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Karyu, das Weihnachtsgeschenk und ich

von

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Karyu ist ein Loser

„Yes, und wieder gewonnen.“ Ich riss die Arme in die Höhe und hätte vor lauter Freude beinahe den Controller der PS4 in hohem Bogen durch die Luft geworfen, aber gerade so konnte ich noch nach dem Plastikteil greifen und es sicher neben mir auf den Teppichboden legen. „Du hast verloren“, stellte ich noch einmal fest, auch wenn dies vollkommen überflüssig war, denn Karyu neben mir starrte den überdimensionierten Flachbildfernseher, vor dem wir saßen, an, als hätte er ihm gerade grenzenloses Unrecht angetan. „Gewonnen!“ Ich konnte nicht anders und rempelte ihn an, bis sich sein biestiger Blick auf mich legte. „Loser.“ Ich grinste noch immer wie ein Honigkuchenpferd, obwohl mir Karyus verärgerter Gesichtsausdruck durch Mark und Bein ging. Auf eine durchaus positive Art und Weise, wenn ich das hier mal anmerken darf.

 

„Du bescheißt doch.“

 

„Pah! Gar nichts mache ich. Du bist nur ein wirklich, wirklich, wirklich schlechter Spieler, das ist alles. Und verlieren kannst du auch nicht.“ Ich streckte ihm die Zunge heraus und trällerte weiter leise „Loser, Karyu ist ein Loser“ vor mich hin. Himmel, ich war heute wirklich abartig gut drauf, das passierte wahrlich nicht oft, aber bislang war der Tag eben auch einfach genau nach meinem Geschmack verlaufen. Ich hatte bis weit nach Mittag ausschlafen können, spät und ausgiebig gefrühstückt, mir eine noch viel längere Dusche gegönnt und seit dem frühen Nachmittag Karyu erst beim virtuellen Fußball und in der letzten Stunde beim Autorennen fertiggemacht.

 

„Ich? Ein schlechter Verlierer? Pfff! Wenn das so wäre, würde ich nicht schon seit Stunden ohne zu murren gegen dich verlie… spielen.“ Karyus Blick wurde, wenn möglich, noch finsterer und ich leckte mir unwillkürlich über die Lippen.

 

„Ohne zu murren, dass ich nicht lache. Und was tust du gerade?“

 

„Ich sage nur die Wahrheit. Du hast geschummelt.“

 

„Hab ich gar nicht.“

 

„Ach nein? Und was hatte deine Hand dann in meinem Schritt zu suchen, kurz bevor ich gewonnen hätte?“

 

„Das war dein Schritt? Oh, sorry, ich hatte einen Krampf in der Hand.“ Ich prustete los, denn natürlich hatte Karyu recht und ich hatte ihn eben nicht zum ersten Mal auf die ein oder andere Weise abgelenkt, um die entscheidenden Sekunden Vorsprung zu ergattern. Damit, dass sich mein Lover jetzt mit einem Kampfschrei plötzlich auf mich stürzen und mich zu Boden drücken würde, hatte ich jedoch allen Ernstes nicht gerechnet.

Ein seltsamer Laut entkam mir, der sich sicher nicht wie ein Quietschen und auch deutlich weniger erschrocken anhörte, als ich mich gerade fühlte, ganz sicher. „Karyu“, brachte ich überrumpelt hervor, aber der andere machte mich binnen Sekunden nahezu handlungsunfähig. Mühelos fixierten seine großen Hände meine Handgelenke neben meinem Kopf und sein Gesicht war meinem ganz nahe gekommen. „Denk dran, heute ist das Fest der Liebe“, erinnerte ich ihn, konnte mir das breite Grinsen aber dann doch nicht verkneifen, als ich meine Beine öffnete, sodass er es sich zwischen ihnen bequem machen konnte. 

 

„Ich bin dafür, wir machen das Fest der Hiebe draus und dein kleiner, knackiger Hintern, mein lieber Zero, ist der erste, der daran glauben muss.“ Weiche Lippen begannen meinen Hals zu liebkosen und ich seufzte angetan, überkreuzte meine Beine hinter Karyus Steiß und drückte ihn ganz auf mich. Für den Moment hatte ich keine Lust mehr zu reden, drehte meinen Kopf nur zur Seite und haschte nach dem süßen Mund meines Freundes, der sich auch nicht lange bitten ließ. Wieder entfloh mir ein kleiner Laut, diesmal jedoch eindeutig zustimmend, als sich Karyus Zunge einen Weg zwischen meine Lippen bahnte und mir akribisch den Verstand zu rauben versuchte. Es war wirklich unfair, dass ich diesem Mann selbst nach all den Jahren noch immer so verfallen war. Aber genau genommen sollte mich dieser Umstand gar nicht mehr wundern, immerhin hatte ich das Gefühl, dass es mit jedem Jahr nur noch schlimmer wurde, in dem wir es tatsächlich schafften, eine glückliche Beziehung zu führen. Womit ich um ehrlich zu sein nie im Leben gerechnet hätte. Nie.

 

„Karyu“, schnurrte ich, als es nun wieder mein Hals war, der es ihm angetan hatte und rekelte mich leicht unter ihm. Der Griff um meine Handgelenke lockerte sich und ich nutzte die Chance, mich zu befreien und meine Hände sogleich in Karyus Haar zu wühlen. Mit einem Ruck rollte ich uns herum und nun war ich es, der es sich auf ihm gemütlich machte, bevor ich meine Hände neben seinem Kopf abstützte. „Und trotzdem hast du verloren.“

 

„Nur, weil du mich abgelenkt hast.“

 

„Du bist selbst schuld, wenn du dich so einfach ablenken lässt.“ Ich grinste auf ihn herab, nachdem ich mich aufgerichtet hatte und nun auf seinem Schoß thronte. „Aber apropos ablenken. Ist dir eigentlich bewusst, was du eben gesagt hast?“

 

„Hu?“ Karyu runzelte die Stirn und schaute mich fragend an. Ich hingegen musste mich zusammenreißen, nicht schon wieder wie blöd loszulachen und begnügte mich stattdessen damit, mit beiden Händen über seine Brust zu reiben. Ich spürte die angenehme Wärme seines Körpers selbst durch den Stoff des Sweatshirts hindurch und hatte gerade nicht übel Lust, das hier noch viel weiterzutreiben. Aber nein, unser Essen vom Lieferdienst würde bald kommen und außerdem gönnte ich Karyu diesen, wenn auch nur indirekten, Triumph nicht.

 

„Du sagtest, beim Fest der Hiebe würde mein Hintern als erster dran glauben müssen … Das heißt also, dass du mir einen Freibrief zur Revanche gegeben hast.“ Ich beugte mich noch einmal zu ihm herab und leckte ihm neckend über die vollen Lippen. „Überleg dir also ganz genau, ob du deine Worte tatsächlich in die Tat umsetzen willst.“

Noch bevor sich seine langen Arme um mich legen und mich wieder auf ihn ziehen konnten, erhob ich mich, weil mir gerade noch etwas in den Sinn gekommen war, was so gar nichts mit der aktuellen Situation zu tun hatte. „Ach Mist“, grummelte ich vor mich hin, während sich nun auch Karyu langsam vom Boden erhob.

 

„Was hat dich denn jetzt gebissen?“

 

„Ich hab ganz vergessen, dein Geschenk einzupacken. Haben wir noch Geschenkpapier im Haus?“

 

„Ehm.“ Sichtlich verwirrt, meines plötzlichen Stimmungsumschwungs wegen, fuhr sich mein Freund durchs Haar und zog mich in seine Arme, ganz so, als hätte ich ihn nicht gerade etwas essenziell Wichtiges gefragt. „Keine Ahnung.“ Und auch diese Antwort war so typisch für ihn, dass ich nur ergeben seufzen konnte. Besonders, als seine Lippen sich erneut an meinem Hals zu schaffen machten und mir so einen weiteren, kleinen Laut entlockten, der sich wohl genauso wenig wie ich selbst entscheiden konnte, ob er hingerissen oder unwillig sein wollte. „Wenn es nach mir geht, brauchst du gar nichts einpacken, solang ich dich auspacken darf.“ Karyu lachte leise in mein Ohr und ich erschauerte, als sich eine warme Hand unter den schwarzen Stoff meines viel zu weiten Kapuzenpullis schob, um über meinen Rücken zu streicheln. Okay, eigentlich war das gar nicht mein Hoody, irgendwann hatte der mal Karyu gehört, aber seit wir vor ein paar Jahren zusammengezogen waren, hatte ich mir das ungemein gemütliche Teil unter den Nagel gerissen. Meinen Freund schien das auch nicht wirklich zu stören, eher noch im Gegenteil, ich vermutete schon lange, dass er mich gerne in seinen Klamotten sah.

 

„Karyu“, meckerte ich trotzdem, zupfte seine Hand wieder unter meinem Oberteil hervor und befreite mich gleichzeitig von seinen überlangen Affenarmen. Oder zumindest versuchte ich es, aber er schien sich in den Kopf gesetzt zu haben, mich nicht loslassen zu wollen. „Oh du alter Oktopus, nimm deine Tentakel von mir und lass mich nach Geschenkpapier suchen!“ Ich duckte mich unter seinen Armen hindurch und verließ mit schnellen Schritten das Wohnzimmer, immerhin konnte ich mir bei ihm wirklich nie sicher sein, ob er die Gunst der Stunde nicht nutzen würde, um über mich herzufallen. Aber der Herr blieb ausnahmsweise mal anständig und lachend am unteren Treppenabsatz stehen, während ich die Stufen im Eiltempo nach oben gespurtet war.

 

„Trödel nicht rum, ja? Unser Essen müsste jeden Moment geliefert werden.“

 

„Ja, ja“, schnaufte ich, tatsächlich ein bisschen außer Atem und stellte in diesem Zusammenhang nicht zum ersten Mal fest, dass ich im neuen Jahr vielleicht doch mit Sport anfangen sollte. Ich hasste Sport, zumindest wenn es nicht gerade Fußball war, aber die Alternative dazu wäre mit dem Rauchen aufzuhören und dafür war ich noch nicht gesundheitsbewusst genug.

Kopfschüttelnd über mein Gehirn, das es sich heute wohl zur Aufgabe gemacht hatte, von einem unwichtigen Thema zum anderen zu springen, betrat ich unser Arbeitszimmer und steuerte einen der Schränke an.

Eigentlich hatten wir ganz am Anfang unseres Einzugs geplant, alle Unterlagen fein säuberlich in Ordnern darin zu verstauen, aber über die eineinhalb Jahre, die wir nun in unserem kleinen Häuschen lebten, hatte sich ein wahres Blätterchaos darin angesammelt. Es war also selbst an guten Tagen immer eine Herausforderung, die Schranktüren zu öffnen, ohne dass einem der Inhalt, einer Lawine gleich, entgegenkam, aber wenn man wie ich heute irgendwie nicht bei der Sache war, konnte dieses Unterfangen ja nur schiefgehen. 

 

„Scheiße!“, stieß ich noch hervor, aber da war es auch schon zu spät und ich stand knöcheltief in Notenblättern, Rechnungen und Broschüren.

 

„Zero? Alles okay da oben?“

 

Hach ja, Karyu war schon ein Schatz, machte sich zwar Sorgen, aber rief erst mal durchs ganze Haus, bevor er seinen knochigen Hintern auch nur eine Stufe hinaufbewegte. Ich grummelte leise vor mich hin und bückte mich, um die Misere wieder aufzuräumen.

 

„Ja~ha, alles gut! Der Schrank hat mich nur mal wieder angegriffen!“, rief ich dann doch noch verspätet und stopfte den Stapel Papier zwischen zwei Zeitschriftenboxen, wo er mir hoffentlich nicht gleich wieder entgegenkommen würde. Von unten war nur erneut leises Lachen zu hören, was meine rechte Augenbraue gefährlich zucken ließ. Karyu sollte bloß aufpassen, sonst würde ich sein Fest der Hiebe heute doch noch in die Tat umsetzen. Ich grinste böse und wollte mich gerade wieder aus meiner vornübergebeugten Haltung aufrichten, um endlich nach dem Geschenkpapier zu fahnden, da fiel mein Blick auf eine etwas mehr als handtellergroße Schachtel, die halb versteckt hinter einer der Zeitschriftenboxen klemmte. „Nee, oder? Ich dachte, ich hätte dich irgendwann mal verloren“, murmelte ich und zog die blaue Box hervor, ging hinüber zum Schreibtisch und setzte mich auf den Drehstuhl. Neugierig, obwohl ich eigentlich wusste, was sich in der Kiste verbarg, hob ich den Deckel an und schmunzelte, als mir Karyu sogleich entgegengrinste. Ein ziemlich betrunkener und weitaus jüngerer Karyu, als der, der sich ein Stockwerk tiefer vermutlich gerade über die Süßigkeiten hermachte, die auf dem Sofatisch in einer Schale lagen, weil er mal wieder nicht warten konnte, bis das Essen eintreffen würde. Ich schnaubte und legte das erste Foto beiseite. „Ach du Schande.“ Ich lachte leise in mich hinein, als immer mehr Bilder aus der Anfangszeit von D’espairsRay zum Vorschein kamen. Hizumi mit blondem Schopf und eine Grimasse schneidend, Tsukasa mit dem umgeschnallten Sicherheitsgeschirr, das er für seinen Fallschirmsprung hatte tragen müssen. Wieder Karyu, diesmal mit ungewohnt langen Haaren und dann ein Bild von mir in einer viel zu kurzen Lederhotpants mit Strapsen. Hilfe, waren wir da jung gewesen.

 

Gerade wollte ich die Fotos wieder zurück räumen, immerhin hatte ich noch immer kein Geschenkpapier gefunden und würde es in dieser Schachtel voller Erinnerungen wohl auch nicht auf wundersame Weise entdecken, da kam unter dem nächsten Bild etwas zum Vorschein, was ich dachte längst verdrängt zu haben. Aber kaum erkannte ich die ach so unschuldige Rolle rosafarbenes Klebeband als das, was sie wirklich war, stürmten die Erinnerungen regelrecht auf mich ein.

 

Stimmte ja, auch damals war es Weihnachten gewesen, wenn auch eines der Weihnachten, die wir als Band und auf der Bühne verbracht hatten. Ich nahm die Rolle heraus und griff mit leicht zitternden Fingern nach den Bildern, die sich darunter befanden. Ich musste schwer schlucken, als ich meinen Blick über die Fotos gleiten ließ, über die Szenerie, die sie zeigten und über den Menschen, der wie ein Kunstwerk in der Zeit gefangen zu sein schien …

 

 

-_-_-_-_-

So hier ist sie also, meine kleine FF zur Winter/Weihnachtsaktion auf Fanfiktion.de. Ich hoffe ihr findet gefallen daran und würde mich wie immer riesig über Feedback freuen. ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  QueenLuna
2019-10-23T07:03:43+00:00 23.10.2019 09:03
Hey, ich schon wieder, in diesmal kürzerer Form xD
Ich finde es mal ganz spannend, wie du aus Zeros Perspektive schreibst, da es dir ja sonst eher Karyu angetan hat^^ und mir hat deine Darstellung gut gefallen auch wenn Zeros Hang zur grenzenlosen Schadenfreude schon recht gemein gegenüber ist *lach* aber er weiß halt, wie er seinen liebsten am besten ärgern kann xD kann man sich richtig gut vorstellen

Ich mochte den Erwähnung und Beschreibung der Fotos, da kommt sofort die Erinnerung an gewisse DVDs zurück ^^`

So bin mal gespannt, wie es weiter geht

PS: liebster Satz des Kapitels: "oh du alter Oktopus, nimm deine Tentakel von mir und lass mich Geschenkpapier suchen." - einfach herrlich xD
Antwort von:  yamimaru
25.10.2019 21:57
Hallo Luna, ^^

jetzt hat es ein bisschen gedauert, bis ich auf deinen Kommentar hier reagieren konnte. Sorry dafür, das RL ist gerade einfach nur crazy. ;)

Ja, bei dieser Story hat es mich mal wieder geritten und Zero musste als meine Erzählstimme herhalten. XD Ich mag es, zwischen den beiden zu wechseln, weil Karyu und Zero doch irgendwie ganz anders denken und handeln. ^^ Aber es stimmt absolut, dass es mir viel mehr liegt, aus Karyus Sicht zu schreiben. :)
Freut mich daher total, dass dir Zeros Stimme auch gefällt und du seine Schadenfreude amüsant finden konntest. Zero ist im ersten Kapitel wirklich super hyper und ziemlich fies, wenn man es genau nimmt, aber Karyu kennt seinen Pappenheimer. Außerdem bin ich mir sicher, dass der Große sich nach all den jahren doch zu wehren wüsste, würde es ihm wirklich zu viel werden. XD

Schon oder? Ich hatte da auch diverse DVDs im Kopf, während ich versucht habe, die Bilder zu beschreiben. Sind schon nette Vorlagen. ^^

und ich bin mega gespannt, was du zum Rest der Story sagst. ^^ Immerhin ist sie mal ein kleines bisschen anders, als das, was ich bis dahin zu Despa geschrieben hab. ;)

Hihi, ja Karyus lange Arme haben halt echt was von einem Oktopus, ne? Aber der Mann eignet sich in meinem Kopf sowieso herrlich für diverse "Kosenamen". ^^

Vielen lieben Dank für dein Feedback, hat mich wie immer total gefreut, dass dir das Kapitel nicht nur gefallen hat, sondern, dass du es mich auch hast wissen lassen. ^^

Alles Liebe <3
yamimaru


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