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4 (+1) ways to propose in the wizarding world

von

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Benutze keinen Phönix

Es hatte zunächst wie eine gute Idee ausgesehen, aber Harry hatte wider besseren Wissens die Streitlustigkeit seiner beiden Haustiere unterschätzt.

Nach mittlerweile jahrelanger Beziehung, gemeinsamem Haushalt und Pyjama-Partnerlook waren mittlerweile die Stimmen in seinem Freundeskreis immer lauter geworden, dass es doch langsam mal an der Zeit wäre, den nächsten Schritt zu wagen. Sie hatten nie darüber gesprochen, um Himmels Willen, er konnte sich genau Dracos Gesicht vorstellen, wenn er ihm am Frühstückstisch mit Heirat und Familienplanung kommen würde. Sein Freund mochte in den letzten Jahren durchaus etwas von seinem slytherintypischen Chauvinismus und seiner Überheblichkeit abgelegt haben, aber dieses Thema erschien Harry trotz allem...sensibel. Er konnte sich kaum vorstellen, dass Draco mit einem Strauß roter Rosen vor ihm auf die Knie gehen und um seine Hand anhalten würde. Alleine der Gedanke daran war so absurd, dass er manchmal nachts davon träumte und beim Aufwachen nicht wusste, ob er lachen oder sich gruseln sollte. Nein, wenn er wollte, dass ihre Beziehung irgendwann in diesem Jahrhundert die nächste Ebene erreichte, dann musste er es selbst in die Hand nehmen.

 

Der Plan war, den Antrag bei ihnen zuhause im Grimmauldplatz stattfinden zu lassen. Alles war perfekt. Harry hatte eine Flasche von Dracos sündhaft teurem Lieblingsrotwein organisiert, das magische Grammophon spielte leise, unaufdringliche Musik im Hintergrund und das Feuer im Kamin tauchte das Wohnzimmer in ein gedämpftes Licht. Harry knetete sich nervös die Hände und sah hoch zum Kaminsims, wo Fawkes leise gurrend saß und mit seinen Krallen an der Ringschatulle herumkratzte. Er hatte wochenlang mit dem Phönix trainiert, damit dieser sich im entscheidenden Moment in einem Funkenregen in die Lüfte erheben und mit den Ringen durch den Raum geflogen kommen würde. Wenn man schon ein uraltes magisches Wesen als Haustier hielt, konnte man es genauso gut effektheischend einsetzen. Jetzt fehlte nur noch Draco.

 

Als ein leises, unwirsches Krächzen vom Kamin aus ertönte, hätte er es eigentlich schon ahnen müssen. Er war so sehr damit beschäftigt gewesen, das aufgeregte Übelkeitsgefühl in seinem Magen zu beruhigen, dass er nicht mitbekommen hatte, dass  auch sein magisches Haustier Nummer zwei unbemerkt in den Raum geschlängelt gekommen war, wahrscheinlich angelockt von der Wärme des Kaminfeuers. “Fee, nein”, versuchte Harry den Basilisken in mahnendem Tonfall davon abzubringen, das steinernde Kaminsims hinaufzukriechen, wo Fawkes aufgebracht mit den Flügeln zu schlagen begann und Funken über den Teppich versprühte. Harry versuchte noch, zum Tisch zu hechten und die Sprühflasche zu erreichen, mit der er die beiden fauchenden Biester normalerweise immer auseinander brachte. Noch im Laufen sah er aus dem Augenwinkel, wie Fee zischend zum Angriff überging.

 

Als Draco zwanzig Minuten später die Haustür aufschloss und routiniert das kreischende Porträt von Mrs. Black  wieder abdeckte, stieg ihm ein leichter Brandgeruch in die Nase. Er folgte dem Geruch in das Wohnzimmer, wo sein Freund gerade inmitten von Chaos und Zerstörung versuchte, mit einem Kissen auf den letzten noch lodernden Brandherd auf dem Sofa einzuschlagen. Ein Blick auf die beiden magischen Wesen, die sich aus entgegengesetzten Ecken des Raumes düster und zerrupft anfunkelten, sagte Draco schon alles, was er wissen musste. Er krempelte die Ärmel hoch, umrundete den umgekippten und teilweise zersplitterten Glastisch und seufzte mit hochgezogener Augenbraue: “Ich möchte noch einmal betonen, dass das deine Haustiere sind.” Harry raufte sich die etwas angekokelten Haare und warf einen verstohlenen, verzweifelten Blick auf die kleine Schatulle, die Kampfgetümmel in eine Ecke gekullert war und dort nun unbeachtet in einem kläglichen Haufen aus roten Federn und Glassplittern lag. Sie räumten in den nächsten Stunden das Wohnzimmer mit Hilfe Magie und Wischmopp auf und sprachen nicht mehr darüber.

Bring nicht deine Mutter ins Spiel

Technisch gesehen war es nicht ihre Schuld gewesen. Draco hatte sich einfach nur nicht deutlich genug ausgedrückt.

Narcissa Malfoy war entzückt gewesen, als ihr Sohn ihr während eines seiner Besuche beim Tee gestanden hatte, dass er mit dem Gedanken spielte, seinen Freund zu heiraten. Sie hatte sich in der Anfangszeit ihrer Beziehung noch ein wenig schwer getan zu akzeptieren, dass sie vermutlich niemals kleine, platinblonde Enkelkinder in den Parks von Malfoy Manor herumkutschieren würde. Sie mochte Harry, keine Frage. Seit dem schicksalhaften Kampf um Hogwarts vor zehn Jahren  hatten die beiden gewissermaßen einen besonderen Draht zueinander, und Narcissa war niemals auch nur etwas anderes als freundlich zu Harry gewesen. Dennoch, als seine Mutter an diesem besagten Nachmittag in die Hände klatschte und ihre Begeisterung dafür ausdrückte, dass der einzige Erbe der Malfoy-Familie vorhatte, einen Mann zu heiraten, war Draco überrascht. “Oh, du musst mich dir helfen lassen”, bat Narcissa eindringlich und ihre grünen Augen nahmen einen merkwürdigen Glanz an. Draco schob es auf die Langeweile. Seit sein Vater eine unbestimmte Haftzeit in Askaban verbüßen musste, war Narcissa die alleinige Herrin über ein großes, prächtiges und sehr leeres Anwesen. Nachdem auch Draco kurz nach seinem Schulabschluss ausgezogen war, gab es wenig für sie zu tun, abgesehen von den obligatorischen Dinnerparties, Theaterbesuchen und immer wieder neuen Hobbies, die sie ebenso schnell wieder aufgab, wie sie sich dafür entflammte. Narcissa Malfoy war eine kluge Frau mit vielen Talenten, Geduld gehörte allerdings nicht dazu.

Da Draco wiederum in Sachen Organisation festlicher Anlässe ungefähr so einfallsreich war wie ein Grindeloh beim Zierdeckchenhäkeln, nahm er das Angebot seiner Mutter, ihm bei der Verlobung ein wenig unter die Arme zu greifen, dankend an. Da er in den darauffolgenden zwei Wochen in Arbeit versank, geriet die Angelegenheit allerdings bei ihm ein wenig aus dem Fokus, weswegen er sich wenig dabei dachte, als seine Mutter sie eines Nachmittags zum Tee einlud.

 

Der Tag hatte schon katastrophal begonnen. Erst flatterte per Eule die Nachricht ein, dass Harrys zehnjähriger Patensohn Teddy nach einem unerlaubten Ausflug mit dem Besen seiner Großmutter im St. Mungo’s wieder zusammengeflickt werden musste (nur ein paar Knochenbrüche und Schrammen, Andromeda hatte versichert, dass es ausreichen würde, wenn Harry am nächsten Tag zu Besuch käme); Anschließend war Draco aus Versehen das Frühstückstablett aus der Hand geglitten und das Porträt von Mrs. Black hatte sich nicht einmal mehr durch den Vorhang beruhigen lassen (Sie hatten dann schweigend statt Rühreiern mit Speck trockenen Toast im verregneten Garten unter der Veranda gegessen). Dazu die vielen zusätzlichen Schichten beim Auror-Bereitschaftsdienst, die Harrys Laune ohnehin schon seit Tagen im unteren Mittelmaß rangieren ließen.

Als sie dann vollkommen durchnässt und wegen des langsamen Busses eine halbe Stunde zu spät (das Flohpuder war ihnen just an diesem Tag ausgegangen) vor der Tür des ehrwürdigen Anwesens von Dracos Familie ankamen, entlockte die protzige, barock anmutende weiße Kutsche in der Einfahrt Harry nur ein Augenrollen und ein genervtes “Ihr reichen Schnösel müsst es aber auch immer übertreiben.”. Draco konnte sich zwar nicht daran erinnern, dass seine Familie überhaupt so ein Gefährt besaß, stellte das Ganze aber auch nicht weiter in Frage, um die Gereiztheit seines Freundes nicht noch weiter herauszufordern. Die Alarmglocken begannen in seinem Kopf erst dann zu schrillen, als seine Mutter ihnen mit strahlendem Lächeln in ihrem schönsten Cocktailkleid die Tür öffnete und den Blick auf die festlich geschmückte Eingangshalle preisgab. “Willkommen, ihr Lieben, ich freue mich ja so für euch! Die ersten Gäste werden auch bald eintreffen, nehmt euch ein Glas Champagner.” Draco überlief es eiskalt, als er das riesige Banner mit der Aufschrift Alles Gute, Harry und Draco! hinter ihr bemerkte und realisierte, dass sie gerade in ihre eigene Verlobungsfeier gestolpert waren.

Merlin sei Dank war Harry viel zu verwirrt von der herzlichen Umarmung, in die Narcissa ihn zog, als dass er den eindeutigen Schriftzug bemerkt hätte. Mit aufsteigender Panik versuchte Draco, seiner Mutter zu signalisieren, dass sie diesen voreiligen Wahnsinn stoppen sollte, aber als er einen hastigen Schritt auf die beiden zumachte, rutschte er kurzerhand auf den auf dem Boden verstreuten Rosenblättern aus. Immerhin, dachte er, während sein Kopf auf dem Marmor aufschlug und ihn für einen Moment wohltuende Dunkelheit umfing, würde er so nicht mehr Harrys entsetzte Reaktion auf diese fragwürdige versuchte Zwangsverlobung mitbekommen.

 

Zumindest in dieser Hinsicht war das Glück aber endlich einmal an diesem Tag auf Dracos Seite, denn der Schreck über den Sturz seines Freundes hatte Harry anscheinend äußerst effektiv von der Umgebung abgelenkt. Als sie eine Viertelstunde später in der weißen Kutsche auf dem Weg in die Klinik durch London rollten und Draco sich einen Eisbeutel an den lädierten Hinterkopf hielt, bemaß Harry ihn mit einem kritischen Blick: “Eigentlich gut, dass das passiert ist. Wenn ich gewusst hätte, dass deine Mutter eine Dinnerparty gibt, hätte ich mir was anderes angezogen.” Er kratzte sich kurz am Kopf und zuckte dann nach einem Moment des Nachdenkens die Schultern. “Naja. So kann ich wenigstens Teddy noch heute besuchen.”

Die Natur ist nicht dein Freund

Hogwarts hatte, aus naheliegenden Gründen, für sie beide und ihre Beziehung schon immer eine besondere Bedeutung gehabt. Immerhin war dies der Ort gewesen, an dem sie sich vor vielen Jahren als Elfjährige kennengelernt und eine säuberlich gepflegte Erzfeindschaft aufgebaut hatten, nur um irgendwann festzustellen, dass Liebe und Hass manchmal ein bisschen näher beieinander lagen, als sie es zunächst wahrhaben wollten. Was lag also näher, als die alles entscheidende Frage genau an dem Ort zu stellen, an dem alles begonnen hatte?

Die Gelegenheit war günstig, da derzeit Sommerferien waren und Harry somit nicht Gefahr lief, seinen Kniefall vor einer Horde sensationslüsterner, kichernder Schüler im besten Pubertätsalter durchführen zu müssen. Schulleiterin McGonagall war eingeweiht und ausnahmsweise einverstanden, dass sie auf dem Schulgelände ein Sonntagspicknick zu zweit veranstalteten. Es hatte eben doch gewisse Vorteile, als Retter der Zaubererwelt bekannt zu sein.

 

Schwieriger war es, Draco zu dieser Unternehmung zu überreden. Vielleicht lag es daran, dass sein Freund Angst hatte, dass die Sonne seiner hellen Porzellanhaut schaden könnte, vielleicht war er auch einfach generell ein Naturhasser, aber in jedem Fall kostete es Harry einiges an Überzeugungskunst, letztlich Dracos Zustimmung zu bekommen. Als sie dann schließlich, mit einem Picknickkorb bewaffnet, über die Ländereien von Hogwarts spazierten und in Erinnerungen schwelgten, schien sich jedoch auch die Stimmung des Blonden langsam zu bessern und er ließ sich sogar dazu herab zuzugeben, dass dies vielleicht doch eine ganz nette Idee gewesen war. Hurra für die Nostalgie-Keule, dachte Harry still bei sich, als sie schließlich am Ufer des Sees Halt machten, um ihre Picknickdecke auszubreiten.

Es war wirklich ein wunderschöner, sonniger Tag, und während sie ihre Sandwiches verzehrten und in stillem Einvernehmen den Blick auf das Wasser genossen, konnte Harry nicht umhin festzustellen, dass der Moment einfach absolut perfekt war. Er wandte den Kopf um und betrachtete das fein geschnittene Profil seines Freundes, der ebenfalls in Gedanken versunken schien. Wer hätte vor all diesen Jahren, als sie noch elf waren und sich gegenseitig die Pest an den Hals gewünscht hatten, ahnen können, dass sie einmal hier landen würden? Harry holte einmal tief Luft, um sich zu sammeln, und griff dann nach Dracos Hand.

“Draco, es gibt da etwas, was ich dich fragen wollte…”

Der Angesprochene wandte den Kopf um und starrte ihn perplex an, bevor er so etwas wie Um Himmels Willen, nein murmelte, was Harry in diesem Moment so unerwartet erwischte, als ob sich eine kalte Hand um sein Herz krallte. Bis er realisierte, dass Draco nicht ihn fixierte, sondern etwas über seiner Schulter. Das nächste, was er wahrnahm, war ein massiver schwarzer Schatten, der über sie hinweg flog und mit einem lauten Platschen im See landete.

“Fang, aus!!”, donnerte daraufhin eine laute Stimme los, und durch einen Schleier aus brackigem Seewasser, Algen und Wasserlinsen konnte Harry eine weitere massige Gestalt auf sie zulaufen sehen. “Zu spät, Hagrid”, entkam es ihm nur tonlos. Neben ihm gingen Dracos unflätige Flüche und Schimpfereien in einem Hustenanfall unter, während ihre halb aufgegessenen Sandwiches kümmerlich in der Pfütze herumdümpelten, in der sie saßen.

“Oh Mann, Harry, das tut mir vielleicht leid”, trat der Halbriese an sie heran und kratzte sich verlegen am Bart, “Wenn Fang Wasser sieht, is’ er einfach nich zu bremsen.” “Offensichtlich”, kam es nur unterkühlt von Draco, der einen missgünstigen Blick auf den am Seeufer herumtollenden Bluthund warf. Wäre er in diesem Moment nicht so unglaublich frustriert gewesen, hätte Harry fast lachen können über den verkniffenen Gesichtsausdruck seines Freundes, als dieser sich ein Seerosenblatt aus der Frisur pulte und ihm zu guter Letzt auch noch ein vernehmlicher Nieser entkam.

“Bei Merlins Bart, ihr beide holt euch noch den Tod! Los, kommt mit in meine Hütte, ihr könnt euch am Feuer wärmen und ich mach euch ‘nen richtig guten warmen Kakao.” Jeglicher Protest von Harry, dass sie immerhin keine Kinder mehr waren, wurde durch Hagrids gutmütiges, ehrlich schuldbewusstes Gesicht im Keim erstickt, sodass er sich mit einem tiefen Seufzer an Draco wandte: “Kakao klingt eigentlich gar nicht so schlecht.” Der Blonde warf ihm nur einen verbiesterten Blick zu, widersprach der Aussage jedoch nicht, sondern versuchte sich nur mit dem letzten Bisschen seiner Würde aufzurichten und die durchnässten Picknicksachen zusammenzuräumen.

 

Nunja, dachte Harry, während sie zwischen den Bäumen hervortraten und der vertraute Anblick von Hagrids windschiefer Hütte ins Blickfeld trat, jetzt bekam er immerhin die volle Packung Nostalgie. Und der Versuch war bis zu ihrem unfreiwilligen Bad ja auch schon einmal gar nicht so schlecht gewesen, und die Sommerferien würden schließlich noch drei Wochen andauern. Er wurde aus seinen Überlegungen gerissen, als Draco neben ihm genervt und ganz wie der verwöhnte Junge, als den er ihn kennengelernt hatte, zischte: “Ich werde niemals wieder an diesen schrecklichen See gehen.”

Nunja. Vielleicht war es doch wieder Zeit für einen neuen Plan.

Wecke keine falschen Erwartungen...oder Befürchtungen

Wenn man mit einer der größten Berühmtheiten zusammenlebte, die die Zaubererwelt je hervor gebracht hatte, so rief das nicht immer nur Bewunderung hervor, sondern auch gewisse neidische Stimmen, die hämisch unterstellten, dass besagte Berühmtheit doch sicherlich ein komplett abgehobenes Luxusleben in Saus und Braus und ohne jegliche Sorgen führen müsse. Das traf vielleicht auf gewisse andere magische Prominente zu, aber mit Harry Potter zusammenzuleben bedeutete bei weitem nicht immer nur Sonnenschein. Und obwohl sie seit mittlerweile so langer Zeit zusammen waren und einander in- und auswendig kannten, gab es immer noch hin und wieder Situationen, in denen Draco die verborgenen Unsicherheiten und Komplexe seines Freundes fatal unterschätzte.

 

Die letzten paar Wochen waren nicht einfach gewesen. Zu dem ohnehin schon vorherrschenden Arbeitsstress war nach der unangenehmen Bekanntschaft mit dem Marmorboden seiner Mutter noch ein mehrtägiger Aufenthalt im St. Mungo’s hinzugekommen, da man sichergehen wollte, dass sein Kopf keinen dauerhaften Schaden davon getragen hatte. Doch auch nach seiner Entlassung riss der Strom an unglücklichen Zufällen, schlechtem Timing und zu wenig miteinander verbrachter Zeit nicht ab. Ein gemeinsames Picknick vor zwei Wochen war ihm zunächst wie eine höchst willkommene Atempause erschienen, hatte sich dann aber doch wieder als Desaster entpuppt. Die Stimmung zwischen ihnen war zunehmend gereizt, und nicht selten gerieten sie über vollkommen unbedeutende Kleinigkeiten in Streit. Zudem hatte er das Gefühl, als ob Harry irgendetwas auf der Seele lag, doch solange der Schwarzhaarige sich ihm gegenüber nicht freiwillig öffnete, waren ihm die Hände gebunden.

Das alles hielt Draco jedoch nicht etwa davon ab, seine Pläne bezüglich des Antrags auf Eis zu legen, im Gegenteil. Ein freudiger Anlass war vielleicht genau das richtige für sie beide, um wieder Kraft zu schöpfen und sich aus dieser entnervenden, angespannten Stimmung zu befreien.

 

Als sie eines Morgens am Frühstückstisch saßen und ihr Frühstück einnahmen, bemerkte Draco so beiläufig wie möglich, um Harry nicht misstrauisch zu machen, hinter seiner Zeitung hervor: “Ich habe für heute Abend einen Tisch in Hel’s Diner für uns reserviert.” Harry blickte von seinem Frühstückstoast auf, den er bis dahin gedankenverloren angestarrt hatte, und antwortete nur: “Oh?” Da Draco sich hinter dem Tagespropheten verschanzt hatte, entging diesem das irritierte Stirnrunzeln, das mit dieser knappen Erwiderung einherging, weswegen Draco auch nur lässig mit den Schultern zuckte. “Oder hast du was anderes vor?” Zugegeben, der typische Malfoy-Charme war bei ihm in der letzten Zeit vielleicht ein kleines bisschen eingerostet. Aber da es sehr selten vorkam, dass er den Vorschlag zu so einem romantischen Abendessen von sich aus machte, durfte er nicht zu dick auftragen, weil Harry ansonsten sofort gespürt hätte, dass es einen besonderen Anlass gab. Schließlich sollte es eine Überraschung bleiben.

 

“Nein, nicht wirklich”, kam es schließlich mit einiger Verzögerung von Harry, bevor dieser aufstand und ohne ein weiteres Wort sein Frühstücksgeschirr wegräumte, bevor er aus der Küche ging, um sich für die Arbeit fertig zu machen. Wäre Draco in  Gedanken nicht bereits bei der Planung des Abendverlaufs gewesen, wäre seiner Aufmerksamkeit das leicht blasse Gesicht seines Freundes nicht entgangen. Aber so nippte er weiterhin zufrieden an seinem Earl Grey und sah dem Abend mit Spannung entgegen.

 

Hel’s Diner war ein kleines, gemütliches Restaurant in der Winkelgasse, ein wenig versteckt in einer Seitenstraße und im Gegensatz zu anderen Lokalitäten auf Londons größter Zauberermeile eher ein Geheimtipp, was vor allem Harry wegen des ganzen Trubels um seine Person sehr entgegen kam. In diesem Lokal hatten sie so etwas wie ihr erstes Date gehabt, wenn man das etwas peinliche und ungelenke erste geplante Zusammentreffen nach dem Krieg so nennen mochte. Sie wussten damals beide nicht so richtig, worüber sie reden sollten, obwohl es doch so schien, als ob es unendlich viel gab, das unausgesprochen zwischen ihnen schwebte. Irgendwann hatte irgendeiner von ihnen aus purer Verzweiflung zwei Gläser Feuerwhiskey bestellt und irgendwie war alles daraufhin ein bisschen lockerer geworden. Vielleicht ein wenig zu locker, aber das war eine andere Geschichte. Tatsache war, Hel’s Diner hatte eine besondere Bedeutung für sie beide, auch wenn sie in den letzten Jahren nicht mehr allzu häufig dort gewesen waren.

 

Da es ein Abend unter der Woche war, gab es außer ihnen nur eine Handvoll anderer Gäste, sodass sie weitestgehend von neugierigen Blicken unbehelligt blieben. Ihr Stammtisch in der Ecke war so gemütlich wie immer, sie bestellten die selben Gerichte wie immer und auch ansonsten hätte eigentlich alles perfekt sein müssen, wenn nicht diese etwas seltsame, angespannte Stimmung zwischen ihnen gewesen wäre. Es war Draco bereits auf dem Hinweg aufgefallen, dass Harry kaum ein Wort gesprochen hatte, aber er hatte dies zunächst darauf geschoben, dass es wieder einmal ein anstrengender Tag in der Abteilung für magische Strafverfolgung gewesen sein musste. Auch Jahre nach dem Krieg gab es mehr als genug für die Auroren zu tun.

Als sie dann am Tisch saßen und Harrys Blick immer wieder unruhig überall im Raum herum huschte und seine Hände die Serviette in seinen Händen langsam in kleine Teile zerrupfte, wurde Draco langsam ein wenig misstrauisch. Da der Schwarzhaarige jedoch keine Anstalten machte, irgendwas zu sagen, beschloss auch Draco zunächst, die Klärung der Angelegenheit auf später zu verschieben. Er griff gedankenverloren unter dem Tisch nach der kleinen, quadratischen Schatulle in seiner Hosentasche und irgendwie beruhigte ihn dies ein wenig. Es würde schon alles gut gehen.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Harry ihm gegenüber mit einem Mal ohne Vorwarnung seine Gabel auf den Tisch knallte und ihn mit einer derartig unvermittelten Wut im Blick anstarrte, dass es Draco komplett aus der Bahn warf: “Wie lange willst du mich noch hinhalten, hm?”

Draco starrte seinen Freund nur einen Moment lang vollkommen perplex an, bevor er langsam zurück fragte: “Was meinst du?” Dies schien jedoch genau die falsche Antwort zu sein, und für einen Moment befürchtete Draco, dass sein Gegenüber ihm auch noch seinen Teller und, noch fataler, sein Messer entgegen schleudern würde. “Spiel nicht den Dummen”, zischte Harry und zu Dracos Erschrecken stiegen Tränen in seinen grünen Augen auf, “Wenn du mich schon extra hierher bestellst, um mit mir Schluss zu machen, dann zögere es gefälligst nicht auch noch hinaus…!”

 

Es herrschte einen Moment lang eine unangenehme, zähe Stille zwischen ihnen, in der sie sich beide vollkommen überfordert gegenseitig anstarrten, Harry in Erwartung einer Antwort und Draco in dem Versuch, irgendwie in seinem Kopf zu sortieren, was hier gerade passierte.

“Ich…”, begann Draco schließlich und räusperte sich einmal, um seine Fassung wiederzuerlangen, “Ich will nicht mit dir Schluss machen.”

Im Gegenteil.

Er konnte genau beobachten, wie sich aufgrund seiner Antwort ein kleiner Schimmer Erleichterung in Harrys aufgewühlten Blick schlich, der jedoch nicht die Unsicherheit und Verletztheit vertreiben konnte, die aus seiner ganzen Haltung sprach und die Draco schlicht das Herz brach.

“Aber…”, begann Harry kurze Zeit später mit leicht zitternder Stimme, “Ich dachte… du warst so komisch in letzter Zeit. Wir haben uns ständig gestritten und…” Draco griff über den Tisch hinweg nach der Hand seines Freundes, was Harry ein wackeliges Lächeln entlockte und fortfuhr: “Als du mich dann so förmlich hierher bestellt hast, dachte ich, es wäre aus. Dass das hier sozusagen meine Henkersmahlzeit wäre.”

Draco ließ die Worte seines Gegenübers einen Moment lang stumm auf sich wirken und versuchte, sein Verhalten in den letzten Wochen aus Harrys Blickwinkel zu betrachten. All die Heimlichkeiten, die immer größer werdende Frustration angesichts der missglückten Antragsversuche, all das musste von außen ein Bild ergeben haben, das aus Harrys Sicht nur einen Schluss zugelassen hatte. Und Draco war Schuld daran.

 

Er umfasste die kalte Hand seines Freundes fester, besann sich dann aber eines Besseren und erhob sich von seinem Stuhl, um um den Tisch herumzugehen und Harry stattdessen fest in seine Arme zu ziehen. Einen Moment lang sagten beide kein Wort. Draco konnte jedoch spüren, wie der Schwarzhaarige in seinen Armen bebte, und er spürte die Verletzlichkeit und die Verantwortung, die er für das Glück dieses Menschen trug, so stark wie noch nie. “Du Dummkopf.”, sagte er schließlich sanft und plattierte einen leichten Kuss auf den Schopf seines Freundes. “Lass uns nach Hause gehen.”

 

Sie ließen ihre unberührten Teller stehen, drückten der irritierten Bedienung eine Handvoll Galleonen in die Hand und verließen das Restaurant. Auf dem gesamten Heimweg sprach keiner von ihnen ein Wort, auch nicht, als sie den Grimmauldplatz betraten und achtlos ihre regennassen Umhänge ablegten, doch die ganze Zeit wagte es keiner von Ihnen, die Hand des anderen loszulassen.

Diese Nacht verbrachten sie fest umschlungen in den Armen des jeweils anderen. Kein ruhiger Schlaf, doch die Dunkelheit war erfüllt von leisem, Sicherheit spendenden Flüstern, gemurmelten Entschuldigungen und Versprechungen.

Tu es einfach

Die Sonne schickte bereits die ersten Sonnenstrahlen durch die Ritzen in dem schweren Samtvorhang vor ihrem Schlafzimmerfenster, als Harry langsam und blinzelnd die Augen aufschlug und unweigerlich lächeln musste, als er direkt in Dracos sturmgraue Augen blickte. “Gruselig. Beobachtest du mich etwa im Schlaf…?”, murmelte der Schwarzhaarige mit schlaftrunkener Stimme und kuschelte sich näher gegen seinen Freund. Er konnte Dracos leises Schmunzeln mehr spüren als hören, als er entspannt den Kopf gegen dessen Oberkörper lehnte.

“Lass uns heiraten.”

Harry Augenlider flogen wieder auf und er drehte sich ruckartig auf den Rücken, um seinen Freund vollkommen überrumpelt anzustarren. Dracos ruhiger, intensiver Blick bescherte ihm eine leichte Gänsehaut und ließ keinen Zweifel daran, dass er sich gerade nicht verhört hatte. “War das etwa ein Antrag?”

Draco zuckte leicht mit den Schultern und streckte dann die Hand aus, um Harry mit einer beiläufigen, liebevollen Geste die verstrubbelten schwarzen Haare aus der Stirn zu streichen, wobei seine Fingerspitzen die blitzförmige Narbe streiften. “Seit Wochen habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, wie ich es dir sagen soll. Ich habe mir ungefähr hundert verschiedene Szenarien ausgemalt und raffinierte Pläne geschmiedet, aber…” Er ließ seine Hand weiter wandern und ließ sie schließlich an Harrys Wange ruhen, “Heute morgen ist mir der Gedanke gekommen, dass es doch eigentlich ganz einfach ist.”

Harry schluckte leicht, als ihn die Realisation traf, dass es Draco die ganze Zeit über genauso gegangen war wie ihm. Dass dieser ebenso über der Sache gebrütet hatte, sich den Kopf zerbrochen und dabei das eigentlich Wesentliche aus den Augen verloren hatte. Sie waren zwei Menschen, die sich trotz widrigster Umstände gefunden hatten und liebten. Mehr brauchte es doch gar nicht.

Harry lächelte und griff seinerseits nach Dracos Hand.

“Die Antwort ist Ja.”



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Tosho
2019-04-14T19:07:59+00:00 14.04.2019 21:07
Das ist doch mal was. Gefällt mir richtig gut. Wie das aber auch jedes Mal schief geht xD
Genial!
Von:  Omama63
2019-01-09T10:07:11+00:00 09.01.2019 11:07
Eine super FF, mit einem schönen Ende.
Da ist ein Antrag nach dem anderen in die Hose gegangen, dabei wollten Beide das selbe.
Deine kleine FF hat mir sehr gut gefallen.

Lg
Omama63



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