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O(h) und A(h) Romanze

von

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Folge 16 (Die fremde Schwester)

Rosalie... Das arme Mädchen hatte es in ihrem Leben nicht leicht: Zuerst wollte sie sich an Oscar verkaufen, weil sie Oscar mit einem Mann verwechselt hatte und dann wurde Rosalies Mutter von der Kutsche einer Adligen überfahren...
 

Oscar nahm Rosalie bei sich auf, half ihr die Mörderin ihrer Mutter zu finden und kümmerte sich um sie wie um eine kleine Schwester. Dann bat Oscar André bei einem gemeinsamen Ausritt um einen Gefallen, dass er sich eine Woche lang um Rosalie kümmern sollte und er stimmte ihr zu. Er liebte Oscar von ganzen Herzen und konnte ihr deshalb niemals eine Bitte abschlagen, aber sie merkte nichts von seinen Gefühlen. Leider... André seufzte trübsinnig und erntete sofort Oscars Aufmerksamkeit. „Was ist mit dir?“
 

„Ach, nichts, Oscar.“ André lächelte und Oscar runzelte die Stirn. Es sah nicht danach aus und sie bekam das Gefühl, als wäre er nicht ganz ehrlich mit ihr. „Wenn du dich nicht um Rosalie kümmern willst, dann sage es mir hier und jetzt!“ Ihre Stimme war eine Spur zu schroff und erschreckte André. „Es hat nichts mit Rosalie zu tun.“, meinte er ehrlich.
 

„Womit dann?“ Oscar ließ nicht locker. „Wieso ziehst du auf einmal so ein trübes Gesicht?“
 

„Ich sagte doch, es ist nichts, Oscar.“ André wäre am liebsten davon galoppiert, aber wusste nur zu gut, dass Oscar auch später auf dieses Thema zurückkommen würde. Um es erst gar nicht dazu kommen zu lassen, versuchte er davon abzulenken und gleichzeitig ihr die Frage zu beantworten. „Glaub mir, Oscar, ich werde mich gerne um Rosalie kümmern, solange du in Versailles bist. Es kommt mir nur etwas ungewohnt vor, eine ganze Woche ohne dich auf dem Anwesen zu verbringen. Aber keine Sorge, ich werde schon darüber hinwegkommen. Immerhin sind wir keine Kinder mehr und können auf uns selbst gut aufpassen...“ Was redete er da für sinnloses Zeug? Es brachte doch keinen Zusammenhang! Am besten würde er den Mund halten und nichts mehr sagen! „Ja, genau so ist es und wie du siehst, es ist wirklich nichts mit mir, Oscar“, beendete er und verstummte.
 

Oscar betrachtete sein angespanntes Gesicht, seinen Blick, der stur geradeaus gerichtet war und merkte, wie er verbissen seine Lippen aufeinander presste. Das Gefühl, dass er nicht ganz ehrlich mit ihr war, verstärkte sich. Aber was soll´s... Jeder hat irgendwelche Geheimnisse und solange es nicht mit ihr zu tun hatte, war alles in Ordnung. Allerdings würde ein wenig Beobachtung nicht schaden und vielleicht würde sie dann selbst herausfinden können, was mit ihrem Freund los war...
 


 

- - -
 


 

Wie schön doch Rosalie in einem Ballkleid aussah und wie gut konnte André mit ihr doch tanzen. Um Rosalie zu helfen, die Mörderin ihrer Mutter zu finden, nahm Oscar sie mit auf einen Ball mit und hatte für das Kleid gesorgt, damit alle Anwesenden sie für eine Adlige hielten. Der Plan schien aufzugehen und Oscar war sehr zufrieden. André führte Rosalie im Tanz mit Grazie und Oscar bekam plötzlich den Wunsch, an ihrer Stelle sein zu können. Aber sogleich lachte sie stumm über sich selbst. Sie würde niemals tanzen und erst recht nicht ein Kleid tragen – sie wurde nicht dafür erzogen und andererseits wollte sie das auch gar nicht. Dennoch stach etwas in ihrem Herzen, während sie immer weiter André im Tanz mit Rosalie beobachtete. Zum Glück nicht für lange. Es gab einen kleinen Tumult und im nächsten Augenblick richtete sich die ganze Aufmerksamkeit von allen Anwesenden auf Rosalie und noch einem Mädchen, Madame de Polignacs Tochter Charlotte. Sie sprach Rosalie nicht gerade nett an und zu ihrer Verteidigung warf Rosalie nach ihr mit ihrem Fächer, bevor sie mit Tränen im Gesicht aus dem Ballsaal wegrannte. Rosalie tat Oscar und André leid, wie diese von Charlotte bloßgestellt wurde und sie liefen ihr unverzüglich nach. Ihre Arme berührten sich dabei unbeabsichtigt und für einen Wimpernschlag überzogen sich ihre Wangen mit einem feinen Rot. Oscar warf einen kurzen Blick auf André und merkte nur, wie er verlegen seinen Blick sank und seinen Schritt verlangsamte, um sie vorzulassen. Oscar kam das bekannt vor. Beim heutigen Ausritt hatte er genauso ausgesehen und Oscar nahm sich vor, sich noch heute darum zu kümmern, aber jetzt war Rosalie dran.
 


 

Auf dem Anwesen, nachdem Rosalie sich gefangen hatte und bereits schlief, brachte André einen Tee in Oscars Salon. Diese bedankte sich und wartete, bis er den aromatisch duftenden Tee in ihre Tasse goss und vor ihr hin stellte. Danach machte er für sich den Tee und spürte dabei den eindringlichen Blick von Oscar auf sich. Das behagte ihm nicht und er kam sich seltsam dabei vor. „Wie geht es Rosalie?“, fragte er, um sie davon abzubringen.
 

„Ich hoffe besser“, meinte Oscar und nahm doch noch einen Schluck von ihrem Tee. Aber als sie die Tasse von ihren Lippen absetzte, überging sie gleich zu dem, was sie heute fast den ganzen Tag beschäftigte. „Du bist heute seltsamer als sonst. Fehlt dir etwas?“
 

Ja, ihm fehlte etwas und zwar... Aber nein! Das durfte er nicht verraten! „Was soll mir schon fehlen?“, konterte er und grinste dabei flegelhaft. „Ich bin so wie immer.“
 

Das reichte! Die Tasse klimperte, als Oscar sie auf den Unterteller hastig abstellte und ein wenig von dem Tee kippte über den Rand. André griff sogleich nach einer Serviette und tupfte die kleine Pfütze von dem Tisch. Ein kleines Missgeschick konnte schon mal passieren. Plötzlich sah er Oscars Hand in seinem Blickfeld und im nächsten Augenblick spürte er schon den Griff ihrer schmalen Fingern um sein Handgelenk. Er hielt in seiner Bewegung inne und sein Herz setzte aus, als er zu ihr aufsah. Sie war gereizt und er glaubte Blitze in ihren blauen Augen zu sehen. Was war mit ihr auf einmal los? Hatte er etwas falsch gemacht?
 

„Erzähl mir alles, was mit dir los ist!“, verlangte sie auffordernd und André schluckte hart. Sie gab ihm keine Möglichkeit zur Ausrede und André bezweifelte, dass sie es ihm glauben würde. Also gut, wenn sie das wollte... „Ich...“ Er senkte verlegen seinen Blick auf ihre Hand und schloss die Augen. „Vergib mir, aber...“ Er schluckte noch einmal einen dicken Kloß in seinem Hals und brachte kleinlaut den Satz zu Ende: „...ich bin verliebt...“ Es war gesagt, aber besser ging es ihm dadurch nicht. Ihm kam es so vor, als reiße der Boden unter seinen Füßen auf und er würde gleich in den Abgrund stürzen...
 

„Verliebt?“ Oscar entfernte überrascht ihre Hand von seinem Handgelenk. In wen? Wollte sie wissen, aber biss sich auf die Zunge. Vielleicht würde es besser sein, wenn sie das gar nicht wissen würde... Es war natürlich seine Angelegenheit, wenn er sich verliebte und sie durfte sich dabei nicht einmischen... Komisch nur, dass ihr Herz dabei schmerzte und sie das Gefühl bekam, als würde sie ihn zum letzten Mal sehen... Beinahe traten ihr deswegen die Tränen in die Augen und sie wischte sie mit dem Ärmel verächtlich weg. Sie durfte doch keine Schwäche zeigen, nicht einmal vor André! Dennoch entfuhr ihr ungewollt ein Schluchzen und André schaute sie sofort an. Besorgnis und Verwunderung lag in seinen Blicken, was sie für kurz irritierte. „Du weinst?“ Sofort stand er vor ihr und Oscar zog ein mattes Lächeln. „Ich und weinen? Ich freue mich nur für dich...“
 

Ach wirklich? André glaubte ihr nicht so recht. Oder hatte sie das nicht richtig verstanden? Er hatte ja nicht gesagt, in wen er verliebt war... Dennoch schien das Oscar hart zu treffen, denn sonst würde sie auf so etwas nicht trüb und mit feuchten Augen darauf reagieren. Dass er ihr wichtig war, wusste André schon immer. Aber so wichtig? Oder hieß das etwa, dass sie in ihm mehr sah als nur einen Freund seit Kindesbeinen und womöglich mehr zu ihm empfand als sie es sich selbst jemals eingestehen können würde?
 

Ganz vorsichtig berührte André Oscars samtweiche Haarlocke, bemerkte noch mehr die irritierenden Blicke von ihr, spürte wie sie den Atem anhielt und las viele Fragen in ihren leicht geweiteten Augen. „Du bist immer so schön und wunderbar, Oscar... Ich bin so oft mit dir zusammen und fühle mich einsam und verlassen, wenn du ohne mich für ein paar Tage in Versailles unterwegs bist... Aber wenn ich wieder an deiner Seite sein kann und mit dir die Zeit verbringe, dann füllt sich mein Herz mit Freude... Wie ein Schatten folge ich dir überall hin und du leuchtest wie das Licht der Sonne... Ja, ich bin verliebt... Verliebt in dich... Vergib mir wenn du kannst, aber ich kann nicht ohne dich... ich... ich liebe dich...“
 

„André...“, entfuhr es Oscar entgeistert von den Lippen und auch ihr Körper fühlte sich wie erstarrt. Sie hatte sein Geständnis nicht erwartet und erst recht hatte sie nicht erwartet, dass er in sie verliebt war... Sie schluckte, ihr Herz beschleunigte den Schlag immer mehr und drohte aus ihrem Brustkorb zu springen... In ihrem Kopf rauschte es und ihre Gedanken und Gefühle überschlugen sich... Sie wollte zurückweichen, aber ihre Beine waren schwer wie Blei und sie konnte nichts anders als wie eine Statue da zu stehen, unfähig von sich überhaupt eine Regung oder ein Wort zu geben.
 

„Oscar?“ André bekam langsam Schuldgefühle. Sie dermaßen vor den Kopf zu stoßen wollte er auf keinen Fall, aber sie hatte ihn doch aufgefordert ihr alles zu erzählen... „Sag doch etwas...“, bat er kleinlaut. „Es tut mir leid, ich wollte dich nicht so erschrecken...“
 

„Nein...“, kam es von ihr leise zurück. Seine Stimme schien ihr wenigstens beim sprechen zu helfen. „Du hast mich nicht erschreckt. Du hast mich überrumpelt. Ich muss nachdenken...“
 

„Das verstehe ich, Oscar.“ André entfernte sich von ihr, auch wenn es ihm schwer fiel. „Du kannst so viel nachdenken wie du willst und ich werde immer auf dich warten.“
 

„Ich danke dir, André...“ Oscar wünschte ihm eine gute Nacht und als er fort war, schaute sie noch lange die geschlossene Tür zu ihrem Salon an. Sie wusste, dass in dieser Nacht weder sie noch er gut schlafen würden. Dennoch war es richtig so, dass er jetzt gegangen war und ihr Zeit zum Nachdenken gab. Das brauchte sie und war ihm von Herzen dankbar dafür. Morgen würde es vielleicht alles anders aussehen und sie würde ihm die Antwort geben können... Eine Antwort, die ihn nicht enttäuschen und sie später nicht bereuen würde...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  luise_miller
2018-04-15T21:16:36+00:00 15.04.2018 23:16
Dieses Kapitel finde ich wie die anderen auch wieder wunderbar geschrieben, besonders hat mir die zusätzliche Szenerie gefallen, das gibt mehr Möglichkeiten für Dialoge und Handlungen, die im Anime nicht vorkommen und macht es besonders spannend. Die Länge des Kapitels ist auch sehr gut, da es ja abgeschlossen ist. Vielen Dank und ich hoffe es gibt noch viele so schöne romantische Kapitel
Antwort von:  Saph_ira
16.04.2018 19:50
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar, freut mich sehr, dass es dir gefallen hat und solche zusätzliche Szenerie wird es in einigen Kapiteln geben, so wie auch Romantik und zärtliche Momente zwischen den beiden. :-)


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