Zum Inhalt der Seite

Die Drachensonate

Band 2 - Drachen-Saga
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Facetten des Verrats

Allmählich fragte sich Billiana wirklich, ob es eine gute Idee gewesen war, sich auf die Rebellion einzulassen. Nicht, dass sie deren Ziele und Ambitionen nicht unterstützen würde, doch ihre Vorgehensweise war nicht besonders dezent und erst recht nicht durchdacht.

Seit den letzten Wochen hatte sie einige ihrer Missionen begleitet. Dabei war nicht wichtig gewesen, ob es darum ging, Münzen zu beschaffen oder dem Weltenlenker ans Bein zu pinkeln. Sie wollte einfach sehen, wie sie arbeiteten.

Dabei stellte sie fest, dass wenn Kelvin dabei war, alles früher oder später im Chaos endete. Er machte immer die Wachen auf sich aufmerksam! Und das nicht durch Tollpatschigkeit. Das blieb das Markenzeichen von Nero.

Er flippte zwischendurch vielmehr aus und richtete dann mehr Vernichtung an als nötig. Das löste den Alarm dann aus.

In dieser Nacht war es nicht anders. Sie waren zu zweit in ein Adelshaus eingestiegen, um den dortigen Herren zu töten und dessen Reichtümer gleich mitzunehmen. Ein toter Adliger ohne Erben brauchte sein Vermögen immerhin nicht mehr. Außerdem handelte es sich um einen fanatischen Anhänger des Weltenlenkers. Sie gewannen also doppelt!

Leider hatte Kelvin dann beschlossen, den Adligen lautstark gegen einen Schrank zu schleudern, der zu aller Überfluss auch noch umgekippt war. Der Krach hatte Billianas Sinne eine Weile vollkommen betäubt und sie selbst aufschreien lassen. Sie war ja einiges gewohnt, aber der Essenzbeherrscher schaffte es immer wieder, selbst sie vollkommen aus dem Takt zu bekommen.

Die Wachen und Soldaten des Verstorbenen hatten schnell Alarm geschlagen und waren sofort zum Ursprung des Lärms geeilt. Sie waren nicht unbedingt erfreut gewesen, als ihr geliebter Herr begraben unter einem Schrank lag. Noch weniger Begeisterung zeigte sich, als eine Elfe mit gebleichten, weißen Haaren, einer Kapuze und Maske dort stand.

Nicht weit von ihr stand Kelvin, der einen Umhang trug, der ebenfalls eine Kapuze besaß. Zwei Vermummte und ein Toter... Da muss man wirklich kein Genie sein, um darauf zu kommen, was geschehen sein musste.

Diejenigen, die noch keine Waffen gezogen hatten, taten es in diesem Anblick sofort. Auch Kelvin zog seine beiden einfachen Dolche und ging in Kampfstellung. Noch waren es nicht so viele Männer, dass sie ernsthaft in Gefahr waren, doch die Verstärkung war unterwegs.

Sie schloss ihre Augen und konzentrierte sich. Sie hörte das Klirren von Rüstungen, die schweren Stiefel auf dem teuren Boden. Angestrengt keuchenden Atem.

„Wir sollten gehen, solange es am schönsten ist.“, schlug die Attentäterin vor. „Und ich denke, dass das jetzt ist.“

„Da stimme ich dir absolut zu, meine Liebe.“

Mehr Worte mussten sie nicht austauschen, damit Kelvin die Wächter provozierte. Er ging einfach ein paar Schritte auf sie zu, grinste feist unter seiner Kapuze hervor und winkte sie herbei. Solch einer Einladung war für impulsive Menschen schwer zu widerstehen. Das zeigte sich deutlich, als einer der Wachen wütend auf den Rebellenanführer zustürmte und mit seinem Breitschwert ausholte.

Es schien Kelvin so wahnsinnig leicht zu fallen, unter dem gigantischen Schwert unterzutauchen und noch in der gleichen Bewegung seinen Dolch direkt in die Leber des Angreifers zu rammen. Jetzt konnten sich auch die anderen Männer nicht mehr beherrschen und stürmten schreiend auf ihn zu.

Ich muss zugeben, dass er ein Mensch ist, den man offenbar gut hassen kann., schmunzelte die Elfe innerlich. Perfekte Ablenkung für absolut alles, würde ich mal behaupten.

Keiner der Männer hatte überhaupt wahrgenommen, wie sie etwas Distanz gesucht hatte, um ihren Bogen zu zücken. Konzentriert legte die eigentliche Blondine einen Pfeil auf die Sehne, spannte diesen und zielte schließlich.

Obwohl sich alle bewegten und miteinander zu vermengen schienen, fiel es ihr nicht schwer, ihr Ziel zu treffen. Einem Axtschwinger jagte sie einen Pfeil direkt zwischen die Augen. Einen anderen Soldaten traf sie mitten in den Hals.

Anfangs verarbeitete noch keiner, dass sie sie gerade ausdünnte. Sie sahen nur diesen furchtbar grinsenden Rebellen, der sie ebenfalls verletzte oder sogar tödlich traf. Wie er lachend Angriffen auswich.

So schafften sie es, die Tür für sich zurückzuerobern, doch die erste Verstärkung traf bereits ein. Dieses Anwesen war nicht so üppig und verworren erbaut worden wie die anderen. So kam jeder darin schnell voran. Sehr zu ihrem Leidwesen.

Und diese Männer waren noch nicht verblendet von ihrer Wut. Hatten noch nicht wahrgenommen, dass Kelvin jemand war, der einen gut reizen konnte. Sie sahen, dass der Mann an der Front war und dann sahen sie eine vermummte, zierliche Gestalt, die aus der Ferne mit Pfeilen schoss.

Billie verurteilte sie nicht dafür, dass sie daraus Rückschlüsse zogen, die dazu führten, dass man nun auch sie fokussierte. Mit gezogenen Waffen eilten die Männer an den Kämpfenden vorbei, um sich stattdessen ihr zu zuwenden. Sie gingen davon aus, dass sie im Nahkampf hilflos sein würde und der Rebellenanführer ihr im Moment nicht helfen konnte.

Sie schoss noch einen letzten Pfeil ab, der hautnah an Kelvin vorbeischoss und direkt das Herz eines Mannes ohne Rüstung durchbohrte.

Der Rebellenanführer keuchte erschrocken auf und brachte ein „Hey!“ heraus, nahm es ihr aber offenbar nicht wirklich übel.

Ein Mann holte mit dem Schwert aus, dem sie geschickt auswich und dabei ihren Bogen auf dem Rücken verstaute. Im nächsten Augenblick musste sie schon einer kleinen Axt ausweichen. Während sie ihren Rücken nach hinten durchbog und die Waffe beobachtete, die knapp über ihren Körper lang fuhr, streckte sie ihre Hand aus. Aus einem schwarzen Nebel bildete sich ihre Seelenklinge, dessen Griff sie fest packte. Dann richtete sie ihren Oberkörper in einer seitlichen Bewegung auf, um den Schwung zu nutzen und dem Axtschwinger ihre Klinge direkt in den Hals zu rammen.

Die Elfe ließ gar nicht zu, dass die Angreifer sich von dem Schock erholten. Geschickt drehte sie sich um ihre eigene Achse und schnitt zwei Männern dabei die Kehle auf. Einem Dritten versetzte sie einen heftigen Tritt, sodass er nach hinten in die Arme von Kelvin stolperte. Der nutzte das aus und warf ihn in seine eigenen Männer, um selbst zwei Soldaten zu töten.

„Ich denke, schöner wird es nicht mehr, Kel.“, säuselte die Attentäterin und wich einem Pfeil aus. „Und ich bin zu schüchtern für so viele Leute.“

„In Ordnung, Prinzessin, dann wird es Zeit, dass wir das hier beenden.“

„Ich bitte darum.“

Bisher hatte sich der Rebellenanführer sichtlich zurückgehalten. Etwas, was er sehr gerne korrigierte. Mit einem starken Windstoß warf er die üblichen Wachen einfach weg von sich.

Schließlich hob er seine Hände und die Wände um die Männer herum fielen einfach in sich zusammen. Als er die Hände senkte, klatschten all die Felsen auf die schreienden Männer nieder. Bald hörte man nur noch ein Röcheln oder Husten. Sie würden das nicht überleben, das war sicher.

„Weshalb hast du das denn nicht direkt gemacht?“, hinterfragte die Langhaarige und rollte mit den Augen.

„Ich wollte es spannender machen.“, lachte der Rebell heiter. „Außerdem hat es so doch viel mehr Spaß gemacht. Findest du nicht?“

„Unsere Vorstellung von Spaß geht weit auseinander, Kel.“

„Wie bedauerlich. Wir sollten aber ohnehin langsam mal gehen.“

Das ließ sich die Elfe nicht zwei Mal sagen, die sofort neben ihm herlief. Sie mussten ein paar Flure und Soldaten überwinden, schafften es aber relativ problemlos hinaus. Das wahrhaftige Problem fanden sie erst draußen vor. Ihnen versperrte ein Fessler und auch ein Drachenhetzer den Weg in die Freiheit.

Der Fessler hielt bereits mehrere Wurfmesser in der Hand und war offensichtlich bereit, sie auf die Flüchtigen zu werfen. Der Drachenhetzer nahm sich derweil die Kapuze vom Kopf und offenbarte dabei sein allzu menschliches Gesicht. Wären da nicht die zahlreichen Schuppen, die selbst ohne Licht deutlich schimmerten. Viel extremer als es bei einem einfachen Drachen je der Fall sein würde.

Das lag daran, weil sie gewollt waren. Die Schuppen schützten die Hetzer davor, allzu schnell verletzt zu werden. Viele Waffen drangen durch Drachenschuppen nicht hindurch und sie waren auch hitzebeständig. Der Weltenlenker hatte diese Eigenschaften gerne auf seine Jäger übertragen. Immerhin sollten sie wirklich gegen Drachen antreten.

Billiana wusste nicht, ob diese eigenartige Verschmelzung von Wesen vielleicht irgendwann massive Folgen haben würde. Für sie waren Drachenhetzer purer Hohn an Mutter Natur und gleichzeitig extrem gefährlich. Ihr waren da sogar Inquisitoren wesentlich lieber!

„Bis hierhin und nicht weiter, Drache.“, zischte der Drachenhetzer erfreut. Er hatte sicherlich schon ewig keinen echten Drachen mehr gejagt, da sie fast alle ausgestorben waren. Die, die noch lebten, waren im Drachenhort. Unerreichbar für die Kreaturen des Weltenlenkers.

„Ich verharre wirklich nicht gerne.“, erwiderte die Elfe schließlich. „Warum auch? Wir wollten eh gerade gehen.“

„Keiner von euch geht jetzt.“, spottete der Drachenhetzer amüsiert. „Ihr seid beide begehrte Ziele unseres Herren. Ihr könnt uns freiwillig zu ihm begleiten oder wir lösen das Ganze mit Gewalt.“

„Wir würden es bevorzugen, wenn ihr uns einen Grund gebt, euch mit Gewalt zu ihm zu bringen.“, ergänzte der Fessler.

„Wieso überrascht mich das jetzt nicht?“, erwiderte Kelvin kichernd. „Wir lehnen aber dankend ab. Der Weltenlenker kann aber das nächste Mal gerne selbst seine Einladung aussprechen. Dann kommen wir dem gerne nach.“

„Ihr habt es ja nicht anders gewollt.“

Der Fessler warf sofort mehrere der Wurfmesser in ihre Richtung. Billie musste sich ducken, um nicht getroffen zu werden. Diesen Moment der Schwäche nutzte der Drachenhetzer augenblicklich aus und stürmte auf sie zu. Beim Laufen holte er mit seinem Schwert aus, an dem schreckliche Widerhaken prangten.

Kelvin warf sich direkt zwischen die Kreatur und seiner derzeitigen Partnerin, um den Angriff mit seinen überkreuzten Dolchen zu blockieren. Billiana rammte derweil ihren Kopf einfach in den Magen des überraschten Drachenhetzers. Er hatte die Situation offenbar falsch eingeschätzt. Da der Rebell noch nicht lange mit ihr zusammenarbeitete, hatte er wohl nicht damit gerechnet, dass sie schon so eng zusammenarbeiten würden.

Der Rebellenanführer wollte gerade seinen Dolch in die Kehle des Mannes rammen, da flogen auch wieder Wurfmesser in ihre Richtung. Jetzt erwiderte die Elfe ihm seinen Gefallen und erschuf zwischen ihm und den Angreifer ein kleines Portal. Die Klingen flogen einfach hindurch und waren verschwunden.

Sie konnte im Gesicht des Fesslers sehen, dass er so etwas noch nie gesehen hatte. In dieser Fassungslosigkeit wollte sie sich am liebsten sonnen! Doch dafür war keine Zeit.

Wutentbrannt schrie der Drachenhetzer auf und hätte beinahe Kelvin mit seinem Schwert erwischt. Er hatte keine Wahl gehabt und musste von der Kreatur des Weltenlenkers wegspringen. Diesen Moment nutzte der Hetzer aus, um sich direkt gegen die Elfe zu werfen und sie zu Boden zu schleudern.

Eigentlich hatte der Rebell helfen wollen, doch er bekam seine eigenen Probleme. Der Fessler war herbeigestürmt und packte ihn am Arm. Kurz darauf leuchteten hellblaue Adern über seinen ganzen Körper, während er die Magie von Kelvin einfach blockierte. Er würde nun mindestens fünf Minuten ohne sie auskommen müssen. Vielleicht auch etwas länger. Außerdem würde er sich dadurch geschwächt fühlen.

„So, Drachenschlampe, da wären wir nun.“, knurrte der Hetzer mit perverser Freude. „Du wolltest die harte Tour.“

„Ich stehe eben auf hart. Ich hoffe doch sehr, dass wir diese Leidenschaft teilen.“

Ohne Vorwarnung hob die Attentäterin ihr Knie und rammte es etwas schräg in den Schritt ihres Feindes. Dieser jaulte voller Schmerz auf und ließ sofort von ihr ab.

Zumindest hatte Wyrnné diese Schwachstelle vergessen auszupolstern. Nichts, was sie ihm sagen würde! Es wäre ohnehin schwer, dort auch noch Schuppen zu platzieren, um diese Bestien noch mehr zu schützen.

„Pardon.“, sagte sie leichthin. „Ich habe manchmal unkontrollierbare Zuckungen.“

„Könntest du diese Zuckungen vielleicht auch mal an diesem verdammten Bastard bekommen?!“, keuchte Kelvin, der gerade mit dem Fessler rang.

Zwar waren Fessler körperlich eher schwächlich, doch das traf auch auf einen Magiebegabten zu, dessen Magie unterbrochen worden war. Da konnte selbst solch ein schlaksiger Mann mit seinen beiden Sicheln bedrohlich wirken.

Erst recht, wenn man so viel auf seine Magie zu griff, wie es der Rebellenanführer normalerweise tat. Er nutzte immerhin stets die zusätzliche Geschwindigkeit, um im Kampf einen Vorteil zu genießen.

Gerade als sie dem Rebellen zur Hilfe eilen wollte, hörte sie, wie das Schwert des Drachenhetzers durch die Luft schnitt. Sie dankte allen Göttern für ihre scharfen Sinne und ihre ausgezeichnete Ausbildung! Nur deshalb konnte sie sich nach vorne beugen, damit die Waffe über sie hinweg sauste. Andernfalls hätte der Hetzer sie geköpft.

Diese Viecher können echt verdammt gut einstecken!, fluchte Billie verbissen.

Das bedeutete, dass sie nun beide sich erstmal um ihren eigenen Gegner kümmern mussten. Wenn sich nur einer von ihnen im falschen Moment umdrehte, konnten sie im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf verlieren. Etwas, was sie lieber an ihren eigenen Opfern praktizierte, als es selbst zu erleben.

Als der Drachenhetzer wieder angreifen wollte, stieß die eigentliche Blondine einen Überschuss aus Magie aus, um ihn etwas zurückzuschleudern. Der Effekt fiel gering aus, aber genug für sie, damit sie vorpreschen und einen Angriff starten konnte. Zu ihrem Bedauern wich ihr Feind aus und bekam nur eine brennende Schnittwunde auf seiner Wange. Sie war sicherlich tief, würde ihn aber nicht umbringen.

Plötzlich trat er ihr heftig mit seinem Stiefel auf ihren Fuß und ließ die Elfe aufschreien. Eigentlich hätte sie damit rechnen sollen! Drachenhetzer waren dafür berüchtigt, dass sie einen dreckigen Kampfstil hatten und nicht viel von Ehre oder Fairness hielten.

Im nächsten Moment rammte er auch schon seinen Ellenbogen in ihren Magen. Die Schmerzimpulse waren wirklich heftig und hätten sie beinahe einknicken lassen!

Als ihr Gegner dann noch seine Klinge in ihre Seite rammte, hätte sie schwören können, dass sie Sterne sah. Die Widerhaken zerrten so schmerzhaft an ihrem Fleisch, dass sie sicher war, sie könnte spüren, wie es zerriss! In dem Gesicht des Drachenhetzers konnte sie perverses Vergnügen entdecken. Er erfreute sich an ihrem Leid. Drehte die Klinge sogar in der nicht tödlichen Wunde, um die Qual noch etwas mehr anzufachen.

„Das-...“, begann sie zu knurren. „... war ein Fehler.“

„Von wegen, Drachenschlampe. Das ist wahrhaftiges Vergnügen!“

Er war viel zu nah an ihr dran. Der Drachenhetzer unterschätzte ihre Fähigkeiten. Bedachte einfach nicht, dass sie nicht wie andere Drachen war und andere Fähigkeiten besaß. Sein Fehler. Er trug immerhin nur eine Lederrüstung, die ihn nicht mal ansatzweise vor dem schützen würde, was ihn nun erwartete.

Billiana holte mit ihrer Seelenklinge aus. Er wich sofort zurück, als er das Heben der Waffe bemerkte, war aber nicht schnell genug. Sie konnte ihm noch einen tiefen Schnitt am Oberarm verpassen. Ihre magische Klinge schnitt auch durch Drachenschuppen problemlos als wäre es Butter.

Sie malte Symbole aus Licht auf den Boden und murmelte einige Worte der Macht. Weil niemand den Drachenhetzer für sie beschäftigen konnte, konnte sie kein richtiges Portal beschwören, doch um ihren Schattenwolf zu rufen, brauchte sie weit weniger Zeit. Er sprang voller Blutgier hinaus.

„Nein!“, schrie der Drachenhetzer empört. In diesem Augenblick bereute er es sicherlich, dass er seinem Kollegen nicht gesagt hatte, auch ihre Magie zu binden.

Tja, das geschieht, wenn man seinen Feind falsch einschätzt. Man steht dumm da., freute sie sich grinsend.

„Ereinion, ich bin mir sicher, dass der da nach deinem Geschmack sein wird.“

„Das will ich doch hoffen.“, knurrte der gigantische Wolf und fletschte seine Lefzen. „Ansonsten suche ich mir eine neue Beschwörerin.“

Der Drachenhetzer begriff zu spät, dass er hätte eingreifen sollen. Auch jetzt war er einfach zu langsam. Es wäre angemessen gewesen, wenn er sofort nach der Beschwörung weggelaufen wäre, doch stattdessen hatte er all das ungläubig beobachtet. Der Drachenjäger konnte einfach nicht fassen, dass er eine Kreatur der Zwischenwelt vor sich hatte.

Aufgeben lag aber eindeutig nicht in der Natur von Wyrnnés Geschöpfen, denn er packte seine Waffe nun etwas fester. Dieses Mal wartete Billiana aber nicht darauf, dass er als erstes angriff, sondern stürmte selbst los. Beim Laufen holte sie bereits mit ihrer Seelenklinge aus, dessen Schlag der Drachenhetzer parierte.

Ereinion sprang derweil in ein offenes Fenster der Zwischenwelt und tauchte hinter ihrem Feind wieder auf. Ohne Gnade sprang er ihn an und verbiss sich brutal in dessen Nacken.

Der Drachenhetzer kreischte fürchterlich, doch noch schaffte es der Wolf nicht, mit seinen riesigen Zähnen durch die Schuppen zu dringen. Die Attentäterin holte derweil erneut aus. Noch hatte ihr Gegner genug Kraft, um auch dieses Mal einen tödlichen Schlag zu verhindern, doch als das erste Blut aus seinem Nacken drang, ließ das allmählich nach.

Er wirbelte herum und versuchte Ereinion zu treffen, der einfach losließ und wieder in der Zwischenwelt verschwand. Die Elfe hieb erneut nach ihm und schnitt der Bestie dabei die komplette Seite auf. Er schrie erneut auf. Wütend drehte er sich zu ihr, kam aber nicht dazu, wirklich nach ihr zu schlagen.

Der Schattenwolf sprang aus dem Nichts und schnappte nach dessen Schwertarm. Brutal verbiss er sich darin und nutzte dessen Schwung aus, um ihn einfach herauszureißen.

Blut spritzte der Elfe direkt entgegen und tauchte ihre Kleidung in dessen Rot. Dennoch kannte sie keine Gnade. Ohne lange zu zögern, schlug sie dem Drachenhetzer mit ihrem Schwert den anderen Arm ab. Mit einem heftigen Tritt zwang sie ihn schließlich auf die Knie und hielt ihr Schwert genau vor seine Augen.

„Gibst du auf, Drachenschänder?“, fragte Billie mit eiskaltem Blick.

„Niemals!“, keuchte er mit letzter Kraft.

„Er gehört dir.“

Ereinion ließ sich bei so etwas gewiss nicht zwei Mal bitten. Er sprang den Hetzer direkt an und verbiss sich in dessen Kehle. Knurrend zerfleischte er diese, nachdem er es geschafft hatte, die Drachenschuppen zu durchdringen. Jegliches Geschrei ging bald schon in Gurgeln und Röcheln unter.

Die Seele des Drachenhetzers verleibte sich der Schattenwolf kurz darauf selbst ein. Die Blondine stellte fest, dass diese Seele anders aussah als von normalen Menschen. Irgendwie... unruhiger. Sie konnte es nicht beschreiben.

Aber ich sollte dem nachgehen. Vielleicht hat Wyrnné es wirklich übertrieben mit diesen Geschöpfen..., sinnierte sie.

Wenn ihre Vermutung stimmte, dann hatte der Weltenlenker vielleicht etwas Größeres ausgelöst. Etwas, was die Welt mit in den Abgrund reißen konnte. Er spielte Gott. Doch er hatte keine Ahnung, mit welchen Mächten er sich anlegte.

Langsam drehte sie sich von dem blutigen Schauspiel mit dem Schattenwolf weg. Kelvin wurde von dem Fessler ernsthaft bedrängt. Eigentlich parierte er nur noch mit seinen Dolchen die zahlreichen Angriffe der Sicheln.

Wenn die Fessler auch keine außergewöhnlichen Kämpfer waren, waren sie trotzdem schnell und geschickt. Sie wussten genau, wohin sie schlagen mussten. Erst recht, wenn sie einen Magier zuvor noch entmachten konnten, um diesen zu schwächen.

Nur war auch ihre Arroganz ihre größte Schwäche. Er achtete einfach nicht mehr auf sein Umfeld. Ging plump davon aus, dass der Drachenhetzer sie schon umbringen würde und sich alles von selbst erledigte. Sie konnte den Kreaturen des Weltenlenkers keinen Vorwurf machen. Wie sollten sie weniger von sich überzeugt sein als ihr Schöpfervater? Er lebte es ihnen schließlich vor.

Seufzend hob sie ihr Seelenschwert und rammte es von hinten direkt zwischen die Schulterblätter durch den Körper des Fesslers. Seine Augen weiteten sich, doch er war machtlos gegen den Tod, der kalt nach ihm griff.

Womit die Elfe jedoch nicht gerechnet hatte war, dass Blitze aus dem toten Körper schossen und in ihre Klinge eindrangen. Zahlreiche davon! Und es warf sie zurück. Sie schlitterte sogar ein Stück weiter weg von dem zusammensackenden Fessler und dem irritierten Rebellenanführer.

Schnaubend richtete die Elfe sich auf und blickte auf ihre Waffe. Sie sah unbeschädigt aus. Es tauchten auch keine Blitze mehr auf. Weder an dem Metall noch an dem toten Feind. Beinahe so, als wäre niemals etwas gewesen.

Kelvin eilte an ihre Seite und hockte sich nieder: „Bist du verletzt?“

„Nein, alles bestens.“

„Was war das?“

„Seine Lebensenergie...“, antwortete Billie.

„Wie bitte?“

„Offenbar meint Wy-... der Weltenlenker es sehr gut mit seinen Kindern.“, murmelte Billiana erklärend. „Er hatte sehr viele Lebensjahre in sich gespeichert und wahnsinnig viel Machtpotenzial. Als mein Schwert all das absaugte, während er starb, kam es offenbar zu einer Art Überladung.“

„Dein Schwert saugt mal eben Lebensenergie ab?“

„Ja.“

„Und dieser... Wolf?“, erkundigte sich Kelvin.

„Ich erkläre dir alles später, in Ordnung?“, schlug die Attentäterin vor und erhob sich derweil wieder. „Es ist weder der richtige Ort noch die Zeit.“

Eine Handbewegung reichte aus, um Ereinion zurück in die Zwischenwelt zu schicken. Vorerst würde sie seine Dienste wohl nicht mehr brauchen und vielleicht war er selbst überladen worden. Wenn der Fessler so viel Machtpotenzial und Lebenskraft in sich gespeichert hatte, dann vermutlich auch der Drachenhetzer. Zumindest glich das den längst überfällig Sold des Schattenwolfes wieder aus.

„Gut, dann lass‘ uns verschwinden.“, lenkte Kelvin ungern ein. Sie konnte ihm ansehen, dass die Unwissenheit ihn nahezu wahnsinnig machte.

Billiana konnte das verstehen. Sie wollte auch immer alles wissen. Am besten auch sofort, statt später. Nur hörte sie, dass immer mehr Soldaten anstürmten. Sie waren schon viel zu lange hier und würden bald von einer wahren Armee überrannt werden, wenn sie nicht abhauten.

Dennoch schickte sie die Seelenklinge vorerst wieder fort. Sie war nicht wirklich schwer, aber beim Laufen war so etwas eher hinderlich.

Dann eilte sie mit dem Rebellenanführer los, damit sie endlich auch den Garten durchqueren konnten. Bevor er jedoch eine der Pforten öffnen konnte, legte sie ihre Hand an dessen Schulter: „Nicht da lang. Da sind Soldaten.“

„Bist du dir sicher?“

„Absolut.“

Obwohl er einen Augenblick zögerte, entschied er sich dann wohl doch, ihr einfach zu vertrauen. Sie führte ihn die Mauer entlang und half ihm schließlich, einen Baum zu erklimmen. Als Gegenleistung hievte er sie im Anschluss mit hinauf.

Sie deutete in die Richtung, in die er ursprünglich fliehen wollte. Dort standen mindestens zwanzig von Wyrnnés Soldaten bereit und warteten darauf, dass jemand das Tor öffnete.

„Ich werde nie mehr an deinen Fledermausohren zweifeln, Prinzessin.“, flüsterte er grinsend.

„Wenn du mir weiterhin solche Spitznamen gibst, komme ich vielleicht auf die Idee, mal weniger gut zu hören.“

„Ich habe verstanden, werde aber gewiss nicht so schnell damit aufhören.“

„Ich hatte befürchtet, dass du das sagst.“

Geschickt sprang die Attentäterin von der Mauer. Sie winkte ihn heran, damit auch er sprang. Dem Rebellenanführer fehlte es definitiv nicht an Geschick, denn er schaffte den Absprung ohne Verletzung. Außerdem schien er sich auch wieder besser zu fühlen, denn er wirkte nicht mehr so bleich.

Seine Magie kehrt entweder zurück oder ist sogar wieder vollständig., stellte sie fest. Ist sicherlich nicht verkehrt in unserer Lage.

Denn sie hörte rundherum überall Soldaten und Wachen. Klirrende Rüstungen, gezogene Waffen und aufmerksame Wächter liefen umher. Sie begrenzten sich nicht nur auf das angegriffene Grundstück, sondern auch auf ein weites Gebiet um das Anwesen herum. Sie wollten absolut sicher gehen, dass dieses Mal der Rebell nicht mehr entkam. Nur ahnten sie nicht, dass er nicht alleine war.

„Dort lang.“, sagte sie deutlich.

Dieses Mal diskutierte er nicht mit der Elfe. Kelvin folgte ihr einfach in die nächste dunkle Gasse und blieb dicht bei ihr. Immer mal wieder blieb sie kurz stehen und konzentrierte sich auf ihre Umgebung, damit ihr nichts entging. Trotzdem mussten sie immer mal über beleuchtete Straßen huschen, um in die nächste Gasse zu kommen.

„Halt.“, befahl sie leise und hielt ihn mit ihrer Hand ab, weiterzugehen.

Nur einen Herzschlag später gingen ein paar Wächter an der Gasse vorbei. Sie schauten nicht hinein. Sie unterhielten sich gerade darüber, dass der Rebell immer wieder einbrach, Lärm machte und dann trotzdem entkam. Keiner von diesen Männern kam auf die Idee, dass eben dieser Rebell gerade greifbar nah war.

„Weiter.“

„Ich bin wirklich beeindruckt.“, gab Kelvin zu.

„Ich danke für das Urteil.“

Wieder huschten sie über die Straße in eine enge Gasse. Ab hier wurde es einfacher. Die Patrouillen wurden weniger und kleiner. Die Soldaten, die sich hier noch aufhielten, waren zudem weniger aufmerksam. Es war zu spät, damit andere Leute auf den Straßen herumlungerten, weshalb sie sich trotzdem versteckt halten mussten.

Vorsichtig strich sie sich die Kapuze von ihren weiß gebleichten Haaren und entfernte die Maske von ihrem sonnengeküssten Gesicht. Die Maske verstaute sie sicher an ihrem Gürtel.

„Wieso enttarnst du dich?“

„Wenn wir jetzt Wachen treffen, können wir behaupten, dass ich deine Dirne bin. Wir sind weit genug weg, damit sie nicht gleich den richtigen Rückschluss ziehen werden.“

„Mhm~, meine Dirne...“, schnurrte er spielerisch und legte seine Hände an ihre Hüften. „Vielleicht sollten wir schon mal für den Ernstfall üben?“

„Vielleicht sollte ich ausprobieren, ob mein Schwert bei dir auch fast explodiert, wenn ich es dir zwischen die Schultern ramme.“

Sofort zog er seine Hände zurück, grinste aber weiterhin dreckig: „Schon in Ordnung. Ich mag es, wenn sie sich noch wehren.“

„Nun klangst du fast gar nicht nach einem Vergewaltiger.“

„Sehr gut, dann habe ich meine Wirkung ja erfüllt.“

Billie verdrehte genervt die Augen nach oben, auch wenn sie ihn innerlich eigentlich witzig fand. Doch sie mochte es noch mehr, wenn er glaubte, dass sie genau das nicht leiden konnte. Es würde ihn wahnsinnig machen, dass sie seinem „Charme“ nicht erlag! Und er würde sich dadurch noch mehr Mühe geben.

Trotzdem vermied es die Elfe, dass man sie erwischte. So mussten sie keine Show vor den Soldaten hinlegen und nicht riskieren, dass man sie doch als die flüchtigen Angreifer identifizierte. Leider hatte die Mission nicht unbedingt das eingebracht, was sie gehofft hatten, doch zumindest waren sie beide lebend aus der Sache herausgekommen.

 

In Sicherheit zu sein, fühlte sich in Nächten wie diesen noch besser an. Kelvin musste zugeben, dass der Kampf eben wirklich gefährlich gewesen war. Er musste wirklich an sich arbeiten. Wenn er nicht wieder alle Wachen aufmerksam gemacht hätte, dann wären sie am Ende nicht in die Bredouille gekommen, gegen einen Fessler und einen Drachenhetzer anzutreten.

Billiana hatte diesen Fehler behoben und sie zu allem Überfluss auch noch heil in sein kleines, chaotisches Haus gebracht. Nun saß sie auf seinem alten Sessel und schob ihre Kleidung beiseite, um Schnittwunden zu kontrollieren. Offenbar war sie öfters getroffen worden, als er wirklich wahrgenommen hatte. Es steckte sogar ein abgebrochener Pfeil zwischen ihren Rippen!

Okay, ich fühle mich etwas schuldig... Sie wurde verletzt, wegen mir., gestand sich der Rebellenanführer ein. Ich muss meine Impulsivität dringend zügeln, sonst stirbt jemand, der mir wichtig ist. Noch jemand...

Denn auch wenn er sich damals geschworen hatte, dass er keinen Menschen mehr so nah an sich heranlassen würde wie Amelie, war es dennoch passiert. Er liebte seine Freunde. Anders als seine getötete Verlobte, doch ebenso aufrichtig. Er wollte nicht, dass ihnen etwas Schreckliches zustieß, weil er sich für unbesiegbar hielt.

Seufzend ging er zu einem alten Schrank. Er würde bald zusammenbrechen, wenn er nicht endlich versuchte ihn zu stabilisieren oder zu setzen, doch das war ihm herzlich egal. Er erfüllte immerhin seinen Zweck.

Darin befand sich Kleidung, aber auch etwas Medizin, die er den Medikussen gestohlen hatte. Kelvin suchte nach den wenigen sauberen Bandagen, die er dort ebenso verstaut hatte und kam dann langsam auf Billiana zu, die gerade den Pfeil rausziehen wollte.

„Lass‘ mich das machen.“, schlug er rasch vor und legte das Verbandsmaterial auf den klapprigen Tisch. „Ich denke, dann reißt du nicht direkt alles auf.“

„Stattdessen reißt du dann alles auf, Kel? Ich weiß nicht, wo der Unterschied ist.“

„Das will ich dir gerne zeigen.“

So oft hatte er eigene Verletzungen versorgen müssen, aber auch schon welche von anderen Rebellen. Oder von Leuten, denen er mit seiner Hilfe zeigen wollte, dass es eine gute Idee war, sich ihm anzuschließen. Immerhin war ihm das Wohlergehen der seinen nicht gleichgültig. Unwillkürlich hatte er dabei viel gelernt.

Die Bandagen tauchte er in eine Kräutermixtur, die bei der Wundheilung helfen sollte. Vor allem verhinderte diese allerdings Entzündungen, die zu einer Sepsis führen konnten. Der Medikus hatte ihm sogar versichert, dass sie selbst schon beginnende Entzündungen aus Wunden ziehen konnte. Das aber nur im Rahmen. Auch wenn Billie sicherlich eine sehr gute Selbstheilung hatte, war es besser, wenn man diese noch unterstützte. Sie brauchten sie. Dringender als bisher angenommen.

Als er alles soweit vorbereitet hatte, setzte er sich vor sie und blickte ihr in die wunderschönen, eisblauen Augen: „Bist du bereit?“

„Immer. Leg‘ los.“

Er musste etwas grinsen. Sie ließ sich nie etwas anmerken! Kelvin wusste beim besten Willen nicht, wie sie das anstellte, immer so gelassen zu bleiben. Die Welt ging den Bach runter und sie verlor partout nicht ihren Kopf, sondern tat die nächsten logischen Schritte.

Ihm fiel es schon schwer, so heiter zu bleiben. Obwohl seine Fröhlichkeit auch eine seiner stärksten Waffen in Zeiten wie diesen war. Es gab Augenblicke, in denen er die Maske fallen lassen musste, unter anderem dann, wenn er massive Schmerzen erlitt.

Seine blauen Augen hoben sich in ihre, nachdem er den Pfeil ertastet hatte. Er wandte den Blick nicht ab. Auch nicht, als er Holz und Metall möglichst gerade aus der Wunde riss. Sie zischte auf, rang aber bereits kurz darauf wieder um Fassung. Er war beeindruckt, wie schnell sie ihm dann wieder in die Augen sehen konnte. Da waren keine Tränen. Nicht mal Fältchen, weil sie das Gesicht verziehen müsste!

Neben ihr komme ich mir beinahe etwas unzulänglich vor..., gestand er sich verlegen ein. An ihr ist echt ein guter Kerl verloren gegangen!

Doch er war nicht so dumm, das auszusprechen. Sie würde ihn auf der Stelle töten, enthaupten und seinen Kopf als Warnung aufspießen! Also nahm er lieber einen Stofffetzen, den er ebenfalls in der Kräutermixtur eingeweicht hatte, um das Loch zwischen ihren Rippen damit zu reinigen. Es musste höllisch brennen, doch sie krallte sich einfach in die Lehnen des Sessels und hielt es aus.

„Wie oft wurdest du schon gefoltert?“, hinterfragte der Rebell gelassen und öffnete einige der Schnallen ihrer Kleidung.

„Wie bitte?“

„Du hältst Schmerzen viel besser aus als jeder, den ich kenne.“, erklärte er. „Also musst du darin geübt sein. Und zieh dich bitte etwas aus. Ich verarzte alles.“

Schamgefühl kannte die Blondine offensichtlich keines, denn sie griff nach Leder und Stoffen, um sie einfach zu entfernen. Alles wurde feinsäuberlich abgelegt, bis sie ihren Oberkörper entblößen konnte.

Kelvin musste schwer schlucken, als er ihre nackte, üppige Oberweite sah, die wirklich perfekt geformt schien. Vielleicht bildete er sich das auch nur ein, weil er selbst angeschlagen war, doch er war sich ziemlich sicher, dass die Attentäterin einen nahezu perfekten Körper besaß!

Vereinzelnd waren dort immer mal Ansammlungen von Sommersprossen, doch sie waren nicht so dunkel wie im Gesicht, weil dort die Sonne seltener hinkam. Aber gerade diese Flecken machten ihren Körper noch aufregender. Wären da nicht überall offene Schnittwunden, das Loch von dem Pfeil und ein paar schwer erkennbare Narben.

Er war erstaunt, als er die Augen kurz schloss und beim Öffnen vereinzelnde Drachenschuppen zu erkennen waren. Der Rebellenanführer musste nicht hinaufgucken, um zu wissen, dass sie wieder ihr blondes Haar trug. Sie hatte die Gestaltenwandlung offenbar aufgegeben. Es kostete sie gewiss auch Kraft sie aufrechtzuerhalten und hier musste das vorerst nicht sein.

„Hat es dir die Sprache verschlagen?“, spotte Billiana amüsiert. „Du wolltest mich doch seit dem ersten Tag nackt sehen.“

„Gewiss doch, aber ich dachte, dass es andere Umstände sein würden.“, gestand er dreckig grinsend.

„Oh, ich kann mir denken, an was du gedacht hast, Kelvin.“, erwiderte sie mit gespieltem augenrollen. „Und ich wurde übrigens schon ein paar Mal gefoltert.“

„Wie hält man das aus?“

Vorsichtig begann er nun auch die Schnitte zu reinigen. Er wollte zumindest das Blut weitgehend entfernt haben, damit es nicht direkt die Bandagen vollsog. Sie würden diese eh wechseln müssen, aber dann weniger schnell.

„Es ist eigentlich recht einfach. Man muss sich in seine eigenen Gedanken zurückziehen und die Realität ausblenden. Man sollte aber trotzdem noch einigermaßen ansprechbar sein, um die Fragen mitzubekommen.“

„Einfach? Das klingt gar nicht einfach.“

„Ja, ist es vermutlich auch nicht... Ich mache das schon so lange, dass es mir inzwischen einfach vorkommt.“

„Inwieweit ziehst du dich in deine Gedankenwelt zurück?“, hakte Kelvin nach und legte das Tuch beiseite. Stattdessen nahm er sich die Bandagen, um sie vorsichtig um ihren Körper zu wickeln.

„Du visualisierst Ereignisse, Dinge und Lebewesen, die dich mit positiven Gefühlen erfüllen. Dein erster Kuss, das Lächeln deiner Mutter, ein schöner Abend mit deinen Freunden... Alles, was dich glücklich macht.“, fuhr die Elfe sachlich fort. „Du versuchst es jede erdenkliche Minute vor deinen Augen zu haben. Die Schönheit zu erkennen. Nach Details in diesen Erinnerungen zu suchen, die dir bisher vielleicht entgangen sind.

Du darfst dich nicht einfach nur erinnern, du musst es nochmals durchleben! Musst nochmals fühlen, was du damals gefühlt hast. Innerlich sagen, was du damals sagtest. Jedes noch so kleine Detail wachrufen. Als wäre deine Seele woanders, während dein Körper schreckliche Dinge erleidet.“

„Und das funktioniert wirklich?“

„Mal besser, mal weniger gut. Es geht darum, Geist und Körper voneinander zu trennen. Wenn man sehr emotional ist, ist es schwierig.“

„Abgesehen von den Schmerzen, weshalb sollte man sehr emotional bei einer Folter sein?“

„Wenn du beispielsweise von einem eigentlichen Vertrauten gefoltert wirst. Oder wenn man deinen Liebsten Schmerzen androht, wenn du schweigst.“, erwiderte sie wissentlich. „Folter ist nicht nur körperlich, sondern oftmals auch seelisch. Man soll gebrochen werden, damit man alles verrät, was der Folterknecht wissen möchte.“

„Du wurdest schon von Vertrauten gefoltert?“

„Ja.“

Stille trat ein. Kelvin konnte sich nicht ausmalen, wie sich das angefühlt haben musste. Was das emotional mit ihr gemacht hatte. Auch wenn sie natürlich dadurch gestählter durch die Welt schreiten konnte, schien der Preis zu hoch zu sein. Obwohl er auch gerne so wenig zucken würde, wenn ihm jemand Kräuterverbände um frische Wunden wickelte.

„Meine Familie erachtet es als sehr wichtig, dass man Folter in allen Formen widerstehen kann.“, erklärte die Elfe schließlich, während ihr Blick in die Ferne rückte. „Erst bildet ein ein neutraler Meister aus. Er fügt einem Schmerzen zu. Einfach nur Schmerzen. Die steigert er nach und nach. Schließlich beginnt er intime Fragen zu stellen. So wird getestet, wie viel man grundsätzlich schon aushält und über welche Dinge man trotz Schmerzen zu schweigen versucht. Das geht Wochen lang so.

Wenn die Familie beschließt, dass man genug Widerstand aufgebaut hat, lassen sie einen frei. Man darf sich waschen, etwas essen und sich bekleiden. Man fühlt sich sicher...“

„Doch in Wahrheit bereiten sie alles für den zweiten Schritt vor...“, schlussfolgerte der Rebell, der gerade dabei war, die letzten Verbände anzulegen.

„So ist es. Sie kommen einen ganz unerwartet holen und dann ist es kein Ausbilder, der einem die Kleider vom Leib reißt und auf eine Bank schnallt, sondern ein Verwandter.“, erzählte sie durchaus betrübt. „Das ist eine vollkommen andere Situation, die in vielen Hinsichten viel schmerzhafter ist. Vor allem, weil man ja davon ausgehen sollte, dass man seiner Familie vertrauen kann.“

„Sie waren der Meinung, dass sie dir damit halfen, oder? Ihnen kam es zu diesem Zeitpunkt offenbar richtig vor.“

„Du missverstehst das... Sie machen das schon immer so. Seit die Markrhons existieren, bilden sie alle ihre Kinder aus. Sie müssen Folter widerstehen und eine Soldatenausbildung absolvieren. Und sie dürfen nicht scheitern.“

„Du kannst dich wieder bekleiden.“, flüsterte Kelvin vorsichtig und erhob sich. Er nahm sich einen Eimer, um seine Hände abzuwaschen. Er wusste, dass viele Krankheiten durch mangelnde Hygiene ausbrachen oder erst richtig schlimm worden. Deshalb versuchte er sich reinlich zu halten. Erst recht, wenn er offene Wunden behandelt hatte!

Billie nahm sich derweil wieder ihre Kleidung entgegen, um sich diese überzuziehen. Selbst die Gürtel und Schutzteile wurden fachgerecht wieder befestigt. Dabei wirkte sie keineswegs bewegungseingeschränkt.

Ihre Ausbildung war vielleicht übertrieben hart gestaltet, aber sie war definitiv effektiv., musste der Rebellenanführer zugeben. Es macht nach außen den Eindruck, als würde sie gar keinen Schmerz spüren. Und im Kampf sah es so aus, als würde der Schmerz sie eher anfachen.

„Ich würde das gerne lernen.“, sagte er plötzlich und konnte selbst nicht fassen, dass es aus ihm herausgesprudelt kam. „Ich möchte lernen, Folter auszuhalten und Schmerzen. Ich will auch so schweigen können wie du.“

Skeptisch drehte sich die Elfe zu ihm und sah ihn mit verengten Augen an. Er erkannte, dass sie an seinem Verstand zweifelte. Wenn er ehrlich war, tat er das gerade auch! Diese Bitte war absurd, wenn auch in der aktuellen Situation des herannahenden Krieges verständlich. Jeder Zeit konnte der Rebell gefangen genommen werden. Wenn er dann nicht schweigen konnte, würde die ganze Rebellion einfach in sich zusammenfallen.

„Du bist wahnsinnig.“, sagte sie dann nüchtern. Wenn sie seine Bitte wütend machte, zeigte sie es zumindest nicht.

Eine Weile lang sagte keiner etwas. Sie stand nur da und starrte in die Leere des Raums, während er sich auf den Fußboden setzte. Er bekam gar nicht mit, wie er sich in den Schneidersitz begab und ein bisschen vor und zurück wippte. Er musste ein bisschen kindisch nach außen wirken.

Die Wahrheit war jedoch, dass er seit dem Tod von Amelie nicht wirklich stillhalten konnte. Er war ruhelos. In ihm brannte solch ein Feuer, das drohte ihn zu übermannen, wenn er es nicht abarbeitete. Deshalb schlief Kelvin auch kaum noch. Das sorgte sicherlich auch für seinen überreizten Zustand und seine alarmierende Wirkung bei Missionen.

Anders als sonst, empfand er diese Stille nicht als unangenehm. Wenn seine Crew nichts mehr sagte, dann fühlte er sich unbehaglich. Haderte mit seinen Worten. Fing an, an sich und seiner Sache zu zweifeln. Doch bei ihr kam es ihm nicht so vor, als habe er gerade irgendwas falsch gemacht.

„Das ist eine harte Ausbildung, die du antreten möchtest, Kelvin.“, sagte die Blondine ernst. „Du lernst nur dann Folter zu widerstehen, indem du selbst gefoltert wirst. Du wirst mir Dinge anvertrauen, die du noch niemandem gesagt hast. Das bleibt nicht aus. Und du wirst betteln...“

„Das ist mir bewusst.“, erwiderte der Rebellenanführer seltsam überzeugt. „Aber ich muss im Falle einer Gefangennahme schweigen können. Ich weiß, wer unsere Mitglieder sind und ich weiß, wo sie sich aufhalten. Ich kenne unsere Pläne, unsere Finanzen... Mit mir steht und fällt alles. Doch sollte ich mal gefangen genommen werden, möchte ich sicherstellen, dass nicht alle sterben.“

Die Attentäterin sah ihn einfach nur an. Eine Augenbraue angehoben und mit Skepsis in den Augen. Er war sich nicht sicher, ob sie an seinen Fähigkeiten zweifelte oder daran, dass er es schaffen konnte.

Etwas in ihr ließ sie zumindest hadern. Das zeigte ihm, dass sie ganz anders war als ihre Familie. Keiner von ihnen hätte lange gezögert, sondern ihn direkt auf die Folterbank geschnallt.

„Im Orden der Attentäter bilde ich die Rekruten aus. Ich kümmere mich durchaus auch darum ihnen beizubringen, Schmerzen zu widerstehen und Folter auszuhalten.“, erklärte die Elfe schließlich sachlich. „Ich kann dir das beibringen und ich kann es auch schnell machen. Ich kann dir nicht nur das beibringen, Kelvin... Du kämpfst gut, doch du könntest besser sein. Viel besser.

Wenn du das wirklich tun möchtest, dann will ich keine halbe Sache daraus machen. Wenn, dann möchte ich dich zu einem richtigen Attentäter ausbilden. Ich würde dich Kontrolle lehren und dich unabhängiger von deiner Magie formen.

Ich habe dich in den letzten Wochen beobachtet und denke, dass du es schaffen kannst. Dafür wirst du deine persönlichen Laster allerdings loslassen müssen. Ich weiß nicht, ob du dazu bereit bist? Diese Frage kannst du dir nur selbst beantworten.“

„Ich bin bereit loszulassen.“, erwiderte er aufrichtig. „Ich warte schon ewig darauf, dass mir jemand zeigt, wie ich loslassen kann.“

„Gut, dann sei es so. Ich werde dir alles beibringen, was ich dir beibringen kann. Wir beginnen morgen mit deiner Ausbildung.“

Kelvin grinste stolz. Er hatte sie überzeugt! Und er würde neue Fähigkeiten erwerben, um es dem Weltenlenker noch schwerer zu machen. Vielleicht würde diese Ausbildung sogar dafür sorgen, dass sie bald einen Sieg davontrugen. Er konnte es wirklich nicht voraussagen. Doch eines wusste er gewiss: Das würde die Karten nochmals neu mischen.

„Und erklärst du mir noch die Sache mit deinem Schwert?“, hakte er trotzdem nach. „Und was das für ein riesiger Wolf ist, der einfach auftaucht und wieder verschwindet?“

„Dafür, dass du echt in die Enge getrieben worden warst, sind dir aber viele Details aufgefallen.“

„Ich bin eben ein sehr aufmerksamer Mann.“

„In der Tat.“

Wieder Schweigen. Bei jeder seiner Fragen schien sie zu sinnieren, ob sie ihm vertrauen konnte. Ob er soweit war. Ihre Vorsicht begrüßte der Essenzbeherrscher sehr. Das war eine gute Eigenschaft, wenn man in ihrer Branche tätig war und auch für einen echten Freund.

„Hast du von den Waffen gegen Langlebige gehört? Ihr bezeichnet sie auch gerne als Unsterbliche.“

„Nein, bisher nicht.“

„Hätte mich auch sehr gewundert. Wyrnné versucht alles, um diese Waffen geheim zu halten. Sobald es ihm möglich war, hat er alle Schriften dazu vernichten lassen. Und jeden, der mehr darüber weiß...“

„Ist dein Schwert eine dieser Waffen?“

„Ja und nein.“, antwortete die Elfe verworren und schien jedes Wort genau abzuwiegen. „Wo fange ich nur an?“

„Am besten am Anfang.“

Sie rollte genervt mit den Augen, ehe sie unruhig durch sein kleines Zuhause wanderte. Egal, worum es genau ging, es fiel ihr offenkundig schwer, es einem Außenstehenden zu erklären. Vielleicht war es ihr sogar verboten. Trotzdem würde er nicht so leicht lockerlassen! Er hatte gesehen, dass ihre Waffe einfach durch Drachenschuppen schnitt. Vielleicht konnte man damit den Weltenlenker töten.

Vielleicht will sie es mir deshalb nicht sagen. Damit ich ihn nicht umbringen kann., wurde es ihm plötzlich klar. Sie liebt ihn und hofft, dass sie ihn vielleicht noch bekehren kann.

„Vor langer, langer Zeit – noch lange vor dem ersten Krieg der Rassen – gab es eine Einigung zwischen allen Völkern. Sie schmiedeten gemeinsam Waffen, die so mächtig sein sollten, dass Gott selbst sich vor ihnen fürchten sollte.“, begann die Blondine dann schließlich doch noch. „Die Menschen steuerten das Mithril bei, welches unbedingt dafür gebraucht wurde. Die Zwerge bearbeiteten die Erze und formten die Waffen in ihren Öfen daraus. Im Anschluss verzauberten die Elfen jede Waffe speziell mit Waffenrunen.

Das mag einfach klingen, ist es aber nicht. Mithril ist immer noch ein wahnsinnig seltenes Erz, welches sehr schwer zu verarbeiten ist. Kaum einer kann das noch. Niemand so wie die Zwerge. Und die Zwerge sind fast ausgestorben. Außerdem sind auch die Öfen von ihnen von großer Bedeutung.

Die Runenmagie der Elfen ist auch ein Geheimnis von ihnen. Sie teilen es nicht mit Außenstehenden. Ich bezweifle auch, dass ein Nichtelf sie erlernen könnte...“

„Du bist eine Elfe. Kannst du diese Magie wirken?“

„Dir entgeht wirklich gar nichts, was?“

„Ich bin der Stolz meiner Mutter.“, sagte er spöttisch.

„Das glaube ich gerne, aber ja. Ja, ich kann diese spezielle Waffenmagie anwenden.“

„Also könntest du theoretisch solche Waffen herstellen?“

„Ja und nein. Ich bräuchte die Schmiedeöfen und -künste der Zwerge und genug Mithril. Eine solche Übereinkunft ist heutzutage nicht mehr möglich.“

„Woher hast du dein Schwert bekommen, wenn es so unmöglich ist, noch welche herzustellen?“

„Die Waffen gegen Langlebige sind fast unzerstörbar. Fast... Es gibt wenige erfolgreiche Wege, weshalb es aus der damaligen Zeit nur noch fünf Waffen gibt. Eine ist in Besitz vom Weltenlenker. Mein Vater besitzt die zweite... Auch die letzten Drachen beherbergen eine der Waffen. Mit einer der Gründe, weshalb der Weltenlenker sie unbedingt vernichten möchte. Die letzten beiden sind bei den Zwergen und den Elfen.“

„Hast du die Waffe der Elfen erhalten?“

„Nein.“

„Die deines Vaters?“, hakte er weiter nach.

„Oh Gott, nein. Die würde er mir niemals überlassen.“

„Okay, das ist der Punkt, ab dem ich nicht mehr folgen kann“, gestand Kelvin verwirrt. Sie grinste darüber, als habe sie genau das beabsichtigt.

„Es gibt noch drei... sozusagen unbekannte Waffen. Kaum einer weiß um ihre Existenz. Wyrn-... Der Weltenlenker weiß von ihnen gar nichts.“

„Aber du sagtest, dass von damals nur noch fünf Waffen existieren würden.“

„Das ist ja auch die Wahrheit.“

„Weshalb gibt es dann drei Waffen, dessen Existenz beinahe unbekannt ist?“

„Mein Schwert habe ich damals mit meinem Verlobten hergestellt. Wir hatten keine Ahnung, was wir da machen.“, erklärte Billiana schließlich sachlich. „Argrim war ein Meisterschmied unter den Zwergen und ich beherrsche die Waffenmagie der Elfen. Das Mithril war ein Geschenk von-... vom Weltenlenker.“

„Ihr habt mal eben zufällig eine so mächtige Waffe hergestellt?!“, hinterfragte Kelvin vollkommen empört. Das klang wie purer Wahnsinn!

„Ich denke eher, dass wir fremdgesteuert wurden und es nicht merkten... Aber faktisch gesehen: Ja, es war Zufall.“

„Und sind die anderen beiden Waffen auch einfach mal so hergestellt worden?“

„Nein. Ihre Herkunft ist gänzlich unbekannt. Sie stammen weder von damals noch wurden sie zur heutigen Zeit hergestellt. Eine der Waffen ist sogar vor all den anderen Waffen erschaffen worden.“

„Woher willst du das wissen?“

„Weil ich dessen Träger kenne und genau weiß, wann er sie erhalten hat.“, erklärte sie. „Und ich kenne auch den Träger der anderen Waffe.“

„Du wirst mir vermutlich nicht verraten, wer die Träger der beiden Waffen sind und woher du sie kennst?“

„Auf gar keinen Fall!“, spottete die Attentäterin amüsiert, als habe er einen ausgezeichneten Witz gemacht. „Ich bin doch nicht verrückt. Du hast keine Ahnung, wie man Folter übersteht.“

Kelvin musste ja doch schief grinsen bei ihrer letzten Aussage. Recht hatte sie. Wenn diese Waffen weitgehend unbekannt waren, sollten sie es wohl auch bleiben. Sie würde deren Aufenthaltsort nicht ausplaudern und wenn er es nicht wusste, konnte er es auch nicht tun.

„Und was ist mit diesem Wolf? Ist der auch zufällig geschmiedet worden?“

„Nein, nicht wirklich. Er kommt aus der Zwischenwelt. Wir haben einen Pakt geschlossen.“

„Zwischenwelt?“

„Die Welt, die zwischen allen anderen Welten existiert. Sie ist das, was alles zusammenhält und verbindet. Normale Menschen nehmen ihre Existenz nicht wahr, doch sie spielt in alles mit herein.“

„Also gibt es tatsächlich mehrere Welten wie der Weltenlenker behauptet?“, hinterfragte der Rebell ehrlich überrascht. Dass dieser Mann überhaupt mal die Wahrheit sagen konnte, hatte er nicht geglaubt.

Irgendwann muss er ja mal die Wahrheit sagen. Sonst kommt er vermutlich selbst ins Schleudern bei seinen ganzen Märchen., dachte Kevin verbittert. Sein Hass war echt und greifbar.

„Ja, in diesem Punkt hat er nicht gelogen.“, antwortete die Elfe langgezogen. Er konnte das „Aber“ schon richtig heraushören! Sie räusperte sich etwas, als spürte sie das: „Aber er lenkt keine einzige Welt. Genaugenommen hat er niemals eine der anderen Welten jemals besucht.“

„Er ist sehr kreativ...“

„Er schätzt seine Macht einfach nur falsch ein.“

„Und dieser Wolf ist ein Bewohner dieser Zwischenwelt? Wozu habt ihr diesen Pakt?“

„Mich unterstützt er in Kämpfen oder um mich schnell fortzubewegen.“, erklärte die Attentäterin nüchtern. „Er bekommt dafür die Seelen von allen, die er während eines Kampfes tötet als Tribut. Außerdem kann er durch mich die Zwischenwelt verlassen und diese Form annehmen.“

„Du überlässt ihm die Seelen deiner Opfer?“

„Zu meiner Verteidigung: Die wollen mich alle vorher umbringen und ich rufe ihn nicht jedes Mal.“

„Oh ja, das klingt gleich total beruhigend.“

Langsam zog Billie eine Augenbraue in die Höhe und musterte ihn skeptisch. Ihre Augen funkelten, als habe er etwas sehr Dummes gesagt. Kelvin musste zugeben, dass sie einem auch das Gefühl geben konnte, dass man wirklich dumm war. Nahezu unwissend neben ihr. Wie ein Kind.

Doch wenn sie den Weltenlenker vor seinem Aufstieg gekannt hatte, war sie auch enorm alt. Neben ihr war dann auch jeder so etwas wie ein Kind. Es musste schrecklich sein, wenn man jeden überlebte und kaum einer diese Zeitspanne mit einem teilte. Ein leeres und einsames Leben.

„Ereinion mag sehr beängstigend auf dich wirken und seine Nahrung... barbarisch, aber er kann nichts für seine Natur.“, sagte sie schließlich belehrend. „Kein Zwischenweltler besitzt eine eigene Seele. Damit dieser Ort weiter existieren kann – samt ihrer Kreaturen – müssen sie Seelen von den anderen Welten erhalten. Das erreichen sie nur durch Pakte. Nicht alle sind so, wie dieser. Manche wollen auch etwas unbedingt haben und gehen dann einen Pakt ein, um es zu bekommen. Wenn sie dann sterben, geht ihre Seele auf direkten Weg in die Zwischenwelt.“

„Klingt nach der Hölle. Darüber habe ich in No’gobor etwas gelesen...“

„So in etwa ist es auch. Du hast es richtig gedeutet. Normalerweise denkt ihr Menschen immer, dass die Unterwelt die Hölle sei.“

„Du meinst der Ort, von dem du stammst?“, hinterfragte Kelvin aufmerksam. Seine Recherchen halfen ihm enorm dabei, alles zu begreifen.

„Ja, dort befindet sich der Seelenstrudel. Er ist für den Prozess der Wiedergeburt zuständig.“

„Man wird tatsächlich wiedergeboren?“

„Ja, sofern man seine Seele nicht an die Zwischenwelt verliert. Jede Seele, die dort landet, kommt nicht in den Seelenstrudel.“, erläuterte die Blondine etwas bekümmert. „Der Seelenstrudel reinigt jede Seele so gut es geht und verfrachtet sie dann bei einer Geburt wieder in einen passenden Körper. In der Zwischenwelt dienen Seelen jedoch nur als Brennstoff.“

„Klingt sehr kompliziert.“

„Ist es auch.“

„Ich denke, dass das tatsächlich mehr war, als ich eigentlich wissen wollte.“, gestand er mit einem ehrlichen Lächeln. „Danke, dass du mir all das erklärt hast.“

„Gerne. Ich denke, es ist gut, wenn du es weißt.“

„Warum?“

„Damit du keinen Pakt mit der Zwischenwelt eingehst, um den Weltenlenker zu schlagen.“, sagte sie mit amüsiert zuckender Augenbraue.

„Da kennt mich aber jemand schon verdammt gut!“

Dieses Mal lächelte die Elfe. Nur konnte er ihr Lächeln nicht deuten. Es konnte Hohn sein, aber vielleicht war es auch ehrlich.

Er musste aber gestehen, dass ihre Sorge wohl begründet war, denn er wäre vielleicht wirklich einen Pakt eingegangen. Vielleicht würde er es sogar mit seinem jetzigen Wissen noch immer machen!

Ich muss wohl tatsächlich an meiner Einstellung arbeiten, sonst bin ich noch vor dem Weltenlenker tot., sinnierte Kelvin seufzend.

Billiana hingegen verabschiedete sich von ihm. Sie schwor ihm, dass sie ihn sehr früh morgens aus dem Bett zerren würde, um seine Ausbildung zu beginnen.

Wenn er ehrlich war, freute er sich darauf. Da er ohnehin kaum schlief, konnte diese Ausbildung vielleicht genau das Richtige für ihn sein. Es half ihm eventuell sogar dabei, endlich mal wieder Schlaf zu finden!

 

Nur Mut..., redete er sich weniger überzeugt selbst ein, als sie Heimdall betraten.

Konstantin hatte es nicht geschafft, seine Männer davon zu überzeugen, ihn alleine gehen zu lassen. Sie waren alle erpicht darauf, ihren König unter allen Umständen zu beschützen.

Dabei hätte er gerade Benedikt gerne aus dieser Angelegenheit herausgehalten. Auch, weil er fürchtete die Nerven zu verlieren. Was würde er dann von ihm denken? Und was würde er von sich selbst halten?

Immer wieder sah er vor seinem geistigen Auge, wie sein Vater hier gehockt hatte. Neben dem Thron. Die Augen gebrochen und ohne Hoffnung. Und dann all das Blut, als man ihm qualvoll und langsam den Kopf von den Schultern entfernt hatte!

Nun wieder hier zu sein, war wie ein wahrgewordener Albtraum. So oft hatte er sich hier an der Stelle seines Vaters gesehen und wie der Weltenlenker ihn noch brutaler tötete, weil er nicht seinen Vorstellungen entsprach.

Nervös leckte er sich über seine trockenen Lippen. Nur brachte es nichts! Es fühlte sich für den Adelssohn so an, als wäre sein Mund genauso trocken wie seine Lippen. Er wusste, dass das alles nur in seinem Kopf stattfand, doch das half nicht wirklich. Es war genauso wenig hilfreich, wie wenn einem jemand sagte, dass man einfach an was anderes denken sollte. Leicht gesagt!

Auf dem Thron saß er. Gelangweilt, wie auch schon damals. Das schwarze Haar sah gepflegt aus, ebenso wie die Uniform sauber an seinem Körper anlag. Neben ihm stand Altan, der zu grinsen begann. Je näher der König herankam desto dreckiger schien der Ausdruck im Gesicht des Inquisitors zu werden. Beinahe so, als konnte er seine Angst spüren und sich daran ergötzen.

Irgendwann werde ich dich persönlich töten. Im Namen meines Vaters! Und all derer, die du auf dem Gewissen hast., dachte er wütend. Der Zorn würde ihm vielleicht helfen nicht vor Angst in Tränen auszubrechen.

Sor’car bedeutete ihm und seinen Männern stehenzubleiben. Sie waren nur einige Schritte vom Thron entfernt. Weit genug, damit niemand den Weltenlenker problemlos angreifen konnte, doch nah genug, damit niemand schreien musste.

Es fehlt nur noch die Anstandsdame, die verhindert, dass wir uns zu nah kommen..., dachte der König augenrollend.

„Konstantin...“, säuselte der Weltenlenker mit seiner gewohnten, charismatischen Stimme. Tatsächlich setzte er sich für den Adelssohn sogar aufrecht hin und betrachtete ihn genauer.

In den drei Jahren hatte er sich nicht verändert. Da war keine Falte hinzugekommen. Konstantin konnte nicht mal ein graues Haar entdecken oder einen Altersfleck! Das ließ zumindest vermuten, dass die Gerüchte um seine ewige Jugend der Wahrheit entsprachen.

Auch Konstantin hatte sich nicht großartig in diesen drei Jahren verändert. Durch das Geschenk der Langlebigkeit alterte auch er nicht mehr wie früher. Es kam ihm manchmal so vor, als konnte er mit der Kraft seiner Gedanken beeinflussen, ab wann er alterte und um wie viele Stunden, Tage oder Wochen. Ob das wirklich so war, konnte ihm höchstens der Weltenlenker selbst beantworten, von dem das Geschenk stammte.

„Ihr wolltet mich sehen, Mylord...“, murmelte der König und deutete eine Verbeugung an.

Altan zeigte deutlich seinen Missmut und trat einen Schritt voran: „Verbeugt Euch gefälligst richtig!“

„Altan, mein Kind, ganz ruhig.“, besänftigte der Herrscher den Inquisitor sofort. „Er ist ein König und braucht sich nicht verbeugen.“

Auch wenn es dem Inquisitor nicht gefiel, ging er wieder zurück auf seinen angestammten Platz und beließ es dabei. Der König war sich aber sicher, dass er den Hass in seinen Augen glitzern sehen konnte.

„Sor’car, Liebes, ich danke dir. Du kannst dich zurückziehen und dich ausruhen.“

„Danke, mein Herr.“, erwiderte sie und verbeugte sich. Sie hinterfragte das nicht, sondern ging mit der Eskorte, die sie hierhergebracht hatte.

„Ich hoffe doch, dass deine Reise angenehm verlaufen ist, Konstantin.“

„Das kann ich nicht behaupten.“

„War Sor’car etwa unhöflich?“, hinterfragte der Weltenlenker mit ehrlicher Überraschung. „Sie meint es nicht so.“

„Lady Sor’car war ganz bezaubernd, Mylord, aber Eure... Geschöpfe haben ständig Streit angefangen. Wir kamen kaum voran.“

„Ja, sie sind manchmal etwas impulsiv... Ich werde mit ihnen sprechen.“

„Ich möchte wirklich nicht unhöflich sein, Mylord-...“, setzte der König an.

Jedoch wurde er augenblicklich vom Schwarzhaarigen unterbrochen, dessen Augenbraue tatsächlich amüsiert hochzuckte: „Ich denke, dass du durchaus unhöflich sein möchtest.“

„Da habt Ihr natürlich recht.“, bestätigte der König und war überrascht über seinen eigenen Mut. Schon wieder. Langsam musste er doch glauben, dass sich etwas in ihm verändert haben musste. Einfach über Nacht!

„Sei unhöflich, Konstantin, ich bitte darum.“

„Warum habt Ihr mich hierhergebeten? Ich habe wichtige und zahlreiche Angelegenheiten in Rabenwacht, die nach meiner ungeteilten Aufmerksamkeit verlangen.“

„Ahhh, du gehst wahrlich keine Umwege. Ich wusste, dass du mal ein guter König sein würdest.“, sagte er nicht ohne Stolz, als sei er sein Vater. „Ich hörte von deinen... Reformen. Die ganzen neuen Gesetze in deinem Reich.“

„Es hätte mich gewundert, wenn Ihr nicht davon gehört hättet.“, erwiderte Konstantin sarkastisch.

Wieder ein Wort zu viel für den Inquisitor. Knurrend zog dieser seine Waffe. Benedikt zögerte nicht und stellte sich sofort vor seinen König und hielt in seiner Hand eine Axt. Jeder Zeit bereit, um es mit dieser übermenschlichen Bestie aufzunehmen.

Nicht nur ich bin etwas zu mutig geworden., dachte der Adelssohn besorgt. Offensichtlich habe ich eine sehr ansteckende Wirkung.

„Genug!“, rief der Weltenlenker lautstark.

Altan zuckte heftig zusammen. Seine Waffe verschwand so schnell wieder, wie er diese gezogen hatte. In seinem Gesicht konnte man Reue erkennen, wenn man genau hinsah.

„Altan, geh‘ vor die Tür. Wenn ich dich brauche, dann rufe ich dich.“, befahl der Weltenlenker streng. „Und keine Widerworte.“

Es gefiel dem Inquisitor nicht, den König und dessen Gefolge alleine mit seinem Schöpfervater zu lassen, trotzdem gehorchte er und ging. Dennoch ließ er sich den dramatischen Effekt nicht nehmen und knallte das große Doppeltor hinter sich zu. In dem Augenblick sinnierte Konstantin darüber, ob sie vielleicht nur große Kinder waren. So wie er, als er noch ein Prinz gewesen war.

„Verzeihung. Er ist zurzeit besonders impulsiv.“, sagte der selbsternannte Gott leichthin. „Ich hörte, dass dein neues System gut funktionieren soll. Angeblich hast du sogar bessere Ernten denn je?“

„Das ist korrekt, Mylord.“, antwortete Konstantin überrascht. „Ich hatte anfangs höhere Ausgaben, weil ich jeden Bauer unterstützt habe mit Saat und Medizin - je nachdem, was dieser brauchte - doch am Ende hat es sich tatsächlich gelohnt. Ich bekam das dreifache zurück.“

„Das ist beeindruckend.“

Der König war sich nicht sicher, ob das eine Falle war. Das Interesse an seiner Reform war seltsam. Immerhin handelte er gegen die Regelungen, die der Weltenlenker einst beschlossen hatte. Es gab Menschen, die hatte er für weniger ohne Anhörung töten lassen.

„Das Volk ist auch allgemein zufriedener. Die Gesuche sind stark zurückgegangen, was mir mehr Zeit für andere Angelegenheiten gibt.“

Die Haltung des Weltenlenkers wirkte entspannt, während er ihn neugierig zu mustern schien: „Wichtigere Angelegenheiten?“

„Nein, Mylord, keine Angelegenheit ist wichtiger, als sich die Sorgen meines Volks anzuhören. Ohne sie, gäbe es kein Königreich.“

Stille trat ein. Dieses Prinzip trat der Weltenlenker immerhin mit Füßen. Er meuchelte sein eigenes Volk nach Lust und Laune. Wenn er in seinem bisherigen Tempo weitermachte, dann regierte er bald über eine Geisterstadt, so viel war sicher. Falls seine Gottheiten tatsächlich unsterblich waren, dann blieben ihm am Ende nur noch diese.

Konstantin war keinem dieser Götter bisher persönlich begegnet, doch er wusste, dass sie alle Eigenbrötler waren. Jeder auf seine eigene Weise. Doch vor allem waren viele von ihnen außerordentlich grausam und machtgierig. Ob man mit diesen wirklich irgendwann alleine in einer Stadt leben wollte, wagte er zu bezweifeln.

„Ich bin interessiert...“, säuselte der selbsternannte Gott plötzlich. „Hast du noch mehr Änderungen der Gesetze geplant?“

„Selbstverständlich. Tausende.“

Überrascht zuckten die Augenbrauen des Schwarzhaarigen in die Höhe. So viel Ehrlichkeit kannte er bestimmt nicht. Hier in seinem Palast würden ihm alle stets sagen, was er hören wollte. Keiner würde ihn reizen. Trotzdem stahl sich ein schmallippiges Lächeln in sein Gesicht: „So schlimm sind meine Gesetze also?“

„Darauf wollt Ihr gewiss keine ehrliche Antwort.“

„Das glaube ich allerdings auch.“

„Werdet Ihr mich nun hinrichten lassen, Mylord? Ihr hattet mich in jener Nacht gewarnt...“

„Vermutlich sollte ich das tun, ja...“, murmelte er leise, als würde er mit jemanden sprechen, den nur er sah. „Aber ich möchte gerne sehen, wohin das Ganze führt. Inwieweit du den Aufschwung mit deinen Ideen wirklich schaffst.“

„Wie meint Ihr das?“, hakte Konstantin verwirrt nach. „Ich soll weitermachen?“

„Ich bitte darum.“

„Wo ist der Haken?“

„Du bist wahrlich der Sohn deines Vaters. So misstrauisch... Aber in diesem Fall begründet.“, lächelte der Weltenlenker. „Ich gebe dir ein Jahr Zeit. Schaffst du es, dass dein Land in diesem Jahr noch viel mehr Aufschwung erlebt, dann werde ich darüber nachdenken, einige deiner Ideen umzusetzen und mich von dir... beraten zu lassen.

Solltest du es aber in diesem Jahr nicht schaffen, dein Land noch mehr zu entwickeln oder es entwickelt sich in eine Richtung, die ich nicht dulden kann, dann werde ich dich und alle, die du liebst, öffentlich hinrichten lassen. Natürlich absolut ehrlos.“

„Natürlich...“

„Bleib‘ eine Woche mit deinen Männern in Götterherz.“, lud der Weltenlenker ihn ein, nun wurde sein Gesicht wieder ernst. „Du darfst unsere Attraktionen natürlich frei besichtigen und die Bibliothek aufsuchen. Ich würde in dieser Zeit nur gerne erfahren, was du noch planst und was für Auswirkungen du dir erhoffst.“

„Mylord, ich habe ein Königreich zu regieren.“, erinnerte Konstantin ihn vorsichtig.

„Ja, ich auch. Und eigentlich müsste ich dich sofort köpfen lassen. Willst du also lieber kopflos sein oder mal eine Woche Götterherz genießen?“

„Na, wenn Ihr mir solch eine verlockende Auswahl stellt...“

Eindeutig kopflos sein!, schrie er innerlich. Er musste wirklich mit sich kämpfen, um es dem Weltenlenker nicht ins Gesicht zu schleudern. Bisher kam er nämlich tatsächlich glimpflich davon und er hatte keine Ahnung, weshalb.

„Man wird dir und deinen... Begleitern Zimmer zur Verfügung stellen. Deinen Leuten natürlich im Wohnbereich der Diener.“, erklärte der Schwarzhaarige nüchtern. „Du wirst eine persönliche Zofe bekommen. Wende dich bitte an sie, wenn du etwas brauchst oder Fragen hast. Sie wird dich auch über die Essenszeiten informieren.“

„Ihr seid zu großzügig, Mylord...“, log der König. „Ist es Euch recht, wenn ich meiner Frau einen Brief zukommen lasse, damit sie weiß, wann sie mit mir zu rechnen hat?“

„Selbstverständlich.“

„Vielen Dank, Mylord.“

„Ich habe zu danken, Konstantin.“, erwiderte er mit seiner verlockenden Stimme. „Genieße deinen Aufenthalt. Du darfst dich erstmal zurückziehen.“

Konstantin verbeugte sich höflich vor dem Weltenlenker. Benedikt und Durell folgten seinem Beispiel. Keiner von ihnen wagte es, etwas zu sagen. Ein falsches Wort war in Heimdall definitiv tödlich. Hier liefen zahlreichen von den grausamen Schöpfungen des selbsternannten Gottes herum! Geschweige denn von den ganzen Magiebegabten und Soldaten...

Also zogen sie sich allesamt schweigend in die ihnen zugeteilten Zimmer zurück und hofften inständig, dass der Weltenlenker hier keine Falle ausgelegt hatte, in die sie bereitwillig hüpften.

 

Wenn ihn jemand fragen würde, weshalb er so gnädig mit Konstantin umsprang, dann würde er es nicht beantworten können. Bei Billiana verspürte er Gefühle und Zweifel. In der Nähe des Königs fühlte er sich wieder... menschlich. Bei der Elfe konnte er sich denken, warum sie das in ihm auslöste, doch nicht bei dem jungen Mann.

Damals war es auch schon so gewesen. Als der damalige Prinz seinen Thronsaal betrat und voller Entsetzen das Antlitz seines Vaters erblickte, hatte er zu fühlen begonnen. Wyrnné hatte es da noch unterdrücken können, doch jetzt war Konstantin noch erhabener geworden. Noch einnehmender! Und das faszinierendste daran war, dass er es offenbar selbst gar nicht wahrnahm.

In dir steckt so viel mehr..., sinnierte der selbsternannte Gott. Und du hast keine Ahnung davon.

Genau das rettete ihm aber immer wieder das Leben. Wie oft hatte er schon mit dem Gedanken gespielt, ihn töten zu lassen und seine Reform rückgängig zu machen? Wie oft hatte er beschlossen, dass er ihn bis aufs Blut foltern lassen würde? Doch er hatte letztendlich immer wieder eine andere Entscheidung gefällt.

Eine Stimme in seinem Kopf flüsterte ihm zu, dass Konstantin ihn schwach machte. Sie sagte ihm, dass er ihn beseitigen musste, um diese Schwäche endgültig auszumerzen. Eine lautere Stimme sagte jedoch, dass er darauf nicht hören durfte. Dass Billie recht hatte und es das Geflüster des Urbösen war, welches ihn lenkte.

„Altan...“, murmelte er mit monotoner Stimme.

Der Inquisitor hob sofort seinen Blick. Er konnte ihm ansehen, dass er sich für seine Wutausbrüche immer noch schämte. Der Weltenlenker war sich langsam sicher, dass er die Kontrolle über all das verlor. Dass seine Kreaturen deshalb so unglaublich wütend waren.

„Hast du irgendwas aus dem Rebellen herausbekommen?“

„Ja, mein Herr.“, antwortete der Hüne mit gesenktem Blick. „Er sagt immer wieder, dass ein Kelvin ihn rekrutiert hat. Er versprach ihm Freiheit dafür. Doch er schwört, dass er keine Ahnung hat, wo man ihn finden kann.“

„Kelvin...“, wiederholte Wyrnné. „Dieser Name kommt mir vertraut vor.“

„Viele andere Rebellen haben ihn unter Folter genannt, Herr.“

„Da kam er mir auch schon bekannt vor. Ich weiß nur nicht mehr, in welchem Zusammenhang ich ihn einst hörte.“, gestand der Weltenlenker sich ein.

„Es wird Euch gewiss wieder einfallen, mein Herr.“

„Hatte er denn noch weitere Informationen von Bedeutung, Altan?“

„Nichts, was wir nicht schon wussten. Er sprach auch von einem inneren Kern, der alle Angelegenheiten der Rebellion regelt.“, berichtete der Inquisitor weiter. „Er kannte aber keine Namen und konnte sie auch nicht beschreiben. Angeblich hat er sie nie getroffen.“

„Meinst du, dass er die Wahrheit sagt?“

Kurz erstarrt Altan und schien nachzudenken. Eine Fehleinschätzung konnte fatal sein, dass wusste er durchaus. Auch wenn er sich ziemlich sicher sein konnte, dass er ihn niemals töten würde. Nicht ihn. Nicht, weil er einer seiner Schöpfungen war, sondern weil Altan sein Lieblingskind war! Solange das so blieb, genoss er Narrenfreiheit.

„Ja, Mylord.“, antwortete er schließlich. „Unter den Qualen würde keiner mehr lügen. Er würde gerade sogar seine eigene Mutter verraten.“

„Gut, dann lass‘ ihn hinrichten. Öffentlich. Alle sollen um seinen Verrat wissen und was ihnen blüht, wenn sie rebellieren.“

„Sehr gerne, mein Herr.“

„Und mach‘ es selbst.“, ergänzte der Weltenlenker nachdenklich. „Dich fürchtet das Volk von meinen Schafsrichtern immer noch am meisten. Du solltest generell häufiger die Hinrichtungen leiten.“

„Nichts wäre mir lieber, Herr.“

Wyrnné wusste, dass der Inquisitor in dieser Hinsicht nicht log. Nicht nur, weil er eine perverse Freude daran hegte, andere leiden zu sehen, sondern weil er einfach gerne den Wünschen seines Schöpfervaters entsprach. Solch Treue fand man in keiner Armee.

„Was geschieht nun mit diesem König?“, hakte Altan missmutig nach. „Ihr wollt ihn doch nicht tatsächlich gewähren lassen?“

„Doch, das will ich.“

„Aber könnte das nicht Eure Position schwächen, Mylord? Er handelt gegen Eure Gesetze.“

Langsam blickte der Weltenlenker auf, während sich seine Augen verengten: „Zweifelst du etwa an meinen Entscheidungen, Altan?“

Sofort senkte der Inquisitor wieder seinen Kopf und schloss die weißen Augen. Wenn seine Haut nicht sowieso rot wäre, wäre es wohl spätestens jetzt passiert. Er schämte sich offenkundig für seine Wortwahl.

Rasch schüttelte Altan schließlich seinen Kopf: „Nein, Mylord. Natürlich nicht.“

„Wenn ich es ihm gestatte, dann spielt Konstantin weiterhin nach meinen Regeln.“, erklärte er streng. „Wenn er seine Sache wirklich gut macht, dann kann ich von nun an sagen, dass er unter meiner Anleitung gehandelt hat. Niemand würde das infrage stellen.

Sollte er jedoch versagen, kann ich behaupten, dass er zu eigenmächtig gewesen sei und ihn öffentlich dafür anklagen. Dann wird es keiner mehr wagen so etwas zu tun.“

„Sollte er es schaffen...“, begann Altan vorsichtig. „Werdet Ihr ihn dann tatsächlich als einen Eurer Berater zulassen?“

„Vermutlich.“

Das gefiel dem Inquisitor wohl noch weniger als alles andere. Seine Kreaturen mochten den jungen König einfach nicht. Kaum ein Mensch hatte es jemals geschafft, sie so um den Verstand zu bringen! Alle wollten ihm gerne den Kopf von den Schultern reißen und daraus sein Blut trinken. Also hatte er auf seine eigenen Geschöpfe die gegenteilige Wirkung. Er wusste nicht, ob und was das zu bedeuten hatte, doch er wusste, dass er dem nachgehen musste.

 

„Es ist wirklich bemerkenswert.“, sagte plötzlich eine Frauenstimme in der Finsternis.

Sie konnte beobachten, wie der junge König vollkommen schockiert hochschrak und sogar in der Versuchung war, sich an die Brust zu fassen. Dabei konnte er als Langlebiger gar keinen Herzinfarkt bekommen! Sie wusste das, ob er das auch wusste, bezweifelte die Elfe allerdings.

„Ich-... Wie?“

„Durch den Balkon.“

„Aber die-... Ich hatte ihn geschlossen!“, warf Konstantin atemlos ein. „Und ich habe nichts gehört.“

„Majestät, es ist meine Spezialität lautlos überall hereinzukommen.“

„Seid Ihr hier, um mich-...“, er brach ab und fühlte sich offenkundig unwohl. Wahrscheinlich, weil er eben erst dem Tod knapp entkommen war, als er vor Wyrnné gestanden hatte. Nun schon wieder den Tod zu fürchten, musste wahrlich grausam sein.

„Nein, Majestät, dann hätte ich Euch nicht vorher auf mich aufmerksam gemacht.“, säuselte Billiana sanftmütig.

Langsam ging sie in dem riesigen Schlafgemach etwas auf und ab. Betrachtete die teuren Dekorationen und wunderschönen Möbelstücke, die ebenso wertvoll waren. Der Weltenlenker ließ sich nicht lumpen, wenn es um die Ausstattung seiner persönlichen Räumlichkeit ging. Und auch nicht, wenn es um die Gästezimmer ging.

Vorsichtig berührte sie eine Vase. Sie kam aus einem fernen Land. Billie erkannte es an den Malereien und die Verarbeitung. Die Farben waren magischer Natur. Es war gewiss ein Geschenk gewesen, um Wyrnné milde zu stimmen, damit er keinen Krieg anfing. Dafür war er immerhin bekannt... Verfolgung, die über Landesgrenzen hinaus ging.

Konstantin traute sich offenkundig nicht, das Wort an sie zu richten. Er saß auf seinem Bett, umklammerte das Buch, welches er zuvor noch gelesen hatte und beobachtete sie mit offenem Mund. Es kam ihr sogar so vor, als bewunderte er sie. Als würde er jede Bewegung ihres goldenen Haares beobachten, die Anmut, die sie beim Gehen an den Tag legte und ihre frauenuntypische Bekleidung.

„Ich bin eine Attentäterin. Aber das habt Ihr wohl schon bemerkt, Majestät.“

„Ich hatte es vermutet, muss ich gestehen...“

„Ihr habt einen meiner Schützlinge in Euren Diensten.“, merkte die Elfe zärtlich an. „Gaia. Ich habe sie damals ausgebildet.“

„Sie... ist ein wahrer Gewinn.“, erwiderte er nun etwas mutiger. „Danke dafür.“

„Nichts zu danken.“

Behutsam legte der König sein Buch beiseite, um sich aus dem Bett zu schälen. Weder sie noch er störten sich an seinem Nachthemd. Das gehörte bei nächtlichen Besuchen dazu. Nicht, dass er nicht auch darin sehr erhaben wirken würde!

Wyrnné hat ihn tatsächlich richtig eingeschätzt... Der geborene König., musste sie sich eingestehen. Er hat den Thron niemals gewollt. Die Krone trägt er so ungern... Und doch hat er etwas an sich. Etwas Königliches.

„Weshalb kommt eine Attentäterin mitten in der Nacht in meine Gemächer, wenn nicht, um mich zu töten?“

„Eine ausgezeichnete Frage!“, sagte sie etwas zu euphorisch für den Inhalt ihrer Unterhaltung.

Trotzdem antwortete die Elfe ihm nicht sofort. Sie schien sich auf etwas zu konzentrieren, was nur sie wahrnehmen konnte. Es gab ihm Zeit, ihre schwarze Kleidung genauer zu mustern. Sie wusste sehr genau, dass ihre Ausrüstung absolut einzigartig war und man es auch sah.

Schließlich schien auch der König zu verstehen, weshalb sie schwieg. An der Tür konnte man nun deutlich Wachen hören, die miteinander sprachen und vorbeigingen. Offenbar war ihr Eindringen noch nicht aufgefallen, denn sie unterhielten sich über ihre Gattinnen und Kinder. Es war keine Aufregung in ihren Stimmen.

„Ich wollte sehen, wer es schafft, bei Wyrnné einen Sinneswandel zu verursachen.“, sagte sie schließlich, als die Soldaten außer Hörweite waren.

„Wyrnné?“, hinterfragte er verwirrt.

Oh verdammt... Wieso kann ich es auch nicht sein lassen?, rügte sich die Elfe selbst. Na ja, er wird es wohl kaum rumerzählen. Dann müsste er offenlegen, woher er diese Information hat. Und er würde ihn töten...

„Der Weltenlenker.“, korrigierte sie sich also doch. „Ein gefährliches Wissen. An Eurer Stelle würde ich es schnellstmöglich vergessen.“

„Im Vergessen bin ich leider gar nicht gut.“, gestand Konstantin.

„Ja, davon habe ich gehört.“

„Von Gaia?“

„Unter anderem.“, bestätigte sie ihm nachdenklich. „Ihr seid ein außergewöhnlicher Mann, Konstantin Maximilian von Rabenwacht. Viele beobachten Euch und Eure Taten. Die Entwicklung Eures Landes... Manche mit Bewunderung, andere mit Hass und dann noch jene, die voller Spannung sind.“

„Zu welcher Art gehört Ihr?“

„Ich bin eine große Bewunderin Eures Mutes, Eurer Intelligenz, Eurer Großmütigkeit und Eurer Weitsicht, Majestät. Deshalb überließ ich Euch gerne Gaia.“

„So viel Lob...“, murmelte er sichtlich verlegen. „Das bin ich nicht gewohnt.“

„Ich weiß, was damals mit Eurem Vater wirklich geschehen ist, Majestät. Ich weiß, dass er ihn vor Euren Augen tötete, auch wenn die Geschichten anders ausgelegt worden.“

„Woher... wisst Ihr das?“

„Ihr habt mich damals nicht wahrgenommen, aber ich war auch dort. Verborgen.“

„Dient Ihr ihm?“, hinterfragte Konstantin scharf. „Dient Ihr dem Weltenlenker?“

„Nein.“, antwortete sie wahrheitsgemäß. „Ich diene nur mir selbst. Man nennt mich allgemein Athena. Ihr habt vielleicht auch in Rabenwacht von mir gehört...“

„Athena!“, keuchte der Lockenkopf ehrlich überrascht. „Ja, ich habe die Geschichten durchaus vernommen. Ihr habt zahlreiche von seinen Anhängern getötet...“

Sie lächelte mysteriös, während sie auf ihn zukam. Ihre Finger glitten kurz über sein bärtiges Kinn, ehe sie wieder durch das Zimmer wanderte. Es war beinahe so, als würde sie hier etwas suchen.

Billiana wusste, dass dem nicht so war. Sie hatte es längst gefunden. Die Antwort auf die Frage, weshalb der Weltenlenker den jungen König verschonte. Er sah die Zukunft in ihm. Und sie sah diese auch... Klar und deutlich.

„Wisst Ihr, was Wiedergeburt bedeutet, Majestät?“

„Nun, es bedeutet, dass Menschen oder Nichtmenschen, die sterben, irgendwann wiedergeboren werden.“, antwortete der belesene Mann vorbildlich. „Es gibt mehrere Theorien dazu. Einige besagen, man könne als alles zurückkehren, was man möchte. Andere vermuten, dass es darauf ankommt, wie man lebte. War man böse, wird man im nächsten Leben in eine Gestalt gesteckt, die das Verhalten bestraft.“

„Glaubt Ihr an die Wiedergeburt?“

Das war eine schwierige Frage. Eine, die sich zahlreiche Gelehrten bereits gestellt hatten. Da die Meinungen zu dem Thema stark auseinander gingen, gab es keine klaren Aussagen zu dieser Thematik. Aber es gab natürlich viele Theorien!

Konstantin selbst hatte sich bisher kaum mit dieser essenziellen Frage beschäftigt. Obwohl der Tod in seinen Alltag verborgen ein ständiger Begleiter war, seit er sich entschieden hatte, die Gesetze des Weltenlenkers zu brechen. Doch irgendwann hatte er beschlossen, dass wenn er schon einen Tanz mit dem Tod machte, er nicht allzu sehr darüber nachdenken wollte.

„Ich weiß es nicht...“, antwortete er schließlich unsicher darüber, wohin das hier führen sollte.

„Kennt Ihr das Gefühl, wenn Ihr jemanden das erste Mal begegnet und Ihr findet diese Person einfach absolut fantastisch?“

Seine verlegene Röte und der ertappte Blick zeigten ihr, dass er dieses Gefühl durchaus kannte. Dass es sogar ein aktueller Zustand zu sein schien.

„Ihr wisst also, was ich meine...“, sagte sie lächelnd. „Und Ihr kennt es dann gewiss auch, wenn man jemanden einfach direkt nicht leiden kann? Man sieht ihn und man ist sich absolut sicher, dass man niemanden jemals so hassen kann.“

„Ja, auch das kenne ich.“, gestand Konstantin schließlich. „Das fühle ich jedes Mal, wenn ich diesen Dingern vom Weltenlenker begegne.“

„Da seid Ihr gewiss nicht der Einzige, dem es bei denen so geht...“, schmunzelte die Attentäterin. „Verwandte Seelen fühlen sich zueinander hingezogen. Sie finden ihren Weg. Wenn in einem vorherigen Leben eine sehr enge Partnerschaft geschlossen wurde, dann versucht die Seele die des Partners wiederzufinden. Nicht bewusst... Man steht irgendwann vor dem Wiedergeborenen und ist direkt... verliebt.“

„Ihr meint das Phänomen, das man Liebe auf den ersten Blick nennt?“

„Genau! Ihr seid wirklich klug...“

„Also wollt Ihr mir sagen, dass alles stimmt? Es gibt Wiedergeburten?“, wollte er neugierig wissen.

„Ja, definitiv. Nur kann man nicht als alles wiedergeboren werden. Ein Mensch kehrt stets als Mensch zurück. Ein Zwerg kann nur als Zwerg wiedergeboren werden. Ein Elf als Elf und so weiter...“

„Weshalb erzählt Ihr mir das?“

„Weil ich vermute, dass Ihr Wyrnné schon mal begegnet seid. In einem früheren Leben.“, erklärte sie ohne Umschweifen. „Er fühlt sich bei Euch wohl und will Euch nicht schaden. Das ist sehr ungewöhnlich für ihn... Und da ich in Euch keine Magie spüren kann, die das vielleicht verursachen könnte, scheint mir das logischer zu sein. Seine Seele zieht es zu Eurer.“

Der König musste sich tatsächlich auf einer Kommode abstützen, damit er nicht das Gleichgewicht verlor. Er sollte eine wiedergeborene Seele in sich tragen, die einst schon mal dem Weltenlenker begegnet war?

Er wusste wirklich nicht, was er davon halten sollte. Immerhin war das der Mörder seines Vaters! Wenn er die Klinge auch nicht selbst geführt hatte...

Die Elfe bedrängte ihn nicht weiter. Ließ ihm die Zeit, die er brauchte, um sich irgendwie wieder zu fangen. Sie schien zu verstehen, dass ihm das alles schwer auf den Magen schlug. Nur enge Anhänger wurden gerne mit dem angeblichen Gott in Verbindung gebracht.

„Worauf... wollt Ihr genau heraus, Lady Athena...?“, hakte er mit trockenem Mund nach.

„Wir sollten diese Verbindung ausnutzen, Majestät.“, erwiderte sie einfühlsam. „Ihr könntet vielleicht dafür sorgen, dass er seine Art zu denken nochmals ändert. Einen anderen Weg einschlägt... Er scheint sich nicht bewusst zu sein, weshalb er Euch beschützt. Ihr könntet sein Vertrauen gewinnen.“

„Und was dann? Finde ich heraus, wie man ihn töten kann und man wirft ihn vom Thron?“

„Ich weiß, wie man ihn töten kann. Dazu brauche ich Euch nicht.“

Skeptisch zog der König die Stirn kraus und sah sie ungläubig an: „Wenn Ihr das wisst, warum lebt er dann noch?“

„Nun, ich kenne ihn gewissermaßen auch aus einem früheren Leben.“, gestand die Elfe vorsichtig. „Ich würde ihn lieber bekehren wollen.“

„Ich glaube nicht, dass das möglich ist.“

„Wenn man es nicht versucht, kann man es auch nicht wissen, Majestät.“

„Ich werde darüber nachdenken...“, murmelte er wahrheitsgemäß. „Aber ich verspreche nichts. Immerhin muss ich dann sehr dicht an ihn heran.“

„Mehr verlange ich gar nicht. Danke.“, sagte Billie aufrichtig.

Und ich muss herausfinden, wessen Seele in dem König steckt und inwieweit er mit Wyrnné zu tun gehabt hat., beschloss die Elfe überzeugt. Wie schwer kann das schon sein? Es muss ein Mensch in den letzten Jahrhunderten gewesen sein, der verstorben ist. Wie viele können das schon sein?

Billiana wusste genau, dass hierbei mehrere Millionen infrage kommen würden. Es war ein bisschen wie die Suche nach einer bestimmten Nadel im Nadelhaufen. Doch wenn Wyrnné sich gewissermaßen selbst verriet, dann wollte sie auch den Grund dafür wissen. Wo er doch Verrat so sehr verabscheute...

Gerade, als sie noch etwas sagen wollte, hörte sie schwere Schritte auf dem Flur. Deshalb schwieg sie. Falls wieder eine Wache vorbeikam, wollte sie nicht auf dem Endspurt noch erwischt werden. Doch es war offenkundig keine Wache, denn derjenige klopfte kurz an die Tür und öffnete sie dann.

Sie erkannte den schockierten, schmutzigen Hauptmann. Es musste für Benedikt sehr fragwürdig aussehen, dass eine fremde Frau im Gemach seines Königs stand, der sich immer noch etwas an der Kommode abstützte. Gerade hier in Götterherz! Mehr Anschläge gab es eigentlich nirgendwo.

Es überraschte sie nicht, dass er schon im nächsten Atemzug seine Äxte zog, während sein Gesicht sich verfinsterte.

Nicht, dass er zuvor wesentlich freundlicher dreingeschaut hätte, doch man konnte sich stets überbieten. Darin war er sowieso König. Zumindest wenn sie den zahlreichen Berichten über den alkoholsüchtigen Hauptmann glauben konnte.

„Benedikt.“, keuchte Konstantin ehrlich überrascht. Sie hatten sich offenbar nicht verabredet, also hatte der Krieger wohl nur nachsehen wollen, ob es seinem König gut ging. Auch das war nicht verwunderlich.

„Finger weg von meinem König!“, schrie Benedikt wütend und kam näher.

„Ich berühre ihn doch gar nicht...“, warf die Elfe verwirrt ein und hob die Hände. Sie stand nicht mal besonders nah an ihm dran!

Da ist aber jemand sehr empfindlich, wenn es um seinen König geht... Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass seine Wurzeln in einem anderen Reich liegen., sinnierte Billie für sich.

„Benedikt, ganz ruhig!“, rief der König noch, doch das ging offenbar schon in einem Rauschen unter.

Wie ein Berserker stürzte sich der Hauptmann auf die Attentäterin. Die Äxte hob er über seinen Kopf und wollte sie auf die Frau niedersausen lassen. Billiana wich dem Angriff knapp aus. Der Mann fackelte jedoch nicht lange und setzte sofort erneut an, um sie weiter zurückweichen zu lassen.

Obwohl man meinen sollte, dass eine so schnelle, wütende Angriffsfolge ungenau sein sollte, war sie es nicht. Er war weiterhin geschickt und hätte sie schon mehrmals tödlich verletzt, wenn sie nicht so gute Reflexe hätte. Die Elfe musste schließlich sogar ein Spagat machen, um einer Enthauptung zu entgehen!

„Um Himmelswillen, Benedikt!“, hörte sie Konstantin rufen, doch es ging in der Hitze des Gefechts eher unter. So ging es offenbar auch Benedikt. Er reagierte einfach nicht.

Dafür reagierte er jedoch auf die Elfe. Als sie sich so verrenkte, wollte er mit einer Axt nach unten schlagen. Es war eine Finte, denn er holte mit der zweiten aus, als sie eine Rolle zur Seite machte.

Schmerz durchströmte ihren Körper, als die Schneide der Axt ihr den halben Arm aufschlitzte. Er hätte vermutlich ihre Knochen beschädigt, wenn sie nicht ihre Schutzkleidung getragen hätte. Auch er schien darüber überrascht zu sein, denn er sah etwas schockiert auf ihren blutenden Arm.

Auch wenn ihre Kleidung so aussah, als bestünde sie nur aus Stoff, waren die Fasern mit Metallen verstärkt. Hier und da waren dazu Schutzplatten befestigt, die klein und leicht waren, um ihre Bewegungen nicht einzuschränken. Das bot für eine Frau wie sie den optimalen Schutz und ließ Feinde sie falsch einschätzen.

Rasch sprang die Elfe auf und hielt sich den blutenden Arm, während ihre eisblauen Augen ihn fixierten. Er fand seine Fassung in diesem Augenblick wieder.

Sofort preschte er wieder voran, um erneut nach ihr zu schlagen. Nun waren ihre Bewegungen langsamer, doch sie entkam immer wieder knapp weiteren Treffern.

„Woah!“, keuchte Billiana jedoch, als er plötzlich wesentlich schneller voranpreschte. Er beendete Distanz, die eben noch so sicher erschienen war.

Das war der Moment, wo sie ihn nicht mehr schonen konnte. Ihre Seelenklinge erschien in einem schwarzen Nebel in ihrer heilen Hand und sie schlug die Axt damit zurück.

Benedikt war sichtlich überrascht über die plötzliche Waffe, stellte es aber nicht infrage. Stattdessen setzte er ihr weiter zu. Jetzt aber hatte die Blondine ein Schwert, um seine Hiebe abzuwehren oder ihn sogar zu blockieren.

Ich muss zugeben-..., dachte die Attentäterin ernst. Er ist verdammt gut! Für einen Menschen.

Eigentlich hatte sie den Hauptmann nicht verletzen wollen, doch er ließ ihr keine Wahl. Deshalb stieß sie einen Überschuss aus Magie aus, um ihn zurückstraucheln zu lassen und dann voranzuspringen. Jetzt war sie es, die eine schnelle Schlagabfolge auf ihn einregnen ließ. Gezielt und geschickt, damit sie endlich wieder etwas Land gewann.

Um Fassung musste dieser Mann jedoch nicht kämpfen. Bald schon parierte er ihre Schläge wieder geschickt oder holte sogar zu Gegenangriffen aus. Falls er gerade betrunken war, dann schien der Alkohol auf seine Sinne keine negativen Auswirkungen zu haben.

Das zwang sie dazu, einen weniger ehrhaften Kampfstil einzuschlagen, indem sie immer mal wieder nach dem Krieger trat. Einmal erwischte sie ihn mit ihrem Stiefel mitten im Magen. Ein anderes Mal war es sein Knie. Doch er keuchte immer nur etwas auf und bedrängte die Attentäterin schließlich weiter.

Plötzlich erklang ein lautes, metallenes Poltern und ließ beide zusammenfahren. Es klingelte so heftig in ihren Ohren, dass sogar ihre Seelenklinge einfach im Nichts verpuffte! Schmerzhaft griff sie sich nach ihren Elfenohren und krümmte sich etwas.

Als sie endlich wieder Fassung fand und aufblicken konnte, sah sie Konstantin, der etwas verzweifelt einen Metallschild hielt. Auf den hatte er wohl mit seinem Schwert geschlagen, um die Streitenden endlich voneinander abzulenken.

Sehr effektiv, wenn auch für eine Elfe, dessen Sinne so geschärft waren, ein einziger Albtraum. Doch auch Benedikt schien nicht unbeeindruckt von solch einem Lärm zu sein.

„Genug jetzt!“, meckerte der König schließlich. „Sie will mich doch gar nicht umbringen!“

„Was...?“, hinterfragte Benedikt sichtlich verwirrt. „Aber-... Ihre Kleidung... Und Ihr stützt Euch auf Eurer Kommode...“

„Mir war kurz schwindlig und wir haben uns lediglich unterhalten. Hättest du mir mal direkt zugehört, wüsstest du das.“

„Ver-... Verzeihung.“

Die beiden unterhielten sich weiter, doch bei ihr ging es in einem Rauschen unter. Es fiel ihr schwer, den klingelnden Schmerz aus sich zu vertreiben. Etwas in ihr wollte auch vermeiden, nochmals die Sinne so zu schärfen, um dann wieder durch solch einen Krach aus der Bahn gerissen zu werden. Aber die Attentäterin wusste, dass sie es tun musste.

Just im nächsten Moment bereute sie es beinahe schon. Ihr wurde sofort klar, wer bereits die Flure dieses Bereiches erreicht hatte. Sie waren einfach zu laut gewesen.

„Verdammich...“, fluchte die Blondine und machte so auch die Männer aufmerksam.

Abrupt sprang die Tür auf. Sie fiel fast aus den Angeln! Offenbart wurde ein wütender Altan, der den Ursprung des Lärms schnell gefunden hatte.

Benedikt stellte sich sofort vor seinen König, um ihn zu beschützen. Er kam gar nicht auf die Idee, dass der Inquisitor nicht vorhatte, Konstantin irgendwas zu tun. Die Augen der Bestie ruhten nämlich nur auf der Elfe.

„Endlich...“, grinste er mit einer hässlichen Fratze, die einen an den Teufel glauben ließ. „So oft haben wir uns schon verpasst, Elfe.“

„Bedauerlich, dass wir uns nicht wieder verpasst haben.“

Billie wich einige Schritte zurück, während Altan eine riesige Sense hinter seinem Rücken hervorholte. Wie bei Inquisitoren üblich, war an dessen Klinge Widerhaken befestigt. Sie wusste beim besten Willen nicht, weshalb sie die Idee gehabt hatte, sich den König mal genauer angucken zu wollen und das mitten in Heimdall!

Ihre Magie war erschöpft. Erst die Sache mit Mammon, kurz darauf der Kampf gegen den Drachenhetzer und nun auch noch Altan. Außerdem hatte Benedikt ihr nicht geringfügig den Arm verletzt. Sie konnte ihn also nicht mit einem Ausstoß von Magie einfach wegschleudern, um zu fliehen. Einen Kampf konnte sie allerdings auch schlecht riskieren.

Den Inquisitor interessierte all das nicht. Er wollte seinen Herren stolz machen und er wusste, dass es ihn sehr stolz machen würde, wenn er es schaffte, Billiana persönlich einzufangen. Ob nun schwerverletzt oder vollkommen gesund, spielte hierbei keine Rolle. Für so etwas gab es Heiler.

Urplötzlich holte der Hüne mit seiner Sense aus und schlug nach der Attentäterin. Sie musste sich beinahe zu Boden werfen, um nicht in zwei Teile geteilt zu werden! Die Bestie holte direkt wieder aus und wollte sie mit der Spitze seiner Waffe durchbohren. Vermutlich auch, um sie auf dem Boden festzunageln.

Angestrengt rollte sich die Elfe zur Seite und schwor sich, dass sie so etwas so bald nicht wieder tun würde. Sie würde nicht erneut riskieren, so unvorbereitet auf Altan zu stoßen.

Ohne Umschweife holte der Inquisitor erneut aus und sie sah vor ihrem geistigen Auge, wie seine Waffe sie schon durchbohrte. Stattdessen schrie er schmerz- und hasserfüllt auf und wich weg von der Attentäterin. Als sie die Augen blinzelnd öffnete, sah sie eine Fontäne aus Feuer, die auf Altan ein preschte.

Ein Blick über ihre Schulter reichte, um den Ursprung der Flammen zu finden. Offenbar war Kelvin ihr gefolgt. Zum ersten Mal war sie dankbar für ungewollte Neugierde! Auch wenn sie geschult worden war Folter auszuhalten, wollte sie diese nun dennoch nicht ertragen müssen.

Entschlossen sprang die Blondine wieder auf ihre Füße und zog sich Kapuze und Maske dabei über. Dennoch warf sie dem schockierten Konstantin noch einen Blick zu: „Ich empfehle Euch das Kolosseum, während Eures Aufenthalts zu besuchen!“

Mehr hatte sie ihm nicht zu sagen. Seine Verwirrung war greifbar, doch lange würde sich der Inquisitor nicht mehr durch die Essenzmagie in Schach halten lassen.

Deshalb eilte sie zu dem Rebellenanführer, der überheblich grinste. In diesem Augenblick musste er sich ungeahnt mächtig vorkommen, auch wenn es nur das Überraschungsmoment gewesen war, welches ihn obsiegen ließ.

„Wir sollten gehen.“, schlug sie direkt vor. „Er wird gleich doppelt zurückschlagen.“

„Was immer Mylady wünscht.“, hauchte er und packte sie um ihre Taille.

Etwas überrascht keuchte die Attentäterin auf, als er mit ihr einfach über den Balkon sprang. Billiana hatte aufgehört zu zählen, wie oft sie ihn nun schon für wahnsinnig gehalten hatte, doch das war wieder solch ein Moment. Immerhin befanden sie sich etwa im dritten Stock! Und sie war viel zu erschöpft, um den Sturz irgendwie abzufedern. Erst recht nicht, wenn sie gleich zu zweit waren...

Doch sie hatte vergessen, was er für ein begabter Essenzbeherrscher war. Er nutzte die Macht über den Wind und selbst über den Fallwind, um den Absturz zu verlangsamen. Es war ein bisschen so, als wäre er ein Drache, der die Aufwinde zum Fliegen nutzte. Nur, dass er nicht fliegen wollte, sondern den sicheren Tod verhinderte.

Natürlich war die Landung trotzdem nicht besonders sanft oder elegant, aber durchaus effektiv. Niemand brach sich etwas und sie waren beide am Leben.

Sie musste zugeben, dass sie immer wieder beeindruckt von seiner Kontrolle war. Vor allem, weil er nie eine richtige Ausbildung genossen hatte. Nicht so, wie sie einem Magier eigentlich zustand.

Auf schnellstem Wege versuchte er mit ihr das Gelände zu verlassen. Der Alarm schlug viel zu spät an. Außerdem schienen die Wachen nicht zu wissen, dass sie nicht drinnen suchen mussten, sondern längst draußen. Billie war sich sicher, dass Altan gerade am Ausflippen war und er sicherlich Konstantin die Schuld geben wollte.

„Danke...“, flüsterte sie, als sie endlich weit genug von Heimdall weg waren.

„Nun sind wir eindeutig quitt.“, sagte Kelvin grinsend.

„Ach ja? Ich habe dich zwei Mal gerettet und du mich erst ein Mal.“

„Waaaas? Du hast mich bloß einmal gerettet, junges Fräulein!“

„Einmal, als du alleine das Adelshaus angegriffen hast, wenn ich dich erinnern darf.“, sagte Billiana mit Nachdruck. „Und das zweite Mal vor dem Fessler, den ich von hinten aufgespießt habe. Also eindeutig zwei Mal.“

„Und ich habe dich danach verarztet und muss dich jetzt wieder verarzten.“

„Die Wunden würden mich aber nicht umbringen. Selbst wenn du sie nicht behandelst. Also rettest du mir streng genommen nicht das Leben.“

„Ich kann intelligente Frauen nicht ausstehen.“, murrte er im Spaß.

„Danke für die Blumen.“, kicherte sie.

„Trotzdem nimmst du mich das nächste Mal mit.“, tadelte der Rebell sie streng. „Du hättest draufgehen können und die Rebellion wäre ihre Geheimwaffe los.“

„Ich hatte nicht damit gerechnet, dass der Hauptmann auftauchen würde...“

Kelvin zog die Augenbrauen in die Höhe, während er sie ungläubig musterte: „Und das macht es besser? Du hättest trotzdem nicht alleine gehen sollen.“

„In Ordnung! Ich gelobe Besserung!“, versprach die Blondine nicht unbedingt aufrichtig. Sie wusste, dass sie es wieder tun würde. Schon alleine, um Wyrnné zu besuchen. Da konnte sie schlecht die halbe Rebellion mitnehmen. Zumal keiner von ihnen gelassen bleiben würde.

Kelvin fragte sie nicht mal, ob sie mit zu ihm wollte. Er setzte es einfach voraus, indem er sie mit sich zog. Noch waren kaum Wachen in den Straßen und Gassen unterwegs, doch das würde sich bald ändern.

Altan würde zahlreiche Soldaten aussenden, um nach ihnen fahnden zu lassen. Es war womöglich ein Wink des Schicksals, dass sie den Anführer ausbilden wollte.

„Wir werden Götterherz morgen für eine Weile verlassen.“, sagte Billie deutlich. „Wir trainieren an ungestörten und unbekannten Orten.“

„Ist wahrscheinlich eine gute Idee.“

„Nicht nur wahrscheinlich. Sorg‘ dafür, dass du in der Zeit vertreten wirst.“

„Kein Thema. Die wissen, dass ich manchmal mehrere Tage oder Wochen weg bin.“

„Wieso überrascht mich das nicht?“

„Was denn?“, hinterfragte er kichernd. „Wie soll ich sonst Informationen sammeln? Die fliegen mir ja nicht zu. Dafür muss ich reisen und manchmal dauert das halt.“

„Schon klar, schon klar...“, winkte sie ab.

Es spielte an sich keine Rolle für sie. Solange sie vorerst Götterherz mieden, konnten sie in aller Ruhe sein Training angehen. Billiana war sich sicher, dass der Rebellenanführer danach ein ganz anderer Mensch sein würde. Und wenn alles gut ging, dann war er ein besserer Mensch und kein schlechterer...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück