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Mein Chef und ich

oder: Nie wieder Ferienjobs!
von

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Mein Chef ist auch als Frau unausstehlich

Tatsächlich war von dem Schnitt in meiner Hand am nächsten Morgen kaum noch etwas zu sehen. Trotzdem legte ich einen neuen Verband an, bevor ich mich auf den Weg zur Arbeit machte. Als ich das Aufnahmestudio betrat, wurde ich bereits von Saitoh-san erwartet, der einen ernsten Eindruck machte. „Guten Morgen, Saitoh-san. Warum der ernste Blick? Ist etwas passiert?“ „Ah, Kanagi-kun. Guten Morgen. Ja, könnte man so sagen. Das hier wurde gestern in Miyoshi-sans Zimmer gefunden.“ Der Fotograf hielt mir einen vergammelten Shrimp hin und ich verzog das Gesicht, ehe ich mich abwandte. „Igitt. Das riecht ja grauenhaft.“ „Wir vermuten, dass das nicht das einzige war, was sich in Miyoshi-sans Zimmer befunden hat. Nun können wir nur hoffen, dass auch der Rest gefunden wird und sich der Gestank verzieht.“ Ich atmete innerlich auf, als ich das hörte. Das hieß, keiner wusste, dass diese Sache auf meinen Mist gewachsen war. „Ich mache mir Sorgen. Erst die Sache mit Miyoshi-sans Zimmer und dann die Sache mit den Rasierklingen. Glaubst du, jemand will ihm schaden?“ „Keine Ahnung. Hat denn jemand einen Grund, ihm zu schaden?“

„Mir würde da glatt jemand einfallen, Mondkalb.“ kam es von dem Blonden, der natürlich genau in diesem Moment an mir vorbeirauschte. „Genau, und dabei verletze ich mich gleich selber. Für wie dumm hältst du mich eigentlich?“ „Glaub mir, darauf willst du keine Antwort.“ „Du blöder...“ „Leg mal eine andere Platte auf. Langsam wird es langweilig.“ Schon war mein Chef hinter dem Sichtschutz verschwunden und Saitoh-san lächelte mir kurz zu. „Erstaunlich. Ihr beiden scheint euch angefreundet zu haben.“ „Wir scheinen was? Wie kommen Sie denn auf die Idee?“ „Weil Miyoshi-san es sonst niemals zulassen würde, dass ein Assistent ihn duzt oder ihn gar beleidigt.“ „Wenn, dann beleidigt er mich. Wer hat denn mit dem Mondkalb angefangen?“ „Hör auf, rumzuheulen und schwing lieber deinen Hintern hierher, Mondkalb. Ich bekomme das Kostüm nicht zu.“ Knurrend trat ich hinter den Sichtschutz – und bekam einen Lachanfall. „Wie siehst du denn aus?“ japste ich, während ich versuchte, nicht zu ersticken. Ein deutlich sichtbarer Rotschimmer zog sich über Miyoshi-sans Wangen, doch seine Augen glitzerten mordlustig, als er antwortete. „Hör sofort auf damit, Mondkalb. Du willst doch nicht, dass ich dich wirklich rausschmeiße, oder?“ Mühsam bekam ich mich wieder in den Griff. „Was denn? Das Kleid steht dir echt gut. Sind das Rüschen?“ „Ich warne dich. Noch ein blödes Wort und ich werde dich...“ „...mit Taschentüchern bewerfen? Ist ja gut. Du verstehst auch keinen Spaß, was?“ Anstatt sich die Mühe zu machen, mir zu antworten, drehte der Blonde sich um und ich zog den Reißverschluss des tiefroten Kleids zu. Passend zu dem Kleid trug Miyoshi-san schwarze, flache Schuhe und eine Perücke. Er sah tatsächlich wie eine Frau aus. Fehlten nur noch die Brüste und etwas Make-up. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, hörten wir die Stimme einer jungen Frau. „Miyoshi-san? Kann ich anfangen?“ „Ja, ich bin so weit fertig. Verzieh dich nach hinten, Mondkalb. Hinter diesem Ding ist es schon beengt genug, da musst du nicht auch noch im Weg stehen.“ „Du mich auch, Madame.“ gab ich trocken zurück und wartete mit Saitoh-san bei den Kameras, bis mein Chef fertig war und zu uns kam. Schön. Das war wirklich das erste Wort, das mir einfiel. Mit den nun rückenlangen, goldenen, gelockten Haaren, dem perfekt abgestimmten Make-up und dem Kleid, welches offenbar im Brustbereich ausgestopft worden war, sah Miyoshi-san großartig aus. Niemand wäre darauf gekommen, dass er ein Mann war. „Pass auf, dass dir die Augen nicht rausfallen, Mondkalb.“ meinte Miyoshi-san giftig und brachte mich damit wieder in die Realität zurück. „Und mach den Mund zu.“ „Du bist aber nicht sehr umgänglich. Benimmt sich so eine Dame?“ „Ich geb dir gleich Dame.“ fauchte der Blonde und ließ sich vor den Kameras auf einen reich verzierten Stuhl sinken. Bis zur Pause hielt ich mich zurück, obwohl mir noch sehr viel zum Aufzug meines Chefs eingefallen wäre. Als der Gong zur Pause ertönte, stand dieser sofort auf und verschwand hinter dem Sichtschutz.

Da ich ahnte, dass er wohl wieder meine Hilfe brauchen würde, ging ich ihm nach und bekam so mit, wie er sich die Perücke vom Kopf zog. „Wirklich schade.“ stichelte ich. „Als Frau hast du viel besser ausgesehen.“ „Sehr komisch. Ich lache dann später. Anstatt zu versuchen, witzig zu sein, kannst du das Kostüm lieber wieder öffnen.“ Leicht kichernd tat ich, was der Blonde verlangte, während er sich mit einem feuchten Lappen von dem Make-up befreite. Allerdings war er wohl stärker geschminkt als erwartet, denn nun zog sich ein bunter Farbstreifen über sein Gesicht. „Halt still, ich mach das.“ sagte ich seufzend und wusch den Lappen in einer Schüssel mit Wasser aus, die auf dem Boden stand. Behutsam fuhr ich Miyoshi-san dann wieder über das Gesicht. Dieser spannte sich an und schloss fest die Augen, sagte aber nichts, sondern wartete, bis ich fertig war. „Gut, das war alles.“ Sofort funkelten mich seine tiefblauen Augen an. „Das hätte ich auch alleine geschafft, Mondkalb.“ „Hat man ja gesehen. Wenn ich dir nicht geholfen hätte, würdest du wahrscheinlich immer noch aussehen wie ein Clown.“ „Du bist wirklich unglaublich nervtötend, weißt du das?“

„Gleichfalls. Ich lasse dich dann mal alleine. Eine Lady braucht schließlich ihren...hmpfh!“ Alles in mir schien zu versteinern. Warum...warum nur? Einmal mehr pressten sich die Lippen des Blonden auf meine und einmal mehr hatte mein Kopf sich entschieden, seinen Dienst vorläufig einzustellen. Warme Finger hielten mein Kinn fest, doch das wäre gar nicht nötig gewesen. Ich war auch so nicht in der Lage, mich zu bewegen. Ich kniff meine Augen zusammen und ließ des Kuss einfach über mich ergehen. Endlich lösten sich Miyoshi-sans Lippen von meinen, ich öffnete die Augen und sah, wie er grinste. „Dieser dumme Gesichtsausdruck passt echt gut zu dir, Mondkalb.“ Ich sagte nichts, sondern wirbelte einfach herum und flüchtete mich in den Pausenraum. Dort beschäftigte ich mich die restliche Pause damit, meine Faust gegen eine Wand zu donnern. Ernsthaft, was hatte dieser Trottel für ein Problem? Konnte er das nicht einfach mal bleiben lassen? Und warum zum Teufel hatte ich ihn nicht aufgehalten? Ich hätte ihn doch einfach nur von mir stoßen müssen! Schwer atmend ließ ich von der Wand ab und betrachtete gedankenverloren meine blutigen Knöchel. Warum endeten unsere Treffen eigentlich so gut wie immer damit, dass er mich entweder küsste oder mir in den Hals biss?

„Dieser verdammte Bastard!“ fluchte ich laut und schlug noch einmal heftig auf den Tisch. Warum musste mein Leben nur so seltsam verlaufen, seit ich den Blonden kannte? Nichts ergab mehr einen Sinn und das Schlimmste war, dass ich noch viereinhalb Wochen vor mir hatte. Ich atmete einige Male tief durch, bevor ich mich schließlich wieder zum Aufnahmestudio begab. Dort waren mehrere Personen bereits dabei, alles für die nächste Session vorzubereiten. Da ich anscheinend einmal nicht gebraucht wurde, um meinem Chef zu helfen, schaute ich den Arbeitern zu, bis diese ihr Werk vollendet hatten. „Wofür ist das alles?“ erkundigte ich mich bei Saitoh-san, doch es war nicht er, der mir antwortete. „Du würdest es wissen, wenn du mal in deinen Terminplaner schauen würdest, Mondkalb.“ Ich wandte mich Miyoshi-san zu, der nun eine Art Rüstung trug, an dessen Rücken sehr beeindruckende Engelsflügel befestigt waren und in einer Hand ein ziemlich echt aussehendes Schwert hielt. „Keiner hat dich gefragt, Schnösel.“ zischte ich wütend. „Außerdem trägst du das falsche Kostüm. Niemand, der bei klarem Verstand ist, wird dir die Engelsnummer abkaufen.“ „Was wohl bedeutet, dass sie bei dir wunderbar funktioniert.“ erwiderte der Blonde lässig. Durfte ich ihn umbringen? Ich wollte ihn so gerne umbringen. Er schrie geradezu danach.

Leider wurde auch dieser Plan vereitelt, da Miyoshi-san bereits vor dem Greenscreen Aufstellung genommen hatte und eine furchtbar kompliziert aussehende Vorrichtung verpasst bekam. „Alles klar, das war alles.“ „Gut. Miyoshi-san, bereit?“ „Natürlich.“ Saitoh-san gab zwei Männern ein Zeichen, die ein langes Seil in den Händen hielten und diese begannen zu ziehen. Sofort hob mein Chef vom Boden ab. Erst, als er bestimmt vier oder fünf Meter in der Luft hing, befestigten die beiden Helfer das Seil an einem starken Haken, der an der Wand befestigt war. „Ist das nicht gefährlich?“ fragte ich und Saitoh-san lächelte mir kurz flüchtig zu, bevor er etwas sagte. „Absolut nicht. Wir haben die Vorrichtung gestern sehr gründlich getestet.“ Dann wandte er seine Aufmerksamkeit Miyoshi-san zu. „Fangen wir an.“ rief er und der Blonde nickte. Na, ob das gut ging?



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