Zum Inhalt der Seite

Hundstage

Kein Hund wie jeder andere
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Inu Youkai


 

S

esshoumaru starrte an diesem Montag Nachmittag mit seltener Abneigung auf seinen Schreibtisch. Seit Stunden hatte er keine Mail beantwortet, kein Telefonat erledigt, obwohl sich sein Vater nicht im Konzern aufhielt. Oder vielleicht deswegen.

Sein Problem bestand aus einem Bogen Papier in einem Umschlag, den ihm sein ach so treuer Sekretär Jaken vor drei Stunden überreicht hatte.

„Ein Bote der verehrten Frau Mutter brachte es für Sie.“

Dann hatte sich der Kappa sehr wohl zu seinem Glück wieder verzogen und es dem jugendlichen Inuyoukai überlassen das Siegel zu öffnen.

Der Anfang eines Problems.

Darin befanden sich wenige Zeichen. „Komm heute Abend in das Schwebende Schloss, ohne dass es jemand mitbekommt. Ich muss dir etwas erzählen.“

Gehorsam war er aufgestanden und hatte sich eigentlich bereits vor der Tür befunden, wollte sie aufschieben, als irgendetwas in seinem Magen sich zu verknoten schien. Warum nur? Mutters Befehl zu folgen war in aller Regel das Klügste, was man tun konnte, das hatte er schon als Welpe gelernt. Allein, als er es gewagt hatte, mit stolz erhobener Rute vor ihr herumzuspazieren, hatte sie das zum Anlass genommen, ihn mit den Zähnen am Schwanz zu packen und stundenlang so durch den Wald zu tragen. Seine Schwanzwurzel schmerzte heute noch allein bei dem Gedanken daran – ebenso wie sein Kopf, der natürlich rein zufällig Bekanntschaft mit jedem Baum im Wald gemacht hatte. Er hatte es nie wieder gewagt. Das stünde ihm erst zu, wäre er ranghöher als sie – und damit der Taishou. Auch Vater hatte einem Inuyoukai, der seine Rute zu hoch getragen hatte, diese mit einer Hand schlicht gebrochen.

Aber etwas wie Bauchgefühl sagte ihm, es sei diesmal ein Fehler, ein großer Fehler, Mutter zu gehorchen. Das Eis in seinem Magen schien sich nur zu verdicken. Ungewohnt. Was war bloß los? Er sollte nicht weggehen, ehe er sich klar war, was dieses seltsame Gefühl bedeutete.

So wandte er sich langsam um und nahm wieder an seinem Schreibtisch Platz.

Der Beginn seines Nachdenkens.

 

Punkt eins. Das war ein Befehl seiner Mutter und er sollte abends besser eintreffen. Siehe vorher.

Punkt zwei: Vater war nicht da und dessen Anweisung seit fünfzig Jahren lautete, dass er als Erbe in dessen Abwesenheit die Verantwortung für die Sicherheit des Schloss und die Krieger trug und nach der Arbeit im Konzern dorthin zurückkehren sollte.

Leider widersprachen sich Punkt eins und zwei komplett.

 

Wäre er tatsächlich blindlings losgelaufen um Mutter zu gehorchen, hätte er gegen den Befehl seines Vaters verstoßen. Darum also das Bauchgefühl.

Überdies war ihm inzwischen gedämmert, dass es eigentlich nur einen Grund geben konnte, warum seine Mutter ihn so unauffällig sprechen wollte – sie hatte etwas getan, von dem Vater besser nichts wissen sollte, da es ihr Ärger verursachen würde. Und da kam eigentlich nur die Beschwörung der Saimyosho in Betracht, um Vater und Izayoi zu beobachten. Das grenzte sehr an Verrat – und das würde Vater nicht ungeahndet lassen.

Aber, wieso wollte Mutter ihn dann sprechen? Seit er denken konnte vermied sie es alles zu tun, was ihn und seine Stellung als Erbe in Gefahr bringen konnte. Ein Besuch bei ihr, möglichst noch mit einem Geständnis, würde ihn in eine fatale Zwickmühle bringen. Und ihn nicht zur zu ihrem Komplizen machen, sondern ihn auch gegenüber seinem Vater und Fürsten … So töricht war sie doch gewöhnlich nicht.

Sekunde.

Wenn etwas nicht zu seiner Mutter passte, war es mehr als ungewöhnlich. Sie hatte manchmal einen eigenwilligen Humor, war exzentrisch, aber sie wollte ihn als nächsten Herrn der Youkai sehen. Woher wusste er eigentlich, dass dieser Brief von seiner Mutter stammte? Außer Jakens Aussage?

Er nahm den Umschlag und legte diesen zusammen, so dass er das zuvor unbeachtete Siegel erkennen konnte. Mutter benutzte zwei Siegel – das der westlichen Länder mit einem springenden Hund, ähnlich dem Logo der Holding, für das das auch das Vorbild war, zum Anderen für private Schreiben ihren eigenen Fingerabdruck. Und das hier war – nichts.

Er drückte den Knopf zu seinem Vorzimmer. „Jaken.“

Der Kappa eilte prompt herein und verneigte sich. „Ja, Sesshoumaru-sama?“

„Wer gab dir diesen Brief?“

„Ein Bote Ihrer verehrten Frau Mutter.“ Der ihn in der Mittagspause abgepasst hatte.

„Das sagte er ausdrücklich?“

„Ja, ich meine, wieso ..?“ Jaken brach lieber ab, als er dem Blick des jungen Inuyoukai begegnete.

„Wie sah er aus?“

„Ein … er hatte eine Art Maske über dem Gesicht und ein Affenfell über, ich konnte ihn nicht so erkennen, Sesshoumaru-sama, ehrlich ...“ stammelte der Sekretär. Au weia. Das Youki stieg merklich an. Und so strikt der Inu no Taishou auch seinem Sohn das Verletzen von Menschen untersagt hatte – das Schlagen eines armen Sekretärs schien der Fürst zu ignorieren. Nun ja, die Beulen heilten rasch, aber es tat doch weh.

„Verschwinde.“ Während Jaken glücklich gehorchte und aus dem Büro hastete, dachte der Jugendliche erneut nach. Ein Affe? Mutter neigte bei der Auswahl sowohl ihrer Krieger als auch der Hofdamen nicht nur auf Fähigkeiten, sondern auch auf gewissen Stil. Hm. Der Bote passte nicht, das Siegel passte nicht.

 

Ihm wurde kalt, als er endlich begriff. Eine heimtückische Falle! Würde er heute zu seiner Mutter gehen, wäre diese vermutlich sehr verwundert – und er hätte gegen die klare Anweisung seines Fürsten verstoßen, ja, seines Feldherrn. Das galt in allen militärischen Einheiten der Welt als Meuterei und Verrat – mit entsprechenden Konsequenzen. Erbe hin oder her, das wäre tödlich. Sein Instinkt hatte ihn gewarnt.

Aber wer konnte dahinter stecken? Sicher, es war kein Geheimnis, dass Vater heute zu dieser Tagung in Yokohama war. Und es war wohl auch offen bekannt, dass unter Youkai, besonders Inuyoukai, man seinen Eltern Gehorsam entgegenbrachte. Der Attentäter hatte nur nichts von den Saimyosho geahnt. Oder auch nur davon, was seine Mutter dachte. Nun ja, das war in aller Regel auch undurchschaubar, aber er kannte sie doch schon einige Zeit. Gleich, was sie sonst dachte – sie würde nie ihren einzigen Sohn als Verräter in Todesgefahr bringen. Überdies stand sie loyal zu Vater, gleich, warum auch immer sich die Zwei getrennt hatten, auch Vater respektierte sie. Nein. Die Saimyosho stammten nicht von ihr – aber deren Urheber hatte wohl diesen Brief geschrieben und diesem törichten Jaken zugesteckt. An ihn selbst hätte er sich nicht herangetraut, das war klar.

Er sollte jedoch sicher gehen.

So griff er zum Telefon und drückte die Kurzwahl. Als sich die Vermittlung im Schloss meldete, sagte er: „Ein geflügelter Bote zum Schwebenden Schloss. Ich bitte meine Frau Mutter um Information, ob sie mir heute einen Brief zukommen ließ. Die Antwort an mich persönlich. Ich komme in einer Stunde hinaus.“ Büro hin oder her, dass er dieses verließ würde Vater sicher verzeihen, erfuhr er von dem ominösen Brief. Sesshoumaru faltete den zusammen und steckte ihn in die Innentasche seines Anzugs. Was auch immer der Unbekannte bezweckte – Vater war nicht im Schloss und er sollte auch weg gelockt werden. Also musste er genau dorthin.

 

Als er allerdings ausstieg und der Katzenyoukai Taro das Auto wegfuhr, war alles wie immer. Er beschloss dennoch vorsichtig zu sein und ging zu Tetsuya, dem Anführer der Leibwachen, um sich nach der Aufstellung der Krieger zu erkundigen.

Dieser war ein erfahrener alter Kämpe und vermutete, dass der Sohn des Hauses sich keinen Fehler während seiner Vertretung leisten wollte – es war allgemein aufgefallen, dass dieser tagelang nicht trainierte, was sicher auf eine Anweisung des Fürsten zurückging, eine Strafe. „Doppelwachen, wie von oyakata-sama gewünscht, außen um den gesamten Park, im Park noch einmal eine Grenze zum Naturpark. Ebenfalls immer zwei Krieger.“

Sesshoumaru nickte, ehe er zögernd fragte: „Izayoi-sama?“

„Sie befindet sich in ihrem Jade-Pavillon. Nach ihrem heutigen Tagesablauf zu urteilen, wird sie zwischen fünf und sechs essen. In aller Regel duscht sie danach, dann schickt sie ihre Dienerinnen weg und sieht entweder fern oder geht ins Bett, wenn sie weiß, dass oyakata-sama sie nicht aufsuchen wird. Er kündigt sich stets an.“

„Gibt es besondere Wachen direkt am Jade-Pavillon?“

„Nein, jedoch zwischen diesem und der Straße, sowie dem anderen Park. Näher heranzukommen verbot der Fürst.“

Das war klar. Fenstergitter hin oder her, Vater verspürte sicher keine Lust, dass irgendein Youkai seiner Ehefrau beim Ausziehen oder Duschen zusah. Umgekehrt – er selbst sollte auch besser Abstand halten und sie nicht aufsuchen. Die durchgeschimmerte Eifersucht seines Vaters bei dieser unglücklichen Badeszene war genug Warnung gewesen. Belästigte er dieses Menschenweib auch noch in ihren eigenen Räumen, bei seinem Pech gar in ihrem Schlafzimmer … Nun ja, dann würde es nicht nur mit ein paar Bissen und Trainingsverbot abgehen. Izayoi war dessen Eigentum. Und die Ehre eines Fürsten zu verletzen war eben tödlich. „Gut. Ich bin dann im Arbeitszimmer meines Herrn und Vaters, bis dieser zurückkehrt.“ Nur schön die Routine wahren. Vermutlich war der Bote an Mutter auch bald zurück. Und würde vielleicht einen Teil aufklären können.

Nur zwei Stunden später wusste er, dass er richtig entschieden hatte. Der Bote brachte nur einen Augenaufschlag seiner Mutter und die Frage, seit wann ihr wertvoller Einziger ein Narr geworden sei.

 

Der Inu no Taishou langweilte sich auf der internationalen Tagung von Wirtschaftslenkern. Das war kaum verwunderlich. Für jemanden, der sich seit Jahrhunderten mit Strategie und Übernahmen befasste, konnten Menschen minimal etwas Neues bringen. Die wenigen seiner eigenen Art, Dämonen, kannte er ebenfalls meist schon sehr lange. Als jetzt auch noch ein Konzernherr über Taktik redete, beschloss er sein heute vernachlässigtes Geschäft einmal zu prüfen. So verließ er den Saal und trat in den dunklen Garten, die Leute vom Cateringservice ebenso ignorierend wie die Polizisten und sonstigen Wachen. Dort erst nahm er sein Mobilphon und schaltete es an. Es wäre unhöflich gewesen mitten in den Reden zu telefonieren. Hoffentlich war im Konzern nichts passiert. Schön, er war nur einen Tag abwesend. Er überflog die Liste der Anrufe, ehe sein Auge auf den letzten beiden Namen der Liste hängenblieb. Izayoi!

Sie hatte ihn vor einer halben Stunde zwei Mal angerufen, innerhalb kaum zweier Minuten. Das hatte sie noch nie getan? Hatte sie solche Sehnsucht nach ihm, dass sie ihn unbedingt sprechen wollte, wo sie doch wusste, dass er in Yokohama war und in einer Tagung? War ihr gar etwas zugestoßen? War sie krank? Er rief zurück – der Anruf ging ins Nichts. Was sollte das? War sie zusammengebrochen? War ihr schwindelig geworden und sie hatte noch ihr Handy greifen können, aber es nicht mehr geschafft zum Haustelefon im Wohnzimmer zu gelangen, um ihre Damen zu rufen? Um diese Uhrzeit hatte sie gewöhnlich zu Abend gegessen und die Frauen weggeschickt. Oder, war gar nichts los, sie hatte nur gewisse Sehnsucht nach ihm gehabt und dann eingesehen, dass es töricht – nein, sehr schmeichelhaft für ihn war? Warum aber ging sie jetzt nicht ran? Sie sah doch, dass er es war? Duschte sie womöglich gerade und hörte das Klingeln nicht?

 

Nun ja, dachte der Herr der Hunde ein wenig zynisch. Eines hatte sie jedenfalls geschafft. Er würde den letzten Vorträgen und dem abendlichen Abschlussdinner nur mit minimalem Interesse folgen können, wusste er nicht, wie es ihr ging. Es gab natürlich eine Lösung, aber er zögerte etwas. Das machte er seit ewigen Zeiten nur in Notfällen. Allein einem Daiyoukai stand dieser Weg überhaupt offen und er würde ziemlich Youki verschwenden. Gleich. Es ging ja nicht in einen Kampf. Er würde in wenigen Minuten im Schloss sein, und auch hier wieder zurück. Er wusste dann, dass nichts passiert war und würde den Rest seiner Pflicht absitzen können. Umgekehrt wäre etwas geschehen … nein, soweit wollte er gar nicht denken. Aber Izayoi hatte, seit sie seine Telefonnummer besaß, zugegeben, seit wenigen Tagen, ihn noch nie angerufen. Und jetzt zwei Mal nacheinander? Ein Versehen? Panik? Was taten eigentlich sein Sohn und seine Wachen? Sesshoumaru sollte seit zwei Stunden im Schloss sein.

Er traf seine Entscheidung. Während er das kleine Telefon wieder in die Innenseite seine schwarzen Anzugs schob, blickte er sich kurz um, ehe er seine gesamte Energie aufflammen ließ. Andere Youkai und Dämonen aus fremden Ländern mochten es spüren, aber kaum Sekundenbruchteile später war das Youki verschwunden – ebenso wie der Inu no Taishou.

 

Ebenso plötzlich schien er aus dem Nichts auf dem Vorplatz des Schlosses aufzutauchen. Die dort stehenden Krieger bewiesen sofort ihre Klasse. Noch während sie bereits halb die Schwerter gezogen hatten, ließen sie sie auch schon wieder los und verneigten sich höflich. Natürlich hatte eine solche Youkiwelle sie aufgeschreckt. Er zupfte ein wenig den Anzug gerade, ehe er sich auf den Weg zum Pavillon machte, bewusst langsam, um niemandem den Eindruck zu geben, er wäre besorgt oder in Eile. Solch ein Dimensionstunnel verschlang tatsächlich eine Menge Energie, dachte er. Nur gut, dass nach der Rückkehr nach Yokohama nur ein langweiliges Dinner auf ihn wartete und kein Kampf. Ah, natürlich. Sein Sohn hatte das Youki mitbekommen und wollte nachsehen. Gut. Immerhin schienen hier alle aufmerksam, auch wenn er nicht anwesend war.

„Verehrter Vater?“ Sesshoumaru war ein wenig irritiert. Solch einen magischen Weg der Anreise wählt Vater selten bis nie.

„Komm mit. - War heute etwas Besonderes?“

Wusste es Vater schon? Dann wäre Verschweigen töricht. Wusste er es nicht, könnte es allerdings blamabel werden. Was half es. Im Zweifel würde Mutter reden. So erklärte der Sohn des Hauses: „Ich erhielt heute im Konzern einen Brief, der angeblich von meiner Frau Mutter stammte, dass ich sie heute Abend aufsuchen sollte.“

„Kürzen wir es ab. Du hast dem nicht geglaubt und kamst her.“

„Ja. Ich sandte allerdings zur Sicherheit einen Boten. Mutter hatte tatsächlich keinen Brief geschrieben.“ Wieso ging Vater zum Jade-Pavillon, und nahm ihn auch noch mit? Hatte jemand etwa behauptet, er wäre dort gewesen und hätte Izayoi besucht? War das der Grund für diesen seltsamen Brief an ihn gewesen, eine Falle solcher Art?

Der Taishou öffnete die äußere Tür und durchquerte etwas schneller den Vorraum, als er bemerkte, dass die Tür zum Wohnzimmer ebenso offen stand wie die zum Schlafzimmer. „Izayoi? Izayoi?“ War sie doch krank? Er ging direkt in ihr Schlafzimmer und blieb noch in der Tür stehen. Sie war nicht da. Und da die Badezimmertür ebenfalls offen war, befand sie sich auch nicht dort. Was war nur los?

Sesshoumaru hatte es wohlweislich vermieden seinem Vater in das Schlafzimmer von dessen Ehefrau zu folgen. So war sein Blick auf den Tisch gefallen. „Verehrter Vater!“

Der Taishou drehte um, sparte sich jedoch die Frage, was sei, da sein Sohn auf den Tisch deutete. Ein Brief an ihn, daneben ihr Handy. Er öffnete ihn.

Sesshoumaru musterte ihn, zumal er sehen konnte, wie sich die Fangzähne zusammenpressten und die Markierungen auf den Wangenknochen verbreiterten. War dieses törichte Menschenweib etwa Vater davon gelaufen? Diese Schande konnte nicht einmal durch ihren Tod beseitigt werden.

„Naraku!“ Der Herr der Hunde knirschte es förmlich, ehe er aufsah. „Komm mit, Sesshoumaru. Ich fürchte, nicht nur für dich wurde eine Falle heute gebaut.“

Während der Sohn dem Fürsten folgte, in den dunklen Garten, in dem beide Youkai allerdings genug sehen konnten, fragte er: „Naraku hat sie hinausgelockt?“

„Ja. Sie hatte mir allerdings versprochen ihn nie ohne mein Wissen zu treffen. Darum hat sie versucht mich anzurufen und auch diesen Brief geschrieben.“ Sie hatte versucht ehrbar und loyal zu bleiben, aber der Taishou bezweifelte nicht, dass es einen guten Grund geben musste, warum sie im Dunkel der Nacht zum Naturschutzgebiet gehen sollte – allein. Ihre Fährte war leicht zu finden und führte direkt zu dem angegebenen Platz mit den zwei Rhododendren – und sie endete abrupt. Jemand anderer war hier gewesen. Nicht Naraku, aber jemand sehr großer. Der Herr der Hunde atmete tief ein, um sich an die Witterung zu erinnern, die ihm seltsam bekannt vorkam.

„Verehrter Vater!“

Er wandte sich um. Sesshoumaru stand neben einem der großen Rhododendren, sah jetzt aber zu ihm. Und der Hundefürst hatte seinen Welpen schon lange nicht mehr mit einem so fast erschrocken zu nennenden Blick gesehen. Mit einem Satz war er bei ihm. Unter dem Blattwerk lagen zwei seiner Krieger, oder eher, die Hälften, die noch übrig waren. Jetzt begriff er. „Ein Drache!“ Und er konnte ihm jetzt auch einen Namen geben. Ryuutsubasa, der kleine Bruder von Ryuukossusei, der Drachenprinz. Izayoi, eine Menschenfrau, SEINE Frau, verängstigt und in der Nacht allein mit einem der sadistischen Drachenbrüder! Sein Youki wallte auf. „Ich hole sie zurück. Er hat nur eine halbe Stunde Vorsprung. - Lass Myouga und Kouga überprüfen, wo sich den gesamten Tag bis jetzt Naraku und auch Ryuukossusei herumgetrieben haben. Und lass Kiyoshi die Finanzen des Konzerns im Auge behalten. Es ist nicht gesagt, dass nicht dort noch ein Schlag erfolgen soll. Tetsuya soll die Beiden hier abholen und begraben. Mehr Leute solltest du nicht informieren. Wenn ich den Kerl noch rechtzeitig erreiche, soll es keinen Skandal geben.“ Seine Stimme wurde nur mehr zu einem leisen Knurren, während seine Energie bereits weiter anstieg. „Aber ich werde ihm beweisen, dass Drachen sterblich sind!“

„Ja, verehrter Vater.“ Sesshoumaru war sich nur zu bewusst, dass es durchaus eine Situation geben konnte, in der Vater seine Frau nur tot nach Hause brachte: wenn er sie selbst getötet hatte um seine Ehre rein zu halten. Es war davon auszugehen, dass der Drache Izayoi bewusst als Opfer ausgewählt hatte – und sie als erstes schänden würde, um den Gesichtsverlust des Inu no Taishou öffentlich und perfekt zu machen. Aber er wich zurück, als sich der Fürst in seine Hundeform verwandelte und den Kopf neigte, um die Spur des Drachen aufzunehmen. Während der große, weiße, Hund fortlief, wandte sich der Sohn des Hauses um. Er hatte klare Befehle erhalten – und trug nun die Verantwortung für die Sicherheit der Anderen. Es würde sowieso noch ein Nachspiel haben, dass zwei Youkai starben und die Hausherrin entführt wurde, während er das Kommando hatte, da war er sicher.

 

Während der riesige weiße Hund durch den Wald rannte, immer der Spur folgend, stellte er fest, dass sich Ryuutsubasa offenbar in seiner Menschenform befand. Und das konnte kaum etwas Gutes für Izayoi bedeuten. Auch dem Taishou war klar, dass eine Entehrung seiner Gemahlin ebenso für ihn vernichtende Folgen hätte, seinen Herrschaftsanspruch beseitigen würde – und dass das dem Drachen nur zu bewusst war.

Aber, wenn er sich nicht täuschte, hatte der junge Drache einen möglicherweise fatalen Fehler begangen, denn der zog sich in das Naturschutzgebiet zurück, statt mit seinem Opfer zu verschwinden. In sein eigenes Territorium, in dem er jede Pfote breit seit Jahrhunderten kannte und Ryuutsubasa sicher nicht. Er konnte also aufholen, zumal in dieser Form, wenn der Drache auf zwei Beinen lief und offenbar Izayoi trug. Etwas wie Hoffnung stieg in ihm auf, aber sein Youki wurde von einer anderen Quelle genährt: tobender Zorn und einem Rachedurst, wie er ihn so noch nie empfunden hatte.

 

 

Mere mortals you be

The truth you can´t see

You think you are right, for you´ve won.

But what stories they´ll tell

Of the rising from the hell

Long after our battle is done

 

Julia Ecklar: Vow of Vengeance zu Star Trek: Der Zorn des Khan.

 

 
 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Miyu-Moon
2018-10-07T09:02:22+00:00 07.10.2018 11:02
Hm, auch wenn das Youkaigesetz vorschreibt, dass der Taishou seine eigene Ehefrau umbringen müsste, ist es aus dem Meta klar, dass er das nicht tun wird. Allerdings würde der Verdacht ( wenn wir ignorieren das es Ärzte und Technologie gibt, die die Tat bestätigen oder verneinen werden ) , dass der künftige Inu Yasha ebenso ein Ryuu Yasha werden könnte, genug sein um sie zu exilieren, zumindest bis sie einen Halbhundedämonen zur Welt bringt und damit beweist, dass sie nicht von Ryuutsubasa geschändet wurde.
Antwort von:  Hotepneith
07.10.2018 11:06
Ich fürchte, da geht es um Ehre ( des Mannes) und Besitzansprüche ....dein Vorschlag klingt schon recht human. (Naja..bei Youkai)
Von:  Teilchenzoo
2018-09-17T15:40:09+00:00 17.09.2018 17:40
Ha! Da hat jemand eindeutig die Rechnung ohne den Wachhund gemacht. Rettung für Izayoi kommt. Ich mache mir allerdings etwas Sorgen um den Taishou, wenn er zuvor so viel Energie verbraucht hat ... es ist "nur" der kleine Bruder, aber trotzdem.
Von:  Sanguisdeci
2018-09-17T08:42:02+00:00 17.09.2018 10:42
Das war spannend, es ist spannend und es versprocht, spannend zu bleiben. Herrlich <3
Von:  SUCy
2018-09-16T09:25:42+00:00 16.09.2018 11:25
Ahhhh und schon wieder SO ein cut! Du Bösartiges Biest du! T_T
Zum Glück war Sesshoumaru so klug und hat auf sein Bauchgefühl gehört. Braves Hündchen. Nur hätte er doch jemand weibliches zu den Zimmern von Iza schicken können. oder sie Anrufen oder was weis ich. Ach du Dusselchen!

Naja nun, zum Glück hat auch Taishou seine Gefühl vertraut und hat sich schneller als das Licht auf den Weg zu ihr gemacht.

Hoffen wir das er noch rechtzeitig ankommt. ><

Allerdings hätte ich mir vom Taishou nicht vorstellen könne, das er Iza getötet hätte, wenn sie geschändet worden wäre. Das wäre mehr als unfaire gewesen <.<


AHHHH mach das Sonntag ist! Der nächste Sonntag!!
*kreischend im Kreis renn*
Antwort von:  Hotepneith
16.09.2018 22:35
Danke. Es soll ja auch Spannung erzeugen. Wenn du das Ende hier liebst ...äh. Ja.
Ich liebe auch Spannung.
Und es geht noch ein bisschen weiter, wenngleich nicht ganz so ...sttessig für Leser


hotep
Übrigens: schreibe neuen Sess-Krimi zum Mitraten


Zurück