Epilog
Epilog
"Ich bin fertig, Dr. Menstal!" beende ich meine Geschichte und füge hinzu: "Darf ich jetzt nach
Hause gehen?"
Das Gesicht des Doktors spiegelt nur Erschütterung wieder.
"Melissa.." beginnt er "..was dir da passiert ist, ist einfach eine schreckliche Sache! Und auch
deine Situation zu Hause ist nicht schön. Warum du hast nicht anderen davon erzählt?"
Verständnislos blicke ich Dr. Menstal in seine alten grauen Augen: "Ja, wem sollte ich denn
davon erzählen, frage ich sie? Carmen? Meiner Mutter? Meiner schwester? Meinen Klassenkameraden
oder vielleicht sogar..meinem Stiefvater? Hören Sie. Ich habe mich schon damit abgefunden, dass
mir niemand zugehört hat und es in Zukunft niemanden geben wird, der das tut."
Ich muss nicht erwähnen, dass es mir sehr leicht fällt, diese Worte auszusprechen.
Abrupt stelle ich den Becher, der seit dem Anfang meiner Erzählung in meinen Händen geruht hat,
ab, sodass er mit einem lauten Geräusch auf dem Tisch Platz findet.
"Darf ich jetzt nach Hause gehen?" wiederhole ich nachdrücklich und gehe entschlossen zur Tür.
"Melissa, willst du keine Hilfe? Willst du nicht, dass ich dir helfe?" Dr. Menstal wirft mir
einen traurigen Blick zu.
Ich halte, die Hand an dem Türgriff, inne und wende mich langsam zu ihm um.
Wie er da so sitzt vermittelt er beinahe einen väterlichen Eindruck, was natürlich sehr komisch
für ist, da ich nie so etwas wie einen Vater kennengelernt habe. Er müsste nur noch seine Arme
ausstrecken und "Komm Kind!" rufen und die Rolle wäre perfekt.
"Hm..." brumme ich und sehe ihn lange an: "Nö."
Und damit öffne ich die Tür und trete hinaus in einen Gang, dessen Boden mit weißen Fließen
gekachelt und die Wände mit weißen Tapeten geschmückt ist. Inmitten dieser "reinen" Farbe hocken
mir zwei sehr vertraute Persönlichkeiten in ziemlich bunten Klamotten auf einer Bank und heulen
sich die Augen aus.
Sie hätten beide aus dem gleichen Millieu kommen können, nach ihrer Kleidung zu urteilen und da
es in einer Gesellschaft wie der unseren natürlich normal ist, dass 'solche Leute' unter den
'normalen Leuten' stehen, ist es ganz verständlich, dass kein Polizist oder Arzt da ist und sich
um sie kümmert.
Als ich mich dieser Person nähere schaut sie erschrocken hoch und starrt mich an. Ihr Gesicht
sieht ziemlich übel aus. Mehrere blaue Flecken und Schnittwunden verzieren nun das einstmals
schöne Gesicht, gekrönt von einer riesigen Platzwunde über dem linken Auge.
Oh je, Carmen, das schaut aber übel aus.
"MELISSA!! Es ist so schrecklich!!" brüllt sie hysterisch und macht Anstalten aufzustehen und
sich mir in die Arme zu werfen, muss dieses Vorhaben aber unglücklicherweise abbrechen, da ihr
mit Hautrissen übersähtes Bein sich nicht bewegen will. Also muss sie von ihrem Platz aus, mich
vollheulen: "Da war dieser Kerl!! (schnief) Ich dachte er wollte was von mir und hat so
Andeutungen gemacht und da bin ich mit ihm mit und (schnaub)..da hat er mich verprügelt!!!
(schnaub)."
Sie fängt an zu zittern. Wahrscheinlich erinnert sie sich an diesen unschönen Vorfall.
"Er..hat so'n komisches Messer gehabt..und dann mich.."
Weitersprechen ist ihr leider nicht mehr möglich gewesen, da die Person neben ihr sie
unterbricht!
"Halt den Mund, Carmen!" fährt sie das Ex-Model, welches sogleich verstummt, an und ihre Augen
wandern, anscheinend Mitleid und Fürsorge in meinem Gesicht erwartend, zu mir.
Sie sieht wahrlich erbärmlich mit ihren verheulten Augen, der zerlaufenen Schminke und den
Restbeständen blauer Flecke im Gesicht aus.
Sie scheint zu überlegen wo sie anfangen soll. Dann seufzt sie einmal tief und die Worte
sprudeln aus ihr nur so heraus: "Er hat ihn umgebracht, Melissa!! (schluchz) Kam ins Haus..Dein
Papa hat ihn reingelassen und der Kerl hat sich einfach ein Messer genommen und ihn damit
erstochen und dann isser zu mir und hat gesagt (schnief) 'Das Arschloch hat's verdient' und
(schnaub) 'Melissa hat jetzt endlich ihre Ruhe'! (heul) Ist das nicht schrecklich???"
Fürwahr...einfach grauenhaft...
Ich kann meine Gefühle nicht beschreiben, so sehr setzen mir diese Neuigkeiten zu.
Und auf meinem Gesicht erscheint das glückseeligste Lächeln meines Lebens.
Erwartungsvoll blicken mich zwei vom Reiben gerötete Paar Augen an.
"Wisst ihr..ich bin heute Abend vergewaltigt worden." sage ich beiläufig und schlendere an ihnen
vorbei, einen letzten Blick auf ihre verwirrten Gesichter werfend und dann in schallendes
Gelächter ausbrechend.
Während ich auf den Ausgang zugehe, keine Notiz von dem Gebrüll, dem Geheule und Geschreie was
hinter mir ausbricht nehmend, versinke ich in Gedanken.
Er hat es tatsächlich getan.
Dieser Typ hat mich tatsächlich von meinen Problemen befreit.
Ich bezweifle, dass ich ihn jemals wiedersehen werde und wenn, dann wäre es einfach zu schön um
wahr zu sein, aber man soll die Hoffnung bekanntermaßen ja niemals aufgeben.
Wie auch immer, ich muss mich jetzt der Zukunft zuwenden.
Falls morgen mein Name in einer dieser Billigzeitungen stehen wird, muss ich meinen
Klassenkameraden erzählen was für ein Engel dieser Kerl war und wie er mir eine Persönlichkeit
und die Chance auf ein neues Leben gegeben hat.
Und sollten sie es wagen schlecht über ihn zu reden werden sie dafür büßen.
Das versprech ich.
Ende.
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Nun, das war die Story.
Sie ist zwar nicht so dolle ausgegangen wie ich es gerne wollte aber immerhin habe ich es
geschafft sie zu beenden! ^^;;;
Naja, irgendwie tut mir Melissa trotzdem Leid..^^;;
Danke für's lesen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Maddi
Edit
Uaah, hab vergessen was zu ergänzen (es war gestern abend schon so spät)!
Also, nochmal ein Nachkommentar zur FF:
Bekannt ist, dass Melissa eine ganz schön verschrobene Weltanschauung hat. Aber die Grundlage und Bedeutung eines Gesetzes ist ihr trotzalledem natürlich bekannt (sie ist ja nicht dumm). Da aber der Missbrauch, der ihr widerfahren ist, für sie mehr etwas wie eine Anerkennung ihrer Person darstellt (sie wurde vorher schließlich nie besonders von anderen wahrgenommen und wenn, dann nur um gehänselt oder geschlagen zu werden. Darum hat sie auch auf den Penner im Bus so komisch reagiert). Sie war sich ihres eigenen Daseins und ihrer Wichtigkeit gar nicht richtig bewusst.
Dass der Täter für sie nun ein Model war, ist natürlich an langen Haaren herbeigezogen. Wahrscheinlich hat sie in ihn sogar ein wenig Schönheit reininterpretiert, da er für sie so etwas wie einen Erlöser darstellt.
Somit war der Mord an ihrem Stiefvater und das Zusammenschlagen ihrer Freundin Carmen für sie Gerechtigkeit, ausgeführt von einem, in ihren Augen jedenfalls, Engel.
Wie es mit ihr weitergehen soll und ob sie ihn jemals wiedersehen wird, bleibt unklar. Was sie für ihn nun wirklich fühlt auch. Letztlich ist es auch nicht wichtig, denn was wirklich für Melissa zählt ist, dass ihr die Möglichkeit gegeben wurde sich zu entfalten und ein neues Leben zu beginnen!
Nochmals danke für's lesen!!
Und bitte haltet mich nicht für vollkommen geisteskrank.