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Augen wie Bernstein

Der Neuanfang
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo, ihr Lieben,
wer hätte es gedacht? Ich bin gerade sehr produktiv, deshalb kommen die Kapitel jetzt ziemlich schnell.
Ich hoffe, ihr freut euch so, wie ich darüber!
Ohne viele Worte:
Viel Spaß,
Eure Eshek Komplett anzeigen

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Der Antrag

Kapitel 10 - Der Antrag
 

Severus und Draco saßen nebeneinander auf der Veranda vor Severus Haus. Sie hatten alle Tränke durchgesehen und einige vervielfältigt und jetzt hieß es warten. Dracos Nerven lagen blank. Er war dazu übergegangen kleine Dinge, wie Kieselsteine und kleine Äste in Verbandsmaterial und Decken zu verwandeln. Severus legte ihm irgendwann eine Hand auf den Arm und sah ihn eindringlich an. „Ich weiß, das Warten ist furchtbar, aber spar deine Kraft. Glaub mir gleich wird es ganz schnell gehen.“ Draco nickte und seufzte. Er hasste das hier, aber er sah ein, dass alles Andere keinen Sinn gemacht hätte. Severus würde das hier nicht alleine schaffen und er war nunmal sehr gut im Heilen und in Tränken, immerhin hatte er die Heilkunst einige Semester lang studiert, ehe er zum Studium der Tränke gewechselt hatte. Mehrere Plopps ließen sie aufschrecken. Auf der Wiese vor dem Haus landeten nacheinander mehrere Zauberer und Hexen, legten die Verletzten ab und verschwanden gleich wieder. „An die Arbeit.“ sagte Draco und krempelte seine Ärmel hoch. Sie verteilten die Verletzten auf Decken, die sie in geraden Reihen auf dem Boden ausgelegt hatten. Als erstes versorgten sie die schweren Verletzungen. Für die leichten Wunden hatten sie Hilfe von zwei Werwölfen, die nicht kämpften, weil sie schwanger waren. Sie verbanden die Wunden mit Mull und trugen Heilsalben auf. Dann kamen die Zauberer und Hexen ein zweites mal und setzten einige kleine Kinder auf der Wiese ab. Ein prüfender Blick genügte, damit Severus erkannte, dass die Kinder nicht verletzt waren. Nun kamen die Werwölfe ins Spiel, die aufgrund ihres Alters nicht mitkämpfen konnten. Die alten Männer und Frauen nahmen die Kinder zur Seite und lenkten sie mit Spielen und Süßigkeiten ab. Sie trösteten die Kinder und machten ihnen Mut. Severus war zufrieden. Diese Aufteilung war ideal. Er und Draco hatten den Rücken frei für die schweren Wunden und alle hatten schwere Wunden. Kein Werwolf würde den Kampf freiwillig verlassen, solange er noch aufrecht stehen konnte. „Sev!“ rief Draco. Er hatte das blutige Shirt einer Frau aufgeschnitten und hatte nun schwierigkeiten gleichzeitig die Blutung zu stoppen und die tiefe Bauchwunde zu schließen. Severus eilte zu ihm und stoppte die Blutung. Draco verschloss die Wunde und flößte der Frau dann Blutbildende- und Schmerztränke ein. Es wurden immer mehr. Draco und Severus mussten irgendwann dazu übergehen, die Wunden ohne Magie und nur mit Tränken zu versorgen, da ihnen langsam die Kraft ausging. Es war von Vorteil, dass die Werwölfe allgemein gute Selbstheilungskräfte besaßen und auch, wenn sie bei einigen nicht so ausgeprägt waren, reichten sie doch aus, um mit Tränken zusammen die schlimmsten Wunden langsam abzuheilen. Dann kam die Nachricht, auf die sie gehofft hatten. Dumbledore wurde in die Flucht geschlagen. Was genau passiert war konnte man ihnen nicht sagen, denn plötzlich war die Wiese vor seinem Haus voller Leute. Das gesamte Rudel von Amber war zu ihnen gekommen. Sie hatten die Verletzten und auch ihre Toten mitgebracht. Severus legte den Zauberstab an seine Kehle und sagte „Sonorus“. Schon hallte seine Stimme über den ganzen Platz. „Ich bitte euch, Platz zu machen. Bringt die Verletzten hier her, dann tretet bitte zurück. Wir brauchen Platz zum arbeiten. Wenn Heiler unter euch sind…wir können jede erfahrene Hand gebrauchen. Die Kinder sind hinter dem Haus. Sie werden betreut.“ Er zog den Zauberstab von seinem Hals. Einige der Leute eilte hinters Haus, auf der Suche nach ihren Kindern. Einige Werwölfe trugen Verletzte zu Severus und Draco und es fanden sich auch noch zwei einfache Heiler und Rose. Severus war froh sie zu sehen. Sie hatte eine magische Ausbildung und das war genau das, was sie brauchten. Er bemerkte, dass ihr Shirt blutdurchtränkt war. „Bist du verletzt?“ Sie schüttelte den Kopf. „Harry hat mich geheilt. Sie sah sich suchend um. Wo war Fenrir mit Harry? Da. Bewegung kam in die Menge und bald tauchte Fenrir auf. Er bahnte sich einen Weg durch die Leute. Harry in seinen Armen sah furchtbar bleich aus. Severus weitete die Augen. „Was hat der Bengel jetzt wieder angestellt…“ stöhnte er und ging auf Fenrir zu. „Leg ihn hier hin.“ Fenrir legte Harry auf eine der Decken. Severus entfernte die zerfetzte Kleidung, bis Harry nur noch in Boxershorts dalag. Als erstes kümmerten sie sich um die beiden tiefen Wunden am Rücken und am Oberschenkel. Ein Fluch hatte ein größeres Gefäß zerfetzt. Harry hatte verdammt viel Blut verloren. Draco flößte ihm blutbildende Tränke ein und massierte sie seine Kehle hinunter. Rose hörte als erstes, dass etwas nicht stimmte. „Sein Herz setzt aus.“ sagte sie alarmiert. Fenrir hörte es auch. Severus verstärkte das Geräusch und vernahm ein flaches Flattern, wie der verzweifelte Flügelschlag eines verletzten Vogels. Draco zog seinen Zauberstab und setzte ihn an Harrys Brust. Er schickte zwei Stöße durch Harrys Brust, dann wartete er einen Moment und schickte dann noch einen hinterher. Der Herzschlag wurde wieder regelmäßig. Fenrir nahm Harrys Hand in seine. „Hat sein Herz….hat es…“ „Nein, das waren Aussetzer, durch den hohen Blutverlust. Das war zu erwarten. Er sollte bald zu sich kommen.“ erklärte Severus. Er wies Rose an, bei Harry zu bleiben. Er ahnte, dass die junge Frau ohnehin nicht von Harrys Seite zu bewegen war.
 

Es war warm. Das war das erste, was Harry wahr nahm. Er lag auf etwas weichem. Er hörte etwas knistern. Ein Feuer vielleicht. Sein Körper fühlte sich an, als wäre er aus Blei. Die Glieder waren so schwer und gehorchten ihm nicht. Mühsam schaffte er es, die Augen einen Spalt breit zu öffnen. Er lag in seinem und Fenrirs Zimmer. Sein Blick wanderte ein wenig durch den Raum, bis er Fenrir entdeckte, der neben ihm auf dem Boden saß. Sein Kopf lehnte am Bettrand und er hielt seine Hand. Harry lächelte schief. Fenrir würde furchtbar steif sein, wenn er die ganze Zeit so auf dem Boden saß. Harry versuchte sich zu bewegen. Er stöhnte leise, als ihn ein Schwindelgefühl packte. Er kniff die Augen zusammen, um das schwankende Zimmer auszublenden. Neben ihm bewegte sich etwas. „Harry? Bist du wach?“ Fenrirs Stimme dröhnte schmerzhaft laut in seinen Ohren, aber er war so froh, ihn zu hören, dass es ihm nichts ausmachte. „J….a…“ krächzte er. Seine Kehle war staubtrocken. Eine große Hand schob sich unter seinen Nacken und hob ihn an. Eine Phiole wurde an seine Lippen gehalten und er leerte sie. Auch die nächsten beiden Phiolen trank er gehorsam aus. Der Schwindel ließ nach und das Hämmern in seinem Kopf wurde zu einem dumpfen Pochen. Er fühlte sich nicht mehr so schwer und endlich gehorchten ihm seine Gliedmaßen wieder. „Rose….das Baby…“ flüsterte er. Fenrir drückte seine Hand. „Denen geht es gut. Dem Baby ist nichts passiert und Rose hat nicht viel abbekommen. Im Gegensatz zu dir.“ Fenrirs Stimme klang sehr streng. Harry zuckte zusammen. Er sah Fenrir schuldbewusst an. Der Alpha sah wirklich wütend aus. „Tu das…nie wieder!“ knurrte er. Der Kleinere nickte und schluckte schwer. „Verfluch mich nie wieder. Ich dachte, ich verliere dich.“ Bei dem zweiten Satz wurde seine Stimme weicher und tiefe Traurigkeit breitete sich in seinem Gesicht aus. Harry biss sich auf die Lippe. Es tat ihm furchtbar leid, dass er Fenrir solche Sorgen bereitet hatte. Mühsam hob er eine Hand und legte sie auf Fenrirs, die neben ihm auf der Matratze lag. „Es war…die einzige…Möglichkeit.“ hauchte er und schluckte schwer. Das Sprechen war sehr mühsam, aber er musste Fenrir seine Aktion erklären. Der Alpha musste wissen, dass er keinen Todeswunsch hatte. „Dumbledore wollte…mich. Er hätte sie nie…gegen jemand Anderen…getauscht.“ Harry drückte Fenrirs Hand. Der Alpha sah Harry ernst an. Er nickte und Harry atmete erleichtert aus. „Ich weiß.“ sagte Fenrir schließlich. „Aber, so sehr ich Rose mag. Du bist mir wichtiger.“ Harry sah ihn überrascht an. Für ihn war es nur schwer vorstellbar, dass sein Leben für jemanden wichtiger sein konnte, als ein Anderes. Er war drauf und dran, Fenrir zu verbessern, aber die Ernsthaftigkeit in dessen Stimme brachte ihn dazu, es dabei zu belassen. „Ich weiß, warum du es trotz allem getan hast. Für jemanden wie dich ist das keine Frage. Du würdest dich opfern und in diesem Fall hättest du für dein Leben sogar zwei bekommen.“ Harry lächelte, als Fenrir ihn so analysierte. „Du hast zu viel…mit Sev…geredet.“ lächelte er. Er hatte die Stimme des Trankmeisters hinter Fenrirs Worten erkannt. Er stemmte sich mühsam hoch. Vom vielen Liegen tat ihm der Rücken weh und er hatte keine Lust, nur im Bett zu liegen. Fenrir hielt ihn nicht auf. Werwölfe erkannten ihre Grenzen ziemlich gut und wenn Harry sich aufsetzen konnte, ging es ihm schon wieder besser. Harry wunderte sich etwas darüber, dass man ihn nicht gleich ins Bett zurück schob, als er nun die Beine unter der Decke hervorschob und sie über den Rand schwang. „Severus meinte, du solltest wieder so weit fit sein. Er sagte was von drei Tagen, um die Magiereserven aufzufüllen, wenn sie ganz leer waren.“ Harry wurde blass. „Drei…Tage?“ stammelte er. Hatte er wirklich drei Tage geschlafen? Was war mit den Anderen? Er wusste nicht, wer verletzt war oder sogar tot. „Ja, drei Tage. Wir haben mehrmals versucht, dich zu wecken, aber du hast nicht reagiert.“ Harry seufzte, dann stand er auf, nur um im nächsten Moment nach vorne zu kippen. Sein rechtes Bein war einfach unter ihm weggebrochen. Der Boden sauste auf ihn zu und er riss die Hände vors Gesicht. Anstatt eines Aufpralls spürte er starke Arme. Fenrir zog ihn wieder hoch und setzte ihn aufs Bett. Er musterte Harry kritisch, was diesen nervös werden ließ. „Fenrir. Was ist mit meinem…Bein?“ fragte er beinahe panisch. Der Alpha sagte kein Wort und ging stattdessen zur Tür. Er redete mit jemandem und schloss die Türe dann wieder. Er ging zum Schrank und zog frische Sachen für Harry heraus. Er half ihm beim Anziehen, ließ die Hose aber weg. Harry war in der Zwischenzeit die tiefe Narbe an seinem Schenkel aufgefallen. Sie zog sich von der Hüfte außen am Oberschenkel entlang, bis zum Knie. Sie war gut verheilt, immerhin war sie nicht bandagiert, aber ziemlich groß. Die Türe ging auf und drei Personen kamen herein. Im nächsten Moment hatte er eine Frau am Hals hängen. Rose war direkt auf ihn zu gelaufen und umarmte ihn nun fest. Er legte ebenfalls einen Arm um sie und drückte sie kurz. „Wie geht es dir…euch?“ fragte er, als sie sich von ihm löste. „Uns geht es gut. Dank dir.“ strahlte sie. Amber ging nun auch auf ihn zu und legte eine Hand auf seine Schulter. „Wie kann ich dir jemals dafür danken?“ fragte sie und sah Harry so intensiv an, dass dieser sich unruhig bewegte. „Das musst du nicht.“ sagte Harry nur und lächelte verlegen. „Doch.“ sagte sie nun mit so fester Stimme, dass Harry zusammenzuckte. Er sah sie erstaunt an. „Du hast meine Gefährtin und mein Kind gerettet. Ich stehe bei dir in einer Lebensschuld.“ Fenrir sah sie überrascht an. Eine Lebensschuld war eine große Sache und man sagte das niemals einfach so dahin. Harry würde für den Rest seines oder Ambers Lebens unter ihrem Schutz stehen. Er war irgendwie froh darüber. So, wie Harry manchmal tickte, brauchte es anscheinend zwei Werwolf Alphas, um ihn zu beschützen. „So genug jetzt. Was ist mit deinem Bein?“ schnarrte es nun von der Tür. Severus hatte die Szene lange beobachtet, aber jetzt wollte er endlich zur Sache kommen. Harry hatte den Tränkemeister fast vergessen und lächelte ihn nun schuldbewusst an. „Es ist unter ihm weggebrochen, als er aufstehen wollte.“ grollte Fenrir und Severus zog eine Braue hoch. Er schob sich an den Werwölfinnen vorbei und hockte sich vor Harry auf den Boden. Die langen schlanken Finger des Zauberers betasteten die Narbe, was Fenrir zu einem leisen Knurren veranlasste. Dann zog Severus den Zauberstab und richtete ihn auf das Bein. Das Knurren wurde lauter. „Fen…“ bat Harry und sah den Werwolf mahnend an. Der verschränkte nur die Hände vor der Brust und ließ den Tränkemeister machen. Rose beugte sich ebenfalls über Harrys Bein und führte eigene Untersuchungen durch. Sie und Severus sahen einander einen Augenblick lang an, dann nickte Severus und sah Harry an. „Der Schneidefluch hat deine Sehnen, den Muskel und einige Nerven erwischt.“ Harry sah ihn ruhig an und nur seine Hände, die er in seinem Schoß knetete, wiesen auf seine Nervosität hin. „Was bedeutet das?“ fragte er betont ruhig. Rose legte ihre Hand auf sein Bein und drückte es kurz. „Wir können es nicht mit Magie heilen. Der Fluch verhindert das.“ Harry hielt den Atem an. Fenrir setzte sich zu ihm und nahm seine Hand. „Heißt das, er kann sein Bein nie wieder benutzen?“ wollte der Alpha wissen. „Wenn wir es dabei belassen, dann nicht. Aber es gibt eine Möglichkeit.“ Harry sah Severus hoffnungsvoll an. Die Vorstellung, sein Bein für den Rest seines Lebens nicht mehr belasten zu können schmerzte ihn, besonders da er als neuer Werwolf die Freiheit des Rennens nicht missen wollte. „Welche?“ wollte Fenrir wissen und Severus erklärte ihm, dass die Muggle große Fortschritte gemacht hatten. Der Tränkemeister erzählte Fenrir von der Möglichkeit eines chirurgischen eingriffes, der aber in einem Krankenhaus der Muggles durchgeführt werden müsse. Fenrir sah Harry an und nahm seine Hand. „Wann müssen wir los?“ fragte der Alpha. „Sofort. Und wir müssen die Wunde öffnen. Wir können Harry nicht mit einer verheilten Haut und frisch durchtrennten Muskeln und Sehnen vorstellen.“ Der Alpha knurrte, aber Harry drückte seine Hand. „Bitte. Ich will es versuchen.“ sagte er und sah Fenrir flehend an. Der Werwolf knurrte und stand dann auf, um zu einer Truhe zu gehen. Er zog einen Ordner heraus und eine kleine Schachtel. „Bei den Mugglen muss man Krankenversichert sein und…“ er öffnete den Ordner und zog eine Urkunde heraus. Harry betrachtete das Papier und weitete die Augen. Das war eine Heiratsurkunde, komplett beglaubigt von einer Kirche in London. Die einzigen Lücken, die frei waren, waren die für das Datum und die neben Fenrirs Namen. „Ich habe das mal für einen Notfall vorbereitet. Der Pastor in der Kirche wird sich an das Dokument erinnern, sobald es ausgefüllt ist. Ich habe so eine Versicherung bei den Muggles…und mein Ehepartner wäre da auch versichert….“ „Warum hast du eine Muggle Versicherung?“ wollte Rose wissen. „Weil ich als Anhänger des Dunklen Lords schlecht ins St. Mungos konnte. Und ich konnte auch nicht immer ins Rudel kommen.“ grollte Fenrir und sah dann wieder Harry an. „Es ist kein Brauch bei den Werwölfen, aber ich respektiere die Bedeutung von diesem Papier und bevor ich das hier fertig ausfülle möchte ich dich fragen, ob du das möchtest? Ich hätte dich auch ohne diese Geschichte hier irgendwann gefragt, aber…willst du offiziell mein Gefährte sein? Willst du mich nach den Bräuchen der Rudel heiraten? Nicht nur auf diesem Mugglepapier, sondern richtig?“ Rose hatte Tränen in den Augen und lehnte sich an Amber und sogar Severus lächelte. Harry sah Fenrir erstaunt an. Er wusste nicht, dass es bei den Werwölfen dafür noch extra ein Ritual gab, aber er freute sich darüber. Er hatte sich oft eine Hochzeit ausgemalt. Tränen rollten über seine Wangen und er fiel Fenrir um den Hals. „Ja…ja, das will ich.“ schluchzte er. Fenrir schloss die Augen und drückte Harry an sich, ehe er sich von ihm löste und die Schachtel öffnete. Darin lag ein goldener Ring, in den drei Bernsteine eingelassen waren. Fenrir nahm den Ring aus der Schachtel und steckte ihn auf Harrys Finger, dann küsste er ihn.
 

„HILFE! Wir brauchen HILFE!“ brüllte ein großer Mann mit langem schwarzen Haar, durch das sich bereits die ersten silbernen Strähnen zogen. Er stand mitten in der Eingangshalle von Londons renommiertesten Krankenhaus und hielt einen jungen Mann auf den Armen. Eine Schwester eilte mit einer Liege auf ihn zu und half ihm, den Bewusstlosen darauf abzulegen. Vom Ende eines Korridors kamen zwei Ärzte und ein Krankenpfleger auf ihn zugeeilt. Der eine Arzt wies den Anderen an, den Patienten mitzunehmen und den OP vorzubereiten. Der große hart aussehende Mann sah der Liege besorgt hinterher und der Arzt hatte Mühe, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. „Hallo? Hören sie mir zu? Was ist passiert?“ sprach er den besorgten Mann nun erneut an. Der schüttelte den Kopf und sah dann den Arzt an. „Mein Mann…er hat Fenster geputzt…er stand auf einer kleinen Leiter. Er hat sich aus dem Fenster gelehnt…ich habe ihn noch fallen sehen…er ist durch das Glasdach…das Glasdach von unserem Wintergarten gestürzt…“ Sie hatten sich diese Geschichte ausgedacht und Harry entsprechend präpariert. Severus hatte, nachdem sie Harry in Narkose gezaubert hatten, einige Glasscherben an der Wunde angebracht und seinen Körper so verzaubert, dass es aussah, als wäre er wirklich tief gefallen. Er hatte den einen Arm so verzaubert, dass er für die Muggle aussah, als sei er gebrochen und einige Prellungen und kleine Schnitte imitiert. Der Arzt sah ihn an. „Ihr Mann?“ fragte er. Der Mann vor ihm sah aus, wie Anfang vierzig und der Verletzte wie höchstens mitte zwanzig. „Ja, mein Mann. Mein Ehemann.“ sagte sein Gegenüber nun mit warnendem Unterton. Der Arzt nickte. Es stand ihm nicht zu, über seine Patienten zu urteilen und wenn sie beide erwachsen waren, war es absolut nicht seine Angelegenheit. „Wir tun unser bestes, um ihrem Mann zu helfen. Die Schwester wird Ihre Daten aufnehmen.“ verabschiedete sich der Arzt und eilte Richtung OP.

Fenrir ließ sich in einen Stuhl sinken. Die Schwester hatte ihn ins Schwesternzimmer geführt und stellte ihm einen Tee hin. Das hier war ein privat-Krankenhaus und man legte größten Wert darauf, dass sich die Patienten und ihre Angehörigen rundum versorgt fühlten, deshalb konnte die junge Frau sich komplett Zeit nur für Fenrir nehmen. „So Mister…?“ „Greyson“ sagte Fenrir. „Mister Greyson. Ich benötige die Versichertenkarte Ihres Mannes.“ lächelte die junge Frau. Fenrir sah sie an und schob ihr seine Karte zu. Sie runzelte die Stirn, als sie das Foto ihres Gegenübers auf der Karte sah. „Entschuldigen Sie, aber das hier ist…“ „Das ist richtig so. Er ist bei mir mit versichert. Wir haben erst vor zwei Wochen geheiratet und die Versicherung hat ihm noch keine eigene Karte zugeschickt.“ Die Schwester zögerte. „Es tut mir leid, aber…“ Fenrir seufzte. Er zog einen Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke und zog einen Schwung Papier heraus. „Kopie unserer Heiratsurkunde, meine Versicherungsdaten und ein Schreiben meiner Versicherung.“ Er schob ihr nacheinander die Dokumente zu. Sie studierte sie und nickte dann. Die Versicherung schrieb, dass es einige Wochen dauern könnte, bis Mister H. Greyson eine Karte bekäme, aber das bis dahin die Karte von Mister F. Greyson für sie beide gelte. Sie gab alles in einen kleinen Computer ein und als das System ihr alle Angaben bestätigte nickte sie zufrieden.

Fenrir wurde gebeten in einem Warteraum Platz zu nehmen. Er wartete bereits drei Stunden, als die Türe sich öffnete und Severus eintrat. „Was machst du hier?“ fragte der Werwolf, konnte es sich aber bereits denken. Der Zauberer trat erst einmal näher und ließ sich dann neben Fenrir auf das Sofa sinken. Er öffnete eine Tasche, die er über der Schulter trug und im nächsten Moment hielt Fenrir ein in Papier eingeschlagenes Päckchen in der Hand. Severus zückte den Zauberstab und beschwor zwei Tassen Kaffee herauf. „Die Werwölfe machen mich wahnsinnig. Alle paar Minuten werde ich gefragt, ob es was neues gibt.“ Fenrir nickte und öffnete das Paket. Darin lagen zwei Brote. „Du hast mir Brote geschmiert? Wie nett von dir.“ feixte der Alpha. Severus sah ihn böse an. „Rose.“ brummte er nur und Fenrir nickte. „Hast du schon etwas gehört?“ Der Alpha schüttelte kauend den Kopf. Er schluckte den Bissen hinunter und nahm einen Schluck Kaffee. „Ich warte jetzt seit dreieinhalb Stunden.“ Severus sah den Werwolf an. Auch wenn Fenrir lachte und auch ab und zu Späße trieb, waren seine Augen immer sehr ausdruckslos und ernst. Jetzt erkannte Severus darin starke Gefühle. Angst und Sorge. Der Werwolf musste Harry wirklich sehr lieben. Er war in den letzten Wochen auch weicher geworden. „Das ist verständlich. Es ist viel kaputt gegangen. So eine Operation dauert. Muggle können nunmal nicht zaubern.“ Die Türe ging auf und die junge Frau, die die Aufnahme mit Fenrir gemacht hatte trat ein, in ihren Händen ein Tablett mit Kaffee. Als sie gleich zwei Männer sah stockte sie. Ihr Blick fiel auf die dampfenden Tassen auf dem Tisch. „Oh.“ machte sie und blieb in der Türe stehen. „Äh…die OP ist zu ende. Der Arzt kommt gleich zu Ihnen.“ sagte sie und stellte das Tablett ab, ehe sie den Raum verließ. Fenrir wirkte mit einem Mal sehr angespannt. Sie beide starrten schweigend die Türe an. Es dauerte aber noch eine gefühlte Ewigkeit, bis diese sich erneut öffnete und der Arzt hereinkam, der vor einigen Stunden mit Fenrir gesprochen hatte.

„So Mister Greyson, die Op…“ der Arzt stockte, als er den zweiten Mann bemerkte, der auf dem Sofa saß. „Entschuldigung, Sie sind…?“ fragte der Arzt. „Das ist Dr. Sebastian Prince. Der Onkel meines Mannes.“ sagte Fenrir sofort und sah den Arzt dann eindringlich an. „Wie geht es ihm?“ drängte er. Der Arzt wandte den Blick von Severus ab und sah den Mann vor sich an. „Äähm…ja, Ihrem Mann geht es gut. Die Operation war ein voller Erfolg. Gut, dass Sie so schnell hergekommen sind. Es ist noch etwas zu früh, für Versprechen, aber Ihr Mann sollte wieder vollständig genesen.“ Fenrir stieß erleichtert die Luft aus. „Kann ich zu ihm?“ Der Arzt lächelte. „Aber natürlich. Er müsste auch bald aufwachen. Folgen Sie mir bitte.“

Fenrir trat ruhig an das Krankenbett. Harrys Bein lag in einer Schlinge und hing in der Luft. Er ließ sich vorsichtig auf der Bettkante nieder und nahm Harrys Hand in seine. Sein Blick wanderte unruhig über den blassen Körper. Er wirkte winzig in diesem Bett. Der Alpha hob Harrys Hand an seine Lippen und presste sie zu einem Kuss dagegen. Eine Krankenschwester schob sich an ihm vorbei, um ein Medikament in den Tropf zu spritzen. Harry stöhnte leise. „Harry?“ fragte Fenrir sofort und streichelte über die fahle Wange des Jüngeren. „Fen…wo…“ hauchte Harry. „Du bist im Krankenhaus.“ sagte Fenrir ruhig, aber offensichtlich froh, dass Harry redete. „Was….“ „Du bist aus dem Fenster gefallen. Erinnerst du dich? Dein Bein war schwer verletzt. Dein Arm ist gebrochen.“ sagte Fenrir rasch. Harry öffnete die Augen etwas weiter und sah dann sein Bein in der Schlinge. „Mein..Bein?“ fragte er nun mit festerer Stimme. „Es ist alles gut. Du wurdest operiert und dein Bein kommt wieder ganz in Ordnung.“ Harry lächelte. „So ein…Glück.“ murmelte er und schlief dann wieder ein.
 

Nach zwei Tagen im Krankenhaus konnte Harry entlassen werden. Die Ärzte hatten keine Ahnung, wie sein Bein so schnell verheilen konnte. Er schmunzelte immernoch, als er daran dachte, wie ein Arzt von einem medizinischen Wunder sprach und Severus hinter ihm abfällig schnaubte. Der Tränkemeister hatte Harry mit Heiltränken versorgt und seine Selbstheilungskräfte taten ihr übriges. Strahlend winkte er den Schwestern zum Abschied zu, die allesamt einen Narren an ihm gefressen hatten. Sie schwärmten davon, wie geduldig er war, wie freundlich und dass er anscheinend für alles Verständnis hatte. Natürlich auch davon, was für einen gutaussehenden Ehemann er hatte. Er fand es sehr amüsant zu sehen, wie die Krankenschwestern Fenrir angeierten, unter dessem strengen Blick aber zusammenzuckten und schnell das Weite suchten.

„Fenrir? Können wir vorher noch in die Winkelgasse gehen?“ fragte Harry ihn bittend. „Du weißt, dass wir gesucht werden, ja?“ brummte Fenrir nur und Harry nickte. Dann spürte Fenrir, wie Harry ihn mit seinem Zauberstab antippte und dann etwas, das sich wie kühles Wasser anfühlte. In einem Schaufenster sah er zu, wie er sich veränderte. Kurze braune Haare, braune Augen. Sein Gesicht war schmaler geschnitten und er wirkte insgesamt nicht mehr so breit. Er nickte zufrieden und zog dann seinen Zauberstab. Harry beobachtete gespannt seine eigene Verwandlung und schnaubte dann entrüstet. „Eine Frau?“ knurrte er mit deutlich höherer Stimme. Fenrir grinste. „So fallen wir am wenigsten auf.“ grollte er. Harry betrachtete sich. Lange hellbraune Haare, blaue Augen und ein schmaleres Gesicht. Er trug einen Umhang. Neugierig betastete er sich und bemerkte, dass er noch seinen alten Körper hatte. Fragend sah er Fenrir an. „Unter dem Umhang sieht man eh nichts und um nichts um alles in der Welt würde ich unseren kleinen Freund hier wegzaubern.“ schnurrte er und strich wie beiläufig mit dem Handrücken über Harrys Schritt, was diesen zum Keuchen brachte und Fenrir einen Boxhieb einhandelte.

Fenrir lachte tief und sie machten sich auf den Weg. Severus hatte ihm einen Beutel von Gringotts mitgebracht, der mit seinen Kammern verbunden war. Er konnte jederzeit auf sein Geld zugreifen, ohne in die Bank zu müssen. Das erleichterte die Sache. Er konnte sich ja schlecht ausweisen. In der Winkelgasse blieb Harry wie erstarrt stehen. Überall blickte ihm von Plakaten Fenrirs Gesicht entgegen. Er trat näher und las sich eines durch. Darauf stand, dass Fenrir Harry Potter ermordet hätte. Die Öffentlichkeit wusste also nicht, dass er noch lebte. Er ging weiter, erledigte seine Einkäufe und dann apparierten sie in ihren Wald. Sie traten durch den Schutzzauber und wurden bald von einer ganzen Traube Werwölfen umzingelt. Er freute sich und begrüßte alle. Er gähnte und lehnte sich an Fenrir. „Können wir Heim? Ich möchte nur noch schlafen.“ schnurrte er. Fenrir schüttelte den Kopf. „Du kannst heute Nacht nicht zu Hause schlafen.“ brummte er. Harry war plötzlich hellwach und sah ihn irritiert und besorgt an. „Was? Warum?“ fragte er ängstlich. Hatte Fenrir es sich doch anders überlegt? Wollte der Alpha ihn doch nicht an seiner Seite haben? Tränen schimmerten in seinen Augen. Fenrir knurrte. Hin und her gerissen, Harry zu trösten und vor seinem Rudel weiter der harte Alpha zu bleiben. Eine Seite gewann. Er zog Harry an sich und hob dessen Kinn mit einem Finger, so dass der Jüngere ihn ansehen musste. Er küsste ihn sanft und schnurrte leise in den Kuss. Die Umstehenden grinsten. „Es ist Brauch, dass der Devote vor der Hochzeit im Haus seines Vaters Schläft.“ grollte er. Harry sah ihn völlig perplex an. „H-hochzeit?“ stammelte er. Die Umstehenden grinsten noch breiter. „Sieh mal.“ sagte Fenrir und deutete auf die Dorfmitte. Ein großer Stapel Feuerholz wurde aufgeschichtet. Darum stellte man Bänke und Tische auf. Überall hingen grüne und weiße Bänder und die jungen Devoten arbeiteten an Blumenkränzen. „Ich…verstehe nicht…?“ sagte Harry immernoch. Fenrir ließ ihn kurz los. Als Harry den Blick von dem Dorf abwandte und zu Fenrir sah kniete dieser vor ihm. Harrys Augen weiteten sich. „Harry James Potter, willst du mich nach den Gesetzen des Rudels heiraten?“ „Das hast du mich schon gefragt.“ lachte Harry unter Tränen. „Damit es offiziell ist, muss ich es vor mindestens zehn Zeugen machen.“ brummte Fenrir und sah böse zu der Menge, die sich um sie versammelt hatte. Er wollte Harry lieber für sich haben. „Ja.“ sagte Harry nur. Fenrir sah ihn fragend an. „Ja, ich will dich heiraten.“ hauchte Harry und fand sich kurzerhand in einer Knochenbrecherischen Umarmung von Fenrir gefangen. Er lachte, als die Werwölfe begeistert pfiffen und klatschten. Dann wollten alle den Ring sehen. Harry stand in einer Traube von Devoten und Fenrir wurde von den Dominanten abgedrängt. Sie sahen einander über die Köpfe der Anderen hinweg an und lächelten. Dann fiel Harry etwas ein. „Wo schlafe ich denn heute Nacht?“ fragte er mit belegter Stimme. „Bei mir.“ schnarrte es. Die Menge teilte sich und Severus trat durch sie hindurch. Harry starrte ihn an. „A-aber…“ „Ich bin nicht dein Vater. Zumindest nicht nach den Regeln der Zauberer und Menschen. Aber bei den Werwölfen gelten offenbar andere Regeln, außerdem bin ich ja dein Pate.“ brummte der Tränkemeister. Harry strahlte, als Severus ihn kurz drückte. „Gut, da ich nun so etwas wie dein Vater bin….ab nach Hause! Morgen wird ein anstrengender Tag.“ befahl er. Harry lachte und ging dann zu Fenrir. Sie hielten einander an den Händen. „Dann bis morgen.“ flüsterte Harry. Fenrir küsste ihn als Antwort kurz und drückte seine Hände.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das wars dann auch schon wieder.
Ein Muggle-Krankenhaus. Verrückt, oder?
Aber nach St. Mangos können sie ja schlecht, immerhin wird Fenrir gesucht und Harry gilt als tot.
Ein Antrag! Juhuuu, was als Notfallplan gedacht war, wird nun wirklich ernst.
Freut ihr euch auch so für die Beiden, wie ich?
Wenn ihr wissen wollt, ob bei der Hochzeit alles glatt geht und wie sowas bei Werwölfen überhaupt abläuft, bleibt dran.
Bis ganz bald,
Eure Eshek Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Raven_Blood
2021-06-12T07:25:55+00:00 12.06.2021 09:25
Sehr nice das alles gut gegangen sowohl bei dem Rudel als auch bei Harry.
Das er sich ausliefert war klar, er kann ja nie anders ^^
Das Fenrir so über seinen Schatten springt, das er sanft bleibt, ist wundervoll und hat mich ungemein gefreut :)
Awwwwww ich bin gespannt auf die Hochzeit und ob Harry seine Angst überwinden kann.
Obwohl sie ja schon einiges ausprobiert haben :D
Von:  Tomasu
2020-09-27T11:58:43+00:00 27.09.2020 13:58
freumich das es wohl alles gut ausgegangen ist. sowohl mit Amber´s Rudel als auch mir Harry´s verletzungen. Jetz freu ich mich auf di hochzeit und was für Bäruche das Rudel hat ^^

grüße TK
Von:  Omama63
2020-09-26T08:47:32+00:00 26.09.2020 10:47
Ein schönes Kapitel.
Das ging jetzt schnell mit dem Heiraten, aber Harry wird es nicht schnell genug gehen können. Er hat ja schon wieder gezweifelt, als Fenrir sagte, dass er wo anders schlafen muss.
Bin schon gespannt, wie es weiter geht.

LG
Omama63
Von:  Snowprinces
2020-09-26T07:55:24+00:00 26.09.2020 09:55
Hi
schönes Kapitel wann kommt das nächste 😊
ich freue mich für die beiden

LG da lass


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