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REQUIEM - 4. Akt: Der Ruf des Bösen

von

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Der Ruf des Bösen

Es blieb nur wenig Zeit bis zur dritten Aufgabe des Trimagischen Turniers. Seit Crouchs Tod schien die Zeit wie im Fluge zu vergehen. Es war ein einziges Chaos hinter den Kulissen. Das Ministerium tat alles, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, doch im Grunde überspielten sie alle ihre Nervosität und Sorgen nur indem sie sich in die Arbeit stürzten. Barthemius Crouch hatte in der Organisationsstruktur des Ministeriums ein gewaltiges Loch hinterlassen, welches die Bürokratie nicht so ohne Weiteres füllen konnte.
 

Auf dem Gelände auf dem sonst das Qudditschfeld stand ließen sie ein gewaltiges Labyrinth aus Hecken emporwachsen. Severus war wie alle Hauslehrer informiert über die nächste Aufgabe. Für ihn war das jedoch ein Alptraum. Es war unmöglich auf Potter zu achten in diesem Ding. Wieder wäre er zum Warten verdammt. Das wurmte ihn fast mehr als alles andere. Die Aufgaben waren immer so gewählt, dass die Champions abgeschirmt wurden. Es war lediglich Glück zu verdanken, dass sie alle noch lebten. Falls es jemand auf den Jungen abgesehen hätte, dann wäre das der perfekte Ort.
 

Am Tag des Turniers saß Severus völlig übernächtigt auf der Tribüne. Er hatte die letzten Nächte kaum ein Auge zugemacht. In seinem Kopf ging er alle Eventualitäten durch, doch es kam nichts nützliches dabei heraus, außer dass er keinen Schlaf fand. So war es nicht weiter verwunderlich, dass er völlig gestresst hier saß und mit seiner Müdigkeit zu kämpfen hatte, während die Leute um ihn herum jubelten als die vier Champions am Eingang des Labyrinths Aufstellung einnahmen.
 

„Willkommen zu der dritten und letzten Aufgabe des Trimagischen Turniers!“, tönte Fudges überschwängliche Stimme über ihre Köpfe hinweg.
 

Severus hatte Kopfschmerzen. Die magisch verstärkte Stimme des Ministers machte es kaum besser. Er rieb sich die Stirn und die Schläfe instinktiv. Es half nicht.
 

„Heute wird sich entscheiden, wer als Sieger aus diesem Turnier hervorgeht und sich somit in die Annalen der Geschichte einschreibt. Unsere vier Champions werden das Labyrinth zur Mitte durchqueren, wo der Trimagische Pokal auf sie wartet. Wer ihn als Erster bekommt wird der Sieger sein!“, erklärte Fudge.
 

Die Menge johlte. Dumbledore stand zusammen mit Karkaroff und Madame Maxim unten bei den Champions und gab ihnen letzte Instruktionen. Schließlich schoss er rote Funken in die Luft als Zeichen, dass das Turnier begann. Die Champions standen an den verschiedenen Eingängen des Labyrinths und rannten los. Hinein in den Irrgarten, wo ihnen niemand helfen konnte falls sie in Gefahr gerieten.
 

Severus sah auf seine Armbanduhr. Die Zeit hatte sich gegen sie verschworen. So wie sie die letzten Wochen raste so schlich sie jetzt geradezu dahin. Das Warten und die Schmerzen in seinem Kopf machten ihn wahnsinnig. Das Kreischen des Publikums bohrte sich wie eine Nadel in sein Gehirn. Severus versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch es ging ihm elend wie schon lange nicht mehr. Und er konnte nichts tun als nur hier zu sitzen und zu warten.
 

An einem Ende des Labyrinths wurden rote Funken abgeschossen.
 

„Miss Delacour ist aus dem Rennen.“, verkündete Fudges Stimme.
 

Buh-Rufe von Seitens der Beauxbatons'. Severus bekam es kaum mit. Ihm war schlecht. Plötzlich durchfuhr ihn ein brennender Schmerz in seinem Arm. Dieses Mal war er so strahlend heiß, dass er die Augen verdrehte und ohnmächtig auf seinem Stuhl zusammensackte.
 

Er spürte wie sein Geist in die tiefen des Dunklen Mals gesogen wurde. In den flammenden Straudel aus Schmerz. Severus sah vor seinem geistigen Auge Voldemort und hörte sein irres Lachen in seinem Gedanken widerhallen.
 

Erst eine gepfefferte Ohrfeige von Minerva McGonnagal holte ihn in das Hier und Jetzt zurück.
 

„Severus? Severus? Was ist passiert?“, fragte sie sichtlich besorgt.
 

Er zog sich den Ärmel an seinem Arm hoch und erblickte das Dunkle Mal. Es erstrahlte jetzt in seiner vollen Pracht und glühte förmlich.
 

„Oh mein Gott.“, hauchte Minerva.
 

Severus zog sich den Ärmel seines Hemdes wieder herunter. Er stand mit wackligen Beinen auf.
 

„Ich muss zu Dumbledore.“, sagte er ihr.
 

Sie griff ihm unter den anderen Arm und führte ihn die Treppe hinunter. Severus fühlte sich als würde er gleich erneut zusammenbrechen. Der Schmerz in seinem Arm war so hell und gleißend. Er wusste, was das bedeutete. Er hatte diesen Schmerz seit fünfzehn Jahren so nicht mehr gespürt. Der Dunkle Lord verlangte nach ihnen, was nur heißen konnte, dass er tatsächlich wieder da war. Aber wie? Und warum jetzt?
 

„Severus?“, fragte Dumbledore erstaunt als Minerva ihn zu ihm brachte.
 

„Er ist wieder da.“, presste Severus durch den Schmerz hindurch.
 

„Was sagen Sie da?“, fragte Albus als habe er nicht gegriffen, was Severus meinte.
 

Severus krempelte den Ärmel seines Hemdes erneut hoch und zeigte dem Schulleiter die Tätowierung.
 

„Er ruft nach uns. Sie müssen das Turnier sofort abbrechen.“
 

Wieder attackierte ihn der Schmerz in seinem Arm. Dieses Mal so stark, dass er nichts tun konnte außer sich fallen zu lassen. Minerva ließ ihn erschrocken los und Severus sank auf dem Boden zwischen den Tribünen wie ein Häuflein Elend zusammen. Er wusste das würde so weiter gehen bis er das Mal berühren und dem Dunklen Lord Frage und Antwort stehen würde. Tat er es nicht würde das Mal ihn töten.
 

Severus wusste nicht wie viel Zeit zwischen den Intervallen der Flammen aus Schmerz und Elend vergingen ehe er sich wieder aufrichtete. Sie hörten ein Pfop! Und das entsetzte Kreischen eines Mädchens.
 

Dumbledore wandte sich sofort um und auch Severus erblickte, was für das fürchterliche Schreien sorgte. Harry Potter war auf dem Platz vor dem Labyritn aufgetaucht. Völlig zerschunden und über den leblosen Körper von Cedric Diggory gebeugt. Er weinte voller entsetzen. Dumbledore ging zu dem Jungen.
 

„Er ist wieder da!“, heulte Potter. „Er ist wieder da! Voldemort! Er ... er ...“
 

„Ich muss gehen.“, sagte Severus zu Minerva.
 

„Tun Sie, was getan werden muss. Ich kümmere mich um Potter.“, sagte sie und eilte zu Dumbledore, der versuche den hysterisch weinenden Jungen zu beruhigen.
 

Severus hatte ja gewusst, dass dieser Moment kommen würde. Er griff auf das Mal und sein Körper wurde durch Raum und Zeit hindurch katapultiert. Severus hatte keine Kraft, um sich entsprechend zu rüsten und so knallte er auf dem harten Parkettboden auf und überschlug sich. Er rutschte einige Meter über den gebohnerten Boden und blieb dort für einen Augenblick liegen. Der Schmerz in seinem Arm verschwand urplötzlich und mit ihm auch das, was seinen Verstand völlig vernebelt hatte. Das erste Mal seit Monaten konnte er klar denken.
 

Severus fand sich in einem alten Herrenhaus wieder. Um ihn herum in schwarze Roben gehüllte Männer. Ehemalige Todesser wie er. Severus blickte auf und sah den leibhaftigen Lord Voldemort, oder Tom Riddle, wie er früher genannt wurde. Sein äußeres war völlig anders als wie er ihn in Erinnerung hatte. Er kannte ihn als großen, starken Mann mit strengen Haarschnitt. Der Voldemort den er hier vor sich hatte war kahl, bleich und seine Nase war den Nüstern einer Schlange ähnlich. Seine Auferstehung hatte ihm ganz offensichtlich einiges gekostet.
 

„Severus, gesellst du dich endlich zu uns?“, sagte Voldemort schneidend.
 

Severus kniete direkt vor seinem ehemaligen Meister.
 

„Mein Herr, ich kam so schnell ich konnte.“, sagte Severus und versuchte es demütig wirken zu lassen.
 

„Ach, tatsächlich?“
 

Voldemort packte ihn am Hals und zog ihn brutal auf die Beine. Seine langen, blassen Finger gruben sich in Severus' Wangen.
 

„Ich wurde heute schon von ganz anderen enttäuscht. Sag mir, Severus, warum kommst du so spät? Hat dir meine Einladung etwa nicht gefallen?“
 

„Ich bin sicher Ihr seid über mich bestens informiert.“, sagte Severus gequält.
 

„Natürlich. Severus Snape, der Mann, der mir einst am nächsten stand arbeitet seit geraumer Zeit an der Seite von Albus Dumbledore. Sag mir, warum sollte ich dich nicht auf der Stelle töten?“
 

Voldemort lachte hohl. Für ihn war das alles ein hervorragendes Theater.
 

„Ich bin Euch immer noch treu ergeben, aber ich musste meine Tarnung wahren. Dumbledore darf keinen Verdacht schöpfen.“, sagte Severus.
 

„Entschuldige, wenn ich das überprüfe.“, entgegnete Voldemort.
 

Severus konnte gerade noch rechtzeitig den Schutz in seinem Kopf hochfahren als sein Gegenüber brutal in seinen Geist eindrang. Er hatte in der Tat jede Menge zu verbergen und würde sein ehemaliger Gebieter auch nur eines seiner Geheimnisse entdecken, dann würde er ihn sofort töten.
 

Voldemort fuhrwerkte eine ganze Weile in seinem Kopf herum ehe er sich wieder aus ihm zurückzog. Schließlich begann er zu lächeln und ließ Severus los. Der fasste sich an den Hals und rieb sich die Kehle. Der Dunkle Lord gab ein Handzeichen gegenüber zwei seiner Todesser, die alle ihre Masken trugen. Er konnte also nicht sagen wer es war. Die beiden Männer gingen in den Nebenraum und schleiften einen Mann herbei dessen Gesicht von einem schwarzen Sack bedeckt war. Severus erkannte ihn bereits an seiner Kleidung. Es war Karkaroff. Er hatte ihn beim Turnier erst noch gesehen. Sie mussten ihn sich während des Spiels geschnappt haben.
 

„Wenn du so frei wärst, Severus, als Zeichen deines Vertrauens ...“, sagte Voldemort.
 

Einer der Todesser zog Karkaroff den Sack vom Gesicht. Er war voller Blut, sein Gesicht geschwollen. Sie hatten ihn ordentlich zugerichtet.
 

Severus wusste, was von ihm verlangt wurde. Er sollte den Verräter töten, um seine Treue zu beweisen. So sehr der alte Todesser ihn dieses Jahr auch genervt hatte, das verdiente er nicht.
 

„Severus, bitte.“, begann Karkaroff zu flehen. „Tu das nicht.“
 

Severus zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf den am Boden knienden Mann. Karkaroff streckte die Arme aus und wandte sein Gesicht vor Furcht verzerrt ab.
 

„Bitte. Bitte nicht.“, wimmerte er.
 

Es dauerte lange quälende Minuten. Voldemorts Blick war gespannt auf ihn gerichtet und man konnte spüren wie die anderen Todesser ihren Atem anhielten.
 

„Severus?“, fragte Voldemort leise lächelnd.
 

„Avada Kedavra!“
 

Der grellgrüne Blitz durchzuckte die Luft und traf Karkaroff in den Kopf. Er kippte leblos zur Seite. Severus ließ den Zauberstab sinken. In seinem Inneren krampfte sich alles zusammen.
 

Voldemort begann zu klatschen als habe er gerade einem besonders unterhaltsamen Stück zugesehen.
 

„Sehr gut, Severus. Sehr gut.“, sagte Voldemort. „Seht ihr, Treue wird belohnt.“
 

Severus sah auf Karkaroffs Leiche. Wenn er ihn nicht getötet hätte, dann jemand anderes und wahrscheinlich hätte er dann mehr gelitten. Er wusste, dass er sich damit nur selbst belog, aber das war besser als sich einzugestehen, dass er gerade einen völlig Unbewaffneten niedergestreckt hatte.
 

„Und nun, verschwindet.“, sagte Voldemort an die übrigen Todesser gewandt. „Ich werde euch schon bald erneut zu mir rufen. Severus, du wartest hier.“
 

Sie warteten bis die anderen alle disapperiert waren.
 

„Nun, da wir unter vier Augen sind … Crucio!“
 

Severus durchfuhr ein Schmerz wie ihn nicht einmal das Dunkle Mal erzeugt hatte. Er ging in die Knie und keuchte. Keine Schwäche zeigen, das war der Trick.
 

„Du weißt doch wofür das ist, oder?“, fragte Voldemort.
 

„Mein Herr ...“
 

„Verschone mich, Severus. Du bist zu klug dafür, um es auf die schmeichelhafte Tour zu versuchen.“, sagte Voldemort. „Du warst einer meiner besten Männer und hast nie versucht mich zu finden?“
 

„Das hätte ich, wenn ich gekonnt hätte. Natürlich hätte ich. Dafür habe ich aber etwas viel wichtigeres geschafft. Albus Dumbledore vertraut mir mehr als jedem sonst. Ich bin ihm so nah wie kein anderer, kenne seine Geheimnisse, habe Zugang zu Harry Potter und dem Orden.“, sagte Severus.
 

„Und das ist durchaus beeindruckend. Vielleicht zu beeindruckend.“, antwortete Voldemort.
 

„Ich kann meine Treue beweisen.“, sagte Severus.
 

„Dazu wirst du Gelegenheit haben.“, entgegnete Voldemort lächelnd. „Neben dir gibt es einen weiteren Spion in Hogwarts. Er hat all das hier ermöglicht, aber er ist eine Last geworden. Er war ein nützliches Instrument, so wie du es bist, aber er will zu viel, fürchte ich.“
 

„Soll ich ihn töten?“, fragte Severus. „Ich töte ihn.“
 

„Mein guter Severus ...“, sagte Voldemort und packte seinen Kiefer. Er besah ihn wie ein Viehhändler seinen neusten Erwerb. „... ich habe immer viel von dir gehalten, enttäusche mich nicht.“
 

„Das werde ich nicht.“, sagte Severus und sein Meister ließ ihn los.
 

„Geh nun.“
 

Severus nickte und disapperierte.



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