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Wie die Nacht in den Tag verliebt

von

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Nicht bis zum Ende...

 

Auch für dieses Kapitel bin ich noch immer von diesem Lied angetan :*
 

Final Fantasy X - 2 1000 Words Ending

https://www.youtube.com/watch?v=PQpRwLdibm0

 

 

 

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Kapitel 2 - Nicht bis zum Ende...

 

 

 

Ein perfekter Tag.

Die Sonne strahlte vom Himmel. Keine Wolke war zu sehen. Eine leichte Brise wehte durch das Dorf, die Wälder und über den Strand. Kinderlachen war zu hören, ebenso wie fröhliche Menschen, die ihrem täglichen Leben nachgingen. Das Meer war friedlich und schlug sanft seine Wellen an den Strand.

Wirklich ein perfekter Tag.

 

Aber es hätte auch ein Gewitter über die Insel ziehen oder aus unerfindlichen Gründen schneien können. Für Yuna wäre es trotz allem ein perfekter Tag gewesen.

 

Seit einem halben Jahr war ihr Leben wieder in geraden Bahnen.

Seit dem Tag, an dem sie Tidus wieder in ihre Arme schließen konnte.

 

 

Eben jenen beobachtete Yuna gerade, wie er mit seinem Team trainierte. Die Besaid Aurochs würden in der nächsten Saison wieder an dem Blitzballturnier teilnehmen. Wakka war in seiner Rolle als Vater komplett eingespannt und hatte seine Karriere als Blitzballspieler eh an den Nagel gehängt. Da kam Tidus als Blitzballstarspieler und potenzieller neuer Kapitän gerade recht. Somit konnte Wakka sich zusammen mit Lulu um ihren Nachwuchs kümmern. Und bis es soweit war hätte Vidiny wohl auch keine ganze Blitzballmannschaft mehr als Babysitter nötig.

Als er von Vidiny erfuhr, hatte Tidus große Augen gemacht. Er knuffte Wakka in die Seite, nannte ihn `Schwabbelbauch´ (worauf sich Rikku kaum mehr einkriegte und auch Yuna nicht um ein Lachen herum kam) und grinste ihn vielsagend zu. Doch das konnte seine Freude über diese Entwicklung natürlich nicht mildern. Er beglückwünschte seine beiden alten Freunde aufs Herzlichste. Im gleichen Atemzug verkündete Tidus auch, dass er als Onkel des Kleinen seine Pflichten gewissenhaft erfüllen würde. Yuna musste immer noch über die verdutzten Gesichter der beiden lachen, wenn sie sie auch nur ansah.

 

Tidus wiederum hatte auch nicht schlecht gestaunt, als Yuna ihm erzählt hatte, dass sie nun auch Blitzball spielte. Zumindest hatte sie an dem letzten Turnier mit dem Möwenpack teilgenommen und auch einige erfolgreiche Spielzüge gemacht. Sie hatten nicht gewonnen. Schließlich hatte keiner von ihnen vorher öfter Blitzball oder gar in einer Mannschaft gespielt. Aber es hatte Yuna doch Spaß gemacht, dass musste sie zugeben.

Schnell war die Verwunderung von Tidus in Freude umgeschlagen. Er freute sich wirklich darauf mit ihr zu trainieren und zu sehen, wie gut sie war. Als Yuna sagte, dass sie noch lange nicht so gut war wie die Aurochs oder gar er, da hatte Tidus nur gelacht.

„Wenn wir genug zusammen trainiert haben, hoffe ich doch, dass du diesem Team treu bleibst. Ansonsten kriegen wir nämlich mächtige Konkurrenz!“ Er versprach ihr, so viel mit ihr zu trainieren, wie sie wollte.

Tidus hatte sie beide sogar als zukünftige `König und Königin des Blitzballs´ bezeichnet. So sehr sie sich über diese Bezeichnung auch freute. Yuna hatte dabei nur gedacht, dass der Titel auch ohne den Teil `-des Blitzballs´ passen würde.

Jedenfalls war es das, was sie sich auf eine gewisse Weise erhoffte.

Und sich zu einem gewissen Teil bereits erfüllt hatte.

 

Die speziellen drei kleinen Worte waren ein fester Bestand in ihrer beider Leben geworden.

Sie sagten es nicht jedes Mal, wenn sie sich sahen. Doch zu jeder Gelegenheit, die passend war.

Meistens begann Tidus. Und er sagte es nicht einfach nur so. Nicht wie ein Angeber, der sich nur wichtigmachen wollte. Bei ihm war es weder schleimisch noch unehrlich. Tidus sagte es auch nicht nur, weil er dachte, Yuna erwartete es. Er sagte diese drei magischen Worte einfach ehrlich. Mit einem Funkeln in den blauen Augen, welche keinen Zweifel an seinen Worten zuließen.

Yuna erwiderte. Immer. Mit einem Leuchten in ihren Augen und einem warmen Lächeln auf ihren Lippen, welches sich stets bildete, sobald sie seine Stimme diese Worte sagen hörte. Ihr gesamtes Wesen erhellte sich bei seinen Worten und schien sein Herz zum wohligen Stillstand oder angenehmen Sprint wechseln zu lassen.

 

Sie sprachen nie darüber. Doch beiden schien es nur fair, nachdem Yuna Tidus ihre Gefühle gestanden hat und darauf 2 Jahre lang keine Antwort erhalten hatte. Nun war es an Tidus, ihr seine Gefühle mitzuteilen.

Yuna hatte seine Worte damals am Strand allerdings nicht erwidert, sondern ihn einfach geküsst. Was für Tidus aber offenbar Antwort genug war.

Seit diesem Tag war jedem auf Besaid bewusst, dass die beiden ein Paar waren. Und es verbreitete sich wie ein Lauffeuer in ganz Spira, dass das Hohe Medium Yuna scheinbar jemanden gefunden hatte, der es würdig war, ihr Herz zu besitzen.

 

 

 

 

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Auch wenn Wakka kein Blitzball mehr spielte, so interessierte es ihn doch ungemein, wie sich das Team machte. Dafür zog er meistens Tidus zur Seite und diskutierte mit ihm Techniken, Strategien oder sonst etwas. Heute war es nicht anders. Kaum waren Tidus und Yuna Hand in Hand im Dorf angekommen, schon schnappte sich Wakka den neuen Kapitän.

Yuna war das natürlich nur Recht. Es schwirrten ihr einige Dinge im Kopf herum. Und da wollte sie am besten ihre große Schwester zu Rate ziehen.

Mit einem sanften Kuss auf die Wange verabschiedete sich Yuna erst mal von Tidus. Sie wollte noch ein wenig mit Lulu reden, bevor es nach Hause ging.

 

 

Yuna hatte eine eigene Hütte im Dorf. Sie war ein wenig abseits der anderen Hütten und war auch etwas größer. Seid Sin besiegt war, hatten die Dorfbewohner jeden freien Augenblick dazu verwendet, dass die Retterin der Welt ihre eigenen vier Wände zur Erholung bekam. Das war das Mindeste.

Seid Tidus zurück war, hatte sich ihre Hütte verändert. Sie wurde erweitert und wurde noch größer. Damit sowohl sie als auch Tidus beide Platz hatten.

 

Es war eigentlich ungewöhnlich, dass zwei junge Menschen von unterschiedlichem Geschlecht in einer Hütte unterkamen. Selbst wenn sie ein Paar waren. So etwas gehörte sich eigentlich nur für Verwandte oder Verheiratete.

Doch die älteren Bewohner von Besaid kannten Tidus noch von damals, als Yuna ihre Reise als Medium begann.

Er hatte sich einfach über jegliche Regeln und Leitsätze hinweg gesetzt, nur um Yuna zu Hilfe zu eilen, da niemand wusste, ob es dem angehenden Medium gut ging. Dafür wurde er damals beinahe verflucht. Doch heute wussten die Menschen, dass gerade diese Einstellung dafür verantwortlich war, dass Yuna noch lebte und Sin trotzdem Geschichte war.

Und auch, wenn einige auf die guten Sitten beharrten... so wussten sie doch, wem sie Dankbarkeit schuldeten.

Zudem... der junge Mann hatte sich schon damals gegen alle Verbote erhoben und sie gebrochen. Warum also sollte er sich gerade daran halten? Bei einer Sache, die ihm so am Herzen lag wie Yuna? Tidus hätte mit Sicherheit hunderte von Verboten gebrochen, nur um bei ihr sein zu können.

 

 

Yuna betrat die Behausung ihrer beiden Geschwister. Aber bevor sie den Vorhang zufallen ließ, sah sie noch einmal zu Tidus und Wakka zurück.

Die beiden alberten miteinander herum. Wakka hatte lachend einen Arm um Tidus Schultern gelegt und Tidus grinste ihn breit an. Sie sahen aus wie zwei Brüder. Nicht vom Aussehen her. Die Art und Weise, wie sie miteinander umgingen. So konnten nur Menschen aussehen, die viel einander bedeuteten.

Doch Wakka wurde für Yuna immer undeutlicher. Ihre gesamte Aufmerksamkeit galt nur einer Person.

Im Licht der Sonne glänzte sein blondes Haar, ließ es wie Gold schimmern. Sein breites Grinsen schien mit der strahlenden Sonne um die Wette zu leuchten. Und seine gebräunte Haut. Noch von weitem konnte Yuna sehen, wie die Muskeln unter seiner Haut arbeiteten.

Noch immer war Tidus leicht nass. Vom Meer und weil das Training doch eine gewisse Anstrengung mit sich brachte. Einzelne Tropfen liefen von seinem Haar über sein Gesicht, den schlanken Hals, bis hinunter zu seiner breiten Brust, an der Yuna schon mehr als einmal Zuflucht fand.

Wie sehr sie ihn berühren wollte...

Yuna seufzte leise.

 
 

„Kannst du dich nicht entscheiden?“

Ertappt zuckte Yuna zurück, als sie die Stimme von Lulu hinter sich hörte.

Der Kleine war noch in seinem Bettchen. Und solange er schlief sollte man diese Zeit auskosten. Einer der Gründe, warum Yuna gerade jetzt zu Lulu wollte. Denn nun hatten die beiden Zeit und ihre Ruhe vor Störungen.

Die Männer (auch Wakka) betraten zu diesen Zeitpunkten nur sehr selten die Hütte. Hatten sie doch zu große Angst davor, dass sie den jüngsten Spross des Dorfes irgendwie aufwecken könnten. Und den Zorn von Lulu wollte sich niemand antun. Jedenfalls niemand, der bei gesundem Menschenverstand war.
 

Ihre große Schwester blickte Yuna mit einem kleinen Lächeln an. Ihre Arme hatte sie vor der Brust verschränkt.

Natürlich wusste Lulu, worin Yunas Problem bestand.

Yuna war schon viel selbstbewusster geworden und seit ihrer zweiten Reise auch viel offener. Aber es ging dieses Mal um ein Thema, welches für die junge Frau beinahe absolutes Neuland war. Zwar war sie nicht völlig unwissend und wurde mehr als einmal aufgeklärt.

Doch als sie noch als Medium unterwegs war da waren diese Gefühle nicht von Belang. Seit sie allerdings Tidus kannte...

Yuna vertraute ihm. Mehr als jedem anderen.

Sie hat ihm einst ihr Leben anvertraut und er hat mehr als einmal bewiesen, dass es bei ihm in guten Händen war.

Nicht nur, als er sein Leben aufgab, damit Yuna leben konnte und die Welt von Sin befreit war...

Und sie würde ihm ihr Leben noch einmal anvertrauen. Immer. Für jetzt und immer.

Diese Einstellung verstand Lulu vollkommen und befürwortete sie auch absolut und ohne Diskussion.

Die Schwarzmagierin wusste, dass es für Yuna nur Tidus gab. Ebenso, wie es für den Blitzballspieler nur das Hohe Medium gab. Sie gehörten zueinander.

 

 

Als ihre Gruppe noch in dem Glauben unterwegs war, dass Yuna diese Reise nicht überleben würde, da wäre Lulu dagegen gewesen. Sie wollte nicht, dass ihre kleine Schwester den Schmerz einer vergehenden Liebe spüren musste, nur weil sie ihre `Pflicht´ erfüllen musste. Auch wenn dieser kleine Schimmer ihr gut getan hätte, umso schlimmer wäre nachher ihre Qual gewesen. Wenigstens dieses Leid wollte Lulu ihr ersparen.

 

Doch irgendetwas an Tidus gab es, dass ihr Vorsatz ins Wanken kam.

Er hatte keine Ahnung von ihrer Welt. Angeblich kam er aus einer vor 1000 Jahren zerstörten Stadt. Natürlich hatte Lulu und auch jeder andere ihm kein Wort geglaubt.

Außer Yuna.

Sie schien etwas in Tidus zu sehen, dass andere nicht erblicken konnte. Ihre Überzeugung ging sogar so weit, dass Yuna Tidus bat, sie als Garde zu begleiten.

Ein Umstand, den Lulu nicht zulassen wollte.

Doch wenn es der Wunsch des Mediums war, dass jemand sie auf der Reise als Garde begleiten sollte, dann musste sich die restliche Garde beugen.

Auch, wenn Lulu es nicht gerne tat.

 

Mit der Zeit allerdings wurde aus dem unerfahrenen Grünschnabel ein wichtiges Mitglied ihrer Gruppe. Nicht nur, weil er doch ein ausgezeichneter Kämpfer war, sondern weil er Yuna ihr Strahlen bewahrte.

Tidus brachte sie zum Lachen, wenn sie traurig war. Er trocknete ihre Tränen, wenn die Pflicht sie zu erdrücken drohte. Er brachte sie zum Nachdenken. Ob es nicht ein Leben gab, was sie sich vorstellen konnte, zu leben, anstatt im Kampf gegen Sin zu sterben.

Manchmal schien Yunas Entschluss zu schwanken, ihr Leuchten flackerte. Aber jedes Mal war es Tidus, der an ihre Seite eilte und sie aufrecht hielt, der ihr die Kraft gab, wieder zu leuchten. Auch wenn es hieß, dass Yunas Entschluss, Sin zu besiegen, noch stärker wurde. Tidus war der Grund, warum Yuna nicht verzweifelte.

Besonders nach der Nacht im Macalania-Wald.

Sie alle waren als Ketzer gebrandmarkt worden und Yuna war kurz vorm Aufgeben und Zerbrechen. Nicht nur Lulu hatte beschlossen, dass Tidus mit ihr reden sollte. Auch alle anderen waren der Meinung, dass es nur dem jungen Mann gelingen konnte, Yuna zu retten. Vor ihrer eigenen Gebrochenheit.

Nachdem Tidus die Wahrheit über das Ende der Reise erfahren hatte, beteuerte er immer wieder, dass er Yuna nicht sterben lassen würde. Er würde alles tun, damit sie diesen Weg nicht gehen musste.

Es waren die Worte, die jeder, der einem Medium als Garde diente, durch den Kopf ging und dennoch so schrecklich leer waren. Es gab keine Möglichkeit.

Aber Lulu glaubte Tidus.

Zu viel Kraft und Überzeugung lag in seinen Worten. Sein Wille war unbrechbar und er schien all seine Kraft dafür aufbringen zu wollen, dass Yuna überlebte. Alles andere war für ihn zweitrangig.

 

Und Tidus hatte es geschafft.

Eine Jahrtausend andauernde Tradition wurde von ihm gebrochen. Eine Tradition, denen fast ganz Spira gefolgt war, weil es die einzige Lösung schien.

Sie alle hatten so falsch gelegen.

Und um das zu erkennen, brauchte es einen jungen Mann, der keine Ahnung von etwas in dieser Welt zu haben schien. Der nicht in dem Glauben Yevons erzogen wurde und seine eigene Sicht auf die Dinge hatte. Und der selbst eine Lösung finden wollte und nicht einfach blind einer folgen wollte, die ihm so gegen den Strich ging.

 

Lulu hatte es damals auf dem Luftschiff richtig erkannt.

Tidus war eine `Legendäre Leibgarde´.

Aber nicht, weil er sein Medium bis zu dem Ort ihrer Bestimmung gefolgt und es beschützt hatte.

Nein, Tidus war eine Legende, weil er seinem Willen und seiner Liebe zu verdanken war, dass Yuna gerettet wurde.

Und mit ihr ganz Spira.

 

Wie konnte sich Lulu also erkenntlicher zeigen, als dass sie ihrer kleinen Schwester half?

 

 

 

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Als Yuna zwischen den Vorhängen von Wakkas und Lulus Behausung verschwunden war, entwich Tidus ein Seufzen.

Wie das Licht eben in die Behausung gestrahlt hatte und Yuna in einem warmen Licht gezeigt hatte, ließ sein Herz höher schlagen. Sie war einfach wunderschön und Tidus fragte sich nicht zum ersten Mal, wie er nur solch eine wundervolle Frau wie Yuna verdient hatte. Eine solche Frau, mit einem reinen Herzen, einem gütigen Wesen, mit solch sanfter Haut und weichen Lippen…

Ein Kribbeln durchfuhr seinen Körper, doch er kämpft es nieder.

Tidus will Yuna zu nichts drängen. Er liebte sie und, bei Sin, er begehrte sie. Mehr als er wahrscheinlich in Worte fassen konnte, obwohl es ihm daran selten mangelte. Aber wenn sie noch nicht so weit war dann würde er sie unter gar keinen Umständen zu etwas drängen wollen.

Hart schluckte Tidus. Sie hatten noch nie darüber gesprochen. Wie es wäre, einen Schritt weiter zu gehen. Er wusste, dass Yuna, so offen und tapfer sie immer wirkte, bei diesem Thema ihn in Punkto Schüchternheit mit Sicherheit noch überbot.

 

 

 

„Kannst du deine Augen auch mal bei dir behalten?“

Die neckische Stimme von Wakka riss Tidus wieder in die Wirklichkeit. Mit einem feinen Rotschimmer auf den Wangen funkelte er den Größeren an, welcher ihn breit angrinste.

„Immerhin muss ich zwei Jahre nachholen, in denen ich sie nicht sehen konnte. Da darf ich doch wohl mal ein wenig schauen, oder?“

Es hörte sich für Tidus selbst so an, als würde er sich rechtfertigen. Dabei musste er das gar nicht.

Yuna gehörte zu ihm. Das war Fakt und er würde nicht zulassen, dass sich jemals jemand zwischen sie stellen würde. Sie war die Frau an seiner Seite, die er niemals wieder loslassen würde. Und das würde er ihr auch sagen.

Bald.

 

Wakka lachte kurz. Er blieb nahe dem Hang stehe, auf dem der Tempel ruhte. Sie hatten sich zu einem kleinen, ruhigen Fleckchen dort begeben.

„Im Moment wird es geduldet. Wenn du sie heiratest, darfst du sie ansehen, wann immer du willst! Hahaha!“

Der Rotschimmer in Tidus Gesicht wurde noch dunkler. Es war, als hätte Wakka seine Gedanken gelesen. Eigentlich hatte er es in einem ruhigeren Moment vor, aber wenn Wakka ihm schon solch eine Vorlage bot…

Beinahe beschämt und doch trotzig drehte er den Kopf weg.

„Genau das habe ich auch vor!“

Das Lachen von Wakka endete abrupt. Es hörte sich so an, als hätte er sich verschluckt. Mit immer größer werdenden Augen sah Wakka seinen Gegenüber an.

Plötzlich wurde Tidus unwohl. Er hatte auf eine andere Reaktion seitens Wakka gehofft. Aber nun war es zu spät. Tidus drehte sich wieder zu Wakka und sah ihn unsicher an.

„Würdest du es denn erlauben? Als ihr großer Bruder?“

Wakka blinzelte. Er schien nicht genau zu verstehen, was gerade vor sich ging.

„Was?“

Scheinbar durch die Tatsache, dass er Wakka so aus dem Konzept gebracht hatte und dem Fakt, dass er noch keine Faust im Gesicht hatte, ermutigt, reckte Tidus das Kinn und sah Wakka voller Ernst an.

„Ich will Yuna einen Heiratsantrag machen. Und als ihr großer Bruder bitte ich bei dir  um ihre Hand.“
 

Zuerst schien Wakka noch völlig perplex über diese Wendung im Gespräch zu sein. Ein paar Male blinzelte er.

Doch dann grinste Wakka breit.

 „Also willst du endlich Nägel mit Köpfen machen, ja?“

 

Wakka hatte immer das Leuchten in Yunas Augen gesehen und war fest entschlossen, es zu schützen.

Das Leuchten, welches damals auf ihrer Reise als Medium immer schwächer wurde. Tidus allerdings bewahrte das Leuchten davor, zu erlöschen. Seit er ein fester Bestandteil von Yunas Lebens war, wurde das Leuchten wieder kräftiger und erstrahlte wieder vollkommen, als sie einen Weg gefunden hatten, Sin auch ohne Hohe Beschwörung zu vernichten.

Allerdings verschwand es beinahe vollständig, als sie ihren Traum erreichte und Sin vernichtete. Denn dafür verlor Yuna das Wichtigste in ihrem Leben... und damit auch ihr Leuchten.
 

Nach dem Abschied von Tidus war dieses besondere Leuchten verschwunden. In den darauf folgenden zwei Jahren versuchte Wakka alles Mögliche, um das Leuchten wieder sehen zu können. Er war an ihrer Seite, versuchte zusammen mit Rikku Späße zu treiben und ließ Yunas und vor allem Rikkus Neckereien über sich ergehen.

Yuna selbst schien ihr Leben zu leben. Sie war für die Menschen da, lernte Blitzball und versuchte, die Ruhe zu genießen. Aber alles nützte nichts.

Das Leuchten kehrte nicht in Yunas Augen zurück.

Bis vor ein paar Monaten. Als Yuna scheinbar das Unmögliche möglich machte und eine Möglichkeit fand, dass Tidus zurück kehren konnte. Zurück zu ihr. Keiner wusste, wie das möglich war. Wohl keiner außer Yuna und Tidus selber. Aber egal, wie sie es geschaffte hatte. Er war zurück.

Prompt strahlten Yunas Augen heller, als Wakka jemals gesehen hatte. Und er konnte sich vorstellen, wie sehr ihre Augen leuchten würden, wenn Tidus seinen Plan ausführte.

 

Wie konnte Wakka ihm seinen Segen also verwehren?

 

 

Wakka grinste noch immer, als er Tidus kräftig auf die Schulter klopfte.

„Dann lass dir etwas ganz Besonderes einfallen. Ich will doch, dass Yuna diesen Tag niemals vergessen wird!“

Tidus blinzelte leicht, während sich auch auf seinem Gesicht ein Grinsen breit machte. Auch, wenn Wakka es nicht direkt gesagt hatte, ließen seine Worte eine Welle der Erleichterung und der Wärme in Tidus aufsteigen.

„Keine Sorge. Ich werde mein Bestes geben.“

Wakka lachte. „Das glaube ich dir aufs Wort. Ich hoffe doch, dass sie wenigstens diesen Antrag annimmt!“

Tidus entglitten die Gesichtszüge. Hatte er gerade richtig gehört?

„Was meinst du mit `diesen´?!“

Bevor Wakka sein Lachen unter Kontrolle kriegen und Tidus über die Situation aufklären konnte, trat Lulu zu ihnen. Sie schien das Gespräch gehört zu haben, denn sie lächelte leicht. Lulu schüttelte leicht den Kopf.

„Komm Wakka.“

Sie nahm ihren Mann am Arm und zog ihn von Tidus weg, der ihnen mit aufgerissenen Augen und offenen Mund hinterher starrte.

„Hey, wartet doch mal!“

Lulu drehte sich nochmal zu ihm um.

„Mach deine Sache einfach so richtig, dass Yuna nichts anderes übrig bleiben wird, als Ja zu sagen.“

Mit diesen typisch kryptischen Worten zog Lulu Wakka einfach mit, während Tidus den beiden einfach nur hinterher glotzen konnte.

Lulu lächelte leicht. Sie wusste, dass, egal wie dumm sich Tidus anstellen könnte, Yuna würde zu seinem Antrag niemals Nein sagen. Dafür liebte sie ihn viel zu sehr.

 

 

 

Yuna sah ziemlich verwirrt aus, als sie Wakka mit Lulu am Arm am Tempel vorbei auf den Hauptplatz kamen sah.

Nach ihrem Gespräch mit Lulu hatte sie noch kurz in dessen Hütte ihren Gedanken nachgehangen, während Lulu ihren Mann holen wollte. Vidiny würde bald aufwachen und nach seinem Essen nach der Aufmerksamkeit seines Vaters verlangen. Und diesem Wunsch würde Wakka mit Freuden nachgehen.

Scheinbar hatte Lulu Wakka gefunden.

Aber wo war Tidus?

 

Mit einem Zwinkern gingen sowohl Wakka als auch Lulu einfach an Yuna vorbei, ohne etwas zu sagen. Noch mehr Verwirrung herrschte in dem Hohen Medium und sie beschloss, Tidus zu finden und ihn wegen diesem seltsamen Verhalten zu fragen. Vielleicht konnte er ihr das erklären. Yuna hoffte nur, dass sie ihn schnell fand.

Doch kaum, dass sie sich umdrehte, erblickte sie ihn.

Tidus schien ziemlich verwirrt und auch, wenn sie es richtig deutete, schockiert zu sein. Oder beleidigt? Wütend? Vielleicht auch alles auf einmal.

Yuna konnte sich keinen Reim darauf machen. Sie trat an ihn heran.

Seine Augenbrauen waren zusammen gezogen, doch als Tidus Yuna bemerkte, verschwand der Gram aus seinem Gesicht und machte wieder der Sanftheit Platz, welche er ihr gegenüber immer zeigte. Yunas Herz machte einen Hüpfer.

Langsam schlang er seine Arme um sie und hauchte ihr einen Kuss auf ihr Haar. Yuna atmete tief durch und drückte sich an ihn. Für einen Moment verweilten sie so, bis die Sorge und die Neugier zu groß wurden.

Yuna blickte hoch in sein Gesicht.

„Ist alles in Ordnung? Du sahst eben… so zerstreut aus.“

Sie konnte es nicht wirklich in Worte fassen. Eben hatte Tidus einen Ausdruck auf dem Gesicht gehabt, den sie einfach nicht deuten konnte.

Kurz huschte derselbe Ausdruck wieder über sein Gesicht, als Tidus wieder lächelte und eine Hand an ihre Wange legte.

„Solange du bei mir bist, ist alles in bester Ordnung.“

Yunas Herz schlug schneller, als sie seine Worte hörte. Die Sorge verflog langsam und machte diesem prickelnden Gefühl Platz, welches seine Worte in ihr auslösten.

Tidus Hand wanderte zu ihrem Kinn, um es ein wenig anzuheben. Kurz blickten sie sich in die Augen, versanken darin, bis Tidus seine Lippen auf ihre legte.

Yuna erwiderte den Kuss mit größter Freude und legte ihre Arme um seinen Nacken, während sie ihre Augen schloss.

Was auch immer der Grund für das seltsame Verhalten von Wakka und Lulu war, der seltsame Ausdruck in Tidus Augen, ihre eigene Unsicherheit vor der Zukunft… dass alles verschwamm in diesem Moment.

Einzig und alleine der Sturm an Gefühlen, welche in Yuna tobten, konnte sie wahrnehmen.

Allen voran Glückseligkeit und Liebe.

 

 

 

Den beiden schien gar nicht aufgefallen zu sein, dass sie schon beinahe vor dem Tempel standen und somit das ganze Dorf sie sehen könnte.

Vielleicht war es ihnen auch einfach egal.

 

Wakka grinste breit, während Lulu lächelte.

„Er hat dich also auch endlich gefragt, ja?“

Wakkas Lächeln verschwand, während er seine Frau verblüfft ansah. „Du wusstest davon?“

Im Gegensatz zu seinem wurde ihr Lächeln breiter.

„Er hat mich vor ein paar Tagen gefragt. Und nicht nur mich. Soweit ich weiß hat er auch Rikku und Paine gefragt. Und Kimahri. Sie alle schienen ihm ihren Segen gegeben zu haben. Dann blieben nur noch wir beide.“

 

Ein wenig eingeschnappt war Wakka schon. Schließlich hatte Tidus ihn nicht zuerst gefragt. Von allen war Wakka derjenige, welcher an oberster Stelle bei dieser Sache stand, wie er fand.

Aber es war in Ordnung. Tidus wusste, was er wollte.

Und, was noch wichtiger war, er wusste, was Yuna wollte. Er würde alles tun, um sie glücklich zu machen.

Da konnte Wakka schon mal über diese Sache hinwegsehen.

 

Lulu schien seine Gedanken zu erraten.

„Es gibt jemanden, den er vor allen anderen gefragt hat.“

Wakka runzelte die Stirn. Er konnte sich nicht vorstellen, wer das gewesen sein soll.

„Und wer war das?“

Lulus Lächeln schrumpfte und verschwand langsam. Ein seltsamer Ausdruck erschien in ihrem Gesicht.

„Tidus war in Guadosalam. Er ging dort ins Abyssum und hat Lord Braska um die Hand seiner Tochter gebeten.“

 

Überrascht zog Wakka die Luft ein.

Das hätte er nicht gedacht.

Natürlich, es war beinahe eine Selbstverständlichkeit, dass der Mann zu dem Vater seiner Zukünftigen ging und dort um ihre Hand anhielt. Aber Yunas Vater, Sir Braska, war tot.

Er gab sein Leben im Kampf gegen Sin und hatte Spira damit friedvolle Jahre beschert, bevor alles von vorne begann.

Das Tidus sich darüber Gedanken machte und sich auf den Weg zum Abyssum machte, um dort persönlich mit Lord Braska zu sprechen…

Das er Wakka und Lulu fragte, war ganz klar. Sie waren neben Kimahri die Familie von Yuna. Und auch Rikku war verständlich. Nicht nur, weil sie Yunas Cousine und beste Freundin war, sondern weil Tidus sich wahrscheinlich bis zu seinem Lebensende Vorwürfe anhören dürfte, hätte er die quirlige Al Bhed nicht gefragt.

Auch Paine kam Wakka nur logisch vor. Haben sie und Yuna das vergangene Jahr zusammen viele Abenteuer bestanden und sich gegenseitig beschützt. Und Tidus wusste, die schweigsame Kämpferin war Yuna ebenso wichtig geworden. Das wussten sie alle.

Aber bei Sin, er war sogar zum Abyssum gereist, welches die Guade wieder unter Kontrolle gebracht hatten, soweit Wakka wusste, und hatte dort den Vater von Yuna aufgesucht.

Wenn der Kerl etwas machte, dann aber auch richtig.

 

Wakka lachte.

„Dann will ich nichts gesagt haben. Ich hoffe doch, dass alles gut laufen wird.“

Lulu lächelte wieder leicht. Sie drückte sich näher an Wakka und ging mit ihm zu ihrer Hütte.

Anders als vor mehr als zwei Jahren, war Lulu vollkommen überzeugt von Tidus. Sie konnte und wollte sich keinen anderen Mann an der Seite von Yuna vorstellen.

Er war perfekt für sie.

„Glaub mir. Er wird alles richtig machen.“

 

 

 

 

 

 



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