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Tod- und Lebensmüde

Happy End nach dem Tod
von

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Was einen im Schlafzimmer alles erwarten kann...

“Du existierst gar nicht mehr.”

“Ich fühl mich sehr real an.”

Tenten starrte Neji an. Es war Zeit zu Bett zu gehen und wie jeden Abend hatte sie sich im Bad fertig gemacht und war dann mit Zahnpasta noch im Mundwinkel in ihr Nachthemd geschlüpft und hatte sich auf zum Bett gemacht als sie ihn erblickt hatte. Ihren ersten Geist.

Neji stand wie ganz der Alte in ihrem Schlafzimmer. Er sah etwas verdattert aus, als hätte jemand ihn zu einer wichtigen Mission bestellt und ihn dann im Warteraum vergessen. Nein, das war nicht ganz der richtige Ausdruck. Dann wäre er wütend gewesen. Er sah so aus als habe sein Onkel ihn in sein Büro gebeten, um dann nur über Orchideen zu sprechen statt die Belange der Familie. Das traf es ziemlich genau.

Sein langes, seidiges Haar fiel ihm bis auf die Hüfte wie zu seiner Lebzeit auch; sein glattes bleiches Gesicht hatte beinahe jugendliche Züge, wenn es da nicht den starken Kiefer und die ausdrucksvolle gerade Nase gegeben hätte. Seine Stirn wurde wie immer von seinem Stirnband verdeckt. Nirgendwo war auch nur ein Blutspritzer zu sehen, obwohl er für einen Kampf gekleidet war. Nur die Waffen fehlten, möglicherweise waren sie jedoch verborgen.

Dass er gesprochen hatte brachte Tenten noch mehr aus dem Konzept. Sie stolperte rückwärts, fiel zu Boden und stieß sich den Kopf. Als sie die Augen wieder öffnete, war er weg.

Sie schluckte hart und versuchte tiefe, gleichmäßige Atemzüge zu nehmen. Dann kam sie übereilt auf die Füße, stolperte beinah wieder und fiel dem Lichtschalter geradezu entgegen. Auch im Hellen war nicht mehr von Nejis Anwesenheit zu spüren. Es war als wäre er nie da gewesen.

“War er ja auch nicht!”, schalt sie sich selbst und schlug sich gegen die Stirn. Trotzdem flackerten ihre Augen immer wieder zur Mitte des Raumes zu den dunklen Holzlatten am Boden, wo seine Füße gestanden hatte. Das letzte, was sie ihn hatte tun sehen war von sich selbst aufzusehen, wo er sich befühlt hatte als müsse er seine Realität überprüfen, und dann nach ihr zu greifen als sie fiel.

Tenten besuchte noch einmal das Bad, um sich Wasser ins Gesicht zu spritzen. Bis gerade eben war sie davon ausgegangen den Tod ihres Freundes schon vor Jahren ganz gut verarbeitet zu haben. Jetzt war sie sich nicht mehr so sicher. Aus dem Spiegel starrten zwei nervöse, braune Augen zurück.
 

Am nächsten Tag konnte Tenten das Gefühl beobachtet zu werden nicht abschütteln. Den ganzen Tag im Laden war sie ungeschickt und abwesend. Es ging so weit, dass Naruto sie drei Mal fragen musste, ob die von ihm bestellten Kunai angekommen waren.

“Huh? Wie bitte?” Tenten wandte ihren Blick von der schattigen Ecke ab und ihrem Kunden zu.

“Geht’s dir nicht gut?”, fragte der Blondschopf besorgt. Selbst als Hokage war er noch immer der fürsorgliche Freund, den man gewohnt war. Man sollte es nicht glauben, doch der Mann hatte es tatsächlich geschafft vom Dorftölpel zum Bürgermeister aufzusteigen. Er war sogar gut in seinem Amt. Er verstand es Leute zu inspirieren und so folgten sie ihm willig. Politische Eskalation beugte er mit Witz und Freundlichkeit vor. Er war die Art von Mann,der etwas Zeit brauchte, um den Respekt anderer zu gewinnen, doch hatte er dies einmal erreicht konnte man nicht anders als ihm ergeben zu sein. Tenten lächelte ihn eine Sekunde bewundernswert an, weil sie manchmal noch immer nicht fassen konnte wie sehr der kleine Junge gewachsen war.

“Ich hab nur schlecht geschlafen. Danke. Was wolltest du?”

“Kunai? Für die neuen Rekruten?”

“Hast du als Hokage nicht Angestellte, die so etwas für dich erledigen?”

Naruto grinste erst verschmitzt, dann unsicher: “Schon.”

Über ihre Schulter rief Tenten “Aber?” während sie in der Hinterkammer verschwand, um die Bestellung zu besehen.

“Ach...”, machte er. “Nichts.” Das war sehr seltsam. Es lag dem Hokage gar nicht herumzudrucksen.

“Wenn’s doch was ist, weißt du ja wo du mich findest”, lachte Tenten beim Zurückkommen. “Deine Ware ist hier. Ich lass sie auf deinen Karren bringen.”

“Danke.” Für einen Augenblick sah es so aus als wollte er doch etwas sagen oder sie fragen, entschied sich dann aber dagegen, winkte noch zum Abschied und ging dann hinaus um das Aufladen seiner Bestellung zu beaufsichtigen. Tentens Gedanken, ihrer Ablenkung beraubt, waren sofort wieder mit den schattigen Ecken ihres Ladens beschäftigt.
 

Der Ichiraku-Imbiss war schon lange nicht mehr der Treffpunkt des Dorfes. Jedenfalls nicht für Narutos Generation. Es stellt sich heraus, dass Krieg einem einen Geschmack für Sake gibt, nicht für Nudeln. Daher fand sich Tenten an meisten Abenden in einer Kneipe wieder. Lee traf sich oft mit Gai und da war Tenten natürlich auch mit von der Partie. Heute war sie allerdings stiller als sonst. Sie beschwerte sich noch nicht einmal über die blöden Sprüche, die Lee und sein ehemaliger Mentor immer noch rissen. Rollstuhl hin oder her, manche Dinge änderten sich nie. Gai trug sein Los sehr gut. Im letzten großen Krieg hatte er so schwere Verletzungen erlitten, dass er den Rest seines Lebens in dem blöden Ding verbringen musste, doch glücklicher - oder unglücklicherweise hatte das seinem Gemüt nicht geschadet. Er war noch immer genauso überheblich wie früher. Außerdem hatte der Mann die stärksten Arme in ganz Konoha - Er gewann Rennen mit seinem blöden Stuhl! Tenten scherzte oft, war insgeheim jedoch froh, dass Gai nie aufhörte das Beste aus sich zu machen.

Eine seiner starken Arme legte sich um ihre Schultern. “Tenten, was bist du so still heute?”, frage er. Auch Lee sah mit einer Mischung aus Neugier und Sorge drein. Tenten war normalerweise immer munter.

“Ich hab letzte Nacht komisch geschlafen”, erklärte sie nicht zum ersten Mal heute.

“Brauchst du eine neue Matratze?”, fragte Lee.

“Eine gute Matratze ist wichtig für die Erhaltung deiner Jugend!”, ermahnte Gai. Tenten verdrehte die Augen.

“Ich bin beinah dreißig. Mit meiner Jugend ist es bald eh dahin. Matratze oder nicht.” Sie lachte und trank einen großen Schluck. Altwerden störte sie nicht im Mindesten. Im Gegensatz zu anderen Frauen in ihrem Freundeskreis hörte sie keine Uhr ticken oder schämte sich ihrer Krähenfüße.

“Die Jugend im Herzen ist auch wichtig”, mahnte Gai und bedachte sie mit einem strengen Blick. Etwas anderes mischte sich auch hinein, doch Tenten konnte es nicht identifizieren. Lee trank den Rest seines Tees und erklärte, dass es Zeit sei, dass er Gai nach Hause begleitete. Tenten ließ die zwei ihrer Wege ziehen. Gai brauchte keine Hilfe um nach Hause zu kommen. Wahrscheinlich wollte Lee einfach allein mit ihm sein. Vermutlich um ihr nächstes Geburtstagsgeschenk zu besprechen. Wahrscheinlich eine Matratze.

Tenten verließ ihren Tisch, damit eine andere Gruppe sich dort niederlassen konnte, und setzte sich stattdessen an die Theke, der Ort für Alleintrinker. Es störte sie nicht. Sie hörte gern dem Leben in der Kneipe zu. Wie es pulsierte, unterbrochen durch lautes Gelächter alter Freunde, dem Schluchzen eines abgewiesenen Liebhabers, dem Triumpfschrei eines brandneuen Chu-nins, frisch aus der Prüfung. Sie spürte wie es sie berührte, am Leben hielt, hier in Konoha hielt. Es zog sie an, lullte sie ein. Sie fühlte sich nicht einsam, wenn sie allein an der Theke saß und trank. Sie fühlte sich lebendig. Sehr, sehr lebendig.

“Das fühl ich mich auch.”

Tenten fiel beinah vom Hocker. Die Stimme kannte sie.

Mit eisernen Fingern hielt sie sich am Rand der Tischplatte fest, sodass ihr Stuhl nicht umkippte. Als sie sich wieder aufgerichtet und den eiskalten Schweiß weggewischt hatte, der plötzlich auf ihrer Stirn ausgetreten war, schaute sie zu ihrer rechten. Neben ihr an der Bar saß Neji. Genauso unversehrt wie in ihrer Schlafkammer am Abend zuvor.

“Ich fühle mich… lebendig”, wiederholte er sinngemäß und starrte erst an seiner korporalen Gestalt und dann an ihrer hinab.

“Gut siehst du aus”, bemerkte er in seiner kühlen Art, die kein Lächeln in seinem Gesicht duldete. Tenten weigerte sich noch einmal mit einem Geist zu sprechen.

“Weißt du was man hier machen muss, um ein Bier zu bekommen?”, fragte er mit nur einer Spur Ungeduld in der Stimme.

Tenten trank noch einen Schluck und sah sich um als würde nicht ihr verstorbener Freund neben ihr hocken und versuchen die Aufmerksamkeit des Barmanns auf sich zu lenken.

“Ich kann mich nicht erinnern jemals zuvor dieses Problem gehabt zu haben”, äußerte er, ein wenig erstaunt.

“Natürlich nicht. Wenn du in eine Kneipe gegangen bist, war sich jeder sofort deiner Anwesenheit bewusst.”

Tenten wollte sich ohrfeigen. Sie hatte mit dem Geist gesprochen!

“Ich schätze niemand außer dir sieht mich hier.” Er sprach es aus als hätte er gerade einen Clou auf einer Mission entdeckt. Er sah sich um als suche er nach mehr.

“Neji...”, begann Tenten vorsichtig. Sie wusste nicht ganz was sie hier tat, doch dies schien ihr die richtige Frage, wenn sie schon mit ihm reden musste: “Warum bist du hier?”

Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder ihr zu. Die dünnen silbrigen Schlitze, seine Augen, weiteten sich ein wenig und er hob die Schultern. “Das weiß ich so sehr wie du.”

“Neji”, begann Tenten erneut. Sie nahm einen tiefen Zug, starrte in den Hals ihrer Flasche, beobachtete die braun schummrige Flüssigkeit am Boden und stieß leise aber bestimmt aus: “Du bist tot”. Keine Widerworte ertönten und als sie aufsah, war er fort. Der Hocker zu ihrer rechten war leer.

Sie seufzte. Natürlich war er leer. Neji, heil und auf einer Mission, war nur ein Figment ihrer Einbildung. Sobald sie sich daran erinnerte, dass er tot war, würde er immer verschwinden. Sie lachte ein bitteres Lachen.

Es ist nicht so, dass sie nicht überrascht gewesen war wie gut sie den Tod eines guten Freundes hatte überwinden können, doch es wunderte sie schon ein bisschen, dass es so lang gedauert hatte. Sie hatte erwartet ihn schon früher zu vermissen. Sie war davon überzeugt, dass die Einbildungen mit der Zeit wieder verschwinden würden. Dies war nur eine Phase. Nur eine der letzten Methoden ihres Gehirns die Erinnerung an ihren Freund zu erhalten. Vielleicht sollte sie sein Grab mal wieder besuchen. Das gäbe ihr bestimmt Frieden.

“Hey, willst du sein Bier?” Der junge Barmann sah sie fragend an.

“Wessen Bier?”, wollte Tenten wissen.

“Na, der Typ neben dir, der erst eins bestellt hat und dann einfach abgehauen ist.” Tenten konnte am genervten Gesichtsausdruck des anderen sehen, dass dieser keinen schlechten Scherz machte. Langsam nickte sie und das Bier wurde vor ihr abgestellt. Es war importiert und eins der teuersten auf der Karte. Genau was ein reicher Junge aus gutem Haus bestellen würde.
 

Am Abend nach der Kneipe hatte Tenten nicht schlafen können. Um ehrlich gesagt, hatte sie Angst davor gehabt sich zu bewegen. Sie war in der Kneipe auf ihrem Hocker geblieben bis man sie rausgeschmissen hatte. Dann war sie irgendwie nach Hause getorkelt und hatte auf dem harten Fußboden gelegen bis sie die ersten Sonnenstrahlen durch die Fenster lugen sehen konnte. Als sie versuchte aufzustehen, wurde ihr klar, dass sie noch immer betrunken war und beschloss, dass es keinen Sinn mehr machte auszunüchtern. Also ging sie zum Schrank im Wohnzimmer und schüttete sich einen Whiskey ein. Dann rief sie ihren Manager an und teilte ihm mit, dass sie heute nicht im Hauptladen vorbeikommen würde. Das Tolle daran seine eigene Kette an Waffenläden zu besitzen war, dass niemand einem Vorschriften machen konnte. Normalerweise genoß sie es mitanzupacken, selbst mit den Kunden zu sprechen und alles zu übersehen, doch sie hatte einen sehr fähigen Manager namens Hamilton, der es auch ohne sie fertig bringen würde. Nach dem Telefonanruf schlurfte sie ins Schlafzimmer und zog sich ihre feinsten Klamotten an. Zu spät fiel ihr ein, dass sie wahrscheinlich wie ein Bierfass stank und ihre Haare ungewaschen waren, doch irgendwie war es ihr auch egal. Sie quetschte sich in ihre feinen Schuhe, kämmte ihre Haare und zog sie dann streng zurück, um sie hochzustecken. Sie wusch sich das Gesicht und benutzte ein bisschen eines sehr teuren Parfums, das Lee ihr mal zu Weihnachten geschenkt hatte. Dann machte sie sich auf den Weg.

Obwohl sie normalerweise gern zu Fuß ging, winkte sie diesmal einen besonders früh wachen Jungen mit einem Laufkarren zu sich. Ihre Seidenschuhe hätten den Marsch niemals überlebt. Es fühlte sich falsch an von jemandem gezogen zu werden, doch die Morgenfrische tat ihr trotzdem gut. Es war noch recht kühl, obwohl jetzt schon klar war, dass das nicht lange anhalten würde. Die Sonne war jetzt schon fast grell.

Obgleich der Frühe herrschte im Anwesen der Hyuga schon reger Betrieb. Natürlich waren alle Bediensteten dabei den Tag für die Herrscher des Hauses vorzubereiten. Aus der Küche stieg ein herrlicher Duft von frischem Reisbrei mit Honig und Früchten. Als Tenten ausstieg sahen die Wachen sie verwundert an. Tenten kannte sie nicht.

“Holt den alten Gerd her” befahl sie. Die Wachen waren so verdutzt, dass der jüngere von beiden fast automatisch Folge geleistet hätte, doch der andere schüttelte sein Erstaunen schnell ab und sagte: “Du befehlst uns nicht.”

“Nein, ich weiß.” Tenten rollte die Augen. “Aber Gerd schon, also hol ihn bitte, damit er euch sagen kann, dass ihr mir verdammt noch mal den Weg freimachen solltet.”

Die zwei sahen unsicher drein. Tenten trug zwar ihren feinsten Kimono, aber ihr feinster war noch immer nicht besonders fein. Außerdem war er schlecht geknotet, sodass die Obi schief saß und eine ihrer Socken war heruntergerutscht. Sie trug auch keine traditionellen Holzschuhe, sondern die modernen Seidenschuhe aus dem Westen.

“Du könntest sie bewachen und ich könnte den Kommandant holen.” Der Jüngere flehte den Älteren beinahe an. “Ich habe noch niemanden den Kommandanten beim Namen nennen hören”, flüsterte er beschwörend.

“Still, du Dummkopf!”, erwiderte der Andere. Beide hatten mittlerweile ihre Piken ihr zugeneigt. Behutsam entnahm Tenten ihrem Kimono einen mit Stahl verstärkten Fächer. Sie machte drei Schritte auf den Älteren zu. Sofort erhob er die Waffe gegen sie. Mit dem Fächer fing sie den Schlag ab und leitete ihn nach unten weiter, während sie dem Stoß des Jüngeren mit Leichtigkeit auswich. Natürlich verfehlte der Stoß sie und Tenten konnte ihm die Waffe einfach entreißen, während er in seinem Übermut zu Boden ging. Den Älteren mit der neuerungenen Waffe k.o. zu schlagen war auch ein leichtes.

Sie ließ den Fächer wieder verschwinden, stubste den jüngeren Wachsoldaten mit seiner eigenen Pike an und fragte: “Wärst du so nett das Tor für mich zu öffnen?” Beeindruckt wie elegant sie die Waffe mit einer Hand führte, wagte er es nicht ihr zu widersprechen. Aber er wich auch nicht von ihrer Seite als sie in den Hof schritt.

“Schließ am besten hinter dir, Söhnchen”, riet Tenten. Der junge Soldat schnellte zurück, um das Tor wieder zu verschließen und holte sie dann auf dem Weg zum Wachhaus ein. Er öffnete die Tür für sie, machte einen Salut und rief in die Stube hinein: “Herr Kommandant, unbekannte Dame hat sich gewaltsam Einlass zum Anwesen verschafft!”

Seine Kumpanen sahen so aus als wollten sie ob eines Scherzes in Gelächter ausbrechen als sie beobachteten wie Tenten in ihren Kleidern zur hintersten Ecke trippelte, doch die Stille ihres Kommandanten hielt sie auf. Gerd war ein älterer Herr mit narbigem Gesicht, stämmigem Bau und einem groben aber nicht derben Sinn für Humor. Als er den Neuankömmling sah, bat er zwei der umstehenden Soldaten sich um das Tor zu kümmern und einen Verbandskasten mitzunehmen, bevor er aufstand und zu seinem Privatschrank schritt. Er holte zwei Gläser hervor und seinen feinsten Cognac. Ihre Worte hallten klar und deutlich durch die Stube, weil es so still geworden war. Keine einzige Rüstung klirrte.

“Tenten, du Luder.”

“Na, alter Sack.”

Er schenkte ihr und sich selbst großzügig ein und sie tranken in einem aus.

“Was für eine Verschwendung”, maulte Gerd, doch er schenkte ihnen gleich nochmal ein.

Als sie fertig getrunken hatten, erbot er sich: “Ich gehe ein Stück mit dir.”

Sie nickte nur und zusammen verließen sie die Stube unter neugierigen Blicken.

“Viele neue Gesichter”, bemerkte Tenten.

“Nicht wirklich. Es ist nur so, dass ich am Donnerstag alle neuen Rekruten trainiere, damit die alten Hasen einen Tag frei haben.”

“Wie lieb von dir.”

“War nicht meine Idee. Mademoiselle Hyuga hat es so eingerichtet. Sie mag die jüngeren Wachen lieber.”

Das wunderte Tenten und Gerd lachte ein bisschen. “Liegt nur daran, dass die jüngeren sie nicht aufwachsen gesehen haben. Sie betrachten sie mit anderen Augen. Das gefällt ihr.”

“Ah.” Das machte schon mehr Sinn. Hanabi stand lieber im Rampenlicht als ihre ältere Schwester. Gerd führte sie auf einem kleinen Pfad an der Wachstube und dem Haupthaus vorbei. Er schlängelte sich ein ganzes Weilchen durch die langweiligen, weniger stilvollen Teile des großen Gartens und endete im Familienmausoleum.

“Er war nicht großartig beliebt”, gestand Gerd. “Und ich versteh auch wieso”, fuhr er fort.

“Er war’n arroganter Schnösel”, lachten er und Tenten beide gleichzeitig.

Dann wurde seine Stimme wieder hart. “Aber ich find’s schön mit anzusehen wie du immer noch ein paar Mal im Jahr herkomst, nur um hierher zu wandern.”

Sie sah ihm fest in die Augen. “Ja, ich auch.”

Dann verabschiedeten sie sich und Tenten machte ihren Weg allein zum Grabstein, der ihr vertrauter war als alle anderen.

Als sie ankam, begann sie mit “Hey.”

Für eine schreckliche Sekunde hatte sie Angst, dass ihre Imagination ihr einen Streich spielen würde und sich gerade hier an diesem Ort freien Lauf lassen würde mit ihren neuerlichen Halluzinationen. Doch zum Glück antwortete keine ihr bekannte Stimme. Also fuhr sie fort.

“Lang nichts von dir gehört”, hätte sie normalerweise gesagt, doch dieser Witz hatte seit vorgestern einen bitteren Beigeschmack, also ließ sie es bleiben.

“Ich hab dir diesmal nichts mitgebracht. Ich bin ein bisschen impromptu hier. Das kannst du vielleicht auch riechen. Naja, wenn du noch eine Nase hättest, aber da sie größtenteils aus Knorpel besteht ist sie schon längst weg.” Sie lächelte den Grabstein an und fuhr fort. “So viel ist nicht passiert seit dem letzten Mal, dass ich hier war.”

Umständlich setzte sie sich neben den Grabstein und lehnte sich an. Ein paar verwelkte Blütenblätter waren von Wind und Wetter in den Stein geschweißt. Ansonsten sah alles noch sehr schön aus. Die Gärtner gaben sich große Mühe mit dem Friedhof. Sie sah auf zum Mausoleum. Das Gebäude war groß und ehrerbietig. Sie war so froh damals gekämpft zu haben. Tenten meinte nicht im Krieg. Sie meinte den Familienzwist der entstanden war als beschlossen werden musste wo Neji begraben werden würde. Sie konnte sich noch gut an Hinatas Ärger erinnern, wie ihre schneeweißen Augen vor Zorn aufgeblitzt waren und sogar ihr Vater davon Respekt eingeflößt wurde. Tenten war direkt an ihrer Seite gewesen, hoch aufgerichtet mit vorgerecktem Kinn. Sie war es die Hinata von Nejis Beerdigungswünschen erzählt hatte.

“Siehst du die Vögel da?”, hatte er sie einst zu Lebzeiten gefragt. Tenten hatte von ihren Schnürsenkeln aufgesehen und genickt.

“Ich will unter freiem Himmel begraben werden. Hast du gehört?” Wieder Nicken.

Zu dem Zeitpunkt hatte sie nicht verstanden warum er es ihr so gesagt hatte, aber sie glaubte es jetzt zumindest erahnen zu können.

“Ich wusste, dass ich auf dich zählen könnte.”

Tenten schreckte so schnell auf, dass sie sich den Kopf am Stein aufschlug.

“Entschuldige”, machte Neji kurzangebunden. Wenn er dieses Wort sagte konnte man nie genau wissen ob er es nur sagte, weil man es von seinen Manieren erwachtete oder ob er es tatsächlich meinte. Das hatte sich im Tod auch nicht geändert.

“Wird es nicht langsam Zeit, dass du mich in Ruhe lässt? Siehst du? Ich bin an dein Grab gekommen. Mein Gewissen ist rein. Du solltest langsam verschwinden.”

Neji runzelte die Stirn. Er stand da in derselben Kleidung wie an jenem ersten Abend, die Hände auf dem Rücken verschränkt als würde er gleich Kriegsstrategie mit seinem Onkel, ihr selbst und Hinata debattieren. Sein Blick glitt vom Mausoleum zu ihr herab.

“Kommst du nur hierher, weil du ein schlechtes Gewissen hast?”

Tenten stöhnte. Diese imaginäre Version war genauso nervtötend wie die echte Version.

“Verdreh meine Worte bitte nicht. Du kommst aus meinen Gedanken. Offenbar vermisse ich dich ...oder so. Ich versuche nur die Situation so gut wie möglich zu meistern.”

Er sah ihr lange in die Augen und sein intensiver Blick war ihr unangenehm. Warum ihre eigenen Gedanken sie so anstarren sollten war ihr schleierhaft.

“Warum bin ich hier?”, fragte er sie mit seiner dunklen Stimme, die noch genau so klang wie Tenten sie in Erinnerung hatte. Natürlich klang sie genauso. Sie war direkt aus Tentens Erinnerungen gepflückt worden. Sie war sich sicher, denn als er diese Frage stellte schlug es in ihrem Innern an, als vibrierten die Saiten eines Instruments dort.

Sie hob die Schultern. “Das weißt du besser als ich. Mir war nicht einmal bewusst, dass ich dich mehr vermisse als sonst. Vielleicht ist es Hinatas Hochzeit.” Sie lächelte den Neji ihrer Erinnerung an.

“Hinata heiratet?”, fragte er verdutzt. Tenten nickte verschmitzt. Natürlich würde der Neji ihrer Erinnerung nichts von der Hochzeit wissen.

“Wen?”, wollte er wissen, doch schon im nächsten Augenblick ging ihm ein Licht auf. “Natürlich”, machte er. Er hatte sich vollkommen im Griff. Was immer er darüber dachte, sein Gesicht verbarg es. Tenten lachte ihn sanft aus.

“Ich hoffe, sie hat dich eingeladen.”

Tenten nickte. “Natürlich, ich…”

Neji ließ sie nicht ausreden. Wie früher, ergriff er wie selbstverständlich das Wort: “Es ist nicht richtig dich von Familienfestivitäten auszuschließen nur weil du nicht denselben Rang hast.”

Tenten verdrehte die Augen. “In den Augen des Vaters der Braut ist nicht mal der Bräutigam von genügend Rang um seiner eigenen Hochzeit beizuwohnen.”

“Aber ich dachte, er sei Hokage”, äußerte Neji verwundert.

“Ja, ist er ja auch. Und dein Onkel ist wirklich sehr viel akzeptierender geworden. Was ich vorhin sagen wollte ist, dass ich nicht nur eingeladen, sondern zusammen mit Sakura eine der Brautjungfern bi-” Tenten hielt inne, ihre Lippen bebten. Wenn dieser Neji die Version ihres Freundes war, an den sie sich als Lebenden erinnerte, woher würde er dann wissen, dass Naruto Hokage war.

“Woher weißt du das? Woher weißt du, dass er Hokage ist?”

Er sah sie verwirrt an. “Das hast du selbst gesagt. Du meintest zu Naruto: ‘Hat man als Hokage dafür keine Angestellten’?” Er machte einen Schritt auf sie zu, doch Tenten ging in die Defensive.

Das hatte sie tatsächlich gestern gesagt. Gestern. Nicht als Neji noch lebte. Gestern.

“Wer bist du?”, zischte sie. Sie konnte nicht, fassen dass sie eben noch gelacht hatte. Das Bier gestern könnte noch zu erklären gewesen sein. Sie hatte einen Kerl außer Neji zwar nicht bemerkt, doch sie war in Gedanken gewesen. Jeder hätte zur Theke kommen, etwas bestellen und wieder gehen können. Aber was hier passierte war unheimlich. Hirngespinst oder nicht, das Ausmaß ihrer Halluzinationen begann sie zu ängstigen. Ganz zu schweigen von der unmöglichen Möglichkeit einen echten Geist - war das ein Oxymoron? - vor sich zu haben.

“Geh weg oder Schlimmes geschieht”, warnte sie ihren Gegenüber. Sein Haar wallte und bauschte sacht mit einer Windbö, die es bis in diesen entlegenen Winkel des Gartens geschafft hatte. Tenten richtete sich zu ihrer gesamten Größe auf und brachte den Fächer zum Vorschein. Abrupt ließ sie ihn das Bild sehen, dass sich aus den Falten des Fächers ergab. Es war Konoha aus der Vogelperspektive. Der Laut schien ihn zu verunsichern. Sie machte einen Schritt auf ihn zu. Dann ließ sie den Fächer einmal durch die Luft fahren. Neji war wie weggeblasen. Verstört sah Tenten sich um. Doch er war wirklich weg.

Sie sah Gerd in der Ferne den Weg zum Friedhof entlang kommen. Mit stählernen Nerven beschied sie ihn auf halbem Wege zu treffen. Angekommen informierte er sie, dass die Familie sie zum Frühstück einlud.

“Du musst ihnen nicht sagen, wenn ich hier ankomme, weißt du”, ermahnte sie ihn. Er hob die Schultern. “Ich glaube, es ist gut für alle, die involviert sind. Und technisch gesehen soll ich es melden, wenn Gäste durch das Tor kommen.”

Tenten verdrehte die Augen.

“Nebenbei bemerkt...”, begann Gerd. “Ich bin sicher niemand im Haus würde es beanstanden, wenn du einen jungen Mann offiziell mitbrächtest.” Die Art und Weise wie er ‘offiziell’ betonte kam ihr seltsam vor.

“Wie meinst du das?”

“War da nicht gerade ein junger Mann im Friedhof mit dir?” Offenbar hatte er gedacht, dass sie irgendwie jemanden hineingeschmuggelt hatte. Sie konnte fühlen wie die feinen Härchen in ihrem Nacken sich aufrichteten.

“Nein.”

“War es einer der Gärtner?”

Tenten schüttelte den Kopf. “Du musst dich geirrt haben”, gab sie mechanisch von sich. “Ich war allein.”

“Ach, echt?”

“Ganz allein.”
 

Die Halle der Hyugas war imponierend. Zum Glück war Tenten sie schon gewohnt. Ansonsten hätten die hohen Decken, die dicken Balken und Säulen und die unendlich lange Tafel sie sicher eingeschüchtert. Aber seit des Beerdigungsmahls hatte der Raum allen Schrecken verloren. Ironisch, hätten einige gesagt. Doch wenn man drei Studen lang langweilige Konversation mit Nejis langweiligen Verwandten machen musste verlor alles seinen Schrecken, sogar der Tod.

“... Und das war als er drei Jahre alt war. Als er vier war hatte er bereits gelernt sein Chakra perfekt zu beherrschen und-”, hatte eine Hiashis uralter Tanten zum Besten gegeben.

“Absolut beherrscht!”, hatte das Familienoberhaupt vom Tischende zugestimmt. “Der Junge verstand was von Chakra!”

Tenten hatte ein Seufzen unterdrückt und einen mitleidigen Blick mit Hinata getauscht, die dichter bei ihrem Vater gesessen hatte.

Tenten lächelte kurz, hörte auf in Erinnerungen zu schwelgen und sah vom Tisch auf, an dem sie damals gesessen hatte. Stattdessen wandte sie sich an Hinata, die bei einer der Säulen auf sie wartete. Zusammen schritten sie zum Esstisch und ließen sich nieder.

Hiaschi und viele andere saßen bereits. Andere strömten noch durch Seitentüren hinein.

“Tenten”, begann der früher so verhasste Onkel. “Schön dich wieder an unserem Tisch zu sehen. Es erfüllt mich mit Freude zu sehen wie du meinem Neffen noch immer den ihm gebührenden Respekt entgegenkommen lässt.”

“Sie tut es aus Freundschaft”, interjektierte Hinata tadelnd. Er schenkte ihr einen missbilligenden Blick, sagte jedoch nichts dazu.

“Es freut mich ebenfalls wieder die gute Küche Eurer Halle genießen zu können.”

Die Bediensteten des Hyugaanwesen waren wie einstudierte Synchronschwimmer. Sie bewegten sich in fließenden Bewegungen durch die Hallen. So auch als sie das Frühstück servierten. Beinah geräuschlos schlurfen sie mit flinken Füßen über den Boden und deckten den Tisch. Leider schauten sie einem nie in die Augen. Das war Tenten immer unangenehm. Sie wusste, dass Hinata es mittlerweile auch zu schaffen machte. Sie hatte Tenten anvertraut, dass sie in dem neuen Heim, das sie mit Naruto teilen würde, nicht so leben wollte.

“Wie ist es dir seit unserer letzten Begegnung ergangen?” Allen anderen am Tisch war es erst gestattet zu essen, nachdem Hiaschi den ersten Bissen getan hatte. Daher beeilte Tenten sich mit ihrer Antwort.

“Gut, sehr gut.”

“Ich hab gehört du warst im Krankenhaus.” Noch mehr Erkundigungen waren nicht unbedingt ungewöhnlich für Hiaschi, doch dass er alle davon abhielt zu essen schon. Es war fast so als wolle er absolute Stille für ihre Antwort.

“Mein Arm und ein paar Rippen waren gebrochen. Nichts was ich nicht schon früher durchgemacht hätte.”

“Wie kam es dazu?” Wenn er wusste, dass sie im Krankenhaus gewesen war, wäre es verwunderlich wenn er nicht wüsste warum. Tenten antwortete:

“Die Achse in einem meiner Lieferwägen ist gebrochen und ich wurde unter einer wagenladung Waffen begraben.”

Er starrte noch einen Augenblick in ihre tiefbraunen Augen, ließ es aber dann dabei beruhen. Endlich nahm er den ersten Bissen.
 

Nach dem Frühstück wollte Tenten eigentlich ihren Rausch ausschlafen gehen, doch Hinata bestand darauf noch etwas der Zeit ihrer Freundin einnehmen zu dürfen. Der lieben Hyuga-Anwärterin konnte sie nichts abschlagen.

“Ich mache mir ein wenig Sorgen um die Hochzeit”, gestand Hinata während sie im Garten spazierten. Tenten starrte in die Ferne, wo sie den obersten Teil des Mausoleumdaches durch ein paar Bäume erspähen konnte, doch schüttelte sich aus ihren bisherigen Gedanken frei.

“Wie meinst du das? Naruto wird sich benehmen, dafür Sorge ich schon. Mich interessiert es nicht die Bohne, dass er jetzt Hokage ist.”

Hinata brach in Lachen aus. Es war so ein lieblicher Klang. Es wärmte ihr immer das Herz. Hinata rief in ihr den eigentümlichen Drang wach sie zu beschützen. Besonders seitdem Neji nicht mehr dazu in der Lage war.

“Ich mache mir doch keine Sorgen um Naruto”, winkte Hinata ab. “Es geht um die Hochzeit. Um genauer zu sein, um die Größe.”

“Die Größe der Hochzeit?” Tenten verstand nicht ganz. Sie ging die Rechnungen im Kopf durch. “Alles ist bezahlt. Dein Vater ist glücklich und so sind alle deiner anderen zweihundert Verwandten. Deine Bediensteten sind disziplinierter als die meisten Shinobi, die ich kenne. Nichts wird schief gehen, egal wie groß.”

Hinata lachte immer mehr und Tenten wurde immer verwirrter.

“Du hast so einen praktischen Geist”, schmunzelte sie als sie an ein paar Orchideen vorbei wandelten. Hinata hielt inne, um sich am Duft und deren Anblick zu ergötzen.

“Ich mache mir Sorgen, dass ich es nicht...” Sie fand nicht die richtigen Worte. Ihr hübsches Gesicht zeigte angestrengtes Grübeln.

“Vielleicht ist es selbstsüchtig das zu denken”, gab sie schließlich zu. Nun war Tenten gespannt. Hinata war nicht für ihre selbstsüchtigen Gedanken bekannt!

“Ich bin etwas bang, dass mir meine eigene Hochzeit nicht gefällt”, gestand sie schließlich. Sie hatte sich beim Grübeln gebückt um an einer wunderschönen violetten Orchideenblüte zu schnüffeln. Jetzt hockte sie sich vollends hin und sah durch die Stengel als könnte sie dort die perfekte Zeremonie finden.

“Ich will mein Leben mit Naruto nicht mit so viel pompösen Gedöns beginnen. Das wär mir immer ein Dorn im Auge.”

“Wenn du’s nicht tust ist dein Vater dir immer ein Dorn im Auge”, gab die in der Tat praktische Tenten zu bedenken.

“Ich weiß”, lächelte Hinata, aber es war eine Spur wehmütig. Da hatte Tenten eine Idee.

“Hinata?”

“Ja?”

“Würdest du sagen, du vertraust mir?”

Die Frage überraschte sie eindeutig. Aber nachdem sie sich eine Strähne aus dem Gesicht gefischt und in Tentens Gesicht aufgesehen hatte, war ihre Antwort ohne Zweifel: “Mit meinem Leben.”

“Dann mach dir keine Sorgen mehr.”

Hinata erwägte die Aufforderung eine Sekunde lang und kam ihr dann nach. Mit einem Nicken gab sie ihr Einverständnis sich nicht mehr zu sorgen.

“Kann ich dir jetzt eine Frage stellen?”, wollte Hinata unvermittelt wissen als sie weiter dem Pfad folgten.

“Natürlich”, antwortete Tenten.

“Warum riechst du als hättest du die ganze Nacht durchzecht und dann in Parfum gebadet?”

Tenten stöhnte widerwillen. Wie sollte sie das nur erklären? Dein toter Cousin raubt mir den Schlaf? Das könnte funktionieren. Sie musste ja nicht sagen, dass er ihr den Schlaf raubte, weil er mit ihr sprach.

“Ich muss in letzter Zeit oft an Neji denken.” Halbwahrheiten war der beste Weg zu lügen. Hinata sah betroffen aus. Sie legte ihre feingliedrige Hand auf Tentens Arm, um ihr Mitgefühl auszudrücken.

“Es ist gut, dass du endlich den Mut hast es zu sagen.”

Tenten horchte auf. “Wie bitte?”

Hinata erläuterte: “Na ja, du hast nie wirklich geweint oder mit dem Schicksal gehadert. Nicht so wie ich oder Lee. Nach all den Jahren muss sich ganz schön was aufgebaut haben.”

Tenten war verwirrt. Offenbar war Hinata der Ansicht Tenten habe irgendwelche Gefühle unterdrückt. Doch dem war nicht so. Natürlich vermisste sie Neji. Sie vermisste ihn jeden Tag, wenn sie eine Waffe in Händen hielt, Lee einen Narren schalt, sich mit Hinata und Naruto traf. Natürlich wäre es schön wäre er noch am Leben und würde der ganzen Welt seine Missbilligung mit einem Stirnrunzeln kundtun. Aber es war nicht das Ende der Welt, dass er es nicht war. Es war sein Leben und er hatte es genauso beendet wie er wollte. Er hatte Frieden, Ruhe, vielleicht sogar etwas wie Freude gefunden und das war Tenten mehr wert als alles andere. Darum hatte sie nicht geweint. Doch sie wusste nicht genau wie sie das Hinata vermitteln sollte.

“Du missverstehst da was.” Sie wollte nicht unhöflich sein, doch sie musste Hinatas Hand behutsam von ihrem Arm nehmen.

“Hinata, hast du jemals das Gefühl, … dass Neji noch ...” Sie suchte nach den richtigen Worten.

“Noch bei uns weilt? Über uns wacht?”, fragte sie eilig. Ihr Gesicht strahlte vor Freude ob Tentens Nicken. “Aber ja, natürlich!”, antwortete sie. So griffbereit hatte sie diese Antwort nicht von Hinata erwartet.

“Wenn ich meine Augen schließe, kann ich ihn fühlen. Ich fühle wie er mir am Tisch gegenüber sitzt oder in der Halle hinter mir her läuft. Ich wusste nicht, dass es bei anderen auch so ist. Manchmal glaube ich ihn aus den Augenwinkeln beinahe sehen zu können, aber natürlich ist da nichts. Es ist nur ein Gefühl. So ähnlich wie wenn meine Sinne das Chakra eines anderen ertasten.”

Fasziniert lauschte Tenten.

“Hörst du ihn auch manchmal?”

Hinatas Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. Sie sah besorgt drein.

“Nein, natürlich nicht, Tenten. Neji ist tot”, erklärte sie viel langsamer und deutlicher als nötig gewesen wäre. Tenten kicherte nervös.

“Natürlich”, stimmte sie zu und winkte ab.

“Ich hab keine Ahnung wovon sie spricht”, hauchte eine bekannte Stimme banal an ihrem Ohr. Tenten schrie auf und stieß Hinata zur Seite. Sie war so erschrocken, dass sie in dem engen Kimono um ihre eigenen Füße stolperte und wieder mal auf dem Boden landete. Hinata stürzte besorgt an ihre Seite.

“Geht’s dir gut? Hat dich was gestochen?” Sie sah sich überall nach einer Wespe oder Biene um. Unter anderem starrte sie ihrem toten Cousin neben sich direkt ins Gesicht. Er war ebenfalls in die Hocke gegangen, blickte ihr über die Schulter und wunderte sich wohl auch was mit Tenten los war.

“Ich kann mich nicht daran erinnern ihr durch die Hallen gefolgt zu sein”, äußerte er, während Hinata durch ihn hindurch nach Insekten suchte.

“Ich glaub das nicht”, murmelte Tenten und wandte den Blick von beiden Hyugas ab.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Aliesa
2017-09-29T01:34:45+00:00 29.09.2017 03:34
hiho!
erstmal mega dankeschön für deine geschenkgeschichten. ich freu mich immer tierisch jeds jahr!! <3
ich freu mich dieses jahr besonders über diese fanfic weil du weißt wie sauer ich war als neji tot war. und dass du ihn in dieser ff widerbelebst erinner mich en bissl an ghost (ja, hab ich neulich gesehen, war gut! ;)))
zu dem kapitel: wie neji immer wieder auftaucht is super witzig xD
konnte mir richtig vorstellen wie Hinata nach der wespe sucht und neji einfach das gespräch kommentiert!

sry übrigenz dass ich erst nich geschrieben hab. hab sie verschlungen aber dann keine zeit fürn kommi gehabt <3

kuss,
aliesa
Von:  Kaninchensklave
2017-09-09T21:05:59+00:00 09.09.2017 23:05
ein shcöner OS wenn auch zeitlich ziemlich versetzt

denn HInata war beriets verheiratete und hatte zwei Kinder als Naruto Hokage wurde aber darüber kann man etwas hinweg sehen das es nicht ganz Canon ist von der Zeit her ;)

tja trotz seines Todes wird Neji immer in TenTen weiter leben denn sie waren einfahc Seelen verwandt was wohl daran leigt
das sie mit Guy und Lee in einem team waren sowas schweisst ja bekanntlich zusammen wenn man zwei Verrückte im im selben tzeam hat xD

jedoch hätte Neji sihc wohl keinen besseren Cousin aussuchen können als Naruto denn da weiss er ja das HInata in gten Händen ist denn über hInata lässt naruto mit sihcerheit nicht schlecht reden und der jenig der es versucht in dessen Haut möcjhte keiner stecken


ich persönlioch fand es schade das Neji sterben musste, Kiba hätte wohl nur die wneigsten eine träne nahc geweint
aber dann wäre es wohl auch nciht so dramatsich gewesen wie bei Neji, denn ich hätte beide gerne als Canon paar gesehen

GVLG


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