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Bird On A Wire

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ehrlich gesagt bin ich noch ziemlich geschockt. Vermutlich haben es die meisten mitbekommen, aber Denis Ten, die Vorlage für Otabek, ist am Donnerstag gestorben.

Meine Gedanken sind bei seiner Familie und Freunden. Ich verneige mich vor einem großartigen Künstler und Menschen. Und wieder einmal bin ich fassungslos, wie wenig manchen Menschen ein Menschenleben wert ist...

(Die übliche Einleitung findet ihr im Nachwort.) Komplett anzeigen

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So gute Freunde

„Die frische Luft tut wirklich gut“, seufzte Yūri, nachdem er Victor ins Freie gefolgt war. „Ja, überlassen wir die beiden mal sich selbst. Mir ist völlig unklar, wie viel Fleisch sie in sich reinstopfen können“, lachte Victor vor ihm kopfschüttelnd. „Vor allem nach dem vorherigen Abend“, musste ihm Yūri beipflichten. Sie hatten zwar auch von fast allen gegrillten Spießen probiert, die an ihrem Tisch angeboten worden waren, aber mit der Aussicht auf eine zweite Runde, hatten sie sich gemeinsam zum 'frische Luft schnappen' vom Tisch entschuldigt. Als Victor Yūris Hand schnappte, tanzten die Schmetterlinge wie verrückt in Yūris Bauch. Er war sich ziemlich sicher, dass er grinste wie ein verliebter Schuljunge und es machte ihm noch nicht einmal etwas aus.
 

Sie schlenderten über den Parkplatz auf eine Bank zu. Victor ließ seine Hand auch dann nicht los, als sie sich setzten. „Es tut mir wirklich leid, dass ich mich die nächste Zeit ein wenig rar machen muss“, seufzte Victor leise und schaute Yūri in die Augen. Yūri konnte den Widerwillen in Victors Blick erkennen. „Wir können uns ja schreiben und ich muss mal wieder etwas arbeiten, das habe ich jetzt doch ein wenig vernachlässigt. Ich möchte nicht noch gekündigt werden, weil ich nicht genug Aufträge annehme“, lachte Yūri. „Und wir können abends telefonieren“, schob Yūri dann hinterher. „Telefonieren?“, Victor grinste schief und hob vielsagend eine Augenbraue in die Höhe. „Nicht so! Normal telefonieren!“, selbst in Yūris Ohren hörte sich seine Stimme ein wenig zu schrill an und er war sicherlich auch zu laut gewesen. „Weiß ich doch“, lachte Victor liebevoll und fuhr mit seinen Fingern leicht durch Yūris Haare. „W-warum machst du dann so eine Andeutung?“, fragte Yūri eine Spur verzweifelt. „Weil ich sehen wollte, wie du rot wirst. Das ist mir sehr gut gelungen“, grinste Victor zufrieden. Yūri schloss die Augen und schnaubte, musste aber auch ein wenig darüber lachen.
 

„Ich war noch nie in so einem Restaurant. Das ist ein eigenartiges Konzept“, sagte Yūri nach einer Weile Stille zwischen den beiden und schaute auf das Gebäude am anderen Ende des Parkplatzes. „Ich weiß nicht, ob das tatsächlich eine Sache in Brasilien ist, aber diese Art von brasilianischen Restaurants gibt es öfter in Amerika. Ist ja auch irgendwie recht simpel, oder? Eine großes Buffet mit Brot, Salaten, Gemüse und Nachtischen, dann die Spieße mit gegrilltem Fleisch und Fisch, die am Tisch abgeschnitten und serviert werden. Du musst nur die Garzeiten im Blick behalten. Keine 30 Menüs auf der Karte, die man theoretisch innerhalb kurzer Zeit kochen kann und jeder kann entscheiden, was er will. Und dann noch die Extrawünsche... Da stelle ich mir das kochen hier einfacher vor“, während Victor darüber nachgedacht hatte, hatte er einen Finger seiner freien Hand an die Lippe gelegt. „Aber du musst das Buffet vorbereiten und auch nachfüllen können. Und das Fleisch wächst auch nicht auf den Spießen. Also musst du es zurecht schneiden und ordentlich marinieren. Wenn du zu wenig hast, ist es nicht gut und wenn du zu viel hast, produzierst du Abfall. Ich glaube nicht, dass das hier einfacher für einen Koch ist, vermutlich nur anders“, gab Yūri zu bedenken.
 

„Willst du mir gerade meinen Traum, Koch in einem brasilianischen Restaurant zu werden, kaputt machen?“, fragte Victor erschrocken. Würde Yūri Victor nicht mittlerweile kennen, hätte er diese Reaktion wahrscheinlich für echt gehalten. „Du solltest eher Schauspieler werden. Für kitschige Romatikkomödien, oder so“, lachte Yūri. „Waaas? Warum keine trashigen Katastrophenfilme?“, fragte Victor mit Hundeblick. „Weil du zu gut dafür aussiehst“, grinste Yūri und Victor schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Außerdem passt Kitsch mehr zu deinem Charakter. Da brauchst du dich nicht wirklich anstrengen“, holte Yūri zum Gegenschlag aus. Victor legte eine Hand auf seine Brust, dort wo sein Herz war. „Yuuuri!“, wimmerte er. „Ich bin getroffen, mein Herz blutet!“ Yūri fing an zu lachen. „Sag ich doch“, kicherte er nach einem Augenblick. „Wenn das so ist, könntest du der Bösewicht bei jedem James-Bond-Film spielen oder der böse Gegenspieler bei Bollywood-Filmen“, schmollte Victor und tat so, als würde er seine Hand aus Yūris zurückziehen wollen. „Der böse Gegenspieler aus einem Bollywood-Film?“, fragte Yūri verwirrt. „Die Tanzskills hast du auf jeden Fall dafür. Allerdings weiß ich nicht, ob in so einem Film Poledancing erlaubt ist“, grinste Victor wieder breit. Obwohl er wieder die Hitze in seinem Gesicht spürte, zog er Victor am Kragen zu sich. „Küss mich lieber.“
 


 

Als sie zurückkamen, grinsten Phichit und Chris sie anzüglich an. „Was hat da wohl so lange gedauert?“, fragte Chris mit einem breiten Grinsen in Phichits Richtung. „Ich habe keine Ahnung, was die beiden getan haben könnten“, gab Phichit in einer sarkastischen Tonlage zurück. Victor legte noch im Stehen die Hand gegen die Stirn. „Wir sollten die beiden einfach hier sitzen lassen“, seufzte er dann in Yūris Richtung. Aber er musste selbst ein wenig Grinsen, als er sah, wie Rot Yūri wieder war. Er überlegte kurz, doch noch auf Phichits und Chris Zug aufzuspringen und ihn noch weiter in Verlegenheit zu bringen, verwarf das aber gleich wieder. Immerhin würden sie sich jetzt für eine Zeit nicht mehr ganz so oft sehen und Victor wollte vermeiden, dass sie sich mit einem schlechten Gefühl trennten. Er wollte sich nicht ausmalen, wie es wäre, wenn er Yūri verunsichern oder vielleicht sogar verärgern würde. Es würde mit Sicherheit damit enden, dass er selbst kaum etwas erledigt bekommt, weil er seine Gedanken einfach nicht auf die Arbeit lenken konnte.
 

Daher wandte er sich wieder zu Yūri und deutete dabei auf die zwei Flaschen Bier auf dem Tisch: „Die beiden sind offenbar schon wieder betrunken. Sollen wir sie einfach hier sitzen lassen und fahren?“ Yūri lachte leise und nickte, doch sie hatten ihre Rechnung ohne Chris gemacht. Der war sofort aufgesprungen, hatte seine Arme um Victors Schultern geschlungen und jammerte: „Du kannst uns doch nicht alleine lassen!“ Victor war klar, dass nun alle Augen auf ihm waren, auch die Leute vom Nachbartisch schauten überrascht wegen der Szene, die sich vor ihren Augen abspielte. „Stimmt, dich kann man wirklich nicht alleine lassen“, schnaubte Victor und pflückte Chris Arme von sich. Er wollte die Szene so klein wie möglich halten, damit Yūri nicht noch verlegener wurde. Er war froh, dass Chris merkte, dass er sich nicht darauf einlassen wollte und es gut sein ließ. Je nach Laune hätte das auch noch ziemlich eskalieren können zwischen ihnen. Sie hätten sich gegenseitig hochgeschaukelt und den Gästen eine Show geboten, die sich gewaschen hätte. Aber heute war das vielleicht keine so gute Idee. Außerdem wollte er auch immer noch eine gute Figur vor Phichit abgeben. Er hatte nicht mehr viel Gelegenheit, seinen Ruf wieder herzustellen, wenn ihm jetzt ein grober Schnitzer unterlief.
 

Also setzten sie sich wieder hin und Victor bestellte noch ein stilles Wasser für sich. Danach schauten Yūri und Victor gemeinsam ungläubig zu, wie sich Chris und Phichit über das Nachspeisen-Buffet her machten. „Was sagtest du, arbeitet Phichit noch mal? Bist du sicher, dass er nicht Wettkampfesser von Beruf ist?“, fragte Victor kopfschüttelnd. „Gut möglich, dass er in New York den Job gewechselt hat“, lachte Yūri zurück. „Aber Chris ist auch nicht viel besser“, fügte Yūri hinzu. „Chris isst einfach nur unregelmäßig und macht Sport wie ein Wahnsinniger. Damit er weiter trinken und ungesunde Sachen essen kann“, seufzte Victor. „Was ist mit mir?“, fragte Chris. „Und er hat Ohren wie ein Luchs“, lachte Victor, an Chris gerichtet wiederholte er aber lieber nur einen Teil: „Ich habe gesagt, dass du wie ein Wahnsinniger Sport machst.“ Chris nickte enthusiastisch. „Ich bin auf vielen Partys, muss eine gute Figur abgeben und Alkohol geht sofort auf die Hüften“, er sagte es, als wäre es der Schuld des Alkohols und nicht seine eigene. „Ganz einfache Lösung: Trink weniger“, Victor hob eine Augenbraue und bekam von Chris einen Blick zugeworfen, der mehr oder weniger andeutete, dass er mit der Bemerkung selbst im Glashaus saß.
 

Bald darauf machten sie sich auf den Weg nach Hause. Chris erzählte ein paar Geschichten aus ihrer gemeinsamen, stellenweise recht wilden Studienzeit. Natürlich inklusive einem ausführlichen Bericht über ihre Bahamas-Reise, nachdem sie die LGBT-Bars der Stadt unsicher gemacht hatten. Chris erzählte ausufernd, und nach Victors Meinung sehr übertrieben, wie Victor während des Hurrikans mit seinem Leben abgeschlossen hatte und alle Götter angefleht hatte, noch einmal Makkachin sehen zu können. Abwechselnd schüttelte er mit dem Kopf und rollte mit den Augen, er hätte sich lieber die Zunge blutig gebissen, als zuzugeben, dass ihn die Geschichte selbst sehr amüsierte und er vielleicht auch ein klein wenig übertrieben hatte. Allerdings war das Hotel nicht unbedingt das Neuste gewesen, daher hatte er eigentlich schon erwartet, dass es über ihren Köpfen einbrach. Chris war erst fertig, als sie in der Tiefgarage von Victors Wohnung geparkt hatten.
 

„Wir bringen euch noch nach Hause“, bot Victor an und nahm Yūris Hand. Das „Awwww“, welches unisono von Chris und Phichit erklang, ignorierte er einfach. „Wann fährst du morgen auf die Arbeit?“, fragte ihn Yūri, als sie nach draußen in die frische Nachtluft traten. Es war tatsächlich ein wenig kühl um seine Knöchel und er verfluchte Chris ein weiteres Mal für dieses Outfit. „Ich denke, ich mache mich gegen halb 7 auf den Weg, warum?“, er blickte zu Yūri herunter und versuchte zu erkennen, warum er fragte. „Ich dachte, dass ich dir eine Motivationsnachricht schreibe“, lächelte er leicht und auch Victor musste lächeln. Sein Herz schlug vor Freude schneller und er konnte es auch eigentlich gar nicht erwarten, dass es Montagmorgen werden würde. Er hatte sich selten so auf einen Montag gefreut. Da er nicht wusste, was er darauf antworten sollte, drückte er einfach nur kurz Yūris Hand. Viel schneller als ihm lieb war, waren sie an Yūris und Phichits Wohnung angekommen. Sie standen sich an der großen Eingangstür gegenüber.
 

„Awww, gute Nacht, Yūri-Liebling!“ „Träum schön, Victor-Schatz. Ich vermisse dich jetzt schon“, ertönte hinter ihren Rücken, danach kicherten Chris und Phichit wie Schuljungen. Victor lachte leise und schüttelte den Kopf. „Können wir die beiden zum Mond schießen?“, fragte er Yūri und zeigte mit dem Daumen über die Schulter zu den beiden. „Bist du verrückt? Wenn die beiden die ersten Erdlinge sind, die von Außerirdischen entdeckt werden, machen die den ganzen Planeten platt!“, wandte er entsetzt ein. „Biiiiitteeeee? Ich bin ein angesehener, aufstrebender Arzt!“, echauffierte sich Phichit. „Und ich ein erfolgreicher Makler!“, fügte Chris dazu. „Echt? Das ist ja cool. Kennst du irgendwelche Promis?“, Phichit schien Feuer und Flamme. Victor brauchte nicht hinzuschauen, um das zu wissen. „Die beiden sind wir wohl erst einmal los“, seufzte Victor zufrieden. „Viel Erfolg auf der Arbeit, Victor. Das packst du und danach feiern wir deinen Erfolg“, lächelte Yūri ihm aufmunternd zu. „Dir auch viel Erfolg bei der Arbeit. Wir schreiben uns zwischendurch, ja?“, nickte Victor und beugte sich zu Yūri hinunter, um ihn zu küssen. Hinter ihrem Rücken machten Phichit und Chris laute Knutschgeräusche.
 

„Manchmal hasse ich dich, Chris“, seufzte Victor, als sie fast vor seiner Wohnung waren. „Was habe ich jetzt schon wieder getan?“, fragte er mit Hundeblick und unschuldigem Ton. „Die Frage ist, was du nicht gemacht hast!“, Victor schüttelte den Kopf. „Ich habe dich nur Phichit gegenüber sympathischer gemacht!“, verteidigte sich sein Freund, konnte dann aber sein Lachen nicht mehr unterdrücken. Als er die Wohnungstür aufschloss, lachte Chris immer noch und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Yurio und Otabek saßen auf der Couch und spielten irgendetwas auf einer Spielekonsole, die sie an Victors großem Fernseher angeschlossen hatten. „Was ist denn mit dem kaputt? Hat der was geraucht?“, nöhlte Yurio ohne Begrüßung und ohne vom Bildschirm aufzublicken. „'Der' hat euch heute Abend Pizza spendiert, weil du mit den 'alten Knackern' nicht essen gehen wolltest“, schnaubte Chris, offensichtlich immer noch in seiner Würde gekränkt. „Verdammt richtig. War die richtige Entscheidung, wie es aussieht“, schoss Yurio zurück.
 

Victor blickte kurz zwischen Chris und Yurio hin und her und schob Chris dann in Richtung Bad. „Du gehst jetzt erst einmal duschen und danach ins Bett. Ich muss morgen früh raus“, entschied er dann. Als er Chris ins Badezimmer verfrachtet hatte, kam er noch einmal in die Küche, um 2 Flaschen Wasser zu holen. Er blickte dabei auf den Hinterkopf seines Bruders. „Du siehst ganz schön zerrupft aus, Yurio“, lachte er. Yurio schien kurz innezuhalten, drehte dann aber seinen Kopf um, damit er ihm einen giftigen Blick zu werfen konnte. „Weil Beka mich in die Knie zwingt! Es ist zum Haare raufen!“, keifte er etwas zu laut. Otabek, stellte hustend sein Wasserglas wieder weg, offensichtlich hatte er sich verschluckt. „Ja, ein paar Demütigungen können dir nicht schaden. Vielleicht wirst du dann ein wenig ruhiger“, schloss Victor. Otabeks Husten wurde so schlimm, dass nun sogar Yurio ihm auf den Rücken schlug. „Dann euch gute Nacht, macht nicht mehr so lange“, verabschiedete sich Victor und war wirklich froh, dass die beiden so gute Freunde geworden waren. Vielleicht sollte er sich mal ein paar Tipps von Otabek geben lassen, sodass er bei diesem Spiel auch einmal gegen Yurio antreten konnte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

Leider kam ich mal wieder mit dem Schreiben nicht so sehr voran, wie ich wollte. Daher direkt eine kleine Warnung: In der Übersetzung, die zurzeit parallel läuft habe ich nun 2 Wochen nichts mehr hochgeladen (das aktuelle Kapitel ist riesig!), daher werde ich diese Woche den Fokus auf die andere Geschichte legen. Es kann also sein, dass ich nächste Woche kein BOAW-Kapitel hochladen kann... Aber vor meiner Sommerpause kommt auf jeden Fall noch ein Kapitel und ich bemühe mich, dass es kein Cliffhanger wird!

Vielen Dank an Lexischlumpf183 und Seredhiel für die Kommentare *Dorayaki da lass*

Bitte verzeiht, dass das Grußwort etc. nach unten gerutscht ist, aber es hat sich einfach nicht richtig angefühlt, alles zusammenzupacken.

Ich hoffe, ihr hattet dennoch Spaß beim Lesen und das Kapitel hat euch gefallen.

LG
yezz Komplett anzeigen

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