Zum Inhalt der Seite

Paul MacLain der Privatschnüffler

Ein ehemaliger SAS-Offizier als Privatdetektiv
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

19. Fall - Immobilienbetrug in KRK

19. Fall – Immobilienbetrug in KRK

Der 12.07.2019, es war ein Freitag, schien ein Tag zu werden, wie jeder andere auch. Der einzige Unterschied war, dass das Thermometer morgens um 9:00 Uhr schon 20 Grad anzeigte. Meine Partnerin war nach unserem Fall auf Malta für zwei Wochen in Urlaub gegangen. In dieser Zeit war ich allein im Büro. Meine Verlobte Kelly Ling nutzte das aus und kam mich öfter mal besuchen. Und an solchen Tagen kam es öfter mal vor, dass wir uns sexuell amüsierten. Es war 9:45 Uhr, als Kelly Brit und mich mit ihrem Besuch beehrte. „Hat einer von euch zwei hübschen heute schon Zeitung gelesen?“, fragte meine Verlobte. „Bin noch nicht dazu gekommen.“ „Ich auch nicht. Hab die Post sortiert wie immer.“ „Dann lest euch mal den internationalen Teil durch.“ Mit diesen Worten warf Kelly die aktuelle Ausgabe der Frankfurter Rundschau auf den Schreibtisch. Ich griff danach und faltete die Zeitung auseinander. Schon auf der Titelseite fiel mir die Schlagzeile auf. „Gibt es in Kroatien einen Immobilienskandal?“, stand dort zu lesen. Ich schlug Seite 3 auf und las den Artikel ausführlicher.

Laut dem Journalisten, der den Artikel verfasst hatte, wurden auf der kroatischen Halbinsel KRK von Immobilienspekulanten ahnungslose Käufer über den Tisch gezogen. Entweder existierten die Häuser gar nicht, oder waren noch eine Baustelle. So war zum Beispiel Uli Hoeneß, der Manager des Fußball Bundesligisten 1. FC Bayern München den Spekulanten auf den Leim gegangen. Aber so wie ich dem Artikel entnommen hatte, hatten es die Immobilienbetrüger offenbar auf ahnungslose Deutsche abgesehen. Denn die Opfer waren ausnahmslos Deutsch.

Um 10:10 Uhr klopfte es an der Tür. Brit öffnete. Die Frau, die eintrat, war eine atemberaubende Schönheit. Sie war 1,75 m groß und hatte brünette Haare, die in Strähnen bis zu ihren üppigen Brüsten reichten. Der sexy Körper entsprach sicher nicht dem heute üblichen Schönheitsideal, war er doch an den entsprechenden Stellen etwas mehr proportioniert. Das ovale Gesicht mit den braunen Augen, der grazilen Nase und den kurzen, aber dennoch sinnlichen Lippen war ebenfalls ein Hingucker. Bekleidet war meine Besucherin mit einem roten Minikleid und roten Plateauschuhen. Das Alter der Lady in Red schätzte ich auf 35 Jahre. Doch bei genauerem Hinsehen erkannte ich, wer unserer Detektei einen Besuch abstattete. Es war Jelena Jensen, die Pornodarstellerin aus Toluca Lake.

Ich hatte wahrlich Probleme, mich auf meinen Job zu konzentrieren, so spitz war ich auf die Braut. „Was kann ich für Sie tun, Miss Jensen?“, fragte ich freundlich. „Oh! Ich bin überrascht, dass Sie wissen, wer ich bin. Mr....“ „MacLain. Paul MacLain. Zu Ihren Diensten.“ „Aber an der Tür stand Detektivbüro MacLain-Romanova.“ „Das ist auch richtig. Normalerweise würde meine Partnerin auf dem Platz zu meiner Rechten sitzen. Aber Jelena ist zurzeit im Urlaub.“ „Ach was! Ihre Partnerin heißt mit Vornamen genau wie ich. Ich werd verrückt.“ „Das stimmt. Sie stammt aus Smolensk. Wir haben dort im Mai einen Serienmörder aus dem Verkehr gezogen.“ „Michail Golowko. Ich habe davon gehört. Und auch von Ihrem letzten Erfolg auf Malta. Sie beide sind ja ganz ausgeschlafene Füchse.“ 226

„Kommen wir zum Grund Ihres Besuches zurück. Wobei kann ich Ihnen behilflich sein?“ „Ich nehme an, dass Sie von den Immobilienspekulanten in KRK gehört haben.“ „Ich hab den Artikel vorhin in der Frankfurter Rundschau gelesen.“ „Die Kerle wollen auch mich über den Tisch ziehen.“, sagte Jelena Jensen. „Inwiefern?“ „Nun ja, ich bekomme seit einiger Zeit eine E-Mail, die nicht in den Spam-Ordner verschoben werden kann. Der Filter stuft die Mail nicht als unerwünscht ein. Ich habe Ihnen alle Mails ausgedruckt. Sie werden beim Lesen schnell merken, dass mit jeder neuen E-Mail der Ton der Kroaten rauer wird.“ „Und ich soll verhindern, dass die Kerle Sie abzocken, nehme ich an.“, sagte ich als ich die Mails gelesen hatte. „Sonst wäre ich nicht hier.“ „Sie wissen, dass ich 10.000 Euro Minimum verlange.“ „Ich biete Ihnen und Ihrer Partnerin 55.000 Euro pro Nase.“ „Dann haben wir einen Deal.“, sagte ich.

Normalerweise wäre das Gespräch zu diesem Zeitpunkt beendet gewesen, doch Jelena Jensen blieb noch sitzen. „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Miss Jensen?“, fragte ich. „Besser gesagt, was kann ich für Sie tun, Mr. MacLain. Mir ist nämlich die Beule in ihrer Hose aufgefallen.“ „Zugegeben, bei Ihren Referenzen fällt es einem Mann ziemlich schwer „Nein“ zu sagen. Aber ich bin verlobt. Ich sage Ihnen das nur, falls Sie den Ring an meinem linken Ringfinger übersehen haben sollten.“ „Den habe ich sehr wohl gesehen. Darf ich fragen, wie Ihre Verlobte heißt?“ „Kelly Ling.“ Jelenas Gesicht hellte sich auf. „Sie hätten keine bessere Frau als Kelly finden können.“ „Außer Ihnen, versteht sich.“

Nur kurze Zeit später kehrte Kelly von ihrem Besuch beim nahegelegenen Italiener zurück. Die amerikanische Pornodarstellerin erhob sich und die beiden Frauen umarmten sich innig. „Und habt Ihr einen Deal, Paul?“ „Das möchte ich doch meinen.“, sagte ich.
 

Später am Abend, ich saß gerade auf dem Balkon meines Apartments und suchte im Internet nach Hotels, klingelte es an meiner Wohnungstür. Meine Partnerin Jelena Romanova war aus dem Urlaub zurück. „Hey Paul. Hab ich was verpasst, seit ich weg war?“, fragte sie. „Heute war eine Amerikanerin bei uns. Ihr Name ist Jelena Jensen.“ „Worum geht es?“, fragte Jelena. Immobilienbetrug.“ „Wie viel springt für uns raus?“ „Pro Kopf 55.000.“ „Hört sich gut an. Wo sollen wir hin?“ „Nach Kroatien. Genauer gesagt nach KRK.“ „Hast du schon gebucht, Paul?“ „Noch nicht. Ich wollte dich nicht übergehen.“

Jelena verdrehte entnervt die Augen. „Hast du schon irgendwas konstruktives gemacht?“ „Ich habe mir verschiedene Internetseiten angesehen. Auf KRK gibt es überwiegend Ferienhäuser- und Wohnungen.“ „Ach was du nicht sagst.“ „Ich hab mir mehrere Bilder angesehen, und bin dabei auf dieses gestoßen.“ Ich zeigte Jelena ein paar Bilder von einem Ferienhaus in Malinska. „Wow. Sogar aus Stein. Wie sieht’s innen aus?“ Ich zeigte meiner Partnerin Bilder vom Inneren des Hauses. „Cool. Buch uns das Paul.“ „Ist schon so gut wie erledigt.“ „Da. Ich mach den Flug klar.“

Am nächsten Tag kam Jelena Jensen noch mal bei uns vorbei. Wir hatten uns im Büro verabredet. Um 10:05 Uhr kam Jelena bei uns vorbei. „Guten Morgen, Miss Jensen. Ihr Anruf gestern Abend kam etwas überraschend. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Ihnen meine Juniorpartnerin Jelena Romanova vorstellen.“ „Freut mich sehr, meine Namensschwester kennenzulernen.“ Jelena stutzte erst, doch dann begriff sie. „Mein Partner sagte mir, dass Sie uns engagiert haben.“ „Das stimmt. Ich habe erfahren, dass die Immobilienbetrüger erneut zugeschlagen haben.“ „Wer ist dieses Mal das Opfer?“, fragte meine Partnerin. „Oprah Winfrey.“ „Heilige Festplatte!“ „Seit wann sind Festplatten heilig, Towarischtsch?“ 228

„Ich konnte nur meinen Staunen nicht unterdrücken.“ „Eine Frage.“ „Bitte, Miss Jensen.“ „Wann gedenken sie nach KRK zu reisen?“ „Am Montag. Einen früheren Flug haben wir nicht ergattern können.“, beantwortete meine Partnerin die Frage.

Am Montag, den 15.07.2019 brachte uns meine Schwester Samantha zum Flughafen. „Eure Klientin ist schon nach KRK vorgeflogen. Sie wird euch dann in Rijeka am Flughafen abholen.“, sagte sie. „Na da haben wir ja ein sexy Begrüßungskomitee.“ „Spart euch eure Witze für später auf. Ihr werdet alle Hände voll zu tun haben, euren Fall zu lösen.“ War mir klar, dass du das sagen würdest, Sam.“ „Jetzt aber ab mit euch, sonst verpasst Ihr den Flieger.“

Um 9:50 Uhr startete unser Flieger nach München, wo wir nach einer Flugzeit von 50 Minuten um 10:40 Uhr landeten. Am Münchner Flughafen hatten wir eine Stunde Aufenthalt, ehe wir um 11:40 Uhr weiterflogen. Auf der Route München – Rijeka flogen wir mit einer Turbopropmaschine der Croatia Airlines. Es handelte sich um eine De Havilland-Bombardier Dash-8. Nach einer Flugzeit von einer Stunde und 15 Minuten landeten wir um 12:55 Uhr auf dem Flughafen von Rijeka.

Wir holten unsere Koffer und gingen zum Ausgang, wo Jelena Jensen auf uns wartete. Nach einer herzlichen Begrüßung fragte sie: „Kann ich Sie beide ein Stück mitnehmen?“ „Wir nehmen in der Regel einen Mietwagen.“ „Der geht auf meine Rechnung.“ „Danke.“

Bei Europcar mieteten wir uns einen Subaru Impreza WRX STI. Lackiert war der Japaner in Pure red. Sein 2,5-L-Motor leistete stolze 300 PS. Ein weiterer Hingucker waren die 18-Zoll-Leichtmetallfelgen ET48. Die Ledersitze Modell „Subaru Exklusiv“ waren ebenfalls ein Extra, dass Europcar mitbestellt hatte. Als weitere Extras hatte der Autovermieter das Premiumscheibenwischerset Aeroblade, sowie die Auspuff-Hitzeschutzblenden und einen Teppichmattensatz für vorne und hinten spendiert. Auch ein textiler Ladekantenschutz durfte nicht fehlen. Im Subaru sorgte das 2DIN Multimediasystem NX706E aus dem Hause Clarion für Unterhaltung. Außerdem besaß unser Impreza die Ultraschalleinparkhilfe hinten, den Premium Innenraumluftfilter, ein Reservelampenset, LED-Innenbeleuchtung und ein Reifenpannenset noch zusätzlich an Bord.

Über die A7 und die D102 fuhren Jelena und ich 38 Minuten nach Malinska, wo wir um 13:23 Uhr Ortszeit ankamen. Unser Haus hatten wir schnell gefunden. Und es sah genauso aus, wie auf den Bildern im Internet. Im Hof gab es einen Unterstand für zwei Autos. Der gepflasterte, großzügige Hof endete in einer Treppe, die zum Haus führte, vor dem sich ein Swimmingpool befand. An einem Ende standen drei Liegen nebeneinander. Das Haus selbst besaß zwei Stockwerke. Im oberen Stockwerk war sogar ein Balkon, der auf einer steinernen Bogenkonstruktion aus drei Bögen ruhte. Unter dem ersten der drei Bögen stand ein hölzerner Esstisch mit vier Stühlen. Auch ein Grill durfte nicht fehlen. Die Fenster waren großzügig und ließen sehr viel Licht ins Haus. Ans Haupthaus schlossen sich noch zwei Nebenflügel 229

an, die unterhalb des Balkons endeten. Das Haus wurde von einer niedrigen Steinmauer umrandet, in die zwei Tore aus Eisen eingelassen waren. Das erste war etwas kleiner und konnte nur von Hand geöffnet werden, während das zweite größer war, und elektrisch zu öffnen war.

Über eine Fernbedienung, die Jelena im Briefkasten gefunden hatte, öffneten wir das Tor, und ich lenkte den Subaru in den Hof. Wir luden unsere Koffer aus, und betraten das Haus. Auch hier hielt die Inneneinrichtung, was die Bilder versprochen hatten. Die Wände waren aus Steinen gefertigt, wie man sie an der Adriaküste oft finden konnte. Die Möbel waren aus edlem Mahagoniholz gefertigt und über eine Marmortreppe gelangte man in den ersten Stock.

Als wir das Schlafzimmer betraten, flog Jelena und mir fast der Draht aus der Mütze. Zum einen, weil an dieses Zimmer der Balkon grenzte, und zum anderen, weil ein riesiges Wasserbett neben der Tür zum Balkon stand. Neben der Eingangstür stand ein riesiger Kleiderschrank. Gegenüber der, von mir aus gesehen, rechten Seite, stand ein weiterer Kleiderschrank. Über dem Bett hing ein gemaltes Bild von Malinska, das von einer lokalen Künstlerin im Jahr 1998 gemalt worden war. Es zeigte die Stadt während eines Sonnenuntergangs.

Auch das Bad war ein richtiger Hingucker. Der Boden und die Wände waren komplett aus Marmor gefertigt. Es gab eine große Badewanne, eine Dusche und einen Whirlpool. Ein riesiger Spiegel hing an der Wand, an der ein Waschbecken aus Marmor angebracht war. „Nobel geht die Welt zugrunde.“, sagte Jelena. „Du hast dieses Haus gewollt. Also beschwer dich nicht.“ „Tu ich auch nicht. Aber jetzt sollten wir uns erst mal frisch machen.“ „Schaden kanns nicht.“

Nach dem Duschen saßen Jelena und ich auf der Terrasse am Esstisch und blickten aufmerksam auf die Straße. Mir fiel ein schwarzer Volvo S80 auf, der direkt vor unserem Haus hielt. Die Dame, die ausstieg war 1,75 m groß und hatte lange schwarze Haare, die offen bis zu ihrer üppigen Oberweite reichten. Die Frau besaß einen schlanken, sexy Körper und wunderschöne sexy Beine. Das ovale Gesicht mit den grünen Augen, der etwas breit geratenen Nase und den kurzen, aber dennoch sinnlichen Lippen hätte kein Bildhauer besser treffen können. Bekleidet war die Dame mit einem schwarzen Kleid und schwarzen High Heels. Als sie näher kam, erkannte ich, dass sie keinen BH trug.

„Dobar Dan.“, begrüßte uns die Frau, deren Alter ich auf 24 Jahre schätzte. „Dobar Dan.“ „Ich nehme an, Sie sind Paul MacLain und Jelena Romanova.“ „In Person.“ „Eigentlich steht dieses Haus zum Verkauf, aber da ich von Ihnen eine Buchungsanfrage erhalten habe, habe ich mich entschlossen, es erst mal als Ferienhaus zu vermieten.“ „Sie werden es nicht bereuen. Aber über einen Kauf kann man immer noch sprechen. Ich habe vor, nach Abschluss meines letzten Falles zu heiraten. Ich denke, dieses Haus wäre das Richtige, um sich aufs Altenteil zurückzuziehen.“ „Paul! Wir sind hier um zu arbeiten. Also reiß dich zusammen, verflucht noch mal.“, sagte Jelena. 230

„Auch dieses steht im Buch der Buchen, du sollst verflucht noch mal nicht fluchen.“, sagte ich.

Rasch wechselte Jelena das Thema. „Wie heißen Sie eigentlich?“, fragte sie gerade heraus. „Mein Name ist Dubravka Firic. Ich arbeite als Immobilienmaklerin hier auf KRK.“ „Wohnen Sie auch hier?“ „Nein. Ich wohne in Dubrovnik. Aber wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, dann sagen Sie es mir.“ „Wir sind einem Immobilienbetrüger auf der Spur. Wissen Sie etwas über ihn?“ „Dann meinen Sie sicherlich Milko Kuszmanovic.“ „Wissen Sie sonst noch etwas über ihn?“ „Nein. Aber Sie sollten sich mit den Behörden in KRK-Stadt und den Orten auf der gesamten Halbinsel abstimmen. Die sehen das nicht gerne, wenn Fremde auf eigene Faust Ermittlungen anstellen.“ „Danke für Ihren Rat, Miss Firic.“ „Gern geschehen. Darf ich mir die Frage erlauben, für wen Sie arbeiten?“ „Aus Gründen der Diskretion dürfen wir uns nicht zu einem laufenden Ermittlungsverfahren äußern, geschweige denn die Identität unserer Klientin preisgeben. Nur so viel sei gesagt, sie ist eine amerikanische Pornodarstellerin.“

Am nächsten Tag suchten wir die Polizeistation von Malinska auf. Der Leiter der Dienststelle begrüßte uns mit einem freundlichen Lächeln. „Dobar Dan. Was kann ich für Sie tun?“ „Mein Name ist Paul MacLain. Die Lady ist meine Partnerin Jelena Romanova.“, sagte ich. „Die beiden Privatermittler aus Frankfurt am Main?“ „Genau die. Und wir sind aus beruflichen Gründen hier. Wir wurden von Jelena Jensen engagiert, weil ein Immobilienbetrüger sie unter Druck setzt.“ „Milko Kuszmanovic.“ „Sie kennen ihn?“ „Nicht persönlich. Aber er ist bei den Behörden in ganz Kroatien kein unbeschriebenes Blatt.“ „Was wissen Sie über diesen Mann?“, fragte Jelena. „Milko Kuszmanovic. Geboren am 12.01.1970 in Baska. In der Unterwelt nennt man ihn „The Shark – Der Hai.“ Dieser Mann ist kaltblütig und rücksichtslos.“ „Wie jeder böse Bube.“, sagte Jelena. „Es gibt auch Gentleman-Gauner.“ „Wie Egon Olsen.“ „Wie Egon Olsen. Woher wissen Sie von ihm?“ „Wir hatten in Dänemark mit ihm zu tun. Allerdings hat er für die guten gearbeitet.“ „Ihr Ruf ist bis zu uns vorgedrungen. Und wenn ich ehrlich sein soll, würden wir uns glücklich schätzen, wenn Sie uns helfen könnten, den Hai zu fassen.“ „Wir helfen Ihnen gerne. Allerdings wären wir Ihnen und ihren Kollegen sehr verbunden, wenn Sie uns freie Hand lassen würden.“

Nach dem Gespräch mit dem Leiter der Polizeiwache in Malinska fuhren wir nach KRK-Stadt, um mit dem Leiter der dortigen Polizeiwache zu sprechen. Zu unser beider Überraschung begrüßte uns der Polizeipräsident von KRK höchstpersönlich. „Dobar Dan.“, sagte er. „Ihnen gleichfalls guten Tag.“ „Die Kollegen in Malinska haben uns informiert, dass sie beauftragt wurden, „The Shark“ unschädlich zu machen.“ „Das stimmt. Wir haben gerade erst mit den Ermittlungen angefangen, deshalb können wir noch keinen Plan ausarbeiten, wie wir ihn hochgehen lassen.“ „Es wäre ohnehin noch zu früh dafür. Aber ich vor kurzem ist hier eine junge Blondine angekommen. Kiara Lord.“ „Sagten Sie Kiara Lord?“ „Ja. Kennen Sie das Mädchen?“ „Wir hatten die Ehre, sie bei unserem Aufenthalt auf Malta kennenzulernen. Ihr Bodyguard David Rice, hat mich am Flughafen in 231

Frankfurt angesprochen. Er hat mich mit Shawn Robards verwechselt.“ „Sagen Sie, geht die Versenkung der „Whistler“ vor Valletta nicht auf Ihr Konto?“ „Da war aber schon klar, wie viel Dreck Keith Robards bereits am Stecken hatte.“ „Darum geht es nicht. Sie haben getan, was Sie für richtig gehalten haben.“ „Wann ist Miss Lord hier angekommen?“ „Vor zwei Tagen. Sie will sich ein Ferienhaus in Baska kaufen. Damit wäre sie ein potenzielles Opfer für Milko Kuszmanovic.“ „Hat Miss Lord gesagt, wo sie das Haus kaufen wollte?“ „Sie war nicht bei uns.“

Wieder zurück in unserem gemieteten Ferienhaus ging Jelena von ihrem Laptop aus ins Internet und suchte mach Ferienhäusern, die auf KRK zum Verkauf standen. „Ich glaub, ich hab was Paul!“ rief sie nach draußen auf den Balkon, wo ich gerade Zeitung las. Ich ging rein und setzte mich zu meiner Partnerin aufs Bett. „Also was hast du?“ „Die meisten Ferienhäuser werden in Baska verkauft. Dahinter kommt Vrbnik und dann Malinska. KRK-Stadt ist nur an vierter Stelle.“ „Sonst noch was?“ „Da. In Baska sind 45 neue Ferienhäuser im Bau. Und jetzt kommts. Nur acht davon sind komplett fertig.“ „Dann sollten wir mal nach Baska fahren und uns dort umsehen.“ „War auch mein Gedanke. Wollen wir los?“

Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, fuhren wir mit unserem Subaru nach Baska. Es war 13:00 Uhr. Unterwegs bemerkte ich einen dunkelblauen Toyota Celica der aktuellen Bauserie, der uns folgte. „Da hängt uns einer an der Stoßstange.“, sagte ich. „Hab ihn auch schon bemerkt. Ich fahr bei der nächsten Gelegenheit rechts ran, mal sehen, was passiert.“ Als eine Haltebucht auftauchte, fuhr Jelena an die Seite und hielt an. Der Fahrer des Toyota tat es gleich. Wir luden unsere Waffen und entsicherten sie.

Als wir ausstiegen, sahen wir in das Gesicht einer Frau. Und wen wir vor uns hatten erkannte ich sofort. KIARA LORD! Neben ihr stand ihr Bodyguard David Rice. „Es ist immer gut, ein vertrautes Gesicht zu sehen.“, sagte Kiara Lord. „Wir sind ebenfalls erfreut, Sie zu sehen.“ „Ich nehme an, Sie haben einen Fall.“ „Genau so ist es. Es gibt einen Immobilienbetrüger, der hier sein Unwesen treibt. Sein Name ist Milko Kuszmanovic.“ „Ich bin nach KRK gereist, um für mich ein Ferienhaus zu erwerben.“ „Ich würde Ihnen raten, sich einen Makler zu suchen. Ich würde Dubravka Firic empfehlen.“, sagte ich. „Danke für Ihre Empfehlung, Mr. MacLain.“ „Wir müssen weiter. Jetzt wo alles geklärt ist, können wir unseren Weg fortsetzen.“ „Einen Moment. Würden Sie meiner Partnerin und mir die Ehre erweisen, und heute Abend bei uns zu Gast sein?“ „Gerne. Wo wohnen Sie?“ „In Malinska.“

Um 14:00 Uhr kamen wir in Baska an. Kiara Lord und David Rice waren hinter uns her gefahren. Wir hatten an verschiedenen Häusern gehalten. Und was in dem Artikel in der Rundschau gestanden hatte, bewahrheitete sich nun. In der Regel befanden sich die zum Verkauf stehenden Objekte im Rohbau. Und bei den meisten konnte ich das Firmenschild von Milko Kuszmanovic entdecken. Es waren ein blaues M und ein rotes K, eingerahmt von einem Lorbeerkranz. Ich zog mein Smartphone und machte ein Foto des Schildes. Doch dann war es Zeit für den Rückweg. Ich schrieb unsere Adresse in Malinska auf einen Zettel, und reichte ihn 232

Kiara. „Wann soll ich heute Abend da sein?“ „Wäre 19:00 Uhr genehm?“, fragte ich. „Einverstanden.“

Um 19:00 Uhr kam Kiara Lord bei uns an. Ich öffnete das große Tor und unser Gast stellte den Celica neben unserem Impreza ab. „Wie gedenken Sie vorzugehen?“, fragte Kiara, als wir zu dritt auf dem Balkon saßen. „Wir haben noch nicht genug Informationen, um einen Plan auszuarbeiten. Erst, wenn wir seine Verkaufsstrategie kennen, sind wir in der Lage, gegen Milko Kuszmanovic vorzugehen.“ „Die wird er Ihnen sicher nicht verraten.“ „Das heißt, wir brauchen einen Maulwurf in seiner Firma.“ „Einen Maulwurf?“ „So wird in Ermittlerkreisen ein Undercover-Mitarbeiter bezeichnet.“ „Ach so. Aber wäre es nicht geschickter, einen der Angestellten zu kaufen, als den Versuch zu unternehmen, einen einzuschleusen?“ „Warum fragen Sie, Miss Lord?“, wollte Jelena wissen. „Weil ich es sinnvoller finde, einen bereits angestellten Mitarbeiter zu kaufen, als einen einzuschleusen. Denn der „Neue“ wird noch nicht die genauen Abläufe kennen. Er muss das erst lernen. Ich weiß wovon ich rede. Denn ich bin sehr oft bei meinem Vater in der Firma und führe die Bewerbungsgespräche. Und ich sehe sehr schnell, wer bereits Ahnung von der Materie hat, und wer noch grün hinter den Locken ist.“

Es war spät geworden, als Kiara sich verabschiedete. Doch am nächsten Morgen erlebten wir eine Überraschung. Eine weiße Stretchlimousine auf Basis des Lincoln Town Car hielt vor unserem Haus. Auf dem verstärkten Mittelteil konnte ich das Firmenlogo von Milko Kuszmanovic erkennen. Der Mann, der ausstieg, war 1,75 m groß und hatte eine athletische Figur. Sein ovales Gesicht mit den grünen Augen fiel vor allem durch den Schnurr – und den Kinnbart auf. Die schwarzen Haare waren mit Gel zurückgekämmt. Bekleidet war Milko Kuszmanovic mit einem weißen Anzug, einem weißen Hemd mit roter Krawatte schwarzen Socken und weißen Herrenschuhen. Auf dem Kopf trug er einen Strohhut.

„Dobar Dan.“, sagte der Mann. „Dobar Dan. Ich nehme an, es ist etwas wichtiges, wenn Sie persönlich herbemühen, Mr. Kuszmanovic.“ „Sie scheinen da wohl was falsch verstanden zu haben. Ich komme in friedlicher Absicht, Mr. MacLain.“ „Ach, und das soll ich Ihnen glauben?“ „Sie können es auch lassen. Aber wenn Sie beide schlau sind, dann nehmen Sie einen guten Rat von mir an, und halten sich von Dubravka Firic fern.“ „Würden Sie uns freundlicherweise sagen, warum wir nicht mit ihr verkehren sollten?“ „Dubravka Firic ist das, was man bei Ihnen in Deutschland wohl einen falschen Fuffziger nennt. Sie zieht ahnungslose Käufer gnadenlos über den Tisch.“ „Und wie macht sie das?“ „Woher soll ich das wissen? Nehmen Sie sich vor Dubravka Firic in Acht.“ „Ich glaube Ihnen kein Wort, Mr. Kuszmanovic. Für mich sind Sie ein hinterhältiger, krimineller Schleimbeutel.“, sagte ich. „Dann eben nicht.“

Kaum war „The Shark“ wieder abgezischt, da kam Dubravka Firic. „Ich hab grad Milko Kuszmanovic abfahren sehen. Was wollte er denn?“ „Er wollte uns vor Ihnen warnen. Hat behauptet, Sie würden die Leute über den Tisch ziehen.“ „Das ist typisch für Milko Kuszmanovic. Er bringt jeden Konkurrenten in Verruf, sodass die Leute lieber mit ihm Geschäfte machen.“ 233

„Was hat Mr. Kuszmanovic davon, dass er Sie so verleumdet?“, fragte Jelena. „Ist das nicht offensichtlich? Wenn er den hiesigen Immobilienmarkt kontrolliert, dann kann Milko Kuszmanovic seine Betrügereien, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen, abziehen.“ „Das werden wir verhindern.“, sagte ich. „Da.“

Später am Tag fuhr ein weißer Mercedes E320 CDI vor unserem Haus vor. Auf den vorderen Türen trug er Milko Kuszmanovics Firmenzeichen. Jelena und ich rechneten damit, dass uns „The Shark“ erneut mit seiner Anwesenheit beehren wollte. Doch zu unser beider Überraschung stieg eine Frau aus dem Wagen. Sie war 1,72 m groß und hatte einen schlanken, sexy Körper mit üppigen Brüsten. Normalerweise haben die Frauen im Süden dunkle Haare, doch diese Dame war eine Blondine mit schulterlangen Haaren. Das ovale Gesicht mit den blauen Augen, der leicht zu breiten Nase und den und den kurzen, aber dennoch sinnlichen Lippen war ebenfalls hübsch anzusehen. Bekleidet war die unbekannte blonde Schönheit mit einem schwarzen Minikleid und schwarzen High Heels. Um den Hals trug sie eine silberne Kette mit einem rund geschliffenen Bernstein als Anhänger.

„Dobar Dan.“, sagte sie freundlich. „Ihnen auch einen guten Tag. Was können wir für Sie tun?“ „Zuerst sollte ich mich wohl besser vorstellen. Mein Name ist Jovanka Tardic. Ich bin die persönliche Assistentin von Mr. Kuszmanovic.“ „Wie können wir Ihnen behilflich sein?“ „Ich habe ein paar Informationen, die für Sie interessant sein könnten.“ Bei Jelena schrillten sämtliche Alarmglocken. „Ihnen ist schon klar, welches Risiko Sie eingehen, wenn Sie ihrem Chef in den Rücken fallen.“ „Ich bin mir dessen sehr wohl bewusst. Aber ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, das unbescholtene Bürger von so einem geldgierigen Schmierlappen, wie Milko Kuszmanovic über den Tisch gezogen werden.“

Bis spät in die Nacht sprachen Jelena und ich mit Milko Kuszmanovics Assistentin. Und was sie uns zu erzählen hatte, ließ uns beide mit den Ohren schlackern. Milko Kuszmanovic kaufte die Grundstücke zu besonders niedrigen Preisen und fing mit dem Bau der Häuser an. Danach verkaufte er sie an rechtschaffene Bürger, die das nötige Kleingeld besaßen. Doch das wirklich übler kam erst noch. „The Shark“ baute ohne Genehmigung und schlampte auch noch beim Bau. Denn nach den Schilderungen von Jovanka Tardic hatten die Käufer am Ende noch juristischen Ärger am Hals und mussten noch eine saftige Geldstrafe an den kroatischen Staat zahlen.

Doch damit nicht genug. „Ich weiß, warum mein Chef nicht will, dass Dubravka Firic erfolgreich als Immobilienmaklerin durchstartet.“, sagte sie. „Dann lassen Sie uns an ihrem Wissen teilhaben.“ „Dubravka hat mal für ihn gearbeitet. Sie galt damals als sein bestes Pferd im Stall. Doch dann hat sie sich mit ihm überworfen, weil sie nicht gewillt war, seine schmutzigen Arbeitsmethoden noch länger mitzutragen. Danach hat sie gekündigt und sich selbständig gemacht. Dubravka Firic ist für Milko Kuszmanovic eine ernsthafte Gefahr. Und er weiß das. Deshalb wird er alles tun, um sie in den Ruin zu treiben.“ „Wenn er sich da mal nicht verrechnet hat. Milko Kuszmanovic mag zwar skrupellos sein, aber wir stehen ihm da in 234

nichts nach.“, sagte ich.

Am 22.07.2019, es war ein Montag, kaufte Jelena an einem Kiosk eine Zeitung. Auf der Titelseite war ein Bild von Jovanka Tardic zu sehen. Doch die Überschrift gab weniger Anlass zur Freude. „Milko Kuszmanovic richtet seine Assistentin hin.“, lautete der Titel. Der Artikel dazu las sich wie der reinste Schauerroman. Am liebsten hätte ich dem Schmierfink von Journalisten, der diesen Artikel verfasst hatte, seine Visage eingebeult, hatte er doch kein Detail ausgelassen.

„Du schaust so ärgerlich drein, Towarischtsch. Stimmt was nicht?“, fragte Jelena. „Hab auch allen Grund dazu. Milko Kuszmanovic schreckt sogar vor Mord nicht zurück. Noch nicht einmal dann, wenn es seine eigene Assistentin ist.“ „Dafür gibt es bestimmt eine Erklärung. Sicher hat er befürchtet, dass er exhumiert wird.“ „Würdest du dafür einen Mord begehen?“ „Ich nicht. Wohl aber unser Haifisch. Wie hat er sie getötet?“ „Er hat Jovanka mit der kolumbianischen Krawatte hingerichtet.“ Angewidert verzog meine Partnerin das Gesicht. „Erspar mir Einzelheiten, Paul.“

Später am Tag kam Milko Kuszmanovic bei uns vorbei. Und offenbar war sein Besuch nicht freundlicher Art. Sein Gesichtsausdruck war nämlich alles andere als freundlich. „Ich habe mich über Sie erkundigt. Sie beide sind Privatermittler. Und ich habe herausgefunden, dass Sie für Jelena Jensen arbeiten.“ „Mordsmäßig, was Sie alles wissen.“ „Sicherlich haben Sie den Artikel über die Hinrichtung an meiner Assistentin in der Zeitung gelesen. So gehe ich mit jedem um, der seine Nase zu tief in meine Angelegenheiten steckt, oder mich verrät. Merken Sie sich das gut: Wagen Sie es nicht, mir in die Quere zu kommen. Sonst sind Sie die nächsten.“ „Willst du meine Antwort auf deine Drohungen kennenlernen, Bürschchen?“, fragte ich und rammte dem Hai meine Faust ins Gesicht.

Den ganzen Rest der Woche passierte nichts. Am 28.07.2019 kam Jelena Jensen, unsere Klientin bei uns vorbei. „Wie kommen Sie mit ihren Ermittlungen voran?“, fragte sie ohne Umschweife, als wir auf der Terrasse saßen. „Es geht bald los. Wir haben genügend Informationen zusammen, um diesen miesen Drecksack hochgehen zu lassen.“ „Na so was hör ich gern. Was genau haben Sie geplant?“ „Wir werden ihn stellen. Kiara Lord soll als Lockvogel fungieren.“ „Na hoffentlich geht das nicht schief.“ „Machen Sie sich da keine Gedanken. Wir wissen, was wir tun.“, sagte Jelena. „Und wo wollen Sie zuschlagen?“ „In Baska. Denn dort ist Milko Kuszmanovic derzeit verstärkt aktiv.“ „Dann viel Glück. Wenn Sie beide wieder zu Hause in Frankfurt sind, würde ich Sie gerne noch mal besuchen.“ „Jelena?“ „Immer wieder gerne.“

Am Freitag, den 02.08.2019 zogen wir unsere Aktion durch. Albert Lord hatte extra ein bisschen Geld springen lassen. Um 9:45 Uhr wollte sich „The Shark“ mit Kiara treffen. Kiara parkte den Celica am Straßenrand eines fertig gestellten Ferienhauses, während wir den Impreza in einer Seitenstraße geparkt hatten. Wir hatten die Tochter von Albert Lord mit einem versteckten Mikrofon ausgestattet, damit wir das Gespräch mit Milko Kuszmanovic mithören konnten. Pünktlich um viertel 235

vor zehn rollte der weiße Lincoln heran. Milko Kuszmanovic stieg aus und begrüßte Kiara Lord ganz gentlemanlike mit einem Handkuss.

„Sie sind ja super pünktlich, Miss Lord. Das gefällt mir. Zugegeben, das Haus, an dem wir stehen, und das Sie gerne erwerben möchten, ist ein begehrtes Objekt. Aber hätten Sie nicht lieber etwas, dass Sie gerne selbst fertig stellen möchten?“ „Wozu sich noch zusätzliche Arbeit aufhalsen, wenn schon ein fertig gebautes Haus haben kann?“, konterte Kiara mit einer Gegenfrage. „Ich sehe schon, Sie sind eine harte Nuss. Und zweifelsohne haben Sie mit Ihrer Aussage durchaus recht, dass ein fertig gebautes Haus vielleicht eher in Erwägung zu ziehen wäre. Ich möchte allerdings zu bedenken geben, dass es nicht eingerichtet ist.“ „Na umso besser.“ „Miss Lord, ich bin der festen Überzeugung, dass ein Rohbau besser zu Ihnen passt, da Sie schon dort ihren eignen Stil einfließen lassen können.“ „Hören Sie, Mr. Kuszmanovic. Ich kaufe nicht die Katze im Sack. Liegen für die ganzen Rohbauten, die Sie anbieten, überhaupt die entsprechenden Genehmigungen vor?“ „Genehmigungen? Wer braucht denn noch eine Genehmigung? Ich bitte Sie! Ich habe noch nie eine Baugenehmigung eingeholt. Spart übrigens Zeit und Geld.“ „Ich mache keine Geschäfte mit Kriminellen, wie Ihnen, Mr. Kuszmanovic. Vergessen Sie den Deal. Lieber gehe ich zu Ihrer ehemaligen Mitarbeiterin Miss Firic, die ist wesentlich vertrauensvoller als Sie.“

„Ich glaub ja wohl, es geht los! Sie machen keine Geschäfte mit dieser Verräterin. Sie wird genau so sterben, wie Miss Tardic. Und Sie übrigens auch.“ Dieser Wutausbruch des Kroaten war für uns das Signal einzugreifen. Mit etwas überhöhter Geschwindigkeit schossen wir mit unserem Impreza aus der Seitenstraße und kamen mit quietschenden Reifen zum Stehen. Zum Glück hatten wir unsere Waffen schon durchgeladen. Wir entsicherten sie und sprangen aus dem Auto. Jelena feuerte einen Schuss auf Milko Kuszmanovic ab, der in eine Seitenscheibe des Lincoln einschlug.

„Und jetzt die Hände hoch!“, sagte ich. Doch „The Shark“ dachte nicht im Traum daran, sich zu ergeben. Er griff in die Innentasche seines Anzugs und holte eine Remington 1911 R1 heraus. Kiara duckte sich weg und zog dem Immobilienhai mit einem Fußfeger die Beine weg. Ein Schuss löste sich aus der Remington und schlug in eine Mauer. Milko Kuszmanovic kam wieder auf die Beine und wollte nach seiner Pistole greifen, doch Kiara kam ihm zuvor. Sie packte die Pistole und wollte sie auf den Kroaten richten, als dieser unserem Lockvogel einen kräftigen Schlag in den Unterleib verpasste.

So konnte das nicht weitergehen. Ich muss im Nachhinein zugeben, dass Kiara den Hai so beschäftigte, dass er für uns kein Interesse hatte. Kiara hatte unterdessen Milko Kuszmanovic mit einem Stechgriff in seine Familienplanung aus dem Konzept gebracht und hatte nun wieder die Remington in der Hand. Doch der Kroate holte ein Wurfmesser aus einem Ärmel der Anzugjacke. Starr vor Schreck ließ Kiara Lord die Pistole fallen. Doch zum Glück war ich nah an ihr dran und konnte sie auf den Boden werfen, und der Wurf verfehlte sein Ziel. 236

„Kiara, du taube Nuss. Das nächste Mal behältst du deine Birne aus der Schusslinie.“, sagte ich und schob Kiara Lord beiseite.

Dann richtete ich meine Walther auf den Kroaten. „So, Arschloch. Das Spiel ist vorbei.“ „Oh nein. Der Krieg ist nicht vorbei, bloß weil man eine Schlacht verliert. Bringen wir es zu ende, scheiß Tommy.“ Meine Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Mit einem harten Schlag ans Kinn schickte ich Milko Kuszmanovic ins Reich der Träume.

Die Polizei in Baska nahm ihn fest, und „The Shark“ wanderte in Untersuchungshaft. Die kroatischen Behörden durchsuchten sogar die Firmenzentrale in Rijeka und beschlagnahmten tonnenweise Dokumente. Danach begann man mit der Sichtung und Auswertung der beschlagnahmten Aufzeichnungen.

Am Montag, den 05.08.2019, wurde Milko Kuszmanovic dann der Prozess gemacht. Auch einige der Geschädigten kamen zu Wort. Unter anderem auch Oprah Winfrey und unsere Klientin. Jelena Jensen hatte gerade auf dem Platz für die Zeugen Platz genommen, als der Verteidiger aufstand und sagte: „Einspruch! Diese Zeugin wurde von meinem Mandanten zu keiner Zeit geschädigt. Deshalb ist ihr die Erlaubnis auszusagen zu verweigern.“ „Einspruch abgelehnt. Das Gericht lässt die Vernehmung der Zeugin zu.“

Der Staatsanwalt begann sein Verhör. „Miss Jensen. Sie sind amerikanische Staatsbürgerin. Sie sind mit dem Angeklagten weder verwandt noch verschwägert?“ „Ja, das stimmt.“ „Würden Sie uns bitte schildern, wie Sie vom Angeklagten kontaktiert wurden?“, fragte der Staatsanwalt. Sofort schaltete sich der Verteidiger des Hais ein. „Einspruch! Diese Frage ist irrelevant.“ „Einspruch abgelehnt. Bitte Miss Jensen, beantworten Sie die Frage.“ „Ich bekam eine E-Mail, in der man mir anbot, in ein Ferienhaus in Baska zu investieren. Es waren auch Fotos angehängt. Es gab auch einen Kaufvertrag, der als ZIP-Datei angehängt war. Da ich kein Interesse hatte, habe ich die Mail ignoriert und in den Spam-Ordner verschoben.“ „Was geschah dann?“ „Zwei Wochen später kam eine weitere Nachricht. Und diese enthielt nur noch den Kaufvertrag. Auch diese Mail habe ich auf Spam gesetzt. Zwei Tage später kam eine dritte. Dann eine vierte, eine fünfte und so weiter.“ „Wie haben Sie da reagiert?“ „Ich habe Paul MacLain und Jelena Romanova angeheuert, damit sie den Angeklagten aus dem Verkehr ziehen.“

Als der Staatsanwalt sein Verhör beendet hatte stellte der Verteidiger seine Fragen. „Miss Jensen. Wie ich herausgefunden habe, sind sie Schauspielerin. Trifft es sogar zu, dass Sie überwiegend Filme für Liebhaber des horizontalen Gewerbes machen?“ Der Richter schlug mit seinem Hammer auf das Richterpult. „Es reicht. Das Gericht lässt die Frage streichen, da sie darauf abzielt, die Zeugin unglaubwürdig zu machen.“ Der Gesichtsausdruck des Verteidigers sprach Bände. So hatte er sich das Ganze sicher nicht vorgestellt. „Sie sagten vorhin aus, dass Sie die beiden Privatermittler aus Frankfurt am Main, besagten Paul MacLain und besagte Jelena Romanova, angeheuert haben. Wie viel haben Sie den beiden geboten?“ 237

„55.000 Euro pro Person.“ „Eine beachtliche Summe. Haben Sie den beiden sonst noch etwas angeboten?“ „Nein.“ „Wirklich nicht?“ „Nein.“ „Und was ist mit der Sex-Einlage mit Mr. MacLain in dessen Büro?“ „Einspruch! Die Staatsanwaltschaft beantragt die Streichung der Frage, weil diese die Privatsphäre der Zeugin verletzt.“ „Einspruch statt gegeben.“

Am Ende der Verhandlung wurde Milko Kuszmanovic zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe und einer hohen Schadenersatzzahlung verdonnert. Und diese Schadenersatzzahlung war es, die ihm schließlich finanziell das Genick brach. Noch auf dem Weg ins Gefängnis nahm sich „The Shark“ selbst das Leben. Er biss auf eine Zyankali-Kapsel, die er im anderen Jackenärmel versteckt hatte.

Unser Auftrag in Kroatien war beendet. Wir gaben Dubravka Firic die Schlüssel zurück und verabschiedeten uns. Wir fuhren zurück nach Rijeka und gaben unseren Subaru bei Europcar zurück. Am Schalter von Croatia Airlines gaben wir unsere Koffer auf und gingen dann zur Sicherheitsschleuse. Um 10:10 startete unser Flieger in Richtung München, wo wir um 11:25 Uhr landeten. Um 12:45 Uhr startete dann unser Flieger nach Frankfurt am Main, wo wir nach einer Flugzeit von 50 Minuten um 13:35 Uhr auf dem Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt landeten.

Am Ausgang erwartete uns meine Verlobte Kelly Ling. „Willkommen zu Hause Ihr zwei hübschen.“, sagte sie und umarmte uns. „Es tut gut, wieder zu Hause zu sein.“ „Was meinst du, Babe?“ „Die letzten Wochen waren echt nerven aufreibend.“ „Findest du nicht, dass du etwas übertreibst, Paul? Ich fand es eigentlich ganz relaxt.“ „Zugegeben, der Showdown war das stressigste Teil des ganzen Falles.“ „Jetzt erst mal ab nach Hause und ab mit dir unter die Dusche Paul.“

Später am Abend saßen wir in meinem Apartment auf dem Balkon und aßen zu Abend. Kelly hatte sich in die Küche gestellt und gebratene Nudeln mit Hähnchenfleisch nach einem alten Familienrezept zubereitet. Dazu hatte sie italienischen Rotwein gereicht. „Trinkt man zu gebratenen Nudeln, nicht normalerweise Sake, den japanischen Reiswein?“, fragte Samantha. „Normalerweise ja. Aber Sake schlägt ganz schön durch.“ „Wenn man es übertreibt.“, sagte Anastasia. „Und das ist noch harmlos ausgedrückt. Du musst wirklich bekloppt in der Birne sein, um dir mit Sake die Kante zu geben.“

Es klingelte an der Tür. Meine Partnerin öffnete und stand ihrer Namensschwester Jelena Jensen Angesicht zu Angesicht gegenüber. Nachdem Jelena und ich unsere ehemalige Klientin mit meiner Schwester, Camille und Anastasia bekannt gemacht hatten, bot Kelly Jelena Jensen etwas zu Essen an. „Das ist sehr nett.“ Und beim Abendessen bewies Jelenas Namensschwester, dass sie durchaus in der Lage war mit Stäbchen zu essen.

Camille räusperte sich. „Sag mal, Tante Jelena, sind deine Hupen echt, oder wurde da nach geholfen?“ „Camille! Untersteh dich!“, sagte Samantha. „Ist schon Okay. Und um deine Frage zu beantworten, bei mir ist alles echt. Silikon macht mehr kaputt, als dass es was bringt.“ 238

„Wisst Ihr eigentlich schon das neueste?“, fragte Anastasia in die Runde. „Sach an.“ „Milko Kuszmanovic hat auf dem Weg ins Gefängnis das Leben genommen. Er hat eine Zyankali-Kapsel zerbissen.“ „Feige Socke.“, sagte Camille. Samantha wollte etwas erwidern, doch meine Partnerin Jelena Romanova ließ sie nicht zu Wort kommen. „Ich weiß, wie sehr dir Camilles Ausdrucksweise missfällt. Und ich billige Sie ja auch nicht. Aber wir können beide nicht wegdiskutieren, dass Camille Recht hat. Der Selbstmord vom „Shark“ war ein Akt der Feigheit.“ „Sehr diplomatisch ausgedrückt, meine Liebe.“, sagte Anastasia.

„Ich verstehe eines nicht. Wie kann ein Mann nur so geldgierig sein?“ „Es gibt manchmal Leute, die können einfach nie genug haben. Und Milko Kuszmanovic war so ein Vertreter dieser Spezies.“ „Aber deswegen hat er nicht das Recht, die Leute über den Tisch zu ziehen.“ „Leute wie Kuszmanovic scheren sich einen Dreck um Gesetze. Die rennen mit dem Dollarzeichen durch die Gegend. Auch wenn es illegal ist, Hauptsache es kommt Geld in die Kasse.“ „Es gibt genug Gauner, die mit gutem Beispiel voran gehen. Siehe Papa.“, sagte Camille. „Camille ist meine Adoptivtochter. Ihre Eltern wurden zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Und das Gericht wollte, dass Camille in einem gesicherten sozialen Umfeld aufwächst.“ „Und bis jetzt machst du als Ersatzmama einen verdammt guten Job.“, sagte Kelly. 239



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück