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Frozen Feelings

von

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Ein hoffnungsloses Unterfangen

Das Beschaffen einer Sonnenblume soll deine erste Aufgabe an meinem Hofe sein“, äffte er die Stimme von Königin Elsa nach, während er Sitron die schwarz-weiße Mähne kämmte. Er wusste, dass außer ihnen niemand im Stall war, ansonsten hätte er sich so ein respektloses Verhalten nicht erlaubt. Doch hier waren nur er, sein Pferd und die einmalige Chance sich all das von der Seele zu reden, was sich in den letzten Wochen in ihm aufgestaut hatte.

 

Fast war es ihm, als wäre es erst wenige Tage her, seit ihn dieser Schneeball getroffen hatte.

Der Schneeball, der alles verändert hatte.

Er war aus dem Nichts gekommen, völlig unerwartet und eigentlich hatte er nicht mal richtig wehgetan. Er hätte es ignorieren können, hätte nicht ausgerechnet Lars in diesem Moment aus dem Fenster geguckt und so alles mit angesehen.

 

Der Schnee, der Pferdemist …

Er hatte seinen Bruder selten so wütend gesehen.

 

Hans seufzte, während er einen Haarknoten aus Sitrons Mähne löste.

„Da sind sie schon so kurz und du verknotest sie dir immer noch“, tadelte er das Tier.

 

Der Hengst schnaubte, offenkundig deprimiert.

 

„Ich weiß.“ Vorsichtig fuhr Hans mit den Fingern durch das Haar, um schließlich auch die letzte Strähne aus dem Haarknäul zu befreien. „Jetzt sollte es gleich besser sein.“

 

Ein Pferdemaul stupste aufmunternd seine Schulter. Offensichtlich war es wirklich besser so.

 

„Wenn nur alles so einfach zu lösen wäre, wie deine Haare“, scherzte Hans.

 

Das Pferd schenkte ihm einen skeptischen Blick.

 

„Nein, schau mich nicht so an. Ich werde garantiert keinen Brief nach Hause senden, damit Mutter mir eine Sonnenblume schickt. Ich habe ihr wahrlich schon genug Kummer bereitet. Vielleicht sollte ich -“ Hans schüttelte den Kopf. „Nein, das ist sinnlos“, erklärte er dem Pferd, „Arendelles Schneeeinbrüche haben sicher dafür gesorgt, dass nirgendwo im Land mehr eine Blume zu finden ist. Zumindest keine Sonnenblume. Wenn ich wirklich eine beschaffen will, muss ich sie vermutlich importieren.“

 

Sitron nickte zustimmend.

 

„Ich könnte natürlich Franz schreiben.“

 

Sein Pferd erstarrte in der Bewegung, nur um gleich darauf nach Kräften seinen Kopf zu schütteln. Hans tätschelte ihm den Hals. „Ich weiß“, gab er zu, „das würde uns nichts nützen. Selbst wenn Franz Sonnenblumen in seinem Garten hat, würde er sie mir nicht schicken. Im Gegenteil. Er würde mitsamt Brief zu Caleb rennen und wenn der herausfindet, dass ich keine Ställe mehr putze...“ Er seufzte noch einmal. „Weißt du, in dem Punkt hat Lars ja recht. Es kann so nicht mehr weitergehen. Ich kann nicht ewig Ställe schrubben und sein wir ehrlich … Dieser Plan mit Arendelle war wirklich nicht meine beste Idee.“

 

Erneut sah er Sitron nicken.

 

„Ich verstehe immer noch nicht, warum er mir so dermaßen aus dem Ruder laufen konnte, aber ich sehe ein, das hätte nicht passieren dürfen. Königin Elsa hat wirklich allen Grund, mir böse zu sein.“

 

Noch ein Nicken.

 

„Weißt du“, stellte Hans trocken fest, „du bist gerade nicht sehr aufbauend.“

 

Sitron schnaubte. Dieses Mal empört.

 

„Schon gut. Du kannst ja nichts dafür, dass es nichts Aufbauendes zu sagen gibt. Die Wahrheit ist eben: Ich hab's vermasselt.“

 

Sitron schnaubte erneut, dieses Mal versöhnlicher, und Hans nutzte die Chance seinem Pferd noch einmal den Hals zu tätscheln. Da war er nun, noch keine zehn Stunden im Land und schon wieder in Schwierigkeiten.

Für ein paar Tage würde die Königin sicher ignorieren, dass er nichts vorzuweisen hatte, doch dann würde sie anfangen nachzufragen und er bezweifelte, dass sie ihm viel Geduld entgegenbringen würde. Klar, er konnte versuchen sich herauszureden, sie zu beschwichtigen, doch wie gut das klappte, sah er ja an seinen Brüdern.

Er brauchte diese Blume. Nur, woher sollte er die nehmen und nicht stehlen? Er seufzte. Vielleicht hatte Lars ja einen Rat für ihn.

 
 

❄❄❄❄

 

Einen Brief an seinen Bruder aufzusetzen, gestaltete sich erschreckend schwierig. Zwar kannte Hans die kurzen Briefe, die sein Bruder Caleb zu verschicken pflegte, doch die waren kaum mehr als schriftliche Befehle und so etwas konnte er Lars nicht senden.

Also saß er nun seit geschlagenen zwei Stunden vor einem Bogen Briefpapier und überlegte, was er schreiben sollte.

Lieber Lars?“ - Nein, der Brief ging an seinen Bruder und wie konnte er mit „lieber Lars“ eröffnen, wenn er nicht einmal wusste, ob sein Brief überhaupt willkommen war? Vielleicht sollte er formeller sein? Seinen vollen Titel nutzen? Oder vielleicht sollte er auf die Einleitung auch ganz verzichten und stattdessen einfach anfangen zu berichten, als wäre es ein Militärreport?

 

Doch über was?

 

Sollte er von dem Schnee schreiben, der seit seiner Ankunft sanft vom Himmel fiel, oder von der Schiffsreise, die die meiste Zeit über erschreckend ereignislos verlaufen war?

 

Nein, besser nicht. Briefe, die sich mit langweiligen Schiffsreisen befassten, waren Lars sicher nicht recht, dann doch lieber Schnee und eine kurze Anmerkung, dass sein Boot nicht unterwegs gesunken war. Ja, genau, das konnte er machen. Und dazu vielleicht eine Erklärung, was Königin Elsa von ihm verlangte und die möglichst belanglose Frage, ob Lars vielleicht eine Idee hatte, woher er auf die Schnelle eine Sonnenblume nehmen sollte.

So würde es gehen. jetzt noch ein paar Grüße an Lars' Frau Helga und dann musste er nur warten und hoffen, dass sein Bruder ihm bald eine brauchbare Antwort schicken würde.

 

❄❄❄❄

 

Über eine Woche war ins Land gegangen, ohne das er eine Antwort bekommen hatte und Hans wurde langsam nervös. Lange würde es nicht mehr dauern, bis Königin Elsa Resultate verlangen würde, das wusste er, auch wenn er sie seit jenem Tag im Thronsaal nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Ein Stück weit war das sicherlich auch seine Schuld. Er verschanzte sich in seinem Zimmer, wann immer er nicht über den örtlichen Markt streifte, angetrieben von der irrwitzigen Hoffnung, dass einer der Händler vielleicht eine Blume hatte, die sein Problem zu lösen vermochte.

Doch obwohl er jeden Tag die Waren begutachtete und jeden Händler, der Saatgut verkaufte, nach Sonnenblumen fragte, schien es aussichtslos.

 

In Arendelle war der Blumennotstand ausgebrochen und niemand wusste genau, für wie lange er anhalten würde. Traurig musterte er die Schiffe, die fein säuberlich am Kai lagen und Matrosen und Waren aus aller Welt mit sich brachten. Warum nur transportierte keines von ihnen Sonnenblumen?

Hans senkte den Kopf. Wenn das so weiter ging, würde er noch versuchen, eine Sonnenblume aus Schnee zu bauen. Ein Unterfangen, welches ihm bestimmt keine Pluspunkte einbringen würde. Oder vielleicht -

 

„Du siehst aus wie sieben Tage Regenwetter“, erklang es hinter ihm und er beeilte sich sofort wieder Haltung anzunehmen. Ein Prinz schaute nicht trübsinnig zu Boden, ein Prinz verbreitete stets den Eindruck alles fest im Griff zu haben, selbst wenn die Wahrheit eigentlich eine andere war. Langsam und bestimmt drehte er sich um.

 

 

„Lars?“

 

Sein Gegenüber musterte ihn abschätzig. „Das hast du schon mal schneller erkannt“, bemerkte er.

 

Einen Moment lang starrte Hans ihn einfach an. „Was tust du hier?“, wollte er dann wissen.

Konnte es sein? Konnte es wirklich sein, dass Lars wegen seinem Brief gekommen war? Das er ihm helfen wollte? Nein, das war unmöglich. Seine Brüder versuchten nicht ihm zu helfen. Das hatten sie noch nie getan.

 

Lars schob sich die Brille auf der Nase zurecht. „Ich fülle hier meine Vorräte auf“, erklärte er, „Aber eigentlich bin ich auf dem Weg nach Corona. Die letzten Berichte von dort waren recht widersprüchlich.“

 

„Widersprüchlich?“, fragte Hans.

 

„Es heißt, die verlorene Prinzessin, die nicht mehr verloren ist, habe über Nacht meterlanges, blondes Haar bekommen und keiner weiß warum.“

 

„Und das willst du ergründen?“

 

Lars schenkte ihm ein seltenes Lächeln, das von „ja, natürlich“ bis „auf keinen Fall“ alles bedeuten konnte. Vermutlich hatte er Pläne und doch – Einen kurzen Augenblick lang hatte Hans gehofft …

„Hast du meinen Brief bekommen?“, fragte er, um sich von dem unangenehmen Gefühl abzulenken, das sich in ihm auszubreiten begann.

 

Lars nickte langsam. „Das habe ich in der Tat“, bestätigte er, während er die Hände in den Taschen seines Mantels vergrub. „Ich fürchte nur, ich habe dir nichts Gutes mitzuteilen. Eine Sonnenblume benötigt eine gewisse Umgebungstemperatur und in Anbetracht der ständigen Temperaturschwankungen hier, bezweifle ich, dass es diese Blume in Arendelle zu finden gibt.“

 

Hans erlaubte sich ein Seufzen. „Das hatte ich befürchtet“, murmelte er, „Der Befehl der Königin ist nicht zu erfüllen. Wir haben Mitte Oktober und die Händler aus warmen Ländern, wie Agrabah, handeln nicht mit Blumen. Die versuchen einem höchstens irgendwelche Lampen zu verkaufen.“

 

Einen Moment lang sah Lars aus, als wollte er etwas sagen, doch dann wandte er sich ab.

„Begleite mich zum Pier“, forderte er und Hans beeilte sich, zu ihm aufzuschließen. Seinen Bruder ließ man nicht warten, vor allem dann nicht, wenn man immer noch hoffte, einen Rat von ihm zu bekommen.

 

„Würdest du mich mitnehmen? Nach Corona?“, fragte Hans, während sie sich der „Titus“ näherten, einem kleinen, schnellen Schiff, das sich äußerlich kaum von den anderen am Kai unterschied.

 

Lars schüttelte den Kopf. „Du hast hier eine Schuld zu begleichen“, erinnerte er ihn, „Außerdem, wenn ich dich mitnehmen würde, was dann? Arendelle hat gute Beziehungen zu Corona. Königin Elsa könnte dich einfach zurückschaffen lassen und selbst wenn sie es nicht tut, Vater würde es irgendwann befehlen.“

 

„Weiß er inzwischen, dass ich gegangen bin?“

 

Lars schnaubte abschätzig. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Zumindest hat er nichts erwähnt und ich bin nicht so dumm, ihn danach zu fragen. Wie dem auch sei, wir müssen weiter, und du, du musst das hier zu einem zufriedenstellenden Ergebnis bringen. Vater würde dir das nie verzeihen, wenn du aus dieser Chance nichts machst.“

 

Hans nickte stumm. Die Fakten waren ihm wohl bekannt, er wusste nur nicht, wie er die gestellten Forderungen umsetzen sollte und scheinbar war Lars keinesfalls bereit, ihm dabei zu helfen, das herauszufinden.

„Wir legen gleich ab“, erklärte der kühl und winkte nebenbei einen seiner Matrosen heran. „Hubert, bring mir das Geschenk von meiner Frau.“ Der Matrose machte auf dem Absatz kehrt und Lars wandte sich wieder Hans zu.

„Ich werde bis zur Schneeschmelze in Corona bleiben“, berichtete er ihm und wirkte für einen Augenblick noch steifer als normal, „Solltest du vorhaben, mir noch einmal zu schreiben, solltest du das bedenken.“ Er drehte sich ruckartig um und machte sich daran, an Bord zu gehen. Erst auf halbem Wege blieb er nochmal stehen.

 

„Ach, Hans?“, rief er, während er sich ein weiteres Mal die Brille richtete, „Ich denke, du solltest Helga schreiben. Möglicherweise willst du dich bei ihr bedanken.“ Dann verschwand er auf dem Schiff und Hubert kam ihm mit einem großen Topf entgegen.
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2018-02-10T18:13:37+00:00 10.02.2018 19:13
Das Beschaffen einer Sonnenblume soll deine erste Aufgabe an meinem Hofe sein", äffte er die Stimme von Königin Elsa nach
Ha ha ha ha! XD (Das war meine erste Reaktion auf den ersten Satz)
Ach ich liebe dieses Kapitel, vor allem wie sehr Hans leidet *hust hust* hat er auch verdient, aber er scheint auch seine Aktionen zu bereuen - irgendwie. Sein einziger Freund, sein Pferd Sitron und er hat auch keine Glück, eine Sonnenblume zu bekommen. Er überlegt wirklich viel darüber nach und schribe sogar seinen Bruder Lars einen Brief, was ihm sehr schwer viel und zu guter Letzt trifft er ihn noch am Hafen. Nicht mal die Händler haben eine Sonnenblume XD Du hast seine Situation aus Verzweiflung ziemlich gut beschrieben und er knabbert wirklich sehr an dieser wahrscheinlich unmöglichen Aufgabe. (Als Lars vor Hans auftauchte, dachte ich mir so, jetzt kommt ein Streit - doch es war nur ein kleiner Auftritt seinerseits) Das Kapitel ist super!


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