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Er und Sie

und der Rest vom Haufen
von

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Das Tier im Mann

Auch nach all den Jahren mit seiner Frau hatte Vegeta noch immer ein eigenen Schlafzimmer. Es lag im ersten Stock und hatte einen großzügigen Balkon, der ihm Blick auf die Haupstadt gewährte.

Er benutzte es inzwischen selten, dennoch hatte Bulma ihn nicht ein einziges Mal darauf angesprochen es aufzugeben. Sie hatten nie darüber geredet, aber er war sich ziemlich sicher, dass sie Bescheid wusste.
 

Barfuß und nur mit einer Jogginghose bekleidet, betrachtete Vegeta die Lichter der nächtlichen Stadt. Die weit geöffneten Flügel des Balkonfensters ließen kalte Luft herein. Der Herbst war schon durch die Straßen gezogen und hatte mit kahlen Bäumen gesäumte Gehwege hinterlassen.
 

Normalerweise war das nicht Vegetas Wetter, er mochte es gern wärmer. Aber heute Nacht ging das in Ordnung, denn er war kurz davor aus der Haut zu fahren.

Mit einem Satz stand er auf der Brüstung, dann wandte er sich dem Haus zu. Architektonischer Firlefanz sorgte dafür, dass die ganze Fassade mit Möglichkeiten ausgestattet war, sich festzuhalten. Vegeta sprang zu einem Sims und zog sich daran hinauf. Routiniert hangelte er sich weiter nach oben. Bis auf das Dach brauchte er nicht lang.
 

Er hätte auch fliegen können, aber das wäre nicht Sinn der Sache gewesen. Nicht, wenn der Vollmond so hell am Himmel leuchtete. Auf der Erde war der Mondzyklus kurz und so hatte sich der Prinz mit einem hormonellen Rhythmus abfinden müssen, der dem Bulmas gar nicht so unähnlich war.
 

Vegetas Schwanzstumpf juckte, er bleckte die Zähne. In solchen Nächten schienen diese immer etwas schärfer zu sein als gewöhnlich. Er hatte das Bedürfnis, sie in etwas, oder besser jemanden hineinzuschlagen. Auch wenn er ob seines fehlenden Schwanzes nie wieder Ozaru sein konnte, steckte der Weraffe doch in ihm.
 

Das Haar in seinem Nacken richtete sich auf, als er über das Dach wanderte. Er war dem Mond etwas näher gekommen, aber daran lag es nicht. Vegeta war nicht allein.
 

„Oi, Vegeta!“ Goku setzte lautlos auf dem schrägen Untergrund auf.

Der Prinz verschränkte die Arme „Was willst du, Kakarott?“ Er war er gerade auch ohne diese lästige Witzfigur ziemlich bedient.

„Es ist Vollmond. Ich konnte nicht schlafen.“

„Ist das mein Problem?“

„Ich dachte, wenn ich mich an die Regeln halte...“

Vegeta schnaubte und drehte sich weg.
 

Auf Gokus Gesicht erschien ein Lächeln. Der Krautkopf wusste, er hatte schon gewonnen. Es galt nur zu spuren. Also zog er seine Stiefel aus und legte sein T-Shirt ab.

Vegeta sah unwirsch in eine andere Richtung. Kakarott war kein regelmäßiger Gast in Vollmondnächten, aber wenn er da war, dann befriedigte das die inneren Affen der beiden Männer enorm. Das konnte der Prinz nicht leugnen, also ließ er die Gesellschaft des anderen zu.
 

Goku fröstelte und rieb sich über die Oberarme. Bevor er etwas sagen konnte, wetzte Vegeta los. Sein Weg führte über die gesamte Länge des Daches, dann mit einem Sprung zum niedrigeren Nachbargebäude. Goku folgte, schon kurz darauf war er nur noch eine Schattenlänge von Vegeta entfernt. Er griff nach diesem, doch der Prinz schlug unerwartet einen Haken.
 

Wild ging es über ein drittes Dach, bis sie beide völlig lautlos an dessen Fassade hinabkletterten. Immer bestrebt den Prinzen zu erreichen, fing Goku Vegetas Schulterblick auf. Die Mundwinkel des Prinzen zogen sich nach oben. Auch sein Rivale hatte dieses Lächeln im Gesicht, das er sonst nur bei ernsthaften Kämpfen zeigte.
 

Als sie auf der großen Rasenfläche des Capsule-Corporation-Geländes Halt machten und einander taxierten, bleckte Vegeta erneut die Zähne und setzte zum Gegenangriff an. Das Spiel der beiden intensivierte sich, als Goku in die Tropenhalle flüchtete, wo zu dieser Jahreszeit der Dinosaurier lebte.
 

Sie hetzten gemeinsam über Palmen und Bäume, durch Dickichte und am Ende sogar über den Diplodocus, der so schlaftrunken war, dass er gar nicht wusste wie ihm geschah. Vegeta stieß einen triumphierenden Schrei aus, als er den unachtsamen Kakarott endlich am Oberarm packte. Instinktiv sprang er auf dessen Rücken und schlug ihm die Zähne in die Schulter.
 

Die Wunde blutete leicht, aber schon am Morgen würde sie kaum mehr zu sehen sein. Vegeta ließ ab, beide Männer entspannten sich, nahmen sich die Zeit Atem zu schöpfen. Goku wandte sich um und grinste. Auch Vegetas Laune hatte sich verbessert, sie hatten das schon lange nicht mehr gemacht.

„Warum hast du so plötzlich angehalten, Kakarott?“, forschte er nach.

Goku sprang zur Antwort an einem Baum hoch, riss in der Dunkelheit etwas ab und warf es Vegeta zu.

„Das ist nicht dein Ernst!“ Der Prinz errötete, was sollte dieser Unsinn?!

„Magst du keine Bananen, Vegeta?“, Goku schien enttäuscht.

„Denkst du denn nur ans Essen, du Idiot?“

„Aber ich bin hungrig!“ Goku machte ein Gesicht wie ein geprügelter Hund.

„Tsk!“
 

Vegeta ließ die Bananen fallen und machte kehrt. Es ging völlig über sein Verständnis, wie Kakarott eine Siegeschance für Obst verschenken konnte! Er knirschte mit den Zähnen und verließ die Tropenhalle, um über die Fassade zurück in sein Schlafzimmer zu gelangen.
 

Der Krautkopf folgte – und er nahm tatsächlich die Bananen mit! Was das zu fassen?!

Andererseits hatte Kakarott sich an die Regeln gehalten, die Rangordnung war für diese Nacht klar. Vegetas Instinkte forderten noch immer Tribut.
 

Goku hatte den Balkon gerade erst betreten, als der Prinz kommandierte: „Fang an, Kakarott.“

Sein Rivale legte die eingesammelte Kleidung sowie seine Bananen ab und gehorchte.
 

Das Schlafzimmer war karg eingerichtet und glänzte vor pedantischer Ordnung – eine Folge von Vegetas Soldatenzeit. Im Wandschrank allerdings befanden sich massig Kissen, Decken und Felle. Alle penibel zusammengelegt und gestapelt, damit möglichst viele hineinpassten. Goku begann alles scheinbar wahllos in der Mitte des Raumes zu verteilen.
 

„Da muss noch ein Fell hin. Dort auch“, Vegeta war lange nicht zufrieden, korrigierte reichlich und tatsächlich kam in den nächsten zehn Minuten kein Wort der Klage über die Lippen des anderen Saiyajin. Schließlich nickte Vegeta und entließ Goku aus seiner Pflicht, der sich daraufhin die Bananen schnappte und begann zu essen.
 

Der Prinz schloss das Balkonfenster und umkreiste das Nest in der Zimmermitte. Es sah anheimelnd aus, verführerisch. Genauso, wie er es aus seiner Kindheit in Erinnerung hatte. Niemals wäre er damals auf die Idee gekommen, mit jemandem wie Kakarott ein solches Nest zu teilen. Zu entfernt waren sie im gesellschaftlichen Kontext.

Aber es war niemand anderes mehr übrig. Der Einzige, der ein solches Nest noch zu schätzen wusste, wenn auch nur instinktiv, anstatt aus einer kulturellen Vorliebe heraus, war Kakarott.
 

Vegeta starrte. Er war in Gedanken versunken und fand erst wieder in die Gegenwart zurück, als Goku sich mit einem Seufzen im Nest niederließ und beim Kauen Decken hin- und herschob. Da die Ränge für diese Vollmondnacht geklärt waren, musste er als Kissen herhalten.
 

Als Nestoberster stand Vegeta Kakarotts empfindlichster Teil als Kopfunterlage zu – der Bauch. Goku kicherte, als der Prinz es sich bequem machte.

„Wenn ich in meiner Kindheit gewusst hätte, warum ich immer das Bedürfnis hatte auf diese Art bei Großvater zu schlafen...“

„Du hast in seinem Schritt gelegen und das ist schlicht unanständig“, unterbrach Vegeta barsch.

„Vegeta...“

„Halt einfach die Klappe.“
 

Sie hatten beide im Laufe ihres Lebens gelernt in konventionellen Betten zu schlafen, doch es hatte sich niemals so echt angefühlt wie das hier. Als sie zum ersten Mal eine Nacht auf diese Weise verbrachten, hatte Vegeta viel erklären müssen und entgegen seiner wortkargen Natur war er ausführlich gewesen.
 

Saiyajinfamilien oder Kriegerverbände hatten auf Vegetasei derartig genächtigt. Das gemeinsame Schlafen hatte Tradition gehabt. Die Rangniederen machten das Nest, der Rangoberste hatte das Privileg am bequemsten zu liegen. Am intensivsten sei diese Art den Schlafplatz zu teilen, wenn mehrere Ozaru sich nach getanem Kriegszug miteinander im von ihnen angerichteten Chaos niederließen.
 

„Vegeta?“

„WAS?!“

„Sollten wir die Kinder nicht auch bei uns schlafen lassen?“

Vegeta brummte: „Bis auf Son-Gohan hat keins der Blagen jemals seine Affeninstinkte ausgelebt, und die hat ihm deine Furie von Frau gründlich ausgetrieben. Warum sie an etwas gewöhnen, dass es bei den Menschen nicht gibt?“

Goku seufzte. Die Wahrheit war nicht immer bequem. „Gute Nacht, Vegeta.“

„Hn.“ Vegeta schloss die Augen.
 

Als er schon fast weggedämmert war, spürte er, wie sein Rivale sich regte. Ohne auch nur ein Lid zu heben, knurrte er: „Bei Gott, ich schwöre dir, Kakarott, wenn du mir jetzt eine Banane anbietest, bringe ich dich um.“

Goku lachte nervös und bestätigte somit die Annahme des Prinzen. „Wollte mich nur kratzen!“

„Besser für dich.“
 

Die Bewegungen der Saiyajin erstarben, ihre Atemzüge wurden tiefer. Und obwohl schon in fünf Stunden wieder die Sonne aufgehen würde, wussten beide, dass diese Nacht die erholsamste des ganzen Monats werden würde.



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