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Complete Silence

von

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„Ich muss sie finden, Dryden. Ich muss IHN finden.“

Van war zwischenzeitlich wieder bei Dryden und Merle angekommen und hatte sofort alle auf den neuesten Stand gebracht.

Auch Fiore war dieses Mal anwesend, allerdings hielt er sich eher im Hintergrund und hörte ruhig zu.

„Wenn es so ist, wie du sagst und dein Bruder wirklich schon seit längerer Zeit an diese Hitomi herankommen wollte, muss sie wichtig sein. Ich stimme dir daher zu, dass wir sie finden und befreien sollten. Allerdings habe ich nicht die leiseste Idee, wo die Zaibacher sich im Moment aufhalten.“

Dryden stützte den Kopf in seine Hände und sah auf die Karte, die er vor sich auf dem großen Holztisch ausgebreitet hatte.

Diese zeigte die gesamte Stadt Pallas, inklusive der Randgebiete.

Van fuhr sich erschöpft durch seine schwarzen Haare. Sie diskutierten schon gefühlt seit Stunden über dasselbe Thema und er hasste nichts mehr, als zu warten und nichts tun zu können.

Es zehrte an seinen Nerven und die Erschöpfung nagte zusätzlich an ihm. Es war nach wie vor zum Verzweifeln. An seinen Bruder war einfach kein Herankommen, er war ihm immer mindestens einen Schritt voraus.

Van ließ sich müde auf einen der freien Stühle nieder, die Arme hingen schlaff an seinen Seiten hinab, die mahagonifarbenen Augen geschlossen.

Merle sah ihn mitleidig an.

"Van, wir finden Folken. Du wirst schon sehen...", flüsterte sie und sah abwartend in Fiores Richtung.

"Vielleicht haben wir wirklich eine Möglichkeit, die fliegende Festung zu finden. Aber dazu brauche ich noch ein wenig Zeit."

Fiores ruhige, dunkle Stimme erfüllte den Raum und Merle atmete erleichtert auf. Sie waren sich noch nicht ganz sicher gewesen, wie genau sie an die fliegende Festung herankommen konnten, doch scheinbar hatte Fiore in den letzten Stunden etwas wichtiges herausfinden können.

Van sah auf und blickte in die dunkelbraunen Augen seines Gegenübers.

"Was meinst du, Dryden? Wie viel Zeit bleibt uns?", fragte er leise.

"Wenn ich das nur wüsste. Die Zaibacher sind mir im Moment noch mehr ein Rätsel, als je zuvor. Sie haben ihre Aktivitäten in den eroberten Ländern so gut wie eingestellt, Pallas wird reger denn je unterwandert - natürlich ohne Kenntnisnahme des Königshauses - und keiner kann sich erklären, was sie als nächstes vorhaben."

Dryden nahm die Hände vom Kinn und ließ sich gegen seine Stuhllehne fallen, sein Kopf sank dabei auf deren Rand.

"Wir haben eine gewisse Regelmäßigkeit im Eindringen der Zaibacher nach Pallas ausmachen können. Allerdings sollte es nach unseren Beobachtungen noch bis morgen Spätnachmittag dauern, ehe die nächste Truppe nach Pallas gelangt. Wenn wir es schaffen, dieser Truppe zurück zu folgen, müssten wir theoretisch zur fliegenden Festung und damit auch zu Folken gelangen.", erklärte Fiore geduldig und sah Van dabei abwartend in die Augen.

"Das klingt doch vielversprechend!", erwiderte der Schwarzhaarige mit einem matten Lächeln auf den Lippen.

"Moment mal," wandte Dryden ein, "kannst du mir mal verraten, was du dann machen willst? Ich glaube kaum, dass du einfach so Folkens Festung stürmen und das Mädchen befreien kannst. Wie hast du dir das vorgestellt?"

Van verdrehte die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Ich lass mir schon was einfallen, wenn es soweit ist."

Merle schüttelte den Kopf. "Dryden hat Recht, Van. Wir brauchen einen Plan, ansonsten kannst du dich auch gleich auf einem Silbertablett servieren."

Fiore horchte auf. "Der Plan wäre gar nicht mal so schlecht.", murmelte er in sich hinein.

"Was hast du gesagt?!", rief Merle entsetzt aus und warf ihm einen geschockten Blick zu. "Das ist jetzt bitte nicht dein Ernst, Fiore! Das KANN nicht dein Ernst sein!"

Der Mann zuckte kurz zusammen, als er ihren anklagenden Blick aus den meerblauen Augen abbekam, doch er nickte mit dem Kopf. "Doch, eigentlich schon. Wenn sich Van den Zaibachern stellen würde, hätte er auf jeden Fall sein Ticket für den Weg in die Festung."

"Was macht dich da so sicher? Sie könnten ihn auch einfach gleich umbringen!"

Die Katzendame lief auf ihn zu und schlug ihm ihre Hände vor seine Brust. "Das ist der blanke Wahnsinn! Dummheit! Ich weiß gar nicht genau, wie ich das noch bezeichnen soll!"

"Merle, hör auf damit. Es reicht." Van packte sie an der Schulter und zog sie von Fiore weg. Ihre Augen starrten ihn verletzt an, doch er ignorierte sie und sah zu Fiore.

"Ich bin dabei. Sag mir nur wann und wo."

"Van..." Dryden stand auf und ging auf ihn zu. "Wie bringen wir dich da wieder raus, wenn etwas schief läuft?", fragte er ihn ernst.

"Hm... das lass ruhig meine Sorge sein. Stress und Druck machen mich einfallsreich.", antwortete Van mit einem schiefen Grinsen im Gesicht.

"Ihr seid doch alle verrückt.", wisperte Merle mit blankem Entsetzen im Gesicht. "Und das alles für eine Frau, die wir noch nicht einmal kennen. Ich verstehe dich nicht, Van. Warum?" Ihr Augen fixierten die seinen, er bemerkte, dass sie den Tränen nahe war.

Er verstand ihre Angst um ihn, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür - auch wenn es ihm leid tat, dass sie sich wieder so viele Sorgen machen würde, solange er weg war.

"Merle, versteh doch. Das ist die Chance für mich, endlich zu Folken zu gelangen. Dafür haben wir doch die letzten Monate gearbeitet, oder nicht?"

Sie senkte den Kopf und legte die Ohren an. "Ja, das haben wir. Aber diese Aktion ist einfach nur ein Selbstmord-Kommando."

Mit diesen Worten ging sie an den Männern vorbei und verließ den Raum.

Fiore sah ihr traurig hinterher und sah zu Boden.

"Merle macht sich berechtigte Sorgen.", meinte er schließlich. "Wir müssen uns noch einige Details durch den Kopf gehen lassen, ehe wir losziehen können. Das verspricht eine lange Nacht..."

Dryden und Van nickten ihm zu und ließen sich wieder am großen Holztisch nieder, um die Karte von Pallas weiter zu begutachten.
 

Sie schwebte in unendlicher Finsternis und der Geruch von nasser, feuchter Erde drang ihr in die Nase. Und etwas Metallisches.

Es kam ihr entfernt bekannt vor und doch konnte sie es im ersten Moment nicht einordnen. Noch hielt sie ihre Augen geschlossen und traute sich nicht, sie zu öffnen.

In der Ferne hörte sie ein Knistern, und sie spürte die aufsteigende Hitze.

Hitomi landete mit den Füßen sanft auf dem Boden, ihre grünen Augen öffnete sie erst, als ihr von dem seltsamen Geruch langsam übel wurde.

Und was sie sah, entsetzte sie.

Reglose Körper, von Blut überströmt. Wie ein roter Fluss suchte es sich seinen Weg über die nasse Erde, vereinzelt brannten hellrote Flammen und verbreiteten den Geruch von brennendem Fleisch.

Sie war wie erstarrt und konnte nicht anders, als die Szenerie in sich aufzunehmen. Im Hintergrund sah sie ein mächtiges Ungetüm, dass sie nicht einordnen konnte.

Es überragte die Szene wie ein Gigant und war schwarz wie die Nacht.

Ein beklemmendes und beängstigendes Gefühl überwältigte sie, als sie es so ansah.

"Das ist die Escaflowne."

Ihr Herz setzt vor Schreck fast einen Moment lang aus, als plötzlich General Folken neben ihr auftauchte.

"Escaflowne...?", wisperte sie ungläubig.

"Ja." Folken sah in die Ferne auf den schwarzen Koloss. "Sie ist ein Guymelef – eine Kampfmaschine – und äußerst wichtig für unser weiteres Vorhaben. Der Dreh- und Angelpunkt in der zukünftigen Geschichte Gaias, wenn man es so sehen möchte."

Hitomi lauschte mit einem mulmigen Gefühl. Escaflowne...

"Sie ist die Göttin des Krieges. Allein die Escaflowne entscheidet über Gaias Schicksal. Untergang oder Wiedergeburt. Sterben oder Leben. Aber...", Folken hielt inne und richtete seinen Blick auf den schwarzen Guymelef in der Ferne, "...sie ist noch nicht erwacht. Selbst wir wissen nicht, wo sich die Escaflowne befindet. Und hier kommst du ins Spiel."

Mit diesen Worten richtete er sich wieder an die grünäugige Frau neben ihm, die ihn daraufhin aus angsterfüllten grünen Augen ansah.

"Ich? Warum ich?", fragte sie verwirrt, ihr Blick schweifte dabei wieder in Richtung Escaflowne. Unwillkürlich erfasste sie eine Aura, so kalt wie Eis und mit starker Magie durchtränkt. Die stahlblauen Augen Escaflownes sahen in Hitomis Richtung, die majestätische Rüstung sank auf ein mächtiges Knie und verharrte in dieser Position. Es schien fast so, als würde sie auf etwas warten.

"Die Escaflowne ist ohne ihre zugehörige Seele und der richtigen Person, die sie lenken kann, nicht in der Lage, über unser Schicksal zu richten. Deshalb war es von oberster Priorität, zuerst ihre Seele zu finden."

Rostrote Augen sahen sie eindringlich an.

Eine Seele? Diese Kampfmaschine brauchte eine Seele?

„Und was habe ich damit zu tun? Ich kenne weder Guymelefs, noch habe ich jemals etwas von dieser Escaflowne gehört. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was Ihr von mir wollt…“

Sie senkte den Kopf und sah auf ihre Füße hinunter, die barfuß auf der verkohlten, schwarzen Erde standen.

„Das dachte ich mir.“

Der General schnippte mit den Fingern und die Szenerie verschwand.

Die Augen des Mädchens im Saal füllten sich wieder mit Leben, ehe sie erschöpft zu Boden sank.

„Sora, bring sie zurück in ihr Zimmer. Ich bereite in der Zwischenzeit alles vor.“

Hellblaue Augen ruhten auf Hitomis erschöpfter Gestalt und näherten sich ihr schließlich zögernd. „Komm mit…“, sprach sie leise und reichte ihr die Hand.

Hitomi hob langsam den Kopf, die Szenerie schien ihr zu entgleiten und allmählich zu verschwimmen. Unheimliche Kopfschmerzen machten sich breit und ließen sie keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Sie legte ihre Hand in Soras und zog sich an ihr hoch, um ihr schließlich aus dem Saal hinaus in Richtung ihres Zimmers zu folgen.

Dort angekommen ließ sie sich erleichtert auf der schmalen Pritsche nieder und atmete tief ein und aus.

„Hast du Kopfschmerzen?“, fragte Sora besorgt und sah sie lange an.

Hitomi blickte auf und nickte leicht. „Ja, ein wenig.“

Sora trat daraufhin näher an sie heran und begann vorsichtig, ihre Schläfen zu massieren. Augenblicklich entspannte sich Hitomis Gesichtsausdruck und sie lehnte sich erleichtert in Soras zarte Hände.

„Es geht bald wieder vorbei. Diese Visionen sind unheimlich anstrengend und verlangen deinem Körper eine Menge ab.“

Soras ruhige Stimme wirkte fast ein wenig einschläfernd auf Hitomi und die sanfte Massage tat ihr übriges.

Eigentlich wollte sie Sora noch einiges an Fragen stellen, doch das Verlangen glitt nach und nach in den Hintergrund, als Hitomi in einen tiefen und ruhigen Schlaf sank.

Sora massierte noch eine Weile weiter und ließ dann schließlich von ihr ab. Sie setzte sich auf die Kante der Pritsche und beobachtete die Frau noch eine Weile.

Sie wusste, was General Folken mit ihr vorhatte. Und Sora hatte Mitleid mit ihr.

Fast ihr gesamtes Leben war sie schon an der Seite des Generals, der ihr vor vielen Jahren genau dieses gerettet hatte.

Trotzdem fiel es ihr manchmal schwer, seine Beweggründe zu verstehen.

Leise seufzend sah sie aus dem Fenster.

Die Nacht wich langsam dem Morgengrauen, die ersten rosafarbenen Streifen bildeten sich am Horizont. Diese Zeit am Morgen war ihr die liebste, denn sie war auch gleichzeitig die Stillste.

Mit einem letzten Blick auf Hitomi verließ sie schließlich deren Zimmer und machte sich wieder auf den Weg zu ihrem General.
 

Allen lief in seinem Zimmer auf und ab. Serena war wieder in den Händen der Zaibacher, also konnte er seine Sorgen niemandem erzählen.

Der General hat Hitomi mitgenommen. Das ging Allen nicht in den Kopf. Was hatte er mit ihr vor?

Als Mina an diesem Morgen vor seiner Tür stand, wusste er nicht, was sie von ihm wollte.

Und als sie ihm die ganze Geschichte erzählte, traute er seinen Ohren kaum.

An diesem Mädchen war nichts besonderes, abgesehen von ihrer Schönheit. Aber er glaubte kaum, dass sich der Zaibacher General davon beeindrucken ließ. Geschweige denn, dass er deswegen ein halbes Vermögen zahlen würde. Also, was war an ihr, dass er sie unbedingt haben musste?

Mina hatte ihm nicht verschwiegen, dass Folken schon seit längerer Zeit bei der roten Dame wegen Hitomi verhandelte.

Und was ihn noch mehr verwunderte, war Hitomis Beziehung zu den Abaharaki, die er nicht bemerkt hatte. Warum hatte sie einem von ihnen zur Flucht verholfen - und wie war ihm das entgangen?

Es musste in derselben Nacht passiert sein, als er mit seinen Männern sogar noch in ihrem Zimmer gewesen war.

Seine Händen zerrauften sein blondes, langes Haar. Frustration machte sich in ihm breit und das behagte ihm gar nicht. Wenn er etwas hasste, waren es Spielchen vor seinen Augen, von denen er nichts wusste.

Sie hatte ihn zum Narren gehalten. Von allen Möglichkeiten ausgerechnet sie.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  CatariaNigra
2018-03-25T14:51:29+00:00 25.03.2018 16:51
Vielen Dank für die tolle Escaflowne-Fanfic! Ich finde sie bisher wirklich sehr spannend. Habe bisher die ersten 5 Kapitel gelesen und freue mich auf die nächsten!
Antwort von:  lunnaris1989
26.03.2018 08:28
Yay, das freut mich unheimlich :D Und ich bin gespannt, was du nach dem 8. Kapitel sagst :)
Lg, Lun
Antwort von:  CatariaNigra
26.03.2018 19:38
Ich melde mich dann nochmal zurück :D Komme die nächsten Tage nicht unbedingt zum Lesen, aber hole das auf jeden Fall nach!
Antwort von:  lunnaris1989
27.03.2018 11:13
Freue mich schon darauf :) Es gibt nichts schöneres, als zu sehen, dass jemand sich die Mühe gemacht und ein Review hinterlassen hat :)


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