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Faint.

von

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Viele Dinge gingen in Draco Malfoy vor, als er am nächsten Tag in seinem Büro stand. Überwiegend war es immer noch Schock, der seine Gedanken gefangen hielt. Aber in einem kleinen Teil von ihm pochte die Sorge um den Rothaarigen. Was, wenn er immer noch dort saß? Auf der Veranda. Festgefroren in seiner leblosen Starre? Und im Unwetter untergegangen war? Was erzählte er Weasleys Mutter? Und seiner Schwester? Was, wenn herauskäme, dass er an diesem Unglückstag bei ihm gewesen war?

Nein, Weasley hatte es sicher überlebt…so schnell starb man nicht. Und auch wenn er den ganzen Tag dort im Unwetter gesessen hatte, höchstens eine Erkältung hätte er davontragen. Oder sogar eine Lungenentzündung. Die - wenn es nach Draco ginge - er auch redlich verdient hatte.

Immerhin hatte das Wiesel ihn angegriffen! Auch wenn es ein Schweres sein würde, das zu beweisen. Denn diesmal hatte er weder seine Fäuste, noch seinen Zauberstab benutzt.

Und genau das bereitete ihm solches Kopfzerbrechen. Wie hatte Weasley das angestellt? Das war eindeutig er gewesen, Draco konnte sich nur nicht erklären wie. Sein eigener Zauberstab hatte sogar verrückt gespielt. Wie zur Hölle konnte Weasley seinen Zauberstab kontrollieren. Es war höchst beunruhigend. Immer wieder überlegte er und dachte scharf nach.
 

Es gab alte Phänomene, zum Besipiel den Obskurus, wo es Zaubererkindern möglich war, auch ohne Zauberstab zu zaubern. Doch Weasley war kein Kind mehr.
 

Dann gab es auch noch die Magie die Zauberstablose Magie. Doch ihr Praktizieren war höchst selten. Nur einige ganz wenige Zauberer ihrer Zeit beherrschten diese Art von Magie. Darunter Dumbledore, der Lord höchstpersönlich und Gellert Grindelwald. Alle mittlerweile verschieden oder verschwunden. Draco wusste nur, dass diese Magie zur Zeit seines Urgroßvaters Darael, vor fast hundert Jahren sehr angesagt war, bevor sie jedoch unterbunden wurde. In falschen Händen und falsch praktiziert konnte diese Macht großes Unheil anrichten. Deswegen war die Zauberstablose Magie irgendwann in Vergessenheit geraten. Mit einem Zauberstab war die Magie sowieso viel besser zu kanalysieren und zu kontrollieren.
 

Da Weasley seines Zauberstabes jedoch entledigt wurde, blieb seiner Magie vielleicht gar keine andere Wahl, als sich in ihrer ursprünglichen Form zu äußern. Das machte Sinn. Es musste so sein. Weasleys Magie machte sich wahrscheinlich selbstständig, brach einfach aus, auch ohne Zauberstab. Also musste er sich eigentlich gar keine Sorgen um Weasley machen. Wenn er in der Lage war, ihn ganz ohne Zauberstab zu kontrollieren, dann müsste er auch in der Lage sein, sich selbst zu beschützen. Aber ehrlich gesagt hatte das gestern so ausgesehen, als ob sich Weasley gar nicht selbst retten wollte. Als ob er von dem Unwetter verschlungen werden wollte. So hatte das ausgesehen.
 

So gut es ging versuchte er die Gedanken, die sich ständig um den Rotschopf drehten, zu verdrängen. Er hatte gestern Abend schon genug Zeit damit verschwendet. Und wenn es wirklich ernst wäre, würde früher oder später sicher eine Eule eintreffen.
 

Oder Flint.

Der seine großen Hände auf den Tisch fallen ließ, Schweiß rann ihm über sein Gesicht, seine trüben Augen rasend vor Wut. Der grau-weiße Quidditch-Umhang triefnass von dem Unwetter, das draußen herrschte. Der bedrohliche Falkenkopf auf seiner Uniform funkelte ihn genauso zornig an, wie Flint selbst. Scheinbar ungerührt von der aufgebrachten Aura des älteren Zauberers verzog Malfoy nur missbilligend sein Gesicht bei dem Anblick der Schlammspur, die Flint in sein Büro gebracht hatte. Anscheinend kam dieser gerade vom Quidditch- Training oder ihr Trainer gönnte ihnen eine kurze Pause.
 

„Was.hast.du.getan?“, zischte der Schwarzhaarige durch seine gepressten Zähne.

Unbeeindruckt zog Draco eine wohl geformte Augenbraue in die Höhe.

„Ich nehme an, deinem Gemahl geht es gut?“ Scheinbar uninteressiert widmete er sich nach dieser Frage wieder seinen Akten zu. Sein Herz raste etwas unangenehm in seiner Brust. Hatte Weasley es nicht geschafft? War er draußen im Sturm erfroren?

„Gut?“, bellte Flint jetzt noch wütender. „Gut? Es geht ihm bisschen zu gut würde ich behaupten!“

Jetzt hob Draco seinen Kopf. Überrascht.

„Er hat sich gestern geweigert, mit mir in einem Bett zu schlafen. Alle Versuche, ihn in unser Gemach zu zerren, blieben erfolglos!“

Bei diesen Worten ertappte sich der Blondhaarige dabei, wie seine Mundwinkel nach oben zuckten.

Vor einem Tag noch, hätte er sich über Flints Unfähigkeit, Weasley nicht richtig im Griff zu haben, lustig gemacht. Wie konnte auch ein Schrank von einem Mann mit den aufgebrachten Fäusten eines schwachen Wiesels nicht fertig werden? Aber nach gestern, da war Draco auf einmal einiges klar geworden.

Auch wieso Flint ihn nicht schon in ihrer Hochzeitsnacht unter seine Gewalt gebracht hatte. Er konnte gar nicht!

„Es ist nicht meine Schuld, dass du dir eine Furie ins Haus geholt hast“, meinte Draco nur kühl.

„Was hast du ihm gestern erzählt?“ Flints Augen bohrten sich unerbittlich in die grauen seines Gegenübers.

„Ich habe ihm nur verdeutlicht, dass es zu deinen Rechten gehört, ihn zu besteigen.“

Flint war sprachlos. Sein Mund stand ihm offen. Für einen ganzen Moment.

„Bist du eigentlich wahnsinnig geworden, Draco?“, zischte er bedrohlich leise.

„Ich habe dir doch gesagt, du sollst ihm nicht seine Pflichten runter beten! Sondern ein vertrauliches Gespräch mit ihm führen!“

Jetzt war es jedoch an Draco, die Beherrschung zu verlieren.

„Woher sollte ich wissen, dass Weasley bei so einem harmlosen Spruch die Glasflaschen zerbersten lässt und mir den halben Arm aufschlitzt!“

Mit einem wütenden Finger deutete er auf seinen Umhang, unter welchem sein linker bandagierter Arm ein Stück hervorlugte. Flint grinste wissend.

„Also daher die Scherben auf der Veranda. Ich habe mir so was in der Art schon gedacht. Kein Wunder nach diesem Satz.“

„Ich muss schon sagen, Flint, dein Mitgefühl rührt mich. Wie wäre es mit einer Vorwarnung gewesen?“ Den letzten Worten hatte er besonders viel bissigen Nachdruck verliehen.

„Wer hat -mich- vorgewarnt?“, fragte der Ältere daraufhin und fing an seinen Quidditchumhang aufzuknöpfen.

„Merlin, Flint! Ich bitte dich, erspare mir diesen Anblick!“ Zischend hatte Draco seine Augenbrauen zusammengezogen. Flint in seinem Büro stehen zu haben, war einer der letzten Dinge, die er sich wünschte. Doch dass dieser nun eine Auszieh-Einlage hinlegte, überbot wirklich alles.

Als sein Qidditchpullover unter dem Umhang zum Vorschein kam, hob Marcus ihn ein Stück in die Höhe.

Draco musste schlucken bei diesem Anblick. Der Schrank hatte Muskeln, von denen er nicht mal träumen konnte. Ein merkwürdiges Ziehen pochte in seiner Magengrube, wenn er sich vorstellte, dass Weasley so jemanden zum Mann hatte. Doch außer den Muskeln und dem durchtrainierten Oberkörper erregte noch etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Wunden. Schnitte. Stichverletzungen.

Allesamt relativ frisch.

Nein, das konnte doch nicht…

Mit einem Finger deutete der Schwarzhaarige auf eine Brandwunde auf seiner linken Brust. „Das war letzte Woche beim Lagerfeuer. Ich hab mich nur vorgebeugt, um ihm etwas Unschuldiges ins Ohr zu flüstern. Und ehe ich es mich versehe, werde ich von dem Grillspieß in meiner eigenen Hand angegriffen!“ Amüsiert hob Draco eine Braue.

„Ganz unschuldig, also? Was hast du ihm denn ins Ohr geflüstert, wenn ich fragen darf. Damit ich es selbst vermeiden kann, von Weasley ‚gebrandmarkt‘ zu werden.“

Er musste es schon zugeben, ein wenig lustig war die ganze Geschichte schon. Würde Flint nicht so ein ernst verbissenes Gesicht machen, hätte er laut und schallend losgelacht. Aber hier in seinem Büro musste er für wenigstens ein wenig Professionalität sorgen.

„Nun…nur, dass ich es endlich mit ihm treiben wollte.“

„Unschuldig. Aha.“, erwiderte Draco trocken.

Kein Wunder, dass Weasley da vor Schreck einen Grillspieß auf ihn losjagte. Flint war der ‚geborene Verführer‘, das musste Draco ihm lassen. Würde sich ein trollartiger Muskelprotz so stumpfsinnig an ihn heranmachen, würde er, so wie Weasley, sich auch zu verteidigen wissen. Ohne das weiter zu kommentieren, fuhr Flint fort.

„Und diesen Schnitt hier, habe ich einem Küchenmesser zu verdanken, das mich verfolgt hat- bis ins Badezimmer.“

Kurz musste Malfoy sich wegdrehen, um ein Grinsen zu verbergen.

„Ach und nicht zu vergessen, die hier.“ Er gab den Blick auf vier kleine Einstiche frei. „Mein Rücken ist voll davon. Das war in der Hochzeitsnacht. Das antike Hochzeitssilber meiner Urgroßmutter. Spitze Gabeln sind auf mich herab geregnet.“

Dracos Mundwinkel zuckten bedrohlich und ein Schnauben brach über seine Lippen, weil er das Lachen einfach nicht mehr zurückhalten konnte.

„Lach du nur“, blaffte Marcus Flint unfreundlich, während er sich seinen Quidditchumhang wieder zuknöpfte.

„Er ist jetzt deine Sorge. Dieses Büro ist verantwortlich dafür, dass ich mit einem Wahnsinnigen für Nachwuchs sorgen muss. Und wenn sich bald nichts an der Situation ändert, bin ich nicht fähig einen Erben zu produzieren!“

Herablassend wurde jetzt der Blick des Blonden. Je länger er diese Geschichten hörte und darüber nachdachte, sollte es ihm sogar recht sein, wenn Weasley diesen Klotz nie an sich heranlassen würde.

„Ich weiß, dass ich auf dich zählen kann, Draco.“

Sein Grinsen wurde wieder boshaft.

„Mach es ihm schmackhaft, sich mir hinzugeben. Oder ich erzähle deiner Familie, wie schmackhaft du es findest, dich anderen Männern hinzugeben.“
 

Mit diesen Worten verschwand sein ehemaliger Kapitän und hinterließ eine lange Dreckspur in Dracos Büro. Und einen sehr verstimmten Malfoy-Erben.

Nach seinem Feierabend war Draco durch den Kamin in sein Anwesen gekommen. Dort suchte er nach dem Schachbrett, das er damals extra hatte er anfertigen lassen. Als Hochzeitsgeschenk. Allerdings hatte sich das Blatt auf seiner eigenen Vermählung damals so sehr zum Unfassbaren gewendet, dass er es nie verschenken konnte. Na dann konnte es auch genauso gut jetzt zum Einsatz kommen. Als Mittel zum Zweck. Wenn er nämlich etwas über den Rothaarigen wusste, dann dass dieser Zauberschach liebte.

Mit dem Brett unter seinem verschonten Arm geklemmt machte er sich daran, das Anwesen zu verlassen.

„Du gehst?“, vernahm er hinter sich eine verwirrte Stimme. Kurz holte er Luft und drehte sich dann mit einem aufgesetzten Lächeln zu der Rothaarigen um. „Blaise hat mich zu sich zu einer Runde Zauberschach eingeladen“, log er sehr überzeugend.

„Und das Essen?“, fragte sie weiter.

„Tut mir leid, ich muss sofort los. Heute musst du mich leider entschuldigen.“

Sie nickte. War das Enttäuschung in ihren Augen? Oder eher die Angst davor, heute alleine mit seinen Eltern speisen zu müssen? Was auch immer es war, Draco hatte keine Zeit dafür. Und erst recht keine Lust darauf.

Zwar war er gestern kraftlos in ihre Arme gefallen und hatte sich anschließend von ihr die Wunden versorgen lassen, von denen er ihr erzählte, dass eine Vase, auf der ein Fluch gelegen hatte, ihn in der Nokturngasse angegriffen hatte. Sie glaubte es ihm sofort, war das für die Nokturngasse nicht ungewöhnlich. Dafür wollte sie aber ständig wissen, was er dort zu suchen hatte. Lästig, dieses Mädchen. Wäre es nicht Weasleys Schwester, wäre er weitaus unfreundlicher ihr gegenüber. Er ließ sie einfach stehen und setzte seinen Weg fort. Heute hatte er weitaus Wichtigeres vor, als sich mit seinen eigenen Eheproblemen herum zu schlagen.



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