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Der Zahn der Zeit

von

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Es war ein kurzer, schüchterner Kuss. Sesshoumaru reagierte nicht wirklich darauf und Kagome ging sofort auf Abstand.

“ Entschuldige, ich dachte nur… “

Ihr fehlten die Worte, es war eine sehr unangenehme Situation. Für beide.

Der Dämon war mal wieder überrumpelt und die Miko haderte mit sich selbst. Waren sie vielleicht noch nicht so weit gewesen? Oder mochte er es nicht, wenn sie ihn küsste?

Ach scheiße! Wenn sie sich doch nur erinnern könnte!

Warum hatte er ihren Kuss nicht erwidert?

Kagomes Augenbrauen zogen sich zusammen und Tränen stiegen ihr in die Augen. Warum war das alles so kompliziert.

Mit tiefen Atemzügen versuchte sie die Tränen hinunter zu schlucken. Aber so richtig gelingen wollte ihr das nicht.

Sie konnte seinen stechenden Blick auf sich fühlen, errötete darunter. Was stimmte hier nur nicht?!

Mit zitternder Hand berührte sie ihre Lippe. Es hatte sich anfangs so schön und richtig angefühlt, doch sein still halten irritierte sie sehr.

Kagome machte auf dem Absatz kehrt und rannte in die entgegen gesetzte Richtung. Doch sie kam nicht weit. Sesshoumaru versperrte ihr den Weg.

“ Was soll das werden? “

Es machte ihm unheimlich Spaß sie so zerstreut zu sehen. Endlich mal wieder etwas Unterhaltung nach der langen Zeit…

“ Ich… ich… lass mich bitte durch… “

Sie sprach nur leise, wagte nicht ihn an zu sehen. Irgend etwas wusste er, das ihr nicht bekannt war. Das konnte sie spüren. Nur was?

“ Du wirst nirgendwo hin gehen. Du wirst bei mir bleiben. “

Sein Befehlston ging ihr gehörig gegen den Strich.

Endlich sah sie ihn an und glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Die seinen funkelten ihr amüsiert entgegen, es hatte allerdings etwas unangenehmes an sich.

Kagome wurde wütend. Auf sich, auf ihn, auf die ganze Situation.

“ Lass mich durch! “

Sie sah ihn mit durchdringendem Blick an, wollte nicht klein bei geben.

Der Dämon knurrte kurz und beugte sich leicht zu ihr runter. Dabei legte er seine Hände um ihre Oberarme.

“ Ich sagte, du bleibst bei mir. Fertig. “

Die junge Frau sah so langsam rot. Niemand hatte ihr etwas zu verbieten, auch nicht ihr Partner.

“ Zum letzten Mal, lass mich durch! “

Doch anstatt zur Seite zu gehen, lachte ihr Gegenüber nur kurz auf. Das war zu viel. Kagome platzte der Kragen.

“ Verdammt noch mal! Es ist mir scheiß egal, was du sagst! Und jetzt geh mir gefälligst aus dem Weg! “

Während sie ihm ihre Worte entgegen schrie, begannen ihre Fäuste zu leuchten und in ihrem gesamten Körper kribbelte es schon wieder so komisch. Es machte ihr Angst. Diese beschissene Unwissenheit!

Sesshoumarus Augen nahmen einen leichten roten Stich an und sein Griff wurde fester.

“ Kenne deinen Platz, Weib! “

Es machte ihn wütend, dass es nicht so lief, wie er es sich vorgestellt hatte. Immer wieder machte sie ihm einen Strich durch die Rechnung.

“ Verpiss dich! “

Ein letzter Aufschrei, dann hob sie ihre Fäuste an seine Brust und entließ dieses kribbelnde leuchten. Der Dämon wurde erneut von ihrer Macht ergriffen und weit weg in den Dschungel geschleudert. Dort blieb er auch erst einmal liegen…

Wie von Sinnen schrie Kagome los und hielt sich den Kopf. Was war nur mit ihr los?

Sie hatte es schon wieder getan! Aber diesmal hatte sie ihn gewarnt, oder nicht?

Die Tränen rannen ihre Wangen hinunter und sie begann zu rennen. Immer wieder schlug sie eine neue Richtung an, wollte einfach nur hier weg.

Doch egal wohin sie auch rannte, das Meer stoppte ihre Flucht.

Nach guten zwei Stunden sackte sie an der nassen Barriere zusammen und weinte bitterlich. Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen und tauchte das Meer und die Insel in wunderschöne warme Farbtöne. Endlich beruhigte sie sich und starrte versonnen auf das Wasser.

Da trieb etwas auf der Oberfläche! War das vielleicht von ihr? Oder von ihm? Vielleicht half ihr das Treibgut ja auf die Sprünge…

Sie lief in die seichten Wellen und schwamm auf das zusammen geschnürte Päckchen zu. Es war ein Koffer. Uralt, aber gut erhalten. Sie griff nach dem Seil, welches um das gute Stück gebunden war und zog es hinter sich an den Strand. Dort angekommen inspizierte sie ihn erst einmal von außen und entfernte das Seil. Langsam legten sich ihre Finger auf die Schnallen und lösten diese. Wie in Zeitlupe öffnete sie den Koffer. Etwas Wasser hatte es durch die Ritzen geschafft und den Inhalt befeuchtet. Aber es war alles noch gut erhalten. Kagome nahm alles vorsichtig aus dem Koffer und besah sich die Dinge genau.

Ein alter Teddy, ein komisch aussehendes Amulett, ein kleiner Frosch aus Kristall, eine ziemlich mitgenommene Decke… Und ganz unten auf dem Boden lag ein eingerahmtes Foto. Es zeigte sie mit einer älteren Frau, einem alten Mann und einem Jungen.

Ihr Kopf begann zu pochen, die Erinnerungen prasselten wie ein Platzregen auf sie ein. Alles war plötzlich wieder da! Ihr bisheriges Leben, die Begegnung mit Sesshoumaru, das Unwetter auf dem Weg zur Insel…

Geschockt ließ Kagome das Foto fallen und hielt sich die Hände vor den Mund.

Was zur Hölle hatte dieser Dämon mit seinem Schauspiel vorgehabt? Er wollte sie in dem Glauben lassen, dass sie beide ein Paar gewesen waren…

Warum? Was heckte er in seinem kranken Hirn aus?

Lebte er überhaupt noch? Sie war schon sehr lange ohne seine Gesellschaft. Aber irgendwie konnte sie nicht daran glauben, ihm den Rest gegeben zu haben.

Sie sah sich um und streckte ihre Sinne aus, versuchte ihn zu orten. Doch weit und breit war nichts von ihm zu spüren.

Gut so!

Sie hatte ihn geküsst…

Das war… sie fand einfach keine Worte dafür!

Nach all den Jahren begegnete sie ausgerechnet ihm! Warum war er ihr gefolgt? Und warum zur Hölle wollte er sie glauben lassen, dass sie und er…

Peinlich berührt schloss sie ihre Lider und barg ihr Gesicht in den Händen.

Oh Gott, wie peinlich! Er hatte sich bestimmt über sie lustig machen wollen. Die kleine dumme Miko in die Irre führen und sie fertig machen. Das musste es sein! Sein Leben war bestimmt sehr langweilig. Da musste sie eine willkommene Abwechslung sein. Etwas anderes konnte sie sich bei ihm nicht vorstellen. Bestimmt wollte er einfach nur ein bisschen Spaß mit ihr treiben…

Aber da hatte er die Rechnung ohne sie gemacht! Sie mochte zwar für ihn nicht so aussehen, aber sie war garantiert nicht dumm!

Der Umstand des Gedächtnisverlustes war günstig für sein Spiel. Doch sie musste ihm ja nicht mitteilen, dass sie ihre Erinnerungen wieder erlangt hatte.

Mal sehen, was er so mit ihr vor hatte!

Schnell legte sie die Gegenstände zurück und vergrub den Koffer im Sand. Danach ging sie ein paar Meter weg und setzte sich wieder, den Blick starr auf das Meer gerichtet und wartete.
 

Sesshoumaru war nach einer Zwangspause wütend aufgesprungen und folgte ihrer Fährte. Doch irgendwie war sie überall zu riechen. Was hatte sie denn jetzt schon wieder getan? Diese Frau verwirrte ihn über alle Maßen! Überall konnte er ihre Fährte aufnehmen, sie musste in einem Affenzahn über die gesamte Insel geprescht sein. Anders konnte er sich ihren Geruch überall nicht erklären.

Es dämmerte bereits und er musste sich eingestehen, dass sie doch nicht so einfach zu finden war, wie er dachte.

Verdammt!

Sie musste doch irgendwo sein!

Ihre Macht beeindruckte ihn über alle Maßen, rang ihm ein wenig Respekt für diese kleine Frau ab. Sie hatte ihn wieder in die Schranken gewiesen. Doch diesmal mit Absicht. Ob er dies verdient hatte, blieb mal dahin gestellt…

Er konnte es unmöglich auf sich sitzen lassen, von ihr so behandelt zu werden! Er würde sie früher oder später finden. Und dann würde er seine kleine Maskerade perfekt spielen.

Sie würde ihm aus der Hand fressen und genau in diesem Moment würde er ihr die Augen öffnen und sie eiskalt fallen lassen. Das würde ihr eine Lehre sein!

Er blieb stehen und schloss seine Augen. Ließ sein Youki über die Insel schweifen, bis er ihre Aura schließlich fand.

Gemütlich ging er in ihre Richtung, er hatte es nicht eilig. Sie konnte ja nicht fliegen und von hier verschwinden. Sie war ihm ausgeliefert, ob mit oder ohne Gedächtnis.

Während er so über sie nach dachte, kam ihm der Gedanke ihren Körper für ein kleines Abendteuer zu nutzen. Immerhin war sie hübsch und ihre Figur durchaus ansprechend…

Dann hätte er sogar noch mehr Spaß mit ihr gehabt.

Lächelnd ging er immer weiter, spann seinen Plan in sämtliche Richtungen, um nicht wieder von ihr überrumpelt zu werden.

Er konnte ja nicht ahnen, dass sie ihr Gedächtnis wieder hatte…
 

Dort saß sie, mit dem Rücken zu ihm und sah auf das Meer. Jetzt ging es los!

“ Kagome. “

Laut durchbrach er das Rauschen der Wellen. Wollte nicht wieder aus der Nähe mit ihrer Macht Bekanntschaft machen.

Die junge Frau begann zu lächeln, er hatte sie also gefunden. Nicht, dass sie ihn nicht hat nahen spüren, doch sie war die Ruhe selbst. Er machte ihr keine Angst mehr. Sie wusste ja nun, dass sie sich überaus effektiv gegen ihn zur Wehr setzen konnte…

Sie blickte halb über ihre Schulter und drehte nach kurzem Sichtkontakt wieder ihren Kopf Richtung Wasser.

Missbilligend schnaubte er auf und ging die letzten Meter auf sie zu.

“ Geht man etwa so mit seinem Zukünftigen um? “

Es fiel ihr sehr schwer, sich nichts anmerken zu lassen. Er wollte ihr doch tatsächlich ein schlechtes Gewissen einreden! Pah!

“ Ich habe dich mehrmals gebeten zur Seite zu gehen. “

“ Und nur weil ich dich in diesem Zustand nicht gehen lassen wollte, greifst du mich so an?!”

Es brodelte so langsam in Kagome. Auch, wenn sie ihm nicht gleich zeigen wollte, dass sie sich an alles erinnern konnte, musste sie sich ja nicht alles gefallen lassen! Aber sie konnte das Ganze ja etwas anders verpacken!

Mit zusammen gezogenen Augenbrauen drehte sie sich um und sah zu ihm auf.

“ Durchaus! Was bildest du dir eigentlich ein? Ich bin doch nicht dein Eigentum! In welcher Welt lebst du, um solche Ansprüche zu stellen?! Außerdem muss ich dich erst wieder kennen lernen. Schließlich kann ich mich nicht an uns erinnern! Und momentan finde ich das du ein absolut riesengroßes Arschloch bist! “

Das hatte gesessen!

Mit geweiteten Augen sah Sesshoumaru auf sie nieder, seine Nasenflügel blähten sich auf und er bekam schon wieder einen Rotstich in den Augen.

“ Du kannst dich an überhaupt nichts mehr erinnern! Du kannst froh sein, dass ich dich nicht einfach hier sitzen lasse! Du bist ein undankbares Weib! “

“ Das reicht! “

Um Kagome wirbelte der Sand zu ihren Füßen auf und die Luft begann zu flimmern. Der Daiyoukai war versucht, einen Schritt zurück zu weichen. Aber er war noch immer der Fürst der westlichen Länder, Sesshoumaru, der grausame Dämon! Er fühlte sich heraus gefordert, nahm an und ließ ebenso seine Macht pulsieren.

“ Du dämlicher Scheißkerl! Du bist das allerletzte! “

Ihre Hände hatten sich zu Fäusten geballt und wieder sammelte sich das helle Leuchten darin.

Doch diesmal war Sesshoumaru darauf vorbereitet. Er packte blitzschnell nach ihren Handgelenken und presste diese gegen ihre Seiten.

“ Fass mich gefälligst nicht an, du Mistkerl! Lass mich sofort los! Ahhh… verdammt noch mal! “

Wie eine Furie schrie sie und wand sich, versuchte ihre Handgelenke aus seinem harten Griff zu befreien.

Überlegen grinste der Dämon ihr ins Gesicht.

“ Ich werde dir schon noch deinen Platz zeigen! “

Dieser Satz ließ bei Kagome sämtliche Sicherungen durchbrennen.

Ihre Augen begannen hell zu erstrahlen, ihr Schrei klang verzerrt und unnatürlich hoch. Sesshoumaru schloss augenblicklich seine Lider, verzerrte das Gesicht zu einer schmerzerfüllten Fratze. Der hohe Ton ihrer Stimme war reinste Folter für sein feines Gehör.

Diesen Moment nutze sein Gegenüber und entzog ihm die Hände, die sich auch sofort auf seine Brust legten und ihn zischend von der kleinen Frau stießen. Ihre Macht traf ihn effektiv und sehr schmerzvoll, er hatte mit seinem Bewusstsein zu kämpfen.

Auf seinem Flug durchbrach er einige Baumstämme, doch dies bekam er nur am Rande mit. Beinahe unerträgliche Schmerzen quälten ihn.

Krachend schlug er nach einigen Sekunden am Boden auf und blieb benommen liegen. Allerdings sprang Kagome wenige Augenblicke später auf seine Brust und nagelte seine Schultern mit ihren Knien in das feuchte Grün der Landschaft.

“ Du kannst dir noch immer nicht alles mit mir erlauben, Freundchen! Ich habe dir vor einigen Jahrhunderten schon die Stirn geboten und ich werde es immer wieder tun! Solange, bis du begreifst, wo DEIN Platz ist! “

Sie war außer sich vor, es verletzte sie dermaßen, so von ihm behandelt zu werden.

Doch ganz hinten kämpfte sich ein anderer Gedanke nach vorne.

Sie war ja selbst schuld, in den meisten Lebewesen sah sie etwas gutes. Oder wollte es zumindest sehen…

“ Da treffe ich nach so vielen verdammt einsamen Jahren endlich auf jemanden, der das selbe Los wie ich hat und dann so was… Warum musstest ausgerechnet DU mir über den Weg laufen? “

Zum Ende ihrer kleinen Predigt war sie immer leiser geworden, nur das DU spie sie ihm ins Gesicht.

“ Warum tust du mir das an? “

Sesshoumaru versuchte sich auf ihre Worte zu konzentrieren, doch die Schmerzen in seinem ganzen Körper forderten fast voll seine Aufmerksamkeit.

Ein letzter Blick in ihre Züge, dann gingen für den großen Daiyoukai die Lichter aus und er versank in schmerzfreier Stille.
 


 


 

Fertsch für heute, hoffe es hat gefallen…

Bis zum nächsten Mal, liebe Grüße, inu-yuuki



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  CDTini
2017-06-11T07:06:16+00:00 11.06.2017 09:06
Toll. Ich liebe diese Geschichte. Bin gespannt aufs nächste Kapitel.


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