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Hundstage

Kein Hund wie jeder andere
von

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Es beginnt


 

A

ls der Inu no Taishou in der Früh sein Schloss verließ, um in die Konzernzentrale gefahren zu werden, ahnte er nicht, dass seine Weisung, Izayoi-sama ausschlafen zu lassen, zu wilden Gerüchten führte. Die meisten Youkai nahmen an, dass eben eine schwache Menschenfrau von einem Daiyoukai überfordert gewesen sei, bei den Menschen herrschte mehr Mitleid vor, zumal bei Akiko und Misako, die die Furcht der jungen Frau am Abend zuvor miterlebt hatten.

Die beiden Dienerinnen hielten sich an die Weisung, warteten aber zunehmend besorgt im Wohnzimmer, bis Akiko aufhorchte. „Ich glaube, sie duscht, Misako.“

„Elf Uhr. Nun gut.“ Die Zofe erhob sich. „Komm mit.“ Im Schlafzimmer warf sie einen Blick auf das Bett, betrachtete ein langes weißes Haar auf dem dunklen Kopfkissen, einen Blutfleck. „Nach dem Frühstück, Akiko, geh du doch ein wenig mit Izayoi-sama und zeige ihr das Schloss und den Garten. Ich werde derweil das Bett beziehen.“ Und sie kannte sich bei Weitem noch nicht aus, arbeitete sie doch erst zwei Tage hier.

„Ja, gute Idee. Ich werde das Frühstück in der Küche bestellen.“

„Und ich unserer Herrin beim Duschen helfen.“

 

Izayoi erschrak, als sie einen Schatten vor der Dusche entdeckte, beruhigte sich aber sofort, als Misako sich eilig vorstellte. Sie musste sich wohl daran gewöhnen eine Zofe zu haben. So drehte sie das Wasser ab und blickte durch die angelaufene, sonst klare, Glasscheibe. „Guten Morgen, Misako, ich hatte nicht gehört, dass du hier hereingekommen bist.“

„Kann ich Ihnen helfen, Izayoi-sama?“ Diese sah nicht verschreckt aus, ja, weitaus ruhiger als gestern Abend. Was auch immer der Herr getan hatte – er schien behutsam gewesen zu sein. Ihre letzte Gebieterin hatte nach der Hochzeitsnacht vollkommen verweint und verquollen ausgesehen. Und Fürstin Nayako hatte einen Menschen geheiratet.

Eine Zofe, ja. „Äh, ja. Was kann ich heute anziehen?“

„Ich würde höchstens zwei Lagen Kimono vorschlagen. Akiko würde Ihnen später den Garten und das Schloss zeigen, damit Sie alles kennenlernen, da genügt das.“

„Ja.“ Was sollte sie schon sagen. Nahm sie eben Stoffe, die ihr ihr Ehemann zur Verfügung gestellt hatte. Ihren eigenen Koffer sollte sie dann freilich auch auspacken, ehe die teure Seide Schäden davontrug. Allerdings stellte sie fest, als Misako ihr die Kleidung hinlegte, dass das wohl nicht mehr nötig war, handelte es sich doch um ihre eigene Unterwäsche, ihre eigene Kleidung. Schön. Mit gewissem inneren Seufzen wurde ihr klar, dass sie von nun an zwar umsorgt werden würde, aber auch unter steter Beobachtung stand. Sie musste wahrlich aufpassen, nicht sich und damit ihren Ehemann zu blamieren. Der Taishou hatte gestern Abend Recht gehabt. Wäre heute kein Blut im Bett, wäre das hauptsächlich auf ihn zurückgefallen. „Oh, der … der Taishou, ich meine, oyakata-sama, erwähnte gestern noch, dass heute Nachmittag ein gewisser Myouga zu mir käme, sein Berater, um mir einige Dinge zu erklären.“

„Ich werde es Ihnen mitteilen, wenn er sich melden lässt.“ Der wachsame Blick der Zofe glitt von einer erkennbar frischen Schramme am linken Unterarm über den Körper ihrer neuen Herrin. Da das aber die einzige sichtbare Verletzung war, fragte sie nur: „Soll ich den Kratzer desinfizieren?“

„Das brauchst du nicht. Es heilt ja schon ab.“ Mit einem Lächeln packte Izayoi die Nicht-ganz-Lüge aus, die sie sich ausgedacht hatte. „Oyakata-sama ist menschliche Körper nicht gewohnt.“

Das konnte sich Misako vorstellen. Immerhin hatte der Herr offenkundig dann deutlich besser aufgepasst. Und die junge Dame schien es ihm auch nicht nachzutragen.

 

Der Finanzchef der Taishou-Holding kniete seinem Fürsten in der japanischen Ecke in dessen Büro gegenüber Wie verlangt hatte Kiyoshi alle Berichte mitgebracht, die sich auf den neuen Schwiegervater des Taishou bezogen – und dessen neue, zwanzig Millionen hohen, Schulden bei dem Herrn der Hunde. „Einige Beträge beziehen sich auf das Privatvermögen, beziehungsweise sind durch Hypotheken auf die Villa gesichert. Mehrere allerdings auch auf das Grundstück und Gebäude der Bank oder einer Finanzagentur.“

Der erfahrene Heerführer dachte nach. „Was sind jeweils die beiden niedrigsten Kredite, deren Sicherung auf das Haus, beziehungsweise auf das Grundstück der Bank, lauten?“

„Hier, oyakata-sama.“ Die Überraschung des Kitsune lag nicht in seiner Stimme. Nur seine acht Schwänze hinter ihm zuckten etwas. „Hunderttausend auf das Grundstück der Bank und fünfhunderttausend auf die Villa. Beides Hypotheken.“

„Man kann sie doch für fällig erklären, auch, wenn bislang alle Zinsen gezahlt wurden.“

„Ja, natürlich. Aber es handelt sich um relativ kleine Summen. Entweder die Gumo-Bank zahlt sie sofort zurück, oder sie nutzen die Gelegenheit und machen gleich eine große Umschuldung. So sind es doch viele kleine Beträge, die wohl immer wieder aufgelaufen sind.“

Um den Mund des Taishou zuckte ein winziges Lächeln, das jedoch genügte, seinem Finanzchef einen Schauder über den Rücken zu jagen. Früher hatte das ausgesagt, dass jemand sterben würde, genauer, bereits tot war und es nur noch nicht wusste. „Sie haben vollkommen Recht, Kiyoshi. Es handelt sich um relativ kleine Summen. Wenn man liquide ist. - Wir werden sehen, was sich Onigumo einfallen lässt. Achten Sie nur darauf, dass es möglichst keine Verbindung zwischen diesen beiden Partien gibt.“

„Ja, oyakata-sama. Die anderen Hypotheken bleiben unangetastet?“

„Ja. Ich möchte doch mal sehen, wie die Gumos ihre Zinsen bezahlen.“ Selbst mit dem Geld, das Onigumo aus Izayois Mitgift unterschlagen hatte, würde es eng werden. Dazu noch die zwei kleinen Hypotheken gekündigt – ja, der Bankier würde sich winden. Bezahlte der die Hypotheken nicht und gelang keine Umschuldung, konnte die Zwangsvollstreckung, ja, Versteigerung, des Hauses und der Bankgebäude eingeleitet werden. Das würde Onigumo unter allen Umständen verhindern wollen.

 

Nach dem Frühstück wurde Izayoi von Akiko im Schloss und dem so genannten Meditationsgarten herumgeführt, der von menschlichen Gärtnern im alten, japanischen, Stil gehalten wurde. Sie stellten das Harken der Kiesfläche ein, als sie erkannten, wer sich näherte, und verneigten sich höflich vor der neuen Hausherrin. Auch, wenn sie sie noch nicht gesehen hatten – eine junge Dame mit Begleitung hinter sich war unverkennbar. Auch am Beginn des Gartens, wie eigentlich überall im Schloss, erkannte Izayoi Youkai, oft bewaffnet. Sie fragte Akiko danach.

„Ja, es ist so. Sie stammen alle aus viel kriegerischen Zeiten als wir es zum Glück heutzutage haben. Mein Mann sagte, ohne Schwert fühle er sich so hilflos. Das stimmt vermutlich. Überdies ist das natürlich auch der Stellung des Herrn geschuldet. Er ist ein Fürst, nein, DER Fürst der Youkai. - Oh, es ist Zeit. Das Mittagessen wird gleich in den Pavillon gebracht. Kommen Sie, bitte, Izayoi-sama.“

„Was liegt dort drüben?“

„Der äußere Garten. Er ist mehr ein Landschaftspark. Aber dort liegen auch die Trainingsplätze der Krieger. Sie können vielleicht später oder morgen dorthin. Das Essen wird gleich serviert.“

 

Ein strikter Tagesablauf, dachte Izayoi. Und sie hatte angenommen, sie würde sich womöglich langweilen? Dieser Myouga sollte ihr ja auch noch sagen, was sie als Hausherrin tun solle. Das konnte tatsächlich in Arbeit ausarten. Sie stellte seltsamerweise jedoch fest, dass sie sich freute, etwas Nützliches machen zu können. Bei ihrem Vater hatte sie das ja nicht dürfen, obwohl sie doch zu einer öffentlichen Schule gegangen war, hatte er ihr sowohl verweigert in seiner Bank lernen zu dürfen, als auch die Pflichten einer Hausherrin zu übernehmen.

Ein Flohgeist, hatte der Taishou gesagt. Sie hatte noch nie so ein Wesen gesehen und war neugierig, wie der wohl aussah. Sie wandte sich um und kehrte zum Pavillon zurück, gefolgt von der, ja, wohl Hofdame, denn sie war ja jetzt anscheinend eine Fürstengemahlin. „Akiko, weißt du, ob der ..“ Nein, sie musste gegenüber Dienstboten die Schicklichkeit wahren: „Oyakata-sama auch mit dem Schwert kämpfen kann?“

„Können, gewiss. Ich sah ihn noch nie, aber er trainiert manchmal mit den Kriegern, sagte mein Mann. Er ist ein Youkai, noch dazu ein Daiyoukai, Kampf liegt ihnen im Blut.“

Und sie waren altmodisch. Sie hatte beim Rundgang durch das Schloss im ersten Stock einen Seitenflügel nicht betreten dürfen, da dort die Privaträume des Hausherrn und seines Sohnes lagen. Akiko hatte ihr allerdings den gegenüberliegenden, vollkommen leerstehenden, Frauentrakt gezeigt, der offenbar bei dem Neubau des Schlosses mit geplant worden war – mit durchaus modernen Bädern, Strom und fließend Wasser, nur unbewohnt. Akiko hatte ihr erklärt, dass im Winter geheizt wurde, um die Bausubstanz zu erhalten, aber noch nie eine Frau in den vergangenen dreißig Jahren hier gelebt hatte.

Izayoi musste daran denken, dass ihr ihr Ehemann angeboten hatte, sie könne jederzeit in das Schloss umziehen, wenn sie sich eingewöhnt hatte. Aber, was sollte sie mit so vielen Räumen? Im Pavillon besaß sie ja schon vier. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, dass der Trakt vermutlich für mehrere Frauen, oder eine Frau mit Kindern ausgelegt war. Ja, natürlich. Youkai hatten ihre Sitten noch aus dem Mittelalter und Mehrehe war in Japan ja erst seit der amerikanischen Invasion verboten. Und irgendwann würde sie auch herausbekommen, was aus der Mutter dieses Sesshoumaru geworden war.

 

Als Misako ihr Myouga vorstellte, musste Izayoi an sich halten um nicht aufzulachen. So ein winziger, alter, Herr war Berater des Taishou? Aber sie neigte den Kopf. Immerhin hatte ihr Ehemann ihr ausdrücklich gesagt, sie solle den Gnom höflich behandeln. Er wusste vermutlich, wie der auf Menschen wirkte. Andererseits sollte sie sich zusammennehmen. Wenn der Berater eines Fürsten der Youkai war, war er bestimmt ein kluger Kopf. So meinte sie: „Ich freue mich Sie kennenzulernen.“

„Danke, Izayoi-sama.“ Myouga hatte die junge Dame bereits gesehen, und, soweit er den Herrn einschätzen konnte, zürnte der zwar ihrem Vater, jedoch nicht ihr. Da war es nur klug behutsam zu sein. „Wenn ich Sie in Ihr Arbeitszimmer bitten dürfte? - Misako, es kommen gleich mehrere Männer mit Kisten, schicke sie auch dorthin.“

In dem Arbeitszimmer, dem ersten Raum, der aus dem Wohnzimmer führte, wenn man zur Tür des Pavillon hereinkam, entdeckte Izayoi, dass nun ihr Laptop aus dem Koffer auf den Schreibtisch gewandert war.

Der Flohgeist sprang darauf und deutete auf die leeren Regale. „Die Männer bringen gleich Ordner mit den sozialen Projekten, die der Herr begonnen hat. Sie sollen die Verwaltung übernehmen, das ist die Tradition der Fürstengemahlin. Im Konzern gibt es dazu auch eine Abteilung, die dies verwaltet, aber die werden ab heute bei neuen Projekten zunächst, dann auch bei anderen, nichts mehr ohne Ihre Zustimmung tun. Diese Leute werden Ihnen nächste Woche vorgestellt. Es handelt sich um Menschen und Youkai. Des weiteren bekommen Sie einen Ordner über das menschliche Personal hier im Schloss. Einstellungen, Kündigungen und auch Schlichtung bei Streitfragen obliegen Ihnen.“ Myouga schwieg einen Moment, dann, als er sah, dass keine Antwort kam, fragte er vorsichtig: „Haben Sie Fragen dazu, Izayoi-sama?“ Er konnte kaum fragen, ob sie damit überfordert sei. Der Herr hatte ja gemeint, das würde schon gut gehen, sie sei schließlich in eine Schule der Menschen gegangen, aber davon hielt der alte Floh wenig. Menschenschule! Sie war noch so jung, dazu keine geborene Prinzessin mit entsprechender Ausbildung.

Izayoi setzte sich an den Schreibtisch um ein wenig Zeit zu gewinnen. In der Tat, das klang nach Arbeit. „Ich werde mir diese Ordner ansehen,“ erwiderte sie. „An wen darf ich mich wenden, wenn ich danach Fragen habe?“

„Natürlich an oyakata-sama oder bei den Sozialprojekten auch an die Abteilung ...äh...156Z. Diese Leute arbeiten für Sie.“

„Wie sieht es aus, wenn oyakata-sama Gäste hat?“

Aha, sie sah also durchaus die Punkte. Immerhin schien sie als Hausherrin zu taugen. „Menschliche Gäste obliegen zukünftig Ihnen, da sollten Sie mit der Küche die Speisen bereden und auch mit der Schlossverwaltung sich mit Gästezimmern absprechen. In einem der Ordner finden Sie alle Telefonnummern und mail-Adressen aller notwendigen Mitarbeiter.“ Myouga musterte sie nochmals. Sie schien überrascht, aber nicht überwältigt. Schaffte sie das wirklich? Der Herr war manchmal ein ziemlich optimistischer Hund. „Äh, ja, und Youkai-Gäste benötigen in aller Regel nichts. Wobei der Herr erwähnte … wo ist denn Ihr Kalender?“

„Ich habe keinen.“

Der kleine Flohgeist pumpte wie ein Maikäfer. „Misako!“ Er blickte tadelnd zu der Zofe, die soeben hereinkam, gefolgt von vier menschlichen Männern, die Kästen mit Aktenordnern trugen.

„Ich habe einen im Laptop,“ erklärte Izayoi eilig, die die ältere Frau schützen wollte. Nicht, dass sich der Ratgeber des Taishou bei diesem über ihre Zofe beschwerte. „Wenn Sie kurz vom Computer gehen würden, Myouga-san? - Und stellen Sie bitte die Kästen auf den Boden. Ich werde sie mir später ansehen und sortieren. Danke.“

Myouga sprang schon weg. Höflich war sie ja – und selbstbewusst genug, die Rolle einer Fürstengemahlin spielen zu können. Sie wirkte jetzt ganz anders als zu dem Zeitpunkt an dem sie mit ihrem Vater auf das Standesamt gekommen war, ruhiger, erwachsener. Er wäre neugierig gewesen, was der Herr da getan hatte – aber fragen würde den zu diesem Thema nur ein masochistischer, volltrunkener, Lemmingsyoukai. Einmischung in seine Ehen und Affären hatte der Taishou stets als Affront betrachtet. Davon sang vermutlich heute noch der unglückliche Kater ein Lied in der Unterwelt, der ihm einst die Geliebte ausspannen wollte. Dessen letzte, überaus schmerzhafte, Viertelstunde wurde heute noch jungen Kriegern im Schloss zur Abschreckung erzählt. Und der Taishou hatte allen klar gemacht, dass er ein, auch nur einigermaßen, unhöfliches Benehmen gegen seine neue Gemahlin ebenso persönlich nehmen würde. „Haben Sie den Kalender gefunden, Izayoi-sama?“

„Ja. Oh, Myouga-san, könnte jemand den Laptop an das Internet anschließen?“

„Natürlich.“ Der Flohgeist funkelte erneut die Zofe an. Musste er denn alles tun? Wozu war sie eingestellt worden?

Misako neigte daher eilig den Kopf. „Ich werde Akiko unverzüglich in die Schlossverwaltung schicken.“ Sie selbst kannte schließlich noch nicht alle ihre Ansprechpartner, und auch, wenn sie Akiko nichts zu befehlen hatte, so hatten sie doch ihre Arbeitsteilung, zumindest für die erste Zeit, abgesprochen.

„Gut.“ Besänftigt blickte Myouga wieder zu der jungen Dame, zwei seiner vier Arme verschränkt. „Nächste Woche, Donnerstag, das ist doch der 29?“ Da Izayoi nickte: „Es kommen vier hochrangige Youkai her, offiziell, um zur Hochzeit zu gratulieren, aber es geht natürlich vor allem um Geschäfte. Dennoch wünscht der Herr Sie denen vorzustellen. Sie beherrschen die Teezeremonie? Gut. Um siebzehn Uhr im Teehäuschen. Sobald alle Herren ihren Tee in der Hand haben, können Sie sich verabschieden.“

Izayoi tippte es etwas aufgeregt. Ein Termin gleich mit hochrangigen Youkai? Ihr Ehemann schien sicher, dass sie ihn nicht das Gesicht verlieren lassen würde. Das Vertrauen musste sie rechtfertigen. Und eines war ihr jetzt schon klar - Youkai hin oder her, charakterlich stand er über ihrem Vater. Er war zu einer Ehe mit ihr erpresst worden, aber er ließ es sie nicht entgelten, sondern hielt sich an das, was er gesagt hatte – sie war seine Gemahlin. „Ich habe es. Noch einen Termin, Myouga-san?“

„Äh, nein, die müssten Sie dann in den jeweiligen Ordnern suchen und eintragen. Für hier. Im Büro führen natürlich die Sachbearbeiter die Terminlisten, je nach dem, um was es geht. Aber hier konnte ja noch kein Abgleich stattfinden. Das kommt dann noch.“

„Sie sagen doch, ich solle diese Leute nächste Woche kennen lernen?“ erinnerte sie, schon um zu zeigen, dass sie aufmerksam war.

„Äh, ja, so sagt es oyakata-sama, aber er sagte noch keinen Termin.“ Myouga strich sich über die schütteren Haare. Ja, Izayoi war nicht gerade dumm, da hatte der Herr schon irgendwie recht. Mal sehen, wie sie sich mit den ganzen Papieren schlug. „Haben Sie noch Fragen?“

Izayoi warf unwillkürlich einen Blick über ihre Schulter zu ihrer Zofe. „Ich weiß leider nicht, wie es unter Youkai üblich ist. Soll ich stets hier bleiben oder soll ich oyakata-sama im Schloss erwarten? Ich meine, wenn er aus der Arbeit kommt?“

Überfordert blies Myouga die Backen auf, nahm sich jedoch eilig zusammen. „Wenn der Herr Ihnen noch nichts dazu sagte, bleiben Sie nur für sich. Sie sollen sich ja wohl erst ein wenig eingewöhnen.“ Da sie nickte, fuhr er erleichtert fort: „Ich werde ihn aber fragen, ja? Vielleicht kommt er auch noch zu Ihnen.“

„Ist er schon hier?“ erkundigte sich Izayoi fast erschrocken sofort. Natürlich, wenn der kleine Berater hier war, würde auch sein Herr da sein.

„Ja.“ Der Flohgeist nickte. „Er wünschte ein wenig Schwertkampf zu üben.“

 

Naraku starrte den Lebensversicherungsvertrag in seiner Hand an. Fünf Millionen für ein Leben. Er war großzügig gewesen, als er volljährig wurde, das gab er jetzt zu. All die Jahre hatte er das bezahlt, Monat für Monat. Die finanzielle Misere der Familie ließ diesen Spielraum kaum mehr zu. Hm. Er las den Vertrag nochmals. Bei Unfalltod sogar die doppelte Menge, bei vorzeitiger Kündigung alles aufgelaufene Kapital als Rückzahlung. Ja, er war wirklich großzügig gewesen. Nun, gleich. Das sollte er noch in der Hinterhand behalten. Dieser Anwalt hatte zugesagt das durch die Hochzeit freigewordene Geld so schnell als möglich zu überweisen. Immerhin etwas. Damit waren zumindest die dringendsten Zinsen abgedeckt, wenn möglich sogar mehr.

Wieso sollte man eigentlich keine ordnungsgemäße Umschuldung machen, einen großen Kredit nehmen und bezahlen, die ganzen kleinen loswerden? Die Zinsen waren seit Jahren fast gleichgeblieben, das sollte doch machbar sein. Oder gab es noch eine Kleinigkeit, die Vater ihm nicht gesagt hatte? Im äußersten Notfall musste Izayoi dafür sorgen, dass der Taishou bürgte. Wenn sie die Nacht überlebt hatte, wovon er doch ausging. Der Herr der Hunde war zu klug und zu sehr an den Verträgen interessiert, als dass er eine menschliche Gemahlin umgebracht hätte. Natürlich, andere Strafen mochten seine Halbschwester getroffen haben, aber sie war doch jung, eine Frau und, soweit er das einschätzen konnte, ein hübscher Anblick, das sollte sie schon hinbekommen haben. Wichtiger war, dass der Taishou sie nicht nach dem Beispiel seiner ersten Frau in irgendein Schloss in die Pampa schickte, von wo aus sie garantiert keinen Einfluss mehr auf ihn bekommen konnte.

Hoffentlich hatte Vater dran gedacht mal im Schloss anzurufen und zumindest so zu tun, als würde ihn das Schicksal seiner Tochter interessieren. Sonst würde ja auch der dümmste Hund stutzen. Und der Inu no Taishou war alles, aber nicht töricht.
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Im nächsten Kapitel lernt Izayoi einiges Neues: Youkai.

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Teilchenzoo
2018-03-17T19:20:20+00:00 17.03.2018 20:20
Die Lebensversicherung des Vaters, soso. Wir planen also.

Ah, Izayoi schlägt sich gut vor Myoga. Sehr schön, dass der sie unabhängig vom Befehl/ihrer Position her schätzt, kann auch noch wichtig werden.
Und ob wir den Landschaftsgarten noch zu "sehen" bekommen?
Von:  Miyu-Moon
2018-03-11T12:47:01+00:00 11.03.2018 13:47
Ich weiß, dass das Wort "Gnom" ein Synonym für Zwerg ist, aber bedeutet dass dann, dass Myoga größer ist als sein Anime-Counterpart oder hat er immernoch Insektengröße? Das Izayoi Beschäftigung ala Arbeit erhält, wird ihrem Selbstbewusstsein gewiss gut tun, auch wenn dieser Teil zur Pflichten einer Fürstin gehört.
Ich nehme an, dass die Abteilung 156Z selbstständig tätig war, von dem Zeitpunkt wo Sesshomarus Mutter fortging, bis dato Izayoi heute?
Ich frage mich, ob die ältesten Youkai der Abteilung ( da kein Mensch aus der Zeit überlebt haben könnte ) , nicht darüber pikiert sein wird, Anweisungen von nem halbwüchsigen Menschen annehmen muss. Ich weiß, dass niemand lemming genug wäre, sich lauthals über die neue Fürstin zu mockieren, aber in jeder Firma gibt es Individuen, die intrigieren.
Antwort von:  Hotepneith
11.03.2018 14:27
Myoga passt im nächsten Kapitel auf Izayois Schulter... Ich dachte an die Animegröße.
Nur, Izayoi hat so etwas noch nie gesehen, außer möglicherweise im Fernsehen, und findet ihn einfach ..hm. Klein.
Die Abteilung für Stiftungen gibt es erst, seit der Konzern existiert, also maximal 70 Jahre. Sie arbeitete nie direkt selbsständig, sondern der Taishou kontrollierte sie - und ist wohl durchaus froh, einen Teil seiner Arbeit abspatzen zu können. Umgekehrt könnten auch die Mitarbeiter erleichtert sein - der bohrende Blick eines Daiyoukai oder eine sachliche junge Dame... Andererseits ist dein Einwand berechtigt. Wir werden sehen.

hotep


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