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Der Sündenbock

und warum ich ihn nicht gehen lassen konnte
von

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Die Bestien aus dem dritten Reich

Es bedrückt mich doch mehr, als ich zugeben mag, alle Zeit gedacht zu haben, ich wäre jemand, der sich nicht so rasch einschüchtern lässt, doch nun seht mich an.

Unter dem überlauten Dröhnen, der Kampfflugzeuge, die über unsere Köpfe hin wegsausen, zucke selbst ich zusammen und wenn ich den aufkommenden Schrei, der Bombensirenen vernehme, dann wird selbst mir flau in der Magengegend.

Natürlich, können wir von uns behaupten, dass wir, wären wir in dieser Situation gewesen, anders gehandelt hätten, uns widersetzt hätten, den Helden gespielt...

Dinge, die man, unüberlegter Weise, von sich gibt, wenn man auf die Thematik des NS-Regimes zu sprechen kommt.

Und noch heute wundern sich die Menschen und stellen sich die alles entscheidende Frage: „Wie konnte das alles passieren?“
 

„Warum, haben die Menschen es zu gelassen?“
 

und
 

„Wieso, hat keiner etwas getan?“
 

Die Frage auf die Antwort, kann ich euch geben.

Und sie ist einfacher, als vermutlich angenommen, womöglich, haben es sich Manche von euch auch bereits gedacht.

Angst.

Angst, der älteste und stärkste Feind, der menschlichen Psyche.

So schemenhaft und undefinierbar, wie ein böser Geist und ich finde, das ist ein guter Vergleich.

Wir haben Angst gehabt, Angst vor den Bomben.

Angst zu verhungern.

Angst erschossen zu werden, oder dafür Verantwortung zu tragen zu müssen, dass unseren Familien, Frau und Kindern, etwas passiert.

Und wenn du in einem Raum bist, mit einer dir fremden Person und das schwere Eisen liegt in deiner Hand, nur ein Schuss....

Niemand wird dich richten.

Gott ist tot und ich bin nicht Nietzsche.

Aber wenn ich mir die Welt so anschaue, dann entweder das, oder unser Schöpfer hat einen perfiden Sinn für Humor.

Und trotzdem bleibt die Frage: Für wen entscheidest du dich?

In welche Richtung,drückst du ab?
 

Es ist natürlich einfach, sich vorzustellen, das die SS-Anhänger und Gefolgsleute Hitlers alle samt grausame Bestien waren, mit denen man sich in keinster Weise, ansatzweise zu identifizieren zu vermag.

Aber es ist eine Wunschvorstellung.

Beinah mit kindlicher Naivität gleich zu setzten und ich muss gestehen, natürlich ist es einfacher, das weg zu schieben, was uns nicht gefällt, als es zu reflektieren und dementsprechend zu handeln.

Und möglicherweise ist genau das, das Problem.

Unser Problem.

Was mich zu der eben gestellten Frage zurück führt, wie das alles passieren konnte.

Genau so.
 

Weil wir Menschen sind, weil wir Menschen sind und fehlbar.

Und versteht mich nicht falsch, selbstverständlich möchte ich keinen in Schutz nehmen und euch auch nicht einen vom Pferd erzählen.

Die stationierten Soldaten, die Gefolgsleute und die KZ-Aufpasser, waren mit Sicherheit, keine guten Menschen.

Jedoch auch keine Bösen.

Sie waren einfach nur Menschen, Menschen wie du und ich.
 

Und letztendlich würde sich jeder dafür entscheiden, lieber eine fremde Familie zu den Gaskammern zu geleiten, als seine Eigene.

Ich möchte mich nicht raus reden, denn das steht mir nicht zu und wenn es nicht Gott ist, der mich richtet, dann sind es womöglich die Seelen, der unschuldig Ermordeten.

Ermordet?

Abgeschlachtet, wie Vieh, nicht besser behandelt, als Kühe in der Mastzucht.

Ich habe es euch schon einmal gesagt, ich möchte nichts schön reden und selbstverständlich, könnte ich behaupten, ich hätte keine Ahnung gehabt.

Ja, nicht einmal einen Verdacht.

Ich hätte doch nur ausgeführt, was mir beauftragt wurde.

So, wie jeder Andere auch.

Aber das stimmt nicht.

Natürlich habe ich die Schreie gehört, wenn ich mich genau zurück erinnere, dann gibt es nicht einmal einen Augenblick, in dem ich sie nicht gehört habe.

Sie begleiten mich, sie sind immer da.

Ich höre sie, wenn ich morgens aufwache.

Wenn ich zu Mittag esse.

Wenn ich abends zu Bett gehe und wenn ich die Augen schließe, dann ist es am Schlimmsten.

Sie werden niemals aufhören zu schreien.

Sie werden schreien, so lange, wie ich lebe.

Womöglich noch darüber hinaus.
 

Bis heute, bin ich der Ansicht, ich war kein böser Mensch.

Nicht ich.

Aber ich war nicht anders, ich war ein kleines Zahnrad in einem System, das ohne mich zwar weiter gelaufen wäre, nur halt nicht mehr ganz so flüssig.

Das Problem war, das keiner von uns genau wusste, wie viele Radteile man zu zerstören hat, bis die Drehung stoppt.

Denn das Ersatzteillager war vollgestopft bis zum geht nicht mehr.
 

Und dann war da diese Angst.

Diese unglaubliche Angst.

Die an uns allen haftete, wie ein Dämon, wie ein dunkler, lästiger Dämon, ausgespuckt, aus den Tiefen der Hölle.
 

Wir wussten, dass wir Menschen töten, natürlich wussten wir es.

Immerhin sahen wir die Leichenberge.

Immerhin hörten wir sie schreien, flehen und wimmern, bevor den Knopf drückten.

Doch, saßen wir letztendlich alle im selben Boot.

Letztendlich, unterschied uns nicht das Geringste, von den Menschen im Inneren der Kammer.

Wir alle wollten nur Eines: Leben.

Überleben, in dieser vermaledeit, verzerrten und brutalen Welt.

Der menschliche Überlebenstrieb, der Körper erhält sich selber.

Sogar biologisch definierbar, ein natürlicher Vorgang, der natürlichste überhaupt.
 

Und macht uns das zu bösen Menschen?

Einfach nur Mensch sein zu wollen?
 

Meine Großmutter, predigte stets, selbst in Zeiten wie diesen, ließe sich die Welt nicht in Gut und Böse teilen, es gibt keine schwarze und keine weiße Seite.

Alles verläuft sich in grau.

Wir alle sind grau, weder gut noch böse.

Unsere Seelen, weder schwarz, noch weiß, sondern grau.
 

Doch dieses Gespräch, liegt bereits so weit zurück, dass ich es fast vergessen habe.

Wie sollte es auch anders sein, denn die Farbe, welche mein Leben der Weilen dominiert, ist braun.
 

Braun.
 

Alles, was ich sehe, ist braun.
 


 

- Sasori Akasuna, 1943



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  bones
2018-03-10T20:08:09+00:00 10.03.2018 21:08
So, ich komme auch mal dazu es zu lesen, wenn ich dran denke wie viel arbeit du da schon rein gesteckt hast, kann man dies auch heraus lesen.
Der Prolog ließt sich schön flüssig und macht einen sehr neugierig auf das was folgen wird. Wenn man etwas weiter denkt, kann man schon ahnen, wohin das in etwa führen könnte. Die Fanfiction ist jedenfalls keine leichte kost, obwohl sie schon Gefühlvoll geschrieben ist. Ein Sasori der nachdenklich ist und beschreibt das er angst hat vor dem was kommt, liest sich schön heraus. Ist auch wirklich gut an diese Zeit angepasst, wenn Sasori auch ein Blick auf die dinge hat, die damals nur sehr wenige hatten.
Es lohnt sich jednfalls sehr die Geschichte weiter zu verfolgen ^^
Antwort von:  -AkatsukiHime
11.03.2018 01:37
Und wenn es dem ein oder anderen auffällt und es obendrein auch noch gefällt, dann war es schon einmal nicht umsonst :) - Freut mich aber, dass es offensichtlich so rüber kommt, wie ich es mir erhofft habe, denn die Umsetzung davon habe ich wohl doch etwas unterschätzt.

Aber es freut mich, dass es dir gefällt :) Hoffe ich werde keinen enttäuschen ich gebe mir auf jeden Fall Mühe.

see u on whatsApp *winke,winke*
Von:  lula-chan
2018-01-20T18:18:18+00:00 20.01.2018 19:18
Mal eine etwas andere Idee. Das ist richtig gut geschrieben. Sasoris Gefühlswelt ist sehr gut dargestellt und gibt einen guten Eindruck des damals Geschehenen.
An dieses Thema sollte man wirklich nicht leichtfertig rangehen. Es war damals eine düstere Zeit und du hast recht, die Angst hat damals überall gelauert und hat jeden gleichermaßen betroffen.
Ich bin schon gespannt, was du noch daraus machst.

LG
Antwort von:  -AkatsukiHime
20.01.2018 22:03
Heyho,

Ja, ich bin auch gespannt, was ich da raus hole, schätze muss mich aber noch was belesen *lesen wäh*. - Bzw Dokus gucken 😂
Ich war mir nicht sicher, wie das alles ankommen würden, aber freut mich, das es, ähm "den üblichen Verdächtigen" zu gefallen scheint.

Danke <3
Antwort von:  lula-chan
21.01.2018 13:32
😊😁😅
Antwort von:  -AkatsukiHime
21.01.2018 14:44
Ich weiß nicht ganz, wie ich das zu interpretieren habe, aber hier hast du einen Kaktus: 🌵


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