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Perfekt

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi,

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Kapitel 14

Kapitel 14
 

Als es vier Tage später an seiner Tür klopfte, ließ Severus sein Buch fallen und starrte fassungslos zur Wohnzimmertür. Wurde dieser Bengel denn nie erwachsen? Mit einem Knurren erhob er sich, diesmal würde er seiner Forderung mit dem Zauberstab Nachdruck verleihen. Allerdings war er scheinbar zu schnell aufgestanden, sein Bein knickte unter ihm weg und nur ein schneller Schwebezauber hinderte ihn an einer näheren Bekanntschaft mit seinem Wohnzimmerboden. Kurz hing er in der Luft bevor er sich selber wieder auf die Füße stellte und erleichtert durchatmete. Auf verrenkte Glieder und blaue Flecken hatte er nun wirklich keine Lust. Das nervige Klopfen erinnerte ihn gerade daran, dass er noch jemanden zu verfluchen hatte. Wesentlich bedachter als vorher machte er sich auf den Weg zur Haustür.

Allerdings blieb ihm der Fluch im Hals stecken als er die Tür öffnete und ihm eine Pflanze entgegen gestreckt wurde. Er konnte nicht mal etwas sagen denn er hatte den Trank nicht genommen aber sein hilfloser Gesichtsausdruck musste offensichtlich sein denn Potter begann einfach zu reden.

„Das ist eine magische Art des Cayennepfeffers. Er trägt zwar nicht so viele Früchte ein normaler Strauch aber er trägt das ganze Jahr durch, auch im Winter. Er braucht nur einen sonnigen Platz, etwas Wasser und etwas Magie. Die Früchte lassen sich in verschiedenen Tränken und Salben gegen Schmerzen verwenden. Nachdem was ich in der Verhandlung erfahren habe, können Sie ihn sehr gut gebrauchen und da ich so eine Pflanze in Ihrem Vorgarten nicht gefunden habe, dachte ich mir, ich schenke Ihnen eine.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, drückte Harry dem völlig überraschten Mann den Topf in die Hände, nickte ihm lächelnd zu und ging dann. Diesmal war es Severus, der einem begossenen Pudel alle Ehre machte.
 

Severus stand noch eine ganze Weile in seiner Tür und starrte die Pflanze in seinen Händen an. Er kannte diese Pflanze, sie war nicht wirklich selten aber irgendwie hatte er es nie geschafft, sich eine zu besorgen. Er konnte die Früchte wirklich gut gebrauchen und wenn er es auf den ersten Blick richtig erkannte, war es eine sehr starke, gesunde Pflanze. Mit einem Kopfschütteln trat er in seinen Vorgarten, ein schneller Blick und schon hatte er den passenden Platz ausgewählt. Aber bevor er den Zauberstab ziehen konnte, ploppte es und Fino stand vor ihm.

„Master Snape möchte die Pflanze in den Garten setzen?“, fragte er.

Severus nickte nur und übergab den Pfeffer in die ausgestreckten Hände des Hauselfen.

„Eine schöne Pflanze. Soll Fino die reifen Früchte in das Labor von Master Snape bringen?“

Wieder nickte Severus nur, er ließ sich auf der Bank nieder und beobachtete wie Fino das Pflänzchen einsetzte und gleich goss.

„Braucht Master Snape noch etwas?“

Severus wollte erst den Kopf schütteln doch dann wurde er sich des Wetters richtig bewusst. Es war einfach herrlich und eigentlich war es zu schade um drin zu sitzen.

„Soll Fino Master Snape sein Buch und einen Tee nach draußen bringen?“, fragte Fino wissend.

„Ja“, krächzte Severus mit einem Lächeln, er wusste schon warum er seinen Hauselfen so mochte.

Mit einem Plopp verschwand Fino und das Gewünschte erschien bei ihm, zusätzlich tauchten noch einige Kissen auf. Severus machte es sich bequem und nach einem letzten, etwas ungläubigen Blick auf den Cayennepfeffer wandte er sich seinem Buch wieder zu.
 

Severus würde es niemals zugeben aber er wartete am nächsten Morgen förmlich auf den Besuch von Harry, er war gespannt, was er sich noch einfallen lassen würde um ihn zu überreden. Als es bis zum Mittag noch nicht geklopft hatte, war er, gelinde gesagt, etwas enttäuscht. Hatte er doch so schnell aufgegeben? Warum dann die Aktion mit der Pflanze? Severus beschloss diese dummen Gedanken beiseite zu schieben und sich in sein Labor zu begeben, er brauchte ein paar neue Tränke und die konnte er schließlich selber brauen.
 

Irgendwann klopfte es doch, Severus zuckte erschrocken zusammen. Gut, dass er gerade keine Zutaten in den Kessel getan hatte, das hätte zu einer Katastrophe geführt aber so stellte er nur die Temperatur richtig ein und begab sich dann nach oben. Ja, er war gespannt.

Als er allerdings die Tür öffnete, musste er sein Lachen hinter einem Husten verstecken.

„Ich habe also doch noch Mehl im Gesicht“, seufzte Harry, „ich bringe ihn um.“

Severus hob eine Augenbraue und Harry erklärte, während er ihm einen Korb reichte, „ich habe mit Draco Plätzchen gebacken. Auf Muggelart. Da ich nicht wusste, was Sie für Sorten essen, habe ich einfach ein paar Sorten eingepackt.“

Severus sah ihn jetzt wirklich fragend an.

Harry zuckte mit den Schultern und meinte, „ich habe beim Abendessen erzählt, dass ich früher mit den Kindern immer gebacken habe und da es so etwas ja nicht im Hause Malfoy gibt, musste ich heute kommen und es ihnen zeigen. Die Küche sah vielleicht aus. So, ich habe Sie lange genug aufgehalten, lassen Sie sich die Plätzchen schmecken.“

Damit wandte sich Harry um und verließ den Vorgarten, Severus ließ er einfach stehen. Dieser konnte sich ein schwaches Grinsen nicht verkneifen während er sich umwandte und hinein ging, die Plätzchen passten bestimmt perfekt zum Kaffee.
 

So ging es die nächsten zwei Wochen, Harry tauchte jeden Tag ein Mal bei Severus auf und brachte ihm eine Kleinigkeit mit. Manchmal nur alltägliche Dinge wie eine Auswahl an verschiedenen Honigsorten, weitere selbstgebackene Plätzchen, ein selbstgebackenes Brot aber auch magische Dinge, verschiedene Pflanzen, deren Bestandteile man ausnahmslos für Heil- und Stärkungstränke benutzte, das ein oder andere Buch und andere Kleinigkeiten. Mit jedem Tag, der verging, schmolz Severus' Widerstand und so erwartete er ihn an einem Tag vor seiner Haustür auf der Bank sitzend.
 

Er hatte den Vorgarten gerade betreten und die dunkle Gestalt war ihm sofort aufgefallen, Harry stockte mitten im Schritt. Sollte er weiter gehen? Gerade wurde er bemerkt, Snape senkte das Buch und sah ihn auffordernd an, scheinbar war er doch nicht mehr so unwillkommen wie früher. Er verstärkte den Griff um den Topf und trat näher, eine Augenbraue ruckte nach oben als er näher kam.

„Diesmal kommt das Geschenk nicht von mir sondern von Neville, er meint, dass sie so etwas bestimmt gebrauchen könnt. Sie ist noch nicht erwachsen aber sie ist stark“, erklärte Harry während er ihm den Topf reichte.

Er beobachtete wie Snapes Blick prüfend über die Blätter, ein Blatt wurde vorsichtig zwischen zwei Fingern gerieben ohne es zu verletzen doch schließlich nickte er und sagte, „Mr. Longbottom versteht sein Handwerk, sonst hätte ich ihn wohl auch nicht eingestellt.“

„Natürlich. Ich will Sie auch gar nicht länger stören.“ Harry wollte sich gerade zum Gehen wenden als er aufgehalten wurde.

„Moment.“

„Ja?“

„Fino, bitte“, sagte Severus und zu Harrys Überraschung erschien ein kleiner, runder Tisch und ein hölzerner Gartenstuhl mit Polster. Auf dem Tisch tauchten nacheinander zwei Tassen, eine Kanne, zwei Teller und ein Korb mit Gebäckstücken auf. Mit einem Handwink deutete Severus auf den Stuhl während die Kanne sich hob und selbstständig die Tassen füllte.

„Ich soll mich setzen?“, fragte Harry etwas verwirrt.

„Potter, wenn Sie an einem Gespräch interessiert sind, dann gewöhnen Sie sich diese dämlichen Fragen ab“, schnarrte Severus, „vor allem wenn die Antwort so offensichtlich ist.“

„Natürlich“, murmelte Harry, setzte sich aber schnell bevor es sich sein Gastgeber noch anders überlegte.

Es herrschte eine Zeitlang Schweigen, nur unterbrochen von leisem Kauen und dem Klirren des Porzellans doch irgendwann durchbrach Severus die Stille.

„Was wollen Sie, Potter?“

„Mit Ihnen reden.“

„Das ist auch offensichtlich. Über was wollen Sie reden?“, fragte Severus, „ich kann es mir zwar fast denken aber ich möchte wissen ob Sie den Mut aufbringen mich darauf anzusprechen.“

Harry zuckte zusammen, er atmete tief durch und fragte dann, „warum haben Sie die Anklagen gegen Albus zurückgezogen?“

„Diese Frage habe ich bereits im Ministerium beantwortet aber da ich weiß, dass Sie manchmal etwas länger brauchen, erkläre ich es Ihnen nochmal. Ihr Sohn hat eine geistige Störung und hat sich in diese Sache verrannt, er braucht Hilfe und keine Haftstrafe in Askaban. Er braucht eine Therapie und dann kann er sein Leben nochmal versuchen. Warum soll ich ihm seine Zukunft verbauen für eine Sache, die er nicht wirklich einschätzen konnte?“

„Sie hassen meine Familie.“

„Falsch, ich hasse Ihren Vater.“

„Und mich.“

„Nein, Sie sind mir egal“, gab Severus zu.

„Seit wann?“, war Harry schneller entfleucht als er es aufhalten konnte.

„Seit ich mit meiner Vergangenheit abgeschlossen habe. Warum soll ich diesen alten Geschichten hinterher rennen? Wenn Ihre Kinder aus der Schule raus sind, werde ich hoffentlich nie wieder etwas mit Ihrer Familie zu tun haben“, sagte Severus.

„Meine Enkelkinder?“

„Ich hoffe, dann längst im Ruhestand zu sein.“

„Verdient hätten Sie ihn“, sagte Harry.

„Dessen bin ich mir bewusst. Potter, was wollen Sie wirklich hier?“

„Bitte?“

„Glauben Sie wirklich, dass ich Ihnen diese Ausrede abnehme? Was wollen Sie wirklich?“

„Bin ich so leicht zu durchschauen?“, fragte Harry.

„Ja. Also?“

„Gut, dann halt gleich mit der Tür ins Haus. Die Heiler im St. Mungo kommen nicht weiter, Albus will sich nicht eingestehen, dass er krank ist und dadurch können sie keine Therapie beginnen. Sowohl Smethwyck wie auch Yoxall sind der Meinung, dass ein Besuch von Ihnen hilfreich sein könnte. Sie sind der Meinung, dass es helfen würde wenn Sie Albus nochmal klipp und klar sagen, dass das alles ein Hirngespinst von ihm ist, dass Sie nie Gefühle für ihn hatten oder haben werden und dass diese ganze Sache nur passiert ist weil er einen verbotenen Trank benutzt hat“, erklärte Harry, „deswegen bin ich hier und weil ich es nicht verstehe.“

„Was verstehen Sie nicht?“

„Alles.“
 

Wieder schwiegen sie, Harry hoffte auf eine positive Antwort oder auf überhaupt eine Antwort aber Severus schwieg ihn an. Irgendwann reichte es Harry und er fuhr auf, „Jetzt sagen Sie schon irgendetwas.“

Eine Augenbraue wurde spöttisch nach oben gezogen. „Sie sollten lernen, dass Geduld eine Tugend ist“, schnarrte Severus belustigt, „Sie wollen also, dass ich bei der Therapie ihres Sohnes helfe?“

„Ja.“

„Ihre Frau wird mich nicht mal in die Nähe des St. Mungo lassen ohne mich zu verfluchen und darauf kann ich getrost verzichten.“

„Baldige Ex-Frau und ich werde sie daran hindern. Albus braucht diese Therapie, sonst bleibt er für ewig im St. Mungo. Professor Snape, ich brauche wirklich Ihre Hilfe.“

Severus grinste schwach und sagte, „das ist wohl das erste Mal, dass Sie freiwillig Professor sagen.“

„Werde ich dann jemals das Mr. von ihnen hören?“, fragte Harry mit einem Grinsen.

„Nein.“

Harrys Grinsen wurde breiter, er hob seine Tasse und deutete einen Toast an, was auf der anderen Seite erwidert wurde bevor beide einen Schluck tranken.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sage aber Sie sind erwachsen geworden, Potter“, sagte Severus schließlich.

„Ich weiß nicht ganz ob ich das als Kompliment aufnehmen soll.“

„Können Sie, es war so gemeint.“

„Helfen Sie mir nun?“, fragte Harry interessiert. Er hätte nie gedacht, dass sich Snape so schnell umstimmen lassen würde, da musste es einfach einen Haken geben. „Was muss ich dafür machen?“, setzte er nach.

„Wie kommen Sie darauf, dass ich eine Gegenleistung will?“, fragte Severus.

„Nicht?“

„Nein. Und ja, ich helfe Ihnen.“

„Wieso?“

„Weil mir Hippocrates auf die Nerven geht und ich mittlerweile alles tun würde damit er Ruhe gibt“, sagte Severus mit einem sehr genervten Gesichtsausdruck.

Harry starrte ihn einen Moment an und fragte dann fassungslos, „es war gar nicht mein Verhalten, dass Sie umgestimmt hat?“

„Nicht wirklich.“

„Aber...“

„Dann war alles umsonst?“, fragte Severus. Er versuchte neutral zu klingen aber so ganz gelang es ihm scheinbar nicht.

Denn Harry legte fragend den Kopf schief und lächelte plötzlich, „nein, es war nicht umsonst. Ich würde sonst nicht hier mit Ihnen sitzen und Tee trinken.“

„Ist das so erstrebenswert?“, fragte Severus skeptisch.

„Naja, der Tee ist super.“

„Danke.“

„Bitte.“

Sie grinsten sich an, irgendwie fiel es Harry wesentlich leichter mit dem Mann umzugehen als früher. Lag es wirklich daran, dass er sich nicht mehr so kindisch benahm? Fiel es ihm deswegen leichter?

„Hippocrates war so frei mir den Therapieansatz zuzuschicken, daher bin ich im Bilde. Wenn Sie Ihre baldige Ex-Frau für einen Tag vom St. Mungo fern halten können, werde ich einen Termin mit Hippocrates machen und mit Ihrem Sohn sprechen“, sagte Severus gerade.

„Wieso eigentlich Hippocrates? Kennen Sie sich?“, fragte Harry, „und das mit Ginny schaffe ich schon.“

Er rechnete zwar nicht mit einer Antwort auf seine Frage aber er bekam sie denn Severus nickte und erklärte, „Hippocrates war der Heiler, der mich damals behandelt hat, nachdem diese Schwachköpfe im Ministerium mich endlich aus Askaban entlassen haben.“

„Hatte der damals auch schon so viele Haare auf den Zähnen?“

„Er ist nur direkt“, grinste Severus.

Harry musterte ihn kurz, Snape benahm sich völlig anders als normal und so langsam argwöhnte Harry einen Trick oder einen Zauber.

„Was?“

„Wer sind Sie und was haben Sie mit Severus Snape gemacht?“

„Wie meinen?“

Harry zuckte mit den Schultern und erklärte, „vor etwas über zwei Wochen haben Sie mir noch die Tür vor der Nase zugeschlagen, dann haben Sie mir eine Moralpredigt gehalten, mich mal wieder mit meinem Vater verglichen und jetzt sitzen wir hier und trinken wie fast alte Freunde Tee? Verzeihung, wenn ich das etwas seltsam finde. Da liegt ja die Vermutung nahe, dass Sie ein Anderer sind als Severus Snape. Denn der Severus Snape, den ich aus meiner Schulzeit kenne, hätte mich dennoch in Grund und Boden geflucht.“

„Wissen Sie, was für ein Tag heute ist?“, fragte Severus statt auf die Bedenken einzugehen.

„Äh..., Mittwoch?“

„10 Punkte Abzug für Gryffindor“, schnarrte Severus trocken.

„Na wenigstens keine Strafarbeiten“, gab Harry grinsend zurück.

„Nochmal der Versuch, wissen Sie welcher Tag heute ist?“

„Ich bin mir sicher, dass Mittwoch ist.“

„Mir ging es eher um das Datum.“

Harry runzelte die Stirn bevor er sehr blass wurde und murmelte, „heute ist der 31. Juli.“

„Was ist an diesem Datum besonders?“, fragte Severus weiter. Er wurde mit großen Augen angesehen. „Potter, sie sind ein hoffnungsloser Fall“, seufzte Severus während er seinen Zauberstab zog und ihn kurz schwang, vor Harry auf dem Tisch erschien ein Päckchen, „trotzdem alles Gute zum Geburtstag.“

„Sie wissen, wann ich Geburtstag habe? Wieso?“, fragte Harry mit einem fassungslosen Blick auf das Päckchen.

„Weil ich Lily einen Tag nach ihrer Geburt im St. Mungo besucht habe“, gestand Severus. Jetzt wurde er angesehen als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen, er schüttelte grinsend den Kopf und deutete auf das Päckchen, „mein Geschenk an Sie.“

„Aber kein Zaubertränkebuch, oder?“

„Nein, diese Hoffnung habe ich aufgegeben. Ihre Mutter hat ihre Begabung mit ins Grab genommen.“

„Das ist das erste Mal, dass ich Sie von meiner Mutter reden höre. Warum so plötzlich?“, fragte Harry.

Statt einer Antwort deutete Severus auf das Päckchen. Mit einem fragendem Gesichtsausdruck griff Harry jetzt danach, er strich kurz über das schwarze Papier und öffnete es dann, zum Vorschein kam ein Buch, ein ziemlich abgegriffenes Buch. Er war enttäuscht und sein Gesichtsausdruck musste offensichtlich sein.

Severus schnarrte sofort, „nochmal 10 Punkte Abzug für Gryffindor für die Beurteilung einer Sache nach dem Äußeren. Wenn Sie es nicht wollen, können Sie es gerne hier lassen wenn Sie gehen.“

Harry sah überrascht auf, die sonst so kalte Stimme war schneidend und bösartig. Irgendetwas musste an diesem Buch besonderes sein wenn er so reagierte also wandte Harry den Blick jetzt wesentlich aufmerksamer auf das Buch.

Es war wirklich alt und abgegriffen aber auf den zweiten Blick erkannte er, dass es auch sehr gepflegt war. Er spürte die Bewahrungszauber auf dem Einband und zögerte damit es aufzuschlagen. Doch ein auffordernder Blick seines Gegenübers überzeugte ihn, dass er es öffnen konnte ohne verflucht zu werden. Allerdings kam er nur zur ersten Seite denn mit dem, was da stand, musste er erst einmal klar kommen.
 

„Hallo Sev,
 

Ich habe eine ganz tolle Idee. Wir kleben alle unsere Fotos in das Buch, dann verlierst du keins mehr. Wenn wir dann richtig zaubern können, suchen wir das Foto. Wir finden es bestimmt, du musst nicht mehr traurig sein.
 

Wir können auch andere Dinge rein kleben, diese Feder, die du so schön fandest. Und die Muschel, lass uns bitte die Muschel mit rein kleben, die war so schön. Und die Blüte. Die du mir verzaubert hast, die muss unbedingt mit rein. Wir finden bestimmt noch ganz viele schöne Dinge, die wir rein kleben können.
 

Wir sehen uns dann in Hogwarts, hoffentlich geht es deiner Mama bald wieder gut. Sag ihr liebe Grüße von mir und gute Besserung.
 

Deine Lily.“
 


 

Er starrte die Seite mehrere Minuten an doch an den Worten änderte sich nichts. Die Schrift war etwas schief und krakelig, als ob seine Mutter noch nicht alt gewesen war als sie das geschrieben hatte.

„Ich habe dieses Buch als Elfjähriger zu Weihnachten von Ihrer Mutter bekommen.“

Severus' Stimme riss Harry aus seinen Gedanken, er sah überrascht auf und fragte, „und Sie wollen es mir schenken? Das kann ich nicht annehmen, es ist zu wertvoll.“

„Es ist das Exemplar ihrer Mutter.“

„Es gibt zwei?“

„Ja. Lily kam auf die Idee aber damit wir Beide etwas davon haben, haben wir nach Weihnachten ein zweites Buch gekauft und die Fotos immer kopiert“, erklärte Severus bevor er etwas wehmütig lächelte, „der erste Zauber, den ich perfekt konnte, war der Vervielfältigungszauber.“

„Warum wollen Sie mir das schenken? Es ist viel zu wertvoll“, beharrte Harry, „es ist doch eine Erinnerung an meine Mutter.“

Harry hatte weiter geblättert, auf der nächsten Seite war ein Bild von seiner Mutter als Kind, mitten in einem Sturm aus Herbstblättern und lachend, darunter der Schriftzug, „Windzauber sind toll.“

„Ich kann das Buch nicht annehmen, meine Mutter hat bestimmt zu jedem Bild was geschrieben und das kann ich Ihnen nicht wegnehmen“, sagte Harry. Er hörte ein leises Lachen und sah überrascht auf, der Mann konnte lachen?

„So leid es mir ja tut aber das ist nicht die Schrift Ihrer Mutter. Das habe ich geschrieben. Wir haben ins Buch des jeweils Anderen geschrieben, dementsprechend behalte ich das Buch mit den Schriftzügen Ihrer Mutter“, erläuterte Severus mit einem Grinsen.

Harry fühlte sich langsam als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen und scheinbar sah er auch genauso aus denn vor ihm erschien ein volles Whiskyglas. Ohne groß darüber nachzudenken, griff er nach dem Glas und stürzte es einfach runter.
 

Langsam und bedächtig blätterte Harry das Buch durch, las die Kommentare und Bemerkungen und versuchte sich vorzustellen, wie Snape und seine Mutter als Kinder waren. Hin und wieder trank er einen Schluck Whisky, er bemerkte nur am Rande, dass sich sein Glas immer wieder füllte. Immer, wenn er aufsah, war Snape in ein Buch vertieft. Manchmal sah er ihn an aber meistens bekam Snape es nicht mal mit und so vertiefte sich Harry wieder in das Album.
 

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, murmelte Harry irgendwann.

„In normalen Fällen sagt man Danke“, kam trocken zurück.

„Natürlich. Danke. Vielen Dank. Das ist ein tolles Geschenk“, sagte Harry schnell, „ich weiß trotzdem nicht wirklich, was ich sagen soll. Die letzten Seiten, hatten Sie nach der Schule noch Kontakt zu meiner Mutter. Ich dachte, dass Sie nicht mehr mit Ihnen geredet hat, nach dieser Sache.“

„Lily war zu gut für diese Welt. Wir hatten Kontakt, über Eule und Flohnetzwerk, immer hinter dem Rücken ihres Vaters. Er wusste auch nicht, dass ich Lily im St. Mungo besucht habe“, sagte Severus.

„Er hätte es nie erlaubt“, gab Harry zu Bedenken.

„Nein, er hätte wohl Angst gehabt, dass ich Sie als Baby verfluche.“

Harry wollte antworten aber da typische Plopp eines Hauselfen hielt ihn davon ab.

„Was ist?“, fragte Severus sofort.

„Soll Fino das Abendessen nach draußen bringen oder essen Master Snape und sein Gast drinnen?“, fragte Fino.

„Abendessen?“

„Ist es schon so spät?“

Fino nickte als Antwort auf beide Fragen und sah erwartungsvoll von einem zum Anderen.

„Ähm, ich...“, begann Harry, doch er wurde sofort unterbrochen.

„Ersparen Sie Ihrem Hirn die schwere Aufgabe sich eine Ausrede einfallen zu lassen, die mich nicht beleidigt. Ich helfe auch so bei der Therapie.“

Harry schluckte, dieser Mann kannte ihn wirklich sehr gut. Er sah ihn etwas skeptisch an, wie viele solcher Ausreden hatte Snape schon gehört, dass er sofort davon ausging, dass auch er eine Ausrede gesucht hatte? Wie einsam war dieser Mann eigentlich? Hatte er überhaupt Freunde? Oder lebte er hier mit Fino alleine? Von Draco wusste er, dass zumindest zu den Malfoys kein Kontakt mehr bestand, warum auch immer? Er war sich des bohrenden Blickes bewusst und fasste schnell einen Entschluss. Mit einem Lächeln wandte er sich an Fino und sagte, „ich würde gerne zum Abendessen bleiben.“

Der Hauself strahlte ihn förmlich an und fragte, „wo möchten Master Snape und sein Gast essen?“

„Hier“, war alles, was Severus sagte und schon war Fino wieder verschwunden. „Was erhoffen Sie sich davon?“, knurrte Severus sofort.

„Ich weiß nicht, was Sie meinen. Es ist spät, ich habe Hunger und bin zu faul um mir noch etwas zu machen. Kreacher kocht zwar ganz gut aber ich bin froh wenn ich aus diesem Haus raus komme. Außerdem können Sie etwas Gesellschaft vertragen“, erklärte Harry immer noch lächelnd.

Er erntete damit einen Blick als wäre er ein Flubberwurm und ein leises Schnauben, aber keine Wiederworte.
 

Kurze Zeit später tauchte der erste Gang ihres Abendessens auf, tiefe Teller mit einer rötlichen Cremesuppe mit Croûtons. Der Tee verschwand und machte Platz für zwei Karaffen samt der zugehörigen Gläser.

„Wein oder Saft?“, fragte Severus mit einem Deut auf die Karaffen.

„Wein“, gab Harry zurück und schon erhob sich die Karaffe mit dem roten Inhalt um ihnen einzuschenken.

Vor Severus tauchten gerade drei Phiolen auf, die er ohne viele Worte einfach trank. Den fragenden Blick von Harry ignorierte er gekonnt und murrte stattdessen, „guten Appetit.“

„Ebenfalls“, sagte Harry und begann zu essen, er wollte den Mann nicht provozieren.

Es wunderte ihn sowieso, dass er ihn zum Abendessen duldete, vor allem angesichts der Tatsache, dass er diese Phiolen scheinbar vor dem Essen nehmen musste. Harry erinnerte sich gut an die Verhandlung und die Aussagen von Smethwyck, Snape musste einige Tränke nehmen um mehr oder weniger gesund zu bleiben. Das Gift von Nagini hatte sehr viel Schaden angerichtet und der Biss..., Harry sah von seiner Suppe auf und musterte die linke Halsseite seines Gastgebers. Allerdings war die Haut durch den hohen Kragen der Robe verhüllt, hatte der Mann auch andere Sachen außer Roben?

„Sie sollten sich ihrem Essen zuwenden“, erklang der gut gemeinte Rat.

Harry zuckte zusammen, murmelte eine Entschuldigung und aß schnell weiter. Allerdings dachte er über etwas nach, was ihm gerade in den Sinn kam. Smethwyck hatte erwähnt, dass Snape einen Trank nahm damit seine Stimme so klang wie früher, scheinbar hatte der Biss der Schlange seine Stimmbänder stark beschädigt. Der Heiler war damit absolut nicht einverstanden denn die Nebenwirkungen waren sehr stark aber Snape ließ sich nicht umstimmen. Das hieß im Umkehrschluss, dass er schon den ganzen Tag unter Einfluss dieses Trankes stand und das nur, um mit ihm zu reden? War eine dieser Phiolen etwas der Sprachtrank? Hatte er jetzt nur wegen ihm noch einen Trank nehmen müssen? Er warf seinem Gegenüber einen kurzen Blick zu, der fast sofort erwidert wurde.

„Soll ich vielleicht lieber gehen?“, fragte Harry leise.

„Schmeckt Ihnen das Essen nicht?“, war die Gegenfrage.

„Nein, es ist gut.“

„Was ist dann der Grund Ihrer überstürzten Aufbruchspläne?“

Harry hörte wieder diesen Unterton aus seiner Stimme heraus und verstand, dass Severus das sofort auf sich bezog. Wieso war ihm eigentlich nie aufgefallen wie unsicher dieser Mann ist? Er atmete tief durch und erklärte dann, „von Smethwyck weiß ich, dass Sie einen Trank nehmen damit Ihre Stimme normal klingt. Bevor Sie ihn jetzt verfluchen wegen der Verletzung der Schweigepflicht, er hat es nicht wirklich gesagt aber sich darüber aufgeregt, dass Sie so ein Sturkopf sind und keinen anderen Trank nehmen. Einen Trank, der weit weniger Nebenwirkungen hat als der, den Sie momentan nehmen. Mir ist jetzt erst aufgefallen, dass Ihre Stimme völlig normal klingt also müssen Sie den Trank genommen habe. Jeder Trank wirkt nur eine bestimmte Zeitlang und je länger ich hier bin, umso mehr müssen Sie davon nehmen. Deswegen die Frage ob ich vielleicht gehen soll.“

Er wurde etwas erstaunt angesehen angesehen bevor Severus sagte, „Ihre Einstellung in allen Ehren aber das hätten Sie sich vor dem Abendessen überlegen müssen. Essen Sie sonst beleidigen Sie Fino und ein rachsüchtiger Hauself ist mit Vorsicht zu genießen. Zudem es sowieso zu spät für den zusätzlichen Trank ist, also essen Sie, sonst wird es noch ganz kalt.“

Damit war das Thema für Severus scheinbar erledigt denn er aß einfach weiter. Harry war in seinem Verdacht bestätigt, dass eine der Phiolen der Sprachtrank gewesen war. Damit war es wirklich zu spät also aß er auch weiter.
 

Das Thema Tränke wurde im Laufe des Abends nicht wieder angesprochen, stattdessen unterhielten sie sich über Gott und die Welt und das im wahrsten Sinne des Wortes. Hätte irgendjemand Harry vor ein paar Wochen, nein, vor ein paar Tagen noch erzählt, dass er mal mit Severus Snape in dessen Vorgarten sitzen würde und sich dabei köstlich amüsierte, hätte er denjenigen zu Albus ins St. Mungo gebracht. Aber es war so. Irgendwann hatte Severus ein paar Wärme- und Lichtzauber gesprochen, so konnten sie wesentlich länger draußen sitzen und sich unterhalten. Sie räumten mit ein paar Vorurteilen auf, auch wenn sich Harry sicher war, dass sie nie Freunde werden würden aber sie würden sich nicht mehr gegenseitig an die Kehle gehen. Severus würde ihm bei der Therapie von Albus helfen. Der Abend wurde später und das Weinglas war immer gut gefüllt, es war nicht wirklich ein Wunder, dass Harry irgendwann nichts mehr mitbekam.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nein, ich enttäusche gleich eure Hoffnungen, sie haben keinen Sex. ;)

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  ShadowKage
2018-11-27T18:13:03+00:00 27.11.2018 19:13
Das Gefällt mir schon sehr viel besser. Allein die Gespräche zwischen Snape und seinem Behandelnden Arzt in den vorigen Kapitel war einfach zu herrlich.
Aber hier musste ich auf lachen. Total genjal. Einfach toll gemacht!
Ich freue mich darauf weiter zu lesen :D
Antwort von:  demona1984
27.11.2018 19:17
Da haben sich auch zwei gefunden, Hippocrates und Severus sind wie ein altes Ehepaar. :D
Antwort von:  ShadowKage
27.11.2018 19:52
Die sind einfach mega genjal! XD Vorallem der schlagaptausch XD
Von:  ShadowPhoenix
2018-05-25T16:17:53+00:00 25.05.2018 18:17
*lach* diese Hoffnung hätt ich im Leben nicht gehabt. Dafür kenne ich dich mittlerweile viel zu gut.

Ich habe mich köstlich amüsiert über dieses Kapitel.
Es ist einfach nur toll zu sehen wie die beiden langsam mal wie Erwachsene miteinander umgehen ^-^.
Hach ich freu mich jeden Freitag abend schon auf den kommenden Freitag um das nächste Kapitel zu lesen xD.

Hab dich lieb mausi und bis nächste Woche =*.
Deine Phoenix
Antwort von:  demona1984
25.05.2018 19:01
Du bist hoffentlich nicht mein einziger Leser und manche könnten ja diese Idee haben. ;D

Wird ja auch Zeit, oder? Sie sind ja alt genug um sich endlich mal wie Erwachsene zu benehmen. Diese kindische Streitigkeiten sind eh lächerlich gewesen. Bleibt die Frage wie lange dieser wackelige Frieden hält.

Bis nächste Woche. :)

Lg Demona
Antwort von:  ShadowPhoenix
25.05.2018 20:05
Ich hoffe auch das ich nicht die einzigste bin. Das wäre echt schade denn deine Geschichten sind einfach nur einmalig.

Klar wurde es zeit aber mal ehrlich, sie sind zwei totale sturköpfe und wir wissen glaub ich alle wo das meistens endet.


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