Honey-Bee

Honey-Bee

Honey-Bee

Hätte er nur früher gewusst, ob die Blondine auf ihn stand, dann würde er sein Weihnachtsfest nicht im Puff bei billigem Fusel und bezahlten Frauen verbringen. Bevor er zur Arbeit musste, verstand sich.

Mit Blondine meinte er nicht die vollbusige Kleine in dem viel zu kurzen roten Rock und der Weihnachtsmannmütze, die am Eingang stand und von der er nach dem vierten Drink vergessen hatte, wie sie hieß – falls er es je wusste.

Nicht, dass es ihm nicht egal war. Das einzige, was ihn interessierte, war eine andere Blondine.

Blondiner.

Reno schüttelte den Kopf. Nein, der interessierte ihn nicht. Nicht im Geringsten. Weder eigentlich, noch uneigentlich. Deswegen musste er sich auch nicht Tag für Tag für Tag beweisen, dass er Frauen mochte.

Und Cloud.

War er deswegen schwul?

Niemals.

Reno seufzte und rutschte noch ein Stück tiefer in das warme Wasser des riesigen Whirlpools. Es war nicht das erste Mal, dass er über Cloud nachdachte und es würde nicht das letzte Mal sein.

Vor einigen Wochen war er mit ihm aneinander geraten, als AVALANCE in Junon ihr Unwesen trieb. Bei einem Angriff der Weapon bröckelte plötzlich der Boden unter seinen Füßen weg. Hätte Cloud ihn nicht aus dem Loch gezogen, in dem er hing, würde er nicht hier im heißen Wasser neben Honey sitzen, sondern zu winzig kleinen Aschepartikeln zermahlen auf dem eiskalten Meer nahe Junon schwimmen.

Bei dem Gedanken an den eisigen Wind, der vor den Türen des Honey-Bee wehte, graute es Reno . Früher oder später kam er nicht umhin, durch die Dezemberkälte zurück zum Shinra Hauptquartier zu laufen. Die Arbeit rief, auch an den Weihnachtstagen.

"Nur Idioten opfern sich für die Arbeit", murmelte er und nahm einen kräftigen Schluck von dem Whiskey, der auf einem kleinem Tisch neben dem Whirlpool stand. Nachdenklich stellte er das Glas wieder ab.

Er hatte sich nie bei Cloud für die Rettung bedankt.

"Und nur Idioten denken zu viel nach, während sie bei Honey sind." Die Bumsbiene neben ihm lächelte lasziv und legte ihm eine Hand zwischen die Beine. Reno schreckte aus seinen Gedanken hoch und schob sie hastig weg. Als sie geschwiegen hatte, war sie bessere Gesellschft gewesen. Er stand auf und fischte nach einem Handtuch.

"Heute nicht, Schätzchen", sagte er, "ich hab was anderes vor."

Reno würde Cloud nicht am Fest der Liebe seine Gefühle gestehen. Bei dem Gedanken daran verzog er das Gesicht. Viel zu kitschig. Er trocknete sich ab und zog seinen Anzug an. Entschlossen richtete er den Kragen des weißen Hemdes und streifte seinen dunklen Mantel über.

Aber er würde heute einen Anfang machen.

Mit einem Danke.