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Manus manum lavat

von

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Mit wehenden Fahnen in den Abgrund

Der Gütige ist frei, auch wenn er ein Sklave ist. Der Böse ist ein Sklave, auch wenn er ein König ist.

- Augustinus Aurelius
 

 

 
 

~*~

 

 

- Kapitel zwanzig -

 

 

Wie in Trance nahm sie die heranstürmenden Wachen des Königs wahr, während ihre Augen immer weiter aufgerissen wurden. Das Unheil brach über Bulma herein, weil sie nicht länger mit ansehen wollte, wie ihr Vater gequält und misshandelt wurde. Dass sie jetzt die Gejagte war, war der Preis, den Bulma bereit war zu zahlen, aber sie wusste gar nicht, wie viel Kraft sie in ihren Beinen hatte – bis jetzt. Aber man konnte in brenzligen Situationen doch immer ungeahnte Kräfte wecken, oder? So auch hier. Die Angst hatte sich wie ein Virus in der jungen Saiyajin ausgebreitet, der ihr den nötigen Stoß gab und davonlief. In horrender Geschwindigkeit lief sie den langen, dunklen Flur entlang. Ihre erhöhte Muskelanspannung, sowie ihre hochgejagte Reaktionsgeschwindigkeit konnten jedoch nicht genug dagegenhalten, weshalb sie den saiyajinschen Kriegern auf Verderb ausgeliefert war. Sie konnte – herbeigeführt durch die schiere Angst – ihren Organismus einfach nicht ausbalancieren. Und alles nur, weil sie sowohl ihren Vater retten, als auch die Aussagen des Königs verstehen wollte. Sie wollte diese Verwirrung in ihrem Kopf bereinigen, wodurch es ihr bewilligt worden wäre, nachdenken zu können. Aber das vergönnte man ihr – wie so vieles. Niemandem – auch ihr nicht – wurde etwas auf diesem schändlichen Planeten gestattet, deren Bevölkerung es vorzog, anderen Kulturen zu schaden. Sobald man Kritik übte, wurde man in Gefangenschaft genommen, Sanktionen wurden verhängt. So auch gegen Bulma, die man unwahrscheinlich schnell eingeholt hatte.

 

Hinzu kam die unwürdige Behandlung. Man wollte den Feind schleunigst und konsequent ausradieren. Und selbiges Schicksal würde vermutlich auch Bulma ereilen.

 

Blitzschnell hatte man das Mädchen zu Boden gezerrt, ehe man sie über die Schulter warf und in eine schäbige, stinkend modrige Zelle steckte. Man lies sie mit unzähligen Fragen zurück. Fragen, die Bulma verunsicherten. Fragen, die ihr niemand beantworten würde.

 

Und nun? Nun saß sie hier – in einer dunklen, von der Zivilisation abgeschotteten Kerkerzelle. Angekettet in einer Ecke – wie ein Hund, den man bestrafte. Seufzend legte sie ihren Kopf in ihre angebundenen Hände und ließ den angestauten Tränen freien Lauf. Hier unten war niemand, der sie daran hindern konnte, zu weinen. Und es tat gut, zu weinen. Anhand ihrer Tränen – so schien es – wurden die Lasten aus ihrem Körper gespült, die zuvor auf ihren Schultern ruhten. Allerdings hatte sie hier auch ausreichend Zeit, um an ihre Familie zu denken – eine böse Schattenseite, wenn man gefangen war. Man konnte über das nachdenken, woran man, angesichts der Angst, nicht denken wollte. Es war ein Qual.

 

Bulma wusste nicht, was mit ihrer Familie passiert war. Selbiges galt ihren Freunden – Chichi und Yamchu, die zur falschen Zeit am falschen Ort auftauchten. Dass der Fremde, der den Platz neben dem König eingenommen hatte, der Bruder ihres Vaters war, zog dagegen gefühllos an ihr vorbei. Es interessierte sie nicht. Dass sie jedoch dieselben Fähigkeit wie der alte Saiyajin besitzen sollte – die dem König Unbehagen bereiteten –, machten ihr allerdings Angst.

 

Auch wollte Bulma wissen, wovon der König sprach, als er Umstände ansprach, die ihrer Familie vor einundzwanzig Jahren erlaubten, zur Erde zu gehen und fortan dort zu leben. Welche Umstände führten dazu, dass der König es erlaubte? Wenn sie es doch nur wüsste... Vielleicht könnte sie dann die Entscheidung ihrer Eltern – sie zweiundzwanzig Jahre im Ungewissen gelassen zu haben – viel besser verstehen?

 

Diese innere Spannung, betreffs ihrer Erbanlage – vor allem aber ihre innerlichen Proteste diese zu akzeptieren – war ein weiterer Ausdruck ihrer Malaise, die in einer bodenlosen Verzweiflung enden würde.

 

Verdammt, sie wusste überhaupt gar nichts. Sie hielt sich für so clever, doch im Grunde wusste sie nichts – gar nichts. Nichts über ihre Herkunft, nichts über ihre Träume, nichts über die Sitten dieses Planeten, nichts über Vegeta und auch nichts über... über Turles, der das Treiben kommentarlos mit angesehen hatte. Ihr Hirn wollte einfach nichts mehr verarbeiten, sie wollte nicht mehr nachdenken und sie wünschte sich sehnlichst, ihren Kopf wie ein Computer ausschalten zu können.

 

Oh ja, das wäre nett gewesen und es kümmerte sie auch nicht, dass sie – bezüglich der Einsicht ihrer Niederlage – schwach und feige gewesen war. Ebenso wenig scherte sie sich darum, dass sie aufgab und in Selbstmitleid flüchtete. Außerdem vernahm sie vor der Zellentür dumpfe Schritte, woraufhin sie sich nur noch mehr in die Ecke zwängte, in die man sie angebunden hatte.

 

Trotzdem wurde der Riegel quietschend aufgeschoben. Eine dunkle Silhouette, die im Lichtkegel stand und den Körper in gänzliche Schwärze hüllte, tauchte in der Tür auf, was Bulma erzittern ließ. Anschließend wurde die Tür wieder geschlossen, während die Schritte im Innern der Zelle zu hören waren und sie kamen näher – immer schneller.

 

„Ich hatte zwar gehofft“, schallte die dunkle Stimme durch den Raum, nachdem der Saiyajin vor ihr in die Hocke gegangen war und seine Hand in ihren Haaren verschwinden ließ, „dass wir uns wieder sehen, doch entsprach das nächste Aufeinandertreffen – zumindest in meinen Vorstellungen – anderen Gegebenheiten. Das muss ich neidlos zugeben.“ Folglich zog er seine Hand zurück, die sich grob um ihre Wangen legte, weil sie ihm schon wieder nicht zuhören wollte. „Und ich frage mich“, fuhr Vegetas kaltherzige Stimme ungerührt fort, „ob du alles dafür tust, dass wir uns nicht mehr sehen. Ich habe dir doch gesagt, dass du keinen Ärger machen sollst. Ich habe dich vor meinem Vater gewarnt und doch lehnst du dich wissentlich gegen ihn, aber auch gegen mich auf – indem du meinen Befehl missachtest. Schlimmer noch, du hast meine Autorität vor meinem Vater untergraben, Onna.“

 

„Vegeta, dein Vater... hat meinen Vater -“

 

„Ich war dabei. Denkst du, ich habe dich grundlos draußen gelassen?“ Das hatte er nicht. Er wollte ihr genau diesen Anblick ersparen. „Bist du so dumm und glaubst, dass ich meinen Vater nicht kenne, auch wenn es den Anschein erweckt?“

 

Vorwürfe. Das war das Letzte, was Bulma im Moment gebrauchen konnte, aber darin war Vegeta schon immer gut. „Bitte geh, Vegeta“, munkelte sie leise, doch das Echo trug sie Worte zu dem Prinzen heran, der sich daraufhin vom Boden abstieß, ihrem Wunsch jedoch nicht nachkam und das Gegenteil in Betracht zog.

 

„Ich werde nicht gehen, Onna.“

 

„Bitte lass mich alleine, oder kannst du mich nicht mal in diesem Elend alleine lassen?“ Ihre Hände waren schwer wie Blei, anlässlich der massiven Ketten, die nicht einmal Yamchu mit einem Dietrich knacken könnte. Allerdings waren nicht einmal die Ketten das Problem. Das Problem war der hier herrschende Gestank, die Fäulnis, die sich in ihrer Nase festsetzen wollte und damit drohte, ihre Nasenschleimhäute zu verätzen. Hinzu kam seine Anwesenheit, die das Sahnehäubchen auf dem Berg ihrer Probleme war. „Vegeta, ich -“
 

„Weißt du, Onna, wenn ich sage 'Ich hab es dir doch gesagt', trifft es das nicht ganz, verstehst du?“ Lässig lehnte er sich gegen die Mauer, aus deren Fugen das Moos in das Innere des Raumes drang, während er einen seiner Füße gegen die Wand stieß und die Arme vor der Brust verschränkte. „Hättest du auf mich gehört, würdest du -“

 

„Verschwinde, Vegeta!“, spie Bulma – so laut, wie es ihre Kräfte erlaubten. „Ich... Ich will es nicht hören!“ Torkelnd kämpfte sie sich auf die Beine zurück, infolgedessen sie den Abstand zu Vegeta verkürzen wollte, doch gaben ihre Fesseln ihr nicht den nötigen Freiraum. Unverzüglich wurde sie an ihren Ketten zurückgezogen. „Was verstehst du an meinen Worten nicht?“ Der Zorn fraß sich durch ihre gebrechlichen Glieder, so dass selbst ihre Nasenflügel unter der Zufuhr ihrer Wut sich aufblähten.

 

Das wars. Auch Vegeta war an einem Punkt angekommen, an dem seine Wut das Mitgefühl überwog, das er ihr gegenüber empfand. Entschieden trat er an die Saiyajin heran, die ein Kopf kleiner war als er. Vegeta musste sie gar nicht gegen die Wand drücken – das tat sie schon von sich aus, indem sie nach hinten schritt, um ihm zu entkommen, aber das funktionierte nicht. Infolge dieses erbärmlichen Versuches, schoss seine Hand nach vorne, die sich grob um ihren Nacken schlang. „Hör mir zu, Fräulein“, begann er gereizt – manisch darauf fixiert, sie nicht zu hart anzupacken. „Ich werde gehen, wenn ich es für richtig erachte und nicht, wenn du das sagst oder gar verlangst. Haben wir uns verstanden?“

 

„Vegeta, du tust mir weh!“

 

„Das ist mir scheißegal. Ich bin derjenige, der auf der anderen Seite der Zelle steht, während du hier sitzen musst – angekettet, darauf wartend, dass dein Urteil vollstreckt wird. Ist das klar, Onna?“

 

„Du sollst verschwinden.“ Zischend sog Bulma die Luft ein, als er den Griff intensivierte. Der zusätzliche Druck auf ihre Schulter war genauso unangenehm, doch sie weigerte sich, ihn gewinnen zu lassen und blickte nach oben – in Vegetas Gesicht. Sie erwiderte seinen abfälligen Blick. Aber was er konnte, konnte Bulma auch. Ihr Ausdruck wurde finster, sie rümpfte die Nase und legte die Stirn in tiefe Falten, woraufhin ihre Augenbrauen dicht zusammengezogen wurden und ihre Augen zu Schlitzen wurden. „Aber stattdessen nervst du mich.“

 

„Offen gestanden, nervst du mich, Onna. Ganz besonders deine Destruktivität – die nervt gewaltig.“

 

„Dann will ich das Rätsel lösen: Verschwinde. Dann bist du mich los und ich kann dich nicht mehr nerven“, warf sie brüchig ein, denn je länger sie ihn ansah, umso mehr musste sie daran denken, was zwischen ihnen passiert war. Sie beide hatte jegliche Stufe erklommen, die es auf einer Skala bezüglich der Emotionen gab. Ja, sie hatten sich gestritten, sie tauschten sich untereinander aus, redeten miteinander... Beim heiligen Shenlong, sie schliefen miteinander und nun? Nun stand Vegeta vor ihr, als wäre er ein kalter Eisklotz, der nicht einmal in der Wüste schmolz.

 

Tze, und kurz hatte sie wirklich daran geglaubt, dass sie die Wüste sein könnte. Dass sie diejenige wäre, die ihn erwärmen konnte. Aber alles war nur Lug und Trug – jeder war sich selbst der Nächste.

 

„Ich kann dir ja schlecht aus dem Weg gehen“, brummte sie abschließend.

 

„Ich werde gehen – gleich. Davor möchte ich aber noch etwas wissen.“ Daraufhin schwieg Vegeta. Er wollte warten, bis sie abermals ihren Kopf hob und einen wiederholten, vernichtenden Blick in seine Richtung warf. Und er musste nicht lange warten. Prompt sah sie ihm entgegen, woraufhin sein bekanntes, vertrautes Grinsen auf seinen Zügen erschien.

 

Ja, sie war durchschaubar – wie jeder. Abgesehen von ihm, weil Vegeta immer einzigartig bleiben würde.

 

„Diese Fähigkeiten, von denen mein Vater sprach“, eröffnete er seine Frage geheimnisvoll. „Haben sie etwas mit diesen Wahrnehmungsstörungen zu tun?“ Vegeta wählte bewusst diese Beleidigung.

 

„Wahrnehmungsstörungen?“, wiederholte sie spitz.

 

„Du weißt genau, wovon ich rede. Als du zusammengebrochen bist und ich dich nach oben getragen habe!“ Fuck. Vegeta hatte sich gerade selbst verraten. Dieses Weib sollte nie erfahren, dass er es gewesen war, der sie nach oben getragen hatte, verdammt.

 

Er war ein taktloses Arschloch und sie waren wieder beim Status Quo angekommen.

 

„Nein, ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Unmöglich konnte sie ihm die Wahrheit sagen. Sie konnte ihm nicht vertrauen. Das bewies er oben im Thronsaal, als er weder ihrem Vater noch ihr geholfen hatte, nachdem man sie entdeckt und anschließend verfolgt hatte. Ein weiterer Grund war, dass er ihre Träume als Störung bezeichnete. Hinzu käme das tiefe Eindringen in ihre Welt. Es wäre ein waghalsiger Schritt, wenn sie ihm Zutritt zu ihren Gedanken gewährt hätte. Er war zu subversiv.

 

Wie hätte sie ihm überhaupt nach diesem widerlichen Grinsen – das alles andere als besorgt aussah – je wieder vertrauen können? Geschweige denn Vertrauen aufbauen können?

 

„Du solltest nicht von mir auf dich schließen, Vegeta“, riet sie ihm entsetzt, gleichermaßen auch erschöpft. Die permanenten Streitigkeiten mit ihm ließen Bulma ermüden. Ihre Lider waren so schwer geworden, die Müdigkeit überfiel sie eiskalt, doch jäh wurde sie davon abgehalten, nachdem Vegeta nach vorne sprang und murrend zu ihr hinabsah.

 

„Hör auf, mich für dumm zu verkaufen. Ich muss zugeben, zuerst konnte ich keinen Zusammenhang finden, ich konnte deinen Worten nicht folgen, als du im Schlaf gesprochen hast, aber ich will Antworten. Daher zum letzten Mal“, knurrte er. „Stehen diese Träume in Verbindung mit den Fähigkeiten, die im Thronsaal angesprochen wurden?“ Seine verdunkelte Erscheinung, das dazugehörige Knurren, sowie das Raunen seiner Stimme erschreckten sie, doch was störte sich Vegeta daran?

 

Machte es ihm etwa etwas aus, dass sie vor ihm Angst hatte? Störte es ihn, dass er sie einschüchterte?

 

Nein, oder? Schließlich war das immer das Gefühl, das er in seinem Gegenüber hervorrufen wollte. Er liebte die Macht, die mit seinem Status einherging. Sonst nichts. Das war die einzige Liebe, die Vegeta kannte. Vegeta war ein stolzer Saiyajin, der niemals dazu fähig war, irgendjemanden zu schätzen, gar zu lieben.

 

Aus diesem Grund durfte es ihm nichts ausmachen, dass sie... ihm gegenüber vor Angst erstarrte.

 

„Antworte mir, Onna!“

 

„Welche Fähigkeiten sollen das sein?“, antwortete sie.

 

„Das frage ich dich, Onna. Was bezwecken diese Träume?“, grummelte der Prinz, der ihr aufgrund ihrer gespielten Einfältigkeit gerne gegen den Hinterkopf geschlagen hätte, um ihr Denkvermögen voranzutreiben. Aber... sie war ein Mädchen. „Ich warte ungern.“

 

„Ich weiß es nicht, Vegeta“, beschwor Bulma verzweifelt. Ihr Hirn war noch immer so voll, gleichzeitig so leer und zusammengepresst, wodurch jegliches Nachdenken zur Qual wurde.

 

Doch bevor Vegeta kontern konnte, zischte die Wache vor der Tür dazwischen. „Königliche Hoheit, Ihr müsst gehen. Ich kann Euch nicht länger gestatten, in Anwesenheit der Gefangenen zu bleiben.“

 

Wie rührend. Man wollte kotzen, wenn man die Besorgnis der weichgekochten Soldaten hörte. „Einen Moment noch“, zischte er ebenfalls zurück – jedoch deutlich aggressiver.

 

„Hoheit, wir haben keine Zeit!“

 

„Ich nehm mir die Zeit, verstanden?“, brüllte er dem Wachposten enerviert entgegen, während sein Körper von seiner Aura umhüllt wurde. Es sah als, als würde sich blauer Dunst um seine Hülle schmiegen wollen, doch symbolisierte sie dem Soldaten, dass der Prinz nicht gut gelaunt war, gar Widerworte duldete.

 

So schnell der Dunst auch erschienen war, so schnell war er wieder verschwunden, nachdem der Schatten des Wachposten vor der Zellentür verschwand.

 

Daraufhin wandte Vegeta sich wieder dem Mädchen zu. „Du hast gehört, worauf mich der nette Saiyajin hingewiesen hat. Also?“

 

„Vegeta, du -“

 

„Was siehst du, wenn du zusammenbrichst? Was sind das für Bilder, die dich heimsuchen, Onna?“ Vegeta kannte die Antwort, aber er wollte sie aus ihrem Mund hören. Oh ja, dieses Weib – das angekettet vor ihm saß – war mit einer Gabe ausgestattet, von der man glaubte, dass nur Akira sie beherrschte. Ein Saiyajin, der dazu bestimmt worden war, das saiyajinische Volk mittels seiner Prophezeiungen zu schützen, wenngleich er nur wenige Augenblicke vor der eintreffenden Realität in die Zukunft sehen konnte.

 

Aber sie... Bulma sah Bilder, die noch nicht eingetroffen waren. Sie sah Vision, aber in welchem Zeitraum? Wann würde ihre Prophezeiungen wahr werden? Waren es überhaupt Vorhersehungen?

 

Doch statt ihm zu antworten, sah sie ihm nur entgegen – lächelnd. Und dieses Lächeln erstarb auch nicht, nachdem sie bemerkte, dass seine Haltung passiver wurde und um Fassung rang. „Wieso hast du das getan? Wieso hast du mich nach oben getragen und... und umgezogen?“ Oh Gott, wenn sie nur daran dachte, dass... dass er sie zu dem Zeitpunkt schon halbnackt gesehen hatte.

 

Ein unschönes Gefühl.

 

„Unwichtig.“ Seine Gesichtszüge entglitten ihm. Entsetzen schmückte sein Gesicht, doch war er zu geübt in seinem Machtspiel. „Ich will wissen, was du siehst, wenn du in diese Parallelwelt eintauchst.“

 

„Du warst die ganze Nacht in meinem Zimmer, richtig? Deswegen stand der Stuhl auch vor meinem Bett“, erwiderte sie stattdessen. „Ich... Ich habe dich gehört, als du das Zimmer verlassen hast. Irrtümlicherweise dachte ich, es sei der Wind gewesen, aber... du warst es, Vegeta.“

 

„Denk darüber was du willst, aber ich lege dir nahe, diesem Umstand nicht allzu viel Bedeutung zu schenken. Am Ende enttäuschst du noch Turles.“ Oh, dieser Name. Er brachte Vegeta zur Weißglut. Ebenso die Lüge, die ihm diesbezüglich so leicht über die Lippen gekommen war. Statt gekränkt zu sein – was zumindest einmal der Wahrheit entsprochen hätte –, neigte Vegeta seinen Kopf zur Seite; direkt in ihr Gesicht, ebenfalls spöttisch grinsend. „Sollen wir dieses Machtspiel weiterspielen?“

 

„Musst du nicht gehen?“

 

„Nein. Ich entscheide, wann ich gehe – niemand sonst.“ Sein schändliches Gewissen, das sich immer weiter ausbreitete und ihn jetzt schon tierisch nervte, setzte ihn darüber in Kenntnis, dass Bulma die ganze Zeit nichts anderes als seine Abwesenheit wollte. „Ich frage mich allerdings noch etwas.“ Ohne Umschweife half er Bulma auf die Beine, trotz ihres Widerstandes. Er zwang sie, gemeinsam mit ihm zu den Gitterstäben zu sehen, die von hier unerreichbar waren. „Onna, ich wüsste zu gerne, was Turles sagen würde, wenn er erfährt, was wir beide gemacht haben.“ Immer näher schob er sich an ihren Körper heran. „Nicht, dass es mich interessiert, aber alleine seinen Gesichtsausdruck zu sehen, würde sich lohnen, ihn dahingehend auf den neusten Stand zu bringen, meinst du nicht?“

 

„Das ist Erpressung“, presste sie hervor.

 

„Ist mir völlig egal.“

 

„Wenn... Wenn ich dir erzähle, was ich sehe, gehst du dann?“ Die blauhaarige Saiyajin war eben doch nicht so machtvoll, wie sie sich vor wenigen Sekunden noch eingeredet hatte. Dass seine Androhung sie in ein tiefes, schwarzes Loch stürzte, erwähne sie nicht, da es diesen gemeingefährlichen Saiyajin sowieso nicht von seinem Vorhaben abbringen würde.

 

„Was ist los? Kein: „Wenn ich es dir sage, musst du mir versprechen, Turles nichts zu sagen“? Das verwundert mich doch etwas, Onna.“ Ferner berührte er mit beiden Händen ihre Schulter, wonach er sie wieder gegen die kalte, harte Wand stemmte. „Du hättest alles von mir verlangen können. Ich wäre jeden Kompromiss eingegangen. Dass du es mir jedoch so leicht machst, zeigt mir, wie geschwächt du bereits bist.“

 

Kommentarlos überging Bulma seinen Seitenhieb. „Ich sehe immer wieder Feuer. Ich sehe Flammen, die sich von Städten und deren umliegenden Dörfern ernähren, bis nichts weiter übrig bleibt, als... als Leere.“

 

„Was siehst du noch?“ Es hatte ihn nicht sonderlich getroffen. Vegeta sah schon viele Städte brennen. Er sah schon so viele Planeten, die in Schutt und Asche lagen. Schließlich war er nicht der Thronfolger eines friedlichen Staates. Im Gegenteil. Vegeta war für zahllose, unschuldige Opfer verantwortlich – die nichts weiter wollten, als zu leben. Aber Vegeta war es, der über Leben und Tod entschied. „Siehst du irgendwelche Wesen, die anders aussehen als wir? Sind es Kreaturen, die deiner Auffassung zufolge skurril wirken?“ Denn davon ging er aus. Immerhin waren Erdlinge naiv genug, zu denken, dass sie die einzige Rasse im Universum seien.

 

Ha, wie töricht ihr Denkverhalten war. Wie egoistisch von den Menschen, ernsthaft davon auszugehen, dass sie die einzigen Lebewesen waren, die existierten.

 

Diese jämmerlichen Erdenbewohner, die dachten, über allem zu stehen, obwohl sie zu den Bewohnern des Universums zählten, die den Schwächsten der Schwächsten angehörten.

 

„Ja“, nickte sie eifrig. „Ich sehe große, gigantische Affen, die -“

 

„Was?“, unterbrach er sie, woraufhin sie zusammenzuckte. Sie hätte nur ihr Kinn heben und ihren Mund öffnen müssen, um ihn... Ach, verdammt. Fokus, Vegeta! „Bist du dir sicher, dass du riesige Affenmonster siehst?“ Das... konnte doch unmöglich wahr sein?

 

„Ich bin mir sicher“, krächzte ihre klanglose Stimme, nachdem sie ihm zuvor mehrmals entgegen gebrüllt hatte. „Sie... Sie sehen wie Gorillas aus – nur viel größer, viel furchterregender“, flüsterte sie ängstlich und fügte hinzu: „Sie verbreiten ein Gefühl von Angst. Es... Es fühlt sich an, als würde jegliches Glück restlos verschwinden.“

 

Angestrengt versuchte der Königssohn, das Rätsel zu lösen. Vergeblich suchte er nach den fehlenden Puzzlestücken, aber sie waren abhanden gekommen. Verständlich, dass in all dem Chaos alles drunter und drüber ging. Angefangen hatte alles mit diesen seltsamen Gefühlen, die er für dieses nervige Weibsbild empfand. Danach folgte nur noch Ärger.

 

Wie sehr würde sein Vater toben, wenn er hiervon erfuhr?

 

Aber wieso sah Bulma riesige Affen? In welcher Verbindung stand der Oozaru zu ihren Visionen? Sicher, es lag in der Natur eines Saiyajins – sobald sie in ihrer Oozaru-Form gefangen waren –, sämtliches Leben auszulöschen, aber was bedeutete ihre Vorsehung? Konnte man ihre Fähigkeiten so betiteln? Ganz offensichtlich, denn sein Vater schien sich vor ihrer Gabe zu fürchten.

 

Das war der Grund, den Briefs' zu erlauben, die Erde zu bereisen – und nicht, wie er vorgab, dem Wunsch eines alten Freundes nachzukommen. Ha, sein Vater hatte nämlich keine Freunde. Hinzu kam die Furcht vor der Zukunft. Oh ja, der König fürchtete die Zukunft. Schließlich hatte Akira schon einmal versagt, was das betraf. Dank seiner unpräzisen Angaben konnte es den Tsufurujins gelingen, die Saiyajins hinterhältig anzugreifen.

 

Aber welche Zukunft fürchtete der König? Seine eigene oder doch die Zukunft seines Sohnes? Und was hatte es mit Bulmas Träumen auf sich? Waren ihre Träume die Zukunft, oder spiegelten sie die Vergangenheit wider? Waren die Saiyajins diejenigen, die angegriffen wurden? Oder waren die Saiyajins, die einen Planeten überfielen?

 

„Erzähl mir von der Umgebung. Wie sieht es in deinen Träumen aus?“ Doch wieder erschien der Schatten des Wachpostens in seinem Blickfeld, der Vegeta zwingend zur Eile bewegen wollte, anlässlich Bulmas Bestrafung, die unmittelbar bevorstand. Geflissentlich ignorierte er die Zwischenrufe der Wache und schenkte seine Aufmerksamkeit ihr...

 

Es war erschreckend, wie sie zwischen ihm und der Wand gefangen gehalten wurde und trotzdem schaffte sie es, ihn anzusehen. Völlig wert- und vorurteilsfrei. Ihr Gesicht, das von Schmutz übersät worden war, blickte ihm offen und... und wunderschön entgegen. Gott, sie war so verflucht schön und es glich dem Moment, als er sie in ihrem Zimmer vorgefunden hatte.
 

Damals, als sie sich für das alljährliche Fest zurecht machte. Wie unbekümmert sie vor dem Spiegel gestanden hatte und unzählige Haarnadeln in ihre blauen, weichen Haare steckte. Dieser Moment, er zählte zu Vegetas liebsten Erinnerungen. Es war der schönste Moment in seinem Leben, weil sie so herrlich normal miteinander umgegangen waren, aufgrund der Vertrautheit – obgleich sie sich Minuten zuvor noch an die Gurgel hatten springen wollen.

 

Aber Vegeta glaubte, dass es nicht daran lag, eine normale Unterhaltung mit ihr geführt zu haben. Nein, es war die Tatsache, dass sie zum ersten Mal neben ihm gestanden hatte, ohne Angst vor ihm zu haben. Ohne das Gefühl zu verspüren, sich gleich hinter der nächsten Ecke vor ihm verstecken zu müssen.

 

„Onna, kannst du die Umgebung beschreiben? Hast du irgendetwas gesehen, woraus man schließen könnte, um welchen Planeten es sich handelt, den die Affenmonster angreifen?“

 

„Sie greifen niemanden an, Vegeta“, flüsterte Bulma mit Tränen in den Augen. Zusätzlich wurde ihre Stimme immer leiser. „Sie... Sie verteidigen sich“, schluchzte sie anschließend. „Und am Ende... sterben die Affen. Es ist der Planet der Affen, der letztendlich mit einer Wüste gleichzusetzen ist.“ Ihre Augen waren konstant auf seine gerichtet und sie konnte in seinen dunklen Augen etwas schreckliches erahnen. Bulma konnte es nicht genau lokalisieren, was ihn in Angst und Schrecken versetzte, doch musste es etwas sein, das ihn oder sein Umfeld betraf.

 

„Hoheit, ich muss nun wirklich darauf bestehen, dass Ihr geht.“

 

Dieser schlichte Satz aus ihrem Mund war das Puzzlestück, das er vergeblich gesucht hatte... Er hatte es gefunden – weit abseits der anderen Teile, die er zuvor zu einem Bild zusammenfügen konnte. Überwältigt von der Information, die ihn wie ein Tsunami überrollte, trat er gefasst mehrere Schritte zurück und entfernte sich von dem Mädchen.

 

Befangen trat er zur Zellentür, doch blieb er stehen, bevor er dahinter verschwand und Bulma alleine zurücklassen würde – wenn auch aus anderen Beweggründen, denn die hatten sich schlagartig geändert, nachdem ihr klar wurde, was auf dem Spiel stand.

 

Nicht länger wollte er eine Marionette sein. Der Prinz musste handeln – für sich, für sein Volk und für eine Saiyajin, die sich ungefragt Zutritt zu seinen Gedanken verschafft hatte.

 

„Onna?“ Verschmitzt zogen sich seine Mundwinkel nach oben, doch nach Schmunzeln war ihm nicht zumute, weshalb er vorerst den schmutzigen Boden betrachtete, ehe er ihren Blick suchte, der maßgeblichen Einfluss auf ihn hatte. Aber davon wusste sie nichts. Es wäre auch zu fatal, würde sie es wissen.

 

„Ja?“

 

Die dicken Mauern hinterließen ihre Spuren bereits nach Stunden, der kalte Wind, der durch die zugigen Flure peitschte – all das waren Dinge, die Besitz von ihrem Gemüt nahmen, das ebenso kalt wie der Wind wurde. Und wieder verspürte Vegeta Angst. Angst davor, dass sie sich – aufgrund der Gefangenschaft – in dasselbe kalte, herzlose Monster wie Vegeta verwandelte.

 

„Wir sind Saiyajins, das weißt du, oder?“, richtete er die neutrale Frage an sie, bevor er hinzufügte. „Tu wenigstens so, als würde noch ein klein wenig Stolz – der uns Saiyajins so einzigartig macht – in dir ruhen. Hör auf, in Selbstmitleid zu ertrinken, denn du alleine hast dich in diese Situationen manövriert – trotz mehrmaliger Warnungen meinerseits.“ Was verstörend hinzu kamen, war der Bestand der Selbsterkenntnis. Vegeta sah in Bulma sich selbst. Vegeta erkannte Parallelen, sowohl was ihre Abfälligkeit, als auch ihre Egozentrik betraf. Sie spiegelte all das wieder, was sein Vater so sehr an ihm verabscheute. Und Vegeta entdeckte es in seiner Bulma, die vom Trotz gesteuert so handelte. Andernfalls wäre sie viel klüger, weiser und raffinierter vorgegangen. Aber es war wohl der Situation geschuldet, dass sie sich nicht ihrer Eigenschaften entsprechend verhalten konnte.

 

Es waren Worte, die Bulma verletzte. „Willst du mich noch mehr verspotten?“

 

„Nein, ich will, dass du nicht aufgibst.“ Er drehte sich zur Tür, klopfte dagegen und wartete, bis man den Riegel zur Seite schob. „Ich komme dich nachher abholen, Onna. Versprochen.“

 

 
 

~*~

 

 

Um der Gefahr zu entkommen, blindwütig mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, atmete Vegeta mehrere Male durch, als er das große Portal zum Thronsaal erreichte. Seine Schultern hingen indessen schlaff herunter. Die Arme, nicht wie sonst üblich, hingen lethargisch zur Seite, während seine Augen jeden Millimeter der Tür begutachteten. Er scannte jeden Winkel, bevor er das Tor aufstieß und der Person gegenüberstand, die er am liebsten aus dem Fenster katapultiert hätte.

 

Stattdessen besann er sich. Aber hätte er gewusst, dass er sie zum letzten Mal sah, hätte er womöglich andere Worte zum Abschied gewählt. Worte, die vielleicht netter geklungen hätten. Vegeta konnte sich nicht einmal darauf vorbereiten. Nein, er wurde mit der Realität erbarmungslos konfrontiert. Sie schlug auf ihn ein, obwohl er innerlich schon längst am Boden lag und sich nicht mehr wehren konnte.

 

Aber wer war er schon, sich darüber zu echauffieren, wenn man auf ihn einschlug? Schließlich war er doch selbst keinen Deut besser. Er hatte sich nie dafür interessiert, inwiefern sein Opfer schon gequält wurde. Und nun schluckte er seine eigene Medizin – viel mehr die Medizin, die sein gesamtes Volk seit Jahrhunderten austeilte.

 

Grundgütiger, er war vor dreißig Minuten – gemeinsam mit Radditz – nach unten in die Kerker gegangen, um Bulma abzuholen; wie versprochen. Doch alles was er vorgefunden hatte, war Leere. Um ihn herum hatte erdrückende Stille geherrscht, die ab und an durch Radditz' Atmung unterbunden wurde. Er war so erschlagen von dieser Leere, dass er auf die Knie gesunken war. Die Verzweiflung, hinsichtlich ihres Verschwinden, hatte ihn in die Knie gezwungen und es war Radditz zu verdanken, der Vegeta auf die Beine zog und zum Thronsaal begleitete, den die beiden jungen Saiyajins unaufgefordert betreten hatten und nun dem Mann gegenüberstanden, der für ihr Verschwinden verantwortlich war.

 

Eine bezaubernde, wenn nicht sogar vorzügliche Wendung, hinsichtlich der bevorstehenden Hysterie, in der sich Vegeta wiedergefunden hatte. Aber die angestaute Wut, angesichts seiner Verzweiflung, sowie der resultierenden Hilflosigkeit veranlassten ihn, seinen zerfallen Kadaver weiter nach vorne zu tragen.

 

„Vegeta, was soll das?“, wollte König Vegeta erzürnt von seinem Sohn wissen, der eines Tages auf seinem Thron sitzen würde. Und der König fürchtete jenen Tag. Jenen Tag, an welchem ein neuer Tyrann geboren werden würde, infolge Vegetas Thronbesteigung. Der König fürchtete den Tag, an dem Akira seinem Sprössling den königlichen Umhang über seine Schultern streifen würde.

 

Vegeta wäre... er wäre ein schlechter König, der sein Volk ins Verderben stürzen würde, angesichts seiner neu entdeckten Eigenschaften. Eigenschaften, die eines Saiyajins unwürdig waren. Eigenschaften, die der herrschende König ihm austreiben musste und sogleich damit begann, indem er Bulma verschwinden ließ. Ja, er tat es für Vegeta. Er tat es für sein Volk, das wichtiger als alles andere war. „Was treibt dich dazu, wie eine wild gewordene Stampede hier hereinzuplatzen?“

 

Er ließ die Aussage seines Vaters, anlässlich Vegetas Respektlosigkeit unkommentiert. Etwas anderes war von größer Bedeutung, woraufhin er knurrend zu seinem Vater sah.

 

„Wo ist sie?“ Schnaubend verringerte er den Abstand zum König. Vegeta spürte Radditz' Aura, allerdings konnte er sehen – nachdem er sich zu Radditz umdrehte –, wie dieser sich zögerlich umsah... Wohl auf der Suche nach einem geeigneten Fluchtweg, sollte es zur Eskalation kommen.

 

Was ein Versager. Selbst Kakarott bewies mehr Courage als sein älterer Bruder. Ja, Kakarott hatte sich Vegeta zu jeder sich bietenden Gelegenheit entgegengestellt, hatte ihm immerzu die Stirn geboten, wenn es nötig war.

 

„Ich habe“, knurrte er herausfordern, „dir eine Frage gestellt.“ Sein funkelnder Blick nahm unverzüglich seinen Vater ins Visier.

 

„Lass die Albernheiten, Vegeta. Mir ist überhaupt nicht nach Spaß zumute und jetzt verschwinde.“ Der König bemerkte jedoch recht schnell, dass sein Sohn dem Wunsch nicht nachkam. „Habe ich mich unklar ausgedrückt? Du sollst verschwinden, Vegeta!“ Entnervt war er im Anschluss aufgestanden, um seinem Sohn entgegen zu kommen, da dieser die Absicht hatte, ebenfalls den Abstand zu seinem Vater zu schließen.
 

„Raus mit der Sprache“, entfuhr es dem jüngeren Monarch. „Ich will wissen, wohin du sie gebracht hast. Sonst garantiere ich für gar nichts mehr.“

 

„Sonst garantierst du für gar nichts mehr?“, zitierte er seinen Sohn abfällig. „Habe ich das gerade richtig verstanden?“

 

„Ja, oder bist du taub?“

 

„Vegeta!“ Sie waren nicht mehr König und Prinz. Hier standen sich Vater und Sohn gegenüber, während der Vater seinem Sohn in dessen kalte, leere Augen sah. Anschließend wanderte sein Blick langsam zu der geballten Faust seines Kindes, die sich zaghaft öffnete und eine kleine Kugel darin manifestiert wurde. Das Licht war so hell, dass die Auge des König zu Schlitzen verengten. „Wenn du glaubst“, fauchte er wütend und griff nach der Hand, die leer war, „dass mich das abschreckt, dann lass dir gesagt sein, dass ich mich nicht von dir ködern lasse. Dein kindliches Verhalten wird mich keineswegs einschüchtern, Junge.“

 

Nun, er war sehr wohl beunruhigt. Immerhin stand sein Sohn vor ihm, der – seit er stehen konnte – das beste Training erhalten hatte, das man ihm bieten konnte.

 

„Das glaube ich nicht. Ich weiß es bereits, dass es dich einschüchtert. Aber ich gebe dir noch einmal die Chance, mir zu sagen, wo sie ist?“ Vegeta schäumte fast über vor Wut. „Finden werde ich sie – so oder so. Ganz gleich, ob du mir ihren Aufenthaltsort verrätst.“

 

„Wieso fragst du dann?“

 

„Weil ich es von dir wissen will.“ Ob der Königssohn dem Wahnsinn verfallen war? Durchaus, denn ihn hinderte nun nichts mehr. Bulma war nämlich nicht da. Folglich hatte er auch nichts mehr zu verlieren.
 

„Treib es nicht zu weit, Vegeta.“ Seine Pupillen huschten zu Radditz, der – trotz seiner Skepsis – kampfbereit hinter Vegeta stand. Und genau darin sah der König seine Chance. „Oder willst du schuld daran sein, wenn man Radditz' Bruder verfolgt?“

 

„Hör auf mit deinen Spielen“, drohte Vegeta seinem Vater daraufhin – noch immer die Kugel in seiner Hand. „Damit kannst du weder mich, noch Radditz beeindrucken.“

 

„Wie gesagt: Willst du schuld daran sein, wenn man Kakarott verfolgt?“

 

„Du hast sie mit Kakarott weggeschickt? Warum?“ Aber natürlich. Es fiel Vegeta wie Schuppen von den Augen. Wegen der Dragonballs. Das war der Grund, weswegen er eine leere Zelle vorgefunden hatte. Wie konnte er nur so dumm sein und sich täuschen lassen? Natürlich war sein Vater noch immer hinter den Kugeln her, aber nicht, weil er sein Volk mithilfe der Kugeln schützen wollte. Nein, weil er eine Gefahr in Vegeta sah – zurecht.

 

Aber zumindest wusste er jetzt, wo er sie suchen musste. Ebenso wusste er nun auch, dass sie nicht alleine war. Sie war in Begleitung des Saiyajins, der mit ihr auf der Erde aufgewachsen was. Kakarott war ihr Vertrauter, ihr bester Freund, ihrer Verbündeter und es beruhigte Vegeta immens, dass jemand bei ihr war, der sein Leben für das Mädchen geben würde. Denn Kakarott besaß etwas, was vielen Saiyajins fehlte – ein Herz.

 

Abschließend wandte er sich von seinem Vater ab, die Kugel noch immer in seiner Hand.

 

„Das, mein Sohn, ist definitiv die klügere Entscheidung.“ Blasiert stemmte er die Hände in seine Hüfte, ehe er provozierend hinzufügte: „Fordere nicht noch einmal deinen König heraus.“ Erleichtert nahm der König eine normale Haltung ein und er war mehr als nur erleichtert, sich nicht mit seinem Sohn messen zu müssen, denn insgeheim hatte er die Befürchtung, gegen Vegeta chancenlos unterzugehen.

 

Aufgrund dieser Aussage blieb Vegeta abrupt stehen. Vor dem König ungesehen, kehrte sein Grinsen zurück, bevor er seinen energiegeladenen Körper zu seinem Vater drehte, der unverzüglich das Grinsen seines Sohnes sah. „Du“, knurrte Vegeta unheilvoll, „bist nicht mein König!“

 

Ohne seinem Vater die Chance zu geben, etwas zu erwidern, feuerte Vegeta seine Attacke ab, die er die ganze Zeit in seiner Hand gehalten hatte. Er hatte lediglich den richtigen Moment abpassen wollen, der gekommen war und das letzte, was Vegeta sah, waren die geweiteten Augen seines Vaters, die dem Energiestrahl nachsahen, der Vegetas Hand verlassen hatte und ungebremst den König traf, woraufhin der Herrscher Vegeta-Seis bewegungslos zu Boden sackte...

 

Und wohl zum ersten Mal übernahm Vegeta Verantwortung – für sich, für sein Schicksal und... für Bulma.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Öhm... O.O Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  sama-chan
2018-07-22T21:13:57+00:00 22.07.2018 23:13
😳😳😳😨😨😨😱😱😱😰😰😰
OMG! Was geht denn hier gerade ab?
Holla die Waldfee! Da sieht ja fast so aus, als ob es jetzt so langsam in die heiße Phase geht!
Ich bin echt gespannt, wie es weiter geht!
Gerade was genau mit Billa und Son Goku passiert ist und wie es mit Vegeta und seinem Vater weiter geht.
Und was hat es mit der Prophezeiung auf sich? Wird Vegeta-Sei bald angegriffen?
Und von wem? Wann?
Und was ist mit Yamchu und Chichi?
Es ist so spanneeeeeeeeeeeend!!! 😱😱😱
Lass uns bitte nicht so lange mit dem nächsten Kapitel warten! Das halte ich sonst nicht aus!🙈
Antwort von:  sama-chan
22.07.2018 23:15
Autokorrektur ich verfluche dich!👊
Ich meinte Bulma und Son Goku 😓


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