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Loveless

von

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Doubts

Das restliche Wochenende verging, wie im Flug. Nachdem beide ausgiebig die Vorzüge der Sauna ausgekostet hatten, fielen sie erschöpft in die Laken. Am Samstag Morgen ließ Eren sich von Levi die schöne Altstadt Flensburgs zeigen und nachmittags unternahmen sie einen Ausflug zum Strand, auch wenn es zu kalt war, um im Meer baden zu gehen. An ihrem letzten Abend entspannten sie sich im Pool.

Als sie ihre Abreise am Sonntag Vormittag antraten, fragte sich Eren, ob und wann sie hier wohl das nächste Mal herkommen würden.

Kaum war er zu Hause angekommen und hatte die Tür hinter sich geschlossen, wurde er herzlichen von Armin empfangen, der ihn neugierig über das Wochenende ausfragte.

 

„Klingt, als hättet ihr eine tolle Zeit zusammen gehabt.“

„Das hatten wir wirklich. Da fällt mir ein, wir, also du, Mikasa und ich, sind zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen.“, erzählte Eren glücklich.

„Was? Wir auch? Aber warum?“, fragte Armin erschrocken.

„Er hat am 25. Dezember, also an Weihnachten, Geburtstag. Als er fragte, ob ich mit ihm feiern möchte, hab ich gesagt, dass ich euch an Weihnachten nicht alleine lassen kann. Deswegen seid ihr auch eingeladen.“

„Und darauf hat er sich wirklich eingelassen? Du scheinst ihn besser in der Hand zu haben, als du glaubst.“, bemerkte Armin analytisch.

Eren dachte einen Moment darüber nach, dann antwortete er:

„Es stimmt. Er macht inzwischen wahnsinnige Zugeständnisse. Und er ist viel aufgeschlossener, als früher.“

Armin lächelte kurz, doch wurde schnell wieder ernst. „An eurer Grundlage hat sich aber immer noch nichts geändert, oder? Er hat immer noch nicht über seine Gefühle geredet oder ob er eine Beziehung mit dir will?“

„Nein...“, stoß Eren seufzend aus, „Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe, aber es kam wieder keine Antwort dazu. Ich meine... es ist okay... ich hab ihm gesagt, dass ich keine Antwort von ihm dazu erwarte und es mir in dem Moment auch nicht darum ging, aber...-“

„Du machst dir Sorgen, dass es sich nie ändern wird, stimmt's?“, flüsterte Armin mit tröstender Stimme.

Wortlos nickend stimmte Eren Armins Schlussfolgerung zu.

„Eren, du hast ein paar Möglichkeiten, aber wahrscheinlich werden dir die meisten davon nicht gefallen. Entweder du setzt ihn jetzt auf den Pott und nötigst ihn so dazu, sich zu dir zu bekennen oder das Weite zu suchen. Oder du beendest die Sache jetzt, bevor er dir weh tun kann. Und, wenn du ganz abgebrüht bist, kannst du ihn dir immer noch warmhalten und weiter suchen.“

„Das meinst du jetzt nicht ernst!“, rief Eren entsetzt.

„Ich habe nicht gesagt, dass ich eine der Möglichkeiten besonders gut finde. Und auch nicht, wie ich moralisch dazu stehe. Ich habe dir nur deine Optionen aufgelistet.“, sagte Armin beschwichtigend, „Aber uns beiden ist doch klar, dass es früher oder später auf eine dieser Sachen hinaus laufen wird.“

 

Am Abend lag Eren alleine auf seinem Bett. Die Worte von Armin ließen ihn keine Ruhe finden. Ihm war klar, dass sie ihre Liebelei nicht ewig so fortsetzen könnten und er am Ende der war, der am meisten zu verlieren hatte. Doch genau so hatte er auch Angst vor Zurückweisung oder die Sache voreilig zu beenden. Und im Moment wirkten alle Optionen auf ihn so, als würden sie unweigerlich zu einer endgültigen Trennung von Levi führen. Und das war das, was er am allerwenigsten wollte.

Wenn noch noch ein bisschen länger durchhalte, wird sich sicher alles so ergeben, wie es sollte.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf, schaffte er es endlich einzuschlafen.

 

Am nächsten Morgen fühlte sich Eren wie gerädert. Viel zu lange hatte er sich mit seinen Gedanken herumgequält, und entsprechend wenige Stunde hatte er geschlafen. Die Aussicht auf den langen Tag an der Uni machte seine Laune nicht besser. Nachdem er sich angezogen hatte, schleppte er sich müde in die Küche. Er setze einen Kaffee auf und bereitete sein Frühstück vor, als sein Handy in der Hosentasche vibrierte. Am Display sah er, dass es eine Nachricht von Levi war.

„Sehen wir uns Mittwoch wieder? Das neue Projekt hält mich immer noch gefangen, aber ich könnte mir den Tag ab nachmittags frei nehmen.“

Eren freute sich, dass Levi sich nach dem Wochenende zuerst bei ihm gemeldet hatte. Fix tippte er eine Antwort.

„Hallo Levi! Gerne. Hast du schon an etwas Bestimmtes gedacht?“

Nur wenige Augenblicke später erhielt er eine neue Nachricht.

„Warst du schon einmal klettern? Es gibt da eine Halle, in der ein Hochseilparcours aufgebaut ist. Da wollte ich schon lange mal hin.“

Eren überlegte. Mit Klettern hatte er bisher keine Erfahrungen gemacht, aber neugierig darauf war er schon.

„Bin dabei. Holst du mich nach der Arbeit ab?“

„16 Uhr. Zieh dir was Passendes an.“

 

Wie zu erwarten, zog sich der Uni-Alltag, vor allem durch Erens Übermüdung, viel zu lange hin. Am Abend fiel ihm ein, dass er noch etwas Wichtiges zu erledigen hatte. Er musste immer noch ein Geschenk für Levi zu dessen Geburtstag finden.

Da sie nicht in einer Beziehung waren, schloss er etwas zu Persönliches, wie Schmuck, komplett aus. Es durfte nicht zu teuer sein, schließlich war er Student. Und doch sollte es etwas Einmaliges sein, was er von niemand anderen bekommen könnte. Und Levi sollte es auch im Alltag benutzen können.

Bloß nicht irgendetwas, was nur im Schrank verstaubt.

Lange zerbrach er sich den Kopf, bis ihm endlich eine Idee kam. Schnell zückte er sein Smartphone und wählte Mikasas Nummer.

„Mikasa! Schön dich zu hören. Ich weiß, ich habe mich lange nicht gemeldet. Hör mal, ich hab eine Bitte an dich...-“

 

Endlich waren die Weihnachtsferien angebrochen. Es war der 22. Dezember und Mikasa war gerade aus Berlin angereist und wurde herzlich von Armin und Eren begrüßt.

„Wie schön, dass du endlich wieder hier bei uns bist. Du musst wirklich öfter zu Besuch kommen!“, sagte Armin glücklich.

„Armin hat Recht, du hast dir wirklich lange Zeit gelassen. Hast du das mitgebracht, worum ich dich gebeten habe?“, wollte Eren von Mikasa wissen.

„Alles in meiner Tasche. Eren, wollen wir kurz in dein Zimmer? Dann kannst du es dir in Ruhe ansehen, falls ich noch etwas ändern soll.“

„Gerne. Ich wollte sowieso noch unter vier Augen mit dir sprechen.“

Armin wusste, dass Eren auf ihr Gespräch von ein paar Wochen anspielte, bei dem er zu Eren meinte, dass er und Mikasa sich endlich aussprechen sollten. Daher schnappte er sich schnell noch ein Getränk aus der Küche, verabschiedete sich mit einer flüchtigen Ausrede von den beiden und ging auf sein Zimmer.

Auf Erens Zimmer angekommen, eröffnete Mikasa das Gespräch.

„Ich hab den Pullover so gemacht, wie du ihn haben wolltest. Ich hoffe, der Stoff ist in Ordnung für dich? Ich hab Cashmere genommen. Ich dachte, es passt zu ihm.“

Eren beäugte das schwarze Stück Stoff vor ihm genau. „Er ist perfekt. Das Geld für den Stoff und deinen Arbeitsaufwand kriegst du natürlich wieder.“

Eren konnte Levis Größe zwar nur erahnen und Mikasa daher nur ein ungefähres Maß geben, aber von allem, was er sah, musste der Pullover passen. Auf der linken Brustseite fiel ihm eine filigrane Stickerei auf. Erstaunt schaute er Mikasa an.

„Was hat es damit auf sich?“

„Oh, das habe ich dir noch nicht erzählt. Nach dem Studium möchte ich mein eigenes Modelabel gründen. Das ist sozusagen mein Markenzeichen. Was sagst du dazu?“

Zärtlich fuhr Eren mit den Fingerspitzen über die zwei gekreuzten Flügel. „Ich... wow... ich finde es großartig! Wann hast du dir das überlegt?“

Mikasa nestelte nervös an ihrer Kleidung und Eren merkte, wie schwer es ihr fiel, seine Bewunderung anzunehmen.

„Noch nicht so lange.“, sagte sie schließlich, „Ich hatte im letzten Semester eine tolle Dozentin, die sehr überzeugt von meiner Arbeit war. Sie hat mich dazu ermutigt. Und das Logo... naja, wie soll ich sagen... es soll mich an meine Unabhängigkeit erinnern. An all das, was ich mir inzwischen alleine aufgebaut habe.“

Eren verstand nicht ganz, was Mikasa damit andeutete. „Mikasa, was genau meinst du damit? Du warst doch schon immer wahnsinnig stark und unabhängig. Ich hatte nie das Gefühl dass...-“

„Eren!“, unterbrach sie ihn, „Hast du dich nie gefragt, warum ich nach der Schule aus Hamburg weggezogen bin und den Kontakt mit dir gemieden habe?“

Eren erwischte diese Aussage eiskalt. Natürlich hatte er es sich oft gefragt, doch sah er keinen Zusammenhang mit sich. Bis jetzt. Vorsichtig fragte er: „Es war wegen mir?“

Mikasas Gesicht spannte sich an. Sie nahm ein paar tiefe Atemzüge, bevor sie ihre Antwort gab. „Ja, das war es.“ Sie senkte ihren Blick, um bei ihrer Ausführung Eren nicht in die Augen sehen zu müssen, und sprach dann weiter: „Du hast es wahrscheinlich nicht mitbekommen, aber ich war früher sehr verliebt in dich. Ich weiß noch, als du damals 15 warst, da hattest du mal kurz eine Freundin. Ich war fürchterlich eifersüchtig auf sie und da fiel es mir auf.“

Eren erinnerte sich. Sie war damals seine erste und einzige Freundin. Als sie nach einigen Monaten miteinander schlafen wollten, stellte Eren fest, dass ihn weibliche Körper nicht erregten. Und so endete dieser Versuch in einer riesigen Katastrophe. Beide waren danach so beschämt, dass sie ihre Beziehung auf der Stelle beendeten.

„Als ihr euch dann getrennt habt, habe ich mir wieder Hoffnungen gemacht.“, sprach Mikasa weiter, „Aber du hast danach ja keine Frau mehr an dich heran gelassen. Und als du dann Jean während deines FSJ im Krankenhaus kennen gelernt hast, hast du plötzlich nur noch von ihm geredet. In dem Moment wurde mir Einiges klar. Ich wusste, dass ich bei dir keine Chance haben würde, weil du an mir als Frau niemals Interesse haben würdest. Irgendwann habt ihr dann euren kleinen Campingausflug geplant und seid als Paar zurückgekehrt. Es brach mir das Herz, aber gleichzeitig fiel mir auch eine riesige Last von den Schultern. Von da an konnte ich endlich für mich leben. Ich hab dich nicht mehr über alles andere gestellt, sondern angefangen an mich zu denken und meine eigenen Träume zu verwirklichen. Ich war frei. Und dafür steht mein Logo.“

Eren war sprachlos. Warum hatte er das nie bemerkt?

„Jetzt guck nicht so, Eren. Es ist okay, wirklich. Ich habe das hinter mir gelassen. Außerdem gibt es da jetzt jemanden in Berlin, der mir viel bedeutet. Darum kann ich auch nicht die ganzen Ferien hier sein. Am 2. Weihnachtsfeiertag reise ich wieder ab, wenn das für dich und Armin in Ordnung ist. Viel wichtiger ist: Wie läuft es mit dir und Levi? Behandelt er dich gut?“

Bei der Erwähnung des Namen, kehrte das Lächeln ins Erens Gesicht zurück. „Ich kann nicht klagen.“, sagte er mit verschwörerischem Grinsen, „Vor gut einer Woche hat er mir gezeigt, wie man klettert. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Und er ist so verdammt gut darin. Du müsstest mal sehen, wie elegant und schnell er den Parcours bewältigt hat. Und der Urlaub mit ihm war traumhaft. Ich bin so glücklich, wenn wir zusammen Zeit verbringen. Es ist ganz anders, als damals mit Jean. Und ehrlich gesagt freue ich mich richtig darüber, dass ihr ihn jetzt auch besser kennen lernen dürft.“

Mikasa schmunzelte. „Ich verstehe immer noch nicht ganz, was du in ihm siehst, aber wenn er dich glücklich macht, bin ich es auch. Aber falls er dir doch weh tun sollte, dann gnade ihm Gott! Du bist, wie mein Bruder und dazu mein bester Freund. Und ich lass nicht noch einmal zu, dass man dich verletzt.“ Mikasa zog Eren an sich und gab ihm einen geschwisterlichen Kuss auf die Wange. „Du weißt, wie ich das meine, oder?“, fragte sie vorsichtig. Eren nickt zögerlich. „Ich hoffe, dass es nicht nötig sein wird. Die letzten Wochen mit ihm liefen wirklich gut und ich möchte, dass es so bleibt.“, sagte Eren mit fester Stimme, „Aber jetzt erzähl du mir doch mal von deiner besonderen Person in Berlin. Wer ist der Typ?“

 

Nachdem sie die letzten Tage mit den übrigen Weihnachtseinkäufen und Besuchen auf dem Weihnachtsmarkt verbracht hatten, ließ sich Eren am Abend des 24. Dezembers von Levi abholen. Das eigene Auto nahm er nicht, damit Armin und Mikasa es am nächsten Tag nehmen konnten, um zur Geburtstagsfeier zu fahren.

„Und, haben dir deine Freunde etwas Schönes geschenkt?“, wollte Levi von Eren wissen.

„Ja, allerdings.“, sagte Eren glücklich, „Mikasa hat mir ein Fotoalbum mit Bildern von uns als Kindern geschenkt. Ich wusste gar nicht, dass es so viele Fotos von uns gibt. Und von Armin habe ich ein paar Bücher bekommen, die ich schon lange lesen wollte.“

Eren fiel ein, dass er zwar ein Geburtstagsgeschenk, aber kein Weihnachtsgeschenk für Levi hatte. Er ärgerte sich selbst über seine Nachlässigkeit und hoffte, dass Levi es ihm nicht übel nehmen würde. Wie, um ihn zu testen, fragte Eren daher: „Sag mal, Levi, wir haben nicht darüber gesprochen, als wir uns die letzten Male gesehen haben, aber wir schenken uns doch nichts zu Weihnachten, oder?“

„Ich hab dir mal gesagt, dass ich nicht sonderlich viel Wert auf diese Feierlichkeiten lege, Eren. Es ist mir ziemlich egal, ob du ein Geschenk für mich hast oder nicht.“, Levi seufzte, als er sich seiner schroffen Aussage bewusste wurde, und setzte dann sanfter wieder an, „Entschuldige, so habe ich das nicht gemeint. Ich wollte sagen, ich erwarte es einfach nicht von dir. Wenn du etwas hast, würde es mich freuen, aber wenn nicht, wäre ich auch nicht enttäuscht oder böse.“

„Hast du denn etwas für mich?“, fragte Eren jetzt neugierig.

„Ja, das habe ich. Es ist aber nichts Besonderes. Als ich bei dir war, ist mir aufgefallen, dass du etwas Bestimmtes gebrauchen könntest und das habe ich dir besorgt.“

Eren war erleichtert. Wenn es sich bei Levis Geschenk an ihn nur um eine kleine, praktische Sache handelte, war es nicht so schlimm, wenn er diesem nichts schenken konnte.

 

„Was, bitte, ist für dich 'nichts Besonderes'?“ Eren war erschrocken, als er Levis Geschenk für ihn ausgepackt hatte. Vor ihm stand ein nigelnagelneuer Computer einer namhaften Firma samt Zubehör.

„Eren, ich habe die alte Mühle bei euch in der WG stehen sehen. Du kannst froh sein, dass das alte Teil überhaupt noch hochfährt. Und die Festplatte gibt sicher auch bald den Geist auf. Stell dir einmal vor, das passiert dir, während du an deiner Doktorarbeit schreibst. Ich kann das nicht verantworten. Und außerdem hat er mich nur Kleingeld gekostet. Kein Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben. Von den Dingern kaufen wir alle paar Monate neue für unsere Firma.“

„Levi, ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

„Wie wäre es mit 'Danke'?

Eren stürzte sich in Levis Arme. Das Geschenk mochte vielleicht nicht gerade das Romantischste sein, aber dennoch war es wohlüberlegt und Eren hätte es sich niemals alleine leisten können. „Vielen Dank, Levi. Ich weiß gar nicht, ob ich das annehmen kann oder sollte. Aber alleine, dass du an mich und meine Zukunft gedacht hast, bedeutet mit wahnsinnig viel.“

Zärtlich strich Levi Eren die Strähnen aus dem Gesicht und hauchte ihm einen unschuldigen Kuss auf die Lippen. „Ich hab' es gerne getan“, raunte er in Erens Ohr.

Eren kannte diese Stimmlage von Levi inzwischen ganz genau und wusste, wozu dies führen würde. Sanft legte er seine Hand um das Gesicht des anderen und zog ihn näher zu sich, um ihm in die Augen zu sehen, bevor beide sich innig küssten und sich gegenseitig die Kleidung vom Leib streiften.

 

Am nächsten Morgen achtete Eren darauf, vor Levi wach zu werden. Zu seinem Geburtstag wollte er ihn verwöhnen, und so stand er extra pünktlich auf, um das Frühstück zuzubereiten und Tee aufzusetzen. In der Küche des anderen kannte er sich bereits gut aus und wusste, wo er die passenden Lebensmittel fand. Das Geburtstagsgeschenk für Levi legte er auf den Esszimmertisch an den Platz, an den sich dieser bisher jedes Mal bei ihren Treffen gesetzt hatte.

Als Eren alles vorbereitet hatte, hörte er auch schon Levis Schritte, die sich ihm näherten. Mit seinem breitesten Lächeln wandte sich Eren um und betrachtete ihn. Er sah unverschämt gut aus. Die Haare waren noch wirr von der Nacht, was Levis Aussehen etwas Wildes verlieh, der Oberkörper war unbekleidet und die Pyjamahose, die er trug, hing tief auf seinen Hüften und ließ erahnen, was sich darunter verbarg. Langsam schritt Eren auf ihn zu und nahm ihn bei den Händen.

„Happy Birthday, Levi!“, hauchte er ihm ins Ohr, „Ich habe uns Frühstück gemacht.“

Levi schaute sich verwundert um und entdeckte dann das kleine Päckchen, das auf dem Esszimmertisch lag.

„Ich... ähm, danke. Was ist das?“, fragte Levi und deutete nickend auf das Geschenk. Eren wurde verlegen. „Das ist dein Geburtstagsgeschenk von mir. Ich weiß, es ist dir nicht sonderlich wichtig und es war nicht so teuer, wie dein Geschenk an mich, aber ich wollte dir zumindest eine kleine Freude bereiten.“

„Darf ich es auspacken?“, wollte Levi wissen und Eren fiel auf, dass dieser dabei seltsam glücklich erschien.

„Ähm, ja, natürlich, deswegen liegt es ja da.“

Mit fließenden Bewegungen ging Levi auf den Tisch zu und hob vorsichtig das kleine Paket an. Beinahe zärtlich strich er über das Papier, bevor er langsam die Schleife öffnete und das Klebeband entfernte. Er warf einen zögerlichen Blick ins Innere und nahm das schwarze Stück Stoff heraus. Levi breitete es in den Händen aus und konnte nun erkennen, worum es sich dabei handelte.

„Ich hoffe, die Größe stimmt. Ich konnte ja nur schätzen.“, sagte Eren und kratze sich am Hinterkopf.

„Wo hast du den her?“, war Levis erste Frage.

„Oh, den habe ich bei Mikasa in Auftrag gegeben. Ist ein Einzelstück, das sie nach meinen Vorgaben angefertigt hat. Den Stoff hat allerdings sie ausgesucht. Mikasa kennt sich mit so etwas besser aus, als ich. Ich glaube, ich hatte das nie erwähnt, aber sie studiert Modedesign, und wie ich vor Kurzem erfahren habe, wird sie bald ihr eigenes Label gründen.“

Kurzerhand zog sich Levi den Pullover über den Kopf und der zarte Stoff schmiegte sich angenehm passend an seinen Körper an. Der V-Ausschnitt betonte seine kräftige, männliche Brust und der enge Schnitt brachte die gut trainierte Bauchmuskulatur zum Vorschein. Eren konnte nicht anders, als Levi anzustarren, so verführerisch war dessen Anblick.

„Er steht dir wirklich unglaublich gut.“, sprach er leise und schüchtern. Levi kam auf Eren zu und nahm ihn fest in die Arme. Er drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wange und sagte dann: „Vielen Dank, Eren. Es ist ein wunderbares Geschenk. Ich glaube, ich möchte den Pullover heute Abend auf der Feier tragen, wenn dir das recht ist.“ Als Levi sich löste, deutete er auf das kleine Symbol im Brustbereich des Pullovers. „Hat das eigentlich irgendeine Bedeutung?“

Eren erstarrte und ihm schoss sofort das Blut in die Wangen. Stotternd antwortete er: „Ähm, ja, hat es. Das ist das Markenzeichen von Mikasa. Aber die Geschichte dazu lässt du dir besser von ihr erzählen.“

Eren musste wieder darüber nachdenken, was Mikasa ihm vor ein paar Tagen offenbart hatte. Es war ihm immer noch unangenehm, dass die Person, die für ihn so lange wie eine kleine Schwester war, solche Gefühle für ihn gehegt hatte und es ihm nicht einmal aufgefallen war.

„Na, das muss ja eine wahnsinnig gute Geschichte sein, wenn du alleine beim Gedanken daran rot wirst.“, triezte Levi Eren, „Ich lass sie mir heute Abend gerne von ihr erzählen.“

Die Zeit bis zum Abend verbrachten die beiden mit der Vorbereitung der Feierlichkeiten am Abend. Zusammen bereiteten sie die köstlichen Speisen für die Gäste zu, schmückten die Wohnung, die bisher viel zu kahl und unpersönlich für Erens Empfinden war, und schenkten die Gläser für den Sektempfang ein. Es war bereits 17 Uhr, als sie mit allem fertig wurden, und die ersten Gäste würden in einer halben Stunde ankommen. Eren war ungemein gespannt auf die Mitarbeiter von Levi. Bisher kannte er nur Hanji persönlich, die er bereits in Herz geschlossen hatte, und er konnte nur hoffen, dass die anderen genauso liebevolle Menschen waren. Kaum beendete er diesen Gedanken, klingelte es auch schon an der Tür. Eren schnappte sich eines der Tabletts mit den Sektgläsern und begleitete Levi damit zur Eingangstür der Wohnung. Schon am schrillen Klang der Stimme, konnte er erkennen, wer der erste Gast war.

„Leeevi! Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz! Oh, und Eren! Wie schön, euch zusammen zu sehen! Du hättest dich ruhig mal melden können. Hab ja gar nichts mehr von dir gehört in der letzten Zeit.“

Beherzt nahm sie erst Levi und dann Eren in den Arm, bevor sie sich eines der vollen Gläser vom Tablett schnappte und einen kräftigen Schluck nahm. „Was habt ihr die letzten Wochen gemacht? Eren, du musst es mir sagen, Levi spricht ja nicht mit mir darüber.“, sprach sie weiter und warf Levi dabei einen gespielt beleidigten Blick zu. Eren konnte nicht anders, als zu lachen.

„Hanji, alles zu seiner Zeit. Jetzt komm erst einmal richtig rein und wenn wir später ein paar Minuten haben und es für Levi in Ordnung ist...“, Eren unterbrach den Satz, um diesen anzusehen und sich das Einverständnis vom ihm zu holen. Als Levi ihm zunickte, fuhr er fort: „Dann werde ich dir gerne berichten, was wir die letzten Wochen alles gemacht haben.“

Es dauerte nicht lange, dann trudelten auch die anderen Gäste nach und nach ein. Zuerst kamen Mikasa und Armin, die Levi eine teure Flasche Whiskey überreichten und ihm höflichen die besten Wünsche zum Geburtstag ausrichteten. Danach trat eine Gruppe von drei Männern und einer Frau ein, die Eren bisher nicht kannte. Sie stellten sich bei ihm als Eld, Oruo, Gunther und Petra vor und waren die bereits angekündigten Mitarbeiter von Levi. Der letzte Gast, der die Feier erreichte, war Erwin, den Eren bereits vom Namen her kannte. Dieser sah aus, als wäre er einem Modemagazin entsprungen. Eren schätze ihn wenige Jahre älter, als Levi. Er war groß und gut in Form. Die blonden Haare lagen perfekt und von den blauen Augen ging ein gefährliches Funkeln aus. Nachdem er Levi, seine Glückwünsche überbrachte, wandte er sich an Eren. „Hallo! Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Erwin, der Geschäftspartner von Levi. Und du bist...?“

„Eren. Freut mich.“, sagte dieser mit einem Lächeln.

„Eren, hm.“, erwiderte Erwin und senkte seine Stimme nun, „Levi hat nie von dir erzählt. In welchem Verhältnis steht ihr beiden denn zueinander?“

Autsch.

Die Aussage versetzte Eren einen Stich ins Herz. Ihm war Erwin von Levis Erzählungen bereits bekannt. Dass Eren im Gegenzug aber von Levi gegenüber diesem, wie es schien, nicht erwähnt wurde, machte ihm zu schaffen. Schließlich sagte Levi selbst, dass er Erwin zu seinen engsten Vertrauten zählte.

Ich bin Levis kleines, schmutziges Geheimnis.

Ihm war klar, dass er Erwin nicht die ganze Wahrheit über ihn und Levi erzählen konnte, wenn dieser bisher kein Wort über ihn verloren hatte, und so schluckte er seinen Schmerz hinunter und antwortete souverän: „Wir sind gute Bekannte. Levi und ich haben uns vor einigen Wochen kennen gelernt und seitdem hin und wieder getroffen.“ Eren sprach bewusst leise, damit Levi die Unterhaltung zwischen ihnen nicht mitverfolgen konnte.

„Oh, und das Mädchen und der blonde Junge dort, sind das deine Freunde?“, setzte Erwin das Gespräch fort.

„Um genau zu sein, meine Schwester und mein bester Freund, aber ja. Levi war so nett und hat sie auch eingeladen, damit wir Weihnachten nicht getrennt feiern müssen.“, antwortete Eren und blieb dabei weiter höflich, doch konnte er das ungute Gefühl, dass ihn bei Erwin überkam, nicht abschütteln. Dass Levi sich bei seinen anderen Gästen aufhielt und ihm keines Blickes würdigte, machte die Situation für ihn nicht leichter.

Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht? Er hätte nicht zu der Feier kommen sollen. Außer Hanji, Armin und Mikasa wusste niemand von ihm und Levi. Und was hätte er auch antworten sollen, wenn jemand gefragt hätte? Dass er Levis Toy Boy war? Sein Gelegenheitsfick? Eren kam sich unglaublich dumm vor.

Das alles war eine verdammte Schnapsidee!

„Entschuldige mich, Erwin. Ich muss kurz an die frische Luft. Ich glaube, der Sekt bekommt mir nicht.“

Mit diesen Worten ließ Eren ihn stehen und schlich sich, unbemerkt von den anderen, aus der Wohnungstür.



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