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Perfekt

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi,

bin gerade privat sehr eingespannt und daher keine Antworten, tut mir leid. Ich hol es nach sobald ich wieder etwas Luft habe.

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Kapitel 19

Kapitel 19
 

Harry blieb wach und ließ seine Gedanken schweifen. Eigentlich war er hierher gekommen um Severus ins St. Mungo zu schleppen, ob nun zur eigenen Behandlung oder zur Therapie von Albus, da war er sich nicht sicher. Hier angekommen musste er feststellen, dass Severus selber dringend Hilfe benötigte. Sein schlechtes Gewissen war riesig, er hatte nur an Albus gedacht und durch seinen Eigensinn hatte er Severus sogar noch stärkere Schmerzen zugefügt. Dieser Schrei. Harry lief es kurz eiskalt über den Rücken, das war kein normaler Schrei gewesen. Dieses Krächzen, wie eine rostige Tür, nein schlimmer, Harry fand auch nach mehreren Minuten keinen Vergleich dazu.

War das Severus' Stimme? Klang er, wenn er redete, genauso? Wenn ja, verstand Harry, dass er auf diesen speziellen Sprachtrank bestand. Wobei, die Stimme würde den Kindern genauso Angst einjagen wie seine alte Stimme denn Harry war sich sicher, dass er von seinem öligen Sarkasmus nichts verloren hatte. Mit dieser Stimme passte er perfekt ins Bild des unheimlichen Kerkermeisters, wenn er denn noch Tränke unterrichten würde. Dann wäre er wirklich eine Horrorgestalt, die direkt aus einem Märchen entsprungen war um kleine Kinder zu fressen. Harry grinste mit geschlossenen Augen, das durfte Severus nie erfahren sonst wäre er sehr, sehr tot.

Seine Gedanken schweiften wieder ins St. Mungo, er machte sich schreckliche Sorgen um seinen Sohn und im Allgemeinen um seine Familie. Ginny konnte er endgültig vergessen, sie kommunizierten nur noch über die Anwälte miteinander und das tat sehr weh. Er hatte versucht mit ihr zu reden aber er wurde sehr stark abgewiesen, sowohl von ihr wie auch von Arthur und Molly. Und das tat noch mehr weh. Die Familie, die ihn quasi adoptiert hatte, zeigte ihm jetzt die kalte Schulter, zumindest der größte Teil. Seine eigene Familie war völlig zerrissen, hatte er eigentlich nie Glück in dieser Sache?

Eine plötzliche Berührung an der Schulter ließ ihn die Augen öffnen und den Kopf wenden. Den Anblick hätte er nie erwartet und würde er auch nie vergessen. Severus war eingeschlafen und mit dem Oberkörper zur Seite gesunken, er lag jetzt mit dem Kopf auf seiner Schulter. Harry legte den Kopf schief, er schien entspannter als vorher. Konnte er etwa Nachts nicht schlafen? Das würde erklären, warum er so schnell eingeschlafen war denn Harry war sich sicher, dass er sich solche eine Blöße sonst nie gegeben hätte. Harry dachte über seine Situation nach, für diesen stolzen Mann musste die Situation fast schon unerträglich sein. Schwach und auf Hilfe angewiesen.

Harry erinnerte sich an die Verhandlung, Severus hatte zugegeben, dass er alles dafür getan hatte um vor Albus den Schein zu wahren. Er hatte sich mit seinen viel zu starken Tränken wahrscheinlich selbst ins St. Mungo gebracht wenn das nicht Albus' Trank für ihn übernommen hätte. Warum gab er sich vor ihm dann ständig irgendwelche Blößen? Erst auf den zweiten Gedanken fiel es Harry ein, Severus hatte in Albus einen potenziellen Partner gesehen und wollte für ihn perfekt sein. In Harry sah er wahrscheinlich höchstens einen unliebsamen Störenfried. Oder vielleicht doch einen Freund? Harry musste bei dem Gedanken daran unwillkürlich lächeln. Er glaubte, dass sie Beide einen Freund gebrauchen konnten also warum sich nicht gegenseitig helfen? Er lehnte den Kopf zurück und schloss wieder die Augen, doch diesmal dümpelten seine Gedanken eher träge vor sich hin.
 

„Master Potter? Bitte aufwachen, Master Potter.“

Nur langsam öffnete Harry die Augen, das Gewicht auf seiner Schulter sagte ihm, dass Severus noch schlief. „Bin wach“, nuschelte er leise.

„Master Potter, bitte aufwachen“, wiederholte Fino.

„Bin wach, was kann ich für dich tun?“

„Möchte Master Potter mit zu Abend essen? Fino möchte das Abendessen machen“, erklärte der Hauself.

Etwas verwundert runzelte Harry die Stirn, warum wandte sich Fino nicht an Severus? Denn dieser richtete sich gerade auf.

„Er bleibt zum essen.“

„Dann macht Fino das Abendessen.“ Plopp und schon war der Hauself verschwunden.

„Wie geht es dir?“, fragte Harry.

„Nicht schlechter als vorher.“

„Wie schaffst du es eigentlich so sarkastisch zu klingen obwohl du nur schreibst?“, fragte Harry.

„Übung.“

Harry erwiderte das Grinsen, sein Blick wanderte kurz zu Severus' Hand, das Zittern hatte aufgehört. „Wollen wir schon rein oder wollen wir warten bis Fino fertig ist?“, fragte er.

„Ich sitze sehr gut.“

„Alles klar. Ist dir kalt? Wir haben immerhin November. Auch wenn es hier aussieht wie im Frühjahr.“

„Auf der Decke liegt ein anpassender Wärmezauber.“

„Was ist das?“, fragte Harry.

„Warum wundert es mich jetzt nicht, dass du das nicht weißt?“

„Spar dir deinen Sarkasmus und erklär es mir lieber.“

„Dem Zauber wird vorgegeben welche Temperatur der Körper, den er bedeckt, halten soll und der Zauber passt die Temperatur dann an.“

„Also würde die Decke bei mir nichts bewirken?“

„Richtig. Für dich wäre es nur eine normale Decke.“

„Lass mich raten, Fino?“

„Wer sonst?“

„Ich wusste nicht, dass Hauselfen so mächtige Zauber beherrschen.“

„Du weißt eine ganze Menge nicht. Nicht, dass mich das groß überrascht aber gerade bei den Hauselfen ist es doch etwas überraschend. Hermine ist deine beste Freundin und sie hat das größte Projekt für Hauselfen ins Leben gerufen, dass die Zauberwelt jemals gesehen hat. Hast du dich nie damit beschäftigt?“

„Ganz ehrlich? Nein.“

„Du bist ein Idiot.“

Harry starrte die Schrift einen Moment an und begann dann zu lachen. Severus sah ihn einen Moment fragend an, schüttelte aber dann den Kopf und verbuchte es unter beginnendem Wahnsinn.
 

Sie schwiegen bis Fino verlauten ließ, dass das Abendessen fertig war. Harry verkniff sich die Frage ob er Severus helfen sollte sondern griff ihm gleich unter die Arme. Er ignorierte den seltsamen Blick und konzentrierte sich auf den Weg, diesmal ging es schon wesentlich besser als am Nachmittag. Die frische Luft und vor allem der Schlaf schien Severus wirklich gut getan zu haben. Nicht, dass er das jemals zugegeben hätte aber so langsam lernte Harry die versteckten Zeichen zu lesen. Er war noch lange nicht so weit um ihn wirklich zu verstehen aber er war auf dem besten Weg dahin, hoffte er zumindest.
 

Severus sprach es nicht an als Harry es sich nach dem Abendessen in seinem Wohnzimmer bequem machte, mit einem Tee und einem Buch. Er selbst saß in seinem Sessel, wieder in eine Decke gehüllt und ebenfalls ein Buch in den Händen aber er konnte sich nicht wirklich auf die Buchstaben konzentrieren. Deswegen ließ er seine Gedanken schweifen und sie führten ihn zu einer Frage, warum duldete er den Kerl eigentlich hier?

Es wäre zwar eine große Anstrengung aber er könnte ihn dennoch aus dem Haus fluchen. Er wollte allerdings nicht. Die Idee mit der frischen Luft hatte ihm gut getan, der kurze Schlaf wahrscheinlich auch aber wenn Severus ganz ehrlich war, diese ungewohnte Fürsorge tat seiner Seele ungemein gut. Er wusste natürlich, dass sie nur solange anhalten würde bis die Therapie bei Albus anschlug aber warum sollte er es nicht solange genießen? Danach könnte er sich immer wieder an die Einsamkeit gewöhnen. Denn er war sich in dieser Hinsicht absolut sicher, Harry würde sich genauso schnell wieder von ihm abwenden wie er sich ihm zugewandt hatte. Doch solange würde er es definitiv genießen.

„Severus, darf ich dich etwas fragen?“

Etwas überrascht sah Severus auf, nickte aber, was Harry allerdings nicht sehen konnte denn er hielt den Blick gesenkt. Wie sollte er da antworten? Severus seufzte leise und genehmigte sich ein feines Grinsen, und einen winzigen Blitz, der Harry an der Stirn traf.

„Hey, was soll das?“

„Wie soll ich dir antworten wenn du mich nicht ansiehst?“

„Gutes Argument.“

„Was willst du wissen?“

Amüsiert beobachtete er wie Harry den Blick kurz abwandte und dezent rot anlief. Er räusperte sich und fragte dann leise, „Wieso lag ich schon wieder in deinem Bett? Ich habe genau gemerkt, dass du einen Verriegelungszauber auf deine Tür gesprochen hast. Zaubere ich etwa auch wenn ich schlafwandle?“ Er musste Severus notgedrungen wieder ansehen wenn er die Antwort lesen wollte, die er gerade in die Luft schrieb.

„Du lagst vor meiner Tür. Eigentlich wollte ich dich da liegen lassen aber das hätte wahrscheinlich zu einem Abdruck in meinem Boden geführt. Also wollte ich dich ins Bett schicken, nur leider hast du dir das falsche Bett ausgesucht. Als ICH dann im Wohnzimmer schlafen wollte, bist du mir gefolgt und hast klar gemacht, dass du mich nicht alleine schlafen lassen wirst. Also wieder zurück ins Schlafzimmer, mein Bett ist wesentlich gemütlicher als die verwandelte Couch. Wenn ich dich schon an mir kleben habe, dann doch wenigstens bequem liegen.“

Harry war noch dunkler im Gesicht geworden, es war ihm unendlich peinlich, dass er so extrem anhänglich war. Er wollte sich niemanden so aufdrängen, egal wem. „Tut mir leid.“

Severus winkte ab, ihn schien das wirklich wenig zu stören.

„Stört dich das gar nicht?“

„Wahrscheinlich weniger als dich. Du schnarchst wenigstens nicht.“

„Ist das dein einziges Problem?“, fragte Harry wirklich überrascht.

„Hast du schon mal versucht neben jemanden zu schlafen, der schnarcht?“

„Nein. Aber das kann ja nicht so störend sein, irgendwann schläft man ja selber ein. Severus, wieso duldest du das? Du könntest mich mit einem Zauber einfach wieder aus deinem Schlafzimmer werfen und jetzt erzähl mir nichts von wegen Abdruck im Boden“, knurrte Harry, „ich versteh es nicht. Wieso duldest du das? Das ist doch nicht normal.“

Da war sie wieder, die Formulierung, die Severus auf den Tod nicht ausstehen konnte. Nicht normal. Unnormal. Abartig. Pervers. Das waren dann die Steigerungen dazu und er hatte sie schon immer gehasst. Scheinbar fand es Harry doch ekliger als er gedacht hatte.

„Du solltest jetzt gehen.“

„Was? Nein. Ich will eine Antwort. Ich lasse mich nicht einfach so rausschmeißen.“

„Ich kann dich auch durch die geschlossene Tür fluchen, wenn dir das lieber ist.“

„Dazu bist du nicht stark genug“, behauptete Harry, der jetzt sicherheitshalber den Zauberstab zog.

Severus seufzte innerlich, also doch nichts mit etwas Fürsorge und Wärme für die nächsten Wochen. Es wäre auch zu schön gewesen. Natürlich war ihm klar gewesen, dass Harry irgendwann Antworten wollte aber so schnell hatte er nicht damit gerechnet.

„Ich warte auf eine Antwort. Ich werde nicht gehen bis du mir eine Antwort gegeben hast. Severus, was steckt dahinter, dass du mich in deinem Bett schlafen lässt?“, knurrte Harry.

„Ein letztes Mal im Guten, geh!“

„Nein.“

Severus zuckte mit den Schultern, griff in seine Tasche und förderte zwei Phiolen zu Tage, und noch eh Harry etwas sagen konnte, hatte er sie ausgetrunken.

Er konnte nicht glauben, dass Severus extra um ihn rauszuwerfen gleich zwei Tränke nahm. Er sah die Veränderung sofort, Stärke kehrte in seinen Gegenüber zurück und Harry war sich sicher, dass er auch seine Stimme wieder hatte. Er sollte sich nicht irren.

„Warum kannst du Dinge nicht einfach mal so hinnehmen wie sie sind?“, knurrte Severus.

„Aber...“

„Spar es dir, du hast dich deutlich genug ausgedrückt. Nein, ich habe und hätte dich nicht angefasst, keine Angst, deine Unschuld war zu keinem Zeitpunkt in Gefahr“, fauchte Severus während er sich erhob.

Harry sprang schnell auf, er wollte so einem Gegner nicht im Sitzen gegenüber treten. „So war das doch gar nicht gemeint“, verteidigte sich Harry schnell aber er sprach gegen eine Wand.

„Natürlich nicht“, höhnte Severus, „der böse Todesser, der erst den Sohn und dann den Vater anfasst. Die Presse wäre hocherfreut aber ich muss dich enttäuschen, ich habe kein Interesse an dir. Auch ich habe noch etwas Stolz und vor allem Geschmack. Du bist mir zu jung, zu eingebildet, zu voreingenommen, zu unentschlossen und zu dumm, ich bevorzuge Partner, mit denen ich mich auf einer Ebene bewegen kann. Aber keine Angst, du musst dich nicht länger in meiner Gegenwart vor mir ekeln. Du gehst jetzt. Wir sehen uns im St. Mungo für die Therapie von Albus oder in Hogwarts wenn es sich um Angelegenheiten deiner Kinder handelt. In aller Öffentlichkeit, wo du keine Angst haben musst, dass ich dich in die nächste Ecke schleife. Jetzt gehst du!“

„Severus, du verstehst das wirklich falsch, so war das wirklich nicht gemeint, ich...“

„Silencio.“

Harry war zu überrascht um den Zauber abzuwehren und so starrte er seinen Gegenüber nur hilflos an, er hatte wortlose Zauber nie gelernt. Er wich allerdings zurück als Severus langsam auf ihn zu kam, er hätte nie gedacht, dass er sich noch so gefährlich bewegen konnte.

„Ich sage es jetzt ein letztes Mal, ja, ich bin bisexuell aber das heißt nicht, dass ich jeden Mann oder jede Frau anspringe, nur weil der oder die etwas nett zu mir ist. Ich habe mit diesen und anderen Vorurteilen mein ganzes Leben lang gekämpft und brauche sie in meinem Privatleben nicht auch noch. Überleg dir gut ob du eine Freundschaft mit mir wirklich willst, ohne deine kindischen Befürchtungen. Dann kannst du dich wieder hier sehen lassen. Aber überlege dir gut ob du wiederkommst denn bei noch so einer Unterstellung, egal wie nett du sie umschreibst, werde ich dich wirklich durch die geschlossene Tür fluchen. Ich hoffe, ich habe mich diesmal deutlich genug ausgedrückt“, knurrte Severus drohend.

Harry nickte nur, ihm stand der Schweiß auf der Stirn und ja, er hatte gerade eine Scheißangst vor Severus.

„Gut, dann würde ich vorschlagen, du gehst. Der Schweigezauber hebt sich außerhalb meines Grundstücks von alleine auf. Ich werde mich mit Hippocrates in Verbindung setzen. Jetzt geh!“

Diesmal kam Harry der Aufforderung sehr schnell nach, er war froh, dass er weg kam.
 

„Feigling“, fauchte Severus leise bevor er sich umdrehte und zur Vitrine ging. Aus einer der Schubladen holte er Pergament und Feder, er wollte Hippocrates gleich schreiben. Warum es ihm plötzlich wieder so gut ging, war ihm zwar selbst ein Rätsel aber er wollte es nutzen. Er wollte sich von den Gedanken an Harry ablenken. Aber das klappte nicht wirklich denn Harrys Frage war durchaus berechtigt gewesen. Die Antwort darauf war eigentlich einfach, es gefiel Severus den Anderen so nah bei sich zu haben.

Ein warmer Körper, der sich an einen schmiegte. Völlig freiwillig und nicht durch Geld oder einen Zauber dazu gebracht. Gut, ob man schlafwandeln wirklich als freiwillig interpretieren konnte, blieb jedem selbst überlassen aber Severus hatte diese zwei Nächte durchaus genossen. Nun, das hatte sich jetzt ja auch erledigt, er war sich sicher, dass Harry nicht wiederkommen würde. Mit einem Knurren schob er den Gedanken beiseite, es war vorbei und fertig und machte sich daran den Brief für Hippocrates aufzusetzen. Fino würde ihn nachher direkt zu dem Heiler bringen und auch die Antwort gleich mitnehmen.
 

Drei Tage später fand sich Severus im St. Mungo ein und zu seiner grenzenlosen Überraschung war Harry auch anwesend. Er empfing ihn mit einem Lächeln, was Severus mit einer hochgezogenen Augenbraue beantwortete.

„Hippocrates, kann ich Severus kurz unter vier Augen sprechen?“

„Natürlich und keine Verfluchungen.“

„Hatte ich nicht vor“, sagte Harry überrascht.

Hippocrates nickte und deutete anklagend auf Severus, „er aber vielleicht, wäre ja nicht das erste Mal.“

„Ich habe mich nur verteidigt.“

„Natürlich. Ich erwarte euch vor Albus' Zimmer.“

Damit ließ Hippocrates sie allein und Severus verschränkte sofort abwehrend die Arme vor der Brust. „Was willst du?“, knurrte er.

„Mich entschuldigen.“

„Für was genau?“

Harry seufzte leise, rang kurz mit sich und sagte dann, „für diesen absolut dämlichen Unterstellungen, die ich zwar nicht laut ausgesprochen habe aber im Hinterkopf wohl gedacht habe. Das tut mir leid. Mir ist bewusst, dass du mich nicht in irgendeine Ecke schleifst, wie du es so schön ausdrücktest. Allerdings interessiert mich die Antwort auf meine Frage immer noch. Und zwar ohne jeden Hintergedanken, einfach nur eine Antwort auf eine Frage. Ja, ich möchte immer noch, dass wir Freunde werden.“

Severus legte den Kopf geringfügig schief, er musterte ihn aber er sah kein Falsch in Harrys Gesicht. „Entschuldigung angenommen“, murrte er bevor er sich umdrehte und ging.

„Hey, meine Antwort!“, rief ihm Harry hinterher, machte sich aber dann daran ihm zu folgen. Schnell war er neben ihm. „Meine Antwort“, forderte Harry.

„Beim Abendessen.“

Harry stutzte kurz, grinste aber dann und fragte, „wann und wo? Bei dir oder gehen wir irgendwo essen?“

Ihm wurde ein seltsamer Blick zugeworfen bevor Severus schnarrte, „Freitag, 19 Uhr, ich hole dich im Grimmauldplatz ab.“

„Irgendwelche besondere Garderobe?“

„Zieh dich einfach ordentlich an, Muggelkleidung.“

Jetzt war Harry wirklich überrascht aber er sagte nichts sondern nickte nur und damit schien das Gespräch für Severus beendet. Vor ihnen tauchte Hippocrates im Gang auf, er wartete wirklich vor der verzauberten Wand, hinter der Harry seinen Sohn sah.

„Weißt du schon, was du sagen willst?“, fragte er leise.

„Ja.“

„Was...?“

„Das geht dich nichts an, das ist eine Sache zwischen mit und Albus.“

„Okay.“

„Na, bereit?“, fragte Hippocrates.

„Natürlich. Die gleichen Bedingungen wie beim letzten Mal.“ Der Heiler nickte und deutete nur auf die Tür, Severus betrat einfach den Raum.
 

„Habt ihr irgendwelche Probleme miteinander?“, fragte Hippocrates während im Raum Albus aufsprang und auf Severus zu sprang. Blitzschnell zog Severus den Zauberstab und beförderte ihn ans andere Ende des Zimmers.

„Er hat meinen Sohn verflucht“, sagte Harry fassungslos.

„Durchaus aber das war nicht meine Frage.“

„Nein, haben wir nicht, glaube ich zumindest. Ich habe viel falsch gemacht.“

„Aha, was denn?“, fragte Hippocrates.

„Wie gut kennst du Severus?“, war die Gegenfrage.

„Ich kann mich wohl als so etwas wie einen Freund bezeichnen, wenn jemand wie Severus überhaupt Freunde hat. Warum?“

„Du kennst ihn schon lange, oder?“

„Seit der Schlange.“

„War er schon immer so abweisend?“, fragte Harry ohne ihn anzusehen. Sein Blick war starr auf die durchsichtige Wand vor ihm gerichtet. Albus wehrte sich gegen die Zauber, die ihn an der Wand festhielten, natürlich ohne Erfolg.

„Abweisend?“, fragte Hippocrates nach.

„Ja, abweisend.“

Harry sah ihn noch immer nicht an und so entging ihm der wissende Blick, die Antwort allerdings hörte er, „um einen Mann wie Severus für sich zu gewinnen, egal in welcher Art und Weise, braucht es mehr als ein paar netter Worte und einem Lächeln.“

Jetzt wandte Harry doch den Kopf um und fragte, „egal in welcher Art und Weise? Ich glaube, du hast da was falsch verstanden.“

„Ich dachte, du willst, dass ihr Freunde werdet“, sagte Hippocrates lächelnd.

„Will ich auch.“

„Dann liege ich doch richtig, was denkst du denn, was ich gedacht habe?“, fragte der Heiler, das warme Lächeln wurde zu einem wissenden Grinsen.

Harry lief rot an und murmelte, „ich verstehe in letzter Zeit irgendwie alles falsch.“

„Woran könnte das wohl liegen?“

„Keine Ahnung.“

„Hat es dich wirklich so geschockt als du erfahren hast, dass Severus an beiden Ufern fischt?“, fragte Hippocrates. Er warf immer wieder einen Blick in den Raum, dort weinte Albus mittlerweile hemmungslos während Severus weiter auf ihn einredete. Doch auch wenn es jetzt so aussah, dass Albus einbrach, wusste er, dass sie noch viel vor sich hatten. Der Junge war überzeugter denn je, dass er und Severus zusammen gehörten. Es würden noch einige Sitzungen nötig sein bis er überhaupt in Betracht zog, dass er krank war und Hilfe benötigte. Harry hatte noch nicht geantwortet und so fragte Hippocrates weiter, „so schlimm kann es doch gar nicht gewesen sein?“

„Ja, nein, ach, ich weiß auch nicht.“

„Was ist denn daran so schlimm?“

„Das kann ich schlecht beschreiben“, sagte Harry schulterzuckend, „aber ich käme ja eh nicht als Freund in Betracht, da war er ja sehr deutlich.“

Jetzt grinste Hippocrates und fragte, „was genau hat er denn gesagt?“

Harry schnaubte und höhnte, Severus' Stimme sehr gekonnt nachahmend, „du bist mir zu jung, zu eingebildet, zu voreingenommen, zu unentschlossen und zu dumm, ich bevorzuge Partner, mit denen ich mich auf einer Ebene bewegen kann.“

Zu seiner Überraschung verschwand Hippocrates' Grinsen, er wurde plötzlich sehr ernst.

„Was habe ich so schlimmes gesagt?“, fragte Harry als ihn Hippocrates auch nach mehreren Minuten nur schweigend und sehr ernst ansah.

„Nichts.“

„Aha. Das erklärt nicht deinen Gesichtsausdruck. Was ist los?“

„Die Wahrheit?“, fragte Hippocrates ernst.

Harry stockte, so ernst kannte er den Heiler nicht. Er warf einen Blick in den Raum, sein Sohn sah aus als würde er kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehen.

„Ihm geht es gut, er ist ein sehr guter Schauspieler“, beruhigte Hippocrates ihn.

„Sicher?“

„Ganz sicher. Sieh dir seinen Blick an wenn sich Severus abwendet“, sagte der Heiler denn Severus war mittlerweile dazu übergegangen im Raum auf und ab zu gehen. Jedes Mal wenn er Albus den Rücken kurz zuwandte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck für den Bruchteil einer Sekunde.

„Er schauspielert das alles nur?“, fragte Harry leise.

„Momentan? Ja. Tut er.“

„Kann ich ihm helfen?“

„Ja.“

„Wie?“

„Indem zu nichts tust“, sagte Hippocrates

Harry atmete tief durch, nickte dann kurz und sah ihn wieder an. „Meine Antwort“, forderte er.

Diesmal war es Hippocrates, der den Blick kurz abwandte bevor er leise sagte, „wenn Severus kein Interesse an jemanden hat, sagt er das gerade heraus und sucht nicht nach irgendwelchen Ausreden. Er hat dir Gründe genannt, wenn diese Gründe nicht mehr zutreffen, hat er keine Ausreden mehr.“

„Willst du mir gerade erklären, dass Severus Interesse an mir hat?“, fragte Harry verdächtig blass.

„So wie du aussiehst, lieber nicht.“

„Bitte?“

„Du siehst aus als würdest du gleich umfallen. Ekelt dich der Gedanke daran so sehr an? Er fällt dich ja nicht gleich an“, sagte Hippocrates. Harry schwieg, er war etwas geschockt. „Harry, er wird dich nicht anfallen.“

„Ich weiß“, sagte Harry abwesend.

„Was ist dann dein Problem?“, fragte Hippocrates, „oder könnte es sein, dass du mehr als ein Freund für Severus sein willst?“

„Was? Nein. Ich bin hetero.“

„Sicher?“

Harry nickte, schüttelte aber dann den Kopf und zuckte schließlich die Schultern, er schien völlig weggetreten. So bekam er auch nicht mit, wie Severus den Raum verließ und hinter ihn trat.

„Harry? Was hast du für ein Problem mit einem Interesse von Severus an dir?“, fragte Hippocrates mit einem kurzen Blick über Harrys Schulter.

Severus zog nur eine Augenbraue hoch, sagte aber nicht und machte sich auch sonst nicht bemerkbar. Scheinbar interessierte ihn die Antwort auch.

„Problem? Ich habe kein Problem damit, ich käme ja eh nie in Frage.“

„Wie meinst du das? Er hat dir die Gründe genannt, die gegen eine mögliche Beziehung sprechen und ganz ehrlich? Du siehst nicht gerade abgeneigt aus“, sagte Hippocrates.

Er rechnete mit einem vehementen Abstreiten doch Harry sah ihn nur nachdenklich an und murmelte dann, „ich weiß selber nicht mehr, was ich will. Aber er hat mich ja sehr deutlich abgelehnt.“

„An allen Gründen kann man arbeiten“, schlug der Heiler vor.

„Allein der erste Grund, ich bin zu jung, wie sollte ich daran arbeiten?“, fragte Harry.

„Über diesen Punkt könnte man hinwegsehen“, schnarrte Severus von hinten.
 

Wie von der Tarantel gestochen, fuhr Harry rum und sah Severus mit großen Augen an, sein Blick wurde ruhig und abwartend erwidert. Hippocrates wollte etwas sagen, ließ es aber denn irgendwie hatte er das Gefühl, dass es falsch wäre. „Also stimmt es?“, fragte Harry jetzt.

„Würdest du deine Frage bitte etwas präziser stellen?“, gab Severus zurück. Er war ruhig, zu ruhig wie Hippocrates wusste aber Harry fiel es nicht auf.

„Hat Hippocrates Recht, hast du Interesse an mir? Als festen Freund?“, fragte Harry.

„Ich wäre nicht abgeneigt“, sagte Severus. Er wusste, dass er sich gerade um Kopf und Kragen redete aber wenn die Sache jetzt schon mal angesprochen wurde, wollte er auch ehrlich sein.

„Ist das die Antwort, die ich am Freitag bekommen hätte?“, fragte Harry weiter.

„Ich hätte es etwas geschickter formuliert aber ja, das ist die Antwort“, gab Severus zu.

Nur Hippocrates fiel auf, dass seine Stimme immer ruhiger klang und das konnte nur eins bedeuten, Severus hatte mit der Sache abgeschlossen. Er sah keine Hoffnung mehr.

„Das kann nicht dein Ernst sein“, protestierte Harry gerade, „du hast mir meine Schulzeit zur Hölle gemacht und danach hatten wir nie wirklich Kontakt. Wie kannst du jetzt sagen, dass du mich so sehr magst, dass ich als fester Freund in Betracht komme?“

„Ich habe dich in den letzten Wochen näher kennengelernt und habe ein paar Dinge an dir gesehen, die mich interessieren würden.“

„Du lässt nie ein gutes Haar an mir.“

„Harry, was soll dieses Verhör?“, fragte Severus plötzlich.

„Bitte?“

„Du hast die Frage verstanden.“

„Ich möchte es verstehen.“

„Warum? Allein der Gedanke, dass ich ein, wie auch immer geartetes Interesse an dir habe, treibt dir den Ekel ins Gesicht. Warum überlegst du dir krampfhaft irgendwelche Fragen und Aussagen? Lass es einfach“, knurrte Severus, „du hast deine Antwort, also ist das Abendessen hinfällig.“ Damit wandte er sich an Hippocrates, „Schick mir eine Eule wann der nächste Termin ist.“ Dann ging er einfach.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Jetzt sind die Fronten wenigstens geklärt. Bleibt die Frage ob Harry damit klar kommt? Denn auch wenn er nur Freundschaft will, wird er dieses Interesse immer im Hinterkopf haben. Wir werden sehen.

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2018-12-07T22:45:59+00:00 07.12.2018 23:45
Ich lese deine FF gerade noch einmal von vorne - weil ich beim ersten Mal nur durch ein neu hochgeladenes Kapitel aufmerksam geworden bin, einfach mittendrin irgendwie in deine Geschichte eingestiegen und hängengeblieben bin...

Mir erscheint dieser erste richtige, offensichtliche Punkt ihrer gegenseitigen Annäherung befremdlich. Mir fehlen hier Tiefgang und Emotionen. Aber das ist nur ein subjektives, erstes Gefühl - ähnlich einem ersten, spontanen Eindruck. Denn wenn man das Pairing genauer betrachtet, hast du gerade deren Entwicklung gewissenhaft authentisch hergeleitet. Severus abgeklärte, beherrschte Offenbarung spiegelt nun mal genau seinen wirklich Charakter.
Antwort von:  demona1984
08.12.2018 16:49
Hi,

Ich muss gestehen, ich verstehe nicht, was du meinst. o.O
Ich finde, Severus ist kein Mensch, der -nüchtern - gleich mit der Tür ins Haus fällt und er geht davon aus, dass Harry sich nur so verhalten hat weil er besoffen war. Daher verschließt er sich lieber und geht davon aus, dass Harry wieder auf das normale unterkühlte Verhältnis zurückkehren will. Er will sich ja auch nicht aufdrängen.
Ich mag es nicht wenn sie sich besaufen und dann in gegenseitige Liebesschwüre ausbrechen, das wirkt noch unglaubwürdiger als bei dem Pairing eh schon möglich ist. :D

Lg Demona
Antwort von: abgemeldet
08.12.2018 20:44
Hi, hi, ich glaube du hast mich sehr gut verstanden, denn genau das meinte ich. 😅 Auf den ersten Blick, wirkt ihre Annäherung sehr sachlich, unterkühlt. Aber sie wird den beiden Charakteren absolut gerecht. Ich finde die Art, wie du die beiden entwickelst einfach fantastisch.
Antwort von:  demona1984
08.12.2018 21:30
Oh, okay. :D Dann habe ich das im Nicht verstehen doch verstanden. Super. :D Es passt halt besser zu beiden Charaktern. =)
Von:  Zwannbie
2018-07-01T21:10:44+00:00 01.07.2018 23:10
Sehr schönes Kapitel :) ich bin sehr gespannt wie es zwischen den beiden weiter geht ^^


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