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Hundstage

Kein Hund wie jeder andere
von

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Erkundigungen


 

I

zayoi verbrachte den Sonntag genötigt im Bett. Weder die Heilerin noch ihre Zofe kannten da Erbarmen. Immerhin hatte sie es durchsetzen können, dass sie weiterhin die Akten der Sozialprojekte studieren konnte. Akito hatte für sie dicke Kissen besorgt, mit denen sie gemütlich im Bett liegen konnte und leistete ihr auch Gesellschaft. Erst, als Misako ihr nachmittags Tee servierte, erfuhr sie, warum sie so überfürsorglich behandelt wurde.

„Oyakata-sama hat gesagt, dass er Sie heute noch einmal aufsuchen möchte,“ erzählte die Zofe. „Er nannte allerdings keinen Termin. Er ist ja äußerst besorgt um Sie. Hotaru, das ist diese Katzenheilerin, sagte, sie habe noch nie gesehen, dass er sich so um einen Menschen gekümmert habe ...“ Sie brach lieber ab.

„Es geht mir wirklich schon gut,“ beteuerte Izayoi eilig, die durchaus begriff, dass weder Mensch noch Youkai Ärger mit dem Fürsten haben wollte. Und ja, als Misako und Hotaru heute morgen in ihr Schlafzimmer gekommen waren, hatten sie sie überrascht, wie sie ihre Wange in die Klaue des Daiyoukai geschmiegt hatte – eine sehr intime Situation, die gewiss Rückschlüsse auf ihr Verhältnis zugelassen hatte. Wenngleich falsche. Jedenfalls war es überaus freundlich von ihrem Ehemann so besorgt um sie zu sein, obwohl sie doch ihre menschliche Schwäche mehr als offenbart hatte. Er war mit ihr in den Armen die sicher zweihundert Meter hinabgesprungen – und auch noch weich gelandet. Konnte er eigentlich fliegen? Oder zumindest schweben? Was vermochte ein Daiyoukai? „Morgen werde ich bestimmt arbeiten können.“

„Das werde ich ausrichten. Der Chefkoch bat um einen Termin am Vormittag, um mit Ihnen das Essen der Menschen für die folgende Woche abzusprechen.“

„Oh, ja, Misako. Sage um elf.“

„Sehr wohl, Izayoi-sama.“ Die Zofe verneigte sich.

Akiko meinte daraufhin: „Wenn es Ihnen beliebt, Izayoi-sama – Sie wollten doch morgen das Teehaus sich ansehen, am Donnerstag wäre dort die Zeremonie.“

„Ja, das machen wir nach dem Mittagessen,“ erklärte die junge Hausherrin unverzüglich. „Ich muss sehen welche Geräte da sind und wie das bei Youkai gehandhabt wird.“

„Nicht anders als bei Menschen, wir lernten es von ihnen.“ Die dunkle Stimme des Daiyoukai ließ die Dienerinnen sich eilig tief verbeugen und Izayoi den Ordner beiseite legen, um wenigstens den Kopf zu neigen. Der Inu no Taishou hob etwas die Hand und beachtete die beiden menschlichen Frauen, die sich unverzüglich zurückzogen, nicht mehr. „Sie arbeiten bereits wieder, meine Liebe?“

„Oh, mir geht es schon wieder ganz gut, danke, Taishou.“ Sie lächelte dankbar. „Die Damen und Hotaru waren besorgter um mich als ich selbst.“ Als er sich wieder auf ihre Bettkante setzte, fragte sie geradewegs: „Es war Ihre Anordnung, nicht wahr?“

„Nicht direkt. Aber ich vermute es war für alle offensichtlich, dass ich Ihnen nichts Böses wollte.“

„Davon bin ich überzeugt.“

Sie vertraute ihm – trotz seines Fehlers. Er lächelte etwas. „Das freut mich, Izayoi. Ich werde Montag und Dienstag nicht hier sein, aber Mittwoch morgen Sie gegen neun abholen, um Ihnen die Mitarbeiter vorzustellen.“

„Ich werde bereit sein, danke. - Ihr Sohn kommt am Freitag zurück?“

„Ja.“ Das hatte sie sich auch gemerkt? Das erinnerte ihn daran, dass er Jaken und Myouga zum Flughafen schicken sollte. Sesshoumaru sollte über die Heirat informiert sein, ehe er im Konzern eintraf.

„Darf ich Sie etwas fragen?“

„Ja.“

„Sie ... Sie sind mit mir im Arm diesen Abhang gesprungen. Und Sie haben mich die ganze Strecke wirklich schnell getragen.“

„Ja.“ Was meinte sie?

„Wie soll ich das sagen … Wie stark ist ein Daiyoukai? Können Sie fliegen?“ Sie sah ihn neugierig an.

Sie erinnerte ihn an einen Welpen, dachte er. Nun ja, was wusste sie wohl auch von Youkai. Trotz der siebzig Jahre Verträge lebten beide Arten doch sehr oft getrennt. Er sollte ihre Neugier befriedigen, aber das Ganze in Humor verpacken. „Fliegen wie ein Vogel? Sehen Sie mich flattern? Nein. Aber schweben, ja, das könnte hinkommen. Nicht sehr lange, gebe ich zu. - Und wie stark ich bin … Nun ja. Früher, bevor die Menschen solche Dinge wie Atombomben entwickelt haben, hätte ich gesagt: an einem einigermaßen guten Tag wäre eine halbe Armee gegen mich nicht genug.“

Oh. Er sagte sicher die Wahrheit, das war ihr nach knapp einer Woche Ehe klar. „Myouga-san erwähnte, wenn Sie mit aller Kraft Ihr eigenes Schwert schwingen würden, sollte man nicht im Weg herumstehen.“

Myouga war fällig, dachte der Inu no Taishou prompt grimmig. Was musste der so etwas ihr erzählen? Aber sie schien nicht verängstigt. „Ich verspreche Ihnen, dann nur mit dem Rücken zu Ihnen zu stehen.“

Da war wieder dieser heitere Funken in seinen so seltsam goldenen Augen und sie musste lächeln. „Dann sage ich vorsorglich danke. Wobei ich doch hoffe, dass das nie nötig werden sollte. - Oh, ehe ich es vergesse: wenn ich Mittwoch sowieso im Konzern und der Stadt bin, würde ich mich gern mit meinen Freundinnen treffen.“

„Natürlich. Ich würde mit Ihnen allerdings zum Mittagessen gehen, danach haben Sie frei.“

Sie wusste nicht, warum sie es sagte. „Erlauben Sie mir das Mittagessen mit Ihnen auch als Freizeit zu betrachten.“

„Izayoi!“ Seine Stimme klang rau. „Danke.“ Sie wurde immer vertrauter, hatte keine Angst mehr … Rücksicht war der beste Weg, ja. Er hatte sich richtig entschieden. Es war der langsamere Weg zum Sieg, aber hatten nicht schon immer Schwierigkeiten eine Eroberung erst kostbar gemacht?

 

Montag vormittag rief der Finanzchef der Holding an. „Oyakata-sama?“

„Kiyoshi? Die Zinsen wurden bezahlt.“ Darin lag keine Frage.

„Ja. Und Onigumo hat für morgen eine Pressekonferenz einberufen, er wolle Dinge über die Bank und die Finanzcenter erzählen.“

„Wir werden informiert?“

„Kouga kümmert sich darum. Ich vermute, die Informationsabteilung wird einen Menschen schicken.“

„Es ist noch nichts durchgesickert, um was es geht?“

„Nein. Aber Kouga sagte mir, dass sowohl Onigumo als auch Naraku überwacht werden.“

„Gut. Und die Tokos?“

„Ich hörte noch nichts, aber es wird schwierig sein, denke ich.“

„Mein lieber Kiyoshi, ich zahle meine Informanten nicht für einfache Dinge. Sie erreichen mich nachmittags über Handy, abends ebenso. Ich bin im Billionaire-Club.“

Der Kitsune war überrascht. Gewöhnlich mied der Taishou diesen Club. Aber er wollte gegen Gumo vorgehen – da gehörte das vermutlich zum Spiel. „Ich werde es auch Kouga sagen, wenn Sie einverstanden sind.“

„Ja.“ Der Herr der Hunde legte auf und drückte die Sprechtaste. „Suzuki-san? Ich will die Leitung der Stiftungsabteilung sehen. Eine halbe Stunde später dann Jaken.“ Er sollte Mittwoch und Freitag vorbereiten.

 

Naraku stand an dem Rastplatz, der sich ziemlich genau auf der Hälfte der Bergstraße befand. Von hier aus hatte man einen schönen Ausblick – nicht zuletzt auf die kurvenreiche Strecke nach oben und unten. Ein scharfe Haarnadelkurve befand sich nur fünfhundert Meter weiter vor ihm, danach wurde die Aussicht schlechter, denn der Wald kam nahe herauf. Hm. Morgen diese Pressekonferenz. Für das nächste Wochenende sollte er seinen Vater mit seinem riskanten Plan vertraut machen und den um Hilfe bitten. Mit seinem ursprünglichen, riskanten, Plan, natürlich. Vater brauchte nichts davon wissen, dass sich manches geändert hatte. Nicht zuletzt durch dessen mehr als eigenwillige Planungen.

Hm. Irrte er sich oder hatte er dieses Auto nicht schon gestern hier gesehen? Er sah sich um. Die beiden Menschen, die ausstiegen, sagten ihm nichts. Ließ ihn Vater oder der Taishou etwa überwachen? Aber da die Beiden mehr als eng umschlungen begannen sich zu küssen, merkte er sich nur die Wagennummer. Sicher war sicher. Kichernd verschwanden die Zwei in den Büschen. Nun ja. Womöglich wurde er auch übermisstrauisch. In Anbetracht seiner Pläne kaum ein Wunder. Überdies, lieber zu vorsichtig als im Gefängnis. Oder gar vor dem Gericht des Inu no Taishou. Stimmt, das hatte er noch nie überprüft. Wer sprach eigentlich bei Hanyou Recht? Youkai oder Menschen? Oder hatte er da etwa eine Gesetzeslücke gefunden und niemand hatte das Recht …? Das sollte er überprüfen. Denn wenn er gar nicht vor Gericht kommen könnte, wäre das nur zu gut. Wer war doch da gleich der Anwalt der Gumo-Bank? Er nahm sein Handy und suchte. Das wäre zu amüsant. Und er sollte Schwesterchen mal wieder anrufen. Sie sich warmzuhalten könnte im Fall der Fälle nicht nur das Vermögen, sondern auch das Leben sichern. Nun ja. Nächstes Wochenende musste er seinen Plan durchziehen. Immerhin würde es auch Zeit dauern die Versicherungspolice geltend zu machen und das Geld auf dem Konto zu sehen.

 

Der Inu no Taishou wurde im Billionaire-Club fast ehrfürchtig empfangen. Es war selten genug, dass er sich hier sehen ließ, und nach dem Zwischenfall mit seinem Sohn vor einer Woche hatte der Geschäftsführer das schon gar nicht erwartet. So beeilte er sich den werten Gast zu begrüßen. „Ich bin überaus erfreut, dass Sie einmal die Zeit gefunden haben, oyakata-sama. Ich möchte mich untertänigst bedanken, dass es Ihnen gelungen ist den Club aus den Zeitungen herauszuhalten.“

„Ich denke, das war in aller Interesse. Dieser Takazen ist nicht hier?“

„Nein, oyakata-sama. Ich dachte, er sei noch im Krankenhaus ...“

„Nein. - Ich sehe allerdings, dass Sie noch immer ein sehr offenes Haus führen.“ Das bezog sich auf Ryuukossusei. Der Drache saß, vom Eingangsbereich her sichtbar, in einem Nebenzimmer am Spieltisch.

„Äh, nun ja. Er ist Mitglied. Und es gibt keine Schwierigkeiten.“ Ups, dachte der Geschäftsführer. Das war wohl die falsche Wortwahl gewesen, wenn man an Sesshoumaru dachte. Und Probleme konnte es rasch geben, denn Ryuukossusei erhob sich und kam heran. Die Spannungen zwischen dem Daiyoukai und dem Drachenherrn waren selbst in Menschenkreisen bekannt, auch, wenn nicht einmal Youkai genau sagen konnten, was damals passiert war.

Ryuukossusei neigte gerade so weit den Kopf um nicht als unhöflich zu gelten. „Mein bester Taishou, ich bin erfreut Sie hier zu sehen. So vermag ich es doch Ihnen zu Ihrer unerwarteten Heirat zu gratulieren.“

Der Herr der Hunde spannte sich unmerklich an. „Danke, werter Ryuukossusei. Wie immer gut informiert.“

„Oh, natürlich, man behält doch seine Freunde im Auge – manche Leute sogar noch besser. Mir wurde gesagt, dass Ihre junge Frau … wie soll man es nennen, etwas zum Anbeißen sei.“

„Eine unerwartet schlechte Formulierung – zumal für einen Drachen.“ Wenn der Taishou daran dachte, wie viele Menschen in den letzten Jahrhunderten allein dieser Kerl gefressen hatte … Hm. Er sollte die Wachen um das Schloss und vor allem den Pavillon verstärken. Ryuukossusei neigte zu drastischen Handlungen.

„Oh, immer noch so sensibel? Ein Fehler, wenn Sie mich fragen. Sie würden Ihren Sohn, Ihre nunmehr schon zwei Ehefrauen, Ihre Mitarbeiter, nie im Stich lassen. Ich bin da ein wenig großzügiger.“

„Wenn ich mich recht entsinne, besteht Ihre Familie nur aus Ihnen und Ihrem jüngeren Bruder.“ Und die hatten gemeinsam damals ihren Vater getötet.

„In der Tat. Und der Ärmste darf momentan ein wenig bei den Vulkanen von Nishijima Urlaub machen. Solange, bis er gelernt hat, dass man mich nicht ärgern sollte. Eine reine Erziehungsmaßnahme.“

Diese Vulkaninseln waren nicht unbedingt ein angenehmer Aufenthaltsort, dachte der Taishou. Aber Streit zwischen den Drachenbrüdern ging ihn soweit nichts an. Interessanter war, warum ihm das erzählt wurde. Was lief da?

„Nun ja,“ fuhr Ryuukossusei gedankenvoll fort. „Das lernt Ihr Sohn vermutlich auch gerade. Wo war er noch gleich hin?“

Als ob der Drache das nicht wüsste, es hatte sogar in der Zeitung gestanden, da jeder Eindruck vermieden werden sollte, er selbst oder Sesshoumaru hätten etwas zu verbergen. „In Sibirien, allerdings zu Verhandlungen. - Sie entschuldigen mich, Ryuukossusei. Auch wenn Ihre Unterhaltung durchaus interessant ist ...“

„Natürlich, natürlich.“

Der Drachenherr zog sich wieder zu seinem Spieltisch zurück, zur unbedingten Erleichterung des Geschäftsführers, der durchaus das Gefühl erhalten hatte, dass nicht alles ausgesprochen worden war, was die Zwei ausgetauscht hatten. Woher hätte er auch wissen sollen, dass der Kampf zwischen den Beiden einst sowohl dem Taishou als auch Ryuukossusei fast das Leben gekostet hatte. Allerdings war es dem Daiyoukai gelungen den Drachen zu bannen. Der Zauber war erst von dessen kleinen Bruder gelöst worden.

 

Der Taishou schritt ein wenig durch den Club, plauderte mit dem einen oder anderen Unternehmer und versuchte Dinge über Onigumo und Naraku zu erfahren, die nur Gerüchte waren. Als sich ein Mensch im dunklen Anzug ihm näherte, erkannte er den nunmehrigen Fürsten Toko erst auf den zweiten Blick. Die Zeit verging für Menschen viel schneller.

„Werter Taishou,“ sagte dieser mit einer höflichen Neigung des Kopfes. „Ich darf Ihnen doch zu Ihrer Heirat mit meiner Cousine noch meine Glückwünsche aussprechen? Izayoi stammt mütterlicherseits aus einer guten Familie.“

Ach, nur mütterlicherseits? „In der Tat. Und ich entsinne mich gern an meine Monate, die ich mit Ihrem verstorbenen Großvater in einem Schloss verbrachte, als wir die Verträge verhandelten. Er war ein sehr ehrenwerter Mann, Fürst Toko. Darf ich übrigens fragen, woher Sie von der Eheschließung erfahren haben?“

„Der glückliche Brautvater war so frei. Ich war überrascht, dass Sie keine Anzeige in die Zeitung setzten. Eine Caprice meiner teuren Cousine, eine stille Hochzeit? Ich hörte auch zuvor nichts.“

Der Taishou dachte bei sich, dass er mit dieser Neugier hatte rechnen müssen. „Nun, als ich Ihre teure Cousine sah, war für mich die Sache klar. Nennen Sie es einen überaus spontanen Einfall meinerseits. Den ich bislang auch nicht bereut habe.“

Der leise Nachdruck im letzten Satz verriet dem Fürsten, dass eine weitere Diskussion dieses Themas unerwünscht war. „Selbstverständlich nicht. Das wollte ich auch keinesfalls andeuten. Izayoi ist ein reizendes Mädchen gewesen und wird es sicher auch als Ehefrau sein.“ Er neigte den Kopf und zog sich lieber wieder zurück. So, so. Ein spontaner Einfall eines Dämonenfürsten? Aber den konnte man kaum weiter befragen und Onigumo war trotz seines Euphoriegefühls auch sehr verschwiegen gewesen. Allerdings hatte der auch angedeutet, dass die Sache zwischen ihm und dem Taishou unverzüglich entschieden worden war. Izayoi hatte wohl nicht viel zu sagen gehabt. Nun ja, sie war zu einer gehorsamen Frau erzogen worden, vermutlich perfekt für einen altmodischen Youkai, da musste er seinem neu-angeheiratetem Cousin recht geben. Und wer wusste schon, wie diese neue Verwandtschaft zu einem Regierungsmitglied und derart reichen Mann noch nützlich wäre. Auch er, Fürst Toko, hatte schließlich Kinder, eine Tochter und einen Sohn.

 

Izayoi hatte am Montag Vormittag ihre erste Besprechung mit dem menschlichen Chefkoch, der routinemäßig für die Angestellten seiner Art im Schloss kochte, aber auch für menschliche Gäste, die der Her des Hauses hier empfing. Sie hatte es noch nie mit einem Chefkoch zu tun gehabt und musterte seinen vorgelegten Plan, ehe sie ihn schlicht abnickte, und sich dann nach seinen Arbeitsbedingungen erkundigte, wie er hierher gekommen war. Nuriko Tamamoto betrachtete dieses, bei Youkai-Herrschaft durchaus ungewohnte, Interesse an seiner Person geschmeichelt und gab der neuen Hausherrin bereitwillig Auskunft.

„Fein,“ schloss sie diesen Teil der Diskussion. „Sie können anscheinend sehr viel, Tamamoto-san. Ich vermute, auch wenn es internationale, menschliche Gäste gibt, können Sie die einheimische Küche so anpassen, dass es auch für … Europäer und andere Exoten schmackhaft wird.“

„Natürlich, Izayoi-sama. Es gab noch nie Beschwerden.“

„Können Sie auch eine Pizza machen?“ erkundigte sie sich, da sie sich dafür zugegeben interessierte, aber noch nie dazu gekommen war eine auszuprobieren. Abendessen hatte sie eigentlich immer zuhause einnehmen müssen.

„Ja,“ erklärte Tamamoto ein wenig voreilig, ergänzte dann jedoch ehrlich: „Ich habe einen Koch aus Italien, der für solche Essen herkommt. Er ist nicht dauernd hier.“

„Ah, das ist sehr gut. Danke, Tamamoto-san. Ich nehme an, wir sehen uns spätestens nächsten Montag für die folgende Woche.“

„Ja, es sei denn, Sie haben neue Befehle, Izayoi-sama.“ Er verneigte sich höflich, doch erleichtert, dass die neue Herrin sehr charmant zu sein schien. Auch die Menschen im Schloss hatten bei der Anweisung des Inu no Taishou seine Gemahlin ja höflich zu behandeln eine Megäre befürchtet. „Darf ich Ihnen vielleicht für Sonntag Mittag eine Pizza servieren?“

„Eigentlich gern, ein guter Vorschlag. Allerdings muss ich erst abwarten, ob oyakata-sama nicht Weisungen für mich hat.“

„Ja, natürlich.“

 

Am Nachmittag betrachtete sie das Teehaus für die Zeremonie am Donnerstag. Es war in der Tat sehr traditionell – menschlich gehalten. Es lag in einem abgetrennten Garten, umgeben von einem Wasserbecken. Ein Pfad führte, wie es die Tradition verlangte in gewundenem Pfad auf das Teehaus zu, kurz nach der Brücke lag der Warteplatz für die Gäste, umrahmt von kunstvoll geschnittene Nadelgewächsen. Das Häuschen selbst war aus Bambus ausgeführt, die Fenster aus mit Papier verspannten Holzgittern. Gefolgt von Akiko ging sie über den Steg und schob selbst die kleine Schiebetür beiseite, ehe sie die Getas abstreifte und auf Knien durch den Eingang rückte.

Immerhin, dachte sie erleichtert. Alles war so, wie es ihre Lehrerin gesagt hatte: der Raum selbst war leer, nur mit Tatamimatten ausgelegt, ein zweiter Raum abgeteilt, der zur Vorbereitung des Tees diente. In der Raummitte lag die Grube für das Holzkohlenfeuer, um das Teewasser zu erwärmen. In der Tokonoma-Nische befand sich ein Pinselgemälde. Sie erkannte ein wenig überrascht einen großen, weißen Hund, der anscheinend über eine Mondsichel sprang. Das hatte bestimmt eine Bedeutung. Gebückt trat sie in den Vorbereitungsraum. In einem Baumbusregal standen ordentlich und sauber alle Geräte für die Zeremonie, bis auf die seidenen Tücher, aber das war klar, sie würden wohl erst mit dem Teepulver am Donnerstag frisch hergebracht werden. Sie war beruhigt, dass auch der Schlagbesen in ihre Hand passte, alles wahrlich sehr menschlich war.

„Benötigen Sie noch etwas, Izayoi-sama?“ erkundigte sich Akiko, die ihr gefolgt war.

„Nein, denn ich denke, die Tücher und der Tee kommen frisch.“

„Ja, ich denke schon. Ich war noch nie hier. Aber ich werde mich erkundigen und am Vormittag lieber noch einmal nachsehen, ja?“

„Danke, Akiko.“ Was auch immer passierte – sie durfte sich und damit ihren Ehemann nicht vor ranghohen Youkai blamieren.
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Im nächsten Kapitel bringt nicht nur Onigumos Pressekonferenz: Neuigkeiten Komplett anzeigen

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