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An der Côte d'Azur

Hermine Granger x Draco Malfoy
von

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Neues Kennenlernen

Ich schlief schlecht in dieser Nacht. Ich träumte von Voldemort, der Harry und Ron quälte, und von Bellatrix Lestrange, die meinen ganzen Arm mit eingeritzten Worten bedeckte, während Draco Malfoy daneben stand und lachte. Mehrmals wachte ich schweißgebadet auf, bis ich es um fünf Uhr morgens nicht mehr aushielt.

Ich stellte mich unter die kalte Dusche und wusch mir den Abend und die Nacht vom Körper, bis ich unter dem kalten Wasser zu zittern begann. Danach fühlte sich mein Kopf etwas klarer an, und ich schätzte, dass ich mit dem kommenden Tag fertig werden würde.

Ich verbrachte den Tag mit einem Buch am Strand. Ich versuchte, mich auf die Buchstaben und Wörter zu konzentrieren, doch meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Ich sah Draco vor mir, wie er in der Bar in sich zusammengesunken war. Es gelang mir nicht, dieses Bild aus meinem Kopf zu verbannen und so zog sich der Tag sehr schleppend dahin.

Abends hatte ich eigentlich die Absicht, frühzeitig ins Bett zu gehen, um Schlaf nachzuholen. Da ich aber eine Heidenangst hatte, dieselben Albträume zu durchleben wie die Nacht davor, entschied ich mich, meine Gedanken zu dämpfen und ging zu Jean-Pierre in die Bar.

Er winkte mich direkt zu sich und stellte mir ohne Kommentar ein Schnapsglas mit einer klaren Flüssigkeit hin.

"Du siehst aus, als könntest du den brauchen", sagte er.

"Was ist das?", fragte ich zurück, wartete aber die Antwort nicht ab und trank das Glas in einem Zug leer.

"Vodka", sagte Jean-Pierre grinsend, während ich merkte, wie meine Speiseröhre zu brennen begann. Ich hustete und Jean-Pierre stellte mir einen Cocktail hin. "Zum Nachspülen", wie er meinte.

In diesem Moment hätte ich ihn ohrfeigen können, doch ich spürte, wie sich mein Körper tatsächlich entspannte und sich überall eine wohlige Wärme ausbreitete. Als Barmann wusste Jean-Pierre, was seinen Gästen guttat. Ich schlürfte meinen Cocktail und lächelte in mich hinein, als ich eine bekannte Stimme neben mir hörte.

"Hermine."

Er hatte mich noch nie so genannt. Trotzdem verspürte ich das dringende Bedürfnis wegzulaufen. Als ich die entsprechenden Bewegungen machte, stellte er sich vor mich hin und sagte: "Nein, bitte bleib."

"Was willst du, Malfoy?"

"Es tut mir leid wegen gestern", fuhr er fort und setzte sich neben mich. "Lass es mich aus meiner Sicht erklären."

Ich zögerte. Wieso sollte er das wollen? Was ging mich seine Sicht an? Doch auf eine gewisse Weise interessierte mich tatsächlich, was er zu sagen hatte. Ich hatte ihn gestern wirklich angefahren. Das Mindeste, was ich tun konnte, war, ihn anzuhören.

Also nickte ich.

Draco bestellte etwas zu trinken, dann fing er an. Er erzählte mir, wie die Todesser sein Zuhause eingenommen und belagert hatten, wie sich Voldemort den Zauberstab seines Vaters angeeignet und ihn somit machtlos gemacht hatte, wie er in ständiger Angst um sich und seine Eltern gelebt hatte. Und er erzählte mir, wie er einen Plan ausheckte, um Dumbledore zu töten, wie er fast gescheitert war und wie er es doch noch schaffte, Todesser nach Hogwarts zu schmuggeln.

Die ganze Zeit hörte ich aufmerksam zu, ich unterbrach ihn kein einziges Mal. Als er geendet hatte, war er genauso in sich zusammengesunken wie am Abend zuvor. Ich gab dem Bedürfnis nach, meine Hand auf seinen Arm zu legen. Als er aufblickte, lächelte ich ihm aufmunternd zu und er lächelte dankbar zurück.

"Mir ist durchaus klar, dass ich viel Schaden angerichtet habe", sagte er. "Ich hätte mich gegen Voldemort stellen und mit euch kämpfen sollen. Aber ich hatte Angst um meine Eltern. Ich hatte wirklich Angst." Seine Fäuste waren derart verkrampft, dass die Adern an seinen Unterarmen deutlich hervortraten.

"Wir alle hatten Angst", sagte ich. "Das hat uns am Ende wohl verbunden."

Er schaute mir direkt in die Augen und nickte. Mir war nie aufgefallen, was für schöne Augen Draco hatte. Was wohl daran lag, dass ich nie daran interessiert war, sie mir anzusehen. Irgendwie war es mir unangenehm, wie er mich ansah. Als ob er direkt in meine Seele blicken würde und die ging ihn nun wirklich nichts an. Also wandte ich mein Gesicht ab und sah Jean-Pierre wie er zwei Gästen Schnapsgläser hinstellte. Das brachte mich auf eine Idee. Bei mir hatte es vorhin immerhin auch geklappt.

Ich machte Jean-Pierre auf uns aufmerksam und als er zu uns geeilt kam, sagte ich: "Gib uns das Beste, was du hast!"

Er verstand sofort und begann, hinter der Bar aktiv zu werden. Er stellte eine Schüssel mit Zitronen, eine mit Salz und zwei Gläser mit einer klaren Flüssigkeit vor uns hin. Draco sah mich missmutig an.

"Tequila", sagte er. "Ist das dein Ernst?"

"Das ist mein voller Ernst", gab ich zurück, streute Salz auf meinen Handrücken und hob eines der Gläser in die Höhe.

"Auf neue Anfänge", sagte ich und sah Draco erwartungsvoll an.

"Was soll's", sagte er nach einer Weile, griff sich das zweite Glas und stieß mit mir an.
 

Zwei Stunden später waren wir beide komplett hinüber. Wir lachten über absolut belanglose Dinge und waren durchgeschwitzt. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich irgendwo mal mit Draco Malfoy lachend in einer Bar sitzen würde, hätte ich demjenigen einen Fluch auf den Hals gehetzt.

Als ich merkte, wie sich schließlich alles zu drehen begann, musste ich die Reißleine ziehen.

"Ich glaube, ich sollte zurück zum Hotel", nuschelte ich.

"Ich bringe dich hin", antwortete Draco sofort und zeigte Jean Pierre, dass wir zahlen wollten. Als ich mein Portemonnaie herauskramte, lehnte Draco das sofort ab und beglich die Rechnung vollständig. Ich hatte nicht mehr genug aktive Gehirnzellen übrig, um ihm zu widersprechen, also sammelte ich meine Tasche ein, stand auf und folgte Draco auf wackeligen Beinen aus der Bar hinaus.

Draußen war es dunkel. Am Strand entlang waren nur einige Bars und Restaurants beleuchtet, der Strand selbst war menschenleer. Ich hörte nur das Rauschen des Meeres, ansonsten war es ganz still. Die frische Luft half, meinen Kopf etwas klarer werden zu lassen. Meine Gedanken wanderten zu meinen Eltern, die ich vor Jahren das letzte Mal gesehen hatte. Ich fragte mich, was sie wohl gerade machten.

Ich stand eine Weile einfach nur da, hatte die Augen geschlossen, ließ mir den Wind ins Gesicht wehen und hörte den Wellen zu. Ich spürte Dracos Anwesenheit neben mir. Als ich die Augen öffnete und mich nach ihm umschaute, sah er mich mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck an.

"Ist alles in Ordnung mir dir?", fragte er.

"Ja, wieso?"

"Du hast gerade unendlich traurig ausgesehen", antwortete er.

Wow. Mit dieser Aussage hätte ich als letztes gerechnet. Wer hätte gedacht, dass Draco Malfoy so feinfühlig war?

"Es geht mir gut", sagte ich lächelnd und merkte in diesem Moment, dass es stimmte. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel gelacht wie an diesem Abend, und ich hatte mich in Dracos Gesellschaft wirklich wohl gefühlt.

"Sollen wir gehen?", fragte ich und ging einen Schritt in Richtung meines Hotels. Er nickte nur und schloss sich mir an.

Mein Hotel war nicht weit weg. In weniger als zwei Minuten erreichten wir den Holzsteg, der die Terrasse des Hotels mit dem Strand verband.

Doch kurz bevor ich auf das Holz treten konnte, bekam ich einen alkoholinduzierten Schlenker und stolperte. Ich wäre wahrscheinlich auf den harten Steg gefallen, hätte Draco mich nicht aufgefangen und festgehalten. Er hatte mich am Oberarm gepackt und zu sich heran gezogen. Jetzt hielt er immer noch meinen Arm fest und hatte die andere Hand auf meinen unteren Rücken gelegt. Meine Hände hatten sich auf Höhe seiner Hüfte in sein Hemd gekrallt.

Mein Herz schlug unendlich laut in meiner Brust, sodass ich dachte, dass Draco es auch hören musste. Er schaute ruhig zu mir herab, sein Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt.

"Ähm… danke", stotterte ich, stellte mich gerade hin und löste mich langsam von Draco. Ich wusste nicht, wie ich in so einer Situation sonst reagieren sollte. Was mich am meisten verwirrte, war, dass sich seine Berührungen wirklich gut angefühlt hatten. Allerdings waren meine Gedanken noch nicht so vernebelt, dass ich vergaß, wen ich vor mir hatte. Auf der anderen Seite fragte ich mich, ob das unbedingt so eine große Rolle spielte. Hier kannte uns niemand, also würde uns auch niemand verurteilen. Wir waren zwei ganz normale Menschen, die zusammen getrunken und dann die Bar gemeinsam verlassen hatten.

Doch dann fiel mir wieder ein, dass Draco nicht allein gewesen war, als wir uns am Strand das erste Mal begegneten. Seine dunkelhaarige Begleitung hatte ich vollkommen verdrängt, doch gerade jetzt kam sie mir wieder in den Sinn.

Ich räusperte mich. "Ähm… ich geh' dann mal rein", sagte ich.

Bildete ich es mir nur ein oder war da tatsächlich so etwas wie Enttäuschung in seinen Augen?

Nach einem kurzen Augenblick nickte er. Ich nickte zurück, drehte mich um und ging den Holzsteg nach oben.

"Kann ich dich morgen sehen?", rief Draco plötzlich.

Zögerlich drehte ich mich noch einmal zu ihm hin, wusste aber nicht, was ich sagen sollte.

"Lass uns in die Stadt fahren und zusammen Mittag essen", sagte er dann. "Ich hole dich ab."

Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Ich spürte, wie mein Bauch leicht zu kribbeln anfing bei der Vorstellung mit Draco Essen zu gehen.

Ich hatte nichts zu verlieren, also blieb mir nichts anderes übrig als zu nicken.

Dracos Gesicht hellte sich merklich auf, sodass auch ich lächeln musste. Mit dem Bewusstsein, dass seine Augen mich die ganze Zeit verfolgten, erklomm ich den Holzsteg und verschwand in meinem Hotel.
 


 

Fortsetzung folgt



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