Drei Minuten
Drei Minuten, so viel Zeit bleibt ihnen für den endgültigen Abschied. Drei Minuten mehr, als sie beide nach der abrupten Trennung zu hoffen gewagt haben. Drei Minuten, obwohl es doch für immer sein sollte. Nur drei Minuten, aber wann war das Universum jemals fair? Der Doctor sieht Rose' Gesicht, ihre hoffnungsvollen Augen, als seine Projektion am Strand erscheint und wie diese Hoffnung seifenblasenartig zerplatzt, als er ihr eröffnet, dass das hier ein Abschied ist. Dass er nicht wirklich bei ihr am Strand ist, sondern in seiner TARDIS in einem anderen Universum. Dass sie ihn nicht wirklich anfassen kann. Dass er keinen Weg gefunden hat, sie wieder zurückzuholen.
Ausgerechnet an einer Bucht namens „Böser Wolf“ Abschied nehmen zu müssen, passt zu dem rabenschwarzen Humor des Universums. Es sind jetzt nur noch zwei Minuten, die sie haben, aber zwei Minuten können lang sein, wenn man bereits vorher jegliche Hoffnung aufgegeben hatte. Lang und am Ende doch viel zu kurz.
Der Time Lord beobachtet Rose aufmerksam, während sie reden, um sich ihre Züge ganz genau einzuprägen. Verliert sich in ihren ausdrucksstarken Augen, in denen ein Sturm an Emotionen tobt und wird von ihren blonden Haaren abgelenkt, die vom starken Wind durcheinander geweht werden. Er sieht, wie sie mit sich kämpft, wie sie versucht, die mühsam errichtete Fassade aufrechtzuerhalten und doch daran scheitert. Die Tränen rollen jetzt ungehindert an ihren Wangen herab und als sie die drei Worte hervor würgt, quält ihn das mehr, als er es sich je erträumt hätte und mehr, als er sie erkennen lassen will.
Ach Rose, seine Rose. Immer noch ganz das mutige Mädchen, als dass er sie kennen gelernt hat.
Der Time Lord hat unbewusst die verbleibenden Sekunden mitgezählt und spürt beinahe körperlich, wie ihm die Zeit davon läuft. Worte stolpern aus seinem Mund, aber es sind nicht die, auf die Rose wartet und hofft. Er kann es ihr ansehen und er weiß, dass er nicht mehr viel Zeit hat, aber er bringt es trotzdem nicht über sich, ihr die Antwort zu geben, die er ihr eigentlich geben will. Er kann es einfach nicht.
Ein letztes Mal atmet er durch und sieht Rose direkt in die Augen. Ihre Zeit ist fast abgelaufen.
„Und ich vermute, dass“, setzt er mit seltsam zugeschnürter Kehle an, „jetzt meine letzte Chance ist zu sagen-“ Der Doctor bricht hilflos ab und schaut Rose verzweifelt an. Nur noch drei Sekunden.
„Rose Tyler-“
Und dann ist es zu spät. Der Spalt ist geschlossen. Rose ist allein an einem norwegischen Strand und er steht verloren in seiner TARDIS. Erst jetzt erlaubt er es sich den Tränen nachzugeben. Ihre letzten gemeinsamen Minuten sind endgültig abgelaufen.