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Wie die Wahrheit doch wehtun kann

von

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Jeanne und Sindbad

Langsam öffnete Maron die Augen. Sie spürte seinen Arm um ihre Taille und seinen ruhigen Atem in ihrem Nacken. Ein kurzes Lächeln kam auf ihre Lippen welches aber gleich wieder verschwand. Sachte hob sie ihren Kopf und sah dass beide mit der dünnen Decke vom Sofa zugedeckt waren. Stimmt, Chiaki hatte sie noch geholt bevor sie eingeschlafen war. Dass sie allerdings beide miteinander schlafen würden hätte sie nie gedacht. Sachte legte sie seinen Arm von ihr weg, zog die Decke etwas nach oben und setzte sich auf. Draußen war es bereits dunkelste Nacht und die Sternen glänzten vom Himmel. Wie spät es wohl war? Sie sah kurz auf ihre Armbanduhr und war etwas überrascht. Es war erst kurz nach Mitternacht. Ihr Blick fiel zu Chiaki als sie nicht wusste ob sie ihn wecken sollte oder sich einfach wieder neben ihn legen sollte. Irgendwie war das alles so schnell gegangen. Sie hatte ihm doch noch nicht mal gesagt was sie für ihn empfand und nur ein Kuss führte gleich dazu dass sie sich auszogen und es auf ihrem Wohnzimmerteppich getan hatten. Plötzlich hörte sie ein leises Klopfen von der Bürotür, schräg gegenüber des Wohnzimmers. Oh nein, Fynn! Auf die hatte sie komplett vergessen. Was sollte sie jetzt tun? Schnell schnappte sie sich ihre Unterwäsche, zog diese an und anschließend ihre Jeans und das Shirt. Aber konnte sie Chiaki einfach so hier liegen lassen? Sie deckte ihn einfach bis zu den Schultern zu und schlich sich zur Bürotür. Sachte drehte sie den Schlüssel und kam rein.

„Fynn?“, rief sie flüsternd.

„Na endlich. Wolltest du mich die ganze Nacht hier drinnen lassen?“, fragte der kleine Engel genervt.

„Tut mir leid. Ich bin vor dem Fernseher eingenickt.“

„Wer war an der Balkontür?“

„Chiaki. Es gab wohl Streit in der Familie und er wollte Dampf ablassen. Immerhin sind wir … Freunde.“

„Seit wann?“, fragte Fynn skeptisch und wollte aus der Tür.

Maron stellte sich davor und hielt den Türgriff fest und sagte lächelnd: „Seit heute. Immerhin ist er im großen und ganzen doch sehr nett. Außerdem brauchte er jemanden zu reden und ist deshalb auch eingeschlafen. Wir sollten ihn nicht wecken oder willst du es riskieren entdeckt zu werden?“

Doch Fynn ließ nicht locker und schließlich öffnete Maron die Tür. In diesen kurzen Sekunden schweiften hunderte Gedanken durch ihren Kopf. Wie sollte sie den nackten, schlafenden Chiaki erklären? Und auch noch weit entfernt vom Fernseher. Der kleine Engel würde ausrasten. Maron könnte sich wohl nie wieder in Jeanne verwandeln und die Dämonen würden die Überhand bekommen. Klar, es gab noch Sindbad doch dieser kämpfte doch auf der Seite des Teufels oder? Hundertprozentig sicher war sich Maron dabei nicht, aber wenn sie nun nicht mehr gegen die Dämonen kämpfen könnte, wie würde es dann weiter gehen?

Fynn kam herausgeflogen und Maron kniff kurz ihre Augen zusammen. Da sagte der kleine Engel ruhig: „Na, anscheinend weiß er was Anstand bedeutet und ist wieder nach Hause.“

„Was?“, fragte Maron leise und öffnete die Augen.

Die Decke lag zusammen gelegt auf dem Sofa, die Balkontüre war geschlossen und von Chiaki war weit und breit keine Spur. Wo war er hin? zurück in seine Wohnung? Sachte machte Maron einen Schritt nach vorne und sagte: „Ähm … ich bin gleich zurück.“

Fynn sah ihr fragend nach als Maron zur Wohnungstüre ging und diese gerade öffnen wollte. Da kam der kleine Engel aber schon zu ihr und sagte mit plötzlichen, ziemlichen Kopfschmerzen: „Wo auch immer du hin wolltest, es muss warten. Ein Dämon.“

„Jetzt?“

„Ja. Los komm!“

Maron eilte in ihr Schlafzimmer, erwischte schnell ihr Kreuz, kam zurück zur Wohnungstür, zog sich Mantel und Stiefel an als sie mit ihrem kleinen Engel schon die Wohnung verließ. Schnellen Schrittes lief sie die Treppen hinunter und hinaus als Fynn voraus in den Park flog.

„Wo … wo ist er?“, fragte Maron schnaufend und kam beim Springbrunnen im Park an.

„Hier.“, rief Fynn und deutete auf das kleine Häuschen hinter dem Brunnen. Dort drinnen konnten junge Künstler immer ein- bis zwei ihrer Werke ausstellen um vielleicht endlich berühmt zu werden. Eigentlich war das Häuschen abends immer abgeschlossen doch was sein musste, musste sein. Maron verschwand hinter einen dicken Baumstamm und sah ihr Kreuz an. Leise und mit etwas verzweifelter Stimme sagte sie: „Bitte lass es funktionieren.“

Sie bat um die Kraft des Herren und verwandelte sich zu Jeanne. Kaum war das abgeschlossen sah sie an sich herunter und war überrascht. Warum funktionierte es? Es war ja gut, aber warum hatte Fynn ihr dann immer erzählt sie müsse komplett ‚rein‘ sein um sich verwandeln zu können? Da kam der kleine Engel auch schon und bat Maron endlich in die Gänge zu kommen. Leise schlich sie sich ins Häuschen und fand auch schnell den Dämon im Bild. Mit leiser Stimme und gekonnt, gezielten Pin setzte sie ein Schach Matt und fing den Dämon ohne viel Aufsehen ein. Aber wer sollte auch um 01:00 Uhr morgens im Park sein? Sachte kam sie wieder heraus als vor ihr schon Sindbad stand.

„Soso … da haben wir die kleine Diebin ja.“

„Du kommst zu spät.“, gab sie frech zurück und ging an ihm vorbei.

„Bist du dir da sicher?“, fragte er als sie genau neben ihm stand und legte eine Hand auf ihre Schulter.

Sofort bekam sie eine Gänsehaut und erstarrte kurz. Was war das plötzlich? Sindbad hatte sie schon oft berührt, sie sogar schon einmal geküsst aber jetzt war es anders. Irgendwie klopfte ihr Herz so schnell und sie wusste nicht warum. Dieses Gefühl von Nähe trat auf und sie fühlte sich plötzlich anders. Da machte Sindbad einen Schritt nach vorne und ließ von ihr ab als er auf das Häuschen sah.

„Irgendetwas stimmt nicht.“, sagte der Grauhaarige und kniff die Augen etwas zusammen.

„Und was?“, fragte Jeanne verwundert und kam neben ihn.

„Spürst du das nicht?“

„Was?“

„Das Böse.“

„Ach das, klar. Aber ich dachte das liegt daran dass du neben mir stehst.“, antwortete sie frech als er schon etwas genervt zu ihr sah.

Sie zuckte kurz mit den Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie sah in seine blauen Augen und versuchte etwas darin zu erkennen. Doch dadurch bekam sie nur noch mehr das Gefühl von Verbundenheit mit ihm. Erst als sie in lautes Knacksen vernahm wendete sie den Blick von ihm ab. Beide sahen zu dem Häuschen als dieses in den Mauern dicke Risse bekam und die Scheibe vom Fenster einen großen Sprung bekam. Sofort wichen sie etwas zurück und es gab einen lauten Knall. Die Scherben des Fensters schossen bis zu den beiden Jägern als sich Sindbad schützend vor Jeanne stellte. Diese war darüber durchaus verwundert und sah ihn fragend an. Doch gerade als sie etwas sagen wollte, hörte man knurren. Beide drehten sich zu dem Häuschen, welches komplett zusammengefallen war als ein schwarzer, großer Hund davor stand. Er hatte dunkelrote Augen, fletschte seine spitzen Zähne und knurrte die beiden an. Da erschien schon Fynn neben Jeanne und sagte: „Diesen Dämon kenne ich nicht. Ich hab‘ ihn auch nicht gespürt.“

„Das liegt daran, dass es kein Dämon ist.“, antwortete Sindbad.

Die Blonde und ihr kleiner Engel sahen zu dem Dieb und wussten nicht was fragen als schon Access erschien und sagte: „Da ist er ja wieder. Dieser Hund.“

„Du kennst ihn?“, fragte Fynn entsetzt.

„Wir jagen ihn schon seit Monaten. Seine Spur verloren wir vor zwei Monaten in dieser Stadt und jetzt zeigt er sich wieder. Hat wohl Hunger bekommen.“

„Hunger? Was ist das denn für ein Tier?“

„Na ein Werwolf.“, gab Sindbad ruhig zurück und fixierte das wilde Tier. „Nimm dich in Acht Jeanne. Wenn er dich beißt, wirst du selbst zum Werwolf. Und es wäre doch schade wenn ich dich töten müsse.“

Jeanne erschrak etwas als sie sich dennoch in Kampfposition begab. Es war das erste Mal dass sie mit Sindbad zusammen kämpfte. Warum? Nur wegen diesem Tier? Aber es musste unschädlich gemacht werden.

„Wie kann man es vernichten?“, fragte Jeanne als der Werwolf ein paar Schritte auf die Diebe zu kam.

„Eigentlich nur mit einer Silberkugel ins Herz.“

„Man muss ihn erschießen?“, fragte sie geschockt und sah Sindbad an.

Dieser grinste etwas und antwortete: „Wenn dir das zu brutal ist, solltest du lieber nach Hause gehen Süße.“

Schon machte der Werwolf einen Sprung auf beide zu und sie konnten ausweichen. Schließlich fixierte er Sindbad, der nun seine Waffe zog. Dass er nicht der bravste war, wusste Jeanne schon lange aber dass er auch eine Waffe besaß war doch wohl das schlimmste. Geschockt sah sie zu den beiden als er den Werwolf mit einem kräftigen Tritt kurz zurückwerfen konnte. Dieser rappelte sich auf und bemerkte nun auch Jeanne. Und Werwölfe konnten es spüren wenn jemand ausgeliefert oder unachtsam war.

„Jeanne!“, schrie Sindbad und sah wie der Werwolf auf sie losrannte.

Kurz bevor er sie erreichen konnte, warf Sindbad einen Stein nach ihm. Jeanne erwachte aus ihrer Trance und wich aus. Er zerkratze nur ihren Ärmel, traf aber nicht die Haut. Sie atmete schnell durch als der Werwolf Sindbad ansprang. Dieser verlor dadurch seine Waffe welche ein paar Meter wegschleuderte. Der Dieb konnte den Werwolf kurz von sich werfen und wollte zur Waffe als er sah wie Jeanne wieder angegriffen wurde. Sie kannte sich zwar mit Dämonen aus, aber so ein Tier war ihr viel zu fremd. Sie schaffte es auszuweichen als er sie allerdings mit seinen langen Krallen am Rock erwischte und somit zu Boden riss. Er stand ober ihr und fletschte seine Zähne als Jeanne angstvoll in seine Blutroten Augen sah. Er knurrte sie an, öffnete sein Maul und wollte zubeißen als es einen lauten Schuss gab. Jeanne erschrak und blickte das Tier an als sie schon die Schusswunde in seinem Herzen sah. Mit einem Mal tropfte das Blut auf ihre Kleidung und das Tier fiel leblos zur Seite. Jeanne lag immer noch so da und atmete schnell als Fynn über ihr schwebte und fragte: „Bist du okay? Hat er dich verletzt?“

„Nein, ich denke nicht.“

„Lass mal sehen.“, sagte schließlich Sindbad, erwischte ihre Hand und zog sie hoch.

Sie war noch etwas wacklig auf den Beinen als Sindbad Jeanne gründlich abtastete. Sie sah ihn einfach dabei zu, denn auch wenn sie ihn eigentlich schon längst von sich gestoßen hätte, stand sie noch zu sehr unter Schock.

„Alles klar. Du bist nicht verletzt.“, sagte er erleichtert und sah sich um.

Da hörte man schon die Sirenen der Polizei und auch die Lichter schienen durch die Bäume.

„Wir müssen verschwinden. Die Polizei ist gleich hier. Es hat wohl jemand den Schuss gehört.“, sagte Access besorgt als Sindbad nickte.

Er sah noch einmal zu Jeanne und fragte: „Kommst du klar?“

„Ja. Geht schon.“, log sie.

Sie war noch so unter Schock dass sie kaum einen Schritt machen konnte. Gerade als den ersten Fuß vor den anderen setzte, sackte sie zusammen. Der Dieb fing sie gerade noch auf, hob sie hoch und verschwand mit ihr und den beiden Engeln.
 

Die Polizei kam an und sicherte die Umgebung. Miyako und ihr Vater kamen zu dem Tier und wunderten sich, seit wann es so große Hunde in der Stadt gab. Dennoch musste irgendjemand ihn erschossen haben. Passanten waren es bestimmt nicht, aber es gab auch kein Opfer. War es denn überhaupt ein wütendes Tier gewesen? Miyako sah zu dem kleinen zusammengefallenen Häuschen und fragte ihren Vater, den Polizeioberkommissar: „Du Paps, meinst du dieser Hund hat das gemacht?“

„Schon möglich. Es ist ein starkes, großes Tier. Wir sollten dem Tierschutz Bescheid geben und auch dem Bürgermeister. Immerhin muss das Geländer bis auf weiteres abgeriegelt werden.“

„Ob Jeanne gegen dieses Tier gekämpft hat?“, fragte Miyako etwas verunsichert weiter.

„Miyako, es wurde erschossen. Obwohl ich Jeanne so einiges zutraue, dass sie eine Schusswaffe trägt ist wohl komplett auszuschließen.“

„Und … Sindbad?“, fragte sie etwas verunsichert weiter als sie endlich den Blick von diesem Monstrum abwenden konnte.

Auf diese Frage kannte auch Hr. Todaiji keine Antwort. Wäre Sindbad in der Lage eine Waffe abzufeuern? Der Schuss ging schließlich mitten ins Herz und wer weiß auf welche Distanz geschossen wurde? Der Polizeioberkommissar kratze sich kurz am Kopf als endlich der Tierschutz ankam und dieses, was auch immer, weggebracht wurde. Miyako stand dennoch noch fragend da und sah sich alles an. Waren Jeanne oder Sindbad, oder sogar beide gemeinsam hier verwickelt gewesen? Machten sie nun gemeinsame Sache?



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