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Forbidden Fruits

von

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Heimweh

Prolog - Heimweh

 

 

Heimweh. Nach einem Land, welches mir genauso fremd war wie damals Deutschland, bevor es mich nach Berlin verschlagen hatte. Nicht abzustreiten war freilich, dass sich in Japan meine Wurzeln befanden, und doch verband mich im Grunde nichts mehr mit Tokyo, der Stadt, in der ich aufgewachsen war und auch danach noch jahrelang mein Unwesen getrieben habe.

Ich Idiot vermisste etwas, das nie ein Teil von mir gewesen war. Selbst die Straßenzüge schienen sich verändert zu haben, geschweige denn die ansässigen Geschäfte in der tokyoter Innenstadt. Ja, selbst die Gesichter, die mir von den Fotos entgegenblickten, die meine Mutter mir von der Heimat schickte, waren nicht mehr dieselben. Das Vertraute war verblasst, als hätte es es nie gegeben, und deswegen sollte man mein Heimweh wohl eher als Fernweh bezeichnen. Doch es spielte keine Rolle, wie der Name für das Gefühl lautete, das mich plagte. Fakt war, dass es sich innerhalb weniger Tage derart verstärkt hatte, dass ich schließlich im Flieger direkt nach Tokyo gelandet war. Als freischaffender Künstler, der ich mehr denn je war, konnte ich mir derartige Sperenzchen erlauben, vielleicht nicht unbedingt aus finanzieller Sicht, aber doch aus zeitlicher. Doch ich war bereit, an meinen Zigaretten zu sparen. Und am Alkohol. Das mochte einiges heißen.

Meine Frau hätte wohl eher die Knete gehabt, um den Flug zu bezahlen und all die nachfolgenden Kosten, die in Japan anfallen würden, zu decken, aber ihr fehlte es als Eventmanagerin schlichtweg an der erforderlichen Zeit. Was bedeutete, dass sie mich nicht begleiten konnte. Was ich wiederum nicht wirklich bedauerte. Denn wenn ich ganz ehrlich zu mir war, trieb mich nicht die Sehnsucht nach ein paar blühenden Kirschbäumen und meiner Mentalität zurück nach Japan, sondern jene nach Dingen, denen ich vor langer Zeit den Rücken zugewandt hatte. Ich weigerte mich dagegen, es als schändliches Unterfangen anzusehen, denn ich wollte brav sein - wirklich! Das hatte ich mir zumindest fest vorgenommen. Ungeachtet der Tatsache, dass mir bereits ein Blick auf eine gewisse Internetseite wenig brave Fantasien entlockte. Hey, ich war eben auch nur ein Mann, und keine Frau auf der Welt vermochte mir diese Männlichkeit auszutreiben. Eine deutsche Lebensweisheit besagt, dass Männer Schweine sind, und verdammt, sie stimmt. In dieser Beziehung tanzte ich mal nicht aus der gesellschaftlichen Reihe. Ein Schwanz blieb ein Schwanz, egal, ob er einem Punk, einem Bürohengst oder einem Tattoo- und Piercingfetischisten gehörte.

Und er blieb auch einer, wenn er sich gerade im Langstreckenflug von Berlin nach Tokyo befand. Einen Jetlag würde er sich im Gegensatz zu meiner Birne wohl nicht einheimsen, dafür aber vielleicht die ein oder andere Erektion. Andere Typen flogen nach Thailand, um dort hübsche Ladyboys zu vernaschen, und ich flog nach Japan, um nur mal zu gucken. Mit den Augen, nicht mit den Händen! Und schon gar nicht mit dem Schwanz. Zum Sehen war er auf meinen Kopf angewiesen, auch wenn er diesen meist nicht brauchte, um Freude zu empfinden. Allerdings brauchte er ihn jetzt. Denn ohne meine Sinne hätte er sich wohl nicht an den netten Bildern ergötzen können, die ich mir nun schon eine Woche lang täglich reinzog. Nein, es handelte es sich dabei nicht um irgendwelche Schweinereien, zumindest nicht in erster Linie - die Internetseite, die mein Tablet nun zeigte, da ich mir und meinem Schwanz ja auch irgendwie die Zeit vertreiben musste, stellte eine ganz neuartige Version der traditionell japanischen Quellen, der Onsen, vor, und diese war insbesondere für meinen Eindruck verantwortlich, dass in Japan eine Innovation vonstattengegangen war, während ich in Berlin herumgegammelt hatte. Denn zu meiner Zeit war es noch nicht gestattet gewesen, mit tätowierter Haut ein Onsen zu besuchen, ja, es war sogar äußerst verpönt. Wahrscheinlich hatte sich dies im Allgemeinen noch immer nicht geändert, und genau aus diesem Grund hatte ein schlauer Mensch mit einem Herz für von der Gesellschaft geächtete dieses Tattoo-Onsen gegründet. Einen Ort, an dem sie sich mit Gleichgesinnten treffen und auszutauschen vermochten und einmal die 'Normalen' sein konnten.

Ein löbliches Unterfangen, und so unheimlich inspirierend. Zumindest für mich. Ich war meinen Lebtag kein Gaffer gewesen und schon gar kein perverser Spanner, aber den hübschen Freaks beim Plantschen zuzuschauen reizte selbst mich. Die Fotogallery machte es einem aber auch reichlich schmackhaft. Ich hatte nichts mit Spannerei am Hut, aber dafür schon immer ein Faible für Jungs, die der Bodymodifikation nicht abgeneigt waren und denen aus jeder Pore gammelte, dass sie auf die Gleichförmigkeit der Gesellschaft schissen und eher gestorben wären, als sich anzupassen. Mir gefiel eine solche Attitüde, zumal ich sie sie selbst auch vertrat, ganz egal, ob ich inzwischen Frau, Haus und Kind besaß. Okay, die beiden letzten Faktoren hatten - noch? - keinen Platz in meinem Leben gefunden, doch nichtsdestotrotz wohnte in meiner extra für Japan herausgeputzten und nun nicht mehr ganz so unscheinbaren Fassade nach wie vor ein Anarcho-Typ mit krassen (und in den Augen der meisten wohl kranken) Vorlieben. Kein Wunder, dass ich das Halsband von meinem ehemaligen Herrn noch immer wie einen Schatz hütete. Eine weitere deutsche Lebensweisheit besagt, dass alte Liebe nicht roste, und vielleicht ist da auch was dran. Wenn man einmal geschlagen und unterworfen wurde, erinnert man sich sein ganzes Leben daran. So etwas Intensives brannte sich nun mal in die Seele, ohne, dass man etwas dagegen tun konnte.

 

Ich hielt es für ausgesprochen kurios, dass dieses berühmt-berüchtigte Tattoo-Onsen auf den vielsagenden Namen 'Forbidden Fruits' hörte. Ja, sicherlich bezog er sich auf die Tatsache, dass Tätowierte in Onsen wahrlich verbotene Früchte darstellte, doch für mich barg er noch andere Definitionsmöglichkeiten. Denn es war nicht von der Hand zu weisen, dass der ein oder andere junge Kerl, der sich dort mit Kumpels in dem klaren Wasser aalte, wahrlich wie ein verbotenes Früchtchen aussah. Zumindest für mich, denn ich durfte ja nicht von so etwas Süßem kosten, ganz egal, wie knackig sein Arsch auch gewesen wäre beim Hineinbeißen. Ein wenig bedauerte ich dies natürlich schon, aber da es wichtigere Dinge im Leben gab als sexuelle Ausschweifungen, verschwendete ich nicht allzu viele Gedanken daran, meinen Zustand zu beklagen. Vor allen Dingen aber hielt mich die Gewissheit davon ab, dass ich äußerst tief gesunken war. Denn wenn ich ganz ehrlich war, saß ich nur im Flieger wegen den verbotenen Früchten, die sich da in diesem Tattoo-Onsen tummelten. Die Kirschbäume interessierten mich einen Scheiß, genauso wenig wie die Mentalität der Leute und das original japanische Essen, das im Grunde schon eine Sünde wert war. Was ich sehen wollte, waren keine Fujiberge und keine niedlichen Bambusgärten. Mir hungerte es nach Schwänzen, und in welchem Land waren diese ansehnlicher als in Japan? In Deutschland hätte es nie jemand vollbracht, mich in Versuchung zu führen, doch was auf den Straßen Tokyos so frei herumlief, konnte einen schon schwach machen. Insbesondere dann, wenn man seit zehn Jahren immer nur das gleiche Paar Brüste und denselben Arsch vor der Nase gehabt hatte.

Aber ich wollte ja brav sein. Wie ein kleiner, unschuldiger Engel. Auch wenn ich nicht als einer durchging dank meines frisch rasierten und rot gefärbten Iros und dem Lackoberteil, in das ich mich werfen wollte, sobald ich Japans Straßen wieder unsicher machte. Ich würde wohl aussehen wie ein Hähnchen auf Paarungsflug, aber seis drum. Für eine Fahrkarte zurück in eine Zeit, in der ich jung, frei und wild gewesen war, lohnte es sich allemal, zur Schau zu stellen, dass ich noch lange nicht abgedankt hatte. Im sexuellen Sinne.

 

Alien

1. Kapitel - Alien

 

 

In Wirklichkeit aber war ich nichts weiter als ein alter, kränkelnder Mann, darüber konnte auch meine äußere Hülle nicht hinwegtäuschen. Denn zumindest fühlte ich mich wie reif fürs Pflegeheim, als ich im tokyoter Hotel ankam und auf den Futon fiel. Bretthart kam er mir vor, hatten meinen Rücken doch jahrelang deutsche Betten verwöhnt, doch für meinen jetlaggetränkten Schlaf würde es genügen.

Nein, heute würde ich nicht gleich durch die Stadt stolzieren und zeigen, was ich hatte. Und schon gar nicht zog es mich in das Tattoo-Onsen. Auch morgen noch würden sich dort Früchtchen finden, da war ich mir sicher, und mit diesem beruhigenden Gedanken schlief ich ein und träumte von schnuckeligen Jungs mit kunstvoll verzierter Haut, gespaltenen Zungen und Vampirzähnen, die sich tief in mein Fleisch gruben. Schöner konnte man seinen Reisekater nicht auskurieren.

 

Dementsprechend fühlte ich mich am nächsten Tag relativ fit und gesund und beschloss, meine touristischen Vorhaben in die Tat umzusetzen. Am liebsten hätte ich mir meine Spiegelreflexkamera umgehangen, um anstatt Bauwerke Menschen fotografisch festzuhalten, aber damit hätte ich mich schneller als armseliger Ungefickter geoutet, als mir lieb war. Außerdem war ich mir nicht sicher, ob Kameras gerne badeten.

Dafür dachte ich etwas länger darüber nach, ob ich mir mein Sklavenhalsband umlegen sollte. Aus zutiefst sentimentalen Gründen hatte ich es mitreisen lassen, zudem ich stets das Gefühl hatte, mir würde etwas fehlen, wenn ich es nicht in meiner Nähe wähnte. Doch auch heute wagte ich es nicht, es zu tragen. Schließlich gebührte es mir nicht mehr, und als bloßen Schmuck hätte ich es wohl nur über meine Leiche missbraucht. Dies war das Zugehörigkeitszeichen zu meinem ehemaligen Herrn, und das blieb es auch, auch wenn ich höchstpersönlich unser Verhältnis beendet hatte, um ein angepassteres Leben zu führen. Er hatte mich gehen lassen, aber das Halsband war bei mir geblieben, wie ein bittersüßes Andenken an eine Zeit voll animalischer Begierde und der Lust am Schmerz und der Hingabe. Ich hätte mich fast an den Alkohol verloren, da ich kaum verkraftet hatte, dass die Hand, die mir den Weg gewiesen hatte, plötzlich nicht mehr über mir wachte, aber ich hatte mich rechtzeitig zusammenreißen und nach vorne blicken können. Andro war kein Teil meines Lebens mehr, und doch träumte ich hin und wieder noch immer von ihm. Sein Gesicht mochte verblasst sein, aber das Gefühl war es nicht. Ich wusste noch immer, wie es sich angefühlt hatte, von ihm gefesselt, geknebelt und meinen freien Willens beraubt zu werden, und ja, insgeheim wünschte ich mir, die Zeit zurückzudrehen und mich wieder verlieren zu können in seiner Obhut. Es war schön gewesen, schöner als alles, was mich danach erwartet hatte. Ganz egal, wie weit ich auch vor ihm weggerannt war, ich konnte meinen Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit nicht entfliehen.

 

Ich verzichtete also darauf, das Halsband zu tragen und begnügte mich damit, es lediglich ehrfurchtsvoll zu berühren und kurz meinen Finger durch den silbernen Ring an der Front zu stecken. Dann schloss ich es weg, um mir ein schönes Outfit zusammenzustellen, welches mir auch ohne Halsband gelingen würde. Da ich noch immer jung und knackig war, auch wenn ich mich nicht rund um die Uhr so fühlte, entschied ich mich anstatt des Lacktops für ein langärmliges Shirt, welches den Clou barg, dass es meinen Bauch entblößen würde. Ich besaß eine schöne, schlanke Figur und eine noch schönere, olivfarbene Haut, die gern gezeigt werden wollte, doch in kurze Hosen wagte ich mich dennoch nicht gleich am Anfang. Schließlich wollte ich nicht den Eindruck vermitteln, auf dem Straßenstrich mein Dasein zu fristen, zumal Prostitution meines Wissens nach nach wie vor offiziell in Japan verboten war. Natürlich fanden sich auch hier Schlupflöcher, um dem Gewerbe unbeschadet nachgehen zu können, aber die Existenz von Nutten wurde nun einmal verleugnet. Wie lächerlich für ein Land, das die zweitgrößte Pornoindustrie der ganzen Welt sein eigen nannte. Die Japaner mochten nicht viele Kinder gebären, aber Sex, ganz egal, ob dieser aktiver oder passiver Natur war, stellte dennoch ihr größtes Vergnügen dar.

Sex FTW!!

Doch Spaß beiseite, denn meiner sollte schneller enden, als ich das hübsche Drei-Buchstaben-Wort aussprechen konnte.

 

Das Forbidden Fruits, jene unheiligen Quellen, befanden sich unweit der Innenstadt, ganz im Gegensatz zu jenen Onsen, die für 'Normalsterbliche' erschaffen waren und keine attraktiven Snakeboys willkommen hießen. Ich brauchte also nur ein paar Stationen weit mit der U-Bahn fahren - in welcher ich seltsam angestarrt wurde, da ich aussah, als wäre ich gerade erst meinem Raumschiff entstiegen, meiner Cybergothkluft sei Dank - bis ich mich dem ernüchternden Übel stellen durfte.

Ich gebe zu, ich fühlte mich tatsächlich wie ein perverser Spanner, der vor Nervosität aufgrund dessen, was er gleich zu Augen bekommen würde, zu schwitzen begann, und vielleicht durchschaute der Typ am Einlass mich auch mittels seiner schmalen, prüfenden Augen, die mich genauestens musterten, von oben bis unten. Zunächst glaubte ich, dass er mich gleich nach meinem Ausweis fragen würde, denn Minderjährige kamen in die verlockenden Quellen genauso wenig herein wie angepasste Spießbürger, doch dann stellte er mir eine gänzlich unerwartete Frage.

"Sind Sie denn tätowiert?"

Ich mochte ein Idiot sein, aber das Lügen im Affekt lag mir nicht sonderlich, weswegen ich verneinte. Nein, ich selbst hatte nie eine Nadel an meinen Körper gelassen. Natürlich trug ich seit Jahren meine Tunnel und meinen ganzen Stolz, das Industrial im rechten Ohr, aber offenbar genügte dies nicht. Offenbar war ich nicht Freak genug, um eine Eintrittskarte zum Freak-Onsen zu erhalten.

"Ohne auch nur ein kleines Tattoo kann ich Sie nicht durchwinken", wurde mir erklärt und meine feuchten Träume damit jäh zerstört. Wie ein Schluck Wasser stand ich da, meiner spannerhaften Energie beraubt und in eine existenzielle Krise stürzend. Der einzige Sinn dieser kostspieligen Reise war vom Winde verweht worden, einfach so, ohne, dass ich einen Einfluss darauf ausüben konnte. Mein Schwanz schrumpfte vor lauter Trauer immer weiter zusammen, bis ich schon fast drohte, einer spontanen Geschlechtsumwandlung zu unterliegen, als ich mein verzweifeltes Wort noch einmal an den Vorsteher richtete, da ich ohnehin nichts mehr zu verlieren hatte. Außer meinem Penis.

"Aber wo kann ich denn sonst tätowierte Jungs sehen?"

Der Vorsteher lachte mich aus, und ich konnte es ihm noch nicht einmal verübeln. Meine Verzweiflung war schon beinahe als abartig zu bezeichnen, aber in geistiger Umnachtung handelte man schon manchmal wie der letzte Vollpfosten.

"Das Forbidden Fruits ist nicht dazu gedacht, Freaks anzugeifern", klärte man mich auf, woraufhin ich feststellen musste, dass man mich behandelte wie einen Normalo. Hallo? Hackte es bei dem?

"Aber ich bin doch selber auch ein Freak!", widersprach ich, um der Jämmerlichkeit die Krone aufzusetzen. "Ich habe jahrelange Erfahrung als SM-Sklave, und auch, wenn ich seit einiger Zeit herrenlos bin, so bin und bleibe ich trotzdem ein Freak." Ich zupfte eindringlich an meinem Pullover "Gucken Sie mich doch an! Die Leute in der U-Bahn wollten mich zurück auf den Mars beamen, weil sie dachten, ich würde dorthin gehören!"

Das Privileg, ernstgenommen zu werden, hatte ich eindeutig verspielt, wie die amüsiert dreinblickenden Augen des Mannes klarmachten.

"Wir haben hier unsere festen Regeln, und aufgrund derer kann ich Sie leider nicht einlassen. Tut mir leid."

"Aber...", setzte ich voller Verzweiflung ein letztes Mal an und wurde entblößend ehrlich aufgrund meiner Ernüchterung. "Ich habe ein Vermögen bezahlt, nur um dieses weltberühmte Onsen zu besuchen!"

"So?" Der Vorsteher zog spöttisch eine Augenbraue nach oben. "So viel ist es Ihnen wert, tätowierte Haut live und in Farbe zu bestaunen?"

"Ja!", platzte es mir heraus, doch ich revidierte mich rasch. "Vielleicht bin ich ja auch auf der Suche nach einem Partner. Was geht Sie das auch an?"

"Viel. Fast jeden Tag kreuzen hier neugierige Spanner auf, die den Gästen auf den Sack gehen wollen. Wir tun alles dafür, um solche Nasen fernzuhalten, denn die machen nur Ärger und schädigen unseren Ruf."

Anscheinend konnte man mir meine dreckigen Absichten doch von der Stirn ablesen, denn der Mann schien mir partout nicht glauben zu wollen, dass ich ein anständiger Bürger war, der keine Stielaugen bekam, wenn sich ihm leckere Früchtchen boten.

Beleidigt wollte ich noch etwas hinterhersetzen, denn ich war niemand, der sich von irgendjemandem außer seinem Herrn etwas befehlen ließ, als mein Blick auf einen Flyer neben der Tür fiel und mein Mund prompt stumm blieb. Der Zettel warb für ein Tätowierstudio ganz in der Nähe, und obwohl ich ja laut des Vorstehers ein Idiot ohne Hirn aber dafür mit mächtiger Libido war, formte sich eine spontane Idee in meinem umnachteten Kopf.

"Na gut, dann viel Spaß noch beim Beschützen von armen Freaks vor solchen vermeintlichen Hirnis, wie ich einer bin", blaffte ich den Kerl an, der mich so tief gekränkt hatte. "Vermutlich aber haben wir uns noch nicht zum letzten Mal gesehen. Ich komme wieder!"

Und dies mit nicht mehr unversehrter Haut, darauf konnte er Gift nehmen. Auch wenn er mich nach wie vor belächelte für die Auswüchse meiner Verzweiflung und mir garantiert nicht glaubte. Aber ich war ein Mann meiner Worte und das würde ich ihm beweisen.

 

 

*

 

 

Die Wahrscheinlichkeit war ziemlich hoch, dass mich ein paar entgeisterte Gaffer vorhin in der U-Bahn doch direkt auf den Mars zurückgebeamt hatten, denn wo sonst konnte man sich schon einem waschechten Alien gegenüberwähnen wenn nicht dort? Ich zumindest konnte mir vorstellen, dass auch auf anderen Planeten Lebensformen anzutreffen waren, welche Tätowier- und Piercingstudios führten. Warum sollte es auch ein alleiniges, menschliches Privileg darstellen, sich Bilder aus reinen Dekorationsgründen unter die Haut stechen zu lassen? Für mich war die Kunst des Tätowierens ohnehin ein Teufelshandwerk.

Der Kerl, der mich so verflucht an ein Alien erinnerte, konnte ebenfalls nur ein Kind des Teufels sein, falls er nicht gerade aus dem All kam. Auf den ersten Blick hielt ich ihn für ein Mischwesen zwischen Mensch und Echse, woran die unheimlichen Sclera-Linsen, die das ganze Auge des Typens bedeckten, wohl nicht ganz unschuldig waren. Die eigentlich weißen Augäpfel waren schwarz, während die Iris rot schillerte, was bei mir natürlich mächtig Eindruck schindete. Noch nie hatte ich solch einer Kreatur ins Angesicht geblickt. Ich hatte wahrlich etwas verpasst, und dementsprechend blickfickte ich den Kerl mit den grünen Haaren und dem Undercut zu beiden Seiten eindringlich, Nachholbedarf sei Dank.

Zum Glück warf er mich im Gegensatz zu dem Türsteher des Tattoo-Onsen nicht gleich wieder aus seinem Studio, nur weil ihm meine Augen ins Gesicht sprangen. Anstelle reichte er mir sogar freundlich die Hand und schenkte mir ein nicht minder nettes Lächeln, welches jedoch eine schöne, unheimliche Wirkung entfaltete. Zum Gänsehaut kriegen. Yoshiki schwebte auf Wolke sieben und blinzelte hoch in Richtung Mars.

"Hey, ich bin Kouryu", stellte er sich mir vor und deutete eine Verbeugung an, die ich imitierte, als ich ihm meinen Namen nannte.

"Yoshiki."

Yoshiki mit dem großen Herz für kleine Echsenjungs. Ob das einer von jenen war, der eine gespaltene Zunge trug und dazu spitze Eckzähne? Nein, seine Eckzähne sahen ganz normal aus, was mich aber überhaupt nicht kümmerte. Um ehrlich zu sein konnte ich mir nicht vorstellen, dass es sich angenehm anfühlte, einen Blowjob von einem Vampir zu erhalten. Solche monströsen Fänge konnte man doch schließlich unmöglich von ihrer eigentlichen Bestimmung abhalten, auch dann nicht, wenn man sein Handwerk verstand.

Meine Libido erzählte mir allerdings trotzdem, dass sie mit einem Vampir anbandeln wollte, genauso wie mit einer menschlichen Echse. Jedoch behielt ich meine Triebe an der Kette, konnte ich doch nicht zulassen, dass sie mir alles vermasselten. Ein wenig Selbstbeherrschung wusste einem das Leben hin und wieder ungemein zu erleichtern.

Das kleine Alien bat mich hinein in die gute Stube, in welcher ich mich prompt umzuschauen begann, schmückten die Wände des schicken, in schwarz und rot gehaltenen Ateliers doch allerhand Fotos von tätowierten Körperteilen. Einige Motive sahen wirklich beeindruckend aus, ich bedauerte nur, dass meist die Gesichter der Menschen, die sie trugen, nicht mit abgebildet worden waren. Dabei konnte auch ein noch so ansehnlicher Körper ein hässliches Antlitz nicht ausmerzen, auch wenn dies der ein oder andere zu glauben schien.

"Was kann ich denn für dich tun, Yoshiki-san?"

Stimmt ja, ich hatte mich nicht nur wegen der verdammten Glotzerei hierher verirrt. Ein Plan war in meinem schicken Köpfchen gereift, und nun galt es, ihn in die Tat umzusetzen. Auch wenn mir das so von Angesicht zu Angesicht mit meinem Vorhaben gar nicht mehr wirklich behagte. Ich war wirklich der allerletzte, der Schmerzen fürchtete, aber dies bezog sich einzig und allein auf mir bekannte Schmerzen.

"Ich wollte mir ein Tattoo stechen lassen", eröffnete ich Kouryu und rieb mir unschlüssig den kahlen Hinterkopf, während mir grimmige Panthergesichter von den Fotografien entgegenfauchten und liebliche Schmetterlinge den Eindruck vermittelten, dass ein Tattoo sogar gewissermaßen unschuldig wirken konnte, wenn man das rechte Motiv wählte.

"Ein Tattoo also." Kouryu hatte die Arme vor der Brust verschränkt und musterte mich skeptisch. "Und? Irgendwelche Vorstellungen von Ort und Motiv?"

Schon wieder fühlte ich mich auf den ersten Blick durchschaut, was mich außerordentlich ärgerte, doch was sollte ich schon dagegen tun, dass man aus mir offenbar zu lesen vermochte wie aus einem aufgeschlagenem Buch?

"Nun ja", äußerte ich gequält und hob etwas hilflos die Schultern. "Ich weiß nicht so recht. Das Ganze habe ich mir eher kurzfristig einfallen lassen, weshalb ich mir darüber noch keine Gedanken machen konnte."

Zwischen Kouryus nicht vorhandenen Augenbrauen zeichnete sich eine Falte des Misstrauens ab.

"Du bist aber nicht betrunken oder so? Weißt du, die meisten Leute bereuen es schon am nächsten Tag, wenn sie sich im Suff irgendeinen Unsinn haben stechen lassen. Deshalb rate ich dir, das nicht-"

"Ich bin nicht betrunken." Wirkte ich denn so? Torkelte ich? War meine Aussprache verwaschen? Wenn ich eines war, dann höchstens liebestrunken aufgrund des heißen Echsenmannes, obwohl mich seine Unterstellungen ziemlich abzuschrecken wussten. Ich konnte erschreckend eklig für einen Typen mit devoten Neigungen werden, wenn mich ein Kerl, den ich für mich prompt in die Maso-Schublade gesteckt hatte, zu erniedrigen und bloßzustellen versuchte. Aber noch reichte ein tiefes Luftholen, damit ich ihn nicht gleich für seine Unterstellungen anpampte. "Ich bin nur kurzentschlossen."

"Ah ja."

Grr. Schnippisches, kleines Alienbürschchen. Man sollte einen Strick durch seine Tunnel fädeln und ihn daran an einen Stuhl binden. Gott, wie lange mich nicht mehr derartige Fantasien heimgesucht hatten. Ich dachte schon, das Erwachsensein hätte mich meiner Zuneigung zu meinem eigentlichen Element beraubt. Was freilich ein Verlust gewesen wäre. Ein herber Verlust für meine dreckige Seele.

"Ich wollte das Tattoo-Onsen in der Nähe besuchen", erklärte ich dem Kerl also, da die Wahrheit ja ohnehin längst für jeden ablesbar auf meiner Stirn stand und leugnen deshalb zwecklos schien. "Aber die haben mich nicht reingelassen ohne irgendeine noch so kleine Tätowierung."

"Shit happens, würde ich sagen." Kouryu rieb sich nachdenklich, aber mit ungemein hämischem Blick das Kinn. "Dann hast du in dem Schuppen auch nichts zu suchen. Sonst könnten sie ja gleich jeden x-beliebigen Spanner durchwinken. Und von denen gibt es reichlich. Alte, fette Männer in biederen Anzügen und mit einem Weibchen zu Hause am Herd lecken sich alle zehn Finger nach exotisch aussehendem Frischfleisch, musst du wissen."

"Ist ja gut, Klugscheißer." Seine Predigten gingen mir noch mehr auf den Sack als jene des Onsen-Vorstehers. "Das hat mir der Onkel dort auch erzählt. Aber ich bin ja einer von euch. Und das will ich noch deutlicher zur Schau stellen." Ich tippte ihm an die Brust. "Mit deiner Hilfe, Kleiner."

Als Kunde durfte ich ja wohl getrost in den Befehlshaber-Modus fallen, oder? Kouryu mochte zunächst etwas pikiert auf meinen Finger gucken, der ihm zu nahe gekommen war, doch anscheinend konnte er es ab, mit etwas deutlicheren Worten angesprochen zu werden. Mit japanischer Höflichkeit und Zurückhaltung kam man ohnehin nicht weit, das hatte der Junge selbst sehr gut begriffen.

"Clever", urteilte er schließlich sarkastisch mit einem schiefen Grinsen im Gesicht, das ich ihm am liebsten mit einer Schelle aus seiner außerirdischen Fresse geschlagen hätte. "Auf die Idee ist bisher noch keiner der fetten Bürohengste gekommen, die uns in der U-Bahn an den Arsch gehen. Dabei ist das doch die Eintrittskarte schlechthin. Aber die meisten werden dafür, ein paar Stunden lang nackte, tätowierte Haut angucken zu dürfen, wohl dann doch nicht ihren Job riskieren wollen."

Also, ich für meinen Teil riskierte immerhin meine Beziehung dafür, aber das band ich dem Kerlchen sicher nicht auf die Nase. Offiziell besaß ich nämlich nach wie vor keine unlauteren Absichten.

"Hast du denn eine Idee für ein Motiv, das zu mir passen würde und an einem Tag fix und fertig zu stechen wäre?", hakte ich also nach, da ich mich besser nicht weiter mit Kouryu anlegte, wenn ich nicht riskieren wollte, dass er sich schon wenig später geknebelt und gefesselt auf seinem Tätowierstuhl wiederfand.

Er schien zu meinem Erstaunen ernsthaft nachzudenken, nahm sich dafür sogar einige Sekunden Zeit, ehe er auf seine Stirn deutete.

"Wie wäre es mit dem Schriftzug 'Spanner', mitten auf der Stirn? Das würde dir sicherlich stehen."

Okay, ich musste herausfinden, ob sich in diesen Räumlichkeiten irgendwo ein Seil und eine Rolle Gaffertape fanden, denn hier rüttelte jemand heftig am Ohrfeigenbaum.

"Bekommst wohl nicht oft genug den Po versohlt?", schnurrte ich ihn süffisant an und schob mich etwas näher in seinen Dunstkreis, so weit, dass ich sein After Shave wahrnehmen konnte. Welches wirklich verführerisch duftete. "Wenn du willst, kann ich diesen Job übernehmen."

Ich staunte nicht schlecht, als die Wange des Kerls sich an die meine legte und sein Atem mein Ohr umspielte.

"Fick dich", formten seine Lippen stimmlos und so berechnend kalt, dass mir eine Gänsehaut den Rücken herunterrann. Als er sich wieder von mir entfernte und mir kühn in die Augen schaute, konnte ich meine Mundwinkel schlichtweg nicht davon abhalten, aufmüpfig zu zucken.

Wir kannten uns seit gerade mal zehn Minuten und interagierten miteinander, als wären wir seit zwanzig Jahren Freunde fürs Leben. Daran, dass zwei Menschen ihre distanzierte Höflichkeit über Bord warfen und sich böse Worte ins Ohr flüsterten, erkannte man, dass eine gewisse Chemie existierte. Eine von der Natur, die im Bett endete. In Handschellen und in Schreien des Genusses und der Schmerzen.

 

Allerdings konnte ich den kleinen Kouryu unmöglich in seinem Studio vernaschen. Sex während der Arbeitszeit warf ein schlechtes Licht auf den Angestellten, und auch, wenn er vielleicht sein eigener Chef war, so hielt ich mich dennoch damit zurück, ihn zu verführen. Noch war ich nämlich an der Umsetzung meines Planes dran, obwohl ich glaubte, das verheißungsvolle Tattoo-Onsen gar nicht mehr nötig zu haben, wenn ich auch kostenlos solche lebenden Kunstwerke bestaunen konnte. Aber Kouryus ernstgemeinter Vorschlag bezüglich eines für mich passenden Tattoos klang äußerst verlockend, weshalb ich einfach keinen Rückzieher mehr machen konnte. Minuten später also hatte ich es mir auf dem Tätowierstuhl mehr oder minder bequem gemacht, während der schöne Kouryu, dessen Gesicht am besten zur Geltung kam, wenn er konzentriert arbeitete, Buchstabe für Buchstabe auf meinem Unterarm vorzeichnete. Schon bald würde mein neues, ganz persönliches Motto meine Haut zieren und zudem die Eintrittskarte für das Onsen darstellen.

'Every sinner has a future, every saint has a past.'

Ich besaß trotz meiner Faszination für Kouryus künstlich aussehende Visage genügend Zeit, um zwischen dem Spruch und meinem Leben Parallelen herzustellen. Oh ja, ich war in den letzten Jahren für meine Begriffe wahrlich ein Heiliger gewesen, weshalb es nur zu nachvollziehbar anmutete, dass meine Zukunft durchtränkt von Sünden sein würde, weil mein Herz nach diesen begehrte. Kouryu hatte mir dank seiner Optik und seinen Provokationen längst gezeigt, dass ich nicht mehr artig sein wollte, ja, es noch nicht einmal mehr sein konnte. Ich musste ihm nur dabei zusehen, wie er sich die Latexhandschuhe überstreifte, um mir zu wünschen, dass er mir seine gummierten Finger in den Arsch schob und mich mit diesen in den Wahnsinn trieb. Wahrscheinlich wusste er meinen lüsternen Blick zu deuteten, denn er trug das kühle Tattoogel extra sinnlich auf meine Haut auf und sah mir dabei abschätzend in die Augen.

"Jetzt musst du ganz tapfer sein, denn es könnte gleich ein bisschen weh tun", informierte er mich, und natürlich verstand ich die Zweideutigkeit hinter seinen Worten und kommentierte sie mit einem genüsslichen Grinsen.

"Sei bitte zärtlich, es ist mein erstes Mal."

Kouryu griff zu seinem Werkzeug und brachte sich sowie es in Position. Allerdings durfte ein letzter, vielsagender Blick in mein Gesicht nicht fehlen.

"Zärtlichkeit wird überschätzt", meinte er mit nichts außer Kälte in der Stimme, eine Disziplin, die er äußerst präzise beherrschte. "Ungezogenen Jungs gebührt zudem nichts außer der unsanften Tour, merk dir das."

Es passte mir nicht, dass der Kleine offenbar einige sadistische Tendenzen sein eigen nannte, wo er doch meines Erachtens eine viel bessere Figur in den Ketten gemacht hätte, doch wahrscheinlich musste man es als Tätowierer lieben, anderen Leuten Schmerzen zu verursachen und sie zum Schreien zu bringen. Allerdings schwante mir, dass Kouryu es gleichermaßen mochte, Schmerzen zu erfahren, so dicht tätowiert, wie seine Arme daherkamen. Denn dass es wehtat, Farbe unter die Haut gestochen zu bekommen, war nicht von der Hand zu weisen. Ich versuchte mir nichts davon anmerken zu lassen, wie sehr mich die Nadel alsbald quälte, doch ich war noch nie gut darin gewesen, ein Poker Face zu wahren, ganz egal, ob ich Lust oder Schmerz erfuhr. Meine Reaktionen fielen für gewöhnlich üppig aus, was mein Herr stets zu schätzen gewusst hatte. Oh, mit welcher Leidenschaft er mich bis aufs Blut gereizt hatte, nur um mich die Contenance verlieren zu lassen. Und für wahr, er hatte es jedes Mal geschafft, mir den Verstand zu rauben. Ein fantastischer Mann, und ein noch fantastischerer Liebhaber...

"Ein bisschen armselig ist das aber schon, das musst du zugeben", riss mich Kouryus Stimme aus meinen schmerzerfüllten Gedanken, während er die Nadel weiterhin unerbittlich über meinen Unterarm tanzen ließ, auf dem der Schriftzug allmählich Gestalt annahm. "Du lässt dich tätowieren, nur um irgendwelchen Freaks in diesem Onsen zu gefallen. Hast du das wirklich nötig? Bist du so widerwärtig, dass du es auf normalem Wege nicht schaffst, irgendeinen scharfen Tattoo-Boy abzubekommen?"

"Hab ich je behauptet, ich würde einen Tattoo-Boy aufreißen wollen?", presste ich hinter zusammengebissenen Zähnen hervor und schickte unbeabsichtigt ein Stöhnen meinen Worten hinterher, das Kouryu kurz, aber ungemein wissend, sofern ich aus seinen künstlichen Augen zu lesen vermochte, aufblicken ließ. Der Ausdruck auf seinem Gesicht aber galt nicht nur meiner Lautäußerung, die er sich nicht verdiente, sondern insbesondere meiner Gegenfrage.

"Mich kannst du nicht verarschen", informierte Kouryu mich trocken. "Ich erkenne eine Schwuchtel, wenn eine vor mir steht. Und ich merke vor allen Dingen auch, wenn eine mich interessant findet. Ich bin dir da wohl einige Schritte voraus."

"Pft." Er weckte abermals meinen Ärger. Wenn ich nicht bald eine Möglichkeit fand, mich an ihm oder woran auch immer abzureagieren, würde ich mich wohl in absehbarer Zeit ziemlich unmöglich benehmen. "Vielleicht irrst du dich aber auch, du Schwuchtelexperte. Vielleicht lebe ich seit Jahren in einer funktionierenden Beziehung mit einer Frau. Wäre doch möglich."

"Du?" Er stieß dieses Wort so irritiert aus, dass ihm zudem fast das Werkzeug aus der Hand gefallen wäre. "Ich glaub dir kein Wort."

"Dein Pech", blaffte ich zurück und war froh, dass ich mich allmählich an den Schmerz zu gewöhnen schien. Bekannter Schmerz war schließlich erträglicher Schmerz. "Ich will jedenfalls nichts von Kerlen. Ich will höchstens ein paar Gleichgesinnte treffen, um mit ihnen zu quatschen."

"Die Verkappten sind die Schlimmsten", murmelte Kouryu daraufhin in seinen nicht vorhandenen Bart, während er das S von Sinners fein säuberlich nachzeichnete. "Vor denen muss man sich in Acht nehmen, die nageln einen sonst auf offener Straße in ihrer Notgeilheit. Ganz ungeachtet der Tatsache, dass sie dafür von den Bullen eingesammelt werden."

Dieser verrückte Typ hatte doch keine Ahnung. Nie im Leben hätte ich mich an einem unschuldigen Jungen vergriffen, der vor meiner Nase etwas zu aufreizend mit dem Arsch wackelte. Gedanklich hätte ich zwar freilich das volle Programm durchgezogen, hatte ich es doch bisher schon gefühlte zehnmal an Kouryus Beispiel demonstriert, aber wir hielten es immerhin schon eine geschlagene Stunde innerhalb einer geschlossen Räumlichkeit zusammen aus, und Kouryu war untenrum noch immer vollkommen bekleidet. Der konnte mir wahrlich nichts erzählen über mich und meine Artgenossen. Deshalb ließ ich ihn labern und sparte mir meine Widerworte. Das Bürschchen schien ja ohnehin alles besser zu wissen.

Immerhin hatte es einen guten Job geleistet, weshalb ich schon wenig später nach einer gefühlten Reise durch Sodom und Gomorrha einen herrlich tätowierten Unterarm vorzuweisen hatte. Die geschwungenen Buchstaben machten sich äußerst gut auf meiner Haut, und ich ahnte, dass ich die Message, die sich hinter ihnen verbarg, mit diebischem Stolz tragen würde. Die Zukunft gehörte dir, Yoshiki. Sie lag in deinen Händen und wartete darauf, nach deinen Vorstellungen geformt zu werden. Ich schwor mir, das Beste aus ihr zu machen, und ich musste auch gar nicht lange auf eine sich mir dafür bietende Gelegenheit zu warten.

 

Giftschlange

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Feuchter Traum mal vier

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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Rhaban
2017-06-14T00:31:41+00:00 14.06.2017 02:31
Viel versprechend... Ich lauere auf die Fortsetzung...
;) und hoffe das du mir meinen Kommentar bei deiner anderen geschichte “Sklavenspielzeug“ nicht übel genommen hast ^^“

Gruß Rhaban
Antwort von:  Anemia
14.06.2017 07:58
Freut mich, dass ich deine Neugierde wecken konnte. ;)
Und nein, ich nehm dir überhaupt nichts übel - ich kriegts halt nur kaum auf die Ketten, zu antworten, und außerdem hab ich in den letzten Tagen eben sehr viel an der Story hier geschrieben (da hatte ich eine schöne Ausrede, um mich davor drücken zu können ;)).
Schön, dass du hier auch wieder mit dabei bist. Die Geschichten mit Yoshiki sind schließlich alle besonders schmutzig...*hust* xD

lg Serpa


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