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Der letzte Schnee

to fall in love, for the first time (Kusanagi x Yuzuriha)
von

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Einmal im Leben richtig verliebt sein ...


 

Das Leben ist zu kurz, um Sehnsüchte zu unterdrücken,

Leidenschaft nicht auszuleben und Gefühle zu verstecken.

~*~
 

Yuzuriha Nekoi stand kurz vor ihrem fünfzehnten Geburtstag und wusste nicht, wie es war verliebt zu sein. Sie hatte von der Liebe gelesen, sie in Filmen und Serien verfolgt, doch niemals hatte sie selbst diese „Hummeln im ganzen Körper“ gespürt, so wie ihre Großmutter das Verliebtsein immer beschrieben hatte.

Wenn sie an das Wort Liebe dachte, flogen ihr so viele Bilder vor Augen. Es war ein Meer aus Farben, welche sie nicht definieren konnte. Eine Wiese voller Blumen, die sie alle nicht kannte. Ein See, voller Wasser, in welchem man sich nicht spiegeln konnte. Das einzige was man sah, war ein Gesicht voller Wärme, doch es war nicht das eigene. Wie oft hatte sie davon geträumt mit Inuki durch einen endlos langen Wald zu spazieren und dann von einem Moment auf den nächsten hatte jemand ihre Hand gepackt. Jemand der ihr Gänsehaut über den ganzen Körper bereiten konnte, jemand der lachend nach ihrem Hund rief, ohne sie für verrückt zu erklären. Denn Inuki war längst kein Geist mehr für ihn, sondern ein Tier aus Fleisch und Blut. Er konnte ihn sehen, so wie nur sie ihn sonst sehen konnte.

Dieser wunderschöne Traum trieb ihr jedes Mal aufs Neue Tränen in die Augen, denn er erschien so unfassbar weit weg. So unerreichbar.
 

Bis zu jenem Tag, als sie ihn endlich traf.

Er hatte haselnuss-braune Augen, dichtes, dunkles Haar, war schätzungsweise drei Köpfe größer als sie und mindestens fünf Jahre älter als sie. Er war muskulös, hatte meistens eine Zigarette im Mundwinkel und ein Klang von Vogelgezwitscher schien ihn ständig zu begleiten. Seine Haut war sanft gebräunt, sein Oberkörper schien aus Stahl zu sein, und wenn sie besonders aufmerksam war, konnte sie sehen, wie unter seinen Fingerspitzen die Erde bebte. Er war ein Erdbendiger. Er war ein Erddrache, er war ihr Feind.

Sie versuchte es sich jeden Tag aufs Neue einzureden, dass es falsch war ihn ständig zu beobachten. Ihm ständig zu folgen. Er war gefährlich, er konnte sie jederzeit töten. Eines Tages würde er dies mit Sicherheit tun, doch Yuzuriha hoffte jede Minute aufs Neue, dass ihr noch etwas Zeit blieb, ihn einfach anzusehen. Wenn auch nur aus der Ferne, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Ihr Herz trommelte wie wild gegen ihre Brust. Zuerst hatte sie es für Furcht gehalten. Der Tag, an dem sie ihm zum ersten Mal begegnet war, hing fest in ihren Gedanken. Er hatte ihren Hund gestreichelt, ihn gelobt, was für ein schönes Tier er doch sei. Kamui, der neben ihr gestanden hatte, war von Sekunde zu Sekunde bleicher geworden. Geschockt hatte er den Mann angesprochen, was er wolle, wer er sei. Sie dagegen hatte sich insgeheim nur darüber gefreut, dass dieser seltsame Riese ihren Inuki berührt hatte. Doch ein unerklärlicher Instinkt hatte ihr signalisiert, dass hier etwas nicht stimmte. Nur Himmelsdrachen konnten Inuki sehen ... oder andere Menschen, die etwas mit dem Ende der Welt zu tun hatten. Und dieser Mann war kein Himmelsdrache. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie es direkt gewusst hatte, aber vielleicht war auch dies eine Gabe, die ihr einfach geschenkt wurde. Frech hatte sie ihn aufgefordert Kamui eine Antwort zu geben. Er hatte nur ein Lächeln dafür übrig, hatte die Zigarette auf seiner Hand ausgedrückt und gefragt „Stimmt etwas nicht mit meinem Gesicht?“
 

Vermutlich hätte sie spätestens dann einen Bannkreis errichten sollen. Versuchen sollen ihn zu töten, aber sie tat es nicht. Sie konnte es nicht. Immer noch hatte ihr Herz nicht aufgehört zu rasen, und dieses Herzrasen hielt an. Jedes Mal, wenn sie ihn sah, jedes Mal, wenn sie nur an ihn dachte. Sie hatte Kamui versichert diesen Mann im Auge zu behalten ... reiner Egoismus. Jede Nacht träumte sie von ihm. Wie er ihr die Kehle aufschlitze, wie er Inuki alle Beine brach ... doch immer wenn sie dachte, sie würde nun sterben, spürte sie plötzlich weiche Lippen auf ihren. Hitze stieg in ihr auf, neues Leben drang durch ihren Körper. Zwischen ihren Beinen kribbelte es. Ein unbekanntes Gefühl durchzog ihren ganzen Körper... bis in jede Faser ihrer Haut. Ständig wachte sie morgens mit einem hochroten Kopf auf, alles um sie herum drehte sich. Manchmal wünschte sie sich nie wieder aufzuwachen, für immer zu schlafen. Für ewig zu träumen ... bis ans Ende der Zeit bei ihm sein ...

Zum ersten Mal in ihrem Leben zweifelte Yuzuriha daran, ob das Leben an sich schöner war als der Tod. Konnte man den Tod nicht als einen ewigen Schlaf bezeichnen? Vielleicht konnte man dann endlich dort sein, wo man wollte? Bei jenem Menschen sein, von dem man andauernd träumte? Lag der Schlüssel zum Glück in der Erlösung einfach zu sterben? Sie wusste von Geburt an, dass sie bestimmt war ein Himmelsdrache zu werden. Der Tod schlich hinter ihr her, wie ihr eigener Schatten.
 

Um sich abzulenken, verknüpfte sie sogar ihre Schularbeiten mit ihrem Herzschmerz. Sie durchforstete die griechische Mythologie nach jedem Gott, der zu ihm passen könnte. Meist waren es nur weibliche Götter, die ihn widerspiegeln konnten. Zum einen gab es da Demeter, die Göttin der Fruchtbarkeit, der Erde und des Ackerbaues. Er konnte sicher den Menschen nützlich sein mit seiner einzigartigen Gabe, die Erde zu kontrollieren. Genau wie sie einst vor Jahrtausenden. Als zweites kam ihr Gaia, Göttin der Erde, eine Muttergöttin, in den Sinn. Erst nach Stunden fiel ihr auch endlich jemand Männliches ein. Dionysos, Gott des Weines und der Naturkraft. Und je mehr sie über die alten Götter und ihre Bedeutung nachdachte, umso mehr konnte sie verstehen, warum das Schicksal ihn zu den Erddrachen gesandt hatte. Er war ein Bote der Natur, er wollte sie bewahren. Die Menschheit hatte die alten Götter vergessen, so auch Flora und Fauna, die einst der Welt Leben geschenkt hatten. Die Natur machte die Welt zu einem schöneren Ort. Voller Farben und Gesang. Unbewusst erinnerte sich Yuzuriha an ein Kinderlied, welches ihr ihre Großmutter immer vorgesungen hatte zu Frühlingsbeginn. Es hieß ‚Alle Vögel sind schon da‘, hier in Japan war es nicht allzu sehr bekannt gewesen. Sein Ursprung lag in Deutschland.
 

Als das Lied zu Ende spielte, legte sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Morgen würde sie ihn wiedersehen. Morgen würde sie endlich diese rehbraunen Augen wiedersehen ...

Mit jeder Faser seines Gesichtes, an die sie sich erinnern konnte, versank sie ins Tal der Träume. Inuki kuschelte sich unbemerkt an sie und hob besorgt ein letztes Mal seinen Kopf, ehe auch er langsam einschlummerte.
 

~*~
 

Diese Menschenmassen waren eine Qual. Jeden Tag aufs Neue quälte sich der große Mann durch die Straßen. Kusanagi blickte Richtung Himmel und seufzte. Er lag deutlich über dem Durchschnitt eines normalen Japaners. Was Größe, Breite und Gewicht anging. Schon immer hatte er eine gute Veranlagung gehabt, doch die harte Zeit beim Militär hatte ihn geschult. Sein Körper war hart wie Stahl und seine Oberarme glichen denen eines Bodybuilders aus Amerika. Wie hieß dieser Typ noch gleich, der es vom Strand zum Filmset geschafft hatte? Arni? Arnold Schwarzenegger? Vielleicht hätte er es auch eines Tages geschafft, wäre da nicht diese klitzekleine Angelegenheit zwischen ihm und dem Weltuntergang. Er wusste was die Zukunft brachte, also brauchte er sich gar nicht bemühen erfolgreich zu werden. Nicht, dass er jedem Menschen auf dieser Welt den Tod wünschte, doch er hörte die Schreie der Erde tagtäglich. Auch einer seiner Gaben, die er am liebsten verdrängt hätte. Seine Kräfte waren eng verbunden mit der Natur und all ihrem Leben darin. Vermutlich würde man ihn für verrückt erklären, wenn er behaupten würde, dass er wüsste was ein Baum gerade fühlte. Kurz entglitt ihm ein Lachen. Die Menschheit hatte wohl vergessen, dass diese wunderbare Welt nicht nur ihnen gehörte.

Kusanagi durchzog eine Gänsehaut als er plötzlich die Anwesenheit eines Himmelsdrachen spürte. Er wusste genau, welcher von ihnen es war. Ihr Geruch durchströmte seine Nase, schon seit Wochen hatte er diesen Duft ständig gerochen. Sie verfolgte ihn, doch trat niemals ins Licht. Wollte sie ihn solange verfolgen bis der richtige Augenblick kam ihn zu vernichten? Glaubte sie wirklich sie würde ihn schlagen? Vermutlich war dieses Mädchen die jüngste der Himmelsdrachen. Er schätze sie auf keine sechzehn. Sie war niedlich und auch er konnte einen Hauch von Mitleid in sich spüren, da sie eigentlich noch ihr ganzes Leben vor sich hatte. Doch was konnte ihr diese verdreckte Welt in Zukunft noch bieten?
 

Zunächst lief er weiter durch die Menschenmassen, blickte stur nach vorne, doch in Gedanken ratterte es. Er versuchte sie aus dem Einkaufstrubel zu zerren, es war eine stupide Falle, der sie anscheinend nicht gewachsen war. Denn sie folgte ihm ohne Wenn oder Aber. Kusanagi bog in eine Seitengasse ab und lehnte seinen Rücken dicht an die nächste Hauswand. Dann zog er die Luft ein bis er ihren Geruch witterte. Mit einem Ruck hatte er ihren Unterarm gepackt und ihr Fliegengewicht flog durch die Luft. Er presste das junge Mädchen an die Wand, an der er zuvor gelauert hatte. Seine Arme ergriffen ihre Handknochen und drückten sie links und rechts an den harten Stein. Ihre Augen waren weit aufgerissen und Schweiß lief über ihre Stirn.
 

„Warum verfolgst du mich seit Wochen? Sprich Himmelsdrache“, raunte er gegen ihre Lippen. Heißer Atem streifte seine Wange. Ihre Brust bewegte sich schnell, ihr Atem raste. Im Blau ihrer Augen sammelte sich Wasser, als ob der Ozean auslaufen würde. Kusanagi zuckte zusammen, lockerte automatisch seinen Griff, ohne zu wissen warum. Normalerweise wurde er niemals schwach, doch ihre unschuldigen Augen ließen ihn zweifeln.

Einige Sekunden starrte er sie einfach nur an, bis ihr Puls sich beruhigte, dann legte er seine Finger um ihr Kinn und zog sie etwas zu sich.

„Kannst du nicht reden oder willst du nicht reden, meine Kleine?“ gab er erneut in einem düsteren Ton von sich.
 

„Es ... tut mir leid“, stammelte das junge Mädchen fast hilflos. Kusanagi hob eine Augenbraun.

„Was tut dir leid?“, frage er leicht genervt und verfolgte mit seinen Augen die Umrisse ihrer Lippen.

„Dass ich Sie verfolgt habe, ich wusste nicht, dass Sie es immer mitbekommen haben.“

„Ich bin ein Auswählter wie du, also was hast du erwartet?“

„Ich weiß es nicht ....“

„Hast wohl gedacht, ihr Himmelsdrachen seid schlauer als wir Erddrachen, mh?“

„Nein ... ich wollte nur in ihrer Nähe sein.“
 

Verwirrt runzelte Kusanagi die Stirn. Eine solche Antwort war mehr als irritierend. Warum sollte sie ausgerechnet in seiner Nähe sein wollen? Oder war das ein Trick, um ihn aus der Bahn zu werfen? Wieder blickte er forschend in ihr Gesicht. Noch nie hatte er einen derartigen Blick gesehen. In ihrem Ausdruck lag so viel Scham, Ehrlichkeit und fast ein Stück Sehnsucht. Als er eher unbewusst als bewusst mit dem Daumen ihre Lippen streifte, vernahm er ein leises Seufzen, welches ihn noch mehr verwirrte.

Dass sie log schloss er darauf hin vorerst einfach aus.

„Wieso sollte so ein junges süßes Mädchen in meiner Nähe seinen wollen? Besonders wenn sie zudem mein Feind ist?“

Das „süß“ rutschte ihm einfach so raus, was ihn im Nachhinein verärgerte , doch ihre Antwort ließ ihn erstarren.
 

„Weil ich immer zu an Sie denken muss, seit wir uns das erste Mal begegnet sind, damals auf dem Stadtplatz.“ In ihrer Stimme lag die reine Wahrheit und er erschauderte.
 


 

~*~

Ich fühl mich jung und du dich alt

So fallen wir um, und fehlt der halt

Wir müssen uns bewegen, ich bin dafür, du dagegen

Wir gehen auf anderen Wegen

Mein Herz schlägt schneller als deins

Sie schlagen nicht mehr wie eins

Wir leuchten heller allein

Vielleicht muss es so sein

~*~
 

Der Himmelsdrache erwachte mit leichten Kopfschmerzen. Leicht blinzelnd blickte Yuzuriha umher. Noch verschwamm alles vor ihren Augen. Sie roch einen unbekannten Duft. Als sie klarer sehen konnte, stockte für kurze Zeit ihr Atem. Nichts in diesem Raum war ihr bekannt. Kein einziges Möbelstück, kein einziger Gegenstand. Rasch richtete sie sich auf, blickte noch einmal wie wild umher, bis ihre Augen plötzlich ein Bild entdeckten. Es hing direkt neben ihr an der Wand. Es war eine Fotografie. Sie zeigte die Gestalt des Mannes, der ihr solches Herzklopfen bereitetet hatte. Ein Schriftzug mit seinem Namen stand darunter: Kusanagi Shiyu. Es war eine Art Auszeichnung vom Militär vermutete Yuzuriha und ein Lächeln zauberte sich auf ihr Gesicht. Langsam erinnerte sie sich an die vergangenen Stunden. Sie hatte ihn verfolgt, er hatte sie bemerkt. Er hatte sie festgehalten, sie ausgefragt, sie hatte ihm ehrlich geantwortet, danach wurde alles schwarz. Doch sie war nicht tot oder war das hier der Himmel?

Sie zuckte zusammen als sie ein Klappern aus dem Nebenraum hörte. Jetzt erkannte sie den Geruch, es war Tee. Erdbeer-Sahne riet sie ins Blaue hinein.
 

Einige Sekunden später polterte der gutgebaute junge Mann in das Schlafzimmer und stellte zwei Teetassen etwas ungeschickt am Rand der Kommode ab. Yuzuriha musste kichern. Er sah so verdammt niedlich aus. Es passte nicht zu seiner Statur und seinem Wesen Hausfrauendinge zu erledigen, dennoch hatte er ihr Tee gebracht ... vielleicht war dies doch der Himmel? Ihr Himmel?
 

„Kleines Fräulein“, raunte Kusanagi mit tiefer Stimme und platzierte sich an den Rand des Bettes.

„Ich hoffe dein Kopf tut dir nicht zu sehr weh, aber deine Worte haben mich wohl zu einer Überreaktion veranlasst“, gab er so kühl wie möglich von sich. Yuzuriha hielt sich eine Hand vor den Mund und kicherte weiter, was ihn kurz aufbrummen lies.

„Ich hatte mit schlimmerem gerechnet. Immerhin sind Sie ein Erddrache“, gab sie abermals ehrlich von sich und griff nach dem Tee. Himbeer-Sahne, fast richtig geraten.
 

„Im Normalfall hätte ich dich auch eigentlich sofort umbringen müssen“ grummelte Kusanagi vor sich hin und nippte an der Tasse. Der Tee war noch heiß und er zuckte kurz auf. „Warum haben Sie es nicht getan?“ erkundigte sich der Himmelsdrache und schlürfte daraufhin an seinem Teebecher. Kusanagi verzog leicht wütend das Gesicht.

„Ich weiß es nicht.“

Yuzuriha beobachtete seine Gesichtszüge genau. Sie wusste, dass er jederzeit seine Tat vollenden konnte, und ihn davon auch nicht viel abhielt. Ob er sich doch durch ihre Worte geschmeichelt gefühlt hatte? Hatte er nun Zweifel, so ein junges verliebtes Mädchen umzubringen? Er wirkte so hart und unnahbar, und dennoch strahlte er eine Wärme aus, die sie kaum beschreiben konnte. Obgleich sie kaum ein Wort mit ihm gewechselt hatte, wollte sie in seinen Armen liegen. Seinen Körper dicht an ihrem spüren, jeden einzelnen Muskel unter seiner Haut ertasten ...

Bei jenem Gedanken wurde sie rot und schaute verschreckt in ihre Teetasse. Obwohl sie so offen mit ihren Gefühlen umgegangen war, durchzog sie nun eine Schamesröte.
 

„Du solltest so schnell wie möglich gehen, wenn es dir besser geht“, durchzog seine Stimme den Raum und ihr Magen verkrampfte sich. Tränen schossen in ihre Augenhöhlen, doch sie versuchte sie mit aller Kraft zu unterdrücken. Ihr Herz pochte wie wild gegen ihre Brust. Das Ende der Welt stand bevor, sie durchflog eine Phase ihres Lebens wie im Schnelllauf. Die Phase, in der man erwachsen wurde, in der einen die Gefühle überschwemmten. Chaos war alles was sie noch fühlte. Sie biss sich auf die Unterlippe.
 

„Was wenn es mir nur besser gehen würde, wenn ich bei Ihnen bleiben dürfte?“, entkam es ihr leise und ihre blauen, wässrigen Augen sahen ihn scheu an.
 


 

~*~

Mit deinen blauen Augen

Siehst du mich lieblich an,

Da wird mir träumend zu Sinne,

Daß ich nicht sprechen kann.

An deine blauen Augen

Gedenk ich allerwärts;

Ein Meer von blauen Gedanken

Ergießt sich über mein Herz.

~*~
 

„Bist du dir sicher? Du weißt, dass ich dich töten werde“, wisperte seine Stimme kühl gegen ihr Ohr. Seine Lippen zogen hauchzarte Küsse über ihre Wange bis zu ihrer Nasenspitze. Das Mädchen unter ihm hatte keine Furcht. Eine Gänsehaut durchzog seinen Körper als ihre kleinen, schmalen Finger über seinen Rücken wanderten und ihn dann nur fester hinab drückten. Sacht stützte er sich links und rechts von ihr ab, da er glaubte sie würde an seinem Gewicht zerbrechen. Doch ihre Beine spreizten sich, sodass er in sie fiel. Rasch umschlang ihr rechtes Bein sein Gesäß, als ob sie ihn gefangen nehmen wollte.

„Wenn mein fünfzehnter Geburtstag der letzte sein sollte, den ich noch erlebe, dann soll mein größter Wunsch vorher noch in Erfüllung gehen.“ Ihre Stimme war ein Flüstern, doch es durchzog Kusanagi mit einem Schauer. Einem Schauer des Schreckens und der Lust. Die bittere Wahrheit konnte er ihr so oft wie möglich vor Augen halten, es kümmerte sie nicht. Vielleicht faszinierte ihn gerade diese Eigenschaft von ihr so besonders.

Als er sie weiter den Hals hinab küsste, entkam ihr ein Stöhnen. Ihr Oberteil war schon auf dem Teppich gelandet, ihr BH geöffnet. Vorsichtig streifte er ihn nach oben. Ihre kleinen Knospen waren hart vor Erregung. Als seine Zunge ihre Nippel abwechselnd streifte, drückte sie sich ihm noch mehr entgegen. Mit einer Hand glitt er unter ihren Rock, strich leicht über ihre Blüte, um zu wissen wie bereit sie war. Er wusste egal wieviel Honig sie absonderte, in dieser Lage würde es sie nur unnötig schmerzen. Mit einem Ruck hatte er sie gepackt, ließ sich nach hinten fallen und lud sie auf seine Hüften. Seine großen Hände legten sich auf ihre Wangen. Sie sollte selbst bestimmten wann sie sich auf ihn setzen wollte und wie tief er in sie eindringen sollte. Immerhin vergaß ein Mädchen sein erstes Mal niemals ... zumindest hatte er das immer gelesen. Auch wenn sie ein Himmelsdrache war und er den Drang verspürte sie umzubringen, so wollte er nicht das man ihr vorher weh tat. Nicht mal er selbst sollte sie quälen. Sie sollte glücklich sein vor ihrem Tod.
 

Er wusste nicht wieso er sie vor ein paar Wochen nicht einfach getötet hatte. Vielleicht waren es ihre Augen gewesen. Ihre unschuldigen blauen Augen. Selten hatte er solch ein merkwürdiges Gefühl gehabt, doch sein Handeln wurde wie von magischer Hand selbst ausgeführt. Eventuell war manches eben doch Schicksal? Er wusste es nicht, und er würde es vermutlich auch niemals erfahren, doch eines konnte er mit Sicherheit sagen: Die Welt würde untergehen. Die meisten der Himmelsdrachen waren bereits besiegt. Wenn Kamui fallen würde, wäre alles auf einen Schlag vorbei. Vielleicht gab es eine Chance sie einfach so sterben zu lassen ... ohne ihr wirklich weh zu tun ... sein Blick fiel aus dem Fenster. Ihr Blick folgte ihm, dann lächelte sie.

„Der letzte Schnee“, murmelte glücklich. Ob sie damit meinte, dass der Frühling nun bald beginnen würde oder sie zum letzten Mal zusehen würde, wenn es schneite, wusste er nicht. Doch er fragte auch nicht nach. Stattdessen zog er sie wieder zu sich hinab und strich durch ihr seidiges Haar. Sie kicherte, dann versank sie in seinen Armen. Heute Nacht, ein allerletztes Mal, würde sie bei ihm sein. Ganz nah.
 


 

Das Jahr kennt seinen letzten Tag,

... und du kennst deinen nicht.

~*~
 

Die Welt stand in Flammen. Gebäude fielen zusammen. Die Erde bebte. Der Himmel hatte sich ein letztes Mal verdunkelt, bevor er sich wieder befreiend öffnen würde. Diese Welt würde sich heute Nacht von all den Qualen befreien, die sie schon seit Jahrhunderten auf sich geladen hatte. Die Menschheit würde fallen, die Natur würde siegen.

Mit Tränen in den Augen stand Yuzuriha am Abgrund eines Hochhauses. Ihr Schwert war in zwei Hälften gebrochen. Sie wusste, was dies bedeuten würde: Inuki war gestorben. Ein blaues Licht umhüllte das silberne Metall, dann verwandelte es sich zurück in tierisches Fleisch. Das junge Mädchen sank auf die Knie, griff nach dem weichen Fell ihres Hundes. Sie wusste doch schon die ganze Zeit, dass es so enden konnte, warum tat es trotzdem so unendlich weh? Ihr Kopf versank in dem Pelz des Tieres. Ihre Traurigkeit nahm kein Ende.
 

Dann zerschmetterte etwas, oder gar jemand, den Boden unter ihren Füßen. Einer der letzten Erddrachen hatte ihren Beinkreis beinahe zerstört. Sie fiel vom Dach und Inuki schoss in die andere Richtung. Sie schrie nach ihm, wollte nach ihm greifen, doch er flog in eine völlig andere Ecke des Grabens, der nun entstanden war. Rasch schloss sie ihre Augen, da sie den tiefen Abgrund, in den sie stürzte, nicht sehen wollte. Ohne Inuki war das Leben sowieso sinnlos. Und nun würde auch sie diese Welt verlassen.
 

Doch spürte Yuzuriha keinen harten Aufprall oder weitere Schmerzen. Sie konnte Wärme vernehmen, einen starken Arm der sie auffing und sie sanft zu Boden brachte. Als sie ihre Augen öffnete, blickte sie in das schönste Gesicht, was sie jemals gesehen hatte. Es war Kusanagi-San, er war ebenfalls blutverschmiert. Eine riesige offene Wunde machte ihm das Atmen schwer. Er war gekommen, um sie zu töten, das wusste sie. Yuzuriha lächelte.

„Ich bin so froh, Sie noch einmal zu sehen.“ Weitere Tränen rollten über ihre Wangen. Blut lief über seine Nase hinab zu ihren Wangen. Sein heißer Atem streifte ihre Lippen.

„Ich bin auch froh, dich zu sehen, kleines Fräulein“, hauchte er mit fast letzter Kraft und seine Lippen versiegelten sich mit ihren. Der Todeskuss eines Erddrachens.
 

Ihr Bannkreis zerfiel.

Das war der Tag, an dem die Erde still stand für einen Moment.

Zum ersten Mal seit Jahrhunderten atmete sie auf.

Eine neue Ära würde anbrechen.
 


 

Will sich alles neu erfinden

im Kreis des ewigen Lichts.

Im Bleiben wollen wir werden,

umgekehrt ist nichts.
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: irish_shamrock
2018-07-16T15:51:14+00:00 16.07.2018 17:51

Deine Geschichte gefällt mir sehr :3 ...
Ganz großes Kino, zauberhafte Worte!
Von:  May_Be
2018-07-09T09:03:17+00:00 09.07.2018 11:03
Das... ist so genial *o*
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, dich zu loben XD
Eine Geschichte ist meiner Meinung nach erst dann perfekt, wenn sie einen berührt, wenn sie Gänsehaut auslöst und einen zum Nachdenken bringt. Das alles vereint deine Erzählung.
Mir gefallen besonders die kleinen Gedichte zwischen den einzelnen Passagen *w* Ich finde sie sehr passend.

X - Ich liebe diese Serie <3 und ich finde, du hast die Charakterzüge und die Gefühle der beiden sehr gut aufgegriffen und beschrieben!

Mein Glück, dass ich etwas so Schönes lesen konnte ~^w^~

LG
May_Be
Antwort von:  _Natsumi_Ann_
09.07.2018 13:28
ohhh dankeschön ^///^ <3 <3 <3
Von: abgemeldet
2018-07-03T21:22:56+00:00 03.07.2018 23:22
XD ich war sehr überrascht von dir eine X Geschichte zu bekommen xD hätte ja eher mit einem selteneren Sailor Moon Paar oder Ranma bei dir gerechnet aber nicht mir X, daher entschuldige bitte das ich dich erst beim 3. Anlauf erraten habe u___u"

Ich mag deinen Schreibstil sehr und das weißt du glaube ich auch xD
Yuzu ihre Gefühle kommen sehr gut zur Geltung die Sehnsucht, ihr verlangen das sie kaum unter kontrolle hat, bzw die gefühle die kusangi versucht zu unterdrücken eine sehr sehr schöne und rührende geschichte

fand es zu dem auch sehr süß das du Hummeln, Mythologie sowie Frühling (war ja eigentlich auch Thema) eingebaut hast

Bei dem Ende musste ich tatsächlich weinen und meine Tochter hat mich mit ihren kulleraugen nur angesehen "mama, nicht traurig sein." xD""" Deine Geschichte ging richtig ans Herz und dann auch noch mein Favo X pair *///* vielen dank für die tolle Geschichte
Antwort von:  _Natsumi_Ann_
03.07.2018 23:34
Du weisst ich schulde dir noch Merkur/Neptun (und du mir Moon/Pluto xD), wollte mich aber nicht verrraten und das mit X fiel mir sofort ein als ich dich gezogen habe plötzlich o.o" Kam aus dem nichts xDD und ich liebe Drama und Bad Ends genau wie du und die chance konnte ich mir nicht entgehen lassen xD
In deine Stecki fehlt aber Pluto x Moon eindeutig ;D <3
danke für den Kommi *_*
Von:  Blue_Lagoon
2018-07-03T20:33:06+00:00 03.07.2018 22:33
Wow ich habe X ewig nicht gesehen! Aber die beiden waren ja einer der wenigen Paare die überlebt haben oder sogar das einizige? ;o

Deshalb finde ich die andere Variante wenn beide sterben bzw die Welt untergeht doch mal recht intereressant! ich meine film wie serie wie manga enden alle anderes aber das die Erddrachen gewinnen gab es nie. Hut ab das du dich das getraut hast

Ich hab fast etwas geweint >///<
Ich hoffe deinem Wichtel abgemeldet gefällt es genauso gut wie mir ^^

Ich sollte auch mal mitmachen,... echt schöne stories tweilweise die hier entstehen

BLUE
Antwort von:  _Natsumi_Ann_
03.07.2018 23:33
Dankeschön, freut mich das die kleine FF soviel Anklang findet :)
Von:  Susilein
2018-07-03T08:26:06+00:00 03.07.2018 10:26
Wahnsinn!
Ich bin begeistert von deiner Kurzgeschichte! sehr schön geschrieben.
So voller Gefühl und Gedanken, auch wenn es leider nur immer kurze Szenen waren, waren diese Szenen so tief und bewegend. Einfach toll.

Ich liebe Yuzuriah und Kusanagi und freue mich sehr über eine Geschichte zu dein beiden, es gibt leider nur so wenige von Ihnen. :(
Vielen Dank für diese Geschichte!

lg
Antwort von:  _Natsumi_Ann_
03.07.2018 11:12
Danke für deinen Kommi hat mich sehr gefreut <3


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