeuten würde, alle sieben Dragon Balls und damit den heiligen Drachen sehen zu können. Momentan vertrieb er sich die Wartezeit und spielte mit seinen Brüdern im gleichen Alter, aber er war unkonzentriert. Ständig schaute er in den Himmel, so wie viele andere, die Ausschau nach den Saiyajins hielten. Aber neben der Vorfreude und Aufregung waren auch negativen Energie wie Furcht und Sorge zu spüren. Diese kamen aus dem Haus in der Mitte des Dorfers: dort, wo sich die Ältesten und die besten Krieger versammelten.

Niemand wusste, was sie dort besprachen.

Dendes Neugier wollte befriedigt werden, also hängte er sich an Piccolo. Jener aber dachte nicht daran, sich von einem Hosenscheißer Befehle erteilen zu lassen und marschierte unbeeindruckt weiter, ungeachtet des kleinen Wichtes, der sich an seinem Umhang mitziehen ließ.

Piccolo war frustriert und er wollte diesen Frust nicht an den unschuldigen Kleinen auslassen. Das wäre nicht fair.

Die wahren Schuldigen waren im Haus des Dorfvorstehers versammelt. Er verachtete die Feigheit und die Heimlichtuerei seines Vaters und der anderen Ältesten. Denn sie wussten ganz genau, dass die Saiyajins keinen Erfolg haben würden!

Selbst wenn diese es durch pures Glück geschafft hatten, den geheimen Aufenthaltsort des Oberältesten zu finden, so könnten sie doch niemals die letzte verschollene Kugel entdecken.

Aber die übrigen Namekianer, welche wie einst Piccolo nichts darüber wussten, hatten die Hoffnung, dass endlich das Wunder geschah.

Dass es endlich ein Auserwählter schaffte, alle sieben Kugeln zu bringen und der heilige Drache beschworen werden konnte.

Die Hoffnung, dass Namek wieder aufleben würde.

Während diese also auf die Ankunft der Saiyajins sinnlos warteten, was taten die Ältesten?

Was ging im Haus, verborgen vor den anderen, vor sich, was Piccolo dem unschuldigen Dende nicht erzählen wollte?
 

Die Namekianer besaßen vor 1000 Jahren eine hochzivilisierte Kultur mit einer Technologie, welche heute vergessen war. Die meisten Überreste befanden sich natürlich auf dem Heimatplaneten Namek, so wie die Raumschiffe, mit denen die Delegationen ab und zu noch reisten. Aber es gab auch Überbleibsel auf fremden Planeten, wo einst Namekianer Kolonien gegründet hatte. Diese wurden heutzutage aufgrund der unbekannten Struktur und Technik übersehen. Keiner konnte sich vorstellen, was diese fossilen Gegenstände bewerkstelligen konnten. Sie ähnelten oft versteinerten Muscheln und standen deaktiviert und moosbewachsen in der Natur. Oder galten als Überbleibsel ausgestorbener Kulturen und lagen verstaubt in den Archiven einigen Museen.

Eines dieser Werkzeuge war im Haus von Kami aktiviert worden.

Im runden Raum schwebte an der Decke eine große Leuchtkugel, gebildet durch eine opalfarbene Perle, welche in einem Ständer auf dem Boden stand. Diese wurde sonst für die Kommunikation zwischen den Ältesten genutzt. Sie konnte aber auch Bilder und Geräusche empfangen, welche von alten Satelliten gesendet wurden. Einer dieser Satelliten, die seit Jahrzehnten unauffällig durch diese Galaxie schwebten, war aktiviert und nach Meat gesendet worden. Die unbekannte Technologie machte es möglich, dass sie nicht von anderen Radaren registriert wurde.

Damit erhielten die Ältesten sofort und direkt die Information, was auf Meat vor sich ging. Sie hatten sich zu dieser Tat entschlossen, weil es das Einzige war, was sie aktiv tun konnten. Der sonstige Informationsfluss war durch Freezers Raumschiffe zerstört worden und damit jeglicher Kontakt zur Allianz.

Was sonst konnten sie tun, als wenigstens für Bulma und Kakarott die Lage ihrer Leute zu beobachten. Sie wollten es bestimmt wissen; es beeinflusste schließlich ihre zukünftigen Wünsche.

Vorausgesetzt, sie schafften es, alle sieben Kugeln zu finden. Aber sie hatten ja auch das Versteck des Oberältesten gefunden, auf dessen Befehl sich alle Namekianer in diesem Dorf versammelten.

Das Geringste, was sie tun konnten, als neutrale Beobachter, war also Zeuge des Mutes der Saiyajins zu sein. Ohne zu pausieren, beobachteten sie unermüdlich die verschiedenen Szenen, in denen die Saiyajins Widerstand leisteten.

Oh, und wie waren sie mutig!

Andere wären längst ängstlich geflohen, doch sie hielten stand. Aber ihre Zahl nahm Stunde um Stunde ab. Piccolo und die anderen Zuschauer sahen hilflos dabei zu, wie die Saiyajins von nur fünf Freezer-Soldaten abgeschlachtet wurden. Ihre Brutalität und Bosheit ließen die pazifistischen Namekianer zittern.

Das waren die Gefolgsleute, welche fanatisch Freezer folgten. Was sagte das über ihn aus?

Was sollten die Namekianer tun, wenn so jemand mal auf ihren Planeten landen würde?

Die Ältesten sahen sich nur besorgt an, ohne eine Lösung zu bieten. So tief, wie sie ihre Köpfe einzogen, könnten sie mit Schildkröten verwandt sein.

Piccolo konnte es nicht mehr mit ansehen und hatte aus diesem Grund das Haus verlassen.

Es war nicht die Gewalt an sich, sondern die Hilflosigkeit dagegen, die ihn ankotzte.

War das alles, was die Namekianer in diesem Moment tun konnten?

Warten, Zittern, Beobachten?!

Die einstigen berühmten Krieger waren alt, schwach und degeneriert geworden.

Piccolo ballte frustriert die Fäuste und marschierte an den Dorfrand, Dendes Quengelei ausblendend. Aber der kleine Namekianer wollte nicht ignoriert werden und wurde lauter, bis es in Piccolos Ohren schmerzhaft zuckte.

„Verdammt, Dende!“ fluchte der ältere Namekianer und hielt sich kurz die Ohren zu, bevor er sich streng zum Kleinen runterbeugte. „Hör auf damit. Ich sag es dir nicht. Du bist zu jung dafür.“

„Aber…aber…“ Dende schmollte, suchte hastig nach der richtigen Überzeugung, fand aber nichts.

„Sei lieber dankbar“ knurrte Piccolo „dieses Wissen würde dir nicht guttun. Spiel lieber mit deinen Geschwistern. So viele auf einmal wirst du vermutlich nie wieder sehen.“ Er scheuchte ihn mit einer Hand fort, während er mit der anderen seinen Umhang aus Dendes Händen zog.

Dende schnappte nach Luft, als plante er Widerworte zu geben, aber Piccolo war schneller.

„Wenn du die Wahl hast, dumm, aber glücklich anstatt wissend und deshalb wahnsinnig zu werden…wähl das Erste“ gab er ihm den Rat.

Dende schloss den Mund. Er spielte unsicher mit seinen Händen, aber er spürte, dass Piccolo es nur gut mit ihm meinte. Darum hatte er auch keine Angst vor dem Älteren, obwohl Piccolo einen schlechten Ruf genoss. Aber der großgewachsene Namekianer würde niemals seine Hand gegen einen Schwächeren erheben, das ging gegen seinen Stolz. Aus diesem Grund fürchteten sich die Jüngeren nicht vor Piccolo, im Gegenteil. Der Einzelgänger war geheimnisvoll, was für neugierige Kinder besonders ansprechend war. Er spielte mit ihnen zwar nicht so, wie es die anderen älteren Brüder taten, aber im Notfall war er für einen da.

Piccolo würde es niemals laut zugeben, aber gegenüber Kindern war er nachsichtiger.

„Aber ich möchte ihr helfen“ sagte Dende leise und senkte unsicher den Kopf.

Piccolo verstand nun Dendes Drängen. Er seufzte und tätschelte kurz tröstend den kahlen Kopf des Jüngeren.

„Das verstehe ich nur zu gut“ brummte er, der sich wegen seiner eigenen Untätigkeit selber ärgerte. „Aber leider haben wir keine andere Wahl, als zu warten. Die verdammten Alten haben zu lange gebraucht, um eine Entscheidung zu fällen.“ Piccolo stoppte, bevor er zu viel vor dem Jüngeren fluchte. Er wollte keinen schlechten Einfluss auf ihn haben.

„Hör zu, Dende“ fuhr er in beruhigenden Ton fort. „Du bist ein Kind. Lass diese Sache die Erwachsenen regeln, einverstanden? So wie ich die Alten kenne, werden sie sich schon einen Notfallplan ausdenken. Das wird einer der Gründe sein, warum wir uns alle hier versammeln.“

Dende nickte eingeschüchtert. Noch nicht ganz überzeugt, aber welche Wahl hatte er schon.

„Geht du gleich wieder rein?“ fragte er und schaute dabei bedeutsam auf Kamis Haus.

„Ja“ knurrte Piccolo. „Ich verstehe den Grund, warum wir uns das ansehen müssen, auch wenn es kein schöner Anblick ist. Aber die Saiyajins kämpfen auch für uns. Ich...brauchte bloß eine Pause“ fügte er leise hinzu.

Dende, der verstand, wie schlimm diese Bilder waren, dass es sogar Piccolo mit seiner Selbstbeherrschung nicht mehr hinnehmen konnte, sah ihn mitleidig an.

Piccolo sah den Blick und setzte eine harte Mimik auf.

„Hmpf, bild dir nichts drauf ein. Ich hab kein Mitleid mit den Saiyajins. Sie erleben gerade was, was sie auch anderen Rassen angetan haben. Aber ihr Versagen wird unsere Welt maßgeblich beeinflussen“ spielte er den harten Kerl ohne Mitleid. „Tse, wie lange brauchen Kakarott und Bulma, bis sie einsehen, dass sie den siebten Ball nicht finden? Dieses ständige Hoffen und Bangen geht mir auf die Nerven“ zischte er weiter und sah demonstrativ in den Himmel, als ob die beiden Saiyajins dort auftauchen würde.

Weder er noch die anderen Namekianer wussten, dass Kakarott sich auf den Weg gemacht hatte, um seinem Volk in der Schlacht beizustehen.

Wüsste Piccolo, dass nur die schwache Bulma den letzten Dragon Ball am Suchen war, so wäre auch das letzte bisschen Vertrauen in die Saiyajins flöten gegangen.

Denn was könnte seiner Meinung nach eine einzelne Person mit schwachem Powerlevel schon bewerkstelligen?
 

„So, los geht’s!“ kommandierte sich Bulma laut selbst, während sie auf das Unterwassergefährt schaute, welches sie innerhalb von zwei Tagen aus anderen Maschinen aufgebaut hatte. Ruhig schaukelte es im Wasser und wartete auf seine Kommandantin, die es prüfend vom Ufer anstarrte. Anstatt ihren Arbeitsoverall trug sie nun wieder ihre gepolsterte, goldener Weste, einem Rock aus ähnlichem Material und darunter schwarze, elastische Leggings und langärmeliges Shirt für die Bewegungsfreiheit. Sie sprang auf, stieg durch die Luke hinein und steuerte das U-Boot, welches einst ein Gleiter gewesen war, unter die Wasseroberfläche.

Mit klopfenden Herzen kontrollierte sie übervorsichtig alle Anzeigen. Aber alles blieb dicht, kein Wasser kam ins Innere. Sauerstoffzufuhr funktionierte. Die Außenlampen gingen wie geplant an und beleuchteten die dunkle Ebene. Kleine Fische, Seegras und Felsen wurden sichtbar.

„Sehr gut, die erste Aufgabe ist bestanden. Das Ding taucht wie geplant“ sprach Bulma erleichtert und schaute nun auf ihr Steuer herunter. „So, wie war das? Links Torpedo, rechts das Unterwassergewehr.“ Probeweise drückte sie den Schalter, woraufhin sich das Außengewehr auf ihren Befehl hin justierte.

„Prima, funktioniert auch. Alles klar, jetzt geht‘s auf zur Suche“ murmelte Bulma, zufrieden mit ihrer Arbeit. Sie schaltete das eingebaute Radar neben sich an, umgerüstet, damit es die Dragon Ball-Wellen empfing. Im Gegensatz zum handlichen Prototyp konnte sie sich die Position dreidimensional anzeigen lassen. Dadurch erfuhr sie den genauen Kurs: sie musste tiefer tauchen. Je mehr sie sich der Position der letzten Kugel näherte, desto heftiger schlug ihr Herz vor Vorfreude.

„Bald“ flüsterte sie „ich bin so nah dran. Freunde, haltet durch“ betete sie leise.
 

Zur gleichen Zeit auf Planet Meat kämpften Bardock und Radditz Seite an Seite gegen ein Ginyu-Mitglied.

Sie hatten sich verbündet, um die Chance zu ergreifen, den Schwächsten der Ginyu-Force zu töten, ein froschähnliches Wesen mit niedrigem Powerlevel, dafür mysteriösen Fähigkeiten.

Immer, wenn sie dachten, sie hätten diesen Guldo erreicht, war er plötzlich verschwunden.

Er wich ihnen aus, aber dafür schaffte er es auch nicht, sie zu erwischen.

Wie verschwand er immer so spurlos?

„Das hat nichts mit hoher Geschwindigkeit zu tun“ durchschaute Bardock, den keuchenden Gegner genau beobachtend, der absolut nicht den Körperbau eines trainierten Kämpfers besaß.

„Vielleicht Teleportation?“

„Also irgendeine Psychic-Kraft?“ mutmaßte Radditz.

„Äh, was?! Nein, nein, ich bin bloß besonders schnell, hahaha“ lachte Guldo ertappt auf, während er eilig abwinkte.

Das Vater-Sohn-Gespann roch die Nervosität des Froschlings. Beide warfen sich einen verschwörerischen Seitenblick zu. Ohne ein Wort der Absprache, dank jahrelangem Training sich wortlos verstehend, sprangen beide in entgegengesetzter Richtung auf Guldo zu.

Welche Kraft er auch immer hatte, er würde sich nur auf einen Gegner konzentrieren können. Der andere könnte ihn dafür genau bei der Attacke beobachten und vielleicht sogar angreifen.

Guldo, dessen vier Augen kaum der Geschwindigkeit dieser Saiyajins folgen konnten, hielt sofort die Luft an. Ab diesen Moment wurde die Zeit gestoppt. Alles hielt inne, kein Laut war mehr zu hören, die Farben verblassten. Nur er war noch in der Lage sich zu bewegen.

Erschrocken sah er, wie der Saiyajin mit der Narbe auf der Wange schon einen halben Meter an ihm dran war, die Faust zur Attacke erhoben.

//Hah, warum sind die beiden nur so schnell? // dachte sich Guldo panisch und machte sich eilig von dannen. Hinter einem hohen Felsen verstecke er sich.

Gerade noch rechtzeitig, denn er brauchte dringend Luft. Weil seine kleinen Lungen aber nicht viel speichern konnte, schaffte er es nie, eine größere Distanz zu seinen Gegnern zu bilden.

Die beiden Saiyajins hetzten ihn so sehr, dass er immer weniger Sauerstoff zur Verfügung hatte.

//Dabei hatte ich gerade so viel Glück. Drei Saiyajins konnte ich überrumpeln und umbringen. Aber dann mussten diese beiden ja kommen. // dachte er sich verärgert.

Würde nur einer der beiden es schaffen, ihn zu schnappen, wäre er erledigt. Ihre Powerlevel waren weit höher als sein eigenes.

//Ich verstecke mich hier erst mal, um mich zu erholen// plante er. Aber er wusste, dass die Erfolgsaussichten nicht gut für ihn standen. Er war besser gegen einzelne Gegner, die er überrumpeln konnte. Er setzte sein Köpfchen ein, anstatt seine mickrigen Muskeln.

Genau, diese Situation rief nach jemanden wie Rikoom!

Guldo konnte wegen der Physiognomie seines Kopfes keinen Scouter tragen und trug ihn stattdessen in seiner Tasche. Er brauchte ihn vor allem als Kommunikator. So nahm er ihn heraus und tippte einen Hilferuf ein. Somit müsste er nur noch durchhalten, bis einer seiner Kameraden kam.

Aber je nachdem, wie sie beschäftigt waren, konnte das etwas dauern.

//Ich bleib besser hier in Deckung. Die Saiyajins tragen keinen Scouter, damit sollten sie mich nicht hier finden…//

„Dahinter ist er“ rief der ältere Saiyajin laut und unterbrach Guldos Gedanken. Der Froschling konnte gerade noch zur Seite springen, bevor er mit dem schützenden Felsen beinahe in die Luft flog. So war es nur sein Scouter, welcher in Einzelteile zerfiel.

„Wie haben die mich so schnell gefunden?“ ärgerte sich Guldo verängstigt, während er sich eilig aufrappelte und weiterlief.

„Jetzt gibt es Froschschenkel!“ rief Radditz siegesgewiss. Er und Bardock hatten Guldo fast erreicht, der wiederrum aus Panik Probleme mit dem Atmen bekam. In dem Zustand konnte er die Luft nicht anhalten. Also wich er auf eine andere Technik aus, obwohl sie kraftzehrend war.

„Lähmung“ schrie er auf, die Hände erhoben, mit spitz zulaufenden Fingern, während er beide Gegner konzentriert anstarrte.

Radditz und Bardock wurden mitten im Flug aufgehalten. Sie waren in einem Kraftfeld gefangen.

„Was…was…ist…das?“ knurrte Bardock, der sogar Mühe hatte, seinen Kiefer und Zunge zu bewegen.

Radditz bemühte sich, seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bringen. Aber es fühlte sich schlimmer an, als wenn jemand seinen Schweif packte. Nicht ein Finger wollte seinem Willen gehorchen. Er hing hilflos in der Luft.

Beide Saiyajins warfen dem Verursacher böse Blicke zu, das einzige, wozu sie noch in der Lage waren, neben Atmen und Denken. Bardock ärgerte sich besonders, dass seine Gabe ihn nicht gewarnt hatte. Lag es daran, weil es auch eine psychische Kraft war und diese ebenfalls von Guldo gestoppt wurde?

Egal, wie sehr er sich anstrengte, er konnte keine Vision bilden, die ihm eine Lösung aus dem Dilemma zeigen würde.

Guldo lachte laut hämisch auf, auch wenn ihm die Paralyse viel Kraft kostete. Aber wenn er dafür diese beiden starken Saiyajins erledigte, bevor Rikoom hier erschien…der Hüne würde Augen machen. Sogar Captain Ginyu wäre beeindruckt.

„Jetzt hab ich euch, jetzt hab ich euch“ rief er schadenfroh aus.

„Tse, und was willst du jetzt machen? “ fragte Bardock, bissig grinsend. Immerhin hatte Guldo ein viel zu schwaches Powerlevel, um ihnen gefährlich zu werden.

„Willst du uns mit deinen kleinen Fäusten zu Tode streicheln“ provozierte er Guldo weiter.

Radditz lachte hämisch.

Guldo verzog beleidigt die Stirn.

„Ich zeig euch, was ich jetzt mache...HAAAA!“ er schrie auf, während er sich konzentrierte. Der benachbarte Felsen zerbrach und es bildete sich ein Wirbel aus schwebenden Steinchen, die Guldo mittels Gedankenkraft auf die beiden gelähmten Saiyajins zufliegen ließ. Diese kniffen die Augen zusammen und ließen den Steinschauer über sich ergehen. Sie erlitten Kratzer, aber keine tieferen Wunden, weshalb sie notgedrungen die Angriffswelle ertrugen, bis Guldo keine Kraft mehr hatte.

Als der Sturm endete, öffneten Radditz und Bardock wieder ihre Augen und starrten hochmütig auf Guldo herab.

„War das alles?“ knurrte Bardock.

Guldo wich unwillkürlich bei dieser fiesen Visage verängstigt einen Schritt zurück. An den Kerl wollte er sich nicht nähern. Er gab sofort seinen Plan auf, diesen Saiyajin mit seinen Fäusten zu attackieren. Immerhin konnte jener trotz Lähmung seinen Mund bewegen: Vermutlich würde er Guldos Fäuste abbeißen, sobald der Froschling in Kiefer-Nähe kam.

//Halt, was mache ich?// ärgerte er sich //Die beiden sind in MEINER Hand! Ich hab die Kontrolle. Hm, ich muss nach einen Weg suchen, sie stärker zu verletzen…wie kann ich die beiden töten?//

Guldo beruhigte sich und fing an zu lächeln, als er eine Idee erhielt. Während er die Paralyse mit seiner rechten Hand kontrollierte, zeigte er mit der linken Hand auf einen benachbarten Baum. Auf seinen gedanklichen Befehl fing der Baum an zu schweben, wurde entwurzelt und verlor seine Äste. Zwei scharfe Schnitte, mit Gedankenkraft ausgeführt und die Baumkrone wurde abgerissen. Aus dem Baumstamm wurde ein spitzer Pfahl. Guldo ließ ihn etwas weiter höher steigen, die Spitze so ausgerichtet, dass sie beide Saiyajins treffen würde.

„Saiyajins am Spieß! Affen-Kebab“ beleidigte er sie triumphierend. „Na, werdet ihr DAS überleben?“

Bardock und Radditz sahen den drohenden Pfahl zähneknirschend an. Beide Saiyajins waren stolz auf ihre trainierten Körper, aber sie waren nicht unsterblich. Und gerade in diesem Augenblick, wo sie keine Kontrolle über ihre Muskeln hatte, sie nicht mal anspannen konnten, nicht mal ihr Ki nutzen konnten…kurz gesagt, das Ding könnte ihnen gefährlich werden.

Mit neuer Dringlichkeit versuchten sich Radditz und Bardock aus der Lähmung zu befreien. Die Zähne gefletscht, die Augen aufgerissen, drückten und zehrten sie gegen die unsichtbaren Fesseln. Aber sie schafften es nicht aus dem Kraftfeld.

„Scheiße“ fluchte Bardock leise, der nicht mehr weiterwusste.

Er schielte zu Radditz.

„Radditz, du bist ein toller Kämpfer“ lobte er plötzlich und unerwartet seinen ältesten Sohn. „Nicht nur wegen deinem hohen Powerlevel. Ich bewundere besonders deinen Intellekt. Das macht es sehr viel einfacher, dich an meiner Seite zu haben.“

„Huh?“ Radditz sah seinem Vater überrascht an. Was waren denn das für lobende Worte?

„Ich habe mir in deiner Jugend Sorgen gemacht, wegen deinem Ehrgeiz und Eigensinn. Deine Idee, Vegetas Gefolgsmann zu werden, hat mich, gelinde gesagt, sehr verwundert. Ich war mir sicher, dass du es nicht überleben würdest“ sprach Bardock zögernd weiter. „Aber du hast mir das Gegenteil bewiesen. Du hast gezeigt, dass du auf dich aufpassen kannst. Dann die Sache mit Bulma damals…dass du sie an Vegeta verraten hast…da war ich kurz dran, dir den Hals dafür umzudrehen, scheiß auf die Blutsverwandtschaft“ Bardock musste an der Erinnerung erzürnt knurren.

„Dennoch…“ gab er widerwillig zu und fuhr stockend fort „war es für Bulma das Beste. Sie wäre niemals im Wald glücklich geworden. Ich war zu besorgt wegen ihr…du hattest Recht…du bist ein toller Mann geworden, mit gutem Urteilsvermögen. Ich bin stolz auf dich, mein Sohn. Es war eine Ehre, an deiner Seite zu kämpfen.“

„Äh, was wird das hier?“ fragte Guldo laut aus, was Radditz dachte.

Aber dann begriff der jüngere Saiyajin.

„Ich meine, das ist sehr ergreifend, wirklich…“ sprach der Froschling ein wenig gerührt weiter angesichts dieser wundervollen Vater-Sohn-Bindung, wurde aber von einem lauten „WILLST DU MICH VERARSCHEN?!“ unterbrochen.

Radditz war so wütend geworden, dass er die Paralyse von seinem Kopf lösen und nun entgeistert seinen Vater anschnauzen konnte.

„JETZT“ fuhr er laut fort „JETZT KOMMST DU AUF DIE GLORREICHE IDEE, MICH ALS KRIEGER UND MANN ANZUERKENNEN?! NUR DESHALB, WEIL WIR BEIDE STERBEN WERDEN!?“

„Na, warum sonst sollte ich so gefühlsduselig werden“ brummte Bardock. Wäre er dazu in der Lage, würde er nonchalant mit den Schultern zucken.

„NIE EIN GUTES WORT! STÄNDIG NUR SPOTT. ABER WENN MAL NIEMAND ANWESEND IST, DANN KOMMT LOB?!“ brüllte Radditz ihn vorwurfsvoll an.

„Oh, das ist in der Tat nicht sehr nett“ pflichtete ihn Guldo mitfühlend bei. „Unser Käpt’n lobt uns immer wenn wir…“

„SCHNAUZE!“ unterbrachen ihn Bardock und Radditz gleichzeitig.

„Wenn du denkst“ fuhr Radditz, nun in gedämpfter Lautstärke vor „dass ich jetzt hier dir mein Herz ausschütte, nur weil wir beide sterben...“

„Ha, als ob mich das interessiert“ unterbrach ihn Bardock spöttisch. „Ich weiß doch sowieso, dass ich dein Vorbild bin.“

„DU?!“ rief Radditz empört aus. „Vielleicht in meiner Kindheit, aber dann hatte ich es mit starken Kriegern wie Vegeta und Nappa zu tun und...“

„Nappa? Du willst nicht wirklich Nappa mir als Vorbild vorziehen?“ fragte Bardock irritiert.

„Er hat sich in meiner Jugend um mich gekümmert. Er hat mich aufgeklärt, mich trainiert…“

„Wie hätte ich das auch machen sollen, wenn du jahrelang auf Mission bist? Das war DEINE Entscheidung gewesen. Du hast dich nie gemeldet“ entgegnete Bardock. „Und nur weil Nappa es dir erlaubt hat, zu saufen und dich ins Freudenhaus einlädt, ist er jetzt dein Held? Na, wenn das deine Mutter erfährt.“

„Na, da kann ich froh sein, dass wir beide heute sterben werden“ war Radditz schnippische Antwort.

„Da ist man mal einmal nett zu einem“ knurrte Bardock „und dann diese Undankbarkeit!“

„Ja, weil man sich mit „Einmal-Nettigkeit“ nicht mal den Hintern abwischen kann, ganz besonders, wenn es dir nur rausrutscht, weil es eh keine Zeugen gibt und wir beide gleich verrecken“ fauchte Radditz.

„Ähm, ich bin hier“ meldete sich Guldo zu Wort. „Ich höre jedes Wo…“

„KLAPPE!“ wurde er wieder von beiden so heftig angeschnauzt, dass Guldo erschrocken zusammenzuckte. Er kniff verärgert die Augen zusammen.

So ein Benehmen ließ er nicht durchgehen.

„Jetzt reicht es! Zeit zu sterben“ rief er ihnen theatralisch zu. „Ihr könnt beide in der Hölle in Therapie gehen und eure Familienprobleme dort besprechen.“

Guldo, für den die Paralyse- Technik sehr anstrengend war, spürte den Widerstand, welche die Saiyajins leisteten und musste sich stark konzentrieren. Der Schweiß floss seiner schuppigen, grüne Haut entlang. Er musste sich beeilen, bevor sich die beiden befreien konnten. Er ließ den Pfeil so hochschweben, wie er konnte, um die nötige, tödliche Geschwindigkeit zu erreichen.

Ein letztes Mal genoss er die Panik in den Augen der Saiyajins, die nach der Waffe schielten.

„Jetzt können euch eure starken Körper nicht mehr schützen, was?! Nun seid ihr nicht mehr so vorlaut“ rief er laut aus, diesen Moment der Übermacht genießend.

Lachend warf er den tödlichen Pfahl ab.
 

Währenddessen auf Namek, wo Bulma ihr Unterseeboot in die Tiefe der namekianischen See steuerte.

Mittlerweile hatte sie sich dem angezeigten Punkt auf dem Radar fast genähert und musste nur noch einen riesigen Felsen umrunden, der ihr im Weg stand.

Bislang war die Unterwasserwelt überraschend friedlich. Hier unten war das Wasser sauber als an der Oberfläche, wo es wegen der vielen Algenpest eher grün aussah. Sie konnte Fische erkennen, Quallen, einen kahl bewachsenen Meeresgrund und da…Bulma schrie erschrocken auf und drückte auf die Bremse, als vor ihr ein dunkler Umriss erschien und ihr den Weg versperrte.

Für einen Fisch war es zu groß. Sie erhöhte die Lichtstärke ihrer Außenlampe, um mehr zu erkennen.

Es offenbarte sich vor ihr ein meterlanges Meereswesen mit langem Schwanz, vier kurzen paddelartigen Flossen und einem länglichen, echsenartigen Maul. Darüber gab es zwei hellblaue Augen mit großen Pupillen, welche Bulma tadelnd ansahen, weil die Saiyajin anscheinend die Vorfahrt missachtet hatte. Die Echse näherte sich neugierig dem Leuchtfischartigen Gefährt und blockierte damit weiterhin Bulmas Weg.

„Ich bin nicht dein Fressen und zum Spielen bin ich auch nicht hier!“ Bulma, sich wegen der Absicht dieser Kreatur unsicher, drückte auf einen Knopf am Steuerrad, woraufhin ein kleines Torpedo abgefeuert wurde. Es zischte an der Wasserechse vorbei und explodierte einige Meter weiter wirkungslos. Die entstehende Druckwelle, welche Bulma durch heftiges Schaukeln spürte, sowie der gedämpfte Krach waren für die empfindlichen Sinne der Wasserechse zu viel, woraufhin sie verschreckt das Weite suchte.

Bulma konnte ihren Weg fortsetzen und fuhr weiter in die Tiefe, sowohl die Fahrtrichtung wie auch das Rader im Auge behaltend.
 

Radditz schloss die Augen.

Er akzeptierte den Tod, aber das musste noch lange nicht heißen, dass er die qualvollen Sekunden bis zum Aufprall erdulden wollte.

Nein, der Tod sollte bitte schnell und überraschend eintreten.

Bardock dagegen gab nicht auf.

Seine Augen waren weit aufgerissen, den annähenden Pfahl anstarrend, während er immer noch verbissen versuchte, sich aus der gedanklichen Klammer zu befreien.

Aber Guldo behielt die beiden Saiyajins fest im Blick, damit sie nicht seinen Griffeln entkamen.

Dummerweise bemerkte er dabei nicht, wie sich ihm jemand näherte.

Zisch…ein scharfer Luftzug war alles, was Guldo plötzlich an seinem Nacken fühlte. Dann drehte sich die Welt um ihn und unten war nun oben und umgekehrt. Beinahe zärtlich berührte das Gras seine Haut und kitzelte ihn. Während er verwundert darüber nachdachte, warum er dies nun fühlte, sah er aus den Augenwinkeln seinen Körper am Boden liegen, mit einer glatten Schnittkante am Hals.

Im selben Augenblick spürten plötzlich Radditz und Bardock, wie die Lähmung aufhörte und ihre beiden Körper, die immer noch unter Spannung standen, ruckartig in die Höhe schossen, wodurch sie dem Pfahl um Haaresbreite entkamen. Stattdessen landete er meterweit hinter ihnen, ohne Schaden anzurichten.

Radditz riss erleichtert die Augen auf und auch Bardock fühlte sich lebendiger denn je, wo er nur knapp dem Tode entronnen war. Sie sahen nach unten, wo sie ihren Retter am Boden stehen sahen.

Guldo sah dagegen zuerst nur verschmutzte Stiefel, welche sich seinem Kopf näherten. Er drehte die Augen, um mehr zu erkennen und erkannte den Saiyajin, welcher über ihm stand.

„Das ist doch…König Vegeta?!“ krächzte er entsetzt. „Was fällt dir ein, dich in meinen Kampf einzumischen? Das ist unfair“ beschwerte er sich klagend.

„Im Krieg gibt es keine Regeln“ grinste Vegeta boshaft. „und eure Regeln gelten erst recht nicht für mich.“

Sein Erfolg hob Vegetas Stimmung. Endlich mal ein Sieg über ein Ginyu-Mitglied. Auf so eine Gelegenheit hatte er gewartet. Es war sein Vorteil gewesen, dass Guldo nicht nur abgelenkt war, sondern auch keinen Scouter trug. Im Gegensatz zu Rikoom vor zwei Tagen hatte es Vegeta damit geschafft, sich an dem Ginyu-Soldaten anzuschleichen und ihn wie geplant erledigt.

„Wow, Vegeta, das war Rettung in letzter Sekunde. Danke“ lobte Radditz und landete neben ihn.

„Der Kerl lebt ja noch?“ wunderte sich Bardock mit Blick auf Guldos sprechenden Kopf, ohne dabei ein Wort des Dankes an seinen Retter verlauten zu lassen.

„Nicht mehr lange“ plante Vegeta.

„Von einem Saiyajin getötet zu werden…“ ächzte Guldo und sah böse starrend den König der Saiyajins an. „Das macht mich echt sauer.“

„Deine Probleme interessieren mich nicht“ war Vegetas Antwort und er feuerte einen Ki-Ball ab, der sofort Guldos Kopf verbrannte.

Radditz und Bardock sahen dies mit einem Gefühl der Befriedigung zu, auch wenn es sie etwas störte, das Vegeta ihren Gegner vor der Nase weggeschnappt hatte. In seinem wehrlosen Zustand hätten sie Guldo auch töten können. Vegeta hatte seine Chance nur deswegen erhalten, weil Guldo zu fixiert auf die beiden anderen Saiyajins gewesen waren.

Das war auch der Grund, warum Bardock sich nicht bedankte. Nur dank seiner Rolle als Lockvogel hatte Vegeta Erfolg gehabt. Der König sollte sich nichts drauf einbilden, aber sein hämisches Lächeln, als er das Vater-Sohn-Paar betrachtete, sagte etwas anderes.

„Ihr seht echt fertig aus und das nach so einem schwachen Gegner“ spottete Vegeta. Mit keinem Wort sprach er Bardocks Rührseligkeit an, welche er noch mitbekommen hatte.

Die Scham musste er den beiden jetzt nicht antun, da gab es Wichtigeres.

„Der Kerl war schwach, aber er hatte dafür andere Fähigkeiten“ entschuldigte Radditz ihr Versagen.

„Telekinese und anscheinend konnte er die Zeit anhalten. Außerdem“ fügte er mit scheelem Blick hinzu „siehst du auch nicht besser aus.“ Dabei deutete er auf Vegetas verdreckte Erscheinung, die Löcher in seiner Hose und den kaputten Panzer.

Vegetas Hohn verging ihm, er wurde ernst.

„Wo sind eure Einheiten?“ fragte er.

Bardock und Radditz zuckten kurz zusammen und sahen betroffen zu Boden. Vegeta erkannte anhand der beschämten Reaktion, dass die beiden die einzigen Überlebenden in diesem Sektor waren.

„Scheiße, in nur drei Tagen wurden wir so fertig gemacht?! Von fünf Typen?“ fragte Vegeta vorwurfsvoll.

Bardock zuckte mit den Schultern. „Meine Warnung war nicht grundlos. Anderseits ironisch, findest du nicht? Jetzt kannst du unseren Opfern nachfühlen, wenn wir auf deren Planeten gelandet sind und alle platt gemacht haben.“

„Du hörst dich an wie Bulma“ bemerkte Radditz. „Bekommst du Gewissensbisse?“

„Nein“ winkte Bardock müde ab. „Ich fange bloß an, alles aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.“

„Mit dem sentimentalen Mist kannst du aufhören! Konzentrieren wir uns lieber auf das Hier und Jetzt! Leider…“ knurrte Vegeta mit Seitenblick auf Guldos kopfloser Leiche „war das erst der Anfang. Das Schlimmste kommt noch.“

Damit war den anderen klar, dass immer noch vier Mitglieder des Sonderkommandos am Leben waren und Vegeta bis auf den schwachen Guldo auch keinen Erfolg gehabt hatte.

„Mist, dieser Kampf zieht sich hin und nicht zu unseren Gunsten“ stimmte ihm Bardock zu „Die andern werden wir nicht so leicht vernichten können.“

Vegeta grunzte zustimmend, die Arme vor der Brust verschränkt, die Stirn nachdenklich verzogen.

Dann, fast widerwillig, fragte er Bardock: „Was ist mit Kakarott? Wann kommt er?“

Bardock schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Aber ich denke, er ist schon auf den Weg.“

„Ich hoffe, er kommt bald…“ murmelte Vegeta und sah sich erschrocken um, da er seinen Gedanken aus Versehen laut ausgesprochen hatte. Strafend sah er die beiden an: Vegetas Wunsch sollte niemals bekannt werden. Darüber hatten Bardock und Radditz zu schweigen.

„Ja, aber…ihr beide seid Elite-Krieger. Wenn ihr euch zusammen tut…Wir brauchen vielleicht noch zwei weitere Saiyajins zur Verstärkung und dann planen wir einen Hinterhalt. Es müsste doch noch jemand übrig sein von unserer Armee. Ich biete mich auch als Köder an“ wechselte Radditz das Thema. Er machte hoffnungsvolle Pläne, aber Vegeta unterbrach ihn harsch.

„Zu spät!“

Er und Bardock drehten den Kopf und da spürte Radditz es auch, wie sich drei starke Powerlevel näherten. Er drehte den Kopf in die betreffende Richtung und konnte schon die hellen Auren erkennen. Ein Wimpernschlag und schon waren sie da, landeten auf einem Felsen und sahen auf die drei Saiyajins herab.

Rikoom, der augenbrauenlose Hüne mit dem orangroten Wedel auf dem Quadratschädel.

Baarta, das noch größere, blaue Reptile Wesen mit den pupillenlosen, roten Augen.

Jeeze, der Humanoide mit der rostroten Haut, der neben den beiden Giganten eher schmal und zierlich wirkte, aber dessen Powerlevel den beiden anderen ebenbürtig war.
 

„Guldo!? So eine verdammte Scheiße!“ fluchte Jeeze als erstes ungläubig auf, als er die Überreste des Froschlings am Boden liegen sah. „Guldo hat sich tatsächlich töten lassen?!“

„Dieser Narr“ ärgerte sich Baarta. Hätte Guldo nur seine Grenzen gekannt und eher um Hilfe gerufen, dann würde er noch Leben.

Rikoom sah ein weiteres Problem an Guldos Tod.

„Zu fünft sah unsere Formation cooler aus. Er hat uns alles versaut!“ beschwerte er sich.

Abschätzig sah er mit verschränkten Armen auf die Verursacher dieses Problem herab.

Er stutzte, da er einen der Saiyajin erkannte.

„Häh, den kenne ich doch“ murmelt er verdattert. „Ich dachte, ich hab ihn erledigt.“

„Wen meinst du?“ fragte Jeeze, der Rikooms Worte gehört hatte. Sein Kamerad zeigte auf Vegeta, der wiederum mit hasserfüllten Augen zu ihnen aufsah.

„Ah, das ist Vegeta, der König der Saiyajins. Sei froh, dass er noch lebt. Da wegen ihm Zarbon und Dodoria gestorben sind, wird Lord Freezer ihn gerne persönlich bestrafen wollen“ wusste Jeeze.

„Oh, dann muss ich ihn ja mit Samthandschuhen anfassen“ spottete Rikoom.

„Was? Wieso du?“ fragte Baarta. „Warum darfst du dir den Stärksten nehmen?“

„Na, weil ich ihn als Erstes hatte und ich meinen Job erledigen will. Es soll sich nicht rumsprechen, dass mir jemand entkommt. Ich hab nen Ruf zu verlieren“ entgegnete Rikoom nonchalant, der sich sein Opfer nicht wegnehmen lassen wollte. „Für euch ist doch auch was da“ beruhigte er seine Kameraden und zeigte auf die beiden anderen Saiyajins.

„Hm, na gut. Dann nehme ich den mit dem Stirnband“ Baarta schnappte sich gleich seine Wunschgegner und sagte, wie um Jeeze zu trösten. „Schau mal, dein Gegner hat auch so lange Haare wie du.“

Aber Jeeze durchschaute die Aktion. „Uh, meine sind aber gepflegter als diese schmierige, verfilzte Matte. Lenk nicht ab, du willst mir den Schwächsten geben?“

„Und wieder alle auf mich drauf“ murmelte Radditz ergeben, der die laute Streiterei natürlich mithörte.

„Super, dank Vegeta habe ich also nur 5 Minuten mehr Lebenszeit gewonnen, bevor ich doch sterbe“ knurrte Bardock sarkastisch, der sich seine Chancen ebenfalls nicht hoch errechnete. „Anstatt durch einen Frosch, sterbe ich nun durch eine mutierte Schlange.“

„Ohh, ist das ein Problem für dich?“ zischte Baarta. „Ich diskriminiere wenigstens nicht. Ich töte alles, egal, wie es aussieht, wie alt es ist oder welches Geschlecht es hat. Und wenn es dich tröstet…du wirst durch den schnellsten Krieger dieser Galaxie getötet. ICH…“ Baarta fing plötzlich und unerwartet an, heftig aufzustampfen, um dann in einer eleganten Rolle vorwärts nach unten zu springen und sich in Position zu werfen.

„…bin BAARTA!“ rief er am Schluss aus.

„und ICH…“ wie in einer gut geübten Choreografie folgte ihm Jeeze, wobei er vor dem großen Reptil landete, bevor er sich ebenfalls in Pose warf. „…bin JEEZE!“

Es war keine Überraschung, dass Rikoom sich der Show anschloss und die Choreografie beendete, indem er zwischen den beide landeten und ebenfalls posierte.

„Und ICH…bin RIKOOM!“

„WIR SIND DAS GINYU-SONDERKOMMANDO!“ riefen die drei zum krönenden Abschluss in neuer Position aus. Sie blieben so einen Moment stehen, um Eindruck auf ihre Gegner zu machen und sie mit ihrer Einheit und Teamfähigkeit zu imponieren.

Die Saiyajins sahen dem Gehampel aber eher unbeeindruckt zu

„Bardock“ stellte sich der Saiyajin mit dem Stirnband als erstes vor, in trockener Tonlage.

„Radditz“ zischte der langhaarige Saiyajin.

„Euer Ende!“ verkündete dagegen Vegeta.
 

Vegeta spuckte große Töne, doch in Wirklichkeit war er unsicher, ob er es gegen Rikoom schaffen würde.

Und selbst wenn, so gab es immer noch Jeeze und Baarta in der Warteschlange, nicht zu vergessen, das fünfte Mitglied der Sondertruppe, Ginyu selbst. Gegen jenen hatte er selbst mit Bardock und Radditz keine Chance zum Siegen.

Was im schlimmsten Fall bedeuten würde…War es das?

Würden heuten die besten Krieger der Saiyajins sterben, ohne es mit Freezer persönlich aufzunehmen?

War das alles, was sie erreichen konnten?

„So, Vegeta, wir beide fangen mal an“ sprach Rikoom ungeduldig und marschierte langsam voran.

„Ich bin großzügig. Deine Freunde können dir gerne helfen.“

„Hey, die gehören doch uns“ rief Jeeze sofort empört auf.

Rikoom winkte den nur Vorwurf hoheitsvoll zur Seite.

„Jeder, der mich herausfordert, ist willkommen…und seien wir mal ehrlich, allein schaffen sie es nicht gegen mich. Nicht wahr, du kleines Äffchen, haha.“

Vegeta knurrte, während er seinen Gegner nicht aus den Augen ließ.

//Jetzt werde ich durch die Hölle gehen! // dachte er nervös.

Er kannte Rikooms Stil, hatte davon vor zwei Tagen gekostet. Aber sein Zenkai-Schub war nicht groß gewesen, aufgrund der mangelhaften Erholung in den letzten Tagen. Der erhoffte Anstieg seines Powerlevels fiel aus.

Würde seine jetzige Kraft gegen Rikoom ausreichen?

Bardock und Radditz wichen leise nach hinten aus, um den beiden Kämpfer Platz zu machen.

„So, erst mal aufwärmen“ sprach Rikoom zu sich selbst und lieferte eine fließende Reihe von Posen ab, die darin endete, dass er auf einem Bein balancierte, das andere gerade hinter sich gestreckt, überraschend beweglich für seine Statur.

Wer hätte gedacht, dass so jemand Felsenartiges sich geschmeidig, wie eine Ballerina bewegen konnte?

Vegeta war davon unbeeindruckt, er hatte genug von diesem Theater, diesen Posen, diese Missachtung.

Er spannte sich an und ließ alle Energien frei, da er sich dieses Mal nicht an Rikoom anschleichen musste. Stattdessen würde er mit voller Wucht zuschlagen und seinem Gegner keine Chance zur Pause geben.

Die Adern an seiner Stirn schwollen an, seine Haare standen elektrisiert zu Berge und Staub wurde durch den Energiedruck, der von seinem Körper ausging, aufgewirbelt.

Die Scouter von Rikoom, Jeeze und Baarta warnten sofort ihre Besitzer.

„Was, 50.000“ konnte Jeeze noch aussprechen, da stürmte Vegeta auch schon auf Rikoom zu.

Er fing mit einem Faustschlag mitten ins kantige Gesicht an, welche den Riesen nach hinten schleuderte. Bevor er rückwärts landen konnte, war Vegeta schon anwesend, den Landeplatz berechnend und mit einer Geschwindigkeit, schneller als ein Blitz. Er empfing Rikoom mit ausholenden Fäusten. Sofort schmetterte er den größeren Gegner mit Wucht zu Boden, um dann seine Knie in Rikooms Bauch zu rammen. Es krachte laut, als Rikooms Panzer zerbrach.

Vegeta war im Kampfrausch und gab weder sich noch dem Feind eine Pause.

Er packte Rikooms Bein und warf ihn meterweit, woraufhin der feindliche Soldat in eine Reihe von Felsen krachte.

Vegeta konzentrierte in beiden Händen grelles Ki, führte die Hände nach vorne aus und kombinierte beide Energiewellen. Ein gleißender Blitz wurde abgefeuert.

„In Deckung!“ rief Bardock, aber Radditz hatte es auch schon gemerkt. Beide Saiyajins warfen sich eilig hinter die nächststehende Felsenreihe, bevor die Auswirkungen der heftigen Explosion sie erreichte.

Vegeta machte keine Pause.

„Und nochmal“ knurrte er und warf weitere Energiestrahlen auf die Stelle, wo er Rikooms Aura spüren konnte. Explosionen und schmutzige Staubwolken folgten.

Bardock und Radditz hielten sich geduckt hinter den Felsen versteckt, die Hände schützend über den Kopf erhoben.

Vegeta hielt schließlich schweratmend inne. Er blickte konzentriert auf die rauchende Stelle.

Bardock und Radditz trauten sich, nun wo der Lärm abgenommen hatte, vorsichtig hervor.

All der Krach hatte Radditz’s Trommelfell in Mitleidenschaft gezogen. Für einen Moment klang alles gedämpft. Der Schmutz in der Luft reizte seine Nase und Augen.

Er rieb sich übers staubige Gesicht und versuchte, wieder etwas zu erkennen.

Alles, was er sah, war ein braches, verbranntes Feld, an dessen Ende nur noch leichte Staubwolken wehten.

„Er…er hat es geschafft!“ freute sich Radditz und sah beeindruckt auf das kahle Schlachtfeld. „Unser König… Was für eine Kraft!“

Doch Radditz’s Freudentanz war zu früh.

Vegeta spürte es dank der Nähe als erstes, dann folgte Bardock. Beide Saiyajins zuckten erschrocken zusammen.

Radditz kapierte es schließlich auch.

„Seine Aura…ich spüre sie…Scheiße, der Kerl lebt noch?“ stammelte er fassungslos.

Der Rauch lichtete sich, Umrisse wurden sichtbar, dann Details.

Rikoom grinste die Saiyajins an, staubbedeckt, ohne Panzer und ohne Scouter, in löchriger Kleidung, aber ansonsten unversehrt.

„Hallo“ säuselte er.

Er hatte Energien ausgehalten, mit denen Vegeta mehrere Planeten hätte zerstören können, ohne tödlichen Schäden zu erleiden.

Vegeta zitterte vor Zorn angesichts dieses Ergebnisses. Das war alles, nachdem er Rikoom volle Breitseite getroffen hatte?!

„Der ist ja fast unverletzt!“ konnte auch Bardock erschüttert erkennen.

„Dieser ganze Staub ist ja ekelhaft“ beschwerte sich Jeeze unbeeindruckt und Baarta strich sich grummelnd den schuppigen Schädel sauber. Für diese beiden war es keine Überraschung, dass ihr Kamerad diese Angriffe problemlos überstanden hatte.

Aber sie wünschten sich, sie könnten dem Gemetzel zuschauen, ohne dabei dreckig zu werden.

„Mach ihn fertig, Rikoom. Aber ohne Staub aufzuwirbeln“ befahl Jeeze.

„Das war ja schon ganz nett“ grinste Rikoom und ignorierte die Seitenrufe. Seine Konzentration galt Vegeta. „Fangen wir jetzt richtig an?“

Wie es die Frage implementierte, machte Rikoom nun Ernst und ging in die Offensive. Vegetas Angriffe hatten ihn mehr über die Stärke seines Gegners verraten. So wie Vegeta, konnte auch Rikoom als erfahrener Kämpfer seine Gegner gut einschätzen, sobald er sie von nahem direkt im Kampf erlebt hatte.

Sein Ergebnis war: Vegeta würde gleich schmerzhaft auf den Boden der Tatsachen fallen!

„JETZT KOMMT RIKOOM!“

Mit diesem Aufschrei flog der Hüne auf Vegeta zu. Jener sah das zwar, konnte aber nicht rechtzeitig reagieren und wurde von einem harten Kniestoß ins Gesicht getroffen. Mit blutigem Kinn flog Vegeta nach hinten. Ein weniger sturer Kämpfer wäre zu Boden gefallen angesichts dieser Schmerzen, aber Vegeta rappelte sich noch im Fall auf, nutzte den Schwung, um sich vom Boden abprallen zu lassen und in die Luft zu springen. So änderte er geschickt die Richtung und flog direkt auf Rikoom zu, so schnell, dass jener immer noch in der Angriffsposition mit erhobenem Knie verharrte.

Aber Rikoom reagierte gewitzt und hob seinen Arm, um Vegetas Faustschlag abzuwehren.

Von da an erfolgte ein direkter Schlagabtausch zwischen den beiden Kämpfern. Fäuste, Tritte, Ellbogen-Angriffe wurden in der Luft ausgetauscht.

„Gar nicht übel“ lobte Rikoom seinen Gegner überheblich. „Besser, als ich dachte.“

Vegeta war dagegen schweigsam. Das übliche Verhöhnen seines Gegners ließ er vermissen. Zu konzentriert war er, zu verbissen, in dem Versuch, Rikoom zu vernichten.

Er durfte für keine Sekunde unaufmerksam dabei sein.

Dennoch reichte seine Konzentration nicht aus, um Rikooms nächsten Ellbogenstoß auszuweichen. Er wurde hart am Kopf getroffen und stürzte ab. Dieses Mal schaffte er es angesichts der rasenden Schmerzen in seinem Schädel nicht, sich über die Pein zu erheben: er fiel zu Boden.

Rikoom setzte sofort nach, den linken Arm zum Schlag angezogen

Doch der kurze Bodenkontakt hatte Vegetas Orientierung wiederhergestellt und er stieß sich erneut ab, rechtzeitig, bevor Rikooms Faust dort landete, wo eine Millisekunde zuvor noch der Saiyajin lag.

So spritzte nur Erde anstatt Blut auf.

Rikoom grinste, unbeeindruckt von dem Dreck in seinem Gesicht und setzte dem Fliehenden nach.

Vegeta flog höher und höher, als versuchte er tatsächlich zu fliehen. Doch als er spürte, wie sich sein Gegner ihm näherte, drehte sich der Saiyajin um, die linke Hand erhoben und feuerte einen Energieball auf ihn runter. Doch Vegeta wurde dadurch überrascht, wie Rikoom mit hoher Geschwindigkeit elegant den Angriff auswich, über Vegeta flog und ihn mit einem Tritt nach unten beförderte.

Es knallte, als Vegeta ungehindert zu Boden fiel.
 

Radditz und Bardock zuckten mitleidig zusammen; konnten sich die Schmerzen vorstellen, welcher ihr Anführer gerade erlitt.

„Bardock, sollen wir…“ fragte Radditz an, aber auch er wusste die Antwort, die Bardock ihm sofort zu zischte.

„Wir wären ihm keine Hilfe.“

Bardock kniff die Augen zusammen, versuchte erneut, eine Vision herbeizubeschwören, damit er eine Strategie entwickeln konnte.

//Komm schon!// befahl er dieser tückischen, schwer kontrollierenden Gabe. //Gib mir etwas, womit ich arbeiten kann!//

Vor seinen Augen fing die Luft an zu schwirren und zu verändern wie bei einer Fata Morgana. Für einen kurzen Moment erhielt Bardock tatsächlich einen kurzen Blick in die nahe Zukunft, aber es versurachte ihm brennenden Augen und einen stechenden Kopfschmerz. Er rieb sich die schweißnasse Stirn, massierte die Schläfen.

„Was ist los?“ fragte Radditz, der sich über die plötzliche, bleiche Gesichtsfarbe seines Vaters wunderte.

„Ich…ich hab eine Idee“ stöhnte Bardock. „Halt dich bereit! Wir dürfen den richtigen Moment nicht verpassen. Wir machen folgendes…“
 

Vegeta unterdessen rappelte sich langsam vom Boden auf, steif, ohne die übliche Leichtigkeit.

Viele Stellen an seinem Körper stachen warnend, aber dank Adrenalin und Wut wurde der Schmerz gedämpft. Vor allem seinem Zorn war es zu verdanken, dass er immer noch genug Energie für den Gegen-Angriff hatte. Dieses innere Feuer trieb ihn weiter an und gab ihm die Kraft, sich immer wieder zu erheben.

Er flog rasant hinauf, die Arme erhoben, ein weißer Blitz, der in Rikooms Bauch landete. Ohne schützende Brustpanzer trafen Vegetas Fäuste genau in dessen Mitte. Befriedigt spürte Vegeta, wie seine Knöchel in Rikooms Muskel drangen.

„Uuuh“ Rikoom stöhnte schmerzvoll auf, Mund und Augen weit aufgerissen aus Überraschung und Schmerz.

Doch Vegeta verharrte zu lange in dieser Position, den Schlag in Rikooms Körper zu sehr genießend, anstatt sich sofort in sichere Distanz zurückzuziehen. Schneller als gedacht erholte sich Rikoom und schnappte mit seinen grobschlächtigen Fäusten nach dem kleineren Gegner, der so schön in seiner Nähe war.

Darauf hatte Rikoom gewartet: Vegeta war in seinen Fängen geraten!

Er kicherte unheilvoll.

Rikoom hob Vegeta mit Leichtigkeit über seinen Kopf, immer noch schön festhaltend und dann…flog er hinab.

Vegeta schrie auf, da er sah, wie die Oberfläche sich ihm näherte und er nicht aus Rikooms Griffeln entkommen konnte.

Radditz und Bardock sahen dies mit entsetzter Miene an. Auch sie ahnten, was da gleich auf ihrem König zukommen würden.

KRACH!

Radditz und Bardock zuckten mitleidig zusammen.

Vegeta landete mit dem Kopf voran ins weiche Erdreich und blieb dort zur Hälfte stecken. Nur seine Beine schauten heraus, was ihm das Aussehen von verwelktem Gemüse verlieh.

Für einen kurzen Moment herrschte schockierte Stille von Seiten der Saiyajins.

Verdammt, das musste schmerzen!

Hatte Vegeta das überstanden?

Rikoom grinste dagegen erheitert.

Diese Saiyajins waren harte Burschen. Andere Lebewesen hätten längst geplatzte Schädel. Aber das leichte Zucken in Vegetas Beinen verriet dem Freezer-Soldaten, dass Vegeta noch lebte.

Aber anscheinend kam er nicht mehr aus eigener Kraft heraus, vermutlich brummte ihm der Schädel, nun wo er die Radieschen von unten wachsen sah.

Rikoom erinnerte sich, dass Freezer diesen Saiyajin gerne lebend haben würde und als gehorsamer Diener wollte er sich bemühen, diesen Wunsch zu erfüllen. Sein Meister würde hochzufrieden sein, wenn er die Plage, die ihn seit Wochen quälte, zu seinen Füßen warf.

„Na, schon müde?“ fragte er laut und packte Vegetas Bein, um den Saiyajin herauszuziehen. Jener sah fertig aus: die Augen geschlossen, das Gesicht mit Dreck und blutenden Wunden bedeckt. Am Brustkorb zeigte sich nur ein leichtes Beben; das einzige Anzeichen, dass Vegeta noch lebte.

„Verdirb mir nicht den Spaß“ beschwerte sich Rikoom.

Das war’s also?!

Damit war dieser lustige Kampf zu Ende?

Dabei hatte Rikoom es zum ersten Mal seit Jahren mit einem hartnäckigen Gegner zu tun. Meistens sah es so aus, dass Rikoom nur einen Schlag benötigte, um jeglichen Widerstand zu vernichten. Aber der Saiyajin stand immer wieder auf und dass, nachdem Rikoom jedes Mal härter zuschlug.

Was für ein sturer Bock!

Dennoch reichte es nicht gegen ein Kaliber seines Formats aus. Der Elitekrieger der Saiyajins konnte es nicht mit einem Elitekrieger von Freezer aufnehmen.

Wie vermessen von den Saiyajins, es mit Lord Freezer aufnehmen zu wollen!

Stolz streckte Rikoom die Brust raus, hielt seine erledigte Beute noch etwas höher in die Luft, als hätte er einen großen Fisch gefangen.

Vegeta baumelte schlapp herunter, wie es nur ein bewusstloser Körper tat.

Rikooms Wachsamkeit ließ nach.

Ein Fehler.

Vegeta riss plötzlich Augen auf, warf die Arme nach vorne, überraschend lebendig. Eine Ki-Welle wurde auf den ungeschützten Rikoom aus direkter Nähe abgefeuert und traf ihn mitten ins Gesicht.

Erschrocken ließ er dadurch Vegetas Bein los, welcher durch die Wucht seines eigenen Ki-Angriffs weggeschleudert und fünf Meter vom getroffenen Gegner entfernt zu Boden landete.

Rikoom blieb mit rauchemden Gesicht liegen, während Vegeta sich langsam und schwer keuchend aufrappelte.

Er hatte seine ganze Kraft für diese perfekte Chance genutzt. So nah und ungeschützt…Jetzt, endlich, MUSSTE dieser Kerl doch vernichtet sein!

Auch Radditz und Bardock sahen mit dieser Hoffnung auf den am Boden liegenden und forschten nach seiner Lebenskraft.

Doch diese war immer noch spürbar.

Kaum hatten sie den richtigen Rückschluss gezogen, da sprang Rikoom schon auf die Beine.

„Nicht übel“ sagte er langsam und mit irrem Blick „Bravo.“

Seine Worte waren lobend, sein Gesicht und seine Aura zeigten aber Anzeichen von mildem Zorn.

Das musste an seiner neuen Frisur liegen

Rikooms Palmenwedel-ähnliche Haare waren gestutzt auf wenige Büschel verbrannte Reste. Darunter schimmerte seine verkohlte Kopfhaut. Zusammen mit der zerrissenen Kleidung, die im Laufe des Kampfs immer größer werdende Löcher entwickelte hatte, wirkte Rikoom nicht ehrfürchtig oder elegant. Im Gegenteil, gerade der große Riss über seine Pobacke ängstigte Radditz und Bardock, dass sie gleich mehr sehen würden, als sie vertrugen.

Wenn der sich weiter öffnete…

Rikoom aber schien keine Scham zu verspüren, sondern genoss den Kampf, ungeachtet seines Aussehens. Er verdeckte nichts, sondern stemmte die Fäuste in den Hüften.

Dieses Verhalten imponierte die Saiyajins und nötigte ihnen widerwillig Respekt ab angesichts eines Gegners, der sich ebenso auf den Kampf fokussieren konnte wie ein Saiyajin.

Jeeze und Baarta amüsierten sich dagegen über Rikooms neuen Look und lachten gehässig.

Es würde sie nicht wundern, wenn ihr Kamerad gleich tatsächlich nackt kämpfte.

Rikoom ließ sich nicht von den Zuschauern stören, sondern behielt Vegeta im Blick. Das Früchtchen hatte oft genug bewiesen, dass es nicht so einfach aufgab und nach jeder Blöße suchte.

Aber wie Rikoom bewies…selbst entblößt wies er immer noch keine Schwachstellen auf.

„Bist du noch fit?“ rief er Vegeta zu, der sichtbar vor Erschöpfung zitterte. „Nein? Dann erlöse ich dich. Gleich ist der Kampf zu Ende. Dann verschiffe ich dich zu Lord Freezer.“

Vegetas gesamter Körper schmerzte, sein linkes Auge war zugekniffen, von der Stirn floss Blut. Seine Muskeln flehten um eine Pause, welche Vegeta ihnen nicht gönnten. Das Adrenalin verlor seine schmerzdämpfende Wirkung.

Der König der Saiyajins wusste nicht weiter.

Er hatte anhand der mächtigen Powerlevel geahnt, dass der Kampf gegen die Ginyu-Sondertruppe nicht einfach werden würde, aber trotzdem… Vegetas Einsatz reichte nicht aus!

All die Kämpfe, die Strategien, die Entbehrungen, das harte Zenkai-Training der letzten Monate…wofür?!

Selbst die besten der Saiyajins, mit legendärer Kampfkraft gesegnet, in Zusammenarbeit, hatten keinen besseren Erfolg gehabt als einen feindliche Supersoldaten zu töten, während die wiederum hunderte von Saiyajins abgeschlachtet hatten.

//Dieses Monster…dass er so stark ist…ich hab keine Chance.// ärgerte sich Vegeta.

Jetzt wurde er von so einem Kerl ohne Klasse getötet. Nicht mal von Freezer, sondern von einem seiner Untergebenen.

Das war schlimmer als gegen Kakarott zu verlieren.

Seine Hilflosigkeit und Schwäche kotzten Vegeta an, ebenso die Ironie.

War er vor wenigen Tagen nicht an derselben Stelle gewesen wie Rikoom, als er Zarbon getötet hatte?

Überheblich und übermächtig auf den schwachen Gegner herabsehend, mit ihm spielend wie eine Katze mit ihrer Beute?

Wie oft hatte Vegeta dieses Spiel gegen andere Gegner genossen, die sich was auf ihre Kraft eingebildet hatten und dann gegen den Elitekrieger abstanken.

Aber Vegeta spuckte auf die Ironie.

Er hatte null Gewissensbisse.

Er liebte es, der Sieger zu sein und er hasste es zu verlieren, sei es gegen Wesen aus anderen Galaxien oder Saiyajins.

Im Kampf zu sterben war sein Schicksal.

Es ärgerte ihn nur, dass es so früh war, ohne einmal gegen Freezer antreten zu können oder sich wenigstens an Kakarott zu rächen.

Diese offene Sache, das unbeendete Tatakai, würde Vegeta noch bis in die Hölle verfolgen.

Was sein Ende anbelangte: Rikoom war stärker und wie in jedem ernsten Kampf galt „Töte oder du wirst getötet!“

Da Vegeta nach diesen Regeln lebte, würde er sich ihnen auch heute unterordnen. Er musste Rikooms Überlegenheit anerkennen, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er sich erniedrigen würde. Es gab immer noch diesen Funken Stolz in ihm, der ihm verbot, auf die Knie zu fallen und um sein Leben zu betteln.

So tief würde er nicht fallen!

Lieber starb er heute gegen diese vulgäre Kreatur, als sich vor Freezer erniedrigen zu lassen.

„Komm her“ knurrte er Rikoom an. „Bring es zu Ende!“
 

„Wir müssen ihn angreifen!“ flüsterte Radditz.

„Noch nicht, spar deine Kraft auf“ hielt ihn Bardock auf. „Gleich kommt es…vertrau mir.“
 

Rikoom stellte sich auf ein Bein, hob eine Faust in die Luft.

„RIKOOOOOOOOM…“

Für den krönenden Abschluss zog er wieder eine Show ab. Er plante, es mit einer Spezial-Attacke zu beenden.

Dafür stellte er sich breit auf, die Füße fest im Boden stehend, die Fäuste geballt, der Körper angespannt.

„Schredderblitz!“

Er riss das Maul auf, um daraus eine Energie-Kanone abzufeuern.

Das war es!

Auf diesen Moment hatte Bardock gewartet. Diesen Angriff hatte er in seiner Vision gesehen.

Er flog los und das war auch das Signal für Radditz.

Rikoom war so auf Vegeta fixiert, dass er die beiden anderen Saiyajin vergessen hatte. Hinzu kam, dass er wegen dieser Art von Angriff sich nicht frei bewegen konnte. Er musste sich konzentrieren, während er die Energie in seiner Mundhöhle sammelte und ausspuckte. Da er dadurch nicht fähig war, auszuweichen, war es der perfekte Zeitpunkt für Radditz und Bardock.

Radditz flog so schnell er konnte und schaffte es um Haaresbreite, Vegeta zu schnappen und mit sich aus der Schussbahn zu ziehen. Stattdessen flog der tödliche Strahl an ihnen vorbei, um weiter weg in einem großen Knall zu explodieren. Schützend warf sich Radditz über Vegeta und schirmte ihn ab, als Staub und kleine Steinchen auf sie herabregneten.

Zur gleichen Zeit verpasste Bardock Rikoom einen Kniestoß auf den Kopf, wodurch dessen Zähne aufeinanderprallten. Das Ki blieb ihm wortwörtlich im Halse stecken und explodierte.

Bardock selbst wurde durch den Luftstoß der abgelenkten Energiekanone weggeschleudert.

Für einen Moment waren alle Anwesenden durch die plötzliche Rettungsaktion, die Gegenattacke, den Knall und den Staub, alles zur selben Zeit, wie gelähmt.

Zu viele Eindrücke auf einmal innerhalb kürzester Zeit.

Vegeta war der Erste, sich rührte, indem er seinen Ellbogen gegen Radditzs Bauch stieß.

„Runter von mir!“ zischte er, nicht im Geringsten von der Hilfe erfreut. Stattdessen starrte er Radditz vorwurfsvoll an.

„Rettet mich, anstatt Rikoom anzugreifen? Was sollte das?“

Radditz verdrehte die Augen, während er sich ebenfalls aufrappelte.

„Klar, als ob ich gegen ihn eine Chance hätte, wenn selbst du keinen Erfolg hattest“ erwiderte er schnippisch. „Bardock hatte den besseren Plan. Jetzt sind wir wegen Guldo quitt.“

Sie warfen beide einen prüfenden Blick hinter sich, wo Rikoom mit dem Gesicht zu Boden lag. Bardock, in dessen nächster Nähe, setzte sich eilig auf und sah misstrauisch auf den halbnackten Feind, dessen Haut immer noch qualmte.

Was er sah, gefielt ihm nicht.

Sofort bildete er brennenden Ki-Bälle in seinen Händen und schoss eine Salve auf den immer noch am Boden liegenden. Feuer und Rauch bedeckten nun die Stelle.

„Oh scheiße“ fluchte Radditz. Das kurze Gefühl der Erleichterung, welches er eben noch verspürt hatte, verschwand. Wenn Bardock immer noch angriff und Energie aufwand, konnte das nur eines bedeuten…für einen Toten würde er nicht so viel Kraft verschwenden; besonders nicht, wenn noch mehr Gegner auf ihn warteten.
 

Bardock feuerte, bis er keine Kraft mehr hatte. Aus der Schusszone verquoll langsam der Rauch.

Mit schmalen Augen starrten die Saiyajins hin, forschten mit ihrem sechsten Sinn, der IMMER NOCH eine Aura spürte.

„Was ist das für ein Kerl, der so was überlebt?“ fragte sich Bardock laut.

Aus dem Rauch richtete sich tatsächlich eine große Gestalt auf.

„Hört mal“ konnten die Saiyajins die dumpfe, etwas nuschelnde Stimme von Rikoom hören.

„Wenn es etwas gibt, wovor ich Angst habe…“ der Staub wurde durch den Wind weggeweht, mehr Details wurden sichtbar.

„…Dann ist es der Zahnarzt.“ Rikoom lächelte sie an.

Kein schöner Anblick.

In Rikooms Mundhöhle wurden einige abgebrochene Zähne sichtbar, wo einst ein perfektes Gebiss geleuchtet hatte.

Wenigstens ein gewisser Schaden, aber die Saiyajins hatten gehofft, dass Rikooms Schädel weggeblasen wurde.

Stattdessen stand er und war immer noch kampffähig.

Verspürte er keinen Schmerz?

War das das Geheimnis seiner Kraft?

Vegeta glaubte allmählich an diese Theorie, denn Rikoom hatte abgesehen von ein paar Stöhner nicht mal „Aua“ gesagt und dass, obwohl ihm gerade der Mund explodiert war.

Jedes normale Wesen würde sich vor Schmerzen krümmen und wäre kampfunfähig.

Jeeze und Baarta, welche immer noch als Zuschauer unbeteiligt in Entfernung standen, lachten hämisch auf. Ihr Hohn galt dabei den entsetzen Gesichter der Saiyajins.

Sie hatten sich nicht gerührt, als die beiden anderen Saiyajins sich in Vegetas Kampf eingemischt hatten. Entweder vertrauten sie ihren Kameraden oder es war ihnen egal, wenn er starb, weil sie sich dann um geschwächte Gegner kümmern konnten.
 

„Keine Sorge, vielleicht bohrt er ja nicht“ rief Jeeze.

„Ich bin jetzt echt sauer“ brüllte Rikoom, der das nicht witzig fand.

„Ruhig Blut“ warnte Baarta. „Das kriegen wir schon wieder hin.“

Ihre medizinische Versorgung war erstklassig, da musste sich Rikoom keine Sorgen machen.

Aber die Saiyajins hatten es nun geschafft, Rikoom ernsthaft zu verletzen. Nicht nur sein Körper, sondern auch sein Stolz litten darunter.

Nun war er fest entschlossen, alle Saiyajins zu erledigen.

Jeeze und Baarta sahen dies mit Sorgenfalten auf der Stirn. Zwar war ihnen klar, dass Rikoom immer noch die Überhand behielt, aber den Schaden, den er sich eingefangen hatte, war bedenklich.

Es ging gegen ihre Ehre als Freezers Elitetruppe, dass sie so in die Enge getrieben wurden von gerade mal drei Männern.

Aber sie kannten ihren Kameraden Rikoom, der keine Unterstützung wollte, selbst in diesem Fall. Sie waren ein Team, aber es gab Momente, wo man lieber allein kämpfen wollte.

Es war eine Frage des männlichen Stolzes und ihrer hart erarbeitenden Position als Lord Freezer Elite-Soldat.

Trotzdem, im Fall der Fälle, würden Jeeze und Baarta ihrem Kameraden natürlich beistehen. Aber den Powerlevel-Werten nach, welche ihre Scouter übermittelten, waren die drei Saiyajins gleich erledigt. Sie hatten zu viel Kraft verloren, so dass selbst der verletzte Rikoom immer noch stärker war.

Solange ihre Scouter sie nicht vor Gefahren warnten, würden sie Rikoom seinen Rachefeldzug durchführen lassen.
 

Rikoom blies erzürnt durch die aufgeblähte Nase und sah sich nach seinem ersten Opfer um.

Der Saiyajin mit dem Stirnband, welcher am nächsten dran war und dem er das Zahn-Debakel verdankte, war seine offensichtlichste Wahl. Zornig richtete er den Blick auf ihn.

Bardock tat das Ungünstigste, was man in dieser Situation tun konnte, was aber seinem Charakter geschuldet war.

„Keine Haare auf den Kopf, keine Zähne und am Jammern…das reinste Riesen-Baby“ provozierte er.

Typisch Bardock: genau wie Vegeta erkannte er die Aussichtslosigkeit seiner Situation.

Aber er weigerte sich, deshalb zu flennen.

Wenn seine Fäuste nicht mehr die Kraft hatten, seinen Gegner zu malträtieren, dann nutzte er halt seine spitze Zunge.

Rikoom stutze bei diesen furchtlosen Worten und ein Mundwinkel zog sich ungewollt amüsiert nach oben.

Doch ob er Spott humorvoll ertragen konnte, war zweifelhaft, denn ehe Bardock sich versah, verpasste Rikoom ihm einen Tritt, der ihn in hohen Bogen aufwärts beförderte.

„Zahn um Zahn“ erwiderte Rikoom mit scharfzüngigem Bonmot und sah teilnahmslos zu, wie Bardock wie ein nasser Sack zu Boden fiel und dort liegen blieb.

„VATER!“ Radditz dagegen konnte diesen Anblick kaum ertragen und stürmte panisch los. Es fiel ihm nicht auf, dass er zum ersten Mal seit Jahren, seit seinem ersten Tatakai, seinen Erzeuger nicht mehr mit Vornamen angesprochen hatte.

„Vater?“ Radditz landete an Bardocks Seite, der bewegungslos, aber ansprechbar auf der Erde lag. Er kniete sich hin und wollte ihn berühren, doch Bardock schüttelte leicht verneinend den Kopf. In seinem Zustand konnte er keine Berührungen ertragen.

„Er…er hat mir alle Knochen gebrochen…mit nur einem Tritt“ stammelte Bardock fassungslos.

Es geschah so schnell…er hatte nichts erkennen können.

Wie hatte es Vegeta da so lange gegen Rikoom ausgehalten?

Oder war es Rikooms wahre Kraft, die er bislang nicht aufgewandt hatte?

Bardock, der in den letzten Monaten ein so hohes Powerlevel erreicht hatte, dass er zur Elite der Saiyajins gehörte, konnte nicht glauben, dass man ihn mit einer Attacke ausgeknockt hatte. Sein Stolz wurde gebrochen wie seine Knochen.

„Schöne Scheiße“ fluchte er „Wir sind am Ende. Alles umsonst…“ Bardock hatte jegliche Hoffnung verloren. In diesem Zustand war er nutzlos.

Mit einem Seitenblick zu Vegeta sah er, dass es seinem König nicht anders ging. Erschöpft kniete jener, Rikoom nicht aus den Augen lassend, welcher sich aber momentan nicht rührte. Vermutlich wollte er die Hoffnungslosigkeit der Saiyajins noch höher treiben.

Bardock wusste, dass er kampfunfähig war und von Vegeta konnte man auch nicht mehr viel erwarten. Der hatte seine Kraft bereits verbraucht.

Er schaute flehend seinen Sohn an.

„Flieh!“ befahl er ihm heiser.

Radditz stutzte.

Ausgerechnet Bardock, der stolze Saiyajin, der selbst im Angesicht des Todes (in Gestalt von Rikoom) nicht seinen Schneid verloren hatte, gab einen so ehrlosen Befehl?!

„Es geht nicht anders, wenn du überleben willst“ flüsterte Bardock weiter, der die Frage in Radditz Augen verstand. „Auch wenn es feige klingt…aber ich will nicht, dass du hier stirbst.“

Bardock selbst hätte nie geglaubt, dass er so etwas mal sagen würde.

Aber jetzt, wo er wehr- und hoffnungslos war, voller Schmerzen und der Tod sich ankündigte, wollte er nicht das Ableben seines Sohnes mitansehen. Das konnte er nicht ertragen.

Wenigstens er sollte überleben.

Radditz‘s Gesicht wurde finster.

„Nein!“ widersprach er knurrend.

Bardock wollte aufbrausen, doch Radditz ließ krachend seine Faust in die Erde fallen, nur wenige Zentimeter neben Bardocks Gesicht entfernt und brachte ihn zum Verstummen.

„Nein, das werde ich nicht!“ wiederholte Radditz und sah seinen Vater strafend an.

Ja, er verstand Bardocks Geste. Er hätte so etwas Ähnliches auch zu Kakarott oder Bulma gesagt, wenn die Situation vertauscht wäre.

Sein Leben für seine Liebsten zu opfern, damit diese überleben konnten, war ein ehrenhafter Tod.

Aber Radditz war sich der Situation bewusst. Sein Hirn dachte noch logisch, ungelähmt von Panik.

Er konnte die Situation besser beurteilen: jemand wie Rikoom oder seine Kameraden würden ihn niemals lebend entkommen lassen!

Flucht war sinnlos und würde mit einem Ki-Strahl in den Rücken enden, so dass er wie ein Feigling sterben würde.

Das war nicht das Ende, dass sich Radditz erträumt hatte, dazu besaß er zu viel Stolz.

Fliehen und Sterben, ohne es wenigstens zu versuchen?

Seinen König und seinen Vater hinter sich lassend?

Sein Lebenswerk mit so einem Tod zu beschmutzen?

Diese Vorstellung ärgerte Radditz noch mehr als die Erkenntnis, dass er heute sterben würde. Als Krieger, der seit seiner Jugend auf Mission war und etliche Situationen in Lebensgefahr erlebt hatte, war diese Art von Tod keine Überraschung.

Sein Glück hatte ihn all die Jahre davor bewahrt, aber irgendwann hatte auch der größte Glückspilz Pech im Leben.

So what?!

Radditz hatte die Tatsachen akzeptiert, sich mit der Realität arrangiert. Krieger starben nun mal auf dem Schlachtfeld.

Was ihn aber maßlos ärgerte, war das Verhalten seines Vaters.

Nicht mal eine Stunde zuvor hatte jener ihn, wenn auch wegen der Situation gezwungenermaßen, über den Klee gelobt.

Ihm gesagt, wie stolz er auf ihn war und ihn als Krieger anerkannte.

Und dann kam die Aufforderung zum Desertierten, auch noch vor den Augen von Vegeta, anstatt dass sie gemeinsam in den Tod gingen?!

Wahre Kameraden taten das einem nicht an. Sie ließen sich nicht im Stich.

Bardock hätte niemals so etwas zu seinen Kameraden Toma, Selypa, Panbukin oder Borgos gesagt.

Das nahm Radditz ihn übel, diese ungefragte Sonderrolle, nur weil er sein Sohn war.

Radditz war erwachsen und brauchte kein Beschützer. Er war heute hier als Waffenbruder von Bardock, nicht als sein Sohn. Er war stolzer Krieger der Saiyajins, der sich seine Position hart erarbeitet hatte. Dementsprechend wollte er auch so behandelt werden.

„Verbring deine letzten Minuten mit Jammern“ knurrte er und erhob sich. Verächtlich starrte er auf Bardock herab.

„Aber ich werde das nicht tun.“

Mit diesen Worten drehte sich Radditz um und bewegte sich auf Rikoom zu. Überrascht, mit einem Hauch Anerkennung, hob jener eine seiner augenbrauenlosen Wulste.

Bardocks Gefluche wurde von beiden Seiten ignoriert.

„Du hast Mumm“ lobte er den langhaarigen Saiyajin. „Du bist eindeutig der Schwächten von den Dreien. Trotzdem rennst du nicht weg. Das gefällt mir.“

„Wozu auch!“ erwiderte Radditz, der dieses übertriebene gönnerhafte Verhalten von Rikoom durchschaute. „Damit du mich von hinten erledigen kannst?“

Rikoom grinste schamlos, was bei seinen Zahnstummeln kein schöner Anblick war. Sein flirtendes Zwinkern verfehlte ebenso seine Wirkung.
 

Vegeta sah stumm dabei zu, wie Radditz nun sein Glück versuchte. Sein Urteil war aber dasselbe wie von Bardock: Radditz würde gleich sterben!

Dass er es trotzdem versuchte, anstatt mit eingekniffenem Schwanz zu fliehen, erhöhte Vegetas Respekt vor seinem Kameraden.

Daher tat er das Einzige, was er in dieser Situation noch machen konnte: Er behielt seinen Blick fest auf die beiden Kämpfer, um Zeuge von Radditzs Mut zu sein.

„Oh, dieser dumme Junge. Und dafür habe ich mich geopfert? Nur für ein paar Tage mehr, bevor er doch stirbt?“ beschwerte sich eine bekannte Stimme nahe an Vegetas Stimme. „Aber sieh nur, wie er mit sicheren Schritten in den Tod geht! Ein wahrer Krieger! Schnüff, ich bin so stolz auf ihn. Hast du ihn eigentlich jemals gelobt? Dich für seine gute Arbeit bedankt? Nein, stattdessen hast du es immer für selbstverständlich angesehen. Du bist genauso schlimm wie Bardock. Erst im letzten Moment, wenn es zu spät ist, kapierst du, was dir da verloren geht! Dein einziger Freund!“

Vegeta wand den Kopf nicht ab, um nachzusehen. Er erkannte die quasselnde Stimme trotzdem, aber er wollte nicht das dazugehörige Bild sehen.

Dennoch, aus den Augenwinkeln sah er die kleine, durchsichtige Gestalt neben seinem Kopf schweben.

Geister-Nappa war wieder da!

Der Stress und die Auswirkungen des Kampfes zehrten wieder an Vegetas Geistesklarheit. Er wollte sich nicht von dieser morbiden Illusion seines Hirns ablenken lassen, entstanden durch eine Gehirnerschütterung… oder war es tatsächlich die Stimme seines Gewissens?

Welche Erklärung es dafür gab, Geister-Nappa hörte nicht auf zu sabbeln, ungeachtet, ob Vegeta ihn beachtete oder nicht.

„So viel zu deiner Rache gegen Freezer. Nun werden wir alle sterben, weil du ihm keine Treue schwören wolltest. Haha, wenn ich daran denke, wie du vor einigen Tagen noch die großen Pläne gemacht hast: Aurum zerstören, den König töten…aber jetzt wirst du nicht mal von Freezer getötet, sondern von einem Fußsoldaten“ lachte Geister-Nappa ihn aus. „Selbst dein Vater wurde wenigstens höchstpersönlich durch den obersten Chef kalt gemacht.“

„Rikoom ist ein Elite-Kämpfer“ verbesserte Vegeta zähneknirschend und ging dadurch ungewollt auf die Illusion ein, was diese natürlich verschlimmerte.

Geister-Nappa, glücklich lächelnd, weil man ihn beachtete, flog wild um Vegetas Kopf, während er darüber lachte, dass sich bald alle Saiyajins in der Unterwelt versammeln würden.

Es war wie Tinnitus im Hirn.

Vegeta kniff kurz die Augen zusammen, während er hastig mit einer Hand vor sich hin wedelte, um die rauchartige Kreatur zu vertreiben.

Als er die Augen öffnete, war die Erscheinung glücklicherweise verschwunden.

Rechtzeitig, bevor der Kampf anfing.
 

Beide Kämpfer starrten sich an.

Rikoom winkte ihm auffordernd zu und Radditz kam der Einladung nach. Er bildete Energie in beiden Händen, bis es blitzte, formierte sie zusammen und feuerte dann einen tödlichen Lichtstrahl auf Rikoom ab. Jener sah ihn auf sich zukommen, prustete die Wangen auf…und lenkte dann den feindlichen Energiestrahl nur mit einem Atemstoß zur Seite.

Der Ki-Strahl flog in hohen Bogen zu seinem Verursacher zurück. Radditz wich fluchend mit einem Sprung nach oben aus, bevor er einschlug, doch diese Maßnahme hatte Rikoom vorausgesehen.

Er war sofort zur Stelle, um Radditz mit einem Handkantenschlag gegen den Nacken zu treffen.

Radditz schaffte es gerade noch, seinen linken Arm dazwischen als Blocker zu nutzen. Doch die harte Handkante durchschlug den Armpanzer und brach den darunter liegenden Knochen.

Trotzdem, immer noch besser als ein gebrochenes Genick.

Mit diesem Gedanken ertrug Radditz den Schmerz, während er die Nähe nutzte, um auf Rikoom mit der anderen Hand zu feuern. Er wartete nicht ab, bis der Rauch sich verzog, um die Wirkung zu beobachten: Radditz wusste, dass seine Energie zu schwach war, um den Quadratschädel zu verletzen. Aber er konnte ihn so blenden, um dann auf Distanz zu gehen.

Doch er kam nicht weit: Sein Plan, sich von ihm zu entfernen, durchstrich Rikoom. Seine Hand griff durch den Rauch und erfasste zielsicher einen von Radditz’s Füßen. Ehe der langhaarige Saiyajin den starken Griff auch schon spürte, wurde er auf die Erde geschleudert, wo er krachend im Dreck landete.

Das war nicht gerade förderlich für seinen gebrochen Arm. Der Schmerz wanderte und lähmte für einen kurzen Moment seinen ganzen Körper.

Hinderlich, da Rikoom sich näherte, fallend, mit beiden Füßen voran. Sein Ziel war Radditz’s Körper.

Radditz hatte die Idee, aus seinem noch ungebrochenen, rechten Arm einen Ki-Strahl zur Seite zu feuern. Sein zusammengekrümmter Körper schlitterte durch die Wucht der Energie rechtzeitig weg, bevor die orang-schwarze Kanonenkugel namens Rikoom dort einschlagen konnte.

Anstatt schwerfällig auf die Erde zu krachen, überraschte er die Saiyajins, wie er seinen Fall abbremste und leichtfüßig absetzte.

So ungern es Bardock, Radditz und Vegeta zugaben: der halbnackte Idiot konnte seine Kraft sehr gezielt einsetzen. Ungeachtet seines Aussehens und Statur, war er KEIN hirnloser Muskelprotz. Selbst solche Tricks funktionierten nicht.

Er machte sich sogar über sie lustig, indem er ein Bein anhob, in perfekten 90°-Winkel, auf dem anderen Bein balancierend.
 

Radditz richtete sich den gebrochen Arm, so gut es ohne Hilfsmittel ging. Er nutzte dazu die Armschiene von seinem rechten Arm und zurrte sie fest, um den gebrochenen Knochen zu schienen.

Rikoom ließ es zu: Anstatt ihn derweil zu attackieren, tänzelte er weiterhin wie eine Ballerina auf und ab.

Kaum war Radditz mit seinen Bemühungen fertig, stürmte er auf den Hünen zu. Er griff mit dem gesunden Arm an, ballte ihn zur Faust und schlug sie gegen Rikooms Gesicht, welches er überraschenderweise ohne Gegenwehr zuließ. Selbst als Radditz anfing, ihn zu treten, machte sein Gegner nicht anders, als die Angriffe nur mit bloßem Körper abzuwehren.

„Erzähl mir nicht, dass das dein Bestes ist?“ höhnte er.

Das machte Rikoom, bis es ihm zu langweilig wurde, er Radditz’s Faust mit der seinen abfing und den dadurch gefangenen Saiyajin einige Runden im Kreis schleuderte, bevor er ihn in hohen Bogen hochwarf. Zum Abschluss feuerte Rikoom noch diverse Ki-Bälle ab.

„Damit ist er erledigt“ war Baartas Meinung.

Doch zu ihrer Überraschung schaffte es Radditz durch minimale Bewegungen den feindlichen Energiebällen auszuweichen. Sie wussten nicht, dass jener seinen Ki-Spürsinn nutzen konnte, um sie hinter sich zu spüren, die Laufbahnen vorauszuberechnen und dadurch den blinden Punkt der Strahlen zu nutzen, wo sie ihn nicht trafen.

Rikoom sah dies nun aber nicht mehr unbeweglich mit. Während der Saiyajin noch glaubte, den Angriff überstanden zu hatte, befand sich Rikoom plötzlich hinter ihm. Er verpasste Radditz einen Schlag ins Gesicht.

„Guck mal, wer hier ist!“

Radditz fiel hart zu Boden. Weitere Knochen brachen. Blut tränkte seine Kleidung, was selbst der Brustpanzer nicht mehr verbergen konnte.

Dennoch versuchte er sich zitternd aufzurichten, das Gesicht eine schmerzverzehrte Grimasse.

„Stell dich tot, Radditz“ murmelte Bardock.

Warum konnte sein Sohn nicht seine übliche Schläue einsetzen, seine Energie auf fast Null senken und liegen blieben?

Vermutlich würde Rikoom ihn dann ignorieren.

Eine falsche Hoffnung, denn nachdem Vegeta dieselbe Taktik vor zwei Tagen eingesetzt hatte, war Rikoom entschlossen, jeden Saiyajin in einen Aschehaufen zu verwandeln, um sich ihres Todes wirklich sicher sein. Davon ahnte Bardock aber nichts.

Radditz stellte sich derweil mühsam auf die Beine und wankte langsam wieder auf Rikoom zu.

Jener konnte nicht glauben, wie wahnwitzig dieser war, dass er trotz Powerlevel-Unterschied immer noch kämpfen wollte.

Blut benetzte Radditz‘s Lippen, seine Schulterstücke waren abgebrochen, sein rechtes Bein zog er nach. Dennoch, selbst als er aus dem Tritt geriet und ein weiteres Mal hinfiel, richtete er sich wieder auf und setzte störrisch seinen Weg fort.

Er bettelte nicht um Gnade, obwohl Rikoom genau wusste, welche Knochen er dem Kerl bereits gebrochen hatte. Außer angestrengtes Keuchen und unterdrücktes Stöhnen war nichts zu hören.

„Na, na, bleib lieber liegen. Ich mach es schnell“ bot Rikoom Sterbehilfe an.

„Ich…bin einer der stärksten Krieger der Saiyajins. Bei meiner Ehre. Ich gebe nicht auf! Ich lasse mich nicht hinrichten…nicht, solange ich mich bewegen kann“ hauchte Radditz mehr, als dass er knurrte.

Dann, mit seiner letzten Kraft, machte er einen Satz auf den wartenden Rikoom zu, seine rechte Faust erhoben, für einen finalen Schlag. Er setzte seine ganze verbliebene Kraft dafür ein, in der Hoffnung, dem Gegner wenigstens eine starke Verletzung zufügen zu können.

Aber das gönnte Rikoom ihm nicht: er hüpfte hoch, wich aus. Ein leichtfüßiger Sprung, direkt über den fast vorüber fallenden Saiyajin, der sein Gleichgewicht verloren hatte. Dann, durch diese Position in direkte Nähe kommend, holte Rikoom mit seinem Fuß aus und traf Radditz Genick.

Es knackte laut, Radditz’s Augen weiteten sich geschockt, vom Angriff überrascht und gleichzeitig die Wirkung spürend. Sein Körper wurde zur Seite geschleudert, wo er auf dem Boden liegend blieb, der Hals in unnatürlicher Weise gestreckt. Nur sein Bein zuckte kurz, Ergebnis von einem letzten Aufbäumen der Nerven, bevor der Kontakt abbrach.

„NEEEEIN!“ rief Bardock entsetzt, der wie Vegeta das knackende Geräusch nur zu gut kannte und wusste, was es zu bedeuten hatte.
 

Jeezes Scouter erfasste den fallenden Wert des Powerlevels. Sein Scouter gab einen dumpfen Ton vor sich

„Der ist hinüber“ sprach er amüsiert.

„Genickbruch“ stimmte Baarta zu.

Sie sahen zu den beiden übrigen Saiyajins.

Der Mann mit der Narbe versuchte sich aufzurichten und zu dem Toten zu kriechen, was lächerlich und sinnlos zugleich aussah.

Vegeta dagegen hatte es geschafft sich aufzurichten, aber seine Beine zitterten. Er hielt sich die Seite, atmete vorsichtig. Ein Auge war durch eine Schwellung geschlossen. Sein offenes Auge starrte hasserfüllt Rikoom an.

Aber mehr als böse Blicke werfen, dazu war Vegeta nicht mehr in der Lage.

Rikoom stemmte die Fäuste in die Hüfte und sah auf die übrigen Reste, den halbtoten Vegeta und den bewegungsunfähigen Bardock, der seine Kriecherei aufgegeben hatte und derweil frustriert mit der Faust auf den Boden hämmerte.

Den einen zu verschnüren und den anderen umzubringen, würde keine große Sache mehr sein.

Das war also alles, was von der Elite der Saiyajins, den größten Widerstand gegen Freezer, übrigblieb.

„Tse…kaum zu fassen. Wegen solchen Krücken werden wir angefordert?“ beschwerte sich Rikoom. Dafür waren sie monatelang unterwegs gewesen, nur um die Mission in wenigen Tagen zu erledigen?

Als ob sie nicht Wichtigeres zu tun hätten?!

Immerhin gab es in ihrer Galaxie auch noch wichtige Missionen, wie Freezers Konkurrenten abzuwehren. Diese würden eine lange Abwesenheit des Tyrannen und seiner Elite-Truppe ausnutzen.

Er stutzte, als er das Rauschen eines Raumschiffes hörte. Auch seine Kameraden hörten in der Stille deutlich dieses unnatürliche Geräusch und suchten nach seinem Ursprung.

Baarta und Jeeze sahen, wie ein kleiner Lichtpunkt zur Erde fiel.

„Ein Raumschiff?“ fragte Baarta laut.

„Sieht so aus…aber solche mit diesem Bewegungsmuster haben wir nicht. Verstärkung für die Saiyajins?“ überlegte Jeeze.

Sie drückten beide auf ihre Scouter, um mehr zu erfahren.

„Nur ein Powerlevel und das liegt gerade mal bei 5000…das ist keine Verstärkung, das ist ein Witz“ lachte Baarta.

„Na, dann geht der Spaß halt weiter. Hey, Rikoom, warte noch einen Moment, bevor du die letzten Saiyajins erledigst“ rief Jeeze seinem Kameraden zu.

„Hm, was hast du vor?“ fragte Baarta.

Jeeze lächelte gemein. „Was glaubst du, was der Typ für ein Gesicht machen wird, wenn er hierherkommt und DAS hier sieht?“

Rikoom schienen die sadistischen Gedankengänge seines Freundes zu gefallen und er nickte ihnen zustimmend zu.

Den Spaß würden sie noch etwas heraus zögern.

Sowohl für sich selbst, als auch für den Neuankömmling, wo sie doch alle so viel Reisezeit verschwendet hatten, um hier her zu gelangen.
 

Bardock sah auf. Viel bewegen konnte er sich nicht, aber sein Geist war klar.

Er spürte die neue Aura. Sie wirkte warm und vertraut.

Ein Gesicht tauchte automatisch in seinem Kopf auf, als er überlegte, wer der Besitzer war.

Das konnte nur eines bedeuten…sein Sohn Kakarott war endlich angekommen.

Endlich Verstärkung…oder doch nicht?

Welche Chance hatte Kakarott schon gegen die verbliebenen vier Soldaten des Ginyu-Sonderkommandos?

Er erkannte, was dessen Anwesenheit wirklich bedeutete: auch er würde bald sterben.

„Flieh, du Idiot, komm nicht her. Bitte, kommt nicht her!“ flehte Bardock leise.

Doch wie zuvor bei Radditz, so hatte auch Kakarott nicht vor, diesem Befehl Folge zu leisten.
 

Auf Namek, tief unten im Meer.

Bulma war weiter nach unten getaucht. Nervös starrte sie auf die Anzeigen, während sie hoffte, dass ihr improvisiertes Unterwasserboot den Tiefseedruck aushielt.

Aber das Radar sagte ihr, dass sie bald am Dragon Ball ankommen würde. Bis dahin würden die Außenwände und der Sauerstoffvorrat durchhalten.

Nur noch wenige Minuten…

Sie schaltete schon mal alle Außenlampen an, um das Gebiet besser sondieren zu können. Vielleicht könnte sie auch schon das Glitzern des Dragon Balls erkennen.

Tatsächlich, da reflektierte etwas!?

Bulma steuerte darauf zu.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ok; das geschieht gerade sehr kurzfristig. Hatte heute den Gedanken dazu bekommen und will wissen, wie es euch gefällt.
Alternatives Universum; Vegebul, mit Einblicke in die Welt der Saiyajins, wie ich sie schon in meiner anderen FF beschrieben habe (Wie zähme ich einen Saiyajin) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, den letzten Absatz hätte ich eigentlich auch im nächsten Kapitel einfügen können.
aber ich wollte so gerne mit einem Cliffhänger enden 😁
Zum jetzigen Zeitpunkt ist Bulma über 5 jahre und Vegeta 7 Jahre alt sein

Ich schreibe im neuen Jahr weiter Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, endlich ist das eingetroffen, worauf ich so lange hingearbeitet habe: Bulma und Vegeta treffen sich von Angesicht zu Angesicht
Ich hoffe, ich habe ihre Charas nicht zu OOC gestaltet Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, als kleines Dankeschön an Saicke für ihr tolles Fanart habe ich mich mit dem neuen Kapitel beeilt.
Zu Kapitel 11 "Erstes Treffen" hat sie mir eine schöne Darstellung gemalt, die ich unter "Charaktere" gespeichert habe Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja,
Kakarott ist jetzt süchtig nach Keksen
Bulma hat eine exhibitionistische Ader
Nappa "Freut" sich darauf, dass er Vegeta aufklären darf
Ich habe sogar bereits das Kapitel fertig, wie Bardock es seinen jüngsten Kindern erzählen wird, aber das wird erst sehr viel später veröffentlicht Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, weshalb diese Kapitel
Nicht nur, um mal wieder mehr auf Vegeta in den Vordergrund zu stellen und wie Bulma ihn hilft und auch durch ihn beeinflusst wird, sondern auch um einen Unterschied klar zu stellen:
Was ist Wissen? Wie definiert man „Schlau sein“
Bulma ist Bücherklug, kennt die Antworten dank ihrer Bücher und Beobachtungen in der Natur, aber ist aufgrund ihrer Isolation auch naiv und unschuldig und weißt nichts über die saiyajnische Gesellschaft und Regeln.
Vegeta hat nicht viel Ahnung von Naturwissenschaften und sieht es auch nicht als relevant an; er ist aber tückisch, gerissen und manipulativ, aufgrund seiner Erfahrung im Kämpfen, dass er früh lernen musste. (nur mit bloßer Gewalt kann man es nicht mit mehreren Gegnern aufnehmen; etwas Strategie-Denken ist auch schon nötig). Natürlich gibt es immer noch Sachen, die er nicht kennt oder er lässt sich manchmal übertölpeln, aber er ist schließlich auch noch Jung.
Auf diese Frage/Unterschied von Schläue wollte ich eingehen Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein Fanart zu der Bardock/Vegeta/Nappa Szene gibt es von Saicke. Bei mir in der Charakterleiste zu sehen, aber auch hier unter animexx. Seht, staunt und bewertet es

https://www.animexx.de/fanart/serie/63/2721140/ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, wer sich ärgert, weil ich nicht mehr über Radditz Turnierkämpfe geschrieben habe….sorry, aber die Beschreibung von Kämpfen ist manchmal ziemlich langweilig. Habe etwas zu Vegetas Kampf geschrieben, das sollte reichen
Wichtig war mir hier am Ende die Erwähnung von Tales…ich habe nämlich vor, ihn zum Rivalen von Radditz zu machen und will die beiden öfters aufeinander treffen lassen.
Könnte lustig werden Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Es wurde mal wieder Zeit für einen Streit…ich will nicht dass Vegeta und Bulma zu viel Zeit miteinander verbringen, sonst entwickle sie sich nicht zu den Charakteren, die wir kennen. Die Pause ist daher notwendig.
Als ich über Gine und Bardock im Bett geschrieben habe, kam mir der Gedanke: „Wie sind die beiden eigentlich zusammen gekommen?“
Kennt da jemand den Hintergrund?
Wenn nicht und wenn das Bedürfnis besteht mehr zu erfahren… ich hätte da eine vage Vorstellung. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ich hoffe, es hat euch gefallen.

Da es sich um einen Flashback/Erinnerung von Gine handelt, ist es vorranging aus ihrer Perspektive geschrieben. Die einzelnen Episoden/ Tage ihrer Mission sind etwas abgehackt, so als versuche man sich nach langer Zeit wieder zu erinnern. Ich bin trotzdem manchmal sehr ins Detail gegangen.

Ich bin nicht direkt auf Bardocks Gedanken/Gefühle eingegangen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass er bei Gines Anblick zuerst dachte „Wie süß.“

Sein zweiter Gedanke: „MEINS! Sie gehört mir. Keiner tatscht sie an.“

Sehr besitzergreifend, aber da er keine Ahnung hatte, wie man mit Frauen spricht, kommt einem sein Verhalten anfangs sehr unsensibel und kalt vor…. Wer die Szenen ein zweites Mal liest, wird auffallen, wie oft er Gine aus er Klemme hilft. (Aber da ich nicht seine Gedanken dazu schreibe, fällt diese Hilfe/seine Besorgnis nur indirekt auf)

Gine weist eine große charakterliche Ähnlichkeit zu Bulma auf, benutzt ihr Hirn, beweist mehr Selbstkontrolle (jetzt wisst ihr, von wem Bulma das hat).



Mit dem letzten Abschnitt in der Gegenwart wird dank Gines Geschichte Bulma klar, wieso sich manchmal die saiyajnischen Männer so ungehobelt benehmen. (Bardock, Radditz, Vegeta)

Da Nett-sein als Schwäche angesehen wird, verstecken die Männer in der Öffentlichkeit diese Seite und agieren oft als unsensible Grobiane. Das bedeutet aber nicht, dass sie keine Gefühle haben. Sie können nett sein, aber sie zeigen es nicht so offensichtlich. Ihre liebenswerte Wesenseite ist versteckt und wird nur in privaten Momenten offenbart. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ich hoffe, der Kampf hat euch gefallen: so was ist eigentlich nicht meine Stärke.
Erinnerte ihr euch an die Szene in DBZ, wo Radditz Krillin mit seinem Schweif so stark schlägt, dass dieser ins Haus fliegt?
Und Goku später Radditz Schweif schnappt und der auf den Boden liegt?
Deja-Vu 😉 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Staffelfinale Ende
So, jetzt wisst ihr, warum sich das für mich wie eine Art Finale einfühlt.
An manchen Stellen habe ich gedacht, ich beende jetzt das Kapitel und mache eine Pause, aber wenn man dann wieder anfängt, ist die Stimmung unterbrochen: manche Kapitel müssen in einem Stück gelesen werden.

Die erste Staffel hatte Bulmas Kindheit, die Grundzüge ihres Charakters und der ihre Mit-Saiyajins sowie die Kultur der Saiyajins als Thema. Es erzählt die Vorgeschichte ihrer Kindheit und warum der Außenseiter Bulma und Kakarott nicht bei den Saiyajins leben konnten bzw. anders aufgewachsen sind. Nun wisst ihr, wie Bulma ihre Rolle in diesem Alternativen Universum findet und sich zum bekannten Charakter entwickelt, ebenso die von Vegeta, Broly, Kakarot etc
Nach diesem Finale macht die Story einen Sprung in Bulmas Teenie-Jahre.
Hier verspreche ich euch auch wieder Spannung (Vegeta und Bulma treffen wieder aufeinander), Humor, Romantik (Bardock x Gine, Bulma x Vegeta, Kakarott x ) und für die Würze auch Lemon. (allerdings erst, nachdem Bulma aufgeklärt wird)
Wird Bulma sich jemals von den Saiyajins akzeptiert fühlen?
Welche Probleme erwarten sie?
Eine dunkle Macht rückt näher.
Lest Staffel 2 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ok; jetzt wo Bulma und Kakarott aufgeklärt sind, kann ich die FF, die man bislang eher P16 bewerten würde, in P18 heben.

Kleine Umfrage zu einem Bonus-Kapitel: welchen Lemon/pairing würdet ihr dazu gerne lesen?

(Vegeta/ Bulma ( Thema „Verlust der Jungfräulichkeit“, kommt auf jeden Fall, aber nicht sofort. Zuerst muss die Sache mit deren Identitäten noch geklärt werden)



1.) Kakarott/ Chi-Chi (Thema „Neugier“, zwei jungfräuliche Saiyajins unter sich. Was wollte Chi—chi mit ihm machen?)

2.) Bardock/Gine (mit mehr Details aus dem, von dem ich sonst nur angedeutet habe, das es passiert)

3.) Radditz x Tales? (Thema Neugier: der erste männliche Partner? Man Vater verdirbt mir nicht mein Sex-Leben!)



Hierzu würde ich gerne mal die Leser-Meinung wissen. Eure Chance, sich einzubringen Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Fortsetzung folgt...in ein paar Wochen Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, Leute, ich weiß, was ihr wollt.
Aber ich fand, für den Vegebul-Lemon ist noch etwas zu früh und außerdem habe ich euch davor noch drei andere Pairings versprochen.
Eines steht ja noch aus.
Nächste Woche gibt es deshalb erst mal Kaka xChi Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, nächste Woche gibt es übrigens ein Special: Tales x Radditz, der zweite Lemon
Und nein, ich werde noch nicht verraten, ob Bulma schwanger ist oder nicht Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ich werde keinen Flashback zu Palantys Lebensgeschichte schreiben, im nächsten Kapitel geht es normal weiter.
Wieso nicht?
Weil es zu lang werden würde! Es ist genug Stoff, um daraus eine Story zu entwickeln.
Die Kultur der Saiyajins auf ihrem Heimatplaneten Sadal, der Krieg, wie sie dann flohen und auf Plant eine Heimat fanden, der neue Krieg, dazu eine Liebesgeschichte…es würde ein viel zu langes Kapitel werden.
Falls Interesse besteht, könnte ich mich überreden lassen, darüber zu schreiben, in Form von Palantays Tagebuch.
Es hätte aber nichts mehr mit dieser FF zu tun oder unseren bekannten Charakteren, sondern würde sich hauptsächlich mit eigen entwickelten Charas beschäftigen. Es wäre damit keine FF im richtigen Sinne.
Ich weiß daher nicht, ob ein Interesse besteht, so etwas zu lesen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bemerkung

1: Wie manche vielleicht erkannt haben, handelt es sich bei Bulmas Design-Idee um das Corporate Capsule-Logo. Ich habe nach einen Weg gesucht wie die saiyanische Bulma das bekannte Zeichen nutzen kann, da wir dieses Logo mit ihr verbinden wie das Königswappen zu Vegeta.



2. Bei Yamma handelt es sich natürlich um eine saiyanische Yamchu-Darstellung. Ich habe ihn bereits mit dem Charakter „Endo“ eingebaut, allerdings war Endo mehr an den jungen Yamchu aus DB orientiert, wo er noch narbenlos, jung und etwas schüchtern war.

„Yamma“ geht da mehr zum DBZ-Yamchu, mit den charakteristischen Narben und einen höheren powerlevel Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, Kakarotts und Chi-Chis erstes Kind kommt bald zur Welt; ungefähr zur selben Zeit wie im Original,
Warum der Original-Name und kein Saiyajin-Name?
Gohan soll sowas wie „ungekochter Reis“ heißen. Das ist zwar kein Gemüse, aber man kann es essen, darum lasst mal hier fünfe grade sein.
Es sollen schließlich die Original-Charaktere so gut rüberkommen wie es geht und ich bezweifele, ich kann das, wenn Gohan einen anderen Namen erhält.
Die Bedeutung von Goten ist da noch schlimmer und passt überhaupt nicht
Dasselbe Problem werde ich wegen Trunks auch haben Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

In diesem Kapitel ging es sehr viel darum, wie ein Saiyajin sich eine Beziehung vorstellt und wie der perfekte Partner fürs Leben aussehen könnte. Dabei wurde die Gedanken von vielen Saiyajins erwähnt, von Singles, frischen Pärchen und alten.

Wie euch schon aufgefallen ist, hat sich mein Rhythmus etwas verschoben. Durch die Corona-Lockerungen kann man wieder mehr erleben, das Wetter ist schön und gleichzeitig war auf der Arbeit viel los. Die Abstände zum Uploaden sind zwar manchmal recht lang, aber dafür veröffentliche ich auch Kapitel von mind. 35 Seiten Länge.

Das nächste Kapitel soll aber schon bald kommen, es wird aber ein reiner Lemon sein.
Es ist über ein Jahr her, dass ich etwas für Radditz geschrieben habe.
Der arme Kerl musste seitdem viel ertragen und braucht ein paar Streicheleinheiten.
Mit wem er das erlebt…nun, es gab seit Staffel 3 da so ein paar Andeutungen.
Mehr dazu in 2 Wochen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, ihr hattet beim lesen den Originalkampf zwischen Vegeta und Goku vor Augen, an dem ich mich stark orientiert habe. Während ich mir die Szenen wieder und wieder angesehen habe,. wurde mir klar, wie knapp der Kampf ausgefallen ist.
Goku hatte nur dank Unterstützung gewonnen.
Außerdem fiel mi die Parallelen zwischen Yajirobi und Radditz auf: beide haben die selbe Frisur, lieben es zu fressen und sind etwas feige. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nachtrag:
Diejenigen, welche wie ich Fans von DBZ Abriged sind, die Serie von Teamfourstar (Youtube),
haben vielleicht die Anspielungen auf Ghost-Nappa bemerkt. (hatte einen kurzen Hinweis bereits im Kapitel 61 versteckt)
Durch diese Serie bin ich dazu inspiriert worden, DBZ-FFs zu schreiben, obwohl ich die Serie natürlich schon länger kannte. Aber erst dann hatte mich das DBZ-Universum genug in seinen Bann gezogen, um darüber zu schreiben.
Wer sie also noch nicht kennt…ich kann sie nur empfehlen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ich mach hier erst mal einen Cut, natürlich schön bei einem Cliffhanger.
Die ausführlich beschriebenen Kampfszenen haben sehr viele Seiten gekostet. So lange Kapitel werden anstrengend zu lesen sein. Ich wollte unbedingt einen Ozaru-Kampf miteinfügen, immerhin habe ich oft über den Ozaru und seine Bedeutung geschrieben. Im Original hat Goku gegen den verwandelten Vegeta gekämpft, daher habe ich mir Inspiration dort herausgeholt.
Dennoch sind die Kampfszenen wichtig, schließlich orientieren sie sich am Original.
Story und Charaktere gehören zum geistigen Eigentum von Akira Toriyama, der am 01. März 2024 verstorben ist.
Sein Werk hat mich und euch, die wir hier FFs zum Thema Dragon Ball schreiben und lesen, stark beeinflusst.
Für viele (wie für mich) gehört Dragon Ball zu den ersten Mangas, die sie gelesen haben.
Es war eine Tür, durch die wir in eine neue Welt eingetreten sind.
Heute mag Dragon Ball nicht mehr der Lieblingsmanga und absolute Favorit sein, was angesichts der starken Konkurrenz und der etwas veralteten, eindimensionalen Charakteren (insbesondere wie Frauen dargestellt werden) nicht verwundern mag.
Aber wo wären wir ohne Dragon Ball?

Angefangen hat es vor über 20 Jahren, in meinen frühen Teenie-Jahren.
Amerikanische Comics wie Batman, X-Men etc. fand ich grässlich, die Zeichnungen zu unübersichtlich, zu grell und zu grausam, ohne Story, die mich packte.
Die Klassiker wie Tim & Struppi, Asterix & Obelix, Lucky Luke, Fix & Foxi, Micky Maus & Donald Duck wurden mir als Jugendliche zu profan; zu wenig Emotionen, es fehlte die Botschaft.
Aber dank Dragon Ball und Sailor Moon bin ich auf Mangas und Animes aufmerksam geworden.
Wegen Mangas & Animes, haben ich mich für die japanische Kultur interessiert.

Jeder, der dies liest, kann bestimmt ebenfalls über sich sagen, dass es Einfluss auf seinen Charakter und seinen Geschmack hatte.
Dass es also einen Teil seiner Persönlichkeit geprägt hat!
All das hat seine Wurzeln in einem Manga, der 1984 herauskam und immer noch im Gedächtnis von vielen bleibt.
Vielen Dank, Akira Toriyama. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (278)
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Von:  Anja1982
2024-04-16T17:39:08+00:00 16.04.2024 19:39
Weis einer wann das weiter geht mit der Geschichte
Antwort von:  Rikarin
17.04.2024 08:56
Diese Frage in den Raum zu werfen, wenn sie nur die Autorin beantworten kann, ist sinnlos.
Und diese Frage, wann es weiter geht/wie schnell ich schreibe, etc, kam schon öfters auf: s, Kommis unten.
Ich bin berufstätig und schreibe ohne Hilfe: kein Betaleser, keine Sekretärin.
Stattdessen mein eigener Anspruch, etwas Logisches, Grammatikalisches, Feines zu posten.
Qualität hat ihren Preis. Dieser Preis heißt Zeit, denn es ist mein hobby, ich werde dafür NICHT bezahlt.
Du kannst gerne meine beiden anderen DB-FFs lesen (Wie zähme ich einen Saiyjain & Palantays Tagebuch) um dir die Wartezeit zu vertreiben.

Ich lasse mich aber nicht hetzen, besonders nicht von Lesern, welche mir bislang nie geschrieben haben und deren einzige Review "Wann kommt das nächste Kapitel?" ist.
Du hast anscheinend selber noch nie etwas geschrieben, wenn dir die Arbeit dahinter nicht bewusst ist.
Von:  Wippi
2024-03-29T07:44:24+00:00 29.03.2024 08:44
Ein wahnsinnig tolles Kapitel ❤️
Ich habe es immer Stückchen weiße gelesen und es war atemberaubend
Zum Teil am Kap der guten Hoffnung, Tafelberg und am Long Beach
Ich fand diesen Wechsel zum Planet meat und Namik super so ging nichts verloren und die Spannung steigt an beiden Seiten 😊
Die Spannung zum nächsten Kapitel ist sowas von gestiegen doch den perfekten kat ❤️
Ich freu mich bald wieder weiter lesen zu können und vielleicht kann ich das nächste Kapitel an meinem nächsten Ziel lesen ❤️
Von:  Linamoon88
2024-03-26T20:11:58+00:00 26.03.2024 21:11
Tolles Kapitel ❤️❤️❤️❤️ Geist Nappa 😊😊😊😊😊

Von:  rubymoore
2024-03-24T19:15:52+00:00 24.03.2024 20:15
Wieder ein spannendes, neues Kapitel, vielen Dank für deine Mühe!
Was ich so an deiner Geschichte schätze ist, dass du dir trotz der Länge und des Umfangs die Zeit nimmst, die es braucht, um sie zu erzählen. In dem Sinne, dass du selbst nicht ungeduldig wirst und irgendetwas „hinschmierst“, hauptsache du kommst an einen bestimmten Punkt, sondern du erzählst sie von Anfang bis Ende mit allen Zwischenstationen und Details, die es braucht! Ich hoffe das kommt verständlich rüber. Das macht eine gute Geschichte aus, finde ich. Und deswegen macht es mir persönlich auch so Freude sie zu lesen (von der Storyline und deinen Ideen mal ganz abgesehen, die sprechen für sich :) ).
Und man muss sich auch mal vor Augen halten, was das alles mit sich bringt, das so zu schreiben. Es sinnvoll und interessant zu gestalten. Und das in einem so krassen Umfang wie du es machst. Da finde ich es auch vollkommen verständlich mal ein paar Wochen oder sei‘s auch Monate darauf zu warten. Sowas zaubert man sich mal nicht eben schnell aus dem Hut.
Ich liebe es wie du die Charaktere darstellst und sie glaubwürdig wirken lässt. Und vor allem diese Glaubwürdigkeit auch beibehältst.
Und wenn wir auf das nächste Kapitel 5 Monate warten müssen, dann ist es eben so. Ich bleibe auf jedenfall dran und freuen mich darauf weiterzulesen. In diesem Sinne, bis zum nächsten Kapitel.
Von:  TightsnoOuji
2024-03-23T11:39:37+00:00 23.03.2024 12:39
Omg das war die spannendsten Kampfszenen, die ich gelesen habe. Normalerweise langweilt mich sowas chnell, aber du schaffst es, das spannend rüberzubringen. Ich freue mich eeeextremm auf das neue kapitel😍😍😍 was mir andeiner Ff so gefällt, ist die Authentizität der Charaktere. Bei dir wirken sie am glaubwürdigsten. Man kann mit den Charakteren mitfühlen und miterleben, weil du auch über deren kindheit, das teenagersein und jetzt ins Detail geschrieben hast und nichts übersprungen hast. Es würde echt traurig sein, wenn du auf einmal mit dieser FF aufhören würdest 🥲 Du machst das echt super 😍
Antwort von:  Rikarin
23.03.2024 18:07
Danke für dein Kommi,
Kampfszenen sind so ein Thema, wo ich finde,
dass eigentlich wenig passiert trotz Aktion
Keine Sorge wegen der Zukunft, bei meinem Tempo dauert es bestimmt noch 2 Jahre, bevor die FF zu ende ist
Von:  didiboy
2024-03-23T11:08:39+00:00 23.03.2024 12:08
Endlich ein neues Kapitel hoffentlich geht es nun wieder schneller weiter
Antwort von:  Rikarin
23.03.2024 18:05
Erwarte keine Wunder, mind. 4 Wochen brauche ich
Antwort von:  didiboy
24.03.2024 07:14
Na von mir aus solange es keine 4 Monate werden
Antwort von:  Rikarin
24.03.2024 11:22
Keine Sorge,
das übernächste Kapitel wird 5 monate dauern
Von:  newangel
2024-03-23T05:34:55+00:00 23.03.2024 06:34
Hast du sehr schön geschrieben dein Ende, mir geht es genauso.

Zu deiner FF, ich kann dir nur sagen wann geht es weiter 🤣
Ich finde deinen Schreibstil sehr toll und auch den Verlauf der Geschichte, vorallem da du wirklich vom Baby zur jungen frau/mann alles mit viel liebe daher gebracht hast. Bitte mach weiter :)
Antwort von:  Rikarin
23.03.2024 18:05
Danke für dein Kommi,
schön, dass meine detaillierte Arbeit gewürdigt wird. (wobei ich mich bemühe, nicht ZU detailliert zu schreiben, um euch leser zu langweilen) Eigentlich bin ich mein stärkster Kritiker, denn ich schreibe so, wie ich eine Story lesen will.
Ich peile Anfang Mai für das nächste Kapitel an WENN meine Arbeit etwas ruhiger bleibt, wie es jetzt gerade der Fall ist
Von:  rubymoore
2024-01-30T18:15:14+00:00 30.01.2024 19:15
Ich liebe deine Geschichte und komme tatsächlich alle 2-3 Tage online nur um zu schauen, ob es weitergeht 😅 deine Ideen und Umsetzung passen einfach so gut und sind spannend und auf den Punkt. Frage mich jedesmal was du als nächstes aus deiner „Feder“ zauberst und wie es weitergeht. Respekt das über einen so langen Zeitraum so spannend und vor allem auch sinnvoll aufzubauen und auch zu halten.
Wie du unten als Antwort geschrieben hast ist es ja auch schön ein Feedback zu bekommen, daher gelobe ich jetzt ein etwas fleissiger Kommentarschreiber zu werden 🙈 freue mich schon darauf, wenn es weitergeht.
Antwort von:  Rikarin
31.01.2024 14:33
Hi rubymoore

danke für deine Meldung. Sie motiviert mich sehr.
Ich hatte mich deswegen schon auf der website fanfiktion etwas beschwert udn dann ebenfalls sehr viel Rückmeldung von Lesern bekommen, die sich als Fans geoutet haben und unbedingt wissen wollen, wie es weiter geht.
Da ich für diese Arbeit (ja, es ist nicht nur ein Hobby. Nicht bei über 1000 Seiten) kein Geld bekomme, ist euer Applaus mein einziger Lohn, auf den ich beharre.
Denn für wen schreibe ich sonst?
Nicht für mich. In meinen Kopf weiß ich schließlich, wie es ausgeht (in groben Zügen)
Um deine Nerven aufs nächste Kapitel etwas zu beruhigen, verrate ich dir, wann das nächste Kapitel geplant ist:
zum 21.03
Antwort von:  rubymoore
18.02.2024 10:55
Vielen Dank für den Tipp :)
Von:  TightsnoOuji
2024-01-14T19:56:06+00:00 14.01.2024 20:56
Omg hab erst jtz gesehen, dass du weitergeschrieben hast. Es ist sooooo spannend. Freue mich schon auf dein nächstes Kapitel. Mal wieder sehr gut gelungen. ☺️🥳💗
Antwort von:  Rikarin
15.01.2024 20:13
Danke für dein Kommi. So etwas bekomme ich in letzter Zeit selten, so dass ich mich frage, ob überhaupt noch jemand meine Arbeit liest
Antwort von:  TightsnoOuji
17.01.2024 20:46
Ohh neein, alles gut.❤️ Deine Geschichte wird immer noch gelesen. Deswegen komme ich noch online, weil ich ab und zu schaue, ob du was Neues gepostet hast. Deine FF ist aktuell meine Lieblingsgeschichte 🥰
Von:  Wippi
2023-11-06T22:55:57+00:00 06.11.2023 23:55
Ich hab gestern deregt angefangen mit dem Lesen 😍 ich hatte es im Gefühl das es der 5.11 wir 😍
Ein mega tolles Kapitel
Grade auf Namek hatte ich jedes Mal Bilder von DBZ im Kopf da es so passend geschrieben war
Die Einführung von Nappa als Geist 👻 war mega und ich glaub es währe richtig gut wenn er so den Kampf begleitet 😊
Das Karotte den Planeten wieder verlässt und der Kampf doch nicht auf Namek statt findet fand ich sehr unerwartet im ersten Moment.
Ob wohl ich sagen muss dass ich es beim weiter lesen ganicht mehr so schlecht finden würde wenn der komplette Kampf auf Meat statt findet, da es dann eine eigene Note hätte zwar etwas von DBZ abweicht aber dennoch eine eigene Note hat wenn du verstehst wie ich meine😊
Toll fand ich das Bulma die Chance bekommt ihr Stärke zu zeigen und als zukünftige Königen mit ihrer eigenen Mission etwas bewirken kann.
Und wo ich ja mega drauf gespannt bin ob Gine ihrer Drohung mit dem sexentzug und der Diät Wahrwerden lässt natürlich nur wenn alle den Krieg überleben 🙈
Ich bin wie immer mega gespannt wie es weitergeht ❤️
Antwort von:  Rikarin
07.11.2023 11:15
Hi Wippi,
schön, mal wieder von dir zu hören.
Wie in meiner Bemerkung am Schluss schon geschrieben: sieh dir die Youtube-Videos von Teamfourstar an, Stichwort "Ghost-Nappa" und lach dich schlapp.
Ja, ich habe Namek aus dem Fokus genommen.
Immerhin sind die Dragon Balls ein Geheimnis, also macht es keinen Sinn, das alle auf der Suche nach ihnen sind und sich dort versammeln


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