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Was im Sommer begann

Rose & Scorpius
von

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Juli

Sie liebte den Geruch der Bücherei, nach altem Leder und Papier. Lächelnd strich sie über die geprägten Buchrücken im Regal, las Titel um Titel. Folgte mit ihrem Blick den Staubkörnern, welche im Sonnenstrahl funkelten wie kleine Diamanten. Hier fühlte sie sich an manchen Tagen wohler als Zuhause. An Tagen wie heute, wo das Haus voller Verwandter war und es so laut war, dass sie ihre eigenen Gedanken nicht verstand. Der Laden hatte erst vor wenigen Minuten eröffnet und verlegen hatte sie den Besitzer angelächelt, als er sie wartend in der Winkelgasse stehen sah.

Sie konnte gar nicht mehr zählen wie viele Bücher sie in ihrem Leben schon gelesen hatte. Als kleines Kind hatte sie es geliebt ihrer Mutter zuzuhören, wenn diese eines ihrer Märchen vorlas. Später dann hatte sie ihrer Mutter vorgelesen und ihren Cousins und Cousinen.

Ein Buch in der obersten Reihe erweckte ihre Aufmerksamkeit. Die Märchen von Beedle dem Barden. Sie kannte die Geschichte schon seit sie denken konnte. Konnte Wort um Wort vorhersagen. Kurz blickte sie über ihre Schulter, fand weder jemanden der ihr helfen, noch einen Hocker auf welchem sie steigen konnte. Zwar hatte ihre Mutter ein Exemplar, doch verspürte sie den Drang danach nun ihre eigene Ausgabe zu erwerben. Sie wandte sich wieder dem Regal zu und stellte sich auf ihre Zehen und streckte den Arm. Seufzend stellte sie sich wieder normal hin, lugte nochmal über ihre Schulter. Mit kleinen Hüpfern versuchte sie es erneut. Erschrocken zuckte sie zusammen, als ein tiefes Lachen hinter ihr erklang und ehe sie auch nur einen weiteren Blick hinter sich werfen konnte, spürte sie eine warme Brust an ihrem Rücken. Ein Arm schob sich in ihr Sichtfeld und Griff nach dem Buch, welches sie seit Minuten zu erreichen versuchte. »Hast du deinen Zauberstab verloren?«

Sie hatte ihn bereits an seinem Lachen erkannt und fuhr sich verlegen durch die Haare, als sie sich ihm zu wandte »Falls du es vergessen hast, bin ich noch keine 17.« Seine kleinen Sticheleien machten ihr schon lange nichts mehr aus. Aus den streitenden Kinder, die sie einst waren, sind junge Erwachsene geworden, welche vielleicht, irgendwie sogar Freunde waren. Ihr Blick heftete auf seiner Brust, an welcher sich ein schlichtes weißes Hemd spannte. »Ich… Danke.« erwiderte sie und sah zu ihm auf, als er ihr das Buch reichte. Seit wann war er so groß? Der Sommer war doch gerade erst zur Hälfte rum.

Ein seichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, während er sie dabei beobachtete, wie sie verlegen wieder ihren Blick abwandte und nach weiteren Büchern Ausschau hielt. Sie sah sehr hübsch aus, in ihrem blauen Kleid. So entspannt und schüchtern. So anders als in Hogwarts. Seit wann fiel ihm sowas an ihr auf? Sie war doch nur die Cousine seines besten Freundes.

»Könntest du…?« Er lachte leise in sich hinein und folgte ihrer Bitte. Blieb einen Schritt näher als nötig bei ihr stehen und atmete etwas von ihrem blumigen Parfum ein. Naja, sie war eigentlich doch schon sowas wie eine Freundin. Außer ihr schien noch niemand sonst hier zu sein. »Was machst du eigentlich so früh hier? Alleine?«

Seufzend sah sie über ihre Schulter zu ihm auf »Ich bin von Zuhause geflüchtet…«

Er zog fragend eine Augenbraue hoch, was sie zum kichern verleitete. Sie wusste, dass er mit ihrer Theatralik nichts anfangen konnte. »Mir fällt die Decke auf den Kopf, wenn ich den ganzen Tag keine Sekunde für mich habe.«

Er nickte als Zeichen, dass er sie verstanden hatte. Ihre Antwort wunderte ihn kaum. Er kannte ihre Familie nur zu gut. Außerdem verbrachte sie auch in der Schule viel Zeit alleine in der Bibliothek. Wie oft hatte er sie schon alleine in der Bücherei gesehen oder am See in ein Buch vertieft. Manchmal fragte er sich ob sie am Tag der Auswahlzeremonie nicht doch dem falschen Haus zugeteilt wurde? Während sie leise von ihrer Familie erzählte folgte er ihr ohne auf den Weg zu achten und fand sich schließlich an der Kasse wieder, an welcher auch seine Mutter stand und gerade bezahlte »Scorpius.« Lächelnd sah sie zu ihm und ließ ihren Blick zu seiner neuen Begleitung gleiten. »Mum…« Er hatte fast vergessen, dass er mit ihr hier war…

»Miss Weasley, sind sie fündig geworden?« Bevor es zu einer unangenehmen Stille kommen konnte, machte der freundliche Bibliothekar auf sich aufmerksam und winkte die Angesprochene zu sich. »Eine gute Wahl haben Sie da getroffen.« sagte er während er sich die Bücher ansah, welche sie ihm reichte und in Papier einschlug, damit sie während des Transports keinen Schaden nahmen. Sie warf einen kurzen Blick zur Seite und stellte fest, dass Scorpius und seine Mutter noch dort standen und auf sie zu warten schienen. »Miss Weasley, möchten Sie uns nicht zum Tee begleiten?« Überrascht weiteten sich ihre Augen und fragend sah sie zu ihrem Schulkollegen, welcher leicht die Schultern zuckte. Rose wusste es wäre unhöflich die Einladung auszuschlagen. Verlegen schaute sie auf die schmale Uhr an ihrem Handgelenk. Es war erst 10:45 Uhr. »Sehr gerne, Mrs. Malfoy.«

Gemeinsam verließen sie die Bücherei. Während Mrs. Malfoy vor ihnen ging und interessiert an dem ein oder anderen Schaufenster stehen blieb, trat Scorpius an ihre Seite und legte ihr einen Hand auf den Rücken. »Ich hoffe, du weißt, worauf du dich eingelassen hast .«

Seine Hand in ihrem Rücken fühlte sich ungewohnt an. Doch die Wärme, welche von ihr ausging versprach ihr eine angenehme Sicherheit, ebenso das belustigte Funkeln in seinen Augen.

Astoria Malfoy blieb vor dem kleinen Café stehen, in welches sie schon seit Jahren ging. Wartend blickte sie zu den beiden Kindern, welche sich schier angeregt unterhielten. Scorpius kam sehr nach seinem Vater und es wärmte ihr Herz als sie sah mit welcher Herzlichkeit er die junge Frau neben sich bedachte. Auch die junge Miss Weasley schien von seiner Aufmerksamkeit eingenommen zu sein, auf eine ehrliche Art und Weise, welche vielen jungen Damen ihrer Gesellschaft leider fehlte. Ihr Sohn zwinkerte ihr zu als er ihnen die Tür aufhielt.

Der Butler empfing sie freundlich und wies ihnen einen Tisch am Fenster zu, von welchem man das rege Treiben der Winkelgasse verfolgen konnte. Rose genoss die Ruhe, die das kleine Café ausstrahlte. Es wirkte weniger vornehm, als sie erwartet hatte. Und auch ihre Gesellschaft war herzlicher als man sich sagte. Scorpius zog ihnen die Stühle zurecht und dankbar lächelte sie ihn an.

»Mrs. Malfoy, dasselbe wie immer?« Der Butler erschien an ihrem Tisch nachdem sie alle Platz genommen hatten. »Vielen Dank, Mr. Adams. Bitte für eine Person mehr. Mr. Malfoy befindet sich auf dem Weg hierher.« Mr. Adams wollte bereits gehen, als der junge Mr. Malfoy ihn noch kurz zurückhielt. »Bringen Sie bitte auch einen frischen Minz-Tee und ein Stück Zitronenkuchen?« Überrascht sah Rose auf und wollte ihn unterbrechen, doch er legte seine Hand auf ihr Bein und unterbrach sie recht wirkungsvoll. Leichte Röte erschien auf ihren Wangen »Danke.«

»Miss Weasley, sind sie in der Bücherei fündig geworden?« Die Ablenkung kam ihr gerade gelegen und lächelnd wandte sie sich um »Oh ja.«

Während Rose und seine Mutter sich unterhielten, beobachtete Scorpius beide. Er war überrascht wie gut sich die beiden verstanden. Zwar hatte seine Mutter ihre Meinung über die Weasleys nie kund getan, doch die seines Vaters war ihm durchaus bekannt. Und auch wenn seine Mutter gerne die Erwartungen der reinblütigen Gesellschaft untergrub, so stand sie doch immer hinter seinem Vater. Sein Blick fuhr zum Eingang, in welchem eben jener gerade erschien. Er reichte Adams den Mantel und fand auch sogleich, den Blick seines Sohnes. Gezielt trat er auf ihren Tisch zu und blieb verwundert stehen, als er das fremde und doch bekannte Gesicht bei seiner Familie entdeckte. Fragend sah er seinen Sohn an als er seinen Weg fortsetzte und das Lachen seiner Frau erklang. »Hallo.«

Rose stand auf und strich kurz über ihren Rock, reichte dem Neuankömmling die Hand. »Mr. Malfoy, freut mich sehr Sie kennenzulernen.« Er war verwundert von ihre ruhige Stimme und ihrer allgemein ruhigen Art. Sie sah zwar aus wie eine Weasley, doch sie bewegte und sprach ganz anders als er ihre Familie in Erinnerung trug. Er erwiderte ihren Händedruck und setzte sich neben seiner Frau, welche er zur Begrüßung kurz auf die Wange küsste. »Miss Weasley, was verschafft uns denn die Ehre Ihrer Gesellschaft?« Sein Tonart hatte etwas hartes, ruppiges an sich. Sie zog belustigt eine Augenbraue hoch und warf ihrem Schulkameraden einen wissenden Blick zu. Ihr war nun absolut klar, woher der junge Malfoy dies hatte. Bevor sie antworten konnte, wandte sich Mrs. Malfoy an ihren Mann »Oh, wir haben Miss Weasley in der Bücherei getroffen und da dachte ich es wäre schön, wenn sie uns zum Tee begleite. So habe ich auch mal etwas Abwechslung zu euren stetig ernsten Gespräche.«

Ihr Vater beharrte stets darauf wie kalt und herzlos die Malfoys seien. Rose bemerkte davon nichts an diesem Mittag. Mr. und Mrs. Malfoy sahen sich mit so einer Herzlichkeit an, wie es ihre Eltern taten. Vielleicht nicht so offensichtlich, doch die kleinen Geste, welche sie teilten, ließen Rose Herz fast ein wenig mehr aufgehen, als die öffentlichen Bekundungen ihrer Familie. Sie war erstaunt, wie wohl sie sich hier fühlte.

Sein Arm lag auf ihrer Rückenlehne und seine Hand streifte ab und an ihre Schulter, während sie dem Gesprächen seiner Eltern aufmerksam folgte. »Dein Sohn ist übrigens Schulsprecher. Heute Morgen kam der Brief!« Ihren erstaunten Blick, erwiderte er mit einem Lächeln, ehe er zu seinem Vater sah, welcher ihm stolz zunickte. »Dann sind wir wohl Kollegen.« Rose wusste nicht warum diese Nachricht sie überraschte, immerhin war er nach ihr der Beste ihrer Klasse. In ihr stieg eine leichte Vorfreude auf die gemeinsame Zusammenarbeit auf. Sie war froh jemanden an ihrer Seite zu wissen, mit dem sie sich verstand und den sie… mochte.

»Nun, damit hättet ihr eine solide Grundlage um den Job eurer Wahl zu erlernen.« Draco Malfoy zog die Aufmerksamkeit der beiden Schüler erneut auf sich. »Miss Weasley, was haben Sie denn nach Hogwarts vor?« Auch Scorpius wusste nicht, wie ihre Pläne aussahen und sah sie ebenso interessiert an wie seine Eltern. »Ich möchte Heilerin werden.« Sie sprach die Wort mit solch einer Sicherheit und Stolz aus, dass keiner von ihnen daran zweifelte, dass sie ihr Ziel erreichte.

»Ein sehr hohes Ziel, welches sie sich da gesetzt haben.« Sie kam ganz nach ihrer Mutter. »Und möchten Sie irgendwann auch ihre eigene Familie gründen?« Ein stechender Schmerz schoss durch seinen Fuß, als sich der Absatz seiner Frau in eben diesen bohrte. Er verzog keine Miene, auch wenn er Mühe damit hatte. Seinen Blick hielt er auf die junge Miss Weasley gerichtet. »Vater!« 

Wenn sie irgendetwas mit Ronald Weasley gemein hatte, dann war es lediglich die Röte, welche sich von ihrem Ausschnitt bis in ihr Gesicht hochkämpfte. Sie räusperte sich »Natürlich… irgendwann bestimmt.« Peinlich berührtes Schweigen machte sich breit, welches Rose mit einem herzlichen Lachen durchbrach. »Ich wurde schon unangenehmeres von einem Malfoy gefragt.« Auch Scorpius fiel in ihr Lachen mit ein, dachte an ihr Zusammentreffen im Vertrauensschülerbad in der 5. Klasse. »Weasley, bist du nackt?« Gegen allen Gewohnheiten war er rot angelaufen als er bemerkte, dass sie sich im Bad befand. »Nein Malfoy, ich gehe immer angezogen baden.« Peinlich berührt war er wieder hinaus gegangen und hatte gewartet bis sie heraus kam. Lachend hatte sie ihm zugezwinkert. Wenn er sich recht erinnerte, war das der Moment als das Eis zwischen ihnen brach.

Nach einiger Zeit zahlte Mr. Malfoy die Rechnung und gemeinsam traten sie wieder hinaus auf die Straße. Die Sonne schien wärmer als zuvor auf sie hinab und nachdem er seiner Frau einen weiteren Kuss auf die Wange gab verabschiedete er sich von seinem Sohn und dessen Begleitung. »Miss Weasley, leisten Sie uns doch demnächst beim Dinner Gesellschaft.«



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: irish_shamrock
2018-03-16T17:25:51+00:00 16.03.2018 18:25
Hallo tonia :D ...

ich habe das ungute Gefühl, seit einer Ewugkeit nichts mehr zur NG gelesen zu haben, bzw. scheint mir der Bezug im Laufe der Zeit irgendwie verloren gegangen zu sein.
Nichtsdestotrotz habe ich mich hierher verirrt, weil mich der Titel deiner Gesichte anlockte ^^ ...
Die Szene in der Bibliothek hast du toll eingefangen und mit schönen Worten umschrieben.
Sei es die Begegnung mit Scorpius, seiner Mutter Astoria oder nicht zuletzt mit Draco.
Dass beide Schulsprecher werden, scheint bei den Familien ja nicht verwunderlich :') ...
An sich ein gelungener Einstieg, allerdings sind mir hier und da ein paar Fehler aufgefallen.
Beispielsweise:
"Astoria Malfoy blieb vor dem kleinen Kaffee stechen ..." -> du meinst sicherlich Café ... den das andere wäre das Getränk ... ^^°

Vielleicht schaue ich später noch beim nächsten Kapitel vorbei ...
Bis dahin,
alles Liebe
irish C:
Antwort von:  Annie
16.03.2018 20:57
Hi Irish

Lieben Dank für deinen wirklich konstruktiven Kommentar!
Ich habe die stellen nochmal rausgesucht und korrigiert :)
Es freut mich, dass du in meine Story reinschaust, ich habe nämlich ein paar Lieblinge in deiner Liste ^^

Ich freue mich, lieben Dank und bis bald
Tonia


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