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Nekomata

von

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Katzen weinen nicht

Mein Name ist Gardwin Landstar, wirke wie 25, bin meistens knapp zwei Meter groß, rothaarig und habe goldgelbe Augen. Zudem habe ich ein Geheimnis: Ich bin kein Mensch. Ja, das mag manche schockieren, aber vertraut mir, ihr werdet es begreifen, wenn ihr mir weiterhin zuhört.

Vor etlichen Jahrhunderten war ich ein reicher Bürger des antiken Griechenlands. Ich habe Demokrit gekannt, bin gegen Ende meines menschlichen Lebens sogar als Schüler bei ihm gewesen.

Damals war ich nur Gardwin, nichts weiter. Das waren schöne Zeiten. Aber ich schweife ab.

Ich war wie gesagt ein Schüler Demokrits. Der Mann der die Atome erfunden hat, falls ihr immer noch auf dem Schlauch steht. Als Schüler habe ich meinem Lehrer zugearbeitet und mit ihm seine Theorien ausgebaut und verbreitet. Das haben damals viele gemacht, da war als Beispiel Platon, der Schüler von Sokrates war und wenn ihr mich fragt, ist da noch deutlich mehr zwischen den beiden abgegangen. Von Wegen platonische Liebe. Ich schweife schon wieder ab.

Es war ein sonniger Frühlingstag auf der Akropolis. Ich sollte Passanten für meinen Lehrer ansprechen, dass sie ihm zuhören mögen. Da kam mir eine schneeweiße Katze entgegen, mit mitternachtsblauen Augen, die so blau waren, wie der Himmel, wenn die Nacht bevorsteht und das letzte Rot aus dem Himmel wich.

Ich weiß bis heute nicht, warum ich damals nur noch Augen für dieses wunderschöne Wesen hatte, aber ich vermute dass es ein Teil ihrer Magie war und ich habe auch gewiss hinter ihre Fassade geblickt.

Ich bin der Katze gefolgt, die mich von der Akropolis führte, raus aus der Stadt, in ein kleines Wäldchen. Ich konnte einfach nicht anders, als ihr zu folgen, als ob sie mich seit dem wir uns trafen, an die Leine gelegt hätte.

Die Katze sprang mit einem Satz in einen See, doch wurde sie am höchsten Punkt ihres Sprunges, zu einer Frau, die splitterfasernackt war. Die schönste Frau, die ich bis dahin gesehen hatte. Ihr Haar, noch immer schneeweiß, reichte bis zu ihrem Hinterteil. Sie war schlank, muskulös und hatte feste Brüste. Mehr vermochte ich nicht von ihr zu erkennen, da ihr Körper, mit den ausgestreckten Armen voran, in das Wasser eintauchte.

Beseelt von dem Gedanken, ihr Gesellschaft zu leisten, legte ich meine Kleidung ab, die aus einer Tunika und einer kurzen Leinenhose, sowie ein paar Sandalen bestand. Ich hechtete ihr hinterher und wie ich auftauchte, fand ich mich in ihren Armen wieder.

Zum ersten Mal sahen meine Augen, damals noch von einem sanften Grün, dass an frische Knospen erinnerte die man nur in den ersten Tagen nach dem Winter erblicken konnte, ihre Augen, die genauso mitternachtsblau waren, wie die ihrer Katzengestalt.

Sie umfing mich und gab mir einen leidenschaftlichen Kuss. Es war gewiss nicht der erste Kuss, den ich empfing, auch war das nicht das erste Mal, dass ich mit einer Frau schwamm, aber es war das erste Mal, dass eine Frau weiter ging.

Nach dem ersten Kuss, fragte sie mit einer Stimme, wie eine sanfte Brise die den morgendlichen Nebel vertreibt: „Willst du für immer bei mir bleiben?“, ich nickte ohne die Konsequenzen zu bedenken.

Sie schmiegte sich eng an mich und nahm mir meine Unschuld. Während sie mich liebte, ließ sie ihre Magie um mich herum fließen. Sowie ich nahe meines Höhepunktes war, drang die Energie in meinen Körper ein.

Mein Höhepunkt katalysierte die Magie und leitete meine Verwandlung ein und ich fiel in eine Ohnmacht.

Als ich wieder erwachte, hörte ich ein schnurren und fühlte, wie etwas meinen Rücken hinabfuhr. Ich genoss diese Berührung sehr und öffnete verträumt meine Augen.
 

Wie ich mich streckte, erkannte ich, dass meine Hände keine Hände mehr waren. Das rostrote Fell, dass meine Vorderpfoten bedeckte, war überall auf mir. Da wurde mir klar, dass ich ein Kater war.

Diejenige, die mich verwandelt hatte, zog mich auf ihren Schoß und streichelte mich sanft, während sie leise sagte: „Na, mein Katerchen? Bist du aufgewacht?“, ihre Liebkosungen waren eine wohltat, die ich gerne über mich ergehen ließ. Doch die Verwandlung in eine Katze war ein Schock, den ich erst noch verkraften musste.

In den kommenden Stunden erklärte sie mir, was sie getan hatte: Sie war eine Nekomata, eine Dämonenkatze und schon tausende Jahre alt. Sie hatte mich verwandelt, um einen Gefährten zu haben und Kinder in die Welt zu setzen. Sie hätte mich als Mensch nicht gebrauchen können, da wir nicht kompatibel waren.

All das nahm ich nur am Rande wahr, genauso wie ihren Namen Lily, den ich dennoch nie vergessen werde, da sie die Mutter meines Lebens als Nekomata war.
 

Es zeigte sich, dass die Gestalt von jung Nekomatas, wie ich einer war, mit den Mondphasen zusammen hingen. Es scheint mir heute erstaunlich, dass weder Wölfe, noch Hunde vom Mondzyklus abhängig waren, sondern nur Katzen.

Wann immer der Mond voll am Himmel stand, war es uns nicht möglich, die Katzengestalt anzunehmen. Wann immer ein Neumond am Himmel stand, waren wir unfähig uns als Menschen zu zeigen. Einzig in den Tagen zwischen Neumond und Vollmond vermochten wir unsere Gestalt beliebig zu wechseln, wobei wir als Menschen, unsere zwei Schweife und Katzenohren besaßen.

Diejenigen, die geübter waren, vermochten die untrügerischen Zeichen, dass sie anders waren, vor den Augen der Menschen zu verbergen. Ich selbst brauchte Jahre, um es zu meistern, weshalb ich meine Ohren unter Kopftüchern verbarg und meine Schweife als Gürtel missbrauchte.
 

Ich musste drei Tage als Kater verbringen, ehe ich wieder Mensch wurde, da die Verwandlung stets erst beim ersten Vollmond vollendet worden war.

Als ich dann als Mensch in der Heimstadt Lilys stand, nahm sie mich mit in ihr Bett. Wir liebten uns stundenlang. Nach dieser Erfahrung lagen wir noch etwas beieinander.

Lily schnurrte mir zu: „Ich werde mich gut um unsere Kinder kümmern.“, dann erhob sie sich und verließ den Raum. Das war das letzte Mal, dass ich sie je gesehen habe.

Ihr werdet jetzt sicher denken: Wenn sie ihn hatte sitzen lassen, wie hat er dann das nötige gelernt, um unendeckt zu bleiben? Das Wissen darum und auch um meine magischen Fertigkeiten, hatte sie mir in den drei Tagen als Katze vermittelt. Mit Hilfe ihrer Magie hatte sie mir diese Informationen in mein Gehirn eingebrannt, auf dass ich sie niemals vergessen würde.
 

Im kommenden Jahrzehnt, nachdem ich verwandel worden war, suchte ich meinen Platz in der Welt. Ich fand ihn, als ein Wanderer, wenn ich Mensch war und als ein Streuner, wenn ich Katze war.

Es fielen dabei immer irgendwelche Almosen für mich ab. Besonders, wenn ich als Kater unterwegs war, bekam ich des öfteren Fleisch oder Fischbrocken hingeworfen.
 

Es vergingen noch einige Jahrhunderte, in denen ich umherwanderte, bis ich in einer Stadt ankam, die sie Jerusalem nannte. Ich traf dort auf einen Jungen Mann, der ein begnadeter Redner war. Bedauerlicher Weise hatte sich der junge Mann nur allzu früh in eine Lage begeben, die ihn das Leben kostete.

Knapp drei Jahrhunderte später erlebte ich, wie sich Männer und Frauen in Rom, dem größten Imperium damaliger Zeit, erhoben und sich zu seinen Lehren bekannten. Sie wurden anfangs zwar unterdrückt und abgeschlachtet, jedoch hat mich mein langes Leben eines gelehrt: Ideen sind resistent gegen jeden Versuch sie zu vernichten.

Ich erinnere mich an die lange Nacht, die die europäische Welt erfuhr, die die Menschen das Mittelalter nennen.

Ich habe in diesen Zeiten nur sehr wenig Zeit in Europa verbracht und bin stattdessen durch China, Japan und sogar bis nach Amerika gereist. Auf diesen Reisen habe ich viel über mein Dasein als Nekomata gelernt und auch den ein oder anderen Artgenossen.

In Amerika hatte ich eingehenden Kontakt mit den Ureinwohnern. Diese durchaus freundlichen Menschen, hießen mich zumeist herzlich willkommen. Sie waren die einzigen, vor denen ich nie verbergen musste, was ich war. Bei einigen Stämmen wurde ich sogar darum gebeten, einen oder Zwei Menschen zu meinesgleichen zu machen. Was aus diesen Kindern wurde, weiß ich jedoch nicht zu sagen, da es mich nie lange an einem Ort hielt.

Als die Europäer in Amerika anlandeten, war ich bei den Mayas. Dieses stolze Volk versuchte sich, gegen die spanischen Eroberer zur Wehr zu setzen, was ihnen aber gründlich misslang.

Ich zog weiter, getrieben von meiner Reiselust.

Mit bedauern sah ich, wie die Stämme, mit denen ich mich in Nordamerika angefreundet hatte, verschwanden. Ich ahnte, dass meine Kinder, wenn ich sie so bezeichnen konnte, unentdeckt unter den Menschen lebten, die ihre Heimat annektierten.

Es kamen zwei Weltkriege die, wie jeder Krieg, mit dem Sieg derer endete, die sich für gerecht hielten. Der erste Weltkrieg war kaum zu Ende, da brachen diejenigen die verloren hatten, schon den zweiten vom Zaun, nur um auch diesen zu verlieren. Beinahe wäre ein weiterer Krieg ausgebrochen, doch blieb er aus, da die Menschen fürchteten, das dieser Krieg das Ende bedeuten würde.

Zum Glück rissen sich die Menschen nun zusammen und schufen Bündnisse, die bis heute überdauern.

Einige wenige Menschen, fehlgeleitet von Fanatikern, die ihre eigenen Ziele verfolgen, taten sich mit schrecklichen Gewalttaten hervor und die Bündnisse stellten sich auf, um die Hassprediger zu eliminieren. Doch es schien, als ob man versuchte, die Hydra zu Köpfen: Wenn man einen Kopf abgehackt hatte, wuchs dieser gleich darauf mit einem zweiten nach.
 

Wie ihr jetzt wisst, habe ich einiges beobachtet. Ich habe mich entwickelt und bin nunmehr ebenso wie meine Macherin Lily fähig, jederzeit meine Gestalt nach Belieben zu verändern. Seit ich meinen neunten Blutmond erlebt hatte, war das nun schon so.

Heutzutage leben wir in einer Zeit des rasanten Wandels. Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal eine entscheidende Rolle im Leben der Menschen spielen würde. Genau so wenig wie meine Artgenossen. Doch als ich auf sie traf, änderte sich nicht nur mein Leben, ich wurde zu einer entscheidenden Figur im Spiel des Schicksals.



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