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Loveless

von

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Levi

Eineinhalb Wochen zuvor
 

Der Junge saß neben ihm im Wagen und starrte zum Fenster raus. Die Stimmung war so angespannt, dass man sie beinahe greifen konnte. Sollte er jetzt etwas sagen? Die letzte Nacht war atemberaubend. Immer wieder sah er das Gesicht des keuchenden Jungen vor sich und wie seine Augen vor Lust begannen, sich zu vernebeln. Lange hatte sich ihm niemand mehr so hingegeben. Er wirkte so zerbrechlich unter ihm. Und genau diese Zerbrechlichkeit stand Eren nun wieder ins Gesicht geschrieben. Levi wusste nicht, ob er etwas Falsches gesagt oder getan hatte, dass Eren nun so distanziert wirkte. Bevor er jedoch die Chance hatte, Eren zu fragen, was mit ihm nicht stimmte, verkündete dieser schon, dass er ihn hier raus lassen könnte. Eren verabschiedete sich kurz und knapp und verließ schnell das Auto.

„Das war es dann wohl.“, dachte sich Levi, „Den werde ich so schnell nicht wieder sehen.“

Er wendete das Auto und machte sich auf den Weg nach Hause. Hätte er ihn nach seiner Nummer fragen sollen? Tch, was hätte das gebracht. Am Ende hätte Eren das noch in den falschen Hals bekommen und geglaubt, dass aus den beiden 'mehr' werden könnte.
 

Zu Hause angekommen, erwartete Levi eine makellose Wohnung. Sie war groß, eigentlich zu groß für eine Person. Aber als Chef einer Firma, die ihr Geld damit erwirtschaftet, maroden Firmen Buisiness-Pläne zu verkaufen, um diese wieder auf einen grünen Zweig zu bringen, ziemte es sich wohl nicht, eine kleine 2-Zimmer-Wohnung zu beziehen.

Er ging in die Küche und setzte heißes Wasser auf. Die Nacht war kurz, wie eigentlich jede, und er bräuchte dringend etwas Koffein in Form von Schwarztee, um den Rest des Sonntages zu überstehen. Mit dem Tee in der Hand, setzte er sich alleine an den großen Esstisch. Wieso er diesen hatte, wusste er selbst nicht. Er hatte selten Besuch, und wenn waren es nur sein Geschäftspartner Erwin Smith, oder seine verrückte beste Freundin Hanji. In dem Moment begann sein Smartphone in der Jackentasche zu vibrieren. Er warf einen kurzen Blick auf das Display.

„Kann die Gedanken lesen?“

„Hanji! Was gibt es?“

„Leeevi, mein Schatz! Wie geht es dir? Du warst letzten Abend plötzlich verschwunden. Wo warst du? Hast du wen kennen gelernt?“

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht, Vierauge.“

„Nun sei doch nicht gleich so. Also, was hast du gemacht, nachdem du mich und Erwin alleine zurück gelassen hast?“

„Ich bin zu den Toiletten gegangen.“

„Aber da hast du doch nicht den ganzen Abend verbracht. Nun lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen!“

„Tch. Na gut, wenn du es unbedingt wissen willst: Ja, ich habe jemanden kennen gelernt. Und nein, ich werde dir keine Details erzählen.“

Kurz war es stumm in der Leitung, bevor von Hanji ein lauter Schrei ertönte, der Levi zusammenzucken und beinahe dafür sorgte, dass er sein Smartphone fallen ließ.

„Wer ist es? Sieht er gut aus? Trefft ihr euch wieder? Ich will alles wissen! ALLES!“

„Nun mach mal halblang, Hanji. Ja, er sieht gut aus. Du wirst ihn nicht kennen. Hab ihn auch zum ersten Mal im 'The Wall' gesehen. Er ist jünger, vermutlich Student oder so, er erwähnte jedenfalls etwas von Semesterferien. Und nein, vermutlich werde ich ihn nicht wieder sehen. Mehr, als seinen Vornamen, habe ich nämlich nicht.“

„Oh.“, ertönte es vom anderen Ende der Leitung, „Levi, ich komm vorbei.“

„Was? Nein! Jetzt bleib mal ganz ruhig. Du tust so, als wäre das der erste Kerl, den ich abgeschleppt hätte.“

„Ja, aber über die anderen hast du nicht so viel geredet.“

„Was war bitte ihre Definition von 'viel'?“

„Na schön, du lässt mir ja eh keine Ruhe. Sei in einer halben Stunde hier.“

„Versprochen! Bis gleich, mein Schatz!“

„Tch. Bis dann.“, sagte er und beendete damit das Gespräch.
 

Genau eine halbe Stunde später klingelte es an der Tür.

„Leeevi, mach schon auf!“, hörte er es schreien. Er ging zur Tür und öffnete sie langsam. Vor ihm seine beste Freundin, die, wie immer, ihre schreckliche Brille und Pferdeschwanz trug.

„Hanji, du kannst hier nicht so herumschreien! Irgendwann kriege ich wegen dir noch eine Abmahnung wegen Ruhestörung.“

„Das ist doch jetzt völlig egal! Ich will alles von letzter Nacht wissen!“

„Da gibt es nicht viel zu sagen, jedenfalls nicht viel, was ich dir sagen will.“

„Oh, Levi, bitte!“

„Tch. Na schön. Der Junge heißt Eren, ist 21 und ich hab ihn auf dem Weg zur Toilette kennen gelernt, als er mir quasi in die Arme lief. Reicht dir das?“

„Natürlich nicht!“

Levi seufzte.

War ja klar.

„Er hatte wohl eine unschöne Begegnung mit seinem Exfreund. Es ging ihm nicht gut, wollte sich wohl auf der Toilette verstecken oder so, jedenfalls kam er gar nicht erst bis dahin, denn er ist davor in mich herein gelaufen und hat mein Getränk verschüttet. Er sah aus, wie ein Häufchen Elend, da habe ich ihm meine Hilfe angeboten. Wir kamen ins Gespräch und eins führte zum anderen... Tch, wieso erkläre ich dir das überhaupt?!“

Er blickte ins Gesicht seiner besten Freundin, die ihn mit leicht geöffnetem Mund und weit aufgerissenen Augen anstarrte.

„Geht es dir gut, Hanji?“

Konnte er da einen Speichelfaden an den Mundwinkeln der Frau herab hängen sehen? Ekelhaft!

„Was? Ja! Oh Levi, das ist fabelhaft! Ich freu mich so!“

„Hanji, du verstehst das falsch. Das war eine einmalige Sache. Du kennst mich und weißt, dass ich nicht mehr will.“

„Nein, Levi, ich kenne dich und weiß, dass du GLAUBST, dass du nicht mehr willst.“

„Tch. Als ob ich ein Beziehungsmensch wäre. Du kennst meine Vergangenheit. Was glaubst du, wer noch bei mir bleiben wollen würde, wenn er das alles wüsste?“

„Ich bin noch bei dir.“

„Ja, aber wir führen auch keine Beziehung. Außerdem sagte ich bereits, dass ich keine Daten von dem Jungen habe. Ich weiß nicht mal, wie ich ihn wiederfinden sollte, selbst wenn ich das wollte.“

„Das lass mal meine Sorge sein. Wenn du den Jungen wiedersehen willst, helfe ich dir dabei. Gib mir einen Computer, ein bisschen Zeit und ich kann jeden ausfindig machen.“, sagte Hanji mit einem Augenzwinkern.

„Du lässt mir doch eh keine Ruhe, bis du den Jungen gefunden hast, stimmt's?“

„Ganz genau. Und nun entschuldige mich, ich mach mich an die Recherche.“
 

So schnell, wie sie gekommen war, so schnell verschwand Hanji auch wieder. Wenn die Frau sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte man sie eh nicht mehr davon abbringen, weswegen Levi jeden Widerspruch bereits aufgegeben hatte. Und so, wie er die Computerkünste seiner Freundin kannte, hatte sie den Eren in spätestens zwei Tagen ausfindig gemacht. Aber dann stellte sich immer noch die Frage, ob er das überhaupt wollte. Klar, der Junge und die gemeinsame Nacht waren heiß und gegen eine Wiederholung hätte er nichts, aber würde er Eren damit falsche Signale senden, wenn er plötzlich vor ihm auftauchte? Außerdem schien dieser immer noch unter der Trennung zu leiden. Wenn Eren gerade so verletzlich war, war es dann nicht noch wahrscheinlicher, dass er sich an ihn klammern würde?

„Tch. Ich muss aufhören, mir über das Balg den Kopf zu zerbrechen. Zum Glück geht morgen die Arbeit wieder los.“

Der Sonntag zog sich hin und obwohl Levi versuchte, den Kopf frei zu bekommen, wanderten seine Gedanken doch immer wieder zu dem Jungen und seinen schönen, grün-blauen Augen, die ihn so verletzlich ansahen.

Wenn er vielleicht doch noch einmal mit ihm schlafen würde? Nur um ihn aus dem Kopf zu bekommen? Dann würde er bestimmt merken, dass er sich völlig falsch an die letzte Nacht erinnerte. Dass die Augen doch nicht so schön waren. Und der Mund und die Zunge des Jungen nicht so wahnsinnig geschickt mit seinem Schwanz umgingen. Dass sich die Hände des Jungen nicht so unglaublich an seinem Körper anfühlten, dass jede Stelle, die er damit berührte, drohte, Levi zu verbrennen. Was konnte schlimmstenfalls passieren?!
 

Am Dienstag erhielt er einen Anruf von Hanji.

„Leeevi! Ich hab ihn! Ich hab deinen Schnuckel ausfindig gemacht!“

„Was? Wie?“

„Naja, du sagtest ja, dass du vermutest, dass er Student ist. Also hab ich mich in die Server der örtlichen Unis eingehackt und Taa-Daa! Es gab nicht viele Studenten mit dem Vornamen. Und von denen war auch nur einer 21 Jahre alt. Dein Liebling ist Medizinstudent im 5. Semester. Ausgezeichnete Noten übrigens, bis auf dieses Semester. Und sein Nachname ist Jäger. Ich hab dann auch noch sein Facebook-Profil gefunden. Den Link habe ich dir schon geschickt. Schau gleich mal nach, ob wir wirklich den Richtigen erwischt haben.“

„Moment, Moment! Du hast was getan? Hanji, das ist illegal!“

„Weiß ich doch, mein Schatz, aber für dein Glück nehme ich die Konsequenzen gerne in Kauf. Nun schau schon, ob er es wirklich ist.“

Levi nahm das Smartphone vom Ohr und so sogleich die Nachricht von Hanji mit dem Link, den er sofort öffnete.

„Volltreffer!“, gab er knapp von sich.

„Oh, ich wusste es! Levi, das ist so ein Süßer! Du musst dich wieder mit ihm treffen. Und sei es nur wegen mir. Biiiitte!“

„Ich schau, was ich tun kann. Aber gib mir noch Zeit, die Sache zu überdenken.“

Eigentlich wusste Levi längst, dass er nicht lange nachdenken musste. Er wollte den Jungen noch einmal sehen, mit ihm schlafen, und ihn damit hoffentlich erfolgreich aus seinen Gedanken verbannen. Er wusste aber auch, dass er vorsichtig sein musste, dem Jungen keine falschen Hoffnungen machen durfte und seine Absichten von vorne herein deutlich zu äußern hatte.

„Hanji, ich lege jetzt auf.“, sagte er schnell, und beendete so den Anruf, ohne auf ihre Antwort zu warten.

Levi fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Ein Plan musste her, und zwar ein guter. Wo und wann könnte er den Jungen abfangen? Die Uni, die dieser besuchte, war zu groß und unübersichtlich. Möglicherweise wäre er am Wochenende wieder im 'The Wall'? Aber wenn Eren da wieder dieses gruselige Mädchen bei sich hätte, könnte er sich seinen Plan abschminken. Die würde ihm noch an die Gurgel gehen, wenn sie hört, was er mit dem Jungen vorhatte. Gab es nicht noch einen anderen Ort, der nicht so voll und überlaufen war und an dem er den Jungen alleine abpassen konnte?
 

Die Tage vergingen und Levi hatte immer noch keine Idee, wie er den Jungen wiedertreffen könnte. Am Sonntag, eine Woche nach ihrer letzten Begegnung, rief er erneut das Facebook-Profil des Jungen auf. Vielleicht gab es dort ja noch einen Anhaltspunkt? Und tatsächlich, da stand die Antwort auf seine Frage. Vielleicht hatte er es beim letzten Mal nicht gesehen, vielleicht war die Angabe auch neu, aber im Profil des Jungen war eine Arbeitsstelle angegeben. Ein kleiner Buchladen in der Nähe des Ortes, an dem er Eren damals abgesetzt hatte. Der Junge würde dort leicht auszumachen sein und mit Glück würde er ihn auch alleine erwischen.
 

Gleich am Montag machte sich Levi nach der Arbeit auf den Weg zu Erens Arbeitsstelle. Doch anstelle des Jungen, fand er dort nur eine ältere Dame vor.

„Entschuldigen Sie!“, sprach er sie an, „Arbeitet ein junger Mann namens Eren Jäger auch hier?“

„Oh ja, aber heute hat er keine Schicht. Morgen ist er wieder da, so ab 15 Uhr. Kann ich ihm etwas von Ihnen ausrichten?“

„Nein, haben Sie vielen Dank. Ich würde das gerne persönlich mit ihm klären. Und sagen Sie ihm bitte nicht, dass ich nach ihm gefragt habe.“

„Hat der Junge etwas ausgefressen?“

„Oh nein, alles in Ordnung. Es ist nur etwas Persönliches. Vielen Dank noch einmal für die Information!“

Levi konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Was war nur los mit ihm? Aber nun hatte er einen Plan. Morgen um 15 Uhr würde er Eren treffen. Und dann würde sein merkwürdiges Verhalten hoffentlich ein Ende finden.



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